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BTANFORB UNIVERBITY 
LIBRARIES 


Haus 
MAR 24 1971 


Dr; 
7404 


NE 








v Tohalt. 
1548. Zunächst ein wichtiges Supplement zu Schillers „Her- 
120g von Alba bei einem Frühstück auf dem Schloss zu 
Radolstadt im Jahre 1547. Von Oscar Walther, 
Kreisgerichtsrat u. Din LP - 2 2 2 0 0200 - 

Missellen. 


1. Zur Erinnerung an w 
Von v. Thüna . . 
2. Hat cs In Toüringen einen Gan Winldon gegeben? Von 
Dr. 0. Dobenecker.. . 
3 Die Herrschaft Blankenburg. Von Hormann Schmidt, 
Rektor in Arnstadt . . - . H 
4. Pfarrbüchlein von Dällstedt. Mitgeteilt von Dr. G. Brün- 
nert, Gymnaslallehrer in Erfurt - . . - BR 





jand Ihre Maj. die Kaiserin Augusta. 








5. Zu König Herminafrids Tod. Von Dr. Woldemar Lippert 
6. Beitrag zur Geschichte des mitteldentschen Bauernkrieges 


163. Mitgetalt von Dr. Giefelin Stuttgart . - + 
7. Die grosse Pest zu Allstedt im Jahre 1681. Von D. Nicola; 
im Altedt . » 4 s B 





8. Das städtische Armenwwen in Rudolstadt unter dem Vor- 


sitze des Prinzen Adolph su Schwarsburg. Auf Grund der 
Ratsakten bearbeitet vom Oberbürgermeister am Ende 

Rudolstadt . . - Er 
Die Zugshörung der Schlöwser Könit, Arnstadt, Plane, Clingen, 
Arnsberg, Sondershausen, Allmenbausen, Keula, Straufsberg, 
Frankenhausen und Ichstedt. Mitgeteilt von Hermann 
Schmidt, Rektor in Arnstadt. (Forts. der Misselle 3) 





Litteratar. 


1. Einige Bemerkungen zu Dr. P. Lehfeldt, Bau und 
Kunstdenkmäler Thüringens. Heft VI. Amtsgerichtsbesirk 
Sualfeld. Jens, G. Fischer, 1880. Von Dr. v. Thüna. 
Mit 1 Abbildung . . 

3. Sigebotos Vita Panllnas, herausgegeben von Mitsschk 
Besprochen von Erast Anemüller. . . R 

3. Beyer, Carl: Urkundenbuch der Stadt Erfurt. Erster Tl. 
Herausgegeben von der historischen Kommission der Provins 
Buchsen, Nebst 9 Tafeln. Halle, Otto Hendel, 1889. (A.u 
&. T.: Geschichtaquellen der Provios Sachsen und angr 
ender Gebiete. XXI. Bd.) Besprochen von Dr. O. Do- 
Benccken. ie nenn Rare nn 

4 Günther, F.: Aus der Geschichte der Harslande. 2 Bänd- 
chen. Hannover, Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior) 1890. 
Besprochen von Dr. 0. Dobenecker .... 2... + - 














407 


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188 


276 





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Inbalt. 


Geschäftliche Mitteilungen. 


1. 


2 


Bericht über die Thätigkeit des Vereins für Thüringische Ge- 
schichte und Altertumskunde in der Zeit von der Haupt- 
versammlung in Jena am 29. Sept. 1888 bie zur Hauptver- 
sammlung in Welda am 12. Juli 1891. Von R. A. Lipsius 
Kassen-Abschluss des Voreins für Thüringische Geschichte 
u. Altertamskunde ult. Desembor 1889 u ult. Dezember 1890 








son 


608 


xV 


Abhandlungen. 


Beiträge zur ältesten Geschiehte 
der Thüringer. 


Dr. Woldemar Lippert. 


Beiträge III. Teil: 


IK. Der Tod König Horminafride. 
X. Zur Geschichte der heiligen Radegunde von Thü- 
ringen. 
Anhang: Die Sprache in den Thüringer-Ge- 
dichten des Venantius Fortunatus. 




















14 Teiträge nur Stesten Geschiehte der Thüringer 


richten ?) über die letzten Schicksnle des Künigs doch einige 
gemeinsame Züge ermittelt und diew dürfen wir nun wohl, 
won auch mioht nls absolut sicher, «0 doch als ziemlich zu- 
vorlissig und wahrscheinlich betrachten und zur Grundlage bei 
der Erklärung dieser Vorgänge nehmen. Die Schwierigkeit der 
Annahme, dafs Horminafrid so unberonnen in die Falle ging, 
erleichtert Widakind uns num auch; Theudorich mug in der 
Thnt einen oder mehrere Thüringer, die in seine Hände go- 
fallen waren, durch Drohungen oder Versprechungen dahin 
‚sebracht haben, zu Vorrätern an ihrem Kürig zu werden und 
ihn «uf frünkisches Gebiet zu locken; fülls darunter wirklich 
einer war, der vorher Herminafrids Vertrauen genossen hatte, 
so wird demen verhängnisvolle Vertrauenssoligkeit uns eher 
verständlich, er mochte dadurch im Ernst zu der Ueberzeu- 
gung gebracht worden sein, dafs der Franke as ohrlich meine, 
und lies sich bereden, da man ihm eidliche Bürgschaft leistete 
(ide data), ins Feindesland zu gohen®). Hier machte man 

1) Die andern Quellan, die Oberhsapt atwas von Hermlnnfrids Aus- 
‚gung enthalten, gehon nur auf diese beiden aurlek, ihre Abweichungen 
ind daher willktrliche Arnderamgen ohne Wart: Als nelbatändiger Ge- 
währsmann kommt ooch Prokop in Hotrneht, der an der sinen Btelle, 







mit der fräuklschon 
Thürlogero gegenüber sehlecht bestellt war, ball. Goth. I, 
die Franken haben dem Witiges bel der Belagerung von 
Iyaantinlsche Trouo verdächtigt, worsuf Helisas Gesamdte 
erwidern: „td BA du sobre (de he mv Ppäyruv) zurin, d gpiete: 
adısbaw ds mävıng Bapßdpows, werd ya Goplyroue nal rd Bavpyowlivun 
Bios nal de tals Eupndyaue Jnäs mapd 1 dröpdv Zrihldeuran, denn 
dio Mer gerügte Treulosigkeit der Franken gegen die Thüringer oben 
wuf das Verhalten gegen Herminafrid au besichen, legt doch am näch- 
ateo, du ja die dnvon betroffone ihüringische Könlgatamille alch am oat- 
gotischen Hofe safhielt, joner IKinwels also dem Witiges sofort verständ- 
lich übte: 








#) Genau genommen sagt ja auch Gregor nicht sandrücklich, dat 
Hermtunfrid gleich unch Zülpich ging, nur seln Tod wreiguess sich dort; 





14 Beiträge zur ! 


richten *) über die leı 
gemeinsame Züge erm 
wenn such nicht als 

verlässig und wahrsch- 
der Erklärung dieser \ 
Annahme, dafs Hermi 
erleichtert Widukind 

That einen oder meh: 
fallen waren, durch 

gebracht haben, zu V- 
ihn auf fränkisches G 
einer war, der vorher 
so wird dessen verh 
verständlich, er moc 
gung gebracht worde: 
und liefs sich bereden 
(ide date), ins Feind 


1) Die andern Quelle 
gung enthalten, gehen au, 
sind daher willkürliche A: 
währsmaan kommt noel 
bel. Goth. I, 18, 8. 69 (1 
gemein sagt, Aufs die Fras 
Te rdv altdv (d. brav 
uns aber gleichfalls eine 1 
Treue den Thüringern geı 
28, 8. 268: die Franken 

Ravenna die bysantinlsche 
erwidern: ‚rd di vo 
adgaio &6 mävras Bapl 
Bovag zal de todg Eumpdyo 
die hier gerägte Traulosigh 
das Verhalten gegen 11 
sten, da ja die davon betr« 
gotischen Hofe sufhielt, je, 
ich sein mufste. 


2) Genau 




















Herminafrid gleich nach Zi: 





X. Zur Geschichte der heiligen Radogunde von 
Thüringen. 


Zwei der berühmtesten unter den weiblichen Heiligen, 
und zwar beide Fürstlichen Geschlechts, besitzt Thüringeı 
die eine, welche keine geborne Thüringeria war, aber a 
Landgrüliu daselbst ihr Leben zubruchte, ist die heiligo Kli- 
sabeth, die andre, die in Thüringen geboren, aber früh zum 
Verlassen der Heimat genötigt wurde, int die heilige Rado- 
gunde. Die dreizchnte Sükulurfeier des Todestagon dor lorz- 
toren am 18. August 1887 achoint auch in der Literatur 
dofruchtend gawirkt zu haben, indem der heiligen Radegunde 
mehrfnche Arbeiten gewidmet worden sind; zwei sollen im 








rd, Des podsies du sninte Rudegonde uttri- 
Fortunut !), 

Hermauu Grösslor, Hadogundis, Prinzesain von Thil 
ringen, Königin von Frenkreich, Schutspatronin von Poitiors ?). 

Bei Nisurde Aufsats bessgt schon der Titel den Inhalt, 
Bishor nahm man allgemein un, dal die Gedichte, die Nisard 
der Radogunde zuschreibt: 1. De axeidio Thoringise, 2. Ad 
Artechin (8. zum Teil do Goleswintha) von dem bekannten 
Isteinischen Dichter Venantius Fortunntus herrührten. Sie 











1) Koyus hlitorigse tome 37, live. 78 (Mal-Junibaft des Jahrgangen 
1888), 8, 49 folg. 

*) Manslolder Blätter, Mitteilungen des Yorelas für Geschichte und 
Altersümer der Grafschaft Mansfeld, IL, 8. 69 folg. (Eisleban 1888). 











22 Beiträge eur Altenton Geschichte der Thüringer. 
‚Beispiels solcher Gelogenheitsworschon ohne häheren histo- 





Empfin) 
Höflichkeit ‚oder Schmeichelei die Kunst und den Wohllaut 
‚oder den Gehalt und Gedankepreichtum oder was es sonst 
noch alles sein mag, rühmt, wird man doch nicht den wirk- 
lichen Mafsstab für die Bedeutung des betrelteuden Gudichtes 
entnehmen wollen; denn in solchem Falle würde os zum 
rel als Unliebenswürdigkeit gelten, also nicht auge- 
sich als streng suchrerständigen, mit uchar- 
Far unporteiischer Kritik prüfenden Reoonsonten aufsuspielen ; 
die Beurteilung wird dann vielmehr wohl stets eine rocht 
wohlwolleodo sein. Dafs aber unsor feiner und gowandtor 
Italiener in dor Kunst der Schmeichelei sogar sehr bewandert 
war, zeigt in reichstem Malso eine Menge anderer Gedichte, 
in denen or an vorschiodenen höher stehenden Zeitgenossen, 
besonders aber an. Mitgliedern des, Horrscherhausen allo müg- 
lichen Tugenden und‚Vorzüge entdeckt. Anch. dieser Grund 
kann also nicht als atichhaltig angesehen werden, 

Wir sehen, dafs sämtliche erwähnten Ausführungen Ni- 
sarda, weit entfernt davon als gesichert gelten zu können, 
nicht einmal die Wahrscheinlichkeit für sich haben. Grössler 
Tertritt in der im Bingang verzeichneten Schrift: auch diese 
Ansicht, ob durch Nisardl darauf geführt, geht aus dem Auf- 
satz nioht hervor; er fügt noch als Grund hinzu, es wei nicht, 
begreiflich, wie Rodegunds eo lange nach Amalafrids Tod dem 
Wunsche, den Jugendgespielen noch einmal wiederauschen, 
hätte Ausdruck verleihen können, falls die Gedichte in 
ihrem Auftrage durch Venantius, also erst in den sechziger 
Jahren des sechsten Jahrhunderte nach dessen Ankunft im 
Frankenreiche, vorfalst seion ?), Er setzt Amalafrids Tod um 





1) Radegunde wird zur Zeit, als das Gedicht entstand, schon eine 


dem Haase der Thüringe‘ (Programm der Realschule su Weimar 1873). 
Dieser Aufıstz zeichnet sich durch die alleu Liühende Phantasie nun, 








E Beiteige sur Altasten Geschichte der Thüringer. 


Reise wiirden sich wenig Bedenken erheben lasren, denn der 
Weg geht, wenigstens teilweise, durch das Land der Lango- 
barden, die damals in diesen Donaugegenden aufsen und mir 
denen mehrfach vorher und nachher freundliche Berührungen 
nachweisbar sind ?), Nur die orsten Etappen des Woges or- 
rogen eiı Bedonken, dafs nümlich Radegunde, statt un- 
mittelbar stidlich oder südöstlich zu gehen, von Helfta im 
Mansfoldischen stark südwestlich ins Würzburgische, also 
werado iu frünkinches Gebiet, gegangen sein soll, deun Büd- 
thiriugen, das Meingebiet bis zum Wald, war je schon beim 
Krieg 591 su die Franken gefallen, als die Sachsen Nord- 
thlringen bis zur Unstrut besetzten ®). Vorliufig kann aber 
Jene ganze Annahme vom Aufenthalt Radegundes in Italien 
noch nicht als fest begelindet betrachtet werden, da eine 
Reihe von Einwinden dagegen zu erheben ist. So erwächnt 
für dieselbe die Schwierigkeit, den Uebergang Radopundes im 
die Hände der Franken zu erklären; Gröfslora Lömung 8.77 
int ziemlich geswungen; man bogreift nicht, wie die Oströmer 
dnsu kamen, sie dem Thoudebort zu geben, denn dessen an- 
‚weblicher Hinweis, sein Vater hätte Thüringen mit zerstört, 
wäre für die Griechen wahrlich kein Grund gewesen, eine so 
wortyolle Beute wegzugeben. Und ebenso ist dann kein Grund 
ersichtlich, warum sie Thoudebert weiter dem Chlothar über- 
lassen mufste; denn wenn eur eie so eifrig erstrebte, dafs er 








1) % Beiträge LIT, Zeitschrift KL, 209-371; Meiträge VEIT, Zeile 
achzift XAL, 70, 80-64, 86; Gröfler m m. ©, 3. 89, 90; Schmidt, Zur 
Gosoh. der Langobarden, ih 5, 6, 

®) Warum übrigens die Fllichtlinge nicht von Bayern aun auf dem 
dnals bekanntesten und iel bendiatan Pafs, der Brenneratrafie, die 
Alpen. überschritten, Int unklary denn wenn sie von den Bayern 
keine Nachstellung an fürchten hatten und alch einmal In deren Gabiote 
Defanden (wie «u nach der von Gröfsler aufgestellten Ortsliste der Kalk 
war), so erscheint es doch unturgemähs, dafs ale von hier aus die nkohnte 
Route, falls diese nicht dureh unsicheres Land ging, einschlugen; das 
war aber der Wog über den Hranner, der ale bis nach Sildtirel noch 
durch das Gebiet der Bayern und dann unwiitelbar io das anyrennende, 
wo0 ihoon erstrehte Ontgotenraich führte 














EN) Beiträge zur testen Geschichte der Thürkager. 


Doch Überhaupt schon der Ausgangspunkt dieser Annahme 
von Badegundes Flucht ist nicht unbedenklich, nimlich die 
Deutung, Anlı jene vorstronten Stätten die Reiserichtung 
kundgüben. Falls wirklich bei eingehender Nachforschung 
sich aufsorhalb der angenommenen Richtung kein Radopenden- 
heiligtum ermitteln liefse, so würde os allerdings bofremdlich 
erscheinen, wie gerade in diesen Gegenden nusschliefslich sich 
solche vorfänden, aber eins bliebe auch dann rätselhaft, wenn. 
man jene Krklärung annehmen wollte: die Radegande, die 
mit Amalaberga floh, war doch noch nicht die berühmte, heilige 
Königin, sondern ein unbekannter junger Midchen, ein Kind, 
des sich iu der Umgebung der Thüringerkönigin befand und 
von welchem damals kein Mensch die spätere Bedeutung vor- 
aussehen, auf dosen Kommen und Gohen also nlomand son- 
dorlichen Wert logen konnte, Wie soll man sich da ar- 
klären, dafs die berührten Orte deshalb no bemerkenswert 
schienen, weil dieses unbedeutende Kind dort mit vorbei 
kam? Auch der Grund, dafs die Leute in diesen Gegenden 
‚etwa später, als sie von dem weiteren Lebenslauf, der hohen 
Würde und der Heiligkeit Radegundes hörten, sich an jene 
Fugendopisode eriunert hätten, wie bei ihnen vor einem 
Menschenalter diwselb» Radegunde durchgereint sei, Int kaum 
möglich; denn von Radegundes spüterer Wirksamkeit wird 











Yranken) wur in überiragenem Sinne zu verstehen sein (ngl. Beltr. IV; 
Zeltschr. XL, 279), daen allein nur ist won einem „remanere! 
In doppelter Gefangenschaft wu roden. Die Behauptung 8. #9, das Ru- 
degunde art 531 won den Pranken gefangen wurde, Ihr Obeim Hermi- 
mafrid aber (der doch windarhalt gechlagen, deaen Hser vernichtet, 
dessen Königulis erobert und zerstört, der selhst in unsogängliehn (es 
wenden galohen wur!) ihre Freilassung und Rückgabe arewungen hab, 
bedarf keiner Widorlogung; die Stallo der Vin 8. Rad., auf deren un- 
auläuige Umdentung sich diese Ansicht gründet, ist oben &, 37 bespro- 
hen worden. Wenn diese Meinung aber haltbar wäre, könnte Gröfsler 
aus Ihr auch kaine Gefangenschaft untnebinen, da Radegunds dann oben 
wicht in den Händen der Franken gefangen geblieben, sondern sogleich 
frei gekommen wäre; aber, wie gmagt, diese ganze Auffassung ist un- 









































Zur Geschiehte 
des Stifts St. Petri et Pauli in 
 Oberdorla-Langensalza. 


Hermann 6utbler. 

































































66 Zur Geschichte d. Stifts St. Potri ot Panli in Oberdorla-Langeusalse. 


Nachtrag. 
Schultheifsen der Reichsstadt Mühlhausen In der ihr verpfändeten 
Voigtei Doris, 

Berlt Kaler 1805. Heinrich Hartung 1450. 
Thilo Schonerstedt 1425. Hans Webirstete 1457. 
Johann von Homberg 1432. Heinrich Meystar 1473. 


Heinrich von Oygeriden (Eigen- 
rieden) 1442. 





1. 


Arnstadt in den Zeiten des 


dreissigjährigen Krieges. 


Von 


Professor E. Einert. 


on 


Schlafs. 


5* 









































— 


» Arsssadt in den Beiten des dreikigjährigen Kringes. 


schuldigte den Btadthauptmann, doch andere den Junker von 
‚Griesheim, welche aber beide eine Schuld il 
in Abrede stellten. Nun war aber ein Herr von 
Oberlieutenant in schwedischen Diensten, nebst einigen Balva- | 
guardienreitern an diesem Bösleber Scharmütsel beteiligt ge | 
wesen, und immer mehr wuchs die Wahrscheinlichkeit, dafı 
niemand sonst als dieser, das unbesonnene Vorgehen veran- 
Infst. Aber wie grofs war das Erstaunen, ala nolbiger Herr 
für sein stattliches Pford, das bei dam Straufs verloren ge 
gangon, ausgiebigen Ersatz aus der Arnstädter Kriegssteuer 
forderte! Und noch mehr, dafs auch aus der Kanzleh ein 
Befehl zur Zahlung einlief. . 

Die Arnstadter Bürgerschaft, an der Spitse Nikodemus 
Lsppe, suchten in flehentlicher Eingabe un ihren ruhmwür- 
digen, getreuen Landesvater diese neue Beschwerung abzu- 
wenden, und das um so mehr, „als sie zu berührtom Handel 
nicht die geringste Ursach gegeben, wie es ja in der ganzen 
Stadt halle und schalle, dafs Reiter und Musketiere einzig 
und allein ausgesandt, die Fürstlich Wittib hierher zu ge 
leiten“, « 

Der Graf erinnert in seiner Rrwiderung seine getrene 
Bürgerschaft, wie er allezeit für sie dermaßen Inndesyäterlich 
und nicht ohne swines wiguen schwachen Leibes große Un- 
gelogenheit eu mit Guuden dahin zu wirken gewulst, due 
diese Stadt für allen andern bei ziemlicher 
erhalten goblioben. So habe er auch wohl in diesem Falle 
auf unterthänige Dankbarkeit rochnen und ihr Vertrauen be- 
anspruchen dürfen. 

Don Schweden Icuchteten eben winder günstige Sterne, 
und ufserste Vorsicht war geboten. Nur drei Tage später 
drang ein schwedischer Streifkorpe gegen die Schwasterstadt 
Sondershausen und warf Pouer ein, das 48 Hüuser in Asche 
logte. Viel Hab und Gut auch der armen Bauern, die im 
die Stadt geflüchtet, verbrannte, und nur durch reichliche 
Hausionsgelder an die räuberischen Scharen konnte der Un- 
tergung der Stadt abgewandt werden, 


ww 
































ct Bo hätte damals ein jeder. 
warten und all das Seine in die 
1 ‚ Reiter hätten ihnen 




















Armand in den Halten der Arsifsigjährigen Krlapes: 118 


gutwillig aufgenommen und ron der Stadt abgehalten, oft über 
dem Aumarsch der Völker gute Nachricht gegeben und much 
besorglich Unheil von der Bürgerschunt abgewundt! 

‚Io engreifender Bingabe wandte sich die ganze Nuchbar- 
schaft vor dem Rietthore samt und sonders, „sie alle, die mit 
Leib und Leben, Gut und Blut, bei Tag und bei Naoht Ihrer 
grüflichen Gnade verbunden, pflichtschuldig, willig und ber 
fliesen jederzeit gewesen," an den Vater des Vaterlanden und 
fliehen um Erbarmen. Es wurde den Bitistellern der Bescheid, 
dafs der Abbruch der Häuser unumgänglich sei, dafs ihuen 
aber, »o weit möglich, Wohnungen in der Stadt angewiesen 
und sonst vielleicht Ersatz gethau werden solle. 

Dafs innerhalb dor Mausrn trotz Zuzug vom Lande eine 
gröfsere Zahl Häuser, wenn auch im kläglichsten Zustande, 
unbewohnt waren, orgiebt sich aus einer Zuschrift des Heren 
von Gleichen zu Tannrodo an die Bürgermeister, in welcher 
derselbe lohhafte Beschwerde führt, dafs man win Freihaus 
am Wachsenburger Thore mit einem stkdtischen Hirten bo- 
setzt, während doch vierzig Häuser und mehr ohne Rauch 
und Feuer stünden. 

Es wurde der Abbruch der vorsiädtischen Hiluser noch 
im Sommer desselben Jahres in Angriff genommen, ohne dafs 
das Unternehmen zu vollständiger Durchführung kam. 

Auch das benachbarte Ichterahnusen sollte damals gegen 
nteeifonde Partoien bessern Schutz orhalten und wurde auf 
Herzog Erosts Befehl mit einem Wall umgeben. 

‚Auch nach den Zeiten des Sanlfelder Lagers fehlte os 
nieht um Darehzligen und Binquartierungen. Zu alledem 
sorgte der neue Kommandant von Erfurt, dafs die Lasten 
nieht allau leicht wurden. Zu den Gotreidelieferungen ins 
Magazin gesellten sich Palliesdenfuhren, und für den Bau der 

waren Maurer zu schicken und auf Kosten 

der Grafschaft zu erhalten. Auch Bierlieferungen wurden 

| wohl ab und zu beansprucht, wenigstens von Rittmeister 

Bauerhöffel, doch in höflichster Form. Er empfiehlt sich dem 

faror dos regierenden Bürgermeisters ganz dienstiglich und 
XV. s 





a 
114 Armsindt in den Zeiten den dreifsigjährigen Krieges. 
bittet um einen Labetrunk für soine kranke Frau. „Kann dem- 
‚selben hiermit zu berichten nicht unterlassen, dnfs ich mich anitzo- 
in Erfurt aufhalte und meine \obe junge Frau gur 
sich befinden thut, welche dieser Tage auf einen Trank 
Weizenbier ist kommen, vermeinond, wenn a 
hätte, davon stark und gesunder zu werden, weilen denn 
allhier ein gar schlechter Trunk zu bekommen ist“ 

Noch im Dezember der Juhres zog das Witsleben’sche 
Regiment durch die obere Grafschaft mit einem endlosen 
Trofs und Wugenpurk von 5000 Pferden. Es wur am dritten 
Advent, dals das Dorf Doruheim mehrere Tage diese Güste 
erhielt, Zum Dank für gute Bewirtung zündeten sio beim 
Abzug einige Bauernhöfe in Brand. zurüokgebliebene 
Reiter liefsen die Bauern, dio löschen wollten, nicht eher zu 
Wasser, als ihnen 6 Reichsthaler gereicht worden waren. 

