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Full text of "Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. 1818-1951-52"

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Inhalt. 


Allgemeine Landeschronit des Jahres 1860 . . - » ee... 1 
Der Witterungsgang im Jahr 1860 von Oberftudienrath Dr. Plieninger 

von Stuligart - 2 2 0 0 0 0 0 er en ner. 189 
Gang der Bevölkerung des Königreichs vom Jahr 1859 bis 1860 . . . 
Die Aus- und Einwanderungen in Württemberg im Jahr 1860 . . . . 173 
Die Ergebnifle der Ernte in Württemberg im Yahr 18600. . . . . - 
Die Ergebniffe der Weinlefe in Württemberg im Jahr 18600 . . . . . 238 
Die Ergebniffe der württembergifchen Wollmärkte im Jahr 1860. . . + 255 


Die Ergebnifle der württembergifchen Fruchtmärkte im Jahr 1860 . 261 
Romiſche Altertfümer von Dehringen, entdedt 1861. Bon Oberfabieraß 
v. Stälin. . . » ... 272 


Württembergifche Literatur vom dahr 1860. Von Dberfiubienratt v. Stätin. 377 


* 


Chronit, 


Allgemeine Fandeschronik des Iahrs 1860. 


Königliches Haus. 


Bom 27—29. Januar hielten fih S. Durdl. der Erb- 
prinz von Reuß⸗Schleiz und vefien Gemahlin zum Be- 
ſuche der K. Familie in Stuttgart auf. 

Bom 25. Februar bis 1. März verweilten S. Hoheit ber 
Herzog Wilhelm von Württemberg in Stuttgart im 
reife der 8. Familie, 

Bom 12—17. März waren ©. Kaiſ. Hoheit der Grof- 
fürft Nicolaus behufs eines Bejuches bei dem hohen kron- 
prinzlihen Paare hier anwefend. 

Vom 5—15. Mai verweilten ©. 8. H. der Prinz Peter 
von Didenburg zum Beſuche der K. Familie in Stuttgart. 

Am 25. Mai erfreuten S. M. der König die Stadt 
Reutlingen mit einem Befuche und wurden dort nicht nur 
von den Negierungs- und ſtädtiſchen Behörden, ſondern auch 
von dem Publitum unter taufenpftimmigem Hochrufe empfan- 
gen. Eine Schaar Heiner Kinder in Betinger Tracht über- 
reichte Sr. Maj. Blumenfträuße. Alle Zünfte und Lieder⸗ 
tränze bildeten Spaliere und die ganze Schuljugend war auf 
dem Bahnhofplage aufgeſtellt. S. M. befuchten zuerft bie 
Stadtkirche, dann das pomologifche Inftitut und die Werner’jchen 
Anftalten und Fabriken, wo Höchftpiefelben mit fihtbarer und 
mehrfach ausgejprocdhener Befriedigung über die in ihrer Art 
einzige Anftalt längere Zeit verweilten, und fuhren hernach 

Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 1 


2 


auf die Achalm, um die Schäferei zu befichtigen und die ſchöne 
Gegend ſich anzuſehen. 

Am 30. Mai ſtatteten II. MM. der König und bie 
Königin von Bayern auf der Durchreiſe nach Darmftadt 
dem’. Hof in Stuttgart einen Befuch ab. 

Am 2. Juni begaben fih J. M. die Königin zum Ge- 
braudy einer Brunnenkur nad Riffingen und 5 Wochen fpäter 
nad) Friedrichshafen, un dort einen länger dauernden Som- 
meraufenthalt zu nehmen. 

Am 7. Yuni traf Die Kaiſerin Mutter von Rußland 
auf Ihrer Rüdreife aus Italien und der Schweiz in Tried- 
rihshafen ein, wurte dort von IS. KR. HH. dem Kron— 
prinzen und der Frau Kronprinzeffin empfangen und 
nah Stuttgart geleitet, von wo aus Höchſtdieſelbe fi am 
10. Juni zum Gebrauche einer Badekur nad) Wildbad begab. 

Am 15. Juni begaben fih ©. 8. Majeftät zum Ge- 
braudy einer Badekur nad Baden⸗Baden, mofelbft Allerhöchſt⸗ 
diefelben am 16. Juni mit dem Kaiſer von Frankreich, den 
Prinzregenten von Preußen und den Königen von Bayern, 
Sachſen und Hannover und andern gekrönten Häuptern zu— 
ſammentrafen und bis zum 15. Auguft verweilten. 

Am 10—13. Auguft verweilten J. 8. H. die Großfür- 
ftin Helene zum Beſuche der K. Yamilie in Stuttgart. 

Am 7. Septbr. trafen J. M. die Königin von Hol- 
land mit Höchſtihrem Sohne, dem Prinzen Alerander, 
zum Beſuche ver K. Familie in Stuttgart ein und verweilten 
dafelbft bi8 zum 5. November. 

Am 14. Sept. hielten ©. 8. Majeftät zu Yudwig 
burg große Mufterung über fänmtlihe Truppen ber Oar- 
nifon Ludwigsburg und Hohenafperg, wobei auf dem großen 
Ererzierplage in 3 Treffen zwei Regimenter Infanterie, das 
erfte Fägerbataillon, die Sanitätscompagnie, die beiden Ba⸗ 
taillone der leichten und ſchweren Fußartillerie und zwei Re— 
gimenter Reiterei aufgeftellt waren, und S. Majeftät befonders 
über dad den Ererzitien der Jäger außerorventlihe Beweg- 
lichfeit verleihende und in diefer Ausdehnung früher noch nie 
zur Anwendung gefommene Hereinziehen des Dauerlaufs und 
vie Befchaffenheit ver neuen nad dem fog. Blockſyſtem mit 


8 


vier gleich hohen Rädern eingerichteten Geſchütze Ihre volle 
Aufriedenheit ansiprahen. Am 17. Septbr. fodann nahmen 
Seine Majeftät die Mufterung der gefammten Stuttgarter 
Sarnifon auf dem Felde bei Feuerbach vor, wobei 6 Batail« 
Ione, die Feldjäger, die Leibgarde und das zweite Keiterregi- 
ment in zwei Linten hintereinander aufgeftellt waren, und am 
20. Sept. die Mufterung der aus dem Pionniercorps, 6 Ba⸗ 
taillonen Infanterie, dem Yeftungsartilleriebataillon und einen 
Reiterregiment beftehenden Garnifon von Ulm, wobei Seine 
Majeſtät, unbeirrt duch den ſtrömenden Regen, mehrere 
Stunden lang bei den verſchiedenen Truppengattungen auf 
den Söflinger Feldern Uebungen vornehmen ließen. Am 25. 
Sept. endlich mufterten ©. K. Majeſtät auf dem Schloßplatze 
zu Stuttgart das 2. Jägerbataillon, unter deſſen Uebungen 
beſonders das Schlagen von Zelten einen intereſſanten Anblick 
gewährte. 

In der letzten Woche des Monats September verweilten 
TI KR. Hoheiten der Herzog und die Frau Herzo— 
gin Erdmann von Württemberg zum Befuche der K. Familie 
in Stuttgart. 

Am 8. Oktbr. begaben Sih S. Majeftät der König 
nah Münden, un dem K. bayrifchen Fürftenhaufe einen Be- 
ſuch abzuftatten und zugleich der Eröffnung des Oftoberfeftes 
anzuwohnen, und kehrten Tags darauf wieder nad) Stuttgart 
zurüd. 

Dom 24—26. Oktbr. verweilten ©. Hoheit der Herzog 
Philipp von Württemberg zun Befuche der K. Familie 
in ber Refidenz. 

Am 27. Oktbr. begaben Sih ©. K. Hoheit der Kron⸗ 
prinz und 9. Kaiſ. Hoheit die Frau Kronprinzeffin in 
Folge der beunruhigenden Nachrichten, welche über das Be⸗ 
finden J. Majeftät der verwittweten Kaiferin von Rußland 
in Stuttgart einliefen, nad Petersburg. Wenige Tage her⸗ 
nad (den 2, Novbr.) traf von dort die betrübende Nachricht 
von dem unerwartet fchnell erfolgten Hinfheiden der Kai— 
ferin Mutter in Stuttgart ein, worauf nicht nur die ftäns 
diſchen und bürgerlichen Collegien der Reſidenzſtadt, ſondern auch 
eine große Zahl anderer Körperſchaften, namentlich viele Gemein⸗ 

1 * 


4 


den des Landes fich beeilten, dem. Hohen Kronprinzlichen Paare 
ihre herzliche Theilnahme an dem fehmerzlidyen Verluſte der 
theuren Frau auszudrüden, deren hohem Wohlthätigleitsfinn 
auch in unferem Lande fo manche Anftalten reiche Gaben zu 
verdanken haben. 

Am 19. Novbr., Abends um 9'/s Uhr, trafen ©. Majeſt. 
der Raifer von Oeſtreich in Begleitung des Prinzen Fried- 
rih von Württemberg 8. H., der ihn im Namen bes Königs 
zu Ulm begrüßt und hieher geleitet hatte, zum Beſuche der 
K. Familie in Stuttgart ein, nachdem kurz zuvor in gleicher 
Abſicht aud der Großherzog von Baden dafelbft ange» 
langt war. Das K. Schloß, der Königsbau und der Scyloß- 
plag ftrahlten in vollftändiger Beleuchtung, deren Glanz noch 
durch Flambeaur erhöht wurde. Die Candelaber der Jubi— 
läumsſäule waren mit Lichtkränzen gekrönt und die Keiterftatue 
Herzog Eberhards im Bart mit reihen Ylanıbeaur beleuchtet, 
S. M. ver König empfiengen Ihren hohen Saft mit großer 
Suite, und die Begrüßung beider Monarden war Außerft 
herzlich; wahrhaft rührend war inöbefondere die Ehrerbietung, 
mit welcher der jugendlihe Kaifer dem ehrwürbigen Senior 
der europäifhen Monarchen begegnete. Als der König mit 
Seinem hohen Gaſte unter das Portal des Bahnhofs trat, 
fpielten die Militärkapellen vie öftreihifhe Nationalhymne. 
Kurz hernach war ein Familienfouper im engen Hoffreife. Am 
darauffolgenden Morgen hörten S. M. ver Kaiſer zuerft eine 
Meſſe in der katholiſchen Kirche, und um 11 Uhr fuhr die 
8. Familie mit Ihren hohen Gäften auf die K. Wilhelma zu 
den Dejeuner. Mittags folgten die gegenfeitigen Beſuche 
unter den hohen Gäften und Mitglievern ver 8. Familie und 
um 4 Uhr fuhren S. M. ver König mit Ihrem hoben Gaft, 
dem Kaiſer, durch die Straßen ver Reſidenz. Um 5 Uhr fand 
Galatafel im K. Schloffe ftatt, nad) deſſen Beendigung die 
beiden Monarchen von Deftreih und Baden, in Begleitung 
der 8. Yamilie, begrüßt von dem Jubelrufe des überfüllten 
Haufes, in dem feftlid, erleuchteten Theater erfchienen. Nach 
dem Schluß des Theaters verabſchiedeten Sich ©. M. ver 
Kaiſer von Deftreih von der K. Familie und verließen um 
9% Uhr mittelft Extrazugs die Refivenz, währen ©. 8. 9. 


5 


der Großherzog von Baden erft am andern Morgen nad) 
Karlsruhe zurüdtehrten. 

Am 26. Novbr. verſchieden nach kurzer, durch Erkältung 
herbeigeführter Krankheit in dem K. Schloſſe zu Mergentheim 
S. Hoheit der Herzog Paul von Württemberg, welcher 
wenige Tage zuvor aus Schleſien in's Land zurückgekehrt 
war, um feiner naturwiſſenſchaftlichen Sammlung die auf fei- 
ner legten großen Reife gewonnenen namhaften Beiträge ein⸗ 
zuverleiben. 


Der hohe Verſtorbene, Sohn des Herzogs Eugen Friedrich 
Heinrich, war am 25. Juni 1797 geboren. Er erhielt ſeine Jugend⸗ 
erziehung zu Stuttgart unter den Auſpizien ſeines Oheims, des 
verewigten Königs Friedrich Majeſtät, welcher den hochbegabten, 
lebendigen und hoffnungsvollen Knaben und Jüngling unter ſeinen 
Augen mit väterlicher Zuneigung heranwachſen ſah und den da⸗ 
maligen vorzüglichſten Lehrern in der Reſidenz deſſen wiſſenſchaft⸗ 
liche Ausbildung anvertraute. Unter den Letzteren war es beſonders 
der damalige Profeſſor der Naturgeſchichte am Gymnaſium, Dr. 
Lebret, ber in demeifrigen Zöglinge den Grund zu deſſen nachma⸗ 
figer Hauptlebensrichtung legte. Zwar betrat der junge Herzog ſchon 
frühe die feinem Stande vorzugsweiſe eröffnete militärische Lauf- 
bahn, indem ihn der König Friedrich ſchon im Mai 1806 zum 
Gardehauptmann ernannte. Allein des „Dienftes immer gleichge- 
ftellte Uhr” behagte Doch feinem mehr in's Freie frebenden Sinn 
nit; er nahm fhon im Mat 1817 feinen Abſchied. Schon wäh 
rend feiner militäriihen Laufbahn hatte er bie Gelegenheit, feinem 
naturwiſſenſchaftlichen Triebe in den K. Forften und Jagdgehegen 
nachzuhängen, reichlich benüßt; er hatte Das vor ben übrigen Thier- 
Haffen in feinen Naturtrieben fo merkwürdige, durch feine Formen 
und Farben, durch feine Lebensweife und den ihm allein worbehal- 
tenen Geſang fo anſprechende Geſchlecht der Vögel zuerft in's Auge 
gefaßt und mit der Ornithbologie ſchon Damals den Grund zu 
feinen großartigen naturhiftorifhen Sammlungen, für welche er auf 
feirien mancherlei Reifen durch europäifche Fänder und Meere, und 
namentlich auf feiner erften größeren Reife durch das nördliche Ame- 
rifa und durch Die Länder und Inſeln des merilanishen Meerbufens 
(1822— 1824) zahlreiche Eremplare erwarb, gelegt, dabei aber gleich“ 
wohl die übrigen Thierflafien, die Pflanzenwelt mit dem Mineral⸗ 
reich in umfaffender Weife berüdfichtigt: Im ber Flora der Tropen⸗ 


6 


gegenben befonbers war er vollkommen zu Haufe und auch fie ver- 
danft ihm gleich der Paläontologie und ber Fauna wielfache Berei- 
cherung. Kurz nah feiner am 17. April 1827 erfolgten Bereheli- 
hung mit der Prinzeffin Sophie von Thurn und Taris, in 
Folge deren ihm das Apanagefhloß zu Mergentheim als Woh— 
nung überlaffen wurde und nach der Geburt feines geliebten einzi- 
gen Sohnes, des. Herzogs Wilyelm Ferdinand Marimilian von 
Württemberg K. Hoheit, machte er feine weiteren großen Reifen. 

Bor Allem z0g es ihn wieder nad ben fernen Bergen, Flüffen 
und Urwäldern Amerika’s bin. Waren es auf der erften Reife zu⸗ 
nächſt die Flußgebiete des Miſſiſſippi, Miffouri und Cuba, die er 
vom Dezember 1822 bis Januar 1824 durchforſcht hatte, um die 
Kenntniffe des Landes, feiner Bewohner und Probufte zu erlangen, 
fo war auf diefer zweiten Reife nach Amerika bejonbers das alte 
Aztefenreich Mexiko, deſſen Ueberbleibjel ans zwei untergegangenen Ci- 
vilifationen und deſſen zahlreihe Naturwunder und herrliche Produkte 
perfönlich Tenuen zu lernen fein ganzes Dichten und Trachten von 
Jugend auf geweſen, das Ziel feines Forſchungstriebs, und es 
wurden beſonders auch die Damals noch wenig befannten uörblichen 
Provinzen des Freiſtaats Merilo und die angränzenden Staaten 
der Union, fowie mande noch nicht befuchte Küften und Inſeln des 
merifanifhen Golfs von ihm durchwandert. Nach feiner Rückkehr 
begann in emfiger Thätigfeit zuerft die wiſſenſchaftliche Unterfuchung 
ber eingefammelten Schäße und ihre Einreihung in die Sammlung 
zu Mergentheim, fowie bie Bearbeitung ber forgfältig geführten 
Tagebücher und der abgefondert behandelten geographifhen und 
naturhiftorifhen Beobachtungen für die Veröffentlichung, unr unter- 
broden durch bie eifrige Eultivirung ber praftifchen Seite ber 
Naturwiſſenſchaften, nämlih duch im größeren Maßſtabe betrie- 
benen Weinbau in ben beften Lagen der Mergentheimer Gelände 
und durch ebenjo rationellen Gartenbau in den großen Schloßgär- 
ten (insbejondere mittelft Eultivirung der von feinen bisherigen Nei- 
jen mit gebrachten zahlreihen neuen Pflanzen und Sämereien). Im 
Sabre 1839 ſchloß er ſich dem militärifch-naturforicherifchen Erobe- 
rungszuge bes damaligen Beherrihers von Aegypten, Mebemeb 
Ali, zur Erforfhung des noch unbelannten füdlichen Laufe des 
Nils und feiner Nebenflüffe und zur Löfung fo mancher anderer 
feit Herobots Zeiten noch ungelöster Räthſel, wie z. B. bezüglich 
ber Nilquellen und der Golbländer in ben weftlichen Alpenabhängen 
Abyifiniens an und fanbte ausführliche Mitteilungen geographiich- 


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topographiichen, phyſikaliſch⸗meteorologiſchen und naturwiffenichaft- 
Iihen Inhalte nicht minder, als intereflante Notizen über die Zu— 
fände ber dortigen Bevölkerung und bie civilifatorifchen Leiftungen 
Mehemed Ali's, fo z. B. aus Derr in Nubien (d. 7. Ian. 1840), 
aus dem Lager Adafi im Fazoyl (10. März 1840) und aus Ale- 
randrien (3. Juli 1840) in feine Heimath. Ueberdieß brachte er 
dann im Auguft 1840 felbft noch eine Maffe naturhiftorifcher und 
antiquarifcher Ausbeute mit, abgejehen davon, daß er feine Mappe 
durch viele intereffante Iandihaftlihe Zeichnungen, namentlich won 
ben rätbjelhaften abgefonderten Berggruppen, welde fih aus ber 
großen nubiſchen Wüfte gleih Mondsringgebirgen erheben, berei- 
chert Hatte. 

Die nähften Jahre widmete er dem Ordnen und Katalogifiren 
feiner ſchon fehr umfangreih gemworbenen Sammlungen, die er 
überbieß beftändig durch Käufe im Inlande und benachbarten Aus- 
lande zu vermehren beftrebt war; doch machte er dazwiichen hinein 
auch bie und da Reifen, 3. B. nad Algerien, England, Frankreich, 
DOeftreih u. |. w. Die Stürme des Yahres 1848 bewogen ihn, 
bie Dritte ſchon längft beabfichtigte Reife nach dem transatlantifchen 
Schauplatz jeiner früheren Forſchungen zu unternehmen, von wo 
aus er am 26. Mai feine Abficht, Teras zu beſuchen und Durch Die 
provincias internas nad) der Weftlüfte von Merifo zu reifen, fund» 
that, und amı 15. März 1850 aus Mazatlan äußert intereffante, 
aber auch einen Haren Begriff von den mit einer Reife in dieſe 
unbefannten weftlihen Gegenden verbundenen zahlreichen Gefahren 
und Entbehrungen gebende Nachrichten über die bamaligen nord- 
amerikanischen Zuftände, über die herrſchende Cholera in Neuorleansg, 
über das annerirte Teras und deſſen Produkte, über die Staaten 
Miſſouri und Illinois, fowie über eine größere Reife durch Nord⸗ 
amerifa nach Durango und Mazatlan feinen Landsleuten mittheilte. 
Sodann meldete er von Panama aus am 1. Nov. 1850 feine Durch⸗ 
forſchung Ealiforniens, feine Küſtenfahrt bis zum Iſthmus, Die pro- 
jectirten Waflerverbindungen über denſelben und feine weiteren Neife- 
plane, und gab von Buffalo aus am 24. Nov. 1851 eine intereffante 
Beichreibung der Scenerien ber Eorbillarentette bis zum Iſthmus und 
ihrer Wiedererhebung im norbweftlihen Südamerika, fowie eine treff- 
lihe Schilderung feiner Reife von Panama aus über den Iſthmus und 
Cuba nach Neuorleans und eine Darftellung der Ergebniffe feiner Fahr⸗ 
ten auf dem Milfifippi, dem Red⸗River und feiner Wanderungen in 
Arkanſas, Illinois und Wisconfin, von wo aus er fih amı Niagara 


8 


vorbei nah Newyork und dann nah den nördlichen Binnenfeen 
begab. Ein Schreiben aus Boonville, d. 12. Dezember 1851, 
berichtet feine Durchkreuzung der öftlichen und nörblichen Gebiete 
der Vereinigten Staaten im Laufe des Sommters und feinen ge- 
fahrvollen Zug nah dem weſtlichen Rody Mountains über bas 
Hort Laramie Im Darauf folgenden Jahre bereiste der Herzog 
wiederholt den Weften und unterfuchte dabei namentlich die Fiſche 
ber Heineren Gewäfler und Seen. Am 8. Juni 1854 befchrieb er 
von Charleftone aus, wie er auf ber Reife nach Auftralien begriffen, 
in Folge ber eingetretenen Stürme in Brafilien landen mußte, und 
von Bahia und Rio de Janeiro aus das Innere diejes Landes und 
bie argentiniihen Staaten und namentlih Montevideo und Uruguay 
beſuchte. Bon dort aus Durchjegelte er die megellänifche Dieerenge, 
bejuchte Chili, Bolivia, Peru, Ecuador und das Littoral der ſüd⸗ 
lihen Unionsftaaten, wobei er das in Lima aufgefunbene, mit beim 
württembergiſchen Wappen verjehene Grabmonument eines noch in 
ben Traditionen der Creolen, als eines Waffengefährten Pedro's be 
Baldivia, erwähnten Angehörigen des württembergiſchen Hauſes 
näher ſchildert. Nach dieſen Expeditionen reiste er nah Kanada 
und im Jahr 1855 trog des Indianerkriegs nach Oregon und 
Florida. Erf im Spätjahre 1856 kehrte der Herzog von dieſer 
Reife nah Europa zurüd, um wegen feiner inzwilchen in fehr gro- 
Ber Zahl in Bremen angelangten Sendungen von Kiften, Ballots, 
MWeingeiftpräparaten 2c. jelbft die nöthigen Anordnungen zu treffen. 
Im Spätjahre 1857 reiste der Herzog abermals über Havre und 
Southampton nad Newyork, Philadelphia, Eincinnati und St. Louis, 
von da nach feinen ihm „jo theuren Miffiffippimündungen“, und 
von ba nad dem fo ſehnlich erwarteten fünften Welttheile, Auftra- 
lien, wo er in der Philippsbai landete, darauf nach der deutſchen 
Eolonie Adelaide reiste und dann nah Sidney und nach Neuſee⸗ 
Yand und Tasmanien fih begab. Der Iette kurze Reiſebericht da- 
tirt aus Ceylon vom 6. Dezember 1858. Den Rückweg nahm ber 
Herzog Über Aegypten, Trieft und Wien. Nun gieng er eifrig au 
das Orbnen und Einreihen feiner zahlreihen Sammlungen. Noch 
ben ganzen Sommer des Jahres 1860 über wurde in biefer Weife 
aufs Emfigfte in dem naturhiftoriihen Cabinet zu Mergentheim 
gearbeitet, Tatalogifirt, beftimmt und aufgeftellt ; noch im September, 
Dftober und Anfangs November 1860 machte der Herzog Tleine 
Reifen nach Dresden, Bremen und Karlsruhe (in Schlefien), und 
kehrte erſt am 25. November nad Mergentheim zuräd, um, nach⸗ 


9 


bem er feit dem 18. November über Beichwerben im Athmen und 
über feine durch langjährige tropifhe Wärme gegen Erkältung em⸗ 
pfindlich gewordene Natur zu Hagen gehabt hatte, mitten unter ben 
Errungenfchaften feines Tangen ruhmvollen Lebens fein irdiſches 
Tagewerk zu beichließen. In biefen feinen großartigen Sammlun« 
gen Iebte und webte er und für dieſe brachte er, gleich ben erſten 
Borlämpfern aller Zeiten und Völker, in ber Erforſchung ber gro- 
Ben Gebiete der fihtbaren Schöpfung , bie größten Opfer an Geld, 
Zeit, Mühe und Entbehrungen. Diefe Sammlungen, melde in 
zwölf Sälen aufgeftellt find, enthalten aus ber Zoologie eine 
große Zahl von Säugethieren und Vögeln (Ietttere wohl die reich- 
baltigfte Parthie ber ganzen Sammlung), eine reiche Auswahl von 
ausgeftopften oder in Weingeift aufbehaltenen Reptilien und Fijchen, 
eine fehr vollftändige Sammlung von Inſekten, Eruftaceen, Ara- 
chniden und Anneliden, eine umfaffende Zufammenftellung von Schal- 
thieren, eine ganze Reibe von Zoophyten und eine ſchöne Gallerie 
von Geweihen und Hörnern in- und ausländifchen Wildes. Alle 
diefe Sammlungen find durch möglichſt vollftändige Repräjentation 
bes Syſtems jehr belehrend und babei befonders reich in Der water- 
ländifchen Fauna und an bem, was bie vom Herzog felbft bereisten 
Länder darbieten. Aus ber Botanik enthalten die Säle ein gro- 
Bes Herbarium von meift tropiihen Gewächſen ber bereisten Länder 
mit vielen Doubletten und vielem bis jetzt Unbefannten; eine 
Sammlung von Saamen und Früchten, der bie im Garten und in 
ben Häufern befindlichen lebenden Eroten ergänzend zur Seite 
ftehen. Aus dem unorganifhen Reiche finden fih in bem 
Schloſſe eine werthoolle und reichhaltige Sammlung von Mine- 
ralien, aus Mexiko und anderen Gegenden Amerika's, eine Samm- 
lung Mineralien, Gebirgsarten und Petrefalten aus Afrika, be- 
fonders dem Nilgebiet, und eine Sammlung württemb. Gebirgs 
arten und Petrefakten. Sodann folgt eine reiche und interel> 
ante Sammlung von antiquarifhen Gegenftänden aus Merilo 
und Aegypten, und eine ethnographiſche Sammlung von 
Waffen, Geräthfchaften, Kleidungen sc. amerilanifher und afri- 
kaniſcher Völkerſchaften. Die ſchönen Reihen fchließt eine überaus 
reichhaltige, hauptſächlich naturwiſſenſchaftliche Bibliothek, eine 
reihe Mappe von Zeichnungen naturhiſtoriſcher Gegenſtände, 
Gegenden, Menſchen ꝛc., und eine nicht geringe Anzahl von phyſi⸗ 
kaliſchen, mathematiihen und aſtronomiſchen Suftrumenten, 
hauptſächlich folchen, welche die Heilen des Herzogs mitmachten. 


10 


Solche Leiflungen und wirkliche Verbienfte um bie verjchieden- 
ſten Gebiete der Erfahrungswiflenichaften mußten zu ben Lorbeer- 
fronen, welde die Ruhmeshalle feines angeftammten Haujes in 
immer fteigendem Grade bis auf unfere Tage zieren, zwar bejchei- 
benere, aber gleichwohl vollgewichtige eines großartigen wifjenichaft- 
lichen Strebens hinzufügen, und werben bem vielgereisten Natıtr- 
forfcher auch bei der Nachwelt ein dankbares Andenken nicht minder 
bewahren, als jchon die Mitwelt feine Leiftungen auf den verjchie- 
denen Gebieten der Naturwiffenichaft in vollem Maaße anerkannte, 
wie denn nicht nur die medicinifche Facultät zu Tübingen ihm be- 
reits vor Fahren honoris causa die Doctorwürbe ertheilte, ſondern 
auch die Kaif. Leopoldiniſche Akademie nnd die Senfenbergifche 
Naturforichende Gefellfchaft ihn zu ihrem Mitgliede ernannten. 

Die feierliche Beifegung der Leiche des verewigten Her- 
3098 in der 8. Familiengruft zu Stuttgart, wohin diefelbe, 
nad) erfolgter Beendigung der üblichen Austellung und des 
abgehaltenen ZTirauergottespienftes in Mergentheim, am 27. 
November in Begleitung des von St. Majeftät dem König 
biezu abgeoroneten Commiſſärs, des Kammerherrn v. Ealoff- 
ftein, geführt worden war, fand am 29. November unter zuhl- 
reihen Zuftrömen von Leuten aller Stände aus Stuttgart 
und Umgegend, welde fi auf jede Weife beftrebten, ihre 
aufrichtige Verehrung gegen den hohen DVerftorbenen an ben 
Zag zu legen, ftatt. 


Geſundheitszuſtand und Heilanftalten. 


Der Sefundheitszuftand des Jahres war im Allgemeinen 
ein guter. Nur in einigen wenigen Gegenden herrſchten die 
Maſern, jedoch nicht in bösartiger Weife. Auch Fälle von 
Ruhr und Typhus kamen im Ganzen genommen wenige 
vor. Die Pockenkrankheit graffirte zwar feit dem 20, Juni 
mehrere Monate lang in der Stadt Geislingen und in deren 
Umgebung, nahm jedoch verhältnifmäßig nur in wenigen 
Fällen einen tödtlichen Verlauf. 

Die Verwaltungsberichte einzelner Heilanſtal— 
ten enthalten im Weſentlichen Folgendes: 

In dem Katharinenhoſpital zu Stuttgart wurden 
auf der innerlihen Abtheilung vom 1. Juli 1859—60, mit 


11 


Einſchluß von 56 vom vorigen Jahre her im Beftand geblie- 
benen Perſonen 1590 Kranke, 794 männliden und 796 weib⸗ 
lichen Geſchlechts behandelt, worunter 136 ambulatorifch, d. h. 
mittelft auf Rechnung des Spitals in Privathäufer abgelteferter 
Arzneien oder Bäber. 

Die höchſte Krankenzahl lieferte der Monat März mit 134, bie 
niederfte der Monat September mit 93 Kranken; die monatliche 
Durchſchnittsſumme betrug 116,;. Der tägliche Krankenſtand ſchwankte 
zwifchen 39 im Oftober und 102 im März und betrug im Mittel 
70. Bon den 1454 in Verpflegung Aufgenommenen wurben geheilt 
ober weſentlich gebeffert entlaffen 1306, ungeheilt oder unbeilbar 
27; es ftarben 70 und blieben im Beftand 51. Das Sterblichfeits- 
Berhältniß ift wie 1:20, und nad) Abzug der chronifhen Haut» 
kranken wie 1:16,56. Unter den behandelten Kranken waren 666 
Sandwerksgebillfen und Fabrilarbeiter, 170 männl. und 681 weibl. 
Dienftboten. Bon den einzelnen Gewerben Yieferten die Schufter 90, 
die Schneider 73, die Schreiner 61, die Sattler und Fabrifarbeiter 
je 31, die Schloffer 28, die Bäder 24, die Steinhauer und Weber 
je 18, die Zimmerleute 17, die Buchbinder und Buchdrucker je 15, 
bie Gypfer und Kuticher je 13, die Mafchinenarbeiter 10, die Ci- 
garrenmacer und Weingärtner je 10, bie Kübler 9, die Maurer 
und Mebger je 8 u. |. w. Bon den 70 Geftorbenen unterlagen 
der Lungenſchwindſucht 24, der Lungenentzündung 5, chroniſchen 
Herzkrankheiten 5, dem Nervenfieber 4, verfchiebenen Formen von 
Krebs 4, der Bruftfellentzändung 4, dem Hirnfchlag 2, der Bad)» 
fellentzündung 2, der Nierenentzündung 2 u. |. w. Der Kranken⸗ 
ftand des ganzen Jahrs war ein ſchwach mittlerer, das Sterblidh- 
feitsverhältnißg aber ein ungewöhnlich großes, da fehr viele fchwere 
Krankheiten zur Behandlung kamen und namentlich viele Lungen⸗ 
Ihwindfüchtige in weit vorgeichrittenem Stadium der Krankheit 
aufgenommen wurben, wie denn auch die Lungenjchwindfucht über 
If der Geftorbenen mweggerafft hat. Epidemiſch herrichte in dieſem 
Jahre keine Krankheit, dagegen kamen auffallend viele Wechfelfteber 
zur Behandlung, eine Beobachtung, die auch außerhalb des Spitals 
gemacht wurde. Bon chronischen Hautkrankheiten und fpeziell von 
ber Kräze kamen im verfloffenenr Berwaltungsjahre auffallend we- 
nige Fälle vor. 


In der Abtheilung der chirurgiſchen, ſyphiliti— 
hen und Augenkrankheiten belief ſich die Zahl der be- 


12 


handelten Kranken auf 1041, worunter 83 (45 Männer und 
38 Weiber) im Beſtand Gebliebene und 958 (582 Männer 
und 376 Weiber) neu Zugewachſene. 

Bon ihnen gehörten 140 Stuttgart und feinen Parzellen, 807 
aber dem fonftigen Inland und 94 dem Auslande an. Die durch⸗ 
Schnittlihe Aufnahme in den verſchiedenen Monaten ſchwankte zwi⸗ 
ihen 114 und 54, ber mittlere war 85,95. Bon dieſen 1041 Kran⸗ 
fen verließen das Haus geheilt 880 (525 Männer und 355 Weiber), 
gebefjert 51 (40 Männer und 11 Weiber), ungeheilt oder unbeil- 
bar 35 (25 Männer und 14 Weiber); es farben 11 (8 Männer 
und 3 Weiber) und verblieben in Behandlung 64 (33 Männer und 
31 Weiber). Das Sterblichleitsverhältnig war — 1:94,64. Dem 
Berufe nach waren die Kranfen: männl. Dienftboten 72, weibl. 303, 
Schuſter 47, Schreiner 44, Schloffer 39, Fabrifarbeiter 35, Maurer 31, 
Zimmerleute 24, Bäder 23, Schneider 22, Taglöhner 21, Kutfcher 
17, Schmide 16, Metsger 14, Mafchinenarbeiter 13, Buchbinder 12, 
Dreber, Sattler, Weingärtner, Holzfpälter je 11, Küfer, Bierbrauer, 
Steinhaner je 9 u. ſ. w. Die Oefammtzahl der Kranken tbeilte 
fihd in 718 dirurgifhe Kranke (454 Männer und 264 Weiber), 
253 fyphilitiihe (130 Männer und 123 Weiber) und 70 Augen« 
kranke (43 Männer und 27 Weiber). Die hirurgiihen Krankheiten 
aber waren: Entzündungen fammt ihren Ausgängen, und zwar ber 
Haut und des Zellgewebes unter der Haut (192), der Schleimhäute 
(2), ver Drüfen (24), der Gelenfe (28), der Muskel (3), der fibro- 
fen Organe (92). Bon Erfrierungen famen 14 und von Berbren- 
nungen 20 Fälle vor, Geſchwüre der Weichtheile jeder Art 51, 
Maftvarmfiftel 1, Beinfraß und Knochenbrand 5, Schnitt-, Hieb- 
und Stihwunden 21, Duetjhwunden 46, QDuetihungen 6, Kopf- 
verlegungen 24, Beinbrüde 55, Verrenkungen 4, Halbverrenfungen 
15, Berfrümmungen 9, eingellemmte Brüche 8, Erweiterung von 
Blutadern 1, Harnverbaltung 1 und lymphatiſcher Absce 1, Wafjer- 
ſucht der Schleimbeutel 7, Sehnenfceiden 2, Wafferbruh 1, Kropf 
2 und Pjendoplasmen 7, worunter 2 Krebsgefhwäülfte Unter den 
Augenkrankheiten lamen vor: die verjchiedenen Formen ber 
Entzündungen mit ihren Folgen 56, Verlegungen des Augs 8, 
Staphylom 1, Hornhautfleden 1, Verwachſung der Auglievränder 
2, WVafferfucht des Thränenfads 1. Bon Ohrenkrankheiten wurden 
behandelt: Entzündung und Eiterung bes Ohrs 6, Schwerhörigfeit 
1. Endlich wurden folgende Operationen ausgeführt: 1 Trepana- 
tion,. 1 Amputation bes Oberarms, 1 dto. eines Singers, 1 des 


13 


männlihen Glieds, 3 Erftirpationen von Fingern aus dem Mittel- 
handfingergelenk, 1 Operation der Nekroſe, 1 Operation der gewalt- 
famen Geradeftredung bes fteifgefriämmten Hüft- und Kniegelents, 
1 Operation der Maftdarmfiftel, 3 der Phimofis, 1 Nadilaloperation 
bes Cyſtenkropfs, 1 dto. des Waſſerbruchs, 6 Erftirpationen von 
Pfeudoplasmen, 1 Pupillenbildung, 2 Operationen oder Verwachſung 
ber Augliebränder. Geftorben find am Beinfraß 3, an Stichwun⸗ 
ben der Bruft 1, Kopfverlegungen 3, Pyamie 2, an mehrfachen 
Beinbrüchen 1, an Rippenfellentzündung 1 u. |. w. 

In der Gebär-Anftalt befanden fi am 1. Juli 1859 
6 Schwangere und 15 Wöchnerinnen; dazu famen im Laufe 
des Verwaltungsjahrs 408 Perfonen, von welden 2 unente 
bunden aus der Anftalt entlaffen worden find. 

Unter den Aufgenommenen befanden fih 39 Perſonen aus 
Stuttgart und Parzellen und 365 aus 52 Oberamtsbezirfen und 4 
vom Auslande. Geboren haben in der Anftalt 405 Schwangere, 
und zwar, da 2 Zwillingsgeburten vorfamen, 407 Kinder, 219 
Knaben und 188 Mädchen. Unter biefen Kindern waren 15 Todt- 
geborene (3 reife und 12 unreife) und 392 Lebendgeborene, wovon 
44 Kinder (25 Knaben und 19 Mädchen) in der Anftalt farben; 
24 der Geftorbenen waren unreife. Es wurden überhaupt 51 Kin⸗ 
ber, 27 Knaben und 24 Mädchen, frühzeitig geboren. Bon ſämmt⸗ 
lihen Geburten erforberten blos 9 den Gebrauch der Zange, 2 bie 
Wendung auf die Füße und 4 Handhülfe. Bon den Wöchnerinnen 
farben in der Anftalt 16, darunter 11 am Kinpbettfieber. Was 
die Verpflegungstage der in bie Gebäranftalt Aufgenommenen und 
im Beftand Gebliebenen anbelangt, fo find die 429 Perſonen zu- 
ſammen 8509 Tage verpflegt worden, was burdhfchnittlich für Eine 
Berjon nahezu 20 Tage ausmacht. 

Anlangend die Hlonomifhen Berhältniffe des Katha> 
rinenhofpitals, fo wurden bie in die Heilanftalt (einfchlieh- 
lid) der im Beftand Gebliebenen) aufgenommenen unt verpflegten 
2631 PBerfonen, unter denen 148 ambulatorifch behandelt wur» 
den, (aljo 288 Perſonen weniger, als im Borjahre) zufammen 
62,638 Tage verpflegt, und zwar unentgelolic 255 Perſonen 
6921 Zage und gegen ermäßigten Erjag von täglid 30 fr. 
auf Rechnung der Stuttgarter Krankheitstoftenverficherungs- 
kaſſe 1922 Berfonen 36,853 Tage, auf Rechnung öffentlicher 
Kaflen und von Privaten 297 Perjonen zufammen 8568 Tage, 


14 


gegen vollen Erſatz von täglih 1 fl. in den Sommer- und 
1fl. 20 fr. in den Wintermonaten 9 Berfonen zufammen 296 
Zage Im Durchſchnitt kamen alfo auf Einen Tag 144 Per- 
jonen und auf Eine Perſon 21 Tage. Die Geſammtkoſten 
betrugen auf Eine Perſon täglid auf der innerlichen Abthei« 
lung 40 fr. 4*%/s Hllr. Im Beftand waren am:1. Juli 1860 
nod 128 Franke. Das Grundftodsvermögen belief fi) mit 
Ausſchluß des Grundeigenthums am Enve des Rechnungs 
jahre, aber mit Einfluß der in demſelben angefallenen Ver⸗ 
mächtniſſe auf 177,090 fl. 32 fr. Die laufenden Einnahmen be- 
trugen 35,216 fl., die Ausgaben dagegen 43,377 fl. 27 tr. 
Das Deficit, das die Staatskaſſe zu */s und die ftädtifchen 
Kafjen zu ?/s zu deden haben, betrug hiernach 8161 fl. 22 Er. 

In der Gebär-Anftalt wurden die Aufgenommenen, 
deren e8 einjchlieglih der aus dem Vorjahre in’8 neue Ver—⸗ 
waltungsjahr Üübergegangenen 21 Berfonen, im Ganzen 429 
(aljo 21 mehr al8 im Vorjahre) waren, zufanmen 8509 Tage 
verpflegt, nämlich unentgeldlich 425 Perfonen 8472 Tage, ge- 
gen ermäßigten Erfag von täglih 30 fr., 3 Perfonen 24 Tage 
und gegen vollen Erſatz von 1 fl. täglich 1 Berfon 20 Tage lang. 
Der Sefammtaufwand betrug für 1 Perfon per Tag 35 kr. 
25/s Hür. Das Kapitalvermögen belief ſich am Jahresſchluſſe 
auf 22,823 fl. 17 ir. Die laufenden Einnahmen betrugen 
3077 fl. 40 fr., die Ausgaben 5989 fl. 29 fr. Das von der 
Staatskaſſe allein zu tragende Deficit betrug fomit 2911 fl. 49 Er. 

Die Krankheitskoſten-Verſicherungskaſſe hatte eine Ein- 
nabme von 23,038 fl. 53 fr. (207 fl. 38 Tr. Altivfapitalzinfe, 
Sahresbeiträge & 2 fl. von 6984 Dienftboten 13968 fl. und 
von 4431 Gewerbegehülfen 8863 fl. 15 Er.) und eine Ausgabe 
von 19,548 fl. 23 fr. (Kur⸗ und BVerpflegungstoften für 1923 
Perfonen auf 36,895 Tage & 30 kr., im Ganzen 18,447 fl. 
30 fr., und Bermaltungstoften 1150 fl. 53 fr... Die Zahl 
der bei der Verſicherungskaſſe Betheiligten flieg dem Vorjahre 
gegenüber um 558 Perfonen (bei den Dienftboten um 247 
und bei ven Gewerbegehülfen um 311 Perfonen). Der Ueber: 
ſchuß am Jahresſchluſſe belief fih auf 7129 fl. 41 kr., was 
feinen Grund hauptſächlich in dem auffallend niedern Kranten- 
ftande während des Etatjahrs hat. 


15 


Im Dienfiboten-Krantenhaus zu Ulm befanden fid) 
am Januar 1860 236 männliche und weiblihe Dinnftboten 
und Handwerksgehülfen. Neu aufgenemmen wurben 719 Kranke 
(413 männliche und 306 weibl.) mit 8982 Berpflegungstagen. 
Hievon kamen auf die innerlihe Abtheilung 451 (258 männ- 
lihe und 193 weibliche) mit 5558 Berpflegungstagen, und auf 
bie äußerliche 268 Kranfe (155 männliche und 113 weiblide) 
mit 3424 Berpflegungstagen. Geftorben find 15 Perjonen ; 
bievon kamen auf die innerlihe Abtheilung 14 (12 männliche 
und 2 weibliche), und auf die äußerliche 1 (männl.). 

Die feit dem 1. Auguft 1850 zu Ludwigsburg beite- 
hende äußerft wohlthätige Augenheilanftalt hat nad tem 
von ihrem Vorſtand, Negimentsarzt Dr. Höring, herausge- 
gebenen Bericht ſchon ſehr erfreuliche Nefultate aufzuweiſen. 
Bezüglich der mittleren Dauer der Berpflegungszeit fonnte frei- 
lid) bei der VBerfchievenheit der Erkrankungen des Auges feine ge- 
naue Berechnung ftattfinden. Staaroperationen erforberten einen 
burchichnittlihen Aufenthalt von 14—28 Tagen, bei Pupillen- 
bildung und Schieloperationen dagegen genügte eine Anmefen- 
heit von 2—16 Jagen. In der Anftalt jelbft, welche fich in 
einem geräumigen, mit der Hauptfront nad Norden gelegenen 
Gebäude befindet, wurden 115 Kranke verpflegt und überbieß 
nicht weniger al8 530 Perfonen ambulatorifc behandelt. Bon 
legteren gehörten 30 der Stadt Luwigsburg, im Ganzen aber 
490 dem Lande an; der behandelten Babenfer, Schweizer und 
Bayern waren es 10; von Erfteren (ven ftationären Kranken) 
waren 111 Württemberger und 4 Badenſer. Was den Erfolg 
anbelangt, fo wurben von den ambulatoriſch Behandelten 286 
geheilt, 91 gebefjert, 37 nicht geheilt, 84 nur Einmal berathen, 
und 32 blieben in Behandlung; von den in die Anftalt Auf- 
genommenen wurben geheilt 28, gebeflert 19 und ungeheilt 9 
entlaffen, und 12 Kranke blieben in Behandlung. Nad dem 
Geſchlecht zerfielen die Kranken in 337 männliche nnd 308 
weiblihe. Von den vorgefommenen Operationen find zu 
nennen: 29 Staaroperationen, von Denen 20 vollfonımen, 5 
unvolllommen, und 23 Scieloperationen, bie ſämmtlich voll⸗ 
ftändig gelangen. Im ganzen Jahre wurden 133 Operationen, 
davon 102 mit ganz günftigem Refultat, vorgenommen. Unter 


16 


folden Umftänden muß die Anftalt unfehlbar einer immer 
fhöneren Entwidlung entgegengehen. Zur ganz befonderen 
Ehre gereicht es dem Vorſteher verfelben, daß er eine große 
Zahl notoriſch Armer theils ganz unentgelolih, theils zu er- 


mäßigten Beträgen operirte und behandelte. 
Nah den Berichten der Armenärzte in Stuttgart 


wurden i. J. 1859 1684 (908 vom Wohlthätigfeitsverein und 
776 von ver Stadtalmojenpflege) und i. J. 1860 1617 Kranke 
(861 vom Wohlthätigkeitsverein und 756 von der Stabtalmo- 
jenpflege) verpflegt, im legteren Jahre alfo 67 weniger, als 
im Borjahre, was feinen Grund in dem niederen Kranken 
ftande während des Jahres 1860 überhaupt hat. 

Unter den einzelnen Krankheiten fanden fih Fälle von 


Lungenlatarrhen . 
Lungenentzündungen 


Rippfellentzündungen . 


Aechtem Grupp 
Reuchhuften 
Herzentzündung . 
Hersfehler . 


unter den Krankheiten der Verdauungsorgane namentlih | 


Fälle von 
Magenkatarrh 
Diarrhoe 
Bredruhr . 
Ruhr . . . 
Fälle von Schleimfieber . 
Nervenfieber . 


Ferner wurden gezählt Fälle von 


Unterleibsentzündungen 


Magenentzündangen und 


Magenktrampf 
Hirnſchläge 
Hirnhautentzündungen 
Halsentzündungen . 
Rothlauf 


. 


1859 1860 
306 341 
40 40 
12 6 
2 0 

2 1 

2 1 
32 26, 
1859 1860 
124 140 
16 42 
63 27 
12 T, 
67 50 
23 17 
23 16 
44 45 
2 3 

6 6 
17 11 
20 10 


ETC TED EEE — 7 


17 


1859 1860 
Malern 2. 2 2 202% 1 0 
Scharlach . . . 0 1 
Chroniſche Hautausſchläge 15 34 
Augenentzündunge.. 56 41 
Muskelrheumatismus.. 45 42 
Gelenfsrheumatismug . 12 17 
Zuberlulfe . » . . . 39 46 
Screoydeln ...... 21 42 
Bleichſucht . -. 15 23 
on den Kranken ftarben 1859 51 (2°%%), 1860 36 (2,2 °/o) 
wortnter an 1859 1860 
Lungenkatarrh.... 3 2 
Lungenentzündung 9 3 
Group .. 1 — 
Herzfehler 4 6 
PonanerBlutadernentzündung _ 1 ° 


Lungenemphyſem mit Safer 
udt . ... . 

Nervenfieber ... 
Unterleibsentzüändung . .. 
Drediuht . 2» 2 20. 
Sunfhlag -» 2 2... 
Sirnhautentzündung . 
Nüdenmarlsleiden . . . » 
Nierenkrankheit 
Gebärmutterleiden.... — 
Atrophie der Neugeborenen — 
Zuberlulfe . -. . ... 1 
Krebs.......3 
Altersſchwäche . . 3 — 

In dem peilggmnaftifhen Inftitut von Steudel 
Stuttgart wurden im Jahr 1859 im Ganzen 111 PBerfonen 
andelt; bie jüngfte davon war 2, bie ältefte 56 Jahre alt, 

größere Zahl befand fih in Alter von 6—16 Jahren; 
blihe Patienten waren e8 75, männliche 36. Von ben in 
handlung Geweſenen litt die Hälfte an Verkrümmungen 
Wirbelfäule und Mißbildung des Bruſtlorbs (an Skolioſis 
Württ, Jahrb. 1860. 18 Heft. 2 


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18 


und Porbofis 48, an Cyphoſis 8, Spondylarthroface 2. Die 
weiteren Krantheitsformen waren hronijche Gelenksleiden (jog. 
Kontrafturen, Hauptfählih in Hüft- und Kniegelenk) 13, 
Klumpfuß 2, ein Fall höchſten Grads; rhachitiſche Slieder- 
verbildung 1; Lähmungen verfchiedener Art und partielle 
Muskelſchwäche und Muskelſchwand 5; ein Fall von theil- 
weifer Lähmung eines zweijährigen Kindes; allgemeine Mus— 
kelſchwäche und geftörte Blutmiſchung (Bleichſucht) 10; Veits— 
tanz 1; Unterleibsbrüche 2, endlich chroniſche Bruſtbeſchwer— 
den (Emphyſem und tuberkulöſe Anlage) 9 und chroniſche 
Unterleibsbeſchwerden 5. Die Behandlungsweiſe beſtand vor- 
zugsweiſe in methodiſcher Körperbewegung, abwechſelnd mit 
Ruhe, ſo daß in den meiſten Fällen der Kranke bei der 
Hebung ſeines Uebels ſelbſtthätig iſt; in geeigneten Fällen 
wurde noch der Induktions- und galvaniſche Strom in An— 
wendung gebracht, Maſchinen aber nicht benützt. 

In der Olgaheilanftalt zu Stuttgart waren beim 
Beginn des Rechnungsjahres (1. Auguft 1859) 20 Krane in 
Behandlung; neu aufgenommen wurden im Laufe des Jahrs 
205 (156 Knaben und 49 Mädchen); von dieſen waren 162 
in Stuttgart wohnhaft, 17 Tamen aus den Gemeinden bes 
Amtsoberamts und 36 aus andern innländifchen Gemeinden. 
Die Hälfte ver Aufgenommenen gehört auswärtigen Gemein- 
den an, und zwar waren 65 davon auswärts bürgerlich, aber 
bei hiefigen Meiftern in der Lehre. Der Krankenſtand ſchwankte 
zwifchen 15 und 32 und betrug im Mittel 23, Gegen volles 
Koftgeld traten 44, gegen ermäßigtes 17, vermöge der Krank 
heitsfoftenverficherung ver Lehrlinge 84 und unentgelplic 60 
ein. Bon den 228 Berpflegten wurden 179 geheilt oder we—⸗ 
jentlich gebeffert, je 6 ungeheilt und unbeilbar entlaffen, 10 
ftarben und 24 blieben am 1. Yuli 1860 in Behandlung. 
Unter den Krankheiten ftehen Die verjchiedenen Formen von 
Skropheln und der Kräze oben an, von acut verlaufenden 
entzündlichen und fieberhaften Leiden famen 43, von Verle— 
gungen (hierunter mehrere fehr ſchwere bei Lehrjungen) 27 
Bälle vor. Die Einnahmen beliefen ſich auf 7665 fl., vie 
Ausgaben auf 3502 fl., und es Tonnten daher die Schulven 


19 


der Anftalt um 4160 fl. vermindert werben, fo daß fie jest 
nod) 5330 fl. betragen. 

In der unter dem Proteftorat Ihrer Majeftät der Kö— 
nigin ftehenden Diaconiffen-Anftalt in Stuttgart, melde 
in ſtetem Gebeihen begriffen ift, ftieg im Jahr 1859—60 die 
Bahl der Schweftern von 39 auf 41. Kranke wurden ver- 
pflegt in» und außerhalb des Hauſes 138 und in Alm 1057, 
nämlih im Dienftbotenhofpital 454 auf der innerlidyen und 
237 auf der chirurgiſchen Abtheilung, und im Bürgerhofpital 
220 auf der innerlihen und 146 auf der dyirurgifchen Ab- 
theilung, ferner im Catharinenhofpital zu Stuttgart, wo 12 
Schmeftern thätig waren, 2483 Kranke. Augenoperationen 
nahm Dr. Gärttner im Mutterhaufe 21 vor, wobei die Pflege 
der Kranken von den Schweſtern bejorgt wurde. Aerztlich 
behandelt wurden in der Anftalt folgende Krankheiten: Herz- 
entzündung, Yungenentzündung, Leberentzündung, Augenent- 
zündung, SHerzleiven, Nervenfieber, Typhus, Nücenmarts- 
leiden, Geſichtsroſe, Schwintfuht, Magengeſchwüre, Bruft- 
leiven, Nervenſchlag, Bruſtwaſſerſucht, Leberleiven, Schleim— 
fieber, Wechſelfieber, Gaſtrizismus, Armbruch, Knieſcheibenbruch, 
Streckung des Fußgelenks, Fiſteloperation, Harnleiden, Absceß, 
Schieloperationen, Krebsoperationen, Beinfraß u. ſ. w. Die 
Finanzen der Diaconiſſenanſtalt ſind in befriedigendem Zu— 
ſtande. Die Einnahmen der Anſtalt betrugen, einſchließlich 
der Legate des F Freiherrn von Wieſenhütten zu Frankfurt 
im Betrage von 1912 fl. 23 kr., des F Kaufmanns Bilfinger 
in Stuttgart von 100 fl., des + Hofbankfcontroleurs Binder 
von 1000 fl., des + Profeffors Tafel in Ulm von 100 fl., der 
reichlihen Gaben des K. Haufes (namentlich der hohen Pro— 
teftorin der Anftalt im Betrage von 300 fl.), der Juhres= und 
fonftigen Beiträge (mit 11,431 fl. und 1252 fl.), ver Kranken⸗ 
pfleggelver mit 3770 fl. und der Entihädigungsgelder vom 
Katharinenhofpital in Stuttgart und dem Bürgerhofpital in 
Ulm (mit 960 fl. und 1000 fl.) zufammen 14,380 fl. 49 kr., 
die Ausgaben ebenfalls 14,380 fl. 49 fr., worunter ſich be= 
finden: für Haushaltung, Koft und Kleidung der Schweſtern 
und Koft und Pflege der Kranfen 5243 fl. 15 kr., Honorare 
und Reiſekoſten 541 fl, Arzneien 227 fl., Reparaturen 292 fl., 

2 * 


20 N 


Drudkoften, Bücher 2c. 96 fl., Hausſchuldverzinſung 180 fl., 
Steuern ꝛc. 54 fl., Rüdzahlung an der Hausſchuld 4000 fl., 
und eines unverzinglichen Anlehens von 100 fl., Abgabe an 
die Verſorgungskaſſe invalider Schweftern 1253 fl., angelehnt 
bei Reihlen u. Comp. 2000 fl. Das Vermögen der damit 
verbundenen Schwefter » Berforgungstaffe ftieg von 
3946 fl. auf 5210 fl. 

In dem von der F Herzogin Henriette zu Kirdyheim 
u. T. gegründeten Wilhelmshofpital wurden im Jahr 
1859—60 115 männlide und 80 weibliche, zujammen 195 
Kranke aufgenommen. Bon diefen litten an acuten Krank⸗ 
heiten 47, an chronischen 101, an hirurgifchen Krankheiten 
und Perlegungen 47. Geheilt wurden 170, gebefjert 5 und 
ungebeflert 2 entlafjen, geftorben find 10, Im Beftand blie= 
ben 8. Bon den Geftorbenen erlagen der Lungenſchwindſucht 
3, dem Leberkrebs 2, dem Magenfrebs 2, der chroniſchen Bron- 
Hitis, dem Typhus und der Bauchwaſſerſucht je l. Das 
Mortalitätsverhältnig, mit Einfhluß ver Kräzigen, war = 
1:19, und ohne folde — 1:17,5, und wenn man die 5 an 
notorifh unbheilbaren Krankheiten Geftorbenen abrechnet, — 
1:35; das Mortalitätsverhältnißg des. männlichen Gefchlechts 
war — 1: 16,46, dad des weiblihen — 1:16,00. Bon den 
Todesfällen kamen auf ven November 2, auf den Januar 1, 
auf ven Merz 2, auf den April 1, auf ven Mai 2, auf den 
Suli und Auguft je 1 = 10. 

In der zu Ulm beftehenden und im Jahr 185%/eo mit 
einem Beitrag der Amtskörperſchaft Ulm von 50 fl. erfreuten 
Anftalt des Präceptors Pfähler für Spradleidende 
wurden feit ihrem Beftehen im Ganzen 220 Berjonen in Be- 
handlung genommen, von denen !/s ganz geheilt und */s als 
gebeffert entlafjen werden fonnten. : In dent Jahre 1858 wa⸗ 
ven 8 und in den Jahren 1859 und 1860 je 6 in Behandlung. 
Die Fälle, welde am häufigften vorfamen, waren außer ver 
Ischnophonie bei den Erplofiolauten und mangelhaften Arti- 
culation, Mangel an gehöriger Thätigkeit der Lunge zur Her- 
vorbringung der Vokale, zu raſcher Mechanismus der Organe 
und Stammeln aus befondern Urfachen, wie Uebereilung 2c., 
Aphonie durch Nieverhalten des Athens ꝛc. 


21 


In der von Hofrath Dr. v. Beiel gegründeten Heil- 
anftalt für Flechtenkranke fanden nad) der dem Bureau 
zugegangenen amtlichen Mittheilung bes Letzteren im Jahre 
1860 128 Kranke (73 männlichen und 55 weibl. Geſchlechts) 
Aufnahme. Darunter befanden fih 1 Kind unter 14 Jahren 
und 6 Perfonen über 60 Fahre und 41 Berheirathete neben 
87 Ledigen. Dem Inlande gehörten an 27 Berfonen; unter 
ven übrigen (101) Kranken waren 25 Preußen, 20 Bayern, 
12 Badenfer, 10 Berfonen aus Mitteldeutſchland, 4 aus 
Sachſen, 2 aus Medlenburg, 5 aus der Schweiz, 9 aus 
Deftreih, 4 aus Rußland, 6 aus England, 1 aus Italien 
und 2 aus Amerika; 2 Ortsarme erhielten unentgeltlih und 
1 Berfon zu ermäßigtem Koftgeld Aufnahme in der Anftalt. 
Die vorgefommenen Hauptlrantheitsformen waren in 39 Fällen 
näffende Flechte, in 17 Fällen trodene Schuppenflechte, in 13 
Fällen Scrophelwolf, in 19 Fällen Rupfergefiht- und Teint- 
fehler, in 6 Fällen Bartflechte, in 8 Fällen Syphiliven u. f. w. 
Heilung erfolgte in 106 und Befjerung in 19 Fällen; erfolg- 
108 war die Kur in 3 Fallen. 

Im Jahr 1858 Hatten 130 Flechtenkranke Aufnahme gefunden. 
Hierunter waren 74 männlichen und 56 meiblihen Geſchlechts; 
der Kinder unter 14 Fahren waren es 11, der Perfonen über 60 
Jahren 4, die übrigen gehörten den Altersftufen von 14—60 Jahren 
an. Was die Krankfheitsformen betrifft, fo kamen vor 33 Fälle näf- 
fender Flechten, 26 trodener Schuppenflechten, 7 Scropbelwolf, 10 
Fälle von Kupferrofe, 13 Fälle von Syphiliden u. ſ. w. Gebeilt 
fonnten entlaffen werben 115, gebefjert 15, ohne Erfolg Keiner. 
Unter den Kranten gehörten 33 dent Lande an, 26 Perjonen kamen 
aus Preußen, 16 aus Bayern, 15 aus Baden, 3 aus Sadjfen, 8 
aus Mitteldeutichland, 1 aus Braunfchweig, 2 aus Hannover, 3 
aus den Hanfeftädten, 7 aus ber Schweiz, 4 aus Deftreih, 6 aus 
Rußland, 2 aus England und je 1 aus Frankreich, Belgien, Hol- 
land, Stalien und Nordamerika, im Ganzen aljo 97 Nichtwürttem- 
berger (gerade fo viel als im Jahr 1857) und 33 Inländer; von 
den leßteren erhielten 2 Ortsarme umentgeltlich und 3 zu ermäßig- 
tem Koftgeld Koft und Verpflegung. 

Im Jahr 1859 wurden im Ganzen 131 Berjonen aufgenom«- 
men. Hievon waren männlichen Gefchlehts 71, weiblichen 60; 
Kinder unter 14 Jahren wurden 6, Ältere Perfonen über 60 Fahren 


22 


aber 4 gezählt. Die am häufigften vorkommenden Krankheitsfornen 
waren wiederum näſſende Flechte (45 Fälle), trodene Schuppeit- 
flechte (15), Scrophelwolf (13), Kupfergefiht und Zeintfehler (17), 
Spyphiliden (10). Heilung erfolgte in 109, Beſſerung aber in 20 
Fällen; erfolglos blieb die Kur nur in Einem Falle. Unter ben 
Kranken waren 30 Württemberger, 26 Preußen, 14 Bayern, 12 
Badenjer, 17 Berfonen aus Mitteldeutfchland, 2 aus Sachſen, 7 
aus Braunfhmweig, Hannover und Medtenburg, 2 aus Holland, 9 
aus der Schweiz, 4 aus Deftreih, 2 aus Rußland, 2 aus Italien, 
1 aus Griehenland, 3 aus Aften, im Ganzen jomit 101 Ausländer. 
Der Ortsarmen, die unentgeltliche Verpflegung erhielten, waren es 
2, und berer, bie zu ermäßigtem Koftgeld Berpflegung fanden, 8. 


Mit dem Jahre 1860 befteht die Anftalt 24 Sabre. 
Während viefer Zeit fanden 2454 Hautfranfe Behandlung 
und davon 1924 vollftäntige Heilung, und größere oder ge= 
ringere Befjerung 454 Perfonen; ohne Erfolg entlaffen muß⸗ 
ten werden 76, zu welch' letteren übrigens auch die gerechnet 
wurden, welche aus irgend welchem fonftigen Grunde die Kur 
abbrehen mußten. Unter den Aufgenommenen befanden fid 
im Ganzen 896 Württemberger und 1558 Nichtwürttemberger, 
nämlich 294 Preußen, 389 Bayern, 180 Bavenfer, 283 Pers 
ſonen aus Mitteldeutſchland und 146 Schweizer; die Uebrigen 
fallen auf Holland, das außerpreußifche Norddeutſchland, Ruß⸗ 
land, England und Frankreich; auf außereuropäifche Ränder 
entlidh ungefähr 20 Perfonen. Die mittlere Dauer der Kurzeit 
beträgt 9/s Wochen; die Geſammtkoſten belaufen ſich auf ca. 1 fl. 
45 fr. bis 2 fl. täglich, alfo für eine ganze Kur 120—150 fl. 
Die meiften Kranken gehörten den mittleren und höheren 
Ständen an und zwar meiltens den Familien des kaufmänni— 
[hen und Beamtenftandes, der Defonomen und ter Militärs. 
Die Anftalt ift das ganze Jahr über geöffnet; doch fällt die 
höchſte Krankenzahl ftet8 in die Monate Juni, Juli und Au- 
guft mit 45—50 Kranken, während fie im Januar und es 
bruar häufig auf 5—6 herabfintt. Was ſodann die in der 
Anftalt zur Anwendung kommende Behandlungsweife anbe- 
langt, jo befteht diefe im Allgemeinen in der Steigerung ber 
barniederliegenden Secretionswege, in der örtlichen Zerftörung 
des Ausichlags mit Umftimmung des Hautlebens und in der 


23 


Berminderung aller etwa zu einem Rückfalle visponirenven 
Störungen durch Diät u. ſ. w. Gie ift feineswegs ein 
Geheimniß, fonvdern in zahlreichen Zeitſchriften umftändlid) 
entwidelt und ihre Nichtigkeit ift wohl ſchon durch die foeben 
angeführten Reſultate der Kuren beftätigt. Hervorgehoben 
muß ſchließlich noch werden, daß dieſe Anftalt bis jekt in 
ganz Deutſchland die einzige größere Privatanftalt dieſer 
Art ift (eine Kleinere befindet fi in Nürnberg). Die viel- 
fachen Hinderniſſe, mit denen fie Anfangs zu kämpfen hatte, 
find glüdlicherweije jet größtentheils überwunden; namentlich 
ſchwindet das von der Wiſſenſchaft längft verdammte Vor⸗ 
urtbeil, daß diefe Krankheiten nicht geheilt werden dürfen, 
weil fie ven Franken Säften des Körpers eine günftige Ab» 
leitung gewähren, fowie der von der täglichen Erfahrung auf's 
Beftimmtefte widerlegte falſche Wahn, als ob die Flechtenaus⸗ 
ſchläge anftedend ſeyen, während dieß in Wirklichfeit doch nur 
die in der Anftalt gar nicht zur Behandlung kommenden 
Krankheiten der Kräte und des Erbgrinds find, und endlich 
bie irrige Meinung, daß Hungerfuren zur Bekämpfung der 
Flechtenkrankheit nothwendig feyen, während doch in Wirklich- 
feit Alles, was die Wirkung der Medicamente nicht ftört, 
reichlich genoffen werben darf, tagtäglich mehr, wie denn auch 
der andere häufig gehörte Vorwurf in Betreff des Zujammen- 
lebens mit Perſonen der verfchiedenften Geſellſchaftsklaſſen ſchon 
darum ganz unbegründet ift, weil in der Anftalt ever fein 
eigenes Zimmer hat und auf dieſem fpeist, fi) aljo die ihm 
tewa zufagende Geſellſchaft ganz nah Belieben zu mählen 
in der Lage ift. 

Die Zahl der in der orthopädiſchen Heilanftalt 
des Hofratbs von Heine in Kanftatt Hülfe Suchenven 
war, wie in früheren Jahren, fo auch im Jahre 1860 wieber 
eine fehr große. Am 1. Januar 1860 war ein Präfenzitand 
von 64 Patienten, 41 Ausländern und 23 Inländern vorhan⸗ 
den, nämlich 21 männl. und 43 weibl.: beziehungsweije wegen 
Kücgratsverfrümmungen 33, Verkrümmungen der Extremi⸗ 
täten verfchiedener Art 31. Während des Jahres 1860 kamen hin 
zu 68, 17 männlicdye und 51 weibliche; darunter waren 34 Aus⸗ 
länder und 34 Inländer. Die Hauptleiven beftanden in Rüde 


24 


gratsverfrümmungen (35) und Verkrümmungen von Extremitäten 
(33). Ausgetreten find im Jahre 1860 57, davon geheilt 27, 
gebefjert 28, ungeheilt 2. Die mittlere Kurdauer bei ven Er- 
tremitätsverfrümmungen war 6—9 Monate, bei ven Rüdgrats- 
verfrüämmungen je nad) dem Grad des Uebel und dem Alter 
ver Patienten 1—1'/s Jahre. Erfahrungsgemäß wird die Kur- 
tauer bei Contrafturen der Gliedmaſſen feit der Einführung des 
fett dem Jahr 1838 in diefer Anftalt mehr als 2000 Male ange: 
wandten Sehnenſchnitts wenigftens un !/stel der Zeit vernin- 
dert. Das Alter der Patienten bewegte fi wie überhaupt, fo 
auch im Jahre 1860, zwifchen dem 2. und 20. Lebensjahre. 
In der Kranfenanftalt zu Hall wurden vom 1. Juli 
1859—60 ärztlid) behandelt und verpflegt 241 Kranke, 138 
männlidhe und 103 weiblihe. Innerlich wurden behandelt 
164, chirurgiſch 77 zufammen 2215 Perpflegungstage, alfo 1 
Kranker durchſchnittlich 9'/s Tage lang. Die größte Anzahl 
der Kranken lieferte ver Monat April (20), die Kleinfte der 
September (10). Bor den 241 in die Anftalt Aufgenommenen 
wurden Alle geheilt entlaffen, mit Ausnahme eines Einzigen, 
der am Nerwenfieber ftarb. Unter ven innerlich behandelten 
Krankheiten Tamen folgende Formen vor: Gehirncongeftion 1, 
Nervenfieber 3, gaftrifche Fieber 15, Lungenentzündungen 4, 
Bruftfellentzündungen 8, Kehlfopfentzündungen 3, Satarrhe 
und Katarrhfieber 18, bitiges Glievermeh 2, Muskelrheuma⸗ 
tismus und rheumatifche Fieber 20, Rothlauf und Rothlauf- 
fieber 16, Hulsbräune 4, Magenſchmerz 7, Diarrhoe 7, Rubr 
1, Kolik 5, Leberentzündungen 2, Gaſtricismen 19, chronischer 
Lungenkatarrh 3, Rungentuberculoje 3, Bleichſucht 2, Gicht 1, 
Blutfluß 1, Wurmkrankheit 2, Syphilis 4. Au Hautkrank—⸗ 
heiten famen vor: 2 Fälle von Flechten, 1 Grind, 10 Krätze 
mit 51 Eurtagen, alſo 5'/ıo Zage auf 1 Kranken. Unter den 
chirurgiſch behandelten Krankheiten kamen vor: Augenver⸗ 
legung 1, abgehauener Finger 1, Schnittwunden 3, Schlüffel- 
beinbrud 1, Luration 1, Halblurationen 5, Quetfchungen 13, 
Berbrennungen 3, Augenentzündungen 2, Knochenhautentzün⸗ 
dungen 2, Netzbruch 1, eingeflemmter Bruch 1, Fußgeſchwüre 
4, Absceſſe aller Art 24, Nagelfluß 10, Froftbäulen 3. Die 
Einnahnen der Anftalt beliefen fih für Rechnung des 


25- 


Grundſtockvermögens (einfhlieglih von 125 fl. Legaten 
und 92 fl. außerorbentlihen Beiträgen) auf 300 fl., bie 
für laufende Rechnung auf 1339 fl. (nämlich Beiträge von 
Gewerbegehülfen und männlihen Dienftboten 704 fl. 54 kr., 
Beiträge weiblicher Dienftboten 450 fl., Beiträge von Lehr» 
lingen 64 fl., ver Amtskörperſchaft 75 fl. zc.), zuſammen alfo 
auf 1639 fl. 4 fr., vie Ausgaben tagegen für Rechnung bes 
Grundftods (verzinslih ausgeliehen) auf 217 fl., und für 
laufende Rechnung 1304 fl. 13 fr., nämlih für Aerzte und 
Kaſſier 352 fl., für ordentliche Krankenpflege 100 fl., Verkö⸗ 
figung der Kranken 495 fl., Mebicamente 182 fl., Beleuchtung 
15 fl., Mobiliar 50 fl., Wäſche und Reinigung u. |. w. 68 fl. 
zuf. auf 1521 fl. 13 kr., fo daß fich ein Ueberſchuß oder Kaſſen— 
vorrath von 117 fl. 51 fr. ergab. Im Jahr 1858—59 waren 
es der Einnahmen für Grundftodsrehnung 1077 fl. 11 kr., 
1292 fl. 3 fr. für Laufendes, zufammen 2369 fl. 14 fr:, und 
ber Ausgaben für Grundſtocksrechnung 1011 fl. 6 fr., für 
laufende Rechnung 1330 fl. 58 kr., fo daß ein Kaffenvorrath von 
27 fl. 10 fr. vorhanden war. Der damals ärztlich behandelten und 
verpflegten waren e8 235 (116 männlichen und 119 weiblichen 
Geſchlechts), darunter der innerlich behandelten 174, der chi⸗ 
rurgiſch verpflegten Perfonen 61 in zufammen 2440 Berpfle- 
gungstagen oder 10,54 durdhfchnittlih auf einen Kranke. Die 
größte Zahl hatte ver Monat Januar (31), die Eleinfte (12) 
der September geliefert. 

In der Heil- und Pflegeanftalt für [hwadfin- 
nige Rinder zu Winterbach, melde den doppelten Zmed 
hat, an Körper und Geift zurüdgebliebene und verlümmerte 
Kinder in der Heilanftalt zu heilen und zu verpflegen, fowie 
die für unheilbar erfannten ſchwachſinnigen Kinder in abgeſon⸗ 
dertem Lokal in der Bfleg- und Bewahranftalt zu unter« 
weifen und zu erziehen, wurben feit ihrer Gründung im 
Mai 1849 bis zum 1. Januar 1860 184 Rinder (103 Knaben 
und 81 Mädchen) aufgenommen. Hievon farben 24 (an der 
Ruhr 3, an der Lungenentzündung 2, am Krampfhuſten 1, 
an Schwähe, Tuberkuloſis und Gehirnerweihung 13, am 
Schlage und an epileptifhen Anfällen 5; ungeheilt traten 
aus (als dem Blödſinn und der Krankſinnigkeit angehörig) 7, 


26 


als gebefjert, wenn gleich nicht zum Schulbefuch fähig, konnten 
entlaffen werden 43 Kinder; als befähigt zum Eintritt in bie 
Volksſchulen und andere Anftalten wurden entlaffen: 9 Taub⸗ 
flumme und 16 Hörende, zufammen 25 Rinder; confirmirt 
fonnten werben 49, ſchon vor ihrem Eintritt waren confir- 
mirt 3 Rinder. Ueberdieß hielten fih megen jtrophulöjer 
Augenentzändung 3, übrigens ſchwachſinnige Kinder in der 
Anftalt auf. Am 1. Januar 1860 waren daſelbſt 58 Kinder 
anwefend, und im Laufe dieſes Jahres traten neu ein 13 
Knaben und 8 Mädchen, zufammen 21 Kinder (worunter 8 
Ausländer). Bon diefen gehörten zu der erften Klafje ver 
Kinder, nämlich zu den rein ſchwachſinnigen, die ohne 
oder mit nur geringer Beimiſchung von Krankfinnigfeit, im 
Beſitze des PVernunftverftandes und der moralifchen Zuredh- 
nungsfähigfeit find, wenn aud das Geifteslicht in geringerem 
Grade, als bei geiftig gefunden Kindern vorhanden ift, 6 Kna⸗ 
ben und 5 Mädchen; zu der zweiten Klaſſe, d. h. zu ven 
fog. Kranffinnigen, denen der Bernunftwille fehlt, wäh- 
rend die niederen Erkenntnißfinne vorhanden und einer Ent— 
widlung fähig find, als Gemüthsftumpfe, Alberne, Tobfüch- 
tige, Aufgeregte, Närrifche 2c., 6 Knaben und 1 Mädchen; zu 
der dritten Klafje oder zu den blödfinnigen Kindern, bei 
welchen der Wille weder als Vernunftwille noch ale Willführ 
fih manifeftirt, vielmehr nur ver blinde Trieb den Körper 
regiert, alfo weder (wie bei den Schwadhfinnigen) Bildungs⸗ 
fähigkeit, noch (wie bei den ſogen. Krankfinnigen) menigftens 
Entwicklungsfähigkeit, fondern einzig und allein Gewöhnungs: 
fähigkeit möglich ift, 1 Knabe und 2 Mädchen. Der Gehör- 
leivenden waren e8 3 (2 ſchwerhörige Knaben und 1 Mädchen), 
der Spradleidenden aber 9, nämlich wegen Blödſinns ganz 
ſprachlos 1 Knabe und 2 Mädchen, mit Ausficht auf Heilung 
ſprachlos 1 14jähriger Knabe, fat ſprachlos aber ausbildungs- 
fähig 3 Knaben, etwas ftodend 1 Mädchen und ftammelnd 1 Mäd⸗ 
hen. Ausgetreten find im Laufe des Jahres 1860: 12 Knaben 
und 11 Mädchen (8 aus dem Ausland und 15 aus dem Inland), 
von denen 2 franffinnige Yünglinge (nad) je ?/sjährigem Auf- 
enthalt in der Anftalt) und 1 blöpfinniges Mädchen (nach 4= 
jährigem Aufenthalt) ungeheilt und 3 Mädchen (nad) 9-, be» 


27 


ziehungsweife Sjährigem und 1jährigem Aufenthalt) gebeflert 
entlafien, 4 aber (2 Knaben — nad) 6-, beziehungsweije 2- jäh⸗ 
rigem Aufenthalte — und 2 Mädchen — ebenfalls nach 6⸗ bezie- 
hungsweife 2jährigem Aufenthalte —) der Schule übergeben 
und 13, nämlich 8 Knaben nad 2—Gjührigem Aufenthalt und 
5 Mädchen nah 3—4jührigem Aufenthalt confirmirt werden 
fonnten. Die Anftalt genießt eine jährliche Stuatsunterftügung 
von 1500 fl. und eine weitere Unterftügung vom Centralwohl- 
thätigfeitSverein mit 150 fl. und erhält weiter jührlich je 
25 fl. von den Amtölorporationen zu Schorndorf (feit 1851), 
Münfingen (feit 1858) und Badnang (feit 1860). Die Pris 
vatwohlthätigkeitäbeiträge beliefen fih im Rechnungsjahr 1859 
bis 60 auf 2217 fl. 7 kr. neben 223 fl. 19 fr. an Naturalien, 
Das Koſtgeld für notorifch Arme ift auf 40--50 fl. feſtgeſetzt, 
während die Ausgaben für 1 Kind fi) pro 185960 auf 
127 fl. 12 ir. beliefen; vermögliche Eltern bezahlten 150 bis 
300 fl, Leute aus dem Mittelftante 50 bis 150 fl. Durch— 
Ihnittlih betrug das Koftgeld pro 1859-60 85 fl. 12 kr. 


In der unter der Leitung des Dr. Landerer ſtehenden 
Irrenanftalt zu Göppingen fanden in Laufe des Jahres 
1860 27 männlidhe und 26 weiblihe, zufammen 53 Privat» 
pfleglinge Aufnahme, und an Soldyen, weldhe der Anftalt in 
Ermanglung an dem erforberlihen Raume in den Staats⸗ 
Irrenhäufern von Seiten der K. Regierung anvertraut wur⸗ 
den, 80 männliche und 47 weiblide, zufammen 127, fo daß 
die Gefammtzahl aller Pfleglinge fi auf 180 Perſonen belief. 

In Rudwigsburg befteht feit einigen Jahren, abgelegen 
von den lebhafteren Verkehreftraßen, ein fir 15—18 Kranke 
eingerichtetes kleines Aſyl für weibliche Geiftesfrante, 
in welchem feit feinem 4jährigen Beftand bereits 32 Perfonen 
forgfältige Pflege fanden. Der Borftand der Anftalt ift Dr. 
Werner, Hausvater ver Wundarzt Krauß. Don den 32 
Kranken wurden 6 genefen, 11 gebeflert und 5 ungeheilt ent- 
lajjen. Eine verjelben ftarb nnd 9 blieben in Behandlung. 


Was tie Hauptbäder des Landes anbelangt, fo war 
die Frequenz derfelben in dem abgelaufenen Jahre faft überall 
größer, als in den vergangenen Jahren. 


28 


Im Wildbad flieg die Zahl der Kurgäfte, welche in 
dieſem bejonters feit dem mehrmaligen Aufenthalt der Kaiferin 
Mutter von Rußland auch von Ausländern immer mehr be- 
ſuchten Badort Heilung für ihre Leiden ſuchten (die Durch⸗ 
reifenden ungerechnet), auf 3149 Berfonen, welche nicht we 
niger als 70,033 Bäder nahmen, mährend e8 im Jahr 1850 
deren blos 2336 mit 53,187 Bädern und 1830 fogar nur 470 
mit 12,000 Bädern waren. Taft alle civilifirten Länder der 
Melt lieferten heuer wieder ihr Kontingent. 

In dem Stuttgarter Mineralbad in Berg wurden 
heuer 65,700 Bäder abgegeben, nämlid) 47,487 Talte Bäder, 
17,589 warme, 284 Dampfbäder, 300 Kiefernabelbäder und 
40 Eiſenſchlammbäder. 

In Eanftatt betrug die Zahl der Kurgäfte mit Ein- 
ſchluß der Befucher des Leutze'ſchen Babes auf der Inſel 
1394 nebft 1554 Baflanten. 

In Mergentheim zählte man 420 Badgäſte, denen 
4600 Bäder abgegeben wurden (im Jahr 1852 200 Säfte mit 
4500 Bädern, 1853 420 Gäfte mit 5400 Bädern, 1854 240 
Säfte mit 4180 Bädern, 1855 290 mit 4500 Bädern, 1856 
300 mit 3400 Bädern, 1857 400 mit 5000 Bädern, 1858 
410 mit 3800 Bädern und 1859 390 mit 4000 Bädern). 

Zu Niedernau wurden an ber Carlsquelle für 30 Kur- 
gäjte täglich ca. 40—50 Flaſchen Mineralmafler abgegeben und 
daneben im Ganzen ca. 150,000 Flaſchen nach Auswärts ver- 
fendet, und an den anderen Heilquellen für 418 Kurgäfte 1678 
Kiefernadelbäder und 1780 Mineralbäder abgegeben und da⸗ 
neben ca. 26,000 Flaſchen Mineralwaljer verjenvet. 

In Sebaftiansweiler befanden fih heuer 64 Kur⸗ 
gäfte, denen 1125 Bäder abgegeben wurden, 

In Teinach fanden fi 335 Kurgäfte ein, nämlich 216 
Mineral- und 119 Kaltwaflergäfte. Unter Erfteren waren 
195 Württemberger (74 Stuttgarter) und 21 Ausländer (8 
Bavenfer, 2 Bayern, 2 Preußen, 5 Schweizer, 1 Holländer 
und 3 Nordamerifaner), und 52 Männer und 164 Weiber ; 
unter den Kaltwaffergäften 97 MWürttemberger (26 Stuttgar- 
ter) und 22 Ausländer (12 aus Baden, 2 au Bayern, 4 aus 
Frankfurt, 1 aus Kurheſſen, 2 aus Holftein, 1 aus Oftindien), 


29 


ferner 76 Männer und 43 Weiber. Der erfte Kaltwaflergaft 
traf am 3. April, der erfte Mineralgaft am 23. Mai ein; vie 
legten Mineralgäfte reisten am 24. September, die lebten 
FKaltwafjergäfte am 2. November ab. Im Ganzen wurden 
2213 Mineralbäder, worunter 211 Douchebäder, und 205 
Armenbäder abgegeben. An Mineralwaſſer wurden verjendet 
17,455 Rrüge. Im Jahr 1840 zählte man in Teinach 210, 
1845 ca. 220, 1850 ca. 248 und 1855 200 Rurgäfte. (Der 
als Anhang von Teinach zu betrachtende Kurort Zavelftein, 
ber theils wegen Genufje8 der guten Bergluft, theil® zum 
Behufe der Molkenkur und theilweife auch zum ©ebraud) 
einer Mineralwaſſerkur in Teinach beſucht wird und wo bie 
Zahl ver Säfte ſchon darum fehr veränderlich ift, zählt heuer 
25 Gäſte.) 

Die Zahl der Kurgäfte in der damit verbundenen Kalt- 
wafferheilanftalt des Dr. Zipperle in Teinach nahm 
feit ven Jahr 1854 ftetig zu und betrug im Jahre 1860 128 
(86 männliche und 42 weibliche) beziehungsweife 98 Inländer 
und 30 Ausländer. Unter ven Legteren waren 7 aus Baden, 
6 aus Preußen, 4 au8 Bayern, 4 aus Indien, 3 aus Chur 
heſſen und je 4 aus Frankreich, Holland und Schleswig. 

In Liebenzell betrug die Zahl ver Kurgäfte im unteren 
Bad 225 und im oberen 4, zufammen alfo 229 (gegen 200 
im Jahr 1850, 243 im Yahr 1855 und 244 im Jahr 1859), 
die übrigens zur Hälfte bloße Paffanten find. Unter dieſen Gä⸗ 
ften befanden ſich SO männliche und 149 weibliche; die meiften 
derjelben famen aus Stuttgart, dod) waren auch Ausländer 
darunter, 3. B. 2 Sachſen, 3 Bayern und 2 Babdenfer. 

Die Zahl der Kurgäfte im Bad Dizenbad) belief ſich 
im Sahre 1860 auf 130 Berjonen, die Zahl der abgegebenen 
Bäder auf 615. Danchen wurden 150,400 Krüge Mineral- 
waſſer verfenvet. Der Kurort war in diefem Jahr meift von 
Inländern befucht; doch waren aud) Pirgäſte aus Baden, 
Bayern, Frankreich, Holſtein, der Schweiz und namentlich 
mehrere aus Jeruſalem und Indien hier anweſend. 

Im Bad Boll betrug die Zahl der Kurgäſte im Jahre 
1860 226, nämlich im Juni 142, Juli 171, Auguſt 116 und 
im September 96. 


30 


Erwähnung verdient hier fchließlich noch der am 12. Yuni 
zu Herrenalb im dem feltenen Alter von 1012/4 Yahren erfolgte 
Tod des weithin bekannten Johann Ulrich ER, ver gebürtig 
aus Gabelshaufen, Kanton Thurgau, feit feinem 6. Jahre in 
Württemberg, und zwar zuerft in Stuttgart, dann in Lud⸗ 
wigsburg und envlich feit dem J. 1768 in Herrenalb wohnte. 


Er war zwei Male, das letzte Mal 48 Fahre lang verbeira- 
thet und begleitete im J. 1854 fein einziges Kind, eine Tochter, die 
im Alter von 64 Jahren ftarb, zum Grabe. Im Jahr 1844 Tonnte 
er, obwohl bereits 84 Jahre alt, noch jelbft zu Fuß feinen Tauf- 
fein in der Schweiz holen, und ſogar vor 2 Jahren, als er nahezu 
100 Jahre alt war, noch die Senfe führen. In der lebten Zeit 
wurde er an feinem Geburtstage ſtets von vielen Seiten, nament- 
lich auch von Seiten Seiner Majeftät des Königs mit reichen Ga- 
ben erfreut; auch konnte er im vor. Jahr mit voller Wahrheit ven 
feltenen Ausſpruch thun, daß er in feinem ganzen Leben nur Ein- 
mal, nämlich im 80. Jahre, „ein bisle“ Trank geweien jey. Er 
verichied janft und von ben Seinigen faft unbemerkt nach kurzem, 
leichtem Unwohlſeyn und wurde faft von feiner ganzen Gemeinde 
auf den Kirchhof geleitet, wo fein Staub nun beim Staube von drei 
Generationen ruht, die er an fich vorübergehen fah. 


Naturerfheinungen. 


Am 4. Januar erſchien zu Ravensburg ein vorüberzie- 
hendes Gewitter mit einigen ftarfen Donnerfchligen und ftar- 
lem Regen; e8 z0g über Oberefhah und Weißenau weg. 

Am dten, Nachmittags 1 Uhr, hörte man im Illerthal 
Donner und es folgte Regen und leichter Schneefall darauf. 

Am 6. Januar trat der Nedar mit frühem Morgen in 
Folge der herrſchelden Regengüſſe und Schneeabgang bei 
Plodingen und Ganftatt über die Ufer. Am 7. Nachmittags 
begann der Fluß wieder zu fallen. Die milde Witterung 
Iodte Frühlingsblüthen in den Gärten hervor. Durd tie 
Regengüffe wurden bie da und dort zahlreichen Feldmäuſe des 
cimirt und die Winterfaaten gefördert. 


31 


Am 19. Januar 4°/ Uhr Morgens wurde zu Markgrö- 
ningen ein hellleuchtendes Meteor, von Oſten nah Weften 
ziehend, beobachtet, das „wie ein breiter Feuergürtel“ er⸗ 
ſchienen ſey und gleich einer Rakete helle Lichtfunken gewor⸗ 
fen habe. 

Am 27. Februar erſchien in dem Thalkeſſel von Alpirs- 
bach ein ſchnell einbrechender gewaltiger Wirbelfturm, ver 
Dädyer, Venfter und Läden zerftörte, zwei Gebäude einriß, 
die größten Tannen entwurzelte, Grabfteine umwarf und ſon— 
ftige Berheerungen anrichtete. — Auf dem Bodenſee wüthete 
am gleihen Tage ein orfanähnlidher Sturm aus Süden und 
Südweſten, der ſich von der Tiefe der Schmeiz (wo er Dächer 
abvecte, Bäume umftürzte und Laminen erzeugte) bis nad 
Norddeutſchland erftredte, wo er am 27. in der Nacht und 
am 28. (zu London am 28. und 29.) wüthete. Es folgten 
Regengüſſe und anhaltend ftürmifches Wetter bis zum 29. und 
fpäter große Schneefälle. 

Der Nedar trat am 28. Februar bei Plochingen mieber- 
bolt aus und überfluthete die Straße nach Kirchheim. 

Bon Marlgröningen wurde eine im Laufe Februars 
unter dem Federvieh herrichende ſonderbare Seudye berichtet, 
welche 300 Hühner und 200 Gänfe jählings ohne vorherge- 
hende Krankheitserfcheinungen hinweggerafft habe; Hühner und 
Gänſe haben fidy neben ihren friſch gelegten Eiern tobt nie= 
vergelegt, ein Hahn ſey gleich nad kräftigem Krähen tobt 
niebergefallen, das Fleiſch der todten Thiere fey in Kurzem 
Ihwarz geworden. Eine ähnlihe Seudhe wurde unter dent 
25. März und 4. April aud aus andern Orten des Ludwigs⸗ 
burger und ver benadhbarten Bezirke berichtet, durch welche 
ganze Ställe von Hühnern, Gänſen und Enten in wenigen 
Stunden ausftarben. 

Bom 25. März wurde die erfte Gewittererſcheinung mit 
Blig und Donner aus Mergentheim berichtet. 

Am 27. März wiederholtes Austreien des Nedars zu 
Sanftatt durch Thaumwetter und Regen. Am 31. Ueberfchwens 
mung der Schmied zu Ebingen, auch anderer Flüſſe im Rande. 

Bom 2. April wurde von Plochingen ein fehnell gelöfchter 
Waldbrand (im fogenannten Mönchswald) berichtet; zugleich feit 


32 


acht Tagen ein hoher Waflerftand mit wiererhelter Ueber⸗ 
ſchwemmung der Straße nad) Nürtingen, der vierten in dieſem 
Jahr. i 

In der Naht vom 2. auf ven 3. April tobte ein flarfer 
Sturn, der die Trinkhalle bei der Infelquelle zu Berg bei 
Stuttgart einriß. In der folgenden Naht wurde das Blech— 
dach der Gasfabrik zu Eanftatt vom Sturm aufgerollt und in 
ziemliche Entfernung fortgeführt. 

Am 9. April wurde ein weitverbreitetes prachtvolles Nord⸗ 
licht auch in Württemberg gejehen. 

Am 2. Mai Nachmittags bis ſpät in die Nacht hauste 
ein heftiges Gewitter in ganz Oberſchwaben mit heftigen 
Entladungen, Sturm, Hagel und ſtarken Regengüſſen; die 
Felder wurden unter Waſſer geſetzt, Straßen und Wege zer- 
rifjen, Obftbäume und ber blühende Reps ſtark befchädigt ; 
ein Wirbelfturm hauste zerftürend in den Wäldern. Die 
Berheerungen reichten von Wangen bis Markdorf und vom 
Bopdenfee bis Waldſee. Die Aach, Schufjen, der Lipbach, Kohl⸗ 
bad) 2c. traten aus und nahmen Brüden und Stege fort. Zwei 
unſchädliche Bligichläge erfolgten in Ettenfird. Strichweiſe 
fiel fußhoher Hagel niit Verheerungen an Ziegeln und Fenftern. 

Am 12. Mai 7 Uhr Abends heftiges Gewitter zu Can⸗ 
ftatt mit Blitzſchlag auf den mit eifernen Klammern verfehenen 
Giebel eines Hauſes in der Seelbergvorftadt; von da brang 
der Blig in den Dachraum, wo er leere Fäſſer auf die Seite 
warf, zertrünmerte einen Laden, riß Löcher in die Wände, bie 
Dede und Lamperien einer Wohnftube im zweiten Stod und 
ebenfo im erften Stod, warf im Stall eine Kuh nieder, tödtete 
in einem andern eine von zwei Ziegen und riß GSteinftüde 
aus der Wund, Bon ven 14 Bewohnern wurde Niemand 
getroffen. 

Am 16. Mai zu Heilbronn die erfte Rebenblüthe an 
‚einer Kammerz. Am gleihen Tage Blisfchlag auf ein Haus 

zu Kleiningersheim, das abbrannte. 
| Bom 19. Mai, Abends 10 Uhr an, zu Hochberg, Ober. 
Amts Waiblingen, ſtarkes Gewitter mit Wolfenbrud, bie 
Ställe wurden halb mannshoch mit Waffer gefüllt und großer 
Schaden auf den Feldern angerichtet, 


33 


Am 27, Mai Nachmittags Bligfchlag zu Singen, O.⸗A. 
Geißlingen; 3 Häufer wurden durch den Brand bejchädigt. 
Am gleihen Tage orlanartiger Sturm zu Ludwigsburg, der 
mehrere große Bäume zerbrach. (Der Sturm hauste in den 
Rheingegenden, am Niederrhein, in Holland, in England und 
Frankreich noch bis zum 29.) 

Am 29. Mai Morgens noch Schneefall auf ver Alb. Zu 
Stuttgart blos + 3,5°.R%, Auf ven Bodenfee Föhnfturn. 

- Am 2. Juni Abends 6 Uhr ein orfanartiger Wirbelwind 
in den Bezirten Marbach, Badnang, Gaildorf und Hall bis 
in den Mainhardter Wald, von Südweſten nad Norpoften, 
weldyer Dächer abdeckte, Kantine umriß und über benachbarte 
Häufer warf, zu Rietenau und Oppenweiler in einem Strich 
von 300° Breite Alles niederwarf, eine Scheune ganz abtrng, 
Riegelwände eindrückte und eine Menge Obftbäume entwurzelte, 
wobei Alles im Strih der Strömung nad Einer Richtung 
gelegt wurde, während rechts und links außerhalb des Strich 
feine Zerftdrung zu bemerken war. Die Dauer. war faum 5 
Minuten. Es folgte ein woltenbrudartiger Regen mit Ge» 
witter. Biele Sruchtfelder wurden niedergelegt. 

Am 3. Juni 5'/ Uhr Abends Hagelfturn am Bodenſee, 
der füpöftlih ber aus der Schweiz kam und fid) über bie 
Ortſchaften Gohren, Thunau, Krefbronn, Ketterfcyen, Hemig- 
tofen, Poppis, Kümmertsweiler im Oberamt Tettnang ver- 
breitete; Hagel und Sturm zerftörte viele Yenfter, Bäume 
wurden entwurzelt und der fehr dichte, jedoch nur erbfengroße 
Hagel brachte empfindlichen Schaden in Feldern und Wein- 
und Obſteulturen, befonders in den Markungen am Seeufer. 
Langenargen, Betznau und Oattnau ꝛc. wurden nıinder ftarf 
berührt (bei Lindau großer Hagelſchaden). Die ftärkfte Ent- 
ladung gieng in ber Richtung nad) Bayern. Zu Seemoos 
Blitzſchlag, ohne zu zünden. Auf der Telegraphenlinie von 
drieprihshafen nach Mörsburg wurde eine Anzahl Zelegra- 
phenftangen vom Blitz zerjchmettert und gleichzeitig an. den 
4 Apparaten zu Friedrichshafen vie Bligprähte abgeſchmolzen. 

Anı 4, Juni Blitzſchlag auf eine alte Buche bei Stamm- 
beim, welche zerichmettert wurde. Am gleichen Zage Abends 
zu Ehingen ſtarkes Gewitter von Noroweften mit ſtündigen 

Wurtt. Jahrb 1860. 18 Heft. 


34 


Hagel, der Gartengewächſe, Obftbiume und Reps ſtark be⸗ 
ſchädigte. 

Am 13. Juni 8—9 Uhr Abends zu Dußlingen Gewitter 
mit Blisjchlag auf ein Haus; drei Kinder wurben in bem- 
felben getroffen, wovon das eine getödtet wurbe, bie zwei 
andern wurden gerettet. 

Am 16. Juni Nahmittags anhaltendes Gewitter im Be- 
zirk Lentlird) mit Hagelſchaden von Dürren bis Gebraghofen. 
Zu Herlaghofen wurde eine Frau in einem Hans, in bem fie 
an einer Wand faß, vom Blitz erfchlagen; außerhalb derjelben 
Wand wurden 3 Hühner getübtet. Ein Knabe, der auf der- 
felben Bank faß, wurde betäubt in das Zimmer gejchleubert 
und erhielt etliche Brandmale, die andern Perſonen blieben 
verichont. 

Am 26. Juni 6—7 Uhr Abends im Dberamtsbezirt 
Stuttgart ein Gewitter mit Wirbelfturm ven 10 Minnten 
Dauer; viele Objtbäume wurden entwurzelt, an Ziegeln, Ka- 
minen, Benftern Verheerungen angerichtet, Heuwägen umge- 
worfen, Dinkel- und Gerftenfelder niebergelegt und Obftbäume 
beſchädigt. 

In der Nacht, vom 27. 28. guni von 1'/e bis 7 Uhr 
Morgens Gewitter zu Frievrihshafen mit. zündendem Blit- 
fhlag in das Pfarrhaus zu Berg, zu Reute Oberamts Ra- 
vensburg in ein Bauernhaus, das abbrannte; (Blitfchläge 
auch in der vordern Schweiz und bei Eonftanz.) — In der- 
ſelben Nacht Schwere Gewitter im Bezirk Biberach mit mehr- 
fachen Blitichlägen in Gebäude, Bäume und den Erdboden; 
zu Königshofen in einen Plitableiter; ebenfo Gewitter im 
Bezirk Münfingen mit unſchädlichem Blitzſchlag auf ein Haus 
zu Auingen. 

Am 25. Juni Anfang ber allgemeinen Rebenblüthe zu 
Stuttgart. - 

In der Nacht vom 6.—7. Juli erfror eine junge Fichten⸗ 
anlage in den Waldungen bei Aalen, ebenſo Gartengewächſe. 
Zu Langenau, Bezirks Ulm, erfroren gleichfalls Gartenge- 
wächſe. Auf den Murrhardter Bergen wurde am 7. Mer: 
gens beim Mähen der Wiefen Eis auf Waſſerlachen ange- 
troffen; dafjelbe wurde von Crailsheim berichtet. Am 8. Iuli 


35 


Morgens wurden zu St. Yohann, Nürtingen, Obnaftetten 
Kartoffeln, Bohnen und andere Gartengewächſe erfroren an 
getroffen. 

Bon Balingen wurde unter dem 11. Juli Maikäfer- 
ſchaden an ven Kernobſtbäumen und eine (ziemlich verbreitete) 
Krankheit der Kirichenbäume berichtet. 

Am 17. Juli 1 Uhr Nachmittags Gewitter mit Hagel zu 
Tübingen, die Hopfenfelder und die Weinberghalden im Nedar- 
thal, die Obſtbäume und die Fruchtfelder wurden ſtark beichä- 
tigt. Gleichzeitig Gewitter mit Hagelſchaden im Bezirk Her- 
renberg, bejonvers auf der Markung Nebringen. 

Am 18, Yuli Nachmittags entjtanden an vielen Orten 
in Württemberg Gewitter während oder unmittelbar nad) der 
Eonnenfinfternif: im Bezirk Biberad) nad) ftarfem Morgen 
nebel und großer Tageshige, mit Wolkenbruch und Ueberſchwem⸗ 
mung zu Mittelbiberady; zu Friedingen bei Nierlingen mit 
Blisihlag fpät in der Naht in eine große Scheune, die ab» 
brannte und worin 2 Kühe und ein Kalb vom Blitz erfchlagen 
wurden; zu Rofenfeld mit zündendem Blitzſchlag vor 10 Uhr 
Abents in den Kichthurm; zu Rottenburg mit Blitzſchlag 
10%/2 Uhr Nachts auf einen alten Wartthurn in der Stadt- 
mauer, der Dachſtuhl wurde zertrümmert und 3 Perfonen ver- 
legt, der Strahl ging von dem Thurm am Glockendrahtzug 
auf ein Nachbarhaus und zerfplitterte Fenſter und andere 
Gegenftände; zu Illingen, Pinadye, Lomersheim, Wiernshein, 
Bezirks Maulbronn, mit Hagelſchlag, ver die Saatfelder 
und Obſtbäume ftark befhädigte; zu Dürrmenz-Mühlader mit 
Blisichlag auf das Poftgebäuve, welches abbrannte; um 2'/s 
Uhr zu Freudenthal, Erligheim, Hofen, Bezirks Befigheim, 
mit Sturm und verwüftenden "/ıftündigem Hagelfchlag von 
der Größe ver Hühnereyer, welcher Felder, Obftbäume und 
Weinberge faſt ganz zerftörte, wie folde Berheerung feit 1812 
nicht mehr vorgekommen. 

Aug dem Bezirk Biberach wurde unter den 29. Juli feit 
einiger Zeit unter den Schweinen herrſchender Milzbrand be— 
richtet. 

Am 1. Auguft wurden zu Stuttgart vie erſten weichen 
und gefärbten Weintrauben bemerft. 

3 “ 


36 


Dom 4. Auguft wurde ungewöhnliches Austreten bes 
Federſee's über feine jegigen Ufer in Folge ver Regengüſſe 
berichtet. 

Am 15. Auguft wurden zu Stuttgart die erften reifen 
MWeintrauben verkauft. 

Am 15. Auguft Abends Gewitter auf den Fildern, Ober 
amtsbezirks Stuttgart, mit Hagelfchlag zu Neuhaufen, Siel- 
mingen, Plieningen, Scharnhaufen, Bonlanden, Nellingen; der 
größte Theil der Fruchternte war bereitd eingeheimät. 

Am 16. Auguft auf dem Bodenſee heftiger Föhnfturm 
bei kühler Temperatur. Am gleichen Tag Abends zu Kotten- 
burg Bligfchlag auf ein Haus in der Marktgaffe, das Feuer 
war bald gelöfcht; 7 Uhr Abends Gewitter im Bezirk Freu—⸗ 
denſtadt mit Blisichlag zu Glatten in das Kronenwirthshaus, 
das abbrannte; durch venjelben Blik wurde ein Knecht aus 
feinem Bett gejchleudert und ein anderer Menſch vor dem 
Haus zu Boden geworfen, ohne weiteren Schaden. 

Am 27. Auguft 6 Uhr Abends Gewitter von Südweſten 
zu Stuttgart mit einem einzigen Blite und Donnerſchlage, 
der fih auf ein Haus in der Holzſtraße in. Geftalt einer 
Feuermaſſe entlud, Dachziegel zerbrah und im erften Stod 
ein Yenfter eindrüdte. 

In der Naht vom 27.—28. Auguft fortwährend ftarkes 
Metterleuchten zu Spaidhingen; am 28. 5 Uhr Morgens ein 
ftarfes Gewitter mit Bligihlag zu Balgheim in ein Haus mit 
Scheuer; das Teuer wurde bald gelöſcht. 

Am 31. Auguft zu Dehringen ein ftarke8 Hagelwetter 
von Südmeften, das an Scheiben und auf einem Theil der 
Markung und in umliegenden Orten Schaden anridhtete.. 
Daffelbe richtete in der Richtung gegen Wimpfen hin bedeu⸗ 
tenden Schaden durch Hagel und MUeberfhwenmung an. 
(Gleichzeitig großer Hagelichaden im nördlichen Baden.) 

In der Nacht des 2. September kurzes Austreten bes 
Nedars zu Tübingen; e8 wurde viel Dehmo weggefchwenmt. 
Am 2. und 3. Austreten des Nedars bei Kanftatt in Folge 
Zoſtündigen Regens. 

Unter dem 2. September wurde aus dem Murrthal eine 
bösartige Seuche unter den Schweinen berichtet. 


37 


Bom 6. Septbr. aus Friebrihshafen ungewöhnlich hoher 
Stand des See’s, in Folge der heftigen Regengüſſe feit län» 
gerer Zeit, berichtet; vom Buſſen 48ftündige Ueberſchwemmung 
der oberen Donau, (Große Ueberfchwemmungen in der 
Schweiz.) 

Am 11. September heftiger Nordſturm in Oberfchwaben 
und darauf ſchöne Witterung. 

Bom 12. September zweimaliges Austreten des Nedars 
zu Tübingen binnen 8 Tagen berichtet, führte viel Oehmd 
weg. Ebenfo zu Eanftatt. 

Anı 14. September 2—3 Uhr Mittags heftiges Gewitter 
mit viermal wiederholtem Hagel zu Heidenheim, Schaden an 
Obſt, Halm- und. Gartengewächſen. Bon 5—7 Uhr Abends 
Gewitter auf der Alp mit Hagelſchaden zu Oppingen, Schas 
renftetten, Radelſtetten und weiter öftlich bin in den Bezirken 
Geißlingen und Blaubeuren. 

In der Nacht vom 24.—25. September gewaltiger Föhn⸗ 
fturm auf dem Bodenſee mit Verheerungen der Billen und 
Güter am Geſtade durch die Brandung; viel Holz vom Ufer 
weggeführt. 

Am 5. Oftober Morgens Reif und Erfrieren der Gar: 
tengewächfe auf der rauhen Alp. 

Aus Freudenſtadt vom 8. Oktober ungewöhnlich frühe 
Laichzeit der Forellen berichtet. 

Am 9. Oftober Nachmittags zu Göppingen Gewitter bei 
empfindliher Kälte; auf ver Alp fiel Schnee, ebenfo im 
Schwarzwald. Zu Ulm Gewitter mit Hageljchaner. Zu Ebin- 
gen, dem Heuberg, Rottweil, Heidenheim u. a. O. Schnee- 
fall. Gewitter mit Blisfchlag zu Belſenberg, Oberamt Kün⸗ 
zelsau, in den Kirchthurm, der Dachſtuhl und das Gebälte 
wurde theilweife zerftört und im Schiff ver Kirche ſtarke Be⸗ 
ſchädigungen angerichtet. 

Am 12. Dftober Vormittags zu Stuttgart ber erfte Schnee. 

Bom 16. Oktober aus Leonberg ftarfer Schaden durch 
die Feldmäuſe berichtet. Ende Oktobers ebenfo von den Fildern. 

Bom 17. Dftober aus Herrenberg von einem ſchön blü« 
henden jungen Apfelbaum berichtet. Im November bie gleiche 
Erſcheinung bei Stuttgart auf dem Hafenberge. 


38 


Am 25. Oftober zu Stuttgart, Heilbronn, Ravensburg 
u. an a. D. Unfang der Weinlefe, am 27. zu Reutlingen. 

Zu Anfang November große Züge Schneegänfe nad 
Süden ziehbend in Oberfhwaben beobadtet. Am 10. Rovbr. 
wurde ein gleicher Zug von Nordoften ziehend zu Stuttgart 
geſehen. 

Vom 17.—19. November ein heftiger Sturm im Schwarz» 
wald mit großen Verheerungen in den Hochwäldern und Froit 
im Gefolge. Zu Stuttgart am 17. Abends nad) einen lauen 
Gewitterregen ein vollftändiger Regenbogen. 

Am 20. Novenber vom Mainhardter Wald fußtiefer 
Schnee, von Horb am 21. — 12° Kälte berichtet. Dagegen 
aus Friedrichshafen vom 30. feit 5 Tagen heftige Yöhnftürne 
mit Schnee in ver Schweiz und milde Temperatur in ber 
Seegegend berichtet. 

In der erften Hälfte Dezembers Regengüffe, um Mitte 
des Monats Froft und Schnee und um Weihnachten tiefer 
Winter mit großen Schneefällen. 

Am 25. Dezember Austreten des Nedars oberhalb Berg 
in Folge Feſtſetzens des Treibeiſes bei Berg. 

Am 31. Dezember Ueberſchwemmung des Nedars bei Plo⸗ 
hingen in Folge des feit mehreren Tagen anhaltenden Res 
gend; die Straße nad) Nürtingen gehemmt. 


Bauten. 


Zur Unterſtützung von Gemeinden bei ter ihnen oblie⸗ 
genden Beftreitung des Aufwandes für Kirchen-, Pfarr— 
und Schulhbaus-Bauten wurden im Etatsjahre 1859—60 
aus Stuatsmitteln folgende Beiträge verwilligt: 

A. Zu Kirchen- und Pfarrhbaus- Bauten den Ges 
meinden Adelmannsfelvden, DA. Aalen, 400 fl.; Altringen, 
DA. Herrenberg, 500 fl.; Pfiingen, O.A. Mergentheim, 
900 fl.; Kleinheppad, DA. Waiblingen, 100 fl.; der Filial- 
gemeinde Grailshaufen, O.A. Gerabronn, 130 fl.; der Ge—⸗ 
meinde Sulz 500 fl.; Holzheim, DA. Göppingen, 400 fl. ; 
der Eatholiihen Gemeinde in Pommertsweiler, O.A. Aalen, 
300 fl.; Oberjefingen, O.A. Herrenberg, 2000 fl.; Ulm (zur 


89 


Münfterreftauratien) 6000fl.; Belfen, D.A. Rottenburg, 400 fl ; 
Möhringen, DA. Stuttgart, 2000 fl.; Sternenfeld, DA. 
Maulbronn, 60 fl.; der evang. Gemeinde in Wangen 200 fl., 
der Gemeinde Bothnang, DA. Stuttgart, 120 fl,; Oberndorf, 
DA. Herrenberg, 80 fl.; der israelitiihen Gemeinde Michels 
bach an der Lücke, O.A. Gerabrenn, zu einem Synagogen⸗ 
und Schulbausbaumefen 150 fl. 

B. Zu Schulhausbaufoften den Gemeinden Gran- 
heim, DA. Ehingen, 220 fl.; Herbtsfeloshaufen, O.A. Ne⸗ 
resheim, 200 fl.; Wilhelmsporf, D.A. Ravensburg, 300 fl; 
Gſchwend, D.A. Gaildorf, 1000 fl.; Thailfingen, O.A. Ba⸗ 
lingen, 225. fl.; Vorhof, DA. Weinsberg, 300 fl.; Ochſen⸗ 
berg, D.U. Heidenheim, 160 fl.; Rechberghaufen, O. A. Göp⸗ 
pingen, 800 fl.; Neulautern, DA. Weinsberg, 150 fl.; Itzel⸗ 
berg, D.U. Heidenheim, 450 fl.; Rottum, O.A. Biberady, 
400 fl.; Avelmannsfelden, O.A. Aalen, 650 fl.; Bärenthal, 
"DA. Maulbronn, 1000 fl.; Ellhofen, O.A. Weinsberg, 900 fl.; 
Großhirſchbach, DO.U. Debringen, 250 fl.; Unterheimbach, O. A. 
Weinsberg, 400 fl.; Bußmannshaufen, D.A. Laupheim, 150 fl; 
Dberenzthal, DA. Nagold, 1100 fl.; Oberkochen, O.A. Yalen, 
850 fl. Die Oefammtfumme dieſer Verwilligungen - belauft 
fih auf 23,745 fl. 

Am 22. Oktober fand die Einweihung ber in dem pari- 
tätiichen Orte Altingen neuerbauten evangeliichen Kirche, zu 
welcher am 25. April 1859 der Grundftein gelegt worden war, 
ftatt. Die Evangeliſchen dieſer Gemeinde waren bisher nad 
Kayh eingepfarrt, weil bie Ortskirche Eigenthum der Katho⸗ 
lifen war. Nun wurde aber mit einem Aufwand von 14,000 fl., 
weldhe — infoweit nicht die Staats- und Privatbeiträge reich- 
ten — von der Gemeinde beftritten werben mußten, eine 
neue Kirche am Bicinalweg nad Reuften nahe an ben Tathor 
liſchen Pfarrhauſe unter ver Leitung des Oberbauraths Leins zu 
Stuttgart in gothifhen Style erbaut. Sie macht durch ihren 
maffiven Bau, ven hervortretenden Thurm mit ftaffelartiger 
Bekrönung und im Innern durch die freundlichen Farben⸗ 
töne , die an ſämmtlichen Yenftern der fchönen Kirche ein» 
gefügten Glasmalereien, die reihe Vergoldung an Kanzel und 
Altar, die gewölbartige Dede und die gothifche Verzierung an 


40 


den Kirchſtühlen und ver Brüflung ver. Empore einen äußerſt 
angenehmen Eindruck. Beſondere Erwähnung: verdient noch 
die werthuolle Bekleidung der heiligen Stätte, deren Anſchaf⸗ 
fimg aus dem Ertrag einer in Herrenberg veranftalteten Lot⸗ 
terie ermöglicht wurde, das von dem Verein für chriftliche 
Kunft geftiftete Altarkruzifix und der ſchön gearbeitete Abend⸗ 
mahlskelch, welchen Privaten geſtiftet hatten. 

Am Dreieinigkeitsfeſt wurde die neue Kirche in Veihin— 

gen a. d. Fildern unter zahlreicher Betheiligung des Publi- 
kums feierlich eingeweiht. In gothiſchem Style aus einem in 
der. Nähe gewonnenen groblörnigen Keuperfanpftein von Ober 
baurath Leins ausgeführt, jchließt fi die 110° lange und mit 
einem 80° langen Querſchiff verſehene Kirche an ben alten 
ftehen gebliebenen Thurm an. An den Buufoften trug ver 
Spital Eflingen als Rechtsnachfolger der Pfalzgrafen zu Tü- 
Bingen (von weldhen das Dorf Vaibingen mit verfchietenen 
AZugehörungen im Wege des Kaufs anno 1297 an Eßlingen 
übergegangen war) 24,000 fl. und die Gemeinde, einſchließlich 
eines Beitrags von Kaltenthal, 30,000 fl. 
Am 24. September wurde zu Bühlerthbann ver Grund: 
ftein zu dem Neubau einer Tatholifchen Kirche gelegt, da das 
bisherige Gotteshaus für die gedachte Gemeinde. und nament« 
ih für die zahlreihen dorthin allmählig eingepfarrten, in vier 
Dberämtern zerftreut lebenden Barochianen den erforderlichen 
Raum nit mehr. barbot. Der feierliche Akt fand unter zahle 
reiher Betheiligung des Publitums flatt; befonders verdient 
als ein erfreuliches Zeichen ber Zeit hervorgehoben zu werben, 
daß ſich bei der Feierlichkeit auch zahlreiche Proteftanten ein: 
fanden. 

In Eflingen wurde im Taufe des Monats. Anguſt die 
im Jahr 1268 vollendete, ſpäter aber in Verfall gerathene 
Dominikanerkirche, welche lange Zeit als Kelter benützt wurde, 
von der Stadt um 15,000 fl. übernommen und für den. Gofe 
tesbienft der Fatholifhen Gemeinde hergeftellt, welche nun in 
biefem, im reinften romanifhen Styl erbauten Gotteshaufe 
(fog. Paulskirche) eine Kirche befitt, wie fie wenige Gemein⸗ 
den unſeres Landes haben. 

‚Die ltholiſche Kirche zu Tettnang, welche wegen ihrer 


4 


Engräumigkeit und Banfälligkeit im April 1858 abgebrochen 
und nun im KRundbogenfiyl neu aufgebaut wurde, konnte 
anı 15. Dftober eingeweiht werben. Der Bifhof von Ketten» 
burg bielt dabei nad} einer von dem Bezirksdekan gehaltenen 
Predigt ein Pontificalant. Obgleich der Regen in Strömen 
floß, fo war dody die Betheiligung der Kirchengenoſſen an ber 
erhebenden Yeierlichfeit, welche mit der geheimen Einweihung 
bes Kirchengebäudes und feiner Zubehörden begann, an bie 
fih dann. die Abholung des Allerheiligften aus ver als In« 
terimskirche benügten Kapelle und Uebertragung berjelben in 
die neue Kirche anſchloß, eine fehr zahlreiche. 

Die Schöne Kiliansfirdhe in Heilbronn erlitt heuer eine 
bedeutende Reparatur. Die Nefte der gemalten Fenſterſchei⸗ 
ben vom Jahr 1475 wurden von Glasmaler Pfort in Reut⸗ 
liugen geſammelt und in dem mittleven Chorfenfter vereinigt 
und foweit nöthig ergänzt; das Schnigwerf am Hodjaltar vom 
Jahre 1498, das zu 15,000 fl. geſchätzt ift, wurde gleichfalls 
von einem Sachverftändigen reftaurirt und ter ſüdliche Chor er» 
hielt einen neuen Fußboden, weil der alte andgetreten und bie 
Srabfteine eingefunfen waren, und damit dieſe nicht nod) wei⸗ 
ter abgeſchliffen werden, wurden fie entfernt, um fie an einer 
Wand aufzuricdten. Bet diefer Gelegenheit wurde die Zmin- 
genbergiiche gemölbte Gruft geöffnet, in ber die zwei legten 
Freiherren von Hirſchhorn in zinnernen Särgen ruhen, deren 
frühere Burgen (Hirfhhorn und Zwingenberg am Odenwald) 
noch jet zu den Zierden der alten Burgen gehören. Das 
ältefte Grabdenkmal in ber Kirche ift von Jahr 1404, und im 
Jahre 1781 wurde dort die Tette reiche, die einer Frau von 
Schlotheim, begraben. 

An dem Kaiſerkirchlein zu Hohenftaufen wurbe 
im vorigen Jahre der baufällig gewordene Giebel abgebrochen 
und ein ganz neuer mit Einfügung jehr ſchön in Stein ge= 
hauener Wappen aufgeführt. Die Wappen find: ein großer 
Reichsadler, umgeben von ven 7 Namen aus dem ſchwäbiſchen 
Raiferhaufe: Konrad IIL, Friedrich L, Heinrich VI, Philipp, 
Friedrich II., Konrad IV, und Konradin. Oberhalb verfelben be- 
finden fi in Einer Reihe die Wappen der ehemaligen 7 deutſchen 
ChurfürftenthHümer: Bayern, Brandenburg, Köln, Mainz, Trier, 


43 


Pfalz und Sachſen. Unterhalb des Reichsadlers befinten ſich 
das Wappen tes ehemaligeu Königreichs Jernſalem und nörd⸗ 
li von biefem folgen die fieben italieniſchen Wappen von Sa—⸗ 
voyen, Mailand, Venedig, Genua, Toskana, Surdinien und 
Neapel. 

Der (nunmehr verftorbene) König Friedrich Wils 
helm IV. von Breußen hat unter Bezugnahme auf feinen 
frühern Beſuch in dem aus dem 11. Jahrhundert ſtammenden, 
von Graf Albert von Zollern geftifteten Kloſter Alpirsbach 
und deſſen Bafılifa eine Stiftung von 3800 Thalern gemadıt, 
deren Zinfen zunächſt zur Conſervirung ber dort befindlichen 
Denkmale und Erinnerungszeichen des Hohenzollern’fhen Hau⸗ 
ſes, dann aber auch zur Unterſtützung der ärmſten Einwohner 
von Alpirsbach beſtimmt ſind. 

In der herrlichen Kloſterkirche zu Weingarten fand 
am 21. Mai d. J. im Beiſein des K. hannöver'ſchen Geſand⸗ 
ten, vier K. hannöv. Kammerherren und mehrerer geiſtlicher 
und weltlicher Beamten die feierliche Einweihung der 
neuen Gruft der Welfen ftatt, welde ©. Meajeftät der 
König von Hannover banen lief. 

In der Klofterfirhe ruhten nämlich unter dem Hochaltar bes 
nördlihen Kreuzichiffs die Gebeine von neun Gliedern des Welfen- 
ſtamms, und zwar waren diefe Weberrefte bei ber Einweihung ber 
jetigen im Jahre 1724 vollendeten Kirche nach urkundlicher Beſtä⸗ 
tigung gewiſſenhaft gejammelt und in einer gemeinfamen böfzernen 
Truhe beigejettt worden. Dieſe Truhe fowohl, als ber fie umge⸗ 
bende unterirdiifhe Raum entbehrten jedoch jo ſehr aller äußeren 
Anjehnlichkeit, dad S. Majeftät der König von Hannover bei feinem 
im Jahr 1852 erfolgten Bejuche in diefer Kirche alsbald befahlen, 
feinen Ahnen eine würbigere Ruheſtätte zu bereiten. Dieß wurbe 
mit genauem Anjchluß an den zur Zeit der Welfen herrſchen⸗ 
den Bauſtyl und mit treffliher Anpafjung an die vorhandenen 
Lofalitäten ausgeführt. Zwei gewundene Treppen, bie mit einer 
Baluftrade gekrönt find, filhren won ber Ebene der Kirche, fih un— 
ten vereinigenb, vor ein in Wafferalfirigen gegoffenes durchbrochenes 
Thor mit feinfter Arbeit und reichfter Golbbroncirung. Innerhalb 
ber aus geichliffenem Backſtein gemauerten Krypta ruht in dem nur 
fpärlih durch ein im Schlußftein bes Gewölbes der Krypta ange- 
brachtes Rundfenfter beleuchteten Raume der mächtige Sarlophag 


43 


aus polirtem Granitmarmor mit 4 Tragfüßen von weißem Marınor. 
— Die feierliche Einweihung biefer Gruft fand nun am 21. Mai, von 
dem herrlichſten Wetter begünftigt, ſtatt. Morgens um 8 Uhr be« 
gab fi ein ftattliher Chaifenzug von Ravensburg aus nah Weitt- 
garten und hielt am Fuß der breiten Kirchentreppe. Hier wurden 
die Angelommenen auf der Höhe ber Plattform vor dem Portal 
der Kirche zuerft won den Gemeinbebehörden und dann von bem 
Fürften von Walbburg-Wolfegg empfangen ; dann bewegte fi der Zug 
zwifchen den Spalteren ber Bürgerwehr und unter den Tönen des 
berrlihen Glockengeläutes der Kirche zu, welche die mächtigen Töne 
ihrer berühmten, 75 Regifter enthaltenden Orgel erfüllten. Run 
folgte die firchliche Feier nah dem katholiſchen Ritus wor einer dicht 
gedrängten Volksmenge. Zuerft wurde die nee Gruft von Decan 
Erath unter Ajfiftenz mehrerer katholiſchen Geiſtlichen im nördlichen 
Theil des Querſchiffes eingeweiht, dann folgte die Ausſegnung 
der Reſte der Welfenfürſten im ſüdlichen Theile des Querſchiffes, 
und bie feierliche Webertragung derſelben längs der ſüdlichen, weft 
lihen uud nördlichen Kirchenſchiffe in förmlicher Prozeifion (voran 
das Kreuz und die Trauerfahne, dann ber mit ſchwarzem Tuch ber 
dedte und von den Wappen der von den Welfen abftammenden 
Dymaftien Hannovers, Braunſchweigs und Englands umgebene alte 
Sarg, hieranf die katholiſche Geiftlichfeit, dann der K. hannöver’iche 
Sefandte, die Fürften von Wolfegg, und nach dieſen vwerfchiebene 
württembergifche Beamte, zwei evangeliiche Geiftlihe Ravensburgs 
nebft andern Ehrengäften und den Bauleuten). Nun wurben bie 
Welfenreſte in den neuen Sarkophag gelegt und in dein durch Ker⸗ 
zenlicht beleuchteten Raume der neuen Gruft eingefegnet, wobei bie 
verwitterten Schädel und gebräunten Gelenke Stüd für Stüd und 
Handooll um Handvoll in die neue kühle Todesbehaufung ülbertra« 
gen wurden. Diele Feierlichkeit Ichlofjen eine won der Kanzel herab 
gehaltene Rede bes Decans Erath und ein Todtenamt am Hochal⸗ 
tar des Chores, Unmittelbar darauf wurde in der Sacriftei über 
ben ganzen feierlichen Alt eine Urkunde in zmeifacher Ausfertigung 
(für deu König von Hannover und für das Kön. württembergifche 
Staatsarchiv) aufgelegt und von jämmtlihen anmwefenden Zeugen 
unterichrieben. Lettere murden nach ihrer Rückkehr nah Ravens- 
burg von St. Majeftät bem König von Hannover durch ein glän— 
zenbes Feſtmahl bewirthet, wobei nur Eine Stimme über bie in 
allen Stüden fo trefflih gelungene Ausführung der verjchiedenen 
bei der Herftellung der Fürſtengruft erforderlichen Arbeiten herrſchte. 


44 


Die I Schädel und Gebeine gehören folgenden Perfonen an: 
Rudolf (+ 992), zuerfi in Altborf beerdigt und durch Welf II. 
um das Fahr 1050 in Das durch ihn meugeftiftete Mönchskloſter 
Weingarten gebracht, befjen bei Lana im Vintſchgau auf der Jagd 
verunglüdter Sohn Heinrich (F 990), Welf IL. (+ 1030), Er⸗ 
bauer ber Ravensburg, Welf III. (+ 1055) auf Schloß Bomann, 
ber Lette des alten Welfenftamms, ſodann Welf IV., durch feine 
Mutter Kuniza Erbe ber Welfiihen Güter und 1101 von Paphos 
auf Copern, wo er farb, nach Ravensburg gebracht und befien Gattin 
Judit“h (+ 1094), Welf V., bei ber Belagerung Roms an ber 
Pet im Jahr 1119 oder 1126 geft., deſſen Bruder Heinrich der 
Schwarze (+ 1125 zu Ravensburg) und befien Gemahlin 
Wulfhilde, Tochter des Herzogs Magnus von Sadjfen. 

Die Baugewerbe waren theild durd die gleichzeitige 
Ausführung von drei Eifenbahnen, theils vurdh viele ftäptifche 
und Privatbauten heuer fehr beveutend in Anſpruch genom⸗ 
nen, fo daß die Löhne auf’8 Neue um 15-20 Proz. fliegen. 
Namentlih gab fih in Stuttgart die Bauluft auf eine 
faum je zuvor gejehene Weife fund. Da fih die Stabt mehr 
und mehr zu einem Mittelpunkt gewerbliher Thätigkeit und 
gefchäftlicher Beziehungen geftaltet, auch durch ihre Lage, ge- 
felligen, gewerblihen und Schulanftalten inner mehr Aus» 
Linder anzieht, fo ift die Erweiterung vderfelben ein wahres 
Bedürfniß, und nur der Arbeitermangel, vie Ueberhäufung 
mit Aufträgen und die Höhe ver Löhne und aller Materials 
preife waren die Urſache, warum nur ein fehr Keiner Theil 
aller Bauprojekte im verflojjenen Yahre zur Ausführung ge- 
langte. Wie lebhaft die Bauluft fich äußerte, zeigte die Menge 
der Baukonceſſionsgeſuche, die bei der Stadtdirektion (435) 
und bein Gemeinderath (538) einliefen und von denen nur 
68 Neubauten, freilih zumgXTheil von bedeutenden Dimen- 
fionen,, ausgeführt wurden, ta ber gefteigerte Preis. des 
Grundeigenthuns mehr und mehr zu Erridtung hoher Ges 
bäude antreibt. Zu jenen Neubauten fommen aber noch 380 
Hauptreparaturen, Erweiterungen und Stodserhöhungen. In 
ven letzten vier Jahren wurden mehr al8 200 nene Häufer in 
Stuttgart errichtet und eine fehr große Zahl nad) Oben und 
nady der Seite erweitert, auch gar manche Wohnungen zu 
Schauläven eingerichtet. 


45 


Unter den im verflofienen Jahre zu Stuttgart vollendeten 
Bauten verdient der an der Stelle des früheren fog. Redou⸗ 
tenfaales dem K. Nefidenzichlofie gegenüber erbaute Königs 
bau, zu weldem im Jahr 1855 der Grunpftein gelegt wor= 
den ift, befonvdere Erwähnung. Er follte theild zu Konzerten, 
Bällen, Ausftelungen und vergl. dienen, theils überhaupt den 
Anforderungen der rajch fid) vergrößernden Stabt mehr ent- 
Iprechen, daneben aber namentlich auch, in die Linie der Kö— 
nigsftraße zurüdgerüdt (melde der alte Redoutenſaal durch 
feine fchiefe Stellung auf unangenehme Weife unterbroden 
hatte), auf feiner Vorberfeite eine Colonnade erhalten, auf 
teren Rüdwand eine Reihe von Kaufläden eine Stelle finden 
ſollte, damit dem Süulengang ein Tlebendigerer Verkehr ge— 
fihert bleibe, als dieß bei völlig gefchloffener Nüdfeite ver 
Val gewefen wäre. In der That find dieſe verjchiedenen 
Zwecke, wie fid) tagtäglich deutlicher zeigt, bei ver Ausführung 
des Baues durch den Oberbaurath Leins vollfommen erreicht 
worden. 

In feinen gewaltigen Maſſen ſtellt das Gebäude ein wahres 
Monument bar, Die VBorderfagade bildet eine joniſche Colonnade, 
deren Säulen auf Würfeln fteben; zwei von korinthiſchen Säulen 
unterftügte Giebel unterbrechen bie Gleichförmigkeit der jonifchen 
Säulenftellung, biefelbe in eine längere Mittelparthie und zwei für- 
zere Endparthieen theilend. Gleichwie die forinthifchen Portiken das 
Gefims der joniſchen Säulen überragen , fo ftrebt die von erfteren 
begrenzte Mittelparthie über die übrigen Körper des Gebäudes em- 
por, eine feingeglieberte Attife bildend, die der Gallerie des Saale 
entjpricht und als zweite Fenſterreihe über der unteren Licht in 
diefen bringt. Eine niedrigere Attife, mit Akroterieen geſchmückt, 
zieht fih über bie äußeren Theile der Hauptfagade Hin und bie 
zwei Giebel mit jonifchen Säulen, die an den beiden Nebenfeiten 
bes Gebäudes hervorſtehen und die Anfahrten überbachen, beleben 
und heben bie Gebäudemaſſe, bie ſonſt vielleicht etwas zu ernft ſeyn 
würbe. Das Hintergebäube zeigt durch fein Außeres genugfam ben 
Zwed, für den es beſtimmt iſt; bie Rückfaçade enthält zahlreiche 
Fenſter, durch eine Pfeilerftellung in regelrechte architektonifche Glie⸗ 
derung zufammengefaßt und an beiden Enden durch feitere Pavil- 
lons abgegrenzt, deren Geſimſe fich mit denen des Hauptgebäubdes 
aufnehmen. Das ganze Aeußere, aus ben jchönften Quadern aus⸗ 


46 


geführt, erfrent Das Auge durch die Schärfe der Bearbeitung und 
bie Feinheit der Pinſelführung. Die joniſche Ordnung ift ſammt 
dem Gefims 44° hoch, die korinthifche 55°, ſammt ber Attife bat das 
Gebäude in der Mitte eine Höhe von 4°. Im Erdgeſchoſſe unter 
den Colonnaden befinden fid) 42 Läden, ein großes Café und eine 
Reftauration. Die vordere Colonnade ift mit der Paflage am obe- 
ven Ende durch ein geräumiges Veſtibul, dur) das man zu der 
Saaltreppe gelangt, und ebenjo am uuteren Ende des Gebäudes 
Durch ein fchmäleres verbunden, von dem aus bie Räume bes Hof3 
ihren Zugang erhalten und vor melden beiden vertifale Einfahrten 
liegen. Auf der halben Länge ift aber nod ein dritter Durchgang, 
der fih unter dem Saalboden zu einem Bedigen Raume erweitert 
und den Spaziergängern geftattet, ohne den Weg um das Gebäude 
ber zu machen, von vorne nad rüdmwärts und von rüdwärts nad 
vorne zu gelangen. Der Saal im obern Stod nimmt die Mitte 
des Gebäudes ein und veicht Durch zwei Stockwerke; am oberen 
Ende find um das Treppenhaus und den Borraum her 3 Speife- 
ſäle im Hufeifen gruppirt, und in ähnlicher Weile unngeben am 
unteren Ende 3 dem Kön. Hof dienende Säle das dortige zweite 
Treppenhaus und faſſen die für das Orcheſter beftimmte Halbrotunbde 
zwifchen ſich, und diejer zunächſt befinden ſich die Logen der Höchften 
Herrichaften, Die mit den eben erwähnten Sälen im Zufammen:- 
hang ftehen. Der Saal ift 238° Tang, 60° breit und 40° hoch. 
Die Wirthſchaftslokale konnten ſchon am Schillerfeft er: 
dffnet werben, ver innere Ban aber wurde .erft im Laufe des 
Jahres 1860 ganz vollendet. Gleich das erfte Concert, das 
große Hofeoncert, mit welchem zu Ehren des Königfeftes 
der große Saal am 29. September eröffnet wurde, bewies 
die zweckmäßige Anlage dieſes Saales auf's Deutlihfte. Es 
waren 1800 Einladungen ergangen, und gleichwohl hätte der 
foloffale Saal noch manches Hundert weiter zu beherbergen 
vermocht. Auch zeigte e8 ſich deutlich, daß bei einer Länge von 
238° feine Berhältniffe äußerſt glüclich bemeffen und nament- 
lich feine afuftiihen Proportionen vollkommen gelungen find, 
fo daß ſelbſt das leijefte Piano der menfchliden Stimme bis 
in die entfernteften Hänme dringt. Bei der prachtvollen Ber 
leuchtung, gefüllt von einer feſtlich gefhmüdten, erwartungs- 
vollen Verſamnmilung, bietet der Saal in der That einen herr. 
tlichen Anbli dar! — Kein Wunder, daß man allenthalben bie 


47 


größte Befriedigung über, das Gelingen des ſchönen Baues, 
der eine der erften Zierden der Reſidenz bilvet, hört und daß 
bei dem oben erwähnten Hofconcert die Dantgefühle für den 
Fön. Erbauer, als Höchftviefelben mit dem Hofe in Ihre Loge 
traten, fi) in ſtürmiſchem Jubel Luft machten, der ſich nad) 
dem Schluſſe des Concerts wiederholte. 

Weiter verdient als ein wahrhaft zeitgemäßes Banunter- 
nehmen hervorgehoben zu werden das heuer in Stuttgart auf- 
geführte Gebäude für Arbeiterwohnu ngen. Bei dem 
gegenwärtigen Wohnungsmangel i in diefer wie in allen größeren 
Städten war e8 ein faft unabweisliches Bedürfniß geworden, für 
Errichtung von Arbeiterwohnungen zu jorgen und jo dem Woh— 
nungsmangel in der Nefivenz wenigftens einigermaßen abzu— 
helfen. Im Oktober bilpete fich daher ein Aftienversin für 
dieſen löblichen Zweck, ver zunädhft in der Nähe der Gas» 
jabrif ein Haus mit 18 Heinen Wohnungen um 18,800 fl., 
alfo un 1000 per Wohnung, erbauen ließ und nun viefe 
unter Zugrundlegung einer VBerzinfung von nidt mehr als 
4°o an Arbeiterfamilien, deren fid) al8bald nicht weniger ale 
50 un die valanten Gelaffe melveten, vermiethete, 

In ähnlicher Weife wurden in Heilbroun nad) und 
nad 40 (heuer allein 20) Arbeitermohnungen um deu Ca— 
pitalbetrag von ca. 42,000 fl. erbaut, ver fidy zu 5 %/o verzinst. 
Die Miethpreife find hier, wie in Stuttgart, 60--70 fl. für 
die Wohnungen mit größeren Gärtchen, die anderen mit Flei- 
neren Gärten dagegen Tonnten zu 46 —48 fl. abgegeben 
werden; von den 8 Morgen Areal find nämlich hier 2 Mor: 
‚gen auf ven Plag der Wohnungen verwendet und die übrigen 
6 Morgen wurden in größeren und Eleineren Parzellen ver- 
pachtet; 4 Morgen davon find an die Bewohner diefer Häufer 
padıtweije überlaffen. Die Zweckmäßigkeit dieſer Unternehmun— 
gen hat ſich Schon jetzt vollftändig bewährt; auch find Wechſel 
von Seiten der Miethsleute bie jeßt fehr felten vorgelommen, 

Uebrigens nicht blos in der Reſidenzſtadt und in Heil— 
bronn, ſondern auch in den übrigen Städten des Landes 
herrfchte eine rege Bauluft, weniger in gewerbliden Eta— 
blifjenients, als in Errichtung und Erweiterung von Häufern 
ſichtbar. 


Preife der Lebensmittel. 


