Google
This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world’s books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
‘We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
alkttp: /7books. google. com/]
Google
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|'http: //books .google.comldurchsuchen.
Inhalt.
Allgemeine Landeschronit des Jahres 1860 . . - » ee... 1
Der Witterungsgang im Jahr 1860 von Oberftudienrath Dr. Plieninger
von Stuligart - 2 2 0 0 0 0 0 er en ner. 189
Gang der Bevölkerung des Königreichs vom Jahr 1859 bis 1860 . . .
Die Aus- und Einwanderungen in Württemberg im Jahr 1860 . . . . 173
Die Ergebnifle der Ernte in Württemberg im Yahr 18600. . . . . -
Die Ergebniffe der Weinlefe in Württemberg im Jahr 18600 . . . . . 238
Die Ergebniffe der württembergifchen Wollmärkte im Jahr 1860. . . + 255
Die Ergebnifle der württembergifchen Fruchtmärkte im Jahr 1860 . 261
Romiſche Altertfümer von Dehringen, entdedt 1861. Bon Oberfabieraß
v. Stälin. . . » ... 272
Württembergifche Literatur vom dahr 1860. Von Dberfiubienratt v. Stätin. 377
*
Chronit,
Allgemeine Fandeschronik des Iahrs 1860.
Königliches Haus.
Bom 27—29. Januar hielten fih S. Durdl. der Erb-
prinz von Reuß⸗Schleiz und vefien Gemahlin zum Be-
ſuche der K. Familie in Stuttgart auf.
Bom 25. Februar bis 1. März verweilten S. Hoheit ber
Herzog Wilhelm von Württemberg in Stuttgart im
reife der 8. Familie,
Bom 12—17. März waren ©. Kaiſ. Hoheit der Grof-
fürft Nicolaus behufs eines Bejuches bei dem hohen kron-
prinzlihen Paare hier anwefend.
Vom 5—15. Mai verweilten ©. 8. H. der Prinz Peter
von Didenburg zum Beſuche der K. Familie in Stuttgart.
Am 25. Mai erfreuten S. M. der König die Stadt
Reutlingen mit einem Befuche und wurden dort nicht nur
von den Negierungs- und ſtädtiſchen Behörden, ſondern auch
von dem Publitum unter taufenpftimmigem Hochrufe empfan-
gen. Eine Schaar Heiner Kinder in Betinger Tracht über-
reichte Sr. Maj. Blumenfträuße. Alle Zünfte und Lieder⸗
tränze bildeten Spaliere und die ganze Schuljugend war auf
dem Bahnhofplage aufgeſtellt. S. M. befuchten zuerft bie
Stadtkirche, dann das pomologifche Inftitut und die Werner’jchen
Anftalten und Fabriken, wo Höchftpiefelben mit fihtbarer und
mehrfach ausgejprocdhener Befriedigung über die in ihrer Art
einzige Anftalt längere Zeit verweilten, und fuhren hernach
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 1
2
auf die Achalm, um die Schäferei zu befichtigen und die ſchöne
Gegend ſich anzuſehen.
Am 30. Mai ſtatteten II. MM. der König und bie
Königin von Bayern auf der Durchreiſe nach Darmftadt
dem’. Hof in Stuttgart einen Befuch ab.
Am 2. Juni begaben fih J. M. die Königin zum Ge-
braudy einer Brunnenkur nad Riffingen und 5 Wochen fpäter
nad) Friedrichshafen, un dort einen länger dauernden Som-
meraufenthalt zu nehmen.
Am 7. Yuni traf Die Kaiſerin Mutter von Rußland
auf Ihrer Rüdreife aus Italien und der Schweiz in Tried-
rihshafen ein, wurte dort von IS. KR. HH. dem Kron—
prinzen und der Frau Kronprinzeffin empfangen und
nah Stuttgart geleitet, von wo aus Höchſtdieſelbe fi am
10. Juni zum Gebrauche einer Badekur nad) Wildbad begab.
Am 15. Juni begaben fih ©. 8. Majeftät zum Ge-
braudy einer Badekur nad Baden⸗Baden, mofelbft Allerhöchſt⸗
diefelben am 16. Juni mit dem Kaiſer von Frankreich, den
Prinzregenten von Preußen und den Königen von Bayern,
Sachſen und Hannover und andern gekrönten Häuptern zu—
ſammentrafen und bis zum 15. Auguft verweilten.
Am 10—13. Auguft verweilten J. 8. H. die Großfür-
ftin Helene zum Beſuche der K. Yamilie in Stuttgart.
Am 7. Septbr. trafen J. M. die Königin von Hol-
land mit Höchſtihrem Sohne, dem Prinzen Alerander,
zum Beſuche ver K. Familie in Stuttgart ein und verweilten
dafelbft bi8 zum 5. November.
Am 14. Sept. hielten ©. 8. Majeftät zu Yudwig
burg große Mufterung über fänmtlihe Truppen ber Oar-
nifon Ludwigsburg und Hohenafperg, wobei auf dem großen
Ererzierplage in 3 Treffen zwei Regimenter Infanterie, das
erfte Fägerbataillon, die Sanitätscompagnie, die beiden Ba⸗
taillone der leichten und ſchweren Fußartillerie und zwei Re—
gimenter Reiterei aufgeftellt waren, und S. Majeftät befonders
über dad den Ererzitien der Jäger außerorventlihe Beweg-
lichfeit verleihende und in diefer Ausdehnung früher noch nie
zur Anwendung gefommene Hereinziehen des Dauerlaufs und
vie Befchaffenheit ver neuen nad dem fog. Blockſyſtem mit
8
vier gleich hohen Rädern eingerichteten Geſchütze Ihre volle
Aufriedenheit ansiprahen. Am 17. Septbr. fodann nahmen
Seine Majeftät die Mufterung der gefammten Stuttgarter
Sarnifon auf dem Felde bei Feuerbach vor, wobei 6 Batail«
Ione, die Feldjäger, die Leibgarde und das zweite Keiterregi-
ment in zwei Linten hintereinander aufgeftellt waren, und am
20. Sept. die Mufterung der aus dem Pionniercorps, 6 Ba⸗
taillonen Infanterie, dem Yeftungsartilleriebataillon und einen
Reiterregiment beftehenden Garnifon von Ulm, wobei Seine
Majeſtät, unbeirrt duch den ſtrömenden Regen, mehrere
Stunden lang bei den verſchiedenen Truppengattungen auf
den Söflinger Feldern Uebungen vornehmen ließen. Am 25.
Sept. endlich mufterten ©. K. Majeſtät auf dem Schloßplatze
zu Stuttgart das 2. Jägerbataillon, unter deſſen Uebungen
beſonders das Schlagen von Zelten einen intereſſanten Anblick
gewährte.
In der letzten Woche des Monats September verweilten
TI KR. Hoheiten der Herzog und die Frau Herzo—
gin Erdmann von Württemberg zum Befuche der K. Familie
in Stuttgart.
Am 8. Oktbr. begaben Sih S. Majeftät der König
nah Münden, un dem K. bayrifchen Fürftenhaufe einen Be-
ſuch abzuftatten und zugleich der Eröffnung des Oftoberfeftes
anzuwohnen, und kehrten Tags darauf wieder nad) Stuttgart
zurüd.
Dom 24—26. Oktbr. verweilten ©. Hoheit der Herzog
Philipp von Württemberg zun Befuche der K. Familie
in ber Refidenz.
Am 27. Oktbr. begaben Sih ©. K. Hoheit der Kron⸗
prinz und 9. Kaiſ. Hoheit die Frau Kronprinzeffin in
Folge der beunruhigenden Nachrichten, welche über das Be⸗
finden J. Majeftät der verwittweten Kaiferin von Rußland
in Stuttgart einliefen, nad Petersburg. Wenige Tage her⸗
nad (den 2, Novbr.) traf von dort die betrübende Nachricht
von dem unerwartet fchnell erfolgten Hinfheiden der Kai—
ferin Mutter in Stuttgart ein, worauf nicht nur die ftäns
diſchen und bürgerlichen Collegien der Reſidenzſtadt, ſondern auch
eine große Zahl anderer Körperſchaften, namentlich viele Gemein⸗
1 *
4
den des Landes fich beeilten, dem. Hohen Kronprinzlichen Paare
ihre herzliche Theilnahme an dem fehmerzlidyen Verluſte der
theuren Frau auszudrüden, deren hohem Wohlthätigleitsfinn
auch in unferem Lande fo manche Anftalten reiche Gaben zu
verdanken haben.
Am 19. Novbr., Abends um 9'/s Uhr, trafen ©. Majeſt.
der Raifer von Oeſtreich in Begleitung des Prinzen Fried-
rih von Württemberg 8. H., der ihn im Namen bes Königs
zu Ulm begrüßt und hieher geleitet hatte, zum Beſuche der
K. Familie in Stuttgart ein, nachdem kurz zuvor in gleicher
Abſicht aud der Großherzog von Baden dafelbft ange»
langt war. Das K. Schloß, der Königsbau und der Scyloß-
plag ftrahlten in vollftändiger Beleuchtung, deren Glanz noch
durch Flambeaur erhöht wurde. Die Candelaber der Jubi—
läumsſäule waren mit Lichtkränzen gekrönt und die Keiterftatue
Herzog Eberhards im Bart mit reihen Ylanıbeaur beleuchtet,
S. M. ver König empfiengen Ihren hohen Saft mit großer
Suite, und die Begrüßung beider Monarden war Außerft
herzlich; wahrhaft rührend war inöbefondere die Ehrerbietung,
mit welcher der jugendlihe Kaifer dem ehrwürbigen Senior
der europäifhen Monarchen begegnete. Als der König mit
Seinem hohen Gaſte unter das Portal des Bahnhofs trat,
fpielten die Militärkapellen vie öftreihifhe Nationalhymne.
Kurz hernach war ein Familienfouper im engen Hoffreife. Am
darauffolgenden Morgen hörten S. M. ver Kaiſer zuerft eine
Meſſe in der katholiſchen Kirche, und um 11 Uhr fuhr die
8. Familie mit Ihren hohen Gäften auf die K. Wilhelma zu
den Dejeuner. Mittags folgten die gegenfeitigen Beſuche
unter den hohen Gäften und Mitglievern ver 8. Familie und
um 4 Uhr fuhren S. M. ver König mit Ihrem hoben Gaft,
dem Kaiſer, durch die Straßen ver Reſidenz. Um 5 Uhr fand
Galatafel im K. Schloffe ftatt, nad) deſſen Beendigung die
beiden Monarchen von Deftreih und Baden, in Begleitung
der 8. Yamilie, begrüßt von dem Jubelrufe des überfüllten
Haufes, in dem feftlid, erleuchteten Theater erfchienen. Nach
dem Schluß des Theaters verabſchiedeten Sich ©. M. ver
Kaiſer von Deftreih von der K. Familie und verließen um
9% Uhr mittelft Extrazugs die Refivenz, währen ©. 8. 9.
5
der Großherzog von Baden erft am andern Morgen nad)
Karlsruhe zurüdtehrten.
Am 26. Novbr. verſchieden nach kurzer, durch Erkältung
herbeigeführter Krankheit in dem K. Schloſſe zu Mergentheim
S. Hoheit der Herzog Paul von Württemberg, welcher
wenige Tage zuvor aus Schleſien in's Land zurückgekehrt
war, um feiner naturwiſſenſchaftlichen Sammlung die auf fei-
ner legten großen Reife gewonnenen namhaften Beiträge ein⸗
zuverleiben.
Der hohe Verſtorbene, Sohn des Herzogs Eugen Friedrich
Heinrich, war am 25. Juni 1797 geboren. Er erhielt ſeine Jugend⸗
erziehung zu Stuttgart unter den Auſpizien ſeines Oheims, des
verewigten Königs Friedrich Majeſtät, welcher den hochbegabten,
lebendigen und hoffnungsvollen Knaben und Jüngling unter ſeinen
Augen mit väterlicher Zuneigung heranwachſen ſah und den da⸗
maligen vorzüglichſten Lehrern in der Reſidenz deſſen wiſſenſchaft⸗
liche Ausbildung anvertraute. Unter den Letzteren war es beſonders
der damalige Profeſſor der Naturgeſchichte am Gymnaſium, Dr.
Lebret, ber in demeifrigen Zöglinge den Grund zu deſſen nachma⸗
figer Hauptlebensrichtung legte. Zwar betrat der junge Herzog ſchon
frühe die feinem Stande vorzugsweiſe eröffnete militärische Lauf-
bahn, indem ihn der König Friedrich ſchon im Mai 1806 zum
Gardehauptmann ernannte. Allein des „Dienftes immer gleichge-
ftellte Uhr” behagte Doch feinem mehr in's Freie frebenden Sinn
nit; er nahm fhon im Mat 1817 feinen Abſchied. Schon wäh
rend feiner militäriihen Laufbahn hatte er bie Gelegenheit, feinem
naturwiſſenſchaftlichen Triebe in den K. Forften und Jagdgehegen
nachzuhängen, reichlich benüßt; er hatte Das vor ben übrigen Thier-
Haffen in feinen Naturtrieben fo merkwürdige, durch feine Formen
und Farben, durch feine Lebensweife und den ihm allein worbehal-
tenen Geſang fo anſprechende Geſchlecht der Vögel zuerft in's Auge
gefaßt und mit der Ornithbologie ſchon Damals den Grund zu
feinen großartigen naturhiftorifhen Sammlungen, für welche er auf
feirien mancherlei Reifen durch europäifche Fänder und Meere, und
namentlich auf feiner erften größeren Reife durch das nördliche Ame-
rifa und durch Die Länder und Inſeln des merilanishen Meerbufens
(1822— 1824) zahlreiche Eremplare erwarb, gelegt, dabei aber gleich“
wohl die übrigen Thierflafien, die Pflanzenwelt mit dem Mineral⸗
reich in umfaffender Weife berüdfichtigt: Im ber Flora der Tropen⸗
6
gegenben befonbers war er vollkommen zu Haufe und auch fie ver-
danft ihm gleich der Paläontologie und ber Fauna wielfache Berei-
cherung. Kurz nah feiner am 17. April 1827 erfolgten Bereheli-
hung mit der Prinzeffin Sophie von Thurn und Taris, in
Folge deren ihm das Apanagefhloß zu Mergentheim als Woh—
nung überlaffen wurde und nach der Geburt feines geliebten einzi-
gen Sohnes, des. Herzogs Wilyelm Ferdinand Marimilian von
Württemberg K. Hoheit, machte er feine weiteren großen Reifen.
Bor Allem z0g es ihn wieder nad ben fernen Bergen, Flüffen
und Urwäldern Amerika’s bin. Waren es auf der erften Reife zu⸗
nächſt die Flußgebiete des Miſſiſſippi, Miffouri und Cuba, die er
vom Dezember 1822 bis Januar 1824 durchforſcht hatte, um die
Kenntniffe des Landes, feiner Bewohner und Probufte zu erlangen,
fo war auf diefer zweiten Reife nach Amerika bejonbers das alte
Aztefenreich Mexiko, deſſen Ueberbleibjel ans zwei untergegangenen Ci-
vilifationen und deſſen zahlreihe Naturwunder und herrliche Produkte
perfönlich Tenuen zu lernen fein ganzes Dichten und Trachten von
Jugend auf geweſen, das Ziel feines Forſchungstriebs, und es
wurden beſonders auch die Damals noch wenig befannten uörblichen
Provinzen des Freiſtaats Merilo und die angränzenden Staaten
der Union, fowie mande noch nicht befuchte Küften und Inſeln des
merifanifhen Golfs von ihm durchwandert. Nach feiner Rückkehr
begann in emfiger Thätigfeit zuerft die wiſſenſchaftliche Unterfuchung
ber eingefammelten Schäße und ihre Einreihung in die Sammlung
zu Mergentheim, fowie bie Bearbeitung ber forgfältig geführten
Tagebücher und der abgefondert behandelten geographifhen und
naturhiftorifhen Beobachtungen für die Veröffentlichung, unr unter-
broden durch bie eifrige Eultivirung ber praftifchen Seite ber
Naturwiſſenſchaften, nämlih duch im größeren Maßſtabe betrie-
benen Weinbau in ben beften Lagen der Mergentheimer Gelände
und durch ebenjo rationellen Gartenbau in den großen Schloßgär-
ten (insbejondere mittelft Eultivirung der von feinen bisherigen Nei-
jen mit gebrachten zahlreihen neuen Pflanzen und Sämereien). Im
Sabre 1839 ſchloß er ſich dem militärifch-naturforicherifchen Erobe-
rungszuge bes damaligen Beherrihers von Aegypten, Mebemeb
Ali, zur Erforfhung des noch unbelannten füdlichen Laufe des
Nils und feiner Nebenflüffe und zur Löfung fo mancher anderer
feit Herobots Zeiten noch ungelöster Räthſel, wie z. B. bezüglich
ber Nilquellen und der Golbländer in ben weftlichen Alpenabhängen
Abyifiniens an und fanbte ausführliche Mitteilungen geographiich-
7
topographiichen, phyſikaliſch⸗meteorologiſchen und naturwiffenichaft-
Iihen Inhalte nicht minder, als intereflante Notizen über die Zu—
fände ber dortigen Bevölkerung und bie civilifatorifchen Leiftungen
Mehemed Ali's, fo z. B. aus Derr in Nubien (d. 7. Ian. 1840),
aus dem Lager Adafi im Fazoyl (10. März 1840) und aus Ale-
randrien (3. Juli 1840) in feine Heimath. Ueberdieß brachte er
dann im Auguft 1840 felbft noch eine Maffe naturhiftorifcher und
antiquarifcher Ausbeute mit, abgejehen davon, daß er feine Mappe
durch viele intereffante Iandihaftlihe Zeichnungen, namentlich won
ben rätbjelhaften abgefonderten Berggruppen, welde fih aus ber
großen nubiſchen Wüfte gleih Mondsringgebirgen erheben, berei-
chert Hatte.
Die nähften Jahre widmete er dem Ordnen und Katalogifiren
feiner ſchon fehr umfangreih gemworbenen Sammlungen, die er
überbieß beftändig durch Käufe im Inlande und benachbarten Aus-
lande zu vermehren beftrebt war; doch machte er dazwiichen hinein
auch bie und da Reifen, 3. B. nad Algerien, England, Frankreich,
DOeftreih u. |. w. Die Stürme des Yahres 1848 bewogen ihn,
bie Dritte ſchon längft beabfichtigte Reife nach dem transatlantifchen
Schauplatz jeiner früheren Forſchungen zu unternehmen, von wo
aus er am 26. Mai feine Abficht, Teras zu beſuchen und Durch Die
provincias internas nad) der Weftlüfte von Merifo zu reifen, fund»
that, und amı 15. März 1850 aus Mazatlan äußert intereffante,
aber auch einen Haren Begriff von den mit einer Reife in dieſe
unbefannten weftlihen Gegenden verbundenen zahlreichen Gefahren
und Entbehrungen gebende Nachrichten über die bamaligen nord-
amerikanischen Zuftände, über die herrſchende Cholera in Neuorleansg,
über das annerirte Teras und deſſen Produkte, über die Staaten
Miſſouri und Illinois, fowie über eine größere Reife durch Nord⸗
amerifa nach Durango und Mazatlan feinen Landsleuten mittheilte.
Sodann meldete er von Panama aus am 1. Nov. 1850 feine Durch⸗
forſchung Ealiforniens, feine Küſtenfahrt bis zum Iſthmus, Die pro-
jectirten Waflerverbindungen über denſelben und feine weiteren Neife-
plane, und gab von Buffalo aus am 24. Nov. 1851 eine intereffante
Beichreibung der Scenerien ber Eorbillarentette bis zum Iſthmus und
ihrer Wiedererhebung im norbweftlihen Südamerika, fowie eine treff-
lihe Schilderung feiner Reife von Panama aus über den Iſthmus und
Cuba nach Neuorleans und eine Darftellung der Ergebniffe feiner Fahr⸗
ten auf dem Milfifippi, dem Red⸗River und feiner Wanderungen in
Arkanſas, Illinois und Wisconfin, von wo aus er fih amı Niagara
8
vorbei nah Newyork und dann nah den nördlichen Binnenfeen
begab. Ein Schreiben aus Boonville, d. 12. Dezember 1851,
berichtet feine Durchkreuzung der öftlichen und nörblichen Gebiete
der Vereinigten Staaten im Laufe des Sommters und feinen ge-
fahrvollen Zug nah dem weſtlichen Rody Mountains über bas
Hort Laramie Im Darauf folgenden Jahre bereiste der Herzog
wiederholt den Weften und unterfuchte dabei namentlich die Fiſche
ber Heineren Gewäfler und Seen. Am 8. Juni 1854 befchrieb er
von Charleftone aus, wie er auf ber Reife nach Auftralien begriffen,
in Folge ber eingetretenen Stürme in Brafilien landen mußte, und
von Bahia und Rio de Janeiro aus das Innere diejes Landes und
bie argentiniihen Staaten und namentlih Montevideo und Uruguay
beſuchte. Bon dort aus Durchjegelte er die megellänifche Dieerenge,
bejuchte Chili, Bolivia, Peru, Ecuador und das Littoral der ſüd⸗
lihen Unionsftaaten, wobei er das in Lima aufgefunbene, mit beim
württembergiſchen Wappen verjehene Grabmonument eines noch in
ben Traditionen der Creolen, als eines Waffengefährten Pedro's be
Baldivia, erwähnten Angehörigen des württembergiſchen Hauſes
näher ſchildert. Nach dieſen Expeditionen reiste er nah Kanada
und im Jahr 1855 trog des Indianerkriegs nach Oregon und
Florida. Erf im Spätjahre 1856 kehrte der Herzog von dieſer
Reife nah Europa zurüd, um wegen feiner inzwilchen in fehr gro-
Ber Zahl in Bremen angelangten Sendungen von Kiften, Ballots,
MWeingeiftpräparaten 2c. jelbft die nöthigen Anordnungen zu treffen.
Im Spätjahre 1857 reiste der Herzog abermals über Havre und
Southampton nad Newyork, Philadelphia, Eincinnati und St. Louis,
von da nach feinen ihm „jo theuren Miffiffippimündungen“, und
von ba nad dem fo ſehnlich erwarteten fünften Welttheile, Auftra-
lien, wo er in der Philippsbai landete, darauf nach der deutſchen
Eolonie Adelaide reiste und dann nah Sidney und nach Neuſee⸗
Yand und Tasmanien fih begab. Der Iette kurze Reiſebericht da-
tirt aus Ceylon vom 6. Dezember 1858. Den Rückweg nahm ber
Herzog Über Aegypten, Trieft und Wien. Nun gieng er eifrig au
das Orbnen und Einreihen feiner zahlreihen Sammlungen. Noch
ben ganzen Sommer des Jahres 1860 über wurde in biefer Weife
aufs Emfigfte in dem naturhiftoriihen Cabinet zu Mergentheim
gearbeitet, Tatalogifirt, beftimmt und aufgeftellt ; noch im September,
Dftober und Anfangs November 1860 machte der Herzog Tleine
Reifen nach Dresden, Bremen und Karlsruhe (in Schlefien), und
kehrte erſt am 25. November nad Mergentheim zuräd, um, nach⸗
9
bem er feit dem 18. November über Beichwerben im Athmen und
über feine durch langjährige tropifhe Wärme gegen Erkältung em⸗
pfindlich gewordene Natur zu Hagen gehabt hatte, mitten unter ben
Errungenfchaften feines Tangen ruhmvollen Lebens fein irdiſches
Tagewerk zu beichließen. In biefen feinen großartigen Sammlun«
gen Iebte und webte er und für dieſe brachte er, gleich ben erſten
Borlämpfern aller Zeiten und Völker, in ber Erforſchung ber gro-
Ben Gebiete der fihtbaren Schöpfung , bie größten Opfer an Geld,
Zeit, Mühe und Entbehrungen. Diefe Sammlungen, melde in
zwölf Sälen aufgeftellt find, enthalten aus ber Zoologie eine
große Zahl von Säugethieren und Vögeln (Ietttere wohl die reich-
baltigfte Parthie ber ganzen Sammlung), eine reiche Auswahl von
ausgeftopften oder in Weingeift aufbehaltenen Reptilien und Fijchen,
eine fehr vollftändige Sammlung von Inſekten, Eruftaceen, Ara-
chniden und Anneliden, eine umfaffende Zufammenftellung von Schal-
thieren, eine ganze Reibe von Zoophyten und eine ſchöne Gallerie
von Geweihen und Hörnern in- und ausländifchen Wildes. Alle
diefe Sammlungen find durch möglichſt vollftändige Repräjentation
bes Syſtems jehr belehrend und babei befonders reich in Der water-
ländifchen Fauna und an bem, was bie vom Herzog felbft bereisten
Länder darbieten. Aus ber Botanik enthalten die Säle ein gro-
Bes Herbarium von meift tropiihen Gewächſen ber bereisten Länder
mit vielen Doubletten und vielem bis jetzt Unbefannten; eine
Sammlung von Saamen und Früchten, der bie im Garten und in
ben Häufern befindlichen lebenden Eroten ergänzend zur Seite
ftehen. Aus dem unorganifhen Reiche finden fih in bem
Schloſſe eine werthoolle und reichhaltige Sammlung von Mine-
ralien, aus Mexiko und anderen Gegenden Amerika's, eine Samm-
lung Mineralien, Gebirgsarten und Petrefalten aus Afrika, be-
fonders dem Nilgebiet, und eine Sammlung württemb. Gebirgs
arten und Petrefakten. Sodann folgt eine reiche und interel>
ante Sammlung von antiquarifhen Gegenftänden aus Merilo
und Aegypten, und eine ethnographiſche Sammlung von
Waffen, Geräthfchaften, Kleidungen sc. amerilanifher und afri-
kaniſcher Völkerſchaften. Die ſchönen Reihen fchließt eine überaus
reichhaltige, hauptſächlich naturwiſſenſchaftliche Bibliothek, eine
reihe Mappe von Zeichnungen naturhiſtoriſcher Gegenſtände,
Gegenden, Menſchen ꝛc., und eine nicht geringe Anzahl von phyſi⸗
kaliſchen, mathematiihen und aſtronomiſchen Suftrumenten,
hauptſächlich folchen, welche die Heilen des Herzogs mitmachten.
10
Solche Leiflungen und wirkliche Verbienfte um bie verjchieden-
ſten Gebiete der Erfahrungswiflenichaften mußten zu ben Lorbeer-
fronen, welde die Ruhmeshalle feines angeftammten Haujes in
immer fteigendem Grade bis auf unfere Tage zieren, zwar bejchei-
benere, aber gleichwohl vollgewichtige eines großartigen wifjenichaft-
lichen Strebens hinzufügen, und werben bem vielgereisten Natıtr-
forfcher auch bei der Nachwelt ein dankbares Andenken nicht minder
bewahren, als jchon die Mitwelt feine Leiftungen auf den verjchie-
denen Gebieten der Naturwiffenichaft in vollem Maaße anerkannte,
wie denn nicht nur die medicinifche Facultät zu Tübingen ihm be-
reits vor Fahren honoris causa die Doctorwürbe ertheilte, ſondern
auch die Kaif. Leopoldiniſche Akademie nnd die Senfenbergifche
Naturforichende Gefellfchaft ihn zu ihrem Mitgliede ernannten.
Die feierliche Beifegung der Leiche des verewigten Her-
3098 in der 8. Familiengruft zu Stuttgart, wohin diefelbe,
nad) erfolgter Beendigung der üblichen Austellung und des
abgehaltenen ZTirauergottespienftes in Mergentheim, am 27.
November in Begleitung des von St. Majeftät dem König
biezu abgeoroneten Commiſſärs, des Kammerherrn v. Ealoff-
ftein, geführt worden war, fand am 29. November unter zuhl-
reihen Zuftrömen von Leuten aller Stände aus Stuttgart
und Umgegend, welde fi auf jede Weife beftrebten, ihre
aufrichtige Verehrung gegen den hohen DVerftorbenen an ben
Zag zu legen, ftatt.
Geſundheitszuſtand und Heilanftalten.
Der Sefundheitszuftand des Jahres war im Allgemeinen
ein guter. Nur in einigen wenigen Gegenden herrſchten die
Maſern, jedoch nicht in bösartiger Weife. Auch Fälle von
Ruhr und Typhus kamen im Ganzen genommen wenige
vor. Die Pockenkrankheit graffirte zwar feit dem 20, Juni
mehrere Monate lang in der Stadt Geislingen und in deren
Umgebung, nahm jedoch verhältnifmäßig nur in wenigen
Fällen einen tödtlichen Verlauf.
Die Verwaltungsberichte einzelner Heilanſtal—
ten enthalten im Weſentlichen Folgendes:
In dem Katharinenhoſpital zu Stuttgart wurden
auf der innerlihen Abtheilung vom 1. Juli 1859—60, mit
11
Einſchluß von 56 vom vorigen Jahre her im Beftand geblie-
benen Perſonen 1590 Kranke, 794 männliden und 796 weib⸗
lichen Geſchlechts behandelt, worunter 136 ambulatorifch, d. h.
mittelft auf Rechnung des Spitals in Privathäufer abgelteferter
Arzneien oder Bäber.
Die höchſte Krankenzahl lieferte der Monat März mit 134, bie
niederfte der Monat September mit 93 Kranken; die monatliche
Durchſchnittsſumme betrug 116,;. Der tägliche Krankenſtand ſchwankte
zwifchen 39 im Oftober und 102 im März und betrug im Mittel
70. Bon den 1454 in Verpflegung Aufgenommenen wurben geheilt
ober weſentlich gebeffert entlaffen 1306, ungeheilt oder unbeilbar
27; es ftarben 70 und blieben im Beftand 51. Das Sterblichfeits-
Berhältniß ift wie 1:20, und nad) Abzug der chronifhen Haut»
kranken wie 1:16,56. Unter den behandelten Kranken waren 666
Sandwerksgebillfen und Fabrilarbeiter, 170 männl. und 681 weibl.
Dienftboten. Bon den einzelnen Gewerben Yieferten die Schufter 90,
die Schneider 73, die Schreiner 61, die Sattler und Fabrifarbeiter
je 31, die Schloffer 28, die Bäder 24, die Steinhauer und Weber
je 18, die Zimmerleute 17, die Buchbinder und Buchdrucker je 15,
bie Gypfer und Kuticher je 13, die Mafchinenarbeiter 10, die Ci-
garrenmacer und Weingärtner je 10, bie Kübler 9, die Maurer
und Mebger je 8 u. |. w. Bon den 70 Geftorbenen unterlagen
der Lungenſchwindſucht 24, der Lungenentzündung 5, chroniſchen
Herzkrankheiten 5, dem Nervenfieber 4, verfchiebenen Formen von
Krebs 4, der Bruftfellentzändung 4, dem Hirnfchlag 2, der Bad)»
fellentzündung 2, der Nierenentzündung 2 u. |. w. Der Kranken⸗
ftand des ganzen Jahrs war ein ſchwach mittlerer, das Sterblidh-
feitsverhältnißg aber ein ungewöhnlich großes, da fehr viele fchwere
Krankheiten zur Behandlung kamen und namentlich viele Lungen⸗
Ihwindfüchtige in weit vorgeichrittenem Stadium der Krankheit
aufgenommen wurben, wie denn auch die Lungenjchwindfucht über
If der Geftorbenen mweggerafft hat. Epidemiſch herrichte in dieſem
Jahre keine Krankheit, dagegen kamen auffallend viele Wechfelfteber
zur Behandlung, eine Beobachtung, die auch außerhalb des Spitals
gemacht wurde. Bon chronischen Hautkrankheiten und fpeziell von
ber Kräze kamen im verfloffenenr Berwaltungsjahre auffallend we-
nige Fälle vor.
In der Abtheilung der chirurgiſchen, ſyphiliti—
hen und Augenkrankheiten belief ſich die Zahl der be-
12
handelten Kranken auf 1041, worunter 83 (45 Männer und
38 Weiber) im Beſtand Gebliebene und 958 (582 Männer
und 376 Weiber) neu Zugewachſene.
Bon ihnen gehörten 140 Stuttgart und feinen Parzellen, 807
aber dem fonftigen Inland und 94 dem Auslande an. Die durch⸗
Schnittlihe Aufnahme in den verſchiedenen Monaten ſchwankte zwi⸗
ihen 114 und 54, ber mittlere war 85,95. Bon dieſen 1041 Kran⸗
fen verließen das Haus geheilt 880 (525 Männer und 355 Weiber),
gebefjert 51 (40 Männer und 11 Weiber), ungeheilt oder unbeil-
bar 35 (25 Männer und 14 Weiber); es farben 11 (8 Männer
und 3 Weiber) und verblieben in Behandlung 64 (33 Männer und
31 Weiber). Das Sterblichleitsverhältnig war — 1:94,64. Dem
Berufe nach waren die Kranfen: männl. Dienftboten 72, weibl. 303,
Schuſter 47, Schreiner 44, Schloffer 39, Fabrifarbeiter 35, Maurer 31,
Zimmerleute 24, Bäder 23, Schneider 22, Taglöhner 21, Kutfcher
17, Schmide 16, Metsger 14, Mafchinenarbeiter 13, Buchbinder 12,
Dreber, Sattler, Weingärtner, Holzfpälter je 11, Küfer, Bierbrauer,
Steinhaner je 9 u. ſ. w. Die Oefammtzahl der Kranken tbeilte
fihd in 718 dirurgifhe Kranke (454 Männer und 264 Weiber),
253 fyphilitiihe (130 Männer und 123 Weiber) und 70 Augen«
kranke (43 Männer und 27 Weiber). Die hirurgiihen Krankheiten
aber waren: Entzündungen fammt ihren Ausgängen, und zwar ber
Haut und des Zellgewebes unter der Haut (192), der Schleimhäute
(2), ver Drüfen (24), der Gelenfe (28), der Muskel (3), der fibro-
fen Organe (92). Bon Erfrierungen famen 14 und von Berbren-
nungen 20 Fälle vor, Geſchwüre der Weichtheile jeder Art 51,
Maftvarmfiftel 1, Beinfraß und Knochenbrand 5, Schnitt-, Hieb-
und Stihwunden 21, Duetjhwunden 46, QDuetihungen 6, Kopf-
verlegungen 24, Beinbrüde 55, Verrenkungen 4, Halbverrenfungen
15, Berfrümmungen 9, eingellemmte Brüche 8, Erweiterung von
Blutadern 1, Harnverbaltung 1 und lymphatiſcher Absce 1, Wafjer-
ſucht der Schleimbeutel 7, Sehnenfceiden 2, Wafferbruh 1, Kropf
2 und Pjendoplasmen 7, worunter 2 Krebsgefhwäülfte Unter den
Augenkrankheiten lamen vor: die verjchiedenen Formen ber
Entzündungen mit ihren Folgen 56, Verlegungen des Augs 8,
Staphylom 1, Hornhautfleden 1, Verwachſung der Auglievränder
2, WVafferfucht des Thränenfads 1. Bon Ohrenkrankheiten wurden
behandelt: Entzündung und Eiterung bes Ohrs 6, Schwerhörigfeit
1. Endlich wurden folgende Operationen ausgeführt: 1 Trepana-
tion,. 1 Amputation bes Oberarms, 1 dto. eines Singers, 1 des
13
männlihen Glieds, 3 Erftirpationen von Fingern aus dem Mittel-
handfingergelenk, 1 Operation der Nekroſe, 1 Operation der gewalt-
famen Geradeftredung bes fteifgefriämmten Hüft- und Kniegelents,
1 Operation der Maftdarmfiftel, 3 der Phimofis, 1 Nadilaloperation
bes Cyſtenkropfs, 1 dto. des Waſſerbruchs, 6 Erftirpationen von
Pfeudoplasmen, 1 Pupillenbildung, 2 Operationen oder Verwachſung
ber Augliebränder. Geftorben find am Beinfraß 3, an Stichwun⸗
ben der Bruft 1, Kopfverlegungen 3, Pyamie 2, an mehrfachen
Beinbrüchen 1, an Rippenfellentzündung 1 u. |. w.
In der Gebär-Anftalt befanden fi am 1. Juli 1859
6 Schwangere und 15 Wöchnerinnen; dazu famen im Laufe
des Verwaltungsjahrs 408 Perfonen, von welden 2 unente
bunden aus der Anftalt entlaffen worden find.
Unter den Aufgenommenen befanden fih 39 Perſonen aus
Stuttgart und Parzellen und 365 aus 52 Oberamtsbezirfen und 4
vom Auslande. Geboren haben in der Anftalt 405 Schwangere,
und zwar, da 2 Zwillingsgeburten vorfamen, 407 Kinder, 219
Knaben und 188 Mädchen. Unter biefen Kindern waren 15 Todt-
geborene (3 reife und 12 unreife) und 392 Lebendgeborene, wovon
44 Kinder (25 Knaben und 19 Mädchen) in der Anftalt farben;
24 der Geftorbenen waren unreife. Es wurden überhaupt 51 Kin⸗
ber, 27 Knaben und 24 Mädchen, frühzeitig geboren. Bon ſämmt⸗
lihen Geburten erforberten blos 9 den Gebrauch der Zange, 2 bie
Wendung auf die Füße und 4 Handhülfe. Bon den Wöchnerinnen
farben in der Anftalt 16, darunter 11 am Kinpbettfieber. Was
die Verpflegungstage der in bie Gebäranftalt Aufgenommenen und
im Beftand Gebliebenen anbelangt, fo find die 429 Perſonen zu-
ſammen 8509 Tage verpflegt worden, was burdhfchnittlich für Eine
Berjon nahezu 20 Tage ausmacht.
Anlangend die Hlonomifhen Berhältniffe des Katha>
rinenhofpitals, fo wurden bie in die Heilanftalt (einfchlieh-
lid) der im Beftand Gebliebenen) aufgenommenen unt verpflegten
2631 PBerfonen, unter denen 148 ambulatorifch behandelt wur»
den, (aljo 288 Perſonen weniger, als im Borjahre) zufammen
62,638 Tage verpflegt, und zwar unentgelolic 255 Perſonen
6921 Zage und gegen ermäßigten Erjag von täglid 30 fr.
auf Rechnung der Stuttgarter Krankheitstoftenverficherungs-
kaſſe 1922 Berfonen 36,853 Tage, auf Rechnung öffentlicher
Kaflen und von Privaten 297 Perjonen zufammen 8568 Tage,
14
gegen vollen Erſatz von täglih 1 fl. in den Sommer- und
1fl. 20 fr. in den Wintermonaten 9 Berfonen zufammen 296
Zage Im Durchſchnitt kamen alfo auf Einen Tag 144 Per-
jonen und auf Eine Perſon 21 Tage. Die Geſammtkoſten
betrugen auf Eine Perſon täglid auf der innerlichen Abthei«
lung 40 fr. 4*%/s Hllr. Im Beftand waren am:1. Juli 1860
nod 128 Franke. Das Grundftodsvermögen belief fi) mit
Ausſchluß des Grundeigenthums am Enve des Rechnungs
jahre, aber mit Einfluß der in demſelben angefallenen Ver⸗
mächtniſſe auf 177,090 fl. 32 fr. Die laufenden Einnahmen be-
trugen 35,216 fl., die Ausgaben dagegen 43,377 fl. 27 tr.
Das Deficit, das die Staatskaſſe zu */s und die ftädtifchen
Kafjen zu ?/s zu deden haben, betrug hiernach 8161 fl. 22 Er.
In der Gebär-Anftalt wurden die Aufgenommenen,
deren e8 einjchlieglih der aus dem Vorjahre in’8 neue Ver—⸗
waltungsjahr Üübergegangenen 21 Berfonen, im Ganzen 429
(aljo 21 mehr al8 im Vorjahre) waren, zufanmen 8509 Tage
verpflegt, nämlich unentgeldlich 425 Perfonen 8472 Tage, ge-
gen ermäßigten Erfag von täglih 30 fr., 3 Perfonen 24 Tage
und gegen vollen Erſatz von 1 fl. täglich 1 Berfon 20 Tage lang.
Der Sefammtaufwand betrug für 1 Perfon per Tag 35 kr.
25/s Hür. Das Kapitalvermögen belief ſich am Jahresſchluſſe
auf 22,823 fl. 17 ir. Die laufenden Einnahmen betrugen
3077 fl. 40 fr., die Ausgaben 5989 fl. 29 fr. Das von der
Staatskaſſe allein zu tragende Deficit betrug fomit 2911 fl. 49 Er.
Die Krankheitskoſten-Verſicherungskaſſe hatte eine Ein-
nabme von 23,038 fl. 53 fr. (207 fl. 38 Tr. Altivfapitalzinfe,
Sahresbeiträge & 2 fl. von 6984 Dienftboten 13968 fl. und
von 4431 Gewerbegehülfen 8863 fl. 15 Er.) und eine Ausgabe
von 19,548 fl. 23 fr. (Kur⸗ und BVerpflegungstoften für 1923
Perfonen auf 36,895 Tage & 30 kr., im Ganzen 18,447 fl.
30 fr., und Bermaltungstoften 1150 fl. 53 fr... Die Zahl
der bei der Verſicherungskaſſe Betheiligten flieg dem Vorjahre
gegenüber um 558 Perfonen (bei den Dienftboten um 247
und bei ven Gewerbegehülfen um 311 Perfonen). Der Ueber:
ſchuß am Jahresſchluſſe belief fih auf 7129 fl. 41 kr., was
feinen Grund hauptſächlich in dem auffallend niedern Kranten-
ftande während des Etatjahrs hat.
15
Im Dienfiboten-Krantenhaus zu Ulm befanden fid)
am Januar 1860 236 männliche und weiblihe Dinnftboten
und Handwerksgehülfen. Neu aufgenemmen wurben 719 Kranke
(413 männliche und 306 weibl.) mit 8982 Berpflegungstagen.
Hievon kamen auf die innerlihe Abtheilung 451 (258 männ-
lihe und 193 weibliche) mit 5558 Berpflegungstagen, und auf
bie äußerliche 268 Kranfe (155 männliche und 113 weiblide)
mit 3424 Berpflegungstagen. Geftorben find 15 Perjonen ;
bievon kamen auf die innerlihe Abtheilung 14 (12 männliche
und 2 weibliche), und auf die äußerliche 1 (männl.).
Die feit dem 1. Auguft 1850 zu Ludwigsburg beite-
hende äußerft wohlthätige Augenheilanftalt hat nad tem
von ihrem Vorſtand, Negimentsarzt Dr. Höring, herausge-
gebenen Bericht ſchon ſehr erfreuliche Nefultate aufzuweiſen.
Bezüglich der mittleren Dauer der Berpflegungszeit fonnte frei-
lid) bei der VBerfchievenheit der Erkrankungen des Auges feine ge-
naue Berechnung ftattfinden. Staaroperationen erforberten einen
burchichnittlihen Aufenthalt von 14—28 Tagen, bei Pupillen-
bildung und Schieloperationen dagegen genügte eine Anmefen-
heit von 2—16 Jagen. In der Anftalt jelbft, welche fich in
einem geräumigen, mit der Hauptfront nad Norden gelegenen
Gebäude befindet, wurden 115 Kranke verpflegt und überbieß
nicht weniger al8 530 Perfonen ambulatorifc behandelt. Bon
legteren gehörten 30 der Stadt Luwigsburg, im Ganzen aber
490 dem Lande an; der behandelten Babenfer, Schweizer und
Bayern waren es 10; von Erfteren (ven ftationären Kranken)
waren 111 Württemberger und 4 Badenſer. Was den Erfolg
anbelangt, fo wurben von den ambulatoriſch Behandelten 286
geheilt, 91 gebefjert, 37 nicht geheilt, 84 nur Einmal berathen,
und 32 blieben in Behandlung; von den in die Anftalt Auf-
genommenen wurben geheilt 28, gebeflert 19 und ungeheilt 9
entlaffen, und 12 Kranke blieben in Behandlung. Nad dem
Geſchlecht zerfielen die Kranken in 337 männliche nnd 308
weiblihe. Von den vorgefommenen Operationen find zu
nennen: 29 Staaroperationen, von Denen 20 vollfonımen, 5
unvolllommen, und 23 Scieloperationen, bie ſämmtlich voll⸗
ftändig gelangen. Im ganzen Jahre wurden 133 Operationen,
davon 102 mit ganz günftigem Refultat, vorgenommen. Unter
16
folden Umftänden muß die Anftalt unfehlbar einer immer
fhöneren Entwidlung entgegengehen. Zur ganz befonderen
Ehre gereicht es dem Vorſteher verfelben, daß er eine große
Zahl notoriſch Armer theils ganz unentgelolih, theils zu er-
mäßigten Beträgen operirte und behandelte.
Nah den Berichten der Armenärzte in Stuttgart
wurden i. J. 1859 1684 (908 vom Wohlthätigfeitsverein und
776 von ver Stadtalmojenpflege) und i. J. 1860 1617 Kranke
(861 vom Wohlthätigkeitsverein und 756 von der Stabtalmo-
jenpflege) verpflegt, im legteren Jahre alfo 67 weniger, als
im Borjahre, was feinen Grund in dem niederen Kranken
ftande während des Jahres 1860 überhaupt hat.
Unter den einzelnen Krankheiten fanden fih Fälle von
Lungenlatarrhen .
Lungenentzündungen
Rippfellentzündungen .
Aechtem Grupp
Reuchhuften
Herzentzündung .
Hersfehler .
unter den Krankheiten der Verdauungsorgane namentlih |
Fälle von
Magenkatarrh
Diarrhoe
Bredruhr .
Ruhr . . .
Fälle von Schleimfieber .
Nervenfieber .
Ferner wurden gezählt Fälle von
Unterleibsentzündungen
Magenentzündangen und
Magenktrampf
Hirnſchläge
Hirnhautentzündungen
Halsentzündungen .
Rothlauf
.
1859 1860
306 341
40 40
12 6
2 0
2 1
2 1
32 26,
1859 1860
124 140
16 42
63 27
12 T,
67 50
23 17
23 16
44 45
2 3
6 6
17 11
20 10
ETC TED EEE — 7
17
1859 1860
Malern 2. 2 2 202% 1 0
Scharlach . . . 0 1
Chroniſche Hautausſchläge 15 34
Augenentzündunge.. 56 41
Muskelrheumatismus.. 45 42
Gelenfsrheumatismug . 12 17
Zuberlulfe . » . . . 39 46
Screoydeln ...... 21 42
Bleichſucht . -. 15 23
on den Kranken ftarben 1859 51 (2°%%), 1860 36 (2,2 °/o)
wortnter an 1859 1860
Lungenkatarrh.... 3 2
Lungenentzündung 9 3
Group .. 1 —
Herzfehler 4 6
PonanerBlutadernentzündung _ 1 °
Lungenemphyſem mit Safer
udt . ... .
Nervenfieber ...
Unterleibsentzüändung . ..
Drediuht . 2» 2 20.
Sunfhlag -» 2 2...
Sirnhautentzündung .
Nüdenmarlsleiden . . . »
Nierenkrankheit
Gebärmutterleiden.... —
Atrophie der Neugeborenen —
Zuberlulfe . -. . ... 1
Krebs.......3
Altersſchwäche . . 3 —
In dem peilggmnaftifhen Inftitut von Steudel
Stuttgart wurden im Jahr 1859 im Ganzen 111 PBerfonen
andelt; bie jüngfte davon war 2, bie ältefte 56 Jahre alt,
größere Zahl befand fih in Alter von 6—16 Jahren;
blihe Patienten waren e8 75, männliche 36. Von ben in
handlung Geweſenen litt die Hälfte an Verkrümmungen
Wirbelfäule und Mißbildung des Bruſtlorbs (an Skolioſis
Württ, Jahrb. 1860. 18 Heft. 2
I\viol»l
lIkwrm mm eo | EN
18
und Porbofis 48, an Cyphoſis 8, Spondylarthroface 2. Die
weiteren Krantheitsformen waren hronijche Gelenksleiden (jog.
Kontrafturen, Hauptfählih in Hüft- und Kniegelenk) 13,
Klumpfuß 2, ein Fall höchſten Grads; rhachitiſche Slieder-
verbildung 1; Lähmungen verfchiedener Art und partielle
Muskelſchwäche und Muskelſchwand 5; ein Fall von theil-
weifer Lähmung eines zweijährigen Kindes; allgemeine Mus—
kelſchwäche und geftörte Blutmiſchung (Bleichſucht) 10; Veits—
tanz 1; Unterleibsbrüche 2, endlich chroniſche Bruſtbeſchwer—
den (Emphyſem und tuberkulöſe Anlage) 9 und chroniſche
Unterleibsbeſchwerden 5. Die Behandlungsweiſe beſtand vor-
zugsweiſe in methodiſcher Körperbewegung, abwechſelnd mit
Ruhe, ſo daß in den meiſten Fällen der Kranke bei der
Hebung ſeines Uebels ſelbſtthätig iſt; in geeigneten Fällen
wurde noch der Induktions- und galvaniſche Strom in An—
wendung gebracht, Maſchinen aber nicht benützt.
In der Olgaheilanftalt zu Stuttgart waren beim
Beginn des Rechnungsjahres (1. Auguft 1859) 20 Krane in
Behandlung; neu aufgenommen wurden im Laufe des Jahrs
205 (156 Knaben und 49 Mädchen); von dieſen waren 162
in Stuttgart wohnhaft, 17 Tamen aus den Gemeinden bes
Amtsoberamts und 36 aus andern innländifchen Gemeinden.
Die Hälfte ver Aufgenommenen gehört auswärtigen Gemein-
den an, und zwar waren 65 davon auswärts bürgerlich, aber
bei hiefigen Meiftern in der Lehre. Der Krankenſtand ſchwankte
zwifchen 15 und 32 und betrug im Mittel 23, Gegen volles
Koftgeld traten 44, gegen ermäßigtes 17, vermöge der Krank
heitsfoftenverficherung ver Lehrlinge 84 und unentgelplic 60
ein. Bon den 228 Berpflegten wurden 179 geheilt oder we—⸗
jentlich gebeffert, je 6 ungeheilt und unbeilbar entlaffen, 10
ftarben und 24 blieben am 1. Yuli 1860 in Behandlung.
Unter den Krankheiten ftehen Die verjchiedenen Formen von
Skropheln und der Kräze oben an, von acut verlaufenden
entzündlichen und fieberhaften Leiden famen 43, von Verle—
gungen (hierunter mehrere fehr ſchwere bei Lehrjungen) 27
Bälle vor. Die Einnahmen beliefen ſich auf 7665 fl., vie
Ausgaben auf 3502 fl., und es Tonnten daher die Schulven
19
der Anftalt um 4160 fl. vermindert werben, fo daß fie jest
nod) 5330 fl. betragen.
In der unter dem Proteftorat Ihrer Majeftät der Kö—
nigin ftehenden Diaconiffen-Anftalt in Stuttgart, melde
in ſtetem Gebeihen begriffen ift, ftieg im Jahr 1859—60 die
Bahl der Schweftern von 39 auf 41. Kranke wurden ver-
pflegt in» und außerhalb des Hauſes 138 und in Alm 1057,
nämlih im Dienftbotenhofpital 454 auf der innerlidyen und
237 auf der chirurgiſchen Abtheilung, und im Bürgerhofpital
220 auf der innerlihen und 146 auf der dyirurgifchen Ab-
theilung, ferner im Catharinenhofpital zu Stuttgart, wo 12
Schmeftern thätig waren, 2483 Kranke. Augenoperationen
nahm Dr. Gärttner im Mutterhaufe 21 vor, wobei die Pflege
der Kranken von den Schweſtern bejorgt wurde. Aerztlich
behandelt wurden in der Anftalt folgende Krankheiten: Herz-
entzündung, Yungenentzündung, Leberentzündung, Augenent-
zündung, SHerzleiven, Nervenfieber, Typhus, Nücenmarts-
leiden, Geſichtsroſe, Schwintfuht, Magengeſchwüre, Bruft-
leiven, Nervenſchlag, Bruſtwaſſerſucht, Leberleiven, Schleim—
fieber, Wechſelfieber, Gaſtrizismus, Armbruch, Knieſcheibenbruch,
Streckung des Fußgelenks, Fiſteloperation, Harnleiden, Absceß,
Schieloperationen, Krebsoperationen, Beinfraß u. ſ. w. Die
Finanzen der Diaconiſſenanſtalt ſind in befriedigendem Zu—
ſtande. Die Einnahmen der Anſtalt betrugen, einſchließlich
der Legate des F Freiherrn von Wieſenhütten zu Frankfurt
im Betrage von 1912 fl. 23 kr., des F Kaufmanns Bilfinger
in Stuttgart von 100 fl., des + Hofbankfcontroleurs Binder
von 1000 fl., des + Profeffors Tafel in Ulm von 100 fl., der
reichlihen Gaben des K. Haufes (namentlich der hohen Pro—
teftorin der Anftalt im Betrage von 300 fl.), der Juhres= und
fonftigen Beiträge (mit 11,431 fl. und 1252 fl.), ver Kranken⸗
pfleggelver mit 3770 fl. und der Entihädigungsgelder vom
Katharinenhofpital in Stuttgart und dem Bürgerhofpital in
Ulm (mit 960 fl. und 1000 fl.) zufammen 14,380 fl. 49 kr.,
die Ausgaben ebenfalls 14,380 fl. 49 fr., worunter ſich be=
finden: für Haushaltung, Koft und Kleidung der Schweſtern
und Koft und Pflege der Kranfen 5243 fl. 15 kr., Honorare
und Reiſekoſten 541 fl, Arzneien 227 fl., Reparaturen 292 fl.,
2 *
20 N
Drudkoften, Bücher 2c. 96 fl., Hausſchuldverzinſung 180 fl.,
Steuern ꝛc. 54 fl., Rüdzahlung an der Hausſchuld 4000 fl.,
und eines unverzinglichen Anlehens von 100 fl., Abgabe an
die Verſorgungskaſſe invalider Schweftern 1253 fl., angelehnt
bei Reihlen u. Comp. 2000 fl. Das Vermögen der damit
verbundenen Schwefter » Berforgungstaffe ftieg von
3946 fl. auf 5210 fl.
In dem von der F Herzogin Henriette zu Kirdyheim
u. T. gegründeten Wilhelmshofpital wurden im Jahr
1859—60 115 männlide und 80 weibliche, zujammen 195
Kranke aufgenommen. Bon diefen litten an acuten Krank⸗
heiten 47, an chronischen 101, an hirurgifchen Krankheiten
und Perlegungen 47. Geheilt wurden 170, gebefjert 5 und
ungebeflert 2 entlafjen, geftorben find 10, Im Beftand blie=
ben 8. Bon den Geftorbenen erlagen der Lungenſchwindſucht
3, dem Leberkrebs 2, dem Magenfrebs 2, der chroniſchen Bron-
Hitis, dem Typhus und der Bauchwaſſerſucht je l. Das
Mortalitätsverhältnig, mit Einfhluß ver Kräzigen, war =
1:19, und ohne folde — 1:17,5, und wenn man die 5 an
notorifh unbheilbaren Krankheiten Geftorbenen abrechnet, —
1:35; das Mortalitätsverhältnißg des. männlichen Gefchlechts
war — 1: 16,46, dad des weiblihen — 1:16,00. Bon den
Todesfällen kamen auf ven November 2, auf den Januar 1,
auf ven Merz 2, auf den April 1, auf ven Mai 2, auf den
Suli und Auguft je 1 = 10.
In der zu Ulm beftehenden und im Jahr 185%/eo mit
einem Beitrag der Amtskörperſchaft Ulm von 50 fl. erfreuten
Anftalt des Präceptors Pfähler für Spradleidende
wurden feit ihrem Beftehen im Ganzen 220 Berjonen in Be-
handlung genommen, von denen !/s ganz geheilt und */s als
gebeffert entlafjen werden fonnten. : In dent Jahre 1858 wa⸗
ven 8 und in den Jahren 1859 und 1860 je 6 in Behandlung.
Die Fälle, welde am häufigften vorfamen, waren außer ver
Ischnophonie bei den Erplofiolauten und mangelhaften Arti-
culation, Mangel an gehöriger Thätigkeit der Lunge zur Her-
vorbringung der Vokale, zu raſcher Mechanismus der Organe
und Stammeln aus befondern Urfachen, wie Uebereilung 2c.,
Aphonie durch Nieverhalten des Athens ꝛc.
21
In der von Hofrath Dr. v. Beiel gegründeten Heil-
anftalt für Flechtenkranke fanden nad) der dem Bureau
zugegangenen amtlichen Mittheilung bes Letzteren im Jahre
1860 128 Kranke (73 männlichen und 55 weibl. Geſchlechts)
Aufnahme. Darunter befanden fih 1 Kind unter 14 Jahren
und 6 Perfonen über 60 Fahre und 41 Berheirathete neben
87 Ledigen. Dem Inlande gehörten an 27 Berfonen; unter
ven übrigen (101) Kranken waren 25 Preußen, 20 Bayern,
12 Badenfer, 10 Berfonen aus Mitteldeutſchland, 4 aus
Sachſen, 2 aus Medlenburg, 5 aus der Schweiz, 9 aus
Deftreih, 4 aus Rußland, 6 aus England, 1 aus Italien
und 2 aus Amerika; 2 Ortsarme erhielten unentgeltlih und
1 Berfon zu ermäßigtem Koftgeld Aufnahme in der Anftalt.
Die vorgefommenen Hauptlrantheitsformen waren in 39 Fällen
näffende Flechte, in 17 Fällen trodene Schuppenflechte, in 13
Fällen Scrophelwolf, in 19 Fällen Rupfergefiht- und Teint-
fehler, in 6 Fällen Bartflechte, in 8 Fällen Syphiliven u. f. w.
Heilung erfolgte in 106 und Befjerung in 19 Fällen; erfolg-
108 war die Kur in 3 Fallen.
Im Jahr 1858 Hatten 130 Flechtenkranke Aufnahme gefunden.
Hierunter waren 74 männlichen und 56 meiblihen Geſchlechts;
der Kinder unter 14 Fahren waren es 11, der Perfonen über 60
Jahren 4, die übrigen gehörten den Altersftufen von 14—60 Jahren
an. Was die Krankfheitsformen betrifft, fo kamen vor 33 Fälle näf-
fender Flechten, 26 trodener Schuppenflechten, 7 Scropbelwolf, 10
Fälle von Kupferrofe, 13 Fälle von Syphiliden u. ſ. w. Gebeilt
fonnten entlaffen werben 115, gebefjert 15, ohne Erfolg Keiner.
Unter den Kranten gehörten 33 dent Lande an, 26 Perjonen kamen
aus Preußen, 16 aus Bayern, 15 aus Baden, 3 aus Sadjfen, 8
aus Mitteldeutichland, 1 aus Braunfchweig, 2 aus Hannover, 3
aus den Hanfeftädten, 7 aus ber Schweiz, 4 aus Deftreih, 6 aus
Rußland, 2 aus England und je 1 aus Frankreich, Belgien, Hol-
land, Stalien und Nordamerika, im Ganzen aljo 97 Nichtwürttem-
berger (gerade fo viel als im Jahr 1857) und 33 Inländer; von
den leßteren erhielten 2 Ortsarme umentgeltlich und 3 zu ermäßig-
tem Koftgeld Koft und Verpflegung.
Im Jahr 1859 wurden im Ganzen 131 Berjonen aufgenom«-
men. Hievon waren männlichen Gefchlehts 71, weiblichen 60;
Kinder unter 14 Jahren wurden 6, Ältere Perfonen über 60 Fahren
22
aber 4 gezählt. Die am häufigften vorkommenden Krankheitsfornen
waren wiederum näſſende Flechte (45 Fälle), trodene Schuppeit-
flechte (15), Scrophelwolf (13), Kupfergefiht und Zeintfehler (17),
Spyphiliden (10). Heilung erfolgte in 109, Beſſerung aber in 20
Fällen; erfolglos blieb die Kur nur in Einem Falle. Unter ben
Kranken waren 30 Württemberger, 26 Preußen, 14 Bayern, 12
Badenjer, 17 Berfonen aus Mitteldeutfchland, 2 aus Sachſen, 7
aus Braunfhmweig, Hannover und Medtenburg, 2 aus Holland, 9
aus der Schweiz, 4 aus Deftreih, 2 aus Rußland, 2 aus Italien,
1 aus Griehenland, 3 aus Aften, im Ganzen jomit 101 Ausländer.
Der Ortsarmen, die unentgeltliche Verpflegung erhielten, waren es
2, und berer, bie zu ermäßigtem Koftgeld Berpflegung fanden, 8.
Mit dem Jahre 1860 befteht die Anftalt 24 Sabre.
Während viefer Zeit fanden 2454 Hautfranfe Behandlung
und davon 1924 vollftäntige Heilung, und größere oder ge=
ringere Befjerung 454 Perfonen; ohne Erfolg entlaffen muß⸗
ten werden 76, zu welch' letteren übrigens auch die gerechnet
wurden, welche aus irgend welchem fonftigen Grunde die Kur
abbrehen mußten. Unter den Aufgenommenen befanden fid
im Ganzen 896 Württemberger und 1558 Nichtwürttemberger,
nämlich 294 Preußen, 389 Bayern, 180 Bavenfer, 283 Pers
ſonen aus Mitteldeutſchland und 146 Schweizer; die Uebrigen
fallen auf Holland, das außerpreußifche Norddeutſchland, Ruß⸗
land, England und Frankreich; auf außereuropäifche Ränder
entlidh ungefähr 20 Perfonen. Die mittlere Dauer der Kurzeit
beträgt 9/s Wochen; die Geſammtkoſten belaufen ſich auf ca. 1 fl.
45 fr. bis 2 fl. täglich, alfo für eine ganze Kur 120—150 fl.
Die meiften Kranken gehörten den mittleren und höheren
Ständen an und zwar meiltens den Familien des kaufmänni—
[hen und Beamtenftandes, der Defonomen und ter Militärs.
Die Anftalt ift das ganze Jahr über geöffnet; doch fällt die
höchſte Krankenzahl ftet8 in die Monate Juni, Juli und Au-
guft mit 45—50 Kranken, während fie im Januar und es
bruar häufig auf 5—6 herabfintt. Was ſodann die in der
Anftalt zur Anwendung kommende Behandlungsweife anbe-
langt, jo befteht diefe im Allgemeinen in der Steigerung ber
barniederliegenden Secretionswege, in der örtlichen Zerftörung
des Ausichlags mit Umftimmung des Hautlebens und in der
23
Berminderung aller etwa zu einem Rückfalle visponirenven
Störungen durch Diät u. ſ. w. Gie ift feineswegs ein
Geheimniß, fonvdern in zahlreichen Zeitſchriften umftändlid)
entwidelt und ihre Nichtigkeit ift wohl ſchon durch die foeben
angeführten Reſultate der Kuren beftätigt. Hervorgehoben
muß ſchließlich noch werden, daß dieſe Anftalt bis jekt in
ganz Deutſchland die einzige größere Privatanftalt dieſer
Art ift (eine Kleinere befindet fi in Nürnberg). Die viel-
fachen Hinderniſſe, mit denen fie Anfangs zu kämpfen hatte,
find glüdlicherweije jet größtentheils überwunden; namentlich
ſchwindet das von der Wiſſenſchaft längft verdammte Vor⸗
urtbeil, daß diefe Krankheiten nicht geheilt werden dürfen,
weil fie ven Franken Säften des Körpers eine günftige Ab»
leitung gewähren, fowie der von der täglichen Erfahrung auf's
Beftimmtefte widerlegte falſche Wahn, als ob die Flechtenaus⸗
ſchläge anftedend ſeyen, während dieß in Wirklichfeit doch nur
die in der Anftalt gar nicht zur Behandlung kommenden
Krankheiten der Kräte und des Erbgrinds find, und endlich
bie irrige Meinung, daß Hungerfuren zur Bekämpfung der
Flechtenkrankheit nothwendig feyen, während doch in Wirklich-
feit Alles, was die Wirkung der Medicamente nicht ftört,
reichlich genoffen werben darf, tagtäglich mehr, wie denn auch
der andere häufig gehörte Vorwurf in Betreff des Zujammen-
lebens mit Perſonen der verfchiedenften Geſellſchaftsklaſſen ſchon
darum ganz unbegründet ift, weil in der Anftalt ever fein
eigenes Zimmer hat und auf dieſem fpeist, fi) aljo die ihm
tewa zufagende Geſellſchaft ganz nah Belieben zu mählen
in der Lage ift.
Die Zahl der in der orthopädiſchen Heilanftalt
des Hofratbs von Heine in Kanftatt Hülfe Suchenven
war, wie in früheren Jahren, fo auch im Jahre 1860 wieber
eine fehr große. Am 1. Januar 1860 war ein Präfenzitand
von 64 Patienten, 41 Ausländern und 23 Inländern vorhan⸗
den, nämlich 21 männl. und 43 weibl.: beziehungsweije wegen
Kücgratsverfrümmungen 33, Verkrümmungen der Extremi⸗
täten verfchiedener Art 31. Während des Jahres 1860 kamen hin
zu 68, 17 männlicdye und 51 weibliche; darunter waren 34 Aus⸗
länder und 34 Inländer. Die Hauptleiven beftanden in Rüde
24
gratsverfrümmungen (35) und Verkrümmungen von Extremitäten
(33). Ausgetreten find im Jahre 1860 57, davon geheilt 27,
gebefjert 28, ungeheilt 2. Die mittlere Kurdauer bei ven Er-
tremitätsverfrümmungen war 6—9 Monate, bei ven Rüdgrats-
verfrüämmungen je nad) dem Grad des Uebel und dem Alter
ver Patienten 1—1'/s Jahre. Erfahrungsgemäß wird die Kur-
tauer bei Contrafturen der Gliedmaſſen feit der Einführung des
fett dem Jahr 1838 in diefer Anftalt mehr als 2000 Male ange:
wandten Sehnenſchnitts wenigftens un !/stel der Zeit vernin-
dert. Das Alter der Patienten bewegte fi wie überhaupt, fo
auch im Jahre 1860, zwifchen dem 2. und 20. Lebensjahre.
In der Kranfenanftalt zu Hall wurden vom 1. Juli
1859—60 ärztlid) behandelt und verpflegt 241 Kranke, 138
männlidhe und 103 weiblihe. Innerlich wurden behandelt
164, chirurgiſch 77 zufammen 2215 Perpflegungstage, alfo 1
Kranker durchſchnittlich 9'/s Tage lang. Die größte Anzahl
der Kranken lieferte ver Monat April (20), die Kleinfte der
September (10). Bor den 241 in die Anftalt Aufgenommenen
wurden Alle geheilt entlaffen, mit Ausnahme eines Einzigen,
der am Nerwenfieber ftarb. Unter ven innerlich behandelten
Krankheiten Tamen folgende Formen vor: Gehirncongeftion 1,
Nervenfieber 3, gaftrifche Fieber 15, Lungenentzündungen 4,
Bruftfellentzündungen 8, Kehlfopfentzündungen 3, Satarrhe
und Katarrhfieber 18, bitiges Glievermeh 2, Muskelrheuma⸗
tismus und rheumatifche Fieber 20, Rothlauf und Rothlauf-
fieber 16, Hulsbräune 4, Magenſchmerz 7, Diarrhoe 7, Rubr
1, Kolik 5, Leberentzündungen 2, Gaſtricismen 19, chronischer
Lungenkatarrh 3, Rungentuberculoje 3, Bleichſucht 2, Gicht 1,
Blutfluß 1, Wurmkrankheit 2, Syphilis 4. Au Hautkrank—⸗
heiten famen vor: 2 Fälle von Flechten, 1 Grind, 10 Krätze
mit 51 Eurtagen, alſo 5'/ıo Zage auf 1 Kranken. Unter den
chirurgiſch behandelten Krankheiten kamen vor: Augenver⸗
legung 1, abgehauener Finger 1, Schnittwunden 3, Schlüffel-
beinbrud 1, Luration 1, Halblurationen 5, Quetfchungen 13,
Berbrennungen 3, Augenentzündungen 2, Knochenhautentzün⸗
dungen 2, Netzbruch 1, eingeflemmter Bruch 1, Fußgeſchwüre
4, Absceſſe aller Art 24, Nagelfluß 10, Froftbäulen 3. Die
Einnahnen der Anftalt beliefen fih für Rechnung des
25-
Grundſtockvermögens (einfhlieglih von 125 fl. Legaten
und 92 fl. außerorbentlihen Beiträgen) auf 300 fl., bie
für laufende Rechnung auf 1339 fl. (nämlich Beiträge von
Gewerbegehülfen und männlihen Dienftboten 704 fl. 54 kr.,
Beiträge weiblicher Dienftboten 450 fl., Beiträge von Lehr»
lingen 64 fl., ver Amtskörperſchaft 75 fl. zc.), zuſammen alfo
auf 1639 fl. 4 fr., vie Ausgaben tagegen für Rechnung bes
Grundftods (verzinslih ausgeliehen) auf 217 fl., und für
laufende Rechnung 1304 fl. 13 fr., nämlih für Aerzte und
Kaſſier 352 fl., für ordentliche Krankenpflege 100 fl., Verkö⸗
figung der Kranken 495 fl., Mebicamente 182 fl., Beleuchtung
15 fl., Mobiliar 50 fl., Wäſche und Reinigung u. |. w. 68 fl.
zuf. auf 1521 fl. 13 kr., fo daß fich ein Ueberſchuß oder Kaſſen—
vorrath von 117 fl. 51 fr. ergab. Im Jahr 1858—59 waren
es der Einnahmen für Grundftodsrehnung 1077 fl. 11 kr.,
1292 fl. 3 fr. für Laufendes, zufammen 2369 fl. 14 fr:, und
ber Ausgaben für Grundſtocksrechnung 1011 fl. 6 fr., für
laufende Rechnung 1330 fl. 58 kr., fo daß ein Kaffenvorrath von
27 fl. 10 fr. vorhanden war. Der damals ärztlich behandelten und
verpflegten waren e8 235 (116 männlichen und 119 weiblichen
Geſchlechts), darunter der innerlich behandelten 174, der chi⸗
rurgiſch verpflegten Perfonen 61 in zufammen 2440 Berpfle-
gungstagen oder 10,54 durdhfchnittlih auf einen Kranke. Die
größte Zahl hatte ver Monat Januar (31), die Eleinfte (12)
der September geliefert.
In der Heil- und Pflegeanftalt für [hwadfin-
nige Rinder zu Winterbach, melde den doppelten Zmed
hat, an Körper und Geift zurüdgebliebene und verlümmerte
Kinder in der Heilanftalt zu heilen und zu verpflegen, fowie
die für unheilbar erfannten ſchwachſinnigen Kinder in abgeſon⸗
dertem Lokal in der Bfleg- und Bewahranftalt zu unter«
weifen und zu erziehen, wurben feit ihrer Gründung im
Mai 1849 bis zum 1. Januar 1860 184 Rinder (103 Knaben
und 81 Mädchen) aufgenommen. Hievon farben 24 (an der
Ruhr 3, an der Lungenentzündung 2, am Krampfhuſten 1,
an Schwähe, Tuberkuloſis und Gehirnerweihung 13, am
Schlage und an epileptifhen Anfällen 5; ungeheilt traten
aus (als dem Blödſinn und der Krankſinnigkeit angehörig) 7,
26
als gebefjert, wenn gleich nicht zum Schulbefuch fähig, konnten
entlaffen werden 43 Kinder; als befähigt zum Eintritt in bie
Volksſchulen und andere Anftalten wurden entlaffen: 9 Taub⸗
flumme und 16 Hörende, zufammen 25 Rinder; confirmirt
fonnten werben 49, ſchon vor ihrem Eintritt waren confir-
mirt 3 Rinder. Ueberdieß hielten fih megen jtrophulöjer
Augenentzändung 3, übrigens ſchwachſinnige Kinder in der
Anftalt auf. Am 1. Januar 1860 waren daſelbſt 58 Kinder
anwefend, und im Laufe dieſes Jahres traten neu ein 13
Knaben und 8 Mädchen, zufammen 21 Kinder (worunter 8
Ausländer). Bon diefen gehörten zu der erften Klafje ver
Kinder, nämlich zu den rein ſchwachſinnigen, die ohne
oder mit nur geringer Beimiſchung von Krankfinnigfeit, im
Beſitze des PVernunftverftandes und der moralifchen Zuredh-
nungsfähigfeit find, wenn aud das Geifteslicht in geringerem
Grade, als bei geiftig gefunden Kindern vorhanden ift, 6 Kna⸗
ben und 5 Mädchen; zu der zweiten Klaſſe, d. h. zu ven
fog. Kranffinnigen, denen der Bernunftwille fehlt, wäh-
rend die niederen Erkenntnißfinne vorhanden und einer Ent—
widlung fähig find, als Gemüthsftumpfe, Alberne, Tobfüch-
tige, Aufgeregte, Närrifche 2c., 6 Knaben und 1 Mädchen; zu
der dritten Klafje oder zu den blödfinnigen Kindern, bei
welchen der Wille weder als Vernunftwille noch ale Willführ
fih manifeftirt, vielmehr nur ver blinde Trieb den Körper
regiert, alfo weder (wie bei den Schwadhfinnigen) Bildungs⸗
fähigkeit, noch (wie bei den ſogen. Krankfinnigen) menigftens
Entwicklungsfähigkeit, fondern einzig und allein Gewöhnungs:
fähigkeit möglich ift, 1 Knabe und 2 Mädchen. Der Gehör-
leivenden waren e8 3 (2 ſchwerhörige Knaben und 1 Mädchen),
der Spradleidenden aber 9, nämlich wegen Blödſinns ganz
ſprachlos 1 Knabe und 2 Mädchen, mit Ausficht auf Heilung
ſprachlos 1 14jähriger Knabe, fat ſprachlos aber ausbildungs-
fähig 3 Knaben, etwas ftodend 1 Mädchen und ftammelnd 1 Mäd⸗
hen. Ausgetreten find im Laufe des Jahres 1860: 12 Knaben
und 11 Mädchen (8 aus dem Ausland und 15 aus dem Inland),
von denen 2 franffinnige Yünglinge (nad) je ?/sjährigem Auf-
enthalt in der Anftalt) und 1 blöpfinniges Mädchen (nach 4=
jährigem Aufenthalt) ungeheilt und 3 Mädchen (nad) 9-, be»
27
ziehungsweife Sjährigem und 1jährigem Aufenthalt) gebeflert
entlafien, 4 aber (2 Knaben — nad) 6-, beziehungsweije 2- jäh⸗
rigem Aufenthalte — und 2 Mädchen — ebenfalls nach 6⸗ bezie-
hungsweife 2jährigem Aufenthalte —) der Schule übergeben
und 13, nämlich 8 Knaben nad 2—Gjührigem Aufenthalt und
5 Mädchen nah 3—4jührigem Aufenthalt confirmirt werden
fonnten. Die Anftalt genießt eine jährliche Stuatsunterftügung
von 1500 fl. und eine weitere Unterftügung vom Centralwohl-
thätigfeitSverein mit 150 fl. und erhält weiter jührlich je
25 fl. von den Amtölorporationen zu Schorndorf (feit 1851),
Münfingen (feit 1858) und Badnang (feit 1860). Die Pris
vatwohlthätigkeitäbeiträge beliefen fih im Rechnungsjahr 1859
bis 60 auf 2217 fl. 7 kr. neben 223 fl. 19 fr. an Naturalien,
Das Koſtgeld für notorifch Arme ift auf 40--50 fl. feſtgeſetzt,
während die Ausgaben für 1 Kind fi) pro 185960 auf
127 fl. 12 ir. beliefen; vermögliche Eltern bezahlten 150 bis
300 fl, Leute aus dem Mittelftante 50 bis 150 fl. Durch—
Ihnittlih betrug das Koftgeld pro 1859-60 85 fl. 12 kr.
In der unter der Leitung des Dr. Landerer ſtehenden
Irrenanftalt zu Göppingen fanden in Laufe des Jahres
1860 27 männlidhe und 26 weiblihe, zufammen 53 Privat»
pfleglinge Aufnahme, und an Soldyen, weldhe der Anftalt in
Ermanglung an dem erforberlihen Raume in den Staats⸗
Irrenhäufern von Seiten der K. Regierung anvertraut wur⸗
den, 80 männliche und 47 weiblide, zufammen 127, fo daß
die Gefammtzahl aller Pfleglinge fi auf 180 Perſonen belief.
In Rudwigsburg befteht feit einigen Jahren, abgelegen
von den lebhafteren Verkehreftraßen, ein fir 15—18 Kranke
eingerichtetes kleines Aſyl für weibliche Geiftesfrante,
in welchem feit feinem 4jährigen Beftand bereits 32 Perfonen
forgfältige Pflege fanden. Der Borftand der Anftalt ift Dr.
Werner, Hausvater ver Wundarzt Krauß. Don den 32
Kranken wurden 6 genefen, 11 gebeflert und 5 ungeheilt ent-
lajjen. Eine verjelben ftarb nnd 9 blieben in Behandlung.
Was tie Hauptbäder des Landes anbelangt, fo war
die Frequenz derfelben in dem abgelaufenen Jahre faft überall
größer, als in den vergangenen Jahren.
28
Im Wildbad flieg die Zahl der Kurgäfte, welche in
dieſem bejonters feit dem mehrmaligen Aufenthalt der Kaiferin
Mutter von Rußland auch von Ausländern immer mehr be-
ſuchten Badort Heilung für ihre Leiden ſuchten (die Durch⸗
reifenden ungerechnet), auf 3149 Berfonen, welche nicht we
niger als 70,033 Bäder nahmen, mährend e8 im Jahr 1850
deren blos 2336 mit 53,187 Bädern und 1830 fogar nur 470
mit 12,000 Bädern waren. Taft alle civilifirten Länder der
Melt lieferten heuer wieder ihr Kontingent.
In dem Stuttgarter Mineralbad in Berg wurden
heuer 65,700 Bäder abgegeben, nämlid) 47,487 Talte Bäder,
17,589 warme, 284 Dampfbäder, 300 Kiefernabelbäder und
40 Eiſenſchlammbäder.
In Eanftatt betrug die Zahl der Kurgäfte mit Ein-
ſchluß der Befucher des Leutze'ſchen Babes auf der Inſel
1394 nebft 1554 Baflanten.
In Mergentheim zählte man 420 Badgäſte, denen
4600 Bäder abgegeben wurden (im Jahr 1852 200 Säfte mit
4500 Bädern, 1853 420 Gäfte mit 5400 Bädern, 1854 240
Säfte mit 4180 Bädern, 1855 290 mit 4500 Bädern, 1856
300 mit 3400 Bädern, 1857 400 mit 5000 Bädern, 1858
410 mit 3800 Bädern und 1859 390 mit 4000 Bädern).
Zu Niedernau wurden an ber Carlsquelle für 30 Kur-
gäjte täglich ca. 40—50 Flaſchen Mineralmafler abgegeben und
daneben im Ganzen ca. 150,000 Flaſchen nach Auswärts ver-
fendet, und an den anderen Heilquellen für 418 Kurgäfte 1678
Kiefernadelbäder und 1780 Mineralbäder abgegeben und da⸗
neben ca. 26,000 Flaſchen Mineralwaljer verjenvet.
In Sebaftiansweiler befanden fih heuer 64 Kur⸗
gäfte, denen 1125 Bäder abgegeben wurden,
In Teinach fanden fi 335 Kurgäfte ein, nämlich 216
Mineral- und 119 Kaltwaflergäfte. Unter Erfteren waren
195 Württemberger (74 Stuttgarter) und 21 Ausländer (8
Bavenfer, 2 Bayern, 2 Preußen, 5 Schweizer, 1 Holländer
und 3 Nordamerifaner), und 52 Männer und 164 Weiber ;
unter den Kaltwaffergäften 97 MWürttemberger (26 Stuttgar-
ter) und 22 Ausländer (12 aus Baden, 2 au Bayern, 4 aus
Frankfurt, 1 aus Kurheſſen, 2 aus Holftein, 1 aus Oftindien),
29
ferner 76 Männer und 43 Weiber. Der erfte Kaltwaflergaft
traf am 3. April, der erfte Mineralgaft am 23. Mai ein; vie
legten Mineralgäfte reisten am 24. September, die lebten
FKaltwafjergäfte am 2. November ab. Im Ganzen wurden
2213 Mineralbäder, worunter 211 Douchebäder, und 205
Armenbäder abgegeben. An Mineralwaſſer wurden verjendet
17,455 Rrüge. Im Jahr 1840 zählte man in Teinach 210,
1845 ca. 220, 1850 ca. 248 und 1855 200 Rurgäfte. (Der
als Anhang von Teinach zu betrachtende Kurort Zavelftein,
ber theils wegen Genufje8 der guten Bergluft, theil® zum
Behufe der Molkenkur und theilweife auch zum ©ebraud)
einer Mineralwaſſerkur in Teinach beſucht wird und wo bie
Zahl ver Säfte ſchon darum fehr veränderlich ift, zählt heuer
25 Gäſte.)
Die Zahl der Kurgäfte in der damit verbundenen Kalt-
wafferheilanftalt des Dr. Zipperle in Teinach nahm
feit ven Jahr 1854 ftetig zu und betrug im Jahre 1860 128
(86 männliche und 42 weibliche) beziehungsweife 98 Inländer
und 30 Ausländer. Unter ven Legteren waren 7 aus Baden,
6 aus Preußen, 4 au8 Bayern, 4 aus Indien, 3 aus Chur
heſſen und je 4 aus Frankreich, Holland und Schleswig.
In Liebenzell betrug die Zahl ver Kurgäfte im unteren
Bad 225 und im oberen 4, zufammen alfo 229 (gegen 200
im Jahr 1850, 243 im Yahr 1855 und 244 im Jahr 1859),
die übrigens zur Hälfte bloße Paffanten find. Unter dieſen Gä⸗
ften befanden ſich SO männliche und 149 weibliche; die meiften
derjelben famen aus Stuttgart, dod) waren auch Ausländer
darunter, 3. B. 2 Sachſen, 3 Bayern und 2 Babdenfer.
Die Zahl der Kurgäfte im Bad Dizenbad) belief ſich
im Sahre 1860 auf 130 Berjonen, die Zahl der abgegebenen
Bäder auf 615. Danchen wurden 150,400 Krüge Mineral-
waſſer verfenvet. Der Kurort war in diefem Jahr meift von
Inländern befucht; doch waren aud) Pirgäſte aus Baden,
Bayern, Frankreich, Holſtein, der Schweiz und namentlich
mehrere aus Jeruſalem und Indien hier anweſend.
Im Bad Boll betrug die Zahl der Kurgäſte im Jahre
1860 226, nämlich im Juni 142, Juli 171, Auguſt 116 und
im September 96.
30
Erwähnung verdient hier fchließlich noch der am 12. Yuni
zu Herrenalb im dem feltenen Alter von 1012/4 Yahren erfolgte
Tod des weithin bekannten Johann Ulrich ER, ver gebürtig
aus Gabelshaufen, Kanton Thurgau, feit feinem 6. Jahre in
Württemberg, und zwar zuerft in Stuttgart, dann in Lud⸗
wigsburg und envlich feit dem J. 1768 in Herrenalb wohnte.
Er war zwei Male, das letzte Mal 48 Fahre lang verbeira-
thet und begleitete im J. 1854 fein einziges Kind, eine Tochter, die
im Alter von 64 Jahren ftarb, zum Grabe. Im Jahr 1844 Tonnte
er, obwohl bereits 84 Jahre alt, noch jelbft zu Fuß feinen Tauf-
fein in der Schweiz holen, und ſogar vor 2 Jahren, als er nahezu
100 Jahre alt war, noch die Senfe führen. In der lebten Zeit
wurde er an feinem Geburtstage ſtets von vielen Seiten, nament-
lich auch von Seiten Seiner Majeftät des Königs mit reichen Ga-
ben erfreut; auch konnte er im vor. Jahr mit voller Wahrheit ven
feltenen Ausſpruch thun, daß er in feinem ganzen Leben nur Ein-
mal, nämlich im 80. Jahre, „ein bisle“ Trank geweien jey. Er
verichied janft und von ben Seinigen faft unbemerkt nach kurzem,
leichtem Unwohlſeyn und wurde faft von feiner ganzen Gemeinde
auf den Kirchhof geleitet, wo fein Staub nun beim Staube von drei
Generationen ruht, die er an fich vorübergehen fah.
Naturerfheinungen.
Am 4. Januar erſchien zu Ravensburg ein vorüberzie-
hendes Gewitter mit einigen ftarfen Donnerfchligen und ftar-
lem Regen; e8 z0g über Oberefhah und Weißenau weg.
Am dten, Nachmittags 1 Uhr, hörte man im Illerthal
Donner und es folgte Regen und leichter Schneefall darauf.
Am 6. Januar trat der Nedar mit frühem Morgen in
Folge der herrſchelden Regengüſſe und Schneeabgang bei
Plodingen und Ganftatt über die Ufer. Am 7. Nachmittags
begann der Fluß wieder zu fallen. Die milde Witterung
Iodte Frühlingsblüthen in den Gärten hervor. Durd tie
Regengüffe wurden bie da und dort zahlreichen Feldmäuſe des
cimirt und die Winterfaaten gefördert.
31
Am 19. Januar 4°/ Uhr Morgens wurde zu Markgrö-
ningen ein hellleuchtendes Meteor, von Oſten nah Weften
ziehend, beobachtet, das „wie ein breiter Feuergürtel“ er⸗
ſchienen ſey und gleich einer Rakete helle Lichtfunken gewor⸗
fen habe.
Am 27. Februar erſchien in dem Thalkeſſel von Alpirs-
bach ein ſchnell einbrechender gewaltiger Wirbelfturm, ver
Dädyer, Venfter und Läden zerftörte, zwei Gebäude einriß,
die größten Tannen entwurzelte, Grabfteine umwarf und ſon—
ftige Berheerungen anrichtete. — Auf dem Bodenſee wüthete
am gleihen Tage ein orfanähnlidher Sturm aus Süden und
Südweſten, der ſich von der Tiefe der Schmeiz (wo er Dächer
abvecte, Bäume umftürzte und Laminen erzeugte) bis nad
Norddeutſchland erftredte, wo er am 27. in der Nacht und
am 28. (zu London am 28. und 29.) wüthete. Es folgten
Regengüſſe und anhaltend ftürmifches Wetter bis zum 29. und
fpäter große Schneefälle.
Der Nedar trat am 28. Februar bei Plochingen mieber-
bolt aus und überfluthete die Straße nach Kirchheim.
Bon Marlgröningen wurde eine im Laufe Februars
unter dem Federvieh herrichende ſonderbare Seudye berichtet,
welche 300 Hühner und 200 Gänfe jählings ohne vorherge-
hende Krankheitserfcheinungen hinweggerafft habe; Hühner und
Gänſe haben fidy neben ihren friſch gelegten Eiern tobt nie=
vergelegt, ein Hahn ſey gleich nad kräftigem Krähen tobt
niebergefallen, das Fleiſch der todten Thiere fey in Kurzem
Ihwarz geworden. Eine ähnlihe Seudhe wurde unter dent
25. März und 4. April aud aus andern Orten des Ludwigs⸗
burger und ver benadhbarten Bezirke berichtet, durch welche
ganze Ställe von Hühnern, Gänſen und Enten in wenigen
Stunden ausftarben.
Bom 25. März wurde die erfte Gewittererſcheinung mit
Blig und Donner aus Mergentheim berichtet.
Am 27. März wiederholtes Austreien des Nedars zu
Sanftatt durch Thaumwetter und Regen. Am 31. Ueberfchwens
mung der Schmied zu Ebingen, auch anderer Flüſſe im Rande.
Bom 2. April wurde von Plochingen ein fehnell gelöfchter
Waldbrand (im fogenannten Mönchswald) berichtet; zugleich feit
32
acht Tagen ein hoher Waflerftand mit wiererhelter Ueber⸗
ſchwemmung der Straße nad) Nürtingen, der vierten in dieſem
Jahr. i
In der Naht vom 2. auf ven 3. April tobte ein flarfer
Sturn, der die Trinkhalle bei der Infelquelle zu Berg bei
Stuttgart einriß. In der folgenden Naht wurde das Blech—
dach der Gasfabrik zu Eanftatt vom Sturm aufgerollt und in
ziemliche Entfernung fortgeführt.
Am 9. April wurde ein weitverbreitetes prachtvolles Nord⸗
licht auch in Württemberg gejehen.
Am 2. Mai Nachmittags bis ſpät in die Nacht hauste
ein heftiges Gewitter in ganz Oberſchwaben mit heftigen
Entladungen, Sturm, Hagel und ſtarken Regengüſſen; die
Felder wurden unter Waſſer geſetzt, Straßen und Wege zer-
rifjen, Obftbäume und ber blühende Reps ſtark befchädigt ;
ein Wirbelfturm hauste zerftürend in den Wäldern. Die
Berheerungen reichten von Wangen bis Markdorf und vom
Bopdenfee bis Waldſee. Die Aach, Schufjen, der Lipbach, Kohl⸗
bad) 2c. traten aus und nahmen Brüden und Stege fort. Zwei
unſchädliche Bligichläge erfolgten in Ettenfird. Strichweiſe
fiel fußhoher Hagel niit Verheerungen an Ziegeln und Fenftern.
Am 12. Mai 7 Uhr Abends heftiges Gewitter zu Can⸗
ftatt mit Blitzſchlag auf den mit eifernen Klammern verfehenen
Giebel eines Hauſes in der Seelbergvorftadt; von da brang
der Blig in den Dachraum, wo er leere Fäſſer auf die Seite
warf, zertrünmerte einen Laden, riß Löcher in die Wände, bie
Dede und Lamperien einer Wohnftube im zweiten Stod und
ebenfo im erften Stod, warf im Stall eine Kuh nieder, tödtete
in einem andern eine von zwei Ziegen und riß GSteinftüde
aus der Wund, Bon ven 14 Bewohnern wurde Niemand
getroffen.
Am 16. Mai zu Heilbronn die erfte Rebenblüthe an
‚einer Kammerz. Am gleihen Tage Blisfchlag auf ein Haus
zu Kleiningersheim, das abbrannte.
| Bom 19. Mai, Abends 10 Uhr an, zu Hochberg, Ober.
Amts Waiblingen, ſtarkes Gewitter mit Wolfenbrud, bie
Ställe wurden halb mannshoch mit Waffer gefüllt und großer
Schaden auf den Feldern angerichtet,
33
Am 27, Mai Nachmittags Bligfchlag zu Singen, O.⸗A.
Geißlingen; 3 Häufer wurden durch den Brand bejchädigt.
Am gleihen Tage orlanartiger Sturm zu Ludwigsburg, der
mehrere große Bäume zerbrach. (Der Sturm hauste in den
Rheingegenden, am Niederrhein, in Holland, in England und
Frankreich noch bis zum 29.)
Am 29. Mai Morgens noch Schneefall auf ver Alb. Zu
Stuttgart blos + 3,5°.R%, Auf ven Bodenfee Föhnfturn.
- Am 2. Juni Abends 6 Uhr ein orfanartiger Wirbelwind
in den Bezirten Marbach, Badnang, Gaildorf und Hall bis
in den Mainhardter Wald, von Südweſten nad Norpoften,
weldyer Dächer abdeckte, Kantine umriß und über benachbarte
Häufer warf, zu Rietenau und Oppenweiler in einem Strich
von 300° Breite Alles niederwarf, eine Scheune ganz abtrng,
Riegelwände eindrückte und eine Menge Obftbäume entwurzelte,
wobei Alles im Strih der Strömung nad Einer Richtung
gelegt wurde, während rechts und links außerhalb des Strich
feine Zerftdrung zu bemerken war. Die Dauer. war faum 5
Minuten. Es folgte ein woltenbrudartiger Regen mit Ge»
witter. Biele Sruchtfelder wurden niedergelegt.
Am 3. Juni 5'/ Uhr Abends Hagelfturn am Bodenſee,
der füpöftlih ber aus der Schweiz kam und fid) über bie
Ortſchaften Gohren, Thunau, Krefbronn, Ketterfcyen, Hemig-
tofen, Poppis, Kümmertsweiler im Oberamt Tettnang ver-
breitete; Hagel und Sturm zerftörte viele Yenfter, Bäume
wurden entwurzelt und der fehr dichte, jedoch nur erbfengroße
Hagel brachte empfindlichen Schaden in Feldern und Wein-
und Obſteulturen, befonders in den Markungen am Seeufer.
Langenargen, Betznau und Oattnau ꝛc. wurden nıinder ftarf
berührt (bei Lindau großer Hagelſchaden). Die ftärkfte Ent-
ladung gieng in ber Richtung nad) Bayern. Zu Seemoos
Blitzſchlag, ohne zu zünden. Auf der Telegraphenlinie von
drieprihshafen nach Mörsburg wurde eine Anzahl Zelegra-
phenftangen vom Blitz zerjchmettert und gleichzeitig an. den
4 Apparaten zu Friedrichshafen vie Bligprähte abgeſchmolzen.
Anı 4, Juni Blitzſchlag auf eine alte Buche bei Stamm-
beim, welche zerichmettert wurde. Am gleichen Zage Abends
zu Ehingen ſtarkes Gewitter von Noroweften mit ſtündigen
Wurtt. Jahrb 1860. 18 Heft.
34
Hagel, der Gartengewächſe, Obftbiume und Reps ſtark be⸗
ſchädigte.
Am 13. Juni 8—9 Uhr Abends zu Dußlingen Gewitter
mit Blisjchlag auf ein Haus; drei Kinder wurben in bem-
felben getroffen, wovon das eine getödtet wurbe, bie zwei
andern wurden gerettet.
Am 16. Juni Nahmittags anhaltendes Gewitter im Be-
zirk Lentlird) mit Hagelſchaden von Dürren bis Gebraghofen.
Zu Herlaghofen wurde eine Frau in einem Hans, in bem fie
an einer Wand faß, vom Blitz erfchlagen; außerhalb derjelben
Wand wurden 3 Hühner getübtet. Ein Knabe, der auf der-
felben Bank faß, wurde betäubt in das Zimmer gejchleubert
und erhielt etliche Brandmale, die andern Perſonen blieben
verichont.
Am 26. Juni 6—7 Uhr Abends im Dberamtsbezirt
Stuttgart ein Gewitter mit Wirbelfturm ven 10 Minnten
Dauer; viele Objtbäume wurden entwurzelt, an Ziegeln, Ka-
minen, Benftern Verheerungen angerichtet, Heuwägen umge-
worfen, Dinkel- und Gerftenfelder niebergelegt und Obftbäume
beſchädigt.
In der Nacht, vom 27. 28. guni von 1'/e bis 7 Uhr
Morgens Gewitter zu Frievrihshafen mit. zündendem Blit-
fhlag in das Pfarrhaus zu Berg, zu Reute Oberamts Ra-
vensburg in ein Bauernhaus, das abbrannte; (Blitfchläge
auch in der vordern Schweiz und bei Eonftanz.) — In der-
ſelben Nacht Schwere Gewitter im Bezirk Biberach mit mehr-
fachen Blitichlägen in Gebäude, Bäume und den Erdboden;
zu Königshofen in einen Plitableiter; ebenfo Gewitter im
Bezirk Münfingen mit unſchädlichem Blitzſchlag auf ein Haus
zu Auingen.
Am 25. Juni Anfang ber allgemeinen Rebenblüthe zu
Stuttgart. -
In der Nacht vom 6.—7. Juli erfror eine junge Fichten⸗
anlage in den Waldungen bei Aalen, ebenſo Gartengewächſe.
Zu Langenau, Bezirks Ulm, erfroren gleichfalls Gartenge-
wächſe. Auf den Murrhardter Bergen wurde am 7. Mer:
gens beim Mähen der Wiefen Eis auf Waſſerlachen ange-
troffen; dafjelbe wurde von Crailsheim berichtet. Am 8. Iuli
35
Morgens wurden zu St. Yohann, Nürtingen, Obnaftetten
Kartoffeln, Bohnen und andere Gartengewächſe erfroren an
getroffen.
Bon Balingen wurde unter dem 11. Juli Maikäfer-
ſchaden an ven Kernobſtbäumen und eine (ziemlich verbreitete)
Krankheit der Kirichenbäume berichtet.
Am 17. Juli 1 Uhr Nachmittags Gewitter mit Hagel zu
Tübingen, die Hopfenfelder und die Weinberghalden im Nedar-
thal, die Obſtbäume und die Fruchtfelder wurden ſtark beichä-
tigt. Gleichzeitig Gewitter mit Hagelſchaden im Bezirk Her-
renberg, bejonvers auf der Markung Nebringen.
Am 18, Yuli Nachmittags entjtanden an vielen Orten
in Württemberg Gewitter während oder unmittelbar nad) der
Eonnenfinfternif: im Bezirk Biberad) nad) ftarfem Morgen
nebel und großer Tageshige, mit Wolkenbruch und Ueberſchwem⸗
mung zu Mittelbiberady; zu Friedingen bei Nierlingen mit
Blisihlag fpät in der Naht in eine große Scheune, die ab»
brannte und worin 2 Kühe und ein Kalb vom Blitz erfchlagen
wurden; zu Rofenfeld mit zündendem Blitzſchlag vor 10 Uhr
Abents in den Kichthurm; zu Rottenburg mit Blitzſchlag
10%/2 Uhr Nachts auf einen alten Wartthurn in der Stadt-
mauer, der Dachſtuhl wurde zertrümmert und 3 Perfonen ver-
legt, der Strahl ging von dem Thurm am Glockendrahtzug
auf ein Nachbarhaus und zerfplitterte Fenſter und andere
Gegenftände; zu Illingen, Pinadye, Lomersheim, Wiernshein,
Bezirks Maulbronn, mit Hagelſchlag, ver die Saatfelder
und Obſtbäume ftark befhädigte; zu Dürrmenz-Mühlader mit
Blisichlag auf das Poftgebäuve, welches abbrannte; um 2'/s
Uhr zu Freudenthal, Erligheim, Hofen, Bezirks Befigheim,
mit Sturm und verwüftenden "/ıftündigem Hagelfchlag von
der Größe ver Hühnereyer, welcher Felder, Obftbäume und
Weinberge faſt ganz zerftörte, wie folde Berheerung feit 1812
nicht mehr vorgekommen.
Aug dem Bezirk Biberach wurde unter den 29. Juli feit
einiger Zeit unter den Schweinen herrſchender Milzbrand be—
richtet.
Am 1. Auguft wurden zu Stuttgart vie erſten weichen
und gefärbten Weintrauben bemerft.
3 “
36
Dom 4. Auguft wurde ungewöhnliches Austreten bes
Federſee's über feine jegigen Ufer in Folge ver Regengüſſe
berichtet.
Am 15. Auguft wurden zu Stuttgart die erften reifen
MWeintrauben verkauft.
Am 15. Auguft Abends Gewitter auf den Fildern, Ober
amtsbezirks Stuttgart, mit Hagelfchlag zu Neuhaufen, Siel-
mingen, Plieningen, Scharnhaufen, Bonlanden, Nellingen; der
größte Theil der Fruchternte war bereitd eingeheimät.
Am 16. Auguft auf dem Bodenſee heftiger Föhnfturm
bei kühler Temperatur. Am gleichen Tag Abends zu Kotten-
burg Bligfchlag auf ein Haus in der Marktgaffe, das Feuer
war bald gelöfcht; 7 Uhr Abends Gewitter im Bezirk Freu—⸗
denſtadt mit Blisichlag zu Glatten in das Kronenwirthshaus,
das abbrannte; durch venjelben Blik wurde ein Knecht aus
feinem Bett gejchleudert und ein anderer Menſch vor dem
Haus zu Boden geworfen, ohne weiteren Schaden.
Am 27. Auguft 6 Uhr Abends Gewitter von Südweſten
zu Stuttgart mit einem einzigen Blite und Donnerſchlage,
der fih auf ein Haus in der Holzſtraße in. Geftalt einer
Feuermaſſe entlud, Dachziegel zerbrah und im erften Stod
ein Yenfter eindrüdte.
In der Naht vom 27.—28. Auguft fortwährend ftarkes
Metterleuchten zu Spaidhingen; am 28. 5 Uhr Morgens ein
ftarfes Gewitter mit Bligihlag zu Balgheim in ein Haus mit
Scheuer; das Teuer wurde bald gelöſcht.
Am 31. Auguft zu Dehringen ein ftarke8 Hagelwetter
von Südmeften, das an Scheiben und auf einem Theil der
Markung und in umliegenden Orten Schaden anridhtete..
Daffelbe richtete in der Richtung gegen Wimpfen hin bedeu⸗
tenden Schaden durch Hagel und MUeberfhwenmung an.
(Gleichzeitig großer Hagelichaden im nördlichen Baden.)
In der Nacht des 2. September kurzes Austreten bes
Nedars zu Tübingen; e8 wurde viel Dehmo weggefchwenmt.
Am 2. und 3. Austreten des Nedars bei Kanftatt in Folge
Zoſtündigen Regens.
Unter dem 2. September wurde aus dem Murrthal eine
bösartige Seuche unter den Schweinen berichtet.
37
Bom 6. Septbr. aus Friebrihshafen ungewöhnlich hoher
Stand des See’s, in Folge der heftigen Regengüſſe feit län»
gerer Zeit, berichtet; vom Buſſen 48ftündige Ueberſchwemmung
der oberen Donau, (Große Ueberfchwemmungen in der
Schweiz.)
Am 11. September heftiger Nordſturm in Oberfchwaben
und darauf ſchöne Witterung.
Bom 12. September zweimaliges Austreten des Nedars
zu Tübingen binnen 8 Tagen berichtet, führte viel Oehmd
weg. Ebenfo zu Eanftatt.
Anı 14. September 2—3 Uhr Mittags heftiges Gewitter
mit viermal wiederholtem Hagel zu Heidenheim, Schaden an
Obſt, Halm- und. Gartengewächſen. Bon 5—7 Uhr Abends
Gewitter auf der Alp mit Hagelſchaden zu Oppingen, Schas
renftetten, Radelſtetten und weiter öftlich bin in den Bezirken
Geißlingen und Blaubeuren.
In der Nacht vom 24.—25. September gewaltiger Föhn⸗
fturm auf dem Bodenſee mit Verheerungen der Billen und
Güter am Geſtade durch die Brandung; viel Holz vom Ufer
weggeführt.
Am 5. Oftober Morgens Reif und Erfrieren der Gar:
tengewächfe auf der rauhen Alp.
Aus Freudenſtadt vom 8. Oktober ungewöhnlich frühe
Laichzeit der Forellen berichtet.
Am 9. Oftober Nachmittags zu Göppingen Gewitter bei
empfindliher Kälte; auf ver Alp fiel Schnee, ebenfo im
Schwarzwald. Zu Ulm Gewitter mit Hageljchaner. Zu Ebin-
gen, dem Heuberg, Rottweil, Heidenheim u. a. O. Schnee-
fall. Gewitter mit Blisfchlag zu Belſenberg, Oberamt Kün⸗
zelsau, in den Kirchthurm, der Dachſtuhl und das Gebälte
wurde theilweife zerftört und im Schiff ver Kirche ſtarke Be⸗
ſchädigungen angerichtet.
Am 12. Dftober Vormittags zu Stuttgart ber erfte Schnee.
Bom 16. Oktober aus Leonberg ftarfer Schaden durch
die Feldmäuſe berichtet. Ende Oktobers ebenfo von den Fildern.
Bom 17. Dftober aus Herrenberg von einem ſchön blü«
henden jungen Apfelbaum berichtet. Im November bie gleiche
Erſcheinung bei Stuttgart auf dem Hafenberge.
38
Am 25. Oftober zu Stuttgart, Heilbronn, Ravensburg
u. an a. D. Unfang der Weinlefe, am 27. zu Reutlingen.
Zu Anfang November große Züge Schneegänfe nad
Süden ziehbend in Oberfhwaben beobadtet. Am 10. Rovbr.
wurde ein gleicher Zug von Nordoften ziehend zu Stuttgart
geſehen.
Vom 17.—19. November ein heftiger Sturm im Schwarz»
wald mit großen Verheerungen in den Hochwäldern und Froit
im Gefolge. Zu Stuttgart am 17. Abends nad) einen lauen
Gewitterregen ein vollftändiger Regenbogen.
Am 20. Novenber vom Mainhardter Wald fußtiefer
Schnee, von Horb am 21. — 12° Kälte berichtet. Dagegen
aus Friedrichshafen vom 30. feit 5 Tagen heftige Yöhnftürne
mit Schnee in ver Schweiz und milde Temperatur in ber
Seegegend berichtet.
In der erften Hälfte Dezembers Regengüffe, um Mitte
des Monats Froft und Schnee und um Weihnachten tiefer
Winter mit großen Schneefällen.
Am 25. Dezember Austreten des Nedars oberhalb Berg
in Folge Feſtſetzens des Treibeiſes bei Berg.
Am 31. Dezember Ueberſchwemmung des Nedars bei Plo⸗
hingen in Folge des feit mehreren Tagen anhaltenden Res
gend; die Straße nad) Nürtingen gehemmt.
Bauten.
Zur Unterſtützung von Gemeinden bei ter ihnen oblie⸗
genden Beftreitung des Aufwandes für Kirchen-, Pfarr—
und Schulhbaus-Bauten wurden im Etatsjahre 1859—60
aus Stuatsmitteln folgende Beiträge verwilligt:
A. Zu Kirchen- und Pfarrhbaus- Bauten den Ges
meinden Adelmannsfelvden, DA. Aalen, 400 fl.; Altringen,
DA. Herrenberg, 500 fl.; Pfiingen, O.A. Mergentheim,
900 fl.; Kleinheppad, DA. Waiblingen, 100 fl.; der Filial-
gemeinde Grailshaufen, O.A. Gerabronn, 130 fl.; der Ge—⸗
meinde Sulz 500 fl.; Holzheim, DA. Göppingen, 400 fl. ;
der Eatholiihen Gemeinde in Pommertsweiler, O.A. Aalen,
300 fl.; Oberjefingen, O.A. Herrenberg, 2000 fl.; Ulm (zur
89
Münfterreftauratien) 6000fl.; Belfen, D.A. Rottenburg, 400 fl ;
Möhringen, DA. Stuttgart, 2000 fl.; Sternenfeld, DA.
Maulbronn, 60 fl.; der evang. Gemeinde in Wangen 200 fl.,
der Gemeinde Bothnang, DA. Stuttgart, 120 fl,; Oberndorf,
DA. Herrenberg, 80 fl.; der israelitiihen Gemeinde Michels
bach an der Lücke, O.A. Gerabrenn, zu einem Synagogen⸗
und Schulbausbaumefen 150 fl.
B. Zu Schulhausbaufoften den Gemeinden Gran-
heim, DA. Ehingen, 220 fl.; Herbtsfeloshaufen, O.A. Ne⸗
resheim, 200 fl.; Wilhelmsporf, D.A. Ravensburg, 300 fl;
Gſchwend, D.A. Gaildorf, 1000 fl.; Thailfingen, O.A. Ba⸗
lingen, 225. fl.; Vorhof, DA. Weinsberg, 300 fl.; Ochſen⸗
berg, D.U. Heidenheim, 160 fl.; Rechberghaufen, O. A. Göp⸗
pingen, 800 fl.; Neulautern, DA. Weinsberg, 150 fl.; Itzel⸗
berg, D.U. Heidenheim, 450 fl.; Rottum, O.A. Biberady,
400 fl.; Avelmannsfelden, O.A. Aalen, 650 fl.; Bärenthal,
"DA. Maulbronn, 1000 fl.; Ellhofen, O.A. Weinsberg, 900 fl.;
Großhirſchbach, DO.U. Debringen, 250 fl.; Unterheimbach, O. A.
Weinsberg, 400 fl.; Bußmannshaufen, D.A. Laupheim, 150 fl;
Dberenzthal, DA. Nagold, 1100 fl.; Oberkochen, O.A. Yalen,
850 fl. Die Oefammtfumme dieſer Verwilligungen - belauft
fih auf 23,745 fl.
Am 22. Oktober fand die Einweihung ber in dem pari-
tätiichen Orte Altingen neuerbauten evangeliichen Kirche, zu
welcher am 25. April 1859 der Grundftein gelegt worden war,
ftatt. Die Evangeliſchen dieſer Gemeinde waren bisher nad
Kayh eingepfarrt, weil bie Ortskirche Eigenthum der Katho⸗
lifen war. Nun wurde aber mit einem Aufwand von 14,000 fl.,
weldhe — infoweit nicht die Staats- und Privatbeiträge reich-
ten — von der Gemeinde beftritten werben mußten, eine
neue Kirche am Bicinalweg nad Reuften nahe an ben Tathor
liſchen Pfarrhauſe unter ver Leitung des Oberbauraths Leins zu
Stuttgart in gothifhen Style erbaut. Sie macht durch ihren
maffiven Bau, ven hervortretenden Thurm mit ftaffelartiger
Bekrönung und im Innern durch die freundlichen Farben⸗
töne , die an ſämmtlichen Yenftern der fchönen Kirche ein»
gefügten Glasmalereien, die reihe Vergoldung an Kanzel und
Altar, die gewölbartige Dede und die gothifche Verzierung an
40
den Kirchſtühlen und ver Brüflung ver. Empore einen äußerſt
angenehmen Eindruck. Beſondere Erwähnung: verdient noch
die werthuolle Bekleidung der heiligen Stätte, deren Anſchaf⸗
fimg aus dem Ertrag einer in Herrenberg veranftalteten Lot⸗
terie ermöglicht wurde, das von dem Verein für chriftliche
Kunft geftiftete Altarkruzifix und der ſchön gearbeitete Abend⸗
mahlskelch, welchen Privaten geſtiftet hatten.
Am Dreieinigkeitsfeſt wurde die neue Kirche in Veihin—
gen a. d. Fildern unter zahlreicher Betheiligung des Publi-
kums feierlich eingeweiht. In gothiſchem Style aus einem in
der. Nähe gewonnenen groblörnigen Keuperfanpftein von Ober
baurath Leins ausgeführt, jchließt fi die 110° lange und mit
einem 80° langen Querſchiff verſehene Kirche an ben alten
ftehen gebliebenen Thurm an. An den Buufoften trug ver
Spital Eflingen als Rechtsnachfolger der Pfalzgrafen zu Tü-
Bingen (von weldhen das Dorf Vaibingen mit verfchietenen
AZugehörungen im Wege des Kaufs anno 1297 an Eßlingen
übergegangen war) 24,000 fl. und die Gemeinde, einſchließlich
eines Beitrags von Kaltenthal, 30,000 fl.
Am 24. September wurde zu Bühlerthbann ver Grund:
ftein zu dem Neubau einer Tatholifchen Kirche gelegt, da das
bisherige Gotteshaus für die gedachte Gemeinde. und nament«
ih für die zahlreihen dorthin allmählig eingepfarrten, in vier
Dberämtern zerftreut lebenden Barochianen den erforderlichen
Raum nit mehr. barbot. Der feierliche Akt fand unter zahle
reiher Betheiligung des Publitums flatt; befonders verdient
als ein erfreuliches Zeichen ber Zeit hervorgehoben zu werben,
daß ſich bei der Feierlichkeit auch zahlreiche Proteftanten ein:
fanden.
In Eflingen wurde im Taufe des Monats. Anguſt die
im Jahr 1268 vollendete, ſpäter aber in Verfall gerathene
Dominikanerkirche, welche lange Zeit als Kelter benützt wurde,
von der Stadt um 15,000 fl. übernommen und für den. Gofe
tesbienft der Fatholifhen Gemeinde hergeftellt, welche nun in
biefem, im reinften romanifhen Styl erbauten Gotteshaufe
(fog. Paulskirche) eine Kirche befitt, wie fie wenige Gemein⸗
den unſeres Landes haben.
‚Die ltholiſche Kirche zu Tettnang, welche wegen ihrer
4
Engräumigkeit und Banfälligkeit im April 1858 abgebrochen
und nun im KRundbogenfiyl neu aufgebaut wurde, konnte
anı 15. Dftober eingeweiht werben. Der Bifhof von Ketten»
burg bielt dabei nad} einer von dem Bezirksdekan gehaltenen
Predigt ein Pontificalant. Obgleich der Regen in Strömen
floß, fo war dody die Betheiligung der Kirchengenoſſen an ber
erhebenden Yeierlichfeit, welche mit der geheimen Einweihung
bes Kirchengebäudes und feiner Zubehörden begann, an bie
fih dann. die Abholung des Allerheiligften aus ver als In«
terimskirche benügten Kapelle und Uebertragung berjelben in
die neue Kirche anſchloß, eine fehr zahlreiche.
Die Schöne Kiliansfirdhe in Heilbronn erlitt heuer eine
bedeutende Reparatur. Die Nefte der gemalten Fenſterſchei⸗
ben vom Jahr 1475 wurden von Glasmaler Pfort in Reut⸗
liugen geſammelt und in dem mittleven Chorfenfter vereinigt
und foweit nöthig ergänzt; das Schnigwerf am Hodjaltar vom
Jahre 1498, das zu 15,000 fl. geſchätzt ift, wurde gleichfalls
von einem Sachverftändigen reftaurirt und ter ſüdliche Chor er»
hielt einen neuen Fußboden, weil der alte andgetreten und bie
Srabfteine eingefunfen waren, und damit dieſe nicht nod) wei⸗
ter abgeſchliffen werden, wurden fie entfernt, um fie an einer
Wand aufzuricdten. Bet diefer Gelegenheit wurde die Zmin-
genbergiiche gemölbte Gruft geöffnet, in ber die zwei legten
Freiherren von Hirſchhorn in zinnernen Särgen ruhen, deren
frühere Burgen (Hirfhhorn und Zwingenberg am Odenwald)
noch jet zu den Zierden der alten Burgen gehören. Das
ältefte Grabdenkmal in ber Kirche ift von Jahr 1404, und im
Jahre 1781 wurde dort die Tette reiche, die einer Frau von
Schlotheim, begraben.
An dem Kaiſerkirchlein zu Hohenftaufen wurbe
im vorigen Jahre der baufällig gewordene Giebel abgebrochen
und ein ganz neuer mit Einfügung jehr ſchön in Stein ge=
hauener Wappen aufgeführt. Die Wappen find: ein großer
Reichsadler, umgeben von ven 7 Namen aus dem ſchwäbiſchen
Raiferhaufe: Konrad IIL, Friedrich L, Heinrich VI, Philipp,
Friedrich II., Konrad IV, und Konradin. Oberhalb verfelben be-
finden fi in Einer Reihe die Wappen der ehemaligen 7 deutſchen
ChurfürftenthHümer: Bayern, Brandenburg, Köln, Mainz, Trier,
43
Pfalz und Sachſen. Unterhalb des Reichsadlers befinten ſich
das Wappen tes ehemaligeu Königreichs Jernſalem und nörd⸗
li von biefem folgen die fieben italieniſchen Wappen von Sa—⸗
voyen, Mailand, Venedig, Genua, Toskana, Surdinien und
Neapel.
Der (nunmehr verftorbene) König Friedrich Wils
helm IV. von Breußen hat unter Bezugnahme auf feinen
frühern Beſuch in dem aus dem 11. Jahrhundert ſtammenden,
von Graf Albert von Zollern geftifteten Kloſter Alpirsbach
und deſſen Bafılifa eine Stiftung von 3800 Thalern gemadıt,
deren Zinfen zunächſt zur Conſervirung ber dort befindlichen
Denkmale und Erinnerungszeichen des Hohenzollern’fhen Hau⸗
ſes, dann aber auch zur Unterſtützung der ärmſten Einwohner
von Alpirsbach beſtimmt ſind.
In der herrlichen Kloſterkirche zu Weingarten fand
am 21. Mai d. J. im Beiſein des K. hannöver'ſchen Geſand⸗
ten, vier K. hannöv. Kammerherren und mehrerer geiſtlicher
und weltlicher Beamten die feierliche Einweihung der
neuen Gruft der Welfen ftatt, welde ©. Meajeftät der
König von Hannover banen lief.
In der Klofterfirhe ruhten nämlich unter dem Hochaltar bes
nördlihen Kreuzichiffs die Gebeine von neun Gliedern des Welfen-
ſtamms, und zwar waren diefe Weberrefte bei ber Einweihung ber
jetigen im Jahre 1724 vollendeten Kirche nach urkundlicher Beſtä⸗
tigung gewiſſenhaft gejammelt und in einer gemeinfamen böfzernen
Truhe beigejettt worden. Dieſe Truhe fowohl, als ber fie umge⸗
bende unterirdiifhe Raum entbehrten jedoch jo ſehr aller äußeren
Anjehnlichkeit, dad S. Majeftät der König von Hannover bei feinem
im Jahr 1852 erfolgten Bejuche in diefer Kirche alsbald befahlen,
feinen Ahnen eine würbigere Ruheſtätte zu bereiten. Dieß wurbe
mit genauem Anjchluß an den zur Zeit der Welfen herrſchen⸗
den Bauſtyl und mit treffliher Anpafjung an die vorhandenen
Lofalitäten ausgeführt. Zwei gewundene Treppen, bie mit einer
Baluftrade gekrönt find, filhren won ber Ebene der Kirche, fih un—
ten vereinigenb, vor ein in Wafferalfirigen gegoffenes durchbrochenes
Thor mit feinfter Arbeit und reichfter Golbbroncirung. Innerhalb
ber aus geichliffenem Backſtein gemauerten Krypta ruht in dem nur
fpärlih durch ein im Schlußftein bes Gewölbes der Krypta ange-
brachtes Rundfenfter beleuchteten Raume der mächtige Sarlophag
43
aus polirtem Granitmarmor mit 4 Tragfüßen von weißem Marınor.
— Die feierliche Einweihung biefer Gruft fand nun am 21. Mai, von
dem herrlichſten Wetter begünftigt, ſtatt. Morgens um 8 Uhr be«
gab fi ein ftattliher Chaifenzug von Ravensburg aus nah Weitt-
garten und hielt am Fuß der breiten Kirchentreppe. Hier wurden
die Angelommenen auf der Höhe ber Plattform vor dem Portal
der Kirche zuerft won den Gemeinbebehörden und dann von bem
Fürften von Walbburg-Wolfegg empfangen ; dann bewegte fi der Zug
zwifchen den Spalteren ber Bürgerwehr und unter den Tönen des
berrlihen Glockengeläutes der Kirche zu, welche die mächtigen Töne
ihrer berühmten, 75 Regifter enthaltenden Orgel erfüllten. Run
folgte die firchliche Feier nah dem katholiſchen Ritus wor einer dicht
gedrängten Volksmenge. Zuerft wurde die nee Gruft von Decan
Erath unter Ajfiftenz mehrerer katholiſchen Geiſtlichen im nördlichen
Theil des Querſchiffes eingeweiht, dann folgte die Ausſegnung
der Reſte der Welfenfürſten im ſüdlichen Theile des Querſchiffes,
und bie feierliche Webertragung derſelben längs der ſüdlichen, weft
lihen uud nördlichen Kirchenſchiffe in förmlicher Prozeifion (voran
das Kreuz und die Trauerfahne, dann ber mit ſchwarzem Tuch ber
dedte und von den Wappen der von den Welfen abftammenden
Dymaftien Hannovers, Braunſchweigs und Englands umgebene alte
Sarg, hieranf die katholiſche Geiftlichfeit, dann der K. hannöver’iche
Sefandte, die Fürften von Wolfegg, und nach dieſen vwerfchiebene
württembergifche Beamte, zwei evangeliiche Geiftlihe Ravensburgs
nebft andern Ehrengäften und den Bauleuten). Nun wurben bie
Welfenreſte in den neuen Sarkophag gelegt und in dein durch Ker⸗
zenlicht beleuchteten Raume der neuen Gruft eingefegnet, wobei bie
verwitterten Schädel und gebräunten Gelenke Stüd für Stüd und
Handooll um Handvoll in die neue kühle Todesbehaufung ülbertra«
gen wurden. Diele Feierlichkeit Ichlofjen eine won der Kanzel herab
gehaltene Rede bes Decans Erath und ein Todtenamt am Hochal⸗
tar des Chores, Unmittelbar darauf wurde in der Sacriftei über
ben ganzen feierlichen Alt eine Urkunde in zmeifacher Ausfertigung
(für deu König von Hannover und für das Kön. württembergifche
Staatsarchiv) aufgelegt und von jämmtlihen anmwefenden Zeugen
unterichrieben. Lettere murden nach ihrer Rückkehr nah Ravens-
burg von St. Majeftät bem König von Hannover durch ein glän—
zenbes Feſtmahl bewirthet, wobei nur Eine Stimme über bie in
allen Stüden fo trefflih gelungene Ausführung der verjchiedenen
bei der Herftellung der Fürſtengruft erforderlichen Arbeiten herrſchte.
44
Die I Schädel und Gebeine gehören folgenden Perfonen an:
Rudolf (+ 992), zuerfi in Altborf beerdigt und durch Welf II.
um das Fahr 1050 in Das durch ihn meugeftiftete Mönchskloſter
Weingarten gebracht, befjen bei Lana im Vintſchgau auf der Jagd
verunglüdter Sohn Heinrich (F 990), Welf IL. (+ 1030), Er⸗
bauer ber Ravensburg, Welf III. (+ 1055) auf Schloß Bomann,
ber Lette des alten Welfenftamms, ſodann Welf IV., durch feine
Mutter Kuniza Erbe ber Welfiihen Güter und 1101 von Paphos
auf Copern, wo er farb, nach Ravensburg gebracht und befien Gattin
Judit“h (+ 1094), Welf V., bei ber Belagerung Roms an ber
Pet im Jahr 1119 oder 1126 geft., deſſen Bruder Heinrich der
Schwarze (+ 1125 zu Ravensburg) und befien Gemahlin
Wulfhilde, Tochter des Herzogs Magnus von Sadjfen.
Die Baugewerbe waren theild durd die gleichzeitige
Ausführung von drei Eifenbahnen, theils vurdh viele ftäptifche
und Privatbauten heuer fehr beveutend in Anſpruch genom⸗
nen, fo daß die Löhne auf’8 Neue um 15-20 Proz. fliegen.
Namentlih gab fih in Stuttgart die Bauluft auf eine
faum je zuvor gejehene Weife fund. Da fih die Stabt mehr
und mehr zu einem Mittelpunkt gewerbliher Thätigkeit und
gefchäftlicher Beziehungen geftaltet, auch durch ihre Lage, ge-
felligen, gewerblihen und Schulanftalten inner mehr Aus»
Linder anzieht, fo ift die Erweiterung vderfelben ein wahres
Bedürfniß, und nur der Arbeitermangel, vie Ueberhäufung
mit Aufträgen und die Höhe ver Löhne und aller Materials
preife waren die Urſache, warum nur ein fehr Keiner Theil
aller Bauprojekte im verflojjenen Yahre zur Ausführung ge-
langte. Wie lebhaft die Bauluft fich äußerte, zeigte die Menge
der Baukonceſſionsgeſuche, die bei der Stadtdirektion (435)
und bein Gemeinderath (538) einliefen und von denen nur
68 Neubauten, freilih zumgXTheil von bedeutenden Dimen-
fionen,, ausgeführt wurden, ta ber gefteigerte Preis. des
Grundeigenthuns mehr und mehr zu Erridtung hoher Ges
bäude antreibt. Zu jenen Neubauten fommen aber noch 380
Hauptreparaturen, Erweiterungen und Stodserhöhungen. In
ven letzten vier Jahren wurden mehr al8 200 nene Häufer in
Stuttgart errichtet und eine fehr große Zahl nad) Oben und
nady der Seite erweitert, auch gar manche Wohnungen zu
Schauläven eingerichtet.
45
Unter den im verflofienen Jahre zu Stuttgart vollendeten
Bauten verdient der an der Stelle des früheren fog. Redou⸗
tenfaales dem K. Nefidenzichlofie gegenüber erbaute Königs
bau, zu weldem im Jahr 1855 der Grunpftein gelegt wor=
den ift, befonvdere Erwähnung. Er follte theild zu Konzerten,
Bällen, Ausftelungen und vergl. dienen, theils überhaupt den
Anforderungen der rajch fid) vergrößernden Stabt mehr ent-
Iprechen, daneben aber namentlich auch, in die Linie der Kö—
nigsftraße zurüdgerüdt (melde der alte Redoutenſaal durch
feine fchiefe Stellung auf unangenehme Weife unterbroden
hatte), auf feiner Vorberfeite eine Colonnade erhalten, auf
teren Rüdwand eine Reihe von Kaufläden eine Stelle finden
ſollte, damit dem Süulengang ein Tlebendigerer Verkehr ge—
fihert bleibe, als dieß bei völlig gefchloffener Nüdfeite ver
Val gewefen wäre. In der That find dieſe verjchiedenen
Zwecke, wie fid) tagtäglich deutlicher zeigt, bei ver Ausführung
des Baues durch den Oberbaurath Leins vollfommen erreicht
worden.
In feinen gewaltigen Maſſen ſtellt das Gebäude ein wahres
Monument bar, Die VBorderfagade bildet eine joniſche Colonnade,
deren Säulen auf Würfeln fteben; zwei von korinthiſchen Säulen
unterftügte Giebel unterbrechen bie Gleichförmigkeit der jonifchen
Säulenftellung, biefelbe in eine längere Mittelparthie und zwei für-
zere Endparthieen theilend. Gleichwie die forinthifchen Portiken das
Gefims der joniſchen Säulen überragen , fo ftrebt die von erfteren
begrenzte Mittelparthie über die übrigen Körper des Gebäudes em-
por, eine feingeglieberte Attife bildend, die der Gallerie des Saale
entjpricht und als zweite Fenſterreihe über der unteren Licht in
diefen bringt. Eine niedrigere Attife, mit Akroterieen geſchmückt,
zieht fih über bie äußeren Theile der Hauptfagade Hin und bie
zwei Giebel mit jonifchen Säulen, die an den beiden Nebenfeiten
bes Gebäudes hervorſtehen und die Anfahrten überbachen, beleben
und heben bie Gebäudemaſſe, bie ſonſt vielleicht etwas zu ernft ſeyn
würbe. Das Hintergebäube zeigt durch fein Außeres genugfam ben
Zwed, für den es beſtimmt iſt; bie Rückfaçade enthält zahlreiche
Fenſter, durch eine Pfeilerftellung in regelrechte architektonifche Glie⸗
derung zufammengefaßt und an beiden Enden durch feitere Pavil-
lons abgegrenzt, deren Geſimſe fich mit denen des Hauptgebäubdes
aufnehmen. Das ganze Aeußere, aus ben jchönften Quadern aus⸗
46
geführt, erfrent Das Auge durch die Schärfe der Bearbeitung und
bie Feinheit der Pinſelführung. Die joniſche Ordnung ift ſammt
dem Gefims 44° hoch, die korinthifche 55°, ſammt ber Attife bat das
Gebäude in der Mitte eine Höhe von 4°. Im Erdgeſchoſſe unter
den Colonnaden befinden fid) 42 Läden, ein großes Café und eine
Reftauration. Die vordere Colonnade ift mit der Paflage am obe-
ven Ende durch ein geräumiges Veſtibul, dur) das man zu der
Saaltreppe gelangt, und ebenjo am uuteren Ende des Gebäudes
Durch ein fchmäleres verbunden, von dem aus bie Räume bes Hof3
ihren Zugang erhalten und vor melden beiden vertifale Einfahrten
liegen. Auf der halben Länge ift aber nod ein dritter Durchgang,
der fih unter dem Saalboden zu einem Bedigen Raume erweitert
und den Spaziergängern geftattet, ohne den Weg um das Gebäude
ber zu machen, von vorne nad rüdmwärts und von rüdwärts nad
vorne zu gelangen. Der Saal im obern Stod nimmt die Mitte
des Gebäudes ein und veicht Durch zwei Stockwerke; am oberen
Ende find um das Treppenhaus und den Borraum her 3 Speife-
ſäle im Hufeifen gruppirt, und in ähnlicher Weile unngeben am
unteren Ende 3 dem Kön. Hof dienende Säle das dortige zweite
Treppenhaus und faſſen die für das Orcheſter beftimmte Halbrotunbde
zwifchen ſich, und diejer zunächſt befinden ſich die Logen der Höchften
Herrichaften, Die mit den eben erwähnten Sälen im Zufammen:-
hang ftehen. Der Saal ift 238° Tang, 60° breit und 40° hoch.
Die Wirthſchaftslokale konnten ſchon am Schillerfeft er:
dffnet werben, ver innere Ban aber wurde .erft im Laufe des
Jahres 1860 ganz vollendet. Gleich das erfte Concert, das
große Hofeoncert, mit welchem zu Ehren des Königfeftes
der große Saal am 29. September eröffnet wurde, bewies
die zweckmäßige Anlage dieſes Saales auf's Deutlihfte. Es
waren 1800 Einladungen ergangen, und gleichwohl hätte der
foloffale Saal noch manches Hundert weiter zu beherbergen
vermocht. Auch zeigte e8 ſich deutlich, daß bei einer Länge von
238° feine Berhältniffe äußerſt glüclich bemeffen und nament-
lich feine afuftiihen Proportionen vollkommen gelungen find,
fo daß ſelbſt das leijefte Piano der menfchliden Stimme bis
in die entfernteften Hänme dringt. Bei der prachtvollen Ber
leuchtung, gefüllt von einer feſtlich gefhmüdten, erwartungs-
vollen Verſamnmilung, bietet der Saal in der That einen herr.
tlichen Anbli dar! — Kein Wunder, daß man allenthalben bie
47
größte Befriedigung über, das Gelingen des ſchönen Baues,
der eine der erften Zierden der Reſidenz bilvet, hört und daß
bei dem oben erwähnten Hofconcert die Dantgefühle für den
Fön. Erbauer, als Höchftviefelben mit dem Hofe in Ihre Loge
traten, fi) in ſtürmiſchem Jubel Luft machten, der ſich nad)
dem Schluſſe des Concerts wiederholte.
Weiter verdient als ein wahrhaft zeitgemäßes Banunter-
nehmen hervorgehoben zu werden das heuer in Stuttgart auf-
geführte Gebäude für Arbeiterwohnu ngen. Bei dem
gegenwärtigen Wohnungsmangel i in diefer wie in allen größeren
Städten war e8 ein faft unabweisliches Bedürfniß geworden, für
Errichtung von Arbeiterwohnungen zu jorgen und jo dem Woh—
nungsmangel in der Nefivenz wenigftens einigermaßen abzu—
helfen. Im Oktober bilpete fich daher ein Aftienversin für
dieſen löblichen Zweck, ver zunädhft in der Nähe der Gas»
jabrif ein Haus mit 18 Heinen Wohnungen um 18,800 fl.,
alfo un 1000 per Wohnung, erbauen ließ und nun viefe
unter Zugrundlegung einer VBerzinfung von nidt mehr als
4°o an Arbeiterfamilien, deren fid) al8bald nicht weniger ale
50 un die valanten Gelaffe melveten, vermiethete,
In ähnlicher Weife wurden in Heilbroun nad) und
nad 40 (heuer allein 20) Arbeitermohnungen um deu Ca—
pitalbetrag von ca. 42,000 fl. erbaut, ver fidy zu 5 %/o verzinst.
Die Miethpreife find hier, wie in Stuttgart, 60--70 fl. für
die Wohnungen mit größeren Gärtchen, die anderen mit Flei-
neren Gärten dagegen Tonnten zu 46 —48 fl. abgegeben
werden; von den 8 Morgen Areal find nämlich hier 2 Mor:
‚gen auf ven Plag der Wohnungen verwendet und die übrigen
6 Morgen wurden in größeren und Eleineren Parzellen ver-
pachtet; 4 Morgen davon find an die Bewohner diefer Häufer
padıtweije überlaffen. Die Zweckmäßigkeit dieſer Unternehmun—
gen hat ſich Schon jetzt vollftändig bewährt; auch find Wechſel
von Seiten der Miethsleute bie jeßt fehr felten vorgelommen,
Uebrigens nicht blos in der Reſidenzſtadt und in Heil—
bronn, ſondern auch in den übrigen Städten des Landes
herrfchte eine rege Bauluft, weniger in gewerbliden Eta—
blifjenients, als in Errichtung und Erweiterung von Häufern
ſichtbar.
Preife der Lebensmittel.
Die Brodpreije betrugen:
in Stuttgart in Eplingen
für 6 FE Kernen, Roggenbrod für 6 Kernen, Roggenbrod
am 1. San. 2. 23 kr. am 1. Jan. 20 kr. 18%,
» 1. Apr. 24 u 22 u „ 1. Apr. 24 m Bu
„ 1. Juli 24 u 22 u „ 1. Juli 24 2
„ 1. Okt. 25 u 23 u „ 1. Okt. 25 u 23 u
„ 1. De. 27 » 2 u vn 1. Dez. 26 An
in Heilbronn in Ludwigsburg
für 4 fE Kernen-, 6 & Höfelbrod für 6 fE Kerien, GMWNRoggenbrod
am 1. Jan. I2kr. 16. am J. Ian. 21. 18 kr.
n 1. Apr. 13 21 „ 1.Ayr. 23 u 20 u
" 1. Juli 16 22 m n 1. Juli 24 u 20 u
" 1. Okt. 17 2 23 n n 1. Okt. 23 n 20 n
„ 1D5.17 0 230 0» 1.De.26 u 22 u
in Balingen in Calw
für 6 f& Kernenbrod für 6 1& Kernenbrobd
am 1. Jan. 18 fr. am 1. Ian. 14 kr.
„ 1. Apr. 22!/2 kr. „ 1. Apr. 16 4
"1. Juli 21 kr. u 1. Juli 18 *
„1. Okt. 22/2 kr. „1. Ott. 19 ⸗
u LI. Dez. 22/⸗ kr. „ 1. Dez. 17 »
in Freudenftabt | in Neuenbürg
für 4 & Kernen-, Schwarzbrod für 4 Æ Kernenbrod
am 1. Yan. 17 kr. 1 am 1. Jan. 14 kr.