Selbst die eisige Winterkälte vermochte dem Kriege nicht: 
Stillstand zu gebieten, Baundr, der Unermüdliche, brach aus 
seinen Quartieren in Niedersachsen, um in sturmschneller 
Heerfahrt die Verluste des vorigen Jahres wieder watt zu 
machen, Durch die schneebedeckten Gefilde 
die Oberpfule draug er südwürte, um durch kühnen Hand- 
streich Regensburg zu nehmen und die dort versammelten 
Reichsboten uud Reichsfürsten, ja vielleicht die kaiserliche 
Majestät nelbst, gefangen mit sich fortzuführen, Aber schmelles 

-  Tanwetter machte seine Pläne zu Wasser. Die Risbrücken 
der Strüme barsten; wuch wurd rascher Zuzug an die bedrohten 
Punkte geworfen. Bald selbst vor den Kaiserlichen zxrück- 
weichend, erlag Banudr don Strupasen, welchen #ein durch 
Ausschwoifungen zorrütteter Körper nicht mehr gewachsen 
war. Lilngere Zeit führerlos, blieb die schwedische Kriegs- 
macht vor der kaiserlichen im Nachteil. ur. 

80 konnte os kommen, dufs aich Feldmarschall Hatsfold 
im Herbste des Jahres (1641) in Thüringen einlagerte, um den“ 
‚Schweden Erfurt zu nehmen. Er vorlogte sein Hauptquartier 
nnch Tohterehausen, 8o war cs unlüslich, dafs die Verpilich- 
tung, für dio unrähligen Bedürfulsse seines Hofstanten auf- | 


Er 





Arnstadt in den Zeiten des dreifsigjährigen Krioges. 17 


2 Hasen, 10 Feldhüner, 1 guter Ochee, 2 Gänse und aller- 
hand Gartengewächs, so bei Hofo oder sonsten zu haben.“ 

Fasteltage waren für Kommissare und Lieferanten stets 
die beschwerlichsten. Wenn Obristen und Rittmeister sich 
Fastens halber „zurückbielten“, wurde frisches und trockenes 
Fischwerk und andere Fastelspeiso in einer orschreckonden 
Mannigfultigkeit beansprucht. 

Während der Hof des Foldmarschalls sich in Tohters- 
hausen behaglich einzuwohnen wußte, richteten sich auch 
weine Truppen ihre Qunrtiere in den Dorfchaften auf das 
beste ein. Zu viel Kämpfen mit dem belagerten Feinde kam 
u kaum, da der starke Zuzug, auf welchen der Feldmarschall 
gerechnet, nicht eintraf. 

Um so mehr Mufse hatten seine Völker, sich im Lande 
umzusohen. Und einen Spürsinn entwickelten die Hats- 
foldinoben Reiter, der gerechte Bewunderung erregen muls. 
Bolbat dus Zinsgotreide, dns ein Sohultheif« im Dankel der 
Walsberge in die Erde geborgen, wissen sie ausfindig zu 
machen, Da sie es nicht mitnehmen können, verbreunen sie 
dasselbe, dafs die Körner rings in den Wald fliegen. Man- 
‚chem Dörfchen wurde von diesen Reiterscharen eine Kirume 
oder Nachkirmse bereitet, dafs die erschreckten Buwohner 
auseinunderstoben. Viele Flüchtliuge fanden sich mit wilig 
eusammengernfftor Habe in Arnstadt ein, wo man ihnen, 
Fat ea ging, Schutz und Schirm gewährte, 

‚Am 3. und 4, Nov. würde von Rats wogen eine eingehonde 
„Visitation“ abgehalten, „was in einen jeden Bürgers Hanse 
won fremden und einheimischen an Menschen, Vich und Ge- 
treidich sich vorfinden möchte". Da hatten beispielsweise In 
ts Soperintendenten Behausung der Pfarrer von Marlishausen. 
mit seinem Weib, 5 Kindern, 2 Knechten, einer Magd, der 
Pfarrer von Rheinsfeld wit swinem Weibe, 4 Kindern, einem 
Kuechte, einer Magd Zuflucht gesucht. Die Flüchtlinge hatten 
ihr Vieh und etwas Vorrat mitgebracht. Auch der Pfarrer 
von Angstett und dessen Eidam hatten Vorräte eingelegt, und 
‚den Pfarcherrn yon Dornheim Getreide lagerte auf dem Obar- 





Ben. 








— 


129 Armatadt in den Zeiten des drelfsligjährigen Kriegen. 
in kürzestor Frist erheischte, mufste Arnstadt mit den Dart- 


Ackerbau nicht entraten konnte, so gingen lange Zige Behub- 
klirrner wit Schutzwachen nach Rudolstadt und Jena ab. Mehr 
mals, ehe noch Quittung urteilt, wareu die Kärrner von dannen 


gewichen; zum sichern Anavichen, daß sie sich unter den 
fremden Kriegaleuten ihres Leibes und Lebens nz 
fühlten. 
Während ia Be Bisaarkra. on Zar an Zar 
derte, wurden der Ansprüche von den 
eicht weniger. Die Beschwerden über andlone Diangail auiakkan, 
sich immer von neuem geltend, aber namentlich war der 
‚Klagen über Ungleichheit der Belastung kein Bud. 
Dio Biergelder, die so oft in der Not ausgehalfen, ur- 
gaben nicht mehr die früheren Erträge. Mäncher Branhere 
‚gab sein Anrecht nm einen Dukaten an anders 
Gebräu hiels dann Dukatenbier. 
Um sunächat die Klagen über ungleiche 
‚güter zu stopfen, wurde nach mehreren 
‚gut befunden und wohlbedächtig und ee 
durch foldversländige Loute dieselben in Augenschein. 
zu lassen, Darauf sollte dann ein gründlicher und bestlin- 
‚diger modus, dio Anlage zu sotzen, gemacht worde. 
Riliche ans dem Rate, die Vierlaute, die Steiner und 
inigo Ackerbüirgen, welche sich in dor städtischen Elur wohl. 
umgesehen, mufsten ein Verzeichnis aufstellen, wie 
‚jeder Acker nach seiner Lage und Bonität, nach seine 
feraung von der Stadt von nun ab anzulegen nei. 
wurden viel neue Steine gesetzt, das sich die Orenzen 
gänzlich vorwirrten. 
Doch vorfehlten alle diese wohlgemeinten 
ihren Zweck, wie eine große Menge beim 
monto einlaufendor Beschwerden ca zur (or 
beklagt sich ein Bürger, dafs man seinen 
















EC 


126  Amstadt in den Zeiten des dreißigjährigen Kriege. 


reiches Leben neigte zu Ende, Doch ging ihm noch sein 
letzter Bruder, Graf Anton Günther, um sechs Wochen (um 
25. November 1642) im Tode voraus, Kaum war die Trauer- 


Mahnung, 
alles Saitonspiel auf Hochzeiten und Kindtaufen und andern 
Gelagen einzustellen, alle Üppigkeit in Kleidung, Kränzen m 
Schmuck, wie amch alles Jsuchzen und andere Bosheit bei 
unuachlässiger Strafe zu meiden, damit des Unheils wicht 
noch mehr über die Grufschaft komme, als man 10 schom zu 
trngen. 

Schon am 7. Jünner 1643 starb Gruf Günther, der letzte 
Noffe Günthers des Streitbaren, Der uufrichtig betrauarte 
Ländesyater, welcher unter allen Schrecken des Kriogen treu 
zu seinen Unterthanen gestanden, wurde, wie er cs angeordnet, 
zu Beiten seiner Schwester, der Grüfin Anna, beigesetzt, Selbst 
das Metall der Glocken äufserte seinen Schmers über den 
Heimgegaogenen ia absonderlicher Weise. „Bei diesem gräf- 
lichen Begräbnis", lautet eine Eintragung im Kirchenbuche, 
„hat sich die grofse Glocke zu Unserer Lieben Frauen nicht 
wohl wie es sonsten geschehen lüuten lassen, sondern nur 
mit Kufserster Müh, hat immer gekirret und gleichsam ge- 
schrien. Ist folgenden Sonntage wiederum geläutet worden 
ohne Verbesserung, hat aber dergleichen nicht gethan, son- 
dern sich läuten lassen, wie zuvor.“ 

Von den gräflichen Brüdern war nur Anton Günther 
vermählt gewesen, und dessen drei Söhne Christian Günther, 
Anton Günther und Ludwig Günther, von denen der Klteste 
seine Residenz auf Schlofs Neidock nahm, folgten im Her 
giment, ı 

Mitte Mürs waren‘ die drei jungen Grafen, welche die 
Einktinfte des Landes zwar goteilt, aber die Hoheitrechte 
gemeinsam übten, in Arnstadt bei einander, sich huldigen zu 
lassen, Die Bürgermeister mit den Yierlouten und der ge- 
‚samte Senat hielten Beratung, wie man vor der Huldigung. 


a 








gezahlt e 
beokens und der Giefskandel und Bocherlein, a0. 
verehrt worden sind.“ 

Werfen wir einen Blick auf den Gang 
Ye mn. uit 1088 als alle andern H 











2 \ 


u 


132 Armtadi In den Zeiten des dreifsigjährigen Kriegen. 


dor Horspunkt, um den sich die Heimstätten der schwer 
heimgesuohten Berölkerung wieder nufbanten. 5 

Die Gemeinden des Amtos Arnstadt suchten auch damals, 
wonu Raubscharen hereinbrachen, hinter den Mauern der 
Stadt Schirm und Schutz, Die Bausro aus Doraheim waren 
wieder viel Wochen zu Gast. Doch Pfarrherr und Sohul- 
meister wichen nicht aus dom Dorf und bogingen Sonn- und 
Foiortago wie in Friedenazeiten, auch wenn auf den „Bor- 
Iauben“ niemand und unten riellsicht nur ein alt Mütter 
chen safs, 

Manch Pfarrherr sah sich unter den Drangsalon des 
Krieges genötigt, nich in der Stadt ansukaufen oder einzu- 
mieten, um für Fülle der Not für sich und die Seinigeu eine 
Zuäuchtsstätto zu haben, Auch der Pfarrer von Kirchheim 
kaufte sich ein Hüuschen und vorsprach zu fhun und zu 
leisten, was einem guten Bürger zukomme, hoffte aber, als 
Geistlicher einer bosandern Ridesleistung überhoben au sein. 
„Weil er thun und Iassen müsse wa andre Bürger anch,* 
lautete aber die Entscheidung, „könne man ihn des körper- 
lichen Eides nicht entbinden.“ Der Pfarrherr leistete Folge 
und stellte auch Bürgon, welche für sein Bürgergeld haf- 
teten. Pfarrer Zink zu Holshauseu kaufle sich ebenfalls, doch 
gemeinsam mit einem Amtegeführten, zu Arustadt ein „Heil- 
stotichen“, nichts als eine alte, böse, banfällige Hütte, daran 
noch nicht der dritte Teil den armen Käufern gehörte, 
Weil die beiden geistlichen Herren sonst in der Btade 
nichte besitzen, woder Acker noch Wissen, noch Gärten und 
Weinberg, und sich ihres Rinkommans gar wenig getrönten 
können, bitten von den bürgerlichen Lasten befreit zu 
bleiben. Sind sie doch auch nur dann und wann in ihrer 
Zufluchtsstätte: Würde ihnen aber Einguartiorung zugelsgt, 
„0 müßten sie um ihrer Frauen und Töchter willen - 
‚chon Zoiten ganz in dor Stadt bleiben und alsdann ihr ‚ 
in das sio Gott eingesetzt, und was ale nio verantworten 


könnten, hintenannetzon und ginslich rerabsAnmen, 
Auch der Pfarrer von Osthausen hat ein kleinen 4 | 
































noch in späterer Zeit, dafs wihrend dus 
‚das eine Midchon dem andern auf 


Pfarmmte nach Witaleben barufen und | 
aber vor BUBl\0r 204) SOAM PRUNEEE BE 


sle und ihre armen einen: Leben 
Waislein, derart getrugen, dafs sie nicht ı 
lichen Gnaden einen sichern freien Pafı ı 
Ja Ihre Gnaden als die liebe Momme 








bringen, der doch das beste Kleinod auf der We 
was och schlimmer, die Ehrendiebe, die 
geschmicdet, sind noch nicht einmal zu 
kommen. 

Und nun erhebt sie auch Klage über | 
Bchukelius, welcher in ihrer gauzen Amtszeit 
in die Schule gekommen, geschweige denn 
angestellt. Dann hätte er ja mit seinen 
seinen Augen sehen köunen, wie man mit der 
sangen, Und doch mache man sie mit il 


ie - 
sich, dafs sie der Intherischen Religion. 
Ermato zugethan sei. Unmöglich ki 




















„Ob man wur der Dorchlauchtigo, 
Ernnt, Horzog zu 
aus lich 








148 Arnstadt Io den Zelten des dreihlgjährigen Krieges. 


Licht, Obst und andrer Boschwerung wohl zu versohn" und 
aufsordem ihr bei Abfnhrt eine goräucherts Schwoilswurst 
anf den Wagen zu geben. 

Die Soldatenwoiber und Boldatsndirnen hielten, wie as 
scheint, in Arnstadt moch großse Wäsche, Dem Besitzer der 
Engelsburg wurden 2 Erfurter Klafter Buchholz verbrannt, 
dumit 3mal gebadet und 2mal gewaschen und die Zäame der 
Pferdo und anderos Geschirr in zwei Kemweln wusgesokten 
wurden. Viel Topfwerk ward zerbroohen, und mancher Blau- 
krug wanderte mit von dannen. 

Aber in diesen Zeiten begannen doch die Hoffnungen 
auf olnen endlichen Frieden eine bestimmte Gestalt anzu- 
nchmen und neben den zahllosen Ausgaben für den Krieg 
findet sich endlich ein Titel „Onmnbriickiacho Spesen“ mit 
dem Zusatz: „Da Ihre Gnaden die uunbwendige Verordnung 
thun, dafs dem nach Osnabrück zu den Generalfricdenatene- 
taten abgofortigten Rath etzliche nothwendige Spossen unsdum- 
lichen übermacht werden möchten und dann Ihre Gräfliche 
Gnaden sich gukdiglich verscehn, wie Ihre getrouen Unter- 
thanen nach einer allgemeinen Tranguillität und Priedensruk 
din sohnliches Verlangen tragen, also werden sie um #0 yiel 
mehr die bendthigtun Beiträge zu thun gewilligt sin.“ 

Froilich waren diese schönen Friedenshoffuungen wur 
ein matter, durch dunklos Gowölk sich stehlender Licht- 
schlimmer, Denn bald nach Wrangel's Abzug näherte sich 
wieder eine kaiserliche Armeo unter Erzherzog Loopold Wil- 
helm dem Thüringer Wald, und schon am 22. April lief aus 
dom Hauptquartier Staffelstein ein Schreiben in Arnstadt ein 
des wenig orfrenliehen Inhalts, dafs Stadt und Amt dem 
kaiserlichen Goneralkommissariste und dem Feldprovinntamte 
wssigniert worden sei. Wenzel Freiherr Zuhradeck, der Römi- 
schen Kaiserl. Majestät, auch Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht 
Kriegsrat, Goneralkommissar, Gonoralwachtmolster und Obri- 
ter, der Absender diwer Zuschrift, spricht die zurersichtliche 
Erwartung aus, dal die Inwohnor samt und sonders sich 





io das arme Land und die geringe Stadt durch dar 
Völker atarke und langwierige Einlogierung 


rt, dafs mancher Orte nicht ein Gebund Stroh 


any b a ee 
rem ka Varinsnpennbnen bi ‚dan 
tier geschickt, wogen Verteilung der Lusten zu be- 


rd6 an. nieht alsbald parieren, wärde man bei; Tag 
‚andre Mittel haben, sie hiersu zu bringen, Inutete 


als ein Par Schuh, so gab er sio willig. 
traf nochmals eine Zuschrift aus Staffelstein bei 


Be 








ae wieder in Böhmen eindrung, so zog sich. 


152 Arastadt in den Zeiten des Aroifsigjährigen Krieges. 


der Kriegsschauplats in weitere Forne. Die klimpfenden Par- 
teien aber zogen allo anderswo entbehrlichen Streitkräfte an 
sich. Vom Weoserstrom nach Böhmen. durch Thüriogen er- 
folgte um den Veitstag (15. Juni) bis Marik Heimsuchung 

(2. Juli) ein Durchsug nach dem andern. Gelang eu auch 1 
Wisngel, die Festung Eger su nehmen, »0 mufsto or doch vor 
der täglich anwachsenden Macht der Kuiserlichen weichen. 

Er nalım seinen Rückzug vom Böhmerwald nach Meilsen und 
dem Voigllande und ging bei Jena über die Sanlo, 

Melandor son Holzapfel, jetzt in kalsorlichen Diensten, 
dringt im Horbst in Thüringen ein. Die Dörfer bei Arastadt 
haben wieder schwer zu tragen, und die kaum vingeheimste 
Ernto kommt oft mehr ala dem Baner den Soldaten zu Gute, 
welche überdies die junge Saat verderben. Sah man doch 
auf #0 mancher Flur nur Pferdetappen und Wagengleise! 

Am 24, Oktober hatte Melander sein Hauptquartior zu 
Arnstadt uud hielt hier Generulmusterung. Doch schon andern 
Tags brach ar nach Schmalkalden auf, und der Krieg zog 
sich nach Hossun. 

Wenige Stunden nach Abzug des kaiserlichen Foldherrn 
zitt Horzog Wilhelm mit 160 Reitern in Arnstadt ein, Anfangs 
herrschte grofser Schreck unter dor Bürgerschaft, da man 
glaubte, as sei eine Partei hereingebrochen, die Stadt zu 
plündern. Es war ein Sonntag, aber ein Tag roll Unruho 
und Wallongotöse. 

Und schon andern Tags wieder am Abend traf ein kaiser- 
lioher Obrister vor Arustedt ein mit 400 Pferden. Am Er 
furter Thor nicht eingelassen, lngerte er wit aninen Lenten 
in den Häusern und Scheuern vor dem Längwitzer Thore 
und im Mühlhofe. Viel Wachtfeuer loderten empor, und der 
Thürmer auf dom Neuen Thor schlug erschreckt an die Glocken 
®. Chr.). 

Wioder folgenden Tags kam ein kleiner Trapp Nach- 
zügler mit Wagen und Pferdon und fand Einlafs. Doch in 
‚der Nacht kam eine schwadische Mannschaft aus Erfurt, stieg 


# en 








, en mochte, 
rennen 
auf ihn. Bald del Junker von Grieshei auf sin 


der 10 Groschen, N 
aut Pal, zehrungsfrei auszulösen. Der 

von Stoekholm mit Dienerschaft und Pferden 

9 Thalor. 3 Thaler den Trompetorn und Convoyarn, 
ee 16° Thaler dan 





156  Armtwdt in den Zeiten des dralfigjährigen Kriegen. 


Am 18. Juli 1650 kam der hohe Herr selbst, „Pfalzgraf 
Karol Gustav bei Rhein, der König. Majestät und des Reiche 
Schweden über die Armoo und Kriegsstnat in Deutschland 
verordnwier Generulissimus", mit Foldmarschall Wrangel sus 
Süddentschland much Arustedt Bio wuren bei dem Grafen 
Christian Günther uuf Schlofs-Neideck zu Gaste. 

Wonigo Wochen später, am 10. post Tr. beging die Graf- 
schaft, wio auch das Fürstentum Weimar das Friedannfont, 
dns in der That, früher gefolert, kaum Sinn und Bedeutung 


Ein weiteres hocherfreuliches Friedensfest, wenn auch 
ausschliefälich der Grafschaft Schwarzburg 8. L., brachte noch 
das Jahr 1051, eine vollständige Ausühnung und and- 
gültige Erbyerteilung dor drei regierenden Grafen. Obwohl 
ihr Vater selig, Graf Anton Günther, seinen Söhnen im be- 
sondern Testament ungefürbte, aufrichtige, herzliche Liebo 
und Einigkeit dringend an das Hera gelegt, um zum Bosten 
‚der hochbeschwerten Grafschaft: stets mit Einmütigkeit und 
brüderlicher Eintracht in gotreuen heilsamen Ratachläigen 
kooperieren und wirken zu können, ihnen aber doch zu einer 
vollständigen Erbteilang und Sonderung geraten, #0 hatte der 
Krieg alle Verhältnisse so verschoben, dafs die Grafen nicht zu 
‚einem rollen Einyernohmen gelangen konnten, Trst am 16. Mai 
gedachten Jahres waren sie auf Schlofs Neideck bei einander zu 
endgültiger Entscheidung, die das Los bringen sollte, Superin- 
\endent Lappe hielt die Predigt des Sonntage in der Barfüfser- 
kirche und rief in inbrünsfigem Gebet den Heern der himm- 
liechen Hoerschuren an, dafs er zu dem ernsten Bestreben 
der gräflichen Brüder und ihrer Ratgeber, eine voll batrie- 
Ugende Auseinandorsetzung herbeisufübren, seinen Sogen und 
seinen Beistand gube, 

Nach der Predigt begaben sich die Grafen mit ihren 
Kanslorn und Räten wieder in dns Schlofs, und zwar in das 
nKönigtgemnch“, wo jeder der gräflichen Brüder an einem 
bosondern Tisch Platz nahm. Ein Knäbchen von 5 Jahren 
logte dann einem jeden der erlauchten Herren ein Lo, Und 


Ti | 


Orgelschlag und Saitenspiel, mit Ziuken und Posaunen“ 


Als dann Graf Christian Günthere Geburtstag hernnkam, 
waren die grüflichen Brüder auf Schlof Neldook ointrüchtig 
bei einander. Noch in der Nacht wurden ohne Wissen. des 
‚Grafen dio Doppelhaken und Geschitze des Schlosses zum 
‚Schlefsen zugerichtet, und schon um 3 Uhr des nahenden 
Morgens orschallten die Heorpauken und Prommeln von der 
Gallerie dos Sohlofsturws, Und als dem Grafen nach 5 Töchtern 
„ein junges Herrlein“ geboren wurde, da wurde eine alte 
gute Bitte, welche der Innge Kriog durchbrochen, wiederum 
ormeunrt und in Übung genommen, dafs der Hausmann vom 
‚Schlofsturm frühmorgens, mittags und abends „abblasen‘ 
mulste. Nun erst mochte os alten Bürgern wieder voller 
Friodo düinken. 

Ein kurzor Rückblick auf den langen Kriog zeigt, wie 
mit Auanalıme der Postjahre und der Merodischen Einlagerung 
‚die schwersten Heimsuchungen für Arnstadt doch erst die 
Ausgungszeit desselben heraufführte. Trotsdem sah die Stadt 
‚den endlichen Frieden in immerhin ertrüglicherem Zustande 
‚als viele, je vielleicht die meisten Stüdte des gesamten Deutschen 
Reiches. Im ganzen Verlauf des Krieges is Arnstadt nur 
einmal (1640) der Plündorung anhsim gefallen. 
Die einsichtevollen getrouen Landesväter, die tüchtigen 
Männer, die ihnen zur Seito standen, begabte und anergische 
_ Bürgermeister hatten in Zeiten dröhender Gefahr rasch und 
geichickt die rechten Mittel angewandt, dus Uufsurste Var- 
 derban von der Stadt abzuwenden. Doch auch die Mauern, 
‚ dürftigen Resten heutzutage fust mitleidig belächelt, 













158 Armstadt in des Zeiten des äreifilgiährigen Kriegen 


haben zu ihrer Erhaltung wosentlich beigetragen. Für die 
dumnligen Zeiten ziemlich fest, wehrten sie wenigstens stroi- 
Senden Parteien den Überfall und nötigten Rittmeister und Oberste 
bei Durehzug oder Gusrtierung zu angemomenem Alkord, 
welcher mindestens der schnödesten Willkür Schranken zog, 

Aber der Wohlstand, gewils nur eine beschränkte Anzahl 
Fersilien ausgenommen, war dahin, viele Häuser der Stadt 
waren kanm noch bewohnbar, vielo Äoker Ingen öde, oder 
höher gelogene und Weinberge waren „Leiden“ und Viehtrift 
geworden. Das Bargeld war in die Taschen der Rittmeister 
und Obristen gewandort, dns Bilbergerkt wohlhabender Familien 
zu Verchrungen und resompense aufgebraucht. Der Handel 
lag brach, weil die Dörfer ringsum ihre Kaufkraft verloren, 
und dem Handwerk war der goldene Boden ausgeschlagen. 
Der städtische Haushalt, obwohl die Jahresrechuungen nach 
altem Herkommen mit einem Überschufs abschlielsen, kounto 
den billigsten Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Die 
Geschichte einiger Anloihon — auch Kapitalien haben ihre 
Geschichte — sind in dieser Beziehung schr Ichrreich. 