Die Brodpreije betrugen: 
in Stuttgart in Eplingen 
für 6 FE Kernen, Roggenbrod für 6 Kernen, Roggenbrod 
am 1. San. 2. 23 kr. am 1. Jan. 20 kr. 18%, 


» 1. Apr. 24 u 22 u „ 1. Apr. 24 m Bu 
„ 1. Juli 24 u 22 u „ 1. Juli 24 2 
„ 1. Okt. 25 u 23 u „ 1. Okt. 25 u 23 u 
„ 1. De. 27 » 2 u vn 1. Dez. 26 An 
in Heilbronn in Ludwigsburg 
für 4 fE Kernen-, 6 & Höfelbrod für 6 fE Kerien, GMWNRoggenbrod 
am 1. Jan. I2kr. 16. am J. Ian. 21. 18 kr. 
n 1. Apr. 13 21 „ 1.Ayr. 23 u 20 u 
" 1. Juli 16 22 m n 1. Juli 24 u 20 u 
" 1. Okt. 17 2 23 n n 1. Okt. 23 n 20 n 
„ 1D5.17 0 230 0» 1.De.26 u 22 u 
in Balingen in Calw 
für 6 f& Kernenbrod für 6 1& Kernenbrobd 
am 1. Jan. 18 fr. am 1. Ian. 14 kr. 
„ 1. Apr. 22!/2 kr. „ 1. Apr. 16 4 
"1. Juli 21 kr. u 1. Juli 18 * 
„1. Okt. 22/2 kr. „1. Ott. 19 ⸗ 
u LI. Dez. 22/⸗ kr. „ 1. Dez. 17 » 
in Freudenftabt | in Neuenbürg 
für 4 & Kernen-, Schwarzbrod für 4 Æ Kernenbrod 
am 1. Yan. 17 kr. 1 am 1. Jan. 14 kr. 
„ 1. Apr. 16 » 130° „ 1. Apr. 17 * 
„ 1. Juli 16 13 n u 1. Yuli 17 * 
„ 1. DE. 18 14 „ „ 1. Okt. 16 n 
„ 1. Der. 17 * 13 u » 1. De. 18 „ 
in Reutlingen in Rottweil 


für 6 EKernen⸗, 6 FE Roggenbrob für6 LE Kernen-, 6 Schwarzbred 
ami1.gan.17YYstr. 15%. au 1. Jan. 21kr. 16’/s kr. 
„I. Apr. 17er. 125m „ 1.Apr 24 19% 
„ I. Juli 24 17a 0 1.9uli24 m 19!/; u 
„1.086.250 4 m 1.08.25/efr. 19/8 m 
vn 1.De5. 25 w 24 m » 1. Dez. 24 fr. 19!/s „ 


in Tuttlingen 


für 1 Kernen-, 1 E Schwarzdrob 


45 
in Tübingen 
für 8 f& Kernenbrod 


am 1. Yan. 4 kr. Slate. am 1. San. 28 fr. 
„ 1. Apr. 4!ı fe. 8? n „ 1. Apr. 32 u 
v1. Juli Alle 3% m « 1. Suli 32 „ 
„ 1. Dt. 48/4 " 4! " „» 1. Okt. 30 ” 
„ 1. Dei. 4! u 4 de. u 1. De. 38 u 


in Ellwangen 


in Dehringen 


für 6 B Kernen-, 6 Roggenbrod für 4 M Kernen⸗, 6 {& Hdfelbrod 


am 1. Jan. 21. 16%: fr. 
n 1. Apr. 24 u 19!/2 
„ I. Juli 25'Y/e kr. 21 Tr. 
„I1. Okt. 24 ke. 18 „ 
„ 1.De3. 19!/e tr. 19% kr. 
in Hall 
für 4 & Kernen-, 


4 Æ Roggenbrod 


am 1. Jan. 12. 15. 

„IL. Apr. 15 » 19/4 fr. 
» 1. Juli 15 » 19!/e " 
„ 1. Okt. 15 „ 19!/s n 
„I1. Dez. 16. 19% u 


in Schorndorf 
für 8 ÆRoggenbrod 


am 1. Jan. 16 kr. 14 fr. am 1. Jan. 16 kr. 
„ 1. Apr. 16 ” 14 u „ 1. Apr. 32 » 
„1. Suli 17 u” 14 u „ 1. Juli 32 » 
„1. Okt. 16 4 15 » n 1. Dt. 34 . 
„ 1. De. 17 » 16 n " 1. Dez. 36 „ 


in ©eislingen 


in Kirchheim 


für 1 FO Kernen-, 1 FE Roggenbrod für 6 $E Kernen-, 6 BRoggenbrob 


am 1. Jan. 3. 314 kr. 
v I. Apr. 4 kr. 31/3 
„ 1. Juli 41/2 kr. 41/4 u 
IL. Okt. 4b // — 
„IL. Dez. 5 kr. 4a u 


in Ravensburg 


am1.9an.19!/sfr. 16'/s fr. 

„ 1.Apr. 22'/2 » 19!/s „ 
„ 1. Juli 21 kr. 18 fr. 

„ 1. Oft. 25°/ » 221, m 
#1 De. 251 » 22 0 


in Riedlingen 


für 6 B Kernen-, NRoggenbrob für 6 & Kernenbrod 
am 1. Yan. 22 ir. 20 fr. am 1. Yan. 18 fr. 
„1. Apr. 25 ” 23 „ „ 1. Apr. 21 u 

„ 31. Juli 26 « 24 u » 1. Juli 221/8 kr. 
„1. Okt. 28” 26 " » 1. Okt. 26 ir. 

"1. De. 26 ” Un „ 1. Des. 26 0 


in Mergentheim 
für 6 B Roggendrob 
am 1. Yan. 17 ir. 
Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 


in Ulm 


fir 6 8 Kernen», Roggenbrod 


am 1. Jan. 18kr. — Pf. 221.2 Pf. 
4 


60 


am 1. Apr. 19 fr. am 1.Apr. 19 Tr. 2 Pf. 25. 2 Pf. 
» 1.uli 20 „ „ 1. Juli 2 u 20 27 un 
u 1. Dit. 19 „ "n 1. Of. 22 " 2 27 n——h 
„ 1.Dez. 20 » n„ 1.De. 22 2» 250 2m 


Die Fleifchtare betrug in Stuttgart für 
Maftohienfleiig Kalbfleiſch Schweinefleiſch 


am 1. Januar . . 13 kr. 15 Er. 15 kr. 
r 1. April . . . 14 13 u 13 n 
" 1. Juli .. .14. 124 13 " 
„ 1. Oktober . . 14m 14 16 » 
„ 1. Dezember. . 14 u 13 “ 15 „. 


Die Preife der, ter Tarirung nicht unterworfenen Lebens: 
bedürfniſſe waren in Stuttgart und zwar je um bie Mitte 
der Monate: 

Yan. April Ali Dt. 


fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. 
Kartoffeln, 1 Simri, — 48 — 32 1Ctr. 3 — — 48 


Erbſen, 1 Simri, 242 248 — — — — 
Linſen, 1 Simri, 242 256 — — — — 
Butter, 1 Pfund — 25 — 26 — 24 — 24 
Milch, 1 Maas — 17-7 — 7. — 6 
Buchenholz, 1 Klftr, 22 — 23 — 24 — 25 — 
Birkenholz, 1 Klftr., 18 30 19 30 21 30 22 30 
Tannenholz, 1 Klfter, 15 — 15 — 16 — 16 — 
1 Centner Heu 136 145 142 14 
1 Fuder Stroh, 155 — 16 — 14 — 16 — 


Dezüglich der Fleiſch-⸗ und Brodtare ift zu bemerken, daß 
einzelne Städte mit Öenehmigung ihrer vorgeſetzten Behörden zur 
Aufhebung der Fleifch- oder Brodtare oder beider Taxen jchrit- 
ten, zum Beifpiel Aalen, Böblingen, Neuenbürg, Lubwigs- 
burg, Vaihingen, Stuttgart, Göppingen, Waiblingen. Die 
Aenderung fiel aber nicht immer zur Zufriedenheit des Publikums 
aus; an mehreren Orten fand vafjelbe die nunmehrige Sachlage 
fogar noch fchlimmer, denn zuvor. Dieß darf jedoch nicht befrem- 
den, denn folange der Berlehr in Lebensmitteln — Produktion und 
Handel — nicht völlig freigegeben ift und durch Anftalten, welche 
den Verſchluß erleichtern, gefördert wird, bleibt natärlich Alles 
beim Alten. Die betreffenden Bäder und Mebger ließen Teine 


51 


Soncurrenz auflommen und doch Tann nur biefe unter dem 
Schutze einer entjprechenden Gewerbegefeßgebung von Außen 
berfommen. Andere landwirth. Erzeugniffe in Butter, Schmalz 
und namentlich auch die Erträgnifie der Geflügelzucht bewährten 
auch heuer wieder fortwährend hohe Preife und wurden in 
beträchtlihen Quantitäten (zum großen Leidweſen ber inlän- 
difchen Conſumenten) außer Lands geführt. 


Religiofität und Sitten. 


Der Berein für Erbauung einer neuen firde 
in Stuttgart hatte fih aud im Jahre 1860 vielfacher Unter- 
ftüßung zu erfreuen. Die Zahl feiner orbentlichen Mitglieder 
hat ſich abermals nambaft erhöht. Die Einnahmen belie- 
fen ſich an jährlichen Beiträgen der PVereins- Mitglieder auf 
3046 fl. 41 fr. ; dazu kamen die Beiträge des an den Kirchen⸗ 
bauverein fich anſchließenden Sechſervereins mit 697 fl. 58 kr., 
ferner Gefchente im Betrage von 393 fl. 3 fr. und Legate 
und zum Gedächtniſſe Berftorbener gemachte Stiftungen 
mit 4202 fl. 6 kr., vie Dividende aus einer geſchenkten Altie des 
Dahlhauſer Bergwerks mit 21 fl. 52 fr. und die Zinfen aus 
den Aktivkapitalien mit. 720 fl. zc., fo daß die Einnahmen im 
Ganzen 9081 fl. 40 kr. betragen, wovon nur die Ausgaben 
mit 104 fl. 18 fr. für ven Diener, 30 fl. 45 fr. für Kapital⸗ 
fteuer und für Druckkoſten ꝛc. 94 fl. 52 kr., zufammen 229 fl. 
55 fr. abgehen, fo daß fi eine Vermögens » Zunahme von 
8851 fl. 45 ir. und ein Geſammtvermögens-Beſtand von 
30,628 fl. 13 kr. ergibt. 

Die Sammlungen für den Ulmer Münfterbaufonns 
nahmen auch in dieſem Jahre einen erfreulihen Yortgang. 
Außer den Beiträgen von der Staatskaffe mit 6000 fl. und 
der Oberamtspflegfaffe Ulm mit 1000 fl. gingen aus Hannover 
1300 fl., aus Lübeck 50 fl, aus Bayern 100 fl, aus Hamburg 
1100 fl. ein, ferner fpenveten ber Großherzog von Medlen- 
burg 175 fl., der Kaiſer von Oeſtreich 800 fl. und I. M. die 
Königin von Württemberg 100 fl. für den gedachten Zwed. Der 
Münſterkreuzer ergab den Betrag von 693 fl. 13 kr.; die 
Kirchenkollekten im evangelifhen Inland betrugen 2432 fl. 

4% 


52 


42 fr. Bon Privaten und Stiftungen gingen ein 130fL.8 fr., 
aud) floß dem Bauverein ein Legat von 25 fl zu. Die Ge- 
fammteinnahmen im Jahr 1859—60 betrugen 21,834 fl. 35 Er. 
— An der Aufführung von 4 Strebepfeilern (Nro. V. und VL. 
füplih und Nro. V. und VI, nörblih) wurde, foweit es bie 
faft alle Tage wechſelnde Witterung des Jahres zuließ, rüftig 
gearbeitet. Der Bauaufwand im Jahr 1860 betrug 17,249 fl. 
12 fr., ver disponible Baufonds belief fid) am Schluſſe des 
Jahres nody auf 11,495 fl. 20 Er. 

Die proteftantifhen Miffionsfefte zu Stuttgart, 
Herrenberg, Reutlingen, Heilbronn u. ſ. w. fanden auch heuer 
wieder unter zahlreicher Theilnahme von Seiten des Publi⸗ 
kums ftatt. Nach den: bei dem Miffions- und Bibelfeft zu 
Stuttgart vorgetragenen Bericht wurden von der württeniber- 
giſchen Bibelanftalt im Jahre 1859-60 nicht weniger ale 
10,449 Bibeln, 573 Pfalter und 275 Blindenjchriften und 
überdieß 22,802 Neue Teſtamente (die hauptſächlich aus Ver⸗ 
anlaſſung des unlängft ftattgehabten Ausmarjche8 von den 
Angehörigen des württemb. Armeekorps angefauft wurben), 
verbreitet. Die Geſammtzahl der feit ihrem Beſtehen (1812) 
von der vaterlindiichen Bibelanftalt herausgegebenen heiligen 
Schriften beläuft ſich dermalen auf 474,579 Bibeln und 303,129 
Neue Teftamente. Unter den Beiträgen zu den Koften ver 
Bibelverbreitung fteht wieder oben an ber Jahresbeitrag Sr. 
Königl. Majeftät mit 500 fl., dann folgt der Ertrag des Opfers 
des vorjährigen Bibelfefts mit 317 fl., der Haus- und Kirchen⸗ 
Kollekte zu Stuttgart mit 1125 fl., ver pfarramtlichen Kollek⸗ 
ten mit 1417 fl. zc. Die Oefammteinnahmen betrugen 4800 fl. 

Auh vie katholiſchen Miffionsfefte zu Schramberg 
und zu Pfevelbah waren von zahlreichen Andächtigen befucht. 

Der mürttenibergiihe Hauptverein für die Guſtav— 
Adolf-Stiftung hielt am 8. Auguft zu Heilbronn feine 
Sahresverjammlung. Diefelbe war von zahlreichen Freunden 
des Vereins beſucht. Zur Vertheilung konnten von der Jah⸗ 
reseinnahme im Betrage von 12,000 fl., von welder ftatuten« 
gemäß "/stel an den Centralausfhuß des Vereins in Peipzig 
abgeliefert werden mußte, noch 800 fl. fommen. Bon tiefer 
Summe erhielten württembergijche Gemeinden, einfchließlich 


53 
ber für unvorbhergefehene Fälle dem Ausfchuffe augemwiefenen 
200 fl., im Ganzen 2700 fl. (morımter Hohentwiel 500 fl., 
Riedlingen 350 fl., Nedarfulm zur Anfchaffung von Gloden 
einen kleineren Beitrag). Der Reſt von zufammen 5350 fl. 
wurde auswärtigen Gemeinden überlaffen. So erhielten Bins 
gen in Rheinheſſen zum Kirchbau 300 fl., drei bayerifche Ge- 
meinben-375 fl., vier badische 500 fl., zwölf öftreichifche und 
ungarifche 2180 fl., Eonftantinopel für die dortige proteftantifche 
Schule 175 fl., Frankreich 1275 fl, (morunter Baris 600 fl. 
für deutſchen Gottesdienſt und Schulen), Liffabon 100 fl., bie 
Schmeiz 270 fl. 

Auch der Gentralausfhuß bes Vereins für die 
Snftav-Avolf- Stiftung hielt heuer feine Generalverfamm« 
lung in Württemberg und zwar zu Ulm in den legten Tagen des 
Monats Anguft. Die Verhandlungen waren fehr lebhaft und 
die Stimmung der Abgeordneten bejonders in Folge eines Dem 
Gentralvorftand Tags zuvor übergebenen Gefchents eines 
fächfifchen Fabrilanten Namens Hermann im Betrage von 
10,000 Thalern, deſſen Zinfen zum Theile zum Kapital ges 
Schlagen, zum Theile für Vereinszwede, befonders für Schulen 
verwendet werben: follten, eine freudig gehobene. Beſondere An⸗ 
erfennung verdient die große Theilnahme des Publifums an 
den Berhandlungen des Vereins, deſſen rein praftifcher auf 
das Helfen und Handreichen, das Erhalten und Gedeihen ge- 
fährbeter oder neu entftehender evangelifcher Gemeinden ge» 
richteter Zweck in immer weiteren Kreiſen anerfannt und burd) 
das Mitwirken zahlreicher proteftantifcher Gemeinden bei dem 
die Einheit und Einigfeit aller Evangelifchen auf's Schönfte 
beweifenden Werke in erfreulicher Weife gefördert wird; es wird 
dieß noch in weit höherem Grade ber Fall fein, wenn einmal 
dieſer praktiſchen Allianz oder Union ſich auch bie vielen Anhanger 
per big jegt zum Theile noch ſich ferne haltenden ftrengeren Rich⸗ 
tungen anliegen werben. Aus dem Rechenſchaftsbericht ift 
zu erwähnen, daß im abgelaufenen Verwaltungsjahre über 
161,000 Thaler unter 533 Gemeinden vertheilt werden konnten 
(26,000 Thaler mehr als im vorherigen Jahre). Seit ihrem 
Beftande hat die Stiftung bereitS mehr als 1'/ Mil. Thaler 
veransgabt und über 1000 Gemeinden unterftügt. 


54 


Den nahbenannten Schulgemeinden wurden zur Ergänzung 
unzureihender Schulgehalte folgende jährlihe Staatsbei— 
träge erftmals für das Etatsjahr 18°%/so verwilligt. Der 
Sculgemeinde Liebelöberg, OA. Calw: 40 fl, Dberif- 
lingen, DON. Freudenftadt: 20 fl., Gaildorf: 130 fl., Heu- 
bad), DA. Gmünd: 80 fl, Mindersbach, OA. Nagold: 25 fl. 
Dlnhaufen, OA. Nedarfulm: 35 fl., Rievdenberg, DA. Stutt- 
gart: 100 fl. (außer bereit8 verwilligten 80 fl.), Oppenweiler, 
DA. Badnang: zu bereits verwilligten 50 fl. weitere 40 fl., 
Untergünsbadh, ON. Künzelsau: zu 66 fl. noch 30 fl, Sindel⸗ 
dorf, DA. Künzelsau: zu 30 fl. noch 40 fl., Bettenhaufen, 
DA. Sulz: 50 fl., Altkrautheim, DA. Künzelsau: 20 fi., 
Winzingen, DA. Gmünd: zu 30 fl. no AO fl., Obernau, 
DA. Rottenburg: 40 fl., Aſchhauſen, OA. Künzelsau: zu 63 fl, 
noch 36 fl., Kleinfüßen, DA. Geislingen: zu 5 fl. nody 60 fi, 
Ehrenftein, DA. Ulm: 40 fl., Bondorf, DU. Saulgau: zu 
34 fl. no 36 fl., Weldingsfelden, OA. Künzelsau: 50 fl., 
Hohenroth und Seivelklingen, OA. Künzelsau: 54 fl., Winzen- 
weiler, DA. Gaildorf: zu 95 fl. 19 fr. noch 60 fl., Mühl⸗ 
haufen, OA. Geislingen: 36 fl., Bronnen, DON. Laupheim: zu 
45 fl. noch 45 fl, Nordhauſen, DA. Ellwangen: 70 fl., Otten- 
bronn, DA. Calw: 50 fl., Teinach, DA. Calw: zu 150 fl. noch 
46 fl., Walphaufen, DA. Geislingen: zu 63 fl. 16 fr. nod 
40 fl., Crailsheim, DA. Gerabronn: zu 60 fl. noch 45 fl., 
Riedbach, DA. Gerabronn: 40 fl., Lorenzenzimmern, OU. 
Hall: zu 26 fl. 22 fr. noch 20 fl., Eberbach, DA. Künzelsau: 
zu 50 fl. noch 30 fl., Steinkirchen, OA. Künzelsau: zu 36 fl. 
noch 30 fl., Edwälden, OA. Kirchheim: zu 85 fl. noch 80 fl, 
Treubenftein und Hohenklingen, DAX. Maulbronn: 100 fl., 
Beihingen, OA. Nagold: zu 25 fl. no 25 fl., Garrweiler, 
DA. Nagold: zu 70 fl. nod 70 fl., Pfrondorf, OA. Nagold: 
zu 30 fl. noch 20 fl., Wenden, DA. Nagold: zu 80 fl. nod 
80 fl., Eichach, DA. Dehringen: zu 50 fl. noch 60 fl., Verren- 
berg, DA. Oehringen: 50 fl., Edenweiler, OA. Rottenburg: 
zu 44 fl. noch 45 fl., Ruith, OA. Stuttgart: zu 9 fl. 36 ir. 
noch 36 fl., Miedelsbach, DU. Schornvorf: zu 105 fl. nod 
30 fl., Hopfau, OA. Sulz: 34 fl, Buſenweiler, DA. Sulz: 
zu 60 fl. noch 40 fl., Rübgerten, DOW. Tübingen: zu 50 fl. 


65 


noch 30 fl., Zatenhaufen, OA. Eannftatt: zu 78 fl. noch 25 fl., 
Wißgeldingen, OU. Gmünd: zu 50 fl. noch 25 fl., Laibach, 
DA. Künzelsau: zu 80 fl. noch 40 fl., Amrihshaufen: zu 
6 fl. 24 ir. noch 25 fl., Oroßallmerfpann, DA. Hall: zu 79 fl. 
48 Tr. noch 40 fl, Siggen, DA. Wangen: zu 40 fl. noch 40 fl, 
Neutrauchburg, DU. Wangen: 60 fl., Rechberg, ON. Gmünd: 
zu 140 fl. noch 25 fl., Großſchaffhauſen, DA. Laupheim: zu 
30 fl. noch 60 fl., Meßbach, DA. Künzelsau: zu 60 fl. noch 
50 fl., Hachtel, DA. Mergentheim: 20 fl., Yartfeld, ON. 
Nedarfulm: zu 25 fl. nody 50 fl., Schnittlingen, OA. Geis⸗ 
lingen: 50 fl., Wimmenthal, DA. Weinsberg: zu 95 fl. 36 kr. 
noch 50 fl., Bartholomä, DA. Gmünd: zu 60 fl. noch 40 fl., 
Walpertöhefen, OA. Laupheim: 60 fl., Eglingen, DOW. Mün⸗ 
fingen: zu 40 fl. nody 50 fl., Horn, OU. Gmünd: zu 50 fl. 
noch 25 fl., Wöflingen, OA. Ellwangen: zu 40 fl. noch 60 fl., 
Bühler, DA. Aalen: zu 125 fl. noch 90 fl., Deubach, ON. 
Mergentheim: 30 fl., Unteropfingen, OA. Leutlich: zu 65 fl, 
noch 20 fl., Leinroven, DA. Aalen: zu 47 fl. nody 50 fi., 
Monalam, DA, Calw: zu 29 fl. 36 fr. noch 36 fl, Sommen- 
bardt, OU. Calw: 25 fl., Zavelftein, DA. Calw: 50 fl., 
Wildenftein, DA. Crailsheim: zu 84 fl. noch 25 fl., Klein⸗ 
ansbach, DA. Gerabronn: zu 80 fl. noch 50 fl., Obergrönin« 
gen, DU. Gaildorf: 30 fl., Oberwälden, DA. Göppingen: 
30 fl., Happenbach, DA. Heilbronn: zu 117 fl. noch 83 fl., 
Pinache, DA. Maulbronn: zu 54 fl. 24 fr. noch 40 fl., Schie⸗ 
tingen, DU. Nagold: 18 fl., Siglingen, DA. Nedarfulm: zu 
20 fl. noch 25 fl., Altenrieth, OA. Nürtingen: zu 15 fl. nod 
40 fl., Bronnweiler, DA. Reutlingen: 60 fl., Bothnang, ON. 
Stuttgart: zu 120 fl. nody 120 fl., Dornhan, DA. Sulz: 80 fl., 
Breitingen, DA. Ulm: 40 fl., Untermberg, OA. Baihingen: 
zu 50 fl. noch 36 fl, Höfen, DA. Waiblingen: zu 60 fl. noch 
55 fl., Hohenftraßen, OA. Weinsberg: zu 150 fl. noch 50 fl., 
Klaffenbad, DA. Welzheimi: zu 100 fl. no 40 fl., Rienharz, 
DU Welzheim: zu Yfl. 36x. noch 40 fl., Affaltrach, OA. Weins⸗ 
berg: zu 60 fl. noch 80 fl., Wöllſtein, DU. Aalen: zu 100 fl. 
noch 50 fl, Diebach, DA. Künzelsau: zu 43 fl. noch 44 fl., 
Deudorf, DA. Saulgau: zu 36 fl. noch 70 fl., Dietenwengen, 
DU. Waldſee: zu 30 fl. noch 30 fl., Marktluftenau, OU. 


66. 


Crailsheim: zu 46 fl. 40 Tr. noch 80 fl., Weilerftoffel, OA. 
Gmünd: zu 50 fl. nod 25 fl, Gamerſchwang, DU. Ehingen: 
zu 80 fl. noch 80 fl, Pommertsweiler, DA. Aalen: zu 100 fl. 
noch 38 fl., Gaishardt, DA. Ellwangen: zu 120 fl. noch 70 fl., 
Hagenbach, DA. Nedarjulm: 50 fl., Harthaufen, DA. Obern« 
dorf: zu 75 fl. noch 35 fl., Mazenbach, DA. Crailsheim: zu 
180 fl. noch 50 fl., Zwiejelberg, DA. Freudenſtadt: 30 fl. 
Rottum, DA. Biberach: zu 20 fl. nod 36 fl., Fachſenfeld, 
DA. Aalen: zu 291 fl. nod 60 fl., Magolsheim, DA. Mün⸗ 
fingen: 50 fl., Mooshaufen, DA. Leutlirh: zu 25 fl. nod 
25 fl., Unterweiler, ON. Laupheim: zu 55 fl. no 45 fl, 
Simmringen, OA. Mergentheim: zu 31 fl. 26 Tr. noch 40 fl. 
Hornfiſchbach, OA. Biberach: zu 25 fl. noch 60 fl., Iſenburg, 
DA. Horb: zu 100 fl. noch 90 fl., Möndberg, ON. Herren 
berg: zu 38 fl. 32 fr. noch 30 fl, Kayh, DON. Herrenberg: 
25 fl., Wolffölden, OA. Marbach: zu 29 fl. 86 fr. noch 50 fl., 
Anenftein mit Helfenberg, OA. Marbady: zu 115 fl. 36 fr. 
noch 84 fl., Großvillars, DA. Maulbronn: zu 100 fl. 3 Ir. 
noch 39 fl., Zitishaufen, OA. Nürtingen : zu 100 fl. noch 25 fl., 
Rappishäufern, DA. Nürtingen: 50 fl., leinbettlingen, OA. 
Nürtingen: 35 fl., Möglingen, DA. Dehringen: zu 40 fl. 
noch 30 fl., Pfahlbah, DA. Dehringen: zu 70 fl. noch 66 fl. 
Sleihen, DA. Oehringen: zu 50 fl. noch 80 fl, Siebeneid, 
DU. Weinsberg: zu 36 fl. nody 60 fl., Ammertsweiler, des⸗ 
ſelben OA.: zu 75 fl. noch 25 fl., Rappach, deſſelben ON.: 
50 fl., Peroufe, DU. Leonberg: 60 fl., Bartenftein, OA. Gera⸗ 
broun: 40 fl, Untergröningen, OA. Gaildorf: zu 31 fl. 30 kr. 
noch 50 fl., Ebersberg, DA. Badnang: zu 113 fl. noch 60 fl. 
Stetten, DA. Laupheim: 50 fl., Sechtenhaufen, ON. Ell⸗ 
wangen: zu 80 fl. 35 fr. noch 30 fl., Sonderbuch, ON. Mün- 
fingen: zu 30 fl. noch 7O fl., Leinzell, OA. Gmünd: zu 191 fl. 
noch 10 fl.,. Fronroth, DA. Ellwangen: zu 112 fl. noch 28 ft, 
Ielingen, DW. Neresheim: zu 10 fl. noch 50 fl., Moosbeuren, 
DU. Ehingen: 40 fl, Mörfingen, DA. Riedlingen: zu 50 fl. 
noch 50 fl., Upflamör, DA. Riedlingen: zu 30 fl. noch 36 fl, 
Heiligfreuzthal, deſſelben OA.: zu 6 fl. noch 60 fl Moos⸗ 
burg, befjelben OA.: zu 55 fl. noch 50 fl., Dietelhofen, deſſel⸗ 
ben OA.: 40 fl., Edelbeuren, DA. Biberach: zu 54 fl. noch 36fl., 


57 


Barth, DA. Nagold: 50fl., Ebersharbt, (deſſ.) OA.: 75 fl., Neu⸗ 
hätten, DU. Weinsberg: zu 250 fl. noch 24 fl., Strümpfelbad), 
DA. Backnang: zu 49 fl. 36 fr. noch 50 fl., Jux, (deſſ.) ON.: 
zu 150 fl. nod 60 fl., Lombach, DA. Freudenſtadt: zu 30 fl. 
noch 30 fl., Rettersburg, DA. Waiblingen: zu 40 fl. noch 
30 fl, Zang, DA. Heidenheim: zu 92 fl. noch 60 fl., Itzel⸗ 
berg, deſſelben OA.: zu 95 fl. nody 30 fl., Weiler, DON. 
Weinsberg: zu 30 fl. nody 55 fl., Neulautern, deſſelben OA.: 
zu 90 fl. noch 50 fl., Singen, OU. Sulz: 36 fl., Ludwigs⸗ 
thal: OA. Tuttlingen: 88 fl., Freudenthal, DA. Befigheim: 
36 fl., Dürrmenz⸗Mühlaker, OA. Maulbronn: 180 fl., Buttens 
haufen, DA. Münfingen: 100 fl, Schönaich, DA. Böblingen; 
zu 53 fl. 22 fr. noch 60 fl, Spindelmaag, OA. Leutkirch: 48 fl., 
Mühlberg, deflelben OA.: 32 fl., Berg, deſſelben OA.: 16 fl., 
Bach, DA. Ehingen: zu 25 fl. noch 70 fl., Rifed, OU, 
Biberach: 75 fl, Beersbach, DA. Ellwangen: zu 46 fl. 12 Er. 
noch 30 fl., Ellenberg, deſſelben OA.: 45 fl., Unterfchwan- 
dorf, ON. Nagold: zu 180 fl. 9 kr. noch 92 fl., Abtsgmünd, 
DA. Aalen: zu 112 fl. 24 fr. noch 180 fl., Breitenbady, ON. 
Ellwangen: zu 80 fi. nody 75 fl., Rottfpiel, veffelben OA.: 
zu 100 fl. noch 56 fl., Sroßenhub, DA. Crailsheim: zu 100 fl. 
noch 70 fl., Oberbettingen, OA. Biberad) : 25 fl., Reutlingen: 
zu 200 fl. noch 50 fl., Hornberg, OA. Gerabronn: zu 64 fl. 
noch 100 fl., Hühnerberg und Meaiftern mit Rehmühle, ON. 
Calw: zu 120 fl. noch 120 fl, Beuren, DA. Nagold: zu 80 fl. 
noch 50 fl., Oberenzthal, vefjelben OA.: zu 120 fl. noch 75 fl., 
Unterenzthal, deſſelben OA.: zu 222 fl. 30 fr. noch 60 fl, 
Klingenberg, DA. Bradenheim: zu 30 fl. noch 30fl., Frauen» 
zunmern, befjelben OA.: zu 36 fl. noch 44 fl., Kildyberg, DON. 
Tübingen: 40 fl, Schwarzenberg, ON. Treudenftadt: 50 fl, 
Loßburg, deſſelben OA.: zu 50 fl. noch 25 fl., Oberreichenbach, 
DA Calw: zu 55 fl. noch 10 fl, Seeburg, OA. Urach: 75 fl., 
Dettingen, OU. Urach: zu 38 fl. 24 fr. noch 50 fl., Diegeläberg, 
DA. Göppingen: zu 50 fl. noch 50 fl., Zwingelhaufen, OA. 
Marbach: 10 fl., Rietenau, ON. Badnang: 90 fl., Reuthin, 
DA. Oberndorf: zu 100 fl. noch 50 fl., Waldenbuch, ON. 
Stuttgart: zu 23 fl. noch 100 fl., Nedlinsberg mit Krehwintel, 
DA. Schorndorf: zu 60 fl. noch 35 fl, Magolsheim, ON. 


58 


Münfingen: zu 25 fl. no 75 fl., Böfingen, OA. Nagold: 
zu 36 fl. noch 24 fl, Buhlbronn, DA. Schorndorf: zu 70 fl. 
noch 40 fl., Buoch, deſſelben OA.: 80 fl., Hardt, deſſelben 
OA.: zu 50 fl. noch 100 fl., Steinberg mit Eſſendorf, ON. 
Laupheim: zu 56 fl. noch 20 fl., Pflaumloch, DA. Neresheim: 
zu 40 fl nod 120 fl., Sauggart, DA. Riedlingen: 20 fl., 
Bußniannshaufen, DA. Laupheim: 40 fl., Hohenberg, DA. 
Ellwangen: zu 67 fl. nody 50 fl., Braunsbach, DA. Künzelsau: 
zu 50 fl. noch 100 fl., Schrogberg, DA. Gerabronn: zu 60 fi. 
noch 100 fl., Bölgenthal, OA. Crailsheim: zn 32 fl noch 
90 fl., Kleinvilliars, OA. Maulbronn: zu 85 fl. 12 fr. nod) 
60 fl., Unterfhlehtbadh, DA. Welzheim: zu 30 fl. noch 80 fl., 
Rüffelhaufen, DW. Mergentheim: zu 60 fl. nod) 66 fl., Garn⸗ 
berg, DA. Künzelsau: zu 80 fl. nod 50 fl., Manolzweiler, 
DA. Schornvorf: zu 45 fl. noch 25 fl., Altenberg, OA. Gera- 
bronn: zu 25 fl. nody 30 fl., Neumeiler, DA. Böblingen: zu 
60 fl. noch 80 fl, Bronnholzheim, OA. Crailsheim: zu 14 fl. 
noch 70 fl., Bernharbsweiler, deſſelben OA.: zu 40 fl. noch 
75 fl., Lautenbach, deſſelben OA.: zu 125 fl. noch 50 fl, 
Unterdeufitetten, veffelben OA.: zu 148 fl. noch 48 fl., Berg- 
bronn, deſſelben OA.: zu 80 fl. noch 40 fl., Steingebronn, 
DA. Münfingen: zu 25 fl nch 75 fl., Harthaufen, OA. 
Stuttgart: zu 40 fl. noch 33 fl, Tiſchardt, OA. Nürtingen: 
80 fl., Baach, DA. Waiblingen: zu 110 fl. noch 50 fl., Bürg, 
deſſelben DA. : zu 60 fl. noch 40 fl, Effringen, ON. Nagolv: 
zu 10 ff. noch 30 fl., Hagelloch, OA. Tübingen: zu 80 fl. nod) 
40 fl., Dettenhaufen, veflelben OA.: zu 41 fi. noch 70 fl., 
Beindberg, OA. Neuenbürg: zu 120 fl. noch 80 fl. — Ge 
lammtjumme 11,673 fl. beziehungsweije einſchließlich der frü- 
heren Berwilligungen mit 40,086 fl. 51,759 fl. 

Unterm 26. September wurde von dem bifchöflihen Or⸗ 
dinariat zu Rottenburg die auf dem St. Micdhaelsberg, 
DA. Bradenbeim beftehende Seelforgeanftalt für die Tatholifchen 
Bewohner der dortigen Gegend mit Genehmigung ver K. Res 
gierung zu einer mit allen pfarrlidhen Rechten ausgeftatteten 
Pfarrkuratie erklärt. 

Am 16. Auguft traf in Marbach die von den Deutfchen 
in Moskau zu Ehren des Sciller- Jubiläums (11. Novbr. 


59 


1859) geftiftete große Glocke (Schhillerglode) ein. Sie 
wurde in Ludwigsburg auf einem beforirten Glockenwagen 
von 10 mit Schärpen verfehenen Keitern und 10 mit Fahnen, 
Blumen und Lanbwerk verzierten Wagen voll von Männern 
und Jungfrauen Marbachs abgeholt und in feierlihem Zug 
an ihren neuen Beftimmungsort geleitet, wo nad) vor dem 
Rathhauſe und vor dem Schulhaufe gehaltenen Reben bie 
von den Stiftern ſchon früher mit einer Botivtafel überſandte 
fhöne Widmungsurkunde verlefen und dann die Glocke in die 
Aleranderkirche geführt wurde, der fie fortan mit ihren fchö- 
nen Schilvereien als eine Zierde feltener Art angehören wird; 
Ein um 5 Uhr von Ludwigsburg abgegangenes Telegranım 
jeßte die Stifter von der glüdlihen Ankunft ver Glode in 
Kenntniß. 

In Weinsberg bildete ſich im Oktober ein neuer Frauen» 
verein, der es ſich zur Aufgabe ſtellte, durch jährliche Beiträge 
und Sammlung von Gaben die Ruinen der Weibertreue in 
möglichſt gutem Stand zu erhalten, die Anlagen ſchön und zweck⸗ 
mäßig herzuſtellen und für beſſere Aufſicht über die Räumlich— 
feiten zu forgen, welche dem früher beftandenen (aber feit eini- 
gen Jahren in Folge des Abfterbens oder Wegzugs zahlreicher 
Yamilien, und des allmählihen Erlahmens der Begeifterung für 
höhere Intereſſen faktifch nicht mehr exiftirenden) Verein im 
Fahr 1824 von der Staatsregierung Übrigens unter Vorbes 
halt des Heimfalls im Falle der Auflöfung des Vereins über- 
laffen worden waren. Der Verein fol namentlich barüber wachen, 
daß nicht, wie es früher Schon öfters vorfam, Die Rohheit als- 
bald wieder zerftöre, was die Pietät unterhielt und fchaffte. 


Künfte und Wiffenfhaften. 


Die Frequenz der Univerfität Tübingen war im 
Yahr 1860 folgende: 
Im Winterfemefter (Herbft) zählte man bei den ein- 
zelnen Fakultäten und zwar bei ber 
ev.th. kath.th. jurid. mebic. philof. htaatswirihſhh. zuſ. 
Inl. 132 66 57 145 68 95 
Ausl. 88 47 Bu a 145 


60 


Sommerfemefter (Öftern) 1860 
ev.th. kath th. jnrid. mebic. philof. ſtaatswirthſch. zuſ. 


Inl. 118 79 50 130 61 89 713 
Ausl. 89 53 16 16 9 3 

Zur Vergleihung damit möge dienen der Frequenzſtand ber 
Jahre eo.tb. kath th. jur. meb. phil. ſtaatew. zuſ. 


1820 (W.) Inl. 118 41 153 79 150 101 
Aus. 4 5 13 18 6 2 | 
(S.) ml. 9 40 141 83 152 109 } m 
Ausl, 42 3 15 23 7 
1830 (W.) Inl. 253 117 87165 107 
Ausl. 20 43 413 1 
(S.) Inl. 184 121 93157 158 
Aust. 14 50 6 15 4 
1840 (W.) Inl, 123 56 128 116 176 
Aus. 233 6 13 4 6 
(S.) Int. 143 102 103 130 103 
Us. 3 4 17 8 5 
1850 (W.) In. 102 88 171 101 161 
Yusl. 277 43 29 19 12 
(S.) Inl. 116 120 180 93 93 
Yusl. 38 42 225 18 12 
Auf der Alademie zu Hohenheim murben feit 
ihrer Gründung im Jahr 1818 bis jett im Ganzen 2716 
Studirende, 2130 Landwirtbe und 586 Yorftwirthe infcri- 
birt, nämlid 746 Rand» und 435 Forſtwirthe zufammen 1181 
GStubirende aus Württemberg, 315 8. und 13 F. zuf. 328 
Stud. aus Preußen, 151 2%. und 6 %. zul. 157 Stud. ans 
Defterreih, 119 2. und 42 F. zuf. 161 Stud. aus Bayern, 
80 L. und 17 F. zuf. 97 Stud. aus Baden, 63 L. und 1%. 
zuf. 64 Stud. aus Heffenkaffel, 42%. und 3 5. zuf. 45 Stud. 
aus den ſächſiſchen Herzogthümern, 39 2. und 1 F. zuf. 40 
Stud. aus dem Königreih Sachſen, 34 8%. und 1%. zul. 
35 Stud. aus Hannover, 33 8. aus Frankfurt a. M., 32 L. 
und 1 %. zuf. 33 Stud. aus Heſſendarmſtadt, 27 2. aus Meck⸗ 
Ienburg, 19 2. aus Schleswig. Holftein, 18 L. aus Hamburg, 


|EIEI EI Burn 


*) worunter 1 jüdiſcher Theolog Inlänber. 


16 8. und 1 5. zuf. 17 Stud. aus den Nieberlanden und 
Luremburg, 12 2. aus Braufchweig, 12 2. und 1 F. zuf. 13 
Stud. aus Raffau, 11 8. und 1 F. zuf. 12 Stud. aus Bre- 
men, 9 8. aus Waldeck, 8 8. aus Oldenburg, 6 2. aus den 
Anhaltiſchen Herzogthümern, 6 8. aus ven Lippe’fchen Fürſten⸗ 
thümern, 6 2. aus Lübed, 3 2. aus Reuß und Schwarzburg, 
ferner 103 2. und 50 F. zuſ. 150 Stub. aus der Schweiz, 
127 2. und 4 F. zuf. 131 Stud. aus Rußland, 20 8. aus 
Schweden, 22%. und 6 5. zuf. 28 Stud. aus Frankreich, 
16 2. und 2 F. zuf. 17 Stud. aus Serbien, ver Moldau und 
Wallachei, 9 8. und 1%. zuf. 10 Stud. aus Belgien, 9 L. 
und 1 F. zuf. 10 Stud. aus England, 2%. aus Griechenland, 
128. aus Spanien, 1 L. aus Neapel, 1°. aus Kleinaſien, 
1 8 von Cap der guten Hoffnung, 2 2. aus Nordamerika, 
12. aus Brafilien und 1 2. aus Neuſüdwales, alfo im Gan⸗ 
zen 1535 Ausländer und zwar 1384 2. und 151%. Im Yahr 
1860 ftubirten und zwar im Winterjemefter 40 inländ. und 
75 ausländ. zuf. 115 2., 33 inländ. und 2 auslünt, zuf. 35 F., 
im Ganz. aljo 150 Stud. und im Sommerjemefter 32 inländ. 
und 65 ausländ. zuf. 97 2, und 23 inländ. und 1 ausläud. %., 
im Ganzen alſo 150 Stud., wobei übrigens die zahlreichen 
Hofpitanten, die ſich nur kurze Zeit in Hohenheim aufhielten, 
nicht gerechnet find. Zur Bergleihung kann dienen der Fre⸗ 
quenzitand von den Jahren 
1840 Sommerfemefter (103 Stud.) 23 inl. und 53 ausl. zuf. 
76 2. und 21 inl. und 6 ausl. zuf. 27 F. 
Winterjemefter (108 Stud.) 26 inl. und 50 ausl. zuf. 
76 2. und 26 inl. und 6 ausl. zuf. 32 9. 
1850 Sommerfemefter (92 Stud.) 36 inl. und 43 ausl. zuf. 
79 L. und 10 inl. und 3 ausl. zuf. 13 F. 
Winterfemeiter (105 Stud.) 37 inl. und 48 ausl. zuf. 
85 2. und 16 inl. und 4 ausl. zuf. 20 F. 

Auf ven Aderbaufhulen, von welden vie Hohen- 
hbeimer im Jahr 1818 durdy Einberufung von 10 je 14jähs 
rigen Knaben aus dem Stuttgarter Waifenhaufe gegründet 
und 1829 zur Aufnahne von 25 wenigftens 17jährigen Jüng⸗ 
lingen aus dem Bauernflande mit 3jährigem Eurfus erweitert 
wurde, während die zu Ellwangen und Ochſenhauſen 


62 


(für Jagſt- und Donaufreis beftimmt) erft im $. 1843 und 
endlich die zu Kirchberg (für den Schwarzwaldkreis) erft im 
April 1851 eröffnet wurden, fanden bis jet 315, beziehungs- 
weile 73, 80 und 51 zuſ. aljo 519 Landwirthe Unterricht, von 
denen 186 auf ten Nedarfreis, 113 auf den Schwarzwal: 
freis, 105 auf ten Jagſtkreis und 120 auf den Donanfreis 
zuf. alfo 514 auf das Inland fielen (nebft 5 Badenſern umd 
Hohenzollern). 

Der Staatsaufwund für die Zwede der Bols— 
bildung beträgt für das Jahr. 18°%/so 669,627 fl. 58 Fr. Für 
die Univerfität Tübingen betrug der Aufwand 118,500 fl., 
ber für Reifeunterftügungen 2500 fl., für Staatsftipendien 
4957 fl. 30 fr., für die öffentlihe Bibliothel, Münz-Alterthil- 
mer und Naturalien-Cabinet 23,800 fl., Kunſtſchule, Unter- 
ſtützung junger Künftler zur meiteren Ausbildung auf Reifen, 
Kunftfammlungen 2c. 16,406 fl., Confervatorium der Denk⸗ 
mäler der Kunft und des Altertbums in Württemberg 700 fl., 
Gymnaſien, Lyceen und andere Inteinifche Lehranftalten 
101,420 fl. 30 fr., für bie polytedhnifhe Schule 35,150 fl., 
Baugewerbeſchule in Stuttgart 6,525 fl., Realjchulen 34,860 fl., 
gewerbliche Yortbildungsichulen 14,000 fl., Alterszufagen und 
Gehaltsaufbefferungen für Lehrer an Gelehrten» und Real. 
fchulen 23,054 fl. 30 fr., land» und forftwirthichaftlihe Fakul⸗ 
tät in Hohenheim 12,332 fl. 18 fr., Aderbaufchulen in Ell⸗ 
wangen, Ochſenhauſen und Kirchberg 5975 fl. 40 kr., Thier⸗ 
arzneifchule 7300 fl, für das Elementarfchulwefen und zwar 
für Schullehrerfeminare 32,056 fl., Unterftügung an Privat- 
ſchulamtszöglinge 10,621 fl. 15 kr., Aufwand für Volfsfchulen 
und zwar evang. an Befoldungen der Schuldiener 25,389 fl. 
51 kr., an Entihädigung für Einlommensverlufte dur Ab- 
Iöfungen 2066 fl. 58 kr., an, jonftigem Aufwand 7736 fl. 39 kr., 
ſodann für kath. Volksſchulen an Befoldungen der Schulpiener 
12,843 fl. 53 fr., an Entſchädigung für Einkommensverluſte 
durch Ablöfungen 1,200 fl., an fonftigem Aufwand 9,817 fl. 
85 kr., an Alterszulagen für Schullehrer und Beiträge an 
Gemeinden zu den Gehalten ihrer Schulftellen 103,000 fl., für 
die Erziehbungshäufer und zwar für die Waiſenhäuſer 46150 fl., 
für Taubſtummen⸗ und Blinden-Anftalten 11,252 fl. 50 Ir. 


63 


Der Berein für Haffifhe Kirchenmuſik in Stutt— 
gart, welcher nun feit 13 Jahren befteht, und von Kleinen An⸗ 
fängen aus unter uneigennügiger Mitwirkung der erften Stutt- 
garter Geſangskräfte allmählich auch Die größten Tonwerke älterer 
und neuerer Meifter in ven Bereich feiner regelmäßigen Auf- 
führungen zu ziehen und fie fo mit vollftändiger Orchefter- 
begleitung aud) dem größeren Publikum zu Gehör zu bringen 
vermochte, findet in der Hauptftabt und in deren nächfter Um- 
gebung, wie die zahlreichen in neuerer Zeit vorgekommenen 
Beitritte zu demfelben befunden, vervientermaßen mehr und 
mehr Anklang, 

Der nun feit 4 Jahren beftehenve Verein für hriftliche 
Kunft in der evang. Kirche Württembergs, welcher fi, durch 
das Wohlwollen der landeskirchlichen Behörde vielfady unter- 
ftügt, einer gebeihlihen Entwidlung und wie jowohl die Zu—⸗ 
nahme jeiner Mitglieder, als auch die Zahl und Bedeutung 
der aus allen Theilen des Landes und felbft von auswärts 
an ihn gerichteten Geſuche deutlich beweist, immer größerer 
Anerlennung zu erfreuen bat, hielt am 23. Auguft feine 
beurige Generalverfanmlung zu Stuttgart. Nach feinem 
Rechenſchaftsbericht erftrecdte ſich feine berathende Thätigkeit 
auf 26 einzelne Kirchen, bei welchen es ſich theils von 
der Ausarbeitung von Entwürfen zu Neubauten und Umbau—⸗ 
ten, theil® von der Abgabe von Gutachten über ſolche han 
delte. Der leitende Gedanke bei dieſer mannigfahen Arbeit 
war, bie reinen Grundſätze einer würdigen Einrichtung chrift- 
licher Kirchen in jedem berechtigten Bauftyl jeftzubalten und 
diefen Normen das Neue gründlich anzupafien, das ſchon Vor⸗ 
bandene wenigftens anzunähern, in beiden aber mit der freien 
Umficht zu verfahren, welche die Gefammtheit der lofalen Ver⸗ 
hältnifje zu beachten fucht. Außerdem wurde der Verein für 
Herftellung von Gemälben, bejonders Glasgemälden, und für 
Errichtung neuer beziehungsweife Renovirung alter Ranzeln 
und Taufſteine vielfad) in Anfprucdh genommen; audy feine Ber- 
mittlung für Beſchaffung von kirchlichen Gefäffen aller Art, von 
Kanzeln, Altären und Zauffteinen und von Erucifiren wurde 
jehr häufig geſucht. Der Ausfhuß hat fi zu diefem Behufe 
mit tüchtigen Zabrilanten in’8 Benehmen gejeßt und ift in 


64 


Berbindung mit dem Berliner Verein für religiöfe Kunft fort- 
während bemüht, einfache ſchöne Formen zur Auswahl beizu⸗ 
ſchaffen. Befonders förderlich für Die Zwecke des Vereins ift 
ed, daß er zur Aufbewahrung feiner Sımmlungen und Mufter 
und zur Niederlage der von ihm vermittelten Entwürfe von 
Kirchenbauten, Gefäffen u. f. w. durch Einräunung der alten 
Kapelle des biefigen Bürgerhofpitals ein eigenes Lokal erhielt. 
Nach erfolgter Verlefung des Rechenſchaftsberichts wies das 
Ausihußmitglied Oberbaurath Leins an der Hand der über 
verjchievbene von ihm entworfene Kirchenbauten vorgelegten 
Pläne, Riſſe und Berechnungen nad, wie in ben einzelnen 
vorgelommenen Fällen oft mit den einfachften Mitteln tie 
Iofalen Schwierigkeiten überwunden, den vorhandenen Mangel 
abgeholfen und doch zugleich ven äſthetiſchen Rückſichten Rech⸗ 
nung getragen worden fei und erntete dafür allgemeinen Bei⸗ 
fall über die Sachkenntniß, Umfiht und Scharffinn, die er hie⸗ 
bei an den Tag gelegt. Darauf wurden die von verjchiedenen 
Fabrikanten mitgetheilten Kirchengefäffe und Crucifixe geprüft 
und ſchließlich die häufige Unzulänglichleit des Raums auf der 
Orgelempore für Aufftelung eines Singchors erörtert, wobei 
als Hauptgrund die meiftens weit Über das Bedürfniß ver 
Zufammenhaltung des Kirchengeſangs hinausgehende Größe 
der Orgeln hervorgehoben wurde. Zugleich kam hiebei die Sprache 
auf die paſſendſte Form für die neuzubauenden proteftantifhen 
Kirchen überhaupt, als welche Oberbaurath Leins für unfer 
Land namentlich die Annäherung an die quadratifhe Form, 
ftatt der langgeftredten empfahl, da die Wahl der in akuftifcher 
Hinfiht wegen der gleichen Entfernung aller Zuhörer von ber 
Kanzel beiten Form des Halbkreifes häufig ans lokalen Grün- 
den nicht als zuläffig erfcheine. Schließlich wurde der Ausſchuß⸗ 
antrag, jedes Verwaltungsjahr durch eine Stiftung heiliger Ge⸗ 
fäfle in evlem Metall und reiner Form aus den Mitteln der 
Vereinskaſſe an irgend eine nachweisbar bevürftige Gemeinde 
zu bezeichnen, einftimmig zum Befchluffe erhoben. 

Wie in früheren Jahren, fo war auch heuer wiener im 
Lofale des Kunftvereins dem kunſtliebenden Publikum ein 
großer Genuß geboten durch die Ausftellung einer großer An⸗ 
zahl von Bildern, welche der Münchener Berein in neuerer 


65 


Zeit angelauft hatte. Bejondere Aufmerkjamfeit wurde babei 
allgemein dem von A. Bauer gefertigten „Haidehügel“ um der 
trefflihen Behandlung von Luft und Wolfen und der harmo⸗ 
nifhen Stimmung des Ganzen willen, der von 2. Medien- 
burg gefertigten ſchönen „Parthie der Rialtobrüde in DBene- 
dig“, der anmuthigen „Heimkehr der Genoveva« von Karl 
Moßdorf, der von Robert Hed gemalten „Gegend von Stutt- 
gart# und ber von 2, Siegwart ausgeführten „Anficht der 
Stadt Stuttgart gejchent. 

Auch die Geſellſchaft das Bergwerk veranftaltete eine 
Ausftellung von Gemälden, melde dem Kunftfinn zahl» 
reicher Beſchauer große Befriedigung gewährte. Das jchönfte 
Gemälde war das von Sr. Majeftät für die Dauer der Aus⸗ 
ftelung überlaffene Gemälde des Gottlieb Schid „das Opfer 
Noah8“, das ebenſo reich an großartigen als anmuthigen Mo- 
tiven Durch die wohlthuende Durchdringung des modernen 
hriftlichen Geiftes mit der Schönheit antiker Yornı Auge und 
Gemüth des Beichauers gleich fehr feſſelte. Im Mebrigen waren 
die veutichen Schulen von der Schule des Johann van Eyf bis 
zu Holbein und Kranach durch gelungene Proben vertreten. Auch _ 
werthvolle Bilder aus der italienischen und fpanifchen Schule 
waren ausgeftellt. Gleichfalls reich vertreten war bie niever- 
ländiſche und franzöfiihe Schule. Bon den veutfchen Mei- 
ftern des vorigen Jahrhunderts ſprach hauptjüchli Das Gr. 
Majeftät gehörige prachtoolle Bildniß der Kaiferin Marie Feo— 
borowna von Rußland an. Berhältnifmäßig am wenigften 
vertreten waren die vaterländifchen Meifter. 

Im September ließ diefelbe Künftlergefellichaft diefer Aus- 
ftellung von Gemälden eine im Königsbau zu Stuttgart veranftal« 
tete Ausftelung von Alterthümern aller Art, befonvers 
Möbeln, Geräthen, TZeppichen, Gewändern, Porträts (als Koſtüm⸗ 
bildern), geſchichtlich denkwürdigen Reliquien u. f. w. aus ber 
Zeit vom 15. bis 18. Jahrh. folgen, eine Ausftellung, deren 
Werth für die Kenntniß der Kunftinduftrie vergangener Zeiten 
und der äußeren Sitte unferer Vorfahren in der That hoch 
auzufchlagen ift, zumal va hiedurch neben dem biftorifchen 
oder theoretifchen Intereſſe auch ein wejentlich prattiſches be⸗ 

Württ, Fahrb. 1860. 18 Heft. 


66 


friedigt wird, foferne ven Runftinpnftriellen und den Gewerbs⸗ 
männern unferer Tage auf diefe Weiſe die Anſchauung ge⸗ 
ſchmackvoller Vorbilder, beſonders aus der Zeit ver Renaiſſance, 
ermöglicht wurde. Es füllte diefe Ausftellung von Alter: 
thümern funftbiftorifhen Werth beinahe zwei: ganze 
Säle des zu dieſem Behufe eingeriumten Königsbaues. 
Unter den 413 Nummern, welde ter Katalog aufführte, 
befunden fi eine Menge ſchöner und intereffanter Alter 
thümer; neben ten Spinnrädchen, ber Bettftelle und dem 
Ueberwurf aus dem 17. Jahrh. erblidte man beſonders treff- 
liche Paftellimalereien, altveutfche Bilder und Altäre, Fauteuils, 
Sefjel, Kommode, Tiſche, Kannen, Triukgefäſſe aller Art, 
Holzfiguren, Vaſen, Schmudfäftchen, Uhren, Kandelaber, Leuch⸗ 
ter, ſchön verzierte Käften, Spiegel, Konfole, Waffen, Schilve, 
Speere, Hauben, Schüſſeln, Löffel, Steigbügel, herrliche 
Trink⸗ und Jagdhörner aus dem 14. bis 15. Jahrhundert, 
foftbare Schriften und Meßgewänder, und fonftige Gegenftände 
der verfchienenften Art. Unter ven Gemälpen find hervorzuheben . 
die Porträts der noch immer im Volksmunde fortlebenben Gräfin 
Branzisfa von Hohenheim, der Herzogin Marie Auguſte, der 
Mutter des ritterlihen Herzogs Karl und des vielgepräften 
Landſchaftskonſulenten 3. J. Mojer (von welch’ Letzterem wicht 
nur jene befannte jo oft als Feder benügte Lichtſcheere und 
zwei feiner Handſchriften ſdas eine Blatt mit Tinte, das au« 
dere mit jener Lichtſcheere befchrieben], fondern auch ber ihm 
einft nad, feiner Freilaffung geſchenkte Bolal zu jehen waren), 
ferner die Bilder der Herzoge Ulrichs, Chriftophs und Karl 
Eugene, Ouftav Adolphs, Gottfrieds von Müller, ber 
einft berühmten Sängerin Baletti u. |. w. Nicht minder in⸗ 
tereffant waren die von der Handbibliothek mitgetheilten alten 
Manuſcripte 3. B. das Pfalterium des Landgrafen von Thü⸗ 
ringen (um 1200 gefchrieben), ein Meßbuch, eine Minneſän⸗ 
gerhandichrift, ein Calendarium mit dem Evangelium aus dem 
14. Yahrh., ferner das von der Stabt Rottweil dem Kaiſer 
Konrad III. geſchenkte og. goldene Buch von Rottweil und 
eine der äÄlteften Exemplare des Freidank, ein ehemals 
einem zu Guſtav⸗Adolphs Armee übergetretenen früher kaiſer⸗ 


67 


lichen Offizier, Namens Gutermann, gehöriger Weinkrug mit 
einem Ablaßpfennig auf dem Dedel, eine Geißel aus einem 
Tranzistanernonnenklofter aus dem 15. Jahrh., eine fpanifche 
Wand mit den 12 Monaten und ihre Hauptbefhäftigung dar⸗ 
ftellenden Dtalereien in Del auf Leinwand, ein von Albrecht 
Dürer berrührender Holzſchnitt, das Bild eines Ulrich von 
Barnbüler vorftellend, ein aus dem 17. Jahrh. herrührender 
Stammbaum des württ. Regentenhaufes, eine vom K. Haus- 
und Staatsarchiv mitgetheilte Sammlung von Siegeln, worunter 
die Reiterfigille zweier Herzoge, Eherhards des Greiners und Ul- 
rih8 von Württemberg vom Jahre 1361, ferner ein gemaltes 
Altarblatt der Schloßlapelle zu Yangenargen, ein gemalter Kla⸗ 
vierbedel (aus dem 17. Jahrh.), eine Anbetung der heiligen 
drei Könige, eine Dreieinigfeit, mehrere Glasgemälde aus dem 
14. bis 17. Jahrh. und mehrere herrliche Seideftidereien, von 
denen die heilige Familie auf der Flucht nach Aegypten und 
eine Trauer um Chrifti Leichnam beſonders anzog. Ferner 
find anzuführen: ein aus Silber⸗, Golddraht und Seide ge- 
wirktes Reliefbild, David vor Saul Harfe jpielend, ein ge⸗ 
ſticktes Altartuch mit der Yahrszahl 1557, eine Maria mit den 
Chriſtuskinde barftellend, ferner Ehriftus, die Teufel austrei« 
bend, die Schlacht von Deffingen en relief, eine Geißelung 
Chriſti und ein Altarkäftchen mit Chrifti Kreuzigung, beide 
aus Elfenbein gefchnitt, eine ſchöne gothiſch geſchnitzte Maria's 
Tod vorftellende Altartafel, ein gothifches Holzſchnitzwerk, den 
St. Laurentius anf dem Roſte zeigend. Nicht minder merk⸗ 
würdig ift ein filbernes und vergolvetes Kreuz in gothifchem 
Styl (eines der erften Meifterwerte des Mittelalters) und ein 
großer gothifcher Altar mit Flügelthüren, auf dem vor einem 
vergoldeten Reliquienkäſtchen aus dem 15. Jahrh. eine herr⸗ 
liche gothifhe Monftranz fteht, welch' beide Gegenſtände, 
Kreuz und Monftranz, der Kirche zu Weil der Stadt gehören. 
Auch die der Stadt Reutlingen gehörigen zwei Meßgewänder 
aus dem 15. Jahrh., jo wie die Seiner Majeftät gehörigen 
Segenftände, ein gothifches Trinkhorn mit Dedel aus dem 
15. Jahrh., ein prachtvoller Pokal, deſſen Trinkgefäß aus Perl⸗ 
muſchel und deſſen Fuß aus eine Falkenjagd vorſtellenden 
5 * 


68 


Figuren von Silber gebilvet ift, eine Platte italienifher Ar- 
beit mit einem bie Erhebung der heiligen Cäcilie zum Himmel 
varftellenden Gemälde, eine aus Elfenbein geſchnitzte Kanne 
"mit goldenem Dedel und mehrere Vaſen mit durchbrochener 
Arbeit aus der Meißener und Ludwigäburger Fabrik zogen bie 
Blicke zahlreiher Beſucher in gleicher Weife auf fi. Eine 
wunderſchön cifelirte eiferne Geldkaſſe aus dem 15. Jahrh., 
eine mit Bronzeverzierungen gefhmüdte Schatlafle aus dem 
16. Jahrh. und ein aus Elfenbein gejchnigtes Jagdhorn aus 
dem 14. Jahrh. hatten gleichfalls Hohen Kunftwerth. Unter ven 
zahlreichen Möbelftücen verdient befondere Erwähnung ein aus⸗ 
gezeichnet ſchöner Kaften mit eingelegter Holzarbeit (vom Jahr 
1569) und ein Saften aus Ebenholz von fehr kunſtvoll ge⸗ 
fchnißter Arbeit, fowie ein Ovalfpiegel mit gefchnigtem reichem 
Renaiſſance-Laubwerk und ein länglichter Spiegel mit ardhitel- 
tonifhen Verzierungen und Laubwerk, eine Heine gejchnigte 
Conſole mit einer Reiterftatue, ein gejchnigter Tiſch und zwei 
in Holz gefchnigte Kandelaber (aus Ludwigsburg). Unter ben 
Waffen fiel am meiſten das Schwert des edlen Herzogs Eber- 
hard im Bart in die Augen. Unter ven fonftigen hiſtoriſch 
intereflanten Gegenſtänden find beſonders erwähnenswerth die 
vom Herzog Ulrich der Tübinger Mebgerzunft für ihre Treue 
gefchenkte Sahne, tie der Fühnen Bürgermeifterin Barbara 
Künkelin zu Schorndorf von dem dortigen Magiftrat verehrte 
füberne Kaffe und Milchkanne, das Weinglas des lebten im 
Piarrhaufe zu Mariabronn, DA. Tettnang, im Jahr 1780 
in Armuth verftorbenen legtregierenden Grafen von Montfort, 
bie mit dem Wappen feiner Familie gezierte Wiege und pas 
Porträt des berühmten Stuttgarter Stiftspredigers Dr. Lothar 
(Lotharius), ferner Denkmünzen mit ven Bilpniffen Guftav 
Adolphs, Wallenfteins, Karls V. u. f. w. 

Die alljährlich ftattfindende rhein iſche Kunſtausſtel⸗ 
lung führte aud) heuer wieder (im Juli) dem Publikum eine 
große Anzahl tüchtiger, ſelbſt hervorragender Bilder vor, bie 
übrigens größtentheild dem von ben BZeitumftänden noch am 
meiften begünftigten Lanpfchaftsfacdhe angehörten. Bon 387 
Nummern waren aber nur 9 dem Gegenftande nad) der bifto- 


69 


rifhen Malerei, dagegen 100 dem Genre und 227 der Land⸗ 
ſchafts⸗ und Architekturmalerei zuzuzählen. Die Thiermaleret 
war nur durch 20 Bilder von vorwiegend landſchaftlichem 
Charakter vertreten. Sogenannte Stillleben fanden ſich 10, 
Aquarellen, Farbendrücke, Rupferftiche u. ſ. w. 21. Unter den 
der religiöfen Kunft angehörigen Gemälden fanden am meiften 
Beifall die Bilder „Maria Ellenriever" in Conftanz, „ein 
Engel“ und die „heilige Jungfrau Marias, unter den Pros 
dukten der beutichen Geſchichtsmalerei vie „erfte Begegnung 
des Kaifers Joſeph II. und Friedrichs des Großen“ von Men- 
zel, unter den Landſchaften und Architefturgemälven die „Arena 
zu Venedig“ von Jank, „Regen und Sonnenfhein« von Stade⸗ 
mann, „Gewitter nad Sonnenuntergang“ von Remi van Haa⸗ 
nen, das »bayrifche Hochgebirge” von Morgenftern, die „An 
fiht vom Conterfee« von Lange, die „Waſſerfälle zu Allerhei⸗ 
ligen« von Schirmer, das „Amphitheater zu Pola« von Tank, 
das „Jagdſchloß⸗ von Peters, und unter den Genrebilvdern 
ndie Waifen* von Bäuerle, „die Stiderin« von Epp, „bie 
Badenden“ von Coomans, „die Idylle⸗- von Grund, adie 
Mähderin“ von Beifchlag. 

Zu Tübingen hielt am 29. Juni ver Berein für 
vaterlänvpifhe Naturkunde in Württemberg feine 
zahlreich bejuchte 15. Generalverfjammlung. Auf verfelben ka⸗ 
men nad dem von Prof. Dr, Fraas verlefenen Rechenſchafts⸗ 
bericht, demzufolge bie Zwede des Vereins auch im verfloffenen 
Jahre, vielfach geförvert wurden, die Zahl der Vereinsmitglies 
ber fich ziemlich gleich blieb und die finanziellen Verhältniffe 
des Vereins ſich in erfreulihen Zuſtande befanden, zunächſt 
Gedächtnißreden des Prof. Dr. Quenſtedt auf den F Prof. 
der Chemie, Dr. Chriftian Gmelin und bes Oberſtudien⸗ 
raths v. Kurr auf den F Apothefer Weismann in Stuttgart 
und Prof. Dr. Hochftetter in Eplingen, zum Vortrag; fodann 
ſprachen Prof. Dr. Luſchka aus Tübingen über ein von ihm 
entdedtes brüfenartiged® Organ zwifchen den unteren Musteln 
des menſchlichen Maſtdarms, Oberftubienratb von Kurr 
über die Einrichtung von Meeraquarien und die Bevölkerung 
der verſchiedenen Zonen des Meeres, Bergraty Schübler - 
über das Fortſchreiten der Steintohlenbohrverfuche in Würt- 


72 


dem 14tägigen Curs im Obftbau im Oktober 1860 betheiligten 
fih 28 Lehrer, welche, nachdem ſie eine öffentliche, in allen 
Theilen befriedigende Prüfung glei ven Zöglingen erſtanden 
hatten, ſich in ihre Heimath zurüdbegaben. Den Lehrzweden 
ftehen eine reichhaltige Bibliothek, fo wie umfaflende Samm⸗ 
lungen, die Baum- und Rebſchule, die Spalierr, Pyramiden⸗ 
zucht, fo wie größere Ausvehnungen hodftämmiger Obftan- 
lagen zu Gebot. Im Sept. 1860 war im Inſtitut ein eigener 
Dörreurs, behufs der Erlernung von rationellem Obftbörren 
für Aufſeher von Gemeindeobſtdörren veranftaltet, welcher von 
verſchiedenen Gemeinden beſchickt wurde; von legteren haben 
mehrere die neu und fehr zmedmäßig conftruirte Lucas'ſche 
Gemeindeobſtdörre eingerichtet, weldhe nach eingelaufenen Be⸗ 
richten bis jet als unübertroffen fi) bewährt hat. Der Um- 
Sag, welchen das Inftitut Schon im erften Jahr aus der Baum⸗ 
fhule durch Edelreiſer, Wilblinge, Sträucher, Erpbeeren, aus 
Gemüſen, Saamen, Obſt ıc. erzielte, betrug 1495 fl. 49 kr. 
Wie im erften Jahr auf 1 Morgen des Areals eine Baum- 
ſchule mit 10,000 Bäumchen angelegt wurde, fo wurden im 
zweiten Jahr 2 Morgen mit 20,000 Bäumchen bepflanzt, 
weldhe nad Berfluß von 6—7 Jahren als Hodftämme abge- 
geben werben fünnen. — Eben fo haben die Wildlingzuchten 
im zweiten Jahre bedeutend an Auspehnung gewonnen, fo 
daß in dieſem Yahre etwa 200,000 Wilblinge gezogen wurben. 
Die Frequenz der Zöglinge ift ebenfalls im Wachſen; waren 
es im erften Jahre 24 Zöglinge, fo. zählte das zweite Jahr 
im März ſchon 37 Zöglinge. Diefelben gehörten folgenven 
Ländern an: Baden, Bayern, Hannover, Heflen, Lichtenftein, 
Luxemburg, Defterreih, Preußen, Norwegen, Rußland, Schweiz, 
Württemberg. 

Auf Veranlaſſung der K. Eentralftelle fand im Augnſt 
zum erften Dale eine Ausftellung der Arbeiten ber 
Zöglinge der gewerblihen Winterabenpfhulen 
oder Fortbildungsſchulen ftatt, welde ihre Namen bes 
tanntli daher haben, daß fie eine angemeflene Fortbildung 
ber ber Volksſchule entwachfenen Jugend bezweden und fo eine 
immer empfinblicher gefühlte Lüde in unferer Volksbildung 
auszufüllen berufen find. Solcher Schulen zählt man derma⸗ 


13 


len im Lande 99 (32 im Redarkreis, 24 im Schwarzwalbfreis, , 
19 im Jagſtkreis und 24 im Donaufreis). Nur 3 Oberamts« 
bezirte Marbach, Diergentheim, Münfingen befigen noch keine, 
Dagegen befinden fich in den Oberämtern Badnang, Befigheim, 
Saulgau und Stuttgart Amt je 4, in den Oberämtern Na⸗ 
golt, Nedarfulm und Stuttgart Stadt je 3, in den Oberäm⸗ 
tern Balingen, Blaubeuren, Böblingen, Freudenſtadt, Geis» 
lingen, Gerabronn, Heidenheim, Kirchheim, Ludwigsburg, 
Neresheim, Neuenbürg, Oberndorf, Tuttlingen, Riedlingen, 
Rottweil, Tettnang, Urach, Waiblingen und Wangen je 2, und 
in den übrigen 31 Bezirken je 1. Bon dieſen 99 Schulen 
hatten 89 die Austellung beſchickt, fie zählten zufammen 85 
Lehrer und 4375 Schüler, von denen 639 Arbeiten einjanbten 
und un die ausgeſetzten Preife concurrirten, nämlich aus dem 
Nedarkreis 10 Schulen mit 31 Xehrern, 1752 Zöglingen und 
212 Concurrenten; aus dem Schwarzwaldfreis 14 Schulen mit 
mit 22 Lehrern, 946 Zöglingen und 172 Koncurrenten, aus 
dem Jagſtkreis 5 Schulen mit 7 Lehrern, 335 Zöglingen und 
53 Concurrenten, und aus dem Donaufreis 10 Schulen mit 
25 Lehrern, 1342 Zöglingen und 202 Concurrenten. Bon 
ber Geſammtheit diefer Schulen Tonnten nur 4 wegen mangels» 
hafter Arbeiten nicht mit Preifen oder Belobungen bedacht 
werben; 21 erhielten 32 Preife erfter, 22 aber 61 Preife zwei« 
ter Claſſe und 131 Belobungen. Bon diefen Auszeichnungen 
fielen auf den Nedarkreis 13 Preife erfter, 15 zweiter Claſſe 
und 29 Belobungen, auf den Jagſtkreis 1 Preis erfter, 6 
Preiſe zweiter Clafje und 14 Belobungen und auf ven Donaus 
kreis neben 24 Belcbungen 8 Preife erfter und 13 Preife 
zweiter Claſſe. Unter den einzelnen Bezirken zeichneten. fich 
befonders aus: 

Stuttgart mit 8 Preifen I, EL, 27 Pr. II. Cl. und 52 Belob. 


Heilbron „ 4 " 5 " 9 „u 
Rottenburg n 5 „ 2 n " 4 
Ravensburg v 6 1) 3 u 0) 4 
Biberach n 4 ” n 2 n " 4 9 
Kotiweil „1 nm n Tn n ee? 
Smind „ 1 " 3 " u 8 n 
Ulm n 1 U) 4 n n D — 
Eplingen „1 n 2 — n 7 


74 


Die größte Schülerzahl an den in Concnrrenz getretemen 
Schulen hatten Stuttgart (1085), Ulm (581), Heildronn (209), 
Kirhheim (102), Gmünd (187), Rottweil (163), und Lud⸗ 
wigsburg (146). Die meiften Concurrenten aber lieferten 
bie Schulen zu Stuttgart (100), Ravensburg (63), Notten- 
burg (61), Ulm (54), Heilbronn (36), Waldſee (34) und 
Gmünd (31). 

Ebenfalls auf Beranlaffung der K. Eentralftelle für Ge⸗ 
werbe und Handel fand in deren Amtslofal vom 27. Septbr. 
an zum erften Male eine Ausftellung von Arbeiten der 
Zöglinge in Volksſchulen ftatt. Hervorgerufen wurde 
diefelbe durch eine bedeutende Stiftung eines Baterlannsfrenn- 
bes, welche zu Preijen für die bei ihrem Unterricht die Theorie 
mit der Praris am zwedmäßigften verbindenden und fo ihre 
Zöglinge fhon in der Volksſchule am beften für die fünftige 
berufliche Ausbildung vorbereitenden Volksſchullehrer verwen⸗ 
det werden ſoll. Dieſe für Eltern und Lehrer gleich interef- 
fante Schulaugftelung wurde von 31 Volksſchullehrern bes 
[hit und bot ein getreues Bild von den verfchiebenen Lehr⸗ 
methoren und deren Erfolgen, war auch überbieß durch vie 
von ‚der gedachten Behörde veranlafte gleichzeitige Ausſtel⸗ 
lung der zwedmäßigften in ven Schulen Englands zur An⸗ 
wendung kommenden Lehrmittel wegen der hiedurch ermöglich- 
ten Bergleihung ungemein lehrreich. Was die Schular- 
beiten felbft anbelangt, fo waren befonders 3 Aufgaben won 
ben Lehrern, welche einen ber 5 ausgefegten Preife für bie 
beften in dem vorigen Winterhalbjahre bei ihren 10 — 14jäh⸗ 
rigen Schülern erzielten Erfolge (20—60 fl.) erlangen wollten, 
zu löſen: gute Einübung in die Elementarfächer im Allgemei« 
nen, zwedmäßige Herbeiziehung eines für das Ermwerbsleben 
bildenden Stoffs zu dieſer Einübung und Ausbildung im 
Zeichnen als einer der nothwendigſten Grundlagen aller Volks⸗ 
bildung. In leßterer Beziehung zeichneten ſich beſonders die 
Mittelfchule zu Freudenftadt (dieſe Hauptfächlich Durch einfache 
durchaus praftifche Methode und durch die Menge und Mans 
nigfaltigkeit der bdießfälligen Arbeiten), zu Heilbronn (diefe 
namentlich durch die zwedmäßige Verbindung der praftifchen 
Anwendung mit der allgemeinen Formübung) aus; nächſt ihnen 


15 


fanden aber auch die guten Arbeiten der Schüler zu Bopfingen 
und Ehingen a. d. D. allgemeine Anerkennung. Was die Hers 
beiziehung geeigneten Stoffs zum Elementarunterricht betrifft, 
fo zogen befonders die Leiftungen der Mittelichulen zu Freu⸗ 
denftadt, Walpfee und Hohenbach (O.A. Künzelsau) durch das 
zweckmäßige, überbieß in der anregendſten Weife erfolgte An⸗ 
knüpfen des formalen Unterrichts an’s frifche thätige Leben 
die Aufmerkſamkeit ver Beſucher auf fih. Doch waren e8 
aufer den genannten Schulen nody gar manche andere, deren 
Leiſtungen deutlich zeigten, wie gut fih auch mit methodischen 
und forgfältigem Unterriht das Herbeiziehen eines für das 
fpezifiiche Berufsleben bildenden Stoffs verbinden läßt; na= 
mentlich galt vieß von den Schulen von Hohenbach und Nieder« 
fetten DO.W. Serabronn. Befonders gute Einübung in ben 
Elementarfächern endlich zeigten außer den ſchon oben ange» 
führten Schulen namentlich auch noch die Arbeiten ver Schüler 
zn Heubach, Friedingen (O.A. Tuttlingen), Köngen, Stuttgart, 
Neuenhaus, Urach, Geislingen u. f. w. 

Als ein erfreulidher Beweis von der Anerkennung, welche 
in Württemberg wiſſenſchaftliche und nationale Beftrebungen 
finden, ift anzuführen, daß das germanifche Nationals 
Mufenm in Nürnberg mehr und mehr auch in unferem 
Lande reichlihe und allgemeine Unterftüßung findet. Wie 
ihon früher, fo haben auch neuertings wieder mehrere Amts» 
verfammlungen (3. B. die von Ulm und Waldfee) und Ger 
meinden nambafte Beiträge und zwar größtentheil® Jahres⸗ 
beiträge für daſſelbe verwilligt, fo z. B. die von Stuttgart 
(63 fl.), Dehringen (34 fl.), Reutlingen (28 fl.), Ulm (27 fl.), 
Ellwangen (25 fl.), Tübingen (21 fl.), Biberad) und Gmünd 
(je 19 fl.) Ravensburg (18 fl.), Hall (17 fl.), Gaildorf (16 fi.), 
Yalen (15 fl.), Ludwigsburg und Rottweil (je 13 fl.), Eßlingen 
und Kirchheim (je 9 fl.), Kanitatt (8 fl), Kirchberg (5 fl.), 
Göppingen (1 fl. 45 kr.), Heilbronn nebft einer vollen Aktie 
von 100 fl. (im J. 1849) noch 15 fl. 


Oekonomiſcher Zuftand. 


Der Bahresetat der Stadtpflege Stuttgart, 
18% weist eine Einnahme vom 138,865 fl. nach, darunter 


76 


18,000 fl. Bürgerannabmsgebühren, 37,000 fl. Kapital» und 
Einkommensſteuer, 21591 fl. Bruttoertrag ber Waldungen. 
Pflaftergelo 10,500 fl. Bürgerftener 9,700 fl. Wohnftener 
7100 fl. Die Ausgaben beliefen fi auf 282,130 fl. (da⸗ 
runter waren begriffen: Befoldungen 20,000 fl. Zinje aus 
Paflivfapitalien 13,530 fl. Rapitalablöfungen 14,000 fl. Aus 
gaben für die Waldverwaldung 7268 fl., Koften der Orts⸗ 
polizei 25,729 fl. Straßenbeleuchtung 12,000 fl. Auslagen für 
das Stadt-Pflafter 26,267 fl. für Wege, Straßen und Brüden 
innerhalb der Stadt 13219 fl. Seen, Dohlen und Bäche 
10,480 fl., Straßenreinigung 10,000 fl. für Wafferleitungen 
7553 fl., für Lehranſtalten 22,378 fl., für Armenunterftägung 
47,988 fl.), fo daß fi ein durd, Umlagen zu deckendes Deficit 
von 143,265 fl. ergab. Der Etat pro 18%/so ſchloß bei einer 
Einnahme von 74,348 fl. und einer Ausgabe von 200,224 fl. mit 
einem Deficit von 123,876 fl., der pro 18°%/co bei einer Ein- 
nahme von 77,614 fl. und einer Ausgabe von 126,224 fl. mit 
einem Deficit von 48,610 fl. ab. 

Wie feit einer Reihe von Fahren, fo nahm aud) in dem 
verfloffenen bie Benügung der unter obrigfeitliher Controle 
ftehbenden Yandes- und Bezirfsfpartaffen fortwährend 
zu, wie ſich aus nachſtehender Bufammenftellung ergibt: 

Es betrugen die Einlagen im Jahr 

Regarne. Schwirs. Jagſtkrs. Donaukrs. Wrttberg. Zunahme gegen 

fi. fl. fl. fl. das Iahrıs,, 

185%/,, 591, 808 239,268 557,176 860,740 2258,992 = 100 %% 
1855/58 773,560 337,775 839,468 982,846 2833,649 = 128 
1856 ),7 1687,963 323,653 737,839 999,712 3749,176 = 166 
1857/,,, 2270,918 407,995 728,173 983,190 4390,276 = 194 
1858/,0 2894,983 463,705 655,885 1018,367 5032,938 = 222 
1859/69 3202,211 507,297 668,997 1064,218 5442,723 = 240 

Namentlich im legtverfloffenen Fahre haben mithin pie Ein» 
lagen im ganzen Lande fowohl, als in allen einzelnen Streifen 
außerorbentlich zugenommen, was befonders bei dem Jagſtkreis, 
wo diefelben früher in der Regel abnahmen, fehr erfreulich if. 

Was die Rüdzahlungen incl. ver Zinszahlungen an- 
belangt, fo betrugen ſolche bei der württ. Sparkaffe und ihren 
Agenturkaſſen 829,645 fl., bei den Bezirks⸗Sparkaſſen aber 
3,255,482 fl., im Ganzen alfo 4,085,127 fl. Im Jahr 18% 


77 


betrugen die Aurüdziehungen 4,018,189 fl. Die Zunahme ver 
Zurüdziehungen dem Vorjahr gegenüber beträgt fomit nur 
66,938 fl. oder gegen 2° und haben aljo, was feit einer 
Reihe von Yahren nicht mehr vorfam, die Zurüdziehungen in 
weit geringerem Grade ald die Einlagen zugenommen, was 
darauf fchliegen läßt, daß die Einlagen in den Sparkaſſen vor⸗ 
herrichend aus Erjparniffen beftanden und nicht bloß vorüber- 
gehende Anlegungen ſchon früher vorhandener Kapitalien waren, 
Das Verhältniß zwifchen Einlagen und Zurüdziehungen für 
die lebten 6 Jahre geftaltete fih folgendermaßen: 

Im J. 18°%/ss betrugen die Zurüdzahlungen 54 %/ d. Einlage 


18°°/ 56 " „ " 48 " 

18°°/ 67 ” " n 64 u 
18°'/ 58 7} n mn 70 " 
18°%/ 59 " "n " 80 "n 
185P/eo n 75 n 


Der Sparfaffenvertehr des Jahrs 185%/eo zeigt daher zwei 
ſehr bezeichnende Tchatfadhen, die abermalige Zunahme ber 
Einlagen um 8% gegen das Borjahr und um 140 °/o gegen 
das Yahr 18%/ss, und die Zunahme der AZurüdziehungen um 
faum 2 °/0 gegen das Vorjahr, aljo nicht verhältnißmäßige Zur 
nahme der um 8 °%/o geftiegenen Einlage gegenüber, mit ans 
tern Worten: Abnahme der Zurückzahlungen, indem diejelben 
heuer 75 °/o ver Einlagen, im vorigen Jahre 80 %/ der Ein- 
lagen betrugen. 

Der württ. Erepitverein hatte nad der jet geprüfe 
ten Jahresabrechnung für 18°%/eo einen Vermögensüberſchuß von 
424,741 fl. 44 tr. Was zunäcft die Einnahmen anbelangt, 
fo betrug der banre Kaſſenvorrath 57,065 fl. 19 kr., hiezu 
kamen von der Reftverwaltung 4,294,711 fl. 10 Er. ferner Stüde 
zinfe aus ausſtehenden Activfapitalien von 4,142,087 fl. 25 kr., 
bis zum 31. December 1860 41,455 fl. 6 fr., dazu der Werth 
des Gefellichaftshaufes mit 20,000 fl. und der Inventarftüce 
mit 1350 fl. Diejem Aktivſtand von 4,414,581 fl. 35 kr. ſteht 
gegenüber ein Baffivftand von 3,989,839 fl. 51 kr., nämlich 
von der Reftverwaltung über Abzug der Reſervefondsantheile 
ausgetretener Mitglieder 3,903,404 fl. 51 kr., und bierzu bie 
Stüdzinje der verzinslichen Vereinsſchuld von 3,877,584 fl. 24 fr, 


78 


bi8 zum 31. Dec. 1860 mit 86,435 fl. Der Bermögen$- 
überfhuß von 424,741 fl. 44 fr. erjcheint zwar heuer gegen- 
über dem vorigen Jahr mit 430,512 fl. 16 fr. geringer um 
5770 fl. 30 Er. ; allein dieſe Abnahme ift nur foheinbar, denn 
fie rührt ber von der Abfindung der ausgetretenen Vereins⸗ 
mitglieder mit ihren Anfprüden an den Vermögensüberſchuß 
mit 18,850 fl. 21 kr. Die Erfparniffe aus dem Vereinsver⸗ 
mögen betragen in Wirklichkeit 13,079 fl. 49 fr. An tem 
BDermögensüberfhuß haben weiter die bis ult. Dechr. 1860 
ausgetretenen Mitglieder 3006 fl. 49 fr. anzufpreden und tie 
im Verein befindlichen älteren Mitgliever 101,474 fl. 34 kr., 
jo daß als Gemeingut der vereinigten Mitglieder zu 3"/z und 
41/2 °/o blieben 329,180 fl. 30 fr. Zur Sicherheit der Ver⸗ 
einsgläubiger ift ftatutenmäßig von diefer Summe als Aſſeku⸗ 
ranzfonds der 20. Theil der dermaligen Vereinsſchuld oder der 
Betrag von 193,880 fl. bejtimmt. 

Die feit dem Jahre 1841 beftehende allgemeine Er- 
fparnißgejellfhaft in Stuttgart hatte nad dem Re⸗ 
henjchaftsbericht für 1859 am Schluffe diefes Yahres ein 
Activvermögen von 78,362 fl. 1 fr. und einen Paflivftand von 
75,915 fl. 6 kr., fomit einen Bermögensüberfhuß von 2446 fl. 
55 fr. (dem Vorjahr gegenüber ein Mehr von 1186 fL 43 kr.). 
Die neuen Einlagen beliefen fi im vergangenen Jahre auf 
8811 fl. 16 fr. (458 fl. 21 Tr. mehr als in DBorjahre), bie 
zurüdgezogenen Summen auf 24,505 fl. 13 fr. (2873 fl. 21 Tr. 
mehr, als im Vorjahre). Der Verwaltungsanfwandb vermin⸗ 
derte fih um 233 fl 28 fr. 

Die d'Ambly'ſche Altiengejellfhaft Konnte im 
Jahr 1859 trog der ungünftigen politifhen Verhältniſſe Doc 
nicht nur eine wejentlihe Erweiterung ihrer Gebäulichkeiten 
und Bermehrung ihrer Mafchinen und Geräthichaften auf 
Rechnung ihres laufenden Berwaltungsaufwandes vornehmen, 
fondern auch eine Dividende von 15 fl. per. Aktie vertbeilen, 
obgleid) den Statuten gemäß überdieß der Reſervefonds name 
haft erhöht werben mußte, fo daß er jeßt auf die Summe 
von 35,000 fl. angewachfen ift. 

Nach dem neneften Bericht über den Gang ver Stuttgar- 
ter Lebensverfiherungs- und Erjparnißbant lie 
ferte das Jahr 1860 ein ſehr günftiges Kefultat: der Zuwachs 


79 


an Berficherten war in ven beiden Hauptverficherungszweigen, 
der Rebensverficherung und Alteröverfiherung, beträchtlich grös 
Ber, als im Jahr 1859. Die Zahl der vorgefommenen Sterbfälle 
in der Lebensverſicherungsbranche war noch geringer als im Vor- 
jahre. — Der Ueberſchuß entſprach einer Dividende von 43 
Procent, der Durchſchnitt der Dividende feit dem Beftehen der 
Anftalt beträgt 41°/e Procent. 
Der Beſtand der Berfiherungen war folgender: 

A. Lebensverficherungen: 
Ende Dezbr. 1859. Ende Dezbr. 1860. Heiner Zuwachs. 
Ber]. mit fl. Perf. mit fl. Perf. mit fl. 
2404 4,773258!/s.. 2927 5,884883'1/,. 523 1,111625. 

B. Altersverficherungen: 

819 416834. 988 5178412. 169 1010062/. 

C. Rentenverfiherungen: 

6 6851. 6 6851. — — 
3229 5,196943°/. 3921 6,409575!/2.. 692 1,212631*)s, 
was gegenüber dem Jahre 1859 eine Vermehrung des Zus 
wachſes um 187 Berfonen mit 348,655 fl. Kapital ergibt. 

Der Berfiherten waren es 

1) nad dem Geſchlechte: bei der Lebensverficherung: 
2732 männl. mit 5,577,633'/s fl., 195 weibl. mit 307,250 fl.; 
Alteröverfiherung: 501 männl. mit 259,000%/s fl., 487 weibl, 
mit 258,840%/s fl.; Rentenverfiherung: 1 männl. mit 400 fl., 
5 weibl. mit 6451 fl. 

2) Das Durdjfchnittsalter betrug bei der Lebensverſiche⸗ 
rung 41 Jahre 4 Mon. gegenüber dem Vorjahr von 41 Jahre 
2 Mon., die Durchſchnittsſumme 2011 fl., im Vorjahr 1986 fl.; 
das Durchſchnittsalter bei der Altersverficherung betrug 9 Jahre 
3 Mon. gegenüber dem Borjahre von 8 Jahr 9'/. Monat, 
die Durchſchnittsſumme 524 fl., im Vorjahr 520 fl. 

8) Unter den Lebensverficherten befanden fich im I. 1860 
Beamte, Tehrer sc. 1760 Perf., Militärs 640 P., vom Handels⸗ 
ftand 298 P., Gewerbsleute 711, Landwirthe 58. 

Die Zahl der Sterbfälle ift ſowohl bei der Lebens⸗ 
verficherung als bei der Alteröverficherung weit hinter den Er⸗ 
wartungen zurüdgeblieben. 

Es farben bei der Lebensverſicherung 20 Perj., während 
eine Sterblichkeit zu erwarten war von 4b, Perf.; bei ber 


80 


Altersverficherung 5 Perf., während eine Sterblichkeit zu erwar⸗ 
ten war von 22,16 Perjonen. 
Das Rechnungs⸗Ergebniß der Bank ftellte fi) wie folgt: 
Bankfonds vom Jahr 1859: 
fl. fr. fl. fr. 
Lebensverficherungstrande . . 475,663. 28. 
Altersverfiherungsbrande . . 0,252. 34. 


565,916. 2. 
Einnahmen im Laufe des Jahre 1860: 

für dietebensverfichrgen: Prämien . . . . 19,97. 7. 
Binien 2 2 2... 33,597. 54. 

zufällige Einnahmen 3,387. — 

eingelegte Dividenden 1,745. 43. 

für die Mltersverfiherungen . . . - . . 32,714. 40. 
Einlagen zu niedrigem Zinsfuße. . . . » 155,518. 32. 
992,826. 58. 


Ansgaben: 
Bermaltungsaufwand, incl. Bro- 
vifion an die Agenten. . . 11,405. 59. 


Sterbfäle . .- . . 40,300. — 
Abjhreibung am Begrändungs- 
Conte . . . 506. 3. 


Rüdvergütungen, Dividenden, 
Leibrenten, Rücdverfiherungen 27,198. 10. 
79,410. 32. 
bleibt Fonds der Bank 913,416. 26. 
Diejer Bankfonds theilte fih in: 
Antheil der Altersverfiherten . . . » . 122,967. 14. 
Dedungslapital der Lebens⸗ und Kentenver- 


fiberten . . 2 0. 279,166. 31. 
Prämienbeträge auf Yahr 1861 .. 100,556. 51. 
Zurüdgeftellte Poften für Steröfälk, Rupie 

einlagen .. . . . 178,949, 29, 

Ueberſchuß: 


der Jahre 1856—1859 . . . 156,200. 51. 

des Jahres 1860 . . . . . 75,575. 30, 
231,776. 21. 
913,416, 26. 


und war biefes Kapital folgendermaßen angelegt: fl. tr. 
Darlehen auf Hnpothefen - . . . =» 2. 657981. 9. 
» gegen Hinterlegung von Werthrapieren 97,103. 31. 
Eigene Werthpapiere der Bank. . . . 15,334. — 
Binfen. . » ... 7,027. 18. 
Mobilien und Immobilien . 0... 36,830. 25. 
Begründungskoften. - - » 2... 11,646. 37. 
Guthaben bei ven Agenten . » 2 2 2. 49,455. 4. 
baar in dee Kalle > > 2 0 ee nn. 88,088. 22. 
"913,416. 26. 
Die allgemeine Rentenanftalt hatte fih im Jahre 
1859 und 1860 gleichjehr des allgemeinen Vertrauens zu er- 
freuen, welches denn auch wirkflih in ber für dieſe beiben 
Jahre ftattgehabten Zahlung von 10 %/o der tarifmäßigen Rente 
einen handgreiflihen Anhaltspunkt fand. 
Der Stand des Berfiderungsinftituts war fol 
gender: 
« Ende 1859 Ende 1860 
1) Rapitalverfiherung -. . » - . 17,876 fl. 26,935 fl. 
2) Einfache Leibrenten. . - . . 390,083 » 414,743 u 
3) Steigende Renten . - » . . 896,720 » 905,164 ” 
4) Auf beftinımte Zeit aufgefchobene 
Leibrenten . . . 2 69,074 u 
5) Auf unbeftimmte Zeit aufgefcho- 624,242 
bene Reibrenten . . . . . 563,256 


" 


6) Leibrenten von beſchränkter Zeitdauer — 2,065 
7) Aufgefhobene Leibrenten von be— 
ſchränkter Dauer . . . . . 456 u 506 u 


8) Leibrenten auf das längfte Leben | 
zweier Perfonen . . 2 0.7254 7,268 , 

9) Meberlebensrenten . . . . . 371. 1,072 » 
10) Ueberlebensrentenvon kurzer Dauer 948 " 992 „ 

1,946,029 fl. 1,980,925 fl. 
wobei noch bezüglich des Begriffs „Dedungsfapitalu zu be— 
merken ift, daß bei vielen anderen Anftalten viefer Art ter 
Tonds der Dedungskapitalien ven Namen Kejervefonds führt 
und nicht die verfiherte Summe, fondern ein wirkliches ſchon 
jegt vorhandenes Vermögen beveutet, mit welchem neben ven 

Wurtt. Jahrb. 1860, 18 Heft. 6 


84 


Die Transport-Verſicher ungsgeſellſchaft zu Heil- 
bronn konnte für das Jahr 1859, obwohl daſſelbe ſehr ungünſtig 
war, ſoferne wegen der geringen Lebhaftigkeit im Handel und 
Fabrikweſen weniger Waaren verſichert wurden, und Unglücks⸗ 
fälle auf dem Rheine und auf der Donau die Ausbezahlung von 
30,266 fl. Havarien nothwendig machten, und noch 5000 fl. für 
ſchwebende Schäden. in Reſerve behalten werden mußten, auf 
jeve Aktie eine Dividende von 12 fl. vertheilen, (ta für 
19,931,434 fl. Waaren 63,031 fl. 30 fr. Berficherungsprämien 
eingenommen mwurben). Seit dem Jahre 1837, dem Jahre 
ihrer Gründung, hat die Gejellfchaft auf 100 fl. Baareinlagen 
durchſchnittlich jährlich 9 fl. 56 fr. Dividende vertbeilt und der 
außer dem baar eingezahlten Aktienkapital von 100,000 fl. 
noch als weitere Gewährleiftung dienende Reſervefonds bat 
jest eine Höhe von 68,567 erreicht. Den eigenthümlichen Ver⸗— 
bältniffen dieſes Geſchäfts-Jahrs gegenüber erjcheint biejes 
Ergebniß immerhin noch erfreulid. Im Jahr 1860 verficherte 
pie Gefellihaft einen Gefanmtwerth von 24,680,425 fl., wo- 
bei fih für die Stadt Heilbronn allein eine Betheiligung von 
5,234,662 fl. ergab. Die Einnahmen beliefen ſich für Zinfen, 
Prämien 2c. auf 104,058 fl. 18 fr. und die Ausgaben für 
bezahlte Schäden, Berwaltungsaufwand und Steuern, Agentur, 
provifionen auf 66,149 fl. 5 kr., jo daß nad flatutengemäßer 
Dotirung des Reſervefonds und nad Abzug einer für ſchwe— 
bende Schäden und laufende Riſikos zurüczulegenden Summe 
von 14,000 fl. einſchließlich des Zinfes noch eine Dividende 
von 17 fl. pro Aktie vertheilt werben konnte und die Durch⸗ 
ſchnittsdividende, ſeit dem Beftehen der Gefellfchaft berechnet, 
fih nunmehr auf 10 fl. 14 fr. pro Altie ftellt. Die Gefell- 
ihaft hat aud) im verfloffenen Jahre ihren Gefhäftstreis we 
ſentlich ausgedehnt nnd ift jetzt durch 32 Agenten (nemlich 
durch 4 in Holland, 3 in Preußen, 3 im Großh. Heſſen, 1 in 
Vranffurt, 3 in Baden, 11 in Bayern, 1 in der Schweiz und 
6 in Württemberg) vertreten. 

Die württemb. Hagelverfiherungsanftalt hatte nach 
ihrem neueſten Nechenfchaftsberiht im Jahr 1860 eine Ein- 
nahme von 27,254 fl. 19 fr. und eine Ausgabe von 27,003 fl. 
19 fr. Außer der in 5 °%/o der Verfiherungsbeträge beftehen- 


85 


den Proviflon der Bezirksanwälte und Vergütung ihrer Baar- 
anslagen waren die hauptfächlichften Ausgaben folgende: Ber- 
gütung anf einen Schaden von 96,829 fl. 45 fr. zu 24 % mit 
23,239 fl. 8 kr., Schätzungskoſten mit Gehalt des Borftande. 
der Ausſchußmitglieder, des Kaſſiers und Aufwärters anf. 1192 fl. 
Neifekoften der Abgeordneten von 8 landwirtbichaftl. Vereinen 
88 fl., Hausmiethe 140 fl. u. f.w. In Folge des Ablaufs 
der flatutenmäßigen bjährigen Periode wird demnädhft auf 
Grund der Steuernacdläffe wegen Hagelſchadens pro 18*%/sr eine 
nene Regulirung für die Fahre 1800/64 vorgenommen werden. 

Nach dem in der Seneralverfammlung ver württ. Brivate 
feuerverfiherungsgefellihaft vorgetragenen Rechen—⸗ 
Ihaftsbericht hat fi die Verfiherungsfumme im verfloffenen 
Fahre von 111 fl. auf 118!/s Millionen fl. erhöht. Das Ber- 
mögen ber Anftalt ftieg von 1,142,911 fl. auf 1,316,242 fl. 
Die Zahl der Berficherten hob ſich auf 47,285. Der Gefell- 
fhaft, welche feit ihrem 32jährigen Beftande mehr als 2'/e 
Mit. Brandſchaden vergütet hat, wuchs in viefem Jahre nur 
ein zu erfetender Schaden von 40,900 fl. zu und fo Tonnte 
fie heuer wiederum eine namhafte Dividende (im Betrage von 
30 °/o) vertheilen. Diefes güftige Ergebniß ift mitunter nament- 
lich auch den Leiftungen der verfchiedenen Feuerwehren des 
Landes zuzuſchreiben, eines Inftituts, welches immer mehr Aner- 
fennung und Nahahmung findet. In einer Reihe von Städten 
bildeten ſich in jüngfter Zeit ſolche Corps, fo z. B. in Reut- 
lingen, Eßlingen, Heilbronn, Ulm, Tübingen, Göppingen, 
Waiblingen, Herrenberg, Urah, Riedlingen, Böblingen, 
Sindelfingen, Befigheim u. |. w. Nicht nur von Geiten 
des Publikums werden die Leiftungen dieſer vortrefflichen 
Corps überall, wo ſolche beftehen, vollfommen anerkannt, ſon⸗ 
dern auch bie betreffenden Behörden und bie Feuerverſiche⸗ 
rungsgefellfchaften beeilen fich deßhalb, durch reichliche Beiträge 
zu den namhaften Koften der Ausrüftungsgegenftände und 
durch fonftige zwedmäßige Anftalten die Thätigkeit Diefer 
gemeinnütigen Corps zu unterftügen und zu fördern. Als 
eine ber beften Einrichtungen der letteren Art verdient insbes 
fondere die in Stuttgart nad) dem Vorbild anderer großer 
Stäbte im Laufe des Jahres in's Leben gerufene Einrichtung bes 


86 


fog. Feuertelegraphen erwähnt zu werben. Derfelbe hat vie 
doppelte Aufgabe, die Organe des Sicherheitsdienſte s in ihrer 
Wachſamkeit zu controliven und bei ausgebrochener Feuers⸗ 
gefahr die ſchleunige und wirffanfte Allarmirung zu ermög«- 
lihen. Zu erfterem Behufe find die Thurmmärter auf der 
GStifts- und Hofpitalfirhe mit der Stadtpolizei in Verbindung 
gebracht, und haben nun jede DViertelftunde mit vem Telegra⸗ 
phen ein Zeichen ihrer Wachſamkeit zu geben, auch kann jegt 
auf’8 Genaueſte geprüft werten, ob fie ihrer Verpflichtung, 
jede BViertelftunde den Kranz des Thurmes zu begehen, nach⸗ 
fonımen. Sobald fie Verdacht einer Wenersgefahr haben, ge= 
nügt ein einfaches Zeichen, bie Polizeiwache davon in Kennt⸗ 
niß zu ſetzen. Ein zweites Zeichen bezeichnet von ben 16 
Veuerbezirten der Statt ten betreffenven. Die Polizeiwache 
fteht in telegr. Berbintung mit der Stabtpircktion, der Woh⸗ 
nung des Feuerwehrkommandanten, ver Haupt-, Schloß-, Kar 
jernen- und Rathhauswade. Zu Verhütung falfcher Allar- 
mirung ift eine Unterfcheidung zwilchen größerer und geringerer 
Gefahr eingeführt. So bildet denn biefer Telegraph gleichjam 
den Schlußftein zu der vortrefflihen Feuerwehreinrichtung 
und Feuerlöſchordnung in der Reſidenz, in ber es nunmehr, 
ba die Feuerwache fi in dem Stabtpolizeigebäude befinbet, 
und für die Feuerwehrmänner jett in den verſchiedenen Stadt. 
theilen eine leichttransportable Feuerlöſchgeräthſchaften auf- 
geftellt find, möglid) ift, binnen wenigen Minuten einem jeden 
bedrohten Punkt der Stadt Hülfe zu bringen, die um fo er- 
folgreicher ift, je fehneller fie erjcheint. Die Reſidenz bietet 
mithin ihren Bewohnern jekt eine Sicherheit vor Feuersge⸗ 
fahr, welche fo groß ift, al8 fie nur irgend in den am Beſten 
verwalteten Städten Europa's gefunden werden kann. 

Aus der vom Juſtiz-Miniſterium veröffentlichten Leber- 
fiht über die Gefchäfsthätigfeit der Juſtizbehörden am 1. Juli 
18°%/eo ift die befonders in volkswirthſchaftlicher Hinficht fehr 
beadhtenswerthe Thatſache hervorzuheben, daß die Zahl ver 
Gantprozeſſe jet auf 635 herabgeſunken ift, fo daß alfo 1 
Sant auf je 2701 Perfonen und 37 ante auf je 100,000 
Perjonen kommen. Hiebei fielen 235 (37/0) auf ven Neckar⸗ 
reis, 179 (28°) auf den Schwarzwalbfreis, 97 (15°%/0) auf 


87 


den Donanfreis umd 124 (20°) auf den Jagſtkreis; es kamen 
alfo im Nedarkreis je 47,s Gantungen, im Schwarzwaldfreis 
je 42, im Jagſtkreis je 32,s und im Donaukreis je 23,5 Gans 
tungen auf 100,000 Einwohner; oder mit andern Worten, 
e8 fam 1 Gant auf je 2114, 2276, 3066 und 4253 Perfonen, 
jo daß was die günftige Stellung zu ben in Jahre 189%/eo 
ausgebrohenen Gantungen betrifft, ver Donaufreis den erften, 
ber Jagſtkreis den zweiten, der Schwarzwaldkreis den dritten 
und ber Nedarfreis den letten Pla einnimmt. 

Wie fehr die landpwirtbfchaftliden Vereine in Würt- 
temberg immer mehr Anklang finden, ergibt fich bei einer Ver⸗ 
gleihung ihres dermaligen Standes mit dem im Jahr 1856. 
Nunmehr befteht nicht nur in jedem der DA. - Bezirke ein 
ſolcher Verein (ftatt 63 im Jahr 1856) fondern es vermehrte 
ſich au die Gefammtzahl der Mitglieder von 12,719 in den 
legten 4 Jahren auf 17,045, aljo um 4326. Hievon fommen 
3787 (gegen 2973 im 3. 1856) auf ben Nedarkr., 4800 (gegen 
2901) auf ven Schwir., 3635 (gegen 2548) auf ven Jagſtkr. 
und 4823 (gegen 4297) auf den Donaufreis, alfo in erfterem 
Kreife dem Jahr 1856 gegenüber ein Mehr von 817 und in 
legterem von 1526, im Schwkr. von 899 und im Jagſtkr. for 
gar von 1087 Bereinsmitgliedern. In 14 der O.A.-Bezirke, 
in Badnang, Bradenheim, Leonberg, Marbach, Stuttgart (St.), 
Balingen, Neuenbürg, Zuttlingen, Gaildorf, Künzelsau, Bibe- 
rach, Laupheim, Kiedlingen und Waldſee verringerte fich zwar 
die Zahl der einzelnen Mitglieder, Übrigens ganz unbedeutend 
und zuf. nur um 427 Mitglieder; in den andern 50 Bezirken 
dagegen vermehrte fie fih um 4753, aljo durchſchn. je um 
95 Mitglieder, fo daß mehr als 11 Mal fo viel Mitglieder 
den Vereinen beigetreten al8 aus denfelben ausgejchieden find. 
Der landw. Berein zu Crailsheim nahm am meiften (um 827 
Berfonen) zu, der zu Wangen um 222, der zu Öeislingen um 
207, der zu Herrenberg um 206, der zu Kirchheim um 
203 Berjonen. Die Bereine der O.Aemter Eßlingen, Heil- 
bronn, Nedarjulm, Nürtingen, Reutlingen, Urach, Ellwangen, 
Ehingen, Leutlirh, Ravensburg und Saulgau nahmen ſämmt⸗ 
lid um mehr als 100 Mitglieder zu. Gegenwärtig zählen 
die meiſten Mitglieder, die Vereine von Stuttgart Amt (408) 


88 


und Heilbronn (539) im Nedarkreife, die zu Tübingen (402) 
und Nürtingen (363) im Schwkr., vie zu Crailsheim (653) 
und Ellwangen (500) im Sagfikreife und vie zu Ulm (583), 
Riedlingen (556) und Kirchheim (539) im Donaukreife. Am 
ſchwächſten an Zahl find die Vereine zu Waiblingen (114) und 
Böblingen (110) im Nedarkr., Nagold (117) und Frendenftabt 
(113) im Schwfr., Aalen und Künzelsau (92) im Jagſtkr. 
und Tettnang (229) im Donaufr. 


Wie in früheren Jahren feierten auch heuer wieder bie 
landwirthſchaftlichen Bezirksvereine ihre Jahresfeſte 
unter großer Theilnahme des Publikums, ſo in Roſenfeld, 
Gmünd, Maulbronn, Aalen, Balingen und Ravens—⸗ 
burg, am 20. beziehungsweiſe 21. September. In letzterer 
Stadt wurde damit zugleich eine große Ausſtellung von land⸗ 
wirthſchaftlichen Erzeugniſſen auf dem öffentlichen ſtädtiſchen Feſt⸗ 
platze in der Kuppelnau verbunden, auch waren in dem geräumigen 
Bürgerſaale zahlreiche Produkte ver Fabrikanten und Gewerbe- 
treibenden, ſowie Obſt, Blumen und Gartenfrüchte zu ſehen. 
Das Feſt beſchloß die übliche Vertheilung von Preiſen und 
öffentlichen Belobungen und die Ausſpielung einer Lotterie 
von Pferden und Hornvieh; letztere ertrug 5000 fl., die zur 
Hälfte zum Ankauf landwirthfchaftliher und zur Hälfte zur 
Anſchaffung von Gewerbe- und Fabrikationsgegenſtänden ver- 
wendet wurden. 


Unter den einzelnen Yabrifaten, welche bei biefer Ausftellung 
zu jehen waren, find bejonbers hervorzuheben die weißen theils 
glatten theils geftidten Gewebe der Fabrikanten Deffner, Durner, 
Weiß, Zwerger u. f. w., fobann bie in ber benachbarten WBeiffen- 
auer Staatsfabrik gebleichten und appretirten Stoffe ber eben ge- 
dachten Fabriken, die in Geftalt von 4 Prachtbetten aufgeftellt waren, 
bie Erzeugniffe der Steib’ihen Thonmwaarenfabrif, (geſchmackvolle 
Bafen und Statuen,) einige gotbifhe aus Holz geichnigelte Altäre, 
ein flatt der Nüffe goldene und filberne Uhren tragender und durch 
geheimes Räderwerk fich brebender CEhriftbaum von Uhrenmacher 
Erbe, einige Mafchinen der Eſcher'ſchen Mafchinenfabrif, Seifen unb 
Lichterfabrilate von Kiderlen und Lanz, einladende Conditoreiwaaren 
von Hoffmann, Kraft und Schürnbrand, die Spielmaaren und in 
Silber getriebene Arbeiten von Gröber in Weingarten, bie überans 


89 


billigen und Tunftreichen Spazierftöde von Walt und Kornhammer, 
bie Meubles bes vereinigten Möblesmagazins und Kenngotts, ſowie 
Bferdegeichirre und andere Sattlerarbeiten, Drechslerwaaren in Holz 
und Bein von verſchiedenen Meiftern, eine zum Beweiſe der viel- 
fahen Brauchbarkeit der Wurzelftöde vom Grafen von Uerfüll mitges 
theilte aus Holz gejchnigelte naturgetreue Sammlung von Rehgeweihen, 
ein ohne Reife zufammenhaltendes und aus 2 Hahnen wiererlei 
Weine ergießendes eichenes Faß von Küfer Müller, eine Gährbütte 
nener Conftruftion von Küfer Schlirnbrand, Meſſerſchmiedwaaren 
von Sauter, treffliches LTeder von Allgeyer und won Zinßtag, jchöne 
Pelzwaaren von Sterkel, eine reichhaltige Maskenfammlung von 
Nick, eine hübſche Veranſchaulichung der Seidenraupenkultur nebft 
Muſtern von in Ravensburg gezogener Seide von Werkmeiſter 
Hirſcher, Proben des Papyrolin's (Miſchung von Papier und Ge⸗ 
webe,) von der Papierfabrit Weingarten, fehr gute Arbeiten des 
Mechanikus Alt, glänzende Gold- und Juwelierarbeiten von Vader, 
jahlreiche Pflüge und andere lanbwirthichaftliche Geräthe und endlich 
bie Zeichnungen und Mobdellierarbeiten der Neal- und Fortbildungs⸗ 
ſchule. 

Ueberhaupt waren die meiſten landwirthſchaftlichen Bezirks⸗ 
feſte mit Ausſtellung von Sammlungen namentlich ſolcher von 
feinen Obſtſorten verbunden. Auch der landwirthſchaftliche 
Verein von Saulgau wußte ſeinem heurigen Feſte durch 
gleichzeitige Anordnung eines Preispflügens und einer 
Obſtausſtellung beſonderes Intereſſe zu verleihen; Erſte⸗ 
res fand am 18. Oktober zur großen Befriedigung aller An« 
wefenden flatt und hatte die Bertheilung von 9 Preifen (10 fl. 
48 Tr. bis 2 fl. 42 fr.) zur Folge. Die Obftausftellung 
war über alle Erwartung reich an allen Sorten des ſchönſten, 
ebelften und für alle Zwede gleich brauchbaren Obſtes und 
gewährte jo allen Freunden des Obftbaues ein Tprechendes 
Bild von den Fortfchritten des Bezirks auf diefem Gebiet der 
Landwirthſchaft. Auch in Aalen wurde das am 21. Septbr. 
ftattgehabte Ianpwirthichaftliche Bezirksfeſt mit einer ſehr ge— 
Iungenen Obftausftelung, namentlid einer von Freiheren von 
König zu Fachſenfeld mitgetheilten reichhaltigen Sammlung 
feiner Obfiforten und mit einer lanbwirthichaftlichen Lotterie 
verbunden. 

Das Gehurtsfeft unferes allverehrten Königs wurde wie 


90 


früher, ſo auch heuer wiederum in allen Theilen des Landes 
von großen wie von kleinen Gemeinden auf feſtliche Weiſe 
durch Böllerſchüſſe, Feſtzüge, Kirchgang, Feſtmahle, Bälle, 
und zum Theile auch durch landwirthſchaftliche Feierlichkeiten 
begangen. 

Das Volksfeſt, welches heuer in Folge der günſtigen 
Witterung zahlreicher denn je beſucht war, fand zwar bezüglich 
der Ordnung der einzelnen Feſtlichkeiten in der hergebrachten 
Weiſe ſtatt, bot jedoch dieſes Mal nicht nur in Folge einer 
äußerſt zweckmäßigen Neuerung in der Einrichtung uud Pla⸗ 
cirung der Buden, inſofern dieſe, früher regellos aufgeſtellt, 
in 3 große durch zahlreiche Unterſtraßen verbundene und mit 
dieſen regelmäßige Vierecke bildende Hauptſtraßen zuſammen⸗ 
gereiht waren, ſo daß die ſich auf dem Cannſtatter Waſen ein⸗ 
findende Menſchenmaſſe ſich beſſer ausdehnen konnte, und ſo eine 
weſentliche Erleichterung in der freien Bewegung auf dem in 
ein förmliches Lager umgewandelten Feſtplatze erzielt war, 
ſondern namentlich auch durch deſſen zweckmäßige Verbindung 
mit dem Landesturnfeſt, mit einer überaus reichhaltigen 
Ausſtellung landwirthſchaftlicher Maſchinen und 
Geräthe, (ſ. u.) und mit dem ſeit länger als 12 Jahren 
nicht mehr gehaltenen Offizierswettrennen ein ganz be—⸗ 
ſonderes Interefje dar. 


Die Wiederabhaltung des letzteren wurde durch den unter bem 
Protectorat des Prinzen Hermann von Sadfen-Weimar unlängf 
gegründeten jogenannten Rennverein veranlaßt und jowohl von 
Seiten des Hofs als der übrigen Bevölkerung fehr zahlreich bejucht. 
Bon den zum Rennen erihienenen 25 Offizieren, welche mit lauter 
Racethieren von edlem Blut beritten waren, betheiligten fi 6 am 
Trabrennen, 10 am flachen Rennen und 9 am Rennen Über Hin- 
berniffe. 

Das Landesturnfeft fand am 30. Septbr. und 1. Oftbr. 
unter äußerft zahlreicher Betheiligung von Nah und Fern, felbfl 
vom Auslande her (aus Freiburg, Mannheim, Offenbach, Frankfurt, 
Sachſenhauſen, Münden, Nürnberg, Fürth, Augsburg, Koburg, 
Elberfeld und Berlin) ftatt. Faſt alle Zurnvereine Württemberg 
waren ftarf vertreten, fo daß die verfammelten Turner eine flattfiche 


9 


Schaar bildeten. Angeficht's des umwölkten politifchen Horizonte 
hatten fih beionders Biele von ben Turnern in den Waffenübungen 
und vor Allem im Scheibenichiegen große Fertigkeit zu erwerben 
gewußt (jogenannte Turnerſchützen). Das Feſt begann mit ben 
äußerft anfprechenden Frei- und Mafjenübungen von Gei« 
ten ber in 3 Gliedern aufgeftellten Eannſtatter und Stuttgarter 
Zurnzöglinge; darauf folgte das Riegenturnen, bei weldem 
bie Turner in 30 Abtheilungen an ben mannigfaltigften Geräthen 
ihre Uebungen vornahmen und ein lebendiges Bild der Turnbetriebs- 
weife gaben; namentlich waren e8 bie Stuttgarter Älteren Turner, 

e fih durch ihre Frei- und Maſſenübungen auszeichneten. Das 
Wettturnen begann mit bem Barren, hiebei betheiligten fi 52 
Zurner, beren Uebungen, von langer und tüchtiger Schule zeu- 
gend, bald durch die Entwidlung eines ungewöhnlich hohen Grades 
von Kraft und Gewandtheit, bald durch das an den Zäg Legen einer 
feltenen Sicherheit und Grazie der ganzen Haltung und Bewegung 
überraſchten. Beim Hoch ſprung theile vom Stande aus theils mit 
Anlauf (bier ohne Schwungbrett) und bet den ſich daran anfchließen- 
ben Uebungen am Barren zeigte fi ein Fortichritt in dem Erfolge 
des Turnens, befonbers in foferne, als die Leitungen gleihmäßiger wa⸗ 
ren. Nicht minder erfreulich war der Anblid der Leiftungen von Seiten 
der Zurnzöglinge am Barren, Hochſprung und Klettern. Die 
Uebungen am Schwingel und am Ned zeigten gleichfalls im 
Allgemeinen wefentlihe Fortſchritte in dieſen ſchwierigen Uebungen. 
Der Wettkampf an den Geräthen beſchränkte ſich felbftver- 
ſtändlich auf die geübten Turner. Die Vertheilung der mitunter 
ſehr werthvollen Preiſe ſchloß das ſinnreich arrangirte und in voll⸗ 
kommener Ordnung verlaufende Feſt, bezüglich deſſen nicht nur die 
anweſenden höheren Beamten, namentlich der Miniſter des Innern 
und mehrere Mitglieder der Oberſchulbehörde ihre volle Befriedigung 
ausſprachen, ſondern auch das zahlreich verſammelte Publikum, 
das ſelbſt während des mehrmals einfallenden Regens den Uebun⸗ 
gen mit geſpannter Aufmerkſamkeit folgte, nicht umhin konnte, durch 
häufiges Beifallrufen feine wolle Anerfennung und Bewunderung an 
den Tag zu legen. 

Das nun die Ausftellung landwirthſchaftlicher Ges 
räthe anbelangt, jo hatten zwar wohl jonft fchon theils einzelne 
Männer aus der großen Zahl der Gewerbetreibenden, theils nament- 
das Inſtitut Hohenheim die von ihnen benügten Geräthe neuerer 
Conſtruktion, deren allgemeinere Verbreitung wünſchenswerth erſchien, 


92 


dem größeren Publitum vor Augen gefiellt; biefes Mal aber wurbe 
‚ auf Veranlaffung ber Landes-Eentralftelle eine Gerätheausftellung ver⸗ 
anftaltet, zu deren Beſchickung fämmtliche württembergiiche Fabrikau⸗ 
ten eingeladen worden waren. Zugleih war von ben Fabrifanten Lanz 
und Cie. in Mannheim, welche in neuerer Zeit beſonders die Ein⸗ 
fuhr engliſcher Adergeräthe in ben Kreis ihrer Taufmännifchen Be⸗ 
fhäftigung hereingezogen haben, eine reichhaltige Sammlung von 
Geräthen und Apparaten aller Art aus ben beften engliichen Fabri⸗ 
fen zur Bergleichung ausgeftellt, fo daß Hier zum erften Dale eine 
Hanptausftellung land- und hauswirthſchaftlicher 
Geräthe überhaupt zu jehen war, bie zuerfi von S. Majeftät dem 
König, S. K. Hoheit dem Kronprinzen und ber Frau Kronprinzeffin 
und den Übrigen Mitgliedern des K. Haufes befucht nnd Tags dar- 
auf dem Publitum geöffnet wurde. Die ausgeftellten Gegenſtände 
waren nah bem Wohnort der Ausfteler und zwar in ber Weiſe 
geordnet, daß die verſchiedenen Gerätbichaften, welche von gleichen 
Ausftellern herrührten, beifammenblieben. Die leichtbeweglichen Ge⸗ 
räthe waren im Saale felbft untergebracht, während hinter ben letzte⸗ 
ren die ſchweren Apparate Preſſen, Dreihmafchinen, Centrifugalma⸗ 
fhinen, und die transportablen Dampfmaſchinen und Pferbegäpel, 
welche zu ihrer Bewegung dienen, aufgeftellt waren. Die engliſchen 
Geräthe befanden ſich ſämmtlich außerhalb des Saale auf beffen 
Südſeite. Zunächſt jchenkte wohl Jedermann feine Aufmerkſamkeit 
ber Zuſammenſtellung der im Jahre 1818 noch üblichen landwirth⸗ 
Ihaftlihen Geräthe, nemlich eines Wendpflugs und einer hölzernen 
Egge von den Fildern, beipannt mit an einem Doppeljoche ziehenden 
Zugtbieren und eingerichtet zu einer Bearbeitung bes Bodens von 
höchſtens 6° Ziefe, ferner Schaufel, Hade, Sichel, Senje, Rechen 
und Doppelichlegel. Den fchroffften Gegenfat hiezu bifbete num bie 
Bufammenftellung der im Jahre 1860 im Gebraude befindlichen 
Geräthe. An ber Stelle bes Wendpflugs, deſſen vorberer Theil 
auf einem Radwagen ruht und beffen Richter aus einem Brettſtücke 
befteht, trat der verbefferte Pflug mit gebogenen Richtern, theile 
ganz von Eifen, theils wenigftens mit eifernem Untergeftell, Er 
war von zahlreichen Berfertigern mit mannigfachen Abänderungen 
und Formen ausgeftellt, wie Bodenverſchiedenheit oder Ortsge⸗ 
wohnbeit es erfordern, zum Theil felbft zum Wenden eingerichtet, 
von den meiften aber als Beetpflug. Nicht eben fo zahlreich aber 
body gleichfalls ſehr jehenswerth waren bie werbefierten Eggen 
und die Arten von Spanngeräthen, mit beren Hälfe bie Bor⸗ 


93 


richtungen zur Beaderung bes Bodens und Zerftörung des Un- 
frauts und ferner die Arbeiten bes Felgens und Häufelns, mozı. 
früher die Handhaue diente, bemwerfftelligt werben können. Säe- 
maſchinen größerer Art waren von ben brei Geräthefabrifen, dem 
Zuſtitut Hohenheim, Rapp in Göppingen und Bleffing und Hirth in 
Hemmingen, fowie von of. Mayer von Harthaufen aufgeftellt. Auch 
ber einfache und wohlfeile Säeapparat, das fogenannte Säehorn, 
befand fi im der Ausftellung und zwar unter den Flaichnerarbeiten 
bes Adam Kurz von Reutlingen. Unter den Apparaten zur Heu⸗ 
und Getreibeernte waren e8 zunächſt die Sicheln und Senfen, bie in 
bem Heinen Saale aufgeftellt waren, ferner die zu letzteren gehörigen 
hölzernen Geſchirre aus Oberfchwaben, welche jetzt wie ſchon früher auf 
der Pariler Ausftelung fo viele Aufmerkſamkeit erregten. Beſonders 
intereffant war auch ber Aublid der noch weniger belannten zur 
Anfpannung mit einem und mit zwei Pferden ſich eignenden Ma- 
Ihine zum Mähen bes Grafes, zum Wenden und zum Zujam- 
menhaden bes Heus, dreier Mafchinen, welche in der Abtheilung der 
eugliichen Geräthe vor ber Südſeite des Saales ftanben, der Gras⸗ 
mähmaſchinen von Jakob Herlemanı in Deizisau und der Pferbe- 
reihen, von Rapp in Göppingen, Bleffing und Hirt in Hemmingen 
und vom Inſtitut Hohenheim ausgeftellt. Unter den übrigen Ge- 
räthen ber letzteren Anftalt und unter den engliichen Geräthen jah 
man außerbem cine auf die Beipannung mit zwei Pferden berechnete 
Maſchine zum Mähen bes Getreides. Die Borlehrungen, deren 
Zweck es ift, beim Dreſchen und Buben bes Getreides die langfame 
Arbeit des Drejchflegels, des Siebs und der Wurffchaufel durch aus⸗ 
giebigere und bie Geſchäfte befchleunigende Apparate zu fördern, 
waren burch zahlreihe Exemplare namentlih die Dreſchmaſchinen 
vertreten. Alle größeren Geräthefabrifen, namentlich die von Bleſ⸗ 
fing und Hirth, von Herlemann, vom Inftitut Hohenheim, von Rapp 
n. ſ. w. geben fi mit ihrer Anfertigung ab. Durdy mehrere Gö- 
pelwerke und durch 3 transportable Dampfmaſchinen, deren Eine aus 
der Stoll'ſchen Fabrik in Canſtatt ſtammte, während bie andere 
von der Kuhn'ſchen Fabrik in Berg geliefert wurde und bie britte 
aus Paris kam, war dafür gejorgt, daß bie Befucher der Ausftellung 
die Mafchinen in Thätigkeit fehen konnten. Neichhaltig war ferner 
die Austellung befonders auh noch an Geräthen zum Schnei- 
ben bes Heus und zum Schroten, Duetihen und Berfleinern ber 
zur Biehfütterung beftimmten Körner und Knollen. Als Geräthe 
für ben innern Haushalt zogen in ber engliichen Abtheilung eine 


94 


Waſchmaſchine und eine fehr praktiſche Mange, als Mafchine zum 
Trocknen naffer Gegenftände eine von Stoll in Cannftatt ausgeſtellte 
Centrifugalmaſchine die Aufmerkſamkeit zahlreicher Beſucher auf ſich. 
Die Kochapparate endlich waren durch die verbeſſerten Herde des 
Mechanikus Flor und die kupfernen und eiſernen Spardampftspfe 
des Mechanikus Boſſert vertreten. Apparate zur Weinbereitung 
waren aus den Oberämtern Stuttgart und Eßlingen und für bie 
Bienenliebhaber verihiedene Bienenwohnungen au bem Oberamte 
Waiblingen ausgeftellt. Der Anbli folder Vervollkommnung bei 
den Geräthen des täglichen Gebrauchs, deren Beichaffenheit man 
nicht mit Unrecht als ein Kennzeichen für die Entwicklungsſtufe ber 
Völker zu betrachten pflegt, gewährte ficherlih jedem Beſucher ber 
Gerätheausftellung große Befriedigung. 


Handel, Öcwerbe und Berfehr. 

Auf die Gejdhäftslage des Jahrs 1860 im Allgemeinen 
übte die Unficherheit der Erhaltung des Weltirievend nament⸗ 
lid wegen ver fortgefegten Rüſtungen in Italien einen ſehr 
ungünftigen Einfluß aus. Am meiften litten darunter vie 
Geſchäfte, welche hauptfächlih durch Gründung neuer und 
* Erweiterung beftehenvder Unternehmungen in Thätigkeit gefegt 
werden, wie 3. DB. die Mafchinenfabriten, fomie folde, deren 
Lebens-Element die Spekulation if. Spinnereien nnd Wer 
bereien arbeiteten meift nur für den nädjftliegenden Conſum und 
erportivende Gefchäfte hatten mit allerlei Schwierigkeiten bes 
Abſatzes, Rufland gegenüber wegen ver Inappen Geloverhält- 
niffe, Defterreich gegenüber wegen des Gilberagios und ber 
ganzen beprängten Page dieſes Staat, Italien gegenüber wegen 
des Kriegs und Amerika gegenüber wegen ter drohenden Ger 
fahr bürgerliher Unruhen zu kämpfen. Für die Bankgeſchäfte 
insbefonvere mar daher dieſes Jahr, wenn glei im Verkehr 
mit Wechſeln und laufenden Krediten nicht ganz unerheblid, 
doch im Ganzen ein ziemlich mattes; der Handel in Staatspa- 
pieren und Effeften war ganz unbedeutend, weil das erfchütterte 
Bertrauen die Transaktionen aud) bier wie allerwärts Lähnıte, 
was fih am deutlichiten aus tem das ganze Jahr über 
andauernden niederen Disconto (nemlid) im Januar bis März 
30/0, April bis Dftober 2%, und dann bis zum Jahresſchluſſe 
wieder 3°%/0) zeigte, inden die Kapitale zu ängſtlich, un fefte 


[4 


95 


Anlagepläge aufzufuchen, fich lieber mit dem niederen Zinsfuß 
begnügten, den die Anlage in Wechſeln bot. Den in ber 
Geſchäftswelt herrfchenden Mangel an Vertrauen in die Zukunft 
gegenüber darf freilich andererſeits nicht vergeffen werden, daß 
diefer billige Geldftand ven Handel und den Gewerben die nöthige 
Creditunterſtützung mit Leichtigkeit zuführte. Luxuswaarenge⸗ 
Ihäfte hatten erft in der zweiten Hälfte des Jahres guten Abſatz, 
nahdem die Gefahr eines Kriegs befeitigt fchien. Dagegen 
fand bie ganze große Menge derjenigen Erwerbözmeige, welche 
mit ihren Leiftungen den nächſten und täglichen Conſum beftreis 
ten, alle Claſſen von Handwerkern und Arbeitern das ganze 
Yahr über gleihmäßig lohnenden Verdienſt. Nur die Tuch⸗ 
macherei mit einigen Hülfsgefchäften hatte theilweife unter 
Preislofigkeit ihrer Waaren zu leiven. Wie gefucdht ſtets Die 
Arbeiter und wie body durdgängig die Kühne waren, beweist, 
ſchon der Umftand, daß gemeine Grabarbeit in ver Kegel mit 
1 fl. 12 kr. täglich bezahlt wurde, Maurer und Steinhauer 
1 fl. 36 fr. — 2 fl. verdienten und landwirthſchaftliche Taglöhner 
burchfchnittlich auf 48 kr. nebft Trunf und Brod ſich ftellten. 
Eben darum muß denn auch im großen Ganzen genommen das 
Reſultat des Geſchäftsjahrs 1860 als ein befriedigendes be— 
zeichnet werden, obſchon manche der wichtigſten Fragen wie z. B. 
des täglich mehr ſich geltendmachenden Bedürfniſſes nach natur= 
gemäßer Regelung der Flußzollfrage, der Brennmaterialfrage 
und des Gewerbegeſetzes, des Handelsgeſetzes, des Landeskultur⸗ 
geſetzes, des Baugeſetzes u. ſ. w. noch unerledigt blieben. Daß 
namentlich die Brennmaterialfrage die allgemeine Aufmerkſamkeit 
ſo ſehr in Anſpruch nimmt, iſt nicht zu verwundern, da die 
enorme Steigerung der Holzpreiſe nachgerade einer der gefähr- 
lihften Hemmſchuhe am Schwungrade der Induſtrie geworben 
ift. Beſonderes Interefje bietet in dieſer Beziehung die von der 
Handelskammer zu Heilbronn in ihrem Rechenſchaftsbericht her- 
vorgehobene Thatiache tar, daß allein in Heilbronn im J. 1860 
vom Schiff 187,161 Etr. Steinfohlen mehr ausgeladen wurden, 
als im Borjahre, nemlid im Ganzen 949,338 Ctr., woran 
570,742 Ctr. per Eifenbahn weiter gingen, und 124,430 Etr. zu 
Schiffe nad) Eannftatt geführt wurden (gegen 112,000 Etr. im 
Jahr 1829); wozu dann noch die fehr beträchtlichen Steinfoh- 


96 


lenzufuhren durch bie Eifenbahnen vom Rheine und (für Königs⸗ 
bronn) von Zwidau ber Tamen. Auf den Umfang ver württ. 
" Flößerei und des Handels mit auf Schiffen verlapenen Schnitt. 
waaren weist fchon Die Thatfache bin, daß in Heilbronn allein 493 
mit Holz beladene Fahrzeuge mehr gezählt wurden, als im Früh⸗ 
jahre, nemlich 2048 im Ganzen. Wenn dagegen eine namhafte 
Abnahme der Donaufcifffahrt zu Ulm eintrat, fo hatte dieß 
feinen Grund in ganz eigenthümlichen Berhältniffen. Was 
den Handel mit den Produkten ver Landwirthſchaft anbelangt, 
fo verdient hier befonvere Erwähnung der Hopfenbau, welder 
fid) feit 1852 namentlidy in den Oberämtern Sulz, Tübingen, 
Gmünd, Horb, Neuenbürg und Böblingen faft verdoppelt Hat 
und bereits auf mehr al8 4100 Morgen beirieben wird. Die 
württembergiihe Waare findet mehr und mehr aud im Aus⸗ 
lande Anerfennung. Der Ausfall in der Quantität wurde durch 
enorme Preife gevedt. Ein ven Werth des Grunpftüds über: 
treffender Robertag von 1000—1200 Morgen war nichts Gel» 
tenes bei einem Durchjchnittöpreife von 200—260 fl. per Ctr. 
Der Gefammtgeldertrag mag nahezu 3,000,000 Gulden erreicht 
haben. Ebenso erreichte ver Obftertrag mit ca. 17—18 Mil. Sri. 
Kernobft und 3/ Mill. Sri. Steinobſt, aljo faft das Drei« 
fache eines Mittelertragd und rvepräfentirte einen Werth von 
6—7 Mill. Gulden, was zumal bei dem geringen Ertrag ver 
Weinberge jehr hoch anzufchlagen war. Auch die Ergebniffe ver 
Woll- und Weinmärkte (f. u.) waren im Allgemeinen befriedigen. 

ALS eine neue wichtige Erfcheinung auf dem induftrieellen 
Gebiete hatte der Handel- und Gewerbeftand des Landes heuer 
das durch Erleichterung der PVerftändigung zwiſchen Käufern 
und Verkäufern und durch Herftellung eines allgemeinen Markte 
preijes eine gewiſſe Stetigfeit und Sicherheit des Verkehrs er- 
zielende Inſtitut der Stuttgarter Induſtriebörſe zu 
begrüßen. Trotz der kurzen Zeit ihres Beſtands bat viefelbe 
doch bereits die wohlthätigften Wirkungen für bie württem⸗ 
bergifhe Landesinduſtrie und felbft für den Gefchäftsverlehr 
des ganzen jüdlichen Deutſchlands gehabt. Bon anfänglid 50 
meiftens dem Stande der Baumwollſpinnerei, Weberei und 
Drudereibefiger angehörigen Theilnchmern wuchs die Zahl der 
Lepteren befonversin Folge des Anklangs, ten viefelbe bei dem 


97 


Handels« und Gewerbeſtandoder wenigftens beffen hervorragend» _ 
ften Bertretern fand, raſch bis auf 360 Mitglieder, die ben 
verfchtebenften Theilen Deutſchlands und mitunter felbft dem 
Auslande angehören. Schon im Juli fchloß ſich ſodann wenn 
auch nur vorübergehend eine große Anzahl von Lanpwirthen 
bem neuen Inſtitut an, das fo eine weſentliche Ergänzung der 
zahlreichen in Württemberg fchon beftehenden Anftalten zum 
Awed der Gewerbebeförderung bilbet. 

Letztere verdienen liberhaupt, da fie in biefen Blättern 
noch nie näher erörtert wurden, bei ihrer alljährlich zunehmenden 
Bedeutung für das gewerbliche Reben Württembergs und ihrer 
immer deutlicher zu Tag tretendeg fegensreichen Wirkfamfeit, 
jegt hier wenigfteng eine überfichtliche Darftelung. Die Aufgabe, 
überall wo und wie e8 immer nur die Sache des Staats fein 
kann, zur Förderung der gewerblichen Thätigfeit beizutragen, 
beziehungsweife folde in Anregung zu bringen, bat zunädft 
die aller polizeilichen und fiscaliſchen Funktionen enthobene, theils 
ans Staatsbeamten theild aus Deputirten des Hanbels- und 
Gewerbeftandes zufammengefztte und in ihrer Art in Deutſch⸗ 
land einzig daſtehende Gentraljtelle für Handel und Ge 
werbe. Dieje Behörde, weldye fich zunächft die genaue Kennt⸗ 
niß von der Lage und den gejamnten Berhältnifien des Ge- 
werbe⸗ und Handelsſtandes, einjchließlich der Gehülfen, Lehr⸗ 
linge und Arbeiter theils durch eigene Wahrnehmung theils 
durch die Vermittlung der ihr untergeordneten Organe der 
Gewerbe⸗ und Handelskammern, der Oberämter und Gewerbe⸗ 
Vereine zu verſchaffen ſucht und ſo in den Stand geſetzt iſt 
zu beurtheilen, was für die Vervollkommnung der Induſtrie 
noch geſchehen müſſe, oder wie und in wieweit den Wünſchen 
ber Gewerbe⸗ und Handeltreibenden zu entſprechen ſei, hat daher 
beſonders dahin zu wirken, daß Anſtalten zur Beförderung ge⸗ 
werblicher und commercieller Zwecke, wie Meſſen, Märkte, Ver⸗ 
ſicherungsanſtalten, Vorſchuß⸗, Spar⸗ und andere Creditkaſſen 
eingeführt, durch Gewerbeausſtellungen der Abſatz inländiſcher 
Erzeugniſſe gefördert und die Hemmniſſe einer freien Gewerbe- 
und Handels⸗Entwicklung bejeitigt werden, ſodann aber aud) 
für eine theoretiſche und praftifche VBorbildung der Gewerbe» 
und Handeltreibenden durch Errichtung neuer gewerblicher orte 

Württ, Jahrb. 1860. 18 Heft. 


98 


biloungsfhulen und Vervollkommung bes gewerbliden Unter⸗ 
richts überhaupt fowie durch Verbreitung angemeſſener Literatur 
mittelft des Gemerbeblatts, durch Herbeiſchaffung mufterbafter 
neuer Fabrikate, Werkzeuge und Maſchinen, durch Belanntmadung 
neuer im Auslande aufgelommener Methoven, durch Abſendung 
Sachverſtändiger auf Induftrieausftellungen und anberweite 
Communication mit dem Auslante beziehungsmeile mit feinen 
anf ven hervorragendften Hanvelsplägen, wie London, Paris, 
New-Horkzc. befindlichen Eorrejpondenten und württembergifchen 
Conſuln hinfihtlihd der Erreihung induftrieller Zwecke mittelft 
des Correſpondenzbureau's u. ſ. w. zu forgen und endlich bie 
in Gewerbe- und Hanbeldangelegenheiten an fie ergebenden 
Aufträge beziehungsweife Anfragen von Seiten anderer Staats⸗ 
behbrden zu erledigen. 

Mit viefer Behörde find nun aber noch verfhiebene In⸗ 
ftitute verbunden, welche viefelbe bei Berfolgung ihrer Zwecke 
unterftügen und auf das Yortjchreiten der Induſtrie den wohl- 
thätigften Einfluß ausüben. Dahin gehören befonvers das 
tehnifhe Mufterlager, ver Maſchinenſaal, bie Zei- 
chen⸗- und Modellirfchule, die Webelehrerſchule, die 
chemiſche Probieranftalt und die Bibliothek. 