„ 1. Apr. 16 » 130° „ 1. Apr. 17 *
„ 1. Juli 16 13 n u 1. Yuli 17 *
„ 1. DE. 18 14 „ „ 1. Okt. 16 n
„ 1. Der. 17 * 13 u » 1. De. 18 „
in Reutlingen in Rottweil
für 6 EKernen⸗, 6 FE Roggenbrob für6 LE Kernen-, 6 Schwarzbred
ami1.gan.17YYstr. 15%. au 1. Jan. 21kr. 16’/s kr.
„I. Apr. 17er. 125m „ 1.Apr 24 19%
„ I. Juli 24 17a 0 1.9uli24 m 19!/; u
„1.086.250 4 m 1.08.25/efr. 19/8 m
vn 1.De5. 25 w 24 m » 1. Dez. 24 fr. 19!/s „
in Tuttlingen
für 1 Kernen-, 1 E Schwarzdrob
45
in Tübingen
für 8 f& Kernenbrod
am 1. Yan. 4 kr. Slate. am 1. San. 28 fr.
„ 1. Apr. 4!ı fe. 8? n „ 1. Apr. 32 u
v1. Juli Alle 3% m « 1. Suli 32 „
„ 1. Dt. 48/4 " 4! " „» 1. Okt. 30 ”
„ 1. Dei. 4! u 4 de. u 1. De. 38 u
in Ellwangen
in Dehringen
für 6 B Kernen-, 6 Roggenbrod für 4 M Kernen⸗, 6 {& Hdfelbrod
am 1. Jan. 21. 16%: fr.
n 1. Apr. 24 u 19!/2
„ I. Juli 25'Y/e kr. 21 Tr.
„I1. Okt. 24 ke. 18 „
„ 1.De3. 19!/e tr. 19% kr.
in Hall
für 4 & Kernen-,
4 Æ Roggenbrod
am 1. Jan. 12. 15.
„IL. Apr. 15 » 19/4 fr.
» 1. Juli 15 » 19!/e "
„ 1. Okt. 15 „ 19!/s n
„I1. Dez. 16. 19% u
in Schorndorf
für 8 ÆRoggenbrod
am 1. Jan. 16 kr. 14 fr. am 1. Jan. 16 kr.
„ 1. Apr. 16 ” 14 u „ 1. Apr. 32 »
„1. Suli 17 u” 14 u „ 1. Juli 32 »
„1. Okt. 16 4 15 » n 1. Dt. 34 .
„ 1. De. 17 » 16 n " 1. Dez. 36 „
in ©eislingen
in Kirchheim
für 1 FO Kernen-, 1 FE Roggenbrod für 6 $E Kernen-, 6 BRoggenbrob
am 1. Jan. 3. 314 kr.
v I. Apr. 4 kr. 31/3
„ 1. Juli 41/2 kr. 41/4 u
IL. Okt. 4b // —
„IL. Dez. 5 kr. 4a u
in Ravensburg
am1.9an.19!/sfr. 16'/s fr.
„ 1.Apr. 22'/2 » 19!/s „
„ 1. Juli 21 kr. 18 fr.
„ 1. Oft. 25°/ » 221, m
#1 De. 251 » 22 0
in Riedlingen
für 6 B Kernen-, NRoggenbrob für 6 & Kernenbrod
am 1. Yan. 22 ir. 20 fr. am 1. Yan. 18 fr.
„1. Apr. 25 ” 23 „ „ 1. Apr. 21 u
„ 31. Juli 26 « 24 u » 1. Juli 221/8 kr.
„1. Okt. 28” 26 " » 1. Okt. 26 ir.
"1. De. 26 ” Un „ 1. Des. 26 0
in Mergentheim
für 6 B Roggendrob
am 1. Yan. 17 ir.
Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft.
in Ulm
fir 6 8 Kernen», Roggenbrod
am 1. Jan. 18kr. — Pf. 221.2 Pf.
4
60
am 1. Apr. 19 fr. am 1.Apr. 19 Tr. 2 Pf. 25. 2 Pf.
» 1.uli 20 „ „ 1. Juli 2 u 20 27 un
u 1. Dit. 19 „ "n 1. Of. 22 " 2 27 n——h
„ 1.Dez. 20 » n„ 1.De. 22 2» 250 2m
Die Fleifchtare betrug in Stuttgart für
Maftohienfleiig Kalbfleiſch Schweinefleiſch
am 1. Januar . . 13 kr. 15 Er. 15 kr.
r 1. April . . . 14 13 u 13 n
" 1. Juli .. .14. 124 13 "
„ 1. Oktober . . 14m 14 16 »
„ 1. Dezember. . 14 u 13 “ 15 „.
Die Preife der, ter Tarirung nicht unterworfenen Lebens:
bedürfniſſe waren in Stuttgart und zwar je um bie Mitte
der Monate:
Yan. April Ali Dt.
fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr.
Kartoffeln, 1 Simri, — 48 — 32 1Ctr. 3 — — 48
Erbſen, 1 Simri, 242 248 — — — —
Linſen, 1 Simri, 242 256 — — — —
Butter, 1 Pfund — 25 — 26 — 24 — 24
Milch, 1 Maas — 17-7 — 7. — 6
Buchenholz, 1 Klftr, 22 — 23 — 24 — 25 —
Birkenholz, 1 Klftr., 18 30 19 30 21 30 22 30
Tannenholz, 1 Klfter, 15 — 15 — 16 — 16 —
1 Centner Heu 136 145 142 14
1 Fuder Stroh, 155 — 16 — 14 — 16 —
Dezüglich der Fleiſch-⸗ und Brodtare ift zu bemerken, daß
einzelne Städte mit Öenehmigung ihrer vorgeſetzten Behörden zur
Aufhebung der Fleifch- oder Brodtare oder beider Taxen jchrit-
ten, zum Beifpiel Aalen, Böblingen, Neuenbürg, Lubwigs-
burg, Vaihingen, Stuttgart, Göppingen, Waiblingen. Die
Aenderung fiel aber nicht immer zur Zufriedenheit des Publikums
aus; an mehreren Orten fand vafjelbe die nunmehrige Sachlage
fogar noch fchlimmer, denn zuvor. Dieß darf jedoch nicht befrem-
den, denn folange der Berlehr in Lebensmitteln — Produktion und
Handel — nicht völlig freigegeben ift und durch Anftalten, welche
den Verſchluß erleichtern, gefördert wird, bleibt natärlich Alles
beim Alten. Die betreffenden Bäder und Mebger ließen Teine
51
Soncurrenz auflommen und doch Tann nur biefe unter dem
Schutze einer entjprechenden Gewerbegefeßgebung von Außen
berfommen. Andere landwirth. Erzeugniffe in Butter, Schmalz
und namentlich auch die Erträgnifie der Geflügelzucht bewährten
auch heuer wieder fortwährend hohe Preife und wurden in
beträchtlihen Quantitäten (zum großen Leidweſen ber inlän-
difchen Conſumenten) außer Lands geführt.
Religiofität und Sitten.
Der Berein für Erbauung einer neuen firde
in Stuttgart hatte fih aud im Jahre 1860 vielfacher Unter-
ftüßung zu erfreuen. Die Zahl feiner orbentlichen Mitglieder
hat ſich abermals nambaft erhöht. Die Einnahmen belie-
fen ſich an jährlichen Beiträgen der PVereins- Mitglieder auf
3046 fl. 41 fr. ; dazu kamen die Beiträge des an den Kirchen⸗
bauverein fich anſchließenden Sechſervereins mit 697 fl. 58 kr.,
ferner Gefchente im Betrage von 393 fl. 3 fr. und Legate
und zum Gedächtniſſe Berftorbener gemachte Stiftungen
mit 4202 fl. 6 kr., vie Dividende aus einer geſchenkten Altie des
Dahlhauſer Bergwerks mit 21 fl. 52 fr. und die Zinfen aus
den Aktivkapitalien mit. 720 fl. zc., fo daß die Einnahmen im
Ganzen 9081 fl. 40 kr. betragen, wovon nur die Ausgaben
mit 104 fl. 18 fr. für ven Diener, 30 fl. 45 fr. für Kapital⸗
fteuer und für Druckkoſten ꝛc. 94 fl. 52 kr., zufammen 229 fl.
55 fr. abgehen, fo daß fi eine Vermögens » Zunahme von
8851 fl. 45 ir. und ein Geſammtvermögens-Beſtand von
30,628 fl. 13 kr. ergibt.
Die Sammlungen für den Ulmer Münfterbaufonns
nahmen auch in dieſem Jahre einen erfreulihen Yortgang.
Außer den Beiträgen von der Staatskaffe mit 6000 fl. und
der Oberamtspflegfaffe Ulm mit 1000 fl. gingen aus Hannover
1300 fl., aus Lübeck 50 fl, aus Bayern 100 fl, aus Hamburg
1100 fl. ein, ferner fpenveten ber Großherzog von Medlen-
burg 175 fl., der Kaiſer von Oeſtreich 800 fl. und I. M. die
Königin von Württemberg 100 fl. für den gedachten Zwed. Der
Münſterkreuzer ergab den Betrag von 693 fl. 13 kr.; die
Kirchenkollekten im evangelifhen Inland betrugen 2432 fl.
4%
52
42 fr. Bon Privaten und Stiftungen gingen ein 130fL.8 fr.,
aud) floß dem Bauverein ein Legat von 25 fl zu. Die Ge-
fammteinnahmen im Jahr 1859—60 betrugen 21,834 fl. 35 Er.
— An der Aufführung von 4 Strebepfeilern (Nro. V. und VL.
füplih und Nro. V. und VI, nörblih) wurde, foweit es bie
faft alle Tage wechſelnde Witterung des Jahres zuließ, rüftig
gearbeitet. Der Bauaufwand im Jahr 1860 betrug 17,249 fl.
12 fr., ver disponible Baufonds belief fid) am Schluſſe des
Jahres nody auf 11,495 fl. 20 Er.
Die proteftantifhen Miffionsfefte zu Stuttgart,
Herrenberg, Reutlingen, Heilbronn u. ſ. w. fanden auch heuer
wieder unter zahlreicher Theilnahme von Seiten des Publi⸗
kums ftatt. Nach den: bei dem Miffions- und Bibelfeft zu
Stuttgart vorgetragenen Bericht wurden von der württeniber-
giſchen Bibelanftalt im Jahre 1859-60 nicht weniger ale
10,449 Bibeln, 573 Pfalter und 275 Blindenjchriften und
überdieß 22,802 Neue Teſtamente (die hauptſächlich aus Ver⸗
anlaſſung des unlängft ftattgehabten Ausmarjche8 von den
Angehörigen des württemb. Armeekorps angefauft wurben),
verbreitet. Die Geſammtzahl der feit ihrem Beſtehen (1812)
von der vaterlindiichen Bibelanftalt herausgegebenen heiligen
Schriften beläuft ſich dermalen auf 474,579 Bibeln und 303,129
Neue Teftamente. Unter den Beiträgen zu den Koften ver
Bibelverbreitung fteht wieder oben an ber Jahresbeitrag Sr.
Königl. Majeftät mit 500 fl., dann folgt der Ertrag des Opfers
des vorjährigen Bibelfefts mit 317 fl., der Haus- und Kirchen⸗
Kollekte zu Stuttgart mit 1125 fl., ver pfarramtlichen Kollek⸗
ten mit 1417 fl. zc. Die Oefammteinnahmen betrugen 4800 fl.
Auh vie katholiſchen Miffionsfefte zu Schramberg
und zu Pfevelbah waren von zahlreichen Andächtigen befucht.
Der mürttenibergiihe Hauptverein für die Guſtav—
Adolf-Stiftung hielt am 8. Auguft zu Heilbronn feine
Sahresverjammlung. Diefelbe war von zahlreichen Freunden
des Vereins beſucht. Zur Vertheilung konnten von der Jah⸗
reseinnahme im Betrage von 12,000 fl., von welder ftatuten«
gemäß "/stel an den Centralausfhuß des Vereins in Peipzig
abgeliefert werden mußte, noch 800 fl. fommen. Bon tiefer
Summe erhielten württembergijche Gemeinden, einfchließlich
53
ber für unvorbhergefehene Fälle dem Ausfchuffe augemwiefenen
200 fl., im Ganzen 2700 fl. (morımter Hohentwiel 500 fl.,
Riedlingen 350 fl., Nedarfulm zur Anfchaffung von Gloden
einen kleineren Beitrag). Der Reſt von zufammen 5350 fl.
wurde auswärtigen Gemeinden überlaffen. So erhielten Bins
gen in Rheinheſſen zum Kirchbau 300 fl., drei bayerifche Ge-
meinben-375 fl., vier badische 500 fl., zwölf öftreichifche und
ungarifche 2180 fl., Eonftantinopel für die dortige proteftantifche
Schule 175 fl., Frankreich 1275 fl, (morunter Baris 600 fl.
für deutſchen Gottesdienſt und Schulen), Liffabon 100 fl., bie
Schmeiz 270 fl.
Auch der Gentralausfhuß bes Vereins für die
Snftav-Avolf- Stiftung hielt heuer feine Generalverfamm«
lung in Württemberg und zwar zu Ulm in den legten Tagen des
Monats Anguft. Die Verhandlungen waren fehr lebhaft und
die Stimmung der Abgeordneten bejonders in Folge eines Dem
Gentralvorftand Tags zuvor übergebenen Gefchents eines
fächfifchen Fabrilanten Namens Hermann im Betrage von
10,000 Thalern, deſſen Zinfen zum Theile zum Kapital ges
Schlagen, zum Theile für Vereinszwede, befonders für Schulen
verwendet werben: follten, eine freudig gehobene. Beſondere An⸗
erfennung verdient die große Theilnahme des Publifums an
den Berhandlungen des Vereins, deſſen rein praftifcher auf
das Helfen und Handreichen, das Erhalten und Gedeihen ge-
fährbeter oder neu entftehender evangelifcher Gemeinden ge»
richteter Zweck in immer weiteren Kreiſen anerfannt und burd)
das Mitwirken zahlreicher proteftantifcher Gemeinden bei dem
die Einheit und Einigfeit aller Evangelifchen auf's Schönfte
beweifenden Werke in erfreulicher Weife gefördert wird; es wird
dieß noch in weit höherem Grade ber Fall fein, wenn einmal
dieſer praktiſchen Allianz oder Union ſich auch bie vielen Anhanger
per big jegt zum Theile noch ſich ferne haltenden ftrengeren Rich⸗
tungen anliegen werben. Aus dem Rechenſchaftsbericht ift
zu erwähnen, daß im abgelaufenen Verwaltungsjahre über
161,000 Thaler unter 533 Gemeinden vertheilt werden konnten
(26,000 Thaler mehr als im vorherigen Jahre). Seit ihrem
Beftande hat die Stiftung bereitS mehr als 1'/ Mil. Thaler
veransgabt und über 1000 Gemeinden unterftügt.
54
Den nahbenannten Schulgemeinden wurden zur Ergänzung
unzureihender Schulgehalte folgende jährlihe Staatsbei—
träge erftmals für das Etatsjahr 18°%/so verwilligt. Der
Sculgemeinde Liebelöberg, OA. Calw: 40 fl, Dberif-
lingen, DON. Freudenftadt: 20 fl., Gaildorf: 130 fl., Heu-
bad), DA. Gmünd: 80 fl, Mindersbach, OA. Nagold: 25 fl.
Dlnhaufen, OA. Nedarfulm: 35 fl., Rievdenberg, DA. Stutt-
gart: 100 fl. (außer bereit8 verwilligten 80 fl.), Oppenweiler,
DA. Badnang: zu bereits verwilligten 50 fl. weitere 40 fl.,
Untergünsbadh, ON. Künzelsau: zu 66 fl. noch 30 fl, Sindel⸗
dorf, DA. Künzelsau: zu 30 fl. noch 40 fl., Bettenhaufen,
DA. Sulz: 50 fl., Altkrautheim, DA. Künzelsau: 20 fi.,
Winzingen, DA. Gmünd: zu 30 fl. no AO fl., Obernau,
DA. Rottenburg: 40 fl., Aſchhauſen, OA. Künzelsau: zu 63 fl,
noch 36 fl., Kleinfüßen, DA. Geislingen: zu 5 fl. nody 60 fi,
Ehrenftein, DA. Ulm: 40 fl., Bondorf, DU. Saulgau: zu
34 fl. no 36 fl., Weldingsfelden, OA. Künzelsau: 50 fl.,
Hohenroth und Seivelklingen, OA. Künzelsau: 54 fl., Winzen-
weiler, DA. Gaildorf: zu 95 fl. 19 fr. noch 60 fl., Mühl⸗
haufen, OA. Geislingen: 36 fl., Bronnen, DON. Laupheim: zu
45 fl. noch 45 fl, Nordhauſen, DA. Ellwangen: 70 fl., Otten-
bronn, DA. Calw: 50 fl., Teinach, DA. Calw: zu 150 fl. noch
46 fl., Walphaufen, DA. Geislingen: zu 63 fl. 16 fr. nod
40 fl., Crailsheim, DA. Gerabronn: zu 60 fl. noch 45 fl.,
Riedbach, DA. Gerabronn: 40 fl., Lorenzenzimmern, OU.
Hall: zu 26 fl. 22 fr. noch 20 fl., Eberbach, DA. Künzelsau:
zu 50 fl. noch 30 fl., Steinkirchen, OA. Künzelsau: zu 36 fl.
noch 30 fl., Edwälden, OA. Kirchheim: zu 85 fl. noch 80 fl,
Treubenftein und Hohenklingen, DAX. Maulbronn: 100 fl.,
Beihingen, OA. Nagold: zu 25 fl. no 25 fl., Garrweiler,
DA. Nagold: zu 70 fl. nod 70 fl., Pfrondorf, OA. Nagold:
zu 30 fl. noch 20 fl., Wenden, DA. Nagold: zu 80 fl. nod
80 fl., Eichach, DA. Dehringen: zu 50 fl. noch 60 fl., Verren-
berg, DA. Oehringen: 50 fl., Edenweiler, OA. Rottenburg:
zu 44 fl. noch 45 fl., Ruith, OA. Stuttgart: zu 9 fl. 36 ir.
noch 36 fl., Miedelsbach, DU. Schornvorf: zu 105 fl. nod
30 fl., Hopfau, OA. Sulz: 34 fl, Buſenweiler, DA. Sulz:
zu 60 fl. noch 40 fl., Rübgerten, DOW. Tübingen: zu 50 fl.
65
noch 30 fl., Zatenhaufen, OA. Eannftatt: zu 78 fl. noch 25 fl.,
Wißgeldingen, OU. Gmünd: zu 50 fl. noch 25 fl., Laibach,
DA. Künzelsau: zu 80 fl. noch 40 fl., Amrihshaufen: zu
6 fl. 24 ir. noch 25 fl., Oroßallmerfpann, DA. Hall: zu 79 fl.
48 Tr. noch 40 fl, Siggen, DA. Wangen: zu 40 fl. noch 40 fl,
Neutrauchburg, DU. Wangen: 60 fl., Rechberg, ON. Gmünd:
zu 140 fl. noch 25 fl., Großſchaffhauſen, DA. Laupheim: zu
30 fl. noch 60 fl., Meßbach, DA. Künzelsau: zu 60 fl. noch
50 fl., Hachtel, DA. Mergentheim: 20 fl., Yartfeld, ON.
Nedarfulm: zu 25 fl. nody 50 fl., Schnittlingen, OA. Geis⸗
lingen: 50 fl., Wimmenthal, DA. Weinsberg: zu 95 fl. 36 kr.
noch 50 fl., Bartholomä, DA. Gmünd: zu 60 fl. noch 40 fl.,
Walpertöhefen, OA. Laupheim: 60 fl., Eglingen, DOW. Mün⸗
fingen: zu 40 fl. nody 50 fl., Horn, OU. Gmünd: zu 50 fl.
noch 25 fl., Wöflingen, OA. Ellwangen: zu 40 fl. noch 60 fl.,
Bühler, DA. Aalen: zu 125 fl. noch 90 fl., Deubach, ON.
Mergentheim: 30 fl., Unteropfingen, OA. Leutlich: zu 65 fl,
noch 20 fl., Leinroven, DA. Aalen: zu 47 fl. nody 50 fi.,
Monalam, DA, Calw: zu 29 fl. 36 fr. noch 36 fl, Sommen-
bardt, OU. Calw: 25 fl., Zavelftein, DA. Calw: 50 fl.,
Wildenftein, DA. Crailsheim: zu 84 fl. noch 25 fl., Klein⸗
ansbach, DA. Gerabronn: zu 80 fl. noch 50 fl., Obergrönin«
gen, DU. Gaildorf: 30 fl., Oberwälden, DA. Göppingen:
30 fl., Happenbach, DA. Heilbronn: zu 117 fl. noch 83 fl.,
Pinache, DA. Maulbronn: zu 54 fl. 24 fr. noch 40 fl., Schie⸗
tingen, DU. Nagold: 18 fl., Siglingen, DA. Nedarfulm: zu
20 fl. noch 25 fl., Altenrieth, OA. Nürtingen: zu 15 fl. nod
40 fl., Bronnweiler, DA. Reutlingen: 60 fl., Bothnang, ON.
Stuttgart: zu 120 fl. nody 120 fl., Dornhan, DA. Sulz: 80 fl.,
Breitingen, DA. Ulm: 40 fl., Untermberg, OA. Baihingen:
zu 50 fl. noch 36 fl, Höfen, DA. Waiblingen: zu 60 fl. noch
55 fl., Hohenftraßen, OA. Weinsberg: zu 150 fl. noch 50 fl.,
Klaffenbad, DA. Welzheimi: zu 100 fl. no 40 fl., Rienharz,
DU Welzheim: zu Yfl. 36x. noch 40 fl., Affaltrach, OA. Weins⸗
berg: zu 60 fl. noch 80 fl., Wöllſtein, DU. Aalen: zu 100 fl.
noch 50 fl, Diebach, DA. Künzelsau: zu 43 fl. noch 44 fl.,
Deudorf, DA. Saulgau: zu 36 fl. noch 70 fl., Dietenwengen,
DU. Waldſee: zu 30 fl. noch 30 fl., Marktluftenau, OU.
66.
Crailsheim: zu 46 fl. 40 Tr. noch 80 fl., Weilerftoffel, OA.
Gmünd: zu 50 fl. nod 25 fl, Gamerſchwang, DU. Ehingen:
zu 80 fl. noch 80 fl, Pommertsweiler, DA. Aalen: zu 100 fl.
noch 38 fl., Gaishardt, DA. Ellwangen: zu 120 fl. noch 70 fl.,
Hagenbach, DA. Nedarjulm: 50 fl., Harthaufen, DA. Obern«
dorf: zu 75 fl. noch 35 fl., Mazenbach, DA. Crailsheim: zu
180 fl. noch 50 fl., Zwiejelberg, DA. Freudenſtadt: 30 fl.
Rottum, DA. Biberach: zu 20 fl. nod 36 fl., Fachſenfeld,
DA. Aalen: zu 291 fl. nod 60 fl., Magolsheim, DA. Mün⸗
fingen: 50 fl., Mooshaufen, DA. Leutlirh: zu 25 fl. nod
25 fl., Unterweiler, ON. Laupheim: zu 55 fl. no 45 fl,
Simmringen, OA. Mergentheim: zu 31 fl. 26 Tr. noch 40 fl.
Hornfiſchbach, OA. Biberach: zu 25 fl. noch 60 fl., Iſenburg,
DA. Horb: zu 100 fl. noch 90 fl., Möndberg, ON. Herren
berg: zu 38 fl. 32 fr. noch 30 fl, Kayh, DON. Herrenberg:
25 fl., Wolffölden, OA. Marbach: zu 29 fl. 86 fr. noch 50 fl.,
Anenftein mit Helfenberg, OA. Marbady: zu 115 fl. 36 fr.
noch 84 fl., Großvillars, DA. Maulbronn: zu 100 fl. 3 Ir.
noch 39 fl., Zitishaufen, OA. Nürtingen : zu 100 fl. noch 25 fl.,
Rappishäufern, DA. Nürtingen: 50 fl., leinbettlingen, OA.
Nürtingen: 35 fl., Möglingen, DA. Dehringen: zu 40 fl.
noch 30 fl., Pfahlbah, DA. Dehringen: zu 70 fl. noch 66 fl.
Sleihen, DA. Oehringen: zu 50 fl. noch 80 fl, Siebeneid,
DU. Weinsberg: zu 36 fl. nody 60 fl., Ammertsweiler, des⸗
ſelben OA.: zu 75 fl. noch 25 fl., Rappach, deſſelben ON.:
50 fl., Peroufe, DU. Leonberg: 60 fl., Bartenftein, OA. Gera⸗
broun: 40 fl, Untergröningen, OA. Gaildorf: zu 31 fl. 30 kr.
noch 50 fl., Ebersberg, DA. Badnang: zu 113 fl. noch 60 fl.
Stetten, DA. Laupheim: 50 fl., Sechtenhaufen, ON. Ell⸗
wangen: zu 80 fl. 35 fr. noch 30 fl., Sonderbuch, ON. Mün-
fingen: zu 30 fl. noch 7O fl., Leinzell, OA. Gmünd: zu 191 fl.
noch 10 fl.,. Fronroth, DA. Ellwangen: zu 112 fl. noch 28 ft,
Ielingen, DW. Neresheim: zu 10 fl. noch 50 fl., Moosbeuren,
DU. Ehingen: 40 fl, Mörfingen, DA. Riedlingen: zu 50 fl.
noch 50 fl., Upflamör, DA. Riedlingen: zu 30 fl. noch 36 fl,
Heiligfreuzthal, deſſelben OA.: zu 6 fl. noch 60 fl Moos⸗
burg, befjelben OA.: zu 55 fl. noch 50 fl., Dietelhofen, deſſel⸗
ben OA.: 40 fl., Edelbeuren, DA. Biberach: zu 54 fl. noch 36fl.,
57
Barth, DA. Nagold: 50fl., Ebersharbt, (deſſ.) OA.: 75 fl., Neu⸗
hätten, DU. Weinsberg: zu 250 fl. noch 24 fl., Strümpfelbad),
DA. Backnang: zu 49 fl. 36 fr. noch 50 fl., Jux, (deſſ.) ON.:
zu 150 fl. nod 60 fl., Lombach, DA. Freudenſtadt: zu 30 fl.
noch 30 fl., Rettersburg, DA. Waiblingen: zu 40 fl. noch
30 fl, Zang, DA. Heidenheim: zu 92 fl. noch 60 fl., Itzel⸗
berg, deſſelben OA.: zu 95 fl. nody 30 fl., Weiler, DON.
Weinsberg: zu 30 fl. nody 55 fl., Neulautern, deſſelben OA.:
zu 90 fl. noch 50 fl., Singen, OU. Sulz: 36 fl., Ludwigs⸗
thal: OA. Tuttlingen: 88 fl., Freudenthal, DA. Befigheim:
36 fl., Dürrmenz⸗Mühlaker, OA. Maulbronn: 180 fl., Buttens
haufen, DA. Münfingen: 100 fl, Schönaich, DA. Böblingen;
zu 53 fl. 22 fr. noch 60 fl, Spindelmaag, OA. Leutkirch: 48 fl.,
Mühlberg, deflelben OA.: 32 fl., Berg, deſſelben OA.: 16 fl.,
Bach, DA. Ehingen: zu 25 fl. noch 70 fl., Rifed, OU,
Biberach: 75 fl, Beersbach, DA. Ellwangen: zu 46 fl. 12 Er.
noch 30 fl., Ellenberg, deſſelben OA.: 45 fl., Unterfchwan-
dorf, ON. Nagold: zu 180 fl. 9 kr. noch 92 fl., Abtsgmünd,
DA. Aalen: zu 112 fl. 24 fr. noch 180 fl., Breitenbady, ON.
Ellwangen: zu 80 fi. nody 75 fl., Rottfpiel, veffelben OA.:
zu 100 fl. noch 56 fl., Sroßenhub, DA. Crailsheim: zu 100 fl.
noch 70 fl., Oberbettingen, OA. Biberad) : 25 fl., Reutlingen:
zu 200 fl. noch 50 fl., Hornberg, OA. Gerabronn: zu 64 fl.
noch 100 fl., Hühnerberg und Meaiftern mit Rehmühle, ON.
Calw: zu 120 fl. noch 120 fl, Beuren, DA. Nagold: zu 80 fl.
noch 50 fl., Oberenzthal, vefjelben OA.: zu 120 fl. noch 75 fl.,
Unterenzthal, deſſelben OA.: zu 222 fl. 30 fr. noch 60 fl,
Klingenberg, DA. Bradenheim: zu 30 fl. noch 30fl., Frauen»
zunmern, befjelben OA.: zu 36 fl. noch 44 fl., Kildyberg, DON.
Tübingen: 40 fl, Schwarzenberg, ON. Treudenftadt: 50 fl,
Loßburg, deſſelben OA.: zu 50 fl. noch 25 fl., Oberreichenbach,
DA Calw: zu 55 fl. noch 10 fl, Seeburg, OA. Urach: 75 fl.,
Dettingen, OU. Urach: zu 38 fl. 24 fr. noch 50 fl., Diegeläberg,
DA. Göppingen: zu 50 fl. noch 50 fl., Zwingelhaufen, OA.
Marbach: 10 fl., Rietenau, ON. Badnang: 90 fl., Reuthin,
DA. Oberndorf: zu 100 fl. noch 50 fl., Waldenbuch, ON.
Stuttgart: zu 23 fl. noch 100 fl., Nedlinsberg mit Krehwintel,
DA. Schorndorf: zu 60 fl. noch 35 fl, Magolsheim, ON.
58
Münfingen: zu 25 fl. no 75 fl., Böfingen, OA. Nagold:
zu 36 fl. noch 24 fl, Buhlbronn, DA. Schorndorf: zu 70 fl.
noch 40 fl., Buoch, deſſelben OA.: 80 fl., Hardt, deſſelben
OA.: zu 50 fl. noch 100 fl., Steinberg mit Eſſendorf, ON.
Laupheim: zu 56 fl. noch 20 fl., Pflaumloch, DA. Neresheim:
zu 40 fl nod 120 fl., Sauggart, DA. Riedlingen: 20 fl.,
Bußniannshaufen, DA. Laupheim: 40 fl., Hohenberg, DA.
Ellwangen: zu 67 fl. nody 50 fl., Braunsbach, DA. Künzelsau:
zu 50 fl. noch 100 fl., Schrogberg, DA. Gerabronn: zu 60 fi.
noch 100 fl., Bölgenthal, OA. Crailsheim: zn 32 fl noch
90 fl., Kleinvilliars, OA. Maulbronn: zu 85 fl. 12 fr. nod)
60 fl., Unterfhlehtbadh, DA. Welzheim: zu 30 fl. noch 80 fl.,
Rüffelhaufen, DW. Mergentheim: zu 60 fl. nod) 66 fl., Garn⸗
berg, DA. Künzelsau: zu 80 fl. nod 50 fl., Manolzweiler,
DA. Schornvorf: zu 45 fl. noch 25 fl., Altenberg, OA. Gera-
bronn: zu 25 fl. nody 30 fl., Neumeiler, DA. Böblingen: zu
60 fl. noch 80 fl, Bronnholzheim, OA. Crailsheim: zu 14 fl.
noch 70 fl., Bernharbsweiler, deſſelben OA.: zu 40 fl. noch
75 fl., Lautenbach, deſſelben OA.: zu 125 fl. noch 50 fl,
Unterdeufitetten, veffelben OA.: zu 148 fl. noch 48 fl., Berg-
bronn, deſſelben OA.: zu 80 fl. noch 40 fl., Steingebronn,
DA. Münfingen: zu 25 fl nch 75 fl., Harthaufen, OA.
Stuttgart: zu 40 fl. noch 33 fl, Tiſchardt, OA. Nürtingen:
80 fl., Baach, DA. Waiblingen: zu 110 fl. noch 50 fl., Bürg,
deſſelben DA. : zu 60 fl. noch 40 fl, Effringen, ON. Nagolv:
zu 10 ff. noch 30 fl., Hagelloch, OA. Tübingen: zu 80 fl. nod)
40 fl., Dettenhaufen, veflelben OA.: zu 41 fi. noch 70 fl.,
Beindberg, OA. Neuenbürg: zu 120 fl. noch 80 fl. — Ge
lammtjumme 11,673 fl. beziehungsweije einſchließlich der frü-
heren Berwilligungen mit 40,086 fl. 51,759 fl.
Unterm 26. September wurde von dem bifchöflihen Or⸗
dinariat zu Rottenburg die auf dem St. Micdhaelsberg,
DA. Bradenbeim beftehende Seelforgeanftalt für die Tatholifchen
Bewohner der dortigen Gegend mit Genehmigung ver K. Res
gierung zu einer mit allen pfarrlidhen Rechten ausgeftatteten
Pfarrkuratie erklärt.
Am 16. Auguft traf in Marbach die von den Deutfchen
in Moskau zu Ehren des Sciller- Jubiläums (11. Novbr.
59
1859) geftiftete große Glocke (Schhillerglode) ein. Sie
wurde in Ludwigsburg auf einem beforirten Glockenwagen
von 10 mit Schärpen verfehenen Keitern und 10 mit Fahnen,
Blumen und Lanbwerk verzierten Wagen voll von Männern
und Jungfrauen Marbachs abgeholt und in feierlihem Zug
an ihren neuen Beftimmungsort geleitet, wo nad) vor dem
Rathhauſe und vor dem Schulhaufe gehaltenen Reben bie
von den Stiftern ſchon früher mit einer Botivtafel überſandte
fhöne Widmungsurkunde verlefen und dann die Glocke in die
Aleranderkirche geführt wurde, der fie fortan mit ihren fchö-
nen Schilvereien als eine Zierde feltener Art angehören wird;
Ein um 5 Uhr von Ludwigsburg abgegangenes Telegranım
jeßte die Stifter von der glüdlihen Ankunft ver Glode in
Kenntniß.
In Weinsberg bildete ſich im Oktober ein neuer Frauen»
verein, der es ſich zur Aufgabe ſtellte, durch jährliche Beiträge
und Sammlung von Gaben die Ruinen der Weibertreue in
möglichſt gutem Stand zu erhalten, die Anlagen ſchön und zweck⸗
mäßig herzuſtellen und für beſſere Aufſicht über die Räumlich—
feiten zu forgen, welche dem früher beftandenen (aber feit eini-
gen Jahren in Folge des Abfterbens oder Wegzugs zahlreicher
Yamilien, und des allmählihen Erlahmens der Begeifterung für
höhere Intereſſen faktifch nicht mehr exiftirenden) Verein im
Fahr 1824 von der Staatsregierung Übrigens unter Vorbes
halt des Heimfalls im Falle der Auflöfung des Vereins über-
laffen worden waren. Der Verein fol namentlich barüber wachen,
daß nicht, wie es früher Schon öfters vorfam, Die Rohheit als-
bald wieder zerftöre, was die Pietät unterhielt und fchaffte.
Künfte und Wiffenfhaften.
Die Frequenz der Univerfität Tübingen war im
Yahr 1860 folgende:
Im Winterfemefter (Herbft) zählte man bei den ein-
zelnen Fakultäten und zwar bei ber
ev.th. kath.th. jurid. mebic. philof. htaatswirihſhh. zuſ.
Inl. 132 66 57 145 68 95
Ausl. 88 47 Bu a 145
60
Sommerfemefter (Öftern) 1860
ev.th. kath th. jnrid. mebic. philof. ſtaatswirthſch. zuſ.
Inl. 118 79 50 130 61 89 713
Ausl. 89 53 16 16 9 3
Zur Vergleihung damit möge dienen der Frequenzſtand ber
Jahre eo.tb. kath th. jur. meb. phil. ſtaatew. zuſ.
1820 (W.) Inl. 118 41 153 79 150 101
Aus. 4 5 13 18 6 2 |
(S.) ml. 9 40 141 83 152 109 } m
Ausl, 42 3 15 23 7
1830 (W.) Inl. 253 117 87165 107
Ausl. 20 43 413 1
(S.) Inl. 184 121 93157 158
Aust. 14 50 6 15 4
1840 (W.) Inl, 123 56 128 116 176
Aus. 233 6 13 4 6
(S.) Int. 143 102 103 130 103
Us. 3 4 17 8 5
1850 (W.) In. 102 88 171 101 161
Yusl. 277 43 29 19 12
(S.) Inl. 116 120 180 93 93
Yusl. 38 42 225 18 12
Auf der Alademie zu Hohenheim murben feit
ihrer Gründung im Jahr 1818 bis jett im Ganzen 2716
Studirende, 2130 Landwirtbe und 586 Yorftwirthe infcri-
birt, nämlid 746 Rand» und 435 Forſtwirthe zufammen 1181
GStubirende aus Württemberg, 315 8. und 13 F. zuf. 328
Stud. aus Preußen, 151 2%. und 6 %. zul. 157 Stud. ans
Defterreih, 119 2. und 42 F. zuf. 161 Stud. aus Bayern,
80 L. und 17 F. zuf. 97 Stud. aus Baden, 63 L. und 1%.
zuf. 64 Stud. aus Heffenkaffel, 42%. und 3 5. zuf. 45 Stud.
aus den ſächſiſchen Herzogthümern, 39 2. und 1 F. zuf. 40
Stud. aus dem Königreih Sachſen, 34 8%. und 1%. zul.
35 Stud. aus Hannover, 33 8. aus Frankfurt a. M., 32 L.
und 1 %. zuf. 33 Stud. aus Heſſendarmſtadt, 27 2. aus Meck⸗
Ienburg, 19 2. aus Schleswig. Holftein, 18 L. aus Hamburg,
|EIEI EI Burn
*) worunter 1 jüdiſcher Theolog Inlänber.
16 8. und 1 5. zuf. 17 Stud. aus den Nieberlanden und
Luremburg, 12 2. aus Braufchweig, 12 2. und 1 F. zuf. 13
Stud. aus Raffau, 11 8. und 1 F. zuf. 12 Stud. aus Bre-
men, 9 8. aus Waldeck, 8 8. aus Oldenburg, 6 2. aus den
Anhaltiſchen Herzogthümern, 6 8. aus ven Lippe’fchen Fürſten⸗
thümern, 6 2. aus Lübed, 3 2. aus Reuß und Schwarzburg,
ferner 103 2. und 50 F. zuſ. 150 Stub. aus der Schweiz,
127 2. und 4 F. zuf. 131 Stud. aus Rußland, 20 8. aus
Schweden, 22%. und 6 5. zuf. 28 Stud. aus Frankreich,
16 2. und 2 F. zuf. 17 Stud. aus Serbien, ver Moldau und
Wallachei, 9 8. und 1%. zuf. 10 Stud. aus Belgien, 9 L.
und 1 F. zuf. 10 Stud. aus England, 2%. aus Griechenland,
128. aus Spanien, 1 L. aus Neapel, 1°. aus Kleinaſien,
1 8 von Cap der guten Hoffnung, 2 2. aus Nordamerika,
12. aus Brafilien und 1 2. aus Neuſüdwales, alfo im Gan⸗
zen 1535 Ausländer und zwar 1384 2. und 151%. Im Yahr
1860 ftubirten und zwar im Winterjemefter 40 inländ. und
75 ausländ. zuf. 115 2., 33 inländ. und 2 auslünt, zuf. 35 F.,
im Ganz. aljo 150 Stud. und im Sommerjemefter 32 inländ.
und 65 ausländ. zuf. 97 2, und 23 inländ. und 1 ausläud. %.,
im Ganzen alſo 150 Stud., wobei übrigens die zahlreichen
Hofpitanten, die ſich nur kurze Zeit in Hohenheim aufhielten,
nicht gerechnet find. Zur Bergleihung kann dienen der Fre⸗
quenzitand von den Jahren
1840 Sommerfemefter (103 Stud.) 23 inl. und 53 ausl. zuf.
76 2. und 21 inl. und 6 ausl. zuf. 27 F.
Winterjemefter (108 Stud.) 26 inl. und 50 ausl. zuf.
76 2. und 26 inl. und 6 ausl. zuf. 32 9.
1850 Sommerfemefter (92 Stud.) 36 inl. und 43 ausl. zuf.
79 L. und 10 inl. und 3 ausl. zuf. 13 F.
Winterfemeiter (105 Stud.) 37 inl. und 48 ausl. zuf.
85 2. und 16 inl. und 4 ausl. zuf. 20 F.
Auf ven Aderbaufhulen, von welden vie Hohen-
hbeimer im Jahr 1818 durdy Einberufung von 10 je 14jähs
rigen Knaben aus dem Stuttgarter Waifenhaufe gegründet
und 1829 zur Aufnahne von 25 wenigftens 17jährigen Jüng⸗
lingen aus dem Bauernflande mit 3jährigem Eurfus erweitert
wurde, während die zu Ellwangen und Ochſenhauſen
62
(für Jagſt- und Donaufreis beftimmt) erft im $. 1843 und
endlich die zu Kirchberg (für den Schwarzwaldkreis) erft im
April 1851 eröffnet wurden, fanden bis jet 315, beziehungs-
weile 73, 80 und 51 zuſ. aljo 519 Landwirthe Unterricht, von
denen 186 auf ten Nedarfreis, 113 auf den Schwarzwal:
freis, 105 auf ten Jagſtkreis und 120 auf den Donanfreis
zuf. alfo 514 auf das Inland fielen (nebft 5 Badenſern umd
Hohenzollern).
Der Staatsaufwund für die Zwede der Bols—
bildung beträgt für das Jahr. 18°%/so 669,627 fl. 58 Fr. Für
die Univerfität Tübingen betrug der Aufwand 118,500 fl.,
ber für Reifeunterftügungen 2500 fl., für Staatsftipendien
4957 fl. 30 fr., für die öffentlihe Bibliothel, Münz-Alterthil-
mer und Naturalien-Cabinet 23,800 fl., Kunſtſchule, Unter-
ſtützung junger Künftler zur meiteren Ausbildung auf Reifen,
Kunftfammlungen 2c. 16,406 fl., Confervatorium der Denk⸗
mäler der Kunft und des Altertbums in Württemberg 700 fl.,
Gymnaſien, Lyceen und andere Inteinifche Lehranftalten
101,420 fl. 30 fr., für bie polytedhnifhe Schule 35,150 fl.,
Baugewerbeſchule in Stuttgart 6,525 fl., Realjchulen 34,860 fl.,
gewerbliche Yortbildungsichulen 14,000 fl., Alterszufagen und
Gehaltsaufbefferungen für Lehrer an Gelehrten» und Real.
fchulen 23,054 fl. 30 fr., land» und forftwirthichaftlihe Fakul⸗
tät in Hohenheim 12,332 fl. 18 fr., Aderbaufchulen in Ell⸗
wangen, Ochſenhauſen und Kirchberg 5975 fl. 40 kr., Thier⸗
arzneifchule 7300 fl, für das Elementarfchulwefen und zwar
für Schullehrerfeminare 32,056 fl., Unterftügung an Privat-
ſchulamtszöglinge 10,621 fl. 15 kr., Aufwand für Volfsfchulen
und zwar evang. an Befoldungen der Schuldiener 25,389 fl.
51 kr., an Entihädigung für Einlommensverlufte dur Ab-
Iöfungen 2066 fl. 58 kr., an, jonftigem Aufwand 7736 fl. 39 kr.,
ſodann für kath. Volksſchulen an Befoldungen der Schulpiener
12,843 fl. 53 fr., an Entſchädigung für Einkommensverluſte
durch Ablöfungen 1,200 fl., an fonftigem Aufwand 9,817 fl.
85 kr., an Alterszulagen für Schullehrer und Beiträge an
Gemeinden zu den Gehalten ihrer Schulftellen 103,000 fl., für
die Erziehbungshäufer und zwar für die Waiſenhäuſer 46150 fl.,
für Taubſtummen⸗ und Blinden-Anftalten 11,252 fl. 50 Ir.
63
Der Berein für Haffifhe Kirchenmuſik in Stutt—
gart, welcher nun feit 13 Jahren befteht, und von Kleinen An⸗
fängen aus unter uneigennügiger Mitwirkung der erften Stutt-
garter Geſangskräfte allmählich auch Die größten Tonwerke älterer
und neuerer Meifter in ven Bereich feiner regelmäßigen Auf-
führungen zu ziehen und fie fo mit vollftändiger Orchefter-
begleitung aud) dem größeren Publikum zu Gehör zu bringen
vermochte, findet in der Hauptftabt und in deren nächfter Um-
gebung, wie die zahlreichen in neuerer Zeit vorgekommenen
Beitritte zu demfelben befunden, vervientermaßen mehr und
mehr Anklang,
Der nun feit 4 Jahren beftehenve Verein für hriftliche
Kunft in der evang. Kirche Württembergs, welcher fi, durch
das Wohlwollen der landeskirchlichen Behörde vielfady unter-
ftügt, einer gebeihlihen Entwidlung und wie jowohl die Zu—⸗
nahme jeiner Mitglieder, als auch die Zahl und Bedeutung
der aus allen Theilen des Landes und felbft von auswärts
an ihn gerichteten Geſuche deutlich beweist, immer größerer
Anerlennung zu erfreuen bat, hielt am 23. Auguft feine
beurige Generalverfanmlung zu Stuttgart. Nach feinem
Rechenſchaftsbericht erftrecdte ſich feine berathende Thätigkeit
auf 26 einzelne Kirchen, bei welchen es ſich theils von
der Ausarbeitung von Entwürfen zu Neubauten und Umbau—⸗
ten, theil® von der Abgabe von Gutachten über ſolche han
delte. Der leitende Gedanke bei dieſer mannigfahen Arbeit
war, bie reinen Grundſätze einer würdigen Einrichtung chrift-
licher Kirchen in jedem berechtigten Bauftyl jeftzubalten und
diefen Normen das Neue gründlich anzupafien, das ſchon Vor⸗
bandene wenigftens anzunähern, in beiden aber mit der freien
Umficht zu verfahren, welche die Gefammtheit der lofalen Ver⸗
hältnifje zu beachten fucht. Außerdem wurde der Verein für
Herftellung von Gemälben, bejonders Glasgemälden, und für
Errichtung neuer beziehungsweife Renovirung alter Ranzeln
und Taufſteine vielfad) in Anfprucdh genommen; audy feine Ber-
mittlung für Beſchaffung von kirchlichen Gefäffen aller Art, von
Kanzeln, Altären und Zauffteinen und von Erucifiren wurde
jehr häufig geſucht. Der Ausfhuß hat fi zu diefem Behufe
mit tüchtigen Zabrilanten in’8 Benehmen gejeßt und ift in
64
Berbindung mit dem Berliner Verein für religiöfe Kunft fort-
während bemüht, einfache ſchöne Formen zur Auswahl beizu⸗
ſchaffen. Befonders förderlich für Die Zwecke des Vereins ift
ed, daß er zur Aufbewahrung feiner Sımmlungen und Mufter
und zur Niederlage der von ihm vermittelten Entwürfe von
Kirchenbauten, Gefäffen u. f. w. durch Einräunung der alten
Kapelle des biefigen Bürgerhofpitals ein eigenes Lokal erhielt.
Nach erfolgter Verlefung des Rechenſchaftsberichts wies das
Ausihußmitglied Oberbaurath Leins an der Hand der über
verjchievbene von ihm entworfene Kirchenbauten vorgelegten
Pläne, Riſſe und Berechnungen nad, wie in ben einzelnen
vorgelommenen Fällen oft mit den einfachften Mitteln tie
Iofalen Schwierigkeiten überwunden, den vorhandenen Mangel
abgeholfen und doch zugleich ven äſthetiſchen Rückſichten Rech⸗
nung getragen worden fei und erntete dafür allgemeinen Bei⸗
fall über die Sachkenntniß, Umfiht und Scharffinn, die er hie⸗
bei an den Tag gelegt. Darauf wurden die von verjchiedenen
Fabrikanten mitgetheilten Kirchengefäffe und Crucifixe geprüft
und ſchließlich die häufige Unzulänglichleit des Raums auf der
Orgelempore für Aufftelung eines Singchors erörtert, wobei
als Hauptgrund die meiftens weit Über das Bedürfniß ver
Zufammenhaltung des Kirchengeſangs hinausgehende Größe
der Orgeln hervorgehoben wurde. Zugleich kam hiebei die Sprache
auf die paſſendſte Form für die neuzubauenden proteftantifhen
Kirchen überhaupt, als welche Oberbaurath Leins für unfer
Land namentlich die Annäherung an die quadratifhe Form,
ftatt der langgeftredten empfahl, da die Wahl der in akuftifcher
Hinfiht wegen der gleichen Entfernung aller Zuhörer von ber
Kanzel beiten Form des Halbkreifes häufig ans lokalen Grün-
den nicht als zuläffig erfcheine. Schließlich wurde der Ausſchuß⸗
antrag, jedes Verwaltungsjahr durch eine Stiftung heiliger Ge⸗
fäfle in evlem Metall und reiner Form aus den Mitteln der
Vereinskaſſe an irgend eine nachweisbar bevürftige Gemeinde
zu bezeichnen, einftimmig zum Befchluffe erhoben.
Wie in früheren Jahren, fo war auch heuer wiener im
Lofale des Kunftvereins dem kunſtliebenden Publikum ein
großer Genuß geboten durch die Ausftellung einer großer An⸗
zahl von Bildern, welche der Münchener Berein in neuerer
65
Zeit angelauft hatte. Bejondere Aufmerkjamfeit wurde babei
allgemein dem von A. Bauer gefertigten „Haidehügel“ um der
trefflihen Behandlung von Luft und Wolfen und der harmo⸗
nifhen Stimmung des Ganzen willen, der von 2. Medien-
burg gefertigten ſchönen „Parthie der Rialtobrüde in DBene-
dig“, der anmuthigen „Heimkehr der Genoveva« von Karl
Moßdorf, der von Robert Hed gemalten „Gegend von Stutt-
gart# und ber von 2, Siegwart ausgeführten „Anficht der
Stadt Stuttgart gejchent.
Auch die Geſellſchaft das Bergwerk veranftaltete eine
Ausftellung von Gemälden, melde dem Kunftfinn zahl»
reicher Beſchauer große Befriedigung gewährte. Das jchönfte
Gemälde war das von Sr. Majeftät für die Dauer der Aus⸗
ftelung überlaffene Gemälde des Gottlieb Schid „das Opfer
Noah8“, das ebenſo reich an großartigen als anmuthigen Mo-
tiven Durch die wohlthuende Durchdringung des modernen
hriftlichen Geiftes mit der Schönheit antiker Yornı Auge und
Gemüth des Beichauers gleich fehr feſſelte. Im Mebrigen waren
die veutichen Schulen von der Schule des Johann van Eyf bis
zu Holbein und Kranach durch gelungene Proben vertreten. Auch _
werthvolle Bilder aus der italienischen und fpanifchen Schule
waren ausgeftellt. Gleichfalls reich vertreten war bie niever-
ländiſche und franzöfiihe Schule. Bon den veutfchen Mei-
ftern des vorigen Jahrhunderts ſprach hauptjüchli Das Gr.
Majeftät gehörige prachtoolle Bildniß der Kaiferin Marie Feo—
borowna von Rußland an. Berhältnifmäßig am wenigften
vertreten waren die vaterländifchen Meifter.
Im September ließ diefelbe Künftlergefellichaft diefer Aus-
ftellung von Gemälden eine im Königsbau zu Stuttgart veranftal«
tete Ausftelung von Alterthümern aller Art, befonvers
Möbeln, Geräthen, TZeppichen, Gewändern, Porträts (als Koſtüm⸗
bildern), geſchichtlich denkwürdigen Reliquien u. f. w. aus ber
Zeit vom 15. bis 18. Jahrh. folgen, eine Ausftellung, deren
Werth für die Kenntniß der Kunftinduftrie vergangener Zeiten
und der äußeren Sitte unferer Vorfahren in der That hoch
auzufchlagen ift, zumal va hiedurch neben dem biftorifchen
oder theoretifchen Intereſſe auch ein wejentlich prattiſches be⸗
Württ, Fahrb. 1860. 18 Heft.
66
friedigt wird, foferne ven Runftinpnftriellen und den Gewerbs⸗
männern unferer Tage auf diefe Weiſe die Anſchauung ge⸗
ſchmackvoller Vorbilder, beſonders aus der Zeit ver Renaiſſance,
ermöglicht wurde. Es füllte diefe Ausftellung von Alter:
thümern funftbiftorifhen Werth beinahe zwei: ganze
Säle des zu dieſem Behufe eingeriumten Königsbaues.
Unter den 413 Nummern, welde ter Katalog aufführte,
befunden fi eine Menge ſchöner und intereffanter Alter
thümer; neben ten Spinnrädchen, ber Bettftelle und dem
Ueberwurf aus dem 17. Jahrh. erblidte man beſonders treff-
liche Paftellimalereien, altveutfche Bilder und Altäre, Fauteuils,
Sefjel, Kommode, Tiſche, Kannen, Triukgefäſſe aller Art,
Holzfiguren, Vaſen, Schmudfäftchen, Uhren, Kandelaber, Leuch⸗
ter, ſchön verzierte Käften, Spiegel, Konfole, Waffen, Schilve,
Speere, Hauben, Schüſſeln, Löffel, Steigbügel, herrliche
Trink⸗ und Jagdhörner aus dem 14. bis 15. Jahrhundert,
foftbare Schriften und Meßgewänder, und fonftige Gegenftände
der verfchienenften Art. Unter ven Gemälpen find hervorzuheben .
die Porträts der noch immer im Volksmunde fortlebenben Gräfin
Branzisfa von Hohenheim, der Herzogin Marie Auguſte, der
Mutter des ritterlihen Herzogs Karl und des vielgepräften
Landſchaftskonſulenten 3. J. Mojer (von welch’ Letzterem wicht
nur jene befannte jo oft als Feder benügte Lichtſcheere und
zwei feiner Handſchriften ſdas eine Blatt mit Tinte, das au«
dere mit jener Lichtſcheere befchrieben], fondern auch ber ihm
einft nad, feiner Freilaffung geſchenkte Bolal zu jehen waren),
ferner die Bilder der Herzoge Ulrichs, Chriftophs und Karl
Eugene, Ouftav Adolphs, Gottfrieds von Müller, ber
einft berühmten Sängerin Baletti u. |. w. Nicht minder in⸗
tereffant waren die von der Handbibliothek mitgetheilten alten
Manuſcripte 3. B. das Pfalterium des Landgrafen von Thü⸗
ringen (um 1200 gefchrieben), ein Meßbuch, eine Minneſän⸗
gerhandichrift, ein Calendarium mit dem Evangelium aus dem
14. Yahrh., ferner das von der Stabt Rottweil dem Kaiſer
Konrad III. geſchenkte og. goldene Buch von Rottweil und
eine der äÄlteften Exemplare des Freidank, ein ehemals
einem zu Guſtav⸗Adolphs Armee übergetretenen früher kaiſer⸗
67
lichen Offizier, Namens Gutermann, gehöriger Weinkrug mit
einem Ablaßpfennig auf dem Dedel, eine Geißel aus einem
Tranzistanernonnenklofter aus dem 15. Jahrh., eine fpanifche
Wand mit den 12 Monaten und ihre Hauptbefhäftigung dar⸗
ftellenden Dtalereien in Del auf Leinwand, ein von Albrecht
Dürer berrührender Holzſchnitt, das Bild eines Ulrich von
Barnbüler vorftellend, ein aus dem 17. Jahrh. herrührender
Stammbaum des württ. Regentenhaufes, eine vom K. Haus-
und Staatsarchiv mitgetheilte Sammlung von Siegeln, worunter
die Reiterfigille zweier Herzoge, Eherhards des Greiners und Ul-
rih8 von Württemberg vom Jahre 1361, ferner ein gemaltes
Altarblatt der Schloßlapelle zu Yangenargen, ein gemalter Kla⸗
vierbedel (aus dem 17. Jahrh.), eine Anbetung der heiligen
drei Könige, eine Dreieinigfeit, mehrere Glasgemälde aus dem
14. bis 17. Jahrh. und mehrere herrliche Seideftidereien, von
denen die heilige Familie auf der Flucht nach Aegypten und
eine Trauer um Chrifti Leichnam beſonders anzog. Ferner
find anzuführen: ein aus Silber⸗, Golddraht und Seide ge-
wirktes Reliefbild, David vor Saul Harfe jpielend, ein ge⸗
ſticktes Altartuch mit der Yahrszahl 1557, eine Maria mit den
Chriſtuskinde barftellend, ferner Ehriftus, die Teufel austrei«
bend, die Schlacht von Deffingen en relief, eine Geißelung
Chriſti und ein Altarkäftchen mit Chrifti Kreuzigung, beide
aus Elfenbein gefchnitt, eine ſchöne gothiſch geſchnitzte Maria's
Tod vorftellende Altartafel, ein gothifches Holzſchnitzwerk, den
St. Laurentius anf dem Roſte zeigend. Nicht minder merk⸗
würdig ift ein filbernes und vergolvetes Kreuz in gothifchem
Styl (eines der erften Meifterwerte des Mittelalters) und ein
großer gothifcher Altar mit Flügelthüren, auf dem vor einem
vergoldeten Reliquienkäſtchen aus dem 15. Jahrh. eine herr⸗
liche gothifhe Monftranz fteht, welch' beide Gegenſtände,
Kreuz und Monftranz, der Kirche zu Weil der Stadt gehören.
Auch die der Stadt Reutlingen gehörigen zwei Meßgewänder
aus dem 15. Jahrh., jo wie die Seiner Majeftät gehörigen
Segenftände, ein gothifches Trinkhorn mit Dedel aus dem
15. Jahrh., ein prachtvoller Pokal, deſſen Trinkgefäß aus Perl⸗
muſchel und deſſen Fuß aus eine Falkenjagd vorſtellenden
5 *
68
Figuren von Silber gebilvet ift, eine Platte italienifher Ar-
beit mit einem bie Erhebung der heiligen Cäcilie zum Himmel
varftellenden Gemälde, eine aus Elfenbein geſchnitzte Kanne
"mit goldenem Dedel und mehrere Vaſen mit durchbrochener
Arbeit aus der Meißener und Ludwigäburger Fabrik zogen bie
Blicke zahlreiher Beſucher in gleicher Weife auf fi. Eine
wunderſchön cifelirte eiferne Geldkaſſe aus dem 15. Jahrh.,
eine mit Bronzeverzierungen gefhmüdte Schatlafle aus dem
16. Jahrh. und ein aus Elfenbein gejchnigtes Jagdhorn aus
dem 14. Jahrh. hatten gleichfalls Hohen Kunftwerth. Unter ven
zahlreichen Möbelftücen verdient befondere Erwähnung ein aus⸗
gezeichnet ſchöner Kaften mit eingelegter Holzarbeit (vom Jahr
1569) und ein Saften aus Ebenholz von fehr kunſtvoll ge⸗
fchnißter Arbeit, fowie ein Ovalfpiegel mit gefchnigtem reichem
Renaiſſance-Laubwerk und ein länglichter Spiegel mit ardhitel-
tonifhen Verzierungen und Laubwerk, eine Heine gejchnigte
Conſole mit einer Reiterftatue, ein gejchnigter Tiſch und zwei
in Holz gefchnigte Kandelaber (aus Ludwigsburg). Unter ben
Waffen fiel am meiſten das Schwert des edlen Herzogs Eber-
hard im Bart in die Augen. Unter ven fonftigen hiſtoriſch
intereflanten Gegenſtänden find beſonders erwähnenswerth die
vom Herzog Ulrich der Tübinger Mebgerzunft für ihre Treue
gefchenkte Sahne, tie der Fühnen Bürgermeifterin Barbara
Künkelin zu Schorndorf von dem dortigen Magiftrat verehrte
füberne Kaffe und Milchkanne, das Weinglas des lebten im
Piarrhaufe zu Mariabronn, DA. Tettnang, im Jahr 1780
in Armuth verftorbenen legtregierenden Grafen von Montfort,
bie mit dem Wappen feiner Familie gezierte Wiege und pas
Porträt des berühmten Stuttgarter Stiftspredigers Dr. Lothar
(Lotharius), ferner Denkmünzen mit ven Bilpniffen Guftav
Adolphs, Wallenfteins, Karls V. u. f. w.
Die alljährlich ftattfindende rhein iſche Kunſtausſtel⸗
lung führte aud) heuer wieder (im Juli) dem Publikum eine
große Anzahl tüchtiger, ſelbſt hervorragender Bilder vor, bie
übrigens größtentheild dem von ben BZeitumftänden noch am
meiften begünftigten Lanpfchaftsfacdhe angehörten. Bon 387
Nummern waren aber nur 9 dem Gegenftande nad) der bifto-
69
rifhen Malerei, dagegen 100 dem Genre und 227 der Land⸗
ſchafts⸗ und Architekturmalerei zuzuzählen. Die Thiermaleret
war nur durch 20 Bilder von vorwiegend landſchaftlichem
Charakter vertreten. Sogenannte Stillleben fanden ſich 10,
Aquarellen, Farbendrücke, Rupferftiche u. ſ. w. 21. Unter den
der religiöfen Kunft angehörigen Gemälden fanden am meiften
Beifall die Bilder „Maria Ellenriever" in Conftanz, „ein
Engel“ und die „heilige Jungfrau Marias, unter den Pros
dukten der beutichen Geſchichtsmalerei vie „erfte Begegnung
des Kaifers Joſeph II. und Friedrichs des Großen“ von Men-
zel, unter den Landſchaften und Architefturgemälven die „Arena
zu Venedig“ von Jank, „Regen und Sonnenfhein« von Stade⸗
mann, „Gewitter nad Sonnenuntergang“ von Remi van Haa⸗
nen, das »bayrifche Hochgebirge” von Morgenftern, die „An
fiht vom Conterfee« von Lange, die „Waſſerfälle zu Allerhei⸗
ligen« von Schirmer, das „Amphitheater zu Pola« von Tank,
das „Jagdſchloß⸗ von Peters, und unter den Genrebilvdern
ndie Waifen* von Bäuerle, „die Stiderin« von Epp, „bie
Badenden“ von Coomans, „die Idylle⸗- von Grund, adie
Mähderin“ von Beifchlag.
Zu Tübingen hielt am 29. Juni ver Berein für
vaterlänvpifhe Naturkunde in Württemberg feine
zahlreich bejuchte 15. Generalverfjammlung. Auf verfelben ka⸗
men nad dem von Prof. Dr, Fraas verlefenen Rechenſchafts⸗
bericht, demzufolge bie Zwede des Vereins auch im verfloffenen
Jahre, vielfach geförvert wurden, die Zahl der Vereinsmitglies
ber fich ziemlich gleich blieb und die finanziellen Verhältniffe
des Vereins ſich in erfreulihen Zuſtande befanden, zunächſt
Gedächtnißreden des Prof. Dr. Quenſtedt auf den F Prof.
der Chemie, Dr. Chriftian Gmelin und bes Oberſtudien⸗
raths v. Kurr auf den F Apothefer Weismann in Stuttgart
und Prof. Dr. Hochftetter in Eplingen, zum Vortrag; fodann
ſprachen Prof. Dr. Luſchka aus Tübingen über ein von ihm
entdedtes brüfenartiged® Organ zwifchen den unteren Musteln
des menſchlichen Maſtdarms, Oberftubienratb von Kurr
über die Einrichtung von Meeraquarien und die Bevölkerung
der verſchiedenen Zonen des Meeres, Bergraty Schübler -
über das Fortſchreiten der Steintohlenbohrverfuche in Würt-
72
dem 14tägigen Curs im Obftbau im Oktober 1860 betheiligten
fih 28 Lehrer, welche, nachdem ſie eine öffentliche, in allen
Theilen befriedigende Prüfung glei ven Zöglingen erſtanden
hatten, ſich in ihre Heimath zurüdbegaben. Den Lehrzweden
ftehen eine reichhaltige Bibliothek, fo wie umfaflende Samm⸗
lungen, die Baum- und Rebſchule, die Spalierr, Pyramiden⸗
zucht, fo wie größere Ausvehnungen hodftämmiger Obftan-
lagen zu Gebot. Im Sept. 1860 war im Inſtitut ein eigener
Dörreurs, behufs der Erlernung von rationellem Obftbörren
für Aufſeher von Gemeindeobſtdörren veranftaltet, welcher von
verſchiedenen Gemeinden beſchickt wurde; von legteren haben
mehrere die neu und fehr zmedmäßig conftruirte Lucas'ſche
Gemeindeobſtdörre eingerichtet, weldhe nach eingelaufenen Be⸗
richten bis jet als unübertroffen fi) bewährt hat. Der Um-
Sag, welchen das Inftitut Schon im erften Jahr aus der Baum⸗
fhule durch Edelreiſer, Wilblinge, Sträucher, Erpbeeren, aus
Gemüſen, Saamen, Obſt ıc. erzielte, betrug 1495 fl. 49 kr.
Wie im erften Jahr auf 1 Morgen des Areals eine Baum-
ſchule mit 10,000 Bäumchen angelegt wurde, fo wurden im
zweiten Jahr 2 Morgen mit 20,000 Bäumchen bepflanzt,
weldhe nad Berfluß von 6—7 Jahren als Hodftämme abge-
geben werben fünnen. — Eben fo haben die Wildlingzuchten
im zweiten Jahre bedeutend an Auspehnung gewonnen, fo
daß in dieſem Yahre etwa 200,000 Wilblinge gezogen wurben.
Die Frequenz der Zöglinge ift ebenfalls im Wachſen; waren
es im erften Jahre 24 Zöglinge, fo. zählte das zweite Jahr
im März ſchon 37 Zöglinge. Diefelben gehörten folgenven
Ländern an: Baden, Bayern, Hannover, Heflen, Lichtenftein,
Luxemburg, Defterreih, Preußen, Norwegen, Rußland, Schweiz,
Württemberg.
Auf Veranlaſſung der K. Eentralftelle fand im Augnſt
zum erften Dale eine Ausftellung der Arbeiten ber
Zöglinge der gewerblihen Winterabenpfhulen
oder Fortbildungsſchulen ftatt, welde ihre Namen bes
tanntli daher haben, daß fie eine angemeflene Fortbildung
ber ber Volksſchule entwachfenen Jugend bezweden und fo eine
immer empfinblicher gefühlte Lüde in unferer Volksbildung
auszufüllen berufen find. Solcher Schulen zählt man derma⸗
13
len im Lande 99 (32 im Redarkreis, 24 im Schwarzwalbfreis, ,
19 im Jagſtkreis und 24 im Donaufreis). Nur 3 Oberamts«
bezirte Marbach, Diergentheim, Münfingen befigen noch keine,
Dagegen befinden fich in den Oberämtern Badnang, Befigheim,
Saulgau und Stuttgart Amt je 4, in den Oberämtern Na⸗
golt, Nedarfulm und Stuttgart Stadt je 3, in den Oberäm⸗
tern Balingen, Blaubeuren, Böblingen, Freudenſtadt, Geis»
lingen, Gerabronn, Heidenheim, Kirchheim, Ludwigsburg,
Neresheim, Neuenbürg, Oberndorf, Tuttlingen, Riedlingen,
Rottweil, Tettnang, Urach, Waiblingen und Wangen je 2, und
in den übrigen 31 Bezirken je 1. Bon dieſen 99 Schulen
hatten 89 die Austellung beſchickt, fie zählten zufammen 85
Lehrer und 4375 Schüler, von denen 639 Arbeiten einjanbten
und un die ausgeſetzten Preife concurrirten, nämlich aus dem
Nedarkreis 10 Schulen mit 31 Xehrern, 1752 Zöglingen und
212 Concurrenten; aus dem Schwarzwaldfreis 14 Schulen mit
mit 22 Lehrern, 946 Zöglingen und 172 Koncurrenten, aus
dem Jagſtkreis 5 Schulen mit 7 Lehrern, 335 Zöglingen und
53 Concurrenten, und aus dem Donaufreis 10 Schulen mit
25 Lehrern, 1342 Zöglingen und 202 Concurrenten. Bon
ber Geſammtheit diefer Schulen Tonnten nur 4 wegen mangels»
hafter Arbeiten nicht mit Preifen oder Belobungen bedacht
werben; 21 erhielten 32 Preife erfter, 22 aber 61 Preife zwei«
ter Claſſe und 131 Belobungen. Bon diefen Auszeichnungen
fielen auf den Nedarkreis 13 Preife erfter, 15 zweiter Claſſe
und 29 Belobungen, auf den Jagſtkreis 1 Preis erfter, 6
Preiſe zweiter Clafje und 14 Belobungen und auf ven Donaus
kreis neben 24 Belcbungen 8 Preife erfter und 13 Preife
zweiter Claſſe. Unter den einzelnen Bezirken zeichneten. fich
befonders aus:
Stuttgart mit 8 Preifen I, EL, 27 Pr. II. Cl. und 52 Belob.
Heilbron „ 4 " 5 " 9 „u
Rottenburg n 5 „ 2 n " 4
Ravensburg v 6 1) 3 u 0) 4
Biberach n 4 ” n 2 n " 4 9
Kotiweil „1 nm n Tn n ee?
Smind „ 1 " 3 " u 8 n
Ulm n 1 U) 4 n n D —
Eplingen „1 n 2 — n 7
74
Die größte Schülerzahl an den in Concnrrenz getretemen
Schulen hatten Stuttgart (1085), Ulm (581), Heildronn (209),
Kirhheim (102), Gmünd (187), Rottweil (163), und Lud⸗
wigsburg (146). Die meiften Concurrenten aber lieferten
bie Schulen zu Stuttgart (100), Ravensburg (63), Notten-
burg (61), Ulm (54), Heilbronn (36), Waldſee (34) und
Gmünd (31).
Ebenfalls auf Beranlaffung der K. Eentralftelle für Ge⸗
werbe und Handel fand in deren Amtslofal vom 27. Septbr.
an zum erften Male eine Ausftellung von Arbeiten der
Zöglinge in Volksſchulen ftatt. Hervorgerufen wurde
diefelbe durch eine bedeutende Stiftung eines Baterlannsfrenn-
bes, welche zu Preijen für die bei ihrem Unterricht die Theorie
mit der Praris am zwedmäßigften verbindenden und fo ihre
Zöglinge fhon in der Volksſchule am beften für die fünftige
berufliche Ausbildung vorbereitenden Volksſchullehrer verwen⸗
det werden ſoll. Dieſe für Eltern und Lehrer gleich interef-
fante Schulaugftelung wurde von 31 Volksſchullehrern bes
[hit und bot ein getreues Bild von den verfchiebenen Lehr⸗
methoren und deren Erfolgen, war auch überbieß durch vie
von ‚der gedachten Behörde veranlafte gleichzeitige Ausſtel⸗
lung der zwedmäßigften in ven Schulen Englands zur An⸗
wendung kommenden Lehrmittel wegen der hiedurch ermöglich-
ten Bergleihung ungemein lehrreich. Was die Schular-
beiten felbft anbelangt, fo waren befonders 3 Aufgaben won
ben Lehrern, welche einen ber 5 ausgefegten Preife für bie
beften in dem vorigen Winterhalbjahre bei ihren 10 — 14jäh⸗
rigen Schülern erzielten Erfolge (20—60 fl.) erlangen wollten,
zu löſen: gute Einübung in die Elementarfächer im Allgemei«
nen, zwedmäßige Herbeiziehung eines für das Ermwerbsleben
bildenden Stoffs zu dieſer Einübung und Ausbildung im
Zeichnen als einer der nothwendigſten Grundlagen aller Volks⸗
bildung. In leßterer Beziehung zeichneten ſich beſonders die
Mittelfchule zu Freudenftadt (dieſe Hauptfächlich Durch einfache
durchaus praftifche Methode und durch die Menge und Mans
nigfaltigkeit der bdießfälligen Arbeiten), zu Heilbronn (diefe
namentlich durch die zwedmäßige Verbindung der praftifchen
Anwendung mit der allgemeinen Formübung) aus; nächſt ihnen
15
fanden aber auch die guten Arbeiten der Schüler zu Bopfingen
und Ehingen a. d. D. allgemeine Anerkennung. Was die Hers
beiziehung geeigneten Stoffs zum Elementarunterricht betrifft,
fo zogen befonders die Leiftungen der Mittelichulen zu Freu⸗
denftadt, Walpfee und Hohenbach (O.A. Künzelsau) durch das
zweckmäßige, überbieß in der anregendſten Weife erfolgte An⸗
knüpfen des formalen Unterrichts an’s frifche thätige Leben
die Aufmerkſamkeit ver Beſucher auf fih. Doch waren e8
aufer den genannten Schulen nody gar manche andere, deren
Leiſtungen deutlich zeigten, wie gut fih auch mit methodischen
und forgfältigem Unterriht das Herbeiziehen eines für das
fpezifiiche Berufsleben bildenden Stoffs verbinden läßt; na=
mentlich galt vieß von den Schulen von Hohenbach und Nieder«
fetten DO.W. Serabronn. Befonders gute Einübung in ben
Elementarfächern endlich zeigten außer den ſchon oben ange»
führten Schulen namentlich auch noch die Arbeiten ver Schüler
zn Heubach, Friedingen (O.A. Tuttlingen), Köngen, Stuttgart,
Neuenhaus, Urach, Geislingen u. f. w.
Als ein erfreulidher Beweis von der Anerkennung, welche
in Württemberg wiſſenſchaftliche und nationale Beftrebungen
finden, ift anzuführen, daß das germanifche Nationals
Mufenm in Nürnberg mehr und mehr auch in unferem
Lande reichlihe und allgemeine Unterftüßung findet. Wie
ihon früher, fo haben auch neuertings wieder mehrere Amts»
verfammlungen (3. B. die von Ulm und Waldfee) und Ger
meinden nambafte Beiträge und zwar größtentheil® Jahres⸗
beiträge für daſſelbe verwilligt, fo z. B. die von Stuttgart
(63 fl.), Dehringen (34 fl.), Reutlingen (28 fl.), Ulm (27 fl.),
Ellwangen (25 fl.), Tübingen (21 fl.), Biberad) und Gmünd
(je 19 fl.) Ravensburg (18 fl.), Hall (17 fl.), Gaildorf (16 fi.),
Yalen (15 fl.), Ludwigsburg und Rottweil (je 13 fl.), Eßlingen
und Kirchheim (je 9 fl.), Kanitatt (8 fl), Kirchberg (5 fl.),
Göppingen (1 fl. 45 kr.), Heilbronn nebft einer vollen Aktie
von 100 fl. (im J. 1849) noch 15 fl.
Oekonomiſcher Zuftand.
Der Bahresetat der Stadtpflege Stuttgart,
18% weist eine Einnahme vom 138,865 fl. nach, darunter
76
18,000 fl. Bürgerannabmsgebühren, 37,000 fl. Kapital» und
Einkommensſteuer, 21591 fl. Bruttoertrag ber Waldungen.
Pflaftergelo 10,500 fl. Bürgerftener 9,700 fl. Wohnftener
7100 fl. Die Ausgaben beliefen fi auf 282,130 fl. (da⸗
runter waren begriffen: Befoldungen 20,000 fl. Zinje aus
Paflivfapitalien 13,530 fl. Rapitalablöfungen 14,000 fl. Aus
gaben für die Waldverwaldung 7268 fl., Koften der Orts⸗
polizei 25,729 fl. Straßenbeleuchtung 12,000 fl. Auslagen für
das Stadt-Pflafter 26,267 fl. für Wege, Straßen und Brüden
innerhalb der Stadt 13219 fl. Seen, Dohlen und Bäche
10,480 fl., Straßenreinigung 10,000 fl. für Wafferleitungen
7553 fl., für Lehranſtalten 22,378 fl., für Armenunterftägung
47,988 fl.), fo daß fi ein durd, Umlagen zu deckendes Deficit
von 143,265 fl. ergab. Der Etat pro 18%/so ſchloß bei einer
Einnahme von 74,348 fl. und einer Ausgabe von 200,224 fl. mit
einem Deficit von 123,876 fl., der pro 18°%/co bei einer Ein-
nahme von 77,614 fl. und einer Ausgabe von 126,224 fl. mit
einem Deficit von 48,610 fl. ab.
Wie feit einer Reihe von Fahren, fo nahm aud) in dem
verfloffenen bie Benügung der unter obrigfeitliher Controle
ftehbenden Yandes- und Bezirfsfpartaffen fortwährend
zu, wie ſich aus nachſtehender Bufammenftellung ergibt:
Es betrugen die Einlagen im Jahr
Regarne. Schwirs. Jagſtkrs. Donaukrs. Wrttberg. Zunahme gegen
fi. fl. fl. fl. das Iahrıs,,
185%/,, 591, 808 239,268 557,176 860,740 2258,992 = 100 %%
1855/58 773,560 337,775 839,468 982,846 2833,649 = 128
1856 ),7 1687,963 323,653 737,839 999,712 3749,176 = 166
1857/,,, 2270,918 407,995 728,173 983,190 4390,276 = 194
1858/,0 2894,983 463,705 655,885 1018,367 5032,938 = 222
1859/69 3202,211 507,297 668,997 1064,218 5442,723 = 240
Namentlich im legtverfloffenen Fahre haben mithin pie Ein»
lagen im ganzen Lande fowohl, als in allen einzelnen Streifen
außerorbentlich zugenommen, was befonders bei dem Jagſtkreis,
wo diefelben früher in der Regel abnahmen, fehr erfreulich if.
Was die Rüdzahlungen incl. ver Zinszahlungen an-
belangt, fo betrugen ſolche bei der württ. Sparkaffe und ihren
Agenturkaſſen 829,645 fl., bei den Bezirks⸗Sparkaſſen aber
3,255,482 fl., im Ganzen alfo 4,085,127 fl. Im Jahr 18%
77
betrugen die Aurüdziehungen 4,018,189 fl. Die Zunahme ver
Zurüdziehungen dem Vorjahr gegenüber beträgt fomit nur
66,938 fl. oder gegen 2° und haben aljo, was feit einer
Reihe von Yahren nicht mehr vorfam, die Zurüdziehungen in
weit geringerem Grade ald die Einlagen zugenommen, was
darauf fchliegen läßt, daß die Einlagen in den Sparkaſſen vor⸗
herrichend aus Erjparniffen beftanden und nicht bloß vorüber-
gehende Anlegungen ſchon früher vorhandener Kapitalien waren,
Das Verhältniß zwifchen Einlagen und Zurüdziehungen für
die lebten 6 Jahre geftaltete fih folgendermaßen:
Im J. 18°%/ss betrugen die Zurüdzahlungen 54 %/ d. Einlage
18°°/ 56 " „ " 48 "
18°°/ 67 ” " n 64 u
18°'/ 58 7} n mn 70 "
18°%/ 59 " "n " 80 "n
185P/eo n 75 n
Der Sparfaffenvertehr des Jahrs 185%/eo zeigt daher zwei
ſehr bezeichnende Tchatfadhen, die abermalige Zunahme ber
Einlagen um 8% gegen das Borjahr und um 140 °/o gegen
das Yahr 18%/ss, und die Zunahme der AZurüdziehungen um
faum 2 °/0 gegen das Vorjahr, aljo nicht verhältnißmäßige Zur
nahme der um 8 °%/o geftiegenen Einlage gegenüber, mit ans
tern Worten: Abnahme der Zurückzahlungen, indem diejelben
heuer 75 °/o ver Einlagen, im vorigen Jahre 80 %/ der Ein-
lagen betrugen.
Der württ. Erepitverein hatte nad der jet geprüfe
ten Jahresabrechnung für 18°%/eo einen Vermögensüberſchuß von
424,741 fl. 44 tr. Was zunäcft die Einnahmen anbelangt,
fo betrug der banre Kaſſenvorrath 57,065 fl. 19 kr., hiezu
kamen von der Reftverwaltung 4,294,711 fl. 10 Er. ferner Stüde
zinfe aus ausſtehenden Activfapitalien von 4,142,087 fl. 25 kr.,
bis zum 31. December 1860 41,455 fl. 6 fr., dazu der Werth
des Gefellichaftshaufes mit 20,000 fl. und der Inventarftüce
mit 1350 fl. Diejem Aktivſtand von 4,414,581 fl. 35 kr. ſteht
gegenüber ein Baffivftand von 3,989,839 fl. 51 kr., nämlich
von der Reftverwaltung über Abzug der Reſervefondsantheile
ausgetretener Mitglieder 3,903,404 fl. 51 kr., und bierzu bie
Stüdzinje der verzinslichen Vereinsſchuld von 3,877,584 fl. 24 fr,
78
bi8 zum 31. Dec. 1860 mit 86,435 fl. Der Bermögen$-
überfhuß von 424,741 fl. 44 fr. erjcheint zwar heuer gegen-
über dem vorigen Jahr mit 430,512 fl. 16 fr. geringer um
5770 fl. 30 Er. ; allein dieſe Abnahme ift nur foheinbar, denn
fie rührt ber von der Abfindung der ausgetretenen Vereins⸗
mitglieder mit ihren Anfprüden an den Vermögensüberſchuß
mit 18,850 fl. 21 kr. Die Erfparniffe aus dem Vereinsver⸗
mögen betragen in Wirklichkeit 13,079 fl. 49 fr. An tem
BDermögensüberfhuß haben weiter die bis ult. Dechr. 1860
ausgetretenen Mitglieder 3006 fl. 49 fr. anzufpreden und tie
im Verein befindlichen älteren Mitgliever 101,474 fl. 34 kr.,
jo daß als Gemeingut der vereinigten Mitglieder zu 3"/z und
41/2 °/o blieben 329,180 fl. 30 fr. Zur Sicherheit der Ver⸗
einsgläubiger ift ftatutenmäßig von diefer Summe als Aſſeku⸗
ranzfonds der 20. Theil der dermaligen Vereinsſchuld oder der
Betrag von 193,880 fl. bejtimmt.
Die feit dem Jahre 1841 beftehende allgemeine Er-
fparnißgejellfhaft in Stuttgart hatte nad dem Re⸗
henjchaftsbericht für 1859 am Schluffe diefes Yahres ein
Activvermögen von 78,362 fl. 1 fr. und einen Paflivftand von
75,915 fl. 6 kr., fomit einen Bermögensüberfhuß von 2446 fl.
55 fr. (dem Vorjahr gegenüber ein Mehr von 1186 fL 43 kr.).
Die neuen Einlagen beliefen fi im vergangenen Jahre auf
8811 fl. 16 fr. (458 fl. 21 Tr. mehr als in DBorjahre), bie
zurüdgezogenen Summen auf 24,505 fl. 13 fr. (2873 fl. 21 Tr.
mehr, als im Vorjahre). Der Verwaltungsanfwandb vermin⸗
derte fih um 233 fl 28 fr.
Die d'Ambly'ſche Altiengejellfhaft Konnte im
Jahr 1859 trog der ungünftigen politifhen Verhältniſſe Doc
nicht nur eine wejentlihe Erweiterung ihrer Gebäulichkeiten
und Bermehrung ihrer Mafchinen und Geräthichaften auf
Rechnung ihres laufenden Berwaltungsaufwandes vornehmen,
fondern auch eine Dividende von 15 fl. per. Aktie vertbeilen,
obgleid) den Statuten gemäß überdieß der Reſervefonds name
haft erhöht werben mußte, fo daß er jeßt auf die Summe
von 35,000 fl. angewachfen ift.
Nach dem neneften Bericht über den Gang ver Stuttgar-
ter Lebensverfiherungs- und Erjparnißbant lie
ferte das Jahr 1860 ein ſehr günftiges Kefultat: der Zuwachs
79
an Berficherten war in ven beiden Hauptverficherungszweigen,
der Rebensverficherung und Alteröverfiherung, beträchtlich grös
Ber, als im Jahr 1859. Die Zahl der vorgefommenen Sterbfälle
in der Lebensverſicherungsbranche war noch geringer als im Vor-
jahre. — Der Ueberſchuß entſprach einer Dividende von 43
Procent, der Durchſchnitt der Dividende feit dem Beftehen der
Anftalt beträgt 41°/e Procent.
Der Beſtand der Berfiherungen war folgender:
A. Lebensverficherungen:
Ende Dezbr. 1859. Ende Dezbr. 1860. Heiner Zuwachs.
Ber]. mit fl. Perf. mit fl. Perf. mit fl.
2404 4,773258!/s.. 2927 5,884883'1/,. 523 1,111625.
B. Altersverficherungen:
819 416834. 988 5178412. 169 1010062/.
C. Rentenverfiherungen:
6 6851. 6 6851. — —
3229 5,196943°/. 3921 6,409575!/2.. 692 1,212631*)s,
was gegenüber dem Jahre 1859 eine Vermehrung des Zus
wachſes um 187 Berfonen mit 348,655 fl. Kapital ergibt.
Der Berfiherten waren es
1) nad dem Geſchlechte: bei der Lebensverficherung:
2732 männl. mit 5,577,633'/s fl., 195 weibl. mit 307,250 fl.;
Alteröverfiherung: 501 männl. mit 259,000%/s fl., 487 weibl,
mit 258,840%/s fl.; Rentenverfiherung: 1 männl. mit 400 fl.,
5 weibl. mit 6451 fl.
2) Das Durdjfchnittsalter betrug bei der Lebensverſiche⸗
rung 41 Jahre 4 Mon. gegenüber dem Vorjahr von 41 Jahre
2 Mon., die Durchſchnittsſumme 2011 fl., im Vorjahr 1986 fl.;
das Durchſchnittsalter bei der Altersverficherung betrug 9 Jahre
3 Mon. gegenüber dem Borjahre von 8 Jahr 9'/. Monat,
die Durchſchnittsſumme 524 fl., im Vorjahr 520 fl.
8) Unter den Lebensverficherten befanden fich im I. 1860
Beamte, Tehrer sc. 1760 Perf., Militärs 640 P., vom Handels⸗
ftand 298 P., Gewerbsleute 711, Landwirthe 58.
Die Zahl der Sterbfälle ift ſowohl bei der Lebens⸗
verficherung als bei der Alteröverficherung weit hinter den Er⸗
wartungen zurüdgeblieben.
Es farben bei der Lebensverſicherung 20 Perj., während
eine Sterblichkeit zu erwarten war von 4b, Perf.; bei ber
80
Altersverficherung 5 Perf., während eine Sterblichkeit zu erwar⸗
ten war von 22,16 Perjonen.
Das Rechnungs⸗Ergebniß der Bank ftellte fi) wie folgt:
Bankfonds vom Jahr 1859:
fl. fr. fl. fr.
Lebensverficherungstrande . . 475,663. 28.
Altersverfiherungsbrande . . 0,252. 34.
565,916. 2.
Einnahmen im Laufe des Jahre 1860:
für dietebensverfichrgen: Prämien . . . . 19,97. 7.
Binien 2 2 2... 33,597. 54.
zufällige Einnahmen 3,387. —
eingelegte Dividenden 1,745. 43.
für die Mltersverfiherungen . . . - . . 32,714. 40.
Einlagen zu niedrigem Zinsfuße. . . . » 155,518. 32.
992,826. 58.
Ansgaben:
Bermaltungsaufwand, incl. Bro-
vifion an die Agenten. . . 11,405. 59.
Sterbfäle . .- . . 40,300. —
Abjhreibung am Begrändungs-
Conte . . . 506. 3.
Rüdvergütungen, Dividenden,
Leibrenten, Rücdverfiherungen 27,198. 10.
79,410. 32.
bleibt Fonds der Bank 913,416. 26.
Diejer Bankfonds theilte fih in:
Antheil der Altersverfiherten . . . » . 122,967. 14.
Dedungslapital der Lebens⸗ und Kentenver-
fiberten . . 2 0. 279,166. 31.
Prämienbeträge auf Yahr 1861 .. 100,556. 51.
Zurüdgeftellte Poften für Steröfälk, Rupie
einlagen .. . . . 178,949, 29,
Ueberſchuß:
der Jahre 1856—1859 . . . 156,200. 51.
des Jahres 1860 . . . . . 75,575. 30,
231,776. 21.
913,416, 26.
und war biefes Kapital folgendermaßen angelegt: fl. tr.
Darlehen auf Hnpothefen - . . . =» 2. 657981. 9.
» gegen Hinterlegung von Werthrapieren 97,103. 31.
Eigene Werthpapiere der Bank. . . . 15,334. —
Binfen. . » ... 7,027. 18.
Mobilien und Immobilien . 0... 36,830. 25.
Begründungskoften. - - » 2... 11,646. 37.
Guthaben bei ven Agenten . » 2 2 2. 49,455. 4.
baar in dee Kalle > > 2 0 ee nn. 88,088. 22.
"913,416. 26.
Die allgemeine Rentenanftalt hatte fih im Jahre
1859 und 1860 gleichjehr des allgemeinen Vertrauens zu er-
freuen, welches denn auch wirkflih in ber für dieſe beiben
Jahre ftattgehabten Zahlung von 10 %/o der tarifmäßigen Rente
einen handgreiflihen Anhaltspunkt fand.
Der Stand des Berfiderungsinftituts war fol
gender:
« Ende 1859 Ende 1860
1) Rapitalverfiherung -. . » - . 17,876 fl. 26,935 fl.
2) Einfache Leibrenten. . - . . 390,083 » 414,743 u
3) Steigende Renten . - » . . 896,720 » 905,164 ”
4) Auf beftinımte Zeit aufgefchobene
Leibrenten . . . 2 69,074 u
5) Auf unbeftimmte Zeit aufgefcho- 624,242
bene Reibrenten . . . . . 563,256
"
6) Leibrenten von beſchränkter Zeitdauer — 2,065
7) Aufgefhobene Leibrenten von be—
ſchränkter Dauer . . . . . 456 u 506 u
8) Leibrenten auf das längfte Leben |
zweier Perfonen . . 2 0.7254 7,268 ,
9) Meberlebensrenten . . . . . 371. 1,072 »
10) Ueberlebensrentenvon kurzer Dauer 948 " 992 „
1,946,029 fl. 1,980,925 fl.
wobei noch bezüglich des Begriffs „Dedungsfapitalu zu be—
merken ift, daß bei vielen anderen Anftalten viefer Art ter
Tonds der Dedungskapitalien ven Namen Kejervefonds führt
und nicht die verfiherte Summe, fondern ein wirkliches ſchon
jegt vorhandenes Vermögen beveutet, mit welchem neben ven
Wurtt. Jahrb. 1860, 18 Heft. 6
84
Die Transport-Verſicher ungsgeſellſchaft zu Heil-
bronn konnte für das Jahr 1859, obwohl daſſelbe ſehr ungünſtig
war, ſoferne wegen der geringen Lebhaftigkeit im Handel und
Fabrikweſen weniger Waaren verſichert wurden, und Unglücks⸗
fälle auf dem Rheine und auf der Donau die Ausbezahlung von
30,266 fl. Havarien nothwendig machten, und noch 5000 fl. für
ſchwebende Schäden. in Reſerve behalten werden mußten, auf
jeve Aktie eine Dividende von 12 fl. vertheilen, (ta für
19,931,434 fl. Waaren 63,031 fl. 30 fr. Berficherungsprämien
eingenommen mwurben). Seit dem Jahre 1837, dem Jahre
ihrer Gründung, hat die Gejellfchaft auf 100 fl. Baareinlagen
durchſchnittlich jährlich 9 fl. 56 fr. Dividende vertbeilt und der
außer dem baar eingezahlten Aktienkapital von 100,000 fl.
noch als weitere Gewährleiftung dienende Reſervefonds bat
jest eine Höhe von 68,567 erreicht. Den eigenthümlichen Ver⸗—
bältniffen dieſes Geſchäfts-Jahrs gegenüber erjcheint biejes
Ergebniß immerhin noch erfreulid. Im Jahr 1860 verficherte
pie Gefellihaft einen Gefanmtwerth von 24,680,425 fl., wo-
bei fih für die Stadt Heilbronn allein eine Betheiligung von
5,234,662 fl. ergab. Die Einnahmen beliefen ſich für Zinfen,
Prämien 2c. auf 104,058 fl. 18 fr. und die Ausgaben für
bezahlte Schäden, Berwaltungsaufwand und Steuern, Agentur,
provifionen auf 66,149 fl. 5 kr., jo daß nad flatutengemäßer
Dotirung des Reſervefonds und nad Abzug einer für ſchwe—
bende Schäden und laufende Riſikos zurüczulegenden Summe
von 14,000 fl. einſchließlich des Zinfes noch eine Dividende
von 17 fl. pro Aktie vertheilt werben konnte und die Durch⸗
ſchnittsdividende, ſeit dem Beftehen der Gefellfchaft berechnet,
fih nunmehr auf 10 fl. 14 fr. pro Altie ftellt. Die Gefell-
ihaft hat aud) im verfloffenen Jahre ihren Gefhäftstreis we
ſentlich ausgedehnt nnd ift jetzt durch 32 Agenten (nemlich
durch 4 in Holland, 3 in Preußen, 3 im Großh. Heſſen, 1 in
Vranffurt, 3 in Baden, 11 in Bayern, 1 in der Schweiz und
6 in Württemberg) vertreten.
Die württemb. Hagelverfiherungsanftalt hatte nach
ihrem neueſten Nechenfchaftsberiht im Jahr 1860 eine Ein-
nahme von 27,254 fl. 19 fr. und eine Ausgabe von 27,003 fl.
19 fr. Außer der in 5 °%/o der Verfiherungsbeträge beftehen-
85
den Proviflon der Bezirksanwälte und Vergütung ihrer Baar-
anslagen waren die hauptfächlichften Ausgaben folgende: Ber-
gütung anf einen Schaden von 96,829 fl. 45 fr. zu 24 % mit
23,239 fl. 8 kr., Schätzungskoſten mit Gehalt des Borftande.
der Ausſchußmitglieder, des Kaſſiers und Aufwärters anf. 1192 fl.
Neifekoften der Abgeordneten von 8 landwirtbichaftl. Vereinen
88 fl., Hausmiethe 140 fl. u. f.w. In Folge des Ablaufs
der flatutenmäßigen bjährigen Periode wird demnädhft auf
Grund der Steuernacdläffe wegen Hagelſchadens pro 18*%/sr eine
nene Regulirung für die Fahre 1800/64 vorgenommen werden.
Nach dem in der Seneralverfammlung ver württ. Brivate
feuerverfiherungsgefellihaft vorgetragenen Rechen—⸗
Ihaftsbericht hat fi die Verfiherungsfumme im verfloffenen
Fahre von 111 fl. auf 118!/s Millionen fl. erhöht. Das Ber-
mögen ber Anftalt ftieg von 1,142,911 fl. auf 1,316,242 fl.
Die Zahl der Berficherten hob ſich auf 47,285. Der Gefell-
fhaft, welche feit ihrem 32jährigen Beftande mehr als 2'/e
Mit. Brandſchaden vergütet hat, wuchs in viefem Jahre nur
ein zu erfetender Schaden von 40,900 fl. zu und fo Tonnte
fie heuer wiederum eine namhafte Dividende (im Betrage von
30 °/o) vertheilen. Diefes güftige Ergebniß ift mitunter nament-
lich auch den Leiftungen der verfchiedenen Feuerwehren des
Landes zuzuſchreiben, eines Inftituts, welches immer mehr Aner-
fennung und Nahahmung findet. In einer Reihe von Städten
bildeten ſich in jüngfter Zeit ſolche Corps, fo z. B. in Reut-
lingen, Eßlingen, Heilbronn, Ulm, Tübingen, Göppingen,
Waiblingen, Herrenberg, Urah, Riedlingen, Böblingen,
Sindelfingen, Befigheim u. |. w. Nicht nur von Geiten
des Publikums werden die Leiftungen dieſer vortrefflichen
Corps überall, wo ſolche beftehen, vollfommen anerkannt, ſon⸗
dern auch bie betreffenden Behörden und bie Feuerverſiche⸗
rungsgefellfchaften beeilen fich deßhalb, durch reichliche Beiträge
zu den namhaften Koften der Ausrüftungsgegenftände und
durch fonftige zwedmäßige Anftalten die Thätigkeit Diefer
gemeinnütigen Corps zu unterftügen und zu fördern. Als
eine ber beften Einrichtungen der letteren Art verdient insbes
fondere die in Stuttgart nad) dem Vorbild anderer großer
Stäbte im Laufe des Jahres in's Leben gerufene Einrichtung bes
86
fog. Feuertelegraphen erwähnt zu werben. Derfelbe hat vie
doppelte Aufgabe, die Organe des Sicherheitsdienſte s in ihrer
Wachſamkeit zu controliven und bei ausgebrochener Feuers⸗
gefahr die ſchleunige und wirffanfte Allarmirung zu ermög«-
lihen. Zu erfterem Behufe find die Thurmmärter auf der
GStifts- und Hofpitalfirhe mit der Stadtpolizei in Verbindung
gebracht, und haben nun jede DViertelftunde mit vem Telegra⸗
phen ein Zeichen ihrer Wachſamkeit zu geben, auch kann jegt
auf’8 Genaueſte geprüft werten, ob fie ihrer Verpflichtung,
jede BViertelftunde den Kranz des Thurmes zu begehen, nach⸗
fonımen. Sobald fie Verdacht einer Wenersgefahr haben, ge=
nügt ein einfaches Zeichen, bie Polizeiwache davon in Kennt⸗
niß zu ſetzen. Ein zweites Zeichen bezeichnet von ben 16
Veuerbezirten der Statt ten betreffenven. Die Polizeiwache
fteht in telegr. Berbintung mit der Stabtpircktion, der Woh⸗
nung des Feuerwehrkommandanten, ver Haupt-, Schloß-, Kar
jernen- und Rathhauswade. Zu Verhütung falfcher Allar-
mirung ift eine Unterfcheidung zwilchen größerer und geringerer
Gefahr eingeführt. So bildet denn biefer Telegraph gleichjam
den Schlußftein zu der vortrefflihen Feuerwehreinrichtung
und Feuerlöſchordnung in der Reſidenz, in ber es nunmehr,
ba die Feuerwache fi in dem Stabtpolizeigebäude befinbet,
und für die Feuerwehrmänner jett in den verſchiedenen Stadt.
theilen eine leichttransportable Feuerlöſchgeräthſchaften auf-
geftellt find, möglid) ift, binnen wenigen Minuten einem jeden
bedrohten Punkt der Stadt Hülfe zu bringen, die um fo er-
folgreicher ift, je fehneller fie erjcheint. Die Reſidenz bietet
mithin ihren Bewohnern jekt eine Sicherheit vor Feuersge⸗
fahr, welche fo groß ift, al8 fie nur irgend in den am Beſten
verwalteten Städten Europa's gefunden werden kann.
Aus der vom Juſtiz-Miniſterium veröffentlichten Leber-
fiht über die Gefchäfsthätigfeit der Juſtizbehörden am 1. Juli
18°%/eo ift die befonders in volkswirthſchaftlicher Hinficht fehr
beadhtenswerthe Thatſache hervorzuheben, daß die Zahl ver
Gantprozeſſe jet auf 635 herabgeſunken ift, fo daß alfo 1
Sant auf je 2701 Perfonen und 37 ante auf je 100,000
Perjonen kommen. Hiebei fielen 235 (37/0) auf ven Neckar⸗
reis, 179 (28°) auf den Schwarzwalbfreis, 97 (15°%/0) auf
87
den Donanfreis umd 124 (20°) auf den Jagſtkreis; es kamen
alfo im Nedarkreis je 47,s Gantungen, im Schwarzwaldfreis
je 42, im Jagſtkreis je 32,s und im Donaukreis je 23,5 Gans
tungen auf 100,000 Einwohner; oder mit andern Worten,
e8 fam 1 Gant auf je 2114, 2276, 3066 und 4253 Perfonen,
jo daß was die günftige Stellung zu ben in Jahre 189%/eo
ausgebrohenen Gantungen betrifft, ver Donaufreis den erften,
ber Jagſtkreis den zweiten, der Schwarzwaldkreis den dritten
und ber Nedarfreis den letten Pla einnimmt.
Wie fehr die landpwirtbfchaftliden Vereine in Würt-
temberg immer mehr Anklang finden, ergibt fich bei einer Ver⸗
gleihung ihres dermaligen Standes mit dem im Jahr 1856.
Nunmehr befteht nicht nur in jedem der DA. - Bezirke ein
ſolcher Verein (ftatt 63 im Jahr 1856) fondern es vermehrte
ſich au die Gefammtzahl der Mitglieder von 12,719 in den
legten 4 Jahren auf 17,045, aljo um 4326. Hievon fommen
3787 (gegen 2973 im 3. 1856) auf ben Nedarkr., 4800 (gegen
2901) auf ven Schwir., 3635 (gegen 2548) auf ven Jagſtkr.
und 4823 (gegen 4297) auf den Donaufreis, alfo in erfterem
Kreife dem Jahr 1856 gegenüber ein Mehr von 817 und in
legterem von 1526, im Schwkr. von 899 und im Jagſtkr. for
gar von 1087 Bereinsmitgliedern. In 14 der O.A.-Bezirke,
in Badnang, Bradenheim, Leonberg, Marbach, Stuttgart (St.),
Balingen, Neuenbürg, Zuttlingen, Gaildorf, Künzelsau, Bibe-
rach, Laupheim, Kiedlingen und Waldſee verringerte fich zwar
die Zahl der einzelnen Mitglieder, Übrigens ganz unbedeutend
und zuf. nur um 427 Mitglieder; in den andern 50 Bezirken
dagegen vermehrte fie fih um 4753, aljo durchſchn. je um
95 Mitglieder, fo daß mehr als 11 Mal fo viel Mitglieder
den Vereinen beigetreten al8 aus denfelben ausgejchieden find.
Der landw. Berein zu Crailsheim nahm am meiften (um 827
Berfonen) zu, der zu Wangen um 222, der zu Öeislingen um
207, der zu Herrenberg um 206, der zu Kirchheim um
203 Berjonen. Die Bereine der O.Aemter Eßlingen, Heil-
bronn, Nedarjulm, Nürtingen, Reutlingen, Urach, Ellwangen,
Ehingen, Leutlirh, Ravensburg und Saulgau nahmen ſämmt⸗
lid um mehr als 100 Mitglieder zu. Gegenwärtig zählen
die meiſten Mitglieder, die Vereine von Stuttgart Amt (408)
88
und Heilbronn (539) im Nedarkreife, die zu Tübingen (402)
und Nürtingen (363) im Schwkr., vie zu Crailsheim (653)
und Ellwangen (500) im Sagfikreife und vie zu Ulm (583),
Riedlingen (556) und Kirchheim (539) im Donaukreife. Am
ſchwächſten an Zahl find die Vereine zu Waiblingen (114) und
Böblingen (110) im Nedarkr., Nagold (117) und Frendenftabt
(113) im Schwfr., Aalen und Künzelsau (92) im Jagſtkr.
und Tettnang (229) im Donaufr.
Wie in früheren Jahren feierten auch heuer wieder bie
landwirthſchaftlichen Bezirksvereine ihre Jahresfeſte
unter großer Theilnahme des Publikums, ſo in Roſenfeld,
Gmünd, Maulbronn, Aalen, Balingen und Ravens—⸗
burg, am 20. beziehungsweiſe 21. September. In letzterer
Stadt wurde damit zugleich eine große Ausſtellung von land⸗
wirthſchaftlichen Erzeugniſſen auf dem öffentlichen ſtädtiſchen Feſt⸗
platze in der Kuppelnau verbunden, auch waren in dem geräumigen
Bürgerſaale zahlreiche Produkte ver Fabrikanten und Gewerbe-
treibenden, ſowie Obſt, Blumen und Gartenfrüchte zu ſehen.
Das Feſt beſchloß die übliche Vertheilung von Preiſen und
öffentlichen Belobungen und die Ausſpielung einer Lotterie
von Pferden und Hornvieh; letztere ertrug 5000 fl., die zur
Hälfte zum Ankauf landwirthfchaftliher und zur Hälfte zur
Anſchaffung von Gewerbe- und Fabrikationsgegenſtänden ver-
wendet wurden.
Unter den einzelnen Yabrifaten, welche bei biefer Ausftellung
zu jehen waren, find bejonbers hervorzuheben die weißen theils
glatten theils geftidten Gewebe der Fabrikanten Deffner, Durner,
Weiß, Zwerger u. f. w., fobann bie in ber benachbarten WBeiffen-
auer Staatsfabrik gebleichten und appretirten Stoffe ber eben ge-
dachten Fabriken, die in Geftalt von 4 Prachtbetten aufgeftellt waren,
bie Erzeugniffe der Steib’ihen Thonmwaarenfabrif, (geſchmackvolle
Bafen und Statuen,) einige gotbifhe aus Holz geichnigelte Altäre,
ein flatt der Nüffe goldene und filberne Uhren tragender und durch
geheimes Räderwerk fich brebender CEhriftbaum von Uhrenmacher
Erbe, einige Mafchinen der Eſcher'ſchen Mafchinenfabrif, Seifen unb
Lichterfabrilate von Kiderlen und Lanz, einladende Conditoreiwaaren
von Hoffmann, Kraft und Schürnbrand, die Spielmaaren und in
Silber getriebene Arbeiten von Gröber in Weingarten, bie überans
89
billigen und Tunftreichen Spazierftöde von Walt und Kornhammer,
bie Meubles bes vereinigten Möblesmagazins und Kenngotts, ſowie
Bferdegeichirre und andere Sattlerarbeiten, Drechslerwaaren in Holz
und Bein von verſchiedenen Meiftern, eine zum Beweiſe der viel-
fahen Brauchbarkeit der Wurzelftöde vom Grafen von Uerfüll mitges
theilte aus Holz gejchnigelte naturgetreue Sammlung von Rehgeweihen,
ein ohne Reife zufammenhaltendes und aus 2 Hahnen wiererlei
Weine ergießendes eichenes Faß von Küfer Müller, eine Gährbütte
nener Conftruftion von Küfer Schlirnbrand, Meſſerſchmiedwaaren
von Sauter, treffliches LTeder von Allgeyer und won Zinßtag, jchöne
Pelzwaaren von Sterkel, eine reichhaltige Maskenfammlung von
Nick, eine hübſche Veranſchaulichung der Seidenraupenkultur nebft
Muſtern von in Ravensburg gezogener Seide von Werkmeiſter
Hirſcher, Proben des Papyrolin's (Miſchung von Papier und Ge⸗
webe,) von der Papierfabrit Weingarten, fehr gute Arbeiten des
Mechanikus Alt, glänzende Gold- und Juwelierarbeiten von Vader,
jahlreiche Pflüge und andere lanbwirthichaftliche Geräthe und endlich
bie Zeichnungen und Mobdellierarbeiten der Neal- und Fortbildungs⸗
ſchule.
Ueberhaupt waren die meiſten landwirthſchaftlichen Bezirks⸗
feſte mit Ausſtellung von Sammlungen namentlich ſolcher von
feinen Obſtſorten verbunden. Auch der landwirthſchaftliche
Verein von Saulgau wußte ſeinem heurigen Feſte durch
gleichzeitige Anordnung eines Preispflügens und einer
Obſtausſtellung beſonderes Intereſſe zu verleihen; Erſte⸗
res fand am 18. Oktober zur großen Befriedigung aller An«
wefenden flatt und hatte die Bertheilung von 9 Preifen (10 fl.
48 Tr. bis 2 fl. 42 fr.) zur Folge. Die Obftausftellung
war über alle Erwartung reich an allen Sorten des ſchönſten,
ebelften und für alle Zwede gleich brauchbaren Obſtes und
gewährte jo allen Freunden des Obftbaues ein Tprechendes
Bild von den Fortfchritten des Bezirks auf diefem Gebiet der
Landwirthſchaft. Auch in Aalen wurde das am 21. Septbr.
ftattgehabte Ianpwirthichaftliche Bezirksfeſt mit einer ſehr ge—
Iungenen Obftausftelung, namentlid einer von Freiheren von
König zu Fachſenfeld mitgetheilten reichhaltigen Sammlung
feiner Obfiforten und mit einer lanbwirthichaftlichen Lotterie
verbunden.
Das Gehurtsfeft unferes allverehrten Königs wurde wie
90
früher, ſo auch heuer wiederum in allen Theilen des Landes
von großen wie von kleinen Gemeinden auf feſtliche Weiſe
durch Böllerſchüſſe, Feſtzüge, Kirchgang, Feſtmahle, Bälle,
und zum Theile auch durch landwirthſchaftliche Feierlichkeiten
begangen.
Das Volksfeſt, welches heuer in Folge der günſtigen
Witterung zahlreicher denn je beſucht war, fand zwar bezüglich
der Ordnung der einzelnen Feſtlichkeiten in der hergebrachten
Weiſe ſtatt, bot jedoch dieſes Mal nicht nur in Folge einer
äußerſt zweckmäßigen Neuerung in der Einrichtung uud Pla⸗
cirung der Buden, inſofern dieſe, früher regellos aufgeſtellt,
in 3 große durch zahlreiche Unterſtraßen verbundene und mit
dieſen regelmäßige Vierecke bildende Hauptſtraßen zuſammen⸗
gereiht waren, ſo daß die ſich auf dem Cannſtatter Waſen ein⸗
findende Menſchenmaſſe ſich beſſer ausdehnen konnte, und ſo eine
weſentliche Erleichterung in der freien Bewegung auf dem in
ein förmliches Lager umgewandelten Feſtplatze erzielt war,
ſondern namentlich auch durch deſſen zweckmäßige Verbindung
mit dem Landesturnfeſt, mit einer überaus reichhaltigen
Ausſtellung landwirthſchaftlicher Maſchinen und
Geräthe, (ſ. u.) und mit dem ſeit länger als 12 Jahren
nicht mehr gehaltenen Offizierswettrennen ein ganz be—⸗
ſonderes Interefje dar.
Die Wiederabhaltung des letzteren wurde durch den unter bem
Protectorat des Prinzen Hermann von Sadfen-Weimar unlängf
gegründeten jogenannten Rennverein veranlaßt und jowohl von
Seiten des Hofs als der übrigen Bevölkerung fehr zahlreich bejucht.
Bon den zum Rennen erihienenen 25 Offizieren, welche mit lauter
Racethieren von edlem Blut beritten waren, betheiligten fi 6 am
Trabrennen, 10 am flachen Rennen und 9 am Rennen Über Hin-
berniffe.
Das Landesturnfeft fand am 30. Septbr. und 1. Oftbr.
unter äußerft zahlreicher Betheiligung von Nah und Fern, felbfl
vom Auslande her (aus Freiburg, Mannheim, Offenbach, Frankfurt,
Sachſenhauſen, Münden, Nürnberg, Fürth, Augsburg, Koburg,
Elberfeld und Berlin) ftatt. Faſt alle Zurnvereine Württemberg
waren ftarf vertreten, fo daß die verfammelten Turner eine flattfiche
9
Schaar bildeten. Angeficht's des umwölkten politifchen Horizonte
hatten fih beionders Biele von ben Turnern in den Waffenübungen
und vor Allem im Scheibenichiegen große Fertigkeit zu erwerben
gewußt (jogenannte Turnerſchützen). Das Feſt begann mit ben
äußerft anfprechenden Frei- und Mafjenübungen von Gei«
ten ber in 3 Gliedern aufgeftellten Eannſtatter und Stuttgarter
Zurnzöglinge; darauf folgte das Riegenturnen, bei weldem
bie Turner in 30 Abtheilungen an ben mannigfaltigften Geräthen
ihre Uebungen vornahmen und ein lebendiges Bild der Turnbetriebs-
weife gaben; namentlich waren e8 bie Stuttgarter Älteren Turner,
e fih durch ihre Frei- und Maſſenübungen auszeichneten. Das
Wettturnen begann mit bem Barren, hiebei betheiligten fi 52
Zurner, beren Uebungen, von langer und tüchtiger Schule zeu-
gend, bald durch die Entwidlung eines ungewöhnlich hohen Grades
von Kraft und Gewandtheit, bald durch das an den Zäg Legen einer
feltenen Sicherheit und Grazie der ganzen Haltung und Bewegung
überraſchten. Beim Hoch ſprung theile vom Stande aus theils mit
Anlauf (bier ohne Schwungbrett) und bet den ſich daran anfchließen-
ben Uebungen am Barren zeigte fi ein Fortichritt in dem Erfolge
des Turnens, befonbers in foferne, als die Leitungen gleihmäßiger wa⸗
ren. Nicht minder erfreulich war der Anblid der Leiftungen von Seiten
der Zurnzöglinge am Barren, Hochſprung und Klettern. Die
Uebungen am Schwingel und am Ned zeigten gleichfalls im
Allgemeinen wefentlihe Fortſchritte in dieſen ſchwierigen Uebungen.
Der Wettkampf an den Geräthen beſchränkte ſich felbftver-
ſtändlich auf die geübten Turner. Die Vertheilung der mitunter
ſehr werthvollen Preiſe ſchloß das ſinnreich arrangirte und in voll⸗
kommener Ordnung verlaufende Feſt, bezüglich deſſen nicht nur die
anweſenden höheren Beamten, namentlich der Miniſter des Innern
und mehrere Mitglieder der Oberſchulbehörde ihre volle Befriedigung
ausſprachen, ſondern auch das zahlreich verſammelte Publikum,
das ſelbſt während des mehrmals einfallenden Regens den Uebun⸗
gen mit geſpannter Aufmerkſamkeit folgte, nicht umhin konnte, durch
häufiges Beifallrufen feine wolle Anerfennung und Bewunderung an
den Tag zu legen.
Das nun die Ausftellung landwirthſchaftlicher Ges
räthe anbelangt, jo hatten zwar wohl jonft fchon theils einzelne
Männer aus der großen Zahl der Gewerbetreibenden, theils nament-
das Inſtitut Hohenheim die von ihnen benügten Geräthe neuerer
Conſtruktion, deren allgemeinere Verbreitung wünſchenswerth erſchien,
92
dem größeren Publitum vor Augen gefiellt; biefes Mal aber wurbe
‚ auf Veranlaffung ber Landes-Eentralftelle eine Gerätheausftellung ver⸗
anftaltet, zu deren Beſchickung fämmtliche württembergiiche Fabrikau⸗
ten eingeladen worden waren. Zugleih war von ben Fabrifanten Lanz
und Cie. in Mannheim, welche in neuerer Zeit beſonders die Ein⸗
fuhr engliſcher Adergeräthe in ben Kreis ihrer Taufmännifchen Be⸗
fhäftigung hereingezogen haben, eine reichhaltige Sammlung von
Geräthen und Apparaten aller Art aus ben beften engliichen Fabri⸗
fen zur Bergleichung ausgeftellt, fo daß Hier zum erften Dale eine
Hanptausftellung land- und hauswirthſchaftlicher
Geräthe überhaupt zu jehen war, bie zuerfi von S. Majeftät dem
König, S. K. Hoheit dem Kronprinzen und ber Frau Kronprinzeffin
und den Übrigen Mitgliedern des K. Haufes befucht nnd Tags dar-
auf dem Publitum geöffnet wurde. Die ausgeftellten Gegenſtände
waren nah bem Wohnort der Ausfteler und zwar in ber Weiſe
geordnet, daß die verſchiedenen Gerätbichaften, welche von gleichen
Ausftellern herrührten, beifammenblieben. Die leichtbeweglichen Ge⸗
räthe waren im Saale felbft untergebracht, während hinter ben letzte⸗
ren die ſchweren Apparate Preſſen, Dreihmafchinen, Centrifugalma⸗
fhinen, und die transportablen Dampfmaſchinen und Pferbegäpel,
welche zu ihrer Bewegung dienen, aufgeftellt waren. Die engliſchen
Geräthe befanden ſich ſämmtlich außerhalb des Saale auf beffen
Südſeite. Zunächſt jchenkte wohl Jedermann feine Aufmerkſamkeit
ber Zuſammenſtellung der im Jahre 1818 noch üblichen landwirth⸗
Ihaftlihen Geräthe, nemlich eines Wendpflugs und einer hölzernen
Egge von den Fildern, beipannt mit an einem Doppeljoche ziehenden
Zugtbieren und eingerichtet zu einer Bearbeitung bes Bodens von
höchſtens 6° Ziefe, ferner Schaufel, Hade, Sichel, Senje, Rechen
und Doppelichlegel. Den fchroffften Gegenfat hiezu bifbete num bie
Bufammenftellung der im Jahre 1860 im Gebraude befindlichen
Geräthe. An ber Stelle bes Wendpflugs, deſſen vorberer Theil
auf einem Radwagen ruht und beffen Richter aus einem Brettſtücke
befteht, trat der verbefferte Pflug mit gebogenen Richtern, theile
ganz von Eifen, theils wenigftens mit eifernem Untergeftell, Er
war von zahlreichen Berfertigern mit mannigfachen Abänderungen
und Formen ausgeftellt, wie Bodenverſchiedenheit oder Ortsge⸗
wohnbeit es erfordern, zum Theil felbft zum Wenden eingerichtet,
von den meiften aber als Beetpflug. Nicht eben fo zahlreich aber
body gleichfalls ſehr jehenswerth waren bie werbefierten Eggen
und die Arten von Spanngeräthen, mit beren Hälfe bie Bor⸗
93
richtungen zur Beaderung bes Bodens und Zerftörung des Un-
frauts und ferner die Arbeiten bes Felgens und Häufelns, mozı.
früher die Handhaue diente, bemwerfftelligt werben können. Säe-
maſchinen größerer Art waren von ben brei Geräthefabrifen, dem
Zuſtitut Hohenheim, Rapp in Göppingen und Bleffing und Hirth in
Hemmingen, fowie von of. Mayer von Harthaufen aufgeftellt. Auch
ber einfache und wohlfeile Säeapparat, das fogenannte Säehorn,
befand fi im der Ausftellung und zwar unter den Flaichnerarbeiten
bes Adam Kurz von Reutlingen. Unter den Apparaten zur Heu⸗
und Getreibeernte waren e8 zunächſt die Sicheln und Senfen, bie in
bem Heinen Saale aufgeftellt waren, ferner die zu letzteren gehörigen
hölzernen Geſchirre aus Oberfchwaben, welche jetzt wie ſchon früher auf
der Pariler Ausftelung fo viele Aufmerkſamkeit erregten. Beſonders
intereffant war auch ber Aublid der noch weniger belannten zur
Anfpannung mit einem und mit zwei Pferden ſich eignenden Ma-
Ihine zum Mähen bes Grafes, zum Wenden und zum Zujam-
menhaden bes Heus, dreier Mafchinen, welche in der Abtheilung der
eugliichen Geräthe vor ber Südſeite des Saales ftanben, der Gras⸗
mähmaſchinen von Jakob Herlemanı in Deizisau und der Pferbe-
reihen, von Rapp in Göppingen, Bleffing und Hirt in Hemmingen
und vom Inſtitut Hohenheim ausgeftellt. Unter den übrigen Ge-
räthen ber letzteren Anftalt und unter den engliichen Geräthen jah
man außerbem cine auf die Beipannung mit zwei Pferden berechnete
Maſchine zum Mähen bes Getreides. Die Borlehrungen, deren
Zweck es ift, beim Dreſchen und Buben bes Getreides die langfame
Arbeit des Drejchflegels, des Siebs und der Wurffchaufel durch aus⸗
giebigere und bie Geſchäfte befchleunigende Apparate zu fördern,
waren burch zahlreihe Exemplare namentlih die Dreſchmaſchinen
vertreten. Alle größeren Geräthefabrifen, namentlich die von Bleſ⸗
fing und Hirth, von Herlemann, vom Inftitut Hohenheim, von Rapp
n. ſ. w. geben fi mit ihrer Anfertigung ab. Durdy mehrere Gö-
pelwerke und durch 3 transportable Dampfmaſchinen, deren Eine aus
der Stoll'ſchen Fabrik in Canſtatt ſtammte, während bie andere
von der Kuhn'ſchen Fabrik in Berg geliefert wurde und bie britte
aus Paris kam, war dafür gejorgt, daß bie Befucher der Ausftellung
die Mafchinen in Thätigkeit fehen konnten. Neichhaltig war ferner
die Austellung befonders auh noch an Geräthen zum Schnei-
ben bes Heus und zum Schroten, Duetihen und Berfleinern ber
zur Biehfütterung beftimmten Körner und Knollen. Als Geräthe
für ben innern Haushalt zogen in ber engliichen Abtheilung eine
94
Waſchmaſchine und eine fehr praktiſche Mange, als Mafchine zum
Trocknen naffer Gegenftände eine von Stoll in Cannftatt ausgeſtellte
Centrifugalmaſchine die Aufmerkſamkeit zahlreicher Beſucher auf ſich.
Die Kochapparate endlich waren durch die verbeſſerten Herde des
Mechanikus Flor und die kupfernen und eiſernen Spardampftspfe
des Mechanikus Boſſert vertreten. Apparate zur Weinbereitung
waren aus den Oberämtern Stuttgart und Eßlingen und für bie
Bienenliebhaber verihiedene Bienenwohnungen au bem Oberamte
Waiblingen ausgeftellt. Der Anbli folder Vervollkommnung bei
den Geräthen des täglichen Gebrauchs, deren Beichaffenheit man
nicht mit Unrecht als ein Kennzeichen für die Entwicklungsſtufe ber
Völker zu betrachten pflegt, gewährte ficherlih jedem Beſucher ber
Gerätheausftellung große Befriedigung.
Handel, Öcwerbe und Berfehr.
Auf die Gejdhäftslage des Jahrs 1860 im Allgemeinen
übte die Unficherheit der Erhaltung des Weltirievend nament⸗
lid wegen ver fortgefegten Rüſtungen in Italien einen ſehr
ungünftigen Einfluß aus. Am meiften litten darunter vie
Geſchäfte, welche hauptfächlih durch Gründung neuer und
* Erweiterung beftehenvder Unternehmungen in Thätigkeit gefegt
werden, wie 3. DB. die Mafchinenfabriten, fomie folde, deren
Lebens-Element die Spekulation if. Spinnereien nnd Wer
bereien arbeiteten meift nur für den nädjftliegenden Conſum und
erportivende Gefchäfte hatten mit allerlei Schwierigkeiten bes
Abſatzes, Rufland gegenüber wegen ver Inappen Geloverhält-
niffe, Defterreich gegenüber wegen des Gilberagios und ber
ganzen beprängten Page dieſes Staat, Italien gegenüber wegen
des Kriegs und Amerika gegenüber wegen ter drohenden Ger
fahr bürgerliher Unruhen zu kämpfen. Für die Bankgeſchäfte
insbefonvere mar daher dieſes Jahr, wenn glei im Verkehr
mit Wechſeln und laufenden Krediten nicht ganz unerheblid,
doch im Ganzen ein ziemlich mattes; der Handel in Staatspa-
pieren und Effeften war ganz unbedeutend, weil das erfchütterte
Bertrauen die Transaktionen aud) bier wie allerwärts Lähnıte,
was fih am deutlichiten aus tem das ganze Jahr über
andauernden niederen Disconto (nemlid) im Januar bis März
30/0, April bis Dftober 2%, und dann bis zum Jahresſchluſſe
wieder 3°%/0) zeigte, inden die Kapitale zu ängſtlich, un fefte
[4
95
Anlagepläge aufzufuchen, fich lieber mit dem niederen Zinsfuß
begnügten, den die Anlage in Wechſeln bot. Den in ber
Geſchäftswelt herrfchenden Mangel an Vertrauen in die Zukunft
gegenüber darf freilich andererſeits nicht vergeffen werden, daß
diefer billige Geldftand ven Handel und den Gewerben die nöthige
Creditunterſtützung mit Leichtigkeit zuführte. Luxuswaarenge⸗
Ihäfte hatten erft in der zweiten Hälfte des Jahres guten Abſatz,
nahdem die Gefahr eines Kriegs befeitigt fchien. Dagegen
fand bie ganze große Menge derjenigen Erwerbözmeige, welche
mit ihren Leiftungen den nächſten und täglichen Conſum beftreis
ten, alle Claſſen von Handwerkern und Arbeitern das ganze
Yahr über gleihmäßig lohnenden Verdienſt. Nur die Tuch⸗
macherei mit einigen Hülfsgefchäften hatte theilweife unter
Preislofigkeit ihrer Waaren zu leiven. Wie gefucdht ſtets Die
Arbeiter und wie body durdgängig die Kühne waren, beweist,
ſchon der Umftand, daß gemeine Grabarbeit in ver Kegel mit
1 fl. 12 kr. täglich bezahlt wurde, Maurer und Steinhauer
1 fl. 36 fr. — 2 fl. verdienten und landwirthſchaftliche Taglöhner
burchfchnittlich auf 48 kr. nebft Trunf und Brod ſich ftellten.
Eben darum muß denn auch im großen Ganzen genommen das
Reſultat des Geſchäftsjahrs 1860 als ein befriedigendes be—
zeichnet werden, obſchon manche der wichtigſten Fragen wie z. B.
des täglich mehr ſich geltendmachenden Bedürfniſſes nach natur=
gemäßer Regelung der Flußzollfrage, der Brennmaterialfrage
und des Gewerbegeſetzes, des Handelsgeſetzes, des Landeskultur⸗
geſetzes, des Baugeſetzes u. ſ. w. noch unerledigt blieben. Daß
namentlich die Brennmaterialfrage die allgemeine Aufmerkſamkeit
ſo ſehr in Anſpruch nimmt, iſt nicht zu verwundern, da die
enorme Steigerung der Holzpreiſe nachgerade einer der gefähr-
lihften Hemmſchuhe am Schwungrade der Induſtrie geworben
ift. Beſonderes Interefje bietet in dieſer Beziehung die von der
Handelskammer zu Heilbronn in ihrem Rechenſchaftsbericht her-
vorgehobene Thatiache tar, daß allein in Heilbronn im J. 1860
vom Schiff 187,161 Etr. Steinfohlen mehr ausgeladen wurden,
als im Borjahre, nemlid im Ganzen 949,338 Ctr., woran
570,742 Ctr. per Eifenbahn weiter gingen, und 124,430 Etr. zu
Schiffe nad) Eannftatt geführt wurden (gegen 112,000 Etr. im
Jahr 1829); wozu dann noch die fehr beträchtlichen Steinfoh-
96
lenzufuhren durch bie Eifenbahnen vom Rheine und (für Königs⸗
bronn) von Zwidau ber Tamen. Auf den Umfang ver württ.
" Flößerei und des Handels mit auf Schiffen verlapenen Schnitt.
waaren weist fchon Die Thatfache bin, daß in Heilbronn allein 493
mit Holz beladene Fahrzeuge mehr gezählt wurden, als im Früh⸗
jahre, nemlich 2048 im Ganzen. Wenn dagegen eine namhafte
Abnahme der Donaufcifffahrt zu Ulm eintrat, fo hatte dieß
feinen Grund in ganz eigenthümlichen Berhältniffen. Was
den Handel mit den Produkten ver Landwirthſchaft anbelangt,
fo verdient hier befonvere Erwähnung der Hopfenbau, welder
fid) feit 1852 namentlidy in den Oberämtern Sulz, Tübingen,
Gmünd, Horb, Neuenbürg und Böblingen faft verdoppelt Hat
und bereits auf mehr al8 4100 Morgen beirieben wird. Die
württembergiihe Waare findet mehr und mehr aud im Aus⸗
lande Anerfennung. Der Ausfall in der Quantität wurde durch
enorme Preife gevedt. Ein ven Werth des Grunpftüds über:
treffender Robertag von 1000—1200 Morgen war nichts Gel»
tenes bei einem Durchjchnittöpreife von 200—260 fl. per Ctr.
Der Gefammtgeldertrag mag nahezu 3,000,000 Gulden erreicht
haben. Ebenso erreichte ver Obftertrag mit ca. 17—18 Mil. Sri.
Kernobft und 3/ Mill. Sri. Steinobſt, aljo faft das Drei«
fache eines Mittelertragd und rvepräfentirte einen Werth von
6—7 Mill. Gulden, was zumal bei dem geringen Ertrag ver
Weinberge jehr hoch anzufchlagen war. Auch die Ergebniffe ver
Woll- und Weinmärkte (f. u.) waren im Allgemeinen befriedigen.
ALS eine neue wichtige Erfcheinung auf dem induftrieellen
Gebiete hatte der Handel- und Gewerbeftand des Landes heuer
das durch Erleichterung der PVerftändigung zwiſchen Käufern
und Verkäufern und durch Herftellung eines allgemeinen Markte
preijes eine gewiſſe Stetigfeit und Sicherheit des Verkehrs er-
zielende Inſtitut der Stuttgarter Induſtriebörſe zu
begrüßen. Trotz der kurzen Zeit ihres Beſtands bat viefelbe
doch bereits die wohlthätigften Wirkungen für bie württem⸗
bergifhe Landesinduſtrie und felbft für den Gefchäftsverlehr
des ganzen jüdlichen Deutſchlands gehabt. Bon anfänglid 50
meiftens dem Stande der Baumwollſpinnerei, Weberei und
Drudereibefiger angehörigen Theilnchmern wuchs die Zahl der
Lepteren befonversin Folge des Anklangs, ten viefelbe bei dem
97
Handels« und Gewerbeſtandoder wenigftens beffen hervorragend» _
ften Bertretern fand, raſch bis auf 360 Mitglieder, die ben
verfchtebenften Theilen Deutſchlands und mitunter felbft dem
Auslande angehören. Schon im Juli fchloß ſich ſodann wenn
auch nur vorübergehend eine große Anzahl von Lanpwirthen
bem neuen Inſtitut an, das fo eine weſentliche Ergänzung der
zahlreichen in Württemberg fchon beftehenden Anftalten zum
Awed der Gewerbebeförderung bilbet.
Letztere verdienen liberhaupt, da fie in biefen Blättern
noch nie näher erörtert wurden, bei ihrer alljährlich zunehmenden
Bedeutung für das gewerbliche Reben Württembergs und ihrer
immer deutlicher zu Tag tretendeg fegensreichen Wirkfamfeit,
jegt hier wenigfteng eine überfichtliche Darftelung. Die Aufgabe,
überall wo und wie e8 immer nur die Sache des Staats fein
kann, zur Förderung der gewerblichen Thätigfeit beizutragen,
beziehungsweife folde in Anregung zu bringen, bat zunädft
die aller polizeilichen und fiscaliſchen Funktionen enthobene, theils
ans Staatsbeamten theild aus Deputirten des Hanbels- und
Gewerbeftandes zufammengefztte und in ihrer Art in Deutſch⸗
land einzig daſtehende Gentraljtelle für Handel und Ge
werbe. Dieje Behörde, weldye fich zunächft die genaue Kennt⸗
niß von der Lage und den gejamnten Berhältnifien des Ge-
werbe⸗ und Handelsſtandes, einjchließlich der Gehülfen, Lehr⸗
linge und Arbeiter theils durch eigene Wahrnehmung theils
durch die Vermittlung der ihr untergeordneten Organe der
Gewerbe⸗ und Handelskammern, der Oberämter und Gewerbe⸗
Vereine zu verſchaffen ſucht und ſo in den Stand geſetzt iſt
zu beurtheilen, was für die Vervollkommnung der Induſtrie
noch geſchehen müſſe, oder wie und in wieweit den Wünſchen
ber Gewerbe⸗ und Handeltreibenden zu entſprechen ſei, hat daher
beſonders dahin zu wirken, daß Anſtalten zur Beförderung ge⸗
werblicher und commercieller Zwecke, wie Meſſen, Märkte, Ver⸗
ſicherungsanſtalten, Vorſchuß⸗, Spar⸗ und andere Creditkaſſen
eingeführt, durch Gewerbeausſtellungen der Abſatz inländiſcher
Erzeugniſſe gefördert und die Hemmniſſe einer freien Gewerbe-
und Handels⸗Entwicklung bejeitigt werden, ſodann aber aud)
für eine theoretiſche und praftifche VBorbildung der Gewerbe»
und Handeltreibenden durch Errichtung neuer gewerblicher orte
Württ, Jahrb. 1860. 18 Heft.
98
biloungsfhulen und Vervollkommung bes gewerbliden Unter⸗
richts überhaupt fowie durch Verbreitung angemeſſener Literatur
mittelft des Gemerbeblatts, durch Herbeiſchaffung mufterbafter
neuer Fabrikate, Werkzeuge und Maſchinen, durch Belanntmadung
neuer im Auslande aufgelommener Methoven, durch Abſendung
Sachverſtändiger auf Induftrieausftellungen und anberweite
Communication mit dem Auslante beziehungsmeile mit feinen
anf ven hervorragendften Hanvelsplägen, wie London, Paris,
New-Horkzc. befindlichen Eorrejpondenten und württembergifchen
Conſuln hinfihtlihd der Erreihung induftrieller Zwecke mittelft
des Correſpondenzbureau's u. ſ. w. zu forgen und endlich bie
in Gewerbe- und Hanbeldangelegenheiten an fie ergebenden
Aufträge beziehungsweife Anfragen von Seiten anderer Staats⸗
behbrden zu erledigen.
Mit viefer Behörde find nun aber noch verfhiebene In⸗
ftitute verbunden, welche viefelbe bei Berfolgung ihrer Zwecke
unterftügen und auf das Yortjchreiten der Induſtrie den wohl-
thätigften Einfluß ausüben. Dahin gehören befonvers das
tehnifhe Mufterlager, ver Maſchinenſaal, bie Zei-
chen⸗- und Modellirfchule, die Webelehrerſchule, die
chemiſche Probieranftalt und die Bibliothek.