Ex war im Jahre 1696, ala Bürgermeister und Rat der 
Stadt Arnstadt nach lüngerer vergoblicher Umschau endlich 
bei Ihrem Landsmann, dem Bauverwalter Paul Franko zu 
Wolfenbüttel, ein Kapital von 1500 Reichsthaler geliehen or- 
‚hielten. Sie waren desselben, wie es in der Schuldverschreibung 
heifst, zur Wiedererbauung dor abgebraunten Kirchen, Schulen, 
Pfurrhäuser, auch anderer notwendiger Gobüude, die dur furcht- 
bare Brand des Jahres 1581 in Schutt und Asche gelegt, noch 
dringend bedürftig. Sie verspruchen dafür bei ihren höchsten 
Treuen und Glauben, dafs sie selbst und oben so ihre Nach- 
kommen Ihnen dem Darleihor und winen Erben und Erb- 
nehmern allo Jahre und ein jedes buronders auf Philippi 
Iuoobi, wolange die Hauptsumme unabgelegt, dieselbe ‚mit 
75 Reichsthalern alten Schrots und Korns verzinsen und auf 
ihre Kosten und Ebentoner in soiner Paul Franken oder seiner 
Erben Behausung unweigerlich abliefern. würden. Die der 
Obligation unterseichneten Bürgermeister, Ratsherren und 





wen 


Arustadt im den Zalten den ärelfsigjährigen Kringes. 150 


andere Bürger setsten nicht allein der Stadt Arnstadt slimt- 
‚als Unterpfand, sondern auch ihre selbsteigenen 
an was Enden und Örtern dieselben anzutreffen, 
dafs Paul Franke und Erben ihres Gefallene damit gebahren 
sollen und mögen, wenn irgend nicht Glauben gehalten, 

Ganz wie es die Vorschreibung, der auch das grofsa 
Stadtsiogel angehängt war, vorlangto und wie man geredet 
und gelobet, undispntierlich und aufrichtiglich, war die Stadt 
‚zunlichst bis Paul Franke's Tode, doch auch weiterhin dessen 
Erben gegenüber, ihren Verbindlichkeiten nachgekommen bis 
zu der Zeit, wo Friedlündische Truppen sich in der Stadt 
einlagerteu. Von da ab hörte die Zahlung nuf, uud Mahn- 
‚schreiben aus Braunschweig und Wolfenbüttel liefen in immer 
wacheonder Zahl ein, abor moohte nun auf die Bedürfligkeit 
der Erben, unter welchen auch Witwen und Waisen, mochte 
anf die goschädigte Ehre der Stadt und dern untergehenden 
Kredit hingewiesen werden, stets mit gleicher Erfolglorigkeit. 

Es mochte der Stadt höchst erwünscht sein, dafs zu An- 
fang die Erben über die Teilung selbst noch in Hader waren, 
ja dafs einer dem andern die Zinsen verbot, aber eu erfolgte 
much dann, als der Nürnberger Bote ichen Doku« 
mente über die gerichtlich bestätigte Auseiunndersetzung allor 
Nachkommen des Erblassers übergab, keine Zahlung. 

Da sandte Paul Mart 1681, dor Tochtersohn des Vor- 
‚storbenen, einen Bevollmächtigten, um scinen gektindigten 
Anteil am Kapital und die rüickständigen Zinsen zu erheben, 
mach Arnstadt. Die Ratsherren zahlten demselben als Ab- 
schlagazahlang — volle zehn Thaler in die Hand, mit dom 
Versprechen, die Abtragung der Gelder so viel ale möglich 
beschleunigen zu wollen. 

Aber das Jahr 1636 kam, und Paul Mert sah sich sei- 
nem Ziele um keinen Schritt nüher gerückt. Selbst ein 
Interoossionsschreiben seines Fürsten und Herrn, des Hor- 
'zogs Anton Ulrich von Braunschweig, blieb olıne Wirkung. 
Da wondet sich Mart nochmals in eindringlichster Zunchrift 
‚an das städtische Regiment zu Arnstadt, Ihm wenigstens zu- 





10 ‚Armstadı in den Beiten des droifsigjährigen Kriages 


nlichat so viel zu schieken, dafs er, wio or schon länger be- 
absichtigt, einige Piorde für Sr, Majostät dos Kalsors Dienste 
werben könne, 

"Da aber der kriogslustige junge Mann sich nbermals nur 
it Vertröstungen auf bussere Zeiten hingehalten sicht, 40 
oediert er weine Forderung (800 Thalor und Ziunen) an 
‚don kaiserlichen Obristen Gottschalk Hopping, iu dessen Regi- 
ment or als Adjutant getroten, und dieser droht, wenn or 
‚durch Ausbleiben don Golden in „einer Werbung verhindert 
würde, boi der Römischen Kaiserlichen Majestät über die 
Stadt Arustadt Klage zu führen. 

‚Antwort erfolgte, aber eine answeichende, nnd der Obrist 
aulı sich veranlafıt, seinen Rittmeister Peter Gleden unter 
nochmaliger Bedrohung nach Arnstadt zu schicken, welchem 
das städtische Regiment wenigstens 200 Reichsthnler als 
Abschlagszuhlung auf die rostierenden Zinsen einhälndigt. 

Der Obrist aber, durchaus nicht befriedigt, verlangt 
innerhalb acht Tagen volle Abzahlung der Zinsen und dus 
Kopitals, widrigenfalls er sich in ein schwarzburgisches Darf 
maho der Stadt mit seinen Roltern „olnlosiren® wolle, bis 
Heller und Pfonnig gezahlt. 

Doch auf wiederholtes Bitten um Nachsicht und Stun- 
dung läfst sich der kaiserliche Obrist herbei, sich mit 200 
Paar Pistolon begnügen zu wollen, welche man bei dem 
Faktor zu Remda entnchmen könne 

Eine Autwort, ob dies Anerbieten genchm, blisb aus, 
und so orfolgt aus dem Hauptguartisr dos Obristen iu der 
Gegend von Minden die verwunderte Anfrage: „Halten die 
Horron vielleicht dafür, dafs ich aus der Welt muarohiret 
und koinor Antwort bedarf® Weil ich nunmehro ordre zu- 
rückzukehren und noch etliche hundert Pferde zu meinen 
trouppen bekommen, denke ich mich hart an ihre Stadt zu 
logiren und alle Mittel zu gebrauchen, bis die gänzliche Zah- 
a 

lautet dahin, dafs 


Das demütige Entschuldigungsschreiben 
ash allerdings Erkundigung zu Bemda singezogen, dafs 


ie HR 


il 


8 


ii 
1 





162 Armatadt in den Zeiten des dreifsigjährigen Kriegen. 


ben und Mimdven nicht ein „einiger Heller“ bezahlt worden 
war. Im gedachten Jahr wird von seiten der Stadt auf ein- 
Aringlichstee Ermahnen der Gläubiger geltend gemacht, „wie 
Stadt und Land durch Plünderung und Einquartierung in 
‚einen so erbiirmlichen Zustand gerathen, dafr auch die mei- 
ten Leute, vo vordom ziemlich vermögund gewesen, wo nicht: 
durch Kummer gestorben, doch das Elond zu bauen und in 
welt ontfornten Örtern ihr Stücklein Brots zu suchen genoth- 
drängelt worden“. Es möchten solches sich die Gläubiger 
wohl zu Herzen gehen lassen und sieh gedulden, „dis nach. 
‚Göttlicher friedliebender Verleihung wieder erwünschte Mittel 
zu Handon". 

„Ihr zu Arnstadt“ lautet die Erwiderung „habt fürwahr 
dos Krieges onern und tumultus nicht allein getragen; jed- 
weder Stand, Stadt und Dorf haben allüberall das Gleiche er- 
duldet. Weshalb solches bei Oreditoren vorschütsen, die ihrer 
Golder 16 lange Jahre nicht einen Pfennig genossen? Stadt 
‚Schweinfurt ist ohne Unterlafs belegt und über Vermögen be- 
schweret worden und hat doch unnachläfslich seine Schulden 
Ana Bisthum Würzburg abtragen müssen!" Man hätte zu Aru- 
stadt fürwahr cher denn solch Zins so hoch gestiegen und 
durch verdriefsliche und schädliche mora angeschwollen anf 
dessen Zahlung bedacht sein sollen. 

‚Solange Friede im Land, wird von Arnstadt 1645 auf 
neue Mahnschreiben zu seiner Entschuldigung geltend ge- 
macht, sei die Stadt stets und unfehlbarlich ihreo Verpflich- 
tungen nuchgekommen, aber jetzt sei dieselbe durch die 
Kriegebeschwerden in allzu grofsen Abfall gekommen. Haben 
grolse Reichs- und Handelsstidte ihren Kredit nicht mehr 
rotton mögen, was Wunder, wenn wir, die mit jenen nicht 
za vergleichen, den mit Brief und Siegel ausgehlindigten 
‚Behuldyerschreibungen nicht „buchstäblich“ nachleben können? 
Haben ja solbat Fürsten und Herren nicht allein die vor- 
fnllenen ponsionos varwaigert, sondern auch auf blolko Parti- 
kularbezahlung mit ihren Kreditoren traktieren Iasen! Und 
wo Kaiserliche Majestät achiedsrichterliche Kommissionen zu 


4 | 


Aruatadt in den Zeiten des Äreifsigjährigen Kriogen: 103 


ernennen geruht, sind die Creditores stets darıuf gewiesen 
‚worden, sich solchermalsen genügen zu lassen, da niemand 
ad impossibilia obligiort werden könne! 
Man verstand in Schweinfurt die versteckte Drohung. 
Es scheino, dafs man such in Arnstadt, schreiben die Gläu- 
’biger, „van denen so viel Jahr horo vorfallnen Pensionen icht 
was zu bezahlen nicht gedenke! Vielleicht denke man sogar 
such in Beziehung der Capitalia, wie manch Fürsten und 
Städte, und an Theilzahlung“! — Man gebe aber wohl zu 
bedenken, wie auch sie, die Gläubiger, die Not der Zeit 
„obener malse hartiglich erfahren und dadurch in gar großse 
und Abnahme ihrer häuslichen Nahrung gerathen, 
‚dafs sie daunhero um driugender Noth willen, wenn sie bei 
‘Ehren und einem Stticklein Brod künftig zu verbleiben ge- 
düchten, durchaus geswungen seien, das, was ihnen von Rochts 
wegen gebühre, geziemend einzufordern.“ Auch solle man 
wohl erwägen, wie sie, die ganzer achtzehn Jahre horo nicht 
einen Heller Zinsen bekommen, doch die Schatsung und 
Steuer jährlich banr entrichten müssen. Wer möge sich wei- 
ter bereden lassen, dafs die Stadt Arnstadt dermafsen unver» 
möglich, dufs sie die lauge Zeit auch nicht einen einigen 
Zius zahlen können, Und doch, wenn man ihnen jetzt mit 
Einem Stück Geld an die Hand gehen würde, solle man sie 
‚der Zinsen halber billig finden. — Man hoffte in Schweinfurt 
wonigstens für dio Weihnachtszeit eine Zahlung zu erhalten 
und schickt den dortigen Stadtboten mit besten Hoffnungen 
‚gen Arnstadt. Doch leerer Hand kehrt er zurtick, Nur dafs 
auf dem Rathaus zu Arnstadt eine nochmalige Zuschrift 
riobtig eingehündigt, wurde durch ein recepisse bescheinigt. 
„Nichts als ein reoepisse, weil die Herrn schon in die 
"Weihnachtsferien getreten!“ wird verwundert von Schweinfurt 
Ende Januar geschrieben. „Haben dieselben vielleicht vun 
ihr Endschaft gefunden und dürfen wir nun auf Zahlung 
rechnen. Fürwahr, man sollte unsre Geduld nicht also mile- 
"brauchen und allos in die Harre prokrastiniren !® 
Yon Arnstadt aber wurde nun Rückzahlung der Kupi- 
ı® 


4 


164 Armssadt io den Zeiten dos dreifiglährigen Kriagu 


tallen in Raten bei güuslichem Erlafı sämtlicher Zinsen im 
Vorschlag gebracht. Natürlich dafs man in Schweinfurt davon 
nichts hören will. „Wenn gleich diese Stunde zu Münster 
und Osnabrück ein Schlufs gemacht werden sollte, alle und 
jede Zinsindifforenten dahinten und schwinden zu lassen, #0 
wäre solches im Rechten nimmer zu vorantworten!" Habe 
doch Kaiserliche Mojestät der Stadt Schweinfurt jüngst in 
einem mandato de solvendo nicht einen einigen Zins excipiert, 
sondern völlige Zahlung aubefohlen. Doch erbiotet mau sich, 
die volle Hilft aller vorfallenen Zinsen vohwinden zu lsoson. 
Der Magistrat zu Schweinfurt, der doch otzliche Tonnen Eol- 
dos schuldig, würde, wonn ihm solchen geboten, mit beiden 
Hiinden zugreifen, Aber da sei kein Erbarmen, noch «in 
Erlaßs za hoffen, 

Doch aclbat dies scheinbar so grofßsmiltige Anerbieten 
wird ron Seiten der Stadt Arnstadt nicht angenommen und 
#0 wurde «s Friede, ohne dafs irgend ein Abkommen ge- 
troffen. Die schönen Hofluungen, welche die Bahweinfurter 
Gläubiger auf den Abschlufs dessolbon auch für ühre An- 
sprüche erhollten, wollten sich nicht erfüllen, 

Ja im Jahre 1651 wurde von seiten eines neuen Stadt- 
schreibers sogar die Gültigkeit der Schweinfurter Obligstionen 
in Zweifel gezogen, da, wie man wie, der notwondigo gräf- 
liche Konsons nicht darunter, 

„Das bietet Ihr mir“, schreibt Bausch darauf in großer 
‚Krrogung, „einem ehrlichen Manne, der unzählige Jahre mit 
Euch in solcher Geduld gestanden umd dem Ihr an winer 
Nahrung weh geihsn? Wars nicht.an Euch, den gräflichen 
Konsens, wenn er nötig, Eurerseits einzuholen? Und seid Ihr 
nicht werpflichtet, für Eurer Vorgäuger Treu, Siogel und 
Glauben durch Eiol'sung der Obligation, als im Regiment 
wuocodirende Rathsmitglioder, nach Pflicht und Gewissen ein- 
zutroton? Und wie Zahlung des Kapitals, seid Ihr such dio 
Zinsonabtragung schuläig. Der in Speyer 1600 gehaltene 
Deputationarooefs hat für das Römische Reich Dontscher Nation 
dahin entschieden, dafs Kroditoren den Zins a tempare morne 


= fi ni 


Isesen, zunüchst zu befriedigen, kundbare Ur sit vor 


Paul 1656 werden der armen Wiktib zu Schweinfurt die 
ersten Zahlungen von je TI Gulden gemucht; am Tage Potor- 
psul 82 soll alsdann das Kapital vollständig nbgetrugen sein. 

Aber die rückständigea Zinsen? Die Schweinfurter Gläu- 
tiger sprechen die zuvuzsichtliche Hoffnung aus, dafs wenig- 
stens alle seit dom Friedensechlusse sw Münster und Osunbrück 
aufgelaufenen Pensionen voll und ohne Abzug zur Zahlung 
kommen würden. Es wird ihnen die niederschlagende Ant- 
wort, wio auch davon keine Rede sein könne. Hätten ja 
‚Andere Kroditoren der Stadt sogar om Kapital nelbat einen 
‚guten Teil schwinden lassen. 

Frau Marshäuser erklärt sich nach vielem Feilschen hor- 
über und hinüber endlich bereit, mit 100 Gulden zum Ab- 
aprung aller und sämtlicher Zinsen zufrieden zu sein. Die 
Bataherren erwidern, sie könuten eu nicht thun, sei ganz un- 
möglich. Doch 75 Gulden an Geld wollten sio zahlen und 
ihrem Sohn, dom Studioso in Jena, noch Ein Buch von etwa 
10 Gulden zum Geschenk machen und er dürfe den autorem 
sich auslesen. Frou Marshiiuser nahm un, und ilr Sohn 
wählte sich Martini lexicon Philologicum. Auch Heinrich 
"Bausch, im Jahre 1662 Bürgermeister, liofs sich genligen und 


A 


Arnstadt In den Zeiten des drelligjihrigen Krisgee. 167 


bald traf aus Erfurt die Nachricht ein, dafs derselbe dort 
plötzlich verstorben, ohne Geld zu hinterlassen. Es wire 
ein Verdacht auf eino Magd, so ihn gewartöt, und einen 
‚Goldschmied, bei welchem or zwoi Becherlein bostellt und 
ohne Zweifel etwas darauf geben, welcher aber nicht gestehen 
wolle, sondern sie anderwärts verkauft. 

Die gogebenen Mitteilungen über die nach Schweinfurt 
‚entrichtete Schuldpost können noch deshalb ein besonderen 
Interesse beanspruchen, weil sich au den Namen dos Haupt- 
ellubigere eine bodeutenıne Erinnerung kuüpft. Ein Mitglied 
der Familie Bausch iu der Reichwetudt Schweinfurt gründete 
damals nach italievischen Vorbildern die Akademie der Natur- 
forscher. Doch war der Stifter nicht der Ratsvorwandie und 
Bürgermeister Johann Heinrich Bausch, der vielerwühnte nach- 
sichtsyolle Gläubiger der Arnatldter Bürgerschaft, sondern der 
Stadtphysikus Tohnon Lorenz Bausch. Am 1. Jannar 1662 
war erste Sitzung, in welcher der Stifter von den drei weiteren 
Mitgliedern zum Präsidenten erwählt und sein Gesetzentwurf 
‘von 15 Artikeln einstimmig angenommen wurde, Ans dieser 
so bescheidenen Gründung Jason’s L, des nkndemischen Namens 
dienos ersten Prüsidenten, erwuchs mit der Zeit die Leopoldiuo- 
Onrolinische Akademie! Dieses Johann Lorenz Bausch gu- 
‚schieht in den Arnsläilter Akten wur einmal Erwähnung, 

Wollten wir zu Schlufs vinen eingehenden Blick auf dan 
wittliche Leben des Bürgertums bei Ausgung des Kriegen 
werfen, s0 würden uns auch auf diesem Gebiete grofse Not- 
stände ontgegontreten, Doch haben dio gegebenen Mittei- 
ungen, soweit die Quellen sichern Anhalt gewähren, für den 
Sittenstand der Binwohnerschaft wohl schon genügendes Material 
zur Beurteilung gebracht, 

Immerhin haben auch in dieser Besichung über Arnstadt 
‚günstigero Sterne gewaltet als über unzähligen Sohwester- 
‚städten des Römischen Reiches Deutscher Nation. ‚ 

Schon dus erostliche Demühen Graf Günthers und seiner 
Nachfolgers um dus religids-sittliche Wohl ihrer Unterthanen, 
dns strammo Regiment vieler Bürgermeister, welche mit Stein- 








er 


Armatadt in den Zeiten des droifsiglährigen Kriogen 169 


erepurt, „Ich wordo alle Tage“ schreibt or 1647 an die 
Bür ‚der Stadt „vielfältig angoloffen von verschie- 
‚denen Personen, »0 sich zanken und hadern nebst gränlichem 
Fluchen und Gottenlästern, so sie dabei begehen. Zur Besserung 
ihres Lebens mit harten und linden Worten sie anmahnen, 
will nichts helfen. Ich befürchte, Gott möchte um aolchon 
tWglichen, ja fast stündlichen Haders und. Fluchens willen 
einsmals die ganze Stadt strafen, weil s0.gur kein treuherziges 
Vermahnen auf der Kanzel, und wo es sonst geschieht, bei 
des gottlosen Louten helfen will.“ So mahnt er die welt- 
lichen Behörden, dus Ihrigv zu thun, nuch Statuten und Genets 
zu verfahren, und wo die Schnur die Schwiogur geschimpft 
und geschmht, sie auf den Turm zu lagen, 

Auch bei den Sünden. gogon das seohste Gebot, dio unter 
dem unheilvollen Einflufs der Durchzüge und Einquortierungen 
#0 furchtbar sich mehrten, nimmt er neben der kuicend vor 
dem Altar verrichteten Kirchenbußse die Btrafgewalt der walt- 
lichen Obrigkeit durchaus in Anspruch. So kam es auch in 
Arusiadt zu Trauungen mit Spiels und Stangen, doch häufiger 
noch auf dom Waldgabirge, wo munch verwilderter Meusch 
und seine geschwängerie Dirne wit bewehrter Mannschalt zur 
Kirche geführt, nach ubgelegter Kirchenbulse. kopuliert und 
dann für Jahre über die Grenze des Landes verwiesen wurden, 

Auch wenn rauhe Zoiten rauhe Strafmittel zur Not- 
wondigkeit machten, wurde die seiner Fürsorge anheimgo- 
‚gebeno Gemeinde an der Liebe und Treus ihres geistlichen 
Hirten nicht irre. So manche, schmerzerfüllte Seele machte 
ihn zum Vertrauten ihres Kummers; die Mutter, deren Sohn 
sich ohne ibr Vorbewulst wit einer anbliugigen Dirne , die 
sich #0 ihn hereingeschmeichelt, als die Schweden hier ge 
legen, verkoppelt hat, der Vormund, dessen Miindel auch 
jetat nach dem Frieden nicht zurückgekehrt, und dem man, 
‚ob doch der Mensch wohl hundert Jahr alt worden könne, 
schon sein mütterlich Erbteil ontslehen will. Doch nehmen 
ir Abschied von dom Gottamann, dessen Name in Arn- 
stadte Bürgerschaft unvergesson bleiben sollte! 


k en 


170 Arnstadt in dem Zeiten des Anitigjährigen Krieges 


Kür sei os noch gestattet, aus vergilbten Konsisterial- 
akton ein Beispiel vor Augen zu führen, wie unter den 
Wirzon des Kriogs auch hier zu Lande, zumal auf dem 
Thüringer Walde, wohl Kinder horanwuchsen, die an unglaub- 
lioher Unwissenheit mit jenem berühmten Simplieius Sim- 
Hlelasimus des Spemsartgebirges kühn in die Schranken zu 
{roten und obenso wie jener das Yalerunser mur in der 
verstümmolisten Gustalt zu sugon vermochten, 

Subustian Drosselt, eines armen Leinwobers Bohn aus 
Böhlen hoch oben auf dem Gebirge, geboren zur Zeit der 
Kippor und Wipper, wurde noch im frühsten Koabenalter, 
als Not und Tourung hereinbraeben, von seiner Stiofmutter 
aus dem Hause gejagt, sich soin Stückchen Brot irgendwo 
zu suchen. Bottelnd, hier und da ein Paar Ziegen zur Weide 
führend, öfters auch wohl mit den Soldaten ziehend, wuchs 
Bastian Dreselt ohne jeden Unterricht auf. Nach dem 
langen Kriege wurde er in Großbreitenbach, obwohl ein 
Fluchmaul, ein Branntweinsiufer und Verächter des Gottes- 
wortes, zum llirten des Kleinvichs gemacht. Bald fand er eine 
gleichgortimmte Soule, Div Nachkommenschuft von Hirt und 
Hirtin erwuchs beim Vioh und wurde sorglich vun Kirche 
und Schulo ferngehalten, 

Wonn Dromelt frühmergens das Vioh anstrieb, 20 go- 
schah „olchoa unter so unmenschlichom, wildem Pluchen, dal 
‚christliche Gemüter sich entaotzton. Die Geistlichen des Wald- 
Bockens hörten ihn auch noch auf der Weidetrift schmähen 
und schänden, »0 grausam fluchen und donnern, dafs man 
stets gowärtig sein mulsto, die Erie werde sich alsbald auf- 
thun und ihn mit den Seinen hinabschlingen, wie einstens 
dio Rotto Korah, 

Trotz aller Ermahnungen Wels sich das Hirtenpaar 12 
Jahre und länger nicht boim Sukramente finden, und wenn 
ss etwas für seine Christlichkeit thun sallen, hat mans nur 
mit höchstem Zwang erreichen können. 

Endlich wurds der gottlone Hirt ron der Obrigkeit des 
Fleckes verwiesen, kam aber, ds dis Grenze überall nah, 


sus der Prühpredigt kam, von einer Rotte Musketiers 
alällocken hinunter bis zur Grunze geführt, wo er mit 
I nsäreknng dns Bleupbesens des’ Landes varwisson würde. 
Em scheint dam Vertriebenen nicht besonders ergangen 
zu sein. Doch fand ar eine mitleidige Sanlo, wolcho dom 
"armen Bxulanten, wie er sich nennt, eine Schrift an seinen. 
Landssvater, Grof Ludwig Günther, aufsetzte mit dem deh- 
mütigen Gosuch, ihm als einem armen Sünder Yo Rückkehr 
zu gewähren und goädigst zu befehlen, dafs ihm aueh der 
geöffnet werde, Bastion Dresselt fühlte, dafs er 
nur durch Kirchenbesuch und Sukramentsgenufs wieder zu 
"vollem Bürgerrecht gelangen und für einen „Breitenbacher 
"Nachbar" gelten konnte. Der goädige Landesherr gewährte 
beides, nur daß or und seino Frau nuf dem Konsistorium 
(zu Gchron) sich in Frage und Antwort fiber genligende 
‚Konntnis des Christentums ausweisen sollten. Da fanden 
‚wich aber, solbat auch bo der Frau, der man bomaror Wissen 
zugotrant, die hnarsträubendsten Defootn, und man mufste 
‚sich höchlichst verwundorn, als man ihres Glaubens Rechnung 
‚erfordert, dafs doch inmitten der Christenheit Leute so übel 
‚bestohen könnten. Salbat die Hirtin wufste, wie man sach 
‚Arustwdt berichtet, wichts von Christo und nichts von Hölle 
und Himmel. 

