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ZEITSCHRIFT  ,.n 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE' 

ZU   BERLIN. 

ALS  FORTSETZUHG  DER  ZEITSCHRIFT  FOR  ALLGEHEIHE  ERDKUNDE 

IM    AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 

Prof.  Dr.  W.  KONEB. 
nEDACTMn  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  UND  RICHARD  KIEPERT. 


BERLIN, 

VERLAG   VON  DIETRICH    REIMER. 
1883. 


G 
13 

B5Z 


Inhalt  des  siebzehnten  Bandes. 


Aufsätze. 

(Für  den  Inhalt  ihrer  Aufsätze  sind  die  Verfasser  allein  yerantwortlich.) 

Seite 

I.   Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters. 

Von  Prof.  Dr.  Theobald  Fischer 1 

IL   Die  Sierra  von  C6rdoba.    Von  Dr.  O.  Wien.     (Mit  einer  Karte, 

Taf.  I.) 57 

III.   Einige  Worte  über  den  augenblicklichen  Stand  der  Sklaverei  in 
Osta&ika.  Brieflich  an  Dr.  Reichenow  von  Dr.  med.  G.  Fischer 

in  Zanzibar 70 

rV.   Die  antarktische  Flora  verglichen  mit  der  paläozoischen.    Von 

Dr.  Job.  Palacky 75 

V.   Zur  Kartographie   von  Bolivia.     Von  Dr.   Bichard  Kiepert       79 
VI.   Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.    Von  Prof.  Dr.  J.  Parts ch       81 
Vn.   F.  F.  Schwarz^  astronomische  Bestimmungen  in  Bussisch-Tur- 
kestan  (Bezirk  Kuldsha)   1879  u.    1880.      (Mit   einer  Karten- 
skizze im  Texte) 111 

VIIL  Änderungen  der  venezianischen  und  toskanischen  AUuvial- 
gebiete  in  historischer  Zeit.  Von  Dr.  E.  Beyer.  (Mit  4  Karten- 
skizzen)    115 

IX.  Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung  Afrika^s 

im  Jahre  1881.     Von  Dr.  Bichard  Kiepert 138 

X,  Die  Militärgrenze  am  Bio  Neuquen.  Handschriftliche  Mitteilung 
des  Oberstlieut.  Fr.  Host  und  seines  Adjutanten  J.  Bitters- 
bacher.    Aus  dem  Spanischen  übersetzt.    (Hierzu  eine  Karte, 

Taf.  II.) 153 

XI.   Elf  Wochen  in  Larissa.  Kulturhistorische  Skizze  von  Dr.  Bern- 
hard Ornstein,  Qeneralarzt  der  K.  griechischen  Armee    .   .     177 
Xn.  Das  Altvater-Gebirge.     Von  F.  W.  Paul  Lehmann  .    .    .   .     202 
Xin.   Die  neue  griechisch-türkische  Grenze  in  Thessalien  und  Epirus. 

Von  H.  Kiepert.    (Hierzu  4  Karten,  Taf.  Ill,  IV,  V  und  VI.)     244 
XTV.   Entgegnung  gegen   Dr.  H.  Fritsche^s   Kritik   meiner  Aufsätze 

über  Nordchina.     Von  Dr.  O.  F.  von  Möllendorff   ....     253 
XV.   Die  Landesaufnahme  in  Bussland   1881.     Von  Major   Lade- 
mann   257 

XVI.   Über  Seehöhen  der  Oase  Kufra.     Von  Professor  Dr.  Hann    .     264 
XVII.   Aufzeichnungen    über    die    Stadt    Chat    in    der   Sdhärä.     Von 

Gottlob  Adolf  Krause 266 

XVIII.   Volkszählung  des  Fürstenthums  Bulgarien 338 

XIX.   Vorbericht  über   Prof.   C.  Haussknecht^s   orientalische  Reisen. 

Nebst  Erläuterungen  von  Prof.  Dr.  H.  Kiepert 343 


IV  Inhalt. 

Seite 
XX.   Die  Aufgabe    der    ^wirthschaftlichen   Geographie**   („Handels- 
geographie**).    Von  Dr.  W.  Götz 354^ 

XXI.   Untersuchungen  einiger  Nebenflüsse  des  Amazonas.    Nach  dem 
Portugiesischen  des  Herrn  Barboza  Rodriguez  im  Auszuge 
mitgetheilt  von  Dr.  W.  ßeiss.     (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VII.)     388 
XXII.   Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.    Von  K.  Himly.    (Fort- 
setzung)   401 

XXni.   Aus  Hawaiischen  Manuskripten.     IL     Von  A.  Bastian.    .    .     453 
XXIV.  Freiherr  Max  von  Thielmann^s  Route  von  Eerbela  nach  Pal- 
myra   1872.     Von  Richard  Kiepert.     (Hierzu  eine   Karte, 

Taf.  VIII.) 458 

XXV.   Flächeninhalt  Australiens 462 

Litteratur. 

Uebersicht  der  vom  November  1881  bis  dahin  1882  auf  dem  Gebiete 
der  Geographie  erschienenen  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 
Von  W.  Koner 483 

Karten. 

Taf.  I.  Skizze  eines  Teils  der  Sierra  de  Cördoba.  Nach  trigono- 
metrischen Aufnahmen  von  Dr.  Brackebusch  und  Dr.  Seel- 
strang in  C6rdoba.  Maasstab  1:500,000. 
IL  Karte  der  Militärgrenze  am  Rio  Neuquen  und  der  nach 
Chile  führenden  Pässe,  aufgenommen  durch  Oberstlieutenant  Fran- 
cisco Host  und  seinen  Adjutanten  Julio  Bittersbacher. 
Maasstab  1 :  1,000,000. 

III.  Die  neue  Griechisch  -  Türkische  Grenze  nach  den  Be- 
stimmungen der  Conferenz  zu  Constantinopel.  November  1881. 
L  Westliche  oder  Epirotische  Grenze  des  Königreiches 
Hellas.     1 :  200,000.     Gez.  von  H.  Kiepert. 

IV.  — .  II.  Nördliche  oder  Thessalische  Grenze  des  König- 
reiches Hellas.     1:200,000.     Gez.  von  H.  Kiepert. 

V.    Nord -Thessalische   Grenzlandschaft.     Nach   einer  Hand- 
zeichnung von  G.  Lejean  in  Paris,  coplrt  von  H.  Kiepert. 
VI.    Trigonometrische    Aufnahmen    in    Epirus  -  Thessalien 

und  Compass-Recognoscirungen.  1 :  1,000,000. 
VII.  Die  Unterläufe  des  Rio  Trombetas,  R.  Yamundä,  B.  Uatumä, 
R.  Urubu  und  B.  Capim.  Reduciert  nach  den  1875  von  J.  Bar- 
boza Rodrigues  aufgenommenen  und  in  1 :  750,000  herausge- 
gebenen Karten  auf  den  Maasstab  1 :  1,100,000. 
VIII.  Freih.  v.  Thielmann's  Route  von  Kerbela  nachPalmyra 
im  December  1872.     Maasstab  1 : 1 ,500,000. 


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I. 

über  italienische  Seekarten  und  Kartographen 

des  Mittelalters*). 

Von  Prof.  Dr.  Theobald  Fischer. 


I. 

Einflass   der   Italiener   auf  die  Entwickelung  des  See- 
wesens der  am  Ocean  wohnenden  Volker   Europa's. 

Die  Bedeutung  Italiens  in  Bezug  auf  die  Entwickelung  der 
Künste  und  Wissenschaften  in  den  letzten  Jahrhunderten  des 
Mittelalters,  wie  sein  Einfluss  auf  unsere  moderne  Kulturentwicke- 
lung überhaupt,  ist  längst  gebührend  gewürdigt  worden;  dagegen 
haben  die  Verdienste  der  Italiener  um  die  Entwickelung  des  See- 
wesens aller  Nationen  Europa's,  mit  einziger  Ausnahme  etwa  der 
Deutschen,  denen  allein  in  ähnlicher  Weise  das  germanische  Mittel- 
meer Gelegenheit  zu  nautischer  Schulung  bot,  weniger  allgemeine 
Anerkennung  gefunden,  ja  ihre  Bedeutung  als  Entdecker  haben 
voreingenommene  Forscher,  zum  Teil  von  einseitig  nationalem 
Standpunkte  aus,  keiner  mehr  als  der  Portugiese  Santarem,  mit 
ungewöhnlichem  Aufwände  von  Fleiss,  Eifer  und  selbst  Scharfsinn 
zu  leugnen  oder  wenigstens  herabzudrücken  gesucht.  Ich  möchte 
dem  gegenüber  schon  hier  den  Satz  aussprechen,  dass  die  Ent- 
deckung Amerika's  durch  einen  Italiener  und  seine  Benennung 
nach  einem  Italiener  lediglich  als  der  greifbarste  Ausdruck  der 
damaligen    Blüte    des   Seewesens    und    der   Kultur    überhaupt    in 


*)  Die  vorliegenden  Untersuchungen  sind  zum  Teil  das  Ergebnis  einer 
vom  Verfasser  mit  Unterstützung  aus  der  Karl  Ritter -Stiftung  1879  nach 
Ober-Italien  unternommenen  Eeise,  ergänzt  durch  frühere  oder  spätere  Studien 
auf  gleichem  Gebiete  in  Palermo,  Neapel,  Wien,  München  und  Paris.  Die- 
selben sind  noch  nicht  als  abgeschlossen  zu  betrachten,  werden  aber  ihren 
Abschluss  in  nächster  Zeit  als  Einleitung  und  Erklärung  zu  einem  der  Voll- 
endung nahen,  im  Verlag  von  Ferd.  Ongania  in  Venedig  erscheinenden 
Atlas  italienischer  Welt-  und  Eompasskarten  des  XIV.  —  XVI.  Jahrhunderts 
erhalten. 

Zeitaobr.  d.  Oeaelhch.  f.  Erdk.    Bä.  XVII.  \ 


2  Theobald  Fischer: 

Italien  anzusehen  und  als  der  gerechteste  Lohn  zu  bezeichnen  ist, 
der  jemals  den  Bestrebungen  einer  hochgestiegenen  Nation  zu 
teil  geworden  ist.  Die  italienische  Nation,  deren  Geschicke  ja 
allenthalben  Parallelen  zu  denen  der  deutschen  bieten,  spielte 
eben  zu  Ende  des  Mittelalters  die  Rolle,  welche  die  deutsche  bis 
in  die  neueste  Zeit  gespielt  hat  und  zum  Teil  noch  spielt.  Sie 
war  die  Kulturträgerin,  die  Befruchterin  fremder,  selbst  feindlicher 
Nationen  mit  den  eigenen  Eulturerrungenschaften,  sie  gab  jahraus 
jahrein  einen  Überschuss  hochgebildeter  und  strebsamer  Männer 
an  das  Ausland,  das  derselben  zur  Ausfuhrung  seiner  grossen 
Pläne,  zur  Ausbildung  der  eigenen  Landesgenossen  bedurfte 
und  durch  hohe  Belohnungen  heranzuziehen  suchte.  Und  wie 
die  wahren  Interessen  unseres  Volkes  und  Vaterlandes  durch 
unseren  Kosmopolitismus,  durch  unsere  Jahrhunderte  lang  so 
unbefriedigenden,  aufstrebenden  Geistern  keinen  Spielraum,  keine 
Mittel  gewährenden  politischen  Verhältnisse  so  empfindlich  ge- 
schädigt worden  sind,  so  ist  es  ein  wahrhaft  tragisches  Ver- 
hängnis für  Italien  gewesen,  dass  die  edelsten  seiner  Söhne  bei 
fremden  Nationen  einen  VTirkungskreis  suchen  mussten,  dass  sie 
Spanier  und  Portugiesen,  zum  Teil  auch  Franzosen  und  Eng- 
länder zu  Seefahrern  herangebildet,  dieselben  zu  Entdeckungen 
angeleitet  oder  in  ihrem  Dienste  die  Erde  um  eine  neue  Welt 
bereichert  haben  und  dadurch  die  Blüte  des  Vaterlandes  auf 
Jahrhunderte  geknickt,  die  VTurzeln  der  Macht  der  heimatlichen 
Staatengebilde  für  immer  unterbunden  haben. 

Die  Entwicklung  und  Bedeutung  des  italienischen  Handels, 
der  italienischen  Schifipfahrt,  der  italienischen  Kolonieen  an  den 
Küsten  des  östlichen  Mittelmeerbeckens,  am  Schwarzen  und  Kas- 
pischen  Meere  wie  in  ihren  Gestadeländern,  liegt  jetzt  in  dem 
klassischen  Werke  von  Wilhelm  Heyd  in  klaren,  überall  urkund- 
lichen Zügen  vor  uns;  dürftiger  fliessen  jedoch  die  Quellen,  un- 
vollkommener ist  ihre  Ausbeutung,  wenn  wir  uns  dem  Handel  der 
Italiener  und  ihrem  kulturfördernden  Einflüsse  im  westlichen  Mit- 
telmeerbecken und  bei  den  am  Ocean  wohnenden  Völkern  zu- 
wenden, obwohl  derselbe  gerade  hier  ein  hoch  bedeutungsvoller 
gewesen  ist.  Mit  Recht  haben  sich  daher  neuerdings  italienische 
Forscher  vorzugsweise  diesem  Felde  zugewendet.  Kann  auch  kein 
Zweifel  darüber  aufkommen,  dass  die  Handelsbeziehungen  Italiens 
zum  Osten  wohl  kaum  je  unterbrochen  worden  sind,  sicher  aber 
sich  sehr  früh  wieder  in  höherem  Maasse  belebt  haben,  weil  von 
dort  eben  die  wertvollsten  Produkte  zu  beziehen  waren  und  sich 
dort  auch  christliche  Herrschaft  zum  grossen  Teil  behauptet  hatte, 
so  lassen  sich  doch  auch  in  dem  ganz  muhammedanisch  gewordenen 
Atlasgebiet  und   der  Iberischen  Halbinsel,    die   sich  langsam    und 


Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.  8 

Stackweise  vom  Joche  des  Islam  losrang,  sehr  früh  zu  grosser 
Bedeutung  gelangende  Handels-  und  Kulturbeziehnngen  nachweisen. 
Schon  im  10.  u.  11.  Jahrh.  sind  grosse  Unternehmangen  der 
Pisaner  und  Genueser  an  den  afrikanischen  Küsten  zu  verzeichnen. 
So  wurde  Mehedia  1087  von  400  italienischen  Schiffen,  welche 
30  000  Mann  an  Bord  hatten,  erobert  und  im  12.  n.  13.  Jahrh. 
dienten  zahlreiche  italienische  Gondottieri  den  kleinen  Fürsten  der 
Berberei*).  In  dieser  Zeit  gab  es  auch  noch  zahlreiche  Ghristen- 
gemeinden  im  Atlasgebiet,  standen  die  Päpste  wegen  derselben 
beständig  in  Briefwechsel  mit  den  muhammedanischen  Herrschern 
und  waren  Franziskaner  und  Dominikaner  allenthalben  thätig**). 
Seit  1317  hatten  die  Venetianer  vom  Herrscher  von  Tunis  ver- 
tragsmässig  die  Erlaubnis  erhalten,  durch  das  ganze  Gebiet  mit 
Karawanen  zu  reisen,  ihre  Tiere  drei  Tage  lang  überall  auf  die 
Weide  zu  bringen  und  den  Schutz  der  Behörden  für  sich  in  An- 
spruch zu  nehmen***).  Dass  Italiener  schon  im  15.  Jahrh.  bis 
Timbuktu  gelangt  sind  und  dort  Erzeugnisse  italienischen  Gewerb- 
fleisses  zu  Markte  kamen,  hat  Friedrich  Kunstmann  längst  nach-*'* 
gewiesenf ).  Da  wir  aber  schon  auf  der  Katalanischen  Weltkarte 
von  1375  Tenbuch  eingetragen  ünden,  so  mag  dies  schon  im 
14.  Jahrh.  der  Fall  gewesen  sein.  Auch  den  Katalanen  ver- 
bürgte ein  1339  mit  dem  Beherrscher  von  Tlemsen  abgeschlossener, 
auf  Gegenseitigkeit  beruhender  Vertrag,  Sicherheit  von  Personen 
und  Eigentum  ff),  und  die  auf  der  Katalanischen  Weltkarte  ein- 
getragenen Handelswege  südlich  vom  Atlashochlande  und  nach  dem 
Nigergebiet  beruhen  doch  wohl  auf  den  von  christlichen  Kaufleuten 
eingezogenen  Nachrichten.  Der  wichtigste  Handelsplatz  des  ganzen 
Atlasgebiets  war  aber  Ceuta,  oder  wie  es  im  Mittelalter  stets 
heisst  Septa,  das  von  seiner  Bedeutung  als  Haupthafen  von  Ma- 
rokko, als  Ausgangspunkt  grosser  Karawanenstrassen  nach  dem 
Innern  bis  zum  Sudan  und  als  Emporium  der  Meerenge  erst  durch 
die  Portugiesische  Eroberung,  aber  für  alle  Zeiten  herabgesunken 
ist.  Damals  blühte  dort  Korallen-Fischerei  und  Verarbeitung,  Thun- 
fischerei, Zuckerfabrikation  und  Ausfuhr  von  Limonenfff).  Die 
Pisaner  und  Genueser  hatten  lebhaften,  zuerst  1169  sicher  nach- 
gewiesenen Handel  dort,  und  für  Ceuta  wurde  in  Genua  im  ersten 
Drittel   des    13.  Jahrh.  die  sog.  Maona,  die  älteste  Handelsgesell- 


^)  Bull,  della  soc.  geogr.  ital.  Gennaio  1880  p.  59  ff. 
**)  EunBtmann:  Afrika  vor  den  Entdeckmigen  der  Portugiesen,  München 
1853  S.  32. 

***)  Kunstmann  a.  a.  O.  S.  14. 

f)  Ebenda  S.  40  A.  12. 
ff)  Peschel,  Gesch.  d.  Erdk.     2.  Aufl.     S.  191. 
fff)  Edrisi  ed.  D©zy  u.  Goeje.p.  199  u.  201. 


4  Theobald  Fischer: 

Schaft  gegründet.  Es  gab  dort  einen  eigenen  genuesischen  Stadt- 
teil, and  so  stark  fühlten  sich  die  Genueser  dort,  dass  sie  sich  1235 
sogar  der  Stadt  zu  bemächtigen  suchten  und,  als  dies  uiisslang, 
dieselbe  mit  100  Schiffen  belagerten  und  wenigstens  Ersatz  für 
den  erlittenen  Schaden  erzwangen*).  Schon  im  12.  Jahrhundert 
waren  genuesische  Kaufleute  von  Ceuta  aus  ins  Innere  vorge- 
drungen und  im  13.  sind  Handelsfahrten  derselben  an  der  Ocean- 
küste  südwärts  nachweisbar.  Aus  einer  Legende  der  Weltkarte 
des  genuesischen  Priesters  Giovanni,  die  spätestens  1333  entworfen 
worden  ist,  ersehen  wir,  dass  die  Genueser  Handel  mit  Sigilmessa 
und  anderen  Orten  im  Innern  Nord-Afrika's  trieben.  Mindestens  seit 
dem  11.  Jahrh.  schon  verkehrten  aber  Genueser  auch  allenthalben  in 
den  Häfen  der  Iberischen  Halbinsel  und  mit  ihrer  Hilfe  suchten  sich 
die  spanischen  Herrscher  von  den  sarazenischen  Seeräubern  zu 
befreien.  So  wurden  z.  B.  in  den  Jahren  1116  und  1120  zu 
diesem  Zweck  Schiffsbaumeister  und  Seeleute  von  Genua  berufen, 
und  die  Genueser  Benedetto  Zaccaria  und  Gil  Boccanegra  waren 
%astilische  Admirale.  Jener  erfocht  1291  einen  glänzenden  See- 
sieg über  die  Marokkaner,  dieser  1345;  1359  kommandierte  er 
eine  Flotte  von  114  Segeln  und  hatte  auch  den  portugiesischen 
Admiral  Lanzerotto  Pessagno,  ebenfalls  einen  Genueser,  unter 
seinem  Kommando**).  Ein  anderer  Boccanegra,  Ambrogio,  war 
ebenfalls  kastilischer  Admiral  und  schlug  als  solcher  im  Bunde  mit 
den  Franzosen  die  Engländer  1371  bei  La  Rochelle.  Weit  be- 
deutender ist  aber  die  Thätigkeit  der  Italiener  in  Portugal,  dessen 
rasch  vorüber  geeilte  Blütezeit  ohne  italienischen  Einfluss  wohl 
niemals  möglich  geworden  wäre.  Durch  Italiener  sind  die  Portu- 
giesen, die  sich  als  sehr  langsam  und  schwer  lernende  Schüler 
erwiesen,  zu  Seefahrern  gemacht  worden,  durch  sie  ist  erst  Por- 
tugal aus  seiner  vereinsamten  Stellung  am  Rande  der  damaligen 
Kulturwelt,  am  Ufer  eines  insellosen,  eines  Gegengestades  noch 
entbehrenden  Oceans  herausgerissen  und  Lissabon  erst  zu  einer 
Etappe,  dann  zur  wichtigsten  Station  der  grössten  Welthandelsstrasse 
geworden.  Es  muss  dies  gegenüber  einem  Santarem  auf  das  be- 
stimmteste ausgesprochen  werden,  und  die  folgenden  Hinweise 
werden  genügen,  es  zu  erhärten.  Den  frühesten  Anhalt  für  die 
Anwesenheit  und  das  hohe  Ansehen  italienischer  Seefahrer  in 
Portugal  liefert  uns  die  Thatsache,  dass  Graf  Heinrich  von  Por- 
tugal seinen  Kreuzzug  1103 — 1104  auf  genuesischen  Schiffen  unter- 
nahm.    Die  erste  Bedingung  der  Entwickelung  des  portugiesischen 


*)  Desimoni    in    den    „Atti   della   societä  Ligure   di   storia  patria"  V. 
p.  200,  560  ff. 

**)  Desimoni  im  „Giornale  ligustico*'  1874  V.  p,  218. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.  5 

Seewesens,  der  Besitz  eines  trefflichen  centralgelegenen  Hafens  ging 
erst  1248  durch  die  Eroberung  von  Lissabon,  nicht  ohne  Mithilfe 
fremder  Seefahrer,  in  Erfüllung.  Als  dann  König  Diniz  III.  ernstlich 
daran  ging,  von  der  bereits  vorteilhaft  gewordenen  Lage  seines 
Landes  —  Lissabon  war  schon  Zwischenstation  für  den  Handel 
aus  dem  Mittelmeere  nach  Flandern  und  England  —  Nutzen  zu 
ziehen,  die  Portugiesen  zu  Seefahrern  zu  erziehen  und  eine  Flotte 
zur  weiteren  Bekämpfung  der  maurischen  Erbfeinde  zu  gründen, 
da  berief  er  1307  den  Genueser  Emmanuel  Pessagno,  schloss  mit 
demselben  einen  noch  erhaltenen  Vertrag,  nach  welchem  er  ihm 
und  seinen  Nachkommen  die  erbliche  Admiralswürde  verlieh,  mit 
der  Bestimmung,  dass  der  Admiral  stets  einen  Stab  von  20  genue- 
sischen Offizieren  um  sich  halten  müsse*).  Unzweifelhaft  konnte 
den  König  doch  nur  die  anerkannte  Überlegenheit  der  Genueser 
und  die  Untüchtigkeit  der  eigenen  Ünterthanen  zu  solchem  Schritte 
bewegen.  Letztere  wird  noch  hundert  Jahre  später  recht  deutlich 
beleuchtet  durch  die  zwanzigjährigen  Anstrengungen,  trotz  der  Lei- 
tung eines  Prinzen  Heinrich,  das  Cap  Bojador  zu  Hmfahren.  An  die 
Stelle  des  Emmanuel  Pessagno  trat  1357  nach  seinem  Tode  sein 
schon  erwähnter  Sohn  Lanzerotto  und  die  Würde  vererbte  bis  ins 
15.  Jahrb.;  der  letzte  Pessagno  wurde  1444  zum  Admiral  ernannt**). 
Genueser  standen  also  in  der  Zeit  vor  und  bei  Beginn  der  por- 
tugiesischen Entdeckungen  an  der  Spitze  des  portugiesischen  See- 
wesens!  Aber  Italiener  haben  auch  im  ganzen  14.  und  15.  Jahrb. 
in  portugiesischen  Diensten  an  den  Entdeckungen  teil  genommen. 
Der  Genueser  Niccoloso  da  Recco  und  der  Florentiner  Angiolin 
da  Tegghia  dei  Corbizzi  führten  1341  die  Handelsexpedition,  welche 
Alphons  IV.  nach  den  Kanarischen  Inseln  sandte.  Die  Mann- 
schaften der  zwei  Schiffte  bildeten  Genueser,  Florentiner  und  Kasti- 
lianer.  Sie  haben  eine  erste  Schilderung  dieser  Inselgruppe  ge- 
geben. Um  die  Mitte  des  15.  Jahrb.  finden  wir  die  Genueser 
Usodimare,  Perestrello,  den  Wiederentdecker  von  Porto  Santo  und 
Columbus'  Schwiegervater,  und  Antonio  da  Noli,  lange  Zeit  portu- 
giesischer Statthalter  der  Inseln  des  Grünen  Vorgebirges,  sowie 
den  Venetianer  Aloise  da  Ca  da  Mosto,  mit  Usodimare  1456  Ent- 
decker der  Inseln  des  Grünen  Vorgebirges,  von  einer  noch  heute 
in  Venedig  blühenden  Familie,  in  portugiesischen  Diensten  als 
Entdecker  an  der  Westküste  Afrika's.  Bezeichnend  ist  es  auch, 
dass  Prinz  Heinrich  1415  den  Majorkaner  Jacob  zu  sich  berief 
als  erfahrenen  Steuermann  und  Kartenzeichner,  und  dass  Fremde 


*)  Desimoni  a.  a.  O. 
**)  Pietro   Amat    di    S.  Filippo   in    den    „Studi  bihliografici   e  biogra- 
fici  sulla  storia  della  geografia  in  Italia^^     Roma  1875  p.  62. 


ß  Theobald  Fischer: 

und  Israeliten,  die  Träger  arabischer  Gelehrsamkeit,  im  ganzen 
15.  Jahrh.  als  Berater  der  portugiesischen  Fürsten  in  nautischen 
und  Entdeckungsangelegenheiten  eine  grosse  Rolle  spielen.  Der 
Infant  Don  Pedro  brachte  1426,  also  7  Jahre  bevor  es  den  Por- 
tugiesen endlich  gelang,  Kap  Bojador  zu  umsegeln,  seinem  Bruder 
Heinrich  von  Venedig  ein  Exemplar  von  Marco  Polo  und  eine 
Karte  mit  nach  Portugal,  auf  welcher  die  Westküste  Afrika's 
und  die  benachbarten  Inseln  verzeichnet  waren.  Vielleicht  war 
es  eine  Karte  des  Giraldis,  von  dem  gerade  aus  jenen  Jahren 
Karten  erhalten  sind,  vielleicht  auch  ein  Werk  Andrea  Bianco's, 
beide  damals  die  namhaftesten  Kartographen  in  Venedig.  Später 
Hess  ja  Prinz  Heinrich  durch  Fra  Mauro  eine  Kopie  seiner  Welt- 
karte anfertigen,  die  wohl  noch  vor  seinem  Tode  (1460)  in  seine 
Hände  gelangt  ist  und  gewiss  zur  Weiterverfolgung  der  Ent- 
deckungen, ja  zur  bewussten  Aufsuchung  des  Seeweges  nach 
Indien  beigetragen  haben  mag.  An  dieser  Kopie  hat  Fra  Mauro 
in  den  beiden  letzten  Jahren  seines  Lebens  1457 — 1459  gear- 
beitet, noch  sind  uns  in  den  Jahrbüchern  des  Gamaldulenser 
Grdens  Nachrichten  über  die  Schreiber  und  Zeichner,  die  daran 
arbeiteten,  die  Auslagen  an  Arbeitslöhnen  für  Farben,  Goldblättchen 
u.  s.  w.,  alles  auf  Rechnung  des  Königs  von  Portugal,  er- 
halten. Dieselbe  soll  1528  noch  im  Kloster  Alcobaza  vorhanden 
gewesen  sein,  und  nach  einem  Berichte  wurde  den  Seekapitänen, 
welche  1487  auf  zwei  Karavelen  auf  Entdeckungen  ausgingen, 
eine  Karte  mitgegeben,  welche  von  einer  Weltkarte  kopiert  war*). 
Dass  auch  Golumbus  und  sein  Bruder  Bartolomeo  lange  Zeit 
in  Portugal  gelebt  haben  und  letzterer  namentlich  dort  Seekarten 
gezeichnet  hat,  ist  bekannt.  Es  war  daher  gewiss  nicht  zuviel 
gesagt,  wenn  wir  die  Portugiesen  langsam  lernende  Schüler  der 
Italiener  nannten  und  diesen  einen  Anteil  an  der  Entdeckung 
des  Seeweges  nach  Indien  als  geistiges  Eigentum  zuschreiben. 
Dass  die  Italiener  hier  den  Portugiesen  auch  längst  voraus- 
geeilt waren,  kann  nicht  oft  und  nicht  nachdrücklich  genug  wieder- 
holt werden,  wenn  auch  diese  Thatsache  nur  von  den  weiter 
unten  zu  besprechenden  Karten  bezeugt  wird.  Die  Kanarischen 
Inseln  sind  sicher  vor  1341  von  Genuesern  entdeckt  worden,  da 
in  jenem  Jahre  die  schon  erwähnte  Expedition  des  Nicoloso 
da  Recco  stattfand,  und  als  Entdecker  haben  wir  Lanzaroto 
Marocello,  einen  italianisierten  Proven^alen  anzusehen.  Auf  allen 
Seekarten  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  trägt  die  noch  heute  nach 
ihm  benannte  Insel  das  Genuesische  Wappen.  Auf  der  lange 
Zeit  verschollenen,   aber  1877  wieder   aufgefundenen  und  jetzt  in 


^)  Matkovich  in  den  „Mittheil.  d.  Wiener  geogr.  Ges."  1859  S.  35. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.  7 

der  Yictor-Emmannel-Bibliothek  in  Rom  aufbewahrten  Karte  des 
Genuesers  Bartolomeo  Pareto  von  1455  findet  sich  neben  der  mit 
der  genuesischen  Flagge  bezeichneten  Insel  Lanzerote  die  Legende 
Lansaroto  Maroxello  Januenis*).  Es  ist  anzunehmen,  dass  die 
Entdeckung  ins  13.  Jahrh.  zurückreicht,  ja  d'Avezac  riickt  sie  bis 
gegen  1275  hinauf.  Jedenfalls  scheint  mir  neuerdings  der  sichere 
Beweis  von  Pietro  Amat  di  S.  Filippo  erbracht  zu  sein,  dass  die 
Entdeckung  der  Kanarischen  Liseln  durch  Genueser  vor  1304 
stattgefunden  haben  muss**).  Dass  wir  die  Inseln  weder  auf 
den  Karten  des  Yisconte  von  1318  noch  auf  der  des  Sanudo  von 
1320,  noch  auf  der  noch  älteren  Pisanischen  eingetragen  finden, 
kann  nicht  auffallen,  da  die  Kartographen  jener  Zeit  stets  aasser- 
ordentlich  hinter  den  Entdeckungen  zurückzubleiben  pflegten.  Auch 
ist  anzunehmen,  dass  die  Genueser  kein  Gewicht  auf  diese  Ent- 
deckung legten,  die  ihnen  nichts  eintrug  und  auch  als  Station 
zu  ferneren  Ländern  keine  Bedeutung  zu  haben  schien,  da  man 
wahrscheinlich  gleichzeitig  die  Produktenarmut  der  Saharischen 
Küste  erkannt  hatte.  Die  ersten  Besiedler  unter  Bethancourt 
fanden  1402  altes  Mauerwerk  auf  Lanzerote,  das  sie  dem  ersten 
Entdecker  zuzuschreiben  geneigt  waren.  Derselbe  eben  genannte 
italienische  Forscher  hat  neuerdings  auch  die  Quellen,  welche 
von  dem  vielbesprochenen  Versuche  der  genuesischen  Brüder 
Vivaldi,  auf  von  Tedisio  Doria  ausgerüsteten  Schiffen  an  Afrika's 
Westküste  entlang  den  Seeweg  nach  Indien  zu  suchen,  einer  neuen 
Prüfung  unterzogen***),  und  der  Verfasser,  welcher  selbst  früher 
schon  eine  solche  Prüfung  vorgenommen  hatte,  muss  mit  ihm  und 
Cornelio  Desimoni  an  der  Thatsache  dieser  Expedition  und  dem 
Jahre  1291  durchaus  festhalten.  Auch  die  Vermutung,  dass  der 
Name  einer  der  kleinen  Kanarischen  Inseln  Allegranzia  auf  den 
urkundlich  bezeugten  Namen  eines  der  beiden  Schiffe  zurückzu- 
führen sei,  hat  viel  für  sich.  Santarem  freilich  thut  diese  ihm 
unbequeme  Expedition  mit  wenigen  Worten  ab,  indem  er  die 
genuesischen  Aufzeichnungen  für  wertlos  erklärt  und  die  Vivaldi 
gar  nicht  aus  dem  Mittelmeer  hinauskommen  lässtf).  Auch  in 
Bezug  auf  die  Entdeckung  der  Madeiragruppe  und  der  Azoren 
vor  dem  Jahre  1351  ist  durchaus  an  der  namentlich  durch  den 
sog.  mediceischen  Portulan  so  gut  bezeugten  Priorität  der  Italiener 
festzuhalten;    sämtliche   Namen    auf  demselben    sind    italienische^ 


*)  Memorie  della  soc.  geogr.  italiana  1878,  p.  54. 
**)  Bollettino  della  soc.  geogr.  ital.  Gennaio  1880,  S.  64. 
**♦)  A.  a.   O.  p.  64.     Wir  haben  später  noch  von  der  genuesischen  Hs. 
zu  sprechen.     Vgl.  auch  „Zeitschrift  f.  allg.  Erdk."  N.  F.  VI.   1859  S.  218. 
f)  Santarem,    Kecherches    sur    la  priorit^  de  la  d^couverte   des    pays 
situös  sur  la  cöte  occidentale  d'Afrique  etc.    Paris  1842,  p.  239. 


g  Theobald  Fischer: 

meist  genuesische.  Hätten  Italiener,  wie  Major  meint,  diese 
Entdeckungen  im  Dienste  Portugals  gemacht,  so  würden  sie  wohl, 
wie  es  diejenigen  des  15.  Jahrb.  thaten,  ihnen  auch  portugiesische 
Namen  beigelegt  haben.  Dies  thaten  erst  die  Portugiesen  selbst, 
als  sie  dieselben  mehr  als  hundert  Jahre  später  wieder  auffanden^ 
aber  auch  im  engsten  Anschluss  an  die  Italiener.  Dass  Prinz 
Heinrich  italienische  Karten  besass,  auf  welchen  er  schon  die 
Madeiragruppe    eingezeichnet  fand,   kann   nicht  bezweifelt  werden. 

Auch  in  Frankreich  haben  Italiener  früh  eine  ähnliche  Rolle 
gespielt  wie  auf  der  Iberischen  Halbinsel.  Ganze  genuesische 
Geschwader  standen  im  Dienste  Ludwigs  des  Heiligen  und  Philipps 
des  Schönen.  Der  Genueser  Jacopo  da  Levanto  erhielt  für  die 
in  den  Kreuzzügen  geleisteten  Dienste  von  Ludwig  IX.  die  Ad- 
miralswürde;  auch  Benedetto  Zaccaria  erlangte  dieselbe  1297, 
ebenso  Antonio  Doria,  der  mit  50  genuesischen  Galeeren  im 
Solde  Frankreichs  die  Engländer  bekriegte*).  Der  bekannteste,  in 
der  Entdeckungsgeschichte  Amerika's  viel  genannte  Italiener  in 
französischen  Diensten  ist  Giovanni  Verazzano,  dessen  Lebens- 
schicksale und  viel  bezweifelte  Verdienste  als  Entdecker  neuer- 
dings von  Desimoni  eingehend  geprüft  worden  sind.  Desimoni 
weist  jene  Zweifel  zurück,  zeigt  aber,  dass  derselbe  nicht,  wie 
Ramusio  angiebt,  1527  auf  einer  neuen  Expedition  von  den  Wilden 
gefangen  und  aufgefressen,  sondern  von  den  Spaniern  bei  den 
Kanarischen  Inseln  mit  seiner  ganzen  Schiffsmannschaft  gefangen, 
nach  Cadiz  gebracht  und  als  Seeräuber  aufgehängt  worden  ist**). 

Selbst  auf  die  Entwicklung  der  Engländer  als  seefahrende 
Nation  haben  Italiener  Einfluss  ausgeübt.  Schon  1337  erscheint 
ein  Nicolö  üsodimare  als  englischer  Viceadmiral  gegen  die  Fran- 
zosen :  auch  zur  See  standen  sich  also  in  jener  Zeit  italienische 
Gondottieri  gegenüber  und  dienten ,  wie  später  die  deutschen 
Landsknechte,  für  Geld  jeder  Sache.  Bekannt  ist  der  Aufenthalt 
der  beiden  Cabotto  in  England  und  namentlich  die  Verdienste 
Sebastians  als  Admiral  und  Leiter  der  ersten  Versuche  der  Eng- 
länder als  Entdecker  im  Norden  der  Alten  Welt.  Auch  der 
Aufenthalt  des  Cristoforo  und  des  Bartolomeo  Colombo  in  England 
sind  bekannt  und  weisen  auf  die  Beziehungen  hin,  welche  damals 
zwischen  England  und  Italien  stattfanden.  Ein  interessantes 
Denkmal  seiner  Anwesenheit  in  England  hat  uns  der  berühmte 
venetianische  Kartograph  Andrea  Bianco  hinterlassen  in  der  noch 
heute  in  der  Ambrosianischen  Bibliothek  in  Mailand  aufbewahrten 
(und  weiter  unten  zu  besprechenden)  Karte,  die  derselbe  nach  der 


*)  Bulletino  della  soc.  geogr.  ital.     1880.     S.  59ff. 
**)  Archivio  storico  italiano.     Serie  III.     T.  XXVI.     p.  48 ff. 


über  Italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.  9 

Aufschrift:  „Andrea  Biancho  venician  comito  di  galia  mi  fexe 
a  Londra  MCCCCXXXXVIII"  als  Kapitän  öiner  venetianischen 
Galeere   1448  in  London  entwarf. 

II. 

Italienische    Handelsbeziehungen    zu    Nordwest-Europa 
und    Darstellung    dieser    Länder    auf    den 

Kompasskarten. 

Es  ist  hier  der  Ort,  auf  die  direkten  Handelsbeziehungen  der 
Italiener  zu  England  und  Flandern  und  die  Darstellung  dieser  Länder, 
wie  des  germanischen  Nordens  überhaupt,  auf  den  italienischen  See- 
karten etwas  näher  einzugehen.  Es  reichen  diese  Beziehungen  sehr  viel 
weiter  zurück  als  bis  zum  Jahre  1318,  in  welchem  man  gewöhnlich 
das  erste  Erscheinen  venetianischer  Galeeren  in  Antwerpen,  ge- 
nuesicher  in  derselben  Zeit  oder  wenig  früher,  zu  verlegen  pflegt*). 
Schon  im  Jahre  1190  räumte  Hugo  III.,  Herzog  von  Bnrgund, 
bei  seiner  Anwesenheit  in  Genua,  um  den  Vertrag  wegen  der 
Überfahrt  Philipp  Augusts  ins  heilige  Land  zu  schliessen,  den 
Genuesern  gewisse  Vorrechte  ein**),  die  allerdings  noch  nicht  auf 
direkte  Handelsbeziehungen  zu  schliessen  zwingen.  Auch  ist  es 
ans  anderen  Gründen  unwahrscheinlich,  dass  solche  damals  schon 
bestanden.  Namentlich  fehlte  es,  so  lange  Lissabon  noch  in  den 
Händen  der  Ungläubigen  war  (bis  1147),  an  einer  grossen  und  sichern 
Kaststation  auf  dem  weiten  Wege.  Unmittelbar  nach  Eroberung 
der  Stadt  muss  sich  aber  auch  der  direkte  Handel  nach  England 
und  Flandern  belebt  haben,  also  mindestens  ein  halbes  Jahrhundert 
vor  1318,  denn  im  Jahre  1315***)  wurden  den  Genuesern  in 
Brügge  und  Antwerpen  neue  grosse  Vorrechte  zugestanden.  Ein 
Konsul  und  zwei  Räte  standen  an  der  Spitze  der  bereits  einfluss- 
reichen Kolonie  in  Brügge.  Metalle,  Edelsteine,  Reis,  getrocknete 
Trauben,  Wein,  Mandeln,  Olivenöl,  Gewürze,  Seiden-  und  Gold- 
stoffe werden  von  ihnen  ein-,  Silber,  Glocken,  englische  und 
flandrische  Webstoffe,  Getreide,  Felle  und  Wolle  ausgeführt. 
Marino  Sanudo  (so  schreibt  er  selbst  seinen  Namen),  der  älteste 
uns  bekannte  und  einer  der  tüchtigsten  der  venetianischen  Karto- 
graphen, spricht  bei  der  Übergabe  seiner  Secreta  Fidelium  Crucis 
an  Johann  XXII.  von  seinen  Seefahrten  nicht  nur  im  östlichen 
Mittelmeerbecken,    sondern   auch  von  Venedig  bis  nach  Brüggef). 


*)  Peschel,  Gesch.  d.  £rdk.  her»,  v.  S.  Rüge.    S.  192. 
**)  Desimoni    in  den   „Atti    della  soc.  Ligure   di    storia  patria"  T.  V. 
1875  p.  273. 

***)  Desimoni  a.  a.  O. 
f)  Desimoni  in    den   „Atti  delP  Accademia   dei  Nuovi  Lincei^S  Anno 
XXIX,  März  1877. 


10  Theobald  Fischer: 

Um  den  portugiesischen,  französischen  und  englischen  Seeräubern 
die  Spitze  bieten  zu  können,  pflegten,  wie  übrigens  auch  meist  im 
Mittelmeere,  ganze  Flotten  vereinigt  diese  Fahrten  zu  unternehmen. 
Namentlich  waren  die  Fahrten  der  Venetianer  wohl  geordnet,  man 
konnte  bei  ihnen  von  regelmässigen  Schifffahrtslinien  sprechen, 
welche  vom  Staate  unterhalten  wurden.  Kleine  Flotten  von  8 — 10 
Schiffen  unter  einem  gemeinsamen  Befehlshaber  befuhren  die  ein- 
zelnen Linien.  So  gab  es  z.  B.  eine  Flotta  di  Romania,  della 
Tana,  di  Siria,  d'£gitto,  di  Fiandra*).  Alle  fuhren  mit  vollen 
Ladungen  von  Venedig  ab  und  kehrten  mit  solchen  zurück,  nach- 
dem sie  dieselben  unterwegs  einmal  oder  öfter  erneuert  hatten. 
Diese  Galeeren  der  Regierung  oder  der  Kommune,  wie  man  sagte, 
wurden  von  dieser  im  Hafen  bereit  gemacht  und  dann  den  Kauf- 
leuten überlassen,  welche  gegen  bestimmte  Summen  das  Recht 
erwarben,  die  Schiffe  mit  ihren  Waaren  zu  beladen  und  in  Person 
oder  durch  ihre  Bevollmächtigten  zu  begleiten.  Das  Kommando  führte 
aber  der  von  der  Regierung  ernannte  Kapitän,  der  nicht  von  seinem 
Kurse  abweichen  durfte.  Die  wichtigste  Linie  war  die  flandrische. 
Die  flandrische  Flotte  befuhr  die  ganze  Küste  der  Berberei  von 
Tripoli  bis  gegen  die  Meerenge  und  tauschte  dort  afrikanische 
Waaren,  Getreide,  Elfenbein,  Sklaven,  Goldstaub  etc.  ein,  von 
da  lief  sie  an  der  spanischen  Küste  entlang,  berührte  Almeria 
und  Malaga,  wo  sie  Wolle,  Wein  etc.  einnahm,  lief  dann  durch 
die  Meerenge,  versah  Marokko  mit  £isen,  Kupfer,  Waffen  etc. 
und  ging  an  der  Oceanküste  nordwärts  bis  Brügge,  Antwerpen 
und  London,  wo  die  Produkte  der  Mittelmeerländer  und  Asiens 
gegen  nordische  umgesetzt  wurden,  welche  zum  Teil  die  Han- 
seaten lieferten.  Lissabon  war  die  grosse  Station,  der  Rast-  und 
Zufluchtshafen  auf  diesem  weiten  Wege ;  diese  Stadt  wurde  erst  seit 
Eröffnung  dieses  Seeweges,  der  neben  dem  Landwege  durch  Deutsch- 
land trotz  der  Gefahren  grosse  Vorteile  bot,  aus  ihrer  Verein- 
samung gerissen  und  zur  Handelsstadt.  Der  Tajo  fing  im  13.  Jahr- 
hundert an  sich  zu  beleben,  doch  scheinen  mit  Lissabon  selbst, 
wenigstens  von  Seiten  der  Venetianer,  erst  später  Handelsbezie- 
hungen angeknüpft  worden  zu  sein,  denn  der  venetianische  Senat 
musste  den  Kaufleuten  noch  1332  solche  empfehlen.  Zahlreicher 
und  bevorzugter  als  die  Venetianer  waren  aber  die  Genueser  in 
Lissabon,  zu  beiden  kamen  im  15.  Jahrhundert  die  Florentiner 
hinzu.     Schon   um   1330  oder  früher  erscheint  aber  der  bekannte 


*)  Admiral  Fincati  in  der  ,,Biyista  marittima".  Mai  1878.  Notizen  über 
die  Kosten  der  nach  Flandern  gehenden  Galeeren  fanden  sich  auch  in  ^em 
später  noch  zu  erwähnenden  wichtigen  Codex  vom  Ende  des  15.  Jahrhunderts, 
welchen  der  Kardinal  Zurla  (Di  Marco  Polo  e  degli  altri  viaggiatori  veneziani 
II  p.  354)  noch  einsehen  konnte. 


Über  italienische  Seekarten  nnd  Kartographen  des  Mittelalters.       H 

Reisende  Baldncci  Pegolotti  als  Vertreter  des  grossen  Florentiner 
Hauses  der  Bardi  in  London  und  Brügge. 

Einen  weiteren  Beleg  dafür,  dass  schon  lange  vor  1818  di- 
rekte Handelsfahrten  nach  Flandern  und  England  stattfanden,  liefern 
uns  die  Kompasskarten,  aus  denen  andrerseits  deutlich  hervorgeht, 
dass  diese  Handelsfahrten  nur  bis  Flandern  gingen.  Ebenso 
können  wir  aber,  wenn  wir  auf  der  ältesten  sicher  datierten  Kom- 
passkarte, welche  diese  Küsten  darstellt,  der  des  Visconte  von 
1318,  eine  sehr  eingehende,  später  kaum  mehr  verbesserte  Dar- 
stellung vor  uns  sehen,  den  sicheren  Schluss  ziehen,  dass  selbst 
diese  Küsten  schon  vor  1318  so  oft  befahren  und  so  sorgsam  auf- 
genommen waren,  dass  spätere  Seefahrer  keine  Verbesserungen 
mehr  anbringen  konnten,  d.  h.  schon  beträchtliche  Zeit  vor  1318 
mussten  Knstenauf nahmen  mit  dem  Kompass  überhaupt  und  ins- 
besondere auch  am  Kanal  gemacht  worden  sein.  Schon  seit 
Jahrzehnten  musste  der  Handel  italienische  Seefahrer  bis  Süd- 
England  und  Flandern  geführt  haben,  derselbe  musste  schon  grosse 
Wichtigkeit  erlangt  haben  und  von  vielen  Schiffen  betrieben  werden, 
wenn  sich  die  Kapitäne  der  mühsamen  und  zeitraubenden  Arbeit 
der  Küstenaufnahmen  unterziehen  sollten.  Wie  die  Karte  des 
Visconte  nur  bis  zu  den  Rheinmündungen  reicht,  so  reicht  auch 
keine  einzige  der  späteren  weiter  nach  Norden.  Was  dieselben  von  da 
an  von  der  deutschen  Nord-  und  Ostseeküste,  von  Jütland  und  Skan- 
dinavien bringen,  beruht  nicht  mehr  auf  wirklichen  Aufnahmen  mit 
dem  Kompass,  es  sind  nur  vage  Umrissse  mit  falschen  Orientierungen, 
die  nur  eine  flüchtige  Kenntnis  oder  Vorlagen  von  sehr  geringem 
Werte  voraussetzen  lassen.  Man  kann  sagen,  dass  in  Brügge  und 
Antwerpen,  sowie  in  London,  wo  der  Handel  der  Hanseaten  seine 
südwestlichsten  Punkte  hatte,  derjenige  der  Italiener  seine  nord- 
lichste Verbreitung  fand,  dass  dieselben  in  das  von  den  Hanseaten 
monopolisierte  Handelsgebiet  des  Nordens  nicht  eingedrungen, 
sondern  an  seinem  Thore  halt  gemacht  haben.  Zwei  ebenbürtige 
Gegner,  die  Seerepubliken  des  romanischen  und  die  des  germa- 
nischen Mittelmeeres,  die  bis  dahin  durch  die  Landmasse  Deutsch- 
lands auseinandergehalten,  auf  weiten  Landwegen  in  nur  losen 
Beziehungen  gestanden  hatten,  reichten  hier  einander  die  Hände. 
Der  Hanseate  tauschte  hier  gegen  die  Rohprodukte  Norddeutsch- 
lands, Russlands  und  Skandinaviens  diejenigen  des  Südens  unsers 
Erdteils  und  die  des  fernen  Südostens  ein,  um  sie  dem  Norden 
zuzuführen.  In  dem  noch  näher  zu  besprechenden  genuesischen 
Codex  sind  (Blatt  5a)  diese  Beziehungen  in  dem  Teile,  welcher 
eine  Zusammenstellung  der  Legenden  einer  Weltkarte  enthält, 
deutlich  ausgesprochen:  Item  naves  sunt  alamanorum  que  huc 
(gemeint   die    Baltischen   Provinzen)  veniunt  vel   in   rosia  et  one- 


12  Theobald  Fischer: 

rantur  pelipariis  cera  et  aliis  mercibus  et  ipsas  in  flandriam  con- 
ducuDt.  Recht  deutlich  zeigt  sich  auch,  dass  die  Kunst,  Kompass- 
karten  zu  entwerfen,  eine  echt  italienische  war,  welche  die  Han- 
seaten niemals  geübt  haben,  da  uns  sonst  wohl  irgend  ein  Bruch- 
stück erhalten  wäre,  oder  sich  eine  Benutzung  solcher  in  italienischen 
Karten  nachweisen  Hesse.  Erst  im  17.  Jahrhundert  kommen  von 
Engländern  entworfene  Kompasskarten  vor.  Die  Küsten  jenseits 
der  Rheinmündungen  aufzunehmen  hatten  die  Italiener  somit  gar 
kein  Interesse;  haben  sie  es  je  versucht,  so  können  wir  sicher 
sein,  das»  sie  die  Hanseaten  energisch  daran  gehindert  haben. 
England  pflegt  auf  den  Kompasskarten  ganz  und  in  den  Einzel- 
heiten, Schottland  nur  in  grossen  und  vagen  Umrissen,  von  Irland 
nur  die  Süd-  und  die  Ostseite  genau  dargestellt  zu  sein:  damit 
sind  wohl  auch  die  Grenzen  der  regelmässigen  Italienischen  Schiff- 
fahrt angegeben.  Der  Westen  von  Irland  ist  fast  auf  allen  der 
Schauplatz  von   Fabeln. 

Verweilen  wir  einen  Augenblick  bei  der  Darstellung,  welche 
diese  nördlichsten  von  den  Italienern  regelmässig  besuchten  Länder 
auf  denjenigen  Kompasskarten  gefunden  haben,  welche  ich,  gestützt 
auf  mehr  oder  weniger  eingehende  Prüfung  im  Original  von  bei 
weitem  der  Mehrzahl  aller  erhaltenen  Kompasskarten  überhaupt, 
für  die  beiden  ältesten  bis  jetzt  aufgefundenen  halte.  Es  sind 
dies  die  von  Jomard  in  seinen  „Monuments  de  la  geographie"  ver- 
öffentlichte Pisanische  Karte  und  die  in  Besitz  des  Cav.  Tamar 
Luxoro  in  Genua  befindliche,  welche  von  den  um  die  Wissenschaft, 
wie  um  ihr  Vaterland  gleich  hochverdienten  Forschern  Cornelio 
Desimoni  und  L.  T.  Belgrano  auf  das  sorgfältigste  facsimiliert 
und  commentiert  worden  ist,  wie  kein  anderes  dieser  Denkmäler 
italienischen  Ruhmes*).  Jene  Pisanische  Karte  erscheint  mir 
unbedingt  als  die  ältere,  sie  muss  weit  ins  13.  Jahrhundert  hin- 
einreichen und  unterscheidet  sich  als  einer  der  ersten  Versuche 
in  einer  noch  neuen  Kunst  wesentlich  in  der  ganzen  unvollkom- 
menen Art  der  Darstellung  von  allen  folgenden.  Namentlich  ist 
auch  Italien  in  eigentümlicher  plumper  Weise  dargestellt.  Das 
Schwarze  Meer  scheint  schon  ganz  eingetragen  gewesen  zu  sein, 
es  gehörte  ja  zu  den  wichtigsten  Handelsgebieten.  An  der  Meerenge 
von  Gibralatr  endigen  aber  die  dem  Zeichner  zu  Gebote  stehenden 
genauen  Aufnahmen,  die  Oceanküsten  bis  drei  Stationen  südwärts 
von  Sala  in  Marokko  und  bis  Flandern  nordwärts  sind  nur  skizziert. 
Ich  möchte  diesen  Teil  der  Karte .  als  ein  Denkmal  der  ersten 
Fahrten  der  Italiener,  wohl  der  Genueser,  nach  Flandern  ansehen. 


*)  Bd.  V  der  „Atti  della  soc.  Ligure  di  storia  patria*'.    Fase.  I  und  IL 
Genova  1867  und  1869. 


Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        13 

Fortgesetzte  Fahrten  und  Aufnahmen  führten  dann  zu  der  schon 
auf  der  Karte  von  Luxoro  durchaus  berichtigten  und  von  da  an 
nicht  raehr  verbesserten  Darstellung.  Es  liegt  in  der  Pisanischen 
Karte  nicht  etwa  das  Produkt  eines  schlechten  Zeichners  vor  —  da- 
gegen spricht  die  Darstellung  des  Mittelmeeres  — ,  sondern  eben  ein 
Denkmal  aus  jener  Zeit,  wo  die  Oceanküsten  noch  nicht  wirklich 
aufgenommen,  sondern  erst  von  vielleicht  einem  einzigen  Schiffe 
flüchtig  rekognosciert  worden  waren.  Die  Iberische  Halbinsel  ist 
in  ähnlicher  Weise  verzerrt  wie  etwa  auf  einer  modernen  Karte 
in  Kegelprojektion,  welche  das  Mitteimer  und  die  angrenzenden 
Länder  in  bedeutender  westöstlicher  Erstreckung  darstellt.  Auf 
der  elliptischen  Weltkarte  von  1447  (siehe  unten)  finden  wir  die 
Halbinsel  ähnlich  verzerrt.  Die  ganze  Oceanküste  bis  Flandern 
ist  nur  in  allgemeinen,  ziemlich  ungenauen  Umrissen  dargestellt 
und  verläuft  von  Galizien  an  in  nordöstlicher  Richtung,  ohne  grössere 
Ausbuchtungen  oder  Landvorprünge  aufzunehmen.  Die  Bretagne 
z.  B.  bildet  einen  sehr  wenig  markierten  Vorsprung,  vor  welchem 
eine  kleine  Insel  izula  bilela  (Belle  Isle)  liegt.  England  erscheint 
als  grosse  viereckige  Insel  und  macht  durchaus  den  Eindruck 
eines  nur  von  fern  gesehenen  und  von  einem  Entdecker,  mit 
Zuhilfenahme  von  Erkundigungen,  mit  vagen  Umrissen  eingetra- 
genen Landes,  etwa  wie  wir  Wrangelland  zuerst  auf  unseren 
Karten  haben  erscheinen  sehen.  Es  wird  als  „izula  engreterra"  be- 
zeichnet und  an  dem  dem  Festlande  nächsten  Vorsprunge,  der 
also  am  besten  gesehen  werden  musste,  liegt  civitate  dobra  (Dovre) 
und  sancto  thomas  et  conturba  (Canterbury).  Die  civitate  londra 
liegt  an  einem  nach  Süden  mündenden  Flusse;  davon  südwestlich 
finden  wir  stanforte  und  die  Südwestspitze  trägt  die  Aufschrift 
cornoalla.  Von  Schottland  und  Irland  keine  Spur.  Auf  dem 
Festlande  bezeichnen  brugis,  fiandis  und  allamaigna,  mit  denen 
die  Darstellung  der  Küstenumrisse  endigt,  auch  den  äussersten 
von  diesen  ersten  italienischen  Flandernfahrern  erreichten  Punkt. 
Einen  sehr  bedeutenden  Fortschritt  in  der  Technik,  eigentlich 
schon  die  überhaupt  erreichte  Höhe,  sowie  in  der  Kenntnis  der 
Oceanküsten  zeigt  der  dem  Alter  nach  zunächst  anzureihende 
Atlas  Luxoro,  den  Desimoni  in  den  Beginn  des  14.  vielleicht 
Ende  des  13.  Jahrhunderts  setzt.  Er  zeigt  bereits  so  vollendete 
Arbeit,  so  grosse  Übung  im  Zeichnen,  dass  wir  zur  Annahme 
gezwungen  werden,  die  Kunst  Kompasskarten  zu  zeichnen,  müsse 
mindestens  schon  einige  Jahrzehnte,  wenn  nicht  ein  halbes  Jahr- 
hundert geübt  worden  sein.  Tafel  I  dieses  Atlas  stellt  die  Ocean- 
küsten dar  und  lässt  erkennen,  dass  hier  seit  der  Herstellung  der 
Pisaner  Karte  viele  Fahrten  unternommen  und  durch  immer  neue 
Messungen    ein    richtiges  Bild   der  Küste   gewonnen    worden    war. 


14  Theobald  Fischer: 

Dass  auf  diese  Weise  die  Karten  sich  rasch  verbessern  mussten, 
begreifen  wir,  wenn  wir  uns  erinnern,  dass  staatlich  organisierte 
und  unter  einheitlichem  vom  Staate  bestellten  Kommando  segelnde 
Flotten  dem  Handel  oblagen,  dass  also  die  Kräfte  des  Staates 
für  solche  zur  Sicherung  des  Handels  unbedingt  nötige  Aufnahmen 
zur  Verfügung  standen.  Damit  konnte  viel  rascher  Vollkommenes 
erreicht  werden,  als  wenn  man  dieselben  dem  guten  Willen  oder 
der  Einsicht  einzelner  Kapitäne  überlassen  hätte.  Selbst  wenn 
man  denselben,  wie  es  aus  späterer  Zeit  bezeugt  ist,  es  zur  Pflicht 
gemacht  hätte,  die  Küsten  zu  vermessen,  so  ist  doch  kaum  anzu- 
nehmen, dass  auf  diese  Weise  in  den  wenigen  Jahrzehnten,  während 
deren  der  flandrische  Handel  sich  vor  dem  Jahre  1300  entwickelt 
hatte,  eine  so  vollendete  Darstellung  der  Küsten  Frankreichs  und 
Englands  möglich  gewesen  wäre,  wie  sie  hier  im  Atlas  Luxoro 
hervortritt.  In  ähnlicher  Weise  mit  Staatsmitteln  haben  wir  uns 
dann  auch  die  Küsten  des  Schwarzen  und  die  westlichen  des 
Kaspischen  Meeres  aufgenommen  zu  denken,  welche  ersteren  schon 
auf  der  Pisanischen  Karte  erscheinen,  während  die  letzteren  erst 
auf  Karten  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  (der  der 
Pizigani  und  der  katalanischen  Weltkarte)  eingetragen  sind.  Wenn 
somit  die  ersten  Kompasskarten  rasch  veralteten,  während  dies 
vom  14.  Jahrhund,  an  weniger  der  Fall  war,  so  begreift  sich,  dass 
uns  gerade  von  den  älteren,  unvollkommeneren,  welche  uns  die 
Eotwickelung  dieser  Karten  zu  verfolgen  erlauben  würden,  gewiss 
sehr  wenige  erhalten  und  leider  nur  die  Pisanische  aufgefunden 
worden  ist.  Sie  waren  überhaupt  nur  in  wenigen  Exemplaren 
vorhanden  und  wurden  später  gar  nicht  mehr  kopiert,  während 
bei  den  nach  1300  entworfenen  die  Sache  ganz  anders  lag.  Die 
Zahl  der  überhaupt  an  verschiedenen  Punkten  selbständig  ent- 
worfenen Karten  war  grösser,  sie  wurden,  bei  dem  wachsenden 
Bedarfe,  häufiger  kopiert,  und  daher  begreift  sich  die  von  da  sich 
rasch  mehrende  Zahl  der  uns  erhaltenen  Karten.  Auf  dem  Atlas 
Luxoro  sind  die  Festlandsküsten  eingetragen  bis  zur  Eibmündung,  aber 
von  den  Rheinmündungen  an,  die  wir  in  einem  Meerbusen  zu  erkennen 
haben,  erscheinen  sie  genau  nordwärts  streichend  und  nur  skizziert. 
An  diesem  Busen  finden  wir  die  Namen  mauxa  (Maas)  und  do- 
drec  (Dortrecht)  und  zwischen  beiden  cologna.  Es  war  also  da- 
mals Köln  den  Italienern  als  eine  mit  Seeschiffen  erreichbare 
und  darum  an  die  flandrische  Küste  vorgerückte  Handelstadt 
bekannt.  Bezeichnender  Weise  ist  es  aber  auch  die  einzige  hier 
auf  dieser  Karte  eingetragene  Binnenstadt.  Es  folgen  dann  noch 
nordwärts  die  offenbar  nur  erkundeten  Namen  sanforder  (Amers- 
ford?),  grauexant  (S'gravesande),  utrec  (Utrecht),  masdiepa  (Mars- 
diep),  uangaroxa  (Wangeroge),  holanda,  lembe  (Elbe),  durch  einen 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.         15 

tiefen  Küsten  einschnitt  bezeichnet,  mit  welchem  die  Karte  endigt. 
England  ist  anf  dieser  Karte  bereits  ganz  nnd  in  ziemlich  rich- 
tigen Umrissen  dargestellt,  Schottland  fehlt  aber  noch,  berioch 
(Berwick)  ist  die  nördlichste  Stadt,  dort  bricht  die  Küste  ab ;  dass 
aber  das  Land  hier  nicht  endige,  war  dem  Zeichner  bekannt,  er 
hätte  sonst  England  als  Insel  abgeschlossen.  Auf  allen  späteren 
Karten  erscheint  Schottland  nur  in  vagen  Umrissen  eingetragen, 
es  ist  demnach  vielleicht  hie  und  da  von  Italieoern  besacht,  wohl 
auch  umfahren,  gewiss  aber  nicht  aufgenommen  worden  wie  Eng- 
land. Von  Irland  ist  die  Süd-  und  die  Ostküste  bis  dansobrlnim 
(Downsborowhead)  eingetragen,  oder  vielmehr  eine  Reihe  nur  er- 
kundeter,  in  südnördlicher  Richtung  angeordneter  Namen,  da  der 
gewissenhafte  Zeichner  es  nicht  wagte,  die  Küste  selbst  einzutragen. 
Auch  hier  liegt  die  Annahme  nahe,  dass  es  sich  mit  den  übrigen 
Küsten  Irlands  auf  den  späteren  Karten  ähnlich  verhält  wie  mit 
Schottland. 

Die  der  Zeit  nach  zunächst  folgende  Karte,  welche  sich  soweit 
erstreckt,  die  des  Visconte  von  1318*)  reicht  ebenfalls  nur  bis 
Schottland;  dieses  ist  durch  einen  engen  Isthmus,  den  zwei  von 
den  entgegengesetzten  Seiten  eindringende  Golfe  bilden,  die  sich 
auf  späteren  Karten  oft  in  einen  engen  Kanal  verwandeln,  mit 
England  verbunden  und  als  Issola  scozia  bezeichnet.  Auch 
hier  ist  die  Westküste  von  England  noch  ganz  allgemein  gehalten. 
Auf  dem  Festlande  reicht  diese  Karte  ein  wenig  weiter  als  der 
Atlas  Luxoro,  indem  Dänemark  noch  vag  angedeutet  ist  (danesmarc), 
weiter  südlich  die  Namen  sallanda,  ollanda,  flieslanda,  dordrec 
u.  8.  w.  In  die,  wie  auf  dem  Atlas  Luxoro,  dargestellte  Bucht 
mündet  ein  grosser  Fluss,  an  welchem  landeinwärts  collogna 
liegt.  Dies  zeigt  also  einen  Fortschritt  und  lässt  auf  grösseres 
Alter  des  Atlas  Luxoro  schliessen.  Einen  bedeutenderen  Fort- 
schritt in  der  Kenntnis  des  Ostseegebiets  erkennen  wir  aber  erst 
auf  der  Karte  des  Pizigani  von  1367.  Hier  sind  Rhein  und  Elbe 
gut  dargestellt,  Jütland  erscheint  deutlich  als  Halbinsel,  wenn  auch 
in  plumpen  Umrissen,  der  schmale  Isthmus  (von  Schleswig),  der 
es  mit  dem  Festlande  verbindet,  wird  durch  einen  gewaltigen 
Thurm  gedeckt,  den  eine  Legende  als  Schloss  Gottorf  bezeichnet. 
In  Jütland  selbst  erscheinen  schon  einige  Namen.  Die  deutsche 
Ostseeküste  ist  nur  in  allgemeinen  Umrissen  gegeben  und  zieht 
nach  NE.  Es  folgen  an  derselben  nach  einander  die  Namen 
lubecke,  vismaro,  rostocho,  lundi  sinagrie,  grisualldis,  alleche  (Heia?), 
dann    ein    See   lacus   alleche    (Frische    Haff?).      Damit   stimmt   im 


*)  Das  Original  ist  im  Museo  Correr  in  Venedig,  eine  gleichzeitige  Kopie 
in  der  Hofbibliothek  zu  Wien,  erstere  photographisch  reproduziert  von  On- 
gania  (Münster)  in  Venedig,  letztere  bei  Jomard. 


16  Theobald  Fischer: 

wesentlichen  überein  die  Katalanische  Weltkarte  von  1375,  die  aber 
den  Handelsstrassen  durch  das  Binnenland  grössere  Aufmerksam- 
keit schenkt  und  auch  zahlreichere  Küstenplätze  anführt.  Das  lundi 
sinagrie  der  Pizigani  erscheint  hier  weniger  verderbt  als  ludis  magna 
und  ist  wahrscheinlich  Ludershagen  bei  Barth  oder  Stralsund; 
an  der  Odermündung  steht  ein  Ort  guarpe,  dann  folgt  noch  godansc 
(Danzig),  albinga  (Elbing)  und  neria  mit  einem  See  (Frische 
Nehrung),  curonia  (Kurland),  prutenia  (Preussen)  und  die  Pregel- 
mündung;  die  "Weichselstädte  liegen  aber  am  Pregel,  wie  an  der 
Oder  und  Warthe  die  Orte  stadin  und  stetin,  colberg,  Alech  liegen. 
Bei  Lemberg  in  Galizien  findet  sich  eine  Legende,  aus  welcher 
hervorgeht,  dass  dorthin  im  14.  Jahrhundert  die  Kaufleute  aus  der 
Levante  kamen,  um  sich  dann  durch  das  deutsche  Meer  nach 
Flandern  zu  begeben.  Es  wurden  also  orientalische  Waaren  mit 
Umgehung  der  italienischen  Seestädte  Nord-  und  Nordwest-Europa 
zugeführt,  offenbar  durch  die  Hanseaten.  Und  zwar  wurden  zum 
Transport  die  Wasserstrassen  der  Oder  und  Elbe  benutzt,  an 
welchen  wir  daher  die  wichtigsten  Orte  angegeben  finden.  So  an 
der  Elbe  (eulie)  Prag,  Dresden,  Meissen,  guise  oder  gurse  (Würzen?), 
aquis  (Acken?),  mangabros  (Magdeburg),  argent  munde  (Tanger- 
münde), stendar  (Stendal),  lessem  (Lenzen?),  von  wo  ein  Handels- 
weg nach  usmaria  (Wismar)  führt,  das  also  diese  orientalische 
Waaren  weiter  nach  den  Gestadeländern  der  Ostsee  verfrachtete. 
Diese  letztere  wird  als  deutsches,  gothisches  oder  schwedisches 
Meer  bezeichnet  und  angegeben,  dass  es  sechs  Monate  im  Jahre 
gefroren  sei*).  Auf  dieser  Karte  erscheinen  auch  zuerst  Stockholm, 
Trondheim  und  Wisby.  Die  inneren  Handelsstrassen  Deutschlands 
waren  übrigens  auch  schon  dem  Verfasser  des  sog.  Mediceischen 
Portulans  (von  1351)  nicht  unbekannt,  da  sich  auf  demselben  schon 
Prag,  Leipzig  und  Merseburg  finden.  Noch  weit  naturwahrer  ist 
Jütland  und  das  südliche  Schweden  auf  der  wohl  in  das  Ende  des 
14.  Jahrh.  fallenden  Karte  von  La  Cava**)  dargestellt,  welche  manches 
Eigentümliche  enthält.  Der  dänische  Archipel  ist  schon  deutlich 
dargestellt,  die  grösste  Insel  heisst  scandia,  eine  kleinere  falster; 
weiter  östlich  liegen  an  der  Ostküste  von  Schweden  die  Inseln 
bernholt  (Bornholm),  die  langgestreckte  Halbinsel  oelant  und  die 


*)  Dieselbe  Legende  kehrt  auf  der  katalanischen  Karte  in  Florenz,  wie 
in  dem  Genuesischen  Codex  wieder,  wo  noch  der  Zusatz  gemacht  ist  „scilicet 
a  quinta  decima  die  mensis  octobris  usque  ad  quintam  decimam  dicti  mensis 
aprilis  sie  fortiter  quod  homo  potent  ire  cum  carribus  belluarum  et  hoc 
sequitur  ratione  frigoris  tramontani^^ 

**)  Facsimile  und  Erläuterung  von  De  Luca,  Carte  nautiche  del  medio 
evo,  in  den  „Atti  deir  Accademia  Pontaniana  von  Neapel''  1866;  auchMn 
Separatausgabe  erschienen. 


über  italienische  Seekarten  nnd  Kartographen  des  Mittelalters.        17 

grosse  Insel  gotha.  Die  deutsche  Ostseeknste  reicht  nur  bis  in 
den  Meridian  von  Bornholm,  wo  ihr  eine  kleine  Insel,  wohl  Rügen, 
vorgelagert  ist.  Die  inselreiche  Küste  des  südlichen  Norwegen 
hat  wesentlich  westliche  Richtung,  stovarge  (Stavanger)  ist  der 
einzige  Ort  derselben.  Sehr  eigentümlich  ist  dann  ein  grosser 
Archipel  im  NW.  von  Irland,  der  aus  zwei  grossen  und  mehreren 
dazwischen  liegenden  kleinen  Inseln  besteht.  Die  nordostlichste 
ist  nur  in  ihren  südlichen  Umrissen  dargestellt  und  als  estilanda 
(Shetland)  bezeichnet,  die  südwestliche  heisst  Aaland,  eine  Bucht 
trägt  den  Namen  cenefise.  Von  den  kleineren  Inseln  heisst  eine  ille 
parland,  eine  andere  ille  nevine.  Es  erinnert  dies  etwas  an  die  ka- 
talanische Weltkarte,  wozu  die  im  Genueser  Codex  wiederkehrende 
Legende  „in  ista  insula  quae  vocatur  stilandra  sunt  homines  qui 
habent  linguam  illorum  de  nomergia  (soll  norvegia  heissen)  et 
sant  christiani"  eine  weitere  Erklärung  giebt.  Der  Archipel  der 
Orkaden  findet  sich  auf  der  katalanischen  Weltkarte  wie  auf  der 
Karte  des  Bartolomeo  Pareto  von  1455,  welche  vor  kurzem  in 
Rom  wiedergefunden  worden  ist,  als  Insel  Archania,  mit  der  auf 
diesen  beiden  Karten  wie  im  Genueser  Codex  gleichlautenden  Le- 
gende: Ista  insula  vocatur  Archania,  in  qua  continue  per  sex 
menses  anni  dies  et  nox  est  clara  et  per  altros  sex  menses  dies 
et  nox  est  obscura  et  non  clara.  Man  schrieb  also  diesem  Archipel, 
den  man  zwischen  England  und  Norwegen  verlegte,  polare  Ver- 
hältnisse zu.  Eine  eingehendere  Kenntnis  Englands  und  Südwest- 
Deutschlands,  nicht  aber  der  Ostseegebiete,  bezeichnen  die  Karten 
des  Venetianers  Giraldi,  namentlich  die  beiden  in  Mailand  aufbe- 
wahrten, deren  eine  von  1443  ist.  Trotzdem  aber  in  dieser  Zeit 
Skandinavien  den  Italienern  zum  ersten  male  etwas  näher  getreten 
ist  durch  die  in  zahlreichen  Kopieen  verbreiteten  Reisen  des  Ve- 
netianers Pietro  Querini*),  welcher  1431  auf  einer  Handelsfahrt 
nach  Flandern  vom  Sturm  verschlagen  an  der  Küste  Norwegens, 
wohl  schon  jenseits  des  Polarkreises,  Schififbruch  litt  und  die  ganze 
Halbinel  durchwanderte,  so  finden  wir  doch  in  den  Karten  dieser 
Zeit,  ausser  bei  Fra  Mauro,  kaum  Spuren  dieser  besseren  Kenntnis. 
Auf  der  elliptischen  Weltkarte  von  1447  erscheint  die  Ostsee  wie  auf 
den  früheren  Karten  als  ein  von  Westen  nach  Osten  gestrecktes  Becken, 
an  dessen  Südseite  nur  die  Stadt  Danzig  eingetragen  ist.  Skandi- 
navien, von  dem  wir  auf  den  Kompasskarten  höchstens  die  über  den 
Kartenrand  ragenden  südlichsten  Teile  dargestellt  finden,  erscheint 
hier  in  der  Gestalt  zweier  von  Ost  nach  West  gestreckten,  in  unge- 
wissen Umrissen  dargestellten  Halbinseln,  die  im  Süden  von  der 
Ostsee  begrenzt  werden.     Da  wo  sie  sich  an  den  Rumpf  Europa's 


*)  Bei  Ramusio,  Navigazioni  e  viagg^.     T.  II. 
ZeitMhr.  d.  GeselUeli.  f.  Erdk.    Bd.  XYII. 


18  Theobald  Fischer: 

anschliessen,  ist  ein  weisser  Bär  als  Charaktertier  eingetragen.  Der 
ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts,  vielleicht  nahe  an  1450  her- 
anreichend, gehört  eine  "Weltkarte  in  katalanischer  Sprache  auf 
der  Nationalbibliothek  zu  Florenz  an,  welche,  obwohl  mancherlei 
Beziehungen  zu  der  katalanischen  Weltkarte  hervortreten,  doch 
viel  Eigentümliches  hat.  Die  Elbe  und  Jütland  stimmen  mit 
dieser  so  ziemlich  überein;  an  der  in  allgemein  gehaltenen 
Umrissen  von  West  nach  Ost  gestreckten  Ostsee  erscheinen  aber 
viele  neue  Namen:  foraia,  camp  (Kloster  campus  solis?),-  la- 
ternio,  rogostoc,  vor  stetin  liegt  die  Insel  rudam  (Rüden),  dann 
alech  (Heia),  der  lacus  halec  ist  aber  richtiger  als  runde  Meeres- 
bucht dargestellt.  Godansc  liegt  zwischen  zwei  einmündenden 
Flüssen  (Oder  und  Weichsel),  deren  Quellen  auf  dem  Böhmen  um- 
gebenden Gebirge  liegen.  Auf  dieser  Karte  erscheint  auch  zuerst 
auf  einer  Insel  der  Ostsee  auf  einem  Berge  die  Stadt  visbi.  öst- 
lich von  Danzig  folgt  neria,  coconia,  castellum  paganorum  (Königs- 
berg?), dann  castellum  lisamia  (Samland?),  dann  reucha  (Riga). 
Skandinavien  ist  besser  dargestellt  als  auf  der  katalanischen,  wie 
auf  der  Weltkarte  von  1447.  An  der  Südspitze  von  Schweden  liegt 
eine  Feste  cronloeg  (Kronborg  auf  Seeland?)  und  in  der  Nähe 
lunde,  dann  an  der  Ostsee  entlang  lanides,  rogostoch,  omeraus,  osisia, 
dann  eine  Bucht  lacus  stocoll  (Mälar-See),  dann  der  Name  stocoll  und 
eine  als  sudeci  princeps  bezeichnete  Stadt,  dann  die  Namen  asillans 
und  canodescn,  für  die  ich  bisher  noch  keine  Erklärung  gefunden 
habe.  Der  GhristianiaiQord  mit  einem  einmündenden  Flusse  ist 
deutlich  erkennbar,  ein  Quellarm  des  letzteren  kommt  von  einem 
Gebirge  im  Norden,  ein  anderer  aus  einem  weiter  ostlich  ge- 
legenen See,  an  welchem  die  Stadt  scarsa,  das  im  Mittelalter  als 
Bischofssitz  bedeutende  Skara  südöstlich  vom  Wenern-See,  liegt.  • 
Ausserdem  sind  auf  der  skandinavischen  Halbinsel  zwei  auf  Rentieren 
reitende  Männer  mit  Falken  in  der  Hand  dargestellt,  was  eine 
Legende  näher  erklärt:  provinsia  de  staquia(sicl  scania?)  e  de  gotia 
hon  hagens  menys  decoll  que  lo  cap  fate  ants  spalles  e  son  grans 
casadors  e  casen  ab  grifans  e  cavallquen  ab  servos.  Diese  Le- 
gende lautet  im  Genuesischen  Codex:  Item  est  provincia  de  stachia 
et  de  gotia  in  qua  sunt  gentes  absque  collo  ita  quod  caput  eorum 
est  cum  humeris  junctum.  Sunt  magni  venatores  et  equitant  cervos 
venanturque  cum  giliferchis.  Auf  dieser  Karte  ist  aber  auch  be- 
reits die  grösste  Vollkommenheit  erreicht,  welcher  die  italienische 
Kartographie  in  Bezug  auf  die  Darstellung  der  Länder  um  das 
germanische  Mittelmeer  bis  zu  der  Zeit  fähig  war,  wo  sich  der 
Einfluss  der  deutschen  Geographen  geltend  machte.  Gegenüber  dieser 
Karte  bezeichnet  auch  in  der  Darstellung  des  germanischen  Nordens 
die  Weltkarte  des  Fra  Mauro  von   1469  nur  teilweise  einen  wohl 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        19 

wesentlich   auf  umfassenderen  Quellenstudien   und  reiferer   Kritik 
beruhenden  Fortschritt*).     Bei  Fra  Mauro  erscheint  Skandinavien 
als   gewaltige  von  NO.  —  SW.    gestreckte   Halbinsel,    welche   auf 
allen   Seiten    von    grossen    Inseln    umgeben    ist.     An  der   Nord- 
westseite steht  folgende  wertvolle  kritische  Legende:  lo  non  credo 
a  derogar  a  tolomeo  se  io  non  seguito  la  sua  cosmographia  perche 
se    havesse   voluto   observar   i   suoi   meridiani  ouer  paralleli   ouer 
gradi  era  necessario  quanto  a  la  demostration  de  le  parte  note  de 
questa   circumferentia  lassar   molte    provincie    de    le  quäl  tolomeo 
non  ne  fa  mention   ma   per  tuto  maxime  in  latitudine  come  e  tra 
ostro   e  tramontana  dice   terra  incognita   e   questo   perche   al   suo 
tempo  non  li  era  nota.     Die  Ostsee  erscheint  als  von  WSW.  nach 
ONO.    gestrecktes,    sich    schlauchartig    erweiterndes    Becken,    vor 
dessen  verengter  Mündung  die  südnördlich  gestreckte  Insel  Däne- 
mark (Dacia)  liegt,   im    mittleren   Teile  Isola  islandia    (Seeland?) 
genannt.     Auf  dem  Festlande   liegt  Dänemark   frixa  (Friesland?) 
gegenüber,  und  im  Norden  endigt  es  mit  der  grossen  Stadt  Crocho. 
Dazu  die  Legende :  dacia  e  parte  i  isola  et  intei  (soll  wohl  heissen : 
dacia   e    parte    in   isola   et  in   parte . .  .)    e   ferma   e   confina   cum 
alemagna  bassa.     Auf  der  Ostsee  findet  sich  folgende  interessante 
Legende:    Questo   mar  prusia   e   quasi   dolce    per   fino   a  la   boca 
e  questo    per   le   tante   fiumere  che  li  entra  da  ogni  parte.     Und 
weiter   nördlich   steht   (wohl   auf  den    Bottnischen   Golf   bezogen): 
Per   questo   mar   non   se    navega    cum    carta   ni   bossola   ma   cum 
scandaio    e  qui  per  tutto   sono  mole  (molte)  isole   habitade  (sicl). 
An  dem  als  liflant  bezeichneten  Küstengebiet  der  nordlichen  Ostsee 
steht:  Questo  colfo  ei  quäl  tolomeo  ha  puisor  (sie!)  nomi  e  fi  dito 
lubech  prusico    sarmatico   germanico  e  perche  questo  ultimo  nome 
e  piu  chiaro  percio  ho  notado  golfo  germanico.    Dem  entsprechend 
bezeichnet  er  die  Ostsee  als  Sinus  Germanicus.     Vor  Livland  liegt 
eine   grosse  Insel,  offenbar  Oesel;    Riga   und   Reval   liegen   beide 
dicht  bei  einander  am  Riga' sehen  Meerbusen,  und  zwar  steht  dabei: 
Questo  e  el  porto  de  russia.     Westlich  daran  liegt  aber  noch  eine 
andere    Stadt.     Schwer    verständlich   ist   aber   die  Darstellung   der 
südöstlichen  Ostseegestade.    Südwärts  von  Riga  mündet  der  flumen 
venedici   (ein    Name,    der   wohl   aus   der   Bezeichnung   der    Ostsee 
als    sinus    veneticus   zu    erklären   ist)   und    noch    weiter   südwärts 
dringt   eine   grosse    Bucht   ein,    in   welche    ein    Fluss    mündet,   an 
welchem  eine  Stadt  Drap  liegt.     An  der  verengten  Mündung  der 


*)  Aufbewahrt  im  Dogenpalast  zu  Venedig,  photographisch  reproduciert 
von  Ongania,  welcher  so  überaus  strebsame  sich  in  dieser  Hinsicht  um  sein 
Vaterland  verdient  machende  Verleger  jetzt  sogar  die  Herausgabe  eines 
chromolithographischen  Fascimiles  dieses  geographischen  Juwels  in  Original- 
grösse  in  Angriff  genommen  hat. 


20  Theobald  Fischer: 

Bucht  steht  der  Name  viosel  (Weichsel?)  und  eine  Stadt  dabei 
wird  bezeichnet  als  p.  (portus?)  chumla  (Kulm?).  Eine  Land- 
schaft in  der  Nähe  heisst  provincia  Samariani,  dabei  die  Legende: 
Questi  samariani  sono  homini  di  mala  condition.  Ob  sich  dies  auf 
Samland  oder  Samaiten  bezieht,  durfte  schwer  zu  entscheiden  sein. 
Weiter  nach  Westen  gegen  Danzech  hin  liegt  die  Stadt  nerenge 
(Nehrung?).  Sehr  interessant  ist  die  auf  Norwegen  eingetragene 
Legende:  In  questa  provincia  de  norvegia  scorse  misier  piero 
querini  come  e  noto.  In  dem  Atlas  des  Battista  Agnese,  des 
namhaftesten  venetianischen  Kartographen  des  16.  Jahrhunderts, 
von  1552  finden  wir  bereits  Grossbritannien  und  Irland,  sowie  den 
Ostsee-Ländern,  Skandinavien  und  dem  westlich  daran  gelegenen 
Meere  bis  Island  und  Grönland  besondere,  ausserordentlich  inhalts- 
reiche Blätter  gewidmet,  und  erscheint  die  Ostsee  in  der  Wahrheit 
sehr  nahe  kommenden  Verhältnissen. 


III. 

Alter  der  Kompasskarten. 

Wir  haben  schon  im  vorhergehenden  wiederholt  darauf  hin- 
gewiesen, dass  Kompasskarten  nicht,  wie  man  bisher  gewöhnlich 
annahm,  erst  um  das  Jahr  1300  gezeichnet  worden  sind,  sondern 
dass  ihre  ersten  Anfänge  viel  weiter  zurückreichen  müssen.  Es 
lohnt  nun  etwas  näher  auf  diese  Frage  einzugehen  und  dabei  die 
Reihenfolge  der  ältesten  uns  erhaltenen  derartigen  Karten  fest- 
zustellen. Vor  allen  Dingen  scheint  es  mir  nötig,  schon  hier 
hervorzuheben,  dass  es  schon,  bevor  man  den  Kompass  kannte, 
zur  See  verwendete  Karten  gegeben  haben  muss,  dass  die 
italienischen  Kapitäne  bald  nach  dem  Jahre  1000  solche  zu  ent- 
werfen gesucht  haben,  so  dass  dann  mit  Hilfe  des  Kompass  eine 
ungewöhnlich  rasche  Verbesserung  derselben  möglich  war.  Dass 
die  Griechen  oder  die  Römer  etwas  den  Seekarten  ähnliches,  nur 
für  den  Gebrauch  von  Seeleuten  bestimmtes,  etwa  itinera  maritima 
neben  ihren  Periplen  gehabt  hätten,  scheint  unwahrscheinlich. 
Wohl  aber  mögen  die  italienischen  Piloten,  welche  die  Kreuz- 
fahrer nach  dem  heiligen  Lande  übersetzten,  schon  im  11.  und  12. 
Jahrhundert  Seekarten  besessen  haben.  Dass  vor  den  Italienern 
aber  die  Araber  Seekarten  besessen  oder  gar  den  Kompass  Jahr- 
hunderte hindurch*)  schon  gekannt  und  jene  von  ihnen  gelernt 
hätten,  dafür  habe  ich  bisher  keinen  genügenden  Anhalt  gefunden; 
alle  Kompasskarten  in  arabischer  Sprache  lassen  sich  vielmehr 
als    Entlehnungen    von   den   Italienern   erweisen.      Wir    sehen    ja 


*)  Vgl.  ▼.  Bichthofen,  China.     I.     S.  <35. 


Über  italienische  Seekarten  nnd  Kartographen  des  Mittelalters.       21 

aach,  dass  die  Italiener  den  Arabern  im  Seewesen  sehr  früh 
aberlegen  sind  und  dass  der  gewinnbringende  Handel  mit  den  von 
ihnen  beherrschten  Ländern  ganz  in  ihre  Hände  fällt.  Mit  Recht 
hat  schon  Fesch el*)  als  einen  Haaptbeweis,  dass  die  Araber  sich 
des  Kompasses  nicht  bedient  haben,  den  Umstand  hervorgehoben, 
dass  die  Darstellung  der  von  ihnen  befahrenen  Meere  auf  den 
Weltkarten  des  Mittelalters  in  auffälligem  Gegensatz  zu  den  von 
den  Mittelmeervölkern  befahrenen  steht.  Hätten  sie  den  Eompass 
gehabt,  so  wurden  sie  wohl  auch  bessere  Karten  herzustellen  ver- 
mocht haben,  die  dann  den  Italienern  als  Vorlagen  hätten  dienen 
können.  Eher  Hesse  sich  eine  Beeinflussung  von  Seiten  der  By- 
zantiner denken,  welche  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters  bei 
der  allgemein  eingerissenen  Barbarei  allein  die  Bewahrer  der 
Errungenschaften  des  Altertums  waren,  nur  die  Bewahrer,  wohl 
kaum  die  Weiterbildner,  wenigstens  nicht  in  geographischer  und 
nautischer  Hinsicht,  denn  wir  sehen  die  Italiener,  von  denen  die 
Venetianer  schon  seit  dem  8.  Jahrhundert,  wenig  später  auch 
Amalfiy  lebhaften  Seehandel  mit  Byzanz  trieben,  seit  dem  Jahre 
1000  ungefähr  ihnen  in  dieser  Hinsicht  überlegen,  und  sehr  bald  ist 
der  gesamte  Seehandel  des  Byzantinischen  Reiches  in  ihren  Händen. 
Ganz  ähnlich  wie  jetzt  die  türkische  Flagge  neben  fremden,  na- 
mentlich der  griechischen,  am  Bosporus  völlig  verschwindet,  ver- 
schwand die  byzantinische  neben  der  italienischen.  Wir  wissen 
freilich  nur  sehr  wenig  von  den  geographischen  Kenntnissen  und 
dem  Seewesen  der  Byzantiner,  aber  es  ist  anzunehmen,  dass  sie 
auch  in  dieser  Hinsicht  unfruchtbar  gewesen  sind.  Allerdings  hat 
neuerdings  ein  gründlicher  Kenner  des  mittelalterlichen  Seewesens, 
Admiral  Fincati,  eine  Beeinflussung  der  Italiener  von  Byzanz  aus 
nachzuweisen  gesucht**).  Er  hebt  namentlich  hervor,  dass  viele 
Seeausdrücke  des  Mittelmeeres  als  griechisch  -  byzantinischen  Ur- 
sprungs erkennbar  sind,  dass  der  Name  für  das  unvollkommene 
Instrument,  durch  welches  sich  die  italienischen  Seeleute  im  frühen 
Mittelalter  zu  orientieren  suchten,  ranetta  oder  calamita  (beide 
gleichbedeutend  gebraucht)  vom  griechischen  xaXaiiitfjg  kommt, 
von  seiner  Ähnlichkeit  mit  einem  im  Rohr  schwimmenden  Frosche, 
denn  es  bestand  aus  einer  metallischen  Spitze,  die  an  einem  oder 
zwei  Rohrstückchen  befestigt  war.  Fincati  ist  nun  der  Ansicht,  dass 
das  Instrument  aus  Asien,  sei  es  zu  Lande,  sei  es  zur  See  über  Ale- 
xandria zuerst  nach  Byzanz  gekommen  sei.  Gewichtiger  wäre,  wenn 
sich  wirklich  auch  der  Name  des  Martelogio  (von  i^fiiga  und  Xoyog) 


*)  Andrea  Bianco  e  le  carte  nautiche  del  medio  evo.     Yenezia  1871. 

p.  13. 

**)  Biyista  marittima.     April  1878.     p.  6fif. 


22  Theobald  Fischer: 

als  griechischen  Ursprungs  erweisen  Hesse*).  Doch  Hesse  sich  anch 
dann  dieser  Name  aus  der  früheren  Entwicklung  des  Seewesens  in 
Unter-Italien  und  SiciHen,  wo  ja  das  Griechische  in  Folge  der 
dauernden  Verbindung  mit  Byzanz  den  grossten  Teil  des  Mittel- 
alters hindurch  lebendig  blieb,  erklären,  wie  schon  Breusing**) 
darauf  aufmerksam  gemacht  hat,  dass  der  Name  Greco  für  NO 
nur  im  südlichen  Italien  aufgekommen  sein  kann.  Doch  mochte 
ich  dies  nicht  auf  alle  Namen  der  Winde  ausdehnen,  denn  Tra- 
montana  weist  entschieden  auf  Nord-Italien  hin.  Ohne  auf  den 
alten  Streit,  ob  die  polare  Richtkraft  der  Magnetnadel  selbständig 
im  Abendlande  entdeckt  oder  die  Kenntnis  derselben  von  den 
Chinesen  überkommen  ist,  hier  einzugehen^  will  ich  nur  hervor- 
heben, dass  jedenfalls  diese  Kenntnis  vor  Schluss  des  12.  Jahr- 
hunderts schon  in  Nordwest-Europa  allgemein  verbreitet  war,  was 
uns  zu  dem  Schlüsse  zwingt,  dass  sie  in  Süd-Europa,  speciell  in 
Süd-Italien  noch  früher  verbreitet  gewesen  sein  muss.  Die  Erfindung 
des  Schififskompasses  müssen  wir  mit  Breusing  unbedingt  als  eine  ur- 
sprünglich europäische  bezeichnen  und  als  das  Verdienst  des  Süd- 
Italieners  Flavio  Gioia,  die  Windrose  an  der  Nadel  selbst  befestigt 
zu  haben.  Massen  wir  somit  Süd-Italien  unbedingt  grossen  Einfluss 
auf  Entwicklung  des  italienischen  Seewesens  zuschreiben,  so  bleibt 
doch  auffaUend,  dass  Amalfi  auf  den  Kompasskarten,  die  doch  viel 
Veraltetes  fortführten,  nie  eine  besondere  Rolle  spielt. 

Müssen  wir  somit  die  Kenntnis  der  polaren  Richtkraft  der  Mag- 
netnadel in  Italien  bis  gegen  die  Mitte  des  12.  Jahrh.  hinaufrücken, 
so  war  natürlich  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  auch  ohne  die- 
selbe Karten  für  Schiffahrtszwecke  anzufertigen.  Die  vier  Hauptwinde 
waren  den  Seefahrern  des  Mittelmeres  schon  seit  den  ältesten  Zeiten 
bekannt  und  mögen  mit  ihren  Hauptunterabteilungen,  deren  man  zu 
Aristoteles'  Zeit  8,  später  schon  12  unterschied,  beim  Entwurf  solcher 
Plattkarten  gedient  haben,  was  freilich  den  Kompass  nicht  zu  er- 
setzen vermochte.  Die  Entfernungen  konnte  man  aber  auch  vor 
Anwendung  desselben  ebenso  scharf  schätzen.  Die  ersten  Versuche, 
die  Küsten  des  ganzen  Mittelmeeres  darzustellen,  setzen  aber 
unbedingt  das  Vorhandensein  zahlreicher  Einzelaufnahmen,  zahl- 
reicher Einzelkarten  voraus.  Bisher  fehlte  uns  aber  jeder  Anhalt 
dafür,  dass  solche  Einzelkarten  wirklich  vorhanden  gewesen  sind, 
namentlich  zeigt  uns  die  älteste  Kompasskarte  schon  ein  ziemlich 
vollkommenes  Bild  des  Mittelmeeres,  und  uns  erhaltene  Kompass- 


*)  Eine  ganz  andere  Erklärung    giebt  jedoch   Günther  (von   martello 
Hammer)  in  der  Deutschen  Rundschau  für  Geogr.  und  Statistik.    IL    S.  17; 
eine  noch  andere  von  Breusing,  vom  nordfranzösischen  matelot,  gelangt  eben 
noch  zu  meiner  Kenntnis.     Zeitschr.  f.  Wissenschaft!.  Geogr.     IL     S.  130. 
**)  Zeitschr.  der  Ges.  f.  Erdk.  1869  S.  42. 


«• 

Über  italienische  Seekarten  and  Kartographen  des  Mittelalters.       23 

karten,  welche  nur  Teile  desselben  darstellen,  sind  wohl  ausnahmslos 
als  Blätter  von  Atlanten  anzusehen,  geboren  auch  bis  auf  eine, 
vielleicht  zwei  Ausnahmen,  nicht  der  älteren  Zeit  an.  Nun  ist  es 
neuerdings  dem  Scharfsinne  des  Nestors  der  italienischen  Orien- 
talisten, des  als  Vaterlandsfreund  wie  als  Gelehrter  gleich  ehr- 
würdigen Michele  Amari,  gelungen,  eine  solche  Einzelkarte  italie- 
nischen Ursprungs,  und  zwar  von  Sardinien,  nachzuweisen,  die 
den  Geographen  von  Palermo,  welche  die  sogenannte  Edrisische 
Weltkarte  entwarfen,  vorlag*).  Amari  schliesst  dies  daraus,  dass 
auf  dieser  Karte  auf  die  Nordseite  der  Insel  am  Eingange  der 
Meerenge  von  San  Bonifazio  eine  Stadt  Cagliari,  eine  andere 
Fausania  an  der  Stelle  von  Terranova  an  das  Sudende  der  Insel 
verlegt  wird:  eine  Vertauschung  der  Himmelsgegenden,  welche  nur 
hervorgegangen  sein  kann  aus  der  Verwendung  einer  Specialkarte, 
die  in  unserer  Weise  orientiert  war,  bei  Herstellung  einer  in 
arabischer  Weise  .mit  dem  Süden  oben  orientierten  Generalkarte. 
Es  war  also  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  eine  Specialkarte 
(wir  dürfen  wohl  vermuten  eine  Küstenkarte)  von  Sardinien  vor- 
handen, als  deren  Verfertiger  wir  gewiss  nur  Genueser  oder  Pi- 
saner anzusehen  haben,  welche  damals  den  Handel  mit  Sardinien 
und  Corsica  in  der  Hand  hatten.  Aber  Amari  fördert  durch  seine 
Untersuchungen  über  Edrisi  noch  weitere  für  unsere  Zwecke 
v^richtige  Ergebnisse  zu  Tage.  Er  schliesst  aus  der  Beschreibung 
des  westlichen  Mittelmeerbeckens,  dass  den  Palermitaner  Geographen 
—  wir  erinnern  daran,  dass  damals  Palermo  einer  der  wenigen 
Punkte  war,  in  welchem  sich  christlich-abendländisches  und  muha- 
medanisch- morgenländisches  Wissen  berührten  und  mischten  — 
gute  Küstenkarten  dieses  Meeres  vorlagen.  Die  absolute  wie  die 
relative  Lage  der  Inseln,  die  Beschaffenheit  der  Häfen  und  die 
Vorteile,  welche  jeder  einzelne  den  Seefahrern  darbietet,  sind  so 
richtig  dargestellt,  dass  man  unmöglich  annehmen  kann,  diese 
Kenntnis  stamme  aus  alten  griechischen  oder  arabischen  Karten. 
Überdies  treten  in  der  Beschreibung  die  Namen  libeccio  und  scilocco 
auf,  ersterer  ist  lateinisch,  letzterer  arabisch,  aber  noch  nicht  der 
Form  und  Bedeutung  nach  verändert,  aus  sciark  in  scilük,  aus 
Ost  in  Südost.  Dieser  Teil  der  Beschreibung  beruht  also  auf 
italienischem  Material,  das  nicht  über  das  9.  oder  10.  Jahrhundert 
zurückreicht,  d.  h.  die  Zeit,  in  welcher  durch  die  Herrschaft  der 
Araber  in  Sicilien  und  den  lebhaften  Verkehr  derselben  in  den 
festländischen  Häfen  die  Bezeichnung  scirocco  oder  scilocco  in  das 
Italienische  eindrang.  Andererseits  lagen  aber  nach  Amari's  An- 
sicht  den  Palermitaner    Geographen    auch    arabische    Karten    oder 


*)  Bulletino  della  soc.  geogr.  italiana.     187^.     p.  9fif. 


24  Theobald  Fischer: 

Beschreibungen  (ich  nehme  an  nur  letztere)  von  den  Knsten  Italiens 
vor,  da  sie  nur  aus  solchen  gewisse  Namen  und  Namensformen  ent- 
nehmen konnten,  die  im  Texte  vorkommen.  Jedenfalls  gelangen 
wir  zu  dem  Ergebnisse,  dass  es  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
schon  italienische  Karten  für  Schiffahrtszwecke  und  namentlich  Special- 
karten gab,  ohne  entscheiden  zu  wollen,  dass  dieselben  bereits  mit  Hilfe 
der  Magnetnadel,  sei  es  auch  in  noch  so  unvollkommener  Weise,  her- 
gestellt worden  seien.  Unmöglich  darf  uns  dies  jedoch  nicht  mehr 
erscheinen.  Bis  in  diese  Zeit  also  sind  die  Materialien,  aus 
welchen  sich  die  Kompasskarten  entwickelten,  sicher  nachweisbar, 
die  beginnende  Ansammlung  derselben  reicht  aber  noch  weiter 
zurück.  Die  beginnende  Anwendung  der  noch  wenig  brauchbaren 
Magnetnadel  verbesserte  und  vermehrte  somit  nur  bereits  vor- 
handenes Kartenmaterial;  es  findet  eine  natürliche,  langsame  Ent- 
wickelung  statt,  und  die  Vollendung,  in  welcher  die  ältesten  uns 
erhaltenen  Kompasskarten  sofort  auftreten,  kann  uns  unter  Hinweis 
auf  die  früheren  Ausführungen  nicht  mehr  in  Verwunderung  setzen. 
Mit  Recht  hat  schon  Ferdinand  von  Richthofen*),  der  sich  auch 
auf  diesem  ihm  scheinbar  fernliegenden  Gebiete  als  zuständiger 
Beurteiler  erweist,  es  ausgesprochen,  dass  sich  ein  solcher  Fort- 
schritt nicht  in  wenigen,  etwa  zwei  Jahrzehnten,  wie  mannigfach 
angenommen  worden  ist,  vollzogen  haben  kann.  Selbst  die  von 
uns  angenommene  Aufnahme  der  Küsten  mit  staatlichen  Mitteln 
vermochte  keine  solche  Beschleunigung  herbeizuführen. 

.  Wir  hatten  schon  oben  bei  unsern  Untersuchungen  über  den 
Beginn  des  direkten  Handels  der  Italiener  nach  Flandern  darauf 
hingewiesen,  dass  die  älteste  uns  erhaltene  Kompasskarte,  die 
sog.  Fisanische,  welche  wir  als  ein  Denkmal  der  ersten  Flandern- 
fahrten bezeichneten,  bald  nach  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts 
entstanden  sein  müsse,  dass  sie  aber  in  der  Technik  einen  schon 
entwickelten  Standpunkt  erkennen  lässt,  trotz  einzelner  späteren 
Karten  gegenüber  hervortretenden  Unvollkommenheiten,  und  dass 
namentlich  die  Küsten  des  Mittelmeeres  schon  in  ausserordentlicher 
Naturwahrheit  dargestellt  sind.  Wir  müssen  also  aus  dieser  Karte 
schliessen,  dass  Einzelaufnahmen  mit  Hilfe  der  Magnetnadel,  aus 
denen  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  eine  solche 
Karte  geschafifen  werden  konnte,  schon  in  der  ersten  vorhanden 
sein  mussten.  Gewiss  ist  daher  schon  Ramusio  der  Wahrheit 
sehr  nahe  gekommen,  wenn  er  das  Vorhandensein  von  Kompass- 
karten schon  um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  annimmt.  Einen 
weiteren  Beleg  für  diese  Behauptung  gewährt  uns  eine  die  Be- 
stimmung der  Entstehungszeit  nicht  datierter  Kompasskarten  sehr 


*)  China.     Bd.  L     S.  635. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       25 

erschwerende  Eigentümlichkeit.  Wir  finden  nämlich  fast  auf  allen 
genau  datierten  Karten  die  Zeichen,  welche  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  unser  politisches  Kolorit  ersetzen:  Wappen,  Flaggen  u.  dergl., 
noch  beibehalten,  auch  wenn  die  Herrschaft  des  betrefifenden  Staates 
an  dem  betreffenden  Punkte  längst  aufgehört  hatte.  Man  kann 
also  z.  6.  daraus,  dass  auf  einer  Karte  Rhodos  mit  dem  Johanniter- 
kreuz  bezeichnet  ist,  durchaus  nicht  schliessen,  dass  dieselbe  zu 
einer  Zeit  entworfen  sei,  wo  die  Johanniter  noch  dort  herrschten; 
oder,  wenn  wir  Malta  noch  nicht  mit  dem  Johanniterkreuz  bezeichnet 
finden,  dass  die  Karte  notwendig  vor  1530  entworfen  sei.  Aus 
dem  Fehlen  neuer  Entdeckungen  auf  einer  Karte  kann  man  nur 
schliessen,  dass  dieselbe  kurz  vor  oder  wenige  Jahrzehnte  nach 
denselben  entworfen  worden  ist.  Die  Kartographen  pflegten  meist 
mit  solchen  Eintragungen  sehr  nachzuhinken.  Andrerseits  kopierten 
selbst  die  besten  Kartographen,  gewiss  oft  wider  eigenes  besseres 
Wissen,  was  sie  auf  ihren  Vorlagen  fanden.  Nur  wenige  wagten 
Veraltetes  wegzulassen  und  zu  auffällige  Fehler  zu  verbessern. 
Wir  finden  so  z.  B.  bei  dem  messinesischen  Kartographen  Martinez 
zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  noch  die  genuesische  Flagge  über 
Galata,  und  bei  dem  berühmten  portugiesischen  Kartographen 
Diego  Homen,  von  welchem  nicht  weniger  als  vier  Karten  in  Italien 
aufbewahrt  werden  (eine  von  1558  in  Venedig  im  Arsenal,  eine 
andere  von  1560  in  der  Marciana,  eine  dritte  von  1561  in  Parma 
und  eine  vierte  von  1569  in  Rom),  existiert  1561  das  byzantinische 
Reich  noch.  Solche  Zeichen  wie  die  erwähnten  erlauben  kaum 
das  Jahrhundert  der  Abfassung  zu  bestimmen.  Zur  Altersbestimmung 
muss  die  Paläographie  und  ein  eingehendes  Studium  der  Karten, 
namentlich  einzelner  Gegenden  dienen.  Von  diesen  Gesichts- 
punkten aus  ist  es  zu  beurteilen,  wenn  wir  auf  der  Karte  der 
Pizigani  von  1367  über  Konstantinopel  eine  vergoldete  Krone  mit 
zwei  an  einem  Stock  vereinigten  Flaggen  finden,  deren  eine  fünf 
Kreuze,  die  andere  den  geflügelten  Löwen  von  San  Marco  trägt, 
womit  also  die  Herrschaft  der  Kreuzfahrer  und  der  Venezianer 
über  Konstantinopel  seit  1204  bezeichnet  werden  soll.  Es  wird 
dadurch  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Pizigani,  welche  nachweisbar 
nur  geschickte  Zeichner,  nicht  wissenschaftliche  Kartographen  waren, 
für  diese  Gegenden  eine  Vorlage  hatten,  welche  jene  Zeichen  ent- 
hielt und  somit  wahrscheinlich  bald  nach  1204,  sicher  aber  nicht 
nach  1261,  angefertigt  worden  sein  konnte.  Denn  dass  ein  vene- 
tianischer  Kartograph  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts, 
d.  h.  zu  einer  Zeit,  in  der  längst  die  Genueser  in  Konstantinopel 
allmächtig  waren,  diese  Zeichen  neu  angebracht  habe,  ist  nicht  gut 
anzunehmen.  Ähnlich  findet  sich  selbst  auf  dem  Atlas  des  Andrea 
Bianco   von  1436   die  Dynastie   der  Beni-Marin   noch   als  in  Fes 


26  Theobald  Fischer: 

regierend  angegeben,  während  dieselbe  doch  schon  1407  er- 
loschen war. 

Die  von  Simonin*)  ausgesprochene  Ansicht,  dass  man  in 
Italien  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  die 
Magnetnadel  zur  Aufnahme  von  Plänen  verwendet  habe,  scheint 
mir  durchaus  annehmbar.  Es  ist  mir  daher  auch  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  es  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahr- 
hunderts Kompasskarten  gab,  aus  denen  dann  in  der  zweiten 
schon  Generalkarten  des  Mittelmeeres  und  des  Schwarzen 
Meeres  angefertigt  werden  konnten,  welche,  wie  die  Pisaner, 
sich  nur  durch  gewisse  Mangel  von  denen  des  14.  Jahrhunderts 
unterscheiden.  Dieselben  enthalten  auch  bereits  die  ersten  fluch- 
tigen Darstellungen  der  Oceanküsten,  die  sich  bis  zu  Ende  des 
Jahrhunderts  zu  derselben  Vollkommenheit  erheben,  wie  die  des 
Mittelmeeres,  im  Norden  aber  nie  weiter  reichen  als  bis  Flandern, 
England  und  Südost-Irland,  im  Süden  sich  jedoch  mit  den  Ent- 
deckungen der  Portugiesen  im  15.  Jahrhundert  immer  weiter  aus- 
dehnen. Dazu  kommen  nun  im  14.,  wenn  nicht  schon  im  13.  Jahr- 
hundert die  Aufnahmen  der  Nord-  und  Westseite  des  Kaspischen 
Meeres  hinzu,  die  wir  auf  der  Piziganischen  und  der  kata- 
lanischen Weltkarte  zuerst  eingetragen  finden.  Es  führt  den 
Namen  Meer  von  Baku,  weil  dies  der  wichtigste  Handelsplatz  an 
demselben  war,  oder  auch  von  Sara,  nach  Sarai**),  der  erst  um 
die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  gegründeten,  kurzlebigen  Haupt- 
stadt der  goldenen  Horde  an  der  Achtuba,  einer  im  14.  Jahr- 
hundert blühenden  Handelsstadt  und  Hauptstation  auf  der  Was- 
serstrasse zwischen  dem  Asowschen  und  Kaspischen  Meere. 
Bei  Marco  Polo  heisst  das  Kaspische  Meer  See  von  Ghel 
oder  Gilan,  weil  aus  dieser  Landschaft  sehr  wichtige  Seiden- 
ausfuhr stattfand.  Marco  Polo  führt  auch  an,  dass  unlängst 
(d.  h.  vom  Jahre  1272  aus  gesprochen,  also  etwa  um  1250) 
genuesische  Kauflente  angefangen  hätten,  dieses  Meer  zu  be- 
fahren, indem  sie  die  Schiflfe  über  Land  (wohl  vom  Don  bis  zur 
Wolga)  transportierten. 

Es  erübrigt  nun  noch  einen  Augenblick  bei  der  Frage  zu 
verweilen,   wessen   Verdienst    die   Kunst  Kompasskarten    zu    ent- 


*)  Bull,   de  la  Soc.   de  g^ogr.  de   Paris.      1867.     ö^^e  S^r.     T.  XIV, 
p.    107. 

**)  Vgl-  Marco  Polo,  publ.  by  Yule,  Vol.  I  p.  5  und  54.  Meer  von  Sara 
nennt  es  auch  Sanudo,  dessen  Kenntnis  aber  noch  sehr  mangelhaffc  ist.  Wuttke 
(VI.  und  VII.  Jahresbericht  des  Vereins  für  Erdk.  in  Dresden.  Dresden  1870 
S.  19)  leitet  wunderbarer  Weise  diese  Namen  aus  dem  Indischen  her,  weil 
sich  in  uralten  Zeiten  indische  Händler  über  Samarkand  nach  dem  Kaspischen 
Heere  gezogen  hätten! 


über  italienische  Seekarten  nnd  Kartographen  des  Mittelalters.       27 

werfen  gewesen  ist*).  Wir  wiesen  schon  darauf  hin,  dass  unmöglich 
Araber  solche  zuerst  entworfen  haben  können,  wenn  auch  den  Palermi- 
taner  Geographen  wenigstens  arabische  Beschreibungen  der  Küsten 
Italiens  vorliegen  mochten.  Als  sicherere  Thatsache  stellte  sich  aber 
heraus,  dass  es  schon  um  1150  italienische  Karten  für  Schiffahrts- 
zwecke gab;  italienisch  sind  alle  Kompasskarten,  erst  die  katalanische 
Weltkarte  von  1375  hat  sicher  keinen  Italiener  zum  Urheber.  Aber 
auch  sie  beruht  wesentlich  auf  italienischen  Vorlagen.  Unzweifel- 
haft ist  durch  den  lebhaften  Verkehr,  in  welchem  die  Katalanen 
zu  den  Arabern  standen,  das  Wissen  derselben  bereichert  worden. 
Die  richtige  Darstellung  Vorder-Indiens  z.  B.  durfte  auf  arabische 
Quellen  zurückzuführen  sein;  ebenso  die  Legende  zu  Schiras,  in 
der  es  heisst,  dass  diese  Stadt  ehemals  Gracia  genannt  wurde  und 
dass  dort  die  Astronomie  durch  den  weisen  Ptolemaios  erfanden 
wurde.  Aber  ebensowenig  kann  bezweifelt  werden,  dass  die  Küsten 
des  Mittelmeeres  meist,  die  des  Atlantischen  Oceans,  des  Schwarzen 
und  Kaspischen  Meeres  sicher  ganz,  nach  italienischen  Vorlagen 
bearbeitet  wurden,  denn  andere  Nationen  besassen  wohl  kaum 
Originalkarten  derselben.  Auch  die  Namen  der  Winde  sind  die 
italienischen.  Wenn  Lelewel**)  aus  der  Übereinstimmung  der 
Legenden  der  katalanischen  Weltkarte  und  der  Piziganischen  auf 
gleiche  von  beiden  benutzte  Quellen  geschlossen  hat,  so  mochte 
ich  das  so  verstehen,  dass  diese  Quellen  nur  italienische  sein 
konnten,  und  dass  überhaupt  die  katalanische  Weltkarte  über- 
wiegend als  geistiges  Eigentum  der  Italiener  anzusehen  ist  ver- 
mehrt um  Arabisches,  aber  wenig  eigentümlich  Katalanisches.  Wir 
haben  die  Kompasskarten,  deren  Bedeutung  für  die  Entwickelung 
der  modernen  Kartographie  im  16.  Jahrhundert  namentlich  durch 
Mercator  mir  von  Peschel  durchaus  unterschätzt  zu  sein  scheint, 
anter  die  höchsten  Ruhmestitel  der  italienischen  Nation  zu  rechnen, 
unter  die  Denkmäler,  welche  am  unwiderleglichsten  von  der  ehe- 
maligen Bedeutung  derselben  als  seefahrende  Nation  zeugen.  Mit 
Kecht  konnte  daher  Graf  Pietro  Amat  di  S.  Filippo  die  Herausgabe 
eines  Atlas,  welcher  die  bedeutendsten  kartographischen  Denkmäler 
des  13.  bis  16.  Jahrhunderts  italienischen  Ursprungs   enthielte,  be- 


*)  Auf  die  Art  der  Herstellang  der  Eompasskarten,  ihr  Wesen,  Vor- 
züge, Mängel,  Benutznng  n.  s.  w.  näher  einzugehen  ist  hier  nicht  nötig.  Wir 
verweisen  auf  die  Arbeiten  von  Sophns  Rüge  „Über  Eompass  und  Kompass- 
karten'' Dresden  1868,  von  O.  Peschel  „Andrea  Bianco  e  le  carte  nautiche 
del  medio  evo"  Venezia  1871,  von  Ernst  Mayer  „Die  Entwickelung  der  See- 
karten bis  zur  Gegenwart"  Wien  1877  und  „Die  Hilfsmittel  der  Schiffahrts- 
konde  zur  Zeit  der  grossen  Länderentdeckungen"  in  den  Mittheil.  a.  d. 
Gebiete  d.  Seewesens  1879  No.  lY,  namentlich  aber  von  Breusing  „Zur  Gsch. 
der  Kartographie"  in  der  Z.  f.  wiss.  Geographie  II.  S.  129,  d'Avezac  u.  a. 
**)  Geographie  du  mojen  Äge.     T.  II.     p.  49flF. 


28  Theobald  Fischer: 

zeichnen  als:  ^an  nobile  ricordo  della  passata  nostra  grandezza, 
un  monumento,  che,  piü  eterno  del  bronzo,  starrebbe  a  perenne 
ricordanza  del  primato  marittimo  e  commerciale  dell'  Italia  nei  secoli 
che  han  preceduto  la  scoperta  del  Nuovo  Mondo  per  opera  del 
Ligare  immortale"*).  In  der  That  muss  ein  solcher  Atlas  auch 
neben  der  grossen  Sammlung  von  Jomard  dauernden  wissenschaft- 
lichen Wert  haben  und  mehr  als  irgend  ein  anderes  Werk  dazu 
beitragen,  dass  die  Wissenschaft  den  Italienern  ihr  Recht  werden 
lässt.  Denn  es  ist  eine  merkwürdige  Erscheinung,  dass  gerade 
auf  diesem  Gebiete  die  bedeutendsten  Forscher  sich  von  Vorein- 
genommenheit nicht  freizuhalten  vermocht  haben.  So  hatten  San- 
tarems  wertvolle  und  kostspielige  Yeröfifentlichungen  wesentlich  den 
Zweck,  die  Verdienste  der  Italiener  zu  Gunsten  der  Portugiesen 
herabzudrücken;  selbst  bei  Major  lassen  sich  ähnliche  Neigungen 
nicht  verkennen;  Lelewel  vermag  nicht,  es  über  sich  zu  bringen, 
den  Deutschen  gerecht  zu  werden,  und  es  ist  bekannt,  dass  Peschel 
geneigt  ist,  die  Verdienste  des  Columbus  weit  mehr  auf  Rechnung 
seines  Adoptivvaterlandes  als  auf  seinen  italienischen  Ursprung  zu 
setzen.  Wenn  aber  Eines  bei  den  Leistungen  des  Columbus  nicht 
in  Frage  gezogen  werden  kann,  so  ist  es  doch  sicher  der  Um- 
stand, dass  ihm  dieselben  nur  möglich  waren  dadurch,  dass  er  ein 
Italiener  war,  dass  er  in  Italien,  auf  dem  Mittelmeere,  seine  Ausbildung 
und  jenen  von  Generation  zu  Generation  vererbten  und  erstaunlich 
entwickelten  Scharfsinn  in  Lenkung  der  Schiffe,  jene  Vertrautheit 
mit  dem  Meere  erlangt  hatte,  welche  damals  nur  Italiener  be- 
sassen,  und  dass  sein  eigenes  Können  und  Wissen  durch  den 
italienischen  Kosmographen  Toscanelli,  von  Perestrello  und  andern 
zu  schweigen,  noch  befestigt  und  erweitert  wurde.  Wenn  er  selbst 
später  seinem  Namen  eine  spanische  Form  gab  und  als  Spanier 
gelten  wollte,  so  haben  wir  dies  Renegatentum  durchaus  mit  dem- 
selben Massstabe  zu  messen,  mit  welchem  wir  Deutsche  messen 
und  brandmarken,  die  wir  noch  heute  täglich  sich  zu  Franzosen, 
Engländern  oder  gar  zu  Tschechen  und  Magyaren  machen  sehen. 

IV. 

Älteste  Kompasskarten. 

In  welcher  Seestadt  Italiens  die  ersten  Kompasskarten  ent- 
worfen worden,  dürfte   nicht  zu  entscheiden  sein,  die  Wahrschein- 

*)  Bullettino  1879  S.  568.  Als  Amat  dies  schrieb,  hatte  der  venetia- 
nische  Verleger  Ong^ania,  dem  wir  schon  eine  Reproduktion  der  Karte  des 
Fra  Mauro,  des  Atlas  des  Andrea  Bianco,  erläutert  von  Oscar  Peschel,  des- 
jenigen des  Pietro  Visconte,  der  Weltkarte  des  Leardo  von  1452  und  andere 
Arbeiten  verdanken,  dem  Verfasser  gegenüber  die  Initiative  zur  Veröffent- 
lichung eines  solchen  Atlas  ergriffen. 


über  italienische  Seekarten  und  Earto^aphen  des  Mittelalters.       29 

lichkeit  spricht  für  Unter-Italien.  Die  ältesten  erhaltenen  sind  aber 
von  Gennesern,  wenn  auch  zum  Teil  in  Venedig  angefertigt.  Diese 
beiden  grossen  Seestädte  waren  auch  stets  die  Hauptsitze  der 
Kartographie  und  noch  heute  sind  die  Bibliotheken  und  Archive 
Ober  -  Italiens ,  namentlich  Venedigs,  am  reichsten  an  diesen 
Denkmälern.  Erst  später  und  in  untergeordneter  Weise  finden 
wir  Zeichner  von  Seekarten  in  Neapel  und  Messina,  etwas  früher  in 
Majorka,  Barcellona  und  Marseille.  Es  ist  aber  wichtig  bei  der 
Beurteilung  dieser  Karten,  sich  immer  zu  vergegenwärtigen,  dass 
die  uns  erhaltenen  Kompasskarten  meist  nicht  für  den  praktischen 
Gebrauch,  sondern  nur  zur  Übung,  zum  Studium,  für  Liebhaber 
u.  dergl.  bestimmt  waren.  Nur  einige  grössere  tragen  deutliche 
Spuren  von  Benutzung  durch  Seeleute.  Dies  wird  ausdrücklich 
von  Ruscelli*)  in  seinem  Ptolemaios  von  1561  in  dem  Kapitel 
„Della  carta  da  navigare''  in  Bezug  auf  eine  beigegebene  Seekarte 
in  kleinem  Massstabe  ausgesprochen.  Solche  könnten  nur  ganz 
besonders  erfahrenen  Seeleuten  nützlich  sein,  gewöhnlich  bedienten 
sich  dieselben  aber  möglichst  grosser  Seekarten  und  hätten  ausser 
den  Generalkarten  noch  zahlreiche  Specialkarten.  Also  ganz  wie 
bei  unseren  jetzigen  Seeleuten.  Es  begreift  sich,  dass  davon  ver> 
hältnismässig  wenige  erhalten  sind,  trotzdem  sie  nach  Tausenden 
vorhanden  waren,  da  die  von  den  katalanischen  Schiffen  vom 
Jahre  1359  ausdrücklich  bezeugte  Bestimmung,  dass  jedes  zwei 
Seekarten  an  Bord  haben  müsse,  gewiss  allenthalben  Geltung  hatte. 
Dieselben  blieben  jedenfalls  stets  an  Bord,  bis  sie  als  unbrauchbar 
geworden  weggeworfen  wurden  oder  mit  dem  Schiffe  zu  Grunde 
gingen.  Nur  selten  mochte  ein  sich  zurückziehender  Kapitän  eine 
ihm  lieb  gewordene  Karte  mit  ans  Land  nehmen  und  aufbewahren. 
Als  die  älteste  uns  erhaltene  Kompasskarte  haben  wir  nach 
den  früheren  Untersuchungen  die  sog.  Pisanische  anzusehen,  welche 
bis  nahe  an  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  heranreicht.  Ihr  folgt 
der  Zeit  nach  der  schon  erwähnte,  sich  nahe  an  das  Jahr  1300 
anschliessende  Atlas  im  Besitz  des  Cav.  Tamar  Luxoro  in  Genua, 
der  vielleicht  einen  Venetianer  zum  Verfasser  hat.  Desimoni**) 
bezeichnet  denselben,  indem  er  bei  Bestimmung  des  Alters  allein 
von  der  Ausdehnung  der  Karten  an  der  Westküste  von  Marokko 
ausgeht,  als  den  ältesten.  Nach  meiner  Ansicht  entschieden  mit 
Unrecht.  Daran  reiht  sich  die  Kompasskarte,  welche  der  Atlas 
des  Sanudo  enthält.  Sie  umfasst  das  Mittelmeer  mit  dem  Schwarzen, 
sowie  die  Oceanküdten  von  Flandern  bis  südwärts  Sala.  Desimoni 
setzt  ihre  Abfassungszeit  um  das  Jahr  1305,  doch  vielleicht  etwas 


*)  Studi  etc.  p.  310. 
**)  Atti  dell'  Accademia  dei  Nuovi  Lincei,  anno  XXIX,  marzo  1877  p.  8. 


30  Theobald  Fischer: 

zu  früh,  da  Sanudo's  Weltkarte  das  Datum  1320  trägt  und  seine 
Thätigkeit  in  die  Jahre  von  1306 — 1320  fällt,  die  Beschreibung 
der  Karten  sich  aber  in  einem  Anhange  zum  3.  Teile  des  Werkes 
findet,  der  zwischen  1312  und  1321  abgefasst  worden  ist.  Jeden- 
falls dürfte  schwer  zu  entscheiden  sein,  ob  Sanudo's  Karte  vor 
oder  nach  dem  ältesten  soeben  aufgefundenen  und  jetzt  im  Staats- 
archive zu  Florenz  aufbewahrten  Werke  des  Pietro  Visconte  von 
1311  anzusetzen  ist*).  Dies  ist  die  älteste  sicher  datierte  Kom- 
passkarte, welche  die  an  einer  andern  Stelle  wiederholte  Auf- 
schrift trägt: 

Petrus  Vesconte  de  Janua  fecit 
ista  Carta  ann  dni  M».  CCCXI«. 
Die  Karte  ist  auf  Pergament  gezeichnet,  an  drei  Seiten  geradlinig, 
an  der  vierten  ostlichen  in  eine  Zunge  auslaufend,  während  die 
westliche  an  einem  dünnen  Holzcylinder  befestigt  ist.  Sie  konnte 
demnach,  wie  es  bei  sehr  vielen  Seekarten  der  Fall  ist,  auf  diesen 
Cylinder  gerollt  und  mit  an  dem  zungenförmigen  Ende  angebrachten 
Lederstreifen  zusammengebunden  werden.  Das  nicht  ganz  mit 
Zeichnung  bedeckte  Pergament  hat  eine  Hohe  von  0,48  m,  eine 
Länge  von  0,62  m.  Die  Karte  umfasst  aber  nur  das  östliche 
Aiittelmeerbecken  mit  dem  Schwarzen  und  Asow'schen  Meere  und 
vom  westlichen  nur  die  Gegenden  östlich  einer  Linie,  welche  von 
Albenga  an  der  Riviera  di  Ponente  durch  Gorsica  und  Sardinien 
nach  Bona  in  Afrika  geht.  Das  Binnenland  ist  leer  gelassen, 
ausser  auf  der  Hellenisch-slavischen  Halbinsel,  welche  allein  eine 
gewisse  Bevorzugung  gefunden  hat.  Dort  finden  wir  eingetragen 
den  Lauf  der  Narenta,  der  Bosna,  auch  Teile  der  Save  und  Donau, 
ferner  in  der  Gestalt  von  Bergen  mit  Bäumen  und  Thfirmen  die  Orte 
Colmia  in  der  Herzego vina  und  Bosna  (Bosna-Sarai).  Diese  Bevor- 
zugung, wie  die  besondere  Hervorhebung  von  Orten  wie  Venedig, 
Ancona  und  Nigropo  (Negroponte)  weisen  deutlich  auf  Venedig  als 
den  Entstehungsort  dieser  Karte  hin.  Dieser  genuesische  Kartograph 
scheint  also  vorzugsweise  in  Venedig  gearbeitet  zu  haben.  In  fünfter 
Stelle  reiht  sich  der  grosse  Atlas  des  Visconte  von  1318  an, 
dessen  Original  in  acht  Blättern  sich  in  Venedig  befindet,  während 
ich  das  Exemplar  in  Wien  in  zehn  Blättern,  das  ich  einmal  wenige 
Tage,  nachdem  ich  das  venetianische  eingesehen  hatte,  prüfen  konnte, 
als  eine  gleichzeitige  Kopie,  in  Übereinstimmung  mit  Matkovich 
und  Desimoni,  ansehen  möchte.  Es  scheint  von  demselben  Visconte 
eine  Karte  von  1321  vorhanden  gewesen  zu  sein,  und  die  in  der 
Laurentiana  von  Florenz  aufbewahrte  schöne  Karte  eines  Perrinus 


*)  Besprochen  von  Cesare  Paoli  im  „Archivio  storico  italiano".  Serie  IV, 
Tom.  VII. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       31 

Vessconte,  1327  in  Venedig  entworfen,  scheint  von  demselben 
Pietro  Visconte  herzurühren.  Desinioni  hat  Petras  Visconte  in 
genaesischen  Urkunden  nachgewiesen.  Daran  schliesst  sich  eine 
ebenfalls  im  Staatsarchiv  zu  Florenz  aufbewahrte  Karte  an,  welche 
den  Priester  Johann  von  Carignan  an  der  Markuskirche  von  Genua 
zum  Verfasser  hat,  wie  die  Legende  besagt:  Presbiter  Joannes 
rector  sancti  Marci  de  portu  Janue  me  fecit.  Desimoni*)  hat 
nachgewiesen^  dass  Johann  von  Carignan  schon  im  Jahre  1306 
tbätig  gewesen  und  1344  gestorben  ist,  die  uns  erhaltene  Karte  aber 
vor  dem  Jahre  1333,  vielleicht  näher  an  1306  als  an  1333  entworfen 
hat.  Diese  Karte  umfasst  das  Mittelmeer  und  die  Westküste  Afrika's 
bis  zum  Caput  finis  Gozole,  d.  h.  bis  Kap  Nun.  Die  jenem  Vorgebirge 
naheliegenden  Landschaften  wurden  damals  nach  dem  Berbern- 
stamm der  Guezulah  genannt,  welcher  südlich  vom  Atlas  gegen 
die  Wüste  hin  wohnte.  Wichtig  ist  auf  dieser  Karte  namentlich 
eine  Legende,  welche  über  den  Handel  der  Genueser  mit  Sigil- 
messa  und  anderen  Städten  Afrikas  handelt.  Es  sind  uns  also  nur 
sieben  Karten  vor  dem  Jahre  1350  erhalten.  Sehr  zweifelhaft  ist 
es,  ob  eine  achte  auch  noch  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts 
angehört.  Es  ist  dies  eine  Karte  in  arabischer  Sprache,  und  zwar  in 
maghrebinischem  Dialekt,  in  der  Ambrosiana  zu  Mailand  (S.  P.  II  1), 
welche  der  als  Arabist  geschätzte  Direktor  dieser  herrlichen  Biblio- 
thek Abbate  Ceriani,  der  eine  Veröflfentlichung  über  diese  Karte  in 
Aussicht  gestellt  hatte,  für  eine  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrh. 
angehSrige  arabische  Originalarbeit  hält.  Sie  würde  dadurch  ein 
besonderes  Interesse  gewinnen,  ein  endgiltiges  Urteil  wird  mir 
aber  erst  möglich  sein,  wenn  ich  dieselbe  einer  eingehenden 
Prüfung  gemeinsam  mit  einem  Arabisten  werde  unterzogen  haben. 
Vorläufig  setze  ich  dieselbe  eher  in  die  erste  Hälfte  des  15.  als 
in  die  des  14.  Jahrhunderts  und  halte  sie  für  eine  etwa  in  Ceuta 
zum  Gebrauche  muhamedanischer  Seefahrer  angefertigte  Kopie 
einer  genuesischen  Karte.  Sie  enthält  nur  das  westliche  Mittel- 
meerbecken bis  zum  Meridian  der  Tibermündung  und  reicht  von 
Mogador  bis  ribis  (Ripen)  und  dem  mittleren  Schottland.  Die 
Zeichnung  ist  0,235  m  hoch  und  0,16  m  breit,  der  Massstab  ist 
also  ein  sehr  kleiner.  Die  wichtigen  Namen  sind  wie  gewöhnlich 
roth,  die  weniger  wichtigen  schwarz,  beide  besonders  zahlreich  an 
den  der  Meerenge  von  Gibraltar  zunächst  liegenden  Küsten.  Die 
Karte  hat  durchaus  nichts,  ausser  der  Sprache,  was  sie  von  einer 
italienischen  unterschiede.  Vielleicht  Hesse  sich  für  den  nicht- 
arabischen Ursprung  dieser  Karte  auch  noch  anführen,  dass  die 
Karten,   welcher   sich   die  Araber   zu  Ende   des    15.  Jahrhunderts 


*)  Giornale  Ligustico  1875  p.  44  u.  Atti  della  soc.  Lig.  IV  p.  CLVII— IX. 


82  Theobald  Fischer: 

im  Indischen  Ocean  bedienten,  das  Staunen  der  Portugiesen  er- 
regten, weil  sie  von  den  bei  ihnen  gebräuchlichen  durch  Anwendung 
der  Gradnetze  völlig  abwichen,  und  zwar  sagt  Barros  ansdriicklich 
„nach  Art  der  Mauren''.  Freilich  würde  der  Schluss  aus  diesen 
Worten  des  Barros,  dass  die  Mauren  Nordwest- Afrika's,  mit  denen 
es  die  Portugiesen  seit  Beginn  des  Jahrhunderts  zu  thun  hatten, 
auch  solche  mit  dem  Ptolemaischen  Gradnetze  versehene  Karten 
gehabt  hätten  und  demnach  eine  originale  arabische  Seekarte,  welche 
in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  in  Nordwest- Afrika 
entstanden  wäre,  dasselbe  auch  enthalten  haben  müsse,  bei  dem 
Mangel  aller  sonstigen  Anhaltspunkte,  ein  sehr  gewagter  sein. 
Für  ein  geringeres  Alter  spricht  namentlich  das  Vorhandensein 
zweier  sorgfältiger  Meilenskalen  am  östlichen  Rande,  die  Aus- 
dehnung bis  Ripen,  dann  die  eingetragenen  Flüsse  Rhein,  Seine, 
Gironde,  Guadalquivir,  Ebro  und  Rhone.  Der  Umstand,  dass 
Schottland  noch  nicht  schematisch  durch  einen  Kanal  von  Eng- 
land getrennt  ist,  erlaubt  nicht,  sie  für  jünger  als  c.  1450  zu 
halten*). 

Der  Zeit  nach  schliessen  sich  noch  drei  sehr  wichtige  Karten 
des  14.  Jahrhunderts  an,  der  sog.  Mediceische  Portulan  von  1351, 
die  Karte  der  Pizigani  von  1367  und  die  katalanische  Weltkarte 
von  1375.  Diese  Karten  bezeichnen  insofern  einen  bedeutenden 
Fortschritt,  als  sie  aus  rein  praktischen  Zwecken  dienenden  Kom- 
passkarten zu  Weltkarten  werden,  welche  nahezu  die  ganze  da- 
mals bekannte  Welt  darstellen  und  in  reicherem  Maasse  als  die 
eigentlichen  Kompasskarten  auch  das  Innere  der  Länder  berück- 
sichtigen, die  Flüsse,  die  Handelswege,  die  politischen  und  ethno- 
graphischen Verhätnisse,  und  dass  auf  ihnen  die  erläuternden  Le- 
genden und  bildlichen  Darstellungen,  welche  die  Karte  zugleich 
zum  Ersatz  eines  Lehr-  oder  Handbuches  machen,  zahlreicher 
werden.  Diese  Legenden  sind  von  besonderer  Wichtigkeit  und 
gingen  von  einer  Karte  auf  die  andere  über  oder  wurden  auch 
besonders  aufgezeichnet,  was  denn  also  einem  Lehrbuche  ent- 
sprechen würde.  So  übersetzte  der  Venetianer  Pietro  Delfino  die 
Legenden  auf  der  Kopie  der  Karte  des  Fra  Mauro,  die  den  Palast 
der  Mediceer  in  Florenz  von  1470  zierte**).  Eine  solche  Samm- 
lung von  Legenden,  velche  von  einer  oder  mehreren  Weltkarten 
zusammengestellt  und  in  lateinischer  Sprache  wiedergegeben  sind, 
enthält  der   schon  erwähnte  Codex   der  Üniversitäts-Bibliothek  zu 


*)  Diese  arabische  Karte,   wie  die  des  Johann  von  Carignan  und  des 
Visconte  von  1311    gelangen  zur  Veröffentlichung  in  dem  erwähnten  Atlas, 
die  übrigen  sind  schon  veröffentlicht. 
**)  Lelewel  a.  a.  O.  T.  II  p.  104. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       31 

Vessconte,  1327  in  Venedig  entworfen,  scheint  von  demselben 
Pietro  Visconte  herzurühren.  Desinioni  hat  Petrus  Visconte  in 
genuesischen  Urkunden  nachgewiesen.  Daran  schliesst  sich  eine 
ebenfalls  im  Staatsarchiv  zu  Florenz  aufbewahrte  Karte  an,  welche 
den  Priester  Johann  von  Garignan  an  der  Markuskirche  von  Genua 
znm  Verfasser  hat,  wie  die  Legende  besagt:  Presbiter  Joannes 
rector  sancti  Marc!  de  portu  Janue  me  fecit.  Desimoni*)  hat 
nachgewiesen^  dass  Johann  von  Garignan  schon  im  Jahre  1306 
thätig  gewesen  und  1344  gestorben  ist,  die  uns  erhaltene  Karte  aber 
vor  dem  Jahre  1333,  vielleicht  näher  an  1306  als  an  1333  entworfen 
hat.  Diese  Karte  umfasst  das  Mittelmeer  und  die  Westküste  Afrika's 
bis  zum  Caput  finis  Gozole,  d.  h.  bis  Kap  Nun.  Die  jenem  Vorgebirge 
naheliegenden  Landschaften  wurden  damals  nach  dem  Berbern- 
stamm der  Guezulah  genannt,  welcher  südlich  vom  Atlas  gegen 
die  Wüste  hin  wohnte.  Wichtig  ist  auf  dieser  Karte  namentlich 
eine  Legende,  welche  über  den  Handel  der  Genueser  mit  Sigil- 
messa  und  anderen  Städten  Afrikas  handelt.  Es  sind  uns  also  nur 
sieben  Karten  vor  dem  Jahre  1350  erhalten.  Sehr  zweifelhaft  ist 
es,  ob  eine  achte  auch  noch  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts 
angehört.  Es  ist  dies  eine  Karte  in  arabischer  Sprache,  und  zwar  in 
maghrebinischem  Dialekt,  in  der  Ambrosiana  zu  Mailand  (S.  P.  II  1), 
welche  der  als  Arabist  geschätzte  Direktor  dieser  herrlichen  Biblio- 
thek Abbate  Ceriani,  der  eine  Veröffentlichung  über  diese  Karte  in 
Aussicht  gestellt  hatte,  für  eine  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrh. 
angehörige  arabische  Originalarbeit  hält.  Sie  würde  dadurch  ein 
besonderes  Interesse  gewinnen,  ein  endgiltiges  Urteil  wird  mir 
aber  erst  möglich  sein,  wenn  ich  dieselbe  einer  eingehenden 
Prüfung  gemeinsam  mit  einem  Arabisten  werde  unterzogen  haben. 
Vorläufig  setze  ich  dieselbe  eher  in  die  erste  Hälfte  des  15.  als 
in  die  des  14.  Jahrhunderts  und  halte  sie  für  eine  etwa  in  Genta 
zum  Gebrauche  muhamedanischer  Seefahrer  angefertigte  Kopie 
einer  genuesischen  Karte.  Sie  enthält  nur  das  westliche  Mittel- 
meerbecken bis  zum  Meridian  der  Tibermündung  und  reicht  von 
Mogador  bis  ribis  (Ripen)  und  dem  mittleren  Schottland.  Die 
Zeichnung  ist  0,235  m  hoch  und  0,16  m  breit,  der  Massstab  ist 
also  ein  sehr  kleiner.  Die  wichtigen  Namen  sind  wie  gewöhnlich 
roth,  die  weniger  wichtigen  schwarz,  beide  besonders  zahlreich  an 
den  der  Meerenge  von  Gibraltar  zunächst  liegenden  Küsten.  Die 
Karte  hat  durchaus  nichts,  ausser  der  Sprache,  was  sie  von  einer 
italienischen  unterschiede.  Vielleicht  liesse  sich  für  den  nicht- 
arabischen Ursprung  dieser  Karte  auch  noch  anführen,  dass  die 
Karten,   welcher   sich   die  Araber   zu  Ende   des    15.  Jahrhunderts 


*)  Giornale  Ligustico  1875  p.  44  u.  Atti  della  soc.  Lig.  IV  p.  CLVn— IX. 


34  Theobald  Fischer: 

ebenso,  wie  schon  erwähnt,  die  Kanarischen  Inseln,  Madeira  und  die 
Azoren  *).  Dieser  Atlas  bietet  daher  ein  ungewöhnliches  Interesse. 
Die  Azoren  sind  auch  auf  den  beiden  Karten  des  Battista  Bec- 
cario  dargestellt:  der  früher  in  Regensburg,  jetzt  in  München  auf- 
bewahrten von  1426  und  der  in  Parma  von  1435,  also  vor  Wieder- 
auffindung durch  die  Portugiesen.  Auf  letzterer**),  die  bis  Kap 
Bojador  reicht,  erscheint  die  Madeira-Gruppe  als  Insule  fortunate 
sancti  brandani,  nordlich  davon  fast  in  einer  Reihe  angeordnet 
finden  wir  die  Azoren,  und  zwar  eine  erste  Gruppe  aus  den 
Inseln  louos  und  caprara,  eine  zweite  aus  der  insula  de  brazil, 
coUonbi,  insula  de  Ventura  und  san  zorzo,  dann  eine  dritte  sehr 
viel  weiter  nördlich  aus  liconigi  und  coruo  marino  bestehend.  Wir 
haben  somit  hier  ziemliche  Übereinstimmung  mit  dem  Mediceischen 
Portulan.  Abweichend  von  demselben  und  eine  bedeutende  Er- 
weiterung der  Kenntnis  atlantischer  Räume  bezeichnend  finden  wir 
aber  westlich  von  diesem  langgestreckten  Archipel  einen  zweiten, 
der  sich  in  einem  mittleren  Abstände  von  ungefähr  15^  vom  ga- 
lizischen  Finisterre  von  dem  Parallel  der  Girondemündung  bis  zu 
dem  der  Meerenge  von  Gibraltar  erstreckt.  Er  wird  bezeichnet 
als  Insule  de  novo  reperte.  Es  sind  zunächst  zwei  grosse  von 
Norden  nach  Süden  gestreckte  rechteckige  (d.  h.  nur  flüchtig  er- 
forschte, nicht  wirklich  aufgenommene)  Inseln,  die  südliche  .als 
Antillia,  die  nördliche  mit  einem  Namen  bezeichnet,  der  nicht 
mehr  zu  lesen  ist  Sa  .  .  .  agio  (Sarastagio  ?),  wahrscheinlich  aber 
Satanaxio  bedeuten  soll.  Nördlich  derselben  liegt  eine  kleinere 
halbkreisförmige  Insel  Danmar  und  westlich  von  Antillia  eine 
kleine  fast  quadratische  Reillo.  Die  Erklärung  dieser  Namen  ist 
sehr  schwer.  Antillia  findet  sich  auch  auf  der  von  Humboldt***) 
beschriebenen  Weimarschen  Karte  von  1424,  sowie  auf  dem  Bec' 
cario  von  1426;  auf  dem  von  1435  ist  der  Archipel  jedoch  am 
umfassendsten  dargestellt.  Es  scheint  mir  unmöglich,  hier  ein 
blosses  Spiel  der  Phantasie  des  Beccario  und  nicht  wirkliche,  wenn 
auch  nur  flüchtige,  zufällig  gemachte  Entdeckungen  im  Westindischen 
Archipel  zu  sehen.  Die  falschen  Längen  und  Breiten  dürfen  uns 
nicht  auffallen.  Auf  der  Karte  des  Andrea  Bianco  von  1436  erscheint 
auch  Antillia  und  ysla  de  la  Man  Satanaxio  (Hand  des  Satans?). 

*)  Von  diesem  wichtigen  Atlas  existierte  bisher  nur  eine  Reproduktion 
der  Weltkarte  in  Baldelli  Boni's  Marco  Polo,  daraus  reduziert  in  Peschels 
Erdkunde,  ferner  die  Karte  des  Schwarzen  Meeres,  1856  von  Serristori  her- 
ausgegeben. Der  ganze  Atlas  wird  jetzt  reproduziert  werden,  so  schwierig 
dies  bei  seiner  schlechten  Erhaltung  auch  ist. 

**)  Sie  ist  photographisch  reproduziert  in  den  Studt  etc.     Born  1875« 
***)  Krit.    Unters.   I.   S.  416.      Ich  hahe    die   Karte   noch    nicht   selbst 
gesehen,  vermute  aber,   dass  sie  von  Beccario  oder  Gratioso  Benincasa  her- 
rührt, wahrscheinlicher  von  ersterem. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        35 

Riehtiger  haben  wir  wohl  in  diesem  letzteren  Namen  die  Namen 
zweier  Inseln  vereinigt  zu  sehen,  Satanaxio  und  Deman,  wie  sie 
auf  den  meisten  Karten  des  15.  Jahrhunderts  heisst,  Danmar  des 
Beccario,  verderbt  aus  daemonum,  also  die  Satans-  und  Dämonen- 
Inseln,  was  an  die  Brandanssage  anknüpft.  Humboldt  erklärt 
freilich  den  Namen  Danmar  als  Insel  des  Schlangengefasses  oder 
Schlangenwohnung. 

An  den  Mediceischen  Portulan  schliesst  sich  die  Piziganische 
Karte  von  1367  an,  welche  auf  der  National-Bibliothek  zu  Parma 
aufbewahrt  wird  und  neuerdings  von  Desimoni  einer  eingehenden 
Untersuchung  unterworfen  worden  ist**).  Die  stark  beschädigte 
Legende  wurde  bisher  stets  gelesen:  MCCCLXVII  hoc  opus 
compoxuid  Franciscus  pizigano  venetiarum  et  dominicus  pizigano 
in  venexia  meffecit  marcus  a  die  XII  decembris.  Dies  verstand 
man  so,  dass  Franciscus  und  Dominicus  Pizigano  die  Verfasser, 
ein  gewisser  Marcus  der  Zeichner  gewesen  sei.  Gegen  diese  Auf- 
fassung erklärte  sich  schon  1866  der  damalige  Bibliothekar  Odo- 
rici***).  Er  las  M  . . .  CLXVII  (H)  oc  opus  composuit  Franciscus 
Pizigano  veneciarum  condam  Domnus  (Ge)rardus  Pi9igano  in  Ve- 
necia me  fecit  eo(dem  anno)  die  VII  decembris.  Domnus  erklärt 
Odorici  für  Dominus  in  der  Bedeutung  von  Priester.  Das  folgende 
Wort  ist  ganz  unleserlich,  kann  aber  nur  ein  Eigenname  sein, 
und  Odorici  liest  Gerardus.  Es  wäre  sonach  zu  verstehen :  Hoc  opus 
composuit  Franciscus  Pizigano  veneciarum  condam.  Dominus 
Gerardus    (oder    ein    ähnlicher   Name)   Pizigano    in    Venecia    me 

fecit Bei    einer   Erklärung    der   Legende   ist  zu   beachten, 

dass  das  Latein  der  Karte  allenthalben  ein  barbarisches  ist.  Desi- 
moni schliesst  sich  zum  teil  der  Auffassung  Odorici's  an,  liest 
aber  Dominicus  und  hält  Francesco  Pizigano  für  den  Sohn  eines 
Domenico  Pizigano,  der  1367  schon  gestorben  war.  Eine  noch  vor- 
handene, von  einem  Domenico  Pizigani  unter  Leitung  oder  nach 
vorher  entworfener  Zeichnung  des  Marino  Sanudo  1350  gearbeitete 
Karte  des  Heiligen  Landes  wurde  also  ein  Werk  dieses  Domenico 
Pizigano  sein.  Dieselbe  ündet  sich  in  der  Nationalbibliothek  zu 
Paris  und  trägt  die  Legende:  Marinus  Sanutus  syrie  terre  loca 
signavit.  A.  1350  Dominicus  Pizigano  fecit.  Diese  Legende  wäre 
nicht  durchaus  so  zu  verstehen,  als  ob  Sanudo  1350  noch  gelebt 
hätte,    da   derselbe  schon   1306  als  Schriftsteller  auftritt  und  nach 


*)  Atti  deir  Accademia  dei  Nuovi  Lincei  anno  XXIX  marzo  1877. 
p.  11  ff.  Beproduziert  ist  die  Karte  bei  Jomard,  die  Westküste  von  Afrika 
bei  Santarem.  Ich  habe  das  Original  nicht  selbst  gesehen,  sondern  nur  das 
Exemplar  in  Mailand. 

**)  Atti  e  Memorie  delle  B.  B.     Deputazioni  di  Storia   Patria  per  le 
provincie  Modenesi  e  Parmensi  vol.  III  pp.  459 — 62. 


3.6  Theobald  Fischer: 

1330  und  1334  urkundlich  nicht  mehr  nachzuweisen  ist.  Neuer- 
dings ist  es  jedoch  sehr  wahrscheinlich  gemacht  worden,  dass  wir 
überhaupt  in  der  Karte  eine  moderne  Fälschung  des  bekannten 
Bibliophilen  und  Händlers  Libri  zu  sehen  haben*).  Die  Fiziganische 
Karte  reicht  an  der  Westseite  von  Afrika  weiter  nach  Süden  als 
die  des  Johann  von  Carignan  und  der  Mediceische  Portulan,  ihr 
Caput  finis  africe  et  terre  occidentalis  liegt  weiter  südwärts  und 
ist  vielleicht  Cap  Bojador,  das  aber  erst  auf  der  katalanischen 
Karte  von  1375  genannt  wird.  Der  fluvius  Palolus,  der  hier 
zwischen  Kap  Bojador  und  Kap  Nun  mündet,  ist  wohl  mit  dem 
Niger  identisch,  mündet  aber  weit  nördlicher  als  dem  Oberlauf 
desselben  entsprechen  würde.  Zurla**)  erklärt  den  Namen  von 
dem  Worte  pajola,  das  damals  so  viel  wie  Gold  bedeutete.  In 
der  That  finden  wir  auf  der  Weltkarte  von  Fra  Mauno  das  oro 
di  Pajola  an  jenem  Flusse  angedeutet. 

Ein  zweiter  Piziganischer  Atlas  findet  sich  jetzt  in  der  Am- 
brosiana zu  Mailand  (S.  P.  II,  2)***).  Er  besteht  aus  fünf  in 
Buchform,  klein  Quart,  zusammengefalteten  Pergamentblättern, 
0,15  m  hoch,  0,25  m  lang  und  trägt  auf  Blatt  1,  welches  das 
Schwarze  Meer  enthält,  die  Legende:  MCCCLXXIII  a  die  Villi 
di  zugno  franzescho  pizigany  veniziano  in  veniexia  me  fecit.  Diese 
Legende  stimmt  bis  auf  geringe  als  Lese-  oder  Schreibfehler  zu 
bezeichnende  Abweichungen  überein  mit  derjenigen  eines  Pizi- 
ganischen  Atlas,  welcher  durch  den  Abt  Fortunato  Mandelli  an  das 
Kloster  San  Michele  in  Muranb  gekommen  war,  von  dort  aber 
in  den  Wirren,  welche  der  Auflösung  der  Republik  folgten,  ver- 
schwunden ist.  Zurla  f),  der  ihn  nur  aus  den  Angaben  Mandelli's 
gekannt  zu  haben  scheint,  thut  seiner  Erwähnung  und  spricht  auch 
richtig  von  neun  Karten,  welche  der  Mailänder  Codex  auch  wirklich 
enthält,  während  Desimonif  f),  der  denselben  1864  eingesehen  hat, 
nur  von  acht  spricht.  Streng  genommen  sind  es  nur  sieben  Karten. 
Ich  halte  in  der  That  den  ehemals  in  Murano  aufbewahrten  Atlas 
für  identisch  mit  dem  jetzigen  Mailänder,  indem  ich  eben  aus 
Zurla's  Worten  schliesse,  dass  er  selbst  den  Atlas  nicht  gesehen 
bat.  Desimoni  stützt  nämlich  seine  Ansicht,  dass  dieser  Atlas  von 
Murano  noch  ein  dritter  Pizigani  sei,  darauf,  dass  Zurla  notwendig 
erkannt  haben  müsse,  dass  zwischen  die  fünf  Blätter  des  Pizigani 


*)  Die  Eai^e  ist  reproduziert  im  „Bull,  de  la  Soc.  de  G^ogr.  de  Paris" 
1866.    IL    p.  339. 

**)  Di  Marco  Polo.     T.  IL     p.  321. 

*»*)  Photographisch  reproduziert  in  den  Studt  etc.     Rom  1875. 
t)  Di  Marco  Polo.     T.  IL     p.  327. 

tt)  Atti   deir  Äccademia  dei  Nuovi  Lincei,    anno   XXTX   marzo    1877 
p.  11.    Seine  Notizen  lassen  hier  o£fenbar  den  so  sorgsamen  Forscher  im  Stich. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       37 

noch  vier  atidere   nachher  und  von  späterer  Hand  eingefugt  sind. 
Er  erklärt  dieselben  far  junger,   aber  für  nicht  so  jung,    dass  sie 
etwa    erst    später   nach   dem  Verschwinden  des  Atlas  aus  Murano 
hätten   eingefugt   werden    können.      In    der   That   sind   diese   vier 
Blätter  sehr  sorgsam  an  die  Ruckseite  der  fünf  Piziganischen  an- 
geleimt, so  dass  kaum  zu  glauben  ist,  der  kleine  Codex  habe  sie 
nicht    schon   von   vornherein   umfasst,   wenn   man    nicht   annehmen 
will,  dass  beide  Werke  erst  in  neuerer  Zeit  in  ein  und  demselben 
alten,   früher  anderen  Zwecken  dienenden  Einbände  derartig   ver- 
einigt worden   sind,  dass  der  Laie  in  der  That  ein  ursprungliches 
Ganze   vor    sich   zu  sehen    wähnen  kann.     Was  zunächst  die  fünf 
Piziganischen    Blätter  anlangt,    so    sind  dieselben   gegenüber   dem 
Exemplar  von  Parma,   das   den   Charakter   einer  Weltkarte   trägt, 
grosse  Teile  Afrika's  umfasst  und  ostwärts  bis  Persien  reicht,  von 
untergeordneter  Bedeutung.     Sie    bilden   eine   der   häufigen  Kom- 
passkarten des  Mittelmeeres,  umfassen  nur  dieses  mit  dem  Schwarzen 
Meer   und   den  Oceanküsten   von   c.   34^  NB.   an   der  Küste   von 
Marokko  bis  zum  nordlichen  Schottland  und  Jütland.    Von  den  vier 
nicht  als  Piziganische  Arbeit  zu  bezeichnenden  Blättern  ist  das  eine 
eine  Specialkarte  des  Archipels,  das  andere  eine  Specialkarte  des 
Adriatischen  Meeres,   beide  anscheinend  nur  vergrosserte  Kopieen 
der  betreffenden  Teile  von  Blatt  2  und  3  des  Piziganischen  Atlas. 
Yen    den    andern    zwei    Blättern    ist    das    eine    in   zwei    Hälften 
geteilt,    deren    eine    einen   rohen   Plan    von   Venedig,   durch   den 
Campanile   von    San   Marco   kenntlich  gemacht,    die    andere    einen 
solchen  von  Genua  enthält,  kenntlich  durch  den  auf  den  Seekarten 
stets  stark  hervorgehobenen  Leuchtthurm  und  ein  anderes  Gebäude, 
in  welchem  ich  den  sehr  charakteristischen  Dom  erkennen  mochte. 
Um  jede   dieser  beiden  Städte  laufen  sieben  concentrische  Ringe, 
in  welchen  die  vier  Hauptwinde,  die  Planeten,  Sonne  und  Mond, 
zwei   Kometen   und   die   entsprechenden   Klimate   dargestellt  oder 
eingeschrieben  sind.     Dass  dieses  Blatt  speciell  erst  später  hinzu- 
gekommen ist,  ersehen  wir  daraus,  dass  auf  der  Hälfte,  wo  Genua 
dargestellt    ist,    in    einer    nicht    mehr    ganz    leserlichen    Legende 

des  Krieges  von  Chioggia  gedacht  wird:  e  con  cenoa conba- 

tando  contra  veniexia  finito  tempo  MCCCLXXXXI  die  XIII  auosto 
come  per  la  Stella  di  planeti  conbattaret  (sicl).  Das  letzte  Blatt 
hat  in  der  Mitte  einen  goldenen  Berg,  montes  lunae,  von  welchem 
vier  Flüsse  kommen:  flumen  gian,  flumen  tigrix,  flumen  eufrates, 
flumen  sison.  Um  diese  Figur  sind  fünf  concentrische  Ringe  ge- 
legt, welche  das  Land,  das  Wasser,  die  Luft,  das  Feuer  u.  s.  w. 
darstellen  und  durch  eine  umfangreiche  Legende  in  älterem  venetia- 
nischem  Dialekt  erklärt  werden,  deren  Entzifferung  die  darauf  zu 
verwendende  Zeit  und  Mühe  kaum  zu  lohnen  schien.     Der  Schrift 


38  Theobald  Fischer: 

nach  gehören  diese  Blätter  wohl  dem  15.  Jahrhundert  an;  sie 
mnssen  anch  in  Venedig  entstanden  sein,  nnd  da  ich  in  den  Schrift- 
zügen,  namentlich  in  den  eigentnmlich  gemalten  Maja^keln  der 
vier  Haaptwinde  eine  überraschende  Ähnlichkeit  mit  den  mir  wohl 
bekannten  Schriftzügen  des  venetianischen  Kartographen  Johannes 
Xenodochns  von  Korfa  erkenne,  von  welchem  sich  eine  Karte  im 
Museo  Correr  za  Venedig  vom  Jahre  1520  (Cod,  Ms.  N.  1322) 
findet,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dass  wir  in  diesen  vier 
Blättern  auch  ein  Werk  von  ihm  vor  uns  haben. 

Auf  die  katalanische  Weltkarte  von  1375,  deren  wir  gele- 
gentlich schon  gedacht  haben  und  die  sich  der  Zeit  nach  zunächst 
anschliesst,  haben  wir  hier  nicht  weiter  einzugehen.  Von  italie- 
nischen Karten  des  14.  Jahrh.  haben  wir  nur  noch  die  Karte  des 
Solerio  von  1385  im  Staatsarchive  von  Florenz  zu  erwähnen,  die 
anscheinend  als  eine  der  ersten  einen  Maasstab  zur  Seite  hat.  Aus 
derselben  Zeit  gegen  Ende  des  14.  Jahrb.,  demnach  die  älteste 
der  auf  der  Marciana  aufbewahrten  Karten,  stammt  eine  im  übrigen 
in  mancher  Hinsicht  anziehende  Karte,  welche  unzweifelhaft  vene- 
tianischen Ursprungs  ist  und  das  Mittelmeer  mit  dem  Schwarzen, 
sowie  die  Oceanküsten  auf  vier  Blättern  darstellt.  Die  Karte  gehorte 
nach  einer  Aufschrift  auf  dem  letzten  Blatte  einem  Nicolaus  de  Gom- 
bitis,  nach  dessen  Tode  sie  durch  eine  testamentarische  Bestimmung 
in  den  Besitz  des  Karthäuserklosters  zu  Florenz  gelangte.  Mat- 
kovich*)  ist  geneigt,  die  Karte  eher  in  die  erste  Hälfte  des 
14.  Jahrh.  nahe  an  die  Viscontische  zu  setzen.  Indessen  zeigt 
sie  gegenüber  dieser  eine  sehr  bedeutend  erweiterte  Kenntnis; 
Blatt  4,  welches  die  südlichen  OceankQsten  noch  einmal  darstellt, 
reicht  bis  südlich  von  den  Kanarischen  Inseln  bis  zum  Kap  Bo- 
jador,  das,  wie  wir  sahen,  zuerst  auf  der  katalanischen  Weltkarte 
genannt  wird,  hier  aber  verderbt  als  cauo  de  inbuc  dr  erscheint. 
Südlich  davon  findet  sich  inbub  dr  noch  einmal  wiederholt.  Rhodns 
ist  schon  mit  dem  Johanniterkreuz  bezeichnet,  ebenso  Chios  mit 
dem  genuesischen,  was  doch  mindestens  auf  die  Mitte  des  14.  Jahrh. 
hinweist.  Auf  viel  spätere  Zeit,  auf  die  zweite  Hälfte  des  15.  Jahrb., 
würde  aber  die  erst  auf  Karten  jener  Zeit  übliche  schematische 
Trennung  Englands  von  Schottland  durch  einen  engen  Kanal  hin- 
weisen. Dass  an  der  untern  Donau  Nikopolis,  das  wir  auf  andern 
Karten  vergebens  suchen,  eingetragen  ist,  lässt  wohl  auch  schliessen, 
dass  die  Karte  erst  nach  der  Schlacht  bei  Nikopolis,  aber  wenig 
später,  also  ganz  zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts  gezeichnet  worden 
ist.  In  der  Namengebung  hat  die  Karte  eigentümliches.  Forte- 
ventura   der  Kanarischen   Inseln    ist   z.    B.    an    der    Nordostspitze 

*)  Mitteil,  der  Wiener  geogr.  Ges.     1862  S.  79.     Die  Karte  gelangt  in 
dem  Atlas  zur  Veröffentlichung. 


Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       39 

noch  einmal  als  ysola  deaebimarini  (liuegi  marini  aof  Oiraldi's 
Karte)  bezeichnet,  und  Madeira  trägt  den  kaum  noch  lesbaren 
Namen  ysola  de  le  bname,  also  den  italienischen.  Es  ist  nämlich 
fast  aberall  g  mit  b  vertaascht;  die  Sorlingen  (Scillyinseln)  heissen 
z.  B.  sorlinba,  ferner  inbliterra,  alamaba  (alamagna),  porto  balo 
(für  Porto)  etc.  Diese  eigentümliche  Konsonantenvertauschung 
findet  sich  wieder  auf  dem  Giraldischen  Atlas  in  Mailand  von 
1443,  wo  z.  B.  bomiera  statt  gomiera  (Gomera),  brado  statt  grado, 
cavo  de  buer  statt  gaer  und  ebenso  Porto  ballo.  Die  beiden 
übrigen  Atlanten  des  Giraldi  enthalten  diese  Eigentümlichkeit  je- 
doch nicht.  Eigentümlich  ist  die  besondere  Hervorhebung  von 
Venedig  (Yeniecia),  das  ausserordentlich  vergrossert  mit  dem 
deutlich  erkennbaren  Ganal  Grande  und  allen  irgendwie  namhaften 
Punkten  der  Umgebung  dargestellt  ist. 

Sehr  viel  zahlreicher  werden  die  Kompasskarten  im  15.  Jahr- 
hundert, wir  können  daher  hier  nur  noch  auf  einige  wichtigere 
oder  bisher  noch  gar  nicht  oder  ungenügend  beschriebene  eingehen. 
Namentlich  zeichnet  sich  im  15.  Jahrhundert  Venedig  vor  Genua 
durch  tüchtige  Kartographen  aus.  Einer  der  namhaftesten  ist 
Giraldi,  von  dem  immer  mehr  Karten  zum  Vorschein  kommen. 
Seine  Thätigkeit  fällt  namentlich  in  das  zweite  Viertel  des  15.  Jahr- 
hunderts. Wir  kennen  von  ihm  bis  jetzt  drei  Atlanten,  von  denen 
der  älteste  (wir  wollen  ihn  a  nennen)  von  1426  sich  auf  der 
Markus -Bibliothek  zu  Venedig,  der  jüngste  von  1443  (b)  auf  der 
Ambrosiana  zu  Mailand,  ein  undatierter,  dem  Venetianer  näher 
stehender  (c)  sich  ebenda  befindet.  Das  venetianische  Exemplar*) 
trägt  auf  Blatt  1  am  Rande  die  Legende :  Jachobus  de  Ziraldis  **) 
de  Veneciis  me  fecit  anno  domini  MGCGXXVI ;  ganz  ähnlich  lautet 
auch  die  Legende  auf  dem  einen  Mailänder.  Dieser  letztere 
trägt  auf  der  Rückseite  die  von  moderner  Hand  geschriebene 
Notiz,  dass  der  Atlas  aus  dem  Kloster  des  heiligen  Faustin  zu 
Brescia  stammt,  ad  usum  D.  Ludovici  Luchi.  Alle  drei  ent- 
halten nur  sechs  Blätter:  das  Mittelmeer  mit  den  Oceanküsten; 
das  Adriatische  Meer  ist,  wie  fast  in  allen  Seeatlanten  venetianischer 
Herkunft,  auf  einem  besonderen  Blatt  in  grosserem  Massstabe  dar- 
gestellt. Die  Karten  des  Giraldi  sind  alle  sorgsam  gezeichnet 
und  geschrieben,  namentlich  aber  die  älteste  reich  koloriert.  Sie 
beginnen  alle  mit  dem  Blatte,  welches  das  Schwarze  Meer  dar- 
stellt und  in  dem  Exemplar  von  1426  in  den  Ecken  in  vier  rei- 
zenden Miniaturen    die    vier  Apostel    enthält.      Auch  die  übrigen 

*)  Cl.  VI.  Cod.  GGXII ;  dasselbe  wird  in  dem  Atlas  reproduziert  werden. 
Die    beiden   Mailänder    Exemplare    tragen    die  Signaturen   S.  P.  11  3  od. 
Portul.  III  und  Portul.  VII. 
**)  Oder  Giraldis. 


40  .Theobald  Fischer: 

Blätter  haben  in  den  Ecken,   wenn    es   der  Raum  erlaubt,  Minia- 
turen   von    Bischofen,    Heiligen,     der    Jungfrau    Maria    u.  dergl. 
Giraldi  war   also   auch   ein   geübter  Maler.      Die   beiden   anderen 
Atlanten  des  Giraldi  sind  weniger  reich  ausgestattet.     Alle  gehen 
aber    bereits    über    die    Küsten    hinaus    und    enthalten   zahlreiche 
Namen  auch  im  Binnenlande,  am  meisten  der  von  1443;  namentlich 
sind  die  schiffbaren  Flüsse  mit  ihren  Hauptorten  eingetragen.     Am 
meisten   ist  die  Donau   mit  ihren  Hauptfiüssen  auf  Blatt   1  und  3 
hervorgehoben,    ebenso    der    Dniester,    Dnieper    und    der    Khein, 
während    die   nur  wenig   schiffbaren  Flüsse,  wie  der  Arno,  Tiber, 
Ümmer-Rebia   in  Marokko,  der  Guadalquivir,  Tajo,   Douro,  Ebro, 
Rhone,  Garonne,  Dordogne,  Loire,  Seine,  Scheide,  Maas,  Themse, 
nur  in   kurzen   Laufstücken  angedeutet    sind.     Ausserdem   mündet 
aber  ein  grösserer  Flnss  in  die  kleine  Syrte  bei  capes,  deren  innerste 
Bucht   oder   der   Schott   el  Dscherid  unter   dem  lacus  de  capes  zu 
verstehen   ist.      Auch    auf   der   Karte   des   Combitis   erscheint   ein 
solcher  lacus  de  capes  mit  einem  einmündenden  Flusse.     Sonst  ist 
aber    gerade    die  Syrtengegend ,    namentlich    die    Umgebung    der 
Inseln  Dscherba  und  Kerkenah  mit  ihren  Untiefen  und  Sandbänken 
sehr    sorgsam    gezeichnet.      Ein   zweiter    Fluss    allerssus    mundet 
weit    südlich    von    Kap    Ger,    in    welchem    wohl    der    Wed    Sas 
und   Draa    vereinigt   sind.      Derselbe    entspringt   aber   gemeinsam 
mit  dem  Ummer-Rebia  in  einem  See  tief  im  Innern,  welcher  ring- 
förmig  einen  kreisrunden  Inselberg,    den   mons  auri,   umschliesst. 
Da  haben  wir  also  die   auf  den  Weltkarten  veranschaulichten  Vor- 
stellungen jener  Zeit.     Aus  demselben  See  fliesst  ein  dritter  Fluss 
(in  c)   nach   Osten,    an    welchem    eine   Gegend    mit   dem    Namen 
cabit    bezeichnet   ist.      Nordlich   von    dem   See,   in   dem   wir    also 
hier   die   periodische   seeenartige  Erweiterung   das  Draa   zu  sehen 
haben,    liegt    sigilmessa;    cabit    dürfte    demnach    die   Oase  Tsabit 
sein.      Die    Donau   fliesst    genau    von   Westen    nach    Osten,    ihre 
Quellen    liegen    denen     des    Rheins    nahe,    sie    umschliesst    vier 
grosse  Inseln,   deren  letzte  Syrmien  ist.     An  Zuflüssen  nimmt  sie 
rechts   drei   auf,    der   oberste   ist  anscheinend  der  Inn,   an  seinen 
Quellen  steht  der  Name   alpanolli,  der  zweite  ist   anscheinend  die 
Drau,   flnmen   pigam,   der    dritte   und  grösste   die  Morawa,  flumen 
drimago.     Sie  kommt  von  einem  Gebirge  monte  piro,  in  dem  wir 
wohl  ziemlich  sicher  den  Schar  Dagh  zu  sehen  haben,  von  welchem 
nach    dem  Adriatischen  Meere   der  (nur  in  c  eingetragene)  flumen 
dorina  (Drin)  kommt  und  in  die  Bucht  von  Avlona  mündet.      Ein 
grosser  rechter  Nebenfluss  flumen  tissa  (Theiss)  kommt  von  monte 
retenia,  unter  dem  wir  also  die  Karpathen  zu  verstehen  haben.    In 
ihrem  Unterlauf  heisst  die  Donau  flumen  de  Vecina,  wie  auf  der  Karte 
des  Combitis  (uizina,  Widdin)  nach  einem  Orte,  an  der  beginnenden 


über  italienisclie  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        41 

Deltabildang;  erst  weiter  stromauf  finden  wir  auf  letzterer  Karte  den 
Namen  flumen  dinoia.  Von  Städten  finden  wir  nur  Buda  und  am 
Oberlauf  chreussa  eingetragen;  auf  der  Combitisschen  Karte  finden 
sich  noch  nicopoli  und  terna  (Turnu  Magurelli).  Der  Rhein  entsteht 
aus  zwei  Quellarmen  (wohl  Rhein  und  Aar),  der  eine  durch  den 
Namen  chostanza,  der  andere  durch  ballillea  (Basel)  bezeichnet, 
weiter  stromab,  aber  noch  weit  vom  Meere,  also  ein  bedeutender 
Fortschritt  gegen  die  Karten  des  14.  Jahrhunderts,  finden  wir 
collogna.  Südwärts  endet  die  Karte,  auch  c,  mit  Kap  Bojador ;  die 
weiteren  Entdeckungen  der  Portugiesen  sind  noch  nicht  einge- 
tragen; auch  nordwärts  von  den  Rheinmündungen  ist  kein  Fort- 
schritt zu  bemerken,  nur  erscheint  hier  der  auf  den  Karten  des 
14.  Jahrhundeiits  fehlende  Hafen  von  Brügge  le  schluxe  zuerst. 
Der  dritte  Giraldi,  in  etwas  kleinerem  Maasstabe,  0,27m  hoch, 
0,36m  breit,  während  der  andere  0,30m  hoch,  0,36m  breit  ist, 
ist  der  Nässe  ausgesetzt  gewesen  und  schlechter  erhalten,  namentlich 
ist  die  Legende  verwischt,  welche  den  Autor  nannte.  Dass  es 
aber  ein  Giraldi  ist,  kann  absolut  nicht  bezweifelt  werden,  da  die 
Übereinstimmung  in  der  Schrift,  der  Anordnung  und  dem  ganzen 
Charakter  des  Atlas  eine  vollständige  ist.  Nur  ist  dieser  Atlas 
etwas  reicher  an  Namen,  die  aber  zuweilen  an  die  unrechte 
Stelle  gekommen  sind.  So  z.  B.  finden  wir  auf  Blatt  1  den 
Namen  Nicomedia  am  Golf  von  Mudania  und  Pallolimez  (Palaea- 
limene)  an  dem  Von  Ismid,  während  auf  Blatt  2  dieselben  an 
richtiger  Stelle  stehen.  Auch  insofern  steht  dieses  Mailänder 
Exemplar  dem  Venetianer  näher  als  es  weniger  dazu  neigt,  Welt- 
karte zu  werden,  und  z.  B.  Jerusalem,  die  Seeen  und  der  Jordan, 
die  sich  auf  der  Ausgabe  von  1443  finden,  auf  diesen  beiden 
fehlen.  Dagegen  sind  auf  b  die  Alpen,  alpis  allemanea  und  der 
Rhein  mehr  hervorgehoben.  Von  den  Alpen  geht  nach  WNW.  die 
Mosel,  an  welcher  die  Städte  metis  (Metz),  creusse  (das  auf  a  an 
die  obere  Donau  verlegte  chreussa,  Kreuznach?),  tiorris  (Trier?), 
collogna  und  gegenüber  tioxe  (Deutz)  liegen.  Von  denselben 
Alpen  geht  ein  zweiter  Fluss  nach  Norden,  der  aus  zwei  Quell- 
armen entsteht,  dem  von  baxillea  und  costanza,  also  ganz  wie  in  a. 
An  der  Donau,  die  von  demselben  Gebirge  nach  Osten  geht,  liegen 
noch  tresboria  (Regensburg),  parauia  (patauia,  Passau),  obuga, 
flagnia  und  oressur  (Pressburg). 

Während  auch  der  Giraldi  von  1443  noch  nichts  von  den 
Entdeckungen  der  Portugiesen  enthält,  finden  wir  dieselben  auf 
einer  nur  fünf  Jahre  jungem  Karte  des  Andrea  Bianco  bereits 
eingetragen.     Diese  Karte*)  findet  sich  in  dem  Codex  I,  260  Inf. 

*)  Diese  bisher  unbekannt  gebliebene  wichtige  Karte  wird  in  dem 
Atlas  asur  Veröfifentlichung  gelangen. 


42  Theobald  Fischer: 

der  Ambrosiana  zusammen  mit  einer  andern  unzweifelhaft  veneda- 
nischen  Ursprungs  und  noch  dem  15.  Jahrhundert  angehorigen,  wenn 
sie  auch  ohne  Namen  des  Autors  und  Jahreszahl  ist.    Sie  stellt  das 
Mittelmeer  dar  und  ist  von  geringer  Bedeutung.    Diese  bisher  unbe- 
kannte Karte  des  berühmten  Kartographen  ist  0,855  in  hoch,  0,630  m 
breit,  stellt  nur  die  Oceanküsten  dar,  ist  sehr  sorgsam  gezeichnet 
und  wohlerhalten  und  trägt  die  Aufschrift:    Andrea  Biancho   veni- 
eian   comito    di   galia   mi   fexe   a   londra   MCCCCXXXVIII.      Sie 
reicht   von   den   auf  den  Karten   des   15.  Jahrhunderts   häufig   an 
der   Nordgrenze    der  Kompasskarten    eingetragenen    ysole    Bante, 
unter   denen   wir   die  Nordfriesischen  Inseln   zu   verstehen    haben, 
und   von   frixa   (Friesland)   bis    zum    cavo    verde    und   cavo   rose, 
welche   dicht   bei    einander   liegen.     Sudlich  von  Kap  Rosso  zieht 
sich    die   Küste    in    allgemein   gehaltenen   Umrissen   nach   Osten; 
nördlich  davon  mündet  ein  grosser  Fluss  in  zwei  Armen;  derselbe 
durchströmt  im  Innern  einen  See,  welcher  durch  einen  von  einem 
südlich  gelegenen  Gebirge  kommenden  Flusse  gespeist  und  durch 
das  Wort   doro   charakterisiert   wird.     Es   bezeichnet  also  Andrea 
Bianco    den  Senegal,   dessen  Name  bei  ihm  aber  noch  nicht  vor- 
kommt   und    dessen    einer    Mündungsarm    vielleicht    der    Gambia 
ist,     als    einen  Goldfluss;    der   Rio    doro    weiter    nördlich  ist  bei 
ihm  aber  schon  richtig   als  blosse  Bucht  dargestellt.     Hier  ist  die 
Kenntnis  des  Andrea  Bianco  schon  eine  bessere  als  die  des  Benin- 
casa   auf  einer  auch  in  Mailand   bewahrten  Karte   von   1469,  der 
noch   einen   wirklichen  Fluss   darstellt.     Cabo  (so  schreibt  A.  B.) 
biancho  liegt  am  Ende  einer  nach  SW.  vorspringenden  Halbinsel, 
von   welcher    sich   bis   zum    cabo   de  S.  Jacobe   kleine    Inseln   an 
der  Küste  entlang  ziehen.     Die  Entfernungen  sind  hier  noch  alle 
zu   gross,    die   Erstreckung   der   afrikanischen  Küste   wird  infolge 
dessen  eine  viel  zu  lange.     Der  interessanteste  Punkt  dieser  Karte 
ist  aber  das  Grüne  Vorgebirge  und  die  nach  ihm  benannte  Insel- 
gruppe, die  nach  der  gewöhnlichen  Annahme  erst  1456  durch  Uso- 
dimare  und  Gadamosto  entdeckt  wurden,  während  dieselben,  wie  wir 
hier  sehen,  schon  auf  einer  genau  datierten  Karte  von  1448  ange- 
deutet sind.  Benedetto  Scotto  scheint  sonach  in  zwei  kleinen  1618  in 
Antwerpen,  erschienenen   Schriften   recht  zu   haben,    wenn    er   die 
Entdeckung  des  Grünen  Vorgebirges  auf  1445  setzt*).   Südwestlich 
von  diesem  Vorgebirge  hat  nämlich  Andrea  Bianco  eine  Insel  mit 
folgender    Legende    eingetragen  **) :    ixola   otinticha  x .  . .  e   longa 

*)  Desimoni,  Atti  della  Soc.  Ug.  III  p.  CXIH. 
**)  Die  Legende  ist  ziemlich  verwischt  und  von  Desimoni ,  der  über- 
haupt zuerst  auf  diese  Karte  au^erksam  gemacht  hat,  wohl  nicht  ganz 
richtig  gelesen  worden.  Er  liest  nämlich  A  xola  otinticha.  Xe  longa  a  po- 
nente  1500  mia  und  deutet  dies  dahin,  Andrea  Bianco  wolle  seine  Karte 
als  die  einzig  authentische,  neueste,  heste  hAWAfoHnen. 


über  italienische  Seekarten  nod  Kartographen  des  Mittelalters.       43 

a  ponente  1500  mia,  was  ich  dahin  deute,  dass  er  von  einer 
sicher  nachgewiesenen  Insel  spricht,  welche  10  Miglien  breit  sei 
(ein  Wort  wie  larga  kann  hier  verwischt  sein)  und  sich  1500  Mig- 
lien nach  Westen  erstrecke.  Dass  man  bei  einem  flüchtigen 
Erblicken  von  fern  die  Gruppe  für  eine  einzige  sich  nach  Westen 
erstreckende  Insel  ansehen  konnte,  kann  nicht  auffallen.  Nördlich 
davon  liegen  noch  zwei  halbmondförmige  (die  gewöhnliche  Art 
jener  Zeit,  nur  eben  gesehene  Inseln  darzustellen)  einander  zuge- 
kehrte Inseln:  dos  ermanos,  zwei  Bruder.  Wir  dürfen  wohl 
annehmen,  dass  Andrea  Bianco  diese  Karte  entwarf  und  mit  nach 
Italien  brachte,  lediglich  um  die  neuesten  Entdeckungen  der  Por- 
tugiesen, welche  ihm  auf  der  Fahrt  nach  England,  welche  not- 
wendig eine  Rast  in  Lissabon  voraussetzt,  in  Lissabon  oder  auch 
erst  in  London  bekannt  geworden  waren,  zu  veranschaulichen. 
Jedenfalls  können  wir  nach  diesem  Denkmal  nicht  daran  zweifeln, 
dass  1448  schon  das  Grüne  Vorgebirge  genau  bekannt,  die  westlich 
daran  liegende  Inselgruppe  wenigstens  schon  von  fern  gesehen 
worden  war. 

Den  Schluss  dieser  Betrachtungen  mögen  einige  Bemerkungen 
über  die  wichtige,  schon  oft  besprochene,  aber  noch  lange  nicht 
genügend  erklärte  Weltkarte  vom  Jahre  1447  oder  1417  in  der  Na- 
tionalbibliothek zu  Florenz  (Portulani  1)  machen,  die  jetzt  ebenfalls 
zum  ersten  male  eine  genügende  Veröffentlichung  finden  wird*). 
Dieselbe  zeichnet  sich  zunächst  durch  ihre  elliptische  Gestalt  (nach 
der  sie  häufig  genannt  wird,  oft  auch  Karte  des  Palazzo  Pitti) 
aus,  ist  auf  Pergament  gezeichnet,  das  auf  vier  zusammenklappende 
Holztafeln  geleimt  ist.  Diese  Fassung  ist  sicher  alt,  vielleicht  aus 
dem  15.  Jahrhundert  selbst,  aber  ebenso  sicher  nicht  von  vorn- 
herein beabsichtigt  worden.  Die  Karte  ist  natürlich  beim  Aufziehen 
zerschnitten  und  dadurch,  wie  durch  die  darauf  folgende  Reibung 
an  vielen  Stellen  unleserlich  geworden.  Die  Karte  hat  eine  Länge 
von  0,75  m,  eine  Breite  von  0,37  m.  Dass  sie  genuesischen  Ur- 
sprungs ist,  erkennt  man  an  dem  an  der  einen  Seite  angebrachten 
genuesischen  Kreuze;  das  Wappen  an  der  andern  ist  nicht  mehr 
zu  entziffern,  wie  die  ganze  Karte  überhaupt  schon  sehr  gelitten 
hat.  Sie  entbehrt  überhaupt  jeder  Projektion,  die  Darstellung  der 
Mittelmeerküsten   beruht   aber  auf  den  Kompasskarten,    die  über- 

*)  Lelewel  giebt  dieselbe  in  seinem  1857  erschienenen  Epilogue 
seiner  Geographie  du  moyen  äge  in  Tafel  VI  auf  %  verkleinert  und  auch 
sonst  ungenügend  wieder,  Wuttke  giebt  (VI.  und  VII.  Jahresbericht  des 
Vereins  för  Erdkunde  zu  Dresden  1870)  nur  rohe  Umrisse  derselben  nach 
Durchzeichnungen  von  Neigebauer.  Durchzeichnungen  zu  machen  ist  jetzt 
auf  der  Laurentiana  nicht  erlaubt.  Die  Untersuchungen  des  Verfassers  über 
diese  wichtige  Karte  sind  noch  nicht  abgeschlossen,  da  ihm  bisher  manches 
Material  noch  unzugänglich  blieb. 


44  Theobald  Fischer: 

hanpt  so  weit  benutzt  sind  als  es  möglich  war.  Nor  die  Iberische 
Halbinsel  erscheint  etwas  verzerrt.  Ein  nicht  sebr  genauer  Meilen- 
masstab  findet  sich  an  der  Seite.  Sie  ist  sehr  reich  an  Miniaturen 
von  Menschen  und  Tieren  zur  Charakteristik  der  einzelnen  Lander, 
welcher  auch  zahlreiche  Legenden  dienen.  Die  anfallende  ellip- 
tische Gestalt  der  Erde  ist  nicht  so  selten  als  man  gewohnlich 
annimmt,  wenn  auch  die  kreisrunden  mittelalterlichen  Weltkarten 
weit  häufiger  und  bekannter  sind.  Die  elliptische  Form  mochte 
sich  mebr  an  die  Vorstellungen  des  Altertums  anschliessen,  wahrend 
das  Christentum  der  Ereisform  mit  Jerusalem  im  Mittelpunkte  den 
Vorzug  gab.  Die  bei  der  damaligen  Kenntnis  der  bewohnten  Erde 
wohl  begründete  Ansicht,  die  sich  seit  Herodot  immer  mehr  be- 
festigt hatte,  dass  die  Länge  der  bewohnten  Erde  viel  grosser  sei 
als  ihre  Breite,  wohl  doppelt  so  gross,  macht  es  wahrscheinlich, 
dass  die  orbes  picti  der  Alten  und  so  auch  die  berühmte  Welt- 
karte des  Agrippa  nicht  kreisrund,  sondern  oval  gewesen  seien.  So 
finden  wir  auch  bei  Beda  die  Erde  in  der  Gestalt  eines  Eies 
dargestellt,  und  der  Verfasser  der  katalanischen  Weltkarte  ver- 
gleicht in  der  kosmographischen  Abhandlung,  welche  er  seiner 
Karte  beigegeben  hat,  ebenfalls  die  Erde  einem  Ei.  Ebenso  hat 
die  Weltkarte  des  Rainulphus  Hyggeden  von  1360  eine  eiförmige, 
ja  nahezu  elliptische  Gestalt,  auch  die  Karte  des  Fra  Mauro  ist 
nicht  ganz  kreisförmig  und  eine  ganz  elliptische  Karte  hat  Kohl 
im  britischen  Museum  gefunden  und  veröffentlicht.*)  Dieselbe  ist 
von  einem  Italiener  in  Portugal  bald  nach  1489,  sicher  aber  vor 
der  Heimkehr  des  Columbus  entworfen  worden  und  giebt  somit 
die  damals  in  Portugal  über  die  östliche  Erstreckung  Asiens  herr- 
schenden Vorstellungen  wieder.  Dieser  Kontinent  ist  soweit  nach 
Osten  ausgedehnt,  dass  er  mehr  als  ^  der  westostlichen  Aus- 
dehnung der  Karte  einnimmt.  Auf  unserer  Karte  wird  diesem 
Erdteil  mehr  als  %  der  westöstlichen  Erstreckung  zu  teil,  Jeru- 
salem ist  also  ziemlich  weit  vom  Mittelpunkte  der  Erde  abgeruckt. 
Grosse  Schwierigkeiten  sowohl  für  Lesung  wie  Erklärung 
bietet  schon  die  an  dem  einen  Ende  der  Ellipse  angebrachte  Auf- 
schrift, die  der  Verfasser  nach  oft  wiederholten  Versuchen  unter 
günstigem  Licht  und  Vergrösserung  definitiv  richtig  gelesen  zu  haben 
meint.  Sie  lautet  nämlich:  Hec  est  vera  cosmographorum  cum 
marino  accordata  terra,  quorundam  frivolis  narrationibus  reiectis 
1447,  d.  h.  der  Verfasser  bezeichnet  seine  Karte  als  eine  nach 
den  Anschauungen  der  mittelalterlichen  Kosmographen,  aber  unter 
Beseitigung  der  Verwerfliches  enthaltenden  Legenden  einzelner, 
berichtigte  und  mit  den  Anschauungen  des  Ptolemaios  in  Einklang 


*)  Zeitschrift  für  allgem.  Erdkunde.    N.  F.    I.    1856.    S.446flf.    Taf.  VH. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       45 

gebrachte  Weltkarte.   Wuttke*),  auf  Neigebauer's  Durcbzeichnungen 
gestützt  las:  haec  est  vera  cosmographorum  cum  marino  accordata 

[mundi  oder  terrae]  descriptio  qnotidie  frivolis  narrationi- 

bus  injectis  [opposita  oder  correcta?]  1447.  Ganz  übereinstimmend 
las  auch  Lelewel.  Damit  wolle  der  Verfasser  nach  Wuttke  sagen, 
dass  Angaben  über  die  Erdgestalt  umliefen,  welche  er  für  ganz 
irrig  und  für  leichtsinnig  aufgenommen  hielt  und  dass  er  selbst 
Marino  Sanudo's  Karte  vor  sich  hatte.  Allein  ein  Blick  genüge 
schon,  um  zu  überzeugen,  dass  er  in  wesentlichen  Stücken  von 
Sanndo  abwiche.  Unter  Marinas  hat  schon  Baldelli  Boni  Marinus 
von  Tyrus  verstanden,  und  wie  Lelewel  beziehe  auch  ich  diesen 
Namen  auf  Ptolemaios,  insofern  unser  Kosmograph  auf  irgend 
eine  Weise  die  richtige  Anschauung  gewonnen  hatte,  dass  Ptole- 
maios zum  grossen  Teil  auf  Marinus  von  Tyrus  fusse,  dessen 
Werk  ja  auch  erst  im  Laufe  des  Mittelalters  verloren  gegangen 
ist.  Lelewel**)  setzt  geradezu  eine  Umarbeitung  der  Karte 
des  Marinus  voraus,  wofür  irgend  einen  stichhaltigen  Beleg  bei- 
zubringen ihm  allerdings  schwierig  gewesen  wäre.  Anfangs  deu- 
tete er  sogar  das  Wort  marinus  als  Seemann  und  erklärte:  „c'est 
la  concordance  de  la  mappemonde  (cosmographorum)  avec  les 
portulans,  ave  la  carte  hydrographique  (d'un  marin),  purgee  de 
frivoles  narrations,  que  chaque  jour  ajoute. "  Ptolemaische  Einflüsse, 
wenn  vielleicht  auch  nicht  direkte,  scheinen  in  der  That  auf  unsern 
Kosmographen  gewirkt  zu  haben.  Seit  1409  schon  besass  man 
ja  in  Italien  eine  Übersetzung  des  Ptolemaios.  Namentlich  möchte 
ich  solche  Einflüsse  hier  noch  mehr  ausgeprägt  sehen,  als  in  Fra 
Mauro's  10 — 12  Jahre  jüngerer  Karte,  der  sich  noch  nicht  von  der 
rechtgläubigen  kreisrunden  Form  abbringen  liess.  Ich  möchte  schon 
die  elliptische  Gestalt  und  die  ungeheure  für  die  Entdeckungsge- 
schichte so  bedeutungsvoll  gewordene  Ausdehnung  Asiens  nach 
Osten  hin  als  einen  Ausdruck  ptolemaischer  Einflüsse  bezeichnen. 
Aber  auch  sonst  lassen  sich  diese  in  der  Darstellung  Asiens  und 
Afrika's  erkennen,  so  z.  B.  in  den  Bezeichnungen  India  citra  et 
ultra  Gangem,  in  der  Darstellung  des  Niger  und  Nil,  wie  in  den 
Umrissen  Afrika's  und  Süd-Asiens.  Die  Umrisse  von  Afrika  sind 
südlich  von  Kap  Bojador  (buder)  ganz  unbestimmt  gehalten;  un- 
gefähr in  der  Breite  des  Äquators  hat  der  Erdteil  seine  bogen- 
förmige Südgrenze,  entfernt  ähnlich  den  beiden  Weltkarten  des 
Giovanni  Leardo.  Zwei  Golfe  dringen  von  Osten  und  Westen 
in  den  Erdteil  ein,  im  westlichen  findet  sich  eine  grosse  Insel 
mit  der  Legende:   preter  ptolemai   traditionem   est  hie  guflfus  sed 


*)  a.  a.  O.    S.  42. 
**)  a.  a.  O.  I  p.  83. 


46  Theobald  Fischer: 

pomponias  eum  tradit  cum  eins  losola.  Er  zieht  also  hier 
Pomponius  Mela  vor.  Im  Süden  des  Erdteils  ist  ein  grosses 
Gebirge  (montes  lune)  eingetragen,  von  welchem  der  eine 
Quellarm  des  Nils  kommt,  zur  Seite  die  Legende:  hie  sunt 
montes  lune  qui  lingua  egiptiaca  dicuntur  gebeltan  a  quibas 
nilns  fluvius  oritur  atque  estatis  tempore  dissolatis  in  ipso 
amnibus  major  effluit.  Über  Nubien  ist  ein  Elephant  einge- 
zeichnet, der  einen  mächtigen  mit  Bewaffneten  besetzten  Thorm 
trägt  mit  der  Legende:  Istic  beluarum  castromm  acie  ordinata 
proeliatur.  Ich  mochte  hierin  eine  Notiz  aus  Marco  Polo  ver- 
wertet sehen,  der  in  der  That  erzählt,  dass  die  Eingeborenen  von 
Sansibar  sich  im  Kriege  der  Elephanten  bedienten*).  Ynle**) 
verwirft  die  Richtigkeit  dieser  Angabe,  indem  er  auf  Masadis' 
Zeugnis  hinweist,  der  angiebt,  dass  das  Land  dort  zwar  sehr  reich 
an  Elephanten  sei,  die  aber  weder  gezähmt,  noch  sonst  wie  von 
den  Bewohnern  verwendet  werden.  Ebenso  giebt  Marco  Polo  an, 
dass  der  christliche  Konig  von'  Abessinien  im  Kriege  sich  der 
Elephanten  bediene  (und  diese  Stelle  ist  von  unserm  Kosmographen 
benutzt  worden),  wozu  Yule  ausführt,  dass  nicht  bezweifelt  werden 
könne,  dass  Elephanten  in  den  Ländern  westlich  vom  Rothen 
Meere  gefangen,  gezähmt  und  vom  zweiten  und  dritten  Ptolemaios 
systematisch  und  im  grossen  im  Kriege  verwendet  worden,  wie 
der  3.  Ptolemaios  die  Thatsache,  dass  er  troglodytische  und  äthi- 
opische Elephanten  indischen  gegenüber  verwendete,  in  der  In- 
schrift von  Adulis  bezeugt.  Andererseits  sind  auch  Anzeichen 
vorhanden,  dass  die  Nubier  bis  spät  im  Mittelalter  Elephanten 
gezähmt  haben,  denn  Elephanten  bildeten  häufig  einen  Bestandteil 
des  Tributs,  welchen  Nubien  dem  mohammedanischen  Herrscher 
Ägyptens  zahlte.  Auch  auf  der  in  türkischer  Sprache  abgefassten 
Karte  des  Hadschi  Achmed  (von  1559),  welche  der  Verfasser 
später  eigehend  zu  behandeln  gedenkt,  findet  sich  die  Notiz,  dass  der 
Konig  von  Abessinien  viele  Elephanten  in  seinem  Heere  führe  ***). 
Der  Südwesten  von  Afrika  wird  als  Äthiopien  bezeichnet, 
der  Nordwesten  als  Mauritanien,  die  mittleren  Gegenden  (Sahara) 
als  Libyen,  der  Osten  als  Nubien.  Das  Land  des  Priesters 
Johannes  gebort  noch  zu  Äthiopien.  Auch  die  Darstellung  des 
Nil,  die  Insel  Meroe  und  der  östliche  Nilarm,  der  aus  einem  See 
kommt,  ist  ptolemäisch.  In  dem  See  findet  sich  eine  Insel  mit 
einem   Tempel,    daneben    die   Legende:    in    hoc   lacu    insula    est 


*)  Marco  Polo  III.   cp.  35,  Yule's  Marco  Polo  Vol.  II.  p.  416  und  424. 
**)  a.  a.  O. 
***)  Analyse    der  Legenden  dieser  Karte  von  Barbier  de   Meynard   im 
„Bull,  de  la  Soc.  de  G^ogr.  de  Paris",     i^^^ö.     T.  II.     p.  723. 


über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        47 

tenis  nomine  que  lucos  silvasqne  grande  apostolis  templam  sus- 
tinet,  natat  et  qnocunqae  venti  agunt  appellitur.  Der  westliche 
Nilarm  kommt  aus  einem  See  nahe  an  dem  von  Westen  ein- 
dringenden Golfe;  der  See  wird  durch  Zuflüsse  vom  westlichsten 
Teile  des  Mondgebirges  genährt.  Der  Fluss  durchfliesst  dann  im 
Norden  des  Mondgebirges  einen  grossen  Sumpf,  welchen  ein 
Krokodil  charakterisiert.  In  Äthiopien  findet  sich  ferner  eingfi- 
zeichnet  ein  Kamel,  ein  fabelhaftes  Tier  mit  einem  Ringelschwanze, 
eine  Giraffe  und  ein  Lowe.  Südlich  von  Kap  Bojador  mundet  in 
zwei  weitauseinandergehenden  Armen  ein  grosser  Strom,  der  aus 
zwei  Quellarmen  entsteht,  deren  einer  aus  einem  See  mitten 
in  der  Sahara  kommt,  der  andere  aus  Sudosten  von  einem 
grünen  Gebirge.  An  ihm  liegen  die  beiden  Städte  Metara  und 
Tueto.  Wir  haben  hierin  wohl  kaum  schon  den  Senegal  und  eine 
Einwirkung  der  portugiesischen  Entdeckungen  zu  sehen.  Eine 
Legende  im  äussersten  Südosten  von  Afrika  sagt,  dass  einige 
dorthin  das  Paradies  verlegen,  was  unser  Kosmograph  aber  ver- 
wirft. Wir  erkennen  also  hier  in  Afrika  ausser  anderen 
Quellen  auch  die  Benutzung  des  Pomponius  Mela,  des  Ptolemaios 
und  des  Marco  Polo,  aber  zugleich  auch  das  kritische  Verfahren 
unseres  Autors,  der  sich  nicht  unbedingt  dem  einen  oder  dem 
andern  anschliesst,  das  beste  ihm  erreichbare  zeitgenössische 
Material  verarbeitet  und  soweit  wie  möglich  mit  den  Über- 
lieferungen des  Altertums,  ganz  wie  er  es  in  der  Aufschrift  der 
Karte  sagt,  in  Einklang  zu  bringen  sucht. 

Ähnlich  ist  sein  Verfahren  in  Asien,  auch  dort  erkennt  man 
Ptolemäische  Einflüsse  neben  mittelalterlichen.  In  der  Darstellung 
Süd -Asiens  folgt  er  wesentlich  Ptolemaios,  Vorder-Indien  lässt 
noch  nicht  die  Halbinselgestalt  erkennen  —  hier  steht  unser  Autor 
gegen  Giovanni  Leardo  zurück,  —  Hinter-Indien  erstreckt  sich 
in  einer  merkwürdig  ausgebuchteten  Halbinsel,  des  Ptolemaios 
goldene  Ghersones,  nach  Süden.  Im  indischen  Ocean  ist  eine 
unten  in  einen  Fischschwanz  ausgehende  Menschenfigur  dargestellt, 
welche  die  Hörner  eines  Rindes  hat,  die  ausgestreckten  Arme 
untereinander  und  mit  dem  Rumpfe  durch  eine  Schwimmhaut  ver- 
bunden. Dieses  wunderbare  Wesen  wird  durch  folgende  Legende 
erklärt:  hec  figura  piscis  nuper  in  candia  (wohl  verschrieben  für 
India)  vacas  rura  litus  maris  pascentes  in  mari  exiliens  (folgen  zwei 
unlesbare  Worte,  da  hier  die  Karte  zum  Aufziehen  auf  die  Bretter 
durchschnitten  ist)  captus  veneciis  delatusque  cujas  effigies  configu- 
rata  ad  loca  multa  terre  est  transmisse.  Es  soll  damit  jedenfalls 
berichtet  werden,  dass  man  unlängst  im  indischen  Ocean  ein  See- 
ungeheuer gefangen  habe,  das  nach  Venedig  gebracht  und  dann 
in   einer  Nachbildung  (ausgestopftes  Fell?)  in   vielen  Orten  ausge- 


48  Theobald  Fischer: 

Stellt  worden   sei.      Es   wird   sich   hinter   diesem   Tiere,   das  wie 
eine  Kuh  die  Ufer  des  Meeres  abweidete,  ein  Seehund,  ein  Wall- 
ross,    vielleicht  die   Stellersche   Seeki^h    oder  irgend    ein    anderes 
ähnliches  Seetier  verbergen.     Auf  die  gleiche  mittelalterliche  ent- 
stellte   Thatsache    bezieht    sich    wahrscheinlich   auch   die   Legende 
auf  der  1879  wieder  aufgefundenen,  jetzt  im  Besitz  des  österrei- 
chischen Generalkonsuls   von  Pilat  in  Venedig  befindlichen  Welt- 
karte des  Giov.  Leardo   von   1452*)  im   südostlichen   Afrika:   qui 
naxe  animali  quadrupedi  che  hano  il  volto  de  homo.     Eine  andere 
nicht  mehr  ganz  lesbare  Legende,   welche  ihrem  Inhalte   nach  aa 
die    katalanische   Weltkarte    und   den    Genueser    Codex    erinnert, 
berichtet    über    den   Reichtum    des    indischen    Oceans    an    Inseln, 
'Klippen  und  Untiefen,  sowie  über  die  Art  der  dortigen  Schiffahrt 
und  des  Schiffbaues,  der  durch  ein  eingezeichnetes  plumpes  Schiff 
mit  dicken  Masten  und  Segeln    aus  Rohr  oder  Palmfasern   (es  ist 
wahrscheinlich  eine  chinesische  Dschunke   oder  ein  arabisches  aus 
Dattel palmenholz    gebautes    Schiff    zu    verstehen)    veranschaulicht 
wird.     Dennoch  segeln  diese  Schiffe  sehr  gut  und  laden  Specereien, 
Gewürze  und  andere  Waaren,  landen  in  Arabien  und  bei  Mekka  und 
bringen   dieselben   den   abendländischen   Kaufleuten.     Das   Innere 
und  der  Osten  von  Asien  ist  aber  überwiegend  mittelalterlich  und 
zeigt  wiederum  Spuren   des  Einflusses  Marco  Polo's.     Wir  finden 
im  äussersten  Osten,  am  Ostrande  der  Alten  Welt,  eine  feste  Stadt^jt 
mit  der  Legende :  hinc  regio  quae  catayum  vel  eorum  lingua  can-  ■ 
balec   dicitur,   dominatur    magnus   canis.      Und    über   China   thront 
ein    mit  hohem  Filzhute   bedeckter  Mann :   rex  cambalech  hoc  est 
magnus  canis.     Daneben  aber  findet  sich  auch  der  Name  Sine,  es 
werden  also  auch  hier,  wie  bis  in  die  neueste  Zeit,  das  zu  Wasser 
erreichte  China  und  das  zu  Lande  erforschte  Kathaj  unterschieden. 
Östlich   von  China   liegt  aber  eine  Inselgruppe  im  Ocean  mit  der 
Legende:   Hae   insule  Jave  dicte  sunt,  ultra  has  insulas  nulla  est 
amplius  hominibus  nota   habitatio   neque  facilis  nautarum  transitus 
quoniam    arcentur    ab    aere   navigantes.     Es   liegt   nahe,    hier   an 
Japan  zu  denken.     Das  Innere  des  Kontinents  ist  mit  den  mittel- 
alterlichen  Fabeln   ausgestattet.      Östlich  vom   Kaspischen    Meere, 
das   im   Gegensatz  zu   der   bessern   Kenntnis   der  Kompasskarten 
seine    alte    falsche   westostliche    Erstreckung   hat,    findet   sich   die 
Figur  des  Cambellanus  rex  magni  canis  filius.    Von  da  aber  zieht 
sich    in    zwei  Ketten    geteilt    ein   grosses   Gebirge,   Ymaus   mons, 
nach  Osten   und  Nordosten.     Letztere  Kette   reicht  bis  ans  nörd- 
liche Meer   und   endet   an    einer   tief  eindringenden   Bucht,   deren 


"*)  Photograpisch  reproduziert  und  erläutert  von  Guglielmo  Berchet  im 
Verlage  von  Ongauia  in  Venedig  1880. 


Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        49 

UmgebuDg  als    der  Wohnsitz   der   verlorenen  Stämme  Israels  be- 
zeichnet  wird.     Wo   sich   beide  Ketten   scheiden,    ist   eine  grosse 
Mauer  mit  einem    gewaltigen  Thurme  dargestellt:   porte   ferri   ubi 
alexander   tartaros   vincit.      Der   ganze    östliche    Gebirgskamm   ist 
ansgezeichet  durch  Thurme  (chinesische  Mauer?)  und  Bäume,  wie 
auch    das    ganze   nördlich  davon  liegende  Asien   durch  Bäume  als 
waldbedeckt  gekennzeichnet   wird   (Sibirisches  Waldgebiet).     Fast 
in    der  Mitte    der  Kette   findet  sich  eine  Gruppe  (kleiner  Kinder) 
Zwerge,  von  oben  durch  einen  Schild  gedeckt;  daneben  liest  man 
das  Wort  Gog,    und   zwei   Kraniche   sind   bemüht,    dieselben   mit 
ihren     Schnäbeln     unter    dem     Schilde    hervorzuholen.       Daneben 
stehen  Zwerge   und   die  Legende:    Iste   sunt  ex  gog  nationes  que 
cubitus  altitudinem  non  excedunt,  annum  etatis  nonum  non  attingunt 
et  continue  a  gruibus  infestantur.     An  der   andern  Seite   des    Ge- 
birges  erhebt  sich  ein  Thurm  mit  der  Legende:   istas  turres  con- 
struxit   presbyter   Johannes   ne   inclusis   hominibus   ad  cum   pateat 
accessus.     So  finden  wir  also  kosmographische  Sagen  mit  richtigen 
erdkundlichen  Erkundigungen  vermischt.     In  Ost-Europa  erkennen 
wir   die  Herrschaft  der  Goldenen  Horde,    eine  Figur,  mit  echtem 
Mongolengesicht,  nach  Norden  schauend,  ist  bezeichnet  als  lordo  rex, 
und    eine  Stadt   weiter   ostwärts   gegen  Asien    hin    auf  einem    mit 
Ochsen   bespannten  Wagen   und   der  Legende:    „ubi  lordo  errat", 
bezeichnet  anschaulich  die  nomadischen  Mongolen  mit  ihren  beweg- 
lichen  Häusern.      Westlich    davon    findet    sich    noch    eine   grosse 
Stadt  lordo  (Moskau?)  am  Ostufer   eines   Flusses,    welcher   einer- 
seits durch  grosse  Sümpfe  in  die  Ostsee,  andererseits  ins  Schwarze 
Meer  mündet.     Wir   haben   darin  wohl   die  alte  durch  Tragplätze 
leicht  vervollständigte  Wasserverbindung  beider  Meere  zu  erkennen. 
Selbst  in  Italien  finden  wir  Einzelheiten,  wie  sie  in  keiner  früheren 
Karte  vorkommen,  so  z.  B.  je  drei  kleine  Seeen  zu  beiden  Seiten 
des  Po. 

V. 

Italienische   Kartographen  des    14.   bis 

16.  Jahrhunderts. 

Die  uns  bis  jetzt  bekannten  italienischen  Kartographen  des 
14.  Jahrhunderts  sind  schon  oben,  wo  wir  von  ihren  uns  erhaltenen 
Werken  sprachen,  genannt  worden.  Nur  der  Name  Ambrosio 
Lorinzetti  ist  aus  dem  14.  Jahrhundert  noch  nachzutragen,  welcher 
von  der  Republik  Siena  mit  der  Anfertigung  einer  Wandkarte 
(gewiss  eine  Weltkarte)  beauftragt  wurde,  welche  auf  Leinwand 
und    Stäbe    aufgezogen    im    Rathause    aufgehängt    wurde*).      Im 


*)  Wuttke  a.  a.  O.  S.  33. 
Stoitoohr.  d.  GeselUoh.  f.  £rdk.    fid.  XVIL 


50  Theobald  Fischer: 

15.  Jahrhundert  mehrt  sich  ihre  Zahl  sehr  rasch,  das  Zeichnen 
von  Kompasskarten  wird  in  allen  grosseren  Städten  ein  lohnender 
Erwerbszweig,  die  grösseren  italienischen  Seestädte  setzen  formlich 
Staatskartographen  ein  und  zahlreiche  Italiener  erwerben  auch  im 
Auslande  mit  Kartenzeichnen  ihr  Brot.  So  wissen  wir  dies  na- 
mentlich von  Bartolomeo  Colombo,  der  sowohl  in  Lissabon  wie 
in  London  arbeitete,  wo  er  Heinrich  VII.  eine  Karte  überreichte. 
In  Genua  wird  urkundlich  ein  Agostino  Noli  im  Jahre  1438 
erwähnt*)  als  Meister  im  Zeichnen  von  Seekarten,  der  als  der 
einzige,  welcher  damals  diese  Kunst  in  Genua  betrieb,  Steuer- 
freiheit nachsucht,  die  auch  diejenigen  genossen,  welche  sich  mit 
Anfertigung  von  Bussolen  beschäftigten.  Er  erlangt  dieselbe  auch 
unter  der  Bedingung,  dass  er  einen  jüngeren  Bruder  (vielleicht  den 
als  Entdecker  bekannten  Noli  ?)  in  seine  Kunst  einführe.  Der  Rat 
bezeichnet  ausdrücklich  diese  Kunst  als  eine  sehr  wichtige,  aber 
auch  sehr  mühevolle  und  wenig  lohnende.  Von  Viscoute  Maggiolo, 
einem  Mifgliede  einer  berühmten  genuesischen  Kartographenfamilie, 
wissen  wir,  dass  derselbe,  obwohl  Genuese  von  Geburt,  in  Neapel 
thätig  war  und  1518  nach  Genua  berufen  wurde,  um  dort  seine 
Kunst  der  Kosmographie  auszuüben  und  Schüler  auszubilden.  Es 
wurde  ihm  dazu  ein  Jahresgehalt  von  100  Lire  bewilligt,  ausser 
dem,  was  er  sonst  verdiente. 

Ausser  den  schon  genannten  Kartographen  des  15.  Jahr- 
hunderts sind  noch  folgende  in  chronologischer  Ordnung  anzu- 
führen. Wuttke  **)  nennt  einen  venetianischen  Kartographen 
Nicoiao  Sohn  des  Pasqualino,  der  1408  eine  in  der  Wiener  Hof- 
bibliothek aufbewahrte  Karte  gezeichnet  haben  soll.  Allerdings 
lag  Zurla***)  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  in  Venedig  noch  eine 
dem  15.  Jahrhundert  angehörige  Karte  eines  Nicolo  de  Pas- 
qualin  vor,  aber  unter  den  mir  wohlbekannten  Karte nscbätzen 
der  Wiener  Hofbibliothek  findet  sich  eine  solche  Karte  nicht  mehr. 
Zurla  nennt  auch  Francesco  und  Aloixe  Cesano  als  zwei  venetia- 
nische  Kartographen  des  15.  Jahrhunderts,  von  denen  ihm  noch 
eine  Karte  vorlag.  Es  ist  in  der  That  von  einem  Francesco  de 
Cesanis  noch  eine  Karte  des  Mittelmeeres  auf  einem  grossen  Per- 
gamentblatt vom  Jahre  1421  im  Museo  Correr  in  Venedig  (Por- 
tulani  N.  16)  erhalten.  Die  Karte  ist  sorgsam  gearbeitet,  aber 
schlecht  erhalten,  hat  auch  nichts  besonderes.  Als  Zeitgenossen 
des  Giraldi  haben  wir  den  schon  erwähnten  Beccario  zu  nennen. 
Und  zwar  gab  es  zwei  Beccario:  Francesco,  der  zu  Anfang  des 
15.  Jahrh.  in  Genua  lebte  und  von  dem  sich  3  Karten  im  British 


*)  Giomale  Ligustico  I.  p.  275  und  II.  p.  71. 
**)  a.  a.  O.  S.  34,  wahrscheinlich  nach  Matkovich. 
***)  Di  Marco  Polo  etc.     IL     p.  354. 


Über  italienisclie  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.       51 

Museum  finden,  und  Battista.  Von  diesem  findet  sich  eine  Karte 
in  München:  Battista  Becharius  civis  Janue  composuit  hanc  cartam 
anno  domini  millesimo  CCCCXXVI  de  mense  novembris  ad  requi- 

sicionem  et  nomine unlesbar.     Es  ist  die  früher  in  Regens- 

burg  aufbewahrte  und  durch  Kunstmann,  der  aber  Ircharius  las, 
zuerst  bekannt  gewordene  Karte.  Eine  zweite  Karte  von  Fran- 
cesco oder  Battista  Beccario  findet  sich  in  Parma  (veröffentlicht  in 
den  Studi),  wahrscheinlich  aus  dem  Jahre  1435.  Ebenfalls  als 
ein  Zeitgenosse  des  Cesano  und  der  Beccario's  ist  Andrea  Bianco 
zu  nennen,  von  welchem  ausser  der  Mailänder  Karte  noch  der 
bekannte  grosse  Atlas  von  1436  in  der  Marciana  erhalten  ist,  der 
unser  besonderes  Interesse  dadurch  hervorruft,  dass  er  in  den  bei- 
den darin  enthaltenen  Weltkarten  die  mittelalterlichen  kreisförmi- 
gen Karten  neben  die  eben  wieder  bekannt  gewordenen  Ptole- 
mäischen  setzt.  Andrea  Bianco  hat  aber  auch  mitgearbeitet  an 
der  berühmten  Weltkarte  des  Fra  Mauro,  des  Camaldulensermönchs 
von  Murano,  die  noch  im  Dogenpalaste  zu  Venedig  bewahrt  wird 
und  in  den  Jahren  1457 — 59  entstanden  ist*).  Fra  Mauro  hat 
auch  noch  andre  Karten  gezeichnet,  namentlich  eine  topographische 
Karte  des  Gebiets  von  S.  Michele  di  Lemmo  in  Istrien,  die  aber 
nur  noch  in  einem  Kupferstiche  des  vorigen  Jahrhunderts  vorhan- 
den ist.  Wie  ausserordentlich  kartographische  und  kosmographische 
Studien  in  Venedig  in  dieser  Zeit  blühten,  in  der,  wie  wir  sah,en,  in 
Genua  nur  ein  einziger  Kartograph  lebte,  das  geht  am  besten 
daraus  hervor,  dass  sich  den  Cesanis,  Giraldis,  Andrea  Bianco, 
Fra  Mauro  noch  Namen  wie  Leardo,  Leonardo  und  Benincasa 
würdig  anreihen.  Giovanni  Leardo  ist  einer  der  tüchtigsten  Kos- 
mographen  jener  Zeit,  der  Fra  Mauro  nur  wenig  nachsteht.  Wir 
kennen  von  ihm  jetzt  zwei  Weltkarten,  beide  kreisrund  und  ganz 
im  mittelalterlichen  Charakter,  die  eine  von  1448  im  Museum  zu 
Vicenza,  erst  seit  1850  bekannt,  die  andere,  erst  1879  wieder  auf- 
gefunden, von  1452,  im  Besitze  des  österreichischen  Generalkonsuls 
von  Pilat  in  Venedig**).  Von  Antonio  Leonardo  wissen  wir  nur, 
dass  Aeneas  Silvius  als  Erzbischof  von  Siena  ihn  1457  beauf- 
tragte, eine  Karte  zu  Ptolemaios  anzufertigen,  die  aber  rund  aus- 
fiel und  in  der  Sakristei  der  Hauptkirche  zu  Siena  aufbewahrt 
wurde***).     Ganz  erstaunlich  ist  aber  die  uns  erhaltene  Zahl  von 

*)  Vgl.  über  Fra   Mauro   namentlich  Matkovich   in  den  „Mittheil,  der 
Wiener  Geogr.  Ges."  1859  S.  32. 

**)  Erstere  ist  beschrieben  von  Vittore  Bellio  in  den  „Atti  delV  Acca- 
demia  Olimpica  di  Vicenza**  1877.  vol.  X.  p.  75  und  verÖflFentlicht  von  San- 
tarem,  letztere  von  Berchet  1880.  Doch  sind  beide  noch  nicht  genügend 
untersucht. 

***)  Wuttke  a.   a.  O.  S.  68  führt  diese   Thatsache   ohne    Quellenangabe 
an,  möglicherweise  ist  die  Rede  von  Leardo. 


52  Theobald  Fischer: 

Kompasskarten ,  welche  den  Namen  des  Anconitaners  Benincasa 
tragen,  aber  meist  in  Venedig  angefertigt  sind.  Doch  hat  Desi- 
moni*)  wahrscheinlich  gemacht,  dass  Karten  vom  Jahre  1460 
und  1461  von  ihm  in  Genua  gezeichnet  worden  sind,  da  er  sich 
damals,  von  dem  Genueser  Manuele  Maruffo  mit  seinem  Schiffe 
bei  Tunis  gefangen  genommen  —  er  war  also  vermathlich  auch 
Capitän  wie  Andrea  Bianco  —  in  Genua  aufhielt.  Solcher  Karten, 
über  ganz  Europa  verstreut,  aber  noch  am  zahlreichsten  in  Italien, 
zähle  ich  nicht  weniger  als  25.  Sie  zeichnen  sich  alle  durch  sehr 
sorgsame  Arbeit,  saubere  Zeichnung  aus  und  haben  am  Rande 
die  Breitenangaben  des  Ptolemaios,  die  aber  wenig  genau  sind 
und  von  den  Seefahrern  wenig  geschätzt  waren.  Namentlich 
wertvoll  sind  die  einzelnen  Ausgaben,  weil  sie  uns  das  Fortschreiten 
der  portugiesischen  Entdeckungen  an  der  Westküste  von  Afrika 
verfolgen  lassen.  So  reicht  z.  B.  die  Ausgabe  von  1467  in  der 
Pariser  Nationalbibliothek  bis  Cap  Roxo,  die  von  1471  (eine  im 
Vatikan,  eine  in  Murano)  hat  schon  eine  genaue  Darstellung  dieser 
Entdeckungen  und  geht  weiter  südwärts  über  Cabo  do  Monte 
hinaus  bis  zum  Rio  das  Palmeiras.  Einzelne  Karten  des  Benin- 
casa lassen  die  Jahreszahl  nicht  mehr  deutlich  erkennen  und  es 
ist  zweifelhaft,  ob  die  im  Staatsarchiv  von  Florenz  aufbewahrten 
von  1420  und  1436  wirklich  diesen  Jahren  angeboren;  eine  dritte 
ebenda  trägt  die  Legende :  Gratiosus  Benincasa  composuit  in  civi- 
tate  Janue  in  anno  domini  MCCCC  ....  der  Rest  unleserlich, 
wahrscheinlich  aber  1461,  wie  Desimoni  und  Santarem  auch  an- 
nehmen. Völlig  sicher  datirt  ist  erst  ein  Exemplar  von  1463  in 
der  ehemaligen  Bibliothek  Pinelli,  so  dass  sich  eine  sichere  Thätig- 
keit  des  Grazioso  Benincasa  nur  von  1463 — 1482  nachweisen 
lässt.  Noch  mit  ihm  gleichzeitig  arbeitet  aber  sein  Sohn  Andrea, 
von  welchem  Karten  bis  1508  (in  Rom  in  der  Bibliothek  der 
Propaganda)  vorkommen.  Ausser  den  genannten  findet  sich  Be- 
nincasas**)  von  1465  im  Museo  Correr,  ein  zweiter  im  Museum 
von  Vicenza,  von  1466  in  Paris  in  der  National- Bibliothek ,  von 
1467  ebenda,  von  1468  in  Palermo  im  Besitz  der  Familie  Lanza- 
Trabia,  von  1469  in  der  Ambrosiana,  ein  zweiter  von  1469  in  Paris 
in  der  Sammlung  eines  Herrn  Montelag,  von  1470  im  Staatsarchiv 
von  Florenz,  ein  zweiter  von  1470  war  ehemals  in  Venedig,  zwei 
von  1471  im  Vatikan  und  in  Murano,  einer  von  1472  war  ehe- 
mals im  Besitz  von  Bossi,    einer  von    1473    in   der  Universitäts- 


*)  Giornale  Ligustico  1875  p.  51. 
**)  Der  Verfasser  hat  die  meisten    eingesehen,    muss   sich  aber  Vorbe- 
halten,   später   eingehender   von  Benincasa   zu  handeln.     VeröflFentlicht   sind 
von   Santarem   Stücke  des  Pariser  von   1467   und  des  Vatikanischen  Exem- 
plars von  1471. 


Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        53 

Bibliothek  zu  Bologna,  einer  von  1476  in  Ancona,  einer  von 
1480,  in  Ancona  gezeichnet,  auf  der  Hofbibliothek  in  "Wien,  einer 
von  1482  in  Bologna.  Daran  schliessen  sich  die  Karten  von 
Andrea  Benincasa  von  1476  in  Genf,  von  1490  im  Communalarchiv 
von  Ancona,  eine  andere  in  der  Casanatensischen  Bibliothek  in 
Kom,  ein  undatirter  Grazioso  Benincasa  im  British  Museum. 