Das in Folge des Anlaufs intereffanter Ansftellungsgegen-
fände wie Zeichnungen, Mobelle, Werkzeuge, Mafchinen ꝛc. auf ber
Parijer Induftrieausftellung vom Jahre 1849 entflanbene durch zahl-
reihe weitere Anläufe auf ber Londoner Induſtrieausſtellung vom
Fahre 1851 und auf den bebeutenpften übrigen Hanbelsplägen ber
Erde bis anf den Betrag von 10,000 Nummern vermehrte meda-
nifhe Mufterlager, welches ein Bild ber fortichreitenden In⸗
buftrie zu geben beſtimmt ift, enthält eine ſyſtematiſch geordnete und
zu beftimmten Stunden bes Tages den Gewebetreibenben unentgelt-
lich und dem übrigen Publikum gegen ein Meines Entre zugängliche
Sammlung folder gewerblichen Muftererzeugniffe des Auslandes,
welche im Lande noch ganz neu und fo bie inländiſchen Inbuftriellen zur
Einführung neuer Induſtriezweige oder burch die Zufammenftellung
ganzer Sortimente von fchon bekannten Gewerbeprobnften zur Ber-
gleichung der inländifhen und ausländiichen Qualitäts und Preis-
Berhältniffe zu veranlaffen, oder ihnen burch -Darftellung einzelner
befonbers wichtiger Gegenftände von ihrer Entflehung an bis zu
ihrer Vollendung in ihren einzelnen unvollendeten Teilen ein klares
99
Bild von beren Fabrikation oder durch Vorführung ganzer Gruppen
von für die inländiſche Induſtrie wichtigen Robproduften genaue
Ansknnft über deren billigfte und befte Bezugsquelle zu geben ge-
eignet find. Zur Befihtigung biefer reichhaltigen Sammlung von
Muftern, von welden im Jahre 1860 allein (in 761 Poſten) gegen
3700 an Indnſtrielle ber verichiedenen Landesgegenden ausgeliehen
wurden, fanden fich heuer nicht weniger als 24533 Berfonen ein.
Es darf diefer Zudrang nicht befremben, denn fie enthält die verichiebens
ften Sorten von Materialien und Erzengniffen der Thon-, Stein- und
Stasfabrilation, eine ſchöne Gruppe von Metallmaaren nebft einer
umfafjenden Zufammenftellung von Schlöffern und Meſſerſchmied⸗
arbeiten, zahlreiche Werkzeuge aller Art, namentlich (für Holz und
Metallarbeiter, jowie für Hufihmiede und Schuhmacher), eine befon-
ders anziehende Gruppe von Geräthen für Gartenbau und Landwirth-
shaft, für Hauswirtbichaft, für das Feuerlbſchweſen n. f. w., ein voll-
ftändiges Sortiment von optifhen, phyſikaliſchen, horologiſchen Inftru-
menten und Apparaten, eine umfangreiche Gruppe von Kurzwaaren
(ordinären Holzarbeiten wie gejägten, gefchnittenen, geſchnitzten und ge-
drehten Arbeiten aus ben verfchiedenften Rohprodukten,) von Leber-
waaren, von Papier⸗ und Portefenillemaren n. ſ. w., und iſt nener-
dings überdieß auch noch mit einer Gewebemuſterſammlung ver-
bunden. Letztere beſteht theils aus einer Zujammenftellung von
Modellen verſchiedener Webſtühle theils aus Proben der verſchieden⸗
fien Erzeugnifſe der Weberei, weldye im Auslande befonbers in ben
bebentenbften franzöfiichen nud engliihen Fabriken Durch Agenten
angefauft und alle 8 Tage eingefandt werben, jo daß je im Laufe
eines Sommerhalbjahre bereits bie Brobemufter ber fünftigen Win-
terfaifon und im Winter die der fommenden Sommerftoffe in allen
Arten der Weberei vollftändig vorliegen unb von folden jobann je
Heine Abſchnitte unentgelblich an die Fabrikanten des Landes abge-
geben werben können, die dadurch hinfichtlich des Geſchmacks und
ber Weberei ihrer Fabrikate ſtets auf dem Laufenden erhalten werben.
Der dem Miufterlager ähnliche aber zugleich noch einem andern
Zwecke dienende Maſchinenſaal ſodann enthielt einestheil® zahl-
reiche im Auslande anfgelaufte theilmeile in Betrieb gejeßte Ma-
ſchinen, 3. B. Falzmaſchinen, Buchdruderjchneliprefien, Gaskraft⸗
maſchinen, Schraubenſchneidmaſchinen, Kochherde, Malzputzmaſchinen
u. ſ. w. und anderutheils viele neue für die allgemeine Verbreitung
fi) eignende gewerbliche Erzeugniſſe des Inlandes, als Werkzeuge,
Werkzeugmaſchinen, Rohſtoffe zc.
100
Der theils für wieberfehrende theils für vorübergehende Aus⸗
ſtellungen fpezieller Art beftimmte An sftellungsfaal jobann ent-
hielt früher zunäcft eine durch das Bedürfniß ber Gegenwart her⸗
vorgerufene Ausftelung von 24 Nähmaſchinen für feine unb
ordinäre Weißnähterei, Damenkleivermacherei, Berzierungsnähterei,
für fchwere Tucharbeiten und leichte Handarbeit n. ſ. w., ferner
eine Ausftellung von Volksſchularbeiten und von in ben
Hortbildungsfchulen des Landes gelieferten Proben bes Freihan d⸗
linear-Zeihnens und Modellirarbeiten.
Die Sammlung von Zeihnungswerten und Gyps⸗
modellen, welde bezüglich ber Anleitung bes regelmäßig an-
wejenden Zeichnungslehrers allen nad; Bervolllommmung in ihrem
Gewerbe ftrebenden ober Behufa ber Einfichtnahme einzelner Gegen-
ftände der Sammlung erfcheinenden Gewerbetreibenden zu Gebot
fteht, und fomit (zumal bei der Wichtigkeit des Modellirens für fehr
viele Induſtrielle und bei der Unentbehrlichkeit tüchtiger Zeichnungs⸗
werle für alle Gemerbetreibeude) ber technifchen Ausbildung ber
Letzeren weſentlichen Vorſchub Feiftet, enthält eine große Auswahl von
Statuetten, Ornamenten, Thieren, Pflanzenabgüffen, und Zeichnungs-
werle englifchen, franzöfiihen und amerikaniſchen Urſprungs, bejon-
ders Prachtwerke über die Ausftellungen zu Paris und London, archt⸗
tektoniſche Werke, Photographien ꝛe., Werke allgemein techniſchen
Werths, allerhand Modellzeichnungen für Baugewerbe, Metallarbei⸗
ten, Holzarbeiten, Thonwaarenfabrikation, Werke für Weberei und
Unterrichtsgegenſtände. Abgeſehen davon, daß hier auch Gypsmodelle
vervielfältigt werden, iſt zugleich von Zeichnungswerken eine aus klaſ⸗
ſiſchen Zeichnungswerken im Werthe von 3000 fl. beſtehende ſoge⸗
nannte Wanderkunſtbibliothek gegründet worden, welche jedes gewerb⸗
liche Fach möglichſt vertritt und unter den Zeichnungsſchulen bes
Landes cireulirt. In Verbindung damit fteht endlich eine Zeichnung
und Modellirichule für den Unterricht in Freihand⸗, Mafchinenzeich-
nen und Modelliren an freiwillig ſich einfinbende Schüler, beren
Arbeiten dann von Zeit zu Zeit öffentlich ausgeftellt werben.
Unter den Induftriezweigen, welchen bie Centralſtelle ganz bes
jondere Fürforge wibmet, fteht die Weberei oben an. Für bie
Leineninduftrie wurden bie neueften Einrichtungen für Weberei, Weiche
und Appretur, für die Baummollenmeberei aber eine große Zahl
von MWebereilehrmerkftätten für einfache und complicirte Zeuge ein-
gerichtet und zur Erzielung einer gleihmäßigen theoretiichen Bilbung.
Webeichulen in verſchiedenen Theilen bes Landes gegründet, in wel⸗
101
hen Webermeiſter ſowohl als auch Fabrikanten eine gründliche Aus-
bildung erlangen, kann beziehungsweiſe Webelehrer für bie Weber.
gewerbe an nicht mit Webfchulen verfehene Plätze abgeorbitet. Die
Webeichulen wurden auch von Solchen benützt, welche fpäter ben
Langwaarenfach fih widmen und bier eine vollftändige Waarenkunde
und genaue Kenntniß ber verfchievenen Gewebe und ihrer Darſtellungs⸗
weiſe fi) erwerben wollen. Um aber zugleich tilchtige Weblehrer
für alle Webeſchnlen im Lande heranzubilden, wurde in Stuttgart
eine Weblehrerfchule errichtet, in welcher in praftifher Handhabung
bes Webeftubls, in dem Gebrauch ber Hülfsmaſchinen, in ber Zer-
legung ber Muſter, in ber Berfertigung ber Patronen u. f. w.
ebeuſowohl als im Zeichnen und in ber Anfertigung von Entwürfen
Unterricht ertheilt wird.
Die chemiſche Probiranftalt nimmt in ihrem Laborato-
rium alle für Gewerbetreibende geeignete chemifche Unterfuchungen
und Analyſen vor; zugleich werben in berjelben den Schülern
Borlefungen über die in ben einzelnen Gewerben am häufigften
vorkommenden hemilchen Proceſſe gehalten.
Ergänzend zur Seite ſtehen biefen Anftalten eine aus 3000
Bänden techniſcher Werke beftehenbe Bibliothef und ein Lefezimmer,
in weldem ca. 50 gewerbliche Zeitichriften und nenere technifche
Literatur aufgelegt find; aufden Hauptinhalt der letzteren wirb überdieß
in bem Gewerbeblatt bingewiefen, das in ca. 6000 Exemplaren
ins außerhalb des Landes Verbreitung findet.
Ganz abgefehen von diefen Anftalten benützt aber auch Die Central-
ſtelle jede andere paſſende Gelegenheit bazır, den jeweiligen inbuftriellen
Bedürfnifſen zuentiprechen. So wurben 5. B. um einestheils Die Streb-
ſamkeit ber Gewerbetreibenben ftets vege zu erhalten und anbererjeits
ein Mares Bild von bem Fortſchreiten der Inbuftrie im Lande zu geben
periobiihe Fortſchritt sausſtellungen, auf welden alle eine
ganz nene Erfindung oder eine Verbeſſernng ſchon befannter Fabri-
fate ober doch wenigftens die Einführung eines neuen Induſtrie⸗
zweiges repräfentivenden Gegenftände ausgeftellt werben können, und
unter Umftänden Yortichrittsmebaillen an die betreffenden Ausfteller
vertheilt werben, eingeführt, die allgemeinen Judnſtrieausſtellungen
in aubern Ländern, bejonders Die zu London, München und Paris
durch Sachverſtändige beſchickt und in ben verſchiedenſten Richtungen
ausgebentet und aus gleihem Grunde und zum gleichen Zwede werben
Wanderlehrer für die Webereigewerbe entjendet und die Gewerbe-
treibenden in ber gewerblichen Buchführung und Correiponbenz zc.,
102
theils mittelft einzelner für ſich abgeſchloſſener Vorleſungen theils in
einem ganzen Cyklus folcher Unterrichtsftunden, alfo in einen fürms
lichen Wanderlehreurſus unterrichtet, welch’ Teßterer mit ber Aus⸗
einanberfegung bes wirtbichaftliden Theile ber Gewerbeverhältnifie
beginnt, dann auf Einkauf, Buchführung, Caleulation ber Preife,
Wechſel, und Anweiſungen übergeht und mit ber Correſpondenz
ſchließt.
Der Betrieb der Eiſenbahnen im Etatsjahre 18°%/eo
lieferte folgende Ergebnifie:
A. Die Einnahmen betrugen fitr
a) Perjonentransp.bei 3,042,687 Reiſenden 1,469,298 fl. 29 ir.
b) Hunbeltransport (23,359 St.) 4,234 fl. 38 fr.
c) Gepädtransport, 84,669 fl. 6 fr.
d) Equipagentransport, 3,570 fl.
e) Biehtransport, 92,700 fl. Str.
f) Gütertransport
von 8,786,658 Ctr. 2,234,590 fl. 16 kr.
Propiſion⸗Rachnahme 7,968 fl. 11 kr. |
Berfiherung, 2,369 fl. 24 fr. \2,861,466 fl. Ir.
Lagerzinfe, 924 fl. 24%.
Frachtbriefe, 5,613 fl. 54 kr.
zufammen a—f) 4,005,930 fl. 30 kr.
g) Extrazüge, 30,198 fl. 25 tr.
h) Averfalvergätungen für die Beförderung
der Poftjendungen, 71,800 fl.
i) Fahrtaxen und Trachten für fremde
Berwaltungen, welche zurüdzuvergüten
waren, 400,589 fl. 49 fr.
k) Ertag aus Gebäuden, und Grundftüden 33,739 fl 5 kr.
1) Entihädigung von andern Verwaltun-
gen für Benütung diefjeitiger Trans⸗
portmittel, 320 fl. 44 fr.
m) Berfchievene und zufällige Einnahmen 234,291 fl. 20 kr.
zufammen a—m 4,776,869 fl. 53 fr.
B. Die Ausgaben betrugen und zwar
a) Die allgemeinen Berwaltungstoften 44,381 fl 5 is.
b) Die Bauunterbaltungstoften 708,355. fl 4 kr.
108
e) Die Koflen des Locomotivdienſtee 1,096,893 fl. 4 kr.
d) Koften ver Wagen 547,908 fl. 24 kr
e) Koften des Bahnbetriebes 466,738 fl. 43 kr.
f) Antheile anderer -Bermwaltungen an den
Einnahmen von dem direkten Verkehr 397,614 fl. 17 kr.
&) Bergätung an andere Verwaltungen für
Benütung ihrer Transportmittel 13,080 fl, 35 fr.
h) Averfalvergütung für die telegraphifche
Dienftcorrefponvenz 5,400 fi.
i) Frachtermäßigimgen, Entſchädigungen
und Erſatzpoſten 5,173 fl. 21 ir
k) Grundabgaben, Steuern und Brand⸗
fchabensbeiträge, 3,657 fl. 52 kr
I) Zuſchüſſe an die Unterſtützungskaſſe 1,500 fl.
m) Abgang und Nachläfie 4,554 fl. 25 tr.
n) Außerordentlihe Ausgaben 80 fl. 15 fr.
zufammen (a—n) 3,295,337 fl. 5 fr.
Nach Abzug der
Averfalvergätung von der Poftanftalt 70,000 fi.
Fracht von dienftlihen Sendungen 74,399 fl. 9 ir.
Beftellgebühren der Güterbeförberer 119,123 fl. 29 kr.
Sahrtaren und Trachten für fremde Verwal:
tungen 397,614 fl. 17 fr.
Frachtrückvergütung 2,975 fl. 32 kr.
Betrag der Tar- und Fradhtenermäßigungen
für Militärtransporte 4,445 fl. 31 kr.
mit 668, 557 fl. 58 fr.
beträgt bie obenerwähnte Einnahme 4,108,311 fl. 55 fr. und
bie Ausgabe 2,626,779 fl. 7 Er. oder die Ausgaben für Neubau⸗
ten, Meliorationen, Imventarvermehrung mit 664,408 fl.
47 Te. abgerechnet noch 1,962,370 fl. 20 Tr. oder 47,r°/o ber
Bruttoeinnahmen.
Das Anlagelapital betrug amı 30. Juni 1860 37.959,208 fl.
12 kr., hiezu aus Betriebsmitteln beftrittene Ausgaben flir
Meliorationen, Neubauten ꝛc. 18°%/eo 2,274,697 fl. 8 fr., zu⸗
fammen 40,238,905 fl. 20 fr., fo daß fid) eine Verzinſung
von 5,? °%o ergibt.
104
Die Länge der Bahn am Schluß des Etatsjahrs betrug
91,* Stunden, die der boppelgeleifigen Bahn 21,? Stumven.
Die Zahl der von den Lolomotiven zurüdgelegten Wegſtunden
mit Zügen (Nuzftunven) betrug 510,597, ohne Züge 26108,
zufammen 536,705. Bei durchſchnittlich im Dienfte befind-
lihen 56 Lokomotiven bat eine Lofomotive im Durchſchnitt
9584 Stunden dDurdlaufen. Auf eine Stunde Bahnlänge
fommen von ber wirklichen. NettosEinnahme & 1,481,582 fl.
48 kr., durchfchnittlich 16,931 fl. 48 kr., (auf eine Nuzftunde
2 fl. 54 !r.,) oder von der obenerwähnten Netto⸗Einnahme
a 2,145,941 fl. 35 fr. noch 24,525 fl. 2 fr. (oder 4 fl. 12 kr.
von der Nuzftunde). 1 Zoll-Etr. hat durchſchnittlich an Fracht
abgeworfen 15,9 fr. Was die Denügung der Wagenllaffen an-
belangt, fo fuhren im Ganzen in ver I. EI. 0, %, II. EL.
20,2, II. Cl. 79, und in den Schnellzügen 5 °/o in ber
I. Cl. und 95 °% in der IT. Claſſe.
Die Verwaltung der Telegraphen im Jahre 189%/so
ergab folgendes Refultat:
Befördert wurden im Ganzen Staats» und Privattele-
gramme und zwar:
a) internationale. An folden waren abgegangen 11,685
und angelommen 12,700, zufanımen 24,385 oder auf einfache
rebucirt 30,724; an Durchgangs⸗Vereinsdepeſchen wurden be-
fördert 10,380, oder auf einfache rebucirt 12,888.
b) interne. An folden waren abgegangen und angelom-
men zufammen 66,366, auf einfache rebucirt 75,425. Im
Ganzen belief ſich fomit die Zahl der Telegramme auf 101,131
oder auf einfache rebucirt 120,037. Die gebührenfreien
Zelegramme beliefen fich zufammen auf 31,076 Stüd. Die auf
den Stationen erhobenen Gebühren betrugen 81,885 fl. 21 kr.
Bei ver Poftverwaltung ergab ſich nad der unlängft
veröffentlichen Ueberſicht für das Jahr 18°%/so folgendes Re⸗
ſultat:
Die Geſammteinnahmen betrugen 1,478,748 fl. 12 kr.,
die Gefammtausgaben 1,284,271 fl. 59 fr., fomit ber Ueber
ſchuß die Summe von 194,476 fl. 13 kr., ober mit Hinzurech⸗
nung des Betrags von 19,412 fl. 19 kr., um welchen fi ber
108
Bofinerwaltungsbetriebsfonnd vermehrt hat, von 213,888 fl.
32 Ir. Letzterer beträgt auf ven legten Juni 1859: 8489 fl.
25 fr. Der Anſchaffungswerth der im Gebrauch befindlichen
Betriebsmittel einfchließlih ver Boftwagen zc., betrug am
80. Juni 1859: 242,171 fl. 32 kr. Das gefammte Anlages
fapital für die Poſt beredynete fih auf den 30. uni 1859
auf 2,975,137 fl. 36 kr., und verzinste ſich alfo bei dem Ein⸗
nahmeüberfhuß von 194,476 fl. 13 kr. (gegen 5,73 für das
Jahr 18°°/ss) zu 6,54%. Wird von den Einnahmen und
Ausgaben der Betrag der für fremde Poftverwaltungen er⸗
bobenen Zaren und Nachnahmen abgezogen, fo berechnen fid)
die Ausgaben für den Betrieb in Prozenten der Bruttoein-
nahme zu 83,7 und bie reine Einnahme beträgt biernady 16,3
der Bruttoeinnahme Die Zahl der Poftanftalten in Würt-
temberg betrug am letten Juni 1859 217 und erhöhte fidh
bis zum 1. Januar 1860 auf 230, nemlich: 106 Poftänter
(Pofterpeditionen mit Pofthaltereien), 94 Bofterpepitionen
(Boftftellen ohne Poftitall), 5 Relaispofthaltereien (ohne Erpe-
ditions⸗Einrichtung) und 25 Poftablagen. Seit ver Weber»
nahme der Bolten in die unmittelbare Berwaltung des Staats
find allmählig 106 neue Poſtſtellen errichtet worden. Der
Poſtverkehr wird vermittelt dur 114 Eilmagen- und Boft-
omnibus-Rurfe, 17 Karriolpoften und 10 Reit⸗ und Boten
poftfurfe; die tägliche Meilenzahl, welche die Boften auf Straßen
durchlaufen, beträgt 908; außerdem wird die ganze Eiſenbahn⸗
linie und die Bodenfeedampfidifffahrt zum Pofttransporte be-
nüßt. Im äußeren Boftdienft befanden fih an-Beamten (Er-
pebienten und VBorftänden) 478, an Unterbebienfteten 333;
beim Pofttransport wurben zufammen 437 Wagen mit 2281
Berfonenplägen und 884 Pferde fowie 280 Boftillone und 76
Poftconputteure verwendet. Nach ven ftatiftiichen Aufzeichnun⸗
gen der Pofttellen belief fi im Berwaltungsjahre 18°%/so
die Aufgabe an Briefen aller Art auf 7,907,656, an Fahre
poftftüden auf 2,091,306, worunter 159,432 Nachnahmeſen⸗
dungen mit einem Geldbetrag von 524,086 fl. und 1118 haare
Einzahlungen mit 7293 fl. begriffen find. An einzelnen 3ei-
tungsnummern wurden im Jahr 18°%/so verſendet 5,985,788.
Berfonen wurden auf den württ. Poften 280,939 beförbert.
106
Die Verkehrsſteigerung ftellt ſich dem Borjahre gegenfiber
folgendermaßen heraus: Bei der Briefpoft ergibt fi ein Mehr
von 1,049,762 Briefpoftgegenftänten, bei der Fahrpoſt ergibt
fih ein Mehr von 252,901 Wahrpoftgegenftänden und von
74,199 Reifenden. Im ganzen Land trifft durchſchnittlich nad)
dem Stand vom legten Juni 1859:
a). je eine Poftanftalt auf ca. 1% Q.⸗M..,
b) auf jeven Einwohner 9,35 Brief- und 2,47 Fahrpoſt⸗
ftüde,
c) je ein Boftreifender anf 6,02 Einwohner,
d) auf jeden Einwohner 3,54 einzelne Zeitungsnummern,
und "
e) von der geſammten Pofteinnahme 52%: ir., von ber
Gefammtausgabe 46/2, alfo von dem Neinertrag 6*/ıe kr.
per Kopf.
Die im Etatsjahre 18°%so errichteten 19 Boftftellen find
folgende:
errichtet ben
1) Rudersberg, DA. Welzheim, Poflerp. 2. Aug. 1859.
2) Singen, O.A. Geislingen " 5. Sept. »
3) Schwenti, O.N. Laupheim „»' 5.00 u
4) Bempflingen O.A. Urad) n 2. Sept. ⸗
5) Unterbbihingen, O. A. Nürtingen 20. Sept. n
6) Laichingen, DA. Münfingen " 25. Oct. ⸗
7) Großaſpach, O.A. Badnang „ 4. San. 1860.
8) Großgartach, DU. Heilbronn n 17. Ian. ⸗
9) Böhmeunkirch, O.A. Geislingen, Poſtamt
(früher Relais⸗Poſthalterei) 1. Febr.
10) Dußlingen, DA. Tübingen, Bofterp. 16. Febr.
11) Laudenbach, D.A. Mergentheim ° m 15. Febr.
12) Ummendorf, O.A. Biberach n 27. Febr.
13) Schenmerberg, D.A. Biberach " 15. Mir
14) Baiersbronn, DA. Freudenftatt nr .
15) Owen, O.A. Kirchheim n 28. April
16) Outenberg, O.A. Kirchheim "
17) Oberbifchingen, O.A. Ehingen n
18) Dornban, OU. Sulz n 16. Mat
19) Herrenalb, D.A. Neuenbürg, Boftamt 1. Juni
2
1
2 32 3 3 3 3 32 3 3 2 3%
107
Bei dem Bodenſeedampfſchifffahrtésbetrieb ergab
fidy für das Berwaltungsjahr 18er folgentes Refultat:
Es betrugen die Einnahmen und zwar tie Gefälle
aus Heheitsrechten 34 fl. 52 kr. Die Fahrtaren und Frochten
und zwar durch unmittelbare Erhebung 179,101 fl. 46 kr.,
von fremden Beförberungsanftalten 13,234 fl. 15 kr., darunter
6000 fl. von der wärtt. Poftanftalt; der Ertrag aus Gebäuden
und Gütern 0; die Erfagkoften und Rückvergütungen 684 fl.
39 kr.; die Zinfe aus Altivpoften O; die aufßerorbentlichen
Einnahmen 298 fl. 37 kr., zuſ. 193,354 fl. 9 ke. Die Ans
gaben dagegen und zwar die allgemeinen Bermaltungstoften
betrugen 6,788 fl. 52 kr.; bejontere Koflen, nämlid, die Koften
des Schifffahrtsbetriebs 89,387 fr. 25 fl., Darunter für Mas
terialien 46,908 fl. 21 kr., Schifffahrtsunterhaltung 11,932 fl.
30 kr.; die Koſten des Stationsdienfts 87,204 fl. 2 kr.; die
Bergütung an frembe Beförberungsanftalten 9,032 fl. 34 kr.;
der Aufwand auf Gebäude und Güter 106 fl. 33 kr.; Ente
Ihäbigungen und Erfaspoften 842 fl. 6 kr., die Paſſivzinſe 0;
der Abgang und Nachlaß 0; die außerordentlihen Ausgaben
33 fl. ı fl., zuſ. 148,344 fl. 33 fr. Somit überftiegen die
Einnahmen die Ausgaben um 50,009 fl. 36 kr. Zu dieſem
Keinertrag kommen die Aktivausſtände am 30. Yuni 1859 mit
802 fl. 31 fl.; der Werth des Materialienvorraths am 30. Juni
1859 mit 2956 fl. 2 fr, der Kafſenbeſtand am 30. Juni 1859 O,
die Zahlungsrüdftänne am 30. Yuni 1859 O, auf. 3,173 fl.
55 kr., fo daß verbleiben 50,594 fl. 14 fr. Bon dieſem
Jahresertrag wurden abgeliefert zur Grundſtocksverwaltung
26,694 fl. 14 kr., zur laufenden Verwaltung 23,900 fl. Das
Bermögen der Anftalt betrug am 30. Juni 1860 285,977 fi.
Das Unlagefapital betrug nad Abzug der obigen Ablieferung
zum Grundſtock am 30. Juni 1860 230,128 fl. 18 fr. Die
zur laufenden Verwaltung abgelieferten 23,900 fl. entfprachen
fomit einer Berzinfung mit 10,39 %. Befördert wurben:
Perjonen 85,189, Hunde 435 St., Gepädübergemicht 2185 Ctr.,
Equipagen 25 St., Pferde 357 St., Vieh 5,883 St., Güter
424,184,1 Str., Getreide 594,365, Ctr. Bon 100 Reiſenden
benügten ven I. Pla 26, ven II. Play um die volle Tare 62,
um ermäßigte Taxe 12. Die Zahl der Dampfbootfahrten be⸗
108
Yief fi auf 2,768, die der zurüdgelegten Meilen auf 14,160,
bie ver angehängten Schleppboote und zwar der beladenen 460,
der unbeladenen 313. Der Holzverbraudh zur Feuerung ter
Schiffskeſſel belief fih im Ganzen auf 3,975'/ Kl., alfo auf
1 Fahrmeile auf 0,281 Kl. Die durdfchnittliche Fahrzeit für
1 geographifche Meile berechnet fid) auf 26,7 Min.
Der orbentlihe Betrieb der Nedardampfihifffahrt
im Sabre 1860 tauerte von 2. April bis 1. Nov., alfo im
Ganzen 219 Tage, fo daß die Anftalt zum erften Male, feit-
dem fie in Befite des Staats ſich befindet, über Die ganze
Saiſon vellftändig benitt werden fonnte. Dampfbootfahrten
wurden ausgeführt von Heilbronn nad) Heivelberg und zurüd 216,
andere 34, zuf. 249. Die Zahl ver hiebei aurüdgelegten Weg⸗
meilen betrug 4,945. Die 11'/s Meilen oder 23 Stunden
lange Wegftrede zwiſchen Heilbronn und Heidelberg wurde
ohne den durdyichnittlid 42 Minuten betragenden Aufenthalt
während ber Yahrt zurüdgelegt im Durdfchnitt zu Thal von
Heilbronn nah Heitelberg in 5 St. 40 Min. und zu Berg
(v. Heidelberg nach Heilbronn) in 11 St. 7 Min. Die für
zeiten Fahrzeiten waren zu Thal (init dem Dampffchiff.
Heilbronn am 3. April bei 40 Waflerftand in Heilbrenn)
4 &t. 25 Min. und zu Berg (Dampfiiff Nedar am 13, Inli
bei 25” Waflerftand in Heidelberg) 8 St. 46 Min.; bie
längften aber zu Thal (Dampfichiff Heilbronn) am 27. Iuli
bei 24° in Heilbronn 6 St. 52 Min. und zu Berg (Dampf-
ſchiff Heilbronn) am 26. Mai bei 30° Waflerftand in Heidel-
berg 12 Stunden 48 Min. Der Wafjerftand betrug wäh.
rend des Betriebs im Durdfchnitt 33, ter höchſte Stand
(3. Sept.) war 91”, ver tieffte 22 Die mittlere Fahrge⸗
Ihwindigfeit oder die Zahl der in einer Stunde Zeit zurüd-
gelegten Wegftunden war zu Thal (Boot Heidelberg) 4,00
als Minimum und 4,06 als Durdfchnitt, und als Maximum
4,10, zu Berg ale Minimum 1,98, ferner 2,07 ale Durch⸗
fhnitt, und 2,15 als Marimum. Der Kohlenverbraud
betrug im Ganzen 17,306,5 Gtr., auf Einer Fahrt von Heil-
bronn nach Heidelberg und zuräd 77 Ctr., auf eine Wegmeile
3,35 Ctr. Der mit 4 Dampfbooten vermittelte Verkehr umfaßte:
109
Perſonen zu Thal zu Berg
16,120 13,825
Hunte 103 87
Gepäckübergew. 303,8 Ctr. 251 Etr.
Güter 15,883,8 Ctr. 9,136,5 Ctr.
Von 100 Perſonen benützten die J. Cajüte 31 und die
II. zur vollen Taxe 43 und zur ermäßigten 26. Die Frequenz
von einer Fahrt beträgt durchſchnittl. Perſonen 120, Hunde 1,
Gepäckübergewicht 2,2 Etr. und 100,5 Etr. Durchſchnittlich
war der Robertrag von. einer Fahrt 122 fl. 42 fr. und ver Be-
triebsaufwand 90 fl. 24 kr., jomit ver Keinertrag 32 fl. 18 kr.
Bon dem Rohertrag kamen auf Perjonen 94 fl. 50 kr., Hunde
10 kr., Gepädübergewit 1 fl. 10 kr., Güter 26 fl. 14 fr.
Bofteffektenbeförderung 18 kr. Die Durhfchnitts- Einnahmen
von 1 Reiſenden betrugen 46 fr., 1 Hund 18 kr., 1 Etr.
Gepädübergewiht 31 r., 1 CEtt. Frachtgut 14 fr. Was
jodann die lanfende Bermwaltung anbelangt, fo betrn-
gen die Jahreseinnahmen pro 1860 30,876 fl. 19 kr.
(worunter 30,558 fl. 17 kr. Sahrtaren und Frachtgelder) und
die Ausgaben 24,019 fl. 7 ir. (morunter 19,861 fl. 12 fr.
Schifffahrtsbetriebskoſten), ver Einnahmeliberfchuß fomit 6857 fl.
12 kr., over unter Berädfichtigung des Ergebniffes ver Neft-
verwaltung 8,831 fl. 57 fr. Der Betriehsfonds ver Dampf-
ihifffahrtsanftalt betrug am Kechnungsjahresichluß 1869 :
2,218 fl. 4 fr. und pro 1860: 143 fl. 19 Er., bat fonit um
2,074 fl. 45 fr. abgenommen. Er befteht ganz aus dem Werth
der Mobiliarvorräthe. Das Vermögen der Anftalt an Schif⸗
fen, Mobilien ꝛc. berechnete fich auf den legten Dechr. 1869 zu
53,841 fl. 54 kr. und pro 1860 85,614 fl. 26 !r., vermehrte
fih fomit um 31,772 fl. 32 fr. (in Solge der Ermwerbung eines
weiteren Dampfſchiffs). Andererfeits vermehrte fi das An⸗
lagelapital, das ult. December 1859: 58,800 fl. betrug, um
38,000 fl. (Kaufjchilling für das Dampffchiff Nedar), und be
trng fomit pro 1860: 96,800 fl. Der Vermügensftand pro
1860. berechnet fi) auf 85,614 fl. 26 kr., fomit um 11,185 fl.
34 Tr. niederer. Der Einnahmelberfhuß pro 1860 betrug.
wie fchon bemerkt 8,831 fl. 57 kr., würde alfo genau genom⸗
men eine Berzinfung tes Anlagecapitals nody nicht gewähren.
110
Die Donaufhifffahrt war abermals wie im vorigen
Jahre in Abnahnıe begriffen. Es wurden abgefehen von ven
zu ben bairifhen Oftbahnen gelieferten und nicht zu ten ges
wöhnlihen Frachtgütern der Ulmer Schifffahrt gerechneten
31,500 Eifenbahnfchwellen (ungefähr 64,773 Ctr. [gegen 70,750
Str. pro 1859]), anf der Donau abgeführt. Darunter befan-
den ſich 22,000 Etr. Kaffee, 5,000 Etr. Maſchinen⸗ und Eijen-
waaren, 4,000 Etr. Wein, 3 Etr. Kreide, 3,000 Ctr. Käſe,
2,000 Etr. Kaffeefurrogat, 2,400 Etr. Baumwolle, 1000 Ctr.
Tabak, 800 Str. Del und Fettwaaren,. 700 Gtr. Farbwaaren,
700 Str. Soda c. Da im Jahr 1856 125,000 Etr., im
Jahr 1857 98,000 Eitr., im Jahr 1858 95,000 Etr. und im
Jahr 1869 70,000 Etr. befördert wurden, fo ftellt fih eine fo
entfchierene alljährige Abnahme des Verkehrs auf ber oberen
Donau heraus, daß letztere verausfihtlic in nicht gar ferner
Zeit ganz aufzuhüren droht, wenn nicht bald durch die Ein-
richtung einer regelmäßigen Bergfahrt mittelft Remorgnere wer
nigftens von Donauwörth herauf der Weiterbeftand des Ulmer
Donauſtapels geſichert wird.
Was ſodann die Bewegung der Necarſchifffahrt
anbelangt, jo zeigte das Jahr 1860 eine erfrenlihe Hebung
über fänımtliche Borjahre bis zum Jahr 1854, wo die größte
Abnahme ftattgefunden. Zu Berg kamen an 129 Schiffe mit
Handelsgütern und Salz 21,622 Etr. (gegen 20,000 im Jahr
1856, 16,000 in Yahr 1857, 4,600 im Jahr 1859 und 8,000
im Jahr 1859), Steinfohlen 124,430 Etr. (gegen 120,000 pro
1856, 102,000 pro 1857, 67,000 pro 1858 und 112,000 pro
1859), alſo zuf. mit 146,032 Etr., jo daß fidh eine Zunahme um
26,000 Str. gegen das Vorjahr und 11,000 Str. gegen das
3.1854 (mit 135,087 Etr.) ergibt. Zu Thal abgefahren waren
134 Schiffe, die an Brettern: 145,532 Ctr. (gegen 117,000 Ctr.
pro 1856, 152,000 pro 1857, 101,000 pro 1858 nnd 109,000
pro 1859), Dandelsgütern: 44,829 Etrn. (gegen 106,000 pro
1856, 34,000 pro 1857, 26,000 pro 1858 und 50,000 pro
1859) und Aeſcherich: 5,300 Etr. (gegen 4,000 pro 1856,
3,000 pro 1857, 3,000 pro 1858 und 13,000 pro 1859), zul.
aljo 195,611 Er. befürderten. Die Berg» und Thalfahrt zu-
jammengenommen find fomit im Ganftatter Hafen aus
211
und eingelaufen zuf. 341,698 Ctr. (gegen 368,000 pro 1856,
209,000 pro 1857, 201,000 pro 1858 und 293,000 pro 1859).
Der Schifffahrtsverkehr von Heilbronn mit dem untes
ren Redar und dem Rhein beitrug an angelommenen z0l«
baren und nichtzolibaren Gütern 1,480,940 Ctr. (389,563 Ctr.
mehr als im Borjahre) und an abgegangenen zollbaren
und nidtzollbaren Gütern zuf. 570,505 Etr. (47,015 Etr. weni⸗
ger als im Vorjahre), over an angelommenen und abgegangenen
Gütern zufammen 2,801,445 Etr., wozu dann noch etwa 750,000
Bretter kamen, die, obgleid in Schiffen verladen, tod) dem
Tlößereiverlehr eingerechnet zu werden pflegen. Wie beveutend
aud) heuer wieder der Flößereiverkehr und der damit ver-
bundene Sägwaarentransport im Ganzen genommen war, ers
gibt fi) darand, daß man zu Heilbronn 1,101 Flöße, 49
Schollen und 898 Schiffe mit Bretterladung und Vretterflöße,
zuſ. aljo 2048 (gegen 493 im Borjahre) zählte Bei Nedar-
julm waren 1372 eichene und 1342 tannene Stänme eingeflößt
worden, bei Marbadı 750 tannene Stämme und bei Pleivelg-
heim 250 tannene ımd 50 eichene Stämme.
Die Ausfuhr aus Württemberg nach der Scweiz
über Friedrichshafen war auch im Jahr 1860 fehr bedeutend.
Pferde wurden 589 St., Hornvieh 6,956 St., Schweine und
Spanferlel 321 St., Hämmel 162 St., anderes Schafvieh
und Biegen 205 St. ausgeführt, alio zuj. 8,283 &t. Vieh
(dem Borjahr gegenüber 1667 St. mehr). An Getreide incl.
Malz wurden ausgeführt: Hülſenfrüchte 578,920 Etr. (dem
Borjahr gegenüber mehr 322,788 Etr. An anderen Lebens
mitteln wurden ausgeführt: Bier 7,007 Etr., Branntwein
2,192 Ctr., Eſſig 426 Etr., Wein und Moſt 446 Etr., But-
ter und Rindſchmalz 3,891 Etr., Fleiſch und Schweinefett
641 Etr., Gewürze 64 Etr., Kaffeeſurrogate, beſonders Cichvo⸗
rien 11,572 Etr., Käſe 146 CEtr., Zuckerwerk ſammt einge⸗
machten Früchten 129 Etr., Nudeln, Sago ꝛc. 1,703 Ctr.,
Mühlenfabrikate 14,789 Etr., Syrup 1,066 Ctr., unbearbeitete
Tabatsblätter 3,166 Etr., fabricirter Rauchtabat 930 Etr.,
Cigarren 288 Etr., Schnupftabal 143 Etr., Zuder 9,545 Ctr.
(die 6 zulegt genannten Duantitäten kamen größteutheild aus
den übrigen Zollvereinsftaaten), gebörrtes Obſt 1,420 Etr.,
112
friſches Obſt 2,885 Sımri. An. Holz wurde ausgeführt:
Brennholz 9,396°/% Kl. und 1,350 St. Wellen, Werk- ‚und
Sägholz 1,861 St., Bretter und Dielen 6,260 St., Yatten
125 St., Pfähle und Rebſtöcke 208,450 St., Stangen 739 St.,
Torf 44,000 St. Unter den Lebensmitteln ift übrigens bier
eine große Menge von Gartengewächlen, namentlich Kartoffeln,
die aus Württemberg nadı ver Schweiz ausgeführt wurden,
nicht begriffen.
Nach einer Veröffentlichung des Finanz⸗Miniſteriums find
in der Münze zu Stuttgart ſeit dem Abſchluß der Münzcon⸗
vention vom 25. Aug. 1837 bis zum Schluſſe des Jahres 1859
ausgemüngt worden:
Goldmünzen: 2,310,902 fl. in Dulaten.
Silbermänzen und zwar 18°%ss (incl.)
Bereinsmünzen: Zwei Thaler- (3%: Gulden) Stüde
2,211,107 fl. 30 &r., Einthalerftüde (1°/« Guldenſtücke)
1,917,748 fl., und im J. 1859 allein: 2,332,156 fl. 45 kr.
Randesmünzen und zwar
Zweigulvdenft. 8,559,144 fl., Eingulvenft. 11,782,572 fl.,
Halbguldenftüde 2,812,077 fl. 30 fr., und im 9. 1859
allein 35,862 fl.
Sheidemünzgen
in Silber: Sechskreuzerſtücke 889,706 fl, Dreifrenzerftüde
290,090 fl., Einfreuzerftüde 246,258 fl. 62 fr., und im
Jahr 1859 8294 fi. 36 kr.
in Kupfer: an Halben- und Viertelöfreuzerftüden 47,888 fl.
34 fr., und im Jahr 1859 1,287 fl. 3 ir.
Die Generalverfammlung des ſüddeutſchen Buch⸗
händlervereins, die am 18. Juni ſtattfand, war trotz der
ungünſtigen Zeitverhältniſſe zahlreicher beſucht, als die der
lettvergangenen Jahre. Neben ver üblichen Vermögensrech⸗
nungsablage war beſonders der Antrag auf Einführung ver-
Tchiedener Berbefjerungen in dem ſüddeutſchen buchhändleriſchen
Speditionsverkehr Gegenftand ver Berathung. Letztere führte
zunächſt zu dem jofort ausgeführten Beichluß, eine Commijfion.
von 7 Mitgliedern für diefen Zwed zu wählen, welche auf der
Grundlage einzelner näher bezeichneter Punkte der nächſten
Öeneralverfamunlung die Normen für den angeftrebten Fort⸗
113
ſchritt vorſchlagen follte. Die Abrechnungsgefhäfte nahmen
den erfreulichften Verlauf, und einftimmig ging das Urtheil
der Anwefenvden dahin, Daß die durch dieſe Berfammlung be-
wirkte Centralifation, welche überbieß nad) den verſchiedenſten
Seiten hin ihren belebenden Einfluß geltend macht, nicht nur
für Stuttgart äußerft wichtig ift, fondern auch für den budh-
händleriſchen Verkehr jelbft die günftigiten Folgen bat. Es
waren der unter einander abredynenden Firmen nicht weniger
als 100, alſo nahezu bie Hälfte aller ſüddeutſchen Buchhand⸗
lungen.
Die Jahresverſammlung der Schafzühter und Woll⸗
producenten zu Balingen (30. März) war fehr zahlreich be«
juht. Die Verhandlungen bezogen fi) hauptfächlich auf die
verſchiedenen Schafftämme und die Schafzucht überhaupt, den
Göppinger Schafinarkt, die natürlichen (Allmanden) und fünft«
lihen Schafweiden und Schafhäufer; wobei befonders die Vers
befierung ver natürlichen und die Anlage ver künſtlichen Schaf-
weiden den landwirthfchaftliden Vereinen won den Abgeorb>
neten ber landwirtbichaftlihen Centralſtelle fehr an's Herz ge—
legt wurbe. Ein erfreuliches Zeichen war das rege Intereſſe,
das alle Anweſenden und namentlid) auch viele Bauern bei den
lebhaften Verhandlungen an ven Tag legten.
Am 15. Juni hielten bie württembergiſchen Land⸗
wirthe zu Heilbronn wie in früheren Jahren eine Wander⸗
verſammlung, welche von nahezu 200 Theilnehmern aus den
verſchiedenſten Gegenden des Landes ſowie von mehreren Mit⸗
gliedern der Centralſtelle für Landwirthſchaft beſucht war. Ge⸗
genſtände der Berathung waren insbeſondere die Frage von der
nach dem Urtheile zweier Obergerichte ſchon bei der jetzigen Geſetz⸗
gebung zuläſſigen Errichtung bäuerlicher Fideicommiſſe, bezüg⸗
lich deren Oberamtsrichter Fecht hauptſächlich die volkswirth⸗
ſchaftliche Wichtigkeit ver Erhaltung eines großbegüterten Bauern⸗
ftande8 hervorhob und einen Beſchluß der Berfammlung auf
Nieverfegung einer Commiſſion für die meitere Bearbeitung
dieſes Gegenſtandes veranlaßte, ferner Die Regelung des für bie
Landwirthſchaft fo wichtigen Geſindeweſens, bezüglid, deren
von Seiten ber Kegierungscommiffäre bemerft wurde, daß ben
Ständen in Bälde ein bießfälliger Geiepesentwunf vorgelegt
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft.
114
werben folle, die Befeitigung vieler für die Landwirthſchaft
läftigen Beftimmungen aus dem neueften Entwurf eines Hoch⸗
baugefees, die Empfehlung der zur weiteren Verbreitung er-
fahrungsgemäß fid) eignenden Iandwirthichaftlihen Mafchinen,
insbefondere der Drefch-, Säe- und anderer Mafchinen, Die Frage
von ter fofortigen Realifirung der Tängft gehegten Idee einer
landwirthſchaftlichen Börſe in Verbindung mit der neuerdings
in’8 Leben getretenen Induſtriebörſe zu Stuttgart, bie Trage
von der Wahl der beften Mittel gegen die Verbreitung ver
verberblihen Lungenſeuche, das wiederholte und bringenbe
Berlangen nach der baldigen Einbringung des ſchon vor acht
Jahren ausgearbeiteten Landeskulturgefegesentwurfs bei den
Ständen, das Hinarbeiten auf Befeitigung mander läftigen
Beftinmungen aus den Statuten auswärtiger Hagelverfiche-
rungsgeſellſchaften und auf eine Kevifion der Grundgefege der
Wanderverfammlung. Zu Ehren der Berfammlung war zu⸗
gleih eine Schauftellung zahlreicher Rinder veranlaßt worden,
welche allgemein als fehr gelungen anerfannt wurde.
Die württ. Wein» und Obftproducenten bielten
heuer am 19. Dftbr. zu Neutlingen ihre fiebente Generalver-
fammlung, welche nicht nur von zahlreichen Bewohnern ver
benadhbarten Städte und ſelbſt von Ausländern befucht, ſon⸗
dern auch von der R. Centralftelle für Landwirthſchaft beſchickt
war. Garteninſpektor Lucas begrüßte Die Verfammlung, welde
fofort unter dem Vorſitze des Oekonomieraths Bronner von
Wiesloch für die Weinbaufeltion und des Garteninfpeltors
Lucas für die Obftbaufeltion ihre Verhandlungen begann.
Aus der Berathung in Betreff der für unfer Land zweckmäßig⸗
ften Traubenforten ift hervorzuheben, daß Mehrere ver be-
währteften Weinbauverftäntigen die fog. St. Laurenztraube
als eine fchwarze, frühreifende und fehr fruchtbare Sorte
empfahlen. Bezüglih des Obftbaues waren beſonders vie
Mittheilungen über die für unfer Land empfehlenswertheften
Obſtſorten unter Zugrundlegung der Abbildungen württem⸗
bergifcher Obftforten interefjant. Zur Belehrung ver An-
weienden war in dem pomologifchen Inſtitut eine Wein⸗
mujter- und eine Obftausftellung veranftaltet worben.
Die Weinmufter, 40 an der Zahl, waren von Rentlingen,
115
Pfullingen, Heilbronn und Nedarfulm mitgetheilt worden.
Die rotben Weine von Reutlingen, namentlid die vom Fahr
1859, wurden als fehr gut, zum Theile vorzüglich und die
Brunner's von Nedarfulm ſämmilich als ausgezeichnet aner⸗
kannt. Minder reichlich beſchickt war die damit verbundene
Ausſtellung von Trauben, deren Qualität aber um ſo
trefflicher war; beſonders wurden die Trauben aus Beutelsbach
und Untertürkheim fowie die von Univerſitätsgärtner Hoch⸗
ftetter mitgetheilten allgemein für vollfommen erklärt; auch
fanden die ausgeftellten voluminöfen ganz reifen Trollinger
allfeitig die wohlverdiente Bewunderung, und nicht minder
das aus 44 volllommen reifen Traubenjorten aufgeftellte Sor⸗
timent des Stabtraths Widelin aus Reutlingen. Was ſodann
die Obftausftellung anbelangt, fo war dieſe nicht nur jehr
reichhaltig, fondern auch durch eine große Menge nidhtwürt-
tembergifhen Obſts (3. 3. aus Chriftiania, Bern, Berlin,
Karlsruhe, Nürnberg, Schwegingen, Donauefchingen) befchidt.
Adgefehen von Reutlingen, das viele und Schöne Sanımlungen
ausftellte, ſchickten die edelſten inländiſchen Obftfortimente ein-
zelne Dbftproducenten aus Blaubeuren, Bronnweiler, Glems,
Kirchheim, Leonberg, Marchthal, Oppenweiler, Owen, Pfullin⸗
gen, Rottenburg, Schnaith, Schönaich, Thailfingen, Tettnang
und Tübingen.
Die Geſellſchaft für Weinverbeſſerung und der
Weinbauverein hielten am 22. Juni ihre übliche Generul-
verſammlung. In dem Rechenſchaftsbericht wurde von erſterer
zunächſt mitgetheilt, daß im verfloſſenen Jahre in Württemberg
anf einer beſtockten Fläche von 55,478 Morgen ein Ertrag von
168,485 Eimern Wein erzielt worden fei, der, ven Eimer durch⸗
ſchnittlich zu 40 fl. gerechnet, einem Geldwerth von 6,739,400 fl.
gleichlomme. Die Gefellichaft jelbft vertheilte im gedachten
Sabre 106,300 edle Rebfchnittlinge und zwar weiße Rißlinge,
blaue Clevner, weiße Burgunder, Krachmoſtgutedel und Ba⸗
denfertranben, von denen 30,780 in Württemberg und 65,100
in Baden angelauft, 8,850 Stüd Rißlinge und 1,600 Stüd
Clevner aber von der Hofdomänenkammer unentgeltlich abge-
geben wurven. Durch Bermittlung der letteren erhielt vie
Geſellſchaft außerdem noch 80,000 PBortugieferjchnittlinge, bie
8 %
116
fi für rauhere Gegenden, fpäte Lagen und mageren Boden
befonders eignen und von dem Württemberger Schlumberger
in Wöslau bei Wien unentgeltlich überliefert worden waren.
Der Geſammtkoſtenaufwand ver Gefellihaft für dieſe Schnitte
linge, die in 24 Oberämter vertheilt wurden, belief ſich auf
363 fl. 33 fr; dagegen wurden 129 fl. 51 fr. wieder erlöst,
jo daß die Geſellſchaftskaſſe im Ganzen blos 233 fl. 42 fr. zu»
legen mußte. Eine Prämienvertheilung für neue Weinberg-
anlagen mit edlen Sorten fand nicht ftatt, dagegen erhielt
Kameralverwalter Dornfeld in Weinsberg für feine Preisfchrift
„die Weinbaufchule” den ausgefegten Preis von 30 Dukaten
und Weingärtner Philipp Warth in Untertürkheim für eine
ähnliche Abhandlung einen Nebenpreis von 3 Dukaten; dar
neben wurde dem Gemeinderath Single in Stuttgart für
feine im Auftrage der Gentralftelle für Landwirthſchaft ans»
gearbeite Schrift über die Zraubenforten Württembergs die
volle Anerkennung der Gefellfihaft ausgefprodhen. Die Ein-
nahnıen der Weinverbefferungsgefellichaft beliefen ſich 18°°/se
auf 1,610 fl. 35 fr., 185%/eo auf 1,147 fl. 4 kr., die Ausgaben
dagegen auf 1702 fl. beziehungsweife 1,507 fl. 45 !r., fo daß
für 185% ein Abmangel von 91 fl. 25 fr. und für 18°%eo
ein folder von 360 fl. 41 fr. erfcheint. Die Zahl der Mit.
glieder ftieg von 216 auf 237. Der Weinbauverein fo
dann, welder bezügli ver noch in feinem Befitze befind-
lihen 8% Morgen Weinberge für Anlauf und Anlage
einen Geſammtkoſtenaufwand von 7387 fl. 20 kr., für Be
bauung einen folden von 10,336 fl. 3 fr. bis zum Schlufie
des Jahres 1859 zu beftreiten hatte, erzielte, da dieſelben bis
dahin einen Geſammtertrag von 15,357 fl. 34 fr, gewährten,
einen Keinertrag von 5,021 fl. 31 Tr.; das Vereinsvermögen
berechnete ſich auf 16,637 fl. 52 Er. und ergab dem Nominal⸗
werth der ausgegebenen 302 Aktien gegenüber einen Ueber-
ſchuß von 1,532 fl. 52 fr. Im verfloffenen Jahre ftehen einer
Einnahme von 3,866 fl. 3 fr. Ausgaben im Betrage von
2,782 fl. 23 fr. gegenüber; unter erfterer befanden fi) 1,743 fl.
23 Ir. Erlös aus wieder verkauften Weinbergen und 1,839 fl.
47 Tr. aus dem Ertrage der Weinberge, unter legteren bages
gen 2,019 fl. ausgeliehene Kapitalien und 628 fl. 29 fr. Koften
117
für Bau und Bewirthſchaftung ber Vereinsweinberge. Behufs
der Schaffung einer Grundlage für eine Weinbaufchule wurbe
befchloffen, die zerftreuten Weinberge durch Verkauf einzelner
Flächen und Ankauf anderer in Adolzfurth und Kleinheppach
zu arronbiren. In ber intereflanten Debatte über die Vor⸗
züge einer reinen Beſtockung wurde beſonders hervorgehoben,
daß es bei ihrer Durchführung keineswegs nothwendig er-
feine, jeden Weinberg von unten bis oben mit Einer Sorte
zu beftoden, vielmehr häufig weit beſſer fei, zwei, drei und
mitunter ſogar noch mehrere Sorten in Einen Weinberg zu
fegen, je nachdem fich deflen Boden ändere, daß aber auch in
biefem alle ſtets jede diefer Sorten in ben verfchienenen
Gräben rein zu pflanzen jei; dabei fprad die Verſammlung
ihre Bereitwilligleit aus, durch Sachverſtändige die Weinberg-
befiger unentgeltlich berathen zu laffen. Schließlich wurde vie
Anpflanzung des blauen Clevners und ſchwarzen Burgunders
in reiner Beftodung als ſehr zwedmäßig anerfannt und ein
Preis für die Anlage und 10jährigen Anbau eines Weinbergs
von minbeftens 1, Morgen Areal ausgeſetzt, ber zur Hälfte
rein mit blauen Cleonern und zur anderen Hälfte rein mit
ſchwarzen Burgundern beftodt werbe.
Der Berein für rationelle Bienenzudt in Würt-
temberg bielt feine dritte Wanderverfammlung anı 29. Mai
in Ravensburg. Die Berfammlung. war äußerft zahlreich be-
ſucht und aud von Seiten der Sentralftelle für Lanpwirth-
Schaft beſchikckt. Auch ven Verfammlungen von Bienenzüdhtern
zu Ummendorf und Mittelbiberad) wohnte eine große Anzahl
von Bienenfreunden und Landleuten Bei.
Im April fanden, angeregt von einer faufmännifchen Firma
in Heilbronn und Nedarfulm zum erften Male größere
MWeinmärkte ftatt. Auf erfterem waren durch Muſter vertreten
2,240 Eimer weiße, 1,600 Eimer Schiller- und 1,960 Eimer rothe
Weine, zufammen 4,800 Eimer. Die Mehrzahl verfelben war
natürlich aus der Markung von Heilbronn und befjen weinreicher
Umgebung; doch fehlten auch zahlreiche Parthien aus ferner
gelegenen Gegenden nit. Die Verkäufe waren in Verhält⸗
niß zu dem ausgebotenen Gefammtquantum von nur mäßigem
Umfang, wie e8 in jener Yahrszeit kaum anders zu erwarten
118
war; wohl aber diente dieſer Markt bazu, bie Weinbeſitzer mit
ten Vorräthen und Qualitäten befannt zu madhen und fie ben
einzelnen Producenten näher zu bringen. Die Käufer waren
bei biefem erften Verſuche vorzugsweiſe Inländer. Was bas
Arrangement anbelangt, fo verfuchte man zuerft die Form ber
Berfteigerung, fand aber bald, daß dieſe bei den vorhandenen
zahlreihen Parthien zu viel Zeit in Anſpruch nehmen würde
und ging auf das bei Frucht» und ähnlihen Märkten übliche
Berfahren über, das e8 dem Käufer überläßt, zu fuchen, was
er braucht; dieß war um fo leichter, als e8 Durch vorangegan⸗
gene Ausgabe eines genauen Kataloge mit Notirung ver ges
forderten Preife und durch pafiende Gruppirung der Mufter
unterftügt wurde, Diefes Syſtem fand bald den allgemeinen
Beifall der Käufer. Das zu Markt gebradte Quantum bes
trug 4,735 Eimer, das verkaufte nur 239 Eimer, was, da für
den Weinmarft kein ungünftigerer Zeitpunkt gewählt werben
fonnte, leicht zu erklären if. Auf dem Weinmarkt zu
Nedarfulm (22. bis 28. April) bewegten fi vie Preife
bei den am Meiften verkauften 1852ger Weinen zwifchen
100—125 fl., für Clevner zwiſchen 75—95 fl., für Tirol
linger zwifdhen 66—75 fl. beim Weißgewächs. — Vom
Fahr 1858 wurden für Cleuner 80— 90 fl., für mittelrothe
Weine 55—60 fl., für weiße Weine 42—50 fl. bezahlt. Die
Weine pro 1859 hatten größtentheil® den Preis vom vorigen
Herbft, und galten nur bie und da einige Gulven mehr.
Scillerweine wurden nicht begehrt. Das Kefultat im Alige-
meinen war bezüglich des Erfunds von guten uud felbft von
mufterhaften Weinen ganz befriedigend, gleihwohl ging aber
ver Verlauf weniger ftark, ald man bei der Anweſenheit fo
vieler Fremden hätte glauben follen.
Auh in Kanftatt fand am 7. Sept. zum erften Male
ein Weinmarkt ftatt. Derfelbe war Außerft belebt; e8 wur-
den in dem zu biefem Behufe von dem Brunnenverein einge-
räumten Kurfaale 313 Muſter von mehr als 2,165 Eimern
zu Markt gebracht und ungefähr 237 Eimer um den Preis
von circa 24,000 fl. verkauft. Alle Gattungen von Weinen
waren vertreten, von dem Preiſe von 40 fl. bis 275 fl, durch⸗
ſchnittlich 86 fl. Die größten Ouantitäten lieferten die Orte
119
Sannftatt, ERlingen, Fellbach, Untertürfheim, Obertürkheim,
Stuttgart und Beutelsbach; doch waren auch namhafte Quan⸗
titäten von Ebersbach, Endersbach, Fellbach, Feuerbach, Gerad-
ftetten, Großheppach, Hemmingen, Rnittlingen, Münſter, Neu-
ſtadt (DU. Waiblingen), Dehringen, Plochingen, Poppen-
meiler, Rommelshaufen, KRohrader, Stetten, Schorndorf,
Schnaith, Wangen, Winnenden fäuflih. Die Weine waren
aus den Jahren 1811, 1834, 1846, 1856, 1857, 1858 und
1859 und meift Prachtweine. Dur Ausftellung von Trami-
nern und Rißlingen zeichneten fi) Unter- und Obertürfheim
und das fürftlich hohenlohiſche Rentamt mit feinem Verren⸗
berger aus. Die Anordnung war mufterhaft; die Weine waren
durchweg nad) Ortſchaften abgetheilt, jo daß jeder Ausfteller
al’ feine Mufter beiſammen hatte, ſolche alfo nicht nach Jahr⸗
gängen und Farben gefchieden waren, wie im Heilbronn.
Auf dem Pferdemarkt zu Stuttgart (22. bis 24. April)
famen zu Markte 1,290 Pferde, Käufe wurden angezeigt 290
mit 370 Thieren. Der höchfte Preis war 1166 fl., der nie-
verfte 50 fl.; der ganze Umfag wurde zu 130,679 fl. berechnet.
Der verlauften Pferde waren es heuer 160 Stüd mehr als
im vorigen Jahre und die Umſatzſumme ift gleichfalls dem
Borjahre gegenüber beveutend (um 70,420 fl.) geftiegen. Wie
lebhaft der Berfauf war, beweist Schon der Umftand, daß bie
Gebrüder Löhftein ſämmtliche von ihnen zu Markt gebrachte
ſchwere Pferde, 60 an der Zahl, verkauften. Sehr viele Pferde
wurden auf franzöfiihe Rechnung gekauft. — Bei der Ber-
fteigerung edler Pferde aus den 8. Geſtüten und dem
Marſtall kamen 25 Prachteremplare zum Verkauf; 3 etwas
weniger anfehnliche Thiere abgerechnet wurde für feines unter
500 fl. geboten, für 2 über 600 fl., für 3 über 700 fl., für
5 über 800 fl., für einen bunfelbraunen Halbblutwallachen
970 fl., für einen neunjährigen Originalaraber 1,020 fl., für
eine vierjährige Vollblutſtute, Apfelfhimmel 1,220 fl; im
Ganzen wurden für 7 Thiere je über 1,000 fl. geboten, ber
höchfte Preis mit 1,800 fl. aber für einen vierjährigen und
15 Fauft 3 Zoll hoben Vollbluthengſt, dunkelbraun mit Stern
und Schnippe. Aus dem Marftall kamen Wagen- und Reit⸗
120
pferde zum Verlauf; für 4 der legteren wurden 4,100 fl. ge⸗
boten, darunter 1,700 fl. für einen fünfjährigen Hengft.
Auf dem am 12. bis 13. Juni abgehaltenen Pferde-
markt zu Ulm wurden 187 amtlich befannt gewordene Ber-
käufe abgefchloffen und dabei für 193 Pferde 36,500 fl. erlöst;
der höchſte Preis für ein Pferd ftellte ſich auf 480 fl, ver
niederfte auf 30 fl.
Die Tuchmeſſe in Stuttgart lieferte folgendes Er-
gebniß: tie Anzahl der Verkäufer belief fi auf 341 (gegen
267 pro 1856, 294 pro 1857, 302 pro 1858 und 297 pro
1859), die der aufgelegten Stüde 17,553 (gegen 11,000 pro
1856 und 1857, 14,000 pro 1858 und 13,000 pro 1859) und
bie der verfauften Stüde 9,556 (gegen 8,000 pro 1856, 7,000
pro 1857, 8,000 pro 1858 und 10,000 pro 1859), Bon 263
Berkäufern mit 15,280 Stüd wurden in das Inland 4,244
und in das Ausland 4,075 Stüd verkauft (von 78 Berläufern
mit 2,273 Stüd erfolgte feine Anzeige; es läßt ſich aber ein
Verkauf von 1,237 Stüd bei diefen annehmen). Noch nie feit
dem Beftehen viefes Marktes (1851) waren fo viele Waaren
zu Markt gebracht worden, als heuer. Das höchſte Ausgebot
feit 26 Jahren zeigen das Yahr 1847 mit 16,151 Stüden auf-
gelegter und 6,929 St. oder 43 Proc. verfaufter Waare, fowie
das Jahr 1852 mit 16,761 Stüden, wovon 8,734 Stüd ober
52 Proc. verfauft wurden. Auch die Zahl der Marktbeſucher
nahm zu und näherte ſich ven höchften Ziffern feit 1835 — freilidy
ein Beweis, daß den Fabrikanten viel Waaren auf dem Lager
blieben, die fonft anders wo abgejett worben wären. Auch
die Käufer waren zahlreich erjchienen, zeigten ſich aber fehr
zurüchaltend im Ankaufe. Während feit dem Jahr 1835 nur
auf fünf Meſſen 40—50 Proc. der ausgebotenen Waaren, fonft
meistens 55—75 Proc. abgefeßt wurben, wurden biefes Mal
nur 47 Proc. der ausgeftellten Waare verkauft. Der Umfchlag
betrug 275— 300,000 Ellen, aljo & 2 fl. per Elle ca. 550,000
bis 600,000 fl. an Geldwerth.
Auf den Ledermärkten in Heilbronn betrug der
Umſatz ca. 5,261 Ctr.
Der zu Heilbronn im Yebruar 1860 erſtmals abgehal-
tene Rindenmarkt zeigte fi als ein fehr zwedmäßiges Un⸗
121
ternehmen. Die Preife waren fehr hoch, höher als fie je bis
dahin bezahlt wurden; feine Rinde, welche für die Berfendung
günftig gelegen war, wurde mit 6-7 fl. pro Centner bezahlt,
geringere im Berhältniffe hiezu. Diefer hohe Preis veranlaßte
die Walpbefiger möglichft viel fchälen zu lafien, und fo kam
es, daß die Anfangs lebhafte Nachfrage nad) dem Artikel nicht
nur vollftändig befriedigt wurde, ſondern noch Manches liegen
blieb. Dazu kam, daß wegen des dem Gerber nacdıtheiligen
Mifverhältniffes der Preife des Leders zu denen der rohen
Häute und des Gerbmateriald weniger fabricirt wurde, als
fonft der Fall gewejen wäre.
Am 27. November fand in Stuttgart die Jahresver⸗
fanımlung ver Aktionäre ber württ. Gefellfhaft für
Zuderfabrifation ftatt. Nach dem Rechenſchaftsbericht hat
die abgelaufene Kampagne bei den Fabriken zu Altshaufen,
wo der unmittelbare Ausfall troß des geringen ſich nur auf
139,415 &tr. belaufenden Duantums verarbeiteter Rüben ſich
. auf 67,147 fl. 9 Tr. berechnete, und Züttlingen, wo bei einer
Berarbeitung von 320,560 Ctr. Rüben der Ausfall 54,160 fl.
36 Tr. beitrug, was, da zur Zeit noch Feine entſprechende Zoll⸗
rüdvergütung für erportirten Rübenzuder ftattfinvet, leicht er⸗
Härlih ift, abermals einen beveutenden Berluft ergeben, fo
daß jest das urfprüngliche Betriebsfapital mit Hinzurehnung
der Berlufte in den vorangehenden Jahren um 360,000 fl.
verkürzt wurde. Indeſſen find von diefer namhaften Summe
282,000 fl. auf Neubauten, verbefjerte Einrichtungen und
Schulventilgung verwendet worben, fo daß der eigentlidye Ge-
fhäftsverluft, da die Meeliorationskoften in günftigeren Zeiten
vorausfihtlih ihre Zinfen tragen werben, fi in Wirklichkeit
wenigftens auf 78,000 fl. over 8°/o des ganzen eine Million
hetragenden Aktienkapitals rebucirt.
Die Zuckerfabrik Heilbronn konnte trotz der ungün—
ſtigen Zeitverhältniſſe und namentlich des Rückſchlags des Preiſes
vom Melis um 22 fl. per Centner nad) dem auf der Gene⸗
ralverfammlung vom 18. Sept. erftatteten Bericht des Aus
ſchuſſes doch für die jehste Kampagne ihren Aktionären
neben den normalen Abjhreibungen und den Beiträgen zum
Reſervefonds auf die Prioritätsattie die ftatutarifch geficher-
122
ten 6°/o und auf die Stammaktie noch 3°/o Jahresrente anweifen,
ein Ergebniß, das nur theils durch intenfiv wirthſchaftlichen
Betrieb, namentlih in Abficht auf den Steinkohlenverbrauch,
theil8 dur den Umftand, mit ven Einfäufen von fremden
Melis in günftige Momente gerathen zu fein und bas Pro⸗
duft an deſſen fpäter gebefferten Preifen Theil nehmen laſſen
zu Tünnen, ermöglicht wurde.
Die Aktiengeſellſchaft der württ. Baumwollfpin-
nerei und Weberei in Eßlingen hat nach ihrem neueſten
Rechenſchaftsbericht in dem Betriebsjahre 1800/60 145,277 fl.
57 fr. vereinnahmt, wovon 52,628 fl. 16 kr. auf Amortiſation
verwendet und 1,306 fl. dem Reſervefonds einverleibt, auch
813 fl. 46 kr. dem Krankenunterſtützungs⸗ und Penſionsfonds
zugewiejen wurben, fo daß unter die Aktionäre noch eine Di⸗
vidende von 7 %/o vertheilt werden konnte. Die Fabrik beichäf-
tigt nun 27,712 Spindeln und 452 Webftühle; von Erfteren
fonnten jedoch 5,824 erft neuerdings in Betrieb geſetzt wer-
den. Die Zahl ver Arbeiter beträgt dermalen 662 Perfonen,
wovon 170 in 34 Haushaltungen Unterkunft in den von der
Sejelfchaft erbauten zwedmäßigen Wohnungen fanden.
Der Altienverein für württ. Kattun-Manufal-
tur hielt am 20. Oft. zu Heidenheim feine britte Jahresver⸗
fanmlung. Nah tem von dem Vorſtand des Verwaltungs
raths, Zöppritz, erftatteten Rechenſchaftsbericht wirkte der allge-
meine jchleppente Gefchäftsgang des verfloffenen Jahres (30,
Juni 185%s0) wie auf alle induftriellen Unternehmungen fo
and, auf diefen Verein Außerft hemmend ein. Zeitweife mußte
die Produktion wejentlich befchränft und bei der Aufnahme ber
Borräthe in die Schlußbilang mit größter Sorgfalt zu Werke
gegangen werten. Gleichwohl ergab ſich über vie bezahlten
5 %/ Zinſen und nad Abſchreibung des höchſten ftatutenmäßi-
gen Betrags auf Gebäude, Mafhinen und Mobilien ein
Nettonugen von 5,802 fl. 14 fr., fo daß die allgemeine Lage
der Fabrik abgefehen von der momentan ungünftigen Conjunk⸗
tur durchaus befriedigend tft. Das Fabrikat hat fi allgemeine
Anerfennung errungen, die Fabrik felbft ift in jehr gutem Zur
ftande, ihre äußeren Berhältnifie find ganz geordnet und bie
Berwaltung ebenjo gut geregelt als billig.
128
Der Seidenzuhtverein bielt am 30. Januar feine
dießjährige Generalverfammlung. Aus den hiebei gepflogenen
Berbandlungen ift zu entnehmen, daß im Allgemeinen bie
Seidezucht in Württemberg nicht recht gedeihen will; ſelbſt
auf den K. Höfen Weil und Seegut, wo doch die größte
Sorgfalt angewendet wurde, war ter Erfolg fein günftiger.
Die Pilzkrankheit, die ihren Grund im Maulbeerbaum jelbft
bat, rafft die Raupen jchaarenweife hinweg. Die Maulbeer»
pflanze ift bei uns feit Jahren Frank und die Blätter derfelben
welfen daher fchnell dahin. Nach einer annähernden Schätzung be=
finden fih in Württemberg und zwar meift in größeren Pflanzuns
gen concentrirt, an Maulbeerpflanzen 8,637 Hochſtämme, 38,662
Buſchbäume und 12,657 Hedenpflangen, zufammen aljo etwa
60,000 Stüd. Dieje bis auf beffere Zeiten zu erhalten, dahin
geht das Hauptbeitreben des Vereins; fo lange die erwähnte
Krankheit, die übrigens auch in Italien wüthet, nicht aufhört,
it an ein Aufblühen ver inländifchen Seidezucht nicht zu
denken.
Die Handwerkerbank in Stuttgart, welche ihre
Statuten mehr und mehr auf eine ver Förderung der Geſell⸗
Ihaftszwede entſprechende Weife modificirt, zählt jet 78 Mtit-
glieder; ihr Reſervefonds beträgt 2,431 fl. 53 fr., an Monats⸗
beiträgen wurden einbezahlt 23,383 fl. 34 fr., zurüdbezahlt
4,773 fl., es blieben 18,610 fl. 34 kr., die gutgefchriebene Di-
vidende belief ſich auf 3,253 fl. 53 kr., Vorſchüſſe wurden ge>
geben 182,189 fl., zurüdbezahlt 147,831 fl.; ausgeftanden find
81,472 fl. Darlehen an die Kaſſe wurden aufgenommen
26,182 fl. 51 fr., bezahlt 21,362 fl. 51 kr., ſchuldig geblieben find
17,455 fl. Der Jahreszins betrug 5 fl., die monatlidye Pro⸗
vifion 20 fl. Bilanz: Ausftehenvde Vorſchüſſe 81,472 fl., Gut⸗
haben beim Banquier 2,273 fl. 58 kr., Kaffenbeftand: 2,496 fl.
50 tr., Saldo 68,787 fl. 53 fr., Paſſiva 17,455 fl.
Auch die in Heilbronn feit dem Jahr 1852 beftehente
Handwerferbanf nimmt, wie die meiften gemeinnügigen
Auftalten diefer Art, einen gedeihlichhn Fortgang. Auf ver
foliveften Grundlage errichtet bietet fie zumal bei ihrer guten
Berwaltung dem Handelsftande wejentliche VBortheile, nament-
lih die Erleichterung billiger Anlehen ohne viele Umftände
124
und bequeme Tilgungsbebingungen ; fie wird deßhalb aber auch
fehr fleißig benügt. Im verfloffenen VBerwaltungsjahre hat
das eigene Vermögen der Bank einen Zuwachs von 2085 fi.
durch Zinfenertrag erhalten und beträgt nun 1,230 fl. 14 fr.;
das Aktienkapital befteht in 3,465 fl., nemlid in 346'/s un⸗
verzinslichen Aktien & 10 fl. und die an Handwerker gemachten
Anlehen belaufen ſich auf 14,695 fl., die Berwaltungsloften
aber blos 98 fl. 2 fr. Nach dem Rechnungsabſchluß fand in
dem verfloffenen Jahre die dritte Berlofung von Aktien ftatt,
zu deren Ablöſung 25 %/, des jährlichen Reinertrags ftatuten-
gemäß beftinmt find.
Die Lokalbank für Gewerbe in Ludwigsburg
zeigt pro 31. Dechr. folgenden Stand: Activa 3,403 fl. 27 Er.
in 24 Poſten; die Paffiva in 92 Altien & 25 fl., zuf. 2,300 fl.
Der Unfagß betrug an Einnahmen und Ausgaben 9,991 fl
26 fr., 1,000 fl. mehr als pro 1859 und 7,000 fl. weniger
als im Fahr 1858, was auf Beſſerung der Lage der Gemerbe-
treibenden hinveutet. Die Verwaltungskoſten betragen kaum
10 fl. Das Vermögen der Bank belauft ſich auf 1,089 fl.
31 fr. (128 fl. 43 fr. mehr als im Vorjahre). Das Gefammt-
ergebniß pro 1. Dec. ftellt fi fo:
Ausftände der Bank bei 24 Gewerbetreibenden 3,403 fl. 31 fr.
Baffiva an 6 Aktionäre und den Kaſſier 2,304 fl. 50 fr.
Zahl des Bermögens 1,098 fl. 31 kr.
Die Handwerkerbank in Hall hatte einen Unfak
von 3,600 fl., die zu Heilbronn in 144 Poften einen folchen
von 14,700 fl. mit einem Reſervefonds von 1,230 fl.
Die Handwerker-, Spar» und Eredit-Bereine
zu Uln entwidelten fi) ebenfalls gedeihlich und leifteten ihren
Mitgliedern ald Spar und als Vorſchußvereine gleich gute
Dienfte. Die Zahl der Mitglieder beträgt jetzt über 200, 80
mehr als pro 1856. Die in den legten 4 Fahren gemachten
Einlagen betrugen 25,000 fl., fo daß die Vorſchüſſe an Mit-
glieder, die im abgelaufenen Jahre 30,000 fl. betrugen, ganz
aus eigenen Mitteln gereicht werden konnten. Der Gewerbe-
und Creditverein in Uln, der fih das Verdienſt erworben
hat, dieſe Bereine in's Leben gerufen zu haben, fucht jet bie
Zufammenlegung biefer Bereine in's Werk zu fegen und dar⸗
135
aus ein Inſtitut gleih der Stuttgarter Handelsbank zu
Ichaffen.
In dem Geſchäftsverkehr der württembergifgen
Handelsgefellfhaft bat fi in ven Ietten Jahren
wenig geändert. Umſatz, Artikel und Abſatzmärkte blichen fo
ziemlich bie gleichen; fortwährend der Stand des Unternehmens ift
befriedigend und gewinnt von Jahr zu Yahr an Halt dadurch,
daß ein regelmäßiger Abſatz an Abnehnter eingeleitet ift, welche
in jeder Saifon ihre Beftelungen machen. Der öffentliche
Nuten des Inftituts zeigt fich übrigens befonders auch darin,
daß die Artikel, in denen es hauptſächlich Geſchäfte macht, zu
denjenigen gehören, welche der Handarbeit Beichäftigung geben,
wie 3. B. Schuhe, fertige Kleider n. f. w.
Wohlthätigkeit und wohlthätige Anftalten.
Unter ven vielen Gaben, weldye der Wohlthätigfeitsfinn
ver Württemberger auch in diefem Jahre gefpenvet hat, ver-
dienen bejondere Erwähnung, ein Geſchenk von 2000 fl., wel-
ches die Erben des T Geh.⸗Hofraths v. Fobft der Central⸗
ftelle des Wohlthätigfeitsvereins Behufs der Vertheilung unter
bie bebürftigeren Rettungs- und Taubftunmen-Anftalten des
Landes und ein desgleichen von 1000 fl., weldes fie dem
Stuttgarter Kirhenbauverein übergaben, ein Legat tes gedache
Hofraths v. Jobſt im Betrage von 500 fl. das dem Bereine
für ältere Honorationentöchter, ein gleiches von 350 fl., welches
der Heilanftalt für ſchwachſinnige Kinder in Mariaberg und
ein meiteres von 250 fl., mweldyes vem Privatfranfenhaufe in
Ludwigsburg zufloß, ein Legat des Geheimen Legationsraths
v. Rheinwald Behufs ver alljührlichen Belohnung von fol-
hen Dienftboten, welche mindeſtens 10 Jahre lung bei einer
oder höchſtens zwei Herrichaften untadelhaft gevient haben,
im Betrage von 500 fl., ein Legat des T Apotheker Ludwig
Sigel von Baihingen von 1000 fl. Behufs der Unterftügung
der bebürftigften Ortsarmen mit Holz, desgleichen ein Legat
des FT Kaufmanns Schulz in Stuttgart zu Gunſten des
Vereins für Unterftügung älterer Honoratiorentücdhter im
Betrage von 700 fl. und ein Beitrag der Schulz'ſchen Erben
126
zu ven Koften ver Errichtung des Teuertelegraphen in Stutt-
gart im Betrage von 1000 fl., ein Legat des Kaufmanns
David Fritz von Weil der Stadt zu Gunſten des dortigen
Spitals im Betrage von 10,000 fl. und ein weiteres deſſelben
Gebers im Betrage von 100 fl. Behufs der Verſchönerung
der dortigen Kirche, ferner ein Legat des Mufterlehrers Srid
in Ravensburg zu Gunften des Spital® feines Heimatherts
Weil der Stadt im Betrage von 2000 fl., ferner ein Legat
des Bäckermeiſters Chriftian Bähſer von Weil der Stabt
zu Gunften der dortigen Kirchen: und Schulpflege im Betrage
von 2000 fl., ein Legat des Freifräuleins Caroline von
Podemwills im Betrage von 200 fl. und ein Legat des
F Kaufmanns Fr. G. Schulz von Stuttgart im Betrage von
800 fl., je zu Gunften der Stuttgarter Nifolauspflege.
Die zur Unterftügung von bedürftigen Perfonen in Stutt-
gart überhaupt und insbefonvere die zur Verabreihung von
Beiträgen für Hausmiethe und für Schulunterrichtögelder be-
ftimmte aus Anlaß des von dem (nunmehr verftorbenen)
Stabtjhultheißen Gutbrod in Stuttgart im Jahre 1858 ge-
feierten Amtsjubiläums geftiftete fogenannte Gutbrodſtif—
tung erhielt außer den am 6. Mai 1858 von den vielen Ber:
ehrern des Jubilars dem Feſtkomite übergebenen 2600 fl. und
zwei im Jahre 1859 und 1860 hinzugeloumenen weiteren
Schenkungen eines Menfchenfreundes mit zufammen 1000 fl.
im Mat d. J. ein Legat des verftorbenen Gemeideraths
Denninger in Stuttgart mit 500 fl.
Der Dlgabeilanftalt floß am 18. April ein Legat im Be-
trage von 500 fl. von Seiten des Medicinalraths Dr. Cleß
in Stuttgart zu. Der verftorbene Hofbanktcontroleur Ferbinand
Binder in Stuttgart vermachte dem Katharinenhofpital
12,000 fl., den Bürgerhofpital 10,000 fl., der Stabtalmofen-
pflege 2000 fl., zur Anfchaffung von filbernen Nachtmahlsges
füßen (in die Stiftsfirche 2000 fl. und in die Hofpitale und
Leonhardskirche je 1000 fl., zuſammen alfo) 4000 fl. und übers
bieß weitere 10,000 fl. zu einer beſonderen Stiftung für Dienſt⸗
boten in Stuttgart, ferner tem Waifenhaufe zu Stuttgart
10,000 fl., und dem Kirchenbauverein 2000 fl. und wies
überdieß der Gentralleitung des Wohlthätigleitsvereins im
127
Ganzen ten Betrag von 73,700 fl. Behufs der Bertheilung
an einzelne Bereine zu: Bon diefer Summe wurden 25,000 fl.
zur Unterbringung, Erziehung und Ausbildung verwahrloster
oder armer Slinder verwendet; 4000 fl. dem Berein zur
Unterftügung ülterer Honoratiorentöchtern in Stuttgart, 3000 fl.
für verfehämte Hausarme, 3000 fl. der Katharinenjchule
und Paulinenpflege in Stuttgart, 3000 fl. der evangeliſchen
Geſellſchaft in Stuttgart, 2500 fl. dem Bfarrwaifenverein,
2000 fl. dem Waifenhaufe zu Weingarten, 2000 fl. der Ka»
tbarinen- und Marienpflege zu Stuttgart. 1200 fl. dem Kreu⸗
zerverein für arme Landleute in Stuttgart, 1200 fl. ver
Knaben» und Mäpcheninpuftrie- und Kleinkinderbewahranftalt
in Gablenberg, 1000 fl. dem Paulinenverein für Bekleidung
armer Landleute in Stuttgart, 1000 fl. dem Frauenverein für
« Unterftügung verwahrloster Kinder, 1000 fl. dem Berein zur Bes
ihäftigung brodloſer Arbeiter in Stuttgart, 1000 fl. den Verein
für Fürforge für entlaffene Strafgefangene, 1000 fl. dem Volks⸗
Thullehrerunterftügungsverein, 1000 fl. ver evangelifchen Diako⸗
niffenanftalt in Stuttgart, 1000 fl. ven Stuttgarter Kleinkinder⸗
bewahranftalten, 1000 fl. der Olga-Kinverheilanftalt, 1000 fl.
der Rilolauspflege für Kinder in Stuttgart, 500 fl. dem Witt-
wenhauſe in Stuttgart, 500 fl. ver orthopädischen Heilanftalt
und dem Paulineninftitut in Stuttgart, 500 fl. dem Blindenafyl
zu Gmünd, 500 fl. ver Bibelanftalt zu Stuttgart, 500 fl. dem
ifraelitiihen Waiſenhauſe zu ERlingen, 500 fl. dem Frauenftift
zu Kirchheim; je 1500 fl. den Kinderrettungsanftalten zu
Kornthal, Wilhelmsporf und Lichtenftern, und je 1000 fl. denen
zu Winnenden, Kirchheim, Vlieningen, Ludwigsburg, Reut⸗
lingen, Zempelhof, je 500 fl. denen zu Tuttlingen, Stamm⸗
heim O.⸗A. Calw, Ellwangen, Göppingen, Luftnau, Ebingen
und Herbrechtingen, endlich je 250 fl. der SHeilanftalt für
Ihwadfinnige Kinder zu Winterbah und zu Mariaberg. Der
Gewerbeverein zu Stuttgart erhielt von dem Berftorbenen das
reiche Legat von 3000 fl. und vie Sterbefaffe der evangelifchen
Geiftlihen ein Legat von 600 fl.
Der neulich veröffentlihe Rechenſchaftsbericht des Lokal⸗
wohlthätigkeitsvereins in Stuttgart ergibt für bas
Jahr 189%/eo folgendes Refultat: Die Einnahmen des Ber:
128
eins betrugen im Ganzen 9,335 fl. 33 fr., worunter von
Sr. Majeſtät dem König 5700 fl, von Ihrer Majeſtät der
Königin 530 fl., von der Staatshauptkaſſe 800 fl., ven ber
Gentralleitung des Wohlthätigleitsvereindg 502 fl., von ber
Stadtkaſſe 337 fl. und von Privaten 1466 fl. 33 fr. Die Aus
gaben betrugen 7,069 fl. 47 Tr., worunter Gehalte des Haus⸗
verwalters und 16 Lehrerinnen ꝛc. 2827 fl. 24 kr., Bankoſten
250 fl., für die Speifeanftalt 1002 fl., Medicamente 900 fi.,
Prämien an das Dienjt- und Lehrperſonal 190 fl., Gelvunter-
ftügungen an arme Familien 322 fl. 18 kr., für Holz 1614 fl.
18 kr., Bermwaltungstoften 163 fl. 47 ik. Es wurden im
Laufe des Berwaltungsjahrs in den hiefigen Anftalten von
14 Lehrerinnen 680 arme Märchen im Spinnen, Striden,
Häckeln, Nähen und Fliden unentgelvlic unterrichtet, worunter
das ganze Jahr hindurch 30 arme Nähfchülerinnen vom Lande,
An Arbeitsverdienft nahmen ein die Stridjchälerinnen in der
Katharinenpflege 478 fl. 59 fr. und in der Marienpflege 352 fl.
5 kr., die Nähſchülerinnen in ver Katharinenpflege 683 fl. 52 kr.
die Flidjchülerinnen in der Katharinenpflege 106 fl. 12 kr.,
zufammen 1622 fl. 4 kr.; eine Anzahl armer Frauen wurben
nit Spinnen befhäftigt, wodurch fie 56 fl. 52 fr. verbienten.
Aus der Speifeanftalt endlich wurden abgegeben an orbinärer
Koft, Gemüje oder Suppe 14,658 Portionen & 1'/s Ouart an
Erwachſene und Kinder, auf Rechnung von Privaten, welche
Speiſemarken kauften und an Arme verfchentkten, 1050 Portio-
nen & 2 fr., jodann Krankenſpeiſen mit Fleiſch nnentgelplic
3607 Portionen und auf Rechnung von Privaten 12 Portio⸗
nen ohne Fleiſch à 21/2 fr. Gegen Bezahlung wurden verabreicht
8732 halbe Portionen & 1 fr. und 18,333 ganze Portionen à 2 fr.,
ferner 160 Portionen Krankenkoſt mit Fleiſch & 5 ir und
19 desgleichen ohne Fleiſch & 2%: fr. An Holz wurden unent-
geltlih an Kranfe und Arme vertheilt: 2637 Ctr. & 48 kr.
zufanımen 2109 fl. 36 fr. Bon den Armenärzten wurden 908
Kranke unentgeltlidy verpflegt und Die Kecepte aus Bereind-
mitteln bezahlt, aud) viele Blutegel und 13 Bruchbänder un⸗
entgeltlich abgegeben. Endlich erhielten 22 arme Wöchnerinnen
Kindszeug theils lehnungsweiſe theils geſchenkt.
Der ſeit 30 Jahren in Stuttgart beſtehende Verein
129
für Unterftügung verfhänmter Hausarmen, ber ur⸗
iprünglid die Sammlung von wöchentlichen oder monatlichen’
Selobeiträgen zur Unterftügung armer Cholerakranker bezwedte,
und feit dem 1. Januar 1840 ſich als Verein für Unterftägung
ſolcher Armen conftituirte, die „Leine notorifchen Bettler find,
ſondern durch unverjchuldetes Unglüd oder Arbeitslofigkeit in
Roth gelommen find und im ftillen Kämmerlein ihre Armuth
beweinen, weil fie e8 nicht über fi) vermögen, vie Hülfe ihrer
Rebenmenfchen jelbft in Anſpruch zu nehmen,» bat feit dem
Jahre 1840 nicht weniger als 63,760 fl. 22 Er. an ordentlichen
Beiträgen eingenommen und für die gedachten Zwecke veraus-
gabt und überdieß durch Legate allmählich einen Grundſtock
von 8400 fl. erworben. Die meiften Gaben erhielt der Ver⸗
ein im Jahre 1845 im Betrage von 5225 fl., die wenigften
im Sabre 1851 mit 1960 fl.
Am 28. Mai feierte das in Ludwigsburg für ver
wahrloste Kinver beftehenve fogenannte Mathildenſtift,
eine unferer älteften Rettungsanftalten, fein Jahresfeſt. Es fteht
diefe feit 25 Jahren beſtehende Anftalt namentlich feit feiner
Erweitrung zum Mutterhaufe faft einzig da. Das
leßtere wurde auf Anregung und mit Unterftügung 9. 8. 9.
der Frau Kronprinzeſſin jowie der Gentralleitung des Wohl⸗
thätigleitSvereing und ber K. Armencommiffton gegründet, um
einen Berfuh zu machen, ob die Annahme, daß mit dem glei«
hen Koftenaufwand eine mehr als doppelt fo große Zahl von
Kindern in Yamilien, al8 in Anftalten untergebradt werben
fünne und daß für viele verwahrloste Kinder die Erziehung
in guten Yamilien der in Anftalten vorzuziehen fei, richtig fei
oder nicht. Solche verwahrloste Kinder wurden num feit dem
Oktober 1858 zuerft von ihrer Heimath in das Ludwigsburger
Mutterhaus eingeliefert, dort gekleidet und an Ordnung ge-
wöhnt und dann von einem beſonders hiezu aufgeftellten Agen-
ten ein für fie paſſendes Kofthaus ausgewählt. Der Agent
befucht von Zeit zu Zeit die Kinder bei ihren Pflegeltern und
erhält fie jo in fteter Verbindung mit dem Mutterhaufe; bis
jegt find auf diefe Weife bereits 70 durch daſſelbe gegangen,
während außerdem auch die von der K. Armencommiſſion im
Neckarkreiſe bei Familien untergebradhten Kinder (etwa 200 an
Wirtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 9
130
der Zahl) dem Agenten des Mutterhaufes in Beauffichtigung
gegeben wurben. Das Unternehmen wurde bi8 jest nicht ohne
große Schwierigkeiten fortgeführt; das Auffinden geeigneter Koft-
bäufer ift nichts weniger als leicht und ver häufige Wechiel
der Mutterhauskinder wirkt ftörend auf bie eigentliche Anftalt.
Auch find viele der Kinder in Sitten und Kenntniflen fo ver-
wahrlost, daß man fie gar nidt in Familien unterbrin-
gen Tann; dagegen ermuthigt andererfeit8 auch manche er-
frenlihe Erfahrung, den Verſuch vorerft in ver bisherigen
Weiſe fortzufegen. — Auch der dortige Lokal⸗Armenunter⸗
ftüßungsverein, welder im Februar 1846 gegründet worden
war, und mit welchem mehrere andere Bereine in Verbindung
ftehen, fonnte in Folge der ihm fortwährend reichlich zufließen»
ten Unterftägung feine fegensreihe Thätigkeit ununterbrochen
fortfegen. Die Einnahmen betrugen im Jahre 18°%/so 111 fl.
und die Mitgliederzahl wuchs auf 247 Berjonen an.
Der von Philipp Baulus auf vem Salon im Jahre
1856 geftiftete unter der Gentralleitung des Wohlthätigkeite-
vereins ftehende Ernte» und Herbftverein, welder ben
Zweck bat, einerfeits befiglofe, arbeitsfühige Familien durch nutz⸗
nießliches und unter Umftänden auch eigenthümliches Weberlafjen
von Orundftüden, Vieh und Wohnung, fowie in befonderen Noth⸗
fällen auch durch Gelbbeiträge zu unterftügen, andererfeits aber
auc das fittlihe und religiöfe Leben diefer Pfleglinge durch in
den betreffenden Orten aufgeftellte geeignete Armenpfleger zu
überwachen und zu fördern, und welder zu biefem Behufe in
Städten, Dörfern, Weilern und Höfen die Unglüdlichen nnd
befonvers die wegen Alters und Krankheit nit mehr arbeite
fähigen Armen auffucht, hat feit feinem fünfjährigen Beſtande
bis zum Schluffe des gegenwärtigen Jahrs über 8000 fl. ein-
genommen und über 7000 fl. für feine menfchenfreundlichen
Zwede ausgegeben. Er kann neuerdings durchſchnittlich 2 bis
:3000 fl. auf die in feine Obhut genommenen Familien, beren
es jett in 25 Dberämtern 4— 500, darunter die meiften and
den Oberämtern Badnang, Weinsberg und Welzheim, find,
verwenben und hat diefe theilmeife ſchon ſoweit gebracht, daß fie
jet wieder ohne weitere Hülfe fortlommen und mande fogar
noch weitere Örundftäde zu ihrem Erntevereinsfeld kaufen konnten.
181
In den Staatswaifenhäufern fanden im Jahre
3860 im Ganzen 556 Rinder Aufnahme, nemlich 179 (worunter
5 Soldatenkinder) aus dem NMedarkreife, 138 (worunter 7
Soldatenlinder) aus dem Schwarzwalpfreife, 127 (morunter 5
Soldatenkinder) aus dem Jartkreiſe, 112 (worunter 3 Solvaten-
finder) ans tem Donaukreiſe; die meiften Kinder gehörten dem
Stadtdirektionsbezirke Stuttgart (18) und den DO.-Ü. Oehringen
(16), Ludwigsburg (14) und Stuttgart Amt, Gaildorf, ©era-
bronn, Hal und Reutlingen (je 12) und die wenigften ben
Oberämtern Ehingen, Rieblingen Rottweil (je 5), Obern-
dorf (4), Biberach (4), Tettnang (4) und Wangen (2) an.
Die Katharinenftiftung zu Tuttlingen befitt ber-
malen ein Bermögen von 10,612 fl. 35 fr. und verausgabte
im Jahre 18%/eo für den Unterricht in der Strid- und Nähfchule
89 fl. 53 kr., an Lehrgelvebeiträgen für Handwerks-Lehrlinge
20 fl., an Beiträgen für die Kleinkinderſchule 25 fl. und zur
gewerblichen Fortbildungsſchule 35 fl, zur Erziehung von
Taubftummen 47 fl. 50 tr. und Berwaltungstoften 270 fl.
25 Tr.
Der im Oberamte Herrenberg beftebende Karlsverein
zar Stiftung verwahrloster Kinder hat nad dem
jüngften Hecdenfchaftsberiht vom Jahre 18°%/eo gegenwärtig
54 Rinder in Berpflegung, wovon 49 in Familien des Bezirks,
1 in einer ausmärtigen Familie und 4 in vaterländifchen
Kettungsanftalten untergebradht find, Die Einnahmen betrit-
gen 1367 fl. 16 kr., die Ausgaben 1715 fl. 40 Tr., das Deficit
alſo 348 fl. 24 kr., zu deſſen Dedung aber die Ueberfchüfle
des nächſten Jahres hinreichen dürften.
Rah dem unlängft veröffentlichten Rechnungs⸗Ergebniß
über bie Benfionsanftalt für Hinterbliebene von
Kivilftaatspienern im Etatsjahre 18°%/eo betrugen die
Aktivkapitalien 1,857,000 fl. (wobei die Sapitalien Des
Penfionsfonds ver bei ver MilitäreBermaltung angeftellten
Civildieuer mit 56,800 fl. nicht gerechnet find) und die Aus⸗
fände und zwar die Refte von früheren Jahren 1221 fl.
18 kr., die vom laufenden Jahre 10986 fl. 23 fr., zuſam⸗
nıen aljo 12,207 fl. 41 tx.), wovon jedoch die Paſſivrück⸗
fände mit 4852 fl. 40 Tr. abgehen, fo daß verbleiben 7355 fi.
9%
132
1 ft, Der ganze Fonds beträgt fomit 1,864,365 fl. 1 kr.
(gegenüber dem Stand am 1. Juli 1858 mehr 82,018 fl.
26 &k. Der Berfonalbeftand war am 31. December 1859
folgender: Beitragspflichtige Mitglieder 1456 normalmäßig an⸗
geftellt, 10 nur für ihre Perfon als Staatsdiener Berechtigte
und 304 Duescenten und Penfionäre, zufammen alfo 1770
Perfonen. Im PBenfionsgenuffe ftanden am 30. Fumi 1859 645
Wittwen mit 106,218 fl. und 229 Waifen mit 10,218 fl., zu-
fanımen alſo 824 Perfonen mit 116,436 fl.
Bei der Penfions- und Wittwenlaffe der Lehrer
an den niederen lateinifhen und Realanftalten
war nad dem unlängft veröffentlichten Rechenfchaftsbericht
im „Jahre 18°%eo der Berjonalbeftand folgender: Beitrags
pflihtige am 31. Dezember 1858 im aktiven Dienft 286,
im Ruheſtand 14; bei ven im Benflonsgenuffe ftehenven
Wittwen und Waifen, 15 Benfionen an 15 Wittwen ohne
Kinder, 14 Penſionen an 14 Wittwen mit 31 Kindern, 2 Pen-
fionen an 2 Rinder und zwar für 3 Wittwen & 100 fl., für
2 Wittmen & 90 fl., für 5 Wittwen & 80 fl., für 3 Kinder
a 20 fl., für 25 Rinder & 18 fl. und für 5 Kinder & 16 fl.
Nach dem unlängft veröffentlichten Rechenfchaftsbericht über
den Stand der Boltsfhullehrer-Penfions- und Witt
wentajfe waren e8 am30. Juni 1859 der Beitragspflichtigen
und zwar der aktiven Schullehrer evangel. Eonveffion 1429
und fatbol. Confeſſion 823 und der penf. Schullehrer evangel.
Conf. 121 und kathol. Conf. 93 Perfonen. Wittwen und
Mailen ftanden im Genuffe von Oratialien und zwar jährli-
her Benfionen für die Hinterbliebenen evangel. Eonf.
bei 316 Wittwen & 44 fl. zufammen 13,904 fl., 11 mutterlofe
Waifen & 44 fl. zufammen 384 fl., 26 mutterlofe Waifen &
22 fl., zufammen 572 fl., 246 Waifen mit Müttern & 11 fl.
zufammen 2706 fl., zufammen 17,666 fl., ſodann für bie Hin-
terbliebenen kat hol. Conf. bei 173 Wittwen à 44 fl. zuſam⸗
men 7612 fl., 4 mutterlofe Waiſen & 44 fl., zufammen 176 fl.
14 mutterlofe Waifen & 22 fl., zufammen 308 fl. und 12
Waifen mit Müttern & 11 fl., zufammen 1831 fl.. Im Ge
nuffe von Gratialien ftanden 74 Binterbliebene von Schul-
meiftern evangel. Confeffion, welche in 68 Portionen 1236 fl
183
and 18 SHinterbliebene von Schulmeiftern Tathol. Confeſſion,
welche in 18 Portionen 354 fl. erhielten.
Der jängfte Rechenfchaftsbericht ver allgemeinen Pri—
vat-, Wittwen- und Waifenverfiderungsanftalt
weist nad, daß im Jahre 1859 die Einnahmen betrugen
an Eintrittögelvern neuer Mitglieder 176 fl., an Beiträgen
berfelben zu ven Verwaltungskoſten 12 fl. 48 kr., an Jahresbei⸗
trägen 5776 fl. 36 kr., an Zinfen aus Altiofapitalien 12,415 fl.
33 kr., an Rabatt und Agio von erworbenen Staatspapieren
139 fl. 23 kr., an Erlös aus altem Papier 5 fl. 30 kr., zu-
fammen 18,525 fl. 50 fr., wogegen fi} beliefen die Ausgaben
für Liegenfchaftsaufmand 10 fl. 53 kr., für zurüdbezahlte
Sabresbeiträge 10 fl. 12 kr., für Zinsraten und Agio von
erworbenen Kapitalien 218 fl. 10 kr., für ftatutenmäßige Ben-
fionen an Wittwen 18,998 fl. und an Waifen 288 fl.,
für Kapitalfteuer 572 fl. 26 kr., für Verwaltungstoften 979 fl.
26 kr., für Kapitalien- uud Zinsverlufte in Gantungen 126 fl.
43 Tr., zufammen 21,203 fl. 50 fr. Das Deficit beträgt fo-
mit 2678 fl. ober einfchließlich nes Meinvererlöjes beim Ver⸗
lauf in Gantungen übernommener Liegenfchaften im DBetrage
181 fl. 35 kr. zufammen — - 2859 fl. 35 fr. Das Altio-
vermögen der Anftalt am Schluffe des Rehnungsjahres
betrug 247,535 fl. Was den Stand der Mitglieder der Anftalt
betrifft, fo waren e8 am Anfang des Jahres der Mitglieder 350
mit 1891*/s Aktien und 5743 fl. 56 fr. Beiträgen; im Laufe
des Jahres giengen ab: 8 durch Abfterben ver Männer, 5
durch Abfterben ver Frauen, zufammen 13 mit 64 Altien und
101 fl. 50 fr. Jahresbeiträgen. Neueingetreten find 2 Mite
glieder mit 8 Aktien und 32 fl. 10 kr. Jahresbeiträgen, fo
daß am Schlufie des Jahres 332 Mitglieder mit 1835
Altien und 5584 fl. 46 fr. Beiträge vorhanden waren. Dem
Boranfchlag gegenüber war die Sterblichkeit eine geringe. Der
Wittwen waren ed am Anfang bes Yahres 214; dieſe
ftanden mit 1155". Altien im Genuffe von 19489 fl. 24 fr.
Penftonen. Hievon ftarben 3 mit 11 Aktien und 176 fl. 24 ke.
Benftonen. Nun kamen aber 7 Wittwen mit 38 Altien und
640 fl. 48 Tr. Penfionen im Rechnungsjahre Hinzu, fo daß
an deſſen Schluffe 218 Wittwen mit 118"/s Aktien und 19963 fl.
186
9) Am 17. Auguft brach wahrfcheinlih in Folge von
Brandſtiftung durch einen früheren Dienftboten in ver Be⸗
haufung des Bauern und Gemeinderaths Dominikus Sorg zu
Hatenthurm Gemeindemartung Wolpertöwenden DU.
Ravensburg Feuer aus. Es brannte Das ganze Haus ab.
Der Gebäudeſchaden beträgt 5404 fl, ver Mobiliarverluft, den
die einheimiſche Verfiherungsgefellichaft zum Theile (7210 fi.)
zu erjegen hat 8200 fl,
10) Am 21. September brad aus unbelannter Urſache
in ver Scheuer der fürftlihen Waldburg- und Wurzach'ſchen
Hofpitalverwaltung zu Bärenweiler Gemeindemarkung Som-
mersried (DA. Wangen) Teuer aus; es wurbe ein Ne
bengebäuve (zu 5454 fl. verfichert) zerftört. Den Mobiliar⸗
ſchaden im Betrage von 8430 fl. wird die Colonia ganz zu
erjegen haben.
11) Am 28. September brady in der Wohnung des Sailers
Wilh. Schmid zu Möckmühl DON. Nedarfulm Teuer
aus. Dafjelbe entjtand in einer an einer hößernen Wand
angebauten Obſtdörre und legte 8 Haupt- und 3 Nebengebäude
in Aſche, und überbieß wurden noch 12 Nebengebäude bebeutend
beſchädigt. Der Gebäudeſchaden beläuft ſich auf 5042 fl., der
Mobiliarverluft des Schmid und 22 weiterer Berfonen ift zu
4186 fl. tarirt, wovon die württ. Feuer⸗-Verſicherungsgeſellſchaft
594 fl. zu erjegen hat.
12) Am 8, Oftober brad) ohne Zweifel in Yolge von
Geuerverwahrlojung von Seite eines Dienftboten in dem Haufe
des Bauern Conrad Heller zu Obertbeuringen O.A.
Tettnang Teuer aus, welches das Hauptgebäube in Aſche
legte und einen Gebäudeſchaden von 2386 fl. und einen Mo⸗
biliarfhaden von 8000 fl., an dem vie einheimifche Feuer⸗
Berfiherungsgefellihaft ungefähr 4500 fl. zu erfeßen hat,
verurjachte.
13) Am 13. Oktober brady aus unbelannter Urſache in
der Wohnung des Bauern Alois Bühler zu Graben Ge
meindemarkung Waldſee Feuer and. Das Wohngebäude brannte
ganz ab. Der Gebäubefchaden beträgt 2374 fl. und ber Mo⸗
biliarſchaden ift zu 10,000 fl. tarirt, woran bie einheimifche
Feuer⸗Verſicherungsgeſellſchaft 3075 fl. zu erjegen hat. |
137
14) In der Nacht vom !/s November brach aus unbe⸗
tanntem Grunde in dem Haufe des Müllers Ludwig Edart
in ber Scherbenmühle Gemeindemartung Hütten O.⸗A.
Gaildorf Feuer aus. Die Mühle brannte ab und überdieß
wurbe ein Nebengebäude ftark beſchädigt. Der Mobiliarichaden
betrug 1705 fl., ver Schaden an der Mühle aber 5000 fl.
15) Der bei Weitem bebeutendfte Brand aber war ber
zu Thuningen O.⸗A. Tuttlingen. Dort brach am 23. Aug.
Mittags 3% Uhr wahrfcheinlih in Folge von Branpftiftung
von Seiten eines Nachbarn in der Behaufung des Schloſſers
Johannes Boffeler Feuer aus, das im Ganzen 201 Familien,
bie aus 929 Perfonen beftehen, und überdieß noch 33 Dienft-
boten, zufammen aljo 962 Perjonen in's Unglüd brachte. Es
‚verbrannten 95 Haupt⸗ und 13 Nebengebäupe; 7 Haupt» und
1 Nebengebäude wurden mehr oder weniger befehädigt. Der
Gebäudeſchaden ift auf 189,306 fl. geihätt, der Mobiliar-
verluft aber auf 113,341 fl. Bon den Beſchädigten waren
nur 4 mit ihrem Mobiliar im Betrage von 11,050 fl. ver-
fichert. Hicvon bat die württ. Teuer-Berficherungefellfchaft
86524 fl. 40 fr. zu vergüten. Die geringe Betheiligung ber
Bewohner des Drts -an den Mobiliarverfiherung-Anftalten
ift namentlih tem einen Ausihluffe beinahe gleihlommenven
durch die feuergefährliche Schindelbedachung veranlaßten hoben
Betrage der Berfiherungsprämien zuzufchreiben. Das euer
griff bei dem herrſchenden ſtarken Winde fo jchnell um fidh,
daß ver eben auf dem Rathhauſe arbeitende Schultheiß
kaum noch feine von dem urfprünglichen Heerde des Feuers
um 2 Häufer entfernte Behaufung betreten fonnte und nicht
einmal die werthvollften Gegenftände daraus zu retten ver-
mochte. Der ftarte Wind trieb die Flammen und die von
ihnen ergriffenen Gegenſtände mit Ueberfpringung von gan⸗
zen Gaſſen oft an die entlegenften Punkte, wo ihnen natür-
lich überall die zahlreihen Stroh- und Schindeldächer ein
nur zu empfängliches Feld darboten. Vieh verbrannte ziemlich
viel, auch von den Fahrnißgegenftänden wurde nur Weniges
gerettet. Ein Berluft von Menjchenleben war Gottlob nicht
zu beflagen. Auch ift e8 ein Glück zu nennen, daß die
Ernte noch nicht ftattgefunden hatte und bejonders ein großer
138
Oehmdertag in Ausficht ftand. Kirche und Rathhans mit
fämmtlihen Dokumenten und Alten konnte gerettet werben.
Das Pfarrhaus dagegen, deſſen Scheune übrigens verjchont
blieb, wurve glei dem Schulhaus ein Raub der Flam⸗
men. Der Brand dauerte nur 5/s Stunden. Selbft bie zum
Löſchen gebrauchte Handfprige der Gemeinde verbrannte und
ebenfo auch eine Fahrfeuerſpritze. Der Anblid der Brand»
ftätte war beſonders, wenn man den Ort von Schura ber be⸗
trat, ein fchauverhafter, bis zum Rathhauſe herauf fah man
mit Ausnahme weniger ftehen gebliebener Häuſer zu beiden
Seiten nichts als rauchende Trümmer, Manerrefte und ganz
oder balbverbrannte Bäume,
Die Gefammtzahl der im Jahre 1860 nad den vorliegen.
den Akten vorgefommenen Branbfälle betrug 171, nemlid im
Nedarkreis . „ . 32 (18,11 °/o)
Schwarzwalbfreis . 33 (19,:0 °/o)
Sagftkreiis . . .„ 42 (24,56 °/o)
Donaufreis . . . 64 (37,4 °))
Durch dieſe Yeuersbrünfte wurden 149 Haupt- unb 52
Nebengebäude gänzlich zerftört und 156 Haupt- und 50 Neben-
gebäude theilweife beſchädigt. Der Brandverſicherungsanſchlag
ber zerftürten over beſchädigten Gebäuden belief fih auf
332,268 fl., der Mobiliarverluft auf 274,000 fl, ver Geſammt⸗
ſchaden fomit auf 606,268 fl. Als Entftehungsurfachen wurden
ermittelt in 9 Fällen (5,: %) Baugebrechen, in 22 Tällen
(12,5 °%/o) Yeuerverwahrlofung, in 36 Fällen (21,1) Branpfliftung
in 12 Fällen (7,0) Blitzſchlag und in 3 Fällen (1,7) zufällige
Urſachen, wogegen in 89 Fällen (62,0 %/%) die VBeranlaffung
der Brände unbelannt blieb. Die abfolut größte Zabl von
Brandfällen Fam im Donaukreife (64), die geringfte im
Nedarkreife (32) ver; unter den einzelnen Oberämtern hatten
bie meiften Brandfälle Tettnang (9), Biberach und Saulgau
(je 8), ganz verfchont dagegen blieben von Branpfällen bie
Dberämter Böblingen, Eflingen, Leonberg, Urach, Mergent-
beim, Welzheim und Ehingen.
Der MWitterungsgang im Jahre 1860.
Bon Oberſtudienrath Dr. Blieninger in Stuttgart.
Der Yahrgang gehörte bezüglich der Erträgniffe der Vege⸗
tation zu den mittelguten. Die Wintermonate (Dechr. 1859
bis Febr. 1860) waren, mit Ausnahme weniger Tage (16. bis
21. Dec. und 13.—15. Febr., wo ſtarker Froft herrſchte) im
Ganzen mild mit wenig Schnee und, in ven Thälern, nie
lange dauernder Schneedede. Der Frühling begann nit ber
erften Hälfte des März ziemlich froftig, und aud der April
bebielt, namentlich) in der erften Hälfte mit häufigen Schnee»
fällen, einen winterlihen Charakter, erft im Mai begann an⸗
dauernde Frühlingsteniperatur, bie vom 11. an fchon auf bie
Höhe der Sommertage ftieg und die Vegetation raſch antrieb,
nachdem der Erdboden in den vorbergehenden Monaten eine
erwünfchte Durchfeuchtung erhalten hatte. Auch in den Som⸗
mermonaten erjchienen häufige Regenniederſchläge, welche bie
Sommerwärme beveutend milderten, an manden Orten ber
Baum- und Nebenblüthe ungünftig wurden, dagegen tie übri«
gen Bulturen und namentlih die Futtergewächſe fürberten,
nur daß bie Cerealienernte wegen häufiger Negengüffe im
Auguft meift nur fehr mühevoll eingebracht werben konnte.
Auch die ab und zu erfchienenen Hagelfälle wurden in man
hen Gegenden verderblib. Auch in den Herbftmonaten blieb
diefer kühl⸗regneriſche Witterungs-Charakter, fo daß die im
Dktober ziemlich ſpät eintretende Weinlefe nur ein mittleres
Ergebniß nah Menge und Güte lieferte. Mit Anfang Nor
venibers trat Froft ein, der jedoch häufig durch Thauwetter
wieder unterbrochen wurde, bi8 mit der zweiten Hälfte Decem-
bers der Winter mit anhaltenderem Froft und Schnee in feine
140
Rechte eintrat. Die den ganzen Jahrgang hindurch herrichen-
den barometrifhen Schwankungen bei faft immer andauernden
niedrigen Ständen, die damit zufammenhängenten ſtarken
Wechſel und häufigen Umſchläge der Windrichtungen, die häu-
figen ftärferen Strömungen und conträren Richtungen der
unteren Windrichtungen und der Wolkenzüge, die hieran fol«
genden häufigen und meift reichlichen wäſſerigen Niederfchläge,
bie dadurch entftandene Temperatur-Erniebrigungen und ein
faft durchaus herrfchender höherer Feuchtigkeitsgehalt der Luft
— Alles dieſes bildete einen einigermaßen anomalen Charale
ter des Jahrgangs.
Der Witterungsgang in den einzelnen Monaten nad den
Stuttgarter Beobachtungen war folgender:
Die barometrifhen Schwantungen bed Dec, 1859
dauerten im Yanuar fort, und nur von 8.—16. fanden
Stände über dem Yahresmittel ftatt. Die Lufttemperatur
behielt den milden Charakter der zweiten Decemberhälfte (1859)
bei, nur vom 8.—18. durd) Morgenfröfte unterbrochen. Die
Brunnentemperatur (Seemafler) hielt fi unter geringen
Schwankungen auf gleiher Höhe. Die Luftfeuchtigkeit
war ziemlich beträchtlich bei häufigen Neben. In Wind-
rihtung und Wolkenzug waren, mit häufigen ſtärkeren
Strömungen, die weſtliche und ſüdweſtliche, mitunter aud
bie füpliche Richtung die häufigften. Die wäffrigten Nie
derſchläge, vorberrihend von Regen, waren häufig und
ziemlich ergiebig; die Anſicht des Himmels gemifcht.
Im Pebruar fortvauernde ftarle barometrifde
Schwankungen mit nur wenigen Ständen (um ben 14. u. 15.),
die fi etwas über das Jahresmittel hoben. Die Lufttem⸗
peratur wurde beinahe anhaltend froftig, hob ſich meift unter
Tages um Weniges über O, und erft in ven legten Tagen
wih der Froſt. Die Brunnentemperatur ſank unter
Schwankungen um 0,5%. Die Luftfeuchtigkeit blieb ziem-
lid) auf gleicher Höhe bei häufigem Nebel und Dunfl. Im
der Windrichtung berrichten die ſüdweſtlichen und weftlichen
Richtungen bei häufigen ftürmifchen Strömungen vor, dabei
traten nicht felten raſche Umschläge in nördliche und öſtliche
Richtungen mit Klärung des Himmels ein; in dem Wolten-
141
zug blieb die weftlihe vorherrſchen. Die Menge des
meteoriſchen Waffers, faft durchaus von Schnee, war
ungleich geringer als im Januar; die Anſicht des Him-
mels ſtark gemifcht.
Auch im März fortdauernde bar ometriſche Schwan⸗
kungen mit geringen Erhebungen über das Mittel (um den
3. nnd 18). Im der Lufttemperatur häufige Morgen⸗
fröfte, befonders in der erften Monatshälfte (am 11. und 12.
bis 8° R.). Die Brunnentemperatur bob fi unter
Schwanltungen bis Ende des Monats um 1,%. Die Luft⸗
feuchtigkeit blieb ziemlich beträchtlid und Märzenftaub war
nicht zu bemerken. In der Windrichtung blieben ſüdweſt—⸗
liche und weftlihe Richtungen bei häufigen ſtarken Strömun-
gen vorherrichend, in der erften Hälfte mit häufigen Umfchlä-
gen in öftlihe; im Wolken zuge die weftliden. Die wäf-
ferigen Niederſchläge, in der eriten Hälfte von Schnee,
in der zweiten von Regen, waren häufig wenn auch nicht fehr
ausgiebig; die Anficht des Himmels blieb ſtark gemifcht und
neblicht.
Sortdauernde barometrifhde Schwanlungen im
April, die erft in den legten Tagen das Sahresmittel erreiche
ten. Die Lufttemperatur bob fi merklich, namentlih in
der erften Hälfte, doch fielen in der zweiten noch etlihe More
genfröfte ein. Die Brunnentemperatur ftieg unter
Schwankungen um 1%. Die Luftfeuchtigkeit nahm etwas
ab, zumeift im erſten Drittel. In der Winbridtung
raſche Umſchläge zwifchen mweftlichen und öſtlichen mit Ueberge⸗
wicht der leßteren; in ben erften Tagen noch ſtärkere SW=,
W; und S-Strömungen. Im Wolkenzug herrſchende Weſt⸗
richtung, die erft in der legten Woche mit öftlicher wechielte.
Die wälferigen Niederfhläge (nur vom 19.—22. noch
von Schneefällen), in der zweiten Hälfte häufiger als ber
erften, waren für den fonft regen- oder ſchneereichen Monat
ziemlich unergiebig. Die Anſicht des Himmels vorherr-
ſchend gemiſcht.
Im Mai berrfchten durchaus niedrige Barometer⸗
ſtände, doch nicht tief unter dem Jahresmittel. Die raſch
ſich hebende Lufttemperatur erreichte ſchon am 11. die
142
Höhe der Sommertage, wurbe jedoch durch häufige Gewitter⸗
regen unterbroden und erlitt namentlich in ver leßten Woche
merflihe Abkühlungen durch weſtliche Gewitterſtürme. Die
Brunnentemperatur bob fi bis zum 21. um 2,5% und
fant wieder un 1,0%. Die Luftfeuchtigkeit war für den
fonft teodnen Monat ziemlich bedeutend. In der Windrich
tung ftarfer Wechfel, bei ziemlich ftarfen Strömungen, zwi
fhen Bftlihen und weftlichen Nichtungen, mit häufigen Ums-
fchlägen nad) S, wobei die öftlihen, namentlid norböftlihen
Im erften Drittel, die fürweftlichen und weltlichen im lebten
vorherrfchten. In dem Wolkenzug mechfelten bie öſt⸗
lihen und vie weftlihen Richtungen ebenfo, weldy’ legtere bie
der Zahl nad überwiegenveren waren. Die Menge des
meteorifhen Wafjers, durchaus von Strichregen, die in
der zweiten Hälfte des Monats häufiger vorfamen, war im
Berhältniß zur Häufigkeit der Nieverfchläge nicht fehr ergiebig.
Die Anſicht des Himmels war in der erften Hälfte ziem-
lih Mar, in ver zweiten ſtark gemifcht.
Im Juni die gleihen barometrifhen Verhältniſſe
wie im Mai; ebenfo vie gleihen Wechfel in der Aufttenpe
ratur ans ven gleichen Urfachen. Die Brunnentempera-
tur bob fich ziemlich gleihmäßig un 1,5% Die Luftfeucd-
tigfeit war ziemlih body. In der Windrichtung berrichte,
unter häufigem Wechſel und bei mehreren ſtärkeren Strömun-
‚gen, die ſüdweſtliche und weftliche, im Wollenzug tie gleichen
Richtungen vor. Die Menge des meteorifhen Waffers,
wieder von häufigen Strich» und Gewitterregen, war nicht
unbeträchtlih; die Anſicht des Himmels gemifcht.
Auch im Juli berrichten, mit Ausnahme des 2. und 8,,
durchaus Barometerftände, melde ſich ziemlich gleichförmig
um Weniges unter dem Jahresmittel hielten. Auch die Luft⸗
temperatur erlitt häufige Abkühlungen durch Strich⸗ und
Gewitterregen. Die Brunnentenperatur flieg bis zum
18. um 1,5° und fiel wieder um ebenforieL Die Luftfeud-
tigkeit blieb ziemlich hoch, beſonders in der zweiten Hälfte
des Monate, In der Windrichtung war, unter bäufigem
Wechſel und mehreren ftärkeren Strömungen, die weftlicye,
dann die norböftlihe und die nordweſtliche vorherrſchend, im
148
Wolkenzug die weftliche und fübweftlihe. Die wäſſerig—
ten Niederſchläge wuren, meilt in ber zweiten Hälfte,
häufig und ziemlich ergiebig; die Anfiht des Himmels
häufig Kar, doch meift gemijcht.
Im Auguft dauerten die Barometerftände, wenig
unter dem Jahresmittel, gleihmäßig fort und erhoben fi nie
über dafielbe. Die Lufttemperatur blieb im Dar. ziemlich
gleichförmig zwifchen + 15 und 20° und das Min. ſank nur
mal unter + 10%. Auch die Brunnentemperatur blieb
ziemlih conftant über + 11 und unter + 12°. Die Luft.
fenchtigkeit blieb hod. In der Winpridhtung waren,
unter häufigen ftarken Strömungen, die füdliche, weftliche und
füpweftliche: vorherrfchend, im Wolkenzug die weſtliche. Die
wäfjerigten Niederſchläge waren fehr häufig und theil«
weife reichli, jo daß man an manden Orten für die Halm«
früchte zu fürdten begann. Die Anfiht des Himmels
war daher auch vorzugsmweije gemiſcht.
Im September erſchienen vom 5.—7., 11.—13. und
am 80. wieder Barometerftände über dem Sahresmittel.
Die Lufttemperatur hatte merklich abgenommen, blieb im
Mar. meift unter + 15° und erhob fid nur nod zu 1 Som-
mertag (23... Die Brunnentemperatur nahm unter
Schwankungen um 19 ab. Die Luftfeuchtigkeit blieb hoch.
In der ziemlih wedjelnden Winprihtung, wobei mehr.
mals ftärkere Strömungen vorkamen, ſchlugen vie öftlichen
Richtungen und die norbwetlihe vor, im Wolkenzug bie
weitlihe. Die Dienge bes meteoriihen Waſſers von
häufigem Regen war beträchtlicher, als fonft in diefem Monat,
die Anſicht des Himmels flark gemifcht.
Im Detober folgten, mit Ausnahme vom 9.—16. und
19.—%0,, wieder hohe Barometerftände über dem Jahres»
mittel, welde vom 21. an fehr conftant bleiben. Die Luft.
temperatur nahm unter Schwankungen merklich ab, bi8 am
31. der erfte Froſt erfhien. Die Brunnentemperatur
fant ziemlich gleihmäßig um 2%. Die Luftfeuchtigkeit
wurde, namentlich in der erften Hälfte, geringer, body zeigte
fih da und dort Fäulniß an ven Weinbeeren. Die Winde
richtung, in der erften Hälfte mit ftärteren Strömungen bei
144
weftlihen und füblihen Richtungen, zeigte vorherrſchend Bftliche
und ſüdliche, dann füpöftliche Richtungen, der Wolkenzug
dagegen weftlihe. Die wäſſerigen Niederfchläge fielen
faft durchaus in die erfte Hälfte und waren ziemlich ergiebig.
Die Anfiht des Himmels war in ber erften Hälfte ſtark
gemifcht, in der zweiten häufig Har.
Der November hatte im erften Drittel noch ziemlich
conftante Barometerftände über, fonft durchaus unter dem
Jahresmittel. Die Lufttemperatur zeigte häufige Mor⸗
genfröfte, doch blieb die Tagestemperatur ftets über 0, Die
Brunnentemperatur nahm unter Schwankungen um 1,1°
ab und hob fih nur in ben legten Tagen wieder um O,s°.
Die Luftfeuchtigkeit mar geringer geworben. Im ber
Windrichtung waren, bei häufigem Wechſel, bie Bftlichen
vorherrſchend, von einigen flärkern Strömungen aus 8 und W
unterbroden. Im Wolfenzug blieb die weſtliche vorberr-
fhend. Die Menge des meteorifhen Waffers, häufig
von Schnee, war, wie au die Frequenz der Nieverfchläge,
nicht fehr bebeutend, die Anfiht bes Himmels, entfpre
hend den häufigen Nebeln, vielfach trüb und vorherrſchend
gemiſcht.
Im December wieder ſtarke barometriſche Schwan
fungen und, mit Ausnahme des 29. und 30., faft durchaus
nievrige Stände unter dem Yahresmitte. Die Iufttempe
ratur, in der eriten Hälfte noch gelinder, zeigte in ber zwei⸗
ten durchaus Mlorgenfröfte und 6 Wintertage. Die Brun-
nentemperatur nahm unter Schwankungen um 1,:° ab.
In der Windrichtung herrſchten die ſüdweſtliche, dann aber
bie öftlihen Richtungen, mit einigen ftarlen Strömungen, vor,
im Wollenzug die weftlihe. Die Anficht des Himmels
war vorherrſchend trüb und neblicht.
145
ꝛunumda⸗oaanvaaduo °T
40
wartt. Dahrb. 1890. 18 Seft.
148
69E IN],L ofr j0167
6981°"6 ‚8 0ER |oL6)
67
12,
IE
5
8
Strömung.
Mittlere Stärke
L 0 00080687
50,07 ‚08 0922]06£2
1, 08),02 0608|00%%
91,6) "O8 04£2|0027
GP I06 05€ joEld
05.200 081 0ELI
‚v< ‚9C or$ lor6)
0% ,1\,6£022 |oc6}
06 ,2],07.0981l0r21
Mgel,o£ose |or91
1%, )],0c 0£#1lo22 1
8% 60],06 027 orbi
693,77 0CEE|0EEZ
nad
Lambert.
Mittel
Mittlere arith.
nach Kämtz.
Windrichtung.
08 I 07°,
u l 6ler
wo |
LU, v0. 1
vo | 8%
LUG 01:9
| 97
SL] "on
60'7 097,
99⸗ 00. 1
9% j EN)
8b, 017
*2120
089 er
%) 99: j
uadunztprg
"InJaaı wonay
wg nt | mon
uatpyya | "Iqıou
23Q 2Q
Ahunphaag
Windſtille
2211 6910 091 | 208 | & 821
08) | 297 | 69) | 82 | #8 681
2 6 174 1 2) cz
q 2 L 8 97 0€
6 6 r 17 2 174
6 9 q EI 07 91
ol 21 51 ve 8 e
9] cz 8 6 ° i
11 gl 05 2 q 2
vI 51 pi sı |.9 T
97 51 er C r 11
* cc 0% 91 ge 9
6 11 81 8 7 9
0 81 177 IE 2
v L 21 or £ r
el
wol 32 |Gra| 'G
wadunypırguıgg
ug *
16 1Vs8r 5 7%
08 1098} a4vg ES
2ag113995
aagmaa02%
4290100
aaꝛquoaidoo
YIndng
ung
ung
1045
ady
Lapy
Y avnıgaß
0985 Apuurg
6581 quiaↄↄ⸗ꝰ
Sn m ın GMT ı9
"33DU0IK
19
Unoqaog⸗abunaauga °q
148
6IEIITIZ OFF |ol6e
698-6 8 oEF [0261
Strömung.
Mittlere Stärke
Pe), 000810687
'zr|,0€ 0922106€7
00‘98|,02.0608100%7
00 E1|,06.02€210027
0L’791,0606E |oEIZ
092,0 08210621
0822|,9C 0rC jor6l
0%, 7,6602 |oc6}
06 ,2],02.09€1l0r2.1
09 gE|,0E 0°C lor9ı
1% ,1,0C 0E91|0021
8% C1,060LF |oh6)
6931,97 0CEE|0EEZ
nad
Lambert.
Mittel
Mittlere arith.
nah Kämtz.
Windrichtung.
|
a 6 J
Hug 9;
LU vo,
wo 7
LL 0 04:9
ws | 7
GL J )
60.7 09.7
9; 00°;
9 CH
“| 3
Kr] u)
00, | 00E
%o | 9
-waßunzgtpiag
Moa wong
usa nt
uatpyyg
ng n
qaau
23q aaq
ↄUlhunpqhaag
Windſtille
221 89101 091 | 20% | € 82
081 | 297 I 691 | 827 | 38 681
2 6 17 1 2) cc
G r L 8 97 0E
6 6 r I7 r 177
61 9 q c. 07 97
07 21 591 ve 8 €
97 c 8 6 ° i
11 gl 0° 2 5 2
r c rl 81 1.9 °
91 51 et G r 11
r* cc 0° 91 & 9
6 11 81 8 7 9
03 81 17 IE ° £
v L 21 or £ r
We W
J⸗
'G
uaBunypırquıgz
lmngaag-guigg °F
16 0Vec81’E 129
08 10981 arg poX$
39399
aↄquuↄao⁊
1290300
a20uaidoo
Undng
un
ung
IDG
nd
pur
1 avnıgag
0985 Apuurg
I 16687 quiↄꝛ
SDDODNHSSOTIMNMOMT ım
"3JUULONK
5. Witternungd:Verhältnifie.
149
Gewitter. III TIP II 25
Graupenfälle. BERLEEEEEE Re
Hagelfälle. l111177—2 I) 11 9
Schnettage. | FCrAtI ı Il IITFS 88
egentage. 28*⸗ —
Mittlere 822838832228232 8ER
Bewölkung. nnnnnnnnnnnnn an
Wintertage. A II 1 ı 1. IJIIP ER
Eistage. ESIZZNT III I ITS 88
Sommertage. I]lı L IPzZOt I ı | 88
Reif. l|ı lm iieireon 88
Höhenraud). 11111111111111
Nebel. green ja | (TEST RZ
NN
Stürme. anwammnnnma | nz
Bindige Tage. | Pr |jneomo BE
Gemischte Tage, | TFITARETAISTT 58
Trübe Tage, | KRrZOr ı rna«og 20
Klare Tage. anna munın aD ann 82
2 og
©
. 82 ng
5 fe 2 RR 57
» .
si BESSEeHES5253 7
AFRARRHREUONEA 55
150
"2594393 gun -Auß ꝛbrjpaꝛcont able "9
151
Höchſter Barometerfland im Ral.-Iahr 27 8,5" d. 8. Ian. Ab.
bei + 0,0, W. und kl. 3.
Höhfter Bar.ftand im met. Jahr 27” 9,94 d. 10. Dec. 59 Mo.
bei — 1,99, NO. u. tr. 2. Nb.
Tieffter Bar.ftand im Kal. Fahr 26” 4,3, d. 9. Dec. 60. Me.
bei + 0,,9, O. und tr. 2. Nb.
Tiefſter Bar.fiand im met. Jahr 26” 4,71 d. 5. Jan. Mt. bei
+ 4,80, St. und tr. 2.
Jahresdifferenz Kal.Fahr 16,44“; met. Fahr 17,93”; Jahresmittel
Kal. Jahr 27", 1,95"; met. Jahr 27" 2,13.
Höcfter Stand des Mar. Therm. + 25,90 d. 26. Juni Mt. bei
27" 2,03‘ ft., NO. und kl. 2. emstr.
ZTieffter Stand des Min. Therm. im Kal.J. d. 25. Dec. 60. Mg.
— 8,,0 bei 26” 8,99 f., SO. und tr. 2. Schneef.
Tieffter St. des Min. TH, im met. I. d. 18. Dee. 59. Mg. — 15,50
bei 27” 0,55 f., NO und kl. 2. Nb.
Thermometer» Jahresbifferen; im Jahr 33,,0; im met. $. 40,,0,
Therm.-Fahresmittel im v. Mar. u. Min. v. d. 3 tägl. Beob.
Kalender-Fahr + 7,4. + 79°.
Meteorol. Jahr + 7459. + 7,66%.
Frühling (März bis Mai) + 7,59. + 7n°.
Sommer (Juni bi8 Aug.) + 13,960. + 13,970
Herbft (Sept. bis Nov.) + 7,539. + 7,8.
Kal.-Wint. (Fan. Feb. Dec.60)-+ 1,390. + 1,1%
Met. W. (Dec.59. Jan. Feb. 60) +0,59. + 1,3.
Mittl. Mittl. Mittl. Mittl. Negen-
Dunftdrud. Luftwaſſer. Thaupunkt. Auspünftung. höhe.
Kal.-Fahr 3,94 9,02 Gr. +3,730 20,85 Gr. 22,7,"
Met. Fahr 3,190 4,94 Gr. +3,32 21,9, Gr. 21,98"
Frühling 2,65 4,15 Sr. 4 1,77 0 16,81 Gr. 4,9"
Sommer 4,79 T 26 Gr. + 9,03 31,4 Gr. 8,09"
Herbft 3,33 0 9,17 Gr. —+4,3,0 13,44 Gr. Jg“
Kal.-Wint. 3,16 2 Gr. — (0,43 11,38 Gr. 5,32
Met. Wint. 1,950 3,17 Gr. — 1,330 11,96 Gr. dar"
Letter Froft im Frühjahr 22, April Mgs. O,.0 bei 27" 0,69‘ ft.,
SW, u. tr. 2.
Erfter Froft im Spätjahr 31. Oft. Mgs. 0,90 bei 27" 6,980 f.,
O0. uud klar 4.
Das Erdreih war gefroren 10-27. Febr. 7— 12. März, 21-27. Dec.
152
Letzter Schnee im Frühjahr 21. April Mgs. bei +0,,0, 26" 10,65 ft.,
SW. und tr. 2.
Erfter Schnee im Spätjahr 12. Oct. Mgs. bei +4,90, 26" I, ſt.,
N. und tr. 2.
Dauer der Schneebede 16-18. Jan. 6 —25. Febr., 4-18. März,
19—21. April, 17— 25. Dec.
Erftes Gewitter im Frühjahr 2. Mai Nachm. bei 27" 0,50 f.,
—+- 16,00, NO.2. u. tr. 2.
Letztes Gewitter im Spätjahr 30. Aug. Nachm. bei 27" 0,85‘ ſt.,
+ 20,00, SW.I, und tr. 3.
Stärkſte Gewitter 20. Mai, 2. Sun. 16. 30. Aug.
Höhenrauch 0.
Mittlere Bewölkung im Kal.⸗Jahr 2,75 im met. Jahr 2,72.
Gang der Bevölkerung des Königreichs im
Jahre 1883.