Das in Folge des Anlaufs intereffanter Ansftellungsgegen- 
fände wie Zeichnungen, Mobelle, Werkzeuge, Mafchinen ꝛc. auf ber 
Parijer Induftrieausftellung vom Jahre 1849 entflanbene durch zahl- 
reihe weitere Anläufe auf ber Londoner Induſtrieausſtellung vom 
Fahre 1851 und auf den bebeutenpften übrigen Hanbelsplägen ber 
Erde bis anf den Betrag von 10,000 Nummern vermehrte meda- 
nifhe Mufterlager, welches ein Bild ber fortichreitenden In⸗ 
buftrie zu geben beſtimmt ift, enthält eine ſyſtematiſch geordnete und 
zu beftimmten Stunden bes Tages den Gewebetreibenben unentgelt- 
lich und dem übrigen Publikum gegen ein Meines Entre zugängliche 
Sammlung folder gewerblichen Muftererzeugniffe des Auslandes, 
welche im Lande noch ganz neu und fo bie inländiſchen Inbuftriellen zur 
Einführung neuer Induſtriezweige oder burch die Zufammenftellung 
ganzer Sortimente von fchon bekannten Gewerbeprobnften zur Ber- 
gleichung der inländifhen und ausländiichen Qualitäts und Preis- 
Berhältniffe zu veranlaffen, oder ihnen burch -Darftellung einzelner 
befonbers wichtiger Gegenftände von ihrer Entflehung an bis zu 
ihrer Vollendung in ihren einzelnen unvollendeten Teilen ein klares 


99 


Bild von beren Fabrikation oder durch Vorführung ganzer Gruppen 
von für die inländiſche Induſtrie wichtigen Robproduften genaue 
Ansknnft über deren billigfte und befte Bezugsquelle zu geben ge- 
eignet find. Zur Befihtigung biefer reichhaltigen Sammlung von 
Muftern, von welden im Jahre 1860 allein (in 761 Poſten) gegen 
3700 an Indnſtrielle ber verichiedenen Landesgegenden ausgeliehen 
wurden, fanden fich heuer nicht weniger als 24533 Berfonen ein. 
Es darf diefer Zudrang nicht befremben, denn fie enthält die verichiebens 
ften Sorten von Materialien und Erzengniffen der Thon-, Stein- und 
Stasfabrilation, eine ſchöne Gruppe von Metallmaaren nebft einer 
umfafjenden Zufammenftellung von Schlöffern und Meſſerſchmied⸗ 
arbeiten, zahlreiche Werkzeuge aller Art, namentlich (für Holz und 
Metallarbeiter, jowie für Hufihmiede und Schuhmacher), eine befon- 
ders anziehende Gruppe von Geräthen für Gartenbau und Landwirth- 
shaft, für Hauswirtbichaft, für das Feuerlbſchweſen n. f. w., ein voll- 
ftändiges Sortiment von optifhen, phyſikaliſchen, horologiſchen Inftru- 
menten und Apparaten, eine umfangreiche Gruppe von Kurzwaaren 
(ordinären Holzarbeiten wie gejägten, gefchnittenen, geſchnitzten und ge- 
drehten Arbeiten aus ben verfchiedenften Rohprodukten,) von Leber- 
waaren, von Papier⸗ und Portefenillemaren n. ſ. w., und iſt nener- 
dings überdieß auch noch mit einer Gewebemuſterſammlung ver- 
bunden. Letztere beſteht theils aus einer Zujammenftellung von 
Modellen verſchiedener Webſtühle theils aus Proben der verſchieden⸗ 
fien Erzeugnifſe der Weberei, weldye im Auslande befonbers in ben 
bebentenbften franzöfiichen nud engliihen Fabriken Durch Agenten 
angefauft und alle 8 Tage eingefandt werben, jo daß je im Laufe 
eines Sommerhalbjahre bereits bie Brobemufter ber fünftigen Win- 
terfaifon und im Winter die der fommenden Sommerftoffe in allen 
Arten der Weberei vollftändig vorliegen unb von folden jobann je 
Heine Abſchnitte unentgelblich an die Fabrikanten des Landes abge- 
geben werben können, die dadurch hinfichtlich des Geſchmacks und 
ber Weberei ihrer Fabrikate ſtets auf dem Laufenden erhalten werben. 

Der dem Miufterlager ähnliche aber zugleich noch einem andern 
Zwecke dienende Maſchinenſaal ſodann enthielt einestheil® zahl- 
reiche im Auslande anfgelaufte theilmeile in Betrieb gejeßte Ma- 
ſchinen, 3. B. Falzmaſchinen, Buchdruderjchneliprefien, Gaskraft⸗ 
maſchinen, Schraubenſchneidmaſchinen, Kochherde, Malzputzmaſchinen 
u. ſ. w. und anderutheils viele neue für die allgemeine Verbreitung 
fi) eignende gewerbliche Erzeugniſſe des Inlandes, als Werkzeuge, 
Werkzeugmaſchinen, Rohſtoffe zc. 


100 


Der theils für wieberfehrende theils für vorübergehende Aus⸗ 
ſtellungen fpezieller Art beftimmte An sftellungsfaal jobann ent- 
hielt früher zunäcft eine durch das Bedürfniß ber Gegenwart her⸗ 
vorgerufene Ausftelung von 24 Nähmaſchinen für feine unb 
ordinäre Weißnähterei, Damenkleivermacherei, Berzierungsnähterei, 
für fchwere Tucharbeiten und leichte Handarbeit n. ſ. w., ferner 
eine Ausftellung von Volksſchularbeiten und von in ben 
Hortbildungsfchulen des Landes gelieferten Proben bes Freihan d⸗ 
linear-Zeihnens und Modellirarbeiten. 

Die Sammlung von Zeihnungswerten und Gyps⸗ 
modellen, welde bezüglich ber Anleitung bes regelmäßig an- 
wejenden Zeichnungslehrers allen nad; Bervolllommmung in ihrem 
Gewerbe ftrebenden ober Behufa ber Einfichtnahme einzelner Gegen- 
ftände der Sammlung erfcheinenden Gewerbetreibenden zu Gebot 
fteht, und fomit (zumal bei der Wichtigkeit des Modellirens für fehr 
viele Induſtrielle und bei der Unentbehrlichkeit tüchtiger Zeichnungs⸗ 
werle für alle Gemerbetreibeude) ber technifchen Ausbildung ber 
Letzeren weſentlichen Vorſchub Feiftet, enthält eine große Auswahl von 
Statuetten, Ornamenten, Thieren, Pflanzenabgüffen, und Zeichnungs- 
werle englifchen, franzöfiihen und amerikaniſchen Urſprungs, bejon- 
ders Prachtwerke über die Ausftellungen zu Paris und London, archt⸗ 
tektoniſche Werke, Photographien ꝛe., Werke allgemein techniſchen 
Werths, allerhand Modellzeichnungen für Baugewerbe, Metallarbei⸗ 
ten, Holzarbeiten, Thonwaarenfabrikation, Werke für Weberei und 
Unterrichtsgegenſtände. Abgeſehen davon, daß hier auch Gypsmodelle 
vervielfältigt werden, iſt zugleich von Zeichnungswerken eine aus klaſ⸗ 
ſiſchen Zeichnungswerken im Werthe von 3000 fl. beſtehende ſoge⸗ 
nannte Wanderkunſtbibliothek gegründet worden, welche jedes gewerb⸗ 
liche Fach möglichſt vertritt und unter den Zeichnungsſchulen bes 
Landes cireulirt. In Verbindung damit fteht endlich eine Zeichnung 
und Modellirichule für den Unterricht in Freihand⸗, Mafchinenzeich- 
nen und Modelliren an freiwillig ſich einfinbende Schüler, beren 
Arbeiten dann von Zeit zu Zeit öffentlich ausgeftellt werben. 

Unter den Induftriezweigen, welchen bie Centralſtelle ganz bes 
jondere Fürforge wibmet, fteht die Weberei oben an. Für bie 
Leineninduftrie wurden bie neueften Einrichtungen für Weberei, Weiche 
und Appretur, für die Baummollenmeberei aber eine große Zahl 
von MWebereilehrmerkftätten für einfache und complicirte Zeuge ein- 
gerichtet und zur Erzielung einer gleihmäßigen theoretiichen Bilbung. 
Webeichulen in verſchiedenen Theilen bes Landes gegründet, in wel⸗ 


101 


hen Webermeiſter ſowohl als auch Fabrikanten eine gründliche Aus- 
bildung erlangen, kann beziehungsweiſe Webelehrer für bie Weber. 
gewerbe an nicht mit Webfchulen verfehene Plätze abgeorbitet. Die 
Webeichulen wurden auch von Solchen benützt, welche fpäter ben 
Langwaarenfach fih widmen und bier eine vollftändige Waarenkunde 
und genaue Kenntniß ber verfchievenen Gewebe und ihrer Darſtellungs⸗ 
weiſe fi) erwerben wollen. Um aber zugleich tilchtige Weblehrer 
für alle Webeſchnlen im Lande heranzubilden, wurde in Stuttgart 
eine Weblehrerfchule errichtet, in welcher in praftifher Handhabung 
bes Webeftubls, in dem Gebrauch ber Hülfsmaſchinen, in ber Zer- 
legung ber Muſter, in ber Berfertigung ber Patronen u. f. w. 
ebeuſowohl als im Zeichnen und in ber Anfertigung von Entwürfen 
Unterricht ertheilt wird. 

Die chemiſche Probiranftalt nimmt in ihrem Laborato- 
rium alle für Gewerbetreibende geeignete chemifche Unterfuchungen 
und Analyſen vor; zugleich werben in berjelben den Schülern 
Borlefungen über die in ben einzelnen Gewerben am häufigften 
vorkommenden hemilchen Proceſſe gehalten. 

Ergänzend zur Seite ſtehen biefen Anftalten eine aus 3000 
Bänden techniſcher Werke beftehenbe Bibliothef und ein Lefezimmer, 
in weldem ca. 50 gewerbliche Zeitichriften und nenere technifche 
Literatur aufgelegt find; aufden Hauptinhalt der letzteren wirb überdieß 
in bem Gewerbeblatt bingewiefen, das in ca. 6000 Exemplaren 
ins außerhalb des Landes Verbreitung findet. 

Ganz abgefehen von diefen Anftalten benützt aber auch Die Central- 
ſtelle jede andere paſſende Gelegenheit bazır, den jeweiligen inbuftriellen 
Bedürfnifſen zuentiprechen. So wurben 5. B. um einestheils Die Streb- 
ſamkeit ber Gewerbetreibenben ftets vege zu erhalten und anbererjeits 
ein Mares Bild von bem Fortſchreiten der Inbuftrie im Lande zu geben 
periobiihe Fortſchritt sausſtellungen, auf welden alle eine 
ganz nene Erfindung oder eine Verbeſſernng ſchon befannter Fabri- 
fate ober doch wenigftens die Einführung eines neuen Induſtrie⸗ 
zweiges repräfentivenden Gegenftände ausgeftellt werben können, und 
unter Umftänden Yortichrittsmebaillen an die betreffenden Ausfteller 
vertheilt werben, eingeführt, die allgemeinen Judnſtrieausſtellungen 
in aubern Ländern, bejonders Die zu London, München und Paris 
durch Sachverſtändige beſchickt und in ben verſchiedenſten Richtungen 
ausgebentet und aus gleihem Grunde und zum gleichen Zwede werben 
Wanderlehrer für die Webereigewerbe entjendet und die Gewerbe- 
treibenden in ber gewerblichen Buchführung und Correiponbenz zc., 


102 


theils mittelft einzelner für ſich abgeſchloſſener Vorleſungen theils in 
einem ganzen Cyklus folcher Unterrichtsftunden, alfo in einen fürms 
lichen Wanderlehreurſus unterrichtet, welch’ Teßterer mit ber Aus⸗ 
einanberfegung bes wirtbichaftliden Theile ber Gewerbeverhältnifie 
beginnt, dann auf Einkauf, Buchführung, Caleulation ber Preife, 
Wechſel, und Anweiſungen übergeht und mit ber Correſpondenz 
ſchließt. 

Der Betrieb der Eiſenbahnen im Etatsjahre 18°%/eo 
lieferte folgende Ergebnifie: 

A. Die Einnahmen betrugen fitr 

a) Perjonentransp.bei 3,042,687 Reiſenden 1,469,298 fl. 29 ir. 


b) Hunbeltransport (23,359 St.) 4,234 fl. 38 fr. 
c) Gepädtransport, 84,669 fl. 6 fr. 
d) Equipagentransport, 3,570 fl. 

e) Biehtransport, 92,700 fl. Str. 


f) Gütertransport 


von 8,786,658 Ctr. 2,234,590 fl. 16 kr. 

Propiſion⸗Rachnahme 7,968 fl. 11 kr. | 

Berfiherung, 2,369 fl. 24 fr. \2,861,466 fl. Ir. 

Lagerzinfe, 924 fl. 24%. 

Frachtbriefe, 5,613 fl. 54 kr. 

zufammen a—f) 4,005,930 fl. 30 kr. 

g) Extrazüge, 30,198 fl. 25 tr. 
h) Averfalvergätungen für die Beförderung 

der Poftjendungen, 71,800 fl. 


i) Fahrtaxen und Trachten für fremde 

Berwaltungen, welche zurüdzuvergüten 

waren, 400,589 fl. 49 fr. 
k) Ertag aus Gebäuden, und Grundftüden 33,739 fl 5 kr. 
1) Entihädigung von andern Verwaltun- 

gen für Benütung diefjeitiger Trans⸗ 


portmittel, 320 fl. 44 fr. 
m) Berfchievene und zufällige Einnahmen 234,291 fl. 20 kr. 
zufammen a—m 4,776,869 fl. 53 fr. 


B. Die Ausgaben betrugen und zwar 
a) Die allgemeinen Berwaltungstoften 44,381 fl 5 is. 
b) Die Bauunterbaltungstoften 708,355. fl 4 kr. 


108 


e) Die Koflen des Locomotivdienſtee 1,096,893 fl. 4 kr. 
d) Koften ver Wagen 547,908 fl. 24 kr 
e) Koften des Bahnbetriebes 466,738 fl. 43 kr. 
f) Antheile anderer -Bermwaltungen an den 

Einnahmen von dem direkten Verkehr 397,614 fl. 17 kr. 
&) Bergätung an andere Verwaltungen für 


Benütung ihrer Transportmittel 13,080 fl, 35 fr. 
h) Averfalvergütung für die telegraphifche 
Dienftcorrefponvenz 5,400 fi. 
i) Frachtermäßigimgen, Entſchädigungen 
und Erſatzpoſten 5,173 fl. 21 ir 
k) Grundabgaben, Steuern und Brand⸗ 
fchabensbeiträge, 3,657 fl. 52 kr 
I) Zuſchüſſe an die Unterſtützungskaſſe 1,500 fl. 
m) Abgang und Nachläfie 4,554 fl. 25 tr. 
n) Außerordentlihe Ausgaben 80 fl. 15 fr. 
zufammen (a—n) 3,295,337 fl. 5 fr. 
Nach Abzug der 
Averfalvergätung von der Poftanftalt 70,000 fi. 
Fracht von dienftlihen Sendungen 74,399 fl. 9 ir. 
Beftellgebühren der Güterbeförberer 119,123 fl. 29 kr. 
Sahrtaren und Trachten für fremde Verwal: 
tungen 397,614 fl. 17 fr. 
Frachtrückvergütung 2,975 fl. 32 kr. 
Betrag der Tar- und Fradhtenermäßigungen 
für Militärtransporte 4,445 fl. 31 kr. 
mit 668, 557 fl. 58 fr. 


beträgt bie obenerwähnte Einnahme 4,108,311 fl. 55 fr. und 
bie Ausgabe 2,626,779 fl. 7 Er. oder die Ausgaben für Neubau⸗ 
ten, Meliorationen, Imventarvermehrung mit 664,408 fl. 
47 Te. abgerechnet noch 1,962,370 fl. 20 Tr. oder 47,r°/o ber 
Bruttoeinnahmen. 

Das Anlagelapital betrug amı 30. Juni 1860 37.959,208 fl. 
12 kr., hiezu aus Betriebsmitteln beftrittene Ausgaben flir 
Meliorationen, Neubauten ꝛc. 18°%/eo 2,274,697 fl. 8 fr., zu⸗ 
fammen 40,238,905 fl. 20 fr., fo daß fid) eine Verzinſung 
von 5,? °%o ergibt. 


104 


Die Länge der Bahn am Schluß des Etatsjahrs betrug 
91,* Stunden, die der boppelgeleifigen Bahn 21,? Stumven. 
Die Zahl der von den Lolomotiven zurüdgelegten Wegſtunden 
mit Zügen (Nuzftunven) betrug 510,597, ohne Züge 26108, 
zufammen 536,705. Bei durchſchnittlich im Dienfte befind- 
lihen 56 Lokomotiven bat eine Lofomotive im Durchſchnitt 
9584 Stunden dDurdlaufen. Auf eine Stunde Bahnlänge 
fommen von ber wirklichen. NettosEinnahme & 1,481,582 fl. 
48 kr., durchfchnittlich 16,931 fl. 48 kr., (auf eine Nuzftunde 
2 fl. 54 !r.,) oder von der obenerwähnten Netto⸗Einnahme 
a 2,145,941 fl. 35 fr. noch 24,525 fl. 2 fr. (oder 4 fl. 12 kr. 
von der Nuzftunde). 1 Zoll-Etr. hat durchſchnittlich an Fracht 
abgeworfen 15,9 fr. Was die Denügung der Wagenllaffen an- 
belangt, fo fuhren im Ganzen in ver I. EI. 0, %, II. EL. 
20,2, II. Cl. 79, und in den Schnellzügen 5 °/o in ber 
I. Cl. und 95 °% in der IT. Claſſe. 

Die Verwaltung der Telegraphen im Jahre 189%/so 
ergab folgendes Refultat: 

Befördert wurden im Ganzen Staats» und Privattele- 
gramme und zwar: 

a) internationale. An folden waren abgegangen 11,685 
und angelommen 12,700, zufanımen 24,385 oder auf einfache 
rebucirt 30,724; an Durchgangs⸗Vereinsdepeſchen wurden be- 
fördert 10,380, oder auf einfache rebucirt 12,888. 

b) interne. An folden waren abgegangen und angelom- 
men zufammen 66,366, auf einfache rebucirt 75,425. Im 
Ganzen belief ſich fomit die Zahl der Telegramme auf 101,131 
oder auf einfache rebucirt 120,037. Die gebührenfreien 
Zelegramme beliefen fich zufammen auf 31,076 Stüd. Die auf 
den Stationen erhobenen Gebühren betrugen 81,885 fl. 21 kr. 

Bei ver Poftverwaltung ergab ſich nad der unlängft 
veröffentlichen Ueberſicht für das Jahr 18°%/so folgendes Re⸗ 
ſultat: 

Die Geſammteinnahmen betrugen 1,478,748 fl. 12 kr., 
die Gefammtausgaben 1,284,271 fl. 59 fr., fomit ber Ueber 
ſchuß die Summe von 194,476 fl. 13 kr., ober mit Hinzurech⸗ 
nung des Betrags von 19,412 fl. 19 kr., um welchen fi ber 


108 


Bofinerwaltungsbetriebsfonnd vermehrt hat, von 213,888 fl. 
32 Ir. Letzterer beträgt auf ven legten Juni 1859: 8489 fl. 
25 fr. Der Anſchaffungswerth der im Gebrauch befindlichen 
Betriebsmittel einfchließlih ver Boftwagen zc., betrug am 
80. Juni 1859: 242,171 fl. 32 kr. Das gefammte Anlages 
fapital für die Poſt beredynete fih auf den 30. uni 1859 
auf 2,975,137 fl. 36 kr., und verzinste ſich alfo bei dem Ein⸗ 
nahmeüberfhuß von 194,476 fl. 13 kr. (gegen 5,73 für das 
Jahr 18°°/ss) zu 6,54%. Wird von den Einnahmen und 
Ausgaben der Betrag der für fremde Poftverwaltungen er⸗ 
bobenen Zaren und Nachnahmen abgezogen, fo berechnen fid) 
die Ausgaben für den Betrieb in Prozenten der Bruttoein- 
nahme zu 83,7 und bie reine Einnahme beträgt biernady 16,3 
der Bruttoeinnahme Die Zahl der Poftanftalten in Würt- 
temberg betrug am letten Juni 1859 217 und erhöhte fidh 
bis zum 1. Januar 1860 auf 230, nemlich: 106 Poftänter 
(Pofterpeditionen mit Pofthaltereien), 94 Bofterpepitionen 
(Boftftellen ohne Poftitall), 5 Relaispofthaltereien (ohne Erpe- 
ditions⸗Einrichtung) und 25 Poftablagen. Seit ver Weber» 
nahme der Bolten in die unmittelbare Berwaltung des Staats 
find allmählig 106 neue Poſtſtellen errichtet worden. Der 
Poſtverkehr wird vermittelt dur 114 Eilmagen- und Boft- 
omnibus-Rurfe, 17 Karriolpoften und 10 Reit⸗ und Boten 
poftfurfe; die tägliche Meilenzahl, welche die Boften auf Straßen 
durchlaufen, beträgt 908; außerdem wird die ganze Eiſenbahn⸗ 
linie und die Bodenfeedampfidifffahrt zum Pofttransporte be- 
nüßt. Im äußeren Boftdienft befanden fih an-Beamten (Er- 
pebienten und VBorftänden) 478, an Unterbebienfteten 333; 
beim Pofttransport wurben zufammen 437 Wagen mit 2281 
Berfonenplägen und 884 Pferde fowie 280 Boftillone und 76 
Poftconputteure verwendet. Nach ven ftatiftiichen Aufzeichnun⸗ 
gen der Pofttellen belief fi im Berwaltungsjahre 18°%/so 
die Aufgabe an Briefen aller Art auf 7,907,656, an Fahre 
poftftüden auf 2,091,306, worunter 159,432 Nachnahmeſen⸗ 
dungen mit einem Geldbetrag von 524,086 fl. und 1118 haare 
Einzahlungen mit 7293 fl. begriffen find. An einzelnen 3ei- 
tungsnummern wurden im Jahr 18°%/so verſendet 5,985,788. 
Berfonen wurden auf den württ. Poften 280,939 beförbert. 


106 


Die Verkehrsſteigerung ftellt ſich dem Borjahre gegenfiber 
folgendermaßen heraus: Bei der Briefpoft ergibt fi ein Mehr 
von 1,049,762 Briefpoftgegenftänten, bei der Fahrpoſt ergibt 
fih ein Mehr von 252,901 Wahrpoftgegenftänden und von 
74,199 Reifenden. Im ganzen Land trifft durchſchnittlich nad) 
dem Stand vom legten Juni 1859: 

a). je eine Poftanftalt auf ca. 1% Q.⸗M.., 

b) auf jeven Einwohner 9,35 Brief- und 2,47 Fahrpoſt⸗ 
ftüde, 

c) je ein Boftreifender anf 6,02 Einwohner, 

d) auf jeden Einwohner 3,54 einzelne Zeitungsnummern, 
und " 

e) von der geſammten Pofteinnahme 52%: ir., von ber 
Gefammtausgabe 46/2, alfo von dem Neinertrag 6*/ıe kr. 
per Kopf. 

Die im Etatsjahre 18°%so errichteten 19 Boftftellen find 
folgende: 


errichtet ben 
1) Rudersberg, DA. Welzheim, Poflerp. 2. Aug. 1859. 
2) Singen, O.A. Geislingen " 5. Sept. » 
3) Schwenti, O.N. Laupheim „»' 5.00 u 
4) Bempflingen O.A. Urad) n 2. Sept. ⸗ 
5) Unterbbihingen, O. A. Nürtingen 20. Sept. n 
6) Laichingen, DA. Münfingen " 25. Oct. ⸗ 


7) Großaſpach, O.A. Badnang „ 4. San. 1860. 
8) Großgartach, DU. Heilbronn n 17. Ian. ⸗ 
9) Böhmeunkirch, O.A. Geislingen, Poſtamt 

(früher Relais⸗Poſthalterei) 1. Febr. 
10) Dußlingen, DA. Tübingen, Bofterp. 16. Febr. 
11) Laudenbach, D.A. Mergentheim ° m 15. Febr. 
12) Ummendorf, O.A. Biberach n 27. Febr. 
13) Schenmerberg, D.A. Biberach " 15. Mir 
14) Baiersbronn, DA. Freudenftatt nr . 
15) Owen, O.A. Kirchheim n 28. April 
16) Outenberg, O.A. Kirchheim " 
17) Oberbifchingen, O.A. Ehingen n 
18) Dornban, OU. Sulz n 16. Mat 
19) Herrenalb, D.A. Neuenbürg, Boftamt 1. Juni 


2 
1 
2 32 3 3 3 3 32 3 3 2 3% 


107 


Bei dem Bodenſeedampfſchifffahrtésbetrieb ergab 
fidy für das Berwaltungsjahr 18er folgentes Refultat: 

Es betrugen die Einnahmen und zwar tie Gefälle 
aus Heheitsrechten 34 fl. 52 kr. Die Fahrtaren und Frochten 
und zwar durch unmittelbare Erhebung 179,101 fl. 46 kr., 
von fremden Beförberungsanftalten 13,234 fl. 15 kr., darunter 
6000 fl. von der wärtt. Poftanftalt; der Ertrag aus Gebäuden 
und Gütern 0; die Erfagkoften und Rückvergütungen 684 fl. 
39 kr.; die Zinfe aus Altivpoften O; die aufßerorbentlichen 
Einnahmen 298 fl. 37 kr., zuſ. 193,354 fl. 9 ke. Die Ans 
gaben dagegen und zwar die allgemeinen Bermaltungstoften 
betrugen 6,788 fl. 52 kr.; bejontere Koflen, nämlid, die Koften 
des Schifffahrtsbetriebs 89,387 fr. 25 fl., Darunter für Mas 
terialien 46,908 fl. 21 kr., Schifffahrtsunterhaltung 11,932 fl. 
30 kr.; die Koſten des Stationsdienfts 87,204 fl. 2 kr.; die 
Bergütung an frembe Beförberungsanftalten 9,032 fl. 34 kr.; 
der Aufwand auf Gebäude und Güter 106 fl. 33 kr.; Ente 
Ihäbigungen und Erfaspoften 842 fl. 6 kr., die Paſſivzinſe 0; 
der Abgang und Nachlaß 0; die außerordentlihen Ausgaben 
33 fl. ı fl., zuſ. 148,344 fl. 33 fr. Somit überftiegen die 
Einnahmen die Ausgaben um 50,009 fl. 36 kr. Zu dieſem 
Keinertrag kommen die Aktivausſtände am 30. Yuni 1859 mit 
802 fl. 31 fl.; der Werth des Materialienvorraths am 30. Juni 
1859 mit 2956 fl. 2 fr, der Kafſenbeſtand am 30. Juni 1859 O, 
die Zahlungsrüdftänne am 30. Yuni 1859 O, auf. 3,173 fl. 
55 kr., fo daß verbleiben 50,594 fl. 14 fr. Bon dieſem 
Jahresertrag wurden abgeliefert zur Grundſtocksverwaltung 
26,694 fl. 14 kr., zur laufenden Verwaltung 23,900 fl. Das 
Bermögen der Anftalt betrug am 30. Juni 1860 285,977 fi. 
Das Unlagefapital betrug nad Abzug der obigen Ablieferung 
zum Grundſtock am 30. Juni 1860 230,128 fl. 18 fr. Die 
zur laufenden Verwaltung abgelieferten 23,900 fl. entfprachen 
fomit einer Berzinfung mit 10,39 %. Befördert wurben: 
Perjonen 85,189, Hunde 435 St., Gepädübergemicht 2185 Ctr., 
Equipagen 25 St., Pferde 357 St., Vieh 5,883 St., Güter 
424,184,1 Str., Getreide 594,365, Ctr. Bon 100 Reiſenden 
benügten ven I. Pla 26, ven II. Play um die volle Tare 62, 
um ermäßigte Taxe 12. Die Zahl der Dampfbootfahrten be⸗ 


108 


Yief fi auf 2,768, die der zurüdgelegten Meilen auf 14,160, 
bie ver angehängten Schleppboote und zwar der beladenen 460, 
der unbeladenen 313. Der Holzverbraudh zur Feuerung ter 
Schiffskeſſel belief fih im Ganzen auf 3,975'/ Kl., alfo auf 
1 Fahrmeile auf 0,281 Kl. Die durdfchnittliche Fahrzeit für 
1 geographifche Meile berechnet fid) auf 26,7 Min. 

Der orbentlihe Betrieb der Nedardampfihifffahrt 
im Sabre 1860 tauerte von 2. April bis 1. Nov., alfo im 
Ganzen 219 Tage, fo daß die Anftalt zum erften Male, feit- 
dem fie in Befite des Staats ſich befindet, über Die ganze 
Saiſon vellftändig benitt werden fonnte. Dampfbootfahrten 
wurden ausgeführt von Heilbronn nad) Heivelberg und zurüd 216, 
andere 34, zuf. 249. Die Zahl ver hiebei aurüdgelegten Weg⸗ 
meilen betrug 4,945. Die 11'/s Meilen oder 23 Stunden 
lange Wegftrede zwiſchen Heilbronn und Heidelberg wurde 
ohne den durdyichnittlid 42 Minuten betragenden Aufenthalt 
während ber Yahrt zurüdgelegt im Durdfchnitt zu Thal von 
Heilbronn nah Heitelberg in 5 St. 40 Min. und zu Berg 
(v. Heidelberg nach Heilbronn) in 11 St. 7 Min. Die für 
zeiten Fahrzeiten waren zu Thal (init dem Dampffchiff. 
Heilbronn am 3. April bei 40 Waflerftand in Heilbrenn) 
4 &t. 25 Min. und zu Berg (Dampfiiff Nedar am 13, Inli 
bei 25” Waflerftand in Heidelberg) 8 St. 46 Min.; bie 
längften aber zu Thal (Dampfichiff Heilbronn) am 27. Iuli 
bei 24° in Heilbronn 6 St. 52 Min. und zu Berg (Dampf- 
ſchiff Heilbronn) am 26. Mai bei 30° Waflerftand in Heidel- 
berg 12 Stunden 48 Min. Der Wafjerftand betrug wäh. 
rend des Betriebs im Durdfchnitt 33, ter höchſte Stand 
(3. Sept.) war 91”, ver tieffte 22 Die mittlere Fahrge⸗ 
Ihwindigfeit oder die Zahl der in einer Stunde Zeit zurüd- 
gelegten Wegftunden war zu Thal (Boot Heidelberg) 4,00 
als Minimum und 4,06 als Durdfchnitt, und als Maximum 
4,10, zu Berg ale Minimum 1,98, ferner 2,07 ale Durch⸗ 
fhnitt, und 2,15 als Marimum. Der Kohlenverbraud 
betrug im Ganzen 17,306,5 Gtr., auf Einer Fahrt von Heil- 
bronn nach Heidelberg und zuräd 77 Ctr., auf eine Wegmeile 
3,35 Ctr. Der mit 4 Dampfbooten vermittelte Verkehr umfaßte: 


109 


Perſonen zu Thal zu Berg 
16,120 13,825 
Hunte 103 87 
Gepäckübergew. 303,8 Ctr. 251 Etr. 
Güter 15,883,8 Ctr. 9,136,5 Ctr. 


Von 100 Perſonen benützten die J. Cajüte 31 und die 
II. zur vollen Taxe 43 und zur ermäßigten 26. Die Frequenz 
von einer Fahrt beträgt durchſchnittl. Perſonen 120, Hunde 1, 
Gepäckübergewicht 2,2 Etr. und 100,5 Etr. Durchſchnittlich 
war der Robertrag von. einer Fahrt 122 fl. 42 fr. und ver Be- 
triebsaufwand 90 fl. 24 kr., jomit ver Keinertrag 32 fl. 18 kr. 
Bon dem Rohertrag kamen auf Perjonen 94 fl. 50 kr., Hunde 
10 kr., Gepädübergewit 1 fl. 10 kr., Güter 26 fl. 14 fr. 
Bofteffektenbeförderung 18 kr. Die Durhfchnitts- Einnahmen 
von 1 Reiſenden betrugen 46 fr., 1 Hund 18 kr., 1 Etr. 
Gepädübergewiht 31 r., 1 CEtt. Frachtgut 14 fr. Was 
jodann die lanfende Bermwaltung anbelangt, fo betrn- 
gen die Jahreseinnahmen pro 1860 30,876 fl. 19 kr. 
(worunter 30,558 fl. 17 kr. Sahrtaren und Frachtgelder) und 
die Ausgaben 24,019 fl. 7 ir. (morunter 19,861 fl. 12 fr. 
Schifffahrtsbetriebskoſten), ver Einnahmeliberfchuß fomit 6857 fl. 
12 kr., over unter Berädfichtigung des Ergebniffes ver Neft- 
verwaltung 8,831 fl. 57 fr. Der Betriehsfonds ver Dampf- 
ihifffahrtsanftalt betrug am Kechnungsjahresichluß 1869 : 
2,218 fl. 4 fr. und pro 1860: 143 fl. 19 Er., bat fonit um 
2,074 fl. 45 fr. abgenommen. Er befteht ganz aus dem Werth 
der Mobiliarvorräthe. Das Vermögen der Anftalt an Schif⸗ 
fen, Mobilien ꝛc. berechnete fich auf den legten Dechr. 1869 zu 
53,841 fl. 54 kr. und pro 1860 85,614 fl. 26 !r., vermehrte 
fih fomit um 31,772 fl. 32 fr. (in Solge der Ermwerbung eines 
weiteren Dampfſchiffs). Andererfeits vermehrte fi das An⸗ 
lagelapital, das ult. December 1859: 58,800 fl. betrug, um 
38,000 fl. (Kaufjchilling für das Dampffchiff Nedar), und be 
trng fomit pro 1860: 96,800 fl. Der Vermügensftand pro 
1860. berechnet fi) auf 85,614 fl. 26 kr., fomit um 11,185 fl. 
34 Tr. niederer. Der Einnahmelberfhuß pro 1860 betrug. 
wie fchon bemerkt 8,831 fl. 57 kr., würde alfo genau genom⸗ 
men eine Berzinfung tes Anlagecapitals nody nicht gewähren. 


110 


Die Donaufhifffahrt war abermals wie im vorigen 
Jahre in Abnahnıe begriffen. Es wurden abgefehen von ven 
zu ben bairifhen Oftbahnen gelieferten und nicht zu ten ges 
wöhnlihen Frachtgütern der Ulmer Schifffahrt gerechneten 
31,500 Eifenbahnfchwellen (ungefähr 64,773 Ctr. [gegen 70,750 
Str. pro 1859]), anf der Donau abgeführt. Darunter befan- 
den ſich 22,000 Etr. Kaffee, 5,000 Etr. Maſchinen⸗ und Eijen- 
waaren, 4,000 Etr. Wein, 3 Etr. Kreide, 3,000 Ctr. Käſe, 
2,000 Etr. Kaffeefurrogat, 2,400 Etr. Baumwolle, 1000 Ctr. 
Tabak, 800 Str. Del und Fettwaaren,. 700 Gtr. Farbwaaren, 
700 Str. Soda c. Da im Jahr 1856 125,000 Etr., im 
Jahr 1857 98,000 Eitr., im Jahr 1858 95,000 Etr. und im 
Jahr 1869 70,000 Etr. befördert wurden, fo ftellt fih eine fo 
entfchierene alljährige Abnahme des Verkehrs auf ber oberen 
Donau heraus, daß letztere verausfihtlic in nicht gar ferner 
Zeit ganz aufzuhüren droht, wenn nicht bald durch die Ein- 
richtung einer regelmäßigen Bergfahrt mittelft Remorgnere wer 
nigftens von Donauwörth herauf der Weiterbeftand des Ulmer 
Donauſtapels geſichert wird. 

Was ſodann die Bewegung der Necarſchifffahrt 
anbelangt, jo zeigte das Jahr 1860 eine erfrenlihe Hebung 
über fänımtliche Borjahre bis zum Jahr 1854, wo die größte 
Abnahme ftattgefunden. Zu Berg kamen an 129 Schiffe mit 
Handelsgütern und Salz 21,622 Etr. (gegen 20,000 im Jahr 
1856, 16,000 in Yahr 1857, 4,600 im Jahr 1859 und 8,000 
im Jahr 1859), Steinfohlen 124,430 Etr. (gegen 120,000 pro 
1856, 102,000 pro 1857, 67,000 pro 1858 und 112,000 pro 
1859), alſo zuf. mit 146,032 Etr., jo daß fidh eine Zunahme um 
26,000 Str. gegen das Vorjahr und 11,000 Str. gegen das 
3.1854 (mit 135,087 Etr.) ergibt. Zu Thal abgefahren waren 
134 Schiffe, die an Brettern: 145,532 Ctr. (gegen 117,000 Ctr. 
pro 1856, 152,000 pro 1857, 101,000 pro 1858 nnd 109,000 
pro 1859), Dandelsgütern: 44,829 Etrn. (gegen 106,000 pro 
1856, 34,000 pro 1857, 26,000 pro 1858 und 50,000 pro 
1859) und Aeſcherich: 5,300 Etr. (gegen 4,000 pro 1856, 
3,000 pro 1857, 3,000 pro 1858 und 13,000 pro 1859), zul. 
aljo 195,611 Er. befürderten. Die Berg» und Thalfahrt zu- 
jammengenommen find fomit im Ganftatter Hafen aus 


211 


und eingelaufen zuf. 341,698 Ctr. (gegen 368,000 pro 1856, 
209,000 pro 1857, 201,000 pro 1858 und 293,000 pro 1859). 

Der Schifffahrtsverkehr von Heilbronn mit dem untes 
ren Redar und dem Rhein beitrug an angelommenen z0l« 
baren und nichtzolibaren Gütern 1,480,940 Ctr. (389,563 Ctr. 
mehr als im Borjahre) und an abgegangenen zollbaren 
und nidtzollbaren Gütern zuf. 570,505 Etr. (47,015 Etr. weni⸗ 
ger als im Vorjahre), over an angelommenen und abgegangenen 
Gütern zufammen 2,801,445 Etr., wozu dann noch etwa 750,000 
Bretter kamen, die, obgleid in Schiffen verladen, tod) dem 
Tlößereiverlehr eingerechnet zu werden pflegen. Wie beveutend 
aud) heuer wieder der Flößereiverkehr und der damit ver- 
bundene Sägwaarentransport im Ganzen genommen war, ers 
gibt fi) darand, daß man zu Heilbronn 1,101 Flöße, 49 
Schollen und 898 Schiffe mit Bretterladung und Vretterflöße, 
zuſ. aljo 2048 (gegen 493 im Borjahre) zählte Bei Nedar- 
julm waren 1372 eichene und 1342 tannene Stänme eingeflößt 
worden, bei Marbadı 750 tannene Stämme und bei Pleivelg- 
heim 250 tannene ımd 50 eichene Stämme. 

Die Ausfuhr aus Württemberg nach der Scweiz 
über Friedrichshafen war auch im Jahr 1860 fehr bedeutend. 
Pferde wurden 589 St., Hornvieh 6,956 St., Schweine und 
Spanferlel 321 St., Hämmel 162 St., anderes Schafvieh 
und Biegen 205 St. ausgeführt, alio zuj. 8,283 &t. Vieh 
(dem Borjahr gegenüber 1667 St. mehr). An Getreide incl. 
Malz wurden ausgeführt: Hülſenfrüchte 578,920 Etr. (dem 
Borjahr gegenüber mehr 322,788 Etr. An anderen Lebens 
mitteln wurden ausgeführt: Bier 7,007 Etr., Branntwein 
2,192 Ctr., Eſſig 426 Etr., Wein und Moſt 446 Etr., But- 
ter und Rindſchmalz 3,891 Etr., Fleiſch und Schweinefett 
641 Etr., Gewürze 64 Etr., Kaffeeſurrogate, beſonders Cichvo⸗ 
rien 11,572 Etr., Käſe 146 CEtr., Zuckerwerk ſammt einge⸗ 
machten Früchten 129 Etr., Nudeln, Sago ꝛc. 1,703 Ctr., 
Mühlenfabrikate 14,789 Etr., Syrup 1,066 Ctr., unbearbeitete 
Tabatsblätter 3,166 Etr., fabricirter Rauchtabat 930 Etr., 
Cigarren 288 Etr., Schnupftabal 143 Etr., Zuder 9,545 Ctr. 
(die 6 zulegt genannten Duantitäten kamen größteutheild aus 
den übrigen Zollvereinsftaaten), gebörrtes Obſt 1,420 Etr., 


112 


friſches Obſt 2,885 Sımri. An. Holz wurde ausgeführt: 
Brennholz 9,396°/% Kl. und 1,350 St. Wellen, Werk- ‚und 
Sägholz 1,861 St., Bretter und Dielen 6,260 St., Yatten 
125 St., Pfähle und Rebſtöcke 208,450 St., Stangen 739 St., 
Torf 44,000 St. Unter den Lebensmitteln ift übrigens bier 
eine große Menge von Gartengewächlen, namentlich Kartoffeln, 
die aus Württemberg nadı ver Schweiz ausgeführt wurden, 
nicht begriffen. 

Nach einer Veröffentlichung des Finanz⸗Miniſteriums find 
in der Münze zu Stuttgart ſeit dem Abſchluß der Münzcon⸗ 
vention vom 25. Aug. 1837 bis zum Schluſſe des Jahres 1859 
ausgemüngt worden: 

Goldmünzen: 2,310,902 fl. in Dulaten. 
Silbermänzen und zwar 18°%ss (incl.) 

Bereinsmünzen: Zwei Thaler- (3%: Gulden) Stüde 
2,211,107 fl. 30 &r., Einthalerftüde (1°/« Guldenſtücke) 
1,917,748 fl., und im J. 1859 allein: 2,332,156 fl. 45 kr. 

Randesmünzen und zwar 
Zweigulvdenft. 8,559,144 fl., Eingulvenft. 11,782,572 fl., 
Halbguldenftüde 2,812,077 fl. 30 fr., und im 9. 1859 
allein 35,862 fl. 

Sheidemünzgen 

in Silber: Sechskreuzerſtücke 889,706 fl, Dreifrenzerftüde 
290,090 fl., Einfreuzerftüde 246,258 fl. 62 fr., und im 
Jahr 1859 8294 fi. 36 kr. 

in Kupfer: an Halben- und Viertelöfreuzerftüden 47,888 fl. 
34 fr., und im Jahr 1859 1,287 fl. 3 ir. 

Die Generalverfammlung des ſüddeutſchen Buch⸗ 
händlervereins, die am 18. Juni ſtattfand, war trotz der 
ungünſtigen Zeitverhältniſſe zahlreicher beſucht, als die der 
lettvergangenen Jahre. Neben ver üblichen Vermögensrech⸗ 
nungsablage war beſonders der Antrag auf Einführung ver- 
Tchiedener Berbefjerungen in dem ſüddeutſchen buchhändleriſchen 
Speditionsverkehr Gegenftand ver Berathung. Letztere führte 
zunächſt zu dem jofort ausgeführten Beichluß, eine Commijfion. 
von 7 Mitgliedern für diefen Zwed zu wählen, welche auf der 
Grundlage einzelner näher bezeichneter Punkte der nächſten 
Öeneralverfamunlung die Normen für den angeftrebten Fort⸗ 


113 


ſchritt vorſchlagen follte. Die Abrechnungsgefhäfte nahmen 
den erfreulichften Verlauf, und einftimmig ging das Urtheil 
der Anwefenvden dahin, Daß die durch dieſe Berfammlung be- 
wirkte Centralifation, welche überbieß nad) den verſchiedenſten 
Seiten hin ihren belebenden Einfluß geltend macht, nicht nur 
für Stuttgart äußerft wichtig ift, fondern auch für den budh- 
händleriſchen Verkehr jelbft die günftigiten Folgen bat. Es 
waren der unter einander abredynenden Firmen nicht weniger 
als 100, alſo nahezu bie Hälfte aller ſüddeutſchen Buchhand⸗ 
lungen. 

Die Jahresverſammlung der Schafzühter und Woll⸗ 
producenten zu Balingen (30. März) war fehr zahlreich be« 
juht. Die Verhandlungen bezogen fi) hauptfächlich auf die 
verſchiedenen Schafftämme und die Schafzucht überhaupt, den 
Göppinger Schafinarkt, die natürlichen (Allmanden) und fünft« 
lihen Schafweiden und Schafhäufer; wobei befonders die Vers 
befierung ver natürlichen und die Anlage ver künſtlichen Schaf- 
weiden den landwirthfchaftliden Vereinen won den Abgeorb> 
neten ber landwirtbichaftlihen Centralſtelle fehr an's Herz ge— 
legt wurbe. Ein erfreuliches Zeichen war das rege Intereſſe, 
das alle Anweſenden und namentlid) auch viele Bauern bei den 
lebhaften Verhandlungen an ven Tag legten. 

Am 15. Juni hielten bie württembergiſchen Land⸗ 
wirthe zu Heilbronn wie in früheren Jahren eine Wander⸗ 
verſammlung, welche von nahezu 200 Theilnehmern aus den 
verſchiedenſten Gegenden des Landes ſowie von mehreren Mit⸗ 
gliedern der Centralſtelle für Landwirthſchaft beſucht war. Ge⸗ 
genſtände der Berathung waren insbeſondere die Frage von der 
nach dem Urtheile zweier Obergerichte ſchon bei der jetzigen Geſetz⸗ 
gebung zuläſſigen Errichtung bäuerlicher Fideicommiſſe, bezüg⸗ 
lich deren Oberamtsrichter Fecht hauptſächlich die volkswirth⸗ 
ſchaftliche Wichtigkeit ver Erhaltung eines großbegüterten Bauern⸗ 
ftande8 hervorhob und einen Beſchluß der Berfammlung auf 
Nieverfegung einer Commiſſion für die meitere Bearbeitung 
dieſes Gegenſtandes veranlaßte, ferner Die Regelung des für bie 
Landwirthſchaft fo wichtigen Geſindeweſens, bezüglid, deren 
von Seiten ber Kegierungscommiffäre bemerft wurde, daß ben 
Ständen in Bälde ein bießfälliger Geiepesentwunf vorgelegt 

Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 


114 


werben folle, die Befeitigung vieler für die Landwirthſchaft 
läftigen Beftimmungen aus dem neueften Entwurf eines Hoch⸗ 
baugefees, die Empfehlung der zur weiteren Verbreitung er- 
fahrungsgemäß fid) eignenden Iandwirthichaftlihen Mafchinen, 
insbefondere der Drefch-, Säe- und anderer Mafchinen, Die Frage 
von ter fofortigen Realifirung der Tängft gehegten Idee einer 
landwirthſchaftlichen Börſe in Verbindung mit der neuerdings 
in’8 Leben getretenen Induſtriebörſe zu Stuttgart, bie Trage 
von der Wahl der beften Mittel gegen die Verbreitung ver 
verberblihen Lungenſeuche, das wiederholte und bringenbe 
Berlangen nach der baldigen Einbringung des ſchon vor acht 
Jahren ausgearbeiteten Landeskulturgefegesentwurfs bei den 
Ständen, das Hinarbeiten auf Befeitigung mander läftigen 
Beftinmungen aus den Statuten auswärtiger Hagelverfiche- 
rungsgeſellſchaften und auf eine Kevifion der Grundgefege der 
Wanderverfammlung. Zu Ehren der Berfammlung war zu⸗ 
gleih eine Schauftellung zahlreicher Rinder veranlaßt worden, 
welche allgemein als fehr gelungen anerfannt wurde. 

Die württ. Wein» und Obftproducenten bielten 
heuer am 19. Dftbr. zu Neutlingen ihre fiebente Generalver- 
fammlung, welche nicht nur von zahlreichen Bewohnern ver 
benadhbarten Städte und ſelbſt von Ausländern befucht, ſon⸗ 
dern auch von der R. Centralftelle für Landwirthſchaft beſchickt 
war. Garteninſpektor Lucas begrüßte Die Verfammlung, welde 
fofort unter dem Vorſitze des Oekonomieraths Bronner von 
Wiesloch für die Weinbaufeltion und des Garteninfpeltors 
Lucas für die Obftbaufeltion ihre Verhandlungen begann. 
Aus der Berathung in Betreff der für unfer Land zweckmäßig⸗ 
ften Traubenforten ift hervorzuheben, daß Mehrere ver be- 
währteften Weinbauverftäntigen die fog. St. Laurenztraube 
als eine fchwarze, frühreifende und fehr fruchtbare Sorte 
empfahlen. Bezüglih des Obftbaues waren beſonders vie 
Mittheilungen über die für unfer Land empfehlenswertheften 
Obſtſorten unter Zugrundlegung der Abbildungen württem⸗ 
bergifcher Obftforten interefjant. Zur Belehrung ver An- 
weienden war in dem pomologifchen Inſtitut eine Wein⸗ 
mujter- und eine Obftausftellung veranftaltet worben. 
Die Weinmufter, 40 an der Zahl, waren von Rentlingen, 


115 


Pfullingen, Heilbronn und Nedarfulm mitgetheilt worden. 
Die rotben Weine von Reutlingen, namentlid die vom Fahr 
1859, wurden als fehr gut, zum Theile vorzüglich und die 
Brunner's von Nedarfulm ſämmilich als ausgezeichnet aner⸗ 
kannt. Minder reichlich beſchickt war die damit verbundene 
Ausſtellung von Trauben, deren Qualität aber um ſo 
trefflicher war; beſonders wurden die Trauben aus Beutelsbach 
und Untertürkheim fowie die von Univerſitätsgärtner Hoch⸗ 
ftetter mitgetheilten allgemein für vollfommen erklärt; auch 
fanden die ausgeftellten voluminöfen ganz reifen Trollinger 
allfeitig die wohlverdiente Bewunderung, und nicht minder 
das aus 44 volllommen reifen Traubenjorten aufgeftellte Sor⸗ 
timent des Stabtraths Widelin aus Reutlingen. Was ſodann 
die Obftausftellung anbelangt, fo war dieſe nicht nur jehr 
reichhaltig, fondern auch durch eine große Menge nidhtwürt- 
tembergifhen Obſts (3. 3. aus Chriftiania, Bern, Berlin, 
Karlsruhe, Nürnberg, Schwegingen, Donauefchingen) befchidt. 
Adgefehen von Reutlingen, das viele und Schöne Sanımlungen 
ausftellte, ſchickten die edelſten inländiſchen Obftfortimente ein- 
zelne Dbftproducenten aus Blaubeuren, Bronnweiler, Glems, 
Kirchheim, Leonberg, Marchthal, Oppenweiler, Owen, Pfullin⸗ 
gen, Rottenburg, Schnaith, Schönaich, Thailfingen, Tettnang 
und Tübingen. 

Die Geſellſchaft für Weinverbeſſerung und der 
Weinbauverein hielten am 22. Juni ihre übliche Generul- 
verſammlung. In dem Rechenſchaftsbericht wurde von erſterer 
zunächſt mitgetheilt, daß im verfloſſenen Jahre in Württemberg 
anf einer beſtockten Fläche von 55,478 Morgen ein Ertrag von 
168,485 Eimern Wein erzielt worden fei, der, ven Eimer durch⸗ 
ſchnittlich zu 40 fl. gerechnet, einem Geldwerth von 6,739,400 fl. 
gleichlomme. Die Gefellichaft jelbft vertheilte im gedachten 
Sabre 106,300 edle Rebfchnittlinge und zwar weiße Rißlinge, 
blaue Clevner, weiße Burgunder, Krachmoſtgutedel und Ba⸗ 
denfertranben, von denen 30,780 in Württemberg und 65,100 
in Baden angelauft, 8,850 Stüd Rißlinge und 1,600 Stüd 
Clevner aber von der Hofdomänenkammer unentgeltlich abge- 
geben wurven. Durch Bermittlung der letteren erhielt vie 
Geſellſchaft außerdem noch 80,000 PBortugieferjchnittlinge, bie 

8 % 


116 


fi für rauhere Gegenden, fpäte Lagen und mageren Boden 
befonders eignen und von dem Württemberger Schlumberger 
in Wöslau bei Wien unentgeltlich überliefert worden waren. 
Der Geſammtkoſtenaufwand ver Gefellihaft für dieſe Schnitte 
linge, die in 24 Oberämter vertheilt wurden, belief ſich auf 
363 fl. 33 fr; dagegen wurden 129 fl. 51 fr. wieder erlöst, 
jo daß die Geſellſchaftskaſſe im Ganzen blos 233 fl. 42 fr. zu» 
legen mußte. Eine Prämienvertheilung für neue Weinberg- 
anlagen mit edlen Sorten fand nicht ftatt, dagegen erhielt 
Kameralverwalter Dornfeld in Weinsberg für feine Preisfchrift 
„die Weinbaufchule” den ausgefegten Preis von 30 Dukaten 
und Weingärtner Philipp Warth in Untertürkheim für eine 
ähnliche Abhandlung einen Nebenpreis von 3 Dukaten; dar 
neben wurde dem Gemeinderath Single in Stuttgart für 
feine im Auftrage der Gentralftelle für Landwirthſchaft ans» 
gearbeite Schrift über die Zraubenforten Württembergs die 
volle Anerkennung der Gefellfihaft ausgefprodhen. Die Ein- 
nahnıen der Weinverbefferungsgefellichaft beliefen ſich 18°°/se 
auf 1,610 fl. 35 fr., 185%/eo auf 1,147 fl. 4 kr., die Ausgaben 
dagegen auf 1702 fl. beziehungsweife 1,507 fl. 45 !r., fo daß 
für 185% ein Abmangel von 91 fl. 25 fr. und für 18°%eo 
ein folder von 360 fl. 41 fr. erfcheint. Die Zahl der Mit. 
glieder ftieg von 216 auf 237. Der Weinbauverein fo 
dann, welder bezügli ver noch in feinem Befitze befind- 
lihen 8% Morgen Weinberge für Anlauf und Anlage 
einen Geſammtkoſtenaufwand von 7387 fl. 20 kr., für Be 
bauung einen folden von 10,336 fl. 3 fr. bis zum Schlufie 
des Jahres 1859 zu beftreiten hatte, erzielte, da dieſelben bis 
dahin einen Geſammtertrag von 15,357 fl. 34 fr, gewährten, 
einen Keinertrag von 5,021 fl. 31 Tr.; das Vereinsvermögen 
berechnete ſich auf 16,637 fl. 52 Er. und ergab dem Nominal⸗ 
werth der ausgegebenen 302 Aktien gegenüber einen Ueber- 
ſchuß von 1,532 fl. 52 fr. Im verfloffenen Jahre ftehen einer 
Einnahme von 3,866 fl. 3 fr. Ausgaben im Betrage von 
2,782 fl. 23 fr. gegenüber; unter erfterer befanden fi) 1,743 fl. 
23 Ir. Erlös aus wieder verkauften Weinbergen und 1,839 fl. 
47 Tr. aus dem Ertrage der Weinberge, unter legteren bages 
gen 2,019 fl. ausgeliehene Kapitalien und 628 fl. 29 fr. Koften 


117 


für Bau und Bewirthſchaftung ber Vereinsweinberge. Behufs 
der Schaffung einer Grundlage für eine Weinbaufchule wurbe 
befchloffen, die zerftreuten Weinberge durch Verkauf einzelner 
Flächen und Ankauf anderer in Adolzfurth und Kleinheppach 
zu arronbiren. In ber intereflanten Debatte über die Vor⸗ 
züge einer reinen Beſtockung wurde beſonders hervorgehoben, 
daß es bei ihrer Durchführung keineswegs nothwendig er- 
feine, jeden Weinberg von unten bis oben mit Einer Sorte 
zu beftoden, vielmehr häufig weit beſſer fei, zwei, drei und 
mitunter ſogar noch mehrere Sorten in Einen Weinberg zu 
fegen, je nachdem fich deflen Boden ändere, daß aber auch in 
biefem alle ſtets jede diefer Sorten in ben verfchienenen 
Gräben rein zu pflanzen jei; dabei fprad die Verſammlung 
ihre Bereitwilligleit aus, durch Sachverſtändige die Weinberg- 
befiger unentgeltlich berathen zu laffen. Schließlich wurde vie 
Anpflanzung des blauen Clevners und ſchwarzen Burgunders 
in reiner Beftodung als ſehr zwedmäßig anerfannt und ein 
Preis für die Anlage und 10jährigen Anbau eines Weinbergs 
von minbeftens 1, Morgen Areal ausgeſetzt, ber zur Hälfte 
rein mit blauen Cleonern und zur anderen Hälfte rein mit 
ſchwarzen Burgundern beftodt werbe. 

Der Berein für rationelle Bienenzudt in Würt- 
temberg bielt feine dritte Wanderverfammlung anı 29. Mai 
in Ravensburg. Die Berfammlung. war äußerft zahlreich be- 
ſucht und aud von Seiten der Sentralftelle für Lanpwirth- 
Schaft beſchikckt. Auch ven Verfammlungen von Bienenzüdhtern 
zu Ummendorf und Mittelbiberad) wohnte eine große Anzahl 
von Bienenfreunden und Landleuten Bei. 

Im April fanden, angeregt von einer faufmännifchen Firma 
in Heilbronn und Nedarfulm zum erften Male größere 
MWeinmärkte ftatt. Auf erfterem waren durch Muſter vertreten 
2,240 Eimer weiße, 1,600 Eimer Schiller- und 1,960 Eimer rothe 
Weine, zufammen 4,800 Eimer. Die Mehrzahl verfelben war 
natürlich aus der Markung von Heilbronn und befjen weinreicher 
Umgebung; doch fehlten auch zahlreiche Parthien aus ferner 
gelegenen Gegenden nit. Die Verkäufe waren in Verhält⸗ 
niß zu dem ausgebotenen Gefammtquantum von nur mäßigem 
Umfang, wie e8 in jener Yahrszeit kaum anders zu erwarten 


118 


war; wohl aber diente dieſer Markt bazu, bie Weinbeſitzer mit 
ten Vorräthen und Qualitäten befannt zu madhen und fie ben 
einzelnen Producenten näher zu bringen. Die Käufer waren 
bei biefem erften Verſuche vorzugsweiſe Inländer. Was bas 
Arrangement anbelangt, fo verfuchte man zuerft die Form ber 
Berfteigerung, fand aber bald, daß dieſe bei den vorhandenen 
zahlreihen Parthien zu viel Zeit in Anſpruch nehmen würde 
und ging auf das bei Frucht» und ähnlihen Märkten übliche 
Berfahren über, das e8 dem Käufer überläßt, zu fuchen, was 
er braucht; dieß war um fo leichter, als e8 Durch vorangegan⸗ 
gene Ausgabe eines genauen Kataloge mit Notirung ver ges 
forderten Preife und durch pafiende Gruppirung der Mufter 
unterftügt wurde, Diefes Syſtem fand bald den allgemeinen 
Beifall der Käufer. Das zu Markt gebradte Quantum bes 
trug 4,735 Eimer, das verkaufte nur 239 Eimer, was, da für 
den Weinmarft kein ungünftigerer Zeitpunkt gewählt werben 
fonnte, leicht zu erklären if. Auf dem Weinmarkt zu 
Nedarfulm (22. bis 28. April) bewegten fi vie Preife 
bei den am Meiften verkauften 1852ger Weinen zwifchen 
100—125 fl., für Clevner zwiſchen 75—95 fl., für Tirol 
linger zwifdhen 66—75 fl. beim Weißgewächs. — Vom 
Fahr 1858 wurden für Cleuner 80— 90 fl., für mittelrothe 
Weine 55—60 fl., für weiße Weine 42—50 fl. bezahlt. Die 
Weine pro 1859 hatten größtentheil® den Preis vom vorigen 
Herbft, und galten nur bie und da einige Gulven mehr. 
Scillerweine wurden nicht begehrt. Das Kefultat im Alige- 
meinen war bezüglich des Erfunds von guten uud felbft von 
mufterhaften Weinen ganz befriedigend, gleihwohl ging aber 
ver Verlauf weniger ftark, ald man bei der Anweſenheit fo 
vieler Fremden hätte glauben follen. 

Auh in Kanftatt fand am 7. Sept. zum erften Male 
ein Weinmarkt ftatt. Derfelbe war Außerft belebt; e8 wur- 
den in dem zu biefem Behufe von dem Brunnenverein einge- 
räumten Kurfaale 313 Muſter von mehr als 2,165 Eimern 
zu Markt gebracht und ungefähr 237 Eimer um den Preis 
von circa 24,000 fl. verkauft. Alle Gattungen von Weinen 
waren vertreten, von dem Preiſe von 40 fl. bis 275 fl, durch⸗ 
ſchnittlich 86 fl. Die größten Ouantitäten lieferten die Orte 


119 


Sannftatt, ERlingen, Fellbach, Untertürfheim, Obertürkheim, 
Stuttgart und Beutelsbach; doch waren auch namhafte Quan⸗ 
titäten von Ebersbach, Endersbach, Fellbach, Feuerbach, Gerad- 
ftetten, Großheppach, Hemmingen, Rnittlingen, Münſter, Neu- 
ſtadt (DU. Waiblingen), Dehringen, Plochingen, Poppen- 
meiler, Rommelshaufen, KRohrader, Stetten, Schorndorf, 
Schnaith, Wangen, Winnenden fäuflih. Die Weine waren 
aus den Jahren 1811, 1834, 1846, 1856, 1857, 1858 und 
1859 und meift Prachtweine. Dur Ausftellung von Trami- 
nern und Rißlingen zeichneten fi) Unter- und Obertürfheim 
und das fürftlich hohenlohiſche Rentamt mit feinem Verren⸗ 
berger aus. Die Anordnung war mufterhaft; die Weine waren 
durchweg nad) Ortſchaften abgetheilt, jo daß jeder Ausfteller 
al’ feine Mufter beiſammen hatte, ſolche alfo nicht nach Jahr⸗ 
gängen und Farben gefchieden waren, wie im Heilbronn. 
Auf dem Pferdemarkt zu Stuttgart (22. bis 24. April) 
famen zu Markte 1,290 Pferde, Käufe wurden angezeigt 290 
mit 370 Thieren. Der höchfte Preis war 1166 fl., der nie- 
verfte 50 fl.; der ganze Umfag wurde zu 130,679 fl. berechnet. 
Der verlauften Pferde waren es heuer 160 Stüd mehr als 
im vorigen Jahre und die Umſatzſumme ift gleichfalls dem 
Borjahre gegenüber beveutend (um 70,420 fl.) geftiegen. Wie 
lebhaft der Berfauf war, beweist Schon der Umftand, daß bie 
Gebrüder Löhftein ſämmtliche von ihnen zu Markt gebrachte 
ſchwere Pferde, 60 an der Zahl, verkauften. Sehr viele Pferde 
wurden auf franzöfiihe Rechnung gekauft. — Bei der Ber- 
fteigerung edler Pferde aus den 8. Geſtüten und dem 
Marſtall kamen 25 Prachteremplare zum Verkauf; 3 etwas 
weniger anfehnliche Thiere abgerechnet wurde für feines unter 
500 fl. geboten, für 2 über 600 fl., für 3 über 700 fl., für 
5 über 800 fl., für einen bunfelbraunen Halbblutwallachen 
970 fl., für einen neunjährigen Originalaraber 1,020 fl., für 
eine vierjährige Vollblutſtute, Apfelfhimmel 1,220 fl; im 
Ganzen wurden für 7 Thiere je über 1,000 fl. geboten, ber 
höchfte Preis mit 1,800 fl. aber für einen vierjährigen und 
15 Fauft 3 Zoll hoben Vollbluthengſt, dunkelbraun mit Stern 
und Schnippe. Aus dem Marftall kamen Wagen- und Reit⸗ 


120 


pferde zum Verlauf; für 4 der legteren wurden 4,100 fl. ge⸗ 
boten, darunter 1,700 fl. für einen fünfjährigen Hengft. 

Auf dem am 12. bis 13. Juni abgehaltenen Pferde- 
markt zu Ulm wurden 187 amtlich befannt gewordene Ber- 
käufe abgefchloffen und dabei für 193 Pferde 36,500 fl. erlöst; 
der höchſte Preis für ein Pferd ftellte ſich auf 480 fl, ver 
niederfte auf 30 fl. 

Die Tuchmeſſe in Stuttgart lieferte folgendes Er- 
gebniß: tie Anzahl der Verkäufer belief fi auf 341 (gegen 
267 pro 1856, 294 pro 1857, 302 pro 1858 und 297 pro 
1859), die der aufgelegten Stüde 17,553 (gegen 11,000 pro 
1856 und 1857, 14,000 pro 1858 und 13,000 pro 1859) und 
bie der verfauften Stüde 9,556 (gegen 8,000 pro 1856, 7,000 
pro 1857, 8,000 pro 1858 und 10,000 pro 1859), Bon 263 
Berkäufern mit 15,280 Stüd wurden in das Inland 4,244 
und in das Ausland 4,075 Stüd verkauft (von 78 Berläufern 
mit 2,273 Stüd erfolgte feine Anzeige; es läßt ſich aber ein 
Verkauf von 1,237 Stüd bei diefen annehmen). Noch nie feit 
dem Beftehen viefes Marktes (1851) waren fo viele Waaren 
zu Markt gebracht worden, als heuer. Das höchſte Ausgebot 
feit 26 Jahren zeigen das Yahr 1847 mit 16,151 Stüden auf- 
gelegter und 6,929 St. oder 43 Proc. verfaufter Waare, fowie 
das Jahr 1852 mit 16,761 Stüden, wovon 8,734 Stüd ober 
52 Proc. verfauft wurden. Auch die Zahl der Marktbeſucher 
nahm zu und näherte ſich ven höchften Ziffern feit 1835 — freilidy 
ein Beweis, daß den Fabrikanten viel Waaren auf dem Lager 
blieben, die fonft anders wo abgejett worben wären. Auch 
die Käufer waren zahlreich erjchienen, zeigten ſich aber fehr 
zurüchaltend im Ankaufe. Während feit dem Jahr 1835 nur 
auf fünf Meſſen 40—50 Proc. der ausgebotenen Waaren, fonft 
meistens 55—75 Proc. abgefeßt wurben, wurden biefes Mal 
nur 47 Proc. der ausgeftellten Waare verkauft. Der Umfchlag 
betrug 275— 300,000 Ellen, aljo & 2 fl. per Elle ca. 550,000 
bis 600,000 fl. an Geldwerth. 

Auf den Ledermärkten in Heilbronn betrug der 
Umſatz ca. 5,261 Ctr. 

Der zu Heilbronn im Yebruar 1860 erſtmals abgehal- 
tene Rindenmarkt zeigte fi als ein fehr zwedmäßiges Un⸗ 


121 


ternehmen. Die Preife waren fehr hoch, höher als fie je bis 
dahin bezahlt wurden; feine Rinde, welche für die Berfendung 
günftig gelegen war, wurde mit 6-7 fl. pro Centner bezahlt, 
geringere im Berhältniffe hiezu. Diefer hohe Preis veranlaßte 
die Walpbefiger möglichft viel fchälen zu lafien, und fo kam 
es, daß die Anfangs lebhafte Nachfrage nad) dem Artikel nicht 
nur vollftändig befriedigt wurde, ſondern noch Manches liegen 
blieb. Dazu kam, daß wegen des dem Gerber nacdıtheiligen 
Mifverhältniffes der Preife des Leders zu denen der rohen 
Häute und des Gerbmateriald weniger fabricirt wurde, als 
fonft der Fall gewejen wäre. 

Am 27. November fand in Stuttgart die Jahresver⸗ 
fanımlung ver Aktionäre ber württ. Gefellfhaft für 
Zuderfabrifation ftatt. Nach dem Rechenſchaftsbericht hat 
die abgelaufene Kampagne bei den Fabriken zu Altshaufen, 
wo der unmittelbare Ausfall troß des geringen ſich nur auf 
139,415 &tr. belaufenden Duantums verarbeiteter Rüben ſich 
. auf 67,147 fl. 9 Tr. berechnete, und Züttlingen, wo bei einer 
Berarbeitung von 320,560 Ctr. Rüben der Ausfall 54,160 fl. 
36 Tr. beitrug, was, da zur Zeit noch Feine entſprechende Zoll⸗ 
rüdvergütung für erportirten Rübenzuder ftattfinvet, leicht er⸗ 
Härlih ift, abermals einen beveutenden Berluft ergeben, fo 
daß jest das urfprüngliche Betriebsfapital mit Hinzurehnung 
der Berlufte in den vorangehenden Jahren um 360,000 fl. 
verkürzt wurde. Indeſſen find von diefer namhaften Summe 
282,000 fl. auf Neubauten, verbefjerte Einrichtungen und 
Schulventilgung verwendet worben, fo daß der eigentlidye Ge- 
fhäftsverluft, da die Meeliorationskoften in günftigeren Zeiten 
vorausfihtlih ihre Zinfen tragen werben, fi in Wirklichkeit 
wenigftens auf 78,000 fl. over 8°/o des ganzen eine Million 
hetragenden Aktienkapitals rebucirt. 

Die Zuckerfabrik Heilbronn konnte trotz der ungün— 
ſtigen Zeitverhältniſſe und namentlich des Rückſchlags des Preiſes 
vom Melis um 22 fl. per Centner nad) dem auf der Gene⸗ 
ralverfammlung vom 18. Sept. erftatteten Bericht des Aus 
ſchuſſes doch für die jehste Kampagne ihren Aktionären 
neben den normalen Abjhreibungen und den Beiträgen zum 
Reſervefonds auf die Prioritätsattie die ftatutarifch geficher- 


122 


ten 6°/o und auf die Stammaktie noch 3°/o Jahresrente anweifen, 
ein Ergebniß, das nur theils durch intenfiv wirthſchaftlichen 
Betrieb, namentlih in Abficht auf den Steinkohlenverbrauch, 
theil8 dur den Umftand, mit ven Einfäufen von fremden 
Melis in günftige Momente gerathen zu fein und bas Pro⸗ 
duft an deſſen fpäter gebefferten Preifen Theil nehmen laſſen 
zu Tünnen, ermöglicht wurde. 

Die Aktiengeſellſchaft der württ. Baumwollfpin- 
nerei und Weberei in Eßlingen hat nach ihrem neueſten 
Rechenſchaftsbericht in dem Betriebsjahre 1800/60 145,277 fl. 
57 fr. vereinnahmt, wovon 52,628 fl. 16 kr. auf Amortiſation 
verwendet und 1,306 fl. dem Reſervefonds einverleibt, auch 
813 fl. 46 kr. dem Krankenunterſtützungs⸗ und Penſionsfonds 
zugewiejen wurben, fo daß unter die Aktionäre noch eine Di⸗ 
vidende von 7 %/o vertheilt werden konnte. Die Fabrik beichäf- 
tigt nun 27,712 Spindeln und 452 Webftühle; von Erfteren 
fonnten jedoch 5,824 erft neuerdings in Betrieb geſetzt wer- 
den. Die Zahl ver Arbeiter beträgt dermalen 662 Perfonen, 
wovon 170 in 34 Haushaltungen Unterkunft in den von der 
Sejelfchaft erbauten zwedmäßigen Wohnungen fanden. 

Der Altienverein für württ. Kattun-Manufal- 
tur hielt am 20. Oft. zu Heidenheim feine britte Jahresver⸗ 
fanmlung. Nah tem von dem Vorſtand des Verwaltungs 
raths, Zöppritz, erftatteten Rechenſchaftsbericht wirkte der allge- 
meine jchleppente Gefchäftsgang des verfloffenen Jahres (30, 
Juni 185%s0) wie auf alle induftriellen Unternehmungen fo 
and, auf diefen Verein Außerft hemmend ein. Zeitweife mußte 
die Produktion wejentlich befchränft und bei der Aufnahme ber 
Borräthe in die Schlußbilang mit größter Sorgfalt zu Werke 
gegangen werten. Gleichwohl ergab ſich über vie bezahlten 
5 %/ Zinſen und nad Abſchreibung des höchſten ftatutenmäßi- 
gen Betrags auf Gebäude, Mafhinen und Mobilien ein 
Nettonugen von 5,802 fl. 14 fr., fo daß die allgemeine Lage 
der Fabrik abgefehen von der momentan ungünftigen Conjunk⸗ 
tur durchaus befriedigend tft. Das Fabrikat hat fi allgemeine 
Anerfennung errungen, die Fabrik felbft ift in jehr gutem Zur 
ftande, ihre äußeren Berhältnifie find ganz geordnet und bie 
Berwaltung ebenjo gut geregelt als billig. 


128 


Der Seidenzuhtverein bielt am 30. Januar feine 
dießjährige Generalverfammlung. Aus den hiebei gepflogenen 
Berbandlungen ift zu entnehmen, daß im Allgemeinen bie 
Seidezucht in Württemberg nicht recht gedeihen will; ſelbſt 
auf den K. Höfen Weil und Seegut, wo doch die größte 
Sorgfalt angewendet wurde, war ter Erfolg fein günftiger. 
Die Pilzkrankheit, die ihren Grund im Maulbeerbaum jelbft 
bat, rafft die Raupen jchaarenweife hinweg. Die Maulbeer» 
pflanze ift bei uns feit Jahren Frank und die Blätter derfelben 
welfen daher fchnell dahin. Nach einer annähernden Schätzung be= 
finden fih in Württemberg und zwar meift in größeren Pflanzuns 
gen concentrirt, an Maulbeerpflanzen 8,637 Hochſtämme, 38,662 
Buſchbäume und 12,657 Hedenpflangen, zufammen aljo etwa 
60,000 Stüd. Dieje bis auf beffere Zeiten zu erhalten, dahin 
geht das Hauptbeitreben des Vereins; fo lange die erwähnte 
Krankheit, die übrigens auch in Italien wüthet, nicht aufhört, 
it an ein Aufblühen ver inländifchen Seidezucht nicht zu 
denken. 

Die Handwerkerbank in Stuttgart, welche ihre 
Statuten mehr und mehr auf eine ver Förderung der Geſell⸗ 
Ihaftszwede entſprechende Weife modificirt, zählt jet 78 Mtit- 
glieder; ihr Reſervefonds beträgt 2,431 fl. 53 fr., an Monats⸗ 
beiträgen wurden einbezahlt 23,383 fl. 34 fr., zurüdbezahlt 
4,773 fl., es blieben 18,610 fl. 34 kr., die gutgefchriebene Di- 
vidende belief ſich auf 3,253 fl. 53 kr., Vorſchüſſe wurden ge> 
geben 182,189 fl., zurüdbezahlt 147,831 fl.; ausgeftanden find 
81,472 fl. Darlehen an die Kaſſe wurden aufgenommen 
26,182 fl. 51 fr., bezahlt 21,362 fl. 51 kr., ſchuldig geblieben find 
17,455 fl. Der Jahreszins betrug 5 fl., die monatlidye Pro⸗ 
vifion 20 fl. Bilanz: Ausftehenvde Vorſchüſſe 81,472 fl., Gut⸗ 
haben beim Banquier 2,273 fl. 58 kr., Kaffenbeftand: 2,496 fl. 
50 tr., Saldo 68,787 fl. 53 fr., Paſſiva 17,455 fl. 

Auch die in Heilbronn feit dem Jahr 1852 beftehente 
Handwerferbanf nimmt, wie die meiften gemeinnügigen 
Auftalten diefer Art, einen gedeihlichhn Fortgang. Auf ver 
foliveften Grundlage errichtet bietet fie zumal bei ihrer guten 
Berwaltung dem Handelsftande wejentliche VBortheile, nament- 
lih die Erleichterung billiger Anlehen ohne viele Umftände 


124 


und bequeme Tilgungsbebingungen ; fie wird deßhalb aber auch 
fehr fleißig benügt. Im verfloffenen VBerwaltungsjahre hat 
das eigene Vermögen der Bank einen Zuwachs von 2085 fi. 
durch Zinfenertrag erhalten und beträgt nun 1,230 fl. 14 fr.; 
das Aktienkapital befteht in 3,465 fl., nemlid in 346'/s un⸗ 
verzinslichen Aktien & 10 fl. und die an Handwerker gemachten 
Anlehen belaufen ſich auf 14,695 fl., die Berwaltungsloften 
aber blos 98 fl. 2 fr. Nach dem Rechnungsabſchluß fand in 
dem verfloffenen Jahre die dritte Berlofung von Aktien ftatt, 
zu deren Ablöſung 25 %/, des jährlichen Reinertrags ftatuten- 
gemäß beftinmt find. 

Die Lokalbank für Gewerbe in Ludwigsburg 
zeigt pro 31. Dechr. folgenden Stand: Activa 3,403 fl. 27 Er. 
in 24 Poſten; die Paffiva in 92 Altien & 25 fl., zuf. 2,300 fl. 
Der Unfagß betrug an Einnahmen und Ausgaben 9,991 fl 
26 fr., 1,000 fl. mehr als pro 1859 und 7,000 fl. weniger 
als im Fahr 1858, was auf Beſſerung der Lage der Gemerbe- 
treibenden hinveutet. Die Verwaltungskoſten betragen kaum 
10 fl. Das Vermögen der Bank belauft ſich auf 1,089 fl. 
31 fr. (128 fl. 43 fr. mehr als im Vorjahre). Das Gefammt- 
ergebniß pro 1. Dec. ftellt fi fo: 

Ausftände der Bank bei 24 Gewerbetreibenden 3,403 fl. 31 fr. 
Baffiva an 6 Aktionäre und den Kaſſier 2,304 fl. 50 fr. 
Zahl des Bermögens 1,098 fl. 31 kr. 

Die Handwerkerbank in Hall hatte einen Unfak 
von 3,600 fl., die zu Heilbronn in 144 Poften einen folchen 
von 14,700 fl. mit einem Reſervefonds von 1,230 fl. 

Die Handwerker-, Spar» und Eredit-Bereine 
zu Uln entwidelten fi) ebenfalls gedeihlich und leifteten ihren 
Mitgliedern ald Spar und als Vorſchußvereine gleich gute 
Dienfte. Die Zahl der Mitglieder beträgt jetzt über 200, 80 
mehr als pro 1856. Die in den legten 4 Fahren gemachten 
Einlagen betrugen 25,000 fl., fo daß die Vorſchüſſe an Mit- 
glieder, die im abgelaufenen Jahre 30,000 fl. betrugen, ganz 
aus eigenen Mitteln gereicht werden konnten. Der Gewerbe- 
und Creditverein in Uln, der fih das Verdienſt erworben 
hat, dieſe Bereine in's Leben gerufen zu haben, fucht jet bie 
Zufammenlegung biefer Bereine in's Werk zu fegen und dar⸗ 


135 


aus ein Inſtitut gleih der Stuttgarter Handelsbank zu 
Ichaffen. 

In dem Geſchäftsverkehr der württembergifgen 
Handelsgefellfhaft bat fi in ven Ietten Jahren 
wenig geändert. Umſatz, Artikel und Abſatzmärkte blichen fo 
ziemlich bie gleichen; fortwährend der Stand des Unternehmens ift 
befriedigend und gewinnt von Jahr zu Yahr an Halt dadurch, 
daß ein regelmäßiger Abſatz an Abnehnter eingeleitet ift, welche 
in jeder Saifon ihre Beftelungen machen. Der öffentliche 
Nuten des Inftituts zeigt fich übrigens befonders auch darin, 
daß die Artikel, in denen es hauptſächlich Geſchäfte macht, zu 
denjenigen gehören, welche der Handarbeit Beichäftigung geben, 
wie 3. B. Schuhe, fertige Kleider n. f. w. 


Wohlthätigkeit und wohlthätige Anftalten. 


Unter ven vielen Gaben, weldye der Wohlthätigfeitsfinn 
ver Württemberger auch in diefem Jahre gefpenvet hat, ver- 
dienen bejondere Erwähnung, ein Geſchenk von 2000 fl., wel- 
ches die Erben des T Geh.⸗Hofraths v. Fobft der Central⸗ 
ftelle des Wohlthätigfeitsvereins Behufs der Vertheilung unter 
bie bebürftigeren Rettungs- und Taubftunmen-Anftalten des 
Landes und ein desgleichen von 1000 fl., weldes fie dem 
Stuttgarter Kirhenbauverein übergaben, ein Legat tes gedache 


Hofraths v. Jobſt im Betrage von 500 fl. das dem Bereine 


für ältere Honorationentöchter, ein gleiches von 350 fl., welches 
der Heilanftalt für ſchwachſinnige Kinder in Mariaberg und 
ein meiteres von 250 fl., mweldyes vem Privatfranfenhaufe in 
Ludwigsburg zufloß, ein Legat des Geheimen Legationsraths 
v. Rheinwald Behufs ver alljührlichen Belohnung von fol- 
hen Dienftboten, welche mindeſtens 10 Jahre lung bei einer 
oder höchſtens zwei Herrichaften untadelhaft gevient haben, 
im Betrage von 500 fl., ein Legat des T Apotheker Ludwig 
Sigel von Baihingen von 1000 fl. Behufs der Unterftügung 
der bebürftigften Ortsarmen mit Holz, desgleichen ein Legat 
des FT Kaufmanns Schulz in Stuttgart zu Gunſten des 
Vereins für Unterftügung älterer Honoratiorentücdhter im 
Betrage von 700 fl. und ein Beitrag der Schulz'ſchen Erben 


126 


zu ven Koften ver Errichtung des Teuertelegraphen in Stutt- 
gart im Betrage von 1000 fl., ein Legat des Kaufmanns 
David Fritz von Weil der Stadt zu Gunſten des dortigen 
Spitals im Betrage von 10,000 fl. und ein weiteres deſſelben 
Gebers im Betrage von 100 fl. Behufs der Verſchönerung 
der dortigen Kirche, ferner ein Legat des Mufterlehrers Srid 
in Ravensburg zu Gunften des Spital® feines Heimatherts 
Weil der Stadt im Betrage von 2000 fl., ferner ein Legat 
des Bäckermeiſters Chriftian Bähſer von Weil der Stabt 
zu Gunften der dortigen Kirchen: und Schulpflege im Betrage 
von 2000 fl., ein Legat des Freifräuleins Caroline von 
Podemwills im Betrage von 200 fl. und ein Legat des 
F Kaufmanns Fr. G. Schulz von Stuttgart im Betrage von 
800 fl., je zu Gunften der Stuttgarter Nifolauspflege. 

Die zur Unterftügung von bedürftigen Perfonen in Stutt- 
gart überhaupt und insbefonvere die zur Verabreihung von 
Beiträgen für Hausmiethe und für Schulunterrichtögelder be- 
ftimmte aus Anlaß des von dem (nunmehr verftorbenen) 
Stabtjhultheißen Gutbrod in Stuttgart im Jahre 1858 ge- 
feierten Amtsjubiläums geftiftete fogenannte Gutbrodſtif— 
tung erhielt außer den am 6. Mai 1858 von den vielen Ber: 
ehrern des Jubilars dem Feſtkomite übergebenen 2600 fl. und 
zwei im Jahre 1859 und 1860 hinzugeloumenen weiteren 
Schenkungen eines Menfchenfreundes mit zufammen 1000 fl. 
im Mat d. J. ein Legat des verftorbenen Gemeideraths 
Denninger in Stuttgart mit 500 fl. 

Der Dlgabeilanftalt floß am 18. April ein Legat im Be- 
trage von 500 fl. von Seiten des Medicinalraths Dr. Cleß 
in Stuttgart zu. Der verftorbene Hofbanktcontroleur Ferbinand 
Binder in Stuttgart vermachte dem Katharinenhofpital 
12,000 fl., den Bürgerhofpital 10,000 fl., der Stabtalmofen- 
pflege 2000 fl., zur Anfchaffung von filbernen Nachtmahlsges 
füßen (in die Stiftsfirche 2000 fl. und in die Hofpitale und 
Leonhardskirche je 1000 fl., zuſammen alfo) 4000 fl. und übers 
bieß weitere 10,000 fl. zu einer beſonderen Stiftung für Dienſt⸗ 
boten in Stuttgart, ferner tem Waifenhaufe zu Stuttgart 
10,000 fl., und dem Kirchenbauverein 2000 fl. und wies 
überdieß der Gentralleitung des Wohlthätigleitsvereins im 


127 


Ganzen ten Betrag von 73,700 fl. Behufs der Bertheilung 
an einzelne Bereine zu: Bon diefer Summe wurden 25,000 fl. 
zur Unterbringung, Erziehung und Ausbildung verwahrloster 
oder armer Slinder verwendet; 4000 fl. dem Berein zur 
Unterftügung ülterer Honoratiorentöchtern in Stuttgart, 3000 fl. 
für verfehämte Hausarme, 3000 fl. der Katharinenjchule 
und Paulinenpflege in Stuttgart, 3000 fl. der evangeliſchen 
Geſellſchaft in Stuttgart, 2500 fl. dem Bfarrwaifenverein, 
2000 fl. dem Waifenhaufe zu Weingarten, 2000 fl. der Ka» 
tbarinen- und Marienpflege zu Stuttgart. 1200 fl. dem Kreu⸗ 
zerverein für arme Landleute in Stuttgart, 1200 fl. ver 
Knaben» und Mäpcheninpuftrie- und Kleinkinderbewahranftalt 
in Gablenberg, 1000 fl. dem Paulinenverein für Bekleidung 
armer Landleute in Stuttgart, 1000 fl. dem Frauenverein für 
« Unterftügung verwahrloster Kinder, 1000 fl. dem Berein zur Bes 
ihäftigung brodloſer Arbeiter in Stuttgart, 1000 fl. den Verein 
für Fürforge für entlaffene Strafgefangene, 1000 fl. dem Volks⸗ 
Thullehrerunterftügungsverein, 1000 fl. ver evangelifchen Diako⸗ 
niffenanftalt in Stuttgart, 1000 fl. ven Stuttgarter Kleinkinder⸗ 
bewahranftalten, 1000 fl. der Olga-Kinverheilanftalt, 1000 fl. 
der Rilolauspflege für Kinder in Stuttgart, 500 fl. dem Witt- 
wenhauſe in Stuttgart, 500 fl. ver orthopädischen Heilanftalt 
und dem Paulineninftitut in Stuttgart, 500 fl. dem Blindenafyl 
zu Gmünd, 500 fl. ver Bibelanftalt zu Stuttgart, 500 fl. dem 
ifraelitiihen Waiſenhauſe zu ERlingen, 500 fl. dem Frauenftift 
zu Kirchheim; je 1500 fl. den Kinderrettungsanftalten zu 
Kornthal, Wilhelmsporf und Lichtenftern, und je 1000 fl. denen 
zu Winnenden, Kirchheim, Vlieningen, Ludwigsburg, Reut⸗ 
lingen, Zempelhof, je 500 fl. denen zu Tuttlingen, Stamm⸗ 
heim O.⸗A. Calw, Ellwangen, Göppingen, Luftnau, Ebingen 
und Herbrechtingen, endlich je 250 fl. der SHeilanftalt für 
Ihwadfinnige Kinder zu Winterbah und zu Mariaberg. Der 
Gewerbeverein zu Stuttgart erhielt von dem Berftorbenen das 
reiche Legat von 3000 fl. und vie Sterbefaffe der evangelifchen 
Geiftlihen ein Legat von 600 fl. 

Der neulich veröffentlihe Rechenſchaftsbericht des Lokal⸗ 
wohlthätigkeitsvereins in Stuttgart ergibt für bas 
Jahr 189%/eo folgendes Refultat: Die Einnahmen des Ber: 


128 


eins betrugen im Ganzen 9,335 fl. 33 fr., worunter von 
Sr. Majeſtät dem König 5700 fl, von Ihrer Majeſtät der 
Königin 530 fl., von der Staatshauptkaſſe 800 fl., ven ber 
Gentralleitung des Wohlthätigleitsvereindg 502 fl., von ber 
Stadtkaſſe 337 fl. und von Privaten 1466 fl. 33 fr. Die Aus 
gaben betrugen 7,069 fl. 47 Tr., worunter Gehalte des Haus⸗ 
verwalters und 16 Lehrerinnen ꝛc. 2827 fl. 24 kr., Bankoſten 
250 fl., für die Speifeanftalt 1002 fl., Medicamente 900 fi., 
Prämien an das Dienjt- und Lehrperſonal 190 fl., Gelvunter- 
ftügungen an arme Familien 322 fl. 18 kr., für Holz 1614 fl. 
18 kr., Bermwaltungstoften 163 fl. 47 ik. Es wurden im 
Laufe des Berwaltungsjahrs in den hiefigen Anftalten von 
14 Lehrerinnen 680 arme Märchen im Spinnen, Striden, 
Häckeln, Nähen und Fliden unentgelvlic unterrichtet, worunter 
das ganze Jahr hindurch 30 arme Nähfchülerinnen vom Lande, 
An Arbeitsverdienft nahmen ein die Stridjchälerinnen in der 
Katharinenpflege 478 fl. 59 fr. und in der Marienpflege 352 fl. 
5 kr., die Nähſchülerinnen in ver Katharinenpflege 683 fl. 52 kr. 
die Flidjchülerinnen in der Katharinenpflege 106 fl. 12 kr., 
zufammen 1622 fl. 4 kr.; eine Anzahl armer Frauen wurben 
nit Spinnen befhäftigt, wodurch fie 56 fl. 52 fr. verbienten. 
Aus der Speifeanftalt endlich wurden abgegeben an orbinärer 
Koft, Gemüje oder Suppe 14,658 Portionen & 1'/s Ouart an 
Erwachſene und Kinder, auf Rechnung von Privaten, welche 
Speiſemarken kauften und an Arme verfchentkten, 1050 Portio- 
nen & 2 fr., jodann Krankenſpeiſen mit Fleiſch nnentgelplic 
3607 Portionen und auf Rechnung von Privaten 12 Portio⸗ 
nen ohne Fleiſch à 21/2 fr. Gegen Bezahlung wurden verabreicht 
8732 halbe Portionen & 1 fr. und 18,333 ganze Portionen à 2 fr., 
ferner 160 Portionen Krankenkoſt mit Fleiſch & 5 ir und 
19 desgleichen ohne Fleiſch & 2%: fr. An Holz wurden unent- 
geltlih an Kranfe und Arme vertheilt: 2637 Ctr. & 48 kr. 
zufanımen 2109 fl. 36 fr. Bon den Armenärzten wurden 908 
Kranke unentgeltlidy verpflegt und Die Kecepte aus Bereind- 
mitteln bezahlt, aud) viele Blutegel und 13 Bruchbänder un⸗ 
entgeltlich abgegeben. Endlich erhielten 22 arme Wöchnerinnen 
Kindszeug theils lehnungsweiſe theils geſchenkt. 

Der ſeit 30 Jahren in Stuttgart beſtehende Verein 


129 


für Unterftügung verfhänmter Hausarmen, ber ur⸗ 
iprünglid die Sammlung von wöchentlichen oder monatlichen’ 
Selobeiträgen zur Unterftügung armer Cholerakranker bezwedte, 
und feit dem 1. Januar 1840 ſich als Verein für Unterftägung 
ſolcher Armen conftituirte, die „Leine notorifchen Bettler find, 
ſondern durch unverjchuldetes Unglüd oder Arbeitslofigkeit in 
Roth gelommen find und im ftillen Kämmerlein ihre Armuth 
beweinen, weil fie e8 nicht über fi) vermögen, vie Hülfe ihrer 
Rebenmenfchen jelbft in Anſpruch zu nehmen,» bat feit dem 
Jahre 1840 nicht weniger als 63,760 fl. 22 Er. an ordentlichen 
Beiträgen eingenommen und für die gedachten Zwecke veraus- 
gabt und überdieß durch Legate allmählich einen Grundſtock 
von 8400 fl. erworben. Die meiften Gaben erhielt der Ver⸗ 
ein im Jahre 1845 im Betrage von 5225 fl., die wenigften 
im Sabre 1851 mit 1960 fl. 

Am 28. Mai feierte das in Ludwigsburg für ver 
wahrloste Kinver beftehenve fogenannte Mathildenſtift, 
eine unferer älteften Rettungsanftalten, fein Jahresfeſt. Es fteht 
diefe feit 25 Jahren beſtehende Anftalt namentlich feit feiner 
Erweitrung zum Mutterhaufe faft einzig da. Das 
leßtere wurde auf Anregung und mit Unterftügung 9. 8. 9. 
der Frau Kronprinzeſſin jowie der Gentralleitung des Wohl⸗ 
thätigleitSvereing und ber K. Armencommiffton gegründet, um 
einen Berfuh zu machen, ob die Annahme, daß mit dem glei« 
hen Koftenaufwand eine mehr als doppelt fo große Zahl von 
Kindern in Yamilien, al8 in Anftalten untergebradt werben 
fünne und daß für viele verwahrloste Kinder die Erziehung 
in guten Yamilien der in Anftalten vorzuziehen fei, richtig fei 
oder nicht. Solche verwahrloste Kinder wurden num feit dem 
Oktober 1858 zuerft von ihrer Heimath in das Ludwigsburger 
Mutterhaus eingeliefert, dort gekleidet und an Ordnung ge- 
wöhnt und dann von einem beſonders hiezu aufgeftellten Agen- 
ten ein für fie paſſendes Kofthaus ausgewählt. Der Agent 
befucht von Zeit zu Zeit die Kinder bei ihren Pflegeltern und 
erhält fie jo in fteter Verbindung mit dem Mutterhaufe; bis 
jegt find auf diefe Weife bereits 70 durch daſſelbe gegangen, 
während außerdem auch die von der K. Armencommiſſion im 
Neckarkreiſe bei Familien untergebradhten Kinder (etwa 200 an 

Wirtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 9 


130 

der Zahl) dem Agenten des Mutterhaufes in Beauffichtigung 
gegeben wurben. Das Unternehmen wurde bi8 jest nicht ohne 
große Schwierigkeiten fortgeführt; das Auffinden geeigneter Koft- 
bäufer ift nichts weniger als leicht und ver häufige Wechiel 
der Mutterhauskinder wirkt ftörend auf bie eigentliche Anftalt. 
Auch find viele der Kinder in Sitten und Kenntniflen fo ver- 
wahrlost, daß man fie gar nidt in Familien unterbrin- 
gen Tann; dagegen ermuthigt andererfeit8 auch manche er- 
frenlihe Erfahrung, den Verſuch vorerft in ver bisherigen 
Weiſe fortzufegen. — Auch der dortige Lokal⸗Armenunter⸗ 
ftüßungsverein, welder im Februar 1846 gegründet worden 
war, und mit welchem mehrere andere Bereine in Verbindung 
ftehen, fonnte in Folge der ihm fortwährend reichlich zufließen» 
ten Unterftägung feine fegensreihe Thätigkeit ununterbrochen 
fortfegen. Die Einnahmen betrugen im Jahre 18°%/so 111 fl. 
und die Mitgliederzahl wuchs auf 247 Berjonen an. 

Der von Philipp Baulus auf vem Salon im Jahre 
1856 geftiftete unter der Gentralleitung des Wohlthätigkeite- 
vereins ftehende Ernte» und Herbftverein, welder ben 
Zweck bat, einerfeits befiglofe, arbeitsfühige Familien durch nutz⸗ 
nießliches und unter Umftänden auch eigenthümliches Weberlafjen 
von Orundftüden, Vieh und Wohnung, fowie in befonderen Noth⸗ 
fällen auch durch Gelbbeiträge zu unterftügen, andererfeits aber 
auc das fittlihe und religiöfe Leben diefer Pfleglinge durch in 
den betreffenden Orten aufgeftellte geeignete Armenpfleger zu 
überwachen und zu fördern, und welder zu biefem Behufe in 
Städten, Dörfern, Weilern und Höfen die Unglüdlichen nnd 
befonvers die wegen Alters und Krankheit nit mehr arbeite 
fähigen Armen auffucht, hat feit feinem fünfjährigen Beſtande 
bis zum Schluffe des gegenwärtigen Jahrs über 8000 fl. ein- 
genommen und über 7000 fl. für feine menfchenfreundlichen 
Zwede ausgegeben. Er kann neuerdings durchſchnittlich 2 bis 
:3000 fl. auf die in feine Obhut genommenen Familien, beren 
es jett in 25 Dberämtern 4— 500, darunter die meiften and 
den Oberämtern Badnang, Weinsberg und Welzheim, find, 
verwenben und hat diefe theilmeife ſchon ſoweit gebracht, daß fie 
jet wieder ohne weitere Hülfe fortlommen und mande fogar 
noch weitere Örundftäde zu ihrem Erntevereinsfeld kaufen konnten. 


181 


In den Staatswaifenhäufern fanden im Jahre 
3860 im Ganzen 556 Rinder Aufnahme, nemlich 179 (worunter 
5 Soldatenkinder) aus dem NMedarkreife, 138 (worunter 7 
Soldatenlinder) aus dem Schwarzwalpfreife, 127 (morunter 5 
Soldatenkinder) aus dem Jartkreiſe, 112 (worunter 3 Solvaten- 
finder) ans tem Donaukreiſe; die meiften Kinder gehörten dem 
Stadtdirektionsbezirke Stuttgart (18) und den DO.-Ü. Oehringen 
(16), Ludwigsburg (14) und Stuttgart Amt, Gaildorf, ©era- 
bronn, Hal und Reutlingen (je 12) und die wenigften ben 
Oberämtern Ehingen, Rieblingen Rottweil (je 5), Obern- 
dorf (4), Biberach (4), Tettnang (4) und Wangen (2) an. 

Die Katharinenftiftung zu Tuttlingen befitt ber- 
malen ein Bermögen von 10,612 fl. 35 fr. und verausgabte 
im Jahre 18%/eo für den Unterricht in der Strid- und Nähfchule 
89 fl. 53 kr., an Lehrgelvebeiträgen für Handwerks-Lehrlinge 
20 fl., an Beiträgen für die Kleinkinderſchule 25 fl. und zur 
gewerblichen Fortbildungsſchule 35 fl, zur Erziehung von 
Taubftummen 47 fl. 50 tr. und Berwaltungstoften 270 fl. 
25 Tr. 

Der im Oberamte Herrenberg beftebende Karlsverein 
zar Stiftung verwahrloster Kinder hat nad dem 
jüngften Hecdenfchaftsberiht vom Jahre 18°%/eo gegenwärtig 
54 Rinder in Berpflegung, wovon 49 in Familien des Bezirks, 
1 in einer ausmärtigen Familie und 4 in vaterländifchen 
Kettungsanftalten untergebradht find, Die Einnahmen betrit- 
gen 1367 fl. 16 kr., die Ausgaben 1715 fl. 40 Tr., das Deficit 
alſo 348 fl. 24 kr., zu deſſen Dedung aber die Ueberfchüfle 
des nächſten Jahres hinreichen dürften. 

Rah dem unlängft veröffentlichten Rechnungs⸗Ergebniß 
über bie Benfionsanftalt für Hinterbliebene von 
Kivilftaatspienern im Etatsjahre 18°%/eo betrugen die 
Aktivkapitalien 1,857,000 fl. (wobei die Sapitalien Des 
Penfionsfonds ver bei ver MilitäreBermaltung angeftellten 
Civildieuer mit 56,800 fl. nicht gerechnet find) und die Aus⸗ 
fände und zwar die Refte von früheren Jahren 1221 fl. 
18 kr., die vom laufenden Jahre 10986 fl. 23 fr., zuſam⸗ 
nıen aljo 12,207 fl. 41 tx.), wovon jedoch die Paſſivrück⸗ 
fände mit 4852 fl. 40 Tr. abgehen, fo daß verbleiben 7355 fi. 
9% 


132 


1 ft, Der ganze Fonds beträgt fomit 1,864,365 fl. 1 kr. 
(gegenüber dem Stand am 1. Juli 1858 mehr 82,018 fl. 
26 &k. Der Berfonalbeftand war am 31. December 1859 
folgender: Beitragspflichtige Mitglieder 1456 normalmäßig an⸗ 
geftellt, 10 nur für ihre Perfon als Staatsdiener Berechtigte 
und 304 Duescenten und Penfionäre, zufammen alfo 1770 
Perfonen. Im PBenfionsgenuffe ftanden am 30. Fumi 1859 645 
Wittwen mit 106,218 fl. und 229 Waifen mit 10,218 fl., zu- 
fanımen alſo 824 Perfonen mit 116,436 fl. 

Bei der Penfions- und Wittwenlaffe der Lehrer 
an den niederen lateinifhen und Realanftalten 
war nad dem unlängft veröffentlichten Rechenfchaftsbericht 
im „Jahre 18°%eo der Berjonalbeftand folgender: Beitrags 
pflihtige am 31. Dezember 1858 im aktiven Dienft 286, 
im Ruheſtand 14; bei ven im Benflonsgenuffe ftehenven 
Wittwen und Waifen, 15 Benfionen an 15 Wittwen ohne 
Kinder, 14 Penſionen an 14 Wittwen mit 31 Kindern, 2 Pen- 
fionen an 2 Rinder und zwar für 3 Wittwen & 100 fl., für 
2 Wittmen & 90 fl., für 5 Wittwen & 80 fl., für 3 Kinder 
a 20 fl., für 25 Rinder & 18 fl. und für 5 Kinder & 16 fl. 

Nach dem unlängft veröffentlichten Rechenfchaftsbericht über 
den Stand der Boltsfhullehrer-Penfions- und Witt 
wentajfe waren e8 am30. Juni 1859 der Beitragspflichtigen 
und zwar der aktiven Schullehrer evangel. Eonveffion 1429 
und fatbol. Confeſſion 823 und der penf. Schullehrer evangel. 
Conf. 121 und kathol. Conf. 93 Perfonen. Wittwen und 
Mailen ftanden im Genuffe von Oratialien und zwar jährli- 
her Benfionen für die Hinterbliebenen evangel. Eonf. 
bei 316 Wittwen & 44 fl. zufammen 13,904 fl., 11 mutterlofe 
Waifen & 44 fl. zufammen 384 fl., 26 mutterlofe Waifen & 
22 fl., zufammen 572 fl., 246 Waifen mit Müttern & 11 fl. 
zufammen 2706 fl., zufammen 17,666 fl., ſodann für bie Hin- 
terbliebenen kat hol. Conf. bei 173 Wittwen à 44 fl. zuſam⸗ 
men 7612 fl., 4 mutterlofe Waiſen & 44 fl., zufammen 176 fl. 
14 mutterlofe Waifen & 22 fl., zufammen 308 fl. und 12 
Waifen mit Müttern & 11 fl., zufammen 1831 fl.. Im Ge 
nuffe von Gratialien ftanden 74 Binterbliebene von Schul- 
meiftern evangel. Confeffion, welche in 68 Portionen 1236 fl 


183 


and 18 SHinterbliebene von Schulmeiftern Tathol. Confeſſion, 
welche in 18 Portionen 354 fl. erhielten. 

Der jängfte Rechenfchaftsbericht ver allgemeinen Pri— 
vat-, Wittwen- und Waifenverfiderungsanftalt 
weist nad, daß im Jahre 1859 die Einnahmen betrugen 
an Eintrittögelvern neuer Mitglieder 176 fl., an Beiträgen 
berfelben zu ven Verwaltungskoſten 12 fl. 48 kr., an Jahresbei⸗ 
trägen 5776 fl. 36 kr., an Zinfen aus Altiofapitalien 12,415 fl. 
33 kr., an Rabatt und Agio von erworbenen Staatspapieren 
139 fl. 23 kr., an Erlös aus altem Papier 5 fl. 30 kr., zu- 
fammen 18,525 fl. 50 fr., wogegen fi} beliefen die Ausgaben 
für Liegenfchaftsaufmand 10 fl. 53 kr., für zurüdbezahlte 
Sabresbeiträge 10 fl. 12 kr., für Zinsraten und Agio von 
erworbenen Kapitalien 218 fl. 10 kr., für ftatutenmäßige Ben- 
fionen an Wittwen 18,998 fl. und an Waifen 288 fl., 
für Kapitalfteuer 572 fl. 26 kr., für Verwaltungstoften 979 fl. 
26 kr., für Kapitalien- uud Zinsverlufte in Gantungen 126 fl. 
43 Tr., zufammen 21,203 fl. 50 fr. Das Deficit beträgt fo- 
mit 2678 fl. ober einfchließlich nes Meinvererlöjes beim Ver⸗ 
lauf in Gantungen übernommener Liegenfchaften im DBetrage 
181 fl. 35 kr. zufammen — - 2859 fl. 35 fr. Das Altio- 
vermögen der Anftalt am Schluffe des Rehnungsjahres 
betrug 247,535 fl. Was den Stand der Mitglieder der Anftalt 
betrifft, fo waren e8 am Anfang des Jahres der Mitglieder 350 
mit 1891*/s Aktien und 5743 fl. 56 fr. Beiträgen; im Laufe 
des Jahres giengen ab: 8 durch Abfterben ver Männer, 5 
durch Abfterben ver Frauen, zufammen 13 mit 64 Altien und 
101 fl. 50 fr. Jahresbeiträgen. Neueingetreten find 2 Mite 
glieder mit 8 Aktien und 32 fl. 10 kr. Jahresbeiträgen, fo 
daß am Schlufie des Jahres 332 Mitglieder mit 1835 
Altien und 5584 fl. 46 fr. Beiträge vorhanden waren. Dem 
Boranfchlag gegenüber war die Sterblichkeit eine geringe. Der 
Wittwen waren ed am Anfang bes Yahres 214; dieſe 
ftanden mit 1155". Altien im Genuffe von 19489 fl. 24 fr. 
Penftonen. Hievon ftarben 3 mit 11 Aktien und 176 fl. 24 ke. 
Benftonen. Nun kamen aber 7 Wittwen mit 38 Altien und 
640 fl. 48 Tr. Penfionen im Rechnungsjahre Hinzu, fo daß 
an deſſen Schluffe 218 Wittwen mit 118"/s Aktien und 19963 fl. 


186 


9) Am 17. Auguft brach wahrfcheinlih in Folge von 
Brandſtiftung durch einen früheren Dienftboten in ver Be⸗ 
haufung des Bauern und Gemeinderaths Dominikus Sorg zu 
Hatenthurm Gemeindemartung Wolpertöwenden DU. 
Ravensburg Feuer aus. Es brannte Das ganze Haus ab. 
Der Gebäudeſchaden beträgt 5404 fl, ver Mobiliarverluft, den 
die einheimiſche Verfiherungsgefellichaft zum Theile (7210 fi.) 
zu erjegen hat 8200 fl, 

10) Am 21. September brad aus unbelannter Urſache 
in ver Scheuer der fürftlihen Waldburg- und Wurzach'ſchen 
Hofpitalverwaltung zu Bärenweiler Gemeindemarkung Som- 
mersried (DA. Wangen) Teuer aus; es wurbe ein Ne 
bengebäuve (zu 5454 fl. verfichert) zerftört. Den Mobiliar⸗ 
ſchaden im Betrage von 8430 fl. wird die Colonia ganz zu 
erjegen haben. 

11) Am 28. September brady in der Wohnung des Sailers 
Wilh. Schmid zu Möckmühl DON. Nedarfulm Teuer 
aus. Dafjelbe entjtand in einer an einer hößernen Wand 
angebauten Obſtdörre und legte 8 Haupt- und 3 Nebengebäude 
in Aſche, und überbieß wurden noch 12 Nebengebäude bebeutend 
beſchädigt. Der Gebäudeſchaden beläuft ſich auf 5042 fl., der 
Mobiliarverluft des Schmid und 22 weiterer Berfonen ift zu 
4186 fl. tarirt, wovon die württ. Feuer⸗-Verſicherungsgeſellſchaft 
594 fl. zu erjegen hat. 

12) Am 8, Oftober brad) ohne Zweifel in Yolge von 
Geuerverwahrlojung von Seite eines Dienftboten in dem Haufe 
des Bauern Conrad Heller zu Obertbeuringen O.A. 
Tettnang Teuer aus, welches das Hauptgebäube in Aſche 
legte und einen Gebäudeſchaden von 2386 fl. und einen Mo⸗ 
biliarfhaden von 8000 fl., an dem vie einheimifche Feuer⸗ 
Berfiherungsgefellihaft ungefähr 4500 fl. zu erfeßen hat, 
verurjachte. 

13) Am 13. Oktober brady aus unbelannter Urſache in 
der Wohnung des Bauern Alois Bühler zu Graben Ge 
meindemarkung Waldſee Feuer and. Das Wohngebäude brannte 
ganz ab. Der Gebäubefchaden beträgt 2374 fl. und ber Mo⸗ 
biliarſchaden ift zu 10,000 fl. tarirt, woran bie einheimifche 
Feuer⸗Verſicherungsgeſellſchaft 3075 fl. zu erjegen hat. | 


137 


14) In der Nacht vom !/s November brach aus unbe⸗ 
tanntem Grunde in dem Haufe des Müllers Ludwig Edart 
in ber Scherbenmühle Gemeindemartung Hütten O.⸗A. 
Gaildorf Feuer aus. Die Mühle brannte ab und überdieß 
wurbe ein Nebengebäude ftark beſchädigt. Der Mobiliarichaden 
betrug 1705 fl., ver Schaden an der Mühle aber 5000 fl. 

15) Der bei Weitem bebeutendfte Brand aber war ber 
zu Thuningen O.⸗A. Tuttlingen. Dort brach am 23. Aug. 
Mittags 3% Uhr wahrfcheinlih in Folge von Branpftiftung 
von Seiten eines Nachbarn in der Behaufung des Schloſſers 
Johannes Boffeler Feuer aus, das im Ganzen 201 Familien, 
bie aus 929 Perfonen beftehen, und überdieß noch 33 Dienft- 
boten, zufammen aljo 962 Perjonen in's Unglüd brachte. Es 
‚verbrannten 95 Haupt⸗ und 13 Nebengebäupe; 7 Haupt» und 
1 Nebengebäude wurden mehr oder weniger befehädigt. Der 
Gebäudeſchaden ift auf 189,306 fl. geihätt, der Mobiliar- 
verluft aber auf 113,341 fl. Bon den Beſchädigten waren 
nur 4 mit ihrem Mobiliar im Betrage von 11,050 fl. ver- 
fichert. Hicvon bat die württ. Teuer-Berficherungefellfchaft 
86524 fl. 40 fr. zu vergüten. Die geringe Betheiligung ber 
Bewohner des Drts -an den Mobiliarverfiherung-Anftalten 
ift namentlih tem einen Ausihluffe beinahe gleihlommenven 
durch die feuergefährliche Schindelbedachung veranlaßten hoben 
Betrage der Berfiherungsprämien zuzufchreiben. Das euer 
griff bei dem herrſchenden ſtarken Winde fo jchnell um fidh, 
daß ver eben auf dem Rathhauſe arbeitende Schultheiß 
kaum noch feine von dem urfprünglichen Heerde des Feuers 
um 2 Häufer entfernte Behaufung betreten fonnte und nicht 
einmal die werthvollften Gegenftände daraus zu retten ver- 
mochte. Der ftarte Wind trieb die Flammen und die von 
ihnen ergriffenen Gegenſtände mit Ueberfpringung von gan⸗ 
zen Gaſſen oft an die entlegenften Punkte, wo ihnen natür- 
lich überall die zahlreihen Stroh- und Schindeldächer ein 
nur zu empfängliches Feld darboten. Vieh verbrannte ziemlich 
viel, auch von den Fahrnißgegenftänden wurde nur Weniges 
gerettet. Ein Berluft von Menjchenleben war Gottlob nicht 
zu beflagen. Auch ift e8 ein Glück zu nennen, daß die 
Ernte noch nicht ftattgefunden hatte und bejonders ein großer 


138 


Oehmdertag in Ausficht ftand. Kirche und Rathhans mit 
fämmtlihen Dokumenten und Alten konnte gerettet werben. 
Das Pfarrhaus dagegen, deſſen Scheune übrigens verjchont 
blieb, wurve glei dem Schulhaus ein Raub der Flam⸗ 
men. Der Brand dauerte nur 5/s Stunden. Selbft bie zum 
Löſchen gebrauchte Handfprige der Gemeinde verbrannte und 
ebenfo auch eine Fahrfeuerſpritze. Der Anblid der Brand» 
ftätte war beſonders, wenn man den Ort von Schura ber be⸗ 
trat, ein fchauverhafter, bis zum Rathhauſe herauf fah man 
mit Ausnahme weniger ftehen gebliebener Häuſer zu beiden 
Seiten nichts als rauchende Trümmer, Manerrefte und ganz 
oder balbverbrannte Bäume, 

Die Gefammtzahl der im Jahre 1860 nad den vorliegen. 
den Akten vorgefommenen Branbfälle betrug 171, nemlid im 

Nedarkreis . „ . 32 (18,11 °/o) 
Schwarzwalbfreis . 33 (19,:0 °/o) 
Sagftkreiis . . .„ 42 (24,56 °/o) 
Donaufreis . . . 64 (37,4 °)) 

Durch dieſe Yeuersbrünfte wurden 149 Haupt- unb 52 
Nebengebäude gänzlich zerftört und 156 Haupt- und 50 Neben- 
gebäude theilweife beſchädigt. Der Brandverſicherungsanſchlag 
ber zerftürten over beſchädigten Gebäuden belief fih auf 
332,268 fl., der Mobiliarverluft auf 274,000 fl, ver Geſammt⸗ 
ſchaden fomit auf 606,268 fl. Als Entftehungsurfachen wurden 
ermittelt in 9 Fällen (5,: %) Baugebrechen, in 22 Tällen 
(12,5 °%/o) Yeuerverwahrlofung, in 36 Fällen (21,1) Branpfliftung 
in 12 Fällen (7,0) Blitzſchlag und in 3 Fällen (1,7) zufällige 
Urſachen, wogegen in 89 Fällen (62,0 %/%) die VBeranlaffung 
der Brände unbelannt blieb. Die abfolut größte Zabl von 
Brandfällen Fam im Donaukreife (64), die geringfte im 
Nedarkreife (32) ver; unter den einzelnen Oberämtern hatten 
bie meiften Brandfälle Tettnang (9), Biberach und Saulgau 
(je 8), ganz verfchont dagegen blieben von Branpfällen bie 
Dberämter Böblingen, Eflingen, Leonberg, Urach, Mergent- 
beim, Welzheim und Ehingen. 


Der MWitterungsgang im Jahre 1860. 
Bon Oberſtudienrath Dr. Blieninger in Stuttgart. 


Der Yahrgang gehörte bezüglich der Erträgniffe der Vege⸗ 
tation zu den mittelguten. Die Wintermonate (Dechr. 1859 
bis Febr. 1860) waren, mit Ausnahme weniger Tage (16. bis 
21. Dec. und 13.—15. Febr., wo ſtarker Froft herrſchte) im 
Ganzen mild mit wenig Schnee und, in ven Thälern, nie 
lange dauernder Schneedede. Der Frühling begann nit ber 
erften Hälfte des März ziemlich froftig, und aud der April 
bebielt, namentlich) in der erften Hälfte mit häufigen Schnee» 
fällen, einen winterlihen Charakter, erft im Mai begann an⸗ 
dauernde Frühlingsteniperatur, bie vom 11. an fchon auf bie 
Höhe der Sommertage ftieg und die Vegetation raſch antrieb, 
nachdem der Erdboden in den vorbergehenden Monaten eine 
erwünfchte Durchfeuchtung erhalten hatte. Auch in den Som⸗ 
mermonaten erjchienen häufige Regenniederſchläge, welche bie 
Sommerwärme beveutend milderten, an manden Orten ber 
Baum- und Nebenblüthe ungünftig wurden, dagegen tie übri« 
gen Bulturen und namentlih die Futtergewächſe fürberten, 
nur daß bie Cerealienernte wegen häufiger Negengüffe im 
Auguft meift nur fehr mühevoll eingebracht werben konnte. 
Auch die ab und zu erfchienenen Hagelfälle wurden in man 
hen Gegenden verderblib. Auch in den Herbftmonaten blieb 
diefer kühl⸗regneriſche Witterungs-Charakter, fo daß die im 
Dktober ziemlich ſpät eintretende Weinlefe nur ein mittleres 
Ergebniß nah Menge und Güte lieferte. Mit Anfang Nor 
venibers trat Froft ein, der jedoch häufig durch Thauwetter 
wieder unterbrochen wurde, bi8 mit der zweiten Hälfte Decem- 
bers der Winter mit anhaltenderem Froft und Schnee in feine 


140 


Rechte eintrat. Die den ganzen Jahrgang hindurch herrichen- 
den barometrifhen Schwankungen bei faft immer andauernden 
niedrigen Ständen, die damit zufammenhängenten ſtarken 
Wechſel und häufigen Umſchläge der Windrichtungen, die häu- 
figen ftärferen Strömungen und conträren Richtungen der 
unteren Windrichtungen und der Wolkenzüge, die hieran fol« 
genden häufigen und meift reichlichen wäſſerigen Niederfchläge, 
bie dadurch entftandene Temperatur-Erniebrigungen und ein 
faft durchaus herrfchender höherer Feuchtigkeitsgehalt der Luft 
— Alles dieſes bildete einen einigermaßen anomalen Charale 
ter des Jahrgangs. 

Der Witterungsgang in den einzelnen Monaten nad den 
Stuttgarter Beobachtungen war folgender: 

Die barometrifhen Schwantungen bed Dec, 1859 
dauerten im Yanuar fort, und nur von 8.—16. fanden 
Stände über dem Yahresmittel ftatt. Die Lufttemperatur 
behielt den milden Charakter der zweiten Decemberhälfte (1859) 
bei, nur vom 8.—18. durd) Morgenfröfte unterbrochen. Die 
Brunnentemperatur (Seemafler) hielt fi unter geringen 
Schwankungen auf gleiher Höhe. Die Luftfeuchtigkeit 
war ziemlich beträchtlich bei häufigen Neben. In Wind- 
rihtung und Wolkenzug waren, mit häufigen ſtärkeren 
Strömungen, die weſtliche und ſüdweſtliche, mitunter aud 
bie füpliche Richtung die häufigften. Die wäffrigten Nie 
derſchläge, vorberrihend von Regen, waren häufig und 
ziemlich ergiebig; die Anſicht des Himmels gemifcht. 

Im Pebruar fortvauernde ftarle barometrifde 
Schwankungen mit nur wenigen Ständen (um ben 14. u. 15.), 
die fi etwas über das Jahresmittel hoben. Die Lufttem⸗ 
peratur wurde beinahe anhaltend froftig, hob ſich meift unter 
Tages um Weniges über O, und erft in ven legten Tagen 
wih der Froſt. Die Brunnentemperatur ſank unter 
Schwankungen um 0,5%. Die Luftfeuchtigkeit blieb ziem- 
lid) auf gleicher Höhe bei häufigem Nebel und Dunfl. Im 
der Windrichtung berrichten die ſüdweſtlichen und weftlichen 
Richtungen bei häufigen ftürmifchen Strömungen vor, dabei 
traten nicht felten raſche Umschläge in nördliche und öſtliche 
Richtungen mit Klärung des Himmels ein; in dem Wolten- 


141 


zug blieb die weftlihe vorherrſchen. Die Menge des 
meteoriſchen Waffers, faft durchaus von Schnee, war 
ungleich geringer als im Januar; die Anſicht des Him- 
mels ſtark gemifcht. 

Auch im März fortdauernde bar ometriſche Schwan⸗ 
kungen mit geringen Erhebungen über das Mittel (um den 
3. nnd 18). Im der Lufttemperatur häufige Morgen⸗ 
fröfte, befonders in der erften Monatshälfte (am 11. und 12. 
bis 8° R.). Die Brunnentemperatur bob fi unter 
Schwanltungen bis Ende des Monats um 1,%. Die Luft⸗ 
feuchtigkeit blieb ziemlich beträchtlid und Märzenftaub war 
nicht zu bemerken. In der Windrichtung blieben ſüdweſt—⸗ 
liche und weftlihe Richtungen bei häufigen ſtarken Strömun- 
gen vorherrichend, in der erften Hälfte mit häufigen Umfchlä- 
gen in öftlihe; im Wolken zuge die weftliden. Die wäf- 
ferigen Niederſchläge, in der eriten Hälfte von Schnee, 
in der zweiten von Regen, waren häufig wenn auch nicht fehr 
ausgiebig; die Anficht des Himmels blieb ſtark gemifcht und 
neblicht. 

Sortdauernde barometrifhde Schwanlungen im 
April, die erft in den legten Tagen das Sahresmittel erreiche 
ten. Die Lufttemperatur bob fi merklich, namentlih in 
der erften Hälfte, doch fielen in der zweiten noch etlihe More 
genfröfte ein. Die Brunnentemperatur ftieg unter 
Schwankungen um 1%. Die Luftfeuchtigkeit nahm etwas 
ab, zumeift im erſten Drittel. In der Winbridtung 
raſche Umſchläge zwifchen mweftlichen und öſtlichen mit Ueberge⸗ 
wicht der leßteren; in ben erften Tagen noch ſtärkere SW=, 
W; und S-Strömungen. Im Wolkenzug herrſchende Weſt⸗ 
richtung, die erft in der legten Woche mit öftlicher wechielte. 
Die wälferigen Niederfhläge (nur vom 19.—22. noch 
von Schneefällen), in der zweiten Hälfte häufiger als ber 
erften, waren für den fonft regen- oder ſchneereichen Monat 
ziemlich unergiebig. Die Anſicht des Himmels vorherr- 
ſchend gemiſcht. 

Im Mai berrfchten durchaus niedrige Barometer⸗ 
ſtände, doch nicht tief unter dem Jahresmittel. Die raſch 
ſich hebende Lufttemperatur erreichte ſchon am 11. die 


142 


Höhe der Sommertage, wurbe jedoch durch häufige Gewitter⸗ 
regen unterbroden und erlitt namentlich in ver leßten Woche 
merflihe Abkühlungen durch weſtliche Gewitterſtürme. Die 
Brunnentemperatur bob fi bis zum 21. um 2,5% und 
fant wieder un 1,0%. Die Luftfeuchtigkeit war für den 
fonft teodnen Monat ziemlich bedeutend. In der Windrich 
tung ftarfer Wechfel, bei ziemlich ftarfen Strömungen, zwi 
fhen Bftlihen und weftlichen Nichtungen, mit häufigen Ums- 
fchlägen nad) S, wobei die öftlihen, namentlid norböftlihen 
Im erften Drittel, die fürweftlichen und weltlichen im lebten 
vorherrfchten. In dem Wolkenzug mechfelten bie öſt⸗ 
lihen und vie weftlihen Richtungen ebenfo, weldy’ legtere bie 
der Zahl nad überwiegenveren waren. Die Menge des 
meteorifhen Wafjers, durchaus von Strichregen, die in 
der zweiten Hälfte des Monats häufiger vorfamen, war im 
Berhältniß zur Häufigkeit der Nieverfchläge nicht fehr ergiebig. 
Die Anſicht des Himmels war in der erften Hälfte ziem- 
lih Mar, in ver zweiten ſtark gemifcht. 

Im Juni die gleihen barometrifhen Verhältniſſe 
wie im Mai; ebenfo vie gleihen Wechfel in der Aufttenpe 
ratur ans ven gleichen Urfachen. Die Brunnentempera- 
tur bob fich ziemlich gleihmäßig un 1,5% Die Luftfeucd- 
tigfeit war ziemlih body. In der Windrichtung berrichte, 
unter häufigem Wechſel und bei mehreren ſtärkeren Strömun- 
‚gen, die ſüdweſtliche und weftliche, im Wollenzug tie gleichen 
Richtungen vor. Die Menge des meteorifhen Waffers, 
wieder von häufigen Strich» und Gewitterregen, war nicht 
unbeträchtlih; die Anſicht des Himmels gemifcht. 

Auch im Juli berrichten, mit Ausnahme des 2. und 8,, 
durchaus Barometerftände, melde ſich ziemlich gleichförmig 
um Weniges unter dem Jahresmittel hielten. Auch die Luft⸗ 
temperatur erlitt häufige Abkühlungen durch Strich⸗ und 
Gewitterregen. Die Brunnentenperatur flieg bis zum 
18. um 1,5° und fiel wieder um ebenforieL Die Luftfeud- 
tigkeit blieb ziemlich hoch, beſonders in der zweiten Hälfte 
des Monate, In der Windrichtung war, unter bäufigem 
Wechſel und mehreren ftärkeren Strömungen, die weftlicye, 
dann die norböftlihe und die nordweſtliche vorherrſchend, im 


148 


Wolkenzug die weftliche und fübweftlihe. Die wäſſerig— 
ten Niederſchläge wuren, meilt in ber zweiten Hälfte, 
häufig und ziemlich ergiebig; die Anfiht des Himmels 
häufig Kar, doch meift gemijcht. 

Im Auguft dauerten die Barometerftände, wenig 
unter dem Jahresmittel, gleihmäßig fort und erhoben fi nie 
über dafielbe. Die Lufttemperatur blieb im Dar. ziemlich 
gleichförmig zwifchen + 15 und 20° und das Min. ſank nur 
mal unter + 10%. Auch die Brunnentemperatur blieb 
ziemlih conftant über + 11 und unter + 12°. Die Luft. 
fenchtigkeit blieb hod. In der Winpridhtung waren, 
unter häufigen ftarken Strömungen, die füdliche, weftliche und 
füpweftliche: vorherrfchend, im Wolkenzug die weſtliche. Die 
wäfjerigten Niederſchläge waren fehr häufig und theil« 
weife reichli, jo daß man an manden Orten für die Halm« 
früchte zu fürdten begann. Die Anfiht des Himmels 
war daher auch vorzugsmweije gemiſcht. 

Im September erſchienen vom 5.—7., 11.—13. und 
am 80. wieder Barometerftände über dem Sahresmittel. 
Die Lufttemperatur hatte merklich abgenommen, blieb im 
Mar. meift unter + 15° und erhob fid nur nod zu 1 Som- 
mertag (23... Die Brunnentemperatur nahm unter 
Schwankungen um 19 ab. Die Luftfeuchtigkeit blieb hoch. 
In der ziemlih wedjelnden Winprihtung, wobei mehr. 
mals ftärkere Strömungen vorkamen, ſchlugen vie öftlichen 
Richtungen und die norbwetlihe vor, im Wolkenzug bie 
weitlihe. Die Dienge bes meteoriihen Waſſers von 
häufigem Regen war beträchtlicher, als fonft in diefem Monat, 
die Anſicht des Himmels flark gemifcht. 

Im Detober folgten, mit Ausnahme vom 9.—16. und 
19.—%0,, wieder hohe Barometerftände über dem Jahres» 
mittel, welde vom 21. an fehr conftant bleiben. Die Luft. 
temperatur nahm unter Schwankungen merklich ab, bi8 am 
31. der erfte Froſt erfhien. Die Brunnentemperatur 
fant ziemlich gleihmäßig um 2%. Die Luftfeuchtigkeit 
wurde, namentlich in der erften Hälfte, geringer, body zeigte 
fih da und dort Fäulniß an ven Weinbeeren. Die Winde 
richtung, in der erften Hälfte mit ftärteren Strömungen bei 


144 


weftlihen und füblihen Richtungen, zeigte vorherrſchend Bftliche 
und ſüdliche, dann füpöftliche Richtungen, der Wolkenzug 
dagegen weftlihe. Die wäſſerigen Niederfchläge fielen 
faft durchaus in die erfte Hälfte und waren ziemlich ergiebig. 
Die Anfiht des Himmels war in ber erften Hälfte ſtark 
gemifcht, in der zweiten häufig Har. 

Der November hatte im erften Drittel noch ziemlich 
conftante Barometerftände über, fonft durchaus unter dem 
Jahresmittel. Die Lufttemperatur zeigte häufige Mor⸗ 
genfröfte, doch blieb die Tagestemperatur ftets über 0, Die 
Brunnentemperatur nahm unter Schwankungen um 1,1° 
ab und hob fih nur in ben legten Tagen wieder um O,s°. 
Die Luftfeuchtigkeit mar geringer geworben. Im ber 
Windrichtung waren, bei häufigem Wechſel, bie Bftlichen 
vorherrſchend, von einigen flärkern Strömungen aus 8 und W 
unterbroden. Im Wolfenzug blieb die weſtliche vorberr- 
fhend. Die Menge des meteorifhen Waffers, häufig 
von Schnee, war, wie au die Frequenz der Nieverfchläge, 
nicht fehr bebeutend, die Anfiht bes Himmels, entfpre 
hend den häufigen Nebeln, vielfach trüb und vorherrſchend 
gemiſcht. 

Im December wieder ſtarke barometriſche Schwan 
fungen und, mit Ausnahme des 29. und 30., faft durchaus 
nievrige Stände unter dem Yahresmitte. Die Iufttempe 
ratur, in der eriten Hälfte noch gelinder, zeigte in ber zwei⸗ 
ten durchaus Mlorgenfröfte und 6 Wintertage. Die Brun- 
nentemperatur nahm unter Schwankungen um 1,:° ab. 
In der Windrichtung herrſchten die ſüdweſtliche, dann aber 
bie öftlihen Richtungen, mit einigen ftarlen Strömungen, vor, 
im Wollenzug die weftlihe. Die Anficht des Himmels 
war vorherrſchend trüb und neblicht. 


145 





ꝛunumda⸗oaanvaaduo °T 


40 


wartt. Dahrb. 1890. 18 Seft. 


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5. Witternungd:Verhältnifie. 















































149 


Gewitter. III TIP II 25 
Graupenfälle. BERLEEEEEE Re 
Hagelfälle. l111177—2 I) 11 9 
Schnettage. | FCrAtI ı Il IITFS 88 
egentage. 28*⸗ — 
Mittlere 822838832228232 8ER 
Bewölkung. nnnnnnnnnnnnn an 
Wintertage. A II 1 ı 1. IJIIP ER 
Eistage. ESIZZNT III I ITS 88 
Sommertage. I]lı L IPzZOt I ı | 88 
Reif. l|ı lm iieireon 88 
Höhenraud). 11111111111111 
Nebel. green ja | (TEST RZ 

NN 
Stürme. anwammnnnma | nz 
Bindige Tage. | Pr |jneomo BE 
Gemischte Tage, | TFITARETAISTT 58 
Trübe Tage, | KRrZOr ı rna«og 20 
Klare Tage. anna munın aD ann 82 
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150 


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151 


Höchſter Barometerfland im Ral.-Iahr 27 8,5" d. 8. Ian. Ab. 
bei + 0,0, W. und kl. 3. 

Höhfter Bar.ftand im met. Jahr 27” 9,94 d. 10. Dec. 59 Mo. 
bei — 1,99, NO. u. tr. 2. Nb. 

Tieffter Bar.ftand im Kal. Fahr 26” 4,3, d. 9. Dec. 60. Me. 
bei + 0,,9, O. und tr. 2. Nb. 

Tiefſter Bar.fiand im met. Jahr 26” 4,71 d. 5. Jan. Mt. bei 
+ 4,80, St. und tr. 2. 

Jahresdifferenz Kal.Fahr 16,44“; met. Fahr 17,93”; Jahresmittel 
Kal. Jahr 27", 1,95"; met. Jahr 27" 2,13. 

Höcfter Stand des Mar. Therm. + 25,90 d. 26. Juni Mt. bei 
27" 2,03‘ ft., NO. und kl. 2. emstr. 

ZTieffter Stand des Min. Therm. im Kal.J. d. 25. Dec. 60. Mg. 
— 8,,0 bei 26” 8,99 f., SO. und tr. 2. Schneef. 

Tieffter St. des Min. TH, im met. I. d. 18. Dee. 59. Mg. — 15,50 
bei 27” 0,55 f., NO und kl. 2. Nb. 

Thermometer» Jahresbifferen; im Jahr 33,,0; im met. $. 40,,0, 

Therm.-Fahresmittel im v. Mar. u. Min. v. d. 3 tägl. Beob. 


Kalender-Fahr + 7,4. + 79°. 
Meteorol. Jahr + 7459. + 7,66%. 
Frühling (März bis Mai) + 7,59. + 7n°. 
Sommer (Juni bi8 Aug.) + 13,960. + 13,970 
Herbft (Sept. bis Nov.) + 7,539. + 7,8. 
Kal.-Wint. (Fan. Feb. Dec.60)-+ 1,390. + 1,1% 
Met. W. (Dec.59. Jan. Feb. 60) +0,59. + 1,3. 


Mittl. Mittl. Mittl. Mittl. Negen- 
Dunftdrud. Luftwaſſer. Thaupunkt. Auspünftung. höhe. 


Kal.-Fahr 3,94 9,02 Gr. +3,730 20,85 Gr. 22,7," 
Met. Fahr 3,190 4,94 Gr. +3,32 21,9, Gr. 21,98" 
Frühling 2,65 4,15 Sr. 4 1,77 0 16,81 Gr. 4,9" 
Sommer 4,79 T 26 Gr. + 9,03 31,4 Gr. 8,09" 
Herbft 3,33 0 9,17 Gr. —+4,3,0 13,44 Gr. Jg“ 
Kal.-Wint. 3,16 2 Gr. — (0,43 11,38 Gr. 5,32 
Met. Wint. 1,950 3,17 Gr. — 1,330 11,96 Gr. dar" 
Letter Froft im Frühjahr 22, April Mgs. O,.0 bei 27" 0,69‘ ft., 
SW, u. tr. 2. 
Erfter Froft im Spätjahr 31. Oft. Mgs. 0,90 bei 27" 6,980 f., 
O0. uud klar 4. 
Das Erdreih war gefroren 10-27. Febr. 7— 12. März, 21-27. Dec. 


152 


Letzter Schnee im Frühjahr 21. April Mgs. bei +0,,0, 26" 10,65 ft., 
SW. und tr. 2. 

Erfter Schnee im Spätjahr 12. Oct. Mgs. bei +4,90, 26" I, ſt., 
N. und tr. 2. 

Dauer der Schneebede 16-18. Jan. 6 —25. Febr., 4-18. März, 
19—21. April, 17— 25. Dec. 

Erftes Gewitter im Frühjahr 2. Mai Nachm. bei 27" 0,50 f., 
—+- 16,00, NO.2. u. tr. 2. 

Letztes Gewitter im Spätjahr 30. Aug. Nachm. bei 27" 0,85‘ ſt., 
+ 20,00, SW.I, und tr. 3. 

Stärkſte Gewitter 20. Mai, 2. Sun. 16. 30. Aug. 

Höhenrauch 0. 

Mittlere Bewölkung im Kal.⸗Jahr 2,75 im met. Jahr 2,72. 


Gang der Bevölkerung des Königreichs im 
Jahre 1883. 
Größe der ortsSangehdrigen Bevölkerung. 


Die ortsangehörige Bevölkerung Württembergs beftand 
am 3. December 1859 aus: 
875,907 Perfonen männlichen und 
917,161 weiblihen Geſchlechts 
zufammen aus 1,793,068 Einwohnern *). 
Dazu kam nun in dem Jahr vom 3. Dechr. 1859 bis 
dahin 1860 laut der unten beigebrudten Weberficht, folgender 


Zuwachs: | 
männlide weiblide Summe 
an Geborenen . © 2 2 2 2". . 34,708 33,060 67,768 

an Hereingezogenen: oo 
a) aus andern Orten des Landes 9,918 12,365 22,283 
b) „ fremven Staaten. . . - 449 710 1,159 
anßerorventliber Zuwah8 . . . . 16 64 80 
zufammen 45,091 46,199 91,290 
Davon ift abzuziehen ber gleiägeitige Abgang: 

an Seftorbenn . . .. 22,696 21,778 44,474 

an Hinausgezogenen: 
a) nad) andern Orten des Landes 9,898 12,319 22,217 
b) nad) fremden Staaten . . . 2,406 2,081 4,487 
zufammen 35,000 36,178 71,178 


*) In der Tabelle für Das Jahr 1859 iſt die in Rede ſtehende 
Einwohnerzahl zu 1,785,952 fomit um 7116 zu nieder angegeben, 
indem es fich heuer zeigte, daß bie bamafige Zählung bei Stutt- 
gart Stabt und bei den Oberämtern Nagold unb Ehingen um ben 
erwähnten Betrag, zu nieber angegeben war. 


154 


Es überfteigt fomit in diefem Yahr der Zuwachs ben 
Abgang um 


männlide weiblide Summe 
10,091 10,021 20,112 
MWird diefer Ueberfhuß zu dem Beſtand des Borjahrs 
gerechnet, fo ergibt fich die ortSangehörige Bevolkerung Würt⸗ 
tembergs auf ven 3. Dec. 1860 
mit 885,998 Perfonen männlichen und 
927,182 weiblichen Geſchlechts 


zuſammen 1,813,180 Seelen. 
Davon entfallen auf den 
männlihe weibliche Summe Pro. 
Nedartreis . -. . , . 248,500 260,012 508,512 28,05 
Schwarzwaldkreis. . , 235,718 244,068 479,786 26, 
Saaftkreis . 2... 197,385 205,579 402,964 22,3 
Donaufreis.. . . . 204,395 217,523 421,918 23,27 


im Ganzen wie oben 885,998 927,182 1,813180 100,00 
Es Hat ſomit die Zahl der Ortsangehörigen in allen vier 
Kreiſen vom 3. Dec. 1859 bis dahin 1860 zugenommen, und 
zwar im 
männl. weibl.“ Summe Proz. 
Nedartreiis . 2 2 2020... 8254 3,453 6,707 1, 
Schwarzaldfreis . . . . 2484 2413 4,897 1,02 
Sapftreis. © 2 22.2.2198 2,139 4,332 1,0 
Donaukreis . . .» 2,160 2,016 4,176 0,» 
im Ganzen um 10,091 10,021 20,112 1,0 
Hieraus ergibt fi, daß die Zunahme im Nedarkreis am 
ftärkiten, in Donaufreis dagegen am geringften war, und e8 
zeigt fih die Vermehrung abermals in den beiden nörblicen 
Kreiſen beventender als in den ſüdlichen. Die Zunahme ift 
im Ganzen bei den beiden Geſchlechtern ziemlich gleich geblie- 
beit, indem fie bei dem männlichen 1,085 und bei dem weib- 
lichen 1,001 beträgt, fomit nur ein Unterfhiev von 70 Ber- 
fonen befteht, um die das männliche Gefchlecht höher erjcheint. 
Dei Bergleihung der jetigen Bevölkerung der einzelnen 
Bezirke mit der früheren ergibt fi), daß eine Zunahme bei 
allen 64 Oberämtern ftatt gefunden hat. Die Zunahmen be» 
wegen ſich zwifchen 1220 Berfonen == 7,1; Proz. bei Stutt- 


158 


gart Stadt und 63 Berfonen = O,sıs Broz. bei dem Ober» 
amt Wangen. 