Ein  Zeitgenosse  des  älteren  Benincasa  ist  der  Genueser 
Bartolomeo  Pareto,  von  dem  eine  wichtige  Karte  1877  in  Rom 
wieder  aufgefunden  worden  ist*).  Dieselbe  ist  von  ungewöhnlicher 
Grösse,  1,48m  X  0,70m  und  trägt  die  Legende:  Presbyter  Bar- 
tbolomeus  de  Pareto  civis  Janue  Acolitus  sanctissimi  Dni  Nri 
Pape  composuit  hanc  cartam  MCCCLV  in  Janua.  Dieselbe  um- 
fasst  die  ganze  damals  bekannte  Welt  und  ist  sehr  reich  colorirt. 
Von  einem  Venetianer  Giorgio  Giovanni  findet  sich  eine  Karte 
von  1484  auf  der  National  -  Bibliothek  in  Parma.  Von  einem 
anderen  Zeitgenossen  und  engeren  Landsmann ,  dem  Grafen 
Hoctomanus  Fredutius  aus  Ancona,  wird  eine  Karte  vom  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  in  "Wolfenbüttel  bewahrt.  Die  Namen  einer 
grossen  Zahl  anderer,  wohl  meist  venetianischer  Kartographen 
des  15.  Jahrb.,  und  zwar  von  vor  1489,  lernen  wir  durch  Zurla 
kennen**),  dem  zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  noch  in  Venedig 
ein  Codex  vorlag,  welcher  35  grosse  Seekarten  verschiedener 
Autoren  enthielt,  von  denen  jetzt  die  meisten  im  British  Museum 
zu  sein  scheinen.  Ausser  den  schon  früher  genannten  sind  es 
noch  Piero  Rosali,  Juan  da  Napoli,  Nicolo  Fiorin,  Juan  Soligo, 
Domenigo  de  Zane,  Benedetto  Pesina,  Ponente  Boscaino.  Der- 
selbe Codex  enthielt  noch  auf  36  Pergamentblättern  nautische 
Abhandlungen  verschiedener  Art,  eine  Erklärung  des  Raxon  del 
Martelogio,  Notizen  über  die  Kosten  der  nach  Flandern  gehenden 
Galeeren  etc.,  endlich  eine  Beschreibung  aller  Häfen,  welche  da- 
mals im  Mittelmeere,  im  Archipel  und  an  den  Küsten  des  Oceans 
bis  Mogador  besucht  wurden.  Zwei  dieser  Karten  waren  beson- 
ders interessant,  weil  aus  ihnen  hervorgeht,  mit  welchem  Eifer 
man  sich  in  Venedig  das  neueste  Kartenmaterial,  das  die  Ent- 
deckungen der  Portugiesen  lieferten,  zu  verschaffen  suchte,  und  mit 
welcher  Aufmerksamkeit  die  Venetianer  den  Entdeckungen  der 
Portugiesen  folgten.  (Schon  Andrea  Bianco  und  Benincasa  zeigten 
dies  ja.)  Jene  Karten  nämlich,  die  also  vor  1489  entworfen 
sein  mussten,  nach  Zurla,  enthielten  schon  die  ganze  "Westküste 
von  Afrika  bis  13°  5'  Br.  (wahrscheinlich  zu  verstehen  15®  40' 
SBr.,  Cap  Negro),  d.  h.  es  waren  eingetragen  die  Entdeckungen 


*)  Memorie  de  la  soc.  geogr.  ital.  1878  p.  54. 
**)  Di  Marco  Polo  II  p.  354. 


54  Theobald  Fischer: 

der  erst  1468  zurückgekehrten  Expedition  des  Diego  Cam  und 
Martin  Behaim.  Die  fragliche  Karte  ist  jedenfalls,  soweit  wir 
dies  aus  Zurla's  Beschreibung  schliessen  können,  nahe  verwandt, 
wenn  nicht  identisch  mit  der  schon  erwähnten,  von  Kohl  in  Lon- 
don entdeckten.  Sie  enthält  auch  das  Cap  Padram  (capo  do 
panom)  am  Congo,  wo  sich  ein  goldenes  Kreuz  findet,  offenbar 
als  Hinweis  auf  das  Kreuz,  welches  die  "Wappenpfeiler  der  Por- 
tugiesen schmückte.  Auf  beiden  zeigt  sich  auch  die  für  den  Congo 
charakteristische  Legende  zwischen  dem  capo  do  panom  und  dem 
capo  do  paul:  aqua  dolze  zingue  ligas  alamar. 

Im    16.  Jahrh.  nimmt  die  Zahl  der  Kartographen  wenn  mög- 
lich   noch   zu.      An    der   Schwelle    des   Jahrh.    tritt    uns   Albeito 
Cantino  entgegen  mit  einer  Karte  der  Neuen  "Welt,    welche   sich 
unmittelbar    an    diejenige    des    Juan    de   la    Cosa   von     1500    an- 
schliesst.     Sie  befindet  sich  seit  1870   in  der  Bibliotheca  Estense 
zu  Modena  und  trägt  die  Legende:  Carta  da  navigar  per  le  Isole 
nuovamente  trovate  in  la  parte  delle  Indie  da  Alberto  Cantino  1501*). 
Seit    dem    Beginn    des  Jahrhunderts   tritt    in    Genua    die    Familie 
Maggiolo  auf,    die  nahezu    1]^  Jahrhundert   blüht,    von    1511  bis 
1648**).     In    einer  Urkunde   von    1533    erscheint  Visconte   Mag- 
giolo    als    magister     cartarum     navigandi,     1555    Giacomo     Mag- 
giolo,   und  aus  einer  Urkunde  von   1644  lernen  wir  kennen  Ni- 
colö    Maggiolo,    esperto    e   pratico    nella    professione    di   fabricare 
le  carte  del  navigare,    Nachfolger  seines  Vaters  Cornelio,    seines 
Grossvaters  Gio.  Antonio  und  dessen  Bruders  Giacomo  und  seines 
Urgrossvaters  Visconte  Maggiolo,    welche  alle  für  ihre  besondere 
Fertigkeit   vom    Staate    ein    Jahresgehalt   von    100   Lire    bezogen, 
wofür  sie  der  Republik  die  Karten  lieferten    (also  ähnlich  wie  in 
Spanien).     Nicolo  Maggiolo  beklagt  sich,  dass  fremde  Kartographen 
in  Genua  aufgetreten  sind  und  ohne  in   ihrem  Berufe   geprüft  zu 
sein,    Schifferkarten,    Bussolen  und  andere   nautische  Instrumente 
anfertigen  und  verkaufen,   zum  grossen  Schaden  des  Nicolo,    der 
geprüft  und  privilegiert  ist.     "Wir   erfahren   weiter,    dass   er   zwei 
Söhne   hat,  die  versprechen,  seine  würdigen  Nachfolger  in  dieser 
Kunst  zu  werden.     Es  lässt  sich  aus    den  Karten    und  Urkunden 
ein  ganzer  Stammbaum  dieser  Familie  aufstellen***),  der  mit  Georgio 
Maggiolo  um   die  Mitte  des   15.  Jahrh.  beginnt  und  sich,   11  männ- 
liche Familienglieder  umfassend,   bis    1648    verfolgen    lässt.     "Wir 
kennen  jetzt  im  Ganzen   19  Atlanten  unter  dem  Namen  Maggiolo, 
davon    die    meisten    und    ältesten     von    Visconte    Maggiolo,     der 

*)  Diese  Karte  gelangt  in  dem  Atlas  zur  Veröffentlichung. 
**)  Über  diese  Familie  handeln  Desimoni  und  Staglieno   im  ,,Giornale 
Ligustico",  1875  p.  215. 

***)  Desimoni  im  „Giornale  Ligustico"  1877  p.  81  und  Ergänzungen  in  den 
^^Atti  deir  Accademia  dei  Nuovi  Lincei"  Anno  XXIX.    marzo  1877. 


Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters.        55 

von  1511  bis  c.  1550  blüht,  andere  von  seinen  Söhnen  Gio. 
Antonio,  der  von  1525 — 1588,  und  Giacomo,  der  von  1529  bis 
1604  blüht,  wieder  andere  von  Gio.  Antonio's  Sohn  Baldassare 
(1583  — 1604).  Erhalten  sind  uns  nur  Atlanten  der  Mag- 
giolo  von  1511  — 1587.  Der  älteste  mit  der  Legende:  Ves- 
conte  de  Maiolo  civis  Janue  composuit  in  Neapolis  de  anno 
1511  die  XX  Januaris,  befindet  sich  jetzt  in  der  Bibliothek 
Heredia  in  Madrid.  Wie  alle  Maggiolo  umfasst  er  in  ziemlich 
grossem  Maasstabe,  8  Karten  0.40m  X  0.28m,  und  sorgsamer 
Arbeit  nicht  nur  das  Mittelmeer,  sondern  auch  ganz  Afrika, 
Amerika  und  Asien  und  lässt  ebenfalls  den  Fortschritt  der  Ent- 
deckungen verfolgen.  Auch  das  Exemplar  von  1512  in  der 
Bibliothek  zu  Parma  ist  noch  in  Neapel  gearbeitet.  Ein  drittes, 
in  Genua  1519  gearbeitet,  findet  sich  in  der  Kgl.  Bibliothek  in 
München  (Cod.  iconogr.  135),  von  1524  in  der  Ambrosiana,  von 
1525  von  Giovanni  und  Vesconte  Maggiolo,  ebenfalls  in  Parma, 
von  1535  in  Turin,  ein  zweiter  in  der  Kathedrale  von  Toledo, 
von  1547  in  Paris  im  Depot  des  Cartes,  von  1549  in  Treviso  in 
der  Kommunal-Bibliothek,  ein  Giacomo  Maggiolovon  1552  in  der 
Kgl.  Bibliothek  zu  München,  ein  anderer  von  1553  in  Genua, 
von  1558  in  der  Casanatensischen  Bibliothek  in  Rom,  ebenda  im 
Collegio  Romano  ein  solcher  von  1561  und  einer  von  1567,  einer  von 
1562  im  British  Museum,  einer  von  1567  war  ehemals  im  Besitz 
von  Libri,  ein  Baldassare  Maggiolo  von  1583  in  der  National- 
Bibliothek  zu  Florenz,  einer  von  1585  in  Ventimiglia,  ein  Ves- 
conte Maggiolo  von  1587  schliesslich  in  der  Ambrosiana.  Wohl  die 
erste  und  überhaupt  eine  der  wenigen  durch  Druck  vervielfältigten 
Kompasskarten  war  diejenige,  welche  Visconte  Maggiolo  sich  1534 
verpflichtete,  dem  Notar  Lorenzo  Lomelliuo  Sorba  anzufertigen  und 
die  dieser  stechen  und  durch  den  Druck  auf  eigene  Kosten  ver- 
ofiPentlichen  wollte*). 

Unter  den  Gefährten  Magellans  fand  sich  der  Genueser 
Leone  Pancaldo,  welcher  des  Kartenzeichnens  kundig  war.  Er 
verpflichtete  sich  1531  dem  Könige  von  Portugal  gegenüber  gegen 
Zahlung  von  2000  Dukaten,  weder  selbst  nach  den  neu  entdeck- 
ten Inseln  Indiens  zu  fahren,  noch  anderen  den  Weg  dahin  zu 
zeigen,  noch  Karten  zu  zeichnen,  durch  welche  man  jenen  Weg 
kennen  lernen  könne**).  Andere  genuesische  Kartographen  des 
16.  Jahrhunderts  sind  Giacomo  Scotto,  von  dem  sich  eine  Karte  von 
1589  in  der  Marciana  befindet,  Giovanni  Costo,  Carlo  da  Corte  u.  a. 

Bedeutender  als  Vesconte  Maggiolo,  namentlich  in  der  Tech- 
nik, war  sein  Zeitgenosse  und  engerer  Landsmann  Battista  Agnese, 

*)  Desimoni  in  „Giornale  Ligustico*^  1875  p.  56. 
**)  Desimoni  a.  a.  0.  p.  56. 


56    Fischer:  Über  italienische  Seekarten  und  Kartographen  des  Mittelalters. 

der  aber,  vielleicht  weil  er  in  der  Vaterstadt  infolge  des  Privi- 
legs der  Maggiolo  nicht  aufkommen  konnte,  in  Venedig  arbeitete. 
Die  durch  Professor  Wiesers  Arbeiten  bekannt  gewordenen 
Karten  des  Agnese,  welche  ebenfalls  für  die  Entdeckungsge- 
schichte des  16.  Jahrhunderts  sehr  wichtig  sind,  sind  wegen 
ihrer  reizenden  Miniaturen  zum  Teil  wahre  Kunstwerke.  Auch 
er  ist  ausserordentlich  fruchtbar  gewesen,  es  sind  uns  nicht  weni- 
ger als  13  Atlanten  vom  ihm  aus  den  Jahren  1527 — 1554  er- 
halten, die  späteren  sind  stets  durchgesehene  und  erweiterte  Auf- 
lagen der  früheren.  Sie  umfassen  alle  die  ganze  damalige  Erde 
und  enthalten  zahlreiche  vorzugliche  Specialkarten.  Das  umfang- 
reichste Exemplar  ist  das  in  der  Marciana  von  1554,  welches 
nicht  weniger  als  34  Blätter  zählt.  Im  Britischen  Museum 
befinden  sich  zwei  Exemplare,  von  1527  und  1536,  einzelne 
Karten  von  1536 — 1550  in  Wien,  Gotha  und  Dresden,  ein 
Exemplar  von  1543  und  ein  undatiertes  in  der  Laurenziana 
zu  Florenz,  drei  von  1545,  1553  und  1554  in  der  Mar- 
ciana zu  Venedig,  je  ein  undatiertes  in  Paris  und  München 
(Cod.  iconogr.  136). 

Als  eine  besondere  Leistung  eines  venetianischen  Kosmo- 
graphen  haben  wir  einen  von  Euphrosinus  Vulpius  1542  in  Venedig 
in  Kupfer  gearbeiteten  Globus  anzusehen,  welcher  sich  jetzt  in 
der  Bibliothek  der  historischen  Gesellschaft  zu  New- York  befindet 
In  Venedig  waren  im  16.  Jahrb.  auch  Griechen  als  ELartographen 
thätig,  und  wir  können  auch  dies  als  einen  Ausdruck  der  engen 
Beziehungen  Griechenlands  zu  Venedig  und  der  Bedeutung  dieser 
Beziehungen  für  Aufrechterhaltung  des  geistigen  Lebens  unter  den 
Griechen  ansehen.  Es  sind  hier  namentlich  zu  nennen  Xeno- 
dochus  von  Korfu,  von  welchem  sich  eine  Karte  von  1520  im 
Museo  Correr  befindet,  und  Giorgio  Sideri  genannt  Kallapoda 
von  Kreta,  von  welchem  sich  ein  Atlas  in  6  Blättern  von  1537 
in  der  Marciana  findet  (Klasse  IV  Cod.  LXI),  mit  der  Legende: 
Georgio  Challopoda  Candioto  composuit  Candia  anno  domini  1537, 
eine  Weltkarte  von  1550  im  Museo  Correr  (Portulani  5)  und  ein 
Bruchstück  einer  solchen  von  1560  (Portulani  15).  Ein  anderer 
Sideri  von  1565  befindet  sich  in  Rom  in  der  Bibliothek  der 
Propaganda.  Diesen  wie  anderen  venetianischen  Kartographen 
des  16.  und  namentlich  des  17.  Jahrhunderts  verdanken  wir 
namentlich  zahlreiche  Karten  in  grossem  Maasstabe  von  den 
venetianischen  Besitzungen,  besonders  von  Kreta,  ähnlich  wie  die 
Genueser  solche  Specialkarten  von  Korsika  entwarfen.  Die  Markus- 
bibliothek ist  reich  an  solchen  Schätzen,  die  auch  für  die  Geschichte 
der  Kartographie  von  grossem  Werthe  sind. 


O.  Wien:  Die  Sierra  von  Cördoba.  57 

n. 

Die  Sierra  von  Cördoba*). 

Von  Dr.  O.  Wien. 
(Mit  einer  Karte,  Taf.  I.) 


Die  Gebirge  der  argentiniscben  Republik  folgen  mehr  oder 
weniger  genau  der  Streichungsrichtung  der  Cordilleren  von  Nord 
nach  Snd  und  lassen  sich  als  deren  Fortsetzungen,  Anhänge, 
Nebenznge  oder  Begleiter  ansehen,  je  nachdem  sie  in  unmittel- 
barem Zusammenhange  mit  ihnen  stehen,  oder,  von  ihnen  völlig 
abgesondert,  nur  ihrer  allgemeinen  Richtung  folgen.  Hiernach 
können  die  Gebirge  des  Landes  in  mehrere  Gruppen  gebracht 
werden,  deren  sich  beim  Anblick  der  Karte  naturgemäss  vier  er- 
geben : 

1)  Die  Cordilleren  selbst  mit  ihren  unmittelbaren  Anhängen 
(Nevado  de  Famatina,  Sierras  de  Famatina,  Huerta,  Jachal,  Us- 
pallata). 

2)  Die  isolierten  Gebirge  am  Nordrande  der  Republik,  welche 
sich  an  das  bolivianische  Plateau  anschliessen  (Sierra  Despoblado, 
Lumbrera,  Aconquija,  Tncumana,  Ancaste,  Ambato,  Atajo,  Belen, 
Gulnmpaja,  Zapata,  San  Jose,  Copaeavana,  Yilasco,  Llanos,  Pie 
de  Palo), 

3)  Das  System  der  südlichen  Pampa  mit  der  Kuppe  der 
Sierra  Yentana  (Sierra  de  Tandil,  de  los  Padres,  del  Volcan, 
Quillalan quen,  Ventana,  Pillabuinco), 

4)  Das  centrale  System  der  argentinischen  Ebene,  repräsentiert 
besonders  durch  die  Sierra  de  Cordoba  (daneben  die  Gebirgszuge 
Portezuelo  und  Sierra  de  Morro,  welche  zur  westlichen  Sierra,  von 
San  Louis,  hinüberfuhren). 

Die  Sierra  von  Cordoba,  deren  nordöstlichen  Teil  die  bei- 
gegebene Karte  darstellt,  welche  nach  trigonometrischen  Aufnahmen 
der  Herren  Dr.  Brackebusch**)  und  Seelstrang  in  Cordoba, 
sowie    nach  astronomischen  und  barometrischen  Orts-  und  Höhen- 


*)  Mit  Benutzung :  Descripcion  flsica  de  la  Republica  Argentina  por  Dr. 
German  Barmeister.  Buenos  Aires.  —  Boletin  de  la  Academia  Nacional  de 
ciencias  exactas.  Tomo  II.  Entrega  III.  C6rdoba  1876.  —  La  Plata-Monats- 
schrift,  Jahrgang  1873,  Heft  1  ff.  Buenos  Aires.  —  El  Oro  por  Dr.  Bracke- 
bosch.  Cördoba  1876.  —  Leider  stand  Tom.  II.  Entr.  II  des  „Boletin",  in  wel- 
chem sich  ein  Aufsatz  von  Dr.  Brackebuscb  über  die  Sierra  von  C6rdoba 
befindet,  nicht  zu  meiner  Verfügung. 

**)  Dr.  Brackebusch,  Professor  der  Mineralogie;  Seelstrang,  früher  Inge- 
nieur, Professor  der  Matiiematik. 


58  O.  Wien: 

bestimm nngen  des  Herrn  Dr.  Gould ,  Direktor  der  Sternwarte  in 
Cordoba,  ebendaselbst  gefertigt  ist,  bildet  eine  Gruppe  von  drei 
parallel  von  Süden  nach  Norden  streichenden  Bergzagen  mit  steilem 
westlichen  und  sanfteren  östlichen  Abhänge,  welche  fast  genau  der 
Richtung  eines  südlichen  Ausläufers  (Sierra  de  Aconquija)  der 
isolierten  Gebirge  im  Norden  der  Republik  folgen.  Die  drei 
Ketten,  aus  denen  die  Sierra  de  Cordoba  besteht,  haben  ungleiche 
Länge  und  Breite. 

Die  östliche,  im  Anhange  Sierra  del  Campo  genannt,  be- 
ginnt im  Süden  unter  38^  13'  S.  Br.,  ist  bis  10  km  breit  und 
im  Kamm  kaum  höher  als  1000  m.  Weiter  nach  Norden  tragt 
sie  den  Namen  Sierra  de  Ischilin  oder  Sierra  Chica  und 
erhebt  sich  an  einem  Punkte,  dem  Cerro  de  Minas,  zu  1700m 
Höhe.  Auf  etwa  30®  S.  Br.  verliert  sie  sich  in  einzelnen  niedri- 
gen Granitkuppen,  um  sich  in  nördlicher  Richtung  bin,  unter 
dem  Namen  Sierra  de  Quilino,  bis  Puesto  de  Cerro  (30®  58') 
noch  einmal  zu  einem  grösseren  Gebirgszuge  auszudehnen.  Die 
mittlere  Kette  führt  den  Namen  Sierra  deAchala;  sie  ist  breiter 
(bis  40  km)  und  höher  als  die  vorige.  Ihr  höchster  Punkt  ist 
der  Cerro  de  los  Gigantes  (auch  el  Gigante  genannt)  von  2300  m 
Höhe. 

Nach  Süden  geht  sie  weit  über  die  erste  Kette  hinaus  und 
streicht  bis  34®  25'  S.  Br. ,  nach  Norden  hat  sie  keine  Anhäng- 
sel, wie  die  erste,  sondern  bricht  plötzlich  bei  Cruz  de  Bje 
(490  m)  ab.  Von  Cruz  del  Eje  ab  verringert  sich  die  Erbebung 
des  Bodens  in  nördlicher  Richtung  beständig  bis  zur  grossen  cen- 
tralen Saline,  deren  Niveau  nur  ca.  160  m  über  dem  Meeres- 
spiegel liegt. 

Die  dritte  Kette,  Sierra  Cerezuela,  auch  Sierra  Puela  und 
S.  de  Pocho  genannt,  ist  kürzer  als  die*  beiden  genannten  (32®  4' 
bis  33 '^  18'),  kaum  breiter,  aber  höher  als  die  erste;  einige  der 
Trachytgipfel,  welche  sie  durchbrechen ,  erreichen  eine  Höhe  von 
1900  m. 

Die  ganze  Sierra  besteht  im  wesentlichen  aus  krystallinischen 
Schiefern  und  zwar  aus  Gneis;  dazu  kommen  noch  Hornblende- 
schiefer, Kieselschiefer  und  krystallinische  Kalksteine,  welche 
innerhalb  des  varietätenreichen  Gneis  auftreten,  oder  in  mehr 
oder  weniger  mächtigen  Bänken  vielfach  mit  einander  und  mit 
dem  Gneis  abwechselnd  lagern.  Bisweilen  tritt  auch  Thonschiefer 
auf.  Das  Streichen  der  Schichtung  oder  der  Bänke  ist  gewöhn- 
lich, in  Übereinstimmung  mit  der  Hauptausdehnung  des  Gebirges, 
ein  nord-südliches,  das  Einfallen  ein  sehr  steiles  und  senkrechtes. 
Man  dürfte  die  Schieferformation  wohl  als  laurentisch  auffassen 
und  annehmen,    dass  sie   im   innigsten    Zusammenhange    mit   der- 


Die  Sierra  von  C6rdoba.  59 

jenigen  Formation  alter  krystallinischer  Schiefer  stehe,  welche 
einen  so  grossen  Teil  der  iasularen  Gebirge  der  Pampas  und  des 
Nordens  sowie  der  Enste  und  des  Innern  von  Brasilien  bildet. 

In  grosser  Häufigkeit  und  Mächtigkeit  tritt  krystallinischer 
Kalkstein  (Marmor)  auf.  Derselbe  zeichnet  sich  durch  eine  schöne 
weisse,  blassrote  oder  durch  Serpentin  grünliche  Farbe  und  Gleich- 
mässigkeit  seines  Kornes  aus  und  eignet  sich  daher  zu  architek- 
tonischen Zwecken,  während  ihn  seine  grosse  Reinheit  zur  Er- 
zeugung eines  trefflichen  Kalkes  qualifiziert*). 

In  wissenschaftlicher  Beziehung  ist  der  Marmor  interessant, 
da  er  mehrfach  und  besonders  da,  wo  er  an  Hornblendenschiefer 
grenzt,  reich  an  akzessorischen  Mineralien  ist,  unter  denen  hier 
Spinell,  Granat,  Chondodrit,  WoUastonit  und  Titanit  Erwähnung 
finden  mögen. 

Nächst  diesen  laurentischen  Schiefern  beteiligt  sich  an  der 
Zusammensetzung  der  Sierra  de  Cordoba  in  zweiter  Linie  Granit. 
Derselbe  bildet  als  gleichförmig  körniges  oder  durch  Orthoklas- 
zwillinge porphyrartiges  Gestein  ausgedehnte  Stöcke**)  und  hat  an 
einigen  dieser  Stellen  die  ihn  zunächst  umgebenden  laurentischen 
Schiefer  mehr  oder  weniger  stark  metamorphosiert.  Staurolith- 
reiche  Schiefer  und  ausgezeichnet  schöner  Dichroitgneis  gehören 
derartigen  Kontaktzonen  an. 

Der  interessanteste  Granit  ist  ein  ausserordentlich  grobkörni- 
ger Riesengranit  (Pegmatit),  welcher  in  langen  bis  3'^m  mäch- 
tigen Gängen  das  Gebirge  durchsetzt  und  oft  durch  Überhand- 
nehmen seines  Quarzes  in  Quarzfels  übergeht.  Dieses  Gestein 
kann  in  zentnerschweren  Massen  gebrochen  werden  und  bildet  die 
ausgehenden  milchweissen  Quarzklippen,  oder  die  fleischroten  Feld- 
spathfelsen  (Cerros  blancos),  auffallende  Punkte  im  Gebirge. 

Stellenweise  ist  dieser  Pegmatit  stark  von  grossen  schwarzen 
Tarmalin-Krystallen  durchwachsen,  welche  in  Armesdicke  als  ge- 
streifte, abgerundete  Säulen  vorkommen.  Berylle  von  schmutzig 
grüner  Farbe  und  Granat  finden  sich  zuweilen.  Höchst  interessant 
ist  das  Vorkommen  von  Afterkrystallen  von  Orthoklas  nach  Be- 
ryll: dicke  sechsseitige  Säulen  bis  zu  4  cm  Durchmesser,  doch  we- 
niger lang,   sind  von  Orthoklasmasse   gebildet;    einzelne  halb  und 


*)  Die  Verwendung  des  Marmors  zn  architektonischen  Zwecken  dürfte 
sich  zur  Zeit  auf  die  Provinz  C6rdoba  beschränken ;  in  den  grösseren  Hafen- 
stftdten,  namentlich  in  Buenos  Aires ,  wo  man  vielfach  Marmor  verwendet, 
benutzt  man  italienischen.  Dagegen  wird  der  ausgezeichnete  Marmorkalk 
von  C6rdoha  fast  im  ganzen  Lande  verwendet;  im  Jahre  1879/80  exportierte 
die  Provinz  1 141 950  kg. 

**)  Dasselbe  findet  man  in  den  Sierren  von  Tncuman,  Capillitas,  Fama- 
tina und  San  Luis.    Barmeister  1.  c 


60  O.  Wien: 

halb  von  Orthoklas  nnd  Beryll.  Im  Mineralogischen  Maseüm 
des  Nationalkollegs  von  San  Lnis  befindet  sich  ein  solcher  Krystall 
mit  Längsstreifang  auf  den  Sänlenflächen ,  undurchsichtig  und  leidt 
weissrötlicb ,  glasglänzend  einesteils,  hellgrün  und  durchscheinend 
anderenteils.  Die  Beryllkrystalle  erreichen  bedeutende  Grosse  und 
Dicke;  so  sah  ich  in  Gordoba  ein  Stuck  schmutzig  gelbgrunen 
Berylls  von  einer  Säule  abgeschlagen ,  welches  über  J^  kg  wog. 
Daneben  treten  noch  Columbit,  Apatit,  Wolfram  und  Triplit  airf, 
die  letzten  beiden  in  bedeutender  Quantität. 

Endlich  finden  sich  noch  zahlreiche  Stocke  oder  gangförmige 
Durchbrüche  von  Quarzporphyr  und  jüngeren  eruptiven  Gesteinen; 
Trachyte  und  Basalte  häufig  mit  Tuffablagerungen  verknüpft*). 

Die  Trachyte  überragen  in  kegel-  und  glockenförmigen  Bergen 
ihre  Umgebung  und  tragen  nicht  wenig  dazu  bei,  einzelnen  Ge- 
birgsgegenden landschaftliche  Reize  zu  gewähren. 

Keines  dieser  jüngeren  und  jüngsten  Eruptivgesteine  gewinnt 
eine  grosse  räumliche  Entwickelung,  auch  nicht  in  den  übrigen 
Gebirgsgruppen  im  Lande,  mit  Ausnahme  der  Famatinakette,  in 
welcher  die  Quarzporphyre  in  grosser  Ausdehnung  vorkommen;  sie 
können  überhaupt  nur  als  nach  Osten  ausschwärmende  Vorposten 
der  gewaltigen  Eruptionsgebiete  angesehen  werden,  welche  jene 
Porphyre  und  Trachyte  in  den  Cordilleren  besitzen. 

Doch  haben  jene  isolierten  Durchbrüche  eine  eminent  prak- 
tische Bedeutung,  da  sie,  und  zwar  besonders  die  Trachyte,  an 
zahlreichen  Stellen  die  Entwickelung  von  Erzgängen  veranlasst 
haben,  welche  reich  an  Gold,  Silber,  Kupfer,  Blei  und  Eisen  sind 
und  eine,  wenn  auch  im  Verhältnis  zu  ihrer  Ausdehnung  und 
Ergiebigkeit  unbedeutende,  Minenindustrie  hervorgerufen  haben, 
auf  welche  ich  sogleich  näher  eingehen  werde. 

Der  Bergbau  liegt  noch  sehr  im  Argen**)  und  wird  unter  den 
schwierigsten  Verhältnissen  aufgenommen.  Besonders  schwer  fallt 
der  Mangel  an  tüchtigen  Bergleuten  ins  Gewicht;  Hauer,  welche 
das  Bohren  und  Schiessen  verstehen,  sog.  Barreteros,  dürften  kaum 
vorhanden  sein  und  müssen  von  auswärts  herbeigeholt  werden. 
So  hat  man  in  einigen  grösseren  Etablissements  solche  aus  Us- 
pallata  in  der  chilenischen  Cordillere  kommen  lassen.  Vereinzelt 
sind  auch  amerikanische  und  australische  Diggers  und  Miners  ge- 
kommen, aber  sowohl  diese  als  auch  die  Eingeborenen  halten  es 
für  unsinnig.  Bergbaufragen  theoretisch  zu  untersuchen  und  zu 
behandeln ,    und    ein    regelrecht    betriebener   Bergbau    gilt    ihnen 

*)  Dieselben  Gesteine  finden  sich  auch  in  den  Sierren  Famatina,  Belen, 
Capillitas  und  San  Luis.     Burmeister  1.  c. 

**)  Diese  und  die  folgenden  Bemerkungen    dürften    im    grossen  Ganzen 
auch  für  den  Bergbau  in  den  übrigen  Provinzen  des  Landes  gelten. 


Die  Sierra  von  Cördoba.  61 

als  absolut  undurchführbar.  So  hegt  man  unter  anderen  das  Vor- 
urteil, dass  lediglich  die  oberste  Teufe  edel  sei  und  kein  Gang 
in  die  Tiefe  bauwürdig,  während  mannigfache  Untersuchungen 
von  Fachmännern,  z.  B.  der  Ingenieure  Schickendantz  und  Ave 
Lallemant*)  meist  das  Gegenteil  festgestellt  haben.  Dieser  Um- 
stand, nehmlich  der  Mangel  an  nur  einigermassen  geübten  Berg- 
leuten und  Vorurteile,  grosse  Beschränktheit  der  Mittel,  sowie 
enorme  Preise  für  alle  zur  Arbeit  und  zum  Leben  nothigen 
Artikel  erschweren  bei  halsbrechenden  Wegen  einen  sachgemässen 
Bergbau  so  ungemein,  dass  es  in  der  ganzen  Sierra  zu  einem 
regelrechten  Betriebe  bislang  noch  nicht  gekommen  ist**),  obwohl 
andererseits  die  Bergwerksgesetze  die  Mutung  und  Ausbeutung 
von  Minen  begünstigen.  Es  giebt  in  Argentinien  4  Klassen  der 
Verleihung  an  den  Mutenden  (denunciador) ,  wie  solches  die  Or- 
denanzas  von  Mijico  bestimmen,  welche  hier  massgebend  sind: 

1)  Der  Entdecker  eines  neuen  Erzbezirkes  oder  Terrains  (el 
mineral  nuevo)  hat  ein  Recht  auf  drei  Grubenfelder  (pertenencia) 
von  200  varas  (1  vara  =  0,866  m)  Breite  und  Länge,  also 
600  varas  Längenausdehnung  auf  dem  Gange  (de  corrida)  und 
200  varas  Breite  (de  aspa). 

2)  Ist  das  Feld  bekannt,  der  Gang  aber  neu,  so  erhält  der 
Mutende  2  Längengerechtigkeiten  von  400  varas,  aber  immer  nur 
von  200  varas  Breite. 

3)  Auf  einem  bereits  aufgeschlossenen  Gange  erhält  der 
Mutende  eine  einfache  Pertenencia  von  20()/200  varas. 

4)  Eine  Gewerkschaft  kann  erhalten  80(y200  varas.  Das 
argentinische  Bergrecht  gewährt  für  Erleichterung  des  Bergbaues 
Freiheit  vom  Militärdienst,  selbst  im  Falle  einer  Mobilmachung, 
für  alle  mit  Bergbau  Beschäftigten  und  schreibt  nur  eine  äusserst 
geringe  Abgabe  für  den  Mutenden  und  den  späteren  Betrieb 
vor.  Ausserdem  gewährt  das  Gesetz  dem  Bergmanne  das  aus- 
schliessliche Recht  der  Ausbeute  des  auf  der  Erdoberfläche  be- 
findlichen Holzes. 

Die  Berggerechtigkeits- Verleihungen  sind  allerdings  klein, 
aber  es  ist  leicht,  trotz  dieser  gesetzlichen  Bestimmungen,  meilen- 
weit Berg-Eigentum  zu  erwerben. 

So  muten  z.  B.  A,  B,  C  und  D  bei  der  Deputacion  (dem 
Bergamte);  A  mutet  für  die  Firma:  A  &  C*«  800,  B  für  B  <&  C^« 
800,    C  f ür  C  &  C^«   800    und  D  für  D  &  C*«   ebensoviel,    alle 


*^  La  Plata-Monatsscbrift.    Buenos  Aires.     Jahrg.  1873,  Heft  Iff. 
**)  Voraussichtlich  wird  ein  solcher  in  Bälde  von  der  Aktiengesellschaft 
,iRio  Platense'S  welche  sich  zu  Anfang  des  J.  1881  in  London  mit  einem 
Kapital  von  £  50  000  zwecks  Ausbeutung  von  Minen  in  der  Sierra  von  C6t- 
doba  gebildet  bat,  ins  Werk  gesetzt  werden. 


62  0.  Wien: 

geben  dieselben  Kompagnons  A,  B,  C  nnd  D  an.  Jetzt  wird 
Recht  von  Seiten  der  Deputacion  gegeben,  worauf  B,  C  nnd  D 
ihre  Rechte  für  irgend  einen  nominellen  Preis  an  A  &  C"  ver- 
kaufen. —  Denn  kaafen  kann  ein  jeder  soviel  Bergeigentum  als 
er  mag.  Auf  diese  Weise  erklären  sich  ausgedehnte  Bergwerks- 
besitzungen von  mehr  als  '^  geographischen  Meile  Ausdehnong, 
wie  man  sie  stellenweise,  z.  B.  Nino  Dios  und  Guaico,  in  der 
Sierra  findet. 

Meist  sind  es  zu  Tage  tretende  Goldadern,  welche  von  ein- 
zelnen Familien,  deren  jede  ihre  „minita''  besitzt,  ausgebeutet 
werden,  soweit  dies,  ohne  Kapitalien,  mit  Anwendung  der  einfachsteo 
Instramente  möglich  ist.  Gewöhnlich  arbeiten  diese  Leute  andi 
nur  von  der  Hand  in  den  Mund;  haben  sie  eine  genügende  Menge 
Gold  gewonnen,  um  ihre  nächsten  Bedürfnisse  von  Yerba,  Zacker 
und  Fleisch  vom  Händler  einzutauschen,  so  feiern  sie,  bis  der 
Hunger  zu  erneueter  Arbeit  treibt.  Auch  ziehen  einzelne  Berg- 
leute (pirquineros),  welche  keine  eigene  Mine  besitzen,  oder  ihre 
eigene  aus  irgend  welchen  Gründen  nicht  ausbeuten  können,  n 
Pferde  oder  auf  einem  Maultiere  herum,  schürfen  auf  eigne 
Faust  ohne  Schürfschein  (peelimento) ,  schlagen  hie  und  da,  auch 
wohl  auf  fremdem  Grund,  ein,  füllen  ihre  alforjas  (wollene  Sattel- 
taschen, meist  im  Lande  selbst  gewebt)  mit  Erzen  (metales)  und 
kehren  nach  Hause  zurück,  um  dort  das  Edelmetall  vom  Gestein 
zu  trennen. 

Der  Abbau  beschränkt  sich  zur  Zeit  auf  Golderze,  welche 
namentlich  in  den  Minen  von  Guaico,  Nino  Dios*),  Candelaria, 
Pataeon,  Simbolar,  Pencas,  Cuchicurral  und  deren  Umgebung  ge- 
wonnen werden.  In  den  kleineren  Minen,  „minitas",  wird  die 
goldhaltige  Ader  nur  bis  zu  geringer  Tiefe  ausgebeutet,  —  einmal 
der  Schwierigkeit,  welche  eine  Förderung,  selbst  von  massiger 
Tiefe,  dem  Einzelnen  bereitet,  sodann  des  schon  erwähnten  Vor- 
urteils halber,  jede  Ader  nehme  in  geringer  Tiefe  ab,  —  die 
Erze  mittelst  Treibefäustel  und  Brechstange  gelöst,  sodann  in  ein 
ausgehöhltes  Felsstück  gelegt  und  mit  einem  anderen  Felsstück 
mit   der  Hand   oder   durch   den   maraj**),    die   allgemein   übliche 


*)  Die  Mine  von  Nino  Dios  besitzt  die  grösste  bergmännische  Anlage 
im  Gebirge  in  einem  Abzugsstollen  von  ca.  700  m.  Derselbe  ist  mit  grossen 
Kosten,  aber  so  mangelhaft  angelegt,  dass  die  Mine  dennoch  ersoffen  ist 
nnd  seit  dem  1.  Januar  1880  nicht  abgebaut  wurde.  Im  Jnni  hatte  man 
noch  nichts  zur  Beseitigung  gethan;  vermutlich  hat  die  Familie,  der  die 
Mine  gehört,  Frageiro,  kein  Betriebskapital  mehr  aufzuwenden,  und  die  Ar- 
beiten werden  wohl  ad  calendas  graecas  ruhen. 

**)  Der  Maray  besteht  aus  einem  runden  harten  Stein ,  etwa  70  cm  im 
Durchmesser,  der  auf  einen  nach  der  Mitte  zu  ausgehöhlten  Boden  gestellt 
wird,   welcher  aus  einem    oder  mehreren   Steinen  konstruiert  ist;    an    dem 


Die  Sierra  von  C6rdoba.  68 

Handmuble  der  Indianer,  zermalmt.  Die  zermalmte  Masse  virird 
mit  Wasser  bebandelt  und  aus  dem  Rückstand  mit  Hülfe  von 
Qaecksilber  das  Gold  berausgezogen.  Ans  den  so  gewonnenen 
Amalgamen  macbt  man  sodann  ein  Kügelcben  und  legt  dieses  in 
das  Feuer,  welches  das  Wasser  zur  Bereitung  des  „Mate"  er- 
wärmt. In  der  Hitze  verflüchtigt  sieb  das  Quecksilber  und  das 
Gold  bleibt  als  spröde  Masse  von  äusserlicb  scbmutziggrauer  Farbe 
zurück,  welche  aber  durch  Reiben  an  den  vortrefflichen  Zähnen 
der  Weiber  bald  der  Farbe  des  Goldes  weicht. 

In  einzelnen  Minen,  deren  Eigentümer  einiges  Betriebskapital 
besitzen,  bedient  man  sich  jedoch  minder  einfacher  Vorrichtungen 
und  Anstalten,  um  das  Gold  aus  dem  Schosse  der  Erde  zu  ge- 
winnen. Man  bohrt  Schiesslöcher,  zu  deren  Füllung  man  das  nötige 
Pulver  aus  chilenischen  Mühlen  bezieht;  dasselbe  soll  nichts  zu 
wünschen  übrig  lassen,  kostet  aber  ca.  100  Mark  pro  50  Kilo, 
vor  einigen  Jahren  sogar  das  Doppelte.  Durchweg  sind  Meissel- 
bohrer  im  Gebrauch;  vorgestählte  eiserne,  runde  Bohrstangen  sind 
den  achteckigen  stählernen  bei  weitem  vorzuziehen.  Beide  Arten 
hat  man  versucht,  die  letzteren  aber  verworfen;  einmal,  weil  in 
der  Hand  der  wenig  geübten  Hauer  das  Fuchsschlagen  und  Ab- 
brechen der  Stange  gar  kein  Ende  nehmen  wollte  —  und  zweitens, 
weil  das  Vorspitzen  und  Harten  der  Stahlstangen  von  den  dortigen 
Bergschmieden  absolut  nicht  fertig  gebracht  werden  konnte.  Man 
bohrt  meist  mit  einem  aus  zwei  Bohrern  bestehenden  Satz:  dem 
Vorbohrer  von  25  cm  Länge  und  31^ cm  Kopfbreite,  und  dem  Ab- 
bohrer  40  cm  lang  und  3  cm  Kopfbreite ;  die  Schneide  ist  leicht 
gekrümmt  oder  ganz  gerade. 

Die  Bohrfäustel  sind  mindestens  5,  oft  sogar  6  und  8  kg 
schwer.  Dies  enorme  Gewicht  wird  viele  Fachleute  in  Erstaunen 
setzen;  vergebens  versuchte  man,  einen  leichteren  Fäustel  einzu- 
führen —  die  Hauer  weigerten  sich  hartnäckig,  diesen  zu  ge- 
brauchen. —  Sie  verlangen  schwere  Eisen  und  kurzen  Helm,  weil 
letzterer  den  Schlag  sicherer  giebt,  die  Schwere  des  ersteren  aber 
besser  treibt.  Der  Helm  ist  nicht  über  35  cm  lang;  dazu  ist  der 
Bohrer  mit  einer  Höhlung  versehen  (graneado),  in  welche  die  Bohr- 
stange eintrifft. 

Der  Krätzer  ist  ein  konkaver  Löffelkrätzer;  der  Stampfer 
einfach  und  ohne  Spur,  weil  ohne  Räumnadel  geschossen  wird. 
Bis  jetzt  wendet  man  nur  das  Trockenbohren  an,  so  oft  auch  ver- 
sucht wurde,  ein  Nassbohren  einzuführen.  Zum  Besätze  werden 
Latten  und  Grubenklim  verwendet.    Man  schiesst  mit  chilenischen 


mnden  Stein  wird  ein  hölzerner  Stab  befestigt  und  mittels  dieses  vom  Mah- 
lenden  auf  der  untergeschütteten  Masse  herumgedreht. 


64  O.  Wien: 

ordinären  Sicherheitszandern,  nach  Art  der  Biekfordzander  ange- 
fertigt, welche  an  Ort  and  Stelle  pro  Meter  1  Mark  kosten.  Das 
Abbohren  ist  durchweg  das  einmännische ;  die  Bohrlocher  sind  bis 
40  cm  tief.  Nach  dem  Schasse  erfolgt  das  Beräamen  mittels  Fimmel 
and  Brechstange. 

Ausbaa  in  den  Schichten  hat  man  bisher  kaum  hergestellt, 
der  Schacht  ist  lediglich  mit  den  zam  Tragen  der  Fordernngsvor- 
richtangen  notigen  Hölzern  versehen.  Die  Förderang  selbst  ge- 
schieht jetzt  mittels  Uandhaspel  und  Ledersack  an  einem  aus  roher 
Haut  gedrehten  Seile,  ebenso  die  Fahrung,  während  man  froher 
nur  die  Förderung  auf  den  Schultern  des  Schleppers  (harpia) 
mittelst  eines  Ledersackes  (capacho)  kannte. 

Die    geförderte   Masse    wird    gleich    auf  der   Halde    (cancha) 
einer  Handscheidung  unterworfen  (pajaquear).     Um  dabei  möglichst 
gewissenhaft  zu  verfahren,  werden  Durchschnittsproben  genommen. 
Das  Probieren  geschieht   in    der    Weise,    dass   der   Probierer  aus 
verschiedenen  Teilen  der  Masse  nimmt  und  diese  Probe  aaf  einem 
grossen   platten   Steine   vermittels   eines   anderen    zermalmt.     Von 
dem  Erzmehl  füllt  er  die  poruna  (eine  Art  aus  Hörn  geschnittener 
Löffel),  wäscht  mit  Wasser  aus,   das  Unhaltige  mehr  and  ab,  bis 
sich,  infolge  einer  der  poruna  erteilten  wiegenden  Bewegung,  das 
Gold  getrennt  vom  letzten  feinen  Sande  absetzt.     So  gross  ist  die 
Übung   der  Probierer   (ensayadores) ,    dass   sie    ganz    genaa   nach 
solcher  Probe  angeben,  was  die  carga  (von   16  arrobas  ä  12j^kg) 
in  Pesos  (Thalern)   wert  ist.     Rechnet  man   nun    die    Unze   Gold 
zu  20  Pesos  fuertes  (86  Mark),   so   kann   man    leicht   den  Gold- 
gehalt nach  Unzen  pro  tonclada  (1000  Kilo)  oder  cajon  (3200  Kilo) 
berechnen.     Was  unter  2  Pesos  (8,60  Mk.)  per  carga,  also  \^  Unze 
per  tonclada,  oder   1%  Unze  per  cajon,  ist,  wird  über  die  Halde 
gestürzt,  was  darüber  ist,  geht  zur  Goldmühle  weiter.    Im  grossen 
Ganzen  ist  der  Goldgehalt  3  Unzen  per  Tonne,  nicht  selten  steigt 
er  aber  bis  7  und  8  Unzen  und  darüber. 

Die  Erze  werden  meist  in  der  Nähe  der  Mine  selbst  zugute 
gemacht,  wozu  man  sich  Mühlen  ziemlich  primitiver  Art  bedient» 
von  denen  besonders  2  Arten,  der  trapiche  und  arrastre,  im  Ge- 
brauch sind.  Die  Sohle  des  arrastre  ist  aus  behauenen  grossen 
Granitstücken  hergestellt,  zwischen  denen  die  Fugen  so  auskal- 
fatert sind,  dass  sie  ^^ — 1cm  tiefe  Rinnen  bilden,  eine  2}^m  im 
Durchmesser  haltende  Scheibe  darstellend.  In  der  Mitte  dieser 
Scheibe  steht  ein  Steinblock,  der  den  eisernen  Zapfen  einer  senk- 
rechten, 18  cm  Quadrat  starken  Welle  aus  Quebracho  blanco-Holze 
als  Pfanne  dient.  Zwei  Schleppsteine,  von  225  und  400kg  Ge- 
wicht, sind  vermittels  eiserner  Haken  mit  Ketten  an  die  Arme 
der    Welle  gebunden;    diese   Steine  stehen   diametral    gegen   ein- 


Die  Sierra  von  Gördoba.  65 

ander  and  werden  durch  eine  eiserne  Stange  so  gegen  einander 
abgespreitzt ,  dass  der  eine  scharf  am  Rande  des  Beckens,  der 
andere  nächst  dem  Centralsteinblocke  hingleiten  mass,  so  dass 
die  ganze  Bodenfläche  des  arrastre  durch  eine  Schleifung  afflziert 
wird.  Um  die  zu  mahlende  Masse  auf  dem  Teller  zurückzuhalten, 
ist  ein  ^^  m  hoher  Rand  aus  kurzen ,  6  cm  starken  Dauben  aus 
Algarroboholz  angebracht,  und  zum  vollständigen  Aufrühren  des 
Mahlgutes  werden  die  Ketten  derartig  an  den  Steinen  befestigt, 
dass  sie  schleifenformig  nachgezogen  werden  und  das  Haufwerk 
gleichmässig  über  die  Fläche  verteilen.  Ein  Pferd  bewegt,  an 
einen  Schwengel  von  Pappelholz  gespannt,  die  Mühle  und  wird 
nach  etwa  3  Stunden  abgewechselt.  Die  Rennbahn  hat  etwa  6  m 
im  Durchmesser. 

Ebenso  ist  der  trapiche  konstruiert,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  die  Mahlsteine  nicht  lose,  sondern  fest  an  der  Holzwelle  be- 
festigt sind.  In  diese  Mühlen  wird  das  Erz  in  nussgrossen  Stük- 
ken  aufgegeben  und  zwar  10—^20  Centaer  nach  und  nach  in 
6  Stunden.  Das  Erz  zer mahlt  zu  einer  Trübe  unter  Wasserzusatz, 
welchen  man  so  reguliert,  dass  ein  hin  eingetauchter  Glasstab  mit 
wenig  adhärierendem  Mehl  herauskommt.  Nachdem  man  sich  über- 
zeugt, dass  die  Masse  gehörig  fein  gemahlen,  wird  Quecksilber, 
durch  ein  dickes  Tuch  gepresst,  in  feinem  Sprühregen  eingespritzt. 
Die  Menge  des  Quecksilbers  richtet  sich  nach  der  in  der  porufia 
vorher  gezogenen  Probe  und  wird  derartig  reguliert,  dass  man  das 
Dreifache  des  Goldgehaltes  hinzusetzt.  Hat  z.  B.  die  Probe 
8  Unzen  per  cajon  ergeben,  so  giebt  man  auf  10  Centner  Mahl- 
gut 4  Unzen  Quecksilber  zu.  Man  giebt  indessen  nicht  die  ganze 
Quantität  mit  einem  Male  zu,  sondern  nur  in  kleinen  Dosen,  wo- 
bei man  den  Apparat  stets  im  Gange  erhält.  Nach  drei  Stunden 
ist  das  Einspritzen  geschehen,  worauf  man  die  Arbeit  noch  weitere 
drei  Stunden,  doch  ohne  Wasserzusatz,  fortsetzt  und  alsdann  die 
Menge  12  Stunden  lang  ruhen  lässt.  Alsdann  wird  die  Trübe 
über  die  bekannten  kalifornischen  Goldgerinne  (long  toms,  slews- 
box)  geleitet,  in  denen  sich  das  Amalgam  absetzt,  schliesslich 
noch  über  schmale  Planherde,  auf  denen  noch  immer  einzelne 
Tropfen  haften.  Die  Gerinne  werden  in  flachen  Trogen  abge- 
waschen, das  Amalgam  ausgewaschen,  in  Tuch  hart  gepresst  und 
dann  destilliert. 

Für  quarzige  (gruyos)  Gänge  sollen  diese  Mühlen  ganz  gut 
§ein  nnd  ein  Korn  von  ausserordentlicher  Feinheit  und  Gleich- 
mässigkeit  liefern,  dagegen  bei  sehr  kiesigen  und  lettigen  (llam- 
pos)  Mahlgängen  ein  sehr  mittelmässiges  Resultat  ergeben. 

Vereinzelt  hatte  man  eiserne  Poch-  und  Stampfmaschinen  von 
Europa  kommen  lassen,  z.  B.  ein  jetzt  sehr  wohlhabender  Müller 

Zeitschr.  d.  GeselUeb.  f.  Brak.    Bd.  XYII.  t^ 


66  0.  Wien: 

in  Cruz  del  Bje,  um  die  Erze  eigner  und  fremder  Minen  zu  zer- 
malmen ;  doch  haben  sich  derartige  Unternehmungen  nicht  rentiert, 
da  einmal  die  halsbrechenden  Wege  einen  Transport  von  Erzen 
zur  Maschine  schwierig  machen,  andererseits  aber  bei  der  gering- 
sten Unordnung  die  ganze  Maschine  nutzlos  ist,  da  niemand  vor- 
handen ist,  der  sie  wieder  einrichten  konnte.  So  stehen  denn  die 
wenigen  Maschinen,  welche  man  von  Europa  hat  kommen  lassen 
und  mit  grossen  Kosten  stackweise  auf  dem  Rücken  der  Maultiere 
ins  Gebirge  geschafft  hat,  unbenutzt  der  Witterung  preisgegeben 
und  geben  dem  Reisenden  einen  Beweis  der  Indolenz  der  hiesigen 
Ra9e,  welche  zu  träge  ist,  durch  Anlage  von  Landstrassen  einen 
sachgemässen  Bergbau  zu  erleichtern.  Nicht  nur  in  dem  festen 
Gestein,  auch  in  dem  Sande  der  meisten  der  kleinen  Flusschen 
in  der  Sierra  findet  sich  Gold  und  wird  an  einigen  Stellen  durch 
Waschen  gewonnen. 

Auch  beim  Waschen  bedient  man  sich  einfacher  Geräte;  man 
nimmt  eine  Holzschale  (fuente  de  madera)  oder  eine  leere  Sar- 
dinenbüchse, thut  Sand  und  Wasser  hinein  und  setzt  alsdann  die 
Schale  in  eine  eigentümlich  wiegende  Bewegung,  mittels  deren 
das  Gold  vom  Sande  geschieden  wird  und  auf  dem  Boden  zurück- 
bleibt, während  der  Sand  allmählich  über  den  Rand  des  Gefässes 
geschwemmt  wird.  Das  Gold  kommt  im  Flusssand  nur  in  kleinen 
Körnchen  vor;  vereinzelt  werden  allerdings  grössere  Stücke,  bis 
zu  100  g  Schwere,  gefunden ;  ich  selber  besitze  ein  Stück  Wasch- 
gold aus  dem   Flüsschen  Candelaria,  welches  3,4  g  wiegt. 

Den  Wert  der  gesamten  jährlichen  Ausbeute  an  Edelmetall, 
welche  sich  auf  Gold  beschränkt,  schätzt  Dr.  Brackebusch  nach 
neueren  Erhebungen  auf  250—300000  Mark. 

Von  der  Stadt  Cordoba  aus  führt  ein  für  Wagen  im  Notfalle 
praktikabeler  Weg  in  die  Sierra,  ausserdem  ein  Reitweg,  welcher 
mit  Verkürzung  der  Strecke  weiter  nördlich  über  die  östlichste 
Kette  führt  und  sich  dann  wieder  mit  dem  Fahrwege  bei  Mataca- 
ballos  vereinigt. 

Bricht  man  des  Morgens  von  Cordoba  zu  Wagen  auf,  so  ge- 
langt man  mit  Dunkelwerden  schwerlich  weiter  als  bis  San  Roque, 
da  der  Weg  in  einem  entsetzlichen  Zustande,  ganz  mit  Felsgeröll 
bedeckt  ist  und  Geleise  hat,  welche  vom  Regen  ungleich  tief  aus- 
gewaschen sind.  Ein  Europäer  muss  glauben,  dass  es  unmöglich 
sei,  die  steilen  Anhöhen  im  Wagen  zu  passieren.  Dennoch  bringen 
die  Pferde  das  scheinbar  Unmögliche  fertig,  wenn  sie  auch  alle 
Augenblicke  stehen  bleiben,  um  sich  zu  verschnaufen. 

San  Roque  ist  eine  Ansiedelung  von  einigen  Hirten,  welche 
ihr  Vieh  in  den  mit  saftigem  Grün  bedeckten  Thälern  weiden;  im 
Sommer  schlafen  sie  meist  im   Freien  und  nur  im  Winter  suchen 


Die  Sierra  von  Cördoba.  67 

sie  ihre  Raochos  auf,  um  sich  an  dem  Kohlenfeuer,  auf  dem  das 
Wasser  zum  Mat^  siedet,  zu  erwärmen  und  hinter  den  dnnnen, 
aas  Zweigen  nnd  Lehm  bestehenden  Wänden,  Schatz  vor  den 
kalten  Winden  zu  suchen*). 

Der  Reisende  thut  gut,  der  Einladung  eines  oder  des  anderen 
Individuums,  im  Rancho  zu  übernachten,  nicht  Folge  zu  leisten, 
sondern  im  Wagen  zu  kampieren,  wo  er  wenigstens  vor  dem  zahl- 
reichen Ungeziefer,  welches  in  den  meisten  Ranchos  haust,  sicher 
ist.  Nachdem  man  diese  Ranchos  passiert  hat,  führt  der  Weg  in 
das  malerische  Thal  von  San  Roque.  Zur  Linken  erheben  sich 
abschüssige  Berge  von  massiger  Hohe  (barrancas),  zur  Rechten 
sieht  man  saftige  Rasenteppiche,  durchflössen  von  dem  Rio  de  la 
Pnnilla,  welcher  sich  später  mit  dem  Flüsschen  San  Roque  ver- 
einigt und  von  nun  an  den  Namen  Rio  Primero  führt,  an  welchem 
die  Stadt  Cordoba  liegt.  Bald  erreicht  man  die  ausgedehnte  Ebene 
(pampa)  von  Oiain;  flache,  liebliche  Wiesen  dehnen  sich  weithin 
aus,  deren  Teppich  von  keinem  Baum  durchbrochen  wird  und 
deren  Grün  das  Auge  erfreut. 

Der  Weg  durchschneidet  in  nordwestlicher  Richtung  den 
Pampa  de  Olain  und  wird  bei  Matacaballos  von  dem  Reit- 
wege, welcher  von  Cordoba  ins  Gebirge  führt,  gekreuzt.  Dieser 
führt  in  seiner  Verlängerung  nach  den  Minen  Candelaria,  Nino 
Dies  und  Guaico  und  ist  von  Matacaballos  bis  Paso  de  Carmen 
auch  für  Fuhrwerke  passierbar. 

Unserem  alten  Wege  folgend,  erreicht  man  die  Ausläufer  der 
mittleren  Kette  der  Sierra ,  nachdem  die  Ebene  von  Olain  passiert 
ist.  Der  Weg  wird  hier,  an  einen  steilen  Abhang  angelehnt,  sehr 
schmal  und  steil  und  ist  derartig  mit  SteingeroU  besät,  dass  man 
in  grosser  Gefahr  schwebt  umzuwerfen  oder  sonst  einen  Unfall  mit 
den  Pferden  zu  haben.  Dieser  Weg  führt  seinen  Namen  „Mataca- 
ballos**, Pferdetödter  mit  Recht  von  den  vielen  Tieren,  welche  hier 
verunglücken  oder  den  Anstrengungen  erliegen. 

Nach  drei-  bis  vierstündiger  Fahrt  auf  dieser  unwirtbaren 
Strasse  gelangt  man  nach  Las  Talas,  einem  kleinen  Dörfchen, 
welches  in  einem  Thaleinschnitte  fast  verborgen  ist.  Hier  gönnt 
der  Reisende  gerne  sich  und  seinen  Tieren  die  nötige  Ruhe  nach 
den  letzten  so  anstrengenden  Stunden. 

Am  nächsten  Morgen  führt  ein  besserer  Weg  nach  kurzer  Fahrt 


*)  In  der  Nähe  auf  dem  „Cumbre**  ist  eine  Estanzia,  welche  dem  Rektor 
der  Cördobeser  Universität  (Gozman)  gehört.  Früher  war  dieselbe  Eigentum 
der  Jesuiten  und  wurde  bei  deren  Austreibung  an  die  Gnzmansche  Familie 
für  300  Thaler  verkauft;  ihr  jetziger  Wert  ist  etwa  60000  Thaler.  Etwas 
weiter  westlich  liegt  das  Dorf  Tanti  Cuchi,  mit  Kirche  und  Wirtshaus  (pul- 
peria);  der  Weg  dorthin  ist  nur  für  Reiter  passierbar. 


68  O.  Wien: 

nach  Perchel  und  von  dort  über  den  Rio  de  Pintos  nach  Pnerta. 
Dort  ist  der  malerischste  Teil  des  ganzen  Weges.  Die  Strasse 
läuft  auf  dem  Grunde  eines  engen  Thaies,  an  beiden  Seiten  ein- 
geschlossen von  steilen  Bergen,  welche  mit  appiger  Vegetation 
bedeckt  sind  und  durchflössen  von  dem  Rio  de  Pintos,  welcher 
kurz  vor  Puerta  mehrere  Arme  bildet.  Zwischen  dem  ersten  und 
zweiten  steht  ein  alter  Schmelzofen  inmitten  eines  Haufens  von 
Silber-  und  Kupfererzen.  Wie  es  scheint,  hatte  man  dort  eine 
Probe  mit  Erzen  angestellt,  die  aus  einer  nahegelegenen  Grabe 
stammen,  und  da  das  Resultat  nicht  befriedigt  hat.  Grabe  und 
Schmelzofen  verlassen. 

Im  Laufe  der  Reise  überschreitet  man  den  Rio  de  Pintos 
noch  dreimal,  ehe  man  nach  Salto  und  Quilpon  gelangt.  Auch  hier 
giebt  es  nur  einzelne  Ranchos,  in  welchen  Bergleute  (mineros) 
und  Hirten  (Gauchos)  hausen,  und  der  Reisende  ist  genötigt,  die 
Gastfreundschaft  der  Bewohner  in  Anspruch  zu  nehmen,  wenn  er 
es  nicht  vorzieht,  im  Wagen  oder  im  Freien  zu  übernachten. 

Die  kleinen  Thäler,  welche  die  Sierra  hier  an  den  Ufern  des 
Flusses  bildet,  zeigen  eine  weniger  reiche  Vegetation,  welche  da- 
für von  einer  Menge  Guanachos,  Hasen,  Kaninchen  und  Vögeln 
—  vornehmlich  Papageien   —  belebt  wird. 

Kurz  vor  Quilpon  wird  der  Boden  sehr  sandig  und  ist  mit 
Steingerölle  besäet,  zwischen  welchem  sich  nur  einzelne  verküm- 
merte Pflanzen  durchdrängen.  Der  Weg  wird  hier  wiederum  sehr 
schmal  und  so  schlecht,  dass  man  fast  beständig  in  Gefahr  schwellt, 
umzuwerfen. 

Dicht  hinter  Quilpon  überschreitet  man  einen  kleinen  Bach, 
an  dessen  Ufer  einige  Ranchos  liegen,  welche  Niederlassung  den 
Namen  Siguiman  führt,  und  erblickt  bald  darauf  die  ersten  hohen 
Bäume  im  Nordwesten,  hinter  denen  die  Häuser  von  Cruz  del  Eje 
verborgen  sind.  Diese  Stadt  liegt  am  rechten  Ufer  des  gleichnamigen 
Flusses,  zählt  6000  Einwohner  und  ist  kürzlich  zur  „villa"  er- 
hoben worden.  Sie  besteht  aus  einer  einzigen  Strasse  von  etwa 
8  — 10  km  Länge,  die  Häuser  sind  einstöckig,  aus  Ziegeln  ge- 
baut, meist  inmitten  eines  Gartens  (s.  g.  Quintas),  von  dessen 
Grün  sich  ihr  weisser  Anstrich  freundlich  abhebt.  In  dem  ziem- 
lich guten  Hotel  kann  sich  der  Reisende  nach  den  vielen  An- 
strengungen der  Reise  endlich  einmal  wieder  erholen.  Die  Be- 
wohner sind  Kaufleute,  Handwerker,  Viehzüchter,  Bergleute  und 
Hirten.  Auch  eine  industrielle  Anlage  ist  hier  vorhanden.  Ein 
früherer  kalifornischer  Goldsucher  Namens  Jose  Olton,  welcher 
früher  eine  Pochmaschine  von  Europa  hatte  kommen  lassen,  um 
in  dieser  die  in  den  verschiedenen  Goldminen  geforderten  Erze 
zu  zermalmen,  hierbei  aber  seine  Rechnung  nicht  fand,  hat  später 


Die  Sierra  von  C6rdoba.  69 

in  Craz  del  Eje   eine  Wassermühle   angelegt  und  macht,   wie   es 
scheint,  hierbei  bessere  Geschäfte. 

Graz  del  Eje  ist  der  Ereuzungs-  und  Ausgangspunkt  mehrerer 
Wege.  Ausser  dem  eben  beschriebenen,  welcher  nach  Gordoba 
fahrt,  läuft  eine  kürzlich  von  der  Regierung  gebaute  Strasse  von 
circa  50  km  Länge  nach  Dean  Fnnes,  einer  Station  der 
Gordoba-Tucuman-Eisenbahn,  vermittels  deren  man  in  5  Stunden 
die  Stadt  Gordoba  erreicht.  In  der  Nähe  von  Dean  Funes  be< 
finden  sich  einige  Ranchos,  welchen  man  der  prachtvollen  Algar^ 
robobäume  wegen,  in  deren  Nähe  sie  stehen,  den  Namen  Algarrobos 
beigelegt  hat. 

In  nordwestlicher  Richtung  von  Cruz  del  Eje  fuhrt  ein  anderer 
Weg  nach  der  Provinz  La  Rioja,  in  westlicher  einer  nach  San 
Juan,  und  etwas  weiter  nach  Süden  gewendet  einer  über  Soto 
nach  Higuera,  in  dessen  Nähe  die  Goldminen  von  Guaico,  Nino 
Dios  u.  s.  w.  liegen. 

Der  Weg  nach  Soto  ist  nicht  so  übel,  und  man  kann  dort 
ungestört  die  schone  Umgebung  gemessen.  Nachdem  man  den  Rio 
de  Soto  überschritten  hat,  gelangt  man  in  die  Stadt,  welche  mit 
ihrer  grossen,  schon  gehaltenen  Plaza,  den  breiten,  gut  angelegten 
Strassen  und  einer  stattlichen  Kirche  dem  Kommenden  einen  guten 
Eindruck  macht.  Die  Stadt  liegt  540  m  über  dem  Meeresspiegel, 
durch  hohe  Berge  im  Westen,  Süden  und  Osten  vor  kalten  Win- 
den geschützt;  11  km  etwa  entfernt,  an  der  Strasse  nach  San  Juan, 
liegt  das  Indianerdorf  Pichana,  in  welchem  ein  Rest  der  alten 
Bevölkerung  des  Landes  unter  einem  selbstgewählten  Oberhaupt 
(Cacique)  lebt. 

In  ostlicher  Richtung  zweigt  sich  von  Soto  ein  Fahrweg  ab, 
welcher  über  Pumallaco,  Patacon,  Quilambo,  Valhecito  führt  und 
bei  Puerta  die  Fahrstrasse  zwischen  Gordoba  und  Cruz  del  Eje 
erreicht. 

Mit  Ausnahme  von  Patacon  findet  man  an  den  genannten 
Orten  nur  einzelne  Ranchos.  In  Patacon  selber  befinden  sich 
ausserdem  eine  grosse  massive  Kirche  und  zwei  Steinhäuser,  zur 
Zeit  der  Jesuiten,  welche  hier  eine  Mission  unterhielten,  gebaut. 
Die  Häuser  werden  gegenwärtig  von  einem  Geistlichen  und  dem 
Eigentümer  der  Mine  Patacon,  Gil  Gastro,  und  deren  Gesinde 
bewohnt.  Zur  Zeit  der  Lichtmess  sollen  10  — 12000  Menschen 
hier  zusammenkommen,  um  ein  wunderthätiges  Heiligenbild,  wel- 
ches sich  in  der  Kirche  befindet,  zu  verehren. 

Auf  demselben  Kamme   des  Gebirges,   auf  welchem  Patacon 
liegt,   befinden  sich  auch   die  goldreichen  Minen   von   Montserrat, 
Santa  Barbara  und  Gandelaria.     Die  goldführende  Ader  von  Mont- 
serrat  und    Santa  Barbara    kann    man  4    und    die    von    den   Gau 


72  ^'  Fischer: 

• 

sich  nach  neuen  Sklaven   umzusehen    and   fnr   das   erlangte  Oeld 
neue  anzukaufen.    Aber  selbst  wenn  dies  der  Fall  wäre  —  und  es 
kann,  wenn  überhaupt,  nach  der  jetzigen  Lage  der  Sklavenverhüt- 
nisse  in  Ostafrika  nur  in  sehr  geringem  Masse  der  Fall  sein  — ,  so 
sträubt   sich   einem   doch   das  natürliche  Gefühl   dagegen,   zu  ver- 
bieten, einen  Sklaven  freiznkaufen.     Da  ist  z.  B.  ein  Sklave,  der 
einem  Europäer  lange  Zeit  treu  gedient  und  in  manchen  Gefahren 
auf  der  Reise  beigestanden  hat  und  dem  sein  Herr  bei  der  Ruck- 
kehr nach  Europa  die  Freiheit  erkauft;  da  finde  ich  einen  Sklaven, 
der    mir  brauchbar    und   zuverlässig  scheint    und  gerne  in   meine 
Dienste  treten  und  mich  auf  der  Reise  begleiten  will,  aber  sein  Herr 
verweigert  ihm  eine  längere  Abwesenheit;  ich  gebe  dem  Sklaven 
10  Monate  Lohn  im  Voraus,  mit  welchem  Geld  er  sich  den  Frei- 
brief von    seinem  Herrn   erkauft   —   darf   das   verboten   werden? 
Ganz  analog  dem  letzteren  Falle  haben  die  Deutschen  in  Tabora 
4  Sklaven,  welche  geeignet  für  die  Arbeiten   auf  der  Station  er^ 
schienen  und  sich  bereit  erklärten,  bei  den  Europäern  zu  bleiben, 
durch  Vorauszahlen   ihres  Monatslohnes   die  Möglichkeit   geboten, 
ihre  Freiheit  zu  erarbeiten:  gewiss  der  beste  Weg  zur  Emanzipirung 
der  Sklaven,  den  man  sich  denken  kann.   Man  riskirt  nur  dabei, 
dass  bei  den  dort  bestehenden  Verhältnissen  diese  Leute  sich  von 
der   Station    entfernen   können,    ohne   dass   es  in   der   Macht  der- 
Europäer  liegt,    sie   daran   zu   hindern,     denn   sie   sind  nun  freie 
Männer;    etwas   anderes   wäre  es,    wenn   ein    Arbeitskontrakt  mit 
solchen  gemacht  würde,  auf  Grund  dessen  sie  gezwungen  werden 
könnten,  für  die  Zeit  des  ihnen  vorgestreckten  Lohnes  zu  arbeiten; 
so  müsste    es    unter   geordneten  Zuständen  jedenfaUs   sein.     Sind 
doch  die  Engländer  selbst  solche  Arbeitskontrakte  in  Massen  auf 
viele  Jahre  mit  indischen  Arbeitern  eingegangen. 

Wenn  auch  nur  der  geringste  Zwang  bei  derartigen  Er- 
werbungen von  Sklavenarbeitern  stattfände!  Aber  nichts  weniger; 
man  macht  die  Sache  mit  dem  Sklaven  selbst  ab  und  nachdem 
man  mit  diesem  sich  geeinigt,  trägt  der  Sklave  selbst  seinem  Herrn 
die  Abmachung  zur  Einwilligung  vor.  Hat  der  Sklave  keine  Lust, 
bei  dem  Europäer  in  Dienst  zu  treten,  so  übt  sein  Herr  nicht  den 
geringsten  Zwang  aus,  und  der  Europäer  wird  sich  auch  wohl 
hüten,  einen  widerwilligen  Arbeiter  zu  übernehmen,  der  ihm  bei 
erster  Gelegenheit  fortlaufen  würde.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei 
bemerkt,  dass  man  häufig  Sklaven  antrifft,  welche  die  Freiheit 
nicht  erhalten  wollen,  sondern  in  ihrem  alten  Abhängigkeitsver- 
hältnis ?u  beharren  wünschen;  solche  Individuen  triflft  man  selbst 
in  Zanzibar,  wo  sich  jeder  freie  Neger  mit  Leichtigkeit  guten  Lohn 
verdienen  kann.  Es  entspricht  dies  Verhalten  so  recht  dem  Cha- 
rakter des  ostafrikanischen  Negers. 


Einige  Worte  über  den  augenblicklichen  Stand  der  Sklaverei  in  Ostafrika.   7 1 

indem  sie  Kinder  aufkaufe,  wodurch  sie  dem  Sklavenhandel  jeden- 
falls Vorschub  leiste  und  indirekt  den  englischen  Bemühungen 
gegen  denselben  entgegenwirke.  Der  Thatbestand  ist  folgender.  In 
der  Umgebung  von  Bagamojo  wohnen  die  Wasaramo,  Wasegua 
und  Wadoe,  freie  Negerstämme,  deren  Leute  mit  der  Euste  Handel 
treiben,  aber  nicht  als  Sklaven  gebraucht  werden.  Besonders  bei 
letzterem  Stamme  ist  das  Aussetzen  und  Toten  von  Kindern  in 
Gebrauch,  weldie  schwächlich,  mit  einem  Fehler  behaftet  oder  zu 
einer  nach  ihrer  Ansicht  ungünstigen  Zeit  geboren  sind.  Derartige 
Eünder  werden  zuweilen  von  den  Eltern,  die  gebort  haben,  dass 
sich  die  Mission  solcher  ausgesetzten  Neugeborenen  annimmt,  zu 
den  Missionaren  gebracht,  um  sie  gegen  ein  kleines  Geschenk  den- 
selben zu  überlassen;  verweigere  man  es  ihnen,  so  würden  sie  die 
Kinder  toten.  Nur  um  dieselben  vor  dem  grausamen  Tode  zu 
bewahren,  nimmt  die  französische  Mission  sich  der  Kinder  an  und 
giebt  den  Eltern  ein  Stück  Zeug  oder  1  Rupie  (ca.  2  Mark);  die 
Mission  hat  nur  Last  und  Unkosten  von  solchen  Geschöpfen,  von 
denen  die  meisten,  nachdem  sie  einige  Zeit  gewartet  und  ernährt 
worden,  an  Schwäche  oder  Krankheiten,  in  Folge  ungeeigneter 
Behandlung  von  Seiten  der  Eltern  vor  der  Aufnahme  in  die  Mission, 
zu  Grunde  gehen.  Dieses  von  den  Gesetzen  der  Menschlichkeit 
geforderte  Verhalten  der  Mission  darf  nach  Ansicht  des  Engländers 
nicht  geduldet  werden,  weil  es  indirekt  die  Sklaverei  ermuntere. 
Mit  demselben  Rechte  könnte  man  auch  behaupten,  Findelhäuser 
seien  nicht  zu  dulden,  weil  sie  indirekt  grausame  Mütter  dazu  an- 
regen könnten,  ihre  Kinder  auszusetzen. 

Sehen  wir  nunmehr  zunächst  einmal  zu,  inwiefern  die  deutsche 
Expedition  in  Ostafrika  dem  englischen  Konsul  zu  einer  ähnlichen 
Anklage  Veranlassung  geboten  haben  könnte.  Die  Deutschen  haben 
nämlich,  wie  Ihnen  wohl  schon  bekannt  sein  wird,  4  Sklaven  in 
Tabora  die  Freiheit  geschenkt,  welche  brauchbare  Leute  zu  sein 
schienen  und  sich  bereit  erklärten,  auf  der  anzulegenden  deutschen 
Station  bleiben  und  für  dieselbe  arbeiten  zu  wollen.  Nun  wäre 
es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  englische  Anklage  dahin  lautete, 
die  Deutschen  hätten  in  Tabora  Sklaven  gekauft  und  damit  dem 
Sklavenhandel  grossen  Vorschub  geleistet.  Von  einem  Kaufe  kann 
aber  hierbei  niemals  die  Rede  sein;  was  ich  kaufe  besitze  ich,  in 
diesem  Falle  aber  habe  ich  das  sogenannte  Kaufobjekt  durchaus 
nicht  in  meinem  Besitze,  im  Gegentheil  kann  es  sich  sofort  nach 
dem  Kauf  hinbegeben  wohin  es  will;  es  ist  sein  eigner  Herr  ge- 
worden und  durch  den  Kauf  eo  ipso  frei.  Was  aber  das  Loskaufen, 
Freikaufen  eines  Sklaven  betrifft,  so  ist  es  Deutschen,  Franzosen 
und  Amerikanern  gesetzlich  erlaubt,  während  es  den  Engländern 
nicht  gestattet  ist,  weil  dadurch  die  Verkäufer  veranlasst  würden, 


72  Ö.  Fischer: 

* 

sich  nach  neuen  Sklaven   umzusehen    und   für   das   erlangte  Oeld 
neue  anzukaufen.    Aber  selbst  wenn  dies  der  Fall  wäre  —  und  es 
kann,  wenn  überhaupt,  nach  der  jetzigen  Lage  der  Sklavenverhüt- 
nisse  in  Ostafrika  nur  in  sehr  geringem  Masse  der  Fall  sein  — ,  so 
sträubt  sich   einem   doch  das  natürliche  Gefühl   dagegen,   zu  ver- 
bieten, einen  Sklaven  freizukaufen.     Da  ist  z.  B.  ein  Sklave,  der 
einem  Europäer  lange  Zeit  treu  gedient  und  in  manchen  Oefahren 
auf  der  Reise  beigestanden  hat  und  dem  sein  Herr  bei  der  Ruck- 
kehr nach  Europa  die  Freiheit  erkauft;  da  finde  ich  einen  Sklaven, 
der    mir  brauchbar    und   zuverlässig  scheint   und  gerne  in   meine 
Dienste  treten  und  mich  auf  der  Reise  begleiten  will,  aber  sein  Herr 
verweigert  ihm  eine  längere  Abwesenheit;  ich  gebe  dem  Sklaven 
10  Monate  Lohn  im  Voraus,  mit  welchem  Geld  er  sich  den  Frei- 
brief von   seinem  Herrn   erkauft   —   darf  das   verboten   werden? 
Ganz  analog  dem  letzteren  Falle  haben  die  Deutschen  in  Tabora 
4  Sklaven,  welche  geeignet  für  die  Arbeiten   auf  der  Station  er^ 
schienen  und  sich  bereit  erklärten,  bei  den  Europäern  zu  bleiben, 
durch  Vorauszahlen   ihres  Monatslohnes    die  Möglichkeit    geboten, 
ihre  Freiheit  zu  erarbeiten :  gewiss  der  beste  Weg  zur  Emanzipirung 
der  Sklaven,  den  man  sich  denken  kann.   Man  riskirt  nur  dabei, 
dass  bei  den  dort  bestehenden  Verhältnissen  diese  Leute  sich  von 
der   Station    entfernen   können,    ohne   dass   es   in  der  Macht  der- 
Europäer  liegt,    sie   daran   zu   hindern,     denn   sie   sind  nun  freie 
Männer;    etwas   anderes   wäre  es,    wenn   ein    Arbeitskontrakt  mit 
solchen  gemacht  würde,  auf  Grund  dessen  sie  gezwungen  werden 
könnten,  für  die  Zeit  des  ihnen  vorgestreckten  Lohnes  zu  arbeiten; 
so  müsste    es    unter  geordneten   Zuständen  jedenfalls   sein.     Sind 
doch  die  Engländer  selbst  solche  Arbeitskontrakte  in  Massen  auf 
viele  Jahre  mit  indischen  Arbeitern  eingegangen. 

Wenn  auch  nur  der  geringste  Zwang  bei  derartigen  Er- 
werbungen von  Sklavenarbeitern  stattfände!  Aber  nichts  weniger; 
man  macht  die  Sache  mit  dem  Sklaven  selbst  ab  und  nachdem 
man  mit  diesem  sich  geeinigt,  trägt  der  Sklave  selbst  seinem  Herrn 
die  Abmachung  zur  Einwilligung  vor.  Hat  der  Sklave  keine  Lust, 
bei  dem  Europäer  in  Dienst  zu  treten,  so  übt  sein  Herr  nicht  den 
geringsten  Zwang  aus,  und  der  Europäer  wird  sich  auch  wohl 
hüten,  einen  widerwilligen  Arbeiter  zu  übernehmen,  der  ihm  bei 
erster  Gelegenheit  fortlaufen  würde.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei 
bemerkt,  dass  man  häufig  Sklaven  antrifft,  welche  die  Freiheit 
nicht  erhalten  wollen,  sondern  in  ihrem  alten  Abhängigkeitsver- 
hältnis ^u  beharren  wünschen;  solche  Individuen  trifft  man  selbst 
in  Zanzibar,  wo  sich  jeder  freie  Neger  mit  Leichtigkeit  guten  Lohn 
verdienen  kann.  Es  entspricht  dies  Verhalten  so  recht  dem  Cha- 
rakter des  ostafrikanischen  Negers. 


Einige  Worte  über  den  augenblicklichen  Stand  der  Sklaverei  in  Ostafrika.   73 

Die  Zeit  wird  nicht  fern  mehr  sein,  wo  die  faktisch  noch  zu 
Becht  bestehende  Sklaverei  in  den  Besitzungen  des  Saltan  von 
Zanzibar  aufgehoben  wird.  In  welcher  Weise  dies  geschehen  soll, 
ist  freilich  schwierig  zn  beantworten.  Das  einfachste  wäre  aller- 
dings, wenn  die  Engländer  ohne  weiteres  alle  Sklaven  fnr  frei 
erklärten,  aber  es  wäre  dies  znm  mindesten  sehr  unpraktisch;  es 
mnsste  für  Zanzibar  z.  B.  gleichzeitig  dekretirt  werden,  dass  jeder 
freie  Neger  für  einen  festzusetzenden  Lohn  arbeiten  müsse,  im  andern 
Falle  wurde  Ackerbau  und  Handel  nicht  bestehen  können.  Mit 
den  Jahren  wird  allerdings  die  Sklaverei  von  selbst  aufhören,  wenn 
nur  die  Engländer  dafür  sorgen  könnten,  dass  keine  neuen  Sklaven 
vom  Innern  eingeführt  werden ;  denn  ihre  Vermehrung  ist  eine  sehr 
geringe  und  die  Sterblichkeit  unter  den  Sklaven  eine  sehr  grosse. 
Aber  die  Engländer  haben  es  bisher  nicht  vermocht,  die  Einfuhr 
von  Sklaven  gänzlich  zn  hindern.  In  Zanzibar  werden  alltäglich 
Sklaven  ge-  und  verkauft  in  dazu  bestimmten  Häusern,  deren,  so- 
viel ich  weiss,  augenblicklich  vier  in  den  verschiedenen  Stadtteilen 
existieren.  Hier  findet  man  aber  nicht  nur  immer  auf  Zanzibar 
schon  längere  Zeit  wohnhafte  Sklaven,  sondern  auch  ganz  frisch 
von  der  Euste  angekommene.  So  strenge  Wacht  die  englischen 
Kriegsschiffe  auch  halten,  ist  es  den  Eingeborenen  doch  noch  mög- 
lich, Sklaven  einzuschmuggeln,  so  hart  sie  auch  bestraft  werden, 
wenn  man  sie  dabei  ertappt.  Von  dem  hiesigen  englischen  Stations- 
schiffe „London'^  werden  fortwährend  kleine  Dampfboote  nach  der 
Küste,  nach  Pemba  ausgeschickt,  welche  auf  arabische  Sklaven- 
schiffe fahnden;  der  Eifer  der  englischen  Mannschaft' ist  dabei  sehr 
gross,  da  die  Belohnung,  welche  sich  nach  dem  Tonnengehalte  und 
der  Sklavenmenge  der  betreffenden  erbeuteten  arabischen  Fahrzeuge 
richtet,  eine  grosse  ist.  So  hat  beispielsweise  der  Gapitän  der 
„London"  in  einem  Jahre  auf  diese  Weise  12  000  Mark  Extra- 
Einnahme gehabt.  Die  erbeuteten  Fahrzeuge  werden  verbrannt, 
die  Händler  ins  Gefängnis  geworfen,  die  Sklaven  teils  an  die 
englischen  Missionen  verteilt  —  die  nur  auf  diese  Art  zu  Zöglingen 
kommen  können  (übrigens  soll  sich  ein  „Bekehrter''  auf  der  Station 
Babai  bei  Mombasa  befinden),  teils  in  die  englische  Marine  ge- 
steckt, teils  nach  Natal  oder  dem  Gap  gebracht,  wo  sie  als  Feld- 
arbeiter Verwendung  finden  sollen*).  Natürlich  werden  sie  nicht 
dazu  gezwungen,  sondern  sie  werden  erst  gefragt,  ob  sie  dazu  be- 
reit sind;  aber  es  wird  wohl  hierbei  zugehen  wie  bei  manchen 
Plebisziten  unter  Napoleon  III.  Jedenfalls  steht  soviel  fest, 
dass,   wenn  den  auf  Zanzibar  befindlichen  Sklaven   die  Wahl  ge- 


'*')  Zur  Nachahmung  für  andere  Nationen  zu  empfehlen,  die  Ansiedler 
imd  Arbeiter  für  Stationen  im  Innern  bedürfen. 


74  G.  Fischer: 

lassen  wurde,  entweder  als  „freie  Manner"  in  englische  M ismonen 
oder  Kriegsdienste  zu  treten  oder  in  ihrem  alten  Sklavenverhalt- 
nisse  zu  verbleiben,  sie  mit  wenigen  Aasnahmen  das  letztere  vor- 
ziehen wurden. 

Dass  bei  dem  grossen  Gewinn,  den  das  Ergreifen  eines  Sklaven 
fahrenden  Fahrzeuges  abwirft,  der  allzogrosse  Eäfer  auch  zu  grosseo 
Härten  und  manchen  Ungerechtigkeiten  Yeranlassung  giebt,  ist  gans 
natürlich.     Wenn  aber  trotz  der  grossen  Schwierigkeiten  und  Ge- 
fabren immerfort  noch  neue  Sklaven  zu  Markte  gebracht  werden, 
so  muss  sowohl  ein  wirkliches  Bedürfnis  nach  Arbeitskräften  vor- 
handen, als  auch  der  Gewinn,  welcher  bei  den  riskanten  Geschäften 
herauskommt,  ein  grosser  sein.     Die  Händler  wenden    alle   mog* 
liehen  Listen  und  JSlniffe  an,   ihre  Sklaven    bis   nach  Zanzibar  za 
bringen;    sie    werden    in  Säcke   eingenäht  und   zwischen  Getreide 
verstaut  oder    unter   Holzladungen   versteckt   und  dann  bei  Nacht 
einzeln  an  Land  gebracht.    Die  im  Innern  Afrikas,  in  Uniamaesi, 
in  Udjidji  u.  s.  w.   ansässigen  Araber  können   sich   natürlich  nach 
Belieben  Sklaven    anschaffen,   wenigstens   unter   der   Hand,   denn 
offene   Raubzüge    dürfen   sie,    zumal   sich  jetzt  in    den   grosseren 
Handelsplätzen  allenthalben   europäische  Stationen  befinden,   nieht 
melir  wagen.    Wenn  aber  auch  ein  Europäer  einmal  einige  Sklaven 
im  Innern  von  einem  Araber  freikauft,  so  wird  dadurch  der  Sklaven- 
handel durchaus  nicht  weiter  berührt.    Die  Araber  verkaufen  unter 
den  jetzigen  Verhältnissen  ihre  Sklaven  nur  im  Notfalle,  wenn  sie 
eine  grossere  Summe  Geldes  bedürfen.   Denn  eine  bessere  Kapital- 
Anlage  wie  die  in  Sklaven  angelegte  wird    man    nirgends  finden. 
Hierzu  tragen  vor  allem  die  Europäer  und  der  Handel Zanzibars  bei; 
es  muss  offen  zugestanden  werden,  dass,  wenn  man  von  einer  in- 
direkten Unterstützung  der  Sklaverei  im  englischen  Sinne  sprechen 
will,  diese  durch  alle  Europäer  ohne  Ausnahme  in  Zanzibar,  selbst 
durch   das   englische  Konsulat,   geschieht.     „Warum  in  die  Weite 
schweifen,  sieh'  das  Gute  liegt  so  nah."     Warum  erst  nach  Tabora 
gehen,  während  alltäglich  unter  den  Augen  des  englischen  Konsuls 
durch  die  Arbeitskontrakte,  welche  die  europäischen  Häuser,  auch 
die  englischen,   mit   den   Sklavenbesitzern   machen,   die  Sklaverei 
indirekt  gefordert  wird?     Aber   da   drückt  man  ein  Auge  zu,  das 
passt  den  englischen  Interessen.  Da  sind  die  sogenannten  Hammalis 
oder  Lastträger,  etwa  800  an  der  Zahl,   die  in  den  Händen  von 
wenigen  Arabern  sind,  welche  nur  dadurch  bestehen  können,  dass 
die  Kaufleute  die  Lastträger  benutzen.    Diese  haben  nur  die  eine 
Arbeit  zu   leisten,    die   schwersten    Lasten    vom   Zollhause   in   die 
verschiedenen  Kaufhäuser  und  umgekehrt  zu  schleppen;  diese  Ar- 
beiter werden  in  einer  solchen  Weise  angestrengt,  dass  sie  inner- 
halb weniger  Jahre  zu  dem  Dienste  nicht  mehr  tauglich  sind  und 


Einige  Worte  über  den  augenblicklichen  Stand  der  Sklaverei  in  Ostafrika.   7  5 

darch  frische  Kräfte  ersetzt  werden  mnssen  and  fortwährend  von 
auswärts  ersetzt  werden.  Alle  nur  eben  entbehrlichen  Arbeits^ 
kräfte  werden  in  die  Stadt  geschickt,  um  bei  den  europäischen 
oder  indischen  Eaufleuten  für  Tage-  oder  Monatslohn  zu  arbeiten, 
infolge  dessen  die  Plantagen  mehr  und  mehr  verfallen.  Die 
kleinsten  Sklavenkinder,  Mädchen  und  Jungen,  gehen  schon  zur 
Arbeit,  suchen  bei  den  Eaufleuten  Orseille,  Copal  oder  Kaurimu- 
Muscheln  aus,  oder  tragen  Steine  und  Kalk  zu  den  Bauplätzen.  Die 
Diener  in  den  europäischen  Häusern  sind  zum  teil  Sklaven  von 
Arabern,  selbst  im  englischen  Konsulate.  Was  ein  solcher  Sklave 
seinem  Herrn  einbringt,  ist  mit  keiner  sonstigen  Kapitalanlage  in 
der  Welt  zu  vergleichen.  Nehmen  wir  an,  dass  ein  Sklave,  der 
seinem  Herrn  50  Dollar  gekostet,  monatlich  4  Dollar  verdient, 
wovon  er  jenem  3  Dollar  abzugeben  hat  —  einen  behält  er  für 
seinen  Unterhalt  — ,  so  hat  der  Besitzer  nach  2  Jahren  schon 
mehr  als  die  ganze  Kapitalanlage  erworben.  Unter  den  Verhält- 
nissen kann  man  sich  leicht  vorstellen,  dass  die  arabischen  Händler 
keine  Gefahr  scheuen,  um  neue  Sklaven  einzuführen,  die  naturlich 
augenblicklich  sehr  hoch  im  Preise  stehen.  Ein  kräftiger  Arbeiter 
wird  mit  150 — 200  Dollar  bezahlt;  aber  man  bezahlt  die  Summe 
gern,  weil  sie  sich  enorm  verzinst.  Dass  sie  das  thut,  dazu  tragen 
die  Europäer  wie  die  indischen  Kaufleute  (englische  Unterthanen) 
das  Ihrige  bei,  indem  sie  sich  der  Sklavenarbeit  bedienen.  Es 
lässt  sich  aber  in  der  That  nicht  anders  machen.  Die  Sklaverei 
plötzlich  aufheben,  hiesse  in  Zanzibar  soviel,  wie  den  Handel  lahm 
legen.  Die  Lastträger  vor  allem  würden  ihre  Arbeit  einstellen 
oder  Preise  fordern,  welche  den  Kaufleuten  zu  gewähren  unmög- 
lich wäre.  Ehe  man  zur  vollkommenen  Emanzipirung  der  Sklaven 
schreitet,  müssen  die  Arbeitsverhältnisse  gesetzlich  geregelt  werden. 


IV. 

Die  antarktische  Flora  verglichen  mit  der  paläozoischen. 

Von  Dr.  Job.  Palackj. 


Unter  antarktischer  Flora  wird  gewohnlich  die  aussertropische 
Flora  Südamerikas,  Südafrikas  und  Australiens  verstanden,  welche 
richtiger  in  zwei  Floren  zerfällt  —  in  die  antarktisch-alpine  auf  den 
Anden  der  Südspitze  Amerikas,  den  Oebirgen  von  Neuseeland, 
Tasmanien  und  Ostaustralien  —  und  in  die  antarktische  Wüstenflora 
vom  Kap,  Westaustralien  und  Patagonien.     Die  erstere  bi««.!  m^Vix 


76  Joh.  Palacky: 

Ähnlichkeit  mit  der  arktischen  Flora,  die  zweite  dagegen  besitzt 
mehr  Ähnlichkeit  mit  der  paläozoischen  Flora. 

Unter  paläozoischer  Flora  verstehe  man  hier  die  gesamte 
Flora  vor  der  Ereideperiode ,  d.  h.  dem  Auftreten  der  Dikotyle- 
donen  (im  Genoman),  da  alle  Perioden  vordem  sich  botanisdi 
ähneln  in  dem  Vorherrschen  der  Farne,  Coniferen,  später  der 
Gycadeen  (deren  Maximum  in  den  Jura  fällt*))  und  Monocotyle- 
donen.  Dem  entgegen  bilden  Kreide  und  Tertiär  —  bis  zam 
Schlosse  des  Miocän  —  die  mesozoische  Periode;  die  neue  Zeit 
beginnt  mit  der  Eiszeit  (die  aber  in  Südafrika  und  Westaustralien 
bisher  nicht  nachgewiesen  ist).  Die  arktisch -alpinen  Formen 
scheinen  aus  der  Pliocenzeit  zu  stammen  —  wenigstens  sind  sie 
früher  nirgends  nachweisbar. 

Südafrika  hat  nnn  keine  alpine  Flora,  obwohl  dort  Berge 
bis  za  10000  F.  nachgewiesen  sind;  erst  Gamernn  und  Kili- 
mandscharo haben  arktische  Formen,  die  mit  den  abjssinischen 
nahe  verwandt  sind. 

Die  Flora  von  Nordostanstr allen  (Queensland)  ist  eine  tro- 
pische, die  eine  Region  der  indischen  (asiatischen  Tropenflora} 
bildet  und  mit  der  übrigen  australischen  nar  gewisse  Formen 
gemein  hat,  die  teilweise  bis  Nencaledonien  reichen**). 

In  gleicher  Weise  reichen  gewisse  kapische  Formen  nach 
Angola,  ja  nach  Abyssinien  (Proteaceen,  Podocarpus,  Blaeria,  Aloe, 
Stapelia,  Dioon,  Heberstreitia,  Helichrysum,  Mesembryanthemum, 
Pelargonien),  ja  Engler  (S.  77)  hat  23  Genera  als  dem  Kap  und 
Mittelmeergebiet  gemeinsam  nachgewiesen  ***). 

Die  Flora  Patagoniens  ist  eine  sehr  ärmliche,  sowie  die  der 
Pampas.  Beide  scheinen  in  der  Neuzeit  von  den  Anden  herab- 
gestiegen zu  sein  (Niederlein  hat  c.  300  Sp.,  Orbigny  hatte  117  Sp., 
Berg  am  Rio  Negro  100  Sp.  etc.,  Grisebach  gab  den  ganzen  Pampas 
kaum  1000  Sp.  [St.Hilaire  hatte  500],  ja  selbst  die  Flora  antaretica 
Hookers  hatte  nur  277  Sp.)«  Einige  Formen  hat  wohl  der  Parana 
vom  Norden  mitgebracht,  doch  ist  deren  Zahl  gering. 

Die  Flora  der  Anden  ist  in  der  oberen  Region  ziemlich  die- 
selbe von  Ecuador  bis  Süd -Chile  und  hat  mit  der  alpinen  Flora 
von  Neuseeland,  Tasmanien  und  Südostaustralien  eine  gewisse 
Verwandtschaft,    die  schon  Hooker  ausführlich  darstellte  (Neusee- 


*)  Schimper  hat  63  Species  Gycadeen  im  Oolith)  Regel  jetzt  nur  67  auf 
der  ganzen  Erde. 

**)  Proteaceen,  Epacrideen,  Coniferen  (Araucaria,  Dammara,  Frenela, 
Podocarpus). 

***)  Erica,  Oligomeris,  Corydalis,  Pelargonium ,  Monsonia,  Erodium, 
Rhus,  Lotononis,  Benoomia,  Crassula,  Cotyledon,  Caporophyllum ,  Stapelia, 
Cyperus,  Ballota,  Salvia,  Eleinia,  Cytisus,  Aloe,  Gladiolus,  Morea,  Bomalea). 


Die  antarktische  Flora  verglichen  mit  der  paläozoischen.  77 

land  hat  bei  ihm  [Handbook]  111  Sp.  gemeinschaftlich  [in  der 
Fl.  Nov.  Zeeland.  nur  89]  mit  Südamerika  und  193  mit  Australien, 
77  mit  beiden  Ländern). 

Es  ist  eine  eigentumliche  Erscheinung,  dass  in  der  sudlichen 
Erdhälfte  die  Westküsten  alle  einen  grosseren  Pflanzenreichtum 
haben  als  die  Ostküsten  —  so  am  Kap,  in  Australien  und  Chile. 
Die  eigentlich  endemischen  und  typischen  Pflanzen  der  drei  Welt- 
teile sind  meist  auf  der  Westseite.  So  hat  Chile  c.  8000  Sp.  (Gay 
hatte  schon  über  2200),  während  auf  der  Ostseite  die  PI.  Lorent- 
zianae  nur  927  Sp.,  und  selbst  die  Symbola  Orisebachs,  die  schon 
einen  Teil  der  tropischen  Flora  des  Nordens  und  die  ganze  Anden- 
flora umfassen,  nur  2265  Sp.  zählen. 

Am  bekanntesten  ist  dies  am  Kap  und  bei  Westaustralien; 
hatte  doch  Preiss  schon  selbst  2200  Sp.  dort  gesammelt  und  gab 
schon  den  ganzen  Reichtum  auf  3600  Sp.,  während  die  Fl.  Austra- 
liensis  (die  allerdings  viele  Arten  zusammenzieht)  für  ganz  Austra- 
lien nur  ca.  8000  Sp.  hat  (8063  —  davon  229  Sp.  Farren).  Hooker 
schätzte  den  ganzen  Südosten  nur  auf  3000  Sp.  und  den  Nordosten 
auf  2200  Sp.,  obwohl  letzterer  reicher  an  Familien  ist  durch  die 
zahlreichen  tropischen  Formen  (Philydreen,  Roxburghiaceen,  Nepen- 
thaceen,  Yucca,  Balanophora,  Myristica,  Cyrtandraceen  [2],  Marlea 
vitiensis,  Calophyllum  inophyllnm,  Melastomeen[5],  Passifloreen  [4]). 

Dieser  Artenreichtum  korrespondiert  mit  den  endemischen 
Familien  —  in  Chile  Viviancaceen ,  Erancoaceen,  Calycereen,  in 
Australien  Tremandreen,  Centrolepideen,  zumeist  auch  Myoporineen, 
Stylidieen,  Stokhausiaceen,  Epacrideen,  am  Kap  Bruniaceen,  Penea- 
ceen,  Stilbeen,  zumeist  Selagineen,  ungerechnet  die  Anzahl  kleiner, 
nicht  allgemein  anerkannter  Familien. 

Auch  in  den  für  die  einzelnen  Länder  charakteristischen 
Familien  fällt  die  Mehrzahl  der  endemischen  Typen  auf  die  West- 
seite, wie  jeder  Blick  in  eine  diesbezügliche  Flora  lehrt.  So  hat 
z.  B.  Westaustralien  zwei  Drittel  aller  Tremandreen,  bei  Preiss  70, 
bei  Bentham  und  Müller  67  Stylidieen  (von  91),  bei  Preiss  34, 
bei  Bentham  49  Restiaceen  (von  71  Sp.),  bei  Preiss  17,  bei  Bent- 
ham 23  Xerotes  (von  32)  etc.  Ebenso  sind  die  Busch  Waldungen 
des  Südwestens  am  Kap  das  Centrum  der  endemischen  Formen; 
Eriken,  Diosmeen,  Proteaceen,  Thymeleen,  Santalaceen  etc.  in 
einer  solchen  Menge,  dass  z.  B.  Drege  in  der  Dutoitskloof  bei 
Pearl  allein  760  Sp.  Pflanzen  fand.  Wie  schnell  nach  Osten 
diese  meist  lokalen  Formen  verschwinden,  zeigt,  dass  z.  B.  Bunbury 
bei  Orahamstown  nur  13  Sp.  des  Westens  mehr  vorfand,  woran 
auch  die  vorherrschenden  Savannen  des  Nordostens  schuld  sind. 
Arm  sind  dagegen  an  Pflanzen  die  nordwestlichen  Küsten,  die  aus 
klimatischen  Gründen  überall  auftreten  im  Namaqualand,  in  Nord- 


78    Palackj:  Die  antarktische  Flora  verglichen  mit  der  paUU>soischen. 

Chile  (Atacama),  wie  zwischen  West-  und  Nordaustralien.  Das 
Namaqualand  hat  bei  Drege  nur  500  Sp.,  die  Atacamawuste  bei 
Philippi  414  Sp. 

Zwischen  den  einzelnen  Weltteilen  besteht  in  der  Sudhalfle 
eine  sehr  geringe  Ähnlichkeit  —  zwischen  Amerika  und  Afrika 
fast  gar  keine,  ebenso  zwischen  Afrika  und  Australien  — ,  zwischen 
Australien  und  Amerika  nur  in  der  alpinen  Vegetation. 

Der  Wüstencharakter  bringt  gewisse  Formenähnlichkeiten  her- 
vor, so  die  blattlosen  Bäume,  die  phyllodineen  Akazien  und  Cas- 
sien  in  Australien,  die  Dornsträucher,  die  sncculenten  Euphorbien 
in  Südafrika,  die  Gacteen  Südamerikas,  dann  die  anatomischen 
Eigentümlichkeiten  der  Blätter  zum  Schutze  gegen  die  Yerdunstung 
bei  Restiaceen,  Proteaceen  (Grisebach),  ja  selbst  die  Herrschaft 
gewisser  Familien  (der  Zwiebelgewächse,  die  der  Dürre  besser 
widerstehen,  der  Succulenten  (Mesembryanthemen  [Gap,  Australien]), 
Ghenopodiaceen,  Amaranthaceen  etc.).  Ebenso  hat  der  australische 
Scrub  mit  dem  Bush  Südafrikas  viele  physiognomische  Ähnlichkeit 
in  dem  dichten,  niedrigen  Wuchs,  den  immergrünen,  zähen,  leder- 
artigen, grünlichen  Blättern  etc.,  obwohl  von  weiterer  Ähnlichkeit 
fast  nur  bei  den  Proteaceen,  Santalaceen,  Thymeleen  die  B^de 
sein  kann,  da  schon  die  Leguminosen  andere  Formen  zeigen. 

Wenn  man  auf  die  paläozoische  Flora  zurückgeht,  mnss  man 
sich  vor  Allem  erinnern,  dass  krautartige  Pflanzen  schwer  sich 
erhalten  konnten,  und  dass  wir  ausser  den  Sümpfen  nur  einige 
Waldreste  besser  kennen.  Hier  ist  das  Übergewicht  der  Farren, 
Goniferen  und  Gycadeen  bezeichnend.  Die  Gycadeen  sind  heute 
in  Südafrika  (11  Sp.)  noch  bedeutend,  wo  sie  vom  Njamjamlande 
an  (Ericephalartos  septentrionalis)  südlich  reichen  und  z.  B.  im 
KafFerlande  Buschwälder  bilden;  ebenso  hat  Australien  13  Arten 
bei  Regel  (die  die  Fl.  Austral.  zu  7  zusammenzieht).  Die  Goni- 
feren der  antarktischen  Hälfte  haben  ein  sehr  altes  Gepräge 
(Araucaria,  Dammara,  Phyllocladus,  Widdringtonia,  Gallitris)  und 
spielen  auf  den  massigen  Gebirgen  (zumeist  in  Neuseeland  und 
Ghile)  eine  bedeutende  Rolle.  Neben  ihnen  haben  sich  Protea«- 
ceen,  Zauriaeen  und  andere  mesozoische  Familien  erhalten,  von 
denen  die  ersten  in  der  nördlichen  Erdhäfte  fast  verschwinden. 
Baumfarne  und  Palmen  reichen  in  der  südlichen  Hälfte  relativ 
weiter  herab  (Tasmanien,  KajflFerland  und  Neuseeland)  als  in  der 
nördlichen,  und  eigentliche  Laubwälder  (mit  abfallendem  Laub)  sind 
seltener  (bis  auf  die  immergrünen  Buchen  in  Südamerika,  Austra- 
lien etc.),  ebenso  wie  sie  der  paläozoischen  Periode  zu  fehlen 
scheinen.  Es  ist  die  Ähnlichkeit  der  antarktischen  und  paläozoi- 
schen  Flora  somit  mehr  negativ  als  positiv. 


Richard  Kiepert:  Zur  Eartogfraphie  von  Bolivia.  79 

V. 

Zur  Kartographie  von  Bolivia. 

Von  Dr.  Richard  Kiepert. 


Dass  es  mit  den  grösseren  kartographischen  Darstellungen  Bolivias 
nicht  viel  auf  sich  hat,  sieht  jeder,  der  sich  damit  eingehender  beschäftig^, 
bald  ein.  1859  erschien  bei  Colton  in  New -York  die  „Mapa  de  la  Repü- 
bUca  de  Bolivia,  levantado  7  organizado  en  los  anos  de  1842  ä  1859  por 
el  Teniente  Coronel  Juan  Ondarza,  Comandante  Juan  Mariano  Mujia 
y  Major  Lucio  Camacho**  in  4  Blatt;  es  ist  die  letzte  grössere  Gesammt- 
karte  des  Landes,  taugt  aber,  wie  manche  ähnliche  offiicielle  südamerikanische 
Publikationen,  nur  wenig.  0.  Koffmahn^s  Urtheil  (Petermann^s  Mittheilungen 
1880^  S.  269),  welches  ihr  „grosse  Ungenauigkeit  im  Detail,  in  den  Rich- 
tungen und  Entfernungen,  selbst  in  der  nächsten  Umgebung  von  La  Paz, 
von  den  vielen  Fehlern  in  der  geographischen  Lage  ganz  zu  schweigen** 
vorwirft,  unterschreiben  wir  vollständig.  Sehen  wir  von  dem  mineralreichen 
Küstenstriche,  der  Wüste  Atacama,  ab,  für  welche  der  jüngste  Krieg  zwischen 
Chile  und  Peru-Bolivia  eine  sehr  erwünschte  Bereicherung  der  Karte  in  zahl- 
reichen ad  hoc  erschienenen  Publikationen  gebracht  hat  (vgl.  namentlicE 
die  betreffenden  Referate  von  Dr.  W.  Reiss  in  den  letzten  Jahrgängen  der 
„Verhandlungen  der  Ges.  f.  £rdk.  zu  Berlin**,  sowie  Petermann*s  Mitth.  1879, 
S.  801 — 303),  so  ist  der  Zuwachs  zur  bolivianischen  Kartographie  fast  wäh- 
rend zwei  Jahrzehnten  unglaublich  gering  gewesen ;  er  beschränkte  sich  auf 
zwei  Arbeiten  Hugo  Reckes:  „Mapa  topografico  de  la  Altiplanicie  central 
de  Boüvia'*  (London  1863,  1  : 2,250,000)  und  „Originalkarte  von  Bolivia** 
(1 :  6,250,000;  in  Petermann's  Mittheilungen  1865,  Tafel  10).  Nach  Musters' 
Urtheil  (Journal  of  the  R.  Geographical  Society  Bd.  47,  1877,  S.  202)  ist 
erstere,  ebenso  wie  J.  B.  Pentland's  „Laguna  de  Titicaca**  (London  1848), 
überall  da  zuverlässig,  wo  der  Autor  selbst  aufgenommen  hat,  enthält  aber 
sonst  manche  falsche  Positionen  und  Höhen. 

Seit  1877  ist  ein  neuer  Aufschwung  eingetreten,  der  hoffentlich  anhält; 
freilich  ist  nicht  alles,  was  seitdem  erschienen,  durchweg  stichhaltig.  Im 
April  1877  brachte  das  „Geographical  Magazine**  eine  südlich  bis  Cocha- 
bamba  reichende  „Map  of  the  Madeira  and  Purus**  (1:3,000,000),  welche 
das  topographische  Departement  der  brasilianischen  Regierung  für  den  Oberst 
G.  £.  Church  hatte  zusammenstellen  lassen.  Leider  erhält  man  keinen  Auf- 
schluss  über  das  zu  Grunde  liegende  Material;  die  überaus  detaillirte  Zeich- 
nung auch  der  kleinsten  nie  befahrenen,  zahlreichen  Flüsse  erweckt  ent- 
schieden den  bei  vielen  südamerikanischen  Publikationen  naheliegenden  Ver- 
dacht, dass  auch  hier  das  Papier  wieder  einmal  geduldig  war.  Mit  der 
gleichzeitig  erschienenen  Karte  H.  vonHolten's  „Reise  zum  Chapare  und 
Chimore**  (s.  diese  Zeitschrift  Bd.  XII,  Taf.  3)  stimmt  die  Church'sche  durch- 
aus nicht;  letztere  ohne  weiteres  zu  benutzen,  ist  (allerdings  nicht  aus  diesem 
Grunde)  entschieden  zu  widerrathen.      Ende   1873   kam  der  ClvUiu^Qiüfövxx 


so  Richard  Kiepert:  Zur  Kartographie  von  Bolivia. 

J.  B.  Minchin  nach  Bolivia  und  unternahm  mit  dem  inzwischen  Terstorbe- 
nen  Commander  Masters    zusammen    umfangreiche   astronomische    und  geo- 
graphische Arbeiten  im  Lande,  deren  Ergebnisse  nach  nnd  nach   ans  Licht 
treten:  zuerst  1877   die  Routenkarte   ^Map  of  part  of  Bolivia^  (1 :  840|000) 
im  Journal   of  the  R.  Geogr.    Soc.  Bd.  47,  S.  201   (mit  Bemerkungen  von 
Musters    über    die    astronomischen    Beobachtungen   u.  s.  w.);    zweitens  die 
,,Mapa  de  una  parte  de  la  Repüblica  Boliviana^  (1  : 3)000,000))  im  Boletin 
de  la  Sociedad  geogräfica  de  Madrid  1880)  No.  4/5)   welche   nur   für  den 
flachen  Osten  des  LandeS)  den  Gran  Chaco  Oriental   und  die  Departements 
Cordillera  und  Chiquitos  einiges  neue  (auch  Routen  von  Cominges  von  1879) 
bringt,  aber  einen   wenig  vertrauenerweckenden  Eindruck  macht;    endlich 
,,Map  of  part  of  Bolivia.    Compiled  from  the  Survey  of  J.  B.  Minchin  Esq." 
(1 : 3)600)000)  in  den  Proceedings  of  the  R.  Geogr.  Soc.  1881,  Jnly,  welch« 
fast  ganz  Bolivien)  den  äussersten  Süden  und  Norden  ausgenonmien)  umfiust 
Die  erste  dieser  drei  Karten,    Routen  im  centralen  Theile  des  Landes  dar- 
stellend, erscheint  als  die  detaillirteste  und  genaueste;  von  der  dritten  VM 
sich  das  letztere  nicht  so  ganz  behaupten.     Sie  giebt  sich  als  das  Resultat 
von  Minchin*s  gesammter  Arbeit)  während  doch  einzelne  seiner  Routen  nicht 
verzeichnet  sind,  wie  ein  Vergleich  mit  der  Liste  seiner  astronomischen  Be- 
obachtungen (S.  417  desselben  Heftes  der  Proceedings)  ergiebt.     Dahin  ge- 
hören z.  B.  die  Routen  im  Norden  nach  Sorata  und  Huanay,  im  Osten  am 
Rio  Parapiti,  im  Gran  Chaco  und  an  der  Bahia  Negra.     Auch  stimmt  ^ 
Karte  selbst  nicht  immer  zu  diesen  astronomischen  Positionen,  z.  B.  in  Besog 
auf  Santa  Cruz,  Corumba,  den  Grenzpfeiler  am  Rio  Verde,  ohne   dass  maa 
zu  entscheiden  vermag,  wo  der  Fehler  lieg^.     Hervorzuheben  ist,  dass  ein- 
zelne Breiten  (die  Längen   differiren    bis  zu  10 0  dieser  Liste  vorzüglich 
zu  denen  de  Castelnau's  stimmen,  namentlich  die  von  Corumba,  Matte  Grosso, 
Santa   Ana   und    S.  Miguel.     Die  Ziffer    für  die  Länge  von  Lagunillas   e^ 
scheint  in   der  Liste  verdruckt  zu  sein  (die  Karte   im   „Journal^  setzt  den 
Ort  unter  63^44',  die  in  den  „Proceedings"  unter  63^47*,  die  Liste  unter 
63^33').     Es  bedarf  mithin  erst  einer  ausführlichen  Veröffentlichung  und 
Prüfung  der  Routenaufnahmen  und  astronomischen  Beobachtungen  Minchin*B, 
ehe  man  dieselben,  wie  geschehen,  als  feste  Grundlage  für  eine  Neubearbeitung 
der  Karte  Bolivias  bezeichnen  darf.     Recht  gut  passt  an  die  „Map  of  part 
of  Bolivia**    im    „Journal"     übrigens    das    „Trac^    einer   Eisenbahn   von 
Mejillones  nach  La  Paz  in  Bolivia,  aufgenommen  vom  Ingenieur  Hugo  A* 
Desmond**  (s.  Petermann's  Mitth.  L880,   S.  267  ff.  und  Tafel  13),  während 
dasselbe  sich  mit  den  betreffenden,  der  astronomischen  Festlegung  entbehren- 
den Routen  der  Minchin'schen  Karte   in  den   „Proceedings"  durchaus  nicht 
vereinigen  lässt. 


VI. 

Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann, 

Von  Prof.  Dr.  J.  Partsch. 


Wenn  ein  Mann  aus  dem  Leben  scheidet,  der  nach  einem 
langen  glänzenden  Wirken  in  der  Öflfentlichkeit  aus  freiem  wohl- 
erwogenen Entschlüsse  seine  ganze  herrliche  Kraft  der  pflicht- 
treuen Arbeit  in  einem  inhaltreichen,  doch  kleinen  und  von  dem 
Markt  der  wissenschaftlichen  Welt  weit  abliegenden  Berufskreise 
gewidmet  hat,  dann  ist  es  die  Dankespflicht  dieses  beschränkten 
Kreises,  der  Welt,  in  welcher  nur  geräuschvollere  Arbeiter  sich 
selbst  bemerklich  machen,  zu  sagen,  was  sie  in  diesem  Mann  be- 
sessen und  verloren  hat.  Es  ist  mir  eine  Ehre  und  eine  Freude, 
die  Erfüllung  dieser  Pflicht  im  Rahmen  dieser  Zeitschrift  ver- 
suchen zu  können.  Hat  doch  ihre  Pflege  die  schönsten,  für  die 
Öffentlichkeit  fruchtbarsten  Jahre  des  Menschenlebens  ausgefüllt, 
dessen  Kämpfe  ich  zu  überschauen,  dessen  Inhalt  und  Wert  ich 
zu  würdigen  habe. 

Carl  Neumann  entstammte  bescheidenen  Verhältnissen.  Als 
Sohn  eines  Bäckermeisters  am  27.  Dezember  1823  zu  Königs- 
berg i/Pr.  geboren,  war  er  ursprünglich  für  den  Beruf  eines 
Elementar lehrers  bestimmt.  Die  früh  sich  entfaltende  geistige 
Regsamkeit  des  Knaben  ermutigte  den  Vater,  ihn  Ostern  1838 
in  die  Tertia  des  Kneiphöfschen  Gymnasiums  eintreten  zu  lassen, 
dessen  Klassen  er  zum  Teil  in  abnorm  kurzer  Zeit  durcheilte,  da 
seine  Empfänglichkeit  für  jede  Anregung  und  die  Reife  seines  in 
aogewöhnlicher  Selbständigkeit  arbeitenden  Geistes  ihn  über  das 
Dnrehschnittsniveau  der  Schüler  merklich  heraushoben.  Von  Natur 
zurückhaltend  und  in  sich  gekehrt,  blieb  er  lange  von  seinen  Mit- 
schülern sehr  isoliert.  Erst  in  den  höheren  Klassen  fand  er 
Freunde,  darunter  einen,  dem  .er  in  innigster  Zuneigung  sich  an- 
schloss    und  für   sein   ganzes  Leben  im   offensten  Austausch  aller 

ZeitMhr.  d.  Gesellseh.  f.  Erdk.    Bd,  XVII.  ^ 


82  J.  Partsch: 

Gedanken  und  Empfindungen  treu  verbunden  blieb*).  Ostern  1842 
machte  Neumann  (zusammen  mit  dem  berühmten  Physiker  Ejrch- 
hoff)  sein  Abiturientenexamen  und  ging  an  die  Universität  Königs- 
berg über,  um  sich  dem  Studium  der  Geschichte  za  widmen.  Mit 
hoher  Verehrung  gedachte  er  noch  in  späten  Jahren  stets  der 
beiden  akademischen  Lehrer,  denen  er  die  bedeutsamste  Einwir- 
kung auf  seine  Geistesentwickelung  zuschrieb,  Drumanns  und 
Schuberts.  Sogar  Züge,  die  seine  Freunde  —  wohl  mit  Recht 
—  als  in  seiner  eigenen  Individualität  wurzelnd  betrachteten, 
führte  Neumann  selbst  gern  auf  die  Anregung  jener  Männer  zurück, 
so  auf  Drumann  die  unerbittliche  Schärfe  des  in  gewissenhafter 
Überlegung  einmal  gereiften  Urteils  über  Personen  und  Dinge, 
auf  Schubert  die  Neigung,  für  die  Betrachtung  jeder  Frage  einen 
weiten  Horizont  zu  gewinnen.  Beim  regsten  Eifer  für  die  Stadien 
blieb  Neumann  dem  munteren  Leben  der  akademischen  Jngend 
nicht  fern.  Er  genoss  es  mit  vollen  Zügen  und  spielte  innerhalb 
seiner  Verbindung  wie  in  allgemeinen  studentischen  Angelegen- 
heiten durch  sein  hervorragendes  Rednertalent  eine  bedeutende 
Rolle.  Wie  mit  dem  Wort  war  er  allzeit  schlagfertig  mit  der 
Klinge.  Neun  Mal  ist  er  auf  die  Mensur  getreten,  die  er  immer 
fast  unberührt  verliess. 

Im  Jahre  1846  schied  Neumann  von  der  Hochschule.  Zu 
mittellos,  um  ganz  der  Erfüllung  seines  höchsten  Wunsches,  der 
Vorbereitung  auf  die  akademische  Laufbahn  zu  leben,  musste  er 
sich  dazu  entschliessen ,  Jahre  lang  als  Hauslehrer  für  seinen 
Unterhalt  zu  sorgen,  1846  und  1847  bei  Herrn  v.  Saucken  anf 
Tarputschen  (Kreis  Darkehmen),  dann  nach  dem  Tode  seines  bis- 
herigen Zöglings  1848  und  1849  bei  dem  Generallieutenant  a.  D. 
Herrn  Grafen  LehndorfF  auf  Steinort  (Kreis  Anger  bürg).  Eine 
so  lange  Entfernung  von  den  Anregungen  und  Bildungsmitteln 
der  Universitätsstadt  ist  mittelmässigen  Naturen  gefahrvoll:  sie 
verkümmern  in  der  Isolierung.  Neumann  aber  wusste  auch  aus 
dem  neuen  Boden,  auf  den  das  Geschick  ihn  verschlagen,  Nahrung 
für  seine  geistige  Entwicklung  zu  ziehen.  Die  wechselvollen  Land- 
schfatsbilder  der  preussischen  Höhenplatte,  weitverzweigte  Seen, 
kräftige  Waldungen,  frische  Wiesenpläne  und  düstre  Moore  weckten 

*)  Diesem  Freunde  Neumanns,  dem  Sanitäts-Rath  Herrn  Dr.  med.  Theodor 
Hirsch  zu  Königsberg  i/Pr.  dankt  diese  Lebens- Skizze  den  grössten  Teil 
ihres  Inhalts.  Herr  Dr.  Hirsch  hat  mir  in  unbegrenztem  Vertrauen  etwa 
70  Briefe  Neumanns  aus  den  Jahren  1847 — 1866  zur  Verwertung  überlassen 
und  mit  freundlichster  Bereitwilligkeit  sich  der  Mühe  unterzogen,  meine  Dar- 
stellung vor  dem  Druck  prüfend  durchzusehen.  —  Auch  die  gesamten  Papiere 
im  Nachlass  Carl  Neumanns  standen  mir  durch  die  vertrauensvolle  Güte 
der  Schwester  des  Verewigten,  Fräulein  Minna  Neumann  zu  Königsberg  i/Pr,, 
unbeschränkt  zur  Verfügung. 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  33 

seinen  Sinn  far  die  Natur  und  seine  Lust,  in  ihre  Kenntnis  tiefer 
einzudringen.  Mit  offenem  Auge  beobachtete  er  alle  Vorgänge 
des  landwirtschaftlichen  Betriebes  und  eignete  sich  jene  gründliche 
praktische  Anschauung  wirtschaftlicher  Dinge  an,  die  später  in 
seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  oft  mit  so  überraschenden  Licht- 
blicken zum  Durchbruch  kommt.  Indess  trat  jedes  andere  Inter- 
esse neben  dem  für  sociale  und  politische  Fragen  in  den  Hinter- 
grund, als  1848  die  Wellen  der  revolutionären  Bewegung  auch 
jene  fernsten  Teile  des  preussischen  Staates  erreichten.  In  solch 
einer  Zeit  schien  Teilnahme  an  den  politischen  Ereignissen  Bürger- 
pflicht. Mit  dem  Feuereifer,  mit  dem  Neumann  jegliche  Aufgabe 
anzufassen  pflegte,  griff  er  jetzt  in  den  Knäuel  der  Diskussion 
aber  die  Tagesfragen  ein.  Das  Interesse  an  ihnen  riss  ihn  für 
mehrere  Jahre  aus  der  vorgezeichneten  Bahn  stillen  schrittweisen 
Vorwärtsstrebens  nach  seinen  wissenschaftlichen  Zielen.  Es  ist 
gewiss  charakteristisch  für  die  früh  vollendete  geistige  Reife  Neu- 
manns, dass  er,  unbeeinflusst  von  den  Strömungen  seiner  nächsten 
Umgebung,  schon  damals  genau  dieselben  politischen  Überzeu- 
gungen vertrat,  von  denen  er  später  nie  um  Haares  Breite  ab- 
gewichen ist.  Die  Flugblätter,  mit  denen  er  1849  gleich  ent- 
schieden gegenüber  der  Demokratie  wie  gegenüber  dem  Junkertum 
für  die  Sache  der  konstitutionellen  Partei  wirkte,  enthalten  keinen 
Satz,  den  er  nicht  freudig  noch  in  seinem  letzten  Lebensjahre 
hätte  unterschreiben  mögen.  Der  nie  wankende  Freimut,  die 
treffende  Schärfe  und  die  gewandte  Form  seiner  publicistischen 
Arbeiten  lenkten  die  Augen  der  Parteiführer  auf  ihn.  Durch  die 
Vermittelung  des  Herrn  v.  Saucken  eröffnete  sich  ihm  1850  die 
Aussicht,  in  Berlin  als  Mitarbeiter  der  Spener' sehen  Zeitung  eine 
gesicherte  Subsistenz  zu  finden.  Neumann  ging  darauf  ein,  zum 
Teil  bestimmt  durch  die  Hoffnung,  mit  der  Übersiedelung  in  die 
Hauptstadt  der  Ausführung  des  nie  aufgegebenen  Gedankens  der 
Habilitation  an  einer  Universität  um  einen  Schritt  näher  zu  kommen. 
Vorerst  indess  nahm  seine  journalistische  Thätigkeit  seine  volle 
Kraft  in  Anspruch.  Nur  kurze  Zeit  Hess  ihn  das  Interesse  der 
Partei  in  Berlin.  Noch  im  selben  Jahre  trieb  es  ihn  nach  Königs- 
berg zur  Übernahme  der  Redaktion  der  bisher  in  rein  demokra- 
tischem Sinne  geleiteten  Hartungschen  Zeitung.  Die  Entschieden- 
heit, mit  welcher  unter  Neumanns  Leitung  dies  Blatt  in  und  nach 
den  Tagen  von  Olmütz  wider  die  Politik  des  Ministeriums  Man- 
teuffel  auftrat,  machte  den  Besitzer  um  die  Sicherheit  seines  Unter- 
nehmens besorgt.  Er  löste  im  Herbst  1851  den  Kontrakt.  Neu- 
mann wendete  sich  nun  wiederum  nach  Berlin.  Er  kam  hier 
gerade  noch  zurecht,  das  Central- Organ  seiner  Partei,  die  Kon- 
stitutionelle Zeitung,  mit  begraben  zu  helfen.    Die  wenigen  Wochen, 


34  J*  Partsch: 

während  deren  Nenmann  die  Redaktion  dieses  im  Frühjahr  1852 
absterbenden  Blattes  führte,  waren  far  ihn  der  Beginn  einer  über- 
aus trübseligen  Zeit.     Es  war  an  sich  keine   erfreuliche  Aufgabe, 
publicistisch  für  eine  Partei  zu  wirken,  deren  Mitglieder  von  der 
Bedeutung  der  Presse   keine  Vorstellung  hatten  und  sich  in  der 
eitlen  Illusion  wiegten,  ihre  Eammerreden  seien  allein  ausreichend, 
die  alten  Anhänger  um  ihre  politische  Fahne  gesammelt  zu  halten 
und  neue  zu  gewinnen.     Aber   diese  Aufgabe  ward  für  Neumann 
besonders  dornenvoll  durch  die  Gefährdung  seiner  exponirten  per- 
sonlichen   Stellung    gegenüber    den   Behörden.      Eine    ohne  Moti- 
vierung erlassene  und  schnell  zurückgenommene  polizeiliche  Aus- 
weisungsordre   im   Dezember    1852  war   das   erste   Wetterleuchten 
der    gegen    Neumann    aufziehenden   Gefahren.      Noch    im    selben 
Monat  fanden  zwei  Pressprozesse,   die  sich  an  Artikel  Neamanns 
in  der  Konstitutionellen  Zeitung  knüpften,  ihren  Ausgang  mit  seiner 
Verurteilung,  welche  nicht  nur  ihm,  sondern  auch  seinen  juristisch 
gebildeten  Freunden  —  namentlich  Prof.  Simson  —  im    höchsten 
Grade  überraschend  kam.     Wenn  auch  die  Unterstützung  der  po- 
litischen  Freunde    in   Königsberg    und    Berlin    die    unmittelbaren 
materiellen  Folgen   dieser  Verurteilung   ihm   tragen    half,   so  ver- 
mochte   sie   ihm    doch   nicht   den    mindesten    Schutz  zu    gewähren 
wider   die   nun   beginnende   Erschwerung   seiner  Subsistenz    durch 
polizeiliche  Massregeln.     Die  Berliner  Polizeibehörden  nahmen  da- 
mals die  Berechtigung  in  Anspruch,  jedweden,  der  nicht  in  Berlin 
Heimatsrechte   besass,    ohne  Angabe  von  Gründen  auszuweisen*). 
So   wenig    diese   Auffassung    der   Regierungs- Organe    mit    klaren 
gesetzlichen  Bestimmungen**)  im  Einklang   stand,   blieb   sie  doch 
massgebend   für   die   Praxis   der    Exekutive;    es    war    thatsächlich 
jedem   in   der   Hauptstadt   nicht  Heimatsberechtigten   dort   mit  der 
Sicherheit   seines  Aufenthalts   die  erste  Vorbedingung  eines  festen 
Erwerbes   entzogen.      Unter   den   Konsequenzen   dieses   abnormen 
ZuStandes  hatte  auch  Neumann  schwer  zu  leiden.     Das  bereits  in 
allen  Einzelheiten  festgestellte   und   der  Ausführung  nahe  Projekt 
einer  politisch -litterarischen  Wochenschrift,    die   unter   seiner   Re- 
daktion erscheinen  sollte,   zerstob,   sowie   dem   dafür  gewonnenen 
Verleger   die    erste   Ausweisungsordre    an   Neumann    es   klar   vor 
Augen  führte,    wie  wenig   ratsam    es  sei,    ein  weit   aussehendes 


*)  So  formulierte  ein  massvoller  Artikel  des  Prenssischen  Wochenblatts 
(Redakteur  Dr.  v.  Jasmund)  1852  Nr.  35  S.  416  den  Standpunkt  der  Be- 
gierung  in  Übereinstimmung  mit  der  offiziellen  Erklärung,  welche  der  Ver- 
treter des  Ministeriums,  Ministerial-Direktor  v.  Puttkamer  am  29.  November 
1850  vor  der  zweiten  Kammer  abgegeben  hatte  bei  Beantwortung  der  Inter- 
pellation über  die  Ausweisung  des  Dr.  Haym. 
**)  Gesetz  vom  31.  Dezember  1842  §  1. 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  35 

Unternehmen  anf  die  Kraft  eines  Mannes  zu  gründen,  dessen 
Aufenthalt  in  Berlin  nicht  für  die  nächsten  24  Stunden  als  voll- 
kommen gesichert  gelten  dürfe.  Ein  anderer  Verleger  nahm  das 
Projekt  wieder  auf  und  ermutigte  Neumann  zu  dem  Versuche,  zum 
Schutz  gegen  fernere  Polizeimaassregeln  das  Niederlassungsrecht 
in  Berlin  zu  erwerben.  Die  Antwort  auf  das  zu  diesem  Zwecke 
bei  der  Polizeibehörde  eingereichte  Gesuch  Neumanns  war  im  Juni 
1853  eine  neue  Ausweisungsordre,  gegen  deren  Ausführung  sich 
Neumann  nur  durch  einen  zweimaligen  dringenden  Appell  an  den 
Minister  des  Inneren  zu  schützen  vermochte.  Sein  Niederlassungs- 
gesuch wurde  „aus  polizeilichen  Gründen"  abschlägig  beschieden, 
und  der  Minister  des  Inneren  fand  diese  Verfügung  den  Landes- 
gesetzen durchaus  entsprechend.  Sie  wäre  in  Kraft  geblieben, 
wenn  nicht  im  Frühjahr  1854  durch  Herrn  v.  Vincke-Olbendorf 
Se.  Kgl.  Hoheit  der  Prinz  von  Preussen  von  den  Schwierigkeiten 
Kenntnis  erhalten  hätte,  welche  die  Polizeiorgane  der  Existenz 
eines  zurückgezogen  seinen  Studien  lebenden  Mannes  bereiteten. 
Seine  Intervention  gab  Neumann  Gelegenheit,  die  Anschuldigungen 
der  auf  recht  problematisches  Material  begründeten  Polizeiakten 
gründlichst  zu  widerlegen  und  machte  den  langen  polizeilichen 
Anfechtungen  ein  Ende. 

Nun  erst,  wo  Neumann  sicheren  Boden  unter  seinen  Füssen 
fühlte,  war  seine  Lust  und  Kraft  zu  frischer,  schöpferischer  Arbeit 
der  Fesseln  der  Sorge  in  ihren  hässlichsten  Gestalten  ledig. 
Seine  litterarische  Thätigkeit  auf  politischem  Gebiete  hatte  er  schon 
mit  dem  Sommer  1852  auf  das  bescheidene  Maass  eingeschränkt, 
welches  die  Fürsorge  für  seine  Subsistenz  ihm  unerlässlich  machte. 
Zeitweilig  musste  er  sogar  wegen  der  Geiährdung  seiner  Stellung 
durch  die  Polizei  auch  den  letzten  Rest  dieser  publizistischen 
Arbeiten,  seine  politischen  Korrespondenzen  für  die  „  Grenzboten **, 
aufgeben  und  so  auf  die  letzte  Hoffnung  verzichten,  vom  Selbst- 
erworbenen zu  leben.  In  dieser  schweren  Zeit,  in  welcher  manch 
wohlwollender  Gönner  sich  von  dem  mit  bürgerlichem  Schiffbruch 
Bedrohten  zurückzog,  hat  die  Treue  alter  Freundschaft  ihm  eine 
Stütze  geboten,  die  ihm  das  Verweilen  bei  den  litterarischen 
Hilfsquellen  der  Hauptstadt  und  die  Vollendung  seiner  wissen- 
schaftlichen Arbeiten  ermöglichte.  Schon  im  Frühjahr  1852  hatte 
er  seine  auf  der  Universität  begonnenen  Studien  über  die  griechi- 
schen Kolonien  am  Pontus  wieder  aufgenommen  und  einen  Teil 
derselben  abgeschlossen  in  einer  umfänglichen  Arbeit  „de  rebus 
Olbiopolitanorum",  auf  Grund  deren  ihn  die  Universität  Königs- 
berg am  10.  November  1852  zum  Doctor  philosophiae  promo- 
vierte. Fortan  gehörte  seine  beste  Kraft  den  Vorbereitungen  für 
ein  grosses  Werk,  welches  die  natürlichen  und  historischen  Lebens- 


86  J*  Pftrtsch: 

bedingangen  der  altgriechischeo  Siedeluogen  am  Nordrand  des 
schwarzen  Meeres  ergründen  und  ihre  wechselvolle  Oescbichte 
von  den  ersten  Keimen  bis  zum  Untergange  Mitbradats  entrollen 
sollte.  Die  grosse  Aufgabe  hielt  ihn  aufrecht,  und  ihre  Förderung 
war  sein  schönster  Trost  in  allen  Widerwärtigkeiten,  die  über 
ihn  hereinbrachen.  Am  30.  Juli  1853  schreibt  er  seinem  Freunde: 
„Fast  stets  setze  ich  mich  in  gedrückter  Stimmung  an  die  Arbeit 
Dann,  wenn  ich  weiter  komme,  vergesse  ich  mich  selbst,  werde 
warm,  schreibe  mit  einem  Interesse  und  einer  Emsigkeit,  die  mir 
selbst  seltsam  vorkommen,  wenn  ich  durch  irgend  einen  Zufall 
wieder  in  die  Wirklichkeit  versetzt  werde.  Wie  ich  mich  doch 
für  diese  alten  Geschichten  so  interessiere,  mich  freue,  im  Geiste 
wieder  die  alten  hellenischen  Städte  aufzubauen  an  dem  Gestade 
des  Meeres,  sie  mit  den  heiteren  Tempeln  zu  schmücken,  deren 
Inschriften  gefunden  sind,  aus  den  Marmorfragmenten,  den  zer- 
brochenen Götterbildern ,  die  man  aus  dem  Schutt  aufgegraben, 
mir  das  Bild  der  schönen  Bauwerke  zu  vergegenwärtigen;  dann 
diesen  emsigen  Handelsleuten  auf  ihren  weiten  Wegen  zu  folgen 
durch  Hirten-  und  Jägervölker  bis  in  den  fernen  Norden  und 
Osten.  Vielleicht  zieht  mich  diese  versunkene  Herrlichkeit  gerade 
deswegen  so  an,  weil  mir  die  Gegenwart  so  abscheulich  ge- 
macht .  ist.  ^ 

Der  Plan  des  Werkes  „Die  Hellenen  im  Skythenlande ^  war 
grossartig  angelegt.     Nach  einer  Einleitung,  welche  auf  die  Ver- 
schiedenartigkeit  der  Umstände   hinwies,    die    das  Aufblühen    der 
hellenischen,  der  genuesischen  und  der  modernen  russischen  Han- 
delsplätze  auf  demselben    Boden  verursachten,    beleuchtete    es  in 
seinen  beiden    ersten  Büchern    die   wesentlichsten  Vorbedingungen 
des   Emporkommens   der    griechischen    Kolonien   am    Pontus:    das 
Land  und  das  Volk,    in  dessen  Mitte  sie  gegründet  waren.     Die 
Schilderung   des   Landes    sollte   vor    allem    für    das    Altertum    die 
Möglichkeit  des  Fruchtreichtums  einer  heut  der  Steppennatur  an- 
heim  gefallenen  Region  darlegen  und  hatte  eine  Fülle  zerstreuter 
geologischer,    land-    und    forstwirtschaftlicher    Beobachtungen    der 
Neuzeit  mit   den    Nachrichten    des   Altertums   zu    verweben    nicht 
nur  zu  einem  fesselnd  geschriebenen  Landschaftsbilde,  sondern  zu 
der  Beweisführung,  dass  auch  für  die  Gegenwart  ein  Versuch  der 
teilweisen  Wiederbewaldung   der  südrussischen  Steppen  und  einer 
Aufbesserung    ihrer   klimatischen   Verhältnisse    nicht    hoffnungslos 
sei.     Auf  dieses   geographische  Buch   folgte    das   ethnographische. 
Hingen    doch   Gedeihen    und   Verfall   der  Kolonien   mit   in    erster 
Linie  ab  von  dem  Charakter  der  Barbarenstämme,  mit  denen   die 
Ansiedler  in  dauernde,  bald  friedliche,  bald  feindselige  Berührung 
traten.      Hier  stand  Neumann   vor   dem    grossen    ethnographischen 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Nenmann.  37 

Problem  der  Abstammnng  des  Skythenvolkes.  Mit  erstaunlicher 
Beherrschung  der  einschlägigen  Litteratur  aller  Epochen  und 
einem  Scharfsinn ,  der  in  feinen  überraschenden  Kombinationen 
unerschöpflich  schien,  trat  er  den  Beweis  an,  dass  die  durch 
Hippokrates  so  vortrefflich  charakterisierte  Körperbeschaffenheit 
der  Skythen,  ihre  namentlich  von  Herodot  eingehend  geschilderte 
Lebensweise,  ihre  Sitten  und  Satzungen,  ihre  Religion  und  die 
dürftigen  Reste  ihrer  Sprache  sich  nur  aus  einer  Zugehörigkeit 
zur  mongolischen  Völkerfamilie  befriedigend  erklären  Hessen. 
Das  dritte  Buch  gab  eine  topographisch-archäologische  Darstellung 
der  hellenischen  Kolonien  der  Krim,  eine  kritische  Feststellung 
ihrer  Lage  und  eine  Schilderung  der  wichtigsten  Überreste,  welche 
neuere  Ausgrabungen  zu  Tage  gefördert  haben. 

Das  vierte  Buch  sollte  den  kommerciellen  Verhältnissen  der 
pontischen  Kolonien  gewidmet  sein ,  ihre  Beziehungen  zu  den 
Ländern  des  ägäischen  Meeres  und  andererseits  die  grossen 
Handelswege  beleuchten,  welche  vom  Ufer  des  Pontus  nordöst- 
lich nach  dem  goldreichen  Ural,  östlich  durch  Kolchis  und  Geor- 
gien, über  das  kaspische  Meer  und  den  Oxus  nach  Indien  führten. 
Die  Schilderung  dieser  Handelsrouten  und  ihrer  Verzweigungen 
bot  zugleich  Gelegenheit,  die  antike  Ethnographie  des  östlichen 
Russlands  nordwärts  bis  in  die  fernsten  Regionen ,  welche  die 
Alten  nur  im  Dämmerschein  der  Sage  kannten ,  südwärt9  bis  in 
das  bunte  Völkergemisch  des  Kaukasus  zu  enträtseln.  Das  fünfte 
Buch  sollte  —  im  Wesentlichen  ebenso  umgrenzt  wie  die  Inaugural- 
dissertation —  die  Verfassung  und  Geschichte  Olbia's  entwickeln 
und  die  Völkerbewegung  auseinandersetzen,  welche  den  ersten 
Anstoss  zum  Verfall  der  griechischen  Pflanzstädte  gab,  das  sechste 
den  inneren  Zustand  und  die  Geschichte  des  bosporanischen 
Reiches  darstellen  bis  zum  Untergange  Mithradats. 

Der  weite  Horizont,  den  die  Bearbeitung  umfassen  sollte, 
die  Mannigfaltigkeit  der  Gesichtspunkte  der  Betrachtung  und 
schon  der  immense  Umfang  des  zu  verarbeitenden,  sehr  hetero- 
genen Materials  erforderten  ungemein  vielseitige  und  tief  einge- 
hende Vorarbeiten.  Erst  1855  fand  der  erste  Band  des  Werkes 
seinen   Abschluss*).      Für   die   Aufnahme    des   Buches    nicht    nur 


*)  Der  zweite,  für  welchen  die  drei  letzten  Bücher  vorbehalten  waren, 
ist  niemals  erschienen,  da  die  Pflichten  der  festen  Lebensstellungen,  in  welche 
Nenmann  bald  eintrat,  seine  Arbeitskraft  für  andere  Zwecke  absorbierten. 
Im  Nachlass  haben  sich  nicht  nur  sehr  sorgsam  und  planvoll  angelegte 
CoUectanea  für  diesen  zweiten  Teil  vorgefunden,  sondern  auch  fertige  Aus- 
arbeitungen, die  indess  —  mit  Ausnahme  der  1852  abgefassten  Dissertation 
—  fast  ausschliesslich  der  Zeit  vor  1850  angehören  und  sicher  nicht  in  der 
vorliegenden  Form  zur  Publikation  bestimmt  waren. 


88  J*  Partscht 

unter  den  Fachgelehrten,  sondern  in  dem  weiteren  Kreise  aller 
Gebildeten  war  es  von  forderlicher  Bedentang,  dass  auf  seinen  Gegen- 
stand, anf  die  nordpontischen  Lander  gerade  damals  die  Anümerk- 
samkeit  der  Welt  durch  den  Krimkrieg  hingelenkt  war*).  Aber 
nicht  dieser  zufälligen  Gunst  der  Zeitumstände,  sondern  seinem 
inneren  Werte  dankte  das  Werk  Neumanns  den  durchschlagenden 
Erfolg,  welcher  die  stille  begeisterte  Forscherarbeit  unter  drucken- 
den äusseren  Verhältnissen  würdig  krönte.  Die  Wärme  und 
Innerlichkeit  der  Darstellung  verlieh  auch  einem  scheinbar  fern 
liegenden  und  interesselosen  Gegenstande  eine  Anziehungskraft, 
welche  jeden  Leser  unwiderstehlich  gefangen  nahm.  Die  unüber- 
troffenen Naturbilder  der  südrussischen  Steppen  in  dorrender 
Sommerglut  und  im  Wirbel  des  Schneesturmes,  das  lebensvolle 
Gemälde  der  skythischen  Nomaden  und  ihrer  barbarischen  Sitten 
waren  nicht  nur  Leistungen,  an  denen  die  Wissenschaft  ihre 
Freude  haben  musste,  sondern  —  man  darf  es  getrost  aussprechen 
—  Bereicherungen  des  Schatzes  der  deutschen  Litteratur.  Dag 
eminente  Darstellungstalent,  welches  den  farblosen  Berichten  der 
geistlosesten  Schriftsteller  wahres  Leben  einhauchte,  den  ver- 
wickeltsten  Argumentationen  in  gefälligem  und  doch  würdigem 
Gewände  auch  bei  dem  indolentesten  Leser  Aufmerksamkeit  und 
Wirkungskraft  sicherte,  hat  allen  Beurteilern  Bewunderung  ab- 
genötigt. 

Dem  wissenschaftlichen  Werte  des  Werkes  in  vollkommen 
unbefangener  Würdigung  gerecht  zu  werden  ist  noch  heut  schwer, 
da  es  vielfach  in  Kontroversen  sich  vertieft,  über  welche  eine 
volle  Übereinstimmung  noch  nicht  erzielt  ist.  Als  zweifellos  er- 
bracht kann  der  Nachweis  gelten,  dass  am  Nordufer  des  Pontus 
im  Altertum  Waldland  in  grösserer  Ausdehnung  als  heut  vorhan- 
den war.  Moderne  Anpflanzungsversuche  haben  gelehrt,  dass 
an  Stellen  der  Krim  und  des  benachbarten  Festlandes,  die  zu 
ewiger  Waldlosigkeit  verurteilt  schienen,  Baumwuchs  Wurzel 
schlagen  und  fröhlich  gedeihen  kann.  —  Die  ethnologische  Frage 
über  die  Herkunft  der  Skythen  wird  noch  heut  in  sehr  verschie- 
denem Sinne  beantwortet.  Man  hat  —  im  Widerspruch  mit 
Herodots  ausdrücklichem  Zeugniss  —  Skythen  und  Sarmaten 
wieder  zusammengeworfen  und  dann  aus  sarmatischen  Namen  und 


*)  Das  allgemeine  Interesse  jener  Jahre  für  die  Krim  hatte  Neumann 
bereits  vor  der  Veröffentlichung  seines  Werkes  die  Anregung  gegehen  zu 
drei  inhaltreichen  und  doch  äusserst  anmutig  geschriebenen  Aufsätzen,  welche 
namentlich  in  militärischen  Kreisen  herechtigtes  Aufsehen  machten:  Sebastopol 
in  „Grenzboten"  XIII,  1  S.  281—288.  Blick  auf  die  Krim  in  „Preuss. 
Wochenbl."  III  No.  41  S.  373 — 376.  Aphorismen  über  den  Kriegsschauplatz 
in  „Preuss.  Wochenbl."  III  No.  44  S.  404—407. 


Zur  Erinnenmg  an  Carl  Neumann.  89 

"Worten  die  eranische  Herkunft  der  Skythen  gefolgert,  oder  auch 
wohl  vereinzelt  die  Skythen  zu  Slaven  machen  wollen.  Aber  die 
Forscher,  welche  mit  weiterem  Horizont  auch  das  Gebiet  der 
nordasiatischen  Ethnographie  beherrschen,  scheinen  immer  ent- 
schiedener sich  der  Ansicht  zuzuneigen,  dass  die  Skythen  zur 
nralo-altaischen  Völkerfamilie  gehören,  wenn  sie  auch  eher  mit 
Finnen  und  Kalmücken,  als  mit  den  Mongolen  in  Beziehung  zu 
bringen  sind.  Von  den  Beweisen,  welche  Neumann  für  die  Zu- 
gehörigkeit der  Skythen  zum  uralo-altaischen  Völkerkreis  ent- 
wickelte, ist  der  linguistische,  den  Neumann  ohne  die  besondere 
Ermutigung  einer  kompetenten  Autorität  nie  veröfifentlicht  hätte, 
entschieden  missglückt;  dagegen  enthält  der  anthropologische  und 
ethnologische  eine  Fülle  von  wertvollen  und  entscheidenden  Mo- 
menten, die  mit  dazu  beitragen  dürften,  den  Zusammenhang  der 
Skythen  mit  den  uralo-altaischen  Völkern  schliesslich  ganz  klar 
zu  stellen.  —  Ganz  ungeteilt  ist  der  Beifall,  der  dem  topographisch- 
archäologischen Teile  der  „Hellenen  im  Skythenlande **  gespendet 
wird.  Neumann  hat  hier  eine  vortreffliche  Grundlage  geschaffen, 
auf  welcher  die  Lokalforscher  specialisierend  und  im  Einzelnen 
korrigierend  rüstig  weiterbauen  konnten. 

Die  Vollendung  eines  Werkes,  das  nach  so  vielen  Richtungen 
anregend ,  in  mancher  bahnbrechend  wirkte,  hob  Neumann  mit 
einem  Male  aus  dem  Dunkel  eines  zurückgezogenen,  wenig  be- 
achteten Daseins  heraus.  Die  bisher  verborgene  Tüchtigkeit  be- 
währte ihre  magnetische  Kraft  plötzlich  nach  verschiedenen  Seiten, 
am  mächtigsten  auf  die  wissenschaftlichen  Kreise  Berlins.  Vor 
allen  begrüsste  Carl  Ritter,  dem  Neumann  jetzt  erst  näher  trat, 
seine  Arbeit  mit  der  aufrichtigen  ermutigenden  Freude,  welche 
das  nie  erkaltende,  wackere  Herz  dieses  Archegeten  der  Wissen- 
schaft jedem  ernsten  Streben  jüngerer  Talente  entgegenbrachte. 
Wie  für  Ritters  wissenschaftliche  Denkweise,  die  allein  einen  tiefer 
greifenden  Einfluss  auf  Neumanns  Geistesrichtung  gewann,  hat 
dieser  vom  Augenblick  des  ersten  Zusammentreffens  für  die  ehr- 
würdige, gewinnende  Persönlichkeit  des  festen,  selbstlosen,  kern- 
deutschen Mannes  eine  begeisterte  Verehrung  empfunden,  die 
durch  den  engeren  Verkehr  der  folgenden  Jahre  an  Innigkeit  nur 
gewann.  Auch  mit  A.  v.  Humboldt  kam  Neumann  bald  in  Be- 
rührung und  hatte  sich  eines  aufrichtigen  thatkräftigen  Wohlwollens 
von  Seiten  des  einflussreichen  Mannes  zu  erfreuen.  Neben  Ritter 
war  es  A.  v.  Humboldt,  der  für  einen  Ehrenpreis  von  400  fl., 
welchen  der  König  von  Bayern  1856  für  eine  hervorragende 
Leistung  auf  dem  Gebiete  der  Geographie  ausgesetzt  hatte,  mit 
Erfolg  den  Verfasser  der  „Hellenen  im  Skythenlande "  in  Vor- 
schlag brachte,  und  mit  Ritter  war  A.  v.  Humboldt   bemüht,    die 


90  J*  Partseh: 

rasch  im  vollen  Werte  erkannte  Kraft  Xenmanns  dauernd  an  die 
geographischen  Stadien  zu  fesseln. 

Noch  vor  Ablanf  des  Jahres  1855  stand  Neumann  vor  der 
Wahl  zwischen  verschiedenen  ihm  sich  öffnenden  Berafsbahnen. 
Auf  der  einen  Seite  winkte  die  akademische  Lehrthätigkeit,  sa 
welcher  mit  ermutigenden  Zusicherungen  Johannes  Schulze  auf- 
forderte Und  die  Freunde,  namentlich  Schubert  in  Königsberg  und 
Max  Duncker  in  Berlin,  drängten,  —  auf  der  anderen  die  Re- 
daktion einer  wissenschaftlichen  Zeitschrift.  Die  Notwendigkeit, 
bei  der  Berufswahl  auch  die  Subsistenzfrage  in  erster  Linie  mit 
in  Betracht  zu  ziehen  und  die  —  allerdings  trügerische  —  Hoff- 
nung« bei  der  Leitung  einer  Fachzeitschrift  Müsse  zu  behalten  zur 
Vollendung  des  begonnenen  grossen  Werkes,  bestimmten  Neumann, 
Hwh  für  die  letztere,  ihm  gleichzeitig  von  zwei  Seiten  gebotene 
Möglichkeit  zu  entscheiden.  Unter  Ablehnung  eines  ehrenvollen 
Antrags,  als  Mitarbeiter  Aug.  Petermanns  die  Redaktion  der  Mit- 
ttillungon  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt  zu  übernehmen, 
ontHchloss  sich  Neumann  seine  Kraft  der  Pflege  der  Zeitschrift 
für  Allgemeine  Erdkunde  zu  Berlin  zu  widmen,  welche  gegenüber 
dorn  jungen,  mit  frischer  Kraft  und  starken  materiellen  Mitteln 
auftretenden  Gothaer  Unternehmen  gerade  damals  sichtlich  Terrain 
verlor.  Mit  der  1856  unter  Neumanns  Redaktion  erscheinenden 
n  Neuen  Folge ^  kam  auch  ein  neuer  Geist  in  diese  Zeitschrift. 
Ka  wird  in  der  Geschichte  der  wissenschaftlichen  Publizistik  wenige 
Fülle  geben,  in  denen  der  Charakter  und  der  wissenschaftliche 
Standpunkt  einer  Zeitschrift  so  vollständig  das  Gepräge  der  dem 
Herausgeber  eigenen  Geistesrichtung  trugen,  wie  die  9  Bände  der 
Zeitschrift  für  Allgemeine  Erdkunde,  welche  1856 — 1860  unter 
Neunianiis  Redaktion  erschienen.  Nicht  nur  stammte  von  dem 
Inhalt  dieser  Bände  ein  volles  Drittel,  manchmal  noch  mehr,  aus 
seiner  Feder,  sondern  die  Gewissenhaftigkeit  und  Entschiedenheit, 
mit  welcher  Neumann  —  ohne  vor  persönlichen  Misshelligkeiten 
zurückzuschrecken  —  auch  den  glänzendsten  Namen  gegenüber 
an  den  strengen  Anforderungen  festhielt,  denen  er  in  seinen 
eigenen  Arbeiten  zu  genügen  suchte,  drückten  auch  den  bisweilen 
stark  umgegossenen  Aufsätzen  anderer  den  Stempel  der  wissen- 
schaftlichen Exaktheit  und  —  soweit  dies  möglich  war  —  der 
meisterhaften  Darstellangsgabe  auf,  die  dem  Leiter  der  Zeitschrift 
eigen  war.  Was  Neumann  anstrebte,  war  nicht  ein  Wettlauf 
mit  Peter  mann  in  der  raschen  Publikation  der  neuesten  Ergeb- 
nisse geographischer  Forschung  —  hierin  überliess  er  dem  rüh- 
rigen, durch  weite  Verbindungen  und  grosse  Mittel  begünstigten 
Gothaer  Berufsgenossen  kampflos  den  Vorrang  — ;  er  suchte  viel- 
mehr   den    eigentümlichen    Wert    der    Berliner   Zeitschrift    darin, 


Zur  Erinnerung  an  Citri  Neumann.  91 

unter  sorgsamer,  streng  kritischer  Verwertung  des  originalen 
Qnellenmaterials  die  Errangenschaften  der  Erdkunde  in  abgeschlos- 
senen, möglichst  formvollendeten  Bearbeitungen  derartig  zur  Dar- 
stellung zu  bringen,  dass  statt  zersplitterter,  ungleichwertiger 
Notizen  ein  einheitliches  Bild  in  lebenswarmer  Färbung,  statt  des 
Erzes,  welches  die  Arbeiter  der  Wissenschaft  in  allen  Weltteilen 
zu  Tage  forderten,  das  reine,  in  vollendetem  Gepräge  ausgemünzte 
Metall  der  gebildeten  Welt  geboten  werde.  Wie  berufen  Neu- 
mann zur  Lösung  dieser  Aufgabe  war,  zeigt  uns  fast  jeder  einzelne 
seiner  originell  angelegten,  geistvoll  durchgeführten  und  mit 
fesselnder  Verve  geschriebenen  Aufsätze.  Wenige  nur  hebe  ich 
aus  der  herrlichen  Reihe  heraus.  Das  künstlerische  Gestaltungs- 
vermögen, welches  auch  manchen  minder  leicht  anzuregenden  Geist 
mit  lebendigem  Interesse  für  neu  erschlossene  Länder  zu  erfüllen 
wnsste ,  bewährte  sich  am  glänzendsten  in  der  gedankenreichen, 
klassisch  geschriebenen  Abhandlung:  „Die  amerikanische  Expedition 
nach  Japan"*).  Gern  erinnerte  Neumann  noch  später  sich  der 
Freude,  die  er  Ritter  damit  bereitet.  Unter  dem  frischen  Ein- 
druck ihrer  Lektüre  kam  der  alte  Herr  trotz  seiner  77  Jahre 
hinauf  in  Nenmanns  Mansarden -Wohnung,  um  ihm  unverzögert 
persönlich  für  dies  kleine  Kunstwerk  zu  danken.  Das  Arbeits- 
feld, auf  welchem  Neumann  die  ersten  Proben  seiner  geographi- 
schen Schöpferkraft,  seines  Talents  für  kartographische  Konstruktion 
abzulegen  hatte,  war  Süd- Amerika.  Der  kgl.  preussische  Ge- 
schäftsträger in  den  La  Plata-Staaten ,  Herr  von  Gülich,  sandte 
der  Zeitschrift  häufig  reichhaltige  Originalmitteilungen,  amtliche 
Publikationen  der  Regierungen,  Flugschriften,  Zeitungen  u.  s.  w. 
—  ein  Quellenmaterial  von  zweifelloser  Bedeutung,  aber  von 
sehr  ungleichem  Wert  und  entschieden  aphoristischem  Charakter. 
Mit  feiner  Kombinationsgabe  und  kritischem  Takt  entwarf  Neu- 
mann auf  Grund  solcher  Informationen  das  erste  detaillierte 
Kartenbild  und  die  erste  gründliche  monographische  Schilderung 
der  argentinischen  Provinz  Catamarca**).     Es  folgten  höchst  glück- 


*)  Zeitschrift  fiir  allg.  Erdkunde  Neue  F.  I.  S.  306—325.  389—424. 
Vgl.  ausserdem  über  Japan  I.  S.  275—282,  II.  S.  279,  m.  S.  501,  IV. 
S.  426,  V.  S.  369,  VI.   S.  491. 

**)  Zeitschr.  f.  allg.  Erdk.  I.  S.  56—80.  155-175.  Den  Wert  dieser 
gediegenen  Arbeit  ermisst  man  leicht,  wenn  man  Neumanns  Karte  Ztschr.  I. 
Tafel  2  einerseits  mit  der  fast  gleichzeitigen  Karte  in  Petermanns  Mitthei- 
lungen 1856,  3  und  der  späteren  Karte  in  der  Zeitschrift  für  Erdk.  VII. 
Tafel  7,  andererseits  mit  der  dem  fortgeschrittenen  Stande  der  Kenntnis 
entsprechenden  Karte  Burmeisters  (Petermanns  Mittheilungen  1868,  Tafel  4) 
vergleicht.  Andere  Arbeiten  Neumanns  über  die  La  Plata-Staaten:  I.  S.  186, 
n.  S.  267.  377.  581,  III.  S.  270,  IV.  S.  72.  131,  V.  S.  273.  491,  VII. 
S.  455  ff.  497. 


92  J«  Partsch: 

liebe  Darstellungen  der  chilenischen  Provinzen  Coqnimbo  und 
Goncepcion  und  des  araukanischen  Grenzdistrikts,  sowie  eine 
durch  die  Erfahrungen  der  Entdeckungsgeschichte  äusserst  wirkungs- 
voll beleuchtete,  meisterhafte  Skizze  eines  Terrains  an  der  Magel- 
haens-Strasse,  das  die  Chilenen  für  bedenkliche  Kolonisationspläne 
ins  Auge  gefasst  hatten*).  Eine  andere  Gruppe  von  Arbeiten 
beschäftigte  sich  mit  Central-Amerika.  In  der  eingehenden,  plan- 
vollen Diskussion  der  damals  bereits  in  starker  Zahl  auftauchen- 
den Projekte  für  den  interoceanischen  Kanal**)  bekundet  sich 
umfassende  Kenntnis  und  scharfblickendes  praktisches  Urteil,  in 
der  markigen  Apologie  der  tragischen  Expedition  Strains  eine 
überwältigende  Kraft  und  Wärme  der  Darstellung***).  Ohne  auf 
die  mannigfachen  übrigen  Arbeiten  Neumanns  weiter  einzugehen, 
unter  denen  eine  umfängliche  Serie  sich  mit  den  Fortschritten 
unserer  Kenntnis  von  Australien  beschäftigtet)?  will  ich  kurz  nur 
noch  auf  die  zahlreichen  kritischen  Besprechungen  neuer  Erschei- 
nungen auf  dem  Gebiete  der  geographischen  Litteratur  hinweisen. 
In  ihnen  tritt  uns  das  schneidige  Urteil  eines  ausgereiften,  selb- 
ständigen Geistes  entgegen,  versöhnlich  gepaart  mit  einer  Viel- 
seitigkeit der  Auffassungsgabe,  welche,  aus  umfangreichen  und 
verständnisvollen  Kenntnissen  entsprungen,  jedem  Verdienste  ge- 
recht zu  werden  vermag. 

So  nahm  Neumann,  beseelt  von  einem  schrankenlosen  Pflicht- 
eifer, nie  sich  selbst  genügend  und  auch  anderen  gegenüber  in 
den  Anforderungen  als  Redakteur  nicht  zu  genügsam,  einen  er- 
staunlich grossen  Teil  der  zu  leistenden  Arbeit  auf  die  eigenen 
Schultern.  Dieses  weitgehende  Pflichtgefühl  und  die  unerschöpf- 
liche, frische  Leistungskraft  gaben  ihm  mitten  in  einem  Kreise 
hochbedeutender  Männer,  wie  Ritter,  A.  v.  Humboldt,  Dove' 
Ehrenberg,  eine  geachtete  würdige  Stellung,  deren  Selbständigkeit 
er  nach  allen  Seiten  mit  ruhiger  Festigkeit  und,  wo  nötig,  mit 
scharfer  Entschiedenheit  zu  wahren  wusste.  Aber  dies  pflichttreue 
Streben  —  und  hierin  hat  zeitlebens  auf  jedem  Posten  Neumanns 
Stärke  und,  wenn  man  will,  auch  seine  Schwäche  gelegen  —  Hess 
seine  Kraft  auch  vollkommen  aufgehen  in  den  Obliegenheiten  einer 
Stellung,    welche    er    selbst   ursprünglich   nur    als    eine  Staffel    zu 

*)  Zeitschrift  f.  allg.  Erdk.  II.  S.  52—70,  VI.  S.  124—146.  343—355, 
III.  S.  312—358.  Andere  Arbeiten  Neumanns  über  Chile  I.  S.  179—186, 
IL  S.  375,  III.  S.  159.  267,  VI.  S.  238,  VII  S.  70,  IX.  S.  251. 

**)  Zeitschr.  f.  allg.  Erdk.  II.  S.   235-253.  434—461.  518—563,   vgl. 
auch  I.  S.  257,  II.  S.  580,  III.  S.  71.  262,  IV.  S.  513,  VI.  S.  402. 

***)  Zeitschr.   f.   allg.   Erdk.   II.   S.   567—580,   HL   S.   440—481.      Die 
Gold-  und  Silber-Region  des  östlichen  Honduras. 

t)  Zeitschr.  f.  allg.  Erdk.  II.  S.  264—267.  370-375.  468—474,  V. 
S.  134—163.  423—438.  479—482,  VI.  S.  41—67,  IX.  S.  469—474. 


Zur  Erinnernng  an  Carl  Neumann.  93 

weiterem  Fortkomnnen  betrachtet  hatte.  Die  HofiFnung,  in  Ruhe 
seine  ^Hellenen  im  Skythenlande '^  vollenden  zu  können,  zerrann, 
je  energischer  er  daran  arbeitete,  Schritt  far  Schritt  sich  das  ganze 
Wissensgebiet  zu  erobern,  dessen  Beherrschung  ihm  die  erste  Vor- 
bedingung für  eine  Erfüllung  seiner  Redaktionspflichten  schien. 
Es  ist  begreiflich,  dass  Nenmann  aus  diesen  Wogen  von  Arbeit, 
in  die  er  selbst  stets  tiefer  sich  versenkte,  als  die  Notwendigkeit 
absolut  gebot,  sich  bald  hinwegsehnte  in  eine  Existenz,  von  der 
er  sich  eine  ruhigere  Sammlung  seiner  Kraft,  eine  fruchtbare 
Konzentration  auf  ein  enger  begrenztes  Arbeitsfeld  versprechen 
durfte.  Das  Ziel  seiner  alten  Wünsche,  das  akademische  Lehramt, 
schien  ihm  in  dieser  Lage  begehrenswerter  als  je.  Er  behielt  es 
von  nun  an  fest  im  Auge,  wiewohl  die  Lockung,  der  Politik  seine 
Geisteskraft  zu  weihen,  noch  einmal  und  besonders  dringend  an 
ihn  herantrat. 

Die  Stellung  Neumanns  in  den  Reihen  der  konstitutionellen 
Partei  hatte  ihn  während  der  Zeit  seiner  publizistischen  Wirksam- 
keit schon  1852  mit  den  parlamentarischen  Nachbarn  der  eigenen 
Fraktion  in  Berührung  gebracht,  mit  der  Partei  Bethmann-HoUweg. 
Je  mehr  die  konstitutionelle  Partei  zerfiel,  desto  eifriger  hatte 
Neumann  ihren  Trümmern  einen  engeren  Anschluss  an  die  Partei 
Bethmann-Hollweg  empfohlen;  der  Ernst  der  Zeit  mahnte  daran, 
dass  alle  die  Elemente,  welche  den  Mut  und  den  Geist  besassen, 
der  übermächtigen  Reaktion  einen  Damm  zu  setzen,  möglichst 
fest  zu  erfolgreichem  Zusammenwirken  sich  an  einander  schliessen 
müssten.  Auch  persönlich  war  Neumann  damals  den  geistig 
bedeutenden  Männern,  welche  der  Partei  Bethmann-Hollweg  trotz 
ihrer  bescheidenen  numerischen  Stärke  ein  schwer  wiegendes  Ge- 
wicht in  der  Wagschale  der  parlamentarischen  Entscheidung  sicher- 
ten, nähergetreten.  Besonders  J.  v.  Grüner  hatte  ihn  schätzen 
gelernt  und  an  sich  herangezogen.  Allmählich  knüpfte  sich  zwischen 
beiden  Männern  trotz  mancher  entschiedenen  Differenz  im  poli- 
tischen Denken  und  in  der  Lebensanschauung  ein  fester  Freund- 
schaftsbund für  das  Leben.  Seit  dem  Beginn  ihrer  engeren  Be- 
kanntschaft hatte  J.  V.  Grüner  wiederholt,  so  schon  im  Sommer 
1852,  dann  im  Herbst  1854  versucht.  Neumann  für  die  Redaktion 
des  Organs  der  Bethmannschen  Partei,  des  Preussischen  Wochen- 
blattes, zu  gewinnen.  So  lockend  und  ehrenvoll  das  Anerbieten 
war,  hatte  Neumann  bei  der  beträchtlichen  Divergenz  der  eigenen 
politischen  Anschauungen  von  denen,  die  jenes  Blatt  zu  vertreten 
hatte,  sich  niemals  zu  seiner  Annahme  entschliessen  können. 
Seit  dem  Herbst  1854  war  Neumann  allerdings  beständiger  Mit- 
arbeiter dieses  Blattes  geworden.  Aber  seine  Thätigkeit,  die 
einzige,  welche  ihm  in  jener  Zeit  eine  Subsistenz  verschaffen  konnte, 


94  J*  Partsch: 

beschränkte  sich  auf  die  auswärtige  Politik  und  namentlich  auf  die 
militär-geographische  Beleuchtung  der  kriegerischen  Ereignisse  in 
der  Krim,  dem  Kaukasus,  Armenien.  Diese  publizistische  Wirk- 
samkeit war  mit  der  Arbeit  für  die  geographische  Zeitschrift  so 
wohl  vereinbar,  dass  er  sie  auch  in  den  nächsten  Jahren  weiter 
fortführte.  Daher  der  überraschende  Reichtum  des  Preussischen 
Wochenblatts  an  gediegenen  geographischen  Artikeln,  zu  denen 
die  Tages-Ereignisse ,  wie  das  Vordringen  der  Russen  in  Asien, 
der  indische  Aufstand,  die  Pläne  für  die  Durchstechnng  der 
Isthmen  von  Suez  und  Panama  stets  mannigfachen  Anlass  boten. 
Die  1857  und  1858  wiederholten  Aufforderungen,  nach  v.  Jas- 
munds  Rücktritt  die  Redaktion  des  Wochenblatts  anzunehmen, 
lehnte  Neumann  wiederum  ab,  ebenso  1860  das  Anerbieten,  unter 
glänzenden  Bedingungen  an  die  Spitze  der  Redaktion  der  Kreuz- 
Zeitung  zu  treten,  welche  die  nunmehr  an  das  Staatsruder  ge- 
langte Bethmannsche  Partei  in  anderem  Sinne  als  bisher  geleitet 
zu  sehen  wünschte.  Erst  am  Ende  des  Jahres  1860  trat  er  auf 
J.  V.  Gruners  Andringen  für  kurze  Zeit  in  den  Dienst  der  Politik, 
gerade  in  dem  Augenblicke,  wo  ihm  nach  dei*  Lösung  seiner  Ver- 
pflichtungen gegen  die  geographische  Zeitschrift  der  lang  ersehnte 
Zugang  zu  der  akademischen  Lehrthätigkeit  sich  eröffnete.  In 
Übereinstimmung  mit  den  Wünschen  der  philosophischen  Fakultät 
der  Universität  Breslau  ernannte  ihn  der  Minister  des  Unterrichts 
am  13.  Dezember  1860  zum  ausserordentlichen  Professor  der  Geo- 
graphie und  der  alten  Geschichte  in  dieser  Fakultät.  Auf  Grund 
eines  Abkommens  der  betreffenden  Ministerien  verblieb  indess 
Neumann  vorerst  in  Berlin,  wo  er  zunächst  im  Staatsministerium 
(R.  V.  Auerswald),  dann  unter  seinem  Freunde  J.  v.  Grüner  im 
Ministerium  des  Auswärtigen  (Graf  Bernstorff)  als  Hilfsarbeiter 
thätig  war.  Dass  diese  politische  Beschäftigung  wirklich  nur 
eine  provisorische,  vorübergehende  blieb,  lag  zum  Teil  allerdings 
an  dem  Minister-Wechsel,  welcher  1862  Herrn  v.  Bismarck-Schön- 
hausen  an  die  Spitze  der  Staatsleitung  brachte  und  Neumann  ver- 
anlasste, die  Erlaubnis  zum  Antritt  seines  akademischen  Lehramts 
nachzusuchen.  Aber  auch  ohne  diese  äussere  Anregung  würde 
er  gewiss  bald  von  der  Politik  sich  wieder  ganz  der  Wissenschaft 
zugewendet  haben.  Das  kann  man  mit  Bestimmtheit  versichern 
nach  dem  gewaltigen  für  seine  ganze  fernere  Entwicklung  entschei- 
denden Eindruck,  den  die  erste  Schweizer  Reise  1861  auf  ihn 
gemacht  hatte.  Den  Sohn  der  Pregelstadt,  der  bei  dem  eindrin- 
gendsten Forschen  über  die  Natur  der  fernsten  Zonen  doch  nie 
über  die  Grenzen  des  norddeutschen  Tieflands  hinausgekommen 
war,  hatte  1858  schon  der  Anblick  des  ersten  Mittelgebirges  mäch- 
tig bewegt.     Er  schreibt  im  September  1858  nach  einem  Ausfluge 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  95 

in  das  Waldenburger  und  Adersbacher'  Gebirge:  i^Ich  habe  mich 
recht  mnde  gesehen  an  all  diesen  Herrlichkeiten.  Da  ich  noch 
nie  anstehendes  Gestein  gesehen,  kannst  Du  Dir  denken,  wie  mich 
diese  fremde  Wunderwelt  ergriffen  hat."  Auch  in  den  nächsten 
beiden  Sommern  hatte  er  auf  kurze  Zeit  das  schlesische  Gebirge 
besuchen  können.  1861  sah  er  zum  ersten  Male  die  Alpen  und 
zwar  gerade  einen  Teil,  der  die  Fülle  mannigfacher  Terrain- 
formen und  Naturerscheinungen,  dunkle  Seespiegel  und  blendende 
Scbneegipfel,  schwellendes  Mattengrün  und  starre  Gletscher,  in 
höchster  Grossartigkeit  auf  engem  Räume  umschliesst:  das  Bern  er 
Oberland.  Mit  vollem  Entzücken  versenkte  sich  Neumann  in  die 
Flut  überwältigender  Eindrücke,  die  sein  empfänglicher  Sinn  in 
der  unmittelbaren  Anschauung  des  Hochgebirgs  aufnahm.  Aber 
sein  Geist  verharrte  nicht  auf  der  Stufe  der  blöHen  Bewunderung, 
des  passiven  Schwelgens  in  unklarem  Begeisterungsrausche.  Er 
rang  nach  dem  Verständnis  dieser  neuen  Welt,  nach  Antwort  auf 
die  Rätselfragen,  die  jeder  Bergriese  mit  unverhülltem  Schichten- 
bau, jedes  Thal  mit  deutlich  gesonderten  Staffeln  und  Kammern, 
jedes  Dorf  mit  eigenartiger  Bevölkerung  und  Lebensweise  ihm 
vorlegten.  Am  mächtigsten  fesselten  ihn  die  unerschöpflichen  geo- 
logischen Probleme.  Er  schreibt  einige  Wochen  nach  der  Heim- 
kehr seinem  Freunde:  „Meine  Gedanken  sind  noch  fortwährend 
in  der  Schweiz.  Jede  freie  Stunde  ist  jetzt  geologischen  Aus- 
arbeitungen gewidmet,  die  immer  mehr  anschwellen Diese 

Arbeiten  erfüllen  mich  mit  dem  höchsten  Interesse,  und  ich  kann 
Dir  gar  nicht  sagen,  mit  welcher  stillen  Genugthuung  ich  mich 
zu  ihnen  niedersetze,  sobald  ich  mich  meiner  berufsmässigen  Ar- 
beiten entledigt  habe.  Für  Grüner  scheint  es  ganz  unbegreiflich 
zu  sein,  dass  ich  mich  für  die  Ausbreitung  des  Nummulitenkalks 
interessiere  und  gleichzeitig  Projekte  über  die  Durchführung  ver- 
wickelter politischer  Fragen  auskalkuliere;  er  unterlässt  nie,  mir 
seinen  Schrecken  auszudrücken,  wenn  er  mich  hinter  Hornblende- 
gesteinen und  derartigen  Allotriis  vertieft  findet,  während  er  sein 
sorgenschweres  Herz  in  einem  politischen  Gespräche  zu  erleich- 
tern wünscht.  Gross  allerdings  ist  der  Kontrast,  aber  zur  Auf- 
rechthaltung meines  Gleichgewichts  scheint  er  notwendig  zu  sein. 
Es  thnt  mir  unendlich  wohl,  mich  von  dem  miserablen  Treiben 
der  Menschen  der  Betrachtung  einer  grossen  Natur  zuzuwenden; 
und  wenn  ich  von  dieser  stillen,  beruhigenden  und  erhebenden 
Arbeit  aufstehe,  finde  ich,  dass  ich  auch  das  Treiben  der  Men- 
schen gelassener  beurteile,  mehr  darauf  bedacht,  ihnen  durch 
zweckmässige  Ratschläge  unter  die  Arme  zu  greifen  als  sie 
bitter  zu  kritisieren.'^  Bei  einem  so  entschieden  überwiegenden 
Hang  für  wissenschaftliche  Thätigkeit  bedurfte   es   keines    starken 


96  J-  Partsch: 

Anlasses,  um  Neumanns  Verbindung  mit  dem  politischen  Treiben 
weiter  zu  lockern  und  endlich  zu  losen.  Nach  dem  Minister- 
wechsel im  Herbst  1862  suchte  Neumann  sofort  seine  Entlassung 
aus  dem  Dienste  des  Auswärtigen  Ministeriums  nach  und  erhielt 
sie  nach  Erneuerung  seines  Gesuches  im  Frühjahr  1863  in  aner- 
kennungsvoller Form. 

Anfang  November  1863  eröffnete  er  seine  Vorlesungen  an 
der  Universität  Breslau.  Da  im  Lehrkörper  dieser  Hochschule  die 
alte  Geschichte  bisher  keinen  eigenen,  die  Geographie  gar  keinen 
Vertreter  gehabt  hatte,  war  Neumann  in  der  Lage,  für  seine  Be- 
rufsarbeit sich  erst  den  Boden  erobern  und  bereiten  zu  müssen. 
Dass  sich  für  geographische  Vorträge  überhaupt  Hörer  finden 
würden,  wurde  von  seinen  Freunden  unter  den  älteren  Collegen 
entschieden  bezweifelt.  In  der  That  war  die  erste  Vorlesuns:  so 
dürftig  besucht,  dass  Neumann  es  als  ein  Gluck  betrachtete, 
überhaupt  nur  zum  Wort  gekommen  zu  sein.  Doch  von  Stande 
zu  Stunde  wuchs  sein  Auditorium.  Es  sammelte  sich  um  ihn 
schnell  ein  Kreis  von  Hörern,  die  erst  nicht  ohne  Befremden, 
dann  mit  steigendem  Interesse,  bald  mit  begeisterter  Anhänglidi- 
keit  der  Behandlung  von  Materien  lauschten,  die  ihnen  teils  über- 
haupt zum  ersten  Male,  teils  wenigstens  zum  ersten  Male  in  die- 
ser eigenartigen  Auffassung  und  Färbung  geboten  wurden.  Schon 
im  ersten  Semester  war  Neumanns  akademischer  Erfolg  entschie- 
den. Mit  jedem  Jahre  mehrte  sich  die  Zahl  seiner  Hörer.  Bald 
zählten  seine  Vorträge  zu  den  beliebtesten  und  frequentesten  der 
Hochschule. 

Die  unwiderstehliche  Anziehungskraft  der  Neumannschen  Vor- 
lesungen zu  analysieren,  ihren  originalen  Wert  richtig  abzuwägen, 
ist  vielleicht  gerade  dem  Schüler  unmöglich,  der  am  längsten 
und  mit  dauernd  unbegrenzter  Bewunderung  unter  dem  Banne 
dieser  Anziehungskraft  gestanden  hat  und  heut  noch  darunter  steht, 
so  fest  wie  am  ersten  Tage,  wo  der  Hauch  des  mächtigen  Geistes 
ihn  berührte.  Aber  die  Pflicht,  hier  den  Versuch  solch  einer 
Analyse  zu  wagen,  ist  unausweichlich,  da  Neumanns  volle  Kraft 
und  die  ganze  Leistung  seiner  reifsten  Jahre  aufging  in  der 
Pflege  seines  akademischen  Lehramts. 

Charakteristisch  für  Neumanns  ganze  Lehrthätigkeit  und  für 
jede  ihrer  Seiten  zweifellos  bedeutsam  war  die  Teilung  seiner 
Arbeitskraft  zwischen  der  Erdkunde  und  der  alten  Geschichte. 
Dieser  Dualismus  wurde  ihm  nicht  etwa  erst  durch  die  Einwir- 
kung äusserer  Umstände  in  seiner  Universitätsstellung  aufgedrängt, 
sondern  war  vielmehr  eine  Frucht  seiner  individuellen  Entwicke- 
lung  auf  einem  bewegten,  zwischen  politischer  und  wissenschaft- 
licher Arbeit  mehrmals  schwankenden  Lebensgange.     Die  Universi- 


Zur  Erinnemn^  an  Carl  Neumann.  97 

tätsstudien,  die  Teilnahme  an  den  politische^  Bewegungen  auf 
der  Wende  der  heiden  Hälften  unseres  Jahrhunderts  und  die  For- 
schungen auf  dem  Gebiet  der  griechischen  Eolonialgeschichte  hat- 
ten zu  feste  Fäden  historisch-politischen  Denkens  durch  das  Oe- 
webe  seines  Geisteslebens  gezogen,  als  dass  er  jemals  der  Freude 
am  Altertum  und  dem  Interesse  an  seinem  regen  politischen  Trei- 
ben hätte  entsagen  können.  Andererseits  hatte  die  Grossartigkeit 
der  Alpennatur,  zu  der  er  alljährlich  wieder  wie  zu  einem  er- 
quickenden Born  ewiger  Geistesjugend  zurückkehrte,  die  schon 
bei  der  Betrachtung  des  Skjthenlandes  erwachte,  dann  bei  der 
Redaktion  der  Zeitschrift  mächtig  genährte  Neigung  zu  naturwis- 
senschaftlichen Studien  in  ihm  zu  heller  Begeisterung  angefacht. 
Stets  betrachtete  er  es  als  eine  Erfrischung,  fast  wie  einen  ver- 
dienten Lohn  harter  Geistesanspannung,  wenn  er  nach  anhalten- 
dem Erwägen  verwickelter  politischer  oder  psychologischer  Pro- 
bleme, wie  sie  das  historische  Studium  allenthalben  bot,  sich  in 
die  lebendige  Anschauung  interessanter  Naturverhältnisse  versenken, 
ihre  Ursachen  sich  vergegenwärtigen,  ihren  Wirkungen  nachspuren 
konnte.  Es  war  unausbleiblich,  dass  diese  alternierenden  Arbeiten 
auf  geschichtlichem  und  geographischem  Gebiet  vielfach  ineinander 
griffen,  dass  mancher  auf  dem  einen  aufblitzende  Gedanke  zugleich 
Licht  auf  das  andere  warf. 

Von  den  Früchten  dieser  Wechselwirkung  fiel  der  weitaus 
überwiegende  Anteil  den  historischen  Arbeiten  zu.  Wenn  schon 
zu  allen  Zeiten  und  aller  Orten  die  physischen  Verhältnisse,  unter 
deren  Herrschaft  ein  Volk  sich  entwickelt,  einen  gewaltigen  Ein- 
fluss  üben  auf  seine  Lebensweise 9  auf  die  Staatsordnung,  die  es 
sich  einrichtet,  selbst  auf  sein  Denken  und  Glauben,  so  muss 
doch  ganz  besonders  für  die  Betrachtung  der  alt -klassischen  Ge- 
schichte die  Berücksichtigung  des  Bodens,  auf  dem  sie  erwuchs, 
sich  fruchtbringend  erweisen.  „Denn  die  Macht  der  natürlichen 
Bedingungen,  unter  deren  Einwirkung  der  Mensch  gestellt  ist, 
wächst,  je  ausschliesslicher  er  sich  auf  seine  nächste  Umgebung 
verwiesen  sieht;  und  da  die  Verkehrsbeziehungen  immer  einfacher 
und  ungenügender  werden,  je  tiefer  wir  in  das  Altertum  zurück- 
steigen, so  mussten  für  die  Entwickelung  der  Völker  des  Alter- 
tums die  physischen  Verhältnisse  der  Länder,  in  welchen  sie  leb- 
ten, ungleich  einflussreicher  sein  als  für  den  Gang  der  modernen 
Kultur;  es  musste  ihr  Leben  ein  viel  getreuerer  Abdruck  der  sie 
umgebenden  Natur  werden,  als  es  heute  der  Fall  ist.'^  In  der 
feinsinnigen  Enthüllung  dieser  Beziehung  zwischen  Land  und  Volk 
lag  eine  Hauptstärke  und  Eigentümlichkeit  der  historischen  Vor- 
lesungen Neumanns.  Die  Mythenwelt,  in  deren  Symbolik  die 
schwachen    uns    noch    erkennbaren    Grundzüge    der    griechischen 

Zeitsehr.  d.  Qesellsch.  £.  Erdk.    Bd.  XVH  1 


98  J*  Partsch: 

Urgeschichte  sich  ^kleiden ,  die  socialen  Verhältnisse,  auf  deren 
Grundlage  die  Yerfassungskämpfe  in  Hellas  und  Rom  sich  ab- 
spielten, das  Ringen  der  mächtigsten  antiken  Staatswesen  gegen 
einander,  —  das  Alles  gewann  in  Neumanns  Darstellung  eine 
frische  Lehensfarhe,  eine  oft  uherraschende  und  doch  unwider- 
stehlich üherzeugende  Beleuchtung  durch  eine  verständnisvolle 
und  bei  aller  Geistesschärfe  immer  vorsichtige  und  taktvolle  Ver- 
wertung der  NaturbeschaflFenheit  der  alten  Kulturländer,  einer 
Quelle,  die  unverfälschter  uns  entgegensprudelt  als  das,  was  jdie 
Männer  der  alten  Zeit  selbst  von  ihrem  Thun  und  Lassen  uns 
erzählen. 

Wie  die  eindringenden  geographischen  Studien  Neumanns 
ward  auch  seine  lange  Beschäftigung  mit  dem  politischen  Leben 
der  Gegenwart  fruchtbar  für  seine  Vorlesungen.  Sie  trugen  — 
wenn  wir  von  Grote's  history  of  Greece  und  Dunckers  Ge- 
schichte des  Altertums  absehen  —  in  höherem  Grade  als  irgend 
eine  moderne  Bearbeitung  der  alten  Geschichte  das  Gepräge  eines 
praktisch  geschulten  politischen  Geistes.  Dieser  Vorzug  kam  na- 
türlich ganz  besonders  in  Perioden  zur  Geltung,  für  deren  Be- 
handlung bei  problematischem  und  widersprechendem  Material  philo- 
logischer Scharfsinn,  behutsame  Quellenkritik  und  fesselnde  Dar- 
stellungsgabe allein  nicht  ausreichen.  Der  Aufbau  der  ältesten 
Römischen  Verfassungsentwickelung  in  Neumanns  Vorlesungen 
unter  eingehend  prüfender  Beleuchtung  der  Konstruktion  Momm- 
sens  gehört  wohl  zu  den  feinsten  verfassungshistorischen  Unter- 
suchungen, die  je  auf  deutschen  Kathedern  zum  Vortrag  gelangten. 
Es  ist  schmerzlich  zu  bedauern,  dass  Neumann  nie  zu  bewegen 
war,  mit  diesen  Arbeiten  an  die  Öffentlichkeit  zu  treten  und  seine 
Anschauungen  allen  Fachgenossen  zur  Beurteilung  zu  unter- 
breiten. Auf  eine  würdige  posthume  Publikation  gerade  dieser 
meisterhaften  Originalleistung  wage  ich  nicht  zu  hoffen.  Wie  in 
diesem  Punkte,  bot  Neumann  seinen  Hörern  allenthalben  eine  voll- 
ständig durchgeführte  Specialdarstellung  mit  eingehender  Diskus- 
sion der  Kontroversen.  In  jedem  Semester  behandelte  er  deshalb 
nur  eine  enger  begrenzte  Periode*).     Von  Übersichts- Vorlesungen 


*)  So  zerfiel  seine  Darstellung  der  Römischen  Geschichte  in  6  Vor- 
lesungen 1)  Über  die  Quellen  der  Römischen  Geschichte,  2)  Einleitung  in 
die  Römische  Geschichte  (Ethnographie  Alt-Italiens  und  Gründung  des  Rom. 
Staats),  3)  Gesch.  der  Rom.  Republik  bis  zum  Ausgang  des  Ständekampfes, 
4)  Gesch.  Roms  im  Zeitalter  der  Punischen  Kriege,  5)  Gesch.  Roms  im 
Zeitalter  des  Verfalles  der  Republik  a)  vom  Zeitalter  des  Scipio  Aemilianns 
bis  zu  SuUa's  Tode,  b)  von  Sulla's  Tode  bis  zur  Rückkehr  des  Pompejus 
aus  Asien.  Die  spätere  Zeit  hat  NiMuimnu  nie  in  den  Kreis  seiner  Vor- 
lesungen hineingezogen. 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  99 

in  weitem  Rahmen  war  er  ein  abgesagter  Feind.  Er  wünschte 
in  seinen  Vorträgen  den  Studierenden  das  Muster  der  historischen 
Arbeitsweise  zu  geben,  zu  der  sie  in  den  „Übungen''  unter 
seiner  Leitung  selbst  die  ersten  Versuche  zu  machen  hatten*). 

Nehmen  wir  zu  diesen  eigentümlichen  Charakterzügen  der 
Geschichtsbehandlnng  Neumanns  noch  hinzu  den  strengen  sittlichen 
Ernst,  der  jedes  Urteil  über  Personen  und  Dinge  durchdrang,  die 
auch  den  Indolenten  ergreifende  Wärme  und  Innerlichkeit  der 
Darstellung,  das  Feuer  des  lebendigen  freien  Vortrags,  der  jeden 
Ton  des  Empfindens  gleich  wirksam  anzuschlagen  und  in  knap- 
pem Gewände  für  jeden  Gedanken  die  treffende  Form  zu  finden 
WQSSte,  dann  wird  vielleicht  auch  denen,  die  ihn  nie  unmittelbar 
empfunden  haben,  der  mächtige  Eindruck  der  historischen  Vor- 
lesungen Neumanns  einigermassen  verständlich  werden. 

So  gründlich  und  selbständig  nun  auch  Neumann  in  die 
historische  Forschung  sich  vertiefte,  würde  man  dennoch  vollstän- 
dig irren,  wenn  man  den  Schwerpunkt  seiner  akademischen 
Lehrthätigkeit  ganz  in  diese  Seite  derselben  verlegen  und  seine 
geographischen  Vorlesungen  als  eine  leicht  wiegende,  im 
Grunde  auch  von  historischen  Gesichtspunkten  beherrschte  Bei- 
gabe betrachten  wollte.  Wohl  trat  auch  in  ihnen  bisweilen  der 
Altertumsforscher  in  den  Vordergrund,  aber  nur  da,  wo  die  Be- 
rücksichtigung der  klassischen  Vergangenheit  eines  Landes  den 
Wert  seiner  Naturausstattung  ins  volle  Licht  zu  setzen  geeignet 
war,  so  namentlich  in  der  stets  mit  besonderer  Bewunderung  von 
dem  Horerkreise  aufgenommenen  „Allgemeinen  Physikalischen 
Geographie  von  Griechenland'',  einer  Musterleistung  der  Länder- 
kunde im  Sinne  Carl  Ritters.  Ohne  im  Mindesten  auf  das 
Detail  der  antiken  Topographie  und  Ortsgeschichte  einzugehen, 
welches  Bursians  treffliches  Werk  zu  einer  exakten  Gesamtdar- 
stellung vereinigt,  entrollte  Neumann  in  diesem  Kolleg  ein  farben- 
reiches Gemälde  der  Weltlage,  der  klimatischen  Verhältnisse,  der 
horizontalen  und  vertikalen  Gliederung,  des  geologischen  Baues, 
der  Vegetationsentwickelung  von  Hellas,  und  deckte  mit  feinfüh- 
liger Kombination  die  Beziehungen  auf,  durch  welche  alle  diese 
Seiten  der  Landesnatur  die  Kulturentwickelung,  das  politische,  in- 
tellektuelle und  religiöse  Leben  des  griechischen  Volkes  be- 
einflusst  haben.  Ausser  dieser  Vorlesung  hatte  nur  eine  einzige 
in  Neumanns  reichem  Cyklus  ein  entschieden  historisches  Ge- 
präge:   die   „Alte   Geographie    von   Latium    und   dem    Lande    der 


*)  Bisweilen  gingen  aus  diesen  Übungen  Arbeiten  einzelner  Schüler 
hervor,  so  die  Inaugural-Dissertation  von  O.  Linke.  Die  Kontroverse  über 
Hannibals  Alpenübergang.    Breslau  1873. 

1* 


100  J.  Partflch: 

Sabiner,  Aequer  und  Yolsker^,  ein  merkwürdiges  Kolleg,  das  den 
Studierenden  ein  Beispiel  selbständiger  Arbeit  auf  dem  Oebiete 
der  antiken  Specialgeographie  liefern  sollte*).  In  allen  anderen 
geographischen  Vorlesungen  dominierte  entschieden  das  auch  in 
den  beiden  genannten  stark  berücksichtigte  naturwissenschaftliche 
Element.  Seit  seiner  ersten  Alpenreise  hatte  Neumann  sich  mit 
Energie  auf  die  früher  nur  nebenbei  gepflegten  naturwissenschaft- 
lichen Studien  geworfen.  Namentlich  die  Geologie  hatte  ihn  ange- 
zogen und  dauernd  gefesselt.  Ihr  Studium  betrachtete  er  als  die  un- 
entbehrlichste Grundlage  geographischer  Arbeit  und  Nichts  war  ihm 
tiefer  verhasst  als  dilettantisches  Tändeln  mit  geographischen  Ho- 
mologien und  geistreich  aufgeputzten  Hypothesen  ohne  ein  solides 
Fundament  geologischen  Wissens.  Wie  in  diesem  Punkte  forderte  er 
auch  in  den  anderen  Naturwissenschaften,  namentlich  der  Physik, 
demnächst  in  der  anorganischen  Chemie,  endlich  in  der  Botanik 
vcfti  jedem  und  ganz  besonders  von  dem  akademischen  Lehrer  der 
Erdkunde  eine  eingehende  Vorbildung.  Er  selbst  hat  unablässig 
an  der  Erweiterung  und  Vertiefung  seiner  Kenntnisse  in  allen 
diesen  Richtungen  gearbeitet  und  seine  Schüler  energisch  in  die- 
selbe Bahn  gedrängt.  Unaufhörlich  beklagte  er  die  widernatür- 
liche Verknüpfung  der  geographischen  Studien  mit  den  historischen, 
welche  das  alte  Prüfungsreglement  den  Studierenden  aufnötigt, 
und  war,  soweit  es  in  seiner  Hand  lag,  dafür  thätig,  gerade  unter 
den  Studierenden  der  Mathematik  und  der  Naturwissenschaften 
den  Sinn  für  das  Studium  der  Erdkunde  zu  wecken.  Wenn  seine 
grosse  Vorlesung  über  die  physische  Geographie  der  Alpenländer 
und  die  kleinere  über  die  Chorographie  von  Etrurien  vorwiegend 
dem  eminenten  geologischen  Interesse  dieser  Gebiete  Rechnung 
trugen,  beschäftigte  sich  die  Geographie  von  Italien  besonders  mit 
dem  Klima  und  der  Vegetation  dieses  Landes.  In  der  Geo- 
graphie von  Europa  und  der  physischen  Geographie  von  Deutsch- 
land traten  beide  Gesichtspunkte  vereint  in  ihr  volles  Recht 
Ein  stattlicher  Cyklus  von  vier  grösseren  Vorlesungen  war  der  All- 
gemeinen Physikalischen  Geographie  gewidmet:  eine  der  Betrach- 
tung der  Erde  als  Weltkörper  (Gestalt  und  Grösse,  mittlere 
Dichtigkeit,  Rotations-  und  Revolutions-Bewegung,  Wärme  der 
Oberfläche  und  des  Inneren,  Magnetische  Kräfte,  Optische  und 
Elektrische  Erscheinungen  des  Erdballs),  drei  ihrer  Darstellung 
nach  den  drei  Aggregatzuständen  der  Materie  (Bestandteile,  Bau 
und  äussere  Formen  der  festen  Erdkruste  —  Allgemeine  Hydro- 
graphie   —    Allgemeine    Meteorologie    und    Klimatologie).     Schon 


*)  Den  Anregungen  dieser  Vorlesung  entsprang  die  Inaugural-Disser- 
tation  von  Springer  „Topographie  Alt-Latiums"  Breslau  1876. 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  IQ] 

dieser  dürre  Abriss  des  Planes  dieser  generellen  Vorträge  deutet 
die  Anschauungen  an,  weiche  Neumann  von  den  Aufgaben  und 
den  Grenzen  der  Geographischen  Wissenschaft  hegte.  Um  seine 
Stellung  in  ihr  noch  klarer  zu  bezeichnen,  möge  es  verstattet 
sein,  einige  Satze  aus  seiner  Einleitung  zu  den  Vorträgen  über 
Allgemeine  Physikalische  Geographie  herauszuheben.  Er  praeci- 
siert  ihre  Bedeutung  dahin:  „Die  Allgemeine  Geographie  ist  die 
un erlässliche  Propaedeutik  für  jedes  spezielle  geographische  Stu- 
dium. Sie  wirft  Licht  auf  alle  einzelnen  Abschnitte  der  Special- 
Geographie,  lehrt  die  Einzelheiten  derselben  in  ihrem  wahren 
Werte,  ihren  Ursachen,  ihrem  Zusammenhange  erkennen.  Hier- 
durch wird  für  die  beiden  Disciplinen  eine  verschiedene  Behand- 
lungsweise  bedingt.  Die  specielle  Geographie  hat  einen  vorwiegend 
descriptiven  Charakter,  und  wo  sie  in  das  philosophische  Ge- 
biet hinübergreift,  verfolgt  sie  die  Richtung,  die  Wirkung  der 
natürlichen  Gegebenheiten  auf  Kultur  und  Geschichte  der  einzel- 
nen Länder  auseinander  zu  setzen.  Die  Allgemeine  Geographie  ist 
vorwiegend  explicativ,  sie  erörtert  die  Ursachen  der  natür- 
lichen Gegebenheiten  und  erläutert  die  allgemeinen  Naturgesetze, 
durch  die  sie  bedingt  werden;  —  das  rerum  cognoscere  causas 
ist  ihre  Devise.  Eben  deshalb  habe  ich  geglaubt,  die  Disziplin, 
mit  der  wir  uns  zu  beschäftigen  haben,  dadurch  noch  bestimmter 
charakterisieren  zu  müssen,  dass  ich  sie  als  allgemeine  physi- 
kalische Geographie  bezeichnete.  Sie  hat  es  lediglich  mit  den 
physischen  Verhältnissen  des  Erdballs  zu  thun,  betrachtet  ihn  in 
seiner  Totalität  als  Naturkörper.  ^  Behält  man  diese  Aufgabe  der 
Allgemeinen  Geographie  fest  im  Auge,  dann  gelingt  es  nach  Neu- 
manns Überzeugung  auch  die  Grenzen  dieser  Wissenschaft,  d.  h. 
dessen,  was  in  ihr  gelehrt  werden  soll,  gegen  alle  die  Natur- 
wissenschaften abzustecken,  in  deren  Boden  sie  ihre  Wurzeln  er- 
streckt und  aus  denen  sie  ihre  Nahrung  saugt.  Zoologie,  Botanik, 
Mineralogie  —  Wissenschaften,  die  ohne  geographische  Beziehung 
erschöpfend  behandelt  werden  können  und  die  Prinzipien  ihres 
Systems  nicht  dem  Erdball,  sondern  lediglich  den  Naturobjekten 
entlehnen,  mit  denen  sie  sich  beschäftigen,  liegen  selbstverständ- 
lich ganz  ausserhalb  des  Lehrstoffes  der  Allgemeinen  Geographie 
und  treten  zu  ihr  erst  in  Beziehung,  wenn  nach  der  geographischen 
Verbreitung  der  einzelnen  Naturkörper  gefragt  wird.  Für  schwierig 
—  wenn  auch  nicht,  wie  Studer,  für  unmöglich  —  hielt  Neumann 
die  Trennung  der  Geologie  von  der  Allgemeinen  Geographie. 
Diese  letztere  darf  sich  nach  ihm  nicht  begnügen  mit  einer  Be- 
handlung der  festen  Erdkruste  nach  ihren  äusseren  Formen,  sie 
mnss  zu  dieser  morphologischen  Betrachtung,  in  der  sie  durchaus 
selbständig    ist,    noch    hinzunehmen    eine   Darstellung    der    festen 


102  J*  Partsch: 

Erdrinde  in  stofflicher  Hinsicht  und  in  Bezog  anf  ihren  inneren 
Bau  —  Aufgaben,  bei  denen  sie  die  Resultate  chemischer  und  geo- 
logischer Forschungen  zu  verwerten  hat.  ^Da  sie  die  Gesamtheit 
des  Erdballs  in's  Auge  zu  fassen  hat,  muss  sie  sich  hier  notwendig 
auf  die  Hervorhebung  der  bedeutendsten  Thatsachen  einschranken. 
Die  genauere  Lehre  von  der  Altersfolge  der  geologischen  Forma- 
tionen, von  der  Gliederung  derselben  in  Etagen,  von  der  Zu- 
sammensetzung der  Etagen  aus  verschiedenen  Schichten,  von  der 
petrographischen  Beschaffenheit  und  den  palaeontologischen  Merk- 
malen der  letzteren,  uberlässt  sie  der  systematischen  Geologie. 
Alle  diese  Lehren  sind  für  die  allgemeine  physikalische  Geographie 
entbehrlich,  so  wertvoll  und  selbst  unerlässlich  ihre  Kenntnis 
auch  oft  für  das  Studium  der  Specialgeographie  ist.  Denn  diese 
muss,  um  die  Bodenbeschaffenheit  und  die  Reliefformen  eines 
Landes  zur  Anschauung  zu  bringen,  notwendig  den  geognostischen 
Bau  desselben  darstellen,  und  zum  Verständnis  desselben  ist  Be- 
kanntschaft mit  der  allgemeinen  systematischen  Geologie  eine  un- 
erlässliche  Vorbedingung.  Dieser  Umstand  hat  wohl  am  Meisten 
der  Anschauung  Vorschub  geleistet,  dass  die  Geologie  als  ein  in- 
tegrierender Bestandteil  der  Allgemeinen  Geographie  behandelt 
werden  müsse.  Aber  es  ist  doch  leicht  einzusehen,  dass  die  geo- 
gnostische  Beschreibung  eines  Landes  in  einer  Specialgeographie 
von  wesentlich  anderen  Gesichtspunkten  ausgehen  muss  als  die 
denselben  Gegenstand  behandelnde  Facharbeit  des  Geologen.  Der 
letztere  hat  stets  das  System  seiner  Wissenschaft  im  Auge,  die 
chronologische  Einordnung  der  Schichten  in  die  Kategorien  dieses 
Systems,  die  Feststellung  ihrer  Äquivalente  in  anderen  Ländern; 
die  Konstatierung  des  Vorkommens  einer  Etage  in  vereinzelten 
schwachen  Spuren,  die  für  den  Geographen  ganz  bedeutungslos 
sind,  erregt  oft  sein  besonderes  Interesse,  —  kurz,  seine  Arbeit 
ist  wesentlich  verschieden  von  der  des  Geographen,  der  den  geo- 
gnostischen Bau  eines  Landes  nur  soweit  in's  Auge  fasst,  als  durch 
ihn  die  Beschaffenheit  und  das  Relief  des  Bodens  und  die  mate- 
riellen Ressourcen  des  Landes  bedingt  werden,  und  dieser  Arbeit 
kann  nicht  schlechtweg  ein  Auszug  aus  einem  geognostischen 
Werk  substituiert  werden. 

Von  den  anderen  descriptiven  Naturwissenschaften  steht  der 
Geographie  die  Botanik  am  nächsten,  in  demjenigen  Zweige, 
welcher  von  der  geographischen  Verbreitung  der  Pflanzen  handelt. 
Aber  auch  hier  ist  auf  dem  Berührungsgebiet  die  geographische 
und  botanische  Behandlung  eine  verschiedene.  Für  den  Botaniker 
ist  die  Pflanze  die  Hauptsache;  er  fragt  nach  ihrer  geographischen 
Verbreitung,  um  ihre  Lebensbedingungen  zu  ermitteln;  seine 
Arbeit  bleibt  eine  botanische,    und  wenn    sie    die  Gesamtheit    der 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  103 

Pflanzenwelt  umfasst,  wachst  sie  an  zu  einer  geographischen  Bo- 
tanik. Für  den  Geographen  dagegen  ist  die  Erdoberfläche  die 
Hauptsache;  er  fragt,  wie  die  einzelnen  Teile  derselben  durch 
ihre  Pflanzenbedeckang  charakterisiert  sind;  seine  Arbeit  bleibt 
eine  geographische,  sie  ist  eine  Beschreibung  der  Erdoberfläche 
hinsichtlich  des  sie  bekleidenden  Pflanzenteppichs.  In  unseren 
Lehrbüchern  der  Pflanzengeographie  sind  meist  beide  Behandlungs- 
arten miteinander  vereinigt;  sie  enthalten  einen  rein  botanischen 
Teil,  in  welchem  von  den  Verbreitungssphären  der  einzelnen 
Pflanzengattungen  und  Arten  gehandelt  wird,  und  einen  geogra- 
phischen, in  welchem  die  Erdoberfläche  nach  Zonen  oder  Gebieten 
hinsichtlich  ihrer  Vegetationsverhältnisse  charakterisiert  wird.  Nur 
diese  letzteren  Arbeiten  gehören  der  Allgemeinen  Geographie  an. 
Für  die  Specialgeographie  sind  die  Floren  der  einzelnen  Länder, 
Distrikte,  Lokalitäten  von  Wichtigkeit;  aber  es  ist  wohl  zu  be- 
merken, dass  diese  Werke  meistens  rein  vom  botanischen  Stand- 
punkt verfasst  sind,  und  dass  ein  Excerpt  von  ihnen,  welches  die 
Namen  aller  in  dem  Lande  vorkommenden  Pflanzen  aufzählt,  wie 
z.  B.  Palacky  in  seiner  sogenannten  „Wissenschaftlichen  Geographie** 
es  liefert,  geographisch  völlig  unbrauchbar  sein  würde.  Auch 
hier  gehen  die  Interessen  und  Aufgaben  des  Botanikers  und  des 
Geographen  oft  auseinander.  Seltene  Pflanzen,  die  in  dem  Pflan- 
zenteppich sich  verstecken,  oder  besondere  Abarten  sind  für  den 
Botaniker  oft  die  interessantesten,  während  für  den  Geographen 
nur  das  von  Wichtigkeit  ist,  was  der  Vegetation  und  dem  Land- 
schaftsbilde ein  charakteristisches  Gepräge  giebt,  —  also  gerade 
die  massenhaft  und  gesellig  in  Wald,  Wiese,  Feld  auftretenden 
Pflanzen,  insonderheit  auch  die  Kulturgewächse. 

Unverhältnismässig  loser  ist  die  Beziehung  der  Zoologie  und 
Ethnographie  zur  Geographie.  Jene  Wissenschaften  beschäftigen 
sich  mit  organischen  Wesen,  denen  Bewegungsfreiheit  und  ein 
ziemlich  beträchtlicher  Grad  von  Accomodationsfähigkeit  gegeben 
und  deren  Abhängigkeit  von  der  geographischen  Unterlage  dem- 
gemäss  bereits  eine  recht  lockere  ist.  Manche  von  ihnen,  wie  die 
Zugvögel,  haben  die  Fähigkeit,  je  nach  den  Jahreszeiten  in  weit 
voneinander  entlegenen  Gegenden  diejenigen  klimatischen  Be- 
dingungen und  Nahrungsstätten  aufzusuchen,  die  ihrem  Organismus 
entsprechen.  Der  Zoolog  hat  nun  unzweifelhaft  ein  Interesse 
daran,  nach  der  geographischen  Verbreitung  der  einzelnen  Tier- 
gattungen zu  fragen.  Die  Allgemeine  Geographie  würde  an  diesen 
Untersuchungen  nur  insoweit  interessiert  sein,  als  sie  dahin  führen 
könnten,  die  einzelnen  Gebiete  des  Erdballs  hinsichtlich  ihrer 
Fauna  zu  charakterisieren.  Dies  wird  dadurch  erschwert,  dass 
die  Tierwelt  in   einem  Landschaftsbild   meist   doch   nur   eine   sehr 


104  J*  Partsch: 

sporadisch  verstreate  Staffage  bildet,  —  zamal  wenn  man  nnr 
die  charakteristischen  Formen  in's  Ange  fasst.  Aber  da  es  un- 
zweifelhaft möglich  ist,  die  Tierwelt  z.  B.  in  den  polaren  Ge- 
wässern ,  in  Australien  oder  in  einem  brasilianischen  Urwald  za 
schildern,  so  will  ich  nicht  daran  zweifeln,  dass  ein  tüchtiger 
Zoolog,  der  überall  das  Charakteristische  zn  erkennep  und  hervor- 
zuheben im  Stande  ist,  diese  Arbeit  auch  auf  den  ganzen  Erdball 
ausdehnen  und  eine  allgemeine  zoologische  Geographie  liefern 
könnte.  Trotzdem  glaube  ich  betonen  zu  müssen,  dass  das  Tier- 
leben nur  ausnahmsweise  einen  hervorstechenden  Zug  in  einem 
Landschaftsbilde  liefert,  und  deshalb  scheint  es  mir  zweckmässiger, 
solche  Vorkommnisse  der  Specialgeographie  zn  reservieren  und 
in  der  allgemeinen  Geographie  auf  einen  zoologischen  Abschnitt 
ganz  zu  verzichten*). 

Noch  entschiedener  ist  die  Ethnographie  als  eine  besondere 
Wissenschaft  von  der  allgemeinen  Geographie  auszuscheiden.  Die 
Gliederung  des  Menschengeschlechts  nach  Racen  hat  keinen  erkenn- 
baren Zusammenhang  mit  der  geographischen  Unterlage.  Jede 
wissenschaftliche  Ethnographie  beruht  auf  der  vergleichenden 
Sprachforschung,  und  dies  ist  ein  deutlicher  Beweis,  dass  sie  ausser- 
halb der  Sphäre  der  Naturwissenschaften  liegt.  ^ 

Diese  Ausführungen  dürften  genügen,  die  Auffassung  klar  za 
stellen,  welche  Neumann  von  den  Aufgaben  der  Geographie  hegte, 
und  die  Grundsätze  zu  kennzeichnen,  nach  denen  er  dieser 
Wissenschaft,  lange  bevor  sie  an  den  deutschen  Universitäten 
allgemeinen  Eingang  fand,  an  der  Breslauer  Hochschnle  eine 
Pflegestätte  bereitete. 

Befremdlich  konnte  es  bei  einem  Überblick  der  geographi- 
schen Special- Vorlesungen  Neunianns  erscheinen,  dass  er  in  ihren 
reichen  Cyklus  nie  aussereuropäische  Länder  hineinzog,  doppelt 
befremdlich,  da  während  seiner  Thätigkeit  als  Redakteur  der  Zeit- 
schrift für  Erdkunde  gerade  das  Studium  fremder  Weltteile  ihn 
besonders  angezogen  hatte.  Der  Grund  für  diese  Beschränkung 
seines  Lehrgebietes  lag  nicht  ganz  in  Neumanns  freiem  Willen. 
Allerdings  hegte  er  die  Überzeugung,  dass  die  knapp  begrenzte 
Zeit,  welche  die  Studierenden  geographischen  Vorlesungen  zuzu- 
wenden vermöchten,  am  Nützlichsten  darauf  verwendet  werde,  sie 
in  die  genauere  Kenntnis  der  allgemeinen  physischen  Erdkunde 
und  der  wichtigeren  europäischen  Kulturländer  einzuführen.  Aber 
trotzdem   würde   er   den   fremden    Erdteilen    —    deren    wichtigere 


*)  Die  Gesteinsbildung  durch  Vermittelung  des  animalischen  Lebens 
fand  ihre  Besprechung  in  einem  Kapitel  der  Vorlesung  über  Bestandteile, 
inneren  Bau  und  äussere  Formen  der  festen  Erdkruste. 


Zur  Erinnerung^  an  Carl  Neumann.  105 

geographische  Erscheinnogen  übrigens  in  den  verschiedenen  Kapi- 
teln der  allgemeinen  Geographie  gebührend  berücksichtigt  wurden 
—  auch  öfter  specielle  Kollegien  gewidmet  haben,  wenn  in 
Breslau  nur  die  wichtigsten  litterarischen  Hilfsmittel  für  ihr  Stu- 
dium vorhanden  gewesen  wären.  Leider  war  gerade  die  geo- 
graphische Abteilung  der  Breslauer  Bibliothek  unter  der  früheren 
Verwaltung  höchst  stiefmütterlich  bedacht,  ja  in  einem  Grade  ver- 
nachlässigt, dass  der  beste  Wille  der  neueren  Direktion  kaum  je 
die  Versäumnis  mehrerer  Dezennien  wieder  gut  machen  kann. 
Nenmann  war  demnach  für  die  Beschaffung  der  wichtigsten  Quel- 
lenschriften, ja  selbst  der  unentbehrlichsten  Lehrmittel  auf  seine 
eigenen,  sehr  bescheidenen  Revenuen  verwiesen,  um  so  mehr,  da 
er  trotz  immer  wiederholter  Petitionen  von  dem  damaligen  Leiter 
der  Universitäts-Angelegenheiten  im  Unterrichts-Ministerium  für 
die  Schöpfung  eines  geographischen  Lehrapparates  lange  nicht  die 
mindeste  Unterstützung  zu  erwirken  vermochte.  Wollte  Neumann 
aus  seinem  lange  auf  sehr  niedriger  Stufe  erhaltenen  Einkommen 
sich  ein  einigermassen  brauchbares  Quellenmaterial  für  seine 
Vorlesungen  erwerben,  so  musste  er  seine  bescheidenen  Mittel 
auf  ein  engeres  Gebiet  concentrieren.  So  legte  er  sich  eine  wohl 
gewählte  Handbibliothek  und  Sammlung  von  Original-Karten  für 
die  wichtigeren  europäischen  Kulturländer  an.  Den  Gedanken, 
für  fremde  Erdteile  sich  ein  ähnliches  Fundament  zu  schaffen  und 
sich  auch  hier  voll  auf  der  Höhe  der  fortschreitenden  Wissenschaft 
zu  halten,  musste  er  von  vornherein  aufgeben. 

Diese  Charakteristik  der  Lehrthätigkeit  Neumanns  würde  un- 
vollständig bleiben,  wenn  ich  nicht  kurz  noch  der  Art  seines  Ar- 
beitens  und  seines  Vortrags  gedächte«  Neumann  hatte  —  ganz 
entsprechend  der  ihm  stets  eigenen  strengen  Auffassung  seiner 
Pflichten  —  sein  akademisches  Lehramt  mit  dem  Entschlüsse  an- 
getreten, den  Anforderungen  dieser  neuen  Lebensstellung  voll  zu 
genügen  und  ihr  seine  ungeteilte  Kraft  zu  weihen.  Er  hat  diesen 
Entschluss  mit  einer  Aufopferung  und  eisernen  Konsequenz  durch- 
geführt, die  seinen  Freunden  fast  mehr  rätselhaft  als  bewunderns- 
wert erschien.  Er  arbeitete  für  seine  Vorlesungen  mit  so  strenger 
Gewissenhaftigkeit,  mit  so  peinlich  selbst  den  Ausdruck  formender 
Sorgfalt,  dass  sie  ohne  Scheu  jeden  Augenblick  gedruckt  vor 
das  kritische  Auge  strenger  Fachgenossen  hätten  treten  können. 
Die  Art,  wie  er  seine  Vorarbeiten  machte,  ist  nur  erklärlich  durch 
die    gewaltige   Gedächtniskraft,    die    ihm    eigen    war*).     Nie    hat 


*)  Er  vermochte  nach  einmaliger  aufmerksamer  Lektüre  zwei  Seiten 
eines  in  strenger  Gedankenfolge  korrekt  geschriebenen  Buches  wortgetreu 
zu  wiederholen. 


106  J.  Partsch: 

ihn  Jemand  zwischen  Büchern  oder  Kollektaneen  verschanzt  am 
Schreibtisch  gefanden.  Er  las,  was  er  bedurfte,  im  Znsammen- 
hange aufmerksam  nacheinander  tfnd  durchdachte  das  Auf- 
genommene lange;  dann  schrieb  er  seine  Darstellung  mit  lang- 
samem Federzuge,  fast  kalligraphisch,  in  einem  Gusse  nieder,  in  so 
sicherem  Gedankenfluss,  dass  er  fast  nie  zu  korrigieren  brauchte 
und  in  so  festem  Gedankengefuge,  dass  ein  späteres  Einreihen 
von  Nachträgen  ihm  fast  unmöglich  war;  er  schrieb  dann  lieber 
ganze  Partien  neu*). 

Trotz  dieser  vollständigen,  bis  auf  die  Redeformen  schriftlich 
fixierten  Ausarbeitung  seiner  Vorlesungen  war  Neumann  vor  den 
Hörern  von  seinen  Heften  durchaus  unabhängig.  Nur  in  den 
sehr  seltenen  Fällen,  wo  das  zu  citierende  Quellenmaterial  sich 
häufte,  nahm  er  vorübergehend  seinen  Platz  auf  dem  Katheder 
hinter  seinem  Heft  ein.  Sonst  pflegte  er  vor  den  Bänken  feiner 
Zuhörerschaft  zu  stehen  und  in  gewandter  freier  Rede,  welche  den 
etwas  schwereren  Satzbau  der  Ausarbeitung  bisweilen  wohltbnend 
lockerte,  seine  Gedanken  zu  entwickeln.  Dann  richtete  sich  die 
hohe  Gestalt,  die  erst  in  den  letzten  Jahren  allmählich  zusammen- 
sank, in  voller  Anspannung  auf;  das  sonst  leis  vorgebeugte  Haupt 
rückte  zu  freierer  Haltung  empor;  die  grossen  durchdringenden 
Augen  unter  der  gewaltigen  Stirn  ruhten,  das  Verständnis  prüfend, 
auf  den  Blicken  der  Hörer;  und  in  ausdrucksvollem,  fliessendem 
Vortrage  glitten  die  gewichtigen  Worte  über  die  Lippen.  Ich 
habe  keinen  Lehrer  gesehen,  der  so  mit  seiner  ganzen  Persön- 
lichkeit in  seinem  Vortrag  aufging  wie  Neumann.  Nicht  als  gleich- 
giltige  Mitteilungen  über  fernliegende  oder  längst  vergangene  Dinge, 
sondern  wie  der  unmittelbare  Wiederhall  eines  lebendigen,  direkt 
von  den  Sinnen  erfassten  Eindrucks  strömte  der  Bericht  über 
die  Männer  der  Vorzeit  oder  die  Schilderung  grossartiger  Natur- 
erscheinungen ihm  aus  der  Seele.  Wer  einmal  zu  seinen  Füssen 
gesessen,  nahm  aus  seiner  Vorlesung  nicht  nur  den  Eindruck 
eines  scharfen,  erstaunlich  vielseitig  gebildeten  Geistes  von  ori- 
ginaler Kraft  mit,  sondern  auch  das  Gefühl  ehrfürchtiger  Zunei- 
gung zu  einem  gesunden,  wahrhaftigen  und  warm  empfindenden 
männlichen  Herzen. 

Unzweifelhaft  trug  diese  Innerlichkeit  und  die  vollquellende 
Kraft  des  Vortrags  wesentlich  dazu  bei,  die  Wirkung  der  Vor- 
lesungen Neumanns  zu  erhöhen.  Aber  auch  wenn  man  still  für  sich 
die  dürren  Aufzeichnungen  durchging,  welche  die  eilende  Feder 
aus  dem  rasch  hiuflutenden  Strome   der  Re^le    erhascht,    blieb   die 


*)  Grosse  Teile  seiner  Vorlesiiiigcu  liegen  iu  seineu  nachgelassenen 
Manuskripten  in  zwei  oder  drei  Redaktionen  vor,  die  aus  verschiedenen 
Jahren  stammen. 


Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumaun.  107 

Anziehungskraffc  ursprünglicher  Auffassungen  und  feinsinniger  Ge- 
dankenreihen, es  blieb  der  Eindruck  eines  nach  Inhalt  und  Form 
voll  ausgereiften  Geisteswerkes.  Immer  wieder  tauchte  unter  den 
Hörern  im  bewundernden  Wechselgespräch  die  Frage  auf,  warum 
Neamann  mit  der  still  gezeitigten  Frucht  seines  selbständigen 
Forschens  zurückhalte  vor  der  Öffentlichkeit  und  sein  Genüge 
finde  an  dem  Vortrage  seiner  Anschauungen  an  einer  excentrisch 
gelegenen,  relativ  isolierten  Provinzialuniversität.  Der  kleine 
Kreis  vertrauter  Freunde  und  ihm  nahe  getretener  Schüler,  auch 
manch  ferner  Verehrer  seines  früher  in  öffentlichem  Wirken  be- 
währten Geistes  drang  wiederholt  in  ihn,  mit  einer  litterarischen 
That  sich  der  ganzen  wissenschaftlichen  Welt  neu  in  Erinnerung 
zu  bringen.  Auf  solches  Dringen  verharrte  er  stets  in  resignier- 
tem Schweigen.  Nur  einmal  —  es  war  das  letzte  Mal,  wo  ich 
das  Gespräch  in  diese  Richtung  lenkte,  —  habe  ich  von  ihm  eine 
andere  Antwort  empfangen.     Es  war  ein  alter  orientalischer  Spruch : 

„Hast  Du  was  gefunden,  wirfs  in's  Meer; 

Sieht's  der  Fisch  nicht,  sieht's  der  Herr**. 
Gegen  solch  eine  Berufsauffassung  weiter  anzukämpfen,  —  dazu 
fand  ich  keine  Waffen.  Ich  habe  die  volle  Überzeugung,  dass 
nur  die  ernste  bis  zur  Übertreibung  strenge  Anschauung  von  seinen 
Pflichten  als  akademischer  Lehrer  es  war,  die  ihn  bestimmte,  auf 
eine  litterarisch«  Thätigkeit  absolut  zu  verzichten*).  Zaghaftigkeit 
und  Misstrauen  in  die  eigene  Kraft  waren  ihm  nie  eigen  gewesen 
und  blieben  ihm  auch  in  den  letzten  Jahren  durchaus  fremd. 
Ohne  Bedenken  hätte  er,  was  er  schuf,  auch  strengeren  Richtern 
vorgelegt,  wenn  nicht  die  Arbeit  auf  zwei  durchaus  verschiedenen 
und  von  ihm  im  klaren  Bewusstsein  ihrer  Verschiedenheit  auch 
getrennt  gehaltenen  Wissensgebieten  und  dem  unabsehbaren  Felde 
ihrer  Hilfswissenschaften  seine  volle  Leistungsfähigkeit  in  An- 
sprach genommen  hätten.  Seit  1873  traten  noch  hinzu  die  Ar- 
beiten in  der  wissenschaftlichen  Prüfungs-Kommission,  die  er  — 
ganz  in  seiner  Weise  —  mit  einer  aufopfernden  Hingabe  betrieb, 
welcher  man  ein  würdigeres  Feld  gewünscht  hätte.  Nicht  nur 
der  Wahl  der  Themata  für  die  Prüfungsarbeiten  und  deren  Kor- 
rektur, sondern  auch  der  Durchsicht  der  für  die  Breslauer  Kom- 
mission   damals   in    besonders   drückender   Menge**)    zur   Beurtei- 

*)  Das  Letzte,  was  er  veröffentlichte,  sind  die  gediegenen  Becensionen 
des  allgemein  sehr  überschätzten  Buches:  Desor,  ,,Der  Gebirgsbau  der  Alpen" 
und  des  treffhchen  Werkes:  Lorenz,  „Physikalische  Verhältnisse  und  Ver- 
teilung der  Organismen  im  Quarnerischen  Golfe",  in  der  Ztschr.  f.  Erdk. 
N.  F.    XIX.     1865.     S.  290—299. 

**)  Damals  waren  auch  die  später  der  Greifswalder  Kommission  über- 
wiesenen Schulen  der  Provinz  Posen  noch  dem  Arheitsfelde  der  Breslauer 
Kommission  zugeteilt. 


108  J«  Partsch: 

lung  einlaufenden  Protokolle  der  Abitnrientenprafungen  widmete 
er  eine  das  rechte  Mass  entschieden  übersteigende  Zeit  and  Sorg- 
falt*). Mit  Betrübnis  sahen  seine  Freunde,  wie  eine  herrliche, 
zu  höherem  Fluge  berufene  Kraft  sich  aufrieb  in  den  von  eigeBem 
Übereifer  zu  fest  gezogenen  Fesseln  einer  Alltagsarbeit.  Ohne 
bleibende  Frucht  ist  allerdings  diese  Wirksamkeit  Nenmanns  in 
der  Prüfungs-Kommission  —  speciell  für  den  Unterricht  in  der 
Erdkunde  —  nicht  geblieben.  Während  zur  Zeit  ihres  Beginns 
der  geographische  Unterricht  fast  an  sämtlichen  Schulen  der  Pro- 
vinz in  absolut  untauglichen  Händen  sich  befand,  besitzt  jetst 
bereits  die  Mehrzahl  der  höheren  Lehranstalten  Schlesiens  einen 
Stamm  tüchtiger  wissenschaftlich  gebildeter  Lehrer  der  Geographie, 
wie  ihn  gewiss  wenige  Provinzen  aufzuweisen  haben.  Und  der 
volle  Wert  der  Neumannschen  Wirksamkeit  wird  auf  diesem 
Felde  sich  erst  in  einigen  Jahren  überschauen  lassen,  wenn  über- 
all die  jüngeren  Kräfte,  die  er  gebildet,  den  Unterricht  vollstän- 
diger in  die  Hand  bekommen  werden. 

So  lebte  Neumann  völlig  der  Pflege  des  Arbeitsfeldes,  das 
er  sich  selbst  erst  geschaffen  und  das  er  immer  entschiedener  als 
die  Heimat  betrachtete,  von  der  er  sich  nicht  wieder  trennen 
mochte.  Als  das  Ministerium  des  Unterrichts  ihm  im  März  1865 
die  Ernennung  zum  ordentlichen  Professor  an  der  Universität 
Greifswald  antrug,  lehnte  er  trotz  der  grossen  damit  verknüpften 
Verbesserung  seiner  materiellen  Verhältnisse  und  trotz  der  be- 
stimmten Willensäusserung  des  Ministeriums  einen  Wechsel  seines 
Wirkungskreises  mit  Entschiedenheit  ab,  speciell  deshalb,  weil  er 
nicht  hoffen  konnte  für  seine  ihm  an's  Herz  gewachsene  geogra- 
phische Lehrthätigkeit  dort  einen  gedeihlichen  Boden  zu  finden. 
Er  zog  es  vor  als  Extraordinarius  in  Breslau  zu  bleiben  mit 
einem  kärglichen  Gehalt,  das  auch  durch  die  Ernennung  zum 
ordentlichen  Professor  am  Anfang  des  Jahres  1866  keine  Er- 
höhung erfuhr.  Da  Neumann  beim  Mangel  eines  ständigen  Fonds 
für  einen  geographischen  Lehrapparat  von  seinem  geringen  Ein- 
kommen jährlich  noch  mehr  als  ein  Viertel  auf  die  Erwerbung 
litterarischer  Hilfsmittel  verwenden  musste,  hätte  er  trotz  der  be- 
scheidensten Lebensansprüche  nur  mit  Schwierigkeit  sich  durch- 
helfen können  und  namentlich  auf  die  für  seine  körperliche  Er- 
frischung nicht  minder  als  für  seine  geistige  Fortbildung  unent- 
behrlichen Alpenreisen    ganz   verzichten   müssen,    wenn   nicht  die 


*)  Er  hielt  sich  z.  B.  fär  verpflichtet  hei  Schulen,  für  welche  die 
Protokolle  der  mündlichen  Prüfung  zur  Beurteilung  der  historischen  und 
geographischen  Leistungen  keinen  ausreichenden  Anhalt  boten,  die  ganze 
Reihe  lateinischer  und  deutscher  Prüfungs-Aufsätze  geschichÜichen  oder 
geographischen  Inhalts  durchzusehen. 


Zur  Erinnerang  an  Carl  Neumann.  X09 

trene  Freundschaft  eines  mit  Glücksgntern  mehr  gesegneten  Man- 
nes stets  zu  thatkräftiger  Hilfe  bereit  gewesen  wäre«  Erst  seit 
dem  Jahre  1872  trat  in  Neumanns  Verhältnissen  eine  entschiedene 
Aufbesserung  ein,  welche  nun  fast  von  Jahr  zu  Jahr  ihm  reichere 
Hilfsquellen  eröffnete,  da  inzwischen  der  Ruf  seiner  Thätigkeit 
nber  deren  Grenzen  hinaus  nach  allen  deutschen  Hochschulen 
sich  verbreitet  hatte  und  in  dem  neuen  Ministerium  die  Über- 
zeugung lebendig  war,  dass  man  alle  Anstrengungen  machen 
müsse,  einem  Manne,  der  zwei  Wissenschaften  in  so  würdiger 
Weise  vertrete,  das  Verbleiben  auf  seinem  Posten  nicht  zu  einem 
personlichen  Opfer  zu  machen.  Als  die  neu  begründete  Univer- 
sität Strassburg  ihren  Lehrstuhl  für  Geographie  zu  besetzen  hatte, 
rief  sie  im  Januar  1875  zuerst  unter  den  ehrenvollsten  Anerbie- 
tungen Neumann.  Auf  ihn  richteten  auch  in  erster  Linie  die 
Professoren  der  Leipziger  Hochschule  ihre  Blicke,  als  sie  im 
Frühjahr  1876  vor  der  Aufgabe  standen,  für  den  schweren  Ver- 
lust Peschels  einen  Ersatz  zu  suchen.  In  beiden  Fällen  hat 
Neumann  ohne  langes  Schwanken  sich  dafür  entschieden,  seinem 
Breslauer  Wirkungskreise  treu  zu  bleiben.  Der  glänzende  Fackel- 
zug, mit  dem  nach  der  Ablehnung  jener  ehrenvollen  Rufe  die 
Breslauer  Studentenschaft,  die  nicht  leicht  zu  solchen  Kundgebungen 
sieh  vereint,  dem  gefeierten  Lehrer  ihren  Dank  für  diesen  Ent- 
schluss  ausdrückte,  war  ein  schönes  Zeugnis  dafür,  wie  feste 
Wurzeln  seine  Lehrthätigkeit  in  dem  selbsterwählten  Boden  ge- 
schlagen hatte.  Die  begeisterte,  dankbare  Anhänglichkeit  der 
akademischen  Jugend  war  ihm  ein  wertvollerer  Lohn  für  sein 
entsagungsvoUe's  Wirken  als  alle  Auszeichnungen,  welche  ihn  in 
seinen  letzten  Jahren  der  verdienten  Anerkennung  an  höherer 
Stelle  versicherten*). 

Das  treue  Ausharren  Neumanns  in  dem  liebgewonnenen 
Wirkungskreise,  dem  er  die  volle  Kraft  seiner  reifsten  Jahre 
geweiht  hatte,  ist  um  so  höher  anzuschlagen,  da  die  klimatischen 
Verhältnisse  Breslaus  der  Erhaltung  seiner  schon  längere  Zeit 
erschütterten  Gesundheit  entschieden  nicht  zuträglich  waren.  Seit 
dem  Winter  1864/5  hatten  sich  bei  Neumann  die  Keime  eines 
Lfungenleidens  entwickelt,  welches  langsam,  doch  stetig  weiter 
fortschreitend  ihm  die  Erfüllung  seines  Berufes  namentlich  in 
der  nasskalten  Witterung  unseres  Novembers  und  unseres  Früh- 
jahrs in  hohem  Grade  erschwerte.  Nur  mit  der  höchsten  Auf- 
opferung und  oft  gegen  die  dringenden  Warnungen  des  Arztes 
▼ermochte  er  in  den  letzten  fünf  Jahren  gegen  Anfang  und  Ende 


*)  Am  8.  April    1876    wurde   Neumann    zum   Geheimen  Regierungsrat 
ernannt. 


110  J.  Partsch: 

des  Winters  eine  Unterbrechung  seiner  Vorlesungen  zu  vermeiden, 
raffte   sich   indess  immer  wieder    schnell    auf,    sobald    im  Winter 
trockene   Kälte   oder   im    Sommer   freundliche    Witterung    eintrat 
Am  wohlsten  fühlte  er  sich   in    der  dünnen,    trockenen  Luft  der 
Hochregionen.     Er    blieb    trotz    der    zunehmenden    asthmatischen 
Beschwerden  bis  gegen  sein  50.  Lebensjahr  ein,  wenn  auch  lang- 
samer,   doch   unermüdlicher   Steiger   und   kehrte   aus   den   Alpen, 
welche  er  alljährlich  in    den  Sommer- Ferien   rüstig   durchstreifte, 
stets  mit  neuer  Spannkraft  zurück.      1876  hatte  er   wehmütig  be- 
merkt,   dass    das  Bergwandern    ihm    merklich  schwerer  fiel,    und 
seither  musste  er  sich  begnügen,  in  Schöneck  am  Vierwaldstatter- 
See   oder   (1879)   in  Meran   die   lieben  Berge   mit    sehnsüchtigem 
Auge    von    Ferne   zu    betrachten.     Sein  Lungenemphysem    wurde 
immer  quälender  und  führte  in  immer   kürzeren  Pausen   zu    hart- 
näckigen,    die    Körperkraft    allmählich    aufreibenden    Katarrhen. 
Mit  Rücksicht   auf  seine   wankende   Gesundheit  gab  Neumann  in 
den  letzten  Jahren  den  Verkehr  mit  dem  kleinen  Freundeskreise, 
auf  den   er  —   dem    grossen  Gesellschaftsleben   in   tiefster   Seele 
abhold  —  sich  stets  beschränkt  hatte,  immer  mehr  auf  und  lebte 
in  völliger  Eingezogenheit   seinen  Studien.     Nur   eine  Ausnahme 
von    diesem    vollen    Verzicht    auf    Geselligkeit    Hess    er    zu.     Er 
übernahm   1877  auf  die  Bitten  einiger  jüngeren  Freunde,  welche 
zur  Gründung   einer  Sektion   des  Deutschen  Alpenvereins    zusam- 
mengetreten   waren,    den   Vorsitz    in    dieser   Sektion.      Neumann 
kannte  die  Alpen  aus  eigener  langjähriger  Anschauung  erstaunlich 
genau   vom  Mont  Cenis  bis  zum   Semmering  und   beherrschte   das 
weite  Gebiet  alpiner  Naturforschung,  an  der  er  mit  ganzer  Seele 
hing,  so  vollständig,  dass  er  —  wie  wenige  —  berufen  gewesen 
wäre  zu  einer  Gesamtdarstellung  dieses  Hochgebirgs.     Sein  ernster 
wissenschaftlicher    Sinn    hob     die    Verhandlungen     der    Breslauer 
Alpenvereins- Sektion  auf  ein  zweifellos  höheres  Niveau   und   ver- 
einigte in  ihr  alle  Elemente,  die  an  der  Förderung  der  Erdkunde 
überhaupt  und    an   der  Pflege   der  Alpenkenntnis  im   Besonderen 
lebendigen    Anteil    nahmen.      Mit    hingebender   Gewissenhaftigkeit 
führte  Neumann  die  Leitung  der  Sektion  bis  in's  Frühjahr   1880, 
in  welchem  er  mit  klarem  Vorgefühl  des  nahen  Zusammenbrechens 
seiner  Lebenskraft  auch  seine  Funktionen  in  der  wissenschaftlichen 
Prüfungs-Kommission  niederlegte.    Heftiger  als  sonst  stellte  sich  um 
diese  Zeit  das  akute  Stadium  seines  Leidens  ein:    der  Beginn  des 
Sommer-Semesters  fand  ihn  ausser  Stande,  seine  Vorträge  wieder 
aufzunehmen.     Stets  zwischen  Bangen  und  Hoffen  schwebend  sahen 
die  Freunde  die  Flamme  des  kostbaren  Lebens  unstäter  leuchten, 
bald  dem  Erlöschen  nahe,  bald  aufflackernd  zu  Hoffnung  erwecken- 
der Besserung.     Mitte  Juni  war  die  letzte   Widerstandskraft  der 


Zur  Eriimemiig  an  Carl  Neumaim.  111 

starken  Kemnatnr  Neninaiins  gebrochen.  Die  aus  der  fernen 
Heimat  an  sein  Krankenlager  eilende  Schwester  konnte  in  trener, 
liebevoller  Pflege  ihm  nur  die  letzten  schweren  Wochen  erleichtern. 
Am  29.  Juni  schlugen  die  Schatten  des  Todes  über  ihm  zusammen. 
Am  2.  Juli  1880  schloss  sich  das  Grab  über  einem  Manne 
seltener  Art.  Für  den  Eintritt  in  den  Kampf  des  Lebens  hatte 
das  Schicksal  ihm  keine  andere  Rüstung  mitgegeben  als  einen 
hoch  entwickelungsfahigen  Geist  und  einen  aufstrebenden,  nach 
rüstigem  Wirken  begierigen  Sinn.  Früh  auf  die  eigene  Kraft 
gestellt,  war  er  nie  in  Gefahr  seine  Geisteswaffen  rosten,  den 
männlichen  Mut  erschlaffen  zu  lassen.  Unter  den  Hanimerschlägen 
einer  harten  Zeit  gedieh  sein  Geist  zu  schneidiger  Schärfe,  sein 
Wille  zu  stählerner  Kraft.  Nie  daran  gewohnt,  für  männliches 
Ringen  mit  dem  widrigen  Schicksal  als  Kampfpreis  holde  Lebens- 
früchte zu  ernten,  fand  er  den  Lohn  jeder  Arbeit  in  dem  Be- 
wasstsein  tüchtiger  Berufserfüllung.  Jedem  Werke,  das  er  an- 
griff, gehorte  er  ganz.  Dieselbe  opferfreudige  Pflichttreue,  welche 
ihn  von  bescheidenem  Ursprung  durch  eine  Reihe  weit  verschie- 
dener Lebensstellungen  zu  einer  ehrenvollen,  seiner  Geisteskraft 
würdigen  Wirksamkeit  emportrug,  hat  auch  die  Grenzen  dieser 
Wirksamkeit  abgesteckt,  —  enger  als  sein  gewaltiges  Können  es 
gebot. 


VII. 

F.  F.  Schwarz'  astronomische  Bestimmungen  in  Russisch- 
Turkestan  (Bezirk  Kuldsha)  1879  u.  1880. 

(Mit  einer  Kartenskizze  im  Texte.) 


Als  Ende  August  1879  die  Nachricht  eintraf,  dass  Kuldsha 
an  China  wieder  abgetreten  werden  sollte,  beschloss  die  Tur- 
kestanische  Militärbehörde,  noch  vor  der  Abtretung  jenes  Gebietes 
die  nothigen  astronomischen .  Arbeiten  dort  ausführen  zu  lassen, 
welche  die  topographische  Abtheilung  schon  lange  beabsichtigt, 
aber  immer  von  einem  Jahre  zum  anderen  aufgeschoben  hatte, 
weil  ihre  Astronomen  an  anderen  Stellen  zu  thun  gehabt  hatten. 
Die  far  1879  beabsichtigte  chronometrische  Expedition  im  Kuldsha- 
Gebiete  wurde  dem  Gehilfen  des  Direktors  des  Turkestanischen 
Observatoriums,  Hrn.  Schwarz,  aufgetragen,  welcher  zu  die^ 
Zwecke  mit  einem  Repsold'schen  Vertik alkreise,  einem  1 
sehen   Kreise,    8  Tisch-   und    5  Taschenchronometern,   Ba: 


112  F.  F.  Schwari'  aatronomische  Beatinuiniii^en  tn  Bnuücli-Tiirkeatiui. 


F.  F.  Schwarz'  astronomische  Bestimmungen  in  Russisch-Turkestan.    113 


und  Thermometer  ausgerastet  wurde.  Trotz  der  vorgerückten 
Jahreszeit  und  der  Verkehrsschwierigkeiten  unternahm  er  mit  ge- 
wohnter Energie  und  Geschicklichkeit  drei  Reisen:  die  erste 
zwischen  Wjernoje  und  Kuldsha  mit  dem  Vertikalkreise  und 
12  Chronometern,  wobei  das  Ilische  Fort,  die  Pikete  Kara- 
tschekinsk,  Altyn-Imelsk  und  Aina-Bulak  und  die  Städte  Boro- 
chudzir  und  Tschintschagodzi  in  Bezug  auf  Wjernoje  und  Kuldsha 
bestimmt  wurden.  Die  zweite,  mit  denselben  Instrumenten,  fand 
unmittelbar  zwischen  Wjernoje  und  Kuldsha  statt,  um  die  Länge 
letzterer  Stadt  in  Bezug  auf  erstere  zu  ermitteln.  Die  dritte, 
wobei  der  Pistor'sche  Kreis  und  5  Taschenchronometer  zur  An- 
wendung kamen,  ging  von  Kuldsha  nach  der  Mundung  des  Tekes 
und  nach  Jamatu.  Im  Ganzen  wurden  dabei  zehn  Punkte  nach 
Breite,  Länge  und  Hohe  bestimmt,  deren  Liste  hier  nach  den 
„Izwästija  der  K.  Russ.  Gcogr.  Gesellschaft"  (1882,  XVIII. 
Heft   1,  Abth.  „Geographische  Nachrichten",  p.  46)  folgt: 


Nordl.  Breite. 


Ostl.  Länge  TOn 
Pulkowa*). 


L  StadtWjernoje (Poststation) 

2.  Ilisches  Fort  (Poststation) 

3.  Piket    Karatschekinski 

(Poststation) 

4.  Piket  AI  tyn- Im  elski  (Post- 

station)     

5.  Piket    Aina-bulak    (Post- 

station)     

6.  Stadt   Borochudzir  (Post- 

station)     

7.  Stadt    Tschintschagodzi 

(Poststation) 

8.  Stadt    Kuldsha    (Haus    für 

reisende  Offiziere)      .     .     . 

9.  Dorf    Jamatu     (Haus    des 

Aksakal) 

10.  Mündung  des  Tekes  (Kal- 
mücken-Aul am  westlichen 
Ufer  des  Tekes  und  süd- 
lichen Ufer  des  Ili)  .     .     . 


430  16 
43053 

440   5 

44020 

440  U 

440  7 
44011 
43054 
43038 


45,1";  46 034 '49,0" 
9,3"!  460  49' 46,6" 


4,0" 

7,1" 
15,1" 
41,9" 

3,4" 
58,0" 

5,0" 


43035' 11,0" 


470  30' 12,1" 
480  5' 11,0" 
480  40' 13,2" 
490  26' 40,6" 
500  23' 27,3" 
500  56' 25,8" 
510  26' 49,0" 


520*8'    2,5" 


2400 
1500 

3400 

4400 

4500 

2300 

2600 

2300 

2800 


2200 


731 
457 

1036 

1341 

1372 

701 

792 

701 

853 


670 


Wegen  der  vorgerückten  Jahreszeit  konnte  Schwarz  im  Jahre 
1879  seinen  Arbeiten  keine  grössere  Ausdehnung  geben;  dafür 
finden  wir  ihn  1880  von  neuem  in  demselben  Gebiete,  um  seine 
vorjährige  Expedition  zu  Ende  zu  führen,  wobei  er  sich  nicht  auf 


*)  Pulkowa  liegt  270  59'  31 '<  westlich  von  Paris,   300  19'  40"  west- 
lich von  Greenwich. 

Zeitschr.  d.  GeeeUsch.  f.  Erdk.    Bd.  XVII.  ^ 


114   F.  F.  Schwarz*  astronomische  Bestimmungen  in  Rassisch-Turkestan. 


astronomische  BeobachtuDgen  beschränkte,  sondern  auch  baro- 
metrische und  magnetische  anstellte.  (Die  Karte  in  den  ^Izwästija^, 
nach  welcher  die  unserige  reducirt  worden  ist  und  welche  neben- 
bei bemerkt  auch  die  neue  russisch -chinesische  Orenee  angiebt, 
verzeichnet  dagegen  auch  für  1879  drei  Punkte,  wo  magnetische 
Beobachtungen  angestellt  wurden).  Diesmal  bestimmt  er  24  Punkte, 
wovon  6  auf  Russisch-Turkestan ,  4  auf  die  Mongolei,  der  Rest 
auf  den  Distrikt  Kuldsha  entfallen. 

Es  sind  die  folgenden  (a.  a.  O.  S.  76): 


NordL  Breite. 


OstL  Lftnge 

▼on 

Pulkowa. 


Hohe 

in 

Meten. 


1.  Ortlichkeit  Tschishgan-tu- 

gai 

2.  Dorf  Nilki 

3.  Dorf  Mazar 

4.  T  ur  gun- 1  z  ag  an- US  un  , 

nördlicher  Zufluss  des  Kasch 

5.  Konfluenz   des  Sary-tscha- 

nak  und  Kasch    .     .     . 

6.  Turgun,    nördlicher    Zufluss 

des  Easch 

7.  Chinesisches  Piket,  an  der 

Ortlichkeit  Scharakode    . 

8.  Pass  ^arat  (Gipfel)      .     . 

9.  Mündung    des    Tzagan-gol 

in  den  Tzagma 

10.  Biegung    des    Tzagma    nach 

Norden 

11.  Fürth  durch  den  Tekes    .     . 

12.  Quellen  Aiman-bulak     . 

13.  Kuinen  Tschagan-tasch  am 

Sairam-nor 

14.  Ortlichkeit  Kire- gada,  Insel 
im  Flusse  Urtak-sary    .     .     . 

15.  Chinesische  Ruinen  Kumbez 

16.  Chinesisches  Piket  Kaptagai 

17.  Pass   Tschantschal,    Gipfel 

18.  Djas,   nördlicher  Zufluss   des 

Tekes 

19.  Muzart-Fort 

20.  Piket  Kapkak 

21.  Zusammenfluss   der  Karkara 

und  des  Kegen      .     .     .     . 

22.  Quelle  Saguty 

23.  Dorf  Tschilik 

24.  Stanitze  Malowodnaja    .     . 


43049 
43047 
43050 

43043 

43043 

43030 

430  18 
430  10 

43017 

430  19 
430  25 
440  12 

44034 

44054 
45010 
45011 

43025 

430  6 
42043 
420  48 

430  1 
43027 
43036 
43030 


49" 
15" 

25" 


16 


II 


12" 


30 


II 


31" 
17" 


48 


u 


47" 
15" 
51" 


25 


II 


55" 
0" 
7" 

24 


n 


45" 
43" 
19" 

58" 
10" 
22" 
58" 


52033 
520  6 
51034 

530    8 

53030 

530    3 

53039 
53055 

530  18 

52054 
520  7 
510    6 

50059 

50057 
510  17 
51054 
51011 

50049 
500    9 

49031 

480  41 
480  17 
47053 
47020 


21' 

3' 

30' 

31' 


32' 

11' 
2' 

16' 

1' 
19' 
39' 

12' 

29' 
39' 
50' 
17' 

47' 
40' 
31' 

25' 
25' 
10' 
44' 


4300 
3800 
3100 

5700 

6300 

3100 

4600 
10100 

5000 

3900 
2800 
5500 

6600 

4000 
5100 
3900 
8500 

5700 
580Q 
5800 

5600 
3000 
1600 
1800 


1311 

1158 

945 

1737 

1921 

945 

1402 
3080 

1524 

1189 

853 

1676 

2012 

1219 
1554 
1189 
2591 

1737 
1768 
1768 

1707 
914 
488 
548 


R  e  y  e  r :  Änderangen  der  venezianischen  u.  toskanischen  Alluvialgebiete.    115 

vni, 

Änderungen  der  venezianischen  und  toskanisehen 
Alluvialgebiete  in  historischer  Zeit. 

Von  Dr.  E.  Beyer. 
Mit  Tier  Kartenskizzen  im  Texte. 


In  der  nachfolgeDden  Untersuchung  stelle  ich  die  wichtigsten 
historischen  Änderungen  der  Flussläufe  und  der  Küsten  von 
Venedig  und  Florenz  zusammen.  Hierauf  werde  ich  die  Genesis 
der  Alluvialgebiete  und  die  Bewegungen,  welche  sich  in  der- 
artigen losen  Gebilden  abspielen ,  erörtern ,  endlich  versuche  ich 
die  praktische  Bedeutung  der  gesammelten  Erfahrungen  fest- 
zustellen. — 

I.    Änderung   der  Flussläufe   der   venezianischen  Ebene. 

Der  Piave  floss  im  Altertume  in  seinem  Unterlaufe  nicht 
gegen  OSO.,  sondern  gegen  SO.,  über  Treviso  nach  Altino.  In 
der  Folge  drängte  der  Fluss  immer  mehr  gegen  Ost,  kehrte  aber 
doch  wiederholt  (auch  noch  im  16.  Jahrhundert)  bei  Hochwasser 
teilweise  in  das  alte  Bett  zurück.  Im  17.  Jahrhundert  wurde 
er  gegen  Ost  (nach  S.  Margerita)  abgeleitet. 

Der  Sile,  welcher  derzeit  den  verlassenen  Unterlauf  des 
Piave  einnimmt,  war  in  alter  Zeit  offenbar  ein  Nebenfluss  des 
Piave. 

Die  Brenta  verlegte  im  Mittelalter  häufig  ihr  Bett.  Im 
Jahre  1567  wurde  der  Brentone-Einschnitt  gemacht.  Da  hierdurch 
aber  die  Umgebung  von  Venedig  verlandet  wurde,  leitete  man  den 
Fluss  im  Jahre   1540  gegen  SO.  (gegen  Chioggia). 

Der  Ad  ige  (Etsch)  fioss  noch  im  6.  Jahrhundert  n.  Chr. 
nahe  dem  Südrande  der  euganei'schen  Berge*)  (bei  Este)  und 
mündete  bei  Brondolo.  Später  drängte  er  immer  mehr  gegen  Süd. 
589  erfolgte  ein  Durchbruch,  welcher  den  Fluss  nach  Legnano 
ablenkte.  Im  10.  Jahrhundert  ereignete  sich  abermals  eine  Kata- 
strophe. Nun  ging  der  Fluss  über  Badia  und  Rovigo.  Dieser 
neue  Arm  vereinte  sich  im  Unterlaufe  wieder  mit  dem  alten  Bett. 
Da  dieses  aber  mehr  und  mehr  verlandete,  brach  das  Wasser  gegen 
Süden  durch  und  mündete  bei  Loredo  in  den  Tartaro.    Im  Jahre 


*}  Man  findet  derzeit  südlich  von  den  Euganeen  in  der  Tiefe  von  1  m  anter 
der  Ackerkmme  jene  glimmerigen  Sandlagen,  welche  die  Etsch  abzusetzen 
pflegt. 


Änderungen  der  venezianischen  und  toskanischen  Alluvial  gebiete.    1  |  7 

1438  erfolgte  bei  Castagnaro  (oberhalb  Badia)  ein  neuer  Durch- 
bruch, welcher  Adige  und  Tartaro  in  der  besagten  Gegend  ver- 
band. Im  Laufe  des  15.  Jahrhunderts  wurde  der  unbändige  Strom 
reguliert. 

Der  Po,  dessen  Hauptarm  derzeit  nördlich  von  Ferrara  ver- 
läuft, sandte  zur  Römerzeit  seine  ganzen  Wassermassen  nach  Ferrara 
and  hier  erst  trat  die  Teilung  ein.  Ein  Arm  ging  gegen  SO.  über 
Adria  nach  der  alten  NNW.  von  Ravenna  gelegenen  Stadt  Spina; 
daher  hiess  diese  Po-Mündung  Spineticum  Ostium  (später  hiess 
dieser  Po-Arm  Po  d'Argenta  oder  Po  di  Primaro). 

Ein  zweiter  Arm  ging  von  Ferrara  gegen  Sagis  (Gegend  von 
Comacchio).  Dieser  Arm  zerteilte  sich  zwischen  Ferrara  und 
Comacchio  und  zwar  mündete  ein  Zweig  nördlich  von  Comacchio 
(Ostium  Olane,  Po  Volano) ;  ein  zweiter  Zweig  mündete  südlich 
von  Comacchio.  Endlich  bestand  eine  gegen  NO.,  in  das  Gebiet 
von  Adria  reichende  Abzweigung  des  Po. 

Der  Po  Primaro  (derzeit  Reno)  und  der  Volano  blieben  während 
des  Mittelalters  bedeutend. 

Im  Jahre  1150  trat  der  Durchbruch  des  Po  bei  Ficarolo 
(oberhalb  Ferrara)  ein.  Seitdem  floss  ein  beträchtlicher  Teil  des 
Wassers  in  das  Gebiet  des  heutigen  Po -Delta.  Der  neue  Nord- 
arm  dürfte  im  weiteren  Verlaufe  sich  mit  jenem  alten  Zweige  des 
Po  vereint  haben,  welcher  von  Ferrara  gegen  Adria  strömte. 
Der  Tartaro  mag  lange  Zeit  als  Nebenfluss  in  diesen  Arm  ein- 
gemündet haben  (s.  die  Karte  des  15.  Jahrhunderts);  vorübergehend 
nahm   er  auch  die  Etscb  auf. 

Die  alten  Arme  blieben  noch  lange  Zeit  neben  dem  neuen 
bestehen.  Alle  apenninischen  Flüsse,  welche  derzeit  dem  Reno 
zustreben,  mündeten  damals  in  den  Primaro.  Der  Reno  selbst 
blieb  während  des  ganzen  Mittelalters  unbändigbar;  er  floss  wahr- 
scheinlich bald  in  die  Sümpfe  des  Unterlandes,  bald  unmittelbnr 
in  den  Primaro  (s.  die  Karte  des  15.  Jahrhunderts).  1526  wurde 
den  Bolognesern  von  der  Regierung  von  Ferrara  gestattet,  den 
Reno  oberhalb  Ferrara  in  den   Po  zu  leiten. 

In  den  folgenden  Dezennien  machte  sich  die  Veilandung  des 
Primaro  bemerklich.  Im  17.  Jahrhundert  starb  dieser  Arm  end- 
gültig ab*).  Der  Po  sandte  von  nun  an  seine  Wassermassen  aus- 
schliesslich gegen  Comacchio,  Volano  und  Adria. 

Die  mächtigen  Sümpfe  und  Lagunen,  welche  vordem  die 
Gegend    zwischen    Ferrara,    Argenta    und    Comacchio    beherrscht. 


*)  Die  Ingenieure  von  Ferrara  schoben  die  Schuld  dem  Reno  zu,  während 
die  Gelehrten  von  Bologna  behaupteten,  nie  könne  durch  Zuleitung  von 
Wasser  Yerlandung  bewirkt  werden. 


118  E.  Reyer: 

waren  durch  den  Po  Primaro  und  den  Seitenarm  von  Comacchio 
bedeutend  verschlemmt  worden*).  Seit  der  erfolgten  Yerändening 
der  Po-Mundungen  hat  die  Yerlandung  in  den  verlaasenen  Gebieten 
natürlich  bedeutend  abgenommen;  dafür  hat  sich  seit  jener  Zeit 
das  moderne  Podelta,  wie  die  Karten  zeigen,  bedentend  Torge- 
schoben. 

Die  letzten  Jahrhunderte  sind  zweifelsohne  in  Beziehang  der 
Yerlandung  viel  erfolgreicher  gewesen,  als  die  vergangenen  Zeiten, 
eine  Thatsache,  welche  man  auch  bezüglich  der  Alluvionen  des 
Arno  konstatieren  muss. 

Der  Reno  floss  nach  erfolgter  Yerlandung  des  Primäre  durch 
längere  Zeit  in  den  Po  von  Ferrara.  In  der  Folge  aber  lenkte 
er  gegen  Süd  ab  und  strebte  als  selbständiger  Fluss  der  Gegend 
von  Argenta  zu.  Wiederholt  brach  er  sich  neue  Bahnen;  bald 
mündete  er  in  die  Sümpfe  und  Seen,  bald  folgte  er  dem  ver- 
lassenen Unterlaufe  des  Primaro.  Die  Yenezianer  verwahrten  sieh 
dagegen,  denselben  wieder  dem  Po  von  Ferrara  zuführen  zu  lassen. 
So  verwüstete  denn  der  Fluss  durch  mehr  als  ein  Jahrhundert 
die  Landschaften  von  Ferrara  und  Bologna,  bis  er  endlich  im  Jabre 
1767  im  heutigen  Bette  fixiert  wurde. 

Der  Mo n tone  floss  noch  im  15.  Jahrhundert  nordlich,  der 
Ron  CO  südlich  von  Ravenna  selbständig  ins  Meer.  Im  17.  Jahr- 
hundert nehmen  beide  Flüsse  noch  beiläufig  dieselbe  Lage  ein, 
vereinen  sich  aber  unterhalb  der  Stadt.  Im  Jahre  1737  wurde 
das  Bett  der  vereinten  Flüsse  südlich  von  Ravenna  verlegt,  wo- 
durch man  die  Yerlandung  der  Stadt  zu  vermeiden  hoflfte  (wie  der 
Erfolg  gezeigt  hat  —  vergeblich).  — 

Nachdem  ich  diese  Skizze  der  wichtigsten  Laufänderungen 
zusammengestellt,  bringe  ich  die  Daten  über 

II.    Yeränderung  der  venezianischen  Küste. 

Ein  Streifen  von  Inseln  muss  schon  zu  Römerzeiten  bestanden 
haben.  Er  ging  von  Yenedig  über  Chioggia  und  von  hier  ans 
gerade  südwärts  über  Comacchio.  Diese  Inselserie  bildete  im 
Laufe  der  Zeit  eine  unterbrochene  Vorküste  (Lido  oder  Corden 
litoral),  deren  ehemaliger  Yerlauf  (quer  durch  das  moderne  Po- 
Delta)  noch  heute  in  der  Natur  und  in  jeder  Detailkarte  ver- 
folgt werden  kann  (vgl.  die  Kärtchen).  Auch  jene  Uferbänke, 
welche  die  in  die  Lagunen  auslaufenden  Flüsse  aufschütten,  ragen 
noch   derzeit   da   und   dort  im    Gebiete   der  Sümpfe   und  Lagunen 


*)  Einzelne  Namen  deuten  darauf  hin;  so  heisst  z.  B.  die  Gegend  SW. 
von  Argenta,  welche  noch  im  17.  Jahrhundert  von  Seen  und  Sümpfen  be- 
deckt war,  „Marmorto". 


Anderangeu  der  venezianischen  und  toskanischen  AUuvialgebiete.    119 

hervor.  Durch  heide  Momente  wird  jenes  netzartige  Geäder, 
welches  die  Lagunen  durchkreuzt,  bedingt.  Schon  zur  Romerzeit 
wurde  das  Hinterland  mit  dem  Lidostreifen  von  Adria  und  Go- 
macchio  verbunden,  dann  erfolgte  zunächst  die  Yerlandung  der 
zwischenliegenden  Meeresteile  und  Lagunen,  seit  dem  15.  Jahr- 
hundert endlich  sind  auch  bedeutende  Gebiete  ausserhalb  des  alten 
Lido  angeschwemmt  worden.  Ich  führe  hier  jene  Thatsachen  an, 
welche  den  Verlandungs-Prozess  der  venezianischen  Küste  klar- 
stellen: 

Aquileja  war  in  den  letzten  Jahrhunderten  v.  Chr.  noch 
Seestadt.  Aber  schon  im  Ptolemäus,  dann  in  den  Karten  des 
15.  Jahrhunderts  finden  wir  die  Stadt  ins  Inland  gerückt.  Munsterus 
schreibt  diesbezüglich  (im   16.   Jahrhundert): 

„Aquileja  war  eine  namhafte  und  mächtige  Stadt,  davon  man 
jetzt  wenig  Fussstapfen  mehr  findet;  ist  gar  verfallen,  dass  man 
nichts  da  findet,  dann  wenig  Bauershäuser  und  ein  alten  bau- 
fälligen Tempel.  Es  ist  ein  böser  Luft  da  von  wegen  der  Sümpf, 
so  darum  liegen.'' 

Die  Karten  des  17.  Jahrhunderts  zeichnen  die  Stadt  etwa 
^  Meile  landeinwärts. 

Concordia  und  Altino  lagen  auch  zu  Romerzeiten  am 
Meer  (Martial).  Concordia  liegt  im  17.  Jahrhundert  nach  Angabe 
der  Karten  etwa  2]^  Meilen  vom  Meere  entfernt,  Altino  ]^  Meile. 
Mestre  verlandete  gleichfalls. 

Adria,  in  vorrömischer  Zeit  eine  Seestadt,  liegt  im  12.  Jahr- 
hundert V^  Meilen  landeinwärts.  Der  Ort  wird  im  17.  Jahr- 
hundert 2'^  Meilen  vom  Meere  entfernt  gezeichnet.  Derzeit  liegt 
er  3  Meilen  weit  im  Inland. 

Argenta  ist  im  Laufe  der  Zeit  verhältnismässig  wenig  ver- 
landet. Die  Po-Arme  dieses  Gebietes  haben,  von  üferbarren  ein- 
gefasst,  die  verlandenden  Wassermassen  zumeist  nicht  in  die  Lagunen 
von  Argenta,  sondern  weiter  gegen  Spina,  Comacchio  und  Volano 
gefordert.  Insbesondere  das  Gebiet  von  Spina  und  Ravenna 
ist  durch  den  Po  Primaro  (später  durch  den  Reno)  ausgiebig 
verlandet  worden. 

Ravenna  war  zur  Zeit  der  ersten  römischen  Imperatoren 
noch  eine  bedeutende  See-  und  Handelsstadt.  Tiberius  und  Trajan 
verschönerten  den  Ort  und  verwendeten  den  Hafen  Classis  für 
ihre  Flotte.  Theodorich  erhob  die  Stadt  zur  Residenz.  Sie  lag 
ursprünglich  auf  einer  Insel  unweit  der  Mündung  des  Montone*). 


*)  Ptolemäus  zeichnet  diese  Verhältnisse.  Karten  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert u.  a.  Berlingerns  reproduzieren  diese  Zeichnung  (irrtümlich),  obwohl 
zu  ihrer  Zeit  die  Yerlandung  bereits  weit  vorgeschritten  war. 


120  E.  Reyer: 

Die  Insel  verlandete  und  von  da  an  vollzog  sich  der  Prozess  rasch 
nnd  unwiderstehlich.  Zu  Belisars  Zeit  war  die  Verschlämmang 
schon  bedeutend.  Viele  flache  Inseln  durchsetzten  das  Meer. 
Zur  Ebbezeit  lagen  die  Kanäle  fast  trocken  und  der  Hafen  Classis 
war  unbrauchbar.  Procopius,  Zeitgenosse  Belisars,  erwähnt,  dass 
sich  Sirten  bildeten;  zwischen  den  Inseln  und  dem  Festlande  wurde 
das  Wasser  immer  seichter  und  endlich  verwandelte  sich  das  ganze 
vor  der  Stadt  liegende  Gebiet  in  ein  von  Sümpfen  durchsetztes 
Festland.  Die  Stadt  lag  schon  zu  Prokopius'  Zeit  etwa  zwei  Stadien 
vom  Meere  entfernt,  davor  dehnte  sich  das  halbverlandete  Gebiet 
noch  30  Stadien  weit  aus.   In  der  Folge  wurde  es  ganz  verlandet.  — 

In  den  Zeiten  der  Völkerwanderung  wurde  die  oben  erwähnte 
Reihe  von  Vorinseln,  welche  bereits  eine  lückenhafte  Vorkfiste 
bildete,  von  den  flüchtigen  Bewohnern  des  Festlandes  besetzt 
Die  Einwohner  von  Aquileja  gründeten  Grado,  die  von  Concordia 
wanderten  nach  Caorle,  die  Bürger  von  Altino  gründeten  Murano, 
die  Paduaner  besetzten  die  Insel  Rialto  (Venedig),  die  von  Este 
gründeten   Malamocco  und  Chioggia. 

Die  Flüsse  des  Hinterlandes  durchbrachen  in  dieser  Epoche 
ihre  aus  den  Etrusker-  und  Römerzeiten  herstammenden  Dämme 
und  wanderten  verwüstend  durch  das  verödete  Kulturland. 

Die  Verlandung,  welche,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  ur- 
sprünglich vorwaltend  die  Gebiete  von  Spina  und  Comacchio  be- 
troffen hatte,  wurde  nach  dem  Durchbruche  von  Ficarolo,  insbe- 
sondere aber  nach  erfolgter  Versandung  des  Primaro  gegen  Norden 
verschoben.  Nachdem  die  Lagunen  dieses  Gebietes  ganz  verlandet 
und  das  Hinterland  mit  dem  Lido  verwachsen  war,  schob  sich  das 
Po-Delta  im  Lauf  der  Neuzeit  um  drei  Meilen  vor. 

Das  Gebiet  der  Lagune  von  Comacchio  blieb  aus  dem  oben 
angeführten  Grunde  fast  unverändert;  bedeutend  aber  blieb  die 
Verlandung  des  Territoriums  von  Spina  und  Ravenna.  Der  Pri- 
maro (bez.  Reno),  der  Ronco  und  Montone  schoben  hier  fort  und 
fort  AUuvionen  vor. 

Ravenna  liegt  zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts  fast  3  Miglien 
weit  von  der  Küste  ab.  Munsterus  (16.  Jahrb.)  giebt  die  Ent- 
fernung etwas  geringer  an  ('^  deutsche  Meile)  und  bezeichnet  die  Um- 
gebung der  Stadt  als  sumpfig,  aber  fruchtbar.  Hondius  (17.  Jahrb.) 
zeichnet  mehrere  Inseln  vor  der  Stadt  ein;  die  nächstgelegene  ist 
bereits  mit  dem  Lande  verwachsen.  In  der  Folge  ist  dieses  ganze 
untiefe  Gebiet,  wie  die  Karten  zeigen,  in  Festland  verwandelt 
worden.  Brocchi  (Anfang  des  19.  Jalirh.)  giebt  die  Entfernung 
der  Stadt  vom  Meere  gleich  4  Miglien  an.  Im  Jahre  1824 
wurden  die  Palissaden  des  neuen  Hafens  Corsino  um  120  bez. 
180m    vorgeschoben;     1836    abermals  um   50  bez.   90m.      In  den 


Änderungen  der  venezianischen  and  toskaniscben  Alluvialgebiete.    121 

vierziger  Jahren  wird  eine  weitere  Verlängerung  um  200  m  vor- 
geschlagen. Der  Anwachs  dürfte  in  der  letzten  Zeit  10  m  pro 
Jahr  betragen.  — 

Im  Süden  von  Ravenna  erscheint  die  Gestalt  der  Küste  (den 
kleinen  Flüssen  entsprechend)  wenig  verändert :  Cervia,  seitdem 
5.  Jahrh.  n.  Chr.  bekannt,  erscheint  im  17.  Jahrh.  etwas  ver- 
landet, derzeit  liegt  der  Ort  aber  wieder  am  Meere.  Hier  wie  an 
anderen  Orten  zeigt  sich  ein  oszillatorisclres  Spiel  zwischen  Verlan- 
dung  und  Vordringen  des  Meeres  (s.  unten  Cattolica,  Fano,  Pisa). 

Sala,  welches  vordem  Seestadt  gewesen,  ist  im  13.  Jahr- 
hundert vom  Meere  durch  Sümpfe  getrennt.  Jetzt  ist  das  Vorland 
trocken,  doch  heisst  der  Landstrich  noch  „die  Lagune".  Zu  Anfang 
des  vorigen  Jahrhunderts  lag  die  Stadt  1km  vom  Meere  ab,  derzeit 
beträgt  die  Entfernung  fast  2  km. 

Bei  Cattolica  wurde  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts 
ein  Turm  gebaut.  Ein  Streifen  Kulturland  lag  zwischen  demselben 
und  dem  Meere.  Nach  längerer  Zeit  konstatierte  man  ein  Vor- 
rücken des  Meeres.  Der  Turm  wurde  unterwühlt  und  drohte 
einzustürzen.    Derzeit  gewinnt  die  Verlandung  wieder  die  Oberhand. 

Pesaro  war  im  15.  Jahrhundert  noch  Seestadt.  Zu  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts  war  der  alte  Hafen  fast  unbrauchbar,  er 
bildete  einen  in  SO.  von  der  Stadt  zum  Meere  verlaufenden  breiten 
Kanal. 

Bei  Fano  wurde  im  8.  Jahrhundert  ein  Turm  an  der  Küste 
erbaut.  Zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  war  die  Stadt  stark 
verlandet,  in  der  Folge  rückte  das  Meer  durch  längere  Zeit  gegen 
den  Turm  vor.  In  unserem  Jahrhundert  gewinnt  wieder  die 
Verlandung  Oberhand.  Der  vorliegende  Küstenstrich  ist  derzeit 
etwa  400  m  breit. 

Sinigaglia,  welches  zur  Römerzeit  am  Ufer  lag,  wurde  im 
vorigen  Jahrhundert  in  Folge  der  Versumpfung  ungesund.  Derzeit 
ist   ein   100  m  breiter  Streifen  Kulturland  vorgelegt.   — 

Wir  werden  später  auf  diese  Thatsachen  zurückkommen, 
vorerst  sollen  aber  noch  besprochen  werden  die 

III.   Änderungen  der  toskaniscben  Küste. 

Das  Vorland  von  Pisa  hat  sich  in  historischer  Zeit  gebildet. 
Zu  Rutilius  Num.  Zeit  (5.  Jahrh.)  lag  die  Stadt  etwa  4km  vom 
Meere  entfernt.  Der  Auser  (Serchio)  mündete  damals  bei  Pisa 
in  den  Arno.  So  werden  die  Verhältnisse  auch  in  den  alten 
Karten    dargestellt*).      Die    Karten    vom    Ende    des    Mittelalters 


*)  Ortelius  (Teatrum   orbis   terrae    1624)  begeht,    wie   fast   alle   seine 
Nachfolger,  den  Fehler,  die  Ortsnamen  aus  alter  Zeit  einfach  in  die  moderne 


122 


.  Eeyei 


ereits  als  selb  ständigen  PInss  ein.    Sümpfe 
Norden    von    Pisa    an    Stelle    des    alten 


zeichnen  den  Serchio  1 
blieben  lange  Zeit  in 
Serchio- Bettes*). 

Derzeit   herrscht  an   einer  Stelle  im   besagten   Gebiete  eine 
Anschwellnng  des  Alluvialbodens,  welche  eine  neuerliche  Verbinctung 


C3   Albtrii-n-  an 


beider  Flüsse  wesentlich  erschweren  würde**).  Ob  diese  An- 
schwellnng,  dnrch  alluTiale  Ablagerung  oder  dnrch  moderne  Massen- 
bewegung entstanden  sei,  lässt  sich  wohl  nicht  entscheiden. 


Karte  > 


izuschreiben.     So   rekouetruiert  er  auch   die  Tuscia   autiqua.     Noi 


das  Verhältai 
Römerzeiten 
drücklich. 

*)  Über   die  Sumpfe  und  Salzquellen   der  Pisat 
führlicli  Savi:   Atti.  Accad.  Geor^ofili.     1856.     111. 
»*)  Vgl.  de  Stefani. 


Änderungen  der  venezianischen  und  toskanischen  AUuvialgebiete.    123 

Die  Verlandung  der  Kfiste,  welche  schon  zur  Römerzeit  nicht 
unbeträchtlich  war,  hat  in  neuerer  Zeit  rasch  zugenommen.  Im 
10.  Jahrhundert  lag  die  Stadt  6km,  im  15.  Jahrhundert  8km  vom 
^eere  ab  (de  Stefani)  und  derzeit  beträgt  die  Entfernung  bereits 
12 km.  Im  Mittelalter  betrug  der  jährliche  Zuwachs  also  etwa 
2m,  in  der  Neuzeit  aber  6  bis  8m  pro  Jahr.  Nimmt  man  den 
Zuwachs  von  2m  auch  für  das  Altertum  an,  so  wird  es  wahr- 
scheinlich, dass  Pisa  zur  Zeit  der  Gründang  (2.  Jahrtausend  v.  Chr.) 
am  Meeresufer  lag. 

Die  Verlandung  ist  den  Schiffern  der  Gegend  wohl  bekannt. 
Sie  konstatieren,  dass  dieselbe  in  manchem  Jahre  8  bis  15  m  aus- 
macht. Dann  wird  wieder  während  einer  Hochflut  ein  grosser 
Teil  des  gewonnenen  Landes  zerstört  und  in  die  Tiefe  geführt. 
Im  grossen  ganzen  aber  ist  der  Anwachs  kontinuierlich  und  beträgt 
nach  Schätzung  der  Schiffer  im  Mittel  jährlich  etwa  5  m*). 

Ein  zweites  Gebiet,  in  welchem  in  historischer  Zeit  bedeutende 
Änderungen  der  Küsten  sich  vollzogen,  ist  jenes  von  Piombino. 

Bei  Piombjno  reichte  zu  Römerzeiten  ein  Golf  tief  in  das 
Land  hinein  bis  zu  den  Hügeln  von  Campiglia.  Im  15.  Jahrhundert 
treffen  wir  immer  noch  den  offenen  Golf;  die  Verlandung  hat  wenig 
Fortschritte  gemacht.  Im  16.  und  17.  Jahrhundert  schiebt  sich 
ein  Lido  von  Südost  her  vor  und  schliesst  den  Golf  allmählig  ab. 
Die  so  entstandene  Lagune  wird  von  den  Geographen  als  Lagus 
oder  Palus  Ventulonae  bezeichnet.  Im  18.  Jahrhundert  ist  der 
See  vorübergehend  durch  eine  breite  Barre  ganz  abgeschlossen, 
dann  kommuniziert  er  wieder.  Im  Laufe  unseres  Jahrhunderts 
aber  hat  sich  die  Verlandung  rasch  und  endgültig  vollzogen. 

Bei  Grossetto,  wo  vordem  offenbar  auch  eine  offene  Bucht 
tief  ins  Land  hineingereicht  hatte**),  schob  schon  zu  Ciceros  Zeit 
der  Ombrone  eine  Alluvialzunge  vor.  Vorübergebend  schloss  in 
jenen  Zeiten  auch  eine  gegen  N.  reichende  Barre  die  Bucht  teil- 
weise oder  vielleicht  sogar  ganz  ab.  Die  Via  Aureliana  ging  über 
Rosellae  und  über  die  Hügel,  welche  die  Alluvialebene  umfangen. 

Im  9.  Jahrhundert  wird  Grossetto  erbaut;  das  Episcopat  von 
Rosellae  wird  im  Jahre  1138  dahin  übertragen.  Aus  einem  Per- 
gament des  14.  Jahrhunderts  ist  zu  erschliessen,  dass  das  Becken 
damals  mit  der  See  nur  ungenügend  kommunizierte ;  das  Seewasser, 
welches  vordem  in  den  Salinen  verarbeitet  worden,  war  durch  das 
im  Überschuss  einfliessende  Flusswasser  so  ausgesüsst,  dass  die 
Salzerzeugung  nicht  mehr  möglich  war.    Im  15.  Jahrhundert  ist  die 

*)  Vgl.  Targioni,  de  Stefani. 

**)  Chimenez  und  Salvagnola  weisen  nach,  dass  im  Alluvialgebiete 
^on  Grossetto  in  der  Tiefe  von  wenigen  Metern  unter  Alluvium  und  Torf 
ÄDerall  moderne  Meeresablagerungen  angetroffen  werden. 


124  E.  Reyer: 

Barre  wieder  sehr  geschwunden,  wie  die  Karten  zeigen.  Die  Lagune 
kommuniziert  breit  mit  dem  Meere.  Das  Vorland  von  Grossetto 
aber  ist  stark  versumpft;  die  Leute  sterben  so  massenhaft,  dass  die 
Regierung  sich  veranlasst  sieht,  Steuernachlässe  und  Privilegien  für 
neue  Ansiedler  auszuschreiben  (Salvagnoli).  Das  Delta  des  Ombrone 
reichte  weit  vor,  südlich  von  demselben  reichte  eine  kleine,  nörd- 
lich   eine   grosse  Bucht  oder  Lagune  in  das   Alluvialgebiet  hinein. 

Im  16.  und  17.  Jahrhundert  nahm  die  Verlandung  bedeutend 
zu;  eine  breite  Barre,  welche  vom  Ombrone-Delta  ausging,  schloss 
das  Becken  (den  Lago  di  Castlglione)  fast  vollständig  ab;  die  Süd- 
bucht wurde  ganz  ausgefüllt.  Vorübergehend  sehen  wir  in  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  eine  Verminderung  der  Barre 
notiert;  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts  aber  hörten  diese  os- 
zillatorischen Bewegungen  ganz  auf;  die  Bucht  wurde  definitiv  ab- 
geschlossen und  in  einen  Sumpf  verwandelt.  Seither  hat  die  Ver- 
landung fortwährend  zugenommen.  Ximenez  regulierte  den  Om- 
brone, um  die  Überschwemmungen  abzuschneiden.  Dies  hat  zur 
Folge  gehabt,  dass  die  Verlandung  seitdem  wenig  vorgeschritten  ist. 
Hätte  man  dem  Flusse  den  Zutritt  zu  dem  Sumpf  von  Castiglione 
ermöglicht,  so  wäre  das  Gebiet  heute  vielleicht  ganz  verlandet  und 
gesund;  die  Regulierung  hat  hier  wie  anderwärts  zwar  den  Über- 
schwemmungen vorübergehend  Einhalt  gethan;  Versumpfung  und 
Fieber  herrschen  aber  dafür  um  so  länger. 

Eine  dritte  wesentliche  Änderung  hat  sich  in  historischer  Zeit 
im  Gebiete  des  Monte  Argentaro  abgespielt.  Im  Norden  und 
Osten  dieses  Vorgebirges  griff  vordem  eine  tiefe,  offene  Bucht  ein. 
Zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts  schob  sich  von  Norden  her  (von 
der  Mündung  des  Albegna)  eine  Alluvialbarre  vor,  welche  bereits 
zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  die  Bucht  grossenteils  absperrte. 
Durch  diesen  Kanal  fuhr  man  zu  der  Festung  Orbetello,  welche 
auf  einer  Zunge  des  besagten  Beckens  erbaut  war  (Michelot).  In 
der  Folge  wuchs  die  Barre  bis  zum  Mte.  Argentaro  an  und  sperrte 
die  Lagune,  welche  seitdem   einen   Fiebersumpf  bildet*).   — 

Nachdem  ich  diese  Daten  vorgeführt,  gehe  ich  über  zur  theoreti- 
schen  Betrachtung: 

IV.    Bau  und  Geschicke  des  Schwemmlandes: 

Die  Flüsse  bringen  aus  dem  Gebirge  Schutt,  Sand  und  Schlamm 
in  die  Ebene.  So  lange  das  Gefälle  ausreicht,  wird  alles  geför- 
dert. In  dem  Maasse  aber,  als  der  Neigungswinkel  des  Bodens  ab- 
nimmt, bleiben   die  gröberen  Teile  liegen;  nur  die  feinen  werden 


*)  Die  Regierung  verlegt  in  diese  Festung  nur  Mannschaft,  welche  ohne- 
dies aus  Fiebergegenden  stammt. 


Änderungen  der  venezianischen  und  toskanischen  Alluvialgebiete.    125 

bis  zur  FlussmünduDg  und  in  das  Meer  transportiert.  So  führt  z.  B. 
die  Etsch  bis  Verona  grosse  Geschiebe,  10  Meilen  weiter  trifft 
man  Grus  und  Sand,  dann  bis  zur  Mundung  Schlamm.  Ähnlich  ver- 
halten sich  die  anderen  Flüsse  dieses  Gebietes;  das  ganze  Po- 
Delta  ist  in  seinen  tiefsten,  äussersten  Partien  ausschliesslich  aus 
seinem  Detritus  aufgebaut.  Entscheidend  für  diese  Verteilung  ist 
ausser  dem  Neigungswinkel  des  Bodens  und  der  Länge  des  Laufes 
auch  das  Verhältnis  zwischen  mittlerem  und  Hochwasserstand.  Der 
letztere  bestimmt  die  Grenze,  bis  zu  welcher  die  groben  Massen 
gelangen.  Das  Mittelwasser  führt  hingegen  nur  feines  Material 
in  das  Gebiet  des  Delta.  Da  nun  die  Wasserstände  durch  die 
Beschaffenheit  des  Hinterlandes  bedingt  werden,  ist  das  letztere 
begreiflicher  Weise  auch  maassgebend  für  die  ArtderAlluvionen: 
Der  niedere,  entwaldete  Apennin  schüttet  von  Zeit  zu  Zeit  grosse 
Wassermassen  in  die  Ebene,  dann  folgen  lange  Dürren.  Die  Alpen 
hingegen  geben  Dank  ihren  Wäldern  und  Schneefeldern  anhaltende 
Ströme  ab.  Die  Apenninflüsse  wälzen  grobe  Geröllmassen  in  die 
Ebene,  während  die  alpinen  Ströme  mehr  feinen  Detritus  ablagern, 
ein  Gegensatz,  welcher  sich  in  der  Kultur  der  betreffenden  Allu- 
vialebene deutlich  ausprägt. 

Es  versteht  sich,  dass  die  stetigen  alpinen  Flüsse  überhaupt 
reichlichere  Sedimente  bilden,  als  die  intermittierenden  Gewässer 
der  Apenninen.  Die  fortwährende  Förderung  von  Sand  und  Schlamm 
ist  ausgiebiger,  als  die  zwar  heftige  aber  nur  kurzwährende  Ge- 
röllförderung der  Giessbäche.  Die  ersteren  liefern  ein  weites,  flaches 
Sand-  und  Schlamm-Delta,  während  die  letzteren  steilere  und  be- 
schränktere Geröllebenen  schaffen.  — 

Aus  den  oben  zusammengestellten  Angaben  über  die  italischen 
Flüsse  kann  man  entnehmen,  dass  dieselben  das  Bestreben  haben, 
ihr  Bett   zu   verlegen.      Es    erklärt   sich    dies   aus   der  Thatsache, 
dass  sie  eben  im  unterlaufe  Detritus  ablagern.     Hat  dieser  Prozess 
einen  gewissen  Höhepunkt  erreicht,  so  bricht  der  Fluss  bei  Hoch- 
wasser   an   irgend    einer  Stelle  des  Mittellaufes  in  das  Nebenland 
ein*),  er  gräbt  sich  dort,  den  tiefsten  Stellen  folgend,  ein  Bett  und 
bleibt   nach   abgelaufener  Hochflut   zum    Teil    oder   vielleicht   ganz 
in  diesem   neuen  Bett.     Dieser  Prozess   wiederholt    sich    und    der 
Fluss   planiert   so    das   ganze  Land,   indem    er   im  Laufe  der  Zeit 
jede  Stelle    der   Alluvialebene    beherrscht    und    mit   frischen    An- 
schüttungen versieht**). 


*)  Infolge    der   Sedimentierung ,    welche   durch  jede   Überschwemmung 
^öJ^rsacbt    wird,    entstehen    allerdings   beiderseits   des   Flusses  schwach    er- 
^öhte  Uferstreifen.     Diese   können   aber   die  Verlegung   des  Flusses   auf  die 
*^©r  nicht  verhindern. 

***)  Dass  die  Bildung    der  Alluvialebenen  durch   die  fortwährende  Ver- 


126  E-  Reyer: 

Dies  gilt,  wie  ich  vorgreifend  erwähne,  nicht  far  alle  Falle^ 
sondern  nur  für  jene  Delta,  welche  sinken,  oder  doch  sich  so 
wenig  heben,  dass  es  zu  keiner  tiefgreifenden  Auskolkang  des 
Flnssbettes  kommt.  In  stark  gehobenen  Alluvien  schneiden  die 
Gewässer  hingegen  tief  ein  und  schaffen  dann  infolge  der  rastlosen 
Umlegung  jüngere,  den  neuen  Niveauverhältnissen  angepasste  Tief- 
thäler.  Da  die  Verhältnisse  in  diesem  letzteren  Falle  sich  so 
einfach  gestalten,  soll  dasselbe  im  folgenden  nicht  weiter  erörtert 
werden.  Meine  Ausführungen  beziehen  sich  also  nar  auf  die 
übrigen  Fälle,  in  welchen  eine  Alluvion  im  Unterlaufe  überhaupt 
möglich  ist: 

Die  durch  Erosion  und  andere  Momente  geschaffenen  Uneben- 
heiten bedingen  da  und  dort  Abdämmung  des  Wassers,  es  ent- 
stehen (insbesondere  nach  Überschwemmungen)  Seen  und  Sümpfe; 
Torfmoore  bilden  sich;  sie  wechsellagern  mit  den  Alluvialmassen*). 

Wo  das  Alluvium  an  das  Meer  stösst,  wird  es  durch  den 
Wellenschlag  flach  ausgebreitet.  Das  ist  das  Gebiet  der  Un- 
tiefen und  Sandbänke;  langsam  fällt  hier  die  Küste  ab  bis  sie 
endlich  jene  Tiefe  erreicht,  wo  der  Wellenschlag  nicht  mehr  wirkt. 
Dort  beginnt  der  steile  Abfall.  Fortwährend  rollen  die  Wellen 
das  Material  vorwärts  über  die  sanfte  schiefe  Ebene,  bis  es  an  die 
stillen  Tiefen  kommt;  hier  wird  alles  mit  der  natürlichen  Böschung 
abgelagert**). 

Je  nach  der  Geschwindigkeit  und  Masse  des  Flusswassers 
werden  die  Sand-  und  Schlammpartikel  verschieden  weit  ins  Meer 
getragen.  Dort  verlieren  sie  infolge  der  Reibung,  des  Wellenschlages 
und  der  Uferströraungen  die  nötige  lebendige  Kraft  und  sinken 
zu  Boden.  Wo  dieser  Vorgang  sich  stark  und  anhaltend  abspielt,  da 
entsteht  eine  Sand-  oder  S  eh  lamm  harre  (Lido,  Cordon  litoral)  ***). 

Im  Verlaufe  des  Prozesses  kann  durch  Ausbreitung  und  Ver- 
einigung   der  Barren   ein  seichtes  Becken  (Lagune)  abgeschlossen 


änderung  der  Flussläufe  bedingt  ist,  wird  hervorgehoben  von  Beaumont: 
Lee.  geol.  prat.  1849,  II.  p.  250;  Rütimeyer:  Thal-  und  Seebildung,  p.  127. 
*)  Über  die  italischen  Torflager  berichtet  ausführlich  C  a  t  u  1 1  o : 
Costit.  terr.  venet.  1838,  p.  23,  41-— 50,  83  f.  Vgl.  auch  Jervis:  Tesori 
sotterr. 

**)  Diese  steilen  Ablagerungen  wurden  bereits  von  Beche  (Teor.  Geol. 
übers,  v.  Hartmann  1836,  p.  30),  Lyell  (Princ.  1.  Aufl.  III),  Yates  (Edinb. 
new.  Phil.  J.  1831)  studiert.  Beche  betont,  dass  man  hier  uüd  in  anderen 
Fällen  ursprünglich  steil  abgelagerte  Sedimente  trifft  und  dass  man  sich 
wohl  hüten  muss,  jede  steile  Schichtung  von  nachträglichen  Bewegungen 
(Gebirgsbildung)  abzuleiten. 

***)  Lombardini:  Sist.  del  Po.  1840.  p.  28;  Beaumont:  Lecons  geol. 
prat.  1846;  Cossigny  (Bul.  soc.  geol.  1875.  p.  358)  glaubt,  dass  die  Lido- 
bildung  immer  mit  Hebung  des  Landes  zusammenhängt,  was  ich  bezweifle. 


Andernngen  der  yenezianischen  und  toskanischen  Alluvialgebiete.    127 

werden.  Hier  wird  das  Wasser  ausgesusst;  brakische,  dann  Süss- 
wasser-Sedimente  bilden  sich,  Schlamm  wird  fort  und  fort  zuge- 
führt und  so  wird  die  Lagune  allmählig  in  Morast  und  Festland 
verwandelt*). 

Diese  einfachen  Verhältnisse  verwickeln  sich,  sobald  man 
jene  Erscheinungen  ins  Auge  fasst,  welche  unter  die  Begriffe 
Massenbewegung  und  Gebirgsbildung  gehören. 

Ich  habe  an  anderer  Stelle  ausgeführt,  dass  die  Gleich- 
gewichtslagen in  losen  Massen  durch  mannigfaltige  Umstände 
geändert  werden.  Als  beeinflussende  Momente  habe  ich  dort 
die  folgenden  aufgeführt**): 

1.  Einseitige  Belastung***). 

2.  Einseitige  Angänzung  (z.  B.   Erosion). 

3.  Auflagerung  der  Massen  auf  einer  schiefen  Ebene. 

4.  Örtliches    Schwinden    der    AUuvion    infolge   von    Stoffverlust 

oder  Kompression. 

5.  Lokales  Anschwellen  infolge  von  Stoffaufnahme. 

6.  Änderung  der  Durchwässerung  (des  Grundwasserstandes). 

7.  Erschütterung.  — 

Infolge  dieser  Einflüsse  treten  oft  ortliche  Senkungen  und 
benachbarte  (kompensatorische)  Hebungen  ein.  Die  Senkungs- 
gebiete werden  je  nach  Umständen  von  Süss-  oder  Seewasser  ein- 
genommen und  dem  entsprechend  entfaltet  sich  an  so  geänderter 
Stelle  ein  verschiedenes  Leben.  Sümpfe  und  Moore  f)  ^  anderer- 
seits aber  marine  Sedimente  entwickeln  sich. 

Ich  habe  in  der  angeführten  Abhandlung  Fälle  erwähnt,  in 
welchen  diese  Massenbewegungen  mit  Erdbeben  verbunden  sind, 
auch  habe  ich  Beispiele  des  Wechsellagerns  von  marinen  und 
Susswasser -Sedimenten  vorgeführt;  endlich  wurden  daselbst  die 
versunkenen  Moore  und  Wälder  erwähnt.  Alle  diese  Erscheinungen 
habe  ich  als  Ausdruck  von  Massenbewegungen  aufgefasst  und  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  in  Alluvialgebieten,  welche  noch 
kein  stabiles  Gleichgewicht  erreicht  haben,  überhaupt  häufig 
nndulatorische  Bewegungen  von  statten  gehen  und  dass  diese 
Massenbewegungen  eine  veränderte  Wasserverteilung  und  reichen 
Facies  Wechsel  verursachen. 


*)  Vgl.  H.  Credner:  Die  Deltas  (Petermanns  Ergänz.  1878.  XII). 
**)  Beyer:  Bewegung  loser  Massen.     Ib.  geol.  Reichsanst.  1881. 
***)  Insbesondere  der  Druck   lokal  angehäufter  Alluvialmassen   bewirkt 
Unfig  Dislokationen  und  Senkungen.     Vgl.  Ricketts:    On  subsidence  and 
ftccumulation.      Geol.    Mag.    1872.    p.  121;    Berendt:   Geol.   des  Kurischen 
Haffs,    p.  71. 

f)  Wir  haben   oben  zwei   andere  Entstehungsursachen  der  Sümpfe  er- 
mähnt: Abdämmung  und  Abschli essung  der  Strandbarren. 


128  R-  ßeyer: 

Es  liegen  nicht  wenige  einschlägige  Beobachtangen  bezüglich 
der  italischen  Alluvialgebiete  vor.  Ich  begnüge  mich  jedoch  nur 
einige   Beispiele  hervorzuheben. 

Unter  den  vielen  Venezianer  Erdbeben,  welche  zum  grossen 
Teil  wohl  durch  Bewegungen  der  losen  Massen  verursacht  sind, 
hebe  ich  nur  eines  hervor,  welches  im  11.  Jahrhundert  Malamocco 
verwÜHtcte;  es  war  von  einem  starken  Einbrüche  des  Meeres 
begleitet. 

Die  alituählig  sich  vollziehenden  Senkungen  der  Alluvial- 
inaHHcii  erwähnen  Eremitano,  Sabatini,  Donati,  Ferber  u.  a.  Sie 
heben  hervor,  dass  man  mehrfach  in  Venedig  unter  dem  modernen 
IMljiHter  ältere  Pflasterungen  trifft,  welche  derzeit  unter  der  Hoch- 
waMHormarke  liegen;  auch  Ravennas  alte  Pflaster  liegen  heute  unter 
lIocliwaHHcr.  Eremitano  schätzt,  dass  die  Lido-Inseln  im  Gebiete 
von  Venedig  im  Allgemeinen  in  jedem  Jahrhunderte  um  0,3m 
Hinken.    Donati  nimmt  in  historischer  Zeit  eine  Senkung  von  2  m  an*). 

DaHH  Holche  Bewegungen  auch  in  prähistorischer  Zeit  wirksam 
waren,  wird  durch  den  Umstand  erwiesen,  dass  man  bei  einer  130m 
tiefen  Bruiinenbohrung  in  verschiedenen  Horizonten  zwischen  den 
Alluvialtnassen   moderne  Torflager  eingeschaltet  getroffen  hat**). 

Nach  meiner  Meinung  hat  man  es  hier  mit  einem  anhaltenden 
ZuHammenHitzen  zu  thun,  ja  ich  mochte  glauben,  dass  die  ganzen 
AUuviulmassen  im  Laufe  der  Zeit  gegen  die  Meerestiefen  vorrücken. 
Der  Prozess  mag  sehr  langsam  vor  sich  gehen;  von  Zeit  zu  Zeit 
aber  dürften  doch  auch  ausgiebigere,  von  Erdbeben  begleitete  Ver- 
Mclnebuugen,   vorkommen. 

Ks  liegen  hier  offenbar  Niveauänderungen  vor,  welche  den  zu 
Anfmig  des  Aufsatzes  besprochenen  Erhöhungen  des  Landes  durch 
Alluvion  entgegenwirken.  Der  letztere  Prozess  baut  das  Delta 
immer  höher  auf;  von  Zeit  zu  Zeit  aber  ereignen  sich  Ver- 
rutHehungen,  welche  die  aufgeschütteten  Massen  in  die  Tiefe  rucken. 
Aulsehilttung  und  Versinken  schliessen  einander  also  nicht  aus, 
Mondorn   bedingen  einander  vielmehr  gegenseitig.  — 

Nachdem  wir  diese  Verhältnisse  klargestellt,  können  wir  über- 
gehen zur  Besprechung  der  Niveauschwankungen  des  festen 
lOrdbodens,  auf  welchem  die  Alluvionen  liegen.  Hier  müssen 
zwei    Fälle  unterschieden  werden: 

*)  Vjyl.  noiiHti:  p.  I3f.     Ferber:  Briefe  aus  Wälschland  1773,  p.  35- 
l>rr  Autor  moiut,  das  Meer  sei  gestiegen.    Auch  das  „Buch  Chevilla**  1784:» 
l>.  -^)  briujjft  oinsohUijjigfe  Daten  aus  dem  Gebiete  von  Venedig,  Ravenua,  Rimini» 
Vjjl.    t'oruor    Klodon.      Pog.  Ami.   43,   p.  361;    Credner,   p.  62.      Hahn  * 
Aul'f*toijjon  und  Siukou  der  Küsteu.     1879.     p.  206 f. 

**)  Uott':  Nat.  Voränderungeu.  IIL  p.  301.  Lyell:  Princ.  I.  42ö- 
(Miullnvo:  Hui.  soo.  gool.  [2]  V.  23,  Comptes  Rend.  1861.  I.  Reclu^- 
UK«:    l>io  Krdo.     l.     p.  310. 


Änderungen  der  venezianischen  nnd  töskanischen  AUuvialgebiete.    129 

1.  Hebt  sich  die  feste  Basis,  so  entstehen  wie  erwähnt  Massen- 
bewegungen im  Scbwemmland.  Das  Grundwasser  sinkt,  diä  Flüsse 
erodieren  ihr  Bett  tiefer.  Ist  die  Hebnng  bedeutend,  so  kann  die 
Allavion  in  Folge  des  vermehrten  Gefälles  nichtweiter  anwachsen.  — 
Ist  aber  die  Hebung  im  Verhältnisse  zur  AUuvion  unbedeutend, 
so  wächst  das  Alluvialgebiet  des  Unterlaufes  weiter  an. 

2.  Im  Falle  der  Senkung  des  Felsbodens  vermindert  sich 
das  Gefälle  der  Flüsse  und  eine  reichliche  Sedimentierung  tritt  ein*). 

Dieselben  Bedingungen  und  die  gleichen  Schicksale  treffen 
natürlich  zu,  wenn  das  Meeresniveau  steigt,  bezw.  fällt. 

Fassen  wir  nun  jene  Momente  zusammen,  welche  überhaupt 
Niveauänderungen  bewirken  können,  so  erhalten  wir  die  fol- 
gende Liste: 

Das  Niveau  des  Landes  kann  steigen  in  Folge  von 

1.  AUuvion, 

2.  Massenbewegung  in  losen  Gebilden, 

3.  Hebung  des  festen  Untergrundes, 

4.  Rückzug  des  Meeres. 

Das  Niveau  des  Landes  kann  im  Gegenteil  herabgedrückt 
werden  in  Folge  von 

1.  Erosion, 

2.  Massenbewegung, 

3.  Sinken  des  Untergrundes, 

4.  Steigen  des  Meeres. 

Nur  ganz  ausnahmsweise  können  örtlich  alle  vier  positiven 
oder  negativen  Faktoren  zusammenwirken.  Meist  werden  sie  ein- 
ander zum  Teil  kompensieren  und  zwar  können  wir  folgende 
zwei  Hauptfälle  unterscheiden: 

1.  Wenn  das  Land  auftaucht  (oder  die  See  fällt),  wer- 
den Erosion  und  Alluvialsenkung  als  negative  Faktoren  entgegen 
wirken. 

2.  Wenn  das  Land  untertaucht  (oder  der  Seespiegel  steigt), 
wächst  die  AUuvion.  % 

Im  ersten  Falle  kann  natürlich  die  negative  Bewegung  nie 
wif  groside  Strecken  hin  das  Übergewicht  über  die  allgemeine 
Emersion  gewinnen,  während  im  zweiten  Falle  allerdings  zwei 
Koitibinationen  möglich  sind: 


*)  Berendt  (Geol.  des  Kurischen  Haffs)  ist  der  Meinung,  dass  die  Delta 
^  Senknngsgebieten  anwachsen.  Credner  (die  Deltas;  Petermanns 
^gänz.  Xn.  p.  30,  60,  66)  hebt  dagegen  hervor,  dass  Deltas  oft  in 
^ebungsgebieten  liegen;  er  meint,  jede  Senkung  müsse  die  Verlandung 
▼Titeln.  Es  dürfte  dies  wohl  nur  für  den  Fall  zuzugeben  sein,  wenn  die 
^^^iiktng  meiir  beträgt,  als  die  AUuvion.  Im  Allgemeinen  dürfte  eine  massige 
S&tkk«.ng  den  Atiwachs  des  Delta  wesentlich  begünstigen. 

Z«it8ehr.  d.  GeieUsoh.  f.  Brdk.    Bd.  XYII.  9 


130  E.  Beyer: 

a)  Die  Sabmersion  kann  bedeutender  sein,  als  die  An- 
schwemmung, dann  schwindet  das  Delta. 

b)  Die  Allnvion  behält  die  Oberhand,  dann  wichst  das 
Delta*). 

Diese  Momente  sind  bisher  nicht  geschieden  worden;  man 
hat  sich  begnügt,  za  bestimmen,  ob  überhaupt  an  einem  Orte  in 
Summa  eine  Hebung  oder  eine  Senkung  stattgefunden  bat.  Es 
begreift  sich,  dass  bei  einer  so  unzureichenden  Methode  der  Unter- 
suchung die  Hebungs-  und  Senkangs-Erscheinungen  nicht  aufgehellt 
werden  konnten.  Jedes  einzelne  Gebiet  wird  neu  untersucht 
werden  müssen.  Der  Weg  der  Untersuchung  aber  scheint  mir 
folgender : 

Da  das  Meeresniveau  den  einzigen  auf  weite  Strecken  nemlich 
konstanten  Horizont  bietet,  muss  man  zuerst  die  felsigen  Gestade 
im  Bereiche  einiger  benachbarten  Parallelkreise  untersuchen. 
Unter  diesen  scheidet  man  jene  aus»  welche  Gebieten  mit  junger 
Gebirgsbildung  angehören.  Stimmt  in  den  übrigen  Fällen  die 
Niveauverschiebung  dem  Betrage  und  der  Zeit  nach  beiläufig  uberein. 
so  hat  man  das  Mass  für  die  Schwankung  des  Meeresspiegels 
gewonnen. 

Nun  können  wir  in  den  Gebieten  mit  junger  Gebirgsbildung 
den  Betrag  der  Niveauschwankung  des  festen  Bodens  be- 
stimmen, indem  wir  die  vorhin  gemessene  Schwankung  des  Meeres  in 
Rechnung  bringen.  Endlich,  wenn  diese  Grossen  bestimmt  sind, 
können  wir  die  Massenbewegungen  in  dem  Schwemmlande 
analysieren. 

V.    Ergebnis. 

Wenn  wir  die  vorgeführten  Betrachtungen  mit  den  oben  zu- 
sammengestellten Thatsachen  vergleichen,  so  sehen  wir 

1.  dassdieAlluvienstarkangewachsennnd  vor  geschoben  sind. 

2.  dass  sie  zugleich  ortlich  zusammensitzen  und  infolge 
der  Vorschiebung  in  ein  tieferes  Niveau  rucken,  während  oben  immer 
frische  Alluvialmassen  aufgeschüttet  werden. 

3.  ist  hervorzuheben,  dass  der  ganze  Apennin  in  nachterziärer 
Zeit  sich  nachweislich  gehoben  hat. 

Man  sieht,  wie  hier  Hebung  und  Senkung  einander  begleiten 
und  zum  Teil  kompensieren.  Wo  das  Gestade  felsig  ist,  da  ge- 
wahren wir  nur  die  Wirkungen  der  Gebirgshebung  vor  uns,  nebenan, 
im  Alluviallande  aber  wirkt  dieser  Hebung  des  festen  Untergrundei^ 


*)  Diese  Unterscheidung  hat  begreiflich  nur  den  Teil  derAIIavio 
im  Auge,  welcher  über  Wasser  steht,  denn  in  der  That  w&chst  das  Del 
ja  auf  jeden  Fall  —  nur  bleibt  es  im  Falle  a)  eben  von  Wasser  bedeckU 


Änderungen  der  venezianischen  und  toskanisclien  AlluTialgebiete.    131 

die  AllavialsenkaDg  entgegen.  Sie  erlangt  ortlich  sogar  das  Ober- 
gewicht. Endlich  können  im  Laufe  der  Zeit  infolge  alternierenden 
Yorwaltens  des  einen  oder  anderen  Faktors  Hebungen  und 
Senkungen  miteinander  abwechseln. 

Im  Gebiete  von  Venedig  sehen  wir  die  Verlandung  Hand  in 
Hand  gehen  mit  Zusammensitzen  der  Alluvialmassen.  Die  an- 
geschwemmten Partien  sinken  lokal  unter  das  Niveau  des  Meeres. 

Sowohl  in  diesem  Gebiete  als  auch  an  der  toskanischen  Küste 
sind  mehrfach  Oszillationen  nachweisbar  und  zwar  sind  in  dieser 
Beziehung  zwei  Ereignisse  auseinander  zu  halten: 

1.  hat  die  Verlandung  im  ganzen  Gebiete  während  des 
Altertums  und  Mittelalters  nur  langsame  Fortschritte  gemacht, 
während  sie  in  den  letzten  Jahrhunderten  sowohl  im  Gebiete 
von  Venedig,  als  auch  an  der  toskanischen  Küste  ausserordentlich 
rasch  zugenommen  hat. 

2.  ist  die  Verlandung  mehrfach  durch  das  Vorrucken 
des  Meeres  unterbrochen  worden. 

Der  letztere  Fall  kann,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  ver- 
schiedene Ursachen  haben.  Ich  hebe  diesbezüglich  folgende  Fälle 
hervor: 

a)  Die  Anschwemmung  mag  in  manchen  Fällen  durch 
Zusammensitzen  der  Massen  kompensiert  oder  sogar  überboten 
werden ;  dies  mag  für  viele  jener  Fälle  gelten,  wo  das  Vorrücken 
des  Meeres  nur  lokal  gewirkt  hat. 

b)  Wo  die  Submersion  auf  weile  Strecken  hin  in  gleichem 
Zeiträume  sich  vollzogen  hat,  muss  man  hingegen  eine  allgemeine 
Senkung  des  festen  Untergrundes  (des  Gebirges)  oder  eine  all- 
gemeine Hebung  des  Meeres  annehmen.  Hierher  ist  wohl  zu 
rechnen  jenes  auffallende  Vorrücken  des  Meeres,  welches  sich  im 
Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  sowohl  im  Gebiete  südlich  von 
Ravenna  (Cattolica-  Fano) ,  als  auch  bei  Piombino  und  Grossetto 
vollzogen  hat. 

c)  Endlich  können  Oszillationen  bedingt  werden  durch  lokale 
Verwerfungen  des  festen  Untergrundes,  sie  können  mannig- 
faltig kombiniert  sein  (und  alternieren)  mit  Bewegungen  der 
Alluvial -Massen.  Hierher  rechne  ich  u.  a.  das  bekannte  Ver- 
halten des  Gebietes  von  Fozzuoli.  Thatsache  ist,  dass  der  Serapis- 
tempel  dieses  Ortes  in  den  ersten  Jahrhunderten  n.  Chr.  am 
^ockenen  Lande  stand,  dann  im  Mittelalter  unter  das  Meer  sank, 
in  der  Folge  aber  (vielleicht  zugleich  mit  der  Bildung  des  Monte 
Nuovo)  gehoben  und  trocken  gelegt  wurde*).     Der  Tempel  sank 


*)Ferber  und  Spallanzani  betonen  bereitg,  dass  Bobrmoscheln  eine 
^^'^^K^ge  Snbmersion  anzeigen  (Spallanzani  Viaggi  Kap.  2  p.  77).  Berichte 

9» 


132  E.  Reyet: 

meib^es  Bracfatens  inMge  von  Madien bewegung  im  Allaviatn,  dann 
Würde  der  gesunkene  Strich  infolge  einer  Bewegung  des  festen 
apenninisdien   Untergrundes    wieder  gehoben.  — 

Nachdem  ich  in  solcher  Weise  die  verwickelten  Änderungen 
der  .italischen  Küste  auf  die  Kombination  einzelner  einander  z.  T. 
kompensierender  Faktoren  zurückgeführt  habe,  betone  ich  schliess- 
lich die  folgenden  für  das  Kulturleben  wichtigen  praktischen 
Resultate: 

1.  Die  Verlandung  (durch  Anschwemmung)  verlegt  die 
Hafenstädte  ins  Inland.  Das  Ausbaggern  des  Hafen^  und  die 
Verlängerung  der  Quais  verlangen  bedeutende  Kosten.  Unter 
Umständen  können  diese  Kosten  bedeutender  sein,  als  der  öko- 
nomische Gewinn,  welchen  man  aus  dem  Hafenorte  zieht.  Man 
wird  durch  historische  und  geologische  Studien  den  Betrag  der 
Verlandung  bestimmen  und  der  Techniker  wird  hieraus  die  mittleren 
jährlichen  Kosten  d^r  Gegenarbeiten  berechnen.  Diese  Re<^nung 
wird    entscheiden,   ob  man  den  Platz  halten  oder  preisgebet!  sM* 

2.  Durch  Barrenbildung  oder  durch  ortliche  Senkung  im 
Alluvium  entstehen  stagnierende  Gewässer,  welche  grosse  Strecken 
der  Kultur  entziehen  und  die  Umgebung  durch  Miasmen  verderbe«« 
Bisher  war  es  üblich,  die  Flüsse  und  Bäche,  welche  diese  Becken 
speisten,  abzudämmen  und  so  die  Überschwemmung  zu  verhindern. 

Diese  Methode  ist  gewiss  in  vielen  Fällen  richtig;  manchmal 
aber  wird  meines  Erachtens  gerade  durch  dieses  Vorgehen  das  Übel 
nur  vergrossert.  Es  müssen  hier  wohl  zwei  Fälle  unterschieden 
werden : 

a)  Wenn  der  mittlere  jährliche  Niederschlag  und  die  In- 
filtration in  der  abgesperrten  Mulde  geringer  ist,  als  die 
Verdunstung,  so  tritt  Austrocknung  ein  und  das  Gebiet  ist  der  Kultur 
gewonnen. 

b)  Wenn  Infiltration  und  Niederschlag  grösser  sind  als  die 
Verdunstung,  so  entstehen  durch  Absperrung  des  Flusses  an  Stelle 
des  Sees  mit  Durchfluss  stagnierende  Wasseransammlungen  und  diese 
werden  jährlich  während  der  trockenen  Jahreszeit  in  verpestende 
Sümpfe  verwandelt.  Hier  ist  die  Abdämmung  des  Flusses  ent- 
schieden vom  Übel. 


über  den  Tempel  bringen:  Hamilton:  Campi  Flegrä,  p.  70  und  „Buch 
Chevilla"  (anon)  1784.    p.  29,  34. 

lorio:  Ricerche  sul  tempio  di  Serapide.    1820. 

Niccollni:  Tempio  di  Serap.    1829. 

Babbage:  (Geol.  soc.  London  1834)  stellt  seine  geistreiche  Hebungs- 
theorie  anf,  deren  Anwendbarkeit  auf  diesen  Fall  ich  aber  bezweifle. 

Yergl.  ferner  Hoffmann:  Gesch.  der  Geol.  1838.  p.  415.  Auch  Lyell 
fährt  ein  analoges  Beispiel  einer  Senkung  und  folgenden  Hebung  In  einem 
AUnyialgebiete  an  (Ü.  Reise,  übers,    p.  321). 


Andemngen  der  venezianischen  und  toskanischen  Alluvial g^ebiete.    |33 

In  dieMm  Falle  ist  es  besser,  den  Fluss  gerade  in  die  stag^ 
nierenden  Wassermulden  zu  leiten.  Hierdurch  wird  erstens  die 
IfiaSBienbüdang  vermindert,  zweitens  wird  aber  aneh  der  Boden 
des  Senknngsfeldes  durch  Anschwemmung  gehoben,  sodass  man 
aacfa  einiger  Zeit  an  eine  erfolgreiche  Abdämmung  des  Flusses 
(und  Austrocknung  der  Mulde)  denken  kann.  Sollte  die  Bevölkerung 
in  der  Zwischenzeit  bedeutend  leiden,  so  mag  der  Staat  die  schäd- 
Ikhen  Gebiete  expropriieren  und  entvölkern*). 

3.  Historische  Studien  werden  die  mittlere  Senkung  des 
Landes  bestimmen.  Diese  Zahl  wird  maassgebend  sein  für  den 
Horizont,  in  welchem  man  Gebäude  mit  Sicherheit  für  ein  oder 
mehrere  Jahrhunderte  fundieren  darf.   — 

Manchen  wird  bei  Betrachtung  der  vorgeführten  Thatsachen  ein 
Oefuhl  der  Unsicherheit  ergreifen.  Das  feste  Land  scheint  nicht 
mehr  verlässlich:  Hier  wird  die  Küste  um  einige  Stunden  vorge- 
achoben;  die  vordem  blühenden  Seestädte  sinken  zu  unbedeutenden 
Landstädten  herab.  An  anderer  Stelle  sterben  reichbevölkerte, 
blühende  Küstenstriche  in  Folge  von  eintretender  Versumpfung 
aus  —  an  Stelle  der  Städte  tritt  Wald  und  Morast.  Da  und  dort 
versinken  auch  Strecken  des  Strandes  samt  den  Gebäuden  und 
Ollen  allmählich  und  die  Schiffe  fahren  darüber  hin. 

Die  vordem  ruhige  Ebene  wird  vor  unseren  Augen  unstät, 
wir  sehen,  wie  sie  wellig  sich  regt  und  vor  und  gegen  die  Tiefe 
wandert.  Haus  und  Feld  und  volkreiche  Städte  wandern  mit  dem 
Landstrome  sinkend  weiter.  — 

So  gestaltet  sieh  das  Bild,  wenn  wir  unserer  Phantasie  erlauben, 
die  Prozesse  zeitlich  zusammenzudrängen.  Verlanden,  Versumpfen 
und  Versinken  scheinen  alle  Kultur  vernichten  zu  wollen. 

Fassen  wir  aber  das  Moment  der  Zeit  ruhig,  vergleichen  wir 
die  besagten,  geologischen  Wandlungen  mit  den  gleichzeitig  sich 
abspielenden  Menschengeschicken,  so  gewinnen  wir  wieder  Be- 
ruhigung, denn  wir  sehen:  Menschenleben  und  kulturelle  Revolu- 
tionen spielen  sieh  so  räch  ab,  dass  die  Erde  trotz  ihrer  gewaltigen 
und  anhaltenden  Bewegungen  und  Änderungen  dem  Betrachter 
doch   recht  stationär  erscheint. 

Viele   Strecken   sind   in   historischer  Zeit   ganz   verschont  ge- 
rieben, wo  aber  doch  eine  verhängnisvolle  geologische  Wandlung 

ifiellzieht,  da  geht  dieselbe  so  langsam  vor  sich,  dass  der  Mensch, 


*)  Meist  dürfte  dies  leicht  fallen,  da  so  ungesunde  Gegenden  nur  spärlich 
Wölkert  sind.  Wo  das  Su^^pfland  an  clie  l^^rge  grenzt,  könnten  den  Bewohnern 
&n  den  Geb&ngen  gesunde  Plätze  angewiesen  werben.  In  dißAem  Falle  mögen 
^0  immerhin  unter  Tags  ihre  Äclper  in  der  Eben^  bestellen.  Wenn  sie 
^^  Abends  in  die  Berge  heimkehren,  wie  dies  in  den  MareiUmen  vielfach 
l**fthielit,  bleiben  sie  ziemlieh  ge8iiu;kd* 


184  E-  Reyer: 

welchem  keine  historischen  Vergleiche  zur  Verfagong  stehen,  kaum 
etwas  yerspurt: 

Die  Stadt  ruckt  unmerklich  landeinwärts,  der  Verkehr  mit  der 
See  wird  schwieriger;  da  wendet  sich  mancher  von  dem  gewohnten 
Erwerbe  ab,  andere  wandern  aus.  Durch  Generationen  Termindert 
sich  die  Bevölkerung,  und  unmerklich  ist  die  belebte  Seestadt  zu 
einer  stillen  Landstadt  geworden. 

In  einem  anderen  Gebiete  geht  die  Versumpfung  ebenso  all- 
mählig  Yor  sich  und  ebenso  stetig  weicht  und  stirbt  die  Bevölkerung, 
ohne  dass  es  jemals  zu  einer  Katastrophe,  zu  einer  Massen- Aus- 
wanderung oder  nur  zu  einem  klaren  Bewusstsein  des  Kontrastes 
zwischen  einst  und  jetzt  käme. 

Nicht  anders  geht  es  mit  dem  Versinken  von  Hänsern  und 
ganzen  Ortschaften.  In  jeder  Generation  werden  eben  nur  die 
änssersten  Vorposten  etwas  zu  leiden  haben.  Sie  hinterlassen  ihren 
Kindern  gefährdete  Gemäuer,  welche  nur  durch  starke  Stutzung 
gegen  die  Brandung  zu  schützen  sind.  Die  folgende  Generation 
giebt  den  allmählig  entwerteten  Besitz  endlich  auf.  Dann  kommen 
die  hoher  gelegenen  Niederlassungen  an  die  Reihe  u.  s.  f.  Endlich 
fährt  der  Schiffer  über  das  versunkene  Gebiet  und  die  Sage  be- 
richtet vielleicht  von  einer  entsetzlichen  Sundflut,  welche  aber  dodi 
nur  in  der  Phantasie  des  Beschauers,  nie  aber  in  Wirklichkeit 
platzgegriffen  hat. 

So  glaube  ich,  werden  die  geologischen  Änderungen  in  der 
Regel  still  ablaufen  und  die  Kultur  wird  sich,  ohne  jemals  durch 
eine  umfassende  Katastrophe  erschüttert  zu  werden,  ganz  allmählich 
den  geänderten  Verhältnissen  anbequemen. 

Dem  Staate  liegt  es  nach  meiner  Meinung  ob,  in  der  Weise, 
welche  ich  angedeutet  habe,  die  künftigen  Geschicke  zu  ermitteln. 
Geologen  und  Techniker  werden  an  der  Hand  der  Erfahrung  und 
Berechnung  feststellen : 

1.  Wo  und  wie  man  dem  Schicksale  mit  Erfolg  begegnen  kann. 

2.  In  welchen  Fällen  man  auf  die  Notwehr  verzichten  und 
der  Natur  ihren  freien  Lauf  lassen  muss.  — 

VI.    Litteratur. 

Ptolemäus  verfasst  im  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.,  auf 
phönizischen  und  alexandrinischen  Quellen  gestützt,  einen  geographi- 
schen Text  mit  astronomischen  Ortsbestimmungen.  Später  zeichnet 
ein  anderer  alexandrinischer  Gelehrter  zu  diesem  Buche  erläuternde 
Karten.  Beide  Werke  sind  nur  in  mittelalterlichen  Kopieen,  welche 
oft  entstellt  sind,  erhalten. 

Die  mittelalterlichen  Karten  der  Araber  sind  für  die  Kenntnis 
des  Orients  wichtig,  für  die  vorliegende  Arbeit  aber  wertlos.     Das 


JLndeningeii  der  venezianisclien  und  toskanischen  Allnvialgebiete.    135 

gleiche  gilt  von  den  Karten  der  Spanier  and  Portugiesen,  soweit 
ich  sie  kenne.  Nur  die  Italiener,  spater  die  Hollander  und  Deatschen 
haben  seit  dem  Schnsse  des  Mittelalters  für  unseren  Zweck  wert- 
volles Material  geliefert.  Ich  stelle  die  Litteratar  chronologisch 
geordnet  zasammen,  wodurch  die  alteren  Litteratar- Nachweise  er- 
gänzt werden*): 

Portalan  (Seekarte)  von  1851  in  der  Bibliothek  Lanrenziana 
za  Florenz  giebt  eine  kleine  Übersichtskarte  von  Italien. 

Jac.  Angelas:  Carta  dell'  Italia  1409.  Reproduziert  in 
Berlingheri  und  benutzt  von  spateren  Autoren. 

Ptolemaus  aus  dem  15.  Jahrh.  in  der  Bibliothek  Laurenziana 
enthält  eine  Karte  von  Italien  aus  jener  Zeit. 

Leonardi  1479  Mappa  mondi  e  carta  dUtalia  (beide  ver- 
brannt), 1485  neu  gezeichnet. 

Nie.  Donis  liefert  viele  Karten.  1471  abersetzt  er  den  Ptole- 
mäas.  1478  u.  1482  erscheinen  in  Rom  und  Bologna  Aus- 
gaben des  Ptolemaus  -  Donis.  Ausser  der  Kopie  der  alten 
Ptolemäus-Karten  finden  wir  auch  eine  von  Donis  nach  den 
bestehenden  Quellen  gezeichnete  neue  Karte  von  Italien. 

Seb.  Munster:  Cosmografia  1550,  deutsche  Aasgabe  von  1598, 
enthält  keine  Karte. 

6.  Beglarmati  (Bellarmato) :  Carta  della  Toscana  1558,  1563, 
kopiert  im  Ortelias  und  Hondius. 

Rascelli:  Geogr.  di  Tolomeo,  Yenezia  1561,  enthält  eine  Karte 
von  Toskana. 

Ortelias:  Teatram  Mnndi  (1570  und  spätere  Ausgaben),  ent- 
hält u.  a.  eine  Karte  der  Provinz  Siena. 

Barentsoen  (Pilote):  Karte  von  Toscana  1598,  abgedruckt 
im  Bernard  Pilote  (1599). 

G.  Bernard  Pilote:  Descr.  de  la  mer  mediterr.  Amster- 
dam  1599. 

Hondius:  Ausgabe  der  Karten  des  Mercator  u.  a.  Geographen 
1606,  1637f. 

Clav  er:  Italia  antiqua  1609,  1624  (Danzig),  berücksichtigt  in 
seinen  Karten  zumeist  nur  die  Änderungen  der  Landes- 
grenzen und  Ortsnamen,  nicht  aber  die  geologische  Umge- 
staltung des  Landes. 

M.  Greuter:  Karte  von  Italien  1657,  1676.  (1718  erschien 
eine  Ausgabe  von  Greuter-Todeschi  in  24  Blättern). 

Coronelli:  Atlante  Veneto  1690  enthält  eine  Spezialkarte  des 
Po-Delta,,  giebt  auch  einige  Litteratur. 


*)  Fast  sämmtliche  zitierte  Quellen  babe  ich  in  den  Bibliotheken  von 
*^lorenz  und  Wien  vorgenommen. 


136  E-  Beyer; 

B.  Trevisan:  Lagona  di  Venesia  1715  (Abbandlang). 

C.  Silvestri:  iBtorica  e  geogr,  descrüdone  delle  paludi  Adriane. 

Venezia  1736. 
BiaDchi:  Spec.  Aestas  Maris  1738. 
Wachtendonck:   Karte  von  Italien  1738.     Handzeichnung  in 

der  Kais.  Handbibliothek  zu  Wien. 
Alagna:    Carta  del  Mare  Adriatico  1740?     Handcei^nang  in 

der  Kais.  Handbibliothek  zn  Wien.     (Unbedeutend.) 
Ximenes:  Maremme  Senese  1769. 
A.  Belloni:  Dell'  Adige.     Venezia  1774. 
Gennari:  Dell'  antico  corso  dei  fiomi  di  Padova  1776. 
Targioni-Tozzetti:  Voyage  enToscane.  Paris  1792.    I.  308f. 

(Geschichte  des  Hafens  von  Pisa.) 
Olivi:  Zoologia  Adriatica  1792. 
Fantazzi:  Monomenta  Ravennat.     1801^—4. 
Zendrini:    Stato   antico    e  moderno  della  Lagnna  di  Veneria. 

Padova  1811. 
Woltersdorf:  Repertorium  der  Atlanten  1813. 
Brocchi:  Gonchiliologia  fossile.     Milano  1814. 
Coppin:  Sommario  storico  del  Brenta  (con  tavole)  1817. 
Zendrini:  Finmi  e  lagune   1818. 

Hoff:  Naturliche  Veränderungen  1822.    I.    272 f.     (Po-Delta.) 
L.Hain:  Repert.  bibliogr.  usque  ad  annum  1500.     1826 — 38. 
Catullo:  Gostit.  dei  terreni  alluv.  delle  provincie  Venetexl838. 
Repetti:  Dizionario  geografico-storico  della  Toscana   1839. 
Lombardini:  Sistema  idranlico  del  Po   1840. 
Löwenberg:  Geschichte  der  Geographie   1840,   1866. 
Paoli:  Mutamenti  della  Costa  d'  Italia  da  Ravenna  ad  Ancona 

1842. 
Paleocappa:  Costit.  del  bacino  di  Venezia  1844. 
Zuccagni-Orlandini:  Atlante  1844  giebt  eine  wertlose  histor. 

Karte  von  Italien,  in  welcher  geographische  Verhältnisse  ver- 
schiedener Zeiträume  kompiliert  und  konfundiert  sind  (ohne 

Kritik  und  Zitate). 
Quinta  Riunione  degli  scientifici  Italiani  (Lncca)   1844. 

Referate  über  Änderung  der  Küsten. 
Salvagnola:  Pianura  di  Grossetto  „Atti  Georgofili*  1845. 
Fossombroni:  Sistema  idraul.  dei  paesi  Veneti  1847. 
Lelewel:   Geogr.   du   moyen   age  (mit  Atlas).     Brüssel  1850« 

bringt  keine  für  die  vorliegende  Arbeit  wertvolle  Karte. 
Santarem:    Hist.   de   la  cosmogr.  du  moyen  age.    Paris  1850. 
Wuttke:  Erdkunde  und  Karten  des  Mittelalters  (im  Serapeum 
1853.    Bd.   14).      (Detailkarten    von    Italien    werden    nicht 
erwähnt.) 


Änderungen  der  ven^iauiscben  nnd  toskanischen  Allarialgebiete.    137 

Jomard:   Monam.  de    la  Geographie   1854   reproduziert  keine 

wertvolle  Spezialkarte  von  Italien. 
8a vi:  Stndi  geol.  sulla  pianura  Pisana  ^Atti  Accad.  Qeorgofili^ 

1856. 
Koner:  Repertorium  der  geogr.  Litteratur  (im  Anhang  zur  Ber- 
liner Zeitschr.  für  Erdkunde;  seit  den  fünfziger  Jahren). 
Engelmann:  Bibliotheca Geografica  1858  (für  neuere  Litteratur). 
C  u p p  a  ri :  Geogenia  agraria  della  pianura  Pisana.  ^  Atti  Georgof  ^. 

1859. 
Kiepert:  Karten  zur  alten  Geschichte.      1859. 
Sa  vi:   Movimenti   dopo   la  deposit.  del  terrenso  plioc.  Toscana. 

Nuovo  Cimento  1863. 
Hellwald:  Lagune  von  Venedig.     ^ Ausland^  1865. 
C anale:  Storia  del  commercio  e  delle  carte  nautiche  degP  Ita- 

liani.     Genova  1867. 
Girschner:    Erdkunde    im  Mittelalter.      ^Deutsches   Museum^ 

1867. 
Paleocapa:  Stato  antico  degli  estuarii  Yeneti  1867. 
Vacani:  Laguna  di  Venezia  1867. 
Lombardini:  Studii  idrolog.  e  storici  sopra  il  grande  estuario 

Adriatico  1868. 
Predari:  Dizionario  delP  Italia  antica  e  moderna  1868. 
Das  Vorrucken  der  Küste  an  der  Po-Mundung  seit  zwei  Jahr- 
hunderten nach  officiellen  Documenten  reducirt.     1:100000. 
n Zeitschrift  der  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin.     1869.     Karte 
ohne  Text." 
Ventnroli:  Antico  stato  del  Reno  1871. 

Das  Archivio  Veneto  bringt  mehrere  Aufsätze  über  den  Po. 
Bottoni:  Rotte  del  basso  Po  (historische  Studie)   1873. 
Altavilla:  Regno  d'  Italia,  dizionario  geogr.  storico   1874. 
Buodo:  Estuario  Veneto.     Padova  1874. 
Studii  sulla  geogr.  dell  Italia   1875,  neue  Aufl.   1881. 
Baccarini  behandelt  in  diesem  Werke  die  Alluvien  der  adria- 

tischen  Flüsse  und  bringt  reiche  bez.  Literatur. 
Cossigny:  Bul.  soc.  geol.   1875  über  Strandlinien  in  Toscana. 
Desj ardin:  Ravenne.     „Mem.  Acad.  Sc.  Lyon.**     1876. 
O.  Müller:    Die   Etrusker,    bearb.   von    Deecke.      1877.      I. 

p.  134.  209  (über  das  Po-Delta). 
yf.  Lang:  Ravenna.     „Im  neuen  Reich ^   1877.     p.  481. 
Peschel:  Geschichte  der  Erdkunde.     2.  Aufl.      1877. 
BeStefani:    Monti   Pisani.      „Memorie   del   comit.    geologico^ 

1877. 
O.Gredn er:  Die  Deltas.  „Petermann's  Mittheil. ^  Erganz.   1878. 
XII. 


138  B-  Kiepert: 


•i. 


Karpf:  Earten-Repertor.  (in  den  Mittheil,  der  geogr.  Ges.  Wieoj 

seit  1879.) 
Hahn:  Aufsteigen  nnd  Sinken  der  Ensten.     1879.     p.  201f. 
Sprnner-Menke:  Atlas  f Sr  Geschichte  des  Mittelalters.    8.  Aufl. 

1880. 
Kovatsch:    Die  Versandung  von  Venedig.     1882.     (Ist  mir 

leider  erst  während  der  Korrektur  zugekommen.) 


IX. 

Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung 

Afrika's  im  Jahre  1881. 

Von  Bichard  Kiepert 


Die  Entdeckungsreisen,  die  Fertigkeit  im  Gebrauch  der  In- 
strumente, die  Produktion  von  Reisebeschreibungen,  Karten  und 
geographischen  Zeitschriften  haben  in  den  letzten  Jahren  dermasseo 
zugenommen,  dass  zeitweilige  Übersichten  über  den  Stand  der 
Erforschung,  über  die  Summe  des  bisher  Geleisteten  ein  dringenderes 
Bedürfnis  als  je  geworden  sind.  Nun  erscheinen  wohl  alljahrlicb 
an  verschiedenen  Stellen  ausser  den  bekannten  Bibliographien  solche 
Übersichten  der  Forschungsreisen  des  letzten  Jahres;  auch  ist  der  Ver- 
such gemacht  worden,  die  noch  unbekannten  Theile  der  Erde  oder 
wenigstens  der  alten  Welt  näher  zu  bezeichnen  —  von  grossem 
Werthe  sind  aber  diese  Unternehmungen  kaum  gewesen:  es  lasst 
sich  diese  Riesenaufgabe  nicht  in  Form  eines  Vortrages  oder  Zeit- 
schriftsartikels losen,  und  ein  Einzelner  ist  auch  schwerlich  dazn 
im  Stande,  für  alle  nicht  regelrecht  durch  Generalstäbe  oder  ähn- 
liche Körperschaften  aufgenommenen  Länder  den  kartographischen 
Standpunkt  in  irgend  einem  gegebenen  Momente  zu  bezeichnen. 
Für  einzelne  beschränktere  Gebiete  besitzen  wir  allerdings  Vor- 
arbeiten, so,  um  nur  einiges  zu  nennen,  gewisse  Artikel  von  Hein- 
rich Kiepert,  von  Zoppritz,  von  B.  Hassenstein  u.  a.  Derartige 
„Bemerkungen  zur  Karte *^,  wie  sie  Kartographen  ihren  Arbeiten 
als  rechtfertigenden  Text  zuweilen  (aber  leider  nur  allzu  selten)  bei- 
geben, sind  zwar  oft  von  grossem  wissenschaftlichen  Werthe  und 
für  andere  gewissenhafte  Kartographen  vom  allergrossten  Interesse; 
doch  haben  sie  naturgemäss  nur  ein  sehr  geringes  Publikum,  das 
ihren  Werth  zu  schätzen  vermag,  und  erscheinen  deshalb  in  den 
Zeitschriften  seltener,  als  es  zu  wünschen  wäre.    Wie  nützlich  soldie 


Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung  Afirika*s.      139 

raisoonirenden  Begleitworte  aber  sind,  ersieht  derjenige  nnr  allza  oft, 
welchem  qaellenmassige  Bearbeitung  von  Karten  obliegt,  welcher 
Reisenden  Instruktionen  zu  liefern  hat,  von  solchen  um  Rath 
angegangen  wird  und  ihre  Ergebnisse  verarbeiten  soll.  Wie  oft 
wird  da  Zeit  nnd  Muhe  auf  bereits  Bekanntes  verschwendet  oder 
umgekehrt  unbekanntes  Gebiet  fluchtig  durchzogen  und  keiner  Auf- 
merksamkeit gewürdigt,  weil  der  Betreffende  es  bereits  erforscht 
glanbt!  Ich  halte  deshalb,  wenn  möglich,  kritisirende  Zusammen- 
stellungen solcher  positiven  Ergebnisse  von  Reisen,  wie  Routen- 
karten, astronomischer  Positionen  und  Hohen  für  ungemein  wichtig 
nnd  fnr  eine  sehr  würdige  Aufgabe  der  bedeutenderen  geographischen 
Gesellschaften;  für  die  Mittel,  welche  eine  einzige  grossere  Reise 
kostet,  Hessen  sich  bei  richtigem  Zusammenwirken  geeigneter 
Kräfte  solche  Repertorien  verhältnissmässig  rasch  herstellen  und 
damit  wäre  ein  Hauptdesideratum  der  Kartographie  erfüllt,  welches 
Reisenden  wie  Kartographen  in  gleicher  Weise  zu  Gute  käme. 

Anfange  in  dieser  Richtung  sind  in  jüngster  Zeit  zu  unserer 
Freude  gemacht  worden:  Die  Pariser  Societe  de  Geographie  ver- 
anlasste die  Bearbeitung  des  Du veyrier 'sehen  alphabetischen 
Kataloges  aller  in  Afrika  bestimmten  astronomischen  Positionen  (s. 
unten),  dessen  Erscheinen  für  Ende  dieses  Jahres  in  Aussicht  ge- 
stellt wird;  die  Londoner  Royal  Geographica!  Society  die  Bearbeitung 
der  E.  G.  Ravenstein'schen  „Map  of  Eastern  Equatorial  Afrika^ 
(s.  Verhandlungen  der  Ges.  für  Erdk.  zu  Berlin  1882,  Heft  I. 
S.  67)  und  der  dazu  gehörigen  „  Bibliography  of  the  authorities, 
on  which  the  map  is  based'^.  Ob  auch  die  vom  französischen 
Depot  de  la  Guerre  herausgegebene  Karte  von  Afrika  des  Capt. 
de  Lannoy  in  60  Blatt  (1:2  000  000)  von  einem  solchen  Memoire 
begleitet  sein  wird,  ist  mir  nicht  bekannt.  (Vgl.  über  dieselbe 
Bulletin  de  la  Societe  de  Geogr.     Mars  1881.     p.  230  ff.) 

Um  durchaus  brauchbar  zu  sein,  mussten  aber  solche  Ver- 
zeichnisse geographischer  Daten  von  kurzen  Kritiken  über  den  Grad 
der  Zuverlässigkeit  derselben  begleitet  sein,  wie  deren  einige  sehr 
danken swerthe ,  auf  Höhenmessungen  bezügliche,  in  letzter  Zeit 
Prof.  K.  Zöppritz  in  Petermanns  Mittheilungen  veröffentlicht  hat. 
Freilich  ist  es  meist  unmöglich,  ein  Höhen-  oder  Positionsver- 
zeichniss  oder  eine  Routenkarte  sofort  nach  ihrem  Erscheinen  auf 
ihren  Werth  hin  zu  prüfen  und  zu  beurtheilen;  oft  erst  nach  Jahren 
werden  Daten  bekannt,  welche  eine  Kritik  gestatten  und  uns  ver- 
anlassen können,  das  zuerst  vertrauensvoll  hingenommene  Elaborat 
ganz  zu  verwerfen  oder  fortan  mit  irgend  welchen  Einschränkun- 
gen zu  benutzen  oder  anderem,  bis  dahin  für  besser  gehaltenem 
Materiale  vorzuziehen.  So  durfte  man  seiner  Zeit  Camerons  Karte 
als  Grundlage   für   die  Darstellung  des   durchreisten  Gebietes   an- 


140  R.  Kiepert: 

sehen,  während  jetzt  ihr  Nimbas  verschwanden  ond  LiTingstones, 
eine  Zeitlang  zurückgesetzte  Darstellang  wieder  in  ihre  Beehte 
eingetreten  ist.  Ähnliche  Beispiele  giebt  es  genug.  Ein  Reper- 
toriam  nun,  welches  für  die  einzelnen  Länder  die  bestimmten  Hohen 
und  Positionen,  die  kartographischen  Quellen  und,  soweit  es  mog^ 
lieh  ist,  deren  relativen  Werth  angiebt,  und  welches  alljährli^ 
Nachträge  und  Fortsetzungen  erhält,  Hesse  rasch  die  Lnokea  unserer 
Kenntniss  erkennen,  zeigte  dem  Reisenden,  was  er  als  Terhaltnisflr 
massig  oder  ganz  sicher  hinnehmen  kann,  was  er  von  neaem  and 
seine  Zuverlässigkeit  hin  zu  prüfen  hat,  wo  er  auf  jungfiräuliokem 
Terrain  arbeitet,  und  wäre  dem  Kartographen  und  Geographen  ein 
unschätzbares  Hilfsmittel.  Liesse  sich  ein  solches  nioht  vielleicht 
durch  Zusammenwirken  der  verschiedenen  geographischen  Qesell- 
sehaften  zunächst  für  Asien  und  Afrika,  dann  für  Sud-  und 
Centralamerika  herstellen? 

Was  unten  folgt,  zeigt,  in  welcher  Weise  ungefähr  ieh  bA 
die  Sache  denke;  diese  kleinen  Listen  machen  übrigens  keinen 
Ansprach  auf  Vollständigkeit,  wenn  ich  auch  nach  Kriften  ge- 
sammelt und  jede  vorkommende  Notiz  beachtet  habe.  Nachträge 
werden  stets  nothig  dich  erweisen.  HinderHoh  ist  ausserdem,  dass 
bei  weitem  nicht  jedes  Buch,  jede  Broschüre,  von  Karten  ganz  z« 
schweigen,  bald  nach  dem  Erscheinen  in  Berlins  öffentlichen  Biblio- 
theken zu  erhalten  ist,  sondern  so  manche,  wenn  überhaupt,  so 
oft  erst  nach  Monaten  oder  Jahren  zugänglich  werden.  Auf  ver- 
breitete Zeitschriften,  wie  auf  unsere  Verhandlungen,  die  Procee- 
dings  of  the  Royal  Geographical  Society  (abgekürzt  Proc.  H.  6.  8.) 
oder  Petermanns  Mittheilungen  habe  ich  nur  verwiesen,  nicht  die 
betreffenden  Zahlen  alle  excerpirt.  Die  Anordnung  des  Materials 
ist  rein  geographisch:  sie  beginnt  mit  Marokko,  setzt  sich  fort  über 
Algerien,  Tunesien,  Türkisch- Afrika,  Ägypten,  die  Nilländer, 
Abessinien,  die  Ostküste,  den  Süden,  den  Westen  und  endet  mit 
Senegambien.  Streng  durchzuführen  ist  dieselbe  natürlich  nicht: 
Sahara  und  Sudan  schliessen  sich  an  Algerien  oder  Tripolitanien, 
das  innerafrikanische  Seengebiet  an  die  Ostküste  u.  s.  f. 

Wollte  sich  der  eine  oder  andere  meiner  Fachgenossen  über 
meinen  Vorschlag  aussprechen,  so  würde  ich  das  mit  Freuden 
begrüssen. 

Karten. 

—  Philip  Trotter,  Map  of  the  North- West  portion  of  Marocco 

(1:600  000)   in    desselben  Autors    „Our   mission   to   the   conrt  of 

Marocco  in  1880"  (Edinburgh  1881).  Obwohl  auf  dem  Titel  dieaeir 
Karte  ausdrücklich  angegeben  ist  „Constructed  from  a  sketch  map  by  Captain 
Philip  D.   Trotter,   by   Gibb    and  Hay,    Edinburgh^,    so    ist   sie   doch    bis 


Die  Fortschritte  in  der  kartog^raphiscben  Darstellnng  Afirika^s.      141 

in  ds*  kleinste  Detail  iiinein  nichti  als  eine  Reduktion  der  ▼V)rzüglichen 
C.  Tissot^schen  „Esquisse  topographique  d^nne  partie  du  royaume  de  Fi^s** 
im  Bulletin  de  la  Soci^t^  de  Geographie  de  Paris  (September  1876). 

—  De  Castries,  Oued  Draa  (Maroc).    (1 : 1  000000)  in  Ballet. 

de  la  Society  de  Geographie,  Decembre  1880.  Eine  lediglich  auf 
Erkundigungen  beruhende,  an  Orts-  und  Landschaftsnamen  ungemein  reiche 
Karte  des  oberen  Wad  Draa  von  seinen  Quellen  im  Atlas  an  bis  zu  seinem 
grossen  westliohen  Bogen  und  dem  trockenliegenden  See  ed-Debidiat,  welcher 
im  Sonmier  beackert  wird.  Trotz  des  ungeschickten  Terrains  eine  bis  auf 
weiteres  dankbar  anzunehmende  Bereicherung  unserer  sp&rlichen  Eenntniss 
von  Marokko.  Von  Europäern  hat  nur  Rohlfs  in  dem  Jahre  1862  einen  Theil 
dieses  Thaies  bereist  (s.  Petermanns  Mittheilungen  1865  Taf.  6),  Cailli^  1828 
dies  Qebiet  nur  gestreift. 

—  Charles  Tissot,  Le  Bassin  da  Bagrada  (Paris  1881)  ent- 
hält mehrere  Karten  des  unteren  Medscherda-Thales,  welche,  obwohl  zunächst 
aar  Illustrirung  antiker  Verhältnisse  bestimmt,  daneben,  als  z.  Th.  auf  Auf- 
nahmen der  Eisenbahn-Ingenieure  beruhend,  auch  für  die  moderne  Topo- 
graphie Tunesiens  von  Werth  sind.  Dieselben  führen  die  Titel:  1)  Bassin 
de  la  Medjerda  de  Chemtou  k  El  Mt'arif.  2)  Bassin  de  la  Medjerda  d'El 
Mt*arif  k  Djedeida.  Z)  Le  Delta  de  la  Medjerda  (alle  drei  in  1 :  150  000) 
und  4)  Section  Topographique  du  Bassin  de  la  Medjerda  depuis  TOued  Kessab 
jusqu'li  rOued  Zerga  (1 :  100  000).  Ausserdem  enthält  das  Buch  die  Pläne 
der  Boinen  von  Bulla  Regia  und  Utica. 

—  Kondaire,  Carte  du  Bassin  des  Cbotts,  dressee  en  1880 

(1 :  400  000) ,   s.  Archives  des  missions  scientifiqnes  et  litteraires. 

3™«  Serie,  Tome  VII  1881,  hinter  S.  413.  Letzte  Ausgabe  dieser 
auf  genauen  Messungen  beruhenden  Karte  von  Südost-Algerien  und  Süd- 
Toüesien,  welche  gegenüber  Roudaire^s  bisherigen  Karten  desselben  Gebietes 
weitfentliche  Veränderungen  und  Zusätze,  besonders  an  Höhenmessungen,  im 
Norden  des  Schott  el-Fedschedsch  zeigt. 

—  O.  A.  fiüranse,  Schizzo  di  Ghrat  e  Circondario  (1:20000) 

in  L'Esploratore  V  Taf.  2.  Die  nächste  Umgebung  der  Stadt  Ghat  im 
Umkreise  von  c.  2— ^8  km  darstellend. 

—  Camperio  und  Hai  mann,  Cyrenaica  in  Petermanns  Mitth. 

1881  Taf.  15  und  L'Esploratore  V  Taf.  4.  Enthält  vier  Konten  der 
beiden  Expeditionen,  welche  im  März  und  April  1881  im  Auftrage  der 
»Sodetli  d*£splorazlone  Commerciale  in  Africa''  die  Cyrenaica  bereisten. 
Die  weniger  ausgedehnten  Rohlfs^schen  Aufnahmen  vom  J.  1869  (Zeitschr. 
der  Ges.  f.  Erdk.  Y  Taf.  5)  lassen  sich  mit  denen  der  Italiener  stellenweise 
schwer  vereinigen,  und  ebenso  wenig  kann  man  schon  jetzt  entscheiden, 
welche  Darstellung  den  Vorzug  verdient. 

-^  Mamoli,  Dema  e  Territorio  (1:15400)  in  L'Esploratore  V 

Taf.  5.    Stadtplan  mit  der  allernächsten  Umgebung  von  c.  1km  im  Umkreise. 

—  Flatters'  Karte  mit  seinem  Rapport  sur  la  mission  d'ex- 
ploration  dans  le  Sahara  central  pour  le  chemin  de  fer  trans- 
sahaiien   s.  Bulletin  de  l'Union  geographique  du  Nord  I,   No.   1. 

—  Dr.  G.  Nachtigal,  Karte  zu  Dr.  6.  N.s  Reisen  in  Bornü, 

EJäuem    and    Bagirmi.      1:2  000  000.     8.    dessen    „Sahara    und 

Sud&n^  -Bd.  IIb  Die  endgiltige  Verarbeitung  des  reichen  gesammelten 
Materials)  vua  Tbeil  auf  oft  kontrollierten  Erkundigungen,  zum  Theil  auf 


X42  ^*  Kiepert: 

sorgsamen  Routenaufhahmen  bernbend,  worüber  die  Vorrede  des  ersten  Bandes 
S.  yill  and  IX  zu  vergleichen  ist. 

—  Cora,   Carta  originale  della  Spedizione  Borghese-Mat- 

teacci  nel  Kordofan  e  Dar  For  (s.  Cosmos  di  Guido  Cora  1880 

Taf.  8).  Enthalt  die  von  Lieut.  A.  M.  Massari  aufgenommene  Bonte  von 
Cbartum  über  el-Obeid  und  Faseber  bis  Abu  Oberen  an  der  Grenze  von  Dar 
Tama,  angepasst  an  die  Ortsbestimmungen  und  Aufiiabmen  des  Agyptiseben 
Oeneralstabes  (s.  Joum.  R.  Oeogr.  Soc.  1879  und  Petermann*s  Ifittii.  1880^ 
Taf.  18). 

—  Schwein  für th,  Karte  der  Tonr  des  Dr.  Riebeck  von  Kairo 

zum  Wadi  Na'dk  am  Nordabfall  des  nördlichen  Galäla.     1:300000. 

(Red.  von  E.  Debes).    S.  Mittheilungen  des  Vereins  far  Erdkunde 

zu  Halle  a.  S.  1881.  Aufnahme  mittels  Eompass»  übr  und  Aneroid; 
ein  Stück  aus  der  umfangreichen  Karte  des  0«bietes  zwischen  Nil  and  Rotiieni 
Meere,  welches  Schweinfurth  seit  Jahren  in  wiederholten  Reisen  kartog^pbis^ 
niederzulegen  bestrebt  ist.  Vgl.  dazu  seine  ,,yorläufige  Kartenskizze  der  W&te 
zwischen  Cairo  und  Sues'S  1 : 1 000  000,  in  „Sitzungsberichte  der  kgl.  pieiuf. 
Akademie  der  Wissensch.  zu  Berlin".     1882.     X.     Taf.  4. 

—  Sidney  Ensor,  Incidents  of  a  journey  through  Nubiaaod 

Darfoor  (London,  Allen  &  Co.  1881;  mir  bisher  nicht  zugSnglich)  eothllt 
die  Karte  einer  projektirten  und  vermessenen  Eisenbahnlinie  von  Abu  Gaii 
am  Nil  nach  el-Fascher  in  Darfur  (40miles  auf  den  Zoll)  und  einen  Plan 
der  letzteren  Stadt. 

—  D.   Comboni    ed'  altri   Missionari,    Carta    di  Dar  Naba. 

8.  Bollettino  de  la  Societä  Geografica  Italiana    Serie  II.     Vol.  VI 

Fase.  10 — 11.  Skizze  der  Landschaft  Dar-Nuba  im  Süden  von  Kordo&n 
im  Massstabe  1 :  775  000.  Der  Text  enthält  keinen  Aufschluss  über  die  Ent- 
stehung des  Kärtchens. 

—  Felkin  und  Wilson,   Originalkarte  einer  Reiseroute  von 

Lado  bis  Dara  in  Petermann's  Mittb.  1881  Taf.  4.  Eine  von  B. 
Hassenstein  nach  dem  Itinerare  jener  zwei  englischen  Missionare  konstmiite 
Route )  an  welche  diejenigen  des  Photographen  R  Buchta  angeschlossen 
sind.  Dieselbe  ^vervollständigt  die  Arbeiten  von  Schweinfurth,  Junker  ete. 
im  Gebiete  des  6ahr-el-Ghazal  und  verknüpft  sie  einerseits  mit  der  Linie 
des  Weissen  Nil,  andererseits  mit  den  kartographischen  Aufnahmen  der 
ägyptischen  Stabsoffiziere  im  südlichen  Darfor.*^  Astronomische  Beobachtungen 
machte  keiner  der  Reisenden. 

—  E.  Marno's  Aufnahme  des  mittleren  Bahr-el-Abiad  und  des 
Bahr  el  Seraf  1879—1880  s.  Petermann's  Mitth.  1881  Taf.  20. 
Beruht  auf  c.  14  900  Winkelmessungen;  vgl.  die  ^^Bemerkungen  zu  den  Auf- 
nahmen^ ebenda  S.  426. 

—  Emin-Bey,Schizzo  delPaese  traDufile  eFatiko (1:1  000000) 

in  L'Esploratore  V  (Milano  1881)  Taf.  1.  Kleine  Skizze,  anscheinend 
genauer  als  die  bisherigen  Karten,  wie  die  Gordon^sche  in  Journal  of  the 
R.  Geogr.  Society  Bd.  46  S.  431  oder  Taf.  22  in  Jahrgang  1875  der  Petei^ 
mann^schen  Mitth. 

—  Junker,  Karte  der  Route  durch  das  Thal  des  Chor  Baraka 
in  die  ägyptische  Provinz  Taka.  Petermann's  Mitth.  1881  Taf.  3. 
Vgl.  dazu  den  sehr  erwünschten  erlftutemden  Text  Hassensteins  ebenda  S.  65fl. 


Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellnng^  Afrika's.      143 

—  DallaVedova,  Itinerario  del  viaggio  in  Abissinia  fatto  da 

Pippo  Vigoni  nel  1879  (1:3  750  000)  in  P.  Vigoni's  ^ Abissinia^ 

(Milano,  U.  Hoepli  1881).  Dieselbe  nnr  leicht  modificirte  Karte,  welche 
Dalla  Vedova  schon  in  Heft  6  des  Jahrgangs  1880  des  Bollettino  della  Societä 
G^grafica  Italiana  mit  den  Ronten  Mattencci*s  nnd  Bianchi*s  veröffentlichte; 
sie  enthält  einige  mnde  Höhenzahlen  in  Meter.  In  c.  viermal  grösserem 
Massstabe  (1 :  951  623)  findet  sich  dieselbe  Bonte»  welche  mehrfach  über  noch 
anerforschtes  Gebiet  fahrte,  in  G.  Matteacci*s  Bach  „In  Abissinia**  (Milano 
1880),  and  zwar  anf  drei  etwas  roh  aasgeführte  Karten  vertheilt.  In  An- 
setzang  von  Ortslagen  weichen  sie  mehrfach  von  den  bisherigen  besten  Karten 
ab;,  doch  dürfte  es  nicht  gerathen  sein,  ihnen  ohne  weiteres  za  folgen. 

—  Dr.  Anton  Stecker,  Der  Tana-See.    1:200000.   S.  Mitth. 

der  Afrikan.  Gesellscb.  in  Deatscbl.  III  Taf.  1.  Sehr  werthvolle  Auf- 
nahme des  grossen  central-abessinischen  Sees,  welche  aaf  12  Breitenbe- 
stimmangen  and  an  500  Azimathalpeilangen  beruht  Näheres  über  dieselben 
hat  der  Beisende  noch  nicht  eingeschickt. 

—  G.M,  Giulietti,  Carta  originale  delle  regioni  Galla,  So- 
mali, Adal  tra  il  Golfo  di  Tegiara  e  Harar  1 :  1000000.  Gezeichnet 
vonO.  Cora,  s.  dessen  ^Cosmos^  1880  Taf.  9,  sowie  L^Esploratore 

(Milano  1881),  V  Taf.  6.  Enthält  vornehmlich  Giulietti's  Bouten  zwischen 
Zeila  and  Harar.     Bemerkungen  zur  Karte  im  Cosmos  1880  S.  365 — 370. 

—  M.  Moktar,  Carte  da  Gap  Guardafui.     1:40  000.     Ballet. 

de  la  Soc.  Khediviale  de  Geogr.  'No.  9  and  10.  1880.  Bohe 
Skizze  der  nächsten  Umgebung  des  Kaps,  9km  weit  von  demselben  nach 
Osten,  12km  nach  Süden  reichend,  ausgeführt  1878,  als  es  sich  um  Vor- 
arbeiten für  Erbauung  eines  Leuchtthurmes  handelte. 

—  Clemens  Denhardt,  Originalkarte  des  äqaatorialen  Ost- 
Afrika   zwischen    Mombasa   and   Nijansa.      1  :  2  000  000.      Peter- 

mann's  Mitth.  1881  Taf.  1.  über  die  Grundlagen  der  Karte  s.  ebenda 
8.  12.  Danach  ist  ein  grosser  Theil  des  Flusses  Tana,  die  Küste  zwischen 
Mombasa  und  Schaga  und  der  Streifen  Landes  zwischen  Mombasa  und  dem 
Kilima-Ndscharo  triangulirt  und  durch  astronomische  Beobachtungen  fest- 
gelegt, indessen  auf  der  in  Bede  stehenden  Karte  nur  provisorisch  skizzirt 
worden.    Dazu  kommen  dann  zahlreiche  erkundete  Handelswege  im  Inneren. 

—  E.  J.  Soathon,  Roate  throagh  Northern  Ugogo,  s.  Proceed. 

R.  G.  S«  1881  p.  547.  Kleine,  mit  Hilfe  eines  prismatischen  Kompass 
angenommene  Boutenskizze  von  Mpwapwa  bis  Koi  Kirondah.  Ein  Karton 
kombinirt  dieselbe  mit  den  Aufnahmen  anderer  Beisender,  und  in  einbr  Note 
sind  die  massgebenden  Breitenbestimmungen  derselben  aufgefährt. 

—  W.  Beardall,  Sketch  Map  of  tbe  River  Rafiji  1:558195. 

S.  Proceedings  R.  G.  S.  November  1881.  Angenommen  im  Winter 
1881;  das  Delta  hauptsächlich  nach  der  englischen  Admiralitätskarte. 

—  Joseph  Thomson,  Map  of  the  roate  of  the  R.  G.  S.  East 

African    Expedition     to    Lakes    Nyassa    and    Tanganyika    (c.    1  : 

2  700  000)  in  Bd.  I  von  dessen  Reisewerk  ^To  the  Central  African 

Lakes  and  back  (London  1881).  Dieselbe,  viel  neues  bietende  Karte, 
welche  bereits  im  Decemberhefte  1880  der  Proceedings  of  the  B.  G.  S.  er- 
schien, nur  um  ein  Profil  der  Beute  von  der  Küste  zum  Njassa-See  vermehrt. 
Bd.  n  enthält  dieselbe  Karte  mit  geologischem  Kolorite. 


144  K*  Kiepert: 

—  James  Stewart,  Map  of  the  North  End  of  Lake  Kyassa 

1880  (1  :  775  000)  in  Proceed.  R.  G.  S.  1881  p.  820.  Unter- 
scheidet sich  von  der  früheren  Darstellung^  desselben  Offiziers  (s.  Prooeed. 
R.  0.  S.  1880  p.  464)  durch  die  um  fast  ^  Grad  nach  Westen  geachobene 
Position  der  Rombasche- Mündung ,  in  Folge  dessen  das  Nordende  des  SeeSi 
welches  auf  den  Karten  bisher  genau  nordsüdlich  verlief,  eine  nordwestlicb- 
südöstliche  Richtung  erhalten  hat  Sonst  wiederholt  sie  nur  früher  bereifii 
veröfiPentlichte  Routen  von  Elton,  James  Stewart  und  Thompson. 

—  F.  C.  Selous,  Roates  in  the  Mashana  and  Matabele  Gonn- 
tries.  1:3500  000,  s.  Proceed.  R.  G.  S.  June  1881  S.  353. 
Skizze  eines  Jagdzuges  am  Umfuli  und  Umnyati  (nordwestlich  von  TL 
Baines'  äusserstem  Punkte  im  J.  1869),  aus  welcher  sich  ergiebt,  dass  diese 
beiden  Flüsse  nicht  getrennt  in  den  Zambesi  münden,  sondern  das«  der  um- 
fuli ein  NebenflusB  des  Umnyati,  also  dem  Zambesi  nur  mittelbar  tribntir 
ist.    Die  Skizze  verzeichnet  auch  die  Südg^enze  der  Tsetse-Fliege  im  J.  1880. 

—  Map  of  the  Central  Zambesi  Region  (Proceed.  R.  G.S. 

March  1881)  enthält  eine  Anzahl  neuer  Routen,  welche  der  ElephantenjSger 
Selous  ohne  Instrumente,  nur  mit  Uhr  und  Kompass  aufgenommen  hat^ 
namentlich  eine  solche  etwa  200  engl.  Meilen  lange  vom  Zusammenfluss  dM 
Zambesi  und  Kafukwe  gegen  Nordwesten  und  eine  Anzahl  anderer  awiseluB 
dem  unteren  Tschobe  (übrigens  ein  im  Lande  selbst  nicht  bekannter  Nani^ 
und  dem  Zuga  im  Bamangwato-Gebiete.  Auf  Genauigkeit  macht  der  Autor 
keinen  Anspruch. 

—  Dr.  Bradshaw,  Sketch  Map  of  the  Chobe  River  (s.  Proceed. 

R.  6.  S.  April  1881)  umfasst  die  untersten  40  engl.  Meilen  des  Tschobo« 
des  rechten  Zambesi-Zuflusses ,  an  welchem  der  Autor  sich  zu  zoologischan 
Zwecken  sechs  Jahre  lang  aufgehalten  hat.  Die  Handelsstation  unweit  der 
Mündung  liegt  nach  Serpa  Pinto  unter  25^  19'  ö.  L.,  17»  49'  s.  Br.,  3213  Pu« 
hoch.  Die  Karte  ist  aus  der  Erinnerung  entworfen;  Inslarumente  hatte  B. 
dabei  nicht  zur  Hand. 

—  Frank  Oates,  Routes  from  Shoshong  to  Tati,  from  Tati 

to  the  Umgwanya  River,  from  Tati  to  the  Victoria  Falls.    S.  Frank 

Oates,    Matabele    Land    and    the   Victoria    Falls   (London     1881) 

S.  28,  43  u.  173.  Drei  von  E.  Weller  nach  den  Beobachtungen  des  am  5.  Fe- 
bruar 1875  in  Südafrika  verstorbenen  Reisenden  und  Jägers  entworfene 
Routenskizzen  im  Massstab  von  1 :  730  000 ,  welche  meist  mit  den  Wegen 
anderer  Reisenden  (Baines,  Westbeech,  Holub,  Mohr)  zusammenfallen.  £ine 
demselben  Buche  beigegebene  tjbersichtskarte  von  Südost-A&ika  giebt  die 
Routen  in  übersichtlicher  Verkleinerung  (c.  1:4150000). 

—  E.  Holub,  Sieben  Jahre  in  Sud- Afrika  (Wien  1881,  2  Bde.) 
enthält    eine    Übersichts-    und    3    Spezialkarten    nach    Kompassaufhahmea: 

1)  Centraler  Theil   von  Ost-Bamangwato  und  West -Matabele    1:500000; 

2)  Die  Victoriafälle  des  Zambesi  1 :  7000;  3)  H.'s  Bootfahrten  im  e^tralen 
Laufe  des  Zambesi  1 :  180  000.  In  Petermann's  Mitth.  1881  S.  459  heisrt  es, 
dass  die  in  Venedig  ausgestellten  Originalkarten  H/s  einen  ^^dürftigen  md 
dilettantenhaften  Eindruck^  machten;  man  wird  sie  also  höchstens  zur  Asb- 
füUung  und  Ergänzung  der  Arbeiten  anderer  Reisenden  benutzen  dürfen. 

—  P.  Berthoud,  Carte  des  Spelonken  (in  Transvaal)  s.  Ver- 
handlungen der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  VIII  (1881) 

S.  105  f. 


I 


Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellnng  Afirika*8.      145 

—  Ost-Griqua-  und  Pondo-Land  (Petermann's  Mittheilun. 

en  1881  Taf.  10),  meist  nach  C.  Henkel's  Karte  and  anderen  Quellen 
ezeichneti  die  erste  wirkliche  Spezialkarte  über  das  betreffende  Gebiet, 
reber  dies  Material,  sowie  über  einschlagende  Publikationen  des  englischen 
itelligence  Departement  vergl.  ebendaselbst  S.  211,  212  und  240. 

—  Intelligence  Branche,  Quartermaster  General's  Department. 
fap  of  Basutoland  and  adjacent  territories  (1 :  633  600);  Map  of  the  Trans- 
ial  (i  :  633  600)  und  andere  Karten.  S.  Fetermann^s  Mitth.  1881  S.  158 
id  240. 

—  Pere  Duparquet,  Sketch  Map  of  the  Okavango  River. 
-.4  000  000.     S.  Pfoc.  R.  G.   S.   1881  p.  44. 

—  Pere  Duparquet,  Carte  de  l'Ovampo  pour  servir  ä  l'in- 

^lligence  du  Voyage  du  R.  P.  Duparquet.     1:4  111  500.    S.  L'Ex- 

loration  (Paris)  XII  Nr.  250  (3.  Nov.  1881).  Beides  nur  rohe 
kizzen;  sie  stossen  aneinander  und  bedecken  den  Raum  vom  Atlantischen 
cean  bis  23 ^  ö.  L.  Gr.  und  von  löj^»  s.  Br.  bis  19»  s.  Br. 

—  Serpa  Pinto.      Tropical  South  Africa  showing  the  explo- 

itions  of  Major  Serpa  Pinto  from  1877  to  1879  (1:3  500000)  in 

Serpa  Pinto's  Wanderung  quer  durch  Afrika"  (2  Bde.     Leipzig, 

'•  Hirt  und  Sohn,  1881).  Eine  durch  viele  astronomische  Bestimmungen 
»tgelegte  Boutenaufhahme ,  deren  Hauptwerth  in  ihrer  westlichen  Hälfte 
)aigiiella-Bih^-Zambezi)  liegt,  da  dort  noch  kein  anderer  Reisender  gearbeitet 
at  Der  Mittellauf  des  Zambezi  stimmt  leidlich  zu  Livingstone^s  Karte, 
^elch*  letzterer  ich  indessen  geneigt  bin,  den  Vorzug  zu  geben,  auch  vor 
[olnbs  Darstellung,  s.  dessen  „Sieben  Jahre  in  Süd- Afrika*  (Wien,  Holder, 
881)  Taf.  1  und  4.  Dass  Schoschong  und  der  obere  Limpopo  durch  4 
i&ngenbestimmungen  Pinto*s  um  mehr  als  1  ^  nach  Osten  verschoben  werden 
>Ilen,  eine  Lage,  welche  Holub  bereits  auf  seiner  Übersichtskarte  (a.  a.  O. 
!af.  1)  adoptirt  hat,  muss  Bedenken  erregen.  Man  vergleiche  darüber 
^etormann^s  Mittheilungen  1881  S.  306,  Spalte  2,  wo  hervorgehoben  wird, 
888  diese  Ansetzungen  mit  Manches  Bestimmungen,  die  sich  bisher  bewährt 
aben,  nicht  zu  vereinen  ist.  —  Pinto's  Buch  enthält  ausserdem  folgende 
pe ziellere  Routenkarten:  Band  I  S.  198:  Von  Benguella  nach  Bih^  in 
:  1770  000;  S.  202:  Vom  Cubango  zum  Cuanza  c.  1:1050000;  S.  212: 
land  der  Quimbandes  in  1:462  500;  S.  218:  Skizze  des  Landes  zwischen 
am  Onqueima  und  dem  Cuanza;  S.  250  und  252:  Flusssysteme  in  Cangala 
:  925  000;  S.  256:  Von  Cambuta  nach  dem  Cubangui  in  1:1050  000; 
.  264:  Skizze  der  Cuaudo-Quelle ;  S.  291:  Von  Cangamba  nach  dem  Cuchibi 
a  1 :  925  000.  Band  II  S.  92:  Skizze  des  Gonha-Falles  und  S.  143:  Skizze 
les  Falles  Mosi-oa-Tunia. 

—  OttoSchütt's  Aufnahmen  und  Erkundigungen  im  südwest- 
lichen Becken  des  Congo.  1878—79.  2  Blätter  in  1  :  1  000  000. 
In  ^Beiträge    zur   Entdeckungsgeschichte   Afrikas.    IV ".      (Berlin 

1881 ,  D.  Reimer.)  Beruht  auf  Aufnahmen  mittels  der  Planchette  und 
Breitenbestimmungen  (letztere  leider  nicht  veröffentlicht),  welche  O.  Schutt 
^^  P.  Gierow  ausgeführt  haben.  Die  Längen  sind  unzuverlässig,  wie 
^eits  Bnchner's  astronomische  Beobachtungen  gezeigt  haben,  und  wie  ich  so- 
fort bei  der  Veröffentlichung  erklärte  (s.  Beiträge  IV  S.  X).  Sehr  zu  bedauern 
ist,  dass  eine  Anzahl  Routen,  welche  die  Originalaufoahmekarten,  ja  z.Th.  selbst 
^*e  Tagebücher  Schütt's  enthalten,  erfunden  und  in  Wahrheit  nicht  gemacht 
'forden  sind  (s.  W.  Erman  in  „Verhandlungen  der  GesellBduoit  i.  "EkT^.  t.^ 
ZtitBebr,  d.  GeaeUsob.  f.  Mrdk.    Bä.  XYIl.  VQ 


146  B-  Kiepert: 

Berlin    1881  S.  38ß).     Was   der  Beisende  mit   der  Fingimng  solcher  meist 
ganz   kurzer  nnd  unbedeutender  Routen  bezweckte,  erscheint  uns  dorchaiis 
unerfindlich,    zumal    er    dadurch    seine    übrige  fleissige  Arbeit  unnOfiiig  in 
Misskredit  bringt     Die  nicht  gemachten  Routen  sind  nach   einer  uns  Tor* 
liegenden    authentischen  Manuskriptkarte  6ierow*s    folgende.     Auf  Blatt  I: 
1)  Von  Pungo-a-N-Dongo  sudw&rts  c.  11  km  lang.    2)  Von  Lutete  (nordSstL 
von  Pungo-a-N-Dongo)  südwärts   c  7  km  lang.     3)  Von  Malange  nordidbrti 
nach  Quessoa  c.  10  km.     4)  Die  Routen  nach  Quibinda  und  Liombe  do  Pirei 
bei  der  Mündung  des  Cuige   in  den  Quanza,    zusammen   c  26  km.     5)  Die 
Routen    auf   dem   linken  Quanza-Ufer  sudlich  vom  sog.  Kaiserin- AugusU- 
Wasserfall   c.   24  km.     6)  Die  Route  vom  Kaiserin- Augusta-Wasser&ll  nach 
der  Mündung  des  Loando  in  den  Quanza  c.  63  km.     (Nr.  5  n.  6  behauptete 
Schutt  positiv  gemacht  zu  haben,  s.  Globus  XXXYII  S.  297  letzten  Absatii 
7)  Von   Quissoli   nach  Sanza  38  km.     8)  Route   nach  Quilundula  im  Lande 
der  Cahunda  32  km.     9)  Vom  Seculo  Capembe  im  Songo-Lande  südwärts  lU 
Seculo  Camaua  auf  dem  Berge  M'Beiza  6  km.     Auf  Blatt  II:  10)  Vom  Mnata 
Musevo  zum  Cha-Pidi  43  km.     11)  Die   kleine  Route   ebenda  vom  Ufer  dei 
Luaximo    nordwestlich   zum  Dorfe  des  Musevo   6  km.     12)  Vom  Dorfe  der 
Nambanza  östlich    10  km  und   13)  nördlich  zum  Quiluata  des  Mai  Huneae 
23  km.      14)  Vom  Canapumba  am  Loang^e  nordwärts  zum  Culengo   20kBL 
Zusammen   14   Routenstücke  von  etwa  309  km  Länge.     So   bedauerlich  üb 
Interesse   deutscher  Afrikaforschung  dieser  Vorfall   ist,   so  erfreulich  ist  ei 
andererseit««,  dass  uns,  abgesehen  von  Gierow's  Enthüllungen,  schon  jetst  die 
Reisen  von  Büchner,  Lieut.  Wissmann  und  Pogge  die  Mittel  an   die  Hand 
geben,  die  Wahrheit  zu  erkennen.     Falsch  wäre  es  übrigens,  nun  gleich  die 
ganzen  Schutt" sehen  Karten  über  Bord  zu  werfen;  denn  trotz  alledem  seichnet 
sich  ihr  Urheber  durch  eine  nicht  gewöhnliche  Geschicklichkeit  im  Anffessen 
und  Wiedergeben   des   Terrains  aus,   die  seine  Arbeit  neben  denen  seiner 
Vorgänger  und  Nachfolger  auf  demselben  Gebiete  unentbehrlich  macht. 

—  Hermenegildo  de  Brito  Capello  e  Roberto  Ivens, 

De  Benguella  as  Terras  de  Jacca  (Lisboa  1881,  2  Bde)  enthSh 
u.  a.  eine  grosse  Karte  des  gesammten  Reisegebietes  der  beiden  Officiere,  die 
im  einzelnen  zu  prüfen  ich  noch  nicht  Gelegenheit  hatte.  Merkwürdig  ist 
die  Verwertung  von  einzelnem  Material  des  Majors  von  Mechow,  der  am 
Quango  sehr  fleissig  gearbeitet  hat  —  leider  ohne  die  Provenienz  zu  nennen. 

—  Rev.  T.  J.  Comber,   Sketch  Map   of  exploratioos   in  the 

neighbourhood  of  St.  Salvador  (Congo)  (1:1  450  000).    S.  Proceed. 

R.  G.  S.  Januarheft  1881  Taf.  2.  Routenaufnahme  im  Reiche  Congo 
und  nordöstlich  davon,  auf  Breitenbestimmungen,  welche  leider  nicht  mitgeteilt 
werden,  und  Distanzschätzungen  beruhend.  Von  Interesse  ist  die  scharfe 
Kritik,  welche  in  dem  zugehörigen  Texte  (ebenda  S.  20  f.)  an  der  Karte  des 
Lieut  Grandy  (Journal  R.  G.  S.  XI.  XI,  1876  p.  428)  geübt  wird.  Die 
einzige  Höhenzififer,  welche  die  Comber^sche  Karte  enthält,  ist  2500  Fuss 
für  das  Plateau  von  Zombo. 

—  Map  showing  the  journey  to  Stanley  Pool  of  H.  E.  Crud- 
gington  and  W.  H.  Bentley  (1:550  000).  VeroflFentlicht  im 
^Missionary  Herald"  August  1881  (Yates  and  Alexander,  London). 

—  Flegels   Roate   von  Eggan    nach    der   Landschaft   Akoko« 

1  :  400  000.     (Mitth.    der  Afrikan.  Gesellschaft  in  Deutschland  II 

Taf.    2.)     Einfache  Routenauihahme  auf  bisher  unbetretenem  Gebiete;   die 
Lage  von  Eggan  wurde  offenbar  direkt  aus  der  englischen  Admiralitätskarte 
Nr,  2768*  entnommen. 


Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung  Afrika*s.      147 

—  Ed.  Robert  FlegeTs  Reise  von  Rabba  nach  Sokoto  and 

znrack  (Aufnahme   des   mittleren  Niger   und  des  unteren  Oulbi-n- 

Gindi  in   1  :  600  000).    S.  Mitth.  der  Afrikanischen  Gesellschaft  in 

Deutschl.  III  Heft  1  Taf.  2.  Sehr  fleissige  Fluss-  und  Routenaufnahme 
ttittels  Uhr  und  Kompass,  aber  nicht  auf  astronomische  Beohachtungen  hasirt. 
Der  Ansgangfspunkt  Rabba  ist  direkt  aus  der  englischen  Admiralitätskarte 
Nr.  2768*  (Africa  West  Coast:  Badag^  to  Cape  Formoza)  herübergenommen. 
Die  nördliche  Hälfte  der  Aufnahmen  betrifft  bisher  unbekannte  Gebiete. 

—  R.  C.  Hart,    Karte   des  Prah-Flusses   in  1:126  720  mit 

-  einigen  Wegekarten  etc.,    enthalten   in   dem    englischen  Bluebook: 

-  „Gold  Coast.     Affairs   of  the  Gold  Coast  and  threatened  Ashanti 

;  Invasion.  Presented  to  Parliament,  August  1^81.^  (London.) 
Billige  andere  Karten  über  jenes  Gebiet  von  demselben  Lieut.  Hart  und 
Lieut.  Swinburne,  herausgegeben  vom  Intelligence  Brauch ,  War  Office  sind 
aufgeführt  in  den  Proceed.  R.  G.  S.  1882  p.  254. 

—  Karte  des  unteren  St.  Pauls  River  in  Liberia,  März  1879 
aufgenommen  von  Offizieren  des  V.  St.- Schiffes  ^ Ticonderoga **, 
herausgegeben  vom  Hydrographical  Office  zu  Washington  1881 
(West  Coast  of  Africa.  Liberia.  St.  Pauls  River.  Washington, 
Hydrogr.  Office  1881.    Nr.  884). 

— '  H.  N.  Dumbleton,  Expedition  to  the  Upper  Gambia  1881. 

Route  Survey  (1  :  729  000),  enthalten  in  dem  englischen  Bluebook: 

Gambia.     Correspondence  relating  to  the  recent  expedition  to  the 

Upper   Gambia    under   Administrator  V.    S.  Gouldsbury,   M.  D., 

G.  M.  G.     Presented  to  both  Houses  of  Parliament  by  Command 

of  Her  Majesty.  August  1881.  Eine  auf  24  astronomisch  bestimmten 
Piukten  beruhende  Routenaufnahme  vom  Gambia -Flusse  über  Timbo  nach 
Port  Locco,  also  auf  nicht  ganz  unbekanntem  Gebiete.  Eingetragen  sind 
eine  Anzahl  Hohen  und  die  Liste  der  24  Längen  und  Breiten,  welche  mit 
der  Karte  durchaus  stimmen,  was  mit  den  auf  S.  37 — 89  des  Textes  an- 
gegebenen Positionen  theilweise  nicht  der  Fall  ist.  Dasselbe  Heft  enthält 
auch  im  Massstabe  1 :  145  800  eine  speziellere  und  genauere  Flussaufhahme 
,,Map  of  the  Upper  Gambia  from  Jarbutenda  to  Bady  Wharp**. 

—  Esquisse  des  differents  itineraires  suivis  par  la  mission  Gal« 

lieni    1880 — 1881.     S.  Bulletin  de  la  Societe  de  Geographie  de 

Rochefort  III  Nr.  1  (Juli — Sept.  1881).  Vgl.  auch  das  Bulletin  der 
handelergeogr.  Gesellsch.  von  Bordeaux  vom  20.  Juni  1881.  Rohe  Skizze 
des  Landes  zwischen  Bafulabe  am  Bafing  und  Segu-Sikoro  am  Niger  ohne 
Gradnetz  und  Massstab. 

, — :  Itinerar  von  Dr.  Oskar  Lenz'  Reise  durch  Marokko  und 

die   Sahara    nach   Timbuktn    und   von   da    durch   den    Sudan   zum 

Senegal  1879—1880  (1  :  1  500  000).     S.  Zeitschr.  der  Gesellsch. 

fi  Erdk.  zu  Berlin  1881,  XVI  Taf.  11.  Enthält  die  gesammten  geo- 
graphischen Ergebnisse  von  Lenz*  letzter  grosser  Reise;  das  Rentier  basirt 
nicht  auf  neuen  astronomischen  Beobachtungen,  sondern  scheint  einfach  an 
die  bisher  gültigen  Positionen  der  wichtigsten  unter  den  berührten  Orten  an- 
geknüpft worden  zu  sein. 

—  Alfred  Grandidier's  Esquisse  d^une  cait^  d^ \a  ^tONvoi^^ 


148  K*  Kiepert: 

d'Imerina  1  :  200  000.  8.  Verhandl.  der  Gesellscb.  f,  Erdk.  VIÜ 
(1881)  S.  112. 

—  W.  DeansGowan,  Karte  des  Distrikts  Tanala  in  1 :  600000 

in  der  gleichnamigen,  1881  zn  Faravohitra  erschienenen  Broschüre; 
vgl.  Proceedings  R.  G.  Soc.  1881  S.  574  und  Petermann*8  Mitth.  1882  8.  37). 
Skizze  des  Gebiets  zwischen  20^  30'  nnd  22^  20'  s.  Br.  und  zwischen  46<> 
und  46^  30'  ö.  Länge  Greenw.  im  südöstlichen  Madagaskar. 

Positionsbestimmungen. 

Voranzuschicken  ist  die  erfreuliche  Mittheilnng  Ch.  Maonoirs  (Bnlletin 
de  la  Soci^t^  de  Geographie  Avril  1881,  S.  293),  dass  Henri  Dnveyrier 
im  Auftrage  der  Pariser  Geographischen  Gesellschaft  eine  alphahetiscbe  Liste 
aller  bisher  in  Afrika  bestimmten  astronomischen  Positionen  zusammengestellt 
hat  und  gegen  Ende  des  Jahres  1882  veröffentlichen  wird.  Dieselbe  amfasst 
c.  3000  Namen,  enthalt  Höhe,  Breite,  Länge,  Name  des  Beobachters  und  in 
den  Anmerkungen  eventuell  das  Verfahren  beim  Beobachten  und  wird  be- 
sonders für  Kartographen  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  abgeben.  Die  beiden 
ersten  Bogen  der  Liste  liegen  uns  bereits  vor. 

—  Sidney  Ensor's  ^Incidents  of  a  Jonrney  through  Nubia 

and  Darfoor^  (London,  Allen  &  Co.  1881)  enthält  nach  „The  Athe- 
naeum"  (No.  2804,  23.  Juli  1881,  S.  104)  eine  Liste  astronomischer  Be- 
stimmungen. Ob  dieselben  aber  von  Sidney  Ensor  selbst  herrühren,  oder  ob 
nur  die  vom  ägyptischen  Generalstabe  erlangten  Resultate  reproducirt  worden 
sind,  geht  aus  der  Anzeige  im  Athenaeum  nicht  hervor. 

—  Faschoda 9«  54'  29"  n.  Br. 

Sobat-Mündung 9°  21 '  23"  n.  Br. 

Mündung  des   Bahr-el-Arab    9«     5'     5"  n.  Br. 

Beobachtet  von  Ernst  Marno.     s.  Petermann's  Mitth.  1881, 

S.  354. 

—  Fadasi  9°  48'  30"  n.  Br.     Nach  Schnver  in  Fetermann's 

Mitth.  1882,  S.  70  (wo  auch  kurz  Kritik  an  Mamo's  Karte  [Jahrgang  1872, 
Taf.  23  derselben  Mittheilnngen]  geübt  wird).  Weitere  Breitenbestimmungen 
desselben  Reisenden  theilt  das  ^Bollettino  della  Societä  Geografica  Italiana 
(Februar  1882,  p.  211)  mit: 

BenischangoU      .    .    10°  32'  20" 

Famaka 11^  18'  45" 

Roseres 11»  56'  37" 

Sabunabi      ....     12°  34' 

Chartum  (Nordende)   15»  37'     8" 

—  Rubaga  in  Uganda  nach  Mr.  Pearson  32»  58'  45"  ö.  L.  Gr.  (nach 
Speke  32«  44'  30",  nach  Stanley  32«  57')  und  0«  18'  46"  n.  Br.  S.  Church 
Missionary  Intelligencer.     Oetober   1881,  S.  617  f. 

—  Korata  am  Tana-See  11«  44'  22,5"  n.  Br.,  37»  28' 7,5"  ö.  L.  v. 
Greenw.  s.  Stecker  in  Mitth.  der  Afrikan.  Ges.  in  Dentschl.  III. 
Heft  1,  S.  25. 

—  Karema  am  Tanganjika-See  nach  Cambier  6»  49'  20"  s.  Br.  28» 
11'  33,30"  ö.  L.  Paris  s.  Bulletin  de  la  Societe  beige  de  g^ographie. 
1881,  No.  2,  p.  226. 

—  Pambete  am  Südende  des  Tanganjika-Sees  nach  James  Ste- 
wart  31»  21'  20"  ö.  L.  Gr.     s.  Proceed.  R.  G.  S.   1881,  p.  271. 


Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung  Afrika^s.      149 


—  Mündung  des  Rombasche  in  den  Njassa-See  nach  James  Ste- 
wart ^^^  50'  30"  Ö.  L.  Gr.,  9«  34'  30"  s.  Br.  s.  Proceed.  R.  G.  S. 
1881  p.  259. 

—  Sndende  der  Inseln  Tschiluan  (Chiluan)  an  der  Ostküste  Afrika*s 
zwischen  Sofieda  und  der  Sabi-Mündung  nach  Phip  son- Wybrants 
20»  46'  s.  Br.     8.  Proceed.  R.  G.  S.   1881,  p.  306. 

—  Transvaal  und  Umgebung.  Positionen  der  wichtigsten  Orte  nach 
Mohr,  Baines,  Manch  etc.  s.  F.  Jeppe,  Transvaal  Book  Almanac 
and  Directory  for  1881.     Maritzburg  1881. 

—  Ololika  am  unteren  Cunene  16°  50'  s.  Br. 
Gross  Ombandscha    .    .    .    .  l?^'    8'  s.  Br. 

Nach    Dafour    in    den   Missions    Catboliqaes    (abgedruckt    in 

L'Exploration.  XIII.  No.  259,  p.  190  und  sonst). 

—  Serpa  Pinto's  Positionsbestimmungen  und  Höhenmessungen 
sind  mit  einigen  kritischen  Bemerkungen  wieder  abgedruckt  in  Petermann^S 
Mitth.     1881,  S.  306  f. 

—  Malange 9»  32'  31"  s.  Br.  16»  37'  48"  ö.  L.  Gr. 

Mussumba  des  Matiamwo  8^  24'  18"  s.  Br.  22»  50'    0"  ö.  L.  Gr. 

Ausserdem  24  Breiten  von  Dr.  MaxBuchner's  Hinreise  von  Malange 

nach  Mussumba.    s.    Mitth.    der  Afrikan.  Gesellsch.    in   Dentschl.  II. 

8.  168  u.   169.     Vgl.  auch  ebenda  S.   160. 

—  Malange  nach  Lieut.  Wissmann  16»  37'  49,5"  ö.  L.  Gr.  9^32' 
45"  8.  Br.,  was  zu  Buchner's  Position  gut  passt  Vgl.  Mitth.  der  Afrik. 
Ges.  in  Deutschi.     III.     Heft  1,  S.  79  und  Heft  2,  S.  88. 

—  Stanley  Pool  von  Stanley  neu  bestimmt  15  ®  47 '  ö.  L.  von  Greenw. 
(c  1^^  westlicher,  als  auf  seiner  Karte). 

Nach  Mitth.  von  Oberst  Strauch  in  Brüssel. 

—  Astronomische  Bestimmungen  H.  N.  Dumbleton's  von 
Oonldsbury's  Expedition  nach   dem  oberen  Gambia  imd  Futa  Dschalon  (auf 

der  2.  Karte  zu  dem  August  1881  gedruckten  englischen  Bluebook  Gambia) : 


Jarbutenda 13<>  25 

Bady  Wharf 13«     4 

Bady 13^    8 

Damantang 120  59 

Lager  nahe  dem  Grey-Flusse  12^  59 

Pajady 12»  32 

Kootang 12»  25 

Cardy 12»     9 

Lager  bei  Dombiady   ....  12  ^     2 

Kalashy ll«  50 

Darah ll«  44 

Delabah ll«  44 

Toobah ll»  35 

Botokunta U»  33 

Tulay 110  25 

Laby ll«  19 

Bantingel 11 0     5 

Fugnmha 10^  51 


NordL  Breite. 

10" 

38" 

1" 

8" 

0" 

2" 

36" 

31" 

46" 

16" 

15" 

0" 

45" 

42" 

48" 

2" 

31" 

33" 


Weetl.  L.  T.  Gr. 


13®  51 
120  46 

12«  40 
120  49 

120  56 
120  43 
120  59 
130  14 
120  56 
120  51 
120  43 
120  34 
120  21 
120  5 
110  47 
110  38 
110  46 


0" 

0" 

0" 

0" 

0" 

15" 

45" 

0" 

0" 

0" 

45" 

15" 

30" 

1" 

16" 

0" 

30" 


110  29'  37" 


150  B.  Kiepert: 

Nordl.  Breite.  WeetL  L.  t.  Gt. 

Timbo 100  38'  16"  H©  lo«    0" 

Sarifoulah 100  55'  44"  10»  58'  30" 

Koomi 100  25'  51"  11©  24'  36" 

Sayidiah 100    7'    4"  11©  34'  54" 

Yanah      9©  44'  31"  lio  46'  36" 

Tambie 9©  28'    9"  11«  54'  15" 

Höhen. 

—  G.  Rohlfs'  Reisebeschreibung  ^ Kufra "  (F.  A.  Brockhaus,  1881) 
enthält  einige  zerstreute  Höbenangaben ,  welche  z.  Th.  schon  früher  in  den 
«Mittheil,  der  Afrik.  Gesellsch.  in  Deutschl.''  (I.  S.  116ff.,  U.  S.  21ff.  u.  130) 
yeröfiPentlicht  wurden.  Es  sind:  S.  99:  Tarhona-Gebirge  c.  500m;  S.  130: 
Tai-Gebirge  bis  400m;  S.  153:  Sokna  268m,  Dschebel  Filgi  453m,  Hon 
212  m,  Uadan  210m,  Garat  Tschausch  420  m,  Dschebel  Ferdschan  301  »(auf 
der  Karte  dagegen  321  m),  Aiu  Hammam  332  m  (auf  der  Karte  232  m);  S.  IM 
Dschebel  Soda  bis  1500m  (geschätzt);  S.  194:  Abu  Naim  c.  50m;  S.  226 
Audschila  und  Dschalo  etwa  in  Meereshöhe;  S.  267:  Taiserbo  c  250in 
S.  268:  das  dortige  Lager  240  m;  S.  271:  Dschebel  Buseima  388  m.  Die  too 
Hann  berechneten  Höhen  (aus  Aneroid- Ablesungen)  geben  z.  Th.  wieder 
gaxii  andere  Werthe:  S.  350:  Bir  Milrha  314  m;  Sokna  333,6  m,  Andschils 
40,7  m;  S.  351:  Kalanscho,  westlich  von  Audschila,  176,4  m;  Taiserbo  276,4m; 
Kebabo  491,5  oder  492,6  m.  Ausserdem  giebt  er  dort  noch  16  Höben,  welche 
indessen  auf  zu  wenigen  Ablesungen  beruhen,  um  zuverlässig  zu  sein. 

—  G.    Nachtigal's    Beobachtungen     und     Schätzungen    im 
Tsade-Becken  s.  dessen  ^Sahara  und  Sudan ^.     Bd.  II.: 

S.  77:  Kard,  tiefste  Stelle  Bodele's  c.  100m  unter  dem  Tsade  (270 m> 
S.  117:  Küka  c.  275m. 

Bir  el-Barqa  40  m  über  dem  Tsade. 
S.  118:.Fidfiddi  70m  über  dem  Tsade. 

Birfo  etwa  so  hoch  wie  Küka. 

Brunnen  Salädo  in  Egei  wenig  tiefer  als  der  Tsade. 
S.  121:  Der   südl.    Theil   von  Borku   wahrscheinlich   nicht   unerheblich 

tiefer  als  der  Tsade. 
S.  124:  Hattija  Tungur  tiefste  Stelle  der  ganzen  Bahar-el-Ghazal-Mulde. 
S.  660:  Gabberi-  u.  Tummok-Distrikte  südlich  vonBaghirmi  c.  320  m  hoch. 

—  K.  Zöppritz,  Zur  Hypsometrie  von  Ost- Sudan  zwischen 
Suakiu,  Massaua  und  Kassala.  (Petermann^s  Mitth.  1881,  S»  68 ff.) 
Bespricht  die  Grundlagen  für  die  Berechnung  von  barometrischen  Höhen- 
messsungen  in  dem  bezeichneten  Gebiete  und  giebt  die  Resultate  von  16 
Munzinger'schen  Beobachtungen  aus  dem  J.  1864  und  von  einigen  Junker*8chen 
Aneroid  -  Ablesungen  nebst  einer  Kritik  derselben.  Auf  Taf.  3  desselben 
Bandes  der  Mittheilungen  findet  man  die  betreffenden  Zahlen  zum  Theil 
eingeschrieben;    einige    derselben   fallen   ausserhalb  des  Rahmens  der  Karte. 

—  Chartum       (Nilspiegel) 1402  engl.  F. 

Faschoda               „             1446  „ 

Bahr  Gazal           „             1476  „ 

Gondokoro            „             1763  , 

Rageef                  n            1775  „ 

Kerri  „  1819 

Moogie                   „             1821  „ 

Duffli  „ 2053 

Fashelie  (Spiegel*  des  Unjama,  der  in  den  Nil  mündet)  2237  „ 

Lake  Albert  (Seespiegel) 2069  „ 


Die  Fortschritte  in  der  kartog^aphisohen  DarBtellung  Afrika*s.      151 

Shoa  Mom  (Spieg^el  des  Victoria-Nil  oberhalb  der  Mur- 

chison-Fftlle) 2365  engl.  F. 

Fälle  im  Victoria-Nil  zwischen  den  Mnrchison-Fällen  n. 

Foweira 3058        „ 

Foweira  (Nilspiegrel) 3369 

Fatiko 3541         „ 

Bestimmt   von    Oberst  Gordon   u.  Hauptmann  Watson 
1874 — 76  8.  Colonel  Gordon  in  Central  Africa  (London  1881)  s.  442. 

—  9  Höhenmessungen  Buchta's  aus  dem  oberen  Nil-Gebiete, 
berechnet  von  Prof.  Hann  s.  Petermann's  Mitth.   1881,  S.  89. 

—  Felkin's26  Hohenm essungen  längs  seiner  Route  von  Lado 

am    Nile    nach    A'bu    Gurun    am    Molmul,    berechnet    von    Prof. 

Zoppritz  8.  Petermann's  Mittheilungen  1881  ,  III.  S.  114.  Die 
weiteren  Höhen  von  Abu  Gurun  bis  Dara  in  Dar -Für  s.  ebenda  Taf.  IV 
(dieselben  sind  insgesammt  um  llpa  zu  verg^össern  s.  ebenda  S.  114). 

—  Höhenbestimmnngen  des  Dr.  Emin-Bey  zwischen  Lado  und 
Makaraka-Ssugaire.  Von  Prof.  Dr.  K.  Zoppritz  s.  Petermann's 
Mitth.   1881,  S.  347—348. 

—  Tsana-See  in  Abessinien  nach  Rohlfs  1755m  s.  Mitth. 
der  Afrikan.  Gesellsch.  II.  Heft  5,  S.  245. 

—  Gug^wie-Berg  am  Tana-See  2190m  (S.  24), 
Goraf-Berg  ,  „  2134  m  (S.  27). 
Spitze  Tekla  Haimanot  in  Zegi  2074  m  (S.  30). 
Tana-See 1942  m  (S.  32). 

s.  Stecker  in  Mitth.  der  Afrik.  Ges.  in  Deutschi.  III.  Heft  1,  S.  24ff. 

—  Berg  Rava  in  Daraot  (Südabessinien)  nach  Bianchi  4178m 
(Aneroid)  s.  L'Esploratore,  September  1881  und  Petermann's 
Mitth.   1881,  S.  474. 

—  Marchese  Antinori's    barometrische  Hohen   aus  Schoa 

und    von    dem   Wege    von    Tul- Harre    nach   Ankober   (BoUettino 

della  Societä  Geografica  Italiana  1881,  Heft  8,  S.  596). 

Tul-Harre 729m    Hescba,  Wüste 3120m 

Karab 857  m  Berg  Hescha,  nordöstlich  der 

Miülu      782m        Wüste 3169m 

Farrfe 1367m   Dens 2787m 

Schotalit 2350m    Mahal-Uonz 2392m 

Let-Marefii. 2452m    Ankober 3005m 

Fekerii  Gem 3088m 

bei  der  ersten  Festungsmauer. 

—  E.  J.  Southon  15  Höhen  (mit  einem  Aneroid  gemessen)  aus 
dem  nördlichen  Ugogo  enthält  die  kleine  Routenskizze  und  der  dazu 
gehörige  Text  (passim)  in  Proceed.  R.  G.  S.  1881,  Septemberheft, 
S.   547flF. 

—  Kakoma,  Deutsche  Station  in  Ugunda,  Ost- Afrika  c.  1000m  s. 
Mitth.  der  Afrik.  Ges.  in  Deutschi.  III.  Heft  1,  S.  2. 

—  317  Höhenbeobachtungen  J.  Thomson's  von  seiner  Reise 
von  Der-es-Salaam  zum  Njassa-  u.  Tanganjika-See  s.  J.  Thomson, 
To   the   Central   African   Lakes   and   back   (Londou    1881)  Bd.  I. 


152  B.  Kiepert: 

8.  308  —  815  oder  Journal  of  the  R.  Geographica!  Society  Vol.  50, 

S»    268 — 275    (anch  zum  Theil  reproduzirt  in  ^^YerlumdlTiiigen  der  OteB. 
für  Erdkunde  zu  Berlin.  VIII.  S.  275—278). 

—  Kauingina-Berg  (unter  11^^  s.  Br.  am  Westufer  des  Njasaa-Sees) 
c.  5000'  engl.  =  1520  m  (p.  262). 

Thal  des  Rikuru  (etwa  unter   11»  s.  Br.)  c.  3700' =s  1120  m  (p.  263> 
Mount  Waller  (c.  10«  40'  s.  Br.)  4700'  =  1430  m  (p.  265). 
Dorf  Maliwandu  (c.  9«  44'  s.  Br.)  3900'  =  1190m  (p.  266). 
Land  Mambwe  (c.   9^  10'  s.  Br.   zwischen  dem  Njassa-  u.  dem  Tan- 
ganjika-See)  durchschnittlich  4700'=  1430  m  (p.  269). 

Kette  am  Südende  des  Tanganjika  c.  5400'  =  1640  m  (p.  269). 

vgl.  James  Stewart  in  Proceed.  R.  G.  S.   1881,  p.  257ff. 

—  Höhe  des  Plateaus  nördl.  vom  Zusammenflusse  des  Zambesi  und 
Kafiikwe  (zw.  28  0  und  29 »  ö.  L.  Gr.)  3500  engJ.  Fussr=  1067  m  naeb 
Selous  (Proceed.  R.  G.  S.   1881,  p.  170). 

—  Matabele-Land.     Tschakanipan  (22<>  46'  s.  Br.)   3658' =s  1115m. 
Gokwe-Fluss  (Drift;  22»  3'  s.  Br.)  3074'  =  937m. 

Tati  (210  28'  s.  Br.)  3400'  =  1036  m. 

Lee's  Castle  (20®  33'  s.  Br.)  3500'  =  1067m. 

Gubuluwayo  (20»  16'  s.  Br.,  28«  44'  26"  ö.  L.  Gr.)  5342'  =  1627m. 

Martinas  House,  Gubuluwayo,  5347'=  1629  m. 

Goldberg  in  Tati  3400'  =  1036  m. 

Mitge theil t  durch  Pater  Croonenbergh  in  Proceedings  R.  Geogr. 

See.   1881,  p.  178. 

—  Handelsstation  am  Tschobe,  gegenüber  von  Impalera  3213' s=  979m. 
(Proceed.  R.  G.  S.   1881,  p.  209). 

—  Serpa  Pinto 's  Hohenmessungen  sind  reproducirt  in  Peter- 
mann's  Mitth.   1881,  S.  306  f. 

—  Malange  1090,4  m  nach  Lieut.  Wissmann  s.  Mitth.  der  Afrikan. 
Ges.  in  Deutschi.  III.  Heft  1,  S.  79. 

—  Plateau  von  Zombo,  östlich  von  8.  Salvador  (Congo)  2500'  engl. 
s.  Comber's  Karte  in  Proceed.  R.  G.  S.   1881,  Januarheft. 

—  Banza  Ntombo  am  unteren  Congo  1550'  engl, 
Kinkuka  oder  Banza  Mpangu  2100'. 

Crudgington    und    Bentley   in    Proceed.    R.    G.   S.    1881, 

p.  554. 

—  Höhe  des  Plateaus  zwischen  Ogowe  und  Congo  nach  Savorgnan 
de  Brazza  800m.      (Proceed.  E.   G.  S.    1881,  p.  182). 

—  8.  27:  Berg  Oril  am  unteren  Niger  1400'  engl. 
S.  28:  Bida  in  Nupe  450'  engl. 

S.  3J:  Schonga  am  Niger  südl.  von  Rabba  450'. 

Hügel  über  Schonga  650'. 
S.  32:  Idumadschi  650'. 

Zwischen  Idumadschi  und  Sariki  1000'. 

Scharfe  oder  Sariki  1000—1100'. 
S.  33:  Akpado  1400'. 

Iporin  oder  Sansani  1000'. 
S.  34:  Okeoye  1200'. 

Oke  Oschi  1450'. 

lUorin  1000'. 


Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung  Afrika^s.       153 

Nach  Jobn  Milum  in  Proceed.  R.  G.  S.  1881,  S.  26  ff. 
Vgl.  dazu  die  sehr  abweichenden  Höhen  von  G.  Rohlfs  in  Petermann's  Mitth. 
Ergsgsh.  34,  S.  124  und  Taf.  2. 

—  Dumbleton's  Ronte  Survey  der  ^Expedition  to  the  Upper 

Gambia^  enthält  folgende  Höhen:  Bady  50  ^  Damantang  175'.  Pajady 
100'.  Cardy  50*.  Kalashy  150'.  Toobah  200'.  Berge  südlich  von  Too- 
bah  1000'.  Botoknnta  1400'.  Barumba  2900'.  Tulay  2800'.  Laby  2850'. 
Berg  südlich  von  Bantingel  3100'.  Ebene  am  Flnss  Tana  (Zufluss  des  Se- 
negal) c.  1700'.  Fugumba  1800'.  Timbo  2000'.  Unterhalb  Timbo  am 
Senegal  1708'.  Sarifonlah  1400'.  Berge  über  Sarifoulah  2100'.  Höhe  süd- 
lich von  Timbo  2500'.  Dorf  am  Senegal  2000'.  Koomi  2200'.  Höhe  hinter 
Telico  3500'.  Flnss  südlich  derselben  2300'.  Toomanyah  2900'.  Höhe 
südöstlich  von  Toomanyah  3000'.  Tanah  400'.  Tambie  50'.  (Englisches 
Bhiebook  vom  Angust  1881:  Gambia,  Correspoudence  relating  to  the  recent 
ezpedition  to  the  npper  Gambia  nnder  Administrator  Y.  S.  Gonldsbury). 

—  Bayol,   Voyage    au   pays   de  Bamako   sur   le  Haut -Niger 

(Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.     Paris  1881.     7.  Serie.     Bd.  II). 
p.  32:  Medina  am  Senegal  76  m. 

Bafdlabe  am  Senegal  138  m. 
Berg  Mumania  225  m. 
p.  47,  49,  53:  Einige  relative  Höhen. 

p.  53:  Massiv  von  Kita  c.  500m. 

—  Oskar  Lenz,  Hohen  ans  dem  westlichen  Marokko,  der  westlichen 
Sahara  und  dem  westlichen  Sudan  s.  sein  Itinerar  in  ^Zeitschr.  der  Ges. 
f.  Brdkunde  zu  Berlin**  1881.  XVI.  Taf.  11. 


X. 

Die  Militärgrenze  am  Rio  Neuquen. 

Handschriftliche  Mitteilung  des  Oberstlieut.  Fr.  Host  und  seines  Adjutanten 

J.  Bittersbacher. 

Aus  dem  Spanischen  übersetzt. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  II.) 


Vom  Fort  der  4.  Division,  längs  des  Flussbettes  des  Curru- 
leubu,  über  die  Cordillera  del  Viento  in  das  Thal  des  oberen 
Neuquen.  —  Geographische  Bestimmung  des  Ursprunges  des  Eio 
Neuquen  und  Ausmessung  seines  Thaies  bis  zum  Fort  los  Guana- 
cos,  dem  äussersten  rechten  Flügel  der  militärischen  Besetzung  des 
Negro-  und  des  Neuquen-Flusses.  Erforschung  der  nach  Chile 
fahrenden,  zwischen  dem  36.  und  39.  Grad  südlicher  Breite  ge- 
legenen Bergpässe.  —  Besuch  der  internationalen  Militärgrenze 
Chile's  am  Eio  de  Malleco  und  Rückkehr  zum  Fort  der  4.  Division 
über  Cbillan  und  San  Carlos  mit  Übersteigung  der  Cordillera  durch 
den  Fass  des  Buraleubu.  — 


154  Host  und  Bittersbaoher: 

Am  11.  März  dieses  Jahres  (1880)  brach  ich  vom  Fori  auf 
und  stieg  im  Thal  des  Curruleubn,  welcher  1  km  Bttdfich  von 
Fort  sich  in  den  Rio  Neuquen  ergiesst,  aufwärts.  Die  ersten  5  km 
führte  mich  die  Abmessung  des  Weges  durch  ein  enges  Thal,  um 
mich  dann  plötzlich  nach  Westen  zu  dirigieren,  15  km«  Auf  dieser 
Strecke  wird  der  Curruleubu  von  Norden  durch  die  aus  der  La- 
guna  del  Tromen,  welche  am  Fuss  des  erloschenen  Vulkans  „Born 
Mahuida^  liegt,  kommenden  Bäche  Ligeo  und  Ghapodaco  ye^ 
grössert,  von  Süden  her  durch  den  Cliacay  mileque,  der  auf  der 
nahen  Cordillera  entspringt.  Hier  wechselt  das  Thal  wieder  sdne 
Richtung  und  wendet  sich  wieder  nach  Norden,  parallel  mit  der 
Cordillera  del  Viento,  welche  jetzt  die  Wasserscheide  zwischen  den 
beiden  Flüssen  Curruleubu  und  Neuquen  bildet;  ihre  Abflüsse  sen- 
det sie  nach  Osten  dem  Bett  des  ersteren  und  nach  Westen  dem 
des  letzteren  zu.  20  km  weiter  erhält  das  Wasser  des  Cnrndeoba 
auf  seinem  Westufer  einen  Zuwachs  durch  den  Menuco-Bach,  der 
seinen  Ursprung  aus  einem  Strudel  von  zwei  Metern  im  Durchmesser 
hat,  welcher  sich  wie  eine  dichte  Wassersäule  einen  Meter  hoch 
über  die  Oberfläche  der  Quellöffnung  erhebt.  Von  der  Mündung 
des  Chapodaco  -  Baches  an  erweitert  sich  das  Thal  des  Curruleubu, 
das  stellenweise  eine  Breite  von  1  bis  2  km  eiTeicht  und  längs  des 
Flusses  mit  wildem  spanischen  Klee  (alfdlfa  silvestre)  und  Mayin- 
gras*)  bedeckt  ist.  Das  Wasser  des  Flusses  kann  mit  Leichtigkeit 
zur  Bewässerung  und  Nutzbarmachung  des  anliegenden  Landes  für 
den  Ackerbau  verwendet  werden.  Brennholz  ist  reichlich  vorhanden, 
aber  der  Baumwuchs   lässt  vollständig  nach. 

Am  folgenden  Tage  in  aller  Frühe  ritten  wir,  mit  dem  Messen 
des  Weges  fortfahrend ,  den  Curruleubu  weiter  aufwärts  in  der 
Richtung  nach  Norden  am  Fusse  der  Cordillera  del  Viento;  nach 
einem  Marsch  von  4  km  120  m  durchschritten  wir  den  Huincanco- 
Bach,  der  von  Westen  in  den  Curruleubu  liineinfliesst,  ebenso  wie 
nach  1km  870  ni  von  Osten  der  Arroyo  „Chican  Malal",  der 
auf  dem  Berge  „Curru  Mahuida"  entspringt.  Nach  9,375  km 
machte  ich  Rast  beim  Zusammenfluss  des  von  Westen  kommenden 
Tu cuyo- Baches  mit  dem  Curruleubu,  1185m  über  dem  Meeres- 
spiegel, dem  kolossalen  Pelan  Mahuida  gerade  gegenüber,  dessen 
Höhe  ich  auf  meinem  Lagerplan  bestimmte;  das  Ergebnis  war 
3342  m.  Die  ganze  Strecke,  die  ich  vom  Menuco  bis  zum  Tu- 
cuyo  zurückgelegt  habe,  ist  von  chilenischen  Ackerbauern  bewohnt. 
In  geringer  Entfernung,  westlich  von  der  Mündung  des  Tucuyo  in 
den  Curruleubu,  vereinigt  sich  mit  dem  ersteren  der  Arroyo  de 
Molulco,    in    dessen  Thal    ein    Pfad   hinläuft,    der    dann    über  die 


*)  Mayin,  vielfach  als  Viehfutter  dienende  Grasart,   wahrscheinlich  der 
Gattung  DMchlis  angehörend* 


Die  Militttrgrenxe  am  Bio  Kenqnen.  155 

Cordillera  del  Yiento  hinüber  in  das  Flussgebiet  des  Nenqaen  führt. 
Ich  setzte  die  Abmessung  des  Weges  fort  im  Thal  des  Cnrru  lenbu, 
das  stellenweise  so  eng  wird,  dass  der  Pfad  am  Abhang  des  Berges 
hinklettert.  Nach  6  km  500m  überschritten  wir  den  Guarracos- 
Bach  bei  seinem  östlichen  Zosammenfluss  mit  dem  Curruleubu. 
5  km  weiter  trafen  wir  auf  den  Arroyo  de  Pelanco,  der  auf  dem 
Cerro  de  Pelan  Mahuida  entspringt.  In  nördlicher  Eichtung  über- 
sehritten wir  den  Curruleubu  und  nach  5,900  km  einen  von  Westen 
kommenden  Bach.  An  diesem  Punkte  wird  das  Flussbett  bereits 
sehr  eng,  der  Bergabhang  erhebt  sich  senkrecht  über  ihm  und  der 
Pfad  fahrt  von  da  an  steil  am  Östlichen  Abhang  bergan  auf  die 
Höbe  des  Bergrückens  zur  Laguna  de  Pelan  hinauf,  welche  der 
Curru  leubu  selbst  bildet,  indem  seine  Wassermenge  durch  eine 
enge  Schlucht  aufgehalten  wird.  Beim  Austritt  aus  diesem  natür- 
lichen Wasserbecken  bildet  der  Fluss  einen  56  m  hohen  Wasserfall, 
ein  angenehmes  Schauspiel,  dessen  Greräusch  das  Stillschweigen  des 
Todes,  das  in  diesen  Gegenden  herrscht,  unterbricht.  5  km  weiter 
nach  Norden  vereinigt  sich  mit  dem  Curruleubu  von  Westen  her 
der  Arroyo  del  Cajon  grande,  an  dem  wir  zu  dem  Gipfel  der 
Cordillera  del  Viento  hinaufsteigen  werden,  um  von  da  zum  Rio  de 
Malbarco,  einem  Nebenfluss  des  Neuquen,  hinabzusteigen«  Am  Nord- 
rande des  Baches  „el.  Cajon  grande''  habe  ich  eine  32  qm  um- 
fassende, früher  von  den  Indianern  bewohnte  Höhle  gefunden,  welche 
die  Chilenen  „cäsa  de  piedra''  (Steinhaus)  nennen.  Bis  hierher 
schlängelt  sich  der  Curruleubu  von  seiner  Quelle  an  am  südlichen 
Abhang  des  Domujo-Berges  hin,  eines  hohen  über  die  Cordillera 
hervorragenden,  vom  „Steinhaus''  15  km  entfernten  Gipfels,  wie  ein 
brausender  Mühlbach  mitten  durch  ein  Thal  von  senkrechten  Felsen, 
welche  ihre  Basis  im  Wasser  des  Flusses  haben,  und  erhält  von  den 
Höhen  zu  beiden  Seiten  unzählige  unbedeutende  Zuflüsse.  Die 
Vegetation  ist  schon  sehr  kümmerlich  und  hört  in  der  Gegend  des 
Domujo  ganz  auf.  Die  Cordillera  del  Viento,  ein  Seitenzweig  der 
Anden,  trennt  sich  von  diesen  unter  36°  20'  südl.  Br.  und  70^  45' 
westl.  L.  von  Greenwich  oder  12^  24'  45"  westl.  vom  Meridian 
von  Buenos- Ayres  und  erstreckt  sich  parallel  mit  ihnen  nach  Süden 
bis  37®  24'  südl.  Br.,  wo  sie  in  die  Hochebene  von  Malal  Caballo 
ausläuft;  hier  bahnte  sich  der  Neuquen  einen  Ausweg  aus  den  Anden. 
Das  Wasser  desselben  bespült  von  seiner  Quelle  an  im  Osten  den 
Fuss  der  „Cordillera  del  Viento"  und  im  Westen  den  Fuss  der 
Anden,  bis  er  seinen  Lauf  nach  Osten  nimmt  und  nun  Malal  Ca- 
ballo im  Norden  und  Pico  Mahuida  im  Süden  lässt. 

Von  der  Quelle  des  Curruleubu  kehrte  ich  nach  dem  „Stein- 
haus" zurück  und  ging  von  dort  aus  nordwestwärts  am  Bach  des 
„Cajon  grande"  hin  sanft  bergan  auf  einem  grünen  Mayingrasteppich 
6  km  bis  an  den  Fuss  des  über  den  Gipfel  der  Cordillera  del  Viento 


156  Host  nnd  Bittersbacher: 

führenden  steilen  Pfades.  Diesen  erklommen  wir,  5  km,  und  be- 
fanden uns  nun  2547  m  über  dem  Meeresspiegel.  Zu  unseren  Füssen 
erblickten  wir  in  einer  fast  senkrecht  unter  uns  liegenden  Tiefe  Ton 
800m  die  schöne  ^Laguna  de  Atreuco^,  an  deren  Nordrand  uns 
der  Pfad  in  das  Thal  des  Atreucobaches  führt,  welcher  der  Abflius 
des  Sees  ist  und  20.  km  weiter  westlich  mit  dem  Rio  Malbarco  zn- 
sammenfliesst,  um  mit  ihm  vereinigt  in  den  Neuquen  za  münden 
unter  36^45'  sOdl.  Br.  und  70^48'  west.  L.  von  Greenwich  oder 
12*^  26' 45"  westl.  vom  Meridian  von  Buenos- Ajres. 

Das  Thal  des  Atreuco    ist  von  chilenischen  Familien  bewohnt, 
welche  im  Sommer  ihre  Herden  oben  im  Gebirge  weiden.     Ich  habe 
viele  Grottenbildungen   in  den  Kalkfelsen  des  Atreucothals  gesehen, 
in  welchen  schöne  Krystallisationen  erhalten  sind.     Die  Grotten  die- 
nen den  Hirten  zur  Wohnung   und  den  Winter  hindurch  bewahren 
sie    in    denselben    ihre    ärmlichen    Geräthschaften ;    denn   alle   diese 
Gegenden  sind  dann  mit  Schnee  bedeckt  und  die  Hirten  ziehen  sieh 
mit   ihren  Herden   in  die  tieferen  Thäler  zurück,   um  sie  im  Früh- 
ling wieder  zu  jenen  Höhen  hinauf  zu  treiben.  —  Nach  einem  MarBch 
von    20  km    in    westlicher  Richtung    erreichten    wir   das   Thal    des 
wasserreichen,    rauschenden  Bio  de  Malbarco   5  km   oberhalb   sanes 
Zusammenflusses  mit  dem  Neuquen  und  campierten  auf  dem  Landgut 
des  Chilenen  Don  Francisco  Mendez  de  Urejola,   welcher    sich   vor 
unserer  Okkupation  den  Besitz  dieser  Ländereien  von  dem  Indianer- 
stamm der  Pehuenches  erwarb  und  heute,  wie  alle  übrigen  Chilenen, 
die  Landbesitz  in  jener  Gegend  haben,  dem  von  unserem  „Supremo 
Gobiemo^    dort    eingesetzten   Nationalkommissar   Abgaben  (tataje?) 
bezahlt.     Die  Herden  jeder  Art,    welche  in  dem  Thal  und  auf  den 
Höhen  des  Malbarco  weiden,    umfassen    wohl  gegen  20  000  Stück. 
Als  ich  auf  dem  Landgut  am  Malbarco,  welches  „Latigo   viego" 
(alte  Peitsche)  heisst,    ankam,    war   man   dort   mit    der  Weizenemte 
beschäftigt.     Er  war  von  sehr  guter  Qualität,  und  mich  versicherte 
der  Guts  Verwalter,    dass  das  Getreide  dort  2  5  fältige  Frucht  bringe. 
Ich  fand  etwa   100  Arbeiter  beisammen,  lauter  Chilenen;  sie  zeigten 
mir    den   Ernteertrag   der  Frigoles  (eine  Art  brauner  Bohnen),    der 
Platterbsen    (alberjas,  wohl  nur  andre  Form   für  arvejas?)   und   des 
Weizens;    alles  war  von  vorzüglicher  Qualität;    es  fehlte  ihnen  nur 
noch,    den  Ertrag    der  Kartoffelernte   zusammen  zu  bringen.      Käse 
und  Butter,    welche  in  diesen  Gegenden  bereitet  werden,    sind  von 
bester   Qualität;    ich   habe    sie    probiert,    sie    werden    in    Chile    bis 
zu   15  Pesos  per  Centner   verkauft.      Alle    diese   chilenischen  Kolo- 
nisten, die  etwa  1000  Personen  zusammen  zählten,  leben  mit  ihrem 
Besitz    auf  einer    Fläche    von  480  Quadratleguas ;    man    sagte    mir 
aber,    dass   vor  unserer  Okkupation    dreimal    so  viel   Bewohner    da 
waren,  welche  infolge  irgend  einer  unbegründeten  Furcht  sich  nach 
Chile  zurückbegaben.      Auf  dieser   Bodenüäche   säen    die   Chilenen 


Die  Militärgrenze  am  Rio  Neuquen.  157 

und  verbringen  den  Sommer  und  Winter  in  Malbarco;  im  Frühling, 
wenn  der  Schnee  auf  den  Höben  schmilzt  und  die  Weiden  wieder 
frei  werden,  steigen  sie  mit  ihren  Herden  hinauf,  am  dort  auch  zu 
8&en,  zu  melken,  Käse  zu  machen;  und  nachdem  sie  ihre  Saat  ein- 
geerntet haben,  ziehen  sie  sich  mit  ihren  Herden  und  dem  Ertrag 
der  Ernte  in  die  tieferen  Th&ler  der  Cordilleren  zurück.  Dies  ge- 
schieht immer  gegen  Ende  des  März,  so  dass  ihnen  die  nötige  Zeit 
bleibt,  w&hrend  des  ganzen  April  ihre  ländlichen  Produkte  auf  die 
Märkte  Chile's  zu  bringen  und  zu  ihren  Hütten  zurückzukehren,  um 
sich  mit  ihren  Winterarbeiten  zu  beschäftigen,  ehe  die  Cordillere 
abgeschlossen  wird,  d.  h.  ehe  sich  die  Pässe  mit  Schnee  bedecken. 
Wir  überschritten  den  Rio  Malbarco,  der,  obwohl  er  tief  und 
reissend  ist,  doch  nur  eine  aus  Holz  und  Bohr  gebaute  Brocke  hat, 
über  welche  ich  nicht  hinüberzugehen  wagte.  Wir  stiegen  auf  eine 
Hochebene,  welche  das  Thal  des  Malbarco  vom  Flussbett  des  Neu- 
quen scheidet,  und  nachdem  wir  8  km  auf  dieser  gewandert  waren, 
stiegen  wir  auf  einem  holprigen  Bergpfad  zum  „Arrroyo  de  Flore s^ 
hinab,  gerade  bei  seiner  Mündung  in  den  Neuquen.  Der  Arroyo  de 
las  Flores  (Blumenbach),  an  dessen  Ufern  ich  keine  Blume  gesehen 
habe,  dient  einer  Kornmühle  als  bewegende  Kraft.  Diese,  wenn  auch 
ziemlich  einfache  und  ländliche  Mühle  ist  für  jene  Gegenden  doch 
so  vorzüglich,  dass  sie  alle  Bewohner  der  genannten  Cordilleren 
mit  Mehl  versieht.  Sie  malt  12  Fanegas  Weizen  in  24  Stunden, 
was  mehr  als  hinreichend  ist,  um  der  Bevölkerung,  welche  sie  be- 
nutzt, reichlichen  Vorrat  an  Mehl  zu  liefern.  7  km  760  m  weiter 
nördlich  gelangten  wir,  indem  wir  die  Abmessung  des  Weges  an 
dem  westlichen  Kande  des  Neuquen,  den  wir  bei  der  Mündung  des 
Floresbaches  durchwateten,  zu  „los  Boblecillos**,  wo  der  National- 
kommissar, der  Herr  Don  Benjamin  Belmonte,  den  Sommer  zubringt. 
Los  Roblecillos  ist  ein  schöner  Platz  mit  viel  Weide  und  einem 
qnellreichen  Eichenwald  (bosque  de  robles)  und  liegt  unter  36**  37' 48" 
südl.  Br.  und  70«  50'  westl.  L.  von  Greenwich  oder  12" 29' 45" 
westl.  vom  Meridian  von  Buenos -Ayres  und  1375  m  über  dem 
Meeresspiegel  am  Fuss  der  Cordillera  de  los  Andes.  Die  Ent- 
fern ang  vom  Fort  der  4.  Division  bis  zu  den  Eoblecillos  beträgt 
158km  157  m.  —  Von  los  Roblecillos  stieg  ich  zum  Ursprung  des 
Neuquen  hinauf;  es  ist  die  Laguna  de  Malbarco,  gelegen  unter 
36®  38'  südl.  Br.,  70"  46'  west.  L.  von  Greenwich  oder  12  <>  25'  45" 
westL  vom  Meridian  von  Buenos -Ayres  und  2131  m  über  dem 
Meeresspiegel.  Der  See  hat  zwei  Abflüsse,  der  südliche  ist  der 
Ursprung  des  Malbarcoflusses,  der  westliche  der  des  Neuquen^  wel- 
cher unter  dem  Namen  Ohenque  zwischen  senkrechten  Wänden 
von  Granitfelsen  15  km  nach  Westen  fliesst,  unter  36^32'  südl.  Br. 
und  70^  55'  westl.  L.  von  Greenwich  oder  12^  34'  45"  westl.  vom  Me- 
ridian von  Buenos- Ajres  sich  mit  den  Bftchen  Chane  uud  P  ^Viu^Ti^Vk^ 


158  Host  nnd  Rittersbacher: 

vereinigt  und  nun  den  Namen  Bio  Neuqnen  annimmt.  Wenn  man 
im  Thal  des  Chane  vor  seiner  Vereinigung  mit  dem  Chenque  imd 
Pehnenche  an  in  der  Richtung  nach  Norden  45  ^  westl.  20  km 
weiter  wandert,  so  überschreitet  man  bei  der  ^Laguna  delSaco**, 
2553m  über  dem  Meeresspiegel,  den  Pass  gleichen  Namens  (2420 m), 
weicher  nach  der  Stadt  Linares  in  der  Republik  Chile  fahrt. 

Nach  Vereinigung  der  Bäche  Chenque,  Pehuenche  und  Chafie 
zu  einem  Fluss  wendet  der  Neuquen  seinen  Lauf  nach  Süden  und 
nimmt  nach  7km  400m  von  Westen  den  Bach  Cadriano,  2km 
900  m  weiter  den  Chorillosbach,  nach  800  m  von  Osten  den 
Arroyo  de  Leche  und  nach  5km  500m  den  Rio  Belmonte  (wieder 
von  Westen)  oder,  wie  ihn  die  Chilenen  nennen,  Pichi-Nenquen  (Neu- 
quen Chico,  der  kleine  Neuquen)  auf;  deriselbe  entsteht  aus  dem  Ab- 
fluss  der  Laguna  Navareta,  die  unter  36"  18'  südl.  Br.,  70®  50' 
westl.  L.  von  Greenwich  oder  12®  29'  45"  westlich  vom  Meridian 
Buenos- Ayres  liegt.  Der  Pass  gleichen  Namens,  2321  m  über  dem 
Meerespiegel,  fiihrt  über  den  Vulkan  Longa  vi  nach  dem  Städtchen  el 
Parral  in  Chile.  Der  Rio  Belmonte  nimmt  von  Süden  den  nüt  dem 
Mariposa  und  Pasos  verbundenen  kleinen  Fluss  •  Alegre,  von  Nor- 
den die  Bäche  Molino,  Pinquenenes  und  Resago  auf.  Die  Thftler 
des  Rio  Belmonte  und  seiner  Nebenflüsse  wurden  durch  Herden  ans 
Chile  belebt,  welche  dort  den  Sommer  zubrachten.  Nach  der  Ver- 
einigung des  Rio  Belmonte  mit  dem  Neuquen,  welche  unter  36*^  35' 
südl.  Br.  und  70®  55'  westl.  L.  von  Greenwich  oder  12®  24' 
westl.  L.  vom  Meridian  von  Buenos- Ayres  stattfindet,  kann  der 
Neuquen  zu  der  Kategorie  der  Flüsse  gerechnet  werden;  sein  Bett 
erstreckt  sich  am  Fuss  der  Anden  hin  nach  Süden,  ohne  seinen 
Lauf  zu  ändern  bis  zu  37®  18'  südl.  Br. ;  5  km  von  Belmonte  nimmt 
der  Neuquen,  auch  von  Westen,  den  kleinen  Bach  (estero)  los  Ro- 
blecillos  auf.  Vom  Gipfel  der  Anden  bis  nach  los  Roblecillos  sind 
die  Thäler  des  Neuquen  und  seiner  Nebenflüsse  von  chilenischen 
Familien  bewohnt,  die  in  diesen  Gegenden  den  Sommer  zubringen 
vom  Oktober  bis  Mitte  April;  ihre  Herden  weiden  hier  in  einem 
wahren  Blumengarten.  Indem  ich  meine  Messungen  im  Thal  des 
Neuquen  fortsetzte,  stiess  ich  nach  7  km  800  m  auf  den  von  Westen 
einmündenden  Fraguabach;  hier  beginnen  schon  die  Winterquartiere 
der  chilenischen  Colonisten,  welche  an  den  beiden  Ufern  des  Neu- 
quen und  an  den  Ufern  des  Fraguabaches  weite  Korn-  und 
Erbsenfelder  besitzen.  15  km  vom  Fraguabach  weiter  nach  Süden 
strömt  von  Osten  der  wasserreiche  Rio  de  Malbarco  mit  starkem 
Gefälle  in  den  Neuquen;  über  jenen  hat  der  Herr  Mendez  de  üre- 
jola,  5  km  vom  seiner  Vereinigung  mit  dem  Neuquen,  eine  Hols- 
brücke  an  einer  nur  12  m  breiten  Stelle  gebaut,  um  sich  den  Ver^ 
kehr  mit  seinen  Weideplätzen,  die  er  an  der  Ostseite  des  Neuquen 
besitzt,    zu    erleichtern.     Denn  der   Malbarcofluss    ^währt    nur   id 


Die  Militärgrenze  am  Rio  Nenqnen.  159 

den  Herbstmonaten  März  und  April  eine  sichere  Fnrt.  Die  schwefel- 
haltigen Bäder  des  Rio  Malbarco  sind  in  Chile  sehr  berühmt  für 
die  Heilung  der  Haut-  und  syphilitischen  Krankheiten;  ich  habe 
viele  Kranke  mit  sehr  gutem  Erfolg  dort  baden  sehen. 

Nicht  weit  vom  Fraguabach  engt  die  Cordillera  den  Neuquen 
in  ein  schmales  Bett  ein,  und  der  Grund  der  von  den  Felsen  ge- 
bildeten Wände  ist  vom  strömenden  Wasser  des  Flusses  wie  zer- 
fressen. Der  holperige  Pfad  wendet  sich  nach  S.  30"  westl.  und 
entfernt  sich  4  bis  10  km  vom  Bett  des  Flusses,  um  ihn  nicht  wie- 
der zu  treffen  bis  zur  ,,6uarnicion  de  los  Guanacos'^,  bei  der  Mün- 
dung des  Earinleubu  in  den  Neuquen,  unserem  äussersten  rechten 
FlOgel  am  Fnss  der  Grenzlinie  gegen  die  Republik  Chile.  10  km' 
vom  Arroyo  de  Fragua  kamen  wir  zu  dem  tiefen  Thal  des  west- 
lichen Nebenflusses  des  Neuquen ,  Curamileubu,  und  indem  wir 
mit  grosser  Beschwerde  die  Barranca  vom  Südrande  des  Flusses 
aoB  hinaufstiegen,  befanden  wir  uns  auf  einem  Plateau  mit  einem 
grünen  Weideteppich,  das  wir  überschritten,  um  in  dem  „Puesto  de 
lo6  Llanos^  14Ö4  m  über  dem  Meeresspiegel  Rast  zu  machen,  wo 
Mr.  Price  seine  SchafzÜchtereien  hat.  Am  Curamileubu  nimmt  das 
Besitztum  des  Mr.  Price  seinen  Anfang  und  dehnt  sich  nach  Süden 
43  km  bis  zum  Arroyo  de  Cayante,  einem  Zufluss  des  Rio  Nahueve, 
aus;  durch  eine  imaginäre,  von  da  nach  Westen  bis  zum  Gipfel  der 
Cordillera  laufende  Grenzlinie  und  im  Osten  durch  den  Neuquen 
wird  80  ein  Gebiet  von  1075  qkm  umfasst,  auf  welchem  7000  Rin- 
der, 10  000  Lincolnschafe  und  Hunderte  von  Stuten  weiden.  In 
südlicher  Richtung  parallel  mit  dem  8  km  entfernten  Neuquen  fuhr 
ich  mit  der  Messung  auf  sehr  unebenem  Terrain  fort  bis  zum  Ran- 
quileubu,  den  wir  nach  4  km  200  m  Überschritten,  ebenso  wie 
nach  2  km  600  m  einen  andern,  Fragua  heissenden  Bach,  einen 
Nebenfluss  des  Ranquileubu.  Vereinigt  vergrössern  sie  das  Bett 
des  Neuquen.  Nach  2  km  400  m  gelangten  wir  zum  Puesto  de 
los  Pacos  und  nach  11  km  600m  zum  Puesto  del  Monte  de 
los  Ovejas,  einem  schönen  Fruchtgefilde.  Auf  dieser  Strecke 
fliessen  in  den  Neuquen  auf  seiner  Ostseite  von  der  Cordillera  del 
Yiento  herab  die  Flüsse  Manzanaco  uud  Butalon.  Von  dem 
Felde  des  „Monte  de  las  Ovejas^  (Schafberg),  wo  der  Bach  „la 
Bodega^  entspringt,  steigen  wir  längs  dem  Ufer  desselben  zum 
Thal  des  wasserreichen  Rio  Nahueve  hinab,  den  wir  nach  3  km 
400  m  an  dem  Punkte  erreichen,  wo  er  den  Bodegabach  aufnimmt. 
Dieser  ansehnliche  Fluss  entsteht  aus  dem  Abfluss  des  unter  36^ 
48'  südi.  Br.  und  71®  west.  L.  von  Greenwich  oder  13«  38'  45" 
westl.  vom  Meridian  von  Buenos- Ayres  gelegenen  Laguna  Pa- 
lauquen.  Der  Pass,  der  denselben  Namen,  wie  der  See,  hat, 
führt  in  wenig  Stunden  2179  m  über  dem  Meeresspiegel  zum  nahen 
Thal  des  Rio  Nuble  nach  „los  Robles'^  und  von  da  iia<i\iC\x^* 


X60  Host  und  Rittersbacher: 

lan  und  San  Carlos  in  Chile,  ein  sehr  guter  Weg.     Von  der  Mün- 
dung des  Bodegabaches  nimmt  der  Nahneve  den  kleinen  Flnss  Burra- 
leubn  auf,  den  Abfluss  der  Laguna  de  Trelles.    An  ihnen  fCQurt 
ein    sehr   guter  Weg   auch  zum  Thal  des  Rio  Nuble   und  vereinigt 
sich    bei    den   Bobles    mit    dem   Palauquenpass.     Vom   Bodegabach 
an  fuhr   ich   mit   der   Messung  längs    dem   Ostrande    des    Nahueve 
fort,    der    von    hier   an    eine   dem  Neuquen   parallele  Richtung  bat, 
und  nach  4  km    300  m   kamen   wir   zu    ^los   Mallines'',    einem  Gut 
des  Mr.  Price.     Mallin  gegenüber  am  westlichen  Ufer  des  Nahueve 
besuchte  ich  einen  grossen  Felsstein,  der  eine  enorme  Wassermenge 
aus    allen   seinen  Poren  ausströmt  und  von  den  Chilenen  „Piedra 
meona''  (der  wasserlassende  Stein)   genannt  wird.     Indem  wir  un- 
sern  Weg   am  Ufer  des  Nahueve  fortsetzten,  kamen  wir  nach  2  km 
700  m  zum  „Cerro  Negrete**,  der  sich  senkrecht  über  den  Uferrand 
des  Flusses  erhebt.     Wir  übersteigen  den  Berg,    2  km  400  m,  und 
reiten   dann   durch   den  Fluss,   der   103  m  breit  und  86  cm  tief  ist, 
um   nach    3  km  100  m   in    den    „Caripiles^,    einem  Landgut   des 
Chilenen    Don   Filoteo    San    Martin,    Rast    zu    machen.     In    einem 
schönen   Garten   mit   107   laubreichen   Apfelbäumen,    deren   Zweige 
sich  unter  der  Last  der  Äpfel  bogen,   liess  ich  absatteln.     Die  Fa- 
milie San  Martinas  war  mit  dem  Abpflücken   der  Äpfel  beschäftigt, 
welche  von  vorzüglicher  Qualität  waren;  man  credenzte  uns  einen  aus 
Apfelmost  bereiteten  Trank,    der   von   sehr  gutem  Geschmack   und 
vor  allem  sehr  erfrischend  war,  denn  es  war  den  ganzen  Tag  sehr 
heiss.     Das  Thal  des  Nahueve  hat  auf  der  Strecke,    die   ich  heute 
zurückgelegt    habe,    eine   Breite    von    500  m    und   ist   mit  üppigen 
Mayingrasfeldern  versehen,  auf  denen  Hunderte  von  Kühen,  Stuten, 
Hengsten  und  Schafen  weiden.     Vom  Landgut  „los  Caripiles'',  dem 
Ufer  des  Nahueve  in  südlicher  Richtung  folgend,   überschritten  wir 
nach     einem    Kilometer    den    Arroyo    de   Guaraco,     einen    Zu- 
fluss   des  Nahueve.     Nach   1  km  200  m  ritten  wir  über  das  Brach- 
feld   oder    „Mayin    de    los    Cariros**.     Da    die    Cordillera    den 
Fluss  hier  in  ein  schmales  Bett   einengt,    so  wendet  sich  der  Pfad 
aufwärts   nach    dem    Gipfel   eines    weidereichen    Plateaus,    das    den 
Namen    „Mallin  de   las  Yeguas"    trägt,    4  km  400m.     Diesem 
Platz    gegenüber  vereinigt   sich    der  von  Osten   kommende  Arroyo 
de   Cayante    mit    dem    Nahueve.     Nach    einem   Kilometer    durch- 
schneidet  das   Plateau  von   Westen    nach    Osten  in    tiefem    Grande 
der   Arroyo    de   Tubunco,    um   in   geringer  Entfernung    von  da 
dem  Nahueve  zuzufliessen.     Wir  überschritten  die  Barranca,  stiegen 
am  Südrande  des  Tubunco  wieder  hinauf  und  gelangten  nach  2  km 
500m    zu   dem   Puesto    de   Espinal.      Von  hier   an    wendet  der 
Nahueve   sich   schroff  nach  Osten   und   vereinigt  sich,    nachdem   er 
noch  mit  dem  Ligleubu  zusammengeflossen  ist,  mit  dem  Neuquen. 
Diesen  letzten  nimmt  er  580  m  vor  seiner  Mündung  in  den  Nenquen 


Die  Militärgrenze  am  Rio  Nenqnen.  161 

auf  unter  37®  9'  südl.  Br.  und  70^  32'  westl.  L.  von  Green  wich 
odar  12®  11'  48"  westl.  vom  Meridian  von  Buenos -Ayres.  Vom 
Espinal  stiegen  wir  3  km  800  m  zum  Ligleubu  hinab.  Durch  sein 
Thal  fahrt  ein  recht  guter  Weg,  der  Pass  Butamajin,  in  das  Thal 
des  Rio  de  ia  Poleura  in  Chile  und  von  da  nach  Antuco  und  Chillar; 
auf  diesen  werde  ich  später  zurückkommen.  Vom  Ligleubu  aus  er- 
reichte ich  nach  5km  600m  das  Thal  des  Earinleubu  und  nach- 
dem ich  nun  noch  1km  am  Nordrande  des  Flusses  bergab  gestiegen 
war,  befand  ich  mich  in  dem  Fort  ^Guanacos^,  unserm  letzten 
Militärposten  und  dem  äussersten  rechten  Flügel  der  Occupatious- 
linie  an  den  beiden  Flüssen  Negro  und  Neuquen. 

Das  Fort  Guanacos  ist  am  Nordrande  des  Rarinleubu  angelegt 
worden,  2  km  500  m  vom  Zusammenfiuss  mit  dem  Neuquen  und 
30km  weit  von  dem  Gipfel  der  Anden  entfernt.  Ich  habe  dem  Fort 
den  Namen  „los  Guanacos"  gegeben  zur  Erinnerung  an  den  Stamm 
der  Araucaner  gleichen  Namens,  welcher  die  Thäler  des  Rarinleubu 
und  des  Ligleubu  bewohnte  bis  zur  Ankunft  der  4.  Expeditionsdivi- 
sion am  Neuquen.  Das  Fort  beherrscht  die  Wege,  welche  durch 
die  Pässe  Antuco  und  Butamayin  nach  Chile  führen,  ebenso  die 
Strasse,  welche  von  Süden  her  am  Fuss  der  Anden  hin  zu  den 
oben  beschriebenen  Ackerbau-  und  Viehzuchtniederlassungen  der 
Chilenen  fuhrt.  Die  Besatzung  des  Forts  „los  Guanacos^  hat  schon 
oft  wiederholte  Angriffe  der  Pehuenches,  welche  diese  Übergangs- 
stelle gewaltsam  in  Besitz  zu  nehmen  versuchten,  um  von  da  die 
chilenischen  Niederlassungen  auf  argentinischem  Gebiet  zu  über 
fallen,  blutig  zurückgewiesen.  Als  geographische  Lage  des  Fort- 
ergiebt  sich  37 »  14'  34"  südl.  Br.,  70»  33'  30"  westl.  L.  vons 
Green  wich  oder  12**  13'  15"  westl.  vom  Meridian  von  Buenos- 
Ayres  und  972  m  über  dem  Meeresspiegel.  Auf  der  Strecke  von 
den  Caripiles  bis  zum  Rarinleubu  fliessen  dem  Neuquen  von  Osten 
folgende  an  den  westlichen  Abhängen  der  Cordillera  del  Viento 
entspringende  Bäche  zu:  der  Huincanco,  Guaraco,  Malalcaballo 
Colo  und  Millanchico.  Setzt  man  seinen  Weg  nach  Süden  fort, 
so  trifft  man  6  km  200m  von  dem  Fort  Guanacos  auf  den  Rio 
Rinquileubu,  der  aus  zwei  Quellen  am  Cerro  de  Pichachen 
entspringt  und  sich  in  den  Neuquen  ergiesst,  nachdem  er  selbst 
folgende  kleine  Flüsse  aufgenommen  hat:  von  Norden  den  Trap- 
lenbu,  Guanleubu  und  Moncol,  von  Süden  den  Nirileubu, 
Gayaque,  Chacaycö  und  den  mit  dem  Picunleubu  vereinigten 
Trocoman,  der  im  ^valle  de  las  Damas''  seinen  Ursprung 
bat.  Durch  das  Thal  des  Rinquileubu  führt  der  Weg  über  den 
Antncopass  in  das  Thal  des  Rio  de  la  Laja  in  Chile.  Bei  der 
Mündung  des  Rinquileubu  in  den  Neuquen  wendet  dieser  sich  schroff 
naeh  S.  60^  östl.  bis  zu  dem  am  Ostufer  des  Curruleubu  bei  seiner 

ZeitMhr.  d.  GeieUseh.  f.  Brdk.  Bd.  XVIL  H 


162  Host  und  Rittersbacher: 

Mündung  in  den  Neuqurn  gelegenen  Fort  der  4.  Division,  um  von 
da  seinen  Lauf  durch  ein  sehr  enges  Thal  sQdostwärts  zu  nehmeD, 
186  km  500  m  bis  zum  „Paso  de  los  Indios**.  Vom  Paso  de 
los  Indios  ändert  er  seinen  Lauf  bis  Langhelo  62  km  nach  Nord- 
osten, um  dann,  in  südöstlicher  Richtung  fliessend,  114  km  400m 
von  Langhelo,  mit  dem  Limay  zusammenznfiiessen,  mit  welchem  ver- 
einigt er  den  Rio  Negro  bildet  unter  34**  49'  20"  sudl.  Br.  und 
68^  24"  westl.  L.  von  Greenwich  oder  9®  40'  9"  westl.  vom 
Meridian  von  Buenos-Ayres.  Von  der  Mündung  des  Rinqaileubn 
bis  zu  der  des  Limay  nimmt  der  Neuquen  von  Norden  keine  an- 
dern Nebenflüsse  auf,  als  den  Curruleubu  unter  37**  26'  45"  südl.  Br. 
und  69**  50'  westl.  L.  von  Greenwich  oder  11**  29'  45"  westL 
vom  Meridian  von  Buenos-Ayres ,  und  nach  diesem  1 9  km  500  n 
weiter  den  Arroyo  de  Tilgue,  die  übrigen  sind  ein  paar  sehr 
unbedeutende  Bächlein  (esteros).  In  der  Richtung  von  Süden  nach 
Norden  folgen  auf  den  Rinquileubu  als  Nebenflüsse  des  Neuqaea 
die  Flüsse  Quitalechecura,  Treuco,  Butaleubu,  Raquico, 
Chiuquico,  Taquimilan,  von  Westen  der  aus  den  Bächen  Co- 
munelo,  Ooinepille,  Pichiague  und  Moluchenco  gebildete 
Pichi-Neuquen.  Der  grösste  Nehenfluss ,  der  nicht  weniger 
wasserreich  als  der  Neuquen  selbst  ist,  ist  der  Maculeubu  oder 
Rio  Agrio,  welcher  auf  den  Anden  entspringt  und  seine  Quellb&ehe 
zwischen  den  beiden  Vulkanen  Copahue  und  Trolope  hat  unter 
37**  45'  südl.  Br.  und  71**  22'  westl.  L.  von  Greenwich  oder  13* 
1'  45"  westl.  vom  Meridian  von  Buenos-Ayres.  Seine  erste  Rich- 
tung geht  ostwärts  bis  an  den  Fuss  des  schönen  Feldes  von  ünor- 
quin,  wo  er  sich  mit  einer  plötzlichen  Kurve  unter  37^  36'  südl  Br. 
und  70°  17'  30"  weptl.  L.  von  Greenwich  oder  11**  56'  45" 
westl.  vom  Meridian  von  Buenos-Ayres  105km  nach  Süden  wendet; 
von  da  ändert  er  wieder  seinen  Lauf  nach  Osten  und  vereinigt  sich 
mit  dem  Neuquen  bei  Chipahue,  nachdem  er  von  der  Cordillera 
wasserreiche  Zuflüsse  aufgenommen  hat,  unter  38**  20'  11"  südl.  Br. 
und  69**  30"  westl.  L.  von  Greenwich  oder  11**  9'  45"  westl. 
von  Buenos-Ayres,  Die  Wasseradern  des  Rio  Agrio  sind  von  den 
Anden  her:  der  Huainchico,  Onunaco,  Colulo,  Hualeopehuen, 
Pichinco,  Loncopue,  Pelancö,  Malla,  Indico,  Querin- 
chenque,  Cudigtte,  Loanco  und  Pelanpenco,  von  Osten  her 
der  Curr  Gurr  Malal,  Ranquilco,  Campana  und  von  Norden 
der  mit  dem  Trabuncura  znsammenfliessende  Quin  tu  ca.  Ich 
habe  noch  keinen  schöneren  und  lieblicheren  Landstrich  in  der 
argentinischen  Republik  gesehen,  als  das  Thal  des  Rio  Agrio  und 
die  herrlichen  Thäler  seiner  Nebenflüsse,  besonders  das  grosse  Feld 
ünorquin,  welches  die  Residenz  der  königlichen  Familie  der  Pe- 
huenches  gewesen  ist.     Die  Cordilleren  von  Pichach en,  Copahnei 


Die  Militärgrenze  am  Bio  Nenqnen.  X63 

Trolope,  Callagai  und  Longuimay  senden  nach  Osten  eine 
reiche  F&Ue  von  Wasser,  das  sich  alles  schliesslich  in  den  Rio  Nea- 
qaen  ergiesst. 