Größe der ortsSangehdrigen Bevölkerung.
Die ortsangehörige Bevölkerung Württembergs beftand
am 3. December 1859 aus:
875,907 Perfonen männlichen und
917,161 weiblihen Geſchlechts
zufammen aus 1,793,068 Einwohnern *).
Dazu kam nun in dem Jahr vom 3. Dechr. 1859 bis
dahin 1860 laut der unten beigebrudten Weberficht, folgender
Zuwachs: |
männlide weiblide Summe
an Geborenen . © 2 2 2 2". . 34,708 33,060 67,768
an Hereingezogenen: oo
a) aus andern Orten des Landes 9,918 12,365 22,283
b) „ fremven Staaten. . . - 449 710 1,159
anßerorventliber Zuwah8 . . . . 16 64 80
zufammen 45,091 46,199 91,290
Davon ift abzuziehen ber gleiägeitige Abgang:
an Seftorbenn . . .. 22,696 21,778 44,474
an Hinausgezogenen:
a) nad) andern Orten des Landes 9,898 12,319 22,217
b) nad) fremden Staaten . . . 2,406 2,081 4,487
zufammen 35,000 36,178 71,178
*) In der Tabelle für Das Jahr 1859 iſt die in Rede ſtehende
Einwohnerzahl zu 1,785,952 fomit um 7116 zu nieder angegeben,
indem es fich heuer zeigte, daß bie bamafige Zählung bei Stutt-
gart Stabt und bei den Oberämtern Nagold unb Ehingen um ben
erwähnten Betrag, zu nieber angegeben war.
154
Es überfteigt fomit in diefem Yahr der Zuwachs ben
Abgang um
männlide weiblide Summe
10,091 10,021 20,112
MWird diefer Ueberfhuß zu dem Beſtand des Borjahrs
gerechnet, fo ergibt fich die ortSangehörige Bevolkerung Würt⸗
tembergs auf ven 3. Dec. 1860
mit 885,998 Perfonen männlichen und
927,182 weiblichen Geſchlechts
zuſammen 1,813,180 Seelen.
Davon entfallen auf den
männlihe weibliche Summe Pro.
Nedartreis . -. . , . 248,500 260,012 508,512 28,05
Schwarzwaldkreis. . , 235,718 244,068 479,786 26,
Saaftkreis . 2... 197,385 205,579 402,964 22,3
Donaufreis.. . . . 204,395 217,523 421,918 23,27
im Ganzen wie oben 885,998 927,182 1,813180 100,00
Es Hat ſomit die Zahl der Ortsangehörigen in allen vier
Kreiſen vom 3. Dec. 1859 bis dahin 1860 zugenommen, und
zwar im
männl. weibl.“ Summe Proz.
Nedartreiis . 2 2 2020... 8254 3,453 6,707 1,
Schwarzaldfreis . . . . 2484 2413 4,897 1,02
Sapftreis. © 2 22.2.2198 2,139 4,332 1,0
Donaukreis . . .» 2,160 2,016 4,176 0,»
im Ganzen um 10,091 10,021 20,112 1,0
Hieraus ergibt fi, daß die Zunahme im Nedarkreis am
ftärkiten, in Donaufreis dagegen am geringften war, und e8
zeigt fih die Vermehrung abermals in den beiden nörblicen
Kreiſen beventender als in den ſüdlichen. Die Zunahme ift
im Ganzen bei den beiden Geſchlechtern ziemlich gleich geblie-
beit, indem fie bei dem männlichen 1,085 und bei dem weib-
lichen 1,001 beträgt, fomit nur ein Unterfhiev von 70 Ber-
fonen befteht, um die das männliche Gefchlecht höher erjcheint.
Dei Bergleihung der jetigen Bevölkerung der einzelnen
Bezirke mit der früheren ergibt fi), daß eine Zunahme bei
allen 64 Oberämtern ftatt gefunden hat. Die Zunahmen be»
wegen ſich zwifchen 1220 Berfonen == 7,1; Proz. bei Stutt-
158
gart Stadt und 63 Berfonen = O,sıs Broz. bei dem Ober»
amt Wangen.
In den folgenden 12 Oberämtern zeigte fich die Zus
nahme am ftärkften bei |
Perſonen Perſonen
Stattgart Stadt.. 1220 Neuenbürg . . .» 413
Heilbronn . . . „670 Geislingen . . . . 408
Um 2. 2.2 .2.0..589 Dehringen . . . . 408
Stuttgart Amt. . „. 563 Göppingen . . . .. 389
Balingen. . 2. . 474 GEflinden . . . . . 383
Heidenheim . . . . 460 u. |. w.
Badnang. . - 420
Die abjolute Bevölterunggziffer war am 3. Dec. 1860
in folgenden Dberämtern
am größten am Tleinften
Stuttgart Stadt. . 45,996 Wangen . . . . 19,356
Um . 2... 2. 38895 Blaubeuren . . . 19431
Nentlingen . - . 37,40 Su . . . . . 20,682
Göppingen . . . 35,495. Tettnang . . . . 21,364
Balingen . . . . 3541 Malie „ » . * 21,809
Heidenheim . . . 34,955 Spaidingen . . . 21,899
Tübingen . -» . » 3986 Horb . . 2... 22,545
Stuttgart Amt . . 33,084 Leutliich . . . . 22,746
Rottweil - . . . 32,700 Baihingen. . . . 23,464
Dehringen. . . . 32,325 Münfingen . . . 23,557
u. |. w.
Die durchſchnittliche Volkszahl für ein Oberamt berechnet
fih auf 28,832 Seelen und diefer Mittelzahl kommen am
nächften die Bezirke: Riedlingen mit 28,349 Seelen, Nagold
mit 28,331 ©., Gmünd mit 28,212 ©., Befigheim ınit 28,549 ©,
und Böblingen mit 28,594 Seelen.
Die Differenz zwifchen dem Marimum und Minimum
der Bevölkerung eines Oberamts (Stuttgart Stadt) ftellt ſich
62,4 Prozent über jene Mittelzahl, während das Minimum
(DA. Wangen) 31, Prozent unter demfelben fteht.
Die durchſchnittliche Bevölkerung einer politifhen Ge⸗
meinde berechnet fi auf 948 Ortsangehbrige. Betreffend
156
das Verhältniß der ortsangehöigen Bevölkerung zum Flächen⸗
gehalt, d. h. die Dichtheit derſelben, ſo ſtellt ſich dieſe nach
dem Stand pro 18°%/so wie folgt:
Flächengehalt in geom. auf d. geom. D.M. Zunahme der Dichtheit
Quadrat: Meilen kommen Ortsanwe⸗ der Bevöllerung gegen
fenbe das Borjahr
Neckarkreis 60, 8419 162 —= 1,»
Schwarzwaldkreis 86,7 6534 1 = 1
Jagſtkreis 93,4 4314 47 = 1,0
Donaufreis 113,7 3711 46 — 1,%
Württemberg 354,3 5118 77 = 1,
Die beiden weftlichen Rreife ſtehen fomit beftändig über
ber mittleren Volkspichtheit des Landes, und während bie rela=
tive Bolkszahl des Nedarkreifes jenes Mittel um 64,5 Proz.
überfteigt, bleibt die des Donaufreifes um 37,» Broz. zurüd.
Das Berhältniß der Gefchlechter hat ſich gegen das Vor—
jahr nicht bedeutend verändert und geftaltet fich, laut beilie-
genber Haupt⸗Ueberſicht, wie folgt:
a) Mehrbetrag ber b) anf 1000 männl. Orts⸗
weibl. Bevölferung angeh. kommen weibl.
Neckarkreis 11512 1046,3
Schwarzwalpfreis 8350: - 1035,«
Jagſtkreis 8194 1041,s
Donaufreis 13128 1064, 3
Württemberg 41184 1046,s
Wie feit vielen Jahren fchlägt ſomit im Donaufreis aud)
in diefem Jahr das weiblihe Gefchleht am meilten, im
Schwarzwaldkreis am wenigften vor.
In den nachbenannten Oberämtern zeigt fi) das Ueber-
gewicht der weiblichen Bevölferung am beveutendften:
Mebrbetrag der weibl. Sexual⸗Proportion
Bevölterung männl. weibl.
Biberach 1392 1000 = 1098,
Neresheim 1032 „ == 1085,
Blaubeuren 13 an = 108,
Böblingen 1110 m = 1080,s
Göppingen 1243 „ = 1072,
157
Mehrbetrag der weibl, Serual-Proportion
DBevöllerung männl, weibl.
Münſingen 743 " = 1965,1
Leonberg 892 n» — 1062,
. Rottweil 982 „ == 1062,
Eßlingen 904 „ = 1061,
Stuttgart, Stadt 1366 „ = 1061.
Ellwangen 890 "» — 1059,
Nur in einem einzigen Oberamtsbezirk, in Künzelsau, ift
die männlihe Bevölkerung um 265 höher als die weibliche,
und es treffen heuer dafelbft auf 1000 männliche, 983,: weib⸗
liche Berjonen.
Nah den vorliegenden oberamtlihen Liſten wohnten am
3. Dec. 1860 von ten Ortsangehörigen des Königreichs im
Auslande, und zwar:
männlide weiblide Summe
a) mit Heimathjcheinen oder mit
Borbehalt des württ. Staats-
bürgerrechts. 2. . 24,472 16,964 41,436
b) ohne eimathfiein 00.0. 6,713 3,268 9,981
Im Ganzen 31,185 20,232 51,417
Hienach wohnen im Ganzen 51,417 Württemberger =
2,3 °jo der ortsangehörigen Bevölkerung im Ausland, und
zwar 31,185 = 1,7» Prozent männlihen Geſchlechts und
20,232 = 1,11 Proz. weibliden Geſchlechts.
Unter den vier Kreifen des Landes zählte der Schwarzwald⸗
kreis, wie in früheren Jahren, jo auch heuer wieder Die mei»
ften im Auslande wohnenden Ortsangebörigen, nämlich 21,344
oder 4,ıs Prozent feiner Bevölferung. Die wenigften dagegen
fonımen auf den Donaukreis 7362 — 1,15 Prozent feiner
Bevölkerung. |
Unter den einzelnen Oberämtern erfcheint die Zahl der
im Auslande wohnenden Württemberger
in am größten in am kleinſten
Balingen. :. . . . 2468 Hanensburg . . ... 149
Horb..... 1789 9 Suulgu ...... 18
Rottweil. . . . . 1419 Gaiborf . 2.166
Dberndorf . . . . 1668 Walbfe . . ».. ..1%0
Rottenburg . . » . 1660 Reutlih . . 2. . .. 240
158
am größten am kleinſten
Schorndorf . © . . 1445 Geißlingen . . . . 240
Nagold . . 2. ..1865 Ehingen . . 2... 266
Neuenbürg . . » » 1354 Meresheim. . . . . 288
Befigheim . . . » 1330 Wangen . 2. 2... 289
Göppingen . . . » 1310 Bberndd . 2. 2.29%
Kirchheim . . . . 125 Ulm. . ..
Künzeldau . . . . 160 Uah . . 2... 324
u. f. w.
Der vorigen Zählung ‚gegenüber hat fich die Zahl ber im
Auslande lebenden Angehörigen um 688 Perjonen vermindert.
Im Schwarzwaldkreife beträgt bie Verminderung 1810 und
„Jagſtkreiſe ... .. .... 47 Seelen
zufammen 1857 Seelen
v» Nedarkreis ergibt ſich eine Vermebrung von 547 u
» im Donaufreis von . . . 0.0.62 u
=
zufammen 1169
E8 beträgt ſomit die Gefammt-Verminderung 688 Perfonen.
Hiebei ift aber zu bemerken, daß die Angaben einzelner
Gemeinden, namentlih von Stuttgart Stadt und Oberamt
Tübingen lüdenhaft find, indem die betreffenden Behörden er-
Härten, daß es unmöglich fey, die im Ausland wohnenten An-
gehörigen genau anzugeben.
Bewegung der ortsangehörigen Bevöllerung im
Jahr 18°%o und deren numerifhe Berhältniffe.
1) Die Zahl der Geborenen, einfchlieglih der Todtgebo-
renen hat betragen:
eheliche uneheliche
im männl. wei. Summe männl. weibl. Summe
Neckarkreis 8,259 7,970 16,229 1,411 1,321 2,732
Schwarzwald. 7,965 7,466 15,431 1,323 1,346 2,669
Jagſtkreis 6,122 5,630 11,752 1,467 1,442 2,909
Donaufreis 6,901 6,573 13,474 1,260 1,312 2,572
Württemberg 29,247 27,639 56,886 5,461 5,421 10,882
.159
-un Ganzen
_ männliche weiblige Summe
Nedarkreis . 9,670 9,291 '18,961
Schmwarzwalbfreis . 9,288 8,812 18,100
Sagftlreis . . . 7,589 7,072 14,661
Donanfreis 8,161 7,885 16,046
Württemberg . 34,708 33,060 67768
Die Summe aller Geborenen verhält ſich hienach zur
Summe aller Lebenden im
ober es — auf 100
Einwohner:
Nedarkreis . . . wie 1:26,42 37,2.
Schwarzwaldfreiid . u 1:26,50 37,18.
Sagftlrei® . . . » m 1:27, 36,8.
Donaulreii® . . 2 mw 1:26,50 38,os.
für das das ganze Land wie 1:26,75 37,s.
Im Ganzen übertrifft die Zahl ver geborenen Knaben
die der Mädchen um 1648 oder auf 100 geborene Mädchen
entfallen 105,0. Knaben. Bei den ehelichen Kindern überfteigt
die Zahl der geborenen Knaben die ver Mädchen um 1608
oder e8 trafen auf 100 ehelich geborene Mädchen 105,8. Knaben.
Bei den unehelihen Kindern wurden nur 40 Knaben mehr ge=
boren al8 Mädchen, und es kommen hier auf 100 außerehelich
geborenen Mädchen 100,r. außerehelih geborene Knaben.
Was die einzelnen Bezirke betrifft, fo zeigte fich in bie.
fem Jahre die Fruchtbarkeit ver Bevölkerung
am größten am tleinſten
auf 1000 Einw. auf 1000 Einw.
kommen Geborene kommen Geborene
im O.⸗A. im O.⸗A.
Münfingen . 1,081 45,20. Wangen . 474 — 24,0,
Urach. 1,236 — 44,20.. Tettnang . . 653 = 30,s.
Um . . „ 17099=43.. ÖOerabronn. . 939 = 31,ss,
Heidenheim . 1506 43,22. Hal . . . 837 Bi.
Ehingen . 1,132 = 42,0. Mergentheim . 954 — 32, 6.
Saulgau . 1,014 = 42,0. Leutktirch 751 == 33,08,
Blaubeuren. 820 42,20. Horb . . 163 = 33,84,
Aalen . 1,101 = 39,8. Herrenberg 845 — 3517.
Biberad) . 1,174 — 39,2. Waldſee . 767 = 35,18.
Freudenſtadt 1,202 = 38. Sulz . 765 = 37 ır,
"160
Im Ganzen ift die Ziffer der Geborenen heuer Feiner
als im Jahr 1859 und zwar bei ven Knaben um 892 und
bei ven Märchen um 634, zufanımen 1526 oder um 2,10 Proz.;
am erheblichſten zeigte fich diefe Abnahıne im Schwarzwalb-
freis mit 5683 —= 2,00. Prozent; am Heinften im Donaufreis
mit 208. == 1,26. Prozent. .
Das Verhältniß der außerehelihen Geborenen zur
Gefammtzahl der Geborenen berechnet ſich pro 18°%/eo, mie
folgt: :
oder auf 100 Geber.
überhaupt kommen uneheliche:
im
Neckarkreis.. 1:5,04 16,8.
Schwarzwaldkreis 1:65,20 17,1.
Sagftlreis. . . . 1:4,0 24,16.
Bonaufreis . . . 1:5, 19,0.
im ganzen Lande . 1:5, 19,11.
Unter den einzelnen Bezirken zeigt fich heuer das nume⸗
riſche Verhältniß der außerehelich Geborenen
am günftigften am ungünftigften
auf 100 Geborene auf 100 Geborene
Fa tommen uneheliche: kommen nneheliche :
mo A. im O.A.
Stuttgart Stadt.. Tao. Gailorf. . 2. . 20,8.
Sanftatt . - 2. 102. Wehhem . . . . 27a.
Reutlingen . » .„ . 10,2. Badnang. . 2 . + 2,10.
Uah. . 2. 0.0.1060. Crailsheim . » . . 34,
Münfingen. .» . . 11 Mln 2.2 22. Bor
Mergentheim . . . 1247. Heidenheim . . - . 19,2.
| Tübingen 0.0. 13,24. Schormtanf. . . . 192.
. Wie bei der Zählung im Jahr 1859, war ſomit auch heuer
im Oberamt Gaildorf die Zahl der unehelichen Kinder nahezu
4mal jo groß als im Bezirk Stuttgart, Stabt, indem fi) das
Verhältniß geftaltete wie 29,08: 7,0.
2) Öeftorben find von der ortangehörigen Bevölkerung
(einfchlieglich der Todtgeborenen) vom 3. Dezbr. 1859 bis
dahin 1860:
161
. ar auf 1000
bend. trafen
männl. weibl. Summe Mort.⸗Verh. Geforpene im
Medarkreis . . 6,121 5,681 11,702 1:43,00 23...
Schwarzwalbfreis 5,710 5,613 11,323 1:42,07 23,0.
Jagſtkreis. . 4,970 4,653 9,629 1:41, 23,
Donauleeis . . 5,895 5,831 11,726 1:35,08 27,7.
Württemberg. . 23,696 21,778 44,474 1:40,17 24.
Bei der weiblihen Bevölkerung war ſonach die Zahl der
Sterbefälle um 918 niedriger als bei ver männlichen, und im
Allgemeinen trafen auf 100 weibl. Geftorbene 104,.1. männl.
Seftorbene. Das Verhältniß der Geftorbenen zu den Lebenden
berechnet fih im Allgemeinen bei dem männlichen Geſchlecht
=1:39,4 und beim weibliden S 1: 42,7.
In den 4 Rreifen hatte im Verhältniß zur Bevölkerung,
wie auch früher, der Donaufreis die meiften, der Nedarfreis
die menigften Sterbefälle, und es ftellt ſich überhaupt das
Mortalitäts-Verhältnig günftiger im Neckar- und Schwarz⸗
waldkreis als in den beiden andern reifen des Landes.
In den einzelnen Oberämtern war das Sterblichkeitsner«
hältniß beuer
am günftigften am ungänftigften
von 1000 umgehbri en Bon 1000 Yingehöri es
in OM. And geſtorthen. oa. And geflorben
Dberndorf . . » » Our. Um... 0.0.0. de.
Saldorf . 2... 20,0. Blaubeuren. . . . 31,6.
Befigheim . .» - . 20, Bibrah. . . . . 3l,e.
Stuttgart Stadt . . 20,2. Laupheim . . . . 80,0.
©erabronn . . . . 21, Saulgau . 0. 30,0,
Mergentheim . . . 21,... Münfingen . . . . 30,26.
Spaidingen . . . 21, Ehingen. . 2. . 30,20.
Horb. 2. 00020. 22,5. Miedlingen . » . . 29,74.
Baihingen 2 2... 2. Balm. . 2. 000. 28,88.
Sul)... . 23,00. u. ſ. w.
Der Zählung im | vorigen Fahr gegenüber bat die Ziffer
der Geftorbenen in 62 Oberamtö-Bezirken ab- und in 2 zu-
genommen. Im Allgemeinen find heuer 10,343 Berfonen
weniger als im vorigen Jahr mit Tod abgegangen (und zwar
männliche 5,379 und 4,964 weibliche).
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 11
162
Im Bezirk der Stadtdir. Stuttgart find heuer 513 männ—
liche und 449 weibliche Angehörige, zufanımen 962 geftorben. Das
Mortalitätsverhältnig ſtellt fidy hier fomit wie 1:47,88. (oder
von je 1000 Angehörigen ftarben 20,21.) und es ift biefes
Verhältniß nicht nur befier, als das für den Nedarfreis
(1:23,.1), ſondern auch günſtiger als das vom ganzen Lande
(1:24 8).
3) Verhältniß der G eborenen und Geſtorbenen. Im ganzen
Lande kommen durchſchnittlich auf 1000 Geſtorbene 1524 Ge⸗
borene und auf 1000 Geborene 656 Geſtorbene; ſodann trafen
mit Unterſcheidung der Geſchlechter bei dem männlichen Ge—⸗
ſchlecht auf 1000 Geſtorbene 1529 Geborene und beim meib-
lichen Geſchlecht auf 1000 Geſtorbene 1518 Geborene. Der
Ueberſchuß der Geborenen über die Geſtorbenen, oder der
natürliche Zuwachs vom 3. Dezbr. 1859 bis dahin 1860 beträgt:
Prozent der
im männl. weibl, zuſammen Bevolkerung
Nedartreis . . 3,549 3,610 7,159 1,«s.
Schwarzmwalpfreis 3,578 3,199 6,777 1,as,
Jagſtkreis. . . 2,619 2,419 5,038 Laco.
Donaufreis . . 2,266 2,054 4,820 1,0.
im ganzen Yande 12,012 11,282 23,294 1,sss.
Unter ben einzelnen Bezirken hatten die folgenden heuer
ven bebeutendften Zuwachs:
männl. weibl. zufammen
Stuttgart, Stadt . . 281 302 588,
Amt. . . 284 285 569,
Freudenſtadt. 2... 97 286 563.
Heilbronn. » . . ... 253 303 556.
Heidenheim . x... 296 258.554,
Balingen . 2 2 2....306 238 544-
Neuenbürg . 2.258 262 520.
Eplingen . . 2... 227 281 508.
Nürtingen © 2... 258 227 486.
Marbach . . . . 266 213 479,
u. ſ. m. |
Der umgelehrte Fall, ein Ueberfhuß ber Geftorbenen
über die Geborenen fam in dem abgewichenen dahr nicht vor.
11 DE Ber
168
Mit dem Vorjahre verglichen, vermehrte ſich der natürliche
Zuwachs im Ganzen bei dem männlichen Geſchlecht um 12112
und bei dem weiblidyen um 11282, jo daß die Geſammtzu—⸗
nahme 23294 Perſonen beträgt.
4) Betreffend die Wanderungen, fo find in dem Jahre
vom 3. December 1859—60 in das Königreich
aus fremden Staaten nad fremden Staaten
eingewandert ausgewandert
im männl. weibl. zufam. männl. weibl. zufam.
Nedarkreis -. . . . . 137 201 338 660 553 1,213
Schwarzmwaldlreis. . . 92 139 231 945 751 1,696
Sartre. 2 2 2 2.94 178 272 445 422 867
Donanfreis . . . ». . 126 192 318 355 356 Til
im ganzen Königreihe . 449 710 1,159 2,406 2,081 4,487
Die Ziffer der Eingewanderten verhält fi zu der ber
Ausgewanderten wie 1: 3,371 oder auf 100 Ausgewanderte treffen
25,83 Eingewanberte; hieraus ergibt fid), taß die Auswande⸗
rung im legten Jahre gegen das vorige um 950 Perjonen
fidy vermehrt hat.
Weitere detaillirte Notizen gewähren tie angehängten
Tabellen.
11*
164
Hauptüberficht über den Gang der
*
A
»ölferung -Württembergs vom 3. Dezember 185%/,,.
a
Li
*
SR
a
3
166°
Bevölkerung Württembergs vom 3. Dezember 185%...
*
3
=
E
. bi
Br
x
*
*
167
168
Hauptüberficht über den Gang ber ftaatdangehörigen
Probe.
Zuwachs: Abgang:
875907917161122696]21778
29247| 27639| 9898112319
PR al 2406| 2081
91 35000/36178
3449| ziol 135000)36178
__16| __64 Auferorbentliher Zuwachs.
Bufammen : 920998963360
Abgezogen: 35000] 36178
‚Bteisen: 886998|927182
48131:
1:
Bevölkerung Württembergs vom 3. Dezember 185%,
10091 100241 20112 Sn
Zunahme von 18%, 20112
42304|14400 Hinansgezogene.
40367]13075 Hereingezogene.
TR
= F62 Wnapme durch Answandernng.
+ 23294) Natürliche Juwachs.
+ 80) Außerordentlier Zuwachs.
+ 374
— _3262
FM? Zunahme pro 183969 wie oben.
Zur Vergleihung der heurigen Beröfferungsergebniffe
mit denen von früheren Jahren mögen ſchließlich vie folgen-
den Ueberfichten dienen, in welden bie Hauptmomente über
den Stand und Gang ber ertsangehörigen Bevölterung Würt-
tembergs für den Zeitraum von 1850 bis 1860 zufammenges
ſtellt find. I
Größe der ortsungehörigen Bevölkerung in den einzelnen Jahren
des Decenniums von 18°%/eo,
ſchnitt.
In dieſem Decennium fand alſo 5 mal eine Zunahme und
5 mal eine Abnahme ter angehörigen Bevölferung ftatt, wobei
fid) die Ertreme in den Jahren 18°%/s« und 18%%/eo (beziehungs-
weife 20,173 und 20,112 Seelen) faft ausgleichen und die wirk-
lie Zunahme ſich durchſchnittlich auf 381 Perfonen oder auf
0,021 Prozent per Jahr berechnet. Die Gefammtzahl der Orts-
angehörigen Württembergs hat in ven legten 2 Fahren wieber
zugenommen und nähert ſich gegenwärtig dem Stand von 1851.
“udpl
396 :1 1 102° c66’8 068 Me 668 tos'ze_| se: 1 Sr _ | 81669 [plan
| Bee | zur | Br | or:ıı 816 ren | S9a :ı | 869° | 89229 VRR
GEL :3 | zero | LEC'E on | ZB Eee | 218 | cz :ı | 906° | 96769 | 6%Veca}
ser :ı| 006€ | +76’ seo | ze: | 688 oerve | 92 :ı | 0861 | Cz8’89 |ıssr
ger :ı | Tess | z1e9 se6 | ze :ı | Er are | Bız:ı | 7267 | 07809 |ISı
66p: 31 zuge | Avril c98 WwirE:E | 66 ze | eg ir | 662 | 6rT1g |Vecyr
GE :ı| IsC'v | 2LE'C ge8 | BCE :E | 287 neo | MER: | 208° | 26765 [BR
18. :F| 66902 | 0zE'ız |: 199 Wie: GE 1908 | BE: | E21 | 210’8c |P%esgı
BEI Er Een | Zn | Be | er) Be | 0025 | Bez:ı | 1087 | 69E'19 |%%z08H
zen :5| 29280 86 | ee: | warn | 9995 | ga :ı | 809° | voR’eg |HıcBr
spe :5| 082° | 001°9 00 EE:T I Ezer | VoL’es | Wer :ı | 802% | 98E12 |oBT
DAR | moaaiqꝛg | UNUNIO | naunıg | qaolꝰ | "aaılag | wsguug | wauaogag|.
ang ag ja] Gou|’auıaa) and gung juupm 2329| av gmnpqueg “938 aoↄq a9yv 8
m: Inpfagan | arsguvaudeng nz [NUDE -ıyagıgang | amung [EHNANDIE| -yagagayg | mung E
- wag
uaobunaoquv uag103@ uꝛaoqoꝙ ahv
"08T MU, maq m HuRymI HIHI vunaayjgaagg usBıragaßuogjro 2394 Bundamag
U
173
‚In dem Decennium won 18°%/co wurben 639,129 Kinder
geboren; dagegen find in demſelben Zeitraum 529037 Ber-
fonen geftorben, jo daß ein natürlicher Zuwachs von 110,092
Seelen verbleibt; es find jedoch in diefen 10 Jahren 85,951
Perjonen ausgewandert, dagegen aus andern deutfchen und
europäifchen Staaten, nur 8,904 eingewandert, fo daß fi
ber Verluſt an Menſchen durch Wanderung auf 77,047 berech—
net und alfo von obigem natürlichen Zuwachs nur noch 33,045
Geelen (oder per Jahr 3304,5) als natürliher Zuwachs übrig
bleiben.
Hinfihtlih der Zahl der Geburten und der Sterbfälle
ericheint das Jahr 18%/so ſtark verjhieden von ven 9 voran
gegangenen und in beiden Rubriken viel. günftiger, indem
3855 Perfonen mehr geboren und 8430 weniger geftorben
find.
Das Mortalitätsverhältnig ſchwankte in Diefen 10 Jahren
zwifchen ven Ertremen 1: 31,or und 1: 40,7; und blieb 6 mal
unter und 4 mal über dem Durchſchnitt; auch das Nativi-
tätsverhältnig mar ftarten Schwankungen ausgefegt und bewegte
fi) zwijchen den Extremen 1: 25,2 und 1: 33,«7 blieb aber
dabei 5 mal unter und 5 mal über jenem Durdfchnitt.
Die Aus- und Einwanderungen in Württemberg
in dem Iahre 1860.
Nach dem Inhalt der von den Oberänntern an das K. Mi⸗
nifterium des Innern erftatteten Berichte über den Gang der
Aus: und Einwanderungen inWürttemberg in dem
Ralenverjahre 1860 beläuft fi, was zunädft die
I. Auswanderer
betrifft, deren ..
u 1) Zaͤhl
auf 3613 oder auf 133 mehr, als im Vorjahre, wo es deren
3480 (vergl. Jahrb. 1859 beft Il. ©. 85) waren. Davon
famen
auf den Mecarkreis .. 1,162 ober 32,16 /
n » Schwarzwaldkreis 954 m 26,
„m Bagfiieis . u. 79 m 2, u
”" non Donaufteis . » 68 u 19,5:
für das ganze Rand . . 3,613 oder 100,0°/o
Das Berhältnig der Auswanderer zur Bevölkerung geſtel- |
tete fi) hiernach :jo, daß 1 Auswanderer fam :
im Nedarlreis . . auf 426 Einwohner
Schwarzwaldkreis „ 494 "
" Jagſtkreis 0.0 495 0)
n Donaufreis . . n 595 n
Durdfehnitt. ſomit . 492
Am zahlreich ſten waren bie Auswanderer in ben Obere
ämtern
S
174
Kirchheim, . . wo 134 Berfonen auswanderten
Neuenbürg, . » 142 n n
Horb 0.0. „ 132 " ”
Künzelsau, . n 124 " "
Mergentheim, » 121 " "
Zuttlingen, . » 19 u "
am feltenften aber in den Oberämtern
Waldſee, . . mo nur 10 Perfonen ausmwanderten
Biberach, on "16 ” n
Welzheim, *
Ehingen, un 18 u n
Miünfingen,
Ravensburg, nu 19 u
Meberhaupt zeigte ſich auch im Jahre 1860 bie Auswans
derungsluſt wiederum in den öftlichen Kreifen (Jart- und
Donaukreis) weit geringer, als in ven weftlidhen (tem Neckar⸗
und Schwarzwalpfreife).
Die Zahl der ftattgehabten Auswanderungen war
und; im Neckarkr. Schwrzwkr. Jartkr. Donaulr. auf.
Baden.» .... 71 81 52 60 264
Dayan. » 2» 0... 20 103 132 280
Preußen 4
a) ohne Hohenzoll. Ä 6 9 7 SB 8
b) ven Hohenzoll. Landen 7
Defterreih mit Ungarn : 28 -
anderen deutjdh. Staaten 59: 62 46
Shm ....:.. 38.
Tranfreih . . 7
Rußland mit Polen 2
anderen europ. Staaten 16°
. Aien (finbien) .. 20 77 ı 1 29
Attila . - . .. 3.
Norvamerila - . . - 865 : 665 480 280 2,280
Südamerika . 1 4 1 2 10
Auftralien. . CB 14 8 5 52
1,162 7% 698 3,613
Wie feit einer Reihe von Jahren gieng alfo auch heuer
wieder die Dauptrichtung der Ausgewunderten nah Nordamerika,
175
indem 63,1 °/o aller Auswanderer fid) borthin wandten. Nicht
unbeträchtlid war übrigens aud wie in früheren „Jahren
die Zahl der Auswanderungen nad Auftralien. In die an
Württemberg grenzenden Staaten ſind 18,5 °/o aller Ausge⸗
wanderten übergefiebelt.
2) Geſchlecht.
Unter den Ausgewanderten befanden fi):
männlihe (%/) weibliche (%,)
im Nedartreis . . 696 34,5 466 29,2
„Schwarzwaldkreis 529 26, 425 26,7
„Jartkreis... 421 20» 378 23,
» Donaufreis . . 373 18 325 20,
zuſammen 2,019 100, 1,594 100,0
fo daß aljo men '
1 männlicher 1 weiblicher
Au Siwanderer Auswanderer
im Neckarkreis auf 349 m. Einwohner auf 542 w. Einw.
" Schwarzwkr. v„ 438 n " n„ 565 u m
„Jartkreis vn 460 u " n 534 uw n
» Donaufreis „» 539 ⸗ u un 60 0 m.
„ Durchſchnitt „ 430 n » 570. n n)
Die Auswanderungsiuft ift ſomit auch heuer wieder bei
dem miünnlichen Gefchlecht ungleich ſtärker geweſen, als bei
dem weiblichen.
Unter 100 Ausgewanderten waren
im im im im in
| Nekartreis Schwarzwaldkir. Yartlreis Donaufreiis Wuürtt.
männliche 59,9 55,5 52,7 534 55,
weibliche 40,1 ‚445 47, 46,6 44,1
100, .100,0 100,0 100,0 100,0
Die meiften männlidgen Auswanderer hatten Neuenbürg.
mit 77, Mergentheim mit 75 und Zuttlingen mit 63 Perfonen,
die wenigften die Oberämter Welzheim (4), Münfingen (5),
Walpfee (6 Berfonen); bein weiblichen Gefchlecht erfcheint vie
Zahl. der Auswandernden am größten in den Oberäntern
Neuenbürg (65), Kirchheim (64) und Künzelsau (62 Perforen)
und am Eleinften in den Dberämtern Waldſee (4), Biberach
(6) und Ehingen (9 Perſonen.)
176
3) Familienverhältniß.
Ueber das Alter der Auswanderer geben die oberamtlichen
Alten Feine volftändigen Notizen an die Hand, dagegen geht
aus denſelben hervor, daß betrug:
im im im im in
Neckarkr. Schwarzwir. Jagſtkr. Donaukr. Württemb.
die Zahl m. m. m. m m m. w. m. m
der verehelich-
ten oder vers
wittwet. Aus-
wanderer .. 67 58 64 56 33 22 36 28 200 164
der mit ihren
Eltern aus—
gewanderten | |
Rinder. ... 89 97 5 71 390 19 25 29 199 216
bie ber jelbft-
ftäntigen led.
Auswanderer 524 297 389 270 326 301 307 259 1546 1117
und die der mit
ihren Müttern
ausgewander⸗
ten unehlichen
Rinder ... 16 14 21 8 32 36 5 9 7A 97
696 466 529 425 421 378 373 325 2029 1594
fo daß ed waren .
im im. im im in
Neckarkr. Schwarzwkr. Vagſtkr. Donaukr. Württemb.
der m. im. m. m mu. w. m. ms m m.
Berebel.ı.
Berwittw. 9,e 12,5 121 133 78 dr 91 86 9» 10,
Erw. Led. 75,3 63,7 73,5 63,5 77, 79,7 82,3 79,7 76, 70,4
zuſ.d. Erw. 84,0 76,2 85,6 76,7 85,2 85,4 92,0 88,5 86,5 80,1
» finder 15,1 23,8 14,4 23,5 14, 14,00 80 11, 13,5 19,6
100,0 100,0 100,0 100,0 100,» 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Semit find ungefähr '/s der Auswanderer Kinder, welche
mit ihren Angehörigen ausmwanderten, während nur ungefähr
2/0 aus. Berehlichten und ber Reſt aus levigen Erwachſenen
beſteht. |
177
4) Eonfeffion.
Unter 3,613 Auswanderern waren
im im im im
Neckarkr. Schwarzwir. Jagſtke. Donaukr. Wuürtt.
Evangel. ꝛc. 1,057 606 493 242 2,398
Katholiken 89 328 270 445 1,132
Iſraeliten 16 20 36 11 83
1,162 954 769 698 3,603
Nach der lerien Bevölkerungs-⸗Aufnahme vom 3. Decbr
1859 befanden ſich unter 100 ortsangehörigen Einwohnern des
Königreichs:
Evangeliſche und Diſſidenten 68,50 %/o
Ratholilen - . 2 2.2. 80,75 %/o
Seraeliten - . 2 2 0. Oslo
Auf 147 israel, Einwohner fam mithin 1 israel. Aus-
wanderer, auf 478 kathol. Einwohner 1 kathol. Auswanderer
und auf 511 evangel, Einwohner 1 evangel. Auswanderer.
5) Beruf und Gewerbe.
Infoweit die in dieſer Hinfiht vielfach mangelhaften
Liften der Oberämter Auskunft gaben, gehörten die felbftftän-
digen ledigen oder verheiratheten beziehungsmweife verwittwe—
ten Mannsperfonen, deren es im Ganzen 1746 waren, fol-
genden Berufs⸗ oder Gewerbeklaſſen an: Ba
"30
I. Denlandwirthichaftlicden Gewerben ver Bauern, Tag:
löhner, Weingärtner, Gärtner, Schäfer, Förſter,
Waldarbeiter u. few. Zul 2 2 2 0 200 4 427
11,0 °/o
UI. Den verfchiedenen Gebieten ver Induſtrie. ...492
und zwar: (13,00/0)
1) Den für Herſtellung von Nahrungsmitteln thäti-
gen, beſonders ven Gewerben der Bäder (52), Mül-
ler (14), Bierbrauer (16), Mebger (29), Wirthe
und Kellner (6), zuſ... . . 117
2) Den die Yertigung von Kieidungsſiücken be⸗
zweckenden Gewerben, namentlich denen der Schnei⸗
der (36), Seckler und heurſchner 9 Schuſter (62)
u. ſ. w. u... ... . + 100
Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 12
18
und
3) Den Gewerben, die fih auf Herftelung, Ein⸗
rihtung und Ausftattung von Gebäuden beziehen,
als denen der Schreiner (29), Maurer (32), Stein-
bauer (7), Schloffer (5), Zimmerleute (4), Glaſer
(3), Geometer (1), Arditelten (2), Hafner (3),
Ziegler (4) u. ſ. w. ul. » 2 2 2.0. 95
4) Den für häusliche Zwecke thätigen Gewerben,
bejonders denen der Huf-, Zeug-, Nagel-, Meſſer⸗,
Hammer» und Kupferfhmiede (41), Gold» und
Gilberarbeiter (4), Wagner (23), Küfer und Kübler
(14), Sattler (10), Sailer (5), uf. . . » 98
5) Den Fabril- und Manufakturgewerben: . 78
zwar:
a) mechanischen (Weber (32), Zeug: und Tuchmacher
(19) u. f. w.) zuf. 67
b) chemiſchen, worunter Gerber (8) und Färber (2)
IH,
V.
u. ſ. w. zuſ. 11
6) Den typographiſchen Gewerben, zuſ.... 4
Ferner gehörten an:
Den mit Handel und Verkehr beſchäftigten Klaffen,
(worunter 8 Kaufleute und Hanbelsleute), zuſ..
11
(0,3 °/o)
IV. Den wiſſenſchaftlichen und künftleriichen Berufsarten
und zwar dem
Verwaltungsfach (morunter 3 Schreiber) 5, Medici-
nalmwejen (worunter 3 Aerzte und 2 Apothefer) 6,
dem geiftlihen Stande und Lehrfah 4 (2 evangel.
Geiſtliche, 1 kathol. Geiftlicher, 1 Candidat des kehr—
amts, den Kunſtfächern (6), zuſ.
(0, "
(0, 1 %)
Im Ganzen 954 (26, °/)
fo daß die Zahl derjenigen felbftftändigen männlihen Auswan-
berer,, bei welchen der Stand oder Beruf nicht angegeben ift,
fih auf 792 oder 21,0 %/o beläuft.
Dem Militärftand
Als
6) Grund der Auswanderung
iſt nach ben oberamtlichen Alten angegeben:
7129
1) Eintritt. in fremde Civil⸗, Kirchen⸗ Ä
oder Militärdienfte in. - © . » Adälen (O0, %)
2) Berebelihbung n . » 2 2. .9%8 uw (27,1 °/)
3) irgend welcher fonftiger Umſtand,
namentlich Nieverlaffung in. . . 2631 , (72,s °/o)
3,613 Fällen (100,0 °/o)
7) Betrag des erportirten Vermögens.
Die dem Rande dur Die Auswanderung entzogenen Baar⸗
ſummen belaufen fidh:
im Nedartreis . . auf 443,784 fi.
- n Scmarzwaldfreis „ 372,503 *
" Jagſtkreis 2.0 891,215 "
D Donaukreis .. *4 370,848 "
» Württemberg . . » 1,578,350 fl.
Im Ganzen wurden an Geldkapital erportirt:
nah Baden . » . . ... 193,435 fl.
"» Byean. - 2: 2... 162410 „
» Breußen m, Hohenzollern 85,685 „
" Oeſterreich ..... 58260
„anderen deutſchen Ländern 89,960 „
u Schweiz .... 48,750 u
Frankreich FE 9,830 u
„ amderen europ. Stunten 28,300
» Norvameria . . . . 879,400 »
» Süvdameia . - . . 4400 u
" Alien, een. 2,540
ve Auftralien . . . . . 15,380 »
1,578,350 fl.
Außer diefem Betrag wurden nım aber noch an einzelne
unbemittelte Auswanderer 8,490. fl. aus öffentlichen Kaſſen als
Beiträge zu den Reiſekoſten ausbezahlt und zwar:
int Nedareeiis . . 2,325 fl.
" Schwarzwaldkreis 2470 u
" Jagſtkreis ... 1,947 u
:# Donaukei8 . . 1,748 "
zuſammen 8,490 fl.
12*
180
fo daß der Gefammtbetrag bes durch Anewanderung dem Lande
entzogenen Baarvermögens fich auf:
1,586,840 fl.
beläuft.
| II. Einwanderer,
Die
1) Sefammtzahl
ber Einwanderer belief fi im Kalenderjahre 1860 auf 954,
alfo (gegenüber der Zahl der Auswanterer weniger 2,659
oder) 13 mehr als im Vorjahre. Hiepon kamen auf ven
Nedartr. . 264, ſo daß 1 Einwanderer auf 1871. Einw, kommt
Schwarzwkr. 1831. „ " " ‚2665 u "
Jagſtkreis .26v u m n u 175 n
Donaufreis 283” v» m m) „ 1468 n "
f. d. g. Land 954 . 1864
Bon dieſen Einwanderern kamen aus
Baden. 2 22.0.8997
Bayern. 2 220.20. 8316
Preußenm. Hohenzollern 89
Oeſterreich . . 38
anderen deutſch. Lanbern 72
der Schweiz..... 65
Frankreich 2.20. 04
Rule . 2.2.6
anderen europ. Ländern. 49°
Norbamerin . . » » 18
| 7
Was ſodann das Ä
2) Gefglegt
der Cingemanderen anbelangt, "fb- gehörten an
Ä mannlichen. weiblichen
im Nedarkreie . ..1% 144
» Schwarzwaldfveis . -:92 89
„Jagſtkreis . . 102 124
„ Donaufreis ... . 1%. . 154
für das ganze Land . 443 511
181
fo daß die Einwanderung beim weiblihen Geſchlecht auch heuer
wieder um ein ziemliches größer war, indem auf 100 Ein-
wanberer männlichen Geſchlechts 115 Perſonen weiblichen Ge«
ſchlechts kamen. Am’ größten war dieſes Uebergewicht im
Jagſtkreiſe, wo auf 100 Perſonen männlichen Geſchlechts 121,5
weiblihe famen.
3) Alter und Familienverhältuiß.
Es beftand bie Zahl der im Jahre 1860 eingewanderten
Perſonen aus
Verehelichten oder Verwittweten
Selbſtſtändigen ledigen Perſonen... 320 373 693
Ehelichen oder unehelichen Kindern, welche
ihren Eltern fogen. ..... |) 87 162
443 511 954
männl. weise. zuſ.
48 51 99
4) Eonfeffion.
Was die Confeſſion anbelangt, fo waren unter den 954
Einwanderern 519. Evangelifche (54,4°/o der evangel. Bevölke⸗
rung), 427 Katholiten (44,: %/o der kathol. Bevölkerung), und
8 Israeliten (O,s %/o der israel. Bevölkerung.)
5) Beruf und Gewerbe.
Bei 110 männlichen Einwanderern (unter 368 erwachſenen
und felbftftändigen männlichen Einwanderern) war der Beruf
oder das Gewerbe nicht angegeben. Von den übrigen 258 da-
gegen gehörten nad) den vorliegenden Alten an der Sektion
der lanpwirtbfchaftlihden Gewerbe. . . . . 158 (16,8 °/o)
der Induſtrie. . . 020.2. 62 (6,5%)
dem Handel und ben Gewerben .... 29 (3,0 °%)
der Wiſſenſchaft oder Fünftleriichen Berufsarten 9 (1,0 %/o)
6) Grund der Einwanderung.
Unter den 954 Einwanderern waren es berjenigen, welche
nad Württemberg zogen Behufs der
Verehelichung . . 518 (54,: °/o)
Nieverlafiung . . 436 (45,7 %o)
182
T) Betrag des Vermögens.
Das von den Einwanderern in das Land importirte Ver⸗
mögen betrug nad) ven vorliegenden Alten im Ganzen 1,372,561
fl., (ſomit 30,690 fl. weniger als im Borjahre), woran
auf den Nedarkreis . . . fallen 439,762 fl. (32,0 °/o)
”» u Scwarzwaldfreis . „» 151,348 „ (11,1 °/o)
"nn Saaftleeiß . . 0. m 394,257 u» (28,7 °/o)
„» nn Donaukei® . . . m 387,194 » (28,2 °))
1,372,561 fl. (100, %)
und zwar famen bievon aus
Baren © 2 2 0 2. 439,760 fi.
Bayern. 2. 2 2. . 423,648 u
Preußenm. Hohenzollern 85,908 „
Defterreich - 20. + 48,386 »
andern deutich. Staaten 163,763
Schweiz. 2... 58, 348 u
Sranfrih. . . . . 39,316 "
Ruflanı . . . 42,240 n
andern europ. Sänbern 57,612 „
Nordameria . . . . 13,580
Darſtellung der Ergebniffe der Ernte im Iahr 1860.
Unter Zugrundlegung der von den Oberämtern vorgeleg-
ten Überfihten über die Anblümung der Felder im Jahre 1860
berechnet fich
A. Der Flächeninhalt des Ackerfeldes einſchließlich der
Gärten und Länder fowie der kultivirten Allmanbtheile, in
abfoluten Zahlen wie folgt:
im Nedarfreis . . . 502,297 !/s Morgen
» Scwarzwalofreis . 590,329 !/s "
„ DBagftreis . . . 679,301 !/s "
» Donaukeei® . . . 956,892 m
jomit für Württemberg 2,728,821°/s Morgen
a) Davonlagen in der Brache: b) waren angeblümt:
im Nedartreis . . 20,805”/s Morg. 481,391?/s Morg.
„Schwarzwaldkreis 86,04’/s u 504,284? m
” Jagſtkreis .. 130,498 ®/s " 548,802 8/s "
n Donaufeei8 . . 136,669°/s " 820,224 5/s n
im ganzen Sande. . 374,019%/s Morg. 2,354,802*/s Morg.
Was die einzelnen Agrikultur⸗Gewächſe betrifft, fo waren
von. der angeblümten Aderfläche angebaut:
im im im im in
mit Neckarkr. Schwarzwaldkr. Yagftir. Donaukr. Wirtt.
, Morgen Morgen Morgen Morgen Morgen
Dintel 134,2101/e143,851°/s 116,770*/6 237,563°/.632,306—
Einforn 6,0954/s 3,825%/s 3,0031/s 3,406'/s 16,330%/s
Emer ge Tale 5 78- 30618
Winterw. 5,752%/s 9,129*/s 10,510°/s 1,387°/s 26,880%/a
Winterrog. 9,239*/s 9,070°/s 45,382°/s 52,864'/s116,556”/s
MWintergerfte 1,749) | 859— 730% 3,520%/s 6,4895/s
Mengefr. 1,369,%/e 3,7715/s 44,636'/s 7, 0292/0 56,806%/s
Binterfr. ae 170,582°/220,730 305,8491/.855,6753/s
184
im im im im in
mit Neckarlr. Schwarzwald. Jagſttr. Donaukbr. Württemb.
Morg. Morg. Morg. Morg. Morg.
Sommertinfel . 174®/s 279° /s 316”/s 347°/s 1,118/6
Sommereinforn 821*/s 349°/s 849°/s 82 2,102*/s
Sommereme . 49 1974/s 113s/s 7483/s 1,108«/s
Sommermaizen 8,471°/s
Sommerroggen 720°/s
- Sonmergerfte . 61,753
Haber. . . . 59,132°/s
Hirfe . ‘ . . 381
Buhmaizen . . 35/8
Mengefrühten. 2,045”/s
1,249e 3,5231 1,458 9,697:
4,628%/s 4,998°/ 10,476°/s 20,823
-50,912%/s 60,7074/s 104,937%/s 278,810%/s
89,272 103,865%/s 155,072%/a 407,342%
21?7/s 284°/s 52!) 7381)
352%. 10 398%
16,836*/a 9,391 8,965%/s 37,239%/e
Sommerftüchten 128,585": 163,7472/e 184,402776 282,145 758,880,
Eıhfen . . . 2,651°/s
Linſen. . . 1,563°/s
Oartenbohnen . 5731/s
Aderbohnen . . 6,159°/s
MWiden . -» » 7413
2,075°/s 4,014 2,0935/s 10,834%)s
4,377? 2,286°/s 6,467'/s 14,694'/e
5647/s 60T 505 2,251 s
2,942°/s 848 779°/s_ 10,730°/4
6,295'/s 8,762 13,238”/s 35,709
Hülfenfrühten 18,361?/s 16,255°/s 16,518°/s 23,085'/s 74,220
Welſchkorn 4,336*/s
19%0?/s 487°/s 504%2/s 5,519°/s
Kartoffeln . . 57,639*/s 60,786%/ 39,443'/s 46,974'/s 204,843°/s
Runfelrüben
a) z. Zuderfabril. 4,686”/s
b)3.Biehfütterung 19,779°/s
Stedrüben . . 2198/s
weißen Rüben . 663
Möhren. . . 70° /s
83,758*/s
Wurzel u. Knol⸗
Iengewädhfen
Kopflohl (Kraut) 3,466/6
Winterreps . . 7,069
MWinterrübfen . 304
Sommerrepd . 1144/s
Sommerrübfen . 154
Mohn. . . . 5,751°e
216/. 90% 1,665*/s 6,65092/.
4,104%/s 8,7845/6 4,453 37,121°)s
3,1996 912% 8,536"/s 13,568%/s
1,00% 656% 2,899%/s 5,219%
219 96 176% 662/.
69,526/s 49,984°/s 64,705%s 267,974%;.
6,0817/s 4,868 4,414°/s 18,829°/s
4,404 8,4127/s 8,208°/s 28,094%/s
3,049%/s 1,055°/s 9,239*/s 13,648°)s
487*/s 411?) A68'/s 1,481°)s
47'/s 129°/e 199®/s 531'/s
450° /a 1922/s -287°/s 7, 682/.
im
mit Nedarke.
Morg.
lachs. 1,523°/s
nf . . 6,794?/s
opfen 476
abat . 355°/s
U. 20. —
rapp... —
zeberdiſteln. 697/.
ichorien. 893/6
andelspflanzen 24,537«/s
them Klee 42,683%/e
uzerne . 14,611%/s
per . 2,636”/ı
uttergewädhfen 59,932%/s
angebaut
mit
Winterdinkel
Wintereinkorn
Winteremer
Winterwaizen.
Winteroggen .
Wintergerfte .
Mengefrüdten
Winterfrüchten
“ ®
überhaupt
im | im
Shwerzwalble. Yagftlr.
Morg.
3,070%/s
8,062'/s
2,039'!/s
14%/s
53°/s
30*/s
21,709
42,459°/s
6,036®/s
7,694?/s
55,101'/s
Morg.
7,189° /s
- 3,420°/a
T51'/s
9
1?/s
1
21,524
38,249!/s
9,270*/s
2,767°/e
im
Donaukr.
Morg.
10,606/s
5,487°/s
872*/s
8°/s
6
34°/s
185
in
Württemb.
Morg.
22,339” /s
23,764%/a
4,138°/e
387/6
38/0
—
157°/s
924°/s
35,418°/s 103,189%/e
89,070 212,462%/e
3,156°/ 33,075
11,8761/a 24,975%/s
50,2874/s 104,102°%/s 270,513*/s
Es waren fomit von der ganzen Ackerfläche, einfchließlich
der Gärten und Länder, fowie der kultivirten Allmandtheile,
Prozente der ganzen Ackerfläche.
im Neckarkr. Schwkr.
27,95
1,15
1,84
. O,s5
0,27
Sommerdinkel, S.-Eintorn
Sommer.-Emer . . .
Sommerwaizen . .
Spommerroggen .
Sommergerfte
Hader .
Hirfe
O,31
0,69
. O,18
D 12,20
12,76
⸗ O, os
31,se
Jagſtkr. Donaubkr.
25,08 17,04 25,10
1, 1,5 O,s
1... 6, 5,
0,15 0,5 O,ar
0, 6,57 O,as
28,00 32,10 31,ss
O1 01 O,s
O1 Os O,s
O8 Or 1,0
8,es 8,04 10,07
15,12 15,20 16,20
0,01 0,01
0,06
DWürtt.
23,70
0,08
4,
0,2
2,08
31,s6
O,16
0,36
O,16
10,0
14,os
0,08
186
(Prozente ber ganzen Aderfläce.)
i mit iur Neckarke. Schwkr. Jagſtkr. Donaufr. Württ.
Buchwaizen 04 — 00 0,0 O, oi
Mengefrüchten ... O4 2,66 1. 0,04 1,87
Sommerfrüchten überhaupt 25,00 27,7. 27,15 29,0 27,51
Erbien . O3 O5 OO, O2 O0,
Rinfen . Os O7 O8 Os OO,
Sartenbohnen. O1 O0 O,oo O0, O,os
., Aderbohnen 1.35 0,0 O2 O,s O0,
Widen. . . .» las 1,e 1.0 1,0 1,3
Hülſenfrüchten überhaupt. 3,006 265 Du 2a 2,72
Welſchkorn _O,e _O,os Or OD, O, æo
. Rartoffeln . il.s 10.0 5a Ar 7,
Runkelrüben
4) zur Zuckerfabrikation 993 0,0 Oo Our On
b) zur Biehfütterung . 3% Or 12 1,ur 1,se
"Stedrüben . O,is O0, Os Oo O,so
weißen Rüben . 01 O1 Oro O0 O,e
Möhen . . » 2 2° 008 Oo 0,2 O8 0,
16,8 il, Te 6,10 9,es
Kopfkohl (Kraut) Oo 1,.s Or: 0O,s 0,
MWinterrepg,
Sommerrepg, 1,2 1.5 1,7 1,0 1,60
Kübfen
Mohn . . 1, 0,7 0, O,s O,es
Flachs . . 0.0 O2 Los AL O,se
Danf . 1.5 1 Os Oo O, es
Hopfen . .. O,oo 0,8 O1 Oo O,ss
Zahl . ... 0,7 — — — 0,0
Dad .. . (u — — — 0,0
MWeberbifteln . 0 0 — — 0a
Cihorien . . ° (O1 0 — — 0,0
Handelspflanzen überhaupt Ass 36 Zur 8,0 8,8
rothem Klee . . 80 7 5,608 9a 7
Luzerne. .. 2,00 1,2 1. Os 1a
Eier . . .. . 0,» 1a 00 Lu O0,
Futterkräutern überhaupt . 11,,s 9,2 7,0 10, 9,02
j 187
in Ruder Satz, Sanfte. Donaufr. wurtt
Angebautes Feld zufam. . 986,66 Bd, 80,10 85,12 86,0
Hiezu bradliegende Ader-
fie . ... . 41 14,7 19,21 14,2» 13,70
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00
B. Nach den oberämtlichen Berichten über die Ergebniffe
der Ernte des Jahres 1860 berechnet ſich ver Ertrag ber
Ernte dieſes Jahres wie folgt:
1. beim Aderban.
Ertrag in einem Ertrag im im Verhältniß zum
mittleren Jahr Jahr 1860 Mittelertrag iſt der
Schffl. pr. Mrg- Shffl.pr. Mirg. 1.9.1860 = 100
im Neckarkreis
Halmfrüchte.
Winterwaizen.. 3a 3,4 106
Sommerwaizen . . 2» 2,9 100
Winterroggen . . . Zu 3,1 100
Sommerroggen . . 2 2,4 ‘90
Wintergafte . . . 3,8 3,6 95
Sommergerfte . . . 4 4,0 93
Din . 2.2.2. %s 7,6 112
Haber . . . 55 5,8 95
Huůlſenfrüchte.
Erbien. . 2.2. 28 Les 82
Linfeen . 2.2.2. Le 1,6 89
Aderbohnen . . . 8 3,7 116 °
Biden . . . 2. 8a 2,8 9%
Wellhlorn . . . . 3 2,9 9
Kartoffeln (Simri) . 154 89 67
im Schwarzwalbdfreis
Halmfrüchte. | Fr
Winterwaizen . . . 3: 3,5 109 -
Sommerwaizen . . 27 . 2 100 -
Winterroggen . . . 3 3,0 100
Sommereoggen . . 2 2,8 104
Bintengerfte . . - 3 3, 97
188
Ertrag in einem Ertrag im im Berhältniß zum
mittleren Jahr FJahr 1860 Mittelertragiftder
Schffl. pr. Dirg. Schffl.pr.Mrg. 1.9.1860 = 100:
Sommergerfte . » - 3,5 4,0 114
Dinfl . . 2 2.60 6,7 112
Hader 2 2 202.2 Yu 4,9 111
Hülfenfrüdhte,
Eıhien . 2 2. 2 1,0 90
Linien . 2 22.030 2,1 105
Aderbobnen . . . 2,5 2,8 112
Widn . 2. 22. Be 2,1 81
Welihlorn . .. . 3, 2,5 83
Kartoffeln (Simri) . 148 113 76
im. Jagſtkreis
Halmfrüdte.
Winterwaizen . » . 235 3,1 124
Sommerwaizen.. 2 2,5 106
Winterroggen . . . 2» 3,2 110
Sommerroggen . . 2, 2,8 108
Wintergerfie -». . . 30 3,1 104
Sommergerfie . -. . 3 3,9 108
Dill . . 2.2. 5 6,4 125
Hader . ... 2: Aa | 40. 121
Hülfenfrüchte.
Eihien . . 2... 28 l,s 70
tinien . . 2... Le 1,s 100
Aderbohnen . . . 2,7 2,0 117
Widn . . 2... 2,7 2,6 97
Welihlorn. . . . 30 2,6 83
Kartoffeln (Simri) . 138 105 76
im Donaukreis
Salmfrüdhte.
MWinterwaizen -. . . 3 3,3 :106
Sommerwaizen . . 24 2,7 109
Winterroggen . . . 2, 2,9 107
Sommerroggen . . 2 Be 7 Be 115
Wintergafte . . „3 » 38 .97
Sommergerfte .
Dinkel
Haber
Erbien .
Linien . .
Aderbohnen
Wicken . .
Welihlorn .
Hülfenfrägte.
Ertrag ineinem
wittleren Jahr
Schiffl. pr. Mrg.
Kartoffeln (Simri) .
im Durchſchnitt
Halmfrüchte.
MWinterwaizen .
Sommermwaizen
Winterroggen .
Sommerroggen
Wintergerfte
Sommergerfte .
*) Die Mittelerträge = gelegt, ftellen ſich Die Ergebnifle:
für
Binterwaizen .
Sommerwaizen.
Winterroggen
Sommerroggen.
Wintergerſte
Sommergerfte .
Din! . .
Haber
Erbſen . .
Linfen
Wide . .»
Aderbohnen . -
Welſchkorn
Kartoffeln . .
1853
105,6
101,9
130,2
119,8
120,4
120,9
3,2
5,8
4,5
2,4
2,5
3,3
2,9
3,0
178
3,0
2,8
2,9
2,4
3,4
3,5
1854
1855
auf
110,,
97
102,3
109,;
101,6
100,8
115,6
102,,
1125
116,
110,0
82,
86,4
72,9
Fahr 1860
Sch
3,0
2,7
3,1
2,5
3,3
3,9
1856
auf
121,5
117,3
110
122
111
80
93
85
80
100
48
des ganzen Yandes*)
189
im im Berbältnig zum
1 hun ih’der
pr. Mrg. i. 9. 1860 = 100
1857 1858 1859
auf
109,4
auf
107,6
95,3
102
109,7
90,9
84,3
102,0
93,4
auf.
10
Extrag in einem Ertrag im im Verhältniß zum
mittleren Jahr Sahr 1860 2 Mittelertrag ift ber
- &hffl.pr. Dirg. Schffl. pr. Mrg. i. 3.1860 = 100:
Dinfel . 2. 2 0.2.6 6,9 125
Haber . . .. 48 5,0 113
Hulſenfrüchte.
Erbſen. 2 20. 28 1,3 77
finfaen . 2 2000... 21 1,» 97
Aderbobnen . . . 2» 3,0 116
MWiden . 2» 2.2.28 2,5 84
Welihlorn . . . . 3,1 2,7 89
Kartoffeln (Simri) . 155 102 67
Bei den übrigen Adergewächjen, für welde die Schätzung
des Ergebnifjes einer jogenannten mittleren Ernte nicht vor-
liegt, berechnet fih der Ertrag per Morgen im Jahr 1860.
Neckarkr. Schwrzwkr. YTagftkr. Donaukr. Wüurtt.
auf auf auf auf auf
Stüde Stüde Stüde Stüde Stüde
Kopflohl . . 3,278 2,640 3,364 3,627 2,977
Eentr. Eentr. Eentr. Centr. Centr.
Möhren . . 107 100 84 74 9
Sceffel Scheffel Sceffel Sceffel Scheffel
Kr . . 0. 3,,7 3,4 3,1 3,1 3,8
Mohn . .'. 2 1,8 1,0 2,1 21
Pfund Pfund Pfund Bfund Pfund
Blade . - . 69 117 112 82 95
Hanf . .. 19 141 . 137 108 134
Eentr. . Centr. Gentr. Eentr. Gentr.
Dopfen -. . . . 3,6 9,8 3,3 2,5 3,8
Saba . . . 6, b,s 5,0 50 . 5,
Der Ertrag des Aderfeldes im Ganzen berechnet ſich
wie folgt:
Aa. Mehlhaltige Abrnerfrüchte.
nach Rauhem
Se See
1) Halmfrüchte. i
Waizen im Winterfeld . . - . 84,643
„ Im Sommerfeld . - . . 26,190
Js
191
Scheffel »q en
Roggen im Winterfel® . . . . 361,643
» im Sommerfeld . . : . 50,570
492,213 824,426
Gerfte im Wintrfld . ... 22,932
„ im Sommefelb . . . .„ _ 1,052,255
1,075,187 2,150,374
Dinkel im Winterfld . . . . 4,617,323
„ im Sommerfeld . . . . 16,000
4,633,323 4,633,323
Haber . . . .. 20021,448 2,021,448
Mengefrüchte, Buchwaizen xc u... 85,000 170,000
2) vutſenfrüchte.
Erbſen . . ln 18,251
inien . © 2 2 2 2 2 nn. 30,769
Widen- 2 2 2 2 2 ne. 87,689
Üderbohbuen . . » 2 2 220 39,331
Öartenbohnen etwa. - . » . . 8,000 u
| 184,040 368,080
3) Welfhlon . . . . . . 15,118 30,236
- 10,419,553
Wird von dieſem Oefammtbetrag in Abzug
gebracht:
1) ver Saatbedarf für 1,592,047 Dorgen,
welche ven mehlbaltigen Körnerfrüchten im
Jahr 1860 eingeräumt fein werben (A 1
Scheffel per Morgen) nad) Rauhem mit . 1,592,047
2) der Bedarf zur Yütterung und Maftung
ber Thiere, das ganze Habererzeugniß, ſo⸗ Er
weit dieſes nicht ſchon unter den Saatfrüd)- U
ten für das Jahr 1860 begriffen iſt, mit. 1,614 103
3) das Bedürfniß der Bierbrauer an Gerſte
(ca, 2! Mil. Simri)..... 6236,000.
zufammen mit .. 3,831,150
fo bleiben für: die Brod u. ſ. w. Confumtion übrig 6,588,403 -
wobei für eine Bevdlferung von 1,690,898 Ortsanweſenden
für das Verbrauchsjahr 18%%cı auf den Kopf 3,.0e Scheffel.
Frucht nad) Rauhem, und vorausgefegt, daß aus 1 Simri
rauher Frucht 1 Ctr. Mehl gewonnen wird, 389,6 Pfund oder
per Tag 1,000 Pfund Mehl kommen.
E8 betrugen die auf 1 Einwohner entfallenden Ouoten.
18/60 2,75
18% /sı 2,50
18°!/oa 2,08
185%/es 3,46
18°%/54 2,48
18%)ss 4,1 Scheffel nad
18°%/s6 3,00 Rauhem.
1886/3, o
18°’/ss A, as
1859/05 3,6
1800/600 3,7
1800/1 3,80
Das Ergebniß der Ernte im Jahr 18% iſt mithin im
Bergleih zu den Ergebniffen der 12 legten Jahre das 3
günftigfte und fteht nur den Ergebniffen ver Jahre 18°*/ss
und 18°7/ss nad).
B. Rartoffeln.
Die Größe der dem Kartoffelbau eingeräumten Fläche be⸗
rechnet fi) auf 57,641 Morgen für den Nedarkreis.
60,78 u » no Schwarzwaldkreis.
39,47 * "» on Jagſtkreis.
46,975 " „ » Donaufkeis.
204,857 Morgen fiir das ganze Rand.
und find auf derfelben, nachdem die Kartoffelfrankheit wieder
in einem erhöhten Grab aufgetreten ift, an brauchbaren Knollen
gewonnen worden:
per Morgen ganzer Ertrag '
im Nedarteis . © . 89 Sti. 6,436,700 Sti.
„ Schwarzwaldfreis . 922 » 5,558,100
n Sagftlreis. . ». » 82 u 3,017,2899 „
" Donaukeid . . . 73" 3,589,521
Württemberg . - » + 84 Sri. . 17,601,620 Sti.
493
wornach ver heurige Ertrag. an gefunden Knollen dein des Borjahrs
gegenüber um 31,1 geringer erfcheint. Wird hievon der Saat⸗
bedarf für 204,851 Morgen, weldye dem SKartoffelbau eiuge-
ränmt geblieben find, A 20 Sri. per Morgen mit 4,097,020
Sri. abgezogen, fo bleiben fir Tas Jahr 18° 13,504,600
Simri oder auf 1 Kopf der. Bevölkerung 7,ser Sri. verfüg-
bar, eine Quote, weldhe unter den letten 12 - Fahren vie
-ftebente Stelle einnimmt, denn e8 famen auf 1 Einwohner
18% 0 8 Simri
189 2, m
1891/52 O,s2 "
185% ss 3,3 m
- 1858/54 3,27 "
1854/05 4,15 "
. 18% 12,04 "
18°®/ 7 9,5 "
18/5 18,0.
‚18°%%/o 18... u
189 14. m
18°°/ 6 8,00 . n
C. Sonftige Adererzeugniffe.
Der Ertrag an Kopfkohl berechnet ſich auf 56,061,250
Stüde; an Möhren wurden 54,530 Ctr. geerntet; Der Ertrag
an Reps belief-fid) auf 141,386 Ctr. und rer des Mohns auf
19,147 Scheffel. Der Fade lieferte (95 Pfund per Mörgen)
21,780 Ctr. und der Hänf (134 Pfund pex Morgen), 31,857
Ctr. Im Ganzen. An Runkelrüben nebft den übrigen Wurzel-
gewägjfen (mit Ausſchluß der Kartoffeln und Möhren), welchen
eine Fläche von. 62,569 Morgen eingeräumt find, mögen etwa
nach ber Durcfchnittsberehnung 9,885,900 Gtr. worden fein.
Dos Futtererzeugniß auf. den Aeckern (Rothklee, Luzerne,
Eſper 2c.) womit 270,514 Diorgen angehlümt waren, berechnet
ſich auf. 10,820, 560° Etr., während diefe Erzeugnifle im Vor—⸗
jahre: ſich auf-10,948,158 belaufen hatten.
Was Güte amd Gewicht’ der biekjährigen Heeergugrif
Württ. Jahrb. 1860. 1 fe
aB4
betrifft, fo lieferten Lie oberamtlichen Retigen folgenbe Er⸗
gebniffe )
für den für den für der für den _ für
Neckarkr. Schwkr. Jagſtke. Donaufr. Württenmb.
Qua⸗ Ge⸗Qua⸗-Ge⸗Qua⸗ Ge⸗Qua⸗ Ger Quae Ge⸗
lität wicht lität wicht lität nid lität wit lität wicht
per Schfil. per Schffl. per Schffl. per Schffl. per Schffl.
Pi. Pfd. Fid. Pd. Pr.
Salmfrlchte.
Binterweizen : 3,0 260 3,2 253 3,3 268 8, 265 83, 263
‚Sommerwejen 8, 242 3, 250 8,5 259 8, 253 3, 251
Winterroggen . 3, 238 3, 244 3, 243 3,3 250 3, 244
Sommerroggen 8,7 235 83,7 229 8,6 239 3, 239 8,6 235
Wintergerfie. . 365 216 39 216 3, 227 35 224 8, 221
Sommergerfte . 3,0 227 3,3 232 8,3 226 3,, 234, 3,2 230
Dinkel 2... 2, 157 31 154 3,3 155 2,9 154 3,0 155
Sılır . .. 8, 159 3, 163 8. 158 2,3 162 3. 160
Hülſeufrüchte.
Erbſen... 35 267 4,0 276 A,276 A,o 279 A, 725
Linſen... Au 268 Aa 261 39 280 3, 281 4,0 272
Nidn . . . Ko 261 A, 253 do 270 A,o 281 A, 266
Aderbognen. . 32 267 Ho 278 3, 270 8,7 283 3,6 278
Welihlorn . . An 237 Ag 232 35 270 3,5 291 AM, 258
Pid. Pfd. Pfd. Pd. Did.
. per Sti. per Sri. per Sti. per Sri. per Sri
Kartoffeln . . An 40 3 39 43 33 Aı 36 A. 38
Korflofl ... 24 2,6 2,5 3,2 2ır
Möhren W 841 3,4 Sı 3,4 3,3
Rep... 2,6 2,4 SI 28 . I
Mon ... du 3, 3a Bs
Hopfen . . . 33 3,4 3.3 37. 8,5
Tabl * . . 8,7 3,6 3.0 3,4 3,
Rothlle. . . Bz 2,8 Fı 3.2 31
Luzerne . . . 3,0 2,9 3ı 3,3 3,
Runfelrübn . 8, 0 3,1 3.0 84 8,1
*) Bei ber Bezeichnung der Qualität ber Erzeugniffe durch
"Zahlen bedeutet: 1 ausgezeichnet, 3 fehr gut, 3 gut, A mittel-
mäßig, 5 gering. Die zwifchenliegenden Dezimalzahlen zeigen bie
größere oder geringere Annäherung an die nächſtfolgende Klaſſe an:
4 B. 3,75 gut mit Annäherung an mittelmäßig; Aue gut bis fehr
ut; 2,05 gut mit Annäherung an fehr gut,
25
- Bei den Halmfrüchten ftellt fich Sie Qualität beinahe durch⸗
gängig zwiſchen gut» und „mittelmäßig,“ nur bei dem Dinkel
fommt im Redar- und Donanfreis biefer Fruchtgattung das
Prädikat vfehr gut“ bis „gut“ zu. Die Hülſenfrüchte gränzen
durchgängig an „mittelmäßig“ und find in den Oberämtern
Freudenſtadt und Münſingen theilmeife nicht zur Reife gelangt.
Weſchkorn iſt im heurigen Jahre weniger als vgut« gerathen
und bat. im Allgemeinen die „Bonitätsklafier mittelmäßig erreicht.
Die Kartoffelernte ift heuer weniger gut ausgefallen, als
in den legten Jahren, indem tie Krankheit derjelben wiederum
ſtark aufgetreten ift und 3,807,128 Sri. zum Genuß für die
Menſchen unbraudbar gemadt hat. Das Prädikat berfelben
jteht etwas unter mittelmäßig. Kopffohl verdiente in 3 Kreilen
tie Bezeichnung „ſehr gut“ bis „gute, nur im Donaukreiſe ift
die Klaſſe vmittelmäßig» erreicht worben.
Die durchſchnittliche Ausbeute an Kernen von 1 Scheffel
Dinkel beträgt:
im Nedartreis . . 3, Eimri
„ Schwarzwaldkreis 3: m"
„Jagſtkreis. . . 33 m
» Donaukeeis . . Zı
in Württemberg. . 3, Simri.
Bon 1 Simri Kernen beträgt das Gewicht
im Neckarkreis . . 33 Pfund
v» Schwarzwaldkreis 32 »
„ Sagftlreis. . . 32 m
om: Donaufreis .. 383 0
in Württemberg . . 32; Pfund.
In den 6 Borjahren haben dieſe Ergebniffe durchſchnitt⸗
lich geliefert:
im Jahr 1854 3, Sinti, — 34,4 Pfund
n » 1855 3,3 " — 34,3 "
" n 1856 3,1 " — 33,8 n
„ non 185734 nu — 352 0
" = 1858 3,ı u — 33,6 u
n aa 1859 3,0 n — 33, 3 "
Das Gewicht der Halm⸗ und Hulſenfrüchn ſtellt ſich
‘296
heuer im Vergleich zu den beiden vorausgegangenen Jahren
auf folgende Weife dar: |
Ä Ä 1860 1859 1858
1 Scheffel 1 Scheffl 1 Sceffel .
Winterweizen . 263 Pfo. 275 Pfd. 274 Pit.
Winterrogden . 244 mn 258 vw 260 u
Wintergerfte. . 21 „= 228 » 225
Winterdinkel.. 15 n 15 „ 197 u
Kernen ... 260 nn 26 » 268 "
Sommerweizen . 21 un 238 » 259 "
Sommerroggen . 235 „ 243 240 n
Sommergeifte . 230 u» 238 » 238 u
Haber .. . 160 » 170 u 166 "
Ein ...275 293 „» 18 u
Rinfen . . oo. 272 n 292 n 288 7;
Widen . . . 266 ” 285 vw 287 „
Aderbohnen . . 278 mn. 23837 u 286 u
MWelfchkorn .. 258 n 284 „ 271
Rartoffe In . . 8304 " 320 vn 328 u
| D. Objtertrag.
Der dießjährige Obftertrag berechnet fih an
Kernobſt Steinobſt
Neckarkreis.auf 6,474,475 Simri 862,075 Simri.
Schwarzwaldkreis m 3,243,650 . 761,600 m
Jagſtkreis oo. n» 2,989,375 m 1 ,1 16,025 nr
Donuufreis .. " 3,597,550 " 400,937 M
Württemberg. . „ 16,305,050 Simri 3,140,637 Simti.
— — — —
Zuſammen 19,445,687 Simri.
Der heurige Obſtertag gehört zu den reichlichſten in die—
ſem Jahrhundert und wird nur von dem Jahrgang 1847, in
welchem 21,547,477 Simri gewachſen find, übertroffen.
E. Wiefenertrag.
Nach ver Schätung der landwirthfchaftlichen Bezirksvereine
wurden an Heu und Oehmd im Durchſchnitt vom Morgen
eingeheimst:
197!
. um Nedartueis . 31 Eentr. | nl
» Schwarzwaldkreis 32 m J
„dJagſtkreis ... 35 n
.» Donaukreis . . OO mn
Durchſchnitt im ganzen Rande 32 Eentr.
Unter ber. in den Württ. Jahrbüchern 1855 |. ©. 18
angenommenen Borausfegung wurden im Jahr 1860 einge⸗
erntet:
an Her . . 18,807,605 Ctr.
an Oehmid.. 9,408,797 Ctr.
| Zufammen 28,211,392 Eir.
Hinſichlich der Dualität erreichte das Heu und Oehmd
heuer nachſtehende Bonitätsklaffen: u
im Nedarkeis . . 3,6
„Schwarzwaldkreis 3,0
” Jagſtkreis .. 2,0
n Donaukreis... 3,8
in Württemberg. . 3
Die nachſtehenden Tabellen weifen die in vorftehendem
Text aufgeführten. Exrnteergebnifie nah Qualität und Quan⸗
tität fpeziell nad und zwar: nad den einzelnen Oberämtern
und reifen und nad) dem ganzen Lande.
190%:
—— —
Mitelertrag | TE im Jahr 1860.
und Ange | Mitteler- Geniht
Oberänter. ie | per | im | per Getrag |@ite,| per
— Mrg. Ganen Mrg. Garner Bi — Yet.
g. fl. und.
AHlen . 2... 72| 2%] 180 3%, 252 140| 4 "260
Sraifepeim ei * 822 2, on 3 | 2466 10 3 260
wangen, San / 17 l
Gaildorf 0. | 167 1% 292] 291 418 1434 272
Gerabronn . . .} 9531 3 1659| 3 | 1659 100| 3 264
Gmünd . « . = 1720| 2% 300| 3 3601| 1201 4 280
Sl . 2 0.0] 343) 2% Fr 39, 1201 156| 4 280 .
Heidenheim . . » 17) 3 3 51 100) 4 270
Künzelsau . . - | 9241 3 272 3 | 2772| 100) 3 256
Mergentheim . . | 3922| 2%, 9805 2%| 9805| 100) 3 259
Neresbeim . . 19) 2 38| 3 57 150] 2 280
Dehringen + . . 1 2470| 26/1 6792| 3 | 7410| 109| 2 264
Schorndorf - . . | 2131 3 639] 4 8352| 1331| 3 272
Melzbeim . - . - 144| 2%) 324 3 432) 133| 4 265
Jagſtkreis . - 10512 25 2,5 27399 3 30095 1241 3, 268
Biberrah - - . | 213 | 633 '63| 100 770
Blaubeuren . - » 691 3 207| 3 207) 100 270
Shingen, ebal ze | a | aa | a 18 270
Geislingen, at * 128| a 512] 3 384 75
Böppingen . | 447| 2%, 1118| 3 | 1341| 120
Kirchheim . . . - | 426| 3 1278| 3%] 14911 117
Lutlch - . -. .- 1 1431 3 429| 3 4291| 100
Münfnden -. ». -| = I- | - | - I — —
Havensburg . . y 42| 36/5) 158| 39/8] 147 93
a. _ I _|- || _ —
Tettnang.... 25| 3 75| 2% 63 83
>w w wl w wi wwww ws
»
J
en)
im, Che 8 i4) 29,1 351 46%] 67] 190 250
Balie . -» . . 5 3 15| 3 15i 100 250
Bangen . . . - 401 3_ | 120) 3_| 120) 100] 4 | 280
SDonanteeid . . | 1389| 3,, | 4108| 3,3 | 4419| 106| 3,0 | 265°
Württemberg - 126782] 3,9 75501] 3,5 [84643] 112] 3,, | 268
abelle
RF intergetreide.
Winterroggen.
Kreiſe Mittelertrag Ertrag im Jahr 1860.
und —5— Mitteler- lo n
berämter. e En | 3 } ver,
. O | —* Samen ah. | Garen von oa = gar.
Balwang, Thal Y „|: -801 5 | 224
organ | PIE
1 0 . " {9
Böblingen. . . 265 ‚795 100] 3 | 235
Bradenheim . . 685 : 2055| - 4120| 3 | 250
Canfatt . . . 117 410) - 100] 3 | 240
ee Por
Seonberg . . 392 1323| - 1131 3 | 245
—— | in —
a 9
Maulbronn- . 157 550 4117| 4 | 240
Nedarjulm 1211 4239| 4117| 3 | 240
Suttaattı Etabt 5 15 86] 3 | 260
— | Fi HR:
aihengen 27
Waiblingen 373 1492} 160 3 | 203
Weinsberg, Thal ia | 685 ız3el 631 a | 240
— 9242| 3,_ 3,7] 27103| _100| 3,,| 234
Bean, a ze
Sat, Sn | 1089! ° 1001 3 | 248
Waldjeite 5/5 2436 133| 3 | 256
Sreubenftadt . 904 2034 90| 4 | 248
a u 3
Nagel . | 882 2205| 100] 3 | 250
Neuenbürg, Beine. 3 1332 sszel ‚Il 3 | 255
Nürtingen 107 321 :80| 3 | 265
Oberndorf . 1086 2715 1400| 4 | 240
Keuingen, Sir ds | gr 302] 7013 | 290
al .
Rottenburg | om 5131 100| 4 | 200
Rottweil . . 298 100| 3
Spaichingen, Heut, ’ 3000 1251. 3 | 224
3] 132 156| 133] 4 | 216
Salz, 2. geben h. Y ael... 67
Neckar u. Thal ?yz 318 636 go] 3 | 240
Zuttlingen, des. 3% 302 1057| 100) 3 | 240
Tha
Tübingen - 896 288| 1001 3 | 215
Urach, So I 784 .e ı9col A061 4 | 250
Shwarzwalbiceis | 9072| 3,0 | 25815 FRA 1090| 244
Pen)
208
Mintergetreide. |
Kreife ! Wintergerfte.
und Kay. Mittelertrag | Ertrag m ——
* i e =
Iherämter. r | p — 3 (Gm
ge rg. Won Mira. Sarıen Kr om 1860 En Sn.
n la 20
geim a | zn 8 201 100| 3 | 250
en, PR:
el 28] 2 52| 3% 91] 175] 3 | 240
BE 29| 3 87| 3 87) 100) 4 | 210
nm...) 4713 | 13% 1651 1171 3 | 192
v . 24| 3 72 96 4133| 3 | 220
wm 33 338 1002| 20
lsau 25| 3 25| 3 75. 100] 3 | 240
atheim . 2| 3 6 6 100] 3 | 240
Igen 3 23 2 1003 [20
aborf 35| 3 105| 2%] 880 83] 3 | 220
im . 35| 36] 132] 3_| 105] 80] 4 | 210
ſtreis 372| 3.9 | 1092| 3, | 1185] 1041 3,,| 227
u. . 13 213) 21 100] 3 | 240
euren. F 40| 3 120 3, 120| 100) 4 | 180
| —9
7
gen, u s| 893,1 312la | 3561 11al 3 | 224
gen... ana 524| 4 524| 100| 3 | 230
sum . . % — — — — — — — —
rim 104 40 39/5 35 83| 3 | 240
® 3 | us au 103 in
en 1 3
8burg. 3, 1097| 4 4388| 4 4388| 4100| 3 | 200
agen, Fr ji 12) 3 36 3%, 421 117/83 | 212
U... 116| 3%,| 406) 4 464| 4114| 3 | 238
mg... | 1456 4%. 6552| 4 | 5824| 89| 3 | 210
a | aaa | 143 | 14 100] a | 240
ee. . . 30) 3 901 3 901 100 3 | 240
en 168| 3 504| 3 504| 100 3 | 220
— —
— | — — — — | — — —
antreißs . | 3521| 3,5, | 14116| 3,3 | 13365) 973220
ürttemberg . | 6506| 3,, | 24857| 3,2 | 22032] 92] 3,,| 221
Kreiſe
und
Oberämter.
Badnang, Thal Kr
Berg
*
Befigheim . .
Böblingen
Bradenheim .
Canftattt . .
Eflingen . .
Heilbronn .
Leonberg . .
Ludwigsburg .
Marbah .
Maulbronn
Nedarfulm . .
Stuttgart, Stadt
Stuttgart, Amt .
Baihingen .
Waiblingen . .
Weinsberg, aba Ya
Wald !/
Nedartreid . .
Balingen, Alp 5%
Thal 3g
Calw, Gau Sg
MWalbfeite 85.
Sreubenftadt .
Herrenberg .
Sorb . .-
Nagold -
Neuenbürg, Weine. 1
MWaldo.7/g
Nürtingen
Oberndorf - -
Reutlingen, Alp 3%
Thal L
Rottenburg
Rottweil
Spaichingen, Senb.2 Sg
38
Sulz, al. Heuberg zc. U
Nedar u. Thal 2
ZFuttlingen, Se se ö/g
Tabellı
Sommergetreide.
Sommermweizen.
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860.
Ange Is m —
Den im im —F zum &
Side o.| Ganıen | 5. (een von on ie, & 5 |e
Mrg. |Scfl.| Scheffel.| Schft.| Scheffel. 3
273 136| 2 136) 100 | 4}:
1%] 308] 1% 3085 100 | 4 |‘
324 3 972] 3 972] 100 | 3 |:
15| 3 45| 3 451 100 13]:
132] 3 396| 2 264 67|3|:
232) 3 696| 3%, 812| 117 | 3 |.
171 4 68| 3 541 75|3|:
601 3 180| 3 1850| 100 | 3 |:
265| 26/5] 729] 28, 6631| 9113|:
73| 36/| 274] 36, 274 100 | 41:
305) 3 915] 16,51 534 58 | 3 |:
44) 2% 110| 2 8 8014 |:
59| 3 177| 3 477) 100 | 4 |:
44 16) 4 16| 100 | 31:
32| 3 96| 4 1281 133 14}:
25/3 21) 4 32] 152 |4 |:
1105| 2 2210| 3%] 3873) 17514:
524| 4 2096| 2%] 1310| 63 |4 |.
8. . | 3472] 20 |_9445| 2,5| 9863| _100 |3se|
2) 2 4 2 4 100 |4 |
31| 2% 78| 2%/g 78) 100 | 4
24| 2 481 2 48 100 14
197| 2 394| 3 591] 150 | 4
21| 24/5 53| 24/8, 53} 100 | 4
38 5,8 25 3 114 120 4
n 5 160
146 4 8 512 4 584 100 3
383| 3%/,| 1341| 3 1149| 86 | 3
511 3 153] 2 102) 67 | 4
54| 2%,| 135] 2 108} 80 | 3
55| 3 165| 3 165| 100 | 3
2| 3 6) 3 6| 100 | 2
47| 3 4141| 3 141) 100 | 4
5| 3 15| 3 15| 100 | 4
11| 3 33| 3 33| 100 | 4
182| 3 5436| 3 546| 100 | 3
1249| 2,7 WM In
Ewarzwalbtteis
207
.V,
Son mergetreide.
Kreife Sommerweizen.
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860.
und Unge- — IT — Sen —
Oberämter. per | im er im |Tag, zum & | ‘
gig. Mio. | Ganzen | Mixg. [Denen von 1860, © 2) jest.
GR ER Seren. € Seat |, |® Sache 7 $-
Allen . . ... 132 2 264 2V. 330| 125 | 4 | 260
Crailsheim . . : 287| 2%] 718 zu 718] 100 | 4 | 260
Ellwangen, Sanbb. Aal 987 1 1/8 538| 2 574 133 4 | 206
Lehmb. Ya 2Als 80
Siltorf . . . » 214) 2 428| 2 4283| 100 | 4 | 240
Gerabronn . . . 224| 25/)| 9881 3 6721 114 | 3 | 240
Smin .... 11] 2%,| 278] 3 333| 120 | 4 | 270
SU .....1018l2 290| 2% 363| 125 | 4 | 270
Heidenheim . . .! 19| 5%] 107] 3 57 5313| 270
Künzelsau . . . 62| 2 124| 2 124| 100 | 3 | 270
Mergentheim | 352| 16,| 616) 2 2704| 114 | 4 | 270
Neresheim 114| 2 228| 24.) 285] 125 | 3 | 260
Dehringen | 292| 23,,| 694] 3 876] 126 | 2 | 260
Schorndorf : 923] 2%,] 2308| 2 1846| 80 | 5 | 240
Belzheim 1 362] 2 | 724 3 | 1086| 150 | 4 | 248
Fagſtkreis 3524| 2,, |_7905| 2,, 8086 106 36 _259
Biberad ..1 513 15,3 15I| 100 | 4 | 250
Blaubeuren . Zr 9| 29% 23| 2% 23| 100 | 3 | 250
Bingen, ST 3 2 u 8 9113| 248
Geistingen, Fi — 2112 | 422%] 53] 125 |3 240
Göppingen . . -» 209| 2%] 523] 2%,| 523] 100 | 4 | 240
Kichheim . . » .| 549] 3 1647| 3 1647| 100 | 3 | 280
Laupheim . 101 2 20| 3 30| 150 | 3 | 250
Lentkirch 102] 2 204| 3 306| 150 | 3 | 235
Münfingen — — - — _ — ——
Ravensburg 47| 3 141| 3 141) 100 | 3 | 250
Riedlingen, al 3% _|ı_ BE _ _ II _
1
Saulgau . — — — — — — — —
Tettnang . . . 1, 44| 2%) 1110| 2 88l 80 | 3 | 270
Um, Pr 18 47 2 94| 3 sa 150 | 3 | 250
Valbie . . . . 5| 2 10] 2 10) 100 | 3 | 250
VBaugn . .. . 43) 2%,,| 1008| 3 1209| 120 | 3 | 280
Sonantrei® . . | 1454| 24 3042| 4194| 109 |3,, | 253
Württemberg - | 9699 2 | 24959] ° 2 | 261901 104 |3,,| 251
Tabefte
Sommergetreide,
Kreife Sommerroggen.
Mittelertvag | Ertrag im Jahr 1860.
und ange [Mittler R
Oberänter. Sic im —8 — sa |dew.
e on. j Ganzen or. Ganzen von Ei 5 San.
rg. (Echfl.| Scheffel.] Schfl.| Sıheffel. Pro.
t .
‚Badnang, Thal sah 1761 10, 26412 | 352] 133 | 4 | 230
Befighein . — — — — — — ——
Böblinden . . - 2| 2 4) 3 6| 150 | 3 | 235
Bradenbeim . 171 3 51| 2 341 67 | 3 | 20
‚Eanfltt . . 29 3 87| 3 87| 100 | 3 | 230
Eplingen . . . . 4| 43, 18) 3 12| 67 | 3 } 230
Heilbronn . 37| 27,| 106 3 til 104 | 3 | 235
Leonberg . . . 171 3 51| 2 34| 67|4 | 230
Ludwigsburg .. 173 511 2 34| 67 | 4 | 240
Marbach 14) 3 '42| 2 28| 67 | 4 | 240
"Maulbronn — — — — — — — —
Neckarfulm 477 2 294| 24/41 3681 125 | 4 | 240
Stuttgart, Steht . | - | — | — — — ||.
Stuttgart, Amt. . 6| 3 18| 3 181 100 | 4 | 230
Baihingen . 12) 3 36| 3 36) 100 | 4 | 290
Baiblingeu 3, 713 21] 3 21| 100 | 4 | 240
Weinsberg | 2302 | ml ma) 334] 75 | 5 | 220
Medarteei . . 721 27 | 1515| 2, | 1495) 90 [3,7] 235
SITIO THING. ——
i R Thal 3 2| 2 4 2 4| 100 | 4 | 240
Calw, San /g 2 Ä
Marbfeite Z 1058| 2%] 2645| 4 4232| 160 | 3 | 240
Seeubentabt . 1713| 2%] 3854| 2%] 4283| 111 | 4 | 224
‚Herrenberg . 68| 24,1) 170] 3 204| 120 | 4 | 250
So . . . 97 2 114| 2 4114| 100 | 4 | 250
Mag golt Wein 346 248 1211| 2 692) 5714 | 225
Neuenbürg, Wein ! g 5 fs! 196 - 100
Rad) 41 1550] 3) 1579) gg | 3 | 240
Nürtingen — — | — _ — |—-|-
Oberndorf y 7941 3 2382| 2 1558| 67 | 4 | 220
tli ‚Alp ?
Rentlingen, SER i 192%) 48] 29,| 48] 100 | 2 | 220
Rottenburg 10) 3 30| 3 30| 100 | 4 | 220
Rottweil . . 16 3 48| 3 481 100 | 2 | 220
Spaichingen, Heut, Se _ IL ——— _ Ih.
Sulz, 21. Heub —*
ulz, uberg 2c. !/a . .
Nedarır. Tal 15) 3 45| 3 45| 100 | 4 | 220
Tuttlingen Sup el 4613 | 13813 | 138) 100 | a | 220
8
Ti R 3, 2| 3 6| 3 6| 100 | 4 [220
ra IA
’ Thal * 32| 3 96 3 96) 100 + 220
Ehmwarzwalbfreis | 4629| 2,7 | 12567| 28 AUT 102 \3,1\ 208
Kreiſe
und Ange⸗
Oberämter. Iaue
1860.
PM.
1 406] 2 874
Mrg. |Schfl.| Scheffel.|Schfl.| Scheffel.
a7) {gl 1406| 2 | 1
ommergetretde,
Sommerroggen.
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860.
| Mitteler- &
. . ag zum) ew.
er im per im
8-| Ganzen | Mrg.| Ganzen et 5 eat.
===100:
Allen... } 133 | 3 | 240
Crailsheim . . s 825 1/8 1238] 2%.) 2063] 166 | 4 | 240
Eiiwangen, on 1755| 378 az] 2 | 3510) Ha | 200
Gaildorf . . . . 449| 16/,| 786] 2 898 114 | 4 | 240
Gerabronn .. 112 2| 2 2| 100 | 3 | 230
Gmünd . 143| 2 286) 2% 3581| 125 | 4 | 240
Su .... 59| 2 118| 2%) 1481 125 | 4 | 216
Heidenheim . 337| 22/ 758 3 1011| 133 | 4 | 220
Künzeleau. . . 4| 2 8 2 8 100 | 3 | 260
Mergentheim . . . 3| 2 6| 2 6| 100 | 3 | 260
Nresheim . . . 282| 3 846] 2%] 705| 83 | 3 | 240
Oehringen aB 55| 3 165| 3 165| 100 | 3 | 260
Schorndorf . 82| 3 246| 19/1 123] 50 | 4 | 232
Weliheim . . . . 67| 2 134| 29] 168] 125 | 4 | 220
Jagſtkreis «| _4999| 2,2 | 10166) 2,3 | 11039) 108 |3,6| 239
Biberah . . . | 1046| 19%) 1509| 2% 2615| 160 4 | 245
—— — 410) 16%] 718 23 1025 13 > 520
ingen, Thal 5, 2%, 1675| 125 230
| 10722 | 212 804 100 |3| 225
Geislingen, a 0) 1722 | 34413 | 516 150 | 3 | 236
Göppingen .. 65| 2 130| 3 195! 150 | 4 | 230
Kirchheim . g| 2 18| 3 27 150°] 3 | 230
Laupheim . . 692] 2 1384| 3 2076| 150 | 4 |. 250
Lentkirch 764| 2%) 1910) 2%,| 1910 100 | 3 | 235
Münfingen . 157] 14/1 236) 1%) 236) 100 | 3 | 250
en , 1189 r 2378 1% 1784| 75 | 3 | 228
Riedlingen al 3/ 115 100
w y% 514 5 o56| 3 1542| 150 | 4 | 221
Saulgau . . 188| 2 376| 2 376| 100 | 3 | 250
Zettnang . . » v 532| 2%] 1330| 2 1064| 80 | 3 | 250
Um, Zeet * 7133| 3%, 25661 3 | 2199| 86 | a 245
Baldie . . 1131| 1%] 1697| 2%) 28281 166 | 3 | 256
Bangen . . 1803| 2 3606| 2%] 4057| 113 | 4 | 255
Dsuaufeei® . . | 10477| 2,, | 21820| 2,, | 24929] 115 |3,4| 239
Württemberg . | 20326| 2,4 | 46068| 2,, | 505701 109 |3,6| 235
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft.
14
Tabelle
Sommergetreide.
3
D
Ü)
»
ee ED ee a —
» ,
BE
ER
58
d.
=o
f
|
3
Kreiſe — Sommergerſte.
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860.
und Ange- Fi Mitteler-
'berämter. Mei y im = im ttag aum
Grade = Ganzen | = | Oanzen bon 16
* * 10:
rg. (Sch. Scheffel. Sch. effel.
..... 1a 625514 7148) 114
yeim PERROR, 1095 2 21904 4380 200
gen, Sandb.!a| « 22) 1
' Lehnb. ! h 3453141 je 12086|36/5| 12949] "94
00.) JO 254313%0 3560| 140
onn 338913 1019414 13592} 133
I) 2. 150726) 41444 6028| 145
.. 3585/36] 11203|4 14340] 128
yeim 8923136/,| 33461j4 35692] 106
jan 7905]4 31620/3685] 29644 94
ıtheim 635713 1907114 25428| 133
im . 12631|36/,] 4736713 37893) .80
zen. 6786135/.]| 2459914 27144| 110
borf 12263 367814 4904| 133
m. 10383 | 31144 | 4152| 133 | 4 |224
tfreid 60708 3,2 | 211525) 3.9| 226874 108
b.. 108163 | 324483 | 32448] 100
uren . 383412%/| 129393%| 13419] 103
Alp K 3%g 102012 10940| 100°
nen, ZJhel ie | 2812]3 8430) 14060] 167
gen . . .| 22414 8164:4 8964| 100
m... 3621/3%,] 1267415 18105] 143
Mm... 809913 2429732/00 26322) 108
h ... 38723 176163 17616] 100
gen 635812%,,| 15895,3 19074| 120
'bur Kal 3; 4057|3%/g 14200 39/8] 14200 100
gen al >/a 4 4021 10
a, rt | 93620) 160
u .. | 1170613%,| 38044,4 46824| 123
g. „| 1113] 44524 4452| 100
hal Is | o843la | 2737214%.| 307941 113
Alp Mg 8
ee. 1007713%/g 33270324 352701 100
ı. 241612%,| 60403 | 7248| 120 | 4 |220
ınlreiß . 1104938| 3,2 | 340057| 3,7] 375232] 110 [3,4 1234
rttemberg . |278315| 3,, 11,006694| 3,0 |1,052255| 104 13,0
14*
vm.
6
23
reife
und
Dberämter,
Badnang, Thal Iı
24
Böblingen .
Bradenheim .
Cauſtattt
Ehlingen .
Ibronn .
eonberg .
sabmigeburg .
Marbah .
Maulbronn
Redarfulm .
Gtuttgart, Stabt
dert, Amt .
Beibingen .
Baiblingen .
Weinsberg, abet 3,
Wald Ya
Nedarlreid
Balingen, Alp 5/ 2.
Thal 35
Renenbütg, Weino.
W
aldo. Tg
Nürtingen .
Dberndorf .
Keutlingen, Alp Sp
Thal 3/g
Tabelle
Hülfjenfrüdte.
Erbjen.
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860.
Bone og m Gew
er | im er im | *
Blädhe rg. Feen 35. Ganzen von om 108 Gute. Ein.
fl. Schfl. Schff. Schfl. fd.
1 2 74 67 |2 270
1101| 50 | 3 260
190| 1%, 114 60|4 240
2% 328| 125 | 3 | 250
2 5601| 200 | 4 | 260
1%) 122] 60 |4 | 260
2 164| 80 |4 | 2%
2 212| 100 | 4 | 300
2 6800| 80 | A | 270
1 160| 40 | 5 | 200
2 316| 67 | 3 | 230
1 173] 50 15 | 300
2% 9593| 125 | 3 | 270
2 36) 100 | 4 | 300
24/sl 255| 100 | 4 | 280
2) 3 | 1083| 150 | 4 | 275
| 46 33 |5 | 275
2164| 80 |4 | 267
2 | 5648| 1. | 5242| 82 | 3. | 267
—
fe)
Kreife | Erbſen.
_Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860.
und Anger | Mitteler« *
berä . ver | im | per | im tag zum ’
D väter Stäce Rip. Genxn Mrg. Ganren — ein.
Dirg. fl.| Shfl. | Schi. Sof: FT.
Aalen . ..-. 88 gi /s| 132) 2 133 | 4 | 290
Srailöpeim 6 *F 251 251| 2 502 gr 4 | 260
wangen, San ‘ /
Lehmb. (n 203 3 8 557| 1l/g| 228 37 5 1240
Gaildorf . . . 88| 1%, 132| 2 176| 133 | 4 | 280
Gerabronn . . . 628] 2 1256| 1 628) . 50 1 5 | 264
Smin .... 142| 1 142| 3 426) 300 | 4 | 320
Sl .. 2... 557| 2%) 1253| 1%) 696| . 56 | 5 | 272
Heidenheim . . » 2441| 2%] 602| 24,1 602] 100 | 5 | 270
Künzelsau . . . 382) 3 | 1146| 1 3832| 833 | 3 | 288
Mergentheim . . 658| 2 | 1316| 2 | 1316) 100 | 3 | 282
Neresbeim . . .» 162| 3 576| A 192| 33 | 4 | 280
Oehringen . . . 386| 2%] 916] 1 3836| 42 | 3 | 300
Schorndorf - . . 85| 2%/8| 213] 1 51 40 | 4 | 240
Belzbeiim . - . . 113| 23/8] 268 2 226 84 |4 5
Jagſtkreis . - 4014 2. 8760 1,6 | 6021 6021| - 70 | An
Riberad - - - -| 86 3, 301) ©, 65 21 | 5
Blaubeuren ’ ; ER 74| 3 222 3 nr 10 3 u
Ehingen, Tha 3/8 .
| ee |
eisfingen, Thal „8 17)
Göppingen 0. 177 2 354| 19/1 2661| 75 15 | 275
Kichhem . . . - 108| 3 324| 1 1081| 33 |5 | 240
Laupheim. . - . |r 592] 24/1 130) 3 156| 120 | 3 1! 300
Leauttich . - - | 169| 2% 3801 2 | 338| 90 |5 | 264
Münfingen . . -» 164| 2 328 nicht reif geworben.
Ravensburg . . 290| 24/,| 725| 2 580] 3 1 290
Riedlingen, a 3% 194 2/8 233 2 248 80 4 280
Aa 1 /g 47 133
Saulgau f 44| 3 132) 2 8 6714 | 280
Lena 67 218 158 1 67 2 5 ! 275
Um, Tha /8 /
* U 248 19.) 326 3 | 744 200 3 | 284
Balie . .» . . 117| 2%] 293] 1 117! 40 | 3 | 272
Wangen ... 164| 2 328| 2 326| 100 | 4 | 290
— nn | mn — — — — — — — | en
Donantreid «| 2094| 2,4 | 4879| 2,0 | 3874| 80 | 4,0 | 279
Württemberg . | 10837 2,, 123617) 1,6 118251 77 | 4,0 | 275
216
—
WM oNE
Tabelle
2,1
217
X.
Hülfenfrüdte.
Mittelertrag. | Ertrag im Jahr 1860.
und Ange: | Mittelee- oem
Oberämter. ame ı per ı im | per! im a8 am Ss. .
Go, | Drg.| Ganzen 7 Ganzen von —A dar.
— 100:
M Saft. Scheffel Salt. Ba SD.
Alena ı00 | 4 | 2%
Crailsheim . 28 1 28] 2 56 200 | 4 | 250
Ellwangen, Sands * 12 14) 2 14! 10013 | 250°
Gaildorf . . . . 41| 2 82| 2%, 1031 125 | 4 | 280
Gerabronn . 312| 16/5] 546) 1% 4681 85 | 4 | 264
Gmünd 50| 4% 751 2961 125) 166 | 4 | 300
. 277) 2%] 623 191 3461 55 | 5 | 300
Heidenheim 195] 2 390| 3 585) 150 | 5 | 290
Künzelsau 209| 2 418 1 209| 50 | 3 | 296
Mergentheim . 932] 16/81] 1631| 2%,| 2097| 129 | 3 | 290
Neresbeim . . . 43| 2 86) 1 43| 50 4 | 280
Dehringen 101) 2 202| 1 101| 50 13 | 310
Schorndorf . 40) 2 80] 1 401 50 | 4 | 248
Belzbeim . . . .» 41| 17/8 712 32) 106 |) 4 _275
_Iapflri® . . | 2287| 1,8 | 4269| 1,,| 2286| 100 |3,9| 280
Biber - . ..|ı 343 102] 1% 51 50 "300
en h. ar 454| 22/1 1021| 2%, 1021 10 3 2
hingen al 5/ 3 1299| 3 1
en ee | 2076 120 | a | 270
Geislingen, Eu !e 1101 2 | 220) 2% 275] 125 | 4 | 290
Göppingen 85) 1 85| 1 85] 100 | 5 | 275
Kirchheim . 69| 2 138] 1 69| 50 | 5 | 288
- Raupheim . 140) 2%, 350) 3%) 4901 140 | 3 | 300
Sentfixch 19 19 291 2 38| 133 | 5 | 273
Münfingen 1129| 16/,)| 1976| 1 1129| 57 | 5 | 270
Ravensburg .. 1045| 2 2090| 1% 1568| 75 | 3 | 296
wieblingen, ont Ih 396| 2 | 792] 3%1 1386| 175 | 3 | 281
Saulgau . .. 716| 3 2148| 3 2148| 100 | 3 | 281
Eeitnang - - - 121) 2%] 303| 2%] 303] 100 | 3 | 274
u ye| 1100| 3 | 33031 3 | 3303] 100 | 3 | 308
Waldfe . . 342 3 1026| 19/51 5131 50 | 3 | 240
Wangen . . . 15| 3 45| 1%, 23| 50 | 4 | 275
Donaukreis 6468| 2,, | 15575| 2,22 144781 93 |3,7| 281
Württemberg an 2, | 31711 1, | 30760) 97 4, 22
Tabele
Tahefle
221,
IL, -
Hülfenfrüdte,
Kreiſe Ackerbohnen. BEE
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860,
und Ange Mitteler-
Oberämter. — |mer | im j ber ng ber
— —
im
1860. wi Ganzen | Mrg.| Ganzen —* ish, © 5 |6&
— 100:
Mro. er Scefiel.Schfl.|Scheffel. Bf.
0. . 16| 2 16! 100
en... 8 2 6 3 | 310
ilsheim € KO: 78 2i| 3 211 100 | 3 | 300
vangen, Sandb.!/
Lehmb. 1 36| 3 108| 3 108| 100 | 3 | 250
Dorf .... 19| 2 38 3 57) 150 | 5 | 280
abronn . 25| 3 75| 1 251 33 | 4 | 264
ünd 80| 2 160] 4 320) 200 | 4 | 300
rn 69| 3 207| 4 276| 133 | 3 } 300
venbeim . . . 64| 3 192) 3 192| 100 | 3 | 300
zelsau. . . . 30| 3%) 105] 1 300 29 !4 | 206
rgentheim. . . 29| 3 87 19/5 44| 50 | 4 | 284
esheim . . . 4126| 2981 315) 2 252} 80 | 3 | 270
ringen. . . . 46| 3 138| 3 138| 100 | 3 | 240
orndof . . . 227| 3 681| 49,1 1022| 150 | 3 | 280
beim . . . .| 842% 22213 | 252| 114 |4 | 300
aaitfreiß . . . | 850) 27 | 2365) 29 | 2753| _117 |3,,| 284
erad 76 | 304 19, 1110| 38 | A | 270
abenen, ar l 3 6: 3 3} 100 | 3 | 300
ngen al 3/8 9°, 1
a 3 SO 5512 100) 38 | 4 | 288
zlingen, Eu | 32 | a5 | 10 20|3|20
‚pingen I aaa | sea | aa 50 4 270
bheim . 180) 4 720| 4 720) 100 | 3 | 300
pheim . 2| 3 61 3 6| 100 | 3 | 300
kirch 50) 4 200| 2 1001| 50 | 5 | 264
ufingen 26/5 19| 2 14 73 | 5 | 264
eneburg ; 29| 3 87) 23% 73) 83 | 3 | 300
lingen, zit * 16 3 561 2% 40 71 | 5 | 320
ilgau .. 3 3 93 9| 100 | 3 | 300
nang' 86| 3 258] 3 258| 100 | 3 | 275.
a 15 1 3 31 2 2 67|a|2%
die . . 11| 3 33| 3 33 100 | 4 | 275
gen . . . .| 2 |_ 380) 3 | 285 75 | & | 280
'onaufrei® . . | 781 3, | 2926 2,,| 2201| &5 |3.8| 283
"10737 2.0 | 33882| 3. | 393311 116 |3c| 278
Württemberg . 10237; 20 | 338821 3 ‚0 39351] 116 |3,5| 278
Tabelle
Württ. dabrs. 1860. 19 Heft.
BC
— Kartoffeln.
Kreiſe WMittelertrag. | Ertrag per Morgen.
und ngebante 5
Oberämter. 1860. 10. | Ganzen. gefund.| krank. | 5
2
Morgen. Simri Simri. Simri.| Simi.| Simri,
Badlnang, Thalorte 1 | 490 | 100 850 | — |
0. Bergorte “/ 80 | 20460 | 40 | — | 40
Belighein . . . 1 3812 | 200 762400 | 70 i 30 | 100
Böblingen . 3072 | 200 614400 | 120 | — | 120
Bradenhein . 4610 | 160 737600 | 90 | 30 | 120
Canſtatt 2023 | 200 404600 50 | 50 | 100
Eflingen . 2122 | 100 212200 | 70 | 30 | 100
Heilbronn . 4594 | 180 826920 | 120 | 30 | 50
Leonberg . 5145 | 120 | 617400 | 100 | 10 | 110
Aubwigsburg . 3957 | 180 712260 | 800 | — | &
Marbah . 3562 | 200 712400 | 60 | — | 60
Maulbronn 34148 | 140 482720 | 100 | 25 | 125
Neckarſulm 5077 | 200 | 1,015400 | 160 | — | 160
Stuttgart, Stadt 450 | 100 45000 | 100 | 50 | 150
Stuttgart, Amt. 3126 | 175 547050 | 701 — | 7%
Beihingen . 3341 | 180 601380 | 100 | — | 100
ange F te 2535 | 105 266175 | 150 | — | 150
einsberg, alorte IM - . _
Malborte 1 3365 150 | 5 504750 | 80 = 80
Nedartreis 157641 | 154 | 9,351815 | 89 | 32 | 103
Balingen, Alporte Sg mn. orn | 30 | 20) 50
Calw, Gau Sg 80 | 40 | 120
-. "Walbfeite 53% | 2765 | 100 | 276500 | ‚go | — | 180
Srenbenftadt . 1.3092 | 240 742080 | 130 | 20 | 150
Herrenberg 2867 | 140 401380 | 160 | — | 160
Sorb . 2272 | 100 227200 | 140 | 10 | 150
Nag sh r : 3185 | 160 509600 5 — 8
Neuen ürg, einorte / n 17 1011
Waldorte * 3017 | 200 603400 | 180 | 20 | 200
Nürtingen . 2878 | 125 359750 | 60 | — | 6
Oberndorf . 3587 | 150 538050 | 90 — I #%
Reutlingen, Alporte 5% 4276 | 150 400800 | 70 | 30 | 100
Thalorte J 120 192480 | 60 | 40 | 100
Rottenburg . 3039 | 125 379875 | 50 | 50 | 100
Rottweil . . 5911 | 150 886650 | 100 | 50 | 150
Speichingen, Heuberg 3% 4959 | 160 495840 | 70 | 30 | 100
Eulz, 81. $ on al 78 20 a27e00 100 | 25 | 425
ulz, euberg 2c. zu | 5760
Nedar u. Thalo 3, r 2738 100 205400 60 | 60 | 120
Tuttlingen, Eine ’ 4850 | 160 | 776000 | ro | 10 | 120
Tübingen . - . 2997 | 125 374655 | 80 | — | 80
Urach, Alporte "3% 2143 150 353550 | 40 | 40 | 80
Thalorte 1/4 _175 | __137550 25 28 50
Schwarzwaldkreis 60788 | 148 | 8,905490 | 92 | 30 | 113
MBärtt. Jahrb, 1860, 19 Heft.
a5
226
Tabelle _
Kartoffeln
Kreiſe — Mittelertrg.,j | Ertrag per Morgen.
und Angebante | 5
Fläche i 8
Oberämter. 1860. 19. | Ganen. nu kant. 5
2
orgen. | Simti. imri. Simri. Simri. Simti.
Adlen . . 148 | 175 200900 | 150 | — | 150
enalieheim & u 3206 ın 320600 | 125 | 50 | 175
wangen, San Ya 15
8 Sehmb, 7 2322 | ‚80 | 383130| 150 | 50 | 200
Gaildorf .. 2925 | 100 292500] 55 5 | 60
Gerabronn 3180 | 160 5088001 60 | 65 | 125
Gmünd 1675 | 100 167500] 70 | 30 | 100
Sl... 2510 | 170 426700| 45 | 15 | 60
Heidenheim 3153 | 100 315300| 60 | 15 | 75
Künzelsau 4522 | 140 633080 | 40 | 40 | 80
Mergentheim . 4622 | 105 762630] 90 | 30 | 120
Nereshbeim . . . 1921 | 86 165206 | 50 | — | 50
Dehringen . 4123 | 147 606081 | 100 | 50 | 150
Schorndorf . 1 2096 | 200 419200| 60 | 20
Wezbem . . -» . . | 2044 | 103 210532| 46 | — | 46
_Sagftlreid . . . . | 39447 | 138 | 5,412159|_ 82 |_32 | 105
Biberad) . . .| 3376 | 200 675200] 75 | 25 | 100
Blaubeuren . - 1772 | 150 265800 | 80 | 20 | 100
Ehingen, Thalorte 3 2664 200 333000) 50 | 10 | 60
Gei 8 8 en 40 | 10 | 50
islingen, Thalorte / 1 75
Alporte * 2194 | 150 288000 60 | 20 | 80
Göppingen . 2873 | 9% 258570] 60 | 20 | 80
Kirchheim . 2568 | 188 482734| 60 | — | 60
Laupheim 3754 | 200 750800 | 80 | 30 | 110
Leutlirh . 2519 | 200 503800 | 64 | 32 | 96
Münfingen 3380 | 100 338000 | 50 | 20 | 70
Ravensburg . 4406 | 150 660900 | 90 | 10 | 100
Rieblingen, Ehalorte I 3735 | 160 | 597600] 105 | — | 105
Saulgau . © . . . | 3080 | 160 492800) 96 | — | 96
ettmang ... 2293 | 200 458600) 50 I — | 50
Im, alorte
Alporte % 2381 | 150 357150) 110 | — | 110
Walbdfeite . .. 3270 | 200 654400| 80 | 10 | 90
Bangen _2710 | 250 |__677500| 96 | — |_96
Donanfreis 46975 | 178 | 8,022274| 73 | 19 | 86
Württemberg
204851 | 155 | 31,691738| 84 | 28 | 102
xXv.
15*
228
Tabelle
\ Kopffohl (Rraut.) Möhren.
Kreiſe TſvG frag im Jahr 1860. — [ &tr.im 3.1880.
Ange- Si. I 0.
und baute | im |: —* 2 im s
Oberämter, Aid Fr. | Ganzen. E gun | 5 3
P— 7
Badnang, Thal = o000l "toooool 2 |”
acknang, al "ja
Berg 3 201 6000 2416001 2 | 1% 1400| 3
Befigheim . . » 60 12500. 150000, 2 5 500| 3
Böblingen . 242 |3000| 726000) 2 5 3
Bradenhein . 95 120001 1900001 3| — —
Canſtatt 40 35000 140000| 2 3 3
Eßlingen. 347 3500| 1,214500| 2 5 3
Heilbronn .. 91 124001 2418400] 2 | 10 2
Leonberg . » 168 |2000| 336000| 3 | 4
Ludwigsburg . 147 120001 294000) 3 6 4
Marbach 82 440000 3280002 — —
Maulbronn 133 12000 159600| 3| — —
Nedarfulm . 214 | 400 85600| 5 2 4
Stuttgart, Stadt 200 30000 600000] 1 2 |
Stuttgart, Amt . 1100 3000) 3,300000| 3 | 12 3
Vaihingen 105 1200 12600003 2 3
an blingen & 3, 101 | 700 70700| 2 3 3
einsberg, Thal 34
Wald I, 140 |3000| 420000 2 3 5
Nedartreid . . | 3466 [2278| 8,700400124| 73 1107) 797013,
Balingen, Alp Sg | yon 2000| 5480001 3 | J
That 3: | 438 10000 164000) 3 | 10 4
Calw, Gau 3/8 491 5000| 915000| 3 3 N
Waldfeite 5/g 3000| 9240001 3
Sreubdenftadt . . . 34 11700} 737800| 3 8 4
Herrenberg . . .» | 415 |3000) 1,245000| 2 4 4
Horb . . 364 13500) 1,274000| 1 | 14 4
Nas ot 8 j 397 |4000| 1,588000| 3 | 33 4
euenbürg, eino. 8
Waldo.7/e 387 | 700) 270900| 3 2 4
Nürtingen . 192 120001 384000| 2 3 3
obernborf si 3 213 1600 3834001 3 | 27 3
eutlingen, Alp °/g 0
ea 36 | 30% 3000 9210001 3 | 6 3
Rottenburg . 498 |3000| 1,494000| 2 5 3
Rottweil ** 480 2000 960000 1 | 21 2
Spaihingen, Deub. ;6 209 30000 6270001 3 | 19 3
Sulz, RI. Heubergac. Y/, ‚
Nedarı. Thal? 401 |5000| 2,005000| 3 | 33 3
Tuttingen, Senbg, * 292 | 5001| 146000 3 | 31 3
Tübingen . 327 | 600| 1962001 3 1 4
Thal ls 3 2000| 120000 3 zu
Schwarzwaldtreis | 6084 |2640| 15,440300|2,6| 220 1100| 2245513,
3
I.
Brei Kopftohl (Kraut.) Möhren.
ſe F | Ertrag im Jahr 1860. Ertr. im 3.1860.
nnd uge- — Ange | T
baute baute | © :
* per i 8 : i =
oberämter. Da Mrg. Gangen. 5 Slide s Ganzen 5
>
Mrg. | Ste. Stüd. Mrg. | Str. .
2.2.2.1 228laoool @52000| 3 | "|| _
beim . . . | 432120001 8640001 2 | 5 11001 500] 3
ngen, a 46518000] 3,720000) 1 | 12 1190] 2280| 3
300125001 750000 2 | 14 1500 2100] a
Eon .\ 582| 400) 2328001 3| 8 | 01 320] 3
2279000 2,043000| 2] 2 | 501 100| 3
35314000) 1,4120001 ı | 2 | 60l 120] 3
Heim 4345500 2.387000 4 | 1 | 60l 601 3
sau | 38213000] 1,146000| 3] 9 | 50| 450] 3
atbeim - - „| 46111600) 7376001 2| 7 | 50) 350] 3
em . 3132500 7825001 3| 5 | 80] 40013
‚gen 242130000 7260001 2 | 3 | 60] 180] 3
(borf 18712600] 4862001 3 | 8 |100| _800| 3
im . - | __ 26611000) 266000] 4 | 22 100) 2200] 4
Afreis . |_4870/3364| 16,005100|2,,] 98 | 84] 986013,
5. a 52)5000 1,7600001 4 | 9 150) 450] 3
ren . . 262 00 524000| 4 6 | 501 3001 3
n, > 2
je 36380000 24400001 3 | 6 | 50] 3001 3
igen, — 78 | 221130001 6830001 3 | - |-| — |-
igen °| 294130000 882000l 3 | 250 1001 3
im. 168140000 672000) 2 | 10 | 50) 500] 3
im 362125000 9050001 4 | 3| 751 225] 4
* 23380000 1,864000| 5 | 2100 200] 3
ngen 55212500! 1,380000| 2 | 5 | 501 250| 3
—* 181145001 814500 3 | 15 | 501 750| 3
'gen, Fi ja 3253166] 1,028950| 3 | 52 | 60] 3120] 3
m... 20220001 4040001 3 | 19 150] 2850| 5
28 >... 811000] 780001 4 | 15 | 501 7250| 5
an /s | 319]4000| 1,267000| 2 | 25 l150] 3750| 3
©. ®| 452la000] 456000 3 | 3 too} 300] 3
2. 17816000) 1,068000| 4 | 5 | 80|_ 400] 2
— . . | 441413627 15,915450|3,.| 177 | 74) 1424513,
231
XVII.
eps und Kübjen ꝛc. oh.
Kreiſe Mg Ertrag
An 3 A =
und baute veel im Is baute ur F
DOberänter. Slädıe Mg. | Ganzen |Z | Saude ai. Bann | 8
Mrg. Scheffel. Mrg. ſSchſfl. ſS
Aalen . . .» 260 ' im 3 w af —
Crailsheim· 279 3 8372 1| 2 3
Ellwangen, gem. al 7293 | 2337| 2 _ _
Satoorf . . 246| 2% 615 | 4 2 3
Gerabronn - .1 1506| 3%%,| 5271| 4 _ —
Gmünd - . 2 | 6831 3% 2391 | 4 2 3
Si ..... 1433 4299 | 3 2 3
Heidenheim . . 406| 3 1218| 3 2 3
Künzelsau. . . - | 1123| 3 3369 | 3 2 3
Mergentheim. . - 501| 3 1503 | 3 _ —
Neresbeim . 63] 3 189 | 3 — —
Ochringen. . - . | 2309| 3%) 8082| 2 2 3
Shomdborf . . . 4171| 2 342| 3 14, 3
Veljpeim . .© - .| 251] 3 8794 12 4
Jagfiireis. . . | 10010 3., | 32372 31| 192] 1,0 |__ 31313,
Birah - . . .| 1192| 3 | 33064 Ti 3
Blaubeuren . . a 210| 3 630 | 3 19/8 3| 3
Ehingen, Thal se | 1472 zo 3680| 3 4 4 3
Geitingen, a 8 752| a | 3008| 2 2 8a
Göppingen . 457| 3 1371| 3 23/g 30) 3
Kirchheim . 4135| 3% 473| 3 3 931 3
Laupheim . 1537| 24,1 3818| 3 2 513
Leutkirch 488| 3 1464 | 3 2 4| 3
Mänfingen 1293| 3%/g| 4526| 3 1 6| 3
Raveneburg_ . . . | 15551 3 | 4665| 2 2 80| 3
Rieblingen, Fiat N 3334| 3%] 10836) 3 | 94
Saulgau .| 2941| 22/| 6617| 3 2 20| 3
Tettnang . . 917| 3%] 3210| 2 2 112| 3
Um, Zil el gaela | 178412 — -|-
Alp Ts
Baldie . .| 1246| 3 3738| 3 2 18| 3
Wangen . . 202| 25 2 505| 3 Bi 16| 4
Donantreid . . | 18117] 3,, | 53721 2,8 2ı| 41192
Würtiemberg . | 43761| 3,; | 141386 |2,,| 7594| 2, | 1914713,3
232
—IJ —— — —
Flachs. Hanf.
Kreiſe —T Ertrag öVTCERAÆCC.
⸗ Ange⸗
and 6666
Oberämter. sage | g | Samen 5 gäde 8 Samen s
Mr d.
Di: ode elte Fr | ” gehe ante. '
Adlen . . 6811001 6800| 2 | 2281250] 57000] 2
Crailsheim . . F 222100 74000| 3 165 1001| 18500| 3:
Erwangen, tem. h 5831200] 116600] 2 | 1391150) 20850] 3
Bailborf . . 36711001 36700| 3 | 3431125) 42875| 2
Gerabronn 874| 80| 69920| 2 110] 50 5500| 3
Smänd . . . .| 1701125] 21250] 4 | 407150) 61050] 4
Hall ... 57711001 577001 2 | 23611001 23600| 3
Heidenheim 6301100] 63000] 3 351125] . 4375| 3
Künzelsau . 5971 70| 417901 3 470.100| 47000) 3
Mergentheim . 7661177) 135582] 3 107, 2951 31565| 2
Neresheim . . 636] 601 38160] 3 281140 3920| 3
Dehringen 3081150] 46200] 3 48212001 964000) 3
Schorndorf 1811125] 22625| 4 301| 60) 18060| 4
Welzpeim . . . . | 642] 80) 51360] 4 | 351] 75) 263251 4
_ Jagfttreid.. . . | 7141 112] 7818873,6 3422137) 45702013
Biberady - 1263| 25) 3155| 4| 85| 30 >07
Glaubenren ii Fr 272 100 27200 F 227 150 205 3
Ehingen, Thal 8/6 57600 |
| 22 501 173001 5 | 92°] 85] 19975| 3
Geielingen, En | 320] 80] 206001 3 | 181j120] 21720] 3
Göppingen 466| 80! 37280] 3 | 46511001 46500| 3
Kichheim . 26511001 26500) 4 | 365/150) 54750) 5
Laupheim . 1175/1100! 117500] 3 1151001 11500] 3
deuttirch - - . | 9801 75] 73500] 3 | 10811001 108001 4
Münfinden . . . | 244| 801 19520] 2 | 684100) 68400| 4
Ravensburg . . 3021100) 30200) 3 | 5001125) 62500] 3
Mieblingen, hal Ja | 1208j100| 1298001 3 | 463 143. 66200] 3
Saulgau . . 72511000 72500! 3 | 3751100) 37500! 4
Tettnang . . 123| 601 7380| 4 | 455! 80) 36400| 4
Mm, hal /8 | soalıoo] 90a00ı 3 | 591200] 11800] 3
Balbie . » .. 884| 90 79560 3 377| 80| 30160| 3
Bangen oo... 504| 50 25200 3 404 50 20200 4
Sonaufreid . | 10697] 82) 872615 *
Zahrfie
XX.
Die Ergebniffe des Weinbaues in Württemberg
im Iahre 1860.
I. Areal der Weinberge.
Die der Kultur der Weinberge in Württemberg einge-
räumte Fläche beträgt in 592 Weinbautreibenden Orten
davon ftehen
im im Ganzen im Et Imm rtrag
Morgen Morgen Morgen
Nedartreiis . . . 53,560*/s 35,341'/s 18,219"!/s
Schwarzwalbfreis . 7,454°/s 4,435°/s 3,019
Jagſtkreis. - - . 17,991%Je 14,235 3,756%/s
Donaufreis . . . 1,835°/s 1,535*/s 299° /s
wozu nody kommen die Weinberge ber
Hofdomänenfammer mit 91®/s 75/6 15°/s
80,935”/s 55,6227/s 25,310
| m 9 —
80,932°/a
oder nad) 8 natürliben Weinbaubiftriften:
davon ftehen:
— ——
im im Ganzen im Ertrag nicht im Ertrag
Morgen Morgen Morgen
oberen Neckarthal u. Alptrauf 7,526%/s 4,7742/5 2,751°/s
unteren Nedarthbal . . . 36,779%/s 25,947!/s 10, 8326/6
Nemsthal.e . . - 2 2. 8320 6,515 1,804%s
Enzitbal . © 2 2.2.2. 8,080%s8 3,720%/% 4,360
Zabergäu. . . . . 5,612 3,083 2,529
Kocher⸗ und gagitthal .. 6,614%/s 5,229°7/s 1,384*/s
Zaubergrum . . 6,955°/s 5,427°/s 1,527°/s
Bodenfee- und Schuffenthal 9531 /s 848®/s 104*/s
biezu vie Weinberge ver
Hofdomänenlammer . . . 91?/s 75/6 15°/s
80,9327/a 55,6221/8 25,310
En nn EEE
80,9327/s
2339
Hienady verhält fi) die dem Weinbau eingeräumte Fläche
zum ganzen Flächengehalt der Kreife und des ganzen Künig«
reiches wie folgt:
im Redarkreis fammt ber
Hofvomänenfammer 1: 19,
» Schwarzwaldfreis . 1: 203,1e
» Yagftlreis . . 1 90,71
» Donaufreis 1: 1082,50
„ganzen Sande. . . 1: 76,5
"Bon der Geſammtſumme ver Weinberge ftehen
im Ertrag nicht gm Ertrag
Morgen orgen
im Nedarkreis . . . 65,8 34,02
„ Schwarzwaldfreis . 59,50 40,50
n„ Sagftreis . . . 79,i⸗ 20,88
„ Donaufreis . . . 88,66 16,55
K. Hofdomänentammer 82, 17,58
im ganzen Lande . . 68,78 31,
Die Weinbaufläche im Ganzen, welche ſich in früheren
Jahren ſtetig vermindert hatte und erſt im Jahr 1858 wie⸗
derum zunahm, hat dem letzten Jahre gegenüber wieder um
399°/s Morgen oder O,s °/o zugenommen.
Die im Ertrag ftehende Fläche hat um 220% Morgen
und die nicht im Ertrag ftehende Fläche um 179°/s Morgen
zugenommen. In den einzelnen natürlichen Weinbaudiftrikten
hat eine Zunahme gegen das Borjahr ftattgefunben
Morgen Prozent
im oberen Nedarthal 173°/s oder 2,30
» unteren Neckarthal 173% u O,r
» Nemöthal . . . 224 n 2,09
vw Babergäu . . . 164 vn 2,98
» Zaubergrund . . 18 „ 0O,e
in der Bodenjeegegend 50% m 5,8
Eine Verminderung dagegen zeigte fih im
, Morgen Prozent
Enzthal - . . . . 372°/s oder 4,0
Kocher: u. Jagſtthal 1226/6 „ 1,se
240
Die im Ertrag befindliche Fläche hat in 3 Bezirken zu⸗
und in. 5 ein wenig abgenommen.
Das Verhältniß der tragbaren Fläche zur ganzen Wein-
bergflähe hat im Jahr 1860 wieder um 2205/5 Morgen zu:
genonmmen und beträgt nun im Vergleich zu den vorange-
gangenen Jahren 18°%/s».
1850 73,» °/o 1856 64,4 0/0
1851 71 sn 1857 66,3 "
1852 71» 5 1858 66, "
1853 70, u 1859 68,5
1854 69, " 1860 68,7 "
1855 67, "
U, Natural-Ertrag.
Hinfihtlih ver Qualität und Duantität reiht fih das
Jahr 1860 an die mindergünftigen des gegenwärtigen Jahr—
hunderts an, und fommt dem Jahrgang 1852 ziemlich gleid);
es ftellt ſich dasſelbe um */s niebriger al8 der Mittel-Ertrag
der letzten 33 Jahre (1827—1859.) Bergl. Jahrb. 1859,
Heft 1, ©. 137.
Nah den Berichten der K. Kameralämter, in deren Be—
zirken Wein gebaut wurde, berechnete ſich nämlich der Weiner-
trag pro 1860:
a) nach den 4 reifen:
Duräfänittserteng aus
I Morgen der
Gejammt- 5359| mn 0 nn EB
Ertrag. im Ertragbefindlichen ganzen
| en 9 nn" —
Weinbaufläce.
im Eimer. Imi. Eimer. Imi. Eimer. Imi.
Nedarfreis . . . 6304 2 123 1 2,8
Schwarzmaldfieis . 5,315 13 13 — 1l«
Sagftlreis. . . . 16,981 1 1 —- — 15,1
Donaufreis . . . 2,096 7 1 9 1 2,8
Hofpomänenfammer 169 7 2 4 1 13s
Im Ganzen 87,586 14 16 1 1:
b) nad) den natürlihen Weinbaugegenven :
Geſammt⸗
im Eimer.
oberen Neckarthal und
Alptrauf .. »:. . 5,919
unteren Nedartbal . :. 48,707
Remsthbal. . „. . . 10,739
Cnzthal 3,548
Zabergäau . 5,788
Kocher und agftthal . 6,497
Zaubergrund . 4,976
am Bodenſee und im
Schuffenthal . . .
Weinb.d. Hofd.⸗ Kammer
Im Ganzen
1,239
169
. 87,586
ag.
Imi.
3
15
8
12
15
4
7
14
14 :
a
u er von
orgen der
— — —
im Ertrag’ befindlichen ganzen
Weinbaufläche. u
Eimer. Imi. Eimer. Imi.
1 40 — 12,
1 14,0 1 5.
. 1 105 1 4,
— 15,3 — 7,
1 13,0 1 0%
1 3,» — 15,
— 14, — 11,
1 7. 1 | 4,s
2 Zu 1 13,3
1 92 1 1»
Der Ertrag dieſes Jahres fteht jomit dem des Vorjahres
um 80,715 Eimer 13 Imi oder 47, °/o nad). Kommen bei
einem vollen Herbit 4 Eimer 1 Imi auf einen Morgen trag.
baren Feldes, fo kann der dießjährige Ertrag etwa als ein
1’s Serbit- betrachtet werben.
Aus der Vergleihung ver Durdhſchnittsertrage der ein-
zelnen Kameralamtsbezirte ergibt fi, daß der Natural-Ertrag
aus 1 Morgen der im Ertrag ftehenden Weinbergfläche heuer
. am bödften war
Eimer Imi.
im Rameralamtsbezirt Heilbronn. . 2 14
n ‚m Weingarten . 2 7
bei der Hofpomänenkanmer 2 4
im Kameralamtsbezirk Weinsberg 2 2
n Sanftatt - 2 2
am niebrigften dagegen:
im Rumernlamtöbegiet Hall . — A:
n m... Roth an Se — 6
" UE Lorche. .. — 8
r Mergentheim — 12
m u Backnang — 12
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 16
42 |
MI, Berkauf unter der Kelter und Preije.