In den folgenden 12 Oberämtern zeigte fich die Zus 
nahme am ftärkften bei | 
Perſonen Perſonen 
Stattgart Stadt.. 1220 Neuenbürg . . .» 413 
Heilbronn . . . „670 Geislingen . . . . 408 
Um 2. 2.2 .2.0..589 Dehringen . . . . 408 
Stuttgart Amt. . „. 563 Göppingen . . . .. 389 
Balingen. . 2. . 474 GEflinden . . . . . 383 
Heidenheim . . . . 460 u. |. w. 
Badnang. . - 420 


Die abjolute Bevölterunggziffer war am 3. Dec. 1860 

in folgenden Dberämtern 

am größten am Tleinften 
Stuttgart Stadt. . 45,996 Wangen . . . . 19,356 
Um . 2... 2. 38895 Blaubeuren . . . 19431 
Nentlingen . - . 37,40 Su . . . . . 20,682 
Göppingen . . . 35,495. Tettnang . . . . 21,364 
Balingen . . . . 3541 Malie „ » . * 21,809 
Heidenheim . . . 34,955 Spaidingen . . . 21,899 
Tübingen . -» . » 3986 Horb . . 2... 22,545 
Stuttgart Amt . . 33,084 Leutliich . . . . 22,746 
Rottweil - . . . 32,700 Baihingen. . . . 23,464 
Dehringen. . . . 32,325 Münfingen . . . 23,557 

u. |. w. 

Die durchſchnittliche Volkszahl für ein Oberamt berechnet 
fih auf 28,832 Seelen und diefer Mittelzahl kommen am 
nächften die Bezirke: Riedlingen mit 28,349 Seelen, Nagold 
mit 28,331 ©., Gmünd mit 28,212 ©., Befigheim ınit 28,549 ©, 
und Böblingen mit 28,594 Seelen. 

Die Differenz zwifchen dem Marimum und Minimum 
der Bevölkerung eines Oberamts (Stuttgart Stadt) ftellt ſich 
62,4 Prozent über jene Mittelzahl, während das Minimum 
(DA. Wangen) 31, Prozent unter demfelben fteht. 

Die durchſchnittliche Bevölkerung einer politifhen Ge⸗ 
meinde berechnet fi auf 948 Ortsangehbrige. Betreffend 


156 


das Verhältniß der ortsangehöigen Bevölkerung zum Flächen⸗ 
gehalt, d. h. die Dichtheit derſelben, ſo ſtellt ſich dieſe nach 
dem Stand pro 18°%/so wie folgt: 

Flächengehalt in geom. auf d. geom. D.M. Zunahme der Dichtheit 


Quadrat: Meilen kommen Ortsanwe⸗ der Bevöllerung gegen 
fenbe das Borjahr 
Neckarkreis 60, 8419 162 —= 1,» 
Schwarzwaldkreis 86,7 6534 1 = 1 
Jagſtkreis 93,4 4314 47 = 1,0 
Donaufreis 113,7 3711 46 — 1,% 
Württemberg 354,3 5118 77 = 1, 


Die beiden weftlichen Rreife ſtehen fomit beftändig über 
ber mittleren Volkspichtheit des Landes, und während bie rela= 
tive Bolkszahl des Nedarkreifes jenes Mittel um 64,5 Proz. 
überfteigt, bleibt die des Donaufreifes um 37,» Broz. zurüd. 

Das Berhältniß der Gefchlechter hat ſich gegen das Vor— 
jahr nicht bedeutend verändert und geftaltet fich, laut beilie- 


genber Haupt⸗Ueberſicht, wie folgt: 
a) Mehrbetrag ber b) anf 1000 männl. Orts⸗ 
weibl. Bevölferung angeh. kommen weibl. 


Neckarkreis 11512 1046,3 
Schwarzwalpfreis 8350: - 1035,« 
Jagſtkreis 8194 1041,s 
Donaufreis 13128 1064, 3 
Württemberg 41184 1046,s 


Wie feit vielen Jahren fchlägt ſomit im Donaufreis aud) 
in diefem Jahr das weiblihe Gefchleht am meilten, im 
Schwarzwaldkreis am wenigften vor. 

In den nachbenannten Oberämtern zeigt fi) das Ueber- 
gewicht der weiblichen Bevölferung am beveutendften: 


Mebrbetrag der weibl. Sexual⸗Proportion 
Bevölterung männl. weibl. 
Biberach 1392 1000 = 1098, 
Neresheim 1032 „ == 1085, 
Blaubeuren 13 an = 108, 
Böblingen 1110 m = 1080,s 
Göppingen 1243 „ = 1072, 


157 


Mehrbetrag der weibl, Serual-Proportion 
DBevöllerung männl, weibl. 

Münſingen 743 " = 1965,1 
Leonberg 892 n» — 1062, 
. Rottweil 982 „ == 1062, 
Eßlingen 904 „ = 1061, 
Stuttgart, Stadt 1366 „ = 1061. 
Ellwangen 890 "» — 1059, 


Nur in einem einzigen Oberamtsbezirk, in Künzelsau, ift 
die männlihe Bevölkerung um 265 höher als die weibliche, 
und es treffen heuer dafelbft auf 1000 männliche, 983,: weib⸗ 
liche Berjonen. 

Nah den vorliegenden oberamtlihen Liſten wohnten am 
3. Dec. 1860 von ten Ortsangehörigen des Königreichs im 


Auslande, und zwar: 
männlide weiblide Summe 


a) mit Heimathjcheinen oder mit 

Borbehalt des württ. Staats- 
bürgerrechts. 2. . 24,472 16,964 41,436 
b) ohne eimathfiein 00.0. 6,713 3,268 9,981 
Im Ganzen 31,185 20,232 51,417 

Hienach wohnen im Ganzen 51,417 Württemberger = 
2,3 °jo der ortsangehörigen Bevölkerung im Ausland, und 
zwar 31,185 = 1,7» Prozent männlihen Geſchlechts und 
20,232 = 1,11 Proz. weibliden Geſchlechts. 

Unter den vier Kreifen des Landes zählte der Schwarzwald⸗ 
kreis, wie in früheren Jahren, jo auch heuer wieder Die mei» 
ften im Auslande wohnenden Ortsangebörigen, nämlich 21,344 
oder 4,ıs Prozent feiner Bevölferung. Die wenigften dagegen 
fonımen auf den Donaukreis 7362 — 1,15 Prozent feiner 
Bevölkerung. | 

Unter den einzelnen Oberämtern erfcheint die Zahl der 
im Auslande wohnenden Württemberger 

in am größten in am kleinſten 
Balingen. :. . . . 2468 Hanensburg . . ... 149 
Horb..... 1789 9 Suulgu ...... 18 
Rottweil. . . . . 1419 Gaiborf . 2.166 
Dberndorf . . . . 1668 Walbfe . . ».. ..1%0 
Rottenburg . . » . 1660 Reutlih . . 2. . .. 240 


158 


am größten am kleinſten 

Schorndorf . © . . 1445 Geißlingen . . . . 240 
Nagold . . 2. ..1865 Ehingen . . 2... 266 
Neuenbürg . . » » 1354 Meresheim. . . . . 288 
Befigheim . . . » 1330 Wangen . 2. 2... 289 
Göppingen . . . » 1310 Bberndd . 2. 2.29% 
Kirchheim . . . . 125 Ulm. . .. 
Künzeldau . . . . 160 Uah . . 2... 324 

u. f. w. 

Der vorigen Zählung ‚gegenüber hat fich die Zahl ber im 
Auslande lebenden Angehörigen um 688 Perjonen vermindert. 


Im Schwarzwaldkreife beträgt bie Verminderung 1810 und 
„Jagſtkreiſe ... .. .... 47 Seelen 


zufammen 1857 Seelen 
v» Nedarkreis ergibt ſich eine Vermebrung von 547 u 
» im Donaufreis von . . . 0.0.62 u 


= 


zufammen 1169 
E8 beträgt ſomit die Gefammt-Verminderung 688 Perfonen. 
Hiebei ift aber zu bemerken, daß die Angaben einzelner 
Gemeinden, namentlih von Stuttgart Stadt und Oberamt 
Tübingen lüdenhaft find, indem die betreffenden Behörden er- 
Härten, daß es unmöglich fey, die im Ausland wohnenten An- 
gehörigen genau anzugeben. 


Bewegung der ortsangehörigen Bevöllerung im 
Jahr 18°%o und deren numerifhe Berhältniffe. 


1) Die Zahl der Geborenen, einfchlieglih der Todtgebo- 

renen hat betragen: 
eheliche uneheliche 

im männl. wei. Summe männl. weibl. Summe 
Neckarkreis 8,259 7,970 16,229 1,411 1,321 2,732 
Schwarzwald. 7,965 7,466 15,431 1,323 1,346 2,669 
Jagſtkreis 6,122 5,630 11,752 1,467 1,442 2,909 
Donaufreis 6,901 6,573 13,474 1,260 1,312 2,572 


Württemberg 29,247 27,639 56,886 5,461 5,421 10,882 


.159 


-un Ganzen 
_ männliche weiblige Summe 
Nedarkreis . 9,670 9,291 '18,961 
Schmwarzwalbfreis . 9,288 8,812 18,100 
Sagftlreis . . . 7,589 7,072 14,661 
Donanfreis 8,161 7,885 16,046 
Württemberg . 34,708 33,060 67768 


Die Summe aller Geborenen verhält ſich hienach zur 


Summe aller Lebenden im 
ober es — auf 100 


Einwohner: 
Nedarkreis . . . wie 1:26,42 37,2. 
Schwarzwaldfreiid . u 1:26,50 37,18. 
Sagftlrei® . . . » m 1:27, 36,8. 
Donaulreii® . . 2 mw 1:26,50 38,os. 
für das das ganze Land wie 1:26,75 37,s. 


Im Ganzen übertrifft die Zahl ver geborenen Knaben 
die der Mädchen um 1648 oder auf 100 geborene Mädchen 
entfallen 105,0. Knaben. Bei den ehelichen Kindern überfteigt 
die Zahl der geborenen Knaben die ver Mädchen um 1608 
oder e8 trafen auf 100 ehelich geborene Mädchen 105,8. Knaben. 
Bei den unehelihen Kindern wurden nur 40 Knaben mehr ge= 
boren al8 Mädchen, und es kommen hier auf 100 außerehelich 
geborenen Mädchen 100,r. außerehelih geborene Knaben. 

Was die einzelnen Bezirke betrifft, fo zeigte fich in bie. 
fem Jahre die Fruchtbarkeit ver Bevölkerung 

am größten am tleinſten 


auf 1000 Einw. auf 1000 Einw. 
kommen Geborene kommen Geborene 
im O.⸗A. im O.⸗A. 

Münfingen . 1,081 45,20. Wangen . 474 — 24,0, 
Urach. 1,236 — 44,20.. Tettnang . . 653 = 30,s. 
Um . . „ 17099=43.. ÖOerabronn. . 939 = 31,ss, 
Heidenheim . 1506 43,22. Hal . . . 837 Bi. 
Ehingen . 1,132 = 42,0. Mergentheim . 954 — 32, 6. 
Saulgau . 1,014 = 42,0. Leutktirch 751 == 33,08, 
Blaubeuren. 820 42,20. Horb . . 163 = 33,84, 
Aalen . 1,101 = 39,8. Herrenberg 845 — 3517. 
Biberad) . 1,174 — 39,2. Waldſee . 767 = 35,18. 
Freudenſtadt 1,202 = 38. Sulz . 765 = 37 ır, 


"160 


Im Ganzen ift die Ziffer der Geborenen heuer Feiner 
als im Jahr 1859 und zwar bei ven Knaben um 892 und 
bei ven Märchen um 634, zufanımen 1526 oder um 2,10 Proz.; 
am erheblichſten zeigte fich diefe Abnahıne im Schwarzwalb- 
freis mit 5683 —= 2,00. Prozent; am Heinften im Donaufreis 
mit 208. == 1,26. Prozent. . 


Das Verhältniß der außerehelihen Geborenen zur 
Gefammtzahl der Geborenen berechnet ſich pro 18°%/eo, mie 
folgt: : 
oder auf 100 Geber. 
überhaupt kommen uneheliche: 


im 

Neckarkreis.. 1:5,04 16,8. 
Schwarzwaldkreis 1:65,20 17,1. 
Sagftlreis. . . . 1:4,0 24,16. 
Bonaufreis . . . 1:5, 19,0. 


im ganzen Lande . 1:5, 19,11. 


Unter den einzelnen Bezirken zeigt fich heuer das nume⸗ 
riſche Verhältniß der außerehelich Geborenen 


am günftigften am ungünftigften 
auf 100 Geborene auf 100 Geborene 
Fa tommen uneheliche: kommen nneheliche : 
mo A. im O.A. 


Stuttgart Stadt.. Tao. Gailorf. . 2. . 20,8. 
Sanftatt . - 2. 102. Wehhem . . . . 27a. 
Reutlingen . » .„ . 10,2. Badnang. . 2 . + 2,10. 
Uah. . 2. 0.0.1060. Crailsheim . » . . 34, 
Münfingen. .» . . 11 Mln 2.2 22. Bor 
Mergentheim . . . 1247. Heidenheim . . - . 19,2. 
| Tübingen 0.0. 13,24. Schormtanf. . . . 192. 


. Wie bei der Zählung im Jahr 1859, war ſomit auch heuer 
im Oberamt Gaildorf die Zahl der unehelichen Kinder nahezu 
4mal jo groß als im Bezirk Stuttgart, Stabt, indem fi) das 
Verhältniß geftaltete wie 29,08: 7,0. 

2) Öeftorben find von der ortangehörigen Bevölkerung 
(einfchlieglich der Todtgeborenen) vom 3. Dezbr. 1859 bis 
dahin 1860: 


161 


. ar auf 1000 
bend. trafen 
männl. weibl. Summe Mort.⸗Verh. Geforpene im 


Medarkreis . . 6,121 5,681 11,702 1:43,00 23... 
Schwarzwalbfreis 5,710 5,613 11,323 1:42,07 23,0. 
Jagſtkreis. . 4,970 4,653 9,629 1:41, 23, 
Donauleeis . . 5,895 5,831 11,726 1:35,08 27,7. 
Württemberg. . 23,696 21,778 44,474 1:40,17 24. 

Bei der weiblihen Bevölkerung war ſonach die Zahl der 
Sterbefälle um 918 niedriger als bei ver männlichen, und im 
Allgemeinen trafen auf 100 weibl. Geftorbene 104,.1. männl. 
Seftorbene. Das Verhältniß der Geftorbenen zu den Lebenden 
berechnet fih im Allgemeinen bei dem männlichen Geſchlecht 
=1:39,4 und beim weibliden S 1: 42,7. 

In den 4 Rreifen hatte im Verhältniß zur Bevölkerung, 
wie auch früher, der Donaufreis die meiften, der Nedarfreis 
die menigften Sterbefälle, und es ftellt ſich überhaupt das 
Mortalitäts-Verhältnig günftiger im Neckar- und Schwarz⸗ 
waldkreis als in den beiden andern reifen des Landes. 

In den einzelnen Oberämtern war das Sterblichkeitsner« 
hältniß beuer 


am günftigften am ungänftigften 
von 1000 umgehbri en Bon 1000 Yingehöri es 
in OM. And geſtorthen. oa. And geflorben 


Dberndorf . . » » Our. Um... 0.0.0. de. 
Saldorf . 2... 20,0. Blaubeuren. . . . 31,6. 
Befigheim . .» - . 20, Bibrah. . . . . 3l,e. 
Stuttgart Stadt . . 20,2. Laupheim . . . . 80,0. 
©erabronn . . . . 21, Saulgau . 0. 30,0, 
Mergentheim . . . 21,... Münfingen . . . . 30,26. 
Spaidingen . . . 21, Ehingen. . 2. . 30,20. 
Horb. 2. 00020. 22,5. Miedlingen . » . . 29,74. 
Baihingen 2 2... 2. Balm. . 2. 000. 28,88. 
Sul)... . 23,00. u. ſ. w. 

Der Zählung im | vorigen Fahr gegenüber bat die Ziffer 
der Geftorbenen in 62 Oberamtö-Bezirken ab- und in 2 zu- 
genommen. Im Allgemeinen find heuer 10,343 Berfonen 
weniger als im vorigen Jahr mit Tod abgegangen (und zwar 
männliche 5,379 und 4,964 weibliche). 

Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 11 


162 

Im Bezirk der Stadtdir. Stuttgart find heuer 513 männ— 
liche und 449 weibliche Angehörige, zufanımen 962 geftorben. Das 
Mortalitätsverhältnig ſtellt fidy hier fomit wie 1:47,88. (oder 
von je 1000 Angehörigen ftarben 20,21.) und es ift biefes 
Verhältniß nicht nur befier, als das für den Nedarfreis 


(1:23,.1), ſondern auch günſtiger als das vom ganzen Lande 
(1:24 8). 


3) Verhältniß der G eborenen und Geſtorbenen. Im ganzen 
Lande kommen durchſchnittlich auf 1000 Geſtorbene 1524 Ge⸗ 
borene und auf 1000 Geborene 656 Geſtorbene; ſodann trafen 
mit Unterſcheidung der Geſchlechter bei dem männlichen Ge—⸗ 
ſchlecht auf 1000 Geſtorbene 1529 Geborene und beim meib- 
lichen Geſchlecht auf 1000 Geſtorbene 1518 Geborene. Der 
Ueberſchuß der Geborenen über die Geſtorbenen, oder der 
natürliche Zuwachs vom 3. Dezbr. 1859 bis dahin 1860 beträgt: 

Prozent der 

im männl. weibl, zuſammen Bevolkerung 
Nedartreis . . 3,549 3,610 7,159 1,«s. 
Schwarzmwalpfreis 3,578 3,199 6,777 1,as, 
Jagſtkreis. . . 2,619 2,419 5,038 Laco. 
Donaufreis . . 2,266 2,054 4,820 1,0. 
im ganzen Yande 12,012 11,282 23,294 1,sss. 

Unter ben einzelnen Bezirken hatten die folgenden heuer 

ven bebeutendften Zuwachs: 
männl. weibl. zufammen 
Stuttgart, Stadt . . 281 302 588, 
Amt. . . 284 285 569, 
Freudenſtadt. 2... 97 286 563. 
Heilbronn. » . . ... 253 303 556. 
Heidenheim . x... 296 258.554, 
Balingen . 2 2 2....306 238 544- 
Neuenbürg . 2.258 262 520. 
Eplingen . . 2... 227 281 508. 
Nürtingen © 2... 258 227 486. 
Marbach . . . . 266 213 479, 
u. ſ. m. | 
Der umgelehrte Fall, ein Ueberfhuß ber Geftorbenen 
über die Geborenen fam in dem abgewichenen dahr nicht vor. 


11 DE Ber 


168 


Mit dem Vorjahre verglichen, vermehrte ſich der natürliche 
Zuwachs im Ganzen bei dem männlichen Geſchlecht um 12112 
und bei dem weiblidyen um 11282, jo daß die Geſammtzu—⸗ 
nahme 23294 Perſonen beträgt. 

4) Betreffend die Wanderungen, fo find in dem Jahre 
vom 3. December 1859—60 in das Königreich 


aus fremden Staaten nad fremden Staaten 
eingewandert ausgewandert 


im männl. weibl. zufam. männl. weibl. zufam. 
Nedarkreis -. . . . . 137 201 338 660 553 1,213 
Schwarzmwaldlreis. . . 92 139 231 945 751 1,696 
Sartre. 2 2 2 2.94 178 272 445 422 867 
Donanfreis . . . ». . 126 192 318 355 356 Til 
im ganzen Königreihe . 449 710 1,159 2,406 2,081 4,487 

Die Ziffer der Eingewanderten verhält fi zu der ber 
Ausgewanderten wie 1: 3,371 oder auf 100 Ausgewanderte treffen 
25,83 Eingewanberte; hieraus ergibt fid), taß die Auswande⸗ 
rung im legten Jahre gegen das vorige um 950 Perjonen 
fidy vermehrt hat. 

Weitere detaillirte Notizen gewähren tie angehängten 
Tabellen. 


11* 


164 


Hauptüberficht über den Gang der 


* 


A 


»ölferung -Württembergs vom 3. Dezember 185%/,,. 


a 
Li 
* 
SR 
a 
3 


166° 


Bevölkerung Württembergs vom 3. Dezember 185%... 


* 
3 
= 
E 
. bi 
Br 
x 
* 
* 


167 


168 


Hauptüberficht über den Gang ber ftaatdangehörigen 


Probe. 
Zuwachs: Abgang: 
875907917161122696]21778 
29247| 27639| 9898112319 
PR al 2406| 2081 
91 35000/36178 
3449| ziol 135000)36178 
__16| __64 Auferorbentliher Zuwachs. 
Bufammen : 920998963360 
Abgezogen: 35000] 36178 
‚Bteisen: 886998|927182 


48131: 


1: 
Bevölkerung Württembergs vom 3. Dezember 185%, 


10091 100241 20112 Sn 


Zunahme von 18%, 20112 


42304|14400 Hinansgezogene. 
40367]13075 Hereingezogene. 

TR 

= F62 Wnapme durch Answandernng. 
+ 23294) Natürliche Juwachs. 

+ 80) Außerordentlier Zuwachs. 
+ 374 

— _3262 

FM? Zunahme pro 183969 wie oben. 





Zur Vergleihung der heurigen Beröfferungsergebniffe 
mit denen von früheren Jahren mögen ſchließlich vie folgen- 
den Ueberfichten dienen, in welden bie Hauptmomente über 
den Stand und Gang ber ertsangehörigen Bevölterung Würt- 
tembergs für den Zeitraum von 1850 bis 1860 zufammenges 
ſtellt find. I 


Größe der ortsungehörigen Bevölkerung in den einzelnen Jahren 
des Decenniums von 18°%/eo, 





ſchnitt. 

In dieſem Decennium fand alſo 5 mal eine Zunahme und 
5 mal eine Abnahme ter angehörigen Bevölferung ftatt, wobei 
fid) die Ertreme in den Jahren 18°%/s« und 18%%/eo (beziehungs- 
weife 20,173 und 20,112 Seelen) faft ausgleichen und die wirk- 
lie Zunahme ſich durchſchnittlich auf 381 Perfonen oder auf 
0,021 Prozent per Jahr berechnet. Die Gefammtzahl der Orts- 
angehörigen Württembergs hat in ven legten 2 Fahren wieber 
zugenommen und nähert ſich gegenwärtig dem Stand von 1851. 


























“udpl 
396 :1 1 102° c66’8 068 Me 668 tos'ze_| se: 1 Sr _ | 81669 [plan 
| Bee | zur | Br | or:ıı 816 ren | S9a :ı | 869° | 89229 VRR 
GEL :3 | zero | LEC'E on | ZB Eee | 218 | cz :ı | 906° | 96769 | 6%Veca} 
ser :ı| 006€ | +76’ seo | ze: | 688 oerve | 92 :ı | 0861 | Cz8’89 |ıssr 
ger :ı | Tess | z1e9 se6 | ze :ı | Er are | Bız:ı | 7267 | 07809 |ISı 
66p: 31 zuge | Avril c98 WwirE:E | 66 ze | eg ir | 662 | 6rT1g |Vecyr 
GE :ı| IsC'v | 2LE'C ge8 | BCE :E | 287 neo | MER: | 208° | 26765 [BR 
18. :F| 66902 | 0zE'ız |: 199 Wie: GE 1908 | BE: | E21 | 210’8c |P%esgı 
BEI Er Een | Zn | Be | er) Be | 0025 | Bez:ı | 1087 | 69E'19 |%%z08H 
zen :5| 29280 86 | ee: | warn | 9995 | ga :ı | 809° | voR’eg |HıcBr 
spe :5| 082° | 001°9 00 EE:T I Ezer | VoL’es | Wer :ı | 802% | 98E12 |oBT 
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U 


173 


‚In dem Decennium won 18°%/co wurben 639,129 Kinder 
geboren; dagegen find in demſelben Zeitraum 529037 Ber- 
fonen geftorben, jo daß ein natürlicher Zuwachs von 110,092 
Seelen verbleibt; es find jedoch in diefen 10 Jahren 85,951 
Perjonen ausgewandert, dagegen aus andern deutfchen und 
europäifchen Staaten, nur 8,904 eingewandert, fo daß fi 
ber Verluſt an Menſchen durch Wanderung auf 77,047 berech— 
net und alfo von obigem natürlichen Zuwachs nur noch 33,045 
Geelen (oder per Jahr 3304,5) als natürliher Zuwachs übrig 
bleiben. 

Hinfihtlih der Zahl der Geburten und der Sterbfälle 
ericheint das Jahr 18%/so ſtark verjhieden von ven 9 voran 
gegangenen und in beiden Rubriken viel. günftiger, indem 
3855 Perfonen mehr geboren und 8430 weniger geftorben 
find. 

Das Mortalitätsverhältnig ſchwankte in Diefen 10 Jahren 
zwifchen ven Ertremen 1: 31,or und 1: 40,7; und blieb 6 mal 
unter und 4 mal über dem Durchſchnitt; auch das Nativi- 
tätsverhältnig mar ftarten Schwankungen ausgefegt und bewegte 
fi) zwijchen den Extremen 1: 25,2 und 1: 33,«7 blieb aber 
dabei 5 mal unter und 5 mal über jenem Durdfchnitt. 


Die Aus- und Einwanderungen in Württemberg 
in dem Iahre 1860. 


Nach dem Inhalt der von den Oberänntern an das K. Mi⸗ 
nifterium des Innern erftatteten Berichte über den Gang der 
Aus: und Einwanderungen inWürttemberg in dem 
Ralenverjahre 1860 beläuft fi, was zunädft die 


I. Auswanderer 


betrifft, deren .. 
u 1) Zaͤhl 


auf 3613 oder auf 133 mehr, als im Vorjahre, wo es deren 
3480 (vergl. Jahrb. 1859 beft Il. ©. 85) waren. Davon 
famen 
auf den Mecarkreis .. 1,162 ober 32,16 / 
n » Schwarzwaldkreis 954 m 26, 
„m Bagfiieis . u. 79 m 2, u 
”" non Donaufteis . » 68 u 19,5: 
für das ganze Rand . . 3,613 oder 100,0°/o 
Das Berhältnig der Auswanderer zur Bevölkerung geſtel- | 
tete fi) hiernach :jo, daß 1 Auswanderer fam : 
im Nedarlreis . . auf 426 Einwohner 
Schwarzwaldkreis „ 494 " 
" Jagſtkreis 0.0 495 0) 
n Donaufreis . . n 595 n 
Durdfehnitt. ſomit . 492 
Am zahlreich ſten waren bie Auswanderer in ben Obere 
ämtern 


S 


174 
Kirchheim, . . wo 134 Berfonen auswanderten 


Neuenbürg, . » 142 n n 
Horb 0.0. „ 132 " ” 
Künzelsau, . n 124 " " 
Mergentheim, » 121 " " 
Zuttlingen, . » 19 u " 


am feltenften aber in den Oberämtern 
Waldſee, . . mo nur 10 Perfonen ausmwanderten 


Biberach, on "16 ” n 
Welzheim, * 

Ehingen, un 18 u n 
Miünfingen, 


Ravensburg, nu 19 u 
Meberhaupt zeigte ſich auch im Jahre 1860 bie Auswans 
derungsluſt wiederum in den öftlichen Kreifen (Jart- und 
Donaukreis) weit geringer, als in ven weftlidhen (tem Neckar⸗ 
und Schwarzwalpfreife). 
Die Zahl der ftattgehabten Auswanderungen war 
und; im Neckarkr. Schwrzwkr. Jartkr. Donaulr. auf. 
Baden.» .... 71 81 52 60 264 
Dayan. » 2» 0... 20 103 132 280 
Preußen 4 
a) ohne Hohenzoll. Ä 6 9 7 SB 8 
b) ven Hohenzoll. Landen 7 
Defterreih mit Ungarn : 28 - 
anderen deutjdh. Staaten 59: 62 46 
Shm ....:.. 38. 
Tranfreih . . 7 
Rußland mit Polen 2 
anderen europ. Staaten 16° 
. Aien (finbien) .. 20 77 ı 1 29 
Attila . - . .. 3. 
Norvamerila - . . - 865 : 665 480 280 2,280 
Südamerika . 1 4 1 2 10 
Auftralien. . CB 14 8 5 52 
1,162 7% 698 3,613 
Wie feit einer Reihe von Jahren gieng alfo auch heuer 
wieder die Dauptrichtung der Ausgewunderten nah Nordamerika, 


175 


indem 63,1 °/o aller Auswanderer fid) borthin wandten. Nicht 
unbeträchtlid war übrigens aud wie in früheren „Jahren 
die Zahl der Auswanderungen nad Auftralien. In die an 
Württemberg grenzenden Staaten ſind 18,5 °/o aller Ausge⸗ 
wanderten übergefiebelt. 


2) Geſchlecht. 


Unter den Ausgewanderten befanden fi): 

männlihe (%/) weibliche (%,) 

im Nedartreis . . 696 34,5 466 29,2 
„Schwarzwaldkreis 529 26, 425 26,7 
„Jartkreis... 421 20» 378 23, 

» Donaufreis . . 373 18 325 20, 
zuſammen 2,019 100, 1,594 100,0 

fo daß aljo men ' 


1 männlicher 1 weiblicher 
Au Siwanderer Auswanderer 
im Neckarkreis auf 349 m. Einwohner auf 542 w. Einw. 
" Schwarzwkr. v„ 438 n " n„ 565 u m 
„Jartkreis vn 460 u " n 534 uw n 
» Donaufreis „» 539 ⸗ u un 60 0 m. 
„ Durchſchnitt „ 430 n » 570. n n) 


Die Auswanderungsiuft ift ſomit auch heuer wieder bei 
dem miünnlichen Gefchlecht ungleich ſtärker geweſen, als bei 
dem weiblichen. 

Unter 100 Ausgewanderten waren 

im im im im in 
| Nekartreis Schwarzwaldkir. Yartlreis Donaufreiis Wuürtt. 
männliche 59,9 55,5 52,7 534 55, 


weibliche 40,1 ‚445 47, 46,6 44,1 
100, .100,0 100,0 100,0 100,0 


Die meiften männlidgen Auswanderer hatten Neuenbürg. 
mit 77, Mergentheim mit 75 und Zuttlingen mit 63 Perfonen, 
die wenigften die Oberämter Welzheim (4), Münfingen (5), 
Walpfee (6 Berfonen); bein weiblichen Gefchlecht erfcheint vie 
Zahl. der Auswandernden am größten in den Oberäntern 
Neuenbürg (65), Kirchheim (64) und Künzelsau (62 Perforen) 
und am Eleinften in den Dberämtern Waldſee (4), Biberach 
(6) und Ehingen (9 Perſonen.) 


176 
3) Familienverhältniß. 


Ueber das Alter der Auswanderer geben die oberamtlichen 
Alten Feine volftändigen Notizen an die Hand, dagegen geht 
aus denſelben hervor, daß betrug: 

im im im im in 
Neckarkr. Schwarzwir. Jagſtkr. Donaukr. Württemb. 
die Zahl m. m. m. m m m. w. m. m 
der verehelich- 
ten oder vers 
wittwet. Aus- 
wanderer .. 67 58 64 56 33 22 36 28 200 164 
der mit ihren 
Eltern aus— 
gewanderten | | 
Rinder. ... 89 97 5 71 390 19 25 29 199 216 
bie ber jelbft- 
ftäntigen led. 
Auswanderer 524 297 389 270 326 301 307 259 1546 1117 
und die der mit 
ihren Müttern 
ausgewander⸗ 
ten unehlichen 
Rinder ... 16 14 21 8 32 36 5 9 7A 97 
696 466 529 425 421 378 373 325 2029 1594 
fo daß ed waren . 
im im. im im in 
Neckarkr. Schwarzwkr. Vagſtkr. Donaukr. Württemb. 
der m. im. m. m mu. w. m. ms m m. 
Berebel.ı. 
Berwittw. 9,e 12,5 121 133 78 dr 91 86 9» 10, 
Erw. Led. 75,3 63,7 73,5 63,5 77, 79,7 82,3 79,7 76, 70,4 
zuſ.d. Erw. 84,0 76,2 85,6 76,7 85,2 85,4 92,0 88,5 86,5 80,1 
» finder 15,1 23,8 14,4 23,5 14, 14,00 80 11, 13,5 19,6 
100,0 100,0 100,0 100,0 100,» 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 

Semit find ungefähr '/s der Auswanderer Kinder, welche 
mit ihren Angehörigen ausmwanderten, während nur ungefähr 
2/0 aus. Berehlichten und ber Reſt aus levigen Erwachſenen 
beſteht. | 


177 


4) Eonfeffion. 
Unter 3,613 Auswanderern waren 


im im im im 
Neckarkr. Schwarzwir. Jagſtke. Donaukr. Wuürtt. 
Evangel. ꝛc. 1,057 606 493 242 2,398 
Katholiken 89 328 270 445 1,132 
Iſraeliten 16 20 36 11 83 
1,162 954 769 698 3,603 
Nach der lerien Bevölkerungs-⸗Aufnahme vom 3. Decbr 
1859 befanden ſich unter 100 ortsangehörigen Einwohnern des 
Königreichs: 
Evangeliſche und Diſſidenten 68,50 %/o 
Ratholilen - . 2 2.2. 80,75 %/o 
Seraeliten - . 2 2 0. Oslo 
Auf 147 israel, Einwohner fam mithin 1 israel. Aus- 
wanderer, auf 478 kathol. Einwohner 1 kathol. Auswanderer 
und auf 511 evangel, Einwohner 1 evangel. Auswanderer. 


5) Beruf und Gewerbe. 


Infoweit die in dieſer Hinfiht vielfach mangelhaften 
Liften der Oberämter Auskunft gaben, gehörten die felbftftän- 
digen ledigen oder verheiratheten beziehungsmweife verwittwe— 
ten Mannsperfonen, deren es im Ganzen 1746 waren, fol- 
genden Berufs⸗ oder Gewerbeklaſſen an: Ba 

"30 


I. Denlandwirthichaftlicden Gewerben ver Bauern, Tag: 
löhner, Weingärtner, Gärtner, Schäfer, Förſter, 
Waldarbeiter u. few. Zul 2 2 2 0 200 4 427 


11,0 °/o 
UI. Den verfchiedenen Gebieten ver Induſtrie. ...492 
und zwar: (13,00/0) 


1) Den für Herſtellung von Nahrungsmitteln thäti- 
gen, beſonders ven Gewerben der Bäder (52), Mül- 
ler (14), Bierbrauer (16), Mebger (29), Wirthe 
und Kellner (6), zuſ... . . 117 
2) Den die Yertigung von Kieidungsſiücken be⸗ 
zweckenden Gewerben, namentlich denen der Schnei⸗ 
der (36), Seckler und heurſchner 9 Schuſter (62) 


u. ſ. w. u... ... . + 100 
Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 12 


18 


und 


3) Den Gewerben, die fih auf Herftelung, Ein⸗ 
rihtung und Ausftattung von Gebäuden beziehen, 
als denen der Schreiner (29), Maurer (32), Stein- 
bauer (7), Schloffer (5), Zimmerleute (4), Glaſer 
(3), Geometer (1), Arditelten (2), Hafner (3), 
Ziegler (4) u. ſ. w. ul. » 2 2 2.0. 95 
4) Den für häusliche Zwecke thätigen Gewerben, 
bejonders denen der Huf-, Zeug-, Nagel-, Meſſer⸗, 
Hammer» und Kupferfhmiede (41), Gold» und 
Gilberarbeiter (4), Wagner (23), Küfer und Kübler 
(14), Sattler (10), Sailer (5), uf. . . » 98 
5) Den Fabril- und Manufakturgewerben: . 78 
zwar: 

a) mechanischen (Weber (32), Zeug: und Tuchmacher 

(19) u. f. w.) zuf. 67 


b) chemiſchen, worunter Gerber (8) und Färber (2) 


IH, 


V. 


u. ſ. w. zuſ. 11 
6) Den typographiſchen Gewerben, zuſ.... 4 
Ferner gehörten an: 
Den mit Handel und Verkehr beſchäftigten Klaffen, 
(worunter 8 Kaufleute und Hanbelsleute), zuſ.. 


11 


(0,3 °/o) 
IV. Den wiſſenſchaftlichen und künftleriichen Berufsarten 


und zwar dem 

Verwaltungsfach (morunter 3 Schreiber) 5, Medici- 
nalmwejen (worunter 3 Aerzte und 2 Apothefer) 6, 
dem geiftlihen Stande und Lehrfah 4 (2 evangel. 


Geiſtliche, 1 kathol. Geiftlicher, 1 Candidat des kehr— 


amts, den Kunſtfächern (6), zuſ. 


(0, " 


(0, 1 %) 
Im Ganzen 954 (26, °/) 
fo daß die Zahl derjenigen felbftftändigen männlihen Auswan- 
berer,, bei welchen der Stand oder Beruf nicht angegeben ift, 
fih auf 792 oder 21,0 %/o beläuft. 


Dem Militärftand 


Als 
6) Grund der Auswanderung 


iſt nach ben oberamtlichen Alten angegeben: 


7129 


1) Eintritt. in fremde Civil⸗, Kirchen⸗ Ä 
oder Militärdienfte in. - © . »  Adälen (O0, %) 
2) Berebelihbung n . » 2 2. .9%8 uw (27,1 °/) 

3) irgend welcher fonftiger Umſtand, 
namentlich Nieverlaffung in. . . 2631 , (72,s °/o) 
3,613 Fällen (100,0 °/o) 


7) Betrag des erportirten Vermögens. 


Die dem Rande dur Die Auswanderung entzogenen Baar⸗ 
ſummen belaufen fidh: 
im Nedartreis . . auf 443,784 fi. 
- n Scmarzwaldfreis „ 372,503 * 
" Jagſtkreis 2.0 891,215 " 
D Donaukreis .. *4 370,848 " 
» Württemberg . . » 1,578,350 fl. 

Im Ganzen wurden an Geldkapital erportirt: 

nah Baden . » . . ... 193,435 fl. 
"» Byean. - 2: 2... 162410 „ 
» Breußen m, Hohenzollern 85,685 „ 
" Oeſterreich ..... 58260 
„anderen deutſchen Ländern 89,960 „ 
u Schweiz .... 48,750 u 
Frankreich FE 9,830 u 
„ amderen europ. Stunten 28,300 
» Norvameria . . . . 879,400 » 
» Süvdameia . - . . 4400 u 
" Alien, een. 2,540 
ve Auftralien . . . . . 15,380 » 
1,578,350 fl. 

Außer diefem Betrag wurden nım aber noch an einzelne 
unbemittelte Auswanderer 8,490. fl. aus öffentlichen Kaſſen als 
Beiträge zu den Reiſekoſten ausbezahlt und zwar: 

int Nedareeiis . . 2,325 fl. 
" Schwarzwaldkreis 2470 u 
" Jagſtkreis ... 1,947 u 
:# Donaukei8 . . 1,748 " 
zuſammen 8,490 fl. 

12* 


180 


fo daß der Gefammtbetrag bes durch Anewanderung dem Lande 
entzogenen Baarvermögens fich auf: 


1,586,840 fl. 
beläuft. 


| II. Einwanderer, 
Die 
1) Sefammtzahl 
ber Einwanderer belief fi im Kalenderjahre 1860 auf 954, 
alfo (gegenüber der Zahl der Auswanterer weniger 2,659 
oder) 13 mehr als im Vorjahre. Hiepon kamen auf ven 
Nedartr. . 264, ſo daß 1 Einwanderer auf 1871. Einw, kommt 





Schwarzwkr. 1831. „ " " ‚2665 u " 
Jagſtkreis .26v u m n u 175 n 
Donaufreis 283” v» m m) „ 1468 n " 
f. d. g. Land 954 . 1864 
Bon dieſen Einwanderern kamen aus 
Baden. 2 22.0.8997 


Bayern. 2 220.20. 8316 
Preußenm. Hohenzollern 89 
Oeſterreich . . 38 
anderen deutſch. Lanbern 72 
der Schweiz..... 65 
Frankreich 2.20. 04 
Rule . 2.2.6 
anderen europ. Ländern. 49° 
Norbamerin . . » » 18 
| 7 
Was ſodann das Ä 


2) Gefglegt 


der Cingemanderen anbelangt, "fb- gehörten an 
Ä mannlichen. weiblichen 
im Nedarkreie . ..1% 144 


» Schwarzwaldfveis . -:92 89 
„Jagſtkreis . . 102 124 
„ Donaufreis ... . 1%. . 154 
für das ganze Land . 443 511 


181 


fo daß die Einwanderung beim weiblihen Geſchlecht auch heuer 
wieder um ein ziemliches größer war, indem auf 100 Ein- 
wanberer männlichen Geſchlechts 115 Perſonen weiblichen Ge« 
ſchlechts kamen. Am’ größten war dieſes Uebergewicht im 
Jagſtkreiſe, wo auf 100 Perſonen männlichen Geſchlechts 121,5 
weiblihe famen. 


3) Alter und Familienverhältuiß. 


Es beftand bie Zahl der im Jahre 1860 eingewanderten 
Perſonen aus 


Verehelichten oder Verwittweten 
Selbſtſtändigen ledigen Perſonen... 320 373 693 

Ehelichen oder unehelichen Kindern, welche 
ihren Eltern fogen. ..... |) 87 162 
443 511 954 


männl. weise. zuſ. 
48 51 99 


4) Eonfeffion. 


Was die Confeſſion anbelangt, fo waren unter den 954 
Einwanderern 519. Evangelifche (54,4°/o der evangel. Bevölke⸗ 
rung), 427 Katholiten (44,: %/o der kathol. Bevölkerung), und 
8 Israeliten (O,s %/o der israel. Bevölkerung.) 


5) Beruf und Gewerbe. 


Bei 110 männlichen Einwanderern (unter 368 erwachſenen 
und felbftftändigen männlichen Einwanderern) war der Beruf 
oder das Gewerbe nicht angegeben. Von den übrigen 258 da- 
gegen gehörten nad) den vorliegenden Alten an der Sektion 
der lanpwirtbfchaftlihden Gewerbe. . . . . 158 (16,8 °/o) 
der Induſtrie. . . 020.2. 62 (6,5%) 
dem Handel und ben Gewerben .... 29 (3,0 °%) 
der Wiſſenſchaft oder Fünftleriichen Berufsarten 9 (1,0 %/o) 


6) Grund der Einwanderung. 


Unter den 954 Einwanderern waren es berjenigen, welche 
nad Württemberg zogen Behufs der 
Verehelichung . . 518 (54,: °/o) 
Nieverlafiung . . 436 (45,7 %o) 


182 
T) Betrag des Vermögens. 


Das von den Einwanderern in das Land importirte Ver⸗ 
mögen betrug nad) ven vorliegenden Alten im Ganzen 1,372,561 
fl., (ſomit 30,690 fl. weniger als im Borjahre), woran 

auf den Nedarkreis . . . fallen 439,762 fl. (32,0 °/o) 
”» u Scwarzwaldfreis . „» 151,348 „ (11,1 °/o) 
"nn Saaftleeiß . . 0. m 394,257 u» (28,7 °/o) 
„» nn Donaukei® . . . m 387,194 » (28,2 °)) 
1,372,561 fl. (100, %) 
und zwar famen bievon aus 
Baren © 2 2 0 2. 439,760 fi. 
Bayern. 2. 2 2. . 423,648 u 
Preußenm. Hohenzollern 85,908 „ 
Defterreich - 20. + 48,386 » 
andern deutich. Staaten 163,763 
Schweiz. 2... 58, 348 u 
Sranfrih. . . . . 39,316 " 
Ruflanı . . . 42,240 n 
andern europ. Sänbern 57,612 „ 
Nordameria . . . . 13,580 


Darſtellung der Ergebniffe der Ernte im Iahr 1860. 


Unter Zugrundlegung der von den Oberämtern vorgeleg- 
ten Überfihten über die Anblümung der Felder im Jahre 1860 
berechnet fich 
A. Der Flächeninhalt des Ackerfeldes einſchließlich der 
Gärten und Länder fowie der kultivirten Allmanbtheile, in 
abfoluten Zahlen wie folgt: 
im Nedarfreis . . . 502,297 !/s Morgen 
» Scwarzwalofreis . 590,329 !/s " 
„ DBagftreis . . . 679,301 !/s " 
» Donaukeei® . . . 956,892 m 
jomit für Württemberg 2,728,821°/s Morgen 
a) Davonlagen in der Brache: b) waren angeblümt: 
im Nedartreis . .  20,805”/s Morg. 481,391?/s Morg. 
„Schwarzwaldkreis 86,04’/s u 504,284? m 
” Jagſtkreis .. 130,498 ®/s " 548,802 8/s " 
n Donaufeei8 . . 136,669°/s " 820,224 5/s n 
im ganzen Sande. . 374,019%/s Morg. 2,354,802*/s Morg. 
Was die einzelnen Agrikultur⸗Gewächſe betrifft, fo waren 
von. der angeblümten Aderfläche angebaut: 


im im im im in 
mit Neckarkr. Schwarzwaldkr. Yagftir. Donaukr. Wirtt. 

, Morgen Morgen Morgen Morgen Morgen 
Dintel 134,2101/e143,851°/s 116,770*/6 237,563°/.632,306— 
Einforn 6,0954/s 3,825%/s 3,0031/s 3,406'/s 16,330%/s 
Emer ge Tale 5 78- 30618 
Winterw. 5,752%/s 9,129*/s 10,510°/s 1,387°/s 26,880%/a 
Winterrog. 9,239*/s 9,070°/s 45,382°/s 52,864'/s116,556”/s 
MWintergerfte 1,749) | 859— 730% 3,520%/s 6,4895/s 


Mengefr. 1,369,%/e 3,7715/s 44,636'/s 7, 0292/0 56,806%/s 
Binterfr. ae 170,582°/220,730 305,8491/.855,6753/s 


184 


im im im im in 
mit Neckarlr. Schwarzwald. Jagſttr. Donaukbr. Württemb. 
Morg. Morg. Morg. Morg. Morg. 
Sommertinfel . 174®/s 279° /s 316”/s 347°/s 1,118/6 
Sommereinforn 821*/s 349°/s 849°/s 82 2,102*/s 
Sommereme . 49 1974/s 113s/s 7483/s  1,108«/s 


Sommermaizen 8,471°/s 
Sommerroggen 720°/s 
- Sonmergerfte . 61,753 


Haber. . . . 59,132°/s 
Hirfe . ‘ . . 381 
Buhmaizen . . 35/8 


Mengefrühten. 2,045”/s 


1,249e 3,5231 1,458 9,697: 
4,628%/s 4,998°/ 10,476°/s 20,823 
-50,912%/s 60,7074/s 104,937%/s 278,810%/s 
89,272 103,865%/s 155,072%/a 407,342% 
21?7/s 284°/s 52!) 7381) 
352%. 10 398% 

16,836*/a 9,391 8,965%/s 37,239%/e 


Sommerftüchten 128,585": 163,7472/e 184,402776 282,145 758,880, 


Eıhfen . . .  2,651°/s 
Linſen. . .  1,563°/s 
Oartenbohnen . 5731/s 
Aderbohnen . .  6,159°/s 
MWiden . -» » 7413 


2,075°/s 4,014 2,0935/s 10,834%)s 
4,377? 2,286°/s 6,467'/s 14,694'/e 
5647/s 60T 505 2,251 s 
2,942°/s 848 779°/s_ 10,730°/4 
6,295'/s 8,762 13,238”/s 35,709 





Hülfenfrühten 18,361?/s 16,255°/s 16,518°/s 23,085'/s 74,220 


Welſchkorn 4,336*/s 


19%0?/s 487°/s 504%2/s 5,519°/s 


Kartoffeln . . 57,639*/s 60,786%/ 39,443'/s 46,974'/s 204,843°/s 


Runfelrüben 
a) z. Zuderfabril. 4,686”/s 
b)3.Biehfütterung 19,779°/s 


Stedrüben . . 2198/s 

weißen Rüben . 663 

Möhren. . . 70° /s 
83,758*/s 


Wurzel u. Knol⸗ 
Iengewädhfen 
Kopflohl (Kraut) 3,466/6 


Winterreps . . 7,069 
MWinterrübfen . 304 
Sommerrepd . 1144/s 
Sommerrübfen . 154 
Mohn. . . .  5,751°e 


216/. 90% 1,665*/s 6,65092/. 
4,104%/s 8,7845/6 4,453 37,121°)s 
3,1996 912% 8,536"/s 13,568%/s 
1,00% 656% 2,899%/s 5,219% 
219 96 176% 662/. 
69,526/s 49,984°/s 64,705%s 267,974%;. 


6,0817/s 4,868 4,414°/s 18,829°/s 


4,404 8,4127/s 8,208°/s 28,094%/s 
3,049%/s 1,055°/s 9,239*/s 13,648°)s 
487*/s 411?) A68'/s 1,481°)s 
47'/s 129°/e 199®/s 531'/s 
450° /a 1922/s -287°/s 7, 682/. 


im 
mit Nedarke. 
Morg. 
lachs. 1,523°/s 
nf . . 6,794?/s 
opfen 476 
abat . 355°/s 
U. 20. — 
rapp... — 
zeberdiſteln. 697/. 
ichorien. 893/6 
andelspflanzen 24,537«/s 
them Klee 42,683%/e 
uzerne . 14,611%/s 
per . 2,636”/ı 
uttergewädhfen 59,932%/s 


angebaut 


mit 
Winterdinkel 
Wintereinkorn 
Winteremer 
Winterwaizen. 
Winteroggen . 
Wintergerfte . 
Mengefrüdten 
Winterfrüchten 


“ ® 


überhaupt 


im | im 
Shwerzwalble. Yagftlr. 


Morg. 
3,070%/s 
8,062'/s 
2,039'!/s 

14%/s 
53°/s 
30*/s 


21,709 
42,459°/s 


6,036®/s 
7,694?/s 


55,101'/s 


Morg. 
7,189° /s 


- 3,420°/a 


T51'/s 
9 
1?/s 


1 


21,524 
38,249!/s 


9,270*/s 
2,767°/e 


im 
Donaukr. 
Morg. 


10,606/s 


5,487°/s 
872*/s 
8°/s 

6 
34°/s 


185 


in 
Württemb. 
Morg. 


22,339” /s 
23,764%/a 


4,138°/e 
387/6 
38/0 


— 
157°/s 
924°/s 


35,418°/s 103,189%/e 
89,070 212,462%/e 


3,156°/ 33,075 
11,8761/a 24,975%/s 


50,2874/s 104,102°%/s 270,513*/s 


Es waren fomit von der ganzen Ackerfläche, einfchließlich 
der Gärten und Länder, fowie der kultivirten Allmandtheile, 


Prozente der ganzen Ackerfläche. 


im Neckarkr. Schwkr. 
27,95 


1,15 


1,84 


. O,s5 
0,27 


Sommerdinkel, S.-Eintorn 
Sommer.-Emer . . . 
Sommerwaizen . . 
Spommerroggen . 


Sommergerfte 
Hader . 
Hirfe 


O,31 


0,69 


. O,18 


D 12,20 
12,76 


⸗ O, os 


31,se 


Jagſtkr. Donaubkr. 
25,08 17,04 25,10 
1, 1,5 O,s 
1... 6, 5, 
0,15 0,5 O,ar 
0, 6,57 O,as 
28,00 32,10 31,ss 
O1 01 O,s 
O1 Os O,s 
O8 Or 1,0 
8,es 8,04 10,07 
15,12 15,20 16,20 
0,01 0,01 


0,06 


DWürtt. 


23,70 


0,08 
4, 
0,2 
2,08 


31,s6 


O,16 
0,36 
O,16 


10,0 
14,os 


0,08 





186 
(Prozente ber ganzen Aderfläce.) 
i mit iur Neckarke. Schwkr. Jagſtkr. Donaufr. Württ. 
Buchwaizen 04 — 00 0,0 O, oi 
Mengefrüchten ... O4 2,66 1. 0,04 1,87 
Sommerfrüchten überhaupt 25,00 27,7. 27,15 29,0 27,51 
Erbien . O3 O5 OO, O2 O0, 
Rinfen . Os O7 O8 Os OO, 
Sartenbohnen. O1 O0 O,oo O0, O,os 
., Aderbohnen 1.35 0,0 O2 O,s O0, 
Widen. . . .» las 1,e 1.0 1,0 1,3 
Hülſenfrüchten überhaupt. 3,006 265 Du 2a 2,72 
Welſchkorn _O,e _O,os Or OD, O, æo 
. Rartoffeln . il.s 10.0 5a Ar 7, 
Runkelrüben 
4) zur Zuckerfabrikation 993 0,0 Oo Our On 
b) zur Biehfütterung . 3% Or 12 1,ur 1,se 
"Stedrüben . O,is O0, Os Oo  O,so 
weißen Rüben . 01 O1 Oro O0 O,e 
Möhen . . » 2 2° 008 Oo 0,2 O8 0, 
16,8 il, Te 6,10 9,es 
Kopfkohl (Kraut) Oo 1,.s Or: 0O,s 0, 
MWinterrepg, 
Sommerrepg, 1,2 1.5 1,7 1,0 1,60 
Kübfen 
Mohn . . 1, 0,7 0, O,s O,es 
Flachs . . 0.0 O2 Los AL  O,se 
Danf . 1.5 1 Os Oo O, es 
Hopfen . .. O,oo 0,8 O1 Oo O,ss 
Zahl . ... 0,7 — — — 0,0 
Dad .. . (u — — — 0,0 
MWeberbifteln . 0 0 — — 0a 
Cihorien . . ° (O1 0 — — 0,0 
Handelspflanzen überhaupt Ass 36 Zur 8,0 8,8 
rothem Klee . . 80 7 5,608 9a 7 
Luzerne. .. 2,00 1,2 1. Os 1a 
Eier . . .. . 0,» 1a 00 Lu O0, 
Futterkräutern überhaupt . 11,,s 9,2 7,0 10, 9,02 


j 187 
in Ruder Satz, Sanfte. Donaufr. wurtt 
Angebautes Feld zufam. . 986,66 Bd, 80,10 85,12 86,0 


Hiezu bradliegende Ader- 
fie . ... . 41 14,7 19,21 14,2» 13,70 
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 


B. Nach den oberämtlichen Berichten über die Ergebniffe 
der Ernte des Jahres 1860 berechnet ſich ver Ertrag ber 
Ernte dieſes Jahres wie folgt: 

1. beim Aderban. 
Ertrag in einem Ertrag im im Verhältniß zum 
mittleren Jahr Jahr 1860 Mittelertrag iſt der 
Schffl. pr. Mrg- Shffl.pr. Mirg. 1.9.1860 = 100 


im Neckarkreis 
Halmfrüchte. 


Winterwaizen.. 3a 3,4 106 
Sommerwaizen . . 2» 2,9 100 
Winterroggen . . . Zu 3,1 100 
Sommerroggen . . 2 2,4 ‘90 
Wintergafte . . . 3,8 3,6 95 
Sommergerfte . . . 4 4,0 93 
Din . 2.2.2. %s 7,6 112 
Haber . . . 55 5,8 95 
Huůlſenfrüchte. 
Erbien. . 2.2. 28 Les 82 
Linfeen . 2.2.2. Le 1,6 89 
Aderbohnen . . . 8 3,7 116 ° 
Biden . . . 2. 8a 2,8 9% 
Wellhlorn . . . . 3 2,9 9 
Kartoffeln (Simri) . 154 89 67 
im Schwarzwalbdfreis 
Halmfrüchte. | Fr 

Winterwaizen . . . 3: 3,5 109 - 
Sommerwaizen . . 27 . 2 100 - 
Winterroggen . . . 3 3,0 100 
Sommereoggen . . 2 2,8 104 


Bintengerfte . . - 3 3, 97 


188 


Ertrag in einem Ertrag im im Berhältniß zum 
mittleren Jahr FJahr 1860 Mittelertragiftder 
Schffl. pr. Dirg. Schffl.pr.Mrg. 1.9.1860 = 100: 
Sommergerfte . » - 3,5 4,0 114 
Dinfl . . 2 2.60 6,7 112 
Hader 2 2 202.2 Yu 4,9 111 
Hülfenfrüdhte, 
Eıhien . 2 2. 2 1,0 90 
Linien . 2 22.030 2,1 105 
Aderbobnen . . . 2,5 2,8 112 
Widn . 2. 22. Be 2,1 81 
Welihlorn . .. . 3, 2,5 83 
Kartoffeln (Simri) . 148 113 76 
im. Jagſtkreis 
Halmfrüdte. 
Winterwaizen . » . 235 3,1 124 
Sommerwaizen.. 2 2,5 106 
Winterroggen . . . 2» 3,2 110 
Sommerroggen . . 2, 2,8 108 
Wintergerfie -». . . 30 3,1 104 
Sommergerfie . -. . 3 3,9 108 
Dill . . 2.2. 5 6,4 125 
Hader . ... 2: Aa | 40. 121 
Hülfenfrüchte. 
Eihien . . 2... 28 l,s 70 
tinien . . 2... Le 1,s 100 
Aderbohnen . . . 2,7 2,0 117 
Widn . . 2... 2,7 2,6 97 
Welihlorn. . . . 30 2,6 83 
Kartoffeln (Simri) . 138 105 76 
im Donaukreis 
Salmfrüdhte. 
MWinterwaizen -. . . 3 3,3 :106 
Sommerwaizen . . 24 2,7 109 
Winterroggen . . . 2, 2,9 107 
Sommerroggen . . 2 Be 7 Be 115 


Wintergafte . . „3 » 38 .97 


Sommergerfte . 
Dinkel 
Haber 


Erbien . 

Linien . . 
Aderbohnen 
Wicken . . 
Welihlorn . 


Hülfenfrägte. 


Ertrag ineinem 
wittleren Jahr 
Schiffl. pr. Mrg. 


Kartoffeln (Simri) . 


im Durchſchnitt 


Halmfrüchte. 
MWinterwaizen . 
Sommermwaizen 
Winterroggen . 
Sommerroggen 
Wintergerfte 
Sommergerfte . 


*) Die Mittelerträge = gelegt, ftellen ſich Die Ergebnifle: 


für 
Binterwaizen . 
Sommerwaizen. 
Winterroggen 
Sommerroggen. 
Wintergerſte 
Sommergerfte . 
Din! . . 
Haber 
Erbſen . . 
Linfen 
Wide . .» 
Aderbohnen . - 
Welſchkorn 
Kartoffeln . . 


1853 


105,6 
101,9 
130,2 
119,8 
120,4 
120,9 


3,2 
5,8 
4,5 


2,4 
2,5 
3,3 
2,9 
3,0 
178 


3,0 
2,8 
2,9 
2,4 
3,4 
3,5 


1854 


1855 
auf 
110,, 
97 
102,3 
109,; 
101,6 
100,8 


115,6 


102,, 
1125 
116, 
110,0 
82, 
86,4 
72,9 


Fahr 1860 


Sch 


3,0 
2,7 
3,1 
2,5 
3,3 
3,9 


1856 
auf 
121,5 
117,3 


110 
122 
111 


80 
93 
85 
80 
100 
48 


des ganzen Yandes*) 


189 


im im Berbältnig zum 
1 hun ih’der 
pr. Mrg. i. 9. 1860 = 100 


1857 1858 1859 


auf 
109,4 


auf 
107,6 
95,3 
102 
109,7 
90,9 
84,3 
102,0 
93,4 


auf. 


10 


Extrag in einem Ertrag im im Verhältniß zum 

mittleren Jahr Sahr 1860 2 Mittelertrag ift ber 

-  &hffl.pr. Dirg. Schffl. pr. Mrg. i. 3.1860 = 100: 
Dinfel . 2. 2 0.2.6 6,9 125 
Haber . . .. 48 5,0 113 

Hulſenfrüchte. 

Erbſen. 2 20. 28 1,3 77 
finfaen . 2 2000... 21 1,» 97 
Aderbobnen . . . 2» 3,0 116 
MWiden . 2» 2.2.28 2,5 84 
Welihlorn . . . . 3,1 2,7 89 
Kartoffeln (Simri) . 155 102 67 


Bei den übrigen Adergewächjen, für welde die Schätzung 
des Ergebnifjes einer jogenannten mittleren Ernte nicht vor- 
liegt, berechnet fih der Ertrag per Morgen im Jahr 1860. 

Neckarkr. Schwrzwkr. YTagftkr. Donaukr. Wüurtt. 
auf auf auf auf auf 
Stüde Stüde Stüde Stüde Stüde 
Kopflohl . . 3,278 2,640 3,364 3,627 2,977 


Eentr. Eentr. Eentr. Centr. Centr. 
Möhren . . 107 100 84 74 9 

Sceffel Scheffel Sceffel Sceffel Scheffel 
Kr . . 0. 3,,7 3,4 3,1 3,1 3,8 
Mohn . .'. 2 1,8 1,0 2,1 21 

Pfund Pfund Pfund Bfund Pfund 
Blade . - . 69 117 112 82 95 
Hanf . .. 19 141 . 137 108 134 
Eentr. . Centr. Gentr. Eentr. Gentr. 
Dopfen -. . . . 3,6 9,8 3,3 2,5 3,8 
Saba . . . 6, b,s 5,0 50 . 5, 


Der Ertrag des Aderfeldes im Ganzen berechnet ſich 
wie folgt: 
Aa. Mehlhaltige Abrnerfrüchte. 
nach Rauhem 
Se See 
1) Halmfrüchte. i 


Waizen im Winterfeld . . - . 84,643 
„ Im Sommerfeld . - . . 26,190 


Js 


191 


Scheffel »q en 
Roggen im Winterfel® . . . . 361,643 
» im Sommerfeld . . : . 50,570 
492,213 824,426 
Gerfte im Wintrfld . ... 22,932 
„ im Sommefelb . . . .„ _ 1,052,255 
1,075,187 2,150,374 
Dinkel im Winterfld . . . .  4,617,323 
„ im Sommerfeld . . . . 16,000 
4,633,323 4,633,323 
Haber . . . .. 20021,448 2,021,448 
Mengefrüchte, Buchwaizen xc u... 85,000 170,000 


2) vutſenfrüchte. 


Erbſen . . ln 18,251 
inien . © 2 2 2 2 2 nn. 30,769 
Widen- 2 2 2 2 2 ne. 87,689 
Üderbohbuen . . » 2 2 220 39,331 
Öartenbohnen etwa. - . » . . 8,000 u 
| 184,040 368,080 
3) Welfhlon . . . . . . 15,118 30,236 
- 10,419,553 
Wird von dieſem Oefammtbetrag in Abzug 
gebracht: 


1) ver Saatbedarf für 1,592,047 Dorgen, 
welche ven mehlbaltigen Körnerfrüchten im 
Jahr 1860 eingeräumt fein werben (A 1 
Scheffel per Morgen) nad) Rauhem mit . 1,592,047 
2) der Bedarf zur Yütterung und Maftung 
ber Thiere, das ganze Habererzeugniß, ſo⸗ Er 
weit dieſes nicht ſchon unter den Saatfrüd)- U 
ten für das Jahr 1860 begriffen iſt, mit. 1,614 103 
3) das Bedürfniß der Bierbrauer an Gerſte 
(ca, 2! Mil. Simri)..... 6236,000. 
zufammen mit .. 3,831,150 
fo bleiben für: die Brod u. ſ. w. Confumtion übrig 6,588,403 - 
wobei für eine Bevdlferung von 1,690,898 Ortsanweſenden 
für das Verbrauchsjahr 18%%cı auf den Kopf 3,.0e Scheffel. 


Frucht nad) Rauhem, und vorausgefegt, daß aus 1 Simri 
rauher Frucht 1 Ctr. Mehl gewonnen wird, 389,6 Pfund oder 
per Tag 1,000 Pfund Mehl kommen. 
E8 betrugen die auf 1 Einwohner entfallenden Ouoten. 
18/60 2,75 
18% /sı 2,50 
18°!/oa 2,08 
185%/es 3,46 
18°%/54 2,48 
18%)ss 4,1 Scheffel nad 
18°%/s6 3,00 Rauhem. 
1886/3, o 
18°’/ss A, as 
1859/05 3,6 
1800/600 3,7 
1800/1 3,80 
Das Ergebniß der Ernte im Jahr 18% iſt mithin im 
Bergleih zu den Ergebniffen der 12 legten Jahre das 3 
günftigfte und fteht nur den Ergebniffen ver Jahre 18°*/ss 
und 18°7/ss nad). 


B. Rartoffeln. 


Die Größe der dem Kartoffelbau eingeräumten Fläche be⸗ 
rechnet fi) auf 57,641 Morgen für den Nedarkreis. 
60,78 u » no Schwarzwaldkreis. 
39,47 * "» on Jagſtkreis. 
46,975 " „ » Donaufkeis. 
204,857 Morgen fiir das ganze Rand. 
und find auf derfelben, nachdem die Kartoffelfrankheit wieder 
in einem erhöhten Grab aufgetreten ift, an brauchbaren Knollen 
gewonnen worden: 


per Morgen ganzer Ertrag ' 
im Nedarteis . © . 89 Sti. 6,436,700 Sti. 
„ Schwarzwaldfreis . 922 » 5,558,100 
n Sagftlreis. . ». » 82 u 3,017,2899 „ 
" Donaukeid . . . 73" 3,589,521 


Württemberg . - » + 84 Sri. . 17,601,620 Sti. 


493 


wornach ver heurige Ertrag. an gefunden Knollen dein des Borjahrs 
gegenüber um 31,1 geringer erfcheint. Wird hievon der Saat⸗ 
bedarf für 204,851 Morgen, weldye dem SKartoffelbau eiuge- 
ränmt geblieben find, A 20 Sri. per Morgen mit 4,097,020 
Sri. abgezogen, fo bleiben fir Tas Jahr 18° 13,504,600 
Simri oder auf 1 Kopf der. Bevölkerung 7,ser Sri. verfüg- 
bar, eine Quote, weldhe unter den letten 12 - Fahren vie 
-ftebente Stelle einnimmt, denn e8 famen auf 1 Einwohner 
18% 0 8 Simri 
189 2, m 
1891/52 O,s2 " 
185% ss 3,3 m 
- 1858/54 3,27 " 
1854/05 4,15 " 
. 18% 12,04 " 
18°®/ 7 9,5 " 
18/5 18,0. 
‚18°%%/o 18... u 
189 14. m 
18°°/ 6 8,00 . n 


C. Sonftige Adererzeugniffe. 


Der Ertrag an Kopfkohl berechnet ſich auf 56,061,250 
Stüde; an Möhren wurden 54,530 Ctr. geerntet; Der Ertrag 
an Reps belief-fid) auf 141,386 Ctr. und rer des Mohns auf 
19,147 Scheffel. Der Fade lieferte (95 Pfund per Mörgen) 
21,780 Ctr. und der Hänf (134 Pfund pex Morgen), 31,857 
Ctr. Im Ganzen. An Runkelrüben nebft den übrigen Wurzel- 
gewägjfen (mit Ausſchluß der Kartoffeln und Möhren), welchen 
eine Fläche von. 62,569 Morgen eingeräumt find, mögen etwa 
nach ber Durcfchnittsberehnung 9,885,900 Gtr. worden fein. 

Dos Futtererzeugniß auf. den Aeckern (Rothklee, Luzerne, 
Eſper 2c.) womit 270,514 Diorgen angehlümt waren, berechnet 
ſich auf. 10,820, 560° Etr., während diefe Erzeugnifle im Vor—⸗ 
jahre: ſich auf-10,948,158 belaufen hatten. 

Was Güte amd Gewicht’ der biekjährigen Heeergugrif 

Württ. Jahrb. 1860. 1 fe 


aB4 


betrifft, fo lieferten Lie oberamtlichen Retigen folgenbe Er⸗ 
gebniffe ) 


für den für den für der für den _ für 
Neckarkr. Schwkr. Jagſtke. Donaufr. Württenmb. 
Qua⸗ Ge⸗Qua⸗-Ge⸗Qua⸗ Ge⸗Qua⸗ Ger Quae Ge⸗ 
lität wicht lität wicht lität nid lität wit lität wicht 
per Schfil. per Schffl. per Schffl. per Schffl. per Schffl. 
Pi. Pfd. Fid. Pd. Pr. 
Salmfrlchte. 
Binterweizen : 3,0 260 3,2 253 3,3 268 8, 265 83, 263 
‚Sommerwejen 8, 242 3, 250 8,5 259 8, 253 3, 251 
Winterroggen . 3, 238 3, 244 3, 243 3,3 250 3, 244 
Sommerroggen 8,7 235 83,7 229 8,6 239 3, 239 8,6 235 
Wintergerfie. . 365 216 39 216 3, 227 35 224 8, 221 
Sommergerfte . 3,0 227 3,3 232 8,3 226 3,, 234, 3,2 230 
Dinkel 2... 2, 157 31 154 3,3 155 2,9 154 3,0 155 
Sılır . .. 8, 159 3, 163 8. 158 2,3 162 3. 160 
Hülſeufrüchte. 
Erbſen... 35 267 4,0 276 A,276 A,o 279 A, 725 
Linſen... Au 268 Aa 261 39 280 3, 281 4,0 272 
Nidn . . . Ko 261 A, 253 do 270 A,o 281 A, 266 
Aderbognen. . 32 267 Ho 278 3, 270 8,7 283 3,6 278 
Welihlorn . . An 237 Ag 232 35 270 3,5 291 AM, 258 
Pid. Pfd. Pfd. Pd. Did. 
. per Sti. per Sri. per Sti. per Sri. per Sri 
Kartoffeln . . An 40 3 39 43 33 Aı 36 A. 38 
Korflofl ... 24 2,6 2,5 3,2 2ır 
Möhren W 841 3,4 Sı 3,4 3,3 
Rep... 2,6 2,4 SI 28 . I 
Mon ... du 3, 3a Bs 
Hopfen . . . 33 3,4 3.3 37. 8,5 
Tabl * . . 8,7 3,6 3.0 3,4 3, 
Rothlle. . . Bz 2,8 Fı 3.2 31 
Luzerne . . . 3,0 2,9 3ı 3,3 3, 
Runfelrübn . 8, 0 3,1 3.0 84 8,1 


*) Bei ber Bezeichnung der Qualität ber Erzeugniffe durch 
"Zahlen bedeutet: 1 ausgezeichnet, 3 fehr gut, 3 gut, A mittel- 
mäßig, 5 gering. Die zwifchenliegenden Dezimalzahlen zeigen bie 
größere oder geringere Annäherung an die nächſtfolgende Klaſſe an: 
4 B. 3,75 gut mit Annäherung an mittelmäßig; Aue gut bis fehr 

ut; 2,05 gut mit Annäherung an fehr gut, 


25 


- Bei den Halmfrüchten ftellt fich Sie Qualität beinahe durch⸗ 
gängig zwiſchen gut» und „mittelmäßig,“ nur bei dem Dinkel 
fommt im Redar- und Donanfreis biefer Fruchtgattung das 
Prädikat vfehr gut“ bis „gut“ zu. Die Hülſenfrüchte gränzen 
durchgängig an „mittelmäßig“ und find in den Oberämtern 
Freudenſtadt und Münſingen theilmeife nicht zur Reife gelangt. 
Weſchkorn iſt im heurigen Jahre weniger als vgut« gerathen 
und bat. im Allgemeinen die „Bonitätsklafier mittelmäßig erreicht. 

Die Kartoffelernte ift heuer weniger gut ausgefallen, als 
in den legten Jahren, indem tie Krankheit derjelben wiederum 
ſtark aufgetreten ift und 3,807,128 Sri. zum Genuß für die 
Menſchen unbraudbar gemadt hat. Das Prädikat berfelben 
jteht etwas unter mittelmäßig. Kopffohl verdiente in 3 Kreilen 
tie Bezeichnung „ſehr gut“ bis „gute, nur im Donaukreiſe ift 
die Klaſſe vmittelmäßig» erreicht worben. 

Die durchſchnittliche Ausbeute an Kernen von 1 Scheffel 
Dinkel beträgt: 

im Nedartreis . . 3, Eimri 
„ Schwarzwaldkreis 3: m" 
„Jagſtkreis. . . 33 m 
» Donaukeeis . . Zı 
in Württemberg. . 3, Simri. 
Bon 1 Simri Kernen beträgt das Gewicht 
im Neckarkreis . . 33 Pfund 
v» Schwarzwaldkreis 32 » 
„ Sagftlreis. . . 32 m 
om: Donaufreis .. 383 0 
in Württemberg . . 32; Pfund. 


In den 6 Borjahren haben dieſe Ergebniffe durchſchnitt⸗ 
lich geliefert: 
im Jahr 1854 3, Sinti, — 34,4 Pfund 


n » 1855 3,3 " — 34,3 " 
" n 1856 3,1 " — 33,8 n 
„ non 185734 nu — 352 0 
" = 1858 3,ı u — 33,6 u 
n aa 1859 3,0 n — 33, 3 " 


Das Gewicht der Halm⸗ und Hulſenfrüchn ſtellt ſich 


‘296 


heuer im Vergleich zu den beiden vorausgegangenen Jahren 
auf folgende Weife dar: | 
Ä Ä 1860 1859 1858 

1 Scheffel 1 Scheffl 1 Sceffel . 
Winterweizen . 263 Pfo. 275 Pfd. 274 Pit. 
Winterrogden . 244 mn 258 vw 260 u 
Wintergerfte. . 21 „= 228 » 225 
Winterdinkel.. 15 n 15 „ 197 u 
Kernen ... 260 nn 26 » 268 " 
Sommerweizen . 21 un 238 » 259 " 
Sommerroggen . 235 „ 243 240 n 
Sommergeifte . 230 u» 238 » 238 u 
Haber .. . 160 » 170 u 166 " 
Ein ...275 293 „» 18 u 
Rinfen . . oo. 272 n 292 n 288 7; 
Widen . . . 266 ” 285 vw 287 „ 
Aderbohnen . . 278 mn. 23837 u 286 u 
MWelfchkorn .. 258 n 284 „ 271 
Rartoffe In . . 8304 " 320 vn 328 u 


| D. Objtertrag. 
Der dießjährige Obftertrag berechnet fih an 


Kernobſt Steinobſt 
Neckarkreis.auf 6,474,475 Simri 862,075 Simri. 
Schwarzwaldkreis m 3,243,650 . 761,600 m 
Jagſtkreis oo. n» 2,989,375 m 1 ,1 16,025 nr 
Donuufreis .. " 3,597,550 " 400,937 M 
Württemberg. . „ 16,305,050 Simri 3,140,637 Simti. 
— — — — 
Zuſammen 19,445,687 Simri. 


Der heurige Obſtertag gehört zu den reichlichſten in die— 
ſem Jahrhundert und wird nur von dem Jahrgang 1847, in 
welchem 21,547,477 Simri gewachſen find, übertroffen. 


E. Wiefenertrag. 


Nach ver Schätung der landwirthfchaftlichen Bezirksvereine 
wurden an Heu und Oehmd im Durchſchnitt vom Morgen 
eingeheimst: 


197! 


. um Nedartueis . 31 Eentr. | nl 
» Schwarzwaldkreis 32 m J 
„dJagſtkreis ... 35 n 
.» Donaukreis . . OO mn 

Durchſchnitt im ganzen Rande 32 Eentr. 

Unter ber. in den Württ. Jahrbüchern 1855 |. ©. 18 
angenommenen Borausfegung wurden im Jahr 1860 einge⸗ 
erntet: 

an Her . . 18,807,605 Ctr. 
an Oehmid.. 9,408,797 Ctr. 
| Zufammen 28,211,392 Eir. 

Hinſichlich der Dualität erreichte das Heu und Oehmd 

heuer nachſtehende Bonitätsklaffen: u 
im Nedarkeis . . 3,6 
„Schwarzwaldkreis 3,0 
” Jagſtkreis .. 2,0 
n Donaukreis... 3,8 
in Württemberg. . 3 

Die nachſtehenden Tabellen weifen die in vorftehendem 
Text aufgeführten. Exrnteergebnifie nah Qualität und Quan⸗ 
tität fpeziell nad und zwar: nad den einzelnen Oberämtern 
und reifen und nad) dem ganzen Lande. 


190%: 











—— — 














Mitelertrag | TE im Jahr 1860. 
und Ange | Mitteler- Geniht 
Oberänter. ie | per | im | per Getrag |@ite,| per 
— Mrg. Ganen Mrg. Garner Bi — Yet. 

















g. fl. und. 

AHlen . 2... 72| 2%] 180 3%, 252 140| 4 "260 
Sraifepeim ei * 822 2, on 3 | 2466 10 3 260 
wangen, San / 17 l 
Gaildorf 0. | 167 1% 292] 291 418 1434 272 
Gerabronn . . .} 9531 3 1659| 3 | 1659 100| 3 264 
Gmünd . « . = 1720| 2% 300| 3 3601| 1201 4 280 
Sl . 2 0.0] 343) 2% Fr 39, 1201 156| 4 280 . 
Heidenheim . . » 17) 3 3 51 100) 4 270 
Künzelsau . . - | 9241 3 272 3 | 2772| 100) 3 256 
Mergentheim . . | 3922| 2%, 9805 2%| 9805| 100) 3 259 
Neresbeim . . 19) 2 38| 3 57 150] 2 280 
Dehringen + . . 1 2470| 26/1 6792| 3 | 7410| 109| 2 264 
Schorndorf - . . | 2131 3 639] 4 8352| 1331| 3 272 
Melzbeim . - . - 144| 2%) 324 3 432) 133| 4 265 
Jagſtkreis . - 10512 25 2,5 27399 3 30095 1241 3, 268 
Biberrah - - . | 213 | 633 '63| 100 770 
Blaubeuren . - » 691 3 207| 3 207) 100 270 
Shingen, ebal ze | a | aa | a 18 270 


Geislingen, at * 128| a 512] 3 384 75 


Böppingen . | 447| 2%, 1118| 3 | 1341| 120 
Kirchheim . . . - | 426| 3 1278| 3%] 14911 117 
Lutlch - . -. .- 1 1431 3 429| 3 4291| 100 
Münfnden -. ». -| = I- | - | - I — — 
Havensburg . . y 42| 36/5) 158| 39/8] 147 93 


a. _ I _|- || _ — 
Tettnang.... 25| 3 75| 2% 63 83 


>w w wl w wi wwww ws 
» 
J 
en) 


im, Che 8 i4) 29,1 351 46%] 67] 190 250 
Balie . -» . . 5 3 15| 3 15i 100 250 
Bangen . . . - 401 3_ | 120) 3_| 120) 100] 4 | 280 

SDonanteeid . . | 1389| 3,, | 4108| 3,3 | 4419| 106| 3,0 | 265° 


Württemberg - 126782] 3,9 75501] 3,5 [84643] 112] 3,, | 268 


























abelle 
RF intergetreide. 
Winterroggen. 
Kreiſe Mittelertrag Ertrag im Jahr 1860. 
und —5— Mitteler- lo n 
berämter. e En | 3 } ver, 
. O | —* Samen ah. | Garen von oa = gar. 
Balwang, Thal Y „|: -801 5 | 224 
organ | PIE 
1 0 . " {9 
Böblingen. . . 265 ‚795 100] 3 | 235 
Bradenheim . . 685 : 2055| - 4120| 3 | 250 
Canfatt . . . 117 410) - 100] 3 | 240 
ee Por 
Seonberg . . 392 1323| - 1131 3 | 245 
—— | in — 
a 9 
Maulbronn- . 157 550 4117| 4 | 240 
Nedarjulm 1211 4239| 4117| 3 | 240 
Suttaattı Etabt 5 15 86] 3 | 260 
— | Fi HR: 
aihengen 27 
Waiblingen 373 1492} 160 3 | 203 
Weinsberg, Thal ia | 685 ız3el 631 a | 240 
— 9242| 3,_ 3,7] 27103| _100| 3,,| 234 
Bean, a ze 
Sat, Sn | 1089! ° 1001 3 | 248 
Waldjeite 5/5 2436 133| 3 | 256 
Sreubenftadt . 904 2034 90| 4 | 248 
a u 3 
Nagel . | 882 2205| 100] 3 | 250 
Neuenbürg, Beine. 3 1332 sszel ‚Il 3 | 255 
Nürtingen 107 321 :80| 3 | 265 
Oberndorf . 1086 2715 1400| 4 | 240 
Keuingen, Sir ds | gr 302] 7013 | 290 
al . 
Rottenburg | om 5131 100| 4 | 200 
Rottweil . . 298 100| 3 
Spaichingen, Heut, ’ 3000 1251. 3 | 224 
3] 132 156| 133] 4 | 216 
Salz, 2. geben h. Y ael... 67 
Neckar u. Thal ?yz 318 636 go] 3 | 240 
Zuttlingen, des. 3% 302 1057| 100) 3 | 240 
Tha 
Tübingen - 896 288| 1001 3 | 215 
Urach, So I 784 .e ı9col A061 4 | 250 
Shwarzwalbiceis | 9072| 3,0 | 25815 FRA 1090| 244 


Pen) 


208 
Mintergetreide. | 






































Kreife ! Wintergerfte. 
und Kay. Mittelertrag | Ertrag m —— 
* i e = 
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geim a | zn 8 201 100| 3 | 250 
en, PR: 
el 28] 2 52| 3% 91] 175] 3 | 240 
BE 29| 3 87| 3 87) 100) 4 | 210 
nm...) 4713 | 13% 1651 1171 3 | 192 
v . 24| 3 72 96 4133| 3 | 220 
wm 33 338 1002| 20 
lsau 25| 3 25| 3 75. 100] 3 | 240 
atheim . 2| 3 6 6 100] 3 | 240 
Igen 3 23 2 1003 [20 
aborf 35| 3 105| 2%] 880 83] 3 | 220 
im . 35| 36] 132] 3_| 105] 80] 4 | 210 
ſtreis 372| 3.9 | 1092| 3, | 1185] 1041 3,,| 227 
u. . 13 213) 21 100] 3 | 240 
euren. F 40| 3 120 3, 120| 100) 4 | 180 
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7 
gen, u s| 893,1 312la | 3561 11al 3 | 224 
gen... ana 524| 4 524| 100| 3 | 230 
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rim 104 40 39/5 35 83| 3 | 240 
® 3 | us au 103 in 
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8burg. 3, 1097| 4 4388| 4 4388| 4100| 3 | 200 
agen, Fr ji 12) 3 36 3%, 421 117/83 | 212 
U... 116| 3%,| 406) 4 464| 4114| 3 | 238 
mg... | 1456 4%. 6552| 4 | 5824| 89| 3 | 210 
a | aaa | 143 | 14 100] a | 240 
ee. . . 30) 3 901 3 901 100 3 | 240 
en 168| 3 504| 3 504| 100 3 | 220 


— — 
— | — — — — | — — — 


antreißs . | 3521| 3,5, | 14116| 3,3 | 13365) 973220 


ürttemberg . | 6506| 3,, | 24857| 3,2 | 22032] 92] 3,,| 221 





Kreiſe 
und 


Oberämter. 





Badnang, Thal Kr 
Berg 


* 

Befigheim . . 
Böblingen 
Bradenheim . 
Canftattt . . 
Eflingen . . 
Heilbronn . 
Leonberg . . 
Ludwigsburg . 
Marbah . 
Maulbronn 
Nedarfulm . . 
Stuttgart, Stadt 
Stuttgart, Amt . 


Baihingen . 
Waiblingen . . 
Weinsberg, aba Ya 
Wald !/ 
Nedartreid . . 
Balingen, Alp 5% 
Thal 3g 
Calw, Gau Sg 
MWalbfeite 85. 
Sreubenftadt . 
Herrenberg . 
Sorb . .- 
Nagold - 
Neuenbürg, Weine. 1 
MWaldo.7/g 
Nürtingen 
Oberndorf - - 
Reutlingen, Alp 3% 
Thal L 
Rottenburg 
Rottweil 


Spaichingen, Senb.2 Sg 
38 

Sulz, al. Heuberg zc. U 
Nedar u. Thal 2 
ZFuttlingen, Se se ö/g 




















Tabellı 
Sommergetreide. 
Sommermweizen. 
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860. 
Ange Is m — 
Den im im —F zum & 
Side o.| Ganıen | 5. (een von on ie, & 5 |e 
Mrg. |Scfl.| Scheffel.| Schft.| Scheffel. 3 
273 136| 2 136) 100 | 4}: 
1%] 308] 1% 3085 100 | 4 |‘ 
324 3 972] 3 972] 100 | 3 |: 
15| 3 45| 3 451 100 13]: 
132] 3 396| 2 264 67|3|: 
232) 3 696| 3%, 812| 117 | 3 |. 
171 4 68| 3 541 75|3|: 
601 3 180| 3 1850| 100 | 3 |: 
265| 26/5] 729] 28, 6631| 9113|: 
73| 36/| 274] 36, 274 100 | 41: 
305) 3 915] 16,51 534 58 | 3 |: 
44) 2% 110| 2 8 8014 |: 
59| 3 177| 3 477) 100 | 4 |: 
44 16) 4 16| 100 | 31: 
32| 3 96| 4 1281 133 14}: 
25/3 21) 4 32] 152 |4 |: 
1105| 2 2210| 3%] 3873) 17514: 
524| 4 2096| 2%] 1310| 63 |4 |. 
8. . | 3472] 20 |_9445| 2,5| 9863| _100 |3se| 
2) 2 4 2 4 100 |4 | 
31| 2% 78| 2%/g 78) 100 | 4 
24| 2 481 2 48 100 14 
197| 2 394| 3 591] 150 | 4 
21| 24/5 53| 24/8, 53} 100 | 4 
38 5,8 25 3 114 120 4 
n 5 160 
146 4 8 512 4 584 100 3 
383| 3%/,| 1341| 3 1149| 86 | 3 
511 3 153] 2 102) 67 | 4 
54| 2%,| 135] 2 108} 80 | 3 
55| 3 165| 3 165| 100 | 3 
2| 3 6) 3 6| 100 | 2 
47| 3 4141| 3 141) 100 | 4 
5| 3 15| 3 15| 100 | 4 
11| 3 33| 3 33| 100 | 4 
182| 3 5436| 3 546| 100 | 3 
1249| 2,7 WM In 


Ewarzwalbtteis 


207 




















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Son mergetreide. 
Kreife Sommerweizen. 
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860. 
und Unge- — IT — Sen — 
Oberämter. per | im er im  |Tag, zum & | ‘ 
gig. Mio. | Ganzen | Mixg. [Denen von 1860, © 2) jest. 
GR ER Seren. € Seat |, |® Sache 7 $- 
Allen . . ... 132 2 264 2V. 330| 125 | 4 | 260 
Crailsheim . . : 287| 2%] 718 zu 718] 100 | 4 | 260 
Ellwangen, Sanbb. Aal 987 1 1/8 538| 2 574 133 4 | 206 
Lehmb. Ya 2Als 80 
Siltorf . . . » 214) 2 428| 2 4283| 100 | 4 | 240 
Gerabronn . . . 224| 25/)| 9881 3 6721 114 | 3 | 240 
Smin .... 11] 2%,| 278] 3 333| 120 | 4 | 270 
SU .....1018l2 290| 2% 363| 125 | 4 | 270 
Heidenheim . . .! 19| 5%] 107] 3 57 5313| 270 
Künzelsau . . . 62| 2 124| 2 124| 100 | 3 | 270 
Mergentheim | 352| 16,| 616) 2 2704| 114 | 4 | 270 
Neresheim 114| 2 228| 24.) 285] 125 | 3 | 260 
Dehringen | 292| 23,,| 694] 3 876] 126 | 2 | 260 
Schorndorf : 923] 2%,] 2308| 2 1846| 80 | 5 | 240 
Belzheim 1 362] 2 | 724 3 | 1086| 150 | 4 | 248 
Fagſtkreis 3524| 2,, |_7905| 2,, 8086 106 36 _259 
Biberad ..1 513 15,3 15I| 100 | 4 | 250 
Blaubeuren . Zr 9| 29% 23| 2% 23| 100 | 3 | 250 
Bingen, ST 3 2 u 8 9113| 248 
Geistingen, Fi — 2112 | 422%] 53] 125 |3 240 
Göppingen . . -» 209| 2%] 523] 2%,| 523] 100 | 4 | 240 
Kichheim . . » .| 549] 3 1647| 3 1647| 100 | 3 | 280 
Laupheim . 101 2 20| 3 30| 150 | 3 | 250 
Lentkirch 102] 2 204| 3 306| 150 | 3 | 235 
Münfingen — — - — _ — —— 
Ravensburg 47| 3 141| 3 141) 100 | 3 | 250 
Riedlingen, al 3% _|ı_ BE _ _ II _ 
1 
Saulgau . — — — — — — — — 
Tettnang . . . 1, 44| 2%) 1110| 2 88l 80 | 3 | 270 
Um, Pr 18 47 2 94| 3 sa 150 | 3 | 250 
Valbie . . . . 5| 2 10] 2 10) 100 | 3 | 250 
VBaugn . .. . 43) 2%,,| 1008| 3 1209| 120 | 3 | 280 





 Sonantrei® . . | 1454| 24 3042| 4194| 109 |3,, | 253 


Württemberg - | 9699 2 | 24959] ° 2 | 261901 104 |3,,| 251 





























Tabefte 
Sommergetreide, 
Kreife Sommerroggen. 
Mittelertvag | Ertrag im Jahr 1860. 
und ange [Mittler R 
Oberänter. Sic im —8 — sa |dew. 
e on. j Ganzen or. Ganzen von Ei 5 San. 
rg. (Echfl.| Scheffel.] Schfl.| Sıheffel. Pro. 
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‚Badnang, Thal sah 1761 10, 26412 | 352] 133 | 4 | 230 
Befighein . — — — — — — —— 
Böblinden . . - 2| 2 4) 3 6| 150 | 3 | 235 
Bradenbeim . 171 3 51| 2 341 67 | 3 | 20 
‚Eanfltt . . 29 3 87| 3 87| 100 | 3 | 230 
Eplingen . . . . 4| 43, 18) 3 12| 67 | 3 } 230 
Heilbronn . 37| 27,| 106 3 til 104 | 3 | 235 
Leonberg . . . 171 3 51| 2 34| 67|4 | 230 
Ludwigsburg .. 173 511 2 34| 67 | 4 | 240 
Marbach 14) 3 '42| 2 28| 67 | 4 | 240 
"Maulbronn — — — — — — — — 
Neckarfulm 477 2 294| 24/41 3681 125 | 4 | 240 
Stuttgart, Steht . | - | — | — — — ||. 
Stuttgart, Amt. . 6| 3 18| 3 181 100 | 4 | 230 
Baihingen . 12) 3 36| 3 36) 100 | 4 | 290 
Baiblingeu 3, 713 21] 3 21| 100 | 4 | 240 
Weinsberg | 2302 | ml ma) 334] 75 | 5 | 220 
Medarteei . . 721 27 | 1515| 2, | 1495) 90 [3,7] 235 
SITIO THING. —— 
i R Thal 3 2| 2 4 2 4| 100 | 4 | 240 
Calw, San /g 2 Ä 
Marbfeite Z 1058| 2%] 2645| 4 4232| 160 | 3 | 240 
Seeubentabt . 1713| 2%] 3854| 2%] 4283| 111 | 4 | 224 
‚Herrenberg . 68| 24,1) 170] 3 204| 120 | 4 | 250 
So . . . 97 2 114| 2 4114| 100 | 4 | 250 
Mag golt Wein 346 248 1211| 2 692) 5714 | 225 
Neuenbürg, Wein ! g 5 fs! 196 - 100 
Rad) 41 1550] 3) 1579) gg | 3 | 240 
Nürtingen — — | — _ — |—-|- 
Oberndorf y 7941 3 2382| 2 1558| 67 | 4 | 220 
tli ‚Alp ? 
Rentlingen, SER i 192%) 48] 29,| 48] 100 | 2 | 220 
Rottenburg 10) 3 30| 3 30| 100 | 4 | 220 
Rottweil . . 16 3 48| 3 481 100 | 2 | 220 
Spaichingen, Heut, Se _ IL ——— _ Ih. 
Sulz, 21. Heub —* 
ulz, uberg 2c. !/a . . 
Nedarır. Tal 15) 3 45| 3 45| 100 | 4 | 220 
Tuttlingen Sup el 4613 | 13813 | 138) 100 | a | 220 
8 
Ti R 3, 2| 3 6| 3 6| 100 | 4 [220 
ra IA 
’ Thal * 32| 3 96 3 96) 100 + 220 
Ehmwarzwalbfreis | 4629| 2,7 | 12567| 28 AUT 102 \3,1\ 208 





Kreiſe 
und Ange⸗ 
Oberämter. Iaue 
1860. 


PM. 
1 406] 2 874 


Mrg. |Schfl.| Scheffel.|Schfl.| Scheffel. 
a7) {gl 1406| 2 | 1 





ommergetretde, 











Sommerroggen. 
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860. 
| Mitteler- & 
. . ag zum) ew. 
er im per im 
8-| Ganzen | Mrg.| Ganzen et 5 eat. 
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Allen... } 133 | 3 | 240 
Crailsheim . . s 825 1/8 1238] 2%.) 2063] 166 | 4 | 240 
Eiiwangen, on 1755| 378 az] 2 | 3510) Ha | 200 
Gaildorf . . . . 449| 16/,| 786] 2 898 114 | 4 | 240 
Gerabronn .. 112 2| 2 2| 100 | 3 | 230 
Gmünd . 143| 2 286) 2% 3581| 125 | 4 | 240 
Su .... 59| 2 118| 2%) 1481 125 | 4 | 216 
Heidenheim . 337| 22/ 758 3 1011| 133 | 4 | 220 
Künzeleau. . . 4| 2 8 2 8 100 | 3 | 260 
Mergentheim . . . 3| 2 6| 2 6| 100 | 3 | 260 
Nresheim . . . 282| 3 846] 2%] 705| 83 | 3 | 240 
Oehringen aB 55| 3 165| 3 165| 100 | 3 | 260 
Schorndorf . 82| 3 246| 19/1 123] 50 | 4 | 232 
Weliheim . . . . 67| 2 134| 29] 168] 125 | 4 | 220 
Jagſtkreis «| _4999| 2,2 | 10166) 2,3 | 11039) 108 |3,6| 239 
Biberah . . . | 1046| 19%) 1509| 2% 2615| 160 4 | 245 
—— — 410) 16%] 718 23 1025 13 > 520 
ingen, Thal 5, 2%, 1675| 125 230 
| 10722 | 212 804 100 |3| 225 
Geislingen, a 0) 1722 | 34413 | 516 150 | 3 | 236 
Göppingen .. 65| 2 130| 3 195! 150 | 4 | 230 
Kirchheim . g| 2 18| 3 27 150°] 3 | 230 
Laupheim . . 692] 2 1384| 3 2076| 150 | 4 |. 250 
Lentkirch 764| 2%) 1910) 2%,| 1910 100 | 3 | 235 
Münfingen . 157] 14/1 236) 1%) 236) 100 | 3 | 250 
en , 1189 r 2378 1% 1784| 75 | 3 | 228 
Riedlingen al 3/ 115 100 
w y% 514 5 o56| 3 1542| 150 | 4 | 221 
Saulgau . . 188| 2 376| 2 376| 100 | 3 | 250 
Zettnang . . » v 532| 2%] 1330| 2 1064| 80 | 3 | 250 
Um, Zeet * 7133| 3%, 25661 3 | 2199| 86 | a 245 
Baldie . . 1131| 1%] 1697| 2%) 28281 166 | 3 | 256 
Bangen . . 1803| 2 3606| 2%] 4057| 113 | 4 | 255 
Dsuaufeei® . . | 10477| 2,, | 21820| 2,, | 24929] 115 |3,4| 239 
Württemberg . | 20326| 2,4 | 46068| 2,, | 505701 109 |3,6| 235 


Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 


14 


Tabelle 





































Sommergetreide. 





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Kreiſe — Sommergerſte. 
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860. 
und Ange- Fi Mitteler- 
'berämter. Mei y im = im ttag aum 
Grade = Ganzen | = | Oanzen bon 16 
* * 10: 
rg. (Sch. Scheffel. Sch. effel. 
..... 1a 625514 7148) 114 
yeim PERROR, 1095 2 21904 4380 200 
gen, Sandb.!a| « 22) 1 
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onn 338913 1019414 13592} 133 
I) 2. 150726) 41444 6028| 145 
.. 3585/36] 11203|4 14340] 128 
yeim 8923136/,| 33461j4 35692] 106 
jan 7905]4 31620/3685] 29644 94 
ıtheim 635713 1907114 25428| 133 
im . 12631|36/,] 4736713 37893) .80 
zen. 6786135/.]| 2459914 27144| 110 
borf 12263 367814 4904| 133 
m. 10383 | 31144 | 4152| 133 | 4 |224 
tfreid 60708 3,2 | 211525) 3.9| 226874 108 
b.. 108163 | 324483 | 32448] 100 
uren . 383412%/| 129393%| 13419] 103 
Alp K 3%g 102012 10940| 100° 
nen, ZJhel ie | 2812]3 8430) 14060] 167 
gen . . .| 22414 8164:4 8964| 100 
m... 3621/3%,] 1267415 18105] 143 
Mm... 809913 2429732/00 26322) 108 
h ... 38723 176163 17616] 100 
gen 635812%,,| 15895,3 19074| 120 
'bur Kal 3; 4057|3%/g 14200 39/8] 14200 100 
gen al >/a 4 4021 10 
a, rt | 93620) 160 
u  .. | 1170613%,| 38044,4 46824| 123 
g. „| 1113] 44524 4452| 100 
hal Is | o843la | 2737214%.| 307941 113 
Alp Mg 8 
ee. 1007713%/g 33270324 352701 100 
ı. 241612%,| 60403 | 7248| 120 | 4 |220 
ınlreiß . 1104938| 3,2 | 340057| 3,7] 375232] 110 [3,4 1234 
rttemberg . |278315| 3,, 11,006694| 3,0 |1,052255| 104 13,0 


14* 





vm. 


6 


23 


reife 
und 
Dberämter, 


Badnang, Thal Iı 
24 


Böblingen . 
Bradenheim . 
Cauſtattt 
Ehlingen . 
Ibronn . 
eonberg . 
sabmigeburg . 
Marbah . 
Maulbronn 
Redarfulm . 
Gtuttgart, Stabt 
dert, Amt . 
Beibingen . 
Baiblingen . 
Weinsberg, abet 3, 
Wald Ya 
Nedarlreid 


Balingen, Alp 5/ 2. 
Thal 35 


Renenbütg, Weino. 
W 


aldo. Tg 

Nürtingen . 
Dberndorf . 

Keutlingen, Alp Sp 

Thal 3/g 





























Tabelle 
Hülfjenfrüdte. 
Erbjen. 
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860. 

Bone og m Gew 
er | im er im | * 
Blädhe rg. Feen 35. Ganzen von om 108 Gute. Ein. 
fl. Schfl. Schff. Schfl. fd. 
1 2 74 67 |2 270 
1101| 50 | 3 260 
190| 1%, 114 60|4 240 
2% 328| 125 | 3 | 250 
2 5601| 200 | 4 | 260 
1%) 122] 60 |4 | 260 
2 164| 80 |4 | 2% 
2 212| 100 | 4 | 300 
2 6800| 80 | A | 270 
1 160| 40 | 5 | 200 
2 316| 67 | 3 | 230 
1 173] 50 15 | 300 
2% 9593| 125 | 3 | 270 
2 36) 100 | 4 | 300 
24/sl 255| 100 | 4 | 280 
2) 3 | 1083| 150 | 4 | 275 
| 46 33 |5 | 275 
2164| 80 |4 | 267 


2 | 5648| 1. | 5242| 82 | 3. | 267 


— 
fe) 





Kreife | Erbſen. 

















_Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860. 
und Anger | Mitteler« * 
berä . ver | im | per | im tag zum ’ 
D väter Stäce Rip. Genxn Mrg. Ganren — ein. 
Dirg. fl.| Shfl. | Schi. Sof: FT. 
Aalen . ..-. 88 gi /s| 132) 2 133 | 4 | 290 
Srailöpeim 6 *F 251 251| 2 502 gr 4 | 260 
wangen, San ‘ / 
Lehmb. (n 203 3 8 557| 1l/g| 228 37 5 1240 
Gaildorf . . . 88| 1%, 132| 2 176| 133 | 4 | 280 
Gerabronn . . . 628] 2 1256| 1 628) . 50 1 5 | 264 
Smin .... 142| 1 142| 3 426) 300 | 4 | 320 
Sl .. 2... 557| 2%) 1253| 1%) 696| . 56 | 5 | 272 
Heidenheim . . » 2441| 2%] 602| 24,1 602] 100 | 5 | 270 
Künzelsau . . . 382) 3 | 1146| 1 3832| 833 | 3 | 288 
Mergentheim . . 658| 2 | 1316| 2 | 1316) 100 | 3 | 282 
Neresbeim . . .» 162| 3 576| A 192| 33 | 4 | 280 
Oehringen . . . 386| 2%] 916] 1 3836| 42 | 3 | 300 
Schorndorf - . . 85| 2%/8| 213] 1 51 40 | 4 | 240 
Belzbeiim . - . . 113| 23/8] 268 2 226 84 |4 5 
Jagſtkreis . - 4014 2. 8760 1,6 | 6021 6021| - 70 | An 
Riberad - - - -| 86 3, 301) ©, 65 21 | 5 
Blaubeuren ’ ; ER 74| 3 222 3 nr 10 3 u 
Ehingen, Tha 3/8 . 
| ee | 
eisfingen, Thal „8 17) 
Göppingen 0. 177 2 354| 19/1 2661| 75 15 | 275 
Kichhem . . . - 108| 3 324| 1 1081| 33 |5 | 240 
Laupheim. . - . |r 592] 24/1 130) 3 156| 120 | 3 1! 300 
Leauttich . - - | 169| 2% 3801 2 | 338| 90 |5 | 264 
Münfingen . . -» 164| 2 328 nicht reif geworben. 
Ravensburg . . 290| 24/,| 725| 2 580] 3 1 290 
Riedlingen, a 3% 194 2/8 233 2 248 80 4 280 
Aa 1 /g 47 133 
Saulgau f 44| 3 132) 2 8 6714 | 280 
Lena 67 218 158 1 67 2 5 ! 275 
Um, Tha /8 / 
* U 248 19.) 326 3 | 744 200 3 | 284 
Balie . .» . . 117| 2%] 293] 1 117! 40 | 3 | 272 
Wangen ... 164| 2 328| 2 326| 100 | 4 | 290 


— nn | mn — — — — — — — | en 


Donantreid «| 2094| 2,4 | 4879| 2,0 | 3874| 80 | 4,0 | 279 
Württemberg . | 10837 2,, 123617) 1,6 118251 77 | 4,0 | 275 


216 


— 


WM oNE 


Tabelle 











2,1 























217 





X. 
Hülfenfrüdte. 
Mittelertrag. | Ertrag im Jahr 1860. 
und Ange: | Mittelee- oem 
Oberämter. ame ı per ı im | per! im a8 am Ss. . 
Go, | Drg.| Ganzen 7 Ganzen von —A dar. 
— 100: 

M Saft. Scheffel Salt. Ba SD. 
Alena ı00 | 4 | 2% 
Crailsheim . 28 1 28] 2 56 200 | 4 | 250 
Ellwangen, Sands * 12 14) 2 14! 10013 | 250° 
Gaildorf . . . . 41| 2 82| 2%, 1031 125 | 4 | 280 
Gerabronn . 312| 16/5] 546) 1% 4681 85 | 4 | 264 
Gmünd 50| 4% 751 2961 125) 166 | 4 | 300 

. 277) 2%] 623 191 3461 55 | 5 | 300 
Heidenheim 195] 2 390| 3 585) 150 | 5 | 290 
Künzelsau 209| 2 418 1 209| 50 | 3 | 296 
Mergentheim . 932] 16/81] 1631| 2%,| 2097| 129 | 3 | 290 
Neresbeim . . . 43| 2 86) 1 43| 50 4 | 280 
Dehringen 101) 2 202| 1 101| 50 13 | 310 
Schorndorf . 40) 2 80] 1 401 50 | 4 | 248 
Belzbeim . . . .» 41| 17/8 712 32) 106 |) 4 _275 
_Iapflri® . . | 2287| 1,8 | 4269| 1,,| 2286| 100 |3,9| 280 
Biber - . ..|ı 343 102] 1% 51 50 "300 
en h. ar 454| 22/1 1021| 2%, 1021 10 3 2 
hingen al 5/ 3 1299| 3 1 

en ee | 2076 120 | a | 270 
Geislingen, Eu !e 1101 2 | 220) 2% 275] 125 | 4 | 290 
Göppingen 85) 1 85| 1 85] 100 | 5 | 275 
Kirchheim . 69| 2 138] 1 69| 50 | 5 | 288 

- Raupheim . 140) 2%, 350) 3%) 4901 140 | 3 | 300 
Sentfixch 19 19 291 2 38| 133 | 5 | 273 
Münfingen 1129| 16/,)| 1976| 1 1129| 57 | 5 | 270 
Ravensburg .. 1045| 2 2090| 1% 1568| 75 | 3 | 296 
wieblingen, ont Ih 396| 2 | 792] 3%1 1386| 175 | 3 | 281 
Saulgau . .. 716| 3 2148| 3 2148| 100 | 3 | 281 
Eeitnang - - - 121) 2%] 303| 2%] 303] 100 | 3 | 274 
u ye| 1100| 3 | 33031 3 | 3303] 100 | 3 | 308 
Waldfe . . 342 3 1026| 19/51 5131 50 | 3 | 240 
Wangen . . . 15| 3 45| 1%, 23| 50 | 4 | 275 
Donaukreis 6468| 2,, | 15575| 2,22 144781 93 |3,7| 281 
Württemberg an 2, | 31711 1, | 30760) 97 4, 22 


Tabele 


Tahefle 


221, 





IL, - 
Hülfenfrüdte, 
Kreiſe Ackerbohnen. BEE 
Mittelertrag | Ertrag im Jahr 1860, 
und Ange Mitteler- 
Oberämter. — |mer | im j ber ng ber 











— — 


im 
1860. wi Ganzen | Mrg.| Ganzen —* ish, © 5 |6& 


— 100: 
Mro. er Scefiel.Schfl.|Scheffel. Bf. 
0. . 16| 2 16! 100 

















en... 8 2 6 3 | 310 
ilsheim € KO: 78 2i| 3 211 100 | 3 | 300 
vangen, Sandb.!/ 
Lehmb. 1 36| 3 108| 3 108| 100 | 3 | 250 
Dorf .... 19| 2 38 3 57) 150 | 5 | 280 
abronn . 25| 3 75| 1 251 33 | 4 | 264 
ünd 80| 2 160] 4 320) 200 | 4 | 300 
rn 69| 3 207| 4 276| 133 | 3 } 300 
venbeim . . . 64| 3 192) 3 192| 100 | 3 | 300 
zelsau. . . . 30| 3%) 105] 1 300 29 !4 | 206 
rgentheim. . . 29| 3 87 19/5 44| 50 | 4 | 284 
esheim . . . 4126| 2981 315) 2 252} 80 | 3 | 270 
ringen. . . . 46| 3 138| 3 138| 100 | 3 | 240 
orndof . . . 227| 3 681| 49,1 1022| 150 | 3 | 280 
beim . . . .| 842% 22213 | 252| 114 |4 | 300 
aaitfreiß . . . | 850) 27 | 2365) 29 | 2753| _117 |3,,| 284 
erad 76 | 304 19, 1110| 38 | A | 270 
abenen, ar l 3 6: 3 3} 100 | 3 | 300 
ngen al 3/8 9°, 1 
a 3 SO 5512 100) 38 | 4 | 288 
zlingen, Eu | 32 | a5 | 10 20|3|20 
‚pingen I aaa | sea | aa 50 4 270 
bheim . 180) 4 720| 4 720) 100 | 3 | 300 
pheim . 2| 3 61 3 6| 100 | 3 | 300 
kirch 50) 4 200| 2 1001| 50 | 5 | 264 
ufingen 26/5 19| 2 14 73 | 5 | 264 
eneburg ; 29| 3 87) 23% 73) 83 | 3 | 300 
lingen, zit * 16 3 561 2% 40 71 | 5 | 320 
ilgau .. 3 3 93 9| 100 | 3 | 300 
nang' 86| 3 258] 3 258| 100 | 3 | 275. 
a 15 1 3 31 2 2 67|a|2% 
die . . 11| 3 33| 3 33 100 | 4 | 275 
gen . . . .| 2 |_ 380) 3 | 285 75 | & | 280 


'onaufrei® . . | 781 3, | 2926 2,,| 2201| &5 |3.8| 283 


"10737 2.0 | 33882| 3. | 393311 116 |3c| 278 


Württemberg . 10237; 20 | 338821 3 ‚0 39351] 116 |3,5| 278 


Tabelle 


Württ. dabrs. 1860. 19 Heft. 


BC 

















— Kartoffeln. 
Kreiſe WMittelertrag. | Ertrag per Morgen. 
und ngebante 5 
Oberämter. 1860. 10. | Ganzen. gefund.| krank. | 5 
2 
Morgen. Simri Simri. Simri.| Simi.| Simri, 
Badlnang, Thalorte 1 | 490 | 100 850 | — | 
0. Bergorte “/ 80 | 20460 | 40 | — | 40 
Belighein . . . 1 3812 | 200 762400 | 70 i 30 | 100 
Böblingen . 3072 | 200 614400 | 120 | — | 120 
Bradenhein . 4610 | 160 737600 | 90 | 30 | 120 
Canſtatt 2023 | 200 404600 50 | 50 | 100 
Eflingen . 2122 | 100 212200 | 70 | 30 | 100 
Heilbronn . 4594 | 180 826920 | 120 | 30 | 50 
Leonberg . 5145 | 120 | 617400 | 100 | 10 | 110 
Aubwigsburg . 3957 | 180 712260 | 800 | — | & 
Marbah . 3562 | 200 712400 | 60 | — | 60 
Maulbronn 34148 | 140 482720 | 100 | 25 | 125 
Neckarſulm 5077 | 200 | 1,015400 | 160 | — | 160 
Stuttgart, Stadt 450 | 100 45000 | 100 | 50 | 150 
Stuttgart, Amt. 3126 | 175 547050 | 701 — | 7% 
Beihingen . 3341 | 180 601380 | 100 | — | 100 
ange F te 2535 | 105 266175 | 150 | — | 150 
einsberg, alorte IM - . _ 
Malborte 1 3365 150 | 5 504750 | 80 = 80 
Nedartreis 157641 | 154 | 9,351815 | 89 | 32 | 103 
Balingen, Alporte Sg mn. orn | 30 | 20) 50 
Calw, Gau Sg 80 | 40 | 120 
-. "Walbfeite 53% | 2765 | 100 | 276500 | ‚go | — | 180 
Srenbenftadt . 1.3092 | 240 742080 | 130 | 20 | 150 
Herrenberg 2867 | 140 401380 | 160 | — | 160 
Sorb . 2272 | 100 227200 | 140 | 10 | 150 
Nag sh r : 3185 | 160 509600 5 — 8 
Neuen ürg, einorte / n 17 1011 
Waldorte * 3017 | 200 603400 | 180 | 20 | 200 
Nürtingen . 2878 | 125 359750 | 60 | — | 6 
Oberndorf . 3587 | 150 538050 | 90 — I #% 
Reutlingen, Alporte 5% 4276 | 150 400800 | 70 | 30 | 100 
Thalorte J 120 192480 | 60 | 40 | 100 
Rottenburg . 3039 | 125 379875 | 50 | 50 | 100 
Rottweil . . 5911 | 150 886650 | 100 | 50 | 150 
Speichingen, Heuberg 3% 4959 | 160 495840 | 70 | 30 | 100 
Eulz, 81. $ on al 78 20 a27e00 100 | 25 | 425 
ulz, euberg 2c. zu | 5760 
Nedar u. Thalo 3, r 2738 100 205400 60 | 60 | 120 
Tuttlingen, Eine ’ 4850 | 160 | 776000 | ro | 10 | 120 
Tübingen . - . 2997 | 125 374655 | 80 | — | 80 
Urach, Alporte "3% 2143 150 353550 | 40 | 40 | 80 
Thalorte 1/4 _175 | __137550 25 28 50 
Schwarzwaldkreis 60788 | 148 | 8,905490 | 92 | 30 | 113 











MBärtt. Jahrb, 1860, 19 Heft. 


a5 


226 























Tabelle _ 
Kartoffeln 
Kreiſe — Mittelertrg.,j | Ertrag per Morgen. 
und Angebante | 5 
Fläche i 8 
Oberämter. 1860. 19. | Ganen. nu kant. 5 
2 
orgen. | Simti. imri. Simri. Simri. Simti. 
Adlen . . 148 | 175 200900 | 150 | — | 150 
enalieheim & u 3206 ın 320600 | 125 | 50 | 175 
wangen, San Ya 15 
8 Sehmb, 7 2322 | ‚80 | 383130| 150 | 50 | 200 
Gaildorf .. 2925 | 100 292500] 55 5 | 60 
Gerabronn 3180 | 160 5088001 60 | 65 | 125 
Gmünd 1675 | 100 167500] 70 | 30 | 100 
Sl... 2510 | 170 426700| 45 | 15 | 60 
Heidenheim 3153 | 100 315300| 60 | 15 | 75 
Künzelsau 4522 | 140 633080 | 40 | 40 | 80 
Mergentheim . 4622 | 105 762630] 90 | 30 | 120 
Nereshbeim . . . 1921 | 86 165206 | 50 | — | 50 
Dehringen . 4123 | 147 606081 | 100 | 50 | 150 
Schorndorf . 1 2096 | 200 419200| 60 | 20 
Wezbem . . -» . . | 2044 | 103 210532| 46 | — | 46 
_Sagftlreid . . . . | 39447 | 138 | 5,412159|_ 82 |_32 | 105 
Biberad) . . .| 3376 | 200 675200] 75 | 25 | 100 
Blaubeuren . - 1772 | 150 265800 | 80 | 20 | 100 
Ehingen, Thalorte 3 2664 200 333000) 50 | 10 | 60 
Gei 8 8 en 40 | 10 | 50 
islingen, Thalorte / 1 75 
Alporte * 2194 | 150 288000 60 | 20 | 80 
Göppingen . 2873 | 9% 258570] 60 | 20 | 80 
Kirchheim . 2568 | 188 482734| 60 | — | 60 
Laupheim 3754 | 200 750800 | 80 | 30 | 110 
Leutlirh . 2519 | 200 503800 | 64 | 32 | 96 
Münfingen 3380 | 100 338000 | 50 | 20 | 70 
Ravensburg . 4406 | 150 660900 | 90 | 10 | 100 
Rieblingen, Ehalorte I 3735 | 160 | 597600] 105 | — | 105 
Saulgau . © . . . | 3080 | 160 492800) 96 | — | 96 
ettmang ... 2293 | 200 458600) 50 I — | 50 
Im, alorte 
Alporte % 2381 | 150 357150) 110 | — | 110 
Walbdfeite . .. 3270 | 200 654400| 80 | 10 | 90 
Bangen _2710 | 250 |__677500| 96 | — |_96 
Donanfreis 46975 | 178 | 8,022274| 73 | 19 | 86 


Württemberg 


204851 | 155 | 31,691738| 84 | 28 | 102 


xXv. 


15* 


228 























Tabelle 
\ Kopffohl (Rraut.) Möhren. 
Kreiſe TſvG frag im Jahr 1860. —  [ &tr.im 3.1880. 
Ange- Si. I 0. 
und baute | im |: —* 2 im s 
Oberämter, Aid Fr. | Ganzen. E gun | 5 3 
P— 7 
Badnang, Thal = o000l "toooool 2 |” 
acknang, al "ja 
Berg 3 201 6000 2416001 2 | 1% 1400| 3 
Befigheim . . » 60 12500. 150000, 2 5 500| 3 
Böblingen . 242 |3000| 726000) 2 5 3 
Bradenhein . 95 120001 1900001 3| — — 
Canſtatt 40 35000 140000| 2 3 3 
Eßlingen. 347 3500| 1,214500| 2 5 3 
Heilbronn .. 91 124001 2418400] 2 | 10 2 
Leonberg . » 168 |2000| 336000| 3 | 4 
Ludwigsburg . 147 120001 294000) 3 6 4 
Marbach 82 440000 3280002 — — 
Maulbronn 133 12000 159600| 3| — — 
Nedarfulm . 214 | 400 85600| 5 2 4 
Stuttgart, Stadt 200 30000 600000] 1 2 | 
Stuttgart, Amt . 1100 3000) 3,300000| 3 | 12 3 
Vaihingen 105 1200 12600003 2 3 
an blingen & 3, 101 | 700 70700| 2 3 3 
einsberg, Thal 34 
Wald I, 140 |3000| 420000 2 3 5 
Nedartreid . . | 3466 [2278| 8,700400124| 73 1107) 797013, 
Balingen, Alp Sg | yon 2000| 5480001 3 | J 
That 3: | 438 10000 164000) 3 | 10 4 
Calw, Gau 3/8 491 5000| 915000| 3 3 N 
Waldfeite 5/g 3000| 9240001 3 
Sreubdenftadt . . . 34 11700} 737800| 3 8 4 
Herrenberg . . .» | 415 |3000) 1,245000| 2 4 4 
Horb . . 364 13500) 1,274000| 1 | 14 4 
Nas ot 8 j 397 |4000| 1,588000| 3 | 33 4 
euenbürg, eino. 8 
Waldo.7/e 387 | 700) 270900| 3 2 4 
Nürtingen . 192 120001 384000| 2 3 3 
obernborf si 3 213 1600 3834001 3 | 27 3 
eutlingen, Alp °/g 0 
ea 36 | 30% 3000 9210001 3 | 6 3 
Rottenburg . 498 |3000| 1,494000| 2 5 3 
Rottweil ** 480 2000 960000 1 | 21 2 
Spaihingen, Deub. ;6 209 30000 6270001 3 | 19 3 
Sulz, RI. Heubergac. Y/, ‚ 

Nedarı. Thal? 401 |5000| 2,005000| 3 | 33 3 
Tuttingen, Senbg, * 292 | 5001| 146000 3 | 31 3 
Tübingen . 327 | 600| 1962001 3 1 4 

Thal ls 3 2000| 120000 3 zu 
 Schwarzwaldtreis | 6084 |2640| 15,440300|2,6| 220 1100| 2245513, 





3 









































I. 
Brei Kopftohl (Kraut.) Möhren. 
ſe F | Ertrag im Jahr 1860. Ertr. im 3.1860. 
nnd uge- — Ange | T 
baute baute | © : 
* per i 8 : i = 
oberämter. Da Mrg. Gangen. 5 Slide s Ganzen 5 
> 
Mrg. | Ste. Stüd. Mrg. | Str. . 
2.2.2.1 228laoool @52000| 3 | "|| _ 
beim . . . | 432120001 8640001 2 | 5 11001 500] 3 
ngen, a 46518000] 3,720000) 1 | 12 1190] 2280| 3 
300125001 750000 2 | 14 1500 2100] a 
Eon .\ 582| 400) 2328001 3| 8 | 01 320] 3 
2279000 2,043000| 2] 2 | 501 100| 3 
35314000) 1,4120001 ı | 2 | 60l 120] 3 
Heim 4345500 2.387000 4 | 1 | 60l 601 3 
sau | 38213000] 1,146000| 3] 9 | 50| 450] 3 
atbeim - - „| 46111600) 7376001 2| 7 | 50) 350] 3 
em . 3132500 7825001 3| 5 | 80] 40013 
‚gen 242130000 7260001 2 | 3 | 60] 180] 3 
(borf 18712600] 4862001 3 | 8 |100| _800| 3 
im . - | __ 26611000) 266000] 4 | 22 100) 2200] 4 
Afreis . |_4870/3364| 16,005100|2,,] 98 | 84] 986013, 
5. a 52)5000 1,7600001 4 | 9 150) 450] 3 
ren . . 262 00 524000| 4 6 | 501 3001 3 
n, > 2 
je 36380000 24400001 3 | 6 | 50] 3001 3 
igen, — 78 | 221130001 6830001 3 | - |-| — |- 
igen °| 294130000 882000l 3 | 250 1001 3 
im. 168140000 672000) 2 | 10 | 50) 500] 3 
im 362125000 9050001 4 | 3| 751 225] 4 
* 23380000 1,864000| 5 | 2100 200] 3 
ngen 55212500! 1,380000| 2 | 5 | 501 250| 3 
—* 181145001 814500 3 | 15 | 501 750| 3 
'gen, Fi ja 3253166] 1,028950| 3 | 52 | 60] 3120] 3 
m... 20220001 4040001 3 | 19 150] 2850| 5 
28 >... 811000] 780001 4 | 15 | 501 7250| 5 
an /s | 319]4000| 1,267000| 2 | 25 l150] 3750| 3 
©. ®| 452la000] 456000 3 | 3 too} 300] 3 
2. 17816000) 1,068000| 4 | 5 | 80|_ 400] 2 
— . . | 441413627 15,915450|3,.| 177 | 74) 1424513, 














231 





XVII. 
eps und Kübjen ꝛc. oh. 
Kreiſe Mg Ertrag 
An 3 A = 
und baute veel im Is baute ur F 
DOberänter. Slädıe Mg. | Ganzen |Z | Saude ai. Bann | 8 
Mrg. Scheffel. Mrg. ſSchſfl. ſS 

Aalen . . .» 260 ' im 3 w af — 
Crailsheim· 279 3 8372 1| 2 3 
Ellwangen, gem. al 7293 | 2337| 2 _ _ 
Satoorf . . 246| 2% 615 | 4 2 3 
Gerabronn - .1 1506| 3%%,| 5271| 4 _ — 
Gmünd - . 2 | 6831 3% 2391 | 4 2 3 
Si ..... 1433 4299 | 3 2 3 
Heidenheim . . 406| 3 1218| 3 2 3 
Künzelsau. . . - | 1123| 3 3369 | 3 2 3 
Mergentheim. . - 501| 3 1503 | 3 _ — 
Neresbeim . 63] 3 189 | 3 — — 
Ochringen. . - . | 2309| 3%) 8082| 2 2 3 
Shomdborf . . . 4171| 2 342| 3 14, 3 
Veljpeim . .© - .| 251] 3 8794 12 4 
Jagfiireis. . . | 10010 3., | 32372 31| 192] 1,0 |__ 31313, 

Birah - . . .| 1192| 3 | 33064 Ti 3 
Blaubeuren . . a 210| 3 630 | 3 19/8 3| 3 
Ehingen, Thal se | 1472 zo 3680| 3 4 4 3 
Geitingen, a 8 752| a | 3008| 2 2 8a 
Göppingen . 457| 3 1371| 3 23/g 30) 3 
Kirchheim . 4135| 3% 473| 3 3 931 3 
Laupheim . 1537| 24,1 3818| 3 2 513 
Leutkirch 488| 3 1464 | 3 2 4| 3 
Mänfingen 1293| 3%/g| 4526| 3 1 6| 3 
Raveneburg_ . . . | 15551 3 | 4665| 2 2 80| 3 
Rieblingen, Fiat N 3334| 3%] 10836) 3 | 94 
Saulgau .| 2941| 22/| 6617| 3 2 20| 3 
Tettnang . . 917| 3%] 3210| 2 2 112| 3 
Um, Zil el gaela | 178412 — -|- 

Alp Ts 

Baldie . .| 1246| 3 3738| 3 2 18| 3 
Wangen . . 202| 25 2 505| 3 Bi 16| 4 
Donantreid . . | 18117] 3,, | 53721 2,8 2ı| 41192 
Würtiemberg . | 43761| 3,; | 141386 |2,,| 7594| 2, | 1914713,3 





232 
































—IJ —— — — 
Flachs. Hanf. 

Kreiſe —T Ertrag öVTCERAÆCC. 

⸗ Ange⸗ 
and 6666 
Oberämter. sage | g | Samen 5 gäde 8 Samen s 

Mr d. 

Di: ode elte Fr | ” gehe ante. ' 
Adlen . . 6811001 6800| 2 | 2281250] 57000] 2 
Crailsheim . . F 222100 74000| 3 165 1001| 18500| 3: 
Erwangen, tem. h 5831200] 116600] 2 | 1391150) 20850] 3 
Bailborf . . 36711001 36700| 3 | 3431125) 42875| 2 
Gerabronn 874| 80| 69920| 2 110] 50 5500| 3 
Smänd . . . .| 1701125] 21250] 4 | 407150) 61050] 4 
Hall ... 57711001 577001 2 | 23611001 23600| 3 
Heidenheim 6301100] 63000] 3 351125] . 4375| 3 
Künzelsau . 5971 70| 417901 3 470.100| 47000) 3 
Mergentheim . 7661177) 135582] 3 107, 2951 31565| 2 
Neresheim . . 636] 601 38160] 3 281140 3920| 3 
Dehringen 3081150] 46200] 3 48212001 964000) 3 
Schorndorf 1811125] 22625| 4 301| 60) 18060| 4 
Welzpeim . . . . | 642] 80) 51360] 4 | 351] 75) 263251 4 
_ Jagfttreid.. . . | 7141 112] 7818873,6 3422137) 45702013 
Biberady - 1263| 25) 3155| 4| 85| 30 >07 
Glaubenren ii Fr 272 100 27200 F 227 150 205 3 

Ehingen, Thal 8/6 57600 | 
| 22 501 173001 5 | 92°] 85] 19975| 3 
Geielingen, En | 320] 80] 206001 3 | 181j120] 21720] 3 
Göppingen 466| 80! 37280] 3 | 46511001 46500| 3 
Kichheim . 26511001 26500) 4 | 365/150) 54750) 5 
Laupheim . 1175/1100! 117500] 3 1151001 11500] 3 
deuttirch - - . | 9801 75] 73500] 3 | 10811001 108001 4 
Münfinden . . . | 244| 801 19520] 2 | 684100) 68400| 4 
Ravensburg . . 3021100) 30200) 3 | 5001125) 62500] 3 
Mieblingen, hal Ja | 1208j100| 1298001 3 | 463 143. 66200] 3 
Saulgau . . 72511000 72500! 3 | 3751100) 37500! 4 
Tettnang . . 123| 601 7380| 4 | 455! 80) 36400| 4 
Mm, hal /8 | soalıoo] 90a00ı 3 | 591200] 11800] 3 
Balbie . » .. 884| 90 79560 3 377| 80| 30160| 3 
Bangen oo... 504| 50 25200 3 404 50 20200 4 

Sonaufreid . | 10697] 82) 872615 * 


Zahrfie 


XX. 


Die Ergebniffe des Weinbaues in Württemberg 
im Iahre 1860. 


I. Areal der Weinberge. 


Die der Kultur der Weinberge in Württemberg einge- 


räumte Fläche beträgt in 592 Weinbautreibenden Orten 
davon ftehen 


im im Ganzen im Et Imm rtrag 

Morgen Morgen Morgen 

Nedartreiis . . . 53,560*/s 35,341'/s 18,219"!/s 

Schwarzwalbfreis . 7,454°/s 4,435°/s 3,019 

Jagſtkreis. - - . 17,991%Je 14,235 3,756%/s 

Donaufreis . . .  1,835°/s 1,535*/s 299° /s 
wozu nody kommen die Weinberge ber 

Hofdomänenfammer mit  91®/s 75/6 15°/s 

80,935”/s 55,6227/s 25,310 

| m 9 — 

80,932°/a 


oder nad) 8 natürliben Weinbaubiftriften: 
davon ftehen: 


— —— 
im im Ganzen im Ertrag nicht im Ertrag 
Morgen Morgen Morgen 


oberen Neckarthal u. Alptrauf 7,526%/s 4,7742/5 2,751°/s 
unteren Nedarthbal . . . 36,779%/s 25,947!/s 10, 8326/6 
Nemsthal.e . . - 2 2. 8320 6,515 1,804%s 


Enzitbal . © 2 2.2.2. 8,080%s8 3,720%/% 4,360 
Zabergäu. . . . . 5,612 3,083 2,529 
Kocher⸗ und gagitthal .. 6,614%/s 5,229°7/s 1,384*/s 
Zaubergrum . . 6,955°/s 5,427°/s  1,527°/s 


Bodenfee- und Schuffenthal 9531 /s 848®/s 104*/s 
biezu vie Weinberge ver 

Hofdomänenlammer . . . 91?/s 75/6 15°/s 

80,9327/a 55,6221/8 25,310 

En nn EEE 


80,9327/s 


2339 


Hienady verhält fi) die dem Weinbau eingeräumte Fläche 
zum ganzen Flächengehalt der Kreife und des ganzen Künig« 
reiches wie folgt: 

im Redarkreis fammt ber 
Hofvomänenfammer 1: 19, 
» Schwarzwaldfreis . 1: 203,1e 
» Yagftlreis . . 1 90,71 
» Donaufreis 1: 1082,50 


„ganzen Sande. . . 1: 76,5 


"Bon der Geſammtſumme ver Weinberge ftehen 
im Ertrag nicht gm Ertrag 


Morgen orgen 
im Nedarkreis . . . 65,8 34,02 
„ Schwarzwaldfreis . 59,50 40,50 
n„ Sagftreis . . . 79,i⸗ 20,88 
„ Donaufreis . . . 88,66 16,55 
K. Hofdomänentammer 82, 17,58 
im ganzen Lande . . 68,78 31, 


Die Weinbaufläche im Ganzen, welche ſich in früheren 
Jahren ſtetig vermindert hatte und erſt im Jahr 1858 wie⸗ 
derum zunahm, hat dem letzten Jahre gegenüber wieder um 
399°/s Morgen oder O,s °/o zugenommen. 


Die im Ertrag ftehende Fläche hat um 220% Morgen 
und die nicht im Ertrag ftehende Fläche um 179°/s Morgen 
zugenommen. In den einzelnen natürlichen Weinbaudiftrikten 
hat eine Zunahme gegen das Borjahr ftattgefunben 

Morgen Prozent 

im oberen Nedarthal 173°/s oder 2,30 
» unteren Neckarthal 173% u O,r 
» Nemöthal . . . 224 n 2,09 
vw Babergäu . . . 164 vn 2,98 
» Zaubergrund . . 18 „ 0O,e 
in der Bodenjeegegend 50% m 5,8 
Eine Verminderung dagegen zeigte fih im 
, Morgen Prozent 

Enzthal - . . . . 372°/s oder 4,0 
Kocher: u. Jagſtthal 1226/6 „ 1,se 


240 


Die im Ertrag befindliche Fläche hat in 3 Bezirken zu⸗ 
und in. 5 ein wenig abgenommen. 

Das Verhältniß der tragbaren Fläche zur ganzen Wein- 
bergflähe hat im Jahr 1860 wieder um 2205/5 Morgen zu: 
genonmmen und beträgt nun im Vergleich zu den vorange- 
gangenen Jahren 18°%/s». 


1850 73,» °/o 1856 64,4 0/0 
1851 71 sn 1857 66,3 " 
1852 71» 5 1858 66, " 
1853 70, u 1859 68,5 
1854 69, " 1860 68,7 " 
1855 67, " 

U, Natural-Ertrag. 


Hinfihtlih ver Qualität und Duantität reiht fih das 
Jahr 1860 an die mindergünftigen des gegenwärtigen Jahr— 
hunderts an, und fommt dem Jahrgang 1852 ziemlich gleid); 
es ftellt ſich dasſelbe um */s niebriger al8 der Mittel-Ertrag 
der letzten 33 Jahre (1827—1859.) Bergl. Jahrb. 1859, 
Heft 1, ©. 137. 

Nah den Berichten der K. Kameralämter, in deren Be— 
zirken Wein gebaut wurde, berechnete ſich nämlich der Weiner- 
trag pro 1860: 


a) nach den 4 reifen: 
Duräfänittserteng aus 


I Morgen der 
Gejammt- 5359| mn 0 nn EB 
Ertrag. im Ertragbefindlichen ganzen 
| en 9 nn" — 
Weinbaufläce. 

im Eimer. Imi. Eimer. Imi. Eimer. Imi. 
Nedarfreis . . . 6304 2 123 1 2,8 
Schwarzmaldfieis . 5,315 13 13 — 1l« 
Sagftlreis. . . . 16,981 1 1 —- — 15,1 
Donaufreis . . . 2,096 7 1 9 1 2,8 
Hofpomänenfammer 169 7 2 4 1 13s 

Im Ganzen 87,586 14 16 1 1: 


b) nad) den natürlihen Weinbaugegenven : 


Geſammt⸗ 


im Eimer. 
oberen Neckarthal und 
Alptrauf .. »:. . 5,919 
unteren Nedartbal . :. 48,707 
Remsthbal. . „. . . 10,739 
Cnzthal 3,548 
Zabergäau . 5,788 
Kocher und agftthal . 6,497 
Zaubergrund . 4,976 
am Bodenſee und im 
Schuffenthal . . . 
Weinb.d. Hofd.⸗ Kammer 
Im Ganzen 


1,239 
169 
. 87,586 


ag. 
Imi. 


3 
15 
8 
12 


15 
4 

7 
14 


14 : 


a 


u er von 
orgen der 
— — — 
im Ertrag’ befindlichen ganzen 
Weinbaufläche. u 
Eimer. Imi. Eimer. Imi. 
1 40 — 12, 
1 14,0 1 5. 
. 1 105 1 4, 
— 15,3 — 7, 
1 13,0 1 0% 
1 3,» — 15, 
— 14, — 11, 
1 7. 1 | 4,s 
2 Zu 1 13,3 
1 92 1 1» 


Der Ertrag dieſes Jahres fteht jomit dem des Vorjahres 
um 80,715 Eimer 13 Imi oder 47, °/o nad). Kommen bei 
einem vollen Herbit 4 Eimer 1 Imi auf einen Morgen trag. 
baren Feldes, fo kann der dießjährige Ertrag etwa als ein 


1’s Serbit- betrachtet werben. 


Aus der Vergleihung ver Durdhſchnittsertrage der ein- 
zelnen Kameralamtsbezirte ergibt fi, daß der Natural-Ertrag 
aus 1 Morgen der im Ertrag ftehenden Weinbergfläche heuer 

. am bödften war 


Eimer Imi. 
im Rameralamtsbezirt Heilbronn. . 2 14 
n ‚m Weingarten . 2 7 
bei der Hofpomänenkanmer 2 4 
im Kameralamtsbezirk Weinsberg 2 2 
n Sanftatt - 2 2 

am niebrigften dagegen: 
im Rumernlamtöbegiet Hall . — A: 
n m... Roth an Se — 6 
" UE Lorche. .. — 8 
r Mergentheim — 12 
m u Backnang — 12 
Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 16 


42 | 
MI, Berkauf unter der Kelter und Preije. 
Sogleich. nad ‘ber. Lefe und unter der Kelter wurben 
von dem heurigen Weinmoſt abgefegt: 
4) nach den 4 Kreiſen: 


„Schwarzwaldkreis 1,330 
„Jagſikreis....68,297 
„ Donankreis... - 79 
Bon. den Weinbergen 
der Hofd..Kammer . . . 168 12 


im Oanzat. . » . . 47,792 14 


b) auf tie. 8 natürlichen Weinbaubezirfe vertheilt ſich tie 
verfaufte Quote, fewie der nad) den beigefegten mittleren 
Kelterpreifen erzielte Erlös folgendermaßen: 

Unter der Kel⸗ Berlaufte Mittlerer Geſammt⸗ 


Shi. 
im Nedarteeiß . +. . 37237. 5 
1: 

3 

9 


ter wurden Quote des Kelter- .. ls. 
verkauft: Ertrags. Preis 
pr. Eimer 
Eimer Imi Przt. fl kr. fl.  %. 
im oberen Nedarthal 1,656 11 31. 20 33,133 45 


„ unteren Nedarthal 27,865 6 572 2% 18° 704,994 
v„ Remsthal . . -. 8414 13 78. 17 40 148,661 36 


„ Enzthal. . . . 1991 11 561 30 : 59,750: 87 
» Babergäiu . . .: 3,360 3 58,1 22 73,821 8 
„Kocher u. Jagſtthal 3,335 10 51, 21 70,049 8 
» Tanbergrumd . . 663 2 13» 25 30 16,909 41 


am Bodenſee u. Schuf- 
fenthal . . . . 336 10 271 19 30 6,564, 11 
aus d. Weinbergen der 
Hofd.-Rammer. . , 16812 996 51° ' 8,696 21 
Im Ganzen. . 47,192 14 54, 23 50 1,122,592 21 
Dies unter der Kelter verkaufte Quote des beurigen Ge- 
wächſes erreichte im Ganzen 54,s %/o und ftellt ſich fomit 7,» 
niebriger als im vorigen Jahre, wo fie 62,5 betrug.: 
Ans den: mittleren Kelterpreifen vor 34 Ramernlamtsbe- 
zirten berechnet ſich der dießjährige mittlere Kelterpreis für 


das ‚ganze Land auf 23 fl. 30 fr. per Eimer und es ftellt 
fi) Meſer um ZUM. 23 kr. niebriger als im Vorjahre.*) 

Für die einzelnen Kameralamtsbezirke ſtellt ſich djeſer 
Mittelpreis abgeſehen von den Weinbergen der K. Hofdomänen- 
kammer mit, Bi fl., am höchſten bei Bietigheim mit 3. fl. u h 
am niedrigſien im Kam. Bez. Lorch mit 12 fl. 

Die höchſten Preiſe für einen Eimer wurden bene, vr 
zahlt in den nachſtehenden Orten: 


per Eimer 
| MR rt 
Maulbronn, Eilfinder . -» . ....78. [ 
Sanftatt .. ... GA... 
Untertürfheim, hftammer einbege 62 
Heilbronn ... . 60 


Dürmen ...: 2 2 200.2 ,n 
Sroßbottwar . ..- 2 2.2 0..80 
Neuenftt . » oo 2 000.0. 

Stuttgart 2 2 220. 50 
Sablenberg - - » 2 2 50 “ 
Binswangen. » 2 ee. BO... 
Unterniebelsbach ....... 50. — 
Fellbach... 4 
Waiblingen, EEE | Bee 
Baihingen > ne 
Dertingen , . . - . ... 44 


In den, befannteren Weinorten Reiten ng die. Bieiſe bes 
Beinmoftes wie folgt: _ 


W ⸗ 


*) Im erſten Heft des Jahrgangs 1859 Seite 130: in, ber 
Durchſchnittspreis vou 1859 zu 50fl. 44 fr. angegeben, was infoferne 
auf einein Beifehen beruht, als biebei die Hoflammerlichen Preife 
eingetechnet find, während ber Durchſchnitt aus ben Kelterpreifen 
der Kamerafamtsdezirte nur, wie bafelbft Selte 137 ‚ange 
geben ift, 47 fl. 53 kr. betrug nnd nicht, wie es Seite 130 heißt, 
12 f.45 kr. riedriger als im Borjuhre, ſondern um: a n. 
höher war. 