23km  500m  südöstlich  von  der  Mündung  des  Rio  Agrio  in  den 
Neaquen  nimmt  der  Neuquen  von  Westen  den  letzten  Nebenfluss, 
nämlich  den  Lubunco-Bach  auf,  der  sich  mit  ihm  unter  38^  29'  19/ 
südl.  Br.  und  69®  13'  40"  westl.  Lange  von  Green  wich  oder  10° 
53'  25"  westl.  vom  Meridian  von  Buenos-Ayres  vereinigt. 

In  dem  Fort  ^los  Guanacos^  beschloss  ich,  von  den  beiden 
Pftssen  Butamayin  und  Antuco,  welche  in  das  Thal  des  Rio  Laja 
and  nach  der  Stadt  Antuco  in  Chile  führen,  zuerst  den  von  Buta- 
mayin zu  erforschen.  Ich  fuhr  nun  vom  Fort  aus  mit  der  Messung 
fort  durch  das  Thal  des  Rarinleubn  über  schöne  Mallingrasweiden, 
in  der  Richtung  nach  S.  74^  westl.  8  km  bis  zu  einem  „la  puerta 
del  Potrero**  genannten  Ort,  welches  ein  Engpass  in  demselben  Thal 
ist,  das  weiterhin  wieder  breiter  wird,  und,  bis  zum  Ursprung  des 
Flusses  von  hohen  Bergen  eingeschlossen,  einen  natürlichen,  durch 
üppigen  Gras  wuchs  ausgezeichneten  Weideplatz  bildet.  Bei  der 
Paerta  verlicss  ich  den  Rarinleubu,  stieg  die  Thalschlucht  am 
Nordrande  des  Flusses  hinaaf  und  befand  mich  nun  auf  einem  Pla- 
teau mit  guter  Weide,  um  von  da  zum  Thal  des  Ligleubu  hinab- 
zuBteigen,  das  wir  nach  7  km  500  m  erreichten.  Der  Pfad  fühi-te 
ons  aufwärts  im  engen  Thal,  ohne  Vegetation,  nur  am  Rande  des 
Flusses  und  am  Ufer  seiner  Nebenflüsse  habe  ich  geringen  Gras- 
wnchs  gefunden.  Die  Nebenflusse  sind  die  Bäche  el  Manzano 
und  el  Colgado  vom  Süden  und  vom  Norden  Palaun  und 
Fregna  Maliin.  Nach  11km  gelangten  wir  auf  das  schöne  Ge- 
filde von  Butamayin,  das  vom  Ligleubu  bewässert  wird  und  auf  dem 
wir  Hunderte  von  Herden  aller  Art  trafen,  die  sich  von  der  ausge- 
zeichneten Sommerweide  nährten.  7  km  weiter  machte  ich  Rast  in 
dem  Landsitz  des  Chilenen  Don  Pedro  Mayo,  1435  m  über  dem 
Meeresspiegel.  Von  hier  aus  setzte  ich  die  Messung  4  km  auf  einem 
smaragdgrünen  Mayingrasteppich  fort,  um  mich  dann  über  dasselbe 
Feld  5  km  nach  Norden  zu  begeben  bis  an  den  Fuss  der  Anhöhe, 
wo  sich  der  letzte  argentinische  Posten  befindet;  es  ist  der  Ort,  wo 
der  Ligleubu  entspringt.  Die  Butamayin -Wiese  kann  leicht  4000 
Stück  Rindvieh  oder  Stuten  vom  Dezember  bis  zum  Mai  nähren; 
in  dieser  Jahreszeit  ist  es  dann  nötig,  zum  Rückzug  zu  blasen, 
denn  der  Schnee  fällt  in  dieser  Gegend  so  dicLt,  dass  er  sie  meter- 
hoch bedeckt.  Der  Abhang,  den  man  zu  der  Höhe  oder  dem  Pass 
von  Butamayin  oder  Chillan,  wie  er  auch  genannt  wird,  empor- 
steigt, ist  sehr  sanft,  man  erreicht  die  Höhe  nach  3  km  200  m. 
Sie  ist  die  Grenzlinie  zwischen  der  Argentinischen  Republik  und 
Chile  und  befindet  sich   1 804  m  über  dem  Meeresspiegel.     Von  dem 

II* 


X64  Host  und  Rittersbacher: 

Gipfel   der  Cordillere   steigt   der  Weg   scbnell    bergab    6  km  500  ra 
zur  Laguna  de  Trelles.      Der   Gipfel   der  Cordillere   ist   völlig  on- 
frachtbar,   und   ebenso   bleibt  es  beim  weiteren  Vordringen  auf  chi- 
lenischem Gebiet:    statt  zuzunehmen,    nimmt  das  Weideland  ab   und 
die  Abhänge  der  Cordilleren    sind  bedeckt,    die  Wiesen  und  Bäche 
umgeben  von  rauben,    undurchdringlichen  Wäldern.     Wie    man  von 
der  argentinischen  Seite   auf  den  Gipfel  der  Cordilleren   hinauf  ge- 
langt, ohne  es  zu  bemerken,  ebenso  steil  und  holprig  ist  der  bergab 
führende  Weg  auf  chilenischem  Gebiet.     An  der  Laguna  de  Trelle» 
fand  sich  eine  chilenische  Niederlassung;  das  Vieh  war  sehr  mager, 
die  Weide   genügte  kaum   zu   seiner  Ernährung.     Von  der  Laguna 
de  Trelles  stiegen  wir  in  der  Richtung  nach  N.   20^  östl.   teilweise 
durch  das  Thal  eines  Baches,  der  seinen  Ursprung  aus  dem  Abflugs 
des  Sees    liat   und    ein  Nebenfluss  des  Rio  de  la  Polcura  ist,    nadi 
der  „Vega  larga''  hinab,  7  km  500  m.     Die  Vega  larga  (lange 
Wiese)    umfasst  eine  Fläche  von  4  qkm,   hat  aber   nur  wenig  gutes 
Viehfutter.     In  dieser  Gegend  verliess  ich  den  nach  Chillan  fahren- 
den Pfad,  um  die  „Laguna  la  Laja^^  zu  erforschen   und  mich  von 
da  nach  der  Stadt  Antuco  zu  begeben.     Infolgedessen  Überstieg  ich 
einen  niedrigen  Höhenzug  in  westlicher  Richtung  und   machte  nach 
17km  im  „Potrero  de  Gallundo"  Rast  am  Ufer  der  Lagana  de 
la  Laja,  1321m  über  dem  Meeresspiegel   und    etwa  20  km  nördlich 
vom  Vulkan  Antuco,  welcher  dichte  schwarze  Rauchmassen  auswarf 
und    dio    ganze   Atmosphäre    mit    Schwefelgeruch    verpestete.      Die 
Laguna  de  la  Laja  ist  sehr  eng  von  der  Cordillera  eingeschlossen,  hat 
mehrere  Arme,     die   sich    in    den  Seitenthälern   viele  Kilometer  weit 
ausdehnen,    und    keinen    Strand;    um    an   seinen   Ufern    hingehen   zu 
können,   führen    Pfade  auf  den  Abhängen  der  Berge  hin.      Nur  ein 
flaches,  aber  ein  sehr  sumpfiges  Ufer  hat   er,  nördlich  vom  Vulkan 
Antuco.     Von  den  zahllosen  Zuflüssen,  die  ihn  speisen,  ist  der  ein- 
zige interessante  der  ziemlich   wasserreiche  Rio   de  los  Pinos,   der 
auf  der  Cordillera  de  Pitronquines  entspringt.     Der  See  liegt 
zwischen   37"  12'  und  37"  25'  südl.  Br.  und  unter  71^  22'  westl.  L. 
von  Greenwich  oder   13^1' 45"  westl.   vom  Meridian  von  Buenos- 
Ayres.     Die  gross te  Breite  des  Sees,  die  ich  ausgemessen  habe,  be- 
trägt 4  km,  und  sein   Anblick  gleicht  eher  dem  eines  Flusses  wegen 
seiner  langen  Ausdehnung  von   mehr   als    60  km,    während   welcher 
er    zwischen    den    Cordilleren    eng    eingeschlossen    und    stellenweise 
kaum    einen    Kilometer    breit    ist.      Die    Vegetation    rings    um    den 
See  besteht  nur  aus  Eichenwäldern  und  hartem  Coirongras  im  Nor- 
den und  Westen.     Im  Süden  bedecken  die  Laven  und  die  Asche  des 
Vulkans   Antuco    eine   grosse   Bodenfläche,    über    welche    der  Weg 
hinfuhrt,  Ross  und  Reiter  ermüdend.     Ich  ging  über  die  Höhe  des 
„Potrero  de  Gallundo"    hinüber    in   westlicher   Richtung    und    stieg 


Die  Militärgrenze  am  Bio  Nenquen.  165 

einen  sehr  langen  und  breiten  Pfad,  der  sich  anter  laubreichen 
Waldern,  mit  denen  die  Abhänge  der  Cordilleren  bewachsen  sind, 
hinwindet,  zum  Thal  des  wasserreichen  Pol  cur  a  hinab,  14  km  10  m. 
12  km  weiter  ritt  ich  durch  den  Fluss  nach  seinem  Westufer  hin- 
über und  den  Lauf  desselben  von  Norden  nach  Süden  verfolgend, 
den  er  von  seinem  Ursprung  auf  dem  Gerro  de  la  Polcura  an 
hat,  an  dessen  Fuss  der  Weg  von  Butamayin  nach  Chillan  führt, 
kam  ich  an  eine  Stelle  im  Thal  des  Rio  de  la  Polcura  mit  viel 
brauner  Weide,  genannt  „los  Canales'^,  wo  ich  Hast  machte,  726  m 
über  dem  Meeresspiegel  und  3  km  von  der  Furt  des  Flusses.  Im 
allgemeinen  ist  die  Weide  sehr  spärlich  im  Thal  des  Rio  Polcura, 
die  dunklen  Wälder  lassen  keine  andere  Vegetation  aufkommen. 
An  diesem  Orte  holte  mich  eine  kleine  Rinderherde  ein,  welche 
von  den  anliegenden  Bergen  herunterkam,  und  die  Magerkeit  dieser 
Tiere  gab  mir  einen  neuen  Beweis  von  dem  Mangel  an  Viehfutter 
in  Chile.  Einen  Kilometer  südlich  von  den  Canales  ritten  wir  durch 
den  Polcura  auf  sein  Westufer,  auf  dem  der  Weg  uns  durch  das 
Besitztum  des  Herrn  Aristides  Cruz  —  eines  Sohnes  des  berühmten 
Generals  Cruz,  welcher  im  Jahre  1806  eine  Fahrstrasse  von  der 
Stadt  los  Angeles  aus  über  den  Antucopass  und  quer  über  die 
,J?ampa^^  nach  Melingiie,  das  im  Süden  der  Provinz  Santa  F6  ge- 
legen ist,  angelegt  hat  —  zum  Zusammenfluss  des  Polcura  mit  dem  Rio 
de  la  Laja  nach  16  km  100m  führte.  Der  Rio  Polcura  ist  bei  seiner 
Mündung  52m  breit  und  235  cm  tief;  er  gewährt  hier  nirgends  eine 
Furt  und  man  muss  mittelst  einer  sich  dort  befindenden  Fähre  über 
ihn  setzen.  Nachdem  wir  diesen  Fluss  überschritten  hatten,  setzen 
wir  unsern.  Weg  14  km  am  Ufer  des  Rio  de  la  Laja  nach  Westen 
fort  und  ich  machte  Halt  bei  Melo,  der  Stadt  Antuco  gerade  gegen- 
über, wo  ich  guten  Klee  fand,  um  meine  Maultiere  sich  dort  aus- 
ruhen zu  lassen. 

Am  3.  April  begann  ich  mit  der  Erforschung  des  Antuco- 
Passes.  Bei  Tagesanbruch  setzten  wir  über  den  Rio  de  la  Laja 
auf  einem  Floss  von  vier  Balken,  denn  er  ist  tief  und  hat  eine 
sehr  starke  Strömung.  Wir  schlugen  die  Richtung  nach  S.  22^ 
östl.  ein  und  kamen  durch  einen  Eichenwald  auf  ebener  Fläche, 
die  von  einem  Bach  bewässert  ist,  der,  von  Süden  nach  Norden 
fliessend,  unsern  Pfad  durchkreuzt  und  in  den  Rio  de  la  Laja 
mündet.  Nach  250  m  passierten  wir  den  ziemlich  wasserreichen 
Arroyo  de  Malalcura.  Noch  einem  Zwischenraum  von  500m 
standen  wir  einem  andern  Bach  gegenüber,  der  ein  Nebenfluss  des 
Malalcura  ist.  470  m  ritten  wir  quer  über  einen  Sand-  und  Stein- 
hügel und  indem  wir  den  Pfad  dann  auf  ebenem  Terrain  unter 
laabreichen  Wäldern  verfolgten,  überschritten  wir  den  Arroyo  de 
los  Coyques   nach   4 km  700m.     Auf  ebenem  Terrain  ritten  wir 


1^5  Host  nnd  Rittersbacher: 

dann  weiter  und  überschritten  nach  einem  Kilometer  den  Arroyo 
Lnnep  und  nach  375m  den  Arroyo  de  los  Colchnes.  Nach 
kurzem  Ritt  auf  ebenem  Boden  passierten  wir  einen  andern  Bach, 
Namens  el  Pino  und  kamen  später  zu  dem  Arroyo  de  Tubnn- 
leubu,  wo  sich  die  Ruinen  eines  alten  Forts  ans  der  Zeit  der 
spanischen  Occnpation  befinden.  Alle  genannten  Bäche  flicssen 
nach  Norden  und  münden  in  den  Rio  de  la  Laja.  Nach  800  m 
gingen  wir  an  dem  Fusse  eines  vom  Vulkan  Antuco  an  sich  eng 
an  den  Fluss  anschliessenden  Bergrückens  hin;  hier  änderten  wir  die 
Richtung  nach  N.  56^  üstl.  und  stiegen  einen  370m  langen  Berg- 
abhang von  einer  für  Fuhrwerk  günstigen  Bodenheschaffenheit  hinauf 
und  wieder  hinah,  und  als  wir  wieder  auf  ebener  Fläche  waren, 
überschritten  wir  den  Arroyo  de  Pempeco.  Darauf  passierten  wir 
zwei  kleine  Bäche  und  eine  Pichoescoria  genannte,  126  m  lange 
Lavafläche.  Nach  500  m  kamen  wir  an  eine  sehr  kurze  Anhöhe, 
ritten  auf  ebener  Erde  250  m  weiter  und  passierten  eine  123  m 
lange  Anhöhe.  Bald  gelangten  wir  an  den  Fuss  des  Chacay, 
eines  von  sechs  auf  den  Pongades  (Pongales?)  entspringenden 
Bächen  bewä*<serten  Stück  Landes,  auf  welchem  sich  Brennhoh 
und  WeiJeland  vorfindet.  Als  wir  an  dieser  Stelle  vorüber  waren, 
ritten  wir  1  km  500  m  über  Ltivaschlacken  immer  auf  der  Ebene  und 
hier  fingen  wir  an,  eine  unbedeutende,  fast  unmerkliche,  ans  der- 
selben Schlacke  bestehende  Anhöhe  zu  ersteigen,  auf  welcher  auch 
Wagen  fahren  könnten,  wenn  nicht  die  enormen  Massen  von  Punta- 
Lava.  die  aber  leicht  in  kurzer  Zeit  auf  die  Seite  geschafft  werden 
können,  eine  Reise  zu  Wagen  jetzt  unmöglich  machten.  Hier  bildet  der 
Rio  de  la  Laja  oinon  Was:?erfall,  5  km  von  den  Pongades,  indem  er 
in  seinem  Bett  ein  tiefes  Loch  im  FeL>en  aushöhlt.  Wir  setzten 
nnsorn  Weg  über  Schlacken  fort  und  bis  zu  500  m  weiter  hinauf- 
steigend betraten  wir  eine  700  m  lange  Saudfiäche.  Diese  verliessen 
wir  beim  Besteigen  einer  sanften  Anhöhe  und  kamen  dann  zu 
der  zwischen  dem  Vulkan  Antuco  und  der  Cordillera  del  Tore 
sieh  bildenden  Thalöfiuung.  wo  man  die  Laguna  de  la  Laja  vor 
sich  hat:  aus  ihr  fiiesst  d«T  wa^erreiche  Rio  de  la  Laja  ab;  seine 
Quelle  ist  treilioh  ein  kurzer,  über  Tufl'stein  hinströmender  Bach, 
aber  man  erkennt  deutlich,  dass^  unter  den  Steinen  (Laj^s)  hin  ans 
dem  See  viel  Walser  durchsickert;  dern  ungefähr  1  km,  ehe  man 
zur  Quelle  des  Flusj^es  kon^nit  l.at  er  viel  mehr  Wasser,  ohne  dase 
er  auf  dieser  ganzen  Strecke  einen  andern  Zufluss  hätte.  Wir  ritten 
am  Ufer  dos  Sv^es  hin  und  befanden  uns  am  Fuss  des  Vulkans  An- 
tuco, der  eine  grosse  Kurve  beschreibt,  bis  zum  Orte  ,«1a  Cueva". 
Der  Ptad  tührie  wieder  Über  einen  mit  Schlacken  bedeckten,  aber 
ebenen  Boden  1  km  20i.^  m»  der  leicht  und  ohne  Schwierigkeiten  sn 
überwinden  ist;    dann   1  kiu  üK'r  sandigen  Beden  fortreitend,  längs 


Die  Militärgrenze  am  Bio  Neuqaen.  1^7 

des   Seenfers,    kamen    wir    za    der   31  km  vom  Antaco   entfernten 
Cneva,    wo    wir  Bast   machten,    1325  m  über  dem  Meeresspiegel. 
Den  Namen  Caeva  (Höhle)  hat  dieser  Ort  von  einem  Felsvorsprung, 
der  nber  einen  Berg  heraberhängt  und  den  Reisenden  zum  Schutze 
dient.     Dort  ist  eine  schöne  mit  Mayingras  bewachsene  Wiesenfläche, 
welche  von  vier  dem  See  znfliessenden  Bächen  bewässert  wird;  auch 
ist  reichliches  Brennholz  vorhanden.     Mit  südöstlicher  Richtung  ver- 
liessen  wir  die  Cueva,   überschritten   die  Wiese   und   zwei   von   den 
Tier    schon    genannten   gebildete   Bäche,    und    eine    leichte    Anhöhe 
von  sandigem  Terrain  emporsteigend  kamen  wir  nach  5  km  auf  die 
Höhe  des  Berges,  wo  sich  ein  Pfad  nach  Süden  abzweigt,  nach  dem 
Thal    des    Trapa    Trapa.      Nach    700  m    befanden    wir   uns   auf 
dem  grünen  Felde  von  Pidronquines  und  nach  2  km  stiegen  wir 
einen   sanften    Abhang    von    75  m  hinab    in    das    schöne   Thal    des 
Paylla  Lechimallin,    5  km   von  Pidronquines   entfernt,    wo    der 
Rio  de  los  Pinos  entspringt,   welcher,    nachdem   er  alle  Bäche,  die 
wir  passiert  haben,    aufgenommen   hat,   in    die  Laguna  de  la  Laja 
mündet.      Die   geographische  Lage  des  Sees   habe  ich   schon   oben 
angegeben.     Ich  fuhr  mit  der  Messung  fort  und  nach  500  m  über- 
schritten wir    einen   andern  Bach,    um   unsere   Richtung   dann   nach 
N.  57®östL  zu  ändern.     Hier  kreuzen  sich  die  Wege;  der  eine  geht 
durch  die  Fichtenwälder  des  Rio  Agrio,  der  andere  nach  dom  Felde 
von  Unorquin,  der  dritte,  welcher  der  unsrige  ist,  nach  dem  Gipfel 
des  Pichachen,  der  in  der  Grenzlinie  zwischen  Chile  und  unserer 
Republik  liegt.     Von  jener  Stelle  2  km  100  m  weiter  passierten  wir 
den  Rio  de  los  Pinos,   der  zwischen    der  Cordillera  del  Toro 
und  der  Serra  Villuda  nach  N.  88*^  östl.  fliesst,  und  nachdem  wir 
über  sein  Flussbecken   hinübergegangen    und    in    ein    anderes   nach 
Osten  quer  hinüber  eingetreten  waren,  kamen  wir  nach  2  km  500  m 
zu  dem   Coyagiie-Bach,  der  bis  zu  jener  Thalö£Pnung  von  Süden 
nach  Norden  fliesst  und  von  da  seinen  Lauf  nach  Osten  nimmt,  um 
sich    mit   dem  Rio   de  Antonion   zu  vereinigen.      In  der  Richtung 
nach  N.  45®  östl.  passierten  wir  zwei  Bäche  und  begannen  den  Cerro 
de  Pichachen  zu  erklimmen,  dessen  grobsandiger,  aber  nicht  lockerer 
Boden    leicht    zu    ersteigen    ist,    und     erreichten    den    Gipfel  nach 
5  km  210m;    er  liegt  1993m  über  dem  Meeresspiegel    und    unter 
37^25'    südl.    Br.    und    71<>14'    westl.    L.    von    Greenwich    oder 
12®  54' 45"  westl.  vom  Meridian  von  Buenos- Ayres.      Wir  stiegen 
in  der  Richtung  nach  N.  24^  östl.  bergab;  zur  Hälfte  dieses  Weges 
(d.  h.  nach  2  km  300  m)    entspringt    aus    einer  Mayingras  wiese  ein 
nach  Osten  fliessender  Bach.     Wir  stiegen  weiter  hinab  und  kamen 
nach   1  km  250  m  zur  Ebene  des  Bergrückens,  wo  wir  wieder  einen 
nach  Osten  fliessenden  Bach  passierten    und    ganz   nahe  bei  diesem 
einen  zweiten,  der  aus  einer  schönen  Wiese  von  Norden  herkommt 


16g  Host  and  Bittersbaoher: 

und,  indem  er  sieb  mit  dem  vorhergehenden  vereinigt,  Östliche  Bidi- 
tung  annimmt  und  dnrch  ein  Thal  mitten  durch  das  Gebirge  hin- 
fliesst  unter  dem  Namen  Rinquileubu  (oder  Rejnqnilenba). 
In  allen  diesen  Niederungen  giebt  es  sehr  viele  Mayingraswiesra 
und  Buschwerk  für  Brennholz.  Der  Gipfel  des  Piohachen  ist 
der  höchste  auf  dem  Wege,  der  am  Vulkan  Antaco  bin  ins 
Thal  des  Rio  de  la  Laja  führt.  Wir  setzten  die  Messung  im  Thal 
des  Rio  Rinquileubu  am  Südufer  auf  gutem  Wege  fort,  und  indem 
wir  dem  Lauf  desselben  nach  Osten  folgten,  kamen  wir  nach  5  km 
in  eine  steinige  Gegend  und  auf  steinigem  Terrain,  auf  dem  leicht  ein 
Fahrweg  angelegt  werden  kann,  ritten  wir  sodann  weiter,  passierten 
mehrere  Bäche,  die  auf  den  uns  im  Süden  begleitenden  Anden  ent- 
springen und  nach  Norden  fliessend  in  den  Rinquileubu  münden, 
und  nachdem  wir  noch  einen  kleinen  Abhang  hinabgestiegen  waren, 
um  eine  schöne,  den  Namen  Chapalca  führende  Ebene  zu  betreten, 
die  sich  nach  Norden  hin  ausdehnt  und  von  zwei  grossen  Bftchen 
bewässert  wird,  hatten  wir  im  ganzen  5  km  zurückgelegt.  In  der  Rich- 
tung nach  N.  56'^  östl.  setzten  wir  unsere  Messungen  fort,  immer  auf  dem 
Südufer  des  Rinquileubu,  in  den  nach  1km  die  beiden  Bäche  sieh 
ergiessen.  Wieder  1  km  weiter  setzten  wir  über  den  Fluss  auf  das 
Nordufer  hinüber  (der  Fluss  ist  dort  40  m  breit  und  60  cm  tief) 
und  befanden  uns  nun  an  dem  Orte  Moncol,  welcher  auf  der  Spitee 
eines  sehr  felsigen  Bergrückens  liegt.  In  der  Entfernung  von  einer 
Cuadra  (=  400  Fuss)  vom  Wege  ab  entspringen  zwei  Bäche,  die 
aus  der  Erde  zwischen  Steinen  hervorsprudeln.  Das  Wasser  ist  warm 
und  hat  einen  seh wefel artigen  Geschmack;  es  bildete  einen  kleinen 
See,  der  einen  Abflnss  nach  dem  Flusse  hat.  Der  Umkreis  des  Sees 
ist  salpeterhaltig,  aber  nach  Nordost  und  Osten  breitet  sich  ein  herr- 
liches grünes  Gefilde  von  May ingras wiesen  aus,  von  denen  eine  jede 
von  einem  Bach  bewässert  wird;  diese  alle,  von  Osten  nach  Westen 
fliessend,  münden  in  den  Rio  Rinquileubu.  Wir  setzten  das  Messen 
in  der  Richtung  des  Flussthaies  fort  und  indem  wir  den  Reynqui- 
leubu  wieder  überschritten,  führte  uns  der  Pfad  auf  dem  Südrande 
desselben  über  eine  leicht  zu  passierende  Anhöhe  zwischen  Hügeln 
hin,  die  mit  vielem  Coirongras  bewachsen  waren,  und  nach  5  km 
kamen  wir  zu  einer  unmittelbar  an  einem  See  liegenden  Felsenhöhle. 
Immer  am  Südnfer  weiterreitend,  erreichten  wir  nach  2  km  eine 
Stelle,  wo  der  Pfad  am  Fluss  hin  enger  wird  und  uns  nach  der 
„Vega  de  Rimi  Mailin''  führt,  mit  vieler  Weide  und  Brennholz, 
wo  mehrere  chilenische  Familien  den  Sommer  zubrachten  und  mit 
der  Ernte  auf  ihren  Feldern  beschäftigt  waren.  Rimi  Mailin  ist 
ausgezeichnet  sowohl  für  grosse  Landgüter,  als  für  kleine  Bauernhöfe, 
da  alle  Niederungen  leichte  Bewässerung  und  die  Höhen  üppige 
Coirongrasflächen    haben.      Von  Rimi  Mailin   ging   der   Pfad   wieder 


Die  Ifilitttrffrenze  am  Bio  Neuquen.  X^9 

auf  wenig  ebenem  und  steinigem  Terrain,  bis  ich  Über  einen  250  m 
langen  Bergabhang  kam,  wo  der  FluBS  sehr  eng  ist,  8  km  320  m. 
In  der  Bichtung  nach  S.  79^  östL  setzten  wir  unsere  Expedition  auf 
gutem  Wege  fort  und  ritten  nach  5  km  durch  eine  gute  Furt  über 
den  Fluss  nach  dem  nördlichen  Ufer  und  befanden  uns  nun  auf 
der  schönen  „Vega  de  Butacura^'  mit  dichtbelaubten  Apfelbäumen. 
Hier  überwintern  regelmässig  einige  Chilenen,  teils  wegen  der 
Weide,  die  es  in  ihrer  Umgegend  giebt,  teils  wegen  des  geringen 
Schneefalls.  In  Butacura  kreuzen  sich  zwei  Wege  nach  dem  Fort 
der  4.  Division;  der  eine  führt  an  der  Südseite  des  Neuquen  hin, 
den  man  dem  Fort  gegenüber  beim  Zusammenüuss  mit  dem  Curru- 
leabu  überschreitet;  es  ist  der  nähere,  aber  unebenere  Weg  und 
ftlhrt  über  den  Trocoman,  Quitalechecura,  Treuco  und  Chiuquico, 
im  ganzen  50  km.  Steigt  man  die  Barranca  an  der  Nordseite  des 
Binquileubu  hinauf,  so  befindet  man  sich  am  Rande  einer  sehr 
schönen  Ebene,  in  deren  Centrum  ein  kolossaler  Fels  steht,  der  einem 
spitzen  Wachslicht  gleicht.  Von  ihm  aus  erblickt  man  nach  Norden 
iui^eringer  Entfernung  das  Thal  des  Karinleubu,  der  auf  der  Ost- 
seite der  Cordillera  de  Moncol  entspringt;  in  weiterer  Feme  das 
Thal  des  Ligleubu,  der  von  derselben  Cordillera  herab  nach  Osten 
zu  strömt,  und  wie  von  den  Cordilleren  von  Chillan  und  Palauquen, 
die  wir  im  Nordnordwesten  wahrnehmen,  kommend,  sieht  man  noch 
ein  Thal,  durch  welches  nach  Südosten  der  Bio  de  Nahueve  strömt, 
welcher  sich  mit  dem  Ligleubu  vereinigt  und  mit  diesem  zu  einem 
Fluss  verbunden,  ebenso  wie  die  vorher  genannten,  in  den  Neuquen 
mündet.  Im  Norden  sieht  man  die  Cordillera  del  Viento,  auf  ihrer 
westlichen  Seite  den  Neuquen  und  auf  ihrer  östlichen  den  Eio  de 
Malbarco,  der  sich  mit  dem  Neuquen  vereinigt.  Um  jene  Ebene 
bilden  einen  Halbkreis  die  Cordillera  de  Moncol  im  Westen  und 
Nordwesten,  im  Nordnordwesten  die  Cordillera  de  Palauquen,  im 
Norden  die  Cordillera  de  Pucom  oder  Chollol  Mahuida;  sie  wird 
bewässert  von  allen  erwähnten  Bächen  und  von  denen,  welche  vom 
Pucom  Mahuida  nach  Westen  herabströmen  und  die  alle  in  den 
Neuquen  münden.  Dieser  fliesst  von  Norden  nach  Süden  und  indem 
er  Malal  Caballo  oder  die  Südspitze  des  Pucom  Mahuida  gleichsam 
abschneidet,  wendet  er  sich  nach  Osten,  nachdem  der  mit  dem 
Trocoman  vereinigte  Kinquileubu  mit  ihm  zusammengeflossen  ist. 
Überlegend,  welchen  Weg  wir  nun  einschlagen  sollten,  wandten  wir 
uns  vom  Binquileubu  ab  nach  Norden  auf  ebenem,  aber  steinigem 
Wege  und  in  das  enge  Thal  eines  kleinen  Felsenbaches  eintretend, 
trafen  wir  auf  zwei  Engpässe  in  dem  Thal,  das  nur  eine  kurze 
Strecke  Wegs  einnimmt  und  für  Fuhrwerke  leichter  passierbar  ge- 
macht werden  muss.  In  derselben  Bichtung  weiter  wandernd,  kamen 
wir  in  das  Thal  des  Barinleubu,  und  indem  wir  dieses  bei  dem  Fort 


170  Host  und  Rittersbacher: 

,^los  GaanacoB^^  überschritten,  10  km  vom  Binquileubn,   gingen  wi 
eine  kleine  sanfte  Anhöhe  hinauf  und   nach  karzer  Zeit  wieder  qd- 
merklich  hinab,    bis   wir   zum  Bio  Neuquen  gelangten  nach   1 1  km. 
Während  9  Monate  überschreitet  man  ihn  mittels  einer  F&hre  und  nur 
in  den  Monaten  Febraar,  März  und  April  gewährt  er  eine  gute  Fmt 
Vom  Ostufer  des  Neuquen  setzten   wir  die  Messung  in  ostnordöst- 
licher  Kichtung   über   die   Höhe   der   Cordillera  de  Pucom  Mahuida 
fort;  der  bergabfiihrende  Weg  ist  1km  180m  lang  and  nicht  sdir 
steil.      Von    da   fingen   wir  an,    am   Fuss   des  Berges    hinzugehen; 
wir   kamen    über    drei  Quellbäche,    die    nach    Süden    fliessen    und 
in    den    nach    Westen    strömenden    Bach    Millanchico    mündes; 
auch    diesen    passierten    wir    und    überschritten    eine    andere   etwas 
länger   sich   hinstreckende   Anhöhe   mit   sanften    Abhängen,    bis  wir 
zu  der  Thalöffnung  der  Cordillera  kamen,  wo  der  Bach  entspringt, 
10  km  210  m    vom    Fluss;     diese    Stelle    heisst    Malal    Caballo. 
Hier   trennen   sich    drei  Wege  von   der   vom   Fort  der   4.  Division 
kommenden    Strasse;     der    eine,     auf    dem    wir    gekommen    sind, 
ein    anderer,     der    längs    des    oberen    Neuquen     über    den    Hmn- 
canco  und  den  Pass  „el  Saco^  nach  Lioares  führt,  und  ein  dritter, 
der  nach    den  Pässen  Bucaleubu   und  Pu  Lauquen   führt,    am    von 
da  nach  dem  Thal  des  Rio  Nuble  und  längs  der  Laguna  de  Navareto 
nach    „el  Paral''    in  Chile  hinunterzusteigen.     Von  dieser  Kreuzung 
der  Wege  bei  Malal  Caballo  an  setzten  wir  unsem  Marsch  bergab 
fort,  mit  verschiedenen  kleinen  Hindernissen,  die  für  Fuhrwerke  be- 
seitigt werden  müssten,  und  näherten  uns  auf  halber  Höbe  dem  Ur- 
sprung des  Arroyo    de  Chacaymileque  bei  dem  Orte,    der  den 
Namen  Cödico  führt,  und  als  wir  auf  die  Ebene  kamen,  passierten  wir 
einen  Bach,  der  auf  der  Ostseite  der  Cordillera  de  Pucom  Mahuida 
entspringt  und  dort  in  der  Nähe  sich  mit  dem  Bache  Chacaymileqae 
vereinigt.     Das  Ufer    dieses  Baches   auf  ebener  Fläche   weiter   ve^ 
folgend,  kamen  wir  an  3  Quellen  vorüber,  von  denen  aus  zweien  Sal- 
peter und  aus  einer  süsses  Wasser  hervorsprudelt;  aus  ihnen  bilden 
sich   zwei   Bächlein,    die   durch   diese   Ebene    üiessen,    das   Salpeter- 
haltige  nach  Norden,  das  süsse  nach  Süden,  zwischen  beiden  in  der 
Mitte  gebt  unser  Weg;    sie  münden  in  den  Chacaymilegiie,     Längs 
des  Ufers  des  Chacaymileque,  der  jetzt  durch  ein  wüstes  Feld  fliesst, 
4  km,  setzten  wir  unsem  Weg  fort  und  als  wir  uns  dann  dem  Cerro 
Gay ca den  gerade  gegenüber   befanden,    wendet   sich    der  Chacay- 
mileque  schroflP  nach  Norden,    um  nach  5  km  mit  dem  Currulenbn 
zusammenzufliessen.     Von  Chacaymileque  geht  der  Pfad  über  ebenes 
Land    9  km   nach   Querinchenque,    einem   durch    die   Zusammen- 
künfte,   welche   dort  jährlich   die  Caziken   und  Häuptlinge  der  Pe- 
huenchestämme  abhielten,  berühmten  Orte.     Wir  setzten  unsem  Weg 
durch    ein   enges   Thal    fort    10  km   in   südlicher   Richtung   und  ge- 


Die  Militfirgrenze  am  Rio  Nenquen.  271 

langten  in  das  Thal  des  Rio  Neuguen,  der  durch  eine  schöne  grüne 
Fläche  mit  vieler  Weide  hindarchströmt  his  zur  Mündung  des  Arroyo^ 
de  Tilgue.  Wir  gingen  am  Nordufer  des  Neuquen  weiter  und 
indem  wir  die  Richtung  nach  Osten  einschlugen,  kamen  wir  nach 
5  km  an  das  Ufer  des  Curruleuhu,  den  wir  durchschritten,  um  nun 
«n  nnsern  Häusern  im  Fort  der  4.  Division  hinabzusteigen.  Die 
gesamte  Entfernung  vom  Fort  der  4,  Division  bis  nach  Antuco 
über  das  Fort  „la  Guanucos''  beträgt  150  km;  der  grosste  Teil  des 
Weges  ist  für  Fuhrwerk  geeignet,  und  die  Unebenheiten  und  engen 
Stellen  sind  sehr  leicht  zu  beseitigen. 

Ich  ruhte  mich  einen  Tag  lang  im  Fort  aus,  und  am  10.  April 
bei  Tagesanbruch  brachen  wir  von  diesem  Platz  auf  und  ritten  auf 
demselben  Wege,  auf  dem  ich  gekommen  war,  nach  Autuco.  Dort 
wird  es  etwa  hundert  mit  städtischem  Gemeinderecht  versehene 
Häuser  geben,  mit  sehr  schönen  Baumgärten,  die  von  mehreren 
Bächen  bewässert  werden,  welche  aus  den  südlichen  Bergen  kom- 
mend, in  deren  nächster  Nähe  der  Ort  gelegen  ist,  die  ganze 
Ebene  durchfliessen.  Schon  vier  Leguas  vor  dem  Städtchen  findet 
man  Getreidefelder  an  den  Abhängen  zu  beiden  Seiten  des  Flusses; 
zur  Bestellung  der  Saat  werden  die  Bergabhänge  abgeholzt,  die 
geföUten  Bäume  auf  ihren  Plätzen  gelassen,  iu  Brand  gesteckt  und 
80  in  Asche  verwandelt;  ohne  weitere  Düngung  wird  dann  das 
Korn  gesäet  und  mit  einer  Pflugschar  zugedeckt.  Von  Antuco 
bis  nach  San  Rosente,  wo  der  Rio  de  la  Laja  in  den  Biobio 
mündet,  sind  beide  Ufer  des  Flusses  mit  Saatfeldern  bedeckt.  Von 
Antuco  führt  eine  Fahrstrasse  auf  ebenem  Terrain  durchs  Gebirge 
nach  la  Candera,  einem  ansehnlichen,  der  Familie  des  Generals 
Bulnes  gehörigen  Landsitz,  15  km  von  Antuco  entfernt,  und  von 
da  nach  der  von  la  Candera  30km  entfernten  Stadt  los  Angeles. 
Ehe  man  nach  los  Angeles  kommt,  trifit  man  auf  eine  deutsche 
Kolonie,  die  sich  eine  Legua  bis  zur  Stadt  selbst  ausdehnt.  Die 
Stadt  hat  8000  Einwohner  und  wird  mit  der  Eisenbahn  von  Sant- 
iago nach  Angol  durch  eine  von  der  Station  Santa  F^  ausgehende 
Zweigbahn  verbunden.  Das  Hauptprodukt  von  los  Angeles  ist 
Getreide  und  Mehl.  Von  los  Angeles  führen  ausgezeichnete 
Fahrstrassen  nach  den  am  Rio  Biobio  gelegenen  Städten  Negrete, 
San  Garlos  und  Sta.  Barbara  und  gute  für  Fuhrwerk  geeignete 
Wege  nach  den  Übrigen  auf  der  beiliegenden  geographischen  Karte 
angegebenen  Orten;  über  alle  Flüsse  führen  Brücken.  Nachdem 
ieh  den  Rio  Biobio  bis  Rebolledo  und  von  da  bis  zu  seinem 
Ursprung  besucht  hatte,  kehrte  ich  bis  Mulchen  am  Rio  Bureo 
hin  zurück,  wo  ich  ausgedehnte,  sorgfaltig  angebaute  und  gepflegte 
Landgüter  gesehen  habe.  Dann  kehrte  ich  nach  los  Angeles  zu- 
rück, um  mich  mit  der  Eisenbahn  nach  Angol  zu  begeben  und  die 


172  Holt  und  Bitteribftolier: 

am  Bio  de  Malleco  errichtete  chilenische  Grenslmie  oa  rtndieren. 
Die  Grenze  des  Küstengebietes,  welches  auch  von  Angol  ans  nach 
der  Küste  des  stillen  Oceans  hin  bis  zur  MOndong  des  Bio  T ölten 
geht,  hat  für  uns  kein  Interesse.  Um  eine  vollstftndige  Beschrei- 
bung jener  Linie  und  einen  genauen  Begriff  von  ihren  Verteidigungs- 
mitteln  zu  geben,  bleibt  mir  nur  noch  übrig,  mich  mit  dem  Bio 
Malleco  zu  beschäftigen,  an  dessen  Ufer  sich  die  Forte  auf  eiiier 
37  km  660  m  weit  ausgedehnten  Strecke  befinden;  im  Süden  dei 
Flusses  die  vier  ersten:  von  Angol  bis  zam  Fort  Hnequei 
5  km,  bis  Cancura  4  km,  Lolenco  4  km  750  m  und  die  übrig« 
am  Nordufer.  In  Lolenco  überschreitet  man  auf  einer  sehOnen 
Brücke  den  Rio  de  Malleco  und  nun  folgen  die  Forts  auf  der  Nord- 
seite:  Chihaibue  7  km  160  m,  Mariluan  3  km  10  0m,  Col- 
lipulti  4  km,  Perasco  4km  250m  und  Cnraco  5  m  400ii, 
Der  Rio  Malleco  behält  seinen  Lauf  von  Angol  ans  bei,  wo  er  sidi 
mit  dem  Rio  Sauce  vereinigt,  bis  Mariluan  in  gleichem  I^veaa  not 
dem  Ufer  und  ist  bis  hierher  auf  seinem  ganzen  Laufe  zu  durch- 
waten; zwischen  Marihian  und  Curaco,  dem  äussersten  Punkt  der 
Verteidigungslinie  am  westlichen  Fuss  der  Gordillera  de  los  Andei, 
gestaltet  sich  die  Barranca  stufenwebe  und  steigt  mehr  bergan, 
doch  behält  sie  stets  viele  bequeme  Übergänge,  und  endlich  kann 
er  noch  im  Osten  von  Curaco  auf  einer  langen  Strecke  bis  zum 
Ursprung  des  Rio  Malleco,  der  ein  Abfluss  des  Lago  de  Ullintue 
ist,  überschritten  werden;  es  existieren  in  der  That  gangbare  Wege, 
die  wir  im  Februar  dieses  Jahres  auf  der  Expedition  anter  der 
Leitung  des  Herrn  Teuiente  Coronel  Don  Rufino  Ortego  benutzt 
haben,  als  wir  zwischen  den  Vulkanen  Lonquimay  und  Llaima 
über  die  Anden  gingen  und  in  Chile  bis  zu  ihrem  höchsten  Punkt 
in  der  Nähe  des  Forts  Curaco  vordrangen.  Die  Pässe  der  Vul- 
kane Lonquimay,  Callaqui  und  Trolope  führen  auf  bequemen  und 
ebenen  Wegen  in  das  Thal  des  Biobio,  der  aus  dem  Abfluss  der 
Laguna  de  Uu  alle  tue  entsteht,  und  ebenso  zu  seinen  hauptsäch- 
lichsten auf  den  Anden  entspringenden  Nebenflüssen,  z.  B.  dem 
ßalhue,  bei  dessen  Mündung  in  den  Biobio  der  berüchtigte  Puran, 
Cazike  der  Pehuenches  und  lange  Jahre  die  Geissei  der  Gutsbesitzer 
im  Süden  der  Provinz  Mendoza,  gefangen  genommen  wurde.  Im 
Thal  des  Biobio  und  seiner  Nebenflüsse  Balhue,  Ranquil,  Gua- 
huali,  Hagili,  Guallaqui,  der  in  seinem  obern  Lauf  den  Namen 
Queuco  führt,  sind  jetzt  die  Schlupfwinkel  der  Pehuencheindianer, 
welche  dort  offen  von  den  chilenischen  Behörden  begünstigt  werden. 
Denn  diese  Eingeborenen,  entmutliigt  durch  den  Misserfolg  ihrer 
Kämpfe  mit  der  4.  Division,  in  Polge  deren  sie  für  die  Erhaltung 
ihrer  Herden  und  für  ihre  eigene  Rettung  zu  sorgen  hatten,  werden 
sich  zu  einem  neuen  Feldzug  nicht  aufgelegt  fühlen. 


Die  Militärgrenze  am  Rio  Kenqnen.  173 

Die  Forts  der  Linie  des  Rio  Malleco  sind  bereits  alle  mehr 
oder  weniger  blGhende  Ortschaften,  der  Platz  Coollipulti  ist  aber 
scftoB  eine  Stadt  mit  einer  starken  Besatzung.  Das  schnelle  Empor- 
blühen  dieser  Orenzorte  seit  11  Jahren  hat  in  Folgendem  seinen 
Orand.  Als  1869  die  Verteidigungslinie  gegen  die  Molachos  am 
"E&o  Malleco  errichtet  wurde,  hielt  die  Regierung  von  Chile  enge 
Freundschaft  mit  den  Stämmen,  welche  in  der  Zone  zwischen  den 
Flossen  Malleco  and  Biobio  und  östlich  von  diesem,  zwischen  den 
beiden  Abhängen  und  den  Thälern  der  Cordillera  de  los  Andes 
wohnten  und  ihre  Streifztige  bis  in  unsere  Pampas  ausdehnten. 
Diese  Stämme  waren  die  Pehuenches  und  Picunchos,  über  welche 
der  Gazike  Puran  herrschte,  und  die  Huilliches,  die  in  den  Thälern 
de»  Rio  Limay  und  seiner  Nebenflüsse  wohnen.  Damals  wurde 
ein  allgemeiner  noch  heute  allwöchentlich  am  Sonnabend  stattfinden- 
der Viehmarkt  eingerichtet.  Auf  diesen  wurde  von  den  Indianern 
das  in  unserer  Republik  geraubte  Vieh  gebracht,  indem  sie,  geduldet 
von  der  Chilenischen  Regierung,  sich  nach  Chile  über  die  Pässe 
Llaima,  Ullintue,  Longuimai,  Callaqui,  Trolope  und  Copahue  hinein- 
BcfaHchen.  Zu  diesem  Markt  kommen  Käufer  bis  von  Santiago 
her,  und  ich  habe  verschiedene  Caballeros,  welche  solche  skan- 
dalöse Geschäfte  machen,  sagen  hören,  dass  frfiher  zu  diesem 
Markt  mehr  als  3000  Tiere  zusammenkamen,  dass  aber,  seitdem 
die  Flüsse  Negro  und  Neuquen  von  unsern  Truppen  besetzt  wur- 
den, die  Geschäfte  nicht  mehr  wie  früher  gingen,  da  die  Indianer 
kein  argentinisches  Vieh  mehr  einftlhrten.  —  In  Angol  endet  die 
ij  Eisenbahn  von  Santiago  nach  dem  Süden.  Von  San  Rosente, 
I  das  am  Nordrande  des  Rio  de  la  Laja  bei  seinem  Zusammenflnss 
'  mit  dem  Rio  Biobio  liegt,  zweigt  sich  ein  Nebenarm  der  Linie 
Santiago  -  Angol  ab,  welcher  am  Nordrande  des  Biobio  bis  nach 
Concepcion  angelegt  ist  und  mit  einer  grossen  Kurve  bei  Tol- 
cahnano  endet,  einem  Hafen  des  stillen  Weltmeeres  von  grosser 
Bedeutung  wegen  der  Niederlagen  von  Cerealien,  welche  dort  ein- 
geschifft werden.  In  Concepcion,  der  drittgrössten  Stadt  Chile's, 
passiert  man  den  Biobio  mittelst  einer  Dampffahre  auf  das  Südufer 
hinüber  und  ein  25  km  langer  Fahrweg  längs  des  Seestrandes  führt 
nach  den  Kohlenbergwerken  von  Loto.  Die  reiche  Getreidepro- 
dtiktion  von  der  Provinz  Maul^  nach  Süden  hin  macht  diese 
Gegenden  zur  Kornkammer  Chile's.  Von  Concepcion  kehrte  ich 
nach  San  Carlos  zurück,  wo  ich  mich  vorbereitete,  das  Thal  des 
Rio  Nuble  und  die  Pässe  Palauquen  und  Burraleubu  zu  studieren, 
welche  zum  Rio  Neuquen  führen,  und  zog  am  25.  Mai  in  östlicher 
Richtung  quer  durch  das  „Valle  central^,  eine  25km  lange 
Ebene  bis  nach  Cachapal,  einer  kleinen  Ortschaft;  von  da 
stieg    ich    einen  Hügel    hinan,    der    sich    über    eine  ebene  Fläche 


174  Host  und  Rittersbacher: 

hin  erstreckt  bis  zum  Paso  Ancho  10km.  Wir  setzten  nnsem 
Weg  durch  Eichenwälder  über  ein  unebenes  Terrain  fort  bis  zum 
Pueste  de  Avellana  Skm,  von  da  nach  Chamico  4  km  bii 
zur  Brücke  Arroyo  Grande,  eines  Nebenflusses  des  Nuble,  8 km, 
und  3km  weiter  kamen  wir  durch  das  Städtchen  San  Fabian, 
wo  sich  ein  Weg  nach  Ghillan  abzweigt.  Nach  2  km  stiegoi 
wir  auf  bequemem  Wege  zum  Thal  des  Nuble  hinab  und  rittea 
dann,  in  der  Biclitung  nach  S.  83^  östl. ,  auf  einem  Fahrweg ,  des 
auf  beiden  Seiten  des  Flusses  dichte  Gebirgswälder  begleiten,  weit« 
nach  einer  la  Guardia  genannten  Hacienda  3km.  Nach  4km 
überschritten  wir  den  Arroyo  de  Cudileo  und  nach  10  km  den 
Arroyo  de  Lare.  Wir  stiegen  eine  Anhöhe  hinauf  und  wieder 
hinab  1  km  und  nach  5  km  kamen  wir  nach  der  Hacienda  Cara- 
coles,  wo  wir  Rast  machten.  Am  folgenden  Tage,  sobald  wir  in 
den  finstern  Wäldern  die  Messkette  sehen  konnten,  setzten  wir  im- 
sern  Marsch  fort;  den  Bergrücken,  der  das  Flussthal  einengt,  hin* 
anf  und  wieder  hinabsteigend  und  eine  enge  Schlucht  passieraid 
gelangten  wir  zu  einer  schönen  Fläche,  la  Punilla  genannt,  bis 
wohin  wir  wieder  10  km  zurückgelegt  hatten.  Nach  5  km  ebenen 
Terrains  ritten  wir  durch  den  stark  strömenden  Rio  del  Sauce; 
hier  ist  ein  grosses  mit  Alfolfo  und  anderer  Saat  bedecktes  Acker- 
feld. Wir  fuhren  mit  dem  Messen  des  Weges  auf  ebenem  Plan 
fort  und  passierten  nach  5  km  den  Bach  las  Mayo  und  2  km 
weiter  „las  Trnchas**  (Forellenbach)  imd  in  der  Richtung  nach 
S.  20®  östl.  gelangten  wir  nach  der  Ortschaft  los  Robles,  wo 
sich  der  über  den  Cerro  de  los  Chorros  hinüberführende  Weg 
über  den  Pass  Palauquen  abzweigt.  Alle  erwähnten  Bäche  flies- 
sen  nach  Süden  und  münden  in  den  Nuble.  Nach  10  km  kamen 
wir  an  den  von  Norden  kommenden  Nebenfluss  des  Nuble,  den 
Arroyo  de  las  Minas,  wo  wir  den  Nuble  durchritten;  und  nach- 
dem wir  eine  kleine  Anhöhe  erstiegen  hatten,  befanden  wir  uns  an 
dem  Orte  los  Cajancito  mit  viel  kräftiger  Weide,  auch  bekannt 
unter  dem  Namen  Valle  hermoso  (das  schöne  Thal),  wo  wir  die 
Nacht  zubrachten.  Am  folgenden  Tag  bei  Sonnenaufgang  fuhren 
wir  mit  dem  Messen  des  Weges  fort  in  der  Richtung  nach  S.  12* 
östl. ,  immer  am  Ufer  des  Nable  hin ,  bei  immer  gleicher  Bodenbe- 
schaffenheit, und  kamen  nach  1 4  km  zu  dem  herrlichen,  von  einem 
in  denselben  Fluss  mündenden  Bach  durchflossenenen  Mayingefiide, 
dieses  nennen  die  Chilenen  „Roblecito",  weil  es  von  einem 
Eichenwald  umgeben  ist  Die  Berge  schliessen  das  Thal  des  Nuble 
jetzt  schon  eng  ein.  Wir  gehen  eine  felsige  Anhöhe  hinauf  und 
einen  Abhang  von  derselben  Bodenbeschaffenheit  hinab,  um  12  km 
weit  unsem  Weg  innerhalb  des  Flussbettes  des  Nuble  auf  steinigem 
Terrain  fortzusetzen  bis  an  den  Fuss  der  Anhöhe,   welche   zu  dem 


Die  MilitärgreoEe  am  Rio  Nenqaen.  175 

Gipfel  des  Bnrralenbu  hinauffahrt  und  die  Überfahrt  von  Fuhrwerk 
nnmöglich  macht,  da  der  Weg  nicht  gebahnt  ist.  Nach  4  km  waren 
wir  oben  auf  dem  Gipfel ,  welcher  ein  3  km  breites  Plateau  bildet, 
1823  m  über  dem  Meerespiegel.  Hier  ist  ein  schöner  See,  der 
Lago  deTrelles,  er  liegt  unter  37 ®  südl.  Br.  und  71^  13'  westl. 
I#.  von  Greenwich  oder  12®  53'  45"  westl.  vom  Meridian  von 
Bnenos-Ayres.  Aus  ihm  fliesst  der  Rio  de  Burraleubu,  ein  Neben- 
flnss  des  Nahueve,  und  hier  ist  auch  der  Pass  desselben  Namens. 
Alle  Quellen  dieser  Cordillera  entspringen  auf  dieser  Seite  und 
fliessen  nach  Osten.  In  allen  ihren  Thalniederungen  giebt  es  eine 
grosse  Folie  von  Mayingrasflächen  und  Buschwerk  zur  Feuerung. 
In  östlicher  Richtung  und  längs  des  Rio  Burraleubu  auf  gutem  Wege 
weiter  wandernd,  betraten  wir  eine  grosse  Fläche  mit  viel  Weide, 
genannt  Mall  in  de  la  finada  Mi  ca.  Sie  dehnt  sich  nach  Nor- 
den hin  aus  und  wird  von  zwei  grossen  Bächen  bewässert;  bis 
hierher  hatten  wir  12  km  zurückgelegt.  Das  Messen  des  Weges 
fortsetzend  stiegen  ^ir  eine  ans  Stein  und  Sand  znsammengeiietzte 
Anhöhe  hinauf  und  wieder  hinab  und  nach  3  km  waren  wir  an 
dem  Ort  ^las  Ramadillas^,  wo  ich  Rast  machte,  1381m  über 
dem  Meeresspiegel.  Am  folgenden  Tage  bei  Sonnenaufgang  wan- 
derten wir  auf  ebenem  Wege  am  Ufer  des  Rio  Burraleubu  nach 
N.  89®  östl.  18  km  weiter.  Dieser  fliesst  noch  2  km  weiter,  um 
sieh  dann  mit  dem  Rio  Nahueve  zu  vereinigen;  wir  aber  verliessen 
hier-  das  Thal  des  Burraleubu  und  gingen  8  km  quer  durch  die 
Barranca  und  an  der  Südseite  des  Burraleubu  hinauf,  um  dann  in 
die  Qnebrada  de  la  Zorru  (Fuchsschlucht)  hinabzusteigen,  und 
durch  diese  näherten  wir  uns  über  den  Mailin  dela  Mulas  dem 
Bio  Nahueve.  Diesen  überschritten  wir  nach  3  km  auf  gutem  Grunde 
in  dem  Vado  de  las  Pandurias.  Wir  setzten  das  Messen  auf 
dem  Ostufer  des  Nahueve  fort  und  indem  wir  nach  1km  ^los 
Quignes**  passierten,  betraten  wir  nach  3  km  den  Landsitz  des 
Mr.  Price,  Namens  „el  Mallin**,  gegenüber  der  ^Piedra  Meona**. 
Hier  machte  ich  Rast,  1175  m  über  dem  Meeresspiegel.  Vom 
Maliin  ritten  wir  in  südlicher  Richtung  am  Rio  Nahueve  weiter  ab- 
wärts über  den  Cerro  Negrete  bis  gegenüber  von  Caripiles, 
wo  wir  das  Thal  des  Nahueve  verliessen,  um  uns  in  der  Richtung 
nach  S.  55®  östl.  nach  dem  Arroyo  de  Cayante,  einem  Neben- 
fluss  des  Nahueve,  zu  begeben,  und  gelangten  nach  13  km  zur  Schaf- 
zOchterei  eines  Chilenen,  wo  wir  Nachtquartier  nahmen.  Vom  Arroyo 
de  Cayante  ritten  wir  in  der  Richtung  nach  S.  45®  östl.  weiter 
und  überschritten  den  Bergrücken,  der  den  Neuquen  vom  Nahueve 
trennt ;  derselbe  trägt  auf  seiner  Höhe  eine  schöne  mit  Mayin  Pajon- 
und  Coirongras  bewachsene  Ebene.  Über  diese  gingen  wir  hin- 
fiher  und  fingen  dann  an,    einen   bequemen  Abhang  hinabzusteigen 


176    Host  und  Rittersbacher:  Die  Milit&rgprenBe  am  Rio  Neaqnen. 

zum  Thal  des  Rio  Nenquen,  dessen  Ufer  wir  nach  18  km  erreichten 
beim  Vado  del  Sauce.  Nachdem  wir  durch  diese  Fort  den  Neu* 
quen  überschritten  hatten,  setzten  wir  den  Marsch  fiber  eine  An- 
höhe der  Cordillera  de  Pucom  Mahuida  fort.  Bei  diesem  Pankt 
fingen  wir  an,  am  Bergabhang  hinzugehen,  bis  wir  zum  Gipfel  des 
Malal  Caballo  kamen;  bei  dem  Arroyode  Milanchico  vereinigt 
sich  dann  dieser  Weg  mit  dem  andern,  der  von  Antuco  und  dem 
Fort  los  Guanacos  kommt,  nach  dem  Fort  der  4.  Division ,  den 
ich  schon  erwähnt  habe. 

Die  gesamte  Entfernung  von  San  Carlos  am  Nuble  bis  zum 
Fort  der  4.  Division  über  den  Pass  Burraleubu  beträgt  275  km  und 
über  den  Pass  Palauquen  210  km;  dieselbe  Entfemnng  mit  ge- 
ringer Differenz  ergiebt  sich  von  Chillan  aus.  Von  allen  über- 
schreitbaren Pässen:  del  Saco,  Laguna  Navareto,  Laguna  Palanquoi, 
Burraleubu,  Butamayin,  Antuco  oder  Pichachen,  Copahue,  Trolope, 
Callaqui,  Louquimay,  Ullintue  und  Llaima,  ist  der  Antuco-  oder 
Pichachenpass  der  beste,  denn  ebenso  wie  man  vom  Bio  Nenquen 
unmerklich  bergansteigend  bis  zum  Gipfel  des  Pichachen  gelflcngt, 
so  kommt  man  von  diesem  unmerklich  bergabsteigend  nach  Antaeo, 
und  vielleicht  ist  der  Tag  nicht  mehr  fern,  an  dem  wir  die  Loc<^• 
motive  die  Pampas  durcheilen,  das  Thal  des  Nenquen  und  seines 
Nebenflusses,  des  Rio  Agrio,  hinaufkeuchen  und  über  den  Pichaebeo- 
pass  quer  durch  die  Anden  wieder  hinuntergleiten  sehen,  nm  sidi 
mit  der  chilenischen  Eisenbahn  bei  Antuco  zu  verbinden;  denü  es 
ist  eine  bequeme,  in  jeder  Jahreszeit  gangbare  Strasse,  welche  uns 
die  lange  und  gefahrliche  SchiflFahrt  auf  den  südlichen  Meeren  erspart. 

Die  Thäler  am  Fuss  der  Cordillera  sind  sehr  £ruchtbar  und 
von  kleinen  Flüssen  bewässert,  bringen,  sorgföltig  bebaut,  ausge- 
zeichnetes Getreide  und  eine  grosse  Menge  verschiedener  Frucht* 
Sorten  hervor  und  sind  sehr  gut  für  Viehzucht.  Schon  bekannte,  srfir 
ergiebige  Kupfer-  und  Silberbergwerke,  Urwälder,  die  Holz  zum 
Schiffsbau  und  jede  Art  von  Nutzholz  liefern,  Goldwäschereien  und 
tausend  andere  Industriezweige  werden  mächtig  zur  Entwickelnng 
und  zum  Gedeihen  der  neuen  Ortschaften  beitragen.  Sonstige,  hier 
übergangene  Einzelheiten  habe  ich  auf  der  beifolgenden  geographi- 
schen Karte  eingezeichnet. 


XL 

Elf  Wochen  in  Larissa. 

Knltnrhistorische  Skizrce  von  Dr.  Bernhard  Ornstein,  Generalarzt 

der  K.  griechischen  Armee. 


Man  braucht  nicht  gerade  Philologe  von  Beruf  zu  sein,  um 
Ich  darüber  zu  wundern,  dass  Homer,  der  doch  Achill,  den  Sohn 
leB  in  Phthia  herrschenden  Peleus  in  der  Ilias  besingt  und 
elbst  des  Titaresios,  eines  im  Sommer  wasserlosen  Flusses, 
[edenkt,  welcher  bei  dem  drei  Stunden  von  Larissa  entfernten 
7iiraovo  vorbeifliesst,  den  uralten  Sitz  der  Hämonen  und  Pelasger 
inzlich  mit  Stülschweigen  übergeht.  Dass  letzterer  zur  Zeit  des 
enialen  Rhapsoden  existierte,  lässt  sich  nicht  wohl  bezweifeln,  da  die 
eginnende  Blütezeit  der  späteren  pelasgiotischen  Metropole  unter 
er  Herrschaft  des  bei  Plutarch  als  König  von  Thessalien  ange- 
ihrten  Herakliden  Aleuas,  des  Stammvaters  des  reichen  und 
lächtigen  Geschlechts  der  Aleuaden,  ins  achte  Jahrhundert  v.  Chr. 
u  fallen  scheint.  Dagegen  geschieht  der  Stadt  Larissa  bei  späteren 
Lntoren  des  klassischen  Altertums  Erwähnung,  wie  bei  Thukydides 
11,  22),  Aristoteles,  Polybios,  Strabo  (9,  44),  Titus  Livius,  Plinius 
ind  dem  Geographen  G.  Julius  Solinus.  Dieser  beschreibt  dieselbe 
üs  „  egregium  oppidum  ^,  T.  Livius  als  „  nobilem  civitatem  ^.  Ausser 
dem  Larissa  am  Peneus  führten  noch  andere  Städte  denselben 
Kamen.  Es  gab  ein  Larissa  am  Ossa,  die  Kgegia^ij  Adquida 
-^  das  heutige  Gardiki  —  in  Phthiotis,  ein  anderes  in  Attika, 
im  Peloponnes,  in  Kreta,  auf  Lesbos  und  in  Kleinasien  in  der 
Nahe  von  Kyme,  der  Vaterstadt  des  Hesiod  und  der  Ursprung- 
Hohen  Heimat  der  kumanischen  Sybille,  von  Ephesus  etc.  Wahr- 
scheinlich waren  es  eingewanderte  Pelasger,  welche  an  diesen 
Orten  Städte  erbauten,  in  denen  oder  über  denen  die  dieselben 
Schützende  Burg  nie  fehlte.  Erstere  wurden  nach  der  letzteren  La- 
lissa  —  im  Pelasgischen  y^^AKgonoltg^  —  genannt,  so  wie  noch  heute 

Zeitsehr.  d.  GeB«l]8oh.  t  Erdk.    Bd.  XVII.  \^ 


178  ß*  Ornstein: 

die  Burg  von  Argos  im  Volksniunde  Larissa  heisst  —  Es  wäre 
eine  irrtümliche  Voraussetzung,  duss  ich  mir  die  Aufgabe  gestellt 
habe,  dieses  an  ca.  8000  Jahre  alte  Larissa  der  pelasgisclieii 
Ebene  zum  Gegenstande  dieser  Studie  zu  machen.  Nein,  ich  be- 
absichtige nichts  weiter,  als  ein  flüchtiges  Streiflicht  als  Reflex 
eigener  Anschauung  und  Beobachtung  auf  das  einem  jeden  Gebil- 
deten schon  von  der  Schulbank  her  als  Hauptstadt  ThessaUens 
bekannte  Larissa  mit  seiner  jetzt  desarmierten  und  kaum  noch  an- 
tike Spuren  zeigenden  Acropole  fallen  zu  lassen,  welche  Diodor 
(10,  41)  als  ^oxvQ(üTccrig'*  kennzeichnet  und  auf  deren  halb  verfallenei 
mittelalterlichen  Zinnen  seit  dem  12.  September  v.  J.  die  griechische 
Fahne  weht*).  Von  dem  Standpunkte  der  Länder-  und  Volker- 
kunde ist  dieser  Essay,  glaube  ich,  insofern  gerechtfertigt,  als  der 
Weltverkehr  in  unseren  Tagen  eine  derartige  Ausdehnung  ge- 
wonnen hat,  dass  es  für  Manciien,  der  sich  einen  Einblick  in  die 
sozialpolitischen-  und  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  verschiedenen 
Länder  verschaffen  will,  keineswegs  gleichgültig  ist,  dieselbe  nadi 
ihrem  wahren  Kulturwerte  kennen  zu  lernen.  Aus  speziell  po- 
litischem Gesichtspunkte  betrachte  ich  diese  jedem  Parteigeiste 
fremde  und  wahrheitsge müsse  Schilderung  der  kultnranthropolo- 
gischen  Zustände  einer  noch  vor  kurzem  bedeutenden  Proviniial- 
llauptstadt  des  türkischen  Reiches  als  einen  prognostischen  Bei- 
trag zur  Beurteilung  des  Schlussstadiums  der  in  neuester  Zeit 
dem  Anschein  nach  in  unauilialtsamen  Fluss  geratenen  Bewegung, 


*)  All  dieser  Stelle  iiiaj:  die  nach  obiofer  Überschrift  zwar  nicht  hjßt- 
herjrohörig-e.  jedoch  einen  oder  den  anderen  Leser  vielleicht  interressierende, 
Xotiz  Platz  linden.  ilas<  anch  Volo  und  sein  Territorium  —  die  28 — 30  Ständen 
lan^re  niul  1  — 9  Stniulen  breite,  jrcbirgige  und  fruchtbare  magnesische  Halb- 
insel, welche  sieh  vom  Temptthal  bis  an  das  Vorgebirge  Aeantium  erstreckt  — 
am  14.  Dezember  v.  J.  dem  grieehischeii  Truppen -Kommando  übergeben 
wurde.  Selbstverständlieli  ist  aueli  der  historische  Pelion  mit  der  Höhle  de« 
(.'hiron  an  Grieehtuland  über^rtiTAnireu,  doch  ohne  Centauren  und  LapitbeOt 
und  somit  ist  die  unblutii:e  lusitznahme  von  Thessalien,  sowie  des  Bezirfa 
von  Ana  seitens  der  li riechen,  mit  Ausnahme  der  tur  dieselben  in  strate- 
gischer Hinsicht  sehr  wichri^en  Position  von  Kriteri,  eines  zu  dem  zwischen 
Larissa  und  Trikala  gelejrenen  Fleekeu  Zarkos  gehörigen  und  keilförmig 
ins  neue  griechische  Oren/cebiet  sicli  einschiebenden  Terrains,  eine  Tollen- 
deto  Thatsache.  SolUe  die  internationale  Ubersrabe-Kommission  in  Betreff 
dieses  streitigen  und  gegenwärtig  noch  von  türkischen  Truppen  besetiten 
Punktes  sich  zu  Ounsten  der  Türken  entscheiden,  so  ist  Griechenland,  dessen 
neue  Greu/e  an  sich  schon  eine  in  strateirischer  Hinsicht  für  dasselbe  im 
hohen  Grade  un^ünstiiTO  ist,  in  seiner  Detensivkrat\  dem  ottomanischen 
Nachl-ar  gegeivüber  eursctiiedeii  lahm  gelegt.  Hiervon  abgesehen  unterliegt 
es  nioiues  Krachteus  keinem  Zweii'el.  dass  die  im  Interresse  der  öffentlichen 
Sichevlieit  s:eboteno  militririscl'.e  l'berwaeliunc  der  lauvrirestreckten  GrenEÜme 
ilas  r»iulgif  des  kle'.iun  Laude?  so  beschweren  wenle .  dass  der  finanzielle 
Kuiu   de>J«<v'lbi'i^   ■.:'.   v.ieht   rVniev  Zvvk '.;»:;>   ir.   Au^'^iehr   steht. 


Elf  Wochen  in  Lariasa.  479 

welche  anter  der  Bezeichnang  „Die  orientalische  Frage ^  die 
Aufmerksamkeit  des  denkenden  Puhlikums  aller  civilisirten 
Nationen  seit  Jahren  auf  sich  zieht. 

Den  unmittelbaren  Anlass  zu  dieser  Skizze  gab  übrigens  das 
QTsprnngliche  Bewnsstsein,  dass  ich,  allerdings  mit  vielen  andern, 
naiv  genug  gewesen  war,  über  die  kulturelle  Bedeutung  Larissa^s 
in  Reisehandbüchern  Belehrung  zu  suchen,  welche  derselben  selbst 
bedürfen,  und  der  gleichzeitige  Wunsch  Irrtümliches,  oder  Unge- 
naues zu  berichtigen.  So  heisst  es  in  einem  derselben  beispiels- 
weise von  Larissa  „es  ist  für  eine  türkische  Stadt  überraschend 
freundlich  und  reinlich.^  Ich  gestehe,  dass  es  mir  geradezu  un- 
begreiflich ist,  wie  jemand  so  etwas  niederzuschreiben  vermag,  der 
diesen  Ort,  sei  es  auch  nur  auf  ein  paar  Stunden,  mit  eigenen 
Augen  gesehen  hat.  Ich  meinerseits  gebe  hier  der  Überzeugung 
Ausdruck,  dass  unter  den  ca.  25  000  Mann  griechischer  Truppen, 
welche  in  Thessalien  eingerückt  sind,  vom  Oberkommandanten 
bis  zum  Soldaten  herab,  schwerlich  auch  nur  einer  geneigt  sein 
moebte,  diesem  schonfarberischen  Ausspruche  beizupflichten.  Ja, 
wer  von  dem  Hagios  Elias*)  des  Olymp  oder  der  Spitze  des  in 
deinem  schrägen  Abfall  an  die  antike  Tempeldachform  erinnernden 
Oflsa  den  Gegensatz  ins  Auge  fasst,  der  gegen  Norden  zwischen 
den  grauen  und  unheimlich  düsteren  Beleuchtungsnuancen  der 
tbessalischen  Gebirgswelt  und  dem  südwärts  in  der  weiten  pelas- 
gischen  Ebene  einer  Oase  gleich  im  leuchtenden  Sonnenglanz 
daliegendem  Larissa  sich  geltend  macht,  mag  in  poetischer  Auf- 
fiMsnng  dieses  wahrscheinlich  nur  von  wenigen  wagehälsigen 
Touristen  beobachteten  Kontrastes  die  Lage  der  Stadt  eine  freund- 
liebe  nennen.  Diese  Qualifikation  passt  indess  keineswegs  auf 
die  -Stadt  als  solche  und  speciell  auf  das  Innere  oder  die  grosseren 
Verkehrsadern  derselben  und  noch  viel  weniger  auf  ihre  relativen 
Beinlichkeitsverhältnisse.  Wie  schon  gesagt,  abgesehen  von  Poesie 
und  poetischer  Licenz  und  sich  lediglich  auf  realem  Boden  be- 
wegend wird  sich  meinem  Gefühle  nach  ein  jeder,  der  den  Ort 
zum  ersten  Male  besucht,  in  den  noch  so  bescheidenen  Erwartungen, 
welche  er  sich  sowohl  vom  ästhetischen  als  kulturhistorischen 
Standpunkt  über  Neu -Larissa  gemacht  hat,  mehr  oder  weniger 
getauscht  finden.  In  dieser  Richtung  ist  wenigstens  das  italienische 
^molto  fumo  poco  arosto^  aus  dem  Munde  griechischer  Offiziere 
und  Beamten  oft  genug  an  meine  Ohren  gedrungen.  Ich  glaube 
mich  in  der  Vermutung  nicht  zu  täuschen,  dass  die  überaus  opti- 
mistisch angehauchten  Schilderungen,  in  denen  sich  einige  Lamioten 


*)  Die  höchste  zugängliche  Spitze  des  Oljmp;  der  Name  einer  zweiten, 
nach  Barth  höheren,  ist  nidit  bekannt. 


130  ^'  Ornstein: 

vor  unserem  Einrücken  in  Thessalien  gefielen,  wesenüicb  daza 
beitragen,  in  vielen  von  uns  übertriebene  Yorstellangen  aber  du 
grossstadtische  Gepränge  dieses  Orts  zu  wecken.  Besonders  war 
es  ein  gewisser,  vordem  in  Larissa  domilicierter,  und  durch  seine 
Manieren  sich  empfehlender  Geschäftsmann  D  . . . .,  der  sich  in 
fabelhaften  Ergüssen  über  das  genussvolle  Leben  erging,  welches 
unserer  in  Larissa  harrte.  Der  Mann  hatte  sich  am  letstea 
thessalischen  Aufstande  im  Jahre  1878  beteiligt,  war  nach  Unte^ 
drückung  desselben  flüchtig  geworden  und  kehrte  jetzt  nach  mehr- 
jährigem Aufenthalt  in  Griechenland  im  Gefolge  des  General- 
Stabschefs,  Major  Ischomachos,  dahin  zurück. 

Nach  dieser  etwas  weitläufigen,  doch  für  notig  erachtetea 
Einleitung  werde  ich  mich  zuerst  mit  der  Topographie  der  thes- 
salischen Hauptstadt  vom  landschaftlichen  und  architektonisehen 
Standpunkte  beschäftigen  und  dann  zu  dem  Thun  und  Lassen  der 
Menschen  übergehen,  welche  dieselbe  bewohnen.  Über  die  Werke 
und  Leistungen  derselben  auf  den  mannigfachen  Gebieten  der  mensdi- 
lichen  Thätigkeit  werde  ich  ein  diskretes  Schweigen  beobachten. 

Wenn  man  im  Sommer  die  gut  12  Stunden  lange  Strasse 
oder  richtiger  „den  Feldweg^  in  der  einförmigen,  baumlosen  und 
in  der  heissen  Jahreszeit  wasserarmen  thessalischen  Ebene  zurück- 
legt, welcher  von  Domoko  (das  alte  Thaumaki  oder  besser  der 
Plural  @av(Aaxol)  über  Fersala  (Pharsalus)  nach  Larissa  führt 
und  endlich  die  Südfront  des  langgestreckten  Ortes  zu  Gesicht  be- 
kommt, so  heben  sich  in  der  Entfernung  von  ungefähr  einer  Stunde 
die  schlanken  Minarets  der  vielen  Moscheen  recht  kokett  vom 
sommerlich  wolkenlosen  Horizont  ab.  Der  landschaftliche  Effekt 
dieser  Scenerie  wird  durch  die  im  fernen  Hintergrunde  scheinbar 
vertikal  aufsteigende  gewaltige  Gebirgsmasse  des  Olymp  in  den 
Augen  des  klassisch  gebildeten,  dabei  aber  ermüdeten,  hungerigen 
und  schon  stundenlang  von  Durst  gequälten  Reiters  in  vielver- 
heissender  Weise  dadurch  erhöht,  dass  es  ihm  nicht  im  Traume 
einfällt,  sich  den  Zweifel  zu  gestatten,  dass  es  in  dem  vor  ihm 
ausgebreiteten,  fremdartig  morgenländischen  Häusergewirre  an 
einem  Hotel  oder  Restaurant  zur  Befriedigung  leiblicher  Bedürfnisse 
fehlen  könne.  Dass  eine  derartige,  freilich  gerechtfertigte  Vor- 
aussetzung am  12.  September  v.  J.  noch  als  eine  Illusion  be- 
zeichnet werden  muss,  wird  der  geneigte  Leser  weiter  unten  ge- 
wahr werden.  In  dem  Maasse,  als  man  sich  der  Stadt  nähert, 
unterscheidet  man  eine  die  Südseite  derselben  in  ihrer  ganzen 
Ausdehnung  begrenzende  Lehmmauer,  deren  Hohe  je  nach  der 
Terrainformation  zwischen  4 — 6  Fuss  schwankt.  Die  vormals 
hinter  und  längs  derselben  aufgestellten  Geschütze  waren  vor  der 
Übergabe  des  Orts  an  das  griechische  Occupationscorps  auf  Befehl 


Elf  Wochen  in  Larissa.  Jgl 

Faiyet-Pascha's,  des  türkischen  Militargouverneurs  von  Thessalien, 
nach  Volo    abgeführt  worden,    um   von   dort   mit  dem   übrigen  in 
Larissa  und  andern  Depots  angehäuften  Kriegsmaterial  nach  Eon- 
stantinopel    eingeschifft    zu    werden.     Aus    dieser    halbverfallenen 
Einfassungsmauer  und  einem  1^ — 2m  tiefen,  ebenso  breiten  und 
den    Sommer    hindurch    trocknen   Graben   bestehen   die   Festungs- 
werke von  Larissa.     Mit  Ausnahme  des  Thors,    welches  die  über 
den  Peneus  fuhrende  Brücke   absperrt,   giebt  es  deren  auf  dieser 
Linie  noch  3 — 4  andere,   wie  beispielsweise  die  von  Trikala  und 
von  Volo,  deren  Ansprüche  auf  diese  Bezeichnung  ihrer  geringen 
Solidität    und    ihres    unzulänglichen    Verschlusses    halber    ebenso 
fraglich    erscheinen,   als   ihre  Existenzberechtigung   selbst,   da  die 
Stadt   von   der  West-   und  zum  Teil  auch   von   der  Ostseite    eine 
offene    und  ganz   und  gar  ungeschützte  ist.      Abgesehen   von   der 
Richtung,  in  welcher  man  dieselbe  betritt,  sei  es  durch  eines  der 
euphemistisch  sogenannten  Thore   oder  vom  freien  Felde  aus,   so 
ist  es  Thatsache,  dass  man  den  Oesamteindruck  gewinnt,  ein  nahezu 
ähnliches    Bild    der    staatlichen    und    kommunalen   Verwahrlosung 
and  Verkommenheit   vor   sich  auftauchen  zu   sehen,    wie   es   den 
anfangs    der    dreissiger   Jahre   nach   Griechenland   eingewanderten 
Deutschen  von  den  zu  jenar  Zeit  trostlosen  Zuständen  dieses  Landes 
▼ermntlich  noch  in  der  Erinnerung   schwebt.     Ich  will  versuchen, 
meine    pessimistische    Auffassung    zu    begründen    und  Larissa   mit 
einigen  flüchtigen  Federstrichen   so  zu  schildern,   wie  dasselbe  in 
der  Wirklichkeit   aussieht.     Die  Innenseite   der  Stadtmauer   stosst 
in    ihrer    ganzen    Ausdehnung    an    unbebaute    und    Weideplätzen 
gleichende   Terrains    von    verschiedener  Breite.      Die    der  Mauer 
zunächst  liegenden  Partien  erfreuen  sich  eines  ganz  ungewöhnlichen 
Reichtums  an  Nessel,  nicht  etwa  an  Urtica  dioica  sondern  an  ur^ 
iica   urenSy   deren  Berührnng  ein  ungleich  stärkeres  Hautbrennen 
verursacht  als  jene.    Zwischendurch  lagern  hier  und  da  gebleichte 
Pferde-,  Maultier-  und  Eselgerippe,  welche  mit  Hunde-,  Katzen- 
und   Hühnercadavern   abwechseln.     Dieses   unappetitliche  Sammel- 
surium tierischer  Überreste  wird  von  Myriaden  Fliegen  umschwärmt. 
Neben   dieser  übelduftenden  Zone  der  entlegneren  Stadtteile,    auf 
deren  weitere  Schilderung  ich  verzichte,  trifft  man  in  der  Richtung 
des  Innern  Stadtteils  ebenerdige,  selten  einstockige  Häusergruppen 
mit  kleinem,  schmutzigen  und  von  einigen  Hühnern,  Gänsen  oder 
Putern  bevölkerten  Vorhof,  in  dem  ein  Ziehbrunnen  und  ein  paar 
Bretterverschläge    zum    Kochen,    Waschen    u.    s.   w.    nie    fehlen. 
Dieses  ländliche  Bild  wird  durch  Bäume,  Rosensträuche  und  eine 
beinahe    stereotype  Weinlaube    vervollständigt.      Bisweilen   erhebt 
sich  zwischen  den  einzelnen  Häusergruppen  inmitten  eines  grossen, 
schlechtgehaltenen  und  schattenlosen  Platzes  eine  Moschee,   deren 


132  S-  Ornstein: 

kühn  und  zierlich  in  die  sonnige  Luft  ragendes  Minaret  den  Be- 
sucher in  etwas  mit  dem  gar  zu  primitiven  Zustand  dieser  Quartiere 
aussöhnt  In  diesen  stillen  und  vorzugsweise  von  Mnhamedanem 
bewohnten  Stadtteilen  fallen  einem  jeden  Fremden  die  zahlreichen 
Begräbnisplätze  der  letzteren  auf,  deren  Gräberreihen  mit  ihren 
aufrechtstehenden,  den  althellenischen  ähnlichen,  Grabstelen  diesen 
Friedhöfen  ein  charakteristisches  Aussehen  verleihen.  Es  sind 
deren  so  viele,  dass  die  Moslems  ihre  Toten  seit  Jahrhnnderten 
auf  der  Ost-  und  Westseite  der  Stadt  oder  zwischen  dieser  und 
dem  rechten  Ufer  des  Peneus  begraben  haben  müssen.  Der  Staub 
von  Tausenden  ruht  hier,  längst  wieder  vereint  mit  der  mutterlichen 
Erde.  Kein  Grab  ist  aufgegraben,  durchwühlt,  kein  Gebein  sicht- 
bar. Die  Hügel  sind  fast  alle  tief  eingesunken,  so  dass  von  vielen 
Leichensteinen  nur  noch  die  Spitzen  hervorragen.  Man  sieht  di 
viele  Hunderte  solcher  altersgrauen,  von  Moos  überzogenen  Steine 
mit  verwitterten  türkischen  Inschriften,  doch  habe  ich  im  IHder- 
spruch  mit  den  in  einigen  Reisehandbuchern  enthaltenen  Angaben 
auf  keinem  einzigen  der  vielen  türkischen  Kirchhofe,  noch  auf 
dem  „guten  Orte^  der  Israeliten  eine  antike  griechische  Grabstele 
zu  entdecken  vermocht.  Die  Opferbereitwilligkeit  der  Türken, 
wenn  es  sich  um  die  würdige  Ausstattung  der  Ruhestätte  ihrer 
Toten  handelt,  ist  ein  bemerkenswerter  schöner  Zug.  Selten  nur 
stosst  man  auf  einen  Grabhügel,  der  eines  mehr  oder  weniger 
verwitterten  Denkmals  oder  doch  wenigstens  einer  einfachen  Stele 
entbehrt.  Auf  Privatfriedhofen  finden  sich  auch  gitter  um  friedete 
Grabstätten  mit  Marmorplatten-  und  Säulen  und  auf  einem  solchen 
hinter  der  Moschee  Mirbey  befindlichen,  der  Familie  Hairymbey 
gehörigen,  erhebt  sich  auf  monumentalem  Unterbau  ein  sicherlidi 
mit  bedeutenden  Kosten  von  Konstantinopel  herbeigeschaffter  ko- 
lossaler Marmorsarkophag.  Wie  sehr  aber  auch  der  mit  zeitlichen 
Gütern  gesegnete  Anhänger  des  Propheten,  er  mag  in  seinem 
Äussern  Gentleman  sein  und  noch  so  fliessend,  korrekt  und  selbst 
Sans  accent  wie  ein  geborner  Franzose  franzosisch  sprechen,  es 
für  seine  Pflicht  hält,  das  Andenken  der  Seinigen  durch  thunlichst 
kostspielige  Denkmäler  zu  ehren,  so  kümmert  er  sich  doch  um 
die  spätere  Instandhaltung  ihrer  Ruhestätte  und  die  alljährliche 
Ausschmückung  derselben  am  Todestage  der  Heimgegangenen  nicht 
Er  besitzt  nicht  Gemüt  und  Pietät  genug,  um  einzusehen,  dass  er 
durch  fortgesetzte  sorgliche  und  sinnvolle  Pflege  der  Grabstätte 
derselben  in  erster  Linie  sich  selbst  ehrt. 

Hier  ein  anderes  Bild  der  larissiotischen  Kulturzustände. 
Von  den  vorstehend  geschilderten  Quartieren  gelangt  man  auf  ge- 
pflasterten und  ungepflasterten  Wegen  ins  Centrum  der  Stadt.  Die 
dahin  führenden  Plätze  und  Strassen  sind  bezüglich  ihrer  Boden- 


Elf  Wochen  in  Larissa.  Ig3 

gestaltang  eine  wahre  Musterkarte  topographischer  Unregelmässig- 
keiten. Wiewohl  es  keines  Beweises  bedarf,  dass  die  Erdober- 
fli4she  seit  dem  Pliocän  der  Tertiärzeit  und  dem  Diluvium,  als 
Seblnss  der  geologischen  Entwickelungsreihe ,  im  ganzen  vielfache 
Veränderungen  erlitten  hat,  so  habe  ich  angesichts  der  eigenartigen 
Bodenfiguration  von  Larissa  und  von  Thessalien  überhaupt  mich 
dach  des  Eindrucks  nicht  zu  erwehren  vermocht,  dass  in  der  kon- 
■  flolidierten  schlammigen  oder  wellenförmig  dünenartigen  Erdober- 
>•  fliehe  dieser  frappant  beckenartigen  Tiefebene  der  Urgrund  des 
grossen  prähistorischen  thessalischen  Sees  zutage  tritt,  wie  der- 
selbe nach  Abfluss  der  Gewässer  durch  den  infolge  vulkanischer 
Thatigkeit  gebildeten  Tempe-Engpass  nach  und  nach  trocken  ge- 
legt wurde.  Vielleicht  ist  es  den  Bemühungen  eines  Schliemann 
p'  vorbehalten,  in  irgend  einem  Winkel  des  Burghügels  von  Larissa 
r.  nieht  etwa  ein  nach  den  bekannten  kühnen  Erklärungsversuchen 
K  des  glücklichen  und  berühmten  Altertumsforschers  von  der  Schwieger- 
1^  tochter  des  erlauchten  Pelasgos,  des  Erbauers  Larissa's  und  des 
pelasgischen  Argos,  herrührendes  goldenes  Schminknäpfchen  aus- 
nigraben,  sondern  einen  fossilen  Backenzahn  der  menschenähnlichen 
Gattung  Dryopithecus  zu  finden  und  somit  den  Beweis  für  die  Be- 
rechtigung meiner  Vermutung  beizubringen.  Doch  Scherz  bei  Seite, 
ich  möchte  mit  obiger  Andeutung  die  Aufmerksamkeit  der  hin  und 
wieder  Thessalien  besuchenden  Fachgelehrten  auf  diese  auffällige 
fiodenplastik  lenken.  Selbstverständlich  richtet  sich  dieselbe  nicht 
an  solche  Touristen,  welche  einfach  ihren  Bädeker  abwandern. 
Wie  dem  auch  sei,  gewiss  ist,  dass,  wer  im  Sommer  die  des  Strassen- 
pfiasters  entbehrenden,  schattenlosen  Terrains  betritt,  fortwährend 
in  ein  Staubmeer  gehüllt  ist,  während  das  Gehen  auf  dem  specifisch 
türkischen  Pflaster  (Kalderimi),  welches  man  vorzugsweise  in  den 
von  Türken  und  Juden  bewohnten  Stadtteilen  antrifft,  einem  jeden 
lästig  und  Personen,  welche  an  Leichdornen  leiden,  zu  einer  wahren 
Pein  wird.  — 

Da  ich  eine  eingehendere  Beschreibung  der  Circulations- 
hindernisse,  welche  die  thessalische  Hauptstadt  nicht  gerade  zu 
einem  angenehmen  Sommeraufenthalte  machen,  für  zwecklos  halte, 
80  will  ich  jetzt  der  Herbst-  und  Winterphysiognomie  derselben 
mit  einem  paar  Worten  gerecht  werden.  Die  Neugriechen  be- 
zeichnen mit  dem  vulgären  Ausdruck  xaXoxaiqditi  (von  ^aXoxaiqiov 
der  Sommer)  den  Nachsommer,  welcher  auf  die  ersten,  seltener 
im  Juli  als  im  August  und  anfangs  September,  sich  einstellenden, 
mehr  oder  weniger  starken  und  anhaltenden  Niederschläge  zu 
folgen  pflegt.  Man  gebraucht  das  Diminutif,  um  damit  eben  sowohl 
die  kürzere  Dauer  des  Nachsommers  zum  Ausdruck  zu  bringen, 
als  um  die  Vorzüge  desselben  im  Vergleich  zu  den  heiöseren  und 


234  ^'  Ornstein: 

unbequemeren  Sommertagen  oder  vielmehr  Sommernächten  herrinr- 
zuheben.    Von  diesem  in  den  alten  Provinzen  Griechenlands  über- 
all gekannten  und  körperlich  und  geistig  wohlihuenden  Nachzo^er 
der  schonen  Jahreszeit,  welche  nicht  selten  bis  tief  in  den  Oktober 
hinein  andauert,  weiss  man  in  der  rauhen  und  unwirtlichen  Haupt- 
stadt Thessaliens   nichts.     Wenn   in   der  zweiten  Hälfte  des  Sep- 
tembers bei  noch  intensiver  Tageshitze  ein  frischer  Nordwind  vom 
hohen  Olymp  herabweht,  so  ist  es  geraten,  sich  vor  Sonnenunte^ 
gang  in   seinen  vier  Pfählen  zu  bergen.     Dagegen  mnss  man  im 
Oktober  und  später  schon  mit  einer  Buffelorganisation  anBgestattet 
sein,   welche  Tierart  beiläufig  in  und  um  Larissa  vortrefflich  ge- 
deihet,   um   dem   gesundheitsschädlichen   Einflnsse   des   nebeligen, 
nasskiJten  und  äusserst  veränderlichen  Wetters  erfolgreichen  Wide^ 
stand  leisten  zu  können.     Ich  lasse  es  dahin  gestellt  sein,  ob  es 
einzig  und  allein  Witterungs-  oder  TemperaturverhältnisBen  bein- 
messen  ist,  dass  der  einheimischen  Bevölkerung  von  Larissa,  mit  sehr 
wenigen,  oder  richtiger  verschwindenden,  Ausnahmen,  daa  Gepräge 
einer  tief  wurzelnden  Cachexie  aufgedruckt  ist.    Es  ist  ja  moglidi, 
dass    gewissen    lokalen    klimatischen   Eigenihumlichkeiten ,    deren 
Kenntnis   der  Zukunft  vorbehalten  bleibt,  als  einem  mitwirkenden 
Faktor  dieses  wenig  befriedigenden  Gesundheitszustandes  Redinmig 
getragen  werden  muss.    Etwas  ganz  anderes  ist  es  jedoch  mit  dem 
von  mir  konstatierten  Faktum,  dass  ein  24  oder  48  Stunden  anhal- 
tendes Regenwetter  genügt,   um   auf  den    angedeuteten  grosseren 
und   häuserlosen  Plätzen,   sowie   in    den   ungepflasterten   und  von 
tiefen    Gleisen    durchfurchten    Strassen    in    die    ungemein    schnell 
sich   überall   anhäufende   weich  -  schlammige  Eotschicht    bis  an  die 
Knöchel    und    darüber   hinaus    einzusinken.     Aus   diesem    Grunde 
sieht    man    die    Offiziere    aller  Waffengattungen    des   griechischen 
Occupationskorps ,   das    ärztlich- pharm aceutische  und  Yerwaltungs- 
Personal,   sowie   die    einheimischen  Grossgrundbesitzer,    die  soge- 
nannten   türkischen    Bey's,    mehr    oder    minder    hohe    Reitstiefel 
tragen.    Ungeachtet  dessen  ist  es  immerhin  noch  fraglich,  ob  man 
in  dem  tiefen  Kot   und   in    den    schlämm  trüben  Pfützen  sich  nicht 
wohler  fühlt  und  leichter  bewegt,  als  auf  dem  abscheulichen  Pflaster, 
dessen  inselartig  aus  dem  Schmutz  hervor  starrende  Steine  mit  ihren 
nach  oben  gerichteten  und  im  Laufe  der  Jahre  plattgetretenen  und 
schlüpferigen  Flächen  man  kaum  angesichts  der  sehr  begründeten 
Besorgnis  des  beständigen  Ausgleitens  mit  einem  Gefühl  des  Un- 
behagens und  der  Beklemmung  betritt,  welches  nervöse  Passanten 
ohne  Linden-    oder  Fliederblüthenthee   in    eine  nichts  weniger  als 
angenehme  Transpiration  zu  versetzen  geeignet  ist. 

Ich   habe   bisher  die  persönlichen  Eindrücke  in  den  Vorder- 
grund gestellt,  welche  die  tbessalische  Hauptstadt  sowohl  am  Tage 


Elf  Wochen  in  Larissa.  X85 

unseres  Einrnckens  wie  später  während  eines  elfwochentlichen 
Aufenthalts  in  derselben  auf  mich  machte.  Bevor  ich  jetzt  znr 
Beschreibaug  der  inneren  Stadt  nbergehe,  halte  ich  es  far  ange- 
messen, einige  Worte  aber  die  chorographische  Gesamtphysiognomie 
des  Orts  voransznschicken.  Ich  weiss  nicht,  ob  meine  aus  dem 
Jahre  1828  datirenden  Erinnerungen  mich  täuschen,  allein  mich 
dankt,  dass  zwischen  den  seither  geschilderten  ländlichen  Quartieren 
von  Larissa  und  der  grossen  ungarischen  Landstadt  Debrezin  eine 
gewisse  Ähnlichkeit  besteht,  nur  dass  jene  sich  zu  einem  noch  dorf- 
ahnlicherem  Bilde  gestalten  als  dieses.  Die  auf  dem  rechten  Ufer 
des  Salambrias  (Peneus)  liegende  Stadt  zerfällt  in  zwei  Abthei- 
Inngen,  von  denen  die  eine,  bei  weitem  grossere  sich  um  den  gegen 
Norden  ziemlich  steil  ansteigenden  Burghugel  in  der  Ebene  hin- 
lagert, während  die  andere  Hälfte  diesen  selbst  einnimmt  und  so- 
wohl das  kleine  Plateau  desselben,  sowie  die  seitlichen  Abhänge 
der  Anhohe ,  mit  Ausnahme  der  bereits  erwähnten  Nordseite ,  mit 
ihren  Baulichkeiten  bedeckt.  Die  Verbindung  zwischen  den  Ufern 
des  in  dem  patriarchalischen  Überlieferungsgenre  des  klassischen 
Alterthums  als  mächtiger  Strom  gleich  unserem  Rhein  oder  dem 
ägyptischen  Nil  charakterisirten  Flusses  wird  mittelst  einer  auf  zwölf 
soliden  Bogen  ruhenden  steinernen  Brücke  vermittelt.  Jenseits 
dieses  byzantinischen  Bauwerks,  auf  dem  linken  Flussufer,  liegt 
neben  einer  überraschend  gutgehaltenen,  nach  Turnovo  fuhrenden 
Strasse  eine  fast  ausschliesslich  von  Wlachen  bewohnte  schmutzige 
Vorstadt  mit  dem  schon  bekannten  polizeiwidrigen  Strassenpflaster. 
Dieser  grosste  der  thessalischen  Flüsse,  welchen  die  antike  Poesie 
ebenso  unberechtigt  als  mächtigen  Strom  schildert,  als  dieselbe  bei- 
spielsweise jedem  heerdenreichen  und  streitbaren  Beherrscher  eines 
minimalen  Ländergebietes  den  Titel  y^BadtXsvg'^  beilegt,  ist  dem 
Angenmaasse  nach  bei  Larissa  nicht  breiter  als  die  Leine  in  Han- 
nover. Der  Peneus  nach  welchem  vor  mehr  als  2000  Jahren  ganz 
Thessalien  von  Euripides  „ij  X^^fx>  %ov  nvjvstov^  —  das  Gebiet  des 
Peneus  —  genannt  wurde,  wodurch  der  Fluss  die  "Weihe  der  helle- 
nischen Heroenzeit  empfing,  durchläuft  von  seinem  Ursprünge  un- 
weit Metzovo  bis  zu  seinem  Ausflusse  in  den  thermaischen  Meer- 
basen, in  der  Nähe  des  Dorfes  Tsajazi  —  vermutlich  das  alte 
Stenä  —  eine  Strecke  von  ca.  35  Stunden.  Wer  nicht  weiss,  dass 
derselbe  auf  einer  der  nordlichen  Hohen  des  Pindus,  die  Rhona 
(altgr.  Ilotov)^  entspringt  und  frisch  und  klar  zwischen  Bergen  und 
Hügeln  bis  zu  dem  Dorfe  Kalambaka  dahinstrÖmt,  in  dessen  Nähe 
die  Meteoraklöster  liegen,  der  wird  es  seiner  schlammtrüben,  kaum 
an  der  Oberfläche  sich  kräuselnden  Fluth  bei  Larissa  sicherlich  nicht 
ansehen,  dass  er  vor  seinem  Eintritt  in  die  Ebene  ein  tolles  JCind 
des  Hochgebirges  war.    Doch  würde  man  sich  in  der  Voraussetzung 


186  S-  Ornstein: 

täuschen,  dass  der  in  unzähligen  Krümmungen  in  der  Thalsohle 
dahin  schleichende  Flnss,  welchen  bei  dem  im  Sommer  gewohn- 
lichen Wasserstande  Kinder,  Pferde,  Manlthiere  und  Esel  ohne 
Schwierigkeit  durchwaten,  seine  Physiognomie  unwandelbar  beibe- 
hält. Wie  im  griechischen  Volkscharakter  scheinbare  Apathie  und 
wilde  Leidenschaft  als  schneidende  Gegensätze  nebeneinander 
schlummern,  so  sieht  man  nach  einem  anhaltenden  zweitägigen 
Regen  den  sonst  melancholischen,  tückischen  Schleicher,  dessen 
Niveau  um  einige  Fuss  gestiegen,  dämonisch  dahinrasen  und  Tier- 
leichen, Baumstämme,  Strauchwerk  und  dergl.  entfahren.  Obwohl 
kaum  glaublich,  so  ist  es  doch  wahr,  dass  man  sich  dieses  trüben, 
unreinen  Wassers  im  allgemeinen  als  Getränk  bedient,  nur  in 
den  besseren  Häusern  klärt  man  dasselbe  mittelst  eines  Zusatzes 
von  schwefelsaurer  Kalithonerde.  Es  wäre  im  Handels-  und  Yer- 
kehrsinteresse  einer  so  getreide-  und  produktenreichen  Provinz, 
wie  bekanntlich  Thessalien  ist,  zu  wünschen,  dass  die  griechische 
Regierung  sich  von  der  Nothwendigkeit  durchdrungen  fühlte,  diesen 
wilden  und  launenhaften  Wasserlauf  in  einen  schiffbaren  Kanal 
umzuwandeln.  Wie  Fachmänner  sich  hierüber  äussern,  wurde  sieh 
das  mit  nicht  übermässigem  Kostenaufwand  realisieren  lassen.  — 

Da  die  Umgebung  der  Stadt  im  Osten,  Süden  und  Westen 
aus  flachem  Ackerland  und  Weideplätzen  besteht,  auf  denen  das 
Auge  nirgends  einen  Ruhepunkt  findet,  und  auch  auf  den  dieselben 
in  allen  Richtungen  durchschneidenden  Feldwegen  die  Natur  und 
ihre  Poesie  aufhört,  grade  wie  damals,  als  ich  in  der  alten,  guten 
Zeit  die  lüneburger  Haide  in  der  Postchaise  durchfuhr  oder  durch- 
schlich, so  beschränke  ich  mich  auf  einen  letzten  Pinselstrich  in 
dem  von  mir  entworfenen  Landschaftsbilde. 

Wenn  man  nach  Überschreitung  der  vorerwähnten  Brücke 
eine  auf  dem  linken  Flussufer  anfangs  zwischen  freundlichen  Baum- 
gruppen,  später  zwischen  kleinen  Gemüse-  und  Weingärten  sich, 
hinwindende,  urwüchsige  Landstrasse  betritt,  so  gelangt  man  nach 
einer  Promenade  von  20 — 25  Minuten  auf  einen  weiten,  ebenen, 
von  einigen  kaum  einen  Meter  breiten  und  nur  etwa  einen  Fuss 
tiefen  Gräben  durchschnittenen  Wiesenplatz,  auf  dem  eine  Anzahl 
zirkelrunder,  flacher  und  etwa  5 — 6  Fuss  im  Durchmesser  halten- 
der Vertiefungen  die  Neugier  des  fremden  Besuchers  erregen.  Es 
ist  hier  ein  Ort,  welcher  seit  der  Eroberung  Thessaliens  durch 
Turachan  in  den  Traditionen  der  türkischen  Bevölkerung  von  La- 
rissa  eine  Hauptrolle  spielt.  Wir  stehen  auf  der,  abgesehen  von 
den  eben  angedeuteten  Gräben  und  Gruben,  primitiven  Reitbahn, 
auf  welcher  die  von  jeher  viel  auf  Pferdezucht  haltenden  reichen 
Bey's  von  Larissa  seit  Jahrhunderten  ihre  im  Volksglauben  unver- 
gleichlichen und  einzig  dastehenden  Wettrennen  abhielten  und  noch 


£If  Wochen  in  Larissa.  137 

beut  za  Tage  abhalten.  Ich  selbst  war  eines  Tages  in  Gesell- 
schaft griechischer  Kavallerie-  und  anderer  Offiziere  Augenzeuge 
davon,  wie  6 — 8  dieser  Herren  auf  ihren  feurigen  und  edlen  Thieren 
arabischer  Race  sich  weidlich  herumtummelten,  allein  ein  Reiter 
in  unserem  Sinne  des  Worts  war  nach  meinem,  sowie  nach  dem 
übereinstimmenden  Urteile  der  sachverständigen  militärischen  Zu- 
schauer kein  einziger  von  ihnen.  Bei  gutem  Wetter  bilden  diese 
Wettrennen  ein  genussreiches  Schauspiel  für  die  sonst  an  geselligen 
Freuden  so  arme  Bevölkerung  und  zwar  ohne  Unterschied  der 
Konfession.  Dasjenige,  dem  ich  anwohnte,  rief  bei  mir  die  Er- 
innerung an  den  in  der  Herkulesmythe  vorkommenden  thracischen 
Diomedes,  dem  Patron  der  Pferdezucht,  wach.  Von  ein^m  heiligen 
Hain,  wie  dem  an  der  Adria,  in  welchem  nach  der  Sage  die  wind- 
schnellen  Rosse  gezogen  wurden,  abstrahierte  ich  zu  gunsten  meiner 
träumerischen  Reminiscenzen  aus  der  glucklichen  Schulzeit. 

Ich  bin  mit  der  Schilderung  der  mageren  landschaftlichen  Reize 
von  Larissa  zu  Ende  und  will  jetzt  versuchen,  die  innere  Stadt,  so- 
wie das  in  nordostlicher  Richtung  von  derselben  gelegene  Zigeuner- 
viertel zu  skizziren. 

Von  dem  Brückenthore  fuhrt  eine  ziemlich  breite  Gasse  mit 
stellenweise  schmalem  und  holperigem  Trottoir  bis  an  das  östliche 
offene  Ende  der  Stadt.     Es  ist  die  Hauptverkehrsader  der  thessa- 
lichen  Hauptstadt,   in  welcher  ein  sehr  reges  Leben  herrscht  und 
in  der  es  zu  gewissen  Tageszeiten  und  vornehmlich  am  Mittwoch 
als  Wochen  mar  ktstag  mitunter  gar  nicht  leicht  ist,  sich  ungerempelt 
durch  das  aus  Landleuten,   zu  Fuss  oder  Berittenen,  griechischen 
Soldaten,  umherwandernden  Verkäufern,  Wasser-  und  Lastträgern 
u.  s.  w.  zusammengesetzte  bunte  Menschengewühl  durchzudrängen. 
Diese  nahezu  eine  halbe  Stunde  lange  Gasse,  welche  auf  eine  andere 
Qualifikation  einen  begründeten  Anspruch  nicht  wohl  erheben  darf, 
besteht  aus  zwei  im  Ganzen  ärmlichen  und  unansehnlichen  Häuser- 
reihen, die  in  der  Mitte  ihrer  Längenaxe  sich  um  mindestens  das 
Doppelte  ihrer  Breite  von  einander  entfernen  und  auf  diese  Weise 
einen  kleinen  Marktplatz  bilden,  wozu  derselbe  auch  faktisch  be- 
nutzt wird.     Diesem  Punkte  gegenüber  erhebt  sich  das  Stadthaus, 
ein  einstockiges  Gebäude  von  etwas  besserem  Aussehen,  von  dessen 
Balkon  während  meines  Aufenthalts  in  Larissa  eine  riesige  Fahne 
mit  dem  griechischen  Kreuz  herabhing,  ein  Symbol,  aus  welchem 
ich  noch   nicht  geneigt   bin ,   auf  eine    freundliche  Gesinnung  des 
türkischen  Bürgermeisters  Hassan   seinen    neuen   christlichen  Mit- 
bürgern gegenüber  einen  Schluss  zu  ziehen.     Obgleich  demselben 
bei  Gelegenheit  des  königlichen  Besuchs  in  dem  annektierten  Thessa- 
lien  das  Ritterkreuz   des   Erloserordens   verliehen   wurde,    glaube 
ich  doch  in  Anbetracht  der  Schwierigkeiten,  welche  dieser  Funktionär 


133  B.  Ornstein: 

zu  erheben  pflegte,  so  oft  es  sich  nm  sanitäre  Massregeln  im  In- 
teresse der  Garnison  handelte,  meine  Vermutung  aufrecht  halten 
zn  müssen.  Die  Erdgeschosse  der  zwischen  dem  Bruckenthore  und 
dem  Marktplatze  gelegenen  einstockigen  und  beinahe  durchgängig 
trostlos  verwahrlosten  türkischen  Häuser,  sowie  die  mit  diesen 
abwechselnden  ebenerdigen  Lehmbaracken  sind  nach  der  Strasse 
zu  offen  und  werden  als  Laden  oder  Magazine  benutzt,  in  weldien 
die  orientalische  Specialität  der  Krämer  (Bakali),  die  Garkodie, 
Bäcker  und  Tabakshändler  ihre  Geschäfte  betreiben.  Der  ange- 
deutete, dem  Stadthause  gegenüberliegende  Platz  dient  besonders 
dem  Frucht-  und  Federviehhandel;  von  letzterem  habe  ich  uqter 
andern  die  Gänse,  woran  Thessalien  sehr  reich  zu  sein  scfaeiiit, 
schmackhafter  als  in  den  alten  Provinzen  des  Konigsreichs  gefunden 
und  überdies  unmittelbar  nach  unserem  Binrücken  ungleich  wohl- 
feiler, als  bald  darauf,  denn  nach  ca.  14  Tagen  bis  3  Wochen 
genierten  sich  ebenso  wenig  die  thessalischen  Bauern,  wie  die  speku- 
lativen jüdischen  und  muhamedanischen  Händler,  für  ein  Paar  junge 
Gänse  7  Drachmen  (1  neue  Drachme  ==  1  Franc)  zu  fordern, 
welches  anfangs  zu  1^  feilgeboten  wurde.  Die  von  da  ab  bis 
nicht  ganz  an  das  Ende  der  Stadt  mehr  strassenartige  Gasse  unter- 
scheidet sich  schon  in  ihrem  äusseren  Gepräge  merklich  von  der, 
Nase,  Augen  und  Ohren  beleidigenden  gewerblichen  Inferiorität 
der  eben  geschilderten  Anfangsstrecke  derselben.  Während  einige 
mehr  geräuschvolle  Branchen  der  lokalen  muselmännischen  Gewerb- 
thätigkeiten,  wie  Hufschmiede,  Tischler  u.  s.  w.,  in  drei  nach  der 
Akropole  hinaufführenden  Quergässchen,  deren  Pflaster  Alles  über- 
trifft, was  in  einem  modernen  Eulturstaat  als  polizeiwidrige  Unge- 
heuerlichkeit qualifiziert  werden  würde,  eine  Zufluchtsstätte  gefunden 
haben,  herrscht  in  dieser  zweiten  Abtheilnng  unserer  Länggasse  — 
oder  meinetwegen  Strasse  —  eine  nach  hiesiger  Auffassung  der  Be- 
griffe gewisse  mercantile  Vornehmheit.  Was  dieselbe  besonders  kenn- 
zeichnet und  als  Passagen-Earrikatur  der  europäischen  und  even- 
tuell auch  transatlantischen  Weltstädte  gelten  kann,  welche  letztere 
ich  nicht  aus  eigener  Anschauung  kenne,  ist  die  streckenweise, 
mittelst  blätterreicher  Weinranken ,  Matten ,  unbrauchbarer  Säcke 
und  defekter  Packleinwand  bewerkstelligte  Überdachung  derselben, 
welche  zwar  gegen  die  Sonnenstrahlen  schützt,  dagegen  eine  genaue 
Prüfung  der  Waaren  und  sonstigen  feineren  Verkaufsgegenstände 
seitens  der  Käufer  in  dem  dadurch  erzeugten  Helldunkel  zum 
Präjudiz  der  letzteren  erschwert  oder  nahezu  unmöglich  macht 
Neben  Wechselcomptoirs ,  kleinen  Gold-  und  Galanteriewaarenge- 
schäffcen  und  hier  und  da  ansehnlichen  Kaufläden,  deren  Inhaber, 
wie  beispielsweise  ein  Herr  Choi'maki,  zum  teil  mosaischen  Glaubens 
und   zum  teil  Griechen  sind,   thront  hier  im  offenen  Magazin  auf 


Elf  Wochen  in  Larissa.  139 

bober  Pritsche  mit  untergeschlagenen  Beinen  der  ernste  türkische 
Paplomatäs,  d.  h.  der  Verfertiger  von  baumwollenen  Steppdecken, 
an  diesen  oder  auch  an  meistens  rothgewurfelten  Matratzenüber- 
sSgen  arbeitend,  während  sein  vor  dem  Cafe  hockender  und  müssiger 
Glaubensgenosse  seinen  Nargileh  raucht  und  von  Zeit  zu  Zeit  das 
Sehalchen  mit  dem  duftigen  schwarzen  Inhalt  an  den  Mund  führt. 
Dieser  Yerkehrsmittelpunkt  von  Larissa,  dessen  ostliche  Hälfte,  bis 
auf  die  niedrigeren  Häuser,  einige  Ähnlichkeit  mit  der  in  Eorfu 
zwischen  Esplanade  und  Hafenthor  sich  hinziehenden  Hauptstrasse 
bat,  wird  durch  zwei  Seitengassen  mit  einer  andern  paralell  laufenden 
Laoggasse  verbunden^  welche  in  Ansehung  der  Lage  und  Bedeutung 
als-  das  eigentliche  Stadtcentrum  bezeichnet  werden  muss.  Die 
weeüicbe  dieser  beiden  Nebengassen,  in  welcher  sich  das  Post- 
und  Telegraphenbüreau,  einige  Uhrmacher-  und  fränkische  Schneider- 
laden, ein  paar  Eafifeehäuser  und  neueingerichtete  Garküchen,  ein 
Militärmützenmacher  und  Photographieenverkauf  befinden,  zeichnet 
sich  durch  eine  ungewöhnliche  strassenartige  Breite,  ein  erträg- 
liches Pflaster  und  Trottoir,  sowie  durch  ihr  verhältnismässig 
reiulicbes  Aussehen  aus.  Dagegen  bietet  ihre  ostliche  Zwillings- 
schwester  mit  ihren  widerlichen  Schlächterläden  —  vor  denen  man 
anrar  keine  „meist  noch  ungeborene  oder  ganz  junge  Lämmer^ 
bangen  sieht,  wie  man  in  einer  im  verflossenen  Jahrgang  (Nr.  11) 
„Über  Land  und  Meer''  enthaltenen,  etwas  sensationellen  Reise- 
skisse von  Athen  erzählt,  wohl  aber  abgehäutete  Schafe  und 
Bocke  —  mit  ihren  Blutlachen,  ihren  im  Wege  liegenden  anima- 
lischen und  vegetabilischen  Abfällen,  sowie  mit  ihren  am  Boden 
kauernden  unreinlichen  Frucht-  und  Gemüsehändlern  ein  uner- 
quickliches Bild  des  mangelhaften  Pflichtbewusstseins  der  ottoma- 
niscben  Stadtbehorde.  Was  schliesslich  die  bis  zu  ihrer  Mitte  etwa 
geradlinige  Hauptstrasse  anlangt,  so  will  ich  bemerken,  dass,  wenn 
dieselbe  auf  den  ersten  Blick  einige  Ähnlichkeit  mit  der  irgend 
einer  kleinen  süditalienischen  Landstadt  zu  haben  scheint,  sie  diese 
einem  das  ganze  Westende  überragenden,  palastartigen  Gebäude 
verdankt.  Dieser  in  dem  niedrigen  Häusergewirre  imponierende 
Bau  erbebt  sich,  das  säulengeschmückte  Portal  nach  Osten  gerichtet, 
im  Hintergrunde  eines  ungewöhnlich  grossen  Hofraums,  der  durch 
ein  eisernes  Gitter  von  der  Strasse  getrennt  ist  und  somit  einen 
freien  Einblick  in  sein  Inneres  gestattet.  Vor  der  Abtretung  der 
Stadt  residierte  in  demselben  der  Militärgouverneur  von  ThessalieA 
samt  seinem  ganzen  Beamtenstabe.  Diesen  Paschasitz  übernahm 
der-  Oberkommandant  des  griechischen  Occupationskorps ,  damals 
Generalmajor,  jetzt  Generallieutenant  Skarlatos  Soutzo,  am  Tage 
des  Abzugs  der  türkischen  Garnison  in  einem  Zustande,  der  auf 
eine  absichtliche  Verwüstung  des  an  die  verhassten  Griechen  ab- 


190  B.  Ornstein: 

zutreteDden  Neubaues  hindeutete.  Ich  habe  am  Tage  unseres 
Einzugs  aus  Mangel  an  einem  Logis,  wofür  jeder  Offiicer  anstatt 
eines  ihm  von  der  Intendantur  anzuweisenden  Quartiers  selbst  ni 
sorgen  genöthigt  war,  in  demselben  übernachtet.  Der  20  Q  Meter 
grosse  Yorsaal  des  oberen  Stocks  bot  einen  jämmerlichen  Anbli^; 
stellenweise  von  Brand  geschwärzter  Fussboden,  zerbrochese 
Scheiben,  beschädigte  Fensterrahmen,  Thuren  ohne  Schlosser  und 
Aschenhaufen  von  halbverbrannten  Papieren  herrührend,  legten 
Zeugnis  ab  von  einer  vandalischen  Zerstorungslust.  Auch  gehören 
die  Zwiebeln-,  Knoblauchs-  und  andere  Dunste  hierher,  weldie 
diesen  Raum  zu  einem  wahren  Infektionsheerde  machten.  Erst 
nach  einer  gründlichen  Desinfektion  und  nach  BeendigODg  einiger 
notwendigen  Reparaturen  vermochte  man  die  ehemalige  Resideni 
des  Pascha's  zu  einer  Kaserne  zu  verwenden,  in  deren  Erdgeschoas 
zwei  Kompagnien  des  9.  Infanterie-Bataillons  untergebracht  wurden. 
Zwei  andere  kampierten  im  Hofe  unter  Zelten.  Abgesehen  von  dem 
Nimbus,  der  schon  vor  der  Übergabe  der  Stadt  diesen  Punkt  als 
Konack  umgab,  wurde  die  Frequenz  desselben  nach  unserem  Ein- 
märsche noch  dadurch  erhöht,  dass  auch  der  erwähnte  Oberkomman- 
dant bei  der  anfangs  den  Giauren  gegenüber  ungemein  abstossen- 
den  Haltung  der  türkischen  Hausbesitzer  sich  genöthigt  sah,  in  einem 
in  den  Hof  des  Palais  einmündenden,  halbverfallenen  Nebenhanse 
desselben  Wohnung  zu  nehmen.  Eine  natürliche  Folge  hiervon  war, 
dass  die  dienstlichen  Meldungen  der  Offiziere  und  Beamten,  sowie 
das  anfänglich  in  einem  Parterrezimmer  des  Kolossalbaues  errichtete 
Postamt  ein  fortwährendes  Gedränge  von  Militärpersonen  und 
Civilisten  am  grossen  Eingangsthor  desselben  verursachten.  Musste 
man  warten,  so  spazierte  man  bei  Schönem  Wetter  entweder  in 
der  Strasse  vor  dem  Palais  auf  und  ab  oder  man  setzte  sich  vor 
irgend  einem  Laden  auf  einen  Stuhl  oder  Schemel.  An  unfreund- 
lichen oder  regnerischen  Tagen  eroberte  man  sich  mittelst  gedul- 
digen Wartens  ein  Plätzchen  in  der  nahen  Konditorei.  Femer 
liegen  hier  auch  einige  der  besuchtesten  Apotheken  und  Läden 
der  sich  eines  gewissen  Renommes  erfreuenden  Militärschneider- 
und Schuhmacher.  Die  letztere  Klasse  von  Handwerkern  ist  bei 
dem  schlechten  Pflaster  und  dem  schon  im  September  unvermeid- 
lichen Schmutze  von  Larissa  eine  überaus  zahlreiche.  Hierzu 
kommt,  dass  schon  am  zweiten  Tage  nach  unserem  Einzüge  ein 
eben  so  energischer  als  spekulativer  Kochkünstler,  Namens  Yam- 
vakäs,  welcher  dem  griechischen  Truppenkorps  vorausgeeilt  war, 
das  zahlungsfähige  Publikum  mit  der  EröfiPhung  einer  in  derselben 
Strasse  gelegenen  und  mit  einem  Cafe  verbundenen  Restauration 
überraschte,  die  als  einziges  derartiges  Local  den  bescheidenen 
Ansprüchen  eines  gesitteten  Menschen  zu  genügen  vermochte.     Hier 


Elf  Wochen  in  Larissa.  191 

fanden  sich,  nachdem  man  ein  paar  Tage  hindurch  auf  Sardellen, 
Makrelen,  Feigen  n.  dergl.  nebst  saarem  Wein  zum  Mittag-  und 
Abendessen  angewiesen  war,  die  an  einen  substantielleren  Tisch 
gewohnten  Offiziere  und  höheren  Civilbeamten  ein.  Auch  einige 
Mitglieder  der  internationalen  Übergabe-Kommission  erschienen 
dort  regelmässig,  sowie  der  Korrespondent  des  Londoner  „  Standard  ^, 
Fitz-Gerald,  den  ich  schon  in  Kolchis  kennen  gelernt  hatte.  Ich 
zog  es  indess  bald  vor,  zu  Hause  zu  menagieren,  denn  der  damals 
noch  konkurrenzlose  Vamvakäs  Hess  sich  seine  keineswegs  lecker 
zubereiteten  Mahlzeiten  samt  seinem  verdächtigen  Abazopulos- 
oder  Triposwein*)  unverschämt  theuer  bezahlen. 

Nachdem  ich  somit  der  Schilderung  der  thessalischen  Haupt- 
stadt, insbesondere  vom  architektonisch-topographischen  Standpunkt, 
ein  Genüge  geleistet  zu  haben  glaube,  will  ich  dieselbe  mittelst 
einer  kurzgefassten  geographisch- ethnographischen  Notiz  dem  all- 
gemeinen Verständnisse  näher  zu  rucken  versuchen. 

Larissa  war,  wie  bereits  angedeutet  wurde,  zur  Zeit  der 
ottomanischen  Herrschaft  der  Sitz  eines  Pascha's  und  eines  grie- 
chiscben  Erzbischofs.  Seit  der  Einverleibung  ist  der  königliche 
Civilkommissar  Nik.  Hadzopulos  als  höchster  Yerwaltungsbeamter 
an  die  Stelle  des  ersteren  getreten,  während  letzterer  in  seiner 
klerikalen  amtlichen  Stellung  verblieb,  doch  selbstverständlich  mit 
ftfinbusse  des  vordem  über  seine  orthodoxen  Glaubensgenossen 
geübten  Strafrechts,  dessen  fortgesetzte  Handhabung  den  Bestim- 
mungen des  griechischen  Staatsgrundgesetzes  zuwiderlaufen  würde. 
Über  den  Konak  oder  die  ehemalige  Residenz  des  Pascha's,  von 
der  oben  bereits  die  Rede  war,  habe  ich  nur  noch  hinzu- 
zufügen, dass  in  dem  westlichen  Winkel  des  weiten  Hofraums  ein 
Sarkophag  und  eine  grosse,  steinerne  Himmelskugel  mit  dem 
Tierkreis  liegen.  An  dieser  Stelle  will  ich  noch  bemerken,  dass 
ich  im  Vorhofe  der  schon  erwähnten  dem  Hainmbey  gehörenden 
Moschee  Mirbey  einen  ungewöhnlich  grossen  Sarkophag  gesehen 
habe,  sowie  einen  andern  von  gewöhnlichen  Dimensionen.  Die 
freistehende  Langseite  trägt  in  ihrer  Mitte  eine  schwer  zu  ent- 
ziffernde hellenische  Inschrift.  Ein  vierter  umgestürzter,  steinerner 
Sarkophag  liegt  im  Hofe  des  in  der  Hauptstrasse  befindlichen 
Konaks  von  Antelbey.  In  betreff  des  auf  dem  Plateau  der  Akro- 
pole  hochgelegenen,  sonst  aber  sehr  bescheidenen  erzbischöflichen 
Sitzes  ist  zu  erwähnen,  dass  man  von  dort  einen  lohnenden  Aus- 
blick über  die  zwischen  dem  linken  Ufer  des  Peneus  und  den 
westlichen  Ausläufern  des  Olymps  in  nordwestlicher  Richtung  sich 

*)  Weinsorten  ans  EubÖa  nnd  Korinth,  welche  aus  Athener  Depots  be- 
zogen werden.  Aach  die  Weine  der  Gebrüder  Oekonomos  und  Petzalis  er- 
freuen sich  eines  guten  Rufes. 


190  B.  Ornstein: 

zutretenden  Nenbanes  hindeutete.  Ich  habe  am  Tage  nnserefl 
Einzugs  aus  Mangel  an  einem  Logis,  wofür  jeder  Offiizer  anstatt 
eines  ihm  von  der  Intendantur  anzuweisenden  Quartiers  selbst  su 
sorgen  genothigt  war,  in  demselben  übernachtet.  Der  20 ö  Meter 
grosse  Yorsaal  des  oberen  Stocks  bot  einen  jämmerlichen  Anblick; 
stellenweise  von  Brand  geschwärzter  Fussboden,  zerbrochene 
Scheiben,  beschädigte  Fensterrahmen,  Thüren  ohne  Schlosser  und 
Aschenhaufen  von  halbverbrannten  Papieren  herrührend,  legten 
Zeugnis  ab  von  einer  vandalischen  Zerstörungslust.  Auch  gehören 
die  Zwiebeln-,  Knoblauchs-  und  andere  Dünste  hierher,  welehe 
diesen  Raum  zu  einem  wahren  Infektion sheerde  machten.  Erst 
nach  einer  gründlichen  Desinfektion  und  nach  Beendigung  einiger 
notwendigen  Reparaturen  vermochte  man  die  ehemalige  Residens 
des  Pascha's  zu  einer  Kaserne  zu  verwenden,  in  deren  Erdgeschoss 
zwei  Kompagnien  des  9.  Infanterie-Bataillons  untergebracht  wurden. 
Zwei  andere  kampierten  im  Hofe  unter  Zelten.  Abgesehen  von  dem 
Nimbus,  der  schon  vor  der  Übergabe  der  Stadt  diesen  Punkt  als 
Konack  umgab,  wurde  die  Frequenz  desselben  nach  unserem  Ein- 
märsche noch  dadurch  erhöht,  dass  auch  der  erwähnte  Oberkomman- 
dant bei  der  anfangs  den  Giauren  gegenüber  ungemein  abstossen- 
den  Haltung  der  türkischen  Hausbesitzer  sich  genothigt  sah,  in  einem 
in  den  Hof  des  Palais  einmündenden,  halbverfallenen  Nebenhause 
desselben  Wohnung  zu  nehmen.  Eine  natürliche  Folge  hiervon  war, 
dass  die  dienstlichen  Meldungen  der  Offiziere  und  Beamten,  sowie 
das  anfanglich  in  einem  Parterrezimmer  des  Kolossalbaues  errichtete 
Postamt  ein  fortwährendes  Gedränge  von  Militärpersonen  und 
Civilisten  am  grossen  Eingangsthor  desselben  verursachten.  Mnsste 
man  warten,  so  spazierte  man  bei  Schönem  Wetter  entweder  in 
der  Strasse  vor  dem  Palais  auf  und  ab  oder  man  setzte  sich  vor 
irgend  einem  Laden  auf  einen  Stuhl  oder  Schemel.  An  unfreund- 
lichen oder  regnerischen  Tagen  eroberte  man  sich  mittelst  gedul- 
digen Wartens  ein  Plätzchen  in  der  nahen  Konditorei.  Femer 
liegen  hier  auch  einige  der  besuchtesten  Apotheken  und  Läden 
der  sich  eines  gewissen  Renommes  erfreuenden  Militärschneider- 
und Schuhmacher.  Die  letztere  Klasse  von  Handwerkern  ist  bei 
dem  schlechten  Pflaster  und  dem  schon  im  September  unvermeid- 
lichen Schmutze  von  Larissa  eine  überaus  zahlreiche.  Hierzu 
kommt,  dass  schon  am  zweiten  Tage  nach  unserem  Einzüge  ein 
eben  so  energischer  als  spekulativer  Kochkünstler,  Namens  Yam- 
vakäs,  welcher  dem  griechischen  Truppenkorps  vorausgeeilt  war, 
das  zahlungsfähige  Publikum  mit  der  EröfiPhung  einer  in  derselben 
Strasse  gelegenen  und  mit  einem  Cafe  verbundenen  Restanration 
überraschte,  die  als  einziges  derartiges  Local  den  bescheidenen 
Ansprüchen  eines  gesitteten  Menschen  zu  genügen  vermochte.    Hier 


Elf  Wochen  in  Larissa.  198 

Betrachten  wir  die  Einwohnerschaft  nach  der  Religionsver- 
^iedenheit,  so  ist  das  aus  Griechen  und  Vlachen  zasammengesetzte 
rthodoxe  Element  numerisch  etwas  stärker,  als  das  aus  Türken 
ad  Zigeunern  bestehende  muhamedanische ;  das  mosaische  ist  das 
ihwächste.  In  Ansehung  der  Stammunterschiede  ist  zu  bemerken, 
188  die  in  dieser  Richtung  im  larissiotischen  Publikum  sich  kund- 
»benden  Gegensätze  ebenso  in  der  eigentumlichen  körperlichen 
id  geistigen  Entwicklung  der  Individuen,  wie  in  den  Sitten  und 
ebräuchen  der  verschiedenen  Stämme  zum  Ausbruch  kommen. 
ie  Beobachtung  lehrt,  dass  dieselben  ungleich  deutlicher  in  der 
Bndbevolkerung  hervortreten,  als  in  der  städtischen,  was  man 
icht  an  den  Wochenmarkttagen  zu  konstatieren  Gelegenheit  findet. 
an  erkennt  auf  den  ersten  Blick  die  grossen,  kräftigen,  gesundheit- 
rotzenden  Gestalten  der  Bauern  von  Dereli,  einem  türkischen 
orfe  an  der  Westseite  des  Tempe- Einganges*),  und  es  bedarf  ihrer 
sonderlichen  Tracht,  d.  h.  ihrer  graublauen,  mittelst  eines  roten 
lawls  festgehaltenen  Pumphosen  nicht,  um  dieselben  von  ihren 
9t  duTchschnittlich  kleineren,  schmächtigeren  und  häufig  cachek- 
ichen  oder  wenigstens  schwächlicheren  christlichen  Landsleuten, 
^sonders  der  Ebene,  zu  unterscheiden.  Obgleich  erstere  recht 
at  wissen,  dass  die  der  Einverleibung  vorauseilenden  Gerüchte 
yn  der  bevorstehenden  Änderung  in  ihrer  nationalen  Existenz 
ir  Wahrheit  geworden  und  dass  sie  jetzt  griechische  Unterthanen 
nd,  so  bewegen  sie  sich  doch  mit  unverkennbarem  männlichen 
elbstgefuhl  inmitten  der  müssigen  Gruppen  der  Garnisons- 
nppen,  wie  wenn  diese  wie  früher  ihre  Glaubensgenossen  wären. 
Nus  tiefwurzelnde  Bewusstsein,  der  seither  in  Thessalien  herr- 
^enden  Religion  anzugehören,  ist  noch  nicht  in  dem  Grade 
rsebSttert,  dass  dadurch  ihre  Haltung,  zumal  der  eingebornen, 
nrch  vierhundertjährige  Unterdrückung  geistig  verkümmerten 
iiristlichen  Bevölkerung  gegenüber,  wesentlich  beinflusst  zu  werden 
eimochte.  In  Ansehung  der  Stadtbewohner  verhält  sich  die 
•ache  insofern  anders,  als  es  mir  mitunter  nicht  gelang,  die  musel- 
aännischen  Proletarier  von  ihren  gleichartig  kostümierten  semitischen 
Mitbürgern  zu  unterscheiden.  Diese  Schwierigkeit  erklärt  sich 
nelleicht  daraus,  dass  dem  fanatischen  Nationalbewusstsein  der 
inneren  türkischen  Einwohner,  welches  sich  früher  im  täglichen 
Verkehr  mit  den  andersgläubigen  Mitbürgern  in  schroffer  Weise 
geltend  machte,  durch  die  unabweisbare  Überzeugung  von  dem 
Handel  in  der  politischen  Sachlage  die  Spitze  abgebrochen  war. 
Die  Leute  waren  im  Allgemeinen  verständig  genug,  um  mit  andern 


*)  Der  Tempepass  wird  irrtümlicherweise  oft  als  Thal  bezeichneti  er  ist 
6m  DeS\&  in  der  vollsten  Bedeutung  des  Wortes. 

Zeitaehz.  d.  GeselUeh.  f.  Brak.   Bd.  XTU,  \^ 


192  B.  Ornatein: 

ausbreitende  und  mit  einer  üppigen  Vegetation  ausgestattete  Land- 
strecke hat.  In  der  Nähe  desselben  erhebt  sich  die  mittelalterliche 
Einfassungsmauer  der  Akropole,  an  deren  mit  kleinen  Häusern 
und  Hütten  bedeckten  südostlichen  Abhang  die  Stelle  des  Theaters 
verlegt  wird,  wie  man  aus  einigen  hier  und  da  zum  Yorschein 
kommenden,  doch  kaum  noch  erkennbaren  marmornen  Sitzstnfen 
folgern  zu  können  vermeint.  —  Die  Ausdehnung  der  Stadt  steht 
infolge  ihrer  weitläufig  ländlichen  Bauart  und  ihrer  mir  nicht 
genau  bekannten  Zahl  von  Friedhöfen  in  keinem  Verhältnisse  nur 
Bevölkerungsziffer.  Man  braucht  ca.  1]^  Stunde,  um  dieselbe  im 
gewohnlichen  Schritt  zu  umgehen,  während  die  Seelenzahl  als 
Ergebnis  der  behufs  der  Abgeordnetenwahlen  anfangs  Dezember 
V.  J.  stattgehabten  Volkszählung  sich  auf  ungefähr  13  600  belauft 
Die  Einwohnerschaft  ist  eine  gemischte,  sie  besteht  in  runden 
Zahlen  aus  4900  Griechen,  4600  Türken,  2200  Israeliten*), 
1000  Vlachen**)  und  900  Zigeunern***).  Vor  der  Annexion  soll 
die  Stadt  20 — 25  000  Einwohner  gezählt  haben,  seitdem  hat  jedoch 
die  Hälfte  der  muhame danischen  Familien  nach  übereinstimmenden 
amtlichen  und  privaten  Mitteilungen  dieselbe  verlassen.  Die  Emi- 
gration, besonders  nach  der  nur  sechs  Stunden  entfernten  türkischen 
Grenzstadt  Elassona  —  Homers  „weisse  Stadt  Oloosson"  — 
und  in  zweiter  Linie  Konstantinopel,  Salonichi,  Trapezunt  und 
Smyrna,  scheint  noch  fortzudauern,  wenngleich  in  geringerem  Grade 
als  anfangs.  Juden,  Türken  und  Zigeuner  wohnen  in  mehr  ab- 
gesonderten Quartieren,  Griechen  und  Vlachen  sind  auf  allen  Punkten 
der  Stadt  gruppenweise  domiziliert. 


*)  Die  etwa  450  Familien  starke  israelitische  Gemeinde  besteht  aus  den 
Nachkommen  von  aus  Spanien  eingewanderten  jüdischen  Flüchtlingen,  denen 
es  gelungen  war,  sich  dem  religiösen  Verfolgungseifer  der  Inquisition  zu 
entziehen.  In  der  Regel  sind  diese  posthumen  Opfer  einer  der  Vergangenheit 
angehörenden  finsteren  Epoche  spanischer  Intoleranz  der  beiden  Landes- 
sprachen, der  türkischen  und  der  griechischen,  mächtig,  doch  bedienen  sich 
dieselben  untereinander  lediglich  der  spanischen  als  ihrer  Muttersprache. 
Meine  Bemühungen,  den  Zeitpunkt  der  jüdischen  Einwanderung  in  Thessalien 
genau  festzustellen,  blieben  ohne  Erfolg. 

**)  Ein  Viehzucht  treibender,  ursprünglich  rumänischer  Nomadenstamm, 
von  dem  gegenwärtig  noch  etwa  2000  Familien  den  Sommer  hindurch  auf 
den  östlichen  Höhen  des  Pindus  leben,  während  eine  grössere  Zahl  sich 
auf  beiden  Ufern  des  Peneus  in  festen  Wohnsitzen  angesiedelt  hat.  Mit 
dem  Eintritt  des  Winters  steigen  auch  die  ersteren  mit  ihren  Heerden  in 
die  Ebene  herab.  Ihre  Sprache  ist  der  lateinischen  ähnlich  und  wiewohl 
dieselben  unter  sich  nur  diese  sprechen,  gehen  sie  doch  meines  ErachtenB 
nach  und  nach  ihrer  vollständigen  Gräcisierung  entgegen.  Die  Primaten 
dieses  Stammes  sind  die  Familien  Hadsi  Petru,  Sturnara  und  Averof.  Auch 
der  in  Egypten  verstorbene  Millionär  Tositza  gehörte  demselben  an,  sowie 
der  geniale  Dichter  Dzalakosta. 

♦**)  Diese  sind  sämtlich  Anhänger  des  Islam. 


Elf  Wochen  in  Larissa.  198 

Betrachten  wir  die  Einwohnerschaft  nach  der  Religionsver- 
schiedenheit, so  ist  das  aus  Griechen  und  Ylachen  zusammengesetzte 
orthodoxe  Element  numerisch  etwas  stärker,  als  das  aus  Türken 
und  Zigeunern  bestehende  muhamedanische ;  das  mosaische  ist  das 
schwächste.  In  Ansehung  der  Stammunterschiede  ist  zu  bemerken, 
dass  die  in  dieser  Richtung  im  larissiotischen  Publikum  sich  kund- 
gebenden Gegensätze  ebenso  in  der  eigentumlichen  körperlichen 
and  geistigen  Entwicklung  der  Individuen,  wie  in  den  Sitten  und 
Gebräuchen  der  verschiedenen  Stämme  zum  Ausbruch  kommen. 
Die  Beobachtung  lehrt,    dass  dieselben  ungleich  deutlicher  in  der 

.    Landbevölkerung  hervortreten,  als   in   der    städtischen,    was   man 

'■[    leicht  an  den  Wochenmarkttagen  zu  konstatieren  Gelegenheit  findet. 

\  Man  erkennt  auf  den  ersten  Blick  die  grossen,  kräftigen,  gesundheit- 
strotzenden   Gestalten   der   Bauern   von   Dereli,    einem    türkischen 

'  Dorfe  an  der  Westseite  des  Tempe-Einganges*),  und  es  bedarf  ihrer 
absonderlichen  Tracht,  d.  h.  ihrer  graublauen,  mittelst  eines  roten 
Shawls  festgehaltenen  Pumphosen  nicht,  um  dieselben  von  ihren 
fast  durchschnittlich  kleineren,  schmächtigeren  und  häufig  cachek- 
tischen  oder  wenigstens  schwächlicheren  christlichen  Landsleuten, 
besonders  der  Ebene,  zu  unterscheiden.  Obgleich  erstere  recht 
gut  wissen,  dass  die  der  Einverleibung  vorauseilenden  Gerüchte 
von  der  bevorstehenden  Änderung  in  ihrer  nationalen  Existenz 
zur  Wahrheit  geworden  und  dass  sie  jetzt  griechische  ünterthanen 
sind,  so  bewegen  sie  sich  doch  mit  unverkennbarem  männlichen 
Selbstgefühl  inmitten  der  müssigen  Gruppen  der  Garnisons- 
truppen, wie  wenn  diese  wie  früher  ihre  Glaubensgenossen  wären. 
Das  tiefwurzelnde  Bewusstsein,  der  seither  in  Thessalien  herr- 
schenden Religion  anzugehören,  ist  noch  nicht  in  dem  Grade 
erschüttert,  dass  dadurch  ihre  Haltung,  zumal  der  eingebornen, 
durch  vierhundertjährige  Unterdrückung  geistig  verkümmerten 
christlichen  Bevölkerung  gegenüber,  wesentlich  beinflusst  zu  werden 
vermöchte.  In  Ansehung  der  Stadtbewohner  verhält  sich  die 
Sache  insofern  anders,  als  es  mir  mitunter  nicht  gelang,  die  musel- 
männischen Proletarier  von  ihren  gleichartig  kostümierten  semitischen 
Mitbürgern  zu  unterscheiden.  Diese  Schwierigkeit  erklärt  sich 
vielleicht  daraus,  dass  dem  fanatischen  Nationalbewusstsein  der 
ärmeren  türkischen  Einwohner,  welches  sich  früher  im  täglichen 
Verkehr  mit  den  andersgläubigen  Mitbürgern  in  schroffer  Weise 
geltend  machte,  durch  die  unabweisbare  Überzeugung  von  dem 
Wandel  in  der  politischen  Sachlage  die  Spitze  abgebrochen  war. 
Die  Leute  waren  im  Allgemeinen  verständig  genug,  um  mit  andern 


*)  Der  Tempepass  wird  irrtümlicherweise  oft  als  Thal  bezeichnet,  er  ist 
ein  DefiM  in  der  vollsten  Bedeutung  des  Wortes. 

Zeitsohz.  d.  GeselUeh.  f.  Erdk    Bd.  XVn.  \<^ 


194  B.  Ornstein: 


Worten  gute  Miene  zum  bösen  Spiel  zu  machen.  Sehr  verschieden 
von  diesem  anscheinend  bescheidenen  Auftreten  gestaltete  sich  die 
kecke  und  gleichsam  provozierende  Haltung,  welche  die  schon  er- 
wähnten ^Beys  von  Larissa''  von  Anfang  an,  und  speciell  seit  dem 
Besuche  des  Königs  in  der  thessalischen  Hauptstadt,  zu  beobachten 
pflegten.  —  Es  ist  begreiflich ,  dass  dem  mit  vollem  Rechte"  alt 
ein  Muster  von  Leutseligkeit  und  Herablassung  gerahmten  neuen 
Landesfürsten,  der  zum  ersten  Mafe  Larissa,  die  Hauptstadt  einer 
Provinz  betrat,  deren  Bewohner  seit  Jahrhunderten  unter  dem 
Joche  der  türkischen  Willkürherrschaft  geseufzt  hatten,  von  der 
christlichen  und  jüdischen  Bevölkerung  so  enthusiastische  Hulfi* 
gungen  entgegen  gebracht  wurden,  wie  solche  einem  Forsten 
schwerlich  je  zu  teil  geworden  sind.  Ich  war  Augenzeuge  davotti 
mit  welchem  nicht  enden  wollenden  Jubelruf  der  Konig  Geoig 
von  jung  und  alt  empfangen  wurde  und  wie  hier  und  da  einem 
orthodoxen  Graubart  mit  dem  eigenartig  gestutzten  Schnnrrbait 
ein  paar  Freudenthränen  über  die  wettergebräunten,  zur  Feier 
des  Tages  glattrasirten  Wangen  herabliefen.  Es  war  kein  Wunder, 
dass  dem  sein  ganzes  Lebenlang  verachteten  Giaur  das  Herz  bei 
dem  Gedanken  schwoll,  einen  griechischen  Konig,  das  Palladiom 
der  nationalen  Existenz  seines  Volkes,  an  der  Spitze  griechischer 
Truppen  in  Larissa  einziehen  zu  sehen.  Ich  habe  gleichzeitig 
auch  mehrere  Bey's  auf  dem  grossen  Platze  vor  dem  Thor  von 
Trikala,  wo  eine  hübsche  Ehrenpforte  errichtet  war,  ihre  prächtigen 
Hengste  tummeln  sehen  und  wie  dieselben  dem  von  einer  brillanten 
Suite  gefolgten  König  bei  seinem  Herannahen  entgegen  ritten 
und  Se.  Majestät  ehrfurchtsvoll  begrüssten.  Doch  dürfte  es  zweifel- 
haft sein,  ob  diese  Abkömmlinge  des  Propheten  in  ihrem  bis  anft 
Fez  übrigens  untadelhaften  französischen  Kostüm  ungeachtet  ihres 
zur  Schau  getragenen  Respektes  von  ähnlichen  Gefühlen  bewegt 
waren,  wie  der  obige  Graubart.  Dem  sei  wie  ihm  wolle,  diese 
Herren  nebst  ihren  in  Larissa  anwesenden  Standesgenossen  und 
dem  bereits  citierten  Bürgermeister  Hassan  wurden ,  nachdem  die- 
selben von  Sr.  Majestät  in  Audienz  empfangen  worden  waren, 
sämtlich  zur  königlichen  Tafel  gezogen  und  noch  vor  der  Abreise 
des  Königs  dekoriert.  Es  erregte  kein  geringes  Erstannen,  dass 
ausser  dem  Polizeiarzt  Dr.  Grypari,  einem  seit  einigen  Jahren 
daselbst  praktisierenden  griechischen  Arzt,  keinem  andern  der 
christlichen  und  jüdischen  Bewohner  der  Stadt,  welcher  Gesellschafts- 
klasse er  auch  angehören  mochte,  diese  Ehre  zu  teil  wurde. 
Man  kann  es,  offen  gesagt,  diesen  feudalen  Bekennern  des  Islams 
nicht  verdenken,  wenn  dieselben  nach  solcher  unverdienten  Aus^ 
Zeichnung  sich  für  berechtigt  halten,  in  jeder  Richtung  anmassender 
aufzutreten,  als  es  sonst  vielleicht  der  Fall  sein  würde.     Ich  er- 


Elf  Wochen  in  Larissa.  I97 

Btrenen.     Das  Oeselligkeitsbedurfnis  macht  sich  so  wenig  geltend, 
dass  es  nicht  einmal  ein  Kasino  gab.  — 

Über  die  das  nordöstliche  Ende  der  Stadt  bildende  Zigeaner- 
kolonie  ist  nichts  weiter  zu  sagen,  als  dass  die  Individuen  dieses 
Stammes,   sowohl   die   zam   starken   wie  zum  schönen  Geschlecbte 
lullenden,   einen  hohen  Grad  von  Hässlichkeit  und  Unsauberkeit 
,  rar  Schau  tragen.     Ich   musste   mich  mit  meinem  ganzen  Vorräte 
^ämologischer  Wissbegierde  und  Selbstverleugnung  waffnen,  um  es 
'ii>er  mich   zu  gewinnen,   ihre    von    aussen  und  innen  mit  ekeler- 
Tegenden  Abfällen  aller  Art  garnierten  höhlenartigen  Wohnstätten 
l  VOL  betreten.     Ich  leiste  im  Interesse  des  Lesers  Verzicht  darauf, 
[-  Met   ein  farbentreues  Bild  von  diesen  gelbbraunen,   von  Schmutz 
ttarrenden  und  in  der  Regel  mit  grossen  und  meistenteils  unförm- 
liehen  Riechorganen  ausgestatteten  Gesichtern  zu  entwerfen. 

Es  war   mir   nicht  möglich,   mich  in  den  Bureaus  der  Stadt- 
Miorde  von  Larissa  über  das  Verhältnis  der  Berufsthätigkeit  der 
Binwohner  in  der  Art  zu  unterrichten,  dass  ich  einen  statistischen 
Anhaltspunkt  für  die  Kenntnis  der  Procentsätze  derselben  gewonnen 
kitte.     Im  allgemeinen  lässt  sich  jedoch  mit  Sicherheit  annehmen, 
^  dass  in  der  Stadt  selbst  das  Handel  und  Gewerbe  treibende  Element 
das    gesamte    landwirtschaftliche,    sowohl    das  reine   wie   das   ge- 
jnisehte,    numerisch    überflügelt.      Dies   erklärt  sich   daraus,    dass 
Larissa  als  Hauptstadt  der  Provinz  und  Sitz  der  Behörden,  sowie 
infolge   seiner  geographischen   Lage   das  Hauptdepot  für  die   Ge- 
treide-   und    Viehausfuhr    aus    Nord-    und    Mittelthessalien    bildet 
mnd    demgemäss    der    Verkehr    zwischen    den    Bewohnern    dieser 
Bkrtrikte  und  der  Stadt  ein  sehr  lebhafter  ist.    Dasselbe  Verhältnis 
esstiert  zwischen   dem   Süden   der  Provinz   und   den   24  Dörfern 
,   des  Feiion    einerseits    und   der   Stadt   Volo,    der   Hafenstadt  von 
'   Larissa  und  von  ganz  Thessalien,  andererseits.  —  Über  Industrie 
und  Kunst  ist  so  viel  wie  gar  nichts  zu  berichten.     Erstere  wird 
i   einng  und  allein  durch  eine  vor  einigen  Jahren  von  einem  Griechen 
auf  dem  rechten  Ufer  des  Peneus  errichtete  Dampfmühle  vertreten, 
L   welche  einen  Teil  des  für  den  Bedarf  der  Einwohner  notwendigen 
^   Mehlquantums    liefert    und   deren   Besitzer   dem   Vernehmen   nach 
^   gute  Geschäfte  macht.     Die  Kunst  anlangend,  so  steht  auch  diese 
^  noch   nicht  in   ihrem  Zenith.     Einstweilen  ist  ein  autodidaktischer 
Artist  8ui  generis,   der,   nach  türkischem  Brauch  vor  einem  Uhr- 
macherladen   hockend,    sein   Geschäft    als  Graveur    betreibt,    der 
«inzige  Repräsentant  derselben.    Die  specielle  Kunstsphäre,  in  der 
neh  der  an  den  Markttagen  von  den  türkischen  Bauern  viel  um- 
standene  und  bewunderte   moslemitische  Schlafrock-Künstler   oder 
Künstler  im  Schlafrock   bewegt,  ist  die  Eingrabung  des  Namens* 
ZQges   seiner    des    Schreibens    unkundigen   Glaubensgenossen    auf 


198  B.  Ornstein: 

bronzene  Petschafte,  deren  sich  dieselben  anstatt  ihrer  Unterschrifk 
in  Briefen  oder  sonstigen  Schriftstücken  bedienen. 

Fassen  wir  die  geistige  Ealtar  ins  Auge,  so  finden  wir,  daas 
Larissa  als  Wiege  nnd  Wurzel  des  Islams  in  Thessalien  26  Moscheen 
besitzt.      Dieser   Reichtum    an  Bethäusern    erklärt    sieb    nbrigeu 
auch    dadurch,    dass    die    muhamedanische    Bevölkerung  •  vor    dar    | 
Annexion    mindestens   doppelt   so   zahlreich  war   als   gegenwärtig.   | 
Die  Griechen  und  Wlachen  verrichten  ihren  Gottesdienst  in  siebei 
älteren    kleinen    Kirchen    und    in    einer   jungst    vollendeten    lai' 
eingeweihten.    Von  den  ersteren  wird  eine,  neben  dem  erzbischif 
liehen  Sitze  gelegene  und  nur  wenig  geräumigere  als.  die  nbrign, 
die  Kathedrale   genannt.     Die  Israeliten  versammeln   sich  in  vier 
Synagogen  zu  ihren  Andachtsubungen.  — 

Die  Zahl  der  ottomanischen  Schulen  beträgt  zehn,  von  denn 
sieben  Knaben-  und  drei  Töchterschulen  sind.  Unter  jenen  sinl 
sechs  Elementarschulen,  in  denen  nur  türkisch  gelehrt  wird.  Nach 
bestandenem  Examen  rücken  die  Schüler  in  die  siebente,  ein 
Art  Gelehrtenschule,  vor,  welcher  auch  das  Prädikat  die  könig- 
liche gegeben  wird.  In  dieser  wird  Unterricht  in  der  türkischeOf 
persischen  und  arabischen,  sowie  in  den  Anfangsgründen  der 
franzosischen  Sprache  erteilt.  Ausserdem  wird  in  derselben 
Rechnen,  Geometrie,  Algebra,  Trigonometrie,  Kosmographie,  Physik 
und  Geographie  gelehrt.  Vor  der  Einverleibung  wurde  der  türkischei 
Jugend  in  einem  grosseren,  der  Municipalität  gehörigen  Gebäude 
auch  griechischer  Unterricht  erteilt.  Seit  der  Übergabe  der  Stadt 
wurde  dasselbe  in  Ermangelung  eines  andern  geeigneten  Lokall 
in  ein  Garnisonsspital  umgewandelt.  —  Der  christlichen  Schulen 
giebt  es  neun,  davon  sind  sieben  Elementarschulen,  während  die 
achte,  aus  drei  Klassen  bestehende  als  Yorbereitungsschule  für  den 
Besuch  des  Gymnasiums  dient;  die  neunte  ist  eine  Mädchenschule. 
Ein  Gymnasium  gab  es  übrigens  zur  Zeit  der  muhamedanischen 
Herrschaft  in  Thessalien  nicht;  die  Eltern  und  Vormünder  von 
Schülern,  welche  ein  solches  besuchen  sollten,  schickten  dieselben 
nach  Lamia.  —  Die  israelitische  Gemeinde  unterhält  drei  Elementar* 
schulen  für  Knaben.  Eine  Mädchenschule  hat  dieselbe  zwar  nicht, 
doch  beteiligen  sich  die  kleinen  Jüdinnen  an  dem  Unterricht  in 
der  griechischen  Töchterschule.  —  Zufällig  fiel  mir  vorige  Woche 
ein  sonst  gut  redigiertes  politisch-satirisches  Blatt  „Miy  x^y«tfa#*^) 
in  die  Hände.  In  einer  ausnahmsweise  melancholisch  angehauchten 
Korrespondenz  desselben,  d.  d.  Larissa  17.  Dezember,  heisst  es 
in    freier,    doch   sinngetreuer   Übersetzung:    „Eine   Polizeibehörde 


*)  Der  schwer  ins  Deutsche  zu  übertragende  Titel  bedeutet  nng^efilhr: 
^Gieb  dich  nur  zu"  oder  „Lass  nur  fünf  gerade  sein". 


Elf  Wochen  in  Larissa.  j99 

existiert  hier  nicht.  Wohin  man  sich  wendet,  hat  man  nberall 
Haufen  von  Unrat  nnter  seinen  Fassen.  Man  kann  die  Stadt 
ait  Recht  ^ein  freies  Eorfu^*)  nennen.  ...  Der  Kot  abersteigt 
den  des  nordlichen  Earopa's ...  In  den  Strassen  herrscht  an- 
iiröbdringliches  Dankel  wie  zar  Zeit  der  türkischen  Herrschaft. 
Ke  Laternen  verbreiten  angefahr  so  viel  Helle  wie  die  Todten- 
[Smpchen  anf  den  Friedhöfen.  Der  nächtliche  Anblick  der  Strassen, 
IS  Hansergewirres ,  der  hohen  Einfassnngsmanern ,  mit  einem 
V>rte,  alles  erweckt  den  Eindruck  trostloser  Verödung.  Welche 
emmnng  bemächtigt  sich  nicht  des  Passanten  angesichts  dieser 
ChrsbesBtille,  da,  wo  das  Herz  des  Griechen  in  Freude  und  Hoffnung 
mftrallen  sollte!"  — 

Wiewohl  ich  die  bona  fides  des  etwas  schwarzsehenden  Bericht- 
erstatters  nicht  in  Zweifel  ziehe   und   auch   eingestehe,    dass   ein 
•igentSmlicher  Hauch    von    Düsterheit  über  Larissa   schwebt,    so 
"^tamiag  ich   dennoch  nicht  in  den  Schmerzensschrei  desselben  un- 
bedingt einzustimmen.    Ohne  mir  die  Schwierigkeiten  zu  verhehlen, 
welche    sich    in  den   neuen  Provinzen   einer  gründlichen   Reform 
4es   leider  ebenso  eingewurzelten,    als  rechtlosen  türkischen  Yer- 
Waltangssystems  entgegenstellen,  spreche  ich  doch  die  Überzeugung 
ao8,  dass  es  mit  Ruhe,  Geduld  und  vor  allem  mit  der  Zeit  gelingen 
werde,  diese  für  Griechenlands  Zukunft  folgenschwere  Aufgabe  zu 
loeen.     Haben   doch   die  Italiener  an    sich   selbst  bewiesen,    dass 
ihr  Sprichwort  ^Col    tempo    e    coUa  pazienza  si  vince   il   tutto" 
Wahrheit  enthalt;  ich  wüsste  nicht,  warum  dasselbe  nicht  auch  auf 
Qriedienland  eine  Anwendung  finden  sollte.     Wenn  ein  hier  ein- 
MUagiges  Urteil  nicht  auf  falschen  Voraussetzungen  beruhen  soll, 
10   muss    die   Frage    einer    auf  Yerwaltungsreformen    materieller 
ud    geistiger  Art    anzubahnenden   vollständigen  Assimilation    der 
einverleibten  Gebietsteile  mit  den  alten  Provinzen  des  Königreichs 
von    grosseren   Gesichtspunkten    aus    in    die   Erörterung    gezogen 
[  werden.    Ein  anderes  ist  es,  wenn  es  sich  um  eine  vielfache  kultur- 
'  Instorische  Skizze  wie  die  gegenwärtige  handelt.    Ich  musste  meine 
r  Aasfahrungen    auf    eine    ins    Einzelne    gebende    Darstellung    der 
[  lokalen    Zustande    Larissas    stützen,    da    die    Stadt,    welche    als 
r  Handels-    und   Verkehrscentrum    der    nordostlichen    Grenzbezirke 
toraassichtlich    in    den   Vordergrund   der  griechischen   Interessen- 
sphäre treten  dürfte,  noch  eine  halbe  terra  incognita  ist.     Nur  in 
f,  fcr  Detail- Beschreibung    liegt    etwas  Zwingendes    und    gewisser- 

t- 

*)  Hiennit  soll  angedeutet  werden,  dass  es  in  Larissa,  wie  vordem  in 
^rfd,  —  horribile  dictut  —  gestattet  sei,  ein  gewisses,  in  der  ganzen  ge- 
^teii  Welt  keine  Zeugen  duldendes  menschliches  Bedürfnis  auf  offener 
^asse  zu  befriedigen. 


190  B.  Ornstein: 

zutretenden   Neubaues    hindeutete.      Ich    habe    am    Tage   nnseres 
Einzugs  aus  Mangel  an  einem  Logis,  wofür  jeder  Offiicer  anstatt 
eines  ihm  von  der  Intendantur  anzuweisenden  Quartiers  selbst  ni 
sorgen  genöthigt  war,  in  demselben  übernachtet.    Der  20  D  Meter 
grosse  Yorsaal  des  oberen  Stocks  bot  einen  jämmerlichen  AnblidE; 
stellenweise    von    Brand    geschwärzter    Fussboden,     zerbrochene 
Scheiben,  beschädigte  Fensterrahmen,  Thuren  ohne  Schlosser  und 
Aschenhaufen    von   halb  verbrannten    Papieren   herrührend,    legten 
Zeugnis  ab  von  einer  vandalischen  Zerstorungslust.    Auch  gehören 
die  Zwiebeln-,   Knoblauchs-   und  andere  Dünste  hierher,    welche 
diesen   Raum   zu   einem   wahren  Infektionsheerde  machten.     Ent 
nach  einer  gründlichen  Desinfektion  und  nach  BeendigODg  einiger 
notwendigen  Reparaturen  vermochte    man  die  ehemalige  Resident 
des  Pascha's  zu  einer  Kaserne  zu  verwenden,  in  deren  ErdgeschoM 
zwei  Kompagnien  des  9.  Infanterie- Bataillons  untergebracht  wurden. 
Zwei  andere  kampierten  im  Hofe  unter  Zelten.    Abgesehen  von  dem 
Nimbus,  der  schon  vor  der  Übergabe  der  Stadt  diesen  Punkt  als 
Konack  umgab,  wurde  die  Frequenz  desselben  nach  nnserem  Ein- 
märsche noch  dadurch  erhöht,  dass  auch  der  erwähnte  Oberkomman- 
dant bei  der  anfangs  den  Giauren  gegenüber  ungemein  abstossen- 
den  Haltung  der  türkischen  Hausbesitzer  sich  genöthigt  sah,  in  einem 
in  den  Hof  des  Palais  einmündenden,  halbverfallenen  Nebenhauae 
desselben  Wohnung  zu  nehmen.    Eine  natürliche  Folge  hiervon  war, 
dass  die  dienstlichen  Meldungen  der  Offiziere  und  Beamten,  sowie 
das  anfänglich  in  einem  Parterrezimmer  des  Kolossalbaues  errichtete 
Postamt    ein    fortwährendes    Gedränge    von    Militärpersonen    und 
Civilisten  am  grossen  Eingangsthor  desselben  verursachten.    Musste 
man   warten,   so   spazierte   man   bei   Schönem  Wetter  entweder  in 
der  Strasse  vor  dem  Palais  auf  und  ab  oder  man  setzte  sich  vor 
irgend  einem  Laden  auf  einen  Stuhl  oder  Schemel.     An  unfreund- 
lichen  oder  regnerischen  Tagen  eroberte  man  sich  mittelst  gedul- 
digen   Wartens   ein    Plätzchen   in   der   nahen  Konditorei.     Ferner 
liegen   hier   auch   einige   der   besuchtesten   Apotheken   und  Läden 
der   sich   eines   gewissen  Renommes  erfreuenden  Militärschneider- 
und Schuhmacher.     Die  letztere  Klasse  von  Handwerkern  ist  bei 
dem  schlechten  Pflaster  und  dem  schon  im  September  unvermeid- 
lichen  Schmutze    von   Larissa    eine    überaus    zahlreiche.      Hierzu 
kommt,    dass   schon   am  zweiten  Tage  nach  unserem  Einzüge  ein 
eben  so  energischer  als  spekulativer  Kochkünstler,  Namens  Vam- 
vakäs,   welcher   dem  griechischen  Truppenkorps  vorausgeeilt  war, 
das  zahlungsfähige  Publikum  mit  der  EröfiPhung  einer  in  derselben 
Strasse   gelegenen   und   mit  einem  Cafe  verbundenen  Restauration 
überraschte,    die    als   einziges   derartiges   Local    den   bescheidenen 
Ansprüchen  eines  gesitteten  Menschen  zu  genügen  vermochte.    Hier 


Elf  Wochen  in  Larissa.  191 

fanden  sich,  nachdem  man  ein  paar  Tage  hindurch  auf  Sardellen, 
Makrelen,  Feigen  u.  dergl.  nebst  saurem  Wein  zum  Mittag-  und 
Abendessen  angewiesen  war,  die  an  einen  substantielleren  Tisch 
gewöhnten  Offiziere  und  höheren  Civilbeamten  ein.  Auch  einige 
Mitglieder  der  internationalen  Übergabe-Kommission  erschienen 
dort  regelmässig,  sowie  der  Korrespondent  des  Londoner  „Standard^, 
Fitz-Gerald,  den  ich  schon  in  Kolchis  kennen  gelernt  hatte.  Ich 
zog  es  indess  bald  vor,  zu  Hause  zu  menagieren,  denn  der  damals 
noch  konkurrenzlose  Vamvakäs  liess  sich  seine  keineswegs  lecker 
zubereiteten  Mahlzeiten  samt  seinem  verdächtigen  Abazopulos- 
oder  Triposwein*)  unverschämt  theuer  bezahlen. 

Nachdem  ich  somit  der  Schilderung  der  thessalischen  Haupt- 
stadt, insbesondere  vom  architektonisch-topographischen  Standpunkt, 
ein  Genüge  geleistet  zu  haben  glaube,  will  ich  dieselbe  mittelst 
einer  kurzgefassten  geographisch- ethnographischen  Notiz  dem  all- 
gemeinen Verständnisse  näher  zu  rucken  versuchen. 

Larissa  war,  wie  bereits  angedeutet  wurde,  zur  Zeit  der 
ottomanischen  Herrschaft  der  Sitz  eines  Pascha's  und  eines  grie- 
chischen Erzbischofs.  Seit  der  Einverleibung  ist  der  königliche 
Civilkommissar  Nik.  Hadzopulos  als  höchster  Yerwaltungsbeamter 
an  die  Stelle  des  ersteren  getreten,  während  letzterer  in  seiner 
klerikalen  amtlichen  Stellung  verblieb,  doch  selbstverständlich  mit 
Einbasse  des  vordem  über  seine  orthodoxen  Glaubensgenossen 
geübten  Strafrechts,  dessen  fortgesetzte  Handhabung  den  Bestim- 
mnngen  des  griechischen  Staatsgrundgesetzes  zuwiderlaufen  wurde. 
Über  den  Konak  oder  die  ehemalige  Residenz  des  Pascha's,  von 
der  oben  bereits  die  Rede  war,  habe  ich  nur  noch  hinzu- 
zufügen, dass  in  dem  westlichen  Winkel  des  weiten  Hofraums  ein 
Sarkophag  und  eine  grosse,  steinerne  Himmelskugel  mit  dem 
Tierkreis  liegen.  An  dieser  Stelle  will  ich  noch  bemerken,  dass 
ich  im  Vorhofe  der  schon  erwähnten  dem  Hairimbey  gehörenden 
Moschee  Mirbey  einen  ungewöhnlich  grossen  Sarkophag  gesehen 
habe,  sowie  einen  andern  von  gewöhnlichen  Dimensionen.  Die 
freistehende  Langseite  trägt  in  ihrer  Mitte  eine  schwer  zu  ent- 
ziffernde hellenische  Inschrift.  Ein  vierter  umgestürzter,  steinerner 
Sarkophag  liegt  im  Hofe  des  in  der  Hauptstrasse  befindlichen 
Konaks  von  Antelbey.  In  betreff  des  auf  dem  Plateau  der  Akro- 
pole  hochgelegenen,  sonst  aber  sehr  bescheidenen  erzbischöflichen 
Sitzes  ist  zu  erwähnen,  dass  man  von  dort  einen  lohnenden  Aus- 
blick über  die  zwischen  dem  linken  Ufer  des  Peneus  und  den 
westlichen  Ausläufern  des  Olymps  in  nordwestlicher  Richtung  sich 

*)  Weinsorten  aus  Euböa  und  Korinth,  welche  aus  Athener  Depots  be- 
zogen werden.  Auch  die  Weine  der  Gebrüder  Oekonomos  und  Petzalis  er- 
freuen sich  eines  guten  Rufes. 


192  ^*  Ornstein: 

ausbreitende  und  mit  einer  üppigen  Vegetation  ausgestattete  Land- 
strecke hat.  In  der  Nähe  desselben  erhebt  sich  die  mittelalterliche 
Einfassungsmauer  der  Akropole,  an  deren  mit  kleinen  Häusern 
und  Hütten  bedeckten  südostlichen  Abhang  die  Stelle  des  Theaters 
verlegt  wird,  wie  man  aus  einigen  hier  und  da  zum  Vorschein 
kommenden,  doch  kaum  noch  erkennbaren  marmornen  Sitzstufen 
folgern  zu  können  vermeint.  —  Die  Ausdehnung  der  Stadt  steht 
infolge  ihrer  weitläufig  ländlichen  Bauart  und  ihrer  mir  nicht 
genau  bekannten  Zahl  von  Friedhöfen  in  keinem  Verhältnisse  zur 
Bevölkerungsziffer.  Man  braucht  ca.  1]^  Stunde,  um  dieselbe  im 
gewohnlichen  Schritt  zu  umgehen,  während  die  Seelenzahl  als 
Ergebnis  der  behufs  der  Abgeordnetenwahlen  anfangs  Dezember 
V.  J.  stattgehabten  Volkszählung  sich  auf  ungefähr  13  600  beläuft. 
Die  Einwohnerschaft  ist  eine  gemischte,  sie  besteht  in  runden 
Zahlen  aus  4900  Griechen,  4600  Türken,  2200  Israeliten»), 
1000  Vlachen**)  und  900  Zigeunern***).  Vor  der  Annexion  soll 
die  Stadt  20 — 25  000  Einwohner  gezählt  haben,  seitdem  hat  jedoch 
die  Hälfte  der  muhamedanischen  Familien  nach  übereinstimmenden 
amtlichen  und  privaten  Mitteilungen  dieselbe  verlassen.  Die  Emi- 
gration, besonders  nach  der  nur  sechs  Stunden  entfernten  türkischen 
Grenzstadt  Elassona  —  Homers  „weisse  Stadt  Oloosson''  — 
und  in  zweiter  Linie  Konstantinopel,  Salonichi,  Trapeznnt  und 
Smyrna,  scheint  noch  fortzudauern,  wenngleich  in  geringerem  Grade 
als  anfangs.  Juden,  Türken  und  Zigeuner  wohnen  in  mehr  ab- 
gesonderten Quartieren,  Griechen  und  Vlachen  sind  auf  allen  Punkten 
der  Stadt  gruppenweise  domiziliert. 


*)  Die  etwa  450  Familien  starke  israelitische  Gemeinde  besteht  aus  den 
Nachkommen  von  aus  Spanien  eingewanderten  jüdischen  Flüchtlingen,  denen 
es  gelungen  war,  sich  dem  religiösen  Verfolgungseifer  der  Inquisition  zu 
entziehen.  In  der  Regel  sind  diese  posthumen  Opfer  einer  der  Vergangenheit 
angehörenden  finsteren  Epoche  spanischer  Intoleranz  der  beiden  Landes- 
sprachen, der  türkischen  und  der  griechischen,  mächtig,  doch  bedienen  sich 
dieselben  untereinander  lediglich  der  spanischen  als  ihrer  Muttersprache. 
Meine  Bemühungen,  den  Zeitpunkt  der  jüdischen  Einwanderung  in  Thessalien 
genau  festzustellen,  blieben  ohne  Erfolg. 

**)  Ein  Viehzucht  treibender,  ursprünglich  rumänischer  Nomadenstamm, 
von  dem  gegenwärtig  noch  etwa  2000  Familien  den  Sommer  hindurch  auf 
den  östlichen  Höhen  des  Pindus  leben,  während  eine  grössere  Zahl  sich 
auf  beiden  Ufern  des  Peneus  in  festen  Wohnsitzen  angesiedelt  hat.  Mit 
dem  Eintritt  des  Winters  steigen  auch  die  ersteren  mit  ihren  Heerden  in 
die  Ebene  herab.  Ihre  Sprache  ist  der  lateinischen  ähnlich  und  wiewohl 
dieselben  unter  sich  nur  diese  sprechen,  gehen  sie  doch  meines  ErachtenB 
nach  und  nach  ihrer  vollständigen  Gräcisierung  entgegen.  Die  Primaten 
dieses  Stammes  sind  die  Familien  Hadsi  Petru,  Sturnara  und  Averof.  Auch 
der  in  Egypten  verstorbene  Millionär  Tositza  gehörte  demselben  an,  sowie 
der  geniale  Dichter  Dzalakosta. 

***)  Diese  sind  sämtlich  Anhänger  des  Islam. 


Elf  Wochen  in  Larissa.  193 

Betrachten  wir  die  Einwohnerschaft  nach  der  Religionsver- 
schiedenheit,  so  ist  das  aas  Griechen  und  Ylachen  zusammengesetzte 
orthodoxe  Element  numerisch  etwas  stärker,  als  das  aus  Türken 
und  Zigeunern  bestehende  muhamedanische ;  das  mosaische  ist  das 
schwächste.  In  Ansehung  der  Stammunterschiede  ist  zu  bemerken, 
dass  die  in  dieser  Richtung  im  larissiotischen  Publikum  sich  kund- 
gebenden Gegensätze  ebenso  in  der  eigentumlichen  körperlichen 
und  geistigen  Entwicklung  der  Individuen,  wie  in  den  Sitten  und 
Gebräuchen  der  verschiedenen  Stämme  zum  Ausbruch  kommen. 
Die  Beobachtung  lehrt,  dass  dieselben  ungleich  deutlicher  in  der 
Landbevölkerung  hervortreten,  als  in  der  städtischen,  was  man 
leicht  an  den  Wochenmarkttagen  zu  konstatieren  Gelegenheit  findet. 
Man  erkennt  auf  den  ersten  Blick  die  grossen,  kräftigen,  gesundheit- 
atrotzenden  Gestalten  der  Bauern  von  Dereli,  einem  türkischen 
Dorfe  an  der  Westseite  des  Terape- Einganges*),  und  es  bedarf  ihrer 
absonderlichen  Tracht,  d.  h.  ihrer  graublauen,  mittelst  eines  roten 
Shawls  festgehaltenen  Pumphosen  nicht,  um  dieselben  von  ihren 
fast  darchschnittlich  kleineren,  schmächtigeren  und  häufig  cachek- 
tlBchen  oder  wenigstens  schwächlicheren  christlichen  Landsleuten, 
besonders  der  Ebene,  zu  unterscheiden.  Obgleich  erstere  recht 
gut  wissen ,  dass  die  der  Einverleibung  vorauseilenden  Gerüchte 
von  der  bevorstehenden  Änderung  in  ihrer  nationalen  Existenz 
zur  Wahrheit  geworden  und  dass  sie  jetzt  griechische  Unterthanen 
sind,  so  bewegen  sie  sich  doch  mit  unverkennbarem  männlichen 
Selbstgefühl  inmitten  der  müssigen  Gruppen  der  Garnisons- 
trappen, wie  wenn  diese  wie  früher  ihre  Glaubensgenossen  wären. 
Das  tiefwurzelnde  Bewusstsein,  der  seither  in  Thessalien  herr- 
schenden Religion  anzugehören,  ist  noch  nicht  in  dem  Grade 
erschüttert,  dass  dadurch  ihre  Haltung,  zumal  der  eingebornen, 
durch  vierhundertjährige  Unterdrückung  geistig  verkümmerten 
christlichen  Bevölkerung  gegenüber,  wesentlich  beinflusst  za  werden 
vermochte.  In  Ansehung  der  Stadtbewohner  verhält  sich  die 
Sache  insofern  anders,  als  es  mir  mitunter  nicht  gelang,  die  musel- 
männischen Proletarier  von  ihren  gleichartig  kostümierten  semitischen 
Mitbürgern  zu  unterscheiden.  Diese  Schwierigkeit  erklärt  sich 
vielleicht  daraus,  dass  dem  fanatischen  Nationalbewasstsein  der 
ärmeren  türkischen  Einwohner,  welches  sich  früher  im  täglichen 
Verkehr  mit  den  andersgläubigen  Mitbürgern  in  schroflFer  Weise 
geltend  machte,  durch  die  unabweisbare  Überzeugung  von  dem 
Wandel  in  der  politischen  Sachlage  die  Spitze  abgebrochen  war. 
Die  Leute  waren  im  Allgemeinen  verständig  genug,  um  mit  andern 


*)  Der  Tempepass  wird  irrtümlicherweise  oft  als  Thal  bezeichnet,  er  ist 
ein  Defilä  in  der  vollsten  Bedeutung  des  Wortes. 

ZeitMlix.  d.  G0seU«6h.  f,  Brak.   Bd.  XVU,  \% 


294  B.  Ornstein: 

Worten  gute  Miene  zum  bösen  Spiel  zu  machen.  Sehr  verschieden 
von  diesem  anscheinend  bescheidenen  Auftreten  gestaltete  sich  dio 
kecke  und  gleichsam  provozierende  Haltung,  welche  die  schon  e^ 
wähnten  »Beys  von  Larissa^  von  Anfang  an,  und  speciell  seit  dem 
Besuche  des  Königs  in  der  thessalischen  Hauptstadt,  sn  beobaditei 
pflegten.  —  Es  ist  begreiflich ,  dass  dem  mit  vollem  Rechte'  ab 
ein  Muster  von  Leutseligkeit  und  Herablassung  gerahmten  neuea 
Landesfürsten,  der  zum  ersten  Mafe  Larissa,  die  Hauptstadt  einer 
Provinz  betrat,  deren  Bewohner  seit  Jahrhunderten  unter  den 
Joche  der  türkischen  Willkurherrschaft  geseu&t  hatten,  von  i» 
christlichen  und  judischen  Bevölkerung  so  enthusiastische  Huldi- 
gungen entgegen  gebracht  wurden,  wie  solche  einem  Furstos 
schwerlich  je  zu  teil  geworden  sind.  Ich  war  Augenzeuge  dafm, 
mit  welchem  nicht  enden  wollenden  Jnbelruf  der  Konig  Oeoig 
von  jung  und  alt  empfangen  wurde  und  wie  hier  und  da  einen 
orthodoxen  Graubart  mit  dem  eigenartig  gestutzten  Schnnrrbnt 
ein  paar  Freudenthränen  über  die  wettergebräunten,  cur  Feier 
des  Tages  glattrasirten  Wangen  herabliefen.  Es  war  kein  Wander, 
dass  dem  sein  ganzes  Lebenlang  verachteten  Giaur  das  HerE  bei 
dem  Gedanken  schwoll,  einen  griechischen  Konig,  das  Palladiam 
der  nationalen  Existenz  seines  Volkes,  an  der  Spitze  griechisdier 
Truppen  in  Larissa  einziehen  zu  sehen.  Ich  habe  gleichseit^l 
auch  mehrere  Bey's  auf  dem  grossen  Platze  vor  dem  Thor  von 
Trikala,  wo  eine  hübsche  Ehrenpforte  errichtet  war,  ihre  prächtigen 
Hengste  tummeln  sehen  und  wie  dieselben  dem  von  einer  brillanten 
Suite  gefolgten  König  bei  seinem  Herannahen  entgegen  ritten 
und  Se.  Majestät  ehrfurchtsvoll  begrüssten.  Doch  dürfte  es  zweifel- 
haft sein,  ob  diese  Abkömmlinge  des  Propheten  in  ihrem  bis  anft 
Fez  übrigens  untadelhaften  französischen  Kostüm  ungeachtet  ihres 
zur  Schau  getragenen  Respektes  von  ähnlichen  Gefühlen  bewegt 
waren,  wie  der  obige  Graubart.  Dem  sei  wie  ihm  wolle,  diese 
Herren  nebst  ihren  in  Larissa  anwesenden  Standesgenossen  und 
dem  bereits  citierten  Bürgermeister  Hassan  wurden,  nachdem  die- 
selben von  Sr.  Majestät  in  Audienz  empfangen  worden  waren, 
sämtlich  zur  königlichen  Tafel  gezogen  und  noch  vor  der  Abreise 
des  Königs  dekoriert.  Es  erregte  kein  geringes  Erstaunen,  dass 
ausser  dem  Polizeiarzt  Dr.  Grypari,  einem  seit  einigen  Jahren 
daselbst  praktisierenden  griechischen  Arzt,  keinem  andern  der 
christlichen  und  jüdischen  Bewohner  der  Stadt,  welcher  Gesellschafts- 
klasse er  auch  angehören  mochte,  diese  Ehre  zu  teil  wurde* 
Man  kann  es,  offen  gesagt,  diesen  feudalen  Bekennern  des  Islams 
nicht  verdenken,  wenn  dieselben  nach  solcher  unverdienten  Aus- 
zeichnung sich  für  berechtigt  halten,  in  jeder  Richtung  anmassender 
aufzutreten,  als  es  sonst  vielleicht  der  Fall  sein  würde.     Ich  er- 


Elf  Wochen  in  Larissa.  195 

laabe  mir  kein  Urteil  darüber,  ob  die  Ergebenheitsversicherangen, 
mit  denen  dieselben  im  Adjutantensalon  des  königlichen  Schlosses 
in  Athen  nicht  gerade  sparsam  zu  sein  scheinen,  und  die  ge- 
tduneidigen  konventionellen  Formen,  deren  sie  sich  daselbst  be- 
fleissigen,  ehrlich  gemeint  sind  oder  nicht.  Soviel  ist  indess  gewiss, 
dass  der  trotzig  feindselige  Blick,  mit  welchem  dieselben  in  Larissa 
üi  manchem  griechischen  Offizier  vorübergingen,  unfehlbar  nicht 
«ngeahndet  geblieben  wäre,  wenn  man  nicht,  wie  ich  zu  vermuten 
Qnmd  habe,  von  oben  herab  die  Parole  ausgegeben  hatte,  jede 
Seibung  thunlichst  zu  vermeiden.  — 

Unter  der  ottomanischen  Bevölkerung  von  Thessalien  und 
ipMell  von  Larissa,  von  welcher  letzteren  nur  der  kleinere  Teil 
deh  dazu  versteht,  die  zum  Lebensunterhalt  notwendigen  Sub- 
liatenzmittel  durch  so  wenig  als  möglich  anstrengende  Arbeit  zu 
erwerben,  während  die  Mehrzahl  es  vorzieht,  von  dem  geringen 
Brtrage  oder  dem  unzulänglichen  Pachtzins  eines  kleinen  Orund- 
beaitEes  ihre  Bedürfnisse  zu  bestreiten  oder  auch  nicht  zu  bestreiten 
ud  wie  immer: 

„Durch  Betteln  und  Borgen 

In  Kummer  und  Sorgen^ 
ein  elendes  Dasein  zu  fristen,  zählt  man  elf  Bej's*),  von  denen 
einige  als  Grossgrundbesitzer  über  jährliche  Revenuen  von  mehr 
als  100  000  Francs  verfügen.  Nichtsdestoweniger  haben  diese 
liiesaalischen  Junker  keine  Ahnung  davon,  wie  sie  ihre  reichen 
Geldmittel  zu  verwenden  haben,  um  die  einem  jeden  Kulturmenschen 
m  zweiten  Natur  gewordenen  Bequemlichkeiten  des  Lebens  nicht 
sa  entbehren  —  Bequemlichkeiten,  mit  denen  man  sich  in  Deutsch- 
land mittelst  eines  Jahreseinkommens  von  7 — 8000  Mark  in  seinem 
Heim  zu  umgeben  vermag.  Ich  resümiere  mich  in  Betreff  dieser 
moslemitischen  Aristokraten  dahin,  dass  dieselben  ungeachtet  ihres 
,)bon  jour**,  ihrer  lackierten  Halbstiefel  und  ihrer  modigen  Kra- 
watten oder  Schlipse  für  den  Begriff  „Comfort"  weniger  Ver- 
ständnis haben  als  für  eine  oder  mehrere  schöne  Frauen  und  salva 
venia  für  ein  paar  Reit-  und  Wagenpferde  arabischer  Abstammung. 


*)  Die  Namen  dieser  in  der  erblichen  türkischen  Standeshierarchie  die 
erste  Bangpitufe  einnehmenden  Bey's  —  der  Bang  des  Paschas  ist  ein.  persön- 
licher — ,  auf  welche  sich  der  bei  weitem  gross te  Teil  des  Grandbesitzes  der 
weiten  und  fruchtbaren  thessalischen  Ebene  verteilt,  sind  nach  Maassgabe 
ihrer  Jahreseinkünfte  folgende:  1.  Muchty-Effendi,  2.  Galip-Effendi,  3.  Dervis- 
bejy  4.  Hairimbey,  5.  Malik-Effendi,  6.  Dervisbej  der  Kleine,  7.  Taassybej, 
8.  Bendrytybey,  9.  Sererfbey,  10.  Hairymbey  des  Husnybey  und  11.  Had- 
siriCatbey.  Von  diesen  sind  allein  die  unter  No.  3,  4,  10  und  11  aufge- 
führten Bey^s  Nachkommen  in  gerader  Linie  vom  Turahan,  dem  Eroberer 
Thessaliens,  welcher  die  Provinz  im  Jahre  1420  dem  Halbmond  unterwarf, 
in  dessen  Besitz  dieselbe  ca.  460  Jahre  geblieben  ist. 


196  B.  Ornstein: 

In  Ansehung  der  letzteren  machte  sich  in  Larissa  ein  Gespann 
von  Apfelschimmeln  bemerkbar,  deren  sich  selbst  Kaiser  Wühelm 
als  Paradepferde  hätte  bedienen  können. 

Ich   bin  jetzt   bei  dem   chrisüich-israelitiseben  filenaent  ange- 
langt!    Was  die  obere  Schicht  derselben  betrifft,  welche  sich  vor 
der  Annexion  auf  etwa  ein  Dntzend  approbierter  nnd  nicht  appro- 
bierter Ärzte,  sowie  anf  vielleicht  eben  so  viel  Rentiers  und  wohl- 
habende  Eaufleute    belief,    so    fand    ich   dieselbe  im   Innern  Am 
Hauses  und  der  Familie  von  den  Rudimenten  europaisi^en  Kultin- 
lebens   angehaucht,    sowohl  auf  materiellem  als  auf  geistigem  Ge- 
biete.   Mir  schien,  dass  der  geistige  Ausdruck  desselben  mehr  nh 
tage  trat  als  der  materielle,  vermutlich  deshalb,  weil  die  Ghriilat 
und  Juden  zur  Zeit  des  türkischen  Regiments  es  sich  zur  Ani^pbe 
machen   mussten,    auch    den  Schein   des  Wohlstandes  möglichst  n 
meiden,   um  den  Neid  und  die  Missgunst  ihrer  vornehmen  mobar 
medanischen  Mitbürger  nicht  zu  erregen.    Der  seitdem  verfloMene 
Zeitraum   ist  zu  kurz,    als  dass  selbst  in  dieser  meines  Eracfateni 
entschieden  kulturfabigen  Bevolkerungsschicht  irgend  ein  Fortaehzitt 
sich  bemerkbar  zu  machen  vermocht  hatte.    Die  Handel-  und  Ter* 
kehr  treibenden  christlichen  und  jüdischen  Einwohner  von  Larissa 
zeichnen    sich    andererseits  durch   die   diese   beiden   Nationalitäten 
charakterisierende   Energie    und  Regsamkeit  aus  und   berechtigea 
in    Ansehung    ihrer    kulturellen    Entwickelungsfaigkeit    zu    guten 
Hoffnungen.      Wenn    man    beispielsweise    zur   Zeit   der   Übergabe 
der  Stadt   Vorlebens    nach   einer  Garküche   suchte,    in   welche  ein 
anständiger  Mensch   einzutreten   den  Mut  hane,   so   gab    es  schon 
vor  meiner  anfangs  Dezeir.ber  erfolgten  Abreise  eine  Anzahl  rein- 
licher griechisobor  Speisehäuser,  unter  welchen  das  von  einem  ge- 
wissen   Buzukas.    eine:n   dem   Anschein   nach   ebenso   gemütlichen 
als   im  Grunde    schlauen    und   einzig  auf  seinen  Vorteil  bedachten 
Gesellen,  errichtete,  auch  von  sabalrernen  OtÜrieren  besucht  wurde, 
nie  so  r   Kochkunst!  er.    sowie    der   oben   citierte   Vamvakas,   haben 
boiiio  im  Anf:\ngss:adium  der  rtunektion istischen  Epoche  ungeachtet 
der  bei  de:u  griechischen  Oiäiierkorrs  sehen  oder  nie  epidemisdi 
horrschondon  Goldi^lcthor.*  :»»s  Sohrooiiorte  funktioniert  und  mich 
dünkt,   dass   :r.»uicher  der  le:i:eren.  ansraii  diesen  beiden  Biede^ 
:v annern   ihre  freilich  irehorii:  i:ei" feierten  Rechnun^^en  zu  zahlen, 
es    vorijefOiren   ha;:e,    dieselben   auf   der   Stelle   zu   Ivnchen.     An 
offon:l:oV.er.   VerirnüiTuv-csl vokaler,   is:   absv^Iu:er   Man£^l   und   es  ist 
nioh:  w.shrsor.ciniiob.  dsi^s  diese::*.  Sv^bÄÜ  abirebolien  werde.    Ausser 
einen;    kleinen,    sor.s;    gAr    nioh;   {:b*ea   griechischen   Theater,  in 
welcher/-  r.:,-5n  indes  Getshr  Met,  dss  Vergr.üg^'::  eines  Abends  mit 
einen*.    S — I4;üg:ge::  in:c::sive::   Br;;s:ks?Ärrh  i3  bezahlen,   gab  es 
kein  Mittel,  si^'h  iu  :::^:erh,-4l:ev.  oder  .su:  e:::  r^Ar  Stunden  zu  ler- 


Elf  Wochen  in  Larissa.  I97 

streaen.     Das  Geselligkeitsbedürfnis  macht  sich  so  wenig  geltend, 
dass  es  nicht  einmal  ein  Kasino  gab.  — 

Über  die  das  nordostliche  Ende  der  Stadt  bildende  Zigenner- 
kolonie  ist  nichts  weiter  zu  sagen,  als  dass  die  Individuen  dieses 
Stammes,  sowohl  die  zum  starken  wie  zum  schonen  Geschlechte 
xahlenden,  einen  hohen  Grad  von  Hässlichkeit  und  Unsauberkeit 
cor  Schau  tragen.  Ich  müsste  mich  mit  meinem  ganzen  Vorräte 
Mimologischer  Wissbegierde  und  Selbstverleugnung  wa£fnen,  um  es 
'iber  mich  zu  gewinnen,  ihre  von  aussen  und  innen  mit  ekeler- 
regenden Abfallen  aller  Art  garnierten  hohlenartigen  Wohnstätten 
la  betreten.  Ich  leiste  im  Interesse  des  Lesers  Verzicht  darauf, 
Uer  ein  farbentreues  Bild  von  diesen  gelbbraunen,  von  Schmutz 
Itarrenden  und  in  der  Regel  mit  grossen  und  meistenteils  unförm- 
Behen  Riechorganen  ausgestatteten  Gesichtern  zu  entwerfen. 

Es  war   mir   nicht  möglich,   mich  in  den  Bureaus  der  Stadt- 
behorde  von  Larissa  über  das  Verhältnis  der  Berufsthätigkeit  der 
Stnwobner  in  der  Art  zu  unterrichten,  dass  ich  einen  statistischen 
Anhaltspunkt  für  die  Kenntnis  der  Procentsätze  derselben  gewonnen 
Utte.     Im  allgemeinen  lässt  sich  jedoch  mit  Sicherheit  annehmen, 
dass  in  der  Stadt  selbst  das  Handel  und  Gewerbe  treibende  Element 
das    gesamte    landwirtschaftliche,    sowohl    das  reine  wie   das   ge- 
imschte,    numerisch    überflügelt.      Dies   erklärt  sich   daraus,    dass 
Larissa  als  Hauptstadt  der  Provinz  und  Sitz  der  Behörden,  sowie 
infolge   seiner  geographischen   Lage   das  Hauptdepot  für  die   Ge- 
treide-   und    Viehausftthr    aus    Nord-    und    Mittelthessalien    bildet 
ind   demgemäss    der    Verkehr    zwischen    den    Bewohnern    dieser 
Distrikte  und  der  Stadt  ein  sehr  lebhafter  ist.    Dasselbe  Verhältnis 
existiert  zwischen   dem   Süden   der  Provinz   und  den   24  Dorfern 
des  Pelion    einerseits    und  der   Stadt  Volo,    der   Hafenstadt  von 
Larissa  und  von  ganz  Thessalien,  andererseits.  —  Über  Industrie 
und  Kunst  ist  so  viel  wie  gar  nichts  zu  berichten.     Erstere  wird 
einzig  und  allein  durch  eine  vor  einigen  Jahren  von  einem  Griechen 
anf  dem  rechten  Ufer  des  Peneus  errichtete  Dampfmühle  vertreten, 
welche  einen  Teil  des  für  den  Bedarf  der  Einwohner  notwendigen 
Mehlquantums    liefert    und  deren   Besitzer   dem   Vernehmen  nach 
gnte  Geschäfte  macht.     Die  Kunst  anlangend,  so  steht  auch  diese 
n(ych  nicht  in  ihrem  Zenith.     Einstweilen  ist  ein  autodidaktischer 
Artist  sui  generis,   der,   nach  türkischem  Brauch  vor  einem  Uhr- 
iBacherladen    hockend,    sein   Geschäft    als  Graveur    betreibt,    der 
einzige  Repräsentant  derselben.    Die  specielle  Kunstsphäre,  in  der 
neh  der  an  den  Markttagen  von  den  türkischen  Bauern  viel  um- 
standene  und  bewunderte  moslemitische  Schlafrock-Künstler   oder 
Künstler  im  Schlafrock   bewegt,  ist  die  Eingrabung  des  Namens- 
'nges    seiner    des    Schreibens    unkundigen   Glaubensgenossen    auf 


198  B.  Ornstein: 

bronzene  Petschafte,  deren  sich  dieselben  anstatt  ihrer  Untersdir 
in  Briefen  oder  sonstigen  Schriftstacken  bedienen. 

Fassen  wir  die  geistige  Koltnr  ins  Aoge,  so  finden  wir,  da 
Larissa  als  Wiege  and  Warzel  des  Islams  in  Thessalien  26  Mosehei 
besitzt.  Dieser  Reichtam  an  Bethaasem  erklart  sich  abrige 
auch  dadurch,  dass  die  mahamedanische  Bevolkerang  vor  d 
Annexion  mindestens  doppelt  so  zahlreich  war  als  gegenwarti 
Die  Griechen  and  Wlachen  verrichten  ihren  Grottesdienst  in  sieb 
älteren  kleinen  Kirchen  and  in  einer  jangst  vollendeten  ui 
eingeweihten.  Von  den  ersteren  wird  eine,  neben  dem  ersbischi 
liehen  Sitze  gelegene  and  nur  wenig  geraamigere  als^  die  übrige 
die  Kathedrale  genannt.  Die  Israeliten  versammeln  sich  in  li 
Synagogen  zu  ihren  Andachtsabangen.  — 

Die  Zahl  der  ottomanischen  Schalen  betragt  zehn,  von  deiv 
sieben  Knaben-  and  drei  Tochterschalen  sind.  Unter  jenen  au 
sechs  Elementarschulen,  in  denen  nur  türkisch  gelehrt  wird.  Nai 
bestandenem  Examen  rucken  die  Schuler  in  die  siebente,  eil 
Art  Gelehrtenschule,  vor,  welcher  auch  das  Prädikat  die  koni( 
liehe  gegeben  wird.  In  dieser  wird  Unterricht  in  der  tnrkische 
persischen  und  arabischen,  sowie  in  den  Anfangsgründen  d 
franzosischen  Sprache  erteilt.  Ausserdem  wird  in  dersellN 
Rechnen,  Geometrie,  Algebra,  Trigonometrie,  Kosmographie,  Pfays 
und  Geographie  gelehrt.  Vor  der  Einverleibung  wurde  der  turkisdu 
Jugend  in  einem  grosseren,  der  Municipalität  gehörigen  Gebäac 
auch  griechischer  Unterricht  erteilt.  Seit  der  Übergabe  der  Stai 
wurde  dasselbe  in  Ermangelung  eines  andern  geeigneten  Loka 
in  ein  Garnisonsspital  umgewandelt.  —  Der  christlichen  Schale 
giebt  es  neun,  davon  sind  sieben  Elementarschulen,  während  di 
achte,  aus  drei  Klassen  bestehende  als  Yorbereitnngsschule  for  dei 
Besuch  des  Gymnasiums  dient;  die  neunte  ist  eine  Mädchenschule 
Ein  Gymnasium  gab  es  übrigens  zur  Zeit  der  muhamedanischei 
Herrschaft  in  Thessalien  nicht;  die  Eltern  und  Vormunder  voi 
Schülern,  welche  ein  solches  besuchen  sollten,  schickten  dieselbe! 
nach  Lamia.  —  Die  israelitische  Gemeinde  unterhält  drei  Elementar 
schulen  für  Knaben.  Eine  Mädchenschule  hat  dieselbe  zwar  nidil 
doch  beteiligen  sich  die  kleinen  Jüdinnen  an  dem  Unterricht  i 
der  griechischen  Töchterschule.  —  Zufällig  fiel  mir  vorige  Woch 
ein  sonst  gut  redigiertes  politisch-satirisches  Blatt  „iWi^  X^^^ö*«»"* 
in  die  Hände.  In  einer  ausnahmsweise  melancholisch  angehauchte 
Korrespondenz  desselben,  d.  d.  Larissa  17.  Dezember,  heisst  e 
in    freier,    doch   sinngetreuer   Übersetzung:    ,,Eine   Polizeibehörd 


*)  Der  schwer  ins  Deutsche  zu  übertragende  Titel  bedeutet  ungefähi 
„Gieb  dich  nur  zu"  oder  ^Lass  nur  fünf  gerade  sein**. 


Elf  Wochen  in  Larissa.  ]99 

enstiert  hier  nicht.  Wohin  man  sich  wendet,  hat  man  überall 
Haafen  von  Unrat  nnter  seinen  Füssen.  Man  kann  die  Stadt 
■dt  Recht  ^ein  freies  Eorfa^*)  nennen.  . . .  Der  Kot  übersteigt 
den  des  nordlichen  Earopa's ...  In  den  Strassen  herrscht  un- 
,  inrehdringliches  Dunkel  wie  zur  Zeit  der  türkischen  Herrschaft. 
Laternen  verbreiten  ungefähr  so  viel  Helle  wie  die  Todten- 
pchen  anf  den  Friedhöfen.  Der  nächtliche  Anblick  der  Strassen, 
8  Hänsergewirres 9  der  hohen  Einfassungsmauern,  mit  einem 
orte,  alles  erweckt  den  Eindruck  trostloser  Verödung.  Welche 
»klemmnng  bemächtigt  sich  nicht  des  Passanten  angesichts  dieser 
Qmbesstille,  da,  wo  das  Herz  des  Griechen  in  Freude  und  Hoffnung 
jufwallen  sollte!**  — 

Wiewohl  ich  die  bona  ßdes  des  etwas  schwarzsehenden  Bericht- 
Wrtatters  nicht  in  Zweifel  ziehe  und  auch  eingestehe,  dass  ein 
t^fentSmlicher  Hauch  von  Düsterheit  über  Larissa  schwebt,  so 
formag  ich  dennoch  nicht  in  den  Schmerzensschrei  desselben  un- 
Mingt  einzustimmen.  Ohne  mir  die  Schwierigkeiten  zu  verhehlen, 
welehe  sich  in  den  neuen  Provinzen  einer  gründlichen  Reform 
te  leider  ebenso  eingewurzelten,  als  rechtlosen  türkischen  Yer- 
tikaDgssjstems  entgegenstellen,  spreche  ich  doch  die  Überzeugung 
m,  dass  es  mit  Ruhe,  Geduld  und  vor  allem  mit  der  Zeit  gelingen 
werde,  diese  für  Griechenlands  Zukunft  folgenschwere  Aufgabe  zu 
Kien.  Haben  doch  die  Italiener  an  sich  selbst  bewiesen,  dass 
b  Sprichwort  ^Col  tempo  e  colla  pazienza  si  vince  il  tutto** 
'Wahrheit  enthält;  ich  wüsste  nicht,  warum  dasselbe  nicht  auch  auf 
Qriechenland  eine  Anwendung  finden  sollte.  Wenn  ein  hier  ein- 
Mhlagiges  Urteil  nicht  auf  falschen  Voraussetzungen  beruhen  soll, 
>o  muss  die  Frage  einer  auf  Yerwaltungsreformen  materieller 
^d  geistiger  Art  anzubahnenden  vollständigen  Assimilation  der 
^nverleibten  Gebietsteile  mit  den  alten  Provinzen  des  Königreichs 
TOD  grosseren  Gesichtspunkten  aus  in  die  Erörterung  gezogen 
Verden.  Ein  anderes  ist  es,  wenn  es  sich  um  eine  vielfache  kultur- 
Uitorische  Skizze  wie  die  gegenwärtige  handelt.  Ich  musste  meine 
Ansührungen  auf  eine  ins  Einzelne  gehende  Darstellung  der 
lokalen  Zustände  Larissas  stützen,  da  die  Stadt,  welche  als 
Bandeis-  und  Yerkehrscentrum  der  nordostlichen  Grenzbezirke 
Toraossichtlich  in  den  Vordergrund  der  griechischen  Interessen- 
fhare  treten  dürfte»  noch  eine  halbe  terra  incognita  ist.  Nur  in 
Detail -Beschreibung    liegt    etwas  Zwingendes    und    gewisser- 


*)  Hiermit  soll  angedeutet  werden,  dass  es  in  Larissa,  wie  vordem  in 
Korfa,  —  horribile  dictul  —  gestattet  sei,  ein  gewisses»  in  der  ganzen  ge- 
littet^  Welt  keine  Zeugen  duldendes  menschliches  Bedürfnis  auf  offener 
^^86  zu  befriedigen. 


200  ß-  Orustein: 

massen    der    Massstab    fSr    die    Berechtigimg    meiner  Auffassung 
und  die  kritische  Beurteilung  der  geschilderten  Znstande. 

Ich  motiviere  meine  optimistische  Auffassung  über  die  Zukunft 
der  neuen  Provinzen  wie  folgt: 

1)  Von  einer  zeitgem Essen  Jastizpflege  war  in  Thessalien 
und  Epirns  nie  die  Rede.  Der  dem  albanesischen  FanatisniiB 
zum  Opfer  gefallene  Mehemed-Ali,  dessen  Strenge  gegen  die 
türkischen  Störenfriede  in  der  dankbaren  Erinnerung  der  chri^l* 
liehen  und  jadischen  Einwohner  von  Larissa  fortlebt,  sah  sich  ab 
Militär-Gouverneur  von  Thessalien  oft  genötigt,  mit  dem  Kantsofai 
in  der  Hand  für  das  Recht  einzutreten.  Schon  anfangs  Dexembet 
funktionierten  in  Larissa,  Trikala,  Yolo  und  noch  froher  in  Aili 
Gerichtshöfe  erster  Instanz  und  seit  ungefähr  14  Tagen  ist  lüuriBn 
der  Sitz  eines  für  die  annektierten  Provinzen  gemeinschaftlieheB 
Appellationsgerichts  geworden.  Mit  der  Errichtung  der  für  notig 
erachteten  Anzahl  von  Friedensgerichten  war  der  Anfang  gemadd 
worden. 

2)  Wie  der  Yolksunterricht  in  Larissa  organisiert  war,  iA 
oben  angedeutet  worden.  Schon  seit  vier  Wochen  bestehen  in 
den  eben  genannten  vier  Städten  Gymnasien,  deren  Schuler  nadi 
bestandenem  Abiturientenexamen  unmittelbar  zur  Universität  ent- 
lassen werden. 

3)  Wie  mir  glaubwürdige  Personen  ohne  Unterschied  der 
Konfession  auf  beharrliches  Befragen  eingestanden,  waren  die 
Kaltarzustände  Larissas,  und  Thessaliens  überhaupt,  durchaus  sta- 
tionäre und  wurzelten  ebenso  in  der  staatlichen  Organisation,  als 
in  dem  höheren  und  kommunalen  Verwaltungssystem.  So  hatte 
sich  während  der  Jahrhunderte  langen  Periode  des  islamitischen 
Regiments  zu  seiner  Zeit  das  Bedürfnis  geltend  gemacht,  eine 
andere  Strasse  in  Thessalien  zu  bauen  als  die  drei  Wegstunden 
lange  von  Larissa  nach  Turnova.  Die  Strecke  von  12  Stunden 
zwischen  Larissa  und  Volo  habe  ich  am  2.  Dezember  1881  bis  zu  dem 
seitwärts  liegenbleibenden  Velestino  auf  einem  so  primitiven  Wege 
zurückgelegt,  wie  er  je  aus  der  Hand  des  Schöpfers  hervorgegangen 
ist.  Ebenso  stammte  das  Fuhrwerk  ohne  Sitz,  auf  dem  ich  lag, 
vermutlich  aus  der  Zeit  der  Pelasger,  denn  sonst  wäre  die  Kon- 
struktion desselben  eine  schwer  erklärbare  Verirrung  des  mensch- 
lichen Schönheits-  und  Zweckmässigkeitssinnes  gewesen.  Woher 
kommt  es  nun,  frage  ich,  dass,  nachdem  kaum  9  Wochen  seit  der 
Übergabe  von  Volo  verflossen  sind,  wodurch  die  Abtretung 
Thessaliens  erst  zur  internationalen  Thatsaebe  geworden  ist,  maa 
heute  schon  rüstig  an  der  Eisenbahn  Volo-Larissa  arbeiten  sieht^ 
welche  in  Gemässheit  des  zwischen  der  griechischen  Regierung 
und  Th.  Maurokordatos  abgeschlossenen  Vertrages  innerhalb 


Elf  Wochen  in  Larissa.  201 

Jahres  dem  Verkehr  übergehen  werden  mnss?  Wenn  einerseits 
die  Zweckmässigkeit  der  militärischen  Leitung  hei  der  Besitznahme 
der  neuen  Provinzen  vieles  zu  wünschen  übrig  liess,  was  ich  einer 
künftigen  Betrachtung  vorzubehalten  gedenke,  so  ist  doch  anderer- 
seits nicht  zu  verkennen,  dass  die  drei  obigen  Leistungen  schon 
Thatsachen  von  so  weittragender  Bedeutung  sind,  dass  sie  keines 
Kommentars  bedürfen. 

Die  Neugriechen,  abgesehen  davon,  ob  dieselben  vom  ethno- 
graphischen Standpunkte  als  echte  Abkömmlinge  der  Hellenen 
oder  nach  Fallmerayer  und  andern  als  ein  Mischvolk  betrachtet 
werden  müssen*),  sind  meines  Dafürhaltens  ein  einzig  geartetes 
and  begabtes  *Volk.  Das  Streben  nach  nationaler  Entwickelung 
nnd  nach  Veredelung  ihres  geistigen  und  materiellen  Lebens 
bildet  den  Grundzug  ihres  Charakters  und  scheint  nicht  weniger 
auf  klimatischen  Einflüssen,  als  auf  Tradition  zu  beruhen.  So 
erklärt  es  sich  wenigstens,  dass  dieser  nach  Jahrhunderte  langer 
Unterjochung  zu  einer  neuen  politischen  Existenz  berufene  Volks- 
Btamm  den  Anforderungen  des  modernen  Kulturlebens  zu  ent- 
sprechen weiss,  während  der  von  wilden  Instinkten  beherrschte 
Maselmann  sein  Denken  einzig  und  allein  auf  materiellen  Lebens- 
gennss  richtet,  wie  ich  das  aus  eigener  Anschauung  in  Larissa 
kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hatte.  — 

Legen  nicht  etwa  die  vielen  Hunderte  innerhalb  der  Stadt 
in  allen  Richtungen  aufgeworfenen  Grabhügel,  gleichgiltig,  ob  die- 
selben mit  einfachen  Steinplatten  oder  Stelen  oder  mit  splendiden 
Marmormonumenten  geschmückt  sind,  Zeugnis  davon  ab,  dass 
der  Islam  in  seinen  Sitten  und  Gebräuchen  den  Kulturideen 
unseres  Jahrhunderts  zuwider  lebt  und  handelt?  Ich  überlasse  es 
dem  Urteile  des  Lesers,  darüber  zu  entscheiden,  ob  eine  solche 
Missachtung  elementarer  Gesundheitsregeln  nicht  genügt,  um  ein 
grosses  Fragezeichen  für  die  Höhe  der  Kultur-  und  Humanitäts- 
stufe zu  bilden,  welche  das  mohamedanische  Element  unter  den 
eivilisierten  Nationen  erreicht  hat! 


*)  Nur  eine  oberflächliche,  in  Athen,  auf  dem  griechischen  Kontinent  oder 
in  den  Küstengegenden  angestellte  Beobachtung  vermag  den  Ansichten 
Fallmerajers  in  Betreff  der  Abstammung  der  heutigen  Griechen  einen  Schein 
von  Wahrheit  zu  verleihen.  Dagegen  wird  derjenige,  welcher  in  der  Maina, 
^  den  Gebirgsgegenden  des  Peloponnes  und  im  Innern  der  meisten  Inseln 
des  ägäischen  Meeres  ethnologische  Studien  gemacht,  darüber  mit  sich  im 
^^aren  sein,  dass  er  dieselben  lebendigen  Typen  beiderlei  Geschlechts,  welchen 
^  auf  diesen  letzteren  Punkten  hier  und  da  begegnet  war,  schon  in  Athen 
^d  andern  Orten  auf  antiken  Denkmälern  gesehen  hatte. 


202  Paul  Lehmann: 

xn. 

Das  Altvater-Gebirge. 

Von  F.  W.   Paul  Lehmann. 


Der  Name  ^ Sudeten^  wird  von  den  M&nnem  der  Wissenschaft 
in  weiterem  und  engerem  Sinne  gebraucht;  die  einen  denken  dabei 
an  die  über  800  km  lange  Beihe  von  Gebirgen,  welche  Schlesieii 
von  Böhmen  und  Mähren  scheiden,  die  andern  nur  an  den  sttdoat- 
liehen  Teil  derselben  das  „Niedere^  und  das  „Hohe  t^esenke^,  wel* 
ches  letztere  nach  seinem  Kulminationspunkte  auch  das  Altvater» 
gebirge  genannt  wird. 

Das  niedere  Gresenke  ist  ein  Plateau,  welches  innerhalb  eines 
fast  quadratischen  Rhombus  von  60  km  Seitenlange  nach  Südwesten 
zur  Olmtitzer  Ebene,  nach  Südosten  zu  der  von  Oder  und  Beeswi 
durchflossenen  Thalniederung,  der  ,,mfihrischen  Pforte',  von  einer 
durchschnittlich  500  bis  600  m  betragenden  Hübe  schnell  hinab- 
sinkt auf  ein  Niveau  von  200  bis  250  m,  während  es  sich  nach 
Nordosten  mehr  allmählich  gegen  Oberschlesien  abdacht.  Durch  die 
erodierende  Kraft  der  zur  Oder  und  March  eilenden  Gewässer  ist 
das  aus  altsedimentären  Schichten  gebildete  Plateau  mannigfach  zer- 
schnitten und  gegliedert.  Angenehm  contrastieren  gegen  die  flach- 
welligen,  breiten  Höhen  die  vielfach  von  pittoresken  Steilrändem 
eingefassten  Niederungen  der  Bäche.  Als  Zeuge  einst  thätiger  vul- 
kanischer Kräfte  erhebt  sich  in  der  Mitte  dieses  Gebietes,  umgeben 
von  einigen  kleineren,  gleichartigen  Genossen  der  Rautenberg  wie  zur 
Umschau  über  das  niedere  Gesenke  und  zum  Ausblick  auf  den  Alt- 
vater. 

Mit  steiler  Wölbung  erheben  sich  im  Norden  des  50.  Breiten- 
grades über  dieses  Hochland  die  breitbuckligen  Massen  des  hohen 
Gesenkes  bis  nahe  an  die  obere  Grenze  des  Mittelgebirges.  Man 
kann  sie  mit  Fug  und  Recht  weder  als  einen  Gebirgszug  mit  Sei- 
tenausläufem,  noch  als  einen  —  in  Büchern  so  häufig  auftretendes 
—  „Knotenpunkt  mit  ausstrahlenden  Gebirgsästen  ^  bezeichnen. 
Eine  reine  orographische  Abgrenzung  ist  nicht  leicht  und  bleibt 
stets  mehr  oder  minder  willkürlich. 

Stiege  das  Meer  bis  zu  der  Horizontalen  von  800  m,  so  bliebe 
fast   das  ganze  Altvatergebirge  —  in   weiterem  Sinne!  —   eine  in 
sich    zusammenhängende  Landmasse,    so    reich  gegliedert,    wie    dio 
wegen    der    Ähnlichkeit    ihrer    Küstencontouren    oft  bedentungsvoll 
nebeneinander    genannten    Inseln    Celebes    und   Gilolo.      Von    dezo- 
Kuiminationspunkte  des  Altvatergipfels  würden  die  am  weitesten  vox^-^ 


Das  Altvater-Gebirge.  203 

springeDden  Kap^s  im  SW. ,  NW.  und  NO.,  das  sind  Haidstein, 
Hochschar  und  Schlossherg,  circa  15km  entfernt  liegen;  die  Thaler 
von  Merta,  Tess,  Bord,  Biela,  Oppa  und  Mohra  wfirden  als  grössere 
nnd  kleinere,  teilweise  igordartige  Buchten  eines  das  ganze  niedere 
Gesenke  hedecken den  Meeres  erscheinen.  Zwischen  den  Horizontalen 
von  800  und  1000  m  sind  die  Berglehnen  durchweg  steil,  so  dass 
eine  weitere  Erhebung  des  Meeresniveaus  um  200  m  nur  einen  ver- 
hältnismässig geringen  Landverlust  bedingen  würde.  Getrennt  wären 
auf  diese  Weise  durch  Überflutung  der  beiden  chaussierten  Pässe 
von  Zöptau  über  Eleppel  und  das  Wirtshaus  „zum  Berggeist^  (877m) 
nach  Römerstadt  und  von  Freiwaldau  über  die  Gabel  (Kulmination 
926m)  nach  Wfirbenthal  von  dem  eigentlichen,  hier  näher  zu  be- 
handelnden Hauptkörper  des  Altvatergebirges  im  Südwesten  diePartieen 
um  den  Haidstein  und  im  Nordosten  das  in  der  Urlichkuppe  (125  m) 
und  Bärenfangkoppe  (1216  m)  gipfelnde  Bergland  mit  dem  Schloss- 
herge.  Das  übrig  bleibende  1000  m  überragende  Gebiet  besteht 
ans  zwei  nahezu  rechtwinklig  mit  einander  verbundenen  Teilen, 
deren  längerer  mit  einer  bedeutenden  Verzweigung  Über  den  Fuhr- 
mannstein  und  „  Schwarzen  Leiten''  in  nordwest-südöstlicher  Richtung 
bis  zum  Altvater  verläuft,  während  der  kürzere  die  sogenannte 
^Jannowitzer  Heide ^  von  den  „Verlorenen  Steinen**  nach  NO.  gegen 
die  9  Hohe  Heide**  streicht.  In  dem  durch  diese  beiden  Kücken  ge- 
bildeten Winkel  erhebt  sich  durch  einen  Sattel  mit  dem  letzteren 
verbunden  die  nach  allen  Seiten  in  die  Thäler  der  Tess  und  Merta 
steil  abfallende  Wiesenberger  Heide. 

Um  den  Fuss  des  Altvatergebirges  führt  im  Nordwesten  die 
Chanssee  von  Freiwaldau  (441m)  nach  Goldenstein  (642m);  bei 
ihrer  Kulmination,  auf  der  Passhöhe  von  Ramsau  (759  m),  betreten 
wir  die  Wasserscheide  zwischen  den  Flusssystemen  der  Oder  und 
Donau  und  folgen  derselben  über  die  Höhe  der  Bergrücken  bis 
zmn  Passe  beim  „Berggeist^. 

Der  Pfad  ftihrt  steil  hinauf  zur  Hochschar   (1351  m)   und  von 
•  hier  durch  einen  flachen  Sattel  hinüber  zum  Kepernik  oder  Glaser- 
berge (1424  m).     Zwei  Kilometer  schreiten  wir  allmählich  abwärts, 
passieren  eine  fast  bis  auf  1200  m  heruntergehende  Einsenkung  und 
steigen   dann   auf  die  Spitze   des   ^  Boten-    oder  Bründlheideberges** 
(1333  m).     Von   hier  führt  uns  unsere  Kamm  Wanderung  allmählich 
luiter   die  Horizontale  von    1100m,    bis  wir,   genau   in    der  Mitte 
^wischen    Hochschar   und   Altvater,    beim    Wirtshaus    ^znm    Roten 
Berge**  mit  1011m  die  niedrigste,  von  einer  Chaussee  überschrittene 
Stelle   des   ganzen  Rückens    erreichen.     Die  Höhe   von    1100m  ist 
"Äld    wieder    erreicht.      Wir    verfolgen    einen    wenig   undulierenden 
^ftöam  über  Höhen   von    1174   und    1194  m   und   Senkungen,    die 
^'<^ht  unter    1100m   herabsinken,    dann   steigen   wir  langsam    zum 


204  Paal  Lehmann: 

«Grossen  Seeberge*  (1304  m)  und  nach  einer  flachen,  ganx  imbedeii- 
tenden  Einsattelung  zmn  .Kleinen  Tater-  oder  Leiterberge"  hioaii 
(1367  m^.  Anfanglich,  ganz  aflmühlich  dann  schneller  ste^  die 
Kammlinie  des  breiten  Bergrückens  empor  zur  Kiilniiiiati<m  des 
Altraters  (1490  m).  dessen  breite  Kuppe  nach  Osten  und  Sfidoi 
ziemlich  steil  abdacht,  nach  Nordwesten  aber  g^en  das  Teestlial 
ein  flach  wellig  es  Plateau  mit  dem  sogenannten  „Grossen  Vaterbezge* 
vorschiebt. 

Über  ein  Joch  von  1315  m  gelangen  wir  zu  den  Felsplatfeo 
des  Petersteins  (^1446  m)  und  von  hier  zur  Hohen  Heide  (1464  m}, 
von  der  wir  bis  zum  Backofenstein  (1333  m)  über  Maiberg  (1381  m)^ 
Hirschkanun  (1366  m)  und  Schiefer -Heide  (1355  m)  auf  einer  fiuft 
7  km  langen  Wegstrecke  nie  unter  die  Horizontale  von  1300iii 
hinabsteigen.  Vom  Backofenstein  senkt  sich  der  W^  am  HOnidt- 
stein  und  den  «Verlorenen  Steinen*  (1155  m)  vorüber  schneller 
gegen  den  Pass  des  Wirtshauses  zum  Berggeist 

Die  meisten  Höhen  ersten  Ranges  li^en  auf  dieser  eben  be- 
schriebenen Wasserscheide.  Zu  erwähnen  bleiben  die  brdten  im 
Fuhrmannstein  (1377  m)  gipfelnden  Massen,  die  ach  von  Kepenuk 
gegen  den  Schwarzen  Leiten  (1207  und  1235  m)  mit  einer  Ein- 
sattelung von  1025  m  beim  Grebrechkamp  erstrecken,  der  gegen 
Waidenburg  vorspringende  „ Grosse  Keil  *  mit  1175m  und  die  drädi 
ein  bei  ^Franzens  Jagdhaus*"  1183m  messendes  Joch  mit  dem 
Maiberg  verbimdene  Wiesenberger  Heide,  welche  im  Ameisenhübl 
1343.  im   „Langen  Leiten"*    1346  m  Meereshöhe  erreicht. 

Von  der  Hochschar  bis  zum  Leiterberge  senken  sich  die  kurzen 
ThaLschluchten  bis  gegen  800  und  700  m  herab  sehr  steil,  dann 
allmählich  gegen  das  muldenförmige,  von  der  Biele  durchflossene 
Thal,  welches  sich  vom  oberen  Ende  Waldenburgs  bis  gegen 
Freiwaldau  bin  beständig  erweitert  und  von  66&  m  auf  441  her- 
absinkt. Tiet*  in  die  Gebirgsmassen  hinein  greifen  die  länger  ent- 
wickelten Thäler  des  Bord,  der  Tess  und  Merta.  Dicht  untertialb 
seines  Zusammenflusses  mit  dem  Eauschbord  hat  der  erstere  ein  Niveau 
von  536  m  erreicht.  Das  zwischen  den  mächtigsten  Erhebungen 
tief  einschneidende  Tessthal  senkt  sich  zwischen  den  nur  l^km 
entfernten  Höhen  des  „Wilden  Stein"  (12S5  m)  auf  der  rechten 
und  des  ^Grossen  Seeberges"*)  (1243  m)  auf  der  linken  Seite  von 
900  auf  850  m  herab  und  hat  beim  Jagdhause  in  der  Mitte  des 
tief  in  Waldbergen  versteckten  Winkelsdorf  nur  noch  573  m  Meeres- 


*)  Es  giebt  2  grosse  und  2  kleine  Seeberge.  Über  dem  linken  Ufer 
der  Tess  erhebt  sich  der  „Grosse  Seeberg'*  1243  und  näher  gegen  den  Langen 
Leiten  der  «.Kleine"'  1266  m.  Die  Xameu  waren  eben  früher  da,  als  die 
Messungen,  ähnlich  wie  bei  den  Sturmhauben  im  Riesengebirge.  Der  Steine 
Seeberg  auf  dem  rechten  Tessufer  i^t  11)^  m  hoch. 


Das  Altvater-Gebirgpe.  205 

\.  liöhe.  Das  Schloss  von  Wiesenberg  an  der  Tess  liegt  488  m  hoch, 
die  Kirche  von  Wermsdorf  an  der  Herta  514  m.  Zwischen  Aus- 
^.  liiifern ,  die  noch  auf  4  km  Entfernung  vom  Kamm  eine  Höhe  von 
^  1000  m  aufweisen,  senken  sich  nach  Südosten  in  durchschnittlich 
-4  160  m  tief  einschneidenden  Thälern  die  Quellarme  der  Mohra. 
-f  Hier  liegt  Karlsdorf  718  m  hoch  und  weiter  nach  Nordosten  Karls- 
bnmn  an  der  weissen  Oppa  779m*). 