Sogleich. nad ‘ber. Lefe und unter der Kelter wurben
von dem heurigen Weinmoſt abgefegt:
4) nach den 4 Kreiſen:
„Schwarzwaldkreis 1,330
„Jagſikreis....68,297
„ Donankreis... - 79
Bon. den Weinbergen
der Hofd..Kammer . . . 168 12
im Oanzat. . » . . 47,792 14
b) auf tie. 8 natürlichen Weinbaubezirfe vertheilt ſich tie
verfaufte Quote, fewie der nad) den beigefegten mittleren
Kelterpreifen erzielte Erlös folgendermaßen:
Unter der Kel⸗ Berlaufte Mittlerer Geſammt⸗
Shi.
im Nedarteeiß . +. . 37237. 5
1:
3
9
ter wurden Quote des Kelter- .. ls.
verkauft: Ertrags. Preis
pr. Eimer
Eimer Imi Przt. fl kr. fl. %.
im oberen Nedarthal 1,656 11 31. 20 33,133 45
„ unteren Nedarthal 27,865 6 572 2% 18° 704,994
v„ Remsthal . . -. 8414 13 78. 17 40 148,661 36
„ Enzthal. . . . 1991 11 561 30 : 59,750: 87
» Babergäiu . . .: 3,360 3 58,1 22 73,821 8
„Kocher u. Jagſtthal 3,335 10 51, 21 70,049 8
» Tanbergrumd . . 663 2 13» 25 30 16,909 41
am Bodenſee u. Schuf-
fenthal . . . . 336 10 271 19 30 6,564, 11
aus d. Weinbergen der
Hofd.-Rammer. . , 16812 996 51° ' 8,696 21
Im Ganzen. . 47,192 14 54, 23 50 1,122,592 21
Dies unter der Kelter verkaufte Quote des beurigen Ge-
wächſes erreichte im Ganzen 54,s %/o und ftellt ſich fomit 7,»
niebriger als im vorigen Jahre, wo fie 62,5 betrug.:
Ans den: mittleren Kelterpreifen vor 34 Ramernlamtsbe-
zirten berechnet ſich der dießjährige mittlere Kelterpreis für
das ‚ganze Land auf 23 fl. 30 fr. per Eimer und es ftellt
fi) Meſer um ZUM. 23 kr. niebriger als im Vorjahre.*)
Für die einzelnen Kameralamtsbezirke ſtellt ſich djeſer
Mittelpreis abgeſehen von den Weinbergen der K. Hofdomänen-
kammer mit, Bi fl., am höchſten bei Bietigheim mit 3. fl. u h
am niedrigſien im Kam. Bez. Lorch mit 12 fl.
Die höchſten Preiſe für einen Eimer wurden bene, vr
zahlt in den nachſtehenden Orten:
per Eimer
| MR rt
Maulbronn, Eilfinder . -» . ....78. [
Sanftatt .. ... GA...
Untertürfheim, hftammer einbege 62
Heilbronn ... . 60
Dürmen ...: 2 2 200.2 ,n
Sroßbottwar . ..- 2 2.2 0..80
Neuenftt . » oo 2 000.0.
Stuttgart 2 2 220. 50
Sablenberg - - » 2 2 50 “
Binswangen. » 2 ee. BO...
Unterniebelsbach ....... 50. —
Fellbach... 4
Waiblingen, EEE | Bee
Baihingen > ne
Dertingen , . . - . ... 44
In den, befannteren Weinorten Reiten ng die. Bieiſe bes
Beinmoftes wie folgt: _
W ⸗
*) Im erſten Heft des Jahrgangs 1859 Seite 130: in, ber
Durchſchnittspreis vou 1859 zu 50fl. 44 fr. angegeben, was infoferne
auf einein Beifehen beruht, als biebei die Hoflammerlichen Preife
eingetechnet find, während ber Durchſchnitt aus ben Kelterpreifen
der Kamerafamtsdezirte nur, wie bafelbft Selte 137 ‚ange
geben ift, 47 fl. 53 kr. betrug nnd nicht, wie es Seite 130 heißt,
12 f.45 kr. riedriger als im Borjuhre, ſondern um: a n.
höher war.
! 4
a ET Er 207 böchfler wmiittlerer niederſter
Breis für 1 Eimer.
Unteres Nedaithali 2 A tr. fl Fk.
Uhlbach iR.
Unterärtheitn” . rennen. BE 2. _
Ag 2 2 rn VOM —
Srosböttwar . . 2... 2. BB 16 —
Rleinbettwar, gutsherrlich .... 67 — 13 21 —
bürgerlich..... 26 — 25 — X —
Mumdelsheim oo... ....50- 33 — 14 —
Heffigheim . . . . . u 0. 33 — 24 30 16 —
Beiligheih . . 2: 2 222 44 — 24 — 18 —
Bietigheim . - 2: 2222... 5 0 DO —
Laufen . . 2 2 2 2 rc Me 25 — 18 —
Heilbronn: . . 2 2 2 222.60 90 2 —
- Weinsberg . rn 38 — 26 — 18 —
Remstfal: u |
Korb mit Steinreinnh . . . . . M— 3% 18 —
Groß⸗Heppach » 2 2.2.2.6 00 15 —
Beuteldbah . - 22.222... 28. — 0 —
Shmitb, - » 22222. 8-34 1 —
Stetten J rn *—- AN— 17 —
Fellbach - 2222 46-30 30 18 —
Enzthal:
Roßwaag .. 0.2.45 — 3730 30 —
Mühlhauſen an der En 2. 40 IE —
Maulbronn (Eilfinge) . -. . ..B8— 9 9 —
Hobenhasah . . .» . ... 40 — 36 — 33 —
Kocher⸗ und ya ütihat | z |
Abolzfurth ...... 2130 2032 18 —
Verrenberg . 25 - 014 18 --
Michelbach bei Debringen 0. 2 — 23 16 20 —
Ingelfingen. 28—- 2163 20 —-
Taubergrund: . Ä oo
Edelfinden . 2 2 2222 27 — 26 — 3 —
Mergentheim . - 2 2222.92 87 2 —
® P
Hödfter mittlerer niederſter
Bar . — ꝰ,ꝰ, ——
| J Preis für 1 Eimer,
on ſſt.rr. te fl. ie.
Markelsbeim . .» - 2. 36 - 30 — 4,—
Elperöhim . ». 2-2... 31 w0w — 27 —_
Beitersheim : ten 33 _ 0- 97 —
Die hochſten Durchlhu ttopraie für gemiſchtes Gewichs
kamen heuer vor in Kleinbottwar (42 fl.) Ober⸗ und Unter:
Niebelsbach (je 40 fl), Maulbronn (39 fl.), Roßwaag (37 fl.),
Mühlhauſen (36 fl.), Bilfingen .(35 fl), Schotzach (33 fl.),
Untertürfheim (32 N) ‚ Heilbronn 0 fl.), Gtoßbottwer
(30 fl.)
Die K. Hofkammer gewann auf einer Flache von 75/.
Morgen im Ertrag ſtehender Weinberge 169/2 Eimer Bein,
wovon 168% Eimer“ unter der Kelter zu dent Durchfchnitts⸗
preife von 51 fl. per Eimer verkanft und hieraus im Geſammt⸗
betrag 8,606 fl. 15 Tr. erlöst wurden.
fr,!
W. Gelbwerth bes ‚ganzen Retiraterriäge
Der Geldwerth des ganzen Naturalertrags beläuft ſich
nad den oben für die 8 natürlichen Deinbangegenden nebſt
ver K. Hoflammer berechneten Kelterpreiſen: —
im oberen Neckarthal und Alptrauf auf 118,383 fl. 15 kr.
„unteren Nedarthal.. . » - » u,,1133310 » 49 v
DZ Remsthal . nn. 189,731 0 10"
n Enzthal...... « 106,462 :» 30
ir Babergäu . . . a . 197,386’: —:u
“u Kocher und. Iagftthat . wem 136,455: 5 22»
„ Zaubergrund . . „: 126,918 54 w
am Bodenſee und. im Safe n„ . 24,165 » 22 w
bei der 8. Softunmun ren Bo 7.19
- | u Zuſuituen 2070,398 |. 11 h.
it Anwendung ber oben angegeberien Flächenmaße be⸗
rechnet ſich der Geldwerth des Rohertrags von 1 prgen
Weinberg ohne Rückſicht auf Nebennugungen:
2) für das ganze Land:
a) bei der'tragbaren Weinbergflähe aus 1 Eimer 9,: Imi
à 23.fl.’30 kr. auf 37 fl. 1 fr.
b) bei der ganzen Weinbergflähe aus 1 Eimer 1,3 Imi
a 23 fl. 30 Kr. auf 25 fl. 24 fr.
2) für die 8 natürlichen Weinbaugegenden und bie Wein
berge der Hoffammer unter Anwendung ber oben angegebenen
Ertragdqueten und durchſchnittlichen Kelterpreiſe:
Bon 1 Morgen d. Wernbergfläche n. Mar:
3a der tragbaren ber ganzen
fl. kr. fl. kr.
im. eberen- Hedarthal und Ha 25 — . 15 37
» unteren Nedartbal . . . . 47 26 33 31
an, Remsthaa29 16 2314
m Enithal . on 2 een. 2830.18 8
m .Zaubergeumd . 2 2.2 2 0 .,23 26 18 20
v Babergäun .. . en. 4115 22 41
„ Kocher und hagſithal .. . 2608 2 37
am Bodenſee and im Schuffenthal . 28 24 25 21
Die Weinberge der K. Hofd.-Kammer 111 53° 95 —
Im Samen . 37 1 25 24
fo daß alfo die Weinberge ver K. Hofkammer, bed unteren
Medarthals, Babergäus und Remsthals die größte und Die im
Zaubergrund, im Kocher⸗ und Jagſtthal Die Heine Einnahme
gewährten.
V, Site des Weins vom Jahr 1860.
Bei den in ben fönigl. Weinbergen zu Untertürfheim wie
früher „jo auch im Jahr 1860 unter Beobachtung bes feither
angewendeten Berfahrens . wieder vorgenemmenen Wagungen
bea Safte ergab fidh bei dem .
1860 1859 1858. 1857 1856 1855 1854
alebner (Hauer) 87°: 1030 950 988 950 940 930
Veltelline.. 5 103 88 101 91 9% 92
Be . .. 74 Bd 8 9 89 90 90
| oanex grüner) 77 98 90 18.97 9 9
MWeiß-Elbling . 71 85 . 81 86 ...82 75 84
Weiß-Ontevel . 76 78 7 be 77 83
Roth⸗Urban.
Schwarz⸗Urban.
Trollinger
Bortugiefer .
gewicht
241.
1860 1859 1858 1857 1856 1855 1854
77 92 92 106 87 86 80
76 84 2 101 3 BB 7%
71 80 87 92 79 85 8
ein Miſchungs⸗
75 87 88 9896 87 85 8
und bei der am 1. Novbr. in Stuttgart ftattgehabten Wagung
tes Weinmoſtes aus dem in den Kriegsbergen gelegenen Wein-
berg des Apothekers Kreufer:
1860 1859 1856
Burgunder . . „90° 92° 90°
Rotburban . . . 2 96 89
Schwarzurbn . . 8 84 82
Teoline . .. 0 82 77
Portugieſer... 98 98 —
Grüne Sylvanı.. 83 ° A 9
Grüne Eldlinde . 9 88 79
Rothe Elblinde . 70 - 86 74
Grüne Muskateller 75 89 82
Kotbe- Muskateller 72° 85 81
Grüne Gutedel. 3 778
Weiße Putfcheeren. 67 99 78
Miihunga.d. Kufe 6 8 7
IV. Rücblid auf die früheren Fahre.
Zur leichteren Weberfiht über die Ergekniffe per legten
Weinlefe und zur Vergleihung mit früheren Jahren folgen
ſchließlich noch Tabellen über die Ergebniffe des Weinbaues:
J in den Jahren 18°”/so und
‚im Jahr 1860 (nad) Faneralamts- und nad) natur⸗
lichen —S |
mid
-
tt. Weinbaus im Jahr 1860.
809327
1
254
Nach Beilage A. ift insbefondere in dem Zeitraum vor
34 Yahren von 1837—60 der Raturalertrag des wiktt
MWeinbaues in 23 Jahren, nämlid 1827, 28, 29, 32, 33, 3,
35, 36, 37, 39, 40, 42, 46, 47, 48, 49, 52, 53, 55, 56, 87;
58 und 1859 ein größerer gewefen, als im Jahr 1860.
Was die unter ter Kelter abgeſetzte Quantität betriff
fo war dieſe in den Jahren 1827, 28, 29, 31, 32, 33,
35, 36, 37, 39, 40, 42, 45, 46, 47, 48, 49, 62, 53, 55,
67, 58 und 1859, alfo in 25 uhren eine größere ge
als im Jahr 1860, während der mittlere Herbftpreis
Eimer ſich bios 15 mal höher ftellte al8 im Jahr 1860.
Erlös unter der Kelter erfcheint im Jahr 1860 als ver 8.
größte in dem Z4jährigen Zeitraum von 18/eo, der Betr
des unter der Selter abgefegten neuen Weins — 53,, W
mittlere Herbftpreis per Eimer = 100, der Gelderlös u
der Geldwerth des Naturalertragg = 57,«.
AP
I.
&
e Ergebniffe der württembergifchen Wollmärkte
im Iahre 1860.
Auf den Hauptwollnärkten Württembergs geftaltete ſich
Verkehr im Jahr 1860 nad) dem Inhalt ver betreffenren
arkt- und Wagregiſter folgendermaßen:
Auf dem Wollmarkt zu
A, Kirchheim
Idher am 21-26. Juli ftattfand, betrug —
1) die Zufuhr von
waniſcher Baſtard⸗ deutſcher im
Wolle. "Wolle. Wolle. Ganzen.
| on er. Ei. | 1 EEE >; "u
länd. Erzengniffe . . 255 7,365. 73 8,098
sländ. — 208068 — 2,086
25 9,45u .. 473 10,178
2) Bon biefen Onantitäten wurben abgef etzt:
_ ſp. Wolle. Br.⸗Wolle. d. Wolle. Im Banzen
DL 7: cetr. er. ' er
inlänb. Brobult . . . 255 7,327 473 8,055
fremdes Produft - . . — , 2085 — 2,085
255 9,412 413 10,140
Hienon kamen in die Hände ber
fp. Wolle. B.: Wolle. d. Wolle. im Ganzen
Etr. Etr. Er Ctr.
inländ. Fabrikanten ꝛc.. 266 5,241 473 6,969
fremde Einkäufer ꝛc. — MA — 474171
255 941 g 10,140
x
256
Unverkauft blieben fomit und wurden theils wieder
abgeführt theils gelagert an
fp. Wolle. Baſt.Wolle. d. Wolle. im Ganzen
Etr. Ctr. Etr. Etr.
— 38 — 38
3) Die Durchſchnittspreiſe betrugen per Centner
für ſpaniſche Wolle 170 fl., Baſtard-Wolle (ſchön, mittel und
taub) 135 fl. nnd für deutsche Wolle (Landwolle) 95 fl.
Die hochſten Preife erlösten:
für Woaniſche Wolle:
Inſtitut Hohenheim und Ränge Domäne Sesut. 181 fl.
Sreiherr von Cotta -.» . . 179 »
Sreiherr ven Stauffenberg.. 2 00. 168 *
Freiherr von Teffin - : 2 2 0 . 164 »
für Baftardmwolle:
Berwalter von Filed - 2 2 2 142 u
Schweizer von Gmünd. . nenne. 137
Freiherr von Elrihähaufen ren en. 14
| für deutſche Wolle,
Unfotb von Konigsbronn .. 140 u
Kenngott von’ Reutlingen... . 136-
Basler von Eckwälden.. 2 2 2 2 22. 14
Mayer von Oberthailfingen. : . . 129
4) Dev Geſammterlös ober Geldwerth für die auf
dem Markt abgeſetzten Ouantitäten Wolle belief ſich auf
bvon dem ia Wolle. B.⸗Wolle. d. Wolle, Zuß.
nn n. 1. 6 R.
inländ. Erzeugniß 43,350 988,845 44,935 1,077,130
ansl.. Erzeugnifi . _ 281,475 — 281,475
43,350 1,270,320 44,935 1,358,505
\ 5 . B. Heilbronn. -
‘ Dort fand ver Wollmarkt am 2-3, Juli ftatt. Es betrugen
1) die vorhandenen Vor räthe an
267
Baſt.Wolle. d. Wolle. gem. Zelle, im Ganjen.
Ctr. Ctr. Ctr. Er.
17,200 (90,0 °/o) 180 (2,5°/) 620 (7,7%) 8,000
fomit mehr als das Doppelte der borjährigen Zufuhr.
2) Berkauft wurden hievon
Baſt.⸗Wolle. d. Wolle am „ol, im Sonzen.
Ctr. Etr.
4,570 130 580 5, 280 (26: ı %%)
wovon ca. *s in die Hände von auswärtigen Confumenten
famen.
3) Als unverlauft wurden zurüdgenommen beziehungs-
weije gelagert und fpäter theilweife unter der Hand verkauft
2720 CEtr. (13,8 %/o der Zufuhr.)
4) Die Preiſe betrugen durchſchnittlich für Baſtardwolle
120—130 fl., bei der deutſchen Wolle 8O—100 fl. und bei
der gemifchten Wolle 100—120 fl. Die höchſten Preiſe
waren für raube Baftarbw. 100—106 fl., Mittelwolle 129 fl.,
beſſere Qualitäten 135—148 fl.; der Verlauf von hodyfeiner
Wolle kam nur in fehr geringen Quantitäten vor.
C. Ehingen
(16—18. Yuni) beitrug die Zufuhr an Wolle
Bafl.-Wolle. d. Wolle. im Ganzen.
Etr. Er. Er.
| 440 110 550 lauter inl. Produkt.
Hievon wurden 303 12 375 an inländ. Fabri-
kanten abgefett, der Reſt aber mit
137 38 175
unverlanft abgeführt.
Die Mittelpreife für diefen Wollmarkt ftellten fich
per Centner bedeutend höher als im Borjahre;. das Marimum
belief fich bei der Baſtardwolle auf 143 fl., das Minimum
auf 96 fl., Bei der veutfchen Wolle auf 86 fl.
Zu
D. Tuttlingen (16—19 Juni)
beteng das zugeführte Wollguantum 631 Cir., nämlich 310
Str. Baſtardwolle, 129 Etr. deutiche Wolle und ge gemifchte
Vurit. Iaheb. 1860. 18 Heft.
258
Wolle, wovon 297 Etr. Baftarbwolle, 118 Etr. deutſche Wolle
und 170 Etr. gemifchte Wolle, zufammen alfo 585 Etr. Wolle
verkauft wurden und nur 46 Ctr. unverfauft gelagert wur⸗
den. Die Durchſchnittspreiſe beliefen fich bei der Baſtardwolle
auf 120—130 fl., bei der deutſchen Wolle anf 88-0 fl.
und bei der gemifchten Wolle auf 102—104 fl.
Zu
E. Göppingen (1—4 Oktober)
wurden im Ganzen 428 Etr. Wolle und zwar 280 Centner
deutsche Wolle und 148 Etr. Baftardwolle aufden Markt ge-
bracht und hievon 210 Etr. deutſche zum Preije von 80—82 fl.
per Etr., ferner 35 Etr. Baſtardwolle zum Preife von 90 bie
100 fl. und 44 Etr. zum Preife von 110—115 fl. und end⸗
lich 11 Etr. zum Preife von 140—146 fl., der Reft aber unter
der Hand auf dem Lagerhauſe allmählich verkauft.
F. Das Ergebniß des mit der Stuttgarter Tuchmefle
verbundenen Wollenverkehrs ftellt ſich auf 1,478 Etr. Vorrat
(gegen 1,305 Ctr. im J. 1858 und 1,478 im J. 1859), wovon
1,398 Ctr. verfauft wurden. Der Preis bewegte ſich zwifchen
88 und 130 fl. und war im Durchſchnitt 103 fl. Die einzel-
nen Wollengattungen find übrigens bezüglicd des Stuttgarter
Wollennarkts nicht befannt.
G. Das Gejfammtergebnif der Wollmärkte 1860.
Es betrugen
1) die zu Markt gebrachten Wollvorräthe:
in ſp. Wolle. B.⸗Wolle. d. Wolle sem Wolle, im Ganzen
Ctr. Ctr. Ctr. Ctr.
Kirchheinmn.. 255 9,450 473 — 10,178
Seilbronn . . — 7,200 180 620 8,000
Ehinien . . — 440 110 — 550
Tuttlingen.. — 310 129 192 631
Söppingen. . — 148 280 — 428
25 17548 1172 812 19,787
2) Bon dieſen Vorrathen wurden während der e Möntte
abgefegt:
re Ei DE d. Wolle, . gem; Zäole. im Ganzen.
Etr. Cte. en .;&tr.
Kirchheim ... * 9, re 473, — 10,140
Heilbronn 450. 10. , 580 - 5,280
Ehingen . — 08 = — 375
Zuttinen. — 297 18 10. 585
Göppingen. — 210 148. — 388
‚Sb : .14,792 941 - 750 16,738
3) Unverkauft blieben ſonach bei der
fpanifhen Wolle. — Cr.
Baftardwolle . . 2,756 m
deutſchen Wolle . 231
gemifchten Wolle -. 62 u
Zuſammen . . 3,049 Eir.
von der Geſammtzufuhr. |
4) Die Breife ftellten ſich durchſchnittlich bei ber
in fp. Wolle, B.⸗Wolle. d. Wolle. gem. Wolle.
fl. fl. fl. ft.
Kichheim . . 170 135 95 —
Heilbronn.. — 125 90 110
Ehingen.. — 120 86 —
Tuttlingen.. — 125 89 103
Goöppingen. — 118 81 —
5) Werden dieſe Mittelpreiſe (Z. N.) zu Grunde
gelegt, jo würde ſich de Geſammterlös auf den Woll-
märften berechnen
fr. Wolle B,⸗Wolle. d. Wolle. gem. Wolle. im Ganzen.
in fl. fl. fl. fl. fl.
Kirchheim . . 43,350 1,270,620 44,935 — 1,358,905
Heilbronn . — 493,750 11,700 44,000 549,450
Tuttlingen . — 37,125 10,502 11,510 65,137
Göppingen . — 24,70 901 — 34,581
Ehingen . . _ 36,360 6,192 — 42,552
auf d. 5Woll-
märkten zuf. . 43,350, 1,862,635 83,130 55,510 2,050,625
6) Dem Borjahre gegenüber erhöhten fich
a) die zu Markt gebrachten Wollvorräthe von 14,229
Centner auf 19,787 Etr., fomit um 5,558 Ctr. (39,1 °/o).
17°
260
b). die biefür eriöste Summe vom 1,555,788 fl. auf
2,050,625 fl. fomit um 494,937 (31,8°/o).
ec) die Durchſchnittspreiſe bei der fpanifhen Wolle
von 146 fl. auf 170 fl. (16,4°/o), bei der Baſtardwolle von
113 fl. auf ca. 125 fl. (10,6 °/o), bei der beutfchen Wolle von
81 fl. auf ca. 88 fl. (8,6%). Nur bei der gemijchten Wolle
trat eine Verminderung des Durdfchnittspreifes von 110 fl.
auf 106—107 fl. (3,8°/o) ein, welche übrigens zumal bei dem
geringen bießfalls zum Verkauf gelommenen Quantum ganz
unerheblich ift.
Da der größte Theil der auf ven Wollmärkten verkauften
Wolle aud) heuer wieder wie im Vorjahre aus Handelswolle
beftand, fo wurde in den Woll- und Wagregiftern in ver Kegel
zwifchen in- und ausländifher Wolle nicht unterfchieden und
war darum auch bei gegenwärtiger Darftellung eine dießfãllige
Unterſcheidung nicht möglid).
Die Ergebniffe der württembergifchen Fruchtmärkte
im Jahr 1860.
I, Ergebniffe der Fruchtmärkte.
Die Zahl der im Jahr 1860 befahrenen Fruchtmärkte
betrug und zwar:
im Neckarkreis. 8
» Schwarzwalbfreis 20
" Jagſtkreis ... 1212
» Donaufreis . . 26
in Württemberg . . 66
gegen 67 im Borjahre. ' Nicht befucht wurden heuer von den
überhaupt zu Getreivemärften berechtigten Orten des Königreich®
Murrhardt, Baihingen a. d. E., Horb, Spaichingen, Möf-
fingen, Blaufelden, Niederftetten, Neresheim, Donzporf
und Dietenheim.
Auf ven 66 befahrenen Märkten belief fich der Gefammt-
umſatz im Zahre 1860 auf 1,072,946 Schfil. wofür 13,479,211 fl.
32 fr. erlöst wurden. |
Nach ven einzelnen Fruchtgattungen betrug:
1) Der Naturalumfas
| im - im im im in
an Nectarkre. Schwarzwaldkr. Jagſikr. Donaukr. Wurtt.
Kernen . . : 9,092 57,950 63,197 801,518 431,697
Roggen . 202 2,391°/s 11,837 18,085 32,515*/s
Safe . . 2,803 12,1386*/; 11,751 111,059 137,749%/s
Meizen. -» 306 8,002°/e 2,720 201 11,319°/s
Dinkel . . 61,016 122,337 338 4,667 188,358
im im im im in
en Nedarkı. Ediwergwatr. Sag. Denautc. MWürttemb.
ea. Sf. Ca. Sal. Sm.
Enoın . — 2 8 2,752 2,762
Saber . . 31,613 73,521*/s 17,196 120,083 242,413%.
Hüffenfr. . 752 1,167 368 15,400 17,677!
Miſchlingsfr. 20 5,885 1,726 824 8,455
Aufammen 105,894 283,392°%/s 109,071 574,589 1,072,946°/e
.2) Der Geldumfatz aber
m u Is
an —— — Sankt ru
Kernen 151, vs 13 1 ‚004,510 3 1,158,446 ji 6,550,088 55 7.3384
Roggen 2,622 45 33,060 s 147,044 21 236,642 400 41
Gerſte 32,670 46 155,162 27. 137,452 40,1,440,296.46 1,765
Weisen 7,002 12 187,210 36 45,872 31 3,412 96 193,497
Dintel 423,329 36 835,016 47 2,205 50. 31,092 32 1,291,
Einkorn — >58. 1034& 39,342 34 39,471
Haber 216,158 55 501,663 31 108,149 61 751,847 41 1,576,31
Hälfenfr.11,176 45 18,726 23 4,339 25 206,234 36 240,4
Miſchlfr. 259 33 80,829 36 23,654 17. 16,626 55 111,370
Auf. : 843,707 4b 2,766,20457 1,601,26845 8,268,030 5 18,479,31
5) Die Durchſchnittspreiſe für dag Jahr 1860 ber
rechnen fich aus dieſen Summen, wie folgt:
für Redarkı. Schwarzutr. Jagſtir. Deusuk. MWürttemb
Le. ke ke Mio MM
Rechen 1640 17%0 1756 18% ı8 9
Roggen 1259 349 12% 1 2 125
Srfe . . . 1139 1249 1192 1358 129
Weizen . . . 1742 17 9 1652 1659 175
Dinkel -. » . 656. 64 6 32 6 40 6 51
Einlorn*) .. — — 12390 13 14 18 14 12
Haber 2.768 69 618 616 630
»H Dieſes kommt gewöhnlich im Neckar⸗ und Schwarzwalbkreis
unenthülst, im Donau- und Jagſtkreit gegerdt zu Markte.
263
Unter den einzelnen Getreivemärkten des Landes waren
bie bedentendſten:
1) Ulm mit einer Zufuhr von 132,947 Scheffel und
einem Geldumſatz von 1,869,716 fl. 35 fr. und
2) Biberach mit einer Zufuhr von 93,382 Scheffel und
einem Geldumſatz von 1,369,489 fl. 49 Er.
Der Naturalumfat auf viefen beiden Plägen beträgt
20,2 °/ und der Geldumſatz auf benjelben 24,0 %/o der Ver⸗
kehrsſummen auf fämmtlihen anderen Märkten des Landes.
Am-geringften dagegen waren bie abgejetsten Getreide-
quantitäten auf den Schrannen zu Spaihingen, wo nur
811 Ctr. um einen Preis von 9,743 fl. 30 Tr. und Waib-
Lingen, wo nur 898 Sceffel um ven Preis von 7,225 fl.
57 kr. abgeſetzt wurden.
Auf folgenden 14 Getreidemärkten erfter Claſſe
fand heuer ein Geldumſatz von wenigftens 300,000 fl. ftatt,
namentlich auf ven Schrannen zu
mit einem Naturalumfag von und einem Geldumſatz von
. Scheffel. | fl. kr.
1) Um . . . 132,947 1,869,716 35
2) Biberah . . 93,382 1,369,489 49
3) Ravensburg. 43,356 666,034 27
4) Riedlingen . 40,870 576,938 14
5) Geislingen . 43,922 546,024 4
6) Walvfee . . 30,316 477,844 23
7) Saulgau. . 22,253 464,732 53
8) Hall . . . 26,150 422,538 38
9). Heidenheim . 26,203 420,456 —
10) Heilbronn . 48,158 419,626 50
11) Mengen . . 26,590 363,148 58
12) Rottweil . 43,902 362,202 11
13) Tuttlingen . 24,522 326,720 25
- 14) Reutlingen . 39,001%js 810,126 55
"Bufammen 641,572°/s 8,595,600 22
Es berechnet ſich fomit das auf diefen 14 Märkten um⸗
gefeßte Getreidequantum auf 59,5% und der Gelverlös dar⸗
aus auf 63,8 %/o oder auf mehr als die Hälfte der Berfehrs-
jumme von ſämmtlichen Fruchtmärkten des Landes.
264
Auf folgenben 18 Fruchtmärkten zweiter Claſſe
fodann mit einem jährlihen Gelvumfag :von wenigſtens
100,000 fl., nämlich auf den Schrannen zu
und einem
mit einem
Naturalumſatz von —— von
Scheffel. fl.
1) Calw 22,020 268,720 *
2) Leuttirch . . 21,735 264,737 11
3) Freunvenftabt . 16,718 241,891 52
4) Ehingen 15,139 232,788 31
5) Urad) 28,595 201,955 17
6) Tübingen . 24,862 168,557 48
7) Kirchheim . 12,697 164,056 —
8) Göppingen . 9,022 159,838 55
9) Buchau . : 9,824 156,559 27
10) Bopfingen . 11,088 142,427 53
11) Schramberg 10,280 140,857 34
12) Sul; 9,451 140,333 12
13) Winnenden 18,951 _ 138,364 22
14) Aalen 10,930 136,415 39
15) Ehingen 11,801 138,121 11
16) Isny 8,238 118,536 16
17) Wangen . 8,992 116,133 18
18) Stuttgart Stadt 14,877 111,951 41
wurde zuſammen ein Quan⸗ u
tum von. . 264,220 Sail
Getreide ungejegt und dafür eine Summe von 3,022,195 fl. 33 Er.
alfo 24,6 %/o des geſammten Getreideverkehrs und 22,«%/o ber
gefammten Berkehrsfummen umgefegt.
Was die 34 übrigen Getreivemärkte dritter Claſſe an-
belangt, veren Geldumfag die Summe von 100,000 fl. nicht
erreichte, fo hatten viefelben zujammen einen Naturalumfat
von 167,154 Scheffel und 1,864,415 fl. 38 Tr. (15,6°/o des
gefammten Getreide- und 13,8°/o des geſammten Gelbumfages.)
Bon den Märkten dieſer Claſſe kamen ber bon ber zweiten
Claſſe am naͤchſen die Schrannen von
Wi
mit einem mit einem
Raturalumfak von Geldumſatz von
| Scheffel. . tr.
1) Gmänd.. 6,965 97954
2) Laupheim . . 7,397 96,438 52
3) Oebringen . . 6,596 96,339 34
4) Aulenvorf . . 5,761 95,806 34
5) Schorndorf . . 5,576 92,717 36
6) Nagold . . . 11,440%s 91,011 58
7) Ochjenhaufen . 6,424 84,703 52
8) Burzah . . . 7,353 82,739 57
9) Altenftiig . . 8,492 78,609 9
10) Badnang . . 10,205 78,222 39
11) Ellwangen . . 7,319 74,867 34
Was fodann den Verkehr In den einzelnen Getreide
gattungen anbelangt, fo zeigte fich die Zufuhr an
1) Kernen am erheblichften auf ven Schrannen zu Ulm
(63,326 SchffL.), Biberady (51,346 Schffl.), Geislingen (22,574
Schffl.), Ravensburg (28,276 Schffl.), Hall (20,528 Schffl.),
Waldſee (19,794 Schffl.), Rieplingen (18,420 Schffl.), Heiden⸗
beim (15,154 Schffl.), Saulgau (14,130 Schffl.), Tuttlingen
(12,504 Sceffel) u. ſ. w.
Der Jahresmittelpreis dieſer Yruchtforte, welche übrigens
heuer auf ven Märkten zu Wilpberg, Winnenden, Münfingen,
Rottenburg und Metzingen gar nicht zum Verkauf kam, ftellte
fih für das ganze Land auf 18 fl. 9 Er. und bewegte fidh
zwiſchen 20 fl. 15 fr. (Heidenheim), 19 fL 37. kr. (Ulm),
Friedrichshafen (19 fl. 2 fr.) und 14 fl. 46 fr. (Balingen)
Weikersheim 15 fl. 5 fr. und Gmünd (15 fl. 43 fr.)
2) Bom Roggen kam die größte Quantität zum Berlanf
anf den Schramen zu Ulm (4,916 Scheffl.), Biberach (3,882
Schffl.), Ellwangen (2,410 Schffl.), Hall (2,335 Schffl.),
Weilersheim (1,328 Schffl.), Erolzheim (1,238 Schffl., Lent
tirch (1,431 Schffl), Isny (1388 Schffl.) und Ravensburg
(1,735 Scheffel). Auf 10 der befahrenen Fruchtmärkten wurde
heuer gar kein Roggen verkauft. Der Yahresmittelpreis des
Roggens berechnete ſich heuer auf 12 fl. 52 fr. Am höchſten
ftellten fich die Preife für dieſe Fruchtgattung auf ven Märkten
Nach diefer Ueberfiht ift bei dem Natnral-Umfag,
welcher im Allgemeinen in den Jahren 18%/se faft immer im
Zunehmen begriffen war, bie feit dieſem Jahre meiftens flattge-
habte Abnahme auch heuer wieder bebeutend, indem das Jahr 1860
faft den gleichen Stand wie das Jahr 1857 erreicht hat und
hinter dem günftigften Jahre unferer 12jährigen Periode, dem
Jahr 1856, um 6,5°/0 zurüditeht. Der Geld⸗Umſatz iſt dagegen
nicht nur dem Vorjahre 1859, ſondern den 3 vorangegangenen
Iahren (18°”/s) gegenüber namhaft geftiegen und fleht for
gar dem Yahrgang 1856 nur noch ımı 2,6% .unb bem in
biefer Beziehung günftigften Jahrgang unferer Periode, dem
Jahr 1854, noch um 12,5 %o nad, und ift unter den 12 Jahr»
gängen immer noch ber viert befte, indem er fi unmittelbar
an die Jahrgänge 18°%/so anfchließt.
Die Durchſchnittspreiſe ber Früchte, welche feit dem
Jahre 1852 durch Divifion der auf den ſämmtlichen Schran-
nen. erlösten Geldfummen mit ben entſprechenden Sruchtquan«
titäten berechnet worben find, haben betragen per Scheffel:
Kerun Roggen Gerſte Meien Dinkel aber
ki Ak ki Mh
1852 72 1597 1038 171 69 458
1853 179 39 29 712 723 556
8
2: an RM Gefe Wein Dinkel Habe
ke. E A Ei Ci fi
1854 24 47 53 1186 Sb 94 739
185 288 62 12 21 MM 89 69
1565 19 — 34 051 25 72 57
157 170 22 04 54 7— "65
1858 1316 98 87 214 50 61
1559 1348 859 102 316 52 618
160 72 22 6 30
54 1248 176 648
TI. Bewegung der Frichtpreife.
Behufs der Ermittlung der Bewegung der Fruchtpreife
im Laufe des Jahres 1860 wurde, wie in friiheren Jahren,
fo aud) heuer wieder eine Zufammenftellung der in der ſchwäbi⸗
hen Chronik je nach 14 Tagen veröffentlichten Ueberfichten
über die Getreidepreiſe auf ven 18 bedeutendſten Fruchtmärk⸗
ten des Landes gefertigt, der wir folgendes entnehmen:
Monatliche Durchſchnittopreiſe des Scheffels.
Kernen Roggen Gerſte Dinkel Haber.
Ki fl. fr. fl. ir. ke Mm
Sanıır . . 511 14 1140 61 5.23
Sebruar ... 1716 13 37 12 31 650 637
Min... 1758. 37 331 78 72
April . . » 17 46 1340 132 657 654
Mi ..-.79 320% 27 64 63
Juni... 173 13 17 1228 62 63
Sıli . . . 182 13% 11 55 719363
Ant . . 856 32 123 726 632
September . 019 33 1397 74 76
Str .. 06 43 1597 87 61
Tovember . 0 A 392 .21 85 614
Deembr . 82 37 1114 75 55
Im Allgemeinen zeigten mithin die Durchfchnittspreife
faft bei allen Sruchtgattungen ein ftetige8 Steigen verfelben
und zwar: in der Weile, daß die Preiſe am Schluffe des
Jahres denen von Monat Januar gegenüber um 3 fl. 118.
Römiſche Alterthümer von Oehringen, entdeckt 1861.
Bon Oberſtudienrath Stälin.
Im Sommer 1861 brachte ter Eifenbahnban, eine Halbe
Biertelftunde innerhalb des römifchen Limes, auf dem claffifchen
Boden Dehringen’s, deſſen vielartige Dentmale and ver Rö-
merzeit in den Jahren 1768. 1773 der hohenlohiſche Archivar
Hanfelmann in Schrift nnd Bild barftellte, fehr merkwürdige
römische Alterthümer ans Tagesliht und zwar nörbli von der
Stadt, öftlih vom Bahnhof auf tem Gewande Walpreffen
bei den oberen Bürgädern, deren Name ſchon auf alte Zeiten
hinweist.
In künftferifcher Behandlung zeichnen fi) darunter gegen-
über anderen bei uns gefundenen Bildwerken vortheilhaft aus
zwei Statuen der Minerva, in ihrer gewöhnlichen Darftellung
mit dem Mebufenhaupt auf der Bruft, aus Sandftein. So
gut fie jonft erhalten find, haben fi) leider Kopf und Arme
nicht mehr vorgefunden und von dem je hinten, zur linken
Seite der Göttin ſtehenden Scdilve find nur no Spuren
vorhanden. An der Behandlung ver Gewanbung ift eine freie,
leichte Ausführung zu rühmen. Bon der meift abgefchlagenen
Fußinſchrift der einen, 3° 4 hohen Statue find nur noch bie
Buchſtaben H.D. (Reft von IN. H. D. D., f. unten) erhalten;
auf dem Sodel der andern, mit biefem 2° 9° hoben ftehen
bie wohlerhaltenen Worte (derem zahlreiche Ligaturen wir im
folgenden auflöfen):
‚IN. H.D, D, YICGANIS AVREL.SI
._GNVM. MINERVAE, .. 80,
IMPENDIO, RESTITVIT, FAVS
TIVS, FAVENTINVS, QVAESTOR
LVPO. ET. MAXIMO. COS,
D. i. In honorem divinde domus‘ foes Kaiferhaufes] Vicanis
Aureliis etc. Wir lernen daraus‘, daß der Quäſtor Fanftius
Faventinus den Bewohnern des Vicus Aufelius obiges Bild
der. Minerva auf ſeine Koſten im J. 232 n;.Chr. wieder her⸗
geſtellt habe. Hiedurch. wird die röomiſche Geographie mit
einem neuen Ortsnamen bereichert, mit Vicani Aurelii (Vicus
Aurelius) als Bezeichmung der rbmiſchen Nieberlaffung in
Oehringen. Zwar tduchten ſchon früher die drei Anfangsbuch⸗
ftaben auf, nemlich AVR auf einer Ziegelinfchrift (bei Hanjel-
mann, Yortfegung des Beweiſes, wie weit der Roͤmer Macht
u. ſ. mw ©.156), allein die richtige Deutung dieſer Buchftaben,
welche man früher zu dem Worte rest AVRatum ergänzte und
auf ein hieſiges Bad bezog, wurde eben erſt durch obigen
Fund möglich. Ein eigenthümliches Zuſammentreffen iſt, daß
Leichtlen (Schwaben unter den Römern S. 205) die erſte
Silbe des römifchen Ortsnamens richtig errathen hat, wenn
gleich auf erste falfche Boransfegung hin. Er glaubte nämlich die
Kamen der Stabt Dehringen und des vorüberfließenden Flüß⸗
send Ohrn mit einem römiſchen in Verbindung bringen unb
als ſolchen, für beides, das Wort Auriana aufftellen zu dürfen.
Der jet fiher geftellte Vicus Aurelius bildet ein treffliches
Beilpiel zu folgenden, Worten des Dio Caſſius (Römifche
Geſchichte 7, 13): Antoninus [Marcus Aurelius Antoninus,
gewöhnlid genanııt Seracalla;.reg. 211-217 n. Chr.) befahl bei
einem Üeldzuge gegen Die Alamannen überall, wo er einen
Buntt fand, weicher fi zu einer Niederlaſſung eignete: daß
daſelbſt eine Byrg*) gebaut werde und nannte die Orte nach
feinem Namen, ohne daß füh die Eingeborenen widerfegten.“
ALS genannt nach diefem Kaifer war Civitas Aurelia Aquensis
h. » T. Baden⸗Baden ſchon feit längerer Zeit bekannt.
*) Das iſt ein mit Ringmauern befetigter Poſten. Krieg
Geſchichte der Militärardhiteltur 15.
hett. Iahrb. 1860. 18 Heft. 18
‚276
Göttin fchreiten zwei Pferde linkwärts von ihr und fcheinen
auch rechtwärts auf der meift abgebrochenen Stelle zwei Pferde
gefchritten zu fein; Hautrelief 2° 31/s hoch, 2° breit. Ein
Genius, über den Rüden ven Mantel gefchlagen, mit einem
nur dem Anſatz nad noch erhaltenen Füllhorn in der Hand;
Torjo, ohne Kopf, Beine und ben größten Theil ver Arme,
2 hoch. Don Bronze wurde gefunden der Kopf der Minerva
mit befonders ſchöner Ausführung des Helmes, Naſe abge-
Schlagen, 4 4 body. Sonft noch wurden entvedt Thongeräthe
aller Art, Waffen, einige Münzen, lettere von K. Befpafianus
(xeg. feit. 69 n. Chr.) bis K. Severus Alerander (T 235).
Die trefflihe Yürforge des Bauinjpeftors Dafer, Des
Ingenieurs Ebert, des: Direktors Albrecht und des Brofeffors
Boger, ſämmtlich in Oehringen, trug das ihrige bei, ven Fund
‚zu würbigen, zu beleuchten und bie fichere Verſendung an die
‚Königliche Alterthümerſammlung in Stuttgart, zu deren Zierde
derſelbe jet gehört, zu vermitteln. Wiſſenſchaftlich abgehandelt
bat ihn Mommfen im Arhäologifhen Anzeiger. Zur ardhäo-
logiihen Zeitung, Jahrg. 18. Nr. 154. 155. Oftober und
Nov. 1861. Sp. 229*—232*,
Mürttembergifche Literatur vom Jahre 1860.
| Bon Oberſtudienrath v. Stälin.
Mürttembergifche Jahrbücher für vaterländiſche Geſchichte, Geo⸗
graphie, Statiftil und Topographie. . Herausgegeben von dem königl.
ſtatiſtiſch⸗ ropographiſchen Bureau. Jahrgang 1858. Heft 1 und 2.
1860. Aue in Stuttgart. 8. |
Wurttembergiſche Volksbibliothek. Abtheilung 2. Bilder, Sa-
gen und Gejchichten aus Württemberg. Banb 3. Aud mit bem
Zitel: Bilder, Sagen und Geſchichten aus Württemberg. Band 1.
Stuttgart 1860. Schaber. 8.
Bad, Heint., Hauptmann, Geognoftiihe Karte von Wurtiem-
berg, Baden und Hohenzollern bearbeitet im Maßftab 000 000
der natürlichen Größe. Stuttgart, Mebler 1860. Folio.
Albert, Lubw., Straßenbaninipeftor a. D., Württemberg und
Hohenzollern. Höhenpunkte und Höhenvergleihungen ber Berge,
Schlöſſer, Städte, Dörfer, Gewäfler und Gebirgsauffagerungen:
Cannſtatt, Bosheuyer, 1860. 8.
Medicinisches Eorrefpondenzblatt des württembergiſchen ärzt⸗
lichen Bereins. Aus Auftrag befielben herausgegeben von den DD.
®. Duvernoy, D. Köflin, I. Reuß in Stuttgart. Bd. R.
Stuttgart, Carl Erhard 1860. 4.
Köhler, R., Prof., das gefunde und Franke Leben in ber Stabt
Tübingen, Rebe bei ber -alademifchen Feier bes Geburtofeſtes bes
Könige. Tübingen, 1860. Laupp. 8.
Sahreshefte des Vereins für vaterlänbifche Naturkunde in Würt-
278
temberg. Herausgegeben von beffen Redaktionscommiſſion 9. v.
Mohl, H. v. Fehling, DO. Fraas, $ Krauß, ®. Menzel.
Jahrgang 16. Stuttgart, Ebner und Seubert, 1860. 8.
Epting, Earl Herrmann, Babearzt in Teinach und Arzt zu
Calw, das königliche Bad Teinach, medicinifch- und topographiich-
hiſtoriſch dargeſtellt. Stuttgart, Quad 1860. 8.
Wildbad und feine Umgebungen. Neuefte Bejchreibung ber
Schwarzwaldbäder Wildbad, Teinach, Liebenzell und Umgegend. 3.
verniehrte Aufl. Shittgart und! Wilvbad, Sonnewald. 18608.
Wildbad. Les bains de Wildbad, Teinach , ‚Liebenzell et ses
environs. D’aprös’ l’Aemand avec ‘une pröface pur Philaröte Chas-
les. Stuttgart et Wildbad 1860. 8.
Iahresherichte ber Hanbels- und Gewerbefammern in Württem-
berg für: bas' Jahr 1859. Stuttgart, Blum und Vogel 1860. 8.
Kißling, Hein. Konr., Gewerbe⸗ und Handels · Adreßzbuch
des Königreichs Württemberg. 2. Aufl. Stuttgart, Beck 1860. 8.
Wegweiſer für das Königreich Württemberg. Ein nügliches
Hanbiug für alle Gewerbtreibenbe ꝛe. Stuttgart. Im Seiöfiverlag
bes Berfaffers. 1860. 8.
. Single, Chrn., Abbildungen ber vorzüglichſten und hauptſäch⸗
Kicftgn Traubenſorten Württembergs. Im Auftrag der K. Würt-
tembergiſchen Eentraiftelle für bie andwirthſchaft heransgegeben.
Stuttgart, Ebner und Seubert 1860. 4.
Fraas, Oscar, Conſervator am K. Natnraliencabinet in Stutt⸗
gart, die nutzbaren Minerale Wuürttembergs. Stuttgart. Ebner
uud Seubert. 1860. 8..
Beſchreibung bes Oberamts Calw. Herausgegeben von dem
8. ſtatiſtiſch⸗ topographiſchen Bureau. 1860. Aue in Stuttgart. 8.
Beſhchreibung des Oberauits Neuenbürg. Hexausgegeben von
dem E. ſtatiſtiſch⸗ to pographiſchen Bureau. 1860. Aue in Stutt⸗
gart. 8.
»- Keller, Ebnarb, ber. Hohenſtaufen und feine Feruſicht hißoriſch
und topographiſch bearbeitet. Göppingen, Stoz 1860. 12.
Pleibel, A. L., Hohenſtaufen und sehen ai den Une
gebungen, Urach, Cuiiu 1860, 8.
⸗
27%
Bleidel, U. L., Reutlingen mit feinen Umgebungen, Lichten-
Rein — Tübingen — Hohenzollern. Reutlingen, Palm 1860. 8
Gutachten des Gewerbe-Bereins über die Erbauung eier Ger
werbe- und Güterhalle in Stuttgart im April 1860. Stuttgart,
Gebrudt bei Hering und Comp. 8.
Braun und Epple, Stabtyolizeiamts - Aſfiſtenten, Adreß⸗
Kalender für die K. Haupt⸗ und Reſidenzſtadt Stuttgart auf das
Jahr 1860. Stuttgart, Sprandel. 8.
Hochſtetter, Wilh., königl. Univerfitäts-Gärtner, Wegweiſer
durch den botaniſchen Garten der königl. Univerſität Tübingen.
Tübingen, Rieder 1860. kl. 8.
Adreßbuch für die K. Württembergiſche Kreishauptfladt und
Bundesfeſtung Ulm und die K. Baieriſche Stadt Nen⸗Ulm. Um.
1860. Krick. 8.
Dillenius, 5% 3, Dekan in Weinsberg a. D., Weins⸗
berg, vormals freie Reichs⸗, jetzt württembergifche Oberamteſtadt.
Stuttgart. Commiſfions⸗Verlag von Nitzſchke. 1860. 8.
Moll, Atb., und Pleibel, A. L. die ſchwäbiſche Alb. Eine
Schilderung ihrer ſchönſten und intereffanteften Puhlte Mit 14
lithographiſchen Anfichten von Eb. Emminger, C. Shader und
3. Wölffle. Urach, Eälius 1860. quer Folio.
Schönhnth, Ottmar F. H., Pfarrer in Ebelfingen, die Bur⸗
gen, Klöfter, Kirchen und Kapellen Württembergs und ber Preitfiich-
Hohenzolleriſchen Landestheile mit ihren Gejchichten, Sagen und
Mährchen. Unter Mitwirkung vaterländiſcher Schriftfteller dargeftellt.
Yand 1-I, Stuttgart. 1860. Fiſchhaber. U. 8.
Die vaterländifche Gefchichte in der hohen Karlsichule. Nach
Friedr. Schillers Collegienheft herausgegeben durch ben Sohn
eines Karlsſchüulers und Freund Schillers. Stuttgart, Bed 1860. 8.
(Abbrud ans ber württembergiſchen Vollsbibliothek Abtheilung 2.
Ad. 2. ſſ. Fahrg. 1859], derſelbe Sag in verſchiedenem Format.) -
Archiv für Hohenlohiſche Geſchichte. Herausgegeben von Joſ.
Albrecht, fürftl. hohenloh. Domainen-Direktor. Band 1. Dehrin-
gen. Drud. ber Baumann’ihen Officin. 13571860. 4.
Haßler, Konz. Dietr., Prof. in Ulm, das alemannifche Todtenfeld
bei Ulm. Beſchrieben und erläutert. Mit 5 Steindrndtafeln und Holz«
fchnitten. Ulm, 1860. Drud ber Wagner'ſchen Buchdruckerei. 4.
280
Hafler, K. D., Prof. in Um, bie Beziehungen Guſtav
Adolphs zu der Reichoſabt Um. Ulm 1860. Druck der Wegnerſchen
Buchdruckerei. 4.
Braun, Ludw., Pfarrer in Großheppach, Graf Wolf von
Hohenlohe⸗Neuenſtein als Kriegsheld und als Chriſt. Eine Bolls⸗
ſchrift. Stuttgart, Belſer 1860. 8.
Knapp, Albert, Stadtpfarrer in Stuttgart, Leben von Ludw.
SHofader, weil. Pfarrer zu Rielingshaufen. 3. von neuem burchge-
fehene und vermehrte Ausgabe. Heidelberg, 1860. Winter. 8.
Denner, 3ob., + Pfarrer in Malmsheim, das Leben des würt⸗
tembergiſchen Pfarrers — —, von ihm felbft beichrieben. Heraus⸗
gegeben von Dr. Heinr. Merz. Hamburg 1860. Agentur bes rauhen
Haufes. 12.
Keller, Adelbert v., Prof. in Tübingen, Nachleje zur Schiller-
literatur als Feftgruß der Univerfität Tübingen zum 400. Jahrestag
ber Stiftung der Univerfität Bafel. Tübingen, gebrudt bei nes.
1860. 4.
» Wildermuth, Dttilie Augufte [Eifenlohr ]. Ein Lebensbild.
3. Aufl. Stuttgart, Krabbe 1860. kl. 8.
Elſäſſer, Alex., Gabriel Adler, weil. Bezirksrabbiner in
Oberdorf ein Lichtbild. Eflingen, Weychardt 1860. 8.
Keim, Theod., Dr. Brofeffor in Züri), Reformationsblätter
ber Reichsſtadt Eßlingen. Rah ben Quellen. Eßlingen, 1860.
Weychardt. 8.
Keim, Theod., Profeſſor in Zürih, Ambrofins Blarer, der
ſchwäbiſche Reformator. Stuttgart, Belſer 1860. 8.
Helfer Lamparter und Miſſionär Hebich in Ulm. 1. Offener
Brief an ben Rebalteur ber Ulmer Schnellpoft von Präceptor Werner.
2. Ein Wort an Freund und Feind von Dav. Hammer Ulm
1860. Gebrudt bei Sellmer. 8.
Shwäbiihe Familien⸗Chronik. Baterländiſche Novellen, Sagen
und Geſchichten. Herausgegeben von Dr. Th. Griefinger. Iahr-
gang 1860. Band 1 und 2, Stuttgart, Erpebition. 4
281
Regierungs- Blatt für das Königreich Württemberg wom Jahr
1860, Stuttgart, Haſſelbrink. 4.
Zais, E., Oberamtmann in Spaidingen, Betradhtungen und
Vorſchläge zur Reform der Gemeinde-Berfaffung in Württemberg.
Spaichingen, Kupferſchmied 1860. 8.
Anträge zur Umgeflaltung der Gewerbe-Orbitung des König-
veihs Württemberg, geftellt von ber Centralftelle flir Gewerbe und
Handel. Stuttgart, Metler 1860. 8
Friſch, Fried, Schultheiß in Unterheimbach, Amts-Kalender
für Kanzleien, insbejondere für Ortsvorſteher, Rathsſchreiber und
Ortsftenerbeamte des Königreichs Württemberg auf das Fahr 1861.
Sahrgang I. Stuttgart, Neff. Folio.
Taggelber und Gebühren der Amtsförperfchafts «und Gemeinde-
diener nad dem neneften Stande der Gejeßgebung bes Königreichs
Württemberg. Stuttgart 1860. In Commiffion bei Haußmann. 8.
Gebühren-Regulativ nad) dem neueften Stande der Gejeßgebung
bes Königreichs Württemberg. Etuttgart 1860. In Commilfion
bei Haufmann. 8.
Handbuch für die Württembergiihen Bürger in gemeinfaßticher
Darftelung der beftehenden Geſetze und Verorbnungen. Stuttgart
1860. In ECommiffton bei Ambader. 8.
Der württembergiſche Secretär. Ein praftifches Handbuch über
Brivat-, Geſchäfts⸗ und Gerichtsverhältniffe des württembergiſchen
Bürgers. Rechtlicher Theil von Rechtsconfulent Lautenſchlager.
Geſchäftlicher Theil von Louis Schmid, Borftand einer Hanbels-
ſchule in Stuttgart. Stuttgart 1860. Mäntler. 8.
Württembergifhes Archiv für Recht und Nechtsverwaltung mit
Einfluß der Adminiſtrativ⸗Juſtiz. Herausgegeben von F. Ph. F.
Kübel, Oberjuftizrath, und E. O. C. Sarwey, Rechtsconſulent.
Band 3. Stuttgart 1860. Cotta's Erben. 8.
Zeitſchrift für Rechtspflege in Württemberg. Herausgegeben von
Rechtsconſulent Neuffer in Reutlingen. Band 2. Reutlingen
1860. Eunßlin und Laiblin. 8.
Stein, A. H., Handbuch des württembergiſchen Erbrechtes.
Neu bearbeitet von F. v. Kübel, Bice-Direltor. Stuttgart 1860.
Steinfopf. 8.
Fecht, H. A, Dberamtsrichter in Langenburg, das Eoncurs-
Berfahren in Württemberg. Bearbeitet in Zujägen zu Dr. 9. v.
Bayer's Theorie des Koncursprozeffes nach gemeinem Rechte.
Stuttgart, Nitzſchke, 1860. 8.
Ellinger, S., Rechtsconfulent in Mergentheim, Gefege und
Berorbnnungen über bas im Königreih Württemberg bei ben Eibes-
leiftungen der Iſraeliten zu beobacdhtende Verfahren. Diergentheim,
Ellinger 1860. 8.
Auserlejene Civil⸗Rechtsſprüche der höheren Gerichtsfiellen in
Württemberg. Herausgegeben von Theodor Tafel und Hopfen-
gärtner. Band 4, Heft 2. Stuttgart, Sindemann 1860. 8.
Süskind, & A., Pfarrer in Darmsheim, und Werner, G.,
Pfarrer in Stammheim, Repertorium ber evangelifhen Kirchengeſetze
in Württemberg. Theil 4. Stuttgart, Nitfchle. 1860. 8. (noch
unvollendet.)
Das jühgfte Syuobdal-Ausichreiben, betreffend das Auftreten
methobiftifher Sendboten in Württemberg. Ludwigsburg, Riehm
1860. 8.
Wuürttembergiſches Geſangbuch. Neu aufgelegt, und genau ab-
gedruckt nach der Ausgabe von 1779. Stuttgart, Berlag ber evangel.
Bücherftiftung, 1860. 8.
Süstind, ©. A., Pfarrer in Darmsheim, und Werner, G.
Pfarrer in Stammheim, Handbuch der wärttembergiichen Ehe⸗Geſetze
nad dem proteftantiihen und katholiſchen Recht. II. Das kird-
liche Aufgebot. Stuttgart, Nigfchle 1860. 8.
Drei Fragen über das Eoncorbat. Ein Vortrag. Stuttgart,
Greiner. 1860. 8.
Hofader, Earl, Director, v., das württembergifche Concordat,
bejonderer Abdrud der im ſchwäbiſchen Merkur vom 10. September
bis 26. Dftober 1859 erichienenen Artikel mit Berichtigungen uub
Zufägen. Stuttgart, Steinfopf. 1860. 8.
Hofader, Carl, Director, v., letztes Wort über das wärt-
tembergifhe Concordat mit befonderer Rüdfiht auf bie bevorſtehende
ftändifche Berathung. Stuttgart, im December 1860. Steinkopf. 8.
Paulus, DH, Woher und Wohin? ober das Koncorbat.
Ludwigsburg. Riehm. 1860. 8. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Aufl.
Plant, Karl, Abgeprbneter, das württemkergiiche Concordat
datgeſtelft· in Teiiten Beziehnngen zu Oeſtreich, Fraukteich ui ber
badiſchen Geſetgebuns vom 9. Oktober 1860. Stutigert, Opel.
1860. 8;
Wrohr, Kendolph, die Convention ber wurttembergiſhen Re⸗
gierung mit dem päbſtlichen Stuhle. Bericht für die ſtaatsrechtliche
Commiſſion der Kammer der Abgeordneten. Stuttgart, Mebler.
1860.: 8
Sarmwey, Otto, Dr., das württembergiſche Concordat. Be:
richt für bie Minderheit ber ſtaatsrechtlichen Commilfion ber Kam⸗
mer der Abgeordneten. Stuttgart, Metzler. 1860. 8.
Schott, Sigmund, Rechtskonſulent, Württemberg und ber
Pabf. Stuttgart, Göpel. 1860. 8.
Bölter, Ludw., Pfarrer in Zuffenhaufen, was geht uns das
Concordat an? 4. Aufl. Stuttgart, Greiner. 1860. 8.
Wächter, Oskar, Rechtsconſulent, Württemberg und Kom
vor 300 Jahren. Stuttgart, 1860. Steintopf. 8.
Wolb ach, Chrph. Leonh. v., vor dem Oberbürgermeiſter in Ulm,
die "Vereinbarung der K. Württ. Staatsregierung mit der pabſtlichen
Curie vom Jahre 1857. Ulm, 1860, Nübling. 8.
Baur, Ferd. Chr., die Tübinger Schule und ihre Stellung zur
Gegenwart. 2. vermehrte Aufl. Tübingen, Fues 1860. 8.
Sechstes Zuwachsverzeichniß ‚ber königl. Univerfitätsbibfiorhet
zu Tübingen vom 1. Juli 1858 bis 30. Juni 1859. Tübingen
1860. 8.
Nachtrag zum Katalogen der Bibliothef der K. Württ. Central-
ftelle für Gewerbe und Handel von 1857. Stuttgart. Drud von
Lauz, 1860. 8.
Arand, v., Regiftrator, und Färber, Canzliſt, ſtatiſtiſches
Handbuch fiber die Kath. Volksſchulen Württembergs. Stuttgart,
1860. Quack. 8.
Amts-Blatt der königl. württembergiihen Oberfinanzlammer,
Domänendireltion und Forfidiveftion. Jahrgang 1860. Stuttgart.
Drud von Cotta’8 Erben. 4.
Amts-Blatt der k. württ. Berlehrsanftalten. Jahrgang 1860.
Stuttgart. Drud von Cotta's Erben. 4.
Amts-Dlatt des k. württ. Steuer-Collegiums vom 1. Januar
DA
bis 31. December 1860, Stuttgart. Drud ber Buchbruderei von
Rümelin 1861. 4.
Wahl, J. A, Bataillons-Onartiermeifter, Borfhläge zu Re
formen in ber württ. Staats⸗Finanzverwaltung. Stutigart, Meter.
4860. 8.
Shall, W., Kriegsrath, die militäriſchen Strafgeſetze für bie
K. Wiürttembergifhen Truppen vom 20. Zuli 1818, mit ben die⸗
jelben abändernden ober ergänzenden Gefeten. Stuttgart, Metzler
1860. 8.
K. Mint: Rriegeminifterium. Berorbnungsblatt für das Jahr
1859. 1. Thl. Normalbeftimmungen. 2. Thl. Perfonalangelegen-
heiten. (Be Jahrg. 1859 nachzutragen] Desgleihen Jahrg. 1860. 8.
Militärhandbuch bes Königr. Württemberg. Amtliche Ausgabe.
Stuttgart. Gebrudt bei Hering und Comp. 1860. 8.
Hörner, E., Oberlieutenant, Schießſchule für Sufanterie.
Ludwigsburg, Nenbert. 1860. 8.
Mauch, Major v., bie Ausbildung ber Kompagnie im Feld⸗
bienft. 1860. Aue in Stuttgart. 12.
Verhandlungen bes Vereins für Kunf und Alterthum in Ulm
und Oberſchwaben. 13 Veröffentlichung. 12. Bericht. Der größeren
Hefte 8. Folge. Ulm, Stettin 1860. 4.
Württembergifche
Sabrbücer
für
voterländifche Gefchichte, Geographie, Statiftik und
Eopographic.
Herausgegeben
von dem königl. ftatiftifh-topographifhen Burean.
Sahrgang 1860. Zweites Heft.
1861.
Berlag von Karl Aue in Stuttgart.
(ran; Röhler’s Buchhandlung.)
RL
bie 3. December 1860, Stuttgart.. Drud der Buchdruckerei von
Rümelin 1861. 4.
Wahl, 3.9. Bataillon-Onartiermeifter, Vorichläge zu Re-
formen in ber wärtt. Staats-Finanzverwaltung. Stuttgart, Metzler.
1860. 8.
Schall, W., Kriegsrath, die militärifhen Strafgefee für bie
K. Wirttembergifhen Truppen vom 20. Juli 1818, mit den bie
felben abändernden ober ergänzenden Gefegen. Stuttgart, Megler
1860. 8.
AR. Mitt Ariegsminiſterium. Verordnungsblatt für das Jahr
1859. 1. Thl. Normalbeſtimmungen. 2. Thl. Perſonalangelegen⸗
heiten. (Be Jahrg. 1859 nachzutragen] Desgleichen Jahrg. 1860. 8.
Militärhandbuch des Königr. Württemberg. Amtliche Ausgabe.
Stuttgart. Gebrudt bei Hering und Comp. 1860. 8.
Hörner, €, Oberlientenant, Schießſchule für Iufanterie.
Ludwigsburg, Neubert. 1860. 8.
Mauch, Major v., bie Ausbildung der Kompagnie im Feld⸗
dienft. 1860. Aue in Stuttgart, 12.
Verhandlungen bes Vereins für Kunſt und Alterthum in Ulm
und Oberfchwaben. 13 Beröffentlidung. 12. Bericht. Der größeren
Hefte 8. Folge. Ulm, Stettin 1860. 4.
Württembergifche
Ssabrbücer
für
vaterländifche Geſchichte, Geographie, Statiftik und
Eopographie.
Herausgegeben
von dem königl. ftatiftifh-topographiihen Bureau.
Sahrgang 1860. Zweites Heft.
1861.
Berlag von Karl Aue in Stuttgart.
(Kranz Möhler’s Buhhandiung.)
Druck von Blum und Bogel in Stuttgart,
Fu Er Be Lan
Inhalt.
Abhandlungen.
Seite
Unterſuchungen über die Bertheilung bes landwirthſchaftlich benützten Grund⸗
Eigenthums in Württemberggg. 1
Zuſammenſtellung der bei den jährlichen Steuerumlagen zu Grund gelegten
Kataſterſummen ſeit 1826. - oo ee een. 0. 64
Beiträge zur Statiftil der evangelifchen Kirche in Württemberg. Bon Finanz
Rath Dr. Zeller. - - 2 2... 000.0. .o..65
Statiſtik eines altwürttembergifchen Dorfes vor 70 Jahren und it. . . 9
Drud von Blum unb Bogel in Stutigart,
Inhalt.
Abhandlungen.
Seite
Unterſuchungen über die Vertheilung des landwirthſchaftlich benützten Grund⸗
Eigenthums in Württembergg.... 1
Zufammenftellung der bei ben jährlichen Steuerumlagen zu Grund gelegten
Ratafterfummen feit 1826. 2 2 0 0 en en 664
Beiträge zur Statiftil der evangelifchen Kirche in Württemberg. Bon Finanz⸗
Rath Dr. Zeller. -» » 2 2 20. 0.0. oe... 6
GStatiftil eines altwürttembergiichen Dorfes | bor 70 Yaßren m und ieht, ..9
Unterfuchungen über die Bertheilung des land-
wirthſchaftlich benützten Grundeigenthums in
Württemberg.
Während über verfchiedene Theile der landwirthſchaft⸗
lihen Statiftit in Württemberg, insbefondere über die Ber
nützung des Bodens nad Kulturarten, den DViehfland, die
Erndteergebniffe u. f. mw. fehr wertboolle Grundlagen und
Materialien vorhanden find, ift zur Löſung ber focial und
ſtatiſtiſch wichtigſten Fragen über die Bertheilung des Grund-
eigenthbums nah der Zahl ver Befiter und der Größe ihrer
Antheile bis jegt nur ein erfter Schritt gethan worden. Es
geſchah diefer Durch die im Juli 1857 erfolgte Aufnahme der
Zahl der Grundeigenthümer, deren Ergebnifie im erften Heft
des Jahrgangs 1857 viefer Blätter Seite 85—106, und ber
ſonders in ben beigegebenen Tabellen veröffentlicht worden
find. Als das Hauptrefultat läßt fi in der Kürze bezeichnen,
daß damals
718 Eigenthümer von mehr als. . . . 200 Morgen,
2895 n von 100—200 n
11721 " " 50—100 "
16795 " " 30—50 n
61098 " " 10—30 "
173243 " n 5—10 n
283124 „ weniger als 5 n
zufammen 449594 Eigenthümer im Lande gezählt wurden.
Württ, Jahrb. 1860. 28 Heft. 1
Wie fohon in der erwähnten Abhandlung diefer Jahr⸗
bücher (S. 86.) zugegeben, und in der werthuollen Zuſammen⸗
ftelung der Ergebniffe der landwirthſchaftlichen Statiftil im
Württemberg von Finanzrath Zeller (f. Vorlagen ver land»
wirthfchaftlihen Abtheilung des dritten Kongreſſes deutjcher
Volkswirthe Berlin 1860) gezeigt worten ift, haben jene Zahlen
bei näherem Eingehen auf die Sadye den großen Werth nicht,
den fie auf den erften Anblid zu haben fcheinen.
Es wurden nämlich bei jener Aufnahme nur aus den
Güter und Steuerbüchern der einzelnen Gemeinben bie Eigen-
thümer nad der Größe ihres Beſitzthums in der einzelnen
Gemeinde ohne alle Rüdficht darauf gezählt, ob dieſelben auch
in andern Gemeinden begütert find. So find denn fehr viele
Grundeigenthümer doppelt und mehrfad) gezählt, ohne daß fid)
eine Grenze beftimmen läßt, wie weit dieß greifen mag. In
Folge hievon ift aber nicht nur die Zahl der Grunbeigen»
thümer ſelbſt zu hoch, ſondern auch innerhalb ver einzelnen
Abftufungen nad) der Größe des Befiges ergeben ſich ganz
unzuverläffige Grundlagen. Wenn 3. B. ein Lanbwirth auf
der Markung feiner Gemeinde 4 Morgen Feld befitt und
dabei auf zwei angrenzenden Marfungen je Einen Morgen,
fo würde er unter die Eigenthümer von 5—10 Morgen fallen;
ftatt defjen ift er dreimal als Eigenthümer von weniger als
5 Morgen gezählt worden. Ebenjo kann ein arrondirtes Gut
von 500 Morgen mit 300 Morgen auf der Marlung ber
Gemeinde A, mit 150 auf der Markung B, mit 40 auf der
Markung C, mit 10 auf der Markung D liegen, und ift dann
in 4 Rubrifen als ein Eigentbum von mehr ald 200 M,,
von 100-200, von 30—50, von 5—10 aufgezählt worden.
Der Staat, der wohl auf zwei Dritttheilen, wo nicht drei
Biertheilen der Gemeindemarkungen in irgend einer Form
landwirthfchaftlih benüttes Grundeigenthum befitt, ift ohne
Zweifel 12—1500 mal aufgezählt. Die Hoffammer, vie Stan»
desherren wohl je 10—50 mal. Andererſeits exfcheint ein
Gemeindebefig von 250 Morgen, der vielleicht in 400 Bürger-
theilen vergeben oder verpachtet ift, oder eine von allen Bürgern,
oder von den Kealberechtigten benütte Gemeinwaide mit ven
8
Gütern über 200 Morgen, die eine Ianbwirthichaftlich benützte
Einheit bilden, ohne Unterfheidung aufgezählt. Da ferner
nur die Zahl der Eigenthümer nad) beftimmten Abftufungen
der Grbfe ihres Befites erhoben wurde, nicht aber das Areal,
das fie zufammen befigen, fo weiß man, wenn 3. B. in einer
Gemeinde 15 Eigenthümer von 10-80 Morgen gezählt wur«
den, nicht, ob auf den Einzelnen ein Beſitz von 11 oder von
29 Morgen fällt, ob fie zufammen ein Sechstheil, ein Vier-
theil ober die Hälfte ihrer Markung befißen. Durch dieſe
Erwägungen verflücdhtigt fih der Werth der ftatiftifchen Er⸗
bebungen von 1857 fo fehr, daß man am Ende auffer den
längft befannten Thatfachen, daß es in Württemberg fehr viele
und eben darum auch ſehr viele Heine Grunpbefiter gibt,
und daß fi diefe vorzugsweife in ten altwürttembergifchen
Lanbestheilen und in ben Gegenven des Weinhaus finven,
faum irgend ein greifbared® und unzweifelhaftes ſtatiſtiſches
Reſultat in den Händen zu behalten ſcheint.
Ein zuverläffiges Mittel, um Licht in dieſes Dunkel zu
bringen und die gerade in Württemberg beſonders interefjante
und praktiſch⸗wichtige Yrage über die Bertheilung des Grund»
befiße8 in befriedigender Weife zu beantworten, kann wohl
auf keinem andern Wege gefunvden werben, al® durch eine
erneuerte, genauere, alle jene Berhältnife voraus in’8 Auge
faflende Statiftifche Aufnahme. Diefelbe müßte eine individuelle
fein, d. h. es müßten in jeder Gemeinde die einzelnen Befiger
mit beftimmter Angabe ihres Grundbeſitzes aufgezählt, vie
Ausmärker einzeln an ihre betreffenden Gemeinden übergeben
and bier deren gefammter Beſitz zuſammengerechnet werben.
Der Staat, die Corporationen, die Stiftungen, die Pfarr⸗
und Schulgüter, die flanvesherrlihen und ritterfchaftlichen
Güter, die Gemeindewaiden, bie parcellirt verpachteten oder
an die Bürger vertheilten Felder müßten abgefondert aufge-
zählt werden. Es wären wohl auch aus ven Unterpfanvs-
büchern die auf den Gütern ruhenden Schulden zu erheben
und wohl nody auf den einen oder andern befonvern Umftand
Küdfiht zu nehmen.
Sp wünſchenswerth eine ſolche ftatiftifche Erhebung wäre,
1 *
4
fo ſchwierig und umſtändlich würde fie auch fen. Sie wäre
wohl auch ohne bejondere Maßregeln ver Controle. und ohne
Ausjegung von Belohnungen aus Stantsmitteln für den auſſer⸗
orbentlihen bamit verbundenen Zeitaufwand ber Gemeinde:
beamten faum in befriedigender Weife ausführbar. So lange
nicht ein unmittelbarer praftifcher Anlaß hiezu vorliegt, wie
er etwa in einem wichtigen, dieſe Berhältniffe betreffenven
Geſetzesentwurf der K. Staatsregierung läge, wird wohl an
bie Erreichung jenes Zieles noch nicht gedacht werben können.
Da. nun jedenfalls vorerft biezu feine Ausſicht vorhanden ift,
fo ſcheint nichts übrig zu bleiben, al8 die Aufbellung bes
über diefer Seite der landwirthſchaftlichen Statiftit noch ruhen⸗
den Dunkels dur das allein zuverläffige Mittel einer neuen
ftatiftifhen Aufnahme einer jpäteren Zeit vorzubehalten.
. Mater diefen Umftänden ſchien es aber wenigſtens eines
Berfuches werth zu jeyn, die Ergebniffe der Aufnahme von
1857 einer erneuerten ftatiftiichen Bearbeitung zu unterftellen,
durch, Beiziehung von anderweitigem befannten Material, durd
eingehendes Vergleichen der eingelaufenen Tabellen ber ein-
zelnen Gemeinden und Oberämter, durch Anwendung von
jener Gattung von Wahrfcheinlichkeits-Rechnungen, wie fie bei
ftatiftifchen Arbeiten üblich, ja unvermeidlich ift, in bie Be—⸗
deutung ber gewonnenen Zahlen tiefer einzubringen, gemifle
Anhaltspunkte zu fuchen, durch welche das, was die Zahlen
ganz unbeftimmt laffen, in engere Grenzen eingefchränft wird,
und fo doch zulett zu Nefultaten zu gelangen, die, wenn fie
auch nicht direct auf den Werth ftatiftiicher Thatſachen An⸗
ipruc machen, doch mehr oder weniger ſich zu demjenigen
Grave annähernver Nichtigkeit erheben dürften, ver bei ber
ftatiftifchen Behandlung allgemeiner Fragen aus dem volks⸗
wirtbfchaftlichen und focial-politiihen Gebiete überhaupt nur
felten und unter befonders günftigen Bedingungen überfchritten
zu werben pflegt.
J.
Die Grundlagen einer weiteren ſtatiſtiſchen Behandlung des
Gegenſtandes find zunächſt in den nachſtehenden Tabellen (I. u. II.)
zuſammengeſtellt, welche nicht nur zur Bequemlichkeit des
Leſers, der ſonſt genöthigt wäre, ſtets die Tabelle Seite 98
des Erſten Heftes von 1857 zur Hand zu haben, die Haupt-
refultate ver Aufnahme vom Mai 1857 wiebergeben, fondern
auch verjchiedene andere, zum Theil noch nicht veröffentlichte
Zahlen, die zur Aufhellung des Sadverhaltes von Werth fein:
Tönnen, beifügen.
Dberämter.
I. Schwarzwald.
Neuenbürg .
Cılm . .
Nagold . .
Freudenſtadt
Horb ..
Sul ..
Oberndor
Rottweil
II. Alp.
Tuttlingen
Spaichingen
Balinden . 2...
Münfingen
Urach
Geislingen
Heidenheim
Neresheim..
Um .. .
Blaubeuren
Ehingen
III. Oberfhwaben.
Laupheim
Biberach
Riedlingen
Saulgau
Waldſee
Leutkirch
Wangen
Ravensburg . »
Tettnang
Summa -
Summa '-
Summa '-
Einwohner.
Ortsan⸗
weſende.)
287,682
23,743
29,617
26,104
23,837
22,156
22,365
19,205
28,841
20,677
216,545
874,770
73,696
108,041
93,307
89,165
102,399
101,574
82,272
99,619
60,299
810,372
Forſtwirth⸗
ſchaftlich be⸗
nügte Fläche
in Morgen.
394,896
303,227
Zahl der
felbftftändig | neben einem
und aus
ſchließlich
Landwirth⸗
Gewerbe
Landwirth⸗
ſchaft ſelbſt⸗
ſchaft Trei⸗ ftändig Trei⸗
benden.
13,502
15,413
benden.
1,369
1,725
2,024
2,129
1,297
1,086
1,733
1,949
13,312
1,483
2,093
1,941
1,494
2,177
1,952
2,618
1,093
1,492
1,346
2,304
19,993
11,218
Zahl der |
Zuſammen.
3,538
33,495
3,382
Zahl der
Knechte und
Jungen bei
der Land⸗
wirthſchaft
und andern
Gewerben.
1,405
1,966
1,391
1,253
1,241
1,456
1,718
2,389
1,273
Zahl der
ortsan⸗
weſenden
Familien
*
8
=]
om
26,631 | 14,092 | 42,180.
I D.
Zahl der Zahl der
| felbftftändig | neben einem Knechte und
a und aus- | Gewerbe Jungen bei Zan der
I ſchließlich Sandwirth- | Zufammen. | der Land⸗ “
nütte Fläche , weſenden
in Morgen Landwirth- | fchaft jelbft- wirthichaft Familien
gen. ſchaft Trei- fländig Trei⸗ und andern
benden. benden. | Gewerben.
23,174 | 2,174 | 2320 | 4,494 346 | 6,188
25,390 | 1,699 | 3,825 | 5,524 217 | 7,058
234 | 2,994 | 2,926 | 5,920 179 | 7,962
15,059 | 1,694 | 1,408 | 3,102 95 | 5,727
17,313 | 1,956 | 1,261 | 3,217 122 | 5,961
21,098 | 2,048 | 2,058 | 4,106 | 1,393 | 7,056
11,135 | 2,769 | 1,202 | 4,471 967 | 6,347
5,752 | 3,368 | 1,200 | 4,568 262 | 5,546
3,032 | 1,035 72 | 1,107 412 | 9,223
20573 | 3,108 | 1,644 | 4,752 605 | 5,802
9,253 | 2,49 | 1,270 | 3,764 794 | 5,663
12,623 | 2,301 | 1.201 | 3,502 723 | 6,291
29816 | 2,263 | 1,539 | 3,802 | 1,014 | 5,901
20912 | 2,647 | 1.686 | 4,333 344 | 5,037
29.928 | 1,327 | 2084 | 3,411 520 | 5,774
24593 | 2,130 | 1.904 | 4,034 405 | 6,505
14.226 | 2,405 | 1,674 | 4,079 965 | 4,895
24379 | 1,717 | 1.046 | 2,763 334 | 4,644
20323 | 2,770 | 1,104 | 3,874 667 | 5,174
27666 | 2,9 1,373 | 4,308 490 | 5,848
84117 | 3,656 | 1.623 | 5,279 365 | 5,408
35324 | 1,724 | 1.939 | 3,663 380 | 5,828
26.9355 | 2,345 | 1242 | 3,587 398 | 5,429
(EEE
475,189 59,646 | 41,610 | 101,256 16,188 | 152,372
18,742 | 1,079 | 1.483 | 2,562 | 1,078 | 5,162
35368 | 1,167 | 1.204 | 2,461 | 1.363 | 4,503
42.394 | 1,097 86 | 1,958 | 1,126 | 5,217
35.300 914 728 | 1,642 089 | 5,311
60,161 | 1,670 | 1,820 | 3,490 | 1,860 | 6,133
28355 | 1286 | 1273 | 2569 | 12a | 5,19
27,386 1,682 4 2,566 2,007 5,447
35,196 1,165 1,363 2,528 1,275 4,921
31,402 2,599 1,540 4,095 978 6,073
370,339 17,133 13,705 | 30,838 | 16,421 60,306
10
Tabelle
E27
Sea
g&
wa
1
12
Zur Erläuterung der vorſtehenden Tabellen dürften zur
nächſt folgende Bemerkungen dienen:
1) Die zwar auf geographiſche Anhaltspunkte geftügte,
aber doch mwefentlih auf adminiftrativen Motiven berichende
Eintheilung des Königreichs in die vier Kreiſe ift wie für an-
dere Zwecke ver Statiftil fo insbeſondere für volls- und land»
wirtbfchaftliche Verhältniffe weniger braudbar. Die auf bie
einzelnen reife fallenden Zahlen zeigen zwar aud) fo noch die
Verſchiedenheit der landwirthſchaftlichen Zuſtände in ven ver-
ſchiedenen Randestheilen mehr oder weniger deutlich an (vergl.
Heft von 1857 ©. 87 u. ff.), allein das Charakteriſtiſche der
einzelnen Gebiete wird doch dadurch mehr verwifcht als hervor
gehoben, daß jene Kreife unter fid) allzu ungleiche Theile be—
greifen. Nur bei den Oberämtern des Nedarkreifed ift eine
gewifie Gleichartigfeit der geographifchen und landwirthichaft-
lihen Borausfegungen vorhanden; die drei anderen reife um—
faffen ganz Berfchievenartiges, fo daß das Facit des Ganzen
die Eigenthümlichkeiten ver Glieder verbedt. Es wurden da«
her au die Stelle der vier reife die fünf natürlihen Theile
des Landes geſetzt, welche, wie in Eimatifhen, geographiſchen
und gefhichtlihen Beziehungen, fo auch hinſichtlich der land-
wirthichaftlichen Zuftände zufanımengeftellt werben fünnen. Bei
der Alp, dem Schwarzwald und Oberſchwaben bedarf die Un-
terſcheidung feiner näheren Rechtfertigung; aber aud) daß von
dem Gebiet des mittleren und unteren Nedars der um circa
700—800 Fuß höher gelegene, durch die zufammenhängende
Kette des Schurwalds, des Welzheimer, Murrhardter, Main-
hardter Walds und der Röwenfteiner Berge von Südoſt nad)
Nordweſt abgegrenzte norböftlihe Theil des Königreichs
unterfchieden werden muß, dürfte fich unfchwer begründen
laſſen. Im Einzelnen war freilich die Abgrenzung oft jchwie-
rig und zweifelhaft, zumal da es nicht wohl anging, die
Gruppirung nach natürlichen Unterfchienen auch noch innerhalb
ber einzelnen Oberämter fortzufegen, die gleich den reifen nur
nach ftaatlihen Rüdfichten gebilvet find und häufig ganz un-
gleiche Beftandtheile umfaffen. So haben ſämmtliche Oberämter
des Alptraufes im Thale Weinbau und in einzelnen Ortſchaf⸗
ten auf der Höhe die eigenthämliche Landwirthichaft der Alp.
13
Achnliche Verfchievenheiten find am Südrande ver Alp und in
ben Oberämtern Mergentheim, Dehringen, Schorndorf, Calw,
Balingen, Neuenbürg u.|.w. Wiewohl ein noch reineres und
ſchärfer präcifirtes Refultat entftanden wäre, wenn 3.3. alle
Alporte aus den angrenzenden Oberämtern ausgefchieden wor»
den wären, fo mußte es doch genügen, die Oberamtsbezirke als
Ganzes zu belafien und nur im Einzelnen eine thunliche Aus»
gleihung zu ſuchen, wonach z. B. die Oberämter Urach und
Geislingen, wiewohl fie auch beträchtliche Ortſchaften am Fuße
bes Gebirges haben, ganz zur Alp, die andern ganz zum Thal
gerechnet wurden, wiewohl fie mehrere Dörfer auf dem Pla—⸗
teau in fich begreifen. Es find ſodann auch nod innerhalb
jener fünf Landestheile einzelne Gruppen, die noch näher zit
jammen gehören, auseinander gehalten worven, Am meiften
Deredhtigung hat Diefe weitere Unterſcheidung im Schwarzwalb,
wo zwilhen ben Oberämtern des eigentlihen Walpgebirges
und denen des Abhangs gegen das obere Nedarthal eine augen
fällige Differenz beſteht*)). Auch in dem von uns der Kürze
megen fogenannten Nedarland find die Oberämter des Alp-
traufes, die des eigentlihen Nedarthales und Unterlandes und
die auf der öftlihen wie weitlichen Seite füplicher oder nörd⸗
licher gelegenen wieder in Fleinere Gruppen, die bei näheren
Eingehen manches Charakteriftifche zeigen, auseinander gehal«
ten. Auch in dem Jartgebiet und Oberfchwaben find foldhe,
wohl leicht verſtändliche, Unterfcheidungen angeveutet; nur auf
der Alp, wo im Ganzen eine ziemliche Öleichartigleit der Ver⸗
hältnifje befteht, wurde davon Umgang genommen, wiewohl
der Kundigere auch hier aus den Zahlen noch Manches her-
auslefen, insbejonvdere den fruchtbaren Südabhang gegen bie
Donau von den rauheren Theilen unterjcheivden wird,
*, Es köunte fih fogar fragen, ob dieſe Bezirke des oberen
Nedars nicht mit denen des mittleren und unteren zufammenzufaffen
wären, zu denen fie namentlich hinfichtlich ber Gebirgsformation ge-
hören. Anbererfeits ſchien die beträchtlich höhere Lage, ber Unter-
jchied des Klima's, ſowie der berrihende Sprachgebrauch darauf hin⸗
zuweilen, jene Landestheile, falls man ihnen nicht eine abgefonberte
Stellung einräumen wollte, dem Schwarzwald, deſſen unmittelbare
Abhänge fie bilden, beizuzählen.
14
2) Außer der veränderten Anordnung unterfcheivet fich
die Tabelle von der des Jahrgangs 1857 durch Beifügung
anderweitiger Notizen, aus welchen Schlüffe auf die Zahl ber
Grunbeigenthümer eines Bezirks und auf die Größe der Be-
ſitzthümer gezogen werben können. Neben Areal und Bevül-
ferung, der Größe der landwirthſchaftlich benütten Fläche
ſchien auch tie Beifügung des Waldareals von Werth zu feyn,
ba bei mehreren Oberämtern der geringe Umfang des abfoluten
und relativen Telderbefiges nur durch den beigefügten großen
Umfang der forftwirthfchaftlich benügten Fläche verftändlich wird,
Neu und von erheblicher Bedeutung für den vorliegenden Zwed
find die in den Columnen 5—8 gegebenen Zahlen: a) derjeni«
gen, weldye in jedem Bezirke ausſchließlich und ſelbſtſtändig
Landwirthſchaft treiben, b) terjenigen, welche Landwirthſchaft
neben einem Gewerbe treiben, d. h. außer einer Grunpfteuer
auch noch Gewerbeſteuer oder Wirthichaftsabgaben entrichten
und c) die Zahl der bei der Landwirthſchaft befchäftigten Knechte
und Jungen. Diefe Zahlen find ven Liften über die Gewerbe-
aufnahme von 1852 entnommen, welde eine Beröffentlichung
und ftatiftifche Bearbeitung noch nicht gefunden bat und
wohl nur in Verbindung mit der auf den Winter 1861—1862
feftgeftellten neuen Aufnahme noch wird finden fünnen. Im
Ermanglung zuverläffiger neuerer Ziffern mußte auf jene
Aufnahme zurüdgegangen werden, was um jo unbedenklicher
geichehen konnte, als vie Bevölkerung den Stand von 1852
im Yahr 1857 noch nicht einmal wierer ganz erreicht hatte,
und der Unterſchied jedenfalls fehr unerbeblih iſt. Einer
befonvderen Erläuterung bedarf hiebei die fiebente Rubrik, Knechte
und Jungen bei der Landwirthſchaft und andern Gewerben.
Da die Gehilfen der Handwerker, Kaufleute und Yabrikan-
ten, und andererfeitS auch die zum perjfünlichen Dienft Be⸗
ftimmten, die Bedienten, Kutſcher u. ſ. w. in ven Tabellen abgeſon⸗
dert aufgezählt find, und da die Zahl der Knechte bei ven Ge-
werben nicht jehr erheblich feyn Tann, fofern die Handwerker in
der Regel neben Lehrlingen und Gejellen nur bei größeren Eta-
bliffements und, wenn fie zumal Landwirthſchaft treiben, Knechte
halten, fo darf es im Allgemeinen als ein ficheres Kennzeichen des
15
größeren Grundbeſitzes angefehen werben, wenn in einem Be⸗
zirke die Zahl ver Knechte eine beträchtliche ift. Bei dem Klein⸗
befiter reichen in ber Kegel die Kräfte der Familienangehörigen
zum Betrieb der Wirthichaft aus; der etwas größere ober
nicht von erwachfenen Kindern unterftüßte Befiger wird zunächſt
für Feld, Stall und Küche fi auf die Unterftügung durch
weibliches Gefinde beſchränken; das Halten eines Knechts läßt
in ber Regel mit Sicherheit auf einen etwas beträchtlicheren
Srundbefig Schließen. Es ift daher eine ſchlagende und wich—
tige ftatiftifche Thatſache, wenn 3.8. in einem Bezirke 41656
Morgen von 3102 Landwirthen und 95 Knechten, in einem
andern 114723 Morgen von 3563 Landwirthen und 2655
Knechten bearbeitet werben. Leider find gerade in dieſer Rubrik
die Ziffern nicht ganz zuverläffig. Die Bezeichnung ver Zoll
vereinstabellen. „Knechte und Jungen bei der Lanbwirthichaft«
ließ einen Zweifel darüber offen, ob die Hausfühne und an
dere familienängehörrge Gehilfen bei der Landwirthſchaft,
auch wenn fie nicht um Lohn dienen, in dieſe Rubrik aufzu«
nehmen feyen. Einzelne Bezirksämter, welche den Begriff der
Sehilfen der Landwirthichaft als das Wefentliche bei ver Sache
betradhteten, bejahten jene Srage; andere, die den Charalter
des Dienftverhältnilfes an fi in's Auge faßten, verneinten
fie. So wurden die vorgelegten Fragen in weſentlich verſchiede—
nem Sinne beantwortet und es ergaben fich merklich abweichende
Ziffern; insbefondere find die neben allen übrigen Oberämtern
des Nedarlandes auffallend hohen Zahlen ver Oberämter Lub-
wigsburg und Stuttgart aus dieſem Umftand zu erklären.
Uebrigens ift eben diefe Abweihung felbft wieder von ftatiftie
ſchem Intereſſe, fofern fie auf ein unbeachtet gebliebenes wich»
tiges Derhältnig aufmerkſam macht, und die Differenzen, bie
aus jener verfchievenen Interpretation hervorgehen, zugleich
Schlüffe auf die Zahl der familienangehörigen männlichen
Sehilfen der Landwirthſchaft ziehen laſſen. Es dürfte ange-
nommen werden, daß auf ein Oberamt von 30000 Einwoh-
nern und mit vorzugsweile aderbautreibender Bevölkerung
mindeſtens noch 1000 familienangehörige männliche Gehilfen
der Landwirthſchaft neben den Knechten zu rechnen ſeyn mögen,
3) Es konnte, um eine Weberfiht über die wichtigſten
16
Iandwirthfchaftlihen Berhältniffe ver Bezirke zu gewinnen,
rätblich erfcheinen, aud ben Biehftand noch in die Tabelle
aufzunehmen. Da übrigens die Jahrbücher regelmäßige und
umfaflende Tabellen hierüber enthalten, fo durfte hievon Um⸗
gang genommen werben, ſchon um die Rubriken nicht allzu
zahlreich werden zu lafien und e8 mag genügen, das Refultat
im Ganzen nach den fünf geographiichen Gliedern des Landes
hier noch beizufügen.
Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen
Schwarzwald 7626 86793 33624 18549 8420
A . . . 21175 143756 80971 25716 10124
Oberfhwaben 25717 189488 24475 28694 5828
Nedarland . 20418 252783 233483 45661 24262
Zartlnd . 13825 189124 152698 42085 10146
Württemberg 88761 861924 525251 160705 58780
Auf die D.Meile D.3. D.3. O.Z. D.3. O.3.
Schwarzwald 169 6 1928 5 747 5 413 4 187 2
A ... 278 2 1899 6 1069 4 339 6 133 5
Oberichwaben 3837 1 2858 1 39 6 3375 876
Nedarlaıd . 220 3 2043 4 23505 1 491 2 261 1
Jartland . 187 5 2562 2 2069 2 569 1 137 4
Württemberg 250 4 2434 3 1483 3 453 3 168 3
IL,
Wenn man in der obigen Zabelle die großen Zahlen ber
Heinen, und die Heinen Zahlen der größeren Beliter liest, fo
ſcheint man nicht daran zweifeln zu fünnen, daß in Württem⸗
berg der weitaus größte Theil des landwirthſchaftlichen Areals
von ben kleinen Landwirthen befeffen und bearheitet wird.
Dian fieht fi jevoh, um hierüber eine zuverläffige Grund»
lage zu gewinnen, zunächſt auf die Frage geführt, wie viele
Morgen, und den wie vielten Theil des Landes je die 718
Eigenthümer von mehr als 200 Morgen, die 2895 Eigenthüs
mer von 100-200 Morgen u. |. w. zufammen befigen mö⸗
gen und welches Areal fi) auf die 283124 Beſitzer von weni⸗
ger ald 5 Morgen vertheilen mag. Ein Hinverniß, viefe Frage
zu löfen, liegt an ſich darin nicht, daß die Grundeigenthümer
ſehr häufig doppelt und mehrfach gezählt worben find; denn
jeder einzelnen Zählung entjpricht jedenfalls ein beftimmtes
17
Flaächenmaß, und die Frage wäre nur richtiger dahin zu ftellen:
welches Flächenmaß wird, fowohl abjolut, als nach Procenten
in ben einzelnen Gemeinden des Landes zufammen in Por-
tionen von weniger ald 5, 5—10 Morgen u. ſ. w. verfteuert.
Nun fehlt es aber an feiten Anhaltspunkten barüber, wie
hoch das dürchſchnittliche Maß eines Eigenthums innerhalb
der einzelnen Befitklaffe anzunehmen ift. Wenn 2895 Eigen-
thümer von 100-200 Morgen gezählt werden, jo müſſen fie,
zufammen zum minbeften 289500, aljo je 100 Morgen befiten
und können in feinem Yale über 579000, aljo je über 200
Morgen befigen. Diefer Spielraum ift aber aufferordentlich
groß. Es handelt fih nun darum, ob es möglich ift, einen
Schlüſſel zu finden, durch welchen zwifchen jenen Grenzen die
richtige Zahl wenigftens mit annähernter Wahrjcheinlichkeit
gefunden werden kann. Der nädfte Gedanke ift hiebei, je bie
Mitte zwifchen beiten Orenzzahlen, alfo zwilchen 100—200
150, zwiſchen 50—100 75, zwiſchen 30—50 40, und zwiſchen
10—30 20 ale Durdichnittszahl zu berechnen; allein biemit
würde offenbar zu hoch gegriffen werben. Da im Allgemeinen
eine Neigung zum Kleinerwerden der Güter in jenen Zahlen
reiben erfichtlich ift, fo ift anzunehmen, daß dieſelbe auch inner=
halb des Rahmens, welchen jene Abftufungstlaffen enthalten,
fortwirkt, daß fomit z.B. von 11721 Grundeigenthumsquoten
zwifchen 50—100 Morgen die größere Hälfte fid) gegen die
nievere, bie Kleinere gegen die höhere Grenze neigt, aljo die
Durchſchnittszahl nicht in der Mitte, ſondern unter derſelben
liegt. Auf der andern Seite wäre, zumal wenn aud) die nächſt
höhere Stufe noch ftarf vertreten ift, wenn alfo auch nod)
gegen 3000 Befiter von 100-200 Morgen aufgezählt find,
nicht einzujehen, warum nicht auch viele Güter von 75—100
Morgen unter jener Zahl von 11721 Eigenthumsquoten
enthalten fein jollen. Nimmt man nun, um jedenfalls nicht
zu body zu greifen, an, daß die Entfernung der Durchſchnitts⸗
zahl von der höheren Grenze doppelt jo groß fein mag, wie
von der niederen, fo wird man fi wohl innerhalb ver
Schranken annähernder Wahrfcheinlichleit Halten, wenn man
ber niebereren Grenzzahl ein Dritttheil der Differenz zufchlägt
und die jo entitandenen Zahlen alfo 133'/s, 66*/z, * 16*/s
Wurtt. Jahrb. 1860, 28 Heft.
18
als die muthmaßlichen Durhichnittsgrößen von den Eigen-
thumsquoten zwifchen 100-200, 50-100, 30-50, 10—30
zu Grunde legt. Diefer Grundfag läßt fih aber wohl nur
auf die dritte bis fechste Klaffe unmittelbar anwenden, wäh.
rend die beiden nieberften, fowie die fiebente oder höchſte Klaſſe
eine abgejonverte Behandlung verlangen.
Auf die Klaffe ver Güter von 5-10 Morgen angewen-
det, würde ber obige Grundjag eine Durdhfchnittszahl ven
62/5 Morgen ergeben. Es wird fi jedoch hiegegen die Ein-
wendung erheben laffen, e8 fei weniger wahrjcheinlich, daß bei
der großen Zahl von 73243 Eigenthümern innerhalb des engen
Kahmens von 5—10 Morgen ein fo ſtarkes VBorwiegen ber
Heineren Beträge ftattfindet. Wan follte denken, daß bie
Beträge von 7Y/;—10 Morgen nicht um fo vieles feltener fein
jolten, al8 die von 5—7'/2, zumal ba die nädıft höhere Klafle
von 10-30 Morgen in Ganzen eine nur wenig geringere
Sefamntzahl von Eigenthümern (61098) aufweist. Wenn
der Durchſchnitt auch nicht ganz in die Mitte der Differenz
zu jeten fein fan, fo wird er doch aud) nicht ganz auf ein
Dritttheil der Differenz zu reduciren fein, und mindeſtens zu
7 zu berechnen fein.
Die umgekehrte Erwägung entfteht bei der erften und
niebderften Klaffe, ven 283124 Eigenthümern von weniger ale
5 Morgen. Diefe Zahl fchließt die unendlich große Zahl
folder in fich, welche gar nicht als Landwirthe anzufehen, aud
nicht einmal zu denen zu rechnen find, welche die Landwirth⸗
Schaft al8 Nebengemwerbe treiben, fondern melde nur einzelne
Heine Gruntftüde, Kraut- und Blumengärten, Baumgütdhen,
jogenannte Länder, Rebſtücke, Aderparzellen u. |. w. befiten,
was durd alle Stände und Berufsklaſſen, in den Stäbten
wie auf dem Lande nach der beftehenden Sitte jo überaus ver-
breitet if. Es darf wohl Fedlih angenommen werben, daß
unter den 283000 Eigenthümern dieſer Klaſſe minbeftens bie
Hälfte aus ſolchen beftelht, weldhe weniger al8 Einen Morgen
befigen, und daß auch von diefen mindeſtens Die Hälfte
wieder weniger als einen halben Morgen zu verſteuern hat.
Die in Württemberg vorhandenen 121500 Morgen „Gärten
und Länder“ zerfallen mindeſtens in bie dreifache Zahl
19
von Parzellen und müffen eine große Zahl von Solden
zu Eigenthümern haben, melde feinen meiteren Grundbeſitz
als eben dieſen verftenern. Auch ift an die vielen Tauſende
bon doppelt gezählten Ausmärfern zu erinnern, welde ihren
Hauptbefis auf der eigenen Marfung haben und auf ber
fremden nur einzelne, in der Kegel Kleine Grundftüde, die
ihnen wohlgelegen für ihren Betrieb erfcheinen, dazu erwerben.
Es darf taher wohl mit Zuverficht behauptet werben, daß die
Durchſchnittszahl für die Größe der in dieſe Mlaffe gerechneten
Grundeigenthumsquoten nicht zwiſchen 2 und 3 Morgen, jon-
dern zwifchen 1 und 2 zu ſuchen fein wird; e8 ift wahrfchein-
lich, daß fie in ven Sandestheilen ver größeren Barzellirung
näher an 1, in den andern näher an 2 gelegen jein wird,
und im Geſammtdurchſchnitt zu 1!/e zu berechnen fein mag.
Am ſchwierigſten erfheint c8 für die 7te (oberfte) Klaſſe,
die DBefisthümer von mehr als 200 Morgen, einen Durch⸗
Ichnittöbetrag von annähernter Wahrjcheinlichkeit zu finden,
da es hier nad) oben an einer Leftimmten Grenze fehlt. Es
war hier nothwendig, nach objectiven Anhaltspunkten zu juchen,
wobei e8 nur zu bedauern ift, daß es immer nody an einem
Berzeihnig der größeren Güter in Württemberg fehlt. Bor
Allem ift hier zu beachten, daß jene Beſitzklaſſe zwei weſentlich
von einander verfchiedene Gattungen des Grundeigenthums in
fih ſchließt; nämlich einerfeits die größeren mehr oder weniger
arrondirten, in Einen wirtbichaftlihen Betrieb zufammenge-
faßten Güter, und andererſeits die zwar in der Hand Eines
Eigenthümers vereinigten und auf Einer Markung gelegenen
Telver, welche aber entweder von Bielen gemeinſam benütt
werben, wie Allmanden und Gemeinwaiden oder unter Diele,
fei e8 pachtweife oder als Bürgertheile parzellirt und in Heinen
Portionen bewirthichaftet werden. In die letere Klaſſe ge-
hören insbeſondere die zahlreichen Gemeindegüter, namentlich
auf der Alp und im Jartkreiſe.
Nach einer von der Ianpwirthichaftlichen Gentralftelle im
Jahr 1850 veranlaßten Aufnahme der Allmanten gab es da-
mals 210 Gemeinden, welhe Waiden von mehr ald 200
Morgen beſaßen. Das Areal bderfelben beitrug zufammen
88673 Morgen, fo daß der Durchſchnitt auf Eine Gemeinde
2*
20
422 Morgen beträgt. Da aber ein großer Theil dieſer Ge-
meinden neben den Waiden auch noch Aeder und Wiefen be
fitt, fo darf der Durchſchnitt derjelben auf mindeftens 500
Morgen berechnet werden. Wenigftens fehlt e8 auf der Alp
nit an Beifpielen von einem ©emeinbebefig an Feld umd
Waide von 1000-3000 Morgen; die Fälle von 500—1000
Morgen find fogar ziemlich zahlreih. Von jenen 210 Ge
meinden fallen 107 mit 51388 Morgen allein auf die Alp;
51 mit 17027 Morgen auf das Yartland. Aber auch in ben
andern Lanvestheilen gibt e8 mehrere Beifpiele von einem
Gemeindebefig von 500—1200 Morgen noch ohne Waldungen,
z. B. Biberad, Nürtingen, Tübingen, Rottweil ze. Im
Ganzen dürfte e8 der Wahrheit ziemlich nahe fommen, wenn
wir von den 718 Eigenthümern der fiebenten Klaffe ungefähr
300 auf die Gemeinden, und zwar auf gemeinfam benüttes
und parzellirtes Eigenthum rechnen, wogegen vie Yälle, daß
Gemeinden größere Güter befiten und als ſolche verpachten,
zwar auch vorlommen, aber doc weniger häufig find. Eine
genaue Aufzählung ift zur Zeit deßwegen nicht möglich, weil
die Oberamtöbefchreibungen erft zu zwei Dritttheilen fertig
find und in ihren Anfängen auf Zeiten zurüdgreifen, ſeit
welchen ſich Vieles wieder geändert hat.
Hienach wären neben 300 Gemeinvebefigthümern von ger
theilter Nutznießung nod etwa 418 eigentlihe Güter von
mehr als 200 Morgen vorhanden, welche wieder in Staats
domänen, hofkammerliche, ftandesherrliche, ritterfchaftliche und
freie Privatgüter zerfallen. Unfere fpecielleren Notizen erftred-
ten fih nur auf 184 folder Güter, die zufammen 73632
Morgen unfaßten, fo daß auf Eines durchſchnittlich ein Areal
von 400 Morgen zu rechnen wäre. Unter den nicht näher
befannten mögen inöbefondere noch zahlreihe Bauerngüter
der Alp und Oberſchwabens fein, bei welchen vermuthet mwer-
den darf, daß fid) das Areal der Mehrzahl zmwifchen 2—300
Morgen bewegt und nur wenige bis zu 400 und 500 Morg.
anfteigen.
Auf die vorftehenden Anhaltspunkte geftüßt, glauben wir
dem wahren Sachverhalt nahe zu kommen, wenn wir als
Durchſchnittsbetrag der Güter von mehr als 200 Morgen das
21
Maß von 400 Morgen annehmen, und zwar fo, daß biefer
Durchſchnitt bei den Bezirken der Alp noch um 100 Morgen
zu erhöhen, im Nedarland und Schwarzwald auf 300 Morg.
zu bejchränten, für Oberjchwaben, das Yartland und ganz
Württemberg unverändert beizubehalten wäre. Die Befhräntung
des Betrags für das Nedarland hat nicht ſowohl darin ihren
Grund, daß ſolche Güter hier überhaupt und an fich Heiner wären,
als anderwärts, was wenigftend nad) unfern Notizen nicht ber
Tall zu ſeyn Scheint, fondern weil fie feltener auf Einer Mar⸗
fung vereinigt liegen, alfo bei der eigenthümlichen Voraus»
fegung der obigen Zabelle häufiger mehrfach aufgezählt er-
fcheinen.
Wenn wir fo als die gefuhten Meultiplicatoren zu den
Zahlen der Grunbeigenthümer in ven fieben Befitklaffen, oder
als die Durchſchnittszahlen für das muthmaßliche Areal Eines
Befisthums in jeder Klaffe die Ziffern 1'/e, 7, 16°/s, 36*/s,
66*/s, 133'/s, 400 gefunden haben, fo ift das allervings nur
eine arbitraire Schägung, die, wenn fie aud eine gewiſſe
innere Wahrfcheinlichkeit für fih in Anſpruch nehmen darf,
und auf zahlreichen hier nicht im Einzelnen zu erwähnenden
Prüfungen ver fpeciellen Gemeinde- und Bezirkötabellen be-
ruht, noch eine äußere Oarantie, eine praftifche Probe ihrer
Richtigkeit zu erfordern fheint.
In diefer Beziehung ift ſchon auf eine, aus den Special-
tabellen felbft erfichtliche Beftätigung einiger Werth zu Iegen.
Es haben nämlich bei der ftatiftiichen Aufnahme von 1857
mehrere Gemeinvevorfteher, ohne daß e8 verlangt war, neben
die Zahl der Eigenthümer einer jeven Klaffe auch den fum-
mirten Betrag ihres Grundbeſitzes beigefügt. Es ift nur
zu bedauern, daß dieß nit ın mehr als 11 Tabellen auf
brauchbare Weife geſchehen ift, und daß bie Beiſpiele fi) nicht
auf alle Landestheile erftreden.
Nach viefen Tabellen bejaßen
Morgen zuſ. M. ie Fi m
6 Eigenthümer von mehr ald 200 2639 439
26 ” " 100—200 3482 134
77 u n 50-100 5730 73
22
burchichn.
Morgen zu. M. je € Morg.
80 Eigenthümer von 30—50 2927 36,6
208 " " 10—30 3444 16,
267 " n 5—10 1952 7 „3
999 n n 0—5 1664 1,6
Die Beifpiele ſtammen aus den Oberimtern Ehingen,
Saulgau, Waldfee, Wangen, Oehringen, Neuenbürg, Cal,
Rottenburg, Oberndorf; wären folde auch aus einigen Ober:
ümtern des Nedarthales dabei, fo würde wohl ver Durdfchnitt
für die beiden unterjten Klaffen noch etwas niedriger ausge:
fallen jeyn.
Berfuhen wir num aber, die oben gefundenen Durd-
Ichnittsziffern als Schlüſſel anzuwenden, um das auf die ein-
zelnen Beſitzklaſſen fallenve Areal im Ganzen zu finden, fo
ergibt fidy Folgendes:
Ben ver landwirthſchaftlich benütten Fläche des König—
reichs Württeniberg werten in den einzelnen Gemeinden ver-
fteuert
Morg. Morg. More.
von 718 Eigenth. von mehr als 200 & 400 287200
„ 2895 " von 100—200 & 133!/s 386000
17 11721 " v 50-100 & 66°/s 781400
" 16795 " n 30-50 & 36°;s 615816
" 61098 2) ” 10-30 a 16°/s 1018300
u 73243 „ n 5-10 & 7 512701
n 283124 " weniger ale 5 à 1!/s 424686
Eunme 4026103
Die landwirthſchaftlich benützte Fläche des Königsreichs
beträgt aber nad) der neuen Berechnung 4,043123 Morgen;
alfo um 17020, d. h. um O,a Prozent mehr als vie oben fid
ergebente Summe. ine jo Fleine Differenz bei jo großen
Summen darf wohl als ein Beweis angejehen werben, daß
die obigen Durdfchnittszahlen nahe an vie Nichtigkeit an-
fireifen und daß jedenfalls ein etwaiges Zuviel oder Zumenig
im Einzelnen wieder feine anderweitige Ausgleihung findet.
Statt nun jene Differenz durch fünftliche Mittel zu befeitigen
oder unter die 7 Portionen nad) Proportion zu bvertbeilen,
Ihien es das Katürlichfte, fie noch der legten Klaſſe, der
der Eigenthümer unter 5 Morgen, als ver zahlreichften zuzu⸗
legen, wodurch ſich dann die Durdichnittszahl für diefe Klaſſe
von 1,5 auf 1,56 erhöht.
Rundet man nun ferner die Zahlen zu Taujenten ab, fo .
ergibt fih, daß das in Portionen von mehr ald 200 Morgen
in den Gemeinden verfteuerte Grundeigenthun
Morgen Morgen
287000 oder 7,1 °/o,
das in Quoten von 100—200 verjteuerte 386000 „ Is u
nv m " "n 50—100 n 781000 " 19,5 HB
nn n n 30 - 50 n 616000 " 15,2 "n
nm " " 10 —30 n 1018000 n 25 zn
nu ” n 5—10 n 513000 . 12 vo
a " 0—5 m 442000 u 10,s Y
beträgt.
Es ergibt fi hieraus, daß die nieberfte Klafje mit ihren
283000 Eigenthümern doch nad) der Größe des durch fie ver-
tretenen Areals erft die fünfte Stelle unter den 7 Klaſſen
einnimmt und nur 10—11 Prozent der ganzen Fläche beträgt,
Daß der entichieven größte Theil der Aderflähe auf die dritte
Kaffe von 10-30 Morgen fällt, daß die drei erften Klaffen
von allen Gütern über 50 Morgen 36 °/o, die beiden mittleren
von 10—50 Morgen 40, °/o des geſammten Areals betragen und
für den Befit unter 10 Morgen, wiewohl veffen Eigenthümer
79 %%o aller Eigenthümer find, dod) nur 23,5 %/o übrig bleiben.
Nur als eine weitere Beltätigung für die annähernde
Richtigkeit der fupponirten Durdfchnittszahlen darf e8 be=
zeichnet werben, daß fich diefelben nur als Schlüffel für die
Darlegung diejer Berhältniffe im ganzen Königreich eignen,
im Einzelnen aber mit Ausnahme folder Oberämter, welche
in diefen Beziehungen dem Durchſchnitt des ganzen Yandes
nabe ftehen, bald zu body, bald zu niedrig erjcheinen. Man
findet nämlich, daß wenn man die obigen Durchſchnittszahlen
auf die Zahlenreihe der Eigenthümerklaffen in den einzelnen
Dberämtern anwendet, durchaus bei den Bezirken des Nedar-
Iandes eine höhere Geſammtſumme, bei denen von ver Alp
und Oberjchwaben eine niebrigere, ald die wirklich anzunehmenbe
berausfommt. Und ferner fieht man babei, daß ber Irrthum
235
ron von von von von
109 30-50 10-30 5—10 0-5 M.
14» 32» 17. 16,» °/o
u. 25,3 12,7 10,» n
nen Befitklaffen fallenden
Nubriken auf die
18,8 19,8 18 17,0 %
2,2 21,1 13,1 10,1 8,9 "
d,8 21,s 37,7 44,s 46,1 n
80,8 29,3 175 13: 125 "
3,4 4,6 93 124 133 14,"
i00 100 100 100 100 100 u
wirthſchaftlichen Gefammtareal fallen auf
21,s °/o
‚it 20 "
27a
‚D 21,5 n
„arzwald 95 m
ttemberg 100 ⸗
Gruppirt man die 7 Klaſſen der leichtern Ueberſicht wegen
in drei Abſtufungen des größeren, mittleren und kleineren
ideigenthums und rechnet man in die erſte Abſtufung
züter über 50, in die letzte die unter 10 Morgen, fo kom:
in Procenten auf Orundeigenthbumsquoten
Landestheilen von mehr ald 50 von 10-50 von weniger al810 M.
45,1 35,4 19,5 °/o
Schwaben 56,3 32,4 113 »
ırland 13,5 46,» 39,3
land 44,2 41, 14,»
arzwald 17,0 47,8 34a m
Hemberg 36 40,5 23,5 ”
Will man Thon hier auf die verichienene Natur der Lan-
eile nähere Rüdfiht nehmen, und im Hinblid auf bie
re Fruchtbarkeit und Intenfität der Landwirtbihaft im
rlande für dieſes fchon die Güter von mehr als 30
zen denen von 50 Morgen in andern Lanvestheilen
ftellen und fomit diefe der erften Abftufung noch zurechnen,
e aus dem gleichen Grunde bier auch ſchon Beſitzthümer
3—10 Morgen noh zu den einer bäuerlihen Familie
24
im erften Fall nicht fowohl darin liegen Tann, daß in ben
höheren Klaſſen zu hohe Durchſchnittszahlen angenonmen
werden, ſondern umgelehrt, daß der Durchſchnitt der lebten
Kaffe ſchon mit 1,,—1,s zu hoch gerechnet wird und nod
niedriger zu greifen ift; ebenfo daß in ben Bezirken des
größeren Gütergebiets die Differenz auch in einer Erhöhung
der niederen Durchſchnittszahlen noch nicht ihre Ausgleichung
findet, fondern daß dort für die höheren Stufen etwas größere
Durchſchnittszahlen zu ſupponiren find. E8 zeigt fich bei dieſen
Manipulationen und VBerfuhen, daß die Durchſchnittszahlen
für die drei nieberften Klaſſen im Nedarlande etwa auf 1'e,
6?/s, 15—16, in den Alpbezirken auf 2, 7'/e, 18 geſchätzt wer-
den dürfen, daß man in manchen Bezirken auch für die höheren
Klaffen die Durchſchnittszahlen auf 18, 38—40, 68—70, 140
erhöhen muß, um in der Geſammtſumme nicht hinter dem
wirklic vorhandenen Areal zurüdzubleiben.
Durch die Anwendung foldher leichten Mopdificationen ver
allgemeinen Durchſchnittszahlen, auf welche zahlreiche Berech⸗
nungsverſuche ſchließlich mit einiger Sicherheit Hinleiten, hat
fi) nun folgende Tabelle für die fünf geographifchen und land⸗
wirthfchaftlihen Gruppen des Königreichs ergeben.
Die Summe des Flächengehal® beträgt in Taufenden von
württembergifhen Morgen für Örumbeigenthumequoten
r die Bezirke von mehr von von von von
er Zandeetheile als 200 100—200 50100 5050 10-80 5—-10 0—5
Alp 126 120 147 114 196 92 7
Oberſchwaben 48 157 251 130 133 52 39
Nedarland 56 28 69 134 384 230 204
Jartland 38 68 278 181 18 71 55
Schwarzwald 9 13 36 57 126 68 65
Württemberg 287 386 781 616 1018 513 442
In Prozenten des landwirthſchaftlichen Areals der 5 ein-
zelnen Landestheile ausgebrüdt ergeben fi unter ven gleichen
obigen Rubriken für die
Alp 144 137 17 13 22%: 105 9 %
Qberſchwaben 6 195 31 16 164 64 4,0
Nedarland 1 25 62 12: 345 208 185
Sartland 4a Te 32 20 205 8: 6: m
25
‘
für Die von mehr vom von von von von von
ber eile als 200 100200 50—100 30-50 10-30 5—10 0-5 M.
Schwarzwald 5 34 95 14» 329 17, 16,0 °/o
Württembrg 7ı 96 19:5 15, 25: 127 10,
In Prozenten des auf die einzelnen Befitklaffen fallenden
Areals fommen unter den obigen Rubriken auf die
Alp 4 3. 18: 185 19: 18 17. %
Dberihwaben 16,7 40,7 32,2 21,1 131 101 80 w
Nedarlınd 195 Te 8 21, 377 44: Abı m
Sartland 13,3 17, 35,6 29, 175 135 12,5 "
Schwarzmald 66 34 As 9: 124 135 145 w
Württemberg 100 100 100 100 100 100 100 u
An den landwirthſchaftlichen Gefammtareal fallen auf
Alp 21,6 °/o
Dberihwaben 20 ⸗
Nedarland 274 "
Jartland 21, „
Schwarzwald 95 n
Württemberg 100
Gruppirt man die Klaſſen der leichtern Ueberſicht wegen
nur in drei Abftufungen des größeren, mittleren und Hleineren
Grundeigenthums und rechnet man in die erfte Abftufung
die Gitter über 50, in die lebte tie unter 10 Morgen, fo Tom:
men in Procenten auf Grundeigenthumsquoten
in den Landestheilen von mehr ale 560 von 10-50 von weniger al8 10 M.
Alp 45,1 35,4 19,5 °/o
Oberſchwaben 56, 32,4 11: —
Neckarland 13,8 46,» 39,5 "
Jartland | 44,2 41,4 14,»
Schwarzwald 17,» 47, 344 n
MWiürttemberg 36 40,5 23,5
Will man Schon hier auf die verfchienene Natur der Lan⸗
destheile nähere Rüdfiht nehmen, und im Hinblid auf bie
größere Fruchtbarkeit und Intenfität der Landwirthſchaft im
Nedarlande für dieſes Schon die Güter von mehr als 30
Morgen denen von 50 Morgen in andern Landestheilen
gleichftellen und fomit dieſe der erften Abftufung noch zurechnen,
ferner aus dem gleihen Grunde hier auch ſchon Beſitzthümer
von 8—10 Morgen noch zu den einer bäuerlihen Familie
26
Nahrungsftand und volle Beichäftigung fihernden rechnen und
etwa ein Dritttheil des Areals in der Klaffe von 5—10
Morgen hiefür in Anrehnung bringen, fo ergeben ſich für
das Nedarland die Verhältnißzahlen für die obere, mittlere
und untere Gruppe 25,0, Al,ı, 32,4 °/o, oder abjolute in Tau⸗
fenden von Morgen 287, 461, 357.
Die Verſchiedenheiten ver fünf Landesglieder treten durch
bie obige Tabelle won ſelbſt in’s Licht und bebürfen feiner ein-
gehenden Darlegung.
Charafteriftifch für die Alp ift der Reichthum an Gütern
von mehr als 100, insbejondere von mehr als 200 Morgen,
was namentlid in ven Reſten der alten Markungsgenofjen-
Ihuften, ven zahlreihen Gemeindewaiden feinen Grund bat.
Bei Oberfchwaben treten die Güter von 50—200 Morgen,
die eigentlichen Banerngüter am ftärkften hervor, weit weniger
die Güter von mehr als 200 Morgen; am geringften ift der
Antheil an den Gütern von weniger al8 5 Morgen; obgleid
als Durhfchnittszahl 2 Morgen auf eine Quote gerechnet
worden find, jo beträgt das Areal dieſer Klaffe noch nicht 5
Prozente des Ganzen. Die Güter von mehr ald 30 Morgen
umfaffen 72 Prozente des Gefammtareald, die von mehr alg
10 Morgen 89 Prozent.
Im Nedarland treten die Güter der oberen Klaffen fehr
zurüd, weniger in der Klaffe von mehr als 200 Morgen, da
e8 an Gemeinvebefitthümern dieſes Betrags, fowie an Dos
mänen, boffammerlihen und Avelsgütern dieſer Klaffe nicht
fehlt, am ftärfften in der fünften und ſechsſten Klafje zwifchen
50 und 200 Morgen, da Bauerngüter dieſes Umfangs felten
find. Der mittlere Landwirth gehört in dieſem Landestheile
in die Klaſſe von 10 bi8 30 Morgen; mehr als ein Dritttheil
des Gefammtareals füllt auf dieſe Klaſſe. Noch ftärfer tritt
das relative Uebergewicht der beiden nieverften Klaſſen unter
10 Morgen auf. Bon den 513000 Morgen, die wir für ganz
Württemberg den Grundeigenthumsquoten zwiſchen 5 und 10
Morgen zutheilten, fallen 44, von den 442000 Morgen ver
niederften Klaſſe 46 Prozent auf das Nedarland.
Im Yartland find die beiden höchſten wie bie beiven
nieberften Klafien ſchwach vertreten; dagegen nehmen die Drei
27
Mittelklaffen zwifhen 10 und 100 Morgen 73, Procente des
Areales ein. Am ftärkften prävalirt abſolut und relativ die
Klaffe von 50 bis 100 Morgen, in welder auch Oberichwaben
vom Jartland überboten wird. Faſt ein Dritttheil des ganzen
landwirthichaftlihen Areald wird in Duoten von 50—100
Morgen verftenert: Das Oberamt Oerabrenn zählt allein
796 Güter diefer Klaſſe, noch um 109 mehr als die 17 Obers
ämter des Nedarkreijes zuſammen; auf diefelben find im Ganzen
mindeſtens 53000 Morgen zu rechnen, alfo mehr ald die Ges
fammtfläche der meiften Oberämter des Neckarlandes. Uebrigens
ift im Jaxtland eine große Mannigfaltigfeit der landwirth—
ſchaftlichen Verhältniffe zu bemerken; neben dem in dem größten
Theil des Gebietes vorherrjchenvden, mohlbegüterten Bauern
ftand gibt es in ven Thälern der Zauber, des untern Kochers
und der untern art auch weinbautreibende Gegenden, die
mehr mit dem Nedarland zufammenzuftellen find, ebenfo fommten
vereinzelte Ortichaften von jehr ungünftigen, agrariihen und
ökonomiſchen Zuftäuden vor.
Der Schwarzwald zeigt in der obigen Talelle ähnliche
Ziffern mit dem des Nedarlandes, d. h. ein ftarfes Ueber-
wiegen der niederften Beſitzklaſſen; wiewohl Die Gründe hievon
fehr verjhiedenartig find. In den vier nörblichen Oberämtern
läßt der Wald dem Aderbau in den Thälern nur eine Kleine,
auf ven Höhen eine wenig dankbare Fläche übrig. Der Yeld-
bau ift großentheil8 nur Nebenſache neben dem Verdienſt im
und vom Wald; woher eine ziemliche Parcellirung ver Ader-
fläche entiteht. Die Bezirke des oberen Nedars entiprechen in
ihren Berhältniffen am meiften dem Durchſchnitt des ganzen
Landes; die Güter übertreffen an Umfang die des Nedarlane
des eiwa gerade in dem gleihen Maße, in melden fie an
Dualität und Gunft der natürlihen Bedingungen hinter den⸗
felben zurüditehen.
Es wäre wohl intereffant, durch ein Ähnliches Verfahren,
wie es hier auf die fünf Randesgliever angewendet wurde, auch
für die einzelnen Oberänter das abjolute und relative Verhälts
niß der Grundeigenthumsquoten nad) ven 7 Rubriken ver obigen
Tabelle in’s Licht zu ftellen. Es gehörte dazu aber eine genaue
Kenntnig aller einzelnen Landesgegenden, um ehlgriffe zu
28
vermeiden, und im concreten Fall zu bemeſſen, bei welchen
Rubriken die Durdfchnittszahlen etwas höher oder etwas
niedriger zu ftellen find. Wir beſchränken uns darauf, an
einem Beifpiele ein Bild des etwa dabei einzuhaltenvden Ber-
fahrens zu geben.
Die beiden Ertreme in der Bertheilung des Grundeigen-
thums ftelen die Dberänmter Waiblingen und Waldſee in ber
Weiſe dar, daß dort am meiften die Kleinen, hier am meiften
bie großen Güterportionen hervortreten.
Wendet man nun zunädft als Schlüffel in beiden Fällen
die allgemeinen Durdfchnittszahlen für das Königreich an, fo
ergeben fih für Waiblingen
bei 2 Eigenthümern ver 7ten Klaſſe a 400 800
n 2 n » 6bten u & 1331) 266%:
" 6 " n bien n %& 66 / 8 440
" 32 " „ Aten u & 36*/ s 1210
„ 619 n „ 3ten à 16°/s 11516
„ 1419 D n 2ten „ & 7 9919
a 10300 „ 1ten a 11/2 15450 ° M.
zujammen 38601 Morgen, d. h. 3808 Morgen mehr als das
wirkliche landwirthichaftliche Areal mit 34793 Morgen beträgt.
Auf den erften Blid erkennt man bier, daß der Irrthum nit
etwa darin liegen kann, daß die Durchſchnittszahlen der vier
oberen Klafjen zu hoch gegriffen find; denn felbft wenn man
biefe auf das mögliche Minimum reduciren wollte, was bod
an fih nicht fupponirt werben kann, fo würde bei der Klein
heit des andern Factors dieſes immer noch von leiner erheb⸗
lihen Wirkung feyn. Es müflen vielmehr die Durchſchnitts⸗
zahlen der drei legten Klaſſen zu hoch ſeyn. Allein auch bei
den Rubriken von 10—30 und 5—10 Morgen ift eine foldhe
Reduction, wie fie nöthig wäre, um das Zuviel im Ganzen
anszugleihen, kaum denkbar. Wenn man aber die überaus
große Zahl der Eigenthümer von weniger als 5 Morgen be⸗
rüdfihtigt, wenn man weiß, daß das Oberamt Waiblingen
hinſichtlich der Parzellenzahl die erfte Stelle im Lande ein
nimmt, jofern e8 fchon vor 30 Jahren 100116 Parzellen von
durchſchnittlich 0,45 Morgen enthielt, wenn man aus den Ta⸗
bellen der einzelnen Gemeinden in mehreren Ortſchaften eine
29
der Morgenzahl ganz oder beinahe gleichfommenve Zahl von
Eigenthlimern erfieht, wenn man in der Oberamtsbefchreibung
von Waiblingen liest, daß allein an der Stadtmarkung Waib-
lingen 1500 Auswärtige mit einem Gefammtbefiß von 900
Morgen Theil haben, fo bleibt kaum ein Zweifel übrig, daß
die Durchſchnittszahl der niederften Klaſſe mit 1% Morgen
immer noch beträchtlich zu hoc) gegriffen ift, und daß der obige
Keft von 3808 Morgen wo nidt ganz, doch zum größten
Theil bei der letzten Ziffer in Abzug zu bringen feyn muß.
Stellt man nun diefen Verhältniffen die gleihe Zahlen-
reihe für den Bezirk Walpfee gegenüber, fo tritt der Gegenfaß
auf die ſchlagendſte Weife in's Licht.
22 x 40 = 8800 Morgen,
234 x 133!/s — 31200 "
443 >= 66?/s = 29526 n
318 >< 36°/s; — 11760 n
740 > 16/ = 123332
476 7 = 3332 "
1336 > 1! —= 2004
Zufammen gibt dies 98954 Morgen, alfo immer nody um 3445
Morgen zu wenig, da das wirkliche Areal 102399 Morgen
beträgt. Hier zeigt fid) umgekehrt, daß der Irrthum nicht in
den beiden lebten Klaſſen zu fuchen ift; denn wenn man aud)
hier die Durchſchnittszahlen bis zur Hälfte ver Differenz er-
höhen wollte, fo wäre der Ausfall immer noch nicht gevedt.
Es ſpricht hier vielmehr die größte Wahrfcheinlichfeit dafür,
daß die Durdfchnittszahlen der oberen Klaſſen, namentlich ver
zwiſchen 30—200 liegenden, als ben vorherrfchenpften etwas
erhöht werben müſſen.
Wenn man nun die Durdfchnittszahlen im einen Fall
gleichmäßig etwas höher, im andern etwas niedriger ftellt, bei
Waiblingen die Zuhlen 300, 125, 60, 35, 15, 6*/s, 1'/s, kei
Waldſee 400, 136, 68, 38, 18, 7'/s, 2 zu Grund legt, fo
ergibt fi beiläufig und von kleinen, unvermeidlichen Keften
abgefehen, folgender Gegenfag:
find in Waiblingen M. in Waldfee M.
In iter Klaſſe von 0-5 Morgen 13733 2672
n 2er n 5—10 n 9446 3570
30
ſind in Waiblingen M. in Waldſee M.
In Z3ter Klaſſe von 10-30 Morgen 9285 13320
» Ater " 30—50 " 1155 11984
„ bier " 50—100 n 360 30124
„ 6ter n 100—200 " 250 32760
n Tier " + 200 u 600 8800
Auf die drei höchſten Klaſſen fallen in Waldſee allein 70
Prozent des ganzen Areals, in Waiblingen etwas über 3
Prozent; auf vie beiden niederften Klafjen in Waldſee 6 Pro-
zent, in Waiblingen 67,
So fehr wir zugeben, daß in der bisherigen Ausführung
mandes Detail ſchwankend und hypothetiſch genannt werben
darf, jo dürfte fie ſich doch in ihren Hauptrefultaten innerhalb
ſchwer anfechtbarer Grenzen bewegen, und fchen durch das
erfte Reſultat dazu beitragen, mandye irrige Meinungen zu
berichtigen. Es ift nämlich im In- und Ausland, namentlid
in den Schriften ber Nationalöfononıen, und befonders feit
den legten Noth- und Theurungsjahren üblich geworben, fid)
das landwirthſchaftliche Areal des Königreichs in feiner Haupt-
maſſe als in zahllofe Zwergwirthſchaften zerjplittert zu denken,
jo daß ſich nur in einzelnen, begünftigteren Yandestheilen noch
ein ausfömmliches, bäuerliches Beſitzthum erhalten hätte. Die
durch die ftatiftifche Aufnahme von 1857 gewonnenen Refultate
von 450000 Eigenthümern und darunter 356000 won weniger
als 10 Morgen dienen jene Annahmen auf den erften Anblid
auf's Bellftändigfte zu beſtätigen. Dieſes zeigt fich dem Obigen
gemäß bei näherem Eingehen auf die Sadye als irrig ober
übertrieben. Jene 356000 der Kürze halber fo genannten Eigen-
thümer reprüfentiren zufammen noch nicht ein Biertheil ver
landwirthſchaftlichen Fläche des Königreihs. 76, Prozent
verjelben werden in Quoten von mindeſtens 10, über 51 Proz.,
in Quoten von mehr ald 30, 36 Proz. in Quoten von mehr
als 50 Morgen verftenert; auf die 283000 Eigenthümer von
0—5 Morgen trifft erft Etwas über ein Zehentheil des ges
janımten landwirtbichaftlihen Areals, währenn mehr als ein
Sechstheil deſſelben den Befigtheilen von mehr als 100 Morgen
zufommt. Und hiebei ift immer nod) auf den nun erft näher
in's Auge zu faſſenden Umftand gar feine Rüdficht genommen
3
worden, daß fehr viele der in den beiden nieverften Klafien
verſteuerten Beſitzquoten Eigenthümern der höheren Klaſſe zu-
zurechnen find.
III,
Schon in ven einleitenden Sägen ift oben gezeigt worden,
an welcher Unbeftimmtheit die im Jahr 1857 vorgenommene
Aufnahme ter Orundeigenthümer durd mehrfache Aufzählung
der in mehreren Gemeinden Begüterten leidet. Es fragt fidy,
ob fih Anhaltspunkte finden laffen, durch welche jene Unbe—
ftimmtheit, wenn nicht aufgehoben, doch in engere Grenzen
eingefhränft und es ermöglicht wird, die wirflide Zahl der
Örundeigenthümer theild im Ganzen, theil8 innerhalb der eine
zelnen Beſitzklaſſen in annähernder Nichtigkeit zu finden.
Bon Franfreicd wird in der Abhandlung dcs Jahrgangs
1857 ©. 86 bemerft, daß nach einem Auffa in der Revue
des deux mondes v. 1. Aug. 1857 das Eigenthum von ver-
ſchiedenen in verſchiedenen Steuerbezirten gelegenen Eigen
thbumscompleren (cotes foneidres) fo häufig in Einer Perfon
zufammentreffe, daß mande erfahrene Männer die Zahl ber
Srundeigenthümer nur auf die Hälfte Der cotes foncieres
ſchätzen. Für Württemberg würde zwar eine ſolche Schätung
jevenfall8 übertrieben feyn; daß aber aud) bei und jene Ers
fheinung eine fehr häufig vorlommende und der an der Ge-
fammtzahl ver in der Tabelle von 1857 anfgenonmenen
Grundeigenthümer zu machende Abzug ein fehr bedeutender
feyn muß, das läßt ſich fchon aus allgemeinen Erwägungen
heraus mit Beftimntheit nachweiſen.