Da wurde auf Bofchl dos Grafen für das alte Ehepnar 
sine lüngere Information angeordnet, ob man vielleicht ihrer 
‚Seolon Soligkeit errotton möge, Man beschränkte sich auf 
Ans Notwondigets, nuf den Morgen- und Abendsogen, auf 
‚den christlichen Glauben, anf die kleinen Fragestücke Lutheri, 
auf dus Vaterunser und informierte sorgsam ad captam dinser 
Kutechumenen. Zwei- und dreimal sah man dieselben täglich 
zu dem Plarrhorrn, zum Diakonus oder einem der Schuldiener 
‚oder such wohl is die Sakristei zur Information wandern. 
‚Aber unch Wochen üufsorston Pleifsos mufs doch der Pfarr- 









172 Armsiadı in den Zeiten des dreifsigjährigen Kriegen 


sucht, nichts ab- oder oinzugewöhnen gewesen. Doch habe 


bönrillige Simulation glauben. Der Hirt aber reichte bei 
seinem gnädigen Landesvator eine Klägsschrift ein, die ihm 
vielleicht, wie damals häufig, ein Student augefortigt, in 
welcher er bittere Beschwerde führt, dafs man ihm, einem 
armen alten Tropf von 54 Jahren, der 21 Jalır das Klein- 
rich gehütet, was vom Christentum zu lernen nötig, jetzt 
‚erst beibringen wolle, „was ihm Alters halben zu lernen ganz 
i sei, 

Bald traf auch bei dem Pfurramto zu Grofsbreitenbach 
eine Zuschrift aus dem Konsintorium zu Amstadt ein des 
Inhalts: „Dafern denn eine solahe Einfalt und Sohwachheit 
des Verstandes und Gedächtnisses zu verspüren, dafs sie ein 
mehren zu begreifen nicht vermögen, #0 wollet Ihr demnach 
nur Fleifs vorkehren, dal ihnen nur die nöthigsten Stücke 
von dom Wesen und Werth der wuhren Besserung und dos 
beiligon Abondmahls aufs allereinfültigste beigohracht warden, 
und sie alsdann in Gottes Namen admittiren, aber auch 
nach dem Sukramente mit der Information noch eins Zeit 
lang continuiren.“ 

Ein Bild traurigster Verkommenheit mag diese Mittei- 
Jungen aus der unheilvollsten aller Kriege abschliefsan, welcher 
deutsches Volkstum und deutsche Gesittung zu Ternichten 
drohte, 


W. 


Wie die Thüringer 
und besonders die Weimaraner 
sich 1809 bei Ober-Au in Tirol 
geschlagen haben. 


Freiherrn Maximilian von Ditfurth, 


weil, kurfürstl. hessischem Hauptmann. 
. 


Mit 1 Karte. 


176 Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirel. 


‚sachsen - oltenburgischen Oontingente unter ‚seinom Oberst: 
Dietrichs gar Manchos sich zum Muster nehmen. Auch war 
es denn auch den Danako’« gar nicht schr spafhaft zu 
Muthe, wenn #e merkten, dafs von den bückeburger Tägern 
sich einige in ihrer Näho herumtrieben, dagegen aber jedem. 
‚schten deutschen Reitersmann das Herz im Leibe lachte, vor 
Lust und Freude, wenn da #0 eine hansentische Dragoner- 
Ordovnaus querfoldein über Kuicks und Grüben herange- 
kum. 

Dafs aber die meisten diever und zwar namentlich die 
thüringischon Contingente, auch sonst uoch eine recht ruhm- 
volle Vor- und Kriegsgeschichte haben, dan wurde damals, 
so wie auch hiufig jetzt noch, nur von schr wenigen gedacht, 
weshalb es nicht ohne Nutzen sein dürfte, gerade hierüber 
noch Einiges zur Mittheilung zu bringen. 

Wenn nämlich die glänzende Rolle, welche die Kriogs- 
macht des kleinen Weimars unter ihrem Herzog Berohard 
zu Ende des S0-jührigen Krieges gespielt hatte, sowie die 
Geltung, welche sich Suchsen-Gotha und Meiningen, zu Ende 
des 17. Jahrhunderts und zum Theil noch wührend des apa 
mischen Erbfolge-Krioges, durch Stellung nicht undetrücht- 
licher Corps von Boldtrnppen erworben hatte, nur schr vor- 
überguhonder Natur gewesen waren, vielmehr im Laufe dos 
18. Jahrhunderts das Kriegsweson in sÄmmtlichen thüringi- 
schen Stanten theils völlig verfiel theils in kleinliche Spielaref 
ausartete, s0 gab doch Sachsen-Woimara unvergelslicher Car! 
August auch in dieser Richtung hin, durch die von Ihm 1788 
ausgehende Bildung eines Feldjliger-Corps einen neuen Impuls 
zum Besseren, Er schuf ia diesem Corps einen Kern, von 
welchem aus auf dio übrigen thüringischen Kontingente der 
‚Anstoß ausging, durch welchen die auch im Ihiriagischen 
Volksstamme schlummernden kriegerischen Tugenden der 
Deutschen zum fröhlichen Erwachen gebracht wurden, 

Nachdem nämlich jenes weimarische Jüger-Corps zuurst 
in den Reihen der österreichischen Armes an dem Faldzuge 
von 1796 einen nicht unrühmlichen Antheil genommen hatte, 


= Pe ER 


er 


ke 


Die Thüringer 1809 bei Obar-Au In Tirsl. 177 


zeichnete or wich auch Im Foldsuge vom 1806 in den Reihen 
‚der proufsischen Armee nicht nur durch die Art und Weine 


dern os nahm noch, der äußersten Nachhut zugerheit, in 
hervorragend rühmlicher Weise an allen Gefechten Theil, die 
während des langen und beschworlichen Rückzugs der Trüm« 
nor der geschlagenen preufsischen Armee zar Oder, und von 
da mit dem Blücherischen Corps wieder zurück auf Lübnck 
zu, stattfanden. 

Du indesson Köuig Friedrich Wilhelm IIL von Preufsen, 
um das kleine Weimar nicht mit io das eigene Unglück 
"hineinzuziohen, aus eigener Bewegung den Herzog Carl August 
bereits schon den 24. Ootober aller gegen ihn eingeghngener 
Verpflichtungen enthoben und Befehl ertheilt hatte, such das 
Weimarische Contingent in seine Heimath zu entlassen, trennte 
sich solches bereits schon am 2. November von dem im 
Rücksuge auf Lübeck begriffenen Blücherischen Corps und 
kehrte Mitte November nach Weimar zurück, 

Durch den wogeheuoren Verlust ia jeneu Gefechten, noch 
mehr durch die Kutbehrungen und namenlosen Anstrengungen 
während jenes Rückzugs, zwar bie auf ein Dritttheil seiner 
anfüngliobeu Stärke herabgoschmolzen, hatte os gleichwohl 
den Trost, dafs im preußischen Hoere keine Abtheilung zu 
Anden war, der on in treuer Bewahrung unbefleckter Ehre 
hätte nachstehen missen. 

Da jedoch in Folge der Niederlage Proufsens die slich- 
sischen Herzogthümer sich gezwungen sahen eine Allianz mit 
Napoleon einzugehen +) und diesem ihre Contingente nunmehr 
zum Kampfe gegen Preufsen zur Verfüguug zu stellen, no 
wurden such jene heimgekchrten Reste des Weimarischen 
Contingentes bereits schon im Dezember wieder muf den 
Kriegsfußls gesetzt und dazu bestimmt das 3. Bataillon, dus 
gemeinschaftlich mit Gotha, Meiningen, Coburg und Hildburg- 

4) 16. Den Dem a ER 

xy 12 








u Die Tääinger 2808 bei Ober-Au In Tirol. 


Durch die rom Seiten Oosterriche in dem Waffonstill- 
standı-Vertrag zu Zunim erfolgte völlige Proisgebung der 
rolar Tmsurgesten, war bei diesen indessen immer mehr und 
mehr ein seltenes Gemisch verzweitlungsvollen Trotzos und 
hoffnungsloser Muthlosigkeit hervorgerufen worden. Während 
wäinlich die Einen durch fonorige Aufrufe zu einem Ver- 
zweiflungskampfe anregtea und sogar die Massen anzustiften 
versschten die noch immer mit der Räumung des Landes 
aögernden Österreichischen Truppen äulsorsten Faller mit Go- 
walt zurückrahalten und zur forneren Kriogstheilnahme zu 
zwisgen, suchten Andere nicht minder alle Veberredungs- 
künste hervor, den Insurgenton begreiflich zu machen, dafs 
nur dureh ungesäumte völlige Unterwerfung unter das Macht- 
gehst Napolcons auf Onndo zu hoffen wäre. In Folge der 
hierdurch allor Orten sich kundgebendon Unentschlossenheit, 
fanden sonach auch zuwächst die von Marschall Lofebro hor- 
angeführten Streitkräfte nur sehr vereinzelten und nirgends 
‚sehr erheblichen Widerstand, Es begannen auch immer mehr 
und wehr die Landstürmer sich nach allen Beiten hin zu 
zerstreuen und in ihre Heimnth zurückzukehren, so dam 
Marschall Isfebre bereits eohon den 30. Juli unbehindert 
‚seinen feierlichen Einzug in Innspruck halten konnte. 

Domgomäls säumte er auch nicht, achon den 1. August 
von da aus den Gonoral Rouyer mit dem Ropimente der 
Herzogs von Sachsen, den Bataillonen Anhalt, Lippe, Raufs 
und Waldeok, denen nuch noch das 4. baierische Chevaux- 
logers-Rogiment Bnbenhofen und die baierische Batterie Van- 
douve zugetheilt worden war, noch weiter nach dem Brenner 
hin »brücken zu Inssen, mit dem Auftrage, die noch immer 
bei Brixen verweilenden österreichischen Truppen zum end- 
lichen Vollzuge der Räumung Tirols zu veranlassen und »0- 
dann selber daselbst eino geeignete Stellung einsunchmen, 
um in solcher das Herankommen der Vortruppen Kusoa’s 
und Perry's1) abzuwarten. 





A) Poren. Bem. der Bad, 


See entsendet er einstweilen am og 
des 3. Augusts den weimarischen Premier- Lieutenant von 
Orayen mit 60 weimarischen TAgern und 40 buierischen 


Insurgenten. Dieselben zogen sich zwar nach unerheblichem 
Geplänkel alsbald wieder bis in den Engpams — im Sack 


wieder nach Steraing hin zurückkehrte. Hierdurch funden 
uber freilich nuderseits die inzwischen bei Ober- und Unter- 
Au zusummengeströmten Haufen der Insurgenten volle Mufee, 
ungestört alle Anstalten zur hartulekigsten Vertheidigung der 
dortigen Engpässe ins Werk zu setzen. 


Damit hatte es aber folgende Bewandtnifs. Da beson- 
ders die bisherigen Anführer der tiroler Insurgenten allo 
Ursache hatten, von der Rache der Sieger das Sohlimmste 
befürchten zu missen, so hatten mehrero der hervorragend- 
sten derselben, als Speekbacher, Sieburer, Einenstocken ") u, 
a, auf Zureden der österreichischen Generale sich bereita ent- 
schlossen, mit den österreichischen Truppen das Land zu 
verlassen. Selbst der Oberanführer der Tiroler, der Sand 
wirth Andreas Hofer, war durch den Österreichischen Gene- 
ral-Täentenant von Buol und den kaiserlichen Hof-Commiesar 





ke 


1) Auch Teimer. Bem. der Red, 


- 


Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirek 183 


Auch an den Kapuzinor Joachim Haspiüger, der Roth- 
‚bart; genannt, einen von fanatischer Vaterlandsliebe beswolten 
Prisster und einen der erston Anroger des Aufstandes, der 
jedoch nach dem xiagroichen Kampfe auf dem Borge Isel im 
Monat Mai, sich wieder in die Einsamkeit seines Klosters 
Sooben, auf hohem Felsenabsntze oberhalb des Stüdtchens 
Klausen belegen, zurückgezogen hatte, war um Abend des 
1. Augusts sine solche Aufforderung gelaugt. Kiligst wandte 
er sich in Folge dessen am anderen Tage nach Brixen zu 
dem Kreuswirth Martin Schenk, einom jungen, wegen solnes 
'Muthes, seiner Entsohlossenheit und seiner Körpergewandt- 
heit weit um in hohem Anschen stehenden Manne: Dort 
traf or auch noch Potor Komenater, Wirth in Schaba, eben- 
falls einen jungen, blühend schönen Mann von erst 22 Jah- 
ron, der sich jedoch in den bisherigen Kämpfen durch Klug- 
heit und Tapferkeit bereits einen großen Ruf erworben hutte, 
sowie Peter Mayer, Wirth in der Mahr, an Fanatismus 
Joachim Haspinger nichte nuchgobend, ein baroits riet or- 
‚probter Führer der tiroler Landstürmer. Lange waren aber 
‚auch selbst diese Münner schwankond, ob ein neuer Auf- 
stand zu wagen sol, zumal der Feind zur Zeit schon über 
den Brenner hinaus auf Sterzing zu Im Anmarsche begriffen 
war. Aber immer mehr und mahır nır auf die Stimme der 
Vaterlandsliebe hörend, und im Vertrauen auf den Beistand 
‚Gottes, ward von ihnen doch endlich beschlossen, noch ein- 
mal Alles — on Allos zu setzen. 

Somit eilfertig überall hin das Aufgebot zu den Waffen 
rorbreitend, geleng os dem Fauereifer Jonchim Haspingers 
bereits schon am Nachmittags des 3. Augusts die Schlitson- 
‚Compagnien von Latafons, Klausen, Villanders und Volthurns, 
an 4—500 Mann stark, zwischen Ober- und Unter-Au und 
su der Peilen-Brücke zu vereinigen, während jene von 
‚Schabs, Milland und der nächsten Umpgegend von Ober- und 


Hofer, Oborcommandant von Passeyr, dormalon. wo Ich bin“ Anmerk, 
& Red. 





£ 


184 ‚Die Thürkngor 1809 bei Obar-Au In Tirol. 


Unter-Au unter Peter Kemenater und Peter Muyer bereits 
schon voraus bis Mauls streifton und daselbst das oben em 
wähnte Gefecht mit der Kundsohnfta- Patrouille unter dem 
Lieutenant yon Crayon bestanden. Durch unablänig noch 
weiter während der Nacht von allon Seiten herbeigerträmte 
Zusgler, namentlich aber durch von Joseph Spockbacher 
und dem Priester Lanschner aus dem Pusterthale herbui- 
gefährte Haufen, wuch« die Zahl der hier sich allmählich 
versammelnden Insurgenten bis zum Morgen des 4. August 
noch vollends auf 3—4000 Köpfe an. Eben #0 auch wurde 
namentlich unter Spockbachers oinsichtevoller Leitun; 
‚gunso Nacht hindurch, mit höchster Anstrengung, ge- 
arbeitet, durch Anlegung von Verhauen u. s. w. die ohnehin 
schon 10 Krolse untürliche Vertheidigungsfühigkeit des von 
Manls bis Unter-Au sich orstrockendan Engwogen noch aufs 
Höchste zu steigern. 

Aber such die Bowohnur von Sterzing, durch heimliche 
Sendboten von dem unterrichtet, was sich vorbereitete, und 
aufgefordert dasu mitzuwirken dem Feinde Hindernis in 
den Wog zu logen und Aufenthalt zu bereiten, waren über 
einen Anschlag übereingekommen, der, wonn er gogliiekt 
wäre, die Division Rouyer in den Zustand Kufserster Wehr- 
losigkeit vorsstzt und somit wahrscheinlich such ihr rölliges 
Verderbon herbeigeführt haben würde, 

Obgleich gegen die eine musterhafte Disziplin beobach- 
tendem skohsischen Truppen, äulserlich ein durchaus fried- 
fortiges, ja zuvorkommend freundliches Benchmen heuchelud, 
hatte nämlich eino Anzahl der Bewohner von Sterzing sich 
Auhja vereinbart, don auf den s. g.Storainger Mooawiosen auf- 
goschlagonen Lagerplats dor Division durch das gleichzeitige, 
um Mitternacht, erfolgendo Öffnen slkmmtlicher aus dem 
Einackfusso dahin führenden Bowässerungssohloufsen über- 
tmsohond mehrere Fuls hoch unter Wamser zu setzen. 

Da jedoch das hierfür erforderliche Sohleufsenspiel glück- 
licher Weise nicht genau genug übereinstimmte, «0 gelang 
es den Lugorwachen noch zeitig genug, diese Gefahr zu ent- 















Die Thüringer 1809 bei Ober-An in Tirel, 185 


decken und Lärm zu machen, so dafs die Truppen, wenn 
auch sum Theile nur eben noch mit genauer Noth, ihre 
Waffen und Munition vor Durchnässung zu sichern und sich 
überhaupt nach dem erhöhten Chanssee-Damme hin zurlick- 
anziehen vermochten. 

Gleichwohl geb sich Geveral Rouyer, beim Antritt des 
Marsches am folgenden Morgen (deu 4, August) mit nur ulleu 
großer Zuversicht dem Glauben hin, dafs or dabei nirgends 
auf erheblichen Widerstand storson würde. Um jedoch die 
Verbindung mit einer auf dem Brenner nachgeschobanen 
dsierischen Abtheilung sicher zu stellen, lies er doch den 
Major Knauth mit einer gothaischen Kompagnie in Sterzing 
zurück, während der übrige Theil der ihm unterstellten 
Truppen sich schon Morgens um 4 Uhr in folgender Ord- 
aung in Marsch setzte. Die äufserste Vorhut bildeten 40 wei- 
warische Büchsenschützen unter dem Lieutensnt won Gold- 
scker, denen das Bataillon Weimar nachfolgte, während die 
übrigen beiden Bataillons des sächsischen Regiments die 
Spitze der Hauptkolonne bildeten. Hieran schlossen 2 Es- 
kadrons des 4. baierischen Chovauzlogors- Regiment unter 
Major von Kracht und 2 Geschütze der Batterie Vandouvo 
(l Kanone nnd | Haubitze) unter Oberlieutenant Baron 
Wiedmann; diesen folgten die übrigen 4 Infanterio-Bataillone, 
sowie der Host der Batterie Vandoure und der Reiterei. 

In der Thst stiele man bis jenseits Mauls auch auf 
keinen Widerstand, obgleich hinter jenem Orte die Strafe 
bereits durch einen Verhau gesperrt und sämmtliche Behau- 
sungen von den Einwohnern vorlasson gefundeu wurden. 
Da jene Wegeversporrung indessen nicht wertheidigt wurde, 
#0 konnte sie auch ohne sondorliche Mühe beseitigt und der 
Marsch unbehindert fortgasetzt worden. 

Indessen beginnt hinter Mauls das bis dahin ziemlich 
breite Thal der Eirack sich allmählig immer mehr zu ver- 
engen, bis dasselbe eine Stunde südwärts dieses Orten, bei 
einem einsam gelegenen Wirthshause —im Sack genannt — 
durch das Zusammenrücken der melırere hundert Fufs hoch 








186 Die Thüringer 1809 bei Ober-au in Tirol. 


senkrecht aufsteigenden Felsenwände des Raitsteinbergs und 
Tagwaldhorns eins enge Schlucht bildet. In dieser Schlucht 
ist aber stellenweise nur gerade noch so viel Raum übrig, 
Anls die Brixuer Heorstrafse längs des linken Ufurs der 
Eisack, welche hier in einer tief eingesohnittenen Felsen- 
Rinne wild dahin schüumt, sich durch solche hindurch zu 
winden vermag. 

Auch noch weiterhin, nur an awoi Stellen, nlimlich zu 
Mittowald, einem kleinen nur aus einer Kirche und 7 Ge- 
höften bestehenden Orte, und zu Ober-Au, elnom ger nur 
aus 3 Gohöften bestehenden Weiler, sich zu kleinen Thal- 
kosreln wieder etwas orweiternd, bildet somit die ganze 
1%], Meilen lange Wegostrocke vom Eugpafs im Sack, bie 
da wo unterhalb Ober-Au die Heorstrafse mitielst der s. g. 
Laditscher Brücke!) vom linken auf das rochte Eisuckufor 
übergeht, fust fortgosetzt, cinon einzigen, oft nur einer tief 
eingoschnittenen Folsenspalte zu vergleichenden Engpafı. 

Erst nachdem die Brixnor Straße, won der Laditacher 
Brücke ab, auch noch die Wagengo der a. g- Brixner Klause 
‚(dor heutigen Franzensfoste) passirt hat, boxinnt der bisherige 
Engwog sich wieder zu einem Thale zu erweitern, das zu- 
gleich nuch oinen schon ganz südländischen Charakter zeigt, 

Bis dahin aber wird, selbst in friedlichen Tagen, der 
diores Wuges dahin ziehende Wanderer, ob der schauerlichen 
Wildheit der himmelboch über seinem Haupte emporragenden 
nackten und steilon Felsenwände, und das wilde Toson und 
Brausen der tiof zu aeinen Filfsen in wolßsem Gischt dahin 
Autbondon Eisack, oftmals einer tiefen Bowogung don Go- 
müthes sich nicht zu erwühren vermögen, am allorwenigeten 
aber der Rowohner des Flachlandes und selbst dcs Mittel- 
geblrges, die Vorstellung zu fasen Im Stando sein, dalı diese 








1) Die Brücke bei Ober-Au — dio Peitsen-Brücke — wird hiufig 
fitschtich als die Laditneher Hrücke beseichner. Die Lmtitseher Brücke 
nbor liege weiter unterhalb und stellt die Verbiudung mit dem Puster- 
hal her. 








ern 


Die Thäringer 1803 bei Obse-Au ie Tirol, 187 


Oortlichkeiton jemals Schauplatz eines anhaltenden und gere- 
gelten Kompfss hätten sein können. Und doch gehören solche 
zu den klamischen Stellen der tiroler Kämpfe, denn hier war. 
es wo bereite 1708 der Vortrab den von Kurfürst Maximilian 
Emanuel von Baiern befehligien Hoeres, als dasselbe sich 
von Inasbruck aus nach Brixen wandte, um dem von Trient 
beransicheuden französischen Marschall Vendöme die Hand 
zur Voreinigung zu bieten, dem Verderben anheim fiel. Hier 
auch war es, wo am 2. April 1707 die Tiroler Uber die aus 
Tualien vordringenden Fransosen ebenfalls wieder «inen glln- 
wenden Siog errungen und am 10. April des Jahres 1809 
zuerst der Kampf der tiroler Insurgenten begonnen hatte, 
und hier sollte sich auch jetet wieder eine Wendung der 
Dinge begeben, die, hätte solche von dem auch jetzt noch 
zum Widerstand entschlossenen Theil der Stantsemänner und 
Heerführer Oestorreicha vorausgeschen oder auch nur goahnt 
werden, leicht möglicher Weise auch noch weit ber die 
‚Greozen von Tirol, von unberechenbarem Einflusse hätte wer- 
den können. — 

Als nun am Morgen des 4. August die Vorhut der wei- 
marischen Schützen sich einer der wildeston und sohnuer- 
lichsten Stellen dieses Engweges — eben jenem Engpasse — 
im Sack genannt — bie auf Flintenschufswuite genähert hatte, 
ohne bis dahin irgend wo auf etwas Reindliches gentokum 
zu sein, machte es um so mehr einen erschütternden Ein- 
deuck, als sie plötzlich von allen Seiten und aus völlig un- 
siohtbaren Versteoken hervor, zum Thoil mit heillosee Wir- 
kung, durch ein lebhaftes Büchsenfouer begrüfst wurde. 

Um so ruhmwürdiger nber nuch, dafs dieselbe sich da- 
durch in ihrem lebhaften Vorschreiten nicht aufhalten liefs. 
Diesen, so wie die bald von den Tirolern zu machende Wahr- 
nehmung, in den weimarischen Blchsenschützen Fielfuch 
‚sbenbürtige Nebenbuhler in der Schiofskunst gegenüber zu 
haben, erregte bei ihnen wine wolche Bostürzung, dafs sie 
trotz der großsen Vortheile des Gulliudes sich wiliget bis 
hinter jenen Kngpafs zurdckzogen und selbat nicht einmal 


f 


188 Die Thüringer 1808 bei Ober-Au in Tirol, 


eine innerhalb demselben aufgeführte zweite Wege-Verramm- 
long unmittelbar zu rortheidigen wagten. 
Dieselbe ward daher durch die zu diesem Zwecke vor- 
gezogenen Zimmerleuto des slchsischen Regiments ziemlich 
rasch wieder aufgeriumt, obschen dieselben dabei von den 
zahlreich anf dem rochten Ufer der Elsack, auf den Abhän- 
‚gen des Tagwaldhorns und Berglesberg postirten Insurgenten 
lebhaft beschossen wurden, wodurch u. a. namentlich auch 
der Commandeur des weimarischen Bataillon, Major von 
Germas, dureh einen Streifschuls nicht unerheblich verwun- 
‚det wurde, gleichwohl uber doch das Commando nicht nieder- 


legte. 