! 4 


a ET Er 207 böchfler wmiittlerer niederſter 

Breis für 1 Eimer. 

Unteres Nedaithali 2 A tr. fl Fk. 
Uhlbach iR. 


Unterärtheitn” . rennen. BE 2. _ 
Ag 2 2 rn VOM — 
Srosböttwar . . 2... 2. BB 16 — 
Rleinbettwar, gutsherrlich .... 67 — 13 21 — 

bürgerlich..... 26 — 25 — X — 
Mumdelsheim oo... ....50- 33 — 14 — 
Heffigheim . . . . . u 0. 33 — 24 30 16 — 
 Beiligheih . . 2: 2 222 44 — 24 — 18 — 
Bietigheim . - 2: 2222... 5 0 DO — 
Laufen . . 2 2 2 2 rc Me 25 — 18 — 
Heilbronn: . . 2 2 2 222.60 90 2 — 
- Weinsberg . rn 38 — 26 — 18 — 

Remstfal: u | 

Korb mit Steinreinnh . . . . . M— 3% 18 — 
Groß⸗Heppach » 2 2.2.2.6 00 15 — 
Beuteldbah . - 22.222... 28. — 0 — 
Shmitb, - » 22222. 8-34 1 — 
Stetten J rn *—- AN— 17 — 


Fellbach - 2222 46-30 30 18 — 
Enzthal: 
Roßwaag .. 0.2.45 — 3730 30 — 


Mühlhauſen an der En 2. 40 IE — 
Maulbronn (Eilfinge) . -. . ..B8— 9 9 — 
Hobenhasah . . .» . ... 40 — 36 — 33 — 
Kocher⸗ und ya ütihat | z | 
Abolzfurth ...... 2130 2032 18 — 
Verrenberg . 25 - 014 18 -- 
Michelbach bei Debringen 0. 2 — 23 16 20 — 
Ingelfingen. 28—- 2163 20 —- 
Taubergrund: . Ä oo 
Edelfinden . 2 2 2222 27 — 26 — 3 — 
Mergentheim . - 2 2222.92 87 2 — 


® P 


Hödfter mittlerer niederſter 
Bar . — ꝰ,ꝰ, —— 
| J Preis für 1 Eimer, 
on ſſt.rr. te fl. ie. 
Markelsbeim . .» - 2. 36 - 30 — 4,— 
Elperöhim . ». 2-2... 31 w0w — 27 —_ 
Beitersheim : ten 33 _ 0- 97 — 


Die hochſten Durchlhu ttopraie für gemiſchtes Gewichs 
kamen heuer vor in Kleinbottwar (42 fl.) Ober⸗ und Unter: 
Niebelsbach (je 40 fl), Maulbronn (39 fl.), Roßwaag (37 fl.), 
Mühlhauſen (36 fl.), Bilfingen .(35 fl), Schotzach (33 fl.), 
Untertürfheim (32 N) ‚ Heilbronn 0 fl.), Gtoßbottwer 
(30 fl.) 

Die K. Hofkammer gewann auf einer Flache von 75/. 
Morgen im Ertrag ſtehender Weinberge 169/2 Eimer Bein, 
wovon 168% Eimer“ unter der Kelter zu dent Durchfchnitts⸗ 
preife von 51 fl. per Eimer verkanft und hieraus im Geſammt⸗ 
betrag 8,606 fl. 15 Tr. erlöst wurden. 


fr,! 


W. Gelbwerth bes ‚ganzen Retiraterriäge 


Der Geldwerth des ganzen Naturalertrags beläuft ſich 
nad den oben für die 8 natürlichen Deinbangegenden nebſt 
ver K. Hoflammer berechneten Kelterpreiſen: — 

im oberen Neckarthal und Alptrauf auf 118,383 fl. 15 kr. 
„unteren Nedarthal.. . » - » u,,1133310 » 49 v 
DZ Remsthal . nn. 189,731 0 10" 


n Enzthal...... « 106,462 :» 30 
ir Babergäu . . . a . 197,386’: —:u 
“u Kocher und. Iagftthat . wem 136,455: 5 22» 
„ Zaubergrund . . „: 126,918 54 w 
am Bodenſee und. im Safe n„ . 24,165 » 22 w 
bei der 8. Softunmun ren Bo 7.19 
- | u Zuſuituen 2070,398 |. 11 h. 


it Anwendung ber oben angegeberien Flächenmaße be⸗ 
rechnet ſich der Geldwerth des Rohertrags von 1 prgen 
Weinberg ohne Rückſicht auf Nebennugungen: 


2) für das ganze Land: 

a) bei der'tragbaren Weinbergflähe aus 1 Eimer 9,: Imi 
à 23.fl.’30 kr. auf 37 fl. 1 fr. 

b) bei der ganzen Weinbergflähe aus 1 Eimer 1,3 Imi 
a 23 fl. 30 Kr. auf 25 fl. 24 fr. 

2) für die 8 natürlichen Weinbaugegenden und bie Wein 
berge der Hoffammer unter Anwendung ber oben angegebenen 
Ertragdqueten und durchſchnittlichen Kelterpreiſe: 

Bon 1 Morgen d. Wernbergfläche n. Mar: 

3a der tragbaren ber ganzen 

fl. kr. fl. kr. 

im. eberen- Hedarthal und Ha 25 — . 15 37 
» unteren Nedartbal . . . . 47 26 33 31 
an, Remsthaa29 16 2314 
m Enithal . on 2 een. 2830.18 8 
m .Zaubergeumd . 2 2.2 2 0 .,23 26 18 20 
v Babergäun .. . en. 4115 22 41 
„ Kocher und hagſithal .. . 2608 2 37 
am Bodenſee and im Schuffenthal . 28 24 25 21 
Die Weinberge der K. Hofd.-Kammer 111 53° 95 — 


Im Samen . 37 1 25 24 
fo daß alfo die Weinberge ver K. Hofkammer, bed unteren 
Medarthals, Babergäus und Remsthals die größte und Die im 
Zaubergrund, im Kocher⸗ und Jagſtthal Die Heine Einnahme 
gewährten. 


V, Site des Weins vom Jahr 1860. 


Bei den in ben fönigl. Weinbergen zu Untertürfheim wie 
früher „jo auch im Jahr 1860 unter Beobachtung bes feither 
angewendeten Berfahrens . wieder vorgenemmenen Wagungen 
bea Safte ergab fidh bei dem . 

1860 1859 1858. 1857 1856 1855 1854 
alebner (Hauer) 87°: 1030 950 988 950 940 930 
Veltelline.. 5 103 88 101 91 9% 92 
Be . .. 74 Bd 8 9 89 90 90 
| oanex grüner) 77 98 90 18.97 9 9 
MWeiß-Elbling . 71 85 . 81 86 ...82 75 84 
Weiß-Ontevel . 76 78 7 be 77 83 


Roth⸗Urban. 
Schwarz⸗Urban. 
Trollinger 

Bortugiefer . 


gewicht 


241. 


1860 1859 1858 1857 1856 1855 1854 
77 92 92 106 87 86 80 
76 84 2 101 3 BB 7% 
71 80 87 92 79 85 8 


ein Miſchungs⸗ 


75 87 88 9896 87 85 8 


und bei der am 1. Novbr. in Stuttgart ftattgehabten Wagung 
tes Weinmoſtes aus dem in den Kriegsbergen gelegenen Wein- 
berg des Apothekers Kreufer: 


1860 1859 1856 


Burgunder . . „90° 92° 90° 
Rotburban . . . 2 96 89 
Schwarzurbn . . 8 84 82 
Teoline . .. 0 82 77 
Portugieſer... 98 98 — 
Grüne Sylvanı.. 83 ° A 9 
Grüne Eldlinde . 9 88 79 
Rothe Elblinde . 70 - 86 74 
Grüne Muskateller 75 89 82 
Kotbe- Muskateller 72° 85 81 
Grüne Gutedel. 3 778 
Weiße Putfcheeren. 67 99 78 


Miihunga.d. Kufe 6 8 7 





IV. Rücblid auf die früheren Fahre. 


Zur leichteren Weberfiht über die Ergekniffe per legten 
Weinlefe und zur Vergleihung mit früheren Jahren folgen 
ſchließlich noch Tabellen über die Ergebniffe des Weinbaues: 

J in den Jahren 18°”/so und 

‚im Jahr 1860 (nad) Faneralamts- und nad) natur⸗ 
lichen —S | 


mid 


- 


tt. Weinbaus im Jahr 1860. 


809327 


1 










254 


Nach Beilage A. ift insbefondere in dem Zeitraum vor 
34 Yahren von 1837—60 der Raturalertrag des wiktt 
MWeinbaues in 23 Jahren, nämlid 1827, 28, 29, 32, 33, 3, 
35, 36, 37, 39, 40, 42, 46, 47, 48, 49, 52, 53, 55, 56, 87; 
58 und 1859 ein größerer gewefen, als im Jahr 1860. 

Was die unter ter Kelter abgeſetzte Quantität betriff 
fo war dieſe in den Jahren 1827, 28, 29, 31, 32, 33, 
35, 36, 37, 39, 40, 42, 45, 46, 47, 48, 49, 62, 53, 55, 
67, 58 und 1859, alfo in 25 uhren eine größere ge 
als im Jahr 1860, während der mittlere Herbftpreis 
Eimer ſich bios 15 mal höher ftellte al8 im Jahr 1860. 
Erlös unter der Kelter erfcheint im Jahr 1860 als ver 8. 
größte in dem Z4jährigen Zeitraum von 18/eo, der Betr 
des unter der Selter abgefegten neuen Weins — 53,, W 
mittlere Herbftpreis per Eimer = 100, der Gelderlös u 
der Geldwerth des Naturalertragg = 57,«. 


AP 
I. 


& 


e Ergebniffe der württembergifchen Wollmärkte 
im Iahre 1860. 


Auf den Hauptwollnärkten Württembergs geftaltete ſich 
Verkehr im Jahr 1860 nad) dem Inhalt ver betreffenren 
arkt- und Wagregiſter folgendermaßen: 

Auf dem Wollmarkt zu 





A, Kirchheim 
Idher am 21-26. Juli ftattfand, betrug — 


1) die Zufuhr von 
waniſcher Baſtard⸗ deutſcher im 


Wolle. "Wolle. Wolle. Ganzen. 
| on er. Ei. | 1 EEE >; "u 
länd. Erzengniffe . . 255 7,365. 73 8,098 
sländ. — 208068 — 2,086 
25 9,45u .. 473 10,178 
2) Bon biefen Onantitäten wurben abgef etzt: 

_ ſp. Wolle. Br.⸗Wolle. d. Wolle. Im Banzen 

DL 7: cetr. er. ' er 
inlänb. Brobult . . . 255 7,327 473 8,055 
fremdes Produft - . . — , 2085 — 2,085 
255 9,412 413 10,140 


Hienon kamen in die Hände ber 
fp. Wolle. B.: Wolle. d. Wolle. im Ganzen 


Etr. Etr. Er Ctr. 
inländ. Fabrikanten ꝛc.. 266 5,241 473 6,969 
fremde Einkäufer ꝛc. — MA — 474171 





255 941 g 10,140 


x 


256 


Unverkauft blieben fomit und wurden theils wieder 


abgeführt theils gelagert an 
fp. Wolle. Baſt.Wolle. d. Wolle. im Ganzen 
Etr. Ctr. Etr. Etr. 


— 38 — 38 


3) Die Durchſchnittspreiſe betrugen per Centner 
für ſpaniſche Wolle 170 fl., Baſtard-Wolle (ſchön, mittel und 
taub) 135 fl. nnd für deutsche Wolle (Landwolle) 95 fl. 


Die hochſten Preife erlösten: 
für Woaniſche Wolle: 


Inſtitut Hohenheim und Ränge Domäne Sesut. 181 fl. 
Sreiherr von Cotta -.» . . 179 » 
Sreiherr ven Stauffenberg.. 2 00. 168 * 
Freiherr von Teffin - : 2 2 0 . 164 » 


für Baftardmwolle: 


Berwalter von Filed - 2 2 2 142 u 
Schweizer von Gmünd. . nenne. 137 
Freiherr von Elrihähaufen ren en. 14 


| für deutſche Wolle, 
Unfotb von Konigsbronn .. 140 u 


Kenngott von’ Reutlingen... . 136- 
Basler von Eckwälden.. 2 2 2 2 22. 14 
Mayer von Oberthailfingen. : . . 129 


4) Dev Geſammterlös ober Geldwerth für die auf 
dem Markt abgeſetzten Ouantitäten Wolle belief ſich auf 


bvon dem ia Wolle. B.⸗Wolle. d. Wolle, Zuß. 
nn n. 1. 6 R. 
inländ. Erzeugniß 43,350 988,845 44,935 1,077,130 
ansl.. Erzeugnifi . _ 281,475 — 281,475 


43,350 1,270,320 44,935 1,358,505 


\ 5 . B. Heilbronn. - 


‘ Dort fand ver Wollmarkt am 2-3, Juli ftatt. Es betrugen 
1) die vorhandenen Vor räthe an 


267 
Baſt.Wolle. d. Wolle. gem. Zelle, im Ganjen. 
Ctr. Ctr. Ctr. Er. 
17,200 (90,0 °/o) 180 (2,5°/) 620 (7,7%) 8,000 
fomit mehr als das Doppelte der borjährigen Zufuhr. 
2) Berkauft wurden hievon 


Baſt.⸗Wolle. d. Wolle am „ol, im Sonzen. 
Ctr. Etr. 


4,570 130 580 5, 280 (26: ı %%) 
wovon ca. *s in die Hände von auswärtigen Confumenten 
famen. 

3) Als unverlauft wurden zurüdgenommen beziehungs- 
weije gelagert und fpäter theilweife unter der Hand verkauft 
2720 CEtr. (13,8 %/o der Zufuhr.) 

4) Die Preiſe betrugen durchſchnittlich für Baſtardwolle 
120—130 fl., bei der deutſchen Wolle 8O—100 fl. und bei 
der gemifchten Wolle 100—120 fl. Die höchſten Preiſe 
waren für raube Baftarbw. 100—106 fl., Mittelwolle 129 fl., 
beſſere Qualitäten 135—148 fl.; der Verlauf von hodyfeiner 
Wolle kam nur in fehr geringen Quantitäten vor. 


C. Ehingen 


(16—18. Yuni) beitrug die Zufuhr an Wolle 
Bafl.-Wolle. d. Wolle. im Ganzen. 
Etr. Er. Er. 


| 440 110 550 lauter inl. Produkt. 
Hievon wurden 303 12 375 an inländ. Fabri- 
kanten abgefett, der Reſt aber mit 
137 38 175 
unverlanft abgeführt. 

Die Mittelpreife für diefen Wollmarkt ftellten fich 
per Centner bedeutend höher als im Borjahre;. das Marimum 
belief fich bei der Baſtardwolle auf 143 fl., das Minimum 
auf 96 fl., Bei der veutfchen Wolle auf 86 fl. 

Zu 


D. Tuttlingen (16—19 Juni) 


beteng das zugeführte Wollguantum 631 Cir., nämlich 310 
Str. Baſtardwolle, 129 Etr. deutiche Wolle und ge gemifchte 
Vurit. Iaheb. 1860. 18 Heft. 


258 
Wolle, wovon 297 Etr. Baftarbwolle, 118 Etr. deutſche Wolle 
und 170 Etr. gemifchte Wolle, zufammen alfo 585 Etr. Wolle 
verkauft wurden und nur 46 Ctr. unverfauft gelagert wur⸗ 
den. Die Durchſchnittspreiſe beliefen fich bei der Baſtardwolle 
auf 120—130 fl., bei der deutſchen Wolle anf 88-0 fl. 
und bei der gemifchten Wolle auf 102—104 fl. 
Zu 
E. Göppingen (1—4 Oktober) 


wurden im Ganzen 428 Etr. Wolle und zwar 280 Centner 
deutsche Wolle und 148 Etr. Baftardwolle aufden Markt ge- 
bracht und hievon 210 Etr. deutſche zum Preije von 80—82 fl. 
per Etr., ferner 35 Etr. Baſtardwolle zum Preife von 90 bie 
100 fl. und 44 Etr. zum Preife von 110—115 fl. und end⸗ 
lich 11 Etr. zum Preife von 140—146 fl., der Reft aber unter 
der Hand auf dem Lagerhauſe allmählich verkauft. 

F. Das Ergebniß des mit der Stuttgarter Tuchmefle 
verbundenen Wollenverkehrs ftellt ſich auf 1,478 Etr. Vorrat 
(gegen 1,305 Ctr. im J. 1858 und 1,478 im J. 1859), wovon 
1,398 Ctr. verfauft wurden. Der Preis bewegte ſich zwifchen 
88 und 130 fl. und war im Durchſchnitt 103 fl. Die einzel- 
nen Wollengattungen find übrigens bezüglicd des Stuttgarter 
Wollennarkts nicht befannt. 


G. Das Gejfammtergebnif der Wollmärkte 1860. 


Es betrugen 
1) die zu Markt gebrachten Wollvorräthe: 


in ſp. Wolle. B.⸗Wolle. d. Wolle sem Wolle, im Ganzen 
Ctr. Ctr. Ctr. Ctr. 

Kirchheinmn.. 255 9,450 473 — 10,178 
Seilbronn . . — 7,200 180 620 8,000 
Ehinien . . — 440 110 — 550 
Tuttlingen.. — 310 129 192 631 
Söppingen. . — 148 280 — 428 
25 17548 1172 812 19,787 


2) Bon dieſen Vorrathen wurden während der e Möntte 
abgefegt: 


re Ei DE d. Wolle, . gem; Zäole. im Ganzen. 
Etr. Cte. en .;&tr. 

Kirchheim ... * 9, re 473, — 10,140 
Heilbronn 450. 10. , 580 - 5,280 
Ehingen . — 08 = — 375 
Zuttinen. — 297 18 10. 585 
Göppingen. — 210 148. — 388 
‚Sb : .14,792 941 - 750 16,738 


3) Unverkauft blieben ſonach bei der 
fpanifhen Wolle. — Cr. 
Baftardwolle . . 2,756 m 
deutſchen Wolle . 231 
gemifchten Wolle -. 62 u 
Zuſammen . . 3,049 Eir. 
von der Geſammtzufuhr. | 
4) Die Breife ftellten ſich durchſchnittlich bei ber 


in fp. Wolle, B.⸗Wolle. d. Wolle. gem. Wolle. 
fl. fl. fl. ft. 
Kichheim . . 170 135 95 — 
Heilbronn.. — 125 90 110 
Ehingen.. — 120 86 — 
Tuttlingen.. — 125 89 103 
Goöppingen. — 118 81 — 


5) Werden dieſe Mittelpreiſe (Z. N.) zu Grunde 
gelegt, jo würde ſich de Geſammterlös auf den Woll- 


märften berechnen 
fr. Wolle B,⸗Wolle. d. Wolle. gem. Wolle. im Ganzen. 


in fl. fl. fl. fl. fl. 
Kirchheim . . 43,350 1,270,620 44,935 — 1,358,905 
Heilbronn . — 493,750 11,700 44,000 549,450 
Tuttlingen . — 37,125 10,502 11,510 65,137 
Göppingen . — 24,70 901 — 34,581 
Ehingen . . _ 36,360 6,192 — 42,552 
auf d. 5Woll- 


märkten zuf. . 43,350, 1,862,635 83,130 55,510 2,050,625 
6) Dem Borjahre gegenüber erhöhten fich 
a) die zu Markt gebrachten Wollvorräthe von 14,229 
Centner auf 19,787 Etr., fomit um 5,558 Ctr. (39,1 °/o). 
17° 


260 


b). die biefür eriöste Summe vom 1,555,788 fl. auf 
2,050,625 fl. fomit um 494,937 (31,8°/o). 

ec) die Durchſchnittspreiſe bei der fpanifhen Wolle 
von 146 fl. auf 170 fl. (16,4°/o), bei der Baſtardwolle von 
113 fl. auf ca. 125 fl. (10,6 °/o), bei der beutfchen Wolle von 
81 fl. auf ca. 88 fl. (8,6%). Nur bei der gemijchten Wolle 
trat eine Verminderung des Durdfchnittspreifes von 110 fl. 
auf 106—107 fl. (3,8°/o) ein, welche übrigens zumal bei dem 
geringen bießfalls zum Verkauf gelommenen Quantum ganz 
unerheblich ift. 

Da der größte Theil der auf ven Wollmärkten verkauften 
Wolle aud) heuer wieder wie im Vorjahre aus Handelswolle 
beftand, fo wurde in den Woll- und Wagregiftern in ver Kegel 
zwifchen in- und ausländifher Wolle nicht unterfchieden und 
war darum auch bei gegenwärtiger Darftellung eine dießfãllige 
Unterſcheidung nicht möglid). 


Die Ergebniffe der württembergifchen Fruchtmärkte 
im Jahr 1860. 


I, Ergebniffe der Fruchtmärkte. 


Die Zahl der im Jahr 1860 befahrenen Fruchtmärkte 

betrug und zwar: 

im Neckarkreis. 8 

» Schwarzwalbfreis 20 

" Jagſtkreis ... 1212 

» Donaufreis . . 26 

in Württemberg . . 66 
gegen 67 im Borjahre. ' Nicht befucht wurden heuer von den 
überhaupt zu Getreivemärften berechtigten Orten des Königreich® 
Murrhardt, Baihingen a. d. E., Horb, Spaichingen, Möf- 
fingen, Blaufelden, Niederftetten, Neresheim, Donzporf 
und Dietenheim. 

Auf ven 66 befahrenen Märkten belief fich der Gefammt- 
umſatz im Zahre 1860 auf 1,072,946 Schfil. wofür 13,479,211 fl. 
32 fr. erlöst wurden. | 

Nach ven einzelnen Fruchtgattungen betrug: 

1) Der Naturalumfas 

| im - im im im in 

an Nectarkre. Schwarzwaldkr. Jagſikr. Donaukr. Wurtt. 
Kernen . . : 9,092 57,950 63,197 801,518 431,697 
Roggen . 202 2,391°/s 11,837 18,085 32,515*/s 
Safe . . 2,803 12,1386*/; 11,751 111,059 137,749%/s 
Meizen. -» 306 8,002°/e 2,720 201  11,319°/s 
Dinkel . . 61,016 122,337 338 4,667 188,358 




















im im im im in 
en Nedarkı. Ediwergwatr. Sag. Denautc. MWürttemb. 
ea. Sf. Ca. Sal. Sm. 
Enoın . — 2 8 2,752 2,762 
Saber . . 31,613 73,521*/s 17,196 120,083 242,413%. 
Hüffenfr. . 752 1,167 368 15,400 17,677! 


Miſchlingsfr. 20 5,885 1,726 824 8,455 
Aufammen 105,894 283,392°%/s 109,071 574,589 1,072,946°/e 


.2) Der Geldumfatz aber 


m u Is 
an —— — Sankt ru 


Kernen 151, vs 13 1 ‚004,510 3 1,158,446 ji 6,550,088 55 7.3384 
Roggen 2,622 45 33,060 s 147,044 21 236,642 400 41 
Gerſte 32,670 46 155,162 27. 137,452 40,1,440,296.46 1,765 
Weisen 7,002 12 187,210 36 45,872 31 3,412 96 193,497 
Dintel 423,329 36 835,016 47 2,205 50. 31,092 32 1,291, 
Einkorn — >58. 1034& 39,342 34 39,471 
Haber 216,158 55 501,663 31 108,149 61 751,847 41 1,576,31 
Hälfenfr.11,176 45 18,726 23 4,339 25 206,234 36 240,4 
Miſchlfr. 259 33 80,829 36 23,654 17. 16,626 55 111,370 


Auf. : 843,707 4b 2,766,20457 1,601,26845 8,268,030 5 18,479,31 


5) Die Durchſchnittspreiſe für dag Jahr 1860 ber 
rechnen fich aus dieſen Summen, wie folgt: 


für Redarkı. Schwarzutr. Jagſtir. Deusuk. MWürttemb 
Le. ke ke Mio MM 

Rechen 1640 17%0 1756 18% ı8 9 
Roggen 1259 349 12% 1 2 125 
Srfe . . . 1139 1249 1192 1358 129 
Weizen . . . 1742 17 9 1652 1659 175 
Dinkel -. » . 656. 64 6 32 6 40 6 51 
Einlorn*) .. — — 12390 13 14 18 14 12 


Haber 2.768 69 618 616 630 


»H Dieſes kommt gewöhnlich im Neckar⸗ und Schwarzwalbkreis 
unenthülst, im Donau- und Jagſtkreit gegerdt zu Markte. 


263 


Unter den einzelnen Getreivemärkten des Landes waren 
bie bedentendſten: 

1) Ulm mit einer Zufuhr von 132,947 Scheffel und 
einem Geldumſatz von 1,869,716 fl. 35 fr. und 

2) Biberach mit einer Zufuhr von 93,382 Scheffel und 
einem Geldumſatz von 1,369,489 fl. 49 Er. 

Der Naturalumfat auf viefen beiden Plägen beträgt 
20,2 °/ und der Geldumſatz auf benjelben 24,0 %/o der Ver⸗ 
kehrsſummen auf fämmtlihen anderen Märkten des Landes. 

Am-geringften dagegen waren bie abgejetsten Getreide- 
quantitäten auf den Schrannen zu Spaihingen, wo nur 
811 Ctr. um einen Preis von 9,743 fl. 30 Tr. und Waib- 
Lingen, wo nur 898 Sceffel um ven Preis von 7,225 fl. 
57 kr. abgeſetzt wurden. 

Auf folgenden 14 Getreidemärkten erfter Claſſe 
fand heuer ein Geldumſatz von wenigftens 300,000 fl. ftatt, 
namentlich auf ven Schrannen zu 

mit einem Naturalumfag von und einem Geldumſatz von 


. Scheffel. | fl. kr. 
1) Um . . . 132,947 1,869,716 35 
2) Biberah . . 93,382 1,369,489 49 
3) Ravensburg. 43,356 666,034 27 
4) Riedlingen . 40,870 576,938 14 
5) Geislingen . 43,922 546,024 4 
6) Walvfee . . 30,316 477,844 23 
7) Saulgau. . 22,253 464,732 53 
8) Hall . . . 26,150 422,538 38 
9). Heidenheim . 26,203 420,456 — 
10) Heilbronn . 48,158 419,626 50 
11) Mengen . . 26,590 363,148 58 
12) Rottweil . 43,902 362,202 11 
13) Tuttlingen . 24,522 326,720 25 
- 14) Reutlingen . 39,001%js 810,126 55 
"Bufammen 641,572°/s 8,595,600 22 


Es berechnet ſich fomit das auf diefen 14 Märkten um⸗ 
gefeßte Getreidequantum auf 59,5% und der Gelverlös dar⸗ 
aus auf 63,8 %/o oder auf mehr als die Hälfte der Berfehrs- 
jumme von ſämmtlichen Fruchtmärkten des Landes. 


264 


Auf folgenben 18 Fruchtmärkten zweiter Claſſe 
fodann mit einem jährlihen Gelvumfag :von wenigſtens 
100,000 fl., nämlich auf den Schrannen zu 


und einem 


mit einem 
Naturalumſatz von —— von 
Scheffel. fl. 
1) Calw 22,020 268,720 * 
2) Leuttirch . . 21,735 264,737 11 
3) Freunvenftabt . 16,718 241,891 52 
4) Ehingen 15,139 232,788 31 
5) Urad) 28,595 201,955 17 
6) Tübingen . 24,862 168,557 48 
7) Kirchheim . 12,697 164,056 — 
8) Göppingen . 9,022 159,838 55 
9) Buchau . : 9,824 156,559 27 
10) Bopfingen . 11,088 142,427 53 
11) Schramberg 10,280 140,857 34 
12) Sul; 9,451 140,333 12 
13) Winnenden 18,951 _ 138,364 22 
14) Aalen 10,930 136,415 39 
15) Ehingen 11,801 138,121 11 
16) Isny 8,238 118,536 16 
17) Wangen . 8,992 116,133 18 
18) Stuttgart Stadt 14,877 111,951 41 
wurde zuſammen ein Quan⸗ u 
tum von. . 264,220 Sail 


Getreide ungejegt und dafür eine Summe von 3,022,195 fl. 33 Er. 
alfo 24,6 %/o des geſammten Getreideverkehrs und 22,«%/o ber 
gefammten Berkehrsfummen umgefegt. 


Was die 34 übrigen Getreivemärkte dritter Claſſe an- 
belangt, veren Geldumfag die Summe von 100,000 fl. nicht 
erreichte, fo hatten viefelben zujammen einen Naturalumfat 
von 167,154 Scheffel und 1,864,415 fl. 38 Tr. (15,6°/o des 
gefammten Getreide- und 13,8°/o des geſammten Gelbumfages.) 


Bon den Märkten dieſer Claſſe kamen ber bon ber zweiten 
Claſſe am naͤchſen die Schrannen von 


Wi 


mit einem mit einem 
Raturalumfak von Geldumſatz von 
| Scheffel. . tr. 
1) Gmänd.. 6,965 97954 
2) Laupheim . . 7,397 96,438 52 
3) Oebringen . . 6,596 96,339 34 
4) Aulenvorf . . 5,761 95,806 34 
5) Schorndorf . . 5,576 92,717 36 
6) Nagold . . . 11,440%s 91,011 58 
7) Ochjenhaufen . 6,424 84,703 52 
8) Burzah . . . 7,353 82,739 57 
9) Altenftiig . . 8,492 78,609 9 
10) Badnang . . 10,205 78,222 39 
11) Ellwangen . . 7,319 74,867 34 


Was fodann den Verkehr In den einzelnen Getreide 
gattungen anbelangt, fo zeigte fich die Zufuhr an 

1) Kernen am erheblichften auf ven Schrannen zu Ulm 
(63,326 SchffL.), Biberady (51,346 Schffl.), Geislingen (22,574 
Schffl.), Ravensburg (28,276 Schffl.), Hall (20,528 Schffl.), 
Waldſee (19,794 Schffl.), Rieplingen (18,420 Schffl.), Heiden⸗ 
beim (15,154 Schffl.), Saulgau (14,130 Schffl.), Tuttlingen 
(12,504 Sceffel) u. ſ. w. 

Der Jahresmittelpreis dieſer Yruchtforte, welche übrigens 
heuer auf ven Märkten zu Wilpberg, Winnenden, Münfingen, 
Rottenburg und Metzingen gar nicht zum Verkauf kam, ftellte 
fih für das ganze Land auf 18 fl. 9 Er. und bewegte fidh 
zwiſchen 20 fl. 15 fr. (Heidenheim), 19 fL 37. kr. (Ulm), 
Friedrichshafen (19 fl. 2 fr.) und 14 fl. 46 fr. (Balingen) 
Weikersheim 15 fl. 5 fr. und Gmünd (15 fl. 43 fr.) 

2) Bom Roggen kam die größte Quantität zum Berlanf 
anf den Schramen zu Ulm (4,916 Scheffl.), Biberach (3,882 
Schffl.), Ellwangen (2,410 Schffl.), Hall (2,335 Schffl.), 
Weilersheim (1,328 Schffl.), Erolzheim (1,238 Schffl., Lent 
tirch (1,431 Schffl), Isny (1388 Schffl.) und Ravensburg 
(1,735 Scheffel). Auf 10 der befahrenen Fruchtmärkten wurde 
heuer gar kein Roggen verkauft. Der Yahresmittelpreis des 
Roggens berechnete ſich heuer auf 12 fl. 52 fr. Am höchſten 
ftellten fich die Preife für dieſe Fruchtgattung auf ven Märkten 


Nach diefer Ueberfiht ift bei dem Natnral-Umfag, 
welcher im Allgemeinen in den Jahren 18%/se faft immer im 
Zunehmen begriffen war, bie feit dieſem Jahre meiftens flattge- 
habte Abnahme auch heuer wieder bebeutend, indem das Jahr 1860 
faft den gleichen Stand wie das Jahr 1857 erreicht hat und 
hinter dem günftigften Jahre unferer 12jährigen Periode, dem 
Jahr 1856, um 6,5°/0 zurüditeht. Der Geld⸗Umſatz iſt dagegen 
nicht nur dem Vorjahre 1859, ſondern den 3 vorangegangenen 
Iahren (18°”/s) gegenüber namhaft geftiegen und fleht for 
gar dem Yahrgang 1856 nur noch ımı 2,6% .unb bem in 
biefer Beziehung günftigften Jahrgang unferer Periode, dem 
Jahr 1854, noch um 12,5 %o nad, und ift unter den 12 Jahr» 
gängen immer noch ber viert befte, indem er fi unmittelbar 
an die Jahrgänge 18°%/so anfchließt. 

Die Durchſchnittspreiſe ber Früchte, welche feit dem 
Jahre 1852 durch Divifion der auf den ſämmtlichen Schran- 
nen. erlösten Geldfummen mit ben entſprechenden Sruchtquan« 
titäten berechnet worben find, haben betragen per Scheffel: 

Kerun Roggen Gerſte Meien Dinkel aber 
ki Ak ki Mh 
1852 72 1597 1038 171 69 458 
1853 179 39 29 712 723 556 


8 


2: an RM Gefe Wein Dinkel Habe 
ke. E A Ei Ci fi 

1854 24 47 53 1186 Sb 94 739 
185 288 62 12 21 MM 89 69 
1565 19 — 34 051 25 72 57 
157 170 22 04 54 7— "65 
1858 1316 98 87 214 50 61 
1559 1348 859 102 316 52 618 
160 72 22 6 30 


54 1248 176 648 


TI. Bewegung der Frichtpreife. 


Behufs der Ermittlung der Bewegung der Fruchtpreife 
im Laufe des Jahres 1860 wurde, wie in friiheren Jahren, 
fo aud) heuer wieder eine Zufammenftellung der in der ſchwäbi⸗ 
hen Chronik je nach 14 Tagen veröffentlichten Ueberfichten 
über die Getreidepreiſe auf ven 18 bedeutendſten Fruchtmärk⸗ 
ten des Landes gefertigt, der wir folgendes entnehmen: 


Monatliche Durchſchnittopreiſe des Scheffels. 


Kernen Roggen Gerſte Dinkel Haber. 

Ki fl. fr. fl. ir. ke Mm 
Sanıır . . 511 14 1140 61 5.23 
Sebruar ... 1716 13 37 12 31 650 637 
Min... 1758. 37 331 78 72 
April . . » 17 46 1340 132 657 654 
Mi ..-.79 320% 27 64 63 
Juni... 173 13 17 1228 62 63 
Sıli . . . 182 13% 11 55 719363 
Ant . . 856 32 123 726 632 
September . 019 33 1397 74 76 
Str .. 06 43 1597 87 61 
Tovember . 0 A 392 .21 85 614 
Deembr . 82 37 1114 75 55 


Im Allgemeinen zeigten mithin die Durchfchnittspreife 
faft bei allen Sruchtgattungen ein ftetige8 Steigen verfelben 
und zwar: in der Weile, daß die Preiſe am Schluffe des 
Jahres denen von Monat Januar gegenüber um 3 fl. 118. 


Römiſche Alterthümer von Oehringen, entdeckt 1861. 


Bon Oberſtudienrath Stälin. 


Im Sommer 1861 brachte ter Eifenbahnban, eine Halbe 
Biertelftunde innerhalb des römifchen Limes, auf dem claffifchen 
Boden Dehringen’s, deſſen vielartige Dentmale and ver Rö- 
merzeit in den Jahren 1768. 1773 der hohenlohiſche Archivar 
Hanfelmann in Schrift nnd Bild barftellte, fehr merkwürdige 
römische Alterthümer ans Tagesliht und zwar nörbli von der 
Stadt, öftlih vom Bahnhof auf tem Gewande Walpreffen 
bei den oberen Bürgädern, deren Name ſchon auf alte Zeiten 
hinweist. 

In künftferifcher Behandlung zeichnen fi) darunter gegen- 
über anderen bei uns gefundenen Bildwerken vortheilhaft aus 
zwei Statuen der Minerva, in ihrer gewöhnlichen Darftellung 
mit dem Mebufenhaupt auf der Bruft, aus Sandftein. So 
gut fie jonft erhalten find, haben fi) leider Kopf und Arme 
nicht mehr vorgefunden und von dem je hinten, zur linken 
Seite der Göttin ſtehenden Scdilve find nur no Spuren 
vorhanden. An der Behandlung ver Gewanbung ift eine freie, 
leichte Ausführung zu rühmen. Bon der meift abgefchlagenen 
Fußinſchrift der einen, 3° 4 hohen Statue find nur noch bie 
Buchſtaben H.D. (Reft von IN. H. D. D., f. unten) erhalten; 
auf dem Sodel der andern, mit biefem 2° 9° hoben ftehen 
bie wohlerhaltenen Worte (derem zahlreiche Ligaturen wir im 
folgenden auflöfen): 


‚IN. H.D, D, YICGANIS AVREL.SI 
._GNVM. MINERVAE, .. 80, 
IMPENDIO, RESTITVIT, FAVS 

TIVS, FAVENTINVS, QVAESTOR 
LVPO. ET. MAXIMO. COS, 

D. i. In honorem divinde domus‘ foes Kaiferhaufes] Vicanis 
Aureliis etc. Wir lernen daraus‘, daß der Quäſtor Fanftius 
Faventinus den Bewohnern des Vicus Aufelius obiges Bild 
der. Minerva auf ſeine Koſten im J. 232 n;.Chr. wieder her⸗ 
geſtellt habe. Hiedurch. wird die röomiſche Geographie mit 
einem neuen Ortsnamen bereichert, mit Vicani Aurelii (Vicus 
Aurelius) als Bezeichmung der rbmiſchen Nieberlaffung in 
Oehringen. Zwar tduchten ſchon früher die drei Anfangsbuch⸗ 
ftaben auf, nemlich AVR auf einer Ziegelinfchrift (bei Hanjel- 
mann, Yortfegung des Beweiſes, wie weit der Roͤmer Macht 
u. ſ. mw ©.156), allein die richtige Deutung dieſer Buchftaben, 
welche man früher zu dem Worte rest AVRatum ergänzte und 
auf ein hieſiges Bad bezog, wurde eben erſt durch obigen 
Fund möglich. Ein eigenthümliches Zuſammentreffen iſt, daß 
Leichtlen (Schwaben unter den Römern S. 205) die erſte 
Silbe des römifchen Ortsnamens richtig errathen hat, wenn 
gleich auf erste falfche Boransfegung hin. Er glaubte nämlich die 
Kamen der Stabt Dehringen und des vorüberfließenden Flüß⸗ 
send Ohrn mit einem römiſchen in Verbindung bringen unb 
als ſolchen, für beides, das Wort Auriana aufftellen zu dürfen. 

Der jet fiher geftellte Vicus Aurelius bildet ein treffliches 
Beilpiel zu folgenden, Worten des Dio Caſſius (Römifche 
Geſchichte 7, 13): Antoninus [Marcus Aurelius Antoninus, 
gewöhnlid genanııt Seracalla;.reg. 211-217 n. Chr.) befahl bei 
einem Üeldzuge gegen Die Alamannen überall, wo er einen 
Buntt fand, weicher fi zu einer Niederlaſſung eignete: daß 
daſelbſt eine Byrg*) gebaut werde und nannte die Orte nach 
feinem Namen, ohne daß füh die Eingeborenen widerfegten.“ 
ALS genannt nach diefem Kaifer war Civitas Aurelia Aquensis 
h. » T. Baden⸗Baden ſchon feit längerer Zeit bekannt. 





*) Das iſt ein mit Ringmauern befetigter Poſten. Krieg 
Geſchichte der Militärardhiteltur 15. 
hett. Iahrb. 1860. 18 Heft. 18 


‚276 


Göttin fchreiten zwei Pferde linkwärts von ihr und fcheinen 
auch rechtwärts auf der meift abgebrochenen Stelle zwei Pferde 
gefchritten zu fein; Hautrelief 2° 31/s hoch, 2° breit. Ein 
Genius, über den Rüden ven Mantel gefchlagen, mit einem 
nur dem Anſatz nad noch erhaltenen Füllhorn in der Hand; 
Torjo, ohne Kopf, Beine und ben größten Theil ver Arme, 
2 hoch. Don Bronze wurde gefunden der Kopf der Minerva 
mit befonders ſchöner Ausführung des Helmes, Naſe abge- 
Schlagen, 4 4 body. Sonft noch wurden entvedt Thongeräthe 
aller Art, Waffen, einige Münzen, lettere von K. Befpafianus 
(xeg. feit. 69 n. Chr.) bis K. Severus Alerander (T 235). 
Die trefflihe Yürforge des Bauinjpeftors Dafer, Des 
Ingenieurs Ebert, des: Direktors Albrecht und des Brofeffors 
Boger, ſämmtlich in Oehringen, trug das ihrige bei, ven Fund 
‚zu würbigen, zu beleuchten und bie fichere Verſendung an die 
‚Königliche Alterthümerſammlung in Stuttgart, zu deren Zierde 
derſelbe jet gehört, zu vermitteln. Wiſſenſchaftlich abgehandelt 
bat ihn Mommfen im Arhäologifhen Anzeiger. Zur ardhäo- 
logiihen Zeitung, Jahrg. 18. Nr. 154. 155. Oftober und 
Nov. 1861. Sp. 229*—232*, 


Mürttembergifche Literatur vom Jahre 1860. 
| Bon Oberſtudienrath v. Stälin. 


Mürttembergifche Jahrbücher für vaterländiſche Geſchichte, Geo⸗ 
graphie, Statiftil und Topographie. . Herausgegeben von dem königl. 
ſtatiſtiſch⸗ ropographiſchen Bureau. Jahrgang 1858. Heft 1 und 2. 
1860. Aue in Stuttgart. 8. | 

Wurttembergiſche Volksbibliothek. Abtheilung 2. Bilder, Sa- 
gen und Gejchichten aus Württemberg. Banb 3. Aud mit bem 
Zitel: Bilder, Sagen und Geſchichten aus Württemberg. Band 1. 
Stuttgart 1860. Schaber. 8. 


Bad, Heint., Hauptmann, Geognoftiihe Karte von Wurtiem- 


berg, Baden und Hohenzollern bearbeitet im Maßftab 000 000 


der natürlichen Größe. Stuttgart, Mebler 1860. Folio. 


Albert, Lubw., Straßenbaninipeftor a. D., Württemberg und 
Hohenzollern. Höhenpunkte und Höhenvergleihungen ber Berge, 
Schlöſſer, Städte, Dörfer, Gewäfler und Gebirgsauffagerungen: 
Cannſtatt, Bosheuyer, 1860. 8. 


Medicinisches Eorrefpondenzblatt des württembergiſchen ärzt⸗ 
lichen Bereins. Aus Auftrag befielben herausgegeben von den DD. 
®. Duvernoy, D. Köflin, I. Reuß in Stuttgart. Bd. R. 
Stuttgart, Carl Erhard 1860. 4. 


Köhler, R., Prof., das gefunde und Franke Leben in ber Stabt 
Tübingen, Rebe bei ber -alademifchen Feier bes Geburtofeſtes bes 
Könige. Tübingen, 1860. Laupp. 8. 


Sahreshefte des Vereins für vaterlänbifche Naturkunde in Würt- 


278 


temberg. Herausgegeben von beffen Redaktionscommiſſion 9. v. 
Mohl, H. v. Fehling, DO. Fraas, $ Krauß, ®. Menzel. 
Jahrgang 16. Stuttgart, Ebner und Seubert, 1860. 8. 

Epting, Earl Herrmann, Babearzt in Teinach und Arzt zu 
Calw, das königliche Bad Teinach, medicinifch- und topographiich- 
hiſtoriſch dargeſtellt. Stuttgart, Quad 1860. 8. 

Wildbad und feine Umgebungen. Neuefte Bejchreibung ber 
Schwarzwaldbäder Wildbad, Teinach, Liebenzell und Umgegend. 3. 
verniehrte Aufl. Shittgart und! Wilvbad, Sonnewald. 18608. 

Wildbad. Les bains de Wildbad, Teinach , ‚Liebenzell et ses 
environs. D’aprös’ l’Aemand avec ‘une pröface pur Philaröte Chas- 
les. Stuttgart et Wildbad 1860. 8. 


Iahresherichte ber Hanbels- und Gewerbefammern in Württem- 
berg für: bas' Jahr 1859. Stuttgart, Blum und Vogel 1860. 8. 


Kißling, Hein. Konr., Gewerbe⸗ und Handels · Adreßzbuch 
des Königreichs Württemberg. 2. Aufl. Stuttgart, Beck 1860. 8. 


Wegweiſer für das Königreich Württemberg. Ein nügliches 
Hanbiug für alle Gewerbtreibenbe ꝛe. Stuttgart. Im Seiöfiverlag 
bes Berfaffers. 1860. 8. 

. Single, Chrn., Abbildungen ber vorzüglichſten und hauptſäch⸗ 
Kicftgn Traubenſorten Württembergs. Im Auftrag der K. Würt- 
tembergiſchen Eentraiftelle für bie andwirthſchaft heransgegeben. 
Stuttgart, Ebner und Seubert 1860. 4. 


Fraas, Oscar, Conſervator am K. Natnraliencabinet in Stutt⸗ 


gart, die nutzbaren Minerale Wuürttembergs. Stuttgart. Ebner 
uud Seubert. 1860. 8.. 


Beſchreibung bes Oberamts Calw. Herausgegeben von dem 
8. ſtatiſtiſch⸗ topographiſchen Bureau. 1860. Aue in Stuttgart. 8. 


Beſhchreibung des Oberauits Neuenbürg. Hexausgegeben von 
dem E. ſtatiſtiſch⸗ to pographiſchen Bureau. 1860. Aue in Stutt⸗ 
gart. 8. 

»- Keller, Ebnarb, ber. Hohenſtaufen und feine Feruſicht hißoriſch 
und topographiſch bearbeitet. Göppingen, Stoz 1860. 12. 

Pleibel, A. L., Hohenſtaufen und sehen ai den Une 

gebungen, Urach, Cuiiu 1860, 8. 


⸗ 


27% 


Bleidel, U. L., Reutlingen mit feinen Umgebungen, Lichten- 
Rein — Tübingen — Hohenzollern. Reutlingen, Palm 1860. 8 

Gutachten des Gewerbe-Bereins über die Erbauung eier Ger 
werbe- und Güterhalle in Stuttgart im April 1860. Stuttgart, 
Gebrudt bei Hering und Comp. 8. 


Braun und Epple, Stabtyolizeiamts - Aſfiſtenten, Adreß⸗ 
Kalender für die K. Haupt⸗ und Reſidenzſtadt Stuttgart auf das 
Jahr 1860. Stuttgart, Sprandel. 8. 

Hochſtetter, Wilh., königl. Univerfitäts-Gärtner, Wegweiſer 
durch den botaniſchen Garten der königl. Univerſität Tübingen. 
Tübingen, Rieder 1860. kl. 8. 


Adreßbuch für die K. Württembergiſche Kreishauptfladt und 
Bundesfeſtung Ulm und die K. Baieriſche Stadt Nen⸗Ulm. Um. 
1860. Krick. 8. 


Dillenius, 5% 3, Dekan in Weinsberg a. D., Weins⸗ 
berg, vormals freie Reichs⸗, jetzt württembergifche Oberamteſtadt. 
Stuttgart. Commiſfions⸗Verlag von Nitzſchke. 1860. 8. 


Moll, Atb., und Pleibel, A. L. die ſchwäbiſche Alb. Eine 
Schilderung ihrer ſchönſten und intereffanteften Puhlte Mit 14 
lithographiſchen Anfichten von Eb. Emminger, C. Shader und 
3. Wölffle. Urach, Eälius 1860. quer Folio. 

Schönhnth, Ottmar F. H., Pfarrer in Ebelfingen, die Bur⸗ 
gen, Klöfter, Kirchen und Kapellen Württembergs und ber Preitfiich- 
Hohenzolleriſchen Landestheile mit ihren Gejchichten, Sagen und 
Mährchen. Unter Mitwirkung vaterländiſcher Schriftfteller dargeftellt. 
Yand 1-I, Stuttgart. 1860. Fiſchhaber. U. 8. 


Die vaterländifche Gefchichte in der hohen Karlsichule. Nach 
Friedr. Schillers Collegienheft herausgegeben durch ben Sohn 
eines Karlsſchüulers und Freund Schillers. Stuttgart, Bed 1860. 8. 
(Abbrud ans ber württembergiſchen Vollsbibliothek Abtheilung 2. 
Ad. 2. ſſ. Fahrg. 1859], derſelbe Sag in verſchiedenem Format.) - 

Archiv für Hohenlohiſche Geſchichte. Herausgegeben von Joſ. 
Albrecht, fürftl. hohenloh. Domainen-Direktor. Band 1. Dehrin- 
gen. Drud. ber Baumann’ihen Officin. 13571860. 4. 

Haßler, Konz. Dietr., Prof. in Ulm, das alemannifche Todtenfeld 
bei Ulm. Beſchrieben und erläutert. Mit 5 Steindrndtafeln und Holz« 
fchnitten. Ulm, 1860. Drud ber Wagner'ſchen Buchdruckerei. 4. 


280 


Hafler, K. D., Prof. in Um, bie Beziehungen Guſtav 
Adolphs zu der Reichoſabt Um. Ulm 1860. Druck der Wegnerſchen 
Buchdruckerei. 4. 


Braun, Ludw., Pfarrer in Großheppach, Graf Wolf von 
Hohenlohe⸗Neuenſtein als Kriegsheld und als Chriſt. Eine Bolls⸗ 
ſchrift. Stuttgart, Belſer 1860. 8. 

Knapp, Albert, Stadtpfarrer in Stuttgart, Leben von Ludw. 
SHofader, weil. Pfarrer zu Rielingshaufen. 3. von neuem burchge- 
fehene und vermehrte Ausgabe. Heidelberg, 1860. Winter. 8. 


Denner, 3ob., + Pfarrer in Malmsheim, das Leben des würt⸗ 
tembergiſchen Pfarrers — —, von ihm felbft beichrieben. Heraus⸗ 
gegeben von Dr. Heinr. Merz. Hamburg 1860. Agentur bes rauhen 
Haufes. 12. 

Keller, Adelbert v., Prof. in Tübingen, Nachleje zur Schiller- 
literatur als Feftgruß der Univerfität Tübingen zum 400. Jahrestag 
ber Stiftung der Univerfität Bafel. Tübingen, gebrudt bei nes. 
1860. 4. 

» Wildermuth, Dttilie Augufte [Eifenlohr ]. Ein Lebensbild. 
3. Aufl. Stuttgart, Krabbe 1860. kl. 8. 

Elſäſſer, Alex., Gabriel Adler, weil. Bezirksrabbiner in 

Oberdorf ein Lichtbild. Eflingen, Weychardt 1860. 8. 


Keim, Theod., Dr. Brofeffor in Züri), Reformationsblätter 
ber Reichsſtadt Eßlingen. Rah ben Quellen. Eßlingen, 1860. 
Weychardt. 8. 


Keim, Theod., Profeſſor in Zürih, Ambrofins Blarer, der 
ſchwäbiſche Reformator. Stuttgart, Belſer 1860. 8. 

Helfer Lamparter und Miſſionär Hebich in Ulm. 1. Offener 
Brief an ben Rebalteur ber Ulmer Schnellpoft von Präceptor Werner. 
2. Ein Wort an Freund und Feind von Dav. Hammer Ulm 
1860. Gebrudt bei Sellmer. 8. 


Shwäbiihe Familien⸗Chronik. Baterländiſche Novellen, Sagen 
und Geſchichten. Herausgegeben von Dr. Th. Griefinger. Iahr- 
gang 1860. Band 1 und 2, Stuttgart, Erpebition. 4 


281 


Regierungs- Blatt für das Königreich Württemberg wom Jahr 
1860, Stuttgart, Haſſelbrink. 4. 

Zais, E., Oberamtmann in Spaidingen, Betradhtungen und 
Vorſchläge zur Reform der Gemeinde-Berfaffung in Württemberg. 
Spaichingen, Kupferſchmied 1860. 8. 

Anträge zur Umgeflaltung der Gewerbe-Orbitung des König- 
veihs Württemberg, geftellt von ber Centralftelle flir Gewerbe und 
Handel. Stuttgart, Metler 1860. 8 

Friſch, Fried, Schultheiß in Unterheimbach, Amts-Kalender 
für Kanzleien, insbejondere für Ortsvorſteher, Rathsſchreiber und 
Ortsftenerbeamte des Königreichs Württemberg auf das Fahr 1861. 
Sahrgang I. Stuttgart, Neff. Folio. 

Taggelber und Gebühren der Amtsförperfchafts «und Gemeinde- 
diener nad dem neneften Stande der Gejeßgebung bes Königreichs 
Württemberg. Stuttgart 1860. In Commiffion bei Haußmann. 8. 


Gebühren-Regulativ nad) dem neueften Stande der Gejeßgebung 
bes Königreichs Württemberg. Etuttgart 1860. In Commilfion 
bei Haufmann. 8. 


Handbuch für die Württembergiihen Bürger in gemeinfaßticher 
Darftelung der beftehenden Geſetze und Verorbnungen. Stuttgart 
1860. In ECommiffton bei Ambader. 8. 


Der württembergiſche Secretär. Ein praftifches Handbuch über 
Brivat-, Geſchäfts⸗ und Gerichtsverhältniffe des württembergiſchen 
Bürgers. Rechtlicher Theil von Rechtsconfulent Lautenſchlager. 
Geſchäftlicher Theil von Louis Schmid, Borftand einer Hanbels- 
ſchule in Stuttgart. Stuttgart 1860. Mäntler. 8. 


Württembergifhes Archiv für Recht und Nechtsverwaltung mit 
Einfluß der Adminiſtrativ⸗Juſtiz. Herausgegeben von F. Ph. F. 
Kübel, Oberjuftizrath, und E. O. C. Sarwey, Rechtsconſulent. 
Band 3. Stuttgart 1860. Cotta's Erben. 8. 

Zeitſchrift für Rechtspflege in Württemberg. Herausgegeben von 
Rechtsconſulent Neuffer in Reutlingen. Band 2. Reutlingen 
1860. Eunßlin und Laiblin. 8. 

Stein, A. H., Handbuch des württembergiſchen Erbrechtes. 
Neu bearbeitet von F. v. Kübel, Bice-Direltor. Stuttgart 1860. 
Steinfopf. 8. 

Fecht, H. A, Dberamtsrichter in Langenburg, das Eoncurs- 


Berfahren in Württemberg. Bearbeitet in Zujägen zu Dr. 9. v. 
Bayer's Theorie des Koncursprozeffes nach gemeinem Rechte. 
Stuttgart, Nitzſchke, 1860. 8. 

Ellinger, S., Rechtsconfulent in Mergentheim, Gefege und 
Berorbnnungen über bas im Königreih Württemberg bei ben Eibes- 
leiftungen der Iſraeliten zu beobacdhtende Verfahren. Diergentheim, 
Ellinger 1860. 8. 

Auserlejene Civil⸗Rechtsſprüche der höheren Gerichtsfiellen in 
Württemberg. Herausgegeben von Theodor Tafel und Hopfen- 
gärtner. Band 4, Heft 2. Stuttgart, Sindemann 1860. 8. 


Süskind, & A., Pfarrer in Darmsheim, und Werner, G., 
Pfarrer in Stammheim, Repertorium ber evangelifhen Kirchengeſetze 


in Württemberg. Theil 4. Stuttgart, Nitfchle. 1860. 8. (noch 
unvollendet.) 


Das jühgfte Syuobdal-Ausichreiben, betreffend das Auftreten 
methobiftifher Sendboten in Württemberg. Ludwigsburg, Riehm 
1860. 8. 


Wuürttembergiſches Geſangbuch. Neu aufgelegt, und genau ab- 
gedruckt nach der Ausgabe von 1779. Stuttgart, Berlag ber evangel. 
Bücherftiftung, 1860. 8. 

Süstind, ©. A., Pfarrer in Darmsheim, und Werner, G. 
Pfarrer in Stammheim, Handbuch der wärttembergiichen Ehe⸗Geſetze 
nad dem proteftantiihen und katholiſchen Recht. II. Das kird- 
liche Aufgebot. Stuttgart, Nigfchle 1860. 8. 

Drei Fragen über das Eoncorbat. Ein Vortrag. Stuttgart, 
Greiner. 1860. 8. 


Hofader, Earl, Director, v., das württembergifche Concordat, 
bejonderer Abdrud der im ſchwäbiſchen Merkur vom 10. September 
bis 26. Dftober 1859 erichienenen Artikel mit Berichtigungen uub 
Zufägen. Stuttgart, Steinfopf. 1860. 8. 


Hofader, Carl, Director, v., letztes Wort über das wärt- 
tembergifhe Concordat mit befonderer Rüdfiht auf bie bevorſtehende 
ftändifche Berathung. Stuttgart, im December 1860. Steinkopf. 8. 

Paulus, DH, Woher und Wohin? ober das Koncorbat. 
Ludwigsburg. Riehm. 1860. 8. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Aufl. 


Plant, Karl, Abgeprbneter, das württemkergiiche Concordat 


datgeſtelft· in Teiiten Beziehnngen zu Oeſtreich, Fraukteich ui ber 
badiſchen Geſetgebuns vom 9. Oktober 1860. Stutigert, Opel. 
1860. 8; 


Wrohr, Kendolph, die Convention ber wurttembergiſhen Re⸗ 
gierung mit dem päbſtlichen Stuhle. Bericht für die ſtaatsrechtliche 
Commiſſion der Kammer der Abgeordneten. Stuttgart, Mebler. 
1860.: 8 


Sarmwey, Otto, Dr., das württembergiſche Concordat. Be: 
richt für bie Minderheit ber ſtaatsrechtlichen Commilfion ber Kam⸗ 
mer der Abgeordneten. Stuttgart, Metzler. 1860. 8. 


Schott, Sigmund, Rechtskonſulent, Württemberg und ber 
Pabf. Stuttgart, Göpel. 1860. 8. 


Bölter, Ludw., Pfarrer in Zuffenhaufen, was geht uns das 
Concordat an? 4. Aufl. Stuttgart, Greiner. 1860. 8. 


Wächter, Oskar, Rechtsconſulent, Württemberg und Kom 
vor 300 Jahren. Stuttgart, 1860. Steintopf. 8. 


Wolb ach, Chrph. Leonh. v., vor dem Oberbürgermeiſter in Ulm, 
die "Vereinbarung der K. Württ. Staatsregierung mit der pabſtlichen 
Curie vom Jahre 1857. Ulm, 1860, Nübling. 8. 


Baur, Ferd. Chr., die Tübinger Schule und ihre Stellung zur 
Gegenwart. 2. vermehrte Aufl. Tübingen, Fues 1860. 8. 

Sechstes Zuwachsverzeichniß ‚ber königl. Univerfitätsbibfiorhet 
zu Tübingen vom 1. Juli 1858 bis 30. Juni 1859. Tübingen 
1860. 8. 


Nachtrag zum Katalogen der Bibliothef der K. Württ. Central- 
ftelle für Gewerbe und Handel von 1857. Stuttgart. Drud von 
Lauz, 1860. 8. 


Arand, v., Regiftrator, und Färber, Canzliſt, ſtatiſtiſches 
Handbuch fiber die Kath. Volksſchulen Württembergs. Stuttgart, 
1860. Quack. 8. 


Amts-Blatt der königl. württembergiihen Oberfinanzlammer, 
Domänendireltion und Forfidiveftion. Jahrgang 1860. Stuttgart. 
Drud von Cotta’8 Erben. 4. 

Amts-Blatt der k. württ. Berlehrsanftalten. Jahrgang 1860. 
Stuttgart. Drud von Cotta's Erben. 4. 


Amts-Dlatt des k. württ. Steuer-Collegiums vom 1. Januar 


DA 
bis 31. December 1860, Stuttgart. Drud ber Buchbruderei von 
Rümelin 1861. 4. 

Wahl, J. A, Bataillons-Onartiermeifter, Borfhläge zu Re 
formen in ber württ. Staats⸗Finanzverwaltung. Stutigart, Meter. 
4860. 8. 


Shall, W., Kriegsrath, die militäriſchen Strafgeſetze für bie 
K. Wiürttembergifhen Truppen vom 20. Zuli 1818, mit ben die⸗ 
jelben abändernden ober ergänzenden Gefeten. Stuttgart, Metzler 
1860. 8. 

K. Mint: Rriegeminifterium. Berorbnungsblatt für das Jahr 
1859. 1. Thl. Normalbeftimmungen. 2. Thl. Perfonalangelegen- 
heiten. (Be Jahrg. 1859 nachzutragen] Desgleihen Jahrg. 1860. 8. 

Militärhandbuch bes Königr. Württemberg. Amtliche Ausgabe. 
Stuttgart. Gebrudt bei Hering und Comp. 1860. 8. 

Hörner, E., Oberlieutenant, Schießſchule für Sufanterie. 
Ludwigsburg, Nenbert. 1860. 8. 
Mauch, Major v., bie Ausbildung ber Kompagnie im Feld⸗ 
bienft. 1860. Aue in Stuttgart. 12. 


Verhandlungen bes Vereins für Kunf und Alterthum in Ulm 
und Oberſchwaben. 13 Veröffentlichung. 12. Bericht. Der größeren 
Hefte 8. Folge. Ulm, Stettin 1860. 4. 


Württembergifche 
Sabrbücer 
für 


voterländifche Gefchichte, Geographie, Statiftik und 
Eopographic. 


Herausgegeben 


von dem königl. ftatiftifh-topographifhen Burean. 


Sahrgang 1860. Zweites Heft. 


1861. 


Berlag von Karl Aue in Stuttgart. 
(ran; Röhler’s Buchhandlung.) 


RL 


bie 3. December 1860, Stuttgart.. Drud der Buchdruckerei von 
Rümelin 1861. 4. 

Wahl, 3.9. Bataillon-Onartiermeifter, Vorichläge zu Re- 
formen in ber wärtt. Staats-Finanzverwaltung. Stuttgart, Metzler. 
1860. 8. 


Schall, W., Kriegsrath, die militärifhen Strafgefee für bie 
K. Wirttembergifhen Truppen vom 20. Juli 1818, mit den bie 
felben abändernden ober ergänzenden Gefegen. Stuttgart, Megler 
1860. 8. 

AR. Mitt Ariegsminiſterium. Verordnungsblatt für das Jahr 
1859. 1. Thl. Normalbeſtimmungen. 2. Thl. Perſonalangelegen⸗ 
heiten. (Be Jahrg. 1859 nachzutragen] Desgleichen Jahrg. 1860. 8. 

Militärhandbuch des Königr. Württemberg. Amtliche Ausgabe. 
Stuttgart. Gebrudt bei Hering und Comp. 1860. 8. 

Hörner, €, Oberlientenant, Schießſchule für Iufanterie. 
Ludwigsburg, Neubert. 1860. 8. 

Mauch, Major v., bie Ausbildung der Kompagnie im Feld⸗ 
dienft. 1860. Aue in Stuttgart, 12. 


Verhandlungen bes Vereins für Kunſt und Alterthum in Ulm 
und Oberfchwaben. 13 Beröffentlidung. 12. Bericht. Der größeren 
Hefte 8. Folge. Ulm, Stettin 1860. 4. 


Württembergifche 
Ssabrbücer 
für 


vaterländifche Geſchichte, Geographie, Statiftik und 
Eopographie. 


Herausgegeben 


von dem königl. ftatiftifh-topographiihen Bureau. 


Sahrgang 1860. Zweites Heft. 


1861. 


Berlag von Karl Aue in Stuttgart. 
(Kranz Möhler’s Buhhandiung.) 


Druck von Blum und Bogel in Stuttgart, 


Fu Er Be Lan 


Inhalt. 


Abhandlungen. 


Seite 
Unterſuchungen über die Bertheilung bes landwirthſchaftlich benützten Grund⸗ 
Eigenthums in Württemberggg. 1 
Zuſammenſtellung der bei den jährlichen Steuerumlagen zu Grund gelegten 
Kataſterſummen ſeit 1826. - oo ee een. 0. 64 
Beiträge zur Statiftil der evangelifchen Kirche in Württemberg. Bon Finanz 
Rath Dr. Zeller. - - 2 2... 000.0. .o..65 
Statiſtik eines altwürttembergifchen Dorfes vor 70 Jahren und it. . . 9 


Drud von Blum unb Bogel in Stutigart, 


Inhalt. 


Abhandlungen. 
Seite 
Unterſuchungen über die Vertheilung des landwirthſchaftlich benützten Grund⸗ 
Eigenthums in Württembergg.... 1 


Zufammenftellung der bei ben jährlichen Steuerumlagen zu Grund gelegten 
Ratafterfummen feit 1826. 2 2 0 0 en en 664 

Beiträge zur Statiftil der evangelifchen Kirche in Württemberg. Bon Finanz⸗ 
Rath Dr. Zeller. -» » 2 2 20. 0.0. oe... 6 

GStatiftil eines altwürttembergiichen Dorfes | bor 70 Yaßren m und ieht, ..9 


Unterfuchungen über die Bertheilung des land- 
wirthſchaftlich benützten Grundeigenthums in 
Württemberg. 


Während über verfchiedene Theile der landwirthſchaft⸗ 
lihen Statiftit in Württemberg, insbefondere über die Ber 
nützung des Bodens nad Kulturarten, den DViehfland, die 
Erndteergebniffe u. f. mw. fehr wertboolle Grundlagen und 
Materialien vorhanden find, ift zur Löſung ber focial und 
ſtatiſtiſch wichtigſten Fragen über die Bertheilung des Grund- 
eigenthbums nah der Zahl ver Befiter und der Größe ihrer 
Antheile bis jegt nur ein erfter Schritt gethan worden. Es 
geſchah diefer Durch die im Juli 1857 erfolgte Aufnahme der 
Zahl der Grundeigenthümer, deren Ergebnifie im erften Heft 
des Jahrgangs 1857 viefer Blätter Seite 85—106, und ber 
ſonders in ben beigegebenen Tabellen veröffentlicht worden 
find. Als das Hauptrefultat läßt fi in der Kürze bezeichnen, 
daß damals 

718 Eigenthümer von mehr als. . . . 200 Morgen, 


2895 n von 100—200 n 
11721 " " 50—100 " 
16795 " " 30—50 n 
61098 " " 10—30 " 
173243 " n 5—10 n 

283124 „ weniger als 5 n 


zufammen 449594 Eigenthümer im Lande gezählt wurden. 
Württ, Jahrb. 1860. 28 Heft. 1 


Wie fohon in der erwähnten Abhandlung diefer Jahr⸗ 
bücher (S. 86.) zugegeben, und in der werthuollen Zuſammen⸗ 
ftelung der Ergebniffe der landwirthſchaftlichen Statiftil im 
Württemberg von Finanzrath Zeller (f. Vorlagen ver land» 
wirthfchaftlihen Abtheilung des dritten Kongreſſes deutjcher 
Volkswirthe Berlin 1860) gezeigt worten ift, haben jene Zahlen 
bei näherem Eingehen auf die Sadye den großen Werth nicht, 
den fie auf den erften Anblid zu haben fcheinen. 

Es wurden nämlich bei jener Aufnahme nur aus den 
Güter und Steuerbüchern der einzelnen Gemeinben bie Eigen- 
thümer nad der Größe ihres Beſitzthums in der einzelnen 
Gemeinde ohne alle Rüdficht darauf gezählt, ob dieſelben auch 
in andern Gemeinden begütert find. So find denn fehr viele 
Grundeigenthümer doppelt und mehrfad) gezählt, ohne daß fid) 
eine Grenze beftimmen läßt, wie weit dieß greifen mag. In 
Folge hievon ift aber nicht nur die Zahl der Grunbeigen» 
thümer ſelbſt zu hoch, ſondern auch innerhalb ver einzelnen 
Abftufungen nad) der Größe des Befiges ergeben ſich ganz 
unzuverläffige Grundlagen. Wenn 3. B. ein Lanbwirth auf 
der Markung feiner Gemeinde 4 Morgen Feld befitt und 
dabei auf zwei angrenzenden Marfungen je Einen Morgen, 
fo würde er unter die Eigenthümer von 5—10 Morgen fallen; 
ftatt defjen ift er dreimal als Eigenthümer von weniger als 
5 Morgen gezählt worden. Ebenjo kann ein arrondirtes Gut 
von 500 Morgen mit 300 Morgen auf der Marlung ber 
Gemeinde A, mit 150 auf der Markung B, mit 40 auf der 
Markung C, mit 10 auf der Markung D liegen, und ift dann 
in 4 Rubrifen als ein Eigentbum von mehr ald 200 M,, 
von 100-200, von 30—50, von 5—10 aufgezählt worden. 
Der Staat, der wohl auf zwei Dritttheilen, wo nicht drei 
Biertheilen der Gemeindemarkungen in irgend einer Form 
landwirthfchaftlih benüttes Grundeigenthum befitt, ift ohne 
Zweifel 12—1500 mal aufgezählt. Die Hoffammer, vie Stan» 
desherren wohl je 10—50 mal. Andererſeits exfcheint ein 
Gemeindebefig von 250 Morgen, der vielleicht in 400 Bürger- 
theilen vergeben oder verpachtet ift, oder eine von allen Bürgern, 
oder von den Kealberechtigten benütte Gemeinwaide mit ven 


8 


Gütern über 200 Morgen, die eine Ianbwirthichaftlich benützte 
Einheit bilden, ohne Unterfheidung aufgezählt. Da ferner 
nur die Zahl der Eigenthümer nad) beftimmten Abftufungen 
der Grbfe ihres Befites erhoben wurde, nicht aber das Areal, 
das fie zufammen befigen, fo weiß man, wenn 3. B. in einer 
Gemeinde 15 Eigenthümer von 10-80 Morgen gezählt wur« 
den, nicht, ob auf den Einzelnen ein Beſitz von 11 oder von 
29 Morgen fällt, ob fie zufammen ein Sechstheil, ein Vier- 
theil ober die Hälfte ihrer Markung befißen. Durch dieſe 
Erwägungen verflücdhtigt fih der Werth der ftatiftifchen Er⸗ 
bebungen von 1857 fo fehr, daß man am Ende auffer den 
längft befannten Thatfachen, daß es in Württemberg fehr viele 
und eben darum auch ſehr viele Heine Grunpbefiter gibt, 
und daß fi diefe vorzugsweife in ten altwürttembergifchen 
Lanbestheilen und in ben Gegenven des Weinhaus finven, 
faum irgend ein greifbared® und unzweifelhaftes ſtatiſtiſches 
Reſultat in den Händen zu behalten ſcheint. 

Ein zuverläffiges Mittel, um Licht in dieſes Dunkel zu 
bringen und die gerade in Württemberg beſonders interefjante 
und praktiſch⸗wichtige Yrage über die Bertheilung des Grund» 
befiße8 in befriedigender Weife zu beantworten, kann wohl 
auf keinem andern Wege gefunvden werben, al® durch eine 
erneuerte, genauere, alle jene Berhältnife voraus in’8 Auge 
faflende Statiftifche Aufnahme. Diefelbe müßte eine individuelle 
fein, d. h. es müßten in jeder Gemeinde die einzelnen Befiger 
mit beftimmter Angabe ihres Grundbeſitzes aufgezählt, vie 
Ausmärker einzeln an ihre betreffenden Gemeinden übergeben 
and bier deren gefammter Beſitz zuſammengerechnet werben. 
Der Staat, die Corporationen, die Stiftungen, die Pfarr⸗ 
und Schulgüter, die flanvesherrlihen und ritterfchaftlichen 
Güter, die Gemeindewaiden, bie parcellirt verpachteten oder 
an die Bürger vertheilten Felder müßten abgefondert aufge- 
zählt werden. Es wären wohl auch aus ven Unterpfanvs- 
büchern die auf den Gütern ruhenden Schulden zu erheben 
und wohl nody auf den einen oder andern befonvern Umftand 
Küdfiht zu nehmen. 

Sp wünſchenswerth eine ſolche ftatiftifche Erhebung wäre, 

1 * 


4 


fo ſchwierig und umſtändlich würde fie auch fen. Sie wäre 
wohl auch ohne bejondere Maßregeln ver Controle. und ohne 
Ausjegung von Belohnungen aus Stantsmitteln für den auſſer⸗ 
orbentlihen bamit verbundenen Zeitaufwand ber Gemeinde: 
beamten faum in befriedigender Weife ausführbar. So lange 
nicht ein unmittelbarer praftifcher Anlaß hiezu vorliegt, wie 
er etwa in einem wichtigen, dieſe Berhältniffe betreffenven 
Geſetzesentwurf der K. Staatsregierung läge, wird wohl an 
bie Erreichung jenes Zieles noch nicht gedacht werben können. 
Da. nun jedenfalls vorerft biezu feine Ausſicht vorhanden ift, 
fo ſcheint nichts übrig zu bleiben, al8 die Aufbellung bes 
über diefer Seite der landwirthſchaftlichen Statiftit noch ruhen⸗ 
den Dunkels dur das allein zuverläffige Mittel einer neuen 
ftatiftifhen Aufnahme einer jpäteren Zeit vorzubehalten. 

. Mater diefen Umftänden ſchien es aber wenigſtens eines 
Berfuches werth zu jeyn, die Ergebniffe der Aufnahme von 
1857 einer erneuerten ftatiftiichen Bearbeitung zu unterftellen, 
durch, Beiziehung von anderweitigem befannten Material, durd 
eingehendes Vergleichen der eingelaufenen Tabellen ber ein- 
zelnen Gemeinden und Oberämter, durch Anwendung von 
jener Gattung von Wahrfcheinlichkeits-Rechnungen, wie fie bei 
ftatiftifchen Arbeiten üblich, ja unvermeidlich ift, in bie Be—⸗ 
deutung ber gewonnenen Zahlen tiefer einzubringen, gemifle 
Anhaltspunkte zu fuchen, durch welche das, was die Zahlen 
ganz unbeftimmt laffen, in engere Grenzen eingefchränft wird, 
und fo doch zulett zu Nefultaten zu gelangen, die, wenn fie 
auch nicht direct auf den Werth ftatiftiicher Thatſachen An⸗ 
ipruc machen, doch mehr oder weniger ſich zu demjenigen 
Grave annähernver Nichtigkeit erheben dürften, ver bei ber 
ftatiftifchen Behandlung allgemeiner Fragen aus dem volks⸗ 
wirtbfchaftlichen und focial-politiihen Gebiete überhaupt nur 
felten und unter befonders günftigen Bedingungen überfchritten 
zu werben pflegt. 


J. 

Die Grundlagen einer weiteren ſtatiſtiſchen Behandlung des 
Gegenſtandes find zunächſt in den nachſtehenden Tabellen (I. u. II.) 
zuſammengeſtellt, welche nicht nur zur Bequemlichkeit des 
Leſers, der ſonſt genöthigt wäre, ſtets die Tabelle Seite 98 
des Erſten Heftes von 1857 zur Hand zu haben, die Haupt- 
refultate ver Aufnahme vom Mai 1857 wiebergeben, fondern 
auch verjchiedene andere, zum Theil noch nicht veröffentlichte 
Zahlen, die zur Aufhellung des Sadverhaltes von Werth fein: 
Tönnen, beifügen. 





Dberämter. 





I. Schwarzwald. 


Neuenbürg . 
Cılm . . 
Nagold . . 
Freudenſtadt 
Horb .. 
Sul .. 
Oberndor 

Rottweil 


II. Alp. 


Tuttlingen 
Spaichingen 


Balinden . 2... 


Münfingen 
Urach 

Geislingen 
Heidenheim 
Neresheim.. 
Um .. . 
Blaubeuren 
Ehingen 


III. Oberfhwaben. 


Laupheim 
Biberach 
Riedlingen 
Saulgau 

Waldſee 

Leutkirch 

Wangen 
Ravensburg . » 
Tettnang 


Summa - 


Summa '- 


Summa '- 












Einwohner. 


Ortsan⸗ 
weſende.) 


287,682 


23,743 
29,617 
26,104 
23,837 
22,156 
22,365 
19,205 
28,841 
20,677 


216,545 


874,770 


73,696 
108,041 
93,307 
89,165 
102,399 
101,574 
82,272 
99,619 
60,299 


810,372 





Forſtwirth⸗ 
ſchaftlich be⸗ 
nügte Fläche 
in Morgen. 






394,896 


303,227 


Zahl der 


felbftftändig | neben einem 


und aus 
ſchließlich 
Landwirth⸗ 


Gewerbe 
Landwirth⸗ 
ſchaft ſelbſt⸗ 


ſchaft Trei⸗ ftändig Trei⸗ 


benden. 








13,502 





15,413 







benden. 


1,369 
1,725 
2,024 
2,129 
1,297 
1,086 
1,733 
1,949 


13,312 


1,483 
2,093 
1,941 
1,494 
2,177 
1,952 
2,618 
1,093 
1,492 
1,346 
2,304 


19,993 


11,218 


Zahl der | 





Zuſammen. 


3,538 


33,495 


3,382 


Zahl der 
Knechte und 
Jungen bei 
der Land⸗ 

wirthſchaft 
und andern 
Gewerben. 





1,405 
1,966 
1,391 
1,253 
1,241 
1,456 
1,718 
2,389 
1,273 









Zahl der 
ortsan⸗ 
weſenden 
Familien 





* 


8 
=] 
om 


26,631 | 14,092 | 42,180. 





I D. 

Zahl der Zahl der 

| felbftftändig | neben einem Knechte und 
a und aus- | Gewerbe Jungen bei Zan der 
I ſchließlich Sandwirth- | Zufammen. | der Land⸗ “ 
nütte Fläche , weſenden 
in Morgen Landwirth- | fchaft jelbft- wirthichaft Familien 

gen. ſchaft Trei- fländig Trei⸗ und andern 


benden. benden. | Gewerben. 





23,174 | 2,174 | 2320 | 4,494 346 | 6,188 
25,390 | 1,699 | 3,825 | 5,524 217 | 7,058 
234 | 2,994 | 2,926 | 5,920 179 | 7,962 
15,059 | 1,694 | 1,408 | 3,102 95 | 5,727 
17,313 | 1,956 | 1,261 | 3,217 122 | 5,961 
21,098 | 2,048 | 2,058 | 4,106 | 1,393 | 7,056 
11,135 | 2,769 | 1,202 | 4,471 967 | 6,347 
5,752 | 3,368 | 1,200 | 4,568 262 | 5,546 
3,032 | 1,035 72 | 1,107 412 | 9,223 


20573 | 3,108 | 1,644 | 4,752 605 | 5,802 

9,253 | 2,49 | 1,270 | 3,764 794 | 5,663 
12,623 | 2,301 | 1.201 | 3,502 723 | 6,291 
29816 | 2,263 | 1,539 | 3,802 | 1,014 | 5,901 
20912 | 2,647 | 1.686 | 4,333 344 | 5,037 
29.928 | 1,327 | 2084 | 3,411 520 | 5,774 
24593 | 2,130 | 1.904 | 4,034 405 | 6,505 
14.226 | 2,405 | 1,674 | 4,079 965 | 4,895 
24379 | 1,717 | 1.046 | 2,763 334 | 4,644 
20323 | 2,770 | 1,104 | 3,874 667 | 5,174 
27666 | 2,9 1,373 | 4,308 490 | 5,848 

84117 | 3,656 | 1.623 | 5,279 365 | 5,408 
35324 | 1,724 | 1.939 | 3,663 380 | 5,828 
26.9355 | 2,345 | 1242 | 3,587 398 | 5,429 


(EEE 


475,189 59,646 | 41,610 | 101,256 16,188 | 152,372 


18,742 | 1,079 | 1.483 | 2,562 | 1,078 | 5,162 
35368 | 1,167 | 1.204 | 2,461 | 1.363 | 4,503 
42.394 | 1,097 86 | 1,958 | 1,126 | 5,217 
35.300 914 728 | 1,642 089 | 5,311 
60,161 | 1,670 | 1,820 | 3,490 | 1,860 | 6,133 
28355 | 1286 | 1273 | 2569 | 12a | 5,19 


27,386 1,682 4 2,566 2,007 5,447 
35,196 1,165 1,363 2,528 1,275 4,921 
31,402 2,599 1,540 4,095 978 6,073 


370,339 17,133 13,705 | 30,838 | 16,421 60,306 


10 
Tabelle 


E27 


Sea 
g& 


wa 


1 


12 


Zur Erläuterung der vorſtehenden Tabellen dürften zur 
nächſt folgende Bemerkungen dienen: 

1) Die zwar auf geographiſche Anhaltspunkte geftügte, 
aber doch mwefentlih auf adminiftrativen Motiven berichende 
Eintheilung des Königreichs in die vier Kreiſe ift wie für an- 
dere Zwecke ver Statiftil fo insbeſondere für volls- und land» 
wirtbfchaftliche Verhältniffe weniger braudbar. Die auf bie 
einzelnen reife fallenden Zahlen zeigen zwar aud) fo noch die 
Verſchiedenheit der landwirthſchaftlichen Zuſtände in ven ver- 
ſchiedenen Randestheilen mehr oder weniger deutlich an (vergl. 
Heft von 1857 ©. 87 u. ff.), allein das Charakteriſtiſche der 
einzelnen Gebiete wird doch dadurch mehr verwifcht als hervor 
gehoben, daß jene Kreife unter fid) allzu ungleiche Theile be— 
greifen. Nur bei den Oberämtern des Nedarkreifed ift eine 
gewifie Gleichartigfeit der geographifchen und landwirthichaft- 
lihen Borausfegungen vorhanden; die drei anderen reife um— 
faffen ganz Berfchievenartiges, fo daß das Facit des Ganzen 
die Eigenthümlichkeiten ver Glieder verbedt. Es wurden da« 
her au die Stelle der vier reife die fünf natürlihen Theile 
des Landes geſetzt, welche, wie in Eimatifhen, geographiſchen 
und gefhichtlihen Beziehungen, fo auch hinſichtlich der land- 
wirthichaftlichen Zuftände zufanımengeftellt werben fünnen. Bei 
der Alp, dem Schwarzwald und Oberſchwaben bedarf die Un- 
terſcheidung feiner näheren Rechtfertigung; aber aud) daß von 
dem Gebiet des mittleren und unteren Nedars der um circa 
700—800 Fuß höher gelegene, durch die zufammenhängende 
Kette des Schurwalds, des Welzheimer, Murrhardter, Main- 
hardter Walds und der Röwenfteiner Berge von Südoſt nad) 
Nordweſt abgegrenzte norböftlihe Theil des Königreichs 
unterfchieden werden muß, dürfte fich unfchwer begründen 
laſſen. Im Einzelnen war freilich die Abgrenzung oft jchwie- 
rig und zweifelhaft, zumal da es nicht wohl anging, die 
Gruppirung nach natürlichen Unterfchienen auch noch innerhalb 
ber einzelnen Oberämter fortzufegen, die gleich den reifen nur 
nach ftaatlihen Rüdfichten gebilvet find und häufig ganz un- 
gleiche Beftandtheile umfaffen. So haben ſämmtliche Oberämter 
des Alptraufes im Thale Weinbau und in einzelnen Ortſchaf⸗ 
ten auf der Höhe die eigenthämliche Landwirthichaft der Alp. 


13 


Achnliche Verfchievenheiten find am Südrande ver Alp und in 
ben Oberämtern Mergentheim, Dehringen, Schorndorf, Calw, 
Balingen, Neuenbürg u.|.w. Wiewohl ein noch reineres und 
ſchärfer präcifirtes Refultat entftanden wäre, wenn 3.3. alle 
Alporte aus den angrenzenden Oberämtern ausgefchieden wor» 
den wären, fo mußte es doch genügen, die Oberamtsbezirke als 
Ganzes zu belafien und nur im Einzelnen eine thunliche Aus» 
gleihung zu ſuchen, wonach z. B. die Oberämter Urach und 
Geislingen, wiewohl fie auch beträchtliche Ortſchaften am Fuße 
bes Gebirges haben, ganz zur Alp, die andern ganz zum Thal 
gerechnet wurden, wiewohl fie mehrere Dörfer auf dem Pla—⸗ 
teau in fich begreifen. Es find ſodann auch nod innerhalb 
jener fünf Landestheile einzelne Gruppen, die noch näher zit 
jammen gehören, auseinander gehalten worven, Am meiften 
Deredhtigung hat Diefe weitere Unterſcheidung im Schwarzwalb, 
wo zwilhen ben Oberämtern des eigentlihen Walpgebirges 
und denen des Abhangs gegen das obere Nedarthal eine augen 
fällige Differenz beſteht*)). Auch in dem von uns der Kürze 
megen fogenannten Nedarland find die Oberämter des Alp- 
traufes, die des eigentlihen Nedarthales und Unterlandes und 
die auf der öftlihen wie weitlichen Seite füplicher oder nörd⸗ 
licher gelegenen wieder in Fleinere Gruppen, die bei näheren 
Eingehen manches Charakteriftifche zeigen, auseinander gehal« 
ten. Auch in dem Jartgebiet und Oberfchwaben find foldhe, 
wohl leicht verſtändliche, Unterfcheidungen angeveutet; nur auf 
der Alp, wo im Ganzen eine ziemliche Öleichartigleit der Ver⸗ 
hältnifje befteht, wurde davon Umgang genommen, wiewohl 
der Kundigere auch hier aus den Zahlen noch Manches her- 
auslefen, insbejonvdere den fruchtbaren Südabhang gegen bie 
Donau von den rauheren Theilen unterjcheivden wird, 


*, Es köunte fih fogar fragen, ob dieſe Bezirke des oberen 
Nedars nicht mit denen des mittleren und unteren zufammenzufaffen 
wären, zu denen fie namentlich hinfichtlich ber Gebirgsformation ge- 
hören. Anbererfeits ſchien die beträchtlich höhere Lage, ber Unter- 
jchied des Klima's, ſowie der berrihende Sprachgebrauch darauf hin⸗ 
zuweilen, jene Landestheile, falls man ihnen nicht eine abgefonberte 
Stellung einräumen wollte, dem Schwarzwald, deſſen unmittelbare 
Abhänge fie bilden, beizuzählen. 


14 


2) Außer der veränderten Anordnung unterfcheivet fich 
die Tabelle von der des Jahrgangs 1857 durch Beifügung 
anderweitiger Notizen, aus welchen Schlüffe auf die Zahl ber 
Grunbeigenthümer eines Bezirks und auf die Größe der Be- 
ſitzthümer gezogen werben können. Neben Areal und Bevül- 
ferung, der Größe der landwirthſchaftlich benütten Fläche 
ſchien auch tie Beifügung des Waldareals von Werth zu feyn, 
ba bei mehreren Oberämtern der geringe Umfang des abfoluten 
und relativen Telderbefiges nur durch den beigefügten großen 
Umfang der forftwirthfchaftlich benügten Fläche verftändlich wird, 
Neu und von erheblicher Bedeutung für den vorliegenden Zwed 
find die in den Columnen 5—8 gegebenen Zahlen: a) derjeni« 
gen, weldye in jedem Bezirke ausſchließlich und ſelbſtſtändig 
Landwirthſchaft treiben, b) terjenigen, welche Landwirthſchaft 
neben einem Gewerbe treiben, d. h. außer einer Grunpfteuer 
auch noch Gewerbeſteuer oder Wirthichaftsabgaben entrichten 
und c) die Zahl der bei der Landwirthſchaft befchäftigten Knechte 
und Jungen. Diefe Zahlen find ven Liften über die Gewerbe- 
aufnahme von 1852 entnommen, welde eine Beröffentlichung 
und ftatiftifche Bearbeitung noch nicht gefunden bat und 
wohl nur in Verbindung mit der auf den Winter 1861—1862 
feftgeftellten neuen Aufnahme noch wird finden fünnen. Im 
Ermanglung zuverläffiger neuerer Ziffern mußte auf jene 
Aufnahme zurüdgegangen werden, was um jo unbedenklicher 
geichehen konnte, als vie Bevölkerung den Stand von 1852 
im Yahr 1857 noch nicht einmal wierer ganz erreicht hatte, 
und der Unterſchied jedenfalls fehr unerbeblih iſt. Einer 
befonvderen Erläuterung bedarf hiebei die fiebente Rubrik, Knechte 
und Jungen bei der Landwirthſchaft und andern Gewerben. 
Da die Gehilfen der Handwerker, Kaufleute und Yabrikan- 
ten, und andererfeitS auch die zum perjfünlichen Dienft Be⸗ 
ftimmten, die Bedienten, Kutſcher u. ſ. w. in ven Tabellen abgeſon⸗ 
dert aufgezählt find, und da die Zahl der Knechte bei ven Ge- 
werben nicht jehr erheblich feyn Tann, fofern die Handwerker in 
der Regel neben Lehrlingen und Gejellen nur bei größeren Eta- 
bliffements und, wenn fie zumal Landwirthſchaft treiben, Knechte 
halten, fo darf es im Allgemeinen als ein ficheres Kennzeichen des 


15 


größeren Grundbeſitzes angefehen werben, wenn in einem Be⸗ 
zirke die Zahl ver Knechte eine beträchtliche ift. Bei dem Klein⸗ 
befiter reichen in ber Kegel die Kräfte der Familienangehörigen 
zum Betrieb der Wirthichaft aus; der etwas größere ober 
nicht von erwachfenen Kindern unterftüßte Befiger wird zunächſt 
für Feld, Stall und Küche fi auf die Unterftügung durch 
weibliches Gefinde beſchränken; das Halten eines Knechts läßt 
in ber Regel mit Sicherheit auf einen etwas beträchtlicheren 
Srundbefig Schließen. Es ift daher eine ſchlagende und wich— 
tige ftatiftifche Thatſache, wenn 3.8. in einem Bezirke 41656 
Morgen von 3102 Landwirthen und 95 Knechten, in einem 
andern 114723 Morgen von 3563 Landwirthen und 2655 
Knechten bearbeitet werben. Leider find gerade in dieſer Rubrik 
die Ziffern nicht ganz zuverläffig. Die Bezeichnung ver Zoll 
vereinstabellen. „Knechte und Jungen bei der Lanbwirthichaft« 
ließ einen Zweifel darüber offen, ob die Hausfühne und an 
dere familienängehörrge Gehilfen bei der Landwirthſchaft, 
auch wenn fie nicht um Lohn dienen, in dieſe Rubrik aufzu« 
nehmen feyen. Einzelne Bezirksämter, welche den Begriff der 
Sehilfen der Landwirthichaft als das Wefentliche bei ver Sache 
betradhteten, bejahten jene Srage; andere, die den Charalter 
des Dienftverhältnilfes an fi in's Auge faßten, verneinten 
fie. So wurden die vorgelegten Fragen in weſentlich verſchiede— 
nem Sinne beantwortet und es ergaben fich merklich abweichende 
Ziffern; insbefondere find die neben allen übrigen Oberämtern 
des Nedarlandes auffallend hohen Zahlen ver Oberämter Lub- 
wigsburg und Stuttgart aus dieſem Umftand zu erklären. 
Uebrigens ift eben diefe Abweihung felbft wieder von ftatiftie 
ſchem Intereſſe, fofern fie auf ein unbeachtet gebliebenes wich» 
tiges Derhältnig aufmerkſam macht, und die Differenzen, bie 
aus jener verfchievenen Interpretation hervorgehen, zugleich 
Schlüffe auf die Zahl der familienangehörigen männlichen 
Sehilfen der Landwirthſchaft ziehen laſſen. Es dürfte ange- 
nommen werden, daß auf ein Oberamt von 30000 Einwoh- 
nern und mit vorzugsweile aderbautreibender Bevölkerung 
mindeſtens noch 1000 familienangehörige männliche Gehilfen 
der Landwirthſchaft neben den Knechten zu rechnen ſeyn mögen, 

3) Es konnte, um eine Weberfiht über die wichtigſten 


16 


Iandwirthfchaftlihen Berhältniffe ver Bezirke zu gewinnen, 
rätblich erfcheinen, aud ben Biehftand noch in die Tabelle 
aufzunehmen. Da übrigens die Jahrbücher regelmäßige und 
umfaflende Tabellen hierüber enthalten, fo durfte hievon Um⸗ 
gang genommen werben, ſchon um die Rubriken nicht allzu 
zahlreich werden zu lafien und e8 mag genügen, das Refultat 
im Ganzen nach den fünf geographiichen Gliedern des Landes 
hier noch beizufügen. 

Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen 
Schwarzwald 7626 86793 33624 18549 8420 
A . . . 21175 143756 80971 25716 10124 
Oberfhwaben 25717 189488 24475 28694 5828 
Nedarland . 20418 252783 233483 45661 24262 
Zartlnd . 13825 189124 152698 42085 10146 
Württemberg 88761 861924 525251 160705 58780 


Auf die D.Meile D.3. D.3. O.Z. D.3. O.3. 
Schwarzwald 169 6 1928 5 747 5 413 4 187 2 
A ... 278 2 1899 6 1069 4 339 6 133 5 
Oberichwaben 3837 1 2858 1 39 6 3375 876 
Nedarlaıd . 220 3 2043 4 23505 1 491 2 261 1 
Jartland . 187 5 2562 2 2069 2 569 1 137 4 
Württemberg 250 4 2434 3 1483 3 453 3 168 3 
IL, 


Wenn man in der obigen Zabelle die großen Zahlen ber 
Heinen, und die Heinen Zahlen der größeren Beliter liest, fo 
ſcheint man nicht daran zweifeln zu fünnen, daß in Württem⸗ 
berg der weitaus größte Theil des landwirthſchaftlichen Areals 
von ben kleinen Landwirthen befeffen und bearheitet wird. 
Dian fieht fi jevoh, um hierüber eine zuverläffige Grund» 
lage zu gewinnen, zunächſt auf die Frage geführt, wie viele 
Morgen, und den wie vielten Theil des Landes je die 718 
Eigenthümer von mehr als 200 Morgen, die 2895 Eigenthüs 
mer von 100-200 Morgen u. |. w. zufammen befigen mö⸗ 
gen und welches Areal fi) auf die 283124 Beſitzer von weni⸗ 
ger ald 5 Morgen vertheilen mag. Ein Hinverniß, viefe Frage 
zu löfen, liegt an ſich darin nicht, daß die Grundeigenthümer 
ſehr häufig doppelt und mehrfach gezählt worben find; denn 
jeder einzelnen Zählung entjpricht jedenfalls ein beftimmtes 


17 


Flaächenmaß, und die Frage wäre nur richtiger dahin zu ftellen: 
welches Flächenmaß wird, fowohl abjolut, als nach Procenten 
in ben einzelnen Gemeinden des Landes zufammen in Por- 
tionen von weniger ald 5, 5—10 Morgen u. ſ. w. verfteuert. 

Nun fehlt es aber an feiten Anhaltspunkten barüber, wie 
hoch das dürchſchnittliche Maß eines Eigenthums innerhalb 
der einzelnen Befitklaffe anzunehmen ift. Wenn 2895 Eigen- 
thümer von 100-200 Morgen gezählt werden, jo müſſen fie, 
zufammen zum minbeften 289500, aljo je 100 Morgen befiten 
und können in feinem Yale über 579000, aljo je über 200 
Morgen befigen. Diefer Spielraum ift aber aufferordentlich 
groß. Es handelt fih nun darum, ob es möglich ift, einen 
Schlüſſel zu finden, durch welchen zwifchen jenen Grenzen die 
richtige Zahl wenigftens mit annähernter Wahrjcheinlichkeit 
gefunden werden kann. Der nädfte Gedanke ift hiebei, je bie 
Mitte zwifchen beiten Orenzzahlen, alfo zwilchen 100—200 
150, zwiſchen 50—100 75, zwiſchen 30—50 40, und zwiſchen 
10—30 20 ale Durdichnittszahl zu berechnen; allein biemit 
würde offenbar zu hoch gegriffen werben. Da im Allgemeinen 
eine Neigung zum Kleinerwerden der Güter in jenen Zahlen 
reiben erfichtlich ift, fo ift anzunehmen, daß dieſelbe auch inner= 
halb des Rahmens, welchen jene Abftufungstlaffen enthalten, 
fortwirkt, daß fomit z.B. von 11721 Grundeigenthumsquoten 
zwifchen 50—100 Morgen die größere Hälfte fid) gegen die 
nievere, bie Kleinere gegen die höhere Grenze neigt, aljo die 
Durchſchnittszahl nicht in der Mitte, ſondern unter derſelben 
liegt. Auf der andern Seite wäre, zumal wenn aud) die nächſt 
höhere Stufe noch ftarf vertreten ift, wenn alfo auch nod) 
gegen 3000 Befiter von 100-200 Morgen aufgezählt find, 
nicht einzujehen, warum nicht auch viele Güter von 75—100 
Morgen unter jener Zahl von 11721 Eigenthumsquoten 
enthalten fein jollen. Nimmt man nun, um jedenfalls nicht 
zu body zu greifen, an, daß die Entfernung der Durchſchnitts⸗ 
zahl von der höheren Grenze doppelt jo groß fein mag, wie 
von der niederen, fo wird man fi wohl innerhalb ver 
Schranken annähernder Wahrfcheinlichleit Halten, wenn man 
ber niebereren Grenzzahl ein Dritttheil der Differenz zufchlägt 
und die jo entitandenen Zahlen alfo 133'/s, 66*/z, * 16*/s 

Wurtt. Jahrb. 1860, 28 Heft. 


18 


als die muthmaßlichen Durhichnittsgrößen von den Eigen- 
thumsquoten zwifchen 100-200, 50-100, 30-50, 10—30 
zu Grunde legt. Diefer Grundfag läßt fih aber wohl nur 
auf die dritte bis fechste Klaffe unmittelbar anwenden, wäh. 
rend die beiden nieberften, fowie die fiebente oder höchſte Klaſſe 
eine abgejonverte Behandlung verlangen. 

Auf die Klaffe ver Güter von 5-10 Morgen angewen- 
det, würde ber obige Grundjag eine Durdhfchnittszahl ven 
62/5 Morgen ergeben. Es wird fi jedoch hiegegen die Ein- 
wendung erheben laffen, e8 fei weniger wahrjcheinlich, daß bei 
der großen Zahl von 73243 Eigenthümern innerhalb des engen 
Kahmens von 5—10 Morgen ein fo ſtarkes VBorwiegen ber 
Heineren Beträge ftattfindet. Wan follte denken, daß bie 
Beträge von 7Y/;—10 Morgen nicht um fo vieles feltener fein 
jolten, al8 die von 5—7'/2, zumal ba die nädıft höhere Klafle 
von 10-30 Morgen in Ganzen eine nur wenig geringere 
Sefamntzahl von Eigenthümern (61098) aufweist. Wenn 
der Durchſchnitt auch nicht ganz in die Mitte der Differenz 
zu jeten fein fan, fo wird er doch aud) nicht ganz auf ein 
Dritttheil der Differenz zu reduciren fein, und mindeſtens zu 
7 zu berechnen fein. 

Die umgekehrte Erwägung entfteht bei der erften und 
niebderften Klaffe, ven 283124 Eigenthümern von weniger ale 
5 Morgen. Diefe Zahl fchließt die unendlich große Zahl 
folder in fich, welche gar nicht als Landwirthe anzufehen, aud 
nicht einmal zu denen zu rechnen find, welche die Landwirth⸗ 
Schaft al8 Nebengemwerbe treiben, fondern melde nur einzelne 
Heine Gruntftüde, Kraut- und Blumengärten, Baumgütdhen, 
jogenannte Länder, Rebſtücke, Aderparzellen u. |. w. befiten, 
was durd alle Stände und Berufsklaſſen, in den Stäbten 
wie auf dem Lande nach der beftehenden Sitte jo überaus ver- 
breitet if. Es darf wohl Fedlih angenommen werben, daß 
unter den 283000 Eigenthümern dieſer Klaſſe minbeftens bie 
Hälfte aus ſolchen beftelht, weldhe weniger al8 Einen Morgen 
befigen, und daß auch von diefen mindeſtens Die Hälfte 
wieder weniger als einen halben Morgen zu verſteuern hat. 
Die in Württemberg vorhandenen 121500 Morgen „Gärten 
und Länder“ zerfallen mindeſtens in bie dreifache Zahl 


19 


von Parzellen und müffen eine große Zahl von Solden 
zu Eigenthümern haben, melde feinen meiteren Grundbeſitz 
als eben dieſen verftenern. Auch ift an die vielen Tauſende 
bon doppelt gezählten Ausmärfern zu erinnern, welde ihren 
Hauptbefis auf der eigenen Marfung haben und auf ber 
fremden nur einzelne, in der Kegel Kleine Grundftüde, die 
ihnen wohlgelegen für ihren Betrieb erfcheinen, dazu erwerben. 
Es darf taher wohl mit Zuverficht behauptet werben, daß die 
Durchſchnittszahl für die Größe der in dieſe Mlaffe gerechneten 
Grundeigenthumsquoten nicht zwiſchen 2 und 3 Morgen, jon- 
dern zwifchen 1 und 2 zu ſuchen fein wird; e8 ift wahrfchein- 
lich, daß fie in ven Sandestheilen ver größeren Barzellirung 
näher an 1, in den andern näher an 2 gelegen jein wird, 
und im Geſammtdurchſchnitt zu 1!/e zu berechnen fein mag. 

Am ſchwierigſten erfheint c8 für die 7te (oberfte) Klaſſe, 
die DBefisthümer von mehr als 200 Morgen, einen Durch⸗ 
Ichnittöbetrag von annähernter Wahrjcheinlichkeit zu finden, 
da es hier nad) oben an einer Leftimmten Grenze fehlt. Es 
war hier nothwendig, nach objectiven Anhaltspunkten zu juchen, 
wobei e8 nur zu bedauern ift, daß es immer nody an einem 
Berzeihnig der größeren Güter in Württemberg fehlt. Bor 
Allem ift hier zu beachten, daß jene Beſitzklaſſe zwei weſentlich 
von einander verfchiedene Gattungen des Grundeigenthums in 
fih ſchließt; nämlich einerfeits die größeren mehr oder weniger 
arrondirten, in Einen wirtbichaftlihen Betrieb zufammenge- 
faßten Güter, und andererſeits die zwar in der Hand Eines 
Eigenthümers vereinigten und auf Einer Markung gelegenen 
Telver, welche aber entweder von Bielen gemeinſam benütt 
werben, wie Allmanden und Gemeinwaiden oder unter Diele, 
fei e8 pachtweife oder als Bürgertheile parzellirt und in Heinen 
Portionen bewirthichaftet werden. In die letere Klaſſe ge- 
hören insbeſondere die zahlreichen Gemeindegüter, namentlich 
auf der Alp und im Jartkreiſe. 

Nach einer von der Ianpwirthichaftlichen Gentralftelle im 
Jahr 1850 veranlaßten Aufnahme der Allmanten gab es da- 
mals 210 Gemeinden, welhe Waiden von mehr ald 200 
Morgen beſaßen. Das Areal bderfelben beitrug zufammen 
88673 Morgen, fo daß der Durchſchnitt auf Eine Gemeinde 

2* 


20 


422 Morgen beträgt. Da aber ein großer Theil dieſer Ge- 
meinden neben den Waiden auch noch Aeder und Wiefen be 
fitt, fo darf der Durchſchnitt derjelben auf mindeftens 500 
Morgen berechnet werden. Wenigftens fehlt e8 auf der Alp 
nit an Beifpielen von einem ©emeinbebefig an Feld umd 
Waide von 1000-3000 Morgen; die Fälle von 500—1000 
Morgen find fogar ziemlich zahlreih. Von jenen 210 Ge 
meinden fallen 107 mit 51388 Morgen allein auf die Alp; 
51 mit 17027 Morgen auf das Yartland. Aber auch in ben 
andern Lanvestheilen gibt e8 mehrere Beifpiele von einem 
Gemeindebefig von 500—1200 Morgen noch ohne Waldungen, 
z. B. Biberad, Nürtingen, Tübingen, Rottweil ze. Im 
Ganzen dürfte e8 der Wahrheit ziemlich nahe fommen, wenn 
wir von den 718 Eigenthümern der fiebenten Klaffe ungefähr 
300 auf die Gemeinden, und zwar auf gemeinfam benüttes 
und parzellirtes Eigenthum rechnen, wogegen vie Yälle, daß 
Gemeinden größere Güter befiten und als ſolche verpachten, 
zwar auch vorlommen, aber doc weniger häufig find. Eine 
genaue Aufzählung ift zur Zeit deßwegen nicht möglich, weil 
die Oberamtöbefchreibungen erft zu zwei Dritttheilen fertig 
find und in ihren Anfängen auf Zeiten zurüdgreifen, ſeit 
welchen ſich Vieles wieder geändert hat. 

Hienach wären neben 300 Gemeinvebefigthümern von ger 
theilter Nutznießung nod etwa 418 eigentlihe Güter von 
mehr als 200 Morgen vorhanden, welche wieder in Staats 
domänen, hofkammerliche, ftandesherrliche, ritterfchaftliche und 
freie Privatgüter zerfallen. Unfere fpecielleren Notizen erftred- 
ten fih nur auf 184 folder Güter, die zufammen 73632 
Morgen unfaßten, fo daß auf Eines durchſchnittlich ein Areal 
von 400 Morgen zu rechnen wäre. Unter den nicht näher 
befannten mögen inöbefondere noch zahlreihe Bauerngüter 
der Alp und Oberſchwabens fein, bei welchen vermuthet mwer- 
den darf, daß fid) das Areal der Mehrzahl zmwifchen 2—300 
Morgen bewegt und nur wenige bis zu 400 und 500 Morg. 
anfteigen. 

Auf die vorftehenden Anhaltspunkte geftüßt, glauben wir 
dem wahren Sachverhalt nahe zu kommen, wenn wir als 
Durchſchnittsbetrag der Güter von mehr als 200 Morgen das 


21 


Maß von 400 Morgen annehmen, und zwar fo, daß biefer 
Durchſchnitt bei den Bezirken der Alp noch um 100 Morgen 
zu erhöhen, im Nedarland und Schwarzwald auf 300 Morg. 
zu bejchränten, für Oberjchwaben, das Yartland und ganz 
Württemberg unverändert beizubehalten wäre. Die Befhräntung 
des Betrags für das Nedarland hat nicht ſowohl darin ihren 
Grund, daß ſolche Güter hier überhaupt und an fich Heiner wären, 
als anderwärts, was wenigftend nad) unfern Notizen nicht ber 
Tall zu ſeyn Scheint, fondern weil fie feltener auf Einer Mar⸗ 
fung vereinigt liegen, alfo bei der eigenthümlichen Voraus» 
fegung der obigen Zabelle häufiger mehrfach aufgezählt er- 
fcheinen. 

Wenn wir fo als die gefuhten Meultiplicatoren zu den 
Zahlen der Grunbeigenthümer in ven fieben Befitklaffen, oder 
als die Durchſchnittszahlen für das muthmaßliche Areal Eines 
Befisthums in jeder Klaffe die Ziffern 1'/e, 7, 16°/s, 36*/s, 
66*/s, 133'/s, 400 gefunden haben, fo ift das allervings nur 
eine arbitraire Schägung, die, wenn fie aud eine gewiſſe 
innere Wahrfcheinlichkeit für fih in Anſpruch nehmen darf, 
und auf zahlreichen hier nicht im Einzelnen zu erwähnenden 
Prüfungen ver fpeciellen Gemeinde- und Bezirkötabellen be- 
ruht, noch eine äußere Oarantie, eine praftifche Probe ihrer 
Richtigkeit zu erfordern fheint. 

In diefer Beziehung ift ſchon auf eine, aus den Special- 
tabellen felbft erfichtliche Beftätigung einiger Werth zu Iegen. 
Es haben nämlich bei der ftatiftiichen Aufnahme von 1857 
mehrere Gemeinvevorfteher, ohne daß e8 verlangt war, neben 
die Zahl der Eigenthümer einer jeven Klaffe auch den fum- 
mirten Betrag ihres Grundbeſitzes beigefügt. Es ift nur 
zu bedauern, daß dieß nit ın mehr als 11 Tabellen auf 
brauchbare Weife geſchehen ift, und daß bie Beiſpiele fi) nicht 
auf alle Landestheile erftreden. 

Nach viefen Tabellen bejaßen 


Morgen zuſ. M. ie Fi m 
6 Eigenthümer von mehr ald 200 2639 439 
26 ” " 100—200 3482 134 


77 u n 50-100 5730 73 


22 


burchichn. 
Morgen zu. M. je € Morg. 


80 Eigenthümer von 30—50 2927 36,6 
208 " " 10—30 3444 16, 
267 " n 5—10 1952 7 „3 
999 n n 0—5 1664 1,6 


Die Beifpiele ſtammen aus den Oberimtern Ehingen, 
Saulgau, Waldfee, Wangen, Oehringen, Neuenbürg, Cal, 
Rottenburg, Oberndorf; wären folde auch aus einigen Ober: 
ümtern des Nedarthales dabei, fo würde wohl ver Durdfchnitt 
für die beiden unterjten Klaffen noch etwas niedriger ausge: 
fallen jeyn. 

Berfuhen wir num aber, die oben gefundenen Durd- 
Ichnittsziffern als Schlüſſel anzuwenden, um das auf die ein- 
zelnen Beſitzklaſſen fallenve Areal im Ganzen zu finden, fo 
ergibt fidy Folgendes: 

Ben ver landwirthſchaftlich benütten Fläche des König— 
reichs Württeniberg werten in den einzelnen Gemeinden ver- 
fteuert 


Morg. Morg. More. 
von 718 Eigenth. von mehr als 200 & 400 287200 
„ 2895 " von 100—200 & 133!/s 386000 
17 11721 " v 50-100 & 66°/s 781400 
" 16795 " n 30-50 & 36°;s 615816 
" 61098 2) ” 10-30 a 16°/s 1018300 
u 73243 „ n 5-10 & 7 512701 
n 283124 " weniger ale 5 à 1!/s 424686 


Eunme 4026103 

Die landwirthſchaftlich benützte Fläche des Königsreichs 
beträgt aber nad) der neuen Berechnung 4,043123 Morgen; 
alfo um 17020, d. h. um O,a Prozent mehr als vie oben fid 
ergebente Summe. ine jo Fleine Differenz bei jo großen 
Summen darf wohl als ein Beweis angejehen werben, daß 
die obigen Durdfchnittszahlen nahe an vie Nichtigkeit an- 
fireifen und daß jedenfalls ein etwaiges Zuviel oder Zumenig 
im Einzelnen wieder feine anderweitige Ausgleihung findet. 
Statt nun jene Differenz durch fünftliche Mittel zu befeitigen 
oder unter die 7 Portionen nad) Proportion zu bvertbeilen, 
Ihien es das Katürlichfte, fie noch der legten Klaſſe, der 


der Eigenthümer unter 5 Morgen, als ver zahlreichften zuzu⸗ 
legen, wodurch ſich dann die Durdichnittszahl für diefe Klaſſe 
von 1,5 auf 1,56 erhöht. 

Rundet man nun ferner die Zahlen zu Taujenten ab, fo . 
ergibt fih, daß das in Portionen von mehr ald 200 Morgen 
in den Gemeinden verfteuerte Grundeigenthun 

Morgen Morgen 
287000 oder 7,1 °/o, 
das in Quoten von 100—200 verjteuerte 386000 „ Is u 
nv m " "n 50—100 n 781000 " 19,5 HB 
nn n n 30 - 50 n 616000 " 15,2 "n 


nm " " 10 —30 n 1018000 n 25 zn 

nu ” n 5—10 n 513000 . 12 vo 

a " 0—5 m 442000 u 10,s Y 
beträgt. 


Es ergibt fi hieraus, daß die nieberfte Klafje mit ihren 
283000 Eigenthümern doch nad) der Größe des durch fie ver- 
tretenen Areals erft die fünfte Stelle unter den 7 Klaſſen 
einnimmt und nur 10—11 Prozent der ganzen Fläche beträgt, 
Daß der entichieven größte Theil der Aderflähe auf die dritte 
Kaffe von 10-30 Morgen fällt, daß die drei erften Klaffen 
von allen Gütern über 50 Morgen 36 °/o, die beiden mittleren 
von 10—50 Morgen 40, °/o des geſammten Areals betragen und 
für den Befit unter 10 Morgen, wiewohl veffen Eigenthümer 
79 %%o aller Eigenthümer find, dod) nur 23,5 %/o übrig bleiben. 

Nur als eine weitere Beltätigung für die annähernde 
Richtigkeit der fupponirten Durdfchnittszahlen darf e8 be= 
zeichnet werben, daß fich diefelben nur als Schlüffel für die 
Darlegung diejer Berhältniffe im ganzen Königreich eignen, 
im Einzelnen aber mit Ausnahme folder Oberämter, welche 
in diefen Beziehungen dem Durchſchnitt des ganzen Yandes 
nabe ftehen, bald zu body, bald zu niedrig erjcheinen. Man 
findet nämlich, daß wenn man die obigen Durchſchnittszahlen 
auf die Zahlenreihe der Eigenthümerklaffen in den einzelnen 
Dberämtern anwendet, durchaus bei den Bezirken des Nedar- 
Iandes eine höhere Geſammtſumme, bei denen von ver Alp 
und Oberjchwaben eine niebrigere, ald die wirklich anzunehmenbe 
berausfommt. Und ferner fieht man babei, daß ber Irrthum 


235 


ron von von von von 
109 30-50 10-30 5—10 0-5 M. 
14» 32» 17. 16,» °/o 
u. 25,3 12,7 10,» n 
nen Befitklaffen fallenden 
Nubriken auf die 
18,8 19,8 18 17,0 % 
2,2 21,1 13,1 10,1 8,9 " 
d,8 21,s 37,7 44,s 46,1 n 
80,8 29,3 175 13: 125 " 
3,4 4,6 93 124 133 14," 
i00 100 100 100 100 100 u 
wirthſchaftlichen Gefammtareal fallen auf 
21,s °/o 
‚it 20 " 
27a 
‚D 21,5 n 
„arzwald 95 m 
ttemberg 100 ⸗ 
Gruppirt man die 7 Klaſſen der leichtern Ueberſicht wegen 
in drei Abſtufungen des größeren, mittleren und kleineren 
ideigenthums und rechnet man in die erſte Abſtufung 
züter über 50, in die letzte die unter 10 Morgen, fo kom: 


in Procenten auf Orundeigenthbumsquoten 
Landestheilen von mehr ald 50 von 10-50 von weniger al810 M. 


45,1 35,4 19,5 °/o 
Schwaben 56,3 32,4 113 » 
ırland 13,5 46,» 39,3 
land 44,2 41, 14,» 
arzwald 17,0 47,8 34a m 
Hemberg 36 40,5 23,5 ” 


Will man Thon hier auf die verichienene Natur der Lan- 
eile nähere Rüdfiht nehmen, und im Hinblid auf bie 
re Fruchtbarkeit und Intenfität der Landwirtbihaft im 
rlande für dieſes fchon die Güter von mehr als 30 
zen denen von 50 Morgen in andern Lanvestheilen 
ftellen und fomit diefe der erften Abftufung noch zurechnen, 
e aus dem gleichen Grunde bier auch ſchon Beſitzthümer 
3—10 Morgen noh zu den einer bäuerlihen Familie 


24 


im erften Fall nicht fowohl darin liegen Tann, daß in ben 
höheren Klaſſen zu hohe Durchſchnittszahlen angenonmen 
werden, ſondern umgelehrt, daß der Durchſchnitt der lebten 
Kaffe ſchon mit 1,,—1,s zu hoch gerechnet wird und nod 
niedriger zu greifen ift; ebenfo daß in ben Bezirken des 
größeren Gütergebiets die Differenz auch in einer Erhöhung 
der niederen Durchſchnittszahlen noch nicht ihre Ausgleichung 
findet, fondern daß dort für die höheren Stufen etwas größere 
Durchſchnittszahlen zu ſupponiren find. E8 zeigt fich bei dieſen 
Manipulationen und VBerfuhen, daß die Durchſchnittszahlen 
für die drei nieberften Klaſſen im Nedarlande etwa auf 1'e, 
6?/s, 15—16, in den Alpbezirken auf 2, 7'/e, 18 geſchätzt wer- 
den dürfen, daß man in manchen Bezirken auch für die höheren 
Klaffen die Durchſchnittszahlen auf 18, 38—40, 68—70, 140 
erhöhen muß, um in der Geſammtſumme nicht hinter dem 
wirklic vorhandenen Areal zurüdzubleiben. 


Durch die Anwendung foldher leichten Mopdificationen ver 
allgemeinen Durchſchnittszahlen, auf welche zahlreiche Berech⸗ 
nungsverſuche ſchließlich mit einiger Sicherheit Hinleiten, hat 
fi) nun folgende Tabelle für die fünf geographifchen und land⸗ 
wirthfchaftlihen Gruppen des Königreichs ergeben. 

Die Summe des Flächengehal® beträgt in Taufenden von 
württembergifhen Morgen für Örumbeigenthumequoten 


r die Bezirke von mehr von von von von 
er Zandeetheile als 200 100—200 50100 5050 10-80 5—-10 0—5 
Alp 126 120 147 114 196 92 7 


Oberſchwaben 48 157 251 130 133 52 39 
Nedarland 56 28 69 134 384 230 204 
Jartland 38 68 278 181 18 71 55 
Schwarzwald 9 13 36 57 126 68 65 
Württemberg 287 386 781 616 1018 513 442 


In Prozenten des landwirthſchaftlichen Areals der 5 ein- 
zelnen Landestheile ausgebrüdt ergeben fi unter ven gleichen 
obigen Rubriken für die 
Alp 144 137 17 13 22%: 105 9 % 
Qberſchwaben 6 195 31 16 164 64 4,0 
Nedarland 1 25 62 12: 345 208 185 
Sartland 4a Te 32 20 205 8: 6: m 


25 


‘ 


für Die von mehr vom von von von von von 
ber eile als 200 100200 50—100 30-50 10-30 5—10 0-5 M. 
Schwarzwald 5 34 95 14» 329 17, 16,0 °/o 
Württembrg 7ı 96 19:5 15, 25: 127 10, 
In Prozenten des auf die einzelnen Befitklaffen fallenden 
Areals fommen unter den obigen Rubriken auf die 
Alp 4 3. 18: 185 19: 18 17. % 
Dberihwaben 16,7 40,7 32,2 21,1 131 101 80 w 
Nedarlınd 195 Te 8 21, 377 44: Abı m 
Sartland 13,3 17, 35,6 29, 175 135 12,5 " 
Schwarzmald 66 34 As 9: 124 135 145 w 
Württemberg 100 100 100 100 100 100 100 u 
An den landwirthſchaftlichen Gefammtareal fallen auf 
Alp 21,6 °/o 
Dberihwaben 20 ⸗ 
Nedarland 274 " 
Jartland 21, „ 
Schwarzwald 95 n 
Württemberg 100 
Gruppirt man die Klaſſen der leichtern Ueberſicht wegen 
nur in drei Abftufungen des größeren, mittleren und Hleineren 
Grundeigenthums und rechnet man in die erfte Abftufung 
die Gitter über 50, in die lebte tie unter 10 Morgen, fo Tom: 


men in Procenten auf Grundeigenthumsquoten 
in den Landestheilen von mehr ale 560 von 10-50 von weniger al8 10 M. 


Alp 45,1 35,4 19,5 °/o 
Oberſchwaben 56, 32,4 11: — 
Neckarland 13,8 46,» 39,5 " 
Jartland | 44,2 41,4 14,» 
Schwarzwald 17,» 47, 344 n 
MWiürttemberg 36 40,5 23,5 


Will man Schon hier auf die verfchienene Natur der Lan⸗ 
destheile nähere Rüdfiht nehmen, und im Hinblid auf bie 
größere Fruchtbarkeit und Intenfität der Landwirthſchaft im 
Nedarlande für dieſes Schon die Güter von mehr als 30 
Morgen denen von 50 Morgen in andern Landestheilen 
gleichftellen und fomit dieſe der erften Abftufung noch zurechnen, 
ferner aus dem gleihen Grunde hier auch ſchon Beſitzthümer 
von 8—10 Morgen noch zu den einer bäuerlihen Familie 


26 


Nahrungsftand und volle Beichäftigung fihernden rechnen und 
etwa ein Dritttheil des Areals in der Klaffe von 5—10 
Morgen hiefür in Anrehnung bringen, fo ergeben ſich für 
das Nedarland die Verhältnißzahlen für die obere, mittlere 
und untere Gruppe 25,0, Al,ı, 32,4 °/o, oder abjolute in Tau⸗ 
fenden von Morgen 287, 461, 357. 

Die Verſchiedenheiten ver fünf Landesglieder treten durch 
bie obige Tabelle won ſelbſt in’s Licht und bebürfen feiner ein- 
gehenden Darlegung. 

Charafteriftifch für die Alp ift der Reichthum an Gütern 
von mehr als 100, insbejondere von mehr als 200 Morgen, 
was namentlid in ven Reſten der alten Markungsgenofjen- 
Ihuften, ven zahlreihen Gemeindewaiden feinen Grund bat. 

Bei Oberfchwaben treten die Güter von 50—200 Morgen, 
die eigentlichen Banerngüter am ftärkften hervor, weit weniger 
die Güter von mehr als 200 Morgen; am geringften ift der 
Antheil an den Gütern von weniger al8 5 Morgen; obgleid 
als Durhfchnittszahl 2 Morgen auf eine Quote gerechnet 
worden find, jo beträgt das Areal dieſer Klaffe noch nicht 5 
Prozente des Ganzen. Die Güter von mehr ald 30 Morgen 
umfaffen 72 Prozente des Gefammtareald, die von mehr alg 
10 Morgen 89 Prozent. 

Im Nedarland treten die Güter der oberen Klaffen fehr 
zurüd, weniger in der Klaffe von mehr als 200 Morgen, da 
e8 an Gemeinvebefitthümern dieſes Betrags, fowie an Dos 
mänen, boffammerlihen und Avelsgütern dieſer Klaffe nicht 
fehlt, am ftärfften in der fünften und ſechsſten Klafje zwifchen 
50 und 200 Morgen, da Bauerngüter dieſes Umfangs felten 
find. Der mittlere Landwirth gehört in dieſem Landestheile 
in die Klaſſe von 10 bi8 30 Morgen; mehr als ein Dritttheil 
des Gefammtareals füllt auf dieſe Klaſſe. Noch ftärfer tritt 
das relative Uebergewicht der beiden nieverften Klaſſen unter 
10 Morgen auf. Bon den 513000 Morgen, die wir für ganz 
Württemberg den Grundeigenthumsquoten zwiſchen 5 und 10 
Morgen zutheilten, fallen 44, von den 442000 Morgen ver 
niederften Klaſſe 46 Prozent auf das Nedarland. 

Im Yartland find die beiden höchſten wie bie beiven 
nieberften Klafien ſchwach vertreten; dagegen nehmen die Drei 


27 


Mittelklaffen zwifhen 10 und 100 Morgen 73, Procente des 
Areales ein. Am ftärkften prävalirt abſolut und relativ die 
Klaffe von 50 bis 100 Morgen, in welder auch Oberichwaben 
vom Jartland überboten wird. Faſt ein Dritttheil des ganzen 
landwirthichaftlihen Areald wird in Duoten von 50—100 
Morgen verftenert: Das Oberamt Oerabrenn zählt allein 
796 Güter diefer Klaſſe, noch um 109 mehr als die 17 Obers 
ämter des Nedarkreijes zuſammen; auf diefelben find im Ganzen 
mindeſtens 53000 Morgen zu rechnen, alfo mehr ald die Ges 
fammtfläche der meiften Oberämter des Neckarlandes. Uebrigens 
ift im Jaxtland eine große Mannigfaltigfeit der landwirth— 
ſchaftlichen Verhältniffe zu bemerken; neben dem in dem größten 
Theil des Gebietes vorherrjchenvden, mohlbegüterten Bauern 
ftand gibt es in ven Thälern der Zauber, des untern Kochers 
und der untern art auch weinbautreibende Gegenden, die 
mehr mit dem Nedarland zufammenzuftellen find, ebenfo fommten 
vereinzelte Ortichaften von jehr ungünftigen, agrariihen und 
ökonomiſchen Zuftäuden vor. 

Der Schwarzwald zeigt in der obigen Talelle ähnliche 
Ziffern mit dem des Nedarlandes, d. h. ein ftarfes Ueber- 
wiegen der niederften Beſitzklaſſen; wiewohl Die Gründe hievon 
fehr verjhiedenartig find. In den vier nörblichen Oberämtern 
läßt der Wald dem Aderbau in den Thälern nur eine Kleine, 
auf ven Höhen eine wenig dankbare Fläche übrig. Der Yeld- 
bau ift großentheil8 nur Nebenſache neben dem Verdienſt im 
und vom Wald; woher eine ziemliche Parcellirung ver Ader- 
fläche entiteht. Die Bezirke des oberen Nedars entiprechen in 
ihren Berhältniffen am meiften dem Durchſchnitt des ganzen 
Landes; die Güter übertreffen an Umfang die des Nedarlane 
des eiwa gerade in dem gleihen Maße, in melden fie an 
Dualität und Gunft der natürlihen Bedingungen hinter den⸗ 
felben zurüditehen. 

Es wäre wohl intereffant, durch ein Ähnliches Verfahren, 
wie es hier auf die fünf Randesgliever angewendet wurde, auch 
für die einzelnen Oberänter das abjolute und relative Verhälts 
niß der Grundeigenthumsquoten nad) ven 7 Rubriken ver obigen 
Tabelle in’s Licht zu ftellen. Es gehörte dazu aber eine genaue 
Kenntnig aller einzelnen Landesgegenden, um ehlgriffe zu 


28 


vermeiden, und im concreten Fall zu bemeſſen, bei welchen 
Rubriken die Durdfchnittszahlen etwas höher oder etwas 
niedriger zu ftellen find. Wir beſchränken uns darauf, an 
einem Beifpiele ein Bild des etwa dabei einzuhaltenvden Ber- 
fahrens zu geben. 

Die beiden Ertreme in der Bertheilung des Grundeigen- 
thums ftelen die Dberänmter Waiblingen und Waldſee in ber 
Weiſe dar, daß dort am meiften die Kleinen, hier am meiften 
bie großen Güterportionen hervortreten. 

Wendet man nun zunädft als Schlüffel in beiden Fällen 
die allgemeinen Durdfchnittszahlen für das Königreich an, fo 
ergeben fih für Waiblingen 
bei 2 Eigenthümern ver 7ten Klaſſe a 400 800 


n 2 n » 6bten u & 1331) 266%: 

" 6 " n bien n %& 66 / 8 440 

" 32 " „ Aten u & 36*/ s 1210 

„ 619 n „ 3ten à 16°/s 11516 

„ 1419 D n 2ten „ & 7 9919 

a 10300 „ 1ten a 11/2 15450 ° M. 


zujammen 38601 Morgen, d. h. 3808 Morgen mehr als das 
wirkliche landwirthichaftliche Areal mit 34793 Morgen beträgt. 
Auf den erften Blid erkennt man bier, daß der Irrthum nit 
etwa darin liegen kann, daß die Durchſchnittszahlen der vier 
oberen Klafjen zu hoch gegriffen find; denn felbft wenn man 
biefe auf das mögliche Minimum reduciren wollte, was bod 
an fih nicht fupponirt werben kann, fo würde bei der Klein 
heit des andern Factors dieſes immer noch von leiner erheb⸗ 
lihen Wirkung feyn. Es müflen vielmehr die Durchſchnitts⸗ 
zahlen der drei legten Klaſſen zu hoch ſeyn. Allein auch bei 
den Rubriken von 10—30 und 5—10 Morgen ift eine foldhe 
Reduction, wie fie nöthig wäre, um das Zuviel im Ganzen 
anszugleihen, kaum denkbar. Wenn man aber die überaus 
große Zahl der Eigenthümer von weniger als 5 Morgen be⸗ 
rüdfihtigt, wenn man weiß, daß das Oberamt Waiblingen 
hinſichtlich der Parzellenzahl die erfte Stelle im Lande ein 
nimmt, jofern e8 fchon vor 30 Jahren 100116 Parzellen von 
durchſchnittlich 0,45 Morgen enthielt, wenn man aus den Ta⸗ 
bellen der einzelnen Gemeinden in mehreren Ortſchaften eine 


29 


der Morgenzahl ganz oder beinahe gleichfommenve Zahl von 
Eigenthlimern erfieht, wenn man in der Oberamtsbefchreibung 
von Waiblingen liest, daß allein an der Stadtmarkung Waib- 
lingen 1500 Auswärtige mit einem Gefammtbefiß von 900 
Morgen Theil haben, fo bleibt kaum ein Zweifel übrig, daß 
die Durchſchnittszahl der niederften Klaſſe mit 1% Morgen 
immer noch beträchtlich zu hoc) gegriffen ift, und daß der obige 
Keft von 3808 Morgen wo nidt ganz, doch zum größten 
Theil bei der letzten Ziffer in Abzug zu bringen feyn muß. 

Stellt man nun diefen Verhältniffen die gleihe Zahlen- 
reihe für den Bezirk Walpfee gegenüber, fo tritt der Gegenfaß 
auf die ſchlagendſte Weife in's Licht. 


22 x 40 = 8800 Morgen, 
234 x 133!/s — 31200 " 
443 >= 66?/s = 29526 n 
318 >< 36°/s; — 11760 n 
740 > 16/ = 123332 
476 7 = 3332 " 

1336 > 1! —= 2004 


Zufammen gibt dies 98954 Morgen, alfo immer nody um 3445 
Morgen zu wenig, da das wirkliche Areal 102399 Morgen 
beträgt. Hier zeigt fid) umgekehrt, daß der Irrthum nicht in 
den beiden lebten Klaſſen zu fuchen ift; denn wenn man aud) 
hier die Durchſchnittszahlen bis zur Hälfte ver Differenz er- 
höhen wollte, fo wäre der Ausfall immer noch nicht gevedt. 
Es ſpricht hier vielmehr die größte Wahrfcheinlichfeit dafür, 
daß die Durdfchnittszahlen der oberen Klaſſen, namentlich ver 
zwiſchen 30—200 liegenden, als ben vorherrfchenpften etwas 
erhöht werben müſſen. 

Wenn man nun die Durdfchnittszahlen im einen Fall 
gleichmäßig etwas höher, im andern etwas niedriger ftellt, bei 
Waiblingen die Zuhlen 300, 125, 60, 35, 15, 6*/s, 1'/s, kei 
Waldſee 400, 136, 68, 38, 18, 7'/s, 2 zu Grund legt, fo 
ergibt fi beiläufig und von kleinen, unvermeidlichen Keften 
abgefehen, folgender Gegenfag: 

find in Waiblingen M. in Waldfee M. 
In iter Klaſſe von 0-5 Morgen 13733 2672 
n 2er n 5—10 n 9446 3570 


30 


ſind in Waiblingen M. in Waldſee M. 
In Z3ter Klaſſe von 10-30 Morgen 9285 13320 


» Ater " 30—50 " 1155 11984 
„ bier " 50—100 n 360 30124 
„ 6ter n 100—200 " 250 32760 
n Tier " + 200 u 600 8800 


Auf die drei höchſten Klaſſen fallen in Waldſee allein 70 
Prozent des ganzen Areals, in Waiblingen etwas über 3 
Prozent; auf vie beiden niederften Klafjen in Waldſee 6 Pro- 
zent, in Waiblingen 67, 

So fehr wir zugeben, daß in der bisherigen Ausführung 
mandes Detail ſchwankend und hypothetiſch genannt werben 
darf, jo dürfte fie ſich doch in ihren Hauptrefultaten innerhalb 
ſchwer anfechtbarer Grenzen bewegen, und fchen durch das 
erfte Reſultat dazu beitragen, mandye irrige Meinungen zu 
berichtigen. Es ift nämlich im In- und Ausland, namentlid 
in den Schriften ber Nationalöfononıen, und befonders feit 
den legten Noth- und Theurungsjahren üblich geworben, fid) 
das landwirthſchaftliche Areal des Königreichs in feiner Haupt- 
maſſe als in zahllofe Zwergwirthſchaften zerjplittert zu denken, 
jo daß ſich nur in einzelnen, begünftigteren Yandestheilen noch 
ein ausfömmliches, bäuerliches Beſitzthum erhalten hätte. Die 
durch die ftatiftifche Aufnahme von 1857 gewonnenen Refultate 
von 450000 Eigenthümern und darunter 356000 won weniger 
als 10 Morgen dienen jene Annahmen auf den erften Anblid 
auf's Bellftändigfte zu beſtätigen. Dieſes zeigt fich dem Obigen 
gemäß bei näherem Eingehen auf die Sadye als irrig ober 
übertrieben. Jene 356000 der Kürze halber fo genannten Eigen- 
thümer reprüfentiren zufammen noch nicht ein Biertheil ver 
landwirthſchaftlichen Fläche des Königreihs. 76, Prozent 
verjelben werden in Quoten von mindeſtens 10, über 51 Proz., 
in Quoten von mehr ald 30, 36 Proz. in Quoten von mehr 
als 50 Morgen verftenert; auf die 283000 Eigenthümer von 
0—5 Morgen trifft erft Etwas über ein Zehentheil des ges 
janımten landwirtbichaftlihen Areals, währenn mehr als ein 
Sechstheil deſſelben den Befigtheilen von mehr als 100 Morgen 
zufommt. Und hiebei ift immer nod) auf den nun erft näher 
in's Auge zu faſſenden Umftand gar feine Rüdficht genommen 


3 


worden, daß fehr viele der in den beiden nieverften Klafien 
verſteuerten Beſitzquoten Eigenthümern der höheren Klaſſe zu- 
zurechnen find. 


III, 


Schon in ven einleitenden Sägen ift oben gezeigt worden, 
an welcher Unbeftimmtheit die im Jahr 1857 vorgenommene 
Aufnahme ter Orundeigenthümer durd mehrfache Aufzählung 
der in mehreren Gemeinden Begüterten leidet. Es fragt fidy, 
ob fih Anhaltspunkte finden laffen, durch welche jene Unbe— 
ftimmtheit, wenn nicht aufgehoben, doch in engere Grenzen 
eingefhränft und es ermöglicht wird, die wirflide Zahl der 
Örundeigenthümer theild im Ganzen, theil8 innerhalb der eine 
zelnen Beſitzklaſſen in annähernder Nichtigkeit zu finden. 

Bon Franfreicd wird in der Abhandlung dcs Jahrgangs 
1857 ©. 86 bemerft, daß nach einem Auffa in der Revue 
des deux mondes v. 1. Aug. 1857 das Eigenthum von ver- 
ſchiedenen in verſchiedenen Steuerbezirten gelegenen Eigen 
thbumscompleren (cotes foneidres) fo häufig in Einer Perfon 
zufammentreffe, daß mande erfahrene Männer die Zahl ber 
Srundeigenthümer nur auf die Hälfte Der cotes foncieres 
ſchätzen. Für Württemberg würde zwar eine ſolche Schätung 
jevenfall8 übertrieben feyn; daß aber aud) bei und jene Ers 
fheinung eine fehr häufig vorlommende und der an der Ge- 
fammtzahl ver in der Tabelle von 1857 anfgenonmenen 
Grundeigenthümer zu machende Abzug ein fehr bedeutender 
feyn muß, das läßt ſich fchon aus allgemeinen Erwägungen 
heraus mit Beftimntheit nachweiſen. 

449594 Grundeigenthümer auf 1700000 ortsanweſende 
Einwohner, aljo je Einer anf weniger als vier Köpfe, find an 
fih unglaubli und würden ale Analogie anderer Länder 
weit hinter ſich laſſen. Württemberg zählte un viefelbe Zeit 
359000 Familien; es müßte alfo 90000 Grundeigenthüner 
mehr als Familien gezählt haben. Diefes iſt undenkbar, fo 
allgemein auch die Sitte ift, mit dem eigenen Haushalt einigen 
Grundbeſitz zu verbinden und fo viele Unſelbſtſtändige auch 
Grundeigenthümer feyn mögen. Es läßt fid) direct wenigftens 
von einer ziemlich großen Zahl von Familien nachweijen, daß 


32 


fie ohne Grundeigenthum find, In 9 größeren Städten bes 
Landes zählte man im Jahr 1857 zufammen 10852 Grund⸗ 
eigenthlimer; die Zahl der Familien betrug aber zu gleicher 
Zeit 28010; hier find alfo allein ſchon über 17000 Familien 
ohne Srundbefig vorhanden, abgefehen davon, daß unter den 
gezählten Orunveigenthümern auch viele Auswärtige und 
Nichtfamilien einbegriffen feyn werben. Bei der Aufnahme 
nad) den Zollvereinstabellen von 1852 wurden 99836 Ge⸗ 
werbetreibenve gezählt, welche zugleich Grundeigenthum ver» 
fteuerten; die Zahl aller Gewerbetreibenden aber betrug damals 
156000; e8 waren alfo 56000 Gewerbetreibende ohne Grund» 
eigentbum vorhanden, von denen freilich Fein Kleiner Theil bei 
jener Differenz zwifchen der Familien- und Orundeigenthümer- 
zahl der 9 größeren Städte ſchon eingerechnet ſeyn muß. 
Ferner mag die Zahl ver öffentlichen, von Gehalten lebenden 
Diener in Staat, Kirche, Schule und Gemeinde ſich mindeſtens 
auf 14000 belaufen. Es ijt notorifsh, daß ſchon um der 
Veränderlichkeit des Wohnfiges willen und weil bei ten auf dem 
Lande Wohnenden fehr häufig die Nutznießung von Grunde 
ftüden einen Gehaltstheil bildet, in den Städten aber ber 
Beſitz eigener Grundftüde an ſich weniger Bedürfniß ift, 
Privatgrundbefig nur in Ausnahmsfällen, die wohl nicht über 
10—15 Prozente zu Ihägen find, üblich ift. Aufferdem aber gibt 
e8 dody unzweifelhaft, mit Ausnahme weniger bejonders be= 
günftigter Gemeinden, nicht leicht einen Ort, an welden nicht 
einige Familien ohne Grundeigenthum wären, ſey e8 daß die⸗ 
felben unter ten von SKapitalien, Leibgedingen, Penfionen 
Lebenden, oder unter Taglühnern, Fabrifarbeitern und Dienen⸗ 
den, oder unter den Armen und der üffentlihen Wohlthätig⸗ 
feit Anheimfallenvden zu fuchen feyen. Man darf daher mit 
Zuverfiht als Minimum eine Zahl von 70—80000 Familien 
annehmen, die ohne Grundeigenthum find. 