449594 Grundeigenthümer auf 1700000 ortsanweſende
Einwohner, aljo je Einer anf weniger als vier Köpfe, find an
fih unglaubli und würden ale Analogie anderer Länder
weit hinter ſich laſſen. Württemberg zählte un viefelbe Zeit
359000 Familien; es müßte alfo 90000 Grundeigenthüner
mehr als Familien gezählt haben. Diefes iſt undenkbar, fo
allgemein auch die Sitte ift, mit dem eigenen Haushalt einigen
Grundbeſitz zu verbinden und fo viele Unſelbſtſtändige auch
Grundeigenthümer feyn mögen. Es läßt fid) direct wenigftens
von einer ziemlich großen Zahl von Familien nachweijen, daß
32
fie ohne Grundeigenthum find, In 9 größeren Städten bes
Landes zählte man im Jahr 1857 zufammen 10852 Grund⸗
eigenthlimer; die Zahl der Familien betrug aber zu gleicher
Zeit 28010; hier find alfo allein ſchon über 17000 Familien
ohne Srundbefig vorhanden, abgefehen davon, daß unter den
gezählten Orunveigenthümern auch viele Auswärtige und
Nichtfamilien einbegriffen feyn werben. Bei der Aufnahme
nad) den Zollvereinstabellen von 1852 wurden 99836 Ge⸗
werbetreibenve gezählt, welche zugleich Grundeigenthum ver»
fteuerten; die Zahl aller Gewerbetreibenden aber betrug damals
156000; e8 waren alfo 56000 Gewerbetreibende ohne Grund»
eigentbum vorhanden, von denen freilich Fein Kleiner Theil bei
jener Differenz zwifchen der Familien- und Orundeigenthümer-
zahl der 9 größeren Städte ſchon eingerechnet ſeyn muß.
Ferner mag die Zahl ver öffentlichen, von Gehalten lebenden
Diener in Staat, Kirche, Schule und Gemeinde ſich mindeſtens
auf 14000 belaufen. Es ijt notorifsh, daß ſchon um der
Veränderlichkeit des Wohnfiges willen und weil bei ten auf dem
Lande Wohnenden fehr häufig die Nutznießung von Grunde
ftüden einen Gehaltstheil bildet, in den Städten aber ber
Beſitz eigener Grundftüde an ſich weniger Bedürfniß ift,
Privatgrundbefig nur in Ausnahmsfällen, die wohl nicht über
10—15 Prozente zu Ihägen find, üblich ift. Aufferdem aber gibt
e8 dody unzweifelhaft, mit Ausnahme weniger bejonders be=
günftigter Gemeinden, nicht leicht einen Ort, an welden nicht
einige Familien ohne Grundeigenthum wären, ſey e8 daß die⸗
felben unter ten von SKapitalien, Leibgedingen, Penfionen
Lebenden, oder unter Taglühnern, Fabrifarbeitern und Dienen⸗
den, oder unter den Armen und der üffentlihen Wohlthätig⸗
feit Anheimfallenvden zu fuchen feyen. Man darf daher mit
Zuverfiht als Minimum eine Zahl von 70—80000 Familien
annehmen, die ohne Grundeigenthum find.
Allerdings ift nun nad) ten Berhältnifien des Landes auch
die Zahl derjenigen, welche nicht al8 Familie gezählt werben
und doch Grundeigenthum haben, ziemlich beträchtlih. Es
fehlt uns hierüber leider alles pofitive Material, vie verein
zelte Notiz ausgenommen, daß in zwei Gemeinden bed Amts⸗
bezirfes Stuttgart eine unter 476 Grundeigenthümern 96, die
38
andere unter 368 Grundeigenthümern 44 unverheirathete oder
unſelbſtſtändige zählte. Die große Parzellirung des Bodens
namentlich in den fruchtbarften und vichtbevölfertften Landes-
theilen erleichtert den Erwerb von beliebig Heinen Grund»
ftüden, und fo ift es überaus häufig, daß Perſonen von un
jelbftftändiger Stellung, Knechte, Mägde, Fabrikarbeiter, Ges
werbsgehilfen, in Ausficht Fünftiger Selbſtſtändigkeit Kleine
Grundſtücke, wenn fie ihnen durch Erbſchaft zufallen, beibehalten,
oder folde von ihrem Vermögen und Erſparniſſen erwerben,
daß minderjährige Waifen, felbft Kinder des Haufes, eigene
Grundſtücke beſitzen; und je Kleiner die Parzellen find, vefto
außgebreiteter ift eine folhe Uebung. Dagegen kommt jedoch
wieder in Betracht, daß der vereinzelt oder in fremdem Fa⸗
milienband Lebende nur ausnahmsweife im Stande ift, fein
Grundſtück jelbft zu bebauen, jhon wegen Mangels an Räum⸗
lichkeiten für Geräthfchaften und Vorräthe, daß deßhalb bie
Verpachtung folder Güter die Regel bilden muß, und fomit
ber geringe Zinsertrag wieder ein Gegengewicht gegen die
Neigung zum Güterfauf bilnet. Ebenfo liegt e8 in der Natur
der Sache, daß in denjenigen Landestheilen, wo überhaupt Die
Barzellirung geringer ift, wo Klima und Befchaffenheit des
Bodens eine Bewirthihaftung ganz Heiner Grundftüde er-
ſchweren, oder wo gar geſchloſſene Güter und die Bereinödung
vorherrſcht, Die Bedingungen für ſolche Gattungen landwirth⸗
Ihaftlihen Befites weit weniger vorhanden find; daß deßhalb
diefe Erfcheinung ihren natürlichen Boden vorzugsweife im
Nedarlande haben muß und in den Bezirken der größten Par«
zellirung, wie im Remsthal und ver Nachbarſchaft ver Haupt⸗
ftabt, ihre größte Ausdehnung findet, in andern Landestheilen
dagegen verhältnißinäßig weit feltener vorkommt. Es darf
hienach als wahricheinlich bezeichnet werben, daß der Güter-
befig von Seiten folder, vie feine Familie bilden, die Zahl
der entgegengefetten Fälle, in welden Familien ohne Grund»
befts find, bei Weiten nicht erreicht und wir halten uns zu
der Vermuthung berechtigt, daß die Zahl der Ietteren Fälle
mindeftens doppelt fo groß, als bie ver erfteren feyn muß,
daß alfo wohl faum mehr als 30—40000 folder unfelbititän-
bigen, keine Yamilien bildenden Grundeigenthümer gerechnet
Württ. Jahrb. 1860. 28 Heft. 3
3
werben bürfen. Dieje Erwägungen führen ſomit zum voraus
auf die Annahme, daß die Zahl von 449000 Eigenthämern,
wie fie fih durch die Art der ftatiftiichen Aufnahme von 1857
ergab, minbeftens um ein Viertheil höher ift, als vie ber wirk⸗
ih vorhandenen. Wir überfehen vabei nicht, daß auch eine
ziemlih beträchtliche Zahl von Eigenthümern vorhanden ift,
weldhe keine phyſiſche Perfönlichkeit bilden, Corporationen,
Stiftungen, Pfründen, Vereine mit den Rechten juriftifcher
Perjönlichkeit; dieſelbe kann fi) aber nicht wohl höher als auf
etwa 4000 belaufen.
Wenn fomit fchon auf indirectem Wege wahrfcheinlich ger
macht werben kann, daß die Bereinigung mehrerer Grundſteuer⸗
quoten in den Händen derſelben Befiter in großer Aus—⸗
dehnung Bla greifen muß, jo fehlt e8 biefür auch nicht an
zahlreichen, pofitiven Belegen. Ziemlich viele Specialtabellen
der Gemeinden geben über dieſe Verhältniffe einige dankens—
werthe, ausbrüdliche Auskunft, obgleich eine ſolche nicht ge
fordert war. Abgeſehen von den zahlreihen Tabellen, welche
die Ausmärker nur in allgemeinen Faſſungen erwähnen, wie
3. B. „einjchließlih der vielen Ausmärker,“ „einfchließlich ver
Einwohner von den Nahbarorten N. N.,u „oder durch ben
häufigen Zufaß,” „die große Zahl der Grundeigenthümer von
weniger als 5 Morgen kommt von den vielen Ausmärkern
her,“ enthalten 126 Tabellen die Zahl ver Ein- und Ausge
jeffenen abgefondert. Dieje Tabellen datiren aus 24 Oberäm-
tern des Nedarlandes von 71 Gemeinden, aus 6 Oberämtern
des Schwarzwaltes von 12 Gemeinden, aus 8 Oberämtern
der Alp von 17 Gemeinden, 6 Oberämtern des Jaxrtlandes
von 9 Gemeinden, und 5 Oberämtern Oberfchwabens mit
9 Gemeinden. AZufammen find in biefen 126 Gemeinden
54869 Eigenthümer aufgezählt, worunter 33535 Eingefefjene
und 21324 Ausgefeffene oder Ausmärker, alfo gerade 60 Proz.
Eingefefjene und 40 Proz. Ausmärker. In den 71 Gemeinden
des Nedarlandes find unter 38401 Eigenthümern 14632 Aus»
märker, alſo 38 Prozent; in den 13 Gemeinden des Schwarz.
waldes unter 6115 Eigenthümern 2819 Ausmärker, alfo 46
Prozent; in den 17 Gemeinden der Alp unter 4773 E. 1651
Ausmärker, aljo 34 Prozent; in den 9 Gemeinden des Yart-
8 unter 1827 E. 616 Ausmärker, alfo 33 Prozent; in
d Gemeinden Oberfhwabens unter 2161 E. 956 Aus⸗
er, alfo 44 Prozent.
Es iſt nicht ohne Interefje, an einer Anzahl von Bei⸗
n die Ausbehnung diefer Neutralifation des Markungs⸗
ndes im Einzelnen näher anfchaulich zu machen.
Es waren unter den Grundeigenthümern in
Eingefeflene
fulmetingen, DA. Biberah . . 110
gkreuzthal, O.A. Riedlingen. . 33
(heim, OA. Sub . .. 178
ningshauſen, O.A. Rottenburg 156
haufen, O. A. Nürtingen. . . 78
berg, DA. Nagold . 2... 314
„Stadt .... 2. 436
ingen, DU. Balingen . ve... 2333
ingen, DA. Stuttgart . . . 368
nftadt, DA. Nedarfulm . . . 337
lingen, Statt . .. . . 1400
tannshaufen, OU. Morbach .. 170
gen, DU. Yubwigsburg . . . 198
enheim, Statt . . . .. 845
erlobr, ON. Mergentheim .. 84
gheim, DA. Beſighein... 603
n, DA, wirdgeim . 220.859
beim . . 823
Ausmärler
187
Als Beiſpiele einer weit ſchwaͤcheren Zahl der Ausge⸗
en können angeführt werden
enſtein, O. A. Gerabronn .
elsau, Statt . » 2 2 2 2. 432
ingen, DU. Und. . . ..
heim, DA. Ellwangen . ». » 42
gen, DA. Reutlingen . . . . 1050
beim, DA. Befigheim . . . 250
1
105
41
8
160
45
Wir würden es num keineswegs für gerechtfertigt halten,
biefen Beifpielen und ben obigen Progentjägen ohne
red Schlüffe auf das Ganze zu ziehen. Namentlich
3 %
36
wäre dies unzuläſſig für ſolche Lanvestheile, aus welchen nur
fo wenige Beifpiele, wie für Oberfchwaben und ben Dartkreis,
vorliegen. Es liegt die Vermuthung nahe, daß gerade in
folhen Gemeinden, wo die Zahl der Ausmärker ſehr groß
war, die Berfertiger ver Tabelle Anlaß nahmen, einen Beiſatz
hierüber zu machen; während von ganzen Dberämtern, wie
3. B. Ravensburg, Walpfee, Wangen, Blaubeuren, Heiben-
heim, Spaichingen gar fein einziges Beifpiel namhaft gemadt
wird. Nur für das Nedarland find die Beifpiele fo zahlreich
und fo aus allen Gegenden vollftändig genug, um weitere
Schlüffe zu geftatten.
So viel aber geht aus jenen Belegen jedenfalls hervor,
daß in dieſem Punkte eine aufjerordentlihe Mannigfaltigkeit
der PVerhältniffe herrſcht und daß die Markungsgrenze an fid
teinerlei Hinverniß für den Gütererwerb bilvet. Viele Mar-
tungen reihen ganz nahe an benachbarte Ortichaften bin;
große Gemeinden haben oft Heine Markungen und ihre An-
gehörigen haben ven größten Theil ihres Beſitzthums auf den
Nachbarmarkungen. Es liegt nun in der Natur der Sache,
daß der Erwerb von Gütern auf fremden Markungen da am
bäufigften vorfommt, wo die Parzellivung am größten, die
Bevölkerung am bichteften, die Entfernung der’ Nachbarmar⸗
fung deßhalb am Heinften ij. Beſonders häufig Taufen fid
auf den Stadtmarfungen die Einwohner der angrenzenden
Dörfer an, Wo dagegen die Parzellen größer, die Markungen
ausgedehnter find, die Gemeinden weiter aus einander liegen
wo gar gefchloffene Güter und Höfe vorherrfhen, wirb zwar
der Fall immerhin nicht felten feyn, daß ein Grunbbefiger
auf der angrenzenden Marfung ein ihm wohlgelegenes Grund⸗
ftüf erwirbt, aber eine fo völlige Löſung der Markungsge⸗
noffenfchaft, wie fie im Nedarthale herrſcht, ift dort nicht denk⸗
bar; wenn es auch daneben immer unter beſondern Umftänven
einzelne Säle davon geben kann. Wir glauben daher, daß
die obigen Beifpiele nur für das Neckarland einigermaßen als
eine Kegel angejehen werben dürfen, die der übrigen Landes»
theile dagegen mehr zu ben Ausnahmen gehören und eine
Berallgemeinerung ausfchließen.
Uebrigens wäre es ein durchaus faliher Schluß, wenn
87
aus der Zahl der Ausmärker in einer Gemeinde gefolgert
werben wollte, daß auch ein proportioneller Theil des land-
wirthichaftlihen Areal Diefer Gemeinde als Eigentbum ver
Ausmärker anzujehen ſeyn werde. Die Ausmärker find in der
Kegel Eigenthümer ver niederſten Befigklaffe von O—5 Morgen.
Diefes ift in den Tabellen in aufferorventlich zahlreichen Fällen
ausprüdlich gefagt, fo daß der Zuſatz, „worunter fo und fo
viel Ausmärker« eben fo oft an die Zahl der erften Beſitzklaſſe,
als an vie Gefammtjumme ver Eigenthümer angehängt erfcheint.
Schon oben wurde erwähnt, daß die 1504 Ausmärfer der
Stadt Waiblingen zufammen nur 900 Morgen, alfo durch—
fchnittlih O,s Morgen beſitzen. Es Liegt dieſes auch infofern
in der Natur der Sache, als der Landwirt in der Regel
feinen Hauptbefi auf der eigenen Markung und in der Näbe
feines Wohnfiges fuchen wird und nur veranlaßt ift, bequem
gelegene, einzelne Stüde der angrenzenden Markung zu er-
werben. Ein Befit von 10, 30, 50, 100 Morgen auf frem-
der Markung wird der Regel nad) nur in den Fällen vor-
fommen, wo größere Güter ſich über mehrere Markungen
ausbreiten.
In Ermanglung noch genauerer Anhaltspunkte glaubten
wir durd die alljeitige Erwägung ver hier in Betradht kom⸗
menden PVerhältniffe die Schätzung als eine den wirklichen
Sachverhalt nahezu treffende anfehen zu Dürfen, daß die Aus-
gejefienen in den 6 Befitklaffen von mehr als 5 Morgen
etwa 10 Prozente betragen mögen, daß fie tagegen in ber
niederften Befitklaffe von O—5 Morgen im Nedarland auf
zwei Sünftheile, in Oberfchwaben auf ein Biertheil, in ven
übrigen Landestheilen auf ein Dritttheil zu berechnen feyn
werden. |
Wenn wir nun biefen Schlüffel anwenden, um aus der
Zahl der in den einzelnen Gemeinden Grundſteuer entrid)
tenvden Eigenthümern bie doppelt und mehrfach gezählten
auszujcheiden, jomit aus der Zahl der cotes foncidres Die
wirklich vorhandenen Grundeigenthümer zu ermitteln, jo wür-
den fih, natürlich nur mit dem Anspruch einer annähernden
Richtigkeit, in abgerundeten Ziffern folgende Reductionen ber
Zahlen ver obigen Haupttabelle ergeben.
Es find im Ganzen Grunbeigenthümer anzunehmen
in ven Panvestheilen: Nedarland 148000
Schwarzwald 40000
Alp 53000
Jartland 53000
Dberfchwaben 36000
zufammen in Württemberg 330000,
fomit im Ganzen 119000 weniger, als fich bei dem Verfahren
der Aufnahme von 1857 ergaben und 30000 weniger, als im
Jahr 1858 Familien gezählt wurden.
Die Zahl der Grundeigenthümer käme der der Familien
im Schwarzwald nahezu glei) und wäre
im Nedarland um 4000
auf der Alp um 9000
im Jartland um 7000
in Oberſchwaben um 8000 kleiner.
Es kämen ferner auf Einen Grundeigenthümer durd-
ſchnittlich
im Neckarland 7,
im Schwarzwald 9,
auf der Alp 16,«
im Sartland 16,3
in Oberfchwaben 22,5
in Württemberg 12, Morgen
an landwirthſchaftlich benütter Grundfläche.
Es würden fi ſodann hiernach reduciren Die
283124 Eigenthümer von 0—5 Morgen auf 180000
73243 n n» 5-10 n v 66000
61098 " « 10-30 n n 55000
16795 7) ” 30—50 " " 15000
1 1721 " " 50—100 ” " 10400
2895 " ” 100—150 ” n 2600
718 n über 200 u " 650
Bon den 180000 Grunbeigenthümern von O—5 Morgen
kämen auf das Neckarland 91000 Eigenthümer,
auf den Schwarzwald 22800 "
auf die Alp 26500 m
39
auf das Jartland 25200 Eigenthüner,
auf Oberſchwaben 14500 "
Bei den übrigen Befisklaffen ergibt fi die Reduction
aus den Zahlen der Haupttabelle dur Alzug eines Zehn-
theils, wobei die relativen Verhältniffe unverändert bleiben.
IV,
Es ift jedoch im Ganzen nur wenig damit gewonnen,
wenn man auf diefe Weife vie Zahl aller Grunveigenthümer
auch wirklich ermittelt haben follte, und es ift anbererjeits
auch wenig damit gefehlt, wenn man fie un 30 oder 40 Tau-
fend zu hoch over zu niedrig angefchlagen hat. Diefer allge-
meine Begriff des Orundeigenthümers, welcher Staatstomänen,
Krongut, ftandesherrliche und ritterfchaftliche Güter, die büuers
Iihen DBefiger, die Gemeinten mit Allmanden und Bürger»
theilen, den Handwerker, ver fein Gemüſe und feine Kartoffel
felber pflanzt, ven Kaufherrn, der einen Garten oder Weinberg
zu feinem Vergnügen hat, ven Yabrikarbeiter, der ein eines
Grundftüd bebaut, ven Taglöhner, der einiges Feld fein eigen
nennt, den Knecht, die Magd, die in Hoffnung Tünftiger
Gelbitftändigfeit von ihren Erfparniffen einen Viertel oder
halben Morgen erworben haben, der dieſe heterogenften Ver⸗
hältnifje unter fich begreift, ift zu vag und unbegrenzt, um
einen erheblichen ftatiftifchen Werth zu haben und eine Aus-
funft über dasjenige zu geben, was bei berartigen Unter«
fuhungen den Kern der Trage ausmacht. Man will vielmehr
wiffen, wie ftarf ift die Zahl der Landwirthe, des Bauern⸗
ftandes, wie viel landwirthfchaftliches Areal kommt auf dieſe,
welche Abitufungen des Befites kommen hiebei in Betracht
und wie verhalten fi) die verfchiedenen Landestheile zu einan⸗
der. Ob der Befiger von Viertels- und Achtelömorgen aus
andern Berufsarten eine Anzahl von Zaufenden mehr oder
weniger vorhanden find, ift zwar nicht ohne fonftiges Intereffe,
für die Frage über die agrarifhen Zuftände eines Landes aber
an fich von wenigem Belang, da jedenfalls nur ein ganz Kleiner
Theil des Aderfeldes auf folde Art von Eigenthümern füllt.
Man kommt dem ©egenftand erft dadurch näher, daß man
jene großen Zahlen von Grundeigenthümern in ihre natür«
40
Iihen Beſtandtheile auflöst und aus ihnen den eigentlichen
Stand der Landwirthe ausfondert.
Auch hierüber fehlt e8 an einem vollftändigen und ganz
zuverläffigen, ftatiftiichen Material, doch laſſen fich etliche An-
haltspunkte finden, durch welche wenigftens einiges Licht in
das Dunkel diefer Verhältniſſe fällt; im Uebrigen aber ift das
Folgende noch mehr als ſchon das Bisherige nur als ein Ver:
ſuch und Beitrag zur Löfung der Aufgabe auf jo lange, bie
feftere ftatiftifhe Grundlagen gewonnen feyn werben, zu
betrachten.
Die von den Zollvereinsregierungen alle zehn Jahre an-
geordnete Aufnahme der Gewerbeſtatiſtik enthält in den ge
meinfamen Tabellen auch einige für bie vorliegenden Fragen
werthvolle Rubriken. Zwar liegt eine neuere Aufnahme als
von 1852 nicht vor; allein wo e8 fi) wie bier, nur um ans
nähernde Nefultate und um allgemeine Volkszuſtände handelt,
deren Grundlagen fi binnen eines Sahrzehends wenig ändern,
ift darauf fein befondere® Gewicht zu legen.
Die Tabelle von 1852 enthält drei hieher gehörige Au-
brifen; fie zählt 117108 Perfonen auf, die die Landwirthſchaft
ſelbſtſtändig und ausfchlieglich treiben; 99,838 Perfonen, die
neben einem ver in ben ©emwerbetabellen aufgeführten Ge-
werbe Yandwirthfchaft treiben, und 45000 freie Handarbeiter
oder Taglöhner; auch die fchon erwähnte Aufzählung von
61,241 Knechten und 72047 Mägden bei der Lanbwirtbfchaft
und den andern Gewerben ift von Bedeutung.
Die Zahl von 117000 reinen und eigentlichen Landwirthen
erfcheint neben den 449000 Grunveigenthümern, weldje vie
Tabelle von 1857 ergibt, und auch noch neben ven 330000,
auf welche wir biefe Ziffer reducirt haben, ungewöhnlich Klein.
Es wird daher vor Allem geboten feyn, die daneben ftehenve,
nicht viel Kleinere Zahl von faft 100000 Perſonen, welche felbft-
ftändig ein Gewerbe und Landwirthſchaft neben einander be⸗
treiben, näher in’8 Auge zu fallen.
E8 darf wohl als eine in ver Natur des Verhältniſſes
jelbft begründete Unterfcheidung bezeichnet werden, wenn wir
drei Arten der Derbindung Iandwirthichaftliher und gewerb«
licher Beichäftigung aus einander halten. Entweber wird
4
nämlih das Eine oder das Andere das Ueberwiegende feyn,
oder ein gewiſſes Gleichgewicht beider Beichäftigungen Statt
finden.
‚In die erfte Gattung rechnen wir diejenigen, tie ihrem
Hauptcharakter nach als Landwirthe anzufehen find, aber gleich-
wohl neben der Grundſteuer auch Gewerbefteuer oder Wirth⸗
Ihaftsabgaben zu entrichten haben. Wir zählen dahin in erfter
Linie die Betreiber gewiſſer mit der Landwirthſchaft leicht und
nahe fich verbindender Gewerbe, ſey es, daß fie einen land»
wirthichaftlichen Betrieb vorausfegen oder erfordern, ober
wefentlich erleichtern. Es find Dies befonvders die Gewerbe
der anf den Lande lebenden Branntweinbrenner, Bierbrauer,
Öetreivemüller und Wirthe. Die Inhaber Diefer Gewerbe
find auf ten Lande faft regelmäßig zugleich Landwirthe und.
gehören jehr häufig zu den angefehenften und begütertiten
bäuerlihen Befigern. Die Beichäftigungen find aud der Art,
daß fie eine handwerks- und zunftmäßige Erlernung nicht ers
fordern. In zweiter Linie und unter einem andern Gefichts-
punkt find hieher die zahlreichen Landwirthe zu rechnen, melde
in vielen Landesgegenden, am meiften aber auf der Alp und
den angrenzenden Bezirken einen Nebenverbienft durch Weberei
fuchen, ſey e8 blos, um die auf der Alp bejonders lange ven
Teldarbeiten verfchloffene Yahreszeit nußbar zu verwenden,
oder weil der Heine Umfang des Güterbefizes einen Nebener-
werb an fih nothwendig macht. Auch hier ift in ver Regel
der landwirthſchaftliche Charakter unzmeifelhaft das Vorherr-
ſchende, und das Gewerbe wird ohne felbftftändigen Abfat ver
Producte nur zu der Zeit und in dem Umfang betrieben, in
welhem die Iandmwirthfchaftlichen Arbeiten es zulafien. In
pritter Linie gehören bieher Diejenigen Handwerke, welde in
einem gewiſſen Zuſammenhang mit den lanpwirthichaftlichen
Beſchäftigungen ftehen und, weil fie für Bebürfniffe forgen,
für weldhe dem Landmann die ſtädtiſchen Gewerbe nicht genligen
fönnen, auf keinem Dorfe leicht fehlen können. Es find dies
beſonders die Gewerbe ver Huffchmiede, der Wagner, Lohnmezger
und Bäder, die vom bäuerlichen Jufammenleben in Dörfern un
zertrennlich find und auch fonft in der Regel auf dem Lande
fich anfiebeln. Es liegt in der Natur der Sache und in dem
42
Heinen Rayon des Abfates, daß das Gewerbe für fidh bier
nicht den Nahrungsftand begründet, fonbern in Verbindung
mit landwirthichaftlihen Betriebe fteht, und die Inhaber
mit den Yandwirthen ganz zufammenzuftellen find.
Zu einer zweiten Hauptgattung rechnen wir diejenigen
Fälle, wo Gewerbe und Landwirthſchaft zwar in feinem ſach⸗
lichen Zuſammenhang mit einanter ftehen, ihre Verbindung
aber gleichwohl darum Statt findet, weil weder das Eine noch
da8 Andere für fid, einen gefiherten Nahrungsftand böte.
Es können hieher die Angehörigen aller nicht oben ſchon ge—
nannten ©ewerbe bezogen werden; am meiften aber gehören
in dieſe Klaife die befannteften und verbreitetften Gewerbe ver
Schuhmader, Schneider, Metzger, Schreiner zc. in ver Art
und Ausdehnung, wie fie ın Württemberg auf dem Lande und
in ben zahlreichen kleineren Städten getrieben zu werben
pflegen. Gewerbe und Landwirthſchaft ergänzen fich hier nur,
weil jedes für ſich unzulänglid if. Das Unterfcheidende von
ver oben erwähnten Kategorie ver Huffchmiebe ac. ift, daß dieſe
Gewerbe an fih nicht auf's Land gehören, in den meiften
andern Ländern auch falt ganz der ftäbtifchen Bevölkerung
vorbehalten find. Es ift dieſe Erfcheinung vielmehr eine
Eigenthümlichkeit derjenigen Länder, in welden eine dichte
Bevölkerung in zahlreihen Wohnplägen von mälfiger Ein-
wohnerzahl, in gefchlofjenen Dörfern, Markifleden und Heinen
Städten zerftrent wohnt, und zugleich die Freiheit des Ge⸗
werbebetrieb8 und der Nieverlaffung jowie des Güterfaufs
wenigen oder gar feinen Beſchränkungen unterliegt.
In die dritte Gattung endlich zählen wir diejenigen Yälle,
wo der Gewerbebetrieb die Hauptfadhe und die Grundlage bes
Nahrungsftandes ift, und die Landwirthſchaft nur als Accivenz,
als Nebenſache, vie des Vergnügens, oder ber Kapitalanlage,
oder der untergeorbneten Nutung für den Bedarf der Haus
haltung wegen betrieben wird, erjcheint. Es gehören hieher
unter Anderem alle diejenigen, welche, wie es vorzugsweife
. in den größeren und mittleren Städten vorkommt, ihr Ge⸗
werbe in größerer Ausdehnung mit Gehilfen und vollftändiger
Berwerthung der eigenen Arbeitskräfte betreiben, ſowie anderer-
feits die auch auf dem Lande jehr verbreiteten Angehörigen
45
der Baugewerbe, bei welden bie Natur ihres Berufes, bie
Abweſenheit vom Haufe und das Zufammenfallen der Zeit
ihrer Berufsarbeiten mit der der Feldgeſchäfte, einen land«
wirthichaftlichen Nebenbetrieb nur in Keinfter Ausdehnung
zuläßt.
Daß die bier hervorgehobenen Unterfchiede nicht ſcharf
genug abgegrenzt find, um nit im Einzelnen vieles zwei⸗
felhaft zu laſſen, Tann die allgemeine Berechtigung einer
ſolchen Unterſcheidung nicht abſchwächen. Auch find Die Ueber—⸗
gänge von einer Gattung in die andere leicht und zahlreich.
Mancher Gewerbetreibende rüdt allmählig durch ftetige Aus-
dehnung feines Orundbefiges von ver dritten in bie zweite,
von der zweiten in die erfte Klaffe oder umgefchrt. Die
zweite Klaſſe wird ſich von ver dritten in ber Kegel durch
eigenen Biehftand unterſcheiden. Uebrigens werden immer
aud in der britten Klaffe einzelne reichere Gewerbeinhaber
feyn, welche, obgleih das Gewerbe ihnen vollen Nahrungs»
ftand und Beidäftigung gewährt, demnach theils der höheren
Rapitalanlage, theild des Vergnügens wegen größeren Grund«-
befig erwerben.
Es fehlt leider an genaueren Anhaltspunften, um viefe
brei Oattungen von gewerblichen Grundeigenthümern genauer
auszufcheiden und die Stärke der einzelnen Klaſſen näher zu
ſchätzen. Durd die Zahlenverhältniffe ber verfchiedenen Ge—
werbearten, welche vorzugsweife in bie eine oder andere Klaſſe
zu fegen feyn mögen, ſowie des ftäbtifchen und Ländlichen Ge—
werbebetrieb8 wird man zu der Vermuthung geführt, daß die
erfte Klafje, oder diejenigen, bei welchen die Landwirthſchaft
der überwiegende, oder mit dem Gewerbe zufammenhängende
Betrieb ift, etwa 33000, alſo ein Dritttheil ver gefammten
Summe bilden; wenn man nämlid davon ausgeht, daß von
den 51000 Angehörigen ver in die erfte Klaſſe gezählten Ge-
werbe bei etwa zwei Dritttheilen Die obigen Bedingungen zu«
treffen mögen; das letzte Dritttheil dagegen die in den Städten
wohnenden und bie Landwirthfchaft nur in Kleinem Umfang
und al8 Nebenerwerb oder gar nicht Betreibenden umfaſſe.
Noch mehr fehlt e8 an näheren thatfähhlichen Momenten, die
Stärke der zweiten und britten Oattung gegen einander abzu-
44
wägen; wir glauben annehmen zu dürfen, daß dieſelbe nicht
wefentlich verſchieden ſey und theilen hiernach denſelben eben-
falls je ein Dritttheil an der Gefamntjunmte von 99000 zu.
Die Zollvereinstabelle für Gemerbeftatiftif von 1852 zählt
jodann 45000 männliche und felbftftänvige Handarbeiter, d. h.
unabhängige Taglöhner im Feld und Wald, auf Straßen x.
auf. Nach ven Verhältnifien des Landes ift anzunehmen, daß
die meiften Angehörigen dieſer Klaſſe, insbeſondere diejenigen,
welche eine Yamilie gegründet haben, neben dem Verdienſt
durch Taglohn aud) den Ertrag eines Heinen Grundftüdes zur
Grundlage ihres Nahrungsftandes haben, und im Ganzen
nur ein Hleinerer Theil, wohl fchwerlich über 20—25 Prozente
ganz ohne allen Grundbeſitz find.
Zu bemerken ift no, daß aus dieſer Klaffe, wie aus
andern Berufsarten, namentlih der ber Gewerbetreibenden
noch eine jehr beträcdhtlihe Zahl einen lanpwirthichaftlichen
Nebenerwerb hat, ohne felbft Grnndeigenthum zu befigen,
durch Pacht oder Nutznießung fremden Eigenthums. Diefer
Fall iſt beſonders häufig in Landſtädten, wo die Gemeinde
Bürgertheile und Nutzungen unentgeltlich oder gegen kleine
Vergütungen an die Bürger vertheilt.
Wenn nun unſere obige Vorausſetzung, wonach im Ganzen
330000 Grundeigenthümer in Württemberg anzunehmen ſind,
zu Grunde gelegt wird, ſo beſtünden dieſelben
1) in 117000 ausſchließlichen und ſelbſtſtändigen Land⸗
wirthen, denen wir
2) 33000 ſolche Landwirthe beizählen, deren Gewerbe mit
der Landwirthſchaft in’ engem Zuſammenhang ſteht, oder der⸗
ſelben untergeordnet iſt, ſo daß die Geſammtzahl der eigent-
lichen Landwirthe auf 160000 anzunehmen iſt.
Hiezu kommen nun
3) als eine Mittelklaſſe diejenigen Gewerbetreibenden, welche
ihren Nahrungsſtand zugleich auf einen von ihrem Gewerbe
unabhängigen landwirthſchaftlichen Nebenbetrieb gründen, deren
Zahl ebenfalls zu 33000 angenommen wird.
In anderem Sinne bilden ſodann
4) eine Mittelklaſſe zwiſchen den Landwirthen und den
45
unfelöftftändigen Gehilfen der Lanbwirthfchaft die Taglöhner
mit kleinem Grundbeſitz, deren Zahl wir auf 36000 anfchlagen.
Es bleiben hiernach 119000 Nichtlandwirthe, d. h. ſolche
übrig, für welche ver Beſitz und die Bearbeitung von Grunde
eigenthum nur Nebenſache iſt und die einen anderweitigen
Hauptberuf haben. Hieher gehören zunächſt
5) die 33000 Gewerbetreibenden der oben erwähnten dritten
Gattung, ſodann noch die
6) 78000 Grundeigenthümer aus allen übrigen felbftftän-
digen oder unfelbftftändigen Berufsarten und Lebensftellungen,
vornehmlich Tabrifarbeiter und andere Gewerbegehilfen, Knechte
und Mägde, andere unverheirathete Frauensperfonen, ſey es,
daß fie als freie Handarbeiterinneun, oder in einem Yamilien-
verbande leben, ſodann Minderjährige u. ſ. f., ferner öffent«
liche Diener, over berufslofe, von Renten, Penſionen :c.
lebende Personen.
Wenn man die moralifhen und juriftifhen Perfünlichkeiten,
wie Staat, Gemeinden, Stiftungen, Pfründen ꝛc. hier auffer
Acht läßt, da das ihnen zugehörige Grundeigenthbum doch that«
fächlich wieder in der Nutznießung oder Bewirthichaftung ver
phyſiſchen Perfönlichkeiten fteht, fo hätten wir unter Zuſammen⸗
faffung der obigen Rubriken und unter Abrundung der dod)
nur einen conjecturalen Näherungswerth in Anfprud nehmen
den Zahlen 150000 Landwirthe, 110000 Grundbefiter, die nicht
Zandwirthe find, und 70000 Angehörige einer Mittelflaffe
zwifchen Landwirthen und Nichtlandwirthen.
Wenn man nun annehmen darf, daß ter durdjchnittliche
Beſitz eines Angehörigen ter unter Ziffer 3 oben bezeichneten
Klaffe von Befigern nicht über 5 Morgen, ver eines Ange-
hörigen ver Ziffer 4 nicht über 2, eines Nichtlandwirths im
Sinne der Ziffer 5 und 6 nit über 11/. Morgen betragen
wird, fo würden fih für die Mittelklafle Ziffer 3 und 4 zu⸗
fammen 237000, für die Nichtlandwirthe 165000, im ©anzen
402000 Morgen, alfo 10 Prozente des gefammten landwirth⸗
fchaftlichen Areald ergeben, und 90 Prozente, alſo 3600000
Morgen als Befig der Landwirthe übrig bleiben. Nimmt
man nun ferner an, daß an dieſem Reſte der zu Allmanden
und Bürgernugungen verwendete Gemeinvebefig mit etwa
46
200000 Morgen in Abzug zu bringen tft, fofern berfelbe ſich
unter alle Grundeigenthümer gleihmäffig vertheilt und aud
Nichtgrundbefizern zukommt, fo bleibt eine Fläche von 3400000
Morgen übrig, welche auf die 150000 Landwirthe fällt, und
von ihnen weitaus dem größten Theil nad als freies Kigen-
thum befeßen und zu einem Heinen, nicht wohl über 3 Prozent
betragenvden Theile nur pachtweife bewirthfchaftet wird. Auf
Einen Landwirth käme hiernach ein durchſchnittlicher Beſitz
von 221/2 Morgen.
Aus dem Bisherigen dürfte ferner hervorgehen, daß bie
Nichtlandwirtbe im Sinne der Ziffern 5 und 6, fowie bie
Zaglöhner mit verfchwindenvden Ausnahmen in die Klaffe ver
Örundeigenthüner von weniger als 5 Morgen zu zählen find
und daß auch die Klaffe der gewerbetreibenden Halblandwirthe
wenigftens zur Hälfte in dieſe niederfte Klaſſe füllt, und jeten-
falls in höhere Klaffen als tie von 5-10 Morgen nur aus
nahmsweije eingreifen wird, daß fomit die Grundeigenthümer
von mehr al8 10 Morgen und aud) die meiften ver von 5 bie
10 Morgen unter der Zahl jener von und angenommenen
150000 eigentlihen Landwirthe zu ſuchen find.
Unter dieſer VBorausjegung, fowie nad ber oben anges
nommenen Reduction der Ziffern um 10 Procente in folge
ber Doppelzählung der Ausmärker würden unter den 150000
Landwirthen
1) 13—14000 mit einem Grundbeſitz von mehr als 50
Morgen, mit cinem Oefammtareal an landwirthſchaftlicher
Fläche von 1,300000 Morgen und einem vurdfchnittlihen Bes
ſitzthum von 90—100 Morgen jeyn.
2) Weitere 15000 Landwirthe befigen je zwiſchen 30 —60
Morg., im Ganzen cir. 550000 Morg., im Durchſchnitt 37 Morg.
3) 55000 Landwirthe befiten je zwifchen 10 und 30
Morgen, im Ganzen 1,018000 Morgen, im Durdfchnitt 18
bi8 19 Morgen.
4) Bon den 66000 Befitern von 5—10 Morgen find dem
Dbigen gemäß etwa drei Biertheile, rund 50000 auf die Klafſe
ber eigentlihen Landwirthe zu zählen, weldye vorzugsweife dem
Nedarland nnd den Weingegenden angehören. Als der durch⸗
ſchnittliche Befig dürften 7'/; Morgen zu rechnen fern.
47
5) Für die legte Mlaffe von O—5 Morgen blieben hier⸗
nad) noch etwa 16,000 Landwirthe übrig mit einen burdh«
fehnittlichen Grundbefis von 3—4 Morgen. Dieſe find wohl
nod mehr als die vorangegangene Klaffe ven vichtbenälferten
weinbautreibenden Gegenden zuzutheilen, da in andern Lan⸗
bestheilen ein fo Heines Beſitzthum nicht ausreicht, den Cha-
rakter eines jelbftftändigen Landwirths zu begründen.
Es wurde bei allen bisherigen Betrachtungen und Bes
rehnungen nur auf das Quantum des Beſitzes Küdficht ge-
nommen, wobei fi von felbft verfteht, daß die Qualität der
Grundftüde bei gleihem Quantum die allergrößte Verſchieden⸗
heit begründet. Man Fann alfo nicht etwa die Beſitzklaſſen
über 50, zwifchen 10 und 50, und von weniger ald 10 Mor«-
gen als mit der Unterjcheidung größeren, mittleren und Eleinen
bäuerlichen Befiges zufammenfallend behandeln. Die Ber-
fchtedenheit ter Grundſtücke ift in den verſchiedenen Landes»
tbeilen, ja auch innerhalb derfelben Landestheile, derſelben Bes
zirfe, oft innerhalb derſelben Markung ganz außerordentlich
groß. Bon Ertrenen gar nit zu reden, wie z. D. daß ein
Morgen der zum Gemüfebau tauglichen Aeder im Stuttgarter
Thal bis auf 6000 fl. zu ftehen kommt, während um diefen
Preis in Außenfeldern mancher Alporte hunderte von Morgen
zu faufen feyn mögen, fo find PBreisbewegungen zwifchen 100
und 2000 fl. für den Morgen landwirtbichaftliden Areals
innerhalb vefjelben Dberants, ja verfelben Markung nicht
jelten. Die mittleren Erträgniffe eines Morgend an ver
Hauptgetreideart, dem Dinkel, ſchwanken in den verjchiedenen
Landestheilen zwiſchen 3 und 12 Scheffeln; ja die cft in
Einem Jahr vorfommenden Extreme der Fruchtbarkeit fünnen
zu 2 und 18 Scheffeln gejchätt werden. Welcher enorme
Werthunterſchied ift zwiſchen ven Rebengeländen begünftigter
Süpdabhänge oder nur zwifchen den mit Objtbäumen befegten
Bewäflerungswiefen und zwifchen den nur für Schaafe oder
Ziegen zugänglichen Weiden?
Es erhellt daraus zur Genüge, daß die bloße Morgen»
zahl für ſich keineswegs ein Criterium der ökonomiſchen Yage
eines Landwirths geben Tann; aud find die Berhältniffe im
Einzelnen bierin jo abweichend und mannigfaltig, taß feine
50
Ortjchaft. Großter Mittlerer einſter Grundbi
icher 50 8 Se Semanb un
Pflugfelden 130 gewöhnlicher 3 ——
Poppenweiler 60 18—20 1—2
Schwiederdingen 120 allgemeinfter 25-30 1—2
Stammheim 85 15—35 v8
Thamm 60 bäufigfter 80 40 1°/,
Zuffenhaufen 70 9—10
Ludwigsburg, Stadt, hat wenig Aderbau,
2) DA. Baihingen:
Ortſchaft. Größter Mittlerer Kleinfter Grundbe
Baihingen 150 M. gewöhnlicher 10 1—2
Aurich Mehrere 50 15—18 3—3
Eberdingen 90—100 15—20
Enfingen 50 haufigſter 8
Enzweihingen 120 gewöhntier ©,
Großglattbach 40 8-10
Großſachſenheim 60 9
Hodborf (Gutsßerei. 700 M.) 12—15
Hohenhaslach 36 24 40 Arme,
Sorrbeim 85 allgemeinfter 5—6
Iptingen 80 gewöhnlicher 8—10
Kleinfachjenheim 36 allgemeinfter 9 viele ohne Grundbe
Mänlbaufen 26 9
Nußdorf 40 gewöhnlichfter 8
Oberriexingen 80 8
Nieth 50 9-10
Roßwaag 36 15—20
Sersheint 50 10—12
Untermberg 20 gewöhnlich 8 M.
Unterrieringen (Gutöhereiih, 280 M.) 6-8
Unterweiſſach 60 gew. 15—18
Nur je die größten Beträge von Grundbeſitz ſind ange
geben für die Oberämter Stuttgart und Herrenberg. Hie
nach betragen die größten Grundeigenthumsquoten
3) im Oberamt Herrenberg:
Aldingen 88 M. Feld und 12 M. Wald.
Bondorf 150 M. Feld und 10 M. Wald.
Breitenholz 40
Entringen 45
Gärtringen 50 M. (Gutéherrſchaft 130)
Bültftein 80
Haslach 69
Hildrizheuſen 40
Kayh 30
Kuppingen 60
Monchberg 25
Boltringen
Reuften
Thailfingen 180
Unterjeitinget 70
4) Im Amtsoberamt Stuttgarf befiten:
in Bernhaufen die 6 größten Orundbeſitzer zwiſchen
Birkach
Bonlanden
Bothnang
Echterdingen
Fenerbach
Gaishurg
Harthanuſen
Heumaden
Kaltenthal
Kemnath
Leinfelden
Möhringen
Musberg
Oberfielmingen
Plattenhardt
Blientngen
RM
Scharnhauſen
Steinenbronn
73, 68,
23,
o 0 o . . I Oo nn >
5) DNA. Salm:
Drtiaft. Größter Grmdbefig . Mittlerer
Calw 50 (Mehrere 80) Biele einige Morgen;
80 M. Mittlerer 84 M.
Agenbach (neben 80 DR. Wald) Feld u —
Wfgetden
Altbalach
(neben 10 2%. Wald.) (neben Fri I Wald.)
40 15—20
80 10—12
60 allgemeiner 25
eld.
50 M. om.
(neben 150 M. Wald.) (u. gr M. ra
-
5
H-3M.
1-17 -
21-46
6-10
40—96
84, 22, 19, 17
8—14
18—20
18, 16, 18, 11
19, 14, 9, 9
38—42
34, 26, 25, 31
30—70
44, 36, 28, 22
31—48
20, 18, 17, 16
82—56
Th
23-56
80-40
A
ften haben nur
bie
ein FR theil und
u Mn
3), der Cinwopner
Taglöiner mit zn
M. Feld.
6 Morgen.
1 M.
Arme immernoch 1 M.
TOM. 20—80 M. no
(und 100 M. Wald.) (ned. 10-12 M. Wid.) ee . 5 ne 5 Wald. .
62
Ortſchaft. Größter Srundbefik.
Dachtel 42
Dedenpfronn 43
Emberg 30 (u. 80 M. Wald.)
Gechingen 38
Hirſchau faſt kein Aderbau.
Holzbronn 30
Hornberg 85
Liebelsberg 45 (u. 50 M. Wald.)
Liebenzell wenig Ackerbau.
Martinsmoos 40 (u. 25 M. Wald.)
Möttlingen 25
Neubulach 50 (u. 15 M. Wald.)
Reuweiler co (n. 50 M. Wald.)
Oberhaugſtett 32 (u. 8 M. Wald.)
Oberkollbach 30
Oberkollwangen 50 (90 M. Wald.)
Oberreichenbach 70 (70 M. Wald.)
Dfteldheim 50 M.
(Einige) 70 M.
Dttenbronn (u. 90 *. Wald.)
oM.
Rothenbach (u. 180 9. Wald.)
, 30 M.
Schmieh (u. 160 M. Wald.)
Simmozheim 40
Sommenhardt 40 (70 M. Wald.)
Speßhardt 40 (80 M. Wald.)
Stammheim 44
Unterhaugſtett 30 (25 M. Wald.)
Unterreichenbach faft ohne Aderfelb.
Würzbach 50 (100 M. Wald.)
Zwerenberg 36 (147 M. Wald.)
6) DA. Freudenſtadt:
Ortſchaft. Großter Grundbefig.
Freudenſtadt 40 M.
Aach 85
Baiersbronn 78
Beſenfeld 60
Boffingen 90 100
Mittlerer Heinfker
18
15—18 11),
20 M. Feld
(u. 25 M. Wald.)
der größere Theil
1-15 a 13
12
35—40 s—10
10—20 1—3
20 M. Die Hälfte Bür-
ger ger Befen Bat von 5-10
16—20
12-—-15 12
10—30 30 Arme mit Ges
(6-8 M. Wald.) meindeunterflügung.
10—12 1-2 M. (20 Arme)
68 1
äufigfter 40 M. Feld var M.
"une 50M. W Bl. "En
Wald )
häufigfter 18-20
30 M.
12—30 M. — 1—
(u. 25-70M. Wald.) a a
20 (30-40 M. Wald.)
Ih
35M. (u. 30 M. Wib.)
15 —20 M.
5 Taglbhuer.
TOM. (u. 60 M. WI.)
30 M. (26 M. Wald.)
Mittlerer Kleinſter
allgemeinfter 6-10
gewößnlider 10—15
(heben 2-70 M. Wld.)
Diele ae Grunbbeit
1—6
na 8 3
gewöhnt. 25 (neben
80— 90 M. Wld. Einer
über 365 M. Bar.)
60 geringfter 25 (baya
Wald.)
yrtſchaft. Größter Grundbeſitz. Mittlerer Kleinfter
ach 25—30 4—6
röweiler 70 gew. 15—20
fetten 40—45 gew. 6—123
en 80 allgemeinfter 30 anpeine a at je»
bad 25 gew. 15—20
thal mehrere 60—70 allgemeinft. 25—30
yangen 80--35 allg. 12—15
bad; 85 allg. 15—20
hweiler 70 gew. 30 nn jener
berg meiſt 15—20 M.
ach 70 allgemeinſter 20
arg 160 (u. 160 M. Wald.) 20
eck 40 10—15
ifflingen 50—60 gew. 25—30
musbach een ei je ui 3
grafenweiler 70 gew. ——
enbach 30 6 Biele '/, M. mehrere 0
ew. 75 M. (neben
u s0 bis 60 M. Wal.)
Da 8—10
mberg (u 400 * pa) 50 M. (u. 100M. Wld.)
pfloch allgemeinſte 30
arzenberg 15—30
nlingen 90 (u. 100M. Wald.) gew. 40
ifflingen 90-—100 60 geringfter 30-40
musbad) 40 12
udorf 150 70 -80 10-49
(ensweiler 40 20 viele nur Allmandthle.
veröberg 60-70 30-40 10—18
T) DU Laupheim:
im 120
ringen 100
tetten 100 185
afingen 110 (36 M. Wald.)
133 (11 M. Wald.)
nenfingen 120
nheim 75
mſtetten 80
dorf 37
Hingen 150
Ichaffhauſen 60
isheim 150
rieden 60
ingen 100
+54
Oberhelzfeim 100
Oberlicchberg 30
Roth 120
Schnürpflingen 90
Giefien 130
Steinberg 80
Stetten 170
Unterbalzbeim 100
Wain 160 (Guteherrſchaft 8600 M. mit Wald.)
Wangen 100
Weinſietten 120
Wiblingen 70
Zu den vorſtehenden Tabellen dürften wenige Bemerkun⸗
gen hier noch eine Stelle finden, da ein nüheres Eingehen in
ein allzu Iocales Detail führen würbe.
1) Es verfteht fih, daß unter dem mittleren Beſitz nir-
gende Tas arithmetiihe Mittel zwifchen dem größten und
Heinften Beſitzthum, ſondern dasjenige genannt ift, was an
Ort und Stelle als ein mittleres, mehr ober weniger vwerbrei-
tetes, weder zu den großen noch zu den Heinen Antheilen
gerechnetes betrachtet wird, Bei vielen Orten wird dieß mitt-
lere Beſitzthum ausbrüdlic als das häufigfte und allgemeinfte
bezeichnet; bei andern gehört die Mehrzahl zu ven Tleine-
ren u. ſ. w.
2) Unter den angeführten Oberämtern gehören die land»
wirtbichaftlichen Berhältniffe bei Herrenberg und Ludwigsburg
zu den günjtigen, bei Vaihingen und Stuttgart zu den mins
der günftigen, wiewohl nicht zu den ungünftigften im Nedar-
land.
Bein Oberamt Calw ift der Unterfchied der ſogenannten
Gäu⸗ und Thalorte von den Waldorten ſehr zu beachten. Das
Oberamt Freudenſtadt gehört mit Ausnahme weniger Thalerte
zu ben rauheften Waldgegenden des Landes, mo vielfach Feine
Winterfruht gebaut und eine eigentbümlihe Art von Feld⸗
graswirtbichaft getrieben wird. Das Oberamt Laupheim ift
infofern für die Kenntniß der oberſchwäbiſchen Verhältnifſe
weniger charakteriftifch, al nicht das Vereinödungsſyſtem und
die Hofbauernwirthfchaft wie in Leutkirch, Waldſee, Rasend⸗
burg, Tettnang, Wangen, fondern die Dorfwirthichaft vor⸗
herrſcht.
55
3) Beſonders bemertenswerth ift, daß bei fonft gleichen
Dedingungen der Tage, Des Bodens, Klima’s, der Geſetzgebung
und hiftorifchen Berhältniffe doch mehrfady einander nahe ge»
legene Drte ganz verſchiedene Verhältniſſe binfichtlic) der Bo⸗
denvertheilung darjtellen, Eine nähere, auf locale Zuftänve
eingehende Unterfuhung würde wohl zeigen, daß bie morali>
[chen und intellectuellen Factoren, die in der käuerlichen Sitte
und in ber Thätigkeit einflußreicher Perfönlichkeiten liegen, für
die Geſtaltung folder Berhältniffe in ver Kegel die widtigs
ften find.
VI,
Es ift nun noch übrig, die Hauptergebuiffe der feitherigen
Unterfuhungen kurz zufammenzufaffen und ihre Bedeutung,
insbeſondere durch vergleichende Beiziehung der Zuftänte an-
derer Länder in's Ticht zu ftellen. Diefe Vergleihung tft frei-
Lich nur in jehr beſchränktem Umfange möglid, da von weni⸗
gen Ländern ftatiftifche Ergebniffe über die fraglichen Punkte
überhaupt vorhanden find, und bei biefen wenigen immer noch
wefentliche Verjchievenheiten von dem in Württemberg einge:
baltenen Verfahren zu beachten find. So ift z. B. in Preußen,
wo die genaueften Erhebungen Statt gefunden haben, ftet8
das Waldareal eingerechnet, während in Wirrttemberg nur Die
landwirthſchaftlich benügte Fläche zu Grunde gelegt ift. Schon
diefer Eine Punkt ſchließt hinfihtlih der Größe der Grund⸗
befigungen faft jeve Bergleihung im Einzelnen aus.
1) Nach der ftatiftiichen Aufnahme von 1857 wurden in
Württemberg auf 354 Duabrat-Meilen und bei 1,700,000
Einwohnern 449,594 landwirthſchaftliche Befigungen in dem
Sinne gezählt, daß alles landwirthſchaftlich benüßte Grund»
eigenthum, welches von berjelben Perſon innerhalb verfelben
Gemeinde verfteuert wurde, als Eine Grundbeſitzung gezählt ift.
In Breußen wurden nah einer amtlichen Mittheilung
von 1859 auf 5103 Q.⸗M. und bei der mehr als zehnfadhen
Bevöllerung von Württemberg (1855 17,203,000) 2,070,157
Befigungen gezählt; worunter in ber Nheinprovinz auf 487
DM. und bei 2,983,305 Einwohnern 793,160, in Weftpha-
Ien auf 368 DM. und bei 1,527,252 Einwohnern 237,070,
"56
in den vier öftlichen Provinzen, Preußen, Bofen, Bommern,
Brandenburg, auf 3025 Q.M. bei 7,572,000 Einw. 536,506,
in den Provinzen Schleften und Sachen auf 1203 O.M. und
bei 5,044,000 Einw. 482,809 Befitungen.
Wenn man nun annimmt, daß fi die Befigungen im
Sinne der Preußiſchen Statiſtik zufammen fielen laffen mit
denen ber Wiürttembergifchen Aufnahme, was zwar nicht genau
aber doch im Wefentlichen zuläffig jeyn mag, fo fommen auf
Eine Quadratmeile
in ten vier öftlihen Provinzen . 177 Befigungen,
in Sachſen und Schlefien . . » 401 n
im ganzen preuß. Staat . . . 405 f
in Weftphalen . © 2 20... 644 n
in Württemberg » . - 0... 1265 n
in der Rheinprovinz . . » » . 1628
Mit der Bevölkerung verglichen kommen auf je Eine Be»
figung
in den vier öftlihen Provinzen . . 14 Einwohner,
in Sachſen und Sclefin . . . . 10 n
im ganzen preußifchen Staat. . . 8 "
in Weftphalen -. . . . . 6, "
in Württemberg und Nheinproving . 8,7 "
In Belgien werben auf die Q.Meile 1072, in Oftflan-
bern 1598 Befigungen gezählt; dort kommt Eine Befigung auf
7,0, bier auf 3, Einwohner.
In Hannover wurden 265,629 Grundbefiger gezählt;
alfo auf die Q,-Meile je 380, und Ein Grundbeſitzer auf 6,s
Einwohner.
Bon andern Rändern find Feine fo genaue und gleichartige
Erhebungen vorhanden, um eine nähere Vergleichung zuzu⸗
laffen. Wenn für Baden 101,343 Güter, für Sachſen 139,900
Grundbefiger angegeben werben, jo fcheint hier vie Aufnahme
von andern Borausfegungen ausgegangen zu ſeyn, als bie
obige, und dieſe Ziffern fcheinen eher mit den in der fünften
Rubrik unferer Tabelle aufgeführten 117,108 die Lanpwirtbichaft
jelbftftändig und ausſchließlich WBetreibenden oder den 150000
eigentlichen Landwirthen zufammengeftellt werben zu müſſen.
Es geht aus dem Obigen hervor, daß Württemberg hin⸗
57
fihtlich der Gefammtzahl aller Beſitzungen mit den Ländern,
in welden vie Theilung des Grundbeſitzes am weiteften vor»
gerückt ift, aber zugleich auch Aderbau und Induftrie auf einer
fehr hohen Stufe der Entwicklung fteht, mit der preußifchen
Rheinprovinz und Belgien in Eine Klaſſe zu zählen ift, jedoch
noch durchſchnittlich größere Güter als die Rheinprorinz und
Oftflandern und kleinere als Belgien hat.
2) Wir haben oben gezeigt, daß die Zuhl von 449,594
Befigungen nambaft größer ift, als die Zahl der wirklichen
Örundeigenthümer, weil von denſelben alle diejenigen in Alzug
zu bringen waren, welde in mehr als Einer Gemeinde be—
gütert find. Die lektere Zahl nehmen wir zu 330,000 an, fo
daß Ein Grundeigenthümer auf 5,15 Einwohner, und auf jeden
verfelben durchſchnittlich 12,25 oder mit Einrehnung des Wald⸗
areals, wie dieß bei ven Zühlungen anderer Länder üblich ift,
18 württemb. Morgen, auf die Q.⸗Meile 931 Orundeigenthüs
mer fallen.
Hienon famen auf das Nedarland 148,000 Eigenthümer
mit je 7, Morgen ohne und je 10,7 Morgen mit Ein«
rechnung tes Waldareals;
auf ven Schwarzwald 40,000 E. mit je 9s, bezw. 19 M.
auf das Sartland 53,000 E. mit je 164, „ 234 M.
auf bie Alp 53,000 E. mit je 16,4, " 23,8 M.
auf Oberſchwaben 36,000 E. mit je 23 „» 30,0 M.
Da in andern Ländern die Beſitzer von den Beſitzungen
nicht ſo genau unterſchieden ſind, ſo iſt eine beſondere Verglei⸗
chung unter dieſer Rubrik nicht zuläſſig.
3) Die für die landwirthſchaftlichen Verhältniſſe Württem⸗
bergs am meiſten charakteriſtiſche Thatſache iſt wohl, daß von
den Grundeigenthümern die eigentlichen Landwirthe nur den
kleineren Theil bilden. Unter jenen 330,000 Grundbeſitzern
fanden wir nur 117,000, welche ſelbſtſtändig und ausſchließlich
Landwirthſchaft treiben, 100,000, weldhe mit Landwirthſchaft
ein Gewerbe verbinden, 113,000 unfelbitftändige oder ander-
weitigen Berufsarten angehörige Grunbbefiger; und wenn,
wie oben gefchehen ift, von der zweiten Klafje noch ein Dritt-
teil mit 33,000 den eigentlichen Landwirthen beigezählt wird,
fo. ftehen immer noch den 150,000 Landwirthen die 180,000
58
Nichtlandwirthe gegenüber. Ein eigenes Grundftüd zu befigen
und zu bebauen zeigt ſich als ein allgemeiner, alle Berufsklaſſen
durchdringender, durch die beliebige Theilbarteit des Bodens
und das Herkommen erleichterter Landesbrauch, fo daß die
Zahl der Grundeigenthümer hinter Der der Yamilien nur um
ein Zwölftheil zurüditeht.
4) Allein hieraus folgt keineswegs, daß aud die lande
wirtbfchaftlihe Geſammtfläche in gleicher Proportion an die
Landwirthe und die Nichtlandwirthe vertheilt if. Wir theil-
ten den lettern durchjchnittlich nur etwa 2 Morgen, im Ganzen
noch nicht 10 Procente des Gefammtareald zu, fo daß für bie
150,000 Landwirthe im Ganzen 3,400,000 Morgen, fomit
durchſchnittlich je 22'/ Morgen landwirthſchaftlich benüßter
Fläche für Einen Landwirth übrig bleiben. Wenn dieſe Berech⸗
nungen auch nur annähernd zutreffen, jo iſt es unrichtig, was
man fo häufig liest und hört: Württemberg ſey das Land der
Zmergwirthichaften und durch atomiftiiche Parcellivung und Zer⸗
ftüdlung des Bodens an den Rand des Abgrundes gebradit.
Bielmehr wird man jagen müfjfen: wenn aud die Angehörigen
aller Stände und Berufsarten am Boden des Landes Antheil
haben, wenn Handwerker, Taglöhner, gewerbliche Arbeiter und
Knechte einen Nebenverdienft oder Nothpfennig in Geſtalt eines
Grundſtückes befizen, fo hindert dieß nicht, daß die weit über-
wiegende Maſſe des landwirthſchaftlich benütten Bodens das
Eigenthum eines freien Bauernftandes ift, und hiebei das auf
die bäuerlichen Eigenthümer im Durchſchnitt fallende Areal
immer noch groß genug ift, um einer ländlichen Yamilie nad
den Berhältniffen des Landes volle Beichäftigung und ein ge-
nügendes bäuerlihes Auskommen zu fichern.
5) Wenn man große Güter nur diejenigen nennt, deren
bloße Leitung und Berwaltung eine befonvere Arbeitsfraft von
landwirtbichaftliher Fachbildung erfordert, wenn man alle die»
jenigen Güter mittlere nennt, deren Betrieb ncben den Arbeitse
fräften einer aderbautreibenvden Familie noch die Haltung von
landwirthſchaftlichem Gefinde und Zaglöhnern verlangt; wenn
man den Namen Heine Güter auf diejenigen anwendet, bie
einer zu brei erwachlenen Perfonen berechneten (cf. Mau
Grundfäge der Volkswirthſchaftslehre, 2te Aufl., p. 471)
59
bäuerlichen Familie volle Beichäftigung gewähren und, da bie
Unterbaltsfläche Kleiner als die Arbeitsfläche ſeyn muß, zu Der
Ernährung der nicht aderbautreibenpen Klaffen, einen ange
meflenen Beitrag liefern, wenn man endlich das Prädicat der
Awergwirtbichaften venjenigen Befitthüntern beilegt, deren
Bewirtbichaftung eine einzige bänerlihe Familie noch nicht
beihäftigt und ernährt, ſondern für viefelbe einen Nebenerwerb
durch Taglohn over häusliche Induſtrie 2c. erfordert, und kei—
nen Ueberſchuß an landwirthſchaftlichen Producten über den
eigenen Bedarf auf den Markt zu bringen vermag, fo ver⸗
halten fi zu diefer Eintheilung tie württemb. Agrarverhälte
niffe etwa in folgender Weife.
Es ift eine unzweifelhufte Eigenthlimlichkeit des Landes,
daß Die großen Güter im obigen Sinne außerordentlich ſchwach
vertreten find. Zieht man von den 719 Befigungen von mehr
ale 200 Morgen, weldhe unfere Tabelle aufzählt, alle Diejenie
gen ab, melde in Parzellen verpachtet over als Vürgertheile
vergeben find und andererfeitS die Bauerngüter, welde noch
nah der Weife mittlerer Güter bewirthichaftet werden, und
nad Umfang und Ertrag in diefe Klaffe zu rechnen find, fo
werden wohl nidt 300 Güter für jene erfte Klaſſe übrig
bleiben und keinenfalls mehr als 2—3 Procente des ganzen land⸗
wirthichaftlihen Areals für fie zu rechnen feyn. Wenn aud)
der Unftand, daß bei ven preußiſchen Zählungen das Wald⸗
areal eingerechnet wird, eine unmittelbare Vergleihung aus-
Thliegt, fo tritt doch auch fo noch der Unterſchied fchlagend
hervor, wenn in Preußen im Jahr 1852 17,003 Güter von
mehr als 600 pr. Morgen (485 württemb.), 14,020 von 300
bis 600 (243—485 württemb.), 382,515 von 30-300 (24
bis 243 württemb.) Morgen gezählt wurden, wenn von der
Sefanmtflähe 37 Procent auf tie Rittergüter fällt. Auch
die Rheinprovinz zählte noch 1431 Güter von mehr als 600
pr. Morgen und mit durchſchnittlichem Umfang von 1490 Mor»
gen, 1547 Güter von 3—600 und mit burdhfchnittlichem Um⸗
fang von 417 Dlorgen, was, wenn man aud bie Einrehnung
der Waldungen in Anfchlag bringt, doch noch auf größere
Dimenfionen der größeren Güter hinzumeifen fcheint. Es
dürfte fi fragen, ob in irgend einem andern Sande bie
60
Zahl der wirklich großen Güter fo Hein ift, als in Würt⸗
temberg.
Allein ebenſo unzweifelhaft als die kleine Zahl großer
Güter, iſt die Erheblichkeit der mittleren. Schon die Zahl
von 61,000 Knechten und Jungen bei der Landwirthſchaft,
wobei die Familienangehörigen Gehülfen der Landwirthſchaft
der Regel nach nicht mitgezählt ſind, ſowie von 45,000 männ-
lihen Taglöhnern meist Darauf hin; ebenfo ein Rindviehſtand
von 2435 Stück auf die D.-Meile, der höchſten Ziffer unter
allen deutſchen Rändern (cfr. Reden's Tabelle in Deutfchland zc.
p. 215). Eine genauere Berehnung ift bier darum nicht
möglich, weil ver Begriff eines mittleren Gutes ſich nicht all⸗
gemein durd ein beftimmtes Flächenmaß ergibt, ſondern in
den verjchiedenen Landestheilen und nad) den ulturarten das
Flächenmaß verfchieden feyn muß, das die Arbeitskräfte einer
bäuerlihen Familie überfteigt. Im Nedarland und in allen
fruchtbareren Theilen des Landes wird jene Grenze jedenfalls
noch tief in die Befitklaffe von 10-30 Morgen hereingreifen,
in den fruchtbarften weinbautreibenden Gegenden biefelbe bei-
nahe erjchöpfen. Auf Grund ver obigen Ausführungen und
Berechnungen unter Ziffer IV. glauben wir die Schätung
wagen zu dürfen, daß von den 150,000 Landwirthen etwa ein
Dritttheil zu den Befigern oder Bewirthichaftern mittlerer
Güter zu zählen find, und daß tiefelben zufammen gegen zwei
Dritttheile der gefammten landwirthſchaftlichen Fläche, alfo
burchfchnittlich über 50 Morgen befigen.
Hieraus würde nun weiter folgen, daß etwa 100,000
Heine Landwirthe und Zwergwirthe in dem obigen Sinne mit
einer Geſammtfläche von etwa 900,000 Morgen landwirth⸗
ſchaftlichen Areals und einem durchſchnittlichen Beſitzthum von
je 9 Morgen anzunehmen wären. Mindeſtens die Hälfte
jener Zahl wird dabei dem Nedarland und wohl ein Dritt-
theil den Gegenden des Weinbaus zuzutheilen feyn. Daß in⸗
nerhalb jener Zahl wieder bie der Kleinen Landwirthe gegen-
über von der der Zwergwirthe die weitaus überwiegende ift,
geht ſchon aus dem durchſchnittlichen Maß der auf den ein⸗
zelnen Landwirth fallenden Fläche mit I Morgen hervor, da
wir annehmen, daß im Nedarland und in den frucdhtbarern
61
Gegenden der übrigen Lanvestheile mit einem Beſitzthum von
8—10 Morgen die Bedingungen einer Heinen Wirthichaft
gegeben find und biefe Grenze in Weinorten ſogar noch ziem-
lich tiefer angenommen werden darf. Allein eine Berechnung
oder auch nur eine genauere Schätung halten wir bei dem
Mangel näherer thatjächliher Anhaltspunkte nicht für zuläffig.
Die Natur der Sache ſelbſt jcheint hier fcharf gezogene Unter-
fheidungslinien auszufcpließen. Da wir ferner den Landwirthen
nad) dem Obigen auch 33,000 von denjenigen beigezählt haben,
weldhe mit ver Landwirthſchaft ein derſelben naheftehenves
oder untergeorpnetes Gewerbe verbinden, jo Tann auf biefe,
injofern für fie ter landwirthſchaftliche Befig Unterhalt und
Arbeit nicht ausſchließlich zu fihern hat, der Begriff ver
Zwergwirthſchaft gar nicht unmittelbar angewendet werben.
Die Berhältniffe find hier in einem zwar Heinen, aber nad
Klima, Boden und agrarifhen Berhältniffen große Abftufuns
gen darbietenden Lande fo niannigfaltig, daß fie einer genauen
ſtatiſtiſchen Behandlung tie größten Hinderniffe in den Weg
ftellen. Wer wollte in allen Fällen ven Zwergwirth, ver, weil
ihn feine Wirthſchaft nicht vollftändig befchäftigt, auch noch
durch Dienftleiftungen für Andere einen Erwerb ſucht, von
dem Zaglühner, der cin Kleines Grundeigenthun bat, genau
unterfcheiden ?
Jedenfalls aber kann es nicht dem minbeften Zweifel
unterliegen, daß die vollswirthfchaftlihen Uebel der Zwerg⸗
wirthſchaft in manden Gegenden und Ortjchaften unläugbar
zu Tage treten. Nicht nur gibt e8 in allen Landestheilen
einzelne Ortichaften, am meiften aber im Nedarland und
Schwarzwald, weniger in Yartland, am wenigften auf der
Alp und in Oberfchwaben, deren Grundbefit zu klein für ihre
Bedürfniſſe ift, und in welchen zahlreiche Yamilien in drücken—
den und Häglichen Berhältuifien leben, fondern e8 finden fich
auch ganze Bezirke, in denen die Bedingungen gefunder agrari⸗
Icher Zuftände großentbeils fehlen. In erfter Linie find bier
die Bezirke Waiblingen und Schorndorf, in zweiter mehrere
Diftrikte der Oberämter Badnang, Welzheim und Weinsberg
zu nennen. Unfere Tabelle weist für Waiblingen 12,450
Örundeigenthümer bei 34,793 Morgen landwirtbichaftlicher
62
und 8417 forftwirthichaftlicher Grundfläche auf. Wenn man
auch in Folge der bier ungewöhnlich ftarfen Vermengung
ver Markungsgemeinſchaften vie Zahl der Grunbeigenthimer
nur auf 7—8000 berechnet, fo ift ver durchſchnittliche Beſitz
der Einzelnen nicht größer al8 4—5 Morgen. In ber Ober⸗
amtsbefchreibung wird von ganzen Dörfern gefagt, daß fie ben
eigenen Bedarf an Brodfrüdten nicht erzeugen. Es wohnen
9000 Menſchen auf der Q.⸗Meile, obgleich werer eine ſtark
entwidelte Induſtrie, noch die Bebingungen einer intenflven
Landwirthichaft an befonderer Fruchtbarkeit, genügenvem Ber
trieb8fapital, Leichtigkeit des Abfages in genügentem Maße
vorhanden find. Nur binfichtlic des letztern Punktes ift feit
Eröffnung ter Remsthalbahn eine Wendung zum Befleren
eingetreten und verjpricht in Verbindung mit dem Fleiß und
ber Sparſamkeit der Bewohner nad) ten mafjenhaften Auswan-
berungen in ten Theurungsjahreu und ten feitherigen guten
Erndten günftigern Zuftänden die Bahn zu brechen. Dafjelbe
gilt von dem Oberamt Schornporf und Aehnliches von den
Gegenden des Murrhardter und Mainhardter Waldes, we
zwar die Bevölkerung weniger dicht, aber bie Ungunft bes
Bodens und der Mangel an Induſtrie und Verkehrsmitteln
noch ftärker wirft. Den ftärkiten Gegenfatz hiezu bilden bie
fruchtbaren Bezirke von Oberfhwaben, wo aud), wenn man
allen Kleinbefig ver Nichtlanpwirthe einrechnet, 25—30 Mor:
gen den Durdfchnitt des Befisthums bilden, und fich ber
durchſchnittliche Befig der eigentlichen Rantwirthe auf 60—70
Morgen beredjnen läßt.
6) E8 wäre von großem Untereffe, wenn fi anch dar⸗
über etwas Beſtimmteres jagen ließe, ob und wie innerhalb
der verfloffenen Jahrzehende das Verhältniß der großen, mitt«
leren und Heinen Güter, fowie der Zwergwirthſchaften ſich
verändert hut. Da aber vie Aufnahme von 1857 ver erite
Schritt zur Aufhellung diefer Seite der Agrarftatiftit geweſen
ift, fo fehlt e$ an allen näheren Anhaltspunften zu einer ber»
artigen Unterfuhung. Es wird fid) in diefer Beziehung nur
hinfichtlich der Ietst vergangenen Jahre die Thatfache anführen
laflen, daß in Folge ver Ablöfungsgefege der Adel und andere
Berechtigte darauf hingewiefen find, vie ihmen zufließenven
Ablöfungsquoten zu Vermehrung ihres Grundeigenthums zu
verwenden, daß die in den Jahren ver Theurung zu Tag
getretenen Gefahren leichtfinniger Nieverlaffung auf Heinen
und verſchuldeten Gittern zur marnenden Lehre geworben find,
daß die günftige Entwidlung ber induftrielen Berhältnifie
dem Hack viele Kräfte entzieht und dadurch einer fteigen-
den -Zerftüdelung des Bodens entgegenmwirkt, ſowie daß die
regelmäßige Aufnahme des Viehſtands ſeit dem Jahr 1852
wierer eine Bermehrung, insbejondere ver Ochſen, Schaafe
und Schweine nachweist, was trog der günftigeren Erndten
bei einer Vermehrung der Zwergwirtbichaften nit der Fall
feyn könnte. Es ließe fih wohl fein wirkſameres Mittel
denken, den Sinn für Erhaltung lebensfähiger bäuerlicher
MWirthichaften zu fördern, al8 eine gut ausgeführte Jufanımen-
legung der pareellirten Grundſtücke und die obigen Ausführun-
gen bürften gezeigt haben, daß es an erhaltungswerthen Ob-
jecten für eine ſolche Maßregel keineswegs fehlt.
Welche fonftigen Schlußfolgerungen aus den Ergebnifien
der vorftehenden Unterfnhung gezogen werden wollen, befon-
ders hinſichtlich der viel erörterten Frage über die Vortheile
nnd Nachtheile der großen und Kleinen Güter, betradten wir
als außerhalb unferer Aufgabe gelegen, und fehen dieje damit
als erfüllt an, wenn es und gelungen ift, in Ermanglung
direkter und vollftändiger ftatiftifcher Ermittlungen durdy Samm⸗
fung und combinirende Benügung alles auf diefen Gegenftand
bezüglichen indirekten Materials, ſowie durch Hervorhebung
der mannigfaltigen dabei in Betracht kommenden Momente
einen beachtenswerthen Beitrag zu einer ftatiftifchen Bearbei-
tung des dunkelſten und zugleich wichtigſten Theils der würt>
tembergijchen Agrarftatiftit geliefert zu haben.
der bei ben zu Grund gelegten
826.
9) Yale, in weiten eine algemeine dierinon oder Grgängumg vorgenommen
22) Ben Kngagelommen: bie Beine un Haß ern
#°*) Wegfall einiger yur Dienfeinto Generde.
Beiträge zur Statifiik der evangelifchen Kirche in
Mürttemberg.
Bon Finanzrath Dr. Zeller.
Aus Beranlaffung der evangelifhen Kirchenconferenz zu
Eifenah wurde unter dem 17. April 1860 von dem evangeli⸗
Shen Confiftorium fämmtlihen evangelifhen Geiftlichen des
Landes eine Tabelle zugeftellt, um eine Anzahl von auf tie
kirchliche Statiſtik bezüglichen ragen nach den Ergebniffen bes
Jahres 1859 zu beantworten.
Nahdem die eingelommenen Notizen, foweit es möglich
war, geprüft, thunlichft berichtigt und zufanmengeftellt worden
find, geben wir in den beigefähloffenen Tabellen die Haupt-
refultate, in einigen wichtigeren Beziehungen durch vergleichende
Zahlen ergänzt, und fügen in Nachſtehendem theils Erläutes
rungen, theils weitere Tirchlich-ftatiftifche Notizen bei, welche
zwar bei ber Mangelbaftigfeit der bis jegt ftattgefundenen
Erhebungen den an eine Statiftit der evangelifchen Kirche zu
mahenden Anfprüchen lange nicht genügen, aber doch als
erfter Verſuch einer foldhen Bearbeitung einiges Intereffe dar-
bieten dürften.
1. Umfang der evangelifhen Kirche in Württemberg.
Die Zahl der ortsangehörigen evangelifchen Bevölkerung
Württembergs beitrug am 3. Dezember 1859 1,234,375 Per-
fonen bei einer Geſammtbevölkerung des Landes von 1,781,765.
Wurtt. Jahrb. 1860, 18 Heft. 5
66
Nach ven oberamtlichen Bevölferungsliften betrug die Leß-
tere 1,785,952, alfo 4187 weiter; ber Unterfchied rührt zum
Theil davon her, daß bie Parochialbezirfe bei einigen Gränz⸗
orten mit der Landesangehörigkeit nicht übereinftimmen; zum
Theil mögen auch bei der Aufnahme einzelne Yehler vorge⸗
fommen feyn, welde jevodh, da die Abweihung im Oanzen
nicht einmal ben 400ten Theil beträgt, bier von feinem praf-
tiichen Einfluß feyn fünnen. Die evangeliihe Einwohnerjchaft
des Landes bildet 69,417 Prozente der Gefammtbevälferung.
Nah ver Zählung vom 3. Dezember 1858 fanden ſich
unter 1,777,859 Einwohnern:
evangelifhe Chriften 1,222,718 = 68, 16 Proz.
römiſch katholiſche. 540,630 = 30,0 m
von anderen hriftlichen
Sonfeffionen . . 2,305 = O1» u
Sfraeliten . » . » 12,206 = O0, u
Berüdfihtigt man, daß die Neformirten und Anhänger
anderer hriftlicher Eonfeffionen größtentheils zur evangelifchen
Chriftenheit gehören, fo zeigt fi) doc zwiichen ven Aufnahmen
von 1858 und 1859 ein Unterfchied von ?/z Prozent, um wel⸗
ches nad der Letzteren das Verhältniß der evangelifchen zur
Sefammtbevölferung ftärker wäre. Diefer Unterfehied ift wahr-
ſcheinlich eher aus bei der Zählung vorgelommenen Fehlern,
als aus einer im Laufe des Jahres eingetretenen Aenderung
zu Gunſten der evangeliihen Bevölkerung, zu erllären. Dieſe
ift, abgejehen von einzelnen zerftreuten Gemeinden und Ber-
fonen, Hauptjähli in den altwürtteımbergifchen Theilen des
Landes, dann in den vormals Ansbachiſchen Bezirken, in dem
größeren Theil des Hohenlohe'ſchen Gebiet und in mehreren
früheren Reichsſtädten einheimiſch, während in dem ſüdlich
von der Alb gelegenen Oberſchwaben, auf einem Theil der
Albfläche ſelbſt, ſodann in den Bezirken Oberndorf, Rottweil,
Spaichingen, Horb und dem größeren Theil von Rottenburg,
ferner in der früheren Herrſchaft Wieſenſtaig, im Fürſtenthum
Ellwangen, dem Bezirk Neresheim, den ehemaligen Beſitzun⸗
gen des deutſchen Ordens bei Neckarſulm und Mergentheim
und einigen früheren Reichsſtädten die katholiſche Confeſſion
weit vorherrſcht. Da die von Evangeliſchen bewohnten Landes⸗
67
theile durchſchnittlich Dichter bevölkert find, jo nehmen vie fa-
tholiſchen Einwohner ungefähr 2/stel der Grundfläche des Lan⸗
des, die evangelifchen ?/stel ein.
Die reformirte Confeſſion bildet nur in Stuttgart
eine eigene Kleine Gemeinde, ba die früher zur reformirten
- Kirche gehörenden Waldenfer - Gemeinden in den Oberämtern
Brackenheim, Maulbronn, Leonberg und Calw feit längerer
Zeit mit der Iutherifchen Kirche vereinigt find. Die übrigen
im Lande zerftreuten Reformirten find meiftens erft in neuerer
Zeit hereingezogene jchweizerifche Fabrikanten und Fabrik⸗
Arbeiter.
Die in der Tabelle I. aufgeführten 22214 Sectirer, welche
O,1s Prozent der evangelifchen Bevölkerung (1 unter 557) bils
den, beftehen nad) den eingelommenen Notizen größtentheils
aus Methopiften, Baptiften, fogenannten Yerufalemiten und
Anhängern des Keifepredigers Werner, weldhe von einigen
©eiftlihen zu den Sectirern gerechnet worben find, aber feine
eigentliche Secte bilden. Die mit befonderer Kirchenverfaflung
verjehenen Gemeinden Kornthal und Wilbelmsporf in den
Decanatsbezirten Leonberg und Ravensburg find, obgleich fie
3-2. ihre Geiftlihen jelbit wählen und eigenthümliche gottes-
dienftlihe Einrichtungen haben, nicht unter die Sectirer ges
rechnet worden, da ihr Glauben nicht wejentlid von dem ber
Intberifchen Kirche abweicht.
2. Organifation.
Die unter der Leitung der evangelifhen Synode und tes
evangelifhen Confiftoriums ftehenve evangelifhe Kirche des
Landes ift in 6 Generalfuperintendenzen, mit 49 Decasatänıtern
und 903 Pfarreien, einfchlichlid der ten betreffenden Kreis—
Regierungen untergeordneten Pfarreien Kornthal und Wil-
helmsdorf, nebft einer Feldprobſtei mit 5 Garnijonspfarreien,
eingetheilt. Außerdem ftehen unter dem Minifteriun des In
nern unmittelbar die reformirte Gemeinde zu Stuttgart, unter
ter Commiffion für die. Erziehungshäufer die Waifenhaus:
Pfarreien zu Stuttgart und Weingarten, unter dem Strafan⸗
ftalten- Collegium vier Pfarreien an ven Strafanftalten zu
Br |
68
Stuttgart, Gotteszell, Hall und Ludwigsburg. Die ftatiftifchen
Ergebniffe der Garnifonspfarreien und ber weiter genannten
Kicchenftellen find denjenigen der Orte, wo ſich bie betreffen-
ven Anftalten befinden, beigezählt worden.
Die in vorherrfchend katholifchen Orten zerftreut lebenden
Evangelifhen find benachbarten evangeliihen Pfarreien zur
Seeljorge zugetheilt, oder für größere, überwiegend von Ka⸗
tholiken bewohnte Bezirke befondere evangeliſche Pfarreien er-
richtet worden, deren Sprengel fid) in einigen Gegenden von
Oberſchwaben auf mehrere Quadratmeilen und 20—40 einzelne
Ortſchaften erftredt.
Im Berhältnißg zu der Gefammtbenölferung ber einzelnen
Kirchenſprengel beträgt die Zahl der evangelifhen Einwohner
unter ?/sotel bei 24 Pfarreien.
1/10 — ®fiotel » 23 u
2/1 S/aotel „ 15 n
8/10 — “lıotel n 24 n
“ao— Stel u» 18 u
— ehıotel n 25 ”
/10— "Jaotel „ 17 n
"io— ®liotell v 18 n
8/10 — ıotel „ 21 ”
ꝰ/10 —- iotel m 718 "
Nur in den Pfarrfprengeln Altshaufen, Ochienhaufen,
Ehingen und Wangen beträgt die Zahl der evangelifhen Ein-
wohner weniger als 2% der Geſammtbevölkerung, unter 1°
in Seinem.
Nach der Zahl der zu einer Pfarrei gehörenden evangeli-
Shen Einwohner beftehen Pfarreien mit
weniger al8 100 Seelen (Hohentwiel und
Kapfenburg) . . 2
mit 100—200 (Haßfelben, Lorenzenzimmern,
und Tullau, Decanats Hall, Hauſen, De⸗
canats Heidenheim, Altenberg, Decanats
Langenburg, Ochſenhauſen, Dec. Bi⸗
berach, Ehingen, Dec. Blaubeuren, Wei⸗
ler und Wieſenſteig, Dec. Geißlingen,
Biſſingen, Dec. Ulm, wovon jedoch Tul⸗
lau und Weiler ihre Geiftlichen mit an⸗
deren Lircenftenen gemeinſchaftl heben) 10
mit 200— 500 102
n 500-1000 . nenn. 825
"» 1000-200 . . . . . 319
„ 2000-3000 . 90
„3000 4000. 22
„ 4000-5000 . 16
n 5000-6000 8
Ueber 6000 (Stuttgart, Ulm, Reutlingen,
Eplingen, Heilbronn, Tübingen, Lud⸗
wigsburg, Tuttlingen, Winnenden) . 9
903
As Pfarreien find bier alle diejenigen Kirchengemein⸗
den gezählt, welche einen oder mehrere eigene ftändige Geift-
lihe haben. Wo derſelbe Geiftliche zugleich Pfarrer bei meh⸗
reren Kirchengemeinden ift (perfönlich unirte Pfarreien), haben
wir diefe nur als Eine gezählt, ebenſo wurden auch die Fi-
lialien ftetS zu den Mutterorten gerechnet, indem und ge-
nauere Notizen über die Zahl ver Filialien und die Art, wie
ihre religiöfen Bedürfniſſe befriedigt werden, fehlen.
Zu den Berufsgefhäften der Geiftlihen gehört,
außer der Verrihtung ber allgemeinen und örtlichen Gottes»
dienſte und der Seelforge, nebft den damit verbundenen kirch⸗
lihen Acten, die Ertheilung des Keligionsunterrihts in den
Volksſchulen, die Vorbereitung der Kinder zur Confirmation
in befonveren Unterrichtöftunden; ſodann die Leitung ber
Berhandlungen der Stiftungsräthe, Kirhenconvente und Pfarr-
gemeinberäthe, die Führung der Kirchenbücher (Familienregifter,
Taufe, Trauungs- und Begräbnig- Bücher) und Ertheilung
amtlicher Auskunft über deren Inhalt; Die Aufſicht über vie
evangelifhen Volksſchulen; ferner in Gemeinfhaft mit dem
weltlichen Ortsvorfteher die Behandlung von Cheftreitigfeiten
und von Allem, was fi) auf die Verwaltung der Kirchen»,
Schul⸗ und Armenftiftungen bezieht, die Anfertigung der Re⸗
fruttrungslifte und vergleichen, endlich die Unterftügung der
verſchiedenen Staatsbehörden durch Berichterftattung und Aus⸗
kunftsertheilung über ſittliche und religiöfe Zuſtände und
TO
Wahrnehmungen, durch Vorbereitung zum Eid bei Prozefien,
durch Mitwirkung bei ftatiftiihen Aufnahmen über die Be⸗
völferung, die Armenpflege und ähnliches ihrem Amte nahe
Stehendes.
Die Zahl der Kirchenſtellen (Decanatämter, Pfarreien
und Diaconate) beträgt 998. Außerdem verjehen 4 von den
6 Generalfuperintendenten an ihren Wohnfigen Predigerſtellen
ohne Parochialfunktionen, und in Tübingen predigen abwechs⸗
lungsweife an den Sonn: und Feſttagen Vormittags die or-
dentlihen Profefioren der Theologie und anshülfsweiſe die
Repetenten am evangelifchen Seminar. Unter den 998 Kir
henftellen find begriffen:
Mit dem Decanatamt ftändig verbundene
Stadtpfarreien . 2 2 200...
Undere Decanatämter . . . 6.
Sonſtige Stadtpfarreien und Pfarreien . 79.
Diaconate, welde mit einer benachbarten
Pfarrei verbunden find . . ..... 14
Sonftige Diacomate . . x... . 7.
Stellen, welche wegen unzureichenven Ein-
fommens durch ftändige Verweſer ver-
fehen werden . © > 2 2 2 2 0. 6l.
998.
Einige von diefen Kirchenftellen find mit Präceptoraten
oder mit einzelnen Lehrfächern an höheren Lehranftalten ver
bunden.
Zur Unterftügung der Pfarrer bei der Leitung der kirch—⸗
lichen Angelegenheiten ver Pfarrgemeinden ift durch die Ver
ordnung vom 25. Januar 1851 das Unftitut der Pfarrge-
meinderätbe eingeführt worden, welche neben den Geiftli-
Ken aus je 4—15 von den felbitftändigen, über 30 Jahre
alten, fittlih unbefcholtenen Männern der Kirchengemeinde
aus ihrer Mitte gewählten Kirchenälteften beftehen und vie
Beförderung hriftliden Lebens, evangeliihe Sorge für Zudt
und Ehrbarkeit, chriſtliche Armen⸗ und Krankenpflege, Ueber-
wachung der niederen Kirchendiener, Bertretung der Pfarrge⸗
meinde und ihrer Intereſſen bei Beſetzung der geiftlichen
Aemter, zum Zwed haben, auch auf Wandel und Amteführung
71
der Geiftlihen achten follen. Die Pfarrgemeinveräthe haben
fein Zwangs- und Strafrecht und feinen Antheil an der Ver⸗
waltung des Kicchenvermögens.
Die orventlichen Geiftlihen einer jeden Diöcefe, mit cben
fo viel von den einzelnen Pfarrgemeinderäthen gewählten Mit»
gliedern, bilden unter dem VBorfig des Decans die Didcefan-
ſynode, welde jährlich Imal zufammentritt und zur Vorbe⸗
veitung ihrer Geſchäfte und Bermittlung ber Beziehungen
zwifchen den Pfarrgemeinderäthen und der Oberkirchenbehörde,
durch einen ftändigen Ausfhuß vertreten wird. (Verordn.
vom 18. Novbr. 1854.)
Die 6 Generalfuperintendenten, mit ven Mitgliedern des
evangeliichen Confiftoriums, bilden die Landesſynode.
Das Bermögen der evangeliihen Kirche wurde zum
größeren Theil ſchon bei der Reformation zu einer gemein»
Ihaftlihen Berwaltung (allgemeines Kirchengut) ver-
einigt und im Jahr 1806 mit dem Gtaatsvermögen gegen
Uebernahme der auf dem Kirchengut ruhenden Verbindlichkei⸗
ten auf die Staatskaſſe verfchmelzen. Zwar wurde in der
Berfafiungsurkunde vom 25. September 1819 8.77. die Her-
ftelung einer abgefonderten Berwaltung dieſes Kirchenguts
verheißen; e8 zeigten ſich indeſſen hiebei foldhe Schwierigkeiten,
daß eine Ausſcheidung bis jetzt nicht zu Stande Fam.
Das örtliche Kirchenvermögen ift in der Kegel mit
den zu Beftreitung der Schul» und Armenbebürfnifie beftimm-
ten Mitteln vermifcht. Seine Berwaltung wird von dem
durch Hinzutritt des oder ber orventlichen Geiſtlichen verſtärk⸗
ten Ortsgemeinderath — Stiftungsrath — und einem
Ausſchuß deflelben, dem Kirhenconvent, beforgt. “Die
nächſte Auffichtsbehörde bilden der Decan und der Oberamt⸗
mann — gemeinfhaftlides Oberamt. — Ueber die
Größe des örtliden kirchlichen Vermögens und über vie Ver-
wendung ber vorhandenen Mittel, gleichwie über den Betrag
und die Berwenbung der örtlichen Gaben für kirchliche Zwecke
und aus kirchlichen Beranlaffungen (Opfer) wurden bis jet
feine Notizen geſammelt.
72
3. Zahl, Anftellungs= nnd Gehalts: Berhältniffe ber
Geiſtlichen.
Von den 988 evangeliſchen Kirchenſtellen werden 849
durch die Krone, 149, worunter 7 mit Decanatämtern ver⸗
bundene, durch verſchiedene Privatpatrone und Körperſchaften
(einzelne mit der Krone abwechſelnd) beſetzt.
Die Zahl der zu Ende des Jahres 1859 im Amt befind⸗
lihen ©eiftlihen betrug (ohne Die General-Superintendenten)
1134.
Darunter waren Hauptgeiftlihe . . . . 923.
Hülfegeiftliche (Diacone und Pfarrgehülfen) 211.
Rechnet man zu den Hauptgeiftlihen aud die 75 Dia⸗
cone, jo ergeben fi Pfarrgehülfen . . 136.
Außer diefen find als noch nicht definitiv an«
geftellt zu rechnen die ftändigen Pfarr-
Berwmeierr . . . 61.
ferner die unftänbigen, auf erlebigten Stellen
als Amtsverweſer verwendeten Candida⸗
ten nad) dem Stand zur Zeit ber Notizen:
Aufnahme . . 24.
Zufammen im vaterlänbifchen girchendienſt —
verwendete Candidaten .. 231.
Die Zahl der definitiv auf ſiandigen Stellen angeſtellten
Geiſtlichen betrug:
Generalſuperintendenen.. 6.
Decane, Pfarrer und Diacone.... 908.
909.
Die definitiv angeftellten Geiftlihen haben ein Recht auf
Beibehaltung ihrer Stelle, fo lange fie fih nicht unwürdig
machen, oder wegen hoben Alters oder Gebrechlichkeit penflo-
nirt werden müſſen. Aus gewichtigen Gründen können fie
übrigens auf den Antrag des Eonfiftoriums auf im Einkom⸗
men gleihe Stellen, auch gegen ihren Willen, verfeßt werben.
Die Zahl der nod nicht definitiv angeftellten, für den
Kirchendienſt geprüften (d. h. zur Berfehung von Pfarrgehül⸗
73
fenftellen befühigten) Candidaten betrug am 1. Sanuar 1860
435.
Davon waren in anbermeitigen bleibenden
Verhältniſſen (als Miffionare, Lehrer an
Privatanftalten oder auswärtigen Lehran⸗
ftalten und vergl.) angeftellt, oder als Fi
vatgelehrte beihäftigt . - - - 64,
durch Krankheit dienftuntühtig . . . - 8,
als Pfarrverwefer und Bfarrgehülfen ver-
went . © 2 2 2 een nen. 231.
303,
Die übrigen . . ... 132
waren tbeilmeije im Lehrfach, als Hofmeiſier und als unſtän⸗
dige Gehülfen an Lehranftalten (morunter 17 als Nepetenten
an den theologifhen Seminaren) beſchäftigt, theils auf willen
Ihaftlihen Keifen begriffen. Nur 17 Candidaten find als
unangeftellt in einzelnen Orten ſich aufhaltend bezeichnet und
von dieſen werden wohl die Meiften nur wegen der Borbes
reitung zur Anftellungsprüfung oder wegen Krankheit unver⸗
wendet geweſen ſeyn.
Die bleibende Anſtellung der Geiſtlichen geſchieht
bei den Patronatſtellen durch Ernennung des Patrons und
Beſtätigung des evangeliſchen Conſiſtoriums, bei den übrigen
Stellen durch den König auf demſelben von dem Cultminiſte⸗
rium vorgelegten Vorſchlag des Conſiſtoriums. Die Pfarr⸗
Verweſer und Pfarrgehülfen ernennt das Letztere, welches ſie
auch entlaſſen kann. Zu dieſer Art von Anſtellung wird die
Erſtehung einer in der Regel mit dem Abgang von der Uni⸗
verſität verbundenen Candidatenprüfung, zu jener die einer
bei dem Conſiſtorium ſtattfindenden (zweiten) Anſtellungsprü⸗
fung erfordert. Pfarrgehülfen werden bei ihrer erſten An—
ſtellung als ſolche durch den Dekan ordinirt und in Pflichten
genommen; Pfarrer und Diacone bei der erſten Anſtellung,
fowie bei jedem Stellenwechſel purd den Decan (Decane
durch den Generalfuperintendenten) in feierlichem Gottesdienſt
in ihre neue Gemeinde eingeführt (Inveftitur).
Die Patronatspfarrftellen haben vie rechtliche Natur von
Pfränden, mit einem für ſich beftehenden Einftommen, wo-
74
gegen die Pfarrftellen königlicher Collatur in der Regel nur
einen kleineren Theil ihres Einkommens aus eigenem, örtlichen:
Vermögen, 3. B. Gütern, erhalten, ven größeren Theil aber
aus der Staatskaſſe, welche das bei der Reformation gebilpete,
jest mit dem Staatövermögen vereinigte allgemeine Kirchengut
in diefer und anderen Beziehungen vertritt.
Das Einkommen der 998 Kirchenftellen bewegte fid
im Jahr 1859 in folgenden Ziffern:
Pfarr Pfarreien Decanat⸗
Berwejereien. und Diaconate. Aemter.
Bon 300— 399 fl. 1 1 n
n 400— 499 " 41 1 n
"» 500— 599 „ 17 33 n
" 600— 699 2 35 "
n 700— 799 n ” 358 n
"» 800— 899 " 184 3
„ 900— 999 „ " 107 1
„ 1000—1099 n» " 57 1
„ 1100--1199 » n 48 1
» 1200 und mehr m 64 43
61 888 49
Das Geſammteinkommen der 888 Pfarreien und Diaco-
nate beträgt, mit Einfluß der Stolgebühren, bürgerlichen
Benefizien und Emolumente 757,592 fl., im Durchſchnitt
jährlid 853 fl., ohne die Stolgebühren ꝛc. aber nur 747 fl.
nebft freier Wohnung.
Durch die von der Regierung beantragte und nad den
Ergebniffen der hierüber in der Ständeverfammlung gepfloge-
nen Berathungen ohne Zweifel zur Ausführung gelangenbe
Erhöhung der zu geringen Pfarrbefoldungen, in Verbindung
mit einer neuen Regulirung der Befoldungsverhältniffe über.
haupt, werben künftig feine Pfarreien und Diaconate weniger
als 700 fl. Gehalt ertragen und dieſelben in 3 Klaſſen zer-
fallen, wovon
die 1. mit 700— 900 fl. Einkommen 306 Stellen,
die 2. mit 900—1100 fl. " 373 u
die 3. mit über 1100 fl. on 209 "
umfaffen fol. Es kommen alfo von den 888 Stellen
75
in die 1. Klaffe . . 34,5 Prozent.
in die v . . 420 "
in die nn .. 23 m
Das durchſchnittliche Einkommen wird fi) nad) Vollzie—⸗
hung der neuen Regulirung auf 923 fl, mit und 817 fl. ohne
die Stolgebühren belaufen.
Das Einkommen der ftändigen Pfarrverweſer beträgt in
der Regel, einjchließlich der Stolgebühren, etwas über 400 fl.
nebft Wohnung; das von 43 Decanaten ift feit dem Jahr 1858
nad drei Klaffen auf 1250, 1350 und 1450 fl. vegulirt, wels
chen Betrag nur fehr wenige Stellen überjchreiten, während
die 6 übrigen Decane, deren Stellen nicht ſtändig mit Stabt>
pfarritellen verbunden find, eine Zulage von je 125 fl, zu
ihrem Einkommen von 839—1161 fl. erhalten haben.
Die Oeneralfuperintendenten beziehen ein Einkommen von
1900—2100 fl., woneben diejenigen, welche zugleich Prediger:
ftellen verjehen, freie Wohnung genießen.
Nach ven einzelnen Beftandtheilen und Quellen die Ges
halte anzugeben, ift uns nicht möglid. Nur das mag hier
bemerkt werben, daß ungefähr */stel der Gefammtjumme der⸗
jelben in von den Kaſſen des Staate® abgegebenem baarem
Geld (und Erſatz für Naturalien) befteht.
4. Sorge für Heranbildung der Geiftlihen, fr Unterftütung
der Dienftunfähigen und für Wittwen nnd Waifen,
Für die Heranbildung von Theologen beftehen 4 niedere
und ein höheres Seminar, das Legtere in Verbindung mit
der Landesuniverſität. In Eines ter Erfteren werben jährlich
30, gegenwärtig jedoch nur 25 Zöglinge aufgenommen und
erhalten von einem Ephorus, zwei Profefjoren und zwei Res
petenten 4 Jahre lang unentgeltlihen Unterricht in ven zur
Borbereitung auf die Univerfität geeigneten Fächern, ferner
freie Wohnung, Koft, Bedienung, freie Verpflegung bei Er—
franfung und einen mionatlihen Beitrag von 5 fl. zu Kleidung
und fonftigen Bebürfniffen. In das höhere Seminar werben
ebenfalls jährlih 25 Zöglinge aufgenommen und in ähnlicher
Weife 4 Jahre lang verpflegt und unter Mitwirkung ber
76
orbentlihen Profefforen der ewangelifchen Theologie von einem
Ephorus und 9 Repetenten bei ihren Studien geleitet. Bei
beiberlei Aufnahmen findet freie Concurrenz ſämmtlicher Tuft-
tragenden Jünglinge der betreffenden Altersklaffe, welche bie
erforderlihen Kenntniffe befiten, in öffentlicher Prüfung ftatt.
Nah dem Austritt aus dem höheren Seminar künnen einzelne
Zöglinge, welche die Univerfitätsftubien fortfegen wollen, hiezu
noch ?/s oder 1 Yahr lang Beiträge von 160 fl. pr. Jahr er-
halten. Ebenjoviel haben diejenigen zu crfeßen, welde im
Laufe ihrer Studienzeit aus disciplinarifdhen Gründen aus
dem Seminar entlaffen werden oder freiwillig austreten, um
fih einem nicht theologifhen Beruf zu widmen. Der Auf-
wand des Staates für das höhere und die nieveren theologis
ſchen Seminare betrug von 1. Juli 1859 bis 1860 85,957 fl.
51 fr. Am 1. Januar 1860 befanven fih in tem höheren
Seminar 98, außerhalb vefjelben 52, zufammen auf der Uni-
verfität 150 Studirende ter Theologie, wonad) bei einem vier»
jährigen Curs ein jährliher Zuwachs von 37 Candidaten (1
auf 25 definitive geiftlihe Stellen) fid) ergibt, wovon jedoch
ftets eine Anzahl durch das Lehrfach und andere Berufsarten
der Theologie. entzogen wird.
Schon im Jahr 1805 wurde zur Ausgleihung zwilchen
allzu gering und unverhältnißmäßig hoch botirten Stellen ver-
fügt, daß bei den aus dem allgemeinen Kirchengut dotirten
leßteren Stellen im Fall einer Erledigung ein bleibender Ab-
zug gemacht und daß diefe Abzüge zur Aufbefferung der zu
gering botirten Stellen verwendet werden follen. Aus ben
Ueberſchüſſen viefe8 fogenannten Beſoldungs-Verbeſſe—
rungsfonds und aus den bei der Erledigung von Kirchen⸗
ftellen bis zu Deren Wiederbeſetzung, nah Abzug der Stell⸗
vertretungstoften fi) ergebenden Eintommensüberfchüflen wurde
ſodann durdy Königl. Verordnung vom 3. November 1815 der
geiftlihe Unterftüßungsfonds gebildet, welcher die Be⸗
ftimmung bat, bevürftige Geiftliche, hauptſächlich in vorüber⸗
gehenden Nothfällen, zu unterftügen, welcher jedoch ſpäter auch
zur Aushülfe für den Bejoldungsverbefjerungsfonde, dem er
einen Theil feines Grundſtocks verdankt, beigezogen wurbe,
um die Congrus (den geringften Betrag einer Pfarrbefoldung,
77
welcher gefichert feyn muß, ehe vie Stelle definitiv befegt
wird) für alle mit dem allgemeinen Kirchengut in Berbindung
ftehende Pfarreien von 600 auf 700 fl. zu erhöhen.
. Der Grundftod dieſes von dem evangelifchen Eonfiftorium
verwalteten Unterftügungsfonds, weldher am 11. November
1820 erjt 41,438 fl. 41 fr. betrug, belief fit am 1. Juli 1859
auf 696,979 fl. 22 kr. Bon feinen Einfünften wurden vom
1. Juli 18% / 5381 fl. 57 fr. als Zufhuß zu dem Beſol⸗
bungsverbeflerungsfonds und — 28,435 fl. 12 fr. auf Unter-
ftügungen für Geiftlihe verwendet. Die Letzteren beftanden
theil8 in Beiträgen an ältere oder kränkliche Geiftliche zur
Haltung von Pfarrgehülfen, theil® in Unterftügungen bei
Krankheiten und anderen Nothjällen, theils in Alterszulagen.
Lettere werben in ben erforderlichen Beträgen gegeben, um
bei Pfarrern, welche nad) 15 Dienftjahren ſich noch nicht auf
einer Stelle mit wenigftens 800 fl. Einkommen, nad) 20 Dienft-
jahren auf einer ſolchen mit 850 fl. und nad) 25 Dienftjahren
auf einer mit 900 fl. befinden, das Einkommen bis zu den
genannten Summen zu erhöhen. Der Aufwand biefür betrug
6798 fl. 40 fr. Berner wurden 2420 fl. al8 Zulagen an
ältere Pfarrgehülfen in Portionen von 20 und 40 fl. abgegeben.
Geiftliche, welche. das 7Ote Lebensjahr überjchritten haben
und nicht mehr dienſttüchtig find, auch Jüngere, wenn fie
durch Krankheit oder Gebrechen dienftuntüchtig werden, werben
mit einem von der Staatskaſſe in Vertretung des allgemeinen
Kirchenguts abzureichenden Ruhegehalt penfionirt, wel—
cher ſich nach der Zahl der Dienſtjahre und der Größe der
Beſoldung richtet. Der Aufwand von 1. Juli 1869/60 betrug
für 48 Penſionäre 27,485 fl. 29 fr.
Die Wittwen und Waijen von Geiſtlichen haben Anſpruch
auf einvierteljährigen Fortgenuß der ganzen Befoldung, ein-
Tchlieglih der Wohnung, vom Todestag an, während welcher
Zeit die Stellvertretungstoiten von der betreffenden Gemeinde
zu bezahlen find. In Fällen befonderer Bedürftigkeit kann bie
Oberkirchenbehörde diefen Genuß auf ein zweites Vierteljahr,
— jedoch unter der Bebingung der Bezahlung der Stellver-
tretungsfoften durch die Hinterbliebenen — ausbehnen. Eine
bleibende Unterftügung der Wittwen und der unter 18 Jahre
78
alten Waifen gewährt die unter der Aufficht des Conſiſtoriums
verwaltete geiftlihe Wittwenlafje. Alle definitiv ange
ftellten, auch die in Ruheſtand verjeßten Geiftlihen find ver-
bunden, ihr beizutreten und den vierten Theil eines Jahres-
eintommens bei der erften Anftelung, ſowie den vierten Theil
der Einfonmensvermehrung bei jeder Beförderung, ſodann 2
Prozent des Einkommens als jährlichen Beitrag zu bezahlen.
Früher waren auch die theologiſch gebilteten Lehrer an höheren
Lehranftalten berechtigt, an diefer Anftalt Theil zu nehmen
und als im Jahr 1842 diefe an die Wittwen- und Waijen-
Penfionsanftalt ver Eivilftaatspiener überwiefen wurben, zogen
Manche e8 vor, im Verband mit ver geiftlihen Wittwentkafle
zu bleiben, melde am 30. Juni 1859 940 Geiftliche, 37 Lehe
rer und 8 außerorbentliche Mitglieder, zuſammen 985 zählte
und 303 Wittwen (30,7 Prozent der Mitglieder), 165 vater:
Ioje und 12 elternloje Waifen zu unterftügen hatte.
Die Einnahmen der Wittmenlaffe beftehben außer den
Biertelöbefoldungen und Yahresbeiträgen (1858—59 24,354 fl.
1 fr.) in Zinjen aus einem am 30. Juni 1859 537,856 fl.
44 Tr. betragenden Grundſtocksvermögen, Anftellungsjporteln
der ©eiftlihen, dem Ertrag des Berlags der Kirchenbücher
und einem Staatszufhuß von 10,800 fl., im Ganzen unge-
fähr 60,000 fl. jährlich. Die Unterftügungen betragen für
eine Wittwe jährlich 150 fl., feit 1861 widerruflih 170 fi.
(ein Dritttheil verfelben bezieht jedoch nach älteren Normen
nur 130, jett wiverruflid 145 |l.), für elternlofe Waifen bis
zum zurüdgelegten 18. Jahr 38 fl., für folde, deren Mutter
noch lebt, 30 fl.
\ In Fällen befonderer Bepdürjtigleit werden außerdem an
Wittwen und Waiſen von Geiftlihen jährliche ever einmalige
Gratialien bewilligt, wozu die Wittwenkaſſe einen jährlichen
befounderen Beitrag von 10,000 fl. aus Staatsmitteln erhält.
AS eine Privatanftalt zu Unterftügung der Waifen
von Geiftlichen befteht feit dem Jahr 1841 ein Pfarrwai—
fenverein, an welchem faft alle, wo nicht alle Geiftliche und
theologifch gebildete Lehrer des Landes freiwillig Theil nehmen.
Derfelbe zählte im Jahr 1860 1,100 Mitglieder mit regelmä«-
Bigen Tahresbeiträgen von 1 fl. (mit wenigen Ausnahmen
79
von 30 Tr. bis 5 fl. 45 ke.) und befitt ein Grundſtocksvermö⸗
gen von 12,540 fl., welches durch Geſchenke und Vermächtniſſe
entſtanden ift.
Die Einnahmen im Jahr 1860 betrugen für ten Grund
ftod 2650 fl., zu laufender Verwendung 1578 fl. 17 fr. Un-
terftügt werben bebürftige vaterlofe, oder vater- und mutter
Iofe Söhne und Töchter von evangeliſchen Geiftlihen, oder
theologifch geprüften Lehrern Württembergs, wobei die Kinder
von Bereinsmitglievdern unter gleihen Umſtänden den Vorzug
erhalten. Die Unterflügung geſchieht nach dem Grade ver
Bepürftigkeit und Zulaffung der Mittel ohne Beſchränkung
auf ein beftimmtes Alter, in Portionen von 10-30 fl. Die
Verwaltung wird durch einen in dreijährigen Generalver⸗
fammlungen gewählten Ausfhuß unentgeltlid bejorgt. Unter:
ſtützung aus Staats- oder firhlihen Mitteln erhält ver Ber-
ein nicht.
5. Sachliche Erforderniſſe des Gottesdieuſtes.
Ueber die Zahl und Beſchaffenheit der Kirchen und der
Pfarrwohnungen, ferner über die Unterhaltung der Kirchen⸗
geräthe und Paramente, über die Baulaft und Unterhaltungs-
pflicht bei diefen Gegenſtänden, fehlen uns zuverläffige Notizen,
Im Allgemeinen mag bemerkt werben, daß der größere Theil
der Pfarrwohnungen von Staate unterhalten wird und fi in
gutem Zuftand befindet, was bei den auf Koften der Gemein-
den und Stiftungen unterhaltenen, ſowie bei Patronatspfar⸗
reien nicht durchweg der Fall ift. AS Kegel wird angenom-
nıen, daß eine Pfarrwohnung neben den nad) dem Güterbefit
zu bemefjenden nothwendigen Deconomiegelafjen bei fogenannten.
Anfangsftellen minveftens 3, bei befjer dotirten mindeftens 4
und wo die Haltung eines Gehülfen erforderlicd wird, 5 beiz>
bare Zimmer enthalten ſolle. Mebrigens find nidt wenige
Bfarrhäufer mit reihliheren Wohnräumen verjehen. Die
Unterhaltung ver Kirchen, welde in den meiften Fällen zu—
nächſt den örtlichen Stiftungen und bei deren Unzulänglichkeit
den Zehentherren oblag, ift wahrſcheinlich in Folge der Zehent-
Ablöſungen größtentheild Sache der Gemeinden geworben.
80
Aermere Gemeinden erhalten zu Kicchhen-, Pfarr- und Schul
hausbauten Beiträge aus der Staatskaſſe, welche ſich für beide
Eonfeffionen zufammen in ven legten Jahren auf 20,000 fl.
jährlich beliefen.
6. Niedere Kirendienfte.
Die Organiften-, Borfünger- und Kirchenbienerftellen
(Meßnerei) find auf dem Lande in der Hegel mit den Bolls-
fhulftellen verbunden, während in größeren Städten gewöhn-
lich wenigftens befondere Kirchendiener angeftellt find. Genauere
Notizen hierüber, ſodann über die an einzelnen Orten befte-
henden Einrichtungen für Kirchenmuſik und Kirchengefang zu
geben, find wir nit im Stande.
7. Kirchliche Verrichtungen der Geiſtlichen.
Ueber die Art und Zahl der regelmäßigen Gottesdienſte
in den Mutterorten und Filialen, der beſonderen örtlichen
kirchlichen Feierlichkeiten, des in Kirchen und Schulen ertheilten
chriſtlichen Unterrichts, ſodann über die Hausbeſuche der Geiſt⸗
lichen, die Privatverſammlungen zu religiöſer Erbauung und
die Thätigkeit der Geiſtlichen bei Eheſtreitigkeiten wurden keine
Notizen eingezogen. Dagegen iſt die Zahl der ſogenannten
Caſualien in den beifolgenden Tabellen zuſammengeſtellt, wozu
einige weitere Notizen folgen.
a. Taufen.
Die in der Zuſammenſtellung weggelaſſene Unterſcheidung
nach Geſchlechtern ergibt im Ganzen:
Knaben. Mädchen.
bei ven Notbtaufen . - . 477 351
Taufen im Privathbaufe . . 1731 1561
Taufen in der fire. . . 21,145 20,576
23,353 22,488
81
Unter 100 Taufen ſind Knaben. Mädchen.
Nothtaufen .. . 2,0 1,6
Taufen in Privalhäuſern . 74 6,0
Taufen in ver Kirche . . » 90, 91,5
100 100
Im Ganzen unter 100 ©e-
taufteen 2 2 202020 ..80,. 491
Anf 1000 Knaben kommen 963 Mädchen und auf 1000
Mädchen 1038 Knaben. Die Jachtaufen ſchwanken von O,«
Prozent (in den Decanatimtern Reutlingen und Heidenheim)
bis zu 3,5 (Weinsberg). Da fie nicht zahlreich find und we—
nige einzelne Fälle ſchon beträchtlidy auf das progentule Ver:
hältniß einwirken, fo wäre e8 gewagt, hieraus auf die Ge—
ſundheitsverhältniſſe in den einzelnen Bezirken zu fohließen.
Haustanfen find in den 6 Wintermonaten unbedingt, in
den Sommermonaten aber blos geftattet, wenn nach ärztlichem
Zeugniß das Laufen in ber Kirche die Gefundheit des Kindes
gefährden würde. Demnach wäre das Tanfen im Privathaufe
bei mehr als der Hälfte der Kinter zuläffig; es wirb aber
hievon nur in den oberſchwäbiſchen Decanatsbezirken Biberach
und Ravensburg, wo die Entfernung des Wohnfites von der .
Kirche oft fehr beträchtlich ift, ferner in dem fräntifchen Theil
von Württemberg und in den taven nicht weit entfernten
Decanatöbezirten Heilbronn und Neuenftadt, auch in der Ke=
fidenz Stuttgart, ein ausgebehnterer Gebrauch gemacht, wäh—
rend im übrigen Lande die Bornahne der Taufen in der
Kirche weit vorherrſcht und ſelbſt' in größeren Städten bie
Haustaufen felten über 10-20 Prozent betragen. Nur tie
Stadt Hall macht eine Ausnahme, indem dort unter 159 Tau⸗
fen nicht weniger als 76 Haustaufen, alfo nahezu 48 %/o der
Geſammtzahl vorkamen.
Das Berhältniß der Taufen zu ver Einwohnerzahl beträgt
im Landesdurchſchnitt 37 auf 1000 und bewegt fih im Durch⸗
Ichnitt der einzelnen Decanatsbezirke zwiſchen 31,1 (Künzelsau)
und 44 (Uradj).
Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 6
b. Eonfirmationen.
Bon 26,442 Confirmirten wurden 18,078 Knaben und
13,325 Mädchen öffentlich, 23 Knaben und 16 Mädchen pri-
vatim confirmirt. E8 befanden ſich darunter aus gemifchten
Ehen 123 Knaben und 125 Mädchen, zufammen 248 = 0,
Prozent. Bon der Confirmation ausgeſchloſſen wurben 47
Knaben und 42 Mädchen. Auf 100 getaufte Knaben kommen
56 confirmirte Knaben, auf 100 getaufte Mädchen 59,. con⸗
firmirte Mädchen, woraus, infofern man annehmen darf, daß
diefes Verhältniß nicht blos vorübergehenden Urſachen zuzu⸗
ſchreiben iſt, ſondern ſich jährlich mehr oder weniger wieder⸗
holt, hervorgeht, daß mehr Knaben als Mädchen vor dem 14.
Jahre ſterben, was mit der größeren Verhältnißzahl der
Nothtaufen und Haustaufen bei den Knaben zuſammengehal⸗
ten, die auch anderwärts gemachte Erfahrung beſtätigt, daß bei
uns zwar mehr Knaben, als Mädchen geboren werden, die
Erſteren aber im Durchſchnitt etwas ſchwächlicher zur Welt
kommen und häufiger in früher Jugend ſterben.
Im Ganzen kommen auf 1000 Einwohner 21, und auf
100 Taufen 57, Konfirmirte. Auffallend ift das Schwanken
in den einzelnen Decanatsbezirten. Bei den Zaufen beträgt
baffelbe von 31,1 bis 44 auf 1000 Einwohner, bei ven Con-
firmirten von 18,5 (Langenburg) bis 24,3 (Leonberg). Die
größte Abweichung von dem Landesdurchſchnitt beträgt hei je
nen abwärts 16,0, aufwärts 18,0, bei biefen abwärts 14,,
aufwärts 13,6 Prozent des Durchſchnitts. Das Verhältniß
ver Taufen zu den Gonfirmationen aber ſchwankt von 42,
(Blaubeuren) bis zu 69,6 (Ravensburg) und beträgt abwärts
26,«, aufwärts 20,5 Brozent des Durchſchnitts von 57,0. Dieß
deutet an, daß Bezirke mit einer im Verhältniß zur Einwoh-
nerzahl größeren Zahl von Geburten meiftens auch eine ftär-
tere Kinderfterblichkeit haben,
c. Trauungen und Eheſcheidungen.
Nach dem Geſetz vom 1. Mai 1855 wird zur bürgerlichen
Gültigkeit einer Ehe unter Chriften in der Kegel die Trauung
83
durch den Geiftlihen einer vom Staate als Körperfchaft an⸗
erkannten Religiondgefelfidaft erfordert. If das Glanbens⸗
befenntnig der Brantleute ern verſchiedenes, jo kann die Trau⸗
ung durch den ©eiftlihen des einen oder anderen Theiles
vorgenommen werben. Ausnahmsweife kann eine Ehe, wenn
fein eivilrechtliches Hinderniß vorliegt, durch eine Verhandlung
vor ter bürgerliden Behörde geſchloſſen werden (Civilehe),
wenn entweder die Verlobten nachweiſen, daß fie ſämmtliche
zu ihrer Trauung zuftändige Geiftlihe vergeblih darum ante
gegangen haben, over Beide, oder Eines von Ihnen einer nicht
vom Staate als Körperſchaft anerfaunten Religionsgeſellſchaft
angehören.
Die Zahl der Trauungen dur evangeliſche Geiftliche
beträgt:
a) Fülle, wo beide Gatten evangelifch find 8083,
b) Fälle, wo nur der Mann evangel. ift 107,
e) Fälle, wo nur die Tran evangeliſch ift 119.
Zuſammen: 8309.
Demnach betragen die Fälle a) 97,3, b) 1,s, ec) 1,s, bie
gemifchten Ehen zufammen 2,7 Prozent der Gefammtzahl. Den
Donaufreis (Generalat Ulm) ausgenommen, wo die Mifchehen
5,4 Prozent betragen, ſcheint zwifchen dem Zahlenverhältniß ber
evangeliſchen zur fatholifhen Bevölkerung und der Zahl der
gemifchten Ehen fein Zuſammenhang zu beftehen.
Bei 192 von den vorbemerkten 226 gemifchten Ehen ift
über bie Kindererziehung voraus Beftimmung getroffen worden,
und zwar follen in 156 Fällen die Kinder ewangelifh, in 36
fatholifch erzogen werben. Die weiteren 34 Fälle find theile
folhe, wo die Kinder gemiſcht erzogen werben follen, theils
folhe, wo hierüber gar Nichts beftinmt worden oder Nichts
zur Kenntniß ver Geiſtlichen gelangt ift. Uebrigens geht aus
den eingefommenen Notizen hervor, daß auch gemiſchte Ehen
mit blos Latholifcher Trauung vorgefommen find, bei denen
‚ohne Zweifel durchgängig katholiſche Kinderesziehung bebangen
worden ift; e8 darf alfo auf das angegebene Zahlenverhältniß
bezüglich der Kinbererziehung Tein großes Gewicht gelegt were
ven. Das Berhältni der Trauungen zu der Bevöllerung ber
trägt im Durchſchnitt 6,7 auf 000 Einwohner und weicht in
6*
84
einzelnen Decanaten abwärts (Blaubeuren 4,0) bis zu 38,s
Prozent des Durchſchnitts, aufwärts (Heilbronn 9,2) bis zu
64,2 Prozent von demjelben ab. ivilchen find nur 10 vor-
gekommen, 1 auf 123,437 Einwohner und auf 831 Ehen, was
mit den Verhältniß der Sectirer zu der evangelifchen Ge-
ſammtbevölkerung, 1:557, ziemlich harnıonirt, wenn man be-
rüdfichtigt, daß unter Jenen Einzelne feyn mögen, deren Ehen
ungeachtet ihrer religiöfen Eigenthümlichkeiten evangelifch ge-
traut wurden.
Unter 16,618 getrauten Perfonen befinden ſich 83 früher
Geſchiedene, nänlid 36 Männer und 47 Frauen, während
86 Paare gejchieven wurden, alfo auf 96, Trauungen Eine
Scheidung, auf 100 gejchievdene Männer 42, auf 100 vesglei-
hen Frauen 54, im Durdfehnitt auf 100 Scheidungen 48
MWiederverheirathungen kommen. Das Ueberwiegen der Frauen
bei ven Letzteren ift vielleicht daraus zu erflären, daß bei den
faft die Hälfte ſämmtlicher Scheivungen bildenden Scheidun-
gen wegen Defertion, infoweit die Dejertion in einem Wcgs
zug in fremde Länder befteht, häufiger die Abwefenheit des
Mannes, als die der Frau, die Urſache ift, und wenn ber
außer Landes gegangene Theil fid) nachher wieder verheirathet,
dieß bier nicht aufgezeichnet wird. Bon ben Scheidungen
fanden 23%/0 wegen Ehebruchs, 48 %/o wegen Defertion, 29°/o
aus anderen Gründen ftatt. Auf 100,000 evangeliſche Ein-
wohner fommen im Oanzen 7 Scheivungsfülle.
Ueber die ven Sceidungen vorausgegangenen Sühnever⸗
ſuche und deren Erfolg beſitzen wir feine Notizen,
d. BDeerdbigungen.
Im Laufe des Jahres 1859 wurden 18,915 Perſonen
münnlihen und 18,263 weiblichen Geſchlechts, zuſammen
37,178 Berfonen beerdigt. Auf 100 männliche Zaufen Fonts
men 81 männliche, auf 100 weibliche Taufen 81,: weibliche,
im Durchſchnitt auf 100 Taufen 81,1 Beerdigungen. Das*
Berhältnig in den einzelnen Bezirken ſchwankt außerordentlich,
von 57,6 Beerbigungen auf 100 Zaufen im Decanat Eßlin⸗
gen bis zu 106,7 im Decanat Herrenberg.
85
Das Berhältnig der Oeftorbenen zur Einwohnerzahl
Ihwanft ebenfalls fehr beveutend von 21,0 Beerdigungen auf
1000 Einwohner im Bezirk Eßlingen bis zu 38,. in dem De-
canat Ulm. Hieraus darf nicht gefolgert werben, daß die
Bewohner des Bezirks Eflingen ein höheres Alter erreichen,
als Andere. Denn bei der Zählung von 3. Dezember 1858
fanden fi in diefem Oberamtsbezirk unter 1000 Einwohnern
nur 68,6 von 60 Jahren und darüber, im Oberanıt Herren-
berg aber 75,. und im Oberamt Ulm 76,5, wogegen die Zahl
der Kinver unter 14 Jahren in Eflingen 300,7, in Herren-
berg 260,0, in Ulm 251,6 auf je 1000 Einwohner betrug. Der
Einfluß worübergehender Umftände, z. B. Epidemien, zeitliher
Aufenthalt von Berfonen, welhe nicht im Ort ihren Wohnſitz
haben und vergleihen, macht fi in den einzelnen Bezirken
in einzelnen Jahren zu ſehr geltend, als daß die Sterblich—
lichleitverhältniffe nach dem Ergebniß eines Yahres richtig
beurtbeilt werden könnten.
Ueber die Mitwirkung der Geiſtlichen bei den Beerdigun—
gen fowohl bezüglich der Zahl der Fälle, in melden fein
Geiftliher mitgewirkt bat, als auch bezüglich der Art der Be-
theiligung des geiftlihen Amts (mit Predigt in der Kirche,
Srabrete, einfachen Gebet) fehlen Notizen.
e. Communionen.
Die Zahl ter Communicanten betrug im Jahr 1859 —
die einzelnen Fälle, alfo jede Berfon fo oft, als fie communi⸗
cirte, gezählt —
im öffentlichen Gottesdienſt 831,550.
privatinn.....8368.
Zuſammen: 839,918.
Unter den Privatcommunionen, welche in der Regel nur
bei ſchwer Erkrankten vorkommen und nahezu 12/0 ſämmtlicher
Fälle bilden, ſind die geſunden Familienglieder, welche an der
Communion Theil nahmen, mitgezählt. Der Durchſchnitt von
679 Communicanten auf 1000 Einwohner entſpricht der Ge-
wohnheit, daß jede erwachſene Perſon jährlich 1mal das heilige
Abendmahl genießt. Im einzelnen Gegenden geſchieht dieß
88
großentbeils zu ermäßigten Preiſen und unentgeltlich verbrei=
tet, worunter 123,772 Bibeln und 49,141 neue Teftamente
außerhalb des Landes.
Ein befonderes Verdienſt ver Bibelanftalt ift die Herans-
gabe von Schriften für Blinde, weldhe, wenn wir nidht irren,
in. Deutichland fonft nirgends vorkommt. Bis jest find hier
in Blindenſchrift gedrudt worden: eine Fibel, biblijche Ge
Ihichten aus ven alten Teftament, 2 Bünde, die Pſalmen, 3
Binde, der Prophet Daniel, 1 Band, und das ganze neue
Teftament in 15 Bänden.
b) An vie Bibelanftalt reiht fih die evangelifhde Ge—
ſellſchaft in Stuttgart, eine Privatgeſellſchaft, welche theils
gemeinſchaftliche Erbauung durch mehrmals wöchentlich von
einzelnen Mitgliedern abgehaltene religiöſe Vorträge, theils die
Verbreitung religiöſer Grundſätze in weiteren Kreiſen zum
Zweck hat und nach auswärts hauptſächlich durch 7 Colpor⸗
teure wirkt, welche kleine erbauliche und belehrende Schriften,
ſogenannte Tractate, auch bibliſche Bilver, ans eigenem und
fremdem Verlag um ſehr billigen Preis, meiſtens zu !/ — 3
Kreuzer das Stüd, im Umbherziehen verkaufen und zugleid)
auf Erwedung eines religiöfen Sinnes unter dem Volke durch
Geſpräche und Erbauungsftunden hinarbeiten. Außerdem hält
die Gefellfchaft an verfchievenen Orten Vorrathslager von ib»
ren Tractaten. Die Gefellfchaft befitt ein (bis jetzt noch mit
Schulden belaftetes) Haus, worin ſich neben einem geräumigen
Saal zu den Zuſammenkünften eine, außer erbaulihen aud
Schriften aus dem Gebiet der ſchönen Literatur, Geſchichte,
Reifebefchreibungen ꝛc. enthaltende Leihbibliothek und eine Her-
berge für Handwerkslehrlinge befinden. Die Jahreseinnahme
ber Gefellichaft betrug vom Mai 1859—60 12,889 fl. 5 Er.,
worunter 2830 fl. ordentliche und auferordentlihe Beiträge.
Im Jahr 1859—60 wurden verbreitet: 261,260 Exemplare
von Schriften und 148,395 Bilder.
ec) Die fogenannte evangelifhe Bücherſtiftung in
Stuttgart ift ein Brivatverein, weldher ältere und neuere relis
giöfe Bücher von verfchiedenen Verfaſſern, beſonders Gebet-
bücher, Predigten und Liederfammlungen, Bibelerflärungen zc.
drucken läßt und durch Vermittlung der evangelifchen Gefell-
89
haft um die Selbftloften verkauft. Der Verein befitt weder
Bermögen, noch ein aus Beiträgen fließendes Einkommen;
freiwillige Darlehen gewähren vie für die Herftellung ber
Bücher. nöthigen VBorfhüffe auf fo lange, bis fie dur ten
Verkauf derfelben wieder bezahlt werben können.
Für die Beurtheilung des religiöfen Lebens in den ein-
zelnen Gliedern der evangelifhen Kirche ift auch die Bethei-
ligung an der Guſtav⸗Adolph⸗Stiftung und an den Miffions-
Anftalten von Intereſſe.
Seit dem Jahr 1843 befteht in Württemberg ein Haupts
Berein der zu Hebung der Noth evangelifcher Glaubensgenoſſen
in und außer Deutichland (mittelft Unterftügung bei Erbauung
ihrer Kirchen, Pfarr- und Schulhänfer, Dotirung ihrer
Pfarreien und dergl.) im Jahr 1834 gegründeten und 1843
bis 1845 neu organifirten Guftav-Adolph- Stiftung mit
51 Zweigvereinen, wozu in neuerer Zeit auch 2 Frauenvereine
binzugelommen find. Die Einnahmen medfelten mit Aus«
nahme des erften Jahres, mo fie nur 4790 fl., und des zmei-
ten, wo fie 17,742 fl. betrugen, zwifchen 8217 fl. (18°%Yse) und
13,147 fl. (18°%e0) und beliefen fi im Ganzen von 1843—60
auf 177,584 fl., im Durchſchnitt jährlich auf 10,446 fl., welche
nach Abzug von etwa 3% Verwaltungskoſten ganz auf Unter⸗
ftäßungen verwenbet wurden.
Die Miffions-Anftalten zur Verbreitung des
evangelifhen Glaubens haben in Württemberg von jeher
eine fehr rege Theilnahme gefunden und es erhält befonvers
die Basler Miſſionsgeſellſchaft ſowohl namhafte Beiträge an
Geld und Raturalien, ald auch einen großen Theil ihrer Lch-
rer und Zöglinge aus dieſem Lande. In neuerer Zeit werben
auh für andere Milfionsanjtalten, 3. B. die Herrenbuter,
nicht unbeträchflihe Sammlungen gemadt. In vielen Ort:
Ichaften beftehen befonvere Vereine zu biefem Behuf, worunter
die fogenannten Halbbagenvereine, deren Mitglieder wöchent⸗
lich 1—2 fr. für Miſſionszwecke geben, wodurch felbft in man⸗
hen Heineren Orten mit weniger als 1000 Einwohnern 50
bis 100 fl. und noch mehr in Einem Jahr zufammen gebradit
werben. Den Gefammtbetrag der Leiftungen der evangelifchen
88
großentheil® zu ermäßigten Preifen und unentgeltlich verbrei-
tet, worunter 123,772 Bibeln und 49,141 neue Teftamente
außerhalb des Landes.
Ein befonderes Berbienft ver Bibelanftalt ift die Heraus»
gabe von Schriften für Blinde, welche, wenn wir nicht irren,
in Deutfchland fonft nirgends vorkommt. Bis jegt find hier
in Blindenſchrift gebrudt worden: eine Fibel, biblijche Ges
fhihten aus dem alten Zeftament, 2 Bände, die Pſalmen, 3
Binde, der Prophet Daniel, 1 Band, und das ganze neue
Teftament in 15 Bänden.
b) An vie Bibelanftalt reiht fih Die evangelifche Ge
ſellſchaft in Stuttgart, eine Privatgeſellſchaft, welche tbeils
gemeinfchaftlihe Erbauung durch mehrmals wöchentlid) von
einzelnen Mitglierern abgehaltene religiöſe Vorträge, theils vie
Verbreitung religiöfer Grundſätze in weiteren reifen zum
Zwed hat und nad auswärts hauptſächlich durch 7 Colpor⸗
teure wirkt, welche Heine erbanliche und belehrende Schriften,
fogenannte Tractate, aud) biblifhe Bilder, and eigenem und
fremdem Berlag um fehr billigen Preis, meiftens zu Ya — 3
Kreuzer das Stüd, im Umherziehen verkaufen und zugleid
auf Erwedung eines religiöfen Sinne® unter dem Volke durd)
Geſpräche und Erbauungsftunden hinarbeiten. Außerdem hält
die Gefellfchaft an verfchiedenen Orten Borrathslager von ib:
ren Tractaten. Die Gefellichaft befitt ein (Bis jett noch mit
Schulden belajtetes) Haus, worin fid) neben einem geräumigen
Saal zu den Zufanmenfünften eine, außer erbaulichen aud)
Schriften aus dem Gebiet der ſchönen Literatur, Geſchichte,
Reiſebeſchreibungen ꝛc. enthaltende Leihbibliothek und eine Her-
berge für Handwerkslehrlinge befinden. Die Jahreseinnahme
der Gefellichaft betrug von Mai 1859—60 12,889 fl. 5 kr.,
worunter 2830 fl. ordentliche und außerordentliche Beiträge.