*)  Alle  hier  gemachten  Höhenangaben  beruhen  auf  den  neuesten  Mes- 
BUDgen  des  österreichischen  Generalstabes  und  finden  sich  auf  der  von  dem- 
selben herausgegebenen  Karte  (1:75  000,  Sektion  Freiwaldau  [Zone  5,  Ko- 
lonne XYI,  Preis  50 Kr.],  umfasst  das  ganze,  hier  näher  behandelte  Gebiet)  ver- 
aeichnet.  Die  topographischen  Verhältnisse  sind  auf  derselben  in  vorzüglicher 
Weise  zur  Anschauung  gebracht,  und  bietet  die  Karte  dem  Beschauer  —  frei- 
lieh nur  nach  längerem  Studium  —  ein  naturgetreues  Bild  des  Bodenreliefs  in 
plastischer  Klarheit.  Einige  Namen  vermisst  man,  andere,  wie  „Butterberg'' 
und  „Katzenstein''  waren  in  den  benachbarten  Orten  allen,  die  ich  darüber 
befragte,  auch  den  Revierförstern  unbekannt.  Fusssteige,  selbst  solche,  die 
schon  wieder  verwachsen  oder  auch  dem  grossen  Publikum  verboten  sind,  findet 
man  reichlich  und  meistens  richtig  verzeichnet,  wenngleich  es  neben  ihnen 
noch  manchen  verführerischen  Holzweg  oder  auch  verbotenen  Jagdsteig  giebt. 
Übrigens  fehlt  in  seinem  unteren  Teile  der  ziemlich  viel  betretene  Weg, 
welcher  von  Annaberg  an  dem  Abhänge  des  „Dürren  Leiten"  hin  über  den 
Schindlkamp  auf  die  Bündlheide  fülu't  und  ist  der  über  den  Bärenkamp 
fShrende  Fusssteig  falsch  gezeichnet.  Die  mit  der  Generalstabskarte  in 
gleichem  Mafsstabe  erschienene  „Karte  des  Altvatergebirges  mit  Angabe  der 
Höhenflora,  teils  aufgenommen,  teils  zusammengestellt  von  Gerber"  (Stein- 
dmckerei  bei  Grube  in  Wien)  hält  mit  derselben  keinen  Vergleich  aus, 
wenn  sie  auch  dem  Laien  anfänglich  schneller  verständlich  sein  dürfte. 
Die  „Angabe  der  Höhenflora"  beschränkt  sich  auf  eine  Andeutung  der  Hei- 
den! Eine  in  Freiwaldau  vom  „Mährisch-Schlesischen  Sudeten-Gebirgsverein" 
lierausgegebene  Touristenkarte  giebt  nach  der  vom  Generalstabe  edierten  mit 
Weglassung  der  Bergschraffierung  und  der  Aquidistanten  (!)  das  Flussnetz 
und  die  grossen  touristischen  Heerstrassen  mit  Andeutung  der  zur  Orien- 
tierung angebrachten  colorierten  Holztafeln.  Die  Sektion  der  älteren  öster- 
reichischen Generalstabskarte  (1 :  144  000)  giebt  ein  recht  übersichtliches  Bild. 
Koch  plastischer  ist  die  aus  dem  Südosten  der  Grafschaft  Glatz  nach  Mähren 
bis  über  den  Altvatergipfel  hinausgreifende  Sektion  der  preussischen  General- 
stabskarte (1 :  100  000,  aufgenommen  1865).  In  der  Schreibweise  der  Namen 
stimmen  die  beiden  letzten  Karten  völlig  überein  und  weichen  hier  und  da 
von  der  neuesten  Generalstabskarte  ab.  Die  den  grössten  Teil  des  Altvater- 
gebietes umfassende  Sektion  Freiwaldau  von  der  „Reimannschen  Karte" 
(1 :  200  000)  ist  äusserst  mangelhaft,  dagegen  empfiehlt  sich  als  Führer  durch 
die  gesamten  Südost-Sudeten  Richard  Kiepert^s  „Reise-Karte  vom  Mährischen 
Gesenke"  (1:200000),  5.  Auflage,  Breslau  1879.  Ein  reiches  Detail  von 
natürlich  vielfach  wertlos  gewordenen  Höhenmessungen  bietet  Koristka  in 
seiner  „Hypsometrie  von  Mähren  und  Östreichisch-Schlesien",  Brunn  1863; 
die  dem  Werke  beigegebene  Höhenschichtenkarte  (1 :  432  000)  giebt  mit 
einer  neunfachen  Farbenscala  ein  vorxüsrliches  Hilfsmittel  für  die  Kenntnis 
von  Mährens  Bodenrelief.  Über  die  ältere  Kartographie  siehe:  Koristka: 
„Die  Markgra&chaft  Mähren  und  das  Herzogtum  Schlesien."  Wien  und 
Olmütz  1860.    S.  5  u.  folg. 


206  Pa-lI  L«iz.axx: 


in  irzi  CtSLÜfiZt  tm.  K^ocnfx  -^iii  H&rgfrrrar.  •>^a'  3l  an.  üh- 

S:2ie:«cr  -ir  In  Ei-Äz-L^-iirrT  iltt*  fkäti-Kt-  I>£r  BEek  t^mi  itm 
wei:   r^kLi:i:«c.  S^r:r^r  Gri:TT.:»iJZ  Kd  2a§  äsä  L5er  ftd»  Za^  |rt- 

Ker^rmik  eci^  .7.  errj&s  l2s  itn  Rfc-TTT-e  berr^r  srss  d^r  Grose  Sei, 

Bleit-erre::  ^z£  \-zr7rkii.zer^  Lkzzi^.az.  'Jbs^yzi  nichs  gelai^iMf  werda 

eiiirn  IrZcn  Fit/'  ""^gsLLg*  s^5r  nArlTLger  Kxiam  in  blendendoi 
Weis«  Lin:-:!  irr  blilciris:.  irrizKrA^zea  Hirschbcis«r  ThalaaUi 
und  'irra  scünzjzTiirfz:  Sir=i:ei  d=j£  Bober  emporrmg».  Wie  d« 
AliT&Trr  ao:  dtr  zLilrisclrz  S*=£ie.  is:  das  Hieäeiigebirge  auf  der 
l»Oliml&cben  veher  c^rrirkrh.  izi:  1*rg<rea.  zwiscfaea  Loiken  BOdui 
einschneldrniei;  TLilsril^^ci.  W;-»  E'c*  oad  Weiss vaaoer  ödi 
lief  in  Geiir^r  ci-rriaTc  Spiz.-d*"7^*":  ca^i^e^c&komiiiea.  so  die  T« 
und  die  r&nscLenie  Tess  cd  Wzikel£-ior:.  Die  Erinnemiig  an  dtt 
viel  l-esucLxe  Rie&eiigtliTge  rivz  inz^ti^iiL  Leso-  UmziBe  nnd  IXumb- 
sionen  ie$  veni^er  ^-r^üriez.  Ah-r&ier  veransciuuilichen  Iietfen, 
i'iiT  ein  lieferen  Ver«:£Liri5  iber  -i-en  Grrirf»b<an  ist  natfirlich  dordi 
Hervorlrb::r:g  ^iiefrsr  ä::iÄ5.e:l:;Lcr.  Arrr.'fhgeh    wenig  gewonnen. 

h'lzk*  nai:  y-.z.  irz.  Hilei.  iz:  r=cl:e:i  Marchufer,  etwa  bei 
Hsxi.5-i-:ri  ä:::  iä»  Alrri:frr-r":irrr-  ?:>  bii::rL  5:cL  Unter  einem  bunten 
Beri-I&L.dr.  a:is  iez:  lie  ni:  kl-rine-  Füici.  1  äK&zden  geechmückten 
K-pi^-  t '?•:••'.'  bii  SlOn^  narkÄZ.:  lerrcr^reien.  zwei  durch  das  tief 
eiüEclneidei  ir  Trsstlil  g-rtrrüz:^  M&e^er.  a^':  die  Wiesenberger 
Heide  mi:  den  Tcrir^Iai-er.r::  G:r:-Ir.  £0«  Baiers  und  Erzberges 
uüi  der  hinier  den  OlreLberi'  &:iigr^!lc:e,  tvz.zi  mächtigereQ  Fohr- 
H.aniiät'riii  "lerragie  ScLT5-&rze  Leiiez..  Erst  hinter  ihnen  er- 
scLeineL  vie'iacl  verdeck:  die  Rickez  der  Wasserscheide.  Der 
BL'ck  Lber  -diese  vor  den  Altvaier  iiisirel rehete  Hüsrellandschaft 
i*:  ein  gaiiz  eigenartiger,  er  eriäl:  e:*»"«  grc^ScartigCB ,  wenn  der 
Bcächauer  einen  .Standpunk:  aiirsuc':::.  v:n  dem  er  hinabschanen 
kana  in  die  ThalnircLe  der  Marob  nnd  hiL^über  auf  die  Höhen  de« 
an  sich  pl:impea  Gelirge*. 

Ich  verglich  den  Allvater  in  seinen  Dimensionen  und  seiner 
GliedercEff  mit  dem  Riesenselir^e.  Ge«^i:n:susch  betrachtet  ist  das 
aus      crisiallinischen     Schiefern     l^e^iehenie     G^iirgsm»^ssiv*)     kein 

*i  Ton  geclc-^isoher.  Kanenwerkcu.   die  .isL?  A'.7rs:örg«biet  mr  Darstel- 
l;:ng  bringen,  sind  besonders  rn  merke«: 

1 »  Die  ..Geologische  Karte  vom  Nieder?ohIesi<ohen  Gebirg«"*,  bearbeitet  von 
Bevrich,   Rose,   Roth  und  Rung^  in  ?  Bl.  i^l  :  UXHXVVu     Die  hierher  ge- 


Das  Altvater-Qebir^e.  207 

^der  des  io  seiner  Hauptmasse  granitischen  Biesengebirges  son- 
der Hohen  Eule,  des  Glatzer  Schneeberges,  der  Hohen  Mense 
des  Habelschwerdter  Gebirges.  Schon  in  seinen  Formen,  den 
igewölbten,  breitbuckh'gen  Höhen  und  den  zwischen  ihren  steilen 
lachungen  tief  einschneidenden  Thalschlachten  verrät  es  seine 
andtschaft  mit  den  eben  genannten  Erhebungen,  die  einen  so 
orragenden  Anteil  am  Aufbau  der  Sudeten  nehmen  und  sich 
den  schlanken  Basalt-  und  Phonolitkegeln  des  Lausitzergebirges, 
einzelnen  oder  in  Gruppen  vereinigten,  glockenförmigen  Porphyr- 
>pen  des  Waldenburgergebirges  und  den  barocken  Gebilden  der 
leinzone  so  charakteristisch  unterscheiden. 
Alle  jüngeren  Sedimente  fehlen  dem  Altvatergebirge.  Gneise, 
imer-  und  Homblendeschiefer,  die  sich  in  ihrem  Habitus  oft  den 
»nschiefern  nähern  und  schliesslich  im  SO.  ganz  in  diese  über- 
setzen das  Gebirge  zusammen.  Dichte  Kalksteine,  oft  mar- 
»rartig,  finden  sich  zwischen  den  dem  Nordwestfusse  des  Gebirges, 
der  Hochschar,  anlagernden  Gesteinsschichten  neben  beträcht- 
ten  Graphitlagern  und  treten  auch  an  der  Südostgrenze  gegen 
Niedere  Gesenke  auf,  während  sie  sich  in  der  Masse  des  Ge- 
nur  vereinzelt  finden.  So  verzeichnet  schon  die  geologische 
vom  niederschlesischen  Gebirge  bei  Winkelsdorf  eine  Partie 
i-  Kalkstein,  die  heute  im  Anbruch  liegt  zur  Gewinnung  von  Chaussee- 
t^'tfftenien.     Nicht  weit  unterhalb   des   Wirtshauses  zum  Boten  Berge 

hörige  Sektion  Glatz  (Blatt  9)  schneidet  im  Süden  mit  dem  Altvater- 
^pfel  ab.  Die  Aufnahmen  sind  aus  den  Jahren  1841 — 1860,  und  zwar 
die  für  den  Altvater  von  Roth.  Vergl.  «Erläuterungen  zur  geognostischen 
Karte  vom  Niederschlesischen  Gebirge"  von  Justus  Roth.  Berlin  1867. 
9)  „Qeologische  Karte  der  Markgra&chaft  Mähren  und  des  Herzogftums 
Schlesien"  von  Franz  Fötterle.  Wien  1866  bei  A.  Holder  (1 :  288  000). 
3)  V.  Hauer:  ,, Übersichtskarte  der  österreichischen  Monarchie^S  1 :  576  000, 
Blatt  II,  mit  Erläuterungen  im  Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichs- 
anstalt. 1869.  Bd.  19.  —  Stützt  sich  für  unser  Gebiet  auf  die  Arbeit 
von  Fötterle. 

Von  der  „Geognostischen  Karte  von  Oberschlesien"  12  Bl.  (1 :  100  000)» 
Berlin  bei  J.  H.  Neumann,  kommen  nur  die  Sektionen  7  und  10  für  den 
Ostrand  des  cristallinischen  Schiefergebirges  bei  Würbenthai  in  Betracht. 
Auf  das  2SU  dieser  Karte  gehörige  Werk  Römers  und  die  Erläuterungen 
Soths  sei  für  die  Umgebungen  des  Altvatergebietes  verwiesen! 

Die  geognostischen  Verhältnisse  des  „hohen  Gesenkes"  sind  behandelt  von 
A.  Heinrich  inWolnj's  „Markgrafschaft  Mähren"  Bd.  V,  Brunn  1839,  und 
im  Jahrbuch  des  k.  k.  geol.  Reichsanstalt  Bd.  5  S.  87 — 107,  von  Lipoid 
nnd' Stäche  im  Jahrbuch  der  k.  k.  geol.  Reichsanstalt  Bd.  11  und  in  den 
Publikationen  des  Wernervereins.  Brunn  1860.  (Dem  Verfasser  sind  diese 
Publikationen  nur  bis  zum  Jahre  1866  bekannt.)  Zu  erwähnen  sind  femer: 
Hingenau  „Übersicht  der  geologischen  Verhältnisse  von  Mähren  und  österr. 
Schlesien",  Wien  1852,  und  der  die  Geologie  behandelnde  Abschnitt  bei  Karl 
Koristka  „Die  Markgraschaft  Mähren  und  das  Herzogtum  Schlesien",  Wien 
und  Olmütz  1860,  bei  Ed.  Hölzel. 


0Q3  Paul  Lehmann: 

fand  ich  anch  aaf  dem  tetlichen  Abhänge  des  Grebirges  eine  zur 
Wegeverbosserung  aasgebentete  Kalksteinmasse,  die  wohl  erst  bei 
der  Anlage  der  neaen  Chaasßee  biosgelegt  wurde.  Eine  genane 
Darstellnng  der  vielfach  mit  einander  wechsellagcmdeQ  Schieforvarie- 
täten  gehört  nicht  mehr  in  den  Rahmen  dieser  Darstellung  and 
wQrde  Kenntnisse  in  der  Mineralogie  voraussetzen,  die  der  YerfuHr 
nicht  hat.  Ob  es  einem  geschulten  Mineralogen  möglich  sehk  wird, 
die  Ott  in  schmalen  Zonen  wiederkehrenden  Wecbsellagemngen  mid 
i'bergänge  kartographisch  zu  fixieren,  lehrt  hoffentlich  bald  die  Zs- 
kunft.  Die  bis  jetzt  auf  geologischen  Karten  niedergelegten  Resul- 
tate weichen,  wie  eine  Yergleichnng  der  „Geologischen  Karte  vom 
niederschlesischen  Gebirge*  mit  der  „ Übersichtskarte  der  ÖsterreiGlii* 
scheu  Monarcliie*  oder  der  von  Fötterle  beweist,  noch  recht  betriebt- 
lieh  von  einander  ab.  So  giebt  z.  B.  die  erste  fOr  den  ganzen  Kanm 
vom  Roten  Berge  bis  zum  Altvater  nur  Glimmerschiefer  an,  will- 
roud  die  beiden  andern  Glimmerschiefer,  Homblendeschiefer,  roten 
Gneis,  grauen  Gneis  und  Thonschiefer  verzeichnen.  Auch  sieht  es 
selbst  mit  den  nur  für  grössere  Complexe  eingetragenen  G-renzbe- 
stinimungen  hier  und  da  noch  sehr  problematisch  aus,  was  aller- 
dings bei  einem  so  stark  durch  Vegetation  und  Dammerde  verhüllten 
(lebirgo  nicht  wunder  nehmen  kann.  Bei  Fötterle  und  Haaer  ist 
(las  Bordthal  von  Hannsdorf- Halbseit  heraaf  bis  nahe  an  die  Ein- 
mündung des  Rauschbord  als  Grenze  zwischen  dem  roten  und  g^raoen 
Gnois  angegeben,  während  in  Wirklichkeit  die  Schichten  wechsel- 
lagemder  Gesteinsvarietäten  von  Glimmerschiefer  und  Gneis  (ein- 
mal fand  ich  den  letzteren  granitartig)  in  nahezu  nord südlicher 
Richtung  quer  über  das  Erosionsthal  des  Bord  hinstreichen  und  am 
rechten  wie  am  linken  Ufer  zu  erkennen  sind.  Ebenso  wird  ÜÜsch- 
lich  oberhalb  Wiesenberg  das  Tesstlial  als  Grenze  zwischen  dem 
roten  Gneis  zui-  rechton  Seite  des  Flusses  und  dem  Glimmer-  und  Horn- 
blendeschiefer auf  der  linken  bezeichnet.  Geht  man  bei  Wiesenberg 
hinter  der  Spinnfabrik  herum  auf  den  am  rechtseitigen  Ufer  gele- 
genen Kapellenberg,  so  trifft  man  zunächst  auf  grauen,  in  einem 
grossen  Bruche  blossgelegten  Gneis,  weiter  hinauf  aber  auf  Spuren 
von  Glimmerschiefer  und  mehrfacli  anstehende  Hornblendeschiefer, 
eine  südwestliche  Verlängerung  jener  Zone,  die  oberhalb  Winkels- 
dorf zum  ersten  Male  von  der  Tess  durchschnitten  wird  und  sich 
über  die  „Steinige  Hohe**  bis  zum  Kapellenberge  verfolgen  lisst 
Den  Verlauf  dieser  Zone  über  die  waldigen  llöhen  der  grossen 
Wasserscheide  zeichnet  Fötterle  als  einen  westöstlichen,  wohl  weil 
er  eine  an  den  Ostabhängen  des  Leiterberges  im  Gneis  erkennbare 
Partie  von  Hornblende  als  eine  Fortsetzung  derselben  ansah,  was 
dem  durchweg  Südwest-nordöstlichen  Streichen  der  Schichten  wider^ 
spricht. 


Das  Altvater- Gebirge.  209 

Die  Hauptmasse  des  Gebirges  bildet  im  Nordwesten   der  soge- 

loannte  rote  Gneis,  welcher  sich  in  einer  der  Länge  des  Schwarzen 

Ijeiten    entsprechenden    Breite    von    dem  Ohrenberge   zwischen  dem 

Hauschbord  und   der  Bauschenden   Tess   nach  Nordosten   verfolgen 

tttet  und  an  dem  Ostabhange  der  Hochschar,  in  dem  Quellgebiet  des 

^  Aclelsdorfer  Wassers,  ^  wie  an  den  Abhängen  des  Kepemik  bis  hinab 

im  den  ^jVitseifen'*   hervortritt.    Ich  nannte  diesen  Gneis    den    soge- 

Slikiiiiten  roten,  sein  Feldspath  ist  nämlich  fast  weiss.    Das  Gestein  ist 

aieotlicb  geschichtet  in  dicken,  grosse  Blöcke  liefernden  Bänken  und 

iIMcht   ohne  Zwischenlagerungen   anders   gearteter  Schiefer,  wie  mir 

^ea  besonders  am  Rande  dieser  Zone  im  oberen  Thal  der  „Rauschen- 

-den  Tess**  bemerkbar  wurde.  Angelagert  ist  diesem  Gebiet  im  Nord- 

-vesten  der  die  Kalk-  und  Graphitlager  enthaltende  Schichtenkomplex, 

j3er  bis  an  die  steilen  Höhen  am  rechten  Ufer  des  Rauschbord,  den 

fiirten-  und  Höllenstein  reicht  und  bis  über  die  grossen  Felszacken 

der    Amichsteine  unter  der  Hochschar*).     Roth  fasst  auf  der  Karte 

ßUes  als   Glimmerschiefer   zusammen,    bezeichnet  aber    in   den  ,,Er- 

teaterungen^*  den  Hirtenstein  z.  B.  als  aus  „kalkhaltigem  Homblende- 

quarzschiefer**  bestehend. 

Zu  beiden  Seiten  von  Winkelsdorf  quer  über  den  Kamm  herrscht 
Glimmerschiefer  vor,  von  der  Wiesenberger  Heide  quer  über  das 
Tessthal  und  weiter  gegen  den  Ursprung  der  Biela  grauer  Gneis, 
•dann  folgt  von  Wermsdorf  nordöstlich  gegen  den  Altvater  wieder 
eine  Zone  von  Gesteinsvarietäten,  in  denen  Glimmer-  und  Hom- 
blendeschiefer  bald  deutlich  ausgeprägt,  bald  mit  Übergangen  in 
Thonschiefer  oder  mit  Beimischungen  von  Talk,  Chlorit  und  Eisenerzen 
auftreten.  Von  einem  dritten  bei  Fötterle  angegebenen  Gneiszuge 
sah  ich  nur  Spuren  von  Wernsdorf  hinüber  nach  Kleppel  und  kann 
über  den  Verlauf  desselben  keine  bestimmten  Angaben  machen, 
längs  des  Kammes  von  den  „Verlorenen  Steinen^*  nach  Nordosten 
treten  überall  und  zum  Teil  in  bedeutenden  Massen  Quarzschiefer 
hervor,  während  die  Südostabhänge  aus  Thonschiefem  bestehen. 

Eruptive  Massen  spielen  im  Altvater  eine  ganz  untergeordnete 
Rolle;  auf  der  geologischen  Karte  des  niederschlesischen  Gebirges 
sind  mehrere  kleine  Granitstellen  angegeben,  in  der  Wiesenberger 
Heide  gegen  den  Raders  tritt  er  mehrfach  zu  Tage.  Einen  Gang- 
^anit  mit  weissem  Glimmer  fand  ich  an  dem  Abhänge  des  Langen 
Leiten  hoch  über  dem  Tessthale,  und  einen  Dioritdurchbruch  (?)  im 
grauen  Gneis,  überrieselt  von  einem  Bächlein,  das  von  der  Höhe  des 
Bärenkamps  herniederplätschert  zu  dem  vom  Grossen  Seeberge  der 
Tess  zueilenden  Gewässer.     Aufschluss  über  den  Bau  des  Gebirges 


*)  Vergleiche  über  dieselbe:  Lasaulz  im  Neuen  Jahrbuch  für  Mineralogie 
1878  p.  841. 

ZeitBohr.  d.  Oesellsoh.  f.  Erdk.    Bd.  XVH.  14 


210  Paul  Lehmann: 

geben  die  tief  in  die  Abhänge  desselben  einschneidenden  Schlachten, 
hier  Gräben  und  Gründe  genannt,  femer  einzelne  Felspartieen,  die  aai 
den  meist  bewaldeten  Lehnen  hervortreten,  Steinbrüche,  die  bei  Anlage 
von  Strassen  blossgelegt  sind,  Abratschungen  in  Folge  gewaltiger 
Begenfluten  und  schliesslich  die  am  meisten  besachten  und  besehiie* 
benen  Felsenbänke  mehrerer  Gipfel.  Gerade  in  betreff  dieser  iso- 
lierten Beste  verwitterter  Schichten  ist  bei  tektonischen  Untersachongen 
Vorsicht  geboten,  bei  einigen  sieht  man  sogar,  dass  sie  sich  genagt 
haben,  weil  leichter  verwitternde  Bänke  im  Liegenden  serstiht 
wurden.  Die  Wanderungen  in  den  Thalgründen  und  an  den  Lehna 
sind  oft  recht  beschwerlich,  entschliesst  man  sich  aber  nOtigenfidil, 
statt  den  Fusspfaden  zu  folgen,  in  den  Bachbetten  and  länge  der* 
selben  vorzudringen,  so  wird  man  durch  eine  Fülle  von  BeobaA* 
tungen  belohnt,  die  man  beim  ersten  Anblick  des  Gebirges  md 
einer  Wanderung  über  seine  Bücken  nicht  im  entferntesten  erwaitei 
durfte. 

Abgesehen  von  geringen  lokalen  Störungen  streichen  alle  SchichteB 
des  hier  behandelten  Altvatergebietes  in  nahezu  südwest-nordösdlehs 
Bichtung.  Von  Bamsau  unter  der  Hochschar  bis  hinüber  nick 
Karlsbrunn  kann  man  diese  Beobachtung  fast  in  jedem  Thale  madieo. 
Dass  über  den  unteren  Teil  des  Bordthaies  die  Schichten  noid- 
südlich  streichen,  habe  ich  bereits  erwähnt,  das  ganze  Hügelland 
zwischen  March  und  Altvater  bis  in  die  Umgebungen  von  Nen-UDeif- 
dorf  hinauf  lässt  ein  Vorherrschen  der  Südwest-nordöstlichen  Richtung 
nicht  mehr  erkennen,  ebensowenig  wie  die  bei  Klein -Mohrau  von 
mir  untersuchten  Partieen.  Im  oberen  Teil  des  Adelsdorfer  Wassert 
gegen  den  „Blasebalg^  hinauf  sah  ich  west-östlich  streichende  Schichten 
und  im  Nikisch  und  Bodichwasser,  den  Quellbächen  des  Vitseifen, 
nicht  fern  von  ihrem  Zusammenflusse  Annäherungen  an  die  nord- 
südliche Bichtung.  Dagegen  lässt  sich  das  für  den  Altvater  ange- 
gebene Gesetz  noch  an  einigen  von  der  Biele,  innerhalb  Thomasdorf^ 
durchschnittenen  Bänken  erkennen  und  ebenso  in  dem  kleinen  Wald- 
thale  von  Hammerhau,-  dessen  Bächlein  oberhalb  Freiwaldau  in  die 
Biela  fliesst.  Nach  Nordwesten  hin  bleibt  für  ein  grösseres  Gebiet 
über  Goldenstein  und  Bamsau  hinaus  das  Streichen  der  Schichten 
demjenigen  im  Altvater  konform. 

Viel  schwerer  gewinnt  man  ein  allgemeines  Bild  über  den  Fall 
der  Schichten.  Am  deutlichsten  tritt  er  hervor  bei  den  Bänken  die 
nach  NW.  geneigt  sind;  sie  werden  von  den  gangbarsten  Strassen, 
den  Chausseen  über  die  Pässe  von  Bamsau  und  vom  Boten  Berge 
überschritten  und  sind  am  häufigsten  beobachtet.  Das  aus  diesen 
Beobachtungen  gewonnene  Urteil,  der  Altvater  bestehe  aus  einem 
Komplexe  nach  NW.  geneigter  Schichten,  ist  ebenso  vorschnell,  wie 
das  von  Heinrich  aufgestellte  und  so  häufig  wiederholte,  die  Höhen 


Daa  AltTater-Gbbirge.  211 

best&nden  aus  Glimmerschiefer,  die  unteren  Partieen  aus  Gneis.  Bei 
genauerer  Untersuchung  entdeckt  man  einen  dreimal  wiederkehrenden 
Wechsel  zwischen  Bänken,  die  nach  NW.  und  solchen,  die  nach  SO. 
abfallen,  so  dass  die  ganze  Gebirgsmasse  als  das  Resultat  dreier  Fal- 
tungen, die  in  der  Richtung  von  NW.  nach  NO.  nebeneinder  liegen, 
ii    erscheint. 

c.  Zur  ersten  Faltung  gehören  Hochschar,  Fuhrmannstein,  Keper- 

i;  nik.  Roter  Berg    und    die  von  ihnen   niedergehenden  Thäler.      Am 
k  ftCttelbordbach  und  Rauschbord  zeigen   die  rechten   steileren  Wände 
f  Schichtenköpfe,  die  linken  einfallende  Felsplatten,  auf  dem  Kepernik 
i  {edlen  die  Bänke  nach  Nordwest.     Auf  dem   Roten  Berge  und  am 
^   Bodich Wasser  ist  es  bereits  umgekehrt.    An  dem  Westabhange  vom 
i    Scbindlkamp  und  Dürren  Leiten  treten  im  Walde  mehrfach  die  Köpfe 
^    Büdöstlich    fallender    Glimmerschieferbänke    hervor    und    ebenso    im 
Thale  der  Rauschenden  Tess  bis  zum  oberen   Ende   von  Annaberg. 
Dann   zeigt   sich  in   den   anstehenden  Felspartien   wieder  Nordwest- 
£ail:  in  den  Umgebungen  eines  Fusspfades  und  der  beiden  Strassen 
(der  alten  und  der  neuen),   des  Roten  Bergpasses,  bei  Winkelsdorf 
und  weiter  hinab  nach  Wiesenberg  an   den  das  Tessthal  umrahmen- 
den Höhen.     Wir  befinden  uns  längs  der  ganzen  Chaussee    bereits 
im  Gebiet  der  zweiten  Faltung,   zu  welcher  der  mächtige  Ameisen- 
hübl,  die  Seeberge  diesseits  und  jenseits  der  Tess  und  der  Altvater 
selbst    gehören.      Der    nordwestliche    Fall    der  Schichten  lässt  sich 
oberhalb    Winkelsdorf   im    grossen   Tessthal    und    den  zu    ihm  ge- 
hörigen Gründen    an   vielen   Stellen    deutlich   beobachten;   der   Fall 
ist    wieder  südöstlich   an   den  Abhängen  des  grossen   Seeberges  auf 
dem  linken  Tessufer,  bei  Franzens  Jagdhaus,  in  dem  Graben,    der 
vom  Peterstein  zur  Vaterbaude  hinabführt,  im  oberen  Oppathale  unter- 
halb der  Schäferei  und  im  oberen  Mertathale  bei  Sensenzipfl. 

Das  Mei*tathal  bei  Wermsdorf  bezeichnet  ungefähr  den  Beginn 
der  dritten  Faltung.  Auf  dem  Wege  von  Wermsdorf  nach  Eleppel 
trifft  man  im  Bache  nach  NW.  fallende  Schichten,  ebenso  am  Hangen« 
stein  und  den  Ausläufern  der  Schieferheide  gegen  das  Mertathal. 
Der  Quarzschieferbruch  aber  an  der  SCldostseite  der  Schieferheide, 
der  im  oberen  Gebiet  des  Klausgrabens  Hegt,  zeigt  schon  wieder 
nach  SO.  fallende  Schichjfcen,  die  in  diesen  Thälem  bis  gegen  den 
Tuchlahn  hin  noch  mehrfach  zu  Tage  treten. 

Überblickt  man  die  hier  gegebenen  tektonischen  Daten  mit  den 
geognostischen,  so  tritt  in  die  Augen,  dass  jedesmal  die  Gneiszonen 
—  wie  sie  im  grossen  und  ganzen  auf  Fötterles  Karte  erscheinen  — 
die  Mitte  der  Faltungen  bilden,  und  dass  von  ihnen  nach  beiden 
Seiten  die  Schiefer  abfallen,  so  dass  innerhalb  der  Glimmer-  und 
Bornblendeschiefergebiete  die  Grenzlinien  liegen.  Nirgends  ist  es 
mir  gelungen  diese  Grenzgebiete  in  einem  guten  Au&cbluss  zu  be- 


212  Paal  Lehmann: 

obachten,  und  doch  müssen  die  quer  durch  die  Rücken  gehenden  Fal- 
tungen vielfach  hart  aneinanderstossen.  So  liegt  die  Orense  zwiflchen  dar 
ersten  und  zweiten  Faltung  innerhalb  des  Dürren  Leiten.  Der  Kalk- 
bruch bei  Aunaberg  liegt  ungefähr  auf  der  Kontaktlinie,  giebt  aber 
über  das  Einfallen  der  Schichten  kein  deutliches  Bild.  In  der  Ge- 
stalt mächtiger  Steintrommeln  sah  ich  die  harten  Kalksteine  inner- 
halb verwitterter  Massen.  Von  NO.  her  hatte  man  sie  in  Angriff 
genommen  und  war  nach  SW.  tiefer  in  den  Abhang  hineingedrangeD. 
Auch  im  Thal  der  Rauschenden  Tess,  die  bei  Annaberg  quer  dnrek 
die  aneinanderstossenden  Faltungen  geht,  war  gerade  in  der  proble- 
matischen Partie  nichts  zu  entdecken.  Dass  die  zweite  und  dritte 
Wölbung  bei  Wermsdorf  je  aneinanderstiessen,  glaube  ich  nidit, 
bei  Sensenzipfl  griff  die  Erosion  die  'zu  engerer  Thalbildnng  nfther 
tretenden  Schichtenkomplexe  bald  auf  der  einen,  bald  anf  der  anden 
Seite  an,  so  dass  bei  den  Serpentinen  des  allmählich  yertiefteo 
Bachbettes  sehr  komplizierte  Erscheinungen  auftreten.  Wie  die  Pa^ 
tieen  zwischen  den  Faltungen  an  andern  Stellen  ausgefüllt  sind,  ob 
die  Schichten,  nachdem  sie  in  der  Firstlinie  gesprungen  waren,  hier 
senkrecht  aneinandergepresst  sind,  oder  die  oberen  Schichtenkomplexe 
in  sich  zusammengepresst  wurden  —  das  wollte  mir  die  neidisebe 
Vegetations decke  nirgends  offenbaren. 

Der  Fallwinkel  der  Schichten  ist  sehr  verschieden,  er  schwankt 
bei  der  ersten  Faltung  zwischen  5  und  50  Grad  und  zwar  so,  dasfl 
er  von  der  Mitte  gegen  die  Ränder  hin  wächst.  Oben  auf  dem 
Kepernik  und  dem  Fuhrmannstein  liegen  die  Bänke  fast  flach,  und 
ebenso  in  den  tieferen  Schichten,  wie  sich  an  den  wenig  nach 
SO.  geneigten  Bänken  am  linken  Quellarme  des  „Lochwassers**  deut- 
lich zeigt,  so  dass  die  ganze  Faltung  als  eine  flache  nach  beiden 
Seiten  steil  abfallende  Wölbung  erscheint.  Wie  bald  die  ursprüng- 
lich oben  liegenden  Schichten  gesprengt  wurden,  ob  sie  einst  das 
ganze  Gewölbe  bedeckton,  und  ob  die  um  den  Fuhrmannstein  und  Ke- 
pernik vorhandenen  Glimmerschiefer  nur  die  von  der  Verwitterung 
und  Erosion  übrig  gelassenen  Reste  sind,  wage  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden. 

Im  Gebiete  des  oberen  Tessthales  und  der  Seeberge  sind  die 
Erscheinungen  ähnlich,  doch  geht  die  Aufrichtung  der  Schichten  in 
demsolbeu  noch  über  50  Grad  hinaus  und  sind  die  Erscheinungen 
in  der  Mittelzone  der  Faltung,  z.  B.  in  den  Umgebungen  des  „wilden 
Graben",  verwickelter  und  reicher  an  Störungen,  als  in  der  zuerst 
behandelten.  Die  Lagerung  der  Tafelsteine  am  Altvater  und  der 
Petersteine  ist  flach,  stimmt  aber  im  Streichen  und  Fallen  weder 
untereinander  überein,  noch  mit  den  in  allen  benachbarten  Thälern 
beobachteten  Erscheinungen.  Regelmässiger  und  einfacher  als  in  der 
zweiten  Faltung    scheint   nach    den  allerdings   nnr  spärlich  und  viel- 


Das  Altvater-Gebirge.  213 

it  iüT  eine  begründete  KombiDation  noch  zu  spärlich  gemachten 
^)>achtuDgen  der  Bau  in  der  dritten. 

I)  Der  Einfluss  der  Tektonik  auf  die  Physiognomie  des  Gebirges 
\^ei  diesen  durch  tausendjährige  Verwitterungsprodukte  und  einen 
leiten  Vegetationsmantel  hoch  hinauf  umhüllten  Erhebungen  natür- 
^  nicht  so  in  die  Augen  springend,  als  bei  den  mit  zackigen 
Ipfeln  weit  über  die  Vegetationsgrenze  emporragenden;  immerhin 
pdtki  er  sich  in  vielen  charakteristischen  Zügen  an  den  Abhängen 
i|i  in  den  Schluchten  der  Bäche  bemerkbar.  Dass  die  Formen  im 
Igemeinen  die  aller  aus  cristallinischen  Schiefern  bestehenden  Mittel- 
jllirge  sind ,  ist  erwähnt.  Merkwürdig  ist  am  Altvater,  dass  die 
flJtangen  quer  durch  den  als  Hauptwasserscheide  auftretenden  Rücken 
^en,  im  geraden  Gegensatze  zu  einem  unmittelbar  vorher  von 
jj^  besuchten  Gebirge,  dem  Fogarascher,  wo  die  Bänke  der  cristalli- 
IBchen  Schiefer  alle  parallel  zu  dem  mächtigen  Kamme  streichen, 
fd  nach  beiden  Seiten  von  ihm  abfallen.  Zweimal  tritt  der  Rücken 
MT  einzelnen  Faltungen  auch  in  unserem  Gebiete  als  Wasserscheide 
if,  und  zwar  bei  der  ersten,  zwischen  den  Zuflüssen  des  Bord  und  der 
B8S,  bei  der  dritten  zwischen  denen  derMerta  und  Mohra,  während 
qrade  die  mächtigste  Faltung  quer  durchschnitten  wird  von  dem  Ober- 
nfe  der  groissen  Tess.  Wir  gewinnen  die  Überzeugung,  dass  die 
balschluchten  und  Gründe  im  wesentlichen  der  Erosion  ihre  Ent- 
ähung  verdanken.  An  der  Bildung  des  Mertathales  bei  Werms- 
)|f  und  des  breiten  Muldenthaies  der  Biela  bei  Thomasdorf  hat  sie 
dlleicht  den  kleineren  Anteil,  alle  quer  durch  die  Schichten  in 
nen  Abhang  einschneidenden  Schluchten  kommen  unzweifelhaft  auf 
re  Rechnung,  denn  nichts  berechtigt  uns,  Verwerfungen  und  Auf- 
reitnngen  anzunehmen*).  Ob  Erscheinungen  der  letzteren  Art  an 
ir  Bildung  des  oberen  Thaies  der  grossen  Tess  mit  beteiligt  waren, 
ise  ich  dahingestellt.  In  einer  Furche  von  4.00  m  Tiefe  durch- 
bneidet  es  den  mächtigen  Komplex  der  zweiten  Faltung  und  wäh- 
ttd  die  bei  der  Vaterbaude  vereinigten  Quellarme  über  die  Köpfe 
r  nach  Südost  geneigten  Schichten  in  engen  Schluchten  hinabeilen, 
hen  die  vereinigten  Gewässer  mitten  durch  die  Aufwölbung  hin- 
irch  bis  nach  Winkelsdorf.  Dass  die  Wasser  nicht  quer  über  die 
ilmination  der  höchsten  Faltung  eine  Rinne  ausmeisseln  konnten, 
selbstverständlich;  dieselbe  lag  aber  wahrscheinlich  nie  in  der 
Itte,  sondern  bei  ungleichmässiger  Aufbiegung  dort,  wo  wir  noch 
Ute  die  höchsten  Erhebungen  finden.  Dass  die  Rinnsale  der  nach 
inkelsdorf  abfliessenden  Gewässer  sich  mit  wachsender  Tiefe  nach 
ckwärts  verlängerten  und  weiter  in  das  Gebirgsmassiv  und  die 
ch  Südost    fallenden  Schichten    hineingriffen,    ist  leicht  erklärlich. 


*)  Nur  in  bezug  auf  den  Wilden  Graben  bin  ich  zweifelhaft. 


214  Paul  Lehmann: 

Wie  das  Gebirge  aussah,  bevor  Verwittemng  und  Erosion  ihre 
Thätigkeit  begonnen,  ist  schwer  zn  sagen  und  die  Frage  damadi 
wahrscheinlich  nicht  einmal  berechtigt.  Wer  sagt  nns  denn,  dan 
die  Znsammenschiebung  und  Aufbiegnng  der  Schichten  nicht  Jahi^ 
tausende  über  Jahrtausende  fortdauerte,  nachdem  die  rastlosen  Ge» 
Wässer  und  Atmosphärilien  ihr  Werk  lange  in  Angriff  genommen 
hatten?  Jedenfalls  ist  das  ganze  obere  Tessthal  ein  Qnerthal  im 
prägnantesten  Sinne.  Die  Tess  bleibt  auch  nach  ihrer  Umbi^ung 
bei  Winkelsdorf  innerhalb  der  zweiten  Faltung  und  hat  noch  auf  dem 
rechten  Ufer  bei  Wiesenberg  steil  nach  NW.  fallende  Schichten,  die 
zu  diesem  System  gehören  und  durch  die  Erosion  des  starkes 
Baches  von  ihm  getrennt  sind.  Das  mächtigste  Gewässer  hat  sid 
naturgemäss  sein  Bett  am  tiefsten  ausgearbeitet,  nirgends  greift  die 
Äquidistante  von  600  m  soweit  in  das  Gebirgsmassiv  hin^n,  wie  bei 
Winkelsdorf  und  Annaberg.  — 

Es  wurde  weiter  oben  erwähnt,  dass  sich  die  Tektonik  in  der 
Physiognomie  der  Thäler  bemerkbar  mache,  einige  Beispiele  mOgtt 
das  noch  näher  erläutern. 

Steigt  man  bei  Goldenstein  auf  die  Höhe  der  alten  Burgmine,  so 
eröffnet  sich  ein  höchst  interessanter  Blick  in  das  Mittelbordbach- 
thal.  Der  Bach  fliesst  unter  dem  Burgfelsen  hin  in  einer  schmalen 
freundlichen  Wiesenniederung,  durch  die  sich  ein  Fussweg  schlängelt 
Am  linken  Ufer  fallen  unterhalb  junger  Fichtenbestände  meliere 
glatte  Felsplatten  schräg  ab  unter  die  Easendecke,  das  durchschnitt- 
lich 60  m  hohe  rechte  Ufer  bricht  dagegen  mehrfach  steil  ab  und  zeigt 
in  dem  mit  Wald  und  Buschwerk  geschmückten  Abhang  eine  Felsen- 
treppe von  drei  oder  vier  Stufen.  Ähnlich  sind  die  YerhältnisBe 
unterhalb  Goldensteins,  über  Messinghammer.  Was  sonst  die  Be- 
wohner thun ,  dass  sie  steile  Abhänge  terrassiren,  hat  die  Natur  hier 
selbst  geleistet  und  einen  Wechsel  niedriger  Felsabbrüche  und  be- 
bauter Streifen  geschaffen.  Das  Bild  wiederholt  sich  in  grösserem 
Maasstabe  am  Kanschbordbache.  Steigt  man  von  Goldenstein  über 
den  gleichmässig  ansteigenden  Abhang  der  Schichtenrücken  empor 
zum  Hirtenstein  (762  m),  so  blickt  man,  wenn  man  um  die  zum  Teil 
bizarren  Felsbildungen  herumgekommen  ist,  steil  hinab  ins  Thal, 
dessen  linkes  Ufer  gleichmässiger  emporsteigt,  während  hier  hoch 
oben  auf  dem  rechten,  zwischen  Ilirtenstein  und  Höllenstein  (829 m) 
die  Felsenbänke  20 — 30  m  hoch  steil  hervortreten  und  zum  Teil  so- 
gar überhängen.  Zum  Thal  der  Rauschenden  Tess  fallt  der  link- 
seitige  Abhang  vom  Schindlkamp  400  m  schroff  ab  und  lässt  schon 
durch  seine  Steilheit  ahnen,  dass  wir  in  der  Waldlehne  über  Schichton* 
köpfe  hinabschreiten,  während  das  quer  durch  die  flach  nach  SO. 
geneigten,  harten  Gneisbänke  gehende  Thal  des  Lochwassers  breiter 
und  flacher  ist.     Vom  Roten  Berge,  also   von  NW.  ausgesehen,  er- 


Das  Altvater-Gebirge.  215 

sheinen  die  das  obere  Thal  der  grossen  Tess  nmrahmenden  6e- 
&Dge  weit  sanfter,  als  vom  Maiberge  oder  Wilden  Stein,  also  von 
O.  ans  betrachtet.  Bärenherd,  Stumpfer  Kamp,  Bärenkamp  kehren 
NU  Koten  Berge  die  sanfteren  Abhänge  mit  den  SchichtenrOcken 
1  und  präsentieren  nur  nach  SO.  ihre  dem  ganzen  Thalbilde  einen 
ilderen  Charakter  verleihenden  Felspartieen. 

Wo  das  Bett  der  Bäche  nicht  von  Geröll  bedeckt  ist,  sondern 
trcb  anstehendes  Gestein  fQhrt,  wechseln  die  Bilder  je  nach  den 
ktonischen  Verhältnissen.  Geht  der  Bach  über  stark  geneigte 
^hicbten  hinweg,  dann  bildet  er  eine  Kette  kleiner  Stromschnellen, 
»ren  Neignng  sich  nach  dem  Fallwinkel  der  Schichten  richtet.  So 
.uscht  die  grosile  Tess  bald  oberhalb  Winkelsdorf  von  Stromschnelle 
i  Stromschnelle,  schäumt  auf  an  dem  Kopfe  der  auflagernden 
sliicbt  und  beruhigt  sich  etwas  in  den  schmalen,  quer  durch  das 
Acbbett  gehenden  Vertiefungen.  Geht  das  Wasser  über  wenig  ge- 
»gte,  harte  Platten,  dann  breitet  es  sich  aus,  wie  an  einigen 
teilen  am  linken  Quellarm  des  Lochwassers,  und  rieselt  flach  über 
e  polierten  Felsen  hin.  Selten  bildet  der  kahle  Rücken  einer  stark 
^neigten  Schicht  auf  längerer  Strecke  das  Bett  eines  Bächleins,  das 
inn  pfeilschnell  auf  der  breiten,  glatten  Bahn  dahinschiesst  wie  der 
[eidelgraben  bald  unterhalb  seines  Ursprunges  und  ein  von  den 
bhängen  des  Kepernik  hinabeilender  Quellarm  des  Bord.  Durch- 
ibiieidet  die  Thalfarche  die  Schichten  so,  dass  sie  sich  über  die  ab- 
rechenden Schichtenköpfe  hinabsenkt,  dann  kommt  eine  Reihe  kleiner 
Hie  zum  Vorschein,  wie  mehrfach  an  der  Oppa,  zwischen  dem 
Grrossen  Fall^  und  Karlsbrunn,  oder  an  den  Wässerchen,  die  unter- 
üb  der  Hochschar  in  das  linke  Ufer  des  nach  Adelsdorf  hinab- 
essenden Wassers  fallen.  In  einer  Höhe  von  1 — 3  m  schliesst  sich 
n  Absturz  an  den  andern,  und  wird  bei  Regen  und  Schneeschmelze 
>n  kleinen  Fällen  überbraust,  während  das  Wasser  für  gewöhnlich, 
'ei-,  fünf-  und  selbst  zehnfach  geteilt,  über  das  bemooste  Gestein 
»rabrinnt,  rieselt  und  tropft. 

Geben  Stromstrich  und  Schichten  annähernd  parallel,  dann  gräbt 
zh  der  Bach  unter  diejenige  Wand,  welche  die  abbrechenden 
öpfe  hat  und  schiesst  oft  in  schmaler  Rinne  halbverdeckt  unter 
r  hin,  wie  an  einigen  Partieen  am  „Hohenfallbache,**  der  Rau- 
henden Tess  und  anderen.  In  der  Merta  sah  ich  die  Köpfe  her- 
)rtretender  Schichten  mehrfach  langgestreckte,  scharfrückige  Inseln 
Iden,  die  steil  nach  der  einen,  allmählich  nach  der  anderen  Seite 
ofielen.  Wie  steile  Felsenwände,  ausser  am  Wilden  Graben,  dem  Alt- 
iter  fehlen,  so  auch  grosse  Abbruche  und  Terrassen  mit  hohen 
''asserfällen  in  den  Thälern.  Von  grösseren  Wasserfällen  sind  zu 
)nnen  der  des  Hohenfallbaches  in  der  Nähe  von  Waidenburg,  und 
yr  Oppafall    oberhalb  Karlsbrunn,    der    zahlreichen    kleineren  von 


216  Paul  Lehmann: 

1 — 2  m  Höhe  nicht  zn  gedenken.  Die  Oppa  kommt  in  wilder  Wald- 
schlucht schräg  üher  die  steil  nach  NW.  geneigten  Schiebtoi*), 
stürzt  3  m  senkrecht  hinah  und  schiesst  unter  einer  überhängenden, 
wohl  20  m  hohen  Bergwand  rasend  schnell  dahin,  zischend  wirbelt 
sie  an  grossen  Felsblöcken  empor  und  eilt  über  sie  und  zwisehea 
ihnen  dahin  zu  einem  zweiten  tosenden  Stromschuss. 

Hat  die  Verwitterung  die  einst  höher  ragenden  Gipföl  degradi^ 
zu  runden,  grasbewachsenen  Kuppen,  die  nur  hier  und  da  eine  raolie 
Felsenbank  zeigen,  oder  als  hartes  Trümmerstück  der  Yerwittertoi 
Schichten  einen  weissen  Quarzblock  aus  der  dichten  HaBendecke 
hervorschauen  lassen,  so  haben  die  Gewässer  rastlos  an  der  Gliede- 
rung des  ursprünglich  weit  massigeren  Gebirgskörpers  gearbeitet. 

Der  Quellenreichtum  des  Gebirges  ist  gross,  and  wer  die  tiefei 
Waldschlnchten  des  Altvaters  mit  ihrer  durch  die  reichliche  Feuchtig« 
keit  begünstigten,  prächtigen  Vegetation  nicht  durchwandert  näi 
durchklettert  hat,  der  kennt  seine  speciüschen  Schönheiten  nidit 
Schon  hoch  oben  dicht  unter  den  Kuppen  treten  perennierende  Qaelkfi 
zu  Tage,  murmelnd  üiessen  sie  über  den  Basen,  dem  sie  ein  Üppiges 
Grün  verleihen  und  tauchen  dann  schnelleren  Laufes  binab  in  die 
Schatten  der  Waldschluchten,  die  nicht  selten  mit  Lehnen  von  über 
80  Grad  gegen  sie  abdachen.  Aus  dem  Murmeln  wird  em  froh« 
liebes  Plätschern.  Im  Schatten  des  Waldes  brechen  an  den  Ab- 
hängen neue  Quellen  hervor,  tropfen  und  rieseln  den  gitaem 
Wasseradern  zu,  die  bald  ein  fröhliches  Hauschen  vernehmen  lassen 
und  schliesslich,  stärker  und  stärker  durch  die  Aufnahme  munterer 
Genossen  geschwellt,  mit  freudigem  Brausen  dahineilen. 

In  vielen,  durch  die  malerische  Schönheit  ihrer  Bergformen  den 
Altvater  übertreffenden,  Gegenden  unseres  Mittelgebirges  schrumpfen 
die  Bäche  schon  gegen  den  Anfang  des  Sommers  zusammen  und 
winden  sich  mühsam  durch  das  öde  Bett,  in  dem  hier  und  da 
trübe  Lachen  stehen  bleiben.  Der  Landschaft  ist  dann  ein 
grosser  Teil  ihres  Zaubers  genommen,  die  Thäler  erscheinen  tot,  das 
Auge  vermisst  das  schimmernde  Wasserband,  das  Ohr  das  melodische 
Rauschen.  Auf  dem  Altvater  findet  sich  bis  in  den  Juni  hinein 
Schnee  und  in  einzelnen  schattigen  Bergschluchten  bis  in  den  JuIL 
Nicht  plötzlich  werden  die  eingeschmolzenen  Schneemassen  den 
Wasseradern  zugeführt.  Die  den  Verwitterungsschutt  meist  dicht 
umhüllende  Dammerde  saugt  wie  ein  Schwamm  die  Schmelzwasser 
begierig  auf.  An  vielen  Stellen  finden  sich  hochgelegene  Moore,  so 
auf  allen  Seebergen,  dem  Grossen  Vaterberge,  der  Wiesenberger 
Heide  und  auf  den  breiten  Sätteln,  die  vom  Kepernik  zum  Fuhrmann- 


*)  Im  obersten  Teil  ihres  Laufes  unterhalb  der  Schäferei  fallen  die  Bänke 
noch  nach  SO.,  zuletzt  sehr  steil. 


Das  Altvater-Gebirge.  217 

stein  und  zur  Hocbscbar  führen.  Hier  ist  im  Juni  selbst  auf  den 
dnrch  StrauchbQndel  und  armdicke  Knüttel  gangbar  gemaebten 
Pfaden  kaum  durebzukommen ;  weicbt  man  vom  Wege  ab,  bedarf 
man  nocb  im  August  sebr  derben,  wasserdicbten  Scbubwerks,  ebne 
der  Notwendigkeit  entboben  zu  sein,  den  bedenkliebsten  Partieen 
ans  dem  Wege  zu  geben.  Im  Schatten  der  Wälder  ist  die  durch 
Verxnebraog  von  Laub  und  Kräutern  aufgehäufte  Dammerde  mit 
Feuchtigkeit  durchtränkt  und  wird  durch  die  Kronen  der  Bäume 
vor  schneller  Verdunstung  geschützt.  Langsam  wird  die  Feuchtig- 
keit den  Gewässern  zugeführt,  und  nicht  nur  der  Schmelzuugsprozess 
im  Frühling,  sondern  auch  das  Abfliessen  der  Sommerregen  ver- 
langsamt und  reguliert.  Natürlich  zeigt  sich  im  Hochsommer  und 
Herbste  eine  Verringerung  des  Wasserreichtums.  Die  Bäche  jauchzen 
nicht  mehr  so  jugendfrisch  dahin,  wie  bei  der  im  Mai  und  Juni  vom 
Thale  gegen  die  AbbäDge  und  Höhen  vorschreitenden  Schneeschmelze, 
aber  -nur  wenige  machen  den  Eindruck  der  ersterbenden  Kraft.  Die 
Oppa  ist  schon  oberhalb  Karlsbrunn  ein  ansehnlicher  Bach;  Biele, 
Tess  und  Bord,  die  in  den  Dienst  des  Menschen  getreten  sind, 
werden  nicht  unfähig,  ihre  Arbeit  zu  verrichten.  —  Überkleidet  der 
Schnee  die  Waldlehnen,  dann  ziehen  sich  die  Bäche  als  dunkle 
Bänder  durch  die  weissen  Thalgründe,  in  die  man  vielleicht  von 
einem  in  massiger  Höhe  hinführenden  Pfade  durch  die  dunklen 
Stämme  verschneiter  Bäume  hinabblickt.  Gelangt  der  Winter  zur 
Herrschaft,  dann  umrahmen  sich  die  von  den  neuen  Schnee- 
decken umhüllten  Bäche  mit  Eiskrusten.  In  dem  mannig* 
faltigsten  Wechsel  schiessen  die  Krystalle  an,  Eiszapfen  hängen  von 
den  Felsen,  glitzernde  Eiskrusten  tiberziehen  die  benetzten  und  be- 
Bprühten  Blöcke.  Eisschollen,  verhärtete  und  losgerissene  Schnee- 
stücke  treiben  in  den  Bächen,  lagern  sich  weiter  unten  an  den  Seiten 
ab  oder  stauen  sich  in  dichtem  Gewirr  an  Hindernissen  auf  zu  einer 
höckrigen  Brücke,  unter  welcher  der  Bach  bindurchfliesst  und  ober- 
halb deren  er  seinen  beruhigten  Spiegel  mit  einer  festen  Decke  über- 
ssiebt.  An  den  unter  dem  Eise  hingleitenden  Luftblasen  erkennt 
man,  wie  emsig  das  Wasser  bemüht  ist,  seine  gewohnten  Bahnen 
zu  verfolgen.  Hin  und  wieder  ist  ein  Bächlein  ganz  erstarrt  und 
eine  Eistreppe  führt  zwischen  den  Schneebängen  empor,  wo  vor 
einigen  Monden  ein  munteres  Wasser  unter  üppigem  Grün  halb  ver- 
steckt war.  Häufig  sieht  man  an  steilen  Felspartieen  und  abbrechen- 
den Wänden  das  durchsickernde  Wasser  zu  dichten  Eisbuckeln  er- 
starrt. Der  Hauch  des  Frühlings  löst  den  Bann.  Was  der  Tem- 
peraturwechsel, beim  Thauen  und  Wiedergefrieren,  von  den  Felsen 
losgewittert  hat,  wird  wie  die  zertrümmerte  Schnee-  und  Eisdecke 
in  die  Tiefe  geführt.  Steine,  die  ein  halbes  Jahr  auf  ihrer  Wan- 
derung ruhten,   werden   aufs  neue  vom  Platze  gerückt  und  finden 


213  Paul  Lehmann: 

erst  bei  der  erlabmenden  Kraft  des  Baches,  bei  vermmderton  Ge- 
fall, breiterem  und  flacberem  Bette  eine  zeitweilige  Ruhe.  Heftige 
Sommerregen  bringen  dann  znweilen  wieder  Verftadenmg^  und 
wecken  die  bereits  nachlassende  Kraft  plötzlich  zur  Gewaltsainkttt 
Grosse  Katastrophen  gehören  indessen  bei  dem  Charakter  des  Ge- 
birges znr  Seltenheit  nnd  werden  nur  durch  ganz  auasergewöhnlicbe 
Wolkenbrüche  veranlasst.  Was  die  Kraft  der  Bäche  in  soldien 
Fällen  zu  leisten  vermag,  beweisen  die  grossen  Blöcke,  die  sie 
schäumend  umfliessen ,  wenn  wir  sie  in  normalem  Zustande  durch 
ihr  Bette  dahineilen  sehen.  Natörlich  richtet  sich  G-rösse  und 
Form  des  Geschiebes  auch  nach  dem  Material,  das  die  Gehänge  lie- 
fern; hier  tritt  es  mehr  in  Plattenform  auf  und  wird  durch  längere 
Beibung  oval,  dort  werden  die  kubischen  Blöcke  der  Kugelform  an- 
genähert. Die  Rauschende  Tess,  welche  ihren  Namen  mit  vollem 
Rechte  führt,  wälzt  zuweilen  ihre  groben  Gneisblöcke  mit  wildem 
Gepolter  in  den  Hauptbach,  in  dem  man  sie  bis  Wiesenbeig  hinab 
in  immer  kleinerem  Kaliber,  aber  doch  als  das  vorwaltende  Ge- 
schiebe findet,  da  sich  die  weicheren  Schiefervarietäten  an  ihnen 
schneller  abreiben.  Die  ovalen  Stücke  sind  meistens  so  in  dem 
steingepfiasterten  Bette  zur  Ruhe  gekommen,  dass  sie  mit  ihrer  längstm 
Achse  dem  Stromstrich  parallel  liegen,  sie  boten  auf  diese  Weise 
dem  anströmenden  Wasser  die  kleinste  Angriffefläche  nnd  konnten 
sich  in  dieser  Lage  auf  ihrem  Platze  behaupten.  Dasselbe  Gresets 
zeigt  sich  natürlich  auch  an  mehreren  im  grossen  Tessthale  ab- 
brechenden Wänden  von  Diluvialschotter.  Diese  Bildungen,  die  sich 
erst  im  erweiterten  Thalboden  von  Reutenhau  abwärts  finden,  be- 
weisen, dass  sich  Katastrophen  ehedem  wie  heute  ereigneten.  Dass 
sie  grösser  gewesen  seien,  ist  durch  die  Mächtigkeit  nnd  die  Höhe 
der  Ablagerungen  über  dem  heutigen  Wasserspiegel  nicht  zu  be- 
weisen. Der  Bach  wandte  sich  bei  seiner  Erosion  bald  rechts,  bald 
links  gegen  die  Abhänge,  lagerte  auf  dem  erweiterten  Thalboden 
allmählich  durch  wiederkehrende  Überschüttungen  die  Massen  ab 
und  vertiefte  seit  jenen  Zeiten  sein  Bett  so,  dass  er  die  Höhe  der 
ehedem  abgelagerten  Geschiebe  nie  mehr  erreichen  wird. 

Durch  ausserordentliche  Wasserfluten  wurden  die  Ortschaften 
im  Tessthale  1783,  1813  und  1819  heimgesucht.  Die  letzte  grosse 
Katastrophe  ereignete  sich  am  12.  August  des  Jahres  1880.  Alle 
Bäche  traten  aus  den  Ufern  und  zerstörten  Brücken  und  Stege,  ent- 
warzelte  Bäume  und  grosse  Felsenblöcke  wurden  in  wütendem  Tosen 
mit  fortgerissen.  Noch  heute  bessert  man  an  den  Schäden,  die  an 
vielen  Orten  in  unverwischten  Spuren  vor  das  Auge  treten.  Zum 
Oppafalle  musste  ich  durch  das  Dickicht  der  Waldlehnen  und  über 
die  wilden  Felsentrümmer  im  Bachbette  klettern.  Der  alte  Flösser- 
pfad längs  des  Baches  war  bis  hinab  nach  Karlsbrunn  meistens  zer- 


Das  Altvater- Gebirge.  21-9 

BtÖrt,  60  das8  ich,  um  die  wilden  Bilder  der  Zerstörung  auf  dieser 
Strecke  zu  betrachten,  bald  von  Felsblock  zu  Felsblock  springen 
und  klettern  mnsste,  bald  genötigt  war,  in  pfadloser  Wildnis  an  den 
feuchten  Lehnen  vorwärts  zu  dringen.  Zwischen  den  Häusern 
Karlsbrunns  waren  die  Geschiebe  in  wirren  Massen  aufgehäuft 
worden,  hatten  die  Gebäude  gefährdet  und  die  Badegäste  mit  pani- 
schem Schrecken  erfüllt.  Von  den  sechs  Brücken,  tlber  die 
man  nach  G.  Mayer*)  in  der  Thalschlucht  des  Hohenfallbaches  bis 
dicht  an  den  Sturz  gelangte  und  von  deren  letzter  man  das  her- 
niederbrausende Wasser  betrachten  konnte,  war  keine  einzige  mehr 
vorhanden.  Eine  Strecke  weit  führte  ein  neuer  Weg  zur  Holz- 
abfuhr empor,  dann  gabs  im  Thale  nur  noch  Anzeichen  eines  Pfades, 
und  man  musste  zwischen  verdorrten  und  faulenden  Stämmen  und 
teilweise  kolossalen  Blöcken,  zwischen  denen  der  winzige  Bach  fast 
verschwand,  emporklettern.  Unter  düstem  Fichten,  Weidenbüschen 
und  dichten  Farnen  hervor  kommt  der  Bach,  fällt  über  eine  20  m 
hohe  Wand  zweimal  aufschlagend  herab  auf  eine  steil  geneigte,  aus 
grossen  Blöcken  bestehende  Trümmerhalde,  über  die  er  in  vielen 
kleinen  Kaskaden  hinabeilt,  vielleicht  auf  Jahrzehnte  ohne  das  Ver- 
mögen, ihre  Lage  zu  verändern. 

Von  der  Schulter  des  Altvater  steigt  man  hinab  in  das  Sammel- 
gebiet des  Wilden  Grabens.  Schwache  Wasseradern  rieseln  zwi- 
schen üppig  wuchernden  Farnkräutern,  Himbeersträuchern  und  Huf- 
lattich, aber  schon  bereiten  mehrere  in  breiten  Streifen  wundge- 
rissene Lehnen  auf  die  Bilder  der  Verwüstung  vor.  Bei  1 1 00  m 
Höhe  haben  sich  die  Wässerchen  vereinigt  zu  einem  Bache,  der  nun 
in  tiefem  Schlund  zwischen  steilen  Felsenwänden  hinabeilt  über 
Blöcke,  von  denen  ich  einen  mit  5  m  Länge,  3  m  Breite  und  2  m 
Dicke  mass.  Zerzauste  Fichten,  geschundene  Ahornstümpfe,  einige 
Ebereschen  und  Buchen  ragen  aus  dem  Steingewirre,  das  sich  gegen 
den  Ausgang  der  Schlucht  zu  einem  mächtigen  Schuttkegel  ange- 
häuft hat,  unter  dem  der  Bach  völlig  verschwindet.  Ohne  jede  Spur 
von  Vegetation  ist  die  neueste  Zufuhr,  die  älteren  Massen  sind  mit 
Moos  bedeckt.  In  dem  zwischen  ihnen  aufgehäuften  Humus  haben 
sich  Bäume  angesiedelt  und,  zu  stattlichen  Exemplaren  gediehen, 
ihre  knorrigen,  vielfach  entblössten  Wurzeln  zwischen  die  Felsen- 
trümmer hinabgetrieben.  Am  „Finstern  Graben, '^  am  Heidelgraben 
unter  dem  Bärenherd,  am  Wildenstein  und  den  Abhängen  des  ihm 
auf  dem  anderen  Tessufer  gegenüberliegenden  Grossen  Seeberges, 
an  der  Abdachung  des  Drehberges  gegen  das  Rodichwasser  sind  an- 


*)  „Kurze  Anleitung,  das  Gesenke  u.  s.  w.  zu  bereisen.*^  Breslau  1844, 
bei  L.  Freund.  —  Das  kleine  Büchlein  ist  mit  Liebe  und  nicht  ohne  Ge- 
schick geschrieben. 


220  Paul  Lehmann: 

sehnliche  Murbrüche  niedergegangen.  Sie  beginnen  stets  über  der 
Waldgrenze,  lassen  sich  aber  tief  hinab  über  die  steilen  Lehnen 
verfolgen.  Mehr  oder  weniger  zeigen  sich  die  Sporen  aer  Yerwä* 
stung  in  jedem  Thal,  nur  das  Gebiet  des  roten  Gneises  blieb  frei 
von  Abrutschungen  und  Auskolkungen.  Dem  Wolkenbruehe  des 
12.  August  waren  schon  Regentage  vorausgegangen,  die  die  Ab- 
sorptionsfähigkeit des  Bodens  verringert  hatten.  Daten  über  die  Begen- 
höhe  liegen  nicht  vor,  der  auf  Franzens  Jagdhaus  stationirte  Wächter 
meinte:  „vier  Stunden,  von  1  bis  5  Uhr,  hat  es  unaufhörlich  ge- 
gossen, so  etwas  ist  noch  nie  dagewesen.  ^  Die  Bewohner  der  ThÜer 
wurden  beredt,  wenn  man  sie  nach  den  Schreckensscenen  be£ragt6. 
Die  Berichte  waren  oft  sehr  interessant,  naturlich  hin  und  wieder 
übertrieben,  und  nicht  vereinbar  mit  den  Fingerzeigen,  die  die  Natur 
selbst  zur  Berichtigung  und  Beschränkung  bot.  Dass  diese  £<r8ehei- 
nungen  im  Hochgebirge  noch  viel  intensiver  und  gefährlicher  auf- 
treten, dass  es  trotzdem  wirksame  Mittel  gäbe,  sie  in  ihren  ver- 
heerenden Wirkungen  einzuschränken  und  zu  bekämpfen,  hörten 
selbst  Forstleute  mit  Kopfschütteln.  „Das  möge  anderwärts  angehen« 
hier  sei  es  unmöglich  ^^  hörte  ich  mehrfach.  Übrigens  hatte  man  an 
manchen  wunden  Lehnen  —  wo  nicht  der  blanke  Fels  blossgelegt 
war  — ,  z.  B.  in  dem  ganzen  dem  Baron  Klein  auf  Wiesenberg  ge- 
hörigen Terrain,  junge  Fichten  angepflanzt.  In  den  BOfen  des 
Hochgebirges  wären  diese  schutzlosen  Anpflanzungen  verlorene  Liebes- 
mühe,  sie  würden  nach  dem  ersten  Regengüsse  fortgeschwemmt 
werden,  im  Altvater  kommen  sie,  wenn  nicht  bald  wieder  ausserge* 
wohnliche  Ereignisse  eintreten,  wahrscheinlich  empor  und  errreichen 
ihren  Zweck.  — 

An  klimatologischen  Daten  für  die  Höhen  des  Altvatergebirges 
fehlt  es*);  wir  sind  für  eine  allgemeine  Orientierung  auf  die  in  der 
Nähe  gelegenen  Stationen  angewiesen.  Dürfte  man  aus  der  Wärme 
der  in  der  Höhe  hervorbrechenden  Quellen  einen  Schluss  ziehen,  so 
würde  die  mittlere  Temperatur  der  aus  dem  Vegetationsmantel  hervor- 
schauenden Rücken  zwischen  4  und  5  °  C.  schwanken.  Li  Wirk- 
lichkeit ist  sie  beträchtlich  niedriger.  Das  in  341  m  Höhe  bei  der 
Vereinigung  von  March  und  Tess  gelegene  Schömberg  hat  nach  einer 
6  jährigen  Beobachtungsreibe  (1874 — 79)  eine  Durchschnittstemperatur 
von  7,2®  C.  Freiwaldau  im  NO.  des  Altvatermassivs,  441  m  hoch 
gelegen,  ist  fast  um  einen  Grad  kälter.  Mir  liegt  zwar  zum  Ver- 
gleiche nur  eine  kontinuierliche  Beobachtungsreihe  vom  Jahre  1877 
vor,  wo  Schömberg  7,4  und  Freiwaldau  6,5  ®  jährliche  Durchschnitts- 

*)  Professor  Jelinek  giebt  für  die  Schweizerei  und  die  Hochrücken  +11^ 
als  Durchschnittstemperatur,  für  Karlsbrunn  4®  R.  Siehe  EoHstka:  „Die 
Markgrafschaft  Mähren  und  das  Herzogtum  Schlesien."  Wien  und  Olmüts 
1860.     Kap.  4.    Das  Klima,  von  Carl  Jelinek. 


Das  Altvater-Öebirge.  221 

temperatar  hatte,  da  aber  Reibst  das  am  Rande  des  Gebirges,  bereits 
in  der  scblesischen  Ebene,  gelegene  Barzdorf,  welches  nach  6  jährigem 
Durchschnitt  genau  um  einen  Grad  wärmer  ist  als  Schömberg,  seinen 
Vorsprung  in  allen  Jahren  von  1874 — 79  in  auffallend  gleichmässiger 
Weise   behauptet,   glaube    ich   annehmen   zu  dürfen,   dass  die  obige 
Ziffer  für  Freiwaldau  dem  6  jährigen  Mittel  nicht  fernerliege,  als  die 
entsprechenden  Ziffern  für  Barzdorf  und  Schömberg*).     Jedes  Hand- 
buch der  Meteorologie  giebt  Daten  für  die  Abnahme  der  Temperatur 
nach   der   Höhe,   ich   wage    eine  Berechnung   nicht   bei  den   bedeu- 
tenden Modifikationen,  welche  geographische  und  kontinentale  Lage, 
Massenerhebung,  Exposition,   Neigung  und  Bewaldung  der  Abhänge 
bedingen.     Auf  der  den  Altvatergipfel  um  etwas  über  100  m  tiber- 
ragenden  und   mehr   als  100  km  gegen  NW.  entfernten  Koppe  be- 
trug die  Temperatur  nach    6-    bis   8  jährigen  Mitteln  zwischen    den 
Jahren    1824   und    1834   durchschnittlich   im   Juni  7,14,  Juli  9,39, 
August    7,90    und    September    5,45®  C.**).      Dabei   schwanken   die 
Durchschnittswerte  für  den  August  zwischen  11,61®  (1826)  und  4,44 
(1833)   und   die  Extreme   zwischen   22,1   (1834)  und  —  6  (1827). 
DasB  die  Temperatur  auf  den  Höhen    des  Altvater  im  Schatten  bis 
zu  20®  steigt^  habe  ich  selbst  nicht  beobachtet,   dagegen  hörte  ich, 
dass  am  Morgen  des  auch  in  Wiesenberg  empfindlich  kühlen  28.  Juli 
1881    einige    kleine    Pfützen  vor  Franzens  Jagdhaus  bei  — 2®  ge- 
froren seien.  —  Am  23.  Juli  1875  ward  ein  Bewohner  vonReutenhau 
auf  der  Hohen  Heide  von  einem  wtithenden  Schneesturm  überrascht; 
noch  am  24.  will  er  eine  Schneeschanze  von  9  Fuss  Dicke  gemessen 
haben.     Nachtfröste  im  Juni  sind  auf  den  höher  gelegenen  Feldern 
zwischen  7  und  800  m  Höhe  nichts  seltenes,  im  Jahre  1881  hatten 
sie    dem   Grün   des    Buchenwaldes   einen   bräunlichen  Schimmer  ge- 
geben, da  alle  Blätter  einen  kleinen  braunen  Rand   erhalten  hatten. 
Im  Juli  und  August  sind  Nachtfröste  auf  den  Gebirgshöhen  wie  wir 
sehen,  nicht  unerhört,  aber  doch  selten;  dagegen  bringen  klare  September- 
nächte bei  der  durch  den  wolkenfreien  Himmel  begünstigten  Wärmeaus- 
strahlung oft  recht  empfindliche  Kälte.     Für  die  Ackerbau  treibenden 
Anwohner  des  Gebirges   und   die  Forstleute  sind   die  Rückfälle  der 
Temperatur  in  den  Frühlingsmonaten  am  geföhrlichsten.     1876  war 


*)  In  der  Zeit  vom  Mai  1836  bis  Juni  1838  wurde  in  Freiwaldau  beobachtet, 
wahrscheinlich  nach  den  Daten  für  37  giebt  A.  Peter  in  der  „Heimatkunde 
des  Herzogtums  Schlesien",  Teschen  1880,  S.  22  die  Ziffer  7,8.  —  Jelinek 
hält  6,26 OR.  (d.i.  7,8  C.)  fQr  zu  hoch  und  findet  durch  Eechnung  und  Ver- 
gleich mit  anderen  Stationen  5,480  R.  =  6,76  C,  was  der  Ziffer  für  1877 
sehr  nahe  kommt. 

**)  Galle:  „Grundzüge  der  Schlesichen  Klimatologie".  Breslau  1857. 
S.  108.  Die  Werte  sind  bei  Galle  in  R^aumur  gegeben  und  von  mir  um- 
gerechnet. Auf  kürzeren  Reihen  beruhen  die  Daten  für  den  Mai  und  den 
Oktober  mit  4,79  resp.  3,81  o  C. 


222  Paul  Lehmann: 

in  Schömberg  die  DurchschDÜtstemperatar  fdr  den  Mai  geringer, 
als  die  des  April!  Fast  gleich  warm  erscheinen  nach  den  Gjfthrigen 
Beobachtungsreihen  für  Schömberg  die  Monate  Joni,  Juli  und  August 
mit  einer  Darchschnittstemperator  von  17  bis  18®.  Die  Ziffern 
liegen  zwischen  16,1  (August  18 74),  16,6  (Juni  1879),  19,7  (Juni  1875) 
und  20,6  (Juli  1874)  meist  sehr  nahe  dem  Mittel.  Für  den  Ah- 
vater  muss  sich  das  Verhältnis  anders  gestalten,  weil  im  Juni 
Schmelzungsprozess  und  Verdunstung  noch  viel  Wärme  absorbiereo. 

Die  kältesten  Monate  in  Schömberg  sind  der  Januar  mit  —  3,2 
und  der  Dezember  mit  —  3,7®.  Längere  Beobachtungen  wfirden 
wohl  dem  Januar  den  äussersten  Platz  anweisen,  der  Dezember 
1879  war  ausnahmsweise  kalt,  durchschnittlich  — 9,8®,  mit  einem 
Minimum  von  22,9  am  9ten.  Dass  die  Temperaturabnahme  mit  der 
Höhe  im  Winter  geringer  ist,  als  im  Sommer,  ist  eine  bekannte 
Thatsache.  In  den  Sudeten  sind  zuweilen  Fälle  beobachtet,  wo  die 
Höhen  weniger  kalt  waren,  als  die  Orte '  in  der  Ebene  nnd  den 
Thälern.  Es  kommt  dies  vor,  wenn  sich  aus  der  östlichen  Ebene 
kalte,  schwere  Luftschichten  von  geringer  Mächtigkeit  gegen  das 
Gebirge  heranschiebeu  und  an  demselben  aufstauen.  In  solchen 
Fällen  kann  auch  der  Altvater  zur  markanten  klimatischen  Grenz- 
scheide werden.  So  hatte  Barzdorf  vom  22. — 26.  Dezember  durch- 
schnittlich —  10,9®  bei  Nord -Nordost-  und  Ostwind,  das  für  ge- 
wohnlich  kältere  Schömberg  dagegen  nur  5,7.  Übersteigt  der  kalte 
Luftstrom  das  Gebirge  —  die  Bewohner  des  niederen  Gesenkes 
nennen  ihn  den  „polnischen  Wind"  — ,  dann  geht  er  zuweilen  über 
die  dem  Altvater  zunächst  anliegenden  Ortschaften  hinweg  und  ^asst 
erst  die  ferneren.  Bewohner  von  Wiesenberg  und  Wermsdorf  er- 
zählten mir,  dass  es  bei  ihnen  im  Winter  zuweilen  milder  sei,  als 
in  Schömberg.  übrigens  habe  ich  in  Reutenhau  erlebt,  dass  sich 
der  Ost  förmlich  ins  Thal  hinabstürzte  (Oktober  1881);  bis  an  das 
obere  Ende  von  Winkelsdorf  musste  ich  gegen  ihn  ankämpfen  und 
kam  erst  am  unteren  Ende  der  alten  Strasse,  die  über  den  Kamm 
fährt,  in  den  Windschatten.  Hier  fielen  dichte  Flocken  langsam  zar 
Erde,  während  sie  mir  der  Wind  bei  der  Ankunft  auf  der  Passhöhe 
in  wilder  Flucht  entgegentrieb. 

Heinrich*)  versichert:  „Oft  ist  in  der  hohen  Gebirgskette  der 
Zug  der  Wolken  gerade  dem  Winde,  der  in  den  Thälern  und  niederen 
Regionen  streicht,  entgegen",  ich  habe  diese  Erscheinung  nie  beob- 
achtet, und  weiss  nur  von  lokalen  Ablenkungen  der  vorherrschenden 
Luftströmung,  die  durch  die  Richtung  der  Thäler  bedingt  sind. 
Schwer  herabhängende  Wetterwolken,  wie  sie  sich  am  21.  Juli  1881 


*)    Bei  Wolny:     Die  Markgrafschaft  Mähren,    Bd.  V.,    Olmützer  Kreis. 
Brüun  1839.     EinL  S.  XXVI  flg. 


Das  Altvater-Gebirge.  223 

▼on  Westen  her  gegen  das  Gebirge  heranwftlzten  und  dasselbe  dicht 
umhöUten,  hemmten  zwar  ihren  stürmischen  Gang  etwas  bei  dem 
Zuge  über  seine  Höhen,  die  sie  mit  strömendem  Eegen  über- 
schütteten, setzten  aber  ihren  Weg  über  dieselben  fort.  1879  hatte 
Schömberg  21  Gewitter;  16  Gewittertage  waren  identisch  mit  denen 
von  Barzdorf,  das  freilich  deren  33  aufzuweisen  hatte. 

Dass  sich  auf  dem  1300  und  1400  m  überragenden  breiten 
Kücken  des  Gebirges  die  Wasserdftmpfe  häufig  zu  Wolken  konden- 
sieren, die  die  Höhen  umlagern,  während  die  Tbäler  und  das  um- 
liegende Hügelland  wolkenfrei  sind,  ist  so  natürlich,  dass  es  keiner 
näheren  Erörterung  bedarf.  Im  Sommer  sieht  man  häufig,  während 
die  Höhen  klar  sind,  die  niederen  Umgebungen  durch  einen  Dunst- 
schleier leicht  verhüllt  und  die  Aussicht  getrübt,  im  Herbste  blickt 
man  zuweilen  auf  wogende  Nebelmeere  aus  klarer  Höhe  hinab.  Am 
2.  Oktober  1881  brach  ich  Morgens  8  Uhr  bei  3,5  <*C.  in  dichtem 
Nebel  auf.  Gegen  die  Höhen  des  Kepernik  ansteigend,  kam  ich 
bei  900  m  über  die  wogenden  Massen  hinaus.  Das  ganze  Thal  von 
Thomasdorf  glich  einem  See,  der  von  dunklen  Fichtenhöhen  um- 
rahmt war.  Vor  der  Kraft  der  höher  steigenden  Sonne  zerflossen 
die  Nebel,  ein  frischer  Ost  blies  über  das  klare  Bergland.  Gegen 
12  Uhr  bemerkte  ich,  dass  die  gegen  den  Kamm  heranstreichenden 
Luftschichten  kurz  vor  demselben  in  etwa  1 000  m  Höhe  kleine  leichte 
Wölkchen  ausschieden,  die  leicht  an  den  Lehnen  emporglitten  und 
über  den  Kamm  dahinzogen.  Mit  der  Zeit  wurden  die  Wolken 
dichter  und  grösser,  sie  umhüllten  schliesslich  die  Höhen  und  ent- 
zogen mir  den  Anblick  des  interessanten  Schauspiels.  Die  Tempe- 
ratur stand  auf  Kepernik  und  Hochschar  unter  0,  Eeif  überkleidete 
die  nebelumwallten  Fichten.  Als  ich  an  den  Ostabhängen  der  Hoch- 
schar hinabstieg,  öffnete  sich  bei  1100  m  plötzlich  der  Blick  in  das 
herbstlich  geschmückte  Waldthal,  sonnenbeglänzt  lag  das  Hügelland 
vor  mir,  über  mir  wogte  das  schimmernde  Nebelmeer  um  den  ganzen 
Kamm  des  Gebirges.  Zwei  Tage  darauf  beobachtete  ich  denselben 
Wechsel  in  den  Umgebungen  des  Tessthales.  Wie  aus  einem  bro' 
delnden  Kessel  entstiegen  Nebeldünste  dem  tiefen  Thale  gegen 
10  Uhr,  am  Mittage  war  es  wolkenfrei  und  die  Höhen  verhüllt. 
Aufgefallen  ist  es  mir  mehrmals,  dass  der  Kamm  von  der  Hohen 
Heide  bis  zum  Backofenstein  von  dichtem  Gewölk,  dass  sich  wie 
ein  mächtiges,  blangraues  Gebirge  über  dem  Gebirge  thürmte,  ein 
und  zwei  Tage  umlagert  war,  während  alle  übrigen  Kulminations- 
punkte wolkenfrei  blieben.  Die  von  den  aus  SO.  heranstreichen- 
den Luftmassen  ausgeschiedenen  Wolken  standen  bei  frischer  Briese 
fest.  Ich  durchschritt  einmal  am  2.  Angust  das  Wolkenmeer  von 
Franzens  Jagdhaus  quer  über  die  Höhen  wandernd.  Als  ich  am 
Ostabhang  bis  gegen  1200  m  hinabgekommen  war,  lüftete  der  Wind 


224  Paul  Lehmann: 

dii)  Decke  ein  wenig  und  vor  mir  ausgebreitet  lag  nicht  nor  das 
giinzo  nioilere  Gesenke,  sondern  in  der  Feme  zeigten  sich  in  den 
roinston  Kontouren  die  Beskiden  mit  der  Lisa  Hora,  die  ich  bei  einem 
vicTwöchentlicben  Aufenthalte  von  keiner  der  dominierenden  Höhen 
hatte  orblicken  können*). 

Die  Zahl  der  heiteren  Tage  ist  im  Verhältnis  za  den  trüben 
gorin^.  Sühömberg  hatte  1878  nur  27  heitere  Tage  neben  159  trübm 
\\\n\  187'.)  39  heitere  und  156  trQbe**).  Im  letzteren  Jahre  hatten 
dio  Mouato  Januar  bis  April  keinen  einzigen  heiteren  Tag,  aber  67 
trtlbo,  dagegen  der  September  allein  11  heitere  und  dabei  nur  3 
trObo. 

Scbömberg  hat  eine  Eegenhöhe  von  durchschnittlich  70  cm, 
dio  in  don  Jahren  1874 — 79  zwischen  56  und  86  schwankte.  Die 
Voitoilung  auf  dio  einzelnen  Monate  ist  so,  dass  auch  auf  die 
rogouArmston,  den  April  und  September,  durchschnittlich  noch  3,7 
votip.  4,1  cm  fallenv  während  der  Juli,  als  der  regenreichste,  nodi 
nii'ikt  ganz  8  cm  erreicht  Auf  die  drei  Sommermonate  Juni,  Joli, 
August  vorteilt  sich  die  Kegenhöhe  ziemlich  gleichmSssig  ***),  ebenso 
wie  auf  iHe  drei  Herbstmonate  die  Durchschnittssumme  von  13  em. 
In  tlon  6  Jahren  ist  es  dreimal  vorgekommen,  dass  in  einem  Mo« 
imto  weniger  als  2  cm  Regen  fiel,  dreimal,  dass  er  eine  Höhe  zwi- 
Hohen    14  und   15  und  einmal  die  von   17  cm  erreichte  j"). 

l>ie  Verteil\ing  der  Niederschläge  wird  für  den  Altvater  ziem- 
hrh  diosolbo  sein  wie  für  Scbömberg,  die  Höhe  derselben  ist  nattir- 
lioh  weit  betrÄohtliohor  und  übei-steigt  wohl  durchschnittlich  100cm. 
Pio  SohnoohiSho  dos  Winters  ist  oft  sehr  bedeutend.  Ich  habe  an 
HtiihM)  Wnldlolmon  mehrfach  10  bis  20  schenkeldicke  Buchen  ge- 
Hohon.  deren  Stj'inuno  von  der  Wurzel  bis  zur  Höhe  eines  Meters 
^t»^en  das  Thal  gebogen  waren,  und  erst  dann  senkrecht  empör- 
et »obton.  In  j\ingen  Jahren  haben  ihre  Stämmchen  unter  dem  Druck 
dov  Sohuoohist  diese  mir  durch  ihre  Gleichmässigkeit  auffallende  Gre- 
Mt\\[  angenmnmon.  Natürlich  ist  die  Schneehöhe  je  nach  der  Expo- 
yy\\\\^\\  \{or  Lehnen  verschieden.  Aus  den  bei  der  Schweizerei, 
Ml  hal'orol    und    hei    Franzens   Jagdhaus    aufgehäuften   Schneemassen 

M  \ut  oiumtd  /.oij^ton  sie  sich  undeutlich  bei  einem  vom  Maiberge  ans 
\'^^\  kA\wu^\\  Souuouuntorpmge. 

'  M  l'tui^  li\^\>olkviu^  von  0  imd  1  als  heiter,  von  9  und  10  als  trübe  go- 

■' '  M  lu  U.4inlo»t'  üolon    in   deu  letzten  6  Jahren  durchschnittlich  65cm, 
iU\i>u  lu  \tv«u  Sviiutuoi'iuounton  24. 

\\  \  MyNvNomlvi  IS74);  l,0(Oktober  1876) und  1,9 (AprU  1877);  14,5 (Fe- 
».,uii  l  .»vl\.  1 4.  M;»- 1^'^'?'>U  14/J(,Juli  1875)  und  16,97  (J.1879>  AmlS.Juni 
.11.  .11  lu  l»  u  .»'*.'*;  iu  Uni'idorf  48.  —  Die  Daten  sind  den  „Yerhandlangen 
l.      II  luuui^M  Uv'iulou   Voroins   in  Brünu^^   entnommen.     Band  18  enth&lt  die 


Das  Altvater-Gebirge.  225 

darf  man  keine  Schlüsse  ziehen,  sie  bieten  den  vom  Winde  über  die 
Abhänge  hingetriebenen  Schneemassen  einen  Halt.  Der  früher  im 
Winter  auf  der  Schweizerei  stationierte  Wächter  war  mitunter  ganz 
im  Schnee  begraben  und  musste  sich  einen  Tunnel  anlegen  zum 
Knhstall  und  Heuschuppen,  der  von  der  Schneelast  ganz  auf  die 
Seite  gedrückt  ist.  Der  Wächter  in  Franzens  Jagdhaus  fand  einmal 
noch  im  April,  als  er  seine  Sommerwohnung  aufsuchte,  den  Baum 
zwischen  Haus  und  Stall  ganz  mit  Schnee  ausgefüllt,  über  das  Dach 
des  letzteren  stieg  er  fort  und  grub  sich  die  Thüre  des  Hauses 
frei.  Die  Postpferde  müssen  auf  der  30  km  langen  Strecke  von 
Freiwaldau  nach  Wiesenberg  zuweilen  zweimal  umgespannt  werden; 
bis  an  den  Fuss  des  Gebirges  fährt  man  mit  dem  Wagen,  über  den 
Kamm  mit  dem  Schlitten  und  von  Winkelsdorf  abwärts  wieder  mit 
dem  Wagen. 

Der  landschaftliche  Charakter  eines  Gebirges  wird  wesentlich 
bedingt  durch  das  Kleid  der  Vegetation.  Gerade  in  dieser  Be- 
ziehung ist  der  Altvater  auf  das  prächtigste  bedacht*).  Ein  dichter 
Waldmantel  ist  um  seine  Schultern  geschlungen,  nur  hier  und  da 
ragen  die  Häupter  der  Berge  aus  demselben  hervor.  Im  nordwest- 
lichen Teile  tritt  die  Form  der  Bergwiese  und  Heide  nur  unter- 
geordnet auf,  um  den  Altvatergipfel,  längs  des  ganzen  von  ihm 
gegen  Südwesten  zum  Backofen  verlaufenden  Kückens  und  um  den 
Ameisenhübl  nimmt  sie  auf  den  Höhen  grössere  zusammenhängende 
Flächen  ein,  die  sich  an  einigen  Stellen  bis  unter  das  Niveau  von 
1300  m  hinabziehen. 

Im  schönsten  Schmuck  zeigen  sich  diese  Fnrtieen  im  Juli. 
Bläulichgrüne,  grasgrün-glänzende,  graugrüne  Farbennüancen  wech- 
seln auf  dem  schimmernden  Easenteppich ,  überragt  von  dem 
reizenden  Formenwechsel  nickender  Ähren.  Die  niedlichen  Rispen 
des  Zittergrases  {briza  media)  mit  den  herzförmigen  Ährchen,  die 
kurzen  aufrecht  stehenden  Walzen  von  Phleum  alplnum  und  die 
bräunlichen  Ährenbüschel  der  zu  den  Juncaceen  gehörigen  Luzula 
sudetica  fallen  auch  dem  Auge  des  Nichtbotanikers  auf.  Farbigen 
Schmuck  bringen  die  blauen  Glocken  von  Campanula  harhata  und 
die  gelben  und  rötlichen  Blüten  einiger  Arten  von  Hier  actum.    Ganze 


*)  Es  werden  hier  natürlich  nur  die  für  das  Landschaftsbild  wichtigen 
Pflanzen  angeführt,  hin  und  wieder  sind  zur  Vermeidung  von  Missverständ- 
nissen  oder  in  Ermangelung  mir  bekannter  und  üblicher  deutscher  Namen 
die  lateinischen  hinzugefügt;  teilweise  nach  Angaben  von  Herrn  Professor 
Dr.  G.  Stenzel  in  Breslau.  Wer  sich  spezieller  für  die  Flora  des  Gebirges 
interessiert,  findet  Belehrung  bei  Fieck:  „Flora  von  Schlesien*'  (Phanero- 
gamen  und  Gefässcryptogamen),  Breslau  1881  und  bei  Wimmer:  „Neue  Bei- 
träge zur  Flora  von  Schlesien,'*  Breslau  1845,  besonders  S.  22  folg.  —  Eine 
„Flora  von  Oberschlesien  und  dem  Gesenke"  gab  1843  Heinrich  Grabowski 
heraus. 

Zeitsohr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  Bd.  XYII.  15 


226  Paul  Lehmann: 

Flächen  (besonders  anf  dem  Hirschkamm)  schimmern  weiss  von  dcB 
Kelchblättern  der  silene  inflaia^  die  sich  auf  dieser  stattlichen  Höhe 
so  wohl  za  befinden  scheint,   wie  auf  den  Bainen  in  der  Ebene. 

An  anderen  Stellen  überwuchern  die  oft  zu  0,5  m  hohen  Ge- 
büsche der  Heidelbeere  und  das  mit  der  Preisseibeere  bis  zu  den 
liöchston  Gipfeln  vordringende  Heidekraut.  Hin  und  wieder  findeo 
sich  dichte  Polster  von  Moosen  oder  von  der  unter  dem  Namen  , Is- 
ländisches Moo8^  bekannten  Flechte.  Die  aus  demRücken  hervoi^ 
tretenden  weissen  Quarzschiefer  sind  dicht  überzogen  von  der  Land* 
kartonttei'hte  {Lecidea  geographica)^  so  dass  sie  aus  einiger  Eirt- 
teruun^  wie  graue  Steinhaufen  aussehen,  die  man,  wie  Kohlenvorrfiti 
Huf  Bahnhöfen,  mit  Kalk  besprengt  hat. 

Auf  der  Wiesenberger  Heide,  um  den  Ameisenhtibl  ist  stark 
vorbr\^(tet  Juniperus  nana.  Nicht  pyramidal,  wie  man  sie  in  d« 
KietVrwUKlorn  der  Ebene  findet,  sondern  wie  mit  der  Banmscheere 
^eHtutxt,  nborkleideu  diese  niedrigen  Wachholdersträuche  mit  braten 
und  weichen  Nadehi  die  breite  Kuppe.  Das  Knieholz  fehlte  meik- 
\s(U'iti^er  W^ist)  ursprilnglich  ganz,  in  jüngster  Zeit  ist  es  hier  ond 
(Ih  Hii);:epllanzt  und  keimt  fröhlich  empor.  Am  Nordosthange  des 
Luiterbor^es,  am  Kepernik  und  der  Hochschar  finden  sich  bereits 
nu^h^jAhri^o  Sträuche;  bei  der  Schweizerei  sind  einige  eingesännte 
Sauu^iiboettt  angt^legt,  die  wie  kurzgeschorene  grüne  Teppiche  er- 
Melioiuen. 

Uis  ^ejjeu  die  Hochgipfel  (Kepernik,  Roter  Berg)  dringt  der 
UimboorstrHUoh  empor  zwischen  verkrüppelten  Fichtchen  und  den 
^u^l»o^  ihnen  auftretenden  Ebereschen.  Hier  und  da  findet  man  eine 
winÄi^o  l»irko  (liocl»  oben  auf  dem  Maiberg),  und  noch  zwischen 
den  KitÄV»\  der  höchsten  Felsenbänke  die  niedlichen  Zwergformen 
von   kU^nblAttri^eu  Weiden. 

nie  beiden  vorherrschenden  Bauraarten  in  den  Waldungen  des 
Altvnters  sind  Flehte  und  Rotbuche.  Unter  der  Gunst  der  Forst- 
lonte  broitot  »ich  die  erstere  mehr  und  mehr  aus,  denn  sie  gedeiht 
\\\\i  Ansnahnie  der  liöchsten  Partieen  vortrefflich  und  liefert  schnellere 
KrtiÄ^e,  als  die  langsamer  wachsende  Buche.  Von  der  Hochschar  bis 
^nr  Clianssee  an  den  Südostabhängen  gegen  das  niedere  Gresenke 
(hnlot  man  fast  ausschliesslich  Fichtenwald.  Die  obere  Grenze  des 
Kiehtonwaliles  differiert  mit  der  Massenerhebung  des  Gebirges.  Auf 
dem  (fiptVl  dos  Roten  Berges  in  1333  in  sind  die  Fichten  verkrüppelt 
nnd  zeigen  durch  ihr  kümmerliches  Aussehen,  die  dürren  Gipfel, 
die  knorrigen  zerzausten,  einseitig  entwickelten  Aste  deutlich,  dass  sie 
bis  in  eine  ihren  Lebensverhältnissen  nicht  mehr  zusagende  Region 
voi-^eiliungen  sind,  während  in  demselben  Niveau  am  Kepernik  und 
Altvater  ni>eh  stattliche  Stämme  zu  finden  sind.  An  den  Abhängen 
doH    Kepernik   ist    1867    in   südlicher    und    südwestlicher    Exposition 


Bas  Altvater-Gebirge.  227 

anf  eiDem  10 — 15**  geneigten  Gebiete,  das  ^wohl  niemals  mit  Holz 
bestockt  war^*),  eine  Freisaufforstung  ausgeführt,  die  nach  einem 
ersten  misslungenen  Versuch  gut  gediehen  ist.  Die  in  nordwestlich- 
südöstlicher Eichtung  verlaufenden  Pflanzenreihen  ziehen  sich  bis  zu 
einer  Höhe  von  1384  m  empor,  wo  sich  das  Versuchsfeld  mit 
Krummholzkiefern  anscbliesst.  Am  grossen  Vatergraben  unter  dem 
Peterstein  ist  ein  zweites  Preisaufforstungsgebiet,  neben  dem  grosse 
Flächen  bis  zu  1310m  Höhe  bepflanzt  sind.  Die  Bäume  zeigen 
teilweis  noch  ein  jährliches  Höhenwachtstum  von  der  Länge  einer 
Hand,  und  erwecken  den  Forstleuten  die  Hoffnung,  unter  ihrem 
Schutz  mit  geschlossenen  Beständen  noch  höher  vorzudringen.  Ge- 
wiss mit  Recht,  denn  stellenweise  findet  man  hier  bis  zu  1400  m 
empor  noch  starke  Stämme. 

Wer  die  Fichte  nur  im  Hügellande  oder  an  den  Alleen  und 
Parks  in  der  Ebene  gesehen  hat,  mit  dem  schlanken,  hochragenden, 
sich  gleichmässig  verjüngenden  Stamme,  von  dem  die  verhältniss- 
mässig  dQnnen,  wenig  gebogenen  Äste  quirlförmig  abstehen,  während 
die  schwachen  Zweiglein  von  ihnen  zu  beiden  Seiten  oft  fransenartig 
niederhängen,  der  würde  an  dem  Habitus  der  um  1300  m  Meereshöhe 
wachsenden  Bäume  kaum  alte  Bekannte  vermuten.  Der  ganze  Bau  ist 
gedrungener,  knorrig  der  Stamm,  kürzer  und  kräftiger  Zweige  und 
Aste,  die  unter  dem  Drucke  langer  Schneelast  meistens  abwärts  ge- 
richtet sind  und  Winkel  von  45^  mit  dem  Stamme  bilden.  Die 
Äste  sind  vom  Sturm  zerzaust ;  brach  die  Krone  aus,  so  bogen  sich 
dieselben  wohl  leierartig  empor  und  auf  einem  Stamm  erheben  sich 
dann  mehrere,  langsam  neben  einander  emporstrebende  Wipfel.  An 
der  oberen  Baumgrenze  sieht  man  ganze  Gruppen  wipfeldürrer 
Exemplare  oder  starke  Stämme,  die  auf  der  Wetterseite  nur  ge- 
bleichte, zerbrochene  Stümpfe  zeigen.  Immer  kürzer  werden  die 
Längentriebe,  immer  lichter  der  Wald,  bis  er  sich  auflöst  in  kleine 
sturmzerzauste  Gruppen  und  schliesslich  ganz  vereinzelt  über  den 
Basen  verstreute  Sträuche.  Hat  sie  der  NW.  nicht  zu  einseitiger 
Entwickelung  gezwungen,  dann  bilden  die  flach  und  breit  über  den 
Boden  ausgebreiteten  Zweige  um  den  niedrigen  Stamm  eine  dichte 
Rosette.  Zuweilen  haben  die  unteren  Seitenzweige,  von  Moospolstern 
überwuchert,  ihrerseits  Wurzeln  geschlagen,  dann  versuchen  sie,  sich 
selbständig  zu  entwickeln  und  umgeben  den  Mutterstamm  mit  einem 
Kranze  jungen  Nachwuchses.  Am  Keperuick  fand  ich  auf  der  Süd- 
ostseite, dicht  hinter  den  niedrig  abbrechenden  Felsplatten,  also 
über  1400m  Höhe,  noch  einige  Zweige  von  Fichtensträuchern ,  am 
Altvater    haben   sie   sich   bis    gegen    1450  m  hinaufgewagt.     Immer 


♦)  Siehe:  Verhandlungen  der  Forst- Sektion  für  Mähren  und  Schlesien. 
1869.     S.  13ff. 

15* 


228  Paul  Lehmann: 

sieht  man  am  Kepemik,  Roten  Berge  nnd  Altvater  die  änssersten 
Vorposten  auf  der  Nordostseite  etwas  weiter  vom  Gipfel  zurflck- 
bleiben. 

Ich  habe  erwähnt,  dass  sich  die  Forstktdtur  bis  an  die  obere 
Grenze  des  Waldes  erstreckt;  der  intakte  Urwald  ist  in  dem  ersten 
Drittel  des  Jahrhunderts  mit  seinen  letzten  Besten  verschwunden, 
die  Schneisen  laufen  tkber  Berg  und  Thal,  und  selbst  an  den  ab- 
gelegenen, noch  nicht  in  regelmässigen  Betrieb  gezogenen  Partieen 
entdeckt  man  an  einzelnen  Stubben  und  Stämmen  die  Spuren  der 
Axt.  Indessen  giebt  es  noch  einige  grössere  Gebiete,  die  zu  beiden 
Seiten  der  Schneisen  alle  charakteristischen  ZOge  des  Urwaldes 
tragen.  Die  Schwierigkeit  des  Holztransportes  —  bis  vor  nidit 
langer  Zeit  fast  ausschliesslich  durch  Flösserei  —  hat  einigen  brdten 
Sätteln  und  Kuppen  zwischen  dem  Fuhrmannstein  und  Kepemik,  um 
den  Grossen  Vaterberg  und  besonders  auf  den  Seebergen  am  linken 
Tessufer  das  ursprüngliche  Gepräge  ziemlich  unversehrt  bewahrt  und 
erhält  es  ihnen  hoffentlich  noch  recht  lange. 

Da  stehen  und  liegen  die  Baumleichen  in  allen  Stadien  der  Ver- 
wesung, da  sind  düstere  knorrige  Fichten,  die  den  Stürmen  um  Jahr^ 
zehnt  um  Jahrzehnt  getrotzt  haben,  mit  jungem  Nachwachse,  vom 
zartesten  Pflänzchen  bis  zum  mannbar  gewordenen  Baume,  in  r^;el- 
losem  Wechsel  gemischt,  da  sprosst  junges  Leben  aus  den  modernden 
Stämmen.  Hier  ragen  die  Wurzeln  eines  gestürzten  Baumes  ans  Oras 
und  Kraut  wie  eine  Riesenkralle  hervor,  dort  ist  ein  Stamm  über  den 
steilen  Abhang  hinabgestürzt  imd  bildet  mit  dem  Flechtwerk  der 
Wurzeln  eine  grossartige  Konsole,  auf  der  sich  zwischen  wuchern- 
den Kräutern  junge  Fichten  und  Ebereschen  erheben.  Oft  hat  sich 
auf  dem  morschen  Körper  eines  gestürzten  Kiesen  eine  ganze  Beihe 
junger  Fichten  angesiedelt,  ältere  lassen  an  der  schnurgeraden  Rich- 
tung, an  der  sie  quer  durch  eine  von  Gras  und  Heidelbeerbüschen 
besetzte  Lichtung  ziehen,  erkennen,  dass  auch  sie  einst  aus  dem  ab- 
sterbenden Körper  eines  Vorfahren  ihre  erste  Nahrung  sogen,  oder 
sie  wachsen,  2,  3  und  4  hintereinander,  reiterartig  aus  dem  Boden 
hervor,  so  dass  man  durch  die  Lücken  der  sich  unten  gabelnden 
Stämme  eine  Stange  stecken  könnte,  die  die  Richtung  des  zerfallenen, 
einst  zur  Ansiedelung  erkorenen  Stammes  andeuten  würde.  Noch 
interessanter  werden  diese  Gruppen,  wenn  sich  neben  den  Fichten 
die  Ebereschen  angesiedelt  haben.  In  den  durchforsteten  Wäldern 
sind  sie  fast  verschwunden  und  finden  sich  nur  hin  und  wieder  anf 
den  verwitterten  Stümpfen  gefällter  Bäume;  wo  die  Hand  des  Men- 
schen nicht  gewaltsam  eingegriffen  hat,  treten  sie  massenweise  und 
oft  in  den  wunderlichsten  Gestalten  auf,  von  wesentlichem  Einfluss 
auf  den  Charakter  und  das  mit  den  Jahreszeiten  wechselnde  Kolorit 
der  Waldlandschaft. 


Das  Altvater-Gebirge.  229 

Die  Lebensfälligkeit  und  Zähigkeit  der  Eberesche  ist  bewunderns- 
i^ert.  Oft  wachsen  fänf  bis  sechs  arm-  und  beindicke  Stämme  aus 
einem  Wurzelstock.  Der  eine  ist  verdorrt,  der  andere  vom  Sturme 
in  der  Mitte  geknickt,  an  einem  dritten  und  vierten  hoch  hinauf 
die  Rinde  von  den  Hirschen  und  Kehen  im  Winter  benagt,  immer 
neae  Schösslinge  wachsen  zwischen  den  verdorrten  und  zersplitterten 
Stümpfen  und  aus  den  oft  nackt,  weithin  über  den  Boden  kriechen- 
den Wurzeln  hervor. 

Von  den  wunderlichen,  durch  Fichten  und  Ebereschen  gemein- 
sam gebildeten  Gruppen  mögen  hier  einige  Erwähnung  finden.  Auf 
einer  stattlichen,  unten  3  m  schräg  emporgewachsenen  Fichte  hatte 
sich  —  wohl  in  einer  kleinen  Vertiefung  —  auf  dem  dicken  Stamme  eine 
^Eberesche  angesiedelt  und  im  Laufe  der  Zeit  ihre  Nahrung  suchen- 
den Wurzeln  zu  beiden  Seiten  des  Stammes  hinabgesandt  in  den 
Boden.  Die  stärkere  von  40  cm  Umfang  lief  nach  kurzer  Biegung 
schnurgerade  hinab  in  das  Erdreich,  die  dünnere  hatte  sich  dreifach 
gegabelt,  aber  mit  allen  Wnrzelzweigen  Halt  gewonnen.  Im  Waldes- 
dickicht auf  dem  grossen  Seeberge  (1243  m),  fand  ich  den  mo- 
dernden Stamm  einer  Riesenfichte,  die  neben  einem  prächtigen  Baume 
niedergestreift  war  und  in  der  Mitte  ein  sechsjähriges  vertrocknetes 
Fichtchen  trug.  Aus  dem  zwischen  den  starken  Wurzeln  haftenden 
Ballen  von  Basen  und  Dammerde  war  eine  Eberesche  emporge- 
wachsen, die  von  dem  breiten,  wulstartigen  Wurzelstocke  7  arm- 
dicke Stämme  ausgesandt  hatte.  Der  Regen  hatte  das  Erdreich  zum 
grossen  Teile  zwischen  den  knorrigen,  allmählich  verwitternden 
Stümpfen  weggewaschen,  vier  von  den  Stämmen  waren  vertrocknet, 
die  Eberesche  hatte  aber  ihre  Existenz  bereits  gesichert.  Eine 
Wurzel  führte,  völlig  blossgelegt,  einen  Meter  direkt  hinab  in  den 
Boden,  eine  zweite  war  zwischen  den  alten  Fichtenwurzeln  hindurch 
über  den  Stamm  weggewachsen  und  zeigte,  kurz  bevor  sie  unter 
dem  Erdreich  verschwand,  einen  frisch  grünenden,  zwei  Finger  starken 
Zweig,  eine  dritte  und  vierte  waren  nach  einigen  Biegungen  mehrere 
Schritte  lang  unter  der  kleinen  Fichte  durch,  längs  des  morschen, 
sie  nur  halb  verhüllenden  Stammes  fortgesandt,  bis  sie  ihr  Ziel  er- 
reicht hatten.  Im  oberen  Oppathale  sah  ich  unter  manchen  anderen 
interessanten  ürwaldbildern,  nicht  weit  unterhalb  der  Schäferei,  zehn 
Schritte  vom  Wege,  eine  Gruppe,  gebildet  aus  einem  riesigen  mor- 
schen Stamme,  einer  stattlichen  Eberesche  und  sechs  jüngeren  Fichten, 
von  denen  die  kleinste  bereits  vertrocknet  war  und  zwei  diesem 
Schicksal  entgegen  gingen,  während  die  drei  grösseren  schon  Zapfen 
trugen  und  nicht  mehr  in  dem  alten  Stamm  Halt  und  Nahrung 
suchten,  sondern  zu  beiden  Seiten  desselben  starke  Wurzeln  hinab- 
getrieben hatten.  Die  Wurzeln  der  nach  Art  der  vorigen  angesiedelten 
Eberesche    bildeten     ein    schwer    zu    beschreibendes    Gewirre,    die 


230  Paul  Lehmann: 

ISngste  liess  sich  unter  allen  Fichten  fort  längs  des  alten  StammeB 
14  Schritte  weit  verfolgen. 

Der  geschlossene  Fichtenwald  hat  etwas  ernstes  und  düsteres, 
im  Altvater  findet  sich  vielfach  gemischter  Wald  und  an  vieleii 
Lehnen  der  herrlichste  Buchenschmnck.  Die  Bache  geht  aufiallend 
hoch  und  erreicht  an  dem  gegen  Südwest  exponierten  HQttelbeig« 
über  der  Merta  mit  schönen  Exemplaren  die  Höhe  von  1200  m; 
an  den  meisten  Stellen  geht  sie  als  Baum  wenig  über  1100m  hin- 
aus und  zeigt  an  dem  Wege  von  der  Schweizerei  nach  Waldenbug 
hinab,  dass  sie  sich  in  dieser  Höhe  nicht  mehr  ganz  heimiBch  ffihlt 
Am  Ziegenrücken,  zum  Ameisenhübl  hinauf,  wird  sie  vor  1200m 
buschartig;  den  am  weitesten  gegen  die  Höhe  vorgeschobenen  Posten 
fand  ich  in  der  Gestalt  eines  kräftigen  Busches  an  dem  obem 
Rande  einer  Fichtenpflanzung  (1300  m)  auf  der  SSdwestseite  der 
Wiesenberger  Heide. 

Die  Buche  war  einst  sicher  weiter  verbreitet  als  jetzt,  wo 
die  Forstleute  fast  ausschliesslich  die  Fichte  kultivieren.  In  deo 
oberen  Partieen  des  Bordthaies  und  der  zur  Biela  gehenden  Bädie 
findet  sie  sich  mehr  oder  weniger  vermischt  mit  der  Fichte;  in  dem 
zur  Tess  gehörigen  Gebiet  tritt  sie  mit  eingesprengten  Ahombänmen 
und  Ulmen  noch  in  geschlossenen  Beständen  auf.  Schlfigt  der  Forst- 
mann den  alten  Buchenwald  nieder,  so  l&sst  er,  wenn  er  nicht  zur 
Fichtenkultur  übergeht,  einzelne  Samenbäume  stehen.  Majestätisch 
ragen  die  glatten,  grauen  Säulen  über  dem  wuchernden  Gestrüpp 
hervor;  sind  sie  bereits  von  dem  Gezweig  des  jungen  Waldes  um- 
hüllt, dann  wölben  sich  in  Glockenform  die  Kronen  über  dem  grtmen 
Blättermeere.  Ward  ein  alter  Baum  bei  der  nun  beginnenden  Durch- 
forstung vergessen,  dann  holt  das  jüngere  Geschlecht  allmählich  das 
ältere  ein  und  nur  der  moosbedeckte  Stamm  und  einige  verdorrte, 
des  Lichtes  und  der  Luft  undankbar  beraubte  Äste  verraten  seine 
ehemalige  Bedeutung. 

Vom  Thalboden  aus  betrachtet  erhalten  die  Kontouren  da* 
Bergrücken  (z.  B.  Dürre  Leiten)  einen  eigentümlichen  Reiz,  wenn 
die  Wölbungen  der  Buchenkronen  mit  den  Spitzen  der  Tannen  ab- 
wechseln, und  von  der  Höhe  aus  gesehen  ist  das  Bild  der  mit  ge- 
mischtem Wald  geschmückten  Gründe  besonders  schön,  mag  nun 
der  Frühling  das  erste  zarte  Grün  unter  die  dunkleren  Töne  der 
Fichtenkronen  mischen,  oder  der  herbstlich  gelbe  Blätterschmnck 
dieselben  durch  den  Gegensatz  fast  schwarz  erscheinen  lassen. 

Bis  zur  Höhe  von  tausend  Metern  findet  sich  zwischen  Fichten 
und  Buchen  vielfach  die  Edeltanne;  obwohl  ihr  sich  allmählich  ver- 
jüngender Stamm  mehr  Holz  giebt  als  der  der  Fichte,  wird  sie  gar 
nicht  kultiviert,  kommt  aber  immer  wieder  empor,  da  die  jungen 
Pflanzen  gut  im  Schatten  gedeihen.      An    der   von  Thomasdorf  auf 


Das  Altvater-Gebirge.  281 

das  Gebirge  führenden  Chaussee  stehen  in  900  m  Höhe  mit  grossen 
Buchen  gemischt  prächtige  Exemplare,  im  grossen  Tessthal  lag  ein 
280 jähriger  Stamm  von  25  Schritt  Länge,  dessen  oberes  Ende  einen 
Durchmesser  von  1  m  hatte,  während  das  untere  1,6  m  dick  war. 
Am  Kaders  und  den  Abhängen  des  Ameisenhübls  finden  sich  zwi- 
schen den  Buchen  vielfach  Ahorn  und  Ulme  eingesprengt,  am 
rechten  Tessafer,  gegenüber  dem  Stumpfer  Kamp,  bilden  sie  mit 
denselben  eine  wundervolle  Lehne  mit  gemischtem  Laubwald.  Die 
Ulme  steigt  noch  etwas  über  1000  m  hinaus,  der  Ahorn  reicht  in 
Baumform  noch  100  m  höher;  einen  grossen  an  die  Gestalt  der  Berg- 
ebereschen erinnernden  Ahornstrauch  sah  ich  unter  dem  Fuhrmann- 
stein, mitten  im  Fichtenwald  noch  in  1200  m  Meereshöhe.  Erlen  um- 
säumen in  Buschform  manche  kleine  Bachrinne,  an  der  Herta  bilden 
sie  oberhalb  Sensenzipfl  ein  schönes  Gewölbe  über  dem  rauschenden 
Bach.  Weiden  stehen  nur  vereinzelt  in  den  Thalschluchten,  Eichen 
bis  zu  10  und  12  cm  Durchmesser  sah  ich  in  wenigen  Exemplaren 
.  an  dem  Wege  vom  Baders  nach  Wermsdorf,  vereinzelte  Kiefern  an 
den  Aasläufem  des  Blasebalgs  in  einer  Höhe  von  800  m,  auf  dem 
Hirtensteine  bei  Neu-Ullersdorf  und  in  der  Umgebung  von  Werms- 
dorf. Die  beiden  Hauptrepräsentanten  aus  den  Waldungen  der  schle- 
sischen  Ebene  tragen  also  zur  Charakteristik  der  Gebirgslandschaft 
im  Altvater  nicht  mehr  bei.  Junge  Birken  finden  sich  zahlreich 
den  Fichten  eingesprengt  am  Eingang  des  Bauschbord thales  und  in 
kleinen  Beständen  als  ein  lichterer  Saum  der  ernsten  Bergwälder  (z.  B. 
am  Schwarzen  Leiten)  auf  den  entlegenen  Flächen,  die  zeitweilig 
zum  Anbau  benutzt  werden.  Verschwunden  ist  die  Eibe  {taxus 
baccaid)^  die  einst  ziemlich  vertreten  gewesen  sein  muss. 

Dudik  in  seiner  allgemeinen  Geschichte  Mährens^)  erwähnt  sie 
an  einer  Stelle  (IV  S.  177),  und  im  Breslaaer  Domarchiv  befindet 
sich  eine  Urkunde  vom  Jahre  1551,  in  der  es  heisst:  „wenn  sich 
durch  Öfl&iung  der  Oder  oder  sonst  die  Verwertung  der  Eiben  und 
anderen  Holzes  im  Freiwaldauer  Gebirge  zu  Mastbäumen  oder  sonst^ 
herbeiführen  lasse,  solle  der  Eeingewinn  zwischen  dem  Bischof  und 
dem  damaligen  Besitzer  von  Freiwaldau  geteilt  werden. 

Von  Sträuchem  mögen  kurz  erwähnt  werden  Sambucus  race' 
mosa  (Hollunder  mit  roten  Beeren),  Lonicera  nigra  (der  Seidelbast), 
der  Stachelbeerbusch  und  zwei  johannisbeerartige  Sträucher  {ribes 
cUpinum  und  peiraeum)^  die  sich  in  den  Schluchten  des  oberen  Tess- 
thales  bis  zu  1100m  Höhe  finden. 

An  den  quellenreichen  Abhängen,  wo  die  Bäume  lichter  stehen, 
an    den   Bachrinnen,   neben   denen   sich  Baumschläge   hinziehen,  da 


*)  Der  8.   ansehnliche  Band   des  Werkes  geht  erst  bis  an  den  Anfang 
des  l4.  Jahrhimderts. 


282  Paul  Lehmann: 

entwickelt  sich  zwischen  900  and  1200  m  im  Sommer  eine  Vege- 
tation von  tropischer  Pracht  und  Fülle.  Mir  schweben  besonders 
Bilder  vom  Abhänge  des  Langen  Leiten  gegen  das  Tessthal  nnd 
aus  dem  Geschlössgraben,  der  an  der  Seite  des  Maiberges  ent- 
springt, vor  Augen.  Mächtiger  Huflattich  und  Üppig  wachemde 
Farne  nehmen  den  ersten  Platz  ein.  Dicht  liegen  die  grossen, 
grünen  Blätter  des  Lattich  {Adenostyles  alliariae  oder  albifrom) 
übereinander,  hier  und  da  ist  ein  Blatt  umgelegt  nnd  mischt  in  das 
dunkle  Grün  das  Silbergrau  der  unten  filzigen  Blätter,  welche  von 
kleinen  lilafarbigen  Doldenrispen  auf  schwankem  Stile  überragt  werden. 
Dazwischen  erheben  sich  die  schön  geformten  Farnwede],  mehr  als 
meterhohe  Gebüsche  bildend.  Kerzengerade  erheben  sich  aas  diesem 
Gewirre  1  ^  m  hohe  Saudisteln  {Mulgedium  alpinum^  früher  Sonchusl 
mit  kleinen  traubigen  Rispen,  der  dunkelviolettblaae  iBisenhut,  der 
Bittersporn  und  hier  und  da  mit  mattpurpumen  Blüten  der  Türken- 
bund {Lilium  mariagon).  Auf  langen,  dünnen  verästelten  Stil«i 
entfalten  sich  die  kleinen  weissen  Blüten  des  Ranunculus  acofütifoÜut^ 
und  daneben  die  dichten  Distelköpfe  des  Wiesenkohls  (CirHum  olera- 
dum).  Mit  ihnen  an  Höhe  wetteifern  der  gelbe  Fingerhut  und  das 
mit  kleinen  doldenrispigen  Blütenköpfchen  geschmückte  Kreuzkraut 
(Senecio  nemorensis\  dessen  längliche  lanzettliche  Blätter  am  Bande 
wie  eine  Säge  gezähnt  sind.  Als  weissblühende  Dolden  sind  ve^ 
treten  Valeriana  Sambucifolia  und  auf  dickeren,  gefurchten,  röhrigen 
Stilen  hier  und  da  das  üppige  Pleurosperma  austriacum^  während 
gelblich  weiss  die  schönen  Blütenbüschel  einiger  Spirceenarten  {Äruncus 
und  Ulmaria)*)  hervorschimmern.  Daneben  finden  sich  an  den 
Lehnen   schwer  durchdringliche  Gebüsche  von  Himbeersträuchen. 

Bis  über  die  Schultern  taucht  man  hinein  in  dieses  Gewirr  der 
1  — 1,5  m  hoch  wachsenden  Pflanzen  und  schaut  über  den  üppigen 
musterreichen  Teppich,  von  dem  sich  in  reizender  Mannigfaltigkeit 
Blüte  an  Blüte  abhebt. 

So  siehts  im  Juli  und  August  aus,  das  Auge  wird  nicht  satt 
sich  an  dieser  Farbenpracht  zu  weiden,  aber  man  betrete  diese  Ge- 
biete, wo  alles  in  jugendlicher  Frische  und  strotzender  Kraft  prangte, 
nach  den  ersten  kalten  Nächten  an  einem  Oktobertage!  Zusammen- 
gerollt hängen  einige  silbergraue  BlOtenfetzen  an  den  kahlen  Himbeer- 
sträuchen, wie  vom  Hagel  niedergeschlagen  liegen  gelb  und  rost- 
farben die  geknickten  Farnwedel  (besonders  Athyrium  alpestre)  auf 
dem  früher  von  ihnen  dichtverhüllten  Boden,  und  kahl  ragen  die 
hässlichen  Strünke  der  Saudistel  empor.   — 

Die  bebauten  Felder  gehen  an  mehreren  Abhängen  auf  der 
südwestlichen  mährischen  Seite  über  800  m  empor,    an  der  nordöst- 


*)  Siehe  Fiek:  Flora  vou  Schlesien.     Breslau  1881.     S.  120. 


Das  Altvater-Gebirge.  283 

liehen,  schlesisclien  überschreiten  sie  nur  an  zwei  Stellen  von  geringer 
Ausdehnung  die  Horizontale  von  700  m.  Entschieden  sind  manche 
Gebiete  bebaut,  die  Fleiss  und  Mühe  sehr  ungenügend  belohnen, 
ipvenngleich  der  Anbau  hinter  der  Überhaupt  möglichen  oberen  Grenze 
meistens  zurückbleibt.  In  den  Umgebungen  von  Wermsdorf,  wo  die 
Buche  am  höchsten  emporsteigt,  gehen  die  Felder  mit  einer  Aus- 
nahme bei  Schwagersdorf  selten  bis  zur  Höhe  von  700  m,  während 
bei  dem  benachbarten  Kleppel  eine  Kuppe  von  829  m  noch  bebaut 
wird.  An  der  Südwestseite  des  Baders  reichen  einzelne  Ackerfelder 
bis  gegen  800  m  hinauf,  dringen  aber  im  ganzen  Wiesenberger 
Thal  und  auf  den  Abhängen  bei  Rentenhau  nicht  mehr  bis  zu  dieser 
Höhe  vor.  Die  Poststrasse  über  den  breiten  Sattel  zwischen  Primis- 
wald  und  Neu-Ullersdorf  (778  m)  führt  durch  bebaute  Felder,  welche 
sich  am  Südwestabhange  des  Schwarzen  Leiten,  dem  sogenannten 
Sommerleiten,  geschlossen  bis  850  und  900  m  emporziehen.  Auf 
der  gegenüberliegenden  Seite,  an  dem  Nordwestabhango  des  Ohren- 
bergs (Glasberg  828  m),  erreichen  einzelne  Eodefelder  nahezu  die- 
selbe Höhe.  Oft  sind  steile  Abhänge  und  schattige  Schluchten  mit 
Wald  bedeckt  und  die  benachbarten,  weniger  steil  geneigten 
Höhen  bebaut.  Von  Reutenhau  steigt  man  nach  Primiswald  durch 
eine  Waldschlucht  empor,  steile  Waldlehnen  umgeben  das  untere 
Rauschbordthal,  während  der  vom  Höllenstein  (829  m)  nach  Nord- 
ost laufende  Rücken  in  Ackerland  verwandelt  ist.  Umwandern  wir 
das  Gebirge  weiter,  so  treffen  wir  im  Nordosten  Spornhaus  gegen 
die  Passhöhe  von  Ramsau  zum  letzten  Male  über  800  und  ganz 
vereinzelt  über  850m  hinaufreichende  Felder,  dann  umkleidet  dunkler 
Fichtenwald  die  Abhänge  von  den  zackigen  Amichsteinen  bis  hinab 
zur  Chaussee  und  zur  Horizontalen  von  600  m.  An  den  Nordost- 
abhängen schwankt  die  Waldlisiere  zwischen  600  und  700  m  auf 
and  ab,  nur  an  zwei  Stellen  von  geringer  Ausdehnung  fand  ich  sie 
etwas  oberhalb  700m,  während  sie  an  den  gegenüberliegenden  Ab- 
hängen, am  rechten  Ufer  der  Biela,  hier  und  da  bis  zu  800  m  zurück- 
weicht. Earlsbrunn  liegt  tief  im  Walde,  längs  der  Chaussee  von 
diesem  Badeorte  nach  Klein-Mohrau  finden  sich  kleine  Feldparzellen 
neben  einer  Wiesenniederung  im  Walde,  noch  in  760  m  Meereshöhe 
und  bei  den  letzten  Häusern  von  Karlsdorf  steigen  sie  in  einem 
schmalen  Streifen  bis  zu  800  m  empor. 

Wie  die  allmählich  wachsende  Bevölkerung  aus  den  breiteren 
Tbälern  und  dem  Hügel  lande  gegen  das  waldbewachsene 
Gebirgsmassiv  vordrang,  Ifisst  sich  im  einzelnen  nicht  mehr  verfolgen. 
Von  den  am  weitesten  in  die  Thaler  des  Gebirges  hinaufreichen- 
den Ortschaften  sind  viele  erst  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts 
gegründet  von  den  Besitzern  der  grossen  Waldkomplexe.  Um 
Arbeiter    in    den    ausgedehnten  Gebirgsforsten  zu  haben,    gab  man 


234  Paul  Lehmann: 

mehrere  Hektare  für  ärmliche  Hütten  und  dürftige  Felder  auf.  Zu 
den  Orten,  die  erst  im  letzten  Viertel  des  18.  Jahrhunderts  ent- 
standen sind,  gehören  Waldenhurg  auf  der  schlesischen  Seite,  Alois- 
dorf  und  Franzensthal  hei  Goldenstein,  Kotzianau  und  Philippsthal 
hei  Wiesenherg,  Schwagersdorf,  Sensenzipfl  und  Freiheitsberg,  ober^ 
halb  Werrasdorf*). 

Zu  festen  Ansiedelungen  auf  einem  fOr  den  Ackerbau  wenig 
lohnenden  Gebiete  drängte  wohl  kaum  die  Fülle  der  in  den  tiefereo 
Umgebungen  angehäuften  Bevölkerung;  die  ersten  sesshaften  An- 
wohner des  Gebirges  lockte  wahrscheinlich  der  Metallreiehtum  des- 
selben an.  So  wird  1213  den  „civibus  de  Freuden thal^  die  decima 
metallorum  in  circuitu  ad  quattuor  milliaria  bewilligt**)!  Nicht  gans 
soweit  zurückgehen  Nachrichten,  welche  wir  über  den  Berg'ban  bei 
Hangenstein,  Goldenstein  und  Freiwaldau  haben,  die  zeitweilig  nicht 
unbedeutend  gewesen  sein  müssen.  Im  Jahr  1529  gab  Bischof 
Jacob  von  Breslau  eine  Bergordnung  für  Freiwaldau,  1542  Ferdi- 
nand I.  eine  fQr  Hangenstein,  von  dem  Pater  .von  Zierotin  1528 
bezeugt,  „dass  vor  vielen  Jahren  ein  grosses  Bergwerk  auf  Grold, 
Silber,  Kupfer,  Blei  und  allerlei  Metall^  daselbst  gewesen,  durch 
Kriege  geruht  und  wieder  erhoben  sei.  Unter  den  ältesten  Ausfuhr- 
artikeln Mährens  spielen  rohe  Metalle  eine  bedeutende  Rolle,  wieviel 
davon  auf  das  engere  Altvatergebiet  kommt,  bleibt  freilich  nngewiss. 
Auf  ein  specielleres  Eingehen  verzichtet  die  Darstellung,  zu  der  nar 
gedrucktes  Material  zur  Verfügung  stand***). 

Heute  sind  nur  noch  die  Eisenwerke  im  Südosten,  längs  der 
Grenze  des  niederen  Gesenkes,  von  Bedeutung,  an  alte  Goldwäschereien 
erinnern  nur  noch  einzelne  Namen  wie  Goldenstein,  Vitseifen  und 
die  nicht  mehr  zu  unserm  Gebiete  gehörige  Goldkoppe  bei  Frei- 
waldauf). Am  Stollekamm  über  dem  Eauschbordthale  wurde  auf 
Kupfer  gebaut,  bei  Wiesenberg  verzeichnet  Comenius  auf  seiner 
Karte  ferri  fodinae.  Die  Schätze  des  Erzberges  bei  Wermsdorf 
sind  so  ziemlich  ausgebeutet,  der  Bau  auf  Magneteisen  im  oberen 
Tessthale  ist  aufgegeben  und  wird  nur  noch  durch  eine  Halde  be- 
zeugt und  den  Namen  Mönchschachtgraben,  der  auf  der  Generalstahs- 


*)  Primiswald  ward  1660  angelegt. 
**)  Erben:  Regesta  Bohemiae  et  Morawiae.    Pars  I.    Prag  1855.    p.  253. 
***)  Die  Werke  von  Wolny,  Dudik,  Koristka,  Trautenb erger :  »Das  Tess- 
thal  in  Mähren."    Brunn  1872.    Weitere  Litteraturangaben  bei  Koristka  und 
Trautenberger. 

t)  Lange  nachdem  der  Bergbau  ins  Stocken  geraten  war,  erhielt  sich 
im  Volke  die  Anschauung  von  grossen  Schätzen,  die  besonders  in  der  Nähe 
des  Peterstein  zu  finden  sein  sollten.  Der  Botaniker  Dr.  Julius  Milde  schreibt 
am  25.  Juli  1845  in  sein  Tagebuch:  „Am  andern  Morgen  mit  einem  Führer, 
der  mit  drei  Schatzgräbern  nach  dem  Peterstein  ging  u.  s.  w."  —  Siehe 
Stenzel:  Dr.  Julius  Milde,  ein  Lebensbild,  in  „Rübezahl'^  Bd.  XI,  Heft  5. 


Das  Altvater-Gebirge.  235 

karte  jedoch  dem  sogenannten  Bärmuttergraben  beigelegt  ist.  Aaf 
den  Südostabhängen  der  Janowitzer  Heide  sind  östlich  des  soge- 
nannten Silberbaches  mehrfach  Sporen  aufgelassener  Bergwerke,  von 
denen  unterhalb  des  ^Tuchlahn^  ein  „alter  Stollen^  und  „ Bleistollen^ 
auch  auf  der  Generalstabskarte  angegeben  sind. 

Heute  werden  auf  der  Höhe  der  Janowitzer  Heide  feuerfeste 
Quarzschiefer  gebrochen,  in  den  Umgebungen  Goldensteins  die 
Graphitlager  und  bei  Annaberg  die  Kalksteine  für  den  Chaussee- 
schotter ausgebeutet  Ob  er  dazu  das  geeignete  Material  ist, 
will  mir  nach  anderweitigen  Beobachtungen  sehr  zweifelhaft  er- 
scheinen, an  Ort  und  Stelle  war  man  von  der  Güte  des  Materials 
völlig  befriedigt,  „die  Schiefer  seien  zu  weich  und  der  Gneis  sei 
zu  hart  und  erfordere  zu  hohe  Löhne.  ^  Dagegen  lässt  sich  viel- 
leicht nichts  sagen;  „die  erste  Not  muss  gekehrt  werden^  lautet 
ein  plattdeutsches  Sprichwort  ins  Hochdeutsche  übersetzt!  Bei  Golden- 
stein wird  grauer  Kalk  gebrochen  und  mannigfach  verarbeitet,  der 
Graphit  wird  zum  grossen  Teil  unterhalb  Goldenstein  in  Messing- 
hammer gestampft,  geschlemmt  und  dann  versandt. 

Von  den  Glasfabriken,  die  im  16.  Jahrhundert  bei  Goldenstein 
erwähnt  werden,  findet  man  nichts  mehr,  eine  im  vorigen  Jahr- 
hundert bei  Winkelsdorf  oder  vielmehr  Annaberg  errichtete  ist  weiter 
hinab  nach  Ullersdorf  verlegt.  Heute  ist  nur  noch  die  Glasfabrik 
Bartenstein  bei  Bamsau  in  Thätigkeit,  die  zum  fürstbischöflichen  Be- 
sitze gehört  und  verpachtet  ist.  Es  wird  nur  Fensterglas  und 
ungeschliffene  Waare  produciert  und  versandt. 

Die  Fabrikthätigkeit  in  den  das  Altvatergebirge  umkränzenden 
Ortschaften  wird  in  unseren  Tagen  insofern  von  ihm  bedingt,  als 
die  Wasserkraft  seiner  Bäche  verwandt  wird,  und  die  in  Reutenhau 
und  den  Eisenwerken  Zöptaus  verbrauchten  Holzkohlen  aus  seinen 
Waldungen  stammen.  Auf  der  roten  Bergstrasse  sah  ich  mehrmals 
Reihen  von  Wagen,  die  aus  den  auf  der  Ostseite  gelegenen  fürst- 
bischöflichen Wäldern  Kohlen  nach  den  mährischen  Hüttenwerken 
führten.  Das  in  Zöptau  und  Eeutenhau  verarbeitete  Eohmaterial 
kommt  aus  den  weiter  südlich  gelegenen  Bergwerken,  die  Flachs- 
spinnereien verarbeiten  neben  der  inländischen  sehr  viel  aus  Euss- 
land  importierte  Waare.  Bauholz,  Nutzholz,  auch  zur  Papierfabrikation, 
nnd  Brennholz  wird  von  den  reichen  Schätzen  des  Altvater  nach 
allen  Seiten  und   bis   hinein   nach   preussisch   Schlesien   geführt. 

Die  Ortschaften  liegen  in  den  breiteren  Thälern,  und,  wo  diese 
zu  eng  werden  für  die  Ansiedlung,  in  ziemlich  weit  verstreuten  Hütten 
an  den  Abhängen. 

Freiwaldau  ist  ein  reizendes  Städtchen  mit  angenehmer  Umgebung 
und  einem  durch  die  unmittelbare  Nähe  des  vielbesuchten  Badeortes 
Gräfenberg    geförderten    Wohlstand.       Auch    die    Bauernhäuser    in 


236  Paul  Lehmann: 

Thomasdorf  and  dem  darch  eine  Heilanstalt*)  bekannten  Lindewiese 
machen  noch  einen  recht  freundlichen  Eindruck;  steigen  wir  aber 
gegen  Waidenburg  hinauf  oder  über  Bamsau  nach  Spomhaa,  so 
wird  das  Bild  schon  ärmlich.  Goldenstem  mit  alter  Burgruine,  einem 
grossen  Schlosse,  das  nach  der  Inschrifit  über  dem  Portal:  nHorr 
Hans  der  Eitere  u.  s.  w.  anno  1597  zum  Gedächtnis  erbawen 
lassen'',  einem  kolossalen  an  die  Zeit  der  Bobotdienste  erinnern- 
den Speicher  macht  auf  dem  kleinen,  mit  steilen  Wänden  abbrechen- 
den Plateau  und  den  zwischen  weissschimmemden  Häoschen  hervor- 
ragenden stolzen  Kronen  von  Linden,  Ahomen  und  Ulmen  einen 
höchst  malerischen  Eindruck,  ob  man  sich  ihm  vom  Bordthale  oder 
auf  Feldwegen  über  die  umgebenden  Hügel  nähert,  sieht  aber  im 
Innern  so  dürftig  und  ärmlich  aus,  dass  der  Name  ^  Stadt '^  fast  wie 
ein  Hohn  auf  das  kleine  Bergnest  erscheint.  In  Klein-Mohraa,  EatIs- 
dorf  und  Beutenhau  sind  infolge  der  industriellen  Entwickelang 
manche  Neubauten  ausgeführt,  in  Wiesenberg  erhebt  sieh  neben 
mehreren  zweistöckigen,  weissgetünchten  Gebäuden,  gehoben  durch 
die  wohlgepflegten  Parkanlagen,  das  mit  zwei  Spitztürmen  gezierte 
Schloss.  Fast  durchweg  ärmlich  sind  die  Häuschen  und  Hütten  in 
Neu-Ullersdorf,  Primiswaid,  Winkelsdorf,  Schwagersdorf,  Sensenzipfl 
und  Siebenhöfen  bei  Wermsdorf.  Das  von  zwei  Holzpfeilem  ge- 
stützte Dach  tritt  etwas  vor  über  der  niedrigen  Front,  links  neben 
der  ThOr  zeigen  sich  zwei  kleine  Fenster,  um  die  hemm  oft  bis 
zum  Dach  hinan  das  Brennholz  in  kurzgeschlagenen  Knütteln  and 
Sträuchen  aufgeschichtet  liegt.  Stall  und  Tenne  und  neben  und 
über  ihnen  die  zur  Bergung  der  geringen  Heu-  und  Getreidevorräte 
dienenden  Bäume,  alles  liegt  mit  Wohnstube  und  Kammer  unter  einem 
und  demselben  Dache.  Blumen  schmücken  meistens  die  niedrigen 
Fenster,  und  in  manchem  umfriedeten  Gärtchen  werden  zwischen 
Johannis-  und  Stachelbeersträuchern,  rotblühende,  an  Stangen  empor- 
rankende Bohnen,  sowie  Kartoffeln,  Zwiebeln  und  anderes  Gemüse  ge- 
zogen. In  Wiesenberg  ward  vor  etwa  50  Jahren  beim  Schlosse 
eine  grosse  Obstbaumpflanzung  angelegt  und  den  ärmeren  Anwohnern 
des  Gebirges  die  Möglichkeit  geboten,  eine  einträgliche  Obstkultnr 
zu  beginnen.  Bei  den  höchstgelegenen  Wohnungen  ist  das  natürlich 
nicht  mehr  möglich.  Am  höchsten  hinauf  begleitet  die  Ansiedelung 
des  Menschen  der  Kirschbaum,  der  bei  Primiswald  in  770  m  Meeres- 
höhe noch  gut  gedeiht**).  —  Wo  die  Obstbäume  spärlicher  werden, 


*)  Die  Kranken  erhalten  ausser  altbackenen  Semmeln  nur  zwei-  his  drei- 
mal in  der  Woche  nach  Belieben  Wein.  Man  rühmte  mir  die  Folgen  der 
Kur,  die  fast  Universalmittel  zu  sein  scheint,  mehrfach.  Unter  den  Lob- 
redneru  waren  auch  einige,  die  sich  der  trockenen  Semmeln  mit  Schrecken, 
aber  doch  dankbar  erinnerten! 

**)  Ein  grosses  Exemplar  fand  ich  über  Karlsbrunn  auf  einer  Waldwiese 
in  $30  m  Meereshöhe. 


Das  Altvater- Gebirge.  237 

• 
erheben  sich  einzelne  hochragende  Erlen,  Ulmen,  Fichten  und  hier 
nnd  da  auch  die  in  den  Waldungen  merkwürdigerweise  nirgends 
hervortretende  Lärche  zwischen  den  Häusern  des  Dorfes.  Besondere 
Erwähnung  verdienen  die  in  einzelnen  Orten  (z.  B.  Goldenstein  und 
Zöptau)  das  Auge  fesselnden  Lindenbäume.  Vor  dem  Gasthäuschen 
in  Siebenhöfen  breiten  sich  von  einem  kolossalen  Stamme  die  Äste 
nach  allen  Seiten  15  Schritte  weit,  so  dass  ein  Flächenraum  von 
300  qm  durch  die  stattliche  Krone  tiberwölbt  wird.  Im  Jahre  1881 
stand  der  Baum  noch  am  4.  August  in  Blüte  und  ward  umsummt 
von  Scharen  geschäftigter  Bienen. 

Die  Ernten  verspäten  sich  um  4,  ja  um  6  Wochen  gegen  die 
der  benachbarten  Ebenen.  Der  Roggen  wird  in  der  schlesischen 
Ebene,  und  bei  Olmütz  geschnitten,  wenn  er  am  Altvater  in  700  m 
Höhe  noch  in  Blüte  steht.  In  allen  Dörfern  hörte  ich,  dass  man 
mit  dem  vierfachen  Ertrage  der  Aussaat  sehr  zufrieden  ist,  und  dass 
der  fünffache  als  eine  vorzügliche  Ernte  gelten  müsse.  Sind  die 
Spätfröste  des  Frühlings  ohne  erheblichen  Schaden  geblieben,  so  hat 
man  im  Herbst  Sorge,  Kartoffeln  und  Sommerfrucht  vor  dem  oft 
vorzeitig  einfallenden  Winter  zu  bergen.  Ich  selbst  habe  in  Neu- 
Ullersdorf  ein  dürftiges  Haferfeld  bis  zu  den  Rispen  hinauf  von 
Schnee  bedeckt  gesehen.  Bei  der  weiten  Entfernung  und  der  Un- 
ebenheit des  Terrains  ist  die  Bestellung  mancher  Felder  und  beson- 
ders der  Transport  des  Düngers  schwierig  und  zeitraubend.  Auf 
manche  der  steil  abgedachten  Lehnen  wird  er  von  den  Bebauern 
selbst  getragen. 

Zu  Wällen  und  Haufen  sind  die  aus  der  Ackerkrume  entfernten 
Steine  aufgehäuft  und  nehmen  an  manchen  höher  gelegenen  Stellen, 
z.  B.  im  Gneisgebiete  von  Neu-Ullersdorf,  ein  der  Anbaufläche  fast 
gleiches  Areal  ein.  Kaum  2  Zoll  tief  wird  mit  winziger  Pflugschar 
die  den  Felsen  oft  spärlich  umhüllende  Ackerkrume  gelockert.  Ge- 
baut wird  Roggen,  Hafer,  Gerste,  Flachs,  Kartoffeln  und  Klee. 
Weizen  fand  ich  erst  um  500  m  Höhe  in  dem  Hügellande  der  Um- 
gebung Wiesenbergs  und  auch  hier  noch  von  sehr  dürftigem  Aus- 
sehen, Erbsen  etwas  weiter  hinauf  kräftig  entwickelt.  Flachs  ge- 
deiht hoch  hinauf  gut,  an  Stelle  des  Klee  überwog  an  der  obersten 
Grenze  des  Anbaus  oft  Timothee.  Hafer  mit  schöner  blaugrüner 
Färbung  zeigte  sich  auf  der  mährischen  Seite  einmal  mit  Wicken 
untermischt  noch  in  650  m  Höhe,  weiter  hinauf  blieb  er  klein  und 
dürftig.  Bei  Ober-Thomasdorf  fiel  mir  in  560  m  Höhe  ein  Roggen- 
feld auf  durch  die  kräftigen  Halme  und  grossen  Ähren  inmitten 
dürftiger  Fluren.  Ein  auf  einem  nahen  Wiesenanger  rüstig  im  Heu 
arbeitender  Siebziger  erzählte  mir  mit  freudigem  Stolze,  das  Roggen- 
feld gehöre  ihm  und  sei  vorzüglich  beackert  und  gedüngt.  „Das 
kann  aber  nicht  jeder   —    meinte   er    —  ich  beziehe  eine  Pension 


238  Paul  Lehmann: 

• 

und  kann  etwas  daran  wenden.^  Der  gnte  Alte,  dessen  Znneigang 
ich  mir  ganz  unerwartet  durch  die  Bemerkung  über  sein  Ro^enfdd 
gewonnen  hatte,  antwortete  mir,  als  ich  mich  nach  den  E^rägen  der 
gegenüberliegenden,  gegen  Westen  exponierten  Lehnen  erkundigte, 
früher  hätten  sie  durchschnittlich  wohl  ein  Korn  mehr  gegeben,  als 
die  am  linken  Biela-Ufer,  aber  jetzt  merke  man  nichts,  denn  bei  den 
grossen  Wolkenbrüchen  sei  die  Humusdecke  herabgeschwemmt  und 
der  Ernteertrag  auf  Jahre  herabgedrückt.  An  den  Abhftngen  der 
„Steinigen  Höhe'*  sah  ich  im  Jahre  1881  Rinne  an  Kinne  durch 
die  Roggen-  und  Haferfelder  gerissen;  sicher  ein  Drittel  der  Ernte 
war  verdorben. 

Bei  diesen  Umständen  wird  es  niemand  wunder  nehmen,  dass 
in  vielen  der  Altvaterdörfer  bittere  Armut  herrscht.  Von  dem  E^ 
trage  ihrer  Felder  können  nur  sehr  wenige  der  Anwohner  des  Ge- 
birges leben,  die  einen  suchen  für  sich  und  die  arbeitsfähigen  lüGt- 
glieder  der  Familie  Beschäftigung  in  den  Fabriken,  die  andern  in 
den  Forsten,  aus  denen  sie  überdies  für  Holz-  und  Grasscheine,  die 
zu  4  und  6  Gulden  gelöst  werden,  das  Futter  für  die  Kuh  und 
das  Brennmaterial  für  den  Winter  holen.  Meistens  wird  in  den 
Forsten  beim  Holzfällen  und  Holztransport  in  Akkord  gearbeitet 
Die  Arbeitslöhne  sind  gering,  bei  den  weiter  oben  angeführten  Preis- 
aufforstungen wurde  nach  dem  Berichte  der  betreffenden  Forst&mter 
ein  Tagelohn  von  durchschnittlich  35 — 40  Kreuzern  gezahlt*),  und 
bei  den  Jagden  erhält  ein  Treiber  für  den  in  diesem  Gebirge  an- 
strengenden Tagesdienst  60  Kreuzer. 

Ein  Vorteil  ist  es,  dass  die  Forstwirtschaft  den  Leuten  auch 
im  Winter  Beschäftigung  und  Verdienst  bietet.  Dass  die  Flösserei 
ganz  aufgegeben  ist,  wurde  erwähnt;  meistens  wird  das  an  den 
steilen  Lehnen  gefällte  Holz  zersägt  und  bleibt  dann  aufgeschichtet 
liegen  bis  günstige  Schneeverhältnisse  einen  mehr  Geschick  als  Kraft 
erfordernden  Transport,  das  sogenannte  „Holzrücken",  ermöglichen. 
Auf  niedrige  Handschlitten  werden  die  Holzkloben  verpackt  und 
grössere  Bündel  mit  Ketten  daran  befestigt.  Mit  dieser  Ladung 
fahren  in  oft  sausender  Geschwindigkeit  die  ihren  Schlitten  mit  den 
Füssen  lenkenden  Gebirgsbewohner  hinab  zum  Thal,  durch  welches 
auf  meistens  guten,  neuangelegten  Wegen  die  Holzvorräte  in  grösseren 
Fuhren  transportiert  werden. 

Während  des  Sommers  holen  Frauen  und  Kinder  an  jedem  Vor- 
mittage von  den  Höhen  des  Gebirges  Gras  und  Kräuter  für  die 
Kuh,   denn  einen  Weidebetrieb  duldet  keiner  der  Waldbesitzer**). 


*)  Es  wurden  gezahlt  681  fl.   für  1780  Arbeitstage;    550   fl.    für    1460 
Arbeitstage  und  552  fl.  für  1634  Arbeitstage. 

**)  Das  ganze  Fhissgebiet  der  Biela  gehört  zum  Fürstbistume  BreslaU) 
der  Südostabhang  des  Gebirges  zur  Herrschaft  Freudenthal  (Deutschmeister) 


Das  Altvater-(lebirge.  239 

Von  den  Meiereien,  welche  im  vorigen  Jahrhundert  am  Mai- 
berg nnd  Hirschkamme  lagen,  sieht  man  nur  noch  die  halbzerstörten 
Fundamente;  auch  die  zu  Gross-Üllersdorf  gehörige,  1839  angelegte 
Scbweizerei  ist  als  solche  1869  eingegangen.  Mit  Ausnahme  der 
kleinen  Schafherde,  welche  bei  der  unter  dem  Peterstein  gelegenen 
Schäferei  gehalten  wird  und  die  Molken  för  Karlsbrunn  liefert,  findet 
man  auf  dem  Altvater,  dem  die  Bauden  des  Riesengebirges  ^)  fehlen, 
keine  Herde.  Schafe  und  Ziegen  würden  dem  Altvater  bald  sein 
unbeflecktes  Yegetationskleid  zerstören;  eine  das  Landschaftsbild  be- 
lebende Herde  schöner  Rinder  vermisst  man  ungern  und  freut  sich, 
wenn  man  in  der  Schweizerei  und  Franzens  Jagdhaus  den  zwei 
Milchkühen  der  Waldheger  begegnet. 

Mit  Ausnahme  des  August,  in  dem  auf  der  Jan o witzer  Heide 
Heuernte  gehalten  wird,  sind  die  Höhen  des  Altvater  wenig  belebt; 
von  den  Scharen,  die  tagtäglich  bis  an  die  obere  Grenze  des  Waldes 
kommen  und  Futter  schneiden,  wird  man  wenig  gewahr.  Oft  tritt 
uns  unvermutet  eine  Gestalt  entgegen,  fragt  nach  der  Tageszeit  und 
geht  mit  erneutem  Eifer  an  die  Arbeit.  Nie  habe  ich  Gesang  ge- 
hört. Man  hat  wohl  gesagt,  die  Fabrikthätigkeit  sei  an  dem  Ver- 
schwinden eines  munteren  Volksgesanges  Schuld,  ich  denke,  es  ist 
der  Hunger.  Man  kann  da  durch  eine  Butterschnitte  auf  mehr  als 
einem  blassen  Gesichte  einen  Freudenschein  hervorzaubern  und  weiss 
nicht,  ob  er  einem  weh-  oder  wohlthun  soll.  Ein  altes  Mütterchen 
kam  eines  Morgens  erschöpft  mit  ihrer  grossen  Fuhre  beim  oberen 
Gasthause  in  Winkelsdorf  an :  „Jetzt  muss  ich  ein  Glas  Bier  trinken^ 
—  sagte,  an  der  Thor  niederkauernd  und  sich  den  Seh  weiss  von 
der  Stime  trocknend,  die  Alte,  und  fuhr,  als  sie  den  ersten  Schluck 
getrunken  hatte,  fort:  „ach  Gott,  man  hats  doch  gut,  wie  viele 
gehen  hungrig  hinaus  und  kommen  hungrig  wieder!"  —  Die  Ge- 
stalten sind  klein  und  schmächtig.  Mehrmals  hielt  ich  Frauen,  die 
auf  der  Strasse  standen,  für  12jährige  Mädchen  und  erkannte  erst, 
wenn  ich  nahe  herantrat  und  die  betreffenden  sich  umwandten,  dass 
ich  bejahrte  Menschen  vor  mir  hatte.  Dass  die  Leute  hübsch  von 
Gesicht  seien,  kann  ich  nicht  sagen,  aber  meistens  haben  sie  einen 
netten,  offenen  Ausdruck.  Bei  Chausseearbeitern  sah  ich  allerdings  mehr- 
fach aufgedunsene  Gesichter,  was  bei  schlechter  Nahrung  und  reichlichem 
Genuss  von  Fusel  kein  Wunder  ist.  Häufig  beobachtete  ich  Kropf- 
bildung und  zweimal  Kretins.    Bei  den  Frauen,  die  trotz  der  Kreuz- 


und  Janowitz  (Graf  Harrach),  das  Mertathal  und  die  Abhänge  der  Wiesen- 
berger  Heide  zur  Herrschaft  Wiesenberg  (Baron  Klein),  das  übrige  Fluss- 
gebiet der  Tess  und  das  des  Bord  den  Lichtensteins  von  Gross-UUersdorf  und 
Goldenstein. 

*)  Die  auf  der  Generalstabskarte  verzeichneten  Bauden  sind  Unterkunfts- 
hütten für  die  Förster. 


240  Paul  Lehmann: 

Ottern  barfuss  ins  Gebirge  gehen,  sieht  man  häufig  den  einen,  auch 
wohl  beide  Unterschenkel  umwickelt.  £8  geschieht  das  der  Krampf- 
adern wegen,  die  sich  bei  der  anstrengenden  Arbeit  und  der  geringen 
Schonung,  selbst  für  Wöchnerinnen,  zu  bilden  pflegen. 

Das  Wesen  dieser  rein  deutschen  Gebirgsbewohner  ist  freund- 
lich und  entgegenkommend,  ihre  Religion  ist  katholisch.  Den  Pro- 
testantismus haben  Ferdinand  II.  und  seine  Jesuiten  in  bekannter 
Virtuosität  ausgetrieben.  Den  Gräueln  des  30jährigen  Krieges  folgten 
die  schaudererregenden  Hexenprozesse,  die  mit  Vorliebe  beim  Peter- 
stein, „wo  die  Hexen  ihre  Zusammenkünfte  hielten^,  exekatiei-t  wurden. 
Von  1679 — 89  wurden  allein  in  Gross-Üllersdorf  39  Hexen  verur- 
teilt und  erst  im  Jahre  1690  nahm  das  wahnwitizige  Treiben  einen 
etwas  gemässigteren  Charakter  an,  denn  die  Hexenrichter,  für  welche 
übrigens  von  den  Hinterbliebenen  der  gequälten  Opfer  Geld  erpresst 
wurde,  kosteten  der  Grundherrschaft  laut  ihres  eigenen  Berichtes  an 
den  Kaiser  zuviel  Geld!*) 

Bis  in  unsere  Tage  tragen  die  Thäler  des  Altvatergebirges 
den  Charakter  der  Abgeschiedenheit.  Unter  den  vielen  Verkehrs- 
strassen, auf  denen  sich  schon  im  12.  und  13.  Jahrhundert  der 
Handel  Mährens  bewegt,  berührt  keine  das  Altvatergebirge,  auch 
der  Pass  von  Ramsau  scheint  nur  lokale  Bedeutung  gehabt  zu  haben. 
Die  mährische  Pforte  liegt  weit  ab ;  die  alte  polnische  Handelsstrasse 
führt  im  SQden  um  das  Gebirge  herum**).  Über  Troppau  oder 
Jägerndorf  und  Freudenthal,  das  die  Mongolen  bei  ihrem  Einfalle 
schwer  heimsuchten,  gingen  die  Haudelswege  von  Polen  nach  OlmÜtz, 
durch  dieselbe  Gegend  führt  die  im  vorigen  Jahrhundert  wichtige 
„Kaiserstrasse,"  welche  auf  Breslau  weist,  und  in  unseren  Tagen  die 
Eisenbahn.  Noch  heute  ist  Freiwaldau  ohne  Schienenstrang***),  Zöptan 
ward  erst  1871  Endpunkt  einer  vom  Marchthale  abbiegenden  Zweig- 
bahn. Die  Chaussee  bei  Kleppel  ward  1841  dem  Verkehr  über- 
geben, und  das  Wirtshaus  an  der  roten  Bergstrasse,  welche  schon 
auf  Karten  aus  dem  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  verzeichnet 
ist,  steht  nicht  länger  als  ein  Menschenalter f).  Die  neue  Chaussee, 
welche  in  schönen  Serpentinen  hinauf-  und  hinabführt,  ward  erst 
1874  begonnen,  als  Bindeglied  zwischen  dem  abgelegenen  Winkel 
des  Bielathales  und   dem  Nordosten  Mährens.  — 


*)  Man  lese  hierüber  Trautenbergers  Buch,  das  gerade  für  diesen  Ab- 
schnitt wegen  Benutzung  des  Ullersdorfer  Archivs  sehr  brauchbar  ist. 

**)  Erben:  Regesta  1247  den  3.  Mai  in  Brunn:  ^theloneum  nostrum  quod 
solvitur  a  ncgotiantibus  e  Polonia  versus  Olomuc  per  Kirnow  (Jägerndorf) 
et  Freudentlial  u.  s.  w.    salva  tarnen  via  quae  ducit  per  Opaviam. 

***)  Indessen  wird  jetzt  die  Anlage  einer  Bahnstrecke  in  Angriflf  genommen. 
t)  Ich  weiss  das  Jahr  nicht  genau;  um  dieselbe  Zeit  ward  die  Strasse 
chaussiert. 


Das  Altvater-Gebirge.  241 

Seit  der  Bergbau  ins  Stocken  geraten  war,  drang  wohl  nur  der 
Weidmann  in  die  abgelegenen  Tbäler,  in  denen  bis  ins  17.  Jahr- 
hundert der  Bär  hauste,  während  man  heate  ausser  niederem 
Wild  nur  Hirsche  und  Rehe  antrifft*).  Auf  einem  ,,Grundries8 
von  denen  Hoch- Reichs -gräf  lieben  Zierotiniscben  Herrschaften 
üUersdorff  und  Wiesenberg  **  vom  Jahre  1739,  welcher  das 
Tessgebiet  recht  gut  zur  Anschauung  bringt,  mit  jedem  Häuschen 
und  manchem  der  noch  heute  auf  die  Höhen  führenden  Wege,  er- 
scheint das  ganze  obere  Tessthal  noch  als  pfadlose  Waldwildnis. 
Nachdem  der  Peterstein  seine  Rolle  als  unheimliche  Yersammlungs- 
stätte  für  Hexenverbrennungen  ausgespielt  hatte,  ward  der  Drang 
nach  etwas  aussergewöhnlichem  nur  noch  durch  Wallfahrten  auf  das 
Hoidebründl  befriedigt.  Erst  mit  dem  Aufblühen  von  Gräfenberg 
und  Karlsbrunn  ist  das  Altvatergebirge  bekannter  geworden.  1826 
begann  Vincenz  Priesnitz  in  Gräfenberg  den  Bau  von  Badehäusern; 
dem  Bedürfnis  nach  einem  Führer  in  das  benachbarte  Gebirge  kam 
eine  „Reisekarte  für  Sudeten- Wanderer,  zunächst  für  Besitzer  des 
Berndtschen  Wege  weisers ",  Breslau  1829,  entgegen  und  1844  er- 
schien Gustav  Meyers  „Kurze  Anleitung,  das  Gesenke  oder  die  Ge- 
birgslandschaft um  Gräfenberg  und  Karlsbrunn  **  zu  bereisen.  Von 
Karlsbrunn  aus  werden  über  die  Schäferei  Hohe  Heide,  Peterstein 
und  Altvater  häufig  besucht,  und  auch  von  Gräfenberg  aus  unter- 
nimmt mancher  Badegast  eine  „ Reise ^  über  die  Schweizerei  auf  den 
Hauptgipfel  des  Gebirges.  Die  Zahl  der  Touristen  mehrt  sich  jetzt 
von  Jahr  zu  Jahr,  doch  kann  man  selbst  zwischen  den  Hauptzielen 
derselben  in  den  Wochentagen  lange  verkehren,  ohne  einem  oder 
dem  andern  Bergwanderer  zu  begegnen.  Bei  bescheidenen  An- 
sprüchen ist  auf  Schäferei  und  Schweizerei  für  Kost  und  Unter- 
kommen gesorgt.  Betten  giebt  es  zwar  nur  wenige,  aber  der  Heu- 
boden ist  so  geräumig,  dass  auch  am  Sonnabend  die  zuweilen  noch 
spät  ans  den  umliegenden  Ortschaften  anrückenden  Trupps  ein  Lager 
finden.  Übrigens  liegt  keine  der  beiden  Altvaterstationen  besonders 
schön  und  da  auch  die  Umschau  vom  Gipfel  nur  durch  die  Weite 
des  Gesichtskreises  imponiert,  so  ist  es  kein  Wunder,  dass  mancher 
Naturfreund  enttäuscht  heimkehrt.  Man  steht  auf  dem  Altvater  wie 
auf  dem  Buckel  eines  flachgewölbten  liiesenschildes,  überall  fehlt  ein 
wirksamer  Vordergrund  und  der  Ausblick  auf  das  ganze  Niedere 
Gesenke  und  die  Olmützer  Ebene  ist  wenig  formenreich,  wenn  nicht 


*)  Büsching  erwähnt  in  Mähren  Leoparden.  Die  Verwechslung  mit 
dem  Luchs  erörtert  sehr  gründlich  Schwoy,  der  Verfasser  einer  Topographie 
vom  Markgrafentum  Mähren,  Wien  1793.  Von  demselben  Verfasser  war 
gegen  sein  Willen  und  Wissen  schon  1786  eine  „Topographische  Schilderung 
des  Markgraftum  Mähren  von  S  .  .  .**  gedruckt.  Ein  Luchs  ward  1770  ge- 
£angen  und  ein  aus  den  Karpathen  verirrter  noch  vor  einigen  Decennien  ge- 
schossen. 

Zeltschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.    Bd.  XVII.  \^ 


242  Paul  Lehmann: 

—  was  selten  geschieht  —  fern  am  Horizonte  die  schön  geschwongenen 
Kontouren  der  Beskiden  auftauchen.  Wer  auf  der  Mitte  der  Hohen 
Heide  niedersitzt,  dem  verschwinden  Berg  und  Thal,  Baum  und 
Strauch,  um  ihn  säuselt  das  Gras  im  Winde  und  über  ihm  wölbt 
sich  der  Himmel.  Oft  würden  kurze  Abstecher  die  Verächter  des 
Altvater  eines  besseren  belehren.  Wer  von  der  Schweizerei  ein 
kurzes  Stück  hinübergeht  auf  die  Ostabhänge  des  Leiterberges,  wird 
durch  den  besonders  bei  Abendbeleuchtung  schönen  Anblick  des 
Bielathales  und  seiner  Umgebungen  erfreut.  Die  Sonnenuntergang« 
sind  vorzüglich  schön  an  den  Punkten,  die  —  wie  ein  Aussichtsplats 
bei  Franzens  Jagdhaus  oder  die  Schieferheide  und  der  Maiberg  — 
zugleich  einen  Ausblick  auf  das  Hügelland  zwischen  Altvater  und 
March  ermöglichen.    Ich  will  von  den  vielen  herrlichen  Schauspielen 

—  nach  meinen  Tagebuchnotizen  —  nur  eins  erwähnen,  das  sich  mir 
von  der  Höhe  des  Maiberges  darbot.  „  Schwarz  und  düster  werden  die 
Fichtengründe  der  Südostabdachung,  weit  über  das  niedere  Gesenke 
hinaus  rücken  die  Schatten  mit  scharfer  Abgrenzung  gegen  die  noch  im 
goldigen  Scheine  glänzenden  Fluren.  Violett  schimmern  die  feinenDünste 
über  dem  düstern  Tessthale  und  goldgelb  erglänzt  der  Himmel  am  den 
Kcpernik  und  Fuhrmannstein,  die  von  hier  als  ebenbürtiges  Brüderpaar 
erscheinen.  Meergrün  erscheint  das  dunstumfiorte  Hügelland  im  Westen, 
bald  dunkler,  bald  heller  sind  die  Farbentöne;  da  die  bereits  im 
Schatten  getauchten  Abhänge  dem  Beschauer  zugekehrt  sind  und 
um  die  Gipfel  noch  ein  hellerer  Schein  schwebt,  sieht  es  aus,  als 
ob  tiefwogig  der  Ocean  mit  Eicsenwellen  gegen  das  Gebirge  her- 
anbrause. Nach  der  Schäferei  ist  es  freilich  vom  Mai  berge  oder 
gar  der  Schieferheide,  die  nach  dem  Mertathale  zu  mit  einem  An- 
sätze zu  der  Form  der  abgestumpften  Pyramide  steil  abfällt,  etwas 
weit,  und  nächtliche  Wanderungen  über  betaute  Höhen  sind  —  so 
schön  sie  sind  —  nicht  jedermanns  Geschmack.  Die  Alfredhütte 
bietet  keine  Unterkunft  und,  ob  der  Heger  in  Franzens  Jagdhaus 
eine  der  für  die  Förster  des  Baron  Klein  bestimmten  Matratzen 
zum  Nachtlager  gewährt,  ist  ungewiss.  Wer  das  schön  gelegene 
Jagdhäuschen  zum  Ausgangspunkte  von  Excursionen  machen  und 
sich  an  seiner  reizenden  Umgebung  länger  erfreuen  will,  thut  wohl, 
sich  in  Wiesenberg  einen  Erlaubnisscbein  zu  erwirken.  Von  den 
Fenstern  aus  blickt  man  in  die  Gräben  und  Gründe,  die  vom  Alt- 
vater und  der  Hohen  Heide  steil  hinabführen  in  das  tiefe  Thal, 
dem  die  Wechsel  von  Beleuchtung  und  Bewölkung  immer  neue  Reize 
verleihen. 

Einen  frugalen  Imbiss  und  ein  Heulager  findet  man  bei  dem 
Wirte,  der  während  der  Sommermonate  ein  Holzliäuschen  neben  der 
Heidebründlkapelle  bewohnt.  Man  hat  von  hier  nur  noch  wenige 
Schritte  bis  zur  Spitze  des  Roten  Berges,  dem,  was  die  Aussicht  an- 
langt,   von    allen   Altvatergipfeln    der    erste    Preis    gebührt;    nur  der 


Das  Altvater-Gebirge.  243 

Kepernik   könnte    ihm    allenfalls   den    Rang    streitig   machen.     Über 
die  steilen  Abhänge,    die  sich    zum  Molkenfloss  niedersenken,  blickt 
man   in   das   langgestreckte,    von    einer   langen   Häuserkette    durch- 
zogene Bielathal,  hinter  Freiwaldau  erhebt  sich   die  Berggruppe,  an 
deren    Abhang   die    hübschen    Häuser    Gräfenbergs    erbaut  sind,  aus 
breitem  Thor  strömt  zwischen  waldigen  Höhen  die  Biela  hinaus  zur 
Ebene,    die    sich    am  Horizonte    weit    wie  der  Ocean   dehnt.     Tief 
schneidet  auf  der  andern  Seite  das  Thal  der  Rauschenden  Tess  ein 
vor    der   breiten   Masse    von  Fuhrmannstein  und  Schosskamp;  folgt 
man  ihrem  Laufe  mit  den  Augen,   so  erblickt  man  unten  im  Thale 
das  freundliche  Wiesenberg  und  weiter  hinab  zu   beiden  Seiten   der 
Tess  das  Högelland  bis  über  die  March  hinaus.     Eine  kleine  Wen- 
dung   —    und   statt   der  freundlichen  Felder  erscheinen  vor  uns  im 
Nordwesten  die  Urwaldsfichten  zwischen  den  Felsenplatten  des  Fuhr- 
mannstein und  dem  flachen  Kegel  des  Kepernik,  oder   im  Südosten 
die    tiefen   Waldgründe    zwischen    den    breitgewölbten    Heiderücken. 
Es  würde  hier  zu  weit  fähren,    wollte    ich  die  mit  den  Jahreszeiten 
wechselnden  Bilder  ausmalen,    der  Winter    bleibt  hinter   dem  Früh- 
ling und  Herbst  nicht  zurück.      Mit   dichtem  flimmernden  Eismantel 
sah  ich  einmal  alle  Fichten  vom  übergebogenen  Gipfel  bis  zur  Erde 
hinab   auf  ihrer  Nordostseite  überkleidet,  während   auf  der  südwest- 
lichen  Perle    an   Perle   zwischen   dunkeln   Nadeln  glänzte,  hellweiss 
schimmerte  der  Fuhrmannstein,  den  ich  nach  einer  sehr  anstrengen- 
den Schneewanderung  wie  kandirt  aussehend  fand. 

Eine  kleine  Erhebung,  womöglich  aus  Felsentrümmern  erbaut, 
würde  von  dem  Gipfel  des  Roten  Berges  den  Blick  über  die  beider- 
seitigen Abhänge  ermöglichen,  ohne  den  Beschauer  zu  einer  Veränderung 
des  Standortes  zu  nötigen.  Der  neue  Gebirgsverein  könnte  hier 
ohne  grosse  Kosten  einen  Aussichtspunkt  schaffen,  der  in  der  ganzen 
Sudetenkette  seinesgleichen  suchen  dürfte! 

Wie  geschaffen  zu  einem  bleibenden  Sommeraufenthalte  durch 
seine  centrale  Lage  an  guter  Strasse  und  die  Schönheit  seiner  Um- 
gebungen ist  Winkelsdorf ;  ich  habe  mich  leider  vergebens  nach  einem 
Quartier  bemüht,  das  auch  nur  bescheidenen  Ansprüchen  gerecht  würde. 
In  Wiesenberg  findet  man  im  Gasthause  zur  Post  bei  billigen  Preisen 
gnte  Kost  und  schöne  Zimmer  mit  dem  Blick  in  den  prächtigen 
Park,  der  jedem  Fremden  offen  steht.  Waldpfade  und  Fusssteige 
ermöglichen  jedem,  der  nicht  ein  Ansteigen  um  100  —  200m  als 
Bergfahrt  und  jedes  Verlassen  der  Promenaden  als  einen  Pfad  in 
Wildnis  und  Verderben  betrachtet,    die    angenehmsten  Spaziergänge. 

Dem  Bedürfnis  nach  einem  Fremdenführer  kommen  Scharen- 
bergs „Handbuch  für  Sudetenreisende "  (3.  Auflage,  neu  bearbeitet 
von  Wimmer,  Breslau  1862)  und  Letzners  „Riesengebirge  u.  s.  w." 
(in  Meyers  Reisebüchern)  entgegen.  Ich  schliesse  meine  Skizze,  die 
mehrmaligen  längeren  und  kürzeren  Besuchen   ihre  Entstehung  ver- 


244  ^*  Kiepert: 

dankt;  auf  Vollständigkeit  macht  sie  nach  keiner  Seite  hin  Ansprach, 
möchte  sie  he  weisen,  dass  es  mir  gelangen  ist,  nicht  ohne  Ver- 
ständnis in  den  Zügen  der  Natnr  zu  lesen  und  meinen  Lesern  — 
soweit  das  durch  eine  Skizze  möglich  ist  —  ein  anschauliches  Bfld 
dieses  Gebirges  bieten.  — 


XIII. 

Die  neue  griechisch-türkische  Grenze  in  Thessalien 

und  Epirus. 

Von  H.  Kiepert. 
(Hierzu  4  Karten,  Tafel  III,  IV,  V  und  VI.) 


Die  im  vorigen  Jahrgange  darch  Redaction  der  officiellen 
Aufnahmen  von  uns  wiedergegebeneu  Karten  der  durch  den  Ber- 
liner Congress  von  1878  festgestellten  neuen  Staatengrensen  in 
den  Balkan-Gegenden  lieferten  ein  Beispiel  von  dem,  wenn  auch 
den  Wünschen  des  Geographen  noch  nicht  genügenden,  doch  immer 
beachtenswerthen  Zuwachs,  welchen  unsere  Wissenschaft  innerhalb 
des  Bereiches  halbbarbarischer  Länder  durch  gemeinsame  Maass- 
nahmen  europäischer  Politik  erfahren  kann.  Bekanntlich  haben  jene 
Umgestaltungen  seitdem  auf  derselben,  ethnographisch  so  vielge- 
staltigen Halbinsel  Südost-Europa's  weiter  im  Süden  eine  Fortsetzung 
gefunden  und  somit  die  dieselbe  veranlassenden  europäischen  Mächte 
eine  neue  Aufgabe  exacter  Constatirung  mancher  bis  dabin  nur 
zweifelhaft  auf  dem  Papier  figurirenden  geographischen  Thatsachen 
zu  lösen  gehabt.  Wäre  es  ihnen  gelungen,  den  gleichfalls  schon 
1878  durch  Frankreichs  Initiative  aufgetauchten  Vorschlag  oder 
auch  die  sich  daran  nahe  anschliessenden  von  der  Conferenz  zn 
Berlin  im  Juni  1880  angenommenen  Grenzbestimmungen  der  tür- 
kischen Zähigkeit  abzuringen,  so  würden  wir  heut  in  der  nunmehr 
ganz  innerhalb  des  osraanischen  Gebietes  gebliebenen  Gipfel- 
gruppe des  hohen  Olympos,  in  dem  weiten  Thalbecken,  dessen 
Centrum  die  ganz  griechische  Stadt  Janina  bildet,  im  Stromlanfe 
des  epirotischen  Kalamas,  Mappirungsobjekte  von  vielleicht  noch 
grösserem  Interesse  vorlegen  können  und  uns  des  Gewinnes  er- 
leichterter Zugänglichkeit  für  die  allmählig  weiterarbeitende  Local- 
forschung  auf  einem  grösseren  Territorium  erfreuen,  welches  der- 
selben nunmehr  unter  türkischer  Herrschaft,  bei  der  zunehmenden 
Unsicherheit  der  Grenzbezirke  vielleicht  auf  längere  Zeit  entzogen 
ist.  Immerhin  muss  es  auch  jetzt,  nachdem  die  langen  Verhandlungen 
zu  Constantinopel  endlich  im  Mai  1881  zu  einem  provisorischen 
Abschlüsse  geführt  hatten,  als  ein  baarer  Gewinn  für  die  Geographie 


Die  neue  griechisch- türkieche  Grenze  in  Thessalien  und  Epirus.    245 

gelten,  dass  wir  in  Folge  davon  sorgfältig  ausgeführte,  wenn  auch 
nur  auf  eine  recht  schmale  Zone  beschränkte  Kartenaufnahmen  er- 
halten haben  von  Gegenden,  die  bisher  bei  allem  auch  ihnen  an- 
haftenden cla^sischen  Interesse  zu  den  unbekanntesten  ganz  Europas 
gehört  hatten,  wie  das  Arta-  (Arachthos-)  Thal  und  der  das  obere 
Peneios-Thal  nordlich  begrenzende  Höhenzug.  Diese  Striche  hatten 
bei  fast  absolutem  Mangel  von  Beobachtungen  durch  Reisende  — 
(wem  wäre  es  wohl  eingefallen,  gerade  den  wasserscheidenden  Kamm 
eines  Gebirges  oder  den  fast  unzugänglichen,  durch  Felsvorsprunge 
eingeengten  Thallauf  eines  wilden  Gebirgsstromes  durchweg  zu 
verfolgen  I)  —  auch  auf  den  am  vollständigsten  ausgearbeiteten  bis- 
herigen Karten  nur  hypothetisch  angedeutet  werden  können,  ein 
Verfahren  welches  noch  immer  der  täuschenden  Ausfüllung  mit 
phantastisch    erfundenen    Formen    vorzuziehen   ist*).     Je  weniger 


*)  Diesen  Vorwurf  einer  zwar  elegant  skizzirten,  aber  vielfach  nothwendig 
unwahren  Terrainzeichnung  muss  sich  namentlich  diejenige  Karte  gefallen 
lassen,  welche  sich  sonst  durch  grösseren  Maasstab  (1 :  300000),  sowie  —  gegen- 
über den  Arbeiten  russischer  und  griechischer  Kartographen  —  durch  Anwen- 
dung westeuropäischer  Schriftcharaktere  als  bequemste  Grundlage  der  diploma- 
tischen Verhandlungen  empfahl,  —  nämlich  die  vom  militärisch-geographischen 
Institute  in  Wien  1878  herausgegebene  grosse  Karte  der  Türkei  in  36  BL, 
welche  so  oft  missbräuchlich  als  „österreichische  Generalstabskarte^  citirt 
wird.  Eine  solche  Benennung  erweckt  leicht  die  falsche  Vorstellung,  als  ob 
sie  durchaus  auf  wirklichen  Vermessungen  beruhe,  während  in  der  That  ihr 
Vorzug  vor  älteren  Arbeiten  nur  in  der  Begründung  auf  eine  nicht  un- 
bedeutende Reihe  von  österreichischen  Officieren  recognoscirter  Routen  und 
dabei  ausgeführter  astronomischer  Bestimmungen  mancher  Hauptpunkte  be- 
steht (letztere  durch  besondere  Signatur  im  Stich,  die  Routen  an  den  neu 
hinzugekommenen  Höhenziffern  leicht  erkennbar).  Von  diesen  Punkten 
fallen  aber  nur  Elassona,  Turnavo,  Larissa,  Baba  und  die  sie  verbindende 
Wegstrecke  in  Thessalien  in  den  Bereich,  Metzovo  und  Milia  an  den  nord- 
westlichen Rand  der  neuen  Grenzaufnahme;  alles  was  davon  südlich  bis  an 
die  alte  Grenze  des  Königreichs  liegt  ist  einfach  eine,  durch  Vergrösserung 
des  Maasstabes  natürlich  nicht  genauer  gewordene  Copie  meiner  eigenen  Be- 
arbeitung (Carte  de  ri;pire  et  de  la  Thessalie,  2  BL  1878,  1 :  500  000),  aber 
nicht  direkt  entlehnt  (was  praktischer  gewesen  wäre  und  eine  correctere 
Wiedergabe  der  Namen  ermöglicht  hätte),  sondern  erst  aus  der  auch  in  Be- 
zug auf  den  Maasstab  (1:420  000)  in  der  Mitte  stehenden  russischen 
Karte  des  Generals  Artamonoff,  welche,  soweit  sie  Thessalien  und  Epirus 
betrifft,  gleichfalls  ausschliesslich  auf  meiner  Karte  beruht.  Diesen  Durch- 
gang durch  eine  fremde  Zwischenstufe  verräth  die  Wiener  Karte  durch 
vielfache  Misverständnisse  und  irrige  Lesungen  der  aus  dem  russischen 
Alphabet  zurückübersetzten  Namen,  z.  B.  Sect.  L.  14  Jkraplana  st.  Tz&ra.' 
plana  (oder  Caraplana,  wie  die  Wiener  mit  unpassender  Anwendung  der 
südsla vischen  Schreibweise  selbst  in  den  griechischen  Namen  zu 
schreiben  vorziehen),  Mazapoki  st.  -raki,  Sect.  M.  14  ^avalari  st.  Kav.j  Su- 
lon&  st.  SucKena,  SmiAi  st.  Smia;i  (ft0'^»|»;),  MapadeX;dri  st.  Manadendri,  Ma- 
krtpu  st.  Makrj/nu,  Prosimon  (Theil  der  Stadt  Metzovo)  st.  Prosi^ion  (tiqos 
fJJUov),  Kefalt*vra»is  st.  -lovrysia  {ßQVCpg  „Quelle"),  Sect.  M.  14  sogar  mit  bei- 
behaltener, weil  nicht  verstandener  russischer  Adjectivendung :  Kalivia 
FteriisA;ti;a    st.    KaXvßM    4neQnaTtxä,    d.    i.    „zum    Dorfe    Phteria    gehörige 


246  H*  Kiepert: 

mithin  die  unzureichende  Beschaffenheit  der  vorhandenen  Karten 
einen  definitiven  Abschluss  der  Grenzbestimmungen  am  grünen 
Tische  gestattete,  desto  unumgänglicher  wurde,  ganz  wie  zwei 
Jahre  früher  betreffs  der  Balkan- Gegen  den,  die  genaue  Vermessung 
an  Ort  und  Stelle  durch  militärische  Commissare  der  acht  betheilig- 
ten Mächte.  Ausgeführt  wurde  diese  Arbeit  in  den  Monaten  Joli 
bis  October  1881,  die  Reinzeichnung  und  deren  Vervielfältigung 
durch  Photozinkographie  aber  der  Fürsorge  des  britischen  Com- 
missars.  Major  Ardagh,  übertragen;  der  Druck  der  bereits  im 
März  d.  J.  fertig  gestellten  18  Blätter  hat  sich  jedoch  darch  die 
nachträgliche  Erledigung  einer  streitig  gebliebenen  Grenzstelle  ver- 
zögert, so  dass  die  den  betheiligten  Mächten  zukommenden  Exemplare 
erst  Anfang  Juni  zur  Versendung  gelangten.  Die  dankbar  anzo- 
erkennende  Gefälligkeit  des  k.  deutschen  auswärtigen  Amtes  hat 
uns  ein  Exemplar  dieser  zunächst  nicht  in  die  Öffentlichkeit  ge- 
langenden Karten  sofort  zugänglich  gemacht  und  uns  dadurch  in 
den  Stand  gesetzt,  in  kürzester  Frist  eine  übersichtliche,  aber  den 
vollen  Inhalt  des  im  Längenmaasstab  vierfach  grösseren  Originals 
wiedergebende  Reduction  dem  geographischen  Publicum  voraa- 
legen*).     Die  Theilung  in  zwei  Sectionen  von  sehr  verschiedener 


Hütten*.  Man  sieht,  in  den  meisten  Fällen  ist  es  nur  die  Aehnlichkeit 
verschiedener,  im  Abdruck  nicht  deutlich  lesbarer  russischer  Bachstaben, 
welche  die  Zeichner  des  Wiener  Instituts  zu  Mis^riffen  verleitet  hat,  die 
sie  durch  Vergleichung  meiner  Karte  sogleich  hätten  vermeiden  können. 

*)  Natürlich  konnten  die  Terrainformen,  welche  die  Originalkarte  durch 
Horizoutalcurven  von  je  100  Meter  Abstand  ausdrückt,  in  unserer  starken 
Reduction  uur  in  einer  der  Stärke  der  Böschungen  entsprechenden  allge- 
meineren Fassung  wiedergegeben  werden ;  eine  speciellere  Beurtheilung  der- 
selben ermöglichen  die  vielen  trigonometrisch  gemessenen  Höhen,  deren 
Ziffern  aus  dem  Original  vollständig  und  unverändert,  also  in  englischem 
Fussmaass  (dem  internationalen  Charakter  der  Arbeit  würde  wenigstens  Bei- 
fügung des  Meteimaasses  besser  entsprochen  haben)  beibehalten  sind.  (Für 
den  Gipfel  Zygos  neben  dem  gleichnamigen  Passe  fehlt  auffallender  Weise 
im  Original  eine  Höhenziffer).  Verglichen  mit  früheren  Messungen,  nament- 
lich denen  der  österreichischen  Genie-Officiere,  ergaben  dieselben  folgende 
Differenzen : 

Metamorphosis  5214'  =  1590™  gegen  1481™  der  Wiener  Karte. 
Sipoto  4072'  =  1242m      „      1060™  „        "    „ 

Meluna  Pass     1700'  =    518™      „        540™  „  „ 

Südlich  vom  Salamvria 

Dobrudja  Dagh      2151'=    709™      „         764™   (Laloy) 
xw  p  ir         i  Zygos-Pass        5090'  =  1551™      „      1595™  der  Wiener  Karte 
j>w.-J^cKe       |peristeri  6775' =  20fi5™      „      2100™    (do.  Schätzung). 

Die  Graduirung  des  Originals  mit  Länge  von  Paris  (ungeachtet  der 
Herstellung  in  England,  eine  Art  internationaler  Concession!)  haben  wir 
natürlich  beibehalten;  in  der  Position  der  Mündung  des  Arta-Flusses  zeigt 
dieselbe  eine  nicht  erhebliche  Differenz  gegen  die  drei  Decennien  älteren 
nautischen  Vermessungen  der  Engländer. 

Die  Orthographie  der,  bis  auf  wenige  wlachische  und  noch  spar- 
samere türkische,    durchaus   der   griechischen  Sprache  angehörigen  Namen 


Im  Olympos 


Die  neue  griechiBch-türkische  Grenze  in  Thessalien  und  Epirus.    247 

Grosse  rechtfertigt  sich  durch  die  in  ihrem  epirotischen  Theile  fast 
genau  nordsüdliche,  im  thessalischen  westöstliche  Erstreckung  der 
Grenzlinie. 

Der  bleibende  Werth  der  neuen  Aufnahme  erhellt  am  deut- 
lichsten durch  Vergleichung  mit  den  früher  innerhalb  desselben 
Rayons  gemachten  topographischen  Versuchen;  es  schien  zur  Er- 
leichterung der  Übersicht  zweckmässig,  die  wichtigsten  derselben, 
zumal  sie  theils  überhaupt  unedirt,  theils  in  wenig  verbreiteten 
Werken  zerstreut  sind,  unserm  Kartenbilde  beizufügen ;  natürlich 
meist  in  erheblich  kleinerem  Maasstabe,  entsprechend  dem  geringeren 
Maasse  der  darin  enthaltenen  Details.  Weggelassen  sind  die  jetzt 
allgemein  zugängliche,  überdiess  am  wenigsten  selbständige  neue 
Daten  enthaltende  österreichische  Karte  (s.  oben  S.  245  Note),  so- 
wie der  in  seinem  Ursprünge  schon  dem  Anfange  unseres  Jahrhunderts 
angehörige  erste  Versuch  einer  kartographischen  Bearbeitung  dieser 
Landstriche,  welchen  Barbie  du  Bocage  und  später  Colonel 
Lapie  nach  den  überaus  flüchtigen  und  unzuverlässigen  Reise- 
notizen des  von  Napoleon  I.  bei  dem  bekannten  Ali  Pascha  be- 
glaubigten politischen  Agenten  Pouqueville  mit  vieler  Mühe  und 
geringem  Erfolge  ausgearbeitet  hatten:  eine  Arbeit,  welche  doch 
Jahrzehnte  lang  als  alleinige  Quelle  von  allen  Kartographen  be- 
nutzt worden  ist.  Dagegen  ist  das  Reisejournal  seines  britischen 
Rivalen  in  jener  Stellung,  des  durch  seine  vielseitigen  Forschungen 
auf  classischem  Boden  berühmten  Colonel  W.  M.  Leake,  welches 
erst  1836  in  den  Travels  in  Northern  Greece  ans  Licht  trat,  die  zu- 
verlässigste Grundlage  aller  späteren  Arbeiten  geworden;  aus  der 
dasselbe  begleitenden  Karte,  welche  den  Anforderungen  jener  Zeit 


hätte  in  Folge  der  Cooperation  eines  griechischen  Mitgliedes  der  Commission 
vielleicht  stellenweise  noch  correcter  gegeben  werden  können,  da  manche 
evidente  Fehler  —  welche  ich  in  der  vorliegenden  Karte  stillschweigend  be- 
richtigt habe  —  nicht  wohl  auf  Rechnung  des  copirenden  Zeichners  ge- 
schoben werden  können,  so  z.  B.  auf  Sect.  A.  4  KataphicZi  u.  B.  2  Kata^A;2, 
sicher  beide  für  xaraqrvyi},  F.  2  Analipsis  Rapsaniotiko»  st.  -ki  (Femin.!)  und 
Mon.  de  A.  Sotero«,  als  wenn  diess  Nominativform  wäre;  D  4.  H.  Konstan- 
tios  (st.  -tinos)  et  Helena  könnte  wohl  Schreibfehler  sein,  wie  es  F.  2  Tchai 
Agszj  statt  AgÄzy  (türk.  „Flussmündung")  sicher  ist.  Formen  wie  E.  2 
Psilorcbkhi  {yiptjX^,  nicht  tpi^ltj  Qccx^)^  ^*  ^  Diskaia  (^JiaairXdcTa  sonst  geschrieben), 
A.  4  Aliakmon  als  antiker  Flussnahme  ohne  H,  C.  2  Trapsa  statt  TgänsC^ 
sind  wenigstens  ungenau  wiedergegeben ,  so  wohl  auch  der  Dorfname  Ku- 
tchuv^ni,  den  griechische  Autoren  Kovr^ovtfhayi]  schreiben;  auch  der  „rothe 
Berg**  Kiziltep^  B.  3  wird  ausser  diesem  zufällig  vernommenen  türkischen 
wohl  auch  einen  gleichbedeutenden  griechischen  Namen,  also  etwa  Kokkino- 
vumo  führen.  Sonst  habe  ich  nur  soweit  in  der  Schreibweise  geändert,  dass 
ich  das  im  Griechischen  geschriebene,  wenn  auch  nicht  ausgesprochene  H, 
z.  B.  in  Siagioa  (Original  stets  JgioSj  sogar  E.  3  tautologisch  A.  Panagial) 
und  für  j(  ch  statt  kh,  für  (p  ph  statt  f,  für  v  j  statt  i,  für  rj  der  Aus- 
sprache entsprechend  i  gesetzt  habe,  während  die  Originalkarte  in  diesen 
Fällen  e  (Akroteri,  Soteros,  J^ias  u.  a.)  beibehält. 


248  ^*  Kiepert: 

entsprechend,  keine  topographischen  Details,  sondern  nor  die  all- 
gemeinen Contoaren  des  Landes,  auch  ohne  specielle  Bergformen, 
aber  auf  soliderer  Basis,  als  bei  seinem  franzosischen  CoUegen, 
enthält,  geben  wir  auf  Taf.  IV  fast  im  Maasstabe  des  Originals 
den  der  neuen  Grenzzone  entsprechenden  Abschnitt,  mit  Markirong 
der  vom  Autor  zurückgelegten  Routen.  Diese  berühren  oder 
schneiden  allerdings  die  neue  Grenzlinie  nur  an  wenigen  Paukten; 
die  wenigen  in  der  Längstrace  derselben  sowohl  im  nördlichen 
Gebirge  als  im  Arta-Thale  verzeichneten  Positionen  hat  der  Autor 
nur  approximativ  nach  Erkundigungen  niedergelegt. 

Die  Routiers  der  folgenden  Jahrzehnte  gewähren  fSr  Nord- 
Thessalien  nur  spärliche  Ausbeute;  das  des  Geologen  Ami  Bone 
(1837)  ist  nicht  so  detaillirt  verzeichnet,  um  graphische  Gonstruction 
zu  ermöglichen,  und  H.  Barth's  Route  durch  den  hoben  (nord- 
lichen) Olymp  im  J.  1862  reicht  südlich  eben  nur  bis  zu  der 
den  nordlichen  Rand  der  neuen  Aufnahme  berührenden  Position 
Elassona.  Der  erste  Reisende,  welcher  auch  die  südlichen,  inner^ 
halb  der  neuen  Grenze  fallenden  Abhänge  des  Olymp  darcbforscht 
und  in  einer,  allerdings  nicht  auf  genauen  Messungen  beruhenden 
(von  uns  reproducirten)  Kartenskizze  niedergelegt  hatte,  war  der 
französische  Archäolog  Leon  Heuzey,  (VAcamanie  et  le  Moni 
Olytnpe^  Paris  1860);  die  auf  seiner  zweiten  Reise  1861 — 62  von 
dem  ihm  bejgegebeuen  Ingenieur-Topographen  Laloy  ausgeführte 
Vermessung  des  oberen  thessalischen  Beckens*)  berührt  nur  anf 
eine  kurze  Strecke,  welche  wir  gleichfalls  neben  die  entsprechende 
Stelle  der  Grenzkarte  gesetzt  haben,  die  letztere.  Viel  umfangreicher 
sind  die  in  weiteren  Strecken  des  nordlichen  Thessaliens  und  des 
östlichen  Epirus  18G7  von  G.  Lejean  geraachten  Wegeaufnahmen, 
deren  vollständige  Verarbeitung  zu  einer  gross  angelegten  Ge- 
sammtkarte  im  Maasstab  1  :  100  000  der  vorzeitige  Tod  des  über- 
aus fleissigen  und  gewissenhaften  Reisenden,  bald  nach  seiner 
Rückkehr  ins  Vaterland  (Febr.  1871)  unterbrochen  hat;  was  in 
den  unvollendet  von  ihm  hinterlassenen,  im  Archiv  des  Ministeriums 
der  auswärtigen  Angelegenheiten  zu  Paris  aufbewahrten  und  im 
Herbst  1879  mit  Herrn  Waddington's  gütiger  Erlaubniss  von  mir 
copirten  Zeichnungen  hierher  gehört  —  leider  durch  eine  unaas- 
gefuUte  Lücke  unterbrochen  —  findet  sich  in  halber  Grosse  des 
Originals,  sonst  vollständig  und  genau  wiedergegeben  auf  Tafel  V. 
Endlich  hat  1872  ein  Membre  de  Tecole  francaise  d'Athenes,  H.  Gor- 
ceix    von   Larissa    aus    eine  Tour   ins  Haliaknion-Gebiet  gemacht. 


*)  Dieselbe  wurde  zufolge  speziellen  Auftrags  L.  NapoltJons  im  Interesse 
der  ungreschriebeii  g-ebliebeueu  Fortsetzung  seiner  Histoire  de  Jules  Cisar 
(Bürgerkriege ,  Schlacht  von  Pharsalus)  ausgeführt  und  ist  im  Maasstabe 
1  :  250  000  publicirt  in  der  Mission  arch^Offique  en  Jlacidoine  par  L,  ffeusey 
et  IL  Daumetj  Faris  IS70. 


Die  neue  griechisch- türkische  Grenze  in  Thessalien  und  Epirns.    249 

welche  nordlich  im  Xeragis-Thale  auf  demselben  Wege,  den  auch 
Lejean  verzeichnet  hat,  dann  aber  weiter  westlich  auf  einem  bis  da- 
hin von  Europäern  unbetretenen  Bergpfade  südlich  nach  Trikkala 
zurückführte;  die  dort  von  ihm  berührten  Ortschaften  (vgl.  die 
Copie  dieses  Wegestücks  auf  unserer  Taf.  IV  oben,  nach  der  Original- 
karte im  Bulletin  de  la  Soc,  de  Geogr.  1874,  Mai)  finden  sich  auch 
in  der  neuen  Grenzkarte  mit  einer  geringfügigen  orthographischen 
Abweichung  (Lubenitza  st.  Nubanitza).  —  Alles  in  den  genannten 
Routiers  nicht  enthaltene  Terrain  innerhalb  der  neuen  nördlichen 
Grenzzone  ist  bisher  topographisch  durchaus  terra  incognita  gewesen. 

Von  dem  in  unserer  Taf.  III  enthaltenen  westlichen,  durch 
das  alte  Epirus  laufenden  Theile  der  neuen  Grenze  waren  seit 
Anfang  des  Jahrhunderts  durch  Leake's  und  Pouqueville's  Besuche 
nur  die  Endpunkte  in  N.  und  S.,  die  Städte  Kalarrytes  und  Arta 
mit  ihrer  nächsten  Umgebung  bekannt;  der  Flusslauf  zwischen 
beiden,  wie  er  auf  den  älteren  Karten  eingezeichnet  ist,  gänzlich 
hypothetisch.  Die  beiden  einzigen  Versuche,  demselben  nahe  zu 
kommen  (denn  ein  direktes  Verfolgen,  wie  es  erst  die  Aufgabe 
der  Grenzcommission  unbedingt  forderte,  war  durch  die  örtliche 
Beschaffenheit  überaus  erschwert),  haben  wir  zur  Vergleichung  des 
damals  geleisteten  in  verkleinerter  Zeichnung  neben  jenes  Stück 
der  neuen  Aufnahme  gestellt. 

Die  jüngste  dieser  Leistungen  ist  die  1879  in  Rom  erschienene 
Carla  d'Epiro  von  Enrico  de  Gubernatis,  italienischem  Consul 
in  Janina  von  1869  bis  1878  und  gründlichem  Erforscher  dieses 
ganzen  Landes;  sein  Ausflug  zu  den  Hochgipfeln  des  Pindus  an 
den  Quellen  des  Aspropotamo  und  durch  die  ganze  alpine  Land- 
schaft zwischen  Kalarrytes  und  Metzovo  hat  —  sehr  begreiflich 
bei  der  Schwierigkeit  des  Terrains  —  diesem  Strich  in  der  Con- 
struction,  wie  jetzt  die  neue  Aufnahme  lebrt,  eine  allzüweite  Aus- 
dehnung gegeben;  auf  einer  anderen  Route  hat  er  das  Arta-Thal 
längs  seiner  hohen  westlichen  Thalseite  verfolgt,  daher  den  Fluss- 
lauf selbst  nur  von  fern  beobachten  und  unsicher  niederlegen 
können.  Dagegen  hatte  H.  Barth  auf  seiner  letzten  Reise  im 
Herbst  1865  von  Janina  kommend  dasselbe  Thal  zuerst  auf  der 
westlichen,  dann  auf  der  Östlichen  Seite,  zumeist  ebenfalls  auf 
einer  höheren,  vom  Flusse  ziemlich  weit  abliegenden  Stufe  passirt, 
und  er  würde  davon  die  erste  der  Wirklichkeit  sich  annähernde 
Darstellung  gegeben  haben,  wenn  ihn  nicht  mitten  in  der  Arbeit 
der  Reinschrift  seines  Itinerars  ein  allzufrüher  Tod  ereilt  hätte. 
Nur  aus  den  flüchtig  auf  dem  Pferde  mit  Bleistift  gemachten,  oft 
verwischten  und  kaum  zu  entziffernden  Tagebuchnotizen  konnte 
ich  das  vielfach  unsichere  und  unvollständige  Material*)   zu  einer 

*)  Diese  fragmentarische  Beschaffenheit   des  Nachlasses  einer  unzweifel- 
haft überaus  inhaltreichen   und  für  jene  Epoche  sehr  viel  neues  hrm^'^ii.d&TL 


242  Paul  Lehmann: 

—  was  selten  geschieht  —  fern  am  Horizonte  die  schön  geschwnngeDen 
Kontouren  der  Beskiden  auftauchen.  Wer  auf  der  Mitte  der  Hohen 
Heide  niedersitzt,  dem  verschwinden  Berg  und  Thal,  Baum  and 
Strauch,  um  ihn  säuselt  das  Gras  im  Winde  und  über  ihm  wölbt 
sich  der  Himmel.  Oft  würden  kurze  Abstecher  die  Verächter  des 
Aitvater  eines  besseren  belehren.  Wer  von  der  Schweizerei  ein 
kurzes  Stück  hinübergeht  auf  die  Ostabhänge  des  Leiterberges,  wird 
durch  den  besonders  bei  Abendbeleuchtung  schönen  Anblick  des 
Bielathales  und  seiner  Umgebungen  erfreut.  Die  Sonnennntergänge 
sind  vorzüglich  schön  an  den  Punkten,  die  —  wie  ein  Aussichtsplats 
bei  Franzens  Jagdhaus  oder  die  Schieferheide  und  der  Maiberg  — 
zugleich  einen  Ausblick  auf  das  Hügelland  zwischen  Altvater  and 
March  ermöglichen.    Ich  will  von  den  vielen  herrlichen  Schauspiele 

—  nach  meinen  Tagebuchnotizen  —  nur  eins  erwähnen,  das  sich  mir 
von  der  Höhe  des  Maiberges  darbot.  „Schwarz  und  düster  werden  die 
Fichtengründe  der  Südostabdachung,  weit  über  das  niedere  Gesenke 
hinaus  rücken  die  Schatten  mit  scharfer  Abgrenzung  gegen  die  noch  im 
goldigen  Scheine  glänzenden  Fluren.  Violett  schimmern  die  feinen  Dünste 
über  dem  düstern  Tessthale  und  goldgelb  erglänzt  der  ELimmel  am  den 
Kepernik  und  Fuhrmannstein,  die  von  hier  als  ebenbürtiges  Brüderpaar 
erscheinen.  Meergrün  erscheint  das  dunstumflorte  Hügelland  im  Westen, 
bald  dunkler,  bald  heller  sind  die  Farbentöne;  da  die  bereits  im 
Schatten  getauchten  Abhänge  dem  Beschauer  zugekehrt  sind  und 
um  die  Gipfel  noch  ein  hellerer  Schein  schwebt,  sieht  es  aus,  als 
ob  tiefwogig  der  Ocean  mit  Eiesenwellen  gegen  das  Gebirge  her- 
anbrause. Nach  der  Schäferei  ist  es  freilich  vom  Mai  berge  oder 
gar  der  Schieferheide,  die  nach  dem  Mertathale  zu  mit  einem  An- 
sätze zu  der  Form  der  abgestumpften  Pyramide  steil  abfällt,  etwas 
weit,  und  nächtliche  Wanderungen  über  betaute  Höhen  sind  —  so 
schön  sie  sind  —  nicht  jedermanns  Geschmack.  Die  Alfredhütte 
bietet  keine  Unterkunft  und,  ob  der  Heger  in  Franzens  Jagdhaus 
eine  der  für  die  Förster  des  Baron  Klein  bestimmten  Matratzen 
zum  Nachtlager  gewährt,  ist  ungewiss.  Wer  das  schön  gelegene 
Jagdhäuschen  zum  Ausgangspunkte  von  Excursionen  machen  und 
sich  an  seiner  reizenden  Umgebung  länger  erfreuen  will,  thut  wohl, 
sich  in  Wiesenberg  einen  Erlaubnisscbein  zu  erwirken.  Von  den 
Fenstern  aus  blickt  man  in  die  Gräben  und  Gründe,  die  vom  Alt- 
vater und  der  Hohen  Heide  steil  hinabführen  in  das  tiefe  Thal, 
dem  die  Wechsel  von  Beleuchtung  und  Bewölkung  immer  neue  Eeize 
verleihen. 

Einen  frugalen  Imbiss  und  ein  Heulager  findet  man  bei  dem 
Wirte,  der  während  der  Sommermonate  ein  Holzhäuschen  neben  der 
Heidebründlkapelle  bewohnt.  Man  hat  von  hier  nur  noch  wenige 
Schritte  bis  zur  Spitze  des  Roten  Berges,  dem,  was  die  Aussicht  an- 
langt,   von    allen    Altvatergipfeln    der    erste    Preis    gebührt;    nur  der 


Die  neue  griechisch-türkische  Qrenze  in  Thessalien  und  Epirus.    251 

243  geogr.  Quadratmeilen ,  von  welchen  die  dem  griechischen 
Königreiche  zufallende  Hälfte  der  schmalen  wirklich  aufgenommenen 
Grenzzone  nur  etwa  den  zehnten  Theil,  ca.  23  Quadratmeilen, 
ausfüllt,  die  französische  Aufnahme  des  oberen  thessalischen  Beckens 
(welche  nur  eben  an  einer  übergreifenden  Stelle  sich  an  die  erst- 
genannte anschliesst,  mit  den  älteren  französischen  Aufnahmen 
des  Königreiches  nur  mittels  zweier  benachbarter  beiderseits  sicht- 
barer Bergspitzen  Karavi  und  Budzikaki  in  Zusammenhang  steht) 
deckt  fernere  53  Quadratmeilen,  lässt  aber  innerhalb  derselben 
Doch  kleine  Lücken  der  Topographie  bestehen ;  endlich  der  von 
der  österreichischen  Recognoscirung  bestrichene  Rayon  am  unteren 
Salamvrias  wird  nicht  über  4  Quadratmeilen  anzuschlagen  sein; 
also  zusammen  ca.  80  Quadratmeilen  oder  ungefähr  ein  Drittheil 
des  Ganzen.  Kaum  kann  man  noch  hinzurechnen  den,  in  unserer 
Tafel  VI  durch  schwächere  Schraffirung  markirten  Streifen  un- 
mittelbar nördlich  von  der  alten  Grenze  des  Königreichs,  welcher 
zwar  nicht  bei  der  französischen  Generalstabsaufnahme ,  aber  bei 
der  vorläufigen  Recognoscirung  der  1835  festgestellten  Grenze 
offenbar  nur  flüchtig  in  die  officielle  zu  Argos  erschienene  Grenz- 
karte eingezeichnet  worden  ist,  sowie  die  innerhalb  der  Sichtbar- 
keitsgrenze für  die  britische  Küstenaufnahme  liegende  äussere 
Abdachung  der  Randgebirge  mit  ihrer  südlichen  halbinselförmigen 
Fortsetzung;  diese  beiden  Antheile  (von  beiläufig  je  15 — 16 
Quadratmeilen)  geben  doch  nur  die  allgemeinen  Terrainfornien 
ihres  Bereiches  in  richtiger  Lage ,  aber  ohne  topographische  De- 
tails. So  bleiben,  je  nachdem  man  rechnen  will,  immer  noch  die 
weit  grössere  Hälfte  oder  zwei  Dritttheile  des  neu  gewonnenen 
Terrains  zu  vermessen,  und  davon  kann  wiederum  nur  die  kleinere 
Hälfte  im  östlichen  Thessalien  als  durch  die  privaten  Beobachtungen 
von  Reisenden  verschiedener  Nationalität  (ausser  den  schon  ge- 
nannten die  Engländer  Gell  und  Dodwell  aus  dem  Beginn  des 
Jahrhunderts,  der  Franzose  Maizier  es,  der  Däne  Ussing)  als 
leidlich  orientirt  gelten.  Der  grössere  Rest,  namentlich  die  als 
Asyl  zahlreicher  Klephtenbanden  bisher  stets  gefürchtete  süd  liehe 
Berglandschaft,  sowie  die  zumeist  von  Wlachen  bewohnte  obere  Thal- 
landschaft des  Aspropotanio  gehört  noch  immer  zu  den  am  wenigsten 
betretenen  Regionen  und  ist  hier  die  topographische  Arbeit  gerade- 
zu vollständig  neu  vorzunehmen.  £s  ist  allerdings  zu  fürchten, 
dass  dieser  Aufgabe  sowohl  die  technischen  wie  die  finanziellen 
Kräfte  des  heutigen  griechischen  Staates  nicht  gewachsen  sind, 
sowenig  andererseits  daran  zu  denken  ist,  dass  ihm  etwa  die 
französische  Republik  mit  einer  Fortsetzung  der  unter  dem  Juli- 
königreich ausgeführten  Vermessungsarbeit  aus  Motiven  nationaler 
Sympathie  werde  ein  Geschenk  machen  wollen.  Das  gegenwärtige 
Geschlecht  dürfte   also  wohl  die  namentlich  vom  historisch-archäo- 


252  H»  Kiepert: 

logischen  Standpunkte  so  überaus  wunschenswerthe  kartographische 
Specialverzeichnung  Thessaliens  und  seines  epirotischen  Annexes 
kaum  erleben  und  muss  sich  mit  der  Eröffnung  dieses  neuen 
Arbeitsfeldes  für  den  Wetteifer  privater  Unternehmungen  begnügen, 
woran  sowohl  unser  junges  deutsches  archäologisches  Institut  zu 
Athen,  als  die  dortige  Ecole  fran9aise  es  hoffentlich  nicht  werden 
fehlen  lassen;  möchten  sich  ihnen  auch  gl  eich  streben  de  und  be- 
fähigte Männer  des  hellenischen  Volkes  zugesellen  I  Einer  der- 
selben, Herr  Chrysochoos  aus  Zitza  bei  Janina,  hat  in  der  That 
schon  vorbereitende  Schritte  gethan  durch  Herausgabe  einer  im 
Maasstabe  ganz  der  franzosischen  A.nfnahme  des  Königreichs 
sich  anschliessenden  Karte*);  jedoch  zeigt  dieselbe  in  hydro-  und 
orographischer  Zeichnung  nur  in  der  epirotischen  Heimatb  des  Yf. 
und  im  mittleren  Theile  des  östlichen  magnesischen  Berglandes 
Spuren  selbständiger  Berichtigung  und  wiederholt  im  übrigen  nur 
in  vergrösserter  Form  die  Züge  der  österreichischen  Karte,  vor 
welcher  sie  jedoch  den  Vorzug  der  Einschaltung  einer  beträcht- 
lichen Zahl  von  in  den  alten  Karten  fehlenden  Ortschaften  nnd  der 
richtigen  griechischen  Schreibart  sämmtlicher  Namen  voraus  hat 
Das  Übersichtskärtchen  dient  endlich  noch  dem  Zwecke,  ein 
historisches  Moment  dieses  Bodens  zu  verdeutlichen,  nämlich  die 
ursprüngliche  (nicht  gegenwärtige)  räumliche  Vertheilung  der 
türkischen  Ansiedlungen,  welche  in  Thessalien  älter  sind  als 
die  osmanische  Eroberung,  da  sie  als  Einwanderer  aus  Kleinasien 
(worauf  sich  ihre  noch  jetzt  nicht  ganz  verschollene  Benennung 
als  Koniariden,  von  der  Seldschuken-Hauptstadt  Konia,  bezieht) 
schon  im  10.  Jahrhundert  von  den  byzantinischen  Kaisern  auf- 
genommen wurden.  Ihnen  verdanken  die  mehr  als  anderthalb- 
hundert türkisch  benannten  Dörfer  ihren  Ursprung,  deren  Lage 
wenigstens  anzudeuten  der  reiche  Inhalt  der  Karte  von  Chry- 
sochoos gestattete.  Man  erkennt  leicht  (am  deutlichsten  durch 
Vergleichung  einer  Terrainkarte,  wie  die  in  gleichem  Maasstabe 
entworfene  Karte  von  Griechenland  in  meinem  Handatlas),  dass 
sie  zum  weitgrössten  Theile  den  Ebenen  (noch  mit  Ausschluss 
des  obern  Salamvria-Thales)  und  dem  flacheren  Hügellande  an- 
gehören; nur  wenige  wahrscheinlich  jüngere  finden  sich  im  nörd- 
lichen und  südlichen  Berglande  in  der  Richtung  der  für  die  os- 
manischen  Herscher  strategisch  wichtigsten  Pässe  nach  Macedonien 
und  nach  Süd-Griechenland.  Die  meisten  dieser  ursprünglich 
türkischen  Anlagen  sind  in  ihrer  Bevölkerung  tief  herabgekommen 
oder  haben  unter   Fortdauer  des  alten  Namens    (wie  in  einzelnen 


*)  JJivct^  Ttjg  /ntot]fißQiyt]g  'Hnsigov  xal  rtjg  SsGdaXCttg,  IxTiot/fid-ttg  vno 
3ft/«^X  S.  Xqvcoxoov  ZiTGttiov  Trj  (fvt'dQo/ufj  T??  ^EnnQonfjg  Ttjg  ^Ed^vat^g 
'Af^vytjg  X«*  l4d€k(f6Tt]Tog  xat  jov  ngog  (fnidoaiy  twv  'EkXtjyiXioy  FQafjifjunav 
SvXköyov,  Iv  \4&tjynig  xam  Maquov  rov  1881,  xA/^«|  1:200  000.     8  Bl. 


Die  neue  griechisch-türkische  Grenze  in  Thessalien  und  Epirus.    253 

Theilen  Mittelgriechenlands  und  Moreas)  griechischer  Bevölkerung 
Platz  gemacht,  deren  grosse  Masse  sich  im  Mittelalter  in  die  um- 
liegenden Berglandschaften  zurückgezogen  hatte,  welche  noch  jetzt, 
zumal  im  magnesischen  Küstengebirge  wie  im  Pindos,  die  weit 
grössten  rein  christlichen  Gemeinden  enthalten.  Innerhalb  des 
Pindos  und  in  den  obern  Theilen  des  Aspropotamo  und  Arta 
scbliessen  sich  daran  die  meist  stark  bevölkerten  Gebirgsdörfer 
der  gleichfalls  im  Mittelalter  eingewanderten  Kutzowlachen  oder 
Zinzaren,  welche  im  Hausgebrauch  ihren  romanischen  Dialekt 
bewahren,  aus  Rücksichten  des  Verkehrs  aber  sämmtlich  daneben 
auch  das  Griechische  sprechen*);  ihr  vor  ein  paar  Jahren  von 
einigen  thörichten  Agitatoren  erhobener  Anspruch  auf  Bildung 
einer  staatlich  selbständigen  eigenen  kleinen  Nationalität  scheint 
heut  der  Vergessenheit  anheimgefallen  und  wird  der  baldigen  voll- 
ständigen Auflösung  in  die  griechische  Nation  ebensowenig  Hinder- 
nisse bereiten,  als  das  seitens  ihrer  noch  vor  einigen  Jahrzehnten 
zahlreichen  Volksgenossen  im  altern  griechischen  Königreiche  ge- 
schehen ist.  Ebenso  scheint,  nach  analogen  Vorgängen  im  König- 
reiche zu  schliessen,  das  gänzliche  Schwinden  des  nur  durch  die 
türkischen  Bauern  und  einen  Theil  der  städtischen  Bevölkerung 
getragenen  muhammedanischen  Elements  (Albanesen  giebt  es  unter 
ihnen  nur  in  sehr  geringer  Zahl)  nur  eine  Frage  der  Zeit  zu 
sein,  so  dass  bis  zum  Schlüsse  des  Jahrhunderts  bereits  die  volle 
Nationaleinheit  innerhalb  der  neuen  Grenzen  hergestellt  sein 
dürfte. 


XIV. 

Entgegnung  gegen  Dr.  H.  Fritsche's  Kritik  meiner  Auf- 
sätze über  Nordchina. 

Von  Dr.  O.  F.  von  Mollen dorff. 


Gegen  Herrn  Dr.  Fritsche's  Angriffe  im  XVI.  Bande  dieser 
Zeitschrift  (p.  425 — 427)  gestatte  ich  mir  die  folgende  Entgegnung: 

Was  die  Frage  der  Transskription  chinesischer  Ortsnamen  an- 
belangt, so  habe  ich  s.  Z.  genügend  erörtert,  dass  dieselbe  wohl  nur 
von  sachverständigen  Philologen  gelöst  werden  kann,  und  meine 
Gründe  gegen  die  v.  Richthofen'sche  Orthographie  resp.  gegen  einzelne 


^)  Einer  der  hervorragendsten  dieser  Pindos wlachen,  aus  der  grossen 
Ortschaft  Syrako  an  der  neuen  NW.-Grenze,  die  nur  durch  den  Bach  von 
ihrer  Nachbarstadt  Ealarrytes  geschieden,  in  Folge  des  letzten  Abkommens 
unter  ttlrkischer  Herrschaft  geblieben  ist,  war  bekanntlich  der  ausgezeichnete 
frühere  griechische  Minister  Kolettis. 


254  O.  F.  V.  Möllendorff: 

Punkte  derselben  ausfiihrlich  entwickelt.  Dagegen  setzt  Herr  Dr. 
Fritscho  eine  einfache  Behauptung,  ohne  sie  im  geringsten  zu  be- 
gründen; ich  bestreite  ihm  bei  seiner  mangelhaften  Kenntnis  des 
Chinesischen  die  Kompetenz,  diese  Frage  überhaupt  zu  diskutieren. 
Merkwürdigerweise  wirft  er  meinem  System  gerade  das  vor,  worin 
es  mit  dem  v.  Richthofen'schen  übereinstimnit,  dass  es  nämlich  nicht 
„möglichst  einfach,  wirklich  deutsch*^  ist.  Gerade  darin  bin  ich 
V.  Richthofen  gefolgt,  dass  ich  ein  System  wählte,  welches  auch  fiir 
Engländer  und  Franzosen  acceptabel  wäre.  Der  Hauptpunkt,  in 
welchem  ich  von  v.  Richthofen  abweiche,  nämlich  die  Anwendung  der 
Mediae  für  die  sogenannten  unaspirierten  Tenues,  sollte  gerade  Herrn 
Dr.  Fritsche's  Beifall  haben,  der  in  allen  seinen  Werken  nach  dem 
Vorgange  der  Russen  b,  d,  g  anwendet,  wo  v.  Richthofen  p,  t,  k 
schreibt. 

Wenn  Herr  Dr.  Fritsche  das  chinesische  Wort  für  Fahne  „zi** 
ausspricht,  so  spricht  er  eben  nicht  korrekt.  Wie  ich  des  längeren 
ausgeführt  habe,  steht  der  bezügliche  Laut  zwischen  tschi,  tji  und  tsi 
in  der  Mitte,  und  man  hat  sich  für  eines  der  Extreme  zu  entscheiden, 
wenn  man  nicht  einen  neuen  Laut  schafiPen  will.  Keinenfalls  dürfte 
man  das  deutsche  z  anwenden,  welches  die  Konfusion  nur  vermehren 
würde.  Wenn  Herr  Dr.  Fritsche  Wade's  Elementarbuch  zur  Er- 
lernung des  Chinesischen  nachschlagen  will,  so  wird  er  finden,  dass 
Wade  das  betreffende  Wort  ch*i  (also  tschi)  schreibt. 

Auf  p.  253  lasse  ich  Herrn  von  Richthofen  keinerlei  Zurecht- 
weisung zukommen,  sondern  mache  nur  darauf  aufmerksam,  dass  die 
barbarischon  Entstellungen  chinesischer  Namen  in  Übersetzungen 
russischer  Werke  auf  Rechnung  der  deutschen  Übersetzer,  nicht,  wie 
Ilorr  von  Richthofen  anzunehmen  schien,  auf  Rechnung  des  russischen 
Transskri})tionssystems  kommen.  Da  Herr  von  Richthofen  nicht  aus 
dem  Russischen  übersetzt  hat,  sondern  eben  entstellte  Namen  aus 
deutschen  Übersetzungen  citiert,  so  wird  er  mich  jedenfalls  richtig 
verstanden  luiben. 

Ebenila  mache  ich,  obwohl  des  Russischen  unkundig,  keinen 
groben  Kehler  betreffs  des  russischen  Buchstabens  ac,  den  ich  auch 
keineswegs  dem  deutschen  seh  gleichsetze.  Ich  nenne  ihn  vielmehr 
richtig  das  y, summende  seh'',  sprachwissenschaftlich  z,  französisch  j. 
Da  wir  im  Deutschen  für  den  summenden  sch-Laut  keinen  Buchstaben 
haben,  so  wird  in  Übersetzungen  allgemein  seh  dafür  gesetzt.  Dass 
jener  Ihiehstabo  dem  deutschen  j  sehr  nahe  kommt  (z.  B.  in  Jupiter), 
ist  für  einen  Lehrer  der  russischen  und  deutschen  Sprache  eine 
recht   merkwürdige   Entdeckung. 

Weiter  muss  ich  Herrn  Dr.  Fritsche  dankbar  sein,  dass  er 
meinen  chinesischen  Kenntnissen  so  viel  Anerkennung  zollt;  nur  hätte 
er  den  weiteren  Schluss  ziehen  können,  dass  ich  in  der  Benutzung 
r))i]josiseher  Karten  den  Vorteil  vor  ihm  voraus  habe,   dieselben  ohne 


£ntgegiiaug  gegen  Dr.  Fritsche's  Kritik  meiner  Aufsätze  über  Nordchina.  255 

Hülfe  chinesischer  Gelehrten  lesen  und  übersetzen  zu  können.  Ich 
weiss  deshalb  auch  ganz  wohl,  dass  tshiau  (Brücke)  recht  häufig  an 
der  Zusammensetzung  chinesischer  Ortsnamen  teilnimmt.  Ich  habe 
auch  nirgends  behauptet,  dass  das  von  Fritsche  Issun  ho  ziao  ge- 
nannte Dorf  nicht  so  heissen  könne,  sondern  nur,  dass  es  anders 
heisst.  Der  Ort  heisst  offiziell  auf  den  Karten,  in  der  statistischen 
Beschreibung  des  betreffenden  Distriktes,  auch  in  dem  von  Herrn 
Dr.  Fritsche  übersetzten  Atlas  von  1863  Tshang-san-ying,  wel- 
cher Name  mir  auch  an  Ort  und  Stelle  nicht  von  Gelehrten  und 
Beamten,  sondern  von  Wirtsleuten  und  Maultiertreibern  genannt 
wurde.  Daneben  gilt  als  Name  beim  niederen  Volke  I-bai-dshia-dsy;. 
nach  dem  von  Dr.  Fritsche  notierten  Namen  habe  ich  mehrfach 
vergeblich  gefragt.  Ich  hatte,  wie  Herr  Dr.  Fritsche  richtig  hervor- 
hebt, den  Vorteil,  an  der  Hand  seines  Itinerars  jene  Gegend  be- 
reisen zu  können  und  habe  das  Isun-Thal  zweimal  passiert;  Herr 
Dr.  Fritsche  darf  sich  also  ruhig  darauf  verlassen,  dass  ich  mich 
erst  ganz  genau  erkundigt  hatte,  ehe  ich  seine  mangelhafte  Notie- 
rung von  Ortsnamen  korrigierte.  Das  von  ihm  gewählte  Beispiel 
eines  Ortes  mit  mehreren  Namen,  Peking,  ist  recht  unglücklich. 
Ching-tu  (Dshing-du)  ist  nicht  Name  von  Peking,  sondern  heisst 
„die  Hauptstadt''. 

Gegen  Herrn  Dr.  Fritsche's  Behauptung,  dass  die  alten  Jesuiten- 
karten dem  Reisenden  in  jenen  Gegenden  wenig  Nutzen  gewähren, 
habe  ich  durchaus  nichts  einzuwenden  gehabt,  sondern  nur  behauptet, 
dass  die  wenigen  Namen  derselben  z.  T.  richtiger  sind,  als  die  des 
Herrn  Dr.  Fritsche,  und  das  halte  ich  noch  immer  aufrecht. 