Aber kaum dafs sonach der Weg hier wieder frei go- 
macht worden war und die Kolonne sich wieder in Marsch 
‚gesetzt hatte, brachte der Feind plötzlich ein anderes Ver- 
theidigungsmittel in Anwendung, welches um so mehr gecig« 
wet war unter den nicht nur mit den Bigenthümliehkeiten 
des Gebirgskrieges unbekannten, sondern überhaupt der Mehr- 
zahl mach, noch wenig kriegserfahrenen Abtheiluugen der 
Division Houyer leicht Schrecken und Bestürzung zu ver- 
breiten. 

Es hatten ulmlich die Insurgenten, auf den verschie- 
denen Abstufungen eines dor Vorsprünge des Raitsteinborges, 
wodurch hier oben jene Wegenge gebildet wird, eine Anzahl 
Lärchenstämme dergestalt longegrabou, dafs solche vorn über- 
hangend, nur noch mit den letzten Wurzelenden fest hingen, 
und sodann darüber hin Massen von Steingerölle und Felsen- 
stücke übereinander gethürmt. 

In dem Momente uun, als sich unten im Engwegs der 
Hoerstrafso dio Kolonne wieder in Bewegung setzte, die lotz- 
ten zihen Wurzeln, die das Ganze noch hielten, mit Aszten 
durehhanend, stürste sonach auch diese ganze Masse — ein 
wandelnder Berg — unter dumpfem Donnergepolter und dem 
Aufwirbeln einer dichten Staubwolke in die Tiefe, auf die 
unten dahin ziehenden Troppen hinab. Ein kurzer aber 
‚groller Aufschrei aller dor Unglücklicben, welche unter der 





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Die Thüringer 1809 bei Ober-Au Im Tirol. 189 


Last bograben, oder won einzelnen Folsstüeken und Baum- 
stämmen erfufst, noch vollends über die schmale Strafse hin- 
weg in die tosenden Wellen der Eiack geschleudert warden, 
ging dem Geprassel voran, welches den Hinuntarsturs dieser 
Felsonmassen in dienen Flufs und das Branden und Aufplät- 
schern seines Gowäsners erzeugte. Dann folgte an dem 
schwülen Sommermorgen einen Augenblick lang eine schauer- 
liche Todtenstille. 

Glücklicher Weise hatten indessen die Insurgenten in 
ihrer Ungeduld, ihre Gegner zu verderben, von diesom Ver- 
theidigungsmittel zu frühen Gebrauch gemacht, »0 dafs nicht 
die Hauptkolonse, sondern nur das die Vorhut bildende Ba- 
taillon Weimar daron betroffen und dadurch natürlich auch 
anfänglich zum Stutzen gebracht, nicht aber auch noch weiter 
hin onter der Reiterei und dem Geschütz Unordnung und 
Verwirrung verbreitet worden wat, 

Sonach begann denn such das Bataillon, nachdem os 
sich auf das ruhmwürdigste von der ersten Betäubung rusch 
wieder erholt und die Natur der neuen Gefährdung näher 
erkundet hatte, trotz des erlittenen empfindlichen Verlustes 
und des schauderhaften Anblickos dor durch jene Steinmnssen 
längs der Hoerstrasse ganz oder halb Verachüitteten und 
gräfslich Zerquetschten, schon sehr bald wieder angriffsweine 
rorzudringen. Nachdem nämlich zunächst das durch diese 
Katastropho vollends noch auf die Hälfte herabgeschmolsene 
Detachement der üufsersten Vorhut unter Lieutenant von 
Goldacker wieder verstärkt worden und es demselben gelun- 
gen wer, im zaschen Laufe die gefährliche Stelle, wo jener 
Niedersturz orfolgte, zu passiren, und bis dahin vorzudringen 
und sich daselbst vortheilhaft aufzustellen, wo der Engwag 
sich nach Mittewald hin allmihlich zu einem Thalkessel zu 
erweitern beginnt, rückte diesem auch das Gros des Batail- 
lons dahin nach. 

Da jedoch die Insurgenten noch fortwährend an ein- 
zolnen Stellen der Bergabhanges Felsblöcke und Baumstimme 
herabrollten, so geschah das Vorräcken nur nach und nach 


PN) Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirol, 


an ee die auf die 

Folsenmassen erlaubten ebenfalls im 
ae wodurch «s auch gelang das Bataillon allmühlig, 
wis verbältuilsmäfrig geringem Verluste, am Eingunge zum. 
Mittelwalder Thalkessol wieder völlig zu sammeln, wornuf 
&ssselbe alsbald auch noch weiter gegen Mittswald selber 


Da jedoch die Insurgonten hier eine sohr vortheilhafte 
Stellung eingenommen und namentlich das au der Heorstrafse 
gelegene und zur Vertheidigung schr geeignete Posthaus stark 
besetzt hatten, #0 kam das Gefecht hier bald wieder von 
Neuem zum Stehn. Als aber einzelue Abtheilungen der weimu- 
rischen Schützen den hier wieder steil nbfullenden Abhang 
des Raltsteinberges zwischen Mittewald und dem Eugpafs im 
Sack hinauf zu dringen begannen, #0 veranlafste dieses, die 
noch immer an letzterer Stelle dem Bergvorprung besetzt 
haltenden Insurgenten, in der Besorgnifs von Mittewald abge- 
schnitten und. in den Rücken gefafst zu werden, von da 
zurückzuweichen. Hierdurch wurde es aber der Hauptkolonne 
wieder ermöglicht, die Heerstrafse von dem herabgestürsten 
Felsengerölle so weit frei zu machen, um zunächst den Ge- 
schützzug unter dem Oberlieutenaut Wiedmann auf derselben 
vor und gegen das Mittewalder Posthaus io Position Uringen 
zu können, 

Kaum dufs die Goschlitze gegen dieses einige Kugelschünse 
und Granatwärfo abgefouert hatten, #0 rüumten auch die 
Insurgenten eiligst diesen Ort, indem sie sich theils gerade auf 
Obor-Au theils über den zu Mittewald über die Bisuck führenden 
‚Punleitner Stog auf das rechte Ufer dieses Gewässers zurück- 
zogen. Sie in letzterer Richtung zu werfolgen wurden die 
beiden koburgischen Valtigeur- Kompagaien. der Hauptlente 
Hofmann und von Wolframsdorf beordert ebenfalls über diesen 
Btog auf das rechte Eisackufer hinüber zu gehen und längs 
‚desselben, zur Deckung der rechten Flanke, bis zur Laditscher 
Beicke. vorzudringen, wihrend die beiden meiningischen Kom- 
pagolen der Huuplleute von Bultlar und von Donop unge- 


nn | EEE 


Die Thüringer 1808 dei Oberdn in Tirol. 191 


wiesen wurden zur Sicherung des Rückens Mittowald besotzt 
zu halten. Unterdessen ging die Hauptkolonne aber, das 
Bataillon Weimar fortgesetzt als Vorkut voran, längs der 
Hoorstrafeo auf Ober-Au hin vor. 

Obschon der Feind such zu Ober-Au wieder erneuten 
hartnäckigen Widerstand zu leisten versuchte, so ward der 
welbo indessen doch durch dus lebhafte Feuer des Geschütz- 
zuger unter Oberlieutevant Wiedmenn und das ungertüme 
Andringen der weimurischen Schützen auch bier bald zum 
Weichen 

Als jodoch das Bataillon Woimar hierbei in loblufer 
Verfolgung der Flichenden, aus diesem Orte zum Angriff auf 
eine Verrammlung hervorbrach, welche am Zugunge der Ta- 
ditscher Brücke, in einer durch einen Vorsprung den Pladeiter- 
Bergen gebildeten Wegenge, errichtet worden war, und durch 
eine Anzahl zu den Insurgenten übergetretener Österreichischer 
Jüger vertheidigt wurde, erfolgte plötzlich ein abermaliges 
Herabrollen grofser Massen von Felseustücken und Baum 
stimme, wodurch von Nouum sine nicht unbetrlichtliche Anzahl 
der weimarischen Suhützen einen schaudervollen Tod fand; 
wobei die Tiroler aber, ao oft einer der Unglücklichen von 
‚einem Folsstücke oder Baumstamme orfafst unter Mark und 
‚Bein durchäringendem Todemschrei in die Fluthen der Binnck 
hinabgeschloudert wurde, jedesmal in wildes Fubeln nnd 
Tnuchzen ausbrachen. 

Gleichwohl vermochte aller dieses nur ein nugenblick- 
liches Stutzeu der Kolonne hervorzurufen. Angefeuort durch 
das heldenmüthige Beispiel eines Theils der Mannschaft der 
beiden, der Vorhut beigegebenen Escadrona des 4. balerischen 
Chevauslegers-Regimente unter Major von Kracht, walche 
überdriiscig fortgosotst unthätige Zuschauer des Gefechten zu 
sein, von den Pferden gestiegen war und den Karabiner in 
dor Hand rich den weimarischen Schützen angeschlossen hatte 
und ‚plötzlich, trots der ihr ontgegenrollenden und nie mit 
Tod und Vordorben badrohonden Folsenstücke und Baumstämme 
zunächrt den steilen Abfall des Pladeiter-Berges empor zu 


k 


12 Die Thüringer 1809 bel Ober-Au in Tirol. 


klettern bogann, ahmten nämlich auch die weimsrischen 
Schützen diesem ihnen vor Augen gestellten Vorbilde alsbald 
wetteifernd nach. Hierdurch wurden nber die diesen Borg- 
abbeng vortheidigenden Insurgenten dermalsen. in Bohrwoken 
gesutst, dafs solche das Handgemenge nicht ubwurteten, sondern 
sich oiliget zurlckzogen. 

Auch gelang es noch die um Zugunge zur Laditscher 
Brlicke gelogene und ron österreichischen ‚gern mit aun- 
äauornder Standhaftigkeit vortheidigte Weagererrammlung in den 
Rücken zu fassen und deren Vertheidiger ebenfalls zum eiligsten 


empfindlichen Verlusten sich den Zugang zu jener Brücke 
eröffsend und die Iusurgeuten nöthigend sich theils über die- 
solbo zurückzuziehen, theils eie von derselben in der Richtung 
auf Aicha hin abdrängend, war die Spitze der Vorhut der- 
solben bereits bis anf wenige Schritte genaht, 

Infolge der zum Voraus getroffenen guten Anstalten, ge- 
Yang en aber einem jener österreichischen Jüger, die auf der 
Laditscher Brücke aufgehäuften Pochkränze und Thoertonnen 
noch eben im letzten Momente in Brand zu stecken. Ver- 
‚gebens, dafs die weimarischen Schützen, augefeuert durch 
dus hervorlouchtende Beispiel ihrer Offiziere, mehrmals bis 
auf dieselbe vordrangen und Alles aufboten den angefachten 
Brand zu löschen, Theils war nümlich die Lohe desselben, 
durch die grofse Menge der aufgehäuften hronnbaren Stoffe 
zu michtig, theils auch das Feuer einor Anzahl Österreichischer 
Jäger, welcho sich nach dem jenseits, dieht an dem Brticken- 
ausgange belegenen Rioter Hofe zurückgezogen hatten, ein 
zu mörderisches, als dafs diese Versuche vermocht hätten, 
wirksam zu werden, 

Nachdem man sich sonach endlich von der offenbaren 
Unmöglichkeit hier durchaudringen überzeugt hatte, wurde, 
© mochte 4 Uhr Nachmittags geworden sein, um nicht nutz- 
los dum feindliehen Feuer ausgesetzt zu bleiben, denn auch 
‚das Bataillon Weimar allmählig aus dem feindlichen Schufs- 


r-_ _ 


Die Thringer 1809 bei Ober-Au In Tiral, 108 


beroiche zutück und näher nach Ober-Au herangezogen. Aber 
‚guon der in der Richtung nuf Aicha zurlickgewichene Theil 
der Insurgeoten auch alsbald mit wilden Ungestüm wieder 
augriflweise vorzugehen, Als aber die Batuillous Gothn und 
Anhalt ungeskumt zur Unterstützung des Bataillone Weimar, 
aus Ober-Au hervorbrachen und mit dem Bajonett auf die 
Inaurgonten eindrangen, während der ebenfalls vorgezogene 
Geschütsrug unter Oberliontenont Wiedmann ein lehhaftes 
‚Kortätsch- und Granatfeuer auf dieselben richtete, so wandten 
sich aolche ebenso eilig wieder zur wildesten Flucht. 

‚Nachdem hierauf einer Selts, einzelne noch immerhin und 
wieder auf dem unteren Abhange des Pladeiter-Bergs in der 
linken Flanke eingenistete und durch ihr Feuer sohr Iistig 
4ullende Trupps von Insurgenten, durch einige Compagaion 
des 1; und 2. Bataillons des sächsischen Regiments unter por- 
sönlicher Leitung des Obersten ron Egloffstein eino Strecke 
weit in das höhere Gobirge hinnuf surliokgetrieben worden 
waren und anderer Seite, os dem Oberlieutenant Wiedmann go- 
lungen war, durch einige (rauatwürfe auch den Rioter-Hof 
im Beand zu stecken und dadurch die darin sich fest gesetzt 
'habenden österreichischen Jäger daraus zu vertreiben, ward 
‚auch alsbald aufs Neue versucht deu Brand auf der Laditscher 
‚Brücke selber zu meistern. Dersolbe hatte jedoch mittler 
Weile, schon so übwrhand genommen, dafs alle diese Versuche, 
‚ebenfalls wieder günzlioh erfolglos blieben. 

Indessen gab hierbei abermals wioder einer der buierischen 
‚Oheyauxlegera ein Boispiel unerhörter Verwegenheit, indem 
‚er nlimlich mit seinom Pferde bis Mitten uuf die brennende 
‚Brücke vorsprengte, jedoch hier, da die Belgsbohlen bereits 
schon durchgebranut waren, mit demselben auch durehbrach 
und umsohwirrt von brennenden Holztrümmern, ein entsets- 
licher Aubliok, in die schwindelnde Tiefe hinnbstürste, 

Eben so wenig hatten such die von Mittewald aus, auf 
das rechte Einack-Ufer detachirten beiden koburgischen Com- 
pognien die ihnen gestolltw Aufgubes längs domelban bis zum 

XV. 13 


194 Die Thüringer 1809 bel OberAu in Tirol, 


Rioter-Hofe hin vorzudringen, zur Erfüllung zu bringen ver- 
mocht. Von überlegenen Streitkräften bedrängt, waren sie 
vielmehr genöthigt worden, sich wieder über den Panleitner 
Steg nach Mittewald zurückzuziehen, woranf sie sich von 
Nenem an die Hauptkoloone angeschlossen hatten, 

Da offenbar aicht daran zu denkon war die abgebrannte 
Brücke herstellen und somit den Zug uach Brixen hin fort- 
solzen zu können, +0 lange man nicht auf beiden Ufern Meister 
der Zugäuge zu demelbun geworden wur, «0 fand auch eine 
grofso Verlogenheit statt, was sonach unter den obwaltenden 
Umständen hier weiter zu thun wäre. 

‚Diese Vorlegenheit aber steigerte bei dam General Rouyer 
den Zorn über den so unerwartet gefundenen hartnlickigen 
Widerstand der Insurgenten noch wollenda zur ingrimmigsten 
Erbitterung, ala er selber durch einen Steinwurf, wenn auch 
wur leicht, dagegen einer seiner Adjutanten, der fürstlich 
lippische Hauptmann von Falkenhausen, schwer verwundet, 
ein französischer Kriegs-Commissar nn seiner Seite aber sogar 
auf der Stelle getödtet worden war. 

Unter diesen Kindrücken und in der Erwartung dadurch 
‚Schrecken zu errogen, liels er daher auch 4 durch jene beiden 
koburgischen Compagnien mit den Waffen in der Hand zu 
Gefangenen gemachte Inanrgenten, auf einem Platzo wo dieses 
‚den, din umliegenden Berge besetzt haltenden Tirolern weit. 
hin sichtbar sein mufste, unter allerlei auffälligem Gepränge, 
erschiefsen. Aber weit entfernt damit den beabsichtigten Er- 
folg zu erzielen, ward durch diese unnütze Grausamkeit der 
Grimm der Insurgenten vollends auf das Höchste gesteigert. 
Nieht nur dafs solche nämlich alsbald ringsum ein drohendes 
Rachegeschrei erhoben, sondera die Kunde dieser blutigen 
That verbreitete sich, üufserst übertrieben, mit Blitzesschnelle 
such noch in alle benachbarten Gomeinden und gub Voran- 
lassung, dafs nunmehr selbst much Weiber und Kinder hurbei- 
geströmt kamen, um auch ihrer Seits dafür Rache üben zu 
helfen. 

Ungleioh erspriefslicher hatte inzwischen der baierische 





4 | u 


Die Thüringer 1809 dal Ober-Au In Tirel. 195 


Artillerie-Hauptmann Vandouve seine Aufmerksamkeit und 
Thätigkoit darauf verwundet, einen oberhalb von Ober-Au 
nach dem rechten Eisuckufer hinüberführenden und von den 
Tnsurgenton in der Bile ihren Abangs nur mangelhaft zor- 
störten Steg, wenn auch nur nothdürftig wieder herzustellen. 

In Folge desson ertheilte General Rouyer Anher much dem 
Bataillon Weimar — es mochte 6 Uhr Abends geworden sein 
— Befchl diesen Steg zu paniren und sodann lünge des 
rechten Eieack-Ufurs bir zur Brandktätte des Rioter Hofes ror- 
audringen und daselbst festen Fuls zu fussen, da — wie er 
desfalls bemerkte, da im Laufe des Tages 
bereits schon so viel weise von Muth, Ent- 
sohlossonheit und kriegerincher Gowandthoit 
an den Tag gelegt habe, da oht zwoifele, 
es würde auch die hwierige Anfgabe noch 
au lösen wissen. Und in der That er hatte sich hierin 
nicht 

Obgleich nämlich der Feind durch die Herstellung jener 
Steges aufmerksam geworden, von dem gegenüber belogenen 
Abhange des Rioter-Berges aus, zunehmend ein Immer leb- 
hafteren Feuer dagegen zu richten begann, auch der Vebergung 
welber nur zu Eins zu bewerkstelligen war, und ein Jeder, 
der während desselben uf den schwankenden Bohlen und 
schmalen Balken, ans denen er zusammengefügt worden war, 
von Schwindel erfafst oder van einer Kugel getroffen wurde, 
in Aussicht hatte, in don braufenden Fluthen der darunter 
wegströmenden Eisnck rottungslos den Tod zu finden, #0 
xögerto die Mannschaft des Bataillonn gleichwohl nicht einen 
Augenblick, angefouert durch das hervorleuchtende Beispiel 
ihrer Offiwiere, und onmentlich des Regiments-Commandeurs 
Obersten von Egloffstein, wuch dieses ihr auferlegte Wage- 
‚stück noch zur Erfüllung zu bringen. 

Und win e# meist der Fall’ zu ala pflogt, dafs je ver- 
wegener cin Unternehmen ist, such dessen Gelingen um #0 
sicherer bewirkt wird, je todesverachtender dabei zu Werke 
gegangen wird, »0 auch gelang es den braven Weimaranern 

13% 


















198 Die Thnringer 1409 bei Ober-Au In Tiral, 


mit verhältaifemäfsig weit geringerem Verlust, als man be- 
fürchtet hatte, in raschem Laufe den Uebergung zu bewerk- 
melligen. Aber alsbalı stellten sich denselben wiederum neue 
und anscheinend unüberwindliche Hindernisse entgugen. Von 
dem vom jenseitigen Ausgunge dieses Stege, in das Gebirge 
hinauf führenden guugbaren Pfad zweigte sich nämlich hoch 
‚oben längs des fast sonkrochten Abhauges den Rioter-Bergen, 
nur ein ganz schmaler wenig betretoner Seitenpfal nach dem 
Riotor-Hofe ab, nach welchem hin, dio höher hinsuf den 
Bergabhang in zahlreichen Schwärmen bosetzt haltenden In- 
wargenten ebenfalls wieder, eiligst logewuchtete Felsstücke 
und ubgehnnene Baumstänme herab zu schleudern begannen. 

Zwar giogen, oben wegen der großen Steilheit des Ab- 
hangs, die meisten dieser Felsenstüoke und Baumstämme nur 
in grofson Bogensälzen und somit auch meist unschädlich 
über den Häuptern dor mühesem, Mann hinter Mann, längs 
jenes Seitonpfades in schwindelnder Höhe dahin klettornden 
Weimaranern hinwog niederwürts, 

Aber hin und wider wurden doch auch bald Kinsalne, 
bald ganze Reihen derselben, ron »olohen Folsstücken und 
Baumstämmen erfalst, und dann rettungslos in die schauder- 
hafte Tiefe hinnbgeschleudert. 

Gleichwohl liefsen nich diese Bravan hiervon nicht uuf- 
hulten; sondern setzten auf ihrem schwindelnden Pfade, wo 
selbst schon jeder Fahltritt rottungslos Vorderhen brachte, auch 
noch von Geschömen allor Art, und von niederschmettarnden 
Folsttioken und Baumstämmen umschwirrt, oft in einer dichten 
Staubwolke von dem hierdurch aufgerührten Erdreiche eioge- 
hülllt, unter fortwährenden Todengetahren entsetzlichster Art 
und dndurch ihren bei Ober-Au zurückgebliebenen Waffen- 
geführten ein grausonhaftes Sohnuspiel vor Augen stellend, 
unaufhaktsem ihren Weg fort. Da wo das Gelinde eine 
rröfsere Ausbreitung orlaubte alsbald eine Schützenlinie bildend, 
welche die sich ihr direkt ontgogen stellenden Feinde vor sich 
hertrieb, gelangte sonach das Bataillon auch endlich, erst in 
die Feldmark des Rioter-Hofos, dann an don Ausgang der 





en — 


Die Thüringer 1904 bei Oberdu in Tiesl. 197 


eben vollende zusammenbrechenden brennenden Laditscher 
Brioko und somit auch wieder auf die grofse nach Unter-Au 
Tortführende Brixuer Hoerstraßse, Nachdem das Bataillon sich 
hier wieder einigermafsen gesammelt hatte, begann cs in der 
hier gegen Unter-An zu wieder otwas offener werdenden 
Gegend noch vollends, um so mehr mit erneutem Nachdrucke 
sngriffsweise gegen den Feind vorzugehen, als auch noch das 
‚Bataillon Lippe denselben zur Unterstützung nachgefolgt war. 
Langsam wich der Feind über Unter-Au much der Brixuer- 
Klause hin zurück, bie endlich Abende 8 Uhr sin eintrutender 
heftiger Gewitterregen dem Kampfe alleuthelben ein Ende 
wuchte. Das Bataillon Weimar bezog hierauf ein Biwak jen- 
seits Unter-Au, unter Aumetzuug wou Vorposten gegen die 
Brixner-Kisuse hin, während das Bataillon Lippe am Zupange 
‚der abgebrannten Taditscher Brücke, die übrigen Abtheilungen 
‚der Kolonne aber In und bei Ober-Au lagerten. Dahin wurden 
auch sämtliche Verwundeto geschaft und iu Krmangelung 
von Transportmittel einstweilen wo gut als möglich in den 
ärei Gehöften, aus welchen diese Ortschaft bestand, unterge- 
bracht. Unter denjenigen Truppenabtheilungen, welche au dem 
Kampfe dives Tages Theil genommen, hatte sich vor allem 
dus Butwillon Weimar-Hildburghuusen in einer Weiss ausgo- 
seichnet, wie sie nur sohwer zu überbieten sein möchte. Zu- 
nächst nämlich durch den nächtlichen Deberschwemmungs- 
vernuch des Biwakplatzes bei Sterzing der so achr benöthigten 
Nachtruhe beraubt, hatte die Mannschaft desselben aueh noch 
während eines glühend heifsen Bommertages 16 Btunden lang, 
theils marschirend, theils füst unausgesetat in einem mörde- 
tischen Kampfe verwickelt, bei Brklotterung der steilen Folsen- 
würde sich den manigfaltigsten, zum Theil schuuderhaftosten 
Todesgefahren blosgestellt gesehen und um so mehr auch noch 
die übermäßsigsten körperlichen Anstrengungen zu bethlitigen 
gehabt, als sie dabei joden Labels entbahren mufste, Somit 
war deun wuch der Verlust, den das Bataillon erlitten, ein 
sehr empfindlicher. Es waren 7 Offiziere und 168 Mann 








183 Die Thüriuger 1809 dei OberAu In Tirol; 


sotödtet oder meist schwer verwundet worden. 