Allerdings ift nun nad) ten Berhältnifien des Landes auch 
die Zahl derjenigen, welche nicht al8 Familie gezählt werben 
und doch Grundeigenthum haben, ziemlich beträchtlih. Es 
fehlt uns hierüber leider alles pofitive Material, vie verein 
zelte Notiz ausgenommen, daß in zwei Gemeinden bed Amts⸗ 
bezirfes Stuttgart eine unter 476 Grundeigenthümern 96, die 


38 


andere unter 368 Grundeigenthümern 44 unverheirathete oder 
unſelbſtſtändige zählte. Die große Parzellirung des Bodens 
namentlich in den fruchtbarften und vichtbevölfertften Landes- 
theilen erleichtert den Erwerb von beliebig Heinen Grund» 
ftüden, und fo ift es überaus häufig, daß Perſonen von un 
jelbftftändiger Stellung, Knechte, Mägde, Fabrikarbeiter, Ges 
werbsgehilfen, in Ausficht Fünftiger Selbſtſtändigkeit Kleine 
Grundſtücke, wenn fie ihnen durch Erbſchaft zufallen, beibehalten, 
oder folde von ihrem Vermögen und Erſparniſſen erwerben, 
daß minderjährige Waifen, felbft Kinder des Haufes, eigene 
Grundſtücke beſitzen; und je Kleiner die Parzellen find, vefto 
außgebreiteter ift eine folhe Uebung. Dagegen kommt jedoch 
wieder in Betracht, daß der vereinzelt oder in fremdem Fa⸗ 
milienband Lebende nur ausnahmsweife im Stande ift, fein 
Grundſtück jelbft zu bebauen, jhon wegen Mangels an Räum⸗ 
lichkeiten für Geräthfchaften und Vorräthe, daß deßhalb bie 
Verpachtung folder Güter die Regel bilden muß, und fomit 
ber geringe Zinsertrag wieder ein Gegengewicht gegen die 
Neigung zum Güterfauf bilnet. Ebenfo liegt e8 in der Natur 
der Sache, daß in denjenigen Landestheilen, wo überhaupt Die 
Barzellirung geringer ift, wo Klima und Befchaffenheit des 
Bodens eine Bewirthihaftung ganz Heiner Grundftüde er- 
ſchweren, oder wo gar geſchloſſene Güter und die Bereinödung 
vorherrſcht, Die Bedingungen für ſolche Gattungen landwirth⸗ 
Ihaftlihen Befites weit weniger vorhanden find; daß deßhalb 
diefe Erfcheinung ihren natürlichen Boden vorzugsweife im 
Nedarlande haben muß und in den Bezirken der größten Par« 
zellirung, wie im Remsthal und ver Nachbarſchaft ver Haupt⸗ 
ftabt, ihre größte Ausdehnung findet, in andern Landestheilen 
dagegen verhältnißinäßig weit feltener vorkommt. Es darf 
hienach als wahricheinlich bezeichnet werben, daß der Güter- 
befig von Seiten folder, vie feine Familie bilden, die Zahl 
der entgegengefetten Fälle, in welden Familien ohne Grund» 
befts find, bei Weiten nicht erreicht und wir halten uns zu 
der Vermuthung berechtigt, daß die Zahl der Ietteren Fälle 
mindeftens doppelt fo groß, als bie ver erfteren feyn muß, 
daß alfo wohl faum mehr als 30—40000 folder unfelbititän- 
bigen, keine Yamilien bildenden Grundeigenthümer gerechnet 
Württ. Jahrb. 1860. 28 Heft. 3 


3 


werben bürfen. Dieje Erwägungen führen ſomit zum voraus 
auf die Annahme, daß die Zahl von 449000 Eigenthämern, 
wie fie fih durch die Art der ftatiftiichen Aufnahme von 1857 
ergab, minbeftens um ein Viertheil höher ift, als vie ber wirk⸗ 
ih vorhandenen. Wir überfehen vabei nicht, daß auch eine 
ziemlih beträchtliche Zahl von Eigenthümern vorhanden ift, 
weldhe keine phyſiſche Perfönlichkeit bilden, Corporationen, 
Stiftungen, Pfründen, Vereine mit den Rechten juriftifcher 
Perjönlichkeit; dieſelbe kann fi) aber nicht wohl höher als auf 
etwa 4000 belaufen. 

Wenn fomit fchon auf indirectem Wege wahrfcheinlich ger 
macht werben kann, daß die Bereinigung mehrerer Grundſteuer⸗ 
quoten in den Händen derſelben Befiter in großer Aus—⸗ 
dehnung Bla greifen muß, jo fehlt e8 biefür auch nicht an 
zahlreichen, pofitiven Belegen. Ziemlich viele Specialtabellen 
der Gemeinden geben über dieſe Verhältniffe einige dankens— 
werthe, ausbrüdliche Auskunft, obgleich eine ſolche nicht ge 
fordert war. Abgeſehen von den zahlreihen Tabellen, welche 
die Ausmärker nur in allgemeinen Faſſungen erwähnen, wie 
3. B. „einjchließlih der vielen Ausmärker,“ „einfchließlich ver 
Einwohner von den Nahbarorten N. N.,u „oder durch ben 
häufigen Zufaß,” „die große Zahl der Grundeigenthümer von 
weniger als 5 Morgen kommt von den vielen Ausmärkern 
her,“ enthalten 126 Tabellen die Zahl ver Ein- und Ausge 
jeffenen abgefondert. Dieje Tabellen datiren aus 24 Oberäm- 
tern des Nedarlandes von 71 Gemeinden, aus 6 Oberämtern 
des Schwarzwaltes von 12 Gemeinden, aus 8 Oberämtern 
der Alp von 17 Gemeinden, 6 Oberämtern des Jaxrtlandes 
von 9 Gemeinden, und 5 Oberämtern Oberfchwabens mit 
9 Gemeinden. AZufammen find in biefen 126 Gemeinden 
54869 Eigenthümer aufgezählt, worunter 33535 Eingefefjene 
und 21324 Ausgefeffene oder Ausmärker, alfo gerade 60 Proz. 
Eingefefjene und 40 Proz. Ausmärker. In den 71 Gemeinden 
des Nedarlandes find unter 38401 Eigenthümern 14632 Aus» 
märker, alſo 38 Prozent; in den 13 Gemeinden des Schwarz. 
waldes unter 6115 Eigenthümern 2819 Ausmärker, alfo 46 
Prozent; in den 17 Gemeinden der Alp unter 4773 E. 1651 
Ausmärker, aljo 34 Prozent; in den 9 Gemeinden des Yart- 


8 unter 1827 E. 616 Ausmärker, alfo 33 Prozent; in 
d Gemeinden Oberfhwabens unter 2161 E. 956 Aus⸗ 


er, alfo 44 Prozent. 


Es iſt nicht ohne Interefje, an einer Anzahl von Bei⸗ 
n die Ausbehnung diefer Neutralifation des Markungs⸗ 
ndes im Einzelnen näher anfchaulich zu machen. 


Es waren unter den Grundeigenthümern in 
Eingefeflene 


fulmetingen, DA. Biberah . . 110 
gkreuzthal, O.A. Riedlingen. . 33 


(heim, OA. Sub . .. 178 
ningshauſen, O.A. Rottenburg 156 
haufen, O. A. Nürtingen. . . 78 
berg, DA. Nagold . 2... 314 
„Stadt .... 2. 436 
ingen, DU. Balingen . ve... 2333 
ingen, DA. Stuttgart . . . 368 
nftadt, DA. Nedarfulm . . . 337 
lingen, Statt . .. . . 1400 
tannshaufen, OU. Morbach .. 170 
gen, DU. Yubwigsburg . . . 198 
enheim, Statt . . . .. 845 
erlobr, ON. Mergentheim .. 84 
gheim, DA. Beſighein... 603 
n, DA, wirdgeim . 220.859 
beim . . 823 


Ausmärler 


187 


Als Beiſpiele einer weit ſchwaͤcheren Zahl der Ausge⸗ 


en können angeführt werden 
enſtein, O. A. Gerabronn . 
elsau, Statt . » 2 2 2 2. 432 
ingen, DU. Und. . . .. 

heim, DA. Ellwangen . ». » 42 
gen, DA. Reutlingen . . . . 1050 
beim, DA. Befigheim . . . 250 


1 
105 
41 
8 
160 
45 


Wir würden es num keineswegs für gerechtfertigt halten, 

biefen Beifpielen und ben obigen Progentjägen ohne 

red Schlüffe auf das Ganze zu ziehen. Namentlich 
3 % 


36 


wäre dies unzuläſſig für ſolche Lanvestheile, aus welchen nur 
fo wenige Beifpiele, wie für Oberfchwaben und ben Dartkreis, 
vorliegen. Es liegt die Vermuthung nahe, daß gerade in 
folhen Gemeinden, wo die Zahl der Ausmärker ſehr groß 
war, die Berfertiger ver Tabelle Anlaß nahmen, einen Beiſatz 
hierüber zu machen; während von ganzen Dberämtern, wie 
3. B. Ravensburg, Walpfee, Wangen, Blaubeuren, Heiben- 
heim, Spaichingen gar fein einziges Beifpiel namhaft gemadt 
wird. Nur für das Nedarland find die Beifpiele fo zahlreich 
und fo aus allen Gegenden vollftändig genug, um weitere 
Schlüffe zu geftatten. 

So viel aber geht aus jenen Belegen jedenfalls hervor, 
daß in dieſem Punkte eine aufjerordentlihe Mannigfaltigkeit 
der PVerhältniffe herrſcht und daß die Markungsgrenze an fid 
teinerlei Hinverniß für den Gütererwerb bilvet. Viele Mar- 
tungen reihen ganz nahe an benachbarte Ortichaften bin; 
große Gemeinden haben oft Heine Markungen und ihre An- 
gehörigen haben ven größten Theil ihres Beſitzthums auf den 
Nachbarmarkungen. Es liegt nun in der Natur der Sache, 
daß der Erwerb von Gütern auf fremden Markungen da am 
bäufigften vorfommt, wo die Parzellivung am größten, die 
Bevölkerung am bichteften, die Entfernung der’ Nachbarmar⸗ 
fung deßhalb am Heinften ij. Beſonders häufig Taufen fid 
auf den Stadtmarfungen die Einwohner der angrenzenden 
Dörfer an, Wo dagegen die Parzellen größer, die Markungen 
ausgedehnter find, die Gemeinden weiter aus einander liegen 
wo gar gefchloffene Güter und Höfe vorherrfhen, wirb zwar 
der Fall immerhin nicht felten feyn, daß ein Grunbbefiger 
auf der angrenzenden Marfung ein ihm wohlgelegenes Grund⸗ 
ftüf erwirbt, aber eine fo völlige Löſung der Markungsge⸗ 
noffenfchaft, wie fie im Nedarthale herrſcht, ift dort nicht denk⸗ 
bar; wenn es auch daneben immer unter beſondern Umftänven 
einzelne Säle davon geben kann. Wir glauben daher, daß 
die obigen Beifpiele nur für das Neckarland einigermaßen als 
eine Kegel angejehen werben dürfen, die der übrigen Landes» 
theile dagegen mehr zu ben Ausnahmen gehören und eine 
Berallgemeinerung ausfchließen. 

Uebrigens wäre es ein durchaus faliher Schluß, wenn 


87 


aus der Zahl der Ausmärker in einer Gemeinde gefolgert 
werben wollte, daß auch ein proportioneller Theil des land- 
wirthichaftlihen Areal Diefer Gemeinde als Eigentbum ver 
Ausmärker anzujehen ſeyn werde. Die Ausmärker find in der 
Kegel Eigenthümer ver niederſten Befigklaffe von O—5 Morgen. 
Diefes ift in den Tabellen in aufferorventlich zahlreichen Fällen 
ausprüdlich gefagt, fo daß der Zuſatz, „worunter fo und fo 
viel Ausmärker« eben fo oft an die Zahl der erften Beſitzklaſſe, 
als an vie Gefammtjumme ver Eigenthümer angehängt erfcheint. 
Schon oben wurde erwähnt, daß die 1504 Ausmärfer der 
Stadt Waiblingen zufammen nur 900 Morgen, alfo durch— 
fchnittlih O,s Morgen beſitzen. Es Liegt dieſes auch infofern 
in der Natur der Sache, als der Landwirt in der Regel 
feinen Hauptbefi auf der eigenen Markung und in der Näbe 
feines Wohnfiges fuchen wird und nur veranlaßt ift, bequem 
gelegene, einzelne Stüde der angrenzenden Markung zu er- 
werben. Ein Befit von 10, 30, 50, 100 Morgen auf frem- 
der Markung wird der Regel nad) nur in den Fällen vor- 
fommen, wo größere Güter ſich über mehrere Markungen 
ausbreiten. 

In Ermanglung noch genauerer Anhaltspunkte glaubten 
wir durd die alljeitige Erwägung ver hier in Betradht kom⸗ 
menden PVerhältniffe die Schätzung als eine den wirklichen 
Sachverhalt nahezu treffende anfehen zu Dürfen, daß die Aus- 
gejefienen in den 6 Befitklaffen von mehr als 5 Morgen 
etwa 10 Prozente betragen mögen, daß fie tagegen in ber 
niederften Befitklaffe von O—5 Morgen im Nedarland auf 
zwei Sünftheile, in Oberfchwaben auf ein Biertheil, in ven 
übrigen Landestheilen auf ein Dritttheil zu berechnen feyn 
werden. | 

Wenn wir nun biefen Schlüffel anwenden, um aus der 
Zahl der in den einzelnen Gemeinden Grundſteuer entrid) 
tenvden Eigenthümern bie doppelt und mehrfach gezählten 
auszujcheiden, jomit aus der Zahl der cotes foncidres Die 
wirklich vorhandenen Grundeigenthümer zu ermitteln, jo wür- 
den fih, natürlich nur mit dem Anspruch einer annähernden 
Richtigkeit, in abgerundeten Ziffern folgende Reductionen ber 
Zahlen ver obigen Haupttabelle ergeben. 


Es find im Ganzen Grunbeigenthümer anzunehmen 

in ven Panvestheilen: Nedarland 148000 

Schwarzwald 40000 

Alp 53000 

Jartland 53000 

Dberfchwaben 36000 

zufammen in Württemberg 330000, 
fomit im Ganzen 119000 weniger, als fich bei dem Verfahren 
der Aufnahme von 1857 ergaben und 30000 weniger, als im 

Jahr 1858 Familien gezählt wurden. 


Die Zahl der Grundeigenthümer käme der der Familien 
im Schwarzwald nahezu glei) und wäre 
im Nedarland um 4000 
auf der Alp um 9000 
im Jartland um 7000 
in Oberſchwaben um 8000 kleiner. 


Es kämen ferner auf Einen Grundeigenthümer durd- 
ſchnittlich 
im Neckarland 7, 
im Schwarzwald 9, 
auf der Alp 16,« 
im Sartland 16,3 
in Oberfchwaben 22,5 
in Württemberg 12, Morgen 
an landwirthſchaftlich benütter Grundfläche. 


Es würden fi ſodann hiernach reduciren Die 
283124 Eigenthümer von 0—5 Morgen auf 180000 


73243 n n» 5-10 n v 66000 
61098 " « 10-30 n n 55000 
16795 7) ” 30—50 " " 15000 
1 1721 " " 50—100 ” " 10400 
2895 " ” 100—150 ” n 2600 
718 n über 200 u " 650 


Bon den 180000 Grunbeigenthümern von O—5 Morgen 
kämen auf das Neckarland 91000 Eigenthümer, 
auf den Schwarzwald 22800 " 
auf die Alp 26500 m 


39 


auf das Jartland 25200 Eigenthüner, 
auf Oberſchwaben 14500 " 
Bei den übrigen Befisklaffen ergibt fi die Reduction 
aus den Zahlen der Haupttabelle dur Alzug eines Zehn- 
theils, wobei die relativen Verhältniffe unverändert bleiben. 


IV, 


Es ift jedoch im Ganzen nur wenig damit gewonnen, 
wenn man auf diefe Weife vie Zahl aller Grunveigenthümer 
auch wirklich ermittelt haben follte, und es ift anbererjeits 
auch wenig damit gefehlt, wenn man fie un 30 oder 40 Tau- 
fend zu hoch over zu niedrig angefchlagen hat. Diefer allge- 
meine Begriff des Orundeigenthümers, welcher Staatstomänen, 
Krongut, ftandesherrliche und ritterfchaftliche Güter, die büuers 
Iihen DBefiger, die Gemeinten mit Allmanden und Bürger» 
theilen, den Handwerker, ver fein Gemüſe und feine Kartoffel 
felber pflanzt, ven Kaufherrn, der einen Garten oder Weinberg 
zu feinem Vergnügen hat, ven Yabrikarbeiter, der ein eines 
Grundftüd bebaut, ven Taglöhner, der einiges Feld fein eigen 
nennt, den Knecht, die Magd, die in Hoffnung Tünftiger 
Gelbitftändigfeit von ihren Erfparniffen einen Viertel oder 
halben Morgen erworben haben, der dieſe heterogenften Ver⸗ 
hältnifje unter fich begreift, ift zu vag und unbegrenzt, um 
einen erheblichen ftatiftifchen Werth zu haben und eine Aus- 
funft über dasjenige zu geben, was bei berartigen Unter« 
fuhungen den Kern der Trage ausmacht. Man will vielmehr 
wiffen, wie ftarf ift die Zahl der Landwirthe, des Bauern⸗ 
ftandes, wie viel landwirthfchaftliches Areal kommt auf dieſe, 
welche Abitufungen des Befites kommen hiebei in Betracht 
und wie verhalten fi) die verfchiedenen Landestheile zu einan⸗ 
der. Ob der Befiger von Viertels- und Achtelömorgen aus 
andern Berufsarten eine Anzahl von Zaufenden mehr oder 
weniger vorhanden find, ift zwar nicht ohne fonftiges Intereffe, 
für die Frage über die agrarifhen Zuftände eines Landes aber 
an fich von wenigem Belang, da jedenfalls nur ein ganz Kleiner 
Theil des Aderfeldes auf folde Art von Eigenthümern füllt. 
Man kommt dem ©egenftand erft dadurch näher, daß man 
jene großen Zahlen von Grundeigenthümern in ihre natür« 


40 


Iihen Beſtandtheile auflöst und aus ihnen den eigentlichen 
Stand der Landwirthe ausfondert. 

Auch hierüber fehlt e8 an einem vollftändigen und ganz 
zuverläffigen, ftatiftiichen Material, doch laſſen fich etliche An- 
haltspunkte finden, durch welche wenigftens einiges Licht in 
das Dunkel diefer Verhältniſſe fällt; im Uebrigen aber ift das 
Folgende noch mehr als ſchon das Bisherige nur als ein Ver: 
ſuch und Beitrag zur Löfung der Aufgabe auf jo lange, bie 
feftere ftatiftifhe Grundlagen gewonnen feyn werben, zu 
betrachten. 

Die von den Zollvereinsregierungen alle zehn Jahre an- 
geordnete Aufnahme der Gewerbeſtatiſtik enthält in den ge 
meinfamen Tabellen auch einige für bie vorliegenden Fragen 
werthvolle Rubriken. Zwar liegt eine neuere Aufnahme als 
von 1852 nicht vor; allein wo e8 fi) wie bier, nur um ans 
nähernde Nefultate und um allgemeine Volkszuſtände handelt, 
deren Grundlagen fi binnen eines Sahrzehends wenig ändern, 
ift darauf fein befondere® Gewicht zu legen. 

Die Tabelle von 1852 enthält drei hieher gehörige Au- 
brifen; fie zählt 117108 Perfonen auf, die die Landwirthſchaft 
ſelbſtſtändig und ausfchlieglich treiben; 99,838 Perfonen, die 
neben einem ver in ben ©emwerbetabellen aufgeführten Ge- 
werbe Yandwirthfchaft treiben, und 45000 freie Handarbeiter 
oder Taglöhner; auch die fchon erwähnte Aufzählung von 
61,241 Knechten und 72047 Mägden bei der Lanbwirtbfchaft 
und den andern Gewerben ift von Bedeutung. 

Die Zahl von 117000 reinen und eigentlichen Landwirthen 
erfcheint neben den 449000 Grunveigenthümern, weldje vie 
Tabelle von 1857 ergibt, und auch noch neben ven 330000, 
auf welche wir biefe Ziffer reducirt haben, ungewöhnlich Klein. 
Es wird daher vor Allem geboten feyn, die daneben ftehenve, 
nicht viel Kleinere Zahl von faft 100000 Perſonen, welche felbft- 
ftändig ein Gewerbe und Landwirthſchaft neben einander be⸗ 
treiben, näher in’8 Auge zu fallen. 

E8 darf wohl als eine in ver Natur des Verhältniſſes 
jelbft begründete Unterfcheidung bezeichnet werden, wenn wir 
drei Arten der Derbindung Iandwirthichaftliher und gewerb« 
licher Beichäftigung aus einander halten. Entweber wird 


4 
nämlih das Eine oder das Andere das Ueberwiegende feyn, 
oder ein gewiſſes Gleichgewicht beider Beichäftigungen Statt 
finden. 

‚In die erfte Gattung rechnen wir diejenigen, tie ihrem 
Hauptcharakter nach als Landwirthe anzufehen find, aber gleich- 
wohl neben der Grundſteuer auch Gewerbefteuer oder Wirth⸗ 
Ihaftsabgaben zu entrichten haben. Wir zählen dahin in erfter 
Linie die Betreiber gewiſſer mit der Landwirthſchaft leicht und 
nahe fich verbindender Gewerbe, ſey es, daß fie einen land» 
wirthichaftlichen Betrieb vorausfegen oder erfordern, ober 
wefentlich erleichtern. Es find Dies befonvders die Gewerbe 
der anf den Lande lebenden Branntweinbrenner, Bierbrauer, 
Öetreivemüller und Wirthe. Die Inhaber Diefer Gewerbe 
find auf ten Lande faft regelmäßig zugleich Landwirthe und. 
gehören jehr häufig zu den angefehenften und begütertiten 
bäuerlihen Befigern. Die Beichäftigungen find aud der Art, 
daß fie eine handwerks- und zunftmäßige Erlernung nicht ers 
fordern. In zweiter Linie und unter einem andern Gefichts- 
punkt find hieher die zahlreichen Landwirthe zu rechnen, melde 
in vielen Landesgegenden, am meiften aber auf der Alp und 
den angrenzenden Bezirken einen Nebenverbienft durch Weberei 
fuchen, ſey e8 blos, um die auf der Alp bejonders lange ven 
Teldarbeiten verfchloffene Yahreszeit nußbar zu verwenden, 
oder weil der Heine Umfang des Güterbefizes einen Nebener- 
werb an fih nothwendig macht. Auch hier ift in ver Regel 
der landwirthſchaftliche Charakter unzmeifelhaft das Vorherr- 
ſchende, und das Gewerbe wird ohne felbftftändigen Abfat ver 
Producte nur zu der Zeit und in dem Umfang betrieben, in 
welhem die Iandmwirthfchaftlichen Arbeiten es zulafien. In 
pritter Linie gehören bieher Diejenigen Handwerke, welde in 
einem gewiſſen Zuſammenhang mit den lanpwirthichaftlichen 
Beſchäftigungen ftehen und, weil fie für Bebürfniffe forgen, 
für weldhe dem Landmann die ſtädtiſchen Gewerbe nicht genligen 
fönnen, auf keinem Dorfe leicht fehlen können. Es find dies 
beſonders die Gewerbe ver Huffchmiede, der Wagner, Lohnmezger 
und Bäder, die vom bäuerlichen Jufammenleben in Dörfern un 
zertrennlich find und auch fonft in der Regel auf dem Lande 
fich anfiebeln. Es liegt in der Natur der Sache und in dem 


42 


Heinen Rayon des Abfates, daß das Gewerbe für fidh bier 
nicht den Nahrungsftand begründet, fonbern in Verbindung 
mit landwirthichaftlihen Betriebe fteht, und die Inhaber 
mit den Yandwirthen ganz zufammenzuftellen find. 

Zu einer zweiten Hauptgattung rechnen wir diejenigen 
Fälle, wo Gewerbe und Landwirthſchaft zwar in feinem ſach⸗ 
lichen Zuſammenhang mit einanter ftehen, ihre Verbindung 
aber gleichwohl darum Statt findet, weil weder das Eine noch 
da8 Andere für fid, einen gefiherten Nahrungsftand böte. 
Es können hieher die Angehörigen aller nicht oben ſchon ge— 
nannten ©ewerbe bezogen werden; am meiften aber gehören 
in dieſe Klaife die befannteften und verbreitetften Gewerbe ver 
Schuhmader, Schneider, Metzger, Schreiner zc. in ver Art 
und Ausdehnung, wie fie ın Württemberg auf dem Lande und 
in ben zahlreichen kleineren Städten getrieben zu werben 
pflegen. Gewerbe und Landwirthſchaft ergänzen fich hier nur, 
weil jedes für ſich unzulänglid if. Das Unterfcheidende von 
ver oben erwähnten Kategorie ver Huffchmiebe ac. ift, daß dieſe 
Gewerbe an fih nicht auf's Land gehören, in den meiften 
andern Ländern auch falt ganz der ftäbtifchen Bevölkerung 
vorbehalten find. Es ift dieſe Erfcheinung vielmehr eine 
Eigenthümlichkeit derjenigen Länder, in welden eine dichte 
Bevölkerung in zahlreihen Wohnplägen von mälfiger Ein- 
wohnerzahl, in gefchlofjenen Dörfern, Markifleden und Heinen 
Städten zerftrent wohnt, und zugleich die Freiheit des Ge⸗ 
werbebetrieb8 und der Nieverlaffung jowie des Güterfaufs 
wenigen oder gar feinen Beſchränkungen unterliegt. 

In die dritte Gattung endlich zählen wir diejenigen Yälle, 
wo der Gewerbebetrieb die Hauptfadhe und die Grundlage bes 
Nahrungsftandes ift, und die Landwirthſchaft nur als Accivenz, 
als Nebenſache, vie des Vergnügens, oder ber Kapitalanlage, 
oder der untergeorbneten Nutung für den Bedarf der Haus 
haltung wegen betrieben wird, erjcheint. Es gehören hieher 
unter Anderem alle diejenigen, welche, wie es vorzugsweife 
. in den größeren und mittleren Städten vorkommt, ihr Ge⸗ 
werbe in größerer Ausdehnung mit Gehilfen und vollftändiger 
Berwerthung der eigenen Arbeitskräfte betreiben, ſowie anderer- 
feits die auch auf dem Lande jehr verbreiteten Angehörigen 


45 


der Baugewerbe, bei welden bie Natur ihres Berufes, bie 
Abweſenheit vom Haufe und das Zufammenfallen der Zeit 
ihrer Berufsarbeiten mit der der Feldgeſchäfte, einen land« 
wirthichaftlichen Nebenbetrieb nur in Keinfter Ausdehnung 
zuläßt. 

Daß die bier hervorgehobenen Unterfchiede nicht ſcharf 
genug abgegrenzt find, um nit im Einzelnen vieles zwei⸗ 
felhaft zu laſſen, Tann die allgemeine Berechtigung einer 
ſolchen Unterſcheidung nicht abſchwächen. Auch find Die Ueber—⸗ 
gänge von einer Gattung in die andere leicht und zahlreich. 
Mancher Gewerbetreibende rüdt allmählig durch ftetige Aus- 
dehnung feines Orundbefiges von ver dritten in bie zweite, 
von der zweiten in die erfte Klaffe oder umgefchrt. Die 
zweite Klaſſe wird ſich von ver dritten in ber Kegel durch 
eigenen Biehftand unterſcheiden. Uebrigens werden immer 
aud in der britten Klaffe einzelne reichere Gewerbeinhaber 
feyn, welche, obgleih das Gewerbe ihnen vollen Nahrungs» 
ftand und Beidäftigung gewährt, demnach theils der höheren 
Rapitalanlage, theild des Vergnügens wegen größeren Grund«- 
befig erwerben. 

Es fehlt leider an genaueren Anhaltspunften, um viefe 
brei Oattungen von gewerblichen Grundeigenthümern genauer 
auszufcheiden und die Stärke der einzelnen Klaſſen näher zu 
ſchätzen. Durd die Zahlenverhältniffe ber verfchiedenen Ge— 
werbearten, welche vorzugsweife in bie eine oder andere Klaſſe 
zu fegen feyn mögen, ſowie des ftäbtifchen und Ländlichen Ge— 
werbebetrieb8 wird man zu der Vermuthung geführt, daß die 
erfte Klafje, oder diejenigen, bei welchen die Landwirthſchaft 
der überwiegende, oder mit dem Gewerbe zufammenhängende 
Betrieb ift, etwa 33000, alſo ein Dritttheil ver gefammten 
Summe bilden; wenn man nämlid davon ausgeht, daß von 
den 51000 Angehörigen ver in die erfte Klaſſe gezählten Ge- 
werbe bei etwa zwei Dritttheilen Die obigen Bedingungen zu« 
treffen mögen; das letzte Dritttheil dagegen die in den Städten 
wohnenden und bie Landwirthfchaft nur in Kleinem Umfang 
und al8 Nebenerwerb oder gar nicht Betreibenden umfaſſe. 
Noch mehr fehlt e8 an näheren thatfähhlichen Momenten, die 
Stärke der zweiten und britten Oattung gegen einander abzu- 


44 


wägen; wir glauben annehmen zu dürfen, daß dieſelbe nicht 
wefentlich verſchieden ſey und theilen hiernach denſelben eben- 
falls je ein Dritttheil an der Gefamntjunmte von 99000 zu. 

Die Zollvereinstabelle für Gemerbeftatiftif von 1852 zählt 
jodann 45000 männliche und felbftftänvige Handarbeiter, d. h. 
unabhängige Taglöhner im Feld und Wald, auf Straßen x. 
auf. Nach ven Verhältnifien des Landes ift anzunehmen, daß 
die meiften Angehörigen dieſer Klaſſe, insbeſondere diejenigen, 
welche eine Yamilie gegründet haben, neben dem Verdienſt 
durch Taglohn aud) den Ertrag eines Heinen Grundftüdes zur 
Grundlage ihres Nahrungsftandes haben, und im Ganzen 
nur ein Hleinerer Theil, wohl fchwerlich über 20—25 Prozente 
ganz ohne allen Grundbeſitz find. 

Zu bemerken ift no, daß aus dieſer Klaffe, wie aus 
andern Berufsarten, namentlih der ber Gewerbetreibenden 
noch eine jehr beträcdhtlihe Zahl einen lanpwirthichaftlichen 
Nebenerwerb hat, ohne felbft Grnndeigenthum zu befigen, 
durch Pacht oder Nutznießung fremden Eigenthums. Diefer 
Fall iſt beſonders häufig in Landſtädten, wo die Gemeinde 
Bürgertheile und Nutzungen unentgeltlich oder gegen kleine 
Vergütungen an die Bürger vertheilt. 


Wenn nun unſere obige Vorausſetzung, wonach im Ganzen 
330000 Grundeigenthümer in Württemberg anzunehmen ſind, 
zu Grunde gelegt wird, ſo beſtünden dieſelben 

1) in 117000 ausſchließlichen und ſelbſtſtändigen Land⸗ 
wirthen, denen wir 


2) 33000 ſolche Landwirthe beizählen, deren Gewerbe mit 
der Landwirthſchaft in’ engem Zuſammenhang ſteht, oder der⸗ 
ſelben untergeordnet iſt, ſo daß die Geſammtzahl der eigent- 
lichen Landwirthe auf 160000 anzunehmen iſt. 

Hiezu kommen nun 

3) als eine Mittelklaſſe diejenigen Gewerbetreibenden, welche 
ihren Nahrungsſtand zugleich auf einen von ihrem Gewerbe 
unabhängigen landwirthſchaftlichen Nebenbetrieb gründen, deren 
Zahl ebenfalls zu 33000 angenommen wird. 

In anderem Sinne bilden ſodann 
4) eine Mittelklaſſe zwiſchen den Landwirthen und den 


45 


unfelöftftändigen Gehilfen der Lanbwirthfchaft die Taglöhner 
mit kleinem Grundbeſitz, deren Zahl wir auf 36000 anfchlagen. 

Es bleiben hiernach 119000 Nichtlandwirthe, d. h. ſolche 
übrig, für welche ver Beſitz und die Bearbeitung von Grunde 
eigenthum nur Nebenſache iſt und die einen anderweitigen 
Hauptberuf haben. Hieher gehören zunächſt 

5) die 33000 Gewerbetreibenden der oben erwähnten dritten 
Gattung, ſodann noch die 

6) 78000 Grundeigenthümer aus allen übrigen felbftftän- 
digen oder unfelbftftändigen Berufsarten und Lebensftellungen, 
vornehmlich Tabrifarbeiter und andere Gewerbegehilfen, Knechte 
und Mägde, andere unverheirathete Frauensperfonen, ſey es, 
daß fie als freie Handarbeiterinneun, oder in einem Yamilien- 
verbande leben, ſodann Minderjährige u. ſ. f., ferner öffent« 
liche Diener, over berufslofe, von Renten, Penſionen :c. 
lebende Personen. 

Wenn man die moralifhen und juriftifhen Perfünlichkeiten, 
wie Staat, Gemeinden, Stiftungen, Pfründen ꝛc. hier auffer 
Acht läßt, da das ihnen zugehörige Grundeigenthbum doch that« 
fächlich wieder in der Nutznießung oder Bewirthichaftung ver 
phyſiſchen Perfönlichkeiten fteht, fo hätten wir unter Zuſammen⸗ 
faffung der obigen Rubriken und unter Abrundung der dod) 
nur einen conjecturalen Näherungswerth in Anfprud nehmen 
den Zahlen 150000 Landwirthe, 110000 Grundbefiter, die nicht 
Zandwirthe find, und 70000 Angehörige einer Mittelflaffe 
zwifchen Landwirthen und Nichtlandwirthen. 

Wenn man nun annehmen darf, daß ter durdjchnittliche 
Beſitz eines Angehörigen ter unter Ziffer 3 oben bezeichneten 
Klaffe von Befigern nicht über 5 Morgen, ver eines Ange- 
hörigen ver Ziffer 4 nicht über 2, eines Nichtlandwirths im 
Sinne der Ziffer 5 und 6 nit über 11/. Morgen betragen 
wird, fo würden fih für die Mittelklafle Ziffer 3 und 4 zu⸗ 
fammen 237000, für die Nichtlandwirthe 165000, im ©anzen 
402000 Morgen, alfo 10 Prozente des gefammten landwirth⸗ 
fchaftlichen Areald ergeben, und 90 Prozente, alſo 3600000 
Morgen als Befig der Landwirthe übrig bleiben. Nimmt 
man nun ferner an, daß an dieſem Reſte der zu Allmanden 
und Bürgernugungen verwendete Gemeinvebefig mit etwa 


46 


200000 Morgen in Abzug zu bringen tft, fofern berfelbe ſich 
unter alle Grundeigenthümer gleihmäffig vertheilt und aud 
Nichtgrundbefizern zukommt, fo bleibt eine Fläche von 3400000 
Morgen übrig, welche auf die 150000 Landwirthe fällt, und 
von ihnen weitaus dem größten Theil nad als freies Kigen- 
thum befeßen und zu einem Heinen, nicht wohl über 3 Prozent 
betragenvden Theile nur pachtweife bewirthfchaftet wird. Auf 
Einen Landwirth käme hiernach ein durchſchnittlicher Beſitz 
von 221/2 Morgen. 

Aus dem Bisherigen dürfte ferner hervorgehen, daß bie 
Nichtlandwirtbe im Sinne der Ziffern 5 und 6, fowie bie 
Zaglöhner mit verfchwindenvden Ausnahmen in die Klaffe ver 
Örundeigenthüner von weniger als 5 Morgen zu zählen find 
und daß auch die Klaffe der gewerbetreibenden Halblandwirthe 
wenigftens zur Hälfte in dieſe niederfte Klaſſe füllt, und jeten- 
falls in höhere Klaffen als tie von 5-10 Morgen nur aus 
nahmsweije eingreifen wird, daß fomit die Grundeigenthümer 
von mehr al8 10 Morgen und aud) die meiften ver von 5 bie 
10 Morgen unter der Zahl jener von und angenommenen 
150000 eigentlihen Landwirthe zu ſuchen find. 

Unter dieſer VBorausjegung, fowie nad ber oben anges 
nommenen Reduction der Ziffern um 10 Procente in folge 
ber Doppelzählung der Ausmärker würden unter den 150000 
Landwirthen 

1) 13—14000 mit einem Grundbeſitz von mehr als 50 
Morgen, mit cinem Oefammtareal an landwirthſchaftlicher 
Fläche von 1,300000 Morgen und einem vurdfchnittlihen Bes 
ſitzthum von 90—100 Morgen jeyn. 

2) Weitere 15000 Landwirthe befigen je zwiſchen 30 —60 
Morg., im Ganzen cir. 550000 Morg., im Durchſchnitt 37 Morg. 

3) 55000 Landwirthe befiten je zwifchen 10 und 30 
Morgen, im Ganzen 1,018000 Morgen, im Durdfchnitt 18 
bi8 19 Morgen. 

4) Bon den 66000 Befitern von 5—10 Morgen find dem 
Dbigen gemäß etwa drei Biertheile, rund 50000 auf die Klafſe 
ber eigentlihen Landwirthe zu zählen, weldye vorzugsweife dem 
Nedarland nnd den Weingegenden angehören. Als der durch⸗ 
ſchnittliche Befig dürften 7'/; Morgen zu rechnen fern. 


47 


5) Für die legte Mlaffe von O—5 Morgen blieben hier⸗ 
nad) noch etwa 16,000 Landwirthe übrig mit einen burdh« 
fehnittlichen Grundbefis von 3—4 Morgen. Dieſe find wohl 
nod mehr als die vorangegangene Klaffe ven vichtbenälferten 
weinbautreibenden Gegenden zuzutheilen, da in andern Lan⸗ 
bestheilen ein fo Heines Beſitzthum nicht ausreicht, den Cha- 
rakter eines jelbftftändigen Landwirths zu begründen. 

Es wurde bei allen bisherigen Betrachtungen und Bes 
rehnungen nur auf das Quantum des Beſitzes Küdficht ge- 
nommen, wobei fi von felbft verfteht, daß die Qualität der 
Grundftüde bei gleihem Quantum die allergrößte Verſchieden⸗ 
heit begründet. Man Fann alfo nicht etwa die Beſitzklaſſen 
über 50, zwifchen 10 und 50, und von weniger ald 10 Mor«- 
gen als mit der Unterjcheidung größeren, mittleren und Eleinen 
bäuerlichen Befiges zufammenfallend behandeln. Die Ber- 
fchtedenheit ter Grundſtücke ift in den verſchiedenen Landes» 
tbeilen, ja auch innerhalb derfelben Landestheile, derſelben Bes 
zirfe, oft innerhalb derſelben Markung ganz außerordentlich 
groß. Bon Ertrenen gar nit zu reden, wie z. D. daß ein 
Morgen der zum Gemüfebau tauglichen Aeder im Stuttgarter 
Thal bis auf 6000 fl. zu ftehen kommt, während um diefen 
Preis in Außenfeldern mancher Alporte hunderte von Morgen 
zu faufen feyn mögen, fo find PBreisbewegungen zwifchen 100 
und 2000 fl. für den Morgen landwirtbichaftliden Areals 
innerhalb vefjelben Dberants, ja verfelben Markung nicht 
jelten. Die mittleren Erträgniffe eines Morgend an ver 
Hauptgetreideart, dem Dinkel, ſchwanken in den verjchiedenen 
Landestheilen zwiſchen 3 und 12 Scheffeln; ja die cft in 
Einem Jahr vorfommenden Extreme der Fruchtbarkeit fünnen 
zu 2 und 18 Scheffeln gejchätt werden. Welcher enorme 
Werthunterſchied ift zwiſchen ven Rebengeländen begünftigter 
Süpdabhänge oder nur zwifchen den mit Objtbäumen befegten 
Bewäflerungswiefen und zwifchen den nur für Schaafe oder 
Ziegen zugänglichen Weiden? 

Es erhellt daraus zur Genüge, daß die bloße Morgen» 
zahl für ſich keineswegs ein Criterium der ökonomiſchen Yage 
eines Landwirths geben Tann; aud find die Berhältniffe im 
Einzelnen bierin jo abweichend und mannigfaltig, taß feine 


50 


Ortjchaft. Großter Mittlerer einſter Grundbi 
icher 50 8 Se Semanb un 
Pflugfelden 130 gewöhnlicher 3 —— 
Poppenweiler 60 18—20 1—2 
Schwiederdingen 120 allgemeinfter 25-30 1—2 
Stammheim 85 15—35 v8 
Thamm 60 bäufigfter 80 40 1°/, 
Zuffenhaufen 70 9—10 
Ludwigsburg, Stadt, hat wenig Aderbau, 
2) DA. Baihingen: 

Ortſchaft. Größter Mittlerer Kleinfter Grundbe 
Baihingen 150 M. gewöhnlicher 10 1—2 
Aurich Mehrere 50 15—18 3—3 
Eberdingen 90—100 15—20 
Enfingen 50 haufigſter 8 
Enzweihingen 120 gewöhntier ©, 

Großglattbach 40 8-10 

Großſachſenheim 60 9 

Hodborf (Gutsßerei. 700 M.) 12—15 

Hohenhaslach 36 24 40 Arme, 
Sorrbeim 85 allgemeinfter 5—6 

Iptingen 80 gewöhnlicher 8—10 

Kleinfachjenheim 36 allgemeinfter 9 viele ohne Grundbe 
Mänlbaufen 26 9 

Nußdorf 40 gewöhnlichfter 8 

Oberriexingen 80 8 

Nieth 50 9-10 

Roßwaag 36 15—20 

Sersheint 50 10—12 

Untermberg 20 gewöhnlich 8 M. 

Unterrieringen (Gutöhereiih, 280 M.) 6-8 

Unterweiſſach 60 gew. 15—18 


Nur je die größten Beträge von Grundbeſitz ſind ange 
geben für die Oberämter Stuttgart und Herrenberg. Hie 
nach betragen die größten Grundeigenthumsquoten 

3) im Oberamt Herrenberg: 


Aldingen 88 M. Feld und 12 M. Wald. 
Bondorf 150 M. Feld und 10 M. Wald. 
Breitenholz 40 

Entringen 45 

Gärtringen 50 M. (Gutéherrſchaft 130) 
Bültftein 80 

Haslach 69 

Hildrizheuſen 40 

Kayh 30 

Kuppingen 60 

Monchberg 25 


Boltringen 

Reuften 

Thailfingen 180 

Unterjeitinget 70 

4) Im Amtsoberamt Stuttgarf befiten: 

in Bernhaufen die 6 größten Orundbeſitzer zwiſchen 
Birkach 
Bonlanden 
Bothnang 
Echterdingen 
Fenerbach 
Gaishurg 
Harthanuſen 
Heumaden 
Kaltenthal 
Kemnath 
Leinfelden 
Möhringen 
Musberg 
Oberfielmingen 
Plattenhardt 
Blientngen 
RM 
Scharnhauſen 
Steinenbronn 


73, 68, 


23, 


o 0 o . . I Oo nn > 


5) DNA. Salm: 
Drtiaft. Größter Grmdbefig . Mittlerer 


Calw 50 (Mehrere 80) Biele einige Morgen; 


80 M. Mittlerer 84 M. 


Agenbach (neben 80 DR. Wald) Feld u — 


Wfgetden 
Altbalach 


(neben 10 2%. Wald.) (neben Fri I Wald.) 
40 15—20 
80 10—12 
60 allgemeiner 25 


eld. 


50 M. om. 
(neben 150 M. Wald.) (u. gr M. ra 


- 


5 


H-3M. 


1-17 - 


21-46 

6-10 

40—96 

84, 22, 19, 17 
8—14 

18—20 

18, 16, 18, 11 
19, 14, 9, 9 
38—42 

34, 26, 25, 31 
30—70 


44, 36, 28, 22 
31—48 
20, 18, 17, 16 
82—56 
Th 
23-56 
80-40 


A 


ften haben nur 


bie 
ein FR theil und 
u Mn 


3), der Cinwopner 
Taglöiner mit zn 
M. Feld. 
6 Morgen. 
1 M. 


Arme immernoch 1 M. 


TOM. 20—80 M. no 
(und 100 M. Wald.) (ned. 10-12 M. Wid.) ee . 5 ne 5 Wald. . 


62 


Ortſchaft. Größter Srundbefik. 
Dachtel 42 
Dedenpfronn 43 
Emberg 30 (u. 80 M. Wald.) 
Gechingen 38 
Hirſchau faſt kein Aderbau. 

Holzbronn 30 
Hornberg 85 
Liebelsberg 45 (u. 50 M. Wald.) 
Liebenzell wenig Ackerbau. 
Martinsmoos 40 (u. 25 M. Wald.) 
Möttlingen 25 
Neubulach 50 (u. 15 M. Wald.) 
Reuweiler co (n. 50 M. Wald.) 
Oberhaugſtett 32 (u. 8 M. Wald.) 
Oberkollbach 30 
Oberkollwangen 50 (90 M. Wald.) 
Oberreichenbach 70 (70 M. Wald.) 
Dfteldheim 50 M. 
(Einige) 70 M. 
Dttenbronn (u. 90 *. Wald.) 
oM. 
Rothenbach (u. 180 9. Wald.) 
, 30 M. 
Schmieh (u. 160 M. Wald.) 
Simmozheim 40 
Sommenhardt 40 (70 M. Wald.) 
Speßhardt 40 (80 M. Wald.) 
Stammheim 44 
Unterhaugſtett 30 (25 M. Wald.) 


Unterreichenbach faft ohne Aderfelb. 


Würzbach 50 (100 M. Wald.) 
Zwerenberg 36 (147 M. Wald.) 
6) DA. Freudenſtadt: 

Ortſchaft. Großter Grundbefig. 

Freudenſtadt 40 M. 

Aach 85 

Baiersbronn 78 

Beſenfeld 60 

Boffingen 90 100 


Mittlerer Heinfker 
18 
15—18 11), 
20 M. Feld 
(u. 25 M. Wald.) 
der größere Theil 
1-15 a 13 
12 
35—40 s—10 
10—20 1—3 
20 M. Die Hälfte Bür- 
ger ger Befen Bat von 5-10 
16—20 
12-—-15 12 
10—30 30 Arme mit Ges 
(6-8 M. Wald.) meindeunterflügung. 
10—12 1-2 M. (20 Arme) 
68 1 
äufigfter 40 M. Feld var M. 
"une 50M. W Bl. "En 


Wald ) 


häufigfter 18-20 
30 M. 


12—30 M. — 1— 
(u. 25-70M. Wald.) a a 


20 (30-40 M. Wald.) 


Ih 
35M. (u. 30 M. Wib.) 
15 —20 M. 


5 Taglbhuer. 


TOM. (u. 60 M. WI.) 
30 M. (26 M. Wald.) 


Mittlerer Kleinſter 


allgemeinfter 6-10 
gewößnlider 10—15 
(heben 2-70 M. Wld.) 

Diele ae Grunbbeit 
1—6 
na 8 3 
gewöhnt. 25 (neben 
80— 90 M. Wld. Einer 
über 365 M. Bar.) 


60 geringfter 25 (baya 


Wald.) 


yrtſchaft. Größter Grundbeſitz. Mittlerer Kleinfter 
ach 25—30 4—6 
röweiler 70 gew. 15—20 
fetten 40—45 gew. 6—123 
en 80 allgemeinfter 30 anpeine a at je» 
bad 25 gew. 15—20 
thal mehrere 60—70 allgemeinft. 25—30 
yangen 80--35 allg. 12—15 
bad; 85 allg. 15—20 
hweiler 70 gew. 30 nn jener 
berg meiſt 15—20 M. 
ach 70 allgemeinſter 20 
arg 160 (u. 160 M. Wald.) 20 
eck 40 10—15 
ifflingen 50—60 gew. 25—30 
musbach een ei je ui 3 
grafenweiler 70 gew. —— 
enbach 30 6 Biele '/, M. mehrere 0 
ew. 75 M. (neben 
u s0 bis 60 M. Wal.) 
Da 8—10 
mberg (u 400 * pa) 50 M. (u. 100M. Wld.) 
pfloch allgemeinſte 30 
arzenberg 15—30 
nlingen 90 (u. 100M. Wald.) gew. 40 
ifflingen 90-—100 60 geringfter 30-40 
musbad) 40 12 
udorf 150 70 -80 10-49 
(ensweiler 40 20 viele nur Allmandthle. 
veröberg 60-70 30-40 10—18 
T) DU Laupheim: 
im 120 
ringen 100 


tetten 100 185 


afingen 110 (36 M. Wald.) 
133 (11 M. Wald.) 


nenfingen 120 
nheim 75 
mſtetten 80 
dorf 37 
Hingen 150 
Ichaffhauſen 60 
isheim 150 
rieden 60 
ingen 100 


+54 


Oberhelzfeim 100 
Oberlicchberg 30 


Roth 120 
Schnürpflingen 90 
Giefien 130 
Steinberg 80 
Stetten 170 
Unterbalzbeim 100 
Wain 160 (Guteherrſchaft 8600 M. mit Wald.) 
Wangen 100 
Weinſietten 120 
Wiblingen 70 


Zu den vorſtehenden Tabellen dürften wenige Bemerkun⸗ 
gen hier noch eine Stelle finden, da ein nüheres Eingehen in 
ein allzu Iocales Detail führen würbe. 

1) Es verfteht fih, daß unter dem mittleren Beſitz nir- 
gende Tas arithmetiihe Mittel zwifchen dem größten und 
Heinften Beſitzthum, ſondern dasjenige genannt ift, was an 
Ort und Stelle als ein mittleres, mehr ober weniger vwerbrei- 
tetes, weder zu den großen noch zu den Heinen Antheilen 
gerechnetes betrachtet wird, Bei vielen Orten wird dieß mitt- 
lere Beſitzthum ausbrüdlic als das häufigfte und allgemeinfte 
bezeichnet; bei andern gehört die Mehrzahl zu ven Tleine- 
ren u. ſ. w. 

2) Unter den angeführten Oberämtern gehören die land» 
wirtbichaftlichen Berhältniffe bei Herrenberg und Ludwigsburg 
zu den günjtigen, bei Vaihingen und Stuttgart zu den mins 
der günftigen, wiewohl nicht zu den ungünftigften im Nedar- 
land. 

Bein Oberamt Calw ift der Unterfchied der ſogenannten 
Gäu⸗ und Thalorte von den Waldorten ſehr zu beachten. Das 
Oberamt Freudenſtadt gehört mit Ausnahme weniger Thalerte 
zu ben rauheften Waldgegenden des Landes, mo vielfach Feine 
Winterfruht gebaut und eine eigentbümlihe Art von Feld⸗ 
graswirtbichaft getrieben wird. Das Oberamt Laupheim ift 
infofern für die Kenntniß der oberſchwäbiſchen Verhältnifſe 
weniger charakteriftifch, al nicht das Vereinödungsſyſtem und 
die Hofbauernwirthfchaft wie in Leutkirch, Waldſee, Rasend⸗ 
burg, Tettnang, Wangen, fondern die Dorfwirthichaft vor⸗ 
herrſcht. 


55 


3) Beſonders bemertenswerth ift, daß bei fonft gleichen 
Dedingungen der Tage, Des Bodens, Klima’s, der Geſetzgebung 
und hiftorifchen Berhältniffe doch mehrfady einander nahe ge» 
legene Drte ganz verſchiedene Verhältniſſe binfichtlic) der Bo⸗ 
denvertheilung darjtellen, Eine nähere, auf locale Zuftänve 
eingehende Unterfuhung würde wohl zeigen, daß bie morali> 
[chen und intellectuellen Factoren, die in der käuerlichen Sitte 
und in ber Thätigkeit einflußreicher Perfönlichkeiten liegen, für 
die Geſtaltung folder Berhältniffe in ver Kegel die widtigs 
ften find. 


VI, 


Es ift nun noch übrig, die Hauptergebuiffe der feitherigen 
Unterfuhungen kurz zufammenzufaffen und ihre Bedeutung, 
insbeſondere durch vergleichende Beiziehung der Zuftänte an- 
derer Länder in's Ticht zu ftellen. Diefe Vergleihung tft frei- 
Lich nur in jehr beſchränktem Umfange möglid, da von weni⸗ 
gen Ländern ftatiftifche Ergebniffe über die fraglichen Punkte 
überhaupt vorhanden find, und bei biefen wenigen immer noch 
wefentliche Verjchievenheiten von dem in Württemberg einge: 
baltenen Verfahren zu beachten find. So ift z. B. in Preußen, 
wo die genaueften Erhebungen Statt gefunden haben, ftet8 
das Waldareal eingerechnet, während in Wirrttemberg nur Die 
landwirthſchaftlich benügte Fläche zu Grunde gelegt ift. Schon 
diefer Eine Punkt ſchließt hinfihtlih der Größe der Grund⸗ 
befigungen faft jeve Bergleihung im Einzelnen aus. 

1) Nach der ftatiftiichen Aufnahme von 1857 wurden in 
Württemberg auf 354 Duabrat-Meilen und bei 1,700,000 
Einwohnern 449,594 landwirthſchaftliche Befigungen in dem 
Sinne gezählt, daß alles landwirthſchaftlich benüßte Grund» 
eigenthum, welches von berjelben Perſon innerhalb verfelben 
Gemeinde verfteuert wurde, als Eine Grundbeſitzung gezählt ift. 

In Breußen wurden nah einer amtlichen Mittheilung 
von 1859 auf 5103 Q.⸗M. und bei der mehr als zehnfadhen 
Bevöllerung von Württemberg (1855 17,203,000) 2,070,157 
Befigungen gezählt; worunter in ber Nheinprovinz auf 487 
DM. und bei 2,983,305 Einwohnern 793,160, in Weftpha- 
Ien auf 368 DM. und bei 1,527,252 Einwohnern 237,070, 


"56 

in den vier öftlichen Provinzen, Preußen, Bofen, Bommern, 
Brandenburg, auf 3025 Q.M. bei 7,572,000 Einw. 536,506, 
in den Provinzen Schleften und Sachen auf 1203 O.M. und 
bei 5,044,000 Einw. 482,809 Befitungen. 

Wenn man nun annimmt, daß fi die Befigungen im 
Sinne der Preußiſchen Statiſtik zufammen fielen laffen mit 
denen ber Wiürttembergifchen Aufnahme, was zwar nicht genau 
aber doch im Wefentlichen zuläffig jeyn mag, fo fommen auf 
Eine Quadratmeile 

in ten vier öftlihen Provinzen . 177 Befigungen, 
in Sachſen und Schlefien . . » 401 n 
im ganzen preuß. Staat . . . 405 f 
in Weftphalen . © 2 20... 644 n 
in Württemberg » . - 0... 1265 n 


in der Rheinprovinz . . » » . 1628 
Mit der Bevölkerung verglichen kommen auf je Eine Be» 
figung 


in den vier öftlihen Provinzen . . 14 Einwohner, 
in Sachſen und Sclefin . . . . 10 n 
im ganzen preußifchen Staat. . . 8 " 
in Weftphalen -. . . . . 6, " 
in Württemberg und Nheinproving . 8,7 " 

In Belgien werben auf die Q.Meile 1072, in Oftflan- 
bern 1598 Befigungen gezählt; dort kommt Eine Befigung auf 
7,0, bier auf 3, Einwohner. 

In Hannover wurden 265,629 Grundbefiger gezählt; 
alfo auf die Q,-Meile je 380, und Ein Grundbeſitzer auf 6,s 
Einwohner. 

Bon andern Rändern find Feine fo genaue und gleichartige 
Erhebungen vorhanden, um eine nähere Vergleichung zuzu⸗ 
laffen. Wenn für Baden 101,343 Güter, für Sachſen 139,900 
Grundbefiger angegeben werben, jo fcheint hier vie Aufnahme 
von andern Borausfegungen ausgegangen zu ſeyn, als bie 
obige, und dieſe Ziffern fcheinen eher mit den in der fünften 
Rubrik unferer Tabelle aufgeführten 117,108 die Lanpwirtbichaft 
jelbftftändig und ausſchließlich WBetreibenden oder den 150000 
eigentlichen Landwirthen zufammengeftellt werben zu müſſen. 

Es geht aus dem Obigen hervor, daß Württemberg hin⸗ 


57 


fihtlich der Gefammtzahl aller Beſitzungen mit den Ländern, 
in welden vie Theilung des Grundbeſitzes am weiteften vor» 
gerückt ift, aber zugleich auch Aderbau und Induftrie auf einer 
fehr hohen Stufe der Entwicklung fteht, mit der preußifchen 
Rheinprovinz und Belgien in Eine Klaſſe zu zählen ift, jedoch 
noch durchſchnittlich größere Güter als die Rheinprorinz und 
Oftflandern und kleinere als Belgien hat. 
2) Wir haben oben gezeigt, daß die Zuhl von 449,594 
Befigungen nambaft größer ift, als die Zahl der wirklichen 
Örundeigenthümer, weil von denſelben alle diejenigen in Alzug 
zu bringen waren, welde in mehr als Einer Gemeinde be— 
gütert find. Die lektere Zahl nehmen wir zu 330,000 an, fo 
daß Ein Grundeigenthümer auf 5,15 Einwohner, und auf jeden 
verfelben durchſchnittlich 12,25 oder mit Einrehnung des Wald⸗ 
areals, wie dieß bei ven Zühlungen anderer Länder üblich ift, 
18 württemb. Morgen, auf die Q.⸗Meile 931 Orundeigenthüs 
mer fallen. 

Hienon famen auf das Nedarland 148,000 Eigenthümer 
mit je 7, Morgen ohne und je 10,7 Morgen mit Ein« 
rechnung tes Waldareals; 
auf ven Schwarzwald 40,000 E. mit je 9s, bezw. 19 M. 
auf das Sartland 53,000 E. mit je 164, „ 234 M. 
auf bie Alp 53,000 E. mit je 16,4, " 23,8 M. 
auf Oberſchwaben 36,000 E. mit je 23 „» 30,0 M. 

Da in andern Ländern die Beſitzer von den Beſitzungen 
nicht ſo genau unterſchieden ſind, ſo iſt eine beſondere Verglei⸗ 
chung unter dieſer Rubrik nicht zuläſſig. 

3) Die für die landwirthſchaftlichen Verhältniſſe Württem⸗ 
bergs am meiſten charakteriſtiſche Thatſache iſt wohl, daß von 
den Grundeigenthümern die eigentlichen Landwirthe nur den 
kleineren Theil bilden. Unter jenen 330,000 Grundbeſitzern 
fanden wir nur 117,000, welche ſelbſtſtändig und ausſchließlich 
Landwirthſchaft treiben, 100,000, weldhe mit Landwirthſchaft 
ein Gewerbe verbinden, 113,000 unfelbitftändige oder ander- 
weitigen Berufsarten angehörige Grunbbefiger; und wenn, 
wie oben gefchehen ift, von der zweiten Klafje noch ein Dritt- 
teil mit 33,000 den eigentlichen Landwirthen beigezählt wird, 
fo. ftehen immer noch den 150,000 Landwirthen die 180,000 


58 


Nichtlandwirthe gegenüber. Ein eigenes Grundftüd zu befigen 
und zu bebauen zeigt ſich als ein allgemeiner, alle Berufsklaſſen 
durchdringender, durch die beliebige Theilbarteit des Bodens 
und das Herkommen erleichterter Landesbrauch, fo daß die 
Zahl der Grundeigenthümer hinter Der der Yamilien nur um 
ein Zwölftheil zurüditeht. 

4) Allein hieraus folgt keineswegs, daß aud die lande 
wirtbfchaftlihe Geſammtfläche in gleicher Proportion an die 
Landwirthe und die Nichtlandwirthe vertheilt if. Wir theil- 
ten den lettern durchjchnittlich nur etwa 2 Morgen, im Ganzen 
noch nicht 10 Procente des Gefammtareald zu, fo daß für bie 
150,000 Landwirthe im Ganzen 3,400,000 Morgen, fomit 
durchſchnittlich je 22'/ Morgen landwirthſchaftlich benüßter 
Fläche für Einen Landwirth übrig bleiben. Wenn dieſe Berech⸗ 
nungen auch nur annähernd zutreffen, jo iſt es unrichtig, was 
man fo häufig liest und hört: Württemberg ſey das Land der 
Zmergwirthichaften und durch atomiftiiche Parcellivung und Zer⸗ 
ftüdlung des Bodens an den Rand des Abgrundes gebradit. 
Bielmehr wird man jagen müfjfen: wenn aud die Angehörigen 
aller Stände und Berufsarten am Boden des Landes Antheil 
haben, wenn Handwerker, Taglöhner, gewerbliche Arbeiter und 
Knechte einen Nebenverdienft oder Nothpfennig in Geſtalt eines 
Grundſtückes befizen, fo hindert dieß nicht, daß die weit über- 
wiegende Maſſe des landwirthſchaftlich benütten Bodens das 
Eigenthum eines freien Bauernftandes ift, und hiebei das auf 
die bäuerlichen Eigenthümer im Durchſchnitt fallende Areal 
immer noch groß genug ift, um einer ländlichen Yamilie nad 
den Berhältniffen des Landes volle Beichäftigung und ein ge- 
nügendes bäuerlihes Auskommen zu fichern. 

5) Wenn man große Güter nur diejenigen nennt, deren 
bloße Leitung und Berwaltung eine befonvere Arbeitsfraft von 
landwirtbichaftliher Fachbildung erfordert, wenn man alle die» 
jenigen Güter mittlere nennt, deren Betrieb ncben den Arbeitse 
fräften einer aderbautreibenvden Familie noch die Haltung von 
landwirthſchaftlichem Gefinde und Zaglöhnern verlangt; wenn 
man den Namen Heine Güter auf diejenigen anwendet, bie 
einer zu brei erwachlenen Perfonen berechneten (cf. Mau 
Grundfäge der Volkswirthſchaftslehre, 2te Aufl., p. 471) 


59 


bäuerlichen Familie volle Beichäftigung gewähren und, da bie 
Unterbaltsfläche Kleiner als die Arbeitsfläche ſeyn muß, zu Der 
Ernährung der nicht aderbautreibenpen Klaffen, einen ange 
meflenen Beitrag liefern, wenn man endlich das Prädicat der 
Awergwirtbichaften venjenigen Befitthüntern beilegt, deren 
Bewirtbichaftung eine einzige bänerlihe Familie noch nicht 
beihäftigt und ernährt, ſondern für viefelbe einen Nebenerwerb 
durch Taglohn over häusliche Induſtrie 2c. erfordert, und kei— 
nen Ueberſchuß an landwirthſchaftlichen Producten über den 
eigenen Bedarf auf den Markt zu bringen vermag, fo ver⸗ 
halten fi zu diefer Eintheilung tie württemb. Agrarverhälte 
niffe etwa in folgender Weife. 

Es ift eine unzweifelhufte Eigenthlimlichkeit des Landes, 
daß Die großen Güter im obigen Sinne außerordentlich ſchwach 
vertreten find. Zieht man von den 719 Befigungen von mehr 
ale 200 Morgen, weldhe unfere Tabelle aufzählt, alle Diejenie 
gen ab, melde in Parzellen verpachtet over als Vürgertheile 
vergeben find und andererfeitS die Bauerngüter, welde noch 
nah der Weife mittlerer Güter bewirthichaftet werden, und 
nad Umfang und Ertrag in diefe Klaffe zu rechnen find, fo 
werden wohl nidt 300 Güter für jene erfte Klaſſe übrig 
bleiben und keinenfalls mehr als 2—3 Procente des ganzen land⸗ 
wirthichaftlihen Areals für fie zu rechnen feyn. Wenn aud) 
der Unftand, daß bei ven preußiſchen Zählungen das Wald⸗ 
areal eingerechnet wird, eine unmittelbare Vergleihung aus- 
Thliegt, fo tritt doch auch fo noch der Unterſchied fchlagend 
hervor, wenn in Preußen im Jahr 1852 17,003 Güter von 
mehr als 600 pr. Morgen (485 württemb.), 14,020 von 300 
bis 600 (243—485 württemb.), 382,515 von 30-300 (24 
bis 243 württemb.) Morgen gezählt wurden, wenn von der 
Sefanmtflähe 37 Procent auf tie Rittergüter fällt. Auch 
die Rheinprovinz zählte noch 1431 Güter von mehr als 600 
pr. Morgen und mit durchſchnittlichem Umfang von 1490 Mor» 
gen, 1547 Güter von 3—600 und mit burdhfchnittlichem Um⸗ 
fang von 417 Dlorgen, was, wenn man aud bie Einrehnung 
der Waldungen in Anfchlag bringt, doch noch auf größere 
Dimenfionen der größeren Güter hinzumeifen fcheint. Es 
dürfte fi fragen, ob in irgend einem andern Sande bie 


60 


Zahl der wirklich großen Güter fo Hein ift, als in Würt⸗ 
temberg. 

Allein ebenſo unzweifelhaft als die kleine Zahl großer 
Güter, iſt die Erheblichkeit der mittleren. Schon die Zahl 
von 61,000 Knechten und Jungen bei der Landwirthſchaft, 
wobei die Familienangehörigen Gehülfen der Landwirthſchaft 
der Regel nach nicht mitgezählt ſind, ſowie von 45,000 männ- 
lihen Taglöhnern meist Darauf hin; ebenfo ein Rindviehſtand 
von 2435 Stück auf die D.-Meile, der höchſten Ziffer unter 
allen deutſchen Rändern (cfr. Reden's Tabelle in Deutfchland zc. 
p. 215). Eine genauere Berehnung ift bier darum nicht 
möglich, weil ver Begriff eines mittleren Gutes ſich nicht all⸗ 
gemein durd ein beftimmtes Flächenmaß ergibt, ſondern in 
den verjchiedenen Landestheilen und nad) den ulturarten das 
Flächenmaß verfchieden feyn muß, das die Arbeitskräfte einer 
bäuerlihen Familie überfteigt. Im Nedarland und in allen 
fruchtbareren Theilen des Landes wird jene Grenze jedenfalls 
noch tief in die Befitklaffe von 10-30 Morgen hereingreifen, 
in den fruchtbarften weinbautreibenden Gegenden biefelbe bei- 
nahe erjchöpfen. Auf Grund ver obigen Ausführungen und 
Berechnungen unter Ziffer IV. glauben wir die Schätung 
wagen zu dürfen, daß von den 150,000 Landwirthen etwa ein 
Dritttheil zu den Befigern oder Bewirthichaftern mittlerer 
Güter zu zählen find, und daß tiefelben zufammen gegen zwei 
Dritttheile der gefammten landwirthſchaftlichen Fläche, alfo 
burchfchnittlich über 50 Morgen befigen. 

Hieraus würde nun weiter folgen, daß etwa 100,000 
Heine Landwirthe und Zwergwirthe in dem obigen Sinne mit 
einer Geſammtfläche von etwa 900,000 Morgen landwirth⸗ 
ſchaftlichen Areals und einem durchſchnittlichen Beſitzthum von 
je 9 Morgen anzunehmen wären. Mindeſtens die Hälfte 
jener Zahl wird dabei dem Nedarland und wohl ein Dritt- 
theil den Gegenden des Weinbaus zuzutheilen feyn. Daß in⸗ 
nerhalb jener Zahl wieder bie der Kleinen Landwirthe gegen- 
über von der der Zwergwirthe die weitaus überwiegende ift, 
geht ſchon aus dem durchſchnittlichen Maß der auf den ein⸗ 
zelnen Landwirth fallenden Fläche mit I Morgen hervor, da 
wir annehmen, daß im Nedarland und in den frucdhtbarern 


61 


Gegenden der übrigen Lanvestheile mit einem Beſitzthum von 
8—10 Morgen die Bedingungen einer Heinen Wirthichaft 
gegeben find und biefe Grenze in Weinorten ſogar noch ziem- 
lich tiefer angenommen werden darf. Allein eine Berechnung 
oder auch nur eine genauere Schätung halten wir bei dem 
Mangel näherer thatjächliher Anhaltspunkte nicht für zuläffig. 
Die Natur der Sache ſelbſt jcheint hier fcharf gezogene Unter- 
fheidungslinien auszufcpließen. Da wir ferner den Landwirthen 
nad) dem Obigen auch 33,000 von denjenigen beigezählt haben, 
weldhe mit ver Landwirthſchaft ein derſelben naheftehenves 
oder untergeorpnetes Gewerbe verbinden, jo Tann auf biefe, 
injofern für fie ter landwirthſchaftliche Befig Unterhalt und 
Arbeit nicht ausſchließlich zu fihern hat, der Begriff ver 
Zwergwirthſchaft gar nicht unmittelbar angewendet werben. 
Die Berhältniffe find hier in einem zwar Heinen, aber nad 
Klima, Boden und agrarifhen Berhältniffen große Abftufuns 
gen darbietenden Lande fo niannigfaltig, daß fie einer genauen 
ſtatiſtiſchen Behandlung tie größten Hinderniffe in den Weg 
ftellen. Wer wollte in allen Fällen ven Zwergwirth, ver, weil 
ihn feine Wirthſchaft nicht vollftändig befchäftigt, auch noch 
durch Dienftleiftungen für Andere einen Erwerb ſucht, von 
dem Zaglühner, der cin Kleines Grundeigenthun bat, genau 
unterfcheiden ? 

Jedenfalls aber kann es nicht dem minbeften Zweifel 
unterliegen, daß die vollswirthfchaftlihen Uebel der Zwerg⸗ 
wirthſchaft in manden Gegenden und Ortjchaften unläugbar 
zu Tage treten. Nicht nur gibt e8 in allen Landestheilen 
einzelne Ortichaften, am meiften aber im Nedarland und 
Schwarzwald, weniger in Yartland, am wenigften auf der 
Alp und in Oberfchwaben, deren Grundbefit zu klein für ihre 
Bedürfniſſe ift, und in welchen zahlreiche Yamilien in drücken— 
den und Häglichen Berhältuifien leben, fondern e8 finden fich 
auch ganze Bezirke, in denen die Bedingungen gefunder agrari⸗ 
Icher Zuftände großentbeils fehlen. In erfter Linie find bier 
die Bezirke Waiblingen und Schorndorf, in zweiter mehrere 
Diftrikte der Oberämter Badnang, Welzheim und Weinsberg 
zu nennen. Unfere Tabelle weist für Waiblingen 12,450 
Örundeigenthümer bei 34,793 Morgen landwirtbichaftlicher 


62 


und 8417 forftwirthichaftlicher Grundfläche auf. Wenn man 
auch in Folge der bier ungewöhnlich ftarfen Vermengung 
ver Markungsgemeinſchaften vie Zahl der Grunbeigenthimer 
nur auf 7—8000 berechnet, fo ift ver durchſchnittliche Beſitz 
der Einzelnen nicht größer al8 4—5 Morgen. In ber Ober⸗ 
amtsbefchreibung wird von ganzen Dörfern gefagt, daß fie ben 
eigenen Bedarf an Brodfrüdten nicht erzeugen. Es wohnen 
9000 Menſchen auf der Q.⸗Meile, obgleich werer eine ſtark 
entwidelte Induſtrie, noch die Bebingungen einer intenflven 
Landwirthichaft an befonderer Fruchtbarkeit, genügenvem Ber 
trieb8fapital, Leichtigkeit des Abfages in genügentem Maße 
vorhanden find. Nur binfichtlic des letztern Punktes ift feit 
Eröffnung ter Remsthalbahn eine Wendung zum Befleren 
eingetreten und verjpricht in Verbindung mit dem Fleiß und 
ber Sparſamkeit der Bewohner nad) ten mafjenhaften Auswan- 
berungen in ten Theurungsjahreu und ten feitherigen guten 
Erndten günftigern Zuftänden die Bahn zu brechen. Dafjelbe 
gilt von dem Oberamt Schornporf und Aehnliches von den 
Gegenden des Murrhardter und Mainhardter Waldes, we 
zwar die Bevölkerung weniger dicht, aber bie Ungunft bes 
Bodens und der Mangel an Induſtrie und Verkehrsmitteln 
noch ftärker wirft. Den ftärkiten Gegenfatz hiezu bilden bie 
fruchtbaren Bezirke von Oberfhwaben, wo aud), wenn man 
allen Kleinbefig ver Nichtlanpwirthe einrechnet, 25—30 Mor: 
gen den Durdfchnitt des Befisthums bilden, und fich ber 
durchſchnittliche Befig der eigentlichen Rantwirthe auf 60—70 
Morgen beredjnen läßt. 

6) E8 wäre von großem Untereffe, wenn fi anch dar⸗ 
über etwas Beſtimmteres jagen ließe, ob und wie innerhalb 
der verfloffenen Jahrzehende das Verhältniß der großen, mitt« 
leren und Heinen Güter, fowie der Zwergwirthſchaften ſich 
verändert hut. Da aber vie Aufnahme von 1857 ver erite 
Schritt zur Aufhellung diefer Seite der Agrarftatiftit geweſen 
ift, fo fehlt e$ an allen näheren Anhaltspunften zu einer ber» 
artigen Unterfuhung. Es wird fid) in diefer Beziehung nur 
hinfichtlich der Ietst vergangenen Jahre die Thatfache anführen 
laflen, daß in Folge ver Ablöfungsgefege der Adel und andere 
Berechtigte darauf hingewiefen find, vie ihmen zufließenven 


Ablöfungsquoten zu Vermehrung ihres Grundeigenthums zu 
verwenden, daß die in den Jahren ver Theurung zu Tag 
getretenen Gefahren leichtfinniger Nieverlaffung auf Heinen 
und verſchuldeten Gittern zur marnenden Lehre geworben find, 
daß die günftige Entwidlung ber induftrielen Berhältnifie 
dem Hack viele Kräfte entzieht und dadurch einer fteigen- 
den -Zerftüdelung des Bodens entgegenmwirkt, ſowie daß die 
regelmäßige Aufnahme des Viehſtands ſeit dem Jahr 1852 
wierer eine Bermehrung, insbejondere ver Ochſen, Schaafe 
und Schweine nachweist, was trog der günftigeren Erndten 
bei einer Vermehrung der Zwergwirtbichaften nit der Fall 
feyn könnte. Es ließe fih wohl fein wirkſameres Mittel 
denken, den Sinn für Erhaltung lebensfähiger bäuerlicher 
MWirthichaften zu fördern, al8 eine gut ausgeführte Jufanımen- 
legung der pareellirten Grundſtücke und die obigen Ausführun- 
gen bürften gezeigt haben, daß es an erhaltungswerthen Ob- 
jecten für eine ſolche Maßregel keineswegs fehlt. 

Welche fonftigen Schlußfolgerungen aus den Ergebnifien 
der vorftehenden Unterfnhung gezogen werden wollen, befon- 
ders hinſichtlich der viel erörterten Frage über die Vortheile 
nnd Nachtheile der großen und Kleinen Güter, betradten wir 
als außerhalb unferer Aufgabe gelegen, und fehen dieje damit 
als erfüllt an, wenn es und gelungen ift, in Ermanglung 
direkter und vollftändiger ftatiftifcher Ermittlungen durdy Samm⸗ 
fung und combinirende Benügung alles auf diefen Gegenftand 
bezüglichen indirekten Materials, ſowie durch Hervorhebung 
der mannigfaltigen dabei in Betracht kommenden Momente 
einen beachtenswerthen Beitrag zu einer ftatiftifchen Bearbei- 
tung des dunkelſten und zugleich wichtigſten Theils der würt> 
tembergijchen Agrarftatiftit geliefert zu haben. 


der bei ben zu Grund gelegten 
826. 


9) Yale, in weiten eine algemeine dierinon oder Grgängumg vorgenommen 


22) Ben Kngagelommen: bie Beine un Haß ern 


#°*) Wegfall einiger yur Dienfeinto Generde. 





Beiträge zur Statifiik der evangelifchen Kirche in 
Mürttemberg. 


Bon Finanzrath Dr. Zeller. 


Aus Beranlaffung der evangelifhen Kirchenconferenz zu 
Eifenah wurde unter dem 17. April 1860 von dem evangeli⸗ 
Shen Confiftorium fämmtlihen evangelifhen Geiftlichen des 
Landes eine Tabelle zugeftellt, um eine Anzahl von auf tie 
kirchliche Statiſtik bezüglichen ragen nach den Ergebniffen bes 
Jahres 1859 zu beantworten. 

Nahdem die eingelommenen Notizen, foweit es möglich 
war, geprüft, thunlichft berichtigt und zufanmengeftellt worden 
find, geben wir in den beigefähloffenen Tabellen die Haupt- 
refultate, in einigen wichtigeren Beziehungen durch vergleichende 
Zahlen ergänzt, und fügen in Nachſtehendem theils Erläutes 
rungen, theils weitere Tirchlich-ftatiftifche Notizen bei, welche 
zwar bei ber Mangelbaftigfeit der bis jegt ftattgefundenen 
Erhebungen den an eine Statiftit der evangelifchen Kirche zu 
mahenden Anfprüchen lange nicht genügen, aber doch als 
erfter Verſuch einer foldhen Bearbeitung einiges Intereffe dar- 
bieten dürften. 


1. Umfang der evangelifhen Kirche in Württemberg. 


Die Zahl der ortsangehörigen evangelifchen Bevölkerung 
Württembergs beitrug am 3. Dezember 1859 1,234,375 Per- 
fonen bei einer Geſammtbevölkerung des Landes von 1,781,765. 

Wurtt. Jahrb. 1860, 18 Heft. 5 


66 


Nach ven oberamtlichen Bevölferungsliften betrug die Leß- 
tere 1,785,952, alfo 4187 weiter; ber Unterfchied rührt zum 
Theil davon her, daß bie Parochialbezirfe bei einigen Gränz⸗ 
orten mit der Landesangehörigkeit nicht übereinftimmen; zum 
Theil mögen auch bei der Aufnahme einzelne Yehler vorge⸗ 
fommen feyn, welde jevodh, da die Abweihung im Oanzen 
nicht einmal ben 400ten Theil beträgt, bier von feinem praf- 
tiichen Einfluß feyn fünnen. Die evangeliihe Einwohnerjchaft 
des Landes bildet 69,417 Prozente der Gefammtbevälferung. 

Nah ver Zählung vom 3. Dezember 1858 fanden ſich 
unter 1,777,859 Einwohnern: 

evangelifhe Chriften 1,222,718 = 68, 16 Proz. 
römiſch katholiſche. 540,630 = 30,0 m 
von anderen hriftlichen 
Sonfeffionen . . 2,305 = O1» u 
Sfraeliten . » . » 12,206 = O0, u 

Berüdfihtigt man, daß die Neformirten und Anhänger 
anderer hriftlicher Eonfeffionen größtentheils zur evangelifchen 
Chriftenheit gehören, fo zeigt fi) doc zwiichen ven Aufnahmen 
von 1858 und 1859 ein Unterfchied von ?/z Prozent, um wel⸗ 
ches nad der Letzteren das Verhältniß der evangelifchen zur 
Sefammtbevölferung ftärker wäre. Diefer Unterfehied ift wahr- 
ſcheinlich eher aus bei der Zählung vorgelommenen Fehlern, 
als aus einer im Laufe des Jahres eingetretenen Aenderung 
zu Gunſten der evangeliihen Bevölkerung, zu erllären. Dieſe 
ift, abgejehen von einzelnen zerftreuten Gemeinden und Ber- 
fonen, Hauptjähli in den altwürtteımbergifchen Theilen des 
Landes, dann in den vormals Ansbachiſchen Bezirken, in dem 
größeren Theil des Hohenlohe'ſchen Gebiet und in mehreren 
früheren Reichsſtädten einheimiſch, während in dem ſüdlich 
von der Alb gelegenen Oberſchwaben, auf einem Theil der 
Albfläche ſelbſt, ſodann in den Bezirken Oberndorf, Rottweil, 
Spaichingen, Horb und dem größeren Theil von Rottenburg, 
ferner in der früheren Herrſchaft Wieſenſtaig, im Fürſtenthum 
Ellwangen, dem Bezirk Neresheim, den ehemaligen Beſitzun⸗ 
gen des deutſchen Ordens bei Neckarſulm und Mergentheim 
und einigen früheren Reichsſtädten die katholiſche Confeſſion 
weit vorherrſcht. Da die von Evangeliſchen bewohnten Landes⸗ 


67 


theile durchſchnittlich Dichter bevölkert find, jo nehmen vie fa- 
tholiſchen Einwohner ungefähr 2/stel der Grundfläche des Lan⸗ 
des, die evangelifchen ?/stel ein. 

Die reformirte Confeſſion bildet nur in Stuttgart 
eine eigene Kleine Gemeinde, ba die früher zur reformirten 
- Kirche gehörenden Waldenfer - Gemeinden in den Oberämtern 
Brackenheim, Maulbronn, Leonberg und Calw feit längerer 
Zeit mit der Iutherifchen Kirche vereinigt find. Die übrigen 
im Lande zerftreuten Reformirten find meiftens erft in neuerer 
Zeit hereingezogene jchweizerifche Fabrikanten und Fabrik⸗ 
Arbeiter. 

Die in der Tabelle I. aufgeführten 22214 Sectirer, welche 
O,1s Prozent der evangelifchen Bevölkerung (1 unter 557) bils 
den, beftehen nad) den eingelommenen Notizen größtentheils 
aus Methopiften, Baptiften, fogenannten Yerufalemiten und 
Anhängern des Keifepredigers Werner, weldhe von einigen 
©eiftlihen zu den Sectirern gerechnet worben find, aber feine 
eigentliche Secte bilden. Die mit befonderer Kirchenverfaflung 
verjehenen Gemeinden Kornthal und Wilbelmsporf in den 
Decanatsbezirten Leonberg und Ravensburg find, obgleich fie 
3-2. ihre Geiftlihen jelbit wählen und eigenthümliche gottes- 
dienftlihe Einrichtungen haben, nicht unter die Sectirer ges 
rechnet worden, da ihr Glauben nicht wejentlid von dem ber 
Intberifchen Kirche abweicht. 


2. Organifation. 


Die unter der Leitung der evangelifhen Synode und tes 
evangelifhen Confiftoriums ftehenve evangelifhe Kirche des 
Landes ift in 6 Generalfuperintendenzen, mit 49 Decasatänıtern 
und 903 Pfarreien, einfchlichlid der ten betreffenden Kreis— 
Regierungen untergeordneten Pfarreien Kornthal und Wil- 
helmsdorf, nebft einer Feldprobſtei mit 5 Garnijonspfarreien, 
eingetheilt. Außerdem ftehen unter dem Minifteriun des In 
nern unmittelbar die reformirte Gemeinde zu Stuttgart, unter 
ter Commiffion für die. Erziehungshäufer die Waifenhaus: 
Pfarreien zu Stuttgart und Weingarten, unter dem Strafan⸗ 
ftalten- Collegium vier Pfarreien an ven Strafanftalten zu 

Br | 


68 


Stuttgart, Gotteszell, Hall und Ludwigsburg. Die ftatiftifchen 
Ergebniffe der Garnifonspfarreien und ber weiter genannten 
Kicchenftellen find denjenigen der Orte, wo ſich bie betreffen- 
ven Anftalten befinden, beigezählt worden. 

Die in vorherrfchend katholifchen Orten zerftreut lebenden 
Evangelifhen find benachbarten evangeliihen Pfarreien zur 
Seeljorge zugetheilt, oder für größere, überwiegend von Ka⸗ 
tholiken bewohnte Bezirke befondere evangeliſche Pfarreien er- 
richtet worden, deren Sprengel fid) in einigen Gegenden von 
Oberſchwaben auf mehrere Quadratmeilen und 20—40 einzelne 
Ortſchaften erftredt. 

Im Berhältnißg zu der Gefammtbenölferung ber einzelnen 
Kirchenſprengel beträgt die Zahl der evangelifhen Einwohner 
unter ?/sotel bei 24 Pfarreien. 

1/10 — ®fiotel » 23 u 
2/1 S/aotel „ 15 n 
8/10 — “lıotel n 24 n 
“ao— Stel u» 18 u 
— ehıotel n 25 ” 
/10— "Jaotel „ 17 n 
"io— ®liotell v 18 n 
8/10 — ıotel „ 21 ” 
ꝰ/10 —- iotel m 718 " 

Nur in den Pfarrfprengeln Altshaufen, Ochienhaufen, 
Ehingen und Wangen beträgt die Zahl der evangelifhen Ein- 
wohner weniger als 2% der Geſammtbevölkerung, unter 1° 
in Seinem. 

Nach der Zahl der zu einer Pfarrei gehörenden evangeli- 
Shen Einwohner beftehen Pfarreien mit 

weniger al8 100 Seelen (Hohentwiel und 
Kapfenburg) . . 2 
mit 100—200 (Haßfelben, Lorenzenzimmern, 
und Tullau, Decanats Hall, Hauſen, De⸗ 
canats Heidenheim, Altenberg, Decanats 
Langenburg, Ochſenhauſen, Dec. Bi⸗ 
berach, Ehingen, Dec. Blaubeuren, Wei⸗ 
ler und Wieſenſteig, Dec. Geißlingen, 
Biſſingen, Dec. Ulm, wovon jedoch Tul⸗ 


lau und Weiler ihre Geiftlichen mit an⸗ 
deren Lircenftenen gemeinſchaftl heben) 10 


mit 200— 500 102 
n 500-1000 . nenn. 825 
"» 1000-200 . . . . . 319 
„ 2000-3000 . 90 
„3000 4000. 22 
„ 4000-5000 . 16 
n 5000-6000 8 


Ueber 6000 (Stuttgart, Ulm, Reutlingen, 
Eplingen, Heilbronn, Tübingen, Lud⸗ 
wigsburg, Tuttlingen, Winnenden) . 9 

903 

As Pfarreien find bier alle diejenigen Kirchengemein⸗ 
den gezählt, welche einen oder mehrere eigene ftändige Geift- 
lihe haben. Wo derſelbe Geiftliche zugleich Pfarrer bei meh⸗ 
reren Kirchengemeinden ift (perfönlich unirte Pfarreien), haben 
wir diefe nur als Eine gezählt, ebenſo wurden auch die Fi- 
lialien ftetS zu den Mutterorten gerechnet, indem und ge- 
nauere Notizen über die Zahl ver Filialien und die Art, wie 
ihre religiöfen Bedürfniſſe befriedigt werden, fehlen. 

Zu den Berufsgefhäften der Geiftlihen gehört, 
außer der Verrihtung ber allgemeinen und örtlichen Gottes» 
dienſte und der Seelforge, nebft den damit verbundenen kirch⸗ 
lihen Acten, die Ertheilung des Keligionsunterrihts in den 
Volksſchulen, die Vorbereitung der Kinder zur Confirmation 
in befonveren Unterrichtöftunden; ſodann die Leitung ber 
Berhandlungen der Stiftungsräthe, Kirhenconvente und Pfarr- 
gemeinberäthe, die Führung der Kirchenbücher (Familienregifter, 
Taufe, Trauungs- und Begräbnig- Bücher) und Ertheilung 
amtlicher Auskunft über deren Inhalt; Die Aufſicht über vie 
evangelifhen Volksſchulen; ferner in Gemeinfhaft mit dem 
weltlichen Ortsvorfteher die Behandlung von Cheftreitigfeiten 
und von Allem, was fi) auf die Verwaltung der Kirchen», 
Schul⸗ und Armenftiftungen bezieht, die Anfertigung der Re⸗ 
fruttrungslifte und vergleichen, endlich die Unterftügung der 
verſchiedenen Staatsbehörden durch Berichterftattung und Aus⸗ 
kunftsertheilung über ſittliche und religiöfe Zuſtände und 


TO 


Wahrnehmungen, durch Vorbereitung zum Eid bei Prozefien, 
durch Mitwirkung bei ftatiftiihen Aufnahmen über die Be⸗ 
völferung, die Armenpflege und ähnliches ihrem Amte nahe 
Stehendes. 

Die Zahl der Kirchenſtellen (Decanatämter, Pfarreien 
und Diaconate) beträgt 998. Außerdem verjehen 4 von den 
6 Generalfuperintendenten an ihren Wohnfigen Predigerſtellen 
ohne Parochialfunktionen, und in Tübingen predigen abwechs⸗ 
lungsweife an den Sonn: und Feſttagen Vormittags die or- 
dentlihen Profefioren der Theologie und anshülfsweiſe die 
Repetenten am evangelifchen Seminar. Unter den 998 Kir 
henftellen find begriffen: 

Mit dem Decanatamt ftändig verbundene 
Stadtpfarreien . 2 2 200... 
Undere Decanatämter . . . 6. 
Sonſtige Stadtpfarreien und Pfarreien . 79. 
Diaconate, welde mit einer benachbarten 
Pfarrei verbunden find . . ..... 14 
Sonftige Diacomate . . x... . 7. 

Stellen, welche wegen unzureichenven Ein- 

fommens durch ftändige Verweſer ver- 
fehen werden . © > 2 2 2 2 0. 6l. 
998. 

Einige von diefen Kirchenftellen find mit Präceptoraten 
oder mit einzelnen Lehrfächern an höheren Lehranftalten ver 
bunden. 

Zur Unterftügung der Pfarrer bei der Leitung der kirch—⸗ 
lichen Angelegenheiten ver Pfarrgemeinden ift durch die Ver 
ordnung vom 25. Januar 1851 das Unftitut der Pfarrge- 
meinderätbe eingeführt worden, welche neben den Geiftli- 
Ken aus je 4—15 von den felbitftändigen, über 30 Jahre 
alten, fittlih unbefcholtenen Männern der Kirchengemeinde 
aus ihrer Mitte gewählten Kirchenälteften beftehen und vie 
Beförderung hriftliden Lebens, evangeliihe Sorge für Zudt 
und Ehrbarkeit, chriſtliche Armen⸗ und Krankenpflege, Ueber- 
wachung der niederen Kirchendiener, Bertretung der Pfarrge⸗ 
meinde und ihrer Intereſſen bei Beſetzung der geiftlichen 
Aemter, zum Zwed haben, auch auf Wandel und Amteführung 


71 


der Geiftlihen achten follen. Die Pfarrgemeinveräthe haben 
fein Zwangs- und Strafrecht und feinen Antheil an der Ver⸗ 
waltung des Kicchenvermögens. 

Die orventlichen Geiftlihen einer jeden Diöcefe, mit cben 
fo viel von den einzelnen Pfarrgemeinderäthen gewählten Mit» 
gliedern, bilden unter dem VBorfig des Decans die Didcefan- 
ſynode, welde jährlich Imal zufammentritt und zur Vorbe⸗ 
veitung ihrer Geſchäfte und Bermittlung ber Beziehungen 
zwifchen den Pfarrgemeinderäthen und der Oberkirchenbehörde, 
durch einen ftändigen Ausfhuß vertreten wird. (Verordn. 
vom 18. Novbr. 1854.) 

Die 6 Generalfuperintendenten, mit ven Mitgliedern des 
evangeliichen Confiftoriums, bilden die Landesſynode. 

Das Bermögen der evangeliihen Kirche wurde zum 
größeren Theil ſchon bei der Reformation zu einer gemein» 
Ihaftlihen Berwaltung (allgemeines Kirchengut) ver- 
einigt und im Jahr 1806 mit dem Gtaatsvermögen gegen 
Uebernahme der auf dem Kirchengut ruhenden Verbindlichkei⸗ 
ten auf die Staatskaſſe verfchmelzen. Zwar wurde in der 
Berfafiungsurkunde vom 25. September 1819 8.77. die Her- 
ftelung einer abgefonderten Berwaltung dieſes Kirchenguts 
verheißen; e8 zeigten ſich indeſſen hiebei foldhe Schwierigkeiten, 
daß eine Ausſcheidung bis jetzt nicht zu Stande Fam. 

Das örtliche Kirchenvermögen ift in der Kegel mit 
den zu Beftreitung der Schul» und Armenbebürfnifie beftimm- 
ten Mitteln vermifcht. Seine Berwaltung wird von dem 
durch Hinzutritt des oder ber orventlichen Geiſtlichen verſtärk⸗ 
ten Ortsgemeinderath — Stiftungsrath — und einem 
Ausſchuß deflelben, dem Kirhenconvent, beforgt. “Die 
nächſte Auffichtsbehörde bilden der Decan und der Oberamt⸗ 
mann — gemeinfhaftlides Oberamt. — Ueber die 
Größe des örtliden kirchlichen Vermögens und über vie Ver- 
wendung ber vorhandenen Mittel, gleichwie über den Betrag 
und die Berwenbung der örtlichen Gaben für kirchliche Zwecke 
und aus kirchlichen Beranlaffungen (Opfer) wurden bis jet 
feine Notizen geſammelt. 


72 


3. Zahl, Anftellungs= nnd Gehalts: Berhältniffe ber 
Geiſtlichen. 


Von den 988 evangeliſchen Kirchenſtellen werden 849 
durch die Krone, 149, worunter 7 mit Decanatämtern ver⸗ 
bundene, durch verſchiedene Privatpatrone und Körperſchaften 
(einzelne mit der Krone abwechſelnd) beſetzt. 

Die Zahl der zu Ende des Jahres 1859 im Amt befind⸗ 
lihen ©eiftlihen betrug (ohne Die General-Superintendenten) 

1134. 

Darunter waren Hauptgeiftlihe . . . . 923. 

Hülfegeiftliche (Diacone und Pfarrgehülfen) 211. 
Rechnet man zu den Hauptgeiftlihen aud die 75 Dia⸗ 

cone, jo ergeben fi Pfarrgehülfen . . 136. 

Außer diefen find als noch nicht definitiv an« 

geftellt zu rechnen die ftändigen Pfarr- 

Berwmeierr . . . 61. 
ferner die unftänbigen, auf erlebigten Stellen 

als Amtsverweſer verwendeten Candida⸗ 

ten nad) dem Stand zur Zeit ber Notizen: 


Aufnahme . . 24. 
Zufammen im vaterlänbifchen girchendienſt — 
verwendete Candidaten .. 231. 


Die Zahl der definitiv auf ſiandigen Stellen angeſtellten 
Geiſtlichen betrug: 

Generalſuperintendenen.. 6. 
Decane, Pfarrer und Diacone.... 908. 
909. 

Die definitiv angeftellten Geiftlihen haben ein Recht auf 
Beibehaltung ihrer Stelle, fo lange fie fih nicht unwürdig 
machen, oder wegen hoben Alters oder Gebrechlichkeit penflo- 
nirt werden müſſen. Aus gewichtigen Gründen können fie 
übrigens auf den Antrag des Eonfiftoriums auf im Einkom⸗ 
men gleihe Stellen, auch gegen ihren Willen, verfeßt werben. 

Die Zahl der nod nicht definitiv angeftellten, für den 
Kirchendienſt geprüften (d. h. zur Berfehung von Pfarrgehül⸗ 


73 


fenftellen befühigten) Candidaten betrug am 1. Sanuar 1860 
435. 
Davon waren in anbermeitigen bleibenden 
Verhältniſſen (als Miffionare, Lehrer an 
Privatanftalten oder auswärtigen Lehran⸗ 
ftalten und vergl.) angeftellt, oder als Fi 
vatgelehrte beihäftigt . - - - 64, 
durch Krankheit dienftuntühtig . . . - 8, 
als Pfarrverwefer und Bfarrgehülfen ver- 
went . © 2 2 2 een nen. 231. 
303, 

Die übrigen . . ... 132 
waren tbeilmeije im Lehrfach, als Hofmeiſier und als unſtän⸗ 
dige Gehülfen an Lehranftalten (morunter 17 als Nepetenten 
an den theologifhen Seminaren) beſchäftigt, theils auf willen 
Ihaftlihen Keifen begriffen. Nur 17 Candidaten find als 
unangeftellt in einzelnen Orten ſich aufhaltend bezeichnet und 
von dieſen werden wohl die Meiften nur wegen der Borbes 
reitung zur Anftellungsprüfung oder wegen Krankheit unver⸗ 
wendet geweſen ſeyn. 

Die bleibende Anſtellung der Geiſtlichen geſchieht 
bei den Patronatſtellen durch Ernennung des Patrons und 
Beſtätigung des evangeliſchen Conſiſtoriums, bei den übrigen 
Stellen durch den König auf demſelben von dem Cultminiſte⸗ 
rium vorgelegten Vorſchlag des Conſiſtoriums. Die Pfarr⸗ 
Verweſer und Pfarrgehülfen ernennt das Letztere, welches ſie 
auch entlaſſen kann. Zu dieſer Art von Anſtellung wird die 
Erſtehung einer in der Regel mit dem Abgang von der Uni⸗ 
verſität verbundenen Candidatenprüfung, zu jener die einer 
bei dem Conſiſtorium ſtattfindenden (zweiten) Anſtellungsprü⸗ 
fung erfordert. Pfarrgehülfen werden bei ihrer erſten An— 
ſtellung als ſolche durch den Dekan ordinirt und in Pflichten 
genommen; Pfarrer und Diacone bei der erſten Anſtellung, 
fowie bei jedem Stellenwechſel purd den Decan (Decane 
durch den Generalfuperintendenten) in feierlichem Gottesdienſt 
in ihre neue Gemeinde eingeführt (Inveftitur). 

Die Patronatspfarrftellen haben vie rechtliche Natur von 
Pfränden, mit einem für ſich beftehenden Einftommen, wo- 


74 


gegen die Pfarrftellen königlicher Collatur in der Regel nur 
einen kleineren Theil ihres Einkommens aus eigenem, örtlichen: 
Vermögen, 3. B. Gütern, erhalten, ven größeren Theil aber 
aus der Staatskaſſe, welche das bei der Reformation gebilpete, 
jest mit dem Staatövermögen vereinigte allgemeine Kirchengut 
in diefer und anderen Beziehungen vertritt. 

Das Einkommen der 998 Kirchenftellen bewegte fid 
im Jahr 1859 in folgenden Ziffern: 


Pfarr Pfarreien Decanat⸗ 

Berwejereien. und Diaconate. Aemter. 
Bon 300— 399 fl. 1 1 n 
n 400— 499 " 41 1 n 
"»  500— 599 „ 17 33 n 
" 600— 699 2 35 " 
n 700— 799 n ” 358 n 
"» 800— 899 " 184 3 
„ 900— 999 „ " 107 1 
„ 1000—1099 n» " 57 1 
„ 1100--1199 » n 48 1 
» 1200 und mehr m 64 43 
61 888 49 


Das Geſammteinkommen der 888 Pfarreien und Diaco- 
nate beträgt, mit Einfluß der Stolgebühren, bürgerlichen 
Benefizien und Emolumente 757,592 fl., im Durchſchnitt 
jährlid 853 fl., ohne die Stolgebühren ꝛc. aber nur 747 fl. 
nebft freier Wohnung. 

Durch die von der Regierung beantragte und nad den 
Ergebniffen der hierüber in der Ständeverfammlung gepfloge- 
nen Berathungen ohne Zweifel zur Ausführung gelangenbe 
Erhöhung der zu geringen Pfarrbefoldungen, in Verbindung 
mit einer neuen Regulirung der Befoldungsverhältniffe über. 
haupt, werben künftig feine Pfarreien und Diaconate weniger 
als 700 fl. Gehalt ertragen und dieſelben in 3 Klaſſen zer- 
fallen, wovon 

die 1. mit 700— 900 fl. Einkommen 306 Stellen, 

die 2. mit 900—1100 fl. " 373 u 

die 3. mit über 1100 fl. on 209 " 
umfaffen fol. Es kommen alfo von den 888 Stellen 


75 


in die 1. Klaffe . . 34,5 Prozent. 
in die v . . 420 " 
in die nn .. 23 m 

Das durchſchnittliche Einkommen wird fi) nad) Vollzie—⸗ 
hung der neuen Regulirung auf 923 fl, mit und 817 fl. ohne 
die Stolgebühren belaufen. 

Das Einkommen der ftändigen Pfarrverweſer beträgt in 
der Regel, einjchließlich der Stolgebühren, etwas über 400 fl. 
nebft Wohnung; das von 43 Decanaten ift feit dem Jahr 1858 
nad drei Klaffen auf 1250, 1350 und 1450 fl. vegulirt, wels 
chen Betrag nur fehr wenige Stellen überjchreiten, während 
die 6 übrigen Decane, deren Stellen nicht ſtändig mit Stabt> 
pfarritellen verbunden find, eine Zulage von je 125 fl, zu 
ihrem Einkommen von 839—1161 fl. erhalten haben. 

Die Oeneralfuperintendenten beziehen ein Einkommen von 
1900—2100 fl., woneben diejenigen, welche zugleich Prediger: 
ftellen verjehen, freie Wohnung genießen. 

Nach ven einzelnen Beftandtheilen und Quellen die Ges 
halte anzugeben, ift uns nicht möglid. Nur das mag hier 
bemerkt werben, daß ungefähr */stel der Gefammtjumme der⸗ 
jelben in von den Kaſſen des Staate® abgegebenem baarem 
Geld (und Erſatz für Naturalien) befteht. 


4. Sorge für Heranbildung der Geiftlihen, fr Unterftütung 
der Dienftunfähigen und für Wittwen nnd Waifen, 


Für die Heranbildung von Theologen beftehen 4 niedere 
und ein höheres Seminar, das Legtere in Verbindung mit 
der Landesuniverſität. In Eines ter Erfteren werben jährlich 
30, gegenwärtig jedoch nur 25 Zöglinge aufgenommen und 
erhalten von einem Ephorus, zwei Profefjoren und zwei Res 
petenten 4 Jahre lang unentgeltlihen Unterricht in ven zur 
Borbereitung auf die Univerfität geeigneten Fächern, ferner 
freie Wohnung, Koft, Bedienung, freie Verpflegung bei Er— 
franfung und einen mionatlihen Beitrag von 5 fl. zu Kleidung 
und fonftigen Bebürfniffen. In das höhere Seminar werben 
ebenfalls jährlih 25 Zöglinge aufgenommen und in ähnlicher 
Weife 4 Jahre lang verpflegt und unter Mitwirkung ber 


76 


orbentlihen Profefforen der ewangelifchen Theologie von einem 
Ephorus und 9 Repetenten bei ihren Studien geleitet. Bei 
beiberlei Aufnahmen findet freie Concurrenz ſämmtlicher Tuft- 
tragenden Jünglinge der betreffenden Altersklaffe, welche bie 
erforderlihen Kenntniffe befiten, in öffentlicher Prüfung ftatt. 
Nah dem Austritt aus dem höheren Seminar künnen einzelne 
Zöglinge, welche die Univerfitätsftubien fortfegen wollen, hiezu 
noch ?/s oder 1 Yahr lang Beiträge von 160 fl. pr. Jahr er- 
halten. Ebenjoviel haben diejenigen zu crfeßen, welde im 
Laufe ihrer Studienzeit aus disciplinarifdhen Gründen aus 
dem Seminar entlaffen werden oder freiwillig austreten, um 
fih einem nicht theologifhen Beruf zu widmen. Der Auf- 
wand des Staates für das höhere und die nieveren theologis 
ſchen Seminare betrug von 1. Juli 1859 bis 1860 85,957 fl. 
51 fr. Am 1. Januar 1860 befanven fih in tem höheren 
Seminar 98, außerhalb vefjelben 52, zufammen auf der Uni- 
verfität 150 Studirende ter Theologie, wonad) bei einem vier» 
jährigen Curs ein jährliher Zuwachs von 37 Candidaten (1 
auf 25 definitive geiftlihe Stellen) fid) ergibt, wovon jedoch 
ftets eine Anzahl durch das Lehrfach und andere Berufsarten 
der Theologie. entzogen wird. 

Schon im Jahr 1805 wurde zur Ausgleihung zwilchen 
allzu gering und unverhältnißmäßig hoch botirten Stellen ver- 
fügt, daß bei den aus dem allgemeinen Kirchengut dotirten 
leßteren Stellen im Fall einer Erledigung ein bleibender Ab- 
zug gemacht und daß diefe Abzüge zur Aufbefferung der zu 
gering botirten Stellen verwendet werden follen. Aus ben 
Ueberſchüſſen viefe8 fogenannten Beſoldungs-Verbeſſe— 
rungsfonds und aus den bei der Erledigung von Kirchen⸗ 
ftellen bis zu Deren Wiederbeſetzung, nah Abzug der Stell⸗ 
vertretungstoften fi) ergebenden Eintommensüberfchüflen wurde 
ſodann durdy Königl. Verordnung vom 3. November 1815 der 
geiftlihe Unterftüßungsfonds gebildet, welcher die Be⸗ 
ftimmung bat, bevürftige Geiftliche, hauptſächlich in vorüber⸗ 
gehenden Nothfällen, zu unterftügen, welcher jedoch ſpäter auch 
zur Aushülfe für den Bejoldungsverbefjerungsfonde, dem er 
einen Theil feines Grundſtocks verdankt, beigezogen wurbe, 
um die Congrus (den geringften Betrag einer Pfarrbefoldung, 


77 


welcher gefichert feyn muß, ehe vie Stelle definitiv befegt 
wird) für alle mit dem allgemeinen Kirchengut in Berbindung 
ftehende Pfarreien von 600 auf 700 fl. zu erhöhen. 

. Der Grundftod dieſes von dem evangelifchen Eonfiftorium 
verwalteten Unterftügungsfonds, weldher am 11. November 
1820 erjt 41,438 fl. 41 fr. betrug, belief fit am 1. Juli 1859 
auf 696,979 fl. 22 kr. Bon feinen Einfünften wurden vom 
1. Juli 18% / 5381 fl. 57 fr. als Zufhuß zu dem Beſol⸗ 
bungsverbeflerungsfonds und — 28,435 fl. 12 fr. auf Unter- 
ftügungen für Geiftlihe verwendet. Die Letzteren beftanden 
theil8 in Beiträgen an ältere oder kränkliche Geiftliche zur 
Haltung von Pfarrgehülfen, theil® in Unterftügungen bei 
Krankheiten und anderen Nothjällen, theils in Alterszulagen. 
Lettere werben in ben erforderlichen Beträgen gegeben, um 
bei Pfarrern, welche nad) 15 Dienftjahren ſich noch nicht auf 
einer Stelle mit wenigftens 800 fl. Einkommen, nad) 20 Dienft- 
jahren auf einer ſolchen mit 850 fl. und nad) 25 Dienftjahren 
auf einer mit 900 fl. befinden, das Einkommen bis zu den 
genannten Summen zu erhöhen. Der Aufwand biefür betrug 
6798 fl. 40 fr. Berner wurden 2420 fl. al8 Zulagen an 
ältere Pfarrgehülfen in Portionen von 20 und 40 fl. abgegeben. 

Geiftliche, welche. das 7Ote Lebensjahr überjchritten haben 
und nicht mehr dienſttüchtig find, auch Jüngere, wenn fie 
durch Krankheit oder Gebrechen dienftuntüchtig werden, werben 
mit einem von der Staatskaſſe in Vertretung des allgemeinen 
Kirchenguts abzureichenden Ruhegehalt penfionirt, wel— 
cher ſich nach der Zahl der Dienſtjahre und der Größe der 
Beſoldung richtet. Der Aufwand von 1. Juli 1869/60 betrug 
für 48 Penſionäre 27,485 fl. 29 fr. 

Die Wittwen und Waijen von Geiſtlichen haben Anſpruch 
auf einvierteljährigen Fortgenuß der ganzen Befoldung, ein- 
Tchlieglih der Wohnung, vom Todestag an, während welcher 
Zeit die Stellvertretungstoiten von der betreffenden Gemeinde 
zu bezahlen find. In Fällen befonderer Bedürftigkeit kann bie 
Oberkirchenbehörde diefen Genuß auf ein zweites Vierteljahr, 
— jedoch unter der Bebingung der Bezahlung der Stellver- 
tretungsfoften durch die Hinterbliebenen — ausbehnen. Eine 
bleibende Unterftügung der Wittwen und der unter 18 Jahre 


78 


alten Waifen gewährt die unter der Aufficht des Conſiſtoriums 
verwaltete geiftlihe Wittwenlafje. Alle definitiv ange 
ftellten, auch die in Ruheſtand verjeßten Geiftlihen find ver- 
bunden, ihr beizutreten und den vierten Theil eines Jahres- 
eintommens bei der erften Anftelung, ſowie den vierten Theil 
der Einfonmensvermehrung bei jeder Beförderung, ſodann 2 
Prozent des Einkommens als jährlichen Beitrag zu bezahlen. 
Früher waren auch die theologiſch gebilteten Lehrer an höheren 
Lehranftalten berechtigt, an diefer Anftalt Theil zu nehmen 
und als im Jahr 1842 diefe an die Wittwen- und Waijen- 
Penfionsanftalt ver Eivilftaatspiener überwiefen wurben, zogen 
Manche e8 vor, im Verband mit ver geiftlihen Wittwentkafle 
zu bleiben, melde am 30. Juni 1859 940 Geiftliche, 37 Lehe 
rer und 8 außerorbentliche Mitglieder, zuſammen 985 zählte 
und 303 Wittwen (30,7 Prozent der Mitglieder), 165 vater: 
Ioje und 12 elternloje Waifen zu unterftügen hatte. 

Die Einnahmen der Wittmenlaffe beftehben außer den 
Biertelöbefoldungen und Yahresbeiträgen (1858—59 24,354 fl. 
1 fr.) in Zinjen aus einem am 30. Juni 1859 537,856 fl. 
44 Tr. betragenden Grundſtocksvermögen, Anftellungsjporteln 
der ©eiftlihen, dem Ertrag des Berlags der Kirchenbücher 
und einem Staatszufhuß von 10,800 fl., im Ganzen unge- 
fähr 60,000 fl. jährlich. Die Unterftügungen betragen für 
eine Wittwe jährlich 150 fl., feit 1861 widerruflih 170 fi. 
(ein Dritttheil verfelben bezieht jedoch nach älteren Normen 
nur 130, jett wiverruflid 145 |l.), für elternlofe Waifen bis 
zum zurüdgelegten 18. Jahr 38 fl., für folde, deren Mutter 
noch lebt, 30 fl. 

\ In Fällen befonderer Bepdürjtigleit werden außerdem an 
Wittwen und Waiſen von Geiftlihen jährliche ever einmalige 
Gratialien bewilligt, wozu die Wittwenkaſſe einen jährlichen 
befounderen Beitrag von 10,000 fl. aus Staatsmitteln erhält. 

AS eine Privatanftalt zu Unterftügung der Waifen 
von Geiftlichen befteht feit dem Jahr 1841 ein Pfarrwai— 
fenverein, an welchem faft alle, wo nicht alle Geiftliche und 
theologifch gebildete Lehrer des Landes freiwillig Theil nehmen. 
Derfelbe zählte im Jahr 1860 1,100 Mitglieder mit regelmä«- 
Bigen Tahresbeiträgen von 1 fl. (mit wenigen Ausnahmen 


79 


von 30 Tr. bis 5 fl. 45 ke.) und befitt ein Grundſtocksvermö⸗ 
gen von 12,540 fl., welches durch Geſchenke und Vermächtniſſe 
entſtanden ift. 

Die Einnahmen im Jahr 1860 betrugen für ten Grund 
ftod 2650 fl., zu laufender Verwendung 1578 fl. 17 fr. Un- 
terftügt werben bebürftige vaterlofe, oder vater- und mutter 
Iofe Söhne und Töchter von evangeliſchen Geiftlihen, oder 
theologifch geprüften Lehrern Württembergs, wobei die Kinder 
von Bereinsmitglievdern unter gleihen Umſtänden den Vorzug 
erhalten. Die Unterflügung geſchieht nach dem Grade ver 
Bepürftigkeit und Zulaffung der Mittel ohne Beſchränkung 
auf ein beftimmtes Alter, in Portionen von 10-30 fl. Die 
Verwaltung wird durch einen in dreijährigen Generalver⸗ 
fammlungen gewählten Ausfhuß unentgeltlid bejorgt. Unter: 
ſtützung aus Staats- oder firhlihen Mitteln erhält ver Ber- 
ein nicht. 


5. Sachliche Erforderniſſe des Gottesdieuſtes. 


Ueber die Zahl und Beſchaffenheit der Kirchen und der 
Pfarrwohnungen, ferner über die Unterhaltung der Kirchen⸗ 
geräthe und Paramente, über die Baulaft und Unterhaltungs- 
pflicht bei diefen Gegenſtänden, fehlen uns zuverläffige Notizen, 
Im Allgemeinen mag bemerkt werben, daß der größere Theil 
der Pfarrwohnungen von Staate unterhalten wird und fi in 
gutem Zuftand befindet, was bei den auf Koften der Gemein- 
den und Stiftungen unterhaltenen, ſowie bei Patronatspfar⸗ 
reien nicht durchweg der Fall ift. AS Kegel wird angenom- 
nıen, daß eine Pfarrwohnung neben den nad) dem Güterbefit 
zu bemefjenden nothwendigen Deconomiegelafjen bei fogenannten. 
Anfangsftellen minveftens 3, bei befjer dotirten mindeftens 4 
und wo die Haltung eines Gehülfen erforderlicd wird, 5 beiz> 
bare Zimmer enthalten ſolle. Mebrigens find nidt wenige 
Bfarrhäufer mit reihliheren Wohnräumen verjehen. Die 
Unterhaltung ver Kirchen, welde in den meiften Fällen zu— 
nächſt den örtlichen Stiftungen und bei deren Unzulänglichkeit 
den Zehentherren oblag, ift wahrſcheinlich in Folge der Zehent- 
Ablöſungen größtentheild Sache der Gemeinden geworben. 


80 
Aermere Gemeinden erhalten zu Kicchhen-, Pfarr- und Schul 
hausbauten Beiträge aus der Staatskaſſe, welche ſich für beide 


Eonfeffionen zufammen in ven legten Jahren auf 20,000 fl. 
jährlich beliefen. 


6. Niedere Kirendienfte. 


Die Organiften-, Borfünger- und Kirchenbienerftellen 
(Meßnerei) find auf dem Lande in der Hegel mit den Bolls- 
fhulftellen verbunden, während in größeren Städten gewöhn- 
lich wenigftens befondere Kirchendiener angeftellt find. Genauere 
Notizen hierüber, ſodann über die an einzelnen Orten befte- 
henden Einrichtungen für Kirchenmuſik und Kirchengefang zu 
geben, find wir nit im Stande. 


7. Kirchliche Verrichtungen der Geiſtlichen. 


Ueber die Art und Zahl der regelmäßigen Gottesdienſte 
in den Mutterorten und Filialen, der beſonderen örtlichen 
kirchlichen Feierlichkeiten, des in Kirchen und Schulen ertheilten 
chriſtlichen Unterrichts, ſodann über die Hausbeſuche der Geiſt⸗ 
lichen, die Privatverſammlungen zu religiöſer Erbauung und 
die Thätigkeit der Geiſtlichen bei Eheſtreitigkeiten wurden keine 
Notizen eingezogen. Dagegen iſt die Zahl der ſogenannten 
Caſualien in den beifolgenden Tabellen zuſammengeſtellt, wozu 
einige weitere Notizen folgen. 


a. Taufen. 
Die in der Zuſammenſtellung weggelaſſene Unterſcheidung 
nach Geſchlechtern ergibt im Ganzen: 
Knaben. Mädchen. 


bei ven Notbtaufen . - . 477 351 
Taufen im Privathbaufe . . 1731 1561 
Taufen in der fire. . . 21,145 20,576 


23,353 22,488 


81 


Unter 100 Taufen ſind Knaben. Mädchen. 
Nothtaufen .. . 2,0 1,6 
Taufen in Privalhäuſern . 74 6,0 
Taufen in ver Kirche . . » 90, 91,5 

100 100 
Im Ganzen unter 100 ©e- 
taufteen 2 2 202020 ..80,. 491 


Anf 1000 Knaben kommen 963 Mädchen und auf 1000 
Mädchen 1038 Knaben. Die Jachtaufen ſchwanken von O,« 
Prozent (in den Decanatimtern Reutlingen und Heidenheim) 
bis zu 3,5 (Weinsberg). Da fie nicht zahlreich find und we— 
nige einzelne Fälle ſchon beträchtlidy auf das progentule Ver: 
hältniß einwirken, fo wäre e8 gewagt, hieraus auf die Ge— 
ſundheitsverhältniſſe in den einzelnen Bezirken zu fohließen. 

Haustanfen find in den 6 Wintermonaten unbedingt, in 
den Sommermonaten aber blos geftattet, wenn nach ärztlichem 
Zeugniß das Laufen in ber Kirche die Gefundheit des Kindes 
gefährden würde. Demnach wäre das Tanfen im Privathaufe 
bei mehr als der Hälfte der Kinter zuläffig; es wirb aber 
hievon nur in den oberſchwäbiſchen Decanatsbezirken Biberach 
und Ravensburg, wo die Entfernung des Wohnfites von der . 
Kirche oft fehr beträchtlich ift, ferner in dem fräntifchen Theil 
von Württemberg und in den taven nicht weit entfernten 
Decanatöbezirten Heilbronn und Neuenftadt, auch in der Ke= 
fidenz Stuttgart, ein ausgebehnterer Gebrauch gemacht, wäh— 
rend im übrigen Lande die Bornahne der Taufen in der 
Kirche weit vorherrſcht und ſelbſt' in größeren Städten bie 
Haustaufen felten über 10-20 Prozent betragen. Nur tie 
Stadt Hall macht eine Ausnahme, indem dort unter 159 Tau⸗ 
fen nicht weniger als 76 Haustaufen, alfo nahezu 48 %/o der 
Geſammtzahl vorkamen. 

Das Berhältniß der Taufen zu ver Einwohnerzahl beträgt 
im Landesdurchſchnitt 37 auf 1000 und bewegt fih im Durch⸗ 
Ichnitt der einzelnen Decanatsbezirke zwiſchen 31,1 (Künzelsau) 

und 44 (Uradj). 


Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 6 


b. Eonfirmationen. 

Bon 26,442 Confirmirten wurden 18,078 Knaben und 
13,325 Mädchen öffentlich, 23 Knaben und 16 Mädchen pri- 
vatim confirmirt. E8 befanden ſich darunter aus gemifchten 
Ehen 123 Knaben und 125 Mädchen, zufammen 248 = 0, 
Prozent. Bon der Confirmation ausgeſchloſſen wurben 47 
Knaben und 42 Mädchen. Auf 100 getaufte Knaben kommen 
56 confirmirte Knaben, auf 100 getaufte Mädchen 59,. con⸗ 
firmirte Mädchen, woraus, infofern man annehmen darf, daß 
diefes Verhältniß nicht blos vorübergehenden Urſachen zuzu⸗ 
ſchreiben iſt, ſondern ſich jährlich mehr oder weniger wieder⸗ 
holt, hervorgeht, daß mehr Knaben als Mädchen vor dem 14. 
Jahre ſterben, was mit der größeren Verhältnißzahl der 
Nothtaufen und Haustaufen bei den Knaben zuſammengehal⸗ 
ten, die auch anderwärts gemachte Erfahrung beſtätigt, daß bei 
uns zwar mehr Knaben, als Mädchen geboren werden, die 
Erſteren aber im Durchſchnitt etwas ſchwächlicher zur Welt 
kommen und häufiger in früher Jugend ſterben. 

Im Ganzen kommen auf 1000 Einwohner 21, und auf 
100 Taufen 57, Konfirmirte. Auffallend ift das Schwanken 
in den einzelnen Decanatsbezirten. Bei den Zaufen beträgt 
baffelbe von 31,1 bis 44 auf 1000 Einwohner, bei ven Con- 
firmirten von 18,5 (Langenburg) bis 24,3 (Leonberg). Die 
größte Abweichung von dem Landesdurchſchnitt beträgt hei je 
nen abwärts 16,0, aufwärts 18,0, bei biefen abwärts 14,, 
aufwärts 13,6 Prozent des Durchſchnitts. Das Verhältniß 
ver Taufen zu den Gonfirmationen aber ſchwankt von 42, 
(Blaubeuren) bis zu 69,6 (Ravensburg) und beträgt abwärts 
26,«, aufwärts 20,5 Brozent des Durchſchnitts von 57,0. Dieß 
deutet an, daß Bezirke mit einer im Verhältniß zur Einwoh- 
nerzahl größeren Zahl von Geburten meiftens auch eine ftär- 
tere Kinderfterblichkeit haben, 


c. Trauungen und Eheſcheidungen. 


Nach dem Geſetz vom 1. Mai 1855 wird zur bürgerlichen 
Gültigkeit einer Ehe unter Chriften in der Kegel die Trauung 


83 


durch den Geiftlihen einer vom Staate als Körperfchaft an⸗ 
erkannten Religiondgefelfidaft erfordert. If das Glanbens⸗ 
befenntnig der Brantleute ern verſchiedenes, jo kann die Trau⸗ 
ung durch den ©eiftlihen des einen oder anderen Theiles 
vorgenommen werben. Ausnahmsweife kann eine Ehe, wenn 
fein eivilrechtliches Hinderniß vorliegt, durch eine Verhandlung 
vor ter bürgerliden Behörde geſchloſſen werden (Civilehe), 
wenn entweder die Verlobten nachweiſen, daß fie ſämmtliche 
zu ihrer Trauung zuftändige Geiftlihe vergeblih darum ante 
gegangen haben, over Beide, oder Eines von Ihnen einer nicht 
vom Staate als Körperſchaft anerfaunten Religionsgeſellſchaft 
angehören. 

Die Zahl der Trauungen dur evangeliſche Geiftliche 
beträgt: 

a) Fülle, wo beide Gatten evangelifch find 8083, 
b) Fälle, wo nur der Mann evangel. ift 107, 
e) Fälle, wo nur die Tran evangeliſch ift 119. 

Zuſammen: 8309. 

Demnach betragen die Fälle a) 97,3, b) 1,s, ec) 1,s, bie 
gemifchten Ehen zufammen 2,7 Prozent der Gefammtzahl. Den 
Donaufreis (Generalat Ulm) ausgenommen, wo die Mifchehen 
5,4 Prozent betragen, ſcheint zwifchen dem Zahlenverhältniß ber 
evangeliſchen zur fatholifhen Bevölkerung und der Zahl der 
gemifchten Ehen fein Zuſammenhang zu beftehen. 

Bei 192 von den vorbemerkten 226 gemifchten Ehen ift 
über bie Kindererziehung voraus Beftimmung getroffen worden, 
und zwar follen in 156 Fällen die Kinder ewangelifh, in 36 
fatholifch erzogen werben. Die weiteren 34 Fälle find theile 
folhe, wo die Kinder gemiſcht erzogen werben follen, theils 
folhe, wo hierüber gar Nichts beftinmt worden oder Nichts 
zur Kenntniß ver Geiſtlichen gelangt ift. Uebrigens geht aus 
den eingefommenen Notizen hervor, daß auch gemiſchte Ehen 
mit blos Latholifcher Trauung vorgefommen find, bei denen 
‚ohne Zweifel durchgängig katholiſche Kinderesziehung bebangen 
worden ift; e8 darf alfo auf das angegebene Zahlenverhältniß 
bezüglich der Kinbererziehung Tein großes Gewicht gelegt were 
ven. Das Berhältni der Trauungen zu der Bevöllerung ber 
trägt im Durchſchnitt 6,7 auf 000 Einwohner und weicht in 

6* 


84 


einzelnen Decanaten abwärts (Blaubeuren 4,0) bis zu 38,s 
Prozent des Durchſchnitts, aufwärts (Heilbronn 9,2) bis zu 
64,2 Prozent von demjelben ab. ivilchen find nur 10 vor- 
gekommen, 1 auf 123,437 Einwohner und auf 831 Ehen, was 
mit den Verhältniß der Sectirer zu der evangelifchen Ge- 
ſammtbevölkerung, 1:557, ziemlich harnıonirt, wenn man be- 
rüdfichtigt, daß unter Jenen Einzelne feyn mögen, deren Ehen 
ungeachtet ihrer religiöfen Eigenthümlichkeiten evangelifch ge- 
traut wurden. 

Unter 16,618 getrauten Perfonen befinden ſich 83 früher 
Geſchiedene, nänlid 36 Männer und 47 Frauen, während 
86 Paare gejchieven wurden, alfo auf 96, Trauungen Eine 
Scheidung, auf 100 gejchievdene Männer 42, auf 100 vesglei- 
hen Frauen 54, im Durdfehnitt auf 100 Scheidungen 48 
MWiederverheirathungen kommen. Das Ueberwiegen der Frauen 
bei ven Letzteren ift vielleicht daraus zu erflären, daß bei den 
faft die Hälfte ſämmtlicher Scheivungen bildenden Scheidun- 
gen wegen Defertion, infoweit die Dejertion in einem Wcgs 
zug in fremde Länder befteht, häufiger die Abwefenheit des 
Mannes, als die der Frau, die Urſache ift, und wenn ber 
außer Landes gegangene Theil fid) nachher wieder verheirathet, 
dieß bier nicht aufgezeichnet wird. Bon ben Scheidungen 
fanden 23%/0 wegen Ehebruchs, 48 %/o wegen Defertion, 29°/o 
aus anderen Gründen ftatt. Auf 100,000 evangeliſche Ein- 
wohner fommen im Oanzen 7 Scheivungsfülle. 

Ueber die ven Sceidungen vorausgegangenen Sühnever⸗ 
ſuche und deren Erfolg beſitzen wir feine Notizen, 


d. BDeerdbigungen. 


Im Laufe des Jahres 1859 wurden 18,915 Perſonen 
münnlihen und 18,263 weiblichen Geſchlechts, zuſammen 
37,178 Berfonen beerdigt. Auf 100 männliche Zaufen Fonts 
men 81 männliche, auf 100 weibliche Taufen 81,: weibliche, 
im Durchſchnitt auf 100 Taufen 81,1 Beerdigungen. Das* 
Berhältnig in den einzelnen Bezirken ſchwankt außerordentlich, 
von 57,6 Beerbigungen auf 100 Zaufen im Decanat Eßlin⸗ 
gen bis zu 106,7 im Decanat Herrenberg. 


85 


Das Berhältnig der Oeftorbenen zur Einwohnerzahl 
Ihwanft ebenfalls fehr beveutend von 21,0 Beerdigungen auf 
1000 Einwohner im Bezirk Eßlingen bis zu 38,. in dem De- 
canat Ulm. Hieraus darf nicht gefolgert werben, daß die 
Bewohner des Bezirks Eflingen ein höheres Alter erreichen, 
als Andere. Denn bei der Zählung von 3. Dezember 1858 
fanden fi in diefem Oberamtsbezirk unter 1000 Einwohnern 
nur 68,6 von 60 Jahren und darüber, im Oberanıt Herren- 
berg aber 75,. und im Oberamt Ulm 76,5, wogegen die Zahl 
der Kinver unter 14 Jahren in Eflingen 300,7, in Herren- 
berg 260,0, in Ulm 251,6 auf je 1000 Einwohner betrug. Der 
Einfluß worübergehender Umftände, z. B. Epidemien, zeitliher 
Aufenthalt von Berfonen, welhe nicht im Ort ihren Wohnſitz 
haben und vergleihen, macht fi in den einzelnen Bezirken 
in einzelnen Jahren zu ſehr geltend, als daß die Sterblich— 
lichleitverhältniffe nach dem Ergebniß eines Yahres richtig 
beurtbeilt werden könnten. 

Ueber die Mitwirkung der Geiſtlichen bei den Beerdigun— 
gen fowohl bezüglich der Zahl der Fälle, in melden fein 
Geiftliher mitgewirkt bat, als auch bezüglich der Art der Be- 
theiligung des geiftlihen Amts (mit Predigt in der Kirche, 
Srabrete, einfachen Gebet) fehlen Notizen. 


e. Communionen. 


Die Zahl ter Communicanten betrug im Jahr 1859 — 
die einzelnen Fälle, alfo jede Berfon fo oft, als fie communi⸗ 
cirte, gezählt — 

im öffentlichen Gottesdienſt 831,550. 
privatinn.....8368. 
Zuſammen: 839,918. 

Unter den Privatcommunionen, welche in der Regel nur 
bei ſchwer Erkrankten vorkommen und nahezu 12/0 ſämmtlicher 
Fälle bilden, ſind die geſunden Familienglieder, welche an der 
Communion Theil nahmen, mitgezählt. Der Durchſchnitt von 
679 Communicanten auf 1000 Einwohner entſpricht der Ge- 
wohnheit, daß jede erwachſene Perſon jährlich 1mal das heilige 
Abendmahl genießt. Im einzelnen Gegenden geſchieht dieß 


88 


großentbeils zu ermäßigten Preiſen und unentgeltlich verbrei= 
tet, worunter 123,772 Bibeln und 49,141 neue Teftamente 
außerhalb des Landes. 

Ein befonderes Verdienſt ver Bibelanftalt ift die Herans- 
gabe von Schriften für Blinde, weldhe, wenn wir nidht irren, 
in. Deutichland fonft nirgends vorkommt. Bis jest find hier 
in Blindenſchrift gedrudt worden: eine Fibel, biblijche Ge 
Ihichten aus ven alten Teftament, 2 Bünde, die Pſalmen, 3 
Binde, der Prophet Daniel, 1 Band, und das ganze neue 
Teftament in 15 Bänden. 

b) An vie Bibelanftalt reiht fih die evangelifhde Ge— 
ſellſchaft in Stuttgart, eine Privatgeſellſchaft, welche theils 
gemeinſchaftliche Erbauung durch mehrmals wöchentlich von 
einzelnen Mitgliedern abgehaltene religiöſe Vorträge, theils die 
Verbreitung religiöſer Grundſätze in weiteren Kreiſen zum 
Zweck hat und nach auswärts hauptſächlich durch 7 Colpor⸗ 
teure wirkt, welche kleine erbauliche und belehrende Schriften, 
ſogenannte Tractate, auch bibliſche Bilver, ans eigenem und 
fremdem Verlag um ſehr billigen Preis, meiſtens zu !/ — 3 
Kreuzer das Stüd, im Umbherziehen verkaufen und zugleid) 
auf Erwedung eines religiöfen Sinnes unter dem Volke durch 
Geſpräche und Erbauungsftunden hinarbeiten. Außerdem hält 
die Gefellfchaft an verfchievenen Orten Vorrathslager von ib» 
ren Tractaten. Die Gefellfchaft befitt ein (bis jetzt noch mit 
Schulden belaftetes) Haus, worin ſich neben einem geräumigen 
Saal zu den Zuſammenkünften eine, außer erbaulihen aud 
Schriften aus dem Gebiet der ſchönen Literatur, Geſchichte, 
Reifebefchreibungen ꝛc. enthaltende Leihbibliothek und eine Her- 
berge für Handwerkslehrlinge befinden. Die Jahreseinnahme 
ber Gefellichaft betrug vom Mai 1859—60 12,889 fl. 5 Er., 
worunter 2830 fl. ordentliche und auferordentlihe Beiträge. 
Im Jahr 1859—60 wurden verbreitet: 261,260 Exemplare 
von Schriften und 148,395 Bilder. 

ec) Die fogenannte evangelifhe Bücherſtiftung in 
Stuttgart ift ein Brivatverein, weldher ältere und neuere relis 
giöfe Bücher von verfchiedenen Verfaſſern, beſonders Gebet- 
bücher, Predigten und Liederfammlungen, Bibelerflärungen zc. 
drucken läßt und durch Vermittlung der evangelifchen Gefell- 


89 


haft um die Selbftloften verkauft. Der Verein befitt weder 
Bermögen, noch ein aus Beiträgen fließendes Einkommen; 
freiwillige Darlehen gewähren vie für die Herftellung ber 
Bücher. nöthigen VBorfhüffe auf fo lange, bis fie dur ten 
Verkauf derfelben wieder bezahlt werben können. 

Für die Beurtheilung des religiöfen Lebens in den ein- 
zelnen Gliedern der evangelifhen Kirche ift auch die Bethei- 
ligung an der Guſtav⸗Adolph⸗Stiftung und an den Miffions- 
Anftalten von Intereſſe. 

Seit dem Jahr 1843 befteht in Württemberg ein Haupts 
Berein der zu Hebung der Noth evangelifcher Glaubensgenoſſen 
in und außer Deutichland (mittelft Unterftügung bei Erbauung 
ihrer Kirchen, Pfarr- und Schulhänfer, Dotirung ihrer 
Pfarreien und dergl.) im Jahr 1834 gegründeten und 1843 
bis 1845 neu organifirten Guftav-Adolph- Stiftung mit 
51 Zweigvereinen, wozu in neuerer Zeit auch 2 Frauenvereine 
binzugelommen find. Die Einnahmen medfelten mit Aus« 
nahme des erften Jahres, mo fie nur 4790 fl., und des zmei- 
ten, wo fie 17,742 fl. betrugen, zwifchen 8217 fl. (18°%Yse) und 
13,147 fl. (18°%e0) und beliefen fi im Ganzen von 1843—60 
auf 177,584 fl., im Durchſchnitt jährlich auf 10,446 fl., welche 
nach Abzug von etwa 3% Verwaltungskoſten ganz auf Unter⸗ 
ftäßungen verwenbet wurden. 

Die Miffions-Anftalten zur Verbreitung des 
evangelifhen Glaubens haben in Württemberg von jeher 
eine fehr rege Theilnahme gefunden und es erhält befonvers 
die Basler Miſſionsgeſellſchaft ſowohl namhafte Beiträge an 
Geld und Raturalien, ald auch einen großen Theil ihrer Lch- 
rer und Zöglinge aus dieſem Lande. In neuerer Zeit werben 
auh für andere Milfionsanjtalten, 3. B. die Herrenbuter, 
nicht unbeträchflihe Sammlungen gemadt. In vielen Ort: 
Ichaften beftehen befonvere Vereine zu biefem Behuf, worunter 
die fogenannten Halbbagenvereine, deren Mitglieder wöchent⸗ 
lich 1—2 fr. für Miſſionszwecke geben, wodurch felbft in man⸗ 
hen Heineren Orten mit weniger als 1000 Einwohnern 50 
bis 100 fl. und noch mehr in Einem Jahr zufammen gebradit 
werben. Den Gefammtbetrag der Leiftungen der evangelifchen 


88 


großentheil® zu ermäßigten Preifen und unentgeltlich verbrei- 
tet, worunter 123,772 Bibeln und 49,141 neue Teftamente 
außerhalb des Landes. 

Ein befonderes Berbienft ver Bibelanftalt ift die Heraus» 
gabe von Schriften für Blinde, welche, wenn wir nicht irren, 
in Deutfchland fonft nirgends vorkommt. Bis jegt find hier 
in Blindenſchrift gebrudt worden: eine Fibel, biblijche Ges 
fhihten aus dem alten Zeftament, 2 Bände, die Pſalmen, 3 
Binde, der Prophet Daniel, 1 Band, und das ganze neue 
Teftament in 15 Bänden. 

b) An vie Bibelanftalt reiht fih Die evangelifche Ge 
ſellſchaft in Stuttgart, eine Privatgeſellſchaft, welche tbeils 
gemeinfchaftlihe Erbauung durch mehrmals wöchentlid) von 
einzelnen Mitglierern abgehaltene religiöſe Vorträge, theils vie 
Verbreitung religiöfer Grundſätze in weiteren reifen zum 
Zwed hat und nad auswärts hauptſächlich durch 7 Colpor⸗ 
teure wirkt, welche Heine erbanliche und belehrende Schriften, 
fogenannte Tractate, aud) biblifhe Bilder, and eigenem und 
fremdem Berlag um fehr billigen Preis, meiftens zu Ya — 3 
Kreuzer das Stüd, im Umherziehen verkaufen und zugleid 
auf Erwedung eines religiöfen Sinne® unter dem Volke durd) 
Geſpräche und Erbauungsftunden hinarbeiten. Außerdem hält 
die Gefellfchaft an verfchiedenen Orten Borrathslager von ib: 
ren Tractaten. Die Gefellichaft befitt ein (Bis jett noch mit 
Schulden belajtetes) Haus, worin fid) neben einem geräumigen 
Saal zu den Zufanmenfünften eine, außer erbaulichen aud) 
Schriften aus dem Gebiet der ſchönen Literatur, Geſchichte, 
Reiſebeſchreibungen ꝛc. enthaltende Leihbibliothek und eine Her- 
berge für Handwerkslehrlinge befinden. Die Jahreseinnahme 
der Gefellichaft betrug von Mai 1859—60 12,889 fl. 5 kr., 
worunter 2830 fl. ordentliche und außerordentliche Beiträge. 
Im Jahr 1859—60 wurden verbreitet: 261,260 Exemplare 
von Schriften und 148,395 Bilder. 

c) Die jogenannte evangelifhe Bücherftiftung in 
Stuttgart ift ein Privatverein, welder ältere und neuere reli- 
giöſe Bücher von verſchiedenen Verfaſſern, befonders Gebet: 
bücher, Predigten und Lieberfammlungen, Bibelerflärungen x. 
pruden läßt und durch Bermittlung ver evangelifchen Geſell⸗ 


89 


ſchaft um die Selbftloften verkauft. Der Verein befitt weder 
Bermögen, noch ein aus Beiträgen fliefendes Einkommen; 
freiwillige Darlehen gewähren die für die Herftelung ver 
Bücher nöthigen Vorſchüſſe auf fo lange, bis fie durch ten 
Verkauf derfelben wieder bezahlt werden können. 

Für die Benrtheilung des religiöfen Lebens in den ein» 
zelnen Gliedern der evangelifhen Kirche ift auch die Bethei⸗ 
ligung an der Ouftav-Abolph-Stiftung und an den Miffions- 
Anftalten von Intereſſe. 

Seit dem Jahr 1843 befteht in Württemberg ein Haupt» 
Berein der zu Hebung der Noth evangelifcher Glaubensgenofjen 
in und außer Dentichland (mittelft Unterftügung bei Erbauung 
ihrer Kirchen, Pfarr» und Schulhänfer, Dotirung ihrer 
Pfarreien und dergl.) im Jahr 1834 gegründeten und 1843 
bis 1845 neu organifirten Guftav-Adolph- Stiftung mit 
51 Zweigvereinen, wozu in neuerer Zeit auch 2 Frauenvereine 
hinzugekommen find. Die Einnahmen wechjelten mit Aus» 
nahme des erften Jahres, wo fie nur 4790 fl., und des zwei⸗ 
ten, wo fie 17,742 fl. betrugen, zwiſchen 8217 fl. (18°/se) und 
13,147 fl. (18°%/eo) und beliefen fih im Ganzen von 1843—60 
auf 177,584 fl., im Durchſchnitt jährlich auf 10,446 fl, welche 
nach Abzug von etwa 3% Berwaltungsfoften ganz auf Unter: 
fägungen verwenbet wurden. 