Was  den  Berg  Petscha  oder  Baitscha  anbelangt,  so  kann  niemand 
mehr  bedauern  als  ich  selbst,  dass  ich  nicht  im  Stande  war,  den- 
selben zu  besuchen.  Hätte  ich  mich  „monatelang^*  in  jenen  Bergen 
aufgehalten,  so  wäre  es  mir  doch  vielleicht  möglich  gewesen.  Ich 
war  aber  nur  ca.  5  Wochen  von  Peking  aus  unterwegs  und  nur 
eine  Woche  in  jenen  Bergen,  und  so  teils  durch  mangelnde  Zeit, 
teils  durch  Mangel  an  Zelten  und  Proviant  verhindert,  das  gänzlich 
unbewohnte  Gebirge  zu  besuchen.  Dass  unsere  Wirtsleute  einen 
Gebirgsstock  Bai-tsha  zu  kennen  behaupteten,  schien  mir  immerhin 
der  Mitteilung  wert ;  dass  ich  dabei  die  schon  vor  Jahren  veröffent- 
lichten Untersuchungen  des  Herrn  Dr.  Fritsche  unter  Angabe  der 
Quelle  rekapitulierte,  war  vielleicht  überflüssig,  sollte  aber  dem 
citierten  Autor  nicht  gerade  unangenehm  sein,  wie  dies  der  Fall  zu 
sein  scheint.  Herr  Dr.  Fritsche  macht  ferner  —  den  groben  Fehler, 
würde  er  sich  vermutlich  ausdrücken  — ,  dass  er  den  Namen  Wei-tshang 
auf  den  in  Rede  stehenden  Gebirgsknoten  bezieht.  Wei-tshang  heisst 
nicht  „grosser  Raum''  oder  etwa  „stark",  sondern  ein  eingehegtes 
Terrain,  daher  Jagdgeliege,  und  in  diesem  speziellen  Fall  ist  es 
der  Name  der  kaiserlichen  Jagdgründe,  wie  ich  Zeitschr.  XVI  p.  107 


256  Möllendorff:  Entgegnung  gegen  Fritsche*8  Kritik  m.  Au£s.  ü.  Nordchina. 

» 
erwähnt;    der  Name    bezieht    sich  auch   nicht  auf  ein   einzelnes  G-e- 

birge,  sondern  auf  die  ganze  Gegend  nördlich  von  Jehol. 

Den  härtesten  Vorwurf  macht  mir  Dr.  Pritsche  Seite  427, 
nämlich  den,  dass  ich  „nur  durch  Summation  der  Fehler  meiner 
höchst  unvollkommenen  Kompassnotierungen  dazu  verleitet  wurde, 
von  seinen  Längen  abzuweichen'^  Dass  Kompasnotierungen  allein 
nur  ein  unvollkommenes  Itinerar  ergeben,  bedarf  ja  nicht  der  Er- 
wähnung; ich  verwahre  mich  aber  entschieden  gegen  den  Vorwurf 
der  Leichtfertigkeit,  auf  Grund  unvollkommener  Kompasnotierungen 
von  gemessenen  Längen  abgewichen  zu  sein.  Woher  weiss  Herr 
Dr.  Fritsche,  dass  meine  Notierungen  höchst  unvollkommen  waren? 
Ich  habe  ihm  dieselben  meines  Wissens  nicht  g^ezeigt.  Von  Fritsche's 
Laugen  bin  ich  in  einigen  Fällen  abgewichen,  wo  mich  hunderte 
von  Winkelmessungen,  die  unter  einander  gut  stimmten,  dazu  nötigten. 
Dies  betrifft  namentlich  einige  Orte  in  der  Gegend  von  Peking*), 
wo  meine  Messungen  durch  eine  sorgfältige  Triangulation  meines 
Freundes  Waeber   bestätigt  wurden,  z.  B.  Nankou. 

Dass  meine  Höhenbestimmungen  im  höchsten  Grade  unsieber 
sind,  höre  ich  zum  ersten  Male.  Herr  Dr.  Fritsche  hat  mir  das 
bezügliche  Aneroid  geliehen,  und  als  es  1875  auf  einer  Reise  nach 
dem  Bo-hua-shan  durch  Steinwürfe  gelitten  hatte,  mir  1877  und  1879 
wieder  mitgegeben,  auch  die  Höhen  später  selbst  ausgerechnet.  Et 
hat  mir  weder  vor  den  Reisen  noch  nachher  mitgeteilt,  dass  das 
Instrument  unzuverlässig  geworden,  und  da  er  wusste,  dass  ich  die 
Höhen  in  meine  zu  publizierende  Karte  aufzunehmen  beabsichtigte, 
so  durfte  er  mich  nicht  in  dem  guten  Glauben  lassen,  dass  die  von 
mir  beobachteten,  von  ihm  berechneten  Höhenmessungen  brauchbar 
seien.  Es  wäre,  abgesehen  von  der  Rücksichtslosigkeit  gegen  mich, 
im  Interesse  der  Wissenschaft  seine  Pflicht  gewesen,  mich  auf  das 
Unnütze  von  Messungen  mit  einem  unzuverlässigen  Instrument  auf- 
merksam zu  machen. 

Hongkong,   3.   April  1882. 


*)  Hierzu  erlaube  ich  mir  die  Bemerkung,  dass  Herr  Dr.  Fritsche  vor 
einigen  Jahren  hier  in  Berlin  nach  langer  Diskussion  Herrn  von  Richthofen 
und  mir  gegenüber  es  für  durchaus  gerechtfertigt  erklärte,  dass  wir  bei  der 
Zeichnung  der  Umgebung  von  Peking  seine  astronomischen  Bestimmungen 
zu  Gunsten  der  v.  Richthofen'schen  Winkelmessungen  vernachlässigten.  Die 
beiderseitigen  Elemente  waren  eben  in  keiner  Weise  zu  vereinigen. 

Richard  Kiepert. 


XV. 
Die  Landesaufnahme  in  Russland  1881. 

(Nach  dem  offiziellen  Bericht  im  „Russischen  Invaliden"  1882 

No.  69,  70,  71,  73  und  79.) 

Von  Major  Lademann. 


Im  europäischen  Rüssland  haben  TriangulirungS' 
arbeiten  stattgefunden  1)  in  der  Umgegend  von  Riga,  2)  in  dem 
nea  aufzunehmenden  Teile  der  Gouvernements  Orodno  und  Lomsha, 
zwischen  den  Flüssen  Bug  und  Narew,  und  3)  in  der  Umgegend 
von  Warschau.  Hier  wurden  im  Jahre  1881  zusammen  379  Punkte 
bestimmt  und  368  Werst  mit  dem  Theodoliten  abgegangen. 

Ferner  wurde  in  Bessarabien  das  durch  den  Berliner  Vertrag 
von  Russland  zurückerworbene  Gebiet,  welches,  nirgends  über 
50  Werst  breit,  längs  des  Pruth  und  der  Donau  sich  hinzieht, 
mit  einem  Netze  1.,  2.  und  3.  Ordnung  belegt.  Auf  dem  Räume 
von  rund  8300  Quadrat- Werst  sind  im  ganzen  454  Punkte  bestimmt 
worden,  darunter  93  Kirchen  und  24  sonstige  örtliche  Gegen- 
stände. Ferner  sind  22  Pegel  eingerichtet,  nehmlich  5  am  Pruth, 
5  an  der  Donau,  3  am  Schwarzen  Meer  und  9  an  verschiedenen 
Seen.  Das  Gebiet  hat  im  nördlichen  Teile  Erhebungen  bis  1000  Fuss, 
ist  hügelig  und  teilweise  bewaldet,  im  Südwesten  ist  es  leicht* 
wellig,  waldlos,  reich  an  Süsswasserseen ,  die  mit  der  Donau 
zusammenhängen,  im  Südosten  aber  ganz  eben,  kahl  und  voller 
Salzseen.  Im  Donauthale  und  auf  den  Inseln,  die  fünf  Monate 
unter  Wasser  stehen  und  mit  Schilf  von  drei  Saschen  Höhe  bedeckt 
sind,  machten  die  Arbeiten  viele  Schwierigkeit. 

Nivellements   von   im   ganzen    804   Werst  wurden    geführt 

1)  von  Station  Taps   über  Dorpat  und  Riga  bis  Station  Tukkum ; 

2)  von  Windau  über  Goldingeu,  Libau,  Polangen  bis  zu  der 
preussiscben  Nivellementsmarke  bei  Nimmersatt,  und  3)  von 
Bjelostok  über  Brest-Litowsk  bis  Station  Maloryto. 

Zeitsehr.  d.  GeBellBeh.  t  Erdk.    Bd.  XVIL  17 


258  Lademann: 

Die  nun  hergestellte  Verbindung  der  Fiatmesser  bei  Reval, 
Riga,  Windau  und  Libau  gestattet  Vergleiche  des  mittleren  Wasser- 
standes längs  der  Ostseeküste  von  der  preussischen  Grenze  bis 
zum  Finnischen  Meerbusen.  Im  Jahre  1882  soll  ein  Nivellement 
bis  Odessa  auch  den  Vergleich  der  Ostsee  mit  dem  Wasserstande 
im  Schwarzen  und  im  Kaspischen  Meere  ermöglichen  und  zugleich 
eine  Anzahl  genau  bestimmter  Festpunkte  für  spätere  Nivellementt 
im  Innern  liefern. 

Topographische  Aufnahmen  fanden  statt  in  Finnland, 
Kurland,  im  westlichen  Grenzgebiet  und  längs  einiger  Eisen- 
bahnen. —  Die  Aufnahme  in  Finnland  umfasste  1567  Qu.-W. 
im  Norden,  Westen  und  Süden  von  der  Stadt  Abo,  auf  denei 
11538  Punkte  der  Höhe  nach  bestimmt  wurden.  Die  Aufnahme 
zeigte  aufs  neue,  dass  das  Ufergelände  und  die  Niederungen  ao 
Unterlauf  der  Flüsse  das  eigentliche  Kulturgebiet  des  Landes  sind; 
dass  ferner  die  aufgenommenen  Inseln  den  Charakter  der  Alands- 
in  sein  tragen,  von  denen  sie  durch  einen  breiten  Meeresarm  getrennt 
sind;  dass  der  Grund  und  Boden  fast  überall  felsig  ist,  mit  Spaltes 
und  Thälern,  die,  von  Schwemmland  angefüllt,  die  einzigen  mm 
Ackerbau  geeigneten  Flächen  bieten.  Ausser  den  sonstigen  Wald- 
beständen Finnlands  fand  man  im  Aufnahmegebiet  aach  Eiden 
und  Haselnuss.  Ein  Vergleich  der  Aufnahme  von  1881  mit  alteren 
Karten  zeigt,  dass  die  Inseln  der  Umgegend  von  Abo  an  der 
stetigen  Hebung  teilnehmen,  die  an  der  Festlandsküste  von  Finnland 
schon  lange  beobachtet  ist,  denn  Inseln,  die  vor  30  Jahren  noch 
durch  Wasserläufe  von  der  Küste  getrennt  waren,  gehören  jetft 
ganz  zum   festen  Lande. 

Im  Kurland  wurden  3279,6  Qu.-W.  in  1:21000  vom  Kreise 
Jakobstadt  nebst  benachbarten  Teilen  der  Gouvernements  Livland 
und  Kowno  aufgenommen  und  dabei  in  dem  sehr  wechselvollen 
(ielände  23  5G0  Ilöhenpunkte  bestimmt.  Im  Jahre  1882  wird  die 
Aufnahme  von  ganz  Kurland  zum  Abschluss  kommen. 

Im  westlichen  Grenzgebiet  wurden  Aufnahmen  in  der 
Umgegend  von  Brest-Litowsk  und  von  Sjerotzk  erst  im  Jahre  1881 
neu  begonnen.  Bei  ersterem  Orte  waren  bereits  527  Qa,-W.,  bei 
letzterem  224  Qu.-W.  im  Maasstabe  1  :  16  800  (200  Saschen  =  1') 
vom  Ingenieurdepartement  aufgenommen  und  wurden  Photographien 
der  Aufnahmen  auf  die  betreffenden  Messtischblätter  übertragen, 
dazu  traten  als  Ergebnis  der  neuen  Arbeit  505,4  Qu.-W.  in 
l:l()8()0  und  242:^2  Qu.-W.  in  1:21000  (250  S.  =  1").  In 
der  llachen  und  waldreichen,  wenig  Aussichtspunkte  bietenden 
(icgond  musston  dabei  35  825   Höhenpunkte  bestimmt  werden. 

Die   Aufnahmen  von   Eisenbahnen   behufs  Eintragung  in 
dio.  Karte  in    1  :  420  000  und  in   die  verschiedenen  topographisches 


Die  Landesaufnahme  in  Russland  1881.  259 

(arten  betrafen  folgende  Strecken:  1)  von  Station  Sergiewskaja  bis 
kadt  Jaroslawl  in  den  Gouvernements  Wladimir  und  Jaroslaw  343  W. ; 
l)  die  Bahn  Rybinsk-Bologoje  von  der  Grenze  des  Gouvernements 
Jlowgorod  bis  Rybinsk  260  W. ;  3)  die  Bahn  Schuja-Iwanowo 
(On  Station  Nowki  bis  Kineschma  170  W.;  4)  die  Saratowsche 
inie  von  Kozlow  bis  Saratow  mit  Abzweigung  nach  Bjekowo 
!66  W.  und  5)  die  Orenburgische  Linie  von  Rjashsk  über  Mor- 
shansk,  Penza,  Syzran  bis  Station  Batraki  an  der  Wolga  618  W. 

Auf  nichtrussichem  Gebiete  in  Europa  waren  ferner 
issische  Aufnehmer  thätig  a)  bei  einigen  abschliessenden  Arbeiten 
I  Balgarien,  dessen  ganze  Aufnahme,  97  400  Qu,-W.  umfassend, 
I  1:42000  erfolgt  ist  und  bis  Anfang  1883  in  Gestalt  einer 
larte  im  Maasstabe  von  1  :  126  000  zur  Herausgabe  bereit  sein 
>11;  b)  in  Montenegro,  dessen  ganzes  Gebiet  (rund  9102  Qu.-W.) 
I  den  Jahren  1879 — 1881  trianguliert  worden  ist,  und  von  dem 
802  Qu.-W.  (die  neuen  Erwerbungen,  mit  wenigen  Ausnahmen, 
fo  die  feindselige  Stimmung  der  Bewohner  Arbeiten  nicht  zuliess, 
.nd  der  Grenzstreifen)  mit  genauen  Höhenbestimmungen  in  1 :  42000 
.ufgenommen  sind.  Im  Jahre  1881  waren  dort  noch  3  Topo- 
graphen thätig,  deren  jeder  etwa  560  Qu.-W.  aufnahm. 

Die  kartographischen  Arbeiten  bestanden  in  Berich- 
ignngen  und  Ergänzungen  der  topographischen  Karte  des 
Suropäischen  Russlands  in  1:126  000,  namentlich  von  Blättera 
ies  westlichen  Grenzgebiets,  des  Gouvernements  Nowgorod  nebst 
ien  neu  erscheinenden  Blättern  von  Kurland;  desgleichen  der 
Jpezialkarte  des  Europäischen  Russlands  in  1:420000,' 
iron  der  einige  kaukasische  Blätter  zum'  erstenmale  in  den  Handel 
kamen;  der  alljährlich  berichtigten  Wege  karte  des  Euro- 
paischen Russlands  in  1:1050000  (25  W.  =  1");  einem 
Nivellementsplan  von  Moskau,  6  Blatt  in  1  :  8400,  angefertigt 
auf  Veranlassung  der  Stadtverwaltung,  auch  einem  Plan  eines 
Teiles  des  Sudufers  der  Krym,  der  von  der  Reblaus  heim- 
gesacht  worden  ist.  —  In  Arbeit  ist  die  strategische  Karte 
FOn  Mitteleuropa  in  1:1680000  (40  W.  =  1'')  und  eine 
oeae  Karte  des  ganzen  westlichen  Gebietes,  in  1  :  84  000, 
ta  der  einige  Probeblätter  in  Heliogravüre  hergestellt  wurden. 

Im  Bereiche  der  Statthalterschaft  des  Kaukasus  führte 
)iii  Astronom  eine  Ghronometer-Exp editon  im  Zakaspischen 
]^ebiet  und  den  benachbarten  Persischen  Grenzstrichen  aus,  wobei 
28  Punkte  nach  ihrer  Länge  und  Breite  bestimmt  wurden.  Geodä- 
ische  Arbeiten  lieferten  102  Punkte  im  südlichen  Daghestan 
md  86  Punkte  im  Zakaspischen  Oblast.  Aufgenommen  wurden 
2856  Qu.-W.  in  1:42  000  im  Hochgebirge  des  Kaukasus  und  zwar 
im    centralen   Teile   desselben,    im    Kreise   Tionety,   Gouvernement 

17* 


260  Lademann: 

Tiflis ,    wobei   über  3000  Punkte  ihrer  Hohe  nach  bestimmt  sind, 
ferner  im  Gouvernement  Baku,  im  unteren  Teile  vom  Nordabhange 
des  Hauptkammes  des  Kaukasus,   1991  Qa.-W.  in   1  :  42000  und 
378  Qu.-W.  in   1  :  16800  (200  Sash  =  l").    Im  Zakaspischen 
Gebiet   wurden    gleichzeitig    mit   den   trigonometrischen   Arbeiten 
und    auf   der  Grundlage   des   zwischen    einer  Basis   sadostlich  toi 
Aschabad    und    einer    zweiten    bei    Machmudabad    auf  persischem 
Gebiet  gelegten  Netzes  5630  Qu.-W.  in   1:42  000  aufgenommen, 
ausserdem    noch   ein  Plan  der  Befestigungen    von  Aschabad 
in   1  :  4200  (50  S.  =  1")*     ^^^  aufgenommene  Gebiet  durchziehen 
sechs    hohe,   steinige    Bergketten,    die  von   Nordwest   nach   Südost 
streichen  und  von  tiefen  Schluchten   durchschnitten    sind.     Nur  in 
Niederungen  sind  Saumwege  vorhanden,  in  den  Bergen  war  keine 
Spur  von  Wegen  zu  entdecken.    Bei  den  hydrographischen  Arbeitee 
ist  ein  Strich  am  Ufer  des  Kaspischen  Meeres  zwischen  den  Orten 
Michailowsk  und  Earpowka  etwa  180  Qu.-W.  in   1  :  16  800  (200 
S  =  1")  mit  aufgenommen  worden.  —  Längs  der  neiien  Orenie 
in  Kleinasien  zwischen  dem  Berge  Barbaret  bei  Artwin  und  dem 
Dorfe  Karaurgan  auf  einer  Strecke   von   178  Werst  wnrden  noeh 
113    Grenzsteine    an    Stelle    der    früheren    provisorischen  Zeichen 
gosetzt,  und  ist  damit  die  Grenzregulierung  endgültig  zum  Abschlüsse 
gebracht  worden. 

Von  den  kartographischen  Arbeiten  im  kaukasischen 
Militärboziik  sind  besonders  zu  erwähnen:  der  Stich  der  Blätter 
Hat  um,  Olty,  Erzeruni,  Kars,  Alaschkert  und  Lenkoran  für  die 
Karte  des  Kaukasus  in  1:210000  (5  Werst  =  1"),  Berich- 
ti!:;ungon  der  Karte  des  Zakaspischen  Gebietes  in  demselben 
Maasstab,  der  ,,Karte  der  Asiatischen  Türkei  in  1  :  840000 
(•JO  W.  =  1")  und  der  „50  Werst- Karte  von  Persien,  Afgha- 
nistan und  Beludschistan  "  (1:2100  000).  Eine  ^  orogra- 
phische  Karte  der  asiatischen  Türkei  ist  in  Arbeit;  des- 
ijjloichon  eine  ,,  Reliefkarte  des  Kriegsschauplatzes  in  der 
asiatischen  Türkei''.  Diese  Karte  umfasst  ein  Gebiet  von 
118  800  Qu.-W.,  auf  dem  sich  die  Kämpfe  in  den  Jahren 
I81}S— 182i),  1854—1855  und  1877 — 1878  abgespielt  haben, 
u\\{\  das  teilweise  den  Charakter  des  Hochgebirges  mit  7000  bis 
8000  Kuss  Meereshöhe  tragt.  Der  Maasstab  der  Karte  ist  1  :  210000 
uiul  !ür  die  vertikalen  Erhebungen  1  :  42  000.  Die  Fertigstellang 
der   Karte    ist   noch   im    Laufe    des  Jahres   1882  zu    erwarten.  — 

In  West  Sibirien  wurden  astronomisch  17  Punkte  in  den 
Kreisen  Pawlodarsk  und  Omsk  als  Stützpunkte  für  spatere 
Aufnahmen  bestinnut.  Vor  und  nach  diesen  Arbeiten  fand  eine 
Reihe  von  Beobachtungen  des  Ganges  der  Chronometer  bei  Tem- 
peraturen von-|-l">  +15°  und +22° statt.  Ein  trigonometrisches 


I  Die  Landesaufnahme  in  Rassland  1881.  261 

* 

=1  Netz  wurde  vom  Dengiz-See  bis  nach  Akmolinsk  gelegt,  dessen 
T  geographische  Länge  im  Jahre  1880  telegraphisch  bestimmt  wor- 
-'  den  war.  Hierbei  waren  in  der  Nähe  von  Dengiz  wie  von 
-i\  Akmolinsk  Standlinien  zu  messen  und  an  27  Punkten,  an  denen 
-i  Signale  errichtet  wurden,  Winkelbeobachtungen  anzustellen.  Inner- 
Ji-  halb  des  gelegten  Netzes  finden  im  Jahre  1882  die  Aufnahmen 
=5  Statt.  — 

!^  Die  topographischen  Aufnahmen  des  Jahres  1881  imMaas- 

ji  Stabe  1  :  84  000  (2  W.  =  1'')  umfassten  22  242  Qu.-W.,  auf  denen 
T  1538  Hohenpunkte  bestimmt  wurden.  Ein  Topograph  der  west- 
sibirischen  Abteilung  war  der  Kommission  beigegeben,  welche  die 
geeignetste  Richtung  für  Anlage  einer  Strasse  und  Telegraphenlinie 
von  Tobolsk  nach  dem  Dorfe  Samarowski  bestimmen  sollte;  er 
nahm  die  Marschroute  von  Tobolsk  bis  zum  Dorfe  Rjepolowski, 
65  Werst  von  Samarowski  in  1  :  42000  auf.  An  kartogra- 
phischen Arbeiten  wurden  1)  für  die  früher  aufgenommenen 
Teile  Westsibiriens  die  Blätter  der  Karte  in  1 :  420  000  (10  W.=l") 
und  2)  eine  „40  Werst-Karte  von  Westsibirien''  (1  -.1680000) 
in  6  Blatt  in  Zeichnung  beendet.  Eine  Dislokationskarte  der 
Truppen  des  Bezirks  und  ein  Plan  der  projektierten  Eisenbahnen 
ist  in  Lithographie  hergestellt. 

Aus  Ostsibirien,  wo  im  Ussuri-Gebiete  gearbeitet  worden 
war,  waren  noch  keine  Berichte  eingegangen,  nur  eine  Kopie  der 
Anfhahme  des  im  Amur-Oblast  von  chinesischen  Unterthanen 
bewohnten  Gebietes  vom  Jahre  1869,  berichtigt  1881,  lag  bereits  vor. 
Im  Militärbezirk  Turkestan  fand  eine  telegraphische 
Bestimmung  des  Längenunterschiedes  zwischen  Taschkent 
und  Wjernyi  statt,  auf  welch  letzterem  Ort  alle  Längenbestim- 
mungen im  Kuldscha-Gebiete  bezogen  waren.  Auf  der  Reise 
zwischen  Taschkent  und  Wjernyi  wurde  durch  Chronometer  die 
Lage  der  Orte  Tschemkent,  Anlie-ata,  Pischpek,  Stanitze  Otar 
und  Fort  Merke  bestimmt. 

Eine  trigonometrische  Netzlegung  war  ursprünglich 
projektiert  in  den  Vorbergen  des  Thian-Schan  im  südlichen  Ferghana, 
zwischen  den  Thälern  der  Isfara  und  Ak-bura;  eine  flüchtige 
Rekognoszirung  zeigte  aber,  dass  das  Thal  der  Isfara  nur  einen 
schmalen  anbaufähigen  Strich  zwischen  sehr  schwer  zugänglichen 
Bergen  bildet ;  ebenso  dass  die  Gegend  östlich  des  Ortes  Tjulku- 
tjubu  bis  zur  Ak-bura,  jedes  Pflanzenwuchses  bar,  wasserlos  und 
unbewohnt,  nur  auf  Saumpfaden  als  einzigen  Wegen  zugänglich, 
der  Netzlegung  höchst  ungünstig  und  namentlich  für  die  Errichtung 
von  Signalen  fast  unüberwindliche  Schwierigkeiten  bietet.  Es  wurde 
deshalb  nur  der  Baum  zwischen  Rigitan,  Tjulku-tjubn,  Margelan 
und  Wuadil    mit    einem   Netze    belegt,    das   sich  bei  Rigitan    und 


258  Lademann: 

Die  nun  hergestellte  Verbindung  der  Flutniesser  bei  Reval, 
Riga,  Windau  und  Libau  gestattet  Vergleiche  des  mittleren  Wasser- 
standes längs  der  Ostseeküste  von  der  preussischen  Grenze  bis 
zum  Finnischen  Meerbusen.  Im  Jahre  1882  soll  ein  Nivellement 
bis  Odessa  auch  den  Vergleich  der  Ostsee  mit  dem  Wasserstande 
im  Schwarzen  und  im  Kaspischen  Meere  ermöglichen  und  zugleich 
eine  Anzahl  genau  bestimmter  Festpunkte  für  spätere  Nivellements 
im  Innern  liefern. 

Topographische  Aufnahmen  fanden  statt  in  Finnland, 
Kurland,  im  westlichen  Grenzgebiet  und  längs  einiger  Eisen- 
bahnen. —  Die  Aufnahme  in  Finnland  umfasste  1567  Qu.-W. 
im  Norden,  Westen  und  Süden  von  der  Stadt  Abo,  auf  denen 
11538  Punkte  der  Höhe  nach  bestimmt  wurden.  Die  Aufnahme 
zeigte  aufs  neue,  dass  das  Ufergelände  und  die  Niederungen  am 
Unterlauf  der  Flüsse  das  eigentliche  Kulturgebiet  des  Landes  sind; 
duss  ferner  die  aufgenommenen  Inseln  den  Charakter  der  Alands- 
inseln tragen,  von  denen  sie  durch  einen  breiten  Meeresarm  getrennt 
sind;  dass  der  Grund  und  Boden  fast  überall  felsig  ist,  mit  Spalten 
und  Thälern,  die,  von  Schwemmland  angefüllt,  die  einzigen  zum 
Ackerbau  geeigneten  Flächen  bieten.  Ausser  den  sonstigen  Wald- 
beständen Finnlands  fand  man  im  Aufnahmegebiet  auch  Eichen 
und  Haselnuss.  Ein  Vergleich  der  Aufnahme  von  1881  mit  älteren 
Karten  zeigt,  dass  die  Inseln  der  Umgegend  von  Abo  an  der 
stetigen  Hebung  teilnehmen,  die  an  der  Festlandsküste  von  Finnland 
schon  lange  beobachtet  ist,  denn  Inseln,  die  vor  30  Jahren  noc) 
durch  Wasserläufe  von  der  Küste  getrennt  waren,  gehören  jetf 
ganz  zum  festen  Lande. 

Im  Kurland  wurden  3279,6  Qu.-W.  in  1:21000  vom  Krei 
Jakobstadt  nebst  benachbarten  Teilen  der  Gouvernements  Livla 
und  Kowno    aufgenommen    und   dabei   in    dem  sehr  wechselvol! 
Gelände  23  560  Höhenpunkte  bestimmt.     Im  Jahre  1882  wird 
Aufnahme  von  ganz  Kurland  zum  Abschluss  kommen. 

Im    westlichen   Grenzgebiet   wurden    Aufnahmen   in 
Umgegend  von  Brest-Litowsk  und  von  Sjerotzk  erst  im  Jahre  1 
neu  begonnen.     Bei  ersterem  Orte  waren  bereits  527  Qu.-W, 
letzterem  224  Qu.-W.  im  Maasstabe  1  :  16  800  (200  Saschen  = 
vom  Ingenieurdepartement  aufgenommen  und  wurden  Photogra 
der  Aufnahmen   auf  die    betreffenden   Messtischblätter   überf 
dazu    traten     als    Ergebnis    der    neuen    Arbeit    505,4    Qu.- 
1  :  16800    und   2423,2  Qu.-W.  in   1  -.21000    (250  S.  =  1" 
der    flachen    und    waldreichen,    wenig    Aussichtspunkte    bi( 
Gegend  mussten  dabei  35  825  Höhenpunkte  bestimmt  wer 

Die  Aufnahmen  von  Eisenbahnen   behufs   Eintra 
die  Karte  in   1  :  420000  und  in   die  verschiedenen  topogra 


1^  Die  Landesaufnahme  in  Rassland  1881.  263 

f 

r 

L  Eine     Rekognoszierung    im    Thale     des     Angren,     Kreis 

J^^Karamien,  erstreckte  sich  über  533  Qu.- Werst. 
^  Durch    seine    Topographen    war    der   Turkestanische   Militär- 

.bezirk    auch    beteiligt  an   einem  Nivellement  der  Stadt  Taschkent, 
,ju  einer  Landvermessung  für  Ansiedler  im  Sor-Tjube-Distrikt  und 
an    den    Aufnahmen    der   Kommission    für    Erforschung   des    alten 
Flussbettes  des  Amu-Darja. 

Von  kartographischen  Arbeiten  sind  ausgeführt: 
1)  4  neue  Blätter  der  Karte  des  Ferghana-Oblast  in  1  :  420000 
(10  W.  =  l"),  2)  eine  5  Werst-Karte  der  Grenze  mit  China 
(1:210000)  in  18  Blatt,  3)  eine  Wegekarte  des  Militär- 
bezirks, Konturen  schwarz,  Gewässer  blau,  in  1:1680000 
(40  W.  =  1 ")  in  vier  Blatt  und  in  Petersburg  hergestellt,  4)  die 
chromolithographierte  Karte  des  Turkestanischen  Militär- 
bezirks in  1:1  680000  in  neuer,  durch  vier  im  Süden  angesetzte 
Blätter  auf  16  Blatt  erweiterten  Ausgabe. 

Alle  asiatischen  Gebiete  Russlands  umfasst  die  beim  Haupt- 
stabe in  Petersburg  redigierte,  auf  Grund  der  Forschungen  von 
Nordenskjöld  und  Prshewalski  neu  berichtigte  „Karte  des  Asia- 
tischen Russland  und  der  Nachbargebiete  im  Maasstabe 
1  :  4200  000  (100  W.  =  1")  in  8  Blatt,  neben  der  besonders  für 
die  Reisen  Prshewalski's  eine  Marschroutenkarte  in  1:2100000 
(50  W.  =  1")  hergestellt  worden  ist. 

Hydrographische  Arbeiten  sind  in  sechs  verschiedenen 
Abteilungen  an  mehreren  Punkten  des  Baltischen  und  des  Schwarzen 
Meeres,  im  Azowschen  Meere  und  im  Onega-See  vorgenommen 
worden;  die  Messplatten  sind  in  Maasstäben  von  100  Saschen  bis 
hinab  zu  3  Saschen  auf  einen  Zoll  (1:16  800  bis  1:252)  aus- 
geführt. Namentlich  in  den  finnischen  Scheeren  mit  ihren  schroff 
wechselnden  Tiefverhältnissen  war  stellenweise  alle  5,  alle  3 
Saschen,  ja  selbst  von  Sasche  zu  Sasche  eine  Lotung  nötig. 

Die  Neuaufnahmen  im  Baltischen  Meere  zeigen  eine  Anzahl 
neuer  tieferer  und  bequemerer  Fahrwasser  in  den  finnischen  Scheeren 
und  wesentliche  Änderungen  der  Küstenlinie  des  Bothnischen 
Meerbusens.  Aus  dem  Schwarzen  Meere  ist  ein  Plan  von 
Nikolajew  mit  Umgebung  neu  gefertigt,  und  die  Messtischplatten 
der  Küste  von  Noworossiisk  bei  Tuapse  wahrhaft  künstlerisch 
ausgeführt,  ebenso  der  Teil  des  Azowschen  Meeres  um  Berdjansk. 
Im  Onega-See  wurde  die  Aufnahme  der  südlichen  Hälfte  des 
Sees  beendet. 

Unter  den  neu  angefertigten  Karten  sind  besonders  be- 
merkenswert diejenigen  des  Bothnischen  Meerbusens  und  des 
ostlichen  Oceans;  ferner  eine  grosse  Weltkarte  in  Merkators 
Projektion  mit  Angabe  der  Erdumsegelungen  durch  russische  Schifife 


264  Hann: 

(seit  1803)  und  Angabe  aller  Stellen,  wo  zn  verschiedenen 
Zeiten  hydrographische  Arbeiten  ansgefabrt  worden  sind; 
dann  meteorologische  Karten  des  Baltischen  und  des 
Schwarzen  Meeres. 


XVI. 
tJber  die  Seehöhen  der  Oase  Kufra, 

Von  Prof.  Dr.  Hann. 


Im  17.  Bande  (1882)  dieser  Zeitschrift  hebt  Hr.  R.  Kiepert  du 
Wünschenswerte  eines  kritischen  Verzeichnisses  der  Positionen  and 
Seehöhen  von  Afrika  hervor  und  giebt  einige  Proben,  wie  er  sich 
ein  solches  Verzeichnis  denkt.  Die  in  dem  Abschnitt  Hohen 
unter  „Kufra^'  stehenden  Angaben  (S.  150)  veranlassen  mich  la 
einigen  Bemerkungen,  mit  denen  ich  glaube,  den  Intentionen  des 
Hrn.  Verfassers  entgegen  zu  kommen. 

Es  finden  sich  daselbst  die  von  Hrn.  Rebifs  vorläufig  gleich 
nach  seiner  Rückkehr  aus  Kufra  mitgeteilten  Hohenangaben  mit 
den  davon  etwas  abweichenden  Resultaten  meiner  endgiltigen  Be- 
rechnung in  Rebifs  Werke  „Kufra"  als  gleichwertig  einander 
i»ogonüber  gestellt,  als  würde  es  zweifelhaft  sein,  an  welche  An- 
gaben sich  der  Geograph  halten  solle.  Der  zu  meinen  Angaben 
gemachte  Zusatz  „aus  Aneroid- Ablesungen  berechnet'*  konnte  so- 
gar verleiten ,  die  vorausgehenden  Daten  als  auf  Beobachtungen 
mit  einem  Quecksilberbarometer  beruhend  anzusehen,  während  Hr. 
Rohlfs  gleich  zu  Anfang  seines  Werkes  angiebt,  dass  ihm  das 
Quecksilberbarometer  schon  beim  Beginn  der  Reise  zerbrochen 
sei,  also  überhaupt  alle  Hohenangaben  der  Rohlfs'schen  Expedition 
sich   nur  auf  die  Ablesungen  von  Aneroiden  gründen  können. 

Wenn  der  Hr.  Yerftisser  zwischen  einer  aus  freier  Hand  gleich 
nach  der  Rückkunft  eines  Reisenden  von  diesem  entworfenen  Zeich- 
nung seiner  Route  und  der  späteren  sorgfältigen  Konstruktion  des 
llinerars  mit  Anschluss  an  verlässliche  Fixpunkte,  unter  deren 
Kontrole  kartographisch  niedergelegt,  zu  wählen  hätte,  würde  er 
wohl  keinen  Augenblick  darüber  zweifelhaft  sein,  an  welche  der 
beiden  Aufstellungen  sich  der  Geograph  zu  halten  habe.  Genau 
so  aber  verhalten  sich  die  vorläufigen  Schätzungen  der  Seehohen 
gegenüber  deren  späteren  Berechnung  mit  Rücksicht  auf  die  vor- 
läufigen Korrektionen  der  Instrumente  und  mit  Beziehung  auf 
Korrespondenzstationen. 


über  die  Seehöhen  der  Oase  Eufra.  265 

Ich  habe  auf  Seite  346—349  des  Werkes  von  Rohlfs  (Kufra) 
ein  Beispiel  gegeben,  wie  man  Aneroidablesangen  zu  Seehöhen- 
bestinimungen  auch  dann  wissenschaftlich  verwerten  kann,  wenn 
alle  Angaben  über  Stand-Korrektion  und  Temperatur-Koefficienten 
fehlen,  wie  dies  hier  der  Fall  war,  und  wie  es  zuweilen  gelingen 
mag,  selbst  die  Temperatur-Koefficienten  hinterher  aus  den  Able- 
sungen selbst  genähert  zu  ermitteln,  ohne  die  Instrumente  (die  ja 
verloren  gegangen  sind)  in  der  Hand  zu  haben.  Ob  sich  aber 
viele  dergleichen  Mühe  und  Sorgfalt  noch  unterziehen  mögen, 
wenn  sie  finden,  dass  selbst  Fachkollegen  darauf  keine  Rücksicht 
nehmen,  und  Schätzungen  das  gleiche  Gewicht  beilegen,  dürfte 
allerdings  fraglich  sein.  Die  für  Bir  Milrha,  Sokna,  Audjila, 
Taiserbo,  Kebabo  von  mir'  abgeleiteten  Seehohen  sind  dann  als 
Fixpunkte  zur  angenäherten  Berechnung  von  16  anderen  zwischen- 
liegenden HÖhenpunkten  benutzt  worden ;  für  kartographische  Zwecke 
dürfte  die  Genauigkeit  wohl  hinreichend  sein. 

Man  darf  nämlich  nicht  zu  grosses  Gewicht  legen  auf  die 
Zahl  der  Aneroidablesungen  an  einem  Ort,  als  wenn  die  Genauigkeit 
der  Seehöhenbestimmung  mittelst  derselben  im  Verhältnis  zu  dieser 
Zahl  wachsen  würde,  in  Gegenden,  wo  die  unregelmässigen  Schwan- 
kungen des  Luftdruckes  im  Sommer  so  gering  sind  wie  in  Nord- 
afrika. So  lange  das  Aneroid  ruhig  an  einem  Orte  bleibt,  ändert  sich 
die  Stand-Korrektion  desselben  nicht,  und  die  Häufung  der  Beobach- 
tungen vermindert  nicht  im  geringsten  die  aus  dieser  Quelle 
fiiessende  Unsicherheit  der  Höhenbestimmung.  Ja  selbst  Ablesungs- 
fehler  werden  zuweilen  einige  Zeit  hindurch  zu  einer  konstanten 
Fehlerquelle,  so  lange  der  Zeiger  des  Aneroids  nahe  an  derselben 
Stelle  der  Skala  sich  bewegt.  Wer  mit  Barometervergleichungen 
und  Kontrole  von  Barometerablesungen  häufig  zu  thun  hat,  weiss, 
dass  Beobachter  zuweilen  konstant  nur  einen  gewissen  Skalenteil 
falsch  ablesen,  bis  sich  wieder  der  Luftdruck  stark  ändert,  und  die 
Aufmerksamkeit   der   Beobachter   dadurch  lebhafter    erzeugt  wird. 

Noch  einen  Umstand  möchte  ich  hervorheben,  der  von  Geo- 
graphen nicht  genügend  beachtet  wird,  wenn  sie  die  Genauigkeit 
einer  Seehöhe  eines  Ortes  beurteilen.  Wo  nicht  ein  Präcisions- 
Nivellement  vorliegt  und  die  Höhenmarke  angegeben  ist,  auf 
welche  die  Seehöhe  sich  bezieht,  hat  die  volle  Genauigkeit  der 
Angabe  keinen  Wert.  Man  sollte  nur  in  letzterem  Falle  die 
Einheiten  und  eventuell  noch  die  Zehntelmeter  angeben,  sonst  stets 
die  Seehöhen  auf  Zehner  der  Meter  abrunden  I*)  Was  hat  es 
eigentlich  für  einen  Sinn,  die  Seehöhe  des  Standortes  eines  Reisen- 


*)  Selbst  der  Wasserspiegel  der  Seen  und  Meere  ist,   wenn  kein  Pegel 
angebracht  ist,  ein  bis  zu  einigen  Metern  variables  Niveau. 


266  ^*  A.  Krause: 

den  in  Afrika  bis  auf  die  einzelnen  Meter  anzugeben,  da  ja  der 
Punkt  gar  nicbt  fixiert  werden  kann.  In  konpierteni  Terrain 
können  selbst  die  Zehner  der  Meter  ganz  illusorisch  werden. 
Selbst  in  den  genauest  vermessenen  Teilen  Europas  wäre  in  den 
meisten  Fällen  eine  Angabe*  wie:  die  Stadt  N.  liegt  in  einer 
Seehöhe  von  343  Metern,  abzurunden  auf  340  Meter,  wenn  nicht 
beigefügt  werden  kann  z.  B.  „natürlicher  Boden  des  Hauptplatzes^. 
Die  scheinbare  Schärfe  und  Genauigkeit  der  Angaben  der 
Seehöhen  ist  ohne  Rücksicht  auf  die  oben  hervorgehobenen  Mo- 
mente ganz  unwissenschaftlich. 


XVIL 

Aufzeichnungen   über  die  Stadt  Chat*)  in   der   Sähärä. 

Von  Gottlob  Adolf  Krause  (Tripolis). 


I. 

Geschichtliches. 

Vorbemerkungen. 

Unter  allen  Städten,  welche  in  jenem  weiten,  von  den  Euro- 
päern gewöhnlich  „die  grosse  Wüste  Sahara **  genannten  Räume 
angetroffen  werden,  ist  keine,  die  sich  in  kommerzieller  Wichtig- 
keit mit  Chat  messen  könnte.  Ihre  Lage,  recht  eigentlich  im 
Herzen  der  Sahara,  ist  aber  auch  besonders  günstig  und  erklärt 
von  selbst  das  Gedeihen  und  die  Blüte  dieses  Karawanenmarktes. 

Obgleich  diese  Stadt  von  einer  Anzahl  europäischer  Reisenden 
besucht  und  beschrieben  worden  ist**),  so  ist  doch  bis  zum  heutigen 
Tage  weder  ihre  Lage,  noch  ihre  Geschichte,  noch  ihre  Wichtigkeit 
in  politischer  und  kommerzieller  Beziehung  in  Europa  so  bekannt, 
dass  eine  Schilderung  derselben  überflüssig  erscheinen  könnte. 

Indem  ich  eine  solche  zu  geben  mich  anschicke,  muss  ich 
einige  Worte  über  meine  Quellen  sagen,  damit  man  über  den 
Wert  meiner  Angaben  sich  ein  richtiges  Urteil  bilden  kann. 
Zweierlei  muss  ich  hierbei  betonen:  einmal,  dass  ich  Chat  nicht 
selbst  besucht  habe  und  dann,  dass  die  nachfolgenden  Aufzeich- 
nungen nicht  Auszüge  aus  Reisewerken  sind,  sondern  auf  eigenen 


*)  Gewöhnlich  Ghät  oder  Rhät  geschrieben.  Red. 

**)  Zuletzt  von  Erwin  von  Bary,   vergl.  unsere  Zeitschr.    XV.    1880. 
8.  228  flf.  Red. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Ch&t  in  der  SähärS.  267 

Erkundigungen  beruhen,  die  ich  in  Tripoli  in  Afrika  von  Kauf- 
leuten und  Pilgern  ans  Chat,  Chadames  und  anderen  Orten  ein- 
gezogen habe.  Wo  ich  mich  doch  genötigt  sehen  sollte,  die  An- 
gaben von  Reisenden  in  betreff  GhSts  zu  benutzen,  da  wird  es 
stets  mit  Anführung  der  Quellen  geschehen. 

Meine  Hauptquelle  ist  ein  Prinz  aus  Chat,  Namens  Hädsch*) 
Otoiau  ben  Omar,  dessen  Grossvater  einst  als  König  über  Chat 
herrschte.  Ich  lernte  ihn  im  August  1879  in  Tripoli  in  Afrika 
kennen,  wo  er  sich  vorübergehend  aufhielt,  um  zum  vierten  Male 
die  Pilgerreise  nach  Mekka  zu  erfüllen.  Es  gelang  mir  bald, 
seine  Freundschaft  und  sein  volles  Vertrauen  so  zu  gewinnen, 
dass  er  es  vorzog,  obwohl  er  pekuniär  von  ihnen  abhängig  war, 
sich  lieber  von  seinen  Landsleuten ,  die  es  ihm  als  eine  Schande 
vorwarfen,  dass  er  beständig  mit  mir,  dem  Christen,  verkehre,  als 
von  mir  sich  zu  trennen.  In  den  Nächten  des  Ramadan  (Fasten- 
monat der  Mohammedaner)  1296,  August  und  September  1879, 
haben  wir  denn  manchmal  bis  weit  nach  Mitternacht  zusammen- 
gearbeitet und  das  Nachfolgende  ist  im  wesentlichen  eine  Frucht 
dieser  nächtlichen  Arbeiten. 

Zur  Zuverlässigkeit  der  Angaben  Hädsch  Otmän's  übergehend, 
bin  ich  der  festen  Überzeugung,  dass  sie  volles  Vertrauen  ver- 
dienen, nicht  nur  da,  wo  sie  ganz  Neues  bieten,  sondern  auch 
dort,  wo  sie  den  Angaben  der  europäischen  Reisenden,  die  selbst 
in  Chat  waren,  widersprechen.  In  einer  Reihe  von  Fällen  kann 
ich  bestimmt  verbürgen,  dass  die  Aussagen  europäischer  Reisenden 
falsch  sind  und  die  Hädsch  Otmän's  der  Wahrheit  entsprechen, 
and  in  den  meisten  anderen  wird,  so  hoffe  ich,  die  Zukunft  ein 
gleiches  herausstellen.  Nicht  dass  ich  meinte,  dass  die  Angaben 
Hädsch  Otman's  in  keiner  Weise  einer  Berichtigung  bedürften, 
gewiss  nicht,  aber  ich  will  nur  sagen,  dass  sie  in  der  Hauptsache 
richtig  sind,  obwohl  in  manchen  Nebendingen  eine  Verbesserung 
notig  sein  mag,  besonders  da,  wo  es  sich  um  Zeitangaben  und 
Reihenfolge  von  geschichtlichen  Ereignissen  handelt.  Ich  ertappte 
ihn  hierbei  auf  Widersprüchen,  die  ihm  das  Geständnis  entlockten, 
„in  Bezug  auf  chronologische  Daten  sei  ihr  (der  Mäschachen,  Tu4- 
rek)  Gedächtnis  nicht  viel  besser  als  das  ihrer  Ziegen  auf  den 
Bergen^.  In  diesen  also  wird  wahrscheinlich  das  meiste  zu  ver- 
bessern sein,  und  ich  habe  deshalb  fast  alle  Zahlenangaben  weg- 
gelassen. 

Es  könnte  auffallend  erscheinen,  dass  ich  die  Angaben  eines 
Eingeborenen   denen    europäischer  Reisenden   vorzuziehen   geneigt 


*)  Hädsch  heisst  Pilger.     Jeder,  der  die  Pilgerreise  nach  M^kka  zur 
Käaba  gemacht  hat,  niramt  diesen  Ehrentitel  an. 


268  ^*  ^  Krause: 

bin,  aber  man  möge  vor  allen  Dingen  nur  erwägen,  dass  die 
meisten  earopäischen  Reisenden,  die  Chat  besacht  haben,  die  dort 
gesprochenen  Sprachen  nar  halb  oder  noch  weniger  verstanden, 
dass  sie  sich  das  Vertraaen  der  Chatin  er  gar  nicht  oder  nur  in 
geringem  Maasse  erwerben  konnten*)  und  dass  sie  sich  nur 
karze  Zeit  daselbst  aafhielten.  Aasserdem  giebt  es  nicht  viele 
Chatiner,  die  mit  der  Geschichte  und  allen  anderen  Verhältnissen 
Chät's  wie  Hädsch  Otmän  vertraut  sind. 

Ein  Umstand  mass  noch  besonders  hervorgehoben  werden, 
da  seine  Folgen  bei  der  Schreibung  der  Eigennamen  manchmal 
fahlbar  sein  mögen.  Die  Verkehrssprache  zwischen  Hädsch  Ot- 
män, sowie  allen  anderen  Leuten  aus  Chat  und  Chadämes  und 
mir  war  die  hanssanische ,  eine  Sprache  Innerafrika's ,  die  nicht 
allein  in  den  Haüssä-Ländern  gesprochen  wird,  sondern  anch  als 
Handelssprache  eine  ausserordentliche  Wichtigkeit  besitzt,  sowohl 
in  der  mittleren  Sahara  bis  herauf  nach  Tripoli,  wie  am  Niger 
und  Binue  und  bis  in  den  Süden  von  Adamaua  und  selbst  an 
einigen  Punkten  der  Westküste.  In  dieser  Sprache  hat  Hädsch 
Otmän  auch  das  meiste  niedergeschrieben,  was  er  far  mich  ge- 
schrieben hat  und  daneben  nur  weniges  in  der  Sprache  von  Chat 
oder  auf  arabisch. 

Die  Lage  der  Stadt  Chat. 

Der  westliche  Teil  der  mittleren  Sahara  wird  von  einem 
Volke  bewohnt,  das  wir  gewohnlich  Tuärek  nennen  und  das  zu 
der  grossen  Familie  der  Berber,  einem  Zweige  der  Hamito-Se- 
miten,  gebort.  In  diesem  Aufsatze  wird  der  Name  Mäschach,  in 
der  Mehrzahl  Mäschachen,  für  Tuärek  angewendet  werden. 

Das  Gebiet  der  Berber  erstreckt  sich  im  Osten  bis  Siua,  der 
Oase  des  Jupiter  Ammon,  im  Norden  bis  zum  Mittelländischen 
Meere,  im  Westen  bis  zum  Atlantischen  Ocean  und  im  Süden  bis 
zum  Sudan.  In  diesen  weiten  Gebieten  jedoch  bilden  sie  nicht 
überall  die  ausschliessliche  Bevölkerung,  sondern  erscheinen  viel- 
mehr gleich  den  Festlandsinseln  im  Ocean  als  Volkerinseln  in- 
mitten arabischer  oder  arabisierter  Stämme.  Nur  der  Boden  der 
Mäschachen  ist  frei  von  fremden  ethnischen  Elementen,  die  den 
ersteren  gegenüber  die  Oberhand  behielten,  denn  selbst  das  von 
Sonchai  gegründete  Agades  ist  heute  maschagisiert. 

Die  nordlichen  Mäschachen  bewohnen  ein  hohes  Gebirgsland, 
in  dessen  Inneres  noch  keines  Europäers  Fuss  gedrungen  ist,  sowie 
die    angrenzenden   meist   sandigen  Gebiete.     Sie  zerfallen  in  zwei 


*)  Vergl.    Heinrich    Barth's    Reisen    und    Entdeckungen    in   Nord-    und 
Central- Afrika.     Bd.  1,  S.  459. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  S^arä.  269 

politische  Stammesbandesgenossenschaften,  die  von  Ahaggär  im 
Westen  und  die  von  Asger  oder  Asseber  im  Osten.  Der  Gebirgs- 
abfall von  Asger  gegen  Nordost  hin  fahrt  den  generellen  Namen 
Tasili,  d.  i.  Gebirgsland  oder  Plateau  auf  maschacbisch.  An 
seinem  Fusse  befindet  sich  eine  breite  Ebene  oder  ein  Becken, 
im  Osten  abgeschlossen  durch  eine  von  Süd  nach  Nord  verlaufende 
Gebirgskette  Namens  Akäkus.  Diese  Ebene  hat  eine  trompeten- 
oder  keilförmige  Gestalt,  indem  sie  gegen  Süden  hin  sich  immer 
mehr  verengt,  während  sie  gegen  Norden  hin  sich  erweitert,  um 
sich  zuletzt  in  der  Sanddunenregion  zu  verlieren,  die  sich  südlich 
von  der  Hammada  el  Hämra  findet  und  die  auf  den  Karten  den  all- 
gemeinen Namen  Edejen  (Edeyen)  d.  h.  Land  auf  maschacbisch  führt. 

Dieses  grosse  Becken  zwischen  Tasili  im  Westen  und  Akä- 
kus im  Osten  wird  in  der  Mitte  meist  durch  Sandhügel  bedeckt, 
die  nichts  anderes  zu  sein  scheinen,  als  die  letzten  südlichen  Aus- 
läufer der  Edejen;  dazwischen  ragt  aber  eine  Anzahl  von  Hügeln 
oder  Bergen  daraus  hervor,  unter  denen  der  wichtigste  und  grösste 
ein  hufeisenförmiger  ziemlich  hoher  Gebirgsstock  ist,  der  nach 
der  Aussage  der  Eingeborenen  von  Geistern  bewohnt  sein  soll 
und  daher  auf  arabisch  Kasr  el  Dschunün,  auf  maschacbisch  Idlnen, 
d.  i.  Schloss  (Berg)  der  Geister,  heisst.  Im  Osten,  nahe  am 
Akäkus -Gebirge,  verläuft  ein  Thal  Namens  Tanasüft  und  im 
Westen,  nahe  am  Abfall  des  Tasili,  ein  anderes  Namens  War^rat, 
das  sich  jedoch  nicht  soweit  südwärts  erstreckt  wie  das  Thal 
im  Osten.  Beide  Thäler  enthalten  zum  teil  fruchtbaren,  kultivier- 
baren Boden. 

In  dieser  Ebene,  da,  wo  sie  sich  bis  auf  30km  zu  ver- 
engen beginnt,  liegt  die  Stadt  Chat.  Herr  Henri  Duveyrier*)  giebt 
ihre  astronomisch  bestimmte  Breite  (die  des  nahen  Ortes  Tünin) 
zu  24*^  57'  14"  nordl.  Br.  an  und  auf  der  Karte  zu  seinen  Reisen 
ist  die'  Länge  nach  Berechnung  —  dead  reckoning  —  auf  etwa 
7^  57'  ostl.  L.  von  Paris  angesetzt.  Die  Höhe  über  dem  Meere 
ist  ebendaselbst  zu  726  m  angegeben. 


*)  Das  beste  Werk  über  die  Nord-Mäschachen  ist  das  von  Henri  Du- 
veyrier: Les  Tonareg  du  Nord.  Paris  1864.  Als  meine  Reise  nach  Ahaggär 
beschlossen  wnrde  und  ich  zum  ersten  Male  dieses  Werk  durchblätterte,  da 
glaubte  ich,  dass  von  einem  Lande  und  Volke,  das  schon  eine  solche  meister- 
hafte Beschreibung  gefanden  habe,  nur  noch  wenig  zu  erforschen  sei.  Später 
habe  ich  allerdings  gefanden,  dass  gar  manches  darin  zu  verbessern  ist  — 
(ein  unbegreiflicher  Irrtum  ist  es  z.  B.,  wenn  Seite  244,  Tafel  IX  ein  Krebs- 
tier, Ärihemia  Oudneyi,  als  der  Larvenzustand  eines  Dipteren  dargestellt 
wird)  —  aber  als  Ganzes  ist  das  Gebäude  festgestellt  und  den  Nachfolgern 
bleibt  nur  übrig,  dasselbe  weiter  auszubauen.  Ich  bin  Herrn  Henri  Duveyrier 
zu  sehr  grossem  Danke  für  die  Belehrungen  verpflichtet,  die  ich  aus  seinem 
Werke  gezogen  habe. 


270  ^*  ^'  Krause: 

Die  nördlichen  Mäschachen  (Taarek). 

Unter  den  Mäschachen  giebt  es  drei  Ellassen  von  Stammen 
oder  drei  Kasten:  1)  adelige  Stämme,  ihagaren,  2)  Schatzgenossen- 
stämme, tilakauen,  3)  leibeigene  Stämme,  imch4d,  and  alle  drei 
haben  wiederum  ihre  Sklaven,  ikelän,  nicht  maschachischen  Ur- 
sprunges. Nur  die  adeligen  Stämme  und  einige  Schatzgenossen- 
stämme, die  früher  adelig  waren,  fahren  eigene  Wappen  oder 
Stammeszeichen,  eschwolen  auf  maschachisch ,  während  die  Leib- 
eigenen diejenigen  ihrer  Herren  fähren.  Da  die  Kenntnis  dieser 
Wappen  von  nicht  geringem  Interesse  ist,  so  werden  sie  den 
Gegenstand  einer  besonderen  kleinen  Abhandlang  bilden.  —  Die 
beiden  erwähnten  Stammesbundesgenossenschaften  von  Ahaggär 
und  Asger  bestehen  aus  einer  grosseren  Anzahl  von  Stammen. 
An  der  Spitze  jedes  Stammes  steht  ein  Oberhaupt  mit  dem  ein- 
fachen Titel  „der  Alte^,  auf  arabisch  Scheich,  auf  maschachisch 
amchär  und  auf  hassauisch  sofo,  oder  auch  babä,  d.  i.  der  Grosse. 
Das  gemeinsame  Oberhaupt  aller  Stämme  einer  Genossenschaft 
fuhrt  dagegen  den  Titel  König,  amanokäl  auf  maschachisch. 

Unter   den   Stämmen   von  Ahaggär   sind    die  Kel  Chala   and 
Taitok  die  mächtigsten  und  wichtigsten.     Das  Oberhaupt,  amchär, 
der  Kel  Chäla  ist  zugleich  König,  amanokäl,  der  ganzen  Genossen- ' 
Schaft    von   Ahaggär.     Der   Name   des   gegenwärtigen   Königs  ist 
Ahit  Achel  oder  Hait  Achel. 

Unter  den  Stämmen  von  Asger  sind  die  Jurächen  und  Iman- 
chasäten  die  mächtigsten  und  wichtigsten.  Das  Oberhaupt,  amchär, 
der  Jurächen  ist  zugleich  König,  amanokäl,  der  ganzen  Genossen- 
schaft von  Asger.  Der  Name  des  gegenwärtigen  Königs  ist  Iche- 
niichen  oder  Achnüchen   oder  Chanüchen. 

Im  Gebiete  von  Asger  befindet  sich  jene  oben  erwähnte 
keilförmige  Ebene,  in  welcher  Chat  liegt.  Obwohl  die  Bewohner 
Chät's  zu  den  Asger- Mäschachen  gehören,  so  haben  sie  doch  in 
keinem  Abhängigkeitsverhältnisse  zum  Könige  dieses  Landes  ge- 
standen, sondern  ebenso  wie  Albärkat  einen  eigenen  König,  ama- 
nokäl, gehabt.  Diese  letztere  kleine  Stadt  liegt  wenig  sudlich 
von  Chat,  und  ihre  Bewohner  stammen  von  Tauät  her  oder 
sollen  von  daher  stammen*). 


*)  Obwohl  die  Bewohner  von  Albärkat,  zum  Stamme  der  Ilemtin  ge- 
hörig, einen  eigenen  König  haben,  so  müssen  sie  doch  an  die  Jurächen  eine 
Art  Tribut  oder  Steuern  bezahlen.  Einst  waren  sie  mit  den  Bewohnern 
Chät's  wegen  eines  grossen  Brunnens  Namens  Tin  Selchän  in  Streit  geraten 
und  sieben  ihrer  Leute,  die  zu  Pferde  nach  Chat  gekommen  waren,  wo  sie 
Häuser  besassen,  waren  von  den  Chatinern  ermordet  worden.  Darauf 
mischten  sich  die  Jurächen  in  den  Streit,  nahmen  deu  Chatinern  den  Brunnen 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  SähSrä.  271 

Die  Grandang  der  Stadt  Chat. 

Chat  ist  eine  verhältnismässig  neae  Stadt.  Ihr  Ursprang 
wird  in  der  Geschichte,  welche  der  Prinz  Hädsch  Otman  ben 
Omar  far  mich  in  haassanischer  Sprache  niedergeschrieben  hat, 
in  folgender  Weise  erzählt. 

Vor  alter  Zeit  waren  in  der  Stadt  Hei  liberes  die  Imaka- 
masan ,  in  der  Stadt  In  Cheja  oder  In  Chajän  die  Isädäfen ,  in 
der  Stadt  In  Tänast  die  Kel  Taläk  and  die  Kei  Tärät,  in  der 
Stadt  Tin  Alkam  die  (späteren)  Ij^schenan  and  Kel  Chabsa  an- 
sässig. Dies  waren  damals  die  angesiedelten  Stämme  anter  den 
Mäschachen  von  Asger.  Keine  dieser  Städte  besteht  mehr.  Hei 
Ilberes  lag  nordwestlich  vom  heatigen  Chat,  In  Cheja  sädlich  von 
Chat,  In  Tänast  östlich  von  Albärkat  and  Tin  Alkam  südlich  im 
Gebirge,  da  wo  der  Keil  sich  ganz  verengt  and  ein  Pfad  aaf  ein 
Plateaa  hinaaffahrt. 

Unter  den  nomadisierenden  Stämmen  von  Asger  befanden 
sich  za  jener  Zeit  die  Imanan,  d.  h.  die  Königlichen,  die  Iman- 
chäsäten,  die  Ifochas,  die  Kel  Isaban,  die  Imadarelälen,  die  Ischa- 
dänäran  (Isaschähäten ?)  in  zwei  Abteilangen:  1)  die  Kel  Tamölät, 
d.  h.  die  Leate  mit  dem  Schöpflöffel,  and  2)  die  Wai  Sädafnin, 
d.  h.  die  Schwarzen,  die  Ihaiawan,  die  Ifilalen,  die  Iworwaran, 
die  Imak^rchasen ,  die  Ifaräkanan,  die  Akärab*)  in  Fesän,  die 
Ibadänäten,  die  Ikindamen,  die  Kel  Aharer,  die  Ai't  Läwajen, 
die  Ikelasan  and  die  Kel  Fewat.  Dies  sind  sowohl  adelige  wie 
leibeigene  Stämme. 

Es  ist  anmöglich,  an  diesem  Orte  in  eine  genaae  Betrachtang 
dieser  Stämme  einzagehen  and  sie  mit  den  Stammesverzeichnissen 
za  vergleichen,  die  wir  bei  den  verschiedenen  Schriftstellern  finden. 
Das  Fehlen  in  der  Liste  des  heate  mächtigsten  Stammes  anter 
den  Mäschachen  von  Asger,  der  Jarächen,  weist  daraaf  hin,  dass 
er  zar  Zeit,  wo  Chat  gegründet  warde,  noch  im  Süden  an  den 
Ufern  des  Nigers  wohnte. 

Einige  Tagereisen  südwestlich  von  den  genannten  Städten 
entfernt  liegt  im  Gebirge  eine  Landschaft  Namens  Schänet  mit  fünf 
Ortschaften:  1)  Arächma,  2)  Salw4s,  3)  Elmlsan,  4)  Eschahll 
and  5)   Eferl. 

Vor  zweihandert  Jahren  oder  mehr  war  Abd  es  Saläm  in 
Hei    Ilberes    Häuptling    der    Imakämasan ;    Hämed    in    In  Cheja 


Tin  Selchän  ab  und  gaben  ihn  den  Albarkatinern ,  welche  dafür  bis  zum 
heutigen  Tage  jedes  Jahr  50  Mass  —  türmi  —  Gerste  an  die  Jurächen 
geben  müssen. 

*)  Diese  Angabe  bedarf  wohl  noch  einer  Bestätigung,  denn  ich  glaube, 
dass  die  Akftrab  Araber  sind. 


272  ^'  A.  Krause: 

Häuptling  der  Isädäfen;  Jadal  in  In  Tanast  Häuptling  der  Eel 
Taläk.  Zwischen  diesen  Stämmen  kam  es  zu  einem  Kriege. 
Auf  der  einen  Seite  standen  die  Imakämasan  und  Kel  Tärät,  auf 
der  anderen  die  Kel  Taläk  und  Isädäfen.  Es  fand  eine  blutige 
Schlacht  statt,  nach  welcher  sich  die  Kel  Tärät  aufmachten  und 
sich  unter  den  Schutz  der  Imanan  begaben.  Auch  die  Isädäfen 
flohen  und  gingen  nach  Tauät.  Darauf  sagten  die  Kel  Taläk 
und  Imakämasan:  wozu  nützt  es,  dass  wir  uns  gegenseitig  toten? 
Die  Isädäfen  sind  nach  Tauät  gewandert,  die  Kel  Tärät  sind 
Schützlinge  der  Imanan  geworden.  Nun  sind  wir  zwei  Stämme 
übrig  geblieben,  schliessen  wir  Frieden  unter  einander,  es  ist 
besser  so.  Das  waren  die  Worte  der  Alten;  dagegen  aber  er- 
hoben sich  die  jungen  Leute,  das  sind  nach  Sitte  der  Mäschachen 
diejenigen  unter  vierzig  Jahren,  and  sagten:  es  sei  kein  Frieden 
zwischen  uns,  nur  Tod.  Wer  stärker  ist,  als  der  andere,  verjage 
ihn  oder  tote  ihn.  Nach  erneuter  Beratung  machten  die  Imakä- 
masan den  Vorschlag,  den  in  der  Stadt  Tin  Alkum  wohnenden 
Stamm  als  Oberherrn  anzuerkennen  und  dessen  Schutzbefohlene 
zu  werden  und  die  Kel  Taläk  stimmten  zu. 

Zwei  Männer  von  den  Imakämasan  und  zwei  von  den  Kel 
Taläk  begaben  sich  nun  nach  Tin  Alkum,  wo  sie  freundlich  auf- 
genommen wurden  und  drei  Tage  blieben.  Sie  erhielten  Gast- 
geschenke und  ein  grosses  Gastmahl  wurde  gegeben.  Die  Be- 
wohner Tin  Alkum's  gingen  auf  den  Vorschlag  der  Imakämasan 
und  Kel  Taläk  ein,  sie  unter  ihren  Schutz  zu  nehmen,  und  es 
wurde  ein  Tag  festgesetzt,  an  dem  die  Männer  der  beiden  letzteren 
Stämme  sich  im  ^Thale"  versammeln  sollten.  Die  Bewohner  Tin 
Alkum's  sollten  zwei  ihrer  Männer  zu  dieser  Versammlung  schicken, 
auf  der  die  gegenseitigen  Bedingungen  zur  Regelung  der  neaen 
Lage  festgesetzt  werden  sollten.  Die  beiden  Männer,  welche  der 
Verabredung  gemäss  am  bestimmten  Tage  von  den  Bewohnern 
Tin  Alkum's  abgesandt  wurden,  waren  Brüder,  welche  denselben 
Vater  und  dieselbe  Mutter  hatten.  Der  ältere  Bruder,  Namens 
Sidl  Babä,  ritt  ein  Kamel,  der  jüngere,  Hamüden,  war  zu  Pferde. 
Als  sie  in  die  Nähe  der  Imakämasan  und  Kel  Täläk  gekommen 
waren,  lagerten  sie,  um  zu  übernachten.  Am  Morgen  früh  stand 
der  jüngere  Bruder  zuerst  auf,  sattelte  sein  Pferd  und  forderte 
seine  Leute  auf,  ihm  zu  folgen.  Als  diese  den  älteren  Bruder 
wecken  wollten,  verbot  er  ihnen  dies.  Sie  gingen  und  kamen 
zur  Volksversammlung.  Nach  den  Begrüssungen  forderten  sie 
den  Mann  aus  Tin  Alkum  auf,  zu  sprechen.  Dieser  legte  alle 
seine  Bedingungen  dar  und  sagte:  bauen  wir  eine  Stadt  hier  an 
diesem  Berge.  Alle  stimmten  zu  und  bauten  eine  Stadt  an  dem 
Berge ,   der  Kokämman   heisst.     Dies  ist  der  Ursprung  Chats.  — 


Aufzeichnnngen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  273 

Später  kam  der  ältere  Bruder  an,  aber  zu  spät,  da  die  Königs- 
wahl schon  vorüber  war.  Die  übrigen  Bewohner  Tin  Alkum^s 
gingen  nach  Fesan,  wo  sie  his  auf  den  heutigen  Tag  unter  der 
Oberhoheit  der  Mäschachen  von  Asger  geblieben  sind.  Ein  Teil 
von  ihnen  fuhrt  dasselbe  Wappen,  wie  der  königliche  Stamm,  die 
Ijäschenan,  in  Chat. 

Die  Nachkommen  des  altern  Bruders,  Sidi  Babä,  sind  der  Stamm 
der  Kel  Chabsa,  und  die  des  jüngeren,  Hamüden,  der  Stamm  der 
Ijäschenan  geworden.  Der  letztere  hat  sich  in  der  Folge  in  drei 
Abteilungen  gespalten,  die  Ai't  el  Muchtar,  die  A'it  Hamüden  und  die 
Ai't  Häna.  Zur  ersteren  Abteilung  gehört  Mohammed  es  Säfl,  der 
gegenwärtige  Chef  von  Chat,  und  Prinz  Hädsch  Otmän  ben  Omar. 

So  bestanden  denn  die  Bewohner  Chät^s  und  bestehen  noch 
heute  aus  vier  Stämmen,  aus  den  Ijäschenan,  welche  den  König, 
amanoksl,  den  Kel  Chabsa,  welche  den  Burgermeister  oder  Ältesten, 
amehär,  stellen,  und  aus  den  Imakämasan  und  Kel  Täläk. 

Die  Erbauung  Chät's  soll,  wie  angedeutet,  vor  etwas  mehr 
als  200  Jahren  stattgefunden  haben,  vielleicht  um  die  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts.  Es  darf  jedoch  nicht  verschwiegen  werden, 
dass  schon  drei  Jahrhunderte  früher  der  Name  Chat  in  einem 
Reisewerke  vorkommt.  Im  Jahre  1353  durchkreuzte  ein  Welt- 
reisender ersten  Ranges,  ein  Berber,  der  Scheich  Abu  Abd  Allä 
Mohammed  ben  Abd  Allä  ben  Mohammed  ben  Ibrahim  el  Lewätl 
et  Tändschi,  bekannter  unter  dem  Namen  Ibn  Batüta,  die  Wüste 
Sähärä  von  Süden  nach  Norden,  und  an  einer  Stelle*)  seines 
unschätzbaren  Reisewerkes  heisst  es  wörtlich:  „Und  wir  kamen 
zu  der  Gegend,  in  welcher  die  Strasse  nach  Chat,  welche  nach 
den  Provinzen  Egyptens  hinführt,  und  die  Strasse  nach  Tauät  sich 
trennen.''  Diese  Gegend,  deren  Namen  Ibn  Batüta  nicht  angiebt, 
erweist  sich  bei  aufmerksamer  Betrachtung  als  die,  in  welcher  die 
heute  Asiu**)  genannten  Brunnen  liegen.  Ibn  Batüta  sagt  nicht, 
was  Chat  sei,  aber  ich  glaube  annehmen  zu  dürfen,  dass  dieser 
Name  nicht  einer  Stadt  zukam,  sondern  einer  Gegend,  in  welcher 
das  heutige  Chat  liegt.  Nach  Angabe  des  englischen  Reisenden 
Hugh  Oudney,  der  im  Anfange  der  20er  Jahre  in  Chat  war,  habe 
die  Stadt  früher  auf  dem  kleinen  Hügel  gestanden,  an  dessen  Fuss 
sie  jetzt  liegt.  Durch  teilweises  Zusammenstürzen  dieses  Hügels 
sei  die  Stadt  und  ein  Teil  ihrer  Bewohner  vernichtet  worden***). 


*)  CoUection  d^ouvrages  orientaux  publice  par  la  Soci^t^  Asiatique. 
Ibn  Batoutah,  texte  et  traduction  par  C.  Defr^mery  et  le  dr.  B.  R.  Sangui- 
netti.     Paris.     4  vols.     Tome  IV.     Paris  1858,  p.  445. 

**)  Denham,  Clapperton  and  Oudney,  Travels  in  Africa. 
***)  Vergl.  Heinrich   Barth*s   Reisen   und  Entdeckungen   in  Nord-    und 
Central-Afrika.     I.  Bd.    S.  310. 

Zeitoehr.  d.  OeseUsch.  f.  Erdk.    Bd.  XVH.  ]8 


274  ^*  A.  Krause: 


Die  Zeit  der  Könige,  von  Hamüden  bis  Mohammed 

es  SS,fi. 

Nach  dem  Tode  Hamüdens  erhoben  sich  Thronstreitigkeiten. 
Nach  blutigem  Kampfe  wurde  Ham^dl  König,  aber  seine  Gegner 
verbrannten  ihm  vierzig  Kamellasten  Senä  (die  Blätter  von  Cassia 
obovaia  Coli.))  und  dies  scheint  ihm  das  Regieren  verleidet  zu 
haben,  denn  es  heisst:  „er  verliess  die  Regierung  und  es  wurde 
El  Afia  eingesetzt^,  der  zehn  Jahre  regierte  und  dann  starb. 
Diesem  folgte  Hädsch  JadM,  der  eine  Zeit  lang  regierte  und  starb. 
Die  nun  folgenden  Könige  waren  Hamüden  II.;  Hädsch  Mohammed; 
Hädsch  Käfa  Maräbat;  Achmadu,  der  ein  Jahr  regierte;  Hädsch 
Kafa  II.  Unter  des  letzteren  Regierung  fing  der  Araberstamm  der 
üläd  Scheredat  Krieg  an,  wurde  aber  von  den  Chatinern  zurück- 
getrieben. Es  folgte  nun  ein  siebenjähriger  Frieden,  während 
dessen  Hädsch  Kafa  II.  starb.  Ihm  folgte  Hädsch  Mohammed  II. 
ag*)  el  Hädsch  Kafa,  der  wieder  mit  den  Ulad  Scheredat  zu 
kämpfen  hatte  und  sie  besiegte.  Diesmal  verlangten  die  Chatiner 
eine  Kriegskosten entschädigung ,  und  es  scheint,  dass  diese  ihnen 
gegeben  wurde. 

Nach  langer  Regierung  starb  Hädsch  Mohammed  und  hatte 
zum  Nachfolger  Hädsch  Hatita,  den  Grossvater  des  Prinzen  Hädsch 
Otmän  ben  Omar.  Während  seiner  Regierung  fand  ein  Kampf 
zwischen  dem  Araberstamm  der  Auläd  Sullmän  und  den  Chatinern 
statt.  Es  wird  nicht  gesagt,  wer  den  Krieg  begonnen,  es  scheint 
aber,  dass  es  die  Araber  waren,  welche  auch  siegreich  aus  dem 
Kampfe  hervorgingen.  Zwei  Monate  lang  hielten  sie  Chat  cerniert 
und  fingen  alles  ab,  was  nach  der  Stadt  ging  oder  von  dort  kam. 
Zuletzt  schickten  die  Araber  eine  Botschaft  an  den  König  von 
Chat,  dass  er  zu  ihnen  kommen  solle.  Der  König  war  willens, 
diesen  Schritt  zu  thun,  aber  alle  Frauen  und  Männer  Chät^s 
hinderten  ihn  daran,  da  sie  fürchteten,  er  möchte  ermordet  werden, 
gestatteten  jedoch,  dass  er  seinen  Sohn  Omar  mit  Geschenken  aus 
Haussä  und  Tunis  in  das  Lager  der  Feinde  schicke.  Mit  vier 
Begleitern  begab  sich  Omar  in  die  Nähe  des  Ortes  Tädaramt 
zum  Brunnen  Tin  Säkwän  (Sägwän),  ganz  in  der  Nähe  von  Chat, 
wo  der  Chef  der  Auläd  Sullmän  lagerte.  Dieser  empfing  Omar 
und  fragte  ihn  etwas  spöttisch,  ob  sein  Vater  sich  etwa  gefürchtet 
habe,  persönlich  zu  kommen.  Dann  aber,  auf  seine  Botschaft 
eingehend,  sagte  er,  dass  er  einen  dauerhaften  Frieden  schliessen 


*)  Ag,  g  oder  n  heisst  Sohn  im  Maschachischen,  im  Plural  ai't;  ibn, 
ben,  walad,  uld  heisst  Sohn  im  Arabischen,  im  Plural  ebna,  benu,  beni,  auläd, 
uläd,  uled,  ueläd ;  da,  dan  heisst  Sohn  im  Haussanischen,  im  Plural  jäja,  jära. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säh&rä.  275 

■wolle  und  schickte  Omar  mit  Geschenken  für  seinen  Vater,  in 
einem  Pferde,  einem  Sattel  und  einem  Gewehr  bestehend,  nach 
Chat  zurück.  Hädsch  Hatita  sandte  seinerseits  neue  Geschenke 
an  den  Araberchef,  ein  Hemd  aus  Haüssä,  einen  Barrakan  und 
zwei  Sklaven,  worauf  zur  Freude  der  Chatiner  Frieden  geschlossen 
Wurde. 

Etwa  sieben  Jahre  nach  den  geschilderten  Ereignissen,  so 
fahrt  die  haussanisch  geschriebene  Geschichte  fort,  in  Wahrheit 
aber,  wie  aus  dem  folgenden  hervorgeht,  in  viel  früherer  Zeit, 
entstand  unter  den  Stämmen  Imanan,  Imanchasäten,  Kel  Isaban 
und  Ifochas  ein  Krieg,  welcher  dreissig  Jahre  dauerte.  Die  Opfer, 
welche  diese  Kämpfe  forderten,  waren  „ohne  Grenzen"  und  das 
Land  wurde  traurig  und  öde.  Eine  Nachricht  von  diesen  Vor- 
gangen gelangte  zu  dem  Mäschach- Stamme  der  Jurächen,  welche 
in  dem  Lande  Asaüäch,  in  der  Nähe  des  Flusses  Niger,  ihre 
Sitze  hatten. 

Die  nun  kommenden  folgenschweren  Ereignisse  sind  leider 
in  der  Chronik  nur  angedeutet,  nicht  ausgeführt.  Gleichviel  aus 
welchem  Anlasse,  kurz,  die  Jurächen  kamen  ins  Land  Asger  und 
zwar  zunächst  nach  der  Gegend  Schonet.  Hier  erkundigten  sie 
sich  nach  den  Neuigkeiten  der  Welt.  „Was  die  Neuigkeiten  der 
Welt  betriflFt",  so  lautet  die  Antwort,  „«o  giebt  es  nur,  was  ihr 
schon  gehört  habt,  die  Welt  ist  verdorben,  die  Imanan,  Imancha- 
säten, Kel  Isaban  und  Ifochas  haben  sie  verdorben."  Die  Jurachen 
trösteten  die  unglücklichen  Einwohner  („machten  sie  süss"  sagt 
der  Text)  und  stellten  den  Frieden  her.  Dass  die  Jurächen  sich 
mit  Gewalt  einmischten,  ist  klar,  denn  die  Landschaft  Schauet 
wurde  in  drei  Teile  geteilt,  einen  erhielten  die  Imanan,  einen 
die  Imanchasäten  und  einen  die  Jurächen,  und  das  Oberhaupt  der 
letzteren  wurde  zugleich  König  der  Mäschachen  von  Asger.  Bisher 
war  die  Königswürde  dem  Stamme  der  Imanan  eigen  gewesen, 
wie  schon  der  Name  zeigt,  denn  Imanan  bedeutet  die  Königlichen 
und  sie  gaben  ihr  altes  Recht  so  leicht  nicht  auf.  Vierzig  Jahre 
lang  kämpften  sie  mit  den  Jurächen  um  die  Krone,  aber  alle 
ihre  Tapferkeit  war  vergebens,  das  Los  entschied  gegen  sie.  Sie 
zogen  sich  gegen  Ahaggär  zurück,  wo  sie  anderthalb  Jahre  blieben. 
Darauf  schlössen  die  Jurächen  mit  ihnen  Frieden. 

Elf  Jahre  später  wurden  die  Chatiner  mit  den  Mäschachen 
in  Krieg  verwickelt,  welche  ihnen  ihre  Gärten  und  Palmen 
verwüsteten  und  allen  Verkehr  mit  Chat  und  der  Aussen  weit 
erschwerten.  Ob  alle  Stämme  von  Asger,  oder  nur  einzelne, 
vielleicht  die  Jurächen  allein,  an  diesem  Kriege  teilnahmen,  wird 
nicht  erwähnt.  Da  die  Chatiner  nicht  imstande  waren,  aus 
eigener  Kraft  den  Feind  zurückzuwerfen,   so  griffen  sie   zur  List 

18* 


276  ^*  ^'  Krause: 

und  lur  Verräterei.  Der  Konig  schickte  einige  seiner  Leute  mit 
200  Goldstücken  nach  Tanis  nnd  liess  daselbst  allerhand  Gegen- 
Htände  der  Industrie  von  Tnnis  und  Earopa  einkaufen,  andere 
nach  Katschina  in  Haüssä,  nm  die  beliebten  Manufakturen  dieses 
riatxes,  besonders  Hemden,  zu  erhandeln.  Als  diese  Boten  mit 
don  Waarcn  des  Nordens  und  Südens  nach  Chat  zurückgekommen 
waren,  schrieb  der  Konig  an  die  Oberhäupter  und  einflussreichen 
Männer  der  Araberstämrae  Mngärha,  Hötmän,  Kuwaida  und  Suwaid, 
die  \n\  südlichen  Fesän  wohnen  und  schickte  ihnen  die  Artikel 
von  Tunis  und  Haüssä.  Ich  verlange  von  euch  weiter  nichts,  so 
Mohriob  er,  als  dass  ihr  die  Mäschachen,  welche  sich  im  Masäk- 
Uobirge  zwischen  El  Auenat  (Serdeles)  und  Morsuk  befinden, 
tötet  und  keinen  von  ihnen  leben  lasset.  Die  Araber  erfüllten 
gowissenhatit  ihren  Auftrag  und  Hessen  nur  Greise,  Kinder  und 
Frauen  am  Leben. 

Es  gewinnt  den  Anschein,  dass  der  Konig  von  Chat,  leider 
ist  nicht  gesagt,  welcher  es  war,  nach  dieser  Metzelei  einen 
gewissen  Einflnss  über  die  nordlichen  Mäschach-Stämme  gewann, 
denn  als  der  Karawanen  verkehr  sich  wieder  frei  entfaltete  und 
die  Kaufleute  von  Chadämes,  Tunis,  Tripoli,  Sokna,  Hön,  Morsuk, 
Uaussa,  Timbüktu  und  Tauat  von  neuem  nach  Chat  kamen,  da 
soll  er  es  gewesen  sein,  der  den  einzelnen  Mäschach-Stammen 
bestimmte  Kaufleute  zuwies,  von  denen  sie  Abgaben  erheben  und 
ihnen  dagegen  ihren  Schutz  angedeihen  lassen  sollten.  Die  heute 
hiortür   geltenden  Bestimmungen  sollen   aus  jener  Zeit   herrühren. 

Jetzt  folgte  eine  lange  Periode  des  Friedens,  die  achtzig  Jahre 
gt'währt  haben  soll  bis  zur  Zeit  Hädscb  HamadFs,  wo  die  Mäschachen 
ilio  alte  Ordnung  wieder  herstellen  wollten,  aber  von  Hädsch  HamadI 
ilurau  gehindert  wurden.  Wer  dieser  Hädsch  Hamädl  ist,  wird 
uioht  gesagt;  man  sollte  glauben,  es  sei  ein  König  von  Chat, 
obgloioh  ein  solcher  nicht  genannt  wird. 

Oarauf  wurde    Bei   Käsem    König    von   Chat    und    nach  ihm 

Mv»ha!umed  ag  »Jadäl,    ein    Sohn    der   Schwester    Hädsch    Hatita's, 

uarh    diesem   Hädsch  Achmed  ben   el  Hädsch    es  Sadik  el  Ansarl, 

vlosiJiou   N'ator   aus   Tauat   gebürtig   war.      Er   entsagte    später   dem 

lliu'uo,   dor   von    seinem  jüngeren  Bruder  Hädsch  Mohammed  el 

\iu\u   oiugouommon    wurde.     Nach  dessen  Tode  bestieg  Hamüden 

Kiiuuui   u  v8oh  Scheich  Mohammed,  der  Sohn  eines  Gadamesiners 

uu\l    oiuor  Toclitor    des    Königs   Hädsch   Haü'ta,    den    Thron    und 

\\t\\'.\\    \loMsou    Abiüben    Mohammed   ben   Hafesch,   der  jedoch  nach 

kui^oi    l\o^iovuug  vortrieben  wurde.    An  seine  Stelle  trat  Achmed 

Vvu^^K'ula  i\^  Oi\u\\\  und  nach  dessen  Tode   übernahm  Mohammed 

\^^vU  H\U\\\\(  dio   Regierung,    von  der    er  aber  durch  die  Jurachen 

\v\liisl»eu    wurde,   worauf   der  letzte  König   von    Chat  den  Thron 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  277 

bestieg,  Mohammed  es  Sau,  ein  Sohn  des  Königs  Hädsch  Mohammed 
el  Amin,  der  die  Türken  in  die  Stadt  rief  nnd  nan  als  türkischer 
Unterstatthalter,  Kaimakäm,  in  Chat  residiert. 

So  anffallend  es  scheinen  mag,  so  mass  ich  doch  sagen,  dass 
gerade  die  letzten  Könige  in  ihrer  Reihenfolge  nicht  ganz  sicher 
za  sein  scheinen;  noch  weniger  aber  ist  dies  der  Fall  mit  der  Zahl 
der  ihnen  in  der  Chronik  zugeschriebenen  Regierungsjahre.  Hadsch 
Achmed  ben  el  Hädsch  es  Sadik  el  Ansärl  soll  1280  der  Hedschra 
(dieses  Jahr  beginnt  am  18.  Juni  1863)  gestorben  sein,  fünf 
Monate  später  sein  Bruder  Hädsch  Mohammed  el  Amin  und  in 
demselben  Jahre  Hädsch  Sidl,  der  König  von  Albarkat.  Gleich- 
wohl werden  den  letzten  fünf  Königen  bis  zum  Jahre  1296  (1879) 
dreissig  Regierungsjahre  zugeschrieben. 

Liste  der  Könige  Ohät's 
nach  des  Prinzen  Hädsch  Otmän's  Chronik. 

Angebliche 
Regieraogsjahre 

Harmüden gestorben. 

HamadI abgedankt. 

El  Afia 10  .    .    .    gestorben. 

Hädsch  JadM gestorben. 

Hamüden  II gestorben. 

Hädsch  Mohammed       gestorben. 

Hädsch  KS^fa  Marabat gestorben. 

Achmädn 1  .    .    .    gestorben. 

Hädsch  Käfa  II gestorben. 

Hädsch  Mohammed  II gestorben. 

Hädsch  Hatita      gestorben. 

Bei  Käsem 25  .    .    .   gestorben. 

Mohammed  ag  JadS.1 32  .    .    .    gestorben. 

Hädsch  Achmed abgedankt. 

Hädsch  Mohammed  III.  el  Amin 10  .    .    .    gestorben. 

Hamüden  III.  Karami 7  .    .    .  vertrieben. 

Mohammed  II.  ben  Hafesch .     2  .    .    .  vertrieben. 

Achmed  Auerkada Ö  .    .    .    gestorben. 

Mohammed  III.  esch  Scherif 5  .    .    .  vertrieben. 

Mohammed  IV.  es  Säf! 11   (im  Jahre  1879.) 

Der    letzte    Krieg    unter    den    Nord-Mäschachen. 

1.  Periode. 
Kämpfe  zwischen  den  Jurftchen  und  Imanchäsäten. 

Anfangs  der  60er  Jahre  entstand  unter  den  nördlichen  Mä- 
schachen  ein  Krieg,  der  mit  einigen  Unterbrechungen  bis  zum 
Jahre  1879  anhielt  und  dessen  Hauptergebnis  der  Untergang  der 


278  ö.  A.  Krause: 

Selbständigkeit  Ghät's  und  die  Einverleibung  dieser  Stadt  in  das 
osmanische  Reich  ist.  Verschiedene  enropäische  Reisende  versuchten 
während  dieser  Zeit  in  das  innere  Gebiet  der  nordlichen  Maschachen, 
namentlich  nach  Ahaggär  vorzudringen,  aber  alle  ihre  Anstrengungen 
mussten  an  dem  Kriegszustande  des  Landes  scheitern.  Die  Ereig- 
nisse, welche  zum  Kriege  führten,  sind  mit  behaglicher  Breite  in 
der  Chronik,  der  ich  hier  folge,  erzählt. 

Von  dem  Gebirgslande  der  nordlichen  Maschachen  senkt 
sich  nach  Norden  ein  mächtiges  weitverzweigtes  Thal,  Namens 
Ichärchären.  In  diesem  Thale  —  auf  arabisch  wädl,  auf  macha- 
chisch  echäser  —  beginnt  unsere  Geschichte. 

Ein  Leibeigener  der  Jurächen,  mit  Namen  Ag  Akartenet,  hatte 
im  Thale  Icharcharen  seine  ärmliche  Hütte  aufgeschlagen.  Unfern 
davon  weideten  in  der  Wüste  ein  männliches  und  zwei  weibliche 
Kameele,  welche  dem  Hadsch  Dschebür  ag  Bärka,  vom  Stamme  der 
Imanchäsäten,  gehorten.  Ag  Akartenet  tötete  das  männliche  Kameel. 
Um  dieselbe  Zeit  schickte  Hädsch  Dschebür  einen  seiner  Sklaven, 
Namens  Barka,  aus,  um  die  Kameele  zurückzubringen.  Dieser  fand 
wohl  die  beiden  weiblichen  aber  nicht  das  männliche.  Immer 
suchend  traf  er  Ag  Akartenet  an,  welcher  in  der  Nähe  seiner 
Hütte  ein  Kameel  in  Stücke  zerschnitt.  Beide  gerieten  in  Streit,  und 
der  Sklave  wurde  vom  Leibeigenen  mit  dem  Schwerte  erschlagen. 
Als  Bärka  nach  vier  Tagen  nicht  zurückgekommen  war,  schickte 
Hadsch  Dschebür  seine  Sohne  aus,  um  ihn  zu  suchen.  Diese 
fanden  nur  seinen  Leichnam.  Nach  einiger  Zeit  erhielt  Hädsch 
Dschebür  die  Gewissheit,  dass  Ag  Akartenet  sowohl  sein  Kameel, 
wie  seinen  Sklaven  getötet  habe.  Sogleich  machten  sich  von  den 
Imanchäsäten  Hädsch  Dschebür  ag  Bärka,  Hädsch  Sidi  ag  Bärka, 
Junis  ag  el  Hädsch  All  und  Hädsch  Omar  ag  Ibrahim  auf,  um  sich 
beilchenüchen,  dem  Oberhaupte  der  Jurächen,  zu  beschweren  und  den 
Tod  des  schuldigen  Leibeigenen  zu  fordern.  Ichenüchen  befand  sich 
in  Chat  und  versprach  den  Beschwerdeführern  gerecht  zu  werden, 
allein  zwei  Monate  vergingen,  ohne  dass  der  Schuldige  ausgeliefert 
wurde.  Die  Imanchäsäten,  welche  heimgekehrt  waren,  verloren  end- 
lich die  Geduld  und  kamen  von  neuem  zu  Ichenüchen  nach  Chat. 

Ein  unerwartetes  Ereignis  gab  der  Angelegenheit  jetzt  eine 
ganz  andere  Wendung.  Ag  esch  Scheich,  das  Oberhaupt  der 
Imanchäsäten,  lag  krank  in  Chat  danieder  und  starb  gerade  zu 
der  Zeit,  wo  die  Beschwerdeführer  zum  zweiten  Male  nach  Chat 
kamen.  Nach  einem  Kaufmann  aus  Chadämes,  welcher  gut  in 
den  Vorgängen  dieses  langen  Krieges  bewandert  war,  soll  Ag 
esch  Scheich  im  Jahre  1277  oder  1278  der  Hedschra  gestorben 
sein,  also  im  J.  1860  oder  1861.  Junis  ag  el  Hädsch  AI!  wollte 
nun  an  die  Stelle   des  verstorbenen  Ag  esch  Scheich  treten,  aber 


Aii£Beiclmiiiigeii  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säbärä.  279 

Ufanaiet   ag  Musä   machte   ihm    sein   Recht  streitig.      Die  Matter 
beider  Thronerben  waren  Schwestern. 

Ohne  dass  die  Angelegenheit  geregelt  worden  wäre,  kehrte 
Junis  in  die  Wüste  za  den  Sitzen  seines  Stammes  zurück,  während 
Ufanaiet  in  Chat  blieb.  Nnr  ein  kleiner  Teil  der  Imanchäsäten 
war  Ufanaiet  ergeben,  nnd  es  ist  klar,  dass  er  von  vornherein 
der  Unterstützung  der  Jnrächen  sicher  war  und  deshalb  so  ge- 
waltthätig  nnd  anmassend  auftrat.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass 
Ichendchen  den  Stamm  der  Imanchäsäten  durch  Spaltung  in  Par- 
teien schwächen  wollte,  da  er  von  dessen  Nebenbuhlerschaft  für 
seinen  eigenen  Stamm  furchten  mochte. 

Als  KauHeute  aus  Chadämes  in  Chat  angekommen  waren, 
welche  unter  dem  Schutze  der  Imanchäsäten  standen,  schickte 
Jdnis  seinen  Schwestersohn  Chutamän  ag  el  Hädsch  Dschebür 
nach  Chat,  um  von  ihnen  die  herkömmlichen  Abgaben  zu  erheben. 
Yen  zwei  Stammesgenossen,  Mohammed  Ibrahim  ag  Mohammed 
el  Müstafli  und  Aisa  ag  Amümen  'begleitet,  kam  Chutamän  in 
Chat  an  und  traf  in  der  Hütte  Ag  esch  Scheich's  Ufanaiet,  der 
ihn  kaum  erblickte,  als  er  auch  schon  ein  Gewehr  auf  ihn  ab- 
feuerte und  ihn  am  linken  Unterarm  verwundete.  Chütamän's 
Begleiter  wollten  Ufanaiet  toten,  aber  dieser  entfloh. 

Die  Sache  mit  dem  Kameele  und  dem  Sklaven,  die  getötet 
worden  waren,  trat  jetzt  in  den  Hintergrund  und  der  Mordanschlag 
Ufanaiet's  fesselte  die  Aufmerksamkeit  der  Imanchäsäten.  Die 
Alten  derselben  kamen  nach  Chat,  um  ein  Abkommen  zu  stände 
zu  bringen,  aber  die  Anhänger  Ufanaiet's  riefen  stolz:  nur  nach 
unserem  Tode  könnt  ihr  diese  Abgaben  (der  Chadamesiner)  er- 
heben, und  waren  bereit,  im  Verein  mit  den  jungen  Leuten  der 
Jnrächen  den  Kampf  mit  den  Anhängern  des  Junis  aufzunehmen. 
Der  letztere  befand  sich  in  der  Wüste  bei  seinen  Anhängern, 
Chutamän  aber  wurde  bis  zur  Heilung  seiner  Wunde  in  Chat 
zurückgehalten.  Nach  zwei  und  einem  halben  Monat  ging  auch 
er  in  die  Wüste,  aber  nur,  um  sofort  ganz  allein  nach  Chat  zu- 
rückzukehren nnd  Rache  an  Ufanaiet  zu  nehmen»  Sechs  Tage 
lang  lauerte  er  diesem  auf,  aber  derselbe  befand  sich  in  der 
Wüste.  Als  Chutamän  wieder  eines  Tages  auf  den  Hauptplatz 
von  Chat,  Eschelli  genannt,  kam,  eine  mit  drei  Kugeln  geladene 
Pistole  unter  seinem  Burnus  verborgen  haltend,  traf  er  Düdu, 
einen  jüngeren  Bruder  Ufanaiet's,  auf  den  er  seine  Pistole  los- 
schoss.  Düdu  fiel.  Chutamän,  welcher  glaubte,  ihn  getötet  zu 
haben,  sattelte  sein  Kameel  und  begab  sich  zu  seinen  Stammes- 
genossen in  der  Wüste. 

Die  Imanchäsäten,  soweit  sie  Junis  anerkannten,  und  dies 
waren  wenigstens  zwei  Drittel  des  Stammes,  hatten  sich  in  Fesän, 


280  ^*  ^'  Krause: 

in  den  Sanddünen  von  übäri  (Edejen)  anf  dem  Gebiete  des 
Araberstammes  der  Mngarha  versammelt,  wo  sie  sich  zum  Kampfe 
vorbereiteten.  Die  Jurächen  und  von  den  Imanchasäten  die  An- 
bänger Ufanaiet's  wollten  ihnen  dahin  folgen,  wahrscheinlich  kamen 
ihnen  aber  die  Imanchasäten  entgegen,  denn  im  Thale  (wadi, 
echäser)  Tanasüft  kam  es  zu  einem  Kampfe,  in  welchem  auf 
beiden  Seiten  fünf  Mann  blieben.  Darnach  zogen  sich  die  Imancha- 
säten nach  dem  Wadi  „Wudjän  el  Bähär",  das  wahrscheinlich  in 
der  Nähe  der  Seeen  von  Fesän  liegt,  zurück,  von  den  Jurächen 
verfolgt.  Da  aber  die  Mugärha  sich  dazwischen  legten  und  einen 
Kampf  verhinderten ,  so  zogen  sich  die  Jurachen  und  ihre  Ver- 
bündeten zurück. 

Bald  darauf  machten  die  Imanchasäten  einen  Zug  gegen 
Westen  und  nahmen  im  Thale  Tanasüfl;  in  der  Nähe  des  Berges 
Idlnen  (Kasr  el  Dschunün)  dem  Stamme  Iworwaran  gehörende 
Kameele  weg.  Die  Strafe  sollte  aber  auf  dem  Fusse  folgen.  Die 
Jurächen  verfolgten  sie  bis  In  die  Sanddünen  von  übäri,  wo  es 
zu  einer  Schlacht  kam,  in  der  sechs  Imanchasäten  getötet  und 
ihr  Chef  Junis  ag  el  Hädsch  All  gefangen  genommen  wurde. 

Ichenüchen  befand  sich  zu  dieser  Zeit  in  El  Charefa  im 
Wädl  el  Chärbi  in  Fesän.  Zu  ihm  wurde  der  gefangene  Junis 
gebracht.  Ichenüchen  behandelte  ihn  freundlich,  beschenkte  ihn 
und  gab  ihm  die  Freiheit. 

Während  dessen  hatten  Junis'  Anhänger  sich  nach  Ahaggär 
zu  dessen  König  Hädsch  Achmed  ben  Sidl  el  Bekri  el  Fugäsi 
zurückgezogen.  Ag  Mama,  der  alte  frühere  König,  war  zu  dieser 
Zeit  gestorben.  In  Ahaggär  blieben  die  Imanchasäten  etwa  ein 
Jahr,  dann  versuchte  Hädsch  Achmed  den  Frieden  herzustellen. 
Die  Imanchasäten  waren  bereit,  Frieden  zu  schliessen,  verlangten 
aber  Gerechtigkeit  für  das  Kameel  und  den  Sklaven,  die  ihnen 
getötet  worden  waren,  ferner  Anerkennung  ihrer  Rechte  auf  die 
Abgaben  der  Chadämes-Kaufleute. 

Siebzehn  Personen  von  Ahaggär,  mit  Hädsch  Achmed  an  der 
Spitze,  und  drei  von  den  Imanchasäten,  Junis  ag  el  Hädsch  Ali, 
Sidi  ag  Bärka  und  Hädsch  Omar  ag  Ibrahim  kamen  nach  Tünin, 
dem  kleinen  Orte  westlich  von  Chat,  wo  für  sie  vier  Zelte  auf- 
geschlagen wurden.  Die  Friedensverhandlungen  sollen  durch  einen 
etwas  komischen  Streit  zwischen  Ichenüchen  und  Hädsch  Achmed 
eröffnet  worden  sein.  Der  letztere  rief  dann  alle  angesehenen 
Männer  von  Asger,  Chat,  Chadämes  und  Albärkat  zusammen  und 
man  kam  überein,  die  Frage  wegen  des  Kameeis  und  des  Sklaven 
auf  sich  beruhen  zu  lassen  und  die  Abgaben  der  Chadämes-Kaufleute 
so  zu  verteilen,  dass  Ufanaiet  ein  Drittel  der  Einkommen  und 
Junis   zwei  Drittel    erhalten   sollte.     Die  Leute  von  Ahaggär  und 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säh&rä.  281 

/die    Imanchasäten    kehrten    nun    nach    Ahaggär    zurück.    —    Im 

.^wehsten  Jahre  kam  Junis  nach  Chat,  um  seine  Abgaben  von  den 

L ^CÜiadamesinern   zu    erheben,   wurde    aber  von  Ufanaiet  daran  ge- 

■r  liiiidert.     Er  kehrte  sofort  nach  Ahaggär  zurück,    wohin  auch  die 

Inanan  kamen. 

Ich   kann   nicht   mit  Bestimmtheit  sagen,   ob  dieses  Kommen 

der  Imanan   nach  Ahaggär  zeitlich  mit  dem  des  Junis  zusammen- 

3.4Sllt,  oder  ob  ein  kürzerer  oder  längerer  Zeitraum  zwischen  beiden 

Breignissen    liegt.      Wie    aber    die    Imanan,    die   Todfeinde    der 

-    Jnr&chen,  mit  den  letzteren  in  Händel  verwickelt  wurden,  werden 

wir  später  erfahren. 

Leider  ist  es  mir  nicht  möglich,  die  genaue  Zeit  der  eben 
l^schilderten  Vorgänge  anzugeben.  Einem  dieser  Kämpfe  oder 
.  4och  seinen  unmittelbaren  Folgen  habe  ich  als  Augenzeuge  beige- 
.  wohnt.  Im  Jahre  1869  hatte  ich  die  holländische  Reisende  Frl. 
Alexandrina  Tinne  als  Diener  bis  nach  Morsuk  begleitet.  Von 
da  schickte  sie  mich  zurück,  und  auf  der  Rückreise  nach  Tripoli 
.  begri£Pen,  befand  ich  mich  am  14.  Juni  desselben  Jahres  im 
Stadtchen  Temenhint,  einige  Tagereisen  nordlich  von  Morsuk. 
Za  eben  dieser  Zeit  kamen  in  wilder  Flucht  von  Westen  her 
j.  Frauen  und  Kinder  der  Maschachen,  welche  vor  dem  Kriege  flohen, 
f  der  nach  ihrer  Aussage  ausgebrochen  sein  sollte,  in  Temenhint 
an.  Sie  behaupteten,  dass  Ichenüchen  mit  seinem  Neffen,  der 
ihn  vom  Throne  habe  stossen  wollen,  in  Kampf  verwickelt  sei. 
Kurze  Zeit  vorher  hatte  ich  in  Morsuk  einen  Mäschach  kennen 
gelernt,  welcher  der  von  Ichenüchen  besiegte  Neffe  sein  sollte 
and  der  nun  beim  türkischen  Statthalter  von  Morsuk  freundliche 
Aufnahme  gefunden  hatte  und  sich  zu  neuem  Kampfe  vorbereite. 
Dieser  Ausbruch  von  Feindseligkeiten  unter  den  Mäschachen 
flösste  dem  Gouverneur  von  Fesan  solche  Furcht  ein,  dass  er  ein 
offenes  Rundschreiben  an  alle  Oberhäupter  der  Stämme  und 
Städte  absandte >  in  welchem  er  sie  dringend  aufforderte,  ihm 
Hülfsmannschaften  zu  schicken,  die  Tag  und  Nacht  marschieren 
sollten,  um  so  bald  als  möglich  nach  Morsuk  zu  gelangen.  Der 
Bote  mit  diesem  Schreiben  erreichte  uns  einige  Tage  später  beim 
Brunnen  Umm  el  Abid.  Leider  vermag  ich  nicht,  dieses  Ereignis 
mit  einem  der  oben  geschilderten  zu  identifizieren. 

2.  Periode. 

Kämpfe  zwischen  denJurd,chen  und  Imanan  und  Einverleibung 

Chatte  in  das  türkische  Reich. 

Im  Städtchen  Sinaun,  nordostlich  von  Chaddmes,  auf  einer 
der  Strassen  nach  Tripoli,  lebt  unter  anderen  der  Araberstamm 
der   Ulad  Aon  Allä.     Eine  Familie  desselben,    aus   den  Brüdern 


L. 


272  ^-  A.  Krause: 

Häaptling  der  Isädäfen;  Jadäl  in  In  Tana8t  Häuptling  der  Eel 
Täläk.  Zwischen  diesen  Stämmen  kam  es  zu.  einem  Kriege. 
Auf  der  einen  Seite  standen  die  Imakämasan  und  Kel  Tärät,  auf 
der  anderen  die  Eel  Täläk  und  Isädäfen.  Es  fand  eine  blutige 
Schlacht  statt,  nach  welcher  sich  die  Kel  Tärät  aufmachten  und 
sich  unter  den  Schutz  der  Imanan  begaben.  Aach  die  Isädäfen 
flohen  und  gingen  nach  Tauät.  Darauf  sagten  die  Eel  Täläk 
und  Imakämasan:  wozu  nützt  es,  dass  wir  uns  gegenseitig  toten? 
Die  Isädäfen  sind  nach  Tauät  gewandert,  die  Kel  Tärät  sind 
Schützlinge  der  Imanan  geworden.  Nun  sind  wir  zwei  Stamme 
übrig  geblieben,  schliessen  wir  Frieden  unter  einander,  es  ist 
besser  so.  Das  waren  die  Worte  der  Alten;  dagegen  aber  er- 
hoben sich  die  jungen  Leute,  das  sind  nach  Sitte  der  Mäschachen 
diejenigen  unter  vierzig  Jahren,  und  sagten:  es  sei  kein  Frieden 
zwischen  uns,  nur  Tod.  Wer  stärker  ist,  als  der  andere,  verjage 
ihn  oder  tote  ihn.  Nach  erneuter  Beratung  machten  die  Imakä- 
masan den  Vorschlag,  den  in  der  Stadt  Tin  AJkum  wohnenden 
Stamm  als  Oberherrn  anzuerkennen  und  dessen  Schatzbefohlene 
zu  werden  und  die  Kel  Täläk  stimmten  zu. 

Zwei  Männer  von  den  Imakämasan  und  zwei  von  den  Eel 
Täläk  begaben  sich  nun  nach  Tin  Alkum,  wo  sie  frenndlich  auf- 
genommen wurden  und  drei  Tage  blieben.  Sie  erhielten  Gast- 
geschenke und  ein  grosses  Gastmahl  wurde  gegeben.  Die  Be- 
wohner Tin  Alkum's  gingen  auf  den  Vorschlag  der  Imakämasan 
und  Kel  Täläk  ein,  sie  unter  ihren  Schutz  zu  nehmen,  und  es 
wurde  ein  Tag  festgesetzt,  an  dem  die  Männer  der  beiden  letzteren 
Stämme  sich  im  ^Thale"  versammeln  sollten.  Die  Bewohner  Tin 
Alkum's  sollten  zwei  ihrer  Männer  zu  dieser  Versammlung  schicken, 
auf  der  die  gegenseitigen  Bedingungen  zur  Regelung  der  neuen 
Lage  festgesetzt  werden  sollten.  Die  beiden  Männer,  welche  der 
Verabredung  gemäss  am  bestimmten  Tage  von  den  Bewohnern 
Tin  Alkum's  abgesandt  wurden,  waren  Brüder,  welche  denselben 
Vater  und  dieselbe  Mutter  hatten.  Der  ältere  Bruder,  Namens 
Sidl  Babä,  ritt  ein  Kamel,  der  jüngere,  Hamüden,  war  zu  Pferde. 
Als  sie  in  die  Nähe  der  Imakämasan  und  Kel  Täläk  gekommen 
waren,  lagerten  sie,  um  zu  übernachten.  Am  Morgen  früh  stand 
der  jüngere  Bruder  zuerst  auf,  sattelte  sein  Pferd  und  forderte 
seine  Leute  auf,  ihm  zu  folgen.  Als  diese  den  älteren  Bruder 
wecken  wollten ,  verbot  er  ihnen  dies.  Sie  gingen  und  kamen 
zur  Volksversammlung.  Nach  den  Begrüssungen  forderten  sie 
den  Mann  aus  Tin  Alkum  auf,  zu  sprechen.  Dieser  legte  alle 
seine  Bedingungen  dar  und  sagte:  bauen  wir  eine  Stadt  hier  an 
diesem  Berge.  Alle  stimmten  zu  und  bauten  eine  Stadt  an  dem 
Berge,    der  Kokämman   heisst.     Dies  ist  der  Ursprung  Chats.   — 


Aufzeichnnngen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sdh&rä.  273 

Später  kam  der  ältere  Bruder  an,  aber  zu  spät,  da  die  Königs- 
wahl schon  vorüber  war.  Die  übrigen  Bewohner  Tin  Alkum's 
gingen  nach  FesÄn,  wo  sie  bis  auf  den  heutigen  Tag  unter  der 
Oberhoheit  der  Mäschachen  von  Asger  geblieben  sind.  Ein  Teil 
von  ihnen  führt  dasselbe  Wappen,  wie  der  königliche  Stamm,  die 
Ijäschenan,  in  Chat. 

Die  Nachkommen  des  altern  Bruders,  Sidi  Baba,  sind  der  Stamm 
der  Kel  Chäbsa,  und  die  des  jüngeren,  Hamüden,  der  Stamm  der 
Ijäschenan  geworden.  Der  letztere  hat  sich  in  der  Folge  in  drei 
Abteilungen  gespalten,  die  Ai't  el  Muchtär,  die  Ai't  Hamüden  und  die 
Alt  Häna.  Zur  ersteren  Abteilung  gehört  Mohammed  es  Säfl,  der 
gegenwärtige  Chef  von  Chat,  und  Prinz  Hädsch  Otmän  ben  Omar. 

So  bestanden  denn  die  Bewohner  Chät's  und  bestehen  noch 
heute  aus  vier  Stämmen,  aus  den  Ijäschenan,  welche  den  König, 
amanoksl,  den  Kel  Chäbsa,  welche  den  Bürgermeister  oder  Ältesten, 
amchär,  stellen,  und  aus  den  Imakämasan  und  Kel  Täläk. 

Die  Erbauung  Chät's  soll,  wie  angedeutet,  vor  etwas  mehr 
als  200  Jahren  stattgefunden  haben,  vielleicht  um  die  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts.  Es  darf  jedoch  nicht  verschwiegen  werden, 
dass  schon  drei  Jahrhunderte  früher  der  Name  Chat  in  einem 
Reisewerke  vorkommt.  Im  Jahre  1353  durchkreuzte  ein  Welt- 
reisender ersten  Ranges,  ein  Berber,  der  Scheich  Abu  Abd  Allä 
Mohammed  ben  Abd  Allä  ben  Mohammed  ben  Ibrahim  el  Lewätl 
et  Tändschi,  bekannter  unter  dem  Namen  Ihn  Batüta,  die  Wüste 
Sähärä  von  Süden  nach  Norden,  und  an  einer  Stelle*)  seines 
unschätzbaren  Reisewerkes  heisst  es  wörtlich:  „Und  wir  kamen 
zu  der  Gegend,  in  welcher  die  Strasse  nach  Chat,  welche  nach 
den  Provinzen  Egyptens  hinführt,  und  die  Strasse  nach  Tauät  sich 
trennen."  Diese  Gegend,  deren  Namen  Ibn  Batüta  nicht  angiebt, 
erweist  sich  bei  aufmerksamer  Betrachtung  als  die,  in  welcher  die 
heute  Asiu**)  genannten  Brunnen  liegen.  Ibn  Batüta  sagt  nicht, 
was  Chat»  sei,  aber  ich  glaube  annehmen  zu  dürfen,  dass  dieser 
Name  nicht  einer  Stadt  zukam,  sondern  einer  Gegend,  in  welcher 
das  heutige  Chat  liegt.  Nach  Angabe  des  englischen  Reisenden 
Hugh  Oudney,  der  im  Anfange  der  20er  Jahre  in  Chat  war,  habe 
die  Stadt  früher  auf  dem  kleinen  Hügel  gestanden,  an  dessen  Fuss 
sie  jetzt  liegt.  Durch  teilweises  Zusammenstürzen  dieses  Hügels 
sei  die  Stadt  und  ein  Teil  ihrer  Bewohner  vernichtet  worden***). 


*)  CoUection  d^ouvrages  orientaux  publice  par  la  Soci4t4  Asiatique. 
Ibn  Batoutab,  texte  et  traductiou  par  C.  Defr^mery  et  le  dr.  B.  R.  Sangui- 
netti.     Paris.    4  vols.     Tome  IV.     Paris  1858,  p.  445. 

**)  Denbam,  Clapperton  and  Oudney,  Travels  in  Africa. 
***)  Vergl.  Heinrich   Barth's  Reisen   und  Entdeckungen   in  Nord-    und 
Central-Afrika.    I.  Bd.    S.  310. 

Zeitschr.  d.  GeseUflch.  f.  Erdk.    Bd.  XVII.  ]8 


274  (3t*  A.  Krause: 


Die  Zeit  der  Konige,  von  Hamfiden  bis  Moh&mmed 

es  Säfi. 

Nach  dem  Tode  Hamüdens  erhoben  sich  Thronstreitigkeiten. 
Nach  blutigem  Kampfe  wurde  Ham&dl  Konig,  aber  seine  Gegner 
verbrannten  ihm  vierzig  Kamellasten  Senä  (die  Blätter  von  Ccniia 
obovaia  Coli.})  nnd  dies  scheint  ihm  das  Regieren  verleidet  zu 
haben,  denn  es  heisst:  „er  verliess  die  Regierang  nnd  es  wurde 
El  Afia  eingesetzt^,  der  zehn  Jahre  regierte  und  dann  starb. 
Diesem  folgte  Hädsch  Jadäl,  der  eine  Zeit  lang  regierte  und  starb. 
Die  nun  folgenden  Konige  waren  Hamüden  II.;  Hädsch  Mohimmed; 
Hädsch  Käfa  Marabat;  Achmadu,  der  ein  Jahr  regierte;  Hädsdi 
Käfa  II.  Unter  des  letzteren  Regierung  fing  der  Araberstamm  der 
Uläd  Scheredat  Krieg  an,  wurde  aber  von  den  Ghatinern  curuck- 
getrieben.  Es  folgte  nun  ein  siebenjähriger  Frieden,  während 
dessen  Hädsch  Käfa  II.  starb.  Ihm  folgte  Hädsch  Mohammed  IL 
ag*}  el  Hädsch  Käfa,  der  wieder  mit  den  Uläd  Schered&t  zu 
kämpfen  hatte  und  sie  besiegte.  Diesmal  verlangten  die  Chatiner 
eine  Kriegskostenentschädigung,  und  es  scheint,  dass  diese  ihnen 
gegeben  wurde. 

Nach  langer  Regierung  starb  Hädsch  Mohammed  und  hatte 
zum  Nachfolger  Hädsch  Hatita,  den  Grossvater  des  Prinzen  Hädsch 
Otmän  ben  Omar.  Während  seiner  Regierung  fand  ein  Kampf 
zwischen  dem  Araberstamm  der  Auläd  Snllmän  und  den  Ghatinern 
statt.  Es  wird  nicht  gesagt,  wer  den  Krieg  begonnen,  es  scheint 
aber,  dass  es  die  Araber  waren,  welche  auch  siegreich  aus  dem 
Kampfe  hervorgingen.  Zwei  Monate  lang  hielten  sie  Chat  cerniert 
und  fingen  alles  ab,  was  nach  der  Stadt  ging  oder  von  dort  kam. 
Zuletzt  schickten  die  Araber  eine  Botschaft  an  den  König  von 
Chat,  dass  er  zu  ihnen  kommen  solle.  Der  König  war  willens, 
diesen  Schritt  zu  thun,  aber  alle  Frauen  und  Männer  Ghät's 
hinderten  ihn  daran,  da  sie  fürchteten,  er  möchte  ermordet  werden, 
gestatteten  jedoch,  dass  er  seinen  Sohn  Omar  mit  Geschenken  aus 
Häussä  und  Tunis  in  das  Lager  der  Feinde  schicke.  Mit  vier 
Begleitern  begab  sich  Omar  in  die  Nähe  des  Ortes  Tädaramt 
zum  Brunnen  Tin  Sakwän  (Sägwän),  ganz  in  der  Nähe  von  Ghät, 
wo  der  Chef  der  Auläd  Sullmän  lagerte.  Dieser  empfing  Omar 
und  fragte  ihn  etwas  spöttisch,  ob  sein  Vater  sich  etwa  gefurchtet 
habe,  persönlich  zu  kommen.  Dann  aber,  auf  seine  Botschaft 
eingehend,  sagte  er,  dass  er  einen  dauerhaften  Frieden  schliessen 


*)  Ag,  g  oder  u  heisst  Sohn  im  Mascbachischen,  im  Plural  ai*t;  ihn, 
ben,  walad,  uld  heisst  Sohn  im  Arabischen,  im  Plural  ebna,  benu,  beni,  anläd, 
uläd,  lücd,  ueläd ;  da,  dau  heisst  Sohn  im  Haussanischen,  im  Plural  jfija,  j&ra. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  S^härä.  275 

wolle  und  schickte  Omar  mit  Geschenken  für  seinen  Vater,  in 
einem  Pferde,  einem  Sattel  und  einem  Gewehr  bestehend,  nach 
Chat  zurück.  Hädsch  Hatita  sandte  seinerseits  neue  Geschenke 
an  den  Araberchef,  ein  Hemd  aus  Haüssä,  einen  Barrakan  und 
zwei  Sklaven,  worauf  zur  Freude  der  Chatiner  Frieden  geschlossen 
wurde. 

Etwa  sieben  Jahre  nach  den  geschilderten  Ereignissen,  so 
fahrt  die  haussanisch  geschriebene  Geschichte  fort,  in  Wahrheit 
aber,  wie  aus  dem  folgenden  hervorgeht,  in  viel  früherer  Zeit, 
entstand  unter  den  Stämmen  Imanan,  Imanchasäten,  Kel  Isaban 
und  Ifochas  ein  Krieg,  welcher  dreissig  Jahre  dauerte.  Die  Opfer, 
welche  diese  Kämpfe  forderten,  waren  „ohne  Grenzen''  und  das 
Land  wurde  traurig  und  öde.  Eine  Nachricht  von  diesen  Vor- 
gängen gelangte  zu  dem  Mäschach- Stamme  der  Jurächen,  welche 
in  dem  Lande  Asaüäch,  in  der  Nähe  des  Flusses  Niger,  ihre 
Sitze  hatten. 

Die  nun  kommenden  folgenschweren  Ereignisse  sind  leider 
in  der  Chronik  nur  angedeutet,  nicht  ausgeführt.  Gleichviel  aus 
welchem  Anlasse,  kurz,  die  Jurachen  kamen  ins  Land  Asger  und 
zwar  zunächst  nach  der  Gegend  Schauet.  Hier  erkundigten  sie 
sich  nach  den  Neuigkeiten  der  Welt.  „Was  die  Neuigkeiten  der 
Welt  betrifft",  so  lautet  die  Antwort,  „J3o  giebt  es  nur,  was  ihr 
schon  gehört  habt,  die  Welt  ist  verdorben,  die  Imänan,  Imancha- 
säten, Kel  Isaban  und  Ifochas  haben  sie  verdorben."  Die  Jurächen 
trösteten  die  unglücklichen  Einwohner  („machten  sie  süss"  sagt 
der  Text)  und  stellten  den  Frieden  her.  Dass  die  Jurächen  sich 
mit  Gewalt  einmischten,  ist  klar,  denn  die  Landschaft  Schauet 
wurde  in  drei  Teile  geteilt,  einen  erhielten  die  Imanan,  einen 
die  Imanchasäten  und  einen  die  Jurächen,  und  das  Oberhaupt  der 
letzteren  wurde  zugleich  König  der  Mäschachen  von  Asger.  Bisher 
war  die  Königswürde  dem  Stamme  der  Imanan  eigen  gewesen, 
wie  schon  der  Name  zeigt,  denn  Imanan  bedeutet  die  Königlichen 
und  sie  gaben  ihr  altes  Recht  so  leicht  nicht  auf.  Vierzig  Jahre 
lang  kämpften  sie  mit  den  Jurächen  um  die  Krone,  aber  alle 
ihre  Tapferkeit  war  vergebens,  das  Los  entschied  gegen  sie.  Sie 
zogen  sich  gegen  Ahaggär  zurück,  wo  sie  anderthalb  Jahre  blieben. 
Darauf  schlössen  die  Jurächen  mit  ihnen  Frieden. 

Elf  Jahre  später  wurden  die  Chatiner  mit  den  Mäschachen 
in  Krieg  verwickelt,  welche  ihnen  ihre  Gärten  und  Palmen 
verwüsteten  und  allen  Verkehr  mit  Chat  und  der  Aussenwelt 
erschwerten.  Ob  alle  Stämme  von  Asger,  oder  nur  einzelne, 
vielleicht  die  Jurächen  allein,  an  diesem  Kriege  teilnahmen,  wird 
nicht  erwähnt.  Da  die  Chatiner  nicht  imstande  waren,  aus 
eigener  Kraft  den  Feind  zurückzuwerfen,  so  griffen  sie   zur  List 

18* 


276  ^<  ^'  Krause: 

und  zur  Verräterei.  Der  König  schickte  einige  seiner  Leute  mit 
200  Goldstücken  nach  Tunis  und  liess  daselhst  allerhand  Gegen- 
stände der  Industrie  von  Tunis  und  Europa  einkaufen,  andere 
nach  Kätschina  in  Haussä,  um  die  heliehten  Manufakturen  dieses 
Platzes,  besonders  Hemden,  zu  erhandeln.  Als  diese  Boten  mit 
den  Waaren  des  Nordens  und  Südens  nach  Chat  zurückgekommen 
waren,  schrieb  der  König  an  die  Oberhäupter  und  einflassreichen 
Männer  der  Araberstämme  Mugärha,  Hötmän,  Kuwaida  und  Suwaid, 
die  im  südlichen  Fesän  wohnen  und  schickte  ihnen  die  Artikel 
von  Tunis  und  Haussä.  Ich  verlange  von  euch  weiter  nichts,  so 
schrieb  er,  als  dass  ihr  die  Mäschachen,  welche  sich  im  Masak- 
Gebirge  zwischen  El  Auen^t  (Serdeles)  und  Morsuk  befinden, 
tötet  und  keinen  von  ihnen  leben  lasset.  Die  Araber  erfnUten 
gewissenhaft  ihren  Auftrag  und  Hessen  nur  Greise,  Kinder  und 
Frauen  am  Leben. 

Es  gewinnt  den  Anschein,  dass  der  König  von  Chat,  leider 
ist  nicht  gesagt,  welcher  es  war,  nach  dieser  Metzelei  einen 
gewissen  Einfluss  über  die  nördlichen  Mäschach-Stämme  gewann, 
denn  als  der  Karawanenverkehr  sich  wieder  frei  entfaltete  und 
die  Kaufleute  von  Chadämes,  Tunis,  Tripoli,  Sokna,  Hon,  Morsuk, 
Haussä,  Timbüktu  und  Tauät  von  neuem  nach  Chat  kamen,  da 
soll  er  es  gewesen  sein,  der  den  einzelnen  Mäschach-Stammen 
bestimmte  Kaufleute  zuwies,  von  denen  sie  Abgaben  erheben  und 
ihnen  dagegen  ihren  Schutz  angedeihen  lassen  sollten.  Die  heute 
hierfür   geltenden  Bestimmungen  sollen   aus  jener  Zeit   herrühren. 

Jetzt  folgte  eine  lange  Periode  des  Friedens,  die  achtzig  Jahre 
gewährt  haben  soll  bis  zur  Zeit  Hädsch  HamädFs,  wo  die  Mäschachen 
die  alte  Ordnung  wieder  herstellen  wollten,  aber  von  Hädsch  Hamädl 
daran  gehindert  wurden.  Wer  dieser  Hädsch  Hamädl  ist,  wird 
nicht  gesagt;  man  sollte  glauben,  es  sei  ein  König  von  Chat, 
obgleich  ein  solcher  nicht  genannt  wird. 

Darauf  wurde  Bei  Käsern  König  von  Chat  und  nach  ihm 
Mohammed  ag  Jadäl,  ein  Sohn  der  Schwester  Hädsch  Hatita's, 
nach  diesem  Hädsch  Achmed  ben  el  Hädsch  es  Sadik  el  Ans&rl, 
dessen  Vater  aus  Tauät  gebürtig  war.  Er  entsagte  später  dem 
Throne,  der  von  seinem  jüngeren  Bruder  Hädsch  Mohammed  el 
Amin  eingenommen  wurde.  Nach  dessen  Tode  bestieg  Hamüden 
Kärami  u  esch  Scheich  Mohammed,  der  Sohn  eines  Gadamesiners 
und  einer  Tochter  des  Königs  Hädsch  Hatita,  den  Thron  und 
nach  dessen  Ableben  Mohammed  ben  Hafesch,  der  jedoch  nach 
kurzer  Regierung  vertrieben  wurde.  An  seine  Stelle  trat  Achmed 
Auerkada  ag  Omar,  und  nach  dessen  Tode  übernahm  Mohammed 
esch  Scherif  die  Regierung,  von  der  er  aber  durch  die  Jurächen 
vertrieben   wurde,   worauf   der  letzte  König   von    Chat  den  Thron 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  277 

bestieg,  Mohammed  es  SafI,  ein  Sohn  des  Königs  Hädsch  Mohammed 
el  Amin,  der  die  Türken  in  die  Stadt  rief  und  nun  als  türkischer 
Unterstatthalter,  Kaimakäm,  in  Chat  residiert. 

So  auffallend  es  scheinen  mag,  so  muss  ich  doch  sagen,  dass 
gerade  die  letzten  Könige  in  ihrer  Reihenfolge  nicht  ganz  sicher 
zu  sein  scheinen;  noch  weniger  aber  ist  dies  der  Fall  mit  der  Zahl 
der  ihnen  in  der  Chronik  zugeschriebenen  Regierungsjahre.  Hädsch 
Achmed  ben  el  Hadsch  es  Sadik  el  Ansärl  soll  1280  der  Hedschra 
(dieses  Jahr  beginnt  am  18.  Juni  1863)  gestorben  sein,  fünf 
Monate  später  sein  Bruder  Hädsch  Mohammed  el  Amin  und  in 
demselben  Jahre  Hädsch  Sidl,  der  König  von  Albarkat.  Gleich- 
wohl werden  den  letzten  fünf  Königen  bis  zum  Jahre  1296  (1879) 
dreissig  Regierungsjahre  zugeschrieben. 

Liste  der  Könige  Ohät*s 
nach  des  Prinzen  Hädsch  Otmftn^s  Chronik. 

Angebliche 
Regiemogsjahre 

HflTmüden gestorben. 

Hamadl abgedankt. 

El  Afia 10  .    .    .    gestorben. 

Hadsch  Jadäl gestorben. 

Hamüden  II gestorben. 

Hädsch  Mohammed      gestorben. 

Hädsch  Käfa  Maräbat gestorben. 

Achmlidu 1  .    .    .    gestorben. 

Hädsch  Kafa  II gestorben. 

Hädsch  Mohammed  II gestorben. 

Hädsch  Hatita gestorben. 

Bei  Käsern 25  .    .    .   gestorben. 

Mohammed  ag  Jad&l 32  .    .    .    gestorben. 

Hädsch  Achmed abgedankt. 

Hädsch  Mohammed  III.  el  Amin 10  .    .    .    gestorben. 

Hamuden  III.  Karami 7  .    .    .  vertrieben. 

Mohammed  II.  ben  Häfesch .     2  .    .    .  vertrieben. 

Achmed  Auerkada 5  .    .    .    gestorben. 

Mohammed  III.  esch  Scherif 5  .    .    .  vertrieben. 

Mohammed  IV.  es  SÄfl 11   (im  Jahre  1879.) 

Der    letzte    Krieg    unter    den    Nord-Mäschachen. 

1.  Periode. 
Kämpfe  zwischen  den  Jurftchen  und  ImanchäsSten. 

Anfangs  der  60er  Jahre  entstand  unter  den  nördlichen  Mä- 
schachen  ein  Krieg,  der  mit  einigen  Unterbrechungen  bis  zum 
Jahre   1879  anhielt  und  dessen  Hauptergebnis  der  Untergang  der 


n. 

TbQiigraiiBiee  und  BfttoBrerWiltm»!»'^  > 

Qhäi  iftt:  vou  tiiui»^  \Latter  uingn^a««!^  die^  zzesnlieh  umnoEgBit- 
luä^s^  ^t^«iut  isit.  Iii  dar  Mittdr  dar  Stadi  ist  esn  Meinear  tixBear 
IHuUu  di>i'  dcHtt  Numau  Hs)i>kalli  tuhit^  ^on  diesem  g^&äeo^  ä^ic- 
lii>i:i  ^ti^u  dau  War  ükupmditiiu^i  der  Wlidbtkse^  esEtSforBefaeaii^ 
Waji''  ä(rMi#<Mi  aM>k  dan  vier  TlBnn»t  der  SisM.  Tlkur  Imiasr  ju£ 
itti».3d%iM>i:u8«ik  o^mi^  auf  lumbdsfik  bsib,.  itfii  baxBMBffldashL  ]s£^sm.  Qifit 
^kuuau  da»"*  Thura^  siuuk.  diet  t€ii^»idea:  da«^  in>rdüeiiet  Imn^  Sobl 
(Üab)  ^  Ch^  d&se  us4iid»at  Huti  KkiM&^  dsAr  siiäiicbst  Hbü.  Hidb- 
o^tfM^kaA^  das^  >vediU(»ha:  Hmi  'I^iLUKaLchal  il  ü^uBauz:  (ei  .kidiiO-  ^^ 
'Caäaü^adäGayi    Mtrd    i»di    dajxi  Afidso^.  der  2^t   deer  .WbBfflig>4iBteff 

dra^i  iiiu:-  2£&it.  dat»  ^äibkrtb,  d.  u  der  (xaiüataaaDit.  bsi  S»maM3auaä&B^ 
gitcU^  Hliu  adtae^c  ipizt'  verimiUGNrteef  Thor,  QauacaBfi^  Smi  J^shst:  ^mi 
H^ii^tt,  lia^  4sitis«h3au  deuL  säüUIekeit  loiiL  ^^tefiiÜGhBit!  umL  vobl  iimi: 
t  tiluirt  oiua:  :jittu»»»:  Astxit  tHaizet  ^^»i»^.  .^iSBer  desL  e^^engwainnm». 
ia  dar  ^Miite:  dar  SteiidL  lieg^itdett^  vveist  dia.  äfki^  tioiik.  ziwei  IBaizK 
•xiei**  M^äiaa:  cua'i  deit  l^ebsi'  eo.  H^im.  oder*  GBaeuüieiiiadat^  \'0ii: 
vire^ebam.  da«:  <tiUe:  \*emtiai£fte:  Hior^  d&Sr  in:  saiaer:  N^lidt  lief^ 
:>aiU!aii:  NcumMi  orttzatau:  isu.;  itmL  oiicait  ^uuieraB:  Maria^^aizi  am: 
>Hidtbi>rtH  dar*  lis-  'ijök  i.  ^l  ^uh  traJjiöea  .uiar-  Alarki*"*  L^ciaimi^wiL. 
ObcHco- \t)m.  15^aAza:  üsebssili  'yomaxm  6ictL  ^Han'öndcaks^itzmmssaih 
riifoit  :m.  Ibkirttöeh«  vvo  dia-.  Uaitaiküntar- grewiaplfc  Nveraem  iOütL.'Wt 
icii    ricdt  ;^;2tuaL  :>kaar^    ju  oar  oiit  'raiar-  t5au:  oder    jiü  ^üw^jr*.  i3S;. 

I}iUi-  Siaütnartai  liaiäsi  ut  MaäeuücmiSfiuaa.  ii;aaiääa  ilice 
Nauiair  aar-  ÜautTranai,  voir  >förtißu:  :^^s?ii-  Weewm  üiüeH:  omjl 
J3saui  :;s^ilausi«  simi.  öiat  loi^iniait;  l.  -U^üaiäd  a.  .St»  t.v.AliifCR: 
'*  iA>äaiäti.  Jt  iTixart;  >.  .wi;ua4äd„  it  nimaicuiU  :i.  iiauua.;  ».  *vcya^ 
ää.  i  'iiseaat  m  iiiim;  n  Vi^aatäiLit  Il&^aaili  .Uitiar»ii- •^;  ».  -i4.o»e- 
äti.  r  ;<}l)a€ittim;  TZ  vvuaiäii  »r.  riiiäcQacii'at;  1>  vVuaMd  i:  ^YV>a«ij«<?- 
aw     vi^iaichi   ^Vo^*eaar».It  -.-aaar  dte   '^^ertai*"^;    '*     vvaa*äd^  n.  Ifi«- 

I'/twti  s^O^**^    Matc|T  svfdUiou     vu  *  Äiifc    la^    lar    ^miaiiftortte 

(x*a:  in   rEdaiiuttfc.. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  279 

Ufanaiet  ag  Müsä  machte  ihm  sein  Recht  streitig.  Die  Mutter 
beider  Thronerben  waren  Schwestern. 

Ohne  dass  die  Angelegenheit  geregelt  worden  wäre,  kehrte 
Junis  in  die  Wüste  zu  den  Sitzen  seines  Stammes  zurück,  während 
Ufanaiet  in  Chat  blieb.  Nur  ein  kleiner  Teil  der  Imanchasäten 
war  Ufanaiet  ergeben,  und  es  ist  klar,  dass  er  von  vornherein 
der  Unterstützung  der  Jurachen  sicher  war  und  deshalb  so  ge- 
waltthätig  und  anmassend  auftrat.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass 
Icbenüchen  den  Stamm  der  Imanchasäten  durch  Spaltung  in  Par- 
teien schwächen  wollte,  da  er  von  dessen  Nebenbuhlerschaft  für 
seinen  eigenen  Stamm  furchten  mochte. 

Als  Eaufleute  aus  Chadämes  in  Chat  angekommen  waren, 
welche  unter  dem  Schutze  der  Imanchasäten  standen,  schickte 
Jdnis  seinen  Schwestersohn  Chütamän  ag  el  Hädsch  Dschebür 
nach  Chat,  um  von  ihnen  die  herkömmlichen  Abgaben  zu  erheben. 
Von  zwei  Stammesgenossen,  Mohammed  Ibrähtm  ag  Mohammed 
el  Mustafa  und  Ai'sa  ag  Amümen  'begleitet,  kam  Chütamän  in 
Chat  an  und  traf  in  der  Hütte  Ag  esch  Scheich's  Ufanaiet,  der 
ihn  kaum  erblickte,  als  er  auch  schon  ein  Gewehr  auf  ihn  ab- 
feuerte und  ihn  am  linken  Unterarm  verwundete.  Chütamän's 
Begleiter  wollten  Ufanaiet  toten,  aber  dieser  entfloh. 

Die  Sache  mit  dem  Eameele  und  dem  Sklaven,  die  getötet 
worden  waren,  trat  jetzt  in  den  Hintergrund  und  der  Mordanschlag 
Ufanaief  s  fesselte  die  Aufmerksamkeit  der  Imanchasäten.  Die 
Alten  derselben  kamen  nach  Chat,  um  ein  Abkommen  zu  stände 
zu  bringen,  aber  die  Anhänger  Ufanaiet's  riefen  stolz:  nur  nach 
unserem  Tode  könnt  ihr  diese  Abgaben  (der  Chadamesiner)  er- 
heben, und  waren  bereit,  im  Verein  mit  den  jungen  Leuten  der 
Jurächen  den  Kampf  mit  den  Anhängern  des  Junis  aufzunehmen. 
Der  letztere  befand  sich  in  der  "Wüste  bei  seinen  Anhängern, 
Chütamän  aber  wurde  bis  zur  Heilung  seiner  Wunde  in  Chat 
zurückgehalten.  Nach  zwei  und  einem  halben  Monat  ging  auch 
er  in  die  Wüste,  aber  nur,  um  sofort  ganz  allein  nach  Chat  zu- 
rückzukehren und  Rache  an  Ufanaiet  zu  nehmen.  Sechs  Tage 
lang  lauerte  er  diesem  auf,  aber  derselhe  befand  sich  in  der 
Wüste.  Als  Chütamän  wieder  eines  Tages  auf  den  Hauptplatz 
von  Chat,  Eschelli  genannt,  kam,  eine  mit  drei  Kugeln  geladene 
Pistole  unter  seinem  Burnus  verborgen  haltend,  traf  er  Düdu, 
einen  jüngeren  Bruder  Ufanaiet's,  auf  den  er  seine  Pistole  los- 
schoss.  Düdu  fiel.  Chütamän,  welcher  glaubte,  ihn  getötet  zu 
haben,  sattelte  sein  Kameel  und  begab  sich  zu  seinen  Stammes- 
genossen in  der  Wüste. 

Die  Imanchasäten,  soweit  sie  Junis  anerkannten,  und  dies 
waren  wenigstens  zwei  Drittel  des  Stammes,  hatten  sich  in  Fes&n, 


280  ^'  ^'  Krause: 

ia  den  Sanddanen  von  Ubäri  (Edejen)  auf  dem  Gebiete  des 
Araberstammes  der  Mugarba  versammelt,  wo  sie  sich  zam  Kampfe 
vorbereiteten.  Die  Jurächen  nnd  von  den  Imancbasäten  die  An- 
hänger Ufanaiefs  wollten  ihnen  dahin  folgen,  wahrscheinlich  kamen 
ihnen  aber  die  Imancbasäten  entgegen,  denn  im  Tbale  (w&dl, 
echaser)  Tanasäft  kam  es  zu  einem  Kampfe,  in  welchem  auf 
beiden  Seiten  fünf  Mann  blieben.  Darnach  zogen  sich  die  Imancba- 
säten nach  dem  Wadi  „Wndjän  el  Bahär^,  das  wahrscheinlidi  in 
der  Nähe  der  Seeen  von  Fesan  liegt,  zurück,  von  den  Jiirieheii 
verfolgt.  Da  aber  die  Mugdrha  sich  dazwischen  legten  nnd  einen 
Kampf  verhinderten,  so  zogen  sich  die  Jor&chen  und  ihre  Ver- 
bündeten zurück. 

Bald  darauf  machten  die  Imancbasäten  einen  Zug  gegen 
Westen  und  nahmen  im  Tbale  Tanasüft  in  der  Nähe  des  Beides 
Idlnen  (Kasr  el  Dschunün)  dem  Stamme  Iworwaran  gehörende 
Kameele  weg.  Die  Strafe  sollte  aber  auf  dem  Fusse  folgen.  Die 
Jarächen  verfolgten  sie  bis  m  die  Sanddünen  von  Ubäri,  wo  es 
zu  einer  Schlacht  kam,  in  der  sechs  Imancbasäten  getötet  und 
ihr  Chef  Junis  ag  el  Hädsch  All  gefangen  genommen  wurde. 

Ichenüchen  befand  sich  zu  dieser  Zeit  in  El  CharSfa  im 
Wädi  el  Chärbi  in  Fesan.  Zu  ihm  wurde  der  gefangene  Junis 
gebracht.  Ichenüchen  behandelte  ihn  freundlich,  beschenkte  ihn 
und  gab  ihm  die  Freiheit. 

Während  dessen  hatten  Junis'  Anhänger  sich  nach  Ahaggär 
zu  dessen  König  Hädsch  Achmed  ben  Sidi  el  Bekri  el  FugasI 
zurückgezogen.  Ag  Mama,  der  alte  frühere  König,  war  zu  dieser 
Zeit  gestorben.  In  Ahaggär  blieben  die  Imancbasäten  etwa  ein 
Jahr,  dann  versuchte  Hädsch  Achmed  den  Frieden  herzustellen. 
Die  Imancbasäten  waren  bereit,  Frieden  zu  schliessen,  verlangten 
aber  Gerechtigkeit  für  das  Kameel  und  den  Sklaven,  die  ihnen 
getötet  worden  waren,  ferner  Anerkennung  ihrer  Rechte  auf  die 
Abgaben  der  Chadames-Kaufleute. 

Siebzehn  Personen  von  Ahaggär,  mit  Hädsch  Achmed  an  der 
Spitze,  und  drei  von  den  Imancbasäten,  Junis  ag  el  Hädsch  Ali, 
Sidi  ag  Barka  und  Hädsch  Omar  ag  Ibrahim  kamen  nach  Tünin, 
dem  kleinen  Orte  westlich  von  Chat,  wo  für  sie  vier  Zelte  auf- 
geschlagen wurden.  Die  Friedensverhandlungen  sollen  durch  einen 
etwas  komischen  Streit  zwischen  Ichenüchen  und  Hädsch  Achmed 
eröffnet  worden  sein.  Der  letztere  rief  dann  alle  angesehenen 
Männer  von  Asger,  Chat,  Chadames  und  Albärkat  zusammen  und 
man  kam  überein,  die  Frage  wegen  des  Kameeis  und  des  Sklaven 
auf  sich  beruhen  zu  lassen  und  die  Abgaben  der  Chadames-Kaufleute 
so  zu  verteilen,  dass  Ufanaiet  ein  Drittel  der  Einkommen  und 
Junis    zwei  Drittel    erhalten    sollte.     Die  Leute  von  Ahaggär  und 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säbärä.  281 

die  Imanchäsäten  kehrten  nun  nach  Ahaggär  zurück.  —  Im 
nächsten  Jahre  kam  Junis  nach  Chat,  um  seine  Abgaben  von  den 
Chadamesinern  zu  erheben,  wurde  aber  von  Ufanaiet  daran  ge- 
hindert. Er  kehrte  sofort  nach  Ahaggar  zurück,  wohin  auch  die 
Imanan  kamen. 

Ich  kann  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen,  ob  dieses  Kommen 
der  Imanan  nach  Ahaggär  zeitlich  mit  dem  des  Junis  zusammen- 
fällt, oder  ob  ein  kürzerer  oder  längerer  Zeitraum  zwischen  beiden 
Ereignissen  liegt.  Wie  aber  die  Imanan,  die  Todfeinde  der 
Jnrächen,  mit  den  letzteren  in  Händel  verwickelt  wurden,  werden 
wir  später  erfahren. 

Leider  ist  es  mir  nicht  möglich,  die  genaue  Zeit  der  eben 
geschilderten  Vorgänge  anzugeben.  Einem  dieser  Kämpfe  oder 
doch  seinen  unmittelbaren  Folgen  habe  ich  als  Augenzeuge  beige- 
wohnt. Im  Jahre  1869  hatte  ich  die  holländische  Reisende  Frl. 
Alexandrina  Tinne  als  Diener  bis  nach  Morsuk  begleitet.  Von 
da  schickte  sie  mich  zurück,  und  auf  der  Rückreise  nach  Tripoli 
begriffen,  befand  ich  mich  am  14.  Juni  desselben  Jahres  im 
Städtchen  Temenhint,  einige  Tagereisen  nördlich  von  Morsuk. 
Zu  eben  dieser  Zeit  kamen  in  wilder  Flucht  von  Westen  her 
Franen  und  Kinder  der  Maschachen,  welche  vor  dem  Kriege  flohen, 
der  nach  ihrer  Aussage  ausgebrochen  sein  sollte,  in  Temenhint 
an.  Sie  behaupteten,  dass  Ichenüchen  mit  seinem  Neffen,  der 
ihn  vom  Throne  habe  stossen  wollen,  in  Kampf  verwickelt  sei. 
Kurze  Zeit  vorher  hatte  ich  in  Morsuk  einen  Mäschach  kennen 
gelernt,  welcher  der  von  Ichenüchen  besiegte  Neffe  sein  sollte 
und  der  nun  beim  türkischen  Statthalter  von  Morsuk  freundliche 
Aufnahme  gefunden  hatte  und  sich  zu  neuem  Kampfe  vorbereite. 
Dieser  Ausbruch  von  Feindseligkeiten  unter  den  Maschachen 
flösste  dem  Gouverneur  von  Fesän  solche  Furcht  ein,  dass  er  ein 
offenes  Rundschreiben  an  alle  Oberhäupter  der  Stämme  und 
Städte  absandte >  in  welchem  er  sie  dringend  aufforderte,  ihm 
Hülfsmannschaften  zu  schicken,  die  Tag  und  Nacht  marschieren 
sollten,  um  so  bald  als  möglich  nach  Morsuk  zu  gelangen.  Der 
Bote  mit  diesem  Schreiben  erreichte  uns  einige  Tage  später  beim 
Brunnen  Umm  el  Abid.  Leider  vermag  ich  nicht,  dieses  Ereignis 
mit  einem  der  oben  geschilderten  zu  identifizieren. 

2.  Periode. 

Kämpfe  zwischen  denJurd,chen  und  Imanan  und  Einverleibung 

Chät^sin  das  türkische  Reich. 

Im  Städtchen  Sinaün,  nordöstlich  von  Chadämes,  auf  einer 
der  Strassen  nach  Tripoli,  lebt  unter  anderen  der  Araberstamm 
der   Uläd  Aon  Alla.     Eine  Familie   desselben,    aus  den  Brüdern 


282  ^'  ^«  Kraujse: 

Adia,  Sala  und  Abd  AUä  es  Sagir  besteheDd,  hat  unter  den  MS- 
schachen  als  Beschützer  oder  ^Freund ^  —  amidi  auf  maschaehisdi 
—  die  Imanaa.  Ein  Mann  von  den  Jnr&chen,  mit  Namen  Jahia 
ag  Hatita,  plünderte  eine  Karawane  dieser  Bruder.  Einer  der 
Aasgeraubten  teilte  mir  nach  langem  Besinnen  mit,  dsss  die  Weg- 
nahme ihrer  Güter  am  15.  Redscheb  1287  stattgefunden  habe. 
Dies  würde  dem  11.  Oktober  1870  entsprechen.  Die  Imanan 
verlangten  von  den  Jur^chen  die  Zurückgabe  des  geraubten  Gutes 
ihrer  Schützlinge;  ihr  Verlangen  wurde  aber  nicht  erfüllt,  und  so 
sahen  sie  sich  gezwungen,  zu  den  Waffen  zu  greifen.  Sie  unter- 
nahmen einen  Streifzug  in  das  Masäk  -  Gebirge  und  nahmen  den 
Kel  Tin  Alkum,  welche  Schntzgenossen  der  JurSchen  sind,  120 
Kameele  weg.  Mohammed  es  SafI,  der  Konig  von  Chat,  forderte  sie 
zwar  auf,  unter  dem  Vorgeben,  dass  die  Kel  Tin  Alkum  seine 
Schutzgenossen  seien,  die  Kameele  zurückzugeben,  aber  sie 
gingen  darauf  nicht  ein,  da  die  Jurachen  mit  ihnen  im  Slriegs- 
zu Stande  und  die  Kel  Tin  Alkum  anerkanntermaassen  deren  Schntz- 
genossen seien.  Darauf  zogen  sie  sich  nach  Ahaggär  zurück  und 
verbanden  sich  mit  den  Stammen  dieses  Landes  und  den  dort 
weilenden    Imanchäsäten,  sowie  mit  den  Ifochas  von  Asger. 

Die  Imanan,  Imanchäsäten,  Ifochas,  Tetehemellet,  Ibokelan, 
Taitok  und  Isakkamären  rüsteten  sich  zum  Kriege  und  fielen  in 
Asger  ein,  um  die  Jurachen  und  ihre  Verbündeten,  welche  sieh 
in  Chat  sammelten,  anzugreifen. 

Eines  Tages  erhielten  die  Jurdchen  die  Nachricht,  dass  das 
feindliche  Heer  sich  beim  Brunnen  Fälesles,  sieben  Tage  süd- 
wärts von  Chat,  befände.  Bald  darauf  aber  traf  eine  andere  Bot- 
schaft ein,  dass  das  Heer  bereits  in  Isaien,  zwei  Stunden  von  Chat, 
stände,  die  Palmen  zerstöre  und  die  Felder  zerträte.  Sie  schickten 
an  Mohammed  es  Safi  die  Botschaft,  dass  sie  nichts  gegen  ihn 
hätten,  sondern  nur  gekommen  seien,  um  ihre  Feinde  von  Asger 
zu  bekämpfen. 

Einige  Imanchäsäten  von  der  Partei  des  Ufanaiet  und  Amä, 
ein  Sohn  Ichenüchen's,  bestiegen  ihre  Pferde  und  galoppierten  keck 
auf  den  Feind  zu,  der  bei  Isaien  lagerte,  feuerten  ihre  Gewehre 
ab  und  kehrten  nach  Chat  zurück.  Am  folgenden  Tage,  eines 
Freitags,  rückten  die  Kel  Ahaggär,  wie  wir  von  nun  an  die  ver- 
bündeten Stämme  von  Ahaggär  und  einige  von  Asger  nennen 
wollen,  gegen  Chat  vor,  und  es  kam  vor  den  Thoren  der  Stadt, 
im  Osten  derselben,  zwischen  dem  Thore  Kaläla  und  dem  Brunnen 
Tänut  n  ag  Jadäl  zur  Schlacht.  Es  ging  heiss  her.  Ein  Sohn 
Ichenüchen's,  mit  Namen  Es  Senüsl,  wurde  durch  Lanze  und  Kugel 
getötet,  es  fiel  ferner  Hädsch  Häma  ag  es  Schäfo  und  das  Ober- 
haupt der  auf  Seiten  der  Jurächen  kämpfenden  Kel,  Isaban.     Im 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säh&ra.  283 

ganzen  hatten  sie  zwanzig  Tote,  wahrend  die  Kel  Ahaggar  dreissig 
aufzuweisen  hatten. 

Die  Folgen  der  Schlacht  scheinen  aber  nicht  besonders  her- 
vorragend gewesen  zu  sein,  ja  es  ist  fraglich,  welcher  Partei  man 
den  Sieg  zuschreiben  soll.  Die  Kel  Ahaggär  kehrten  darauf  nach 
Ahaggär  zurück.  Die  Mäschachen  von  Asger  schüttelten  den  Kopf 
über  diese  blutigen  Kämpfe.  Seit  Gott  uns  geschaffen  hat,  haben 
wir  keinen  Krieg  wie  diesen  erlebt.  Mohammed  es  SafI  gab 
Ichenüchen  den  Rat,  die  Araber  Fesäns  zu  Hilfe  zu  rufen.  Alle 
stimmten  diesem  Rate  zu,  und  es  SafI  begab  sich  personlich,  reichlich 
mit  Maria  Theresia-Thalern  und  anderen  Geschenken  versehen,  zu 
den  Oberhauptern  der  Araberstämme  der  Hötmän,  Suwald,  Kuwalda 
und  Hasaüna  und  verteilte  Geld  und  Geschenke.  Ich  verlange 
von  euch  nichts  weiter,  sagte  er  zu  ihnen,  als  dass  ihr  gegen 
Ahaggär  zu  Felde  zieht.  Diese  Araber,  alle  unter  der  nominellen 
Oberhoheit  der  Pforte  stehend,  sammelten  nun  ein  Heer,  um  in 
Ahaggär  einzufallen. 

Während  dessen  machte  Mohammed  es  SafI  dem  Ichenüchen 
den  Vorschlag,  gemeinsam  n^ch  Morsuk  zum  türkischen  Statthalter 
All  ben  Mohammed  el  Charj^nl  zu  gehen.  Augenscheinlich  wollte 
es  Säfl  die  Türken  nach  Chat  rufen,  aber  Ichenüchen  fürchtete 
in  Morsuk  als  Gefangener  zurückgehalten  zu  werden  und  wollte 
den  ersteren  nicht  begleiten,  so  dass  dieser  sich  entschloss,  sich 
allein  nach  Morsuk  zu  begeben.  Über  seine  Unterredung  mit  dem 
türkischen  Beamten  ist  nichts  bekannt,  aber  die  Folge  davon  war, 
dass  All  ben  Mohammed  die  Araber  schriftlich  aufforderte,  nach 
Chat  zu  gehen  und  sich  Ichenüchen  und  Mohammed  es  Sdfl  zur 
Verfügung  zu  stellen.  800  Araber  sollen  es  gewesen  sein,  die 
nach  Chat  kamen,  darunter  105  zu  Pferde.  Bei  Tage  mussten 
ihnen  240  grosse  Schüsseln  mit  Speise,  bei  Nacht  300  verabfolgt 
werden  und  ausserdem  sechs. Kam eellasten  Datteln. 

Schon  ehe  sie  nach  Chat  kamen,  zeigten  diese  Araber  ihren 
Heldenmut.  Sie  trafen  sechs  Ifochas  an,  welche  von  Morsuk 
kamen  und  in  ihr  Land  heimkehrten.  Alle  wurden  kaltblütig  von 
den  Hötmän  ermordet.  Viele  Leute  von  Chat  und  Anhänger 
Ichenüchen's  schlössen  sich  dem  Zuge  der  Araber  nach  Ahaggär 
an.  Auch  die  beiden  letzten  Sohne  Ichenüchen's  Amä  und  Sidl 
Mohammed  thaten  es.  Im  Lande  Ahaggär  kam  es  zur  Schlacht. 
Die  Kel  Ahaggär  und  ihre  Verbündeten  erlitten  eine  schreckliche 
Niederlage.  Der  Soldaten  gab  es  „ohne  Grenzen  viele."  Ver- 
geblich war  all  ihr  Mut,  alle  ihre  Tapferkeit,  der  Sieg  blieb  den 
Arabern  und  ostlichen  Mäschachen. 

Der  alte  königliche  Stamm  der  Imanan  hatte  an  diesem 
traurigen   Tage   besonders   schwere   Verluste   aufzuweisen.     Durch 


284  (^'  A.  Krause: 

Beschlass  des  Schicksals,  so  geht  die  Rede,  dürfen  seine  männlichen 
erwachsenen  Mitglieder  die  Zahl  sieben  nicht  überschreiten.  Alle 
sieben  nahmen  an  der  Schlacht  teil.  Sie  fochten  wie  Löwen,  nm 
den  Sieg  zu  erhalten,  aber  vergeblich.  Einer  fiel  nach  dem  andern. 
Fünf  von  ihnen  fanden  den  Heldentod.  Ihre  Namen  verdienen 
genannt  zu  werden.  Es  fielen  El  Muchtllr  und  Esch  Scheich,  die 
beide  Söhne  einer  Matter  waren;  es  fielen  Rasko  und  Kanaies, 
die  auch  beide  dieselbe  Matter  hatten;  es  fiel  endlich  Ag  Harn«. 
Zwei  vom  Stamme  blieben  am  Leben:  Ocha  ag  Achalächam  and 
Amüd,  von  denen  der  erstere  der  Konig,  der  letztere  der  einzige*) 
Unterthan  ist.  Otman,  ein  Sohn  Hädsch  Achmed's,  des  Königs  von 
Ahaggär,  starb  auch  an  diesem  Tage.  Als  die  Niederlage  der  Kel 
Ahaggär  entschieden  war,  floh  alles  in  wilder  Flacht  davon.  Gross 
war  die  Beate  des  Siegers.  Zwei  tausend  Kameele  fielen  in  seine 
Hände,  sowie  Rinder  und  Sklaven  und  Güter  aller  Art. 

Es  ist  nicht  schwer  zu  sagen,  warum  die  Araber  and  ostliehen 
Mäschachen  an  diesem  Tage  die  westlichen  Mäschachen  besiegten: 
ihr  Vorteil  bestand  in  ihren  Gewehren  und  ihrer  Reiterei.  Was 
nutzt  die  grösste  personliche  Tapferkeit  gegenüber  einem  Fener- 
gewehret  Die  Mäschachen  überhaupt,  aber  besonders  die  von 
Ahaggär,  waren  von  jeher  dem  Gebrauche  der  Schiessgewehre 
abgeneigt,  mit  denen,  so  sagten  sie,  eine  Frau  den  tapfersten  and 
stärksten  Mann  töten  könne.  Der  Kampf  mit  Gewebren  sei 
Verrat.  Nach  diesem  Siege  zogen  die  Araber  und  Mäschachen 
von  Asger  heimwärts.  So  gross  die  Beute  in  den  Händen,  so 
gross  war  die  Freude  im  Herzen  bei  den  Arabern.  Die  Mäschachen 
von  Asger  und  ganz  besonders  der  König  von  Chat  empfanden 
jedoch  keine  rechte  Freude  über  den  blutigen  Sieg. 

Was  nun  thun,  sagten  sie  zu  Mohammed  es  Safl.  Sicherlich 
werden  die  von  Ahaggär  die  Niederlage  rächen.  Für  es  Safl 
stand  alles  auf  dem  Spiele,  sein  Königsthron,  von  dem  er  schon 
einmal  vertrieben  worden  war,  und  sein  Privatvermögen,  falls  die 
von  Ahaggär  siegreich  in  Chat  einzögen. 

Wahrscheinlich  war  alles  schon  abgemacht  zwischen  dem 
König  von  Chat  und  dem  türkischen  Statthalter  von  Fesan.  Auf 
die  Frage  der  Mäschachen  nun,  was  zu  thun  sei,  riet  der  erstere, 
sich  dem  Sultan  von  Konstantinopel  —  wie  sie  sich  ausdrücken  — 
zu  unterwerfen,  damit  die  Kel  Ahaggär  sie  nicht  belästigten. 
Ichenüchen  und  die  Mäschachen  stimmten  diesem  Vorschlage  za, 
den  Mohammed  es  Safi  noch  dadurch  besonders  empfehlenswert 
zu  machen  suchte,  dass  er  behauptete,  wenn  die  mohamedanischen 
Türken  nicht  ins  Land  gerufen  würden,  so  würden  die  christlichen 


^)  d.   h.   der   einzige  Mann;   Frauen   und  Kinder  sind  noch  vorhanden. 


Anfiseichnongen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sdhära.  285 

Franzosen  es  in  Besitz  nehmen.  Deshalb  schrieben  die  Bewohner 
Chät's  an  den  Sultan  in  Konstantinopel  und  schickten  eine  Gesandt- 
schaft ab,  die  nach  Morsuk  und  Tripoli  gelangte.  Der  General- 
Ooayerneur  von  Tripoli,  Mustafa  Asim  Pascha,  hielt  es  aber  nicht 
für  notig,  die  Abgesandten  Ichenüchen's  und  Mohammed  es  SafFs 
bis  nach  Stambül  gehen  zu  lassen.  Sonderbar,  sage  ich,  denn 
kaum  fünf  oder  sechs  Jahre  später  war  auch  eine  Gesandtschaft 
von  Mäschachen  nach  Tripoli  gekommen  und  wollte  nach  Stambül 
gehen,  auch  damals  hielt  der  General-Gouverneur  von  Tripoli, 
All  Risa  Pascha,  nicht  für  nötig,  sie  nach  Stambül  weiter  reisen 
zu  lassen.  Und  wer  waren  die  Gesandten  von  damals?  Niemand 
anders,  als  Hädsch  Dschebür,  den  wir  oben  kennen  gelernt  haben 
und  seine  Freunde  von  den  Imanchasäten,  welche  Junis  als  Ober- 
haupt aaerkannten.  Und  was  wollten  sie  vom  Sultan?  Sie  wollten 
die  Hülfe  der  Türken  gegen  Ichenüchen  erbitten. 

Hädsch  Dschebur  hatte  keinen  Erfolg  gehabt.  Die  Ermordung 
der  Reisenden  Fräulein  Alexandrina  Tinne  und  die  Abberufung 
des  Wäll  von  Tripoli,  All  Risa  Pascha,  trugen  die  Schuld  daran. 
Glücklicher  war  die  Gesandtschaft  Mohammed  es  Säfl^s  und  Iche- 
nüchen's.  Von  Stambül  kam  der  Befehl  an  den  WÄII  von  Tripoli, 
200  Reiter  an  den  Kaimakdm  von  Fesan  zu  schicken  und  dieser 
selbst.  All  ben  Mohammed  el  Charjdnl,  erhielt  Ordre,  von  Morsuk 
aus  personlich  mit  diesen  Truppen  die  Stadt  Chat  zu  besetzen 
und  dem  osmanischen  Reich  einzuverleiben. 

Als  All  ben  Mohammed,  der  Araber  und  türkische  Kaimakam 
von  Fesän,  sich  Chat  näherte,  zogen  ihm  die  Chatiner  „vor  Freude^, 
wie  die  Chronik  sagt,  entgegen.  War  in  diesem  Augenblicke 
wirklich  Freude  in  ihren  Herzen?  Hatte  die  Furcht  vor  den 
Leuten  von  Ahaggär  und  vor  den  Franzosen  sie  blind  gemacht 
gegen  ihr  eigenes  Schicksal  oder  freuten  sie  sich  über  die  Ankunft 
derer,  die  ihre  Freiheit  vernichten  sollten?  Ich  glaube  es  nicht. 
Ausser  Mohammed  es  SafI  und  einigen  seiner  Anhänger  freute 
sich  gewiss  niemand,  und  war  es  dennoch  so,  dann  hat  sich  dies 
nun  vollständig  geändert.  „  Unter  den  Mäschachen  ist  kein  einziger, 
der  die  Türken  liebt,  und  von  den  Leuten  Chät's  —  Gott  verzeihe 
das  Wort  —  von  hundert  nur  einer."  So  hat  es  mir  der  Geschichts- 
schreiber selbst  mündlich  gestanden,  und  er  ist  ein  besonderer 
Freund  von  Mohammed  es  SafI. 

In  Begleitung  der  Chatiner,  die  ihm  entgegen  gegangen  waren, 
und  seiner  eigenen  Leute  zog  All  ben  Mohammed  in  Chat  ein. 
Ein  Ferman,  den  er  mitgebracht  hatte,  wurde  verlesen,  die 
osmanische  Flagge  wurde  aufgehisst  und  Chat,  die  Stadt  der 
stolzen  freiheitliebenden  Mäschachen,  war  eine  Stadt  der  Türken 
geworden.     Während  das  osmanische  Reich  schon  in  allen  Fugen 


286  ^*  •^*  KrauBe: 

krachte,  verleibte  es  sich  hier  mühsam  and  kampflos  ein  weites, 
ödes  Gebiet  mit  einer  wichtigen  Handelsstadt  ein.  Seitdem  die 
Türken  sich  im  Jahre  1835  darch  Verrat  der  Stadt  Tripoli  in 
Afrika  bemächtigt  nnd  darauf  1842  Fes^n  besetzt  hatten,  waren 
ihre  lüsternen  Blicke  beständig  anf  Gh3t  gerichtet  gewesen.  Es 
hat  lange  gedauert,  aber  endlich  haben  sie  ihr  Ziel  doch  erreicht 

Mohammed  es  SafI  ben  el  Hädsch  MohÄmmed  el  Amin  ben 
el  Hädsch  es  Sadik  el  Ansärl,  bisher  souveräner  Konig  von  Chat, 
führt  fortan,  wenigstens  nach  aussen  hin  und  von  rechts  wegen, 
den  bescheidenen  Titel  Eaimakdm  oder  ünterstatthalter  der 
Hohen  Pforte.  Ichenüchen  ag  Osmän  ag  Dämbalu  ag  Kösa,  das 
Oberhaupt  des  Stammes  der  Jurächen  nnd  filonig  der  Stammes- 
genossenschaft von  Asger,  obwohl  so  frei  wie  zuvor,  nennt  ndi 
fortan  mit  Worten  einen  Vasallen  der  Hohen  Pforte,  um  im  Falle 
der  Not  einen,  wie  er  glaubt,  felsenfesten  Rückhalt  in  dem  „Herrn 
der  Welt^,  dem  „Sultan  von  Stambül*^,  zu  haben. 

Vielleicht  waren  die  Mäschachen  von  Ahaggär  im  ersten 
Augenblicke  etwas  verdutzt  über  die  Ankunft  von  200  türkischen 
Soldaten  und  einigen  Kanonen  in  Chat,  vielleicht  anch,  und 
das  ist  wahrscheinlicher,  war  ihre  letzte  Niederlage  zu  forchtbar 
gewesen,  als  dass  sie  sich  sobald  hätten  davon  erholen  können; 
kurz  und  gut,  sie  verhielten  sich  längere  Zeit  ruhig.  Keineswegs 
aber  hatten  sie  Furcht  vor  den  Mäschachen  von  Asger  and  ihren 
neuen  Freunden,  den  Türken.  Im  Gegenteil  I  Langsam,  aber 
sicher  bereiteten  sie  sich  zu  dem  grossen  Rachekriege  vor.  Endlich 
fielen  sie  in  Asger  ein.  In  Tarät,  einem  Thale,  kam  es  zor 
grossen  Schlacht.  Wieder  gab  es  der  Toten  „ohne  Orenzen  viele.* 
Von  den  Mäschachen  von  Asger  fiel  vom  Stamme  der  Imanchäsäten 
Müsä  ag  Uchala,  der  Vater  Ufanaiet's;  von  den  Jurächen  Hdma 
ag  Bakr,  ferner  Aniä,  ein  Sohn,  und  Omar  el  Hädsch,  ein 
jüngerer  Bruder  Icbenüchen's.  Der  Sieg  gehorte  Kel  Ahag^r. 
Ihre  Beute  war  gross;   1000  Kameele  fielen  in  ihre  Hände. 

Drei  Monate  später  kehrten  die  Mäschachen  von  Asger  heim, 
um  ein  neues  Heer  zu  sammeln.  Darauf  unternahmen  sie  mit 
grosser  Energie  einen  Zug  bis  in  die  Nähe  von  Tauät  und 
brachten  als  Beute  einen  Teil  der  ihnen  in  der  letzten  Schlacht 
abgenommenen  Kameele  zurück.  Während  die  Kel  Asger  noch 
auf  dem  Gebiete  von  Ahaggär  waren,  machte  der  Stamm  der 
Tai'tok  einen  Angriff  auf  sie,  nahm  ihnen  wieder  viele  Kameele 
ab  und  töteten  einen  ihrer  Leute.  Von  neuem  sammelten  die  Kel 
Asger  ein  Heer,  um  in  Ahaggär  einzufallen,  aber  die  Kel  Ahaggär 
kamen  ihnen  entgegen  und  beide  Parteien  trafen  auf  dem  Gebiete 
von  Asger  aufeinander.  Es  kam  zu  einem  hitzigen  Treffen,  dessen 
Ausgang  resultatlos  geblieben  zu  sein  scheint. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  '287 

Schlag  aaf  Schlag,  allerdings  von  kleiner  Ausdehnung,  folgten 
sich  jetzt,  aber  sie  kündeten  nur  das  nahe  Ende  an.  Die  Kel 
Ahaggär  streiften  bis  in  die  Nähe  von  Chat  und  nahmen  Eameele 
weg,  ohne  dass  es  zu  Blutvergiessen  gekommen  wäre.  Welche 
schrecklichen  Opfer  der  Krieg  schon  gefordert  hatte,  ersieht  man 
am  besten,  wenn  man  die  Zahl  der  gesamten  Bevölkerung  und 
die  Zahlen  der  in  den  Schlachten  Gefallenen  vergleicht.  Wenn 
einer  fiel,  so  war  das  ungefähr  dasselbe,  als  wenn  vom  deutschen 
Heere  tausend  gefallen  wären,  und  es  gab  Schlachten,  in  denen 
fSnfzig  und  mehr  getötet  wurden  I  Daher  kann  es  nicht  wunder 
nehmen,  wenn  die  Maschachen,  der  ewigen  Kämpfe  müde,  sich 
endlich  nach  Frieden  sehnten.  Die  Kel  Ahaggär  boten  zuerst  die 
Hand  dazu.  Nach  einem  glücklichen  Kameelfang  schickten  sie  zu 
ihren  Brüdern  von  Asger  und  Hessen  ihnen  sagen:  wenn  ihr  eure 
Kameele  zurückhaben  wollt,  werdet  ihr  sie  bei  unseren  grossen 
Männern  finden  und  sie  werden  uns  den  Frieden  machen,  wenn 
dies  euch  recht  ist.  Darauf  schickten  die  Kel  Asger  Leibeigene 
nach  Ahaggär,  um  ihre  Kameele  in  Empfang  zu  nehmen. 

Ahit  Achel,  der  nach  dem  Tode  Hadsch  Achmed's  Konig  von 
Ahaggär  geworden  war,  schrieb  an  Ichenuchen  und  machte  Friedens- 
vorschläge. Sobald  die  ersten  Vorfragen  erledigt  waren,  wurde 
eine  grosse  Versammlung  im  Lande  Tädrart,  südostlich  von  Chat, 
anberaumt,  an  der  neun  Grosse  der  Kel  Ahaggär,  alle  Mäschachen 
von  Asger,  aus  Tünin  Sidl  Achmddu,  Mohammed  esch  Scherif, 
Es  Sadik  dan  el  Hädsch  Achmed  es  Sadik,  aus  Ubäri  der  berühmte 
Heilige  (meräbet)  Hädsch  Hassan  ben  Abd  Allä  es  Suwäwi  teil- 
nahmen. 

In  Tädrart  wurde  der  Frieden  auf  den  Koran  beschworen. 
Besondere  Abmachungen  scheinen  nicht  stattgefunden  zu  haben. 
Dieser  Frieden  wurde  geschlossen  im  Monat  Dschumäda  et  Tdni 
(el  Achir)  1296  der  mohamedanischen  Zeitrechnung.  Der  erste 
Tag  dieses  Monates  fiel  auf  den  23.  Mai  1879  unserer  Zeit- 
rechnung. Sofort  strömten  die  Kel  Ahaggär  nach  Chat,  das  ihnen 
so  lange  verschlossen  gewesen  war,  und  brachten  Ziegen,  Schafe, 
Kameele  und  andere  Artikel  dahin  zu  Markt. 

Der  Geschichtsschreiber  schliesst  diesen  Teil  seines  Werkes 
mit  den  wohl  zu  beherzigenden  Worten:  „Im  Jahre  1296,  im 
Monate  Dschumäda  el  Achir  wurde  der  Frieden  geschlossen. 
Darauf  blieb  die  Welt  in  Frieden,  das  Land  blieb  in  vollem 
Wohlsein  —  Gott  sei  gedankt  I  —  Die  Mäschachen  von  Asger 
blieben  in  ihren  Gewohnheiten  von  früher;  die  Bewohner  Chät's 
blieben  in  ihrer  Stadt  mit  den  Soldaten  des  Königs  von  Stambül. 
Die  Mäschachen  von  Asger  haben  die  Herrschaft  über 
die  Wüste;  wie  es  früher  gewesen  ist,    so  ist  es  jetzt." 


288  '  ^*  ^'  Krause: 

II. 

Topographie  und  Bodenverhältnisse*). 

Chat  ist  von  einer  Maaer  umgeben,  die  ziemlich  anregel- 
mässig gebaut  ist.  In  der  Mitte  der  Stadt  ist  ein  kleiner  freier 
Platz,  der  den  Namen  Eschelli  fuhrt.  Von  diesem  geben,  ziem- 
lich genau  den  vier  Hauptrichtungen  der  Windrose  entsprechend, 
vier  Strassen  nach  den  vier  Thoren  der  Stadt.  Thor  heisst  aaf 
maschachisch  emi,  auf  arabisch  bäh,  auf  baussanisch  kofa.  Die 
Namen  der  Thore  sind  die  folgenden:  das  nördliche  heisst  Emi 
(Bäh)  el  Ober,  das  östliche  Emi  Ealäla,  das  südliche  Emi  Tafi- 
chachät,  das  westliche  Emi  Tamalchät  n  Lamin  (el  Amin).  Emi 
Tafach achät  wird  nach  dem  Ascha,  der  Zeit  des  Abendgebetes 
etwa  1^  Stunde  nach  Sonnenuntergang  geschlossen,  die  anderen 
drei  zur  Zeit  des  Müchrib,  d.  i.  der  Gebetszeit  bei  Sonnenonter- 
gang.  Ein  altes  jetzt  vermauertes  Thor,  namens  Emi  Eschef  en 
Kena,  liegt  zwischen  dem  südlichen  und  westlichen  und  von  ihm 
führt  eine  Strasse  zum  Platze  Eschelli.  Ausser  dem  ebengenannteD, 
in  der  Mitte  der  Stadt,  liegenden,  weist  die  Stadt  noch  zwei  Plätze 
oder  Märkte  auf,  den  Eschef  en  Kena  oder  Gemüsemarkt,  von 
welchem  das  alte  vermauerte  Thor,  das  in  seiner  Nähe  liegt, 
seinen  Namen  erhalten  bat,  und  einen  anderen  Marktplatz  am 
Südthore,  der  Es  Sük  d.  h.  auf  arabisch  „der  Markt^  genannt  wird. 

Östlich  vom  Platze  Eschelli  befindet  sich  eine  Örtlichkeit  namens 
Tüfok  na  Barasch,  wo  die  Dattelkörner  gestampft  werden,  doch  bin 
ich  nicht  ganz  sicher,  ob  es  ein  freier  Platz  oder  ein  Hügel  ist. 

Das  Stadtviertel  heisst  im  Maschachischen  acheläd.  Die 
Namen  der  Stadtviertel,  von  Norden  gegen  Westen,  Süden  und 
Osten  gehend,  sind  die  folgenden:  1.  Acheläd  n  Bäb  el  Cher; 
2.  Acheläd  n  Türert;  3.  Acheläd  n  Tamalchät  n  Lamin ;  4.  Ache- 
läd n  Eschef  en  Kena;  5.  Acheläd  n  Eschelli  Andaran**);  6.  Ache- 
läd n  Ebenach;  7.  Acheläd  n  Tafachachät;  8.  Acheläd  n  Wosche- 
rem  (vielleicht  Woscheran  „das  alte  Viertel");  9.  Acheläd  n  Ka- 
läla;   10.  Acheläd  n  Tüfok  na  Baräsch. 

Etwa  800***)  Meter  westlich  von  Chat  liegt  der  ummauerte 
Ort  Tünin  und  etwas  weniger  entfernt  gegen  Süden  der  mauer- 
lose Ort  Tadaramt. 


*)  Nach  den  in  diesem  Abschnitt  vorkommenden  Ortsnamen  dürften  anch 
viele  der  in  dem  Tagebuch  des  Dr.  Ervin  von  Bary  vorkommenden  Namen 
zu  korrigieren  sein  (vgl.  Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde  Bd.  XV.  1880). 

Red. 
**)  Dieses  Viertel  „Kl einmarkt- Viertel**  scheint  auf  einen  vierten  Markt 
hinzuweisen. 

***)  Diese  Entfernungsangabe  ist  nach  Herrn  Henri  Duveyrier. 


AnfzeichniiDgen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  289 

Nach  der  Richtung  dieser  beiden  Orte,  von  denen  Tüntn 
erst  vor  wenig  mehr  als  dreissig  Jahren  erbaut  worden  ist,  be- 
finden sich  auch  die  zahlreichen  Quellen  und  Brunnen  mit  ihren 
Gärten  und  Dattelpflanzungen,  welche  eine  Quelle  des  Reich- 
tums für  Chat  bilden. 

Nördlich  von  der  Stadt  verläuft  eine  Senkung  oder  ein  Thal, 
echaser  auf  mäschachisch,  wädi  auf  arabisch  und  korama  auf 
haussanisch,  das  von  Fewat  (Feuat),  zwanzig  und  einige  Kilometer 
westlich  von  Chat  gelegen,  kommt  und  im  Nordosten  der  Stadt 
seine  östliche  Richtung  mit  einer  südlichen  vertauscht,  bis  es  süd- 
östlich von  TMaramt  seine  frühere  östliche  Richtung,  nachdem  es 
sich  mit  dem  Echaser  Etachas  vereinigt  hat,  wieder  einnimmt  und 
sich  etwas  weiter  hin  mit  der  südlichen  Verlängerung  des  Echaser 
Tanasüft  verbindet.  Es  führt  in  seinen  verschiedenen  Teilen  ver- 
schiedene Namen  und  wird  oft  allgemein  als  „das  Thal^  Echaser 
oder  Wadi  bezeichnet.  Das  erwähnte  Echaser  Etachas  entspringt 
auch  in  der  Nähe  von  Fewat,  verläuft  aber  etwas  mehr  gegen  Süden 
und  lässt  alle  drei  Städte  nördlich  liegen. 

Von  Erhebungen  in  der  Nähe  Chät's  sind  zu  erwähnen  der 
Berg  Kokämman  auf  der  Nordseite  der  Stadt;  eine  kleine  Er- 
höhung namens  Tin  Betän,  wenig  westwärts  davon,  in  welcher 
sich  der  Teufel  aufhalten  soll;  der  Berg  EUus  südöstlich  von 
Tädaramt  und  der  Berg  Tin  Kaüja  östlich  vom  vorigen. 

Ferner  sind  zwei  Felsen  zu  erwähnen,  von  denen  der  eine 
namens  Tekadüt  in  der  Stadt  selbst  an  der  vom  Platze  Eschelli 
nach  dem  Thore  Tamalchät  n  Lamin  führenden  Strasse  liegt  und 
der  andere  sich  östlich  von  der  Stadt  befindet,  wenig  nördlich  vom 
Sklavenfriedhof  und  Makat  m  (=  n)  Bardtan  heisst.  Dieser 
letztere  verdient  besonders  deswegen  hervorgehoben  zu  werden, 
weil  sich  an  seinem  Fusse  das  Grab  des  deutschen  Afrikareisenden 
Erwin  von  Bary  (Abd  el  Bän  war  sein  Reisenamen)  befindet,  der 
Anfangs  Oktober  1877  in  Chat  gestorben  ist. 

Die  von  Chat  auslaufenden  Strassen. 

Wenn  man  sich  nach  Chadämes  begeben  will,  verlässt  man 
die  Stadt  durch  das  Nordthor,  Bäb  el  Cher,  lässt  den  Friedhof 
zur  Linken  und  überschreitet  den  westlichen  Abfall  des  Berges 
Kokämman,  um  bald  darauf  die  mehrmals  erwähnte  Senkung  zu 
erreichen,  die  an  dieser  Stelle,  ebenso  wie  die  ganze  Landschaft, 
den  Namen  Tidänterem  führt.  Etwas  weiter  nördlich,  etwa  drei 
Kilometer  von  Chat,  vereinigt  sich  die  beschriebene  Strasse  mit 
einer  anderen,  die  vom  Ostthor e  ausgeht,  die  Stadtmauer  entlang 
führt,    indem  sie  den  Sklavenfriedhof  östlich  liegen  lässt  und  die 

ZeitBchr.  d.  QeBellsch.  f.  Brdk.  Bd.  XVn.  19 


290  ^'  ^'  Kraase: 

Senkung  Tidanterem  an  einer  Stelle  aberschreitet,  an  der  Walzen 
angebaut  wird,  während  die  westliche  Strasse  sie  durchbricht,  wo 
sie  mit  Baum  wuchs,  besonders  mit  Etel  (Tamaria  Eihel)  be- 
wachsen ist. 

Nach  der  Vereinigung  verläuft  die  Strasse  durch  1^  Stande 
nordwärts,  bis  sie  eine  Hügelkette  erreicht.  Diese  Oegend  heisst 
Acheläd  n  sarif  „Landstrich,  Bezirk  des  Alauns^.  Weiter  nord- 
wärts tritt  die  Strasse  in  eine  Senkung  oder  ein  Thal  ein,  das 
anfangs  mit  Talha,  einer  Akazien-Art,  bestanden  ist  and  den 
Namen  Warerat  fuhrt.  Nach  zweistündigem  Verlaufe  geht  gegen 
Osten  hin  eine  Seitenstrasse  nach  dem  im  Thale  Tanasoft  gelegenen 
Brunnen  Tähala  ab,  während  die  Strasse  nach  Chad&mes  ihre 
nordliche  Richtung  beibehält. 

Eine  andere  Strasse  geht  vom  Nordthore,  Bäb  el  Cher,  ans 
und  verläuft  nordwestlich,  indem  sie  den  Friedhof  znr  Rechten 
liegen  lässt.  Nach  etwa  zwei  Kilometer  erreicht  man  die  Rainen 
der  alten  Stadt  Hei  Ilberes,  woselbst  ganz  neuerdings  Hädseh 
Abd  Allä  esch  Scherif  neue  Brunnen  und  Oärten  angelegt  hat, 
ebenso  wie  Mohammed  Hartäni  aus  Tauät.  Nach  ferneren  zehn 
Kilometern  kommt  man  zum  „ Thale  ^,  das  hier,  sowie  die  ganze 
Umgegend,  Tinesaüen  heisst.  Eine  Quelle  desselben  Namens  liegt 
an  der  Strasse,  die  dann  dem  Gebirge  (Tasili)  zustrebt  and  nadi 
Tauät  führt. 

Vom  Westtbore,  Tamalchät  n  Lamin,  geht  ziemlich  genau 
westwärts  eine  Strasse  nach  Fewat  (Feuat),  einem  Landstriche 
mit  zwei  Hüttendörfern,  der  in  etwa  vier  Marschstunden  erreicht 
wird.     Tünin  bleibt  ein  wenig  nordwärts  vom  Wege  liegen. 

Südwestlich  von  Chat  liegt  im  Gebirge,  wie  schon  erwähnt, 
eine  fruchtbare  Gegend  namens  Schänet.  Zwei  Wege  fuhren  da- 
hin, von  denen  der  eine  nur  für  Menschen  und  Esel  passierbar 
ist.  Er  ist  der  westlichere  und  kürzere.  Auf  ihm  erreicht  man 
Schänet  in  drei  Tagen,  während  auf  dem  östlichen,  den  die  Ka- 
meele  einschlagen  müssen,  sechs  Tage  nötig  sind,  um  nach  Schä- 
net zu  gelangen. 

Man  verlässt  Chat  durch  das  Südthor,  Tafächachät,  lässt 
Tädaramt  zur  Linken  liegen  und  überschreitet  Echäser  Etachas. 
Darauf  passiert  man  Sanddünen  und  erreicht  einen  Bezirk  namens 
Ditan,  womit  man  ins  Gebirge  einzutreten  beginnt.  Nach  elf- 
stündigem  Marsche  kommt  man  zu  dem  im  Gebirge  liegenden 
Brunnen  Tin  Elfäkai,  der  immer  Wasser  enthält,  und  nach  ferneren 
elf  Stunden  Marsches  zu  einem  anderen  Brunnen  namens  Tama- 
chit,  der  nur  noch  Regenwasser  hat.  Ein  weiterer  sechsstündiger 
Marsch,  immer  durch  das  Gebirge,  führt  nach  Schauet,  einer  Ge- 
gend, die  fünf  Ortschaften  in  sich  schliesst.     Alle  fünf  Orte  liegen 


Anfzeichnnngen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sahara.  291 

nahe  bei  einander.  Auf  der  beschriebenen  Strasse  gelangt  man 
zuerst  nach  Salwäs,  das  auf  einem  kleinen  Berge  gelegen  ist. 
5^  Kilometer  nordlich  davon  liegt  Arachma  im  Thale,  von  wo 
eine  Strasse  nach  Tauät  abgeht.  Von  Arachma  wieder  nördlich 
(oder  südöstlich)  zwei  Kilometer  auf  einem  hohen  Berge  befindet 
sich  Elmlsan;  von  diesem  1^  Kilometer  westlich  liegt  JE^schdhll 
und  von  diesem  vier  Kilometer  südlich  endlich  Eferl.  Die  vier 
ersten  Orte  haben  Steinhäuser,  Eferi  aber  hat  Stroh-  oder  Rohr- 
hatten  und  wird  von  den  Ischadänäran  bewohnt.  Die  Richtung 
der  Strasse  bleibt  immer  Südwest. 

Will  man  zu  Kameel  von  Chat  nach  Schauet  reisen,  so  folgt 
man  der  Haussä-Karawanenstrasse  über  Albarkat  und  bis  zu  den 
Rainen  von  Tin  Alkum  südwärts,  wendet  sich  dann  gegen  Osten 
bis  zum  Brunnen  Ag  Achant.  Hier,  im  gebirgigen  Bezirke  von 
Akruf,  geht  eine  kürzere  Karawanenstrasse  südwärts  nach  Air 
and  Haussä  ab,  während  eine  weitere  westwärts  gegen  SchS.net 
geht  und  sich  in  dieser  Richtung  fortsetzt,  so  lange  das  Land 
sandig  ist;  dann  wendet  auch  sie  sich  südwärts  auf  Ai'r  und 
Haüssa  zu.  Auf  dieser  Strasse  erreicht  man,  wie  gesagt,  Schauet 
in  sechs  Tagen. 

Will  man  sich  endlich  von  Chat  nach  Fesän  begeben,  so 
verlässt  man  die  Stadt  durch  das  Ostthor,  Kaläla,  erreicht  bald 
darauf  die  hier  nach  Süden  verlaufende  Senkung  mit  einem 
trockenen  Brunnen  namens  Tänut  n  ag  Jadäl  (AadS.1)  und  nach 
zweistündigem  Marsche  durch  ebenes  Land  eine  Gegend  von  Sand- 
dünen,  auf  die  man  hinaufsteigen  *  muss.  Nach  halbstündigem 
Marsche  innerhalb  derselben  immer  ostwärts  gehend,  steigt  man  in 
das  Thal  Tanasüft  hinab,  das  man  beim  Brunnen  Anu  n  Goma  betritt. 
Das  Thal  hat  hier  eine  Breite  von  etwa  4  Kilometer.  Im  Osten 
hat  man  das  Akäkus-Gebirge  und  dorthin  führt  in  südöstlicher 
Richtung  durch  das  Gebirge  und  nur  für  Menschen  passierbar  ein 
Pfad  nach  dem  Brunnen  Tädrart,  in  einem  oder  zwei  Tagen  zu 
erreichen.  Dattelpalmen  finden  sich  beim  Brunnen  nicht.  Die 
ganze  Landschaft  führt  auch  den  Namen  Tädrart.  Hier  war  es, 
wo  1879  der  Frieden  zwischen  den  Kel  Asger  und  den  Kel 
Ahaggär  abgeschlossen  wurde. 

Vom  Brunnen  Anu  n  Goma,  immer  im  Thale  Tanasüft  sich 
nordwärts  weiter  bewegend,  gelangt  man  nach  einer  Stunde  zum 
Brunnen  Anu  Iseden,  nach  abermals  einer  Stunde  zum  Brunnen 
Emetelel  und  dann  nach  anderthalb  Stunden  zum  Brunnen  Tähala, 
von  wo  eine  Seitenstrasse,  wie  schon  erwähnt,  zum  Thale  Warerat 
westwärts  geht,  während  die  Hauptstrasse  nach  Fesän  weiter  nach 
Norden  im  Thale  Tanasüft  hin  verläuft,  um  sich  später  ostwärts 
zu  wenden. 

19* 


298  O.  A.  Krause: 

Einfuhr  von  Süden  her. 

Elfenbein.     Straussenfedern.     Sklaven. 

Die  drei  Hauptartikel,  welche  aus  dem  Süden  nach  Chat  ge- 
bracht werden,  sind  Sklaven,  Elfenbein  und  Straussenfedern,  deren 
Verkauf  meistens  innerhalb  der  Stadtmauern  in  den  erwähnten 
Yerkaufsläden  stattfindet.  Die  von  Chat  nach  Tripoli  jährlich 
eingeführten  Straussenfedern  sollen  einen  Werth  von  ungefähr 
400  000  Franc  haben.  Diese  Zahl  beruht  aber  keineswegs  auf 
statistischen  Erhebungen. 

Wieviel  Sklaven  jährlich  nach  Chat  gebracht  werden,  kann 
ich  nicht  bestimmen,  doch  ist  ihre  Zahl  bedeutend  und  die  mir 
gegebene  von  200  sollte  nur  dazu  dienen,  mir  die  Wahrheit  za 
verbergen.  Jedenfalls  steht  die  wahre  Zahl  näher  an  2000  als 
an  200. 

Eine  sehr  schöne  Sklavin  kostet  gegenwärtig  in  Chat  80  bis 
85  Bü  Ter  oder  Maria  Theresia-Thaler  =  295—315  Mark,  in  Tri- 
poli 120—150  Mahäbüb  =  3Ö4 — 480  Mark,  doch  wird  ausnahms- 
weise ein  Preis  bis  zu  250  Bü  Ter  =  920  Mark,  erzielt.  Ich  kenne 
eine  Prinzessin  aus  Dagbo,  die  um  diesen  Preis  verkauft  worden 
ist.     Ein  Eunuch  kostet  in  Chat  150  Bü  Ter  =  552  Mark. 

Sklavenhandel. 

Chat  ist  heute  wahrscheinlich  die  einzige  Stadt  im  türkischen 
Reiche,  wo  Sklaven  auf  offener  Strasse  feilgeboten  werden.  Die 
Türken  wissen  dies  sehr  gut,  aber  sie  wissen  auch,  dass  sie  d^rch 
Störung  dieses  Handels  sich  in  Chat  nur  noch  verhasster  machen 
würden,  als  sie  ohnehin  schon  sind,  und  zudem  warum  einen 
Handel  stören,  der  in  ihren  Augen  nichts  unrechtsmässiges  hat? 
Als  Machmüd  Pascha,  der  Schwager  des  Sultan,  General-Gouverneur 
von  Tripoli  war,  1879,  schickte  ihm  Mohammed  es  Säfi  einen 
Eunuchen  und  einige  Sklaven  zum  Geschenk,  und  sie  wurden 
gern  angenommen.  Der  reichste  mohammedanische  Kaufmann  in 
Tripoli,  Hädsch  Mustafa  Samit,  verdankt  fast  einzig  diesem  Handel 
seinen  Reichtum.  Vor  25  Jahren  noch  war  er  bettelarm,  nun 
ist  er  28  mal  in  Chat  gewesen  und  der  reichste  Mann  in  Tripoli 
geworden. 

Auch  alle  nichtmohammedanischen  Kanfleute  an  der  nord- 
afrikanischen Küste,  die  durch  Vermittelung  mohammedanischer 
Agenten  direkten  Handel  mit  dem  Inneren  treiben,  sind  direkt 
oder  indirekt  in  den  Sklavenhandel  verwickelt.  Vor  zwei  Jahren 
brachte  der  Agent  eines  der  angesehensten  dieser  nichtmohamme- 
danischen Häuser  in  Tripoli  sechs  Sklaven  aus  dem  Inneren  zurück. 
Das  nächste  Mal  solle  er  aber  keine  wieder  mitbringen,  mit  diesen 


Anfzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säbär&.  293 

7.  Ichofan,  Bes.  die  Imanan. 

8.  Wultachien,  Bes.  die  Imakamasan. 

9.  T^nut  ImanaD,  Bes.  die  Imanan. 

10.  Tin  Tischarmin,  Bes.  Es  Sadik  ben  el  Hadsch  Achmed. 

11.  Tin  Adin,  Besitzerin  Aischa  bint  el  Hadsch  Omar. 

*12.    Nabüs,   Bes.     1.  Hadsch  Ibrahim   ben  Solimän;    2.   die  Ait 
Hamuden;  3.  Mekki  ben  el  Hadsch  Achmed. 

13.  T^nut  Näraban  (n  Araban),  Bes.  die  Eel  Taläk. 

14.  Elmäterat,  Bes.  Hadsch  Ibrahim  ben  Solimän. 

15.  Nitadin  (?),  grosser  Brunnen. 

*16.    Tünin  Lamin,  Bes.  Mohdmmed  es  Safl. 

*17.    Tad  n  el  Hadsch  Achmed,  in  Tüntn. 

*18.    Tad  n  el  Mahädi,  neu  und  gross  (El  Mähädi  ist  der  grosste 

Kaufmann  in  Tüntn). 
•19.    Tad  n  el  Mahädi,   klein. 

*20.    Brunnen  von  El  Mahädi's  Schwestern  Rahäma    und  Fatma. 
*21.    Brunnen  der  Kinder  von  Mohammed  ben  el  Hadsch  Achmed. 
•22 — 24.    Drei  Brunnen  des  SidT  Achmädu. 
*25.    Brunnen  des  Hadsch  Abd  AUä  Scherif;  ist  gross. 
*26.    Tänut  ag  Müsä,  Bes.   1.  Mohammed  es  S^fi;    2.  Sohne  der 
Schwester  des  Hadsch  Otmän;  3.  Kinder  des  Mustafa  Tafädest. 
*27.    Brunnen  der  Kinder  von  Müsä  ben  Amiderko. 
•28.    Brunnen  des  Es  Senüsl  ben  Hibet  aus  Chaddmes. 

29.    Brunnen  der  Kinder  von  Bei  KSsem. 
•30.    Tin  Nebafa,  Bes.  die  Kinder  von  Bei  Kasem. 

31.  Brunnen  des  Mohammed  ben  Tafädest. 

32.  Inasar,  grosser  Brunnen,  Besitzerinnen  die  Frauen  der  Kel 
Taläk. 

33.  Tin  Nebafa,  Bes.  die  Ai't  Hamüden. 

34.  Tanut  Näris  (n  Aris),  Bes.  die  Ait  Hamüden. 

35.  Tin  Sakwän  (Sagwän). 

*36.    Grosser  Brunnen  in  Tinesauen. 

b)  Brunnen  in  der  ferneren  Umgebung  Chät*s. 

*37.  Timaschaüen,  gross. 
♦38.  „  klein. 

*39.    Timaschaüen  Tin  Adil,   Bes.   1.  Hadsch  Otmdn    ben  Omar; 

2.   Hadsch    Mohammed    ben    Joschaa;    8.   die   Kinder    von 

Aanüna  Dadakora. 

40.  Grosser  Brunnen  in  In  Chajän. 

41.  Kleiner  Brunnen  in  In  Ghajan. 

42 — 45.    Vier  Brunnen  der  Kinder  El  Beschir's  in  In  Chajan. 
*46.    Brunnen  des  Sidl  Achmed  ben  Omar  ag  el  Aafia. 
*47.    Brunnen  des  Abd  er  Ras&k. 


294  O-  ^'  Krause: 

48. — 50.    Drei   Brannen    der  Elinder   des   Hidsch   Abd   er  Ra- 

hämän. 
51 — 52.    Zwei    Brannen    des    Mohammed  Achmed,    Imdms   der 

Moschee  in  Chat. 
53.    Brunnen  des  Esch  Scheich  el  Haas^ni. 
*54.    Brunnen  des  Hadsch  Bu  Bakr  und  seiner  Schwester. 
55.    Brannen  des  Hädsch  Bu  Bakr. 
56 — 57.    Zwei  Brunnen  der  Kinder  Tabel&ts. 
*58.    Kleiner  Brunnen,    Besitzer  das  Oberhaupt    der   Sekte   der 
Senüsia  in  Dschachbub. 
59.    Brunnen  der  Frauen  der  Kel  Taläk. 

60 — 61.    Zwei  Brunnen   der  Kinder  des  S&lem    ben    el  Hädsch 
Hamed. 
*62 — 64.    Drei  Brunnen  in  dem  Landstrich  Iberkän  (d.  h.  Gärten), 

gelegen. 
*65.    Tin  Kaüja,  Bes.  Mohammed  esch  Scherif. 

66 — 67.    Zwei  Brunnen  in   dem  Landstrich  Tin  Kanja  gelegen. 
♦68—69.    Zwei  Brunnen  Tiwakit. 

70.  Tanut  n  Musä. 

71.  Tin  Atadachil  (?),  gross. 

72.  Abarik  wan  Madalala  (?). 

73.  Tin  Taraban  Andarat  (?). 

74.  Tin  Taraban,   Bes.  Ben  Joschaa. 
75  —  76.    Zwei  Brunnen  Inadaui  (?). 

77.  Tin  Büli. 

78.  Kleiner  Brunnen,  Bes.  Häfesch. 

79.  Brunnen  des  Sidl  Achmed  ag  el  Afia. 
*80.  Kleiner  Brunnen,  nahe  beim  vorigen. 

81.  Tamatfat,  Bes.  die  Kinder  Omar's. 

82.  Tamatfat,  Bes.  die  Imakamasan. 

83.  Tamatfat,  Bes.  die  Kinder  El  Beschir's. 

84.  Brunnen  der  Marjam. 

85.  Brunnen  des  Hädsch  Chawad  ben  Achmed. 

86.  Brunnen  der  Aischa  bint  el  Beschir. 

87.  Brunnen   der  Kinder  des  Saäd  Schäma. 

88.  Brunnen  der  Bewohner  von  Tamalchät. 
*89— 90.    Inamankösch  (?). 

91.    Brunnen  der  Imanan. 
*92.    Brunnen  in  Idagiran  gelegen,  gross,  Regierungsbrunnen. 

c)  Trockene  Brunnen. 

1.  Tin  Adin,  mit  einem  grossen  Etel-Baume. 

2.  Tanut  n  ag  ladal  (Aadal). 

3.  Brunnen  bei  den  Ruinen  von  Hei  Ilberes. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  S^ärä. 


295 


Nach  dem  vorstehenden  Verzeichnisse  wurden  ausser  den  ein- 
getrockneten 34  Springbrunnen  (Quellen),  58  gewöhnliche  Brunnen, 
zusammen  92  Brunnen  existieren,  doch  sollen  in  Wirklichkeit 
nur  87  vorhanden  sein. 

Wie  die  Chatiner  den  grossen  Brunnen  Tin  Selchän  in  Al- 
bärkat  verloren  haben,  ist  oben  in  der  geschichtlichen  Abteilung 
erwähnt  worden. 

Innerhalb  der  Stadtmauern  finden  sich  folgende  Brunnen: 
einer  oder  zwei  in  der  Saüja  der  Senüsia,  einer  bei  der  Moschee 
Sidl  Isa  und  ein  anderer  in  einem  Hause   südostlich  vom  vorigen. 

Die  vorstehende  Liste  ist  keineswegs  ein  so  trockenes 
Kataster-Register,  wie  man  beim  ersten  Anblick  anzunehmen  ge- 
neigt ist,  sie  lehrt  uns  im  Gegenteil  recht  interessante  That- 
sachen  und  widerlegt  einige  Irrtumer  von  Reisenden  in  betreff 
der  Besitztumsverhältnisse  auf  das  schlagendste.  Wer  sich  ein- 
mal mit  dem  in  Chat  geltenden  Recht  beschäftigen  wird,  dem  wird 
diese  Liste  von 'Nutzen  sein. 

Die  Dattelpalme  und  Dattelsorten. 

Der  Hauptreichthum  Chat's,  soweit  die  Natur  ihn  bietet,  be- 
steht in  seineu  Dattelpalmen.  Die  Zahl  der  Palmen  ist  nicht 
genau  bekannt,  doch  übertreffen  die  Chät's  jene  von  Chaddmes  an 
Zahl.  Die  letzteren  sollen  nach  Herrn  Henri  Duveyrier  sich  auf 
63  000  belaufen*).  Jedoch  ist  die  Gute  der  Datteln  von  Chat 
schlechter  als  der  von  Chadämes. 

Die  Namen  für  Dattelpalme  und  Dattel  sind  in  den  ver- 
schiedenen maschachischen  Dialekten  die  folgenden. 


Arabisch 

Chadamesisch 

Chatisch  und  Nordmacha- 

chisch 
Sprache  von  Ai'r 


Arabisch 
Chadamesisch 


Chatisch 


Dattelpalme. 

Einzahl, 
nächla 
tebinaüt 

tasdit 

talisdäk  (für  talisdacht) 

Dattel. 

KoUekt.  tamr. 
abinaü 

{äschitschar, 
(äschitar), 


Mehrzahl, 
nachlat. 
tibinanen. 

tesdaien  **). 
tilisdachen. 


ibinauen. 

{ischitschUren, 
teni,  teini. 


*)  Die  Zahl, der  Dattelpalmen  in  der  Oase,  in  welcher  die  Stadt  Tripoli, 
der  Ort  Tädechti-a  n.  a.  liegen,  soll  550  000  betragen. 

**)  Tasdit  heisst  in  der  Sprache  von  Air  „Palmenzweig". 


302  C^.  A.  Krause: 

lität.  Gute  Sorten  werden  nur  ausnahmsweise,  meist  als  Ge- 
schenke für  Fürsten,  nach  dem  Inneren  eingeführt.  Der  Gewinn 
in  Chat  ist  natürlich  wie  überall  von  verschiedenen  wechselnden 
Umständen  abhängig.  Überfluss  oder  Knappheit  der  Waare  am 
-Platze,  Baar-  oder  Kredit-,  Engros-  oder  Eadetail- Verkauf  beein- 
flussen die  Preise. 

Der  durchschnittliche  Gewinn  an  einigen  Waaren  möge  hier 
verzeichnet  werden.  Derselbe  beruht  freilich  nicht  auf  amtlichen 
Preislisten,  und  ebenso  ist  der  Werth  der  Zahlen  nicht  über  jeden 

Zweifel  erhaben.     Es  werden  verdient  an 

Prozent 

Zucker 120 

kleinen  Spiegeln 100 

kleinen  seidenen  Tüchern  .  .  90 
Musselin  zu  Turbanen  ...  50 
rothen  Tuchburnussen      ...    40 

Hierbei  ist  wohl  zu  beachten,  dass  diese  Prozente  den  Unter- 
schied im  Preise  der  Waaren,  wie  sie  in  Tripoli  und  in  Chat  ver- 
kauft  werden,  darstellen.  Die  jüdischen  Kaufleute  in  Tripoli,  die 
bisweilen  schon  aus  zweiter  oder  dritter  Hand  kaufen,  haben 
vorher  ihre  Prozente  verdient,  und  die  oben  angegebenen  Zahlen 
werden  sich  mehr  als  verdoppeln,  wenn  man  die  Fabrikpreise 
mit  den  Verkaufspreisen  in  Chat  in  Vergleich  stellt. 

Gleichwohl  ist  es  den  mohammedanischen  Kaufleuten  (solche 
allein  gehen  personlich  nach  Chat),  nicht  immer  möglich,  einen 
Gewinn  zu  erzielen.  Die  Kosten  sind  bedeutend,  die  Konkurrenz 
ist  gross  geworden,  und  wer  sich  nicht  mit  Sklavenhandel  befassen 
will,  hat  bisweilen  selbst  Verluste  aufzuweisen,  wenn  er  die  Bilanz 
einer  Expedition  nach  Chat  macht. 

Die  von  Chat  ausgeführten  Waaren  sind  im  Preise  zu  schwan- 
kend, um  die  Berechnung  eines  mittleren  Gewinnes  zuzulassen. 
Nur  Gold  ist  ziemlich  fest  in  seinen  Preisen.  Man  bezahlt  den 
Mitkäl  in  Chat,  wenn  billig  mit  17^,  wenn  theuer  mit  1 8-*;^  Sibilia 
und  verkauft  ihn  in  Tripoli  für  21^.  Ein  Pfund  Stearling  (20  Mk.), 
zu  41%  Sibilia  gerechnet,  kostet  der  Mitkäl  Gold  in  Chat  8  Mk. 
40  Pf.  bis  8  Mk.  88  Pf.  und  in  Tripoli  10  Mk.  32  Pf.  Ich  bin 
nicht  ganz  sicher  über  den  Werth  dieses  Mitkais.  Weiter  unten 
habe  ich  ihn  zu  4,882  Gramm  angenommen.  Hiernach  würde 
1  Gramm  Gold  in  Chat  172--182  und  in  Tripoli  211  Pf.  kosten. 
Der  Gewinn  würde  daher  ungefähr  20  Prozent  betragen. 

Kleinhandel  mit  Fesän  und  Ahaggär. 

Betreffs  des  kleinen  Handels  ist  zunächst  zu  erwähnen,  dass 
die  Araber  Fesän's  Datteln  und  Getreide  nach  Chat  bringen   und 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säharä.  297 

Jahren  hat  man  angefangen,  auch  den  Orangenbaum  einzufahren, 
dessen  Fruchte  jetzt  zu  fabelhaften  Preisen  verkauft  werden. 
1879  sind  wiederum  einige  Eameelladungen  junger  Orangenbäume 
von  Tripoli  nach  Chat  geschickt  worden. 

III. 

a)  Gegenwärtiger  Handel  von  Chat. 

Allgemeines. 

Die  Wichtigkeit,  welche  Chat  in  kommerzieller  Beziehung  be- 
sitzt, verdankt  es  einzig  seiner  Lage.  Chat  selbst  bietet  so  gut 
wie  gar  nichts  für  den  auswärtigen  Handel  und  was  es  bieten 
konnte,  ist  fast  wertlos.  Nur  als  ein  Sammelplatz  der  Kaufleute 
der  Sähära  und  der  angrenzenden  Länder,  die  Waaren  hinbringen 
und  von  da  wegnehmen,  ist  es  ein  Marktplatz  ersten  Ranges  ge- 
worden. 

Von  Süden  her  kommen  nach  Chat  Kaufleute  aus  Bornu  und 
Haussä*),  Käuär  (Bilma)  und  Air  (Asben);  von  Westen  her  aus 
Timbüktu  und  Tauät;  von  Norden  her  aus  Chadämes,  Tripoli 
(Tunesien,  Algerien),  Sokna  und  Hon  in  Fesän;  von  Osten  her 
endlich  aus  Morsnk  und  Dchälö  (Aüdschila,  Egypten). 

Dies  sind  die  Kaufleute  des  Grosshandels  und  internationalen 
Verkehres.  Alle  Stämme  der  Mäschachen  und  Araber,  welche  in 
geringerer  oder  grosserer  Entfernung  von  Chat  wohnen,  kommen 
gleichfalls  gelegentlich  nach  Chat  und  bringen  in  den  Kleinhandel 
Leben.  Zwei  Mal  im  Jahre  werden  grosse  Märkte  abgehalten, 
einer  in  der  kalten,  einer  in  der  heissen  Jahreszeit.  Jede  Messe 
dauert  ungefähr  drei  Monate. 

Chat  ist  zu  klein,  als  dass  es  innerhalb  seiner  Mauern  Raum 
für  die  zahlreichen  fremden  Kaufleute  und  deren  Waaren  bieten 
konnte.  Auf  dem  inneren  Platze  der  Stadt,  Eschelli,  auf  der 
Strasse,  welche  von  diesem  zum  Südthore,  Emi  Tafächachät,  führt 
und  auf  dem  an  diesem  liegenden  Platze,  Es  Sük,  befinden  sich 
zwar  dreissig  Verkaufsläden  —  auf  arabisch  dukkän  — ,  in  denen 
die  kostbarsten  Artikel  zum  Verkauf  ausgestellt  sind,  aber  der 
Hauptmarktplatz  findet  sich  südlich  von  der  Stadt.  Wenig  vom 
Südthore  entfernt  ist  der  Viehmarkt  und  nordöstUch  von  diesem 
der  Ledermarkt. 

Die  wohlhabendsten  Kaufleute  von  Chat  sind  Uld  el  Baschir 
und  Hädsch  Ibrahim,  von  Tünin  El  Mähädi. 


'*')  In  Tripoli  und  anderen  Gegenden  der  Nordküste  führt  Haüssä  den 
speziellen  Namen  Sudan,  und  man  begreift  z.  B.  B6mn  nie  unter  der  Be- 
zeichnung Sudan. 


304  Gt.  A.  Krause: 

geringe  Wichtigkeit  dieses  Artikels.  Das  Harz  dieses  Baumes 
gleicht  dem  Weihrauch  —  arabisch  lib&n  — ,  ist  aber  nur  in  ge- 
ringer Quantität  anzutreffen. 

Ein  paar  Esel,  die  alljährlich  von  Chat  nach  Tripoli  gebracht 
werden,  verdienen  kaum  erwähnt  zu  werden;  dagegen  mögen  noch 
gegerbte  Felle  und  einige  Lederarbeiten  erwähnt  werden. 

Die  Bewohner  Ghät's  vermieten  ihre  Häuser  zur  Zeit  der 
Messen  an  die  fremden  Kaafleute.  Ein  theures  Haus  für  ein 
ganzes  Jahr  gemietet  kostet  bis  zu  80  Mark. 

Handels  sprachen. 

Die  Handelssprachen  in  Chat  sind  arabisch  und  haussanisch 
und  alle  Kaufleute  des  Nordens,  die  nach  Chat  gehen,  sprechen 
diese  beide  Sprachen;  denn  die  aus  Haüssä  oder  Bornu  kommen- 
den Kaufleute  sprechen  oft  nur  ihre  Muttersprache,  was  die  Araber 
zwingt,  deren  Sprache  zu  erlernen. 

Münzen. 

Die  Münzen  in  Chat  sind  die  türkischen.  Ausserdem  haben 
Münzen  verschiedenen  Ursprungs  daselbst  Geltung.  Die  gebräuch- 
lichsten Münzen  und  Rechnungen  sind  die  folgenden: 

ungefähr  Mk.  Pf. 

Der  türkische  Piaster,  zu  40  Para —   16 

Der  arabische  oder  tripolitanische  Piaster,  zu  100  Para  —  40 

Die  Sefrita*)  oder  Sibilia,  zu  120  Para —   48 

Der  Beschlik,  d.  i.  Fünfer,  zu  5  türk.  Piastern  ...  —  80 
Der  österreichische  Gulden**),  Halb-Thaler  genannt,  zu 

lO**^  türk.  Piastern 172 

Der  Riäl  von  Chat  oder  Fesän,  zu   15   türk.   Piastern  2   40 

Der  Machbüb  (Rechnungsmünze),  zu  20  türk.  Piastern  3  20 
Der  ßü  Ter  oder  Maria  Theresia-Thaler,  zu  23 — 25  türk. 

Piastern 3  Mk.  68  Pf.  bis  4   — . 

In  Tripoli  hat  seit  Anfang  1880  der  Napoleond'or  einen  Kurs 
von  103,  ein  Silberfrank  von  5  türkischen  Piastern. 

In  Chat  hat  Gold  keinen  Kurs,  doch  werden  Goldstücke  von 
den  Kaufleuten,  welche  sie  an  der  Nordküste  kennen  gelernt  haben, 
angenommen;  allerdings  erleidet  man  dabei  Verluste. 


*)  Sefrita  werden   die   österreichischen  Yiertelguldenstücke   genannt;   in 
Tripoli  haben  sie  keinen  Wert. 

**)  Als  dieselben  infolge  der  Münzreform  in  Deutschland  daselbst  ausser 
Kurs  kamen,  fanden  sie  in  Tripolitanien  Aufnahme. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  299 

Worten  wurde  das  Verfahren  gemiBsbilligt^  die  Seele  war  gerettet 
und  die  sechs  Sklaven  wurden  far  gutes  Geld  verkauft.  Bisweilen 
schickten  die  nichtmohammedanischen  Kaufleute  von  Tripoli  Ge- 
schenke an  die  Sultane  im  Inneren,  um  Gegengeschenke  zu  er- 
halten. Worin  diese  zu  bestehen  pflegen,  wissen  die,  welche  die 
Sitten  der  Sultane  im  Inneren  ein  wenig  kennen*).  Ein  judischer 
Kaufmann  in«  Tripoli ,  der  nachher  Vertreter  einer  europäischen 
Grossmacht  wurde,  hatte  einmal  an  den  Sultan  von  Wadai  Ge- 
wehre neuester  Erfindung  als  Geschenk  geschickt.  Er  erwartete 
dafür,  wie  er  mir  selbst  sagte,  „ein  hübsches  Gegengeschenk^'  — 
was  für  eines,  fügte  er  nicht  hinzu  —  erhielt  aber  nach  längerer 
Zeit  sein  eigenes  zurück,  das  der  Sultan  sechs  oder  sieben  Monate 
behalten  hatte,  dann  aber  zurückschickte. 

In  Tripoli  lebt  ein  Kaufmann  christlichen  Glaubens,  der  von 
allen  grossen  deutschen  Afrika -Reisenden,  die  über  Tripoli  ins 
Innere  vorgedrungen  sind,  mehr  oder  weniger  direkt  des  Sklaven- 
handels beschuldigt  worden  ist,  und  gleichwohl  hat  ihn  vor  wenigen 
Jahren  ein  europäisches  Land,  dessen  Konig  die  Sklaverei  be- 
kämpft, zu  seinem  Vertreter  erwählt. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  es  unter  den  nicht- 
mohammedanischen Kaufleuten  Tripoli's  und  anderer  Städte  an  der 
Nordküste,  welche  mit  dem  Inneren  handeln,  welche  giebt,  die 
dem  Sklavenhandel  abhold  sind;  aber  da  sie  nicht  persönlich 
reisen,  so  sind  sie  ihren  Agenten  gegenüber  machtlos,  ihre  eigenen 
Ansichten  in  den  Handelsabschlüssen  zur  Geltung  zu  bringen. 
Handelt  es  sich  um  Überbringung  von  Geschenken  an  die  Herr- 
scher im  Inneren,  so  ist  es  natürlich,  dass  der  muselmanische 
Agent  dieselben  in  seinem  eigenen  Namen  übergiebt,  kann  er 
doch  nicht  einmal  an  allen  Höfen  offen  gestehen,  dass  er  für 
einen  Ungläubigen  reist,  und  wenn  er  Sklaven  als  Gegengeschenk 
zurückweisen  wollte,  so  würde  er  sich  der  Gefahr  aussetzen, 
wegen  Beleidigung  des  Sultans  bestraft  zu  werden.  Wenn  musel- 
manische Kaufleute   den  Sultanen  für   ihre   eigene   Rechnung  Ge- 


*)  Vergleiche  unter  anderem  Gerhard  Rohl£Ei*  Beise  durch  Nordafrika 
von  Tripoli  nach  Kuka,  im  25.  Ergänzungs-Hefte  zu  Petermann's  Mittheilun- 
gen, Gotha  1868,  S.  61  und  dann  die  Werke  aller  anderen  Südftn-Reisenden. 
Herr  Gerhard  Rohlfs,  vom  Sultan  von  B6mu  und  den  ihm  Geschenke  dar- 
bringenden mohammedanischen  Kaufleuten  aus  dem  Norden  sprechend  sagt: 
„Ich  fand,  dass  die  meisten  Kaufleute,  die  dem  Sultan  Geschenke  darbrachten, 
mit  der  Wurst  nach  dem  Schinken  warfen,  indem  der  Sultan  ein  Geschenk, 
namentlich  wenn  es  etwas  fremdländisches,  seine  Neugier  oder  Aufmerksam- 
keit erregendes  war,  imfner  durch  ein  Gegengeschenk  von  einem  oder  zwei 
Sklaven  oder  einem  Pferde  erwiderte.  Kurz  vor  meiner  Ankunft  in  B6rnu 
kam  von  einem  nichtmohammedanischen  tripolinischen  Kaufmann  ein  reiches 
Geschenk  an,  das  der  Sultan  natürlich  entsprechend  erwiderte^*. 


306  G.  A.  Krause: 

a)  Gewöhnliches  Gewicht. 

1  Kantar  =100  Rotl  =  1600  Ukia  =  48  kg  820    g 

1     ,      =       16     „      ==  488,2„ 

1     ^      =  30,5  „ 

b)    Gewicht  für  Silber,  Zibeth  und  andere  kostbare  Sachen. 

1  Ukia  =10  Dirhem  =  30,5    g 

1        „        =     3,05  „ 

1  Ukia  =  16  Charrüb=  30,5    „ 

1        „        =      1,9    „ 

c)  Gewicht  für  Gold. 

1  Mitkäl  =  24  Kir&ti  =  4,882  g 

1        „      =  0,203  „ 

K  am  eel  Vermieter. 

Die  Stämme,  welche  den  Karavanenverkehr  zwischen  Chat 
und  Tripoli  vermitteln  sind  die  folgenden: 

A.  Von  den  in  Fesan  ansässigen  Stämmen:  die  Magärha, 
Suwaid,  Hötmän,  Säka,   Hasaüna,   Daüabln. 

B.  Von  den  in  Tripolitanien  ansässigen  Stämmen:  die  Uläd 
Bü  Sif,  Rlseban,   Sintän,  Sinaün,   Kantarär,  UrfiUa. 

Zwischen  Chat  und  Chadames  vermitteln  alle  machacbischen 
Stämme  von  Asger    den  Verkehr. 

Von  Chat  nach  Haüssä  sind  besonders  die  Kel  Tin  Alkum 
die  Kameelvermieter,  während  nach  Bornu  hin  gewöhnlich  keine 
Kameele  gemiethet  werden  können. 

Die  reichen  Kaufleute  besitzen  eigene  Kameele. 

Preise  für  Mietkameele. 

Die  Miethe  für  ein  Kameel  beträgt  ungefähr 

von  Chat  nach  Tripoli  15  Riäl  von  Chat     .  =  36  Mk. 

„        „  „      Chadames  9 — 11      „        „        „    .    .  =  22--26  „ 

«        «  «      Morsuk         5—6     „        „        „    .    .  =  12—14  „ 

„        „  „      Ideles  besteht  kein  fester  Preis. 

„        „  „      Kano,  Last  2*^  Kantar,  32  Bü  Ter*)  =         128  „ 

oder   1  Kantar  50—55000  Kauri,  zahlbar  in  Kano  =:  40—44  „ 
von  Chadames  nach  Chat,   1  Kameel  zu  3^  Kantar 

die  Last,  8—12  Machbüb =  26—38  „ 

von  Chadames  nach  Chat  1  Kantar  2  '^ — 3  Machbüb  =    8  — 10  „ 
„             „             „      Tauät,   1  Kameel  zu  3  Kantar 

die  Last,  24  Bü  Chämsa =  58  „ 

von  Tripoli  nach   Chat 15  Machbüb  =  48  „ 

„         „  „      Chadames     .    .    .  7—8         „         =  22—26  „ 

*)  Nach  anderer  Quelle  ein  Kameel  20—25  Machbüb  (64—80  Mark> 


f 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Ch&t  in  der  Säbärä.  301 


Der  Preis  einer  grossen  Eameelladang  Negerhirse  oder  Sorghum 

ist  zur  Zeit,    wo  Karawanen    aus    dem    Süden    angekommen   sind, 

:    14 — 15  Riäl  von  Chat,  die  in  Tripoli  Bü  Chamsa  Sibilia  genannt 

;  werden,  etwa  33 — 36  Mark,  zu  anderen  Zeiten  16 — 18  Riäl  oder 

i    88 — 43  Mark. 

i  Ich  will  gleich  hier  einschalten,   dass,   während  das  Getreide 

%:■  mr  Zeit,  in  der  die  Karawanen  ankommen,  billig  wird,  die  Preise 
li  ifir  Fleich,  Butter,  Gemüse  u.  s.  w.  im  Gegenteil  in  die  Höhe 
f  gehen.  Kein  einziger  Getreideproduzent  des  Sudans  bringt  sein 
r  Erzeugnis  selbst  nach  Chat  und  das  Getreide  muss  oft  durch  drei, 
vier  Hände  wandern,  ehe  es  Chat  erreicht. 

In  engstem  Zusammenhange  mit  diesem  Getreidehandel  steht 
der  Salzhandel  von  Bilma  (Kaüär) ,  ja  ohne  Kenntnis  des  letz- 
teren bliebe  der  erstere  in  seinen  Einzelheiten  unverständlich*). 
Bilma  ist  eine  Provinz  der  Oase  Kauär,  halbwegs  zwischen 
Fesän  und  Bornu,  wird  von  den  Tubu  bewohnt  und  ist  wegen 
seines  Salzreichtums  berühmt.  Alljährlich  kommen  die  südlichen 
Mäschachen  mit  tausenden  von  Kameelen  nach  Bilma,  um  Salz 
einzunehmen,  für  das  sie  die  Manufakturen  und  das  Getreide  von 
Haüssä  und  den  Grenzbezirken  zwischen  Haüssä  und  Sahara  hin- 
bringen. Das  Getreide  ist  entweder  das  Erzeugnis  der  Sklaven 
and  Leibeigenen,  welche  die  Mäschachen  im  SüdUn  besitzen,  oder 
sie  haben  es  gegen  Salz  eingetauscht.  Die  Tübu  von  Bilma  schaffen 
einen  Teil  des  ihnen  von  den  Mäschachen  zugeführten  Getreides, 
den  sie  selbst  nicht  verbrauchen  können,  nach  Chat,  um  dafür  die 
Erzeugnisse  des  Nordens  einzutauschen.  Der  grössere  Teil  des 
nach  Chat  kommenden  Getreides  wird  von  den  südlichen  Mäschachen 
gebracht,  besonders  von  Dämergu  her. 