Im Jahr 1859—60 wurden verbreitet: 261,260 Exemplare
von Schriften und 148,395 Bilder.
c) Die jogenannte evangelifhe Bücherftiftung in
Stuttgart ift ein Privatverein, welder ältere und neuere reli-
giöſe Bücher von verſchiedenen Verfaſſern, befonders Gebet:
bücher, Predigten und Lieberfammlungen, Bibelerflärungen x.
pruden läßt und durch Bermittlung ver evangelifchen Geſell⸗
89
ſchaft um die Selbftloften verkauft. Der Verein befitt weder
Bermögen, noch ein aus Beiträgen fliefendes Einkommen;
freiwillige Darlehen gewähren die für die Herftelung ver
Bücher nöthigen Vorſchüſſe auf fo lange, bis fie durch ten
Verkauf derfelben wieder bezahlt werden können.
Für die Benrtheilung des religiöfen Lebens in den ein»
zelnen Gliedern der evangelifhen Kirche ift auch die Bethei⸗
ligung an der Ouftav-Abolph-Stiftung und an den Miffions-
Anftalten von Intereſſe.
Seit dem Jahr 1843 befteht in Württemberg ein Haupt»
Berein der zu Hebung der Noth evangelifcher Glaubensgenofjen
in und außer Dentichland (mittelft Unterftügung bei Erbauung
ihrer Kirchen, Pfarr» und Schulhänfer, Dotirung ihrer
Pfarreien und dergl.) im Jahr 1834 gegründeten und 1843
bis 1845 neu organifirten Guftav-Adolph- Stiftung mit
51 Zweigvereinen, wozu in neuerer Zeit auch 2 Frauenvereine
hinzugekommen find. Die Einnahmen wechjelten mit Aus»
nahme des erften Jahres, wo fie nur 4790 fl., und des zwei⸗
ten, wo fie 17,742 fl. betrugen, zwiſchen 8217 fl. (18°/se) und
13,147 fl. (18°%/eo) und beliefen fih im Ganzen von 1843—60
auf 177,584 fl., im Durchſchnitt jährlich auf 10,446 fl, welche
nach Abzug von etwa 3% Berwaltungsfoften ganz auf Unter:
fägungen verwenbet wurden.
Die Miffions-Anftaiten zur Berbreitung des
evangeliſchen Glaubens haben in Württemberg von jeher
eine fehr rege Theilnahme gefunden und e8 erhält beſonders
die Basler Miffionsgefelfchaft fomohl namhafte Beiträge an
Geld und Naturalien, ald auch einen großen Theil ihrer Leh—
ver und Zöglinge aus diefem Lande. Im neuerer Zeit werben
auch für andere Miffionsanftalten, z. B. die Herrenhuter,
nicht unbeträchtlihe Sammlungen gemadt. In vielen Ort-
haften beftehen bejonbere Vereine zu dieſem Behuf, worunter
die fogenannten Halbbatenvereine, deren Mitglieder wöchent⸗
ih 1—2%. für Mifftonszwede geben, wodurch ſelbſt in man-
hen MHeineren Orten mit weniger als 1000 Einwohnern 50
bis 100 fl. und nod mehr in Einem Jahr zufammen gebracht
werben. Den Gejammtbetrag der Leitungen ver evangelifchen
90
Einwohner Württembergs für Miſſſonen anzugeben, ſind wir
nicht im Stande; wir vermuthen, daß er 100,000 fl. im Jahr
überſteigt.
9. Armenpflege.
Die Unterſtützung der Armen iſt in Württemberg, ſoweit
nicht beſondere privatrechtliche Verpflichtungen oder milde
Stiftungen ausreichen, Obliegenheit der politiſchen Gemein-
den und in gewiſſen Fällen der Oberamtsbezirke; woneben
jedoch die Privatwohlthätigkeit, zumal bei den beſchränkten
Mitteln mancher politiſchen Gemeinde, vielfach in Anſpruch
genommen wird. In das Gebiet der kirchlichen Statiſtik ge⸗
hört zunächſt nur diejenige Armenpflege, welche mit kirchlichen
Einrichtungen verbunden iſt, oder einen vorherrſchend confeſ⸗
ſionellen Charakter hat. Das Letztere iſt namentlich bei man⸗
hen Ausflüſſen der Privatwohlthätigkeit der Fall, weßhalb
wir bie hervorragendſten Erſcheinungen dieſer Art nicht ganz
übergehen zu dürfen glauben.
Es ſind dieß:
a) Die Privatvereine für Kinderrettungsanſtalten.
Diefelben beſtehen in 33 evangeliſchen Decanatsbezirken theils
in einzelnen Orten, theils (die Mehrzahl) ven ganzen Bezirk
umfafjend. Sie jammeln freiwillige Beiträge an Geld und
Naturalien, welche theils zur Unterbringung armer und ver⸗
wahrloster Kinder in einzelnen Yamilien, theils zur Unter-
haltung der neben den Staatswaifenhäufern beftehenden Ret⸗
tungsanftalten verwendet werben. Im evangelifchen Theil des
Landes gibt e8 17 folde Anftalten, wovon diejenige zu Reut⸗
lingen mehrere Filialien befist. Die Zahl der darin aufge-
nommenen Kinder, meiftens im Alter von 6—14 Jahren, bes
trägt gegenwärtig 10—1100, ihr jährlider Gefammtaufwand
an Geld und Naturalien, wozu die Mittel theilmeife aus
Beiträgen des Staates, der Gemeinten, Körperſchaften und
wilden Stiftungen, Koftgelvern und eigenem Vermögen ver
zum Theil mit Grundbeſitz ausgeftatteten Anftalten, zum grö-
Beren Theil aber aus freiwilligen Gaben fließen, 70—80,000 fL
Pl
Für die Fatholifche Bevölkerung bes Landes beitehen 4,
für die ifraelitifhe eine ähnlich eingerichtete Privat⸗Rettungs⸗
Anftalt.
b) Die für beide chriftlihe Confeffionen beftimmten
Staatswaijenhäufer in Stuttgart und Weingarten, Letz⸗
teres mit einer Rettungsanftalt für Vagantenkinder verbunden,
infofern fie einen Theil ihres Einkommens aus Kirchenopfer
beziehen, welches je Imal im Monat, ſodann bei Tanfen und
Hochzeiten, für fie gefammelt wird und in den Kirchen beider
Confeffionen zujammen vom 1. Juli 1859 — 60 20,942 fl.
38 fr. betrug. Sie erhalten außerdem verfchiedene freiwillige
Beiträge (185960 5,278 fl. 10 fr.), ſodann gewiſſe Spor-
teln und Zuſchüſſe aus der Stantskaffe, welche im Jahr 18°%/eo
46,150 fl. ausmachten, und befiten ein Grundſtocksvermögen,
das bei beiden zufanmen im leßten Jahr 11,324 fl. 39 fr. Er»
trag gewährte. Sie verpflegen nahezu 600 (nad den neueften
Jahresberichten 568) Kinder von 8—14 Yahren, morunter
‘/stel bei einzelnen Familien in Koft gegeben ift und */stel in
den Anftalten jelbft erzogen werden und forgen außerdem für
die Berufsbilvtung von nad) den neueften Berichten 374 Zög⸗
lingen über 14 Jahren durch Bezahlung von Lehrgeld und
Ueberwachung der Lehre. Der Gefanmtaufwand für die lau-
fenden Ausgaben beider Waifenhäufer im Jahr 18°%/eo belief
fh auf nahezu 84,000 fi.
e) Die evangelifhen Vereine für Armenunterftüßung
in Friedrichshaſen und Gmünd, welche zwar auch Fatholifchen
Armen ihre Hülfe zuwenden, aber Doc) vorzugsweife die Be⸗
ſtimmung haben, die unter der dortigen vorwiegend katholiſchen
Bevölkerung zerftreuten Evangeliſchen, beſonders ſolche, welche
keinen Anſpruch auf öffentliche Stiftungen und Armenanftalten
haben, zu unterftügen. (In ähnlicher Weije befteht in Ulm
ein Wohlthätigkeitsverein für Katholifen.)
d) Mehrere Bereine für arme Confirmanden, um
biefelben zur Heiden und in Handwerislehren unterzubringen.
In Gegenden, wo unter Fatholifcher Bevölkerung zerſtreute
Confixmanden wegen zu großer Entfernung von dem Pfarr-
92
ort den Confirmationsunterricht nicht von ihrer Heimatb aus
befuchen können, erhalten fie im Falle der Bedürftigkeit
aus ven Mitteln des Confiftoriums Beiträge zu Koft und
Wohnung. |
e) Das evangelifhe Frauenftift in Kirchheim u. T.
Diefes bietet in einem dem Stift gehörenden Gebände mit
Garten einer Anzahl von etwa 26 einzeln ftehenden rauen
eine Heimath und forgenfreieres Alter. Diefelben geben jähr-
fihe Einlagen für die Bebürfniffe des Haufes und befhäftigen
fih mit Werken riftlicher Liebe, Krankenpflege, Verfertigung
von Rleidungsftüden, Erziehung armer Rinder zc.
f) Die Guſtav Werner’ihen Auftalten. Mit Einfchluß
der ſchon oben genannten Rinverrettungs-Anftalten enthalten
und befchäftigen die von Werner in Reutlingen und 23 ande-
ren Orten eingerichteten verfchiedenen gewerbliden und land»
wirthfchaftlihen Unternehmungen (Majchinenfabrit, Papiere
fabrit, Spinnerei, Weberei, Striden und Hädeln) ungefähr
500 erwachjene Berfonen und 800 Kinder und junge Leute
von 2—20 Jahren, worunter viele Gebrechlice, zu ſchwerer
Arbeit Unfähige; mobei das in den religiöfen Anſchauungen
des Vorſtands und feiner Anhänger wurzelnde Princip ber
Semeinfchaftlichkeit der Arbeit und des Unterhalt die Grund⸗
lage bildet, fo daß diefe Anftalten zugleich Werkftätten für
Arbeitsfähige und Zufluchtftätten für Berlaffene und Schwade
find.
g) Die evangelifhe Diaconifjenanftalt in Stutt-
gart, gegründet 1855, welche nach dem 6. Jahresabſchluß am
30. April 1861 41 Mitglieder zählte, wovon 12 im Katha-
rinen-Hofpital in Stuttgart, 10 im Bürger- und Dienft-
boten = Hofpital in Ulm Dienfte leiften, die übrigen theils
im Anftaltsgebäude felbft, theil® auf Verlangen in Privat
häufern gegen eine mäßige Vergütung die Krankenpflege be=
forgen. Die Diaconiffen erhalten Unterricht in der Kranken
pflege, Chirurgie und Klinik, fodann in einigen Realien, dem
Singen und der Religion. Die Zahl der im legten Jahr ver-
pflegten Kranken betrug in Stuttgart (neben dem größeren
9a
Theil von 2483 Kranken im Katharinenhofpital) in und außer
dem Haufe 135, in den beiven Spitälern in Ulm 1057. Die
lanfenden Einnahmen ber Anftalt betrugen 13,358. fl. 10 kr,
worunter 3770 fl. 6 fr. Pflegegelder, 1960 fl. Beiträge von
ben Hofpitälern zu Stuttgart und Ulm, das Uebrige Legate und
fonftige Beiträge und Zinfen; die Ausgaben für Haushaltungs-
und Berwaltungskoften 6,635 fl. 32 fr., woneben 4000 fl.
rüdftändige Schuld für das Haus abbezahlt, 1253 fl. zur
Bermehrung des nun auf 5210 fl. angewachlenen Verſor⸗
gungsfonds für dienftuntüchtig gewordene Schweftern verwen⸗
det und noch ein Kleiner Reſervefonds angelegt werden konnte.
h) Die meiftens unter der Yeitung der Geiftlihen und
der Pfarrgemeinderäthe ftehenden freiwilligen Vereine für
Krankenpflege in faft allen größeren und manchen kleineren
Drten des Landes. Die Mehrzahl derjelben befteht aus Fu-
milien, welche fih zur Abreihung von Koft an arme Kranke
vereinigt haben; bei Manchen werden aber anch Geldbeiträge
gegeben und für Kleider, Betten und fonftige Bedürfnifje ber
Kranken ohne Unterfchied der Konfefjionen, verwendet. Nach
den eingelommenen Notizen umfaſſen die regelmäßigen Ver-
eine diefer Art im Ganzen 3—4000 Mitglieder; moneben
übrigens im Einzelnen Bieles in diefer Richtung ohne befon-
dere Bereinigung geleijtet wird.
Die fonftigen, keinen confeffionellen Charakter an ſich tra⸗
genden, zahlveihen Anftalten und Vereine zur Unterftigung
von Nothleivenden, 3. B. Seilanftalten fir Kinder, für Ver:
krümmte, Blöpfinnige, Taubſtumme und Blinde, die Vereine
für verſchämte Hausarme, für Unterftügung älterer Honora—
tiorentöchter, für brodlofe Arbeiter, zur Bekleidung armer
Pandleute, zur Abjchaffung des Haus- und Straßenbettels,
für entlaffene Strafgefangene, ten Ernte- und den Herbfts
Berein für fittlihe und ökonomiſche Rettung herabgefommener
Familien und Pflege Berlaffener, werben hier un fo mehr zu
übergehen feyn, da ung zur Zeit nur fehr bürftige ftatiftifche
Notizen iiber ven Umfang ihres Wirkens zu Gebot ftehen.
94
Auf.mandye weitere, das Gebiet der kirchlichen Statiſtik
berührende Fragen, z. B. wie die kirchlichen Vorſchriften
beobachtet werden? welcherlei Uebertretungen vortonmen, in
welcher Zahl und wie fie beftraft werden? wie fi der Ein-
fluß des kirchlichen Lebens auf die fittlichen und intellectuellen
Zuftände äußert? vermögen wir für jett nicht einzugehen.
Statiftik eines altwürttembergifchen Dorfes vor
70 Jahren und jeßt.
In der Bibliothek des ftatiftiich-topographifhen Bureau's
befindet fih nnter dem Titel: „Beſchreibung des Herzoglid
MWürtembergifchen Marktfledens Kornweſtheim im Jahr 1787
eine Handfchrift, die in mehr als Einem Betracht eine Be⸗
ſprechung in diefen Jahrbüchern verdienen dürfte*). In nicht
weniger ale 54 Kapiteln, auf 250 Folioblättern wird bier eine
Statiftil jenes Dorfes gegeben, wie fie gründlicher, erſchöpfen⸗
der, zuverläfftger fchwerlicd von irgend einem kleineren Orte
aus früherer Zeit gefunden werben mag **). Der Verfaſſer
*), Ein zweites Exemplar ift auf der Kön. Staatsbibliothek,
ein drittes auf dem Rathhaus zu Kornweftheim; ob das Original
noch eriftirt, ift uns nicht befannt.
**) Die Ueberjchriften der 54 Kapitel find: 1) Geſchichte. 2)
Bevölkerung (10 Folio-Blätter). 3) Gebäude. 4) Markung. 5) Gär-
ten. 6) Wieſen und Länder. 7) Aeder. 8) Weinberge. 9) Brad-
ban. 10) Pferde» und Viehzucht. 11) Strohertrag. 12) Walbungen,
Plantagen und Remifen. 13) Allen und Straßen. 14) Steinbruch.
15) Leimengrube. 16) Kirchhöfe. 17) Gänsbach. 18) Bronnen.
19) Lehen⸗ und Gülthöfe. 20) Herrſchaftliche Theilgliter. 21) Zelg-
liche Gültäder. 22) Zehendfreie Güter. 23) Schäferei. 24) Mühlen.
25) Oberherrlichfeit. 26) Oberamt. 27) Schultheißenamt. 28) Ma-
giftrat. 29) Gericht. 30) Untergangsgeridht. 31) Imventar und
Waifengericht. 32) Polizeiämter. 33) Fledendiener. 34) Dorforb-
nungen. 35) Forſtgerechtigkeit. 36) Jagdgerechtigkeit. 37) Jagddienſt
und Frohn. 38) Herrfchaftlihe Gebäude. 39) Herrſchaftliche Regalien
96
der Schrift ift der damalige Oberamtmann bes Bezirks, in
weldem Kornweftheim lag und liegt, Negierungsrath Kerner
in Ludwigsburg; jener Vater brei hochbegabter Söhne, von
dem uns des jüngften und befannteften Sohnes, Yuftinus,
Mittheilungen im „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ ein
ebenfo gemüthliches als würdiges Bild entwerfen. Auch in
der Selbftbiograrhie Schubarts gefhieht des Mannes rühm-
lihe Erwähnung. Wenn uns jdon die Schilderung des
Sohnes den eifrigen, einfichtsvollen, humanen und gebilveten
Beamten erkennen läßt, fo finden diefe Eigenfchaften in dem
Manuſcripte allenthalben die vollfte Betätigung. Schen das
mühjame Unternehmen jelbft befundet das über den Kreis bes
Gebotenen hinausgreifende Intereſſe für fein Amt; die Sta-
tiftit war damals den Namen und ber Sache nad in Deutſch⸗
land noch eine fehr junge Disciplin; der Berfafler kennt die
einfchlägige Literatur; er will ausdrücklich eine „flatiftifche“
Beihreibung geben; er fpricht von Süßmilchs „ſchönem Werke“
und citirt verſchiedene volkswirthſchaftliche und polizeiwiflen«
ſchaftliche Schriften jener Zeit. Er hat eine hohe Meinung
von dem praftifhen Werth ver Statiftif *) und ift voll von
und Einfünfte. 40) Kirchliche Verfaflung. 41) Mößner⸗ und Schul-
meifteramt. 42) Einfünfte der Bebenhaufer Stiftung, 43) des hei-
ligen St. Martin. 44) Allmofenamt. 45) Verhältniß mit gemeiner
Landſchaft. 46) Berhältniß gegen Stadt und Amt. 47) Verglich mit
der Amtsftabt. 48) Geredhtigfeiten und Communeinfünfte. 49) Bür-
gerliche Gerechtigkeiten. 50) Beiſitzrecht. 51) Moralifher Charakter.
52) Gewinnft des Feldbaus. 53) Bon ber Zerſtücklung ber Hofe
und Lehngüter. 54) Vorſchläge zur Verbeſſerung des Wohlſtandes.
Außerdem finden fih noch 8 Beilagen, worunter ein Berzeichniß
aller Bürger, eine tabellarifche Bejchreibung ber 36 Hof- und zehn
güter, eine Erntetabelle von 9 Fahren.
*) Ueberzeugt — fo leitet er bie Beichreibung in einem vor⸗
wort an den Leſer ein — daß ein Ortsvorſteher nur alsdann den
Wohlſtand der ihm anvertrauten Communen zweckmäßig bewirken
kann, wenn er eine genaue Kenntniß von der Localverfaſſung der⸗
ſelben beſitzt, habe ich mir als Stabsbeamter des Herzoglich Wür⸗
tembergiſchen Oberamts Ludwigsburg angelegen ſeyn laſſen, ſelbige
von den dahin gehörigen Ortſchaften zu erwerben und die dahin
9
den, freifinnigern Anſchauungen vollswirthichaftlicher Dinge,
die ſich damals in Deutſchland Bahn brachen. Obwohl erft
43 Sahre alt, bekleidete er im Jahr 1787 das vom Vater
ererbte Amt ſchon ſeit 18 Jahren und iſt mit allen Verhält⸗
niſſen wohl vertraut. Seine Quellen find: durchaus officieller
Natur und beſtehen in den Lager⸗, Steuer⸗, Kirchenbüchern,
Communrechnungen 2c., die feiner Regiſtratur angehörten ober
ihm zur Verfügung ftanden. Er beflagt nur, daß es ihm
nicht. möglich geweſen, auch noch die Alten anderer Kanzleien
zu benügen, und eine genaue Vermeſſung und Zeichnung der
Grundſtücke voruehmen zu laſſen, wiewohl der Handſchrift
eine reinliche und, mit den jeßigen Flurkarten verglichen,
ziemlich genaue Zeichnung ber Markung beigelegt ift. Wie
das „Bilderbuch aus der Knabenzeit“ den Vater als eifrigften
Gartenfreund und erfahrenen Obftzüchter fchilvert, fo zeigt
auch die Beichreibung ein über den Nothbevarf des Amtes
binausreihendes Verſtändniß und Interefje für die landwirth⸗
fchaftlihen Dinge, auf deren Gebiet damals die großartigften
Kenerungen noch in Trage ftanden. Es mag wohl feyn, daß
jener Schubart, der damals mit jo viel Eifer und Erfolg für
den Kleebau wirkte, der Anerkennung und Bewunderung Ker-
ners noch ungleich ficherer war, als Schubart, der hausbe-
freundete Dichter. Mean darf nur mit Kerner Dorfbefchrei-
bung das nächſte befte geographiſche oder ftatiftifche Buch jener
einfchlagenden Nachrichten zu fammeln, wozu mir infonberheit bie
anberwärtige Einrichtung ber Oberamteiregiftratiur, welche ich unter-.
nommen, Gelögenheit gegeben. Dieſe gefammelten Nachrichten aber
haben bei mir den Entſchluß erregt, hieraus ein Ganzes zu machen
und aus folhem eine ftatiftiiche Befchreibung von dieſen ſämmtlichen
Drtfchaften zu entwerfen.
Es wird dann meiter bemerft, daß ber Verfafler mit Korn:
weſtheim, als dem vworzüiglichften unter den damaligen Amtsorten
bes: Bezirks, den Anfang gemadt, ber Schwierigfeit ber Sache aber
und fonfliger Amtegejchäfte wegen bie Ausbehnung auf weitere
Amtsorte aufgegeben habe, jedoch bei ber Befchreibung von Korn-
weftheim deßhalb umftänbliher geweſen fey, um ſich bei ber von
andem Ortjchaften barauf beziehen zu können.
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 7
98
Zeit vergleichen, z. B. die in demfelden Fahr 1787. erfchienene
Sergraphie und Statiftit Würtembergs von W. H. Korn, um
nad, Anlage, Inhalt und Urtheil große Unterfchiede zu Gun-
ften der erfteren zu bemerken. Nach Yorm und Sprade ift
der Handſchrift ein gewiſſer gemüthlich-trockener Kanzleiftyl
eigen, ber von dem damaligen jugendlichen Aufihwung ver
deutſchen Literatur noch wenig Notiz zu nehmen für nöthig
erachtet hat.
Wenn ſomit unfere Handſchrift ſchon um ihrer felbft
willen, und wäre es auch nur in literargefchichtlicher Bezie⸗
hung, Beahtung und Beſprechung in den der vaterländifchen
Statiftif gewidmeten Blättern verdient, fo dürfte fich wohl
ein.nambaft erhöhtes Intereſſe an dieſe Meittheilungen knüp⸗
fen, wenn wir den Zahlen und Thatfachen von den achtziger
Jahren durch alle Rubriken die jeßigen zur Seite ftellen,
wenn ſich die Berichterftattung zu einer Vergleihung der Zu⸗
ftinde eincs .altwürttembergiichen Dorfes vor 70 Jahren und
jet erweitern läßt. Wenn die Statiftif fonft, um ihre Schlüffe
zichen zu können, große Ziffern und. mafjenhafte gleichzeitige
Beobachtungen erforvert, in weldhen ſich die Zufälligkeiten ber
einzelnen Exrjcheinungen und die unvermeidlihen Mängel der
Erhebungen im Kleinen wieder ausgleichen, fo fünnen ihr aud
bei einem nur kleinen Object gleichwohl zuverläffige Grund
lagen eines Urtheils geboten werden, wenn die Zeitpunfte ber
Beobadytung zahlreich oder weit auseinander liegend find. Die
Größe der zeitlihen Diftanz ergänzt die Kleinheit des Ob⸗
ject8, fobald nur die Bedingungen der Vergleichbarkeit in ber
Zwifchenzeit nicht abhanden gekommen find, Der Zeitraum
von 70 Jahren umfaßt aber zwei volle Generationen. Wenn
wir Die in der Mitte des reifen Mannesalterd Stehenden als
die Vertreter des jetigen Geſchlechts betrachten bürfen, fo
wurben deren Väter etwa vor 70 Jahren geboren und ihre
Großväter ftanden damals in dem herrichenvden Lebensalter.
In der deutſchen Geſchichte findet ſich aber ohne Frage kein
zweiter Zeitraum der gleichen Dauer, der ſo reich an den
großartigſten Veränderungen des politiſchen, ſocialen und
wirthſchaftlichen Lebens wäre. Es möchte intereſſant ſeyn,
auch auf dem Wege einer ſtatiſtiſchen Vergleichung zu ſehen,
9
was ſich als das ruhige Facit jo vieler unruhiger Bewegun⸗
gen ergiebt, in welden Ziffern und Thatjachen der Statiftif
fi) der. Niederſchlag jo großer Veränderungen in den behar-
renden Zuftänden eines einfachen Bauerndorfes ausdrädt, ob
und wieweit ſich die Grundformen des geſellſchaftlichen Lebens,
deren Durftellung die Aufgabe ver allgemeinen Statiſtik ift,
verändert: haben, weldye Ereigniffe in dem “Dorfleben ihre
Spuren zurüdgelafien haben und von melden es unberührt
geblieben ift. Die vielerörterte Yrage, ob man mit Recht oder
Unredt von ben guten alten Zeiten ſpricht, und ob die Lage
der Großväter im Ganzen eine glüdlichere und beſſere als die
der Enfel war, künnte, wenn fie überhaupt als richtig geftellt
und beantwortungsfähig angejehen werben will, gewiß für
ein beftimmtes Land nur auf der Grundlage von einer Reihe
folder Unterfuhungen, wie bie hier beabfichtigte ift, zu löſen
verfucht werben. Ueberdieß mag es, von allem Geſchichtlichen
abgejehen, auch an ſich fchon einen gewiffen Werth und Reiz
heben, während fonft die Statiftil fi nur mit einem Groß-
Geſchäft befaßt und ihren Umfag in Millionen zu machen:
liebt, nachzufehen, ob fih ihre Methoden und Geſetze aud in
der conkreten Erſcheinung, in dem Haushalt eines einzelnen
Wohnplatzes noch erkennen laſſen und bewähren.
Das Dorf Kornweftheim ſcheint fih uns aber als Beir
fpiel einer folden Bergleihung befonderd darum zu eignen,
meil alle weientlihen Grundlagen der Bergleihung unverän-
dert geblieben find. Es ift noch jeßt, wie damals, ein Dorf
von ausſchließlich bäuerlichen Beſitzern mit einer Anzahl ber
gewöhnlichen vörflichen Handwerker; und zwar gehürt es jekt
wie damals nad altwürttembergiihen. Maßſtab zu ben wohl-
habenven und georbneten Ortichaften. Es hat in ber. Zwi⸗
ſchenzeit teinerlei bejondere und außerordentlihe Schidjale ge⸗
habt, . aber an dem Wechjel der Zeiten, an TIheurung und
Ueberfluß, an Kriegsnöthen und Epivemien, wie fie im Lauf
von Jahrzehenden vorzukommen pflegen, fein orbentliches Theil
genommen... ES zeigt ſich durchaus eine ftefige und normale
Fortentwicklung gegebener Zuftände unter derjenigen Einwir-
tung allgemeiner Zeitbewegungen, melde die landwirthſchaft⸗
Uden und bürgerliden Berhältnifie berühren konnten und
7*
100
mußten, jo daß man in gewiſſem Sinne wohl berechtigt ift,
dem DBeijpiele zugleich einen typifchen Charakter beizulegen.
Die unverändert gebliebene Markung hat einen Umfang
ton 4607 württemberg. Morgen (= 0,263 DMeilen —= 5666
preuß. M. — 1451 Hectaren). Sie bildet ein wellenförmiges,
1000—1100 württemberg. Fuß über dem Meer, 3—400 Fuß
über dem nahen Nedarthal fich erhebenves Plateau, und bildet
als öftlihes Ende einen Theil des fogenannten Strohgäu’s,
einer Ähnlichen, mehrere Stunden gegen Weften in das Ober»
amt Leonberg fich erftredenden Hochebene. Eine Unterabtbheilung
pefielben, das jogenannte lange Feld, umfaßt die Markungen der
Nachbarorte Möglingen und Pflugfelden und ven weftlihen Theil
der Markung von Kornweitheim. Die Gegend gehört der
Mufchellaltformation an; das Plateau ift zunächft mit der
Lettenkohlengruppe, und diefe mit einem tiefgründigen Diln-
viallehm überlagert. Das Feld ift als Plateau für ven Wein-
bau nicht geeignet; aud für natürliche Wiefen ift trog dem
Reichthum des Orts an Quellen und Brunnen wenig Raum;
Waldung fehlt beinahe ganz. Dagegen treffen für den Ge-
treidebau alle Bebingungen zufammen und ver Kornreichthum
bes Ortes hat den urjprünglichen Namen Weitheim in Koru⸗
weftheim verwandelt. Ein Kornbüfchel bilvet das Fleckenwap⸗
pen. Stroh nad Kornweitheim führen, beißt in der Umge-
gend fo viel al8 Eulen nad) Athen tragen. Die mittlere
Temperatur wird zu 7, Grad Reaumeur anzunehmen jeyn;
das Klima ift im Vergleich mit dem angränzenden Nedartbal
etwas rauher und winbiger ; Hagelſchlag und ſchädliche Früh⸗
lingsfröfte find felten. Drei Lettenkohlenſandſteinbrüche liefern
treffliche Werkfteine ; Bau⸗ und Brennholz muß von Außen
geholt werden.
Der Ort liegt in dem Herzen des altwürttembergifchen
Landes und gehört zu deſſen älteften Beſtandtheilen. Die
Hauptftadt des Landes ift zwei Stunden, die Kreis⸗ und Gar⸗
nifonsftadt eine Stunde entfernt. Mit beiden ift der Ort
durch die Eifenbahn, wie früher ſchon durd die erſte Staats⸗
ftraße des Landes verbunden. Die Einwohner gehören nad)
Stamm und Mundart: zu den ädhteften Nieverfchwaben,; das
evangeliihe Belenntniß ift feit dem Anfang ber württem⸗
101
bergiſchen Reformation ausſchließlich herrſchend. Die Nähe grö-
erer Stätte hat auf die bäuerliche Tracht und Sitte noch
wenig eingewirft.
Wenn wir nun einerfeitS an der Hand der Kerner’schen
Dorfbeſchreibung von 1787, und andererſeits nad den Anga⸗
ben der vom ftatiftifch=topographifhen Bureau herausgegebe:
nen Oberamtöbefchreibung von Ludwigsburg vom’ Jahr 1859,
fowie auf Grund anderwärtiger zuverläffiger Erhebungen ber
Frage näher treten, was fi im Lauf von 70 Jahren inner-
halb der obigen gemeinfanen, natürlichen und gefchichtlichen
Grundlagen anders geftaltet und entwidelt hat, fo würde es
wohl in ein allzu locales und ermüdendes Detail führen, wenn
wir nad) allen den 54 Rapiteln der Kerner'ſchen Handſchrift
die. damaligen und jebigen Verhältniffe vergleichen wollten.
Bejouder8 muß eine Beſchränkung in denjenigen Abfchnitten
geboten erjcheinen, Die nicht etwas für den beftimmten Ort
Charalterifirendes enthalten, fondern in's Gebiet allgemeiner
politiicher und ftaatsrechtliher Erörterungen eingreifen. Hie⸗
her gehören befonders die allgemeinen Berhältniffe und Eins
richtungen der Gemeindeverfaffung, bie Stellung zu Stabt
und Amt und zur Landfchaft, pie Gerichtsbarkeit und Polizei⸗
fahen. Alles dieß gehört der allgemeinen politifchen Landes⸗
gefchichte an und war damals, fo wenig wie jegt, in Korn⸗
mweftheim anders, als in andern altwürttembergifchen Orten.
Ebenſo wird es andererſeits geboten feyn, bei Darftellung der
Grundlaſten die Gründlichkeit nicht fo weit zu treiben, daß
der Auszug aus den Ortslagerbücdhern, den Kerner. gibt, und
die verwirrende und bunte, faft bei jevem Uder wieder abmei-
ende Mannigfaltigfeit von Befitrechten wiedergegeben würde.
Der übrige Stoff aber dürfte von ſelbſt in zwei größere
Gruppen, in die fogenannte Bevölferungsftatiftif und in bie
Darftelung ver wirthſchaftlichen Verhältniſſe zerfallen. Das
Menige, was zmifhen oder außerhalb diefer beiden Rubriken
tiegt, wird fih ohne Zwang an geeignetem Orte einfügen
laſſen.
102
1. Bevölferung.
Die Bevölkerung von Kornweftheim betrug im Yahr 1787
nach unferer Handſchrift 838 ortsanweſende PBerfonen neben
29 Abweſenden.
Diefe Bevölferungsziffer giebt zunächſt zu Bergleihungen
nad rüdwärts Anlaf.
Nach einem alten Steuereinzugsregifter von 1595 waren
in Kornweſtheim 143 Steuercontribuenten, woraus Kerner
nach der Analogie anderer, ihm befannter Beifpiele, eine Bes
völferung von 620 Einwohnern beredinet. Da auf das Jahr
1595 in Württemberg nod) 23 Friedensjahre bis zum Beginn
bes 30jährigen Krieges folgten, fo darf wohl angenommen
werden, daß die Einwohnerzahl vor Ausbruch deffelben fich
auf 700 belief. Nun aber folgten die entjeglihen Drungfale
dieſes Krieges, Wenn auch die Ziffern darüber nicht genau
zufammenftimmen, fo find fie doch beredt genug. Ein Stener:
einzugsregifter von 1632 zählte noch 112 Kontribuenten, was auf
450-500 Einwohner hinweifen würde. Im September 1634
aber, nach der Nörblinger Schladyt, überfielen vie fiegreichen
Schaaren das von vielen Einwohnern bereits verlafjene Dorf *).
Im folgenden Jahr, nad dem Abzug der Feinde und ber
Rückkehr ver Geflohenen brach die Peſt aus, die in Stuttgart
4379, in Cannſtadt über 1500, in Kornweſtheim 316 Perfonen
wegrafite. Auch in den Yahren 1639 und 1643 flüchtete ſich
von Neuem die ganze Bürgerfchaft. Weber die Zeit nach dem
Kriege fehlen nähere Angaben; gegen das Ente des Jahrhun⸗
derts aber brachten die franzöfiichen Einfälle neue Verheerun⸗
gen. Im Jahr 1693 erlitten 100 Familien in Kornmweftheim
einen zu 84,866 fl. berechneten Kriegsſchaden. Die Zahl der
*) ‚Die fpanifchen Soldaten verlangten eine Braudſchatzung
von 2000 Thalern, und da die Bürgerfchaft ſolche nicht zur bezahlen
vermögend war, jo führten fie den damals 73jährigen Pfarrer Sa⸗
muel Kuoch gefangen mit fih weg, welder fofort nad) Berfluß von
14 Tagen bei Klingenberg über dem Main ftarb und auf freiem
Felde begraben wurde.“
105
Steuercontribuenten war nach dieſem Einfall noch zu 50 ans
gegeben, ftieg aber in ven folgenden Jahren, wahrfcheinlich
durch die Rückkehr der Geflohenen, bald wieder auf 100, ſo
daß am Ende des Jahrhunderts die. Einwohnerzahl von Ker-
ner auf etwa 430 berechnet wird. ‚Erft in den 7Oger Jahren
des 18. Jahrhunderts, alfo Binnen eines: Zeitraums von 180
Jahren, erreichte. Die Bevölferung wieder den Stand von, 709,
ven fie vor dem 30jährigen Kriege gehabt hatte; zund es be«
ftätigt fih fo im Kleinen, was im Großen von den altwärt-
tembergifchen Landen angenommen wird, Daß anderthalb Jahr⸗
hunderte. nöthig waren, nur um den Bevölkerungsverluſt zu
erſetzen, den jener furchtbarfte aller Kriege zur Folge hatte.
Bon dem Gang der Bevölkerung in, ven unmittelbar era
angehenden 30 Jahren gibt die Kerner'ſche Handſchrift, ein ger
naues Bild in folgenden Ziffern:
Die Bevölferung betrug in den 10 Jahren von 1758—67
628. 623. 607. 636. 619..612. 623. 624. 640. 649.
Abwejende 86. 83. 109. 92. 87. 44. 69. 72. 60. 70.
in den 10 Jahren von 1768—77
646. 669. 672. 695. 691. 697. 688. 692. 716. 740.
Abwejende 63. 80. 70. 57. 66. 63. 69. 64. 64. 60.
in den 10 Jahren von 1778—87 In.
755. 761. 810. 821. 820. 821. 830. 846. 849. 838.
Abwejenve 48. -49. 49. 45. :45. 40. 43. 35. 21. :20.
Die Zunahme der ortsanwefenden Bevölkerung beträgt
in diefen 30 Yahren 210 Einwohner, aljo 33 Prozent ver
anfänglichen Ziffer von 628 Einwohnern. Der Ueberſchuß
der Geburten über die Todesfälle während tiefes Zeitraums
betrug 195; der Zuwachs der übrigen 15 erflärt fi) durch die
Rückkehr Abweſender oder: durch Hereingezogene aus andern
Drten. Das erfte Decennium, in meldyes der fiebenjührige
Krieg fällt, an welchem fid) Württemberg mit einem mehr als
4 Prozent feiner Bevölkerung betragenten Contingente bethei-
ligte, zeigt einen Rüdgang. Um fo raſcher ift der. Zuwachs
in den 70ger und. 8Oger Jahren. |
Es ift uns nicht möglich gemefen, den weitern Gang ber
Bevölferung von 1787 bis zur Gegenwart mit gleicher Boll»
ftändigfeit von Jahr zu Yuhr darzulegen. Die Aufnahmen
104
vor 1822 gefhahen nit nad) Klaren Principien und nicht mit
gehöriger Unterſcheidung der ortsanweſenden und ortsangehö⸗
rigen Perſonen. Die Ziffern der Staatshandbücher ftehen
weber unter fih, noch mit denen der Pfarrberichte ganz im
Einklang. Die erfte rationelle Aufnahme von 1822 ergab ein
Mehr von 132 Perfonen gegen die im Vorjahr angenommene
Zahl, was darauf: hinweist, daß fchon eine Reihe von Jahren
die Berechnung zu niedrig und auf bie Hereingezogenen nicht
volftändig ausgedehnt war.
ALS Ergebniß genanerer Unterfuhungen und Vergleichun⸗
gen der zahlreihen gegebenen Ziffern glauben wir für die 7
weiteren Jahrzehende folgende Durchfchnittsziffern der Bevöl⸗
ferung bezeichnen zu dürfen:
-für die Jahre 1788-1797 850
1798—1807 960
1808-1817 1070
1818-1827 1120:
1828-1837 1275
1838—1847 1360
1848—1857 1425
AS Durchſchnittsbevölkerung des ganzen Jahrhunderts
von 1758—1857 ergiebt ſich hiernady die Zahl von 1020.
Für einzelne Jahre laffen ſich Die verzugsweife den
Staatshandbüchern entnommenen Ziffern begeichnen :
für 1798 862
1803 936
1808 1008
18232 1107
1826 1118
1828 1169
1829 119
1832 1275
Bom Yahr 1833 —1860 ergab die jährliche Aufnahme der
ortdangehörigen Bevölkerung folgende Zahlen:
1841 1345 1851 1477
1842 1356 1852 1441
1833 1263 1843 1356 1853 1429
1834 1275 1844 1356 1854 1393
105
1835 1298 1845 :1392 1855 1861:
1836 1322 1846 1391 1856 1402
1837 1342 1847 1411 1857 1404
1838 1841 1848 1431 1858 137L .
- 1839: 1331 : 1849 1449 1859 1359
1840 1383. 1850 1465 1860 1373
Da Kerner allen feinen Berechnungen nicht die rtöunges
börige, fondern die ortsanweſende Bevölkerung zu Grunde
legt, fo ift eine genauere Vergleichung nur möglich, wenn wit
für die Gegenwart ebenfalls die Zahl der Ortsanmwefenden zu
Grande Tegen können. Diefe werden aber hur alle drei Jahre
für die Zmede des Zollvereing gezählt. Die legte Zählung
von 1858 ergab für ‚Kornweftheim 1451 Einwohner. Die er⸗
heblihe Differenz zwiichen ven Ortsanwefenden und Ortsan⸗
gehörigen hat jedoch einen fingulairen Grund darin, daß eihe
Heine Parzelle rechtlich zu dem Dorf Kornweſtheim gezählt
wird, die thatfächlih und in allen. hier maßgebenden Bezie-
hungen nicht einzurecdhnen if. Es ift dieß der fogenannfe
Salon, ein zwar ſchon auf ver Markung des Orts, aber vor
den Thoren der Stadt Ludwigsburg gelegenes, früher zu den
Schloßanlagen gehöriges kleines Anmefen, in dem bis vor
Kurzem ein höheres Erziehungss Inftitut, vorherrſchend für
Jünglinge von 14—18 Jahren beftand, das zu dem Dorf
Kornweitheim keinerlei Beziehungen als die des formellen Ge⸗
meinbeverbands hatte, überdieß feitvem wieder eingegangen iſt.
Rechnen wir diefe Barzelle mit 44 Einwohnern ab, fo ergiebt
fi als ortsanweſende Bevölkerung, ‚wie wir fie den weiteren
Bergleihungen zu Grunde legen, die Zahl von 1407, die mit
ver Zahl ver Ortsangehörigen von 1857 (1404) ganz nahe
zuſammentrifft.
Hiernach iſt die Bevölkerung in dem Jahrhundert von
1758—1857 von 628 auf 1407, alſo um 779 oder um 124
Prozent, in ven 70 Jahren feit 1787 um 569 ober um 7
Brozent geftiegen.
In diefen 10 Decennien ift feines für den Fortfchritt ver
Bevölkerung fo ungünftig, ald das lebte, und feine Periode
zeigt ein fo namhaftes und ftetige8 Zurüdgehen, als die Jahre
1852—55 mit einer abfoluten Bevölkerungsabnahme von 1477
106
auf 1361 Seelen, aljo von 116 Seclen oder 8 Prozenten in
4 Jahren.
Die nächſt ungünftige Beriode: ift das erfte Decennium
der Reihe von 1758—67, und das vierte von 1788—97. Die
rafchefte Zunahme dagegen fand in den 7Oger und ten 20ger
Jahren Statt, im Anfang des Jahrhunderts von 1801— 8
und in den Jahren 1844—51.
Die Durchſchnittsbevölkerung während des ganzen Zeit-
raums zu 1020 berechnet, ergiebt ſich eine durchſchnittliche
Jahreszunahme von O,r. Prozent. Die ftärkfte Zunahme mit
jährlich 1,7 °% fand von 1770-80: Statt; eine mit jährlich
1,ss °/o von 1822—32. Wenn man das Jahrhundert von
1758—1857 in zwei gleiche Hälften theilt und für ven Schluß
bes Jahres 1807 eine Bevölkerung von 1000 Seelen annimmt
(1808 waren es 1008), fo ift die Bevölkerung in ber erften
Hälfte um 60, im der. zweiten nur um 40 Prozent der An:
fangszahl geftiegen; oder bei der richtigeren Berechnung nad)
den Durchichnittszahlen ver Bevölkerung in der erften. Hälfte
um jährlich O,ss °/o, in der zweiten um O,s« °/o.
Würde und fönnte die Bevölferung im Ganzen in ten
gleihen Proportionen fortwachſen, fo müßte fie im Jahr 1957
3150 Seelen betragen.
Wenn man die Bevölferung des altwürttembergiichen
Landes nah Abzug der fpüter abgetretenen Orte für 1786 auf
560,000, für jett auf 900,000 Einwohner beredhnen darf, fo gikt
bieß für diefelben 70 Jahre eine Zunahme von 61 Prozent,
fo daß unſer Ort fi in feinem Bevölkerungszuwachs um 10
bis 11 Prozent über den Landesdurchſchnitt erheben würbe.
Die Bevölkerung von 18-Amtsorten des Bezirks Ludwigsburg
wird in der Korn'ſchen Statiftit von Württemberg für 1786
zufammen auf 13516 Seelen angegeben und betrug 1857
22998 Seelen, was eine Zunahme von 70 Prozent ergibt, fo
daß Kornwestheim mit 68 Prozent dem Durchfchnitt des Be⸗
zirtes ziemlich gleihfommt, jevenfall® aber in feiner Weiſe
eine fingulaire StellungNeinnimmt.
107
2. Geburten, Todesfälle, Ein- und Auswanderung.
Die Lifte der Geburten und Todesfälle läßt ſich für den
ganzen Zeitraum von 1758 an geben, und da ſolche genaue
Tabellen über längere Zeiträume jelten, zur Bergleidung aber
in manden Beziehungen für den Statiftifer von Werth find,
[o möge bie Lifte, wenn aud die Sleinheit der Ziffern ihren
unmittelbaren Werth noch fo fehr einſchränken mag, hier im⸗
merhin ihre Stelle finden.
| Mehr od. Mind.
Fahr Bevölk. Gebor. Geftorb. der Geber.
bei ei ei DD RD
> ic S N
1158 68 26 44 — 18
59 623 28 25 43
60 607 16 17 -ı
1761 6386 31 21 +10
2 69 24 1. —7
8 62 18 0 0 —2
64 63 31 17 +14
66 624 23 17 46
66 640 26 24 + 2
67 649 31 23 + 8
68 646 28 27 — 2
69 669 - 81 13 + 18
170 692 33 28 +5
11 695 29 13 + 16
2 691 28 20 + 8
3 697 3 22 + 10
1A 688 80 27 + 3
5 692 28 32 — 4*
76 716 43 21 ch
77 m 4 22 4
78 75 42 23 4
+
+
+
+
O
Mehr od. Mind.
Jahr Bevölk. Gebor. Geftorb. der Geber.
183 821 34 385 — 1
84 830 31 36 — 5
5 8460 42 21 +21
86 849 4 19 + 5
7 838 Mu 23 + 18
88 | 35 26 + 9
8 36 32 + 4
170° 34 43 — 9.
1791 32 26 +6
92 33 26 + 8
93 39 29 + 10
94 . 27 27 +0
9 31 17 +14
96 39 38 + 1
97 41 49 — 8—
98 862 42 29 + 13
99 38 40 — 2
1800 50 45 +5
1801 39 43 — 4
2 50 28 + 22
3 % 68 26 + 19
4 46 19 + 27
5 4 24 + 17
6 46 30 + 16
7 49 44 +5
8 1008 44 29 ‚+1
9 ‚45 29 + 16
1810 49 28 + 19
1811 37 36 +1
12 57 26 +3
13 35 40 — 6
14 42 53 - 1
15 66 25 + 31
16 37 31 + 6
17 39 36 + 3
Jahr Bevölk.
1818
1819
1820
1821
22
23
24
25
26
1107
1118
1169
1195
1275
1273
1275
1298
1322
1342
1341
1331
1333
1345
.19356
1356
1356
1392
1391
1411
1431
1449
:1463
Gebor.
4
‚50
„41
44
88
39
"42
4
48
42
51
Geſtorb.
Mehr od. Mind.
der Gebor.
22
J 165
— 20
|
oo
HH tttttHtr HH HH rt HH HH
ASSBRrKHERME
8 bh du fen (ab ei Ink
m IND OH N OoSHSN —58
D m BD
109
110
2 2er usos2 nun
55 ++ +++t++ ++. Faſſen wir das Ganze nad. Decennien tabellariſch zuſammen,
58 > o war
53 | bie Ducchfchnittt. Zahl d. 1.Gebor. uf Ger 1Geftorb.auf Ueberſch.
= | Beodlter. Geborenen Einw. ſflrbene Einw. D. Geber.
1758—1767 626 254 24,1 39° UM —5
wm
en 1768—1777 690 321 21,5 229 30, 92
Eu FESTES ae 564 2 1 31» "108
1788-1797 850 347 24, 312 27. 35
= 1798— 1807 960 446 21, 328 29,3 118
Bsaswouwmn.ısQ = ’ ’
3288 28253383 1808-1817 100 - M1 242 333 324 . .. 108
1818—1827 1120 432 25,0 324 36, 108
ELZAZSSSESS 18-107 1205 0 DU 3 Me 3 35 34 149
gr ET 160 MT Me 482 Blu 115
18-1857 1485 541 26, 397 38,0 144
a we ET DO m er] ° — — — — — — — —
gu mmem a m 0 zufammen: 1090 4917 241 3250 31, 967
111
Theilen wir das ganze Jahrhundert in feine erſte und
yeite Hälfte, fo beträgt
17581807 1808—1857
die Durchſchnittsbevblkerung 788 1250
die Geſammtzahl der Geborenen 1732 2485
- Eine Geburt auf Einwohner *) 22,6 25
Geſammtzahl der Geſtorbenen 1389 1861
Ein Geftorbener auf Einwohner *) 28,s 33,0
Ueberſchuß der Geburten . 343 624
Die Tabelle zeigt im Einzelnen beträchtliche Schwankun⸗
n, im Oanzen aber eine ftetige Abnahme ſowohl der Ge⸗
ırten, als der Todesfälle. Bei dem großen Antheil, den das
indesalter an ven Todesfällen nimmt, ift bie Abnahme ber
terblichfeit im Wefentliben al® die Folge der verminderten
jeburten anzujehen.
Die Schwankungen find in der erften Hälfte uud naments
ch im erften Dritttheil weit ftärfer, als in ben jüngeren
eriopen.
- Im Jahr 1776 kommt eine Geburt auf 16 Lebende; in
x Tjährigen Periode von 1776—82 auf 19, dagegen im $.
160 auf 38; in der neueren Periode find die Extreme nur
auf 23 und 1 auf 33. Wäre die Fruchtbarkeit in den bei-
*) Zum befleren Verſtändniß biefer Verhältnißzahlen diene fol-
nde den Wappäus’ihen Werke (Bd. J. p. 150 u. 160) entnom-
ene Zuſammenſtellung:
Verhältniß
d. Gebor. d. Geſtorb.
zu d. Bevöllerung
Sachſen 1847-52 —1: 24223 1: 34414
Württemberg 1843-52 ° 24 : 31,99
Preußen 1844—53 : 25,47 : 33,85
Oeſtreich 1842 -51 25,80 : 29,72
Bayern 1842 —51 : 28,33 : 34,65
Niederlande 1845 —54 : 29, : 36,05
Norwegen 1846—55 : 30,35 : 51,
Hannover 184655 : 31,36 : 40,89
Belgien 1847-56 : 32,83 : 80.8
Frankreich 1844-53 : Bm : 41,75
112
den. legten Decennien gleich der im zweiten und dritten, fo
hätten während derſelben 220 Geburten mehr Statt finden
müſſen.
Ebenſo iſt aber auch die Mortalität im Jahr 1758 1 auf
14,.1763 1 auf 15, in ber 6jährigen Periode von 1796 bis
1801.1 auf 21; dagegen im Jahr 1771.1 auf 53, 12691
auf 51. Diefe Wechfel der Mortalität haben ohne Zweifel
ihren Grund in Kinverepinemieen, namentlich den Blattern,
welde, nachdem ihnen der ſchwächlichere Theil der Kinderwelt
zum Opfer gefallen ift, dann für mehrere Yahre.einen um ſo
günſtigern Stand zur Folge haben.
In der neuern Periode bewegen ſich die Extreme ber
Sterblichkeit zwifhen 1 auf 21 (1834 Ruhrepidemie) und 1
auf 44 (1851).
Die Statiftifer nehmen, unter der Vorausſetzung, daß
überhaupt die Zunahme der Bevölkerung ein Zeichen von
Proſperität ſey, mit Recht an, daß derjenige Zuwachs, welcher
mit der geringſten Geburtenzahl erreicht werde, der günſtigſte
ſey. Wenn eine Bevölkerung von 1200 Einwohnern in Einem
Jahr um 12 Einwohner, alſo um 1 Prozent wachſen ſoll, fo
fann dieſes Mehr auf die verjchiedenfte Art entftehen: 3. B.
bei 60 Geburten und 48 Todesfällen, d. b. einer Geburt auf
20 und einem Todesfall auf 25 Lebende; bei 50 Geburten
und 88 Todesfällen, alfo 1 Geborenen auf 24, 1 Todten auf
31,5 Lebende; bei 40 Geburten und 28: Todesfällen, was bie
Proportion 1:30 und 1:42 vorausfegt; bei 30 Geburten und
18 Todesfällen mit ven Proportionen 1:40 und 1:66. Man
fieht an diefen Beijpielen, taß, um ven gleihen Zuwachs zu
erreichen, "bei einer Verminderung der Geburten nicht fchon
eine einfach Proportionale Verminderung der Sterbfäfle hin-
reiht, jondern legtere eine raſch anfteigende Progrefjion er-
fordert. Wenn aljo im Verlauf des Jahrhunderts Geburten
und Sterbfälle gleihmäßig abgenommen haben, jo fragt es
fih, ob die Abnahme der Ietteren der obigen Progreffion ent-
ſpricht.
Wenn nun in den 70ger und 8Oger Jahren bie Berhält-
nifzahlen der Geburten und Sterbfälle fi wie 21:31 ver-
hielten und vie Geburtsziffer fteigt auf 25, wie in ben brei
118
leisten. Decennien, fo. müßte die Mortalitätsziffer gleichzeitig
anf 1:40 geitiegen ſeyn, um nod ben gleiden Zuwachs zu
bewirken. Site beträgt aber nur 1:33,:, was flatt. einem
Jahreszuwachs von 1,5 °/o nur einen von 1,0s %e zur Folge
haben muß. Es dürfte ſich hiebei überhaupt zeigen, daß ein
rafcher innerer Zuwachs in ver Wirklichkeit nur bei großen
Geburtenzahlen möglich ift, fofern eine fo günftige Mor-
talität, wie fte bei kleinen Geburtenzahlen erfordert würde,
ſehr felten feyn maß.
Wenn man dagegen bie ganze erfte und zweite Hälfte ver
100jährigen Periode einander gegenüberftellt, jo ift allerdings
eine Heine Abnahme der Mortalität, auch abgefehen von ver
durch die Abnahme der Geburten veranlaften, zn bemerken;
fofern dem Berhältniffe ver Periode von 1758—1807 (Gebo⸗
rene 1:22,e, Geftorbene 1: 28,5) bei einer Abnahme ver Ge—
burten auf 1:25,: nur eine Abnahme ter Mortalität mit
1:32,5 entſprechen würde, dieſe aber auf 1:33, geſunken iſt.
Jedoch ift dieß worzugsmweife durch die abnormen Verhältniſſe
bes erften Decenniums unferer Reihe 1758—67, und burd)
den Zufall, daß dieſelbe gerade hier ihren Anfang ninmt,
veranlaßt. Schon menn das Jahrhundert von 1760- auf 1860
gezählt würde, wäre das Ergebniß ein wefentlid anderes, da
gleich das erfte Jahr 1758 die auffallenpften Verhältniſſe dar»
bietet.
Die Annahme, daß die Kuhpodenimpfung eine Vermeh⸗
rung ber Population durch Verminderung der Kinverfterblid-
feit bewirkt habe, wird hiernach wenigftens durch unfern Fall
nicht beftätigt, fofern die größere Sterblichkeit, weldhe im vo⸗
rigen Jahrhundert Statt fand, ſich aus der größeren Gebur-
tenzahl auch ſchon bei gleicher Kinderſterblichkeit faſt vollſtändig
erklärt.
Der Ueberſchuß der Geburten über die Todesfälle beträgt
in 100 Jahren 967; da die Bevölkerungszunahme innerhalb
defielben Zeitraums nur 779 beträgt, fo muß. diefe Differenz
fih daraus erflären, daß 188 Perfonen-mehr weggezogen als
hereingezogen find. Nun betrug aber in ven erften 50 Jahren
unferer 100jährigen Periode der Ueberſchuß der Gebinten über
vie Sterbfälle 343, der Bevolletungszuwache dagegen 372, ſo
Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 8
114
daß hier ein Mehr der Hereingezogenen angenommen werbei
muß, und nit nur bie obigen 188, ſondern auch diefe 29
alfo zufammen 217, ausfchlieglih in der zweiten 5Ofährigen
Beriode dur ein Mehr der Weggezogenen zu erllären find,
Ueber diefen Punkt ftchen uns erſt vom Jahr 1833 at
zufanmtenhängenve Notizen zu Gebot.
Es war hiernach
die Zahl der Mehr
Hereingez. Hinausgez. der Hinausgezog.
1833 3 14 4 11
34 15 3 — 12
35 12 12 0
36 10 7 — 3
37 35 20 — 13
38 8 28 + 20
39 36 49 + 13
1840 14 12 — 2
4 19 24 +5
42 25 30 +5
43 11 30 4 19
44 8 10 +2
45 18 9 — 9
46 27 18 — 9
47 28 15 — 13
48 4 10 +6
49 23 11 — 12
150 15 22 + 7
51 24 14 — 10
52 17 82 -> 65
53 1 34 + 23
54 13 63 + 50
55 6 32 + 29
56 30 15 — 15
57 20 30 + 10
58 14 13 — 1
59 18 27 + 9
1860 16 19 + 83
475 698 —-% +37
Mehr der Hinausgezogenen: 178
45
Und zuke-Fihb: =: IT 1 Tau eE Ze EEE ZEN Z ZT,
pereingezogen aus andern Theilen des ehricreich⸗ Fo ie
hinausgezogen in anbeye ‚Theile des Königreichs
fo daß fi diefe Summen: faft ganz gleichfommen.
Dagegen find -
hereingezogen aus andern Sündern . 25
hinausgezogen in andere Länder. . 199
fo daß faft die genze obige Differenz auf die Auswanderung
fällt, und zwar vorzugsweiſe auf die beiven Jahre 1838—39,
in welchen 77, und auf die Fahre 1852—54, in welchen 167
Perjonen auswanderten.
An dem geſammten Mehr von Weggezogenen fallen 167
auf die Periode von 1832—1857 (fofern die in die 3 legten
Jahren 1858—60Q fallenden außerhalb des von uns zu Grund
gelegten 100jährigen Zeitraums liegen) und der Reſt mit 50
muß auf die Zeit von 1808—1832 fommen. Darunter find
jedoch auch die in ben Kriegen von 1809, 181- 15 Gefallenen
oder Ausgebliebenen inbegriffen.
Im Ganzen dürften hiernach ſowohl ver ſtetige Rückgang
der relativen Geburtenzahlen, als die ſtarken Ueberſchüſſe der
Weggezogenen als unzweidentige Symptome angeſehen werten,
daß in der neuern Zeit im dev: Ortsbepölkerung ein Zuſtand
der Sättigung eingetreten ift. :In den früheren Perioden has
ben lange und großartige Kriege, zahlreiche und ftarfe Theue⸗
tungen, verheerende Epidemieen nur einen: furzen Stillftand
oder uner shlichen und raſch wieber ausgeglichenen Rückgang
der Bevölkerung veranlaßt; während in den letzten Decennien
ſich jede größere Störimg fühlbar machte“ und zuletzt einige
naſſe Jahrgänge in Verbindung mit der Kartoffelkrankheit von
einer zuvor unerhörten Wirkung waren.
3. Familienſtand.
Die Kerner'ſche Handſchrift gibt über die 838 Einwohner
des Jahrs 1787 eine ſehr eingehende, wenn gleich nicht ganz
ebrreete und in ſich zuſammenſtimmende Specification nach
GSeſchlecht Familienſtand wid Lebensalter, aus der wir, wenn
es auch gewagt wäre, aus ſo Aeinen Zifften Schlüſſe ziehen
8 *
146
zu wollen, die Sauptfache doch hier mitgntbetlen nicht unt
lafjen ‚wollen.
Bon den 838 Einwohnern waren
im Alter von 1— 6 Jahren 197
7—14 136
15—19 87
2029 130 *)
30—39 107
40-49 122
50-59 62
60—69 74
70-79 16
80-89 3
0-9 1
838
, Unter ven 838 Einwohnern waren
männlichen Geſchlechts 401
weiblichen Geſchlechts 437
. Das männliche: Geſchlecht theilt die Handſchrift
11) in Wittwer. ... 16
in 1 zwifchen. 40-49 Zaren
2 59-59
8 60-69
5 70—79
2) in Ehemänner . . . . 1485
6 zwiſchen 20—29 Jehren
39 30—39
60 40—49
20 50—59
5 60—69
4 : 70-79
1 80-89
0) Die Angabe über das Alter won 20-29 fehlt, offen!
hund) ein Berfehen, in ber Ganbfgrift; bie Zahl von 130 2.
fih. aber aus. ber Addition am Schluß, |
117
3) in lebige Söhne von Burgern u. Beifitzern 229
62 zwiſchen 1-6 deohren
57
7214
45 15-19
49 2029
8 30-39.
3090
4: 80-59. ©:
1. le :60—69 * J er
Die weibliche Bevölferung, zerfällt ebenfo
1) in Wittwen . .» . ee 83,
2 zwiſchen 30-39 Sahren J
1 ‚40-49
7 50—59
13 60—69
7 70—179
2 80--89
1 9-99
2) in Ehefrauen... . 14
1 mwiſchen 16-20 San.
18 ‚2-29
44 - 98-39
45 40—49 Ä
21 50—59
10 60—69 |
5 70-80 Ä
3) in lebige Bürgers⸗ und: Beifiperstöchter: 2
65 zwiihen:: 1— 6 Yahren —8
9 en
7—14
39 - :15—19
32 20—29
6 30-39 0 Fe
8 . 40-49 on 186
6 50-89
a Die vierte, nad ber’ eigenen — Mr vermutheud ·
Welt ſehlt: frembe) Knechte MM. a a SEE a ET
118
6) in fremde Dienftmägbe . . 85
9 zwifchen 15—19 Jahren
21 20—29
4 30—39
1 40—49
Die jetzige ortsanweſende Bevölkerung von 1407 Einwoh—⸗
nern zerfällt nach der Aufnahme von 1858.
in 686 männl. und 721 weibl. Berfonen.
Es find verheiratbet 201 männl., 201 weibl.
verwittwet 29 m. 36 u
unverheiratl. 56 vv AA m
Es stehen im Alter von "
0— 1 Jahr 19 " 17 ”
1— 6 78 " .W m
7—13 837.0 0 nm
14—24 14 » 18
25—39 162 " 163 n
40—59 136 " 151 #
60—79 56 " 56 n
über 80 Jahr 4 n 8
Die Vergleichung der damaligen und jetzigen Ziffern
ſcheint uns nur zu Einem ſichern und bedeutungsvollen Re⸗
ſultat zu führen, nämlich zu der Thatſache einer erheblichen
Abnahme der Ehen.
Wenn auf 838 ortsanwefende Einwohner 145 beſtehende
Ehen kamen, jo müßten auf 1407 ortsanwejende Einwohner
243 Ehen fallen; es find deren aber nur 201, alfo 42 oder
17 °/o weniger. : Rechnet man zu ben beſtehenden vollen Ehen
noch die in nur Einem Gatten fortbeftehenven, aljo die Wittwer
und Wittwen, jo fallen anf die Bevölkerung von 838 Einw.
194 Familienverbände, auf Die 1407 Einwohner von jet 266
ftatt 325, was ter Proportion entfpreden würde. Damals
bilteten alſo die Verhbeiratheten oder verheiratbet Geweſenen
40, jeßt nur noch 33 °/ der Bevölkerung. Oper: während
die Bevölkerung binnen biefes Zeitraums. um 68 %/o wuchs,
ftieg die Samilienzahl nur um 37 0/0, Eine, jedoch nur am-
nähernhe, Berechnung führt zu dem Reſultate, bDaß-vaw ben
männlichen Erwachfenen der Gemeinde über 20. Iale:—awsake
118
72, jest 57 Brogent, von den weiblichen (mit Weglaffung ber
obigen Aten Rubrik) 82, jet 55 Prozent verheiratbhet waren.
Diefe Thatſache wirft zugleich Licht auf Das oben bemerkte
Verhältniß der Geburten, indem fie zeigt, daß die im Lauf
unferer Periode ftetig bemerkbare Abnahme der Geburtenzahl
ihren nächſten und natürlichſten Erklärungsgrund in einer
Abnahme der Ehen und fomit wohl der Ehebedingungen, und
nicht in einer verminderten Fruchtbarkeit der Ehen felbft hat.*)
Zugleich ift hier die Stelle, an welder die noch an den
verigen Abjchnitt anfnüpfende Vergleihung des Verhältniſſes
der umnehelihen Geburten zu den ehelihen von felbft in das
rechte Licht treten dürfte. Die Zahl ver unehelichen Kinder
ift in der erften und zweiten Hälfte unjerer 100jährigen Pe-
riode in der That außerorventlich verſchieden.
Es waren nämlich
Geburten unehel. Geburten
1758—67 unter 254 10 ober 1 auf 25,
68—77 321 9 1 auf 35,
78—87 364 7 1 auf 52
88—97 347 7 1 auf 49
1798— 1807 446 19 1 auf 13
1732 50 1 auf 34
1808—17 441 53 1: 8,
18—27 432 50 1: 10%
28—37 624 51 1 : 10%
38—47 647 60 1: 9,
1848—57 541 49 1: 11
R 2488 253 1 9,5
Daß in den 7Oger und 8Oger Jahren nod ei eine Abnahme
gegen früher ftattfand, mag vielleicht damit zufammenhängen,
daß die Nahbarftabt Lupwigsburg im Jahr 1774 aufhörte,
*) Da die Traunngen gewöhnlich am Wohnſitz ber Braut ſtatt⸗
finden, fo geben bie kirchlichen Traunngsbüder bes einzelnen Orts
nur ein ſehr unvollfländiges Material, um. bie Zahl der im Orte
ihren Wohnſitz nehmenden Ehepaare zu ermitteln, weßhalb hierüber
feine genaueren Notizen gegeben werben lünmen..... ,
180
der Sitz eines ‚glänzenden Hofhalts und einer ftarfen Sarnijon
za ſeyn ).
Auffallend iſt, daß in der Periode von 1808—17 ein fo
raſches Steigen eintrat und fchnell das Marimum erreicht
wurde, hinter dem die folgenden Abfchnitte wiever zurückbleiben.
‚ Die genauere Ziffernreihe ift |
Geburten darumt. unehel. Verhältniß
3 1 : 14,s
9 45 0
10 49 3 1:16
11 37 6 1:6
12 57 10 1: 5,
"13 35 3 1:11,
14 42 8 1: 58
15 56 18 1: 48
16 37 4 1: 37
1817 u "39 6 1: 6,
Es zeigt fich hieraus, daß es die großen Rriegsjahre m was
ren, welche die altgewohnten Schranken der Zucht-und Sitte
zuerft gewaltſam durchbrachen, jey eg num blos, daß die ſtarken
und zahlreichen Aushebungen die Schließung von Ehen außer-
ordentlich erſchwerten, over auch, daß überhaupt Zeiten, welche
die Grundlagen aller Berhältniffe in Frage zu ftellen ſcheinen,
die alte Sitte bedrohen, oder endlich, daß die drohende
wie die überflandene Todesgefahr dem Solvatenrod nody eine
gefteigerte Gewalt über das weibliche Herz giebt. Uebrigens
fand in den Jahren 1814—17 auch etwa bie doppelte Zahl
der fonft. durchſchnittlichen Trauungen Statt, fo daß zu ver:
mutben ift, e8 werde hiedurch für viele der unehelich Gebo-
renen bie. nachträgliche Fegitimation. eingetreten ſeyn.
— — '
) Aus der von Wappäus (Allg. Bevölkerungsſtatiſtik Bd. J.
p. 387-339) mitgetheilten Tabelle über ben Gang ber Bevölferung
von. Schweden während ber Testen 100 Sabre ergiebt fi, daß Dort
in ben 7Oger und BOger Jahren das eubälunß der nuehelichen
Geburten zur Geſammtzahl ebenfalls noch 1: — 1:35 war
und allmählig ebene anf-'1: 10 geſtiegen iR. BR
11
Hinfichtlich des in den neueren Decennien auzunehmenden
Berhältniffes von 1:10 ift zu bemerken, daß es noch zu den
günftigften in Württeniberg gehörte, da das Durchſchnittsver⸗
hältniß der unehelihen zu fämmtlihen Geburten. im Jahr
185%/s0 für's ganze Land 1:5,51, für den Nedarkreis 1: 6,
war, und fein Bezirk eine günftigere Proportion darſtellt, als
1: 10,s. | |
Die Jahre 1848 und 49 bieten in diefem Punkte in Korn⸗
weſtheim keine Abweichung von dem fonftigen Durchſchnitt dar.
4. Gebäude.
Die 838 Einwohner von 1787 wohnten in 154 Häufern,
wozu 119 Nebengebäude kamen und 3 unbewohnte öffentliche
Hauptgebäude (Kirche, Rathhaus, Kelter), zufammen 276 Ge⸗
bäude. Man zählte 96 Scheunen, worunter 84 als abgeſon⸗
derte Nebengebäude, 181 Pferde» und Rinbviehftallungen, wor⸗
unter 30 feparate, 39 Schweineftälle, 3 Schmiede-, 3 Wagner-
wertftätten, 2 Schlachthäufer, 1 Waſchhaus.
Die Oberamtsbefchreibung von 1859 zählt 228 Haupt⸗
und 228 Nebengebäude, zufammen 456 Häufer. Die genauere
periodifhe Aufnahme der Gebäude ergiebt im Ganzen 465
Häufer, worunter neben Kirche, Rathhaus, Pfarrhaus und
Schulhaus 201 Privatwohnungen, worunter 24 mit Werk⸗
ftätten, Mühlen 2c., 12 Wafchhäufer, 8 Defonomiegebäude für
Gewerbe, 240 für Landwirtbichaft. In Einem Wohnhaus
waren hiernach damals 5,« Perfonen, jetzt 6,5; dagegen find
die Delonomiegelaffe weit mehr als früher in abgefonverte
Gebäude verlegt, was auf größere Gefunbheit, Reinlichleit und
Sicherheit gegen Teuersgefahr für die jeßigen Wohngelaffe
hinweist. Es kamen damals auf 154 Wohnhäufer 119 Neben-
gebäube, jet auf 203 Wohngebäude 263 Nebengebäude, alſo
damals das Verhältniß von 100: 77, jett von 100:129.
Kerner jagt: „Die Gebäude find fänmtlih von alter und
ſchlechter Beichaffenbeit“:; Die Oberamtsbefchreibung dagegen
bemerkt: „Die Gebäude find meift ziemlich amfehnlih ans
Holz mit fteinernen Unterftöden erbaut und verrathen die
Bermöglichleit der Einwohner. Die durchgängig gelandelten
Ortsſtraßen find breit und reinlich gehalten, auch haben vie
Düngerftätten größtentheils eine zwedmäßige Anlage.“
Der Brandverfiherungsanichlag betrug damals 94620 fl.,
jest 351,825 fl.; was ein Verbältniß von 100:373 ergiebt.
Auf das einzelne Gebäude fam ein Anfchlag von 284 fl., jetzt
von 771; alſo das Berhältnig von 100:271.
‘ Die Vergleihung zeigt hier durchaus ungweifelhafte und
nambafte Fortſchritte; fie beweist namentlih, daß fehr viele
Gebäude neu errichtet und die meiften reparirt worden find.
5. Stand und Bernföverhältniffe.
. Am Neujahr 1787 waren in Kornweſtheim 1693 Bürger
und 2 Beifiker.
Es waren darunter
49 Bauern,
23 Taglöhner, *)
14 Weber,
19 Metzger und Schildwirthe,
12 Schuhmacher,
8 Schneider,
6 Bäcker,
5 Schmiede,
4 Maurer,
3 Schreiner,
3 Wagner,
3 Sattler,
2 Müller,
1Schäfer,
1 Krämer,
1 Barbier,
1 Zimmermann,
*) Es werben nach ber gegebenen Erläuterung hier unter Tag⸗
löhnern alle verftanden, welche weniger als 300 fl. Stenerrermegen
beſitzen and kein Handwerk betreiben.
1 Invalid, -
1 Seiler,
1 Uhrmacher,
1 Schulmeifter. ' |
Es wird beigefügt, vaß unter den Hanbwertern Mehrere
ſeyen, welche zugleich ſtarke Banerngüter haben; einigen Grund⸗
beſitz dürften, da im Ganzen 186 Steuercontribuenten von
Grundeigenthum gezählt wurden, faſt alle beſeſſen haben.
Kerner fügt dieſer Tabelle folgende Betrachtungen bei:
"Aus dieſer Gewerbstabelle iſt noch abzunehmen, warum
die Handwerksleute in den Städten ſo ſehr in ihrem Gewerb
und Vermögen zurückgekommen. Dieſer Ort, welcher zwiſchen
den 3 Städten Stuttgart, Ludwigsburg und Cannſiatt in ge⸗
ringer Entfernung liegt, iſt allerdings mit all zu vielen Hand⸗
werksleuten angefüllt, und ſo iſt es in den mehrſten Dörfern
beſchaffen. Hiedurch müſſen nun die Handwerker in den Städten
an ihrem Gewerb Nachtheil leiden und der alte Grundſatz,
daß in den Städten das Handwerk, auf den Dörfern aber der
Feldbau getrieben werden ſoll, iſt dadurch aus dem Gleichge⸗
wicht gebracht. Da nun überdieß die Handwerksleute auf den
Flecken, welche den Feldbau zugleich treiben, immerdar wohl⸗
feiler arbeiten können als die Handwerksleute in den Städten,
welche einig von ihrer Arbeit leben und alle Rothwendigkeiten
den Landleuten täglich theurer bezahlen müſſen, jq veroffenbaret
ſich hiedurch, weßwegen beſtändig ſo viele Städtebewohner in
Vermögenszerfall gerathen. Allein wie dieſem Nachtheil vor
die Städtebewohner abzuhelfen, iſt ſchwer zu beantworten. Daß
die Anzahl der Handwerker in den Dörfern gegenwärtig ſtärker
iſt, als in ehemaliger Zeit, hat ſeinen Grund in der gegenwär⸗
tigen ſtärkeren Bevölferung und der daraus fließenden mehre⸗
ren Berftüdelung der Banerngüter, durch welche die Landleute
außer Stand gefeßt werden, einig von den Gütern zu leben
und dahero Handwerker erlernen. Diefe Handwerksleute
aber zu zwingen, ihre Arbeit nieverzulegen over in die Städte
zu ziehen, würde unrecht ſeyn. Es ift alfo zum Vorſtand ver
Stäptebewohner dießfalls nichts zu verfügen, als daß nur
vor die Zukunft gewifje Einſchränkungen zu beſtimmen wären,
14
wodurch biefer eingefchlihene Nachtheil vor felbige nicht noch
drückender wird.”
Ueber den jetigen Stand dieſer Berhältniffe ftehen neuere
Data, als die der Gewerbeaufnahme von Dezember 1852 für
den Zollverein nicht zur Verfügung. Nach denfelben waren
in Kornweſtheim
184 die Landwirthſchaft felbſtſtändig und ausfiel
'Betreibenbe,
88 Gewerbetreibende, barımter
: 79 Gewerbe und Landwirthſchaft zugleich ſelbſtſtändig
“ Betreibende,
59 Gehilfen von Gemwerbetreibenben,
10 männliche freie Handarbeiter und Tagloͤhner,
12. weibliche deßgleichen,
86 Knechte,
104 Mägde.
Die 88 Gewerbetreibenden zerfallen in
: (1787 65) 2 Bäder .. . mil Gehilfen,
3 Metzger. 1
(19) 1 Wirtbe, “
0) 1 Seifenfieber,
‘ [12] 13 Shuhmader .
[3] 4 Sattler . . . "
1] 3 Schr ... »
8) 7 Shuetr .. m
(1) 1 Zimmermann . u
(3) 3 Schrein . .» m
(3) 4 Wagnır . .. m
(0) 2 Kübler und Küfer
(4) 2 Dawr ... „
(5) 3 Schmiede. ..
. 1)’ 1 Schäfer ... ⸗
(0) 1 Frudhtbändler . "
0) 1 Krämer, |
20 Vebr . . : . 023 Webftühlen,
til 2 Strumpfweber
(2). 5 Mil . . .:. 6 Gehilfen,
S
—*
oO
m a de DD 0 t0 00
: ..(0) 1 Eifenwerkbefiger mit 3 Gehilfen,
(0) 1 Birbraur „ n 2 m
(9) 23 Branntweinbrenner.
Der Bergleihung dieſer beiden Tabellen muß zunächft
eine Erläuterung über veren formelle Grundlagen vorangehen.
Die Tabelle von 1787 geht von der in ver Sprade und An-
ſchauung des Landvolks begründeten Unterjcheidung aus, wor⸗
nad der Name eines Bauern nur demjenigen zugeftanven
wird, deſſen Nahrungsitand durch den landwirtbichaftlichen
Betrieb ver eigenen Güter gefichert ift, fomit von diefem Prä-
dicat. Alle ausgejhloffen find, weldhe um Lohn für Andere
Handarbeit verrichten, ſey e8 nun als Taglöhner, oder als
Handwerker. Nur wenn ver Grundbeſitz des Gemwerbtreiben.
den groß genug ift, um auch für ſich den Nahrungsftand zu
ſichern, finvet eine Gleichftelung mit dem Bauern ftatt. Die
etwas ſchwankende Gxenzlinie zwilchen dem Bauern und Grund-
eigenthum befibenden Taglöhner fucht Kerner durch die arbiträre
Annahme feitzuftellen, daß alle, welche weniger als 300 fi.
Steuervermögen befigen und fein Handwerk betreiben, ale
Zaglöhner betrachtet werden. Da nad einer andern Stelle
der Handſchrift das damalige Steuervermögen zu einem Fünf⸗
theil des wirklichen Werths angenonımen wird, da ferner ber
durchſchnittliche Werth eines Morgens Ader zu 150—180 fl.
angegeben wird, und ber Preis einer Heinen Wohnung mit
ben erforderlichen Gelafjen zu etwa 3—400 fl, nach dem Obi⸗
gen berechnet werden mag, fo würben nad) ber Kerner’fchen
Boransjegung Lanbwirthe mit Haus und 6-8 Morgen Feld
an der Grenze zwiichen Bauern und Taglühnern ftehen. Wenn
man hienach unter Weglaſſung des Schulnteifters, der mit dem
Geiftlihen zu den öffentlihen Dienern zu rechnen wäre, und
des Invaliden die obigen Ziffern gruppirt, fo wären die Orts⸗
bürger 1787 in 49 Bauern, 23 Heinen Grundbeſitzern und
Zaglöhnern unb 85 Gemerbetreibenben beſtanden.
Die neuere Tabelle von 1852 mußte, wie es in der Natur
der Sache lag, von andern Grundlagen ausgehen und Tonnte
den unbeftimmten und provinciellen Begriff des Bauern, wenn
er auch ein in fi) wohlbegründeter feyn mag, nicht gebrauchen
wollen. Die 184 Landwirthſchaft ausſchließlich und felbftändig
126
Treibenden begreifen gleichmäßig Die großen wie Meinen Land-
wirthe, Bauern wie Taglöhner in fi, die legteren fobald fie
neben dem eigenen Feldbau nur landwirtäfchaftlide Lohnarbeit
verrichten. Die in der Tabelle ftehenven freien männlichen
Handarbeiter, Zaglöhner ꝛc. müſſen hienach, wie auch ſchon
die Heine Zahl (10) zeigt,. Solche feyn, welde, wenn fie au
einiges Grundeigenthum befiten, doch freie Handarbeit jeder
Art (im Haus und Feld, auf Straßen, im Wald) zu verridh-
ten gewohnt find.
Bergleiht man nun die beiden Tabellen nad ihrem In⸗
halt, jo fpringt das auffallende und unerwartete Ergebnif
in die Augen, daß die abjelute Zahl der Gewerbetreibenven
faft unverändert geblieben ift, und ber ganze große Zuwachs
ber Bevölkerung ausfchlieglic in einem Zuwachs ber: Land⸗
wirthe befteht. Zwar wäre es nicht zuläffig, ven 72 Bauern
und Taglöhnern von 1787 ohne Weiteres vie 184 ſelbſtändig
und ausſchließlich Landwirthſchaft ZTreibenden und 10: Tage
löhner von 1852 gegenüber zu ftellen, da die erfte Ziffer nur
Bürger, die legtere auch Nichtbürger, Wittwen, Unfelbftändige,
Fremde in fich begreift. Allein auch wenn man von der Bür-
gerzahl ausgeht, jo waren damals unter 165 Bürgern 85 Ge⸗
werbtreibenve, jett unter 238 B. 88 ©.
Geht man nun aber näher auf die einzelnen Gewerbe
ein, fo follte man vermuthen, daß gerade diejenigen Gewerbe,
weldhe am meiften für die nächften und unmittelbaren Bedürf⸗
niffe der örtlihen Bevälterung arbeiten, mit dem Wachsthum
der: Bevolkerung ſich entſprechend vermehrt haben werden.
Davon iſt aber nun eben das Gegentheil zu bemerken. Da⸗
mals gab es 6 Bäder für 838 Einwohner, alſo je 1 auf 139
Einwohner; 1852 .aber waren zwei Bäder für 1400 Einwohe
ner; alfo je Lauf 700. Mezger und Schildwirthe, bie in der
alten Tabelle in eine Rubrik zufammengefaßt werden, waren
19, alfo je ein auf 43 Einwohner; jett find deren zufammen
7,-alfo je 1. auf 200 Einwohner *). Auch bei ven Schneivern,
Schmieden, Maurern, ift eine. Verminderung eingetreten.
*) Nach einer neueren Umgeldstabelle waren 1860 in Korn⸗
weſtheim 5 Schilpwirthe, 1 Weinichente, 1 Bierwirth, 1 Brannt⸗
‚127
Umgekehrt aber ift eine Vermehrung bei denjenigen Ge-
werben zu bemerken, welche in vem Berfchluß ihrer Erzeugnifie
nicht auf den localen Markt befchräntt find. Wenn insbe-
iondere die Weber im gleichen Verhältniß mit der Bevölkerung
von 14 auf 22 angewachjen find, fo ift zu beachten, daß nad)
unfern Berhältniffen vie Weberei auf dem Lande ein zwifchen
häuslichen Handarbeiten, wie Spinnen, Striden 2c. und dem
eigentlihen Handwerk in der Mitte ftehendes Gewerbe ift,
und ihr Betrieb mit dem der Lanbwirthichaft fih darum.am
leichteften verbinden läßt, weil er nur in die Zeiten, da bie
landwirthſchaftlichen Gefchäfte ruhen, verlegt wird und deßhalb
für Heinere Landwirthe fich als häuslicher Nebenerwerb vor-
zugsweiſe eignet. Die übrigen neu entſtandenen Etabliffenents
beruhen vorzugsweife auf einer ausgevehntern Benlikung ber
vorhandenen Waſſerkräfte zu einem Eifenhammer, Mühlwerfen
u. ſ. w, ſodann in Örennereien, einer Brauerei, einem Frucht⸗
handelsgeſchäft, gehören aljo durchaus in die Klafje derjenigen
Gewerbe, die nicht auf die Iocale Conſumtion beſchränkt find.
Im genauen Zuſammenhang mit biefer Verminderung
der Zahl der Gewerbetreibenden fteht fodann ein intenfiverer
Betrieb der einzelnen Gewerbe. Die Kernerihe Handſchrift
erwähnt der Gewerbegehülfen gar nicht, was bei ihrer fonfti«
gen Vollſtändigkeit wohl als ein argumentum ex silentio dafür
angeſehen werben darf, daß feine oder nur fehr wenige vor«
handen waren. Wenn 6 Bäder, 19 Mebger und Wirtbe,
12 Schuhmader, 8 Schneider für den Bedarf von 800 Men⸗
weinſchenker, 1 Obftmoftihenfer und 6 Branntweinbrenner. Die
Differenz gegen 1852 erklärt fih zum Theil aus bem verän-
derten Zermin (fofern namentlih die Vermehrung der Brenne-
reien mit ben befjeren Kartoffelerndten zufammenhängt), zum Theil
aber au daraus, daß hier biefelben Perfonen mehrfach gerechnet
worben, was nad) der Tabelle von 1852 nicht der Fall ſeyn durfte.
Mebrigens hatte wohl die Verminderung der Wirthshäufer, ber
Bäder und Metzgerläden ihren Hauptgrund in der Eifenbahn, ba
hierdurch die ſonſt ſehr frequente Landſtraße verbdet wurde. Auf
die Abnahme ber Bäder mußte auch ver Bau eines Gemeindeback⸗
hauſes von Einfluß ſeyn.
‚128
ſchen zu arbeiten hatten, fo hatten fie freilich Feine Gehülfen
nöthig, umd die gewerblichen Geſchäfte ſcheinen gleich den land⸗
wirtbichaftlichen mit den Kräften der Familiengenoſſen betrie-
ben worben zu jeyn.
Alles dieß weist nur die normale und geſunde Erfcheinung
nad, daß das Princip der Theilung der Arbeit fich in ftetiger
Entwidlung Bahn gebroden bat; es zeigt uns zugleich, was
‚zuvor weniger befannt oder weniger beachtet. gewefen zu ſeyn
Ächeint, daß die in Württemberg vielbefprodyene Klage über
eine allzu große Zahl Heiner. Gewerbtreibenvden, namentlich anf
dem Lande, nicht erft neueren Datums ift, fondern im vorigen
Jahrhundert ſchon, wie die Kerner’fchen Betrachtungen zeigen,
in noch ausgebehnterem Maaße erhoben wurbe; und unfer
Beifpiel beweist, daß wenigftens in dieſem Einen Fall: der
frühere Mißftand fich in fehr erheblichem Grade vermindert hat.
Unter Zufammenfaffung der obigen Ziffern über Gefchlecht,
Alter, Beruf und unter Anticipation der fpäteren Erörterun⸗
gen über die Vertheilung des Vermögens würde fi) der Stand
ber gegenwärtigen Dorfbevölkerung ungefähr in folgenden Zah⸗
len ausdrücken laſſen.
Es beſtünde
die männliche Bevölkerung
in 6 öffentl. Dienern und Officianten,
110 Bauern. (von mehr als 10 Morgen Grundbefiß),
79 Gewerbe und Landwirtbichaft treibenden,
9 blos Gewerbetreibenden,
50 Kleinen Landwirthen (— 10 Morgen),
10 freien Handarbeitern,
84 Knechten, |
150 ledigen Bürgerföhnen über 14 Yahren,
184 Knaben unter 14 Jahren;
bie weibliche Bevoͤlkerung
in 201 Ehefrauen,
36 Wittwen,
12 freien Handarbeiterinnen,
104 Mägden,
183 ledigen Töchtern über 14 Jahren,
185 Mädchen unter 14 Jahren. -
129
6. Das laundwirthſchaftliche Areal.
Die Thatſache, daß der gefammte Bevölkerungszuwachs
feit 70 Jahren faft ausfchließlich dem Stand der Landwirthe
anflel, daß der Aderbau auf unveränvertem Areal etwa 70 Pro⸗
cent nene Arbeitöfräfte zur Verwendung hat, muß ein um
fo lebhafteres Interefie der Frage zuwenden, ob und wie dieß
möglich war, ob namentlich dem größeren Divifor ſich auch
ein größerer: Dividendus zugefellt over jener fih nur auf
Koften des Duotienten vergrößerte, und wenn das erftere ber
Fall war, welder Art die Mittel find, durch die es erreicht
wurde. Dan wird dabei an bie bekannte Controverfe über
die Malthus'ſchen Lehren erinnert, wornach mit einer nature
gemäßen Zunahme der Bevölkerung die orbentlicher Weife zu
erwartende Steigerung der Unterhaltömittel nicht gleichen Schritt
halten könne, und welche wenigftens da, wo es fih nur um
eine Erhöhung ver Intenfität des Aderbaues auf unerweitertem
Raume handeln kann, ihre unzweifelhaftefte Berechtigung zu
haben fcheinen.
Es ift hiezu erforderlich, die verfchiedenen Seiten der land⸗
wirtbichaftlihen Verhältniſſe, das Areal und feine Bertheilung
nah Kulturarten, die Wirthſchaftsmethode und den Pflanzen
bau, den Biehftand, den Ertrag der Felder, die Eigenthung-
verhältniffe und die auf dem Boden ruhenden Laften, die Ber-
theilung des Grundbefiges näher zu vergleichen.
Die, wie oben ſchon bemerkt wurde, 4607”/s württemb.
Morgen große Gemeindemarkung iſt während der 70 Jahre
unverändert geblieben; wenn die Kerner'ſchen Angaben über
bie einzelnen Culturarten ein um etwa 150 Morgen kleineres
Ergebnif liefern, fo kann der Grund davon nur in dem von
Kerner felbft beffagten Mangel einer genauen Vermeſſung ge-
jucht werben. Im Gegentheil muß in Betracht gezogen wer-
den, daß jett ein größerer Theil der Markung als damals im
Befis von Ausmärkern, Angehörigen ver Nachbargemeinden,
if. Nach dem neueften Zehenteinzugregifter find nämlich 465
Morgen des zehentpflichtigen Aderlandes Eigenthum von Aus:
märlern, während der Beſitz von Kornmweftheimern auf ven
Württ. Jahrb. 1860. 26 Heft. 9
130
Nahbarmarktungen nur zu 15—20 Morgen geſchätzt wird.
Wie viel Feld 1787 auf die Ausmärker kam, ift nicht direct
angegeben; wohl aber ift bemerkt, daß das Steuervermögen
der Ausmärker damals 10,000 fl. betrug und auf das Grund⸗
eigenthbum ver Einheimifchen 185,290 fl. kam; wornach etwa
5 °/o des ganzen Feldareals, alfo ungefähr die Hälfte des jeki-
gen Antheils den Fremden zugehörte. Es kamen hiernach da⸗
mals auf 1 Einwohner je 5 Morgen, jet nur 3 Morgen,
auf eine Yamilie damals durchſchnittlich etwa 25, jetzt noch
15 Morgen, fomit jetzt 40°/o weniger als früher. Bleibt man
zunächft bei dieſen allgemeinen Ziffern ftehen, jo tritt ihre Be⸗
deutung in's Licht durch die Bergleihung einiger andern (dem
Aufja der Württemb. Jahrbücher von 1852 „vie Benüßung
und Zerftücdelung des Grund und Bodens in Württemberg“
entnommenen) ähnlichen Angaben. Es kamen 1852 auf Einen
Einwohner von der ganzen Fläche
im Nedartreis. . . . . 2,0 Morgen
Schwarzwaldkreis . . 3. "
arte . ». 2». 4,00 m
Donaunfres . » . . 45 "
ganzen Yan . ». . .» du m
im Oberamt Canftatt . . 1,se "
Eplingen . . Je "
Diünfinden . a m
Waldſee .. To u
Leonberg . . 3 m
Herrenberg . 2,0 "
Es geht aus diefen Zahlen hervor, daß eine Markung
von 4600 Morgen für die Bevöllerung vom Jahr 1787 eine
fehr beträchtliche zu nennen war, und Berhältnifie darbietet,
wie fie jebt nur no in Oberfchwaben, auf ver Alp und im
Sartgebiet unter ganz andern VBorausfegungen vorkommen,
- wofür e8 aber im altwürttembergijchen Nedar- und Unterland
jeßt kein Beifpiel mehr geben mag.
Auch der Antheil von 3 Morgen auf ben Kopf, wie er
jetst noch befteht, fteht zwar nicht nur hinter dem Durchſchnitt
von drei Kreifen, ſondern auch hinter dem des ganzen Landes
zurüd, übertrifft aber immer noch den Durchſchnitt der wein-
ut
bautreibenden Bezirke beträchtlich, fowie auch den des ganzen
Nedarkreifes und lommt etwa dem ber angrenzenden Ober-
ämter, in welde fi das Strohgäu ſortſebt, Leonberg und
weiterhin Herrenberg gleich.
Ueber die Vertheilung der Marlung nach Kulturarten
gibt Kerner Folgendes an.
Gärten.. 60 Mug.
Wieſen....1137 0
Aecker........ . MU m
Weinberge . . . 8 u
Waldungen, Blantagen, Kemifen 135 m.
berzoglihe Deffeins . - . . 131 u
Straßen. Al
GSteindruh - - . 2 2 2. 2 m...
Lehmgrube . » . 2 2. . )
Kirchhof . . -. , ln...
was zufammen 4570 Morgen gibt. Das Areal ver Wohn
gebäude, Gewäfler und öden Pläße ift nicht angegeben und
dürfte den Neft der Markung ausmachen, ſoweit nicht Tleine
Bemeflungsfehler anzunehmen find.
Die Oberamtsbejhreibung von 1859 gibt anf Grund amt-
licher Bermeflungen bie Markungebeſiandtheile in folgender,
genau detaillixter Weiſe an. |
Zabl ver Parzellen . . . 6453
Areal der Ortſchaft 20% Mrg.
Gemüfe- und Blumengärten 7'/s
Gras⸗ und Baumgärten 72°/s
Länder ö ae
Hopfengärten | —0d
zuſammen Gartenland Bi m
—. Aeder J
flurl. geb. ohne Bäume 3867°/a | Ä |
Ä mit Bäumen _ 46°) vr
wiſlkührl. geb. ohne Bäume 68°/s
mit Däumen 86%. _
zulammen 4009 - m-
Weinberge en 0 "
183
Wieſen
weimete mit Obſtaumen a4 a yo.
ohne Obſtbäume 199% — *
einmähd. mit Obſtbäumen =
mit Waldbäumen 3/6
ohne Bäume '12/s |
zuſammen 250 Mrg.
Waldungen
Laubwaldungen. . 61
Nadelmaldungen . ; . 0:
gemifchte Waldungen 0
zuſammen 61
Weiden
mit Obſtbäumen.. . 0
mit Holz bewahfen.. . . 0
blos mit Gras bewachfen „ 28% -
zuſammen 0
Doden . 2 3 000. 16 u
Steinsrähe . . 2... 2 u
Thon, Sand» u. Mergelgruben An
Seen und Weiher . .. den
Slüffe und Bähe.. . - -» 1% n
Straßen und Wege . .. 137% n
Samma: 4607/0 Mrg.
Die Vergleichung ergibt mit Uebergehung des minder
Weſentlichen Folgendes:
Die Gärten find von 50 auf 80 Morgen geſtiegen. Alſo
um 60 Procent. Die Wiefen von 137 auf 250 und mit Ein-
rechnung der Weiden auf 278°s, alfo um 103 Procente. Die
wenigen Weinberge der frühern Zeit find ganz eingegangen.
Die früheren 137 Morgen Wald beftanden theils aus einem
mit den Lubwigsburger Schloßanlagen im Zufammenbang
ftehenden Wald und Gehölz, theils in den fogenannten Ne-
mifen, d. h. vereinzelten, über die Markung gerftreuten Ge-
hölzen und Gebüfchen, welche für Zwecke ver herzoglichen Jagd
zur Hegung und zu Ruhepläten bes Wildes, namentlich des
Faſanenwildes eingerichtet waren. Diefe Remiſen, deren Kerner
15 mit zuſammen 36 Morgen aufzählt, fowie die fogenannten
138
Deffins oder zur Erweiterung ber herzogl. Schloß- und Jagd⸗
anlagen aus dem Aderfeld ausgeſchiedenen Theile find wieder
zu Aderfeld geworben und die Walbung ift auf 61 Morgen
rebucirt. Die beveutende Vermehrung des Straßenarenl& rührt
namentlich von der die ganze Markung durchſchneidenden Eiſen⸗
bahn her.
Dieſe Veränderungen ſind zwar im Einzelnen nicht uner⸗
heblich, ſie verſchwinden aber doch neben dem beiden Epochen
gemeinſamen Grundcharakter dieſer Vertheilung, der in einem
außerordentlich ſtarken Hervortreten des Ackerlandes, in einem
entſprechenden Zurücktreten von Wald, Wieſe, Weide und
Weinberg beſteht.
Dieſe Eigenthümlichkeit fällt ſchon deutlich in's Auge,
wenn man den obigen Ziffern in Prozenten ausgedrückt die
entſprechenden Durchſchnittsverhältniſſe des ganzen Landes zur
Seite ſtellt.
Es bilden Prozente der Geſammtfläche
in Württemb. in Kornwefth.
das Aderfeld . © 2 2 2 00. 42, 87
bie Wien „000... 1m... . 56
bie Weiten . . . . 45 0,5
Die ganze landwirthſchafti. beige
Güde 2. 2.20. . 64,4 94,8
Waldungen.. 2.0.0. So 1,3
Straßen und Wege . » . .. 2,16 7
Häufer, Gewäfler, Oeden c. . 2,0 1
‚ Rimmt man dabei auf die Bevölferung Rückſicht und
bringt bie nach dem Obigen im Befig von Ausmärkern be=
findlichen 450 Morgen ganz an der Ackerfläche in vn: 1
treffen je auf Einen Einwohner
an landwirthfchaftl. an an
benützt. Fläche Aderflähe Waldfläche
Im Nedartreis 1, M. 0,9 M. O0, M
im Schwarzwalblreid. 1,7 1,18 J,21
im Jartkreis 2,61 1,61 1,37
im Donaukreis 3, 2 1,25
in Württemberg 2,2 1, . 1,06
im O.A. Ludwigsburg 1,4 lıs : 0.
134
an landwirthſchafttl. un an
benützt. Fläche Aderflihe Waldfläche
im O.A. Waldſee 5,1 M. 3. M. 1, M.
. in Kornweitheim 2,7 2,5 0,04
in Bflugfelden (einer Be
Nachbargemeinde) 3,6 3,8 0,07
Diefe Tabelle zeigt, daß der auf den Kopf ver Bevölke⸗
rung treffende Anteil an Aderfläche in Kornweſtheim auch jetzt
ned über dem Durchſchnitt des Landes und aller vier Kreiſe
fteht und den bes Nedarkreifes um das 2!/sfadhe übertrifft.
In Oberfhmwaben, auf der Alb und im Sagftgebiet kommen
noch erheblich größere Zahlen vor; im Nedar- und Unterland
aber fcheinen nur einige andere Gemeinden der Oberämter
Ludwigsburg, Leonberg, Herrenberg und Nedarfulm gleich
günftige oder noch günftigere (in welder Beziehung der Nach:
barort Pflugfelden oben angeführt wurde) Verhältniffe dar-
zubieten.
7. Bewirthſchaftnugsmethode und Aublümung ber Felder.
Die Wirtbfchaftsmethode von 1787 war die reine Drei-
felvderwirthfchaft mit den erften Anfängen von Klee» und
Kartoffelbau im Brachfeld. Es war die Zeit, da die im
Bradeinbau mit Klee und Futterfräutern, und in der Stall-
fütterung enthaltene landwirthſchaftliche Reform im altwürttem-
bergifehen Lande fi die erfte Bahn brach, aber in mannig-
faltigen Befhränfungen ver freien Bewirthihaftung, nament-
lich den Weiderechten, nod die größten Schwierigkeiten fand.
Kerner gehört zu den wärmften und eifrigften Fürfprechern
dieſes Fortſchrittes.
Nach feinen Angaben ergiebt ſich ungefähr folgende Be-
nügung der Aderflihe. E8 waren angebaut mit:
Dinkel . . . . . 1250 Mrg.
BWein -. 2.2... 0 m:
Roggen . 2 2000-220 m
ı Sabr .. 2.2780 *
Hülfenfrühte . . . 260 Mrg.
Gerſte .. * 15 »
le. 2» 2 2.0.80 0
Kartoffeln 0... 40
Hanf, Kopflohl x. . -. 80 u
bradliegend . . . . 1300 ⸗
Das Dreifelderfuftem befteht auch jeßt nody, die Anblüs
mungstabelle von 1860 ergiebt aber Yolgenves: *)
Bradliegend . . 2 2 2... 120 Meg.
Angebaut mit Dinlel . . . 940
Einen . . 30
Winterweizen 3
Winterroggen 80
MWintergerfte . 30
zufammen Wintergetreite . 1083 „
Sommerweizen 2
Sommerroggen 6
Sommergerfte 160
Haberr . . . 760
zufammen Sommergetreitie . 928 m
Erbfen . . . 30
%infen . ».. 5
Gartenbohnen 2
Aderbohbnen . 130
Widen . . . 200
zufammen Hülfenfrühte . - 367 »
Beiden . . 2: Bd m
Rartfen . . ». 30 »
Kopflofl . . » 2... 980.
*) Es ift die neueſte, mit dem Borjahre übrigens ziemlich
übereinftinnnende Anblümung, und nicht ein Durchichnitt ber 8
Jahre, fert welchen ſolche Tabellen beftehen, namentlich deßhalb zu
Grunde gelegt, weil die früheren Jahre in folge der Kartoffelkrank⸗
beit anomale Berhältnifie barbieten, der Durchſchnitt alfo den Kar⸗
toffelbau zu niebrig (etwa bie Hälfte der jegigen Ziffer), ben Ge⸗
treideban zu hop erſcheinen laflen würde.
138
auf Das Präbikat einer „verevelten« allen Anſpruch bat. Die
verhältnigmäßig hohen Ziffern für Haber und Hälfenfrüchte
feinen durch den Bedarf der nahen Garnifonsftadt motivirt
zu jeyn.
Im Vergleich mit der Zeit der Kerner'ſchen Handſchrift
ift e8 die merkwürdigſte Thatſache, daß, obgleich vie Bevölke⸗
rung um 68 Prozent zunahm und faft ausfchlieglih dem
Stand der Landwirthe zuwuchs, dennoch die dem Körnerbau
gewinmete Fläche um 15 Prozente Kleiner werben konnte, und
zwar nicht verhältuigmäßig, fondern abfolut.
8 Viehſtand.
Ueber den Biehftand gibt Kerner zwei Zählungen, eine
ältere vom Jahr 1774 und eine neuere von 1787.
Es waren vorhanden
1774, 1787.
Pferde 89 9 |
Rindvieh 325 482 (wor. 32 Ochſen)
Schweine 48 70
Schanfe 800 800
Kerner bemerkt dazu, daß die Vermehrung des Rindviehs
um 157 Stüde binnen 14 Jahren einzig dur den Kleebau
zu Stande gebracht worben fey, welcher während biefer Zeit
angefangen habe,
Ueber die Pferdezucht fagt Kerner:
„Die Bauern zu Kornweftheim feynd Liebhaber von
fhönen Pferden, weßwegen der Ort dießfalls auch berühmt
ift. Die Pferdezudt und Pferdehandel allda gefchieht größten.
theil8 auf diefe Art, daß die Bauern vafelbft ſowohl auf den
Roßmärkten im Frühjahr in dem Lande, als auch außer Lande
zu Ellwangen und im Anſpach'ſchen 2—Fjährige Fohlen ein-
faufen, felbige fofort zu ihrem leichten Aderfeld den Sommer
und das Spätjahr durch ſchonend gebrauchen, bei eintretenden
Winter gut auffüttern und ſodann wieder verlaufen. Der
größte Theil des Verlaufs geſchieht in dem Ort, indem häufig
Pferdehändler fowohl aus der Schweiz, Straßburg und aud
aus dem Lande bahin kommen und bie Pferde zum Kauf
139
aufſuchen. Durch viefen Pferbehandel werben jährlich unge-
führ 50 Stüde zu Kornweſtheim eingekauft und dabei an jedem
Stücke fiher 2Larolind gewonnen, mithin jährlich etwa 1100 fl.“
Diefe dur den ziemlich Teichten Boden und das meift
ebene Terrain und gute Wege veranlafte und unterjtüßte
Sitte bat fih in ähnlicher Weife noch erhalten.
Ferner bemerkt vie Handſchrift: |
„Das Feld zu Kornweftheim wurde ehedem einig mit
Pferden gebauet; jeit dem Anbau des Klee's aber ift eben⸗
falls angefangen worden, bas Feld mit Rindvieh zu bauen,
wie denn gegenwärtig 30 Paar Ochſen und Kühe (12 Paar
Ochſen, 18 Paar Kühe) zum Adern allda gebraudt werten.“
Da Kerner nad dem Obigen damals 49 Bauern zählte
und wohl nur auf einen Kleinen Theil derjelben mehr als 2
Pferde zu rechnen war, fo ergiebt ſich daraus, daß bei einem
Stand von 90 Pferden die Meiften verfelben Pfervebauern,
ein kleinerer Theil Ochjenbauern war, bie Kühgeſpanne aber
in die von ihm aufgeftellte Kategorie der Taglöhner und ber
Handwerler fielen. ..
- . Den Mildertrag einer Kuh rechnet Kerner jahrlich zu
60 fl. und die Maaß au 4 kr., fo daß ſich hiernach ein Er⸗
trag von 900 Maaß im Jahr ergiebt.
Von den Schweinen wird geſagt, daß jährlich etwa 60
Stüde gemäſtet und meiſt „in das Haus« geſchlachtet werben.
Die Schaafwaide und die Heerve gehörte dem Kammer⸗
gut, und die Zahl war firirt.
Diie Oberamtsbeſchreibung von 1859 gibt folgende Biffern
über ben gegenwärtigen Viehſtand:
Pferde von 3 Jahren und darüber . . . 88
unter 3 Jahren . 2. 2.2... 0
Rindvieh: Ochſen und Stire . . 39
Kühe © 2 2 0 200. 378
Schmalvieh und Kälber . 255
zufammen . 672
Schaafe: fpanifhe - » . 2.0.56
. Baftarvfhanfe . -. . . 560
Landfhanfe . -. » 2 20 —-
zufammen:: .-. - 620
140
- Schweine . 2:2... 20. 163
Ziegen... 2 2 686
Bienenftöde .... : }
Es haben hiernad im Zeitraum von 70 Jahren bie Pferde
um 2,5, die Schafe um 23 Prozent abgenommen; während
ſich das Rindvieh um 39, die Schweine um 133 Prozent
verniehrt haben. Nimmt man die Werthverhältnißzahlen bes
Aufſatzes über den Viehſtand in den Württemb. Sahrbüchern
von 1852 hinfichtlich der verfchiedenen Viehgattungen an, wor-
nad) ein Pferd zu 50, ein Stüd Rindvieh zu 25, ein Schwein
zu 8, ein Schaaf zu 6 fl. berechnet wird, fo ergiebt fi für
den gefammten Biehftand von 1787 ein Werth von 21910 fl.,
für 1858 von 26200 fl., jomit ein Verhältniß von 100 zu 119.
Darf man ferner mit Rüdfiht auf die unläugbaren und
großen neueren Fortſchritte der Viehzucht durch Racenver⸗
eblung, anf vie durch die Nähe ver berühmten Königlichen
Geſtüte und Meiereien hiezu gebotene und nad) der Angabe
der Oberamtsbefhreibung im Bezirke fleißig benütte Gelegen-
heit, immerhin annehmen, daß der jetige Viehſtand den das
maligen nad Race, Qualität, Gewicht ꝛc. durchſchnittlich an
Nutz⸗ und Kaufwerth um ein Biertheil übertrifft, fo wilrbe
fih das Wertbverhältniß von 21910 zu 32760 fl. oder von
100 zu 149 ergeben.
Gleichwohl ift nicht Zu verfennen, daß die Vermehrung
des Biehftandes weder mit der oben angeführten von 1774 bis
1787, nody mit der Vermehrung der abfoluten und landwirth⸗
ſchaftlichen Bevölkerung gleihen Schritt gehalten bat. Unter
den oben von uns angenommenen 110 Bauern mit mehr als
10 Morgen Feld muß wenigſtens die Hälfte auf ein Kühe-
geſpann beſchränkt ſeyn.
Die Bedeutung der obigen Ziffern gegenüber von andern
Landestheilen ift aus folgender Zufammenftellung zu entnehmen:
Es kommen im Jahr 1856
auf 100 Mrg. — auf 100
ſchaftl. benügte Flã
1) Pferde chaftl. benützte Fläche Einwohner
in Kornweftbim - . . 2 6
im Nedartkeid . . . . 2 3
auf 100 Wrg. landwint · auf 100.
ſqatu. benatte Flache Cinwohner
im Sönigrih . ... 5
im Oberamt Biber . 4 14,
Schormborf 0, 1,0
Waldfe . 36 17,0
2) Rinbvich
in or. 18 Al
im 20»
im Nedarteeis . . . . 230 34,
im Konigreich .. . 2s Sl;
. im Oberamt Schomberf 320
Münſingen 11,
Wangen 108,8
Eanftatt 24.
3) Schafe J
in Kornweſtheim 44
im Königreich) B 31,
im Nedarkreis 22,1
im Oberamt Göppingen 146
Wangen ö 31
4). Schweine
in 11»
im Königreich 9,6
im Nedarkreis 7
im Jagſtkreis 12,
im Oberamt Gerabronn 28,0
Schorndorf 2
5) Ziegen
in Sorumeftheim 3
im Nedarkreis 34
im Königreich 3,5
6) Bienenftöde .
in Kornweſtheim 4
im, Königreih 3,5
Die Tabelle zeigt, daß ber Pferdeſtaud ein mittlerer, nach
den Berhältnifien des Nedarkreiſes ein beträchtlicher ift (zumal
im Hinblid darauf, daß bier die Ziffern duch Einrehnung
188:
der Militarpferde afterirt find), daß der Rindviehſtand dem
Areal’ nach zu den ſchwächſten gehört und hinter dem bes
Neckarkreiſes, des Oberamtsbezirks Ludwigsburg und des
Königreichs namhaft zuräüditeht, die Zahl der Schaafe und
Scmeine aber den Durdfchnitt des Landes, wie des Nedar-
kreiſes noch ziemlich übertrifft.
Es kommt bhiebei ein fingulärer Umftand in Betradit.
In der Surnifonsftadt Ludwigsburg find 1875 Pferde, wor-
unter 17—1800 Militärpferde. Der Dünger aus ben Mili-
tärftallungen wird, da die Stadt Ludwigsburg faft feine Land⸗
wirtbichaft hat, an die Landwirthe der Nachbarorte verkauft.
Wie viel davon auf die Kornweftheimer Markung kommt, ift
nicht anzugeben, doch immerhin auf Ys— "/s, aljo auf den
Dünger von 2 — 300 Militärpferden zu ſchätzen; fo daß der
Drt jedenfalls den Vortheil hat, feinen Viehftand mehr als
andere auf den Bedarf von Milh und Zugfräften zu bes
ſchränken.
Von Ziegen, Bienen und Geflügel ſpricht die Kerner'ſche
Handſchrift nicht; an letzterem iſt der Ort außerordentlich
reich; der durch den Ort fließende Bach, der mehrere kleine
Weiher bildet, weist ſchon durch ſeinen Namen „Gänsbach“
auf die ſehr beträchtliche Zucht an Gänſen hin, die im Herbſt
in großen Maſſen in die nahen Städte verkauft werden.
9. Ertrag der Laudwirthſchaft.
Ueber die landwirthſchaftlichen Erträgniſſe gibt Kerner
ſehr genaue und ſchätzenswerthe, wenn auch im Einzelnen hier
und da nicht ganz mit ſich übereinſtimmende, Mittheilungen.
Er ſucht den Rohertrag der geſammten Landwirthſchaft in
Geld zu ermitteln und eine Bilanz zwiſchen Einkommen und
Ausgaben des ganzen Dorfes, das er als Eine Wirthſchaft
betrachtet, zu berechnen.
Er geht dabei davon aus, daß die damaligen ſogenannten
Cameralpreiſe die Hälfte ber wirllichen Marktpreiſe betragen
und nimmt hiernach an für |
l
den Scheffel Dinkel. . . .. Afl. — kr.
Weizen . . Bf. — kr.
Roggen . » .. 6 fl. — kr.
Gerſte 6 fl. — kr.
Haber .. 3 fl. — kr.
Erbſen, Linſen, Wicken x. 6 fl. — kr.
1 Wanne Heu (= 11 Ctr.) 9 fl.,
1 er 2.2.22... f.9 Er.
Was zunächſt die Erträgniffe des Aderfelvdes betrifft, fo
gibt Kerner an, daß
ein guter ein mittlerer ein ſchlecht. M.
Sch. Sri. Sch. Sri. Sch. Sri.
erträgt in Roggen 3 4 3 — 2 —
in Dintel 8 — 6 — 4 —
in Haber 5 — 3 — 2 4
als jährliche Ausfant bezeichnet er bei
Roggen -. . . 2 Sri. 2 Vierling
Dinkel .
Haber
Sommerdinkel
Weizen ..
Gerſte
Widen ..
Erbien .
Linſen
Ackerbohnen
Hanfſaamen vn — u
Wenn man nun die oben als mittlere bezeichneten Er-
träge zu Grunde legt, fo war die Ernbte
beim Roggen das 9,efacdhe
beim Dinkel das 6,.facdhe
beim Haber das 9,sfache der Ausſaat.
Nah einem herzoglichen Kefeript von 1778 follte alle
Jahre ein Bericht über den Erndteertrag in tabellarifcher
Born über alle Ortſchaften eingefendet werben, und bei der
Wlgemeinheit der Zehntabgabe konnten wohl damals von einem
forgfältigen Beamten dieſe Ergebniffe mit niemüch großer Zu⸗
verläſſigkeit ermittelt werden.
lvwlwlwen
=
nl
a2
PROB al
144
Nah: dem Duichſchnitt der feit der Wirkſamkeit jenes
Refcripts: abgelaufenen 9 Jahre gibt nun Kerner folgenven
Jahresertrag des Kornweftheimer Aderfeldes an:
Weizen 177 Sceff. à 8 fi. 1416 fl.
Roggen 6A u Ac6fl. 4104 fi.
Dinkel 804 44l. 32096 fl.
Gerſte 432/2 u a6 fl. 261 fl.
Haber 292 u 3 fl. 8796 fl.
Hülfenfe. 512 . &A6fl. 3072 fl.
zufanımen unter Zurechnung ber Bruchtheile in
Simri ꝛc. von Kerner berechnet u . . 49812 fl.
Dazu rehnet er ungefähr 2000 Fuder — 32000
Str. Stroh, das Fuder zu 6 fl., zufammen 12000 fl.
und fehlägt den Ertrag des Bradeinbaus auf 120
Morgen & 12 fl. an, zufammen u. . . . 1440 fl.
wornad ſich der Werth der ganzen Jahreserndte von
der Aderfläche berehnet uf . . -» 2. . 63252 fl.
Als Mittelertrag eines Morgens Wiefen nimmt er |
zwei Wannen — 22 Ctr. Heu und 1 Wanne
— 11 Etr. Oehmd an, was bei einem Preis
ver Wanne & 9 fl. und 137 Morgen einen
Wieſenertrag gibt von . . 3699 fl.
Den Ertrag von 50 Morgen Gärten Schlägt Kerner
nur zu 30 fl. per Morgen an, indem er be-
merkt, daß die Bäume um des falten Leimen⸗
bodens willen nicht wohl gerathen und in Korn⸗
wefthein deßhalb der Fruchtbau mehreren Nuten
gewähre, ald der Gartenbau und die Baum⸗
zucht; hiernach ergiebt fich al8 Ertrag der Gärten 1500 fi.
Den 28 Morgen Weinbergen, von denen er fagt, daß
fie „von ſchlimmer Beichaffenheit“ feyen und
als nicht bauwürdig einer andern Kultur Platz
machen follten, da nach Yjährigem Durchſchnitt
der Ertrag nur in 16 Eimern von geringer
Dualität beftanden Habe, rechnet er nur einen
Iahresertragswerth an von .. :312 fl,
wornadh fich der Geſammtwerth aller Erzeugniffe der
landwirthſchaftlich benützten Fläche ftellt anf - 68763 fi.
145
Da es jevoch nicht richtig ſeyn dürfte, den Ertrag Des
brachliegenden Landes, wie Kerner thut, einfach gleih Null zu
feben, fofern er der Waide wegen und durch den Zuwachs art
Nahrungskraft des Bodens einen Werth hat, welcher im Fall
des Einbans anderweitig zu erſetzen ift, und ba bei einer auf
den Behnterträgniffen ober den Angaben von Gemeinveange-
hörigen ruhenden Berechnung doch immer leichter ein Zuwenig
als ein Zuviel heranstemmen ‚mag, fo wird e8 wohl gereiht-
fertigt feyn, die obige Kerner'ſche Summe um einige Tanſend
Gulden zu erhöhen und auf den Betrag von
75000 fl.
abzurunden.
Es läßt fih der Verſuch machen, wenn Pr nur mit
Anfprud auf eine annähernde Richtigkeit, das gleiche Ver⸗
fahren auf die Berechnung des Werths einer jeßigen Jahres⸗
erndte der Kornweitheimer Markung anzuwenden und in bes.
ftimmten Ziffern die landwirtbichaftlihe Stufe von jeßt der
damaligen gegenüberzuftellen. Natürlih ift es dabei geboten,
von der Verſchiedenheit des: Geldwerths und der Fruchtpreiſe
ganz abzufehen, dv. h. die von Kerner angenommenen Preife
ebenfalls zu Grunde zu legen und wo bei einigen Fruchtgat⸗
tungen feine damaligen Preife angezeigt find, die. jegigen in
analogen Mafftab anf die damaligen zu rebuciren.
Nach den Angaben der. Oberamtsbeichreibung, mit wel⸗
hen anderweitige Notizen im Einklang flehen, trägt ein würt⸗
tembergifcher Morgen auf Kornweftheimer Markung.
bei einer Ausfaat durchſchnitwich
von in Scheffeln =
Dintel 7 Simi 9210 .oder das 10 ifache
Gerſte 31/2 n 4—ü 5 I10O-IIfache
Haber 31/2 n — 6— 7 u u 12—-1l4fade .:
Roggen 3-3! 4 „» nn 910fadhe
Der durchſchnittliche Ertrag einer Wiefe wird angegeben
zu 85 Etr. Heu und 10 Etr. Oehnd.
Da für eine Berehnung ganz beftumnte Zahlen: erforder.
lich find, fo wird, wo 9—10, 4-5 Sch. gefagt ift, Die Mittel-
zahl mit 9'/s, Az u. ſ. f. zu wählen ſeyn. Bei denjenigen
Württ. Jahrb. 1860. 28 Heft. . 10%.
146
Sruchtgattungen, für welde keine beſtimmten Angaben der
ehigen Art vorliegen, wurden die Mitteleyträge, wie fie bei
der Berehnung der Ergebnifle. für den Nedartreis oder das
Dberamt Ludwigsburg angenommen werben (vgl. Württemb,
Jahrb. 1852 2. Heft p. 44.—160), zu Grunde gelegt, nad)
Umftänden, wo diefe allzu niedrig erfcheinen, mit einen mäßi-
gen Zufchlag, ver fi dadurch rechtfertigt, Daß dag Strohgäu
und das fogenannte lange Feld zu dem bie Kornweftheimer
Markung gehört, anerkannt in ven Adererzeugniflen, nament-
ih den fürnertragenden Früchten, zu den fruchtbarften bes
Landes gerechnet wirt.
Die obige Tabelle über vie Anblümung des Jahres 1860
ergibt nun: in Verbindung mit diefen Durdfchnittserträgen
und den Preiſen ber Kerner'ſchen vandſchrift folgende Zahlen.
M. Sch. SH. fe. fl.
- Dinfel auf 940 & 9Ys == 8930 & 4 = 35720
Einkorn auf AS 25655à 4 - 100.
Winterweizen auf 3 à 4At / =
Roggen auf 89084 =: 360.6 = 1920
Wintergerfte.auf 30.3 44 =. —
Wintergetreide zuf. td — 39588
Som. Weizen auf 28 4a:
== 8 —=
S. Roggen uf. 6A =. 6=.
©.Gerfte auf ° 160 à 4! = 720 3.6: 4320
Haber uf : 760:& ee == 4940.% 3 = 14820
Sommergetreive nt. Fe 19356
Erbfen auf 39 2 Die: 75 450:
=
Linfen auf Bid. =
Sartenbohnenauf 2 à 2a 5b I
Ackerbohnen auf .130 a 3'/* —
MWiden af - 20083 =
N
—A
3
Hülfenfrüchte: zuf.
OO |
MWelihlorn auf 58 456.= 10:54. .6fl. = 600
Kartoffeln 350% 180 Sti. = 63000 Sri. à 15 fr. =. 15750
Kopftohl 30 3000 St. 90000 St. 100% 1Y/sfl.— 1350
Zuckerrunkeln 25% 180 Ctr. = 4500 Etr. 30h. =. 1500
Reps 151& 3Sch.— 453 Sch. à 12 fl =. 5436
Mohn IHM. à 21/2 Sch. = 876 Sch. & 14 fl. = 12250
Tabl 2M. à 10 Etr. = 20 Ctr. a 12 fl = 240
Handelsgewächſe zuf. 21866 fl.
M. Cttr. Etr.
Rother Klee 400 & 45 = 18000} 5 —_ 1163
Luzerne 31 a 45 — 1395 86 Ir. 11687
Sutterrunfeln 170 & 180 = 30600 & 20 fi. = 10200
Gartenrüben 7 à 150 — 1050 A Ah. = 420
"127627
Rechnet man num nur, daß der Strobertrag von jekt fid)
zu dem damaligen gerade fo verhält, wie die mit Strobtragen»
den Früchten bebaute Morgenzahl, aljo wie 2655 Morgen zu
3315, und nimmt man im Uebrigen die gleichen Preiſe und
Berhältniffe an, fo kommt zu der vorigen Summe noch etwa
16000 fl. als Strobertrag hinzu, und es ergibt fi als
durchſchnittlicher Gejfammtertrag ver Aderfläche für das Jahr
die Summe von 144,000 fl.
Die 250 Morgen Wiefen zu 35 Etr. Heu und 16 Etr.
Oehmd geben 1160 Wannen und dieſe, nach dem Kerner'ſchen
Maßſtab zu 9 fl. berechnet, einen Werth von 10,440 fl. Be⸗
rechnet man für die 28 Morgen Weide etwa ein Drittheil Des
. Morgenertrags der Wieſen, jo kommt auf die Wiefen .ein
durchfchnittlicher Gejamnitjahresertrag in dem abgerundeten
Werth von 11,000 fl.
Was den Garten- und Obfibau betrifft, fo bat fi die
oben erwähnte Bemerkung. Kerners, daß der Boden fi hiezu
weniger eigite, thatſächlich al8 ein Vorurtheil erwiefen, indem
nicht nur das Gartenareal von 50 auf 80 Morgen geftiegen
üft, fondern auch die Obftzucht durch vielfadye neuere Anpflan-
zungen in Aufnahme fam. Man zählte im Jahr 1852 2240
Kernobftbäume und 420 Steinobftbäume. Genaue Anhalts-
punlte zu einer Schägung dieſer Erträgniffe find nicht vor-
handen; man wird fich jedoch wohl ganz auf dem Niveau des
obigen Maßftabes halten, wenn maun für 80 Morgen Oärten
V 10 *- -
148
und 26—2700 theils in den Gärten, theil® an ven Chauffeen zc.
ftehenden Obftbäume noch einen Yahresertrag von 5000 fl.
annimmt. Der Gefammtbetrag der lanpwirthichaftlich benügten
Fläche wäre hiemit nad den Preifen von 1787 auf 170,000 fl.
anzujchlagen, und würte fi), wenn man die jegigen Mittel.
preife zu Orunde legen wollte, noch minveftens um ein Drittheil
höher, alfo auf etwa 225,000 fl., oder wenn man bie jegigen
Marktpreife durchſchnittlich als das 1'/fache der Kerner’fchen
betrachtet, auf 255,000 fl. belaufen,
Gegen dieſe ganze Berehnungsweife mag fich zwar im
Einzelnen Manches einwenden laffen, Die Kerner’fche Berech⸗
nung beruhte auf directen amtlichen Erhebungen; Die unfrige
bat zwar die amtlihe Anblümungstabelle und viele amtlich
erhobene Mittelerträge zur Grundlage, ift aber in manden
Punkten auf die bloße Schägung beſchränkt. Man wird dabei
übrigens das Beftreben nicht verfennen, in allen zweifelhaften
Fällen bei Schätung der Erträgniffe wie bei der Reduction
der jeßigen Preife auf die. Analogie der damaligen überall
lieber zu niedrig als zu body zu greifen. Wäre durchaus ba
Berfahren eingehalten worden, nach dem für die Hauptfrucht,
den Dinkel, eintretenden Maßſtab die jetigen. Preife auf zwei
Drittheile zu reduciren, fo wäre bei mehreren einflußreichen
Pofitionen ein höheres Ergebniß entitanden. Ueberdieß Tonımt
zu Gunſten ver jegigen Erträge in Betradht, daß das von
Kerner angenonımene Berhältniß der Breife der verſchiedenen
Fruchtgattungen unter fih ein für jett nicht mehr ganz zu⸗
treffendes ift. Daß z. B. Hülfenfrücdte, Roggen und Gerſte
gleichen Preis und zwar Das 12/2fache, der Waizen nur das Dop⸗
pelte des Dintels als rauher Frucht haben foll, ift den jeigen
Berhältniffen nicht mehr ganz entſprechend. Ebenfo.erjcheint der
Kerner’iche Heupreis relativ zu hoch gegen die übrigen ange-
nommenen Wertbe, fo daß die in der neueren Zabelle zu
Grund gelegten Preife der Tutterpflanzen in Verhältuiß durch⸗
aus als. zu niedrig betrachtet werden müſſen. Die Schwierig-
feiten biefed ganzen VergleichSverfahrens wären jebod nur ‚ge-
fteigert worden, wenn man ben Kerner'ſchen Tarif hätte ab-
ändern wollen. Alle derartigen Momente find ſchließlich und
im Ganzen ven untergeorpneter Bedeutung und gleichen fid)
149
zum Theil gegenfeitig aus ,.fo daß bie relative Nichtigkeit. ver
Gejammtergebniffe Doch ſchwerlich einer ihre Grundlage alte⸗
rirenden Ausſtellung unterliegen dürfte.
Die Vergleichung der jetzigen und ehemaligen Roherträge,
wie ſie ſich aus den obigen Tabellen ergibt, zeigt vor Allem
als die wichtigſte Thatſache, daß, während die Bevölkerung
des Orts ſich in 70 Jahren um 68 Procent vermehrte, der
Ertrag der Landwirthſchaft auf gleichem Boden, abgeſehen von
allen Preisveränderungen, faſt im doppelten Verhältniß, näm⸗
lich um 133 Procent, geſtiegen iſt. Auf einen Morgen der
landwirthſchaftlich benützten Fläche kam damals nach den Preiſen
jener Zeit ein Rohertrag von 17 fl. 12 kr., jetzt nach denſel⸗
ben Preifen von 40 fl. Auf einen Kopf der Bevölkerung fiel
ein Robertrag von 89 fl. 24 kr.; jeßt, auh wenn man ein
Zehntheil als Einkommen der Ausmärker in Abzug bringt,
von 111 fl. 54 fr. Die Unterhaltsmittel haben fi, fcheinbar
im birecteften Widerfprudy mit den Malthus’fhen Säten, auf
gleicher Fläche in weit ſtärkerer Progreffion vermehrt, als
die Bevölkerung. Fragt man näher nach den Urſachen dieſer
intereflanten. und wichtigen Thatſache, jo erweist ſich dieſelbe,
wenn man von Heineren Momenten ganz abfieht, als das Pro-
duet von drei großen, an fi von einander unabhängigen, in
der Wirklichkeit fi) aber zu einem gefteigerten Geſammteffect
verbindenden Urfachen. |
Die erfte verfelben ift die Vermehrung des angepflanz-
ten Pandes in Folge des Bracheinbaus, ver wieder mit Klee⸗
und JTutterpflanzenbau und mit der Stallfütterung genau zu»
fanmenhängt. Von der ganzen Aderfläche von 4100: Morgen
lag damals beinahe ein Drittheil mit 1300 Morgen völlig
brady und nur 120 Morgen ver Braczelg wurden eingebaut
und zu Heinem Ertrage gebradht. Jetzt ift bis auf etwa 120
Morgen Alles jedes Jahr angepflanzt, und auch jene 120 Mor-
gen: bilden nicht einen Reſt von Brache im alten Sinn bes
Worts, fondern hängen großentheils mit befonderen Kulturen,
wie des: Repſes 2. zufammen. Da nun jomit das ange:
pflanzte Aderfeld von 26—2700 Morgen auf 3900 angeftiegen
ift, jo begründet dieß, allerdings zunächſt unter der Voraus⸗
ſetzung, daß der ſchwer zu tagirende Ertragswerth des Brach⸗
150
landes noch außer Berechnung gelaſſen wird, einen Mehrertrag
von faft einem Drittheil, oder wenn man den Geſammtroh⸗
ertrag von 1787 gleich 100 fett, fo fteigert fich diefer Betrag
durch diefen erften Tactor des Bracheinbaus auf 130.
Der zweite Factor ift die Steigerung der Roherträge bes
einzelnen Morgens durch intenfivere und beſſere Bewirthſchaf⸗
tung. Derſelbe umfaßt in ſich alle Fortſchritte der landwirth⸗
ſchaftlichen Technik; die aus der Einſicht in die fundamentale
Bedeutung der Düngung folgenden Verbeſſerungen in Anlegung
der Dungſtätten, Kompoſtbereitung, Anwendung von Dünger⸗
ſurrogaten ꝛc., ſodann ſorgfältigere Beſtellung des Bodens
durch Vervielfachung der damit beſchäftigten Menſchenhände,
Bewäſſerungen und Entwäſſerungen, Verbeſſerung der Acker⸗
werkzeuge, namentlich des Pflugs ꝛc. Zu dieſen poſitiven Mit⸗
teln der Förderung des Ertrags kommen nun die in der Be—
ſeitigung von Hinderniſſen beſtehenden hinzu, wie die Abſtellung
des Wildſchadens, die Verminderung der Beſchädigungen durch
Trepprecht und Flurzwang in Folge der Vermehrung von Feld⸗
wegen u. ſ. f. Ueber dieſe zahlreichen Unterabtheilungen unſeres
Einen Factors und ihre relative Bedeutung Näheres in Zahlen
zu ermitteln, iſt nicht möglich; wohl aber kann jener Geſammt⸗
factor ſelbſt aus den Kerner'ſchen Angaben in Verbindung mit
den neueren Thatſachen mit annähernder Sicherheit hinſichtlich
ſeiner Wirkung auf das Ganze berechnet werden.
Hiezu geben ſchon die oben aus der Kerner'ſchen Hanb-
ihrift und der Oberamtsbeſchreibung entnonmenen Notizen
über die Erträgniffe eines Morgens Feld in den verichiebenen
Sruchtgattungen ein werthvolles directes Material. Wenn
man den Kerner'ſchen Ausprud, Ertrag eines Morgens mitt-
Ieren Aders, mit dem ber Oberamtsbefchreibung, durchſchnitt⸗
licher Ertrag per Morgen, als gleichbedeutend behandelt (was
allerdings nur unter der Borausfeßung zutrifft, daß die guten
und ſchlechten Weder, die Kerner von ben mittleren unters
jheibet, ſich ſowohl Hinfichtlih der Zahl, als der Differenz
ihrer Erträgniffe von dem eines mittleren Aders gleichtommen) ,
fo ertrug ein Morgen in
Ä 1787 gegenwärtig
Dinkel ; . 6 Sh. 9-10 Sc.
151
Ä - 1787 gegenwärtig
Roggen . 3Sch. 4 Sh.
Babr . . . 3Sch. 6—7 Sch.
1 Divg. Wiefeit 33 Etr. 51 Ctr. Heu.
Dieß gibt beim Dinkel, auch wenn man bei der niedri⸗
geren Ziffer 9 ftehen bleibt, eine Zunahme von 50 Procent,
beim Roggen von 38,s, beim Haber von 100, bei den Wieſen
von 54 Procent.
Ein Gefammtergebniß pürfte fih auf folgende Weiſe er⸗
mitteln laſſen.
Im Jahr 1787 wuchs auf 2600 Morgen an Getraide
und Hülfenfrüchten in den Kerner'ſchen Preiſen ein Werth
von 49,812 fl., alfo per Morgen ein Rohertrag ven 19,15 fl.
oder 19 fl. I fr. Gegenwärtig wächst nach den obigen Tabellen
auf 2378 Morgen an Getraide und Hülſenfrüchten chenfalls
in den Kerner’fchen Preifen ein Werth von 65,804 fl., aljo
von 27,0r fl. oder 27.7. 40 kr. Dieß ergibt ein Verhältniß
ton 100:144,5, oder eine Zunahme des durdfchnitflichen Roh⸗
ertragswerths von 44!/s Brocent. Nimmt man aber, was
wehl als das Richtige angefehen werben muß, auch noch ven
damaligen und jegigen Durchſchnittsertrag eines Morgend Wie-
fen und Gärten in die Rechnung mit auf, ſo ſtellt ſich als
Rohertrag eines angepflanzten Morgens von Aedern, Wiefen
und Gärten für damals ein Betrag von 19,5, für jetzt von
29,5 fl., was in kurzer Abrundung das PVerhältniß vom 20 zu
30, d. h. alſo eine Steigerung der Fruchtbarkeit in Folge ver
befierten Anbaus von 50 Procent ergibt. Da nun aber biefe
Steigerung der Erträgniffe nicht blos auf das urfprüngliche
Areal von 1787, fondern auf die durch ven Bradeinbau um
30 Procent vermehrte Fläche des eingefäeten oder angepflanzten
Landes fällt, fo ergibt fi in Folge der Proportion 100 : 50
=2R0:x (= 1%,) als Wirkung ber vereinigten Factoren
des Bracheinbaus und des verbefferten Anbaus eine Zunahme
ber urſprünglichen Erträgniffe mm 95,5 Procent.