Unter den Getödtoton befanden sich, — ein oigenthüm- 
lichos Geschick — in zwei Bruder-Paaron 4 der tüchtigsten 
Offiziere des Batnillons, nümlich der Huuptmenn und der 
Bevonde-Lieutenans von Hönning und der Hauptmann und der 
Secanda-Lieutenant von Schlerbrandt. Eratero drei waren vom 
Contingent Weimar, der letztere vom Oontingent Hildturg- 
hausen. Sie wurden noch während des Gofochtes, im Ange- 
sicht des Feindes, von ihren trauernden Waffengeführten unter 
drei großsen, dieht bei Ober-Au an der Straße stehonden 
Bäumen in ein gemeinsames Grab gesonkt. Vorwundet waren 
Major von Germar und Lieutenant von Breun vom Contingent 
Weimsr, Hauptmann von Münch vom Contingent Hiläburg« 
hausen. Lieutenant von Breun starb schon nach einigen Tagen 
in Folge seiner schweren Wunden. 

Der erlittene Vorlust der übrigen beiden Batsillons bo- 
schränkte sich dagegen nur auf 33 Getädtote oder Verwundete, 
unter welch letzteron sich indessen cbenfulls 3 Offiziere, 
ulimlich der Oberst von Henning, Hauptmann von Spiller und 
Lieutenant von Beust IE (sämmtlich vom Contingent Gotha) 
"befanden. 

Trotz all dieser Opfer und all des von jenen Abtheilungen 
bethätigten Muthes, war gleichwohl die Lage der Dinge io 
Nichts gebemsert worden. 

Während nüwlich um «0 weniger daran zu denken war 
den Zug nach Brixen hin ohne Mithülfe von Geschütz fort- 
wetzen zu können, als eine in der Nacht von dem Obersten 
von Egloffstein in Person mit 90 Mann des Bataillons Weimar 
nach der Brixner-Klause unternommene Kundschaftung ergeben 
hatte, dafs die Heerstrafse daselbst stark verschanzt und palli= 
sadirt sei; war eben so wenig Hoffnung vorhanden, die nieder- 
gebrannte Laditscher Brücke binnen kurzer Zeit der Art 
wieder herzustellen um darüber hin mit Geschütz paniren zu 
können, kumal es hierzu um so mehr an geeignetem Material 
in nächster Nähe gebrach, als das Feuer zum Theil sogar die 


Mi 4 


Die Thüringer 1609 bei Ober-Au in Tirol. 100 


hölaernen Joohpfeiler bis auf den Waswerspiegel De 
‚zehrt hatte. 

Dazu kam noch, dafs ein österreichischer Jüger, welcher 
von der immer zunehmenden rasenden Wildheit und Unge- 
bundenheit der meist trankonen Menge der Insurgenten an- 
gewidert, solche heimlich verlassen und sich auf dw dies 
witigen Vorposten Freiwillig als Gefangenen anguboten hutte, 
die bündigsten Versicherungen gub, dafs die Insurgenten um 
folgenden Tage noch weiteren bedeutenden Zuzug aus Wälsch- 
Tirol und dom Vintschgau zu erwarten hätten. Diese Aus- 
sage erschien nuch um so glaubhafter, als, wie man nament- 
lioh von dom Biwak bei Unter-Au nus deutlioh vernehmen. 
konnte, bereits ringsum im Hochgebirge weithin Wachtfeuer 
sichtbar waren; wie denn auch iu der That noch während 
‚408 Gefechtes Speckbacher Eilboten über Eilboten über das 
Gebirge au Suudwirth Hofer ontsendet hatte um den allzeit 
siegreichen Laudsturm von Pussoyer und Meran zum Zuzuge 
aufzubieten. Die Gefahr sonach in Bülde hier, zwischen 
Ober- und Unter-Au, von überlegenen Streitkräften umringt 
zu werden erschien uber noch dadurch um so bedrohlicher, 
als die hier weilenden Truppen völligen Baal an Lobens- 
mitteln litten. 

Somit war don auch der von General Er gofufste 
‚Eotschlufs: ungesäumt noch während der Nacht don Rückzug 
nach Sterziog hin anzutreten, unter diesen Umständen ein 
durchaus gerochtfertigter; auch würde derselbe mit gesamter 
Macht gleichzeitig angetreten um so mehr mit wenig oder gar 
keinem Verlust zu bewerkstelligen guwesen sein, als m zu 
den Eigenheiten der Kriegsweiso der Tiroler ‚gehörte, nicht 
leicht bei Nacht sich auf einen Kampf einzulassen. 

Da os jedoch an Transportmitteln gebrach die zuhl- 
reichen Verwundeten mit fortzuschaffen, so ertheilte Genural 
Bouyer dom Obersten won Egloffstein Befehl: 

mit dem sächsischen Rogimente und dem Geschützzuge 
unter Oborlieutenant Wiodmann, die gegenwärtige Btel- 
lung so gut wie möglich und wenigstens bis 9 Uhr 








Die Thüringer 1309 bei Ober-Am In Tirol, 2 
Festigkeit und Gewaudtheit, dafs der Rückmarsch mit der 
gröfsten Ruhe und Ordnung zurückgelegt ward, 


Während desselben aber hatte Oberst von Egloffstein 
‚zur Behauptung von Obor-Au folgende Anordnungen yetroflon, 
Zur Vertheidigung derjenigen der drei diesen Ort bildenden 
Gehöfte, welches zunächst der Bimek gelogen war, (des Pfarr 
Hofes) hatte derselbe nämlich die gothnische Gemadier- 
Compagnie von Bube und die gothaische Musketior-Compagnie 
Wunder unter dem Befehl des meiningischen Major vr. Bose 
und zu jener des mittlern, eine Schmiede enthaltenden, Ge- 
höfts die gothsische Grenadior-Compagule ron Münch und 
die beiden gothaischen Musketier-Compagnien von Krützsehmar 
und Meister, unter dem gothaischen Major von Dünau be- 
stimmt; wihrend das dritte, zunächst an dem Abhunge des 
Piadeiter-Borges geloguno Gehöft, das Wirthahans, durch die 
beiden koburgischen Voltigeur- Compagnien (der Hauptlente 
Hofmann und von Wolframsdort) besetet gehalten wurde. 
Ebenso wurde hier der Geschützeug des Oberlioutenants 
Wiedmann dergestalt aufgestellt, dafs derselbe den Zugang 
auf der Brixmer-Straßse wirksam zu bestreichen vermochte. 
Etwas weiter rückwärts, in einum kleinen Gehölze, dicht 
hinter Ober-Au, fanden die beiden gothnischen Compaguien 
der Hauptloute von Geier und Wagner uls Rückhalt Auf 
stellung, während die beiden meiningischen Compagnien der 
Hauptleute von Battlar und von Donop noch fortgesetzt, zur 
Sicherung dus Rückzugswoger, Mittewald besetzt hielten. 

Um diese Stellung jedoch gegen eine Umgehung der 
linken Flanke noch mehr zu sichern ward, nachflem das Ba- 
taillon Weimar — wie erwähnt — ebenfalls noch a0inen 
Hüokzug nuch Ober-Au glücklich bewerkstelligt hatte, der 
Mujor von Germar angewiesen die Bosutzung des Wirthshuusen 
noch mit der 1, Compaguio des weimarischen Bataillous zu 
verstärken und den Befchl in diesem Gohöfte zu übernehmen. 
Dagegen fol dem Mojor von Aroswald mit den 5 übrigen 
Compagnien des Bataillons die Aufgube zu, links jene Wirtlie- 
hause, den Abhang des Pladeiter-Borger hinan, bis zu dessen 


202 Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirol. 


Höhenkamm, theils eino Schüitsonlinie zu bilden, theils solche 
zwockmäfsig vertheilt als Rückhalte derselben aufzustellen. 

In dieser Stellung hoffte ıwan jeden Falles wenigstens 
so lange Widerstand leisten zu können, bis die von dem 
General Rouyer verheifwnen Transportmittel zur Weiter 
schaffung der in den gedachten 3 Guhöften untergebruchten 
zahlreichen Verwundeton, Zeit und Gelegenheit gefundon 
haben würden herankommen zu können. Und in der That, 
obgleich ivzwischen der Feind auch hier schon, namentlich 
lüngs dos Abhanger den Pladeiter-Borges, angriffswoine vor- 
zugehen begonnen hatte und in Folge demen es dem Bar 
willon Weimar nur erst nach lebhuftem Kampf möglich ger 
weren war, die ihm angewienene Stellung einnehmen zu 
können, #0 bedurfte es, nachdem dieses bewirkt worden war, 
lange hin, meist doch wur win psar Kartätsch-Schüse aus 
dem beim Wirtlishsusgehöft plucirten Geschütze, um jeden 
der uuch noch so ugestüm gegen diese Position versuchten 
Aufülle, jedesmal, sofort zurückguweisen, obschon diese Au- 
Tülle, »o oft ein Haufe neuun Zuzugs beim Feinde eingetroffen 
war, regelmälig mit immer gesteigertem Grimme wiederholt 
warden. 

Dagogen aber konnte os nicht vorhindert worden, dafs 
‚die anfserhalb der Gehöfte, hinter den Umfriedigungen der 
vorliegenden Gärten postirten Schützen immer mehr und mehr 
von einzelnen, besonders geübten und mit weitteagenden 
Schiefewaffun ausgerüstoten Tirolern, von deu umliogenden 
Höhen aus, zu Zielpunkten genommen wurden, 

In Folge des hierdurch verursuchten und in immer ge- 
steigerte Malse zunehmenden Verlustes un Getödteten und 
Vorwundoten, ach man sieh daher genöthigt, fast die go- 
summte Munnschaft in die Gobiulichkeiten der zu verthei- 
digenden Gehöfte zurückzuzichen. Da aber in denselben — 
wis schou erwähnt — auch uoch smmtliche schr zahlreiche 
Verwundete untergebracht worden waren, wurde hierdurch 
‚eine aufserordentliche Überfüllung reraulafst, welche bei der 


Fa" 


Die Thüringer 1800 bei Ober-Au iu Tirok 23 


Auls ausübte. Ebenso konnte es nicht verhindert worden, 
dafs einzelne feindliche Schützen sich immer näher und näher 
jenen Gobäulichksiten gegenüber hinter deckonden Gebünde- 
gegeuständen einzunisten und von da aus nach den Fenstern 
und iv das Innere der Gemächer hinein ein immer mörde- 
rischeren Feuer zu erölfnen begannen. 

Nicht genug daher dafs hierdurch die Verbindung 
und unter der streitiuren Mannschaft empfindlicher Verlust 
veranlafst wurde, so wurden nuch aclbat viele von den be- 
reits Verwundeten gotödtet oder wiederholt verwundet, 

Vergebens ward versucht, diesem allmählich immer un- 
ertröglicher werdenden Zustande durch Ausfälle ein Ende zu 
machen. 80 oft nämlich ingend wo eine Abtheilung aus 
einem jeuer Gehöfte hervorbrach, ward dieselbe auch alsbald 
durch win auf sie von den umliegenden Höhen gerichtetes 
umfassendes Feuer dermaßsen mit einem Hügel von Kugeln 
übersehüttet, dafs solche nich zur schleunigsten Umkehr ge» 
wöthigt sah, In diever Weise vergingen 7 lange und qual- 
volls Stunden, ohne dafs die von General Rouyer vorsprochenu 
Hülfe erechien. Vergebens waren um Kundschaft hierüber 
einzueichen und das Heranrücken derselben zu beschleunigen 
nach und nach fast sämmtliche dem Obersten von Egloffatein 
zur Vorsehung des Ordonnanzdionstes zurückgelassene haie- 
rischen Chevauslegers entsendet worden. Keiner dieser Boten 
hatte über Mittewald hinaus durchzudringen vermocht, sie 
waren almmtlich unterwegs von tiroler Streifzüglern entweder 
weiber erschossen oder nach erfolgtem Niederschinfsen ihrer 
Piorde gelaugen genommen worden. Da, gegen 1%/, Uhr 
Nachmittags, war endlich auch die Goschüitzmuntion völlig 
erschöpft. Kaum aber dafs die Insurgenten hierüber ver- 
#tändigt worden waren, so brachen sie alsbald mit wildem 
Jubelo und Jauchzen von allen Beiten her in dichten Schwär- 
men zu einem allgemeinen Angriffe vor. Zwar gelang os 
dem die Gehöfte besetzt haltenden Theile der Verthuidiger, 
diesen Angriff eben wohl wieder abzuweisen. Dagegen aber 








2 Die Thürioger 1509 bei Ober-Au in Tirol. 


wurde der dio Schitzonketto am Abhange des Pladeiter- 
Berges bildende und durch das Feuer schon schr gelichtete 
Theil des Bataillons Weimar in der linken Flanke umgangen, 
und selbst theilweise in den Rücken gefaßt und in Folge 
dessen in das Thal hinabgedrängt. 

Einschend, dafs unter diesen Umständen «iu längeres. 
Vorweilen zu Ober-Au nur zum unvermeidlichen Untergange 
des gerammten Kugiments ausschlagen mürw, beschlofs duher 
‚Oberst von Eploffstein mit ullon nicht unmittelbar zur Ver- 
theidigung der Gehöfte erforderlichen Truppen-Abtheilungen 
sich zunächst nach Mittewald hio zurtickzuzichen, die in den 
3 Geböften eingeschlonsenen Truppon-Abtheilungon aber einst- 
weilen ihren eigenen Kräften zu überlassen. Indessen vwer- 
ständigte er doch noch zuvor die in denselben kommandirenden 
3 Stabsoffixiere darüber, dafs wenn irgend möglich ihnen 
Hülfe gebracht werden sollte, bie dieses aber erfolgen könnte, 
möchten sie uber so gut und »0 lange als möglich zum Schutze 
der Verwundeten in der Vortheidigung aushulten. 

Hierauf mit allen Übrigen rasch gesammelten und ge- 
ordnoten Abthwilungen und den beiden Geschütsen unter Obur- 
Niontenent Wiodmunn den Rückzug nach Mittewald hin längs 
der Heerstraßse antrotend, hatte er jedoch große Mühe den- 
selben zu beworkatelligen, indem zühlreiche Insurgonten- 
‚Schwärme unter Joachim Haspinger mit wildem Ungestüm 
binter ihm her drüngten, während gleichzeitig die Marschkoloune 
von beiden Seiten her, von den Abhängen des Gebirgs aus, 
lebhaft beschlossen wurde. Auch hatten noch andere Haufen 
der Aufstündischen bereits die Strafe zwischen Mittewald 
und Ober-Au besetzt, #0 dafa wich Oberst von Egloffbtein durch 
diese förmlich durchschlagen mufste. Aber such iu Mitte- 
wald war kein Bleibens, indem der Feind auch diesen Ort 
bereits schon von allen Beiten umringt hatte, Nachdem er 
‚doher die denselben bisher tapfer vertheidigt habenden beiden 
meinkngischen Compagnien noch an sich gesogen und den 
‚Punleitner Steg hatte abwerfen lassen, ward der weitere Rück- 
zug nach Moals hin fortgeseten, wobei die 3. Compagnie den 


Bu du 


Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirel, 206 


Batnillons Weimar unter persönlicher Führung des Majors 
von Arnawald die Vorhnt, dio beiden meiningischen Compngnien 
aber die Nachhut bildeten. Unter fortwährendem Gefechte 
mit den die Marschoolonne von allen Seiten umachwärmenden 
Insurgenten, welche ab und zu von dnsu gesigneten Stellen 
auch noch von den nahen Bergabhängen Felsenstücke und 
Baumatämme auf diewelbe herabrollen lielsen, und wodurch 
wiederholt höchst wmpfindliche Verluste veranlafst wurden, 
ward endlich der Engpals, im Sack, erreicht, Hier hoffe 
Oberst von Eglofftein die nachdrängenden Feinde wenigstens 
#0 lange aufhalten zu können, um einerseits Vorstärkung von 
‚Sterzing an sich ziehon, anderseits aber der auf dns Acufsorate 
erschöpften Mannschaft einen angemessenen Ruhehalt ange- 
deihen lassen zu können. . 

‚Anfsor der zahlreichen, in dem. fortwährenden Hück- 
zugsgofechte vorwundeten Mannschaft, hatten sich nämlich 
bei dem Abzuge aus Ober-Au, uuch noch viele der Ver- 
wundeten des vorigen Tages, der Kolonne angenchlosen. Die 
Meisten derselben waren unbewuffnet, fust alle aber hattam 
in der Begierde, dem unleidlichen Verharren in den voll- 
‚gopfropften Gohöften von Ober-Au sich zu untziehen, ihre 
Kräfte zu hoch angeschlagen und waren somit, namentlich 
bei der herrschenden glühenden Hitze, bereits auf das Acufserste 
hinfkllig und dem Verschmachten nahe gebracht worden. Um 
10 gröfser daher die Freude und der Jubel, als in jenem 
Wirthshause im Sack, plötzlich auch win kleiner Weinvorrath 
aufgefunden wurde. Aber kaum dafs man damit begonnen 
hatte, eine regelmälsige Austheilung desselben vorzunehmen, 
50 begannen die Insurgenten plötzlich von den, diesun Eng- 
pafı her einschliefsendon Bergabhängen aus, ein mörderischen 
Feuer auf die völlig blofsgestellten um das Wirthahnus herum 
gelagerten Truppenabtheilungen, zu richten. 

Die Insurgenten waren nämlich den Abziehenden nach 
hier schon längst zuvorgekommen und hatten in richtiger 
Berechnung, dafs solche hier wahrscheinlich einen Halt machen 
würden, diese Stelle von allen Seiten bereits schon längst umstellt. 


f 


208 Die Thringer 1409 bei Ober-Au in Tirol. 


Einsehend, dafs sonach nur durch möglichst rasche Fort- 
setzung des Rückzuges der hier gelegten Falle zu entrinnen 
sei, ward derselbe auch ungeäumt angetroten, wobei jedooh 
vin vumhafter Theil der Verwundeten, welche entweder unfähig 
demselben weiter folgen zu können, oder die sich bei Beginn 
des feindlichen Fonors In die Gebäulichkeiten den dertigen 
Wirthahanser hinein gerottot hatten, dnselbat zurlickgelansen 
worden mufsten und somit in feindliche Gefangenschaft ge- 
riethon. Kaum aber dafs die Kolonne dieser Gefahr ant- 
‚gungen war, stiels deren Vorhut, halbwege von Mauls, auf 
einen Trupp von ungeführ 150 bis 200 tiroler Schützen, 
welcher sich hinter einem daselbst rechte der Stralse ge- 
logenen Gemäuer, von wo sus man die Koloune der Länge 
nach bestreichen konnte, aufgestellt hatte und die Anrückonden 
abermals wieder mit starkom Feuer üborschüttete. Erst nach 
mehrmaligen vergeblichen Sturmangriffen gelang es endlich 
der Vorhut, aus der d. Compagnie des Bataillons Weimar 
gebildet, angefeuert durch das persönliche Beispiel des Majors 
von Arnswald, in Folge eines mit dem Mutho der Verzweiflung 
ausgeführten Anlaufer hier durehaudringen und jenen Insar- 
genten-Haufeu nach sinem mörderischen Handgemenge an 
‚einander zu sprengen. Nicht minder mufste auch der Durch- 
zug durch Maule mit stürmender Faust erzwungen werden, 
indem sogar Weiber und Kinder theils mit Stutzen, Ihelie 
auch nur mit Hou- und Mistguboln bowaffnot Widerstand zu 
leisten versuchten, jedoch auch von den darüber erbitterten 
Soldaten, wo solche nur immer von densolhen ereilt zu werden 
vormochten, mitleidlos mit unsähligon Bojonnetstichen nieder- 
‚gemacht worden. 

Zwischen Manls und Trens stiofs man sodann endlich 
auch noch auf eine Anzahl Wagen, deren niedergeschomene 
Bospannuug und hin und wieder umhergestreute Ladung, 
sowie einige dubei angotroffeue Leichosme in nur allsube- 
zedter Weise Aufschlafs gaben, waram man vergebens der 
von Gwmoral Houyer versprochenen Hülfe entgegen geharrt 
‚hatte, 


— Bi... 


Die Tidringer 1809 bei Ober-du In Tirol, 207 


Nachdem dieser nimlich, wio schon erwähnt, ohne dabei 
auf besondere Schwierigkeiten zu stolon mit den aus Ober- 
Au abmarschirten Truppen-Abtheilungen schon am frühen 
Morgen glücklich wieiler bei Sterzing eingetroffen war, hatte 
derselbe auch alsbald — wie or on dem Oberat ron Hloff- 
stein zugemgt — einen Transport ron Lobensmittel m. «. w. 
an denselben chickt, es jedoch für genügend erachtet 
denselben lediglich uur durch die Tags zuvor unter dem 
Major Konuth zurüekgelaasene golhaische Compagvie, begleiten 
au lassen, 





Au, mit einem Theile der auf dem rechten Eisackufer ror- 
sammelten Tosurgenten eben wohl bereits über das Gebirge 
in der Richtung auf Stersing hin vorgedrungen war, und 
namentlich das Stilfser Joch und den Jaufen-Pafs besetzt hatte, 
40 hatte er auch" micht ermangelt, als or diesen Transport 
unter s0 geringer Bedeckung, die Strafse herankommen sah, 
alsbald mit einem Theile seiner Mannschaft über Mauls ent« 
gegen zu gehen. Nach dem Niederschiefsen der Despaunung 
zum Halten gebracht, fiel os Spockbacher leicht dun Trane- 
port durch winen von allen Seiten darauf unternommonen 
Anlauf noch vollends wegsunchmen und die denselben ha- 
gleitondo gothaischo Compagnie, unter Zufiigung eines ampfind- 
chen Vorlustes, zum eiligsten Rückzug nach Sterzing zu 
nöthigen, 

Durch diesen Vorfall entmuthigt und durch das Erscheinen 
der immer massenhafter anwachsenden Scharen Speckdachers 
in der Nähe von Sterzing für die eigens Sicherheit besorgt 
geworden, gab Rouyer alle weitere Versuche den in Ober-Au 
wurdokgelassenen Abtheilungen Hülfo zu bringen völlig auf, 
Er beharrte selbst da noch in völliger Unthätigkeit in der 
von ihm auf den Sterainger Mooswicson eingenommenen 
Stellung, als von den ausgestellten Vorposten bereits schon 
längst das aus weiter Forne wahruchmbare Herannahen dor 
unaufhörlich kümpfenden Kolonne Eplofstein gemeldet wor- 
don war. 








28 Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirol. 


Somit fehlte denn auch wenig, dafs solche nicht noch 
im Angesichte Rouyors doch noch dem Verderben verfallen 
wäre, indem sie nämlich dicht vor Trens von zahlreichen 
Haufen von Aufständischen von Neuem mit Uobermacht ange- 
‚geiffen, wieder bis Mauls zurlokgedrängt und daselbst völlig 
singwohlomen wurde, indessen gleichzeitig eine andere Ad- 
Aheilung der Tiroler, beim Schlosse Sprechenstein, mit Front 
‚gegen die Stellung Rouyers, eine schr vortheilhafte Position 
einnabm- 

Glücklicher Weise gelang es indessen dom unablässigan 
Audringon des baicrischen Obersten Grafen von Wittgenatein, 
welcher am Mittagszeit mit dem baierischen leichten Bataillon 
Habermann und einer Bsendron des baierischen 1. Dragoner- 
Regiments vom Brenner aus, in Sterzing eingetroffen war, 
„den General Ronyer endlich denn doch noch zu bewegen, 
ähm Erlsubnifs zu ertheilen den Bedrängtei Hülfo zu leisten. 

Mit dem Batai Avhalt, unterstützt durch 2 Geschütze 
‚ndouve, untschlossen zum Angrifl gegen die 
Front der feindlichen Stellung beim Schloss Sprochenstein 
vorgehond, während 2 Compagnien das bairisohen leichten 
Bataillons Habermann unter dem Major Fick, dieselbe durch 
das Gebirge in der reohten Flanke umgingen, glickte oa auch 
‚dem Oberst Graf Wittgenstein auniichat diejenigen Insurgonten, 
welche. solche eingenommen hatten, auseinander zu sprengen, 
und hiersuf gegen Maule vorrückend auch noch jene Haufen 
zu zorsireuen, welche die Kolonne Egloffstein umringt hatten. 