Der  von  Air  ebenfalls  durch  die  Mäschachen  gebrachte  Weizen 
tritt  gegen  die  Menge  der  Negerhirse  und  des  Sorghums  ganz  in 
den  Hintergrund.  Air  oder  Asben  ist  ein  Gebirgsland,  das  auf 
der  Strasse,  die  von  Chat  nach  Haüssä  führt,  in  der  Mitte  liegt. 

Einfuhr  von  Norden  her. 

Unter  den  Waaren,  welche  von  den  Kaufleuten  des  Nordens 
nach  Chat  eingeführt  werden,  sind  vor  allen  Dingen  baumwollene 
Stoffe  zu  erwähnen,  dann  Tuche,  Seide,  fertige  Kleider,  Perlen 
in  mehr  als  50  verschiedenen  Arten,  Korallen,  Eisenwaaren, 
Schwerter,  Nadeln,  Papier,  Zucker,  Süssigkeiten ,  wohlriechende 
Essenzen  und  Gewürze. 

Die    meisten   dieser  Waaren   sind    von    sehr   schlechter   Qua- 


*)  Vergl.  über  den  Salzhandel  von  Bilma:  Nachtigal,  Sahara  und  Sudan. 
Thl.  I.    S.  535  ff.  (Red.) 


302  ^-  A.  Krause: 

litat.  Gute  Sorten  werden  nur  ausnahmsweise,  meist  als  Ge- 
schenke für  Fürsten,  nach  dem  Inneren  eingeführt.  Der  Gewinn 
in  Chat  ist  natürlich  wie  üherall  von  verschiedenen  wechselnden 
Umständen  ahhängig.  Überfluss  oder  Knappheit  der  Waare  am 
-Platze,  Baar-  oder  Kredit-,  Engros-  oder  Endetail- Verkauf  beein- 
flussen die  Preise. 

Der  durchschnittliche  Gewinn  an  einigen  Waaren  möge  hier 
verzeichnet  werden.  Derselbe  beruht  freilich  nicht  aaf  amtlichen 
Preislisten,  und  ebenso  ist  der  Werth  der  Zahlen  nicht  aber  jeden 

Zweifel  erhaben.     Es  werden  verdient  an 

Prozent 

Zucker 120 

kleinen  Spiegeln 100 

kleinen  seidenen  Tüchern  .  .  90 
Musselin  zu  Turbanen  ...  50 
rothen  Tuchburnussen      ...    40 

Hierbei  ist  wohl  zu  beachten,  dass  diese  Prozente  den  Unter- 
schied im  Preise  der  Waaren,  wie  sie  in  Tripoli  und  in  Chat  ve^ 
kauft  werden,  darstellen.  Die  jüdischen  Kaufleute  in  Tripoli,  die 
bisweilen  schon  aus  zweiter  oder  dritter  Hand  kaufen,  haben 
vorher  ihre  Prozente  verdient,  und  die  oben  angegebenen  Zahlen 
werden  sich  mehr  als  verdoppeln,  wenn  man  die  Fabrikpreis 
mit  den  Verkaufspreisen  in  Chat  in  Vergleich  stellt. 

Gleichwohl  ist  es  den  mohammedanischen  Kaufleuten  (solche 
allein  gehen  personlich  nach  Chat),  nicht  immer  möglich,  einen 
Gewinn  zu  erzielen.  Die  Kosten  sind  bedeutend,  die  Konkurreni 
ist  gross  geworden,  und  wer  sich  nicht  mit  Sklavenhandel  befassen 
will,  hat  bisweilen  selbst  Verluste  aufzuweisen,  wenn  er  die  Bilanz 
einer  Expedition  nach  Chat  macht. 

Die  von  Chat  ausgeführten  Waaren  sind  im  Preise  zu  schwan- 
kend, um  die  Berechnung  eines  mittleren  Gewinnes  zuzulassen. 
Nur  Gold  ist  ziemlich  fest  in  seinen  Preisen.  Man  bezahlt  den 
Mitkai  in  Chat,  wenn  billig  mit  17|^,  wenn  theuer  mit  IS-'^Sibilia 
und  verkauft  ihn  in  Tripoli  für  21^.'  Ein  Pfund  Stearling  (20  Mk.), 
zu  41^  Sibilia  gerechnet,  kostet  der  Mitkäl  Gold  in  Chat  8  Mk. 
40  Pf.  bis  8  Mk.  88  Pf.  und  in  Tripoli  10  Mk.  32  Pf.  Ich  bin 
nicht  ganz  sicher  über  den  Werth  dieses  Mitkais.  Weiter  unten 
habe  ich  ihn  zu  4,882  Gramm  angenommen.  Hiernach  würde 
1  Gramm  Gold  in  Chat  172—182  und  in  Tripoli  211  Pf.  kosten. 
Der  Gewinn  würde  daher  ungefähr  20  Prozent  betragen. 

Kleinhandel  mit  Fesan  und  Ahaggär. 

Betreffs  des  kleinen  Handels  ist  zunächst  zu  erwähnen,  dass 
die  Araber  Fesän^s  Datteln  und  Getreide   nach  Chat  bringen  und 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säh&rS.  303 

dafür  die  geringen  Bedürfnisse  ihres  Wüstenlebens  zurücknehmen. 
•Die  Mäschachen  von  Ahaggär  bringen  Kühe,  Esel,  Schafe,  Ziegen, 
bisweilen  einige  Eameele,  Käse,  Butter  und  einige  Sklaven.  Oder 
68  geben  auch  Chätiner  selbst  nach  Ideles,  dem  Hauptorte  in 
Abaggär,  mit  Oesichtstüchern ,  Turbanen  und  anderen  Kleidungs- 
stücken, Spiegeln,  Gewürznelken,  Benzoe  (arabisch  dschaüi), 
Zacker  und  anderen  Waaren,  besonders  denen  von  Haüssä,  und 
bringen  die  erwähnten  Artikel  dafür  zurück.  Nur  Chätiner  gehen 
übrigens  nach  Ideles. 

Einheimische  Erzeugnisse  für  den  Handel. 

Die  wenigen  und  geringwertigen  Artikel,  die  Chat  oder  doch 
das  Land  Asger  verschickt  oder  verschicken  konnte,  sind  Senä, 
Alaun,  Antimon  und  Tarüt. 

Senä.  Senä,  die  Blätter  von  Cassia  obovata  Coli.,  im  Mascha- 
chiscben  ascherscher,  bildete  früher  einen  ansehnlichen  Handels- 
artikel, und  wir  haben  in  der  geschichtlichen  Skizze  Chät's  ge- 
sehen, dass  dem  Konige  Hamädl  vierzig  Kameellasten  desselben 
verbrannt  wurden,  jetzt  jedoch  sind  die  Preise  so  gering  geworden, 
die  Transportkosten  so  bedeutend,  dass  sich  der  Handel  damit 
kaum  noch  der  Mühe  lohnt.  Noch  vor  dreissig  Jahren  verkaufte 
man  in  Chat  den  Kantär,  rund  50  kg,  zu  40 — 50  Sibilia  oder 
19—24  Mark. 

Alaun.  Alaun,  in  der  Sprache  der  Mäschachen  särif,  findet 
sich  nordlich  von  Chat  an  der  Strasse  nach  Chadämes,  am  Be- 
ginne des  Thaies  Warerat.  Der  Landstrich,  worin  er  sich  findet, 
heisst  Acheläd  n  Sarif  „  Alaun-Gegend  **  und  ist  bereits  oben  er- 
wähnt worden.  Nahe  bei  Albärkat,  wenige  Kilometer  südlich 
von  Chat,  giebt  es  viel  Alaun.  Der  Kantär  kostet  gegenwärtig 
(1879)  in  Chadämes  sieben  Machbüb  oder  22}^  Mark,  100kg  da- 
her 45  Mark. 

Antimon<>  Antimon,  im  Maschachischen  täsult,  wird  nord- 
westlich von  Chat,  in  der  Nähe  der  Ruinen  von  Hei  Ilberes,  ge- 
funden. Man  findet  kleine  Stückchen  desselben  auf  der  Erdober- 
flache und  liest  sie  auf.  Antimon  ist  ein  Toilettengegenstand  der 
mohammedanischen  Damenwelt  und  wird  verwendet,  um  Augen- 
brauen und  Augenlider  zu  färben  (auf  arabisch  kohol). 

Tdrut.  Tarüt  ist  der  Name  eines  Baumes,  welcher  auf  den 
Gebirgen  von  Asger  wächst  und  daselbst  der  grösste  Vertreter  des 
Pflanzenreichs  ist.  Sein  Holz  ist  wohlriechend  und  wird  daher 
nacb  Haüssä  eingeführt;  da  aber  ein  faustgrosses  Stückchen  in 
Kano  nur  60  Kaurimuscheln  kostet,  gegenwärtig  (1879)  aber 
4500  derselben  einen  Bü  Ter  (Maria  Theresia-Thaler)  von  weniger 
als   vier   Mark    bilden,    so    ersieht  man   daraus  zur  Genüge    die 


310  ^'  ^'  Krause: 

versehen  sind,  welche  die  Kaufleute  aus  Chadämes  und  Chat 
brauchen,  da  eben  bisher  kein  Absatz  für  dieselben  vorhanden 
war.  Jeder  eingeborene  Kaufmann,  der  nach  Algerien  ginge, 
würde  also  riskiren,  wenigstens  während  einiger  der  ersten  Expe- 
ditionen nicht  alle  notigen  Waren  kaufen  zu  können  und  würde 
gezwungen  sein,  doch  noch  nach  Tripoli  zu  gehen,  um  die  ihm 
fehlenden  Waren  einzuhandeln.  Dies  könnte  aber  nur  mit  soviel 
Verlust  an  Zeit  und  Geld  geschehen,  dass  er  es  jedenfalls  vor- 
ziehen würde,  ganz  nach  Tripoli  zu  übersiedeln. 

Die  eingeborenen  Kaufleute  könnten  in  Algerien  wohl  ihr 
Elfenbein  und  ihre  Straussenfedern  verkaufen,  aber  ihre  Sklaven? 
Was  würde  aus  diesen  werden?  Im  südlichen  Algerien  besteht 
zwar  noch  teilweise  die  Sklaverei  und  einzelne  Chadamesiner 
besuchen  bisweilen  die  südalgerischen  Märkte,  um  Sklaven  zu  ver- 
kaufen, welche  dort  bedeutend  theurer  sind  als  in  Tripoli,  aber 
sie  können  es  nur  einzeln  thun  und  die  Nachfrage  ist  nicht  so 
bedeutend  wie  die  •  Lieferung.  Die  Kauf  leute  würden  daher  ge- 
zwungen sein,  auf  den  reichen  Gewinn  zu  verzichten,  der  ihnen 
aus  dem  Sklavenhandel  zuströmt. 

Zuletzt  darf  auch  nicht  vergessen  werden,  dass  diese  einge- 
borenen Kaufleute  strenge,  zum  Teil  fanatische  Mohammedaner 
sind,  die  lieber  in  einem  von  Mohammedanern  beherrschten  Lande 
leben ,  als  in  einem ,  das  den  Ungläubigen  gehört.  Dieser  eine 
Grund  würde  hinreichen,  eine  grosse  Anzahl  von  Kaufleuten  aus 
Chat  und  Chadämes  nach  Tripoli  zu  ziehen,  selbst  wenn  alle 
anderen  Vortheile  für  Algerien  sprächen.  Nun  ist  aber,  wie  wir 
gesehen  haben,  gerade  das  Gegenteil  der  Fall,  und  diese  Moham- 
medaner müssten  nicht  nur  ihre  materiellen  Interessen  opfern,  son- 
dern auch  noch  die  Starrheit  ihrer  religiösen  Anschauungen,  wollten 
sie  ihrem  Handel  die  Richtung  nach  Algerien  hin  geben. 

Vielleicht  wird  man  einwenden,  dass,  wenn  die  Häfen  Algeriens 
zu  entfernt  lägen,  die  Karawanen  nicht  bis  zu  diesen,  sondern 
nur  zu  den  ersten  französischen  Stationen,  wie  Wärgla,  Tuggurt 
oder  El  Wäd  zu  gehen  brauchten.  Aber  auch  hierbei  bleiben  fast 
alle  die  Gründe,  die  gegen  algerische  Häfen  sprechen,  in  Geltung. 
Tripoli  liegt  nur  80  km  von  Chadämes  entfernter  als  El  Wäd,  und 
die  Natur  der  Strassen  in  Betracht  gezogen,  wird  diese  Mehrent- 
fernung aufgehoben;  Wärgla  und  Tuggurt  sind  zudem  so  ungesund, 
dass  der  Aufenthalt  daselbst  für  Weisse  meist  verderblich  ist.  Alle 
diese  drei  Posten  haben  augenblicklich  natürlich  auch  die  Waren 
nicht  auf  Lager,  welche  Chat  und  Chadämes  brauchen,  und  sie 
könnten  dieselben  auch  niemals  zu  demselben  Preise  verkaufen, 
wie  Tripoli,  das  am  Meere  liegt.  Selbst  die  algerischen  Häfen 
würden  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  nicht  gut  mit  Tripoli  kon- 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  305 

Ein  20  Para-Stück  wird  Bü  Ascbrln,  d.  i.  „der  Vater  von 
zwanzig  (Para)**,  ein  10  Para-Stück  Bü  Aschra,  d.  i.  „der  Vater 
von  zehn  (Para)",  ein  5  Para-Stück  Bü  Chamsa,  d.  i.  „der  Vater 
von  fünf  (Para)**  genannt.  Der  Riäl  von  Chat  führt  auch  den 
Namen   Bü  Chamsa  d.  i.  „der  Vater  von  fünf  (Sibilia  oder  Sefrita)". 

Weiter  südlich  und  westlich  von  Chat  haben  die  türkischen 
Münzen  keine  Geltung  mehr.  In  Ideles  in  Ahaggär  sind  marok- 
'kanische  Münzen  im   Umlauf. 

Im  Handelsverkehr  mit  Haüssä  wird  bisweilen  nach  Kauri- 
Muscheln  gerechnet,  welche  auf  arabisch  oda,  auf  haussanisch  kurdl 
genannt  werden  und  in  der  Zoologie  den  Namen  Cypraea  moneta 
führen.  Das  Verhältnis  dieser  Muschel  zum  Maria  Theresia-Thaler, 
bisher  der  einzigen  geprägten  Münze  im  mittleren  Sudan,  ist  sehr 
schwankend.  Gegenwärtig  sind  in  Kano  die  Extreme  4000  und 
7500  kürdi  für  einen  Thaler.  1850  war  der  Kurs  2500.  Wie 
unbequem  diese  Münze  ist,  vermag  man  am  besten  daraus  zu  er- 
sehen, dass  beim  Kurs  von  2500  fünfundzwanzig  Thaler,  rund  100 
Mark,  in  Muscheln  eine  Kameellast  bilden. 

Gewichte. 

Es  ist  leicht  erklärlich,  dass  Gewichte  und  Maasse  in  ihrem 
Werte  in  einem  Lande  etwas  schwankend  sind,  wo  jede  Kontrolle 
fehlt,  ebenso  alle  Hülfsmittel,  um  die  Genauigkeit  derselben 
bis  ins  Kleinste  zu  prüfen  und  um  neue  mit  Präzision  herzu- 
stellen. So  wird  es  mir  auch  nicht  möglich  sein,  für  die  in  Chat 
gebrauchten  Gewichte  den  ganz  genau  entsprechenden  Wert  in 
Gramm  und  Kilogramm  anzugeben,  da  selbst  direkt  von  mir  an- 
gestellte Messungen  bisher  zu  keinem  befriedigenden  Resultate 
geführt  haben. 

In  Tripoli  rechnet  man  gewöhnlich  nach  Okka,  von  denen  40 
einen  Kantar  oder  Zentner  bilden.  Eine  Okka  hat  40  Unzen  oder 
Ukia.  In  Chat,  zum  Teil  auch  noch  in  Tripoli,  rechnet  man  nach 
Rotl  oder  Pfund,  von  denen  100  einen  Kantar  bilden.  Ein  Rotl 
hat  16  Unzen  oder  Ukia.  Der  Wert  des  Rotl  ist  annähernd  500  g. 
16  Maria  Theresia- Thaler  sollen  genau  1  Rotl  von  Chat  wiegen, 
dies  würde  488,88  g  für  ein  Rotl  ergeben.  Dem  widerspricht 
aber,  dass  der  hundertste  Teil  eines  Rotl  1  Mitkäl  ist,  der  dann 
4,889g  sein  müsste,  während  in  Tripoli  der  tripolinische  Mitkai 
zu  4%  (=4,875),  der  chadamesinische  zu  4%  (4,375)g  gerechnet 
wird.  Nach  der  letzteren  Ziffer  würde  das  Rotl  also  nur  437,5  g 
betragen. 

Ich  nehme  vorläufig  den  Mitkäl  von  Chat  zu  4,882,  das 
Rotl  von  Chat  daher  zu  488,2g  an.  Daraus  ergiebt  sich  folgende 
Tabelle : 

Zeitschr.  d.  GeselUch.  t  Erdk.    Bd.  XVII.  20 


312  ^'  A.  Krause: 

Luxus  und  Putzsucht  wünschen  und  brauchen  Elfenbein  undStraussen- 
federn.  Von  dieser  Seite  her  hat  also  der  Handel  Chät's  nichts 
zu  befürchten. 

2.  und  3.  Leichtigkeit   und  Schnelligkeit  des 

Transportes. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  der  Transport  der  Waren  durch 
die  Sahara  mit  Hülfe  der  Kameele  geschieht.  Das  Kameel  ist 
sicherlich  ein  sehr  nützliches  Tier  und  wir  können  uns  die  Ge- 
genden, in  denen  es  lebt,  kaum  vorstellen,  aber  als  Transportmittel 
für  den  Grosshandel  ist  es  doch  ganz  untauglich,  wie  aus  den  beiden 
Zahlen  zur  Genüge  erhellt: 

Mittlere  Länge  eines  Kameeltagemarsches  ...     33  km 
Mittlere  Tragfähigkeit  eines  Kameeies  .    .    .    .     150  kg. 

4.  Sicherheit  der  Strassen  in  der  Sahara. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  Sicherheit  in  der  Sähärä    sehr  pro 
blematisch  ist.      Es   ist   nicht   ungewöhnlich,   dass  Karawanen  ge- 
plündert werden,  zumal  wenn  sie  klein  sind. 

5.    Billigkeit  des  Transportes. 

Kosten  des  Meilenzentners    in   der  Sähärä. 
Länge  von  Handelswegen  in  der  Säharä. 

Auf  vielen  Karawanenstrassen  ist  es  möglich,  von  den  Stämmen 
der  Wüste  Kameele  für  den  Transport  der  Waren  zu  mieten. 
Betrachten  wir  zunächst  die  Transportkosten. 

A.    Für  den  Fall,  dass  Kameele  gemietet  werden. 

Ich  habe  viele  Karawanenstrassen  in  Afrika  und  in  Asien 
nach  ihrer  Länge,  nach  Mietpreisen  der  Kameele  und  nach  Trag- 
fähigkeit der  Tiere  mit  einander  verglichen.  Die  Einzelheiten 
dieser  Vergleichungen  anzuführen,  dürfte  diese  Arbeit,  welche  die 
einfache  Aufschrift:  Aufzeichnungen  über  Chat  führt,  nicht  der  ge- 
eignete Platz  sein.  Jedoch  die  Endresultate  müssen,  als  den 
Handel  Chät's  berührend,  angegeben  werden. 

In  Betreff  der  Zahlen,  die  in  den  folgenden  Abschnitten  sich 
finden  werden,  wolle  man  bedenken,  dass  sie  der  Natur  der 
Dinge  nach  nur  annähernd  richtig  sein  oder  einen  Mittelwert  dar- 
stellen können.  Die  Lage  nur  weniger  von  den  Orten,  die  hier 
angeführt  werden,  ist  astronomisch  bestimmt,  die  angegebene  Ent- 
fernung zwischen  zweien  derselben  kann  daher  nicht  als  endgültig 
richtig  angesehen  werden.  Die  Zahlen,  welche  Geldwerte  dar- 
stellen, können  gleichfalls  nicht  als  definitiv  feststehend  angesehen 
werden,    um    so    weniger,   da   die    Faktoren,   von    denen    sie   ab- 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä. 


307 


Eine  Kameellast  besteht  bei  weiten  Reisen  im  Durchschnitte 
ans   150  kg. 

Wie  sehr  die  Preise  für  die  Miethe  der  Kameele  in  den  beiden 
letzten  Jahrzehnten  gestiegen  sind,  wird  man  am  besten  aus  einer 
Vergleichung  mit  den  Preisen  ersehen,  die  1863  bezahlt  wurden. 
In  dem  Werke  „Mission  de  Ghadames,  Alger  1863 **  finden  wir 
Seite  52  die  folgenden  Angaben. 


1  Eant&r 


Daraus  berechnet  sich 
eine  Last  lu 


Jetziger  Preis 


VonTripoli  nach  Chadämes  25—30  türk.Pi.SKantär  auf  12— 14Mk.  22— 26Mk. 
,  Chadämes«    Chat  12—15     „      «  3'^     „        n      7—8     ,    26—38  „ 

„    Tauät        2»^MitkälGold  3       «       »         30)^«  58 

Kanö       10— 30000Kauril       „       „    8-24*)«    40-44 


w 


n 


n 


Der  natürliche  Hafen  für  Chat  und  Chadämes  ist 

Tripoli. 

Es  ist  bekannt,  dass  Waaren  überall  den  billigsten  und  da- 
her meistens  kürzesten  Weg  nach  ihrem  Bestimmungsorte  einzu- 
schlagen suchen.  Und  dies  ist  ganz  natürlich.  Sehen  wir  nun 
einmal  zu,  welches  die  Entfernungen  zwischen  Chat  und  Chadames 
auf  der  einen  und  den  Küstenplätzen  oder  ersten  europäischen  Sta- 
tionen auf  der  anderen  Seite  sind. 

Die  Luftentfernungen  betragen: 


zwischen  Chat 


» 


j) 


Chadames 


» 


j) 


j) 


1) 


915  km 
990     . 


und  Tripoli  . 

^     Gäbes  . 

^     Tunis     . 

„     Bona.    . 

Algier 

ElWad(WädSüf) 
Wargla 
Gäbes    . 
Tüggurt 
Tripoli 
Tunis     . 
7»  w  7»     Bona     . 

7)  7)  yi     Algier    . 

Man  ersieht  aus  dieser  Tabelle,  dass  für  Chat  und  Chadames 
die  beiden  nächsten  Seeplätze  Tripoli  und  Gäbes  sind.  Für  Chat 
liegt  Tripoli  näher  als  Gäbes,  für  Chadames  Gäbes  näher  als 
Tripoli,  doch  nur  um  ein  sehr  geringes,  da  die  Strasse  Chadämes- 
Tripoli  ziemlich  gerade  verläuft  und  wenig  die  Luftentfernung  über- 
schreitet,  während   nach    Gäbes   hin    die   Strasse    eiiiige    Winkel 


1275  „ 
1350  „ 
1485  , 

420  , 

430  , 

430  (470)  km 

475  km 

480  „ 

750  „ 

760  , 

940  , 


*)  Wenn  damals  der  Kurs  5000  gewesen  wSre,  was  ich  nicht  weiss. 

20* 


308  ^'  ^'  Kranse: 

macht,  derart,  dass,  wenn  zwei  Karawanen  Cbadämes  zn  gleicher 
Zeit  verlassen,  sie  bei  gleichem  Marschtempo  an  demselben  Tage, 
die  eine  in  Gäbes,  die  andere  in  Tripoli  ankommen.  So  geht  dieser 
einzige  geringe  Vorteil,  den  Gäbes  vor  Tripoli  voraus  hat,  wieder 
verloren,  und  eine  Reihe  von  Schattenseiten  sprechen  dagegen, 
sodass  es  gar  nicht  mit  Tripoli  verglichen  werden   kann. 

In    früheren    Zeiten    ging   zwar   ein   grosser   Teil    der   Kaof- 
louto  von  Chadämes  nach  Tunis,  aber  dieser  Verkehr  wurde  auch 
wioderholt  umerbrochen*).     Heute  geht  meines  Wissens  kein  ein- 
xi^er  mehr  zu  Land  nach  Tunis,  wie  sie  selbst  sagen    wegen  der 
l'Unicherhoit  der  Strasse,  wie  mir  aber  ein  tuniser  Kaufmann  er- 
zählte, deswegen,  weil  einer  der  angesehensten  unter  ihnen,  Hädsch 
A  .  .  .  einmal  Gold  nach  Tunis  eingepascht  habe  und  dabei  ertappt 
wiMHleu  sei.     Er  sei  dafür  bestraft  und  schimpflich  behandelt  wor- 
don,  sodass  er  geschworen,  nie  wieder  nach  Tunis  zurückzukehren. 
l>a  er  Kiutluss  über  seine  Landsleute  besass,  so  hat  er   auch  diese 
vermocht«  Tunis  nicht  mehr  zu  besuchen.      Nach    dem    Tode   des 
UotvctYeudon  sei  alles  geblieben  wie    zu    seinen  Lebzeiten.      Mag 
nun  dies  der  wahre  Grund   sein   oder  der  andere,    die    Thatsache 
bleibt   bestehen,  dass  zu  Land  kein  Chadamesiner  nach  Tunis  geht, 
doch   gehen  einige  von  Tripoli  aus  zu  Meer  dahin. 

Wenn  wir  ferner  die  Häfen  Algeriens  mit  Tripoli  vergleichen, 
*»o  (luden  wir,  dass  die  Entfernungen  sehr  zu  Ungunsten  der  ersteren 
sind.  bn  Jahre  1830  hatten  die  Franzosen  Algier  besetzt  und 
balvl  darauf  begannen  ihre  Anstrengungen,  um  den  Handel  der 
Sahara  nach  der  neuen  Eroberung  zu  lenken.  Im  Jahre  1842 
sehlc>ss  Eugene  Subtil**),  ein  französischer  Privatmann,  dessen 
l>ienste  die  Kegierung  bisweilen  annahm,  mit  Abd  el  Dschelil, 
deih  Inhaber  der  Macht  in  Fesan,  einen  Vertrag,  in  welchem  dieser 
.sieh  verj>tliehiete,  alle  Karawanen  des  Inneren  nach  Konstantine 
^u  leiien.  Im  Jahre  1858  führte  Ismail  Bü  Derba  eine  Reise  von 
Algerien  nach  Chat  aus,  deren  Zweck  war,  Handelsverbindungen 
mit  der  Sählira"  anzuknüpfen  und  den  Handel  der  Sähärä  von 
Tripoli  ab  nach  Algerien  hinzulenken.  In  diesem  selben  Jahre 
kam  wirklich  eine  Karawane  von  Chat  nach  der  Stadt  Algier,  aber 
keine  zweite  ist  ihr  gefolgt,  soweit  mir  bekannt  ist.  Einige  Jahre 
>*päter  schloss  die  französische  Regierung  einen  Vertrag  mit  einigen 

'^\  Vorj^l.  Aujjust  von  Eiiisiedel,  Reise  nach  Tunis  im  Jahre  1875;  in: 
Sannuluuj*  morkwürdij»or  Reisen  in  das  Innere  von  Afrika.  Dritter  Teil. 
IJojiaunuolt  und  herausjjogeben  von  Ernst  Wilhelm  Cuhn.  Mit  einer  Karte. 
Loipiiij;:   iTiM.     Seite  434. 

♦*i  Kovue  de  TOrient.  Bulletin  de  la  Societe  Orientale  fond(5e  k  Paris 
IS41.  T.  V*^  1v^4d  p.  o  — 22  Marche  des  Caravanes  de  l'Afrique  Centrale 
ot  moveus  k  omployer  pour  les  faire  arriver  en  Alg^rie,  par  Subtil. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  309 

Häuptern  der  Mäschachen  von  Asger,  namentlich  Ichenüchen,  um 
Handelsverbindungen  mit  der  Sahara  und  dem  Sudan  anzuknüpfen. 
Dieser  Vertrag  wurde  am  15.  Dezember  1862  in  Chadames  unter- 
zeichnet, aber  trotz  aller  Anstrengungen  sind  die  Franzosen  heute 
noch,  wo  sie  vor  40  Jahren  waren.  Gewiss  können  es  nicht 
nebensächliche  Gründe  sein,  an  denen  die  Bemühungen,  den  Handel 
der  Sahara  nach  Algerien  zu  ziehen,  scheiterten.  Untersuchen  wir 
daher  etwas  tiefer  die  Verhältnisse. 

Da  die  Strasse  nach  Algier  länger  ist,  als  die  nach  Tripoli, 
so  müssen  natürlich  auch  die  Spesen  grösser  werden,  um  so  mehr, 
da  in  angebautem  Lande  der  Karawanenverkehr  ebenso  unbequem 
wie  unnatürlich  und  theuer  ist.  Das  Futter  für  die  Thiere  muss 
gekauft  werden,  jede  Beschädigung  der  Ackerfelder  seitens  der  Ka- 
meele  muss  bezahlt  werden,  und  auf  den  nicht  sehr  breiten  künst- 
lichen Chausseen,  wo  Wagenverkehr  herrscht,  ist  ein  Vorwärts- 
kommen mit  Kameelen  nur  schwierig.  Die  bedeutend  grössere  Ent- 
fernung —  die  Stadt  Algier  liegt  der  Luftentfernung  nach  570km 
von  Chat,  460  km  von  Chadames,  entfernter  als  Tripoli  —  und  die 
Schwierigkeiten  des  Reisens,  welchen  Karawanen  in  kultivierten 
Ländern  begegnen,  würden  allein  genügen,  die  Kaufleute  von  Chat 
and  Chadames  abzuhalten,  sich  nach  Algerien  hinzuwenden.  Es 
kommen  aber  noch  eine  ganze  Reihe  anderer  Gründe  hinzu. 

Die  Strasse  von  Chadames  nach  Tripoli  bietet  keine  beson- 
deren Schwierigkeiten  dar  ausser  dem  Abstieg  vom  tripolitanischen 
Küstengebirge  in  die  Ebene,  in  der  die  Stadt  Tripoli  liegt,  wäh- 
rend von  Chadames  nach  Algerien  hin  jene  weite  Sanddünenregion 
zu  überschreiten  ist,  die  auf  den  Karten  El  Erg  genannt  wird, 
und  deren  Durchreisung  ebensowohl  Tiere  wie  Menschen  ausser- 
ordentlich anstrengt  und  von  ersteren  nicht  wenige  untergehen 
lässt.  Dies  ist  ein  neuer  Grund  für  die  Kaufleute,  die  bequemere 
Strasse  nach  Tripoli  einzuschlagen. 

Fast  alle  wohlhabenden  Kaufleute  haben  in  der  Stadt  Tripoli 
Grundbesitz,  einige  haben  mehrere  Häuser  im  Werthe  von  über 
100  000  Mk.  Diesen  Grundbesitz  müssten  sie  veräussern,  wollten 
sie  einen  algerischen  Hafen  zum  Ausgangspunkte  ihres  Handels 
nehmen.  In  diesen  Hafenplätzen  ist  aber  der  Werth  der  Häuser 
natürlich  ein  höherer  als  in  Tripoli,  und  die  Kaufleute  würden 
sich  genöthigt  sehen,  entweder  ein  kleineres  Haus,  als  sie  in  Tri- 
poli jetzt  besitzen,  zu  kaufen  oder  ein  gleiches  mit  grösseren  Kosten, 
oder  ohne  Haus  zu  bleiben  und  die  teure  Häusermiethe  zu  be- 
zahlen. 

Ferner  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache,  dass  zur  Zeit,  wo 
kein  direkter  Verkehr  zwischen  Algerien  und  dem  Innern  von 
Afrika   stattfindet,    die   Märkte   Algeriens   nicht  mit  jenen  Waren 


310  ^'  ^'  Krause: 

versehen  sind,  welche  die  Kaufleute  aus  ChadUmes  und  Chat 
brauchen,  da  eben  bisher  kein  Absatz  für  dieselben  vorbanden 
war.  Jeder  eingeborene  Kaufmann,  der  nach  Algerien  ginge, 
würde  also  riskiren,  wenigstens  während  einiger  der  ersten  Expe- 
ditionen nicht  alle  notigen  Waren  kaufen  zu  können  und  würde 
gezwungen  sein,  doch  noch  nach  Tripoli  zu  gehen,  um  die  ihm 
fehlenden  Waren  einzuhandeln.  Dies  konnte  aber  nar  mit  soviel 
Verlust  an  Zeit  und  Geld  geschehen,  dass  er  es  jedenfalls  vor- 
ziehen würde,  ganz  nach  Tripoli  zu  übersiedeln. 

Die  eingeborenen  Kaufleute  konnten  in  Algerien  wohl  ihr 
Elfenbein  und  ihre  Straussen federn  verkaufen,  aber  ihre  Sklaven? 
Was  würde  aus  diesen  werden?  Im  südlichen  Algerien  besteht 
zwar  noch  teilweise  die  Sklaverei  und  einzelne  Chadamesiner 
besuchen  bisweilen  die  südalgerischen  Märkte,  um  Sklaven  zu  ve^ 
kaufen,  welche  dort  bedeutend  theurer  sind  als  in  Tripoli,  aber 
sie  können  es  nur  einzeln  thun  und  die  Nachfrage  ist  nicht  so 
bedeutend  wie  die  Lieferung.  Die  Kaufleute  würden  daher  ge- 
zwungen sein,  auf  den  reichen  Gewinn  zu  verzichten,  der  ihnen 
aus  dem  Sklavenhandel  zuströmt. 

Zuletzt  darf  auch  nicht  vergessen  werden,  dass  diese  einge- 
borenen Kaufleute  strenge,  zum  Teil  fanatische  Mohammedaner 
sind,  die  lieber  in  einem  von  Mohammedanern  beherrschten  Lande 
leben ,  als  in  einem ,  das  den  Ungläubigen  gebort.  Dieser  eine 
Grund  würde  hinreichen,  eine  grosse  Anzahl  von  Kaufleutcn  aas 
Chat  und  Chadames  nach  Tripoli  zu  ziehen,  selbst  wenn  alle 
anderen  Vortheile  für  Algerien  sprächen.  Nun  ist  aber,  wie  wir 
gesehen  haben,  gerade  das  Gegenteil  der  Fall,  und  diese  Moham- 
medaner niüssten  nicht  nur  ihre  materiellen  Interessen  opfern,  son- 
dern auch  noch  die  Starrheit  ihrer  religiösen  Anschauungen,  wollten 
sie  ihrem  Handel  die  Richtung  nach  Algerien  hin  geben. 

Vielleicht  wird  man  einwenden,  dass,  wenn  die  Häfen  Algeriens 
zu    entfernt    lägen,    die  Karawanen    nicht   bis  zu  diesen,    sondern 
nur  zu  den   ersten  franzosischen   Stationen,    wie  Wärgla,   Tuggurt 
oder  El  Wäd  zu  gehen   brauchten.     Aber  auch  hierbei  bleiben  fast 
alle  die  Gründe,  die  gegen  algerische  Häfen  sprechen,  in  Geltung. 
Tripoli  liegt  nur  80  km   von  Chadames  entfernter  als  El  Wäd,  und 
die   Natur  der  Strassen  in  Betracht  gezogen,  wird  diese  Mehrent- 
fernung aufgehoben;  Wargla  und  Tuggurt  sind  zudem   so  ungesund, 
dass  der  Aufenthalt  daselbst  für  Weisse  meist  verderblich  ist.    Alle 
diese  drei  Posten  haben    augenblicklich  natürlich  auch  die  Waren 
nicht   auf  Lager,    welche  Chat    und   Chadames   brauchen,    und  sie 
könnten   dieselben  auch  niemals   zu    demselben    Preise    verkaufen, 
wie  Tripoli,    das  am  Meere  liegt.       Selbst   die  algerischen  Häfen 
würden  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  nicht  gut  mit  Tripoli  kon- 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säharä.  311 

kurrieren  können,  da  die  meisten  der  über  Tripoli  nach  dem  Innern 
von  Afrika  gehenden  Waren  nicht  französischen  Ursprunges  sind 
und  daher  bei  der  Einfuhr  nach  Algerien  einen  bedeutenden  Zoll 
zu  bezahlen  hätten. 

Der  Wunsch  Frankreichs,  den  Handel  der  Sahara  in  seine 
Hände  zu  bekommen,  wird  nicht  eher  in  Erfüllung  gehen,  als  bis 
es  Herr  von  Tripoli  sein  wird. 

b)   Znknnft  des  Handels  von  Chat. 

Ehe  ich  mich  der  Bevölkerung  Chät^s  zuwende,  bleibt  mir  in 
Betreflf  des  Handels  von  Chat  noch  eine  sehr  wichtige  Frage  zu 
erörtern  übrig:  wird  der  Handel  Chats  seinen  jetzigen  blühenden 
Zustand  bewahren,  wird  er  zu-  oder  abnehmen? 

Es  wird  bei  dieser  Untersuchung  nötig  sein,  einige  Male  etwas 
in  die  Ferne  zu  schweifen  und  ganz  allgemeine  Erkenntnisse  zu 
berühren.  Obwohl  das,  was  ich  über  das  Allgemeine  sagen  kann, 
allgemein  bekannt  ist,  so  wird  eine  kurze  Zusammenstellung  der 
Funkte,  um  sie  dann  einzeln  mit  dem  besonderen  Handel  und  den 
besonderen  Verhältnissen  Chats  zu  vergleichen,  nicht  ganz  ohne 
Wert  sein. 

Die  Bedingungen   des   Handels. 

Die  erste  Bedingung  zu  jedem  Handel  ist  die  Notwendigkeit 
oder  der  Wunsch  der  Menschen,  irgend  einen  Gegenstand,  den  sie 
nicht  haben,  zu  besitzen  und  die  dadurch  angeregte  Nachfrage  nach 
demselben.  Die  Entwickelung  des  Handels,  die  allererste  Bedingung 
der  Nachfrage  vorausgesetzt,  ist  von  verschiedenen  Faktoren  abhängig, 
von  denen  hier  besonders  vier  zu  erwähnen  sind:  Leichtigkeit  des 
Transportes,  seine  Schnelligkeit,  seine  Billigkeit  und  Sicherheit  der 
Handelswege. 

Untersuchen  wir  nun  die  Natur  des  Handels  von  Chat  nach 
diesen  fünf  Punkten: 

1.  Nachfrage, 

2.  Leichtigkeit  des  Transportes, 

3.  Schnelligkeit  desselben, 

4.  Sicherheit  derselben, 

5.  Billigkeit  derselben. 

1.    Nachfrage. 

Die  drei  Hauptartikel  des  Handels  von  Chat,  Sklaven,  Elfen- 
bein und  Straussenfedern,  werden,  das  unterliegt  keinem  Zweifel, 
immer  begehrt  werden.    Der  polygame  Islam  bedarf  der  Sklaven, 


316  Cr.  A.  Krause: 

Höhe  der  Transportkosten  untersucht,  so  müssen  wir  jetzt  die 
Entfernungen  zwischen  eben  diesen  Handelsemporien  und  den  mit 
Dampfern  besuchten  europäischen  Handelsstationen  am  Flusse 
Niger  und  die  Höhe  der  hiesigen  Transportkosten  betrachten,  und 
wir  werden  da  überraschende  Zahlen  finden,  die  zum  Nachdenken 
herausfordern. 

Seit  fünfzehn  Jahren  etwa  haben  die  Engländer  am  Zusammen- 
flusse des  Niger  und  Binue  eine  Kolonie  unter  dem  Namen:  „Per- 
manente Niger-Mission"  gegründet.  Dies  ist  bekannt  in  Europa, 
aber  die  Europäer  scheinen  diese  Thatsache  nicht  recht  zu  wür- 
digen, welche  bei  allen  mohammedanischen  Kaufleuten,  die  vom 
Norden  her  mit  dem  mittleren  Sudan  Handel  treiben,  trübe 
Ahnungen  aufkeimen  lässt. 

Der  Sitz  des  Gouverneurs  dieser  permanenten  Mission  heisst 
Lokodscha  und  liegt  am  rechten  Ufer  des  Nigers,  einige  Kilometer 
vom  Zusammenfluss.  Gleichzeitig  sind  Handelsfaktoreien  einer 
englischen  Gesellschaft  in  Lokodscha  und  anderwärts  am  Niger 
errichtet  worden.  Eine  derselben  befindet  sich  in  Egga,  etwa 
140  km   nördlich  von  Lokodscha. 

Die  Luftentfernung  zwischen  Känö  und  Egga  beträgt  410  km; 
die  Strasse,  die  von  Käno  über  Saria  und  Keffi  Abd  es  Senga  in 
Winkeln  nach  Egga  führt,  ist  etwa  580  km  lang;  die  Entfernung 
zwischen   den   beiden  zuletzt  genannten  Orten  beträgt   150  km. 

Von  Küka  bis  zum  Punkte  Taepe,  wo  der  Binue  sich  mit 
dem  Faro  vereinigt,  beträgt  die  Luftentfernung  380  km.  1879  ist 
ein  englischer  Dampfer  noch  über  diesen  Punkt  Taepe  flussauf- 
wärts  gefahren.  Von  Küka  über  Kanö  nach  Egga  beträgt  die 
Entfernung    1200,    von  Küka   über  Jäkoba    nach   Egga    1000  km. 

Timbuktu  liegt  wenige  Stunden  vom  Niger  entfernt,  und 
dieser  Fluss  könnte  mit  geringen  Kosten  bis  weit  oberhalb  Tim- 
buktu's,  wenigstens  zur  Zeit,  wo  er  angeschwollen  ist,  schiff- 
bar gemacht  werden,  doch  könnten  auch  jetzt  bereits  geeignete 
Dampfer  bis  Käbara,  dem  Hafen  von  Timbuktu,  gelangen,  wenn 
auch  nicht  während  des  ganzen  Jahres.  Bis  Egga,  670  km 
von  der  Mündung  aufwärts,  ist  die  durchschnittliche  Tiefe  in 
der  Regenzeit  7 — 9  m  und  nur  an  einer  Stelle,  ungefuhr  370  km 
von  der  Mündung,  beträgt  sie  3  m  und  über  der  Barre  an  der 
Mündung  3*^m. 

Transportmittel  im  Sudan. 

Im  mittleren  Sudan  bilden  Ochsen  und  Esel,  wohl  auch  das 
Pferd  und  selbst  der  Mensch  das  Transportmittel,  während  das 
Kameel  immer  mehr  verschwindet,  je  weiter  man  nach  dem  Süden 
vordringt.     Bei  dem  gänzlichen  Mangel  an  Strassen  legt  dasselbe 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  313 

bangen,  selbst  beständigem  Wechsel  unterliegen,  und  ich  werde  jedem 
sehr  dankbar  sein,  der  die  eine  oder  andere  Zahl  berichtigen  wird. 

Um  die  Kosten  des  Transportes  auf  verschiedenen  Wegen 
leichter  vergleichen  zu  können,  reduziert  man  sie  auf  den  soge- 
nannten Meilenzentner,  d.  h.  man  giebt  an,  welches  die  Kosten 
sind,  um  einen  Zentner  Ware  eine  Meile  weit  zu  transportieren. 
Indem  ich  dies  Verfahren  anwende,  bemerke  ich  noch,  dass  ich 
den  metrischen  Zentner  zu  100  kg  und  die  Kilometermeile  zu 
lOOO  m  als  Grundlage  angenommen  habe. 

Der  Meilenzentner  kostet  nach  meinen  Erörterungen  in  der 
Sahara  im   Durchschnitt  wie  folgt: 

Pf. 

Kameelmiete 3,20 

Verpackung  der  Waren  u.  s.  w 0,80\ 

Lohn  der  Diener 0,56 1      ^     . 

Nahrung  derselben 0,24  [        ' 

Geschenke,  Bewirtung  von  Gästen  u.  s.  w.    0,64J 

(sehr  unbestimmmt)  _____ 

zusammen     5,44 
oder  rund  5»^  Pf.*). 

Es  giebt  Strecken,  die  billiger  sind,  besonders  solche,  die 
nur  lokalem  Verkehre  dienen  und  bei  denen,  weil  sie  kurz  sind, 
die  Kameele  auch  stärker  beladen  werden  können**),  wie  z.  B. 
auf  der  Strasse  Chät-Morsuk  der  Meilenzentner  für  Kameelmiete 
wenig  über  2  Pf.  zu  stehen  kommt;  unter  Umständen  fallen  dabei 
die  anderen  Spesen  fast  ganz  weg.  Es  giebt  aber  wiederum  auch 
Strassen,  bei  denen  die  Preise  sich  höher  stellen;  so  würden 
z.  B.,  die  Genauigkeit  meiner  Quelle  vorausgesetzt,  nach  der  ein 
Kameel  von  Chat  nach  Kanö  mit  einer  Last  von  2^  Kantär 
32  Bü  Ter  kosten  soll,  die  Transportkosten  des  Meilenzentners 
zwischen  Chat  und  Kanö  nur  für  Kameelmiete  6,8  Pf.  betragen. 
Von  Dschälö  nach  Nimro  (Wadai)  kostet  der  Meilenzcntner  für 
Kameelmiete  gegen  6  Pf.,  von  Chadämes  nach  Tauat  5  Pfennig. 
Aber  von  allen  Extremen  und  Ausnahmen  absehend,  bleiben  die 
oben  angegebenen  Zahlen  als  brauchbare,  wenn  auch  der  Ver- 
besserung fähige  Mittelwerte  zurück. 

Die  Breite  der  Sähärä  von  Norden  nach  Süden  ist  sehr  un- 
gleich; im  Osten  und  Westen,  wo  im  Sudan  Handelsemporien  nach 
Norden  vorgeschoben  sind  (Abeschr  [Nimro]  in  Wadai;  Timbuktu), 


*)  1788  kostete  der  Meilenzentner  in  Tripolitanien  wenig  über  2  Pf. 
vergl.  Lucas'  Reise  in  Tripolitanien  in:  Proceedings  of  the  Association  for 
discovering  the  interior  parts  of  Africa.    London  1790.    4**.    p.  104. 

**)  In  den  Kauflisten  eines  Kaufmanns  in  Tripoli  fand  ich  eine  Kameel- 
last  Sparto  (Haifa)  von  454  kg  angegeben. 


314  ^-  ^'  Krause: 

ist  die  Breite  ungleich  geringer  als  in  der  Mitte,  wo  die  Handels- 
städte Känö  und  Eüka  weiter  im  Süden  liegen.  Für  die  ersteren 
Orte  mag  man,  um  ganz  runde  Zahlen  anzugeben,  die  Entfernong 
bis  zum  nächsten  Eüstenpunkte  im  Norden  zu  2000,  far  die 
letzteren  zu  2800  Kilometer  annehmen,  wobei  jedoch  far  Kuka 
diese  Zahl  etwas  zu  gross  sein  mag. 

Nach  den  vorstehenden  Angaben  berechnen  sich  die  Kosten 
für  100  kg  Waren  zwischen  dem  Sudan  und  den  Kustenplätien 
im   Norden  wie  folgt: 

a)  für  Tim  buk  tu  und  Wada'i 

Mk. 

Transport  (Kameelmiete)     ....     64,00 
andere  Spesen 44,80 

zusammen  108,80 
oder  rund  110  Mk.; 

b)  für  Kanö  und  Küka 

Mk. 
Transport  (Kameelmiete)     ....     89.60 
andere  Spesen      .    .     • 62,72 


zusammen  152,32 
oder  rund  150  Mk.*) 

Der  praktische  Kaufmann  wird  leicht  ermessen,  wie  viele 
Arten  von  Waren  imstande  sind,  für  100  kg  110 — 150  Mk.  Aus- 
lagen zu  ertragen,  wenn  er  noch  den  Einkaufspreis  im  Sudan  oder 
in  Europa,  ferner  die  Fracht  zwischen  dem  afrikanischen  Küsten- 
platz und   Europa,   Zoll  u.  s.  w.   hinzufugt. 

Um  die  Wüste  zu  durchziehen,  brauchen  die  Karawanen  min- 
destens 3^^ — 4j^  Monate  und  mehr.  Als  am  11.  September  1879 
ein  Kourier  des  Gouverneurs  von  Känö  in  Tripoli  eintraf,  der 
nur  55  Tage  unterwegs  gewesen  war,  galt  dies  als  eine  ganz 
besondere  Leistung. 

B.    Für  den  Fall,  dass  Eameele  gekauft  werden. 

Es  bleibt  nun  noch  zu  erörtern  übrig,  welches  die  Kosten 
des  Transportes  sind,  wenn  der  Kaufmann  eigene  Kameele  besitzt 

Ich  will  gleich  vorausschicken,  dass  die  Kosten  in  beiden 
Fällen  ziemlich  gleich  sind.  Wenn  Kameele  gemietet  werden,  so 
begleiten  die  Eigentümer  derselben  die  Karawane  und  sorgen  für 
ihre  Tiere;  wo  eigene  Kameele  sind,  müssen  hierzu  Diener  ge- 
mietet oder  Sklaven  gehalten  werden.  Die  Kameelpreise  sind  in 
den  letzten  Jahren  an   der  Nordküste  von  Afrika  sehr  in  die  Hohe 


*)  In  Tripoli  hörte  ich  von  Kaufleuten  die  Kosten  einer  Kameelladang 
zu  320  Mk.  angeben. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  315 

gegangen,  in  Tripolitanien  besonders  seitdem  man  angefangen  hat, 
Haifa  oder  Sparto,  eine  Grasart,  auszufahren.  In  der  Stadt  Tripoli 
waren  die  Preise  die  folgenden: 

1846    24  Machbüb  oder  etwa     77  Mk. 
1869    50  „  „         „      160    „ 

1879/80   90         „  „         „      290    „ 

Nun  gehen  erfahrungsgemäss  auf  längeren  Reisen  immer  Ka- 
meele  zugrunde,  und  werden  solche  der  Nordkuste  gar  bis  zum 
Sudan  gebracht,  so  sterben  sie  daselbst,  wenn  sie  nicht  unmittelbar 
zurückgeschickt  werden. 

Bisweilen,  wenn  an  der  Nordkuste  Regen  ausgeblieben  ist 
und  die  Kameele  nicht  auf  die  Weide  getrieben  werden  können, 
müssen  sie  lange  Zeit  mit  teurer  Nahrung  gefüttert  werden.  Alles 
in  allem  ist  es  bei  langen  Reisen  kaum  vorteilhafter,  Kameele  zu 
kaufen  anstatt  zu  mieten,  und  nur  da  wird  man  zum  Kaufe 
schreiten,  wo  keine  zu  mieten  sind. 

Ein  besonderer  Vorteil,  Kameele  zu  besitzen,  besteht  darin, 
dass  man  sie  stets  zu  seiner  Verfügung  hat  und  daher  in  betreff 
der  Absendung  der  Karawanen  weniger  von  den  kameelvermie- 
tenden  Stämmen  abhängig  ist,  die  bald  zu  säen,  bald  zu  ernten, 
bald  sonst  etwas  zu  thun  haben,  was  sie  hindert,  ihre  Kameele 
zu  vermieten.  Handelt  es  sich  nun  gar  um  Transporte  auf  kleinen 
oder  mittleren  Strecken,  wie  etwa  von  Tripoli  nach  Chat,  Tripoli 
nach  Chadames,  dann  stellt  sich  allergings  der  Besitz  eigener  Kameele 
gegenüber  gemieteten  als  vorteilhaft  heraus. 

Herkunft  der  Waren  aus  dem  Süden. 

Verfolgen  wir  die  Waren,  welche  aus  dem  Süden  nach  Chat 
zu  Markte  gebracht  werden,  bis  zu  ihren  Erzeugungsorten,  so 
finden  wir,  dass  nur  die  Straussenfeden  aus  den  nördlichen  Ge- 
genden des  Sudans  und  den  Grenzbezirken  zwischen  diesem  und 
der  Sähära  herstammen,  während  das  Elfenbein  und  die  Sklaven 
zum  grössten  Teile  aus  Gebieten  bezogen  werden,  die  südwärts  von 
den  grossen  Handelscentren  liegen  und  zum  Teil  sogar  sehr  weit 
von  diesen.  So  geht  eine  Handelsstrasse  von  Känö  nach  dem  Lande 
Adamaua,  südlich  vom  Flusse  Binue  liegend,  welche  über  die  folgen- 
den Orte  führt:  Säria,  Keffi  Abd  es  Senga,  Ldfia  Baribari  und  Wükäri, 
nachdem  sie  vorher  den  Binue  überschritten  hat.  Diese  Strasse  wird 
regelmässig  von  einigen  mir  bekannten  Chatinern  eingeschlagen. 

Länge  von  Handelsstrassen  im  Sudan.     Englische 

Handelsstationen  am  Niger. 

Haben  wir  vorher  die  Entfernungen  zwischen  den  Küsten- 
plätzen im  Norden  und  den  Handelsemporien   im  Sudan   und   die 


316  G-  ^  Krause: 

Hohe  der  Transportkosten  untersacht,  so  müssen  wir  jet£t  die 
Entfernungen  zwischen  eben  diesen  Handelsemporien  und  den  mit 
Duiupfern  besuchten  europäischen  Handelsstationen  am  Flosse 
Niger  und  die  Hohe  der  hiesigen  Transportkosten  betrachten,  und 
wir  werden  da  überraschende  Zahlen  finden,  die  zum  Nachdenken 
herausfordern. 

Seit  fünfzehn  Jahren  etwa  haben  die  Engländer  am  Zosammen- 
flusse  des  Niger  und  Binue  eine  Kolonie  unter  dem  Namen:  «Ptf- 
manente  Niger-Mission^  gegründet.  Dies  ist  bekannt  in  Europa, 
aber  die  Europäer  scheinen  diese  Thatsache  nicht  recht  zu  wür- 
digen, welche  bei  allen  mohammedanischen  Kaofleuten,  die  Tom 
Norden  her  mit  dem  mittleren  Sudan  Handel  treiben,  trübe 
Ahnungen  aufkeimen  lässt. 

Der  Sitz  des  Gouverneurs  dieser  permanenten  Mission  heisst 
Lokodscha  und  liegt  am  rechten  Ufer  des  Nigers,  einige  Kilometer 
vom  Zusammenfluss.  Gleichzeitig  sind  Handelsfaktoreien  einer 
englischen  Gesellschaft  in  Lokodscha  und  anderwärts  am  Niger 
errichtet  worden.  Eine  derselben  befindet  sich  in  £gga,  etwa 
140  km   nördlich  von  Lokodscha. 

Die  Luftentfernung  zwischen  Känö  and  Egga  beträgt  410  km; 
die  Strasse,  die  von  Käno  über  Säria  und  Keffi  Abd  es  Senga  in 
Winkeln  nach  Egga  führt,  ist  etwa  580  km  lang;  die  Entfernung 
zwischen  den  beiden  zuletzt  genannten  Orten  beträgt   150  km. 

Von  Küka  bis  zum  Punkte  Taepe,  wo  der  Binue  sich  mit 
dem  Faro  vereinigt,  beträgt  die  Luftentfernung  380  km.  1879  ist 
ein  englischer  Dampfer  noch  über  diesen  Punkt  Taepe  flussauf- 
wärts  gefahren.  Von  Küka  über  Känö  nach  Egga  beträgt  die 
Entfernung    1200,    von  Küka   über  Jäkoba    nach    Egga    1000  km. 

Timbuktu  liegt  wenige  Stunden  vom  Niger  entfernt,  und 
dieser  Fluss  könnte  mit  gerinsjen  Kosten  bis  weit  oberhalb  Tim- 
buktu's,  wenigstens  zur  Zeit,  wo  er  angeschwollen  ist,  schiff- 
bar gemacht  werden,  doch  könnten  auch  jetzt  bereits  geeignete 
Dampfer  bis  Käbara,  dem  Hafen  von  Timbuktu,  gelangen,  wenn 
auch  nicht  während  des  ganzen  Jahres.  Bis  Egga,  670  km 
von  der  Mündung  aufwärts,  ist  die  durchschnittliche  Tiefe  in 
der  Regenzeit  7 — 9  m  und  nur  an  einer  Stelle,  ungefähr  370  km 
von  der  Mündung,  beträgt  sie  3  m  und  über  der  Barre  an  der 
Mündung  3\  m. 

Transportmittel  im   Sudan. 

Im  mittleren  Sudan  bilden  Ochsen  und  Esel,  wohl  auch  das 
Pferd  und  selbst  der  Mensch  das  Transportmittel,  während  das 
Kameel  immer  mehr  verschwindet,  je  weiter  man  nach  dem  Süden 
vordringt.      Bei  dein  gänzlichen  Mangel  an  Strassen  legt  dasselbe 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  317 

• 

im  Darchschnitt  täglich  nur  15  km  zurück.  Die  Strecke  von  580  km 
zwischen  Kanö  und  Egga  konnte  daher  in  rund  40  Tagemärschen 
Euräckgelegt  werden.  Sollte  das  Bedürfnis  erst  eine  Strasse  ge- 
schaflfen  haben,  so  würde  die  Reise  in  wenig  mehr  als  20  Tagen 
gemacht  werden  können.  Von  Keffi  Abd  es  Senga  kann  man  nach 
Egga  schon  jetzt  in  10  Tagen  gelangen  und  nach  dem  nächsten 
Punkte  am  Bi'nue  in  noch  kürzerer  Zeit.  Ja,  Herr  Gerhard  Rohlfs 
hat  sogar  ein  Itinerar  erkundet,  nach  welchem  die  Reise  von  Kano 
nach  Egga  auch  jetzt  schon  in  32  Tagen  ausgeführt  wird.  Hier- 
nach wären  von  Kanö  nach  Säria  7,  von  Säria  nach  Keffi  Abd 
es  Senga  15  und  von  letzterer  Stadt  nach  Egga  10  Tage. 
Nun  halte  man  folgende  Zahlen  vor  Augen: 

Kilometer         Reisedauer 

Tripoli-ChSt-Kanö 2800     3»^— 4 J^  Monat, 

Kanö-Keffi  Abd  es  Senga-Egga .    .       580     40  (32)  Tage. 

Ein  Gegengewicht  erhalten  diese  Zahlen  in  den  folgenden: 

Kilometer  ungefähr 

Egga-Nigermündung 670 

Nigermündung-Hamburg 8700 

9370 

Tripoli-Hamburg 4900. 

Preise   in  Tripoli  und  in  Egga. 

Mir  ist  von  eingeborenen  Kaufleuten  versichert  worden, 
dass  die  Engländer  in  Egga  das  Elfenbein  teurer  bezahlen,  als 
die  Kaufleute  in  Tripoli.  Nun  denke  man  sich  einen  Händler 
in  Keffi  Abd  es  Senga,  der  Elfenbein  besitzt  und  weiss,  in  Egga, 
10  Tagereisen  von  ihm  entfernt,  könnte  er  seine  Ware  teurer 
verkaufen,  als  in  Tripoli,  wo  er  vielleicht  nach  vier,  fünf  oder 
sechs  Monaten  ankommen  wird.  Das  ist  ein  unnatürlicher  und 
daher  unhaltbarer  Zustand.  Vielleicht  wird  man  zweifelnd  fragen, 
warum  gehen  diese  Händler  denn  nicht  nach  Egga?  Auch  ich  habe 
so  gefragt  und  zur  Antwort  erhalten,  dass  die  Chefs  in  der  Nähe 
der  englischen  Handelsstationen,  um  selber  allen  Gewinn  aus  dem 
von  ihnen  monopolisierten  Handel  zu  ziehen,  keine  fremden  Kauf- 
leute  in  ihr  Gebiet  einlassen.  So  wenigstens  sagen  die  Einge- 
borenen, die  ich  hierüber  befragt  habe.  Wir  wissen  jedoch  mit 
Bestimmtheit  von  einem  europäischen  Touristen  mit  scharfem  kauf- 
männischen Instinkte,  der  im  Jahre  1867  ebensowohl  Keffi  Abd 
68  Senga  wie  Egga  besucht  hat,  dass  damals  Handel  zwischen 
beiden  Städten  bestand.    Dieser  Tourist  gehört  zwar  wegen  seiner 


322  ^'  ^*  Krause: 

der  Araber,  dass  daselbst  der  Boden  von  Gold  sei,  veraltet  ist,  thaen 
Unrecht,  ihre  Augen  zu  offnen,  um  eine  Strasse  dahin  dort  zu 
suchen,  wo  die  Natur  keine  geschaffen  hat,  und  ihre  Augen  zu 
verschliessen ,  um  dort  nichts  zu  sehen,  wo  die  Natur  durch  das 
herrliche  Strompaar  Niger-Binue  der  Handelswelt  eine  schone  und 
leichte  Strasse  in  den  Schoss  geworfen  hat.  Alle  Gebiete  vom 
mittleren  Niger  bis  zum  Tsäde  werden  nach  wenigen  Generationen 
alle  ihre  reichen  Erzeugnisse  auf  diesem  Wasserwege  der  Welt 
zuführen,  und  im  Maasse  wie  dieser  Handel  wird  aufleben,  wird 
der  Handel  Chät's  ersterben.  Wer  dort  am  Niger  sich  festsetzt, 
bis  jetzt  haben  einzig  die  Engländer  davon  gekostet,  der  wird  der 
Herr  des  Handels  des  mittleren  Südän's  sein,  dem  werden  seine 
Reichtumer  zuströmen. 

IV. 

Die  BeySlkeriiDg. 

Stämme. 

In  diese  Abteilung  werde  ich  einige  Ratschläge  und  Winke 
für  jene  Reisenden  einflechten,  die  sich  nach  Chat  oder  nach  einem 
anderen  Gebiete  der  nördlichen  Mäschachen  begeben  wollen.  Sie 
sind  die  Frucht  von  Erkundigungen,  die  ich  eingezogen,  um  das 
Gelingen  meiner  eigenen  geplanten  Reise  nach  Ahaggär,  die  freilich 
nicht  ausgeführt  werden  konnte,  zu  sichern.  Ich  habe  sie  für  das 
eigene  Nest  zusammengetragen,  in  das  sich  nun  ein  anderer  legen 
mag.  Ich  werde  zufrieden  sein  und  mich  glücklich  schätzen,  wenn 
ein  Reisender,  dem  die  Sterne  günstiger  sind  als  mir,  aus  ihnen 
einigen  Vorteil  ziehen  kann,  um  neues  Licht  zu  verbreiten,  um 
die  Lücken  und  Fehler  meiner  Arbeit  die  einen  auszufüllen,  die 
anderen  zu  verbessern. 

Es  ist  schon  in  der  geschichtlichen  Skizze  gesagt  worden, 
dass  die  Bewohner  Chäfs  aus  den  vier  folgenden  mächachischen 
Stämmen  bestehen:  Ijäschenan,  Kel  Chäbsa,  Kel  Täläk  und  Ima- 
kämasan.  Ob  die  beiden  erst  genannten  Stämme  ihre  Namen 
schon  hatten,  als  sie  noch  Tin  Alkum  bewohnten,  muss  dahin 
gestellt  bleiben ;  jedenfalls  ist  sicher,  dass  die  königlichen  Ijäschenan 
mit  demjenigen  Hause  der  jetzt  nur  halbfreien  Kel  Tin  Alkum, 
welches  Äg  Chämeten  heisst,  eines  Ursprunges  sind.  Auf  der 
anderen  Seite  ist  die  Abteilung  der  halbfreien  Ilemtln  (Ilemten), 
welche  die  Stadt  Albärkat  bewohnen  und  daher  Kel  Albärkat  ge- 
nannt wird,  eines  Ursprunges  mit  derjenigen  nicht  regierungs- 
fähigen (königlichen)  Abteilung  der  Ijäschenan,  welche  Ijäschenan 
Wui  Sädafen  genannt  wird. 

Die  Ijäschenan  zerfallen  in  vier  Häuser,  die  eben  erwähnten 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  319 

Ich  nehme  folgendes  als  Grandlage  an: 

1.  Preis  eines  Lasttieres   12  Mk. 

2.  Abnutzung  derselben  in   600  Tagen. 

3.  Tragfähigkeit  desselben  zu   100  kg. 

4.  Ein  Tagemarsch  zu   15  km. 

5.  Für  drei  Tiere  ein  Mann   als  Bedienung. 

6.  Tägliche  Nahrung  eines  Mannes 16   Pf. 

7.  Täglicher  Lohn  eines  Mannes 24     ^ 

8.  Tägliches  Futter  eines  Lasttieres     ....     4    ^ 

9.  Tägliche  den  Transport  betreffende  Spesen    4    „ 
10.  Tägliche  Geschenke,  im  Durchschnitt     .    ,12     ^ 

Danach  wurde  sich  der  Meilenzentner  wie  folgt  berechnen: 

Pfennig 

a)  (1.  und  2.)  Abnutzung  des  Tieres  für  1  km  und  100  kg  0,134 

b)  (6.)  Nahrung  der  Diener  „        „       „  „        0,391 

c)  (8.)  Nahrung  der  Tiere  „        „       „  „0,267 

d)  (7.)  Gehalt  der  Diener  „        „       „  „        0,533 

e)  (9.)  den  Transport  betr.  Spesen  „        „       „  „        0,267 

f)  (10.)  Geschenke  und  Abgaben      „        „       „  „        0,800 

zusammen  2,392 
daher  der  Meilenzentner  im  mittleren  Sudan  rund  2,4  Pf. 

Berechnen  wir  nach  den  vorstehenden  Angaben  die  Kosten 
des  Transportes  auf  einigen  Handelsstrassen,  so  erhalten  wir  fol- 
gende Ziffern: 

km        100  kg 
Mk.  Pf. 

Känö-Egga 580  13,92 

Keffi  Abd  es  Senga-Egga     .    .     150  3,60 

Küka-Känö-Egga 1200  28,00 

Küka-Jäkoba-Egga 1000  24,00 

Küka-Taepe 380  9,12 

Für  alle  Gegenden,  die  westlich  und  südlich  sowohl  von  Kanö 
wie  Küka  liegen,  stellen  sich  die  Preise  natürlich  noch  geringer 
heraus.  Es  wird  hierbei  die  nochmalige  Erinnerung  nicht  über- 
flüssig sein,  dass  alle  diese  Zahlen  theoretische  sind,  auf  die  man 
sich  nicht  wie  auf  die  Tarife  unserer  Verkehrsanstalten  verlassen 
darf.     Gleichwohl  mögen  sie  der  Wahrheit  nahe  kommen. 

Rückblick  und  Folgerungen. 

Blicken  wir  auf  die  vorstehenden  Erörterungen  zurück  und 
fassen  die  Ergebnisse,  welche  aus  ihnen  hervorgehen  in  wenige 
Worte  zusammen,  so  können  wir  sagen,  dass  der  Handel  Chät's 
noch  eine  Zeitlang  blühen  wird,  dann  aber  zerfallen  muss,  um  so 


320  Cr.  A.  Krause: 

mehr,  da  erstens  Chat  nur  ein  Zwischenhandelsplatz  ist,  und  die 
Händler  immer  lieber  ihre  Waren  unmittelbar  vom  Brseuganga- 
orte  beziehen,  und  da  zweitens  die  beiden  Artikel  Straussenfedem 
und  Elfenbein  sich  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit  in  jenen  Ge- 
bieten, aus  denen  Chat  sie  erhält,  erschöpfen  müssen. 

Wenn  dieser  Handel  Chät's  und  der  derSähärä  überhaupt  seinem 
Ende  entgegengehen  wird,  dann  werden  grosse  Wanderangen  der 
Stall) me  der  Sahara  eintreten  müssen.  Jeder,  der  nicht  im  Stande 
sein  wird,  im  eigenen  Lande  die  notigen  Lebensmittel  za  erzeugen, 
wird  gezwungen  sein,  nach  den  fruchtbaren  Gegenden  des  Südän's 
auszuwandern  oder  sich  dem  Mittelmeergebiete  zuzuwenden. 

Bis  zu  jener  Zeit  mögen  die  Kaufleute  der  Wüste  ihr  Lebeo 
der  Mühe  und  Sorge,  der  Entbehrungen  und  Gefahren  ruhig  weiter 
fristen.  Es  wäre  grausam,  wollten  europäische  Nationen,  denen 
die  ganze  Welt  für  ihre  Unternehmungen  offen  steht,  diesen  Kaof- 
leuten  ihre  schwer  zu  erringenden  Gcwinnste  schmälern,  dem  natür- 
lichen Laufe  der  Ereignisse  vorgreifen  und  sie  dadurch  zum  Hunger 
oder  zum  Verlassen  ihrer  ihnen  teuren  Heimat  zwingen.  Wollten 
Europäer  direkt  an  diesem  Handel  teilnehmen,  d.  h.  sich  persönlich 
in  jenen  Gegenden  niederlassen,  so  könnte  es  nur  mit  Gefahr  ihres 
Lebens  geschehen,  denn  die  ohnehin  fanatischen  Eingeborenen,  in 
ihrer  Existenz  bedroht  und  dadurch  zur  Verzweiflung  gebracht, 
würden  kein  Mittel,  erlaubt  und  unerlaubt,  unversucht  lassen,  um 
die   fremden   Nebenbuhler  zu  verdrängen. 

Ks  soi  mir  gestaltet,  goldene  Worte   eines  vollwichtigen  fran- 
ÄÖsischon  Oolehrieu    und  Forschers  an  dieser  Stelle  einzuflechten, 
obwohl  ich   selbst   denselben  in   allen  Einzelheiten  nicht  zustimmen 
kann.      Per  Oberst  Faidherbe,  früher  Gouverneur  der  Kolonie   am 
Sonoi^a-,  jetzt  General  in  der  Armee,  sagt  in  der  Revue  Maritime 
et  Colouiale,  Jahrgang  16o3,  dass  die  SähänT  und  die  nördlichsten 
l.nuvisiriche  des  Sfutairs  von  Berber-  und  Araber- Stämmen   nur  in- 
toljjo   dos  ijcwiiinbiingendeu  Sklavenhandels  und  infolge  politischer 
l'mwäUuugeu   in  den  Ailas-LänJern  bevölkert  worden   seien,  dass 
n.it   do5u   allti^äligen  Erlöschen  des  Sklavenhandels  durch  die  Wüste, 
tiiii    der    lUrsteliuni;   sroordneter   Zustände    in  den  Atlas- Ländern 
uiui   ihren  Küsten  die  Sahara  sich  mehr  und  mehr  entvölkern  werde 
und  dass  au  eine  Belebung  des  kostspieligen  und  schwie- 
Mi^eu    Handelsverkehrs    durch    dieselbe     nicht    gedacht 
wevdeu   sollte.     Ks  scheint,   dass  seine  eigenen  Landsleute  diese 
Wvuto   vcriicssoii   haben;   sicher  weniijstens  ist,  dass  sie  denselben 
i;i'.   Uedväuije   weitgehender  Kombinationen    nicht  jene    ruhige  und 
»eise  iM^ichtuus;  i:eschenkt  haben,  welche   die  schlichten  tiefdurch- 
d.iohtcu  \Vv>ite  p;.rteiioser  Forscher  gegenüber  den  tönenden  hohlen 
rhiMSvu  bitzisjp^irteiisoher  Schreier  verdienen. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  321 


Scbl  usstabelle.     Natürlicher  Gang  des  Handels  des 

mittleren  Südän's. 

Lassen  wir  noch  eine  kleine  Tabelle  folgen,  welche  die  Zu- 
kauft des  Handels  von  Chat  mit  einem   Blick  veranschaulicht: 

1.  Entfernungen:    Kanö-Tripoli    2800km,    Kanö-Egga  580km. 

Zu  Gunsten   Egga's  2220km  Landweges. 
Tripoli- Hamburg    4900km,     Egga-Hamburg    9370km.       Zu 
Gunsten  Tripoli's  4470  km   Wasserweges. 

2.  Marschlänge:  Kanö-Tripoli  120 Tage,  Kano-Egga  40  (32)  Tage. 

Zu  Gunsten  Egga's  80  (88)  Tage. 

3.  Transportkosten  für   100kg:  KanÖ-Tripoli   150  Mk. ,    Kanö- 

Egga  14  Mk.     Zu  Gunsten   Egga's   136  Mk. 

4.  Preis  eines  Lasttieres  in  Tripoli  290  Mk.,  im  Sudan  12  Mk. 

Zu  Gunsten  Egga's  278  Mk. 

Es  ist  nicht  nötig,  diesen  wenigen  Zahlen  etwas  hinzuzufügen. 
Wenn  sie  nicht  gänzlich  über  den  Haufen  geworfen  werden 
können,  und  in  ihrer  Gesamtheit  können  sie  das  nicht  werden,  so 
werden  sie  eines  Tages  ihre  imponierende  Macht  offenbaren. 

Der  Handel  des  mittleren  Südän's  wird  mit  der  Zeit  seine 
natürliche  Strasse  verfolgen,  mag  man  nocb  so  viele  Eisenbahnen 
durch  die  Sahara  bauen  wollen.  Die  Utopie*)  unwissender 
Schwärmer  und  gedankenloser  Köpfe,  die  transsaharische  Eisen- 
bahn, als  eine  Thatsache  vorausgesetzt,  würde  nicht  vermögen,  die 
Natur  zu  korrigieren;  die  Eisenbahn  würde  sterben,  noch  ehe  sie 
gelebt,  da  sie  nicht  mit  dem  Handel  auf  der  natürlichen  Strasse 
in  Konkurrenz  treten   könnte. 

"Wann  der  Handel  des  mittleren  Südän's  seine  ihm  angewiesene 
Bahn  einschlagen  wird,  lässt  sich  zwar  nicht  genau  sagen,  indess 
die  Zeit  ist  nicht  fern,  und  wenn  die  europäischen  Kaufleute  am 
Niger  sich  erst  in  den  Handel  der  Guro-Nuss  mischen  wollten, 
so  könnten  sie  fast  plötzlich  den  Handel  des  Südän's  an  sich 
ziehen,  denn  wer  den  Guro-Nuss-Markt  beherrscht,  wird  den  Handel 
des  mittleren  Südän's  beherrschen**). 

Alle  diejenigen,  welche  ihre  Blicke  nach  dem  mittleren  Sudan 
werfen,   dessen  Reichtum   bekannt  ist,   wenn  auch  der  Ausspruch 


*)  Dieser  harte  Ausdruck  bezieht  sich  aber  keineswegs  auf  den  techni- 
schen Teil;  denn  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  unserer  Technik  würde 
sich  allerdings  eine  Eisenbahn  in  der  Sähärä  herstellen  lassen. 

**)  Alle  Versuche,  den  Guro-Nuss-Baum  im  nördlichen  Südäji  einzubür- 
gern, sind  gescheitert.  Die  jungen  Stämmchen  gehen  bald  wieder  ein.  In 
Adamaua  dagegen  kommt  eine  Art  Guro-Nuss  vor,  die  jedoch  von  der  aus 
Sälga  (G6ndscha)  nach  Aussage  von  Eingeborenen  derart  verschieden  ist, 
dass,  wo  die  letztere  nZ'^di  Dinge  hat,  sie  fünf  besitzt.^ 

Zeitoehr.  d.  Gesellseh.  f.  Erdk.    Bd.  XYH.  21 


326  ^*  ^'  Krause: 

einen  „Fremden",  weil  sein  Vater  ein  Araber  aus  Tauät  war, 
während  er  doch,  da  seine  Mutter  eine  Königstochter  aus  dem 
Stamme  der  Ijäschenan,  einen  Vollblut- Ajäschen  darstellte. 

Charakter  der  Mäschachen. 

Wie  das  Land  Chät's,  so  bringt  das  Land  der  Mäschachen 
nicht  das  hervor,  was  für  das  Leben  seiner  Bewohner  notig  ist. 
Was  in  Europa  als  Sattsein  betrachtet  wird,  ist  ein  Zustand,  in 
welchem  die  Mäschachen,  wenigstens  die  der  Wüste,  nur  selten 
sich  befinden  sollen,  und  nur  dann,  wenn  es  auf  Kosten  anderer  sein 
kann,  oder  bei  besonderen  festlichen  Anlässen.  Die  Mäschachen 
klagen  in  ihren  Liedern  mit  einem  Gemisch  von  rachgierigem 
Neide  und  sehnsuchtsvoller  Gier  über  «den  vollen  Bauch"  ihrer 
Nachbarn.  Bei  einem  so  harten  Leben  konnte  es  nicht  ausbleiben, 
dass  ihr  Charakter  sich  eigenartig  ausbildete.  Hierzu  kam  noch 
die  vielfach  öde,  sandige  oder  schaurige,  wildzerklüftete  Natur  des 
Landes,  ferner  die  Unsicherheit  des  Lebens,  die  jedermann  zwingt, 
jeden  Augenblick  für  den  Kampf  auf  Leben  und  Tod  bereit  zu 
sein:  alle  diese  Umstände  und  Verhältnisse  erlauben  den  Mäscha- 
chen nicht,  sich  einem  sorglosen,  heiteren  Genüsse  des  Lebens 
hinzugeben.  Die  Natur  selbst  zwang  den  Mäschachen  einen  Cha- 
rakter auf,  mit  dem  der  wohl  zu  rechnen  hat,  welcher  mit  ihnen 
verkehren  muss.  Wir  finden  sie  ernst,  misstrauisch,  verschlossen, 
wortkarg,  trotzig,  beharrlich  und  hartnäckig.  Je  weniger  sie  aber 
sprechen,  desto  mehr  gilt  ihr  Wort,  desto  mehr  wägen  sie  die 
Tragweite  derselben  ab.  Streng  gegen  sich  selbst  in  der  Wahl 
ihrer  Worte,  verlangen  sie  von  anderen  ein  gleiches.  Dieser 
Punkt  kann  nicht  genug  betont  werden,  sofern  er  eine  Richtschnur 
für  Reisende  sein  soll,  die  zu  den  Mäschachen  gehen  wollen.  Den 
Araber  in  Afrika  kann  der  Reisende,  wenn  er  es  mit  seiner  Würde 
vereinbar  hält,  in  den  meisten  Fällen  ohne  Gefahr  mit  den  ge- 
meinsten Schimpfworten  belegen,  dieser  wird  remonstrieren,  wird 
dagegen  schreien,  aber  das  Wort  berührt  ihn  im  Innersten  nicht, 
er  ist  nicht  wahrhaft  und  innerlich  beleidigt.  Anders  bei  den 
Mäschachen;    ein  Wort,    das    fast   harmlos  erscheint*),   kann   ihre 


*)  Eine  Fabel,  die  sich  in  „Essai  de  Grammaire  de  la  Langue  Tamachek* 
par  A.  Hanoteau.  Paris  1860"  findet,  möge  zur  Illustrierung  des  Gesagten  hier 
Platz  finden.  Einst  wurde  eine  Frau  von  Feinden  mit  Gewalt  aus  ihrer 
Heimat  weggeschleppt.  Unterwegs  gelang  es  ihr,  zu  entwischen  und  sie 
hegegnete  einem  Löwen,  der  sie  auf  seinen  Kücken  nahm  und  nach  ihrem 
Dorfe  zurücktrug.  Ihre  Angehörigen  freuten  sich  sehr  üher  ihre  Zurückkauft 
und  fragten  sie,  wer  sie  zurückgebracht  hahe.  Ein  Löwe  hat  es  gethan, 
erwiderte  sie,  er  hat  edel  gegen  mich  gehandelt,  jedoch  roch  er  aus  dem 
Halse.  Der  Löwe,  welcher  in  der  Nähe  verborgen  lag,  hörte,  was  sie  sagte 
und  ging  weg.     Eines  Tages,   als  die  Frau  ausgegangen  war,   um  Holz  zu 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sahara.  323 

nicht   regierungsfähigen  9   oben   in  der  ersten  Abteilung,  Abschnitt 

„Gründung    der    Stadt    Chat",    nicht    erwähnten    Ijäschenan    Wui 

'     Sadafen   und   in    die   drei   regierungsfähigen    Ai't    el   Muchtär,    Ait 

*     Hamüden    und    Ait   Häna,    welche    gemeinsam    den    allgemeinen 

-  Namen  Kel  Tenaiat  d.  i.  Regierungs- Leute   führen.     In  früheren 

-  Zeiten  verheirateten  sie  ihre  Frauen,  ausser  an  Männer  ihres 
Stammes,  nur  an  Schorfa,  d.  i.  Nachkommen  des  Propheten  Mo- 
hammed; an  Ansär,  d.  i.  Nachkommen  der  Begleiter  des  Propheten 
Mohammed,  irre  ich  nicht  auf  seiner  Flucht  von  Mekka  nach 
Medina;  später  auch  an  Chadamesiner  und  Jurächen.  Heute  aber 
hat  sich  dies  geändert.  Als  ich  Hädsch  Otmän  fragte,  warum  jetzt 
Chadamesiner  und  andere  ihre  Töchter  heiraten  dürften,  erwiderte  er 
schmunzelnd  und  lakonisch  „dükia  dewa"  d.  i.  „viel  Vermögen." 
!Br  schien  sich  aber  selbst  bald  seiner  Worte  zu  schämen,  zumal 
ich  über  dieselben  in  Gedanken  verfiel.  Es  überraschte  mich, 
in  diesem  winzigen  Mikrokosmos  einen  Abklatsch  europäischer 
Gesellschaftszustände  der  Gegenwart  zu  finden.  So  gleichen  sich 
bei  näherer  Betrachtung  die  Menschen  überall  I 

Ob  auch  die  Männer  der  Ijäschenan  ihre  Frauen  nur  aus 
ihrem  Stamme  oder  den  erwähnten  Eiassen  nehn^en  durften,  bin 
ich  nicht  imstande  zu  sagen. 

Zur  Zeit  bestehen  die  Ijäschenan  aus  etwa  15  Männern,  d.  h. 
solchen,  die  über  40  Jahre  alt  sind.  Sie  sind  fast  alle  arm,  da- 
bei aber  stolz,  wie  der  Spanier  der  Phrase.  Als  eines  Nachts  in 
einem  Kaufhause  in  Tripoli  zwischen  Hädsch  Otmän  und  seinen 
Landsleuten  ein  heftiger  Streit  wegen  des  ersteren  Freundschaft 
mit  mir  ausbrach,  sagte  ein  Kaufmann  vom  Stamme  der  Imakämasan, 
reich  und  anmassend,  geringschätzig  zu  ihm:  „Was  bist  da  denn?^^ 
worauf  Hasch  Otmän  mit  Stolz,  Würde  und  Ruhe  erwiderte:  ,»Ich 
bin  ein  Ajäschen"  d.  i.  einer  von  den  Ijäschenan. 

Ausser  den  Angehörigen  dieser  vier  Stämme  giebt  es  noch 
Fremde,    sowie  die  Nachkommen  von  Negersklaven  in  der  Stadt. 

Einwohnerzahl. 

Die  Stadt  Chat,  mit  Ausschluss  der  Örter  Tünin  und  Tädar- 
amt,  zählt  560  Häuser,  was  ihre  Seelenzahl,  sechs  Bewohner  auf 
ein  Haus  gerechnet,  auf  3360  bringen  würde.  Die  zur  Zeit  der 
Messen  anwesenden  zahlreichen  Fremden  sind  natürlich  nicht  mit 
gerechnet.     Ihre  Zahl  mag  bisweilen  tausend  nahe  sein. 

Stellung  der  Frauen. 

Am  meisten  auffallend  bei  den  Mäschachen  ist  die  Stellung 
der  Frau.  Man  würde  im  ganzen  Gebiete  des  Islams,  zu  dessen 
Anhängern  die  Mäschachen  gehören,  vergebens  nach  einem  Volke 

21* 


326  ^*  A.  Krause: 

einen  „Fremden",  weil  sein  Vater  ein  Araber  aus  Tauät  war, 
während  er  doch,  da  seine  Matter  eine  Königstochter  aus  dem 
Stamme  der  Ijäscbenan,  einen  VoUblut-Ajäschen  darstellte. 

Charakter  der  Mäschachen. 

Wie  das  Land  Cbät's,  so  bringt  das  Land  der  Mäschachen 
nicht  das  hervor,  was  für  das  Leben  seiner  Bewohner  nötig  ist. 
Was  in  Europa  als  Sattsein  betrachtet  wird,  ist  ein  Zustand,  in 
welchem  die  Mäschachen,  wenigstens  die  der  Wüste,  nur  selten 
sich  befinden  sollen,  und  nur  dann,  wenn  es  auf  Kosten  anderer  sein 
kann,  oder  bei  besonderen  festlichen  Anlässen.  Die  Mäschachen 
klagen  in  ihren  Liedern  mit  einem  Gemisch  von  rachgierigem 
Neide  und  sehnsuchtsvoller  Gier  über  „den  vollen  Bauch"  ihrer 
Nachbarn.  Bei  einem  so  harten  Leben  konnte  es  nicht  ausbleiben, 
dass  ihr  Charakter  sich  eigenartig  ausbildete.  Hierzu  kam  noch 
die  vielfach  öde,  sandige  oder  schaurige,  wildzerklüftete  Natur  des 
Landes,  ferner  die  Unsicherheit  des  Lebens,  die  jedermann  zwingt, 
jeden  Augenblick  für  den  Kampf  auf  Leben  und  Tod  bereit  zu 
sein:  alle  diese  Umstände  und  Verhältnisse  erlauben  den  Mäscha- 
chen nicht,  sich  einem  sorglosen,  heiteren  Genüsse  des  Lebens 
hinzugeben.  Die  Natur  selbst  zwang  den  Mäschachen  einen  Cha- 
rakter auf,  mit  dem  der  wohl  zu  rechnen  hat,  welcher  mit  ihnen 
verkehren  muss.  Wir  finden  sie  ernst,  misstrauisch,  verschlossen, 
wortkarg,  trotzig,  beharrlich  und  hartnäckig.  Je  weniger  sie  aber 
sprechen,  desto  mehr  gilt  ihr  Wort,  desto  mehr  wägen  sie  die 
Tragweite  derselben  ab.  Streng  gegen  sich  selbst  in  der  Wahl 
ihrer  Worte,  verlangen  sie  von  anderen  ein  gleiches.  Dieser 
Punkt  kann  nicht  genug  betont  werden,  sofern  er  eine  Richtschnur 
für  Reisende  sein  soll,  die  zu  den  Mäschachen  gehen  wollen.  Den 
Araber  in  Afrika  kann  der  Reisende,  wenn  er  es  mit  seiner  Würde 
vereinbar  hält,  in  den  meisten  Fällen  ohne  Gefahr  mit  den  ge- 
meinsten Schimpfworten  belegen,  dieser  wird  remonstrieren,  wird 
dagegen  schreien,  aber  das  Wort  berührt  ihn  im  Innersten  nicht, 
er  ist  nicht  wahrhaft  und  innerlich  beleidigt.  Anders  bei  den 
Mäschachen;    ein  Wort,    das    fast   harmlos  erscheint*),   kann   ihre 


*)  Eine  Fabel,  die  sich  in  „Essai  de  Grammaire  de  la  Langue  Tamachek* 
par  A.  Hanoteau.  Paris  1860"  findet,  möge  zur  Illustrierung  des  Gesagten  hier 
Platz  finden.  Einst  wurde  eine  Frau  von  Feinden  mit  Gewalt  aus  ihrer 
Heimat  weggeschleppt.  Unterwegs  gelang  es  ihr,  zu  entwischen  und  sie 
hegegnete  einem  Löwen,  der  sie  auf  seinen  Kücken  nahm  und  nach  ihrem 
Dorfe  zurücktrug.  Ihre  Angehörigen  freuten  sich  sehr  üher  ihre  Zurückkunft 
und  fragten  sie,  wer  sie  zurückgebracht  habe.  Ein  Löwe  hat  es  gethan, 
erwiderte  sie,  er  hat  edel  gegen  mich  gehandelt,  jedoch  roch  er  aus  dem 
Halse.  Der  Löwe,  welcher  in  der  Nähe  verborgen  lag,  hörte,  was  sie  sagte 
und  ging  weg.     Eines  Tages,   als  die  Frau  ausgegangen  war,   um  Holz  zu 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säharä.  325 

verstorbenen  Fürsten.  Welches  auch  die  ersten  Ursachen  gewesen 
sein  mögen,  dies  sonderbar  erscheinende  Verfahren  einzuschlagen, 
sicher  ist,  dass  im  Neffen  immer  fürstliches  Blut  fliesst,  während 
im  Sohne,  sollte  die  Gemahlin  untreu  gewesen  sein,  das  Gegen- 
teil der  Fall  sein  kann.  Das  letztere  ist  theoretisch  wenigstens 
dort  möglich,  wo  die  Fürstin  aus  nicht  fürstlicher  Familie  stammen 
kann,  bei  den  Mäschachen  aber^  bei  denen  die  Fürstin  stets  von 
fürstlichem  Blute  ist  und  bei  denen  das  Weib  ihren  Rang  auf 
die  Kinder  überträgt,  würde  selbst  bei  einer  Untreue  derselben 
der  Sohn  immer  noch  fürstliches  Blut  führen,  und  es  ist  daher 
wenigstens  für  die  Mäschachen  jene  Erklärung  unzulässig,  nach 
welcher  die  Furcht  vor  der  Untreue  des  Weibes  das  Neffenerbrecht 
hervorgerufen  habe.  Wie  würden  die  mäschachischen  Frauen  einen 
80  schimpflichen  Vorwurf  geduldet  haben,  da  sie  doch  die  Männer 
80  vielfach  beherrschen? 

Man  würde  übrigens  Unrecht  thun,  wollte  man  in  Anwendung 
des  Neffenerbrechtes  in  den  Herrscherlisten  bei  den  Mäschachen 
beständig  den  Neffen  auf  den  Oheim  in  der  Regierung  folgen 
sehen.  Dieselben  lieben  viel  zu  sehr  die  Freiheit  oder  vielmehr 
die  Scbrankenlosigkeit  und  hassen  viel  zu  sehr  jede  Art  von  Zwang, 
als  dass  sie  einem  Gesetz  oder  Herkommen  blindlings  folgen 
könnten.  Wird  ein  Mäschache  auf  ein  bestehendes  Recht  ver- 
wiesen, zumal  ein  rein  religiöses,  so  pflegt  er,  auf  seine  Waffen 
zeigend,  lakonisch  zu  erwidern:  das  ist  mein  Recht,  Aus  diesem 
Grunde  hörte  ich  die  Mäschachen  von  Arabern  und  auch  von  ihren 
stadtbewohnenden  Brüdern  sogar  „Ungläubige"  nennen. 

Das  andere  Erbrecht,  das  man  das  Muttervererbrecht  nennen 
kann  —  wenn  es  nicht  schon  einen  Namen  hat  —  und  das 
gleichfalls  auch  anderwärts  vorkommt,  besteht  darin,  dass  der  Stand 
der  Mutter,  adelig,  frei  oder  Sklavin,  und  ihre  Stammesangehörig- 
keit  auf  die  Kinder  vererbt  werden,  was  auch  immer  der  Vater 
sein  mag.  Ein  Kind  z.  B.  von  einem  Sklaven  und  einer  adligen 
Frau  ist  ein  adliges;  von  einem  adligen  Manne  und  einer  Sklavin 
ein  Sklave;  von  einer  Frau  aus  dem  Stamme  der  Ijäschenan  und 
einem  Araber  ein  Ajäschen.  Diese  Art  der  Vererbung  ist  uns 
8o  wenig  geläufig,  dass  es  selbst  dem  besten  Kenner  der  Mäschachen, 
obwol  ihm  dieses  Recht  vollkommen  bekannt  war,  wiederholt  be- 
gegnete, falsche  Schlüsse  zu  ziehen.  So  nannte  er  den  letzten 
König  von  Ahaggär,  Hädsch  Achmed,  dessen  Mutter  vom  Ahaggär- 
Stamme  der  Kel  Chäla  war,  während  sein  Vater  dem  Asger- 
Stamme  der  Hochas  angehörte,  einen  „Fremden",  da  er  doch  nach 
der  Rechtsanschauung  der  Miischachen  ein  vollblütiger  Ahaggär 
war.  In  gleicher  Weise  nennt  derselbe  hochverdiente  Reisende 
den  König   von  Chat,    Hädsch   Achmed  ben  el  Hsdsch    es  Sadik, 


328  ^*  ^'  Krause: 

die  halb  gegeben  und  halb  genommen  werden,  allein  ist  es  aber 
noch  nicht  gethan,  seine  Verwandten  und  andere  angesehene  Leute 
erwarten  auch  etwas  und  die  Frauen  wollen  etwas  Gewürze  haben, 
und  zuletzt  hat  auch  der  unterste  im  Stamme  noch  das  Recht  zu 
betteln,  sei  es  um  eine  Handvoll  Mehles  oder  Datteln,  eine  Mahl- 
zeit oder  einen  Gesichtsschawl.  Jeder  Mäschache  bettelt,  der  der 
Wüste  zumal.  Tagelang  folgen  diese  den  Reisenden  aus  keinem 
anderen  Grunde,  als  um  täglich  ein-  oder  zweimal  etwas  zu  essen 
zu  erhalten.  Wenn  ein  Wüsten-Mäschache  nach  Chat  kommt  und 
hungrig  ist,  und  das  ist  er  immer,  so  pocht  er  an  die  erste  beste 
Hausthür  und  schlägt  sie  wohl  gar  eio,  wenn  nicht  schnell  geöffnet 
wird  und  verlangt  zu  essen.  Man  giebt  es  ihm  ohne  Widerrede. 
Von  Einheimischen  giebt  es  in  Chat  nur  zwei  Bettler,  die 
ihr  Brod  von  Thür  zu  Thür  gehend  suchen.  In  Chadämes  giebt 
es  gar  keinen. 

Notwendigkeit  für  Fremde,  im  Gebiete  der  Mäschachen 
den  Schutz  eines  Häuptlings  zu  haben. 

Alle  Reisenden,  welche  das  Land  der  Mäschachen  passieren  — 
alle  grossen  Handelsstrassen  berühren  nur  die  Grenzen  ihres 
Landes  — ^  und  etwas  besitzen,  also  etwas  zu  verlieren  haben, 
müssen  sich  des  Schutzes  eines  angesehenen  Mannes  unter  den 
Mäschachen  erfreuen,  wenn  sie  mit  einiger  Sicherheit  reisen 
wollen,  da  im  anderen  Falle  der  schutzlose  Reisende  die  will- 
kommene Beute  des  ersten  beliebigen  Mäschachen  sein  würde, 
indem  kein  Rächer  für  ihn  da  wäre.  Dieser  Schutzgeber  wird 
im  maschachi sehen  „  amidi ",  d.  i.  Freund,  genannt.  Sein  Schutz  ist 
keineswegs  so  zu  verstehen,  dass  er  beständig  den  Reisenden  be- 
gleiten müsste;  dies  geschieht  nur  ausnahmsweise  bei  Europäern. 
Er  ist  vielmehr  meist  rein  moralischer  Natur.  Ist  der  „amidi* 
geachtet,  mächtig  und  gefürchtet,  so  wird  niemand  wagen,  seinem 
Schützlinge  etwas  zu  leide  zu  thun,  denn  wäre  er  auch  weit  ent- 
fernt, er  wird  sofort  zurückkommen,  um  den  ihm  angethanen 
Schimpf  zu  rächen.  Die  Schutzbefohlenen  schädigen,  heisst  den 
Scbutzgeber  schädigen,  und  nur  wer  das  letztere  thun  will,  wird 
auch  das  erstere  thun.  Wir  haben  in  der  Geschichte  Chät's  ge- 
sehen, dass  die  Wegnahme  der  Güter  von  Kaufleuten,  welche 
Freunde  der  Imanan  waren,  die  Ursache  zu  einem  Kriege 
zwischen  diesen  und  den  Jurächen,  zu  welch  letzterem  Stamme 
der  Räuber  der  Güter  gehörte,  wurde. 

Preis  des  Schutzes  für  Europäer. 

Den  Schutz  eines  mächtigen  Häuptlings  zu  haben,  ist  natürlich 
für   einen   europäischen  Reisenden   eine   teure  Sache,    obwohl   die 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  327 

iBnerste  Natur  beleidigen,  und  sie  sind  nicht  geneigt,  diese  Be- 
leidigung zu  vergeben  oder  zu  vergessen.  Der  Reisende  kann 
daher  nicht  genug  seine  Zunge  im  Zaume  halten.  Jene  zwei 
Eigenschaften,  die  neben  vielen  anderen,  dem  Afrikareisenden 
besonders  notwendig  sind,  Geduld  und  Menschenkenntnis,  sind  ihm 
unter  den  Mäschachen  unentbehrlich.  Durch  Geschicklichkeit  in 
Wort  und  That,  auf  Menschenkenntnis  basirt;  durch  Ausdauer,  in 
langem  Umgang  mit  den  Eingeborenen  erworben  oder  angeboren, 
wird  der  Reisende  die  Eingeborenen  sich  zu  Freunden  machen 
und  sein  Ziel  erreichen  können,  im  Gegentheil  kann  er  nicht  auf 
Erfolge  rechnen.  Der  Geduldige,  sagt  ein  Sprüchwort  der  Haussaner, 
kann  die  Welt  verbessern,  der  Ungeduldige  sie  zerstören.  Und  ein 
anderes   lautet:    Auf  dem   Grunde  der  Geduld  liegt  das  Paradies. 

Bettelhaftigkeit. 

Die  Geduld  ist  ganz  besonders  einer  anderen  Charaktereigen- 
tSmlichkeit  der  Mäschachen  gegenüber  erforderlich,  zu  der  sie  die 
Unfruchtbarkeit  ihres  Landes,  oder  doch  der  Mangel  an  Anbau 
desselben  gezwungen.  Ich  meine  ihrer  Bettelhaftigkeit  gegenüber. 
Nicht  imstande,  im  eigenen  Lande  alles  zu  finden  oder  zu  er- 
zeugen, was  sie  brauchen,  mussten  die  Mäschachen  daran  denken, 
sich  das  Fehlende  von  auswärts  zu  verschaffen.  Daher  haben  sie 
von  jeher  die  Reisenden  und  Karawanen,  welche  durch  ihr  Land 
ziehen,  als  Melkkühe  betrachtet,  alle  haben  dazu  beitragen  müssen, 
die  Bedürfnisse  der  Mäschachen  zu  befriedigen.  Die  Chefs,  welche 
die  Fremden  beschützen,  erheben  dafür  gewisse  rechtliche  Abgaben, 
wie  wir  weiter  unten  sehen  werden.  Dies  hindert  sie  aber  keines- 
wegs, ausser  dieser  rechtlichen  Taxe  allerhand  grosses  und  kleines 
zu  erbetteln,  hier  einen  Teppich  schön  zu  finden,  dort  einen 
Extra- Bornus  zu  verlangen  und  dort  die  Leistung  einer  kleinen 
Gefälligkeit  von  der  Zahlung  einiger  Silberthaler  abhängig  zu 
machen.    Mit  diesen  von  Seiten  des  Chefs  erbettelten  Geschenken, 


sammeln,  traf  sie  einen  Löwen  an,  welcher  zu  ihr  sagte:  nimm  einen  Stock 
und  schlage  mich.  Sie  entgegnete:  ich  werde  dich  nicht  schlagen,  denn  ein 
Löwe  hat  mir  Gutes  erwiesen  und  ich  weiss  nicht,  ob  du  es  bist  oder  ein 
anderer.  Ich  bin  es,  sagte  der  Löwe  zu  ihr.  Dann  kann  ich  dich  nicht 
schlagen,  erwiderte  sie.  Der  Löwe  aber  sagte:  schlage  mich  oder  ich  fresse 
dich.  Jetzt  nahm  die  Frau  ein  Stück  Holz,  schlug  und  verwundete  ihn, 
worauf  er  ihr  befahl,  sich  zu  entfernen.  Zwei  oder  drei  Monate  später  trafen 
der  Löwe  und  die  Frau  wieder  zusammen.  Betrachte  die  Stelle,  sagte  der 
Löwe  zur  Frau,  wo  du  mich  verwundet  hast,  ist  sie  geheilt  oder  nicht? 
Sie  ist  geheilt,  sagte  die  Frau.  Ist  Haar  darüber  gewachsen?  fragte  der 
Löwe.  Sicher,  erwiderte  sie.  Eine  Wunde  des  Fleisches,  fuhr  der  Löwe 
fort,  heilt  gewöhnlich,  aber  die  Wunde  eines  bösen  Wortes  heilt  gewöhnlich 
nicht.  Ich  ziehe  einen  Säbelschlag  einer  Weiberzunge  vor.  Dies  sagend, 
erfasste  er  sie  und  j&ass  sie. 


328  ^*  ^'  Krause: 

die  halb  gegeben  und  halb  genommen  werden,  allein  ist  es  aber 
noch  nicht  gethan,  seine  Verwandten  und  andere  angesehene  Leate 
erwarten  auch  etwas  und  die  Frauen  wollen  etwas  Gewürze  haben, 
und  zuletzt  hat  auch  der  unterste  im  Stamme  noch  das  Recht  za 
betteln,  sei  es  um  eine  Handvoll  Mehles  oder  Datteln,  eine  Mahl- 
zeit oder  einen  Gesichtsschawl.  Jeder  Mäschache  bettelt,  der  der 
Wüste  zumal.  Tagelang  folgen  diese  den  Reisenden  aus  keinem 
anderen  Grunde,  als  um  täglich  ein-  oder  zweimal  etwas  za  essen 
zu  erhalten.  Wenn  ein  Wüsten-Mäschacbe  nach  Chat  kommt  aod 
hungrig  ist,  und  das  ist  er  immer,  so  pocht  er  an  die  erste  beste 
Hausthür  und  schlägt  sie  wohl  gar  ein,  wenn  nicht  schnell  geöffnet 
wird  und  verlangt  zu  essen.  Man  giebt  es  ihm  ohne  Widerrede. 
Von  Einheimischen  giebt  es  in  Chat  nur  zwei  Bettler,  die 
ihr  Brod  von  Thür  zu  Thür  gehend  suchen.  In  Chadames  giebt 
es  gar  keinen. 

Notwendigkeit  für  Fremde,  im  Gebiete  der  Mäschachen 
den  Schutz  eines  Häuptlings  zu  haben. 

Alle  Reisenden,  welche  das  Land  der  Mäschachen  passieren  — 
alle  grossen  Handelsstrassen  berühren  nur  die  Grenzen  ihres 
Landes  —  und  etwas  besitzen,  also  etwas  zu  verlieren  haben, 
müssen  sich  des  Schutzes  eines  angesehenen  Mannes  anter  den 
Mäschachen  erfreuen,  wenn  sie  mit  einiger  Sicherheit  reisen 
wollen,  da  im  anderen  Falle  der  schutzlose  Reisende  die  will- 
kommene Beute  des  ersten  beliebigen  Mäschachen  sein  würde, 
indem  kein  Rächer  für  ihn  da  wäre.  Dieser  Schutzgeber  wird 
im  niaschachischen  „aniidi",  d.i.  Freund,  genannt.  Sein  Schutz  ist 
keineswegs  so  zu  verstehen,  dass  er  beständig  den  Reisenden  be- 
gleiten müsste;  dies  geschieht  nur  ausnahmsweise  bei  Europäern. 
Er  ist  vielmehr  meist  rein  moralischer  Natur.  Ist  der  „  amidi ** 
geachtet,  mächtig  und  gefürchtet,  so  wird  niemand  wagen,  seinem 
Schützlinge  etwas  zu  leide  zu  thun,  denn  wäre  er  auch  weit  ent- 
fernt, er  wird  sofort  zurückkommen,  um  den  ihm  angethanen 
Schimpf  zu  rächen.  Die  Schutzbefohlenen  schädigen,  heisst  den 
Schutzgeber  schädigen,  und  nur  wer  das  letztere  thun  will,  wird 
auch  das  erstere  thun.  Wir  haben  in  der  Geschichte  Chät's  ge- 
sehen, dass  die  Wegnahme  der  Güter  von  Kaufleuten,  welche 
Freunde  der  Imanan  waren,  die  Ursache  zu  einem  Kriege 
zwischen  diesen  und  den  Jurachen,  zu  welch  letzterem  Stamme 
der  Räuber  der  Güter  gehörte,  wurde. 

Preis  des  Schutzes  für  Europäer. 

Den  Schutz  eines  mächtigen  Häuptlings  zu  haben,  ist  natürlich 
für   einen    europäischen  Reisenden    eine    teure  Sache,    obwohl  die 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sdh&rä.  329 

Samme,  mit  jener  verglichen,  welche  1879  die  Rohlfs'sche  Expe- 
dition an  die  Suwaja  (Süja)-Araber  in  der  Kyrenaika  bezahlt  hat, 
eine  Kleinigkeit  ist.  100  —  200  Maria  Theresia- Thaler  baar 
(400 — 800  Mk.)  —  ein  nicht  ganz  schlechter  Bornas,  ein  Schwert 
and  andere  kleine  Geschenke  im  Werte  von  50  — 100  Thaler 
(200 — 400  Mark)  —  oder  weniger  genügen  für  einen  einfach  auf- 
tretenden Reisenden,  um  die  offizielle  Taxe  zu  bezahlen. 

Abgaben  der  eingeborenen  Kaufleute. 

Die  Steuern,  welche  die  eingeborenen  Kaufleute  bezahlen 
müssen,  scheinen  keineswegs  ganz  einfach  zu  sein.  Auffallender- 
weise giebt  kein  Reisender  ins  einzelne  gehende  Nachrichten  hier- 
über.    Nach  meinen  Erkundigungen  soll  es  drei  Arten  geben. 

1.  Charäma.  Charäma  ist  ein  arabisches  Wort,  lautet  raa- 
schachisiert  elcharämet  und  wird  in  den  Ländern  östlich  von  Tri- 
politanien  „hak  ed  darb",  der  Preis  der  Strasse,  Wegerecht,  genannt. 
Es  ist  eine  Art  Transitzoll,  der  von  jeder  Kameellast  erhoben 
wird,  und  zwar  muss  für  jede  Last  eine  Summe  von  2  Riäl  von 
Chat  oder  beinahe  5  Mk.  bezahlt  werden.  Bisweilen  versuchen 
KaufLeute,  Kontrebande  zu  treiben,  und  geben  die  Zahl  der  Lasten 
geringer  an,  als  sie  in  Wirklichkeit  ist.  Wo  die  Mäschachen  ein 
solches  Verfahren  vermuten  und  wenn  sie  über  die  wahre  Zahl 
der  Lasten  nicht  ganz  sicher  sind,  da  gehen  sie  in  den  Städten, 
z.  B.  in  Chat,  bis  in  die  Magazine  der  Kaufleute  und  suchen 
mit  der  Gewissenhaftigkeit  von  Steuerbeamten  nach  gepaschten 
Waren.  Finden  sich  mehr  als  der  Kaufmann  zugestehen  wollte, 
so  verfällt  er,  glaube  ich,  auch  noch  in  eine  Strafe.  Da  die  Mä- 
schachen nur  selten  die  Karawanen  persönlich  begleiten,  d.  h.  der 
„  amidi ",  sondern  Steuererheber  nach  Chat  schicken,  sobald  sie  die 
Ankunft  daselbst  von  Kaufleuten,  welche  unter  ihrem  Schutze 
stehen,  erfahren  haben,  so  ist  es  ihnen  natürlich  nicht  immer 
möglich,  die  Zahl  der  Kameellasten  zu  kontrolieren. 

2.  Taharlr.  Dies  ist  eine  Kopfsteuer,  die  auf  dem  Eigen- 
tümer der  Waren  persönlich  lastet  und  -die  er  jedesmal  bezahlen 
muss,  so  oft  er  das  Gebiet  seines  „  amidi "  betritt.  Schickt  er  nur 
die  Ware,  ohne  dass  er  sie  begleitet,  so  wird  diese  Steuer  nicht 
bezahlt.  Ihr  Betrag  ist  sehr  schwankend,  doch  habe  ich  das 
Maximum  nicht  erfragen  können.  Nach  einer  Quelle  soll  selbst 
der  reichste  Kaufmann  nicht  mehr  als  Maria  Theresia-lOO  Thaler 
(400  Mk.)  bezahlen,  während  eine  andere  als  Minimum  1  Riäl 
von  Chat,  etwa  2J^  Mk. ,  und  als  Maximum  200  Thaler,  oder 
800  Mk.  angab. 

Beide  Steuern  werden  teils  in  baarem  Gelde,   teils  und  dies 


330  ^*  A.  Krause: 

vorzugsweise  in  Waren  bezahlt,  wobei  der  Marktpreis  von  Chat 
oder  Chaddmes  als  Norm  angenommen  wird. 

3.  El  Ada.  Dies  ist  keine  eigentliche  Stener,  sondern 
gebort  vielmehr  in  die  Rubrik  Bettelgeschenke.  Sie  begreift 
Mahlzeiten  von  Gästen,  kleine  Betteleien,  Geschenke  für  die 
Frauen,  besonders  an  Gewürzen  für  die  Küche,  wohlriechende 
Essenzen  oder  einen  Spiegel  und  was  dergleichen  mehr  ist. 

Auffallend  ist,  dass,  wenn  Karawanen  das  Gebiet  der  Mä- 
scbacben  in  der  Zeit,  welche  in  der  Sprache  von  Chad^mei 
„Oktober"  genannt  wird,  passieren,  keine  Steuern  bezahlen  sollen. 
„Oktober"  ist  der  lateinische  Monatsname.  Ausserdem  sollen 
besondere  Bestimmungen  für  die  aus  Haüssä  kommenden  Kara- 
wanen bestehen,  aber  ich  habe  hierüber  keine  genauen  Nachrichten 
einziehen  können. 

Die  wichtigsten  Chefs  der  nordlichen  Mäschachen. 

Die  wichtigsten  Chefs  sind  zur  Zeit: 

a.  In  Asger. 

Ichenüchen  ag  Osman*),  amanokäl,  d.  i.  Konig  der  Stammes- 
genossenschaft von  Asger,  und  amchar,  d.  i.  Scheich,  Chef  des 
Stammes  der  Jurachen.  Nach  seinem  Tode  folgt  Jahia  ag  Sidl 
Mohammed  ag  Hatita,  ein  Sohn  von  Ichenüchen's  jüngerer  Schwester 
Sahara. 

Ufanaiet  ag  Müsa,  Oberhaupt  des  Stammes  der  Imanchasäten. 
Junis  ag  el  Hädsch  All  sollte  Oberhaupt  sein,  sein  Recht  wurde 
beim  Friedensschluss  in  Tadrart  1879  anerkannt;  da  er  aber  in 
Ahaggär  lebt  und  nicht  nach  Asger  zurückkehren  will,  während 
ein  altes  Gesetz  den  Aufenthalt  eines  Oberhauptes  im  Gebiete 
seines  Stammes  vorschreibt,  so  ist  als  Stellvertreter  Ufanaiet  an- 
erkannt worden,  doch  so,  dass  er  die  Stelle  aufgeben  soll,  sobald 
Junis  nach  Asger  zurückkehrt. 

Ocha  ag  Achalacham,  Oberhaupt  des  Stammes  der  Imanan. 
Vielleicht  ist  sein  Name  richtiger  Ocha  ag  Goma.  Berühmt  in  diesem 
Stamme  ist  eine  Frau,  namens  Tabochört  ult  Goma;  doch  weiss  ich 
nicht,   ob  ihrer  Macht,  ihrer  Schönheit  wegen,  oder  weshalb  sonst. 

b.  In  Ahaggär. 

Ahit  Achel  oder  HaVt  Achel,  amanokäl,  d.  i.  Konig  der 
Stamm esbundesgenossenschaft  von  A haggar,  und  amchär  oder  Ober- 
haupt des  Stammes  der  Kel   Chala. 

Sidi  ben  Karßschi,  Oberhaupt  des  Stammes  der  Taitok. 


*)  Otmdn,  OsroAn  ist  dasselbe,  die  arabische  Orthographie  ist  bei  beiden 
gleich.     Die  Mäschachen  sprechen  Chosmän. 


Aufzeiclmangen  über  die  Stadt  Chat  in  der  SähärS.  381 

Wahl    des  Beschützers.     Europäische   Reisende   in   Chat. 

Für  einen  europäischen  Reisenden  ist  die  Wahl  eines  „  amidi " 
eine  wichtige  Sache,  von  ihr  kann  der  Erfolg  seines  Unternehmens 
abhängen.  Vor  allen  Dingen  soll  ein  Reisender  das  Gebiet  der 
Mäschachen  nicht  betreten,  ohne  des  Schutzes  oder  der  Freund- 
schaft eines  mächtigen  Chefs  oder  einer  anderen  angesehenen 
Person  sicher  zu  sein. 

Für  die  Franzosen  ist  die  Wahl  eines  „  amidi "  im  Gebiete 
von  Asger  nicht  schwer,  denn  Ichenüchen  ist  durch  einen  Vertrag 
mit  Frankreich  verpflichtet,  alle  Franzosen  zu  beschützen,  und  er 
ist  als  „Freund  —  amidi  —  der  Franzosen"  bekannt,  doch  hat 
er  in  neuester  Zeit  einige  Male  versucht,  unter  dem  Vorgeben, 
er  sei  Vasall  der  Türkei,  sich  einem  direkten  Verkehre  mit  den 
Franzosen  zu  entziehen. 

Auch  die  Engländer  haben  in  Asger  in  den  Imanchäsäten 
ihre  rechtlichen  Beschützer  und  es  ist  keinem  Engländer  möglich, 
sich  in  Asger  einen  anderen  „ amidi ^  als  aus  dem  Stamme  der 
Imanchäsäten  zu  wählen.  Wie  das  gekommen  werden  wir  gleich 
sehen. 

Die  Eingeborenen  haben,  und  kämen  sie  zum  ersten  Male 
ins  Land  der  Mäschachen,  ihre  de  jure  und  de  facto  Beschützer, 
da  sie  seit  alter  Zeit  unter  die  einzelnen  Mäschach-Stämme  ver- 
teilt sind,  wie  in  der  Geschichte  Chät's  erwähnt  worden  ist,  und 
es  hängt  nicht  von  der  Laune  des  Kaufmanns  ab,  sich  seinen 
Beschützer  zu  wählen. 

Um  die  Stellung  der  anderen  Nationen  zur  Frage  der  Be- 
schützerwahl zu  erkennen,  wird  es  gut  sein,  ein  Verzeichnis  aller 
Reisenden  zu  geben,  die  Chat  besucht  haben. 

Wenn  in  diesem  Augenblicke  mein  Gedächtnis  mich  nicht 
täuscht  sind  es  die  folgenden: 

Aufenthalt       Reisenaraen  *).  Wahrer  Namen.  Nationalität, 

in  Chat.  ^ 

{1710  oder P.  Carlo  Maria  Italiener 

1711  P.  Serafino  di  Salesia**)  Italiener 


*)  Es  ist  im  nördlichen  Afrika  bei  den  Erforschungsreisenden  Sitte, 
sich  einen  arabischen  Namen  beizulegen,  da  die  Eingeborenen  die  oft  schwer 
auszusprechenden  europäischen  Namen  nicht  behalten  können.  Beim  Ver- 
suche sie  auszusprechen,  würden  sie  verstümmelt  werden  und  der  Reisende 
würde  sich  mancherlei  Unannehmlichkeiten  aussetzen,  wollte  er  seinen  christ- 
lichen Namen  beibehalten.  Eben  so  haben  die  Reisenden  sich  in  ihrer 
Kleidung  den  Sitten  der  Eingeborenen  angelehnt.  Ein  solches  Verfahren 
ist  sehr  zu  hilligen  und  zu  empfehlen. 

**)  Oder  P.  Sevarino  da  Silesia,  beide  wahrscheinlich  aus  Genua,   der 
erste   sicher.     Sie  verliessen  Tripoli   am  20.  Juli  1710.     Es   wird  nicht  aus- 


832 


G.  A.  Krause: 


Aufenthalt 
in  Chat. 

1800 
1822 
1845 


Reisenamen. 

Jüssuf 
/Abd  Alla 
ITabib 

Juküb 


Wahrer  Namen. 

Friedrich  Hornemann 
Hugh  Clapperton 
Walter  Oudney 
James  Richardson 


1850 

1858 
1861 
1876/77 
1879*) 


NationaHtiL 

Deutscher 
Engländer 
Engländer 
Engländer 


Abd  el  Kerim 
Tabib 

Si  Saad 
Abd  el  Bari 


Deutaeher 
Deotscher 
franz.  Anb, 
Franzose 
Deutscher 


Heinrich  Barth 
Adolf  Overweg 
Ismail  Bü  Derba 
Henri  Duveyrier 
Erwin  von   Barj 
Schillak   Effendi  Leopold  Edler  von  Csillagh  Deutsch- 

Osterreidi. 
Auf  der  Reise  nach  Chat  hin  begriffen  wurden  ermordet: 

a)  von  Morsuk  kommend: 

(Fräulein  Alexandrina  Tinne,   genannt  Biut  \ 
mta  Re  „Tochter  eines  Königs"  1    „  „- 

Oostmans  f   Ho^ander 

Jakobsen  J 

b)  von  Chadames  kommend: 

Da    die    Mäschachen    bis   heutigen   Tages   ausser    den    Moskof 
(Russen)    von    den    christlichen    Nationen   nur    die    Franzosen   und 


1869 


drücUIich  erwähnt,  dass  sie  Chat  besucht  haben,  sondern  nur,  dass  sie  sich, 
»eil  der  Weg  von  Fesän  nach  Bornu  versperrt  war,  von  Fesän,  d.  i.  Mörsuk, 
nach  Agfados  und  von  da  nach  Kätschina  in  Haüssä  begeben  haben.  Vergl. 
Archiv  der  katholischen  Mission  in  Tripoli,  und  Quarterly  Review  XVIII 
p.  oTö — 376,  Jahrgang-  1817  — 1818  und  das  Werk:  Etat  des  Royaumes  de 
Harbarie,  Tripoly,  Tunis  et  Alger:  contenant  l'histoire  naturelle  et  politiqae 
ilo  cos  pais ,  la  maniere  dont  les  Turcs  y  traitent  les  esclaves ,  comme  on 
los  rachoto,  et  diverses  aventures  curieuses.  Avec  la  tradition  de  T^glise, 
pour  lo  rachat  ou  le  soulagement  des  captifs.     La  Haye  1704.  p.  63. 

*)  Dor  Kuriosität  wegen  mag  hier  noch  ein  Europäer  erwähnt,  der  vor 
oiuigou  Jahren  nach  Chat  kam  und  behauptete,  Gold  machen  zu  können. 
Nnohdom  er  die  Chatiner  um  gutes  Geld  geprellt  hatte,  verschwand  er  plötz- 
lich. Ich  glaube,  dass  es  Salemi  war,  Italiener  und  Renegat,  der  wiederholt 
in  Hoziohung  mit  Afrikareisenden  eine  traurige  Rolle  gespielt  hat  und  g^egen- 
wHrtig  in  Sella  lebt. 

**)  l>a  sich  kaum  in  dieser  Arbeit  noch  ein  passender  Platz  finden 
würdo ,  so  möge  hier  in  der  Anmerkung  erwähnt  werden,  dass  von  den 
Koisoiulon,  welche  in  Chat  gewesen  sind,  Erwin  von  Bary  am  1.  October  1877 
dasolbst  gestorben  ist,  während  1879  Leopold  Edler  von  Csillagh  sich  den 
'ri>doskoim  hier  geholt  hat.  Es  herrschen  zu  gewissen  Zeiten  in  Chat  Fieber, 
wahrscheinlich  wegen  des  überall  nahe  der  Oberfläche  sich  findenden  Wassers, 
dooh  ist  Chat  gesunder  als  Morsuk.    In  Albärkat  sollen  Fieber  unbekannt  sein. 


Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähärä.  333 

die  Engländer  kennen,  so  sind  sie  gewöhnt,  alle,  die  nicht  Fran- 
zosen sind,  für  Engländer  zu  halten.  Hornemann,  Barth  und  Over- 
weg  gaben  sich  für  Engländer  aus,  der  erstere,  sowie  von  Bary 
reisten  als  Mohammedaner. 

Als  in  den  Jahren  1818—1820  der  Engländer  G.  F.  Lyon 
Tripolitanien  und  Fesän  erforschte,  wurde  er  ein  wirklicher  Freund 
von  Hatita,  dem  Oberhaupte  der  Imanchäsäten,  welcher  später 
auch  ein  Freund  des  englischen  Generalkonsuls  in  Tripoli,  Oberst 
Hanmer  Warrington,  wurde.  Als  Clapperton  und  Oudney  1822 
von  Morsuk  aus  nach  Chat  gingen,  war  Hatita  ihr  „  amidi '^;  als 
Hichardson  1845  von  Chadämes  aus  nach  Chat  reiste,  war  wieder 
Hatita  sein  „  amidi.  ^  Die  englische  Regierungsexpedition  unter 
Richardson,  Barth  und  Overweg,  welche  1850  Chat  besuchte,  hatte 
auch  Hatita  als  Beschützer.  In  dieser  Weise  hat  sich  für  das 
Oberhaupt  der  Imanchäsäten  eine  Art  historischen  Rechtes  ent- 
wickelt, nach  dem  er  der  gesetzliche  „Freund,  amidi,  der  Engländer", 
d.  i.  der  nicht  französischen  Christen  sei.  Als  daher  1876  der 
deutsche  Reisende  Erwin  von  Bary  nach  Chat  kam,  während  des 
Krieges  unter  den  Mäschachen,  wählte  er  Osmän  ag  Küsa  vom 
Stamme  der  Imanchäsäten  als  „amidi."  Ich  weiss  nicht,  was  ihn 
zu  dieser  Wahl  bewog,  jedenfalls  aber  war  eine  solche  gerade  zu 
jener  Zeit  sehr  schwer,  da  der  rechtmässige  Chef  Junis  mit  seinen 
Anhängern  sich  in  Ahaggär  befand  und  sein  Gegner  Ufanaiet  ihn 
bekämpfte.  Vielleicht  fürchtete  E.  von  Bary  die  Gewalttätigkeit  des 
letzteren,  vielleicht  auch  hoffte  er,  sollte  er  nach  Ahaggär  gelangen 
können,  sich  dadurch  bei  Junis  in  Gunst  zu  setzen,  dass  er  nicht 
seinen  Hauptgegner  zum  „amidi"  genommen  hatte.  Osmän  ag  K6sa 
ist  ein  Neffe  des  „Freundes  der  Engländer,  Hatita,  ein  Sohn  von 
dessen  jüngeren  Schwester  Elchaläma. 

Auch  Leopold  Edler  von  Csillagh  stand  unter  dem  Schutze 
der  Imanchäsäten,  wie  aus  der  Thatsache  erhellt,  dass  er  1879 
seine  Reise  von  Chat  nach  Chadämes  in  Begleitung  von  nur 
zwei  Personen,  Mohammed  ag  Küsa  und  eines  Sklaven  des- 
selben, gemacht  hat.  Mohammed  ist  der  ältere  Bruder  Osmän 
ag  Küsa's. 

Als  Fräulein  Alexandrina  Tinne  1869  sich  nach  Chat  begeben 
wollte,  hatte  sie  sich  vorher  des  Schutzes  Ichenüchen's  versichert. 
Gleichwohl  wurde  sie  ermordet,  als  sie  noch  auf  türkischem  Ge- 
biete war,  und  Ichenüchen  hielt  es  nicht  unter  seiner  Würde,  von 
den  Mordern  das  Salonzelt  der  Ermordeten  als  Geschenk,  oder 
wenn  man  will  als  Beuteanteil  anzunehmen. 

Da  die  Franzosen  von  Norden  her,  von  Algerien,  ins  Land 
der  Mäschachen  eingedrungen  sind,  die  Engländer  von  Osten  her, 
aber  Tripoli  und   Morsuk   oder   Chadämes,    so  hat  sich  bei  den 


334  ^-  ^'  Krause: 

Mäschachen  die  MeinuDg  festgesetzt,  die  von  Norden  (Algerien) 
kommenden  Reisenden  gehörten  den  Jurächeni ,  die  von  Ostei 
(Tripolitanien-Fesän)  kommenden  den  Imanch4säten.  E.  von  Baiy 
und  L.  von  Gsillagh  waren  als  „Brassiän^,  d.  i.  Preassen,  be- 
kannt, ein  Namen,  den  die  Mäschachen  jetzt  zuerst  kennen 
lernten,  und  es  dürfte  in  Zukunft  anderen  deutschen  Reisenden 
schwer  werden,  sich  dem  Schutze  der  Imanchdsäten  zu  ent- 
ziehen, denn  die  Mäschachen  halten  an  Präzedenzfällen  ebenso 
fest,  wie  das  englische  Parlament.  Jeder  Reisende,  der  nidit 
Franzose  und  nicht  Engländer  ist,  welcher  nach  Chat  gehen  will, 
wird  klug  handeln,  von  Ghadämes  oder  Morsuk  aus  an  Ichenuchen 
zu  schreiben,  ihn  von  seiner  Ankunft  zu  benachrichtigen  und  ihn 
direkt  zu  fragen,  welcher  maschachische  Stamm  sein  rechtUdier 
„amidi"  sei. 

Das  hier  Gesagte  gilt  in  Bezug  auf  das  Land  ,  Asger.  Da 
nach  Ahaggär  noch  kein  Europäer  vorgedrungen  ist,  die  dortigen 
Chefs  auch  keine  Präzedenzfälle  aufzuweisen  haben,  so  ist 
die  Wahl  des  „amidi"  frei,  jedenfalls  aber  ist  Ahit  Aohel  n 
empfehlen. 

Vor  allen  Dingen  soll  der  Reisende  die  Thatsache,  dass  Chat 
eine  türkische  Stadt  ist,  ganz  ausser  acht  lassen.  Die  Türken 
haben  in  Chat  und  im  Lande  Asger  nicht  den  geringsten  Einfloss, 
und  der  leiseste  Versuch,  einen  solchen  auszuüben,  könnte  leicht 
ihre  gänzliche  Vertreibung  daraus  zur  Folge  haben. 

Die  nächsten  europäischen  Konsuln  befinden  sich  in  Tripoli, 
über  1100  Kilometer  von  Chat  entfernt.  Von  daher  kann  der 
Reisende  also  keinen  wirksamen  Schutz  erwarten,  und  so  weit  er 
einen  solchen  inmitten  eines  so  gewaltthätigen  Volkes,  wie  die 
Mäschachen  sind,  überhaupt  zu  finden  vermag,  kann  er  ihn  nur 
von  seiner  eigenen  Klugheit  und  Vorsicht  erwarten.  Früher  hatte 
England  in  Morsuk  und  Chadämes  konsularische  Vertreter,  die 
Europäer  waren,  aber  heute  nicht  mehr.  Ein  Versuch  Frank- 
reichs, der  vor  einer  Reihe  von  Jahren  gemacht  wurde,  einen 
Eingeborenen  von  Chadämes,  Hädsch  Achmed  et  Fani,  als  kon- 
sularischen Agenten  in  dieser  Stadt  anzustellen,  hatte  keinen  Erfolg, 
da  die  Pforte  die  Exequatur  verweigerte. 

Mohammed  es  Säfl,  früher  König,  jetzt  türkischer  Kaimmakäm 
von  Chat,  wird  von  den  Türken  keineswegs  wie  ein  anderer  Kaim- 
nuikAiii  betrachtet  und  behandelt.  Als  der  jetzige  Generalgouver- 
ncur  von  Tripolitanien,  Hädsch  Achmed  Iset  Pascha,  hierher  kam, 
schickte  er  an  Mohammed  es  Säfl,  Ichenuchen  und  Ahit  Achel  je 
oinen  roten  Tuchbornus,  damit  zur  Genüge  andeutend,  dass  er 
ihren  Rang  für  gleich  hält.  Jeder  Reisende  wird  daher  klag 
handeln,  sobald  er  nach  Chat  kommt,  sich  durch  einige  Geschenke 


Au&eichnungen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Säh&rä.  385 

das  Wolwollen  Mohammed  es  Säfls  zu  erwerben  und  Dicht  daraaf 
sa  bauen,  dass  er  als  türkischer  Kaimmakäm  kein  besonderes 
Recht  zu  Geschenken  habe.  Übrigens  ist  Mohammed  es  SafI  reich 
und  sieht  nicht  darauf,  kostbare  Geschenke  zu  erhalten,  als  viel- 
mehr etwas,  das  er  sich  nicht  selbst  verschaffen  kann  und  das 
seine  Neugier  reizt.  Da  ihm  an  der  Gunst  der  Türken  gelegen 
ist  und  er  meint,  sich  dieselbe  besonders  dadurch  verschaffen  zu 
können ,  dass  er  die  ihm  vom  türkischen  Generalgouverneur  in 
Tripoli  empfohlenen  christlichen  Reisenden  gut  behandelt,  so  ist 
von  vorn  herein  jeder  Reisende  einer  guten  Aufnahme  von  ihm 
sicher. 

Wie  wenig  die  Türken  sich  in  Chat  heimisch  fühlen,  ersieht 
man  am  besten  aus  der  Thatsache,  dass  sie  nicht  die  geringste 
Steuer  daselbst  erheben. 

£ine  gewisse  platonische  Souveränetat  der  Türken  hat  Chat 
übrigens  von  jeher  anerkannt,  indem  die  Chotba,  das  feierliche 
Freitagsgebet,  im  Namen  des  „Sultans  von  Konstantinopel ^  herge- 
sagt wurde,  was  einer  Souveränetäts- Anerkennung,  wenigstens  in 
religiöser  Beziehung,  gleichkommt.  Dieser  Teil  der  Chotba  ist 
mit  dem  Gebete  in  der  Kirche  für  den  Landesherrn  in  Europa 
zu  vergleichen.  Es  ist  auffallend,  dass  in  Albärkat  wie  in  Schänet 
die  Chotba  für  den  Sultan  von  Marokko  gesprochen  wird.  Es 
scheint  diese  Thatsache  die  Angabe  zu  bestätigen,  dass  die  Be- 
wohner Albärkats  aus  Taaät  eingewandert  seien,  wo  die  Chotba 
auch  im  Namen  des  Sultans  von  Marokko  gesagt  wird,  sie  also 
in  ihrer  neuen  Heimat  ihre  alte  Gewohnheit  beibehalten  hatten. 
Wahrscheinlich  sind  auch  die  Bewohner  Schänet's  aas  Westen  ge- 
kommen. 

Derjenige  Reisende,  der  sich  längere  Zeit  in  Chat  aufzuhalten 
gedenkt,  sollte  nicht  versäumen,  aucH  mit  den  Chefs  jener  Araber- 
stämme in  Fesän,  welche  die  Strasse  nach  Tripoli  hin  beherrschen, 
in  gute  Beziehungen  zu  treten. 

Angesehene  Männer  in  ChSt. 

Von  angesehenen  Männern  in  Chat,  denen  ein  kleines  Ge- 
schenk, sei  es  ein  halber  oder  ganzer  Zuckerhut,  ein  Gesichts- 
schawl,  ein  weisser  Turban,  etwas  Gewürz  oder  dergleichen  zu 
geben  ist,  mögen  die  folgenden  erwähnt  werden:  die  vier  Mit- 
glieder des  Medschlis,  d.  i.  der  Bürgermeisterei,  Hädsch  Mohammed 
ag  Joschaa,  amchär  von  Chat,  das  ist  das  arabische  scheich  el  b^led, 
Ältester  oder  Präses  der  Ratsversammlung  vom  Stamme  der  Kel 
Chdbsa;  Hädsch  Lamtn  ag  el  Hädsch  es  Sadik  el  Ansärl,  dieser, 
sowie  die  beiden  folgenden  gehören  zum  Stamme  der  Ijäschenan; 
Hädsch   Ibrahim  ag   Sollmän   und   Hädsch   Mohammed   Dadaköre. 


336  ^*  ^'  Krause: 

FerDer  sei  genannt:  Mohammed  esch  Scherif,  der  abgesetzte  König, 
in  Tünin  wohnend;  Mohammed  ben  Hafesch,  auch  ein  abgesetzter 
Konig  und  im  Gerüche  der  Zauberei  stehend;  Sitta  Radima,  d.  L 
Frau  Rachma,  eine  ^bis  nach  Stambul^  berahmte  Heilige  vom 
Stamme  Ijäschenan,  für  die  eine  Heiligenfahne  ein  passendes  Ge- 
schenk wäre.  Nach  dem  haussanischen  Sprüchworte:  der  Freund 
des  Königs  ist  ein  König,  ist  vor  allen  Dingen  Hädsch  Aon  Allt 
u  el  Hädsch  Achmed  u  Aon  Allä,  ein  geborener  Chadamesiner,  nicht 
zu  vergessen,  der  ein  grosser  Freund  und  Ratgeber  Mohammed 
es  SäfFs  ist. 

Die  religiöse  Sekte  der  Senussia  hat  in  Chat  eine  Sadja  oder 
eine  Art  Kloster.  Da  diese  Sekte  sehr  fanatisch  ist,  so  könnte 
sie  christlichen  Reisenden  leicht  Unannehmlichkeiten  bereiten,  er 
muss  daher  auf  seiner  Hut  sein.  Sie  war  es,  welche  1861  Herrn 
Henri  Duveyrier*)  den  Eintritt  in  die  Stadt  unmöglich  machte. 
Es  ist  bekannt,  dass  dieselbe  Sekte  es  war,  welche  1879  Herrn 
Gerhard  Rohlfs,  bei  den  Eingeborenen  bald  als  Müstajfa  Nemsani, 
oder  Mustafa  Bei  oder  Hädsch  Mustafa  Nemsaüi  genannt,  der  sIb 
mohammedanischer  Renegat  in  ganz  Nordafrika  bekannt  ist,  er- 
morden wollte. 

Handschriften  in  Chat. 

Ich  möchte  zukünftige  Reisende,  die  Chat  besuchen  werden, 
noch  auf  einige  Punkte  aufmerksam  machen.  Es  existiert  in  Chat 
ein  nur  für  diese  Stadt  gültiges  arabisch  geschriebenes  Gesetzbuch 
mit  dem  Titel  „Kanün  el  Biläd  Chat",  das  sehr  interessante  Auf- 
schlüsse über  das  Recht  bei  den  Mäschachen  verspricht.  Ein  Exemplar 
befindet  sich  in  den  Händen  von  Scherif  el  Hädsch  Mohammed 
Dadaköre.  Es  ist  übrigens  nicht  sehr  selten.  Ein  anderes  ara- 
bisches Buch  über  Medizin  mit  dem  Titel  „Bumia"  befindet  sich  in 
den  Händen  des  Ebengenannten,  ebenso  besitzt  Ben  Häfesch  ein 
Exemplar.  Ich  kann  jedoch  nicht  bestimmt  versichern,  ob  dieses 
Buch  bisher  in  Europa  unbekannt  geblieben  ist.  Ein  Kaufmann 
aus  Chadämes  besitzt  ein  Bruchstück  desselben,  dass  er  mir  eine 
Zeitlang  geliehen,  und  behauptet,  dass  es  in  Egypten  sogar  ge- 
druckt zu  kaufen  sei. 

Inschriften  in  Chat. 

Eine  andere  Erkundigung  verdient  noch  mehr  Beachtung  und 
vermag  uns,  sollte  die  Thatsache  wahr  sein,  über  die  älteste  Ge- 
schichte Chats  aufzuklären.  Nördlich  von  der  Stadt  liegen  auf  dem 
Berge  Kokamman  Ruinen,    die    heute   fast   ganz    verschüttet  sind. 

*)  Les  Touareg  du  Nord  par  Henri  Duveyrier.     Paris  1864.     p.  306. 


Aafzeicimnngen  über  die  Stadt  Chat  in  der  Sähära.  337 

Id  diesen  Ruinen  finden  sich  Inschriften,  von  denen  die  einen 
arabisch  sind,  die  anderen  der  Schrift  der  Mäschachen  —  tefinacht, 
teftnak  —  angehören,  während  noch  andere  eine  der  unseren  ähnliche 
Schrift  aufweisen*).  Die  letztere  Schrift  könnte  nach  den  Zeich- 
nungen, die  mir  mein  Gewährsmann  davon  machte,  romisch  oder 
griechisch  sein.  Heute  sind  dieselben  nicht  mehr  sichtbar,  son- 
dern, wie  gesagt,  verschüttet.  Vielleicht  gelingt  es  einem  Reisen- 
den, sie  an  das  Tageslicht  zu  fordern. 

Südlich  von  Chat,  etwas  östlich  von  den  Ruinen  von  In  Cheju, 
liegt  an  der  Karawanen-Strasse  ein  grosser  Steinfels  (mit  Brunnen?), 
in  dessen  Schatten  die  Reisenden  zu  ruhen  pflegen.  Er  führt  den 
Namen  In  Tefinach,  d.  h.  der  Ort  oder  Stein  mit  Schrift.  Auch 
an  ihm  sollen  ausser  maschachischer  Schrift  Zeichen  wie  auf  dem 
Berge  Kakamman  gesehen  werden. 

Quellen  zur  Geschichte  von  Fesän  und  Ghadämes. 

Wenn  der  nach  Chat  gehende  Reisende  den  Weg  über  Morsuk 
einschlägt  und  sich  einige  Zeit  da  aufhält,  um  sich  über  die  Ge- 
schichte Fesän's  zu  unterrichten,  so  mag  er  sich  an  Sälhin  oder 
Salhin,  einen  grossen  Gelehrten,  der  in  Umm  el  Hammäm,  etwa 
8  Stunden  von  Morsuk  entfernt,  lebt,  und  an  Hädsch  Ada,  dessen 
Wohnsitz  sich  im  Wädi  Takertiba  befindet,  wenden.  Beide  sollen 
über  die  Geschichte  Fesäns  und  zum  Teil  selbst  des  Südän's  am 
besten  unterrichtet  sein.  Auch  in  der  Saüja  von  Ubäri  im  Wädl  Lad- 
schäl, wo  der  Meräbet  Hädsch  Hassan  ben  Abd  Allä  es  Suwäwl  lebt, 
sollen  sich  verschiedene  Geschichtsbücher  finden.  Geht  der  Reisende 
aber  über  Chadämes  nach  Chat,  so  wird  er  auch  über  die  erstere 
Stadt  ein  arabisch  geschriebenes  Geschichtswerk  finden,  doch  kann 
ich  nicht  genau  sagen,  in  wessen  Händen  es  ist.  Die  Mitglieder 
der  alten  Königsfamilie  von  Chadämes  —  König  heisst  aschelid 
in  der  Sprache  von  Chadämes  —  werden  darüber  Auskunft  geben 
können,  und  ich  mache  besonders  auf  den  ebenso  liebenswürdigen 
wie  verständigen  Hädsch  Mohammed  et  Tani,  den  Rothschild  von 
Chadämes,  aufmerksam.  Ich  glaube,  dass  der  Besitzer  dieses  er- 
wähnten Geschichtswerkes  einen  Namen  führt,  der  ähnlich  wie 
Odoi,  Odau  lautet. 

*)  E.  V.  Bary  erwähnt  in  seinem  Tagebuch  dieser  Inschriften  sowie  der 
Steingräber  auf  dem  obengenannten  Berge.  Vergl.  Zeitschr.  der  Gesellsch. 
f.  Erdkunde.     XV.     1880.    p.  229  f. 

Bed. 


Zeitsehr.  d.  GesellBoh.  f.  Eidk.    Bd.  XVH.  22 


388 


Yolkszählong  des  Fürstenthoms  Bulgarien. 


xvin. 

Volkszählung  des  Fürstenthums  Bulgarien. 


Nach  der  KoDStituierung  des  Furstenthams  Bulgarien  fuA 
am  l./ld.  Januar  1881  die  erste  amtliche  Yolkssählung  statt, 
deren  vorläufige  Resultate  in  einer  bulgarisch  und  franzosisdi  ye^ 
fassten  und  in  Sofia  gedruckten  Schrift  von  der  Regierung  ve^ 
ölTentlicht  worden  sind.  In  allen  Bezirken,  deren  Grensen  bereits 
in  IL  Kieperts  „Neue  General  -  Karte  der  Unter -Donau-  und 
Balkan-Länder^,  2.  Aufl.,  Berlin  (D.  Reimer),  eingetragen  wurden, 
sind  die  Kommunen  aufgeführt,  deren  Namen  wir  jedoch  in  nacfa- 
stohender  Tabelle  ausgelassen  haben;  sodann  die  Zahl  der  be- 
wohnten Häuser,  der  Wohnungen,  der  männlichen  Civilbevolkenmg, 
der  Soldaten  und  der  weiblichen  Bevölkerung.  Was  die  Schreib- 
weise der  Ortsnamen  betrifft,  so  haben  wir  für  den  im  Bnlgariscben 
durch  denselben  Buchstaben,  wie  das  stumme  russische  «jerri^ 
ausgedrückten  Halbvokal,  wofür  manche  Linguisten  in  westeuro- 
päischer Schrift  7  schreiben,  während  andere  ihn  nach  tschechischer 
Weise  ganz  auslassen,  z.  B.  trn,  vrh,  nach  dem  Vorgang  der  dem 
Originaltexte  beigefügten  französischen  Transcription  die  Bezeich- 
nung 2\  beibehalten. 


Distrikt. 


Kreis. 


Eom- 
manen. 


Bewohnte 
Häuser. 


Einwohner- 
zahl. 


Berkowitza 


Warna . 


\ 


Berkowitza 

Kreisstadt  Bcrkowitza    . 

2.  Kutlowitza 

Kreisstadt  Kutlowitza     . 


Widin  .  .  .« 


f.  1.  Baltschik 

!  Kreisstadt  Baltschik    .    . 

2.  Warna 

I        Kreisstadt  Warna    .   .   . 

3.  Pazardjik 

Kreissudt  Hadji     Oghlu 

Pazardjik 

1.  Belogradtschik    .  .  . 
Kreisstadt      Belograd- 


tschik 


46 

5918 

1156 

15 

4160 

377 

9 

2900 

741 

23 

9796 

3740 

13 

5675 

1478 

6 

4579 

251 

33371 
5445 

25128 
1953 

15240 
3845 
56640 
24649 
34144 

9545 

27921 

1103 


Yolkitthliuig  dea  Fürstentbnnu  Bol^rii 


EsU   Dia- 
■aja 


.  Widin 

Kniaiudt  Widin .... 
.  Kala 

KniHudt  Kala  *)   .  .  . 

.  Wrat^a 

BTsiatadt  Wratza   .  .   . 
.  KameDOpoIe 

KteiHUdt  Kamenopole 

.  Eaki  Dzumaja.  .  .  . 

Ereinudb  KskiDzumaja 
.  Osmau-Bazar   .  . 

Kniaatidi  Osman-Bazar 


SOOO 
5056 


7818 

2897 


6713 
1938 


712 


43597 
13602 
28408 
2924 

40743 
10924 
29095 
3302 

861 14 
10038 
38623 

3846 


Efistendil 


.  Dnpnitza    .  .  .   .  . 

Kisiuudt  Dapsitza   . 
.  Izvor    

KniHttdt  Izvor    .    . 

.  Kiistendil  .   > 

Km^udt  Küsten  dil 

.    Radomir 
Kniutiidi  Radomir. 


6983 
1619 
3590 

271 
8133 
1827 
5278 

356 


38121 

7497 
23765 

1602 
47431 

9589 
33855 

2872 


,  Darmantzi .  . 

Eniutsdt  Darmaiitzi 
.  Lowetsch    .  . 

Kniutadt  Lowetech  . 
.  Trojan 

ErsiHiMlt  Trojan 

Loro-Palanka   . 
KniHUdt  Looi-Palanka 

,  Orhanie 

KniutAdt  Orhanie  . 
,  Tetewen 

KiaiBiUdt  Tetewen. 


6369 
557 
5797 
1173 
4295 
1220 

6903 
1203 

5675 
492 
4339 
1079 


27913 

2995 
34046 

5973 
22371 

6801 

41484 

6959 

28926 
2284 
22957 


*)  Früher  mit  türkUchen  Namen  Adlije  genannt 


ToIkszUhlnng  des  FUratontham»  Bulgarien. 


lOWO 

lowa) 


'  ].   BazSQTt 

KrgiKudt  Bazaurt  .  . 
I  2.  Siliatrti 

iCcüiiiixit  Silislra  .  . 
I  3.  Haakjoj 

Krgiutiidt  Haakjoj  .   . 

1.  Iskretz 

froiiimdi  Jskretz    .  . 

2.  Zlntilza 

EreiaatKdt  ZUtitZU    .    . 

3.  Nowo-SelUe.  .  .  . 
<rei»udb  Nowo-Seltze 

iaraokow 

wsiiiujt  Snnioknw  . 

5.  Sofia 

Kroiastadt  Sofia     .    .    . 

1.  Breznik 

KHiuudt  13i'eznik  .   . 

I   2.   Trin 

EreiHUdl  Tr^D     .    .    . 

I   3.  Tzaribrod 

Kreiiiudt  Tiaribrod  . 

Elena 

KrviMUdt  Elena  .  ,  . 

2.  Keaarowo 

fCreinBUdt  Kesarowo  .  . 

3.  Kutzina 

üreLsitadt  KutZIDa  .    , 

4.  Subindül 

Srciaatadt  Suhinclol 

5.  Trjewna  (Trawna)    . 
K„i««dtTrjewna. 

6.  Tärnowa 

ErciHUdc  T^rDowa 


Bnwnhnte 
Hiiusor. 

Kalit. 

5268 
521 

35314 
3135 

5627 
2042 

32873 
10657 

5363 
404 

33Ö38 
2700 

4652 
171 

30403 

1087 

3122 

408 

14142 
1546 

4781 
174 

29555 
1131 

5929 
1968 

37597 

10109 

C5ßO 
2968 

47869 
20541 

2424 
556 

18718 
3660 

3367 
376 

27496 
2823 

2509 

479 

18710 
3623 

7080 
563 

36647 

3300 

5450 
281 

30088 
1449 

6043 
552 

37225 
3032 

4286 
312 

29872 

2856 

5909 
494 

34851 

222  a 

8684 
2190 

48048 
11500 

350  ^*  Kiepert: 

gegenwärtig  beschäftigt  auszuarbeiten  und  beabsichtigt  sie  beson- 
ders zu  publiciren  *). 

Erbeblich  ist  dagegen  ein  Theil  des  in  B].  III  dargestellten 
Terrains,  die  türkisch-persische  Grenzzone,  welche  der  Hr.  Y£. 
an  zwei  von  früheren  Reisenden  nicht  berührten  Stellen  geschnitten 
hatte,  verändert  worden.  Dieser  in  der  jetzigen  Fassung  der  Karte 
durch  sein  vollständigeres  Detail  in  Oro-,  Hydro-  und  Topographie 
hervortretende  Streifen  war  bekanntlich,  wie  überhaupt  der  ganze 
so  viele  Jahrzehnte  streitig  gebliebene  Grenzzag  beider  Reiche  unter 
Assistenz  von  militärischen  Vertretern  derselben  durch  Beauftragte 
der  beiden  hier  vorzugsweise  interessirten  europäischen  Mächte,  die 
Generale  Williams  von  britischer,  Tschirikoff  von  russischer  Seite, 
mit  ihrem  Ingenieur- Stabe  schon  seit  1849  einer  vollständigen  Re- 
cognoscirung  unterworfen  worden,  welche,  durch  den  Krieg  von  1854 
unterbrochen,  erst  weit  später  zu  Ende  geführt  wurde.  Die  daraus 
hervorgegangenen  Specialkartcn  haben  indess  noch  lange  handschrift- 
lich in  den  Archiven  der  vier  Mächte  geruht,  bis  endlich  die  eng- 
lische Ausgabe  (15  Blätter  im  Maasstabe  1:250,000,  in  Photozinko- 
grapliie  1873  ausgeflihrt),  zwar  unseres  Wissens  niemals  allgemein 
veröffentlicht,  aber  doch  vor  einiger  Zeit  zugänglich  geworden  ist. 
Sic  enthält  noch  nicht  die  zur  Zeit  ihrer  Anfertigung,  ja  dem  Ver- 
nehmen nach  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  nicht  völlig  regulirte 
Linie  der  eigentlichen  Grenze;  dieselbe  ist  in  vorliegendem  Blatte 
unter  dem  Vorbehalte  eventueller  künftiger  Berichtigung  einer  hand- 
schriftlichen russischen  Skizze  entlehnt,  deren  Mittheilung  ich  der 
Güte  des  verstorbenen  Hm.  Nik.  v.  Chanykoff  verdankte. 

In  wie  erheblichem  Grade  der  Hr.  Vf.  ausschliesslich  auf  Grund 
seiner  eigenen  Beobachtungen  dem  Resultate  jener  ihm  noch  unbe- 
kannten Ingenieur- Vermessung  nahe  gekommen  ist,  zeigt  der  kleinere 
der  beiden  unter  die  Hauptkarte  gestellten  Cartons,  welcher  seinen 
Entwurf  der  südöstlich  von  Suleimänie  gelegenen  Berglandschaft,  in 
welcher  er  die  Grenzzone  überschritt,  unverändert  nach  seinem  Ent- 
würfe wiedergiebt  und  zwar,  ebenso  wie  der  grössere  Carton  der 
Umgegend  von  Kermänschah^n,  im  doppelten  Maasstabe  der  Haupt- 
karte (dem  halben  des  Originalentwurfs),  weil  für  das  in  diesen 
Strichen  überreiche  topographische  Detail  der  Maasstab  der  Haupt- 
karte  nicht  ausreichte. 

Die  Blätter  I.  und  II.,  welche  die  zuerst  zurückgelegten  Ab- 
schnitte der  Reise  auf  türkischem  Gebiete  enthalten  und  für 
welche   ebenfalls,   wegen   der   stellenweise  stark  angehäuften  Details 


*)  Im  nordwestlichen  Theile  dieses  Blattes,  in  der  Umgegend  von  Süsän 
und  Mftl-Amir  sind  die  Beste  antiker  Pflasterstrassen  durch  starke  Doppel- 
linien  bezeichnet. 


Yorberioht  über  Prof.  C.  Haussknecht^s  orientalische  Beisen.       343 


Städte  mit  5000—10,000  Einwohnern, 
istendil 9589  Einw. 


kdjiOghluPazardik  9545 

wlijewo 8359 

tbrowo 7845 

ipnitza 7497 

pren 7324 

trakan 7164 

m  Palanka.  .   .  .   6959 
jdownitza 6768 


7> 


Leskowitz 6425  Einw. 

Trojan 6301 

Novo-selo 6110 

Gabeni 6066 

Lowetsch 5973 

Berkowitza 5445 

Tetewen 5196 

Gornja-Orehowitza   .   5044 


7> 


Städte  mit  4000  —  5000  Einwohnern. 


tosewo 4897  Einw. 


kopol 


4652 


Mlecewo 4107  Einw. 


r. 


XIX. 

/^orbericht  über  Prof.  C.  Haussknecht's  orientalische 
lisen.    Nebst  Erläuterungen  von  Prof.  Dr.  H.  Kiepert. 


Nachstehend  verzeichnete  Eeisen  wurden  im  Auftrage  des  Hrn. 
Boissier  zu  Genf,  des  rühmlichst  bekannten  botanischen  Forschers 
3r  den  Orient,  unternommen.  Ihr  Hauptzweck  bestand  in  Anlegung 
:anischer  Sammlungen;  selbstverständlich  möglichst  aus  denjenigen 
genden,  welche  von  Botanikern  noch  nicht  besucht  worden  waren. 
3  Routen- Aufnahmen,  denen  ich  alle  freie  Zeit  widmete,  wur- 
1  mittels  einer  vorzüglichen  Diopter- Boussole  von  Breithaupt  in 
ssel  ausgeführt ,  während  Höhen  -  Bestimmungen  theils  mittels 
eroid-Barometer,  theils  mittels  Siede-Thermometer  angestellt  wur- 
1.  Aus  den  zur  Seite  meiner  Routen  liegenden  Distrikten  habe 
hin  und  wieder  Angaben  aufgenommen,  welche  sich  auf  wieder- 
X  geprüfte  Aussagen  der  Stammes- Ael testen,  Regierungs-Beamten 
i  anderer  mir  zuverlässig  erscheinender  Personen  begründen^ 
iptsächlich  um  Reise -Nachfolger  zur  Verification  derselben  zu 
anlassen.  Den  Inhalt  der  im  Carton  zu  Bl.  II.  dargestellten 
'dlich  von  Palu  gelegenen  Landschaft  verdanke  ich  gütiger  Mit- 
ilung  der  amerikanischen  Missionare  der  Station  Kharput. 


344       Vorbericht  über  Prof.  C.  Haussknecht's  orientalisclie  Beisen. 

Im  Februar  1865  an  der  syrischen  Küste  zu  Alexandretta 
(Iskandcrün)  gelandet,  brachte  ich  zuerst  zu  Aleppo  läugere  Zeh 
zu,  ehe  alle  Eeisevorbereitungen  (Anschaffen  von  Dienern,  Pferde 
Ankäufe,  Empfehlungsschreiben  u.  dergl.)  beendet  werden  konntoi, 
während  welcher  Zeit  die  ganze  Umgegend  durchstreift  wurde. 
Mitte  April  Ankunft  in  Aintab,  von  wo  aus,  nach  Bestimmung  der 
Sadjur-Quellen,  ein  Ausflug  über  Biredjik  nach  der  mit  kOnstlicheo 
Hügeln  übersäeten  Landschaft  Surüdj,  sowie  nach  dem  herrlichen 
Orfa  und  dem  ruinenreichen  Harrän  unternommen  wurde.  Üeber 
Tscharmelik  wurde  Biredjik,  Nisib  und  Aintab  wieder  erreicht,  nadi- 
dem  der  vom  Sadjur  abgezweigte  Canal,  welcher  dem  nach  Aleppo 
fliessenden  Kuweik  reichlicheres  Wasser  zuführt,  untersucht  worden. 
Mitte  Juni  stattete  ich  den  NW.  von  Aintab  wie  eine  dunkle  Mauer 
sich  erhebenden  Gebirgen  des  Sof-Dagh  einen  Besuch  ab,  um  die 
Quellengebiete  des  Kirsün-tschai,  Sadjür,  Afrin  und  Aksu  zu  besich- 
tigen. Von  Marasch  aus  lenkte  ich,  nach  einer  in  den  Distrikt 
Tschertscheblü  ausgeführten  Seitentour,  meine  Excursionen  in  die 
damals  schwierig  zu  bereisenden  Hochgebirge  von  Zeitun,  von  denen 
namentlich  der  mächtige  an  Eisen  und  Cedem  reiche  Beryt-Dagh 
bedcuti-nde  Ausbeute  lieferte,  lieber  das  mit  S&ulenresten  bedecke 
Trümmerfeld  von  Arabissus,  das  heutige  Efsus  mit  seinem  grossen 
Kloster  über  der  angeblichen  Höhle  der  Siebenschläfer,  erreichte  ich 
Albistan,  überstieg  die  Hochgebirgsketten  des  Ketsch-,  AUischeher- 
und  Achyr-Dagh  nach  Marasch,  und  gelangte  über  die  drei  Quell- 
soon  des  Aksu  nach  Behesne,  Adiaman  und  nach  Uebersteigen  der 
llochgobirge  des  Sakaltutan-Dagh  nach  dem  herrlich  in  dichtCD 
(iärton  gelegenen  Azbuzu  oder  Neu-Malatia.  Nach  Durch  st  reifiing 
dos  Bog-Dagh  setzte  ich  den  Weg  nach  der  Felsenstadt  Kharput 
fort.  Während  des  längeren  Aufenthaltes  daselbst  wurden  zahlreiche 
Streiftouren  in  der  durch  mächtige  Basalt -Durchbrüche  höchst  in- 
teressanten Gegend  unternommen:  nach  Keban-Ma'aden,  an  die  Ufer 
des  ^lurad ,  nach  Palu,  und  in  die  an  Dörfern  reiche,  fruchtbare 
Ebene,  welche  sich  am  Fusse  der  Berge  von  Kharput  ausdehnt.  In 
vorgerückter  Jahreszeit  (*J0.  Oktober)  brach  ich  zur  Weiterreise  auf 
und  erreichte  über  den  See  Göldjük  und  die  Tigrisquellen  das 
Kupferbeijiwerk  Arghana  ^la'adeii  und  endlich  durch  die  berüchtigte 
Schlucht  IK'wegetsehid  die  alte  Amida,  das  heutige  Diarbekr.  An- 
lauf- November  wurde  >vieder  aufgebrochen,  an  den  steinigen  Ab- 
hängen des  vulcanischen  Karadja-Dagh  entlang,  dessen  schwarze 
Kolsou  stellenweise  so  dicht  mit  Lecidea  geographica  überzogen 
sind,  dass  man  von  fern  grüne  Saatfelder  zu  erblicken  glaubte. 
l\  her  Süwerck  und  Biredjik  ging  ich  auf  einer  neuen  Route  zurück 
nach  Aintab,  um  von  dort  auf  abermals  abweichenden  Wegen  Ende 
November  wieder  in  Aleppo  einzutreffen.     Mit  naturwissenschaftlicher 


Yorbericht  über  Prof.  C.  Haussknecbt^s  orientalische  Reisen.       345 

Aasbeute    reich    beladen    scbiffte  leb    mich   am   4.  December   nach 
Bnropa  ein,  um  in  Genf  dieselbe  zu  ordnen  und  zu  bestimmen. 

Im  November  1866  wurde  von  Constantinopol  aus  nach  be- 
endeten Vorbereitungen  abermals  der  Dampfer  bestiegen  und  über 
Smyrna  und  Cypem  Beirut  erreicht.  Längs  der  Küste  über  Tripolis 
und  Latikiye  kam  ich  am  23.  December  wieder  in  Alexandretta 
an,  brach  am  28.  Januar  1867  von  Aleppo  auf  und  erreichte  nach 
7  Stunden  das  an  einem  grossen  künstlichen  Högel  liegende  Teil 
£rfS,d,  das  alte  Arpad,  dessen  Umgebung  mit  Trümmern  übersäet 
ist,  zwischen  denen  Säulenreste  hin  und  wieder  hervorragen.  Die 
von  schwarzem  Basalt  erfüllte  Umgebung  von  Killis  fesselte  mich 
nur  wenige  Tage  und  bald  war  ich  wieder  in  Aintäb,  um  von  dort 
ans  die  Verbindung  des  Sadjür  mit  dem  Kiiweik  zu  verfolgen.  Nach 
Besuch  des  alten  Chalcis  (Kinnesrin,  südlich  von  Aleppo),  durchzog 
ich  die  Wüste,  um  die  von  den  Beni  Sa'id-Arabern  besetzten  Ruinen 
von  Hierapolis  aufzusuchen  und  bestieg  die  grossen  Ruinen  des  „Stern- 
Bchlosses^,  Kalaat-en-Nedjm,  um  dort  über  den  Eiiphrat  zu  setzen. 
Da  mir  jedoch  die  Passage  ernstlich  verweigert  wurde,  zog  ich  fluss- 
aufwärts  über  die  Trümmerstätte  des  alten  Europus  nach  Biredjik, 
erreichte  über  Tscharmelik  und  Orfa  die  ruinenreiche  Gegend  von 
Djimdin-Kala  und  Giaur-Hori  und  nahm  Quartier  in  den  aus  schwar- 
zen Basaltsteinen  bestehenden  Ruinen  von  Wiran-Scheher  oder  Kor- 
hassar bei  den  dort  hausenden  Milli-Kurden.  Von  dem  einst  blühen- 
den Orte  Derek  mit  auf  hohem  Berge  gelegenen  Schlosstrümmern, 
wo  mehrere  Tage  verbracht  wurden,  ging  es  über  die  Ruinen  von 
Meschkok  zu  den  weit  umfangreicheren  von  Kotschhassar  und  nach 
dem  auf  hohen  Felsen  thronenden,  einem  Adlerneste  vergleichbaren 
Mardin.  Nach  längerem  Aufenthalte  und  nach  vielen  Ausflögen  in 
die  höchst  interessante  Umgebung,  wie  zu  den  Grotten -Sculpturen 
von  Dara  etc.,  brach  ich  zur  Berichtigung  der  hydrographischen 
Verhältnisse  des  Khabur  nach  der  prächtig  gelegenen  Trümmerstätte 
des  alten  Resaina  auf,  die  zur  Zeit  von  ausgewanderten  Tscherkessen 
besetzt  war.  Ein  WOstenritt  NW.  bis  in  die  Gegend  von  Djimdin 
Kala  brachte  völlige  Aufklärung,  ebenso  wie  die  Fortsetzung  der 
Reise  am  westlichen  Khabur-Ufer  entlang,  welche  zeigte,  dass  kein 
westlicher  Zufluss  existirt.  Wegen  der  zwischen  den  Schammar  und 
Anezi  -  Beduinen  ausgebrochenen  Feindseligkeiten  rieth  mir  Abdul 
Kenm,  Häuptling  der  ersteren,  mich  in  der  Richtung  nach  Mossul  zu 
wenden;  deshalb  wurde  in  der  Nähe  des  ruinenreichen  Djebel  'Abd- 
ul-'Aziz  beim  grossen  Teil  Roman  der  Khabur  übersetzt.  Nach 
Besuch  des  Basaltkegels  Teil  Kökab  zog  ich  nördlich  weiter,  um 
über  das  Flussgebiet  des  Djakhdjakh  in's  reine  zu  kommen.  Nur 
mit  äusserster  Anstrengung  konnten  wir  uns  aus  diesem  weiten,  tief 
sumpfigen  Terrain,  in  welches  uns  der  Beduinenführer  gelockt  hatte, 


348  H.  Kiepert: 

Ans  vorstehenden  Erläuterungen  über  die  zarückgel^en  Reise- 
we;i;o,  welclio  auf  den  Karten  solbst  mittels  der  eingetragenen  Signatar 
leicht  verfolgt  werden  können,  ergiebt  sich  schon  im  allgemeioen, 
w'i(^  weit  der  Hr.  Verfasser  für  die  von  ihm  in  sehr  ^osser  Zahl 
niui  (Mnj^otragonen  geographischen  Daten  einstehen  zu  können  glaubt 
/una'clist  können  wir  nur  unsere  volle  Anerkennung  aussprechen  för 
di(»,  bei  dor  grossen  Mehrzahl  botanischer  Reisenden  in  wenig  be- 
kannton Gebieten  leider  nur  selten  anzutreffende  Einsicht,  wie  absolut 
nOthig  f(\r  die  volle  Nutzbarkeit  auch  der  naturwissenschaftlichen 
Koisoerj;obnisse  eine  genaue  Localisirung  derselben  sei,  und  für  die 
in  dieser  Absicht  von  ihm,  neben  seinem  Hauptgeschäfte  als  Sammler 
tortdauernd  ausircübte,  ebenso  anstrengende  als  erfolgreiche  Thfttig- 
koit.  Andererseits  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  dieselbe,  da  sie 
inuuor  dem  Hauptzwecke  des  Unternehmens  untergeordnet  werden 
umHHte,  auch  bei  Anwendung  vorzüglicher  Methoden  und  Instramentei 
uieht  denjenigen  Grad  von  Sicherheit  und  Vollständigkeit  erreichen 
konnte,  woloben  man  allein  von  speciell  zu  geographischen  Zweckoi 
rt^iHiMultMi  und  in  geodätischen  Operationen  geübten  Forschern  erwar- 
ten darf.  Kino  „Aufnahme*'  im  strengsten  Wortsinne  —  wenngleich 
iler  Hr.  Vf.  mit  diesem  \'ielleicht  einer  Misdeutung  unterworfenen 
Ausdrueke  seine  Arbeit  wiederholt  bezeichnet  — ,  eine  Operation, 
\\\\\v\\  welche  von  wenigen  gegebenen  Fixpunkten  aus  eine  Mehr- 
zahl absoluter  Ortsingen  und  geodätischer  Linien  bestimmt  werden 
Mdhn,  kann  seU^stverständlich  ein  Reisender  nicht  liefern,  welcher 
ihoÜNNviso  höchst  unwirthliehe  Landstrecken  je  nach  wechselnden  Um- 
^taii  loM  \uohr  mlor  weniger  fluchtig,  auf  meist  nicht  frei  gewählten 
\\  o:'.v«hiiivMi  ihnvh/.ieht ,  vollends  wenn  er  den  geographischen  Ver- 
hahnissoii  »lerselheu  nur  einen  Theil  seiner  Aufmerksamkeit  zuza- 
»\MuKu   in  der  La^e  ist.      Hr.  Haussknecht  ist  daher  weit  von  dem 

VnMpiiu*ho  entfernt  gewesen,  die  gesammten  Kreuz-  und  Qnerlinien 
MOit>oi'  himieiilandisehen  Wandenmgen  zwischen  den  maritimen  An- 
I  n»vs  uiivi  Kiu! punkten  in  W.,  SO.  und  XO.  (Alexandretta,  Basra, 
r»u«ivlm,,  Ixo^ohi^  und  den  wenigen  bisher  astronomisch  fixirten 
linnu  liMaxhcM  ^AK*j»pi\  l>iredjik.  Mosul,  Baghdad,  Schiraz,  Ispahan, 
n»»u,iM.u»,  l\hx  r.u\^  ausschliesslich  auf  Grund  seiner  eigenen  topo- 
vM  tplü^iv  hx-;.  Au  .'eiehiiungon  niederzulegen;  er  hat  diese  mit  Recht 
nui  .i!r.  >ub^ixilaiv\  -ihor  an  Detail  desto  reichere  Quelle  ausge- 
um  .1  wwA  K\'w  .'u\erl;issigsren  Arbeiten  seiner  Vorgänger  in  der 
K  .«iv»  ■»  ipliio  vliv'ser   LanJräume,  .eines  v.   Moltke,    Chesney,  Lynch, 

Vni'.wvMili,  ICu!',  Kanlinson,  Chanvkoff  u.  a.  seinem  Entwürfe  zu 
^;luu.l^^  w!v^:.  Naiuertlioh  sind  die  auf  Bl.  I  und  IV  enthaltenen 
Uli- ix  II  .ii'.vko  vlv's  Miitdineeres  und  des  persischen  Meerbusens  den 
u.ui.i  vIiv'h  VunKi!!no!\  vier  britischen  Marine,  das  Stück  des  Euphrat- 
Imi»  .      Mixvl'.sll'    iMrvvliik    der    schon   1834  —  37   ausgeführten  Anf- 


Erläuterungen  zum  Yorbericht  über  C.  Haussknecht^s  oriental.  Beisen.    349 

nähme  des  Capt.  Gbesney,  das  obere  Stück  desselben,  sowie  der 
obere  Tigrislauf  (Bl.  II)  der  Moltke'scben  Karte,  das  Stück  des 
Tigris-  und  Zab- Laufes  bei  Mosul  der  Aufnahme  des  Capt.  Jones 
(1852)  entnommen. 

Ich  durfte  daher,  nachdem  mir  von  der  hiesigen  Gesellschaft 
für  Erdkunde  auf  den  Vorschlag  des  damaligen  Vorsitzenden, 
Hrn.  F.  v.  Richthofen,  die  Herausgabe  der  Entwürfe  des  Hrn. 
Haussknecht  (unter  Reduction  der  Grösse  auf  ungefähr  ^  bis  ]^ 
der  ursprünglichen  Maasstäbe)  anvertraut  worden  war,  nicht  an- 
stehen, verschiedene  in  der  Zwischenzeit  ans  Licht  getretene  topo- 
.  graphische  Arbeiten  aus  dem  betreffenden  Länderraume  noch  dem 
bereits  vom  ersten  Autor  benutzten  grundlegenden  Materiale  hin- 
zuzufügen. 
I  Nicht    betroffen   von  solchen   Modificationen   wurde   das   letzte, 

:  Persien  betreffende  Blatt,  da  dasselbe  bereits  bald  nach  der  Ueber- 
-  gäbe  des  Entwurfes  im  Jahre  1873  reducirt  und  in  Stich  gegeben 
'■  worden  war.  Nur  die  auf  dem  rechtsstehenden  Abschnitte  dieses 
r  Blattes  dargestellten  StrassenzUge  zwischen  Teheran  bis  Ispahan  und 
:  Teheran  bis  Hamadan  (westliche  Fortsetzung  dieses  zweiten  auf 
'  Bl.  III  enthalten),  sowie  die  Strasse  Bescht-Teheran  (oberer  Carton 
zu  Bl.  III)  haben  inzwischen  durch  die  sehr  sorgfältig  ausgeführten 
Secognoscirungen  des  persischen  Telegraphen -Direktors,  General 
Houtum-Schindler,  eine  gesicherte,  doch  nicht  wesentlich  ab- 
weichende Verzeichnung  erfahren,  welche  in  den  letzten  Jahrgängen 
der  Zeitschrift  unserer  Gesellschaft  zur  Vergleichung  vorliegt.  Der 
Haupttheil  des  Blattes  dagegen,  soweit  er  die  Stufenländer  Luristans 
und  des  nordwestlichen  Farsistans  mit  ihren  zahlreichen  Parallel- 
ketten in  der  hier  zum  erstenmale  eben  aus  Hrn.  Haussknechts 
Wanderungen  sich  ergebenden  vollständigeren,  wenn  auch  noch 
districtweise  unsicheren  und  lückenhaften  Darstellung  enthält,  ist 
in  der  Zwischenzeit  von  keiner  veröffentlichten  Route  eines  Euro- 
päers berührt  worden  und  wird  eine  Bereicherung  und  theilweise 
Berichtigung  erst  in  nächster  Zeit  durch  einen  zweiten  deutschen 
Reisenden,  Hrn.  Dr.  Andreas,  erhalten,  den  ein  längerer  Aufent- 
halt (seit  1875)  mit  einem  Theile  des  hier  dargestellten  Gebietes 
in  hohem  Grade  vertraut  gemacht  hat  und  dem  überdiess  eine 
vollständigere  Kenntniss  der  Landessprachen  zu  Gebote  steht,  als 
irgend  einem  der  vorangegangenen  Reisenden.  Auf  Wunsch  des 
Hm.  Prof.  Haussknecht  hat  Hr.  Dr.  Andreas  bei  seiner  zufälligen 
Anwesenheit  in  Deutschland  auf  Grund  seiner  eigenen  Erfahrun- 
gen sowohl  einige  Irrthümer  in  der  Zeichnung  einiger  von  ersterem 
nicht  berührten  Stellen  mancher  Flussläufe  und  Berge,  als  auch 
die  Schreibung  einer  Anzahl  von  Namen  im  südlichen  Theile 
des  Blattes  berichtigt;    seine  eigenen  speciellen  Routenkarten  ist  er 


350  ^*  Kiepert: 

gegenwärtig   beschäftigt    auszuarbeiten    und   beabsiclitigt   Bie  beson- 
ders zu  publiciren  •). 

Erheblich  ist  dagegen  ein  Theü  des  in  BL  HI  dargesteUteo 
Terrains,  die  türkisch-persische  Grenzzone,  welche  der  Hr.  Yl 
an  zwei  von  früheren  Reisenden  nicht  berührten  Stellen  geschnitten 
hatte,  verändert  worden.  Dieser  in  der  jetzigen  Fassnng  der  Karte 
durch  sein  vollständigeres  Detail  in  Oro-,  Hydro-  und  Topographie 
hervortretende  Streifen  war  bekanntlich,  wie  überhaupt  der  ganie 
so  viele  Jahrzehnte  streitig  gebliebene  Grenzzag  beider  Reiche  unter 
Assistenz  von  militärischen  Vertretern  derselben  durch  Beauftragte 
der  beiden  hier  vorzugsweise  interessirten  enropäischen  Mftchte,  die 
Generale  Williams  von  britischer,  Tschirikoff  von  russischer  Seite, 
mit  ihrem  Ingenieur- Stabe  schon  seit  1849  einer  vollst&ndigen  Re- 
cognoscirung  unterworfen  worden,  welche,  durch  den  Krieg  von  1854 
unterbrochen,  erst  weit  später  zu  Ende  geführt  wurde.  Die  dartiie 
hervorgegangenen  Specialkarten  haben  indess  noch  lange  handschrift- 
lich in  den  Archiven  der  vier  Mächte  geruht,  bis  endlich  die  eng^ 
lischo  Ausgabe  (15  Blätter  im  Maasstabe  1:250,000,  in  Photozmko- 
graphie  1873  ausgeRihrt),  zwar  unseres  Wissens  niemals  allgemein 
verOftontlicht ,  aber  doch  vor  einiger  Zeit  zugänglich  geworden  ist 
Sie  enthält  noch  nicht  die  zur  Zeit  ihrer  Anfertigung,  ja  dem  Yer- 
nehmen  nach  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  nicht  völlig  regnlirte 
liinio  der  eigentlichen  Grenze;  dieselbe  ist  in  vorliegendem  Blatte 
unter  dorn  Vorbehalte  eventueller  künftiger  Berichtigung  einer  band- 
sobriftüoben  russischen  Skizze  entlehnt,  deren  Mittheilong  ich  der 
(lüto  dos  verstorbenen  Hrn.  Nik.  v.  Chanykoff  verdankte. 

In  wio  erheblichem  Grade  der  Hr.  Vf.  ausschliesslich  auf  Grnnd 
seiner  eigenen  Beobachtungen  dem  Resultate  jener  ihm  noch  unbe- 
kannten Ingenieur- Vermessung  nahe  gekommen  ist,  zeigt  der  kleinere 
der  beiden  unter  die  Hauptkarte  gestellten  Cartons,  welcher  seinen 
Kntwurf  iler  südöstlich  von  Suleimänie  gelegenen  Berglandschaft,  in 
welcher  er  die  Grenzzone  übersebritt,  unverändert  nach  seinem  Ent- 
wurte  wiodorgiebt  nnd  zwar,  ebenso  wie  der  grössere  Carton  der 
rnt^e^eiul  von  Kennansihabän,  im  doppelten  Maasstabe  der  Hanpt- 
karie  -^dem  halben  des  Originalentwurfs),  weil  für  das  in  diesen 
Strichen  überreiche  topographische  Detail  der  Maasstab  der  Hanpt- 
kaito  nicht  ausreichte. 

Pio  Blftttor  I.  und  II.,  welche  die  zuerst  zurückgelegten  Ab- 
schnitte der  Reise  auf  türkischem  Gebiete  enthalten  und  fiir 
wtdclie    ebonfalls,    wegen   der   stellenweise   stark  angehäuften  Details 


♦)  Im  nordwestlichen  Theile  dieses  Blattes,  in  der  Umgegend  von  Süs&n 
\\\\\\  MAI  Amir  sind  die  Beste  antiker  Pfiasterstrassen  durch  starke  Doppel- 
liuiou  bo^oichuet. 


ErlSuternngen  zum  Vorbericht  über  C.  Haussknecht*8  oriental.  Reisen.   351 

an  nea  erscheinenden  Ortsnamen,  der  Maasstab  grösser,  als  flQr  die 
östlichen,  persischen  Blätter  gewählt  werden  mnsste,  sind  zuletzt  für 
den  Stich  redigirt  nnd  dadurch  die  Benutzung  eines  erst  in  letzter  Zeit 
mis  zugänglich  gewordenen  Materials  ermöglicht  worden«  Zunächst 
gehört  dahin  die,  älteren  Karten  gegenüber  schärfere  und  zum 
Theil  erheblich  abweichende  Bestimmung  der  Positionen  von  Haleb, 
Orfa,  Diarbekr  und  Mardin  und  der  dieselben  untereinander  und  mit 
der  MittelmeerkOste  verbindenden  Hauptstrassen  auf  Grund  der  von 
österreichischen  Ingenieuren  unter  Leitung  von  J.  Cernik  1872 
und  73  zum  Zwecke  von  Eisenbahnprojecten  gemachten  Vermessun- 
gen. Konnte  allerdings  die  nach  dieser  Zeichnung  in  sehr  starker 
Beduction  erfolgte  Publication  von  A.  Petermann  (Ergänzungsheft  45; 
1875)  in  ihrem  ganzen  Zusammenhange,  soweit  sie  einzelne  überaus 
Btark  entstellte  und  offenbar  gar  nicht  wirklich  vermessene  Partien 
(z.  B.  längs  des  Euphratlaufes)  einschliesst,  kein  grosses  Vertrauen 
einflössen,  so  wurde  uns  eine  kritische  Einsicht  in  die  Grundlagen 
dieser  Arbeit  ermöglicht  durch  den  Erwerb  der  östlich  bis  Mardin 
reichenden  Brouillons  der  Originalaufnahmen  im  Maasstabe  1 :  100,000 
seitens  unserer  Gesellschaft  für  Erdkunde,  sowie  durch  gütige  Dar- 
leihung  der  auf  ca.  1 :  500,000  reducirten  Gesammtkarte  seitens  des 
Hm.  Director  W.  Pressel  in  Wien*).  Eine  sorgfältige  Prüfung 
dieser,  je  nach  der  Individualität  der  daiian  beschäftigten  Personen 
sehr  verschiedenartigen  Arbeiten  ergab  zum  Glück,  dass  wenigstens 
die  obengenannten  Hauptstrassen,  wenn  auch  nicht  mit  der  wünschens- 
werthen  absoluten  Sicherheit,  doch  bei  weitem  genauer  vermessen 
worden  sind,  als  sie  auf  allen  bisherigen  Karten,  auf  Grund  flüch- 
tiger Keisenotizen  verzeichnet  waren  und  dass  sie  somit  zur  An- 
knüpfung der  betreffenden  Routen  des  Hm.  Haussknecht  sich  vor- 
züglich eigneten.  Nur  eine  unter  den  gleichlaufenden  Routen 
desselben  ist  indessen  in  ihren  Einzeldistanzen  merklich  modi- 
ficirt   worden:    der    directe  Weg   von   Biredjik   nach   Süwerek   über 


*)  Die  letztere  (nicht  die  Karte  im  grösseren  Maasstabe)  enthält  überdies 
die  am  westlichen  Bande  unseres  Bl.  III  dargestellte,  auch  von  unserm  Verf. 
zurückgelegte  Boute  Erbil-Kerkuk-Kefri-Baghdad  und  zwar  —  wie  eine  Ver- 
gleichung  mit  Petermann's  Beprodnction  ausweist  —  in  wesentlich  abweichen- 
der Gestalt;  sie  ist  von  mir  absichtlich  unberücksichtigt  gelassen,  nicht  bloss, 
weil  zur  Zeit,  als  sie  mir  bekannt  wurde,  der  Stich  unseres  Blattes  III  längst 
abgeschlossen  war,  sondern  hauptsächlich,  weil  ich  ihr  kein  Vertrauen 
schenke,  vielmehr  in  Erwägung  der  überaus  starken  Dislocationen  selbst  der 
Hauptpunkte  gegen  die  unserer  Construction  zu  Grunde  gelegten  überaus 
sorgfaltigen  astronomischen  und  trigonometrischen  Fixirungen  von  F.  Jones, 
geneigt  bin,  der  Erzählung  eines  Theilnehmers  an  jener  österreichischen 
Expedition,  des  Ingenieurs  O.  Schutt  Glauben  zu  schenken,  dafs  Herr 
Uernik  auf  dieser  Beise  oft  mehrere  Tagereisen  hintereinander  überhaupt 
nicht  beobachtet,  sondern  alles  nachher  aus  dem  Gedächtnisse  gezeichnet  habet 


352  H.  Kiepert: 

Hawak,  welcher  in  des  Hrn.  Vf/s  Entwurf,  wohl  wegen  mangelr 
hafter  Distanznotirnng  in  seiner  westlichen  H&lfte  erheblich  länger 
ausgedehnt  gezeichnet  war,  als  er  hier  auf  Grund  des  sicheren  neoen 
Materials  erscheint,  was  hier  zur  eventuellen  NachprQfdng  durch 
spätere  Eeisende  ausdrücklich  constatirt  werden  soll. 

Nur  annähernd  bestimmt  bleibt  dagegen  die  Lage  von  Aiotab, 
auch  auf  Grund  der  genau  vermessenen  Linie  Aintab-Haleb,  wegen 
nicht  gleichmässig  genau  ausgeführter  Verbindung  von  Aintab  mit 
Biredjik ;  sehr  wenig  zuverlässig  ist  vollends  die  nur  in  Hrn.  Presselfl 
Generalkarte  (nicht  in  der  Vermessung  in  1 :  100,000)  enthaltene 
Route  von  Aintab  bis  Hamm4m  (Station  der  grossen  Strasse  Haleb 
bis  Iskanderun)  längs  des  AfHn-Thales;  doch  ist  dessen  Flusslanf 
nach  dieser,  als  der  einzigen  vorhandenen  Autorität  in  unsere  Karte 
übertragen  worden,  um  das  von  Hrn.  Haussknecht  ausschliesslich 
besuchte  Quellgebiet  desselben  westlich  von  Aintab  mit  dem  auf  der 
Haleb-Strasse  wieder  von  ihm  gekreuzten  Unterlaufe  wenigstens  in 
die  wahrscheinlichste  Verbindung  zu  bringen,  während  es  in  seinem 
Entwürfe  ganzlich  ausfiel.  Dadurch  ist  es  geschehen,  dass  der  nach 
Richtung  und  Distanz  aus  dem  Entwürfe  beibehaltene,  übrigens  unr 
erkundete.  Weg  von  Killis  NW.  bis  Kairdim  in  unserer  Construction 
den  Afrinfluss  kreuzt,  wovon  das  Original  nichts  andeutet,  so  da« 
wahrscheinlich  dieses  Wegstück  mit  den  Orten  Ferisa,  Mezre,  Sib- 
teros  ganz  auf  die  Ostseite  des  Afrinthales  gehört,  also  die  Rich- 
tung desselben  eine  mehr  gerade  nördliche  sein  sollte. 

Da  der  durch  die  Ausdehnung  der  Routen  des  Vf.'s  bedingte 
Umfang  des  Kartenbildes  den  Raum  der  beiden  Blätter  nicht  ganz 
ausfüllte,  so  erschien  es  nicht  unpassend,  leerbleibende  Plätze  zur 
vergleichenden  Mittheilung  von  ein  paar  uns  zugänglich  gewordenen 
Originalaufnahmen  einzelner  Partien  zu  verwenden,  welche  auch  von 
Hrn.  Haussknecht  besucht  worden  sind.  Das  von  Hrn.  Hauptmann 
Mühlbach  (als  Artillerie-Instructeur  in  türkischen  Diensten  1838) 
aufgenommene  Stück  des  Murad-  oder  östlichen  Euphratlaufes  bei 
Palu  (Carton  Bl.  II)  war  seiner  Zeit  vom  Autor  dem  Prof.  C.  Ritter 
mitgetlicilt,  ist  aber,  wiewohl  in  der  grossen  Karte  von  Kleinasien 
1844  ff.  in  stark  verkleinertem  Maasstabe  benutzt,  niemals  im  Detail 
veröffentlicht  worden.  Der  auf  Bl.  I  angebrachte  Carton  des  aus- 
schliesslich von  Armeniern  bewohnten  Gebietes  der  Stadt  Zeitun  im 
Taurusgebirge  scheint  vom  Autor,  dem  britischen  Ingenieur  Cherm- 
side,  armenischen  Freunden  zu  weiterer  Benutzung  übergeben 
worden  zu  sein,  da  er  uns  in  handschriftlicher  Copie  mit  armenischer 
Schrift  von  Constantinopel  aus  leihweise  mitgetheilt  wurde.  (Das 
Fussmaass,  in  welchem  die  Höhenangaben  ausgedrückt  sind,  ist  also 
wohl  das  englische.)  Einige  Unsicherheiten  in  der  sehr  wenig  leser- 
lich   geschriebenen    Nomenclatur    hat    unser    Freund,    der    gelehrte 


ErläuteruDgen  zum  Yorbericht  über  C.  Haussknecht^s  oriental.  Reisen«   353 

armenische  Geograph  Pater  LeoAlishan  in  Venedig,  bis  auf  eine 
(den  sehr  zweifelhaften  Namen  Siwaz  S.  von  der  Stadt  Zeitun)  ge- 
hoben; demselben  verdanken  wir  Berichtigung  einzelner  Fehler  in 
den  von  Hrn.  Haussknecht  angegebenen  armenischen  Ortsnamen  der 
Taurus-Landschaft. 

Hinsichtlich  der  übrigen,  fünf  verschiedenen  Sprachen  ange- 
hörigen  Nomenclatur  kann  unsererseits  für  die  Correctheit  nur  der 
grossen  Mehrzahl  der  arabischen,  türkischen  und  persischen 
Namen  eingestanden  werden,  so  weit  sie  aus  anderweitigen  zuver- 
lässigen Quellen  bekannt  oder  überhaupt  sprachlich  allgemein  ver- 
ständlich sind.  Nicht  wenige  von  ihnen,  bei  denen  diess  nicht  zutrifBt, 
sowie  bei  weitem  die  meisten  der  die  türkisch-persischen  Grenzgebirge 
füllenden,  den  kurdischen  und  lurischen  Dialekten  angehörigen 
Namen  erscheinen  dagegen  hier  überhaupt  zum  erstenmale  europäisch 
geschrieben,  natürlich  nur  so  wie  sie  mit  dem  Ohre  und  gewiss  öfters 
nicht  mit  völliger  Bestimmtheit  aufgefasst  werden  konnten.  Je  weniger 
im  allgemeinen  feinere  consonantische  Nuancen  durch  das  deutsche 
Ohr  scharf  aufgefasst  und  da  bekanntlich  besonders  in  Thüringen,  dem 
engeren  Yaterlande  unseres  Hrn.  Autors,  leicht  harte  und  weiche 
Consonanten  in  der  Aussprache  verwechselt  zu  werden  pflegen, 
nm  so  leichter  konnten  Irrthümer  dieser  Art  in  der  Aufzeichnung 
der  gehörten  Namen  unterlaufen;  Mängel,  welche  nur,  wo  es  sich 
um  allgemein  bekannte  Wörter  der  betreffenden  Sprachen  handelte, 
meinerseits  kurzweg  berichtigt  werden  konnten;  manche  derselben 
mögen  stehen  geblieben  sein  und  die  Berichtigung  von  künftigen, 
sprachlich  noch  sicherer  vorbereiteten  Eeisenden  erwarten.  Besonders 
schwierig  war  die  consequente  Durchführung  der  dem  deutschen 
Ohre  am  wenigsten  geläufigen  Unterscheidung  der  scharfen  und 
weichen  Sibilanten  mittels  der  nach  dem  Beispiele  des  Englischen 
nnd  Französischen  auch  von  unseren  Orientalisten  gebrauchten  Trans- 
scription: 8  für  den  scharfen,  z  für  den  weichen  Laut.  (Von 
den  gequetschten  Zischlauten  kommt  neben  unserem  seh  zwar  der 
weichere,  dem  französischen  j  entsprechende  Laut  in  manchen  ar- 
menischen, persischen,  kurdischen,  türkischen  Wörtern  und  Namen 
vor,  ob  aber  gerade  auch  in  Namen,  welche  unsere  Karte  enthält, 
war  nicht  zu  entscheiden;  es  konnte  daher  auch  keine  besondere 
Bezeichnung  für  diesen  Laut  gebraucht  werden.)  Auch  im  übrigen 
ist,  um  die  Lesung  der  Karten  auch  für  Nichtdeutsche  zu  erleich- 
tem, in  der  Transscription  von  denjenigen  Bezeichnungsarten  abgesehen 
worden,  welche  im  Deutschen  eine  abweichende  Bedeutung  haben, 
wie  ch^  j  und  das  ungenaue  und  unbehülfliche  dsch\  statt  des  letz- 
teren ist  die  französische  Schreibweise  dj,  ebenso  kh  für  unser  hartes 
ch  und  y  für  uns^r  j  angewendet  worden.  Der  in  allen  jenen 
Sprachen   häufige  Gutturallaut,  welcher  sich  zu  g  verhält,   wie  kh 

Zeiteehr.  d.  GeseUgeh.  t  Brdk.    Bd.  XYIL 


354  W.  Göti: 

(hartes  cK)  zu  k^  ist  consequent  durch  gh^  der  noch  schwächere, 
nur  in  den  arabischen  Namen  vorkommende  Guttnralhaach  'atn  durch 
den  Spiritus  (1)  ausgedrückt.  Die  Yocale  sind  natürlich  durdiweg 
der  deutschen  Aussprache  entsprechend  geschrieben. 


XX. 

Die  Aufgabe  der  „wirtschaftlichen  Geographie 

(„Handelsgeographie"). 

Von  Dr.  W.  Götz. 


1.    Stellung  der  sogenannten  „allgemeinen  Geographie^ 

zur  wirtschaftlichen. 

Fortschritte  in  der  Klärung  des  BegrifEes  Geographie  er- 
scheinen gewiss  allen  erstrebenswert,  welche  von  dieser  Disciplin 
wünschen,  ,  dass  sie  nicht  dem  Dilettantismus  verfalle,  der  ihr  Wurde 
und  Charakter  raubt  ^,  wie  Dr.  F.  Marthe  durch  seine  bedeutende 
Abhandlung  ^Begriff,  Ziel  und  Methode  der  Geographie^  (Zeitschrift 
der  GescUsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin   1877)  mahnt. 

Dieses  Bedürfnis  zu  empfinden,  erscheint  uns  geradezu  als  eine 
VorpÜicbtung  gegenüber  einer  doppelten  Erscheinung.  Einerseits 
nämlich  bringen  immer  weitere  und  einflussreichere  Kreise  unsenn 
Fache  synipatbiscbe  Tiilnalime  entgegen;  andrerseits  zeigen  sich  Ober 
Aufgabe.  Wesen  und  Umfang  der  Geographie  unter  deren  berufensten 
Vertretern  grundsätzliche  Meinui:gsverschiedenheiten.  Ob  Astronomie 
und  Geognosie  zu  derselbtn  als  integrierende  Bestandteile  gehören 
oder  ob  auch  Biologie  oder  Abschnitte  der  Physik,  wie  die  Lehre 
vom  Magnetismus  ^^nacb  A.  v.  Humboldts  Anweisung  an  Berghans 
i.  J.  1S4S*)).  getrieben  werden  soll;  wie  weit  sie  in  den  Bereich 
der  Botanik  und  Zoologie  hineinzugreifen  habe,  etc.,  diese  und  ähn- 
liche Fragen  sind  noch  ofi'cn  und  geben  der  Geographie  je  nach  der 
erteilten  Antwort  eine  sehr  verschiedene  Gestalt.  Dies  aber  hindert 
den  strebsamen  Studierenden,  ein  deutliches  Ziel  und  einen  erfolg- 
reich vorNNÜrts  leitenden  Weg  zu  erkennen.  Eben  dieser  Umstand 
empfiehlt  es  besonders  dt-nen,  welche  geographischen  Unterricht  an 
Mittelschulen  erteilen,  behuls  Anbahnung  einer  erfolgreicheren  An- 
schauungsweise nuhr  Sicherheit  über  den  Umfang  und  das  Wesen 
dieser    Disciplin    erst    zu   gewinnen,    dann   zu   verbreiten.      Aus    der 

*)  Peschels  Abhandlungen,  herausgeg.  von  Löwenherg  1S77.     S,  428. 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  355 

Feststellung  des  Wesens  ergeben  sich  die  Normen  für  den  Umfang 
und  ebenso  die  Beseitigung  der  Zweifel  an  dem  wissenschaftlichen 
Charakter  der  Geographie. 

Wir  haben  zum  Erweis  unserer  Ansicht  natürlich  nicht  eine 
Analyse  der  oft  bei  einer  und  derselben  Autorität  wechselnden  Zweck- 
bestimmung des  Faches  zu  geben.  Aber  zur  Bestätigung  derselben 
dürfen  wir  wohl  darauf  hinweisen,  dass  die  in  den  letzten  fünfund- 
zwanzig Jahren  entfaltete  Litteratur  geographischer  Handbücher  uns 
keineswegs  zu  einer  gewünschten  Präcision  des  Begriffes  oder  zu 
einer  sichernden  Geschlossenheit  des  Systems  der  Geographie  Material 
bietet.  Das  Bedürfnis,  welches  Wappäus  bereits  1856  (Handbach 
der  allgem.  Geographie  und  Statistik  S.  1)  empfaäd,  die  Geographie 
„als  Erdkunde  zu  bezeichnen,  um  sie  schon  dadurch  zu  unter- 
scheiden von  dem  willkürlich  ausgewählten  und  lose  verbundenen  Ge- 
menge von  Lehren  aus  den  verschiedenen  Zweigen  der  physischen 
und  historischen  Wissenschaften,  welche  man  früher  unter  dem  Namen 
Erdbeschreibung  umfasste"  —  dieses  Bedürfnis  ist  heute  noch  wenig 
gehoben.     Untersuchen  wir,  inwiefern. 

Indem  wir  auf  Grund  der  gemeinhin  versuchten  Definitionen 
des  Begriffes  der  Erdkunde  gleichfalls  diejenige  geben,  die  uns  am 
zutreffendsten  erscheint,  wollen  wir  sofort  die  uns  mögliche  Probe 
machen,  ob  auf  diesem  Wege  ein  wissenschaftlich  haltbarer  Eckstein 
(der  also  dem  Ganzen  Halt  und  Richtung  gebe)  zu  legen  sei.  In 
diesem  Sinne  bezeichnen  wir  das,  was  man  vulgär  Erdkunde  nennt, 
als  Erkenntnis  der  Natur  der  Erdoberfläche. 

Nach  dieser  Wesensbezeichnung  ist  als  Stoff  unseres  Faches 
sowohl  der  vorhandene  sinnlich  wahrnehmbare  Bestand  der  Dinge 
des  Erdenraumes,  als  deren  Eigenart  des  ununterbrochenen  Werdens 
und  Sichveränderns  bezeichnet,  und  eben  das  letztere  Moment,  auf 
welches  durch  das  Wort  „Natur"  hingewiesen  ist,  drängt  bereits  zu 
einer  erkennenden  Thätigkeit,  welche  das  Woher  und  Wohin  der 
Gestalt  und  der  Eigenschaften  der  Erdoberfläche  erfassen  und  dar- 
stellen heisst.  Denn  wie  wollte  man  die  Natur  eines  materiellen 
Gegenstandes  erkennen,  ohne  das  unmittelbar  vorhergehende  prius 
und  das  sich  in  der  Gegenwart  spontan  vorbereitende  posterius  zu 
erfassen?  Ist  es  aber  möglich,  auf  Grund  einer  Wesensbestimmung, 
wie  die  vorhin  gegebene,  Inhalt,  Umfang  und  systematische  Anord- 
nung der  Disciplin  vorzuführen,  dann  ist  bei  dem  zu  immer  neuen 
Einzelerkenntnissen  führenden  Charakter  einer  den  Zusammenhang 
der  einzelnen  Teile  fasslich  aufzeigenden  Methode  auch  der  An- 
spruch auf  den  Namen  Wissenschaft  wohlbegründet.  Offenbar 
nun  liegt  bei  obiger  Definition  der  Schwerpunkt  auf  dem  Begriffe 
Natur,  welcher  sowohl  die  Erscheinungsform,  als  die  Bestandteile, 
als   die  Eigenschaften   und   die   dadurch   bedingten  Thatsachen  fort- 

23* 


356  W.  Götz: 

gehender  Veränderung  in  sich  schliesst.     Sehen  wir  mittelst  kurzer 
Skizzierung,  wie  dcimach  die  Geographie  aufzubauen  wftre. 

1.  Zuerst  ist  die  Gestalt  dasjenige,  was  sich  an  einem  sicht- 
baren Naturgegenstand  der  Betrachtung  und  Erkenntnis  bietet;  sie 
ist  in  der  Hegel  für  unser  weiteres  Erkennen  das  vorderste  und  unent- 
behrlichste Substrat.  Die  Description  der  Bodengestalt  wird  aber 
zugleich  auch  durch  den  in  unsrer  Definition  gesetzten  Begriff  Erd- 
oberfläche vorerst  gefordert.  Hierbei  wird  nächst  der  Gestalt  des 
Gesammtkörpers  zwischen  dessen  festen  und  flüssigen  Hanptteilen 
zu  unteischeiden,  also  die  Bezeichnung  der  Grenzlinien  zwischen 
Wasser  und  Land  anzugeben  sein;  namentlich  aber  besteht  die 
wichtigste  und  erfolgreichste  Aufgabe  der  Erdbeschreibung  darin, 
die  Bodenplastik  vorzuführen.  ^ Deren  Studium  aber  ist  sich 
nicht  Selbstzweck,  sondern  Mittel  zum  Zweck,  da  es  nnr  das  Funda- 
ment errichten  soll,  auf  welchem  die  choristische  WissenschafI;  ihre 
weitgespannten  Hallen  aufbaut"   (Marthe  a.  a.  O.). 

2.  Die  vergleichende,  d.  i.  denkende  Betrachtung  der  plastischen 
Teile  der  Erdoberfläche  führt  sodann  zweitens  aus  mehrfachen  Gründen 
dazu,  die  vorhandenen  Formen  und  die  fortgehende  Yerändemng 
dieser  Oberfläche  grossenteils  dem  Dasein  und  der  Wirkung  der 
Gewässer,  namentlich  der  Flüsse  zuzuschreiben.  Die  oberirdischen 
Erscheinungsformen  des  unterirdisch  gesammelten  Niederschlagswassers 
sind  direkt  zusammenhängend  mit  den  wechselnden  Erscheinungen 
in  der  Atmosphäre.  Diese  aber  hängen  ab  von  dem  Verhältnis 
der  Erde  zu  andern  Himmelskörpern,  zunächst  der  Sonne.  Führt 
ja  schon  die  Gestalt  so  mancher  Grenzstrecke  zwischen  Festland 
und  Meer  auf  die  Bewegungen  des  letzteren,  welche  eben  zum  teil 
von  den  Bewegungen  der  Lufthülle,  zum  teil  direkt  von  den  auf 
die  Erde  wirkenden  Himmelskörpern  (Gravitation)  erzeugt  werden. 
Jedoch  nur  die  Einwirkungen  der  Sonne,  des  Mondes  und 
anderer  Gestirne  auf  die  Gesammt-  und  Molecularbewegung  der 
Erde,  sowie  auf  ihre  Beleuchtung  und  Erwärmung  und  das  Wie 
derselben  bedarf  der  Klarlegung.  Nicht  aber  soll  die  Geographie 
als  eine  Vorstufe  der  Astronomie  behandelt  werden. 

3.  Aber  die  von  diesen  exterranen  Kräften  beherrschte  Atmo- 
sphäre und  ihre  Stoffe  und  Kräfte,  die  nicht  an  der  Oberfläche  des 
Erdkörpers  selbst  ihre  Grenze  nach  unten  haben,  —  sie  sind  nach 
physikalischer  und  chemischer  Notwendigkeit  dazu  bestimmt,  fort- 
während die  Form,  die  Struktur  und  die  Farben  der  Erdoberfläche 
zu  verändern.  Deshalb  unterstehen  die  Thatsachen  derVerwitterung, 
der  Verschiebungen  und  Einstürze,  mit  denen  sich  die  von 
den  bewegten  Kräften  des  Erdinneren  bewirkte nVe rände- 
rungen der  Erdrindeoberfläche  verbinden,  —  sowie  die  Ent- 
stehung und  das  Absterben  der  organischen  Gebilde,  welche 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  357 

unserem  Planeten  eine  verschiedenartige  Bekleidung  geben,  der 
geographischen  Betrachtung.  Die  Flora  hat  aber  einerseits  einen 
aktiv  und  passiv  so  engen  Zusammenhang  mit  verschiedenartigen 
Veränderungen  der  Erdoberfläche,  andererseits  unterstehen  ihre  Ge- 
schicke der  Verbreitung,  höheren  Entwickelung  und  Vernichtung  so 
mannigfach  dem  Wirken  der  Fauna,  dass  eine  Darstellung  von 
Ortsverliältnissen  der  Pflanzen-  und  Tierwelt  notwendig  von  der 
Wissenschaft  der  Erdoberflächennatur  verlangt  wird.  Inwieweit 
es  aber  Aufgabe  der  Geographie  sei,  die  Ortskunde  —  denn  nur 
um  diese  handelt  es  sich  —  der  Pflanzen-,  namentlich  aber  der 
Tierwelt  zu  geben,  darüber  fehlt  schon  die  Sicherheit  der  Begrenzung. 
Auch  würde  eine  einfache  Registrierung  der  Standorte  der  organischen 
Gebilde,  selbst  wenn  sie  noch  so  reichhaltig  wäre,  sich  nur  als  ein 
toter  Stoff,  nicht  aber  als  verarbeiteter,  innerlich  mit  dem  übrigen 
Körper  verbundener  Bestandteil  ergeben.  Ganz  abgesehen  davon, 
dass  die  Tierwelt  durch  ihre  selbständige  Bewegungsfähigkeit  und 
deren  Folgen  auf  die  Veränderung  ihrer  Verbreitungsgebiete  meist 
nur  vorübergehende,  resp.  oft  wechselnde  Ortsgrenzen  ziehen  lässt, 
so  fehlt  zunächst  für  beide  Naturreiche  vom  „allgemeinen"  geo- 
graphischen Standpunkte  aus  ein  leitender  Gesichtspunkt,  inwieweit 
die  unendliche  Mannigfaltigkeit  ihrer  Erscheinungsformen  nach  Gestalt 
und  Zahl  bei  dem  betr.  Abschnitt  der  Erdkunde  ins  Auge  gefasst 
werden  soll.  Eine  haltbare  Methode  ergiebt  sich  zunächst  nicht*). 
Erst  wenn  eine  Stufe  weiter  hinauf  in  der  belebten  Natur  gegriffen 
wird,  vermag  die  Konstruktion  der  vorausgehenden  mehr  Halt,  weil 
Zweck  zu  gewinnen. 

4.  Der  Mensch  ist  es,  der  diese  Stufe  bezeichnet.  Aber  er 
hängt  nicht  äusserlich  so  enge  mit  den  vorausgehenden  Bestandteilen 
der  Erdkunde  zusammen,  wie  diese  untereinander.  Dies  wird  uns  schon 
dadurch  bestätigt,  dass  offenbar  schon  längst  vor  dem  Dasein  des 
Menschen  die  Erdoberfläche  in  ausgedehntester  Weise  Flora  und 
Fauna  besass  und  ihre  Gestalt  vielfach  von  letzteren  constituiert 
wird.  Allerdings  „gehört  der  Mensch  zum  Inventar  der  Erde  und 
bietet  der  Betrachtung  eine  örtliche  Seite" ;  allein  weder  dies  nötigt 
geradezu  zu  einer  wissenschaftlichen  Verwendung  im  Aufbau  der 
Geographie,  —  denn  sonst  gehörte  alles  Körperhafte  des  Erdenraumes 
in  diese  Disciplin  —  noch  weniger  die  Thatsache,  dass  der  Mensch 
„stets  im  Vordergrund  des  geographischen  Interesses  stand."    Aber 


*)  Dies  hat  auch  der  unserem  Fache  so  vor  der  Zeit  entrissene,  eben  so 
gründliche  als  klar  denkende  Karl  Neumann  in  seinen  Vorlesungen  über  Mall- 
gemeine  physikaliche  Geographie**  deutlich  erkannt,  wo  er  sich  sogar  dafür 
ausspricht,  dass  man  in  der  „allgemeinen  Geographie**  zoologische  Ab- 
schnitte überhaupt  weglassen  solle,  so  dass  nur  Specialgeographieen  damit  zu 
thun  hätten. 


358  W.  Götz: 

dass  er  ^das  mächtigste  Agens  unseres  Planeten  ist^  (Marthe),  ver- 
bindet ihn  in  der  That  mit  einer  wissenschafltlichen  Darstellung  der 
verschiedenen  Ranrnteile  und  der  Natnr  der  Erdoberfläche.  Denn 
nicht  nur  beeinflusst  der  Mensch  das  Klima  mannigfach ;  nicht  wenige 
Erscheinungen  der  Bodengestalt  röhren  von  ihm  her  (Umgestaltungen 
im  Binnenland  und  an  den  Kosten);  er  verschiebt  auch  die  Fest- 
landsgrenzen, leitet  die  Flösse,  bewirkt  für  grosse  Massen  fester  Stoffe 
Ortsveränderungen;  ja  das  gesammte  Aussehen  weiter  Strecken  ist 
oft  ebenso  vom  Menschen,  als  von  atmosphärischen  Einflüssen  be- 
stimmt. Also  deshalb,  weil  bei  Betrachtung  der  Erdoberfläche 
die  durch  den  Menschen  geschaffenen  Resultate  und  deren 
Anbahnung  nicht  wahrhaft  erkannt  werden  können  ohne 
Erkenntnis  des  agierenden  Menschen,  ist  dieser  selbst  zum 
Bestandteil  der  geographischen  Wissenschaft  geworden. 

Aber  das  allein  Instruirende  in  diesem  Punkte  ist  nicht  die  be- 
jahende Antwort  auf  die  Frage,  ob  der  Mensch  oder  die  Mensch- 
heit in  ihren  Teilen  hereingehöre,  sondern  was  vom  Menschen 
und  in  welcher  Ausdehnung  und  Anordnung?  Hier  fehlt 
aber  alle  Sicherheit,  und  auch  unsere  gewiss  nicht  unangemessene 
Definition  führt  zu  keiner  verständlichen  Direktion.  Wir  sehen  in 
den  Handbüchern  des  Faches  auch  bei  verschiedenstem  Standpunkte 
(denken  wir  z.  B.  an  den  Daniers  und  den  Pokorny's)  doch  nur  Ver- 
breiterung ohne  wahrhafte  Grenze;  dort  teilt  man  uns  gewissenhaft 
Specialiiäten  der  Heraldik  mit,  hier  werden  die  Unterschiede  der 
polysyntbetischen  und  der  Flexionssprachen  hineingezogen ,  oder  es 
werden  sorgfältig  die  Spiele,  Volksbelustigungen  und  Sports  der 
Völker  und  einzelner  Gegenden  registriert  (v.  Klöden).  Auch  die  Ver- 
treter einer  und  derselben  Richtung,  der  sogen,  „historischen"  Geo- 
graphie ,  lassen  die  Radien,  welche  von  der  ethnischen  Betrachtung 
ausgehen,  nach  sehr  verschiedenen  Peripherien  zielen. 

Was  man  in  dieser  Beziehung  zunächst  wünschen  muss,  spricht 
allerdings  schon  vor  27  Jahren  ziemlich  deutlich  Wappäus  aus  in 
der  Vorrede  zu  dem  von  ihm  neu  edierten  „Handbuch  der  allge- 
meinen (!)  Geographie  und  Statistik";  nur  wird  hier  das  als  prak- 
tisch verwirklichter  Thatbestand  hingestellt,  was  heute  noch  erst  als 
eines  unserer  wünschenswerten,  aber  nicht  erreichten  Ziele  zu  ver- 
folgen ist.  Es  heisst  nämlich:  „Die  Erdkunde  ist  ein  relativ  abge- 
schlossener, für  sich  bestehender  Complex  des  Wissens,  der  seinem 
Inhalt  und  seinem  Umfang  nach  durch  die  Beziehung  auf  einen  be- 
stimmten praktischen  Zweck  bedingt  wird."  Er  nennt  auch  diesen 
Zweck,  nämlich  „die  Erkenntnis  der  Erde  in  ihren  Beziehungen  zur 
Natur  und  Geschichte,  d.  h.  sofern  sie  den  Grund  und  Boden  alles 
Lebens  und  den  Schauplatz  für  die  Entwicklung  des  Menschenge- 
schlechts  bildet."      Aber   diese   so   plausibel   klingende   Bestimmung 


Die  Aufgabe  der  wirtschafüiclien  Geographie.  359 

leidet  doch  schon  an  dem  schweren  Nachteil,  dass  der  Geographie 
mit  der  darin  ausgesprochenen  Unterscheidung  zwischen  dem  Gebiete 
der  Natur  und  dem  der  Geschichte  die  unentbehrliche  Einheitlichkeit 
einer  Wissenschaft  entzogen  bleibt.  Ja,  man  gewinnt  durch  die  selb- 
ständige Stellung,  welche  hier  dem  zweitgenannten  Hauptbestandteile 
zugewiesen  ist,  eine  Auflforderung,  ihn  reichlichst  zu  entfalten,  ohne 
dass  irgend  eine  auch  nur  unpräcise  Grenze  deduciert  werden  könnte. 
Allerdings  sucht  Wappäus  durch  bestimmte  Gliederung  vor  Vermengung 
zu  bewahren,  indem  er  die  Erdoberfläche  „als  Grund  und  Boden 
des  sittlichen  Lebens^,  d.  i.  der  menschlichen  Gemeinschaften,  in 
seiner  dritten  Abteilung  der  „politischen"  Geographie  oder  der 
Statistik  (im  weiteren,  aber  unbestimmten  Sinne  gemeint)  betrachten 
lehrt.  Allein  wo  ist  die  Grenze  zwischen  allgemeiner  oder  auch 
physikalicher  Geographie  und  zwischen  Statistik?  wo  die  der  letzteren? 
Was  ist  Statistik?  Wappäus  sagt  „Staatskunde";  aber  ist  dies  richtig? 
Wir  werden  dies  nachher  noch  zu  beantworten  haben  und  erklären 
ans  hier  zunächst  nur  dahin,  dass  auch  für  die  angegebene  Übersetzung 
des  Fremdworts  und  die  Grenzen  seines  Inhalts  keine  Klarheit  aus 
Wappäus'  Handbuch  erwächst,  in  welchem  z.  B.  neben  dem  Wahl- 
verfahren bei  Bestellung  politischer  Exekutivbehörden,  neben  den 
gesetzlichen  Taxen  und  Bestimmungen  des  Patentwesens  und  dergl. 
auch  die  Statistik  der  philanthropischen  Vereine  vorgeführt  wird. 

Aber  der  Titel  des  genannten  Werkes  sowohl,  als  auch  dessen 
präcis  vollzogene  Scheidung  der  sogenannten  „politischen"  Geographie 
von  der  allgemeinen  besagen,  dass  man  zweierlei  Erkenntnisgebiete 
vor  sich  habe,  die  man  unmöglich  wahrhaft  zu  vereinigen  vermochte. 

Eine  wissenschaftlich  zu  rechtfertigende,  also  logisch  zusammen- 
hängende Verbindung  zwischen  der  Beschreibung  der  staatlichen  Ver- 
hältnisse und  der  „allgemeinen"  Geographie  würde  zunächst  wohl 
dadurch  zu  gewinnen  sein,  dass  man  vom  Menschen  (oder  von  den 
Menschheitsteilen,  den  Völkergemeinschaften),  den  Ausgang  nimmt 
und  von  da  aus  das  Operationsgebiet  seiner  irdischen  Berufserfällung 
und  Daseinsbedingungen,  die  Erde  oder  resp.  Länder  in  ihrem  Zu- 
sammenhang mit  ihm  (ihnen),  darzustellen  sich  bestrebt.  Allein  das 
wäre  doch  wohl  nicht  mehr  als  Erdkunde  oder  Geographie  zu  be- 
zeichnen! Hat  nun  Marthe  aber  Unrecht,  wenn  er  sagt:  „Die  choristische 
Darlegung  der  staatlichen  und  socialen  Schöpfungen  der  Völker, 
soweit  sie  örtlich  fixiert  sind,  kann  nicht  aus  dem  Bereich  der  chori- 
stischen Generalwissenschaft  abgewiesen  werden"?  Er  selbst  moti- 
viert diese  Behauptung  nicht,  und  was  uns  die  Hauptsache  wäre: 
Direktiven  für  Inhalt  und  Umfang  bekommen  wir  auch  durch  positive 
Verwendung  dieser  Forderung  nicht.  Aber  aus  seiner  prinzipiell 
wichtigsten  Erklärung  über  die  Au%abe  der  Geographie  holen  wir 
doch    das   entscheidende  Mittel   zur  Erledigung    unseres  Desideriums 


360  ^'  Götz: 

heraus,  für  die  Verwendung  der  verschiedenen  Stoffe  aas  den  histo- 
rischen, statistischen,  ethnographischen  wie  auch  den  naturhistprischen 
Gehieton  Anleitung  über  Quantum  und  Modus  zu  deducieren. 

Wenn  wir  uns  nämlich  vergegenwärtigen,  dass  nicht  nur  bezüg- 
lich des  Menschen  oder  der  menschlichen  Gremeinschaften ,  sondern 
auch  schon  bei  der  Tier-  und  Pflanzenwelt,  ja  auch  bei  der  Be- 
schaffenheit des  Bodens  und  bei  dem  planetaren  Verhältnis  der  Erde 
die  Unsicherheit  über  die  zu  verwendenden  Stoffe  sich  bemerklich 
macht,  und  dass  es  keine  Befriedigung  in  dieser  Beziehung  geben 
kann,  auch  dann  nicht,  wenn  man  es  versuchen  wollte,  zu  erklären: 
Geographie  =  die  Naturwissenschaften,  —  dann  kommen  wir  wobl 
zu  dem  negativen  Resultat,  dass  aus  dem  Stoffe,  aus  dem  Begriffe 
„Erdoberfläche",  „Natur  derselben^,  „Erdkunde^  und  dergl.,  üb«p- 
haupt  nicht  unser  Fach  zu  einem  wissenschaftlichen  Ganzen  entwickelt 
werden  könne.  Da  erklärt  Marthe,  dass  eben  nur  die  Methode 
der  Behandlung  der  verschiedenen,  zur  Selbständigkeit  erwachsenen 
Wissensgebiete  choristischer  Art  im  stände  sei,  der  Geographie  ihre 
Selbständigkeit,  ihre  eigentümliche  Existenz  zu  schaffen. 

Da  nun  aber  die  „Methode"  doch  immer  bereits  von  dem  voraus- 
gehenden Agens  eines  bestimmten  Zweckes  den  Gang  und  das  Ziel 
angewiesen  erhält,  so  erklären  wir  im  Weiteren  es  für  das  primär  ent- 
scheidende Postulat  für  jede  wissenschaftlich  gestaltete  Geographie, 
dass  sie  als  ein  geographisches  Specialfach  getrieben 
werde.  Denn  nur  für  ein  solches  lässt  sich  ein  hinreichend  be- 
stimmter Zweck  feststellen  und  dann  eine  genügend  erkennbare  Be- 
grenzung, sowie  ein  kausaler  Zusammenhang  der  Bestandteile 
geben,  namentlich  im  Hinblick  auf  den  Menschen  und  bezüglich  seiner 
Verliältnisso  Auswahl  und  Verwendung  des  Stoffes  motivieren. 

Nicht  im  Stofi'e  also  und  in  den  aus  ihm  sich  ergebenden  Direk- 
tiven, sondern  iii  dem  Zwecke,  der  je  und  je  speciell  gesetzt 
wird  und  in  der  von  diesem  diktierten  Methode  der  Verwendung 
der  den  Erdenrauni  erfüllenden  und  charakterisierenden  Dinge 

liegt  das  Princip  der  Erdkunde,  welches  Grenzen,  Inhalt  und 
Organisation  der  Disciplin  bestimmen  lasst  und  ihr  den  wohlberech- 
tigteu  Titel  und  Rang  einer  Wissenschaft  erteilt. 

Diese  Aufstellung  aber  ist  keine  bloss  theoretisch  deducierte; 
sondern  es  ergiebt  sich  ihre  Richtigkeit,  wenn  man  sein  prüfendes 
Augenmerk  auf  die  Praxis  des  Unterrichts,  ja  selbst  der  Schriftstellerei 
richtet.  Bezüglich  letzterer  wollen  wir  kehieswegs  den  Wert  der 
vorliandenen  Werke  irgendwie  herabzumindern  tauchen;  auch  verzichten 
wir  zur  Zeit  darauf,  spezielle  Beispiele  mit  Namen  zu  analysieren, 
damit  niemand  sich  dadurch  von  unserer  prinzipiellen  Auflassung 
mit  seiner  Beobachtung  ab-  und  zu  einer  bloss  beispielsweise  und 
unpositiv   behandelten  Personen-  oder  Lehrbuchexemplar-Frage  hinge- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  361 

wiesen  fühle.  Aber  der  Einsicht  wird  man  im  Interesse  der  Kon- 
solidierung und  zum  Besten  der  haushälterischen  Verwendung  der 
arbeitenden  Kräfte  unseres  Faches  sich  nicht  verschließsen,  dass  die 
renommiertesten  grossen  Handbücher  der  Erdkunde  oder  Geographie, 
welche  also  eine  Art  Gesammtgeographie  geben  wollen,  l)  eine  zu 
■weit  gehende  Mannigfaltigkeit  des  Inhalts  besitzen,  ohne  dem  Leser 
Klarheit  zu  geben,  warum  er  dies  und  jenes  vergeblich  in  ihnen 
suche,  2)  vielfach  die  Frage  erregen  und  unbeantwortet  lassen,  ob 
ihre  stofflichen  Bestandteile  wirklich  zur  Erdkunde  gehören  und  warum; 
3)  einen  befriedigenden  sachlichen  Zusammenhang  ihrer  Abschnitte 
etc.  vermissen  lassen,  was  allerdings  auch  einigen  sonst  bedeut- 
samen Spezialwerken  infolge  unpräcis  gesetzten  Zweckes  begegnen 
musste.  Blosse  Nachschlagebücher,  Ortslexika  mit  Draperien,  kultur- 
historische Ortsbeschreibung  und  dergl.  wollen  ja  doch  unsere  »All- 
gemeinen Geographieen**,  „Erdkunden"  nicht  sein.  Wir  mtissen 
vielmehr  verlangen,  dass  die  grossen  Darstellungen  der  Erdkunde 
(wie  die  Leitfäden  für  den  Schulknaben)  den  Leser  nur  anleiten, 
dass  er  das,  was  Wesen  und  Inhalt  der  Erdkunde  zusammenhängend 
ausmacht,  erfasse,  aber  nichts  anderes  und  nicht  als  loses  Mosaik. 