Die Miffions-Anftaiten zur Berbreitung des 
evangeliſchen Glaubens haben in Württemberg von jeher 
eine fehr rege Theilnahme gefunden und e8 erhält beſonders 
die Basler Miffionsgefelfchaft fomohl namhafte Beiträge an 
Geld und Naturalien, ald auch einen großen Theil ihrer Leh— 
ver und Zöglinge aus diefem Lande. Im neuerer Zeit werben 
auch für andere Miffionsanftalten, z. B. die Herrenhuter, 
nicht unbeträchtlihe Sammlungen gemadt. In vielen Ort- 
haften beftehen bejonbere Vereine zu dieſem Behuf, worunter 
die fogenannten Halbbatenvereine, deren Mitglieder wöchent⸗ 
ih 1—2%. für Mifftonszwede geben, wodurch ſelbſt in man- 
hen MHeineren Orten mit weniger als 1000 Einwohnern 50 
bis 100 fl. und nod mehr in Einem Jahr zufammen gebracht 
werben. Den Gejammtbetrag der Leitungen ver evangelifchen 


90 


Einwohner Württembergs für Miſſſonen anzugeben, ſind wir 
nicht im Stande; wir vermuthen, daß er 100,000 fl. im Jahr 
überſteigt. 


9. Armenpflege. 


Die Unterſtützung der Armen iſt in Württemberg, ſoweit 
nicht beſondere privatrechtliche Verpflichtungen oder milde 
Stiftungen ausreichen, Obliegenheit der politiſchen Gemein- 
den und in gewiſſen Fällen der Oberamtsbezirke; woneben 
jedoch die Privatwohlthätigkeit, zumal bei den beſchränkten 
Mitteln mancher politiſchen Gemeinde, vielfach in Anſpruch 
genommen wird. In das Gebiet der kirchlichen Statiſtik ge⸗ 
hört zunächſt nur diejenige Armenpflege, welche mit kirchlichen 
Einrichtungen verbunden iſt, oder einen vorherrſchend confeſ⸗ 
ſionellen Charakter hat. Das Letztere iſt namentlich bei man⸗ 
hen Ausflüſſen der Privatwohlthätigkeit der Fall, weßhalb 
wir bie hervorragendſten Erſcheinungen dieſer Art nicht ganz 
übergehen zu dürfen glauben. 


Es ſind dieß: 

a) Die Privatvereine für Kinderrettungsanſtalten. 
Diefelben beſtehen in 33 evangeliſchen Decanatsbezirken theils 
in einzelnen Orten, theils (die Mehrzahl) ven ganzen Bezirk 
umfafjend. Sie jammeln freiwillige Beiträge an Geld und 
Naturalien, welche theils zur Unterbringung armer und ver⸗ 
wahrloster Kinder in einzelnen Yamilien, theils zur Unter- 
haltung der neben den Staatswaifenhäufern beftehenden Ret⸗ 
tungsanftalten verwendet werben. Im evangelifchen Theil des 
Landes gibt e8 17 folde Anftalten, wovon diejenige zu Reut⸗ 
lingen mehrere Filialien befist. Die Zahl der darin aufge- 
nommenen Kinder, meiftens im Alter von 6—14 Jahren, bes 
trägt gegenwärtig 10—1100, ihr jährlider Gefammtaufwand 
an Geld und Naturalien, wozu die Mittel theilmeife aus 
Beiträgen des Staates, der Gemeinten, Körperſchaften und 
wilden Stiftungen, Koftgelvern und eigenem Vermögen ver 
zum Theil mit Grundbeſitz ausgeftatteten Anftalten, zum grö- 
Beren Theil aber aus freiwilligen Gaben fließen, 70—80,000 fL 


Pl 


Für die Fatholifche Bevölkerung bes Landes beitehen 4, 
für die ifraelitifhe eine ähnlich eingerichtete Privat⸗Rettungs⸗ 
Anftalt. 


b) Die für beide chriftlihe Confeffionen beftimmten 
Staatswaijenhäufer in Stuttgart und Weingarten, Letz⸗ 
teres mit einer Rettungsanftalt für Vagantenkinder verbunden, 
infofern fie einen Theil ihres Einkommens aus Kirchenopfer 
beziehen, welches je Imal im Monat, ſodann bei Tanfen und 
Hochzeiten, für fie gefammelt wird und in den Kirchen beider 
Confeffionen zujammen vom 1. Juli 1859 — 60 20,942 fl. 
38 fr. betrug. Sie erhalten außerdem verfchiedene freiwillige 
Beiträge (185960 5,278 fl. 10 fr.), ſodann gewiſſe Spor- 
teln und Zuſchüſſe aus der Stantskaffe, welche im Jahr 18°%/eo 
46,150 fl. ausmachten, und befiten ein Grundſtocksvermögen, 
das bei beiden zufanmen im leßten Jahr 11,324 fl. 39 fr. Er» 
trag gewährte. Sie verpflegen nahezu 600 (nad den neueften 
Jahresberichten 568) Kinder von 8—14 Yahren, morunter 
‘/stel bei einzelnen Familien in Koft gegeben ift und */stel in 
den Anftalten jelbft erzogen werden und forgen außerdem für 
die Berufsbilvtung von nad) den neueften Berichten 374 Zög⸗ 
lingen über 14 Jahren durch Bezahlung von Lehrgeld und 
Ueberwachung der Lehre. Der Gefanmtaufwand für die lau- 
fenden Ausgaben beider Waifenhäufer im Jahr 18°%/eo belief 
fh auf nahezu 84,000 fi. 

e) Die evangelifhen Vereine für Armenunterftüßung 
in Friedrichshaſen und Gmünd, welche zwar auch Fatholifchen 
Armen ihre Hülfe zuwenden, aber Doc) vorzugsweife die Be⸗ 
ſtimmung haben, die unter der dortigen vorwiegend katholiſchen 
Bevölkerung zerftreuten Evangeliſchen, beſonders ſolche, welche 
keinen Anſpruch auf öffentliche Stiftungen und Armenanftalten 
haben, zu unterftügen. (In ähnlicher Weije befteht in Ulm 
ein Wohlthätigkeitsverein für Katholifen.) 

d) Mehrere Bereine für arme Confirmanden, um 
biefelben zur Heiden und in Handwerislehren unterzubringen. 
In Gegenden, wo unter Fatholifcher Bevölkerung zerſtreute 
Confixmanden wegen zu großer Entfernung von dem Pfarr- 


92 

ort den Confirmationsunterricht nicht von ihrer Heimatb aus 
befuchen können, erhalten fie im Falle der Bedürftigkeit 
aus ven Mitteln des Confiftoriums Beiträge zu Koft und 
Wohnung. | 


e) Das evangelifhe Frauenftift in Kirchheim u. T. 
Diefes bietet in einem dem Stift gehörenden Gebände mit 
Garten einer Anzahl von etwa 26 einzeln ftehenden rauen 
eine Heimath und forgenfreieres Alter. Diefelben geben jähr- 
fihe Einlagen für die Bebürfniffe des Haufes und befhäftigen 
fih mit Werken riftlicher Liebe, Krankenpflege, Verfertigung 
von Rleidungsftüden, Erziehung armer Rinder zc. 


f) Die Guſtav Werner’ihen Auftalten. Mit Einfchluß 
der ſchon oben genannten Rinverrettungs-Anftalten enthalten 
und befchäftigen die von Werner in Reutlingen und 23 ande- 
ren Orten eingerichteten verfchiedenen gewerbliden und land» 
wirthfchaftlihen Unternehmungen (Majchinenfabrit, Papiere 
fabrit, Spinnerei, Weberei, Striden und Hädeln) ungefähr 
500 erwachjene Berfonen und 800 Kinder und junge Leute 
von 2—20 Jahren, worunter viele Gebrechlice, zu ſchwerer 
Arbeit Unfähige; mobei das in den religiöfen Anſchauungen 
des Vorſtands und feiner Anhänger wurzelnde Princip ber 
Semeinfchaftlichkeit der Arbeit und des Unterhalt die Grund⸗ 
lage bildet, fo daß diefe Anftalten zugleich Werkftätten für 
Arbeitsfähige und Zufluchtftätten für Berlaffene und Schwade 
find. 


g) Die evangelifhe Diaconifjenanftalt in Stutt- 
gart, gegründet 1855, welche nach dem 6. Jahresabſchluß am 
30. April 1861 41 Mitglieder zählte, wovon 12 im Katha- 
rinen-Hofpital in Stuttgart, 10 im Bürger- und Dienft- 
boten = Hofpital in Ulm Dienfte leiften, die übrigen theils 
im Anftaltsgebäude felbft, theil® auf Verlangen in Privat 
häufern gegen eine mäßige Vergütung die Krankenpflege be= 
forgen. Die Diaconiffen erhalten Unterricht in der Kranken 
pflege, Chirurgie und Klinik, fodann in einigen Realien, dem 
Singen und der Religion. Die Zahl der im legten Jahr ver- 
pflegten Kranken betrug in Stuttgart (neben dem größeren 


9a 


Theil von 2483 Kranken im Katharinenhofpital) in und außer 
dem Haufe 135, in den beiven Spitälern in Ulm 1057. Die 
lanfenden Einnahmen ber Anftalt betrugen 13,358. fl. 10 kr, 
worunter 3770 fl. 6 fr. Pflegegelder, 1960 fl. Beiträge von 
ben Hofpitälern zu Stuttgart und Ulm, das Uebrige Legate und 
fonftige Beiträge und Zinfen; die Ausgaben für Haushaltungs- 
und Berwaltungskoften 6,635 fl. 32 fr., woneben 4000 fl. 
rüdftändige Schuld für das Haus abbezahlt, 1253 fl. zur 
Bermehrung des nun auf 5210 fl. angewachlenen Verſor⸗ 
gungsfonds für dienftuntüchtig gewordene Schweftern verwen⸗ 
det und noch ein Kleiner Reſervefonds angelegt werden konnte. 


h) Die meiftens unter der Yeitung der Geiftlihen und 
der Pfarrgemeinderäthe ftehenden freiwilligen Vereine für 
Krankenpflege in faft allen größeren und manchen kleineren 
Drten des Landes. Die Mehrzahl derjelben befteht aus Fu- 
milien, welche fih zur Abreihung von Koft an arme Kranke 
vereinigt haben; bei Manchen werden aber anch Geldbeiträge 
gegeben und für Kleider, Betten und fonftige Bedürfnifje ber 
Kranken ohne Unterfchied der Konfefjionen, verwendet. Nach 
den eingelommenen Notizen umfaſſen die regelmäßigen Ver- 
eine diefer Art im Ganzen 3—4000 Mitglieder; moneben 
übrigens im Einzelnen Bieles in diefer Richtung ohne befon- 
dere Bereinigung geleijtet wird. 


Die fonftigen, keinen confeffionellen Charakter an ſich tra⸗ 
genden, zahlveihen Anftalten und Vereine zur Unterftigung 
von Nothleivenden, 3. B. Seilanftalten fir Kinder, für Ver: 
krümmte, Blöpfinnige, Taubſtumme und Blinde, die Vereine 
für verſchämte Hausarme, für Unterftügung älterer Honora— 
tiorentöchter, für brodlofe Arbeiter, zur Bekleidung armer 
Pandleute, zur Abjchaffung des Haus- und Straßenbettels, 
für entlaffene Strafgefangene, ten Ernte- und den Herbfts 
Berein für fittlihe und ökonomiſche Rettung herabgefommener 
Familien und Pflege Berlaffener, werben hier un fo mehr zu 
übergehen feyn, da ung zur Zeit nur fehr bürftige ftatiftifche 
Notizen iiber ven Umfang ihres Wirkens zu Gebot ftehen. 


94 


Auf.mandye weitere, das Gebiet der kirchlichen Statiſtik 
berührende Fragen, z. B. wie die kirchlichen Vorſchriften 
beobachtet werden? welcherlei Uebertretungen vortonmen, in 
welcher Zahl und wie fie beftraft werden? wie fi der Ein- 
fluß des kirchlichen Lebens auf die fittlichen und intellectuellen 
Zuftände äußert? vermögen wir für jett nicht einzugehen. 


Statiftik eines altwürttembergifchen Dorfes vor 
70 Jahren und jeßt. 


In der Bibliothek des ftatiftiich-topographifhen Bureau's 
befindet fih nnter dem Titel: „Beſchreibung des Herzoglid 
MWürtembergifchen Marktfledens Kornweſtheim im Jahr 1787 
eine Handfchrift, die in mehr als Einem Betracht eine Be⸗ 
ſprechung in diefen Jahrbüchern verdienen dürfte*). In nicht 
weniger ale 54 Kapiteln, auf 250 Folioblättern wird bier eine 
Statiftil jenes Dorfes gegeben, wie fie gründlicher, erſchöpfen⸗ 
der, zuverläfftger fchwerlicd von irgend einem kleineren Orte 
aus früherer Zeit gefunden werben mag **). Der Verfaſſer 








*), Ein zweites Exemplar ift auf der Kön. Staatsbibliothek, 
ein drittes auf dem Rathhaus zu Kornweftheim; ob das Original 
noch eriftirt, ift uns nicht befannt. 

**) Die Ueberjchriften der 54 Kapitel find: 1) Geſchichte. 2) 
Bevölkerung (10 Folio-Blätter). 3) Gebäude. 4) Markung. 5) Gär- 
ten. 6) Wieſen und Länder. 7) Aeder. 8) Weinberge. 9) Brad- 
ban. 10) Pferde» und Viehzucht. 11) Strohertrag. 12) Walbungen, 
Plantagen und Remifen. 13) Allen und Straßen. 14) Steinbruch. 
15) Leimengrube. 16) Kirchhöfe. 17) Gänsbach. 18) Bronnen. 
19) Lehen⸗ und Gülthöfe. 20) Herrſchaftliche Theilgliter. 21) Zelg- 
liche Gültäder. 22) Zehendfreie Güter. 23) Schäferei. 24) Mühlen. 
25) Oberherrlichfeit. 26) Oberamt. 27) Schultheißenamt. 28) Ma- 
giftrat. 29) Gericht. 30) Untergangsgeridht. 31) Imventar und 
Waifengericht. 32) Polizeiämter. 33) Fledendiener. 34) Dorforb- 
nungen. 35) Forſtgerechtigkeit. 36) Jagdgerechtigkeit. 37) Jagddienſt 
und Frohn. 38) Herrfchaftlihe Gebäude. 39) Herrſchaftliche Regalien 


96 


der Schrift ift der damalige Oberamtmann bes Bezirks, in 
weldem Kornweftheim lag und liegt, Negierungsrath Kerner 
in Ludwigsburg; jener Vater brei hochbegabter Söhne, von 
dem uns des jüngften und befannteften Sohnes, Yuftinus, 
Mittheilungen im „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ ein 
ebenfo gemüthliches als würdiges Bild entwerfen. Auch in 
der Selbftbiograrhie Schubarts gefhieht des Mannes rühm- 
lihe Erwähnung. Wenn uns jdon die Schilderung des 
Sohnes den eifrigen, einfichtsvollen, humanen und gebilveten 
Beamten erkennen läßt, fo finden diefe Eigenfchaften in dem 
Manuſcripte allenthalben die vollfte Betätigung. Schen das 
mühjame Unternehmen jelbft befundet das über den Kreis bes 
Gebotenen hinausgreifende Intereſſe für fein Amt; die Sta- 
tiftit war damals den Namen und ber Sache nad in Deutſch⸗ 
land noch eine fehr junge Disciplin; der Berfafler kennt die 
einfchlägige Literatur; er will ausdrücklich eine „flatiftifche“ 
Beihreibung geben; er fpricht von Süßmilchs „ſchönem Werke“ 
und citirt verſchiedene volkswirthſchaftliche und polizeiwiflen« 
ſchaftliche Schriften jener Zeit. Er hat eine hohe Meinung 
von dem praftifhen Werth ver Statiftif *) und ift voll von 


und Einfünfte. 40) Kirchliche Verfaflung. 41) Mößner⸗ und Schul- 
meifteramt. 42) Einfünfte der Bebenhaufer Stiftung, 43) des hei- 
ligen St. Martin. 44) Allmofenamt. 45) Verhältniß mit gemeiner 
Landſchaft. 46) Berhältniß gegen Stadt und Amt. 47) Verglich mit 
der Amtsftabt. 48) Geredhtigfeiten und Communeinfünfte. 49) Bür- 
gerliche Gerechtigkeiten. 50) Beiſitzrecht. 51) Moralifher Charakter. 
52) Gewinnft des Feldbaus. 53) Bon ber Zerſtücklung ber Hofe 
und Lehngüter. 54) Vorſchläge zur Verbeſſerung des Wohlſtandes. 
Außerdem finden fih noch 8 Beilagen, worunter ein Berzeichniß 
aller Bürger, eine tabellarifche Bejchreibung ber 36 Hof- und zehn 
güter, eine Erntetabelle von 9 Fahren. 

*) Ueberzeugt — fo leitet er bie Beichreibung in einem vor⸗ 
wort an den Leſer ein — daß ein Ortsvorſteher nur alsdann den 
Wohlſtand der ihm anvertrauten Communen zweckmäßig bewirken 
kann, wenn er eine genaue Kenntniß von der Localverfaſſung der⸗ 
ſelben beſitzt, habe ich mir als Stabsbeamter des Herzoglich Wür⸗ 
tembergiſchen Oberamts Ludwigsburg angelegen ſeyn laſſen, ſelbige 
von den dahin gehörigen Ortſchaften zu erwerben und die dahin 


9 


den, freifinnigern Anſchauungen vollswirthichaftlicher Dinge, 
die ſich damals in Deutſchland Bahn brachen. Obwohl erft 
43 Sahre alt, bekleidete er im Jahr 1787 das vom Vater 
ererbte Amt ſchon ſeit 18 Jahren und iſt mit allen Verhält⸗ 
niſſen wohl vertraut. Seine Quellen find: durchaus officieller 
Natur und beſtehen in den Lager⸗, Steuer⸗, Kirchenbüchern, 
Communrechnungen 2c., die feiner Regiſtratur angehörten ober 
ihm zur Verfügung ftanden. Er beflagt nur, daß es ihm 
nicht. möglich geweſen, auch noch die Alten anderer Kanzleien 
zu benügen, und eine genaue Vermeſſung und Zeichnung der 
Grundſtücke voruehmen zu laſſen, wiewohl der Handſchrift 
eine reinliche und, mit den jeßigen Flurkarten verglichen, 
ziemlich genaue Zeichnung ber Markung beigelegt ift. Wie 
das „Bilderbuch aus der Knabenzeit“ den Vater als eifrigften 
Gartenfreund und erfahrenen Obftzüchter fchilvert, fo zeigt 
auch die Beichreibung ein über den Nothbevarf des Amtes 
binausreihendes Verſtändniß und Interefje für die landwirth⸗ 
fchaftlihen Dinge, auf deren Gebiet damals die großartigften 
Kenerungen noch in Trage ftanden. Es mag wohl feyn, daß 
jener Schubart, der damals mit jo viel Eifer und Erfolg für 
den Kleebau wirkte, der Anerkennung und Bewunderung Ker- 
ners noch ungleich ficherer war, als Schubart, der hausbe- 
freundete Dichter. Mean darf nur mit Kerner Dorfbefchrei- 
bung das nächſte befte geographiſche oder ftatiftifche Buch jener 


einfchlagenden Nachrichten zu fammeln, wozu mir infonberheit bie 
anberwärtige Einrichtung ber Oberamteiregiftratiur, welche ich unter-. 
nommen, Gelögenheit gegeben. Dieſe gefammelten Nachrichten aber 
haben bei mir den Entſchluß erregt, hieraus ein Ganzes zu machen 
und aus folhem eine ftatiftiiche Befchreibung von dieſen ſämmtlichen 
Drtfchaften zu entwerfen. 

Es wird dann meiter bemerft, daß ber Verfafler mit Korn: 
weſtheim, als dem vworzüiglichften unter den damaligen Amtsorten 
bes: Bezirks, den Anfang gemadt, ber Schwierigfeit ber Sache aber 
und fonfliger Amtegejchäfte wegen bie Ausbehnung auf weitere 
Amtsorte aufgegeben habe, jedoch bei ber Befchreibung von Korn- 
weftheim deßhalb umftänbliher geweſen fey, um ſich bei ber von 
andem Ortjchaften barauf beziehen zu können. 

Württ. Jahrb. 1860. 18 Heft. 7 


98 


Zeit vergleichen, z. B. die in demfelden Fahr 1787. erfchienene 
Sergraphie und Statiftit Würtembergs von W. H. Korn, um 
nad, Anlage, Inhalt und Urtheil große Unterfchiede zu Gun- 
ften der erfteren zu bemerken. Nach Yorm und Sprade ift 
der Handſchrift ein gewiſſer gemüthlich-trockener Kanzleiftyl 
eigen, ber von dem damaligen jugendlichen Aufihwung ver 
deutſchen Literatur noch wenig Notiz zu nehmen für nöthig 
erachtet hat. 

Wenn ſomit unfere Handſchrift ſchon um ihrer felbft 
willen, und wäre es auch nur in literargefchichtlicher Bezie⸗ 
hung, Beahtung und Beſprechung in den der vaterländifchen 
Statiftif gewidmeten Blättern verdient, fo dürfte fich wohl 
ein.nambaft erhöhtes Intereſſe an dieſe Meittheilungen knüp⸗ 
fen, wenn wir den Zahlen und Thatfachen von den achtziger 
Jahren durch alle Rubriken die jeßigen zur Seite ftellen, 
wenn ſich die Berichterftattung zu einer Vergleihung der Zu⸗ 
ftinde eincs .altwürttembergiichen Dorfes vor 70 Jahren und 
jet erweitern läßt. Wenn die Statiftif fonft, um ihre Schlüffe 
zichen zu können, große Ziffern und. mafjenhafte gleichzeitige 
Beobachtungen erforvert, in weldhen ſich die Zufälligkeiten ber 
einzelnen Exrjcheinungen und die unvermeidlihen Mängel der 
Erhebungen im Kleinen wieder ausgleichen, fo fünnen ihr aud 
bei einem nur kleinen Object gleichwohl zuverläffige Grund 
lagen eines Urtheils geboten werden, wenn die Zeitpunfte ber 
Beobadytung zahlreich oder weit auseinander liegend find. Die 
Größe der zeitlihen Diftanz ergänzt die Kleinheit des Ob⸗ 
ject8, fobald nur die Bedingungen der Vergleichbarkeit in ber 
Zwifchenzeit nicht abhanden gekommen find, Der Zeitraum 
von 70 Jahren umfaßt aber zwei volle Generationen. Wenn 
wir Die in der Mitte des reifen Mannesalterd Stehenden als 
die Vertreter des jetigen Geſchlechts betrachten bürfen, fo 
wurben deren Väter etwa vor 70 Jahren geboren und ihre 
Großväter ftanden damals in dem herrichenvden Lebensalter. 
In der deutſchen Geſchichte findet ſich aber ohne Frage kein 
zweiter Zeitraum der gleichen Dauer, der ſo reich an den 
großartigſten Veränderungen des politiſchen, ſocialen und 
wirthſchaftlichen Lebens wäre. Es möchte intereſſant ſeyn, 
auch auf dem Wege einer ſtatiſtiſchen Vergleichung zu ſehen, 


9 


was ſich als das ruhige Facit jo vieler unruhiger Bewegun⸗ 
gen ergiebt, in welden Ziffern und Thatjachen der Statiftif 
fi) der. Niederſchlag jo großer Veränderungen in den behar- 
renden Zuftänden eines einfachen Bauerndorfes ausdrädt, ob 
und wieweit ſich die Grundformen des geſellſchaftlichen Lebens, 
deren Durftellung die Aufgabe ver allgemeinen Statiſtik ift, 
verändert: haben, weldye Ereigniffe in dem “Dorfleben ihre 
Spuren zurüdgelafien haben und von melden es unberührt 
geblieben ift. Die vielerörterte Yrage, ob man mit Recht oder 
Unredt von ben guten alten Zeiten ſpricht, und ob die Lage 
der Großväter im Ganzen eine glüdlichere und beſſere als die 
der Enfel war, künnte, wenn fie überhaupt als richtig geftellt 
und beantwortungsfähig angejehen werben will, gewiß für 
ein beftimmtes Land nur auf der Grundlage von einer Reihe 
folder Unterfuhungen, wie bie hier beabfichtigte ift, zu löſen 
verfucht werben. Ueberdieß mag es, von allem Geſchichtlichen 
abgejehen, auch an ſich fchon einen gewiffen Werth und Reiz 
heben, während fonft die Statiftil fi nur mit einem Groß- 
Geſchäft befaßt und ihren Umfag in Millionen zu machen: 
liebt, nachzufehen, ob fih ihre Methoden und Geſetze aud in 
der conkreten Erſcheinung, in dem Haushalt eines einzelnen 
Wohnplatzes noch erkennen laſſen und bewähren. 

Das Dorf Kornweftheim ſcheint fih uns aber als Beir 
fpiel einer folden Bergleihung befonderd darum zu eignen, 
meil alle weientlihen Grundlagen der Bergleihung unverän- 
dert geblieben find. Es ift noch jeßt, wie damals, ein Dorf 
von ausſchließlich bäuerlichen Beſitzern mit einer Anzahl ber 
gewöhnlichen vörflichen Handwerker; und zwar gehürt es jekt 
wie damals nad altwürttembergiihen. Maßſtab zu ben wohl- 
habenven und georbneten Ortichaften. Es hat in ber. Zwi⸗ 
ſchenzeit teinerlei bejondere und außerordentlihe Schidjale ge⸗ 
habt, . aber an dem Wechjel der Zeiten, an TIheurung und 
Ueberfluß, an Kriegsnöthen und Epivemien, wie fie im Lauf 
von Jahrzehenden vorzukommen pflegen, fein orbentliches Theil 
genommen... ES zeigt ſich durchaus eine ftefige und normale 
Fortentwicklung gegebener Zuftände unter derjenigen Einwir- 
tung allgemeiner Zeitbewegungen, melde die landwirthſchaft⸗ 
Uden und bürgerliden Berhältnifie berühren konnten und 

7* 


100 


mußten, jo daß man in gewiſſem Sinne wohl berechtigt ift, 
dem DBeijpiele zugleich einen typifchen Charakter beizulegen. 

Die unverändert gebliebene Markung hat einen Umfang 
ton 4607 württemberg. Morgen (= 0,263 DMeilen —= 5666 
preuß. M. — 1451 Hectaren). Sie bildet ein wellenförmiges, 
1000—1100 württemberg. Fuß über dem Meer, 3—400 Fuß 
über dem nahen Nedarthal fich erhebenves Plateau, und bildet 
als öftlihes Ende einen Theil des fogenannten Strohgäu’s, 
einer Ähnlichen, mehrere Stunden gegen Weften in das Ober» 
amt Leonberg fich erftredenden Hochebene. Eine Unterabtbheilung 
pefielben, das jogenannte lange Feld, umfaßt die Markungen der 
Nachbarorte Möglingen und Pflugfelden und ven weftlihen Theil 
der Markung von Kornweitheim. Die Gegend gehört der 
Mufchellaltformation an; das Plateau ift zunächft mit der 
Lettenkohlengruppe, und diefe mit einem tiefgründigen Diln- 
viallehm überlagert. Das Feld ift als Plateau für ven Wein- 
bau nicht geeignet; aud für natürliche Wiefen ift trog dem 
Reichthum des Orts an Quellen und Brunnen wenig Raum; 
Waldung fehlt beinahe ganz. Dagegen treffen für den Ge- 
treidebau alle Bebingungen zufammen und ver Kornreichthum 
bes Ortes hat den urjprünglichen Namen Weitheim in Koru⸗ 
weftheim verwandelt. Ein Kornbüfchel bilvet das Fleckenwap⸗ 
pen. Stroh nad Kornweitheim führen, beißt in der Umge- 
gend fo viel al8 Eulen nad) Athen tragen. Die mittlere 
Temperatur wird zu 7, Grad Reaumeur anzunehmen jeyn; 
das Klima ift im Vergleich mit dem angränzenden Nedartbal 
etwas rauher und winbiger ; Hagelſchlag und ſchädliche Früh⸗ 
lingsfröfte find felten. Drei Lettenkohlenſandſteinbrüche liefern 
treffliche Werkfteine ; Bau⸗ und Brennholz muß von Außen 
geholt werden. 

Der Ort liegt in dem Herzen des altwürttembergifchen 
Landes und gehört zu deſſen älteften Beſtandtheilen. Die 
Hauptftadt des Landes ift zwei Stunden, die Kreis⸗ und Gar⸗ 
nifonsftadt eine Stunde entfernt. Mit beiden ift der Ort 
durch die Eifenbahn, wie früher ſchon durd die erſte Staats⸗ 
ftraße des Landes verbunden. Die Einwohner gehören nad) 
Stamm und Mundart: zu den ädhteften Nieverfchwaben,; das 
evangeliihe Belenntniß ift feit dem Anfang ber württem⸗ 


101 


bergiſchen Reformation ausſchließlich herrſchend. Die Nähe grö- 
erer Stätte hat auf die bäuerliche Tracht und Sitte noch 
wenig eingewirft. 

Wenn wir nun einerfeitS an der Hand der Kerner’schen 
Dorfbeſchreibung von 1787, und andererſeits nad den Anga⸗ 
ben der vom ftatiftifch=topographifhen Bureau herausgegebe: 
nen Oberamtöbefchreibung von Ludwigsburg vom’ Jahr 1859, 
fowie auf Grund anderwärtiger zuverläffiger Erhebungen ber 
Frage näher treten, was fi im Lauf von 70 Jahren inner- 
halb der obigen gemeinfanen, natürlichen und gefchichtlichen 
Grundlagen anders geftaltet und entwidelt hat, fo würde es 
wohl in ein allzu locales und ermüdendes Detail führen, wenn 
wir nad) allen den 54 Rapiteln der Kerner'ſchen Handſchrift 
die. damaligen und jebigen Verhältniffe vergleichen wollten. 
Bejouder8 muß eine Beſchränkung in denjenigen Abfchnitten 
geboten erjcheinen, Die nicht etwas für den beftimmten Ort 
Charalterifirendes enthalten, fondern in's Gebiet allgemeiner 
politiicher und ftaatsrechtliher Erörterungen eingreifen. Hie⸗ 
her gehören befonders die allgemeinen Berhältniffe und Eins 
richtungen der Gemeindeverfaffung, bie Stellung zu Stabt 
und Amt und zur Landfchaft, pie Gerichtsbarkeit und Polizei⸗ 
fahen. Alles dieß gehört der allgemeinen politifchen Landes⸗ 
gefchichte an und war damals, fo wenig wie jegt, in Korn⸗ 
mweftheim anders, als in andern altwürttembergifchen Orten. 
Ebenſo wird es andererſeits geboten feyn, bei Darftellung der 
Grundlaſten die Gründlichkeit nicht fo weit zu treiben, daß 
der Auszug aus den Ortslagerbücdhern, den Kerner. gibt, und 
die verwirrende und bunte, faft bei jevem Uder wieder abmei- 
ende Mannigfaltigfeit von Befitrechten wiedergegeben würde. 
Der übrige Stoff aber dürfte von ſelbſt in zwei größere 
Gruppen, in die fogenannte Bevölferungsftatiftif und in bie 
Darftelung ver wirthſchaftlichen Verhältniſſe zerfallen. Das 
Menige, was zmifhen oder außerhalb diefer beiden Rubriken 
tiegt, wird fih ohne Zwang an geeignetem Orte einfügen 
laſſen. 


102 


1. Bevölferung. 


Die Bevölkerung von Kornweftheim betrug im Yahr 1787 
nach unferer Handſchrift 838 ortsanweſende PBerfonen neben 
29 Abweſenden. 

Diefe Bevölferungsziffer giebt zunächſt zu Bergleihungen 
nad rüdwärts Anlaf. 

Nach einem alten Steuereinzugsregifter von 1595 waren 
in Kornweſtheim 143 Steuercontribuenten, woraus Kerner 
nach der Analogie anderer, ihm befannter Beifpiele, eine Bes 
völferung von 620 Einwohnern beredinet. Da auf das Jahr 
1595 in Württemberg nod) 23 Friedensjahre bis zum Beginn 
bes 30jährigen Krieges folgten, fo darf wohl angenommen 
werden, daß die Einwohnerzahl vor Ausbruch deffelben fich 
auf 700 belief. Nun aber folgten die entjeglihen Drungfale 
dieſes Krieges, Wenn auch die Ziffern darüber nicht genau 
zufammenftimmen, fo find fie doch beredt genug. Ein Stener: 
einzugsregifter von 1632 zählte noch 112 Kontribuenten, was auf 
450-500 Einwohner hinweifen würde. Im September 1634 
aber, nach der Nörblinger Schladyt, überfielen vie fiegreichen 
Schaaren das von vielen Einwohnern bereits verlafjene Dorf *). 
Im folgenden Jahr, nad dem Abzug der Feinde und ber 
Rückkehr ver Geflohenen brach die Peſt aus, die in Stuttgart 
4379, in Cannſtadt über 1500, in Kornweſtheim 316 Perfonen 
wegrafite. Auch in den Yahren 1639 und 1643 flüchtete ſich 
von Neuem die ganze Bürgerfchaft. Weber die Zeit nach dem 
Kriege fehlen nähere Angaben; gegen das Ente des Jahrhun⸗ 
derts aber brachten die franzöfiichen Einfälle neue Verheerun⸗ 
gen. Im Jahr 1693 erlitten 100 Familien in Kornmweftheim 
einen zu 84,866 fl. berechneten Kriegsſchaden. Die Zahl der 








*) ‚Die fpanifchen Soldaten verlangten eine Braudſchatzung 
von 2000 Thalern, und da die Bürgerfchaft ſolche nicht zur bezahlen 
vermögend war, jo führten fie den damals 73jährigen Pfarrer Sa⸗ 
muel Kuoch gefangen mit fih weg, welder fofort nad) Berfluß von 
14 Tagen bei Klingenberg über dem Main ftarb und auf freiem 
Felde begraben wurde.“ 


105 


Steuercontribuenten war nach dieſem Einfall noch zu 50 ans 
gegeben, ftieg aber in ven folgenden Jahren, wahrfcheinlich 
durch die Rückkehr der Geflohenen, bald wieder auf 100, ſo 
daß am Ende des Jahrhunderts die. Einwohnerzahl von Ker- 
ner auf etwa 430 berechnet wird. ‚Erft in den 7Oger Jahren 
des 18. Jahrhunderts, alfo Binnen eines: Zeitraums von 180 
Jahren, erreichte. Die Bevölferung wieder den Stand von, 709, 
ven fie vor dem 30jährigen Kriege gehabt hatte; zund es be« 
ftätigt fih fo im Kleinen, was im Großen von den altwärt- 
tembergifchen Landen angenommen wird, Daß anderthalb Jahr⸗ 
hunderte. nöthig waren, nur um den Bevölkerungsverluſt zu 
erſetzen, den jener furchtbarfte aller Kriege zur Folge hatte. 
Bon dem Gang der Bevölkerung in, ven unmittelbar era 
angehenden 30 Jahren gibt die Kerner'ſche Handſchrift, ein ger 
naues Bild in folgenden Ziffern: 
Die Bevölferung betrug in den 10 Jahren von 1758—67 
628. 623. 607. 636. 619..612. 623. 624. 640. 649. 
Abwejende 86. 83. 109. 92. 87. 44. 69. 72. 60. 70. 
in den 10 Jahren von 1768—77 
646. 669. 672. 695. 691. 697. 688. 692. 716. 740. 
Abwejende 63. 80. 70. 57. 66. 63. 69. 64. 64. 60. 
in den 10 Jahren von 1778—87 In. 
755. 761. 810. 821. 820. 821. 830. 846. 849. 838. 
Abwejenve 48. -49. 49. 45. :45. 40. 43. 35. 21. :20. 
Die Zunahme der ortsanwefenden Bevölkerung beträgt 
in diefen 30 Yahren 210 Einwohner, aljo 33 Prozent ver 
anfänglichen Ziffer von 628 Einwohnern. Der Ueberſchuß 
der Geburten über die Todesfälle während tiefes Zeitraums 
betrug 195; der Zuwachs der übrigen 15 erflärt fi) durch die 
Rückkehr Abweſender oder: durch Hereingezogene aus andern 
Drten. Das erfte Decennium, in meldyes der fiebenjührige 
Krieg fällt, an welchem fid) Württemberg mit einem mehr als 
4 Prozent feiner Bevölkerung betragenten Contingente bethei- 
ligte, zeigt einen Rüdgang. Um fo raſcher ift der. Zuwachs 
in den 70ger und. 8Oger Jahren. | 
Es ift uns nicht möglich gemefen, den weitern Gang ber 
Bevölferung von 1787 bis zur Gegenwart mit gleicher Boll» 
ftändigfeit von Jahr zu Yuhr darzulegen. Die Aufnahmen 


104 


vor 1822 gefhahen nit nad) Klaren Principien und nicht mit 
gehöriger Unterſcheidung der ortsanweſenden und ortsangehö⸗ 
rigen Perſonen. Die Ziffern der Staatshandbücher ftehen 
weber unter fih, noch mit denen der Pfarrberichte ganz im 
Einklang. Die erfte rationelle Aufnahme von 1822 ergab ein 
Mehr von 132 Perfonen gegen die im Vorjahr angenommene 
Zahl, was darauf: hinweist, daß fchon eine Reihe von Jahren 
die Berechnung zu niedrig und auf bie Hereingezogenen nicht 
volftändig ausgedehnt war. 
ALS Ergebniß genanerer Unterfuhungen und Vergleichun⸗ 
gen der zahlreihen gegebenen Ziffern glauben wir für die 7 
weiteren Jahrzehende folgende Durchfchnittsziffern der Bevöl⸗ 
ferung bezeichnen zu dürfen: 
-für die Jahre 1788-1797 850 
1798—1807 960 
1808-1817 1070 
1818-1827 1120: 
1828-1837 1275 
1838—1847 1360 
1848—1857 1425 
AS Durchſchnittsbevölkerung des ganzen Jahrhunderts 
von 1758—1857 ergiebt ſich hiernady die Zahl von 1020. 
Für einzelne Jahre laffen ſich Die verzugsweife den 
Staatshandbüchern entnommenen Ziffern begeichnen : 
für 1798 862 


1803 936 
1808 1008 
18232 1107 
1826 1118 
1828 1169 
1829 119 
1832 1275 


Bom Yahr 1833 —1860 ergab die jährliche Aufnahme der 
ortdangehörigen Bevölkerung folgende Zahlen: 
1841 1345 1851 1477 
1842 1356 1852 1441 
1833 1263 1843 1356 1853 1429 
1834 1275 1844 1356 1854 1393 


105 


1835 1298 1845 :1392 1855 1861: 
1836 1322 1846 1391 1856 1402 
1837 1342 1847 1411 1857 1404 
1838 1841 1848 1431 1858 137L . 

- 1839: 1331 : 1849 1449 1859 1359 

1840 1383. 1850 1465 1860 1373 

Da Kerner allen feinen Berechnungen nicht die rtöunges 
börige, fondern die ortsanweſende Bevölkerung zu Grunde 
legt, fo ift eine genauere Vergleichung nur möglich, wenn wit 
für die Gegenwart ebenfalls die Zahl der Ortsanmwefenden zu 
Grande Tegen können. Diefe werden aber hur alle drei Jahre 
für die Zmede des Zollvereing gezählt. Die legte Zählung 
von 1858 ergab für ‚Kornweftheim 1451 Einwohner. Die er⸗ 
heblihe Differenz zwiichen ven Ortsanwefenden und Ortsan⸗ 
gehörigen hat jedoch einen fingulairen Grund darin, daß eihe 
Heine Parzelle rechtlich zu dem Dorf Kornweſtheim gezählt 
wird, die thatfächlih und in allen. hier maßgebenden Bezie- 
hungen nicht einzurecdhnen if. Es ift dieß der fogenannfe 
Salon, ein zwar ſchon auf ver Markung des Orts, aber vor 
den Thoren der Stadt Ludwigsburg gelegenes, früher zu den 
Schloßanlagen gehöriges kleines Anmefen, in dem bis vor 
Kurzem ein höheres Erziehungss Inftitut, vorherrſchend für 
Jünglinge von 14—18 Jahren beftand, das zu dem Dorf 
Kornweitheim keinerlei Beziehungen als die des formellen Ge⸗ 
meinbeverbands hatte, überdieß feitvem wieder eingegangen iſt. 
Rechnen wir diefe Barzelle mit 44 Einwohnern ab, fo ergiebt 
fi als ortsanweſende Bevölkerung, ‚wie wir fie den weiteren 
Bergleihungen zu Grunde legen, die Zahl von 1407, die mit 
ver Zahl ver Ortsangehörigen von 1857 (1404) ganz nahe 
zuſammentrifft. 

Hiernach iſt die Bevölkerung in dem Jahrhundert von 
1758—1857 von 628 auf 1407, alſo um 779 oder um 124 
Prozent, in ven 70 Jahren feit 1787 um 569 ober um 7 
Brozent geftiegen. 

In diefen 10 Decennien ift feines für den Fortfchritt ver 
Bevölkerung fo ungünftig, ald das lebte, und feine Periode 
zeigt ein fo namhaftes und ftetige8 Zurüdgehen, als die Jahre 
1852—55 mit einer abfoluten Bevölkerungsabnahme von 1477 


106 


auf 1361 Seelen, aljo von 116 Seclen oder 8 Prozenten in 
4 Jahren. 

Die nächſt ungünftige Beriode: ift das erfte Decennium 
der Reihe von 1758—67, und das vierte von 1788—97. Die 
rafchefte Zunahme dagegen fand in den 7Oger und ten 20ger 
Jahren Statt, im Anfang des Jahrhunderts von 1801— 8 
und in den Jahren 1844—51. 

Die Durchſchnittsbevölkerung während des ganzen Zeit- 
raums zu 1020 berechnet, ergiebt ſich eine durchſchnittliche 
Jahreszunahme von O,r. Prozent. Die ftärkfte Zunahme mit 
jährlich 1,7 °% fand von 1770-80: Statt; eine mit jährlich 
1,ss °/o von 1822—32. Wenn man das Jahrhundert von 
1758—1857 in zwei gleiche Hälften theilt und für ven Schluß 
bes Jahres 1807 eine Bevölkerung von 1000 Seelen annimmt 
(1808 waren es 1008), fo ift die Bevölkerung in ber erften 
Hälfte um 60, im der. zweiten nur um 40 Prozent der An: 
fangszahl geftiegen; oder bei der richtigeren Berechnung nad) 
den Durchichnittszahlen ver Bevölkerung in der erften. Hälfte 
um jährlich O,ss °/o, in der zweiten um O,s« °/o. 

Würde und fönnte die Bevölferung im Ganzen in ten 
gleihen Proportionen fortwachſen, fo müßte fie im Jahr 1957 
3150 Seelen betragen. 

Wenn man die Bevölferung des altwürttembergiichen 
Landes nah Abzug der fpüter abgetretenen Orte für 1786 auf 
560,000, für jett auf 900,000 Einwohner beredhnen darf, fo gikt 
bieß für diefelben 70 Jahre eine Zunahme von 61 Prozent, 
fo daß unſer Ort fi in feinem Bevölkerungszuwachs um 10 
bis 11 Prozent über den Landesdurchſchnitt erheben würbe. 
Die Bevölkerung von 18-Amtsorten des Bezirks Ludwigsburg 
wird in der Korn'ſchen Statiftit von Württemberg für 1786 
zufammen auf 13516 Seelen angegeben und betrug 1857 
22998 Seelen, was eine Zunahme von 70 Prozent ergibt, fo 
daß Kornwestheim mit 68 Prozent dem Durchfchnitt des Be⸗ 
zirtes ziemlich gleihfommt, jevenfall® aber in feiner Weiſe 
eine fingulaire StellungNeinnimmt. 


107 


2. Geburten, Todesfälle, Ein- und Auswanderung. 


Die Lifte der Geburten und Todesfälle läßt ſich für den 
ganzen Zeitraum von 1758 an geben, und da ſolche genaue 
Tabellen über längere Zeiträume jelten, zur Bergleidung aber 
in manden Beziehungen für den Statiftifer von Werth find, 
[o möge bie Lifte, wenn aud die Sleinheit der Ziffern ihren 
unmittelbaren Werth noch fo fehr einſchränken mag, hier im⸗ 
merhin ihre Stelle finden. 

| Mehr od. Mind. 
Fahr Bevölk. Gebor. Geftorb. der Geber. 


bei ei ei DD RD 
> ic S N 


1158 68 26 44 — 18 
59 623 28 25 43 
60 607 16 17 -ı 
1761 6386 31 21 +10 
2 69 24 1. —7 
8 62 18 0 0 —2 
64 63 31 17 +14 
66 624 23 17 46 
66 640 26 24 + 2 
67 649 31 23 + 8 
68 646 28 27 — 2 
69 669 - 81 13 + 18 
170 692 33 28 +5 
11 695 29 13 + 16 
2 691 28 20 + 8 
3 697 3 22 + 10 
1A 688 80 27 + 3 
5 692 28 32 — 4* 
76 716 43 21 ch 
77 m 4 22 4 
78 75 42 23 4 
+ 
+ 
+ 
+ 


O 


Mehr od. Mind. 
Jahr Bevölk. Gebor. Geftorb. der Geber. 


183 821 34 385 — 1 
84 830 31 36 — 5 
5 8460 42 21 +21 
86 849 4 19 + 5 
7 838 Mu 23 + 18 
88 | 35 26 + 9 
8 36 32 + 4 
170° 34 43 — 9. 
1791 32 26 +6 
92 33 26 + 8 
93 39 29 + 10 
94 . 27 27 +0 
9 31 17 +14 
96 39 38 + 1 
97 41 49 — 8— 
98 862 42 29 + 13 
99 38 40 — 2 
1800 50 45 +5 
1801 39 43 — 4 
2 50 28 + 22 
3 % 68 26 + 19 
4 46 19 + 27 
5 4 24 + 17 
6 46 30 + 16 
7 49 44 +5 
8 1008 44 29 ‚+1 
9 ‚45 29 + 16 
1810 49 28 + 19 
1811 37 36 +1 
12 57 26 +3 
13 35 40 — 6 
14 42 53 - 1 
15 66 25 + 31 
16 37 31 + 6 
17 39 36 + 3 


Jahr Bevölk. 


1818 
1819 
1820 


1821 
22 
23 
24 
25 
26 


1107 


1118 


1169 
1195 


1275 


1273 


1275 
1298 
1322 
1342 
1341 
1331 
1333 


1345 


.19356 


1356 
1356 
1392 


1391 


1411 
1431 
1449 


:1463 


Gebor. 
4 


‚50 
„41 


44 
88 
39 
"42 
4 
48 
42 
51 


Geſtorb. 


Mehr od. Mind. 


der Gebor. 


22 
J 165 


— 20 


| 
oo 


HH tttttHtr HH HH rt HH HH 


ASSBRrKHERME 


8 bh du fen (ab ei Ink 
m IND OH N OoSHSN —58 


D m BD 


109 


110 


2 2er usos2 nun 
55 ++ +++t++ ++. Faſſen wir das Ganze nad. Decennien tabellariſch zuſammen, 
58 > o war 
53 | bie Ducchfchnittt. Zahl d. 1.Gebor. uf Ger 1Geftorb.auf Ueberſch. 
= | Beodlter. Geborenen Einw. ſflrbene Einw.  D. Geber. 
1758—1767 626 254 24,1 39° UM —5 
wm 
en 1768—1777 690 321 21,5 229 30, 92 
Eu FESTES ae 564 2 1 31» "108 
1788-1797 850 347 24, 312 27. 35 
= 1798— 1807 960 446 21, 328 29,3 118 
Bsaswouwmn.ısQ = ’ ’ 
3288 28253383 1808-1817 100 - M1 242 333 324 . .. 108 
1818—1827 1120 432 25,0 324 36, 108 
ELZAZSSSESS 18-107 1205 0 DU 3 Me 3 35 34 149 
gr ET 160 MT Me 482 Blu 115 
18-1857 1485 541 26, 397 38,0 144 
a we ET DO m er] ° — — — — — — — — 
gu mmem a m 0 zufammen: 1090 4917 241 3250 31, 967 


111 


Theilen wir das ganze Jahrhundert in feine erſte und 
yeite Hälfte, fo beträgt 
17581807 1808—1857 


die Durchſchnittsbevblkerung 788 1250 
die Geſammtzahl der Geborenen 1732 2485 
- Eine Geburt auf Einwohner *) 22,6 25 
Geſammtzahl der Geſtorbenen 1389 1861 
Ein Geftorbener auf Einwohner *) 28,s 33,0 
Ueberſchuß der Geburten . 343 624 


Die Tabelle zeigt im Einzelnen beträchtliche Schwankun⸗ 
n, im Oanzen aber eine ftetige Abnahme ſowohl der Ge⸗ 
ırten, als der Todesfälle. Bei dem großen Antheil, den das 
indesalter an ven Todesfällen nimmt, ift bie Abnahme ber 
terblichfeit im Wefentliben al® die Folge der verminderten 
jeburten anzujehen. 

Die Schwankungen find in der erften Hälfte uud naments 
ch im erften Dritttheil weit ftärfer, als in ben jüngeren 
eriopen. 

- Im Jahr 1776 kommt eine Geburt auf 16 Lebende; in 
x Tjährigen Periode von 1776—82 auf 19, dagegen im $. 
160 auf 38; in der neueren Periode find die Extreme nur 
auf 23 und 1 auf 33. Wäre die Fruchtbarkeit in den bei- 


*) Zum befleren Verſtändniß biefer Verhältnißzahlen diene fol- 
nde den Wappäus’ihen Werke (Bd. J. p. 150 u. 160) entnom- 
ene Zuſammenſtellung: 

Verhältniß 
d. Gebor. d. Geſtorb. 

zu d. Bevöllerung 


Sachſen 1847-52 —1: 24223 1: 34414 
Württemberg 1843-52 ° 24 : 31,99 
Preußen 1844—53 : 25,47 : 33,85 
Oeſtreich 1842 -51 25,80 : 29,72 
Bayern 1842 —51 : 28,33 : 34,65 
Niederlande 1845 —54 : 29, : 36,05 
Norwegen 1846—55 : 30,35 : 51, 
Hannover 184655 : 31,36 : 40,89 
Belgien 1847-56 : 32,83 : 80.8 


Frankreich 1844-53 : Bm : 41,75 


112 


den. legten Decennien gleich der im zweiten und dritten, fo 
hätten während derſelben 220 Geburten mehr Statt finden 
müſſen. 

Ebenſo iſt aber auch die Mortalität im Jahr 1758 1 auf 
14,.1763 1 auf 15, in ber 6jährigen Periode von 1796 bis 
1801.1 auf 21; dagegen im Jahr 1771.1 auf 53, 12691 
auf 51. Diefe Wechfel der Mortalität haben ohne Zweifel 
ihren Grund in Kinverepinemieen, namentlich den Blattern, 
welde, nachdem ihnen der ſchwächlichere Theil der Kinderwelt 
zum Opfer gefallen ift, dann für mehrere Yahre.einen um ſo 
günſtigern Stand zur Folge haben. 

In der neuern Periode bewegen ſich die Extreme ber 
Sterblichkeit zwifhen 1 auf 21 (1834 Ruhrepidemie) und 1 
auf 44 (1851). 

Die Statiftifer nehmen, unter der Vorausſetzung, daß 
überhaupt die Zunahme der Bevölkerung ein Zeichen von 
Proſperität ſey, mit Recht an, daß derjenige Zuwachs, welcher 
mit der geringſten Geburtenzahl erreicht werde, der günſtigſte 
ſey. Wenn eine Bevölkerung von 1200 Einwohnern in Einem 
Jahr um 12 Einwohner, alſo um 1 Prozent wachſen ſoll, fo 
fann dieſes Mehr auf die verjchiedenfte Art entftehen: 3. B. 
bei 60 Geburten und 48 Todesfällen, d. b. einer Geburt auf 
20 und einem Todesfall auf 25 Lebende; bei 50 Geburten 
und 88 Todesfällen, alfo 1 Geborenen auf 24, 1 Todten auf 
31,5 Lebende; bei 40 Geburten und 28: Todesfällen, was bie 
Proportion 1:30 und 1:42 vorausfegt; bei 30 Geburten und 
18 Todesfällen mit ven Proportionen 1:40 und 1:66. Man 
fieht an diefen Beijpielen, taß, um ven gleihen Zuwachs zu 
erreichen, "bei einer Verminderung der Geburten nicht fchon 
eine einfach Proportionale Verminderung der Sterbfäfle hin- 
reiht, jondern legtere eine raſch anfteigende Progrefjion er- 
fordert. Wenn aljo im Verlauf des Jahrhunderts Geburten 
und Sterbfälle gleihmäßig abgenommen haben, jo fragt es 
fih, ob die Abnahme der Ietteren der obigen Progreffion ent- 
ſpricht. 

Wenn nun in den 70ger und 8Oger Jahren bie Berhält- 
nifzahlen der Geburten und Sterbfälle fi wie 21:31 ver- 
hielten und vie Geburtsziffer fteigt auf 25, wie in ben brei 


118 


leisten. Decennien, fo. müßte die Mortalitätsziffer gleichzeitig 
anf 1:40 geitiegen ſeyn, um nod ben gleiden Zuwachs zu 
bewirken. Site beträgt aber nur 1:33,:, was flatt. einem 
Jahreszuwachs von 1,5 °/o nur einen von 1,0s %e zur Folge 
haben muß. Es dürfte ſich hiebei überhaupt zeigen, daß ein 
rafcher innerer Zuwachs in ver Wirklichkeit nur bei großen 
Geburtenzahlen möglich ift, fofern eine fo günftige Mor- 
talität, wie fte bei kleinen Geburtenzahlen erfordert würde, 
ſehr felten feyn maß. 

Wenn man dagegen bie ganze erfte und zweite Hälfte ver 
100jährigen Periode einander gegenüberftellt, jo ift allerdings 
eine Heine Abnahme der Mortalität, auch abgefehen von ver 
durch die Abnahme der Geburten veranlaften, zn bemerken; 
fofern dem Berhältniffe ver Periode von 1758—1807 (Gebo⸗ 
rene 1:22,e, Geftorbene 1: 28,5) bei einer Abnahme ver Ge— 
burten auf 1:25,: nur eine Abnahme ter Mortalität mit 
1:32,5 entſprechen würde, dieſe aber auf 1:33, geſunken iſt. 
Jedoch ift dieß worzugsmweife durch die abnormen Verhältniſſe 
bes erften Decenniums unferer Reihe 1758—67, und burd) 
den Zufall, daß dieſelbe gerade hier ihren Anfang ninmt, 
veranlaßt. Schon menn das Jahrhundert von 1760- auf 1860 
gezählt würde, wäre das Ergebniß ein wefentlid anderes, da 
gleich das erfte Jahr 1758 die auffallenpften Verhältniſſe dar» 
bietet. 

Die Annahme, daß die Kuhpodenimpfung eine Vermeh⸗ 
rung ber Population durch Verminderung der Kinverfterblid- 
feit bewirkt habe, wird hiernach wenigftens durch unfern Fall 
nicht beftätigt, fofern die größere Sterblichkeit, weldhe im vo⸗ 
rigen Jahrhundert Statt fand, ſich aus der größeren Gebur- 
tenzahl auch ſchon bei gleicher Kinderſterblichkeit faſt vollſtändig 
erklärt. 

Der Ueberſchuß der Geburten über die Todesfälle beträgt 
in 100 Jahren 967; da die Bevölkerungszunahme innerhalb 
defielben Zeitraums nur 779 beträgt, fo muß. diefe Differenz 
fih daraus erflären, daß 188 Perfonen-mehr weggezogen als 
hereingezogen find. Nun betrug aber in ven erften 50 Jahren 
unferer 100jährigen Periode der Ueberſchuß der Gebinten über 
vie Sterbfälle 343, der Bevolletungszuwache dagegen 372, ſo 

Wurtt. Jahrb. 1860. 18 Heft. 8 


114 


daß hier ein Mehr der Hereingezogenen angenommen werbei 
muß, und nit nur bie obigen 188, ſondern auch diefe 29 
alfo zufammen 217, ausfchlieglih in der zweiten 5Ofährigen 
Beriode dur ein Mehr der Weggezogenen zu erllären find, 
Ueber diefen Punkt ftchen uns erſt vom Jahr 1833 at 
zufanmtenhängenve Notizen zu Gebot. 
Es war hiernach 


die Zahl der Mehr 
Hereingez. Hinausgez. der Hinausgezog. 
1833 3 14 4 11 
34 15 3 — 12 
35 12 12 0 
36 10 7 — 3 
37 35 20 — 13 
38 8 28 + 20 
39 36 49 + 13 
1840 14 12 — 2 
4 19 24 +5 
42 25 30 +5 
43 11 30 4 19 
44 8 10 +2 
45 18 9 — 9 
46 27 18 — 9 
47 28 15 — 13 
48 4 10 +6 
49 23 11 — 12 
150 15 22 + 7 
51 24 14 — 10 
52 17 82 -> 65 
53 1 34 + 23 
54 13 63 + 50 
55 6 32 + 29 
56 30 15 — 15 
57 20 30 + 10 
58 14 13 — 1 
59 18 27 + 9 
1860 16 19 + 83 
475 698 —-% +37 


Mehr der Hinausgezogenen: 178 


45 


Und zuke-Fihb: =: IT 1 Tau eE Ze EEE ZEN Z ZT, 
pereingezogen aus andern Theilen des ehricreich⸗ Fo ie 
hinausgezogen in anbeye ‚Theile des Königreichs 

fo daß fi diefe Summen: faft ganz gleichfommen. 

Dagegen find - 

hereingezogen aus andern Sündern . 25 
hinausgezogen in andere Länder. . 199 

fo daß faft die genze obige Differenz auf die Auswanderung 

fällt, und zwar vorzugsweiſe auf die beiven Jahre 1838—39, 

in welchen 77, und auf die Fahre 1852—54, in welchen 167 

Perjonen auswanderten. 

An dem geſammten Mehr von Weggezogenen fallen 167 
auf die Periode von 1832—1857 (fofern die in die 3 legten 
Jahren 1858—60Q fallenden außerhalb des von uns zu Grund 
gelegten 100jährigen Zeitraums liegen) und der Reſt mit 50 
muß auf die Zeit von 1808—1832 fommen. Darunter find 
jedoch auch die in ben Kriegen von 1809, 181- 15 Gefallenen 
oder Ausgebliebenen inbegriffen. 

Im Ganzen dürften hiernach ſowohl ver ſtetige Rückgang 
der relativen Geburtenzahlen, als die ſtarken Ueberſchüſſe der 
Weggezogenen als unzweidentige Symptome angeſehen werten, 
daß in der neuern Zeit im dev: Ortsbepölkerung ein Zuſtand 
der Sättigung eingetreten ift. :In den früheren Perioden has 
ben lange und großartige Kriege, zahlreiche und ftarfe Theue⸗ 
tungen, verheerende Epidemieen nur einen: furzen Stillftand 
oder uner shlichen und raſch wieber ausgeglichenen Rückgang 
der Bevölkerung veranlaßt; während in den letzten Decennien 
ſich jede größere Störimg fühlbar machte“ und zuletzt einige 
naſſe Jahrgänge in Verbindung mit der Kartoffelkrankheit von 
einer zuvor unerhörten Wirkung waren. 


3. Familienſtand. 


Die Kerner'ſche Handſchrift gibt über die 838 Einwohner 
des Jahrs 1787 eine ſehr eingehende, wenn gleich nicht ganz 
ebrreete und in ſich zuſammenſtimmende Specification nach 
GSeſchlecht Familienſtand wid Lebensalter, aus der wir, wenn 
es auch gewagt wäre, aus ſo Aeinen Zifften Schlüſſe ziehen 

8 * 


146 
zu wollen, die Sauptfache doch hier mitgntbetlen nicht unt 
lafjen ‚wollen. 


Bon den 838 Einwohnern waren 
im Alter von 1— 6 Jahren 197 


7—14 136 
15—19 87 
2029 130 *) 
30—39 107 
40-49 122 
50-59 62 
60—69 74 
70-79 16 
80-89 3 
0-9 1 
838 
, Unter ven 838 Einwohnern waren 
männlichen Geſchlechts 401 
weiblichen Geſchlechts 437 
. Das männliche: Geſchlecht theilt die Handſchrift 
11) in Wittwer. ... 16 
in 1 zwifchen. 40-49 Zaren 
2 59-59 
8 60-69 
5 70—79 
2) in Ehemänner . . . . 1485 
6 zwiſchen 20—29 Jehren 
39 30—39 
60 40—49 
20 50—59 
5 60—69 
4 : 70-79 
1 80-89 


0) Die Angabe über das Alter won 20-29 fehlt, offen! 
hund) ein Berfehen, in ber Ganbfgrift; bie Zahl von 130 2. 
fih. aber aus. ber Addition am Schluß, | 


117 


3) in lebige Söhne von Burgern u. Beifitzern 229 
62 zwiſchen 1-6 deohren 
57 


7214 
45 15-19 
49 2029 
8 30-39. 
3090 
4: 80-59. ©: 
1. le :60—69 * J er 
Die weibliche Bevölferung, zerfällt ebenfo 
1) in Wittwen . .» . ee 83, 
2 zwiſchen 30-39 Sahren J 
1 ‚40-49 
7 50—59 
13 60—69 
7 70—179 
2 80--89 
1 9-99 
2) in Ehefrauen... . 14 
1 mwiſchen 16-20 San. 
18 ‚2-29 
44 - 98-39 
45 40—49 Ä 
21 50—59 
10 60—69 | 
5 70-80 Ä 


3) in lebige Bürgers⸗ und: Beifiperstöchter: 2 
65 zwiihen:: 1— 6 Yahren —8 
9 en 


7—14 
39 - :15—19 
32 20—29 
6 30-39 0 Fe 
8 . 40-49 on 186 


6 50-89 





a Die vierte, nad ber’ eigenen — Mr vermutheud · 
Welt ſehlt: frembe) Knechte MM. a a SEE a ET 


118 


6) in fremde Dienftmägbe . . 85 
9 zwifchen 15—19 Jahren 


21 20—29 
4 30—39 
1 40—49 


Die jetzige ortsanweſende Bevölkerung von 1407 Einwoh—⸗ 
nern zerfällt nach der Aufnahme von 1858. 
in 686 männl. und 721 weibl. Berfonen. 
Es find verheiratbet 201 männl., 201 weibl. 
verwittwet 29 m. 36 u 
unverheiratl. 56 vv AA m 
Es stehen im Alter von " 
0— 1 Jahr 19 " 17 ” 


1— 6 78 " .W m 
7—13 837.0 0 nm 
14—24 14 » 18 
25—39 162 " 163 n 
40—59 136 " 151 # 
60—79 56 " 56 n 


über 80 Jahr 4 n 8 

Die Vergleichung der damaligen und jetzigen Ziffern 
ſcheint uns nur zu Einem ſichern und bedeutungsvollen Re⸗ 
ſultat zu führen, nämlich zu der Thatſache einer erheblichen 
Abnahme der Ehen. 

Wenn auf 838 ortsanwefende Einwohner 145 beſtehende 
Ehen kamen, jo müßten auf 1407 ortsanwejende Einwohner 
243 Ehen fallen; es find deren aber nur 201, alfo 42 oder 
17 °/o weniger. : Rechnet man zu ben beſtehenden vollen Ehen 
noch die in nur Einem Gatten fortbeftehenven, aljo die Wittwer 
und Wittwen, jo fallen anf die Bevölkerung von 838 Einw. 
194 Familienverbände, auf Die 1407 Einwohner von jet 266 
ftatt 325, was ter Proportion entfpreden würde. Damals 
bilteten alſo die Verhbeiratheten oder verheiratbet Geweſenen 
40, jeßt nur noch 33 °/ der Bevölkerung. Oper: während 
die Bevölkerung binnen biefes Zeitraums. um 68 %/o wuchs, 
ftieg die Samilienzahl nur um 37 0/0, Eine, jedoch nur am- 
nähernhe, Berechnung führt zu dem Reſultate, bDaß-vaw ben 
männlichen Erwachfenen der Gemeinde über 20. Iale:—awsake 





118 


72, jest 57 Brogent, von den weiblichen (mit Weglaffung ber 
obigen Aten Rubrik) 82, jet 55 Prozent verheiratbhet waren. 

Diefe Thatſache wirft zugleich Licht auf Das oben bemerkte 
Verhältniß der Geburten, indem fie zeigt, daß die im Lauf 
unferer Periode ftetig bemerkbare Abnahme der Geburtenzahl 
ihren nächſten und natürlichſten Erklärungsgrund in einer 
Abnahme der Ehen und fomit wohl der Ehebedingungen, und 
nicht in einer verminderten Fruchtbarkeit der Ehen felbft hat.*) 

Zugleich ift hier die Stelle, an welder die noch an den 
verigen Abjchnitt anfnüpfende Vergleihung des Verhältniſſes 
der umnehelihen Geburten zu den ehelihen von felbft in das 
rechte Licht treten dürfte. Die Zahl ver unehelichen Kinder 
ift in der erften und zweiten Hälfte unjerer 100jährigen Pe- 
riode in der That außerorventlich verſchieden. 

Es waren nämlich 


Geburten unehel. Geburten 
1758—67 unter 254 10 ober 1 auf 25, 
68—77 321 9 1 auf 35, 
78—87 364 7 1 auf 52 
88—97 347 7 1 auf 49 
1798— 1807 446 19 1 auf 13 
1732 50 1 auf 34 
1808—17 441 53 1: 8, 
18—27 432 50 1: 10% 
28—37 624 51 1 : 10% 
38—47 647 60 1: 9, 
1848—57 541 49 1: 11 
R 2488 253 1 9,5 


Daß in den 7Oger und 8Oger Jahren nod ei eine Abnahme 
gegen früher ftattfand, mag vielleicht damit zufammenhängen, 
daß die Nahbarftabt Lupwigsburg im Jahr 1774 aufhörte, 


*) Da die Traunngen gewöhnlich am Wohnſitz ber Braut ſtatt⸗ 
finden, fo geben bie kirchlichen Traunngsbüder bes einzelnen Orts 
nur ein ſehr unvollfländiges Material, um. bie Zahl der im Orte 
ihren Wohnſitz nehmenden Ehepaare zu ermitteln, weßhalb hierüber 
feine genaueren Notizen gegeben werben lünmen..... , 


180 


der Sitz eines ‚glänzenden Hofhalts und einer ftarfen Sarnijon 
za ſeyn ). 

Auffallend iſt, daß in der Periode von 1808—17 ein fo 
raſches Steigen eintrat und fchnell das Marimum erreicht 
wurde, hinter dem die folgenden Abfchnitte wiever zurückbleiben. 


‚ Die genauere Ziffernreihe ift | 
Geburten darumt. unehel. Verhältniß 


3 1 : 14,s 
9 45 0 

10 49 3 1:16 
11 37 6 1:6 
12 57 10 1: 5, 
"13 35 3 1:11, 
14 42 8 1: 58 
15 56 18 1: 48 
16 37 4 1: 37 
1817 u "39 6 1: 6, 


Es zeigt fich hieraus, daß es die großen Rriegsjahre m was 
ren, welche die altgewohnten Schranken der Zucht-und Sitte 
zuerft gewaltſam durchbrachen, jey eg num blos, daß die ſtarken 
und zahlreichen Aushebungen die Schließung von Ehen außer- 
ordentlich erſchwerten, over auch, daß überhaupt Zeiten, welche 
die Grundlagen aller Berhältniffe in Frage zu ftellen ſcheinen, 
die alte Sitte bedrohen, oder endlich, daß die drohende 
wie die überflandene Todesgefahr dem Solvatenrod nody eine 
gefteigerte Gewalt über das weibliche Herz giebt. Uebrigens 
fand in den Jahren 1814—17 auch etwa bie doppelte Zahl 
der fonft. durchſchnittlichen Trauungen Statt, fo daß zu ver: 
mutben ift, e8 werde hiedurch für viele der unehelich Gebo- 
renen bie. nachträgliche Fegitimation. eingetreten ſeyn. 

— — ' 

) Aus der von Wappäus (Allg. Bevölkerungsſtatiſtik Bd. J. 
p. 387-339) mitgetheilten Tabelle über ben Gang ber Bevölferung 
von. Schweden während ber Testen 100 Sabre ergiebt fi, daß Dort 
in ben 7Oger und BOger Jahren das eubälunß der nuehelichen 
Geburten zur Geſammtzahl ebenfalls noch 1: — 1:35 war 
und allmählig ebene anf-'1: 10 geſtiegen iR. BR 


11 


Hinfichtlich des in den neueren Decennien auzunehmenden 
Berhältniffes von 1:10 ift zu bemerken, daß es noch zu den 
günftigften in Württeniberg gehörte, da das Durchſchnittsver⸗ 
hältniß der unehelihen zu fämmtlihen Geburten. im Jahr 
185%/s0 für's ganze Land 1:5,51, für den Nedarkreis 1: 6, 
war, und fein Bezirk eine günftigere Proportion darſtellt, als 
1: 10,s. | | 
Die Jahre 1848 und 49 bieten in diefem Punkte in Korn⸗ 
weſtheim keine Abweichung von dem fonftigen Durchſchnitt dar. 


4. Gebäude. 


Die 838 Einwohner von 1787 wohnten in 154 Häufern, 
wozu 119 Nebengebäude kamen und 3 unbewohnte öffentliche 
Hauptgebäude (Kirche, Rathhaus, Kelter), zufammen 276 Ge⸗ 
bäude. Man zählte 96 Scheunen, worunter 84 als abgeſon⸗ 
derte Nebengebäude, 181 Pferde» und Rinbviehftallungen, wor⸗ 
unter 30 feparate, 39 Schweineftälle, 3 Schmiede-, 3 Wagner- 
wertftätten, 2 Schlachthäufer, 1 Waſchhaus. 

Die Oberamtsbefchreibung von 1859 zählt 228 Haupt⸗ 
und 228 Nebengebäude, zufammen 456 Häufer. Die genauere 
periodifhe Aufnahme der Gebäude ergiebt im Ganzen 465 
Häufer, worunter neben Kirche, Rathhaus, Pfarrhaus und 
Schulhaus 201 Privatwohnungen, worunter 24 mit Werk⸗ 
ftätten, Mühlen 2c., 12 Wafchhäufer, 8 Defonomiegebäude für 
Gewerbe, 240 für Landwirtbichaft. In Einem Wohnhaus 
waren hiernach damals 5,« Perfonen, jetzt 6,5; dagegen find 
die Delonomiegelaffe weit mehr als früher in abgefonverte 
Gebäude verlegt, was auf größere Gefunbheit, Reinlichleit und 
Sicherheit gegen Teuersgefahr für die jeßigen Wohngelaffe 
hinweist. Es kamen damals auf 154 Wohnhäufer 119 Neben- 
gebäube, jet auf 203 Wohngebäude 263 Nebengebäude, alſo 
damals das Verhältniß von 100: 77, jett von 100:129. 
Kerner jagt: „Die Gebäude find fänmtlih von alter und 
ſchlechter Beichaffenbeit“:; Die Oberamtsbefchreibung dagegen 
bemerkt: „Die Gebäude find meift ziemlich amfehnlih ans 


Holz mit fteinernen Unterftöden erbaut und verrathen die 
Bermöglichleit der Einwohner. Die durchgängig gelandelten 
Ortsſtraßen find breit und reinlich gehalten, auch haben vie 
Düngerftätten größtentheils eine zwedmäßige Anlage.“ 

Der Brandverfiherungsanichlag betrug damals 94620 fl., 
jest 351,825 fl.; was ein Verbältniß von 100:373 ergiebt. 
Auf das einzelne Gebäude fam ein Anfchlag von 284 fl., jetzt 
von 771; alſo das Berhältnig von 100:271. 

‘ Die Vergleihung zeigt hier durchaus ungweifelhafte und 
nambafte Fortſchritte; fie beweist namentlih, daß fehr viele 
Gebäude neu errichtet und die meiften reparirt worden find. 


5. Stand und Bernföverhältniffe. 


. Am Neujahr 1787 waren in Kornweſtheim 1693 Bürger 
und 2 Beifiker. 
Es waren darunter 
49 Bauern, 
23 Taglöhner, *) 
14 Weber, 
19 Metzger und Schildwirthe, 
12 Schuhmacher, 
8 Schneider, 
6 Bäcker, 
5 Schmiede, 
4 Maurer, 
3 Schreiner, 
3 Wagner, 
3 Sattler, 
2 Müller, 
1Schäfer, 
1 Krämer, 
1 Barbier, 
1 Zimmermann, 


*) Es werben nach ber gegebenen Erläuterung hier unter Tag⸗ 
löhnern alle verftanden, welche weniger als 300 fl. Stenerrermegen 
beſitzen and kein Handwerk betreiben. 


1 Invalid, - 

1 Seiler, 

1 Uhrmacher, 

1 Schulmeifter. ' | 

Es wird beigefügt, vaß unter den Hanbwertern Mehrere 
ſeyen, welche zugleich ſtarke Banerngüter haben; einigen Grund⸗ 
beſitz dürften, da im Ganzen 186 Steuercontribuenten von 
Grundeigenthum gezählt wurden, faſt alle beſeſſen haben. 
Kerner fügt dieſer Tabelle folgende Betrachtungen bei: 
"Aus dieſer Gewerbstabelle iſt noch abzunehmen, warum 

die Handwerksleute in den Städten ſo ſehr in ihrem Gewerb 
und Vermögen zurückgekommen. Dieſer Ort, welcher zwiſchen 
den 3 Städten Stuttgart, Ludwigsburg und Cannſiatt in ge⸗ 
ringer Entfernung liegt, iſt allerdings mit all zu vielen Hand⸗ 
werksleuten angefüllt, und ſo iſt es in den mehrſten Dörfern 
beſchaffen. Hiedurch müſſen nun die Handwerker in den Städten 
an ihrem Gewerb Nachtheil leiden und der alte Grundſatz, 
daß in den Städten das Handwerk, auf den Dörfern aber der 
Feldbau getrieben werden ſoll, iſt dadurch aus dem Gleichge⸗ 
wicht gebracht. Da nun überdieß die Handwerksleute auf den 
Flecken, welche den Feldbau zugleich treiben, immerdar wohl⸗ 
feiler arbeiten können als die Handwerksleute in den Städten, 
welche einig von ihrer Arbeit leben und alle Rothwendigkeiten 
den Landleuten täglich theurer bezahlen müſſen, jq veroffenbaret 
ſich hiedurch, weßwegen beſtändig ſo viele Städtebewohner in 
Vermögenszerfall gerathen. Allein wie dieſem Nachtheil vor 
die Städtebewohner abzuhelfen, iſt ſchwer zu beantworten. Daß 
die Anzahl der Handwerker in den Dörfern gegenwärtig ſtärker 
iſt, als in ehemaliger Zeit, hat ſeinen Grund in der gegenwär⸗ 
tigen ſtärkeren Bevölferung und der daraus fließenden mehre⸗ 
ren Berftüdelung der Banerngüter, durch welche die Landleute 
außer Stand gefeßt werden, einig von den Gütern zu leben 
und dahero Handwerker erlernen. Diefe Handwerksleute 
aber zu zwingen, ihre Arbeit nieverzulegen over in die Städte 
zu ziehen, würde unrecht ſeyn. Es ift alfo zum Vorſtand ver 
Stäptebewohner dießfalls nichts zu verfügen, als daß nur 
vor die Zukunft gewifje Einſchränkungen zu beſtimmen wären, 


14 


wodurch biefer eingefchlihene Nachtheil vor felbige nicht noch 
drückender wird.” 

Ueber den jetigen Stand dieſer Berhältniffe ftehen neuere 
Data, als die der Gewerbeaufnahme von Dezember 1852 für 
den Zollverein nicht zur Verfügung. Nach denfelben waren 
in Kornweſtheim 
184 die Landwirthſchaft felbſtſtändig und ausfiel 

'Betreibenbe, 
88 Gewerbetreibende, barımter 
: 79 Gewerbe und Landwirthſchaft zugleich ſelbſtſtändig 
“ Betreibende, 
59 Gehilfen von Gemwerbetreibenben, 
10 männliche freie Handarbeiter und Tagloͤhner, 
12. weibliche deßgleichen, 
86 Knechte, 
104 Mägde. 
Die 88 Gewerbetreibenden zerfallen in 
: (1787 65) 2 Bäder .. . mil Gehilfen, 
3 Metzger. 1 
(19) 1 Wirtbe, “ 
0) 1 Seifenfieber, 
‘ [12] 13 Shuhmader . 
[3] 4 Sattler . . . " 
1] 3 Schr ... » 
8) 7 Shuetr .. m 
(1) 1 Zimmermann . u 
(3) 3 Schrein . .» m 
(3) 4 Wagnır . .. m 
(0) 2 Kübler und Küfer 
(4) 2 Dawr ... „ 
(5) 3 Schmiede. .. 
. 1)’ 1 Schäfer ... ⸗ 
(0) 1 Frudhtbändler . " 
0) 1 Krämer, | 
20 Vebr . . : . 023 Webftühlen, 
til 2 Strumpfweber 
(2). 5 Mil . . .:. 6 Gehilfen, 


S 
—* 
oO 


m a de DD 0 t0 00 


: ..(0) 1 Eifenwerkbefiger mit 3 Gehilfen, 
(0) 1 Birbraur „ n 2 m 
(9) 23 Branntweinbrenner. 

Der Bergleihung dieſer beiden Tabellen muß zunächft 
eine Erläuterung über veren formelle Grundlagen vorangehen. 
Die Tabelle von 1787 geht von der in ver Sprade und An- 
ſchauung des Landvolks begründeten Unterjcheidung aus, wor⸗ 
nad der Name eines Bauern nur demjenigen zugeftanven 
wird, deſſen Nahrungsitand durch den landwirtbichaftlichen 
Betrieb ver eigenen Güter gefichert ift, fomit von diefem Prä- 
dicat. Alle ausgejhloffen find, weldhe um Lohn für Andere 
Handarbeit verrichten, ſey e8 nun als Taglöhner, oder als 
Handwerker. Nur wenn ver Grundbeſitz des Gemwerbtreiben. 
den groß genug ift, um auch für ſich den Nahrungsftand zu 
ſichern, finvet eine Gleichftelung mit dem Bauern ftatt. Die 
etwas ſchwankende Gxenzlinie zwilchen dem Bauern und Grund- 
eigenthum befibenden Taglöhner fucht Kerner durch die arbiträre 
Annahme feitzuftellen, daß alle, welche weniger als 300 fi. 
Steuervermögen befigen und fein Handwerk betreiben, ale 
Zaglöhner betrachtet werden. Da nad einer andern Stelle 
der Handſchrift das damalige Steuervermögen zu einem Fünf⸗ 
theil des wirklichen Werths angenonımen wird, da ferner ber 
durchſchnittliche Werth eines Morgens Ader zu 150—180 fl. 
angegeben wird, und ber Preis einer Heinen Wohnung mit 
ben erforderlichen Gelafjen zu etwa 3—400 fl, nach dem Obi⸗ 
gen berechnet werden mag, fo würben nad) ber Kerner’fchen 
Boransjegung Lanbwirthe mit Haus und 6-8 Morgen Feld 
an der Grenze zwiichen Bauern und Taglühnern ftehen. Wenn 
man hienach unter Weglaſſung des Schulnteifters, der mit dem 
Geiftlihen zu den öffentlihen Dienern zu rechnen wäre, und 
des Invaliden die obigen Ziffern gruppirt, fo wären die Orts⸗ 
bürger 1787 in 49 Bauern, 23 Heinen Grundbeſitzern und 
Zaglöhnern unb 85 Gemerbetreibenben beſtanden. 

Die neuere Tabelle von 1852 mußte, wie es in der Natur 
der Sache lag, von andern Grundlagen ausgehen und Tonnte 
den unbeftimmten und provinciellen Begriff des Bauern, wenn 
er auch ein in fi) wohlbegründeter feyn mag, nicht gebrauchen 
wollen. Die 184 Landwirthſchaft ausſchließlich und felbftändig 


126 


Treibenden begreifen gleichmäßig Die großen wie Meinen Land- 
wirthe, Bauern wie Taglöhner in fi, die legteren fobald fie 
neben dem eigenen Feldbau nur landwirtäfchaftlide Lohnarbeit 
verrichten. Die in der Tabelle ftehenven freien männlichen 
Handarbeiter, Zaglöhner ꝛc. müſſen hienach, wie auch ſchon 
die Heine Zahl (10) zeigt,. Solche feyn, welde, wenn fie au 
einiges Grundeigenthum befiten, doch freie Handarbeit jeder 
Art (im Haus und Feld, auf Straßen, im Wald) zu verridh- 
ten gewohnt find. 

Bergleiht man nun die beiden Tabellen nad ihrem In⸗ 
halt, jo fpringt das auffallende und unerwartete Ergebnif 
in die Augen, daß die abjelute Zahl der Gewerbetreibenven 
faft unverändert geblieben ift, und ber ganze große Zuwachs 
ber Bevölkerung ausfchlieglic in einem Zuwachs ber: Land⸗ 
wirthe befteht. Zwar wäre es nicht zuläffig, ven 72 Bauern 
und Taglöhnern von 1787 ohne Weiteres vie 184 ſelbſtändig 
und ausſchließlich Landwirthſchaft ZTreibenden und 10: Tage 
löhner von 1852 gegenüber zu ftellen, da die erfte Ziffer nur 
Bürger, die legtere auch Nichtbürger, Wittwen, Unfelbftändige, 
Fremde in fich begreift. Allein auch wenn man von der Bür- 
gerzahl ausgeht, jo waren damals unter 165 Bürgern 85 Ge⸗ 
werbtreibenve, jett unter 238 B. 88 ©. 

Geht man nun aber näher auf die einzelnen Gewerbe 
ein, fo follte man vermuthen, daß gerade diejenigen Gewerbe, 
weldhe am meiften für die nächften und unmittelbaren Bedürf⸗ 
niffe der örtlihen Bevälterung arbeiten, mit dem Wachsthum 
der: Bevolkerung ſich entſprechend vermehrt haben werden. 
Davon iſt aber nun eben das Gegentheil zu bemerken. Da⸗ 
mals gab es 6 Bäder für 838 Einwohner, alſo je 1 auf 139 
Einwohner; 1852 .aber waren zwei Bäder für 1400 Einwohe 
ner; alfo je Lauf 700. Mezger und Schildwirthe, bie in der 
alten Tabelle in eine Rubrik zufammengefaßt werden, waren 
19, alfo je ein auf 43 Einwohner; jett find deren zufammen 
7,-alfo je 1. auf 200 Einwohner *). Auch bei ven Schneivern, 
Schmieden, Maurern, ift eine. Verminderung eingetreten. 


*) Nach einer neueren Umgeldstabelle waren 1860 in Korn⸗ 
weſtheim 5 Schilpwirthe, 1 Weinichente, 1 Bierwirth, 1 Brannt⸗ 


‚127 


Umgekehrt aber ift eine Vermehrung bei denjenigen Ge- 
werben zu bemerken, welche in vem Berfchluß ihrer Erzeugnifie 
nicht auf den localen Markt befchräntt find. Wenn insbe- 
iondere die Weber im gleichen Verhältniß mit der Bevölkerung 
von 14 auf 22 angewachjen find, fo ift zu beachten, daß nad) 
unfern Berhältniffen vie Weberei auf dem Lande ein zwifchen 
häuslichen Handarbeiten, wie Spinnen, Striden 2c. und dem 
eigentlihen Handwerk in der Mitte ftehendes Gewerbe ift, 
und ihr Betrieb mit dem der Lanbwirthichaft fih darum.am 
leichteften verbinden läßt, weil er nur in die Zeiten, da bie 
landwirthſchaftlichen Gefchäfte ruhen, verlegt wird und deßhalb 
für Heinere Landwirthe fich als häuslicher Nebenerwerb vor- 
zugsweiſe eignet. Die übrigen neu entſtandenen Etabliffenents 
beruhen vorzugsweife auf einer ausgevehntern Benlikung ber 
vorhandenen Waſſerkräfte zu einem Eifenhammer, Mühlwerfen 
u. ſ. w, ſodann in Örennereien, einer Brauerei, einem Frucht⸗ 
handelsgeſchäft, gehören aljo durchaus in die Klafje derjenigen 
Gewerbe, die nicht auf die Iocale Conſumtion beſchränkt find. 

Im genauen Zuſammenhang mit biefer Verminderung 
der Zahl der Gewerbetreibenden fteht fodann ein intenfiverer 
Betrieb der einzelnen Gewerbe. Die Kernerihe Handſchrift 
erwähnt der Gewerbegehülfen gar nicht, was bei ihrer fonfti« 
gen Vollſtändigkeit wohl als ein argumentum ex silentio dafür 
angeſehen werben darf, daß feine oder nur fehr wenige vor« 
handen waren. Wenn 6 Bäder, 19 Mebger und Wirtbe, 
12 Schuhmader, 8 Schneider für den Bedarf von 800 Men⸗ 


weinſchenker, 1 Obftmoftihenfer und 6 Branntweinbrenner. Die 
Differenz gegen 1852 erklärt fih zum Theil aus bem verän- 
derten Zermin (fofern namentlih die Vermehrung der Brenne- 
reien mit ben befjeren Kartoffelerndten zufammenhängt), zum Theil 
aber au daraus, daß hier biefelben Perfonen mehrfach gerechnet 
worben, was nad) der Tabelle von 1852 nicht der Fall ſeyn durfte. 

Mebrigens hatte wohl die Verminderung der Wirthshäufer, ber 
Bäder und Metzgerläden ihren Hauptgrund in der Eifenbahn, ba 
hierdurch die ſonſt ſehr frequente Landſtraße verbdet wurde. Auf 
die Abnahme ber Bäder mußte auch ver Bau eines Gemeindeback⸗ 
hauſes von Einfluß ſeyn. 


‚128 


ſchen zu arbeiten hatten, fo hatten fie freilich Feine Gehülfen 
nöthig, umd die gewerblichen Geſchäfte ſcheinen gleich den land⸗ 
wirtbichaftlichen mit den Kräften der Familiengenoſſen betrie- 
ben worben zu jeyn. 

Alles dieß weist nur die normale und geſunde Erfcheinung 
nad, daß das Princip der Theilung der Arbeit fich in ftetiger 
Entwidlung Bahn gebroden bat; es zeigt uns zugleich, was 
‚zuvor weniger befannt oder weniger beachtet. gewefen zu ſeyn 
Ächeint, daß die in Württemberg vielbefprodyene Klage über 
eine allzu große Zahl Heiner. Gewerbtreibenvden, namentlich anf 
dem Lande, nicht erft neueren Datums ift, fondern im vorigen 
Jahrhundert ſchon, wie die Kerner’fchen Betrachtungen zeigen, 
in noch ausgebehnterem Maaße erhoben wurbe; und unfer 
Beifpiel beweist, daß wenigftens in dieſem Einen Fall: der 
frühere Mißftand fich in fehr erheblichem Grade vermindert hat. 

Unter Zufammenfaffung der obigen Ziffern über Gefchlecht, 
Alter, Beruf und unter Anticipation der fpäteren Erörterun⸗ 
gen über die Vertheilung des Vermögens würde fi) der Stand 
ber gegenwärtigen Dorfbevölkerung ungefähr in folgenden Zah⸗ 
len ausdrücken laſſen. 

Es beſtünde 

die männliche Bevölkerung 
in 6 öffentl. Dienern und Officianten, 
110 Bauern. (von mehr als 10 Morgen Grundbefiß), 
79 Gewerbe und Landwirtbichaft treibenden, 
9 blos Gewerbetreibenden, 
50 Kleinen Landwirthen (— 10 Morgen), 
10 freien Handarbeitern, 
84 Knechten, | 
150 ledigen Bürgerföhnen über 14 Yahren, 
184 Knaben unter 14 Jahren; 
bie weibliche Bevoͤlkerung 
in 201 Ehefrauen, 
36 Wittwen, 
12 freien Handarbeiterinnen, 
104 Mägden, 
183 ledigen Töchtern über 14 Jahren, 
185 Mädchen unter 14 Jahren. - 


129 


6. Das laundwirthſchaftliche Areal. 


Die Thatſache, daß der gefammte Bevölkerungszuwachs 
feit 70 Jahren faft ausfchließlich dem Stand der Landwirthe 
anflel, daß der Aderbau auf unveränvertem Areal etwa 70 Pro⸗ 
cent nene Arbeitöfräfte zur Verwendung hat, muß ein um 
fo lebhafteres Interefie der Frage zuwenden, ob und wie dieß 
möglich war, ob namentlich dem größeren Divifor ſich auch 
ein größerer: Dividendus zugefellt over jener fih nur auf 
Koften des Duotienten vergrößerte, und wenn das erftere ber 
Fall war, welder Art die Mittel find, durch die es erreicht 
wurde. Dan wird dabei an bie bekannte Controverfe über 
die Malthus'ſchen Lehren erinnert, wornach mit einer nature 
gemäßen Zunahme der Bevölkerung die orbentlicher Weife zu 
erwartende Steigerung der Unterhaltömittel nicht gleichen Schritt 
halten könne, und welche wenigftens da, wo es fih nur um 
eine Erhöhung ver Intenfität des Aderbaues auf unerweitertem 
Raume handeln kann, ihre unzweifelhaftefte Berechtigung zu 
haben fcheinen. 

Es ift hiezu erforderlich, die verfchiedenen Seiten der land⸗ 
wirtbichaftlihen Verhältniſſe, das Areal und feine Bertheilung 
nah Kulturarten, die Wirthſchaftsmethode und den Pflanzen 
bau, den Biehftand, den Ertrag der Felder, die Eigenthung- 
verhältniffe und die auf dem Boden ruhenden Laften, die Ber- 
theilung des Grundbefiges näher zu vergleichen. 

Die, wie oben ſchon bemerkt wurde, 4607”/s württemb. 
Morgen große Gemeindemarkung iſt während der 70 Jahre 
unverändert geblieben; wenn die Kerner'ſchen Angaben über 
bie einzelnen Culturarten ein um etwa 150 Morgen kleineres 
Ergebnif liefern, fo kann der Grund davon nur in dem von 
Kerner felbft beffagten Mangel einer genauen Vermeſſung ge- 
jucht werben. Im Gegentheil muß in Betracht gezogen wer- 
den, daß jett ein größerer Theil der Markung als damals im 
Befis von Ausmärkern, Angehörigen ver Nachbargemeinden, 
if. Nach dem neueften Zehenteinzugregifter find nämlich 465 
Morgen des zehentpflichtigen Aderlandes Eigenthum von Aus: 
märlern, während der Beſitz von Kornmweftheimern auf ven 

Württ. Jahrb. 1860. 26 Heft. 9 


130 


Nahbarmarktungen nur zu 15—20 Morgen geſchätzt wird. 
Wie viel Feld 1787 auf die Ausmärker kam, ift nicht direct 
angegeben; wohl aber ift bemerkt, daß das Steuervermögen 
der Ausmärker damals 10,000 fl. betrug und auf das Grund⸗ 
eigenthbum ver Einheimifchen 185,290 fl. kam; wornach etwa 
5 °/o des ganzen Feldareals, alfo ungefähr die Hälfte des jeki- 
gen Antheils den Fremden zugehörte. Es kamen hiernach da⸗ 
mals auf 1 Einwohner je 5 Morgen, jet nur 3 Morgen, 
auf eine Yamilie damals durchſchnittlich etwa 25, jetzt noch 
15 Morgen, fomit jetzt 40°/o weniger als früher. Bleibt man 
zunächft bei dieſen allgemeinen Ziffern ftehen, jo tritt ihre Be⸗ 
deutung in's Licht durch die Bergleihung einiger andern (dem 
Aufja der Württemb. Jahrbücher von 1852 „vie Benüßung 
und Zerftücdelung des Grund und Bodens in Württemberg“ 
entnommenen) ähnlichen Angaben. Es kamen 1852 auf Einen 
Einwohner von der ganzen Fläche 
im Nedartreis. . . . . 2,0 Morgen 

Schwarzwaldkreis . . 3. " 

arte . ». 2». 4,00 m 

Donaunfres . » . . 45 " 

ganzen Yan . ». . .» du m 

im Oberamt Canftatt . . 1,se " 

Eplingen . . Je " 

Diünfinden . a m 

Waldſee .. To u 

Leonberg . . 3 m 

Herrenberg . 2,0 " 

Es geht aus diefen Zahlen hervor, daß eine Markung 
von 4600 Morgen für die Bevöllerung vom Jahr 1787 eine 
fehr beträchtliche zu nennen war, und Berhältnifie darbietet, 
wie fie jebt nur no in Oberfchwaben, auf ver Alp und im 
Sartgebiet unter ganz andern VBorausfegungen vorkommen, 
- wofür e8 aber im altwürttembergijchen Nedar- und Unterland 
jeßt kein Beifpiel mehr geben mag. 

Auch der Antheil von 3 Morgen auf ben Kopf, wie er 
jetst noch befteht, fteht zwar nicht nur hinter dem Durchſchnitt 
von drei Kreifen, ſondern auch hinter dem des ganzen Landes 
zurüd, übertrifft aber immer noch den Durchſchnitt der wein- 


ut 


bautreibenden Bezirke beträchtlich, fowie auch den des ganzen 
Nedarkreifes und lommt etwa dem ber angrenzenden Ober- 
ämter, in welde fi das Strohgäu ſortſebt, Leonberg und 
weiterhin Herrenberg gleich. 

Ueber die Vertheilung der Marlung nach Kulturarten 
gibt Kerner Folgendes an. 

Gärten.. 60 Mug. 
Wieſen....1137 0 
Aecker........ . MU m 
Weinberge . . . 8 u 
Waldungen, Blantagen, Kemifen 135 m. 
berzoglihe Deffeins . - . . 131 u 
Straßen. Al 
GSteindruh - - . 2 2 2. 2 m... 
Lehmgrube . » . 2 2. . ) 
Kirchhof . . -. , ln... 
was zufammen 4570 Morgen gibt. Das Areal ver Wohn 
gebäude, Gewäfler und öden Pläße ift nicht angegeben und 
dürfte den Neft der Markung ausmachen, ſoweit nicht Tleine 
Bemeflungsfehler anzunehmen find. 

Die Oberamtsbejhreibung von 1859 gibt anf Grund amt- 
licher Bermeflungen bie Markungebeſiandtheile in folgender, 
genau detaillixter Weiſe an. | 

Zabl ver Parzellen . . . 6453 
Areal der Ortſchaft 20% Mrg. 
Gemüfe- und Blumengärten 7'/s 
Gras⸗ und Baumgärten 72°/s 
Länder ö ae 
Hopfengärten | —0d 
zuſammen Gartenland Bi m 
—. Aeder J 
flurl. geb. ohne Bäume 3867°/a | Ä | 
Ä mit Bäumen _ 46°) vr 
wiſlkührl. geb. ohne Bäume 68°/s 
mit Däumen 86%. _ 
zulammen 4009 - m- 
Weinberge en 0 " 


183 


Wieſen 
weimete mit Obſtaumen a4 a yo. 
ohne Obſtbäume 199% — * 


einmähd. mit Obſtbäumen = 
mit Waldbäumen 3/6 
ohne Bäume '12/s | 
zuſammen 250 Mrg. 
Waldungen 
Laubwaldungen. . 61 
Nadelmaldungen . ; . 0: 
gemifchte Waldungen 0 
zuſammen 61 
Weiden 
mit Obſtbäumen.. . 0 
mit Holz bewahfen.. . . 0 
blos mit Gras bewachfen „ 28% - 
zuſammen 0 
Doden . 2 3 000. 16 u 
Steinsrähe . . 2... 2 u 
Thon, Sand» u. Mergelgruben An 
Seen und Weiher . .. den 
Slüffe und Bähe.. . - -» 1% n 
Straßen und Wege . .. 137% n 
Samma: 4607/0 Mrg. 

Die Vergleichung ergibt mit Uebergehung des minder 
Weſentlichen Folgendes: 

Die Gärten find von 50 auf 80 Morgen geſtiegen. Alſo 
um 60 Procent. Die Wiefen von 137 auf 250 und mit Ein- 
rechnung der Weiden auf 278°s, alfo um 103 Procente. Die 
wenigen Weinberge der frühern Zeit find ganz eingegangen. 
Die früheren 137 Morgen Wald beftanden theils aus einem 
mit den Lubwigsburger Schloßanlagen im Zufammenbang 
ftehenden Wald und Gehölz, theils in den fogenannten Ne- 
mifen, d. h. vereinzelten, über die Markung gerftreuten Ge- 
hölzen und Gebüfchen, welche für Zwecke ver herzoglichen Jagd 
zur Hegung und zu Ruhepläten bes Wildes, namentlich des 
Faſanenwildes eingerichtet waren. Diefe Remiſen, deren Kerner 
15 mit zuſammen 36 Morgen aufzählt, fowie die fogenannten 


138 


Deffins oder zur Erweiterung ber herzogl. Schloß- und Jagd⸗ 
anlagen aus dem Aderfeld ausgeſchiedenen Theile find wieder 
zu Aderfeld geworben und die Walbung ift auf 61 Morgen 
rebucirt. Die beveutende Vermehrung des Straßenarenl& rührt 
namentlich von der die ganze Markung durchſchneidenden Eiſen⸗ 
bahn her. 

Dieſe Veränderungen ſind zwar im Einzelnen nicht uner⸗ 
heblich, ſie verſchwinden aber doch neben dem beiden Epochen 
gemeinſamen Grundcharakter dieſer Vertheilung, der in einem 
außerordentlich ſtarken Hervortreten des Ackerlandes, in einem 
entſprechenden Zurücktreten von Wald, Wieſe, Weide und 
Weinberg beſteht. 

Dieſe Eigenthümlichkeit fällt ſchon deutlich in's Auge, 
wenn man den obigen Ziffern in Prozenten ausgedrückt die 
entſprechenden Durchſchnittsverhältniſſe des ganzen Landes zur 
Seite ſtellt. 

Es bilden Prozente der Geſammtfläche 

in Württemb. in Kornwefth. 


das Aderfeld . © 2 2 2 00. 42, 87 
bie Wien „000... 1m... . 56 
bie Weiten . . . . 45 0,5 
Die ganze landwirthſchafti. beige 

Güde 2. 2.20. . 64,4 94,8 
Waldungen.. 2.0.0. So 1,3 
Straßen und Wege . » . .. 2,16 7 
Häufer, Gewäfler, Oeden c. . 2,0 1 


‚ Rimmt man dabei auf die Bevölferung Rückſicht und 
bringt bie nach dem Obigen im Befig von Ausmärkern be= 
findlichen 450 Morgen ganz an der Ackerfläche in vn: 1 
treffen je auf Einen Einwohner 


an landwirthfchaftl. an an 

benützt. Fläche Aderflähe Waldfläche 

Im Nedartreis 1, M. 0,9 M. O0, M 
im Schwarzwalblreid. 1,7 1,18 J,21 
im Jartkreis 2,61 1,61 1,37 
im Donaukreis 3, 2 1,25 
in Württemberg 2,2 1, . 1,06 


im O.A. Ludwigsburg 1,4 lıs : 0. 


134 


an landwirthſchafttl. un an 


benützt. Fläche Aderflihe Waldfläche 
im O.A. Waldſee 5,1 M. 3. M. 1, M. 


. in Kornweitheim 2,7 2,5 0,04 
in Bflugfelden (einer Be 
Nachbargemeinde) 3,6 3,8 0,07 


Diefe Tabelle zeigt, daß der auf den Kopf ver Bevölke⸗ 
rung treffende Anteil an Aderfläche in Kornweſtheim auch jetzt 
ned über dem Durchſchnitt des Landes und aller vier Kreiſe 
fteht und den bes Nedarkreifes um das 2!/sfadhe übertrifft. 
In Oberfhmwaben, auf der Alb und im Sagftgebiet kommen 
noch erheblich größere Zahlen vor; im Nedar- und Unterland 
aber fcheinen nur einige andere Gemeinden der Oberämter 
Ludwigsburg, Leonberg, Herrenberg und Nedarfulm gleich 
günftige oder noch günftigere (in welder Beziehung der Nach: 
barort Pflugfelden oben angeführt wurde) Verhältniffe dar- 
zubieten. 


7. Bewirthſchaftnugsmethode und Aublümung ber Felder. 


Die Wirtbfchaftsmethode von 1787 war die reine Drei- 
felvderwirthfchaft mit den erften Anfängen von Klee» und 
Kartoffelbau im Brachfeld. Es war die Zeit, da die im 
Bradeinbau mit Klee und Futterfräutern, und in der Stall- 
fütterung enthaltene landwirthſchaftliche Reform im altwürttem- 
bergifehen Lande fi die erfte Bahn brach, aber in mannig- 
faltigen Befhränfungen ver freien Bewirthihaftung, nament- 
lich den Weiderechten, nod die größten Schwierigkeiten fand. 
Kerner gehört zu den wärmften und eifrigften Fürfprechern 
dieſes Fortſchrittes. 


Nach feinen Angaben ergiebt ſich ungefähr folgende Be- 
nügung der Aderflihe. E8 waren angebaut mit: 
Dinkel . . . . . 1250 Mrg. 
 BWein -. 2.2... 0 m: 
Roggen . 2 2000-220 m 
ı Sabr  .. 2.2780 * 


Hülfenfrühte . . . 260 Mrg. 
Gerſte .. * 15 » 
le. 2» 2 2.0.80 0 
Kartoffeln 0... 40 
Hanf, Kopflohl x. . -. 80 u 
bradliegend . . . . 1300 ⸗ 


Das Dreifelderfuftem befteht auch jeßt nody, die Anblüs 
mungstabelle von 1860 ergiebt aber Yolgenves: *) 
Bradliegend . . 2 2 2... 120 Meg. 
Angebaut mit Dinlel . . . 940 
Einen . . 30 
Winterweizen 3 
Winterroggen 80 
MWintergerfte . 30 
zufammen Wintergetreite . 1083 „ 


Sommerweizen 2 

Sommerroggen 6 

Sommergerfte 160 

Haberr . . . 760 
zufammen Sommergetreitie . 928 m 


Erbfen . . . 30 

%infen . ».. 5 

Gartenbohnen 2 

Aderbohbnen . 130 

Widen . . . 200 
zufammen Hülfenfrühte . - 367 » 

Beiden . . 2: Bd m 

Rartfen . . ». 30 » 

Kopflofl . . » 2... 980. 


*) Es ift die neueſte, mit dem Borjahre übrigens ziemlich 
übereinftinnnende Anblümung, und nicht ein Durchichnitt ber 8 
Jahre, fert welchen ſolche Tabellen beftehen, namentlich deßhalb zu 
Grunde gelegt, weil die früheren Jahre in folge der Kartoffelkrank⸗ 
beit anomale Berhältnifie barbieten, der Durchſchnitt alfo den Kar⸗ 
toffelbau zu niebrig (etwa bie Hälfte der jegigen Ziffer), ben Ge⸗ 
treideban zu hop erſcheinen laflen würde. 


138 


auf Das Präbikat einer „verevelten« allen Anſpruch bat. Die 
verhältnigmäßig hohen Ziffern für Haber und Hälfenfrüchte 
feinen durch den Bedarf der nahen Garnifonsftadt motivirt 
zu jeyn. 

Im Vergleich mit der Zeit der Kerner'ſchen Handſchrift 
ift e8 die merkwürdigſte Thatſache, daß, obgleich vie Bevölke⸗ 
rung um 68 Prozent zunahm und faft ausfchlieglih dem 
Stand der Landwirthe zuwuchs, dennoch die dem Körnerbau 
gewinmete Fläche um 15 Prozente Kleiner werben konnte, und 
zwar nicht verhältuigmäßig, fondern abfolut. 


8 Viehſtand. 


Ueber den Biehftand gibt Kerner zwei Zählungen, eine 
ältere vom Jahr 1774 und eine neuere von 1787. 
Es waren vorhanden 


1774, 1787. 
Pferde 89 9 | 
Rindvieh 325 482 (wor. 32 Ochſen) 
Schweine 48 70 
Schanfe 800 800 


Kerner bemerkt dazu, daß die Vermehrung des Rindviehs 
um 157 Stüde binnen 14 Jahren einzig dur den Kleebau 
zu Stande gebracht worben fey, welcher während biefer Zeit 
angefangen habe, 

Ueber die Pferdezucht fagt Kerner: 

„Die Bauern zu Kornweftheim feynd Liebhaber von 
fhönen Pferden, weßwegen der Ort dießfalls auch berühmt 
ift. Die Pferdezudt und Pferdehandel allda gefchieht größten. 
theil8 auf diefe Art, daß die Bauern vafelbft ſowohl auf den 
Roßmärkten im Frühjahr in dem Lande, als auch außer Lande 
zu Ellwangen und im Anſpach'ſchen 2—Fjährige Fohlen ein- 
faufen, felbige fofort zu ihrem leichten Aderfeld den Sommer 
und das Spätjahr durch ſchonend gebrauchen, bei eintretenden 
Winter gut auffüttern und ſodann wieder verlaufen. Der 
größte Theil des Verlaufs geſchieht in dem Ort, indem häufig 
Pferdehändler fowohl aus der Schweiz, Straßburg und aud 
aus dem Lande bahin kommen und bie Pferde zum Kauf 


139 


aufſuchen. Durch viefen Pferbehandel werben jährlich unge- 
führ 50 Stüde zu Kornweſtheim eingekauft und dabei an jedem 
Stücke fiher 2Larolind gewonnen, mithin jährlich etwa 1100 fl.“ 
Diefe dur den ziemlich Teichten Boden und das meift 
ebene Terrain und gute Wege veranlafte und unterjtüßte 
Sitte bat fih in ähnlicher Weife noch erhalten. 
Ferner bemerkt vie Handſchrift: | 
„Das Feld zu Kornweftheim wurde ehedem einig mit 
Pferden gebauet; jeit dem Anbau des Klee's aber ift eben⸗ 
falls angefangen worden, bas Feld mit Rindvieh zu bauen, 
wie denn gegenwärtig 30 Paar Ochſen und Kühe (12 Paar 
Ochſen, 18 Paar Kühe) zum Adern allda gebraudt werten.“ 
Da Kerner nad dem Obigen damals 49 Bauern zählte 
und wohl nur auf einen Kleinen Theil derjelben mehr als 2 
Pferde zu rechnen war, fo ergiebt ſich daraus, daß bei einem 
Stand von 90 Pferden die Meiften verfelben Pfervebauern, 
ein kleinerer Theil Ochjenbauern war, bie Kühgeſpanne aber 
in die von ihm aufgeftellte Kategorie der Taglöhner und ber 
Handwerler fielen. .. 
- . Den Mildertrag einer Kuh rechnet Kerner jahrlich zu 
60 fl. und die Maaß au 4 kr., fo daß ſich hiernach ein Er⸗ 
trag von 900 Maaß im Jahr ergiebt. 
Von den Schweinen wird geſagt, daß jährlich etwa 60 
Stüde gemäſtet und meiſt „in das Haus« geſchlachtet werben. 
Die Schaafwaide und die Heerve gehörte dem Kammer⸗ 
gut, und die Zahl war firirt. 
Diie Oberamtsbeſchreibung von 1859 gibt folgende Biffern 
über ben gegenwärtigen Viehſtand: 
Pferde von 3 Jahren und darüber . . . 88 
unter 3 Jahren . 2. 2.2... 0 
Rindvieh: Ochſen und Stire . . 39 
Kühe © 2 2 0 200. 378 
Schmalvieh und Kälber . 255 
zufammen . 672 
Schaafe: fpanifhe - » . 2.0.56 
. Baftarvfhanfe . -. . . 560 
Landfhanfe . -. » 2 20 —- 
zufammen:: .-. - 620 


140 


- Schweine . 2:2... 20. 163 
Ziegen... 2 2 686 
Bienenftöde .... :  } 

Es haben hiernad im Zeitraum von 70 Jahren bie Pferde 
um 2,5, die Schafe um 23 Prozent abgenommen; während 
ſich das Rindvieh um 39, die Schweine um 133 Prozent 
verniehrt haben. Nimmt man die Werthverhältnißzahlen bes 
Aufſatzes über den Viehſtand in den Württemb. Sahrbüchern 
von 1852 hinfichtlich der verfchiedenen Viehgattungen an, wor- 
nad) ein Pferd zu 50, ein Stüd Rindvieh zu 25, ein Schwein 
zu 8, ein Schaaf zu 6 fl. berechnet wird, fo ergiebt fi für 
den gefammten Biehftand von 1787 ein Werth von 21910 fl., 
für 1858 von 26200 fl., jomit ein Verhältniß von 100 zu 119. 

Darf man ferner mit Rüdfiht auf die unläugbaren und 
großen neueren Fortſchritte der Viehzucht durch Racenver⸗ 
eblung, anf vie durch die Nähe ver berühmten Königlichen 
Geſtüte und Meiereien hiezu gebotene und nad) der Angabe 
der Oberamtsbefhreibung im Bezirke fleißig benütte Gelegen- 
heit, immerhin annehmen, daß der jetige Viehſtand den das 
maligen nad Race, Qualität, Gewicht ꝛc. durchſchnittlich an 
Nutz⸗ und Kaufwerth um ein Biertheil übertrifft, fo wilrbe 
fih das Wertbverhältniß von 21910 zu 32760 fl. oder von 
100 zu 149 ergeben. 

Gleichwohl ift nicht Zu verfennen, daß die Vermehrung 
des Biehftandes weder mit der oben angeführten von 1774 bis 
1787, nody mit der Vermehrung der abfoluten und landwirth⸗ 
ſchaftlichen Bevölkerung gleihen Schritt gehalten bat. Unter 
den oben von uns angenommenen 110 Bauern mit mehr als 
10 Morgen Feld muß wenigſtens die Hälfte auf ein Kühe- 
geſpann beſchränkt ſeyn. 

Die Bedeutung der obigen Ziffern gegenüber von andern 
Landestheilen ift aus folgender Zufammenftellung zu entnehmen: 


Es kommen im Jahr 1856 
auf 100 Mrg. — auf 100 
ſchaftl. benügte Flã 
1) Pferde chaftl. benützte Fläche Einwohner 
in Kornweftbim - . . 2 6 
im Nedartkeid . . . . 2 3 


auf 100 Wrg. landwint · auf 100. 
ſqatu. benatte Flache Cinwohner 


im Sönigrih . ... 5 

im Oberamt Biber . 4 14, 
Schormborf 0, 1,0 
Waldfe . 36 17,0 

2) Rinbvich 

in or. 18 Al 

im 20» 

im Nedarteeis . . . . 230 34, 

im Konigreich .. . 2s Sl; 


. im Oberamt Schomberf 320 
Münſingen 11, 


Wangen 108,8 
Eanftatt 24. 
3) Schafe J 
in Kornweſtheim 44 
im Königreich) B 31, 
im Nedarkreis 22,1 
im Oberamt Göppingen 146 
Wangen ö 31 
4). Schweine 
in 11» 
im Königreich 9,6 
im Nedarkreis 7 
im Jagſtkreis 12, 
im Oberamt Gerabronn 28,0 
Schorndorf 2 
5) Ziegen 
in Sorumeftheim 3 
im Nedarkreis 34 
im Königreich 3,5 
6) Bienenftöde . 
in Kornweſtheim 4 
im, Königreih 3,5 


Die Tabelle zeigt, daß ber Pferdeſtaud ein mittlerer, nach 
den Berhältnifien des Nedarkreiſes ein beträchtlicher ift (zumal 
im Hinblid darauf, daß bier die Ziffern duch Einrehnung 


188: 


der Militarpferde afterirt find), daß der Rindviehſtand dem 
Areal’ nach zu den ſchwächſten gehört und hinter dem bes 
Neckarkreiſes, des Oberamtsbezirks Ludwigsburg und des 
Königreichs namhaft zuräüditeht, die Zahl der Schaafe und 
Scmeine aber den Durdfchnitt des Landes, wie des Nedar- 
kreiſes noch ziemlich übertrifft. 

Es kommt bhiebei ein fingulärer Umftand in Betradit. 
In der Surnifonsftadt Ludwigsburg find 1875 Pferde, wor- 
unter 17—1800 Militärpferde. Der Dünger aus ben Mili- 
tärftallungen wird, da die Stadt Ludwigsburg faft feine Land⸗ 
wirtbichaft hat, an die Landwirthe der Nachbarorte verkauft. 
Wie viel davon auf die Kornweftheimer Markung kommt, ift 
nicht anzugeben, doch immerhin auf Ys— "/s, aljo auf den 
Dünger von 2 — 300 Militärpferden zu ſchätzen; fo daß der 
Drt jedenfalls den Vortheil hat, feinen Viehftand mehr als 
andere auf den Bedarf von Milh und Zugfräften zu bes 
ſchränken. 

Von Ziegen, Bienen und Geflügel ſpricht die Kerner'ſche 
Handſchrift nicht; an letzterem iſt der Ort außerordentlich 
reich; der durch den Ort fließende Bach, der mehrere kleine 
Weiher bildet, weist ſchon durch ſeinen Namen „Gänsbach“ 
auf die ſehr beträchtliche Zucht an Gänſen hin, die im Herbſt 
in großen Maſſen in die nahen Städte verkauft werden. 


9. Ertrag der Laudwirthſchaft. 


Ueber die landwirthſchaftlichen Erträgniſſe gibt Kerner 
ſehr genaue und ſchätzenswerthe, wenn auch im Einzelnen hier 
und da nicht ganz mit ſich übereinſtimmende, Mittheilungen. 
Er ſucht den Rohertrag der geſammten Landwirthſchaft in 
Geld zu ermitteln und eine Bilanz zwiſchen Einkommen und 
Ausgaben des ganzen Dorfes, das er als Eine Wirthſchaft 
betrachtet, zu berechnen. 

Er geht dabei davon aus, daß die damaligen ſogenannten 
Cameralpreiſe die Hälfte ber wirllichen Marktpreiſe betragen 
und nimmt hiernach an für | 


l 


den Scheffel Dinkel. . . .. Afl. — kr. 
Weizen . . Bf. — kr. 
Roggen . » .. 6 fl. — kr. 
Gerſte 6 fl. — kr. 
Haber .. 3 fl. — kr. 
Erbſen, Linſen, Wicken x. 6 fl. — kr. 


1 Wanne Heu (= 11 Ctr.) 9 fl., 
1 er 2.2.22... f.9 Er. 
Was zunächſt die Erträgniffe des Aderfelvdes betrifft, fo 
gibt Kerner an, daß 
ein guter ein mittlerer ein ſchlecht. M. 


Sch. Sri. Sch. Sri. Sch. Sri. 
erträgt in Roggen 3 4 3 — 2 — 
in Dintel 8 — 6 — 4 — 
in Haber 5 — 3 — 2 4 


als jährliche Ausfant bezeichnet er bei 
Roggen -. . . 2 Sri. 2 Vierling 
Dinkel . 
Haber 
Sommerdinkel 
Weizen .. 
Gerſte 
Widen .. 
Erbien . 
Linſen 
Ackerbohnen 
Hanfſaamen vn — u 

Wenn man nun die oben als mittlere bezeichneten Er- 

träge zu Grunde legt, fo war die Ernbte 
beim Roggen das 9,efacdhe 
beim Dinkel das 6,.facdhe 
beim Haber das 9,sfache der Ausſaat. 

Nah einem herzoglichen Kefeript von 1778 follte alle 
Jahre ein Bericht über den Erndteertrag in tabellarifcher 
Born über alle Ortſchaften eingefendet werben, und bei der 
Wlgemeinheit der Zehntabgabe konnten wohl damals von einem 
forgfältigen Beamten dieſe Ergebniffe mit niemüch großer Zu⸗ 
verläſſigkeit ermittelt werden. 


lvwlwlwen 


= 
nl 
a2 


PROB al 


144 
Nah: dem Duichſchnitt der feit der Wirkſamkeit jenes 
Refcripts: abgelaufenen 9 Jahre gibt nun Kerner folgenven 
Jahresertrag des Kornweftheimer Aderfeldes an: 
Weizen 177 Sceff. à 8 fi. 1416 fl. 


Roggen 6A u Ac6fl. 4104 fi. 
Dinkel 804 44l. 32096 fl. 
Gerſte 432/2 u a6 fl. 261 fl. 
Haber 292 u 3 fl. 8796 fl. 
Hülfenfe. 512 . &A6fl. 3072 fl. 


zufanımen unter Zurechnung ber Bruchtheile in 
Simri ꝛc. von Kerner berechnet u . . 49812 fl. 

Dazu rehnet er ungefähr 2000 Fuder — 32000 

Str. Stroh, das Fuder zu 6 fl., zufammen 12000 fl. 
und fehlägt den Ertrag des Bradeinbaus auf 120 

Morgen & 12 fl. an, zufammen u. . . . 1440 fl. 
wornad ſich der Werth der ganzen Jahreserndte von 

der Aderfläche berehnet uf . . -» 2. . 63252 fl. 
Als Mittelertrag eines Morgens Wiefen nimmt er | 

zwei Wannen — 22 Ctr. Heu und 1 Wanne 

— 11 Etr. Oehmd an, was bei einem Preis 

ver Wanne & 9 fl. und 137 Morgen einen 

Wieſenertrag gibt von . . 3699 fl. 
Den Ertrag von 50 Morgen Gärten Schlägt Kerner 

nur zu 30 fl. per Morgen an, indem er be- 

merkt, daß die Bäume um des falten Leimen⸗ 

bodens willen nicht wohl gerathen und in Korn⸗ 

wefthein deßhalb der Fruchtbau mehreren Nuten 

gewähre, ald der Gartenbau und die Baum⸗ 

zucht; hiernach ergiebt fich al8 Ertrag der Gärten 1500 fi. 
Den 28 Morgen Weinbergen, von denen er fagt, daß 

fie „von ſchlimmer Beichaffenheit“ feyen und 

als nicht bauwürdig einer andern Kultur Platz 

machen follten, da nach Yjährigem Durchſchnitt 

der Ertrag nur in 16 Eimern von geringer 

Dualität beftanden Habe, rechnet er nur einen 

Iahresertragswerth an von .. :312 fl, 
wornadh fich der Geſammtwerth aller Erzeugniffe der 

landwirthſchaftlich benützten Fläche ftellt anf - 68763 fi. 


145 


Da es jevoch nicht richtig ſeyn dürfte, den Ertrag Des 
brachliegenden Landes, wie Kerner thut, einfach gleih Null zu 
feben, fofern er der Waide wegen und durch den Zuwachs art 
Nahrungskraft des Bodens einen Werth hat, welcher im Fall 
des Einbans anderweitig zu erſetzen ift, und ba bei einer auf 
den Behnterträgniffen ober den Angaben von Gemeinveange- 
hörigen ruhenden Berechnung doch immer leichter ein Zuwenig 
als ein Zuviel heranstemmen ‚mag, fo wird e8 wohl gereiht- 
fertigt feyn, die obige Kerner'ſche Summe um einige Tanſend 
Gulden zu erhöhen und auf den Betrag von 


75000 fl. 
abzurunden. 


Es läßt fih der Verſuch machen, wenn Pr nur mit 
Anfprud auf eine annähernde Richtigkeit, das gleiche Ver⸗ 
fahren auf die Berechnung des Werths einer jeßigen Jahres⸗ 
erndte der Kornweitheimer Markung anzuwenden und in bes. 
ftimmten Ziffern die landwirtbichaftlihe Stufe von jeßt der 
damaligen gegenüberzuftellen. Natürlih ift es dabei geboten, 
von der Verſchiedenheit des: Geldwerths und der Fruchtpreiſe 
ganz abzufehen, dv. h. die von Kerner angenommenen Preife 
ebenfalls zu Grunde zu legen und wo bei einigen Fruchtgat⸗ 
tungen feine damaligen Preife angezeigt find, die. jegigen in 
analogen Mafftab anf die damaligen zu rebuciren. 

Nach den Angaben der. Oberamtsbeichreibung, mit wel⸗ 
hen anderweitige Notizen im Einklang flehen, trägt ein würt⸗ 
tembergifcher Morgen auf Kornweftheimer Markung. 

bei einer Ausfaat durchſchnitwich 


von in Scheffeln = 
Dintel 7 Simi 9210 .oder das 10 ifache 
Gerſte 31/2 n 4—ü 5 I10O-IIfache 
Haber 31/2 n — 6— 7 u u 12—-1l4fade .: 
Roggen 3-3! 4 „» nn  910fadhe 


Der durchſchnittliche Ertrag einer Wiefe wird angegeben 
zu 85 Etr. Heu und 10 Etr. Oehnd. 

Da für eine Berehnung ganz beftumnte Zahlen: erforder. 
lich find, fo wird, wo 9—10, 4-5 Sch. gefagt ift, Die Mittel- 
zahl mit 9'/s, Az u. ſ. f. zu wählen ſeyn. Bei denjenigen 

Württ. Jahrb. 1860. 28 Heft. . 10%. 


146 


Sruchtgattungen, für welde keine beſtimmten Angaben der 
ehigen Art vorliegen, wurden die Mitteleyträge, wie fie bei 
der Berehnung der Ergebnifle. für den Nedartreis oder das 
Dberamt Ludwigsburg angenommen werben (vgl. Württemb, 
Jahrb. 1852 2. Heft p. 44.—160), zu Grunde gelegt, nad) 
Umftänden, wo diefe allzu niedrig erfcheinen, mit einen mäßi- 
gen Zufchlag, ver fi dadurch rechtfertigt, Daß dag Strohgäu 
und das fogenannte lange Feld zu dem bie Kornweftheimer 
Markung gehört, anerkannt in ven Adererzeugniflen, nament- 
ih den fürnertragenden Früchten, zu den fruchtbarften bes 
Landes gerechnet wirt. 

Die obige Tabelle über vie Anblümung des Jahres 1860 
ergibt nun: in Verbindung mit diefen Durdfchnittserträgen 
und den Preiſen ber Kerner'ſchen vandſchrift folgende Zahlen. 

M. Sch. SH. fe. fl. 
- Dinfel auf 940 & 9Ys == 8930 & 4 = 35720 
Einkorn auf AS 25655à 4 - 100. 
Winterweizen auf 3 à 4At / = 
Roggen auf 89084 =: 360.6 = 1920 
Wintergerfte.auf 30.3 44 =. — 
Wintergetreide zuf. td — 39588 
Som. Weizen auf 28 4a: 


== 8 —= 
S. Roggen uf. 6A =. 6=. 
©.Gerfte auf ° 160 à 4! = 720 3.6: 4320 
Haber uf : 760:& ee == 4940.% 3 = 14820 
Sommergetreive nt. Fe 19356 
Erbfen auf 39 2 Die: 75 450: 


= 
Linfen auf Bid. = 
Sartenbohnenauf 2 à 2a 5b I 
Ackerbohnen auf .130 a 3'/* — 
MWiden af - 20083 = 


N 
—A 
3 


Hülfenfrüchte: zuf. 

OO | 
MWelihlorn auf 58 456.= 10:54. .6fl. = 600 
Kartoffeln 350% 180 Sti. = 63000 Sri. à 15 fr. =. 15750 
Kopftohl 30 3000 St. 90000 St. 100% 1Y/sfl.— 1350 
Zuckerrunkeln 25% 180 Ctr. = 4500 Etr. 30h. =. 1500 
Reps 151& 3Sch.— 453 Sch. à 12 fl =. 5436 


Mohn IHM. à 21/2 Sch. = 876 Sch. & 14 fl. = 12250 
Tabl 2M. à 10 Etr. = 20 Ctr. a 12 fl = 240 
Handelsgewächſe zuf. 21866 fl. 

M. Cttr. Etr. 
Rother Klee 400 & 45 = 18000} 5 —_ 1163 
Luzerne 31 a 45 — 1395 86 Ir. 11687 
Sutterrunfeln 170 & 180 = 30600 & 20 fi. = 10200 
Gartenrüben 7 à 150 — 1050 A Ah. = 420 
"127627 


Rechnet man num nur, daß der Strobertrag von jekt fid) 
zu dem damaligen gerade fo verhält, wie die mit Strobtragen» 
den Früchten bebaute Morgenzahl, aljo wie 2655 Morgen zu 
3315, und nimmt man im Uebrigen die gleichen Preiſe und 
Berhältniffe an, fo kommt zu der vorigen Summe noch etwa 
16000 fl. als Strobertrag hinzu, und es ergibt fi als 
durchſchnittlicher Gejfammtertrag ver Aderfläche für das Jahr 
die Summe von 144,000 fl. 

Die 250 Morgen Wiefen zu 35 Etr. Heu und 16 Etr. 
Oehmd geben 1160 Wannen und dieſe, nach dem Kerner'ſchen 
Maßſtab zu 9 fl. berechnet, einen Werth von 10,440 fl. Be⸗ 
rechnet man für die 28 Morgen Weide etwa ein Drittheil Des 
. Morgenertrags der Wieſen, jo kommt auf die Wiefen .ein 
durchfchnittlicher Gejamnitjahresertrag in dem abgerundeten 
Werth von 11,000 fl. 

Was den Garten- und Obfibau betrifft, fo bat fi die 
oben erwähnte Bemerkung. Kerners, daß der Boden fi hiezu 
weniger eigite, thatſächlich al8 ein Vorurtheil erwiefen, indem 
nicht nur das Gartenareal von 50 auf 80 Morgen geftiegen 
üft, fondern auch die Obftzucht durch vielfadye neuere Anpflan- 
zungen in Aufnahme fam. Man zählte im Jahr 1852 2240 
Kernobftbäume und 420 Steinobftbäume. Genaue Anhalts- 
punlte zu einer Schägung dieſer Erträgniffe find nicht vor- 
handen; man wird fich jedoch wohl ganz auf dem Niveau des 
obigen Maßftabes halten, wenn maun für 80 Morgen Oärten 

V 10 *- - 


148 


und 26—2700 theils in den Gärten, theil® an ven Chauffeen zc. 
ftehenden Obftbäume noch einen Yahresertrag von 5000 fl. 
annimmt. Der Gefammtbetrag der lanpwirthichaftlich benügten 
Fläche wäre hiemit nad den Preifen von 1787 auf 170,000 fl. 
anzujchlagen, und würte fi), wenn man die jegigen Mittel. 
preife zu Orunde legen wollte, noch minveftens um ein Drittheil 
höher, alfo auf etwa 225,000 fl., oder wenn man bie jegigen 
Marktpreife durchſchnittlich als das 1'/fache der Kerner’fchen 
betrachtet, auf 255,000 fl. belaufen, 

Gegen dieſe ganze Berehnungsweife mag fich zwar im 
Einzelnen Manches einwenden laffen, Die Kerner’fche Berech⸗ 
nung beruhte auf directen amtlichen Erhebungen; Die unfrige 
bat zwar die amtlihe Anblümungstabelle und viele amtlich 
erhobene Mittelerträge zur Grundlage, ift aber in manden 
Punkten auf die bloße Schägung beſchränkt. Man wird dabei 
übrigens das Beftreben nicht verfennen, in allen zweifelhaften 
Fällen bei Schätung der Erträgniffe wie bei der Reduction 
der jeßigen Preife auf die. Analogie der damaligen überall 
lieber zu niedrig als zu body zu greifen. Wäre durchaus ba 
Berfahren eingehalten worden, nach dem für die Hauptfrucht, 
den Dinkel, eintretenden Maßſtab die jetigen. Preife auf zwei 
Drittheile zu reduciren, fo wäre bei mehreren einflußreichen 
Pofitionen ein höheres Ergebniß entitanden. Ueberdieß Tonımt 
zu Gunſten ver jegigen Erträge in Betradht, daß das von 
Kerner angenonımene Berhältniß der Breife der verſchiedenen 
Fruchtgattungen unter fih ein für jett nicht mehr ganz zu⸗ 
treffendes ift. Daß z. B. Hülfenfrücdte, Roggen und Gerſte 
gleichen Preis und zwar Das 12/2fache, der Waizen nur das Dop⸗ 
pelte des Dintels als rauher Frucht haben foll, ift den jeigen 
Berhältniffen nicht mehr ganz entſprechend. Ebenfo.erjcheint der 
Kerner’iche Heupreis relativ zu hoch gegen die übrigen ange- 
nommenen Wertbe, fo daß die in der neueren Zabelle zu 
Grund gelegten Preife der Tutterpflanzen in Verhältuiß durch⸗ 
aus als. zu niedrig betrachtet werden müſſen. Die Schwierig- 
feiten biefed ganzen VergleichSverfahrens wären jebod nur ‚ge- 
fteigert worden, wenn man ben Kerner'ſchen Tarif hätte ab- 
ändern wollen. Alle derartigen Momente find ſchließlich und 
im Ganzen ven untergeorpneter Bedeutung und gleichen fid) 


149 


zum Theil gegenfeitig aus ,.fo daß bie relative Nichtigkeit. ver 
Gejammtergebniffe Doch ſchwerlich einer ihre Grundlage alte⸗ 
rirenden Ausſtellung unterliegen dürfte. 

Die Vergleichung der jetzigen und ehemaligen Roherträge, 
wie ſie ſich aus den obigen Tabellen ergibt, zeigt vor Allem 
als die wichtigſte Thatſache, daß, während die Bevölkerung 
des Orts ſich in 70 Jahren um 68 Procent vermehrte, der 
Ertrag der Landwirthſchaft auf gleichem Boden, abgeſehen von 
allen Preisveränderungen, faſt im doppelten Verhältniß, näm⸗ 
lich um 133 Procent, geſtiegen iſt. Auf einen Morgen der 
landwirthſchaftlich benützten Fläche kam damals nach den Preiſen 
jener Zeit ein Rohertrag von 17 fl. 12 kr., jetzt nach denſel⸗ 
ben Preifen von 40 fl. Auf einen Kopf der Bevölkerung fiel 
ein Robertrag von 89 fl. 24 kr.; jeßt, auh wenn man ein 
Zehntheil als Einkommen der Ausmärker in Abzug bringt, 
von 111 fl. 54 fr. Die Unterhaltsmittel haben fi, fcheinbar 
im birecteften Widerfprudy mit den Malthus’fhen Säten, auf 
gleicher Fläche in weit ſtärkerer Progreffion vermehrt, als 
die Bevölkerung. Fragt man näher nach den Urſachen dieſer 
intereflanten. und wichtigen Thatſache, jo erweist ſich dieſelbe, 
wenn man von Heineren Momenten ganz abfieht, als das Pro- 
duet von drei großen, an fi von einander unabhängigen, in 
der Wirklichkeit fi) aber zu einem gefteigerten Geſammteffect 
verbindenden Urfachen. | 

Die erfte verfelben ift die Vermehrung des angepflanz- 
ten Pandes in Folge des Bracheinbaus, ver wieder mit Klee⸗ 
und JTutterpflanzenbau und mit der Stallfütterung genau zu» 
fanmenhängt. Von der ganzen Aderfläche von 4100: Morgen 
lag damals beinahe ein Drittheil mit 1300 Morgen völlig 
brady und nur 120 Morgen ver Braczelg wurden eingebaut 
und zu Heinem Ertrage gebradht. Jetzt ift bis auf etwa 120 
Morgen Alles jedes Jahr angepflanzt, und auch jene 120 Mor- 
gen: bilden nicht einen Reſt von Brache im alten Sinn bes 
Worts, fondern hängen großentheils mit befonderen Kulturen, 
wie des: Repſes 2. zufammen. Da nun jomit das ange: 
pflanzte Aderfeld von 26—2700 Morgen auf 3900 angeftiegen 
ift, jo begründet dieß, allerdings zunächſt unter der Voraus⸗ 
ſetzung, daß der ſchwer zu tagirende Ertragswerth des Brach⸗ 


150 


landes noch außer Berechnung gelaſſen wird, einen Mehrertrag 
von faft einem Drittheil, oder wenn man den Geſammtroh⸗ 
ertrag von 1787 gleich 100 fett, fo fteigert fich diefer Betrag 
durch diefen erften Tactor des Bracheinbaus auf 130. 

Der zweite Factor ift die Steigerung der Roherträge bes 
einzelnen Morgens durch intenfivere und beſſere Bewirthſchaf⸗ 
tung. Derſelbe umfaßt in ſich alle Fortſchritte der landwirth⸗ 
ſchaftlichen Technik; die aus der Einſicht in die fundamentale 
Bedeutung der Düngung folgenden Verbeſſerungen in Anlegung 
der Dungſtätten, Kompoſtbereitung, Anwendung von Dünger⸗ 
ſurrogaten ꝛc., ſodann ſorgfältigere Beſtellung des Bodens 
durch Vervielfachung der damit beſchäftigten Menſchenhände, 
Bewäſſerungen und Entwäſſerungen, Verbeſſerung der Acker⸗ 
werkzeuge, namentlich des Pflugs ꝛc. Zu dieſen poſitiven Mit⸗ 
teln der Förderung des Ertrags kommen nun die in der Be— 
ſeitigung von Hinderniſſen beſtehenden hinzu, wie die Abſtellung 
des Wildſchadens, die Verminderung der Beſchädigungen durch 
Trepprecht und Flurzwang in Folge der Vermehrung von Feld⸗ 
wegen u. ſ. f. Ueber dieſe zahlreichen Unterabtheilungen unſeres 
Einen Factors und ihre relative Bedeutung Näheres in Zahlen 
zu ermitteln, iſt nicht möglich; wohl aber kann jener Geſammt⸗ 
factor ſelbſt aus den Kerner'ſchen Angaben in Verbindung mit 
den neueren Thatſachen mit annähernder Sicherheit hinſichtlich 
ſeiner Wirkung auf das Ganze berechnet werden. 

Hiezu geben ſchon die oben aus der Kerner'ſchen Hanb- 
ihrift und der Oberamtsbeſchreibung entnonmenen Notizen 
über die Erträgniffe eines Morgens Feld in den verichiebenen 
Sruchtgattungen ein werthvolles directes Material. Wenn 
man den Kerner'ſchen Ausprud, Ertrag eines Morgens mitt- 
Ieren Aders, mit dem ber Oberamtsbefchreibung, durchſchnitt⸗ 
licher Ertrag per Morgen, als gleichbedeutend behandelt (was 
allerdings nur unter der Borausfeßung zutrifft, daß die guten 
und ſchlechten Weder, die Kerner von ben mittleren unters 
jheibet, ſich ſowohl Hinfichtlih der Zahl, als der Differenz 
ihrer Erträgniffe von dem eines mittleren Aders gleichtommen) , 
fo ertrug ein Morgen in 
Ä 1787 gegenwärtig 
Dinkel ; . 6 Sh. 9-10 Sc. 


151 


Ä - 1787 gegenwärtig 
Roggen . 3Sch. 4 Sh. 
Babr . . . 3Sch. 6—7 Sch. 
1 Divg. Wiefeit 33 Etr. 51 Ctr. Heu. 

Dieß gibt beim Dinkel, auch wenn man bei der niedri⸗ 
geren Ziffer 9 ftehen bleibt, eine Zunahme von 50 Procent, 
beim Roggen von 38,s, beim Haber von 100, bei den Wieſen 
von 54 Procent. 

Ein Gefammtergebniß pürfte fih auf folgende Weiſe er⸗ 
mitteln laſſen. 

Im Jahr 1787 wuchs auf 2600 Morgen an Getraide 
und Hülfenfrüchten in den Kerner'ſchen Preiſen ein Werth 
von 49,812 fl., alfo per Morgen ein Rohertrag ven 19,15 fl. 
oder 19 fl. I fr. Gegenwärtig wächst nach den obigen Tabellen 
auf 2378 Morgen an Getraide und Hülſenfrüchten chenfalls 
in den Kerner’fchen Preifen ein Werth von 65,804 fl., aljo 
von 27,0r fl. oder 27.7. 40 kr. Dieß ergibt ein Verhältniß 
ton 100:144,5, oder eine Zunahme des durdfchnitflichen Roh⸗ 
ertragswerths von 44!/s Brocent. Nimmt man aber, was 
wehl als das Richtige angefehen werben muß, auch noch ven 
damaligen und jegigen Durchſchnittsertrag eines Morgend Wie- 
fen und Gärten in die Rechnung mit auf, ſo ſtellt ſich als 
Rohertrag eines angepflanzten Morgens von Aedern, Wiefen 
und Gärten für damals ein Betrag von 19,5, für jetzt von 
29,5 fl., was in kurzer Abrundung das PVerhältniß vom 20 zu 
30, d. h. alſo eine Steigerung der Fruchtbarkeit in Folge ver 
befierten Anbaus von 50 Procent ergibt. Da nun aber biefe 
Steigerung der Erträgniffe nicht blos auf das urfprüngliche 
Areal von 1787, fondern auf die durch ven Bradeinbau um 
30 Procent vermehrte Fläche des eingefäeten oder angepflanzten 
Landes fällt, fo ergibt fi in Folge der Proportion 100 : 50 

=2R0:x (= 1%,) als Wirkung ber vereinigten Factoren 
des Bracheinbaus und des verbefferten Anbaus eine Zunahme 
ber urſprünglichen Erträgniffe mm 95,5 Procent. 