Um das mit Sicherheit voranseuschendo baldige Wioder- 
nachdringen des Feindes zu zügeln, behielt Oberst Graf van 
Wittgenstein Mauls noch eine Zeit lang mit den beiden Com- 
pagnien des bairischen leichten Bataillous Habermann besetzt 
und trat von da aus erst seinen Abzug nach Stersing hin 
an, nachdem in solchör Weise für die Ausführung dos forneren 
Rückzugs der Kolonne des Obersten Egloffstein ein ange- 
mosener Vorsprung gewonnen worden war. Dies hatte 
inzwischen mit Zuaammenraffung Ihrer letzten Krüfo, nach- 
‚dem sie endlich von ihren Bodrüngemn befreit warden war, 








1 Be 





Die Thüringer 1809 bei Ober-Au in Tirol. 218 


ward denn auch die Vertheidigung auch 
ferner noch in der angedeuteten Weise bie zum Eiubruche 
der Dümmerung fortgesetzt, 

Da aber beim Eintreten derselben. zugleich auch die 
immer zahlreicher angewachsenen Insurgenteu jedes der drei 
Gehöfte immer ouger und enger #inzuschliefsen begunnen, in 
der deutlich sich kund gebenden Absicht, dureh horbeige- 
schlopptes Beifäig dieselben in Brand zu stecken, woran sie 
nur durch ein üufserst lobhaftes und wohl unterhaltones Feuer 
einigermafsen behindert warden kannten, s0 schwand die nur 
noch Aufsorst. spärlich vorhandene Munition immer rancher 
dahin. Gegen 7*/, Uhr Abends war solche zuerst in dem 
mittleren, und kurz darauf auch in dem zunächst an der 
Eisack gelegenen Pfurrgehöfte, worin Major von Bosw den 
Befehl führte, zur Neige gegangen. 

Aus dem allmühlichen Verstummen des Feuers auf die 
Ursache hiervon schliefsend, versäumten die Insurgenten 
antärlicb nicht, nlabald mit wildem Jubel von allen Seiten 
her zunächst: auf jene beiden Gehöfte lonsustürmen, in die- 
selben einzudringen und deren Vertheidiger zum Theil unter 
wilden Mifshandlungen zu entwaffnen. Hierdurch entstand 
aber in den ohnehin schon überfüllten Räumen noch vollends 
ein entsetzliches Gedrünge uud Gebalge, iu welchem mehrere 
jener Unglücklichen, denen durch herabgestürzte Felsenstücke 
ohnehin schon in grüßsliohster Weire die Glieder sorschmetters 
worden waren, nun such noch um so mehr unter den Ful 
titten der sich Streitenden in qualvollster Weise den Geist 
aufgeben mußsten als einzelne der Vertheidiger, den Tod der 
Gefangenschaft vorziehend, sich fortgesetzt noch mit blanker 
Watte bis, zum letzten Athemzuge vertheidigten. Bo wurde 
mamentlich der gothaische Oberst von Henning von einem 
der auf ihn, eindringenden Villander-Schützen. durch einen 
Kolbenstols auf die Brust zu Boden gestreckt, an demen 
Folgen «r denn auch bereits schon nach 3 Tagen verstarb. 

‚Boloher Gestalt hier Meister geworden, wandte sich der 
gessmmte allmählig auf mehrere Tausend Köpfe augewachseno 


1“ 


au Die Thhringer 1809 bei Dber-Au in Tirol 


Haufe der Insurgenten nunmehr unter betäubendem Jubel- 
geschrei und mit Trommelschlag und Pfeifenklang nach dem 
allein noch unbexwungenen dritten Gehöfte hin, worin Major 
von Gormur des Batillons Weimar deu Befehl führte, den- 
selben unter wilden Drohungen auffordurad obenfalls die 
Waffen zu atrooken, widrigen Falle dus Gehöft in Brand 
gesteckt und rämmtliche Vortheidiger maasakrirt werden 
sollten. 

Da jedoch Major von Germar noch ungefähr 230 Kampf- 
fähige unter swinem Befohle zühlte und diese ebenso auch 
noch einigermaßen mit Munition versehen waren, so setzte 
‚er unerschüttert die Vertheidigung fort. Du er sich jedoch 
allmählig davon überzeugen mufste, wie nimmermehr durun 
su denkon #6i, durch diene Masso hin sich durchschlagen zu 
können, so hielt er es für Pflicht, als Abends gogon 8 Uhr 
eine Deputation von 6—8 Insurgenten unter Vortragung einer 
woißsen Fahne sich in feierlicher Weise dem Gehöfte zu 
näheren begaan und durch Zeichen zu erkennen gab, dafs 
sie Unterhandlungen anzuknüpfen wünsche, darf einzugehen 
und demgemäls zunächst das Fener einstellen zu lassen und 
nich persönlich zu jener Deputation hinans zu begeben. 

Aber kaum dafs or sich derselben genaht hatte, sul er 
‚sich von diesen ungeblichen Unterhändlern umriugt und durch 
zwei Bajonnetstiche und mehrere Sübelhiebe verwundet. Da 
jedoch bei Wahmehmung diesoa verrütherlschen Überfalls, 
von Seiton seiner Untergebenen alsbald einige Schtine auf 
diese seine Bedränger abgefouert und dadurch zwei dorselben 
getödtet worden waren, s0 gelang &eihm, «ich mit dem Sübel 
in der Faust auch noch durch die übrigen durchzuschlagen 
und glücklich wieder zu den Seinigon zurückzukehren. 

Als jedoch die Insurgenten hierauf immer ernstlichero 
Anstalten trafen das Gehöft wirklich in Brand zu stocken, 
such die noch vorhandene Munition nahezu völlig erschöpft 
und jede Aussicht verschwunden war, sich durchschingen zu 
können, wulste endlich auch or, nnch 8 Uhr Abends, sich in 
die traurige Nothwendigkeit schicken und nachdem or sich 


we" 














Feitschrf‘ Thär: Gesch Bd NINE Ik 


Uebersichts Skizze der Gegend 


zwischen 


STERZING und BRIXEN. 







‚Rioter. Bach u. Hof" 
UnterAu. 
Scheiben Berg 


Moaz Stab. 
m 4 fMeite, 


Miszellen. 


2) 


Zur Erinnerung 
an weiland Ihre Majestät 
die Kaiserin Augusta. 


Wenn auch einer Verbindung mit Ihrer Majestät 
der Kaiserin Augusta der Thüringer Geschichts- 
verein nicht sich hat rühmen können, so hat er doch 
dem Hinscheiden der hohen Frau seine wärmste 
Teilnahme entgegengebracht. War doch die Ver- 
ewigte in ihrer hohen Würde, in ihren hervorra- 
genden Leistungen bei der Organisation der Näach- 
stenliebe, in ihrer Seelengröße gegenüber den 
schweren Prüfungen, mit denen das Geschick 
namentlich in den letzten zwei Jahren sie heimge- 
sucht hatte — eine ihrer und unserer Thüringer 
Heimat in treuer Liebe zugethane Herzogin von 
Sachsen aus dem edlen Hause der Ernestiner. 
Als der Unterzeichnete die beiden ausdrucks- 
vollen Briefe der Frau Großherzogin Maria Pau- 
lowna von Sachsen aus den Jahren 1858 und 1859 
in dieser Zeitschrift, Bd. XII $. 563, veröflentlicht 
hatte, erlaubte er sich, in der Hoffnung, damit dem 
Herzen der Tochter eine, wenn auch wehmütige, 





22 Missellen, 


Freude zu bereiten, Ihrer Majestät einen Abdruck 
zu übersenden, und hatte bald darauf die Ehre, 
folgende gnädige Antwort zu erhalten, welche er 
jetzt den Vereinsmitgliedern nicht vorenthalten zu 
dürfen glaubt: 


» Empfangen Sie Meinen besten Dank für die 
Mir übersandte. Veröffentlichung, die Ich in 
pietätvoller Erinnerung bewegt enigegenge- 


nommen habe. 
Coblenz, den 30. Oktober 1885. 
(gez) Augusta.« 


Der nunmehr dahin geschiedenen ersten Kal- 
serin im neubegründeten Deutschen Reiche werden 
wir ein ehrerbietiges und verchrungsvolles Ange- 
denken bewähren, 

Weimar, Januar 1890. 
v. Thana. 





225 Aisscllen. 


Dioz ist die ozugehor 
Blankinborg. 


Von erstin dy Walpurg. ezinse ezu deme selbin slorze. 

Item dy stad Blankinberg ırı (3) phant war (7) sol. und 
1x (9) dener, 

Item osu nedirn Swurozs xıx (19) sol, und r (6) den. 

Item oru demo Nuwendorffo 1) x (10) sol. den. 

Item ozu Syngen xt (11) sol. und vrır (8) den. 

Tom exu der Murs (Meura) vr (6) sol. unde ıx (9) den. 


Summa der Walpurg. ozinse v (6) phunt xv (15) sol 
u. vun (7) den. 

Daronch dy Michahelis exinee des solbin aloszes Blan- 
Kinberg- 

Von erstin in der stad Blankinberg xvrı (18) phunt 
unde xr (15) sol. den. 

Item da selbis sint wuste gute dy gubin 1 (2) sol. 
ezinse. 

Ttom cu Detherichestorft (Dittersdorf, Wallenh. 45) 
1 (8) phunt und ı (2) sol. orinse. 

Item ezu obiru Wirbach ıx (9) phunt und xvım (18) 
sol. und u (9) denar, 

Item osu obirn Swarcza”) x} (57/5) phunt und var (8) 
sol. und very (71/4) den. 

Item oau Cxegirheim xrır phunt und xırr (18) sol. don. 

Item czu Nuwendorffe xxv (25) sol, den. 

Item ezu Lichstete (Lichstedt) xxx (30) sol. don. 

Itom om Kilhouwe (Keilhau) vırı (8) phunt xv (15) sol. 
und vr (6) denar, 

Item ezu Kraschswics #) ır (2) phunt und v (8) sol. den. 





1) Nawendor — Nanoodort, Wästung bei Zeigerheim. Wallenhauer, 
Holmatak, 8%, vergl. Martin, Vara. d. Term, in Zeitschr. d. V. f Thür. 
Gesch. 1886, 9. 193 Nuwendorf neben Zeogern. Hasse, Gesch, d. Acht, 
Binnkenburg, 17, Anm. 20, 

%) Über Ober- und Ninder-Schwarza vergl. Hesse 18 Anm. #1. 

3) Groschwita Martin: Kroswit), Domaine b. Läehstedt, Wallenh. 8. 


Missellen. 227 


Tbidem #int wuste gute, äy gabin tr (2) phunt und xr 
(18) sol. den. 

Ay gute habin dy herren undir yrem phluge da selbin. 

Item ou Rittirtorfft) v (5) aol, den. 

Item cm Ramistal!) vr (6) sol. den. 

Item czu Lymperg !) ır (2) phunt und xvın (18) vol. den, 

Duselbis sint wuste gute, dy gabin jerlichin ıx (9) phunt 
und zu (12) sol. 

Item ozu Tulstele (Döllstedt, Wallenh. 56) ın (3) dem. 

Item ozu obirn Imene xxvir (97) sol. und ı (8) den. 

daselbis sint wuste gute, dy gabin xuırı «ol. und ıı (2) den. 

Item esu Hamersfolt (Hammersfeld, Wallenh. 55) v (5) 
phunt ırım (4) sol. und v5 (51/,) den. 

Item ezu Syngen xerır (14) phunt u (8) sol. und IX 
(81/,) den. 

Item ezu Geilstorff xır (12) sol. und v (5) den. 

Item ezum Gerne?) xxx (82) sol. den. 

Item eu Wäilhelmistorft (Wilmersdorf, Martin : Wilhelms- 
dorf) ır (2) phunt und W (41/,) sol. den. 

Item czu obirn Motenbeche (Ober-Hottenbach, Martin: 
Ober-Rotenberch) zur (4) sol. den. 

Item esum Langentale ®) vi (0) sol. den, 

duselbie sint wuste gute, dy gubin x (10) sol. den. 

Itom czu Quotilstorff (Quittelsdorf, Martin: Queteldorf) 
© (6) sol. den. 

Item ezu Lutenicz (Leutuits, Wallenh. 4%, Martin: Lu- 
tenit) un (4) phunt den, 

Item ozu nedirn Hengilbach X (4/,) phunt, 

Item coru Sulozdorff (Solnderf) vr (6) phunt und zrır 
(4) sol. den. 








1) Mitbrstorft, Mamlotal, Lymperg vergl. Martin «0 0. 188 B. 
Tuenterberg, Ramerdall, Rittersdorf, Ietateres jetnt noch meinkng- Dorf . 
Troppendort. 
) Gehren, Amt-Gehren, 
9) Südlich won Hotienbach n, Vogal's Karte. 
15° 





20 Miszellen. 


Ouch habin myne hern gute da salbie undir orom phluge, 
dy gabin u (2) phunt den. und eynen schepez czu bete, 
Summa der selbin bete ozwey hundirt phunt xe (90) 
phunt und xyıı sol. den. 
Summa des ailbirs xu. (40) lotige marg silbirs. 

Itom ouch ist das dorif Breitenherde ?) phlichtig ozu 
demo halsgerichte su felgene, wann is ist alo 
myner hern ubir hals und hand. 

Item das ywuste dorf Bamystal ist myner heran mit 
gerichte und rechte ubir hals und handt. 

Item ouch ist daz dorff Lymberg *) wuste, das gab ır 
(2) phunt bete und gehorit gein Hlankenberg mit 
‚werichte und rechte. 

Item daz dorf! Stostorf’’) daz ist wuste und gehorit 
czu Blankenberg mit gerichte und rechte. 

Dax gerichte des sloszis Blankenberg. 
Von erstio daz gerichte der stad Blunkenberg unde auch 
dos lantgerichtis da selbis von allen dorifirm, das ist 
genchtit des jaris an zu (24) phunt den, daz stiget 
unde follit, 
Itom der czol in der stad ist genchtet des iaris uff v 
(5) phunt den. und stiget und follit. 
Item des achenkogeildis esu Taldorf aint ıı (2) sol. 
den. des jaris, 
Item dar schenkegeilt ozu Faulinozelle daz halbe 
teil int geachtit an v (5) sol. den. den iarin, 
Ouch habin myne herren da selbis dus halsgerichte czu 
siozene vor deme clostere, ob des uoit were. 
Item daz schenkegeilt cozu obirn Swurezu ist des jaris 
geuchtit an zu (4) sol, den. 
1) Breitenberde — Breitonhoerde b. Remda Martin: Breienherde, 
9) Lywberg, wohl Linterberg \. Martio B,, weil dort, wie hier, vobam 
Hamystal genannt. 

3) Stostorft, ol Biorchsdorf, Wallenl. Di, das in Hesse, Gesch, d. 
Schi. Blankenburg 3. 23 unter den zum Amt Diankenburg gulörigen 
Dörfern wit aufgeführt wird. 





KT  — 


Mieten, 331 


Summa des gerichtegeildie, ozollis und scheukegeildia 
zxvıu (29) phunt und xx (11) sol. den. 

Summa summarum allir innome des phenyngeildis dos 
slossis Blankenberg ttrro (400) phunt ıxxxrt (86) 
phunt xvır (17) sol. den. unde Fi (61/,) den. 


Diez ist dor korn cwins des sloszis Blankenberg von mullen 
und forwerkin. 

Von orstin oru aldin Remde ı (2) mass korn osinag, 

Item csu Singen 13 (1/,) virteil kornes. 

Item ozu Sulezdorff ıı (2) masz kornes. 

Item czu Groszingele vırı (8) masz. 

Item czu Taldorff # (1) mass, 

Item oxu Kraschzwicz F ("/,) mes. 

Nota: dy andern gute, dy ouch korn exins habin gegeben, 
dy habin dy herren yune mit allem ofaloy *). 

Item daz forwerg cxu Swaroea, da horen eilil hufo Iandis 
zu, dy gebin des iaris toozmesz deme phar. xt (11) 
masz kornen, dem kirchener ı1y (21/,),maas kornos, 

Itom das forwerg cu Kraschzwies, da horen 15 (2%,) 
hufe landis ozu, dy erbeit man umb halb und gebin 
teozmaaz ı masz kornes und ı masn gerstin dem 
pharr. czu Sundremde und gebin des iaris xxyrır (28) 
muss kornes von deme halbin teile, 

Item das forwerg cwum Tolle"), da horen oxu rı (8) 
hufe landis mit leygeden und wustungen, dy gebin 
des inris xx (20) mass kornee, das stiget und fellit, 
daron gebit man widir vı (6) mass osu samen. 

Item dy mullo an der Hynda wor der stad Blankanborg 
gebit des iarie xxr (95) masz kornes qzinsz ız (9) 
truswin ?) vud 1 (2) bacheswyn 4), 


1) ofely — brotzios. Benecke, Mittelhd. Wörterb. obleis Mm. mi. 
‚oblsin, oblagis, oblaglam v. olferre, 

9) Tele, Vorwerk, wahrsch. & Tolibashe, Wallauh. 81: 

5) brauschwein, achwein für das Recht au benwan. 

4) basheswin, Dackschwein, Schwein für das lecht zu backen. 


Be 3 | 








Missellen. 


Item dy mulle eau nedirn Swareea xrı (16) masz kornen 
zu (9) troswin und 1 bachswin ron deme halbin teile. 
Oueb gebin dy herren nd vom hofe xxx (80) sol. 
osinez und xım sol. vor swyn mast. 

Item dy mulle csu Lutenics zv (15) muss kornes, u 
bruswin vnd + buchswin. 

Item die mulle czu Waczestorfl im (3) mnss kornes vnd 
1 


Summu allis kornin von czinsen und mullen 
hundirt masz vad vır (7) mas. 


Wann dy mullere nemen daz halbe teil von den mullen. 


Diez ist dy gerstin oxins des alossis Blankinberg. 

Yon orstin csu Czegirheim ınz (91/4) mass gorstin 
orbeczinss, 

Item das forwerk ozu Kraschzwics xx mass. 

Item das forworg erum Tello xrı (12) mnaz. 

Nota; in dy selbin forwerg gobit man widir ırır (4) mass 
gerstin ozu samen, 


Summa der gorstin xxxr) (851/,) masz. 


Diez ist der hafervzine des aloszis Blankenberg. 

Von erslio in der stad Blankinberg ıı1 (8) masz ıı (8) 
vierteil und ı mecczichin. 

Item das dorif Dieteriohstorfl xxrır (29) mass osinsz, 

Item cu obiru Wirbsch xt (11) masz cainsz, 

Item nedirn Wirbach ı masz exinsz, 

Item stad Rode vıs (8) muss cuinsz, 

Item obirn Ilmene ı mass. 

Item Syngen vr masz und 13 (1%/,) virteil. 

Item Wilhelmstorfl zur (48°/,) masz, 

Item Sulozdorff ır maaz und ı1 virteil. 

Item Groszingels $ (*/,) Yirteil. 

Item Wenyngengels 113 (2"/,) masz. 

Atem czu Nuwenderi? ııı (4) mmez. 


4 


u 


uff der Swarcsa und am Heynbergo, daz geburge und 
gehulese ist genchtit uff wine (900) agkir. 

Item das holoz czu Syngen, daz etwann der von Grisz- 
heim was, ist geachtit uff xe (90) acker. 

Item der Hobuwalt das halbeteil und dy wiltbun mit 
fedirspolo ubir ullo, doch das fodirspel halb. 

Item daz holcz der Boyr ist geachtit an uc (200) agkir 
und x (40) agkir. 


Summa dos gehulsaes ubiral xue (1200) agkir und xxx 
(80) agkir uzgenomen der Hohewalt, 


Item nols: ouch habin dy hern cu dem Mallenbache 1) 
‘von deme walde oronden von den schindalbretin, der 
louflet des iarie uff vier thusint bred, daz stiget und 
falle. 

Dy geistlichen lehis, dy gein Blaukinberg gehorin. 

Von erstin dy pharre korchin czu Blankiuberg. 

Itom dy cappelle uf? deme slosao. 

Atem dy pharrekerchin czu nedirn Swarcze, 

Kkum dy fru messe ozu Blankinberg. 





4 
Pfarrbüchlein von Dölstedt, 

Mitgeteilt von Dr. G. Brünuort, Gymnssialichrer In Erfurt). 

Vor einigon Wachen ist ein interessantes Sohriftstiick 
in meine Hände gokommen, ein Manuskript in Oktay, betitelt 
„Pfurrbüchleio", in dem die jührlichen Kikünfle der Pfarrei 
Döllstodt bei Stadtilm und der Filiale derselben, Breiten- 
heord, vou verschiedenen Geistlichen während des Droifsig- 
jührigen Krioges verzeichnet sind. Die ältesten Aufzeich- 


1) Mollenbach, Wallsnh, 41, Jovlas 248. 


2) Auch in dieser Mitteilung ist die ursprüngliche Schreibweise bei- 
hehalten worden. Wem, d. Red. 


i i 


Misaallen. 235 


sungen (9. 1—6) stammen aus der Zeit kurz nach 1828, wie 
sich aus dem Zusammenhange ergiebt. An sie schlisfat nich 
8.6 ein recht hübsches Gedicht in Distichen, das Zeugnis 
ablegt von der Zufriedenheit des Geistlichen trots der go- 
ringen Einkünfte. Die weiteren Aufzeichnungen, enthaltend 
unter auderom die Stiflungsurkunds der Kirche zu Döllstwwdt 
aus dem Jahre 1564, sind von einom Pfarrer uamons Rotteu- 
borger, zum Teil recht unloserlich geschrieben und 8. T—11 
abgedruckt. Sie geben ein Bild von der schlimmen finan- 
ziellen Lage, in welcher der Geistliche sich damals befand. 
8. 18 folgt ein Verzeichnis der Geistlichen von Döllstedt, won 
dem Nachfolger Rottenberger, Anton Schultes, geschrieben, 
wodann eine genaue Übersicht der Einkünfte der Pfarrei, 
sowie der Besoldung des „Schulmeisters“. Abgesehen ron 
den Klagen des Pfurrers Schultes über die gottlose, verrottete 
Gemeinde (8. 13 u. 29), ist sehr interessant die Partie über 
den schlechten Zustand des Pfurrhauses bei seinem Antritt 
infolgo von Plünderungen (8. 15), sowie die Angabe über die 
vorringerten Einkünfte der Pfarrei in den Jahren 1642—1644 
(8.16 u. 17, 21, 25, 26, 28, 29) und die Abnahme der Bo- 
wohner des Ortes Döllstedt und der Filiale Breitenheord in 
derselben Zeit, Statt 26 Mals und 3 Motzen Getreide hat 
or 1642 aur 14, 1644 19 Mals bekommen. Im Jahre 164% 
ind in Döllstedt noch 18 Anspänner, in Breiteuheerd 26, 
1644 in Döllstedt nur uoch 7, in Breitenheerd 16. Die 
Hüuser der Übrigen sind „wüste und meist eingefallen‘, 
Während des Dreifsigjührigen Kriegen hatte im Schwarzburger 
Land die Stadtilmer Gegend am meisten zu leiden wegen 
‚der Nähe von Erfurt, wo sich oft grofso Hocrosmasson aam- 
melten. Besonders von 1637 an machten die Schweden oft 
Beutezüge von Erfurt aus, und 1640 z0g ein grofsos achwo- 
disches Heer unter Baner von Erfurt auf Saalfeld zu, wo 
das kaiserliche Heer unter Erzhersog Leopold uad General 
Piecolomini stand. Und dafs gorado Döllstadt durch Krlogs 
volk arg heimgesucht worden ist, und dafs Seuchen einen 
grolsen Teil der Bewohner hinweggerafft haben, geht aus 
den Kirchenrechnungen jener Zeit hervor!), In diesen heifst 





an 


es: „Die Louto sind vom Kriegswosen gar übel ver 
derbet und schier gar an Bettelstab gormthen. Der 
komme Gott wolle dief betrübte wesen gnädiglich abwen- 
den“, und: „Dieweil dom Altaristen bey vorgehonder Plün- 
derung ein thaler entwendet worden von den Gottesgeldern, 
als ist Ihm auf bitte 19 ge. 6 pf. erlassen worden.“ — 
„Von Laetare des 1099ten Jares bis Lastare des 1054xtm 
Jares allhier zu Döllstedt ist keine Gotterruchnung wegen 
Mangelung der Leute, welche die schädliche pestilentz 
mehronthoila hinwoggerifson hatte, gehalten worden, daher 
man gar wönig an Gotten Zinsen abgetragen hat, welchen 
denn verursachet, dafs das liebe Gottos- vnd Pfarrhaufs sind 
böse und bawfällig worden. Nichts int derowegen nötiger 
geworen als dafa bei orlangter Friedenaseit sowohl mit den 
newen als such noch übrigen Zweyen Inwohnern eine Roch- 
nung aufgestellt und ein jeder zur Bezahluug derselben an- 
gehalten würde, welches auch nachfolgender Gestalt ist zu- 
gerichtet." 





Annoi reditus [„....]?) Dölstaden, 


ı 
35 1. pensiongelder Von den 500 f. Wulche der Wohl- 
selige Juucker Hanfa Fabian von Failitzsch Zu der pfarr 
logiert Vud item Von dem Müntzorschen geschlecht im land 
Zu Fraoken Zu dom Junkherr Reinhard Von Kschwog Zu 
Rostorff #) teansforiert Worden sind, 


1) Düreh Vermiulung der Herren Pfarrer Felize und Lehrer Ole 
habe Ich hierüber in den leisten Tagen Aufschlafs erhalten, 

9) Durch Modor boschkälgt, offenbar hat duselbst gestanden > „par- 
ochine, 
8) Wio der Ort jetat heifst, und wo er Mogt, lat acher au ent- 
scheiden. Ks giebt nahe au 20 Ortschaften des Namens Rofsdorf, Rufs« 
dorf, Rundorf, Rüfsdort. Möglich dafs « Nohdort in Oberfranken nieht 
weit von Bamberg Ist, oder in Snchnen-Meiniogen, möglich xber Auch, 
dafs eu Rufdorf Im der Nähe vom Neustadt an der Orla Ist oder Ik 
Sachsen-Altenborg nieht weit van Crlmmitschnn. 