Run tritt’ aber noch als britter wichtiger dartor himu
die Einführung oder größere Ansdehnung folder neueren Kul⸗
turpflanzen, welche an ſich dem Marktwerthe nad höhere Er:
träge zu gewähren pflegen,’ als die früher faſt ausſchließlich
152
vorherrfchenden Halm- und Hülfenfrüdte. Es find dieß bie
fogenannten Handelsgewächſe, fowie die Kuollen-, Wurzel- und
Futterpflanzen, melde, indent fie theil8 vermehrte Arbeit for-
bern, theils ein größeres Abſatzgebiet haben, theil® bei ge-
ringerem Gehalt an Nahrungsitoffen eine unverhältnigmäßig
größere Quantität liefern, in Ganzen entſchieden höhere Roh⸗
erträge geben, als die Halm- und Hülfenfrüdte. Die nach
dem Obigen mit Knollen, Wurzel- und Handelspflanzen an-
gebaueten 1116 Morgen ergeben. zufammıen einen Robertrag
von 48,236 fl., alfo 43,2 fl. für den Morgen, was im Ber-
gleich mit dem obigen Durchſchnittsertrag eines mit den alten
Kulturen. angebauten Morgens & 29,5 fL um 45 Procent mehr
ft. Rechnet man ferner der Kürze halber, obgleich dieß ge-
nauer genommen als ein abgefonderter Factor zu betrachten
wäre, daß das Wisjen- und Gartenland um 143 Morgen mit
einem Durdichnittdertrag von 46, fl. zugenommen hat, fo
ergibt fi, daß -1259 Morgen ver Fläche durchſchnittlich einen
Mehrertrag von 46,5 Procent gegenüber von dem obigen Mittel
extrag gewähren; dieſe nur ein ſchwaches Drittheil der land»
wirthſchaftlichen Fläche treffende Werthfteigerung kommt, auf
die ganze: Fläche nach Berhältniß vertheilt, einer allgemeinen
Steigerung des Rohertrags um 14 Procente glei. Vermöge
ber combinirten Wirkung aller brei Yactoren aber und in
Tolge der Proportion 100:114 = 19,5: x (== 222,87) ergibt
ſich jomit eine Zunahme der Koherträge von 1787 um 123
Procent als das Product der brei. vargelegten Momente.
Da nach dem Obigen die Geſammtzunahme 133 Procent
beträgt, fo lafien wir hiemit 10 Procente unerllärt und be-
ſchränken uns Darüber auf einige Andeutungen. Sofern durd
Berminverung des Areals der Waldungen, Plantagen und Re»
mifen das landwirthichaftlihe Areal im Ganzen um 79 Mor⸗
gen — 1,3 Procent größer. geworben ift, als im Jahr 1787,
‚und auf dieſe in den. verſchiedenen Zelgen zerftreut liegenden
. Räume alle drei obigen Sactoren,, ineinanbergreifend einwir⸗
ken, ſo erhöht ſich duxch bie Proportion 100: 101,5 = 222,8: x
bie Procentenzahl auf 226 und. es bleiben nur 7 Procent als
nicht weiter im Einzelnen und ftatiftifch nachweisbar im Refte.
In dieſer Beziehung wird es genügen, theils an einzelne im
153
Dbigen ber Einfachheit wegen übergangenen Momente, wie die
Ausrodung der faft ertraglojen 28 Morgen Weinberge, an bie
Abrundung verſchiedener Ziffern, beſonders aber an die kei
einer fo complicirten, jo. mancherlei logiſche Mittelglieder,
Schätzungen und Vorausſetzungen in ſich ſchließenden Bere)
nungsweiſe unvermeidlichen kleinen Reſte und Incorrectheiten
zu erinnern. Der Zweck der ganzen Ausführung konnte ja
nicht in Aufſtellung eines liquiden Rechenexempels, ſondern
nur darin beſtehen, das Oefamntergebniß in feine wichtigſten
Factoren aufzulöfen und mwenigftens einen Verſuch zu machen
oder den Weg anzudeuten, wie die lanpmwirthfchaftlichen Kulture
fortfehritte nach) dem Verhältniß und der combinirten Wirkung
ihrer einzelnen Factoren dargeftellt werben können. *) |
Zur Rechtfertigung des obigen Rechnungsperfahrens glau«
ben wir nod eine nachträgliche Bemerkung beifügen: zu follen.
Wenn der Bradeinbau einfach gleich einer Vermehrung des
lanbwirtbichaftlichen Areals behandelt wurde, fo fcheint dieß
im Widerſpruch mit der eigenen Annahme zu beruhen, daß
auch die Bradhe als Futter und Düngerjurrogat einen pofis
tiven Werth haben muß und die an ihre Stelle tretende An—
. pflanzung nicht nad ihrem ganzen Kohertrag, fondern nur
infoweit als Zuwachs angefehen werden fann, als fie einen
Ueberſchuß über ven Werth und Ertrag der Brache gewährt.
Wir glaubten aber bei der Schwierigkeit, diefen Werth ber
Brache, zumal für eine jo ferne liegende Zeit, in Ziffern anzu«
geben, eine Ausgleichung jenes an fid) begründeten Moments
) Unfer Beifpiel zeigt, was im Hinblid-auf die Malthus'ſche
Controverſe nicht ohne Intereſſe ift, daß auch die Vermehrung ber
Unterhaltsmittel wie die der Bevölkerung in geometrifcher ftatt in
arithmetiſcher Progreſſion fteigen kann. Die verichiebenen Urfachen,
melde für fich einzeln eine Steigerung ber Erträgniffe von 30, 50,
14, 1,8 Prozent veranlaften, bewirkten zuſammen eine Steigerung,
Die fih nicht als Summe von 30 >50 +14 + is = 8
Prozent), ſondern als Produkt der Factoren
190 x. 150 x. 114 x _101,s — _226 _ 1 442 m
100 x 100 100 x 10 100
154
darin zu finden, daß wir bei Berechnung der jetigen Erträg-
niffe die jogenannte Nachfrucht, d. h. die in ten fruchtbareren
Landesgegenden vielfach übliche Herbftfaat von Futterpflanzen
ganz außer Berüdfichtigung ließen und vorausfegen zu bürfen
glaubten, daß der Werth derſelben als ein Aeguivalent ver
Brachwaide und mittelbar auch der Düngerkraft ver Brach⸗
legung betrachtet werden könne.
Wenn wir uns endlih durchaus nur auf eine Berechnung
und Bergleihung der Roherträge beſchränkt haben, fo geichah
es theils, weil zu einer Berechnung ver Neinerträge das er-
forderliche ftatiftifche Material fehlt, theils aber auch in ber
Borausfegung, daß die übliche Anſchauung des bäuerlichen
Landwirths, welcher in ver Bearbeitung feines Feldes feinen
Lebensberuf und in den Erträgniffen deſſelben, nah Abzug
feiner baaren Auslagen, die Grund- 'und Kapitalrente ſowie
den Kohn feiner Arbeit ununterfchieden zu fehen gewöhnt ift,
für den Standpunkt der vorliegenden Unterſuchung ihre prak⸗
tiſche Berechtigung haben dürfte. |
Ebeno müſſen wir in Ermanglung binreichenden Mate⸗
rials darauf verzichten, die ftatiftifche Vergleihung det land⸗
wirthſchaftlichen Erträgniffe auch auf die Ergebniffe der Vieh⸗
zucht auszudehnen und uns hierüber auf wenige Demerkungen
befchränten.
Nachdem das gefammte Futtererzgengniß nach feinem vela-
tiven Marktwerthe oben unter den Produften der Landwirth⸗
ſchaft feine Stelle gefunden hat, find alle Erzeugniffe der Vieh⸗
zucht, Milch, Fleiſch, Wolle, Zugkraft, Dünger ꝛc. der Haupt-
ſache nur al8 umgeformtes Futter zu behandeln, und e8 hieße
nit doppelter Kreide rechnen, wenn wir aud) bier Die Brutto⸗
werthe zu Grunde legen wollten. Ein Ertrag wäre nur zu
rechnen, foweit ein Arbeitslohn oder Unternehmungsgewinnn
erzielt wird. Dieß mag nun zwar im Tall des Berlaufs in
ver Regel anzunehmen ſeyn, entzieht. fich aber einer näheren
Berechnung; zumal wenn das wichtigfte Erzeugnifk, die Milch,
vorherrfhend zum eigenen Hausbedarf verwendet zu werben
pflegt. Jedenfalls dürfte es ſich bier um Beträge handeln,
bie gegenüber von bem oben’ bei dem Ertrag des Aderbaus
vorgefommenen Summen unerheblid zu nennen find. Kerner
155
gibt für. 1787 eine foldhe Berechnung des Ertrage der Vieh⸗
zucht, deren Richtigkeit aber ftarfen Zweifeln ımterliegt. Zwar
iſt ev ſich deſſen wohl bewußt, daß, nachdem er das Futter
in ber Scheune ale Einnahme gerechnet, er e8 im Stall wie-
ver als Ausgabe rechnen muß. Er rechnet als Gewinn bei
dem jährlichen Verlauf von 50 Pferden A 2 Carolins 1100,
von 50 Stüd Vieh à 6 fl. 300 fl., für Schweinhandel und
Schweinemäftung 400 fl., als Reinertrag ter Schafhaltung
400 fl., und nimmt endlid an, daß auf 400 Kühe bei einem
Milchertrag von je 6Ofl. (tie Maaß zu 4 fr. = 900 Maaß)
und einer Sonfuntion ven 3 Wannen Heu & 27 fl. ein Rein
ertrag von 400 >< 33 fl. = 13200 fl.- anzunehmen fey, fo vaß
er im Ganzen als Ertrag der Viehzucht Die Summe von 15400 fl.
erhält. - Hiebei ift jepach gegen ven Hauptpojten, den Milch⸗
ertrag, die Einmendung zu machen, daß auf 482 Stüde jelbft-
gezüchteten Rindviehs nicht 400 milchgebende Kühe fallen kön⸗
nen, da doch zum Mindeften ein Drittheil, der Regel nad
aber zwei Fünftheile in Ochſen, Schmalvieh und Kälber be=
ftehen würden, ferner daß 33 Ctr. Heu auf eine Kuh als
Jahresbedarf zu niedrig und andererfeits der dafür angenoms
mene Werth etwas "hoch beredinet ſeyn mag:
Da nah dem Obigen der jetzige Viehſtand ſich zu Tem
damaligen nah Zahl und Dualität wie 149 zu 100 verhält,
fo dürften im Allgemeinen fih die Reinerträge ähnlich ver-
halten. Jedenfalls hat, wie fchen oben "gezeigt wurte, bie
Entwicklung des Viehftandes weder mit der der lanpwirthfchafts
lihen Roherträge, nod) auch mit der Vermehrung der Bevöl⸗
ferung gleihen Schritt gehalten, und da nad dem Obigen
Dünger von Außen zugefauft werden muß, fo ift auf biefe
Rubrik ein Ausfall anzunehmen, ven die Roherträge des Ader-
baus zu deden haben. Zu einer näheren Abſchätzung dieſes
Ausfalls aber fehlen genauere Anhaltspunkte, wahrjcheinlich
ift er durch die oben befprecdhene zu nietrige Taxation ver
Heufurrogate bereits als ausgeglichen anzufeben. Der Vieh—
ftand von 1787 erſcheint für den damaligen Betrieb der Land⸗
wirthſchaft ausreichender, als der jegige für den jebigen, ob»
gleich es andererfeit8 wieder zu ven Vortheilen der Lage des
Ories gerechnet werden muß, mit einem verhältnißmäßig fo
156
Heinen Biebftand fo beträchtliche landwirthſchaftliche Ergebniffe
erzielen zu können.
Die Vollſtändigkeit würde erfordern, Daß aud) über bie
Erträgniffe des Gewerbebetriebs vergleichende Mittheilungen
gegeben würden; die zur Berfügung ftehenden Notizen find
jedoch auch hier zu dürftig, um mehr als einige Andentungen
zu geben; fie reichen nur etwa dazu hin, erfennen zu lafien,
daß die gewerblichen Erträgniffe gegenüber von den landwirth⸗
Ihaftlihen von fehr untergeorpneter Bedeutung find und zu
der Zahl ver bejchäftigten Perfonen in großem Mifverhält-
niß Stehen.
Im Jahr 1787 betrug das angenommene Steuervermögen
ven Kornwefthein im Ganzen 198,265 fl., das Kerner zu
einen WYünftheil bes wirklichen Werthes jchätt. An jenem
Steuervermögen kamen .195,290 fl. auf ven Gyunbbefig und
2975 fl. auf die Gewerbes oder fogenannte Commercialfteuer.
Somit nur !/estel oder 1,5 Procent der ganzen Steuer fielen
auf Gewerbe; da aber 85 Gewerbetreibende unter 186 Steuer-
contribuenten waren, jo kam auf Einen Gewerbetreibenden
nur ein ÖSteuerlapital von 32 fl., und, wenn man die Ker-
ner’fche Bemerkung, daß das Grundeigenthum zu etwa einem
Fünftheil des Werthes eingefhäßt fey, auch auf Die Gewerbe
übertragen bürfte, von 160 fl. Da damals von 71 fl. Steuer-
vermögen 1 fl. Steuer bezahlt wurde, fo kam auf die 85 Ge-
werbetreibenden zufammen 42 fl., auf Einen aljo durchſchnitt⸗
lich 30 Er, während einen Orundeigenthümer im Durdjchnitt
etwa 15 fl. traf. Da. die Steuerrepartition damals ziemlich
neuen Datums war und grelle Mifverhältniffe in der. Ver-
theilung zwiſchen Gewerbe und Landwirthſchaft nicht anzuneh-
men find und von Kerner nicht erwähnt werben, fo geht aus
ben Ziffern in Uebereinftimmung nit dem oben fhon in dem
Kapitel über Stand und Beruf Bemerkten mit Sicherheit her»
vor, daß der gewerbliche Betrieb damals höchſt unerheblidy war,
In der Finanzperiode von 18°°%/sı betrug bie Gewerbe»
fteuer in Rornweftheim 107 fl. 37 kr., neben 3917 fl. Grund⸗
und 477 fl, Gebäubefteuer, aljp 1/es oder 2,5 Procent ber ge-
fammten directen Steuer. Auf einen Gewerbetreibenven fam
durchſchnittlich 1 fl..12 fr. Gewerbfteuer, auf einen Grund»
157
befiger durchſchnittlich 12 fl. Grundſteuer. Wenn man au—⸗
nimmt, daß die Steuer doch wenigftens Ein Procent des Rein-
ertrages ausmache, fo fällt auf Ein Gewerbe immer nur ein
Reinertrag von 10 fl. In Verbindung mit dem. obigen Abs
fhnitt über die Zahl und Gattungen ver Gewerbetreibenden
zeigen dieſe Ziffern einerjeits, daß auch jeßt noch ber Gewerbe-
betrieb neben der Panbwirtbichaft eine untergeorpnete Bedeu⸗
tung bat, andererſeits aber doch, daß feine relative Intenfität
mit der der Landwirthſchaft mindeſtens gleichen Schritt ges
halten hat,
10. Die Art und Vertheilung ded Befibed.
In dem vorängegangenen Abfchnitt wurde die ganze Mar-
fung wie Eine Wirthichaft, nie Gemeinde wie Ein viellöpfiger
Befiger, und der ganze Gegenftand ohne Rüdfiht darauf be-
handelt, welcher Art die Befigverhältniffe überhaupt find und
wie fi die einzelnen Gemeindegenoſſen unter fid in das
©anze. theilen. Erft durd ein näheres Eingehen auf diefe
ragen. erhält die Darftellung der wirthſchaftlichen Entwidlung
ihre Erklärung und Ergänzung.
Nach der Kerner'ſchen Handſchrift zerfielen im Jahr 1787
nath der Art des Befites ſämmtliche Felder in verjchiebene
Klaſſen, die ſich unter zwei Hauptgattungen rubriciren laſſen,
in die freieigenen und in die durch grundherrliche Rechte ge⸗
bundenen Güter.
Die letztern, die im Ganzen über vier Fünftheife der ge⸗
ſammten Feldmarkung begriffen, zerfielen in die zwei Klaſſen
der Gültäder und der Theiläder. Gültäcker heißen diejenigen,
welche den Obereigenthüimer eine Gült, d. b. einen firirten
und unabänberlihen Yahresbetrag in Naturalien zu reichen
hatten, Theiläcker ſolche, welde einen. beftimmten Bruchtheil
des wechſeluden Yahresertrags, alfo ein’ Biertheil, Fünftheil ꝛe.
entrichten mußten.
Unter den erſteren bildeten den Hauptbeſtandtheil die Lehen⸗
und Gülthöfe, deren Zahl ſich auf 36 von Alters her belief.
Die darunter begriffenen Felder hießen Hofäder. Die 36 Höfe
umfaßten zufammen 33 Häufer mit 22 Hofraithen, 23 Schen-
158
nen, einer Stallung und 3090 Mergen Feld, worunter Heder,
Gärten, Wiefen und Weinberge. Die Größe derfelben bewegte
fi zwiſchen 10 und 235 Morgen; 3 Höfe hatten zwiſchen
200—235, 9 von 100-200, 10 von 50-100, 4 von 30-50,
10 von 10-30 Morgen.
Die im Ganzen darauf ruhenden Gülten beftanden in
12 fl. Geld, 27 Sommerhühnern, 1'/s Gänfen und 1100 Scheffel
Frucht nah Rauhem. Kerner ſchlägt nach feinen obigen Prei-
fen den Werth der Gülten im Ganzen auf 3681 fl. an, was
unter Einrehnung der Gebäude etwa 1 fl. 12. auf den
Morgen ausmadt. Außerdem hatten die einzelnen Höfe noch
verſchiedene bejondere Rechte und Gegenobliegenheiten, worun⸗
ter die Pförchgerechtigkeit die Hauptrolle fpielt. Das Ober-
eigenthum ftand bei den meiſten der Herzogl. Domanialver-
waltung und dem evangelifhen Kirchengut theils ausſchließlich,
theil® gemifcht zu; einige berjelben gehörten Corporationen,
3. B. dem Spital und der Armenpflege in Eplingen, ver Siechen⸗
pflege in Stuttgart ꝛc. zu; bei drei derſelben hatten aud) Pri-
vater Antheile. Der Lehensträger eines ſolchen Gülthofes war
infofern vollftändiger Eigenthümer, als er den Hof frei erwer-
ben und verkaufen konnte. Zu Veränderungen und Theilungen
war die Zuſtimmung des. Obereigenthümers erforderlid, von
welcher Kerner beklagt, daß fie für Hofzerftüclungen zu unter-
ſchiedslos ertheilt zu werben pflege. Auch im Fall einer Thei-
lung blieb immer Ein fogenannter Träger, weldyer dein Ober-
eigenthümer die Gefälle aus Einer Hand richtig abzuliefern
hatte.
Außer dieſen 36 Gulthöfen gab es nun noch eine Anzahl
Gültäcker, zufammen 168 Morgen, weldye beſtimmte Gülten
im Oefammtwerth von 324 fl. nad deu Kerner’fchen Preiſen
zu entrichten hatten.
Die Theiläcker hatten zuſammen ein Areal von 354 Mor⸗
gen. Der niederſte Bruchtheil, der zu reichen war, war ein
Neuntheil, der höchſte ein Viertheil. Als Durchſchnittsbetrag
rechnet Kerner 200 Scheffel Früchte im Werth von 800 fl.
Da ſomit an der 4300 Morgen landwirthſchaftlich be⸗
nützter Fläche 3612 Morgen als ein durch grundherrliche Rechte
beſchränktes Eigenthum erſcheinen, fo bleibt für Die „freieigenen“
159
Güter ein Areal von etwa TOO Morgen übrig. Nur ziwei
Güter, ber zu Haltung bes Faſelviehs verliehene Widdumhof
von 93 Morgen und das Pfarrgut von 13 Morgen waren
zehentfrei. Das zehntpflichtige Gut betrug ſomit im Ganzen
4200 Morgen. Der große Zehnten gehörte dem Kirchengut,
der kleine der Pfarrei.
Dieſe Verſchiedenheiten in der Freiheit des Beſitzthums
mußten natürlich auch auf die Preiſe der Güter von Einfluß
ſeyn. Nach unſerer Quelle galt dem Morgen nach ein
Hofacker von der erſten (geringſten) Klaſſe 100 fl.,
on von ber zweiten | 150 fl.,
„ bon ber dritten 160-180 fl.,
freieigene Aecker 150—200 fl.,
" Wiefen und Gärten 400 fl.,
während, was die Handſchrift nicht näher aufflärt, die Hof-
wieſen und Gärten nur zu 80 fl. angefchlagen find. Im Ge⸗
ſammtdurchſchnitt dürfte ein Morgen Feld zu etwa 160 fl. zu
ſchätzen ſeyn, was auf die ganze Markung einen Geldwerth
von ungefähr 700,000 fl. macht.
Kerner ſagt nicht, daß die Zerſtücklung der Höfe und die
Theilung des Bodens die richtige Grenze bereits überſchritten
habe, aber daß ſie an derſelben angelangt ſey und ohne Nadı-
theil nicht noch weiter ‚getrieben werben könne. Eine genaue
Darftellung der Vertheilung des Güterbefiges gibt er nit;
fie läßt fi) nur annähernd durch Combinationen aus indirec-
ten Notizen, einer Tabelle über die Grundfteuerbeträge und
ben obigen. Öüterpreifen ermitteln. Kerner theilt nämlich einen
Auszug aus dem mehrerwähnten Steuerkatafter mit, wornach
im ‚Öauzen 195,000 fl. auf den Grunpbefig, der übrigens
Häuſer und Güter zumal in fid) begreift, als Steuervermögen
fiel, und deſſen Beträge er als ein Fünftheil des damaligen
wahren Werthes ſchätzt. Schon oben haben wir gefehen, daß
er alle Grundbeſitzer von weniger als 300 fl. Steuervermögen,
wenn fie nicht. zugleidh ein Handwerk ..over fonftigen Beruf
hatten, zu den Taglöhnern rechnet, und da- durchſchnittlich ein
Morgen Feld zu 30—35 fl. in ben Steuerkatafter anzunehmen
it, fo: ſchätzten wir, bag ein Beſitzthum von .7—8 Morgen
Feld und einer Wohnung damalg als an dev Grenze eines
160
„bäuerlichen“ Befigtbums ftehend angenommen wurde. Auf
ein Steuervermögen von 600 fl. dürfte hiernach ein Befit von
etwa 15 Morgen, auf 1000 fl., fofern die Taration der Ge-
bäude nicht in gleihem Maßſtab anfteigen Tonnte, ein Befitz
von 25—30 Morgen, auf 2000 fl. von 60-70 Morgen, auf
3000 fl. von 90—100 Morgen ꝛc. zu rechnen jehn.
Die Zabelle zählt 193 Steuerpflichtige, welche Zahl mit
der der 163 Bürger und 33 Wittwen ziemlich genau zufam-
mentrifft. Von diefen 193 befaßen 7 kein Steuervermögen,
wobei man nicht blos an Befitlofe, ſondern auch an folche,
melde von Gehalten, Leibgedingen, Zinfen lebten, oder an
Handwerker, die in der Miethe wohnten und feine Güter
hatten, denken muß.
Bon den 186 Steuerzahlenden betrug dus Gteuervermd-
gen bei
41.weniger a8 . . 10 fl.
18 zwifhen . 100— 200 fi.
16 n ... 200-- 300 fl.
21 " . 300— 500 fl.
27 n . 500-1000 fl.
3 =. 1000-1500 ff.
19 n . 1500-2000 fl.
4 n .. 2000-3000 fl.
3 n . 3000—4000 fl.
3 u . 4000—5000 fl.
2 " 5000—6000 fl.
Unterhalb der Grenze von 300 fl. Steuervermögen wür⸗
den biernah im Ganzen 82 Steuerpflichtige fallen, unter
welhen wir außer ben bon Kerner gezählten 23 Kleinbe-
figern und ZTaglöhnern etwa 40—45 Handwerker zu zählen
hätten. Die 111: Perfonen von mehr als 300 fl. Steuerver-
mögen enthalten die in der obigen Standeslifte gezählten 49
Bauern oder ausſchließlichen Landwirthe und etwa ebenfalls
40—45 Gewerbtreibende. Der nicht genauer anzugebende Reſt
vertheilte ſich auf die Wittwen, Unfelbftändigen und Angeftells
ten. Die 48 Verfonen von 300-1000 fl. dürften als Be⸗
figer von S—25 Morgen, die 23 von 1000—1500 fl. Steuer»
vermögen als Beſitzer von 25--40 Morgen, bie 41 über 1500 fl.
34
als Befizer von 40—200 Morgen anzuſehen feyn. Auf die
legtere Klaſſe müffen im: Ganzen wohl miwveftens drei Fünf-
theile oder 60 Brocente der Markung mit etwa 2500 Morgen
gerechnet werden, während auf vie 82 Perſonen, mit weniger
als 300 fl. Steuervermögen bei Annahme eines durchſchnitt⸗
lichen Beſitzthums von 3 Morgen etwa: 6 Procente des Ganzen
fallen, und auf die 48 Eigenthünter zwiſchen 8—25 und die
23 Eigenthimer. wiſchen 25—40 Morgen je etwa 17 Precente
fommen -wärben. - u
Eigentlliche Beſitzloſe und: der Gemeinde: zur Laſt fellende
Perſonen waren nicht vorhanden; Kerner erwähnt, daß eine
einzige Perſon Unterftützung aus der öffentlichen Kaſſe erhalte,
und zwar täglich 2 Kreuzer. (Dagegen war der Ort durch
ſeine Lage an der Hauptſtraße des Landes durch den Bettel
der Reiſenden ſehr beläſtigt, wofür beſondere Anſtalten gut
Unterftügung der Bedärftigen getroffen waren.) J
Von den Schulden einzelner Bürger nimmt Kerner an,
daß fie durch die Aetiveapitalien Anderer ansgeglichen werben.
+ Wenn wir nım zur Darftellung der gegenwärtigen Ver
figwerhäftniffe übergehen, fo ift dieſelbe hinſichtlich der Art
des Beſitzes ſehr einfach, ſofern alle- grundherrlichen Laſten
und Beziehungen aufgehoben und alle Güter afreieigen«ge
worden find. Es geſchah dieß ſchon durch die Gefege von
1817 und 1836. Die Gälten, Theilgebühren ꝛc. find feit 1844
dur ein Kapital von 81,745 fl. abgelbet. Die Geſetze der
Jahre 1848 und 1849 trafen im Algentelnen nur nod den
Zehnten an. Bon Beſchränkungen in freier Benligung des
Eigenthums beftehen nur noch diejenigen, welche mit der Drei-
felderwirtbiehaft: verbunden find. Auch die Schafmeibe ift noch
in Befig des Staatslammergutes, ohne daß jedoch dadurch die
Eigenthümer im Anbau befchränkt wären.
Hinſichtlich der Vertheilung des Grundbefikeg fand im
Jahr 1857 eine amtlihe Erhebung im Lande Statt.
Nach der Tabelle der Gemeinde Kornwefthein wurden das
mals 305 gemeinbeangehötige Grund⸗ Eigenthüimer gezählt.
Darunter befaßen
über 200 Morgen 0
von 100 200UV Einw.
Wurtt. Jahrb. 1860. 28 Heft. 11
162
von 50-100 Morgen : 15
vn DO 50 m RB.
bon 10— 30 n:8
von db 10 ” 39
von 0— 5 "„ 133
Noch genaueren Einblid gewährt das Einzugeregiſter aber
die Zehentablöſungsrente. Nur erſtrecktt ſich daſſelbe blog auf
die im Jahr 1848 noch zehntpflichtigen Grundſtücke, zuſammen
4032 Morgen, ſo daß etwa 330 Morgen, die nicht mehr zehnt⸗
pflichtig waren, worunter namentlich Gärten und Wiefen, da⸗
bei keine Erwähnung finden und als zu dem Befig zahlreicher
einzelner Eigentbümer noch in nicht näher ermittelten- Quo⸗
ten binzufonımend zu denken find. . Hieraus, fowie aus ber
Berichievenheit des Termins find die Widerſprüche beider Ta⸗
bellen wohl großentheils zu erllären Bon jenen 4032. Mor-
gen zehntpflichtigen Grundſtücken beſaßen 314 Kornmweftheimer
3567 Morgen, und 341 Ausmärker 464 Morgen. Die Zahl
der Eigenthümer aus den Nachbarmarlungen ift fomit größer,
als die der Eingeſeſſenen, wiewohl ihr Antheil. im Ganzen
nur etwa ein Neuntheil beträgt. Auf Einen Ausmärker kommt
ein Beſitz von 1%s Morgen, auf Einen Eingeſeſſenen durch⸗
ſchnittlich —B Morgen.
Von jenen 314 Eigenthümern beſaßen
| Morgen zuſammen burchjchmittl,
. 5 von 50 - 100 . 352 70: Mrg.
1 „» 0-50 . BDO: 45 m
13 „ 30— 40. 470 36 u
zuf. 9 „ 30-10 1322 Mn
24 n 20— DD. - 690 25,0 Ti
23 n 15— 20 382 160 „
4 „ 10— 15 503 ° 125 n
uf. 88 ” 10— 30 1505 : 1Tı »
68 „ 5-10 440 Tn
0 nn 3—- 5. 158. 3
53 nr 1— 3 98 ls“
41 " 0— 1 19 OA "n
auf. 134 -. 0— 5 Ä "
163
- Ju Progenten ausgedrückt kommen auf
die 29 Eigenthümer von 30 - 100 Mrg. zuf. 87
88 n „10-30 u un 43
63 ” n 5— 10 " n 12,s
134 " „ 0-5 nn nn Ts
Prozente des Areals -
Auf die beiden erften Klaſſen, in welche der eigentliche
Bauernſtand nebft einigen Gewerbetreibenden zu rechnen: ift,
fallen ſomit 80 Brocent bes ganzen Areals, während die an
Zahl vie beiden erften Klaſſen übertreffennen Eigenthümer von
0-5 Morgen nody nicht ein Zwölftheil befigen. Im Ganzen
find unter den 314 Eigenthümern etwa 60 Ledige und Unjelb-
ſtändige, und 50 darunter fallen in vie Klafje der Befiger von
weniger als 5 Morgen, 29 unter die Befiter von weniger als
1:Morgen. Würde das nichtzehntpflichtige Land eingerechnet,
fo würde, da tafjelbe, namentlich die Wiejen und Weiden,
mehr ven größeren Eigenthümern zulommt, das Uebergewidht
der höheren Beſitzklaſſen fich noch als höher herausftellen. Unter
den Befigern von weniger als 10 Morgen dürfte der größte
Theil der Gewerbtreibenden ſich befinden.
Die Güterpreife bewegen fi nad) der Oberamtsbeſchrei⸗
bung bei Yedern zwiſchen 3—500, bei Wiefen zwiſchen 4—600 fl.,
wornad der Geldwerth der gefammten Feldmarkung fich auf
etwa 1,800,000 fl. beliefe und auf den Kopf der Bevölferung
ein Antheil von etwa 1200 fl. käme. Der Betrag der Pfand⸗
ſchulden ſoll 150—160,000 fl. betragen, während etwa 250,000 fi.
Actiofapitalien fatirt werben. Die Zahl der Armen iſt unbe-
deutend; 10—12 Perſonen erhalten Unterftügungen aus öffent»
lihen Mitteln im Gefammtbetrag von 2—300 fl. Bettler ber
finden ſich feine im Ort.
Bei einer Bergleihung der jeßigen und ehemaligen Zu⸗
ftände in den befprochenen Beziehungen wird jedenfalld bie
Aufhebung aller grunpherrlihen Luften und Beſchränkungen
ls ein großer Fortſchritt und derſelben ın ver günftigen Ent«
widlung der landwirthſchaftlichen Verhältniſſe ein namhafter
Antheil beigemeflen werben müfjen. Andererſeits wird man
nicht verkennen bürfen, daß. jene Leiftungen und Beſchränkun⸗
gen für den einzelnen: Befiger in ben niebrigeren Preifen, um
11 *
264
weldhe die Gült- und Theiläcker erwerben werben konnten,
eine Ausgleihung fanden. Ein Landwirth, der WO Morgen
Teld un 3—4000.fl. erworben Hatte, konnte immerhin jähr-
lid, einen Werth von 30—40 fl, an Gülten und Gebühren
entrichten und ſich doch noch in einer befleren Lage befinden,
al8 derjenige, der für daffelbe Areal jettt 89000 fl. zu zahlen
bat. Der Bortheil für das Ganze tritt hier ftärker hervor
als für den Einzelnen. Anders aber ift es bei Zehnten und
Theilgebühren, die mit dem Ertrage fteigen und ven fleißi«
geren und intelligenteren Landwirth von wirtbichaftlichen Ver⸗
befferungen zurüdhalten. Nur war der Zehnten eigentlich Feine
aus den grundherrlihen und fendalen Berhältniffen abzulei-
tende Laft und traf Die Ortſchaften mit lauter freieigenen Gü⸗
tern ebenfo.
Daß, wenn auf ber gleichen Markung die landwirthſchaft⸗
liche Bevölkerung ſich verdoppelt, durchſchnittlich auch die Be⸗
ſitzantheile der Einzelnen im gleichen Berhältniß kleiner werben
müſſen, daß aber andererſeits hiebei die Sconomifche Lage der
einzelnen Beſitzer in dem Falle unverändert bleibt, wenn zu⸗
gleich durch intenſiveren Anbau ver Werth und bie Erträgniſſe
der Güter fich verboppeln, leuchtet von jelbft ein. Daß in Korn-
weſiheim die Brogreffton der Landwirthſchaft noch ftärker als
die.der Bevölkerung war, hat bereits der vorige Abfchnitt ges
zeigt. Allein hiebei war. ein ungleihmäßiges Yortrüden ver
verfchiedenen Befizabftufungen immer noch wohl möglich, und
es fragt fich, wie fih vie Vermehrung ber Beſitzer und bie
Berminderung ihrer Antheile im Einzelnen: geftaltete,..ob fie
mehr die größeren,. bie mittleren oder die. kleineren Befiger
traf u. ſ. w. Nun ift freilich zu einer ganz genauen Berglei-
hung in diefer Hinficht das Material theils zu bürftig,; theils
zu ungleichartig.
Wenn man einerſeits die erſtgenannte amtliche Aufnahme⸗
tabelle von 1857 zu Grunde legt und andererſeits davon aus⸗
gebt, daß bie in der. Kernerfhen Tabelle: mit weniger als
300 fl. Steuervermögen aufgezählten, und von ihm, falls fie-
fein Gewerbe over fonftigen Beruf trieben, den. Taglöhnern
gleichgeftellten Grundeigenthümer mit den Befitern von weni«.
ger. als 5 Morgen.;verglichen werben: KBnnen, daß ſemer
Fa u
21i
108
ein Stenerbermögen einem Befit
von 300— 500 fe. von 5—10 Mrg.
Mn 500--1500 Uh " 10-30 u '
-: 1500-3000 „ „ D—HÜ u
0 300 - 6000 " mehr als 50 »
gleichgeltend iſt, und wenn man hiernach 5 Befltsaffen in
gleicher Ordnung unterſcheidet, fo ergeben ſich
1787 1857
Morgen Grundeigenth. Grundelgenth.
J die 1. Kaffe von 0— 5 75 183
2. 5—10 21 39
3. 10-30 49 85
4. 30-50 33 32
6. über 80 8 16
zufammen . 186 305
und in Procenten ausgedrückt
für die 1. Klaſſe 40 44
2 11 13
3. 27 28
4 18 10
5. 4 5
Hieraus ergibt ſich, daß die Zahl der Grundeigenthümer faſt
ganz im Verhältniß der Bevöllerung zugenommen hat (dieſe
um 67, jene um 65 Procent) und daß hiebei die Zahl der
kleinen, mittleren und größeren Befitser fich in ziemlich ftetigem
Verhältniß zu einander fortbewegt bat, namentlich aber vie
wichtigſte und zahlreichſte Mittelklaſſe der bäuerlichen Beſitzer
von 10 -30 Morgen ſich eher vermehrt als vermindert hat.
Daß ein Anfteigen der Güterpreife um etwa 150 Prozent
(ein. mittlerer Morgen Ader von 160 fl. auf 400) in der
Ablöfung der Grundlaften und dem ſinkenden Werth des
Geldes nur zu einem Heinen Theile feine Erklärung findet,
und daR bie ‚intenfivere Kultur und das Steigen der Roh:
erträge darauf die wejentlichite Einwirkung haben mußte, wird
ſchwerlich beftritten werben. Es liegt im ver Natur der Sadje;
daß diejenige Vermehrung des Rohertrags, welche blos durch
Bermehrung der menfchlichen Arbeit erzielt wird, bei ber
Dorfwirtbichaft. vom dem Heineren :bäuerlichen Beſitzer ale
166
dem Reinertrag nahe kommend betrachtet wird, und deßhalb
die Güterpreife höher treiben muß, als der mit fremden und
bezahlten Kräften arbeitende größere Landwirth gerechtfertigt
finden kann. Es ift daher nicht ohne Intereſſe, auf die Aehn⸗
lichkeit in der Progreſſion der Roherträge (138 Prozent) und
der Güterpreiſe hinzuweiſen.
Wenn man aus der Einen Thaiſache, daß im Yahr
1787 Eine Berfon, jett aber 10—12 Perſonen Unterftügung
aus öffentlichen Mitteln erhalten, die Schlußfolgerung auf
eine Verzehnfahung ver Bedürftigen ziehen wollte, jo wäre
fie nicht viel berechtigter, als die wingelehrte, daß die Huma-
nität in ber Unterftägung der Nothleidenden ſich verzehnfacht
habe. Daß es auch jest nody nicht an Gelegenheit zur Arbeit
im Orte fehlt, zeigt die Notiz, daß ungefähr 100 fremde Per⸗
fonen in Kornweftheim in Dienftverhältniffen ftehben und nur
etwa 20 Rornweitheimer auswärts dienen, fowie bie von ber
Oberamtsbeſchreibung angeführte Thatjache, daß zur Erndte⸗
zeit oft gegen 400 fremive Arbeiter im Orte Beihäftigung finden.
11. Die Laften und Steuern.
E8 mußte in vorangehenden Abfchnitt fon voransgrei-
fend zum Verſtändniß ver Befitverhältnifje von einigen grund⸗
herrlichen Laſten gefprochen werben; es ift aber nöthig, auf
piefelben noch einmal im Zuſammenhang mit der allgemeinen
Frage zurüdzufommen, was damals und jett die Einwohner
des Orts im Ganzen an Laften, Steuern und Abgaben jeder
Art von ihrem jährlihen Einfommen an Grundherren, Staat,
Kirche und Gemeinde zu entrichten hatten?
Kerner behandelt diefen Punkt mit befonderer Genanigfeit
und Ausführlichkeit und e8 mag nicht ohne allgemeineres, ge-
ſchichtliches wie volkswirthſchaftliches Imtereffe jeyn, ihn, wenn
auch nicht in alles Detail, doch in alles: Wefentlihere feiner
Mittheilungen zu folgen. Das Regifter von Peiftungen ber
Gemeinde und ihrer Angehörigen, das er mittheilt, ift ein
ziemlich langes md complicirtes, Die Kerner’fehe Berechnung
ift zwar in mehreren Punkten mangelhaft, namentlich indem
bei einigen Rubriken nur bie Nettoeinnahme des Berechtigten,
167.
alfo nach Abzug von Einzugskoften und Berwaltungsaufwand
gezählt, andererfeits die geſammte Einnahme der Gemeinde⸗
und Ortöftifinngen einfchließlig von Zinfen aus Sapitalien,
des Ertrags aus: Gütern und. Gebäuden ꝛc. aufgenommen
wurde, wo es ſich doch in beiden Fällen nur darum handelte,
die Leiftung der Pflihtigen zu ermitteln; e8 wurde jedoch nur
da, wo das Material. zur Berichtigung vorlag und ber Be-
trag ven Erheblichkeit iſt, eine Correctur vorgenommen. Die
Leiſtungen ſind:
A. Abgaben der Lehngüter
1) Die ſchon oben erwähnten, unveränder⸗
lihen, meift in Naturalien beſtehenden
Abgaben der 36 Tehen- und Gülthöfe, in
ven früher ſchon angegebenen hruchtyrel⸗
ſen angefhlagen zuu......
2) Die veränderlichen Gebühren don den Bes
3681 fl. — fr.
figern der herrſchaftlichen Theiläder, zu 1061. — kr.
3) Die Gülten von bem: zelglihen Gültädern
BGs fl. — kr.
zuſammen aus Lehngütern 4810 fl. — kr.
B. Zur herzoglichen Rentkammer Re⸗
galien und Einkünfte
1) Schuß». und Schirmgeld, von jedem in
Kornweitheim in Beſitz aufgenommenen
Ausländer over. Bfahlburger jährlid 2 fi.;
Ertrag im Jahr 1787 = 0
2) „Ewige und unablöfige Steuer“, auf St.
Martindtag von der Gemeinde an ben
Vogt zu Kanftatt zu entrichten 15. 10 P
:3) Localhauptrecht und Fall von eingefeflenen
ik
feibeigenen Leuten (ein. fiscaliſcher Reit
früherer Berhältniffe, wornad in Todes⸗
fällen von dem binterlafienen Vermögen
für je 100 & Heller von Männern 1 fl.,
von Weibern 30 kr. zu entrichten er.)
Jährlicher Ertrag .
4) vEwig ohnablöfige. Hellerzinge aus vers
ſchiedenen einzeluen Häuſern, Gärten und
Hofraithen zuſammen... 1
11fl. 4.
: 10086 — Ir.
13 8. 58 fr.
168
u BL
5) Uungelo,. beftehend in je ber. 17%: Maas . ;
vom Ausſchank, deu Bonceffions- und Re⸗ nah
- cognitiondgeld für Wirthſchaftsberechtigung,
dem Halbthalergeld von Brennereien, ber
Tar von fremden Weinen, dem wege
der Bierbrauer, zufommen ». .
6) Strafen: und Confiscationen, angefihl..ı u
7) Abzug oder Nachſteuer.
Es konnte Jeder mit ſeiner Habe ben
Ort frei und ungehindert verlaffen; wenu.. :
er aber nah feinem Abzug aus dem Orte.
eine Erbſchaft zu erheben hatte, mußte er
den 10ten Pfenniug ber Rentkammer zu⸗
rucklaſſen. Ertrag .
8) Taubenſchlaggeld, von. jedem offenen Tau
benſchlag jährlih 6 ir. Erteng . ... .
9) Benfionsabzug oder Befoldungsfteuer zu 3 |
:; Peogent des Einkommens. (Bon ber Bes
foldung des Schultheißen 3 fl) . .
10) Aus wzerfchiedenen« Gütern. in Kornweſt⸗
heim, jährlid. 6 Gänſe, in Geld & 20. &.
zu bezahlen .
11) Rauchhennen; von jedem Koud (Lüge ober
Haushalt) eine alte Henne, zuf: 187; dazu
4 von befonders Berpflichteten, auf. 161,
in Geld gu entrihten a 10. . . .
12) Sommerhühner aus "allerhand Gütern,
50 Stüde, in Geld zu entrichten & 5 ir.
13) „Zollvon ven commercirenben Sachen“, nach
Abzug der Einzugsgebühren angeſchl. zu
Die bisherigen vom Oberamt einzuzie-
benden Abgaben betragen: zuſammen 914 fl.
18kr.; Kerner berechnet wegen verfähiedener -
Ausgaben rein nur 784 fl. 18 kr.
14) Ertrag des herzoglichen Schäfereirehtt. .
15) Lehenzins aus einigen Häufern and :
2 Scheunen. .
800
45
10
61
169
\ fl. %.
16) Novalzehnten von Neubrüchen und Sereuthen 6: 30
17) Jährlich Steuerkorn |
Stenerroggen auf Martini jeden Jahrs
von der Gemeinde nach Stuttgart zu lie⸗
fern 67 Scheffel 5 Sri. 2 Sieting, ange- *
ſchlagen zu.... en 45
18) Strohzehnten . . . Pe * 120 —
19) Mahlkernen von dem Muller ns 22 10
20) Emwig ohnablöfige Kernen von einigen Aecern, 8
:ebenjo Haber ... . “ 3 30
21). Bovdenwein von verfhievenen Weinbergen: 3 7
Mit Einſchluß des unter Ziffer 1-3
eingerechneten Antheild an Gülten von her-
zoglihen Gülthöfen und.Aedern, und an
Theilgebügren im - Betrag: von 2528 fl...
.5J fr. beträgt die Leiftung: an. die herzog
lie Rentlammer im Ganzen 5637 fl. ohne
“jene bereits gerechneten Beträge ned 2998 47
07 Der evangelifchen Lirche
1) Dem evangeliſchen Kirchengut oder der
herzoglich Bebenhauſiſchen Pflege zu Stutt⸗⸗
a. Der große Zehnten angeſchl. zu 4409 fl. 44 fr.
b. Zehntfurrogate von Kulturver- W
änderungen... . 206 fl. 18 kr.
c—h. unter 6 andern Rubriken von
einzelnen Aedern Gülten, Wein,
Leibhennen ꝛc...60 fl. 13 kr.
zuſammen ° 5246 15
ohne die fhon unter A. Ziffer 1-3 ent:
baltenen . . ..2801 18
betragenben Antheile an Galthöfen ic. |
2) der Pfarrei des Orts |
» den Heuzehnten von Baum und Grasgärten,
| . . Pe - —
170
b.. den Mleinen Zehnten (von Hirſe/ Bohnen,
Sonmmergerfte, Hanf x.) 9) . 2 2.2.
zufammen Sehnten und Zehntfurrogate an
das evangelifche. Kirchengut und die Ortse- | E
pfarrei . » .
." D. Steuern zur Landſchaft
1) Zur Ordinariſteuer oder Abloſungshülff,
zur Tilgung der von der Landſchaft über⸗
nommenen Schulden und andern land⸗
ſchaftlichen Ausgaben ..
2) Aceiſe oder Zuſchlag zu der Owinariſteuer
3) Das Ertrabrdinarium oder Sommers und
Winterantag nebft bem Surrogato triesei-
marum. „
4) Steuer zur Thaufftrung und ðonſerbation
ber Heer⸗ und Landſtraßen..
5) Zu dem herzoglichen Schloßbau in Stutt- .
gärt Beitrag der Lanpfhaft - .:. .W
6) Beitrag zu dem berrfhaftlichen Tollhaus-
baumwefen in Lubwigäburg .
7) Abzahlung eines Lriegsanlehens von der
Landſchaft vom 7jährigen Krieg..
zuſammen Steuern
E. Beitrag zu den Ausgaben der Amts-
Corporation oder ſogenanntet Amtsfchaben
F, Communalabgaben over Beiträge für. .
Gemeinvezwede, die .unter verſchiedenen
250
6620
Titeln von den Bürgen erhoben wurben, -
‚neben den Einkünften aus Gütern, Ge⸗
füllen, Kapitalien, veränderlichen Gebüh⸗
zen ꝛc.
fr.
15
*) Das raſche Steigen ber Erträgniffe bes Heinen -Behnttens
in Folge des Bracheinbaus machte die Pfarrſtelle bis zu den Ab⸗
Lfungsgefegen zu einer ber beſten Pfründen bes Laudes.
Heine Zehnten allein wurbe zu 1500 fl. angefchlagen.
Der
1) Frohngeld von den Auswärtigen . - 50
2) Wachtgeld, zur Beftreitung ber Nachtwache 50
3) Bürgerftener von jedem Bürger Lfl., einer.
Wittfrau 2... 176 —
— — 5 —
5) Communſchaden... ..... 684 —
6) Mößnergarben und Laibe. 18 45
7) zum Almofenfand . - . . . 100 —
zuſammen 1043 45
Unter Zuſammenſtellung der 6 Haupt⸗
rubriken ergiebt ſich
A. Aus Lehengütern an verſchiedene Ober- .
eigenthümer . . . 4810 36
B. Zur herzoglichen Rentkammer aus Regalien
und Abgaben verſchiedener Art... 2998 47
C. Dem evangelifhen Kirchengut und ber
Pfarrftele an Zehnten und Zehnijur·
rogaten .. . 65520 15
D. Landſchaftliche Steuern ern... 2776 39
E. An die Amtstörperfhaft - - 2 2 0.233 53
F. Communalabgaben . . . . 2.1083 45
sufammen 17384 15
Die Kerner’fhe Berechnung ergiebt 17624 fl., und bie
Differenz erklärt fi aus einigen ber oben erwähnten Berich-
tigungen. Hiebei ift überdieß Mehreres, was nicht ganz unter
ben Begriff der Abgabe fällt, unberechnet geblieben. So hätt
Kerner den Ertrag der Kornweſtheimer Jagd an Haaſen, Fa⸗
fanen und. Rebhühnern jährlih zu 500 fl., was bei den nie-
drigen Wilppreifen jener Zeit auf einen Wildſchaden von min»
deſtens gleichem Betrage mit Sicherheit ſchließen läßt. Ebenſo,
heißt e8 in dem Forſtlagerbuch, „ſeynd Die von Kornweſtheim
ſchuldig und verbunden, ver Herrichaft zu bagen, jagen, fürs
zufteben, Hund zu führen, Zeug und Sailmägen, auch Gepürſt
und gefallenes Wildprett an Ort und Ende zu führen, deß⸗
gleihhen Hunde zu halten und aufzufloden. Die herzoglichen
Unterthanen follen jedoch zu vergleichen Zagddienſten nicht in
zu großer Meng, allzuweit, allzulang, zur Zeit des Feldbaus
172
angehalten werden, daß fie dadurch Schaden leiden.“ Zu
Hrolmvienften waren bie Einwohner nur gegen eine taxmäßige
Belohnung verpflichtet, dagegen hatten fie bei Durchmärſchen
von Truppen Fuhr⸗ und Borfpanndienfte zu thun, das Quar⸗
tier zu „Dach und Fach- zu tragen. Auch die verfdhiebenen
Zaren, Sporteln und Stempelgebühren für fpecielle Fälle,
das Salzmonopol und die damalige Plage. des Salpetergrabeng,
bie üblichen Geſchenke an die Beamten, werden außer Berech⸗
nung gelafjen; und es wäre fchwerlich zu hoch gegriffen, wenn
wir die obige Summe auf 20000 fl. abrunden würden.
Wenn man bie oben berechnete Summe unter moberne
und vationellere Rubriken orbnen will, fo zerfällt fie in bie
drei Klafien:
| | 1) Feudalabgaben
a. grundherrliche 5908 fl.
A b. Zehnten 6720 fl.
zufammen 12628 fl.
2) Staatsfteuern
. birelte 2776 fl.
b. indirekte 700 fl.
zufammen 3476 fl.
3) für öffentliche Lokalzwecke
a. ber Gemeinde 1043 fl.
b. des Bezirkes 233 fl.
zuſammen 1276 fl.
Rechnet man dasjenige, was die landesfürſtliche Regie⸗
rung unter verſchiedenen Titeln an Domanialeinkünften und
Steuererträgen einzunehmen hatte, unter Eine Rubrik, ſo er⸗
giebt fie den Betrag von 8302 fl., und wenn das damals ge⸗
trennte, jpäter mit den Staatspomänen vereinigte evangelifche
Kirhengut noch dieſer Rubrik eingefügt wird, den Betrag von
13,300 fl. Die übrigen Berechtigten find dann außer der
Commune und Amtscorporation, die Pfarrei, die Stiftungen
der Städte Eflingen und Stuttgart, und brei Privaten ats
Inhaber Heinerer Antheile an Gülthöfen.
Wenn wir zu den Steuerverhältnifien ver Gegenwart
übergeben, fo ift deren Darftellung ein um Bieles einfadheres
FJ
'173
Eine Schwierigkeit befteht nur darin, daß einige indirekte
Abgaben eine. nähere Berechnung für eine einzelne Ortſchaft
nicht zulaffen und man ſich hier mit annähernden Schätungen
begnügen muß. Bei dem Zoll läßt fih nicht einmal jagen,
wie viel die Einwohner des Königreihg ausgeben, fonvern
nur wie viel der Staat an den Kevenuen. des Zollvereing ein«
nimmt. Geht man nun davon aus, daß die Einnahme des
Staats nicht größer ift, al8 die Ausgaben feiner Angehörigen
(Heiner wird fie wohl in feinem Falle feyn), jo entfpricht die⸗
jelbe ungefähr einer jährlihen Conſumtionsſteuer von 1: fl.
auf den Kopf der Bevölferung (fofern die Bruttveinnahme zu
rechnen ift). Diefes. würde auf eine Bevölkerung von 1407
Seelen 1876 fl. ausmachen. Berüdfichtigt man aber, einmal,
daß die Konfumtion an den Hauptartikeln der Zolleinnahmen
in den Städten ungleicy größer ift, als auf dem Lande, und
ferner, daß auch unter den ländlichen Bezirken diejenigen des
wein- und obftreichen Unterlandes einen geringeren Verbrauch
an ausländifhen Waaren haben, als die zugleich durch größern.
Grundbeſitz wohlhabenderen und reichlicher lebenden Bezirke
anderer Tandestheile, namentlih Oberſchwabens, jo wird bie.
Schätzung von 1400 fl. oder 1 fl. für den Kopf immer noch
eher eine zu hohe als zu niedrige ſeyn.
Die Einnahmen der Salinen ſtehen im Budget zwar
unter dem Ertrag des Kammergutes und nicht unter den in⸗
direkten Abgaben. Da aber der Salzmonopolpreis mindeſtens
zu zwei Dritttheilen eine Steuer in ſich ſchließt, die durch⸗
ſchnittlich zu 24 kr. auf den Kopf der Bevöllkeruug geſchätzt
werden mag und die Conſumtiou als eine gleichmäßige ange⸗
ſehen ‚werben darf, jo berechnet ſich hiernach ein Steuerbetrag:
auf 1400 Einwohner von 560 fl.
Die Repartirung nach ver Kopfzahl würde bei ber Rubrit
der Syorteln ungefähr den Betrag von 300 fl. ergeben; ba
ſich jedoch dieß Verfahren hier weniger eignet und biefe ganze:
Gattung. von Staatseinnahmen auch bei ber Kerner'ſchen⸗
Berechnung unberückſichtigt gelafien worden iſt, jo Fönnte
von biefem ohnedieß unerheblien Poſten Umgang genommen
werden.
Hiernach ergiebt ſich folgender Betrag der Staatsſteuer:
174
1) birefte Steuer
von Grundſtücken 8917 fl. 31 %.
Gebäuden 477 fl. 5 ir.
Gewerben 157 fl. 37 tr
Befoldungen 25 fl. 30 kr.
Rapitalien 470 fl, 36 kr
zuſ. 4998 fi. 19 fr.
2) indirekte Steuer
Zoll 1400 fl. — ke.
18%%/sı Acciſe 453 fl. — kr.
„ Auflageauf Hunde 123 fl. — k.
" Wirthichaftsabgab. 883 fl. 25 fr.
Salzſteuer 560 fl. — fr.
zuf. 2919 fl. 25 fe.
Summa 7917 fl. 44 %.
Die Umlage für die Amtskörperfchaft betrug nah der Ober
amtsbejchreibung von 1859 852 fi.
Die Umlage für die Gemeindeausgaben 2500 fl.
Hiezu ift nun, nachdem ſchon die meiften der obigen klei⸗
neren, namentlih alle auf die Leibeigenfhaft Bezug nehmen-
den Reiftungen durch die Epicte von 1817 aufgehoben und die
Gülten und Landachten in Folge des Geſetzes von 1836 abge-
[d8t worden find, noch die Abldfungsrente für die Zehnten,
wie fie fih aus den Geſetzen von 1848 und 1849 ergab, in
Betracht zu ziehen.
Der große Zehnten, den Kerner für 1786 nach den ba-
maligen Einrihtungen und Preifen zu 4409 fl., einjchließlich des
Strobzehntens zu 5609 fl. in Geld anfchlug, wurde zu 5800 fl. ger
[hätt und ergab, nach dem ſechszehnfachen Maßſtab Des Geſetzes
von 1848, das Ablöſungskapital von 92823 fl., was bei dem
Zinsfuß von A Prozent, den das Geſetz vorjchreibt, einer Jahres⸗
rente in Geld von 3712 fl. gleihlommt. Jenes Kapital wird
nebft den indeſſen anlaufenden Zinfen in 23 Jahreszielern zu
6248 fl. abgezahlt; die Zieler laufen noch bis zum Jahr 1875.
Der Heine Zehnten, den Kerner nur erft zu 250 fl.
ſchätzte, war durch die Wortfchritte der Landwirthſchaft an
Werth außerordentlich geftiegen und wurde zu 973 fl. geſchätzt,
woraus fi das Ablöfungstapital von 16670 fl. berechnet, das
175
in 19 Zahreszielern zu 1145 fL abgezaplt wird, während ber
jährliche Zins fih auf 622 fl. belaufen würde. J
Wenn es ſich nun einmal darum handelt, dasjenige, was
die Gemeinde zu einem beſtimmten Zeitpunkt an Steuern und
Abgaben jeder Art zu leiſten hat, zu ermitteln, ſo wäre es
ebenſo unrichtig, dieſe Ablöfungsrenten außer Berechnung zu
lafien, als andererſeits den ganzen - Betrag der Jahreszieler
als Aequivalent des ehemaligen Zehntens zu behandeln. Wenn
man von dem neueften Stand der Sache ausgeht, fo ift das
Kapital des großen Zehntens duch Abzahlung von 8 Zielern
auf etwa 70,000 fl., das des Heinen durch Zahlung von 6
Zielern auf ca. 12000 fl. gefunfen, jo daß der Aprozentige
Zins diefer beiden Summen, alfo rund 3300 fl. als Jahres⸗
leiftung für ven noch al& beftehend vorausgeſetzten Zehnten in
Berechnung zu nehmen iſt.
Sonach ergäbe fich als Saanmtlitung der Gemeinde
an Steuern und Umlagen aller Art
1) direkte und indirelte Steuer an den
Staat ... 7917 fl. 44 kr.
2) Amts⸗ und Gemeindeſchaden 3352 fl. — kr.
3) Geldſurrogat für den Zehnten
nach dem Stand von 1861 3300 fl. — Er.
. amd im Öanzen die Summe von 14570 fl. — Ir.
und rechnet man noch als letzten und einzigen Reſt ver. alten
grundherrlihen Abgaben ven Heinen Ertrag der. noch im Beſitz
Der Domanialverwaltung ftehenden Schafwaidegerechtigkeit ſowie
hinzu, ſo iſt die ganze Summe auf
15,000 fl.
abzurunden.
In keinem der bis jetzt beſprochenen Punkte fällt die
Bergleichung von Einft und Jetzt in jo glänzender Weile zu
Gunſten der Gegenwart aus, wie in biefem. Abgeſehen von
der Höhe der Beträge drückt fih Schon, wie Teiner näheren
Ausführung bedarf, in Zahl, Namen und Charakter ver Ab»
gaben der ganze Gegenſatz des grundherrlichen Gutsinfafien
und bes freien Staatsbürgers aus. Die Bortheile, welche die
Ablöfung aller Grund- und. Seuballaften der ländlichen Be⸗
176
völkerung gebracht hat, ſtellen fih hier in der hellſten Be
leudhtung vor Augen: Die Aufhebung aller biefer Beziehun-
gen und: Leiftungen kommt in ihrer Geſammtwirkung einer
Erprepriation ‚glei. Die Inhaber jener 36 Lehenhöfe, jener
zahllos abgeftuften Gült- und Theiläder find aus Pächtern,
vie ihren Pacht in Form von veränverliden und anveränder-
fihen Quoten von Naturalien und in verfchiedenartigen
Dienftleiftungen zu geben hatten, freie Eigenthämer geworben.
Im Uebrigen ſprechen die Ziffern für fi laut genug,
um. Feiner. näheren Ausführungen zu bebärfen. 17000 fl:
jührlide Steuern und Umlagen fallen auf eine Roheinnahme,
die Kerner im Ganzen zu 95000 fl. und hiemit ſchon ziemlich
hoch ‚berechnet, die aber in Teinem Falle die Summe von
100,000 fl. überfteigen kann! Hiernach waren 17—18 Prozent
des Nohertrags zum Voraus abzuliefern. Der Werth der ge
geuwärtigen Roherträge der Landwirthſchaft wurbe nach den
jegigen Preifen, bie natürlih bier maßgebend find; ohne die
Erträge des Biehftandes, der Gewerbe, der Kapitalien, ber
Gehalte zu 225—250,000 fl: berechnet und ift im Ganzen auf
mindeftens 250—280,000 fl. zu chäten, jo daß der Geſammt⸗
betrag aller Leiftungen 6 Prozent, etwa ein Dritttheil des
damaligen Prozentfates beträgt, Auf ven Kopf ver Be-
völferung kamen damals 21 fl., jet 10%/s, alſo gerade die
Hälfte, Ä | |
Unterſcheidet man bie einzelnen Rubriken, fo zeigt fid
allerdings fogleih, daß die ganze BVerbefferung ber Yage in
der Befeitigung der Grundlaften befteht. Die Staatsſtener
ift um 127 Prozent, von 3476 fl. auf 7917 fl., bie birefte
Steuer um 80 Prozent, von 2775 fl. auf 5000 fl., die indirekte
um 317 Prozent, von 700 fl. auf 2900 fl. geftiegen. Die
Umlagen fr die VBezirközwede find um 260 Prozent, von
233-fl. auf 852, die Communalumlagen von 1043 fl. auf
2500, 'alfo um 140 Prozent höher geworben. Staatsſteuer
kam übrigens damals auf den Kopf ver Bevölkerung 4 fl.
10 kr. jeßt 5 fl. 40 kr., ein Unterjchied, der ſchon durd dem
des Gelöwertbes ansgegliden werden mag. Bei den Come
munale und Bezirksabgaben find die Verhältnißzahlen rumb
1 fl. 30°, und 2 fl. 20 te. Auf ein zu weites Feld wärben
107
wie geführt, wenn wir, was freilich fehr zur Sache gehört,
auch vergleichen wollten, wie und zu was damals und jegt
die öffentlichen Gelber verwendet wurden.
12. Die wirthſchaftlichen Nefnitate.
Kerner macht einen eigenthünlichen, zwar in ber Aus»
führung als nißlungen anzufehenven, aber doch nit un-
interefianten Verſuch, eine Jahresbilanz für die Wirthichaft
des ganzen Dorfes zu ziehen. Er betradytet dabei das Ganze
wie Einen: Haushalt, fest Häufer, Güter und Inventar ale
einen nicht näher in Betracht zu ziehenden Grundſtock und
ebenfo die Arbeit aller Angehörigen des Haushalts als eine
jelbftoerftänbliche, nicht genauer zu berechnende oter zu beloh—
nende Sache voraus. Er ftellt ſomit einfad auf die eine
Seite ald Jahreseinnahme alle Erzeugnifie der Landwirthſchaft
nach Rohertrag und Marktpreis, auf bie andere Geite den
Bedarf der Haushaltungen für Menſchen und Vieh, die
Steuern und Abgaben, das Saatkorn, und ſucht Daraus zu
ermitteln, ob und was dabei fi) als Ueberſchuß oder Deficit
ergeben. Da er bei ven Gewerben feinen Abjag nad Außen
annimmt und die Gemeinde wie Eine Yamilie oder Wirths
ihaft behandelt, fo ftellt er auch alle gewerbliche Arbeit,
Schuber und Kleivermahen, Baden, Schlachten, Weben x.
mit den ‚häuslichen, wie Kochen, Siriden, Spinnen zc. in
Eine Linie, d. h. er läßt es bei den Einnahmen wie bei ven
Ausgaben gleihmäßig außer Betracht. Man mag dem Ber-
fahren in abstracto nicht viel anhaben; der Fehler liegt blos
in der Schwierigkeit, einerfeitd die Roherträge und anderer»
feit8 den Bedarf aller Haushaltungen mit folder Genauigkeit
zu ermitteln, als das Ziehen einer beftimniten Bilanz erfordert.
Kerner berechnet nun in der oben ſchon bejprochenen Weiſe
die Einnahmen der Dorfwirtbichaft zu 95008 fl. Unter ven
Ausgaben berechnet er die für den menfchlichen Unterhalt fo,
daR er für jeden aus Mann und Fran beftehenden Haushalt
200 fl., für jedes weitere Glied des Haushalts, wenn e8 ‚unter
14 Jahre alt ift, einen Zuſchlag von 20 fl., wenn es über
14 Jahre ift, von 30 fl. anſetzt, wornach aljo 3. ”, für einen
Württ,. Jahrb. 1860. 28 Heft.
178
aus 6 Köpfen, Dann, rau, drei: Rindern, worufter Ein er
wachſenes, und einer Magd beftehenden Hausſtand 80 fl.
neben der Wohnung gerechnet wird. Auf biefe Art ergiebt
fih ihm die Summe von 46240 fl. Auf die Ernährung des
Viehs rechnet er 20760 fl., auf die Abgaben nach dem Obigen
17634 fl., auf die Einfaat 6096 fl., auf ven Strohbedarf zu
Dünger 3621 fl., und erhält fo eine Ausgabe im Ganzen von
94352 fl., jo daß fi) ein Ueberfhuß der Einnahmen von nur
655 fl. ergiebt. Die Unwahrfcheinlichkeit dieſes Schlußergeb-
nifjes mag ſchon daraus erhellen, daß Bei dem Fleiß und ber
Sparfamteit, die Kerner fo vielfach an den Einwohnern rühmt,
unter den 22 Bauern, deren Grundbefig er einen Werth von
10,000 bis 30,000 fl. beilegt, wohl die Hälfte geweſen ſeyn
muß, die jenen Betrag von 600 fl. jever für fid) allein jähr-
lich zurüclegten, und daß, wenn dieſen Erfparniflen eine ent-
fprechende Berarmung Anderer gegenüberftünde, Kerner den
Wohlftand des Orts überhaupt gar nicht fo rühmlich prädi⸗
eiven könnte. Der formelle Fehler in der Berechnungsweiſe
mag vorzugsweije darin liegen, daß die Rubrik der Abgaben
zahlreiche Poſten enthält, welche nicht außer Orts gelangten,
fondern in Geftalt von Gehalten und Bezügen des Geiftlichen,
der Lehrer, des Schultheißgen, Magiftrats, der Steuereinnehmer,
Hirten, Wledendiener u. |. w. wieder Einnahmequellen von
Drtsangehörigen bilveten, die, wenn fie nicht unter die Ein-
nahmen geftellt werben wollten, an ber Poſition für den
menſchlichen Unterhalt in Abzug zu bringen waren.
Wir müſſen ganz darauf verzichten, dieſe Berehnunge-
weife für die damalige Zeit zu berichtigen und auf die Gegen⸗
wart in analoger Weife auszudehnen. Dagegen mag es wer
nigftens als Verſuch feine Entſchuldigung finden, wenn wir es
unternehmen, auf anderem Wege über vie Gefammttergebniffe
der Dorjwirtbichaft einige Anhaltspunkte zu ermitteln.
Wenn der Umtauſch landwirthichaftlicher und gewerblicher
Erzengniffe, etiwa wie der Blutumlauf für das thierifhe Leben,
die Grundform und fefte Bafis für das Güterleben eines böher
entwidelten Bolfes bildet, jo muß darin auch irgendwie ber
Mafftab liegen, an welhem ver Werth und die Bedeutung
einer gefammten Dorfwirthfchaft gemefien werden Tann. Dan
R .
02
wirb zur. Beurtheilung der Sfonomifchen Stellung eines länd⸗
lihen Wohnplatzes vor Allen zu fragen haben, ob verfelße
Meberfchüffe über den eigenen Bedarf an lanpwirtbfchaftlichen
Erzeugnifien liefert, welcher Gattung viefelben angehören, ob
fie ausreichen nur zum Eintauſch der unentbehrlihen Erzeug⸗
niffe der gewerblichen Thätigkeit und ber nicht zum Aderbau
gerechneten Rohproduktionen (an Holz, Mineralien 2c.),. over
auch zu Anfchaffungen des blos Nützlichen und Gefälligen,
fowie zu Erſparniſſen und Kapitalanlagen, ob die Ueberſchüſſe
nur von Wenigen herrühren oder von Vielen, ob und wieweit
die gewerbliche Bevölkerung, die von jenen Ueberſchüſſen er-
nährt wird, im Orte jelbit wohnt u. f. w.
Die einfachſte, allgemeinfte und an fi) naturgemäßefte
Geſtalt, in welder jener Austaufch der Hauptgattungen von
Gütern Statt findet, befteht darin, daß die aderbautreibende
Bevölkerung in den ländlichen und die gewerblihe in ven
ſtädtiſchen Wohnplägen angefiebelt ift, daß jene ihre Produkte anf
den- ftäptifchen Markt bringt und aus dem Erlöje vafelbft ihre
fonftigen Bebürfnifje befriedigt. An reinften ausgeprägt wird
diefes Berhältniß überall ſeyn, wo die Vereinödung, die ge-
fchloffenen Güter und Höfe vorherrſchen, während die SDorfs
wirthſchaft Schon mannigfaltige Mopdififationen derſelben in
fh ſchließt. Wohl in feinem anveren Land wirb jene ein-
fache Grundform mehr verwiſcht feyn, als im altwürttember-
giihen Land. Nicht nur, daß hier der Gegenfaß ver land⸗
wirtbichaftlidhen und gewerbliden Wohnpläge wenig hervor⸗
teitt, indem theils in allen Dörfern zahlreidhe Handwerker, in
den Städten zahlreiche Yandwirthe gefunden werben, wie denn
felbft die Hanptitabt des Landes noch die erjte weinproduci-
rende Gemeinde des Landes ift; ſondern auch bei den Per»
fonen ift jene Grundform ver Arbeitstheilung weniger als
anberwärts durchgeführt, indem die Zahl derjenigen, welche
in irgend einer Weife gewerbliche und landwirthichaftliche Be⸗
ſchäftigungen mit einander verbinden, außerordentlich groß ift.
Es mag vielleicht Yaum eine Verhältnißzahl geben, in welcher
nicht gewerbliche und landwirthſchaftliche Arbeit gemiſcht vor⸗
tommt.
Allein auch diefe complicirteren Erſcheinungen Fünnen die
12 *
180
elementare Grundform zwar verdeden und modificiren, aber nicht
alteriven und aufheben. Wenn man jene Laufende von Achtels⸗,
Biertelö-, bälftigen, Dreiviertels-Landwirthen oder Gewerb⸗
treibenden gegen einander abrechnet, fo wird es doch ſchließlich
daranf hinauskommen, daß, wie in mehreren andern deutſchen
Ländern von ähnlicher Entwidlungsftufe, etwa die eine Hälfte
der menschlichen Arbeit und ver Beyölkerung mit Landbau,
die antere mit Gewerben und anderweitigen Bernfsarten be-
ſchäftigt ift (vergl. aud) Memminger, Beſchreibung v. Würt⸗
temberg. 2. Aufl. p. 333 ꝛc.).
Seht man aber hievon ans, jo wird man weiter fagen
dürfen, daß font in unferer. Bollsöfonomie auf jeder aus⸗
fchließlih mit Landwirthſchaft beichäftigten Familie die durch⸗
ſchnittliche Obliegenheit ruht, außer für fich felbft auch noch
für eine zweite, nicht landwirtbichaftlihe, Familie den ge—
ſammten Bedarf an Produkten der Landwirthſchaft zu liefern,
oder, da fein Landwirth bei der Mannigfaltigleit jener Pro»
bufte dieß wird in natura leijten können, denjenigen Werth
in Produkten der Landwirthſchaft auf den Markt zu brin«
gen, welder in Ganzen von einer Familie confumirt zu
werten pflegt. Derjenige Landwirth, der dieſe Leiftung an
den Marktverfehr macht, genügt feiner normalen und durch⸗
ſchnittlichen Aufgabe; dieſe Leiftung ift gleichfam al® der fefte
Punkt zu betrachten, von welchem aus das Plus und Minus
zu berechnen ift. Aus dem gleichen Grund wird man fagen
müſſen, daß derjenige ländliche Wohnfig, das Dorf, der Weiler
u. ſ. w. feiner Aufgabe in der Volksökonomie entfpricht, wel-
her außer für fich felbjt noch für eine weitere, feiner Bevöl⸗
ferung gleichtommende Zahl von Menſchen ihren Geſammt⸗
bedarf an Erzeugnifjen des Aderbaus auf den Markt bringt,
wobei natürlich das einzurechnen ijt, was von den Ortsange-
hörigen, die nicht Aderbau treiben, Ihon im Orte ſelbſt con⸗
ſumirt wird.
Die Frage iſt hier nur, ob es möglich iſt, dieſen Jahres⸗
bedarf an Producten der Landwirthſchaft für die Bevölkerung
irgendwie näher zu beftimmen. Dank ven amtlichen Erhebun-
gen über die württembergiſche Agrarftatiftif und der ausge-
zeichneten Yeitung und Bearbeitung, welche diefelbe in. den
181
befannten Sick'ſchen Abhandlungen (vergl. die mehrerwähnten
Mittheilungen des Jahrgangs 1852 der Württ. Jahrbücher)
gefunden haben, ift es möglidy geworben, aus den brei Yacto-
ren, ber Bertbeilung des Areals nad Kulturen und Anblü:
mung, den mittleren. Exträgniffen in jeder Fruchtgattung für
alle Bezirke, und den durchſchnittlichen Marktpreiſen ven ges
fammten Geldwerth einer mittleren Jahreserndte mit ziemlicher
Genauigkeit zu berechnen. Und wenn man ferner. mit Grund
annehmen darf, daß aus ber mittleren jährliden Produktion
auch zugleich die mittlere jährlihe Conſumtion ſich ermeflen
läßt, fo ift die Frage im Weſentlichen als eine lösbare zu bes
trachten.
Unter Benützung und theilmeifer Ergänzung der Sick'ſchen
Arbeiten und unter Zugruntlegung derjenigen Fruchtpreiſe,
welche fih aus dem Durchſchnitt der legten 25 Jahre nad)
Ausscheidung des theuerften und wohlfeilften Jahres ergaben
(ogl. Jahrbücher 1859 18 Heft ©. 159. Kernen und Waizen
15 fl. 20 fr. Roggen 10 fl. 41 fr. Gcrfte 9 fl. 34. Dinkel
6 fl. 15. Haber 5 fl. 10 kr.), ftelkt fi der Geldwerth einer
mittleren Jahreserndte des Landes in folgenden abgerundeten
Ziffern dar:
Waizen 1,0 Millionen Gulden
Roggen 4 nr
Dinkel 25 "
Gerſte 8,0 n
Haber 10 n
Mengfrüchte, Ener,
Hirſe ꝛc. O,« —*
Hülſenfrücht 3
Kartoffel 9,3 m:
Welſchkorn, Kopflohl,
Möhren zc. 2,5 "
Handelsgewächſe 4
Futtergewächfe 11
Ertrag des Obſtbaus 5
Ertrag d. Weinbaus mit
d. Nebenpflanzunge 4 m
182
Ertrag der Gärten u. Länder 6 Mill. Gulden
der MWiefen 2 u.
ber Weiden. 1, u
118,2 Dill. Gulden
Um nun hieraus diejenige Conſumtion, welche als auf
die Bevölferung im Einzelnen repertirbar anzujehen ift, zu
ermitteln, wird an biefer Summe in Abzug zu bringen feyn:
1) Der Bedarf der Einjaat, welcher auf ein Zehntheil
der ganzen Erndte, alſo auf 11,800000 fl. zu ſchätzen
ift, indem er zwar bei den Halmfrüditen, Kartoffeln,
. Hülfefrüdhten ꝛc. ziemlich höher, zu '/s bis !/e, da⸗
gegen bei andern Kulturen, namentlich Wieſen,
Weinbergen, Obſt⸗ und Gartenbau ꝛc. nur wenig in
Betracht kommt.
2) Der Mehrertrag der Ausfuhr über die Einfuhr an
Erzeugniſſen der Landwirthſchaft. Hierüber fehlt es
an allem ſicheren Material einer Berechnung, und
es iſt bloße Muthmaßung, wenn wir den Mehrbe⸗
trag der Ausfuhr durchſchnittlich zu A bis 5 Mill,
ſchätzen.
3) Der in der Unterhaltung des Viehſtandes inbegrif⸗
fene Elementaraufwand.
Nach der obigen Tabelle mag an dem Geſammtwerth von
118 Millionen ein Betrag von 48 Millionen, alſo von 40
Prozenten auf Futterpflanzen im weiteren Sinn oder auf Un⸗
terhaltung des Viehſtandes fallen.
Dieſer Betrag gelangt und gehört zur menſchlichen Con⸗
ſumtion nur mittelbar in der Seftalt der thierifchen Produkte,
Fleiſch, Milch, Wolle, Häute ꝛc.; foweit er in den Werthen
diefer Produkte nicht wieder zu Tag kommt, ift er als ein
Elementaraufwand der Landwirthſchaft für die zum Aderbau
erforderliche thierifche Arbeitskraft und Düngererzeugung an⸗
zuſehen; wie denn mit Rückſicht auf dieſe letztere in der obigen
Tabelle auch der Strohertrag ganz übergangen worden iſt.
Sid berechnet nun (Jahrb. 1852. 28 Heft p. 189) den jähr-
lihen Ertrag der Viehzucht im Ganzen zu 32 Mil. (Milch
22, Fleiſch 7, Mill.). Es bliebe fomit eine Differenz von
188
16 Mill,, die ſich durch Abrehnung ber Einfaat auf 14 Mil.
vermindert. Diefe Summe aber ſcheint im Wefentlichen nicht
anders betrachtet werben zu können, denn als ver Werth des»
jenigen Theiles der thierifchen Nahrung, welcher nicht in ver
Form thierifher Nahrungs> und Nutungsftoffe zur menſch⸗
lihen Conjumtion gelangt, ſondern feinen Nutwerth nur in
der Arbeit und dem Dünger der Thiere findet. Es kann
hiebei der Kürze halber davon abgefehen werben, daß vie
Kräfte der Pferde theilweife auch andern Zwecken als tenen
bes Aderbaus dienen. Daß übrigens jene Ziffer ſchwerlich zu
hoch gegriffen fein wird, geht ſchon daraus hervor, daß auf
90000 Pferde, bei denen doch die übrigen Nugungen fo gut
als ganz wegfallen, allein ein Yutterwerth von 10—11 Mill.
zu rechnen ſeyn muß und daß der Berfaufpreis von Ochfen
und Kindern niemald den Werth alles von ihnen feit ver
Geburt verzehrten Futters erreicht, die Differenz alfo nur in
dem Werth der Arbeit oder des Düngers ihre Begründung
finden kann.
Nimmt man nun hienady an, daß an bem obigen es
fanımtwerth einer Jahreserndte 30 Millionen unter ben ge=
nannten drei Rubriken in Abzug zu bringen find, fo bleibt
für die jährliche einheimische Conſumtion an Probuften ver
Landwirtbfchaft ver Betrag von 88 Millionen übrig, was bei
1700,000 ortsangehörigen Einwohnern 51,6 fl. auf den Kopf
ausmacht, wofür wir, da es ſich bier doch nur um ſummariſche
Näherungswerthe handeln kann, den runden Betrag von 50 fl
fegen und auf eine Yamilie, wenn dieſe zu 4, Seelen ges
rechnet wird, einen Bebarf von 235—240 fl.
Hieraus würde fid) nun der oben aufgeftellte Kanon näher
dahin präcifiren laſſen, daß diejenige bäuerliche Wirthſchaft,
welche nach Abzug ihres Elementaraufwandes und geſammten
Hausbebarfes noch einen Werth von 235 fl. an landwirth⸗
fchaftlihen Erzeugniffen auf ven Markt bringt, ihre Durch
fohnittlihe und normale Leiftung erfüllt und daß ebenfo der⸗
jenige ländliche Wohnplag feiner Aufgabe in der Volksökonomie
Genüge leiftet, deſſen aderbautreibende Bevölkerung Ueber⸗
ſchüſſe an landwirthſchaftlichen Erzeugniſſen liefert, deren
Werth in Gulden das Fünfzigfache ihrer Kopfzahl beträgt.
184
Diefe Beftimmung läßt fih nun als ein Mafftab ge⸗
braudyen, an welchem die wirthichaftliche Bedeutung ganzer
Weiler, Dörfer, Bezirke, Yanvestheile mit einander verglichen
werben kann; e8 werben an dem einen Ende ver Skala die—
jenigen Ortjchaften ftehen, die jchon in gewöhnlichen Jahren
Früchte für den eigenen Bedarf auswärts Taufen müflen, am
andern folde, weldye die obige Durchfchnittsleiftung vielleicht
ſechs-⸗ bis zehnfach erfüllen. |
Kehren wir zu unjerem befchränfteren Thema, zur Prü⸗
fung der Gefammtergebniffe der Kornweſtheimer Landwirthſchaft
zurüd, fo wirb es ſich vor Allen fragen, ob fidy jene Ueber-
Ichüffe über den Elementaraufwand und Hausbedarf, die auf
den Markt kommen, einigermaßen näher ermitteln laffen.
Daß ein beträchtliher Berkauf von Früchten nad) Außen
Statt findet, ift als notoriſch anzuſehen. Die Oberamtsbe-
fhreibung von 1859 fügt fogar: „Der jührlihe Verlauf nad
Außen beträgt durchſchnittlich etwa 10000 Scheffel Dinkel und
4000 Sch. Haber“; was allein eine Summe von ca. 85000 fi.
betragen würde. Dieſe Angabe ift mit unſerer obigen Be-
rechnung ber mittleren Jahreserndte infofern unvereinbar, als
dort im Ganzen die Dinkelerndte nicht einmal voll zu 9000
Sceffel angenommen wurde. Der feheinbare Widerſpruch ift
jedoch daraus erflärbar, daß unferer Berehnung bie neuefte
Anblümung zu Grunde liegt, in den früheren Jahren aber,
namentlich während der Herrichaft ver Kartoffellrankheit, Das
Dintelfeld um 3—400 Morgen größer angegeben wurbe und
in diefem Yale wohl Erndten von 13—14000 Sceffeln und
ein Verkauf von brei Vierteln dieſes Betrags vorkommen
fonnte.
Unter Zugrundlegung unferer obigen Berechnung ber
mittleren Ernbteerträge nad) der gegenwärtigen Anblümung,
jowie der obigen Durchſchnittspreiſe von 25 Jahren, und
unter den Borausfegungen, daß
1) Butter für den Viehſtand, mit Ausnahme von Ha⸗
ber, weder verkauft noch zugelauft wir,
2) daß als Bedarf an Brodfrüchten für den Kopf ber
mit den Sick'ſchen Berechnungen zuſammenſtimmende
185
Durchfchnittsbetrag von 330 Pfund Körnern ange-
nommen wird,
3) daß der Haber, foweit er nicht zur Saat und für
den eigenen Pferveftand nöthig ift, auf ven Markt
kommt.
4) daß die Gerſte ebenfalls etwa zu drei Viertheilen
als Marktwaare anzuſehen iſt,
5) daß an dem verhältnißmäßig beträchtlichen Erzeugniß
aan Hülſenfrüchten etwa ein Dritttheil verkauft wer⸗
den kann,
6) daß die Handelsgewächſe mit Ausnahme des Hanfes
faſt ganz zum Verkaufe kommen,
7) daß an dem großen Erzeugniß von 63000 Simri
Kartoffeln ein Dritttheil für den Markt übrig bleibt,
8) daß der Ertrag der Gärten, der Obſtbäume, des
Welſchkorns, Kopfkohls, das Milcherzeugniß, die
Eier, das Fleiſch der Schweine, Schaafe und Ziegen
für den Hausbrauch gerechnet und der Verbrauch
von andern Fleiſchgattungen jedenfalls noch als durch
den Erlös aus Geflügel ausgeglichen angeſehen wird,
9) daß im Mebrigen für die Berehnung des Ertrags
aus ver Viehzucht die Methode des K. Preußiſchen
ftatiftifchen Bureaus (vergl. Jahrbücher von 1852.
23 Heft ©. 186) in Anwendung kommt,
10) daß der Zulauf von Dünger durch den Erlös aus
Stroh gebedt wird,
läßt fih als mindefter mittlerer Markterlös ſchätzen:
4800 Sceffel Dinkel & 6 fl. 15. . 30000 fi.
700 Scheffel Gerſte & 9 fl. 34 ir. . 6700 fi.
3000 Scheffel Haber & 5 fl. 10 fr. . 15500 fl.
380 Scheffel Hülfenfrühte à 13 fl. 5000 fl.
21000 Simri Kartoffeln & 30 fr. . . 10500 fi.
4500 Centner Zuderrüben & 27 Er. 2000 fi.
450 Scheffel Reps a 1A fl - - . . 6300 fl.
850 Scheffel Mohn 2 17 fl. . . 14500 fi.
Erxträgniffe ver Biehzudt . . - . 5000 fl.
Summa 95500 fl.
186
Nah den obigen Ausführungen entſpräche Diefe Summe
dem Bedarf an Produkten des Aderbaus für 1910 Perjonen;
ber Drt ftünde fomit bei einer eigenen Bevölferung von 1400
Einwohnern nody um 35 Prozente über dem Niveau ber nor»
malen Leiftungen eines ländlichen Wohnplages. Nimmt man
aber no in Betracht, daß in dem Orte felbft ſchon 88 ges
werbetreibende Tamilien wohnen, und will man annehmen,
daß diefe ihre Arbeit zur Hälfte der Landwirthſchaft widmen,
ſomit etwa 44 ausſchließlich gemerbetreibenden Familien gleich
fommen, und rechnet man noch einige Familien von anderweiti-
gen Berufsarten Hinzu, jo käme zu der obigen Gefanmtfunmte
noch der Bedarf von 50 Familien oder 235 Perjonen, der zu
11750 fl. anzujchlagen wäre, hinzu; und die zu circa 1170
Perfonen zu ſchätzende Ianpwirtbichaftlihe Bevölkerung würde
außer für ſich felbft noch für 2145 Perjonen, alſo beinahe für
bie doppelte Zahl den Bedarf an Producten des Feldbaus
liefern.
Die obige Schäßung ift ohne Zweifel eine zu niedrige,
da namentlih in den verfchienenen Eleineren Pofitionen, die
fammtlih dem Hausbedarf zugewiefen wurden, wohl ohne
Ausnahme ein nicht unerheblicher Verkauf Statt findet, was
am meiften von dem Ertrag der Mil und des Geflügel
gelten ınag. Würde man aud) noch Dasjenige dazu nehmen,
was aus dem Gewerbetrieb des Orts, aus Altivfapitalien,
aus Gehalten ver Angeftellten von Außen bezogen wird, fo
bürfte fi) der Gefanımtbetrag der Geldeinnahme nambaft
über 100,000 fl. belaufen. Bleibt man nur bei dieſer Summe
ftehen, fo würden etwa 12 Prozente Davon auf Steuern und
Abgaben (fofern die indirekten Abgaben mit den confumir«
ten Waaren bezahlt zu werben pflegen) und vielleicht etwa
15 Prozente auf Anſchaffung des der Gemeinde völlig man-
gelnden Brennmateriald fallen. Der Reſt würbe für den
Berbraud an Erzeugniflen der Gewerbe und für Kapitalifirung
übrig bleiben, worüber wir ung weiterer Schägungen enthalten
wollen. Es käme demnach auf ben Kopf der Bevölkerung ber
Betrag von etlichen und fünfzig Gulden als hiefür disponibles
Einkommen.
Verſucht man das hier angewendete Verfahren auch rück⸗
187
wärts auf die Zeit der Kerner'ſchen Darftellung anzuwenden,
jo wird man zwar von jeder näheren Berechnung abftehen
müfjen; man muß es aber fehr wahrfcheinlich finden, daß eine
Gemeinde von 800 Seelen bei einer mittleren Jahreserndte von
8000 Scheffeln Dinkel, 3000 Scheffeln Haber, 900 Scheffeln
Roggen, Weizen 2c., 500 Sceffeln Hülfenfrüchten, und einem
verhältnißmäßig ziemlich beträchtlicheren Viehſtand als dem
jeigen wohl im Stande gewefen ſeyn mag, jährlich nad) den
damaligen Preifen einen Markterlös von etwa 36000 fl. zu
machen; und bei der Einfachheit ver Bedürfniſſe, die faft
ausnahmlos durch Die Gewerbetreibenden des Ortes felbft bes
friedigt werden Tonnten, begreift man befier, als aus der obi-
gen Kerner’ichen Bilanz, ‚daß der Ort im Stande war, bie
große Laft von Abgaben zu beſtreiten und dennoch vorwärts
zu kommen.
13. Schlußbetrachtungen.
Wenn die Statiſtik die Zahl zu ihrem Elemente hat und
die Vergleichung ſolcher geſellſchaftlicher Zuſtände, deren Form
und Reſultate nicht in Ziffern darſtellbar ſind, der Geſchichte
oder andern Disciplinen überläßt, ſo iſt mit dem Vorſtehen⸗
den unſere Aufgabe, ſoweit ſie die Kerner'ſche Handſchrift zur
Grundlage nahm, erſchöpft. Was Kerner über die Gemeinde⸗
verfaſſung, die Dorfordnungen, das Verhältniß zu Stadt und
Amt und zu den Ständen ſagt, müßte bei einer Vergleichung
von Jetzt und Damals auf das weite Gebiet des Staatsrechts
und der Politik führen, wofür doch der Gegenſtand viel zu
wenig lokale Eigenthümlichkeit darbietet.
Zwar wenn man den Zeitraum von 70 Jahren mit ſeinen
großartigen, die äußeren Ordnungen wie die menſchlichen
Meinungen, Sitten und Anſchauungen von Grund aus er⸗
ſchütternden und umgeftaltenden Ereignifien überblidt, ſollte
man benfen, daß auch hievon die Zuftände eines Dorfes noch
in höherem Grabe müßten berührt und verändert worden
feyn, als wir es auf dem Feld ver Benölferungsftatiftil und
der Bollswirthichaft wahrgenommen haben. Statt defien findet
man ſich bei den Kerner’ichen Darftellungen dieſer Berhältnifie
188
weit mehr davon überraſcht, in wie geringem Grabe das Leben
der ländlichen Bevölferung von der Politif im Ganzen’ und
Allgemeinen berührt wird. Man ftößt zwar immer auf den
einen Cardinalpunkt, die Befeitigung der grundherrlichen Ber-
hältniffe und feine Bedeutung für die aderbautreibenden Stände
fann nicht hoch genug angefchlagen werben. Aber in unglaub-
lih geringem Grade wird man an bie übrigen politifchen
Ereigniffe, Rechte und Errungenfchaften erinnert. Die dama-
lige Gemeindeverfaffung war in der That von der jebigen
im Wefentlichen nur wenig verfdieden. Die Bürger wählten
frei ihren Schultheiß und Meagiftrat, denen die Drtspolizei,
die niedere Gerichtsbarkeit, vie Leitung des Gemeindehaushalts,
die Bertheilung und der Einzug der Steuern zukam und bie
nit der Amtsverfammlung und den Ständen im organifchen
. Bufammenbang ftanden. Die wefentlichften Güter des mo»
dernen Staats, Schuß gegen Willführ und Gleichheit vor
dem Geſetz bot dem Württemberger auch ſchon fein valtes gutes
Recht“, wenn gleich es ſchwächere Garantieen gegen Weber:
fhreitungen der vollziehenden Gewalten enthielt; aber unter
gerechten und humanen Beamten von der Art des PVerfafjers
unjerer Handſchrift war auch diefer Mißſtand wenig fühlbar.
Gegenüber von einzelnen Störungen liegt in dem Leben einer
geordneten und wohlhabenden ländlichen Gemeinde eine zähe
und unverwäftliche Kraft; und auch von den Kämpfen politi-
ſcher Bartheien wird es nur wenig berührt. Selbft die Drang-
fale des Kriegs, fo wenig man dieß vermuthen follte, treffen
die Landwirthfchaft weniger als das Gewerbe; „ber neue
Lenz bringt neue Saaten mit." Freilich Alles nur unter ver
Boransjegung gefunder und ausreichender Grundlagen der
wirthichaftlihen Berhältniffe. Selbft jener Hebel’fche Pendant
zu den Kant'ſchen Antinomieen — der Bauer habe es immer
gut, denn wenn ed wenig Frucht gebe, fo ftehe fie body im
Preis, und wenn fie wohlfeil ſey, fo habe.er viel zu verkaufen,
fowie umgelehrt: der Bauer fen immer übel daran, denn wenn
es einmal viel Frucht gebe, fo gelte fie wenig, und wenn fie
einmal einen guten Preis habe, fo habe er wenig zu verlaufen
— enthält feinen Widerſpruch mehr, fobald man im erften
189
Sliede an den bemittelten Beier, im zweiten an ben Zwerg»
wirth venft.
Die geſammte Entwidlung des Dorfes, wie fie im Obi-
gen dargelegt worden ift, muß als eine gejunvde und normale,
ja in mehreren, namentlid) den ökonomiſchen Punkten als eine
erfreuliche, wo nicht glänzende angefehen werben. Sie legt
die Frage nahe: durch welche Mittel und Kräfte ift dieſes
Ziel erreicht worden; find viefelben erfchöpft oder enthalten fie
die Bürgſchaft weiteren ähnlichen Fortſchrittes in fi? Die
nächftliegende Erklärung dürfte etwa feyn: Man erkenne daran
den vollen Segen ver TSreiheit, der ungehemmten Entwidlung,
ein fohlagendes Beifpiel für die Richtigkeit der Doctrin, daß
eine gefunde Entfaltung der volkswirthſchaftlichen Kräfte nichts
Weiteres bedürfe, als die Befeitigung aller beengenden Schrane
fen, die freie Bahn für den individuellen Erwerbstrieb und
bie allgemeine Concurrenz. Ohne Befeitigung der grundherr-
ſchaftlichen Verhältniffe, ohne Befreiung des Bodens von allen
Laften und Beſchränkungen wäre das nie möglidy gewefen.
Nicht nur in gleicher Proportion habe fi ja die Intenfität
des Anbaus, die Aneignung der landwirtbfchaftlichen Verbeſ⸗
ferungen, der Rohertrag des ganzen Aderbaus gefteigert, fon-
dern fogar in noch größerer. Ganz von jelbft und ohne alle
polizeilihe Nachhilfe habe fi das Prinzip der Arbeitstheilung
durch relative Verminderung der feinen gemijchten Gewerbe-
betriebe Pla gemadt. Nehme man vollends. die Gunft ver
natürlichen Bedingungen hinzu, die Bruchtbarleit des Bodens,
die Nähe größerer Städte und muſterhafter Wirthichaften, die
Eijenbahn und fonftigen Verkehrsmittel, fo wäre fo wenig
Grund, ſich über die nacdhgewiefenen Yortfchritte zu wundern,
daß vielmehr nur das Gegentheil, wenn es Statt fände, einer
Erklärung bevürfte Was aber die Zukunft betreffe, jo fey
nicht einzufehen, warum nicht die gleichen Urſachen auch wies
der bie gleichen Wirkungen haben follten. Die Ausdehnungs⸗
fähigkeit menfchlicder Arbeit und Intelligenz habe auch auf
dem Felde der Landwirthſchaft feine abzufcheivdenden Grenz-
marken. Schon der Berichterftatter jener alten Zeit habe ge=
meint, weiter ald damals dürfe die Theilung der Güter nicht
mehr getrieben werden und wie glänzend ſey die thatſächliche
196
Widerlegung feiner wohlgemeinten aber kurzſichtigen War-
nungen. Wie wollte man nun gar in ven gleichen Fehler
verfallen und mit einem abermaligen: Bis hieher und nicht
weiter! an der unerfchöpflichen Fülle menfchlicher Mittel und
Kräfte verzweifeln! Es bedürfe daher auch fernerhin nichts
Weiteres, als freien Spielraum für die natürliche Zunahme
der Bevölkerung und die unbeſchränkte Entwicklung der indi⸗
vinuellen Kräfte, Auch nach weiteren 70 Jahren werde, wenn
nicht gewaltſame äußere Störungen eintreten, die Vergleichung
des Einft und Jetzt dieſelben, wo nicht noch größere Fort:
Schritte zeigen.
Diefe Anfiht hat nach den vorausgegangenen Darlegun⸗
gen nicht nur viel Scheinbares, fonvern viel unläugbar Wahres.
Es ift unbedingt zugegeben, daß die nachgewiefenen Fortfchritte
der wirtbfchaftlichen Leiftungen ohne Befeitigung der Grund⸗
Ioften, ohne ven freiheitlihen Zug der ganzen Zeitperiobe
nicht denkbar waren. Allein ebenfo wahr ift, daß dieſe Be⸗
freiung von Hinderniffen, wie alle andern, nur ein Negatives
feyn können und die pofitiven Kräfte, die auf das Ziel hin-
drängen, zu ihrer PVorausfegung haben. Wenn auch die
Straße, bie zuvor an einzelnen Stellen nicht oder ſchwer zu
begehen war, geebnet ift, jo hängt es immer noch von tauſend
andern Dingen ab, ob ver Einzelne, die Gejellihaft, das
Heer, die fich ihrer bedienen, zum glüdlichen Ziele kommen.
Die obigen Argumente beweifen offenbar viel zu viel. Die
Freiheit ver Perfon, des Bürgers, des Grunds und Bodens
war ja offenbar in unferem Kornmeftheim feine andere, als in
allen Orten des Königreichs oder fpeziell des altwürttember-
gifchen Landes. Die Fruchtbarkeit des Bodens, die Gunſt
des Clima’s ift wohl in dem ganzen untern Nedarthal und
in vielen Weinorten nod größer. Gute Straßen, Eifen-
bahnverbindungen, die Nähe der Hauptitabt kommen vielen
Orten ebenfo, mehreren in nod höherem Grade zu Statten.
Und doch gibt es notorifch gerade in biefen Gegenden und
anderwärts zahlreiche Gemeinden, deren ökonomiſche Verhält⸗
niffe als entfchieden ungünftig anzufehen find, die ausprüdlich
als heruntergefommene bezeichnet werden, in denen ſich bie
älteren Leute ver befferen Zeiten noch wohl erinnern. Wenige
191
Jahre erſt find verfloffen, feit ganze Gemeinden, ja ganze
Bezirke am Rand des Abgrundes zu ftehen fchienen, und ein
Nothruf aus Württemberg durch ganz Deutſchland erſcholl.
Eine Reihe von guten Erndten, die gleichzeitig in andern
Ländern minder günſtig waren, hohe Preiſe, die eben durch
ben auswärtigen Mangel, durch die erweiterten Verkehrsmittel
und wohl aud durch ein beginnendes Einfen des Geldwerthes
veranlaßt waren, und das Aufblühen der Gewerbe haben
einen überrafchend fchnellen Umſchlag gebradt. Aber wer
bürgt dafür, oder richtiger, welcher vernünftige Grund be-
rechtigt zu der Hoffnung, daß in ungünftigeren Jahren, bie
nach dem Lauf der Dinge nicht ausbleiben künnen, bie alten
Uebel nicht wiederfehren werden? Wären freier Beſitz, freie
Bewegung aller Kräfte für fih allein ſchon die wirthfchaftlis
hen Univerfalmittel, fo wären Zuftände von Landgemeinden,
wie wir fie erlebt haben und wieder zu erleben fürdten müf-
jen, nicht denkbar. Oder an welcher Freiheit fehlt es denn
jenen traurigen Carricaturen fruchtlaufender und doch von
Feldbau lebender Dörfer? Offenbar find alle jene Freiheiten
und politiichen Errungenfchaften, fowie auch die Fruchtbarkeit
des Bodens, der nahe und bequeme Markt, die Verkehrsmittel
nicht8 weiter, als ermöglichende und begünftigende Nebenums
ftände, aber feine zureichende Urfachen für das Ganze der uns
beſchäftigenden Erſcheinung.
Ohne die Frage erſchöpfen zu wollen, glauben wir dieſe
zureichenden Urſachen vorzugsweiſe in zwei Dingen finden zu
follen, in einer äußeren und einer inneren Bedingung. Die
äußere ſehen wir einfady in dem Vergleichungsweife anjehn-
lihen Umfang der Markung; die innere, noch wichtigere, in
‚ einem den Meßinftrumenten ber Statiftit unzugänglidyen Face
tor, in den Sitten und Eigenfchaften ver Einwohner.
Biertaufend Morgen des beften Aderlanves fir 800 Ein-
wohner, wie es in den 8Oger Jahren das Berhältnig war,
fünf Morgen auf den Kopf, 15—20 Morgen vurfchnittlich
auf die Familie war nach dem Mafftab ver Dorfwirthfchaften
ein jehr. anfehnliches Areal. Es war längere Zeit noch unge-
fähr, wie in einer jungen Kolonie, die noch Raum hat ſich aus-
zubreiten. Die Begüterten tonnten bei ihren Lebzeiten den Söh⸗
192
nen und Töchtern zur felbftändigen Niederlaflung mehrere Mor⸗
gen in jeder Flur abtreten, ohne eine merkliche Abnahme ihrer
Erndten zu fpüren; fie durften nur dem übrig bleibenden
Lande etwas. mehr Sorgfalt zuwenden, einige Morgen ver
Brache entziehen und dem Bau ber Yntterpflanzen widmen,
und dann auf die Heinere Fläche den Dünger eines gleid)
bleibenden oder gar vermehrten BViehftandes bringen. Dieß
konnte längere Zeit jo fortgehen und veranlakte das anfäng-
lih rajche Steigen der Bevölkerung. Die Grenze der hier
noch zuläffig ſcheinenden Beſitzantheile ift auch jet noch nicht
überfchritten. Zwar hat die Gemeinde gegen 450 Morgen,
über ein Zehntheil ihrer Markung, an die Nachbarorte über:
laffen müffen; die Bevölkerung ift von 800 auf 1400 geftiegen;
es kommen ftatt 5 nicht mehr ganz 3 Morgen auf den Kopf,
ftatt 20—25 nur noch 13—14 Morgen auf die Familie. Allein
bei der Güte des Bodens, dem Fleiß der Einwohner, ber
günftigen Lage des Orts reicht auch dieſes mittlere Ylächen-
maaß noch völlig aus zu derjenigen bäuerlichen Wirtbfchaft,
die wir oben als die normale Durchſchnittsleiſtung bezeichne:
haben; es gibt noch diejenigen Ueberſchüſſe über den eigenen
Bedarf, die eine zweite Familie ernähren, deren Erlös hin-
reicht, neben Anſchaffung der nöthigen und nütlichen Erzeug-
nifje der Gewerbe Etwas aufzufparen. Wenn Manche unter
jenem Niveau ftehen, fo erheben ſich Andere barüber, und ber
Drt im Ganzen Tann feiner Aufgabe in dem Kreislauf ber
Bolksöfonomie noch in vollem Maaße entſprechen. Bergleidyt
man nun damit folche ökonomiſch ungünftig geftellte ländliche
Gemeinden, wovon es im gleichen Bezirke, in dem nahen
Nedar- und Remsthal zahlreiche Beifpiele gibt, fo find alle
übrigen Borausfegungen, Fruchtbarkeit, Verkehrsmittel, Geſetze
und Einrichtungen, Stammeseigenſchaften u. f. w. die gleichen;
es fällt nur der eine Unterfchied in die Augen, daß dort eine
relative Uebervölferung wahrzunehmen ift, daß auf die kind
liche Familie im Durchſchnitt ftatt 10—15 nur 5—6, ja 3—4
Morgen lanpwirtbfchaftlihen Areals fonımen. Wie fol und
kann die Intenfität des Anbaus einen ſolchen Unterfchied des
Flächenmaaßes ausgleichen, zumal wenn alle diejenige Steige»
rung der Erträgniffe, die durch Kapitalanlage und nicht durch
re»
193
Handarbeit bebingt ift, durch bie Natur der Sache erjchwert
oder ausgefchlofien iſt. Es wäre freilich ganz kurzſichtig und
vermeflen, bier fefte Grenzen ziehen umd etwa das jetzige Maaß
der ausfümmlichen Güter auch für die Zukunft fejthalten zu
wollen; es ift ganz wohl denkbar, daß nad) weitern 50 Jahren
auf 10 Morgen größere Erträge erzielt werben, als jett auf
15; das Gütermaaß kann ſich ohne Zweifel mit der fteigenven
Intenfität des Anbaues entſprechend vermindern; die Abnahme
muß aber mit jener Zunahme gleihen Schritt halten und
immer lieber um zehn Schritte zurüdbleiben, als einen einzi—
gen vorauseilen. Daß es aber eine folche beftimnte Grenze
gibt, daß fie überfchritten werven fann, ja überjchritten werden
muß, ſobald nicht andere Kräfte dieß verhindern, daß fie in
vielen Gemeinden und Bezirken des Landes wirklich überjchrite
ten ift, wer kann daran zweifeln?
FHiernach ſcheint nun die äußerlichſte aller Kategorien, die
bloße räumlihe Ausdehnung, ter Cardinalpunkt werden zu
follen. Der hiftorifhe Zufall, der der einen Gemeinde das
Maaß ihrer Marfung etwas weiter, ber andern etwas enger
zugeſchnitten hat, wäre der enticheidende Yactor; es wäre nur
eine Frage des Früher oder Später, bis wann jede Gemeinde
in das ihr zugemeflene Kleid ihrer Grundfläche fo hineinges
wachſen ift, daß es ihr zu eng wird und zulegt die Blöße
nicht mehr bedeckt. Das Wachen, Stilleftehen oder Sinken
des MWohlftands einer Gemeinde erfhhiene ſomit als die Wir.
fung zufälliger und unberechenbarer Urfachen. Jede Zunahme
der Bevölkerung muß ja eine Abnahme der Güterportionen
veranlaffen und fo muß zulett Der Zeitpunkt ter Zwergwirth⸗
Ihaften und ver Uebervölferung kommen, wenn Die Sadye ven
natürlichen Lauf geht und nit außerorventlihe Zwifchenfälle
eintreten.
Allein mit nichten ift dieß der Sinn und die Confequenz
der obigen Anſicht. Vielmehr ſcheint uns der erfte Yactor,
ver Umfang ver Marfung, bereits auf den zweiten obenge-
nannten vorauszubeuten. Daß das mittlere und ausfümme
lie Maaß einer bäuerlichen Wirthihaft in unjerem Dorfe
bis jeßt feitgebalten worden ift, betrachten wir ſchon nicht mehr
Württ. Jahrb. 1860, 28 Heft. 13
194
als bloßen Zufall, als bloßes Nochnichtvollſeyn eines Gefäſſes,
ſondern bereits als eine Wirkung geiftiger und fittlicher Kräfte,
Es wurde Schon oben in dem Kapitel über die Bevöl-
ferumgsitatiftit gezeigt, Daß in dem Gang ber Bevölkerung
Lingft tie Symptome eines Zuſtandes der Sättigung wahrzu-
nehmen find, daß eine beträchtliche Abnahme der Ehen gegen
früher eingetreten ift, daß Diefes blühende und wohlhabende
Dorf in ven legten Yahrzehnten bereits ein ſehr ſtarkes Con—
tingent zur Auswanderung geftellt hat. Für vie legten 50 Jahre
berechneten wir die Zahl der Yortgezogenen auf 217. Nimmt
man nur die leßten 20 Jahre von 1838—57, fo betrug ber
Neberihuß der ©eburten über tie Todesfälle 269; die Be⸗
völferung nahm aber nur um 63 Einwohner zu, und die Differenz
ift nur aus der ftarken Auswanderung erflärbar; von 1850
bis 1857 beträgt deren Zahl allein 184; aljo etwa 12 Brocent
ter niittleren Bevölkerung.
Kun wurde andererfeits erwähnt, daß fortwährend mehr
als 100 Auswärtige als Knechte oder Mägde in Kornweſtheim
dienen, während Tas Umgekehrte nur in ſehr ſchwachem Maaße
Statt finde. EI wird außerdem angegeben, daß überbieß eine
außerorventlih große Zahl fremder Zaglöhner während ber
ganzen Dauer der Feldarbeiten in Kornweſtheim Beſchäftigung
finten, daß während ver Erndtezeit oft 400 auswärtige Schnit-
ter und Scnitterinnen aus den Oberämtern Badnang, Welz«
heim, Schorndorf 2c. gezählt werben.
Dffenbar fehlt es hiernach an einheimifchen Arbeitsfräf-
ten, und body ziehen die Einheimifchen in Schaaren über Das
Meer. Warum ziehen dieſe nicht den Lohndienft in der Hei⸗
math vor? Wir können natürlich vie mannigfaltigen Mo⸗
tive der 200 Fortgezogenen nidyt ermitteln oder errathen, aber
die Thatfache Liegt vor Augen, daß die Möglichkeit, in ber
Heimath als Knechte oder Taglöhner oder Zwergwirtbe ihr
Fortlommen zu fuchen, fie nicht zurädgehalten bat. Man muß
vermutben, daß in Vielen von ihnen Etwas wirkte, das ſtärker
war als die nächftliegenden Gedanken, das ihnen nicht geftattete,
anf eine geringere Stufe der Lebendgewohnheiten, der gefell»
fhaftlihen Stellung berabzutreten, als auf der fie zuvor ge-
ftanden, und auf der fie die Väter, Brüder, Bekannten ouch
190
ftehen fahen; man muß denken, daß die Väter felbft die Ihri⸗
gen lieber niemals wieder fehen wollten, als in einer. niedri«
geren, mit dem feitherigen Anjehen des Namens und Haufes
im Widerfpruch ftehenden Stellung. Man fieht, daß es fchon
bisher nicht eben an der Bevölkerung gefehlt hätte, um die
Grundſtücke noch weiter zu zerftücdeln, daß es nicht ein ein—
facher Naturproceß war, der das Gefäß noch nicht zum Ueber:
laufen gebracht hat, oder ein Stillehalten an einer beftimmten
Grenze veranlaßte, jondern daß dieſes Einhalten bereits auch
als das Werk ernfter fittliher Conflicte und Motive, als die
Frucht mancher fchwerer Selbſtverläugnung erfcheint, daß an
jenen trodenen Ziffern über die Größe der mittleren Baueru⸗
güter vielleicht fchon zahlreiche Opfer der thenerften Gefühle,
innere Kämpfe der fehwerften Art und mande bitteren Ab-
Ichiedsjchmerzen hängen mögen. Daß in unferem Dorfe die
Auswanderung lange vorher begann, che ver Grad von Neth
und Mangel eingetreten war, ver anderwärts dazu nüthigte,
ſcheint uns feine andere Erflärung zugulaflen, als daß hier
ein Hares, von den Vätern überliefertes Bewußtſeyn von den
Örundbedingungen einer gefunden bäuerlichen Wirthfchaft neben
einem ſtarken und edlen Gefühl fir vie Ehre und Stellung
des Namens und Haufes vorausgejeit werden muß. Das
Eine wie das Andere aber ift nur in Verbindung mit ſonſti—
ger Tüchtigkeit und einem opferfähigen ſittlichen Ernſte denk—
bar. So lägen denn die letten und entfcheitenden Momente
in einer Region, in weldye weder Statiſtik noch Volkswirth⸗
Schaft hineinreidhen, in gewiſſen pfycholegifchen Borgängen, in
ethiihen Beziehungen und Conflicten, und e8 würde nur von
Neuem beftätigt, daß am allermeiften da, wo alle beichränfen-
den Ordnungen und vorbeugenden Geſetze dem Princip der
freieften Kegung aller Kräfte gewichen find, gefunde und er⸗
freulihe Zuftände wie eines Voll und Staats, fo auch einer
großen oder Heinen Gemeinde nicht wie eine Glücksgabe kom⸗
men und genofjen werden dürfen, fondern allein durch Ein-
fiht und weife Selbſtbeſchränkung gewonnen und erhalten
werden. Die Frage nad der Zukunft aber fällt auf dieſem
Standpunkt ganz mit der weiteren zufammen, ob bie Motive
und fittlihen Kräfte, die bisher gewirkt haben, auch fernerhin
13 *
196
ftart genug ſeyn werben, um der natürlichen Tendenz der
Bevölkerung, raſcher als die Mittel des Unterhalts auf gleicher
Fläche anzuwachſen, da8 Gegengewicht zu halten. *)
Nachdem nun hier zuerft auf die Eigenfchaften ter Ein-
wohner die Rede gekommen ift, mag es wohl am fhidlichften
feyn, an diefer Stelle auch dasjenige einzureihen, was Kerner
über ben Charakter ver Bewohner unjeres Dorfes bemerkt
und was etwa aus neuerer Zeit darüber beizubringen ift.
Kerner ſpricht an zwei Stellen der Handſchrift von dieſem
Gegenftand. Das einemal will er zunächſt ven Wohlftand des
Orts beweifen, führt aber dafür faſt ausſchließlich fittliche
Meomente an, das anderemal fucht er den moralifchen Charak⸗
ter direct zu jchildern.
An der erften Stelle jagt er: „Seit 22 Jahren (d. i. ſoweit
Kerner eigene amtliche Erinnerung zurückreichte) hat ſich kein
Einwohner eines peinlichen Verbrechens oder auch nur eines
geringen Diebſtahls vergangen; die fleiſchlichen Vergehen ſeynd
allda nicht ſo häufig als in andern Ortſchaften. Inner dieſer
Zeit verfiel kein Innwohner allda in einen ſolchen Vermögens⸗
zerfall, daß ihm öffentlich vergantet worden; ja mehrere Jahre
fließen dahin, ehe nur einer wegen Schulden bei der Obrigkeit
verklagt wird. Nach Weſtpreußen und Ungarn iſt keiner von
daſigen Inwohnern emigrirt, wie häufig vor einigen Jahren
von andern Ortſchaften Würtembergs geſchehen. Weder in
den Bund der Rechtſchaffenheit (2) noch in die Geſellſchaft der
Betrüger der ſogenannten goldenen Krotte (?) noch mit Setzung
in die Lotterie verwickelten ſich die daſigen Inwohner, wie eben⸗
falls vor einiger Zeit von andern geſchehen. In dem theuren
Jahrgang 1771 war die daſige Inwohnerſchaft unter den Lud⸗
wigsburgen Amtsorten einig im Stande, fi aus eigenen
Kräften zu helfen. Bon der Inwohnerſchaft zu Kornweſtheim
vagiret Niemand vem Betteln nad) und befinden ſich beftänvig
*) Unſer ganzes Beifpiel fcheint wie gemacht, bie unumftöß-
lichen Grundwahrheiten ver Malthus'ſchen Säge in’s Licht zu ftellen,
und zwar gerade dadurch, daß die Thatfachen vielfach denſelben
zuerft zu wiberfprechen fcheinen, um bei tieferen Eingehen fie wieder
zu beftätigen,
197
fehr wenig arme Perfonen allva, weldhe von dem Publiko er⸗
halten werden müſſen. Ferner ftehet felbige in fo gutem Zu⸗
trauen, daß, wenn ein Inwohner Geld aufzunehnen benötht-
get, er ohne Verſchreibung eines gerichtlichen Unterpfandes bie
Anlehnung erhalten fann, dahero auch allda bie Aueſtellung
einer gerichtlichen Obligation eine Seltenheit iſt.“
An der andern Stelle wird unter der Ueberſchrift Mora—
liſcher Charakter“ gefagt:
„Den Karalter eines einzigen Menſchen zu beftimmen, ift
ſchon ſehr fchwer, viel fhwerer aber den Charakter einer ganzen
Inwohnerſchaft. Dahero ich nur dießfalls im Allgemeinen bier
bemerfe, daß bei der Inwohnerſchaft zu Kornmweftheim, welche
größtentheils aus wohlgebildeten und gutgewachfenen Manns⸗
und Weibsbildern beftehet, Die mit einem guten Menſchen⸗
verſtand begabet, noch viele Redlichkeit, deutfcher Biederfinn,
Arbeitfamleit und Sparfamfeit anzutreffen und, ohngeadhtet
diefer Ort zwifchen ven beeven Hauptftätten Stuttgart und
Ludwigsburg gelegen, worin verberbte Sitten und allgemeiner
Lurus auf das Höchfte geftiegen, fo haben fidh jedoch außer»
ordentliche Ausſchweifungen und grobe Vergehen vafelbft noch
nicht eingefhhlihen. Hingegen nach alter teutſcher Sitte liebet
das Mannsvolk mehrentbeils den Trunf, und, ihres Wohl-
ftandes bewußt, ſeynd fie zum Theil troßig, und, obſchon fie
fonften den Frieden lieben, fo feynd fie bei vorfallenven Un—
einigfeiten äußerſt jähzornig, halsſtarrig und rachgierig. Die
Sparſamkeit artet bei Manchen in Geiz aus und bei ihren
Pferdshändeln ſpielen fie mehrfältig die Hilpertsgriffe der Roß⸗
täuſcher.“
Da Kerner von den religibſen und kirchlichen Verhältniſſen
nicht ſpricht, ſo können hierüber einige Pfarrberichte, die noch
aus dem Anfang des Jahrhunderts vorhanden ſind, ergänzend
in die Lücke treten. Da die Gemeinde zu den geordnetſten,
die Pfründe aber zu den beſten gehörte, fo gelangten nur ver»
biente ältere Geiftliche zu denſelben, die dann ziemlich raſch
auf einander folgten. Um fo zuverläffiger ift ihr übereinftim-
mendes Zeugniß, daß die Gemeinde ſich durch religiöfen Sinn
und kirchliche Zucht und Sitte vor vielen andern audzeichne.
Bon den meift ziemlich gleichlautenden Stellen über den Zu⸗
198
fand der Gemeinde fagt z. B. der Bericht von 1809: Was
ven Zuftand ver Keligiofität und Meoralität betrifft, jo bat
fih der täglicy mehr überhandnehmenden Keligionsgleichgiltig-
feit unerachtet inımer noch der hiefige Ort durch Achtung vor
Neligion und einen beſſern Sinn davor ausgezeichnet, und if
bei weitem bie Roheit und Sittenlofigkeit nicht bier, als ſchon
in denen nächftgelegenen Ortſchaften. Es ift alfo im Ver⸗
hältniß der allhiefige Religionszuftand immer nody fo befchaffen,
daß Baftor die Spuren des Segens von der Predigt des Worts
und den heiligen Sacramenten nicht verfennen kann. Auch
die Zahl der Communicanten ift fi) immer gleich. Kein öffent-
liher und incorrigibler Verächter des Worts und Sacraments,
auch Fein Sectarins oder Separatift ift vorhanden“. Dagegen
gefchieht in allen Berichten einiger religiöfer Privatverſamm⸗
Iungen Erwähnung. *) Der Zuftand der Schule wirb regel«
mäßig als ein guter oder recht guter geſchildert und Strafen
wegen Schulverſäumniſſen waren ſehr jelten erforderlich. **)
*), Als Beweis der firengeren älteren Kirchenfitte mag ange-
führt werden, daß die ledige Jugend beider Gejchlechter bis zum
24. Lebensjahr bei der Kinderlehre „vorſtehen“ folltee Mehrere
Bfarrberichte Hagen über die Schwierigkeit, dieß noch feftzubalten;
ber Widerſtaud gegen eine Conceſſion kam aber von ben weltlichen
Mitgliedern bes Kirheneonvents. Erſt nah Fahren entihloß man
fi, das 18. Lebensjahr als Grenze feftzuhalten.
) Es Tann als eine Lücke erſcheinen, daß unfere Vergleichung
fih nicht auch auf die Schulbilbung erfiredte. Allein Kerner fpricht
nicht davon, außer an Einer Stelle, wo er das Einkommen des
Schulmeifters erwähnt. Das Schulgeld ertrug von 120 Kindern
a 59 fr. (1) 118 fl. Da nah dem Obigen die Zahl der Kinder
vom angetretenen 7. bis wollenbeten 14. Lebensjahr 136 betrug, fo
geht daraus hervor, daß bie 7—8 Yahre Schulbeſuch umfaffende
allgemeine: Schufpflichtigfeit damals ſchon beftand, einzelne aber
entweder etwas fpäter eintraten ober zur Unterflügung der Eltern in
ben Felbarbeiten vor Ablauf bes 14. Lebensjahres entlaffen wurben.
Der Magiftrat Hatte den Schuflmeifter zu nominiven. Als
Einkonmmen erwähnt Kerner neben freier Wohnung
3 Scheff. 4 Sri. 2 Bierl, Roggen,
3 Scheff. Dinkel,
199
Für die neuefte Zeit beſchränken wir uns barauf, über
Sitten und Charakter der Einwohner die betreffenden Stellen
der Oberamtsbefchreibung von 1859 beizufeßen.
In dem allgemeinen, von dem ganzen Bezirk handelnden
Abſchnitt ift dort (S. 33) gejagt:
„Der moraliihe Charakter der Bezirksbewohner ift im
Allgemeinen gut und zeichnet fi durch Rechtlichkeit, Fleiß,
Sparfamfeit und Sinn für Religion, welcher fi häufig bis
zum ftrengen Pietismus fteigert, vortheilhaft aus; aud find
in ven bewegten Jahren von 1848 und 1849 feine Störungen
ber Ordnung vorgefommen. Einzelne Gemeinden, wie Korn-
weitheim, Möglingen, Pflugfelvden u. |. w. Dürfen wohl zu
den georonetften des Landes gezählt werben.“
In dem Paſſus über die Trachten (S. 35) heißt es:
„Die altübliche Tracht ber Dorfbewohner weicht allınählig,
jedoch langſam, der ftäptifchen Diode; einzelne, namentlich wohl-
habende, Bauernorte, wie Kornweſtheim, Möglingen, Pflugfel«
den, Stammheim und Thamm, find ver foliveren Tracht ihrer
Bäter treu geblieben; hier trifft man noch allgemein den Drei⸗
fpitghut, ven blauen oder grauen Tuchrock, den Sommer über
nicht felten den fogenannten Zwildfittel, das mit Rollknöpfen
beſetzte Brufttuch entweber von ſcharlachrothem Tuch oder von
dunkelm Manchefter, gelbe und fchwarze Lederhoſen.“
3 Sceff. 3 Sri. Haber,
1 uber Stroh,
5 fl. Beloldung,
2 fl. für die Sonntagsfchule,
13 fl. für das Orgelfchlagen,
11% Meß Holz,
150 Meßnerlaibe,
170 Habergarben (= 18 Scheff. 6 Sri.),
118 fl. Schulgeld,
30 fl. Accidenzien,
20 fl. für Haltung eines Provifors.
Ob das Damals erreichte mittlere Lehrziel ein wefentlich niedri⸗
geres war, als das jebige, wiffen wir nicht zu fagen, können aber
(auch auf Grund ber erwähnten Pfarrherichte) einen leiſen Zweifel
daran nicht unterdrücken.
200
In der Ortsbefchreibung von Kornmweftheim endlich wird
gefagt:
„Die Einwohner find gefunde, Träftige, wohlgewachſene
Leute, die fi nicht felten eines hohen Alters erfreuen; im
Allgemeinen findet man bei ihnen vielen Fleiß, Orbnungsliebe,
und namentlich fehr vielen Sinn für Keligion und theilneh-
mende Thätigfeit, ſobald fremde Noth zu lindern oder fonft
ein milder Zweck zu befördern ift. Der religiöfe Sinn fteigert
fih bei ihnen häufig bis zum ſtrengen Pietismus und bie Secte
der fogenannten Michelianer bat hier empfänglichen Boden
gefunden.“ *)
Während unter allen frühern Rubriken die VBergleihung
große Veränderungen zu conftatiren hatte, ift bei dem Letzten
und Beften eben das Beharren, die Stetigfeit ber fittlichen
Grundlagen das Erfreuliche.
Im legten Kapitel unferer Handſchrift macht Kerner einige
in’8 Einzelne gehente praftifchverftäindige Vorfchlüge zur weis
tern Verbeſſerung des örtlichen Wohlftandes.
1) wünſcht er, daß die Herzogliche Rentkammer tie Schä-
ferei und Pferchgerechtigkeit gegen eine für beide Theile billige
Entſchädigung an bie Gemeinde abtrete, die ſchon früher in
deren Beſitz gewefen war, wodurch vielfahe Beſchränkungen,
Pladereien und Streitigkeiten am einfachften befeitigt werben
fönnten.
Wiewohl die früheren Rechte der Schäfereibefiger längſt
weſentlich vermindert find, jo Iaborirt Die Gemeinde an dieſem
Mißſtande doch noch jetst, und erft in neuefter Zeit ift bie
Ausfiht auf völlige Bereinigung der Sache vorhanden.
2) empfiehlt Kerner auf's Angelegentlichfte den Bradhein-
bau, die damit in Verbindung ftehente Stalffütterung und
Vermehrung des Viehftandes in Folge des Kleebaus, Er meint,
man follte zunächſt wenigſtens etwa die Hälfte der Bradhe,
600 Morgen, einbauen und die Schäfereiberechtigten burd)
*) Hiebei wäre übrigens zu bemerken, daß gerade bie Miche-
lianer nicht zu den. „frengen“ Abzweigungen ober Formen bes
Pietismus gezählt werben.
208
Ueberlaffung einiger zufammenhängenden zum: Kleebau geeig-
neten Grundftüde entjchädigen.
In weldyen Umfang diefer Rath befolgt worden ift, haben
wir oben gejehen.
3) ſchlägt er die Berwendung der jchlechten und menig
tragenden Weinberge zu andern Qulturen vor, was ebenfalls
geſchehen ift.
4) weist er die Gemeinde auf die zu wenig benützten
Steinbrüche auf ihrer Markung hin, die ſtatt des mangelnden
und theuren Holzes ein treffliches Baumaterial gäbe.
Die Oberamtsbeſchreibung von 1859 ſagt: „Auf der Mar⸗
kung ſind drei Lettenkohlenſandſteinbrüche im Betrieb, deren
vortreffliche Bau- und Werkſteine, auch Schleifſteine zum Theil
bis nach Ulm abgeſetzt werden.“
5) empfiehlt er die Abſchaffung oder Verminderung der
herzoglichen Remiſen zur Hegung des Wildes, was ebenfalls
geſchehen iſt und
6) die Abgipfelung der hohen, auf die angrenzenden Fel⸗
der breiten Schatten werfenden Bäume der Ludwigsburger
Allee. Auch dieſe ſtolzen Buchen und Linden haben indeſſen
einem jüngeren Geſchlechte Platz machen müſſen.
Wir wollen es nicht verſuchen, dem orts⸗ und ſachkundi⸗
gen Verfaſſer auch auf dieſes Feld der concreteſten Rathſchläge
nachzufolgen.
Nur zu Einem Punkte, auf den schon tie obigen Ziffern
vorläufig hinmeifen, bevarf e8 Feiner beſonderen Local⸗ und.
Fachkenntniſſe. Er betrifft die allbefannten und vielbellagten
Mifftände der Gemengwirthichaft und des Flurzwangs. Auf
4500 Morgen nicht weniger als 6453 Parzellen! Auf jeden
Einzelnen der 305 Grundeigenthümer fallen durchſchnittlich
14 Morgen Feldes, aber in 21 Güterftüde vertheilt. Bei den
größeren Befigern muß die Zahl wohl auf das Dreis wo nicht
Bierfache fteigen. Welchen Berluft an Raum, Zeit und Ar-
beit, welche Beſchränkungen bes freien Eigenthums dieß in
ſich fchliegt, ift von den Fachmännern auf's Schlagenbfte nach-
gewiefen und Tann feinem denkenden Landwirthe entgehen.
Wenn die Nachrichten aus andern Ländern, wo die Güter«
zufammenlegung in vielen Gemeinden vollzogen worden if,
rihtig find, daß bie erzielten Vortheile auf 25 Procente ber
früheren Erträge gejhätt werden, fo ſtünde die Mafregel in
ihrer Geſammtwirkung dem Bracheinbau nur wenig nad. Für
Kornweftheim kämen aber zu den allgemeinen Vortheilen nod)
bejondere hinzu. Das löbliche Beftreben der Gemeindegenofjen,
das Maaß der Bauerngüter nicht unter eine gewiſſe Grenze
herabfinfen zu lafjen, würde durch Nichts fo fehr unterftütt,
als wenn gefchloffene Güter von den Umfang, daß fie Einer
bäuerlichen Yamilie einen gefiherten Nahrungsftand bieten, in
genügender Zahl hingeftelt würden. Derjelbe tüchtige Sinn
und Berftand, der fchon Das Zerftüdelte zuſammenzuhalten ftarf
genug war, wird um fo leichter im Stande jeyn, das Ver⸗
einigte nicht zerfallen zu laſſen. Wenn jene 110 Banerngüter
von 10-100 Morgen nur eben fo viele Grundſtücke bildeten,
weldye Grundlage und Bürgfchaft für die weitere Blüthe und
Wohlfarth der Gemeinde wäre damit gewonnen! Die Schwie-
rigleiten find freilid groß genug und vielleicht faum zu über-
winden. Sollte es aber einer fo einfichtigen, fchon in fo
manden Punkten hervorleuchtenden Gemeinde nicht möglich
feyn, in dieſem Stüd ein Beifpiel zu geben, wie Berftand und
guter Wille den Bortheil des Ganzen und aller Einzelnen zu«
gleich zu heben vermag; oder wenn der Weg der Freiwilligkeit
nicht zum Ziele führt, wenn ein Gefe abgewartet werden muß,
und auch bier die Herftellung des vollen Eigenthumsrechts
nur durch deſſen vorgängige einmalige Verlegung erzielt wer-
den kann, follte wenigftens nicht die Maßregel fo vorbereitet
und durchberathen werden können, daß fie fofert nad) Erlaß
eines fünftigen Geſetzes in's Leben treten könnte? Aus der
ganzen obigen Betrachtung tritt in ver That diefe Parzellen»
ziffer mit Allem, was daran hängt, nody als der einzige, große
und ſchwere Mißftand, der eine Bejeitigung verlangt, hervor.
Im Uebrigen aber ift oben ſchon deutlich genug darauf
hingewieſen worden, welche Bürgfchaften für die fernere Wohl⸗
fahrt diefer Gemeinde wir für noch wichtiger halten, als alle
landwirthſchaftlichen Reformen. Mean möchte derjelben nur
das Eine Wort der Schrift in erweiterndem Sinne zurufen:
Halte, was du haft, daß Niemand deine Krone nehme. Möge
ſich nach weiteren 70 Jahren ein britter Berichterftatter finden
203 ’
und von der ferneren Entwidlung unferes Dorfes kein uner⸗
freulicheres Bild zu entwerfen haben!
Den Lefer aber, der die Geduld nicht verloren hat, uns
bis hieher zu folgen, hoffen wir nicht mehr darüber um Nadı-
fit bitten zu müflen, daß wir ihn fo anhaltend und eingehend
bei den Zuftänden eines Keinen und unbelannten Dorfes feft-
gehalten haben. Es wäre nicht ſchwer geweſen, dem ftatiftifchen
Genrebild an vielen Stellen durch allgemeinere Schlüffe und
Betrachtungen einen bedeutenderen Hintergrund zu geben, wenn
wir nicht hätten befürchten müfjen, eben hiedurch die Orenzen
der Geſetze diefer Gattung felbft zu überfchreiten. Tür die er«
wünſchteſte Frucht der mühfamen Arbeit aber würden wir e8
halten, wenn der eine und andere einheimische Lefer davon
Anlaf nehme, von andern Gemeinden mit Ähnlichen und une
ähnlichen Zuftänden, auch wenn die Quellen zu einer zugleich
gefhichtlihen Bergleihung fehlen follten, ein noch beſſeres
und fachlundigeres Bild zu entwerfen. Waren doch an fo
manden Stellen nody ungebahnte Wege zu fuchen, daß es an
Stoff zu Berichtigungen nicht wohl fehlen fann! Hätten wir
ans den Hauptgruppen des Landes, aus ben verfchiedenen
Bezirken des Weinbaus, vom Schwarzwald, vom obern Nedar,
von der Ab, aus Oberichwaben, aus dem Fränkiſchen und
Ellwangen’shen Gebiet, dem Welzheimer und Mainharbter
Wald, dem Nemsthal u. ſ. w. ähnliche detaillirte, insbefondere
agrarftatiftiiche Darftellungen, jo würden aus der Zuſammen⸗
ftelung und ſachkundigen Berarbeitung des gefammelten Ma⸗
teriald Ergebniffe zu hoffen feyn, deren Bedeutung fich fichers
lid) nicht blo8 auf das Feld der Statiſtik befchräufte.
Berichtigungen
zum zweiten Heft bes Jahrbuchs 1860.
Seite 11 Zeile 10 ber erfien Spalte von oben lies „Stuttgart, Stabt”
ftatt "Stuttgart Amt.”
11 3. 11 ber erften Spalte von oben lies „Stuttgart Amt“
ftatt „Stuttgart Stadt."
13 3. 14 von unten lies nach Unterfcheibungen „in der An⸗
ordnung.”
34 Zeile 17 und 18 von unten find vor und nach ben Wor⸗
ten: „ober durch den häufigen Zuſatz“ Die Zeichen „ "zu ftreichen.
45 3. 3 von oben ftatt 119000 zu Tejen: 111000.
64 „ 12 von unten Spalte 4. Das Gewerbe-Ratafter von
1853 betrug 399,646fl.
129 der Sag 3. 10 von umten „wenn die Kerner'ſchen“
bis Zeile 6 von unten bis „gelucht werben”, iſt zu ftreichen.
151 3. 8 von unten lies ftatt „100 : 50” — „100 : 150.“
190 „ 19 von oben lies ftatt „Lönnen” „Tann.“
»„ » 20 von oben lies ftatt „haben” „bat“.
196 „ 415 von oben lies flatt „Kerner „Kerners”.
Tabelle I. letzte Spalte, Ueberfchrift, fol ftatt „Auf 100 Ein-
wohner” beißen: „Auf 1000 Einwohner.”