Run tritt’ aber noch als britter wichtiger dartor himu 
die Einführung oder größere Ansdehnung folder neueren Kul⸗ 
turpflanzen, welche an ſich dem Marktwerthe nad höhere Er: 
träge zu gewähren pflegen,’ als die früher faſt ausſchließlich 


152 


vorherrfchenden Halm- und Hülfenfrüdte. Es find dieß bie 
fogenannten Handelsgewächſe, fowie die Kuollen-, Wurzel- und 

Futterpflanzen, melde, indent fie theil8 vermehrte Arbeit for- 
bern, theils ein größeres Abſatzgebiet haben, theil® bei ge- 
ringerem Gehalt an Nahrungsitoffen eine unverhältnigmäßig 
größere Quantität liefern, in Ganzen entſchieden höhere Roh⸗ 
erträge geben, als die Halm- und Hülfenfrüdte. Die nach 
dem Obigen mit Knollen, Wurzel- und Handelspflanzen an- 
gebaueten 1116 Morgen ergeben. zufammıen einen Robertrag 
von 48,236 fl., alfo 43,2 fl. für den Morgen, was im Ber- 
gleich mit dem obigen Durchſchnittsertrag eines mit den alten 
Kulturen. angebauten Morgens & 29,5 fL um 45 Procent mehr 
ft. Rechnet man ferner der Kürze halber, obgleich dieß ge- 
nauer genommen als ein abgefonderter Factor zu betrachten 
wäre, daß das Wisjen- und Gartenland um 143 Morgen mit 
einem Durdichnittdertrag von 46, fl. zugenommen hat, fo 
ergibt fi, daß -1259 Morgen ver Fläche durchſchnittlich einen 
Mehrertrag von 46,5 Procent gegenüber von dem obigen Mittel 
extrag gewähren; dieſe nur ein ſchwaches Drittheil der land» 
wirthſchaftlichen Fläche treffende Werthfteigerung kommt, auf 
die ganze: Fläche nach Berhältniß vertheilt, einer allgemeinen 
Steigerung des Rohertrags um 14 Procente glei. Vermöge 
ber combinirten Wirkung aller brei Yactoren aber und in 
Tolge der Proportion 100:114 = 19,5: x (== 222,87) ergibt 
ſich jomit eine Zunahme der Koherträge von 1787 um 123 
Procent als das Product der brei. vargelegten Momente. 

Da nach dem Obigen die Geſammtzunahme 133 Procent 
beträgt, fo lafien wir hiemit 10 Procente unerllärt und be- 
ſchränken uns Darüber auf einige Andeutungen. Sofern durd 
Berminverung des Areals der Waldungen, Plantagen und Re» 
mifen das landwirthichaftlihe Areal im Ganzen um 79 Mor⸗ 
gen — 1,3 Procent größer. geworben ift, als im Jahr 1787, 

‚und auf dieſe in den. verſchiedenen Zelgen zerftreut liegenden 
. Räume alle drei obigen Sactoren,, ineinanbergreifend einwir⸗ 
ken, ſo erhöht ſich duxch bie Proportion 100: 101,5 = 222,8: x 
bie Procentenzahl auf 226 und. es bleiben nur 7 Procent als 
nicht weiter im Einzelnen und ftatiftifch nachweisbar im Refte. 
In dieſer Beziehung wird es genügen, theils an einzelne im 


153 


Dbigen ber Einfachheit wegen übergangenen Momente, wie die 
Ausrodung der faft ertraglojen 28 Morgen Weinberge, an bie 
Abrundung verſchiedener Ziffern, beſonders aber an die kei 
einer fo complicirten, jo. mancherlei logiſche Mittelglieder, 
Schätzungen und Vorausſetzungen in ſich ſchließenden Bere) 
nungsweiſe unvermeidlichen kleinen Reſte und Incorrectheiten 
zu erinnern. Der Zweck der ganzen Ausführung konnte ja 
nicht in Aufſtellung eines liquiden Rechenexempels, ſondern 
nur darin beſtehen, das Oefamntergebniß in feine wichtigſten 
Factoren aufzulöfen und mwenigftens einen Verſuch zu machen 
oder den Weg anzudeuten, wie die lanpmwirthfchaftlichen Kulture 
fortfehritte nach) dem Verhältniß und der combinirten Wirkung 
ihrer einzelnen Factoren dargeftellt werben können. *) | 
Zur Rechtfertigung des obigen Rechnungsperfahrens glau« 
ben wir nod eine nachträgliche Bemerkung beifügen: zu follen. 
Wenn der Bradeinbau einfach gleich einer Vermehrung des 
lanbwirtbichaftlichen Areals behandelt wurde, fo fcheint dieß 
im Widerſpruch mit der eigenen Annahme zu beruhen, daß 
auch die Bradhe als Futter und Düngerjurrogat einen pofis 
tiven Werth haben muß und die an ihre Stelle tretende An— 
. pflanzung nicht nad ihrem ganzen Kohertrag, fondern nur 
infoweit als Zuwachs angefehen werden fann, als fie einen 
Ueberſchuß über ven Werth und Ertrag der Brache gewährt. 
Wir glaubten aber bei der Schwierigkeit, diefen Werth ber 
Brache, zumal für eine jo ferne liegende Zeit, in Ziffern anzu« 
geben, eine Ausgleichung jenes an fid) begründeten Moments 


) Unfer Beifpiel zeigt, was im Hinblid-auf die Malthus'ſche 
Controverſe nicht ohne Intereſſe ift, daß auch die Vermehrung ber 
Unterhaltsmittel wie die der Bevölkerung in geometrifcher ftatt in 
arithmetiſcher Progreſſion fteigen kann. Die verichiebenen Urfachen, 
melde für fich einzeln eine Steigerung ber Erträgniffe von 30, 50, 
14, 1,8 Prozent veranlaften, bewirkten zuſammen eine Steigerung, 
Die fih nicht als Summe von 30 >50 +14 + is = 8 
Prozent), ſondern als Produkt der Factoren 

190 x. 150 x. 114 x _101,s — _226 _ 1 442 m 

100 x 100 100 x 10 100 


154 


darin zu finden, daß wir bei Berechnung der jetigen Erträg- 
niffe die jogenannte Nachfrucht, d. h. die in ten fruchtbareren 
Landesgegenden vielfach übliche Herbftfaat von Futterpflanzen 
ganz außer Berüdfichtigung ließen und vorausfegen zu bürfen 
glaubten, daß der Werth derſelben als ein Aeguivalent ver 
Brachwaide und mittelbar auch der Düngerkraft ver Brach⸗ 
legung betrachtet werden könne. 

Wenn wir uns endlih durchaus nur auf eine Berechnung 
und Bergleihung der Roherträge beſchränkt haben, fo geichah 
es theils, weil zu einer Berechnung ver Neinerträge das er- 
forderliche ftatiftifche Material fehlt, theils aber auch in ber 
Borausfegung, daß die übliche Anſchauung des bäuerlichen 
Landwirths, welcher in ver Bearbeitung feines Feldes feinen 
Lebensberuf und in den Erträgniffen deſſelben, nah Abzug 
feiner baaren Auslagen, die Grund- 'und Kapitalrente ſowie 
den Kohn feiner Arbeit ununterfchieden zu fehen gewöhnt ift, 
für den Standpunkt der vorliegenden Unterſuchung ihre prak⸗ 
tiſche Berechtigung haben dürfte. | 

Ebeno müſſen wir in Ermanglung binreichenden Mate⸗ 
rials darauf verzichten, die ftatiftifche Vergleihung det land⸗ 
wirthſchaftlichen Erträgniffe auch auf die Ergebniffe der Vieh⸗ 
zucht auszudehnen und uns hierüber auf wenige Demerkungen 
befchränten. 

Nachdem das gefammte Futtererzgengniß nach feinem vela- 
tiven Marktwerthe oben unter den Produften der Landwirth⸗ 
ſchaft feine Stelle gefunden hat, find alle Erzeugniffe der Vieh⸗ 
zucht, Milch, Fleiſch, Wolle, Zugkraft, Dünger ꝛc. der Haupt- 
ſache nur al8 umgeformtes Futter zu behandeln, und e8 hieße 
nit doppelter Kreide rechnen, wenn wir aud) bier Die Brutto⸗ 
werthe zu Grunde legen wollten. Ein Ertrag wäre nur zu 
rechnen, foweit ein Arbeitslohn oder Unternehmungsgewinnn 
erzielt wird. Dieß mag nun zwar im Tall des Berlaufs in 
ver Regel anzunehmen ſeyn, entzieht. fich aber einer näheren 
Berechnung; zumal wenn das wichtigfte Erzeugnifk, die Milch, 
vorherrfhend zum eigenen Hausbedarf verwendet zu werben 
pflegt. Jedenfalls dürfte es ſich bier um Beträge handeln, 
bie gegenüber von bem oben’ bei dem Ertrag des Aderbaus 
vorgefommenen Summen unerheblid zu nennen find. Kerner 


155 


gibt für. 1787 eine foldhe Berechnung des Ertrage der Vieh⸗ 
zucht, deren Richtigkeit aber ftarfen Zweifeln ımterliegt. Zwar 
iſt ev ſich deſſen wohl bewußt, daß, nachdem er das Futter 
in ber Scheune ale Einnahme gerechnet, er e8 im Stall wie- 
ver als Ausgabe rechnen muß. Er rechnet als Gewinn bei 
dem jährlichen Verlauf von 50 Pferden A 2 Carolins 1100, 
von 50 Stüd Vieh à 6 fl. 300 fl., für Schweinhandel und 
Schweinemäftung 400 fl., als Reinertrag ter Schafhaltung 
400 fl., und nimmt endlid an, daß auf 400 Kühe bei einem 
Milchertrag von je 6Ofl. (tie Maaß zu 4 fr. = 900 Maaß) 
und einer Sonfuntion ven 3 Wannen Heu & 27 fl. ein Rein 
ertrag von 400 >< 33 fl. = 13200 fl.- anzunehmen fey, fo vaß 
er im Ganzen als Ertrag der Viehzucht Die Summe von 15400 fl. 
erhält. - Hiebei ift jepach gegen ven Hauptpojten, den Milch⸗ 
ertrag, die Einmendung zu machen, daß auf 482 Stüde jelbft- 
gezüchteten Rindviehs nicht 400 milchgebende Kühe fallen kön⸗ 
nen, da doch zum Mindeften ein Drittheil, der Regel nad 
aber zwei Fünftheile in Ochſen, Schmalvieh und Kälber be= 
ftehen würden, ferner daß 33 Ctr. Heu auf eine Kuh als 
Jahresbedarf zu niedrig und andererfeits der dafür angenoms 
mene Werth etwas "hoch beredinet ſeyn mag: 

Da nah dem Obigen der jetzige Viehſtand ſich zu Tem 
damaligen nah Zahl und Dualität wie 149 zu 100 verhält, 
fo dürften im Allgemeinen fih die Reinerträge ähnlich ver- 
halten. Jedenfalls hat, wie fchen oben "gezeigt wurte, bie 
Entwicklung des Viehftandes weder mit der der lanpwirthfchafts 
lihen Roherträge, nod) auch mit der Vermehrung der Bevöl⸗ 
ferung gleihen Schritt gehalten, und da nad dem Obigen 
Dünger von Außen zugefauft werden muß, fo ift auf biefe 
Rubrik ein Ausfall anzunehmen, ven die Roherträge des Ader- 
baus zu deden haben. Zu einer näheren Abſchätzung dieſes 
Ausfalls aber fehlen genauere Anhaltspunkte, wahrjcheinlich 
ift er durch die oben befprecdhene zu nietrige Taxation ver 
Heufurrogate bereits als ausgeglichen anzufeben. Der Vieh— 
ftand von 1787 erſcheint für den damaligen Betrieb der Land⸗ 
wirthſchaft ausreichender, als der jegige für den jebigen, ob» 
gleich es andererfeit8 wieder zu ven Vortheilen der Lage des 
Ories gerechnet werden muß, mit einem verhältnißmäßig fo 


156 


Heinen Biebftand fo beträchtliche landwirthſchaftliche Ergebniffe 
erzielen zu können. 

Die Vollſtändigkeit würde erfordern, Daß aud) über bie 
Erträgniffe des Gewerbebetriebs vergleichende Mittheilungen 
gegeben würden; die zur Berfügung ftehenden Notizen find 
jedoch auch hier zu dürftig, um mehr als einige Andentungen 
zu geben; fie reichen nur etwa dazu hin, erfennen zu lafien, 
daß die gewerblichen Erträgniffe gegenüber von den landwirth⸗ 
Ihaftlihen von fehr untergeorpneter Bedeutung find und zu 
der Zahl ver bejchäftigten Perfonen in großem Mifverhält- 
niß Stehen. 

Im Jahr 1787 betrug das angenommene Steuervermögen 
ven Kornwefthein im Ganzen 198,265 fl., das Kerner zu 
einen WYünftheil bes wirklichen Werthes jchätt. An jenem 
Steuervermögen kamen .195,290 fl. auf ven Gyunbbefig und 
2975 fl. auf die Gewerbes oder fogenannte Commercialfteuer. 
Somit nur !/estel oder 1,5 Procent der ganzen Steuer fielen 
auf Gewerbe; da aber 85 Gewerbetreibende unter 186 Steuer- 
contribuenten waren, jo kam auf Einen Gewerbetreibenden 
nur ein ÖSteuerlapital von 32 fl., und, wenn man die Ker- 
ner’fche Bemerkung, daß das Grundeigenthum zu etwa einem 
Fünftheil des Werthes eingefhäßt fey, auch auf Die Gewerbe 
übertragen bürfte, von 160 fl. Da damals von 71 fl. Steuer- 
vermögen 1 fl. Steuer bezahlt wurde, fo kam auf die 85 Ge- 
werbetreibenden zufammen 42 fl., auf Einen aljo durchſchnitt⸗ 
lich 30 Er, während einen Orundeigenthümer im Durdjchnitt 
etwa 15 fl. traf. Da. die Steuerrepartition damals ziemlich 
neuen Datums war und grelle Mifverhältniffe in der. Ver- 
theilung zwiſchen Gewerbe und Landwirthſchaft nicht anzuneh- 
men find und von Kerner nicht erwähnt werben, fo geht aus 
ben Ziffern in Uebereinftimmung nit dem oben fhon in dem 
Kapitel über Stand und Beruf Bemerkten mit Sicherheit her» 
vor, daß der gewerbliche Betrieb damals höchſt unerheblidy war, 

In der Finanzperiode von 18°°%/sı betrug bie Gewerbe» 
fteuer in Rornweftheim 107 fl. 37 kr., neben 3917 fl. Grund⸗ 
und 477 fl, Gebäubefteuer, aljp 1/es oder 2,5 Procent ber ge- 
fammten directen Steuer. Auf einen Gewerbetreibenven fam 
durchſchnittlich 1 fl..12 fr. Gewerbfteuer, auf einen Grund» 


157 


befiger durchſchnittlich 12 fl. Grundſteuer. Wenn man au—⸗ 
nimmt, daß die Steuer doch wenigftens Ein Procent des Rein- 
ertrages ausmache, fo fällt auf Ein Gewerbe immer nur ein 
Reinertrag von 10 fl. In Verbindung mit dem. obigen Abs 
fhnitt über die Zahl und Gattungen ver Gewerbetreibenden 
zeigen dieſe Ziffern einerjeits, daß auch jeßt noch ber Gewerbe- 
betrieb neben der Panbwirtbichaft eine untergeorpnete Bedeu⸗ 
tung bat, andererſeits aber doch, daß feine relative Intenfität 
mit der der Landwirthſchaft mindeſtens gleichen Schritt ges 
halten hat, 


10. Die Art und Vertheilung ded Befibed. 


In dem vorängegangenen Abfchnitt wurde die ganze Mar- 
fung wie Eine Wirthichaft, nie Gemeinde wie Ein viellöpfiger 
Befiger, und der ganze Gegenftand ohne Rüdfiht darauf be- 
handelt, welcher Art die Befigverhältniffe überhaupt find und 
wie fi die einzelnen Gemeindegenoſſen unter fid in das 
©anze. theilen. Erft durd ein näheres Eingehen auf diefe 
ragen. erhält die Darftellung der wirthſchaftlichen Entwidlung 
ihre Erklärung und Ergänzung. 

Nach der Kerner'ſchen Handſchrift zerfielen im Jahr 1787 
nath der Art des Befites ſämmtliche Felder in verjchiebene 
Klaſſen, die ſich unter zwei Hauptgattungen rubriciren laſſen, 
in die freieigenen und in die durch grundherrliche Rechte ge⸗ 
bundenen Güter. 

Die letztern, die im Ganzen über vier Fünftheife der ge⸗ 
ſammten Feldmarkung begriffen, zerfielen in die zwei Klaſſen 
der Gültäder und der Theiläder. Gültäcker heißen diejenigen, 
welche den Obereigenthüimer eine Gült, d. b. einen firirten 
und unabänberlihen Yahresbetrag in Naturalien zu reichen 
hatten, Theiläcker ſolche, welde einen. beftimmten Bruchtheil 
des wechſeluden Yahresertrags, alfo ein’ Biertheil, Fünftheil ꝛe. 
entrichten mußten. 

Unter den erſteren bildeten den Hauptbeſtandtheil die Lehen⸗ 
und Gülthöfe, deren Zahl ſich auf 36 von Alters her belief. 
Die darunter begriffenen Felder hießen Hofäder. Die 36 Höfe 
umfaßten zufammen 33 Häufer mit 22 Hofraithen, 23 Schen- 


158 


nen, einer Stallung und 3090 Mergen Feld, worunter Heder, 
Gärten, Wiefen und Weinberge. Die Größe derfelben bewegte 
fi zwiſchen 10 und 235 Morgen; 3 Höfe hatten zwiſchen 
200—235, 9 von 100-200, 10 von 50-100, 4 von 30-50, 
10 von 10-30 Morgen. 

Die im Ganzen darauf ruhenden Gülten beftanden in 
12 fl. Geld, 27 Sommerhühnern, 1'/s Gänfen und 1100 Scheffel 
Frucht nah Rauhem. Kerner ſchlägt nach feinen obigen Prei- 
fen den Werth der Gülten im Ganzen auf 3681 fl. an, was 
unter Einrehnung der Gebäude etwa 1 fl. 12. auf den 
Morgen ausmadt. Außerdem hatten die einzelnen Höfe noch 
verſchiedene bejondere Rechte und Gegenobliegenheiten, worun⸗ 
ter die Pförchgerechtigkeit die Hauptrolle fpielt. Das Ober- 
eigenthum ftand bei den meiſten der Herzogl. Domanialver- 
waltung und dem evangelifhen Kirchengut theils ausſchließlich, 
theil® gemifcht zu; einige berjelben gehörten Corporationen, 
3. B. dem Spital und der Armenpflege in Eplingen, ver Siechen⸗ 
pflege in Stuttgart ꝛc. zu; bei drei derſelben hatten aud) Pri- 
vater Antheile. Der Lehensträger eines ſolchen Gülthofes war 
infofern vollftändiger Eigenthümer, als er den Hof frei erwer- 
ben und verkaufen konnte. Zu Veränderungen und Theilungen 
war die Zuſtimmung des. Obereigenthümers erforderlid, von 
welcher Kerner beklagt, daß fie für Hofzerftüclungen zu unter- 
ſchiedslos ertheilt zu werben pflege. Auch im Fall einer Thei- 
lung blieb immer Ein fogenannter Träger, weldyer dein Ober- 
eigenthümer die Gefälle aus Einer Hand richtig abzuliefern 
hatte. 

Außer dieſen 36 Gulthöfen gab es nun noch eine Anzahl 
Gültäcker, zufammen 168 Morgen, weldye beſtimmte Gülten 
im Oefammtwerth von 324 fl. nad deu Kerner’fchen Preiſen 
zu entrichten hatten. 

Die Theiläcker hatten zuſammen ein Areal von 354 Mor⸗ 
gen. Der niederſte Bruchtheil, der zu reichen war, war ein 
Neuntheil, der höchſte ein Viertheil. Als Durchſchnittsbetrag 
rechnet Kerner 200 Scheffel Früchte im Werth von 800 fl. 

Da ſomit an der 4300 Morgen landwirthſchaftlich be⸗ 
nützter Fläche 3612 Morgen als ein durch grundherrliche Rechte 
beſchränktes Eigenthum erſcheinen, fo bleibt für Die „freieigenen“ 


159 


Güter ein Areal von etwa TOO Morgen übrig. Nur ziwei 
Güter, ber zu Haltung bes Faſelviehs verliehene Widdumhof 
von 93 Morgen und das Pfarrgut von 13 Morgen waren 
zehentfrei. Das zehntpflichtige Gut betrug ſomit im Ganzen 
4200 Morgen. Der große Zehnten gehörte dem Kirchengut, 
der kleine der Pfarrei. 

Dieſe Verſchiedenheiten in der Freiheit des Beſitzthums 
mußten natürlich auch auf die Preiſe der Güter von Einfluß 
ſeyn. Nach unſerer Quelle galt dem Morgen nach ein 

Hofacker von der erſten (geringſten) Klaſſe 100 fl., 


on von ber zweiten | 150 fl., 
„ bon ber dritten 160-180 fl., 
freieigene Aecker 150—200 fl., 
" Wiefen und Gärten 400 fl., 


während, was die Handſchrift nicht näher aufflärt, die Hof- 
wieſen und Gärten nur zu 80 fl. angefchlagen find. Im Ge⸗ 
ſammtdurchſchnitt dürfte ein Morgen Feld zu etwa 160 fl. zu 
ſchätzen ſeyn, was auf die ganze Markung einen Geldwerth 
von ungefähr 700,000 fl. macht. 

Kerner ſagt nicht, daß die Zerſtücklung der Höfe und die 
Theilung des Bodens die richtige Grenze bereits überſchritten 
habe, aber daß ſie an derſelben angelangt ſey und ohne Nadı- 
theil nicht noch weiter ‚getrieben werben könne. Eine genaue 
Darftellung der Vertheilung des Güterbefiges gibt er nit; 
fie läßt fi) nur annähernd durch Combinationen aus indirec- 
ten Notizen, einer Tabelle über die Grundfteuerbeträge und 
ben obigen. Öüterpreifen ermitteln. Kerner theilt nämlich einen 
Auszug aus dem mehrerwähnten Steuerkatafter mit, wornach 
im ‚Öauzen 195,000 fl. auf den Grunpbefig, der übrigens 
Häuſer und Güter zumal in fid) begreift, als Steuervermögen 
fiel, und deſſen Beträge er als ein Fünftheil des damaligen 
wahren Werthes ſchätzt. Schon oben haben wir gefehen, daß 
er alle Grundbeſitzer von weniger als 300 fl. Steuervermögen, 
wenn fie nicht. zugleidh ein Handwerk ..over  fonftigen Beruf 
hatten, zu den Taglöhnern rechnet, und da- durchſchnittlich ein 
Morgen Feld zu 30—35 fl. in ben Steuerkatafter anzunehmen 
it, fo: ſchätzten wir, bag ein Beſitzthum von .7—8 Morgen 
Feld und einer Wohnung damalg als an dev Grenze eines 


160 


„bäuerlichen“ Befigtbums ftehend angenommen wurde. Auf 
ein Steuervermögen von 600 fl. dürfte hiernach ein Befit von 
etwa 15 Morgen, auf 1000 fl., fofern die Taration der Ge- 
bäude nicht in gleihem Maßſtab anfteigen Tonnte, ein Befitz 
von 25—30 Morgen, auf 2000 fl. von 60-70 Morgen, auf 
3000 fl. von 90—100 Morgen ꝛc. zu rechnen jehn. 

Die Zabelle zählt 193 Steuerpflichtige, welche Zahl mit 
der der 163 Bürger und 33 Wittwen ziemlich genau zufam- 
mentrifft. Von diefen 193 befaßen 7 kein Steuervermögen, 
wobei man nicht blos an Befitlofe, ſondern auch an folche, 
melde von Gehalten, Leibgedingen, Zinfen lebten, oder an 
Handwerker, die in der Miethe wohnten und feine Güter 
hatten, denken muß. 

Bon den 186 Steuerzahlenden betrug dus Gteuervermd- 
gen bei 

41.weniger a8 . . 10 fl. 
18 zwifhen . 100— 200 fi. 
16 n ... 200-- 300 fl. 
21 " . 300— 500 fl. 
27 n . 500-1000 fl. 
3 =. 1000-1500 ff. 
19 n . 1500-2000 fl. 
4 n .. 2000-3000 fl. 
3 n .  3000—4000 fl. 
3 u . 4000—5000 fl. 
2 " 5000—6000 fl. 

Unterhalb der Grenze von 300 fl. Steuervermögen wür⸗ 
den biernah im Ganzen 82 Steuerpflichtige fallen, unter 
welhen wir außer ben bon Kerner gezählten 23 Kleinbe- 
figern und ZTaglöhnern etwa 40—45 Handwerker zu zählen 
hätten. Die 111: Perfonen von mehr als 300 fl. Steuerver- 
mögen enthalten die in der obigen Standeslifte gezählten 49 
Bauern oder ausſchließlichen Landwirthe und etwa ebenfalls 
40—45 Gewerbtreibende. Der nicht genauer anzugebende Reſt 
vertheilte ſich auf die Wittwen, Unfelbftändigen und Angeftells 
ten. Die 48 Verfonen von 300-1000 fl. dürften als Be⸗ 
figer von S—25 Morgen, die 23 von 1000—1500 fl. Steuer» 
vermögen als Beſitzer von 25--40 Morgen, bie 41 über 1500 fl. 


34 


als Befizer von 40—200 Morgen anzuſehen feyn. Auf die 
legtere Klaſſe müffen im: Ganzen wohl miwveftens drei Fünf- 
theile oder 60 Brocente der Markung mit etwa 2500 Morgen 
gerechnet werden, während auf vie 82 Perſonen, mit weniger 
als 300 fl. Steuervermögen bei Annahme eines durchſchnitt⸗ 
lichen Beſitzthums von 3 Morgen etwa: 6 Procente des Ganzen 
fallen, und auf die 48 Eigenthünter zwiſchen 8—25 und die 
23 Eigenthimer. wiſchen 25—40 Morgen je etwa 17 Precente 
fommen -wärben. - u 
Eigentlliche Beſitzloſe und: der Gemeinde: zur Laſt fellende 
Perſonen waren nicht vorhanden; Kerner erwähnt, daß eine 
einzige Perſon Unterftützung aus der öffentlichen Kaſſe erhalte, 
und zwar täglich 2 Kreuzer. (Dagegen war der Ort durch 
ſeine Lage an der Hauptſtraße des Landes durch den Bettel 
der Reiſenden ſehr beläſtigt, wofür beſondere Anſtalten gut 
Unterftügung der Bedärftigen getroffen waren.) J 

Von den Schulden einzelner Bürger nimmt Kerner an, 
daß fie durch die Aetiveapitalien Anderer ansgeglichen werben. 

+ Wenn wir nım zur Darftellung der gegenwärtigen Ver 
figwerhäftniffe übergehen, fo ift dieſelbe hinſichtlich der Art 
des Beſitzes ſehr einfach, ſofern alle- grundherrlichen Laſten 
und Beziehungen aufgehoben und alle Güter afreieigen«ge 
worden find. Es geſchah dieß ſchon durch die Gefege von 
1817 und 1836. Die Gälten, Theilgebühren ꝛc. find feit 1844 
dur ein Kapital von 81,745 fl. abgelbet. Die Geſetze der 
Jahre 1848 und 1849 trafen im Algentelnen nur nod den 
Zehnten an. Bon Beſchränkungen in freier Benligung des 
Eigenthums beftehen nur noch diejenigen, welche mit der Drei- 
felderwirtbiehaft: verbunden find. Auch die Schafmeibe ift noch 
in Befig des Staatslammergutes, ohne daß jedoch dadurch die 
Eigenthümer im Anbau befchränkt wären. 

Hinſichtlich der Vertheilung des Grundbefikeg fand im 
Jahr 1857 eine amtlihe Erhebung im Lande Statt. 

Nach der Tabelle der Gemeinde Kornwefthein wurden das 
mals 305 gemeinbeangehötige Grund⸗ Eigenthüimer gezählt. 
Darunter befaßen 

über 200 Morgen 0 
von 100 200UV Einw. 
Wurtt. Jahrb. 1860. 28 Heft. 11 


162 


von 50-100 Morgen : 15 
vn DO 50 m RB. 
bon 10— 30 n:8 
von db 10 ” 39 
von 0— 5 "„ 133 
Noch genaueren Einblid gewährt das Einzugeregiſter aber 
die Zehentablöſungsrente. Nur erſtrecktt ſich daſſelbe blog auf 
die im Jahr 1848 noch zehntpflichtigen Grundſtücke, zuſammen 
4032 Morgen, ſo daß etwa 330 Morgen, die nicht mehr zehnt⸗ 
pflichtig waren, worunter namentlich Gärten und Wiefen, da⸗ 
bei keine Erwähnung finden und als zu dem Befig zahlreicher 
einzelner Eigentbümer noch in nicht näher ermittelten- Quo⸗ 
ten binzufonımend zu denken find. . Hieraus, fowie aus ber 
Berichievenheit des Termins find die Widerſprüche beider Ta⸗ 
bellen wohl großentheils zu erllären Bon jenen 4032. Mor- 
gen zehntpflichtigen Grundſtücken beſaßen 314 Kornmweftheimer 
3567 Morgen, und 341 Ausmärker 464 Morgen. Die Zahl 
der Eigenthümer aus den Nachbarmarlungen ift fomit größer, 
als die der Eingeſeſſenen, wiewohl ihr Antheil. im Ganzen 
nur etwa ein Neuntheil beträgt. Auf Einen Ausmärker kommt 
ein Beſitz von 1%s Morgen, auf Einen Eingeſeſſenen durch⸗ 
ſchnittlich —B Morgen. 
Von jenen 314 Eigenthümern beſaßen 
| Morgen zuſammen burchjchmittl, 


. 5 von 50 - 100 . 352 70: Mrg. 
1 „» 0-50 . BDO: 45 m 
13 „ 30— 40. 470 36 u 
zuf. 9 „ 30-10 1322 Mn 
24 n 20— DD. - 690 25,0 Ti 
23 n 15— 20 382 160 „ 
4 „ 10— 15 503 ° 125 n 
uf. 88 ” 10— 30 1505 : 1Tı » 
68 „ 5-10 440 Tn 
0 nn 3—- 5. 158. 3 
53 nr 1— 3 98 ls“ 
41 " 0— 1 19 OA "n 
auf. 134 -. 0— 5 Ä " 


163 


- Ju Progenten ausgedrückt kommen auf 
die 29 Eigenthümer von 30 - 100 Mrg. zuf. 87 


88 n „10-30 u un 43 
63 ” n 5— 10 " n 12,s 
134 " „ 0-5 nn nn Ts 


Prozente des Areals - 

Auf die beiden erften Klaſſen, in welche der eigentliche 
Bauernſtand nebft einigen Gewerbetreibenden zu rechnen: ift, 
fallen ſomit 80 Brocent bes ganzen Areals, während die an 
Zahl vie beiden erften Klaſſen übertreffennen Eigenthümer von 
0-5 Morgen nody nicht ein Zwölftheil befigen. Im Ganzen 
find unter den 314 Eigenthümern etwa 60 Ledige und Unjelb- 
ſtändige, und 50 darunter fallen in vie Klafje der Befiger von 
weniger als 5 Morgen, 29 unter die Befiter von weniger als 
1:Morgen. Würde das nichtzehntpflichtige Land eingerechnet, 
fo würde, da tafjelbe, namentlich die Wiejen und Weiden, 
mehr ven größeren Eigenthümern zulommt, das Uebergewidht 
der höheren Beſitzklaſſen fich noch als höher herausftellen. Unter 
den Befigern von weniger als 10 Morgen dürfte der größte 
Theil der Gewerbtreibenden ſich befinden. 

Die Güterpreife bewegen fi nad) der Oberamtsbeſchrei⸗ 
bung bei Yedern zwiſchen 3—500, bei Wiefen zwiſchen 4—600 fl., 
wornad der Geldwerth der gefammten Feldmarkung fich auf 
etwa 1,800,000 fl. beliefe und auf den Kopf der Bevölferung 
ein Antheil von etwa 1200 fl. käme. Der Betrag der Pfand⸗ 
ſchulden ſoll 150—160,000 fl. betragen, während etwa 250,000 fi. 
Actiofapitalien fatirt werben. Die Zahl der Armen iſt unbe- 
deutend; 10—12 Perſonen erhalten Unterftügungen aus öffent» 
lihen Mitteln im Gefammtbetrag von 2—300 fl. Bettler ber 
finden ſich feine im Ort. 

Bei einer Bergleihung der jeßigen und ehemaligen Zu⸗ 
ftände in den befprochenen Beziehungen wird jedenfalld bie 
Aufhebung aller grunpherrlihen Luften und Beſchränkungen 
ls ein großer Fortſchritt und derſelben ın ver günftigen Ent« 
widlung der landwirthſchaftlichen Verhältniſſe ein namhafter 
Antheil beigemeflen werben müfjen. Andererſeits wird man 
nicht verkennen bürfen, daß. jene Leiftungen und Beſchränkun⸗ 
gen für den einzelnen: Befiger in ben niebrigeren Preifen, um 

11 * 


264 


weldhe die Gült- und Theiläcker erwerben werben konnten, 
eine Ausgleihung fanden. Ein Landwirth, der WO Morgen 
Teld un 3—4000.fl. erworben Hatte, konnte immerhin jähr- 
lid, einen Werth von 30—40 fl, an Gülten und Gebühren 
entrichten und ſich doch noch in einer befleren Lage befinden, 
al8 derjenige, der für daffelbe Areal jettt 89000 fl. zu zahlen 
bat. Der Bortheil für das Ganze tritt hier ftärker hervor 
als für den Einzelnen. Anders aber ift es bei Zehnten und 
Theilgebühren, die mit dem Ertrage fteigen und ven fleißi« 
geren und intelligenteren Landwirth von wirtbichaftlichen Ver⸗ 
befferungen zurüdhalten. Nur war der Zehnten eigentlich Feine 
aus den grundherrlihen und fendalen Berhältniffen abzulei- 
tende Laft und traf Die Ortſchaften mit lauter freieigenen Gü⸗ 
tern ebenfo. 

Daß, wenn auf ber gleichen Markung die landwirthſchaft⸗ 
liche Bevölkerung ſich verdoppelt, durchſchnittlich auch die Be⸗ 
ſitzantheile der Einzelnen im gleichen Berhältniß kleiner werben 
müſſen, daß aber andererſeits hiebei die Sconomifche Lage der 
einzelnen Beſitzer in dem Falle unverändert bleibt, wenn zu⸗ 
gleich durch intenſiveren Anbau ver Werth und bie Erträgniſſe 
der Güter fich verboppeln, leuchtet von jelbft ein. Daß in Korn- 
weſiheim die Brogreffton der Landwirthſchaft noch ftärker als 
die.der Bevölkerung war, hat bereits der vorige Abfchnitt ges 
zeigt. Allein hiebei war. ein ungleihmäßiges Yortrüden ver 
verfchiedenen Befizabftufungen immer noch wohl möglich, und 
es fragt fich, wie fih vie Vermehrung ber Beſitzer und bie 
Berminderung ihrer Antheile im Einzelnen: geftaltete,..ob fie 
mehr die größeren,. bie mittleren oder die. kleineren Befiger 
traf u. ſ. w. Nun ift freilich zu einer ganz genauen Berglei- 
hung in diefer Hinficht das Material theils zu bürftig,; theils 
zu ungleichartig. 

Wenn man einerſeits die erſtgenannte amtliche Aufnahme⸗ 
tabelle von 1857 zu Grunde legt und andererſeits davon aus⸗ 
gebt, daß bie in der. Kernerfhen Tabelle: mit weniger als 
300 fl. Steuervermögen aufgezählten, und von ihm, falls fie- 
fein Gewerbe over fonftigen Beruf trieben, den. Taglöhnern 
gleichgeftellten Grundeigenthümer mit den Befitern von weni«. 
ger. als 5 Morgen.;verglichen werben: KBnnen, daß ſemer 


Fa u 
21i 


108 


ein Stenerbermögen einem Befit 
von  300— 500 fe. von 5—10 Mrg. 
Mn 500--1500 Uh " 10-30 u ' 
-: 1500-3000 „ „ D—HÜ u 
0 300 - 6000 " mehr als 50 » 
gleichgeltend iſt, und wenn man hiernach 5 Befltsaffen in 
gleicher Ordnung unterſcheidet, fo ergeben ſich 


1787 1857 
Morgen Grundeigenth. Grundelgenth. 
J die 1. Kaffe von 0— 5 75 183 
2. 5—10 21 39 
3. 10-30 49 85 
4. 30-50 33 32 
6. über 80 8 16 


zufammen . 186 305 
und in Procenten ausgedrückt 


für die 1. Klaſſe 40 44 
2 11 13 
3. 27 28 

4 18 10 

5. 4 5 


Hieraus ergibt ſich, daß die Zahl der Grundeigenthümer faſt 
ganz im Verhältniß der Bevöllerung zugenommen hat (dieſe 
um 67, jene um 65 Procent) und daß hiebei die Zahl der 
kleinen, mittleren und größeren Befitser fich in ziemlich ftetigem 
Verhältniß zu einander fortbewegt bat, namentlich aber vie 
wichtigſte und zahlreichſte Mittelklaſſe der bäuerlichen Beſitzer 
von 10 -30 Morgen ſich eher vermehrt als vermindert hat. 

Daß ein Anfteigen der Güterpreife um etwa 150 Prozent 
(ein. mittlerer Morgen Ader von 160 fl. auf 400) in der 
Ablöfung der Grundlaften und dem ſinkenden Werth des 
Geldes nur zu einem Heinen Theile feine Erklärung findet, 
und daR bie ‚intenfivere Kultur und das Steigen der Roh: 
erträge darauf die wejentlichite Einwirkung haben mußte, wird 
ſchwerlich beftritten werben. Es liegt im ver Natur der Sadje; 
daß diejenige Vermehrung des Rohertrags, welche blos durch 
Bermehrung der menfchlichen Arbeit erzielt wird, bei ber 
Dorfwirtbichaft. vom dem Heineren :bäuerlichen Beſitzer ale 


166 


dem Reinertrag nahe kommend betrachtet wird, und deßhalb 
die Güterpreife höher treiben muß, als der mit fremden und 
bezahlten Kräften arbeitende größere Landwirth gerechtfertigt 
finden kann. Es ift daher nicht ohne Intereſſe, auf die Aehn⸗ 
lichkeit in der Progreſſion der Roherträge (138 Prozent) und 
der Güterpreiſe hinzuweiſen. 

Wenn man aus der Einen Thaiſache, daß im Yahr 
1787 Eine Berfon, jett aber 10—12 Perſonen Unterftügung 
aus öffentlichen Mitteln erhalten, die Schlußfolgerung auf 
eine Verzehnfahung ver Bedürftigen ziehen wollte, jo wäre 
fie nicht viel berechtigter, als die wingelehrte, daß die Huma- 
nität in ber Unterftägung der Nothleidenden ſich verzehnfacht 
habe. Daß es auch jest nody nicht an Gelegenheit zur Arbeit 
im Orte fehlt, zeigt die Notiz, daß ungefähr 100 fremde Per⸗ 
fonen in Kornweftheim in Dienftverhältniffen ftehben und nur 
etwa 20 Rornweitheimer auswärts dienen, fowie bie von ber 
Oberamtsbeſchreibung angeführte Thatjache, daß zur Erndte⸗ 
zeit oft gegen 400 fremive Arbeiter im Orte Beihäftigung finden. 


11. Die Laften und Steuern. 


E8 mußte in vorangehenden Abfchnitt fon voransgrei- 
fend zum Verſtändniß ver Befitverhältnifje von einigen grund⸗ 
herrlichen Laſten gefprochen werben; es ift aber nöthig, auf 
piefelben noch einmal im Zuſammenhang mit der allgemeinen 
Frage zurüdzufommen, was damals und jett die Einwohner 
des Orts im Ganzen an Laften, Steuern und Abgaben jeder 
Art von ihrem jährlihen Einfommen an Grundherren, Staat, 
Kirche und Gemeinde zu entrichten hatten? 

Kerner behandelt diefen Punkt mit befonderer Genanigfeit 
und Ausführlichkeit und e8 mag nicht ohne allgemeineres, ge- 
ſchichtliches wie volkswirthſchaftliches Imtereffe jeyn, ihn, wenn 
auch nicht in alles Detail, doch in alles: Wefentlihere feiner 
Mittheilungen zu folgen. Das Regifter von Peiftungen ber 
Gemeinde und ihrer Angehörigen, das er mittheilt, ift ein 
ziemlich langes md complicirtes, Die Kerner’fehe Berechnung 
ift zwar in mehreren Punkten mangelhaft, namentlich indem 
bei einigen Rubriken nur bie Nettoeinnahme des Berechtigten, 


167. 


alfo nach Abzug von Einzugskoften und Berwaltungsaufwand 
gezählt, andererfeits die geſammte Einnahme der Gemeinde⸗ 
und Ortöftifinngen einfchließlig von Zinfen aus Sapitalien, 
des Ertrags aus: Gütern und. Gebäuden ꝛc. aufgenommen 
wurde, wo es ſich doch in beiden Fällen nur darum handelte, 
die Leiftung der Pflihtigen zu ermitteln; e8 wurde jedoch nur 
da, wo das Material. zur Berichtigung vorlag und ber Be- 
trag ven Erheblichkeit iſt, eine Correctur vorgenommen. Die 
Leiſtungen ſind: 


A. Abgaben der Lehngüter 


1) Die ſchon oben erwähnten, unveränder⸗ 


lihen, meift in Naturalien beſtehenden 
Abgaben der 36 Tehen- und Gülthöfe, in 
ven früher ſchon angegebenen hruchtyrel⸗ 


ſen angefhlagen zuu...... 
2) Die veränderlichen Gebühren don den Bes 


3681 fl. — fr. 


figern der herrſchaftlichen Theiläder, zu 1061. — kr. 


3) Die Gülten von bem: zelglihen Gültädern 


BGs fl. — kr. 


zuſammen aus Lehngütern 4810 fl. — kr. 


B. Zur herzoglichen Rentkammer Re⸗ 
galien und Einkünfte 


1) Schuß». und Schirmgeld, von jedem in 


Kornweitheim in Beſitz aufgenommenen 
Ausländer over. Bfahlburger jährlid 2 fi.; 
Ertrag im Jahr 1787 = 0 

2) „Ewige und unablöfige Steuer“, auf St. 
Martindtag von der Gemeinde an ben 
Vogt zu Kanftatt zu entrichten 15. 10 P 


:3) Localhauptrecht und Fall von eingefeflenen 


ik 


feibeigenen Leuten (ein. fiscaliſcher Reit 
früherer Berhältniffe, wornad in Todes⸗ 
fällen von dem binterlafienen Vermögen 
für je 100 & Heller von Männern 1 fl., 
von Weibern 30 kr. zu entrichten er.) 
Jährlicher Ertrag . 

4) vEwig ohnablöfige. Hellerzinge aus vers 
ſchiedenen einzeluen Häuſern, Gärten und 


Hofraithen zuſammen... 1 


11fl. 4. 


: 10086 — Ir. 


13 8. 58 fr. 


168 


u BL 


5) Uungelo,. beftehend in je ber. 17%: Maas . ; 


vom Ausſchank, deu Bonceffions- und Re⸗ nah 


- cognitiondgeld für Wirthſchaftsberechtigung, 
dem Halbthalergeld von Brennereien, ber 
Tar von fremden Weinen, dem wege 
der Bierbrauer, zufommen ». . 


6) Strafen: und Confiscationen, angefihl..ı u 


7) Abzug oder Nachſteuer. 


Es konnte Jeder mit ſeiner Habe ben 


Ort frei und ungehindert verlaffen; wenu.. : 


er aber nah feinem Abzug aus dem Orte. 


eine Erbſchaft zu erheben hatte, mußte er 
den 10ten Pfenniug ber Rentkammer zu⸗ 
rucklaſſen. Ertrag . 
8) Taubenſchlaggeld, von. jedem offenen Tau 
benſchlag jährlih 6 ir. Erteng . ... . 


9) Benfionsabzug oder Befoldungsfteuer zu 3 | 


:;  Peogent des Einkommens. (Bon ber Bes 
foldung des Schultheißen 3 fl) . . 
10) Aus wzerfchiedenen« Gütern. in Kornweſt⸗ 
heim, jährlid. 6 Gänſe, in Geld & 20. &. 
zu bezahlen . 
11) Rauchhennen; von jedem Koud (Lüge ober 
Haushalt) eine alte Henne, zuf: 187; dazu 
4 von befonders Berpflichteten, auf. 161, 
in Geld gu entrihten a 10. . . . 
12) Sommerhühner aus "allerhand Gütern, 
50 Stüde, in Geld zu entrichten & 5 ir. 
13) „Zollvon ven commercirenben Sachen“, nach 
Abzug der Einzugsgebühren angeſchl. zu 
Die bisherigen vom Oberamt einzuzie- 
benden Abgaben betragen: zuſammen 914 fl. 


18kr.; Kerner berechnet wegen verfähiedener - 


Ausgaben rein nur 784 fl. 18 kr. 


14) Ertrag des herzoglichen Schäfereirehtt. . 
15) Lehenzins aus einigen Häufern and : 
2 Scheunen. . 


800 


45 


10 


61 


169 


\ fl. %. 
16) Novalzehnten von Neubrüchen und Sereuthen 6: 30 
17) Jährlich Steuerkorn | 
Stenerroggen auf Martini jeden Jahrs 

von der Gemeinde nach Stuttgart zu lie⸗ 

fern 67 Scheffel 5 Sri. 2 Sieting, ange- * 

ſchlagen zu.... en 45 
18) Strohzehnten . . . Pe * 120 — 
19) Mahlkernen von dem Muller ns 22 10 
20) Emwig ohnablöfige Kernen von einigen Aecern, 8 

:ebenjo Haber ... . “ 3 30 
21). Bovdenwein von verfhievenen Weinbergen: 3 7 


Mit Einſchluß des unter Ziffer 1-3 
eingerechneten Antheild an Gülten von her- 
zoglihen Gülthöfen und.Aedern, und an 
Theilgebügren im - Betrag: von 2528 fl... 
.5J fr. beträgt die Leiftung: an. die herzog 
lie Rentlammer im Ganzen 5637 fl. ohne 
“jene bereits gerechneten Beträge ned 2998 47 


07 Der evangelifchen Lirche 


1) Dem evangeliſchen Kirchengut oder der 
herzoglich Bebenhauſiſchen Pflege zu Stutt⸗⸗ 
a. Der große Zehnten angeſchl. zu 4409 fl. 44 fr. 
b. Zehntfurrogate von Kulturver- W 
änderungen... . 206 fl. 18 kr. 
c—h. unter 6 andern Rubriken von 
einzelnen Aedern Gülten, Wein, 
Leibhennen ꝛc...60 fl. 13 kr. 
zuſammen ° 5246 15 
ohne die fhon unter A. Ziffer 1-3 ent: 
baltenen . . ..2801 18 
betragenben Antheile an Galthöfen ic. | 
2) der Pfarrei des Orts | 
» den Heuzehnten von Baum und Grasgärten, 
| . . Pe - — 


170 


b.. den Mleinen Zehnten (von Hirſe/ Bohnen, 
Sonmmergerfte, Hanf x.) 9) . 2 2.2. 


zufammen Sehnten und Zehntfurrogate an 


das evangelifche. Kirchengut und die Ortse- | E 


pfarrei . » . 
." D. Steuern zur Landſchaft 


1) Zur Ordinariſteuer oder Abloſungshülff, 


zur Tilgung der von der Landſchaft über⸗ 
nommenen Schulden und andern land⸗ 
ſchaftlichen Ausgaben .. 
2) Aceiſe oder Zuſchlag zu der Owinariſteuer 
3) Das Ertrabrdinarium oder Sommers und 
Winterantag nebft bem Surrogato triesei- 
marum. „ 
4) Steuer zur Thaufftrung und ðonſerbation 
ber Heer⸗ und Landſtraßen.. 


5) Zu dem herzoglichen Schloßbau in Stutt- . 


 gärt Beitrag der Lanpfhaft - .:. .W 


6) Beitrag zu dem berrfhaftlichen Tollhaus- 


baumwefen in Lubwigäburg . 
7) Abzahlung eines Lriegsanlehens von der 
Landſchaft vom 7jährigen Krieg.. 
zuſammen Steuern 


E. Beitrag zu den Ausgaben der Amts- 


Corporation oder ſogenanntet Amtsfchaben 


F, Communalabgaben over Beiträge für. . 


Gemeinvezwede, die .unter verſchiedenen 


250 


6620 


Titeln von den Bürgen erhoben wurben, - 


‚neben den Einkünften aus Gütern, Ge⸗ 


füllen, Kapitalien, veränderlichen Gebüh⸗ 


zen ꝛc. 


fr. 


15 


*) Das raſche Steigen ber Erträgniffe bes Heinen -Behnttens 
in Folge des Bracheinbaus machte die Pfarrſtelle bis zu den Ab⸗ 
Lfungsgefegen zu einer ber beſten Pfründen bes Laudes. 


Heine Zehnten allein wurbe zu 1500 fl. angefchlagen. 


Der 


1) Frohngeld von den Auswärtigen . - 50 
2) Wachtgeld, zur Beftreitung ber Nachtwache 50 
3) Bürgerftener von jedem Bürger Lfl., einer. 
Wittfrau 2... 176 — 
— — 5 — 
5) Communſchaden... ..... 684 — 
6) Mößnergarben und Laibe. 18 45 
7) zum Almofenfand . - . . . 100 — 
zuſammen 1043 45 
Unter Zuſammenſtellung der 6 Haupt⸗ 
rubriken ergiebt ſich 
A. Aus Lehengütern an verſchiedene Ober- . 
eigenthümer . . . 4810 36 
B. Zur herzoglichen Rentkammer aus Regalien 
und Abgaben verſchiedener Art... 2998 47 
C. Dem evangelifhen Kirchengut und ber 
Pfarrftele an Zehnten und Zehnijur· 
rogaten .. . 65520 15 
D. Landſchaftliche Steuern ern... 2776 39 
E. An die Amtstörperfhaft - - 2 2 0.233 53 
F. Communalabgaben . . . . 2.1083 45 
sufammen 17384 15 
Die Kerner’fhe Berechnung ergiebt 17624 fl., und bie 
Differenz erklärt fi aus einigen ber oben erwähnten Berich- 
tigungen. Hiebei ift überdieß Mehreres, was nicht ganz unter 
ben Begriff der Abgabe fällt, unberechnet geblieben. So hätt 
Kerner den Ertrag der Kornweſtheimer Jagd an Haaſen, Fa⸗ 
fanen und. Rebhühnern jährlih zu 500 fl., was bei den nie- 
drigen Wilppreifen jener Zeit auf einen Wildſchaden von min» 
deſtens gleichem Betrage mit Sicherheit ſchließen läßt. Ebenſo, 
heißt e8 in dem Forſtlagerbuch, „ſeynd Die von Kornweſtheim 
ſchuldig und verbunden, ver Herrichaft zu bagen, jagen, fürs 
zufteben, Hund zu führen, Zeug und Sailmägen, auch Gepürſt 
und gefallenes Wildprett an Ort und Ende zu führen, deß⸗ 
gleihhen Hunde zu halten und aufzufloden. Die herzoglichen 
Unterthanen follen jedoch zu vergleichen Zagddienſten nicht in 
zu großer Meng, allzuweit, allzulang, zur Zeit des Feldbaus 


172 


angehalten werden, daß fie dadurch Schaden leiden.“ Zu 
Hrolmvienften waren bie Einwohner nur gegen eine taxmäßige 
Belohnung verpflichtet, dagegen hatten fie bei Durchmärſchen 
von Truppen Fuhr⸗ und Borfpanndienfte zu thun, das Quar⸗ 
tier zu „Dach und Fach- zu tragen. Auch die verfdhiebenen 
Zaren, Sporteln und Stempelgebühren für fpecielle Fälle, 
das Salzmonopol und die damalige Plage. des Salpetergrabeng, 
bie üblichen Geſchenke an die Beamten, werden außer Berech⸗ 
nung gelafjen; und es wäre fchwerlich zu hoch gegriffen, wenn 
wir die obige Summe auf 20000 fl. abrunden würden. 
Wenn man bie oben berechnete Summe unter moberne 
und vationellere Rubriken orbnen will, fo zerfällt fie in bie 
drei Klafien: 
| | 1) Feudalabgaben 
a. grundherrliche 5908 fl. 
A b. Zehnten 6720 fl. 
zufammen 12628 fl. 
2) Staatsfteuern 
. birelte 2776 fl. 
b. indirekte 700 fl. 
zufammen 3476 fl. 
3) für öffentliche Lokalzwecke 
a. ber Gemeinde 1043 fl. 
b. des Bezirkes 233 fl. 
zuſammen 1276 fl. 

Rechnet man dasjenige, was die landesfürſtliche Regie⸗ 
rung unter verſchiedenen Titeln an Domanialeinkünften und 
Steuererträgen einzunehmen hatte, unter Eine Rubrik, ſo er⸗ 
giebt fie den Betrag von 8302 fl., und wenn das damals ge⸗ 
trennte, jpäter mit den Staatspomänen vereinigte evangelifche 
Kirhengut noch dieſer Rubrik eingefügt wird, den Betrag von 
13,300 fl. Die übrigen Berechtigten find dann außer der 
Commune und Amtscorporation, die Pfarrei, die Stiftungen 
der Städte Eflingen und Stuttgart, und brei Privaten ats 

Inhaber Heinerer Antheile an Gülthöfen. 

Wenn wir zu den Steuerverhältnifien ver Gegenwart 
übergeben, fo ift deren Darftellung ein um Bieles einfadheres 


FJ 


'173 


Eine Schwierigkeit befteht nur darin, daß einige indirekte 
Abgaben eine. nähere Berechnung für eine einzelne Ortſchaft 
nicht zulaffen und man ſich hier mit annähernden Schätungen 
begnügen muß. Bei dem Zoll läßt fih nicht einmal jagen, 
wie viel die Einwohner des Königreihg ausgeben, fonvern 
nur wie viel der Staat an den Kevenuen. des Zollvereing ein« 
nimmt. Geht man nun davon aus, daß die Einnahme des 
Staats nicht größer ift, al8 die Ausgaben feiner Angehörigen 
(Heiner wird fie wohl in feinem Falle feyn), jo entfpricht die⸗ 
jelbe ungefähr einer jährlihen Conſumtionsſteuer von 1: fl. 
auf den Kopf der Bevölferung (fofern die Bruttveinnahme zu 
rechnen ift). Diefes. würde auf eine Bevölkerung von 1407 
Seelen 1876 fl. ausmachen. Berüdfichtigt man aber, einmal, 
daß die Konfumtion an den Hauptartikeln der Zolleinnahmen 
in den Städten ungleicy größer ift, als auf dem Lande, und 
ferner, daß auch unter den ländlichen Bezirken diejenigen des 
wein- und obftreichen Unterlandes einen geringeren Verbrauch 
an ausländifhen Waaren haben, als die zugleich durch größern. 
Grundbeſitz wohlhabenderen und reichlicher lebenden Bezirke 
anderer Tandestheile, namentlih Oberſchwabens, jo wird bie. 
Schätzung von 1400 fl. oder 1 fl. für den Kopf immer noch 
eher eine zu hohe als zu niedrige ſeyn. 

Die Einnahmen der Salinen ſtehen im Budget zwar 
unter dem Ertrag des Kammergutes und nicht unter den in⸗ 
direkten Abgaben. Da aber der Salzmonopolpreis mindeſtens 
zu zwei Dritttheilen eine Steuer in ſich ſchließt, die durch⸗ 
ſchnittlich zu 24 kr. auf den Kopf der Bevöllkeruug geſchätzt 
werden mag und die Conſumtiou als eine gleichmäßige ange⸗ 
ſehen ‚werben darf, jo berechnet ſich hiernach ein Steuerbetrag: 
auf 1400 Einwohner von 560 fl. 

Die Repartirung nach ver Kopfzahl würde bei ber Rubrit 
der Syorteln ungefähr den Betrag von 300 fl. ergeben; ba 
ſich jedoch dieß Verfahren hier weniger eignet und biefe ganze: 
Gattung. von Staatseinnahmen auch bei ber Kerner'ſchen⸗ 
Berechnung unberückſichtigt gelafien worden iſt, jo Fönnte 
von biefem ohnedieß unerheblien Poſten Umgang genommen 
werden. 

Hiernach ergiebt ſich folgender Betrag der Staatsſteuer: 


174 


1) birefte Steuer 
von Grundſtücken 8917 fl. 31 %. 


Gebäuden 477 fl. 5 ir. 
Gewerben 157 fl. 37 tr 
Befoldungen 25 fl. 30 kr. 
Rapitalien 470 fl, 36 kr 


zuſ. 4998 fi. 19 fr. 
2) indirekte Steuer 
Zoll 1400 fl. — ke. 
18%%/sı Acciſe 453 fl. — kr. 
„ Auflageauf Hunde 123 fl. — k. 
" Wirthichaftsabgab. 883 fl. 25 fr. 
Salzſteuer 560 fl. — fr. 
zuf. 2919 fl. 25 fe. 
Summa 7917 fl. 44 %. 
Die Umlage für die Amtskörperfchaft betrug nah der Ober 
amtsbejchreibung von 1859 852 fi. 
Die Umlage für die Gemeindeausgaben 2500 fl. 

Hiezu ift nun, nachdem ſchon die meiften der obigen klei⸗ 
neren, namentlih alle auf die Leibeigenfhaft Bezug nehmen- 
den Reiftungen durch die Epicte von 1817 aufgehoben und die 
Gülten und Landachten in Folge des Geſetzes von 1836 abge- 
[d8t worden find, noch die Abldfungsrente für die Zehnten, 
wie fie fih aus den Geſetzen von 1848 und 1849 ergab, in 
Betracht zu ziehen. 

Der große Zehnten, den Kerner für 1786 nach den ba- 
maligen Einrihtungen und Preifen zu 4409 fl., einjchließlich des 
Strobzehntens zu 5609 fl. in Geld anfchlug, wurde zu 5800 fl. ger 
[hätt und ergab, nach dem ſechszehnfachen Maßſtab Des Geſetzes 
von 1848, das Ablöſungskapital von 92823 fl., was bei dem 
Zinsfuß von A Prozent, den das Geſetz vorjchreibt, einer Jahres⸗ 
rente in Geld von 3712 fl. gleihlommt. Jenes Kapital wird 
nebft den indeſſen anlaufenden Zinfen in 23 Jahreszielern zu 
6248 fl. abgezahlt; die Zieler laufen noch bis zum Jahr 1875. 

Der Heine Zehnten, den Kerner nur erft zu 250 fl. 
ſchätzte, war durch die Wortfchritte der Landwirthſchaft an 
Werth außerordentlich geftiegen und wurde zu 973 fl. geſchätzt, 
woraus fi das Ablöfungstapital von 16670 fl. berechnet, das 


175 


in 19 Zahreszielern zu 1145 fL abgezaplt wird, während ber 
jährliche Zins fih auf 622 fl. belaufen würde. J 
Wenn es ſich nun einmal darum handelt, dasjenige, was 
die Gemeinde zu einem beſtimmten Zeitpunkt an Steuern und 
Abgaben jeder Art zu leiſten hat, zu ermitteln, ſo wäre es 
ebenſo unrichtig, dieſe Ablöfungsrenten außer Berechnung zu 
lafien, als andererſeits den ganzen - Betrag der Jahreszieler 
als Aequivalent des ehemaligen Zehntens zu behandeln. Wenn 
man von dem neueften Stand der Sache ausgeht, fo ift das 
Kapital des großen Zehntens duch Abzahlung von 8 Zielern 
auf etwa 70,000 fl., das des Heinen durch Zahlung von 6 
Zielern auf ca. 12000 fl. gefunfen, jo daß der Aprozentige 
Zins diefer beiden Summen, alfo rund 3300 fl. als Jahres⸗ 
leiftung für ven noch al& beftehend vorausgeſetzten Zehnten in 
Berechnung zu nehmen iſt. 
Sonach ergäbe fich als Saanmtlitung der Gemeinde 
an Steuern und Umlagen aller Art 
1) direkte und indirelte Steuer an den 
Staat ... 7917 fl. 44 kr. 
2) Amts⸗ und Gemeindeſchaden 3352 fl. — kr. 
3) Geldſurrogat für den Zehnten 
nach dem Stand von 1861 3300 fl. — Er. 
. amd im Öanzen die Summe von 14570 fl. — Ir. 
und rechnet man noch als letzten und einzigen Reſt ver. alten 
grundherrlihen Abgaben ven Heinen Ertrag der. noch im Beſitz 
Der Domanialverwaltung ftehenden Schafwaidegerechtigkeit ſowie 


hinzu, ſo iſt die ganze Summe auf 
15,000 fl. 
abzurunden. 


In keinem der bis jetzt beſprochenen Punkte fällt die 
Bergleichung von Einft und Jetzt in jo glänzender Weile zu 
Gunſten der Gegenwart aus, wie in biefem. Abgeſehen von 
der Höhe der Beträge drückt fih Schon, wie Teiner näheren 
Ausführung bedarf, in Zahl, Namen und Charakter ver Ab» 
gaben der ganze Gegenſatz des grundherrlichen Gutsinfafien 
und bes freien Staatsbürgers aus. Die Bortheile, welche die 
Ablöfung aller Grund- und. Seuballaften der ländlichen Be⸗ 


176 


völkerung gebracht hat, ſtellen fih hier in der hellſten Be 
leudhtung vor Augen: Die Aufhebung aller biefer Beziehun- 
gen und: Leiftungen kommt in ihrer Geſammtwirkung einer 
Erprepriation ‚glei. Die Inhaber jener 36 Lehenhöfe, jener 
zahllos abgeftuften Gült- und Theiläder find aus Pächtern, 
vie ihren Pacht in Form von veränverliden und anveränder- 
fihen Quoten von Naturalien und in verfchiedenartigen 
Dienftleiftungen zu geben hatten, freie Eigenthämer geworben. 

Im Uebrigen ſprechen die Ziffern für fi laut genug, 
um. Feiner. näheren Ausführungen zu bebärfen. 17000 fl: 
jührlide Steuern und Umlagen fallen auf eine Roheinnahme, 
die Kerner im Ganzen zu 95000 fl. und hiemit ſchon ziemlich 
hoch ‚berechnet, die aber in Teinem Falle die Summe von 
100,000 fl. überfteigen kann! Hiernach waren 17—18 Prozent 
des Nohertrags zum Voraus abzuliefern. Der Werth der ge 
geuwärtigen Roherträge der Landwirthſchaft wurbe nach den 
jegigen Preifen, bie natürlih bier maßgebend find; ohne die 
Erträge des Biehftandes, der Gewerbe, der Kapitalien, ber 
Gehalte zu 225—250,000 fl: berechnet und ift im Ganzen auf 
mindeftens 250—280,000 fl. zu chäten, jo daß der Geſammt⸗ 
betrag aller Leiftungen 6 Prozent, etwa ein Dritttheil des 
damaligen Prozentfates beträgt, Auf ven Kopf ver Be- 
völferung kamen damals 21 fl., jet 10%/s, alſo gerade die 
Hälfte, Ä | | 
Unterſcheidet man bie einzelnen Rubriken, fo zeigt fid 
allerdings fogleih, daß die ganze BVerbefferung ber Yage in 
der Befeitigung der Grundlaften befteht. Die Staatsſtener 
ift um 127 Prozent, von 3476 fl. auf 7917 fl., bie birefte 
Steuer um 80 Prozent, von 2775 fl. auf 5000 fl., die indirekte 
um 317 Prozent, von 700 fl. auf 2900 fl. geftiegen. Die 
Umlagen fr die VBezirközwede find um 260 Prozent, von 
233-fl. auf 852, die Communalumlagen von 1043 fl. auf 
2500, 'alfo um 140 Prozent höher geworben. Staatsſteuer 
kam übrigens damals auf den Kopf ver Bevölkerung 4 fl. 
10 kr. jeßt 5 fl. 40 kr., ein Unterjchied, der ſchon durd dem 
des Gelöwertbes ansgegliden werden mag. Bei den Come 
munale und Bezirksabgaben find die Verhältnißzahlen rumb 
1 fl. 30°, und 2 fl. 20 te. Auf ein zu weites Feld wärben 


107 


wie geführt, wenn wir, was freilich fehr zur Sache gehört, 
auch vergleichen wollten, wie und zu was damals und jegt 
die öffentlichen Gelber verwendet wurden. 


12. Die wirthſchaftlichen Nefnitate. 


Kerner macht einen eigenthünlichen, zwar in ber Aus» 
führung als nißlungen anzufehenven, aber doch nit un- 
interefianten Verſuch, eine Jahresbilanz für die Wirthichaft 
des ganzen Dorfes zu ziehen. Er betradytet dabei das Ganze 
wie Einen: Haushalt, fest Häufer, Güter und Inventar ale 
einen nicht näher in Betracht zu ziehenden Grundſtock und 
ebenfo die Arbeit aller Angehörigen des Haushalts als eine 
jelbftoerftänbliche, nicht genauer zu berechnende oter zu beloh— 
nende Sache voraus. Er ftellt ſomit einfad auf die eine 
Seite ald Jahreseinnahme alle Erzeugnifie der Landwirthſchaft 
nach Rohertrag und Marktpreis, auf bie andere Geite den 
Bedarf der Haushaltungen für Menſchen und Vieh, die 
Steuern und Abgaben, das Saatkorn, und ſucht Daraus zu 
ermitteln, ob und was dabei fi) als Ueberſchuß oder Deficit 
ergeben. Da er bei ven Gewerben feinen Abjag nad Außen 
annimmt und die Gemeinde wie Eine Yamilie oder Wirths 
ihaft behandelt, fo ftellt er auch alle gewerbliche Arbeit, 
Schuber und Kleivermahen, Baden, Schlachten, Weben x. 
mit den ‚häuslichen, wie Kochen, Siriden, Spinnen zc. in 
Eine Linie, d. h. er läßt es bei den Einnahmen wie bei ven 
Ausgaben gleihmäßig außer Betracht. Man mag dem Ber- 
fahren in abstracto nicht viel anhaben; der Fehler liegt blos 
in der Schwierigkeit, einerfeitd die Roherträge und anderer» 
feit8 den Bedarf aller Haushaltungen mit folder Genauigkeit 
zu ermitteln, als das Ziehen einer beftimniten Bilanz erfordert. 
Kerner berechnet nun in der oben ſchon bejprochenen Weiſe 
die Einnahmen der Dorfwirtbichaft zu 95008 fl. Unter ven 
Ausgaben berechnet er die für den menfchlichen Unterhalt fo, 
daR er für jeden aus Mann und Fran beftehenden Haushalt 
200 fl., für jedes weitere Glied des Haushalts, wenn e8 ‚unter 
14 Jahre alt ift, einen Zuſchlag von 20 fl., wenn es über 
14 Jahre ift, von 30 fl. anſetzt, wornach aljo 3. ”, für einen 

Württ,. Jahrb. 1860. 28 Heft. 


178 


aus 6 Köpfen, Dann, rau, drei: Rindern, worufter Ein er 
wachſenes, und einer Magd beftehenden Hausſtand 80 fl. 
neben der Wohnung gerechnet wird. Auf biefe Art ergiebt 
fih ihm die Summe von 46240 fl. Auf die Ernährung des 
Viehs rechnet er 20760 fl., auf die Abgaben nach dem Obigen 
17634 fl., auf die Einfaat 6096 fl., auf ven Strohbedarf zu 
Dünger 3621 fl., und erhält fo eine Ausgabe im Ganzen von 
94352 fl., jo daß fi) ein Ueberfhuß der Einnahmen von nur 
655 fl. ergiebt. Die Unwahrfcheinlichkeit dieſes Schlußergeb- 
nifjes mag ſchon daraus erhellen, daß Bei dem Fleiß und ber 
Sparfamteit, die Kerner fo vielfach an den Einwohnern rühmt, 
unter den 22 Bauern, deren Grundbefig er einen Werth von 
10,000 bis 30,000 fl. beilegt, wohl die Hälfte geweſen ſeyn 
muß, die jenen Betrag von 600 fl. jever für fid) allein jähr- 
lich zurüclegten, und daß, wenn dieſen Erfparniflen eine ent- 
fprechende Berarmung Anderer gegenüberftünde, Kerner den 
Wohlftand des Orts überhaupt gar nicht fo rühmlich prädi⸗ 
eiven könnte. Der formelle Fehler in der Berechnungsweiſe 
mag vorzugsweije darin liegen, daß die Rubrik der Abgaben 
zahlreiche Poſten enthält, welche nicht außer Orts gelangten, 
fondern in Geftalt von Gehalten und Bezügen des Geiftlichen, 
der Lehrer, des Schultheißgen, Magiftrats, der Steuereinnehmer, 
Hirten, Wledendiener u. |. w. wieder Einnahmequellen von 
Drtsangehörigen bilveten, die, wenn fie nicht unter die Ein- 
nahmen geftellt werben wollten, an ber Poſition für den 
menſchlichen Unterhalt in Abzug zu bringen waren. 

Wir müſſen ganz darauf verzichten, dieſe Berehnunge- 
weife für die damalige Zeit zu berichtigen und auf die Gegen⸗ 
wart in analoger Weife auszudehnen. Dagegen mag es wer 
nigftens als Verſuch feine Entſchuldigung finden, wenn wir es 
unternehmen, auf anderem Wege über vie Gefammttergebniffe 
der Dorjwirtbichaft einige Anhaltspunkte zu ermitteln. 

Wenn der Umtauſch landwirthichaftlicher und gewerblicher 
Erzengniffe, etiwa wie der Blutumlauf für das thierifhe Leben, 
die Grundform und fefte Bafis für das Güterleben eines böher 
entwidelten Bolfes bildet, jo muß darin auch irgendwie ber 
Mafftab liegen, an welhem ver Werth und die Bedeutung 
einer gefammten Dorfwirthfchaft gemefien werden Tann. Dan 


R . 


02 


wirb zur. Beurtheilung der Sfonomifchen Stellung eines länd⸗ 
lihen Wohnplatzes vor Allen zu fragen haben, ob verfelße 
Meberfchüffe über den eigenen Bedarf an lanpwirtbfchaftlichen 
Erzeugnifien liefert, welcher Gattung viefelben angehören, ob 
fie ausreichen nur zum Eintauſch der unentbehrlihen Erzeug⸗ 
niffe der gewerblichen Thätigkeit und ber nicht zum Aderbau 
gerechneten Rohproduktionen (an Holz, Mineralien 2c.),. over 
auch zu Anfchaffungen des blos Nützlichen und Gefälligen, 
fowie zu Erſparniſſen und Kapitalanlagen, ob die Ueberſchüſſe 
nur von Wenigen herrühren oder von Vielen, ob und wieweit 
die gewerbliche Bevölkerung, die von jenen Ueberſchüſſen er- 
nährt wird, im Orte jelbit wohnt u. f. w. 

Die einfachſte, allgemeinfte und an fi) naturgemäßefte 
Geſtalt, in welder jener Austaufch der Hauptgattungen von 
Gütern Statt findet, befteht darin, daß die aderbautreibende 
Bevölkerung in den ländlichen und die gewerblihe in ven 
ſtädtiſchen Wohnplägen angefiebelt ift, daß jene ihre Produkte anf 
den- ftäptifchen Markt bringt und aus dem Erlöje vafelbft ihre 
fonftigen Bebürfnifje befriedigt. An reinften ausgeprägt wird 
diefes Berhältniß überall ſeyn, wo die Vereinödung, die ge- 
fchloffenen Güter und Höfe vorherrſchen, während die SDorfs 
wirthſchaft Schon mannigfaltige Mopdififationen derſelben in 
fh ſchließt. Wohl in feinem anveren Land wirb jene ein- 
fache Grundform mehr verwiſcht feyn, als im altwürttember- 
giihen Land. Nicht nur, daß hier der Gegenfaß ver land⸗ 
wirtbichaftlidhen und gewerbliden Wohnpläge wenig hervor⸗ 
teitt, indem theils in allen Dörfern zahlreidhe Handwerker, in 
den Städten zahlreiche Yandwirthe gefunden werben, wie denn 
felbft die Hanptitabt des Landes noch die erjte weinproduci- 
rende Gemeinde des Landes ift; ſondern auch bei den Per» 
fonen ift jene Grundform ver Arbeitstheilung weniger als 
anberwärts durchgeführt, indem die Zahl derjenigen, welche 
in irgend einer Weife gewerbliche und landwirthichaftliche Be⸗ 
ſchäftigungen mit einander verbinden, außerordentlich groß ift. 
Es mag vielleicht Yaum eine Verhältnißzahl geben, in welcher 
nicht gewerbliche und landwirthſchaftliche Arbeit gemiſcht vor⸗ 
tommt. 

Allein auch diefe complicirteren Erſcheinungen Fünnen die 

12 * 


180 


elementare Grundform zwar verdeden und modificiren, aber nicht 
alteriven und aufheben. Wenn man jene Laufende von Achtels⸗, 
Biertelö-, bälftigen, Dreiviertels-Landwirthen oder Gewerb⸗ 
treibenden gegen einander abrechnet, fo wird es doch ſchließlich 
daranf hinauskommen, daß, wie in mehreren andern deutſchen 
Ländern von ähnlicher Entwidlungsftufe, etwa die eine Hälfte 
der menschlichen Arbeit und ver Beyölkerung mit Landbau, 
die antere mit Gewerben und anderweitigen Bernfsarten be- 
ſchäftigt ift (vergl. aud) Memminger, Beſchreibung v. Würt⸗ 
temberg. 2. Aufl. p. 333 ꝛc.). 

Seht man aber hievon ans, jo wird man weiter fagen 
dürfen, daß font in unferer. Bollsöfonomie auf jeder aus⸗ 
fchließlih mit Landwirthſchaft beichäftigten Familie die durch⸗ 
ſchnittliche Obliegenheit ruht, außer für fich felbft auch noch 
für eine zweite, nicht landwirtbichaftlihe, Familie den ge— 
ſammten Bedarf an Produkten der Landwirthſchaft zu liefern, 
oder, da fein Landwirth bei der Mannigfaltigleit jener Pro» 
bufte dieß wird in natura leijten können, denjenigen Werth 
in Produkten der Landwirthſchaft auf den Markt zu brin« 
gen, welder in Ganzen von einer Familie confumirt zu 
werten pflegt. Derjenige Landwirth, der dieſe Leiftung an 
den Marktverfehr macht, genügt feiner normalen und durch⸗ 
ſchnittlichen Aufgabe; dieſe Leiftung ift gleichfam al® der fefte 
Punkt zu betrachten, von welchem aus das Plus und Minus 
zu berechnen ift. Aus dem gleichen Grund wird man fagen 
müſſen, daß derjenige ländliche Wohnfig, das Dorf, der Weiler 
u. ſ. w. feiner Aufgabe in der Volksökonomie entfpricht, wel- 
her außer für fich felbjt noch für eine weitere, feiner Bevöl⸗ 
ferung gleichtommende Zahl von Menſchen ihren Geſammt⸗ 
bedarf an Erzeugnifjen des Aderbaus auf den Markt bringt, 
wobei natürlich das einzurechnen ijt, was von den Ortsange- 
hörigen, die nicht Aderbau treiben, Ihon im Orte ſelbſt con⸗ 
ſumirt wird. 

Die Frage iſt hier nur, ob es möglich iſt, dieſen Jahres⸗ 
bedarf an Producten der Landwirthſchaft für die Bevölkerung 
irgendwie näher zu beftimmen. Dank ven amtlichen Erhebun- 
gen über die württembergiſche Agrarftatiftif und der ausge- 
zeichneten Yeitung und Bearbeitung, welche diefelbe in. den 


181 


befannten Sick'ſchen Abhandlungen (vergl. die mehrerwähnten 
Mittheilungen des Jahrgangs 1852 der Württ. Jahrbücher) 
gefunden haben, ift es möglidy geworben, aus den brei Yacto- 
ren, ber Bertbeilung des Areals nad Kulturen und Anblü: 
mung, den mittleren. Exträgniffen in jeder Fruchtgattung für 
alle Bezirke, und den durchſchnittlichen Marktpreiſen ven ges 
fammten Geldwerth einer mittleren Jahreserndte mit ziemlicher 
Genauigkeit zu berechnen. Und wenn man ferner. mit Grund 
annehmen darf, daß aus ber mittleren jährliden Produktion 
auch zugleich die mittlere jährlihe Conſumtion ſich ermeflen 
läßt, fo ift die Frage im Weſentlichen als eine lösbare zu bes 
trachten. 

Unter Benützung und theilmeifer Ergänzung der Sick'ſchen 
Arbeiten und unter Zugruntlegung derjenigen Fruchtpreiſe, 
welche fih aus dem Durchſchnitt der legten 25 Jahre nad) 
Ausscheidung des theuerften und wohlfeilften Jahres ergaben 
(ogl. Jahrbücher 1859 18 Heft ©. 159. Kernen und Waizen 
15 fl. 20 fr. Roggen 10 fl. 41 fr. Gcrfte 9 fl. 34. Dinkel 
6 fl. 15. Haber 5 fl. 10 kr.), ftelkt fi der Geldwerth einer 
mittleren Jahreserndte des Landes in folgenden abgerundeten 
Ziffern dar: 


Waizen 1,0 Millionen Gulden 
Roggen 4 nr 
Dinkel 25 " 
Gerſte 8,0 n 
Haber 10 n 
Mengfrüchte, Ener, 

Hirſe ꝛc. O,« —* 
Hülſenfrücht 3 
Kartoffel 9,3 m: 
Welſchkorn, Kopflohl, 

Möhren zc. 2,5 " 
Handelsgewächſe 4 

Futtergewächfe 11 
Ertrag des Obſtbaus 5 


Ertrag d. Weinbaus mit 
d. Nebenpflanzunge 4 m 


182 


Ertrag der Gärten u. Länder 6 Mill. Gulden 
der MWiefen 2 u. 
ber Weiden. 1, u 
118,2 Dill. Gulden 

Um nun hieraus diejenige Conſumtion, welche als auf 
die Bevölferung im Einzelnen repertirbar anzujehen ift, zu 
ermitteln, wird an biefer Summe in Abzug zu bringen feyn: 

1) Der Bedarf der Einjaat, welcher auf ein Zehntheil 
der ganzen Erndte, alſo auf 11,800000 fl. zu ſchätzen 
ift, indem er zwar bei den Halmfrüditen, Kartoffeln, 

. Hülfefrüdhten ꝛc. ziemlich höher, zu '/s bis !/e, da⸗ 
gegen bei andern Kulturen, namentlich Wieſen, 
Weinbergen, Obſt⸗ und Gartenbau ꝛc. nur wenig in 
Betracht kommt. 

2) Der Mehrertrag der Ausfuhr über die Einfuhr an 
Erzeugniſſen der Landwirthſchaft. Hierüber fehlt es 
an allem ſicheren Material einer Berechnung, und 
es iſt bloße Muthmaßung, wenn wir den Mehrbe⸗ 
trag der Ausfuhr durchſchnittlich zu A bis 5 Mill, 
ſchätzen. 

3) Der in der Unterhaltung des Viehſtandes inbegrif⸗ 
fene Elementaraufwand. 

Nach der obigen Tabelle mag an dem Geſammtwerth von 
118 Millionen ein Betrag von 48 Millionen, alſo von 40 
Prozenten auf Futterpflanzen im weiteren Sinn oder auf Un⸗ 
terhaltung des Viehſtandes fallen. 

Dieſer Betrag gelangt und gehört zur menſchlichen Con⸗ 
ſumtion nur mittelbar in der Seftalt der thierifchen Produkte, 
Fleiſch, Milch, Wolle, Häute ꝛc.; foweit er in den Werthen 
diefer Produkte nicht wieder zu Tag kommt, ift er als ein 
Elementaraufwand der Landwirthſchaft für die zum Aderbau 
erforderliche thierifche Arbeitskraft und Düngererzeugung an⸗ 
zuſehen; wie denn mit Rückſicht auf dieſe letztere in der obigen 
Tabelle auch der Strohertrag ganz übergangen worden iſt. 
Sid berechnet nun (Jahrb. 1852. 28 Heft p. 189) den jähr- 
lihen Ertrag der Viehzucht im Ganzen zu 32 Mil. (Milch 
22, Fleiſch 7, Mill.). Es bliebe fomit eine Differenz von 


188 


16 Mill,, die ſich durch Abrehnung ber Einfaat auf 14 Mil. 
vermindert. Diefe Summe aber ſcheint im Wefentlichen nicht 
anders betrachtet werben zu können, denn als ver Werth des» 
jenigen Theiles der thierifchen Nahrung, welcher nicht in ver 
Form thierifher Nahrungs> und Nutungsftoffe zur menſch⸗ 
lihen Conjumtion gelangt, ſondern feinen Nutwerth nur in 
der Arbeit und dem Dünger der Thiere findet. Es kann 
hiebei der Kürze halber davon abgefehen werben, daß vie 
Kräfte der Pferde theilweife auch andern Zwecken als tenen 
bes Aderbaus dienen. Daß übrigens jene Ziffer ſchwerlich zu 
hoch gegriffen fein wird, geht ſchon daraus hervor, daß auf 
90000 Pferde, bei denen doch die übrigen Nugungen fo gut 
als ganz wegfallen, allein ein Yutterwerth von 10—11 Mill. 
zu rechnen ſeyn muß und daß der Berfaufpreis von Ochfen 
und Kindern niemald den Werth alles von ihnen feit ver 
Geburt verzehrten Futters erreicht, die Differenz alfo nur in 
dem Werth der Arbeit oder des Düngers ihre Begründung 
finden kann. 

Nimmt man nun hienady an, daß an bem obigen es 
fanımtwerth einer Jahreserndte 30 Millionen unter ben ge= 
nannten drei Rubriken in Abzug zu bringen find, fo bleibt 
für die jährliche einheimische Conſumtion an Probuften ver 
Landwirtbfchaft ver Betrag von 88 Millionen übrig, was bei 
1700,000 ortsangehörigen Einwohnern 51,6 fl. auf den Kopf 
ausmacht, wofür wir, da es ſich bier doch nur um ſummariſche 
Näherungswerthe handeln kann, den runden Betrag von 50 fl 
fegen und auf eine Yamilie, wenn dieſe zu 4, Seelen ges 
rechnet wird, einen Bebarf von 235—240 fl. 

Hieraus würde fid) nun der oben aufgeftellte Kanon näher 
dahin präcifiren laſſen, daß diejenige bäuerliche Wirthſchaft, 
welche nach Abzug ihres Elementaraufwandes und geſammten 
Hausbebarfes noch einen Werth von 235 fl. an landwirth⸗ 
fchaftlihen Erzeugniffen auf ven Markt bringt, ihre Durch 
fohnittlihe und normale Leiftung erfüllt und daß ebenfo der⸗ 
jenige ländliche Wohnplag feiner Aufgabe in der Volksökonomie 
Genüge leiftet, deſſen aderbautreibende Bevölkerung Ueber⸗ 
ſchüſſe an landwirthſchaftlichen Erzeugniſſen liefert, deren 
Werth in Gulden das Fünfzigfache ihrer Kopfzahl beträgt. 


184 

Diefe Beftimmung läßt fih nun als ein Mafftab ge⸗ 
braudyen, an welchem die wirthichaftliche Bedeutung ganzer 
Weiler, Dörfer, Bezirke, Yanvestheile mit einander verglichen 
werben kann; e8 werben an dem einen Ende ver Skala die— 
jenigen Ortjchaften ftehen, die jchon in gewöhnlichen Jahren 
Früchte für den eigenen Bedarf auswärts Taufen müflen, am 
andern folde, weldye die obige Durchfchnittsleiftung vielleicht 
ſechs-⸗ bis zehnfach erfüllen. | 

Kehren wir zu unjerem befchränfteren Thema, zur Prü⸗ 
fung der Gefammtergebniffe der Kornweſtheimer Landwirthſchaft 
zurüd, fo wirb es ſich vor Allen fragen, ob fidy jene Ueber- 
Ichüffe über den Elementaraufwand und Hausbedarf, die auf 
den Markt kommen, einigermaßen näher ermitteln laffen. 

Daß ein beträchtliher Berkauf von Früchten nad) Außen 
Statt findet, ift als notoriſch anzuſehen. Die Oberamtsbe- 
fhreibung von 1859 fügt fogar: „Der jührlihe Verlauf nad 
Außen beträgt durchſchnittlich etwa 10000 Scheffel Dinkel und 
4000 Sch. Haber“; was allein eine Summe von ca. 85000 fi. 
betragen würde. Dieſe Angabe ift mit unſerer obigen Be- 
rechnung ber mittleren Jahreserndte infofern unvereinbar, als 
dort im Ganzen die Dinkelerndte nicht einmal voll zu 9000 
Sceffel angenommen wurde. Der feheinbare Widerſpruch ift 
jedoch daraus erflärbar, daß unferer Berehnung bie neuefte 
Anblümung zu Grunde liegt, in den früheren Jahren aber, 
namentlich während der Herrichaft ver Kartoffellrankheit, Das 
Dintelfeld um 3—400 Morgen größer angegeben wurbe und 
in diefem Yale wohl Erndten von 13—14000 Sceffeln und 
ein Verkauf von brei Vierteln dieſes Betrags vorkommen 
fonnte. 

Unter Zugrundlegung unferer obigen Berechnung ber 
mittleren Ernbteerträge nad) der gegenwärtigen Anblümung, 
jowie der obigen Durchſchnittspreiſe von 25 Jahren, und 
unter den Borausfegungen, daß 

1) Butter für den Viehſtand, mit Ausnahme von Ha⸗ 
ber, weder verkauft noch zugelauft wir, 

2) daß als Bedarf an Brodfrüchten für den Kopf ber 
mit den Sick'ſchen Berechnungen zuſammenſtimmende 


185 


Durchfchnittsbetrag von 330 Pfund Körnern ange- 
nommen wird, 

3) daß der Haber, foweit er nicht zur Saat und für 
den eigenen Pferveftand nöthig ift, auf ven Markt 
kommt. 

4) daß die Gerſte ebenfalls etwa zu drei Viertheilen 
als Marktwaare anzuſehen iſt, 

5) daß an dem verhältnißmäßig beträchtlichen Erzeugniß 

aan Hülſenfrüchten etwa ein Dritttheil verkauft wer⸗ 
den kann, 

6) daß die Handelsgewächſe mit Ausnahme des Hanfes 
faſt ganz zum Verkaufe kommen, 

7) daß an dem großen Erzeugniß von 63000 Simri 
Kartoffeln ein Dritttheil für den Markt übrig bleibt, 

8) daß der Ertrag der Gärten, der Obſtbäume, des 
Welſchkorns, Kopfkohls, das Milcherzeugniß, die 
Eier, das Fleiſch der Schweine, Schaafe und Ziegen 
für den Hausbrauch gerechnet und der Verbrauch 
von andern Fleiſchgattungen jedenfalls noch als durch 
den Erlös aus Geflügel ausgeglichen angeſehen wird, 
9) daß im Mebrigen für die Berehnung des Ertrags 
aus ver Viehzucht die Methode des K. Preußiſchen 
ftatiftifchen Bureaus (vergl. Jahrbücher von 1852. 

23 Heft ©. 186) in Anwendung kommt, 

10) daß der Zulauf von Dünger durch den Erlös aus 
Stroh gebedt wird, 


läßt fih als mindefter mittlerer Markterlös ſchätzen: 


4800 Sceffel Dinkel & 6 fl. 15. . 30000 fi. 
700 Scheffel Gerſte & 9 fl. 34 ir. . 6700 fi. 
3000 Scheffel Haber & 5 fl. 10 fr. . 15500 fl. 
380 Scheffel Hülfenfrühte à 13 fl. 5000 fl. 
21000 Simri Kartoffeln & 30 fr. . . 10500 fi. 
4500 Centner Zuderrüben & 27 Er. 2000 fi. 
450 Scheffel Reps a 1A fl - - . . 6300 fl. 
850 Scheffel Mohn 2 17 fl. . . 14500 fi. 
Erxträgniffe ver Biehzudt . . - . 5000 fl. 


Summa 95500 fl. 


186 


Nah den obigen Ausführungen entſpräche Diefe Summe 
dem Bedarf an Produkten des Aderbaus für 1910 Perjonen; 
ber Drt ftünde fomit bei einer eigenen Bevölferung von 1400 
Einwohnern nody um 35 Prozente über dem Niveau ber nor» 
malen Leiftungen eines ländlichen Wohnplages. Nimmt man 
aber no in Betracht, daß in dem Orte felbft ſchon 88 ges 
werbetreibende Tamilien wohnen, und will man annehmen, 
daß diefe ihre Arbeit zur Hälfte der Landwirthſchaft widmen, 
ſomit etwa 44 ausſchließlich gemerbetreibenden Familien gleich 
fommen, und rechnet man noch einige Familien von anderweiti- 
gen Berufsarten Hinzu, jo käme zu der obigen Gefanmtfunmte 
noch der Bedarf von 50 Familien oder 235 Perjonen, der zu 
11750 fl. anzujchlagen wäre, hinzu; und die zu circa 1170 
Perfonen zu ſchätzende Ianpwirtbichaftlihe Bevölkerung würde 
außer für ſich felbft noch für 2145 Perjonen, alſo beinahe für 
bie doppelte Zahl den Bedarf an Producten des Feldbaus 
liefern. 

Die obige Schäßung ift ohne Zweifel eine zu niedrige, 
da namentlih in den verfchienenen Eleineren Pofitionen, die 
fammtlih dem Hausbedarf zugewiefen wurden, wohl ohne 
Ausnahme ein nicht unerheblicher Verkauf Statt findet, was 
am meiften von dem Ertrag der Mil und des Geflügel 
gelten ınag. Würde man aud) noch Dasjenige dazu nehmen, 
was aus dem Gewerbetrieb des Orts, aus Altivfapitalien, 
aus Gehalten ver Angeftellten von Außen bezogen wird, fo 
bürfte fi) der Gefanımtbetrag der Geldeinnahme nambaft 
über 100,000 fl. belaufen. Bleibt man nur bei dieſer Summe 
ftehen, fo würden etwa 12 Prozente Davon auf Steuern und 
Abgaben (fofern die indirekten Abgaben mit den confumir« 
ten Waaren bezahlt zu werben pflegen) und vielleicht etwa 
15 Prozente auf Anſchaffung des der Gemeinde völlig man- 
gelnden Brennmateriald fallen. Der Reſt würbe für den 
Berbraud an Erzeugniflen der Gewerbe und für Kapitalifirung 
übrig bleiben, worüber wir ung weiterer Schägungen enthalten 
wollen. Es käme demnach auf ben Kopf der Bevölkerung ber 
Betrag von etlichen und fünfzig Gulden als hiefür disponibles 
Einkommen. 

Verſucht man das hier angewendete Verfahren auch rück⸗ 


187 


wärts auf die Zeit der Kerner'ſchen Darftellung anzuwenden, 
jo wird man zwar von jeder näheren Berechnung abftehen 
müfjen; man muß es aber fehr wahrfcheinlich finden, daß eine 
Gemeinde von 800 Seelen bei einer mittleren Jahreserndte von 
8000 Scheffeln Dinkel, 3000 Scheffeln Haber, 900 Scheffeln 
Roggen, Weizen 2c., 500 Sceffeln Hülfenfrüchten, und einem 
verhältnißmäßig ziemlich beträchtlicheren Viehſtand als dem 
jeigen wohl im Stande gewefen ſeyn mag, jährlich nad) den 
damaligen Preifen einen Markterlös von etwa 36000 fl. zu 
machen; und bei der Einfachheit ver Bedürfniſſe, die faft 
ausnahmlos durch Die Gewerbetreibenden des Ortes felbft bes 
friedigt werden Tonnten, begreift man befier, als aus der obi- 
gen Kerner’ichen Bilanz, ‚daß der Ort im Stande war, bie 
große Laft von Abgaben zu beſtreiten und dennoch vorwärts 
zu kommen. 


13. Schlußbetrachtungen. 


Wenn die Statiſtik die Zahl zu ihrem Elemente hat und 
die Vergleichung ſolcher geſellſchaftlicher Zuſtände, deren Form 
und Reſultate nicht in Ziffern darſtellbar ſind, der Geſchichte 
oder andern Disciplinen überläßt, ſo iſt mit dem Vorſtehen⸗ 
den unſere Aufgabe, ſoweit ſie die Kerner'ſche Handſchrift zur 
Grundlage nahm, erſchöpft. Was Kerner über die Gemeinde⸗ 
verfaſſung, die Dorfordnungen, das Verhältniß zu Stadt und 
Amt und zu den Ständen ſagt, müßte bei einer Vergleichung 
von Jetzt und Damals auf das weite Gebiet des Staatsrechts 
und der Politik führen, wofür doch der Gegenſtand viel zu 
wenig lokale Eigenthümlichkeit darbietet. 

Zwar wenn man den Zeitraum von 70 Jahren mit ſeinen 
großartigen, die äußeren Ordnungen wie die menſchlichen 
Meinungen, Sitten und Anſchauungen von Grund aus er⸗ 
ſchütternden und umgeftaltenden Ereignifien überblidt, ſollte 
man benfen, daß auch hievon die Zuftände eines Dorfes noch 
in höherem Grabe müßten berührt und verändert worden 
feyn, als wir es auf dem Feld ver Benölferungsftatiftil und 
der Bollswirthichaft wahrgenommen haben. Statt defien findet 
man ſich bei den Kerner’ichen Darftellungen dieſer Berhältnifie 


188 


weit mehr davon überraſcht, in wie geringem Grabe das Leben 
der ländlichen Bevölferung von der Politif im Ganzen’ und 
Allgemeinen berührt wird. Man ftößt zwar immer auf den 
einen Cardinalpunkt, die Befeitigung der grundherrlichen Ber- 
hältniffe und feine Bedeutung für die aderbautreibenden Stände 
fann nicht hoch genug angefchlagen werben. Aber in unglaub- 
lih geringem Grade wird man an bie übrigen politifchen 
Ereigniffe, Rechte und Errungenfchaften erinnert. Die dama- 
lige Gemeindeverfaffung war in der That von der jebigen 
im Wefentlichen nur wenig verfdieden. Die Bürger wählten 
frei ihren Schultheiß und Meagiftrat, denen die Drtspolizei, 
die niedere Gerichtsbarkeit, vie Leitung des Gemeindehaushalts, 
die Bertheilung und der Einzug der Steuern zukam und bie 
nit der Amtsverfammlung und den Ständen im organifchen 
. Bufammenbang ftanden. Die wefentlichften Güter des mo» 

dernen Staats, Schuß gegen Willführ und Gleichheit vor 
dem Geſetz bot dem Württemberger auch ſchon fein valtes gutes 
Recht“, wenn gleich es ſchwächere Garantieen gegen Weber: 
fhreitungen der vollziehenden Gewalten enthielt; aber unter 
gerechten und humanen Beamten von der Art des PVerfafjers 
unjerer Handſchrift war auch diefer Mißſtand wenig fühlbar. 
Gegenüber von einzelnen Störungen liegt in dem Leben einer 
geordneten und wohlhabenden ländlichen Gemeinde eine zähe 
und unverwäftliche Kraft; und auch von den Kämpfen politi- 
ſcher Bartheien wird es nur wenig berührt. Selbft die Drang- 
fale des Kriegs, fo wenig man dieß vermuthen follte, treffen 
die Landwirthfchaft weniger als das Gewerbe; „ber neue 
Lenz bringt neue Saaten mit." Freilich Alles nur unter ver 
Boransjegung gefunder und ausreichender Grundlagen der 
wirthichaftlihen Berhältniffe. Selbft jener Hebel’fche Pendant 
zu den Kant'ſchen Antinomieen — der Bauer habe es immer 
gut, denn wenn ed wenig Frucht gebe, fo ftehe fie body im 
Preis, und wenn fie wohlfeil ſey, fo habe.er viel zu verkaufen, 
fowie umgelehrt: der Bauer fen immer übel daran, denn wenn 
es einmal viel Frucht gebe, fo gelte fie wenig, und wenn fie 
einmal einen guten Preis habe, fo habe er wenig zu verlaufen 
— enthält feinen Widerſpruch mehr, fobald man im erften 


189 


Sliede an den bemittelten Beier, im zweiten an ben Zwerg» 
wirth venft. 

Die geſammte Entwidlung des Dorfes, wie fie im Obi- 
gen dargelegt worden ift, muß als eine gejunvde und normale, 
ja in mehreren, namentlid) den ökonomiſchen Punkten als eine 
erfreuliche, wo nicht glänzende angefehen werben. Sie legt 
die Frage nahe: durch welche Mittel und Kräfte ift dieſes 
Ziel erreicht worden; find viefelben erfchöpft oder enthalten fie 
die Bürgſchaft weiteren ähnlichen Fortſchrittes in fi? Die 
nächftliegende Erklärung dürfte etwa feyn: Man erkenne daran 
den vollen Segen ver TSreiheit, der ungehemmten Entwidlung, 
ein fohlagendes Beifpiel für die Richtigkeit der Doctrin, daß 
eine gefunde Entfaltung der volkswirthſchaftlichen Kräfte nichts 
Weiteres bedürfe, als die Befeitigung aller beengenden Schrane 
fen, die freie Bahn für den individuellen Erwerbstrieb und 
bie allgemeine Concurrenz. Ohne Befeitigung der grundherr- 
ſchaftlichen Verhältniffe, ohne Befreiung des Bodens von allen 
Laften und Beſchränkungen wäre das nie möglidy gewefen. 
Nicht nur in gleicher Proportion habe fi ja die Intenfität 
des Anbaus, die Aneignung der landwirtbfchaftlichen Verbeſ⸗ 
ferungen, der Rohertrag des ganzen Aderbaus gefteigert, fon- 
dern fogar in noch größerer. Ganz von jelbft und ohne alle 
polizeilihe Nachhilfe habe fi das Prinzip der Arbeitstheilung 
durch relative Verminderung der feinen gemijchten Gewerbe- 
betriebe Pla gemadt. Nehme man vollends. die Gunft ver 
natürlichen Bedingungen hinzu, die Bruchtbarleit des Bodens, 
die Nähe größerer Städte und muſterhafter Wirthichaften, die 
Eijenbahn und fonftigen Verkehrsmittel, fo wäre fo wenig 
Grund, ſich über die nacdhgewiefenen Yortfchritte zu wundern, 
daß vielmehr nur das Gegentheil, wenn es Statt fände, einer 
Erklärung bevürfte Was aber die Zukunft betreffe, jo fey 
nicht einzufehen, warum nicht die gleichen Urſachen auch wies 
der bie gleichen Wirkungen haben follten. Die Ausdehnungs⸗ 
fähigkeit menfchlicder Arbeit und Intelligenz habe auch auf 
dem Felde der Landwirthſchaft feine abzufcheivdenden Grenz- 
marken. Schon der Berichterftatter jener alten Zeit habe ge= 
meint, weiter ald damals dürfe die Theilung der Güter nicht 
mehr getrieben werden und wie glänzend ſey die thatſächliche 


196 


Widerlegung feiner wohlgemeinten aber kurzſichtigen War- 
nungen. Wie wollte man nun gar in ven gleichen Fehler 
verfallen und mit einem abermaligen: Bis hieher und nicht 
weiter! an der unerfchöpflichen Fülle menfchlicher Mittel und 
Kräfte verzweifeln! Es bedürfe daher auch fernerhin nichts 
Weiteres, als freien Spielraum für die natürliche Zunahme 
der Bevölkerung und die unbeſchränkte Entwicklung der indi⸗ 
vinuellen Kräfte, Auch nach weiteren 70 Jahren werde, wenn 
nicht gewaltſame äußere Störungen eintreten, die Vergleichung 
des Einft und Jetzt dieſelben, wo nicht noch größere Fort: 
Schritte zeigen. 

Diefe Anfiht hat nach den vorausgegangenen Darlegun⸗ 
gen nicht nur viel Scheinbares, fonvern viel unläugbar Wahres. 
Es ift unbedingt zugegeben, daß die nachgewiefenen Fortfchritte 
der wirtbfchaftlichen Leiftungen ohne Befeitigung der Grund⸗ 
Ioften, ohne ven freiheitlihen Zug der ganzen Zeitperiobe 
nicht denkbar waren. Allein ebenfo wahr ift, daß dieſe Be⸗ 
freiung von Hinderniffen, wie alle andern, nur ein Negatives 
feyn können und die pofitiven Kräfte, die auf das Ziel hin- 
drängen, zu ihrer PVorausfegung haben. Wenn auch die 
Straße, bie zuvor an einzelnen Stellen nicht oder ſchwer zu 
begehen war, geebnet ift, jo hängt es immer noch von tauſend 
andern Dingen ab, ob ver Einzelne, die Gejellihaft, das 
Heer, die fich ihrer bedienen, zum glüdlichen Ziele kommen. 
Die obigen Argumente beweifen offenbar viel zu viel. Die 
Freiheit ver Perfon, des Bürgers, des Grunds und Bodens 
war ja offenbar in unferem Kornmeftheim feine andere, als in 
allen Orten des Königreichs oder fpeziell des altwürttember- 
gifchen Landes. Die Fruchtbarkeit des Bodens, die Gunſt 
des Clima’s ift wohl in dem ganzen untern Nedarthal und 
in vielen Weinorten nod größer. Gute Straßen, Eifen- 
bahnverbindungen, die Nähe der Hauptitabt kommen vielen 
Orten ebenfo, mehreren in nod höherem Grade zu Statten. 
Und doch gibt es notorifch gerade in biefen Gegenden und 
anderwärts zahlreiche Gemeinden, deren ökonomiſche Verhält⸗ 
niffe als entfchieden ungünftig anzufehen find, die ausprüdlich 
als heruntergefommene bezeichnet werden, in denen ſich bie 
älteren Leute ver befferen Zeiten noch wohl erinnern. Wenige 


191 
Jahre erſt find verfloffen, feit ganze Gemeinden, ja ganze 
Bezirke am Rand des Abgrundes zu ftehen fchienen, und ein 
Nothruf aus Württemberg durch ganz Deutſchland erſcholl. 
Eine Reihe von guten Erndten, die gleichzeitig in andern 
Ländern minder günſtig waren, hohe Preiſe, die eben durch 
ben auswärtigen Mangel, durch die erweiterten Verkehrsmittel 
und wohl aud durch ein beginnendes Einfen des Geldwerthes 
veranlaßt waren, und das Aufblühen der Gewerbe haben 
einen überrafchend fchnellen Umſchlag gebradt. Aber wer 
bürgt dafür, oder richtiger, welcher vernünftige Grund be- 
rechtigt zu der Hoffnung, daß in ungünftigeren Jahren, bie 
nach dem Lauf der Dinge nicht ausbleiben künnen, bie alten 
Uebel nicht wiederfehren werden? Wären freier Beſitz, freie 
Bewegung aller Kräfte für fih allein ſchon die wirthfchaftlis 
hen Univerfalmittel, fo wären Zuftände von Landgemeinden, 
wie wir fie erlebt haben und wieder zu erleben fürdten müf- 
jen, nicht denkbar. Oder an welcher Freiheit fehlt es denn 
jenen traurigen Carricaturen fruchtlaufender und doch von 
Feldbau lebender Dörfer? Offenbar find alle jene Freiheiten 
und politiichen Errungenfchaften, fowie auch die Fruchtbarkeit 
des Bodens, der nahe und bequeme Markt, die Verkehrsmittel 
nicht8 weiter, als ermöglichende und begünftigende Nebenums 
ftände, aber feine zureichende Urfachen für das Ganze der uns 
beſchäftigenden Erſcheinung. 

Ohne die Frage erſchöpfen zu wollen, glauben wir dieſe 
zureichenden Urſachen vorzugsweiſe in zwei Dingen finden zu 
follen, in einer äußeren und einer inneren Bedingung. Die 
äußere ſehen wir einfady in dem Vergleichungsweife anjehn- 
lihen Umfang der Markung; die innere, noch wichtigere, in 
‚ einem den Meßinftrumenten ber Statiftit unzugänglidyen Face 
tor, in den Sitten und Eigenfchaften ver Einwohner. 

Biertaufend Morgen des beften Aderlanves fir 800 Ein- 
wohner, wie es in den 8Oger Jahren das Berhältnig war, 
fünf Morgen auf den Kopf, 15—20 Morgen vurfchnittlich 
auf die Familie war nach dem Mafftab ver Dorfwirthfchaften 
ein jehr. anfehnliches Areal. Es war längere Zeit noch unge- 
fähr, wie in einer jungen Kolonie, die noch Raum hat ſich aus- 
zubreiten. Die Begüterten tonnten bei ihren Lebzeiten den Söh⸗ 


192 


nen und Töchtern zur felbftändigen Niederlaflung mehrere Mor⸗ 
gen in jeder Flur abtreten, ohne eine merkliche Abnahme ihrer 
Erndten zu fpüren; fie durften nur dem übrig bleibenden 
Lande etwas. mehr Sorgfalt zuwenden, einige Morgen ver 
Brache entziehen und dem Bau ber Yntterpflanzen widmen, 
und dann auf die Heinere Fläche den Dünger eines gleid) 
bleibenden oder gar vermehrten BViehftandes bringen. Dieß 
konnte längere Zeit jo fortgehen und veranlakte das anfäng- 
lih rajche Steigen der Bevölkerung. Die Grenze der hier 
noch zuläffig ſcheinenden Beſitzantheile ift auch jet noch nicht 
überfchritten. Zwar hat die Gemeinde gegen 450 Morgen, 
über ein Zehntheil ihrer Markung, an die Nachbarorte über: 
laffen müffen; die Bevölkerung ift von 800 auf 1400 geftiegen; 
es kommen ftatt 5 nicht mehr ganz 3 Morgen auf den Kopf, 
ftatt 20—25 nur noch 13—14 Morgen auf die Familie. Allein 
bei der Güte des Bodens, dem Fleiß der Einwohner, ber 
günftigen Lage des Orts reicht auch dieſes mittlere Ylächen- 
maaß noch völlig aus zu derjenigen bäuerlichen Wirtbfchaft, 
die wir oben als die normale Durchſchnittsleiſtung bezeichne: 
haben; es gibt noch diejenigen Ueberſchüſſe über den eigenen 
Bedarf, die eine zweite Familie ernähren, deren Erlös hin- 
reicht, neben Anſchaffung der nöthigen und nütlichen Erzeug- 
nifje der Gewerbe Etwas aufzufparen. Wenn Manche unter 
jenem Niveau ftehen, fo erheben ſich Andere barüber, und ber 
Drt im Ganzen Tann feiner Aufgabe in dem Kreislauf ber 
Bolksöfonomie noch in vollem Maaße entſprechen. Bergleidyt 
man nun damit folche ökonomiſch ungünftig geftellte ländliche 
Gemeinden, wovon es im gleichen Bezirke, in dem nahen 
Nedar- und Remsthal zahlreiche Beifpiele gibt, fo find alle 
übrigen Borausfegungen, Fruchtbarkeit, Verkehrsmittel, Geſetze 
und Einrichtungen, Stammeseigenſchaften u. f. w. die gleichen; 
es fällt nur der eine Unterfchied in die Augen, daß dort eine 
relative Uebervölferung wahrzunehmen ift, daß auf die kind 
liche Familie im Durchſchnitt ftatt 10—15 nur 5—6, ja 3—4 
Morgen lanpwirtbfchaftlihen Areals fonımen. Wie fol und 
kann die Intenfität des Anbaus einen ſolchen Unterfchied des 
Flächenmaaßes ausgleichen, zumal wenn alle diejenige Steige» 
rung der Erträgniffe, die durch Kapitalanlage und nicht durch 





re» 


193 


Handarbeit bebingt ift, durch bie Natur der Sache erjchwert 
oder ausgefchlofien iſt. Es wäre freilich ganz kurzſichtig und 
vermeflen, bier fefte Grenzen ziehen umd etwa das jetzige Maaß 
der ausfümmlichen Güter auch für die Zukunft fejthalten zu 
wollen; es ift ganz wohl denkbar, daß nad) weitern 50 Jahren 
auf 10 Morgen größere Erträge erzielt werben, als jett auf 
15; das Gütermaaß kann ſich ohne Zweifel mit der fteigenven 
Intenfität des Anbaues entſprechend vermindern; die Abnahme 
muß aber mit jener Zunahme gleihen Schritt halten und 
immer lieber um zehn Schritte zurüdbleiben, als einen einzi— 
gen vorauseilen. Daß es aber eine folche beftimnte Grenze 
gibt, daß fie überfchritten werven fann, ja überjchritten werden 
muß, ſobald nicht andere Kräfte dieß verhindern, daß fie in 
vielen Gemeinden und Bezirken des Landes wirklich überjchrite 
ten ift, wer kann daran zweifeln? 

FHiernach ſcheint nun die äußerlichſte aller Kategorien, die 
bloße räumlihe Ausdehnung, ter Cardinalpunkt werden zu 
follen. Der hiftorifhe Zufall, der der einen Gemeinde das 
Maaß ihrer Marfung etwas weiter, ber andern etwas enger 


zugeſchnitten hat, wäre der enticheidende Yactor; es wäre nur 


eine Frage des Früher oder Später, bis wann jede Gemeinde 
in das ihr zugemeflene Kleid ihrer Grundfläche fo hineinges 
wachſen ift, daß es ihr zu eng wird und zulegt die Blöße 
nicht mehr bedeckt. Das Wachen, Stilleftehen oder Sinken 
des MWohlftands einer Gemeinde erfhhiene ſomit als die Wir. 
fung zufälliger und unberechenbarer Urfachen. Jede Zunahme 
der Bevölkerung muß ja eine Abnahme der Güterportionen 
veranlaffen und fo muß zulett Der Zeitpunkt ter Zwergwirth⸗ 
Ihaften und ver Uebervölferung kommen, wenn Die Sadye ven 


natürlichen Lauf geht und nit außerorventlihe Zwifchenfälle 


eintreten. 

Allein mit nichten ift dieß der Sinn und die Confequenz 
der obigen Anſicht. Vielmehr ſcheint uns der erfte Yactor, 
ver Umfang ver Marfung, bereits auf den zweiten obenge- 
nannten vorauszubeuten. Daß das mittlere und ausfümme 
lie Maaß einer bäuerlichen Wirthihaft in unjerem Dorfe 
bis jeßt feitgebalten worden ift, betrachten wir ſchon nicht mehr 

Württ. Jahrb. 1860, 28 Heft. 13 


194 


als bloßen Zufall, als bloßes Nochnichtvollſeyn eines Gefäſſes, 
ſondern bereits als eine Wirkung geiftiger und fittlicher Kräfte, 

Es wurde Schon oben in dem Kapitel über die Bevöl- 
ferumgsitatiftit gezeigt, Daß in dem Gang ber Bevölkerung 
Lingft tie Symptome eines Zuſtandes der Sättigung wahrzu- 
nehmen find, daß eine beträchtliche Abnahme der Ehen gegen 
früher eingetreten ift, daß Diefes blühende und wohlhabende 
Dorf in ven legten Yahrzehnten bereits ein ſehr ſtarkes Con— 
tingent zur Auswanderung geftellt hat. Für vie legten 50 Jahre 
berechneten wir die Zahl der Yortgezogenen auf 217. Nimmt 
man nur die leßten 20 Jahre von 1838—57, fo betrug ber 
Neberihuß der ©eburten über tie Todesfälle 269; die Be⸗ 
völferung nahm aber nur um 63 Einwohner zu, und die Differenz 
ift nur aus der ftarken Auswanderung erflärbar; von 1850 
bis 1857 beträgt deren Zahl allein 184; aljo etwa 12 Brocent 
ter niittleren Bevölkerung. 

Kun wurde andererfeits erwähnt, daß fortwährend mehr 
als 100 Auswärtige als Knechte oder Mägde in Kornweſtheim 
dienen, während Tas Umgekehrte nur in ſehr ſchwachem Maaße 
Statt finde. EI wird außerdem angegeben, daß überbieß eine 
außerorventlih große Zahl fremder Zaglöhner während ber 
ganzen Dauer der Feldarbeiten in Kornweſtheim Beſchäftigung 
finten, daß während ver Erndtezeit oft 400 auswärtige Schnit- 
ter und Scnitterinnen aus den Oberämtern Badnang, Welz« 
heim, Schorndorf 2c. gezählt werben. 

Dffenbar fehlt es hiernach an einheimifchen Arbeitsfräf- 
ten, und body ziehen die Einheimifchen in Schaaren über Das 
Meer. Warum ziehen dieſe nicht den Lohndienft in der Hei⸗ 
math vor? Wir können natürlich vie mannigfaltigen Mo⸗ 
tive der 200 Fortgezogenen nidyt ermitteln oder errathen, aber 
die Thatfache Liegt vor Augen, daß die Möglichkeit, in ber 
Heimath als Knechte oder Taglöhner oder Zwergwirtbe ihr 
Fortlommen zu fuchen, fie nicht zurädgehalten bat. Man muß 
vermutben, daß in Vielen von ihnen Etwas wirkte, das ſtärker 
war als die nächftliegenden Gedanken, das ihnen nicht geftattete, 
anf eine geringere Stufe der Lebendgewohnheiten, der gefell» 
fhaftlihen Stellung berabzutreten, als auf der fie zuvor ge- 
ftanden, und auf der fie die Väter, Brüder, Bekannten ouch 


190 


ftehen fahen; man muß denken, daß die Väter felbft die Ihri⸗ 
gen lieber niemals wieder fehen wollten, als in einer. niedri« 
geren, mit dem feitherigen Anjehen des Namens und Haufes 
im Widerfpruch ftehenden Stellung. Man fieht, daß es fchon 
bisher nicht eben an der Bevölkerung gefehlt hätte, um die 
Grundſtücke noch weiter zu zerftücdeln, daß es nicht ein ein— 
facher Naturproceß war, der das Gefäß noch nicht zum Ueber: 
laufen gebracht hat, oder ein Stillehalten an einer beftimmten 
Grenze veranlaßte, jondern daß dieſes Einhalten bereits auch 
als das Werk ernfter fittliher Conflicte und Motive, als die 
Frucht mancher fchwerer Selbſtverläugnung erfcheint, daß an 
jenen trodenen Ziffern über die Größe der mittleren Baueru⸗ 
güter vielleicht fchon zahlreiche Opfer der thenerften Gefühle, 
innere Kämpfe der fehwerften Art und mande bitteren Ab- 
Ichiedsjchmerzen hängen mögen. Daß in unferem Dorfe die 
Auswanderung lange vorher begann, che ver Grad von Neth 
und Mangel eingetreten war, ver anderwärts dazu nüthigte, 
ſcheint uns feine andere Erflärung zugulaflen, als daß hier 
ein Hares, von den Vätern überliefertes Bewußtſeyn von den 
Örundbedingungen einer gefunden bäuerlichen Wirthfchaft neben 
einem ſtarken und edlen Gefühl fir vie Ehre und Stellung 
des Namens und Haufes vorausgejeit werden muß. Das 
Eine wie das Andere aber ift nur in Verbindung mit ſonſti— 
ger Tüchtigkeit und einem opferfähigen ſittlichen Ernſte denk— 
bar. So lägen denn die letten und entfcheitenden Momente 
in einer Region, in weldye weder Statiſtik noch Volkswirth⸗ 
Schaft hineinreidhen, in gewiſſen pfycholegifchen Borgängen, in 
ethiihen Beziehungen und Conflicten, und e8 würde nur von 
Neuem beftätigt, daß am allermeiften da, wo alle beichränfen- 
den Ordnungen und vorbeugenden Geſetze dem Princip der 
freieften Kegung aller Kräfte gewichen find, gefunde und er⸗ 
freulihe Zuftände wie eines Voll und Staats, fo auch einer 
großen oder Heinen Gemeinde nicht wie eine Glücksgabe kom⸗ 
men und genofjen werden dürfen, fondern allein durch Ein- 
fiht und weife Selbſtbeſchränkung gewonnen und erhalten 
werden. Die Frage nad der Zukunft aber fällt auf dieſem 
Standpunkt ganz mit der weiteren zufammen, ob bie Motive 
und fittlihen Kräfte, die bisher gewirkt haben, auch fernerhin 
13 * 


196 

ftart genug ſeyn werben, um der natürlichen Tendenz der 
Bevölkerung, raſcher als die Mittel des Unterhalts auf gleicher 
Fläche anzuwachſen, da8 Gegengewicht zu halten. *) 

Nachdem nun hier zuerft auf die Eigenfchaften ter Ein- 
wohner die Rede gekommen ift, mag es wohl am fhidlichften 
feyn, an diefer Stelle auch dasjenige einzureihen, was Kerner 
über ben Charakter ver Bewohner unjeres Dorfes bemerkt 
und was etwa aus neuerer Zeit darüber beizubringen ift. 

Kerner ſpricht an zwei Stellen der Handſchrift von dieſem 
Gegenftand. Das einemal will er zunächſt ven Wohlftand des 
Orts beweifen, führt aber dafür faſt ausſchließlich fittliche 
Meomente an, das anderemal fucht er den moralifchen Charak⸗ 
ter direct zu jchildern. 

An der erften Stelle jagt er: „Seit 22 Jahren (d. i. ſoweit 
Kerner eigene amtliche Erinnerung zurückreichte) hat ſich kein 
Einwohner eines peinlichen Verbrechens oder auch nur eines 
geringen Diebſtahls vergangen; die fleiſchlichen Vergehen ſeynd 
allda nicht ſo häufig als in andern Ortſchaften. Inner dieſer 
Zeit verfiel kein Innwohner allda in einen ſolchen Vermögens⸗ 
zerfall, daß ihm öffentlich vergantet worden; ja mehrere Jahre 
fließen dahin, ehe nur einer wegen Schulden bei der Obrigkeit 
verklagt wird. Nach Weſtpreußen und Ungarn iſt keiner von 
daſigen Inwohnern emigrirt, wie häufig vor einigen Jahren 
von andern Ortſchaften Würtembergs geſchehen. Weder in 
den Bund der Rechtſchaffenheit (2) noch in die Geſellſchaft der 
Betrüger der ſogenannten goldenen Krotte (?) noch mit Setzung 
in die Lotterie verwickelten ſich die daſigen Inwohner, wie eben⸗ 
falls vor einiger Zeit von andern geſchehen. In dem theuren 
Jahrgang 1771 war die daſige Inwohnerſchaft unter den Lud⸗ 
wigsburgen Amtsorten einig im Stande, fi aus eigenen 
Kräften zu helfen. Bon der Inwohnerſchaft zu Kornweſtheim 
vagiret Niemand vem Betteln nad) und befinden ſich beftänvig 


*) Unſer ganzes Beifpiel fcheint wie gemacht, bie unumftöß- 
lichen Grundwahrheiten ver Malthus'ſchen Säge in’s Licht zu ftellen, 
und zwar gerade dadurch, daß die Thatfachen vielfach denſelben 
zuerft zu wiberfprechen fcheinen, um bei tieferen Eingehen fie wieder 
zu beftätigen, 


197 


fehr wenig arme Perfonen allva, weldhe von dem Publiko er⸗ 
halten werden müſſen. Ferner ftehet felbige in fo gutem Zu⸗ 
trauen, daß, wenn ein Inwohner Geld aufzunehnen benötht- 
get, er ohne Verſchreibung eines gerichtlichen Unterpfandes bie 
Anlehnung erhalten fann, dahero auch allda bie Aueſtellung 
einer gerichtlichen Obligation eine Seltenheit iſt.“ 

An der andern Stelle wird unter der Ueberſchrift Mora— 
liſcher Charakter“ gefagt: 

„Den Karalter eines einzigen Menſchen zu beftimmen, ift 
ſchon ſehr fchwer, viel fhwerer aber den Charakter einer ganzen 
Inwohnerſchaft. Dahero ich nur dießfalls im Allgemeinen bier 
bemerfe, daß bei der Inwohnerſchaft zu Kornmweftheim, welche 
größtentheils aus wohlgebildeten und gutgewachfenen Manns⸗ 
und Weibsbildern beftehet, Die mit einem guten Menſchen⸗ 
verſtand begabet, noch viele Redlichkeit, deutfcher Biederfinn, 
Arbeitfamleit und Sparfamfeit anzutreffen und, ohngeadhtet 
diefer Ort zwifchen ven beeven Hauptftätten Stuttgart und 
Ludwigsburg gelegen, worin verberbte Sitten und allgemeiner 
Lurus auf das Höchfte geftiegen, fo haben fidh jedoch außer» 
ordentliche Ausſchweifungen und grobe Vergehen vafelbft noch 
nicht eingefhhlihen. Hingegen nach alter teutſcher Sitte liebet 
das Mannsvolk mehrentbeils den Trunf, und, ihres Wohl- 
ftandes bewußt, ſeynd fie zum Theil troßig, und, obſchon fie 
fonften den Frieden lieben, fo feynd fie bei vorfallenven Un— 
einigfeiten äußerſt jähzornig, halsſtarrig und rachgierig. Die 
Sparſamkeit artet bei Manchen in Geiz aus und bei ihren 
Pferdshändeln ſpielen fie mehrfältig die Hilpertsgriffe der Roß⸗ 
täuſcher.“ 

Da Kerner von den religibſen und kirchlichen Verhältniſſen 
nicht ſpricht, ſo können hierüber einige Pfarrberichte, die noch 
aus dem Anfang des Jahrhunderts vorhanden ſind, ergänzend 
in die Lücke treten. Da die Gemeinde zu den geordnetſten, 
die Pfründe aber zu den beſten gehörte, fo gelangten nur ver» 
biente ältere Geiftliche zu denſelben, die dann ziemlich raſch 
auf einander folgten. Um fo zuverläffiger ift ihr übereinftim- 
mendes Zeugniß, daß die Gemeinde ſich durch religiöfen Sinn 
und kirchliche Zucht und Sitte vor vielen andern audzeichne. 
Bon den meift ziemlich gleichlautenden Stellen über den Zu⸗ 


198 


fand der Gemeinde fagt z. B. der Bericht von 1809: Was 
ven Zuftand ver Keligiofität und Meoralität betrifft, jo bat 
fih der täglicy mehr überhandnehmenden Keligionsgleichgiltig- 
feit unerachtet inımer noch der hiefige Ort durch Achtung vor 
Neligion und einen beſſern Sinn davor ausgezeichnet, und if 
bei weitem bie Roheit und Sittenlofigkeit nicht bier, als ſchon 
in denen nächftgelegenen Ortſchaften. Es ift alfo im Ver⸗ 
hältniß der allhiefige Religionszuftand immer nody fo befchaffen, 
daß Baftor die Spuren des Segens von der Predigt des Worts 
und den heiligen Sacramenten nicht verfennen kann. Auch 
die Zahl der Communicanten ift fi) immer gleich. Kein öffent- 
liher und incorrigibler Verächter des Worts und Sacraments, 
auch Fein Sectarins oder Separatift ift vorhanden“. Dagegen 
gefchieht in allen Berichten einiger religiöfer Privatverſamm⸗ 
Iungen Erwähnung. *) Der Zuftand der Schule wirb regel« 
mäßig als ein guter oder recht guter geſchildert und Strafen 
wegen Schulverſäumniſſen waren ſehr jelten erforderlich. **) 


*), Als Beweis der firengeren älteren Kirchenfitte mag ange- 
führt werden, daß die ledige Jugend beider Gejchlechter bis zum 
24. Lebensjahr bei der Kinderlehre „vorſtehen“ folltee Mehrere 
Bfarrberichte Hagen über die Schwierigkeit, dieß noch feftzubalten; 
ber Widerſtaud gegen eine Conceſſion kam aber von ben weltlichen 
Mitgliedern bes Kirheneonvents. Erſt nah Fahren entihloß man 
fi, das 18. Lebensjahr als Grenze feftzuhalten. 

) Es Tann als eine Lücke erſcheinen, daß unfere Vergleichung 
fih nicht auch auf die Schulbilbung erfiredte. Allein Kerner fpricht 
nicht davon, außer an Einer Stelle, wo er das Einkommen des 
Schulmeifters erwähnt. Das Schulgeld ertrug von 120 Kindern 
a 59 fr. (1) 118 fl. Da nah dem Obigen die Zahl der Kinder 
vom angetretenen 7. bis wollenbeten 14. Lebensjahr 136 betrug, fo 
geht daraus hervor, daß bie 7—8 Yahre Schulbeſuch umfaffende 
allgemeine: Schufpflichtigfeit damals ſchon beftand, einzelne aber 
entweder etwas fpäter eintraten ober zur Unterflügung der Eltern in 
ben Felbarbeiten vor Ablauf bes 14. Lebensjahres entlaffen wurben. 

Der Magiftrat Hatte den Schuflmeifter zu nominiven. Als 
Einkonmmen erwähnt Kerner neben freier Wohnung 
3 Scheff. 4 Sri. 2 Bierl, Roggen, 

3 Scheff. Dinkel, 


199 


Für die neuefte Zeit beſchränken wir uns barauf, über 
Sitten und Charakter der Einwohner die betreffenden Stellen 
der Oberamtsbefchreibung von 1859 beizufeßen. 

In dem allgemeinen, von dem ganzen Bezirk handelnden 
Abſchnitt ift dort (S. 33) gejagt: 

„Der moraliihe Charakter der Bezirksbewohner ift im 
Allgemeinen gut und zeichnet fi durch Rechtlichkeit, Fleiß, 
Sparfamfeit und Sinn für Religion, welcher fi häufig bis 
zum ftrengen Pietismus fteigert, vortheilhaft aus; aud find 
in ven bewegten Jahren von 1848 und 1849 feine Störungen 
ber Ordnung vorgefommen. Einzelne Gemeinden, wie Korn- 
weitheim, Möglingen, Pflugfelvden u. |. w. Dürfen wohl zu 
den georonetften des Landes gezählt werben.“ 

In dem Paſſus über die Trachten (S. 35) heißt es: 

„Die altübliche Tracht ber Dorfbewohner weicht allınählig, 
jedoch langſam, der ftäptifchen Diode; einzelne, namentlich wohl- 
habende, Bauernorte, wie Kornweſtheim, Möglingen, Pflugfel« 
den, Stammheim und Thamm, find ver foliveren Tracht ihrer 
Bäter treu geblieben; hier trifft man noch allgemein den Drei⸗ 
fpitghut, ven blauen oder grauen Tuchrock, den Sommer über 
nicht felten den fogenannten Zwildfittel, das mit Rollknöpfen 
beſetzte Brufttuch entweber von ſcharlachrothem Tuch oder von 
dunkelm Manchefter, gelbe und fchwarze Lederhoſen.“ 


3 Sceff. 3 Sri. Haber, 
1 uber Stroh, 
5 fl. Beloldung, 
2 fl. für die Sonntagsfchule, 
13 fl. für das Orgelfchlagen, 
11% Meß Holz, 
150 Meßnerlaibe, 
170 Habergarben (= 18 Scheff. 6 Sri.), 
118 fl. Schulgeld, 
30 fl. Accidenzien, 
20 fl. für Haltung eines Provifors. 

Ob das Damals erreichte mittlere Lehrziel ein wefentlich niedri⸗ 
geres war, als das jebige, wiffen wir nicht zu fagen, können aber 
(auch auf Grund ber erwähnten Pfarrherichte) einen leiſen Zweifel 
daran nicht unterdrücken. 


200 


In der Ortsbefchreibung von Kornmweftheim endlich wird 
gefagt: 

„Die Einwohner find gefunde, Träftige, wohlgewachſene 
Leute, die fi nicht felten eines hohen Alters erfreuen; im 
Allgemeinen findet man bei ihnen vielen Fleiß, Orbnungsliebe, 
und namentlich fehr vielen Sinn für Keligion und theilneh- 
mende Thätigfeit, ſobald fremde Noth zu lindern oder fonft 
ein milder Zweck zu befördern ift. Der religiöfe Sinn fteigert 
fih bei ihnen häufig bis zum ſtrengen Pietismus und bie Secte 
der fogenannten Michelianer bat hier empfänglichen Boden 
gefunden.“ *) 

Während unter allen frühern Rubriken die VBergleihung 
große Veränderungen zu conftatiren hatte, ift bei dem Letzten 
und Beften eben das Beharren, die Stetigfeit ber fittlichen 
Grundlagen das Erfreuliche. 

Im legten Kapitel unferer Handſchrift macht Kerner einige 
in’8 Einzelne gehente praftifchverftäindige Vorfchlüge zur weis 
tern Verbeſſerung des örtlichen Wohlftandes. 

1) wünſcht er, daß die Herzogliche Rentkammer tie Schä- 
ferei und Pferchgerechtigkeit gegen eine für beide Theile billige 
Entſchädigung an bie Gemeinde abtrete, die ſchon früher in 
deren Beſitz gewefen war, wodurch vielfahe Beſchränkungen, 
Pladereien und Streitigkeiten am einfachften befeitigt werben 
fönnten. 

Wiewohl die früheren Rechte der Schäfereibefiger längſt 
weſentlich vermindert find, jo Iaborirt Die Gemeinde an dieſem 
Mißſtande doch noch jetst, und erft in neuefter Zeit ift bie 
Ausfiht auf völlige Bereinigung der Sache vorhanden. 

2) empfiehlt Kerner auf's Angelegentlichfte den Bradhein- 
bau, die damit in Verbindung ftehente Stalffütterung und 
Vermehrung des Viehftandes in Folge des Kleebaus, Er meint, 
man follte zunächſt wenigſtens etwa die Hälfte der Bradhe, 
600 Morgen, einbauen und die Schäfereiberechtigten burd) 


*) Hiebei wäre übrigens zu bemerken, daß gerade bie Miche- 
lianer nicht zu den. „frengen“ Abzweigungen ober Formen bes 
Pietismus gezählt werben. 


208 


Ueberlaffung einiger zufammenhängenden zum: Kleebau geeig- 
neten Grundftüde entjchädigen. 

In weldyen Umfang diefer Rath befolgt worden ift, haben 
wir oben gejehen. 

3) ſchlägt er die Berwendung der jchlechten und menig 
tragenden Weinberge zu andern Qulturen vor, was ebenfalls 
geſchehen ift. 

4) weist er die Gemeinde auf die zu wenig benützten 
Steinbrüche auf ihrer Markung hin, die ſtatt des mangelnden 
und theuren Holzes ein treffliches Baumaterial gäbe. 

Die Oberamtsbeſchreibung von 1859 ſagt: „Auf der Mar⸗ 
kung ſind drei Lettenkohlenſandſteinbrüche im Betrieb, deren 
vortreffliche Bau- und Werkſteine, auch Schleifſteine zum Theil 
bis nach Ulm abgeſetzt werden.“ 

5) empfiehlt er die Abſchaffung oder Verminderung der 
herzoglichen Remiſen zur Hegung des Wildes, was ebenfalls 
geſchehen iſt und 

6) die Abgipfelung der hohen, auf die angrenzenden Fel⸗ 
der breiten Schatten werfenden Bäume der Ludwigsburger 
Allee. Auch dieſe ſtolzen Buchen und Linden haben indeſſen 
einem jüngeren Geſchlechte Platz machen müſſen. 

Wir wollen es nicht verſuchen, dem orts⸗ und ſachkundi⸗ 
gen Verfaſſer auch auf dieſes Feld der concreteſten Rathſchläge 
nachzufolgen. 

Nur zu Einem Punkte, auf den schon tie obigen Ziffern 
vorläufig hinmeifen, bevarf e8 Feiner beſonderen Local⸗ und. 
Fachkenntniſſe. Er betrifft die allbefannten und vielbellagten 
Mifftände der Gemengwirthichaft und des Flurzwangs. Auf 
4500 Morgen nicht weniger als 6453 Parzellen! Auf jeden 
Einzelnen der 305 Grundeigenthümer fallen durchſchnittlich 
14 Morgen Feldes, aber in 21 Güterftüde vertheilt. Bei den 
größeren Befigern muß die Zahl wohl auf das Dreis wo nicht 
Bierfache fteigen. Welchen Berluft an Raum, Zeit und Ar- 
beit, welche Beſchränkungen bes freien Eigenthums dieß in 
ſich fchliegt, ift von den Fachmännern auf's Schlagenbfte nach- 
gewiefen und Tann feinem denkenden Landwirthe entgehen. 
Wenn die Nachrichten aus andern Ländern, wo die Güter« 
zufammenlegung in vielen Gemeinden vollzogen worden if, 


rihtig find, daß bie erzielten Vortheile auf 25 Procente ber 
früheren Erträge gejhätt werden, fo ſtünde die Mafregel in 
ihrer Geſammtwirkung dem Bracheinbau nur wenig nad. Für 
Kornweftheim kämen aber zu den allgemeinen Vortheilen nod) 
bejondere hinzu. Das löbliche Beftreben der Gemeindegenofjen, 
das Maaß der Bauerngüter nicht unter eine gewiſſe Grenze 
herabfinfen zu lafjen, würde durch Nichts fo fehr unterftütt, 
als wenn gefchloffene Güter von den Umfang, daß fie Einer 
bäuerlichen Yamilie einen gefiherten Nahrungsftand bieten, in 
genügender Zahl hingeftelt würden. Derjelbe tüchtige Sinn 
und Berftand, der fchon Das Zerftüdelte zuſammenzuhalten ftarf 
genug war, wird um fo leichter im Stande jeyn, das Ver⸗ 
einigte nicht zerfallen zu laſſen. Wenn jene 110 Banerngüter 
von 10-100 Morgen nur eben fo viele Grundſtücke bildeten, 
weldye Grundlage und Bürgfchaft für die weitere Blüthe und 
Wohlfarth der Gemeinde wäre damit gewonnen! Die Schwie- 
rigleiten find freilid groß genug und vielleicht faum zu über- 
winden. Sollte es aber einer fo einfichtigen, fchon in fo 
manden Punkten hervorleuchtenden Gemeinde nicht möglich 
feyn, in dieſem Stüd ein Beifpiel zu geben, wie Berftand und 
guter Wille den Bortheil des Ganzen und aller Einzelnen zu« 
gleich zu heben vermag; oder wenn der Weg der Freiwilligkeit 
nicht zum Ziele führt, wenn ein Gefe abgewartet werden muß, 
und auch bier die Herftellung des vollen Eigenthumsrechts 
nur durch deſſen vorgängige einmalige Verlegung erzielt wer- 
den kann, follte wenigftens nicht die Maßregel fo vorbereitet 
und durchberathen werden können, daß fie fofert nad) Erlaß 
eines fünftigen Geſetzes in's Leben treten könnte? Aus der 
ganzen obigen Betrachtung tritt in ver That diefe Parzellen» 
ziffer mit Allem, was daran hängt, nody als der einzige, große 
und ſchwere Mißftand, der eine Bejeitigung verlangt, hervor. 

Im Uebrigen aber ift oben ſchon deutlich genug darauf 
hingewieſen worden, welche Bürgfchaften für die fernere Wohl⸗ 
fahrt diefer Gemeinde wir für noch wichtiger halten, als alle 
landwirthſchaftlichen Reformen. Mean möchte derjelben nur 
das Eine Wort der Schrift in erweiterndem Sinne zurufen: 
Halte, was du haft, daß Niemand deine Krone nehme. Möge 
ſich nach weiteren 70 Jahren ein britter Berichterftatter finden 


203 ’ 


und von der ferneren Entwidlung unferes Dorfes kein uner⸗ 
freulicheres Bild zu entwerfen haben! 

Den Lefer aber, der die Geduld nicht verloren hat, uns 
bis hieher zu folgen, hoffen wir nicht mehr darüber um Nadı- 
fit bitten zu müflen, daß wir ihn fo anhaltend und eingehend 
bei den Zuftänden eines Keinen und unbelannten Dorfes feft- 
gehalten haben. Es wäre nicht ſchwer geweſen, dem ftatiftifchen 
Genrebild an vielen Stellen durch allgemeinere Schlüffe und 
Betrachtungen einen bedeutenderen Hintergrund zu geben, wenn 
wir nicht hätten befürchten müfjen, eben hiedurch die Orenzen 
der Geſetze diefer Gattung felbft zu überfchreiten. Tür die er« 
wünſchteſte Frucht der mühfamen Arbeit aber würden wir e8 
halten, wenn der eine und andere einheimische Lefer davon 
Anlaf nehme, von andern Gemeinden mit Ähnlichen und une 
ähnlichen Zuftänden, auch wenn die Quellen zu einer zugleich 
gefhichtlihen Bergleihung fehlen follten, ein noch beſſeres 
und fachlundigeres Bild zu entwerfen. Waren doch an fo 
manden Stellen nody ungebahnte Wege zu fuchen, daß es an 
Stoff zu Berichtigungen nicht wohl fehlen fann! Hätten wir 
ans den Hauptgruppen des Landes, aus ben verfchiedenen 
Bezirken des Weinbaus, vom Schwarzwald, vom obern Nedar, 
von der Ab, aus Oberichwaben, aus dem Fränkiſchen und 
Ellwangen’shen Gebiet, dem Welzheimer und Mainharbter 
Wald, dem Nemsthal u. ſ. w. ähnliche detaillirte, insbefondere 
agrarftatiftiiche Darftellungen, jo würden aus der Zuſammen⸗ 
ftelung und ſachkundigen Berarbeitung des gefammelten Ma⸗ 
teriald Ergebniffe zu hoffen feyn, deren Bedeutung fich fichers 
lid) nicht blo8 auf das Feld der Statiſtik befchräufte. 


Berichtigungen 
zum zweiten Heft bes Jahrbuchs 1860. 


Seite 11 Zeile 10 ber erfien Spalte von oben lies „Stuttgart, Stabt” 


ftatt "Stuttgart Amt.” 

11 3. 11 ber erften Spalte von oben lies „Stuttgart Amt“ 
ftatt „Stuttgart Stadt." 

13 3. 14 von unten lies nach Unterfcheibungen „in der An⸗ 
ordnung.” 

34 Zeile 17 und 18 von unten find vor und nach ben Wor⸗ 
ten: „ober durch den häufigen Zuſatz“ Die Zeichen „ "zu ftreichen. 
45 3. 3 von oben ftatt 119000 zu Tejen: 111000. 
64 „ 12 von unten Spalte 4. Das Gewerbe-Ratafter von 
1853 betrug 399,646fl. 

129 der Sag 3. 10 von umten „wenn die Kerner'ſchen“ 
bis Zeile 6 von unten bis „gelucht werben”, iſt zu ftreichen. 
151 3. 8 von unten lies ftatt „100 : 50” — „100 : 150.“ 
190 „ 19 von oben lies ftatt „Lönnen” „Tann.“ 

»„  » 20 von oben lies ftatt „haben” „bat“. 

196 „ 415 von oben lies flatt „Kerner „Kerners”. 

Tabelle I. letzte Spalte, Ueberfchrift, fol ftatt „Auf 100 Ein- 
wohner” beißen: „Auf 1000 Einwohner.”