_ 


Miszellen. 237 


a: 

Der adliche Hoff gibt Jährlich 
1 maals Weitzen 
1 maals Haber. 


3 
Claufs limprichts gutt 
6 halb 4 theil Weitzen 
6 halb 4 theil Haber. 


4. 

Hanfs Römt vel schöber 
6 halb 4 theil Weitzen 

6 halb 4 theil Haber. 


Michel Wächter 
Ein Halbmaafs W. 
e 
Ein Halbmaafs Haber. 


6. 
Agada Möllers 


Ein Halbmaafs W. 
a 
Ein Halbmaafs Haber. 





1. 3 Rz 
.J) apetz der schultheifs  Nieol Meulselbach 
1 4theil Weitzen 1 4theil Weitzen K. 
er 
3 ® 
1 EN totidem Haber. 
Jacob Menge 4 
Fat WIE Bonifacins thor 
1 4theil Haber. gibt Eben so Viel. 


1) Rücksel 
hat „Andres“ 


des durch Moder beschädigten ersten Blattes; offenbar 
gestanden (ef. 8.19). 





240 Missellen. 


2. 
Ein halb 4theil W. et 10 pf. Von Heinmans gutte. 
10. 
Ein halb 4theil W. et 10 pf. Von Magd. Schunckes 
gutt, [so itzo Zur gemeineschenke geben wird. 
Summa 51/, mals W. 
A 9g. et 2 pl. 








Incolae Breyttenherd. 





Erhard Michel 1 4iheil Weitzen et 10 pf. 
Anna Zobels W. nn »onnn 
Poter grutzech der schäfer „ „ „onen 
Matz Michel tie M ”n 
Hanfs Michel Een „onen 
Matz Koppe un „onen 
Eva Zobels W. gr „nun 
Margr. Schachtschabeln W. „ „ ne ra 
Hanfs Matzens Wie „ „ „onen 
Hanfs Fröbel Angn on» 
agnols Blafsinger a noonn 
Veit Reinbott me „on 
Peter Kalbe un „onen 
Hanf Mogk 3 Metzen W. K. et 10 pf. 
agnefs habEifsen 1) Ein halb 4theil W. ct 10 pf. 
Niool Reutter a 
Michel Kundler onen 
Anna Hagers Fe er 
Ventur sorge a Eee 
Curt sorge ” ” ” nen 
Hanfs Rausch sen. on enen 
Christoffol Höhn nn nme 
Anna Rauschen W. ea ir Fan ae 
Erasmus Schunck nn nenn 


1) heifst in einer spktarn Liste „Haweison‘, jetat „Hanelsent, 











Miszellen. 


Incolae Dölstädenfes. 
l 

Valtin Langenthal, Jotzo zu Ilmen wohnhafftig. 

3 Virtel Weitzen, 

3 Virtel Haber. 
Von welchen ich dieses Jahr nicht mehr bekommen als 
Virtel Erbsen, 
„ Virtel Korn, 
1 Virtel Gersten. 





2. 
Wolff Langenthal, der Schäfer. 
3 Virtel Weitzen, 
3 Virtel Haber. 
Von welchem Ich diefs Jahr auch nicht mehr bekommen als 
2 Virtel Weitzen, 
2 Virtel Haber. 


Hans Plack. 
|, Mafs Weitzen. 
?/, Mafs Haber. 





Die Hindersassen. 
4 
Andres Apetz der Schultes, ietzo Günther der Schmitt. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 


5. 
Catharina Erhard Müllers Weib. 
I Virtel Weitzen, Aber hab ich nicht 
1 Virtel Haber. bekommen. 
6 


Hans Dornheim. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 





251 


Maria Linsin. 
1 Virtel Weitzen bekommen, 
1 Virtel Haber hab ich nicht bekommen. 
8 
Des alten Schäfers Erben, Jetzo Koppe zu Ehrenstein !), 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. Davon ich nicht mehr als 16 g. vor 
ein Virtel Korn Von Wolff Langenthal bekommen. 
Wüste Güther, darvon ich hewer nichts bekommen, 
9. 
Agatha Müllers, ietzo die Schmiede zu Löberingen ®) 
Vnd Nabingen ®). 
?/, Mafs Weitzen, 
1/, Mafs Haber. 
Hindersassen. 
10. 
Jacob Menge. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 


11. 
Nieol Meuselbach. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 
12. 
Bonifacius Thor. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 
13, 


Claus Limpricht, Jetzo Maria Linsin. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 


1) „Ehrenstein“, 8 km östl. von Stadtlim. 
2) „Grofsliebringen“, 5 km süddstl. von Btadtiim. 
3) „Nahwinden“, 6 km südöstl. von Btadtlim. 





3. 


sn. 


262 Miszellen. 


14. 
Hans Gröbner, alias Zwilling. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 


16. 
Elsa Briefslere W. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 
16, 
Hans Meuselbach. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 
17. 
Christof? Röder, der Schulmeister. 
4B 
18. x 


Valtin Wächter. 
1 Virtel Weitzen, 
1 Virtel Haber. 


Summa an getreidich Weitzen Vnd Haber 
131/, Mal. 

Darvon ich empfangen 6 Mafs an Weitzen Vnd Haber, 
Vnd 16 g. an gelde. 

Ein Hausgenofs gibt 2 g. 

His accedunt 
Die Gründonnerstags Eyer. 

Der Adeliche Hoff gibt ordinari® 1 Mandel, Ein jeglich 
Haufs im Dorffe so viel 
quod notandum est utroque in loco. 


Personen daraus communiciren, 





Dos Sohuelmeisters Besoldung. 
Zu Dölstedt. 
1 Mafs Kora der Juncker, 
1 Mafs Korn der Pfarrer, oder die Sontagsmittagsmahlzeit, 
1 Metze ein Jeglicher Nachbar, 
Dargegen muls er fleissig aufwarten in Kirchen Vnd 
Schuelen, Ynd alle Mittwoohen Kinderlehr halten, 


254 Miszellen. 


5%. 3 halbe Virtel Weitzen Vnd 10 pf. Von H. Johann 
@öldels Gut, Pfarrers zu Dienstedt. 
1), Virtel Vad 10 pf. Von Heinmans Gut. 
3], Virtel Vnd 10 pf. Von Magdalena Schunckens gut, 
so jetzo zur Gemeinen Schencke gebraucht wirdt. 
Summa des Junckers Deoem zu Breitenherdt 
Pi Mafs Weitzen Vnd 


98.2 pl?) 
Incolae Breitenherdenses. 
1. 7. 
Erhard Michel. Gertraud Grutzschin Wittbe 
1 Virtel Weitsen Vnd 10 pf. 1 Virtel W. Vnd 10 pf. 
2. 
Matz Michel. 8; 
1 Virtel Weitzen Vnd 10 pf. Hans Matzen Wittbe. 
3. 1 Virtel W. Vod 10 pf. 
Valtin Grutz der Schäfer 
1 Virtel Weitzen Vnd 10 pf. 9 
4 Jost Reinbot. 
Hans Bieber aliäs Klein 1 Virtel W. Vnd 10 pf. 
Haan Hab ich difs Jahr etwa 1 Virtel 
1 Virtel W. Vnd 10 pf. süßs Äpffel im garten be- 
fe kommen. 
Martin Heio. 16; 
1 Virtel W. Vnd 10 pf. Hans Magk. 
6. 


E . 3 Metzen Weitzen Vnd 10 pf. 
Maria Zobels, des alten ap Toh difs Jahr das Obst 
Schultzen Wittbe. io ‚garten genommen, 


1 Virtel W. Vnd 10 pf. 


sm 1. 15 
Rt Michel Kündler, der 
Agseae: Habiyeen Wurtzelmann. 





Ye ya Be Vnd 10 pf. 3/, Virtel W. Vad 10 pf. 


1) Hier ist ein Stück vom Blatt abgeschnitten. 











Litteratur. 





Grabstein Heinrichs von Thuns 
und zwei auf die Benedictiner-Abtei bezügliche Tafeln 
an der Schlofsgartenmauer in Saalfeld, 





270 Aineraiur, 


seiner Schlüsse uns verwahren müssen, 0 geschieht dies nicht, 
um irgendwie den Wert seiner Arbeit herubzusetzen, sondern 
nur im Interesse dor Sache sulbet. 

Die Einleitung (8 1—26) berichtet in für jedermann 
verständlicher Weise über das, was wir biaher von Sigobotos 
‚Schrift wulsten, und gibt dann eine susführliche Darstellung 
des Inhaltes derselben, in welcher der Herausgeber die in 
den weiterhin folgenden Anhängen gewonnenen Ergebniae 
verwertet hat. 

Ex folgt (8, 27—111) der Text der Vito, welche nach 
der Hds. im 54 mit besonderen Überschriften verschene Ka- 
pitel zerfillt. Zu rühmen ist die außserordentliche Genauig- 
keit, mit wolcher die Textgostaltung erfolgt ist, sowie die 
Hinsufügung suhlreioher orklärender und berichtigender 
Anmerkungen. 

Anhang 1 „Die Handschrift“ (8, 119—132) be« 
riehtet über Geschiohte und Inhalt des Sammelbandes, Es 
ind nicht weniger als dreiandzwanzig verschiedene Schriften, 
welche derselbe in sich schliefst, und welche zum Teil noch 
ungedrackt sind. Div Hds, stammt nur der früher ao reich- 
heltigen Bibliothek des Putersklosters su Erfurt, deren Be- 
stände namentlich unter der französischen Herrschaft arg 
gelitten haben und vielfach voerschloudert und zerstreut 
worden sind. Jonor Sammelband wurde im Jahre 1807 durch 
Goethes Schwager Vulpiur für die Bibliothek zu Weimar 
erworben. Nicht weniger als zehn verschiedene Hände sind 
bei der Niederschrift des Texten ihätig gewesen. Sie gehören 
alle der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderte an, zwei nogar 
dem 16. Jahrhundert. Der Herausgeber ist der Ansicht, dafs 
Nicolaus von Siogen bei der Abfassung seiner Chronik ein 
Exemplar der Vita Paulinao von Paulinsollo entlichen habe, 
und dafs bei dieser Gelegenheit eine Abschrift derselben Alle 
das Poterskloster angefertigt worden seir das vorliogende 
Exomplar der Vita könne wegen mannigfncher Abweichungem 
im Texts nicht dasselbe gewesen sin, welches Nioolaus 
benutzte. 















































XV. 


Abhandlungen. 


20 


Über Ursprung und Bedeutung 
der thüringischen Land- 
grafschaft. 


Vortrag, gehalten auf der Generalversammlung des 
Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde 
am 15. Juni 1890 zu Arnstadt 


Dr. 0. Dobenecker. 







































































Die Thüringische Katastrophe 
vom Jahre 531. 


Dr. Ernst Lorenz. 




















Aegidlus Bucher, Belgium Roma 
fol. I. XV oe. X p. 474: konnt kein 








Fr FErEEr 
13 


le 


IF 


die 
























































































































































„Wer das Vaterland liebt, sei er 
Fürst oder Unterthan, Bürger oder Baner, 
arın oder reich, der mufs auch 
Liebe sur Geschichte des Vaterlandes 
hegen, der mufs gern dazu beitragen, 
die Ehre und den bleibenden Rahm des 
eigenen Hoordes durch alles Schöne und 
Grofse, was uns Kunst und Geschichte 
durbieten, su vorherzlichen.“ 

‚Hans Freiberr von und zu Aufs 
Archiv für Kunde des deutsch. Mittel- 
alters, Jahrg. I, 8. B. 




























































































Gräßn Katharina zu Schwarsburg. 443 





WOLRAD ET ANA- Wolrad und Anastasis, 
STASIA COMITES CONIU- die gräflichen Gatten in 
GES IN WALDECKEN. Waldeck. tarb am 
DEFUNCTA VII. IDUS 7. November im Jahre des 
NOVEMBR. ANO. SALU- Heils MDLXIIT 2). 
TIS M. D. LXIIL.!) Ep. Pauli an die Philipper 





PEIL. CAP. I. MIHI VIVERE | Kap. I, V.21: Christus 
CHRSTS. ET MORI LUCRUM.“ | ist mein Leben und Sterben 
mein Gewinn.“ 

Bereits sechzehn Jahre nach dem Tode der Gräfin Ka- 
tharina schied auch ihr schon oben unter Abth. II 4. und 
8. gedachter leiblicher Bruder (Tagebuch 8. 231), der ge- 
fürstete Graf Georg Ernst zu Honneberg, aus diesem 
Leben, mit welchem das Henneberger Haus erlosch. 

Noch heute aber ist die Bevölkerung der Schwarzburg- 
schen Lande auf die unvergefsliche Gräfin Katharina, die 
on lediglich im Vertrauen auf ihro gerechte Sache und aus 
Liebe zu ihren damals schwer geschädigten Unterthanen 
wagte, dom gefürchteten Herzog von Alba so kühn ent- 
gegenzutzeten, so stolz als ehedem. Möchte das Andenken 
an ihr herrliches Vorbild nie erlöschen und namentlich auch 
allo diejenigen, welche auf gleicher eineamer Höhe des Lebens 
zu wirken berufen sind, zu edeler Nacheiferung ermuntern! 


1) Jedenfalls ein Fehler im Gusse statt MDLXVI, wie schon Hesse 
a. a, O. erklärte. 


Miszellen. 























































































































488 Missellen, 


Den Bitsungssasl des Rudolstääter Rathauses, in welchem 
auch die Beratungen der städtischen Armenkommission in 
damaliger Zeit stattfanden, schmückte die Huld Ihrer Durcb- 
Iaucht Frau Prinzefs Adolph am 11. Juli 1887 mit einem 
grofsen Ölbild des Prinzen, ebenso befindet seit kur 
zem ein Bildnis Desselben im Betenale des städtischen Armen- 
hauses zum bleibenden dankbaren Gedächtais an Seinen edlen 
Wohlthätigkeitesion, an Sein uuermüdliches Schafen anf 
dem Gebiete der städtischen Armenpflege. 





[3 
(Fortsetzung der im vor. Heft enthaltenen Miszelle 3.) 


@) 
Diez ist dy Ozugehorunge des Sloszis Kunicz 1). 
Czum erstin in deme dorfle kuniez iüij (4) phunt vad 
xrüz (174/,) sol. den. michahelis ozinsz. 
Item da selbis xxxilij (34) michuhelis_hunre, 
gense, 
Item in dem dorffe Luseniez*) X” (4/,) phunt und X 
(9174) sol. ozinsz, 
Ibidem xvij (17) hunre michael. 
Ibidem zxiülj (24) kese czinez. 
Ibidem }ij (52) eiger ozinsz. 
Ibidem iii (81/,) virteil kora ezinsz. 
Ibidem vj (6) masz und iüiz (81/,) virteil hafıra ozinss. 
Ibidem vij (7) agkir ou snytene. 
Ibidem iüiz (81/,) schog schoube®) ozinsz. 

















1) Kunles = Könita, Wallenh. 36, 
2) Lusonicn = Lausnits, Lehfeldt, 
Heft VI, 3. 
8) schoup—bes = Gebund, bs. Strohbund, noch heute i. Th, 


Saalfeld u. Pöfsneck, 
u- u. Kunstdenkmäler Thür., 



















































































Miszellen. 515 


Das gehuloze gensied der wypphra. 

Item dy wyntliete ij (200) und x (10) agkir. 

Item der Eichenberg ij* (200) und xxx (30) agkir. 

Item daz houwtal und Rockintal v° (600) agkir vad 

z! (40) agkir. 

Item das wyngerten tal ı° (100) und Ixxx (80) agkir. 
Summa hujus xi® (1100) ackir und Ix (60) agker. 
Summa des gehulozes ubir al Crwei tusont agkir 

i?° (150) agkir und ij (2) agkir. 


Diez sint dy wassir unde Tieohe des Bloszis 
Sundirehusin. 


Von erstin der bebra tich, des ist xj (11) agkir. 
Item der lange tich v (6) agkir. 
Item der gartich ij (2) agkir. 





Ivem dy Grebin und tiche ume Sundersh. iiij (4) agkir. 
Summa der tieche xlvj (46) agkir. 


Item dy fischerweyde in der wypphra von deme 
eichin grabin ozu Stoghusin bis an dy Wipphrabrucken. 

Item von der wypphrabruckin ozu Jecha biz an das wer 
ezu berka. 

Item von deme were czu Berka biz an den manelford ?)} 





Diez ist das lantgeriohte mit syner 
ozugehorunge. 
Von erstin in deme dorffe western engilde®) xxzv (35) 
sol. den. csinss michael. und walpurg. 
Item in dome dorffe kirchengilde iij (8) sol. den, czinsz 
michael. und walpurg. 
Item osu Trebere ij (2) phunt vj (6) sel. und xj (11) den. 








1) Hiernach falsch die Abl 
Apfelstedt, Heimatsk. I, 83. — K. 

2) manelford, nirgends auffindbar. 

3) western engilde, jetzt Wosterengel. Apfelstedt, Bau- u. Kunst- 
denkmäler I, 101; ebenso Kirchengel, Holsengel, Feldengel. 


'g Schersen = „schier a. Nact, 
Ba. 1, 90. 













































































Missellen. 539 


(12.) 
Diez ist dy ezugehorunge des Sloszis 
Ichstete 2). 

Von erstin ozu Ichstete vij (7) sol. und xj (11) den. 

osinez, dy andern ozinse sint lange oxiet wuste gewest. 
Item da selbis zx (9) phunt and xij (12) sol. den. vor 

v} north. marg. bete. 
Item daselbie iii} (4) martachefäl bethafira. 
Ibidem ij (2) martschefäl korn osinss von der mullen. 
Ibidem j thunnen heringe. 
Ibidem xij (12) hunre csinss, Ibidem ij (2) lamesbuche 

ozinsz. 
Ibidem ij (2) schog eyger oxinsz. 
Ibidem xxxij (32) scheffil kornes von eyme bagofene. 
Item ezu borzleibin ij (2) phunt und... ... czinez. 
Ibidem xj (11) phunt und ij (4) sol von vij (7) north. 





marg bote. 
Ibidem . . . scheffll bethafirm. (Vermodert.) 
Ibidem . . b 

Iidem . 


Ibidem v (5) 

Ibidem v (5) agkir wesen. 

Onch habin dy herren ozu Ichstete zwi (17) hufe landen. 
Ouch habin sy da selbis xij (12) agkir wesin. 

Ouch habin sy daselbis iij (8) tiche, dy sint gesohtit an 









xvj (16) agkir. 
(Ende) 
Bohlösser. 

1. Blankenburg 336—284. 7. Bondersbausen 508. 
. Könlte 488. Almenbausen 528. 
8. Arnstadt 490. 9. Keula 535. 
4. Plane 488. 10. Btraufsberg 529. 
5. Clingen 497. 11. Frankenhausen 534. 
;. Arnsperg 508. 12. Ichstedt 589. 


1) Wallenh. 60. Lehfeldt, B. u. Ka. V, 87 f. 
35* 











Miszellen. 





Wartholes, das 520. 
Wedermute 836. 528. 529. 
Wedthouwe, dy 807. 
Wendinholes, das 507. 
Wenyngen-Brachtirde 636. 538 
Wenyngen-Erich 516. BIT. 519. 53 
Wenyagen-Gels 238. 329. 282. 
Wenyngen-Somerde 500. 508. 
Werarode 580. 581. 
Werter, der Bid. 
Western- Engilde 516. 
su. 522. 
West-Grassen 497. 498. 500. 501. 
son. 








s17. 519. 





Namen von 

Angelroda, dy von 496. 
Becken, dy 508. 
Bessingen, Berlt von BBl. 
Bonroybir 612. 
Eogilde, Kerstan von BIS, 
Fleischshonwir, dy & 
Funken, dy 497. Bid. 
Goltamed, hans 497 
Grisaheim, der von 284. 
Hersfeld, Abt von & 
hindersedil, dy 
Holbach, von 490. 
Hune, Werner 511. 
feld, Frauen von 501. 
Keiser 624 
Kollede, Froderich von 498. 
Korare, Gopil von 807. 514. 528. 

594. 526. 527. B38. 

















Wilhelmstorff 337. 232. 
Winderberg 639. 
Winterlyte, dy 538. 
Wyndische Gera, Fl. 495. 
Wyndliete, dy 81 
Wyngartental, das 518. 
Wrppbra, dy (FI) 507. 633. 
Wulferode 830. 583. 





Y 
Yımmeorode 830. 531. 582. 538. 


2. 
Zoll zu Plaue 496. 


Personen. 
Kranne, hans BIT. 
Kremer, dy 497. 534. 
Manchls, hans BE 
Pocaman 491. 
Rassenburg, dy von & 
Rogstete BOB. 519. 03 
Rassen, dy 507. BO 
Barnes, herman 807. 

Scheifer, der 580. 

Schenke, gunther 491. 
Bchernberg, berthoch von 514. 
Schachworchte, dy 508. 
Schwarcapurg, Friz von 
Bpira, hans von Bll. 519. 530. 
Tanbeim, Wetele von 491. 
Wintere, dy 68 
Wallenweber, dy 




















Litteratur. 





















































































































































Litteratur. 597 


Thüna. Tab. VIL Von Canstein. Tab. VIII. Von Werkamp 
genannt Alt-Barokhausen.“ Die Tafeln reichen herab bis 
1772, bez. 1759, 1774, 1766. Tab. V enthält die Bemer- 
kung: „mehrere Nachrichten werden in meiner Adelshistorie 
enthalten sein“, und unten rechts den Buchstaben 2 (Bo- 
gen B?). Die einzelnen Tabulae sind mit einer von Kronen 
unterbrochenen schmalen Blättersrabeske eingefafst. 

Es liegt mir viel daran, zu wissen, zu welohem 
Werk dieser Bogen gehört. Den mitgeteilten Zahlen 
nach wird das Werk um die 80er Jahre des vorigen Jahr- 
hunderts erschienen sein. In Taf. VI ist auf König’s Adols- 
historie T. 3, der 1786 zu Leipsig erschienen ist, Bezug 
genommen. 

Da weder in der Grofsherzogl. Bibliothek zu Weimar, 
der Herzogl. zu Gotha, der Königl. Hof- u. Staatsbibliothek 
zu München, noch den Universitätsbibliotheken zu Jena und 
Würzburg das Werk hat ermittelt werden können, so er- 
laube ich mir hier, etwaige Kenner um geneigte Auskunft, 
d. h. Mitteilung des vollständigen Titels des betr. Werken, 
zu bitten. 

Weimar, 10. Mei 1891. 











v. Thüna. 


Geschäftliche Mitteilungen. 




















Geschäfiliehe Mitteilungen. 607 


jeder der Gäste auf seinem Tischpletz ein von Superintendent 
Walther gewidmetes Kunstblatt mit Skizzen der urprünglichen 
Bauformen der Weidaer Kirchen. Nach beendigtem Mahle 
ward ein Spagiergang bei der alten Osterburg vorüber nach 
der „Schönen Aussicht“ angetreten. Fügen wir noch hinzu, 
dafs gerade in Weida eine vergleichungsweise erhebliche 
Zahl neuer Mitglieder gewonnen wurde, so ist os gewils 
nicht zuviel gesogt, dafa dieser Weidaer Tag bei den Fest- 
gästen aus Jena, Weimar, Schleiz und Hohenleuben in be- 
sonders angenehmer Erinnerung fortleben wird. 











Geschäliche Mitteilangen. sur 


Jena, ult. Desomber 1800. 


Abschluss 


Geschichte u. Altertumskunde. Credit 





Ordentliche Ausgaben: 1: | 
Herstellung derZeitschrift f 
| des Vereins... | 1072 [s6|| 


Für die Bibliothok d. Vore: 
» „Verwaltungd. „ ; 
| Porti, Inserate, Druckkosten etc. 107 |67. 1186 '02 





Ausserordentliche Ausgaben: ae | 


Rückkaufr. Vereinsschriften 
Für die Herausgabe des Re- 
pertoriumszur Geschichte 
Thüringens: 
Ge. 
Für das Urkundenbuch der 
| Vogte von Weida Bd, I 
Reisekosten und Tagegelder 





Anf. d, Diploms für die Ernennung 
Se, Excellens des Stantsministers 
Dr. Stichling zum Ehrenmitgliede 


| Summa der Ausgaben 
Dal GuthabenbeiderSparkasse 
-  zuJena. 


Kassabostand . ...... Aus 132] 9186 ‚57 

















Summe | Taasaı mn 


Frommaansche Buchäruckerei (Hermann Pohl) fa Jena. 












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