Sieht  man  aber  nach  der  Schule,  so  ist  es  nicht  nur  auf  den  Hoch- 
schulen also,  dass  man  da  entweder  die  Erdoberfläche  im  Hinblick  auf 
eine  bestimmte  Kulturthätigkeit  des  Menschen,  auf  Völkerbewegung 
und   -geschichte  etc.    betrachten   lehrt,    oder   dass  nur  eine  amorphe 
Stoffinenge  geboten  wird,  sei  es  auch  in  noch  so  gewandter  Diktion. 
Ausserdem  traktiert  man  ausdrücklich  Specialgeographieen  oder  chori- 
stische Teile  des  Ganzen.     Auch  in  der  Mittel-,  ja  in  der  Volksschule 
kann  der  Lehrer  nicht  anders,  als  von  irgend  einer  Specialgeographio 
sich  leiten  zu  lassen,  wenn  sein  Unterricht  Interesse  und  Zusammen- 
hang genug  bieten  soll,    damit  das  Fach  nicht  als  ein  Gedächtnis- 
exercitium,  sondern  als  ein  Bildungsmittel  des  Anschauungs- 
vermögens  zur  Geltung    komme.     Oder   müssen  wir  uns  erst  als 
auf  einen  negativen  Beweis  darauf  berufen,  dass  so  viele  sonst  sehr 
verständige  und  didaktisch  rühmliche  Lehrer  in  der  Geographiestunde 
immer  wieder  teils  missmutig,  teils  mit  sich  unzufrieden  werden,  weil 
sie   sich   in   der   selbständigen   Ausführung   des   Lehrstoffes   unsicher 
fühlen,  weil  ihnen  das  Ganze  geistlos  vorkommt?    Oder  frage  man  die 
von  solchen  Lehrern  unterrichteten  Schüler!    Was  sagen  sie  uns  von 
der  Langeweile  und  Ziffernqual  etc.  dieser  Fachstunden?    Dies  und 
ähnliches  hat  nur  in  dem  plan-,  weil  zweckunklaren  Vorgehen  seinen 
Grund,  welches  unbewusst,  resp.  ohne  sich  begrifflich  selbst  Rechen- 
schaft geben  zu  wollen,  geographische  Statistik,  Kriegs-  und  Kultur- 
geschichte^ Produktionslehre  u.  a.  m.  in  die  Erdbeschreibung  splitter- 
weise   hineinträgt  und    kein    organisierendes    geistiges  Band   für  die 
Teile  finden  kann. 


362  W.  Götz: 

Wir  halten  es  nach  dem  vorausgehenden  für  eine  Notwendigkeit| 
dass  auch  in  allen  Mittelschulen  von  dem  systematischen  Fandam^ 
einer  speziellen  Geographie  aus  das  Fach  gelehrt  werde.  Wenn 
aber  die  Geographie  nicht  anders  rationell  und  befiiedigend  gelehrt 
werden  kann,  als  unter  dem  beherrschenden  Gesichtspunkt  einer 
speziellen  Geographie,  und  es  andererseits  eine  unerlässliche  Vorau»- 
setzung  eines  rationellen  Unterrichts  ist,  dass  er  gelenkt  und  durch- 
zogen sei  von  der  Wissenschaftlichkeit  des  betreflPenden  Faches,  so 
haben  wir  hier  ein  weiteres  Zeugnis  dafür,  dass  die  Geographie  ab 
Wissenschaft  nur  in  irgend  einer  speziellen  Bichtung  vorhanden  ist 
und  erfasst  werden  muss. 

Welche  Spezies  von  Geographie,  welche  „Methode  von  choristischer 
Darstellung''  an  den  verschiedenen  Schulen  zu  wählen  sei,  ergiebt 
sich  naturgemäss  aus  deren  besonderer  Aufgabe. 

Die  Lehrer  an  den  humanistischen  Anstalten,  soweit  sie  nch 
überhaupt  nicht  nur  äusserlich  mit  der  Erdbeschreibung  abfinden 
zu  müssen  glaubten,  behandelten  im  ganzen  die  Geographie  als  em 
Praefixum  der  Historie.  Die  sprachlich-historische  Bildung,  welche 
das  Gymnasium  bietet,  legt  diese  Auffassung  jedenfalls  nahe.  Wenn 
man  nun  aber  diese  ernstlich  fortbildet,  so  hat  die  Geogri^hie 
in  der  That  ihren  richtigen  Charakter  innerhalb  des  Studienganges 
dieser  Schulen.  Der  Geographieunterricht  der  humanistischen  Gym- 
nasien soll  ethnische  Geographie  zum  leitenden  Prinzip  haben; 
diese  ist  für  dieselben  der  fruchtbarste  Zweig  der  geographischen 
Methodologie.  Der  geographische  Unterricht  hätte  zum  Zweck,  die 
Anschauung  der  einzelnen  Teile  der  Erdoberfläche  und  ihrer  Natur 
in  ihrem  Znsamm<'nliang  (Einfluss)  mit  dem  Gang  des  Völkerlebens 
zu  voruiitteln.  Es  fällt  dann  dahin  das  naive  eklektische  Verfahren; 
welches  im  Unterrieht  wie  in  den  „Lehrbüchern"  und  „Leitfäden* 
(?  ohne  Weg  nach  bestinniitem  Ziel)  noch  häufig  vorwaltet,  und  es 
stellt  sich  das  gerade  in  diesem  Faclie  dringend  nötige  multum  statt 
uiulta  ein,  die  Pflege  der  Anschauung  an  Stelle  der  Belastung 
des  Schülers  mit  Sandsäcken  aus  den  endlosen  Gruben  der  Statistik. 

lui  einzelnen  ist  natürlich  genaue  Kenntnis  der  Bodengestalt 
von  primärer  Wichtigkeit.  Von  ihr  hängen  ja,  nachdem  die  örtliche 
Lage  (geogr.  Beite)  des  betreffenden  Land(»s  im  voraus  angegeben 
ist,  die  Bewegungen,  materiellen  und  kulturhistorischen  Zustände, 
Dienstbavkeit ,  Thatkraft,  Anziehungskraft  der  Völker,  die  politische 
Gegenwart  der  Staaten  so  tiefgreifend   und  vielfach   ab. 

Hierftu*  braucht  nian  nur  selten  etwas  davon  zu  wissen,  wie 
hoch  der  und  joner  Berg  sei,  sondern  höchstens  wie  hoch  ungeföhr 
der  Kamm  des  betreffenden  Gebirges  oder  sonstiger  Bodener- 
hebung; dagegen  ist  von  massgebender  Bedeutung  Zahl,  Höhe, 
Längs-    und  Querprofile  der  Furchen,  welche   über  die  Höhenrücken 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  3^3 

führen.  Da  aber  erst  Kenntnis  von  Einzelnem,  Konkretem  und 
^>eziellerem  das  Interesse  für  die  physischen  Verhältnisse  des  Bodens 
der  Völker  fesseln  kann  und  die  Anschaaung  von  diesen  Ver- 
Lftltnissen  präcisiert,  so  wird  die  Darstellung  der  Bodengestalt  und 
-natur  dadurch  für  den  Lernenden  belebt,  dass  einzelne  Partieen  im 
Hinblick  auf  deren  Bedeutung  in  der  Völkergeschichte  detailh'erter 
vorgeführt  werden.  (Man  wird  die  Gestalt  der  Westpyrenäen  und 
den  Weg  von  Roncesvalles  im  Hinblick  auf  Völkerzüge  und  Staaten- 
bildungen genauer  zeichnen,  als  die  mittlere  und  Ostpartie;  in  letzterer 
aber  den  Weg  des  Segrethaies  und  über  den  Col  de  la  Perche  be- 
handeln, geleitet  von  dem  Gedanken  an  Hannibal,  Cäsar,  die  Gothen, 
die  Kämpfe  um  Koussillon  etc.  Oder  in  Asien  wird  durch  eine 
gründlichere  Kenntnisnahme  der  Bodengestalt  des  Landes  zwischen 
dem  Caspisee  und  dem  gesamten  Euphratlauf  die  Anschauung  und 
das  Schluss vermögen  des  Schülers  besonders  anzuregen  und  vorzu- 
bilden sein.  So  wird  man  ähnlich  bei  der  Einprägung  der  Küsten- 
gliederang  und  der  natürlichen  Erscheinungen  im  Meere  sich  leiten 
lassen.)  Jedenfalls  wird  nicht  mehr  die  Ziffer  der  Berghöhen,  der 
Quadratmeilen  und  der  Volkszählungen  dem  Unterricht  das  Konkrete 
geben  wollen,  sondern  die  Karte  als  Abbildung  des  Bodens  und 
als  Hinweisung  auf  das  Klima  durch  geographische  Breite  und  andere 
ihrer  spezielleren  Andeutungen.  Auch  ohne  dass  wir  hier  weiter 
exemplifizieren,  wird  sich  leicht  schliessen  lassen,  was  wir  über  das 
Maass  und  den  Stoff  aus  der  zu  verwendenden  EHimalehre,  Produkten- 
kande  und  Anthropologie  ungefähr  zu  sagen  hätten. 

In  Militärbildungsanstalton  sodann  wird  man  auf  den  unteren 
Stufen  zwar  nicht  Militärgeographie  selbst  treiben,  d.  h.  die  Länder 
bezüglich  des  Einflusses  anschauen  lehren,  „welchen  die  geographische 
Beschaffenheit  eines  Kriegsschauplatzes  auf  die  Kriegführung  ausüben 
kann*)".  Aber  sowohl  von  dieser  Reflexion  als  von  der  Kenntnis 
der  Kriegsgeschichte  geleitet,  wird  man  den  Boden  und  seine  Natur 
länderweise  so  darstellen,  dass  die  Betrachtungsweise  des  Schülers 
völlig  gewöhnt  wird,  die  einzelnen  Gebiete  gerade  bezüglich  der- 
jenigen Eigentümlichkeiten  zu  erkennen  und  aufzufassen,  welche  dem 
Lande  seinen  Charakter  als  „Operationslandschaft"  oder  als  „ Durch- 
gangland ^  geben,  ohne  dass  der  Schüler  mit  dem  Wesen  dieser  Fach- 
begriffe selbst  bereits  bekannt  werden  müsste. 

So  bedürfen  natürlich  auch  die  Realschulen  eines  Geographie- 
unterrichts, welchen  ein  Spezialfach  normiert.  Hier  kann  es  sich 
dann  wohl  um  kein  anderes  handeln,  als  um  die  bisher  sogenannte 
Handelsgeographie,   welche   wir   in   wenig   modificiertem  Sinne  wirt- 


*)  Bruno    Wolfram,    Anleitung    zum    Studium    der    Militärgeographie. 
München  1870. 


364  W.  GötE: 

scbaftliche  Geographie  heissen.  Es  ist  natürlich,  dass  auch  ^en 
nicht  in  die  UuterrichtsstaDden  der  Realschale  einfadi  in  extenM 
hineinschabloniert  werden  soll.  Allein  sie  wird  Ziel  und  Weg  ai> 
geben ,  damit  der  Lehrer  sich  klar  sein  kann  über  die  Aaswahi  d« 
Stoffes  und  über  die  Gesichtspunkte  der  Unterweisung  über  Einzelbtttea 
der  geographischen  Betrachtung,  während  andererseits  der  Schüler 
intensiver  das  innerlich  Zusammenhängende  der  auf  produktioneUe 
und  kommerzielle  Würdigung  der  Ländergebiete  hinarbeitendei 
Disciplin  erfassen  und  sich  erfolgreicher  für  diese  interesmeren  kann. 
Hiermit  sind  ^nr  direkt  an  die  Frage  gerückt,  worin  denn  dai 
Wesen  der  eben  genannten  Spezialgeographie  bestehe,  was  sie  woDs 
und  wne  sie  sodann  aussehe?  Zu  allernächst  aber  werden  wir  unMn 
Benennung  zu  motivieren  haben. 

2.    Das  Wesen  der  wirtschaftlichen  Geographie. 

Die  Spezialdisciplin ,  welche  wir  als  wirts*chaft liehe  Geo- 
graphie bezeichnen,  wird,  ihren  wichtigsten  Bestandteilen  nach,  von 
anderen  ,,  Handelsgeographie^  genannt.  Aber  auch  letztere  ist  be- 
züglich ihres  Umfangs  und  ihrer  inneren  Konstruktion  in  nnserai 
Lehr-  und  Handbüchern  noch  so  ungeklärt  und  schwankend,  dasB 
es  hier  nicht  möglich  ist,  präzis  anzugeben,  wie  weit  sich  von  ihr 
des  Verfassers  System  einer  wirtschaftlichen  Geographie  unterscheide. 
Aber  den  Namen  Handelsgeographie  vermögen  wir  für  unser  Fach 
nicht  zu  acceptieren,  weil  er  zu  einseitig  die  Warenbewegung  mar- 
kieren, dadurch  aber  zu  weit  hinaus  an  das  Ende  des  ganzen  Auf- 
baues verweisen  würde.  Er  schlösse  das  entscheidende  Material  der 
Warenerzeugung  und  ilirer  physischen  Grundlage  zu  wenig  ein:  es 
ist,  als  wollte  man  ein  Gebäude  nur  nach  dem  Dache  charakterisieren, 
seinen  Stil  darnach  bozeiclmeu. 

Aber  nicht  nur  dieser  Grund  der  unzutreflfenden  En^e  des 
Namens  bestimmt  uns  zu  obigem  Titel  unserer  Spezialgeographie, 
sondern  positiv  auch  deren  eigentliche  Aufgabe:  die  Erdräume 
als  Boden  des  menschlichen  Erwerbslebens  aufzufassen, 
so  dass  dadurch  zugleich  die  physische  Grundlage  der 
Nationalökonomie  angegeben  werde. 

Betrachtet  man  nämlich  die  Teile  der  Erdoberfläche  als  die 
Gebiete  des  materiellen  Unterhalts  der  Bevölkerung,  so  wird  da» 
Boreieh  der  Nationalökonomie  mannigfach  berührt.  Beschäftigt  sich 
aber  uniijokehrt  die  Nationalökonomie  mit  dem  Erwerb  des  Lebens- 
untörhalies  der  Nationen,  so  wissen  wir  weiter,  dass  ja  diese  inne^ 
halb  einzelner  Länder  N\irtscliaft:ich  zusan.mengefasst  sind,  und  eben 
den  Eii.tluss  dieser  Lander  auf  Jie  \Niitsc:.a!tIichen  Verhältnisse  der 
Bevölkerung  zu  betracliten.  ist  Autgabe  unseres  Faches.  Man  er- 
kennt unschwer,    dass    die   Nationalökonomie    zum  grossen   Teil  da 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  365 

weiterarbeitet,  wo  die  wirtschaftliche  Geographie  aufgehört  hat,  wenn 
änch  nach  ganz  anderem  Prinzip  und  Methode.  Letzteres  ist  schon 
daraus  ersichtlich,  dass  sie  mit  Betrachtung  der  menschlichen  Gesell- 
gchaft  und  ihrer  durch  geistige  Potenzen  herbeigeführten  Verhält- 
nisse gewöhnlich  anfangt.  Dass  aber  die  wirtschaftliche  Geographie 
nicht  zu  spät  aufhöre,  d.  h.  sich  nicht  in  das  Gebiet  der  Ethno- 
graphie, Völkerpsychologie  oder  der  jüngst  als  neuer  Zweig  auf- 
getauchten Anthropogeographie  u.  a.  m.  verirre,  namentlich  aber  nicht 
m  die  nationalökonomischen  Gebiete  z.  B.  der  Gesellschafts wissen- 
1/  Bchaft,  des  Geldverkehrs,  Bankwesens  u.  s.  w.  unter  Aufgabe  ihrer 
eigentumlichen  Methode  gerate,  dass  sie  überhaupt  ihren  Beruf  ein- 
halte und  ihn  dadurch  zu  erfüllen  imstande  sei  —  dies  wird  doch 
wohl  durch  die  einfache  Beachtung  ihres  Zweckes  gesichert,  nämlich 
die  Physis  der  Erdräame  in  ihrem  direkten  Einfluss  auf  die  Güter- 
-  erzeugung  und  Warenbewegung  zu  behandeln  und  die  Einflüsse  dieser 
.    letzteren  Elemente  auf  die  erstere. 

t  Dagegen  erscheint  unsere  Spezialgeographie   durch   ihr   eigenes 

:  Bedürfnis  nach  einer  mannigfach  durch  Ziffern  präzisierten  Dar- 
:  Stellung  mit  der  Statistik  verflochten,  und  da  letztere  ihrerseits  den 
Anspruch  erhebt,  die  exakte  Grundlage  der  Nationalökonomie  zu 
bilden,  so  bedarf  es  doch  wohl  der  gebührenden  Grenzbestimmung 
zwischen  Statistik  und  wirtschaftlicher  Geographie.  Dies  ist  aller- 
dings erschwert  durch  dje  wechselvolle  Auffassung  des  Begriffs  der 
Statistik.  So  nimmt  Wappäus  (a.  a.  O.  S.  170)  Statistik  als  identisch 
mit  Staatskunde,  „sie  hat  die  konkreten  Verhältnisse  des  Staates  dar- 
zustellen; sie  ist  die  sichere  Grundlage  für  die  praktische  National- 
ökonomie und  Politik."  Eine  sehr  erfahrene  Autorität  dieses  Faches 
giebt  uns  die  Definition:  „Statistik  ist  die  Erforschung  und  Kenntnis 
der  realen  Zustände."  Fassen  wir  aber  den  Begriff  im  vulgären 
Sinne  und  nur  die  staatliche  Statistik  ins  Auge,  so  erscheint 
uns  als  deren  Zweck,  die  äusserlich  wahrnehmbaren  Massen- 
verhältnisse  der  staatlichen  Gemeinschaften  nach  Zahl 
und  periodischer  Bewegung  zu  fixieren,  soweit  sie  für  die 
verschiedene  Thätigkeit  der  staatlichen  Verwaltung  wissenswert  sind. 
Hierbei  muss  sie  sich  der  „ Ortswissenschaff^  bedienen,  weil  eben 
der  Staat  nur  mittels  des  Landes  seine  Existenz  hat  und  alle  sich 
wiederholenden  Erscheinungen  seines  Waltens  örtlicher  Art  sind. 
Aber  während  sich  der  Stoff  und  die  Darstellung  der  Statistik  nur 
mit  den  politischen  (im  weitesten  Sinne!)  Interessen  der  organisier- 
ten Völker  befasst  und  als  Mittel   der  Darstellung  die  Ziffer  hat*), 

*)  Dadurch,  dass  für  Übersichten  summarischer  Natur  auch  farben- 
bedruckte Landkarten  in  Verwendung  kamen,  wird  nichts  an  genannter  That- 
sache  geändert,  sondern  nur  der  Zusammenhang  des  Bodens  der  Staaten  mit 
den  abstrahierten  Zifferresultaten  der  menschlichen  Beobachtung  bezeugt. 


■»     -.         ■,  .  l  ■ 


■•.^' 


866  W-  Ö«*«- 

behandelt  die  wirtsehaftlidie  Geographie        i  Aamg 

den  physischen  Eigenschaften  der  enuelnea  Teile  der 
und  zwischeii  dem  Erwerbsleben  der  MenebUieiiBteil«,  d.  i 
nnd  Bevölkerungen;  ihr  DarsteUnng  imittel  ist  das  Bild,   die 
(Wenn  gleichwohl  die  verschiede]     Bn  geographisdiea  W^ike 
vieler  Zahlen  die  Statistik  stark  hineingehen,  so  gesehlekt  diei 
teilweise  wegen  des  Bedürftiisses  prisiser  Vorfthmiig  der 
keit,  grossenteils  aber  auch  ans  böflictier  Bflekrieht  anf  di» 
gen  der  Leser*)). 

In  dieser  ganz  selbstfindigen  Stellnng  vermag  warnt  Faelt 
scher  nnd  unmittelbarer,  als  es  die  Statistik  leietet,  der  Ni 
Ökonomie,  dieser  für  die  YölkerwohlfiEJirt  so  hoehwicbtigwi 
Schaft),  Handreicbnog  zu  thun.  Wir  sind  zwar  nieht  ao 
stimmt,  wie  eme  öftier  genannte  franzöenche  Celebritfit  unaerar  Di|Bipli|i  ^ 
Drapeyron,  der  in  seiner  BroschOre  «La  GtegrapUe  et  kl  PoHtifaiS'j 
S.  8  erklärt:  „Es  würde  eine  gn  i  Täusdiong  eeia,  die 
Ökonomen  als  wahre  Staatsmfti  r  .nznsehen;  denn  wir  aehaa,  «b 
sie  es  vermeiden,  sich  in  unmitteil  re  Beziehung  aa  aeiaea 
Lande  and  den  Bewohnern  und  wie  ne  die  ganze  NaHonabApaiikj 
zurQckftihren  auf  Ziffemquantatfiten  ^.  «Nor.  dorch 
kann  Frankreich  mit  wahren  Staatsmännern  anzgeatattet 
Aber  dass  die  Nationalökonomie  unserer  Disciplin  bedarf  uad 
mehr,  als  es  auch  unsere  bedeutenden  NationalOkonomaii  in 
Werken  ausdrücklich  wahrnehmen  lassen,  ist  unsere  Meinang  gleidi- 
falls.  Die  blosse  Kenntnis  der  in  den  einzelnen  Ländern  vorhandenoi 
wirtschaftlichen  Kultur ergebnisse,  wie  sie  die  heutige  StatieA 
bietet,  führt  doch  nicht  über  Theorien  hinaus,  die  ja  bald  rlMit^gi 
bald  irrig  sind.  Niemals  würden  entnationalisierte  Schultheorien  ii 
einer  Staatsverwaltung  und  Staatsgesetzgebung  herrschend  werda^ 
wenn  man  stets'  neben  der  abwägenden  Kenntnis  der  psTchologiBdNi 
Eigenart  und  wirtschaftlichen  Entwickelungsgeschichte  der  VöUt» 
auch  die  geographischen  Eigentümlichkeiten  des  Landes  nnd  da 
daraus  sich  ergebenden  Vorbedingungen  der  Produktion  und  dtf 
finanziellen  Velleitäten  der  Warenbewegung  erkennen,  vei^leiclMi 
und  würdigen  wollte.  Von  der  wirtschaftlichen  Greograpbie  be* 
dürfen  die  Natioualökonomen  Rat  und  Lehre**),  wie  dies  schon  w 

*)  Verfasser  mnss  auch  von  seinem  Bache  »Bas  Donaugebiet  u.  s.  w/ 
bekenneu,  dass  er  da  und  dort  nur  mit  etwas  Selbstüberwindung  das  dtiis 
vorhandene  Quantum  statistischen  Materials  eingeschoben  haL  GleidiwoU 
wurden  ihm  mehrere  freundliche  Wünsche  nach  einer  grÖssereni  Ausdehanf 
des  Stoffes  in  dieser  Richtung  kundgethan,  welchen  nacbsukommen  er  ibtf 
im  Wiederholungsfalle  solcher  Arbeit  nur  zum  geringsten  Teile  sl^  M^ 
schliessen  könnte. 

**)  Greifen  wir  zum  Beleg  nach  einem  yeröffentUehleD  drastisch»  M* 
spiel  der  letzten  Monate.     Ein  sehr  einflnssreicher  natienali] 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  367 

zusagen  von  einem  Teil  unseres  Faches  Cotta  in  „Deutschlands  Boden" 
8.  6  behauptet.     Genannte  Disciplin  kann  ohne  das  detaillierte  Wo 
und  das  physikalische  Warum  und  Wohin  der  Landesnatur  nie  ge- 
t     nOgend  konkret,  noch    —  was  ihr  doch  not  thut  —  gern  ein  fasslich 
•     ttnd  zugleich  zutreffend  werden.     Aber  das  geographische  Fach  zeigt 
ihr  die  Gegenstände  an  ihrem  Standorte   und   in    ihrer    organischen 
'     Verbindung,  die  Ursachen  und  die  Qualität  der  Produktion  und  die 
h    mannigfache    Abhängigkeit   der    Verkehrswege    von    der   Natur   der 
Oberfläche  des  Landes.     An  unserer  Disciplin,  welche  ja  auch  die 
^    Verwendung   der   Naturspenden   des   Landes   durch   die   menschliche 
jt   Arbeit  in   ihren   Resultaten    vorführt,    die   konkreten   Wirkungen 
s'   und  Folgen  der  vorhandenen  Obei-flächenphysis  für  die  Bevölkerung 
^    und  für  deren  Erwerbsleben  darzustellen  hat  —  an  unserer  Disciplin 
r)    gewinnt  die  Nationalökonomie  authentische  natürliche  Urkunden,  um 
5     zu  verlässigen  abwägenden  Vergleichen  und  sozusagen  Wahrschein- 
lichkeitsrechnungen in  der  Verwaltung  der  wirtschaftlichen  Interessen 
des  betreflfenden  Landes  vorgehen  zu  können.     Denn  wie  ganz  anders 
kann  dies  z.  B.  geschehen,  wenn  die  Nationalökonomie  eines  Staates 
sich  belehrt  hat,    wozu    der  Boden   des   Landes    von   der  Natur  im 
Verhältnis  zu  anderen  befähigt  sei,  was  er  zu  wünschenswerten  Modi- 
fikationen seiner  Produktion    bedürfe,   wie    die   einzelnen   Gegenden 
nach  ihrer  Gestaltung   und  Produktion   hinsichtlich   der   Herstellung 
von  Verkehrswegen  zu  beurteilen  seien  (Beschaffenheit  und  Bedürfnis) 
u.  8.  w.     Wie    viele    missglückte   Versuche   bezüglich   Einbürgerung 
von  unrentabelen   Produktionen   und   damit  Staatspassiva   wären    im 
Liaufe  der  Zeit  den  so  wohlmeinenden  und  thätigen  Regierungen  er- 
spart   geblieben,    wie    viele    Millionen   Ausgaben    für    tadelnswerte 
Eisenbahnlinien  u.  s.  w.  würden  unterlassen  worden  sein,  wenn  man 
nicht  der  Statistik  und  Warenkunde  und  der  papierenen  Landkarte 
allein    Glauben    geschenkt   hätte!     Freilich    ist   der   Zusammenhang 
zwischen    Geographie   und   Nationalökonomen    schon   lange   erkannt 
und   empfohlen   worden,    aber   noch   ohne   bemerkenswerte   Erfolge. 
Es  hat  jener  grosse  praktische  Geograph,  welcher  einen  schöpferisch 
dinrchleuchtenden   Blick    für    die    Verknüpfung    der   Ortswissenschaft 
mit  anderen  Wissenschaften,  namentlich  aber  mit  dem  wirtschaftlichen 
Leben    und    den   wirtschaftlichen   Theorien    der   Völker    bewies   — 

amter  eines  süddeutschen  Staates  vergleicht  Baierns  Landwirtschaft  mit  der 
der  Union,  von  welch  letzterer  überdies  dieser  Volkswirt  sehr  gute  statistische 
Kenntnisse  hat.  Da  führt  er  denn  zur  Begründung  der  staunenswerten 
Behauptung,  dass  die  bairischen  Landwirte  nichts  von  der  Konkurrenz  der 
Union  zu  fürchten  hätten,  unter  andern  ähnlich  gewichtigen  Beweismomenten 
dies  an,  dass  dieselben  ja  ebenso  gut  in  der  Nutzniessung  von  Maschinen 
stünden,  als  die  Nordamerikaner.  Als  ob  nicht,  auch  ganz  abgesehen  von 
deren  latifundienartigem  Betrieb  schon  allein  die  dortige  Bodengestalt  un- 
bedingt gegen  uns  Süddeutsche  entscheidend  Partei  nähme! 


368  W.  Götz: 

Alexander  v.  Humholdt  hat  schon  durch  den  Titel,  den  er  B^er 
Beschreibung  Neuspaniens  vor  75  Jahren  gab  „BIssai  politiqae  bot 
la  Nouvelle  Espagnc"  daför  gezeugt,  dass  selbst  eine  vom  Stand- 
punkt des  Naturforschers  aus  verfasste  geographische  Description  ihre 
h)hneiuläto  Aufgabe  darin  sehe  und  erfülle,  der  nationalökonomischeD 
Betrachtung  den  festen  physischen  Boden  zu  schaffen*).  Ebeiuo 
freut  sich  Dr.  Peschel,  dass  die  Geographie  in  die  staatswirtschaft- 
licho  Disciplin  eingetreten  sei.  Unser  Zeitgenosse  Drapejron  ruft 
sogar:  y»Nur  ein  vertieftes  und  verständiges  Studium  der  Geographie 
kann  uns  tüchtige  (capablcs)  Staatsmänner  geben  ^. 

Inwieweit  nun  solche  oder  auch  unsere  Anschauungen  ihre  Be- 
^^riindunp:  nn  dem  stofflichen  und  methodischen  Charakter  der  wiit- 
scluvftlicbon  Geographie  besitzen,  kann  nur  aus  einer  Skizzierm^ 
dossei bon  klar  werden,  weshalb  es  uns  nun  obliegt,  darüber  Auh 
kunft  r.w  geben. 

l^.    Per  Aufbau  der  wirtschaftlichen  Geographie. 

Sv^llte  man  nicht  einfach  A.  v.  Humboldts  „Nouvelle  Espagne* 
/um  Muster  nehmen  und  unter  einigen  Modifikationen  an  desMo 
Grund  Union  sich  halten?  In  diesem  Werke  ist  in  den  ersten  3  Eft- 
}Mteln  (\\i\A\  einer  einleitenden  Abhandlung  Ober  die  vertikalen  Pro- 
jektionen oder  Profile  —  Humboldt  war  ja  der  allererste,  welcher 
dazu  schritt,  ein  Landesprofil  zu  entwerfen  — )  von  der  Gestalt 
des  l.auilos,  namentlich  seiner  Bodenerhebungen,  seiner  KOsten- 
^liv^leruuic»  dem  Kintiuss  namentlich  der  ersteren  auf  das  Klima  und 
dio  Kultur  u,  s.  w.  eingehend  die  Rede.  In  Kap.  4,  5,  6,  7  jedoch 
beluuidolt  der  Autor  sotort  die  Bevölkernng.  Es  erfolgt  eine  epoche- 
nnuluMule  Abhauvllung  über  die  verschiedenerlei  Volkszählung  durch 
Voiiileiolinn«;  verschiedener  derartiger  Maassregeln  u.  s.  w.,  Einflüsse 
autdio  HovölkiTungszunahme,  wie  Pocken,  Armut,  Impfung  und  Un- 
si'hadliohkeit  der  dortigen  Bergwerksarbeit.  Daran  schliesst  sich  die 
iVirstelUiUir  der  vorliandeuiii  Rassen-  und  Standesklassenunterschiede, 
ihrer  Siiton,  In^scl.at'tigung  und  Vermögensverhältnisse  und  ihres  so- 
cialen Wortes.  Kap.  8  giebt  eine  bezOglich  der  Anordnung  des 
SiotVos  sehr  bunte  Bi  Schreibung  der  einzelnen  Distrikte  (Intendances\ 
die  allerdings  durch  Darstellung  des  Zusammenhangs  zwischen  der 
gogi  Venen  Bodengestalt  und  den  Verkehrswegen  und  durch  Mit- 
teilung über  Manutaktureu    und    andere  Produktionen   lokaler  Natur 

*^  Spo.'ioll  arbeitet  er  in  dieser  Richtung  in  den  statistisch-ethnograpbi- 
sobou  Krtpitoln  über  die  Bevölkerungszahl  (ein  erstes  Beispiel  für  Bevölke- 
rmiiT^statistikl^  und  Kassen  Kap.  4  —  7,  sowie  in  seiner  Erforschung  der 
1\dolnutari.:ivtuhron  aus  ganz  Amerika  und  der  Circulatiou  dieser  Metalle 
in  Kap.  11  ^^S.  lö:?  — i?>o  der  Ausg.  v.  ISII)  und  in  der  Darstellung  der 
8(aatsoinnahmon  und  Staatsausgaben  Kap.  13  und  H. 


Die  Aufgabe  der  wirtschahlichen  Geographie.  369 

hn  Sinne  unseres  Spezialfaches  arbeitet.     Kap.  9 — 11  endlich  fahrt 

die  Produktion  des  Landes  vor;  das  11.  und  12.  Kapitel  liefert  die 

grundlegende    und    erste    statistische    Behandlung    der    Edelmetall- 

:    bewegung.     Kap.  13  und  14  stellen  die  Staatseinnahmen  und  Staats- 

:.   ausgaben  und  Militärverhftltnisse  dar. 

Es  ist  aber  schon  aus  dem  im  Titel  angegebenen  Zwecke  klar, 
a:   d«88   dieses  Werk    kein    geographisches,    sondern   ein    staatswissen- 
-•y  •ehaftliches  sein  soll,    und  wir  sehen    aus  der  soeben  erfolgten  An- 
^.  dentung  des  Inhalts,    dass  in  der  That   unser  Klassiker  der  Haupt- 
Sache  nach  ein  Werk  der  Staaten-  und  Völkerkunde  unter  eingehen- 
=:  der  Berücksichtigung  des  Einflusses  der  Lage,  des  Bodens  und  der 
'.  Naturproduktion   auf  die   Bevölkerung   seinen   wenig  nachstrebenden 
s:  Zeitgenossen  vorgelegt  hat.     Darin   aber   ist   er  jedenfalls  für  unser 
et  Spezialfach  Muster  geblieben,  dass  er  z.  B.  in  vergleichender  Cha- 
rakterisierung, durch  Zusammenstellung  der  Produktion  des  gleichen 
Gegenstandes   von   Seiten    verschiedener  Länder-    und   Staatsgebiete, 
den  Wert  der  von  ihm  jeweilig  geschilderten  Länderstrecken  für  die 
Menschheit  und  für  ihren  Güteraustausch  in  einer  vollendeten  Methode 
vorföhrt,  ohne  irgendwie  aus  dem  Konversationston  zu  geraten  (z.  B. 
Kap.  X  S.  170 — 188  seine  Behandlung  der  Zuckerproduktion  u.  a.  m.). 
Jedenfalls  darf  man   sagen,    dass   so    manche    langweiligen    grossen 
Geographiebücher  ungeschrieben  geblieben  wären  und  dass  die  Jugend 
vor  viel  zweckloser  Gedächtnisbelastung  bewahrt  worden  wäre,  wenn 
man    dieses  Werk   Humboldts    in    der   Litteratur   als   das   behandelt 
hatte,  was  es  allermindestens  war,    nämlich   ein    nach   verschiedenen 
Seiten  angenehm   und  geistvoll   anregendes   Muster.     Als   eine   Vor- 
arbeit ersten  Ranges  für  wirtschaftliche  Geographie   wird   es   immer 
hoch  zu  schätzen  sein. 

Auf  ein  neueres  grosses  Werk  in  dieser  Kichtung  hier  einzu- 
gehen, liegt  für  uns  jetzt  noch  kein  Grund  vor;  wir  wünschen  ja 
Überdies  eine  Art  Neugestaltung  dieses  Spezialfaches;  es  fehlt  also 
einigermaassen  die  Berechtigung,  vom  Standpunkt  der  uns  vor  der 
Seele  stehenden  Gestalt  aus  Anforderungen  an  andersartige  Dar- 
stellungen zu  stellen. 

Der  Aufbau  der  wirtschaftlichen  Geographie  nun  be- 
schäftigt sich 

1.  mit  der  speziell  behandelten  Abgrenzung  des  jeweilig 
darzustellenden  Gebietes.  Diese  ist  bereits  stofflich  von  grosser 
Wichtigkeit,  insofern  sie  mit  achtsamer  Berücksichtigung  des  natur- 
lichen Produktionswertes  der  Grenze  und  namentlich  ihrer  Einflüsse 
auf  Verkehrswege  (z.  B.  Pässe)  und  Verkehrserleichterung  (z.  B. 
Kfistenbildnng)  vorgeht.  Es  handelt  sich  hierbei  eben  keineswegs  nur 
um  die  geometrisch  verlaufende  Grenzlinie,  sondern  um  die  ganze 
plastische  Gestalt  und  Bodenbeschaffenheit  des  Grenzstreifens  oder 
auch   der  betreffenden  Küste  mit  ihren  Buchten  und  deren  Böschungs- 

Zeiteohr.  d.  GeselUeh.  f.  Brdk.    Bd.  XYU,  <2,V 


376  W.  Götz: 

Denn  erst  die  Bodenkunde  sagt,  warum  aus  gleicher  geologisclier 
Vergangenheit  doch  nicht  gleiche  Prodaktiensbedingungen  resultieren, 
angenommen  gleiche  klimatische  und  Oberflächenprofilsverhältnisse. 

Zugleich  aber  ist  der  Boden  völlig  abhängig  von  Profil  und 
geologischem  Charakter  der  betreffenden  Gegend.  Denn  die  Neigungen 
dor  Bodenerhebungen  sind  es  ja,  von  welchen  die  grössere  oder  ge- 
ringere Möglichkeit  der  Verwitterung  und  Zersetzung  (mechanischer 
und  chemischer  Herstellung  des  Vegetationsbodens)  zum  teil  abh&ngt. 
Wo  nftralich  das  Wasser  rasch  abläuft,  kann  das  Gestein  nur  weniger 
vom  Frost  und  der  ausdehnenden  Wärme  und  dann  von  der  hierdurch 
bewirkten  Zerkleinerung  der  Oberflächenteile  beeinflusst  werden. 
Boden  kann  sich  auch  auf  steileren  Halden  nur  seicht  bilden;  er 
wird  leichter  abgeschwemmt  und  ist  schwieriger  durch  die  Pflanzen- 
welt zu  binden,  weil  auch  seine  chemische  Zersetzung  zur  Aufhahms- 
ffthigkeit  ftir  die  Pflanzen  durch  mehreres  erschwert  ist.  Noch  mehr 
als  von  der  Gestalt  ist  natQrlich  die  Entstehung  von  Dammerde 
abhängig  von  der  Entstehung  des  Gesteins.  NatQrlich  gilt  hier  schon 
dies,  dass  z.  B.  den  kry stall inischen  und  den  eruptiven  Gesteinsmassen 
eine  regelmässige  Zusammensetzung  eigen  ist.  Sodann  aber  ist  es 
auch  von  bedeutendem  Einfluss,  ob  die  verschiedenen  Gesteinsarten 
infolge  von  Farbe  und  Zusammensetzung  sich  mehr  erwärmen  und 
ausdehnen  und  so  den  Zusammenhang  der  Teile  schwerer  oder  leichter 
zerreissen.  Auch  die  Struktur,  d.  h.  die  Grob-  oder  FeinkÖmigkoit 
und  Porosität  sind  von  beträchtlichem  Einfluss  auf  das  Eindringen 
der  Niederschläge  und  deren  umwandelnde  Wirkung  infolge  ihres 
Kohlensäure-  und  Sauerstoffgehaltes.  Oder  es  macht  sich  z.  B.  der 
Unterschied  zwischen  Quarz-  und  Thonsandstein  bemerkbar;  derselbe 
lässt  das  Verhältnis  der  feinerdigen  Bestandteile  zu  den  Quars- 
körnern  sehr  verschiedenartig  erscheinen  und  führt  somit  beträcht- 
liche Verschiedenheiten  der  Bodenbildung  herbei. 

Die  Beschaffenheil  der  Bodenschichten  ist  sodann  von  den 
klimatischen  Verhältnissen  wesentlich  herbeigeführt,  aber  auch 
auf  sie  mehrfach  rückwirkend.  So  ist  die  Erwärmung  des  Bodens  eine 
weit  stärkere,  wenn  er  von  Kalk  stark  durchsetzt  ist,  wie  eben  durch 
den  Kalk  auch  das  Anziehen  und  Festhalten  von  Wasser  erschwert 
wird,  wodurch  jedoch  zugleich  auch  der  Nässe  und  Kälte  entgegen 
gearbeitet  ist.  Desgleichen  bewirkt  die  Zusammensetzung  des  Bodens 
(z.  B.  Sand)  und  seine  Farbe  auch  stärkere  Erwärmung  und  dann 
auch  stärkere  Ausstrahlung,  diese  aber  mehr  Thaubildung,  ja  auch 
das  vermehrte  Entstehen  von  dunstigen  und  nebeligen  Luftschichten 
unmittelbar  über  dem  Boden.  Hiermit  darf  auch  wohl  der  Hinweis 
auf  den  Einfluss  verbunden  werden,  den  der  Boden  auf  die  Ver- 
teilung der  Quellen  und  auf  den  Stand  des  Grundwassers,  diese  beiden 
wirtschaftlich  so  hochwichtigen  Faktoren,   verschiedenartig  ausübt. 

Als    bewirkende    Ursache    aber    erscheint    die    Bodenbe- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  371 

Hrwiegend  aus  hochentwickelter  Indastrie  ihre  Nahrung  gewinnt 
^  B.  die  nordöstlichen  Teile  Preassens  gegenüber  Schlesien  und 
Oiiigreich  Sachsen).  Grossenteils  sind  allerdings  die  politischen 
renzen  massgebend,  weil  die  einflussröichen  wirtschaftlichen  Ein- 
lese der  verschiedenen  Staatsverwaltungen  auch  Verschiedenartigkeit 
!8  wirtschaftlichen  Ländercharakters  bringen,  aber  aus  soeben  an- 
igebenen  Gründen  wird  man  auch  innerhalb  mittelgrosser  Staaten 
renzen  für  unsere  Art  der  Betrachtung  ziehen.  Was  im  einzelnen 
n  Beschreibung  des  Grenzstreifens  zu  berücksichtigen  sein  wird, 
t  dasselbe,  als  in  den  nächstfolgenden  Abschnitten  der  Bodenplastik, 
ir  geologischen  Eigenart  und  des  stofflichen  Bodencharakters. 

2.    Die  Bodenplastik. 

Es  bleibt  hier  natürlich  bei  der  grundlegenden  Wichtigkeit, 
dche  schon  an  sich  diesem  Kapitel  (cf.  S.  356)  eigen  ist.  Aber  von 
»mherein  tritt  die  Betrachtung  unter  die  Gesichtspunkte  des  Za- 
jmmenhangs  mit  dem  Klima  und  mit  der  je  vorhandenen  oder 
if  einfache  Weise  herzustellenden  Produktion  und  ebenso  des 
erkehr s.  Die  mancherlei  lokalen  Einflüsse  auf  das  Klima  sind 
ttürlich  erst  bei  dessen  detaillierter  Besprechung  anzugeben;  aber 
)r  Gedanke,  dass  sie  durch  das  Bodenprofil  wesentlich  mitbewirkt 
erden,  wird  die  Darstellung  des  letzteren  beeinflussen. 

Hat  man  nun  die  Bodenerhebungen  ihrer  Gestalt  nach  darzu- 
»gen,  so  fasst  man  zunächst  die  Seehöhe  ihrer  grösseren  Ab- 
ilnngen  ins  Auge.  Von  ihr  hängt  in  mehrfacher  Beziehung  das 
!lima,  die  Vegetation  und  resp.  die  Möglichkeit  so  mancher 
iodenkulturen  ab.  Sodann  handelt  es  sich  um  die  verschiedenen 
nrchen  in  den  Bodenerhebungen.  Deren  Längen-  und  Quer- 
rofile  sind  ja  ausschlaggebend  für  die  Verkehrswege ,  damit  aber 
ir  den  Grad  der  ProduktionsfiLhigkeit  der  benachbarten  Gegenden, 
B.  auch  für  die  Ausbeute  so  mancher  Bodenschätze.  (Wenn 
B.  für  die  Achsen  Verfrachtung  von  Mineral-  und  Erzmassen  eine 
dte  Fahrstrasse  ohne  hohe  Kosten  nach  den  Absatzgebieten  über 
nen  Gebirgsrücken  gebaut  werden  kann,  werden  dieselben  ausge- 
ratet werden  [cf.  Vergangenheit  und  Gegenwart  des  Lungau]; 
osserdem  aber  müssten  sie  tote  Lager  bleiben).  Ebenso  steht  man 
Qter  der  Rücksicht  auf  die  Existenz  von  Eisenbahnen,  namentlich 
>lcher,  die  Transitwege  sind,  und  auf  reelle  Eisenbahn-,  ja  auch 
^anal Projekte.  Also  die  Pässe,  die  Flussdurchbrüche ,  der  Verlauf 
er  gekrümmten  Furchen  (Thäler)  in  Plateaux  —  diese  Momente 
nd  Gegenstand  besonderer  Beachtung.  —  Hiermit  verbindet  sich 
i  der  örtlich  zusammenhängenden  Beschreibung  die  Charakterisierung 
er  Böschungen  aller  auch  nur  mittelmässig  bedeutenden  Boden- 
rhebungen.  Denn  man  gedenkt  dessen,  dass  von  dem  jeweiligen 
eigungswinkel  und  Flächenraum  der  Böschungen  zunächst  die 
[öglichkeit  der  Bildung  einer  erforderlichen  Dammerdschicht  grössten- 


362  W.  Götz: 

Wir  halten  es  nach  dem  vorausgehenden  für  eine  Notwendigkeit, 
dass  auch  in  allen  Mittelschulen  von  dem  systematischen  Fundament 
einer  speziellen  Geographie  aus  das  Fach  gelehrt  werde.  Wenn 
aber  die  Geographie  nicht  anders  rationell  und  befriedigend  gelehrt 
werden  kann,  als  unter  dem  behen-schenden  Gesichtspunkt  einer 
speziellen  Geographie,  und  es  andererseits  eine  unerlässliche  Voraus- 
setzung eines  rationellen  Unterrichts  ist,  dass  er  gelenkt  und  durch- 
zogen sei  von  der  Wissenschaftlichkeit  des  betrefiPenden  Faches,  so 
haben  wir  hier  ein  weiteres  Zeugnis  dafür,  dass  die  Geographie  als 
Wissenschaft  nur  in  irgend  einer  speziellen  Richtung  vorhanden  ist 
und   erfasst  werden  muss. 

Welche  Spezies  von  Geographie,  welche  „Methode  von  choristischer 
Darstellung"  an  den  verschiedenen  Schulen  zu  wählen  sei,  ergiebt 
sich  naturgemäss  aus  deren  besonderer  Aufgabe. 

Die  Lehrer  an  den  humanistischen  Anstalten,  soweit  sie  sich 
überhaupt  nicht  nur  äusserlich  mit  der  Erdbeschreibung  abfinden 
zu  müssen  glaubten,  behandelten  im  ganzen  die  Geographie  als  ein 
Praefixum  der  Historie.  Die  sprachlich-historische  Bildung,  welche 
das  Gymnasium  bietet,  legt  diese  Auffassung  jedenfalls  nahe.  Wenn 
man  nun  aber  diese  ernstlich  fortbildet,  so  hat  die  Geographie 
in  der  That  ihren  richtigen  Charakter  innerhalb  des  Studienganges 
dieser  Schulen.  Der  Geographieunterricbt  der  humanistischen  Gym- 
nasien soll  ethnische  Geographie  zum  leitenden  Prinzip  haben; 
diese  ist  für  dieselben  der  fruchtbarste  Zweig  der  geographischen 
Methodologie.  Der  geographische  Unterricht  hätte  zum  Zweck,  die 
Anschauung  der  einzelnen  Teile  der  Erdoberfläche  und  ihrer  Natur 
in  ihrem  Zusammenhang  (Einflusa)  mit  dem  Gang  des  Völkerlebens 
zu  vermitteln.  Es  fällt  dann  dahin  das  naive  eklektische  Verfahren; 
welches  im  Unterrieht  wie  in  den  „Lehrbüchern"  und  „Leitfäden" 
(?  ohne  Weg  nach  bestimmtem  Ziel)  noch  häufig  vorwaltet,  und  68 
stellt  sich  das  gerade  in  diesem  Fache  dringend  nötige  multum  statt 
raulta  ein,  die  Pflege  der  Anschauung  an  Stelle  der  Belastung 
des  Schülers  mit  Sandsäcken  aus  den  endlosen  Gruben  der  Statistik. 

Im  einzelnen  ist  natürlich  genaue  Kenntnis  der  Bodengestalt 
von  primärer  Wichtigkeit.  Von  ihr  hängen  ja,  nachdem  die  örtliche 
Lage  (geogr.  Beltc)  des  betreffenden  Landes  im  voraus  angegeben 
ist,  die  Bewegungen,  materiellen  und  kulturhistorischen  Zustände, 
Dienstbarkeit,  Thatkraft,  Anziehungskraft  der  Völker,  die  politische 
Gegenwart  der  Staaten  so  tiefgreifend  und  vielfach   ab. 

Hierfür  braucht  man  nur  selten  etwas  davon  zu  wissen,  wie 
hoch  der  und  jener  Berg  sei,  sondern  höchstens  wie  hoch  ungefähr 
der  Kamm  des  betreffenden  Gebirges  oder  sonstiger  Bodener- 
hebung; dagegen  ist  von  massgebender  Bedeutung  Zahl,  Höhe, 
Längs-    und  Querprofile  der  Furchen,  welche   über  die  Höhenrücken 


Die  Aafgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  373 

3.  Mit  der  Darlegung  der  Bodengestalt  verknüpft  sich  entweder 
gleichzeitigem  Vortrag  deren  geologische  Charakteristik  und 
etwa  mit  dieser  auch  die  der  Bodendecke,  oder  es  werden  nur  die 
VBiden  letzteren  Momente  mit  einander  verbunden,  je  nach  Bedürfnis 
resp.  Reichhaltigkeit  der  Ausführung  über  das  betreffende  Gebiet 
oder  der  für  das  Nachfolgende  einflussreichen  Charakterzüge.  So 
wird  man  z.  B.  ohne  weiteres  für  die  einzelnen  grösseren  Abteilungen 
iies  flachen  Russlands  zugleich  mit  einander  Bodengestalt,  Formationen 
resp.  Gesteinsuntergrund  und  die  darauf  ruhenden  Bodenarten  vor- 
fthren.  Und  zwar  geschähe  dies  nicht  nur,  weil  man  erst  dadurch 
genügend  interessieren  kann,  sondern  auch,  weil  diese  dreierlei  Er- 
scheinungen einen  nahezu  gleichen  Anteil  an  dem  vorhandenen  Grund- 
charakter  und  der  Entwickelungsstufe  der  Produktion  und  der  Ver- 
kehrsverhältnisse  Russlands  genommen  haben.  Anderswo  wird  man 
bei  Gebirgsbildnngen  mit  reichem  mineralischen  und  metallischen 
Abbau  sich  veranlasst  sehen,  mit  der  Gestalt  auch  den  geologischen 
Tfaatbestand  zu  kennzeichnen.  Jedenfalls  aber  haben  viele  gebirgige 
Liandschaftea  schon  in  ihren  Profilen  einflussreiche  Momente  genug, 
nm  die  Bodenplastik  abgesondert  als  erstes  Tableau  zu  zeigen. 

Aber  abgesehen  von  dieser  Frage  der  variierenden  Zweck- 
mftssigkeit  der  Verknüpfung,  ist  wohl  zunächst  hier  anzugeben,  ob 
denn  doch  notwendigerweise  die  Geologie  hineingezogen  werden 
müsse  und  ob  nicht  das  daraus  Erforderliche  einfach  bei  der  Pro- 
daktionsskizze  erwähnt  werden  könne? 

Wir  bejahen  erstere  Frage  schon  aus  einem  formalen  Grunde. 
£i8  ist  nämlich  das  geologisch  Charakteristische  für  uns  das  einzige 
wissenschaftlich  vorhandene  Bindeglied  zwischen  der  Bodenplastik 
und  der  Eigenart  der  Erdbodendecke  der  Länder.  Als  eine  Wahr- 
heit, deren  Gründe  mit  zunehmender  geologischer  Erkundung  der 
Erdräume  an  Zahl  und  Sicherheit  wachsen,  kennen  wir  ja  die  That- 
sache,  dass  die  Gestalt  der  unebenen  Ländergebiete  in  so  vielfachen 
bedeutsamen  Einzelheiten  eine  Folge  der  geologischen  Vorgänge  und 
dsgl.  Zusammensetzung  ist.  Würden  wir  wenigstens  für  4 — 5  räum- 
lieh von  einander  getrennte  Länder  wie  Deutschland  ähnliche  Zu- 
sammenstellungen aus  neuester  Zeit  haben,  wie  sie  uns  Cotta  in 
seinem  2.  Teil  ^Deutschlands  Boden"  §  7 — 19  bereits  1858  lieferte 
(ein  Minimum  der  heute  bekannten  Beispiele),  so  wäre  gewiss  diese 
Lehre  schon  zu  verlässigeren  Detailangaben  gebracht.  Die  zur  Zeit 
begonnenen  Arbeiten  der  Herstellung  einheitlicher  geologischer  Karten 
von  allen  europäischen  Ländern  unter  centralisierter  Kontrolle  ver- 
spricht uns  auch  für  die  Auffindung  eines  regelmässigen  Zusammen- 
hangs zwischen  Gestalt  und  Entstehungsweise  viel  Material. 

Aber  nicht  nur  ein  formell  unentbehrliches  Zwischenglied  für  eine 
systematisch  vorgehende  Darstellung  ist  uns  die  geologische  Kennt- 
nisnahme vom  Bau  der  Erdrinde,  so  dass  wir  durch  sie  wissen,  wo- 


864  W.  Götz: 

schaftliche  Geographie  heissen.  Es  ist  natürlich,  dass  auch  diese 
nicht  in  die  Unterrichtsstunden  der  Realschule  einfach  in  extenso 
hineinschabloniert  werden  soll.  Allein  sie  wird  Ziel  und  Weg  au- 
geben, damit  der  Lehrer  sich  klar  sein  kann  über  die  Auswahl  des 
Stoffes  und  über  die  Gesichtspunkte  der  Unterweisung  über  Einzelheiten 
der  geographischen  Betrachtung,  während  andererseits  der  Schüler 
intensiver  das  innerlich  Zusammenhängende  der  auf  produktionelle 
und  kommerzielle  Würdigung  der  Ländergebiete  hinarbeitenden 
Disciplin  erfassen  und  sich  erfolgreicher  für  diese  interessieren  kann. 
Hiermit  sind  wir  direkt  an  die  Frage  gerückt,  worin  denn  das 
Wesen  der  eben  genannten  Spezialgeographie  bestehe,  was  sie  wolle 
und  wie  sie  sodann  aussehe?  Zu  allernächst  aber  werden  wir  unsere 
Benennung  zu  motivieren  haben. 

2.    Das  Wesen  der  wirtschaftlichen  Geographie. 

Die  Spezialdisciplin ,  welche  wir  als  wirts'c haftliche  Geo- 
graphie bezeichnen,  wird,  ihren  wichtigsten  Bestandteilen  nach,  von 
anderen  „  Handelsgeographie**  genannt.  Aber  auch  letztere  ist  be- 
züglich ihres  Umfangs  und  ihrer  inneren  Konstraktion  in  unseren 
Lehr-  und  Handbüchern  noch  so  ungeklärt  und  schwankend,  dass 
es  hier  nicht  möglich  ist,  präzis  anzugeben,  wie  weit  sich  von  ihr 
des  Verfassers  System  einer  wirtschaftlichen  Geographie  unterscheide. 
Aber  den  Namen  Handelsgeographie  vermögen  wir  für  unser  Fach 
nicht  zu  acceptieren,  weil  er  zu  einseitig  die  Warenbewegung  mar- 
kieren, dadurch  aber  zu  weit  hinaus  an  das  Ende  des  ganzen  Auf- 
baues verweisen  würde.  Er  schlösse  das  entscheidende  Material  der 
Warenerzeugung  und  ihrer  physischen  Grundlage  zu  wenig  ein:  es 
ist,  als  wollte  man  ein  Gebäude  nur  nach  dem  Dache  charakterisieren, 
seinen  Stil  darnach  bezeichnen. 

Aber  nicht  nur  dieser  Grund  der  unzutreffenden  Enge  des 
Namens  bestimmt  uns  zu  obigem  Titel  unserer  Spezialgeographie, 
sondern  positiv  auch  deren  eigentliche  Aufgabe:  die  Erdräume 
als  Boden  des  menschlichen  Erwerbslebens  aufzufassen, 
so  dass  dadurch  zugleich  die  physische  Grundlage  der 
Nationalökonomie  angegeben  werde. 

Betrachtet  mau  nämlich  die  Teile  der  Erdoberfläche  als  die 
Gebiete  des  materiellen  Unterhalts  der  Bevölkerung,  so  wird  das 
Bereich  der  Nationalökonomie  mannigfach  berührt.  Beschäftigt  sich 
aber  umgekehrt  die  Nationalökonomie  mit  dem  Erwerb  des  Lebens- 
unterhaltes der  Nationen,  so  wissen  wir  weiter,  dass  ja  diese  inner- 
halb einzelner  Länder  wirtschaftlich  zusammengefasst  sind,  und  eben 
den  Einfluss  dieser  Länder  auf  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der 
Bevölkerung  zu  betracliten,  ist  Aufgabe  unseres  Faches.  Man  er- 
kennt unschwer,    dass   die   Nationalökonomie    zum   grossen    Teil   da 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  375 

getatioD  vorteilhaft  geartet,  wie  dies  z.  B.  die  trefflichen  Holz- 
e  des  Thüringer  Waldes,  die  Vogesen  und  Schwarz wald- 
oder  die  Bergwiesen  auf  der  Höhe  der  Kor-  und  der  Sau- 
^^  ixi  Kärnten  oder  die  so  reichen  Waizenäcker  im  Bezirke  von 
^^j^^^oheid,  ONO.  von  Passau,  bezeugen.  Aber  auch  Sedimentbil- 
^  ^^xi  geben  zu  solchen  gemeinsamen  Charakterisierungen  Anlass. 
^  können  z.  B.  über  die  jurassischen  Bildungen  bezüglich  des 
^^^^^akters  der  Profile  und  der  Sammelstätten  von  Zersetzungsböden 
Xleutschland,  Schweiz  und  Frankreich  sehr  ähnlich  wiederkehrende 
Meinungen  gezeigt  werden. 

Aber  die  Bedeutung   der  geologischen  Eigenart   einer   Gegend 
>t  für  die  Bodenproduktion  noch  nicht  darin  auf,  dass  sie  die  be- 
^^^^enden  Bodenschichten  und  das  Auftreten  von  fliessenden  Wassern 
^j^üiimmt,   sondern  es  entscheidet  besonders   auch   die  Beschaffenheit 
^«^  Gesteins    unterhalb    des   Verwitterungs-   und    Zersetzungsbodens 
"  ^Äer  des  letzteren  Mächtigkeit,    Wassergehalt   und   Wärme.     Wenn 
"^     t.  B.    die   Gesteinsgrnndlage    stark  geneigtes  Profil   hat,    wird    die 
"ifiodenbildung   erschwert,    da   das    durch    die  Bodendecke  dringende 
^^Wafiser    samt   seinen    zersetzenden   Wirkungen   rascher   seitlich    ab- 
jMxdU       Dagegen    ist    es    für    die    mächtigere    Entwickelung    eines 
^  "Vegetationsbodens    vorteilhaft ,    wenn    ein    zerrissener    Untergrund, 
wenn  Formations-  und  Gesteinswechsel,  oder  wenn  Schieferschichten 
die   Basis    der   obersten   Erdschicht    bilden.     Undurchlässigkeit    des 
Untei^undes    führt    zu    Versumpfung,    Zerklüftung    zur    Sterilität; 
Dnrch wärmung  und  Kühle  der  Dammerde  hängt  desgleichen  sowohl 
von  ihren  Bestandteilen,   als  ihrer  Unterlage  ab.     So   ist    auch    die 
Zusammensetzung  der  Formation  und  Etage  unter  Vorherrschen  des 
einen  oder  anderen  Gesteins  bestimmend  für  die  tiefere  oder  seichtere 
Entstehung  eines  für   die  Pflanzen  aufnehmbaren  Bodens.     Das  geo- 
logische  Bodenprofil    entscheidet   daher  wesentlich,  ob   eine    Gegend 
sich  für  Waldknltur  oder  ob  für  Ackerfrüchte  besser  eigne. 

4.  Mit  Bücksicht  auf  diese  und  dergleichen  Thatsachen  also  wird 
das  geologische  Element  ins  Auge  gefasst.  Dass  wir  uns  aber  auch 
mit  Bodenkunde  zu  befassen  haben,  ist  bereits  mit  dem  eben  Be- 
'  handelten  gesagt.  Auch  hier  handelt  es  sich  nicht  um  die  Ein- 
'  Stellung  eines  Auszuges  aus  der  Bodenkunde  oder  aus  der  Agrikultur- 
chemie in  die  wirtschaftliche  Geographie;  allein  die  auf  dem  festen 
Untergrund  der .  Erdoberflächenteile  ausgebreiteten  Erdlagen  sind  ja 
die  unmittelbarste  kausale  Grundlage  der  Produktion,  einflussreich 
auf  die  Zahl  und  Art  der  menschlichen  Ansied lungen ,  auf  Anlage 
der  Verkehrswege  und  die  Frequenz  ihrer  Benutzung.  Man  bedai'f 
also  der  Bodenkenntnis  nicht  nur  als  einer  Voraussetzung  für  das 
Nachfolgende,  sondern  auch  zu  dessen  Verknüpfung  mit  den  vor- 
ausgehenden Thatsachen  der  geologischen  und  plastischen  Zeichnung 
der  betreffenden  Gebiete. 


366  W.  Götz: 

behandelt  die  wirtschaftliche  Geographie  den  Zusammenhang  zwischen 
den  physischen  Eigenschaften  der  einzelnen  Teile  der  Erdoberfläche 
und  zwischen  dem  Erwerbsleben  der  Menschheitsteile,  d.  i.  Völker 
und  Bevölkerungen;  ihr  Darstellungsmittel  ist  das  Bild,  die  Karte« 
(Wenn  gleichwohl  die  verschiedensten  geographischen  Werke  mittels 
vieler  Zahlen  die  Statistik  stark  hineinziehen,  so  geschieht  dieö  nur 
teilweise  wegen  des  Bedürfnisses  präziser  Vorführung  der  Wirklich- 
keit, grossenteils  aber  auch  aus  höflicher  Rücksicht  auf  die  Forderun- 
gen der  Leser*)). 

In  dieser  ganz  selbständigen  Stellung  vermag  unser  Fach  realisti- 
scher und  unmittelbarer,  als  es  die  Statistik  leistet,  der  National- 
ökonomie, dieser  für  die  Völkerwohlfahrt  so  hochwichtigen  Wissen- 
schaft, Handreichung  zu  thun.  Wir  sind  zwar  nicht  so  scharf  ge- 
stimmt, wie  eine  öfter  genannte  französische  Celebrität  unserer  Disciplin, 
Drapeyron,  der  in  seiner  Broschüre  „La  Geographie  et  la  Politique* 
S.  8  erklärt:  „Es  würde  eine  grosse  Täuschung  sein,  die  National- 
ökonomen als  wahre  Staatsmänner  anzusehen;  denn  wir  sehen,  wie 
sie  es  vermeiden,  sich  in  unmittelbare  Beziehung  zu  setzen  mit  dem 
Lande  und  den  Bewohnern  und  wie  sie  die  ganze  Nationalökonomie 
zurückführen  auf  Ziffern quantitäten".  „Nur  durch  die  Geographie 
kann  Frankreich  mit  wahren  Staatsmännern  ausgestattet  werden.** 
Aber  dass  die  Nationalökonomie  unserer  Disciplin  bedarf  und  zwar 
mehr,  als  es  auch  unsere  bedeutenden  Nationalökonomen  in  ihren 
Werken  ausdrücklich  wahrnehmen  lassen,  ist  unsere  Meinung  gleich- 
falls. Die  blosse  Kenntnis  der  in  den  einzelnen  Ländern  vorhandenen 
wirtschaftlichen  Kultur ergebnisse,  wie  sie  die  heutige  Statistik 
bietet,  führt  doch  nicht  über  Theorien  hinaus,  die  ja  bald  richtig, 
bald  irrig  sind.  Niemals  wurden  entnationalisierte  Schultheorien  in 
einer  Staatsverwaltung  und  Staatsgesetzgebung  herrschend  werden, 
wenn  man  stets'  neben  der  abwägenden  Kenntnis  der  psychologischen 
Eigenart  und  wirtschaftlichen  Entwickelungsgeschichte  der  Völker 
auch  die  geographischen  Eigentümlichkeiten  des  Landes  und  die 
daraus  sich  ergebenden  Vorbedingungen  der  Produktion  und  der 
finanziellen  Velleitäten  der  Warenbewegung  erkennen,  vergleichen 
und  würdigen  wollte.  Von  der  wirtschaftlichen  Geographie  be- 
dürfen die  Nationalökonomen  Rat  und  Lehre**),  wie  dies  schon  so- 

*)  Verfasser  muss  auch  von  seinem  Buche  „Das  Donaugebiet  u.  s.  w." 
bekennen,  dass  er  da  und  dort  nur  mit  etwas  Selbstüberwindung  das  darin 
vorhandene  Quantum  statistischen  Materials  eingeschoben  hat.  Gleichwohl 
wurden  ihm  mehrere  freundliche  Wünsche  nach  einer  grösseren  Ausdehnung 
des  Stoffes  in  dieser  Richtung  kundgethan,  welchen  nachzukommen  er  aber 
im  Wiederholungsfalle  solcher  Arbeit  nur  zum  geringsten  Teile  sich  ent- 
schliessen  könnte. 

**)  Greifen  wir  zum  Beleg  nach  einem  veröffentlichten  drastischen  Bei- 
Bpiel  der  letzten  Monate.     Ein  sehr  einflussreicher  nationalökonomischer  Be- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  377 

sÄiehaffenheit  weiterhin  für  die  verschiedene  Emähning  der  Pflanzen- 
BififimiilieD)  für  die  Verwendung  von  Dungmitteln  und  fOr  die  Art  der 
Bt'jnenschlichen  Bearbeitung  des  Kulturbodens. 
--  :  Wir  wenden  uns  weniger  der  durch  rein  spontane  Natur- 
T>  tfiätigkeit  bewirkten  Pflanzendecke  zu,  als  vielmehr  den  vom  Menschen 
!?  fiberwachten  und  mit  herbeigeführten  Kulturen.  Da  ist  denn  die 
l' ji Bodenfrage  eine  der  wichtigsten  des  landwirtschaftlichen  Erwerbs; 
z-  sie  steht  in  (nahen)  Beziehungen  zu  den  verschiedensten  Fragen  des 
■>:  Wohlstandes  und  der  Landeskultur  .  .  .  Der,  welcher  den  Boden 
r*-  kennt,  wird  unter  gleichen  Verhältnissen  am  besten  imstande  sein,  ihn 
c  gat  zu  verwerten.  Es  wird  dadurch  die  beste  Kultur  des  Bodens 
ermöglicht  •  .  .***). 

Gewiss  ist  dies  ausser  allem  Zweifel  schon  so  lange,  als  man  noch 
.  m  vager  Weise  zu  unterscheiden  begann  zwischen  dem  Nahrungs- 
bedürftiis  von  sogenannten  Kalk-,  Kali-  und  Spatpflanzen.  Eine 
Kenntnis  des  Zusammenhangs  zwischen  Boden  und  land-  oder  forst- 
wirtschaftlicher Produktion  ist  ja  nicht  denkbar  ohne  Einsicht  in  die 
wichtigsten  Eigentümlichkeiten,  z.  B.  des  Thanes  auf  Feuchtigkeit 
und  Zersetzung,  des  kohlensauren  Kalkes  für  die  Pflanzen ernährung, 
des  Sandes  in  Bezug  auf  Wärme,  'Luftzutritt,  Filtrierung  des  Vege- 
tationsgrundes. Von  einer  Darstellung  des  Löss  wird  man  gewiss 
nicht  absehen  dürfen,  und  Verfasser  kann  keineswegs  zugeben,  dass 
er  hierin  in  seinem  „Donauhuche^  S.  208  f.  zu  weit  gegangen. 

Da  aber  bei  der  Bodenkultur  auch  wesentlich  der  Aufwand  an 
Kräften  und  materiellen  Mitteln  für  die  Ersetzung  der  entzogenen 
Pflanzennährwerte  in  Frage  kommt  und  hiervon  grossenteils  der 
wirtschaftliche  Flor  des  Landbaues  abhängt,  so  darf  wohl  bei  der 
Charakterisierung  des  Bodens  auch  der  besondere  Reichtum  an 
düngenden  und  fruchtbar  machenden  Stofien  (z.  B.  Mergel)  oder 
das  einseitige  Vorherrschen  einzelner  BodenstofPe  (z.  B.  Humus) 
nicht  übergangen  werden.  Wenn  in  einem  Werke,  wie  „Richthofens 
China"  1.  Band,  sorgfältig  berichtet  wird,  wie  dort  die  bereits  mehr 
ansgenützten  Lössfelder  mit  einer  noch  frischen  Lössschicht  über- 
deckt werden,  so  werden  noch  weit  eher  in  einer  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt der  Produktion  arbeitenden  Darstellung  des  Bodens  die 
nutzbaren  Kalk-  und  Gypsbänke,  die  Mergelarten,  auch  die  Apatit- 
und  Phosphoritlager  etc.  oder  zu  gegenteiliger  Andeutung  das  Vor- 
herrschen von  Humus  oder  nahezu  reinem  Kalkstein  anzugeben  sein. 
Die  Charakterisierung  des  Bodens  deutet  sodann  auch  auf  den 
nötigen  Verbrauch  von  Arbeitskräften  hin;  denn  je  nachdem  die 
Ackerkrume  z.  B.  aus  sandigem  Kalk  besteht,  ohne  dass  unmittelbar 
unter  ihr  die  Zusammensetzung  thatsächlich  wechselt,  oder  aus  Lehm, 


*)  Nachrichten  des  Klubs  der  Landwirthe  zu  Berlin  1873,  S.  273,   Dr. 
Orih:  „Über  die  Bedeutung  der  geologischen  Profile." 


bd.. 


*■-■'■     ■   *  -     \ 


S68  W.  GöUt 

Alexander  v.  Humboldt  hat  schon  i       h  '        » 

Beschreibung  Neni^aniens  vor  76  Jahren  gab   ,1Caiai  ptXAfm 
la  Nonvelle  Espagne^  dafOr  gezeugt,  daea  aeÜMt  «in«  vom 
pnnkt  des  Naturforschers  aus  verfasste  geograpUadhe  Doaeriptio»^ 
lohnendste  Aufgabe  darin  sehe  und  erfUle,  der  iM&xomUSki 
Betrachtung   den  festen   physischen  Boden  sa  aeh«ffiBa.*)i> 
freut  sich  Dr.  Peschel,  dass  die  Geographie  ia  die 
liehe  Disciplin  eingetreten  sei.     üniier  Zeitgettoaae  UrapegfiM 
sogar:  ,)Nar  ein  vertieftes  und  versti Indlges  Stadium  der  61 
kann  uns  tüchtige  (capables)  8         ilUmer  geboi*.  . 

Inwieweit  nun  solche  oder  (      1  unaere  AmehMuni^an  Oial 
grfindnng  an  dem  stofflichen  und  m  sihodisdben  Qianiktor  Aar 
schaftlichen  Geographie  besitzen,    kann  nur  ans   eiacnr 
desselben  klar  werden,  weshalb  es  uns  mm  obU^,   darib« 
knnft  zu  geben.  ■ 

3«    Der  Aufbau  der  wirtschaftliehen  Geo^rapliiA.    ^ 

Sollte  man  nicht  einfach  A.  v.  HumboUte  uNomreDe 
zum  Muster  nehmen  und  unter  einigen  Modifikationeii  4 
Grundlinien  sich  halten?  In  diesem  Weifca  Ist  in  den  ente«  IJE0 
piteln  (nach  einer  einleitenden  Abhandlung  Aber  die  vertikidaD  JMv 
jektionen  oder  Profile  —  Humboldt  war  ja  der  alkreiete,  iMlÜi 
dazu  schritt,  ein  Landesprofil  zu  entwerfiea  — )  von  der  Gariril 
des  Landes,  namentlich  seiner  Bodenerhebungen,  seiner  KfistoH 
gliederung,  dem  Einfluss  namentlich  der  ersteren  auf  das  EHima  ui 
die  Kultur  u.  s.  w.  eingehend  die  Rede.  In  Kap.  4,  5,  6,  7  jedoek 
behandelt  der  Autor  sofort  die  Bevölkerung.  Es  erfolgt  eine  epocfa^ 
machende  Abhandlung  über  die  verschiedenerlei  Volkszählung  dnrck 
Vergleichung  verschiedener  derartiger  Maassregeln  u.  8.  w.,  Einflässe 
auf  die  Bevölkerungszunahme,  wie  Pocken,  Armut,  Impfung  und  ÜB" 
Schädlichkeit  der  dortigen  Bergwerksarbeit.  Daran  schliesst  sieh  dir 
Darstellung  der  vorhandenen  Rassen-  und  Standesklassenunterscjliiedey 
ihrer  Sitten,  Beschäftigung  und  Vermögensverhältnisse  und  ihres  sfr* 
cialen  Wertes.  Kap.  8  giebt  eine  bezüglich  der  Anordnung  des 
Stoffes  sehr  bunte  Beschreibung  der  einzelnen  Distrikte  (Intendaaces), 
die  allerdings  durch  Darstellung  des  Zusammenhangs  zwischen  der 
gegebenen  Bodengestalt  und  den  Verkehrswegen  und  durch  Mit- 
teilung über  Manufakturen    und   andere  Produktionen  lokaler  Natur 


*)  Speziell  arbeitet  er  in  dieser  Richtang  in  den  statistisch-ethnogn^i- 
sehen  Kapiteln  über  die  Bevölkernngszahl  (ein  erstes  Beispiel  fiur  BevOlk»- 
mngsstatistik!)  nnd  Kassen  Kap.  4 — 7,  sowie  in  seiner  Erforschung  dir 
Edelmetallzufahren  aus  ganz  Amerika  nnd  der  Circnlation  dieser  Ifetalk 
in  Kap.  11  (S.  152  —  283  der  Ausg.  v.  1811)  nnd  in  der  DarstcOhmg  dir 
Staatseinnahmen  nnd  Staatsansgaben  Kap.  13  und  14. 


Die  Angabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  369 

hn  Sinne  unseres  Spezialfaches  arbeitet.     Kap.  9 — 11   endlich  fahrt 

V  die  Produktion  des  Landes  vor;  das  11.  und  12.  Kapitel  liefert  die 

grundlegende    und    erste    statistische    Behandlung    der    Edelmetall- 

:   bewegung.     Kap.  13  und  14  stellen  die  Staatseinnahmen  und  Staat s- 

i    Mü^aben  und  Milit&rverhftltnisse  dar. 

Es  ist  aber  schon  aus  dem  im  Titel  angegebenen  Zwecke  klar, 
r  d«S8   dieses  Werk    kein    geographisches,    sondern   ein    Staatswissen - 
:-'•  tehaftliches  sein  soll,    und  wir  sehen   aus  der  soeben  erfolgten  Aii- 
\  dentung  des  Inhalts,    dass  in  der  That  unser  Klassiker  der  Haupt- 
sache nach  ein  Werk  der  Staaten-  und  Völkerkunde  unter  eingehen- 
%:  der  Berücksichtigung  des  Einflusses  der  Lage,  des  Bodens  und  der 
^.  Naturproduktion   auf  die  Bevölkerung  seinen   wenig  nachstrebenden 
^  Zeitgenossen  vorgelegt  hat.     Darin   aber  ist   er  jedenfalls  für  unser 
>  Spezialfach  Muster  geblieben,  dass  er  z.  B.  in  vergleichender  Cha- 
rakterisierung, durch  Zusammenstellung  der  Produktion  des  gleichen 
Gegenstandes   von   Seiten    verschiedener   Länder-    und   Staatsgebiete, 
den  Wert  der  von  ihm  jeweilig  geschilderten  Länderstrecken  für  die 
Menschheit  und  ftir  ihren  Güteraustausch  in  einer  vollendeten  Methode 
vorführt,  ohne  irgendwie  aus  dem  Konversationston  zu  geraten  (z.  B. 
Kap.  X  S.  170 — 188  seine  Behandlung  der  Zuckerproduktion  u.  a.  m.). 
Jedenfalls  darf  man   sagen,    dass   so    manche    langweiligen    grossen 
Geographiebücher  ungesclirieben  geblieben  wären  und  dass  die  Jugend 
vor  viel  zweckloser  Gedächtnisbelastung  bewahrt  worden  wäre,  wenn 
man   dieses  Werk   Humboldts    in    der   Litteratur   als   das   behandelt 
hätte,  was  es  allermindestens  war,    nämlich   ein    nach   verschiedenen 
Seiten  angenehm   und  geistvoll   anregendes   Muster.     Als   eine  Vor- 
arbeit ersten  Ranges  für  wirtschaftliche  Geographie   wird   es   immer 
hoch  zu  schätzen  sein. 

Auf  ein  neueres  grosses  Werk  in  dieser  Richtung  hier  einzu- 
gehen, h'egt  für  uns  jetzt  noch  kein  Grund  vor;  wir  wünschen  ja 
Überdies  eine  Art  Neugestaltung  dieses  Spezialfaches;  es  fehlt  also 
einigermaassen  die  Berechtigung,  vom  Standpunkt  der  uns  vor  der 
Seele  stehenden  Gestalt  aus  Anforderungen  an  andersartige  Dar- 
stellungen zu  stellen. 

Der  Aufbau  der  wirtschaftlichen  Geographie  nun  be- 
schäftigt sich 

1.  mit  der  speziell  behandelten  Abgrenzung  des  jeweilig 
darzustellenden  Gebietes.  Diese  ist  bereits  stofiflich  von  grosser 
Wichtigkeit,  insofern  sie  mit  achtsamer  Berücksichtigung  des  natür- 
lichen Produktionswertes  der  Grenze  und  namentlich  ihrer  Einflüsse 
auf  Verkehrswege  (z,  B.  Pässe)  und  Verkehrserleichterung  (z.  B. 
Kfistenbildung)  vorgeht.  Es  handelt  sich  hierbei  eben  keineswegs  nur 
um  die  geometrisch  verlaufende  Grenzlinie,  sondern  um  die  ganze 
plastische  Gestalt  und  Bodenbeschaffenheit  des  Grenzstreifens  oder 
auch  der  hetreffenden  Küste  mit  ihren  Buchten  und  deren  Böschungs- 

ZeitMhr.  d.  GeselUeh.  t  Brdk.    Bd.  XYU,  <2\ 


370  W.  Göts: 

Verhältnissen.  Zn  Begrenzungen  von  Teilgansen  aber,  so  oft  als  « 
immer  nahegelegt  erscheint,  zu  schreiten,  ist  der  wirtsehafttiehei 
Geographie  deswegen  in  so  manchen  L&ndergebieten  em  Bedfirfiä^ 
weil  sie  den  Gang  ihrer  Darstellung,  die  AnordniiDg  des  dam- 
stelleudcn  Stoffes,  so  häufig  zu  wechsein  hat.  Man  wird  x.  B.  M 
einer  eingehenderen  Beschreibung  Indiens  das  Dekhan-  und  du 
Gangesgebiet  nicht  mit  gleicher  Aufeinanderfolge  der  kompositioBaUn 
Toile  behandelu  wollen,  da  schon  die  Description  des  Bodenproflh 
der  beiden  Gebiete  eine  sehr  unterschiedliche  Stellung^  einnimmt  ods 
otwa  die  Bodeudecke  des  einen  sofort  mit  der  Angabe  der  Bodn- 
gostalt  angegeben  wird,  während  man  beim  andern  snnftchat  dii 
lotstgonannte  voUständig  vorftlhrt  und  dann  erst  eifrenB  die  Tsr 
schiodenon  Bodenartenregionen  an  einander  reiht.  Uberiianpt  iit 
man  in  der  wirtschaftlichen  Geographie  keineswegs  nur  im  HmUidE 
nuf  die  zu  erleichternde  Übersicht  zur  Beschrftnkung  in  der  rftninlidMa 
Betrachtung  angewiesen;  auch  mit  dem  h&ufigen  Wechsel  des  wirtsdiaft- 
liolion  Charakters  der  neben  einander  lagernden  Grebiete  ist  di«sa 
Vostulat  nocht  nicht  genügend  b^ründet;  sondern  es  lie^  hierfär  snr 
Zoit  noch  leider  ein  zwingenderes  Motiv  vor,  wenn  man  exakt  sein  wüL 
Wir  sind  nämlich  henzutage  für  eine  ebenmftssig  genanere  Vor 
filliruug  der  hier  erforderlichen  Angaben  nur  far  einige  Teilgebiete 
der  Erde  in  den  Stand  gesetzt;  es  fehlen  noch  zu  hftofig  die  Yot- 
arbeiten  oder  die  Beobachtungen,  z.  B.  in  einem  Lande  oder  weiten 
i^ ölenden  desselben  fehlen  meteorologische  Daten,  im  anderen  geo- 
lo^isoho«  ja  die  ganze  Bodenkunde;  und  zwar  gilt  dies  schon  yod 
ouro(^1iscIion  Ländern.  Es  genQgt  aber  allerdings  auch  für  den 
^»rakiisohon  Zweck  des  Faches,  an  kleineren  Staaten  oder  an  cLa- 
laktoristisoh  ovsohoiiiondon  Gegenden  den  Zusammenbang  zwischen 
doi*  botrotYondcn  Obertiäohennatur  ^Gestalt,  Stoffe,  Klima)  und  dem 
KvNxorbslobou  dor  Bevölkerung  aufzuzeigen.  Überdies  würde  schwerlich 
tiir  dio  l\it Stellung  dieses  Zusammenhangs  irgend  eine  Schule  mehr 
lutoniolitsroit  verstatten,  als  tur  eine  exemplifizierende  Yorfühnmg 
oiuos  kloinoren  Staatsgebietes  und  tilr  übersichtliche  Behandlung  der 
«uvivMen  Krdobcrtiäoheineile  nöii^  ist.  Für  eine  Hochschule  erscheint 
Jio  iiKUiOiTraphieabub'ohe  Gestalt  der  Vorlesung  um  so  natürlicher, 
als  l.ior  ».lio  wissensebartlioh  exiensivere  Behandlung  des  Detail  ge- 
bot ou  ist.  Aber  auf  joden  Fall  ist  es  fiir  die  tiefer  eindringende 
iH'urteiliiRJ:  eines  Gebietes  und  stiues  Wertes  im  Yerh&ltnis  imn 
i; rossen  Ganzen  und  iiir  die  Würdigung  der  je  vorhandenen  Be- 
ding ungoii  seiner  weiteren  Eniwiokeluiig  sehr  wesentlich,  ob  man  durch 
korrekte  Begrenzup.g  walirhait  Zusamai engehöriges  umspanne  oder 
ob  man  D^^co^ian:es  als  ^:i:i  ireOirrap biso Les  Ganzes  behandle,  z.  B. 
oiii  U'iobr  ziiiri-njrliches  und  ir.äss*^  fruchtbares  L&ndergebiet  mit 
ointaob.oreu  A^rrarverbähnissen  zusAuimen  mit  Bezirken«  in  welchen 
boi  {ii>>;cii^^.viutester  Bodeiibeui:t^u:ig  eine  sehr  dichte  Bevölkerung  doch 


I 


Die  Auijg^abe  der  wirtschaftlichen  Qeog^aphie.  371 


legend    ans    hochentwickelter  Indastrie    ihre   Nahrung    gewinnt 

1  ^  B.  die  nordöstlichen  Teile  Preussens  gegenüber  Schlesien  nnd 
/  Königreich  Sachsen).  Grossenteils  sind  allerdings  die  politischen 
^  Orensen  massgebend,  weil  die  einflossröichen  wirtschaftlichen  Ein- 
f  flttflse  der  verschiedenen  Staatsverwaltungen  aach  Verschiedenartigkeit 
.'  des  wirtschaftlichen  Ländercharakters  bringen,  aber  aus  soeben  an- 
t  gegebenen  Gründen  wird  man  auch  innerhalb  mittelgrosser  Staaten 
li  Grenzen  für  unsere  Art  der  Betrachtung  ziehen.  Was  im  einzelnen 
^  bei   Beschreibung    des    Grenzstreifens   zu    berücksichtigen   sein   wird, 

2  ist  dasselbe,  als  in  den  nächstfolgenden  Abschnitten  der  Bodenplastik, 
^  der  geologischen  Eigenart  und  des  stofflichen  Bodencharakters. 

,;  2.    Die  Bodenplastik. 

^  Es    bleibt    hier    natürlich    bei   der   grundlegenden    Wichtigkeit, 

2.;  welche  schon  an  sich  diesem  Kapitel  (cf.  S.  856)  eigen  ist.    Aber  von 

I  Tomherein  tritt   die   Betrachtung  unter   die  Gesichtspunkte    des  Za- 

f  sammenhangs   mit   dem   Klima  und   mit   der  je   vorhandenen   oder 

auf    einfache   Weise    herzustellenden    Produktion  und   ebenso    des 

Verkehrs.     Die   mancherlei   lokalen  Einflüsse   auf  das  Klima   sind 

natürlich   erst  bei   dessen   detaillierter  Besprechung  anzugeben;    aber 

der  Gedanke,   dass  sie  durch  das  Bodenprofil  wesentlich  mitbewirkt 

werden,  wird  die  Darstellung  des  letzteren  beeinflussen. 

Hat  man  nun  die  Bodenerhebungen  ihrer  Gestalt  nach  darzu- 
legen, so  fasst  man  zunächst  die  Seehöhe  ihrer  grösseren  Ab- 
teilangen ins  Auge.  Von  ihr  hängt  in  mehrfacher  Beziehung  das 
Klima,  die  Vegetation  und  resp.  die  Möglichkeit  so  mancher 
Bodenkulturen  ab.  Sodann  handelt  es  sich  um  die  verschiedenen 
Furchen  in  den  Bodenerhebungen.  Deren  Längen-  und  Quer- 
profile sind  ja  ausschlaggebend  für  die  Verkehrswege,  damit  aber 
für  den  Grad  der  Produktionsföhigkeit  der  benachbarten  Gegenden, 
z.  B.  auch  für  die  Ausbeute  so  mancher  Bodenschätze.  (Wenn 
z«  B.  für  die  Achsen  Verfrachtung  von  Mineral-  und  Erzmassen  eine 
gute  Fahrstrasse  ohne  hohe  Kosten  nach  den  Absatzgebieten  über 
einen  Gebirgsrücken  gebaut  werden  kann,  werden  dieselben  ausge- 
beutet werden  [cf.  Vergangenheit  und  Gegenwart  des  Lungau]; 
ausserdem  aber  müssten  sie  tote  Lager  bleiben).  Ebenso  steht  man 
unter  der  Rücksicht  auf  die  Existenz  von  Eisenbahnen,  namentlich 
solcher,  die  Transitwege  sind,  und  auf  reelle  Eisenbahn-,  ja  auch 
Kanalprojekte.  Also  die  Pässe,  die  Flussdurchbrüche,  der  Verlauf 
der  gekrümmten  Furchen  (Thal er)  in  Plateaux  —  diese  Momente 
sind  Gegenstand  besonderer  Beachtung.  —  Hiermit  verbindet  sich 
in  der  Örtlich  zusammenhängenden  Beschreibung  die  Charakterisierung 
der  Böschungen  aller  auch  nur  mittelmässig  bedeutenden  Boden- 
erhebungen. Denn  man  gedenkt  dessen,  dass  von  dem  jeweiligen 
Neigungswinkel  und  Flächenraum  der  Böschungen  zunächst  die 
Möglichkeit  der  Bildung  einer  erforderlichen  Dammerdschicht  grössten- 


l\T2  W.  Götz: 

toils  abliüngt,   was  z.  B.  bei  steilen  Hängen  sehr  erachwert  ist,  wo 
Kowolil  die  La^en  des  Zersetznngsbodens  als  die  Kultoren  viel  mein 
der  ZorstOrung    durch  Überströmung,    durch  Schneebrüche,  ja  andi 
dun'h  Sturmwinde  ausgesetzt  sind.     Die  Beschaffenheit  der  Böscbmig 
ont:ikchoidot    woitor    über  grössere   oder  geringere    Schwierigkeit  der 
Ucbauun^   und   der   ^lelioration,    da  von  ihr  auch    die  Verwendimg 
dor  Ocräte  ^PHug,   Haue^    und   die  Art   der  Kulturen    abhängt  (M 
b^rsohwerung   dos  Pfluges  werden  rationell  nur  Handelspflansen  und 
doigl.    Hu^ebaut"^.      Xameutlich    aber    wird    der  Verkehr    landwiit- 
skohittt Hohen  Fuhrwerks«  die  Belastung  der  Landwirte  mit  kostspieligoi 
Wo^ bauten  fiir  Distrikts-  und  Steuergemeinde,  der  Wag^nverkehr  dei 
Krei^os   und  Kegle rungsbezirkes  vom  Bodenprofil  gefördert  oder  ge- 
luiudorc.     --    Aber  auch  die  Grestalt  der  Ebenen  wird  angesichts  dtt 
l^v^iuktious-  und  Verkehrsgeographie  daraufhin  angesehen,  ob  meam 
{i:uidi^o  oder  sumptigo  Fläche  weithin  bietet  oder  von  Eafalreichen  Sees 
und  reichen  durehsetzt  ist;  denn  hieraus  resultiert  immerhin  die  finanoefl 
botViedi^eude  Kxisteuz  von  Strassen  (Eisenbahnen)  und  von  Kanftlea. 
Mau  wirvl  daher  z.  B.  die  scharf  eingefnrchten  Einschnitte  der 
Jura  dualer  in  AY  ürttemberg,  oder  den  schroffen  Anstieg  zu  den  Alpen 
in  Obeibaioru   neben   der  sanften  Neigung  des  Wiener  Waldes  «in 
{ik'teu   Wiener  Boeken«  oder  man  wird  den  Unterschied  des  Thile^ 
(»vx'üU  im  Muschv-Ikülk  Nordwürttembei^  von  den  Profilen  in  Unte^ 
(V.Hnketi  «.lureb  irgeitd  welehe  spezielle  Ausführung  bemerkbar  macha. 
bN     '\oii'i»»i     ;iVv'v    :\uürlioh    hciuptsächlich    darauf  an,    dass    die  Bc- 
.'Im. Jv.L:i:i;>l:i;'':;koit    mitr^Is    sorgföltiger    Exemplifizierung   an 
o  '. ! i :  ;  vv»    w  o  M  \  j:  0  it    1.1  e b  i  0 1  e  n    geweckt   und    entwickelt   wird,    sei 
»!MM     '.iuu    iiu    rntorrioht    oder    in    der    monographischen    Litteratnr 
li.u  ;;       Nur  ein   Srtuimelwcrk   hat  hier  eine  allumfassende   Aufgabe, 
w  !o  ^^'L•^.'   aiioli   t'ür   L;indkarten  und  Atlanten  notwendig  ist. 

Wir   N\i>soii  wohl,    dass  wir  hiermit  nicht  bloss  an   letztere  die 
V   ■.v»'.dv'vi!i»g  *>':iior  volU'tuleteren,  d.  h.  durchaus  richtigeren  Darstellang 
.  V ;     \v '.  Lik.ileii    Ges:alt    der   Erdoberflächenteile    stellen.       Auch    die 
' ..  .X '.  i!  .>v'!  ou  NVoiko   werden  durch  das  Bedürfnis  und  die  Forderung 
J.  .    \\  .i;>v!  M  tüvlien  Geographie    zur   gewissenhaftesten  Beschreibung 
^■v'   r»s\'o;iv:holuiij:sprotile  gemahnt.     Dies  kann  der  gesamten  Wissen- 
N,     t  ;    :■-:    \^^r:vi!h;itt    sein.      Denn   sowohl   in    kartographischer  Be- 
x*".'.   .;    >L  :ii,ai  iioeli  nicht  soweit,  zugleich  exakt  richtige  und  leicht 
,.  !,  .V.t'v  S  Mor  der  Bodenplastik  zu  geben,  als  man  in  HandbQcbom 
.  s  *•     ..>.    >:e:s    nur  mit  summarischer  Behau dlung  der  Abhänge  be- 
,.      .^.       V\n  \N-ive  iti   letzterer  Hinsicht  gewiss  ein  förderliches  Unter- 
st    x',    \^v'-n    sieh    ein   Konsortium    zusammentllnde,    welches   ans 
\ ;  .••,*•  :  ■>'.  <V^!v.^r;o!».  Keisebeschreibungen,  Reisehandböchem  und  eigener 

\  t-'O^V. ;">i    e-r*    iiros^es    Spezi al werk   zustande   brächte,    mittels 

o,'«.x.-     .;  ts    Ko*iv':'   der   in   der   Kuiturwelt    beachtenswerten    Lftnder 
.«>*   \  el  ,'r.<  :'.'N^,;lioh  j:euau  sprachlich  gezeichnet  wäre. 


i 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  373 

3.  Mit  der  Darlegaog  der  Bodengestalt  verkDfipffc  sich  entweder 
gleichzeitigem  Vortrag  deren  geologische  Charakteristik  und 
^wa  mit  dieser  auch  die  der  Bodendecke,  oder  es  werden  nur  die 
beiden  letzteren  Momente  mit  einander  verbunden,  je  nach  Bedürfnis 
resp.  Reichhaltigkeit  der  Ausführung  über  das  betreffende  Gebiet 
oder  der  für  das  Nachfolgende  einflussreichen  Charakterzüge.  So 
wird  man  z.  B.  ohne  weiteres  für  die  einzelnen  grösseren  Abteilungen 
des  flachen  Russlands  zugleich  mit  einander  Bodengestalt,  Formationen 
reep.  Gesteinsuntergrund  und  die  darauf  ruhenden  Bodenarten  vor- 
fahren. Und  zwar  geschähe  dies  nicht  nur,  weil  man  erst  dadurch 
genügend  interessieren  kann,  sondern  auch,  weil  diese  dreierlei  Er- 
scheinungen einen  nahezu  gleichen  Anteil  an  dem  vorhandenen  Grund- 
charakter und  der  Entwickelungsstufe  der  Produktion  und  der  Ver- 
kehrsverhältnisse  Kusslands  genommen  haben.  Anderswo  wird  man 
bei  Gebirgshildungen  mit  reichem  mineralischen  und  metallischen 
Abbau  sich  veranlasst  sehen,  mit  der  Gestalt  auch  den  geologischen 
Thatbestand  zu  kennzeichnen.  Jedenfalls  aber  haben  viele  gebirgige 
Liandschaften  schon  in  ihren  Profilen  einflussreiche  Momente  genug, 
um  die  Bodenplastik  abgesondert  als  erstes  Tableau  zu  zeigen. 

Aber  abgesehen  von  dieser  Frage  der  variierenden  Zweck- 
mftssigkeit  der  Verknüpfung,  ist  wohl  zunächst  hier  anzugeben,  ob 
denn  doch  notwendigerweise  die  Geologie  hineingezogen  werden 
müsse  und  ob  nicht  das  daraus  Erforderliche  einfach  bei  der  Pro- 
daktionsskizze  erwähnt  werden  könne? 

Wir  bejahen  erstere  Frage  schon  aus  einem  formalen  Grunde. 
Es  ist  nämlich  das  geologisch  Charakteristische  für  uns  das  einzige 
wissenschaftlich  vorhandene  Bindeglied  zwischen  der  Bodenplastik 
und  der  Eigenart  der  Erdbodendecke  der  Länder.  Als  eine  Wahr- 
heit, deren  Gründe  mit  zunehmender  geologischer  Erkundung  der 
Erdräume  an  Zahl  und  Sicherheit  wachsen,  kennen  wir  ja  die  That- 
Sache,  dass  die  Gestalt  der  unebenen  Ländergebiete  in  so  vielfachen 
bedeutsamen  Einzelheiten  eine  Folge  der  geologischen  Vorgänge  und 
dsgl.  Zusammensetzung  ist.  Würden  wir  wenigstens  für  4 — 5  räum- 
lich von  einander  getrennte  Länder  wie  Deutschland  ähnliche  Zu- 
sammenstellungen aus  neuester  Zeit  haben,  wie  sie  uns  Cotta  in 
seinem  2.  Teil  „Deutschlands  Boden"  §  7 — 19  bereits  1858  lieferte 
(ein  Minimum  der  heute  bekannten  Beispiele),  so  wäre  gewiss  diese 
Lehre  schon  zu  verlässigeren  Detailangaben  gebracht.  Die  zur  Zeit 
begonnenen  Arbeiten  der  Herstellung  einheitlicher  geologischer  Karten 
von  allen  europäischen  Ländern  unter  centralisierter  Kontrolle  ver- 
spricht uns  auch  für  die  Auffindung  eines  regelmässigen  Zusammen- 
hangs zwischen  Gestalt  und  Entstehungsweise  viel  Material. 

Aber  nicht  nur  ein  formell  unentbehrliches  Zwischenglied  für  eine 
systematisch  vorgehende  Darstellung  ist  uns  die  geologische  Kennt- 
nisnahme vom  Bau  der  Erdrinde,  so  dass  wir  durch  sie  wissen,  wo- 


374  W.  Göt«: 

her  und  wodurch  es  zur  Gegenwart  der  Bodengestalt  und  Bodenn- 
sammensetzung  gekommen  sei;  sondern  hierin  liegt  ja,  wie  sehon  ii 
einem  der  obigen  Sätze  bereits  auch  materiell  angedeutet,  was  ^e  G«o* 
logie  uns  liefert*).  Aus  der  Formation  lasst  sie  ans  die  OberflSchoi- 
formen  in  vielen  Fällen  entnehmen;  erinnern  wir  nur  an  die  S3in<- 
nnd  Devongebiete  in  den  deutschen  Mittelgebirgen  oder  an  die  saoftar 
abgedachten,  wellig  verwitterten  Striche  der  tertiären  Bildungen  ii 
ganz  Mittel-  und  Südosteuropa.  Auch  die  verschiedenen  eruptives 
Gesteine,  namentlich  späterer  Zeiten,  haben  ziemlich  regelmfiai^ 
je  bestimmte  charakteristische  Profile.  Die  wichtigeren  Furchen  ib 
den  Bodenerhebungen  finden  sich  sehr  häufig  veranlasst  durch  Fo^ 
mations-  o  der  durch  Etagen  Wechsel.  Es  wird  sich  also  nun  dämm  handeln, 
dass  man  sich  bei  der  Anfuhrung  geologischer  Momente  beschödt 
mit  demjenigen,  was  für  die  Charakterisierung  der  Grundlage  der 
Bodenproduktion  (und  nur  in  besonders  wichtigen  Gebirgssttecken 
auch  der  der  Verkehrswege)  von  beträchtlichem  E^nflnss  ist  So 
wird  denn  zu  verzichten  sein  auf  die  Entstehungsknnde  der  ein- 
zelnen Festbodenteile;  sondern  nur  der  gegenwärtige  Thatbestaod 
soll  Andeutungen  geben  und  begründen.  Dies  geschähe  nmäelut 
durch  Angabe  der  Formation  und  ihrer  Lagerungsweise  (ob  schiefisi^ 
in  Platten,  zerrissen  u.  s.  w.),  und  da  dieselbe  nur  zum  geringsten 
Teile  für  die  einzelnen  Gegenden  über  das  Gestein  und  dessen  Zut 
sammensetzung  Auskunft  giebt,  so  ist  auch  von  letzteren  der  Cht 
raktor  im  allgemeinen  anzugeben.  Wenn  man  z.  B.  die  geologiecb- 
petro^rapbiscbe  Beschafl'enheit  des  baieriscb-böhmischen  Waldes  an- 
hiebt, so  liegt  in  dem  Vorwiegen  des  Gneisses  zunächst,  dass  keine 
Gebirgsbildung  von  schroffen  Abhängen  und  zerklüfteten  Profilen 
vorbanden  sei,  sondern  eine  etwas  in  die  Länge  ziehende  Gebirgs- 
inasse  mit  sanfteren  Böschungen  und  zahlreichen,  aber  stumpfen  und 
^venig  über  die  Hauptmasse  emporragenden  Kuppen,  wie  dies  die 
Analogie  des  Erz-  und  des  Rieseugebirges ,  der  Vogesen,  des 
Sebwarzwaldes  oder  die  Kärtner  Alpenrücken,  das  Leithagebirge,  ja 
auch  der  Sudnand  von  Siebenbürgen  bestätigt.  Sodann  weiss  man 
auch,  dass  dieses  Gestein  einen  sehr  guten  Verwitterungsgrund 
bietet,  wenn  nicht  Seehöhe  oder  grobe  Niveauverschiebungen  hinder- 
lich sind  ^^iiber  letzteres  vergleiche  unter  ^  Bodenkunde  **  im  nächsten 
Abschnitt).  Ja  selbst  bei  solchem  Mangel  an  Begünstigung  der 
Bodenbildung  (Dammerde-Entstehung)  sehen  wir  die  Oberfläche  ftlr 


l 


*)  Wenn  Verfasser  in  der  ersten  Abteilung  seines  « Donaugebiets*  in 
tlioser  Hinsieht  hie  und  da  etwas  weiter  ausgegriffen  hat,  so  hat  er  selbst 
sohoii  thatiiUohlich  die  Berechtigung  dazu  in  Zweifel  gezogen  durch  die  Unte^ 
lassiuig  solcher  Hinweise  auf  geologische  Vergangenheit  in  den  allermeisten 
botvotVondeu  Abschnitten  der  zweiten  und  dritten  Abteilung.  Überdies  sollte 
ja  die  daselbst  moditizierende  Verwendung  geologischer  und  bodenkundlicher 
Angaben  eine  Anregung  zur  Besprechung  dieser  methodologischen  Frage  sein. 


i 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  375 

;    tte  Vegetation  vorteilhaft  geartet,  wie  dies  z.  B.  die  trefflichen  Holz- 
bestände    des   Thüringer  Waldes,    die   Vogesen   und   Schwarzwald- 
rOeken  oder  die  Bergwiesen   auf  der  Höhe  der  Kor-  und  der  Sau- 
alpe in  Kärnten   oder  die  so  reichen  Waizenäcker   im  Bezirke  von 
Wegscheid,  ONO.  von  Passau,   bezeugen.     Aber  auch   Sedimentbil- 
dnngen  geben  zu  solchen   gemeinsamen  Charakterisierungen   Anlass. 
i    60    können   z.   B.  über    die   jurassischen    Bildungen    bezüglich    des 
i    Charakters  der  Profile  und  der  Sammelstätten  von  Zersetzungsböden 
j    f&r  Deutschland,  Schweiz  und  Frankreich  sehr  ähnlich  wiederkehrende 
f    Erscheinungen  gezeigt  werden. 

;  Aber  die  Bedeutung   der  geologischen  Eigenart   einer   Gegend 

,    geht  fUr  die  Bodenproduktion  noch  nicht  darin  auf,  dass  sie  die  be- 
,    deckenden  Bodenschichten  und  das  Auftreten  von  fliessenden  Wassern 
I    bestimmt,   sondern  es  entscheidet  besonders   auch   die  Beschaffenheit 
I    des   Gesteins    unterhalb    des   Verwitterungs-   und   Zersetzungsbodens 
ttber  des  letzteren  Mächtigkeit,    Wassergehalt   und   Wärme.     Wenn 
z.    B.    die   Gesteinsgrnndlage    stark   geneigtes   Profil   hat,    wird    die 
~    Bodenbildung   erschwert,   da   das    durch    die  Bodendecke  dringende 
Wasser    samt   seinen   zersetzenden   Wirkungen   rascher   seitlich    ab- 
Iftnft.       Dagegen    ist    es    für    die    mächtigere    Entwickelung    eines 
Vegetationsbodens    vorteilhaflt ,     wenn    ein    zerrissener    Untergrund, 
wenn  Formations-  und  Gesteinswechsel,  oder  wenn  Schieferschichten 
die   Basis    der    obersten   Erdschicht    bilden.     Undurchlässigkeit    des 
Untergrundes    führt    zu    Versumpfung,    Zerklüftung    zur    Sterilität; 
Dnrchwärmung  und  Kühle  der  Dammerde  hängt  desgleichen  sowohl 
von  ihren  Bestandteilen,   als  ihrer  Unterlage  ab.     So   ist    auch   die 
Zusammensetzung  der  Formation  und  Etage  unter  Vorherrschen  des 
einen  oder  anderen  Gesteins  bestimmend  für  die  tiefere  oder  seichtere 
Entstehung  eines  für   die  Pflanzen  aufnehmbaren  Bodens.     Das  geo- 
logische  Bodenprofil    entscheidet  daher  wesentlich,  ob   eine    Gegend 
sich  für  Waldkultur  oder  ob  für  Ackerfrüchte  besser  eigne. 

4.  Mit  Rücksicht  auf  diese  und  dergleichen  Thatsachen  also  wird 
das  geologische  Element  ins  Auge  gefasst.  Dass  wir  uns  aber  auch 
mit  Bodenkunde  zu  befassen  haben,  ist  bereits  mit  dem  eben  Be- 
handelten gesagt.  Auch  hier  handelt  es  sich  nicht  um  die  Ein- 
stellung eines  Auszuges  ans  der  Bodenkunde  oder  aus  der  Agrikultur- 
chemie in  die  wirtschaftliche  Geographie;  allein  die  auf  dem  festen 
Untergrund  der .  Erdoberflächenteile  ausgebreiteten  Erdlagen  sind  ja 
die  unmittelbarste  kausale  Grundlage  der  Produktion,  einflussreich 
auf  die  Zahl  und  Art  der  menschlichen  Ansiedlungen ,  auf  Anlage 
der  Verkehrswege  und  die  Frequenz  ihrer  Benutzung.  Man  bedarf 
also  der  Bodenkenntnis  nicht  nur  als  einer  Voraussetzung  für  das 
Nachfolgende,  sondern  auch  zu  dessen  Verknüpfung  mit  den  vor- 
ausgehenden Thatsachen  der  geologischen  und  plastischen  Zeichnung 
der  betreffenden  Gebiete. 


376  W.  Göt«: 

Denn  erst  die  Bodenkunde  sagt,  wanim  aus  gleicher  geologiscW 
Vergangenheit  doch  nicht  gleiche  Prodoktiensbeding^ngen  residtieieii, 
angenommen  gleiche  klimatische  und  Oberflächenprofilsverhältnisse. 

Zugleich  aber  ist  der  Boden  völlig  abhängig  von  Profil  und 
geologischem  Charakter  der  betreffenden  Gegend.  Denn  die  Neigongen 
der  Bodenerhebungen  sind  es  ja,  von  welchen  die  grössere  oder  ge- 
ringere Möglichkeit  der  Verwitterung  und  Zersetzung  (mechanischer 
und  chemischer  Herstellung  des  Vegetationsbodens)  zum  teil  abhflogt 
Wo  nämlich  das  Wasser  rasch  abläuft,  kann  das  Gestein  nur  weniger 
vom  Frost  und  der  ausdehnenden  Wärme  und  dann  von  der  hierdnreli 
bewirkten  Zerkleinerung  der  Oberflächenteile  beeinfluBst  werden. 
Boden  kann  sich  auch  auf  steileren  Halden  nur  seicht  bilden;  er 
wird  leichter  abgeschwemmt  und  ist  schwieriger  durch  die  Pflanieih 
weit  zu  binden,  weil  auch  seine  chemische  Zersetzung  zur  Anfbabmi- 
fähigkeit  für  die  Pflanzen  durch  mehreres  erschwert  ist.  Noch  meihr 
als  von  der  Gestalt  ist  natürlich  die  Entstehung  von  Dammerde 
abhängig  von  der  Entstehung  des  Gesteins.  Natürlich  gilt  hier  schoD 
dies,  dass  z.  B.  den  krystallinischen  und  den  eruptiven  Gesteinsinassen 
eine  regelmässige  Zusammensetzung  eigen  ist.  Sodann  aber  ist  es 
auch  von  bedeutendem  Einfluss,  ob  die  verschiedenen  Gesteinsarten 
infolge  von  Farbe  und  Zusammensetzung  sich  mehr  erwärmen  und 
ausdehnen  und  so  den  Zusammenhang  der  Teile  schwerer  oder  leichter 
zerreissen.  Auch  die  Struktur,  d.  h.  die  Grob-  oder  Feinkömigkeit 
und  Porosität  sind  von  beträchtlichem  Einfluss  auf  das  Eindringen 
der  Niederschläge  und  deren  umwandelnde  Wirkung  infolge  ihres 
Kohlensäure-  und  Sauerstoffgehaltes.  Oder  es  macht  sich  z.  B.  der 
Unterschied  zwischen  Quarz-  und  Thonsandstein  bemerkbar;  derselbe 
lässt  das  Verhältnis  der  feinerdigen  Bestandteile  zu  den  Quarz- 
körnern sehr  verschiedenartig  erscheinen  und  führt  somit  beträcht- 
liche Verschiedenheiten   der  Bodenbildung  herbei. 

Die  Beschaffenheit  der  Bodenschichten  ist  sodann  von  den 
klimatischen  Verhältuissen  wesentlich  herbeigeführt,  aber  auch 
auf  sie  mehrfach  rückwirkend.  So  ist  die  Erwärmung  des  Bodens  eine 
weit  stärkere,  wenn  er  von  Kalk  stark  durchsetzt  ist,  wie  eben  durch 
den  Kalk  auch  das  Anziehen  und  Festhalten  von  Wasser  erschwert 
wird,  wodurch  jedoch  zugleich  auch  der  Nässe  und  Kalte  entgegen 
gearbeitet  ist.  Desgleichen  bewirkt  die  Zusammensetzung  des  Bodens 
(z.  B.  Sand)  und  seine  Farbe  auch  stärkere  Erwärmung  und  dann 
auch  stärkere  Ausstrahlung,  diese  aber  mehr  Thaubildung,  ja  auch 
das  vermehrte  Entstehen  von  dunstigen  und  nebeligen  Luftschichten 
unmittelbar  über  dem  Boden.  Hiermit  darf  auch  wohl  der  Hinweis 
auf  den  Einfluss  verbunden  werden,  den  der  Boden  auf  die  Ver- 
teilung der  Quellen  und  auf  den  Stand  des  Grundwassers,  diese  beiden 
wirtschaftlich  so  hochwichtigen  Faktoren,   verschiedenartig  aasübt. 

Als     bewirkende    Ursache     aber    erscheint    die    Bodenbe- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  377 

icbaffeDbeit  weiterhin  für  die  verschiedene  Ernährung  der  Pflanzen- 
familien,  für  die  Verwendung  von  Dungmitteln  und  für  die  Art  der 
menschlichen  Bearbeitung  des  Kulturbodens. 

Wir  wenden  uns  weniger  der  durch  rein  spontane  Natur- 
thStigkeit  bewirkten  Pflanzendecke  zu,  als  vielmehr  den  vom  Menschen 
überwachten  und  mit  herbeigeführten  Kultaren.  Da  ist  denn  die 
^ Bodenfrage  eine  der  wichtigsten  des  landwirtschaftlichen  Erwerbs; 
sie  steht  in  (nahen)  Beziehungen  zu  den  verschiedensten  Fragen  des 
Wohlstandes  und  der  Landeskultur  .  .  .  Der,  welcher  den  Boden 
kennt,  wird  unter  gleichen  Verhältnissen  am  besten  imstande  sein,  ihn 
gut  zu  verwerten.  Es  wird  dadurch  die  beste  Kultur  des  Bodens 
ermöglicht  .  .  .***). 

Gewiss  ist  dies  ausser  allem  Zweifel  schon  so  lange,  als  man  noch 
in  vager  Weise  zu  unterscheiden  begann  zwischen  dem  Nahrungs- 
bedürfnis von  sogenannten  Kalk-,  Kali-  und  Spatpflanzen.  Eine 
Kenntnis  des  Zusammenhangs  zwischen  Boden  und  land-  oder  forst- 
wirtschaftlicher Produktion  ist  ja  nicht  denkbar  ohne  Einsicht  in  die 
wichtigsten  Eigentümlichkeiten,  z.  B.  des  Thanes  auf  Feuchtigkeit 
und  Zersetzung,  des  kohlensauren  Kalkes  ftkr  die  Pflanzen  er  nährung, 
des  Sandes  in  Bezug  auf  Wärme,  Luftzutritt,  Filtrierung  des  Vege- 
tationsgrundes. Von  einer  Darstellung  des  Löss  wird  man  gewiss 
nicht  absehen  dürfen,  und  Verfasser  kann  keineswegs  zugeben,  dass 
er  hierin  in  seinem  „  Donaubuche  ^  S.  208  f.  zu  weit  gegangen. 

Da  aber  bei  der  Bodenkultur  auch  wesentlich  der  Aufwand  an 
Kräften  und  materiellen  Mitteln  für  die  Ersetzung  der  entzogenen 
Pflanzennährwerte  in  Frage  kommt  und  hiervon  grossenteils  der 
wirtschaftliche  Flor  des  Landbaues  abhängt,  so  darf  wohl  bei  der 
Charakterisierung  des  Bodens  auch  der  besondere  Reichtum  an 
düngenden  und  fruchtbar  machenden  Stoffen  (z.  B.  Mergel)  oder 
das  einseitige  Vorherrschen  einzelner  Bodenstoffe  (z.  B.  Humus) 
nicht  übergangen  werden.  Wenn  in  einem  Werke,  wie  „Richthofens 
China"  1.  Band,  sorgfältig  berichtet  wird,  wie  dort  die  bereits  mehr 
ausgenützten  Lössfelder  mit  einer  noch  frischen  Lössschicht  über- 
deckt werden,  so  werden  noch  weit  eher  in  einer  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt der  Produktion  arbeitenden  Darstellung  des  Bodens  die 
nutzbaren  Kalk-  und  Gypsbänke,  die  Mergelarten,  auch  die  Apatit- 
und  Phosphoritlager  etc.  oder  zu  gegenteiliger  Andeutung  das  Vor- 
herrschen von  Humus  oder  nahezu  reinem  Kalkstein  anzugeben  sein. 

Die  Charakterisierung  des  Bodens  deutet  sodann  auch  auf  den 
nötigen  Verbrauch  von  Arbeitskräften  hin;  denn  je  nachdem  die 
Ackerkrume  z.  B.  aus  sandigem  Kalk  besteht,  ohne  dass  unmittelbar 
unter  ihr  die  Zusammensetzung  thatsächlich  wechselt,  oder  aus  Lehm, 


*)  Nachrichten  des  Klubs  der  Landwirthe  zu  Berlin  1873,  S.  273,   Dr. 
Orth:  „Über  die  Bedentang  der  geologischen  Profile.'* 


378  W.  Götz: 

dessen  Grundlage  Gneiss  wäre,  wird  mit  Pflug  und  Haue  tiefer  oder 
seichter  gegangen  werden  müssen,  müsste  die  Zufuhr  von  ver- 
bessernden Erdarten  (hier  z.  B.  Mergel  oder  Sand)  mehr  oder 
weniger  tief  und  anhaltend  gemischt  werden,  und  ginge  die  Arbeit 
rascher  von  statten  oder  langsamer. 

Inwiefern  endlich  die  fruchtbare  Zusammensetzung  des  Bodens 
hinsichtlich  der  socialen  Kultur,  der  Association  der  Ansiedler  und 
ibres  Verkehrs  so  manche  Bedingungen  angiebt,  ist  bei  der  Ver- 
bindung zwischen  Bodenertrag  und  Lebensunterhalt  von  vornherein 
nicht  zu  ignorieren.  Es  ist  z.  B.  das  wiederholte  Auftreten  reichen 
Fruchtbodens  in  verschiedenen  Gegenden  eines  grösseren  Staates 
(neben  der  Bodengestalt)  auch  ein  wertvoller  physischer  Grund,  das 
wirtschaftliche  Arbeiten  eines  Volkes  zu  decentralisieren.  Dann  er- 
steht eine  grössere  Vielseitigkeit  der  Entfaltung,  da  kein  allzu 
mächtiges  hauptstädtisches  Centrum  von  der  Natur  vorgezeicbnet 
und  siugulär  begünstigt  wird.  Wo  eine  Hauptstadt  mit  ihrem  Be- 
zirke übermächtig  dominiert,  treten  die  einseitigen  Wirkungen  des 
Kapitalismus,  das  Missverhältnis  zwischen  Kapital  und  Arbeit  be- 
denklich auf,  und  von  dem  guten  Stand  dieses  einen  Platzes  hängt 
das  Ganze  zu  sehr  ab. 

Aber  auch  der  Verkehr  ist,  wie  weiter  oben  angedeutet,  von 
den  Bodenstoffen  abhängig,  nicht  nur  selbstverständlich  hinsichtlich 
der  Warenquanta,  sondern  auch  hinsichtlich  der  Anlage  der  Verkehrs- 
wege. Der  Strassen-  und  Eisenbahnbau  auf  Schotterboden  oder  auf 
möglichst  reinem  Humus,  die  Aufnahmsfähigkeit  des  Bodens  für  die 
Niederschlagsgewässer  und  deren  Bindung  durch  die  verschiedenen 
Bodenarten,  die  Bewässerungsverhältnisse  sowohl  für  die  Brunnen 
längs  einer  Eisenbahnlinie,  als  für  die  Gestaltung  der  Scheitelstrecken 
von  Kanälen,  die  Mächtigkeit  und  der  Wechsel  über  einander 
lagernder  fester  nnd  lockerer  Schichten  —  diese  und  derlei  schlag- 
wortähnliche Hindeutungen  werden  gentigen,  um  zu  zeigen,  wie  sehr 
man  Grund  hat,  des  Einflusses  der  Bodenbeschaffenheit  auch  auf  die 
Verkehrswege  zu  gedenken. 

Jedenfalls  ist  hiermit  genügend  dafür  argumentiert,  dass  eine 
methodische  Konstruktion  der  wirtschaftlichen  Geographie  sich  auch 
mit  der  Bodenkunde  zu  befassen  habe.  Es  wäre  nur  zu  wünschen, 
dass  allmälilich  dem  Geographen  auch  die  nötigen  tibersichtlichen 
Werke  und  Karten  aus  dem  Bereich  der  Vertreter  genannter  Dis- 
ciplin  für  die  wichtigeren  Kulturgebiete  der  Erde  dargeboten  würden. 

5.  Weit  weniger  erscheint  es  uns  Bedürfnis,  die  Notwendigkeit 
zu  begründen,  dass  auch  das  Klima  hinsichtlich  seiner  je  charak- 
teristischen Eigentümlichkeiten  für  die  zu  behandelnden  Länder  ins 
Auge  zu  fassen  sei.  Es  ist  dies  ja  selbstverständlich,  wenn  man 
den  kausalen  Zusammenhang  zwischen  Land  und  Produktion  mit  zu 
behandeln  bat.     Wir  haben  bereits  erwähnt,  wie  es  durch  die  Ver- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  879 

witteniDg  mit  der  Bodenbildung  znsamnienhängt  und  in  welch 
wechselwirkendem  Verhältnis  es  mit  der  Bodendecke  steht.  Es  bedarf 
keiner  sonderlichen  Motivierung,  wenn  wir  hier  anführen,  dass  die 
Temperatur  der  verscbiedeuen  Jahreszeiten  und  die  Summe,  Zeit 
und  Art  der  Niederschläge  die  wichtigsten  hierher  gehöngen  Momente 
bilden  und  dass  demnächst  auch  der  jeweilig  vorhandene  Grad  der 
liuftfeuchtigkeit  von  Einfluss  ist.  Es  ergeben  sich  ja  hierbei,  ganz 
abgesehen  von  der  mannigfachen  Unabhängigkeit  der  Isothermen, 
-chimenen,  -hyeten  etc.  von  Seehöhe  und  Breitegrad,  auch  so  viele 
liokalklimata,  dass  man  sie  nicht  übergehen  wird.  Die  Temperatur- 
extreme, die  frostfreien  Zeiten  für  den  Saftumtrieb  verschiedener 
Gewächse,  die  Periodicität  und  Quanta  der  sommerlichen  Regen,  die 
Einflüsse  der  Hochwasser  auf  Produktion  und  Verkehr,  besondere 
Wirkungen  der  Niederschläge  auf  Grundwasser  und  Quellen  —  solche 
und  andere  je  wechselnd  wichtige  Eigentümlichkeiten  der  atmo- 
sphärischen Bewegungen  sichern  auch  dem  klimatologischen  Teil  der 
Darstellung  seinen  speziellen  Charakter  in  der  wirtschaftlichen 
Geographie.  Bei  eingehenderen  Ausführungen  käme  noch  die  Be- 
deutung des  Klima's  für  so  viele  Verhältnisse  der  Bevölkerung  in 
Betracht;  z.  B.  sein  Einfluss  auf  die  Arbeitsfähigkeit  der  Menschen 
und  einzelner  Rassen  je  nach  den  klimatischen  Zonen,  auf  die  Be- 
dürfnisse der  körperlichen  Ernährung,  der  Kleidung  und  Wohnung, 
der  zur  Produktion  anregenden  Sitten  und  Liebhabereien.  Oder  man 
würde  auch  z.  B.  die  Möglichkeit  der  Besiedlung,  Cultivation  und 
Civilisiernng  afrikanischer  Gegenden  behandeln,  die  einer  christlich- 
humanen Befreiung  von  den  Entsetzlichkeiten  des  dortigen  Sklaven- 
handels und  der  periodischen  Menschenschlächtereien  en  masse  längst 
teilhaftig  geworden  wären,  und  eine  lohnende  Bodenbenutzung  ge- 
lernt hätten,  wenn  die  klimatischen  Verhältnisse  den  Europäern  nicht 
die  Sesshaftigkeit  allzu  sehr  erschwerten.  Doch  bedarf  es  bei  der- 
artigen Hinweiset  immer  einer  achtsamen  Beschränkung  auf  den 
wirklichen  und  evidenten  Zusammenhang  mit  der  Boden-  und  ge- 
werblichen Produktion,  damit  man  nicht  sich  in  eine  andere  Spezial- 
disciplin  absentiere,  wie  z.  B.  in  die  Völkerkunde,  in  die  ethnische 
Geographie  oder  in  die  neuesten s  von  Dr.  Fr.  Ratzel  mit  seinem 
sehr  anregenden  und  bei  aller  Kürze  sehr  reichhaltigen  neuesten 
Werke  begündete  Anthropogeographie  •). 

Mag  man  auch  in  der  methodischen  Anordnung  nach  Bedürfnis, 
oder  um  bei  der  Beschreibung  mehrerer  Länder  nach  einander  auch 
eine  erwünschte  formelle  Abwechselung  zu  bringen,  die  Darstellung 
der  klimatischen  Verhältnisse  in  die  Angaben  über  einen  der  vor- 
ausgehenden Stoffteile  verflechten,  so  wird  man  dieselben  doch  logischer 


*)  Anthropogeographie  von  Dr.  F.  Ratzel.     Stattgart  (Engelhorn)  1882. 
Hierhergehöriges  cf.  das.  S.  299 — 832. 


880  W.  QMm 

Weiae  ragelmlssig  vor  der  i     1  tben,  zumal 

allgemeinerer  nnd  temtoml  um       end«rer  Art  amd,    als  die  letztere. 

6.  Bd  der  geogr^biBohen  1  tellimg  dor  FroduktioQ,  von 
welcher  ÜbrigenB  einzelne  Zweige,  z.  B.  die  mineralisch-mctallisclui 
oder  die  forstlichB,  ancli  schon  als  Einaclilag  in  den  Zettel  eines  dei 
vdraasgegsDgenen  Teilgebiete  behandelt  werden  köiinteu,  —  ist  so 
wobl  aof  dne  natnrgemllBBe  AnfeiuRuderfolgo,  als  noch  meb: 
auf  konsequente  Beschränkung  des  Stoffes  Bedacht  m 
nehmen.  Zuerst  natflrlich  wird  man  ncfa  mit  der  sogcnaanten  &ob- 
oder  Urproduktion  befassen,  ohne  sich  jedoeh  von  einer  fonnB- 
üatiscben  Ängstlichkeit  beillglich  <  es  ja  docL  niclit  concisea  Be- 
griffes einengen  eu  lassen.  Man  wird  sich  also  z.  B.  nicht  daroi 
scheuen,  bei  der  landwirtschaftlichen  Produktion  je  nach  Beduf 
der  KU  belebenden  Darstellung  auch  den  nnege breite teu  und  est- 
wiokelten  Stand  landwirtschaftlicher  Indtislriccn  vorzuführen. 

a)  Hinsichtlich  der  Boh-  oder  ITTprodiiktion  wird  eine  uomiile 
Aufeinanderfolge  als  erstes  die  Qowinnung  der  animali- 
schen und  Tegetabilischen  Katurerzcugnisse  nach  ihren 
Hetmatsrfiumen,  qualitativen  nnd  quantitativen  HauptzQgeo  vorfQiirea. 

Da  man  eine  konkrete  geographische  Voietellnng  erst  dann 
hierüber  gewinnen  kann,  wenn  man  die  Ausdehnung  des  betreffenden 
Provenienzgebietes  kennt,  so  erscheint  diese  Stelle  am  geeignetsten,  diu 
siffermABsige  OberflächengrSsse  der  betreffenden  Ländergu- 
biete,  sowie  die  Anzahl  ihrer  Bevölkerung  einzusetzen,  damit  man  über 
die  relative  Leistung,  Bedarf  und  lokale  Entbehrlichkeit  der  Produktion 
sich  orieutiereu  könne.  Erst  auf  grnnd  der  Ansknnil  tiber  Bann 
und  Bewohuerzahl  kann  man  die  nötigen  Vergleiche  anstellen  mit 
andern  Ländern,  die  ähnliche  Naturbedingnngen  besitzen,  weshalb 
auch  vergleichende  Angaben  Über  solche  entferntere  Gebiete  ia 
Verlauf  der  Produktionsdarsteilung  gelegentlich  ^gesetat  werden. 

Bei  dieser  letzteren  nun  wird  man  gegendweiaa  vorgdim, 
nachdem  man  eine  Crattung  oder  eine  Haaptklasse  von  Produktion  ils 
Geeicbtspunkt  angegeben  hat.  Zum  Beispiel  würde  eine  &bermchdi<At 
Behandlung  der  landwirtscbaftHchen  Erzeugnisse  Stldbaiems  anent 
die  Viehzucht  und  MilcL Produktion  des  Allgän,  hierauf  den  im  ttbii- 
gen  Kreise  Schwaben  florierenden  Futterpflanzenbau,  seine  ViehsocU 
und  Wollproduktion  und  seinen  Getreidebau,  wmter  die  Milliiliiilwi|. 
keit  von  landwirtschaftlicher  Erzeugung  in  OberbMem,  sodann  Ä 
fruchtbare  Hallertau,  eine  Gegend  Ober-  und  Niederbuems,  als 
Hopfenlandscbaft  nnd  zuletzt  Niederbaiem  südlich  dar  Donau  bis 
zum  Inn  bezüglich  der  Viele  ei  tigkeit  seiner  Ackerverwendnng,  MiiM 
GetreideertragB,  der  dortigen  Pferde-,  Rindei^  und  GeflQgelnMlit 
charakterisieren.  —  Immer  aber  wird  nur  eine  den  lokalesBe- 
darf  aberschreitende  Produktion  der  l  uii  mg  wart  sein. 
Hierbei  wird  man  auch  deren  hervorragende  Bea         fArdasTl^ 


a  Aufgabe  der  wirtachBAlichen  QeogrRpbie. 


383 


werden ,    wenn  man   oicbt  etwa  Bchon  bei  einer 

g  daa  BcdOrfois  ftlblte,  sie  za  Terwenden,  entweder 

'   folgen,   (läse   zuerst   die  Steine   und  Erden,    hier&nf 

,  dos  Salz,    rlann   die  Brennstoffe    und   ihre  AnbSngsel 

.  T'eli'olcum,  Tbeer  etc.)  ibre  Bebandlan^  finden;  oder 

I  foretlicLc  Produktion  mit  den  foaeilen  Brennstoffen 

umgekehrt  vor,  wobei  dann  ja  die  Steine  und  Erden, 

dinte   Gewerbe    und  Kunstgewerbe    bersromifen,    von 

Kob Produktion  znr  Ennst-  oder  gewerblicben  Produk* 

dieser  nimmt  man  allerdings  scbon  «nen  TeQ 

jrweg,    wenn  man  die  Metall bereitnng  naturgem&ss 

Innung  verknüpft. 

'   soll    aucb   in    diesem  Abscbnitte   nur  gegendweise 

Ritten    werden   nnd   zwar  höclistens   in  dreimaliger 

yralisches,  Metall,  Brennstoffe).     Also  wird  man  nicht 

'er    cliemischen  Titeln    verfahren  nod  etwa  von 

1   Lande   erst    alle  Edelraetalllager,    dann    wieder   Aber 

alle  Fundstätten  von  Eisenerz  durchgehen  nnd 

P-  einigen    anderen  Durcbschreltungen    für    die    einzelnen 

I   auch  eine  Sic  in  ko  hie  nflOtzUb  ersieht  geben;  sondern  man 

■  Bodenerhebung,   welche   erz>    und    koblenabbau- 

,  diese  fOr  einander  verwendbaren  Forderungen  auch  nn- 

I  nebeneinander  lokuliter  angeben.     (Dies  gilt  natürlich  anch 

^tTnterricht!) 

»  gewerbliche  Produktion   nnn   kann   in    unserer  Disciplin 

ausgedehnte   Darstellung    finden,    welche    etwa    die 

^  Ottbclegt.     Es   kommen   hier   überhaupt  nur  diejenigen  Gre- 

p  Betracht,  welche  ia  räumlich  ausgedehatero  Masse  und  grosser 

I  Betriebe    hervorgerufen    sind    durch    die  Naturgaben    der 

,  Glashütten,    Ziegeleien  und  Töpfereien,  Gerbereien, 

^^^ind  SfigemUhlen,  Pocbmllblen  etc.;  solche,  welche  für  die 

Ihlich  ein  anderes  Aussehen  und  desgl.  Prodoktion  mit 

.  Weideukultnr  und  Flechterei  bei  und  in  Lichten- 

f  die  Grossiudustrieen  von  nnd  nm  Markircb  oder  desgl. 

Mg,   die  Uhrenindnstrie  im  Jura  westlich  von  Neuenburg, 

'   diejenigen  Induatrieen ,    welche    in  Bezug    auf  die 

r  einander   benachbarten  Werkstätten    einer    ganzen  Gegend 

ttBedenlung  geben.    Daran  scbliessen  sich  noch  diejenigen, 

I  Platz    zu    besonderem  Einfluss   auf  den  Warenverkehr 

I.  Anlage    von  Verkehrswegen    geradezu  veranlassen  oder 

modifizieren,    z.    B.    Schuhwaren    von  Pirmasens,    oder 

i  besonders  lier vorragenden  Artikel  in  dem  Grossezport 

'i'rfeebrs  mittel  Punktes  .lusmachen,  z.  B.  Bier  in  und  bei  Wier 

tbriflen    und    Bücher    von  Leipzig.      In    Ländern ,    wo 

■  «ich  nicht  findet  oder  überhaupt  dann,  wenn  die  Fr« 


SM 


W.  Oati: 


^^wdnfctfM  Tvt  oder  nach  der  landwirtechafllieheD  ^ben  kann.  Bit 
«IgBet  llell  »ber  öfter  an  sweiter  Stelle,  weil  sie  aU  ein  (ör  den 
WiWDTWkdif  wichtiger  Zweig  weniger  regelmässig  räDmlich  bd  vei- 
Wri(et  Im,  als  die  das  Ugliclie  Brot  ecbaffende  Landwirtecliafti  lo- 
duw  tiglUt  rieh  djo  Waldnulzaugsangabe  auch  vorwiegend  dizn, 
dw  UbargWlg  zur  gewerblichen  Erzengung  ond  zur  montanistischen 
Bakprodnktioa  vorznbereiten.  SlofFlich  wird  das  Wichtigste  üttT 
dl«  Artoi  nnd  dio  Verbreitung  der  betreffendei]  Hölzer,  deren  Vu- 
wcndsof  (Brenn-,  Bau-,  Werk-,  auch  Farbhölzer)  und  der  Üpp^ 
kait  ihrM  WMlislums  anzugeben  sein  (letzter«  wegen  ihres  engen 
ZmMamwhmyi  mit  den  Bndcnvnrzligen  und  als  eine  vieleagencle 
Aadtlitnng  pbyBikaliech  günstiger  Vorausnetzangen  für  den  W«h!- 
■tand  der  Bevölkerung).  Hier  würden  sich  die  fQr  das  Äusselien 
dar  batraffenden  Gegenden  nft  so  charakteriBtiscben  forstHcfaen  Neb<:n- 
prodnktlotim  atiKuseblieHeen  haben,  also  k.  B.  Gewinnung  von  Grerb- 
•tofftD,  T<m  Terpentin,  von  Kohlen  oder  vnn  Korkrinde   etc.. 

In  lAndern  der  subtropischen  und  tropischen  Zone  kämpn 
hier  neban  dan  Werk-  und  FarbhOlzern  die  Erträgnisse  der  ban- 
nnd  gnnuntliflfcrnden  Bäume  und  Pflanzen,  die  Kokosnüsse,  der 
Brotbuitn,  die  Sngopalnio  etc.  in   Betracht. 

JadaniäUa  nher  schreitet  man  von  der  einfachen  Bodeaprodnit- 
ttoa,  die  nnr  teilweise  der  menschlichen  Nachhilfe  bedarf,  nnt 
fVnktifiBiarend  zu  werden,  und  die  [iberall  der  Länderoberääebe 
ohar&kteristiBchiri  lOigentümliclikeiten  verleiht  —  naturgeroäss  zn  der 
tnineralisoh- in  et  allischen  Nutzung  der  betreScndeu  Landu- 
teile  fort.  Dies<i  bedarf  bereits  vielfach  eines  hocbeol wickelten 
rowohinellen  Betriebes;  die  Wissenschaft  der  Mechanik  und  Fhjeik 
iat  da  bereits  auch  bei  einfacherem  YeTfahren  sehr  ansgiebig  in 
ADBpmch  gennmmen:  wir  haben  also  schon  die  Produktions  wem 
einer  liemlicb  hcihcn  Kulturstufe  vor  uns.  Oder  wenn  «neh  di« 
nicht,  wie  bei  der  primitiveren  Arbeit  der  Steinbrüche,  der  Gip»- 
grnben,  des  Kalkbrennens,  ja  auch  der  Saltgew innong,  so  tritt  di>cli 
in  einer  geogrnphiachen  Darstellung  dieser  Zweig  der  Prvdaklion 
nicht  als  erstes  in  den  Vordergrund,  weil  sie  fa^t  immer  brt  6po- 
radiscli  in  eiuent  Lande  getrieben  wird  und  nur  wenig  EisSusi  »nf 
die  Beschaffen h<'il  der  Bodenobertläche  und  die  Katar  eines  T««i» 
haL  Doch  bildet  diese  gause  grosse  FrodnklMn  das  Toi  i  ii  hin« 
und  daa  Aiseaal  fast  fiir  die  gestuaiute  moderme  IndasSrie  vad  ff 
die  von  ihr  abbSngige  BeherrschoDg  der  Erde  dotcfa  den  UeaachtK 
wie  ja  auch  die  Landwirtschaft  düngende  Ttndi  iwliiBii  «ad  Ca«*» 
gMastenteils  von  ihr  emp&ngt.  Der  WajeoTetbAr  hMi^  «<■  ür 
ab  hinsichüicb  d-T  Art  sdner  Wege,  Pahrwg«,  Vortekm 
des  Tanschmitte!-'  des  Edelmetall  gel  des.  BUIigerwiM  ^b» 
Buneraltscb-net«] tische  Produktion  nach  örtKcUöl,  ttmk 
nad  -qnalilit  Sirer  sehr  \«KGhwdetien  Stoff« 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  383 

Diese  Stoffe  werden,  wenn  man  nicht  etwa  schon  bei  einer 
früheren  Abteilung  das  Bedürfnis  fthlte,  sie  zn  verwenden,  entweder 
so  aufeinander  folgen,  dass  zuerst  die  Steine  und  Erden,  hierauf 
die  Erze  und  das  Salz,  dann  die  Brennstoffe  und  ihre  Anhängsel 
(z.  B.  Asphalt,  Petroleum,  Theer  etc.)  ihre  Behandlung  finden;  oder 
man  schliesst  die  forstliche  Produktion  mit  den  fossilen  Brennstoffen 
an  und  geht  umgekehrt  vor,  wobei  dann  ja  die  Steine  und  Erden, 
welche  ausgedehnte  Gewerbe  und  Kunstgewerbe  hervorrufen,  von 
selbst  von  der  Kohproduktion  zur  Kunst-  oder  gewerblichen  Produk- 
tion fiberleiten.  Von  dieser  nimmt  man  allerdings  schon  einen  Teil 
§^ewöholicher  vorweg,  wenn  man  die  Metallbereitung  naturgemäss 
mit  der  Erzgewinnung  verknüpft. 

Immer  aber  soll  auch  in  diesem  Abschnitte  nur  gegendweise 
vorwärts  geschritten  werden  und  zwar  höchstens  in  dreimaliger 
Übersicht  (Mineralisches,  Metall,  Brennstoffe).  Also  wird  man  nicht 
nach  statistischen  oder  chemischen  Titeln  verfahren  und  etwa  von 
einem  grossen  Lande  erst  alle  Edelmetalllager,  dann  wieder  über 
das  ganze  Gebiet  hin  alle  Fundstätten  von  Eisenerz  durchgehen  und 
dann  nach  einigen  anderen  Durchschreitungen  für  die  einzelnen 
Metallarten  auch  eine  SteinkohlenfiÖtzübersicht  geben;  sondern  man 
wird  von  je  einer  Bodenerhebung,  welche  erz-  und  kohlenabbau- 
würdig ist,  diese  ffir  einander  verwendbaren  Förderungen  auch  un- 
mittelbar nebeneinander  lokaliter  angeben.  (Dies  gilt  natürlich  auch 
für  den  Unterricht  I) 

Die  gewerbliche  Produktion  nun  kann  in  unserer  Disciplin 
keineswegs  die  ausgedehnte  Darstellung  finden,  welche  etwa  die 
Statistik  nahelegt.  Es  kommen  hier  überhaupt  nur  diejenigen  Ge- 
werbe in  Betracht,  welche  in  räumlich  ausgedehntem  Masse  und  grosser 
Zahl  der  Betriebe  hervorgerufen  sind  durch  die  Naturgaben  der 
Gegend,  z.  B.  Glashütten,  Ziegeleien  und  Töpfereien,  Gerbereien, 
Getreide-  und  Sägemühlen,  Pochmüblen  etc.;  solche,  welche  für  die 
Gegend  allmähh'ch  ein  anderes  Aussehen  und  desgl.  Produktion  mit 
sich  brachten,  z.  B.  Weidenkultur  und  Flechterei  bei  und  in  Lichten- 
fels  a.  Main,  die  Grossind ustrieen  von  und  um  Markirch  oder  desgl. 
von  Annaberg,  die  ührenindustrie  im  Jura  westlich  von  Neuenburg, 
kurzum  also  nur  diejenigen  Industrieen,  welche  in  Bezug  auf  die 
Zahl  der  einander  benachbarten  Werkstätten  einer  ganzen  Gegend 
besondere  Bedeutung  geben.  Daran  schliessen  sich  noch  diejenigen, 
welche  einen  Platz  zu  besonderem  Einfluss  auf  den  Warenverkehr 
führen,  die  Anlage  von  Verkehrswegen  geradezu  veranlassen  oder 
doch  positiv  modifizieren,  z.  B.  Schuhwaren  von  Pirmasens,  oder 
welche  einen  besonders  hervorragenden  Artikel  in  dem  Grossexport 
eines  Verkehrsmittelpunktes  ausmachen,  z.  B.  Bier  in  und  bei  Wien, 
Druckschriften  und  Bücher  von  Leipzig.  In  Ländern,  wo  der- 
gleiehen  sich  nicht  findet  oder  überhaupt  dann,  wenn  die  Produktion 


fe. 


374  W.  Göti: 

her  und  wodurch  es  zur  Gregenwart  der  Bodengestalt  and  Bodeniih 
sammensetzuug  gekommen  sei;  sondern  hierin  liegt  ja,  wie  schon  ii 
einem  der  ohigen  Sätze  bereits  auch  materiell  angedeutet,  was  ^e  G«o* 
logie  uns  liefert*).     Aus  der  Formation  Ifisst  sie  uns  die  OberflXdiaH 
formen  in  vielen  Fällen  entnehmen;   erinnern  wir  nnr  an  die  Sihn^ 
und  Devongebiete  in  den  deutschen  Mittelgebirgen  oder  an  die  saofts 
abgedachten,    wellig  verwitterten  Striche   der  tertiären  Bildongen  ii 
ganz  Mittel-   und  Südosteuropa.     Auch   die  verschiedenen  eraptivei 
Gesteine,    namentlich    späterer  Zeiten,    haben  ziemlich    regelmfis^g 
je  bestimmte  charakteristische  Profile.     Die  wichtigeren  Forchen  h 
den  Bodenerhebungen  finden  sich  sehr  häufig  veranlasst  dorch  Fo^ 
mations-  oder  durch  Etagen  Wechsel.  Es  wird  sich  also  nun  darum  handeln, 
dass  man  sich   bei  der  Anführung  geologischer  Momente  bescbflide 
mit  demjenigen,    was  für   die  Charakterisierung  der    Grandlage  der 
Bodenproduktion   (und   nur  in   besonders   wichtigen  Gebirgastreck« 
auch    der   der   Verkehrswege)    von   beträchtlichem   EUnfloss    ist    So 
wird  denn   zu   verzichten    sein    auf  die   Entstehungskonde   der  «b- 
zelnen  Festbodenteile;    sondern   nur  der  gegenwilrtige    Thatbestani 
boll   Andeutungen    geben   und   begründen.     Dies  geschähe    zimielut 
durch  Angabe  der  Formation  und  ihrer  Lagerungsweise   (ob  schiefeng; 
in  Platten,  zerrissen  u.  s.  w.),   und  da  dieselbe  nur   zum  geringstn 
Teile  für  die  einzelnen  Gegenden  über  das  Gestein  und  dessen  Zo- 
sammensetzung  Auskunft  giebt,    so  ist  auch  von  letzteren  der  Cht 
rakter  im  allgemeinen  anzugeben.     Wenn  man  z.  B.  die  geologiedi- 
petrograpbiscbe  BesehafTenheit  des  baierisch-böhmischen   Waldes  an- 
giebt,  so  liegt  in  dem  Vorwiegen  des  Gneisses  zunächst,  dass  keine 
Gebirgsbildung    von    schroffen   Abhängen    und   zerklüfteten    Profilen 
vorhanden  sei,  sondern  eine  etwas  in  die  Länge  ziehende  Gebirgs- 
masse  mit  sanfteren  Böschungen  und  zahlreichen,  aber  stumpfen  und 
wenig  über   die  Hauptmasse   emporragenden   Kuppen,    wie    dies   die 
Analogie    des    Erz-    und     des    Kiesengebirges,    der    Vogesen,    des 
Schwaizwaldes  oder  die  Kärtner  Alpenrücken,  das  Leithagebirge,  ja 
auch  der  Sudrand   von  Siebenhürgen  bestätigt.     Sodann  weiss  man 
auch,    dass    dieses    Gestein    einen    sehr    guten    Verwitterungsgrund 
bietet,  wenn  nicht  Seehöhe  oder  grobe  Niveauverschiebungen  hinder- 
lich sind  (über  letzteres  vergleiche  unter  „Bodenkunde**  im  nächsten 
Abschnitt).      Ja   selbst    bei   solchem   Mangel    an    Begünstigung  der 
Bodenbildung  (Dammerde-Entstehung)  sehen  wir  die  Oberfläche  ftir 


*)  Wenn  Verfasser  in  der  ersten  Abteihmg  seines  «Donaugebiets*  in 
dieser  Hinsicht  hie  und  da  etwas  weiter  ausgegriffen  hat,  so  hat  er  selbst 
schon  thattfächlich  die  Berechtigung  dazu  in  Zweifel  gezogen  durch  die  Unter- 
lassung solcher  Hinweise  auf  geologische  Vergangenheit  in  den  allermeisten 
betreffenden  Abschnitten  der  zweiten  und  dritten  Abteilung.  Überdies  sollte 
ja  die  daselbst  moditizierende  Verwendung  geologischer  und  bodenkundlicfaer 
Angaben  eine  Anregung  zur  Besprechung  dieser  methodologischen  Frage  sein« 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  375 

Vegetation  vorteilhaft  geartet,  wie  dies  z.  B.  die  trefflichen  Holz- 
iMBt&nde  des  Thüringer  Waldes,  die  Vogesen  und  Schwarz wald- 
,i^  :tflflken  oder  die  Bergwiesen  auf  der  Höhe  der  Kor-  und  der  Sau- 
jilpe  in  Kärnten  oder  die  so  reichen  Waizenäcker  im  Bezirke  von 
-W^scheid,  ONO.  von  Passau,  bezeugen.  Aber  auch  Sedimentbil- 
I  ^dangen  geben  zu  solchen  gemeinsamen  Charakterisierungen  Anlass. 
g  Bo  können  z.  B.  über  die  jurassischen  Bildungen  bezüglich  des 
^f.  Charakters  der  Profile  und  der  Sammelstätten  von  Zersetzungsböden 
^  Skr  Deutschland,  Schweiz  und  Frankreich  sehr  ähnlich  wiederkehrende 
j  Erscheinungen  gezeigt  werden. 

j  Aber  die  Bedeutung   der  geologischen   Eigenart   einer   Gegend 

g  geht  für  die  Bodenproduktion  noch  nicht  darin  auf,  dass  sie  die  be- 
,,  deckenden  Bodenschichten  und  das  Auftreten  von  fiiessenden  Wassern 
j  bestimmt,  sondern  es  entscheidet  besonders  auch  die  Beschaffenheit 
des  Gesteins  unterhalb  des  Verwitterungs-  und  Zersetzungsbodens 
Über  des  letzteren  Mächtigkeit,  Wassergehalt  und  Wärme.  Wenn 
z.  B.  die  Gesteinsgrnndlage  stark  geneigtes  Profil  hat,  wird  die 
Bodenbildung  erschwert,  da  das  durch  die  Bodendecke  dringende 
Wasser  samt  seinen  zersetzenden  Wirkungen  rascher  seitlich  ab- 
Iftaft.  Dagegen  ist  es  für  die  mächtigere  Entwickelung  eines 
Vegetationsbodens  vorteilhaft,  wenn  ein  zerrissener  Untergrund, 
wenn  Formations-  und  Gesteinswechsel,  oder  wenn  Schieferschichten 
die  Basis  der  obersten  Erdschicht  bilden.  Undurchlässigkeit  des 
Untergrundes  führt  zu  Versumpfung,  Zerklüftung  zur  Sterilität; 
Durchwärmung  und  Kühle  der  Dammerde  hängt  desgleichen  sowohl 
von  ihren  Bestandteilen,  als  ihrer  Unterlage  ab.  So  ist  auch  die 
Zusammensetzung  der  Formation  und  Etage  unter  Vorherrschen  des 
einen  oder  anderen  Gesteins  bestimmend  für  die  tiefere  oder  seichtere 
Entstehung  eines  für  die  Pflanzen  aufnehmbaren  Bodens.  Das  geo- 
logische Bodenprofil  entscheidet  daher  wesentlich,  ob  eine  Gegend 
sich  für  Waldkultur  oder  ob  für  Ackerfrüchte  besser  eigne. 

4.  Mit  Bücksicht  auf  diese  und  dergleichen  Thatsachen  also  wird 
das  geologische  Element  ins  Auge  gefasst.  Dass  wir  uns  aber  auch 
mit  Bodenkunde  zu  befassen  haben,  ist  bereits  mit  dem  eben  Be- 
handelten gesagt.  Auch  hier  handelt  es  sich  nicht  um  die  Ein- 
stellung eines  Auszuges  aus  der  Bodenkunde  oder  aus  der  Agrikultur- 
chemie in  die  wirtschaftliche  Geographie;  allein  die  auf  dem  festen 
Untergrund  der .  Erdoberflächenteile  ausgebreiteten  Erdlagen  sind  ja 
die  unmittelbarste  kausale  Grundlage  der  Produktion,  einflussreich 
auf  die  Zahl  und  Art  der  menschlichen  Ansiedlungen ,  auf  Anlage 
der  Verkehrswege  und  die  Frequenz  ihrer  Benutzung.  Man  bedarf 
also  der  Bodenkenntnis  nicht  nur  als  einer  Voraussetzung  für  das 
Nachfolgende,  sondern  auch  zu  dessen  Verknüpfung  mit  den  vor- 
ausgehenden Thatsachen  der  geologischen  und  plastischen  Zeichnung 
der  betreffenden  Gebiete. 


376  W.  ööta: 

Denn  erst  die  Bodenkunde  sagt,  warum  aus. gleicher  geologiscW 
Vergangenheit  doch  nicht  gleiche  Prodaktiensbedingungen  resnltierBn, 
angenommen  gleiche  klimatische  tmd  Oberflächenprofilsverhältnisse. 

Zugleich  aber  ist  der  Boden  völlig  abhängig  von  Profil  und 
geologischem  Charakter  der  betreffenden  Gegend.  Denn  die  Neigangen 
der  Bodenerhebungen  sind  es  ja,  von  welchen  die  grössere  oder  ge- 
ringere Möglichkeit  der  Verwitterung  und  Zersetzung  (mechanischer 
und  chemischer  Herstellung  des  Vegetationsbodens)  zum  teil  abhängt 
Wo  nämlich  das  Wasser  rasch  abläuft,  kann  das  Gesteiu  nur  weniger 
vom  Frost  und  der  ausdehnenden  Wärme  und  dann  von  der  hierdarch 
bewirkten  Zerkleinerung  der  Oberflächenteile  beeinflosst  werden. 
Boden  kann  sich  auch  auf  steileren  Halden  nur  seicht  bilden;  er 
wird  leichter  abgeschwemmt  und  ist  schwieriger  durch  die  Pflansen- 
weit  zu  binden,  weil  auch  seine  chemische  Zersetzung  zur  Aufnabn»- 
fähigkeit  für  die  Pflanzen  durch  mohreres  erschwert  ist.  Noch  m^ 
als  von  der  Gestalt  ist  natürlich  die  Entstehung  von  Dammerde 
abhängig  von  der  Entstehung  des  Gesteins.  Natürlich  gilt  hier  schon 
dies,  dass  z.  B.  den  kristallinischen  und  den  eruptiven  Gesteinsmassen 
eine  regelmässige  Zusammensetzung  eigen  ist.  Sodann  aber  ist  es 
auch  von  bedeutendem  Einfluss,  ob  die  verschiedenen  Gesteinsarten 
infolge  von  Farbe  und  Zusammensetzung  sich  mehr  erwärmen  und 
ausdehnen  und  so  den  Zusammenhang  der  Teile  schwerer  oder  leichter 
zeneissen.  Auch  die  Struktur,  d.  h.  die  Grob-  oder  Feinkömigkeit 
und  Porosität  sind  von  beträchtlichem  Einfluss  auf  das  Eindringen 
der  Niederschläge  und  deren  umwandelnde  Wirkung  infolge  ilu-es 
Kohlensäure-  und  Sauerstoffgehaltes.  Oder  es  macht  sich  z.  B.  der 
UnterscLiod  zwischen  Quarz-  und  Thonsandstein  bemerkbar;  derselbe 
lässt  das  Verhältnis  der  feinerdigen  Bestandteile  zu  den  Quarz- 
körnern  sehr  verschiedenartig  erscheinen  und  führt  somit  beträcht- 
liche Verschiedenheiten   der  Bodenbildung  herbei. 

Die  Beschaffenheil  der  Bodenschichten  ist  sodann  von  den 
klimatischen  Verhältnissen  wesentlich  herbeigeführt,  aber  auch 
auf  sie  mehrfach  rückwirkend.  So  ist  die  Erwärmung  des  Bodens  eine 
weit  stärkere,  wenn  er  von  Kalk  stark  durchsetzt  ist,  wie  eben  durch 
den  Kalk  auch  das  Anziehen  und  Festhalten  von  Wasser  erschwert 
wird,  wodurch  jedoch  zugleich  auch  der  Nässe  und  Kalte  entgegen 
gearbeitet  ist.  Desgleichen  bewirkt  die  Zusammensetzung  des  Bodens 
(z.  B.  Sand)  und  seine  Farbe  auch  stärkere  Erwärmung  und  dann 
auch  stärkere  Ausstrahlung,  diese  aber  mehr  Thaubildung,  ja  auch 
(las  vermehrte  Entstehen  von  dunstigen  und  nebeligen  Luftschichten 
unmittelbar  über  dem  Boden.  Hiermit  darf  auch  wohl  der  Hinweis 
auf  den  Einfluss  verbunden  werden,  den  der  Boden  auf  die  Ver- 
teilung der  Quellen  und  auf  den  Stand  des  Grundwassers,  diese  beiden 
wirtschaftlich  so  hochwichtigen  Faktoren,   verschiedenartig  ausübt. 

Als     bewirkende    Ursache     aber    erscheint    die    Bodenbe- 


Die  Aufgabe  der  wirtechaftlichen  Geographie.  377 

•ehaffenheit  weiterhin  ftlr  die  verschiedene  Ernährung  der  Pflanzen- 
familien, für  die  Verwendung  von  Dungmitteln  und  für  die  Art  der 
menschlichen  Bearbeitung  des  Kulturbodens. 

Wir  wenden  uns  weniger  der  durcb  rein  spontane  Natur- 
thätigkeit  bewirkten  Pflanzendecke  zu,  als  vielmehr  den  vom  Menschen 
überwachten  und  mit  herbeigeführten  Kultaren.  Da  ist  denn  die 
^ Bodenfrage  eine  der  wichtigsten  des  landwirtschaftlichen  Erwerbs; 
sie  steht  in  (nahen)  Beziehungen  zu  den  verschiedensten  Fragen  des 
Wohlstandes  und  der  Landeskultur  .  .  .  Der,  welcher  den  Boden 
kennt,  wird  unter  gleichen  Verhältnissen  am  besten  imstande  sein,  ihn 
gut  zu  verwerten.  Es  wird  dadurch  die  beste  Kultur  des  Bodens 
ermöglicht  •  .  .***). 

Gewiss  ist  dies  ausser  allem  Zweifel  schon  so  lange,  als  man  noch 
in  vager  Weise  zu  unterscheiden  begann  zwischen  dem  Nahrungs- 
bedürftiis  von  sogenannten  Kalk-,  Kali-  und  Spatpflanzen.  Eine 
Kenntnis  des  Zusammenhangs  zwischen  Boden  und  land-  oder  forst- 
wirtschaftlicher Produktion  ist  ja  nicht  denkbar  ohne  Einsicht  in  die 
wichtigsten  Eigentümlichkeiten,  z.  B.  des  Thanes  auf  Feuchtigkeit 
und  Zersetzung,  des  kohlensauren  Kalkes  fQr  die  Pflanzen ernährung, 
des  Sandes  in  Bezug  auf  Wärme,  'Luftzutritt,  Filtrierung  des  Vege- 
tationsgrimdes.  Von  einer  Darstellung  des  Löss  wird  man  gewiss 
nicht  absehen  dürfen,  und  Verfasser  kann  keineswegs  zugeben,  dass 
er  hierin  in  seinem  „  Donaubuche  ^  S.  208  f.  zu  weit  gegangen. 

Da  aber  bei  der  Bodenkultur  auch  wesentlich  der  Aufwand  an 
Kräften  und  materiellen  Mitteln  für  die  Ersetzung  der  entzogenen 
Pflanzennährwerte  in  Frage  kommt  und  hiervon  grossenteils  der 
wirtschaftliche  Flor  des  Landbaues  abhängt,  so  darf  wohl  bei  der 
Charakterisierung  des  Bodens  auch  der  besondere  Reichtum  an 
düngenden  und  fruchtbar  machenden  Stofien  (z.  B.  Mergel)  oder 
das  einseitige  Vorherrschen  einzelner  Bodenstoffe  (z.  B.  Humus) 
nicht  übergangen  werden.  Wenn  in  einem  Werke,  wie  „Richthofens 
China**  1.  Band,  sorgfältig  berichtet  wird,  wie  dort  die  bereits  mehr 
ausgenützten  Lössfelder  mit  einer  noch  frischen  Lössschicht  über- 
deckt werden,  so  werden  noch  weit  eher  in  einer  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt der  Produktion  arbeitenden  Darstellung  des  Bodens  die 
nutzbaren  Kalk-  und  Gypsbänke,  die  Mergelarten,  auch  die  Apatit- 
und  Phosphoritlager  etc.  oder  zu  gegenteiliger  Andeutung  das  Vor- 
herrschen von  Humus  oder  nahezu  reinem  Kalkstein  anzugeben  sein. 

Die  Charakterisierung  des  Bodens  deutet  sodann  auch  auf  den 
nötigen  Verbrauch  von  Arbeitskräften  hin;  denn  je  nachdem  die 
Ackerkrume  z.  B.  aus  sandigem  Kalk  besteht,  ohne  dass  unmittelbar 
unter  ihr  die  Zusammensetzung  thatsächlich  wechselt,  oder  aus  Lehm, 


*)  Nachrichten  des  Kluhs  der  Landwirthe  zu  Berlin  1873,   S.  273,   Dr. 
Orth:  „Üher  die  Bedeutung  der  geologischen  Profile/' 


378  W.  Götz: 

dessen  Grundlage  Gneiss  wäre,  wird  mit  Pflog  und  Haue  tiefer  oder 

seichter  gegangen  werden  müssen,  müsste  die  Zufuhr  von  ver- 
bessernden Erdarten  (hier  z.  B.  Mergel  oder  Sand)  mehr  oder 
weniger  tief  und  anhaltend  gemischt  werden,  und  ginge  die  Arbeit 
rascher  von  statten  oder  langsamer. 

Inwiefern  endlich  die  fruchtbare  Zusammensetzung  des  Bodens 
hinsichtlich  der  socialen  Kultur,  der  Association  der  Ansiedler  und 
ihres  Verkehrs  so  manche  Bedingungen  angiebt,  ist  bei  der  Ver- 
bindung zwischen  Bodenertrag  und  Lebensunterhalt  von  vorohereia 
nicht  zu  ignorieren.  Es  ist  z.  B.  das  wiederholte  Auftreten  reichen 
Fruchtbodens  in  verschiedenen  Gegenden  eines  grösseren  Staates 
(neben  der  Bodengestalt)  auch  ein  wertvoller  physischer  6nmd,  das 
wirtschaftliche  Arbeiten  eines  Volkes  zu  decentralisieren.  Dann  er- 
steht eine  grössere  Vielseitigkeit  der  Entfaltung,  da  kein  allsn 
mächtiges  hauptstädtisches  Centrum  von  der  Natur  vorgezeichnet 
und  siugulär  begünstigt  wird.  Wo  eine  Hauptstadt  mit  ihrem  Be- 
zirke Obermächtig  dominiert,  treten  die  einseitigen  Wirkungen  des 
Kapitalismus,  das  Missverhältnis  zwischen  Kapital  und  Arbeit  be- 
denklich auf,  und  von  dem  guten  Stand  dieses  einen  Platzes  h&igt 
das  Ganze  zu  sehr  ab. 

Aber  auch  der  Verkehr  ist,  wie  weiter  oben  angedeutet,  von 
den  Bodenstoffen  abhängig,  nicht  nur  selbstverständlich  hinsichtlich 
der  Warenquanta,  sondern  auch  hinsichtlich  der  Anlage  der  Verkehrs- 
wege. Der  Strassen-  und  Eisenbahnbau  auf  Schotterboden  oder  auf 
möglichst  reinem  Hu  raus,  die  Aufnahmsfähigkeit  des  Bodens  fQr  die 
Niedersclilagsgewässer  und  deren  Bindung  durch  die  verschiedenen 
Bodenarten,  die  Bewässerungsverhältnisse  sowohl  für  die  Brunnen 
längs  einer  Eisenbahnlinie,  als  für  die  Gestaltung  der  Scheitelstrecken 
von  Kanälen,  die  Mächtigkeit  und  der  Wechsel  über  einander 
lagernder  fester  nnd  lockerer  Schichten  —  diese  und  derlei  schlag- 
wortähnliche Hindeutungen  werden  gentigen,  um  zu  zeigen,  wie  sehr 
man  Grund  hat,  des  Einflusses  der  Bodenbeschaffenheit  auch  auf  die 
Verkehrswege  zu  gedenken. 

Jedenfalls  ist  hiermit  genügend  dafür  argumentiert,  dass  eine 
methodische  Konstruktion  der  wirtschaftlichen  Geographie  sich  auch 
mit  der  Bodenkunde  zu  befassen  habe.  Es  wäre  nur  zu  wünschen, 
dass  allmählich  dem  Geographen  auch  die  nötigen  übersichtlichen 
Werke  und  Karten  aus  dem  Bereich  der  Vertreter  genannter  Dis» 
ciplin  für  die  wichtigeren  Kulturgebiete  der  Erde  dargeboten  würden. 

5.  Weit  weniger  erscheint  es  uns  Bedürfnis,  die  Notwendigkeit 
zu  begründen,  dass  auch  das  Klima  hinsichtlich  seiner  je  charak- 
teristischen Eigentümlichkeiten  für  die  zu  behandelnden  Länder  ins 
Auge  zu  fassen  sei.  Es  ist  dies  ja  selbstversträndlich ,  wenn  man 
den  kausalen  Zusammenliang  zwischen  Land  und  Produktion  mit  zu 
behandeln  hat.     Wir  haben  bereits  erwähnt,  wie  es  durch  die  Ver- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  879 

Witterung  mit  der  Bodenbildong  znsammenhängt  und  in  welch 
wechselwirkendem  Verhältnis  es  mit  der  Bodendecke  steht.  Es  bedarf 
keiner  sonderlichen  Motivierung,  wenn  wir  hier  anführen,  dass  die 
Temperatur  der  verschiedenen  Jahreszeiten  und  die  Summe,  Zeit 
und  Art  der  Niederschläge  die  wichtigsten  hierher  gehörigen  Momente 
bilden  und  dass  demnächst  auch  der  jeweilig  vorhandene  Grad  der 
liuftfeuchtigkeit  von  Einfiuss  ist.  Es  ergeben  sich  ja  hierbei,  ganz 
abgesehen  von  der  mannigfachen  Unabhängigkeit  der  Isothermen, 
-chimenen,  -hyeten  etc.  von  Seehöhe  und  Breitegrad,  auch  so  viele 
liokalklimata,  dass  man  sie  nicht  tibergehen  wird.  Die  Temperatur- 
extreme, die  frostfreien  Zeiten  für  den  Saftumtrieb  verschiedener 
Crewächse,  die  Periodicität  und  Quanta  der  sommerlichen  Regen,  die 
Einflüsse  der  Hochwasser  auf  Produktion  und  Verkehr,  besondere 
Wirkungen  der  Niederschläge  auf  Grundwasser  und  Quellen  —  solche 
und  andere  je  wechselnd  wichtige  Eigentümlichkeiten  der  atmo- 
sphärischen Bewegungen  siebern  auch  dem  klimatologischen  Teil  der 
Darstellung  seinen  speziellen  Charakter  in  der  wirtschaftlichen 
Geographie.  Bei  eingehenderen  Ausführungen  käme  noch  die  Be- 
deutung des  Klima's  für  so  viele  Verhältnisse  der  Bevölkerung  in 
Betracht;  z.  B.  sein  Einfluss  auf  die  Arbeitsfähigkeit  der  Menschen 
und  einzelner  Rassen  je  nach  den  klimatischen  Zonen,  auf  die  Be- 
dürfnisse der  körperlichen  Ernährung,  der  Kleidung  und  Wohnung, 
der  zur  Produktion  anregenden  Sitten  und  Liebhabereien.  Oder  man 
würde  auch  z.  B.  die  Möglichkeit  der  Besiedlung,  Cultivation  und 
Civilisiernng  afrikanischer  Gegenden  behandeln,  die  einer  christlich- 
humanen Befreiung  von  den  Entsetzlichkeiten  des  dortigen  Sklaven- 
handels und  der  periodischen  Menschenschlächtereien  en  masse  längst 
teilhaftig  geworden  wären,  und  eine  lohnende  Bodenbenutzung  ge- 
lernt hätten,  wenn  die  klimatischen  Verhältnisse  den  Europäern  nicht 
die  Sesshaftigkeit  allzu  sehr  erschwerten.  Doch  bedarf  es  bei  der- 
artigen Hinweisen  immer  einer  achtsamen  Beschränkung  auf  den 
wirklichen  und  evidenten  Znsammenhang  mit  der  Boden-  und  ge- 
werblichen Produktion,  damit  man  nicht  sich  in  eine  andere  Spezial- 
disciplin  absentiere,  wie  z.  B.  in  die  Völkerkunde,  in  die  ethnische 
Geographie  oder  in  die  neuestens  von  Dr.  Fr.  Ratzel  mit  seinem 
sehr  anregenden  und  bei  aller  Kürze  sehr  reichhaltigen  neuesten 
Werke  begündete  Anthropogeographie  *). 

Mag  man  auch  in  der  methodischen  Anordnung  nach  Bedürfnis, 
oder  um  bei  der  Beschreibung  mehrerer  Länder  nach  einander  auch 
eine  erwünschte  formelle  Abwechselung  zu  bringen,  die  Darstellung 
der  klimatischen  Verhältnisse  in  die  Angaben  über  einen  der  vor- 
ausgehenden Stoffteile  verflechten,  so  wird  man  dieselben  doch  logischer 


*)  Anthropogeographie  von  Dr.  F.  Ratzel.     Stuttgart  (Engelhom)  1882. 
Hierhergehöriges  cf.  das.  S.  299—832. 


380  W.  ööt«: 

Weise  regelmässig  vor  der  Skizze  der  Produktion  angeben,  zumal  sie 
allgemeinerer  und  territorial  umfassenderer  Art  sind,   als  die  letztere. 

6.  Bei  der  geographischen  Darstellung  der  Produktion,  von 
welclior  übrigens  einzelne  Zweige,  z.  B.  die  mineralisch-metallische 
oder  die  forstliche,  auch  schon  als  Einschlag  in  den  Zettel  eines  der 
vorausgegangenen  Teilgebiete  behandelt  werden  könnten,  —  ist  so- 
wohl auf  eine  naturgemässe  Aufeinanderfolge,  als  noch  mehr 
auf  konsequente  Beschränkung  des  Stoffes  Bedacht  ni 
nehmen.  Zuerst  natürlich  wird  man  sich  mit  der  sogenannten  Boh- 
oder  Urproduktion  befassen ,  ohne  sich  jedoch  von  einer  forma- 
listischen Ängstlichkeit  bezüglich  dieses  ja  doch  nicht  concisen  Be- 
griffes einengen  zu  lassen.  Man  wird  sich  also  z.  B.  nicht  davor 
scheuen,  bei  der  landwirtschaftlichen  Produktion  je  nach  Bedarf 
der  zu  belebenden  Darstellung  auch  den  ausgebreiteten  und  ent- 
wickelten Stand  landwirtschaftlicher  Industrieen  vorzuführen. 

a)  Hinsichtlich  der  Eoh-  oder  Urproduktion  wird  eine  normale 
Aufeinanderfolge  als  erstes  die  Gewinnung  der  animali- 
schen und  vegetabilischen  Naturerzeugnisse  nach  ihren 
Heimatsräumen,  qualitativen  und  quantitativen  Hauptzügen  vorfQhren. 

Da  man  eine  konkrete  geographische  Vorstellung  erst  dann 
hierüber  gewinnen  kann,  wenn  man  die  Ausdehnung  des  betrefienden 
Provenienzgebietes  kennt,  so  erscheint  diese  Stelle  am  geeignetsten,  die 
ziffermässige  Oberflächengrösse  der  betreffenden  Lftnderge- 
biete,  sowie  die  Anzahl  ihrer  Bevölkerung  einzusetzen,  damit  man  über 
die  relative  Leistung,  Bedarf  und  lokale  Entbehrlichkeit  der  Produktion 
sich  orientieren  könne.  Erst  auf  grund  der  Auskunft  über  Kaum 
und  Bewohnerzahl  kann  man  die  nötigen  Vergleiche  anstellen  mit 
andern  Ländern,  die  ähnliche  Naturbedingungen  besitzen,  weshalb 
auch  vergleichende  Angaben  über  solche  entferntere  Gebiete  im 
Verlauf  der  Produktionsdarstellung  gelegentlich  eingesetzt  werden. 

Bei  dieser  letzteren  nun  wird  man  gegendweise  vorgehen, 
nachdem  man  eine  Gattung  oder  eine  Hauptklasse  von  Produktion  als 
Gesichtspunkt  angegeben  hat.  Zum  Beispiel  würde  eine  übersichtliche 
Behandlung  der  landwirtschaftlichen  Erzeugnisse  Südbaierns  zuerst 
die  Vielizucht  und  Milcbproduktion  des  Allgäu,  hierauf  den  im  übri- 
gen Kreise  Schwaben  florierenden  Futterpflanzenbau,  seine  Viehzucht 
und  Wollproduktion  und  seinen  Getreidebau,  weiter  die  Mittelmässig- 
keit  von  landwirtschaftlicher  Erzeugung  in  Oberbaiern,  sodann  die 
fruchtbare  Hallertau,  eine  Gegend  Ober-  und  Niederbaierns,  als 
Hopfenlandschaft  und  zuletzt  Niederbaiern  südlich  der  Donau  bis 
zum  Inn  bezüglich  der  Vielseitigkeit  seiner  Ackerverwendung,  seines 
Getreideertrags,  der  dortigen  Pferde-,  Rinder-  und  GeflQgelzucht 
charakterisieren.  —  Immer  aber  wird  nur  eine  den  lokalenBe- 
darf  überschreitende  Produktion  der  Skizzierung  wert  sein. 
Hierbei  wird  man  auch  deren  hervorragende  Bedeutung  für  den  Ver- 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  381 

kebr,  d.  h.  zunächst  für  die  Ausfuhr  aus  dem  heimischen  Bezirk  da- 
durch kennzeichnen ,  dass  man  die  Ausdehnung  resp.  peripherische 
Entfernung  der  Absatzgegenden  andeutet  oder  unter  Verzicht  hier- 
auf doch  die  qualitativen  Vorzüge,  aus  denen  sich  die  vor- 
banldene  oder  erzielbare  Nachfrage  und  Konkurrenzfähigkeit  der  Ware 
ergiebt.  Die  Quantität  endlich  erfährt  zum  teil  schon  hieraus, 
zum  teil  aber  auch  durch  ausdrückliche  abgerundete  Ziffernangaben 
die  wünschenswerte  Bezeichnung,  so  dass  man  die  Möglichkeit  hat, 
eine  Vergleichung  mit  der  Erzeugungsmasse  und  Exportfähigkeit 
anderer  Gebiete  im  Zusammenhalt  mit  der  Flächen-  und  Seelenzahl 
anzustellen.  Dies  gilt  für  sämtliche  zu  behandelnden  haupt- 
sächlichen ProduktionsabteilungeiL.  Es  bedarf  dessen  aber 
natürlich  nicht  für  jeden  der  uutergeordneten  Produktionszweige,  als 
welche  wir  im  Bereich  unserer  Vegetation  die  Halmfrüchte,  Futterge- 
wächse, Gemüse,  Handels-,  d.  h.  Genussmittel-,  Ölsaat-  und  Gespinst- 
pflanzen, sowie  sonstige  spezielle  Gewächse,  wie  Weberkarden,  Trüf- 
feln, Färbepflanzen  bezeichnen.  Auch  findet  nur  in  diesem  Zusammen- 
bang das  Obst  seine  sachgemässe  Stelle.  In  tropischen  Gegenden 
treten  hier  die  verschiedensten  Kolonialkulturen  und  tropischen  Nutz- 
gewächse ein.  Ob  aber  vor  der  Agrikultur  i^chon  die  Viehzucht 
(im  weitesten  Sinne)  zu  bringen  sei  oder  umgekehrt,  darüber  giebt 
es  keine  Regel,  als  die,  dass  überall  da,  wo  die  Viehzucht  in  ihren 
wertvollsten  Erträgnissen  von  der  menschlichen  Thätigkeit  auf  Acker 
und  Wiese  hauptsächlich  abhängt,  sie  aucb  erst  nach  dem  Ackerbau 
zu  behandeln  sei,  umgekehrt  aber  in  Gebieten,  wie  z.  B.  Südwest- 
russland oder  die  La  Platastaaten.  In  das  Bereich  dieser  Unter- 
abteilung gehören  auch  die  Erfolge  der  Bienenzucht,  der  Seiden- 
raupenzucht u.  8.  w.  Leicht  verbindet  sich  mit  den  Angaben  über 
die  Viehzucht  wie  mit  denen  über  die  Ackerfrüchte  die  Bezeichnung 
der  landwirtschaftlichen  Industrieerfolge.  Dies  ergiebt  sich 
bei  der  Erinnerung  an  die  in  loco  geschehende  Verarbeitung  der 
ebenda  gewonnenen  Rohstofie;  denken  wir  nur  an  die  Müblenpro- 
dukte,  die  Spritfabrikation,  Bierbrauerei,  Zuckerproduktion  und  die 
Verarbeitung  und  Verfütterung  der  Rückstände  und  Abfälle. 

Bei  geringer  Agrikultur,  etwa  infolge  Seehöhe  oder  geographischer 
Breite  oder  Devastation  der  Landschaft  und  spärlicher  Bevölkerung, 
tritt  natürlich  als  erster  Teil  der  Produktionsskizze  die  Wald-  und 
Baumnutznng  auf,  oder  etwa  der  Hinweis  auf  die  Erträgnisse  von 
Schafen  und  anderen  Herden  (Amerikanische  Länder  in  Nord  und 
Süd,  Kleinasien,  Sibirien  u.  a.  m.).  Sodann  oder  sogleich  hiermit  be- 
handelt man  die  Ausbeute  der  Jagd,  namentlich  auf  Pelztiere,  ebenso 
die  auf  solche  Tiere,  denen  man  Luxusgegenstände  abgewinnt,  wie 
Strausse  und  Elefanten,  oder  auf  die  Tiere  der  arktischen  Gegenden. 

Schon  hieraus  ergiebt  sich  die  je  nach  Beschaffenheit  der  be- 
treffenden Gebiete  wechselnde  Stelle,  welche  man  der  forstlichen 


882  W.  Götz: 

Prodaktion  vor  oder  nach  der  landwirtschaftlichen  geben  kann.  Sie 
eignet  sich  aber  öfter  an  zweiter  Stelle,  weil  sie  als  ein  ftbr  den 
Warenverkehr  wichtiger  Zweig  weniger  regelmässig  rftomlich  so  ver- 
hroitct  ist,  als  die  das  tägliche  Brot  schaffende  Landwirtschaft;  so- 
dann eignet  sich  die  Waldnutzungsangabe  auch  vorwiegend  däsn, 
den  Übergang  zur  gewerblichen  Erzeugung  and  zur  montanistischen 
Hohproduktion  vorzubereiten.  Stofflich  wird  das  Wichtigste  über 
die  Arten  und  die  Verbreitung  der  betreffenden  Hölzer,  deren  Ver- 
wendung (Brenn-,  Bau-,  Werk-,  auch  Farbhölzer)  und  der  üppige 
keit  ihres  Wachstums  anzugeben  sein  (letztere  wegen  ihres  engoi 
Zusiiuunenhangs  mit  den  Bodenvorzügen  und  als  eine  vielsagende 
Andeutung  physikalisch  günstiger  Voraussetzungen  für  den  Wohl- 
Htand  der  Bevölkerung).  Hier  würden  sich  die  für  das  Aussehen 
der  betreffenden  Gegenden  oft  so  charakteristischen  forstlichen  Neben- 
produktionen anzuschliessen  haben,  also  z.  B.  Gewinnnng  von  Gerb- 
stoffen, von  Terpentin,  von  Kohlen  oder  von  Korkrinde  etc.. 

In  Ländern  der  subtropischen  und  tropischen  Zone  kämen 
hier  neben  den  Werk-  und  Farbhölzem  die  Erträgnisse  der  han- 
und  gmmniliefernden  Bäume  und  Pflanzen,  die  Kokosnüsse,  der 
Hrotbaum,  die  Sagopalme  etc.  in  Betracht. 

Jedenfalls  aber  schreitet  man  von  der  einfachen  Bodenprodok- 
tion,  die  nur  teilweise  der  menschlichen  Nachhilfe  bedarf,  nm 
tVuktitizierend  zu  werden,  und  die  überall  der  Länderoberfläche 
olmrnktoristisobo  Eigentümlichkeiten  verleiht  —  naturgemäss  zu  der 
n\i!ioraH:>»oh- metallischen  Nutzung  der  betreffenden  Landes- 
toilo  t\^rt.  Diese  bedarf  bereits  vielfach  eines  hochentwickelten 
nm8olu!u>llon  Botriobos:  die  Wissenschaft  der  Mechanik  und  Physik 
!!*(  da  bereits  auch  bei  einfacherem  Verfahren  sehr  ausgiebig  in 
Anspruch  gouiniunen:  wir  haben  also  schon  die  Produktionsweise 
oinor  Kiondiob  hohen  Kulturstufe  vor  uns.  Oder  wenn  auch  dies 
wiolit,  wio  bei  dor  primitiveren  Arbeil  der  Steinbrüche,  der  Gips- 
^rnbeu.  dos  Kalkbronnens,  ja  auch  der  Salzgewinnung,  so  tritt  doch 
\«  oiuor  iTOOiTraphisohou  Darstellung  dieser  Zweig  der  Produktion 
nioht  >xls  orstos  in  den  Vordergrund,  weil  sie  fast  immer  nur  spo- 
u-*%bj4oS  i;i  einem  Lan.le  iretriebon  wird  und  nur  weni^  Einfluss  anf 
x^.o  Uo>e^AtVo:\hei;  der  Bodenoberiläche  und  die  Natur  eines  Landes 
b.^t.  Weh  Vildet  diese  ganze  grosse  Produktion  das  Vorratshaos 
wunI  xl.is  Arsenal  fast  für  die  gesammte  moderne  Industrie  und  für 
%liO  \sM\  iJ^r  Ab^;*;\5:iire  Beherrschung  der  Erde  durch  den  Menschen, 
\\»o  v^  Avioh  ^;io  l.,^nv:wirt:«'ohat\  dünsrenvie  Bodenstoffe  und  Greräte 
kjWVv-^ioi^^oiIjt  >o:\  ihr  ewpÄniit.  Der  Warenverkehr  hängt  von  ihr 
^>^  ^  ux\v  tsi  0.'.  ,lor  Ar;  seiner  Wece,  Fahrzeusre,  Verkehrsmittel  und 
>\on  r:*i',xo^'".**;;^*s  ,Ns  K-u^luieiaKceliess.  Biilicerweise  also  findet  die 
»»in'x  .»^^^'I'  r,\x'5AVsv:>o  rrv^duktiou  nach  Örtlichkeir,  Ausbenteqnantität 
4 « . » ,  I    »1  u  4 1  ;  A  i  *  »UV  r  so ';:  r  ^  v  rso :;  ioiU  ne  u  St  ono  eine  eingeh  ende  B  eachtong. 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  383 

Diese  Stoffe  werden,  wenn  man  nicht  etwa  schon  bei  einer 
früheren  Abteilung  das  Bedürfiiis  flihlte,  sie  zu  verwenden,  entweder 
so  aufeinander  folgen,  dass  zuerst  die  Steine  und  Erden,  hierauf 
die  Erze  und  das  Salz,  dann  die  Brennstoffe  und  ihre  Anhängsel 
(z.  B.  Asphalt,  Petroleum,  Theer  etc.)  ihre  Behandlung  finden;  oder 
man  schliesst  die  forstliche  Produktion  mit  den  fossilen  Brennstoffen 
an  und  geht  umgekehrt  vor,  wobei  dann  ja  die  Steine  und  Erden, 
welche  ausgedehnte  Gewerbe  und  Kunstgewerbe  hervorrufen,  von 
selbst  von  der  Rohproduktion  zur  Kunst-  oder  gewerblichen  Produk- 
tion überleiten.  Von  dieser  nimmt  man  allerdings  schon  einen  Teil 
gewöhnlicher  vorweg,  wenn  man  die  Metallbereitung  naturgemäss 
mit  der  Erzgewinnung  verknüpft. 

Immer  aber  soll  auch  in  diesem  Abschnitte  nur  gegend weise 
vorwärts  geschritten  werden  und  zwar  höchstens  in  dreimaliger 
Übersicht  (Mineralisches,  Metall,  Brennstoffe).  Also  wird  man  nicht 
nach  statistischen  oder  chemischen  Titeln  verfahren  und  etwa  von 
einem  grossen  Lande  erst  alle  Edelmetalllager,  dann  wieder  über 
das  ganze  Gebiet  hin  alle  Fundstätten  von  Eisenerz  durchgehen  und 
dann  nach  einigen  anderen  Durchschreitungen  für  die  einzelnen 
Metallarten  auch  eine  Steinkohlenflötzübersicht  geben;  sondern  man 
wird  von  je  einer  Bodenerhebung,  welche  erz-  und  kohlenabbau- 
würdig ist,  diese  für  einander  verwendbaren  Förderungen  auch  un- 
mittelbar nebeneinander  lokaliter  angeben.  (Dies  gilt  natürlich  auch 
iiir  den  Unterricht!) 

Die  gewerbliche  Produktion  nun  kann  in  unserer  Disciplin 
keineswegs  die  ausgedehnte  Darstellung  finden,  welche  etwa  die 
Statistik  nahelegt.  Es  kommen  hier  überhaupt  nur  diejenigen  Ge- 
werbe in  Betracht,  welche  in  räumlich  aasgedehntem  Masse  und  grosser 
Zahl  der  Betriebe  hervorgerufen  sind  durch  die  Naturgaben  der 
Gegend,  z.  B.  Glashütten,  Ziegeleien  und  Töpfereien,  Gerbereien, 
Getreide-  und  Sägemühlen,  Pochmühlen  etc.;  solche,  welche  für  die 
Gegend  allmählich  ein  anderes  Aussehen  und  desgl.  Produktion  mit 
sich  brachten,  z.  B.  Weidenkultur  und  Flechterei  bei  und  in  Lichten- 
fels  a.  Main,  die  Grossind ustrieen  von  und  um  Markirch  oder  desgl. 
von  Annaberg,  die  ührenindustrie  im  Jura  westlich  von  Neuenburg, 
kurzum  also  nur  diejenigen  Industrieen,  welche  in  Bezug  auf  die 
Zahl  der  einander  benachbarten  Werkstätten  einer  ganzen  Gegend 
besondere  Bedeutung  geben.  Daran  schliessen  sich  noch  diejenigen, 
welche  einen  Platz  zu  besonderem  Einfluss  auf  den  Warenverkehr 
führen,  die  Anlage  von  Verkehrswegen  geradezu  veranlassen  oder 
doch  positiv  modifizieren,  z.  B.  Schuhwaren  von  Pirmasens,  oder 
welche  einen  besonders  hervorragenden  Artikel  in  dem  Grossexport 
eines  Verkehrsmittelpunktes  ausmachen,  z.  B.  Bier  in  und  bei  Wien, 
Druckschriften  und  Bücher  von  Leipzig.  In  Ländern,  wo  der- 
gleichen sich  nicht  findet  oder  überhaupt  dann,  wenn  die  Produktiv 


410 


K.   Himiy; 


Khodzhiat-Beissele  vereinigt,  wornaf  zwei  Sohne  des  MoIosW  B^ 
aäilagen  wären.  Der  Khan  Ton  Khokand  hätte  zwnr  TAechk^od 
Angegriffen,  von  Beissele  aei  es  aber  entsetzt  worden,  and  durtof 
hätte  dieser  einen  Einfall  in  das  Gebiet  von  Kbokand  geioacbt 
Zwei  Jüche  seien  »uf  (]er  Grenze  von  Khokand  und  der  tnrkiscim 
Stamm*,  dua  Kaphm-  („Tiger")  Joch  und  das  von  Sudi-BuUk,  *i> 
die  Edegene-Buruten  wobnten.  Östlich  vom  Joche  seien  die 
Tnrkea-SlÜmnie,  westlich  Ehokand.  Von  letzterem  westlich  sei 
in  16  Tugen  ßucbara  zu  erreichen,  „ituch  ein  grosses  Land", 
welches  von  dem  südöstlich  liegenden  Sury  Kul  32  Tagereisen 
entfernt  sei.  Die  übrigen  Angaben,  wonach  die  VasallenstHäl 
Oltuipai  7  Tagereieen  nach  Osten,  Dzhizak  3  Tagereisen  östlich, 
Pai'rxa  3  Tagereisen  nordöätlieb,  Gazui  10  Tagereisen  südwes^ 
lieh,  Kandahar  iiO  Tagereisen  südwestlich  liege,  sind  wohl  wegen 
ihrer  Unvollatändigkeit  nicht  recht  verständlich.  Hier  endet  äk 
IftOge  Anmerkung,  die  sich  an  den  Namen  Sary  Kul  knüpfte  und 
den  Zweck  hatte,  die  von  dort  auslaufenden  Verkehrswege  bmd- 
geben.  Der  Verfasser  fügt  indessen  noch  einige  Worte  über  die 
Bewohner  dieses  Landstriches  biaza,  die  bemerkenswert  sind. 
Man  ist  es  in  Deutschland  gewohnt,  blondes  Hnar  vorzugsweise 
als  fCennzeicben  germanischer  Abstammung  zu  betracbten,  nb- 
gleich  man  im  lu-  und  Auslände  Vieles  finden  kann,  wäs  dagegen 
spricht;  im  ganze'U  geht  man  aber  wohl  nicht  fehl,  wenn  man  an- 
nimmt, dasa  je  weiter  nach  Süden,  desto  mehr  das  schwarze  Haar 
überwiegt,  und  von  dem  zahlreichsten  Volksstamme  der  Well,  den 
Chinesen,  kann  man  mit  wenigen  (noch  dazu  krankhaften)  Aus- 
nahmen sagen,  dass  sie  schwarzhaarig  sind.  Wenn  Klaproth  nod 
nach  ihm  Ritter  die  chinesischen  Nachrichten  über  blonde  Stämme 
in  Inner-Asien  mit  dem  ganzen  Eifer  auffassten,  der  die  ersl«D 
indisch-germaniachen  Forschungen  begleitete,  so  musste  daher  der 
Eindruck,  den  der  Uni8t;ind  auf  den  chinesischen  Beobacbier 
machte,  ein  weit  mehr  unmiltelbiirer  sein.  „Bei  diesem  Menschen- 
schlage",  sagt  der  Verfasser,  „umglebt  ein  gelber  Bart  die  Wangen 
gleich  einer  Löwenmähne,  was  bei  den  Türken  insgesamt  sieh 
nicht  so  verhält."  Über  die  Einwohner,  heisst  es  weiter,  aei  ei» 
Hakim  Beg  vom  fünften  Range  gesetzt,  und  betrage  der  jährliehe 
Tribut  27%,,   Unzen  Goldes. 

Nachdem  dieser  Qnellflusa  eine  Wendung  nach  Südosten  ge- 
macht, nimmt  er  ein  Gewässer  auf,  welches  ostlich  vom  Eiang- 
Hun-Gebirge  herfliesst,  nach  weiterem  östlichen  Laufe  fiiesst  ei 
südlich  von  To-li-pu-lung  vorüber,  von  welchem  Orte  er  den 
Namen  To-li-pu-lung-ho  erhall;  ntich  mehr  als  100  Li  südöst- 
lichen Laufes  wendet  er  sich  nach  Nordoslen  und  dann  nach 
Nordwesten,     worauf    er     nach     mehreren     100  Li     nördlich 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  385 

B  oder   statarisch   sich   fortentwickelnde  Nebeneinander   im   Eaume   zu 
ail>ehandeln.     So    wird    sie   also   nicht   die  Geschäfte   der  Statistik  zu 
-iesorgen  haben  und  Industrieen  registrieren,  die  binnen  sehr  weniger 
-  "Jahre   üppig   emporgedeihen   und  hunderte  von  Arbeiterfamilien  be- 
^  flcbäftigcn    und    binnen    6    Monaten   wieder   verödete   Räume   zeigen 
^  können.     Vorgänge  ephemerer  Art,  welche  nur  durch  die  individuelle 
"Willkür    unternelimender  Menschen   veranlasst  werden,   ignoriert  die 
^  Geographie,  da  sie  nur  den  Zusammenhang  einzelner  Teile  der  Erd- 
P  Oberfläche   mit   dem  menschlichen  Dasein  behandelt,    nicht  das  Um- 
gekehrte.     Immer    aber    handelt    es   sich   sodann    nur   um    Massen- 
^  industrieen,  welche  durch  zahlreiche  Bande  (Wohnhäuser,  gesicherte 
.    Zufuhr  von  Nahrung  und  Rohstoffen,  bewährtes  Geschick  etc.)  an  die 
^  Gegend  gekettet  erscheinen,  sowie  derselben  und  ihrem\Verkehr  eine 
^  leicht  erkennbare  Umgestaltung  gebracht  haben.     So  verzichten  wir 
denn  auf  die  meisten  Kunstindustrieen,  auf  mobilere  Industriegeschäfte, 
wie  z.  B.  die  von  musikalischen  Instrumenten,  und  naturgemäss  auf 
alle,  auch  sehr  blühenden  einzeln  oder  nahezu  vereinzelt  situierten  Be- 
triebe.   Die  Kenntnis  hiervon  muss  der  Gebildete,  der  sich  für  derlei 
interessiert,  wohl  aus  der  Statistik  oder  entstehenden  derartigen  Lexicis, 
namentlich  aber  aus  gelegentlicher  Lektüre  und  Nachfrage  gewinnen. 
7.    Hängt    nun    aber   der   Warenverkehr  innerlich   mit   den 
vorhergehenden  Teilen  der  „Erdkunde*'  zusammen? 

Nicht  bloss  durch  die  Herstellung  von  künstlichen  und  die  Um- 
gestaltung natürlicher  Verkehrswege,  die  wir  bei  Besichtigung  der 
Länder  vorfinden.  Vielmehr  gehen  wir  hier  auch  von  der  Logik 
der  Thatsachen  aus,  dass  die  Gewinnung  oder  Erzeugung  von  Gütern 
durch  die  Thatsache  der  Association  der  Menschen  auch  die  Um- 
wandlung der  Güter  in  Waren  involviert,  weil  eben  der  Bestand 
genannter  Association  zur  Arbeitsteilung  und  damit  zum  Austausch 
der  Produkte  drängt,  namentlich  bei  einiger  Verdichtung  der  Bevöl- 
kerung. Desgleichen  treibt  die  Kenntnisnahme  von  den  Genüssen  und 
Annehmlichkeiten  des  äusseren  Lebens  anderer  zur  Erwerbung  von 
solchen.  So  haben  wir  also  in  dem  Warenverkehr  nicht  weniger, 
als  in  der  Produktion  eine  unausbleibliche  Folge  des  geselligen 
Zusammenlebens  von  Gruppen  der  Menschheit  vor  uns.  Sodann 
wäre  ja  die  Massenproduktion  gar  nicht  vorhanden,  es  würde  nur 
eine  Deckung  lokalster  Bedürfnisse  im  Stande  der  Unkultur  geben, 
wenn  nicht  der  Warenverkehr  zu  derselben  triebe,  und  so  ist 
eben  dieser  die  causa  movens  für  die  zahlreichen  Veränderungen 
auf  der  Erdoberfläche,  welche  die  Produktion  mit  sich  bringt  (in 
Vegetation,  Klima,  ja  der  Gestalt,  z.  B.  Seifengebirge  der  Gold- 
produktion etc.). 

Stofflich  nun  wird  sich  die  Darstellung  des  Warenverkehrs  mit 
dessen  wichtigsten  Linien  imd  ihrer  Beförderungsweise  (z.  B.  Schifife, 
Dampffahrzeuge),  mit  den  Sammelpunkten  des  Warenaustauacke^  vs^w^ 

ZeitBchr.  d.  QeBellaeh,  t  Erdk.    Bd.  XVII.  7,^ 


394  Barboza  Rodriguez: 

nimmt  seinen  Ursprung  nahe  Piana-gboto.  Nach  S.  abfliessend 
durchschneidet  er  ein  steiniges  Gebiet  voller  Cachoeiras ,  deren 
hauptsächlichste  sind:  Cajual,  Tremeterra,  Inferno.  Hier  mündet 
von  links  der  Rio  Pindoval  oder  Penecura.  Während  der  Regen- 
zeit steht  der  Aripecurü  durch  kleine  Kanäle,  Seen  und  über- 
schwemmte Gebiete  mit  Wasserläufen  in  Verbindung,  welche  etwa 
10  See-Meilen  unterhalb  Obidos  in  den  Amazonas  münden,  so  dass  also 
diese  Stadt  auf  einer  Insel  liegen  würde.  Noch  ist  der  Fluss  nicht 
untersucht;  die  Nachrichten  stammen  von  den  dort  lebenden  Negern. 

Am  unteren  Trombetas  erheben  sich  nur  unbedeutende  Hügel 
über  die  umgebenden  Ebenen;  die  beiden  höchsten,  kaum  300' 
überragend,  sind  der  Curumü  und  Cunurys. 

An  den  Ufern  des  Trombetas  leben,  oberhalb  der  Wasser- 
fälle, die  Indianerstämme :  Pi^na  Ghotos,  Charumäs,  Tunayanas  und 
Arquenas,  welche  eine  Verbindung  mit  den  Bewohnern  von  Guyana 
unterhalten.     Ihre  Häuser  sind  rund  und  stehen  mitten  im  Walde. 

Der  Trombetas,  wie  alle  Nebenflüsse  des  Amazonas,  ist  reich 
an  nützlichen  Produkten  des  Pflanzenreiches,  auch  soll  bereits  im 
Jahre  1833  etwas  Gold  in  dem  kleinen  bei  Laranjal  mündenden 
Flüsschen  gewaschen  worden  sein. 

Geographische  Konstanten. 

Mündung  des  Rio  Cumina  1«  34'  0"  S.  12^  58'  2"  W.  von  Rio  de  Janeiro*). 
Porteira,  unterer  Wasserfall  1«    6'  2"  —  149  Ib'  l'  —  —  — 

Entfernungen  einiger  Punkte  am  Rio  Trombetas. 

Von   Obidos  nach  der  Mündung  des  Rio  Trombetas  6j^  See-Meilen 

„  der  Mündung  nach  Maria  Thereza     ....       5  „ 

„  Maria  Thereza  zum   See  Parii 2]^  „ 

„  Parii   nach   Kirikiri 1  „ 

„  Kirikiri  nach   Itapicurü 1^  ,, 

„  Itapicurü  nach   Cachuiry 11  „ 

„  Cachuiry   nach   Sapucuä 2  „ 

„  Sapucua  zum   See  Caypurü 7  „ 

,,  Caypurii  nach   Cumina ^^/^  »> 

,,  Cumina  zum   Batata 13J^  „ 

,,  Batata  zum   See  Mura 16  „ 

„  Mura  zum   Aripe9u 3  „ 

„  Aripe^u  zum   Inquiryua^ü 7  „ 

,,  Inquiryua^u  zum  See  Tapagem 26  „ 

„  Tapagem   zu  den  Sandbänken 8  „ 

„  den  Sandbänken   bis  zum  Laranjal   ....     18  „ 

„  Laranjal  zur  ersten   Cachoeira        3  „ 

Hl^^See-Meilen. 


*)  Rio  de  Janeiro  =  43^  9'  W.  Greeuwich. 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  387 

Dagegen  wird  man  darauf  zu  verzichten  haben,  die  Quantität  der 
Börsenthätigkeit,  das  Kapitel  der  Assekuranzgesellschaften  u.  dergl. 
'oder  interne  Finanzverhältnisse  des  Staates  zu  behandeln.  Auch 
die  socialen  Eigentümlichkeiten,  Liebhabereien  und  Fehler  der  Be- 
völkerung gehören  nur  ausnahmsweise  herein,  wenn  sich  nämlich 
».  B.  ein  beachtenswertes  Missverhältnis  zwischen  dem  etwas  zuver- 
lässig ermittelten  Ertrag  der  Bodenkultur  und  der  nach  aussen  ver- 
werteten Produktenmenge  ergäbe,  was  z.  B.  für  Ungarn  wohl  leicht 
möglich  wäre.  Im  ganzen  jedoch  gehört  derlei  nur  in  die  völker- 
kundlichen Disciplinen.  Aber  staatliche  Einrichtungen  oder  Be- 
stimmungen, welche  die  geographischen  Voraussetzungen  des  Waren- 
austausches unzutreffend  machen,  wie  z.  B.  prohibierende  Valeur- 
und  Gewichtszölle,  Monopole,  tiefer  eingreifende  Verkehrstarife  (welche 
zu  beträchtlichen  Umwegen  veranlassen) ,  solche  Momente  können 
ihrer  negierenden  Bedeutung  halber  auch  in  einer  speziellen  Geo- 
graphie ausdrückliche  Berücksichtigung  finden.  Doch  bewahrt  sich 
jedenfalls  hierbei  unser  Fach  seine  Eigenart  durch  Verzicht  auf  be- 
gründende und  folgernde  Reflexion  und  es  kehrt  auch  mit  solchen  An- 
gaben, die  das  wirtschaftliche  Ganze  des  Staates  oder  Landes  als  solches 
umfassen,  nur  zu  dem  Anfang  der  betreffenden  Gesamtdarstellung 
zurück,  der  den  Naturcharakter  der  Landesgrenzen  behandelte.  — 

So  glauben  wir  denn  gezeigt  zu  haben,  dass  die  wirtschaft- 
liche Geographie  als  eine  Specialdisciplin  der  Erdkunde  durch 
die  Eigenart  ihres  Zweckes  (cf.  S.  364),  ihres  Stoffes  und  dessen 
Anordnung  sich  darstellt.  In  der  Abhängigkeit  des  Stoffes  und  der 
Methode  von  ihrem  präcisen  Zwecke  liegt  der  wissenschaftliche 
Charakter  begründet.  Das  von  uns  aufgestellte  Gerüst  demonstriert 
hierfür  dadurch,  dass  so  zu  sagen  jeder  seiner  Balken  immer  sowohl 
in  einem  oder  mehreren  der  vorher  zurecht  gelegten  haftet,  als  auch 
von  einem  oder  mehreren  der  nachfolgenden  gehalten  wird,  und  das 
letzte  Stück  mit  dem  ersten  grundlegenden  sich  zusammenschliesst, 
während  sie  sämtlich  hinsichtlich  ihres  einheitlichen  Verwendungs- 
zweckes leicht  kenntlich  sind. 

Wir  glauben  so  auf  ein  höchst  wertvolles  Ziel  mit  Erfolg  hin- 
zuarbeiten; der  wissenschaftliche  Charakter  der  Geographie 
wird  durch  dessen  Erreichung  gesichert,  —  der  Unterricht 
empfängt  Zusammenhalt,  Interesse  und  bringt  reellen 
Vorteil,  —  die  Volkswirtschaft  lernt  ihren  Naturboden 
verlässig  kennen,  wird  wahrhaft  praktisch,  klar  über  die 
berechtigten  Grenzen  begründeter  nationaler  Rück- 
sichten und  internationaler  physischer  Thatsachen  und 
ihrer  Konsequenzen. 

Dass  erst  in  Jahren  unser  Fach  in  befriedigender  Weise  8iese 
Aufgabe   werde  erfüllen   können,    haben   wir  zum  t^il  Äe.\io\i   cJö^cuj 


386  W.  Götz: 

je  auch  mit  den  Gegenständen  und  dem  Quantum  des  Grossverkebn 
zu  befassen  haben.  Bei  der  vorwiegenden  Bedeutung,  welche  der 
Bodenplastik  zu  belassen  ist,  ist  die  von  ihr  und  teilweise  der  Bod^i- 
beschaffenheit  (cf.  S.  378)  abhängige,  ja  vorgezeichnete  Führung  der 
Lastenverkehrswege  wohl  voran  zu  stellen,  zumal  sie  auch  eine  ot- 
saramenhängendere  Charakterisierung  der  Gestalt  des  Landes  andentei 
lassen.  Im  einzelnen  wird  man  hierbei  ins  Auge  fassen:  die  Art 
der  Übergänge  über  einzelne  Bodenerhebungen,  die  horizontalea 
Kurven,  den  Untergrund  imd  die  ungefähre  Entfernung  einzelner 
wichtiger  Verkehrspunkte,  damit  man  auf  die  Schwierigkeiten  einei 
flotten  und  billigen  Verkehrs  und  das  Verhältnis  konkurrierender 
Linien  zu  schliessen  vermöge.  Bei  Schienenwegen  kommen  hielwi 
naturgcmäss  die  starken  Steigungen  und  ihre  Maxima,  die  scharfen 
Kurven  und  ihre  Radien,  die  grossen  Tunnelle  und  deren  Länge  in 
Betracht.  Für  Wasserstrassen  ist  die  Länge,  die  Fahrtiefe,  die 
Tragfähigkeit  der  Schiffe,  es  sind  die  Erschwerungen  der  Schiffahrt, 
die  aus  Längen-  und  Querprofil  resultieren,  von  entscheidender  Be- 
deutung. Ihre  Verwendung  für  Flösserei,  „Ruderschiffe  **  und  Daropfiar 
gehört  zur  Darstellung.  Dann  erst  kann  man  vergleichen  mit  den 
nahe  verlaufenden  Schienenwegen,  sowie  die  zu  weckende  Absatzflihig^ 
keit  voluminöser  und  schwerwiegender  oder  billiger  Rohstoffe  erwägen. 

Als  Ausgangs-    imd    als   End-   oder   als   Krenzungspunkte   der 
Wege  kommen  die  wichtigsten  Plätze  des  Warenverkehrs  zur  Sprache. 
Ihr  Zusammenhang  mit  der  Bodcngestalt  und  -beschaffenheit,  sie  als 
Centra    für   zusammenlaufende    Bodenfurchen   (natürlicher    Verkehrs- 
wege) ,    ihre  Lage  an  Flüssen  und   natürlichen  Seehäfen ,    die  ethno- 
graphischen   Verliältnisse    (z.    B.    Wien    als   Austauschstätte    an    der 
Grenze  zweier  Völker),   oder  als  kommerzielle  Enklaven   in   den  Ge- 
bieten   minder    civilisierter    Völker    (wie   verschiedene    Colonialstädte 
oder  nordische  Städte  einst  im  Hansabund)  —  diese  und   derlei  geo- 
graphische   oder    doch   völkerkundliche  Momente   wären   zunächst  za 
beachten.       Daran     schlösse     sich     die    Gegenwart     der     wichtigsten 
liichtungen   ihres  Massengüterverkehrs  (woher?  wohin?),   die  Gegen- 
stände   derselben    (z.   B.    die    Spccialitäten    für    Glasgow,    Cincinnati, 
Calcutta,   Oanton,  Viktoria  etc.  etc.),    Messen  von  kontinentaler  Be- 
deutung,   finanzielle  Sicherung  ihrer  Kaufkraft  und   Unternehmungs- 
lust (Börse,  Assekuranzen,  Spoditionshäuser)  und  lokale  Vorkehrungen 
für  die  Förderung  des  Verkehrs  (Häfen,  Krahne,  Lagerhäuser  etc.). 

Je  nach  Bedarf  der  Darstellung  würde  hier,  sowie  bei  Eisen- 
bahnlinien wegen  des  Einflusses  auf  die  Beschaffenheit  der  Ver- 
kehrswege und  so  mancher  Einrichtungen  des  Verkehrs  auch  in 
runder  Summe  die  Lastenbewegung  zu  bezeichnen  sein,  wie  auch 
die  Gesamtheit  des  Aussenhandels  eines  Staates  nach  Gewicht, 
Uauptwarenklassen  und  Wert  anzugeben,  bei  Skizzierung  der  Haupt- 
/Stadt    oder   am  Sclilusse  d<iY  Da.Tt^v^U\xng  des  Landes  sich  empfiehlt 


Die  Aufgabe  der  wirtschaftlichen  Geographie.  387 

Dagegen  wird  man  darauf  zu  verzichten  haben,  die  Quantität  der 
Börsenthätigkeit,  das  Kapitel  der  Assekuranzgesellschaften  u.  dergl. 
*oder  interne  Finanzverhältnisse  des  Staates  zu  behandeln.  Auch 
die  socialen  Eigentümlichkeiten,  Liebhabereien  und  Fehler  der  Be- 
völkerung gehören  nur  ausnahmsweise  herein,  wenn  sich  nämlich 
z.  B.  ein  beachtenswertes  Missverhältnis  zwischen  dem  etwas  zuver- 
Iftssig  ermittelten  Ertrag  der  Bodenkultur  und  der  nach  aussen  ver- 
werteten Produktenmenge  ergäbe,  was  z.  B.  für  Ungarn  wohl  leicht 
möglich  wäre.  Im  ganzen  jedoch  gehört  derlei  nur  in  die  völker- 
kundlichen Disciplinen.  Aber  staatliche  Einrichtungen  oder  Be- 
stimmungen, welche  die  geographischen  Voraussetzungen  des  Waren- 
austausches unzutreffend  machen,  wie  z.  B.  prohibierende  Valeur- 
und  Gewichtszölle,  Monopole,  tiefer  eingreifende  Verkehrstarife  (welche 
zu  beträchtlichen  Umwegen  veranlassen) ,  solche  Momente  können 
ihrer  negierenden  Bedeutung  halber  auch  in  einer  speziellen  Geo- 
graphie ausdrückliche  Berücksichtigung  finden.  Doch  bewahrt  sich 
jedenfalls  hierbei  unser  Fach  seine  Eigenart  durch  Verzicht  auf  be- 
gründende und  folgernde  Reflexion  und  es  kehrt  auch  mit  solchen  An- 
gaben, die  das  wirtschaftliche  Ganze  des  Staates  oder  Landes  als  solches 
umfassen,  nur  zu  dem  Anfang  der  betreffenden  Gesamtdarstellung 
zurück,  der  den  Naturcharakter  der  Landesgrenzen  behandelte.  — 

So  glauben  wir  denn  gezeigt  zu  haben,  dass  die  wirtschaft- 
liche Geographie  als  eine  Specialdisciplin  der  Erdkunde  durch 
die  Eigenart  ihres  Zweckes  (cf.  S.  364),  ihres  Stoffes  und  dessen 
Anordnung  sich  darstellt.  In  der  Abhängigkeit  des  Stoffes  und  der 
Methode  von  ihrem  präcisen  Zwecke  liegt  der  wissenschaftliche 
Charakter  begründet.  Das  von  uns  aufgestellte  Gerüst  demonstriert 
hierfür  dadurch,  dass  so  zu  sagen  jeder  seiner  Balken  immer  sowohl 
in  einem  oder  mehreren  der  vorher  zurecht  gelegten  haftet,  als  auch 
von  einem  oder  mehreren  der  nachfolgenden  gehalten  wird,  und  das 
letzte  Stück  mit  dem  ersten  grundlegenden  sich  zusammenschliesst, 
während  sie  sämtlich  hinsichtlich  ihres  einheitlichen  Verwendungs- 
zweckes leicht  kenntlich  sind. 

Wir  glauben  so  auf  ein  höchst  wertvolles  Ziel  mit  Erfolg  hin- 
zuarbeiten: der  wissenschaftliche  Charakter  der  Geographie 
wird  durch  dessen  Erreichung  gesichert,  —  der  Unterricht 
empfängt  Zusammenhalt,  Interesse  und  bringt  reellen 
Vorteil,  —  die  Volkswirtschaft  lernt  ihren  Naturboden 
verlässig  kennen,  wird  wahrhaft  praktisch,  klar  über  die 
berechtigten  Grenzen  begründeter  nationaler  Rück- 
sichten und  internationaler  physischer  Thatsachen  und 
ihrer  Konsequenzen. 

Dass  erst  in  Jahren  unser  Fach  in  befriedigender  Weise  ftese 
Aufgabe  werde  erfüllen   können,    haben   wir  zum  teil  ac\vo\i   q^^tl.^ 


338  Barboza  Rodrig^nez: 

z.  B.  S.  372  lind  878  angedeutet;  das  verfögbare  Material  ist  nocli  zu 
lückonlmft,  und  die  gesamte  Verarbeitung  besitzt  ja  erst  Anfönge. 
Allein  nicht  nur  wird  in  Meteorologie,  Geologie  und  durch  statistische 
Arbeiten  der  einzelnen  Länder  und  durch  das  aktive  Interesse  fOx 
alle  wichtigeren  Fragen  der  Geographie  bereits  in  der  Gegenwart 
sehr  viele  Vorarbeit  fflr  unseren  Zweck  vollzogen;  sondern  wir  vc^ 
trauen  auch  zu  der  Richtigkeit  unserer  oft  erwogenen  Anschanang, 
dass  sie  trotz  der  hiermit  vorgelegten  unansehnlichen  Gestalt  dodi 
weiterhin  eine  förderliche  Aufnahme  und  bessernde  Weiterentwickelnng 
bei  Männern  von  mehr  Beruf  und  grösserem  Einflösse  gewinnen 
werde. 


XXI. 

Untersuchung  einiger  Nebenflusse  des  Amazonas. 

Nach    dem    Portugiesischen    des    Hrn.    Barhoza    Rodrignez    im    Aussog 

mitgeteilt. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf  VII.) 


Von  der  brasilianischen  Regierung  unterstutzt,  brachte  Herr 
Barboza  Rodriguez  mehrere  Jahre  behufs  botanischer  Stndien  am 
Amazonas    zu.      Seine    Reisen    beschränkten    sich    zwar    nur    auf 

den  unteren  Teil  dieses  Flusses;  es  wurden  aber  eine  Reihe  bis- 
her wenii»  bekannter  Nebenflüsse  besucht  und  B.  Rodriguez  Hess 
neben  seinen  Fachstudien  sich  auch  die  Aufnahme  der  besuchten 
Flüsse  auiieleuen  sein.  In  einer  xVnzahl  kleiner  Broschüren  sind 
die  an  den  Minister  gesandten  Berichte  veröffentlicht  worden, 
«leder  derselben,  mit  einer  Karte  versehen,  enthält  die  Beschrei- 
bung eines  der  besuchten  Flussgebiete.  Nun  ist  zwar  aas 
den  Angaben  des  Autors  nicht  zu  ersehen,  auf  welche  Weise  die 
Aufnahmen  bewerkstelligt  wurden,  doch  aber  durfte  eine  Zusammen- 
stellung der  erlangten  Resultate  nutzbringend  sein,  da  sie  allem 
Ansobeine  nach  Vertrauen  verdienen,  in  Europa  aber  wenig  be- 
kannt und  benutzt  sind  —  obgleich  die  Veröffentlichung  schon  vor 
einer   Reihe  von   Jahren  erfolgte. 

In  dem  hier  gegebenen  Auszuge  sind  nur  die  wichtigsten 
geographischen  Angaben  zusammengestellt,  die  botanischen,  ethno- 
graphischen, statistischen  und  historischen  Teile  aber  unberäck- 
siebtigt  gelassen.  Für  dieselben  muss  auf  die  Original abhand- 
lungen  vorwiesen  werden.  Die  Karte  Taf.  VII  giebt  im  Maass- 
8tab  l :  l  100  000  eine  Zusammenstellung  der  Einzelkarten  des  portu- 
giesischen C>riginals  mit  dem  betreffenden  Stücke  der  brasilianischen 
Aufnahme  des  Amazonenstroms  (s.  eine  Reduktion  derselben  in 
divsvr  Zeitschrift,   Bd.  II,  Taf.  V). 


Untersachuug*  einiger  Nebenflüsse  des  Amazonas.  389 

Rio    Trombetas*). 

(Februar  und  Man  1874.) 

Wurde  auch  der  Rio  Trombetas  schon  mehrfach ,  einmal  so- 
gar bis  zu  den  Stromschnellen  befahren,  so  besitzen  wir  doch 
weder  eine  eingehende  Beschreibung,  noch  eine  Aufnahme  des 
Flusses.  Spruce  und  Penna  besuchten  nur  den  untern  Teil  des 
Trombetas;  der  Missionar  Frei  Carmello  Mazarino  gelangte  zwar 
bis  zur  ersten  Cachoeira,  wandte  jedoch  seine  ganze  Aufmerksam- 
.keit  den  Bewohnern  des  Ufers  zu.  Der  Trombetas,  oder  wie  er 
bei  den  Eingeborenen  heisst,  der  Oriximina,  Uruchimina  oder 
Üruchinina,  ist  berühmt  und  gefürchtet  wegen  der  grossen  Nieder- 
lassung flüchtiger  Sklaven  (Mocambos  oder  Quilombos),  welche 
an  seinem  oberen  Laufe  sich  finden.  Nur  vereinzelte  Händler 
wagen  sich  in  das  Gebiet  der  unabhängigen  Neger,  um  Tabak 
und  Castanhas  gegen  europäische  Handelsartikel  einzutauschen. 

Die  Untersuchung  des  Flusses  geschah  in  Gemeinschaft  mit  der 
englischen  Kommission,  bestehend  aus  den  Herren  C.  Barrington 
Brown,  Dr.  Trail  und  W.  Lidstone,  auf  deren  Dampfer  „Beija 
Flor"**).  Am  24.  Februar  verliess  das  Schiff  Obidos;  am  1.  März 
wurde  die  erste  Cachoeira,  der  entfernteste  Punkt  der  Reise,  erreicht. 

6j^  See-Meilen  oberhalb  Obidos  mündet  der  Trombetas,  in  zwei 
Arme  geteilt,  in  den  Amazonas.  Maria  Thereza  heisst  der  untere 
Arm,  von  welchem  die  Hauptmündung  etwa  200  m  entfernt  liegt. 
Die  Scenerie  an  der  Einfahrt  ist  keineswegs  grossartig,  doch  bietet 
sie,  wie  auch  die  Ufer  im  weiteren  Verlauf  des  Flusses,  liebliche 
Bilder.  Am  rechten  Ufer  erstreckt  sich  eine  Halbinsel,  deren 
Wald  von  dichtem  Gestrüpp  durchzogen  wird;  links  dehnt  sich 
eine  5  See-Meilen  lange  Insel  mit  breitem  Grassaum  aus,  deren  weite 
Wiesenflächen  durch  einzelne  grosse  Bäume  (Cecropias)  unter- 
brochen werden.  Dann  folgen  niedere  Ufer,  der  Wald  wird  breiter 
und  dichter.  Zu  beiden  Seiten  des  etwa  ^  See-Meile  breiten  Flusses 
liegen  grosse  Seen:  rechts  der  Murerü-uacä  und  Parü,  berühmt 
wegen  seiner  reichen  Fischereien,  links  der  Kirikiri  und  Itapi- 
curu.  Bald  verschwinden  die  Cecropias,  an  ihre  Stelle  treten 
Triplaris  und  die  Bignonia  mit  ihren  grossen ,  gelben  Blüten. 
Etwa  23  See-Meilen  oberhalb  der  Mündung  erreicht  das  Alluvialland 
des  Amazonas  sein  Ende;  hier  lag  früher  die  Mündung  des  Trom- 
betas. Wie  bei  den  meisten  ähnlichen  Nebenflüssen  des  Ama- 
zonas,   steht   der   grosse    Strom    durch    mehrere    das    Alluvialland 

*)  Explora^äo  e  Estudo  do  Valle  do  Amazonas.  Belatorio  apresentado 
ao  lUmo  etc.  Ministro  e  Secretario  de  Estado  dos  Negocios  de  Agricultura  etc. 
por  J.  Barboza  Rodriguez.  —  Rio  Trombetas.  39  S.  Rio  de  Janeiro  1875.  8. 
1  Karte. 

**J  Siehe:  C.  Barrington  and  W.  Lidstone:  Fifteen  thousand  miles  on 
the  Amazon  and  its  tributaries.  London  1878.  —  Verhandlungen  der  Gesell, 
f.  Erdk.     1881.     Seite  112. 


416  K.  Himlj: 

Laufe  des  Hanptflasses  von  Aksakmalar  ans  za  nnerken, 
alle  oben  genannten  Ortschaften  von  Yarkand  bis  Aksakmalar  im 
Karten  nach  weit  ab  vom  Flosse  and  am  Heerwege  nadi  Äkn 
liegen ,  nnd  dass  dem  I  thang  yu  thn  snfolge,  die  Biehtong  te 
Wasserleitung  erst  eine  etwa  nordostliche  ist,  am  dann  auf  dar 
Bracke  von  Aksakmalar  sich  immer  mehr  ostlich  sn  wenden. 

Nach  einer  östlichen,  dann  nördlichen  Wendang  und  eiaew 
Laufe  von  75  Li  kommt  diese  Wasserleitang  an  dem  Hai-Naa* 
Mn-K^^iao-Kan-l^ai,  dem  befestigten  ^Tharme  der  holsemen  Biid» 
von  Hai-Nan^  vorbei,  welche  Bracke  aber  einen  von  links  nnb* 
denden  Bach  fahrt*).  Nach  70  Li  weiteren  östlichen  LAufea  ttmtik 
die  Leitung  südlich  von  dem  Kara-Tagh-Tbarme  vornber;  ks» 
tagh  ist  „schwarzer  Berg^,  auch  giebt  die  Elarte  hier  Beige  aa 
Nach  weiteren  10 — 20  Li  östlichen  Laufes  faort  die  Wi 
leitung  auf. 

Westlich  von  erwähnter  Befestigung  der  Hai<-Nan-Br5eka  iit 
ein  Seitengraben  abgezogen,  der  nördlich  von  der  Feste  das  Qil 
Malar-Bashi  (Maral  Bashi**))  bewässert  Das  Waaeer,  sagt  daf 
Verfasser,  steige  und  sinke,  gehe  aber  an  Anfang  des  FnihHip^ 
und  Sommers  nicht  bis  an  die  Badachse  (npriKrii wörtliche  Bedoas 
art).  Er,  der  Verfasser,  möchte  vorschlagen,  ans  ^dem  wenige^  H 
nördlich  vom  Oute  fliessenden  Ulan  üssn  einen  neuen  Qnkm 
bis  zum  Gute  zu  ziehen. 

Der  Hauptfluss  hat  bis  südlich  von  Bartshuk  einen  östlicbei 
Lauf.  Dort  sind  Sandhügel,  dann  kommt  der  Flass,  und  südlich 
von  diesem  ist  die  Sandwüste.  Im  Jahre  1758  nahm  Henof 
Shu  den  Ort  Bartshuk  ein  und  berichtete,  er  habe  am  18.  Tage 
des  12.  Monats  diesen  Ort  erreicht  und,  da  das  Gras  niedcp 
getreten  und  von  den  Aufständischen  verbrannt  sei,  so  habe  fX 
nach  Einziehung  von  Erkundigungen  am  20.  Tage  des  Monates 
eine  Fürth  des  Yarkand-Flusses  durchschritten  und  sei  am  21.  Tage 
nach  Ergis  gelangt,  welches  etwa  8 — 9  Tagemärsche  vom  Heer- 
lager sich   befunden  habe. 

Der  Fluss  hat  einen  östlichen  Lauf,  bis  südlich  von  der 
Feste  Höng-Alak,  wo  der  Ulan  üssu  nordöstlich,  der  Süd-Floes 
aber  gerade  östlich  fiiesse,  so  dass  die  Entfernungen  zwischen 
beiden  immer  zunehme. 

Bei  Bartschuk  treffen  die  Wege  von  Kaschgar  und  Yar- 
kand zusammen.  In  einer  von  dort  aus  abgesandten  Eingabe 
tadelte  der  genannte  Unterfeldherr  Herzog  Shu  die  dermaÜgea 
Verhältnisse,  die  den  Ort  der  Plünderung  aussetzten,   während  Toa 

*)  Die  Karte  des  Si  yü  shui  tao  ki  giebt  bei  Pidzhanlik  achoa 
Berge  an. 

**)  Kopf  einer  maral  oder  Hirschkuh. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shni  Tao  Ei.  417 

der  angeblich  90  Li  entfernten  Feste  Hong-Alak  erst  in  5  bis 
•6  Tagen  Hülfe  von  Seiten  der  50  Mann  starken  Besatzung 
kommen  könne.  (Eine  Anmerkung  sagt,  dass  die  beiden  Be- 
festigungen dermalen  150  Li  von  einander  entfernt  seien;  die 
Karten  geben  mitten  zwischen  beiden  die  Feste  Kuktsher  an). 

Nach  weiterem  östlichen  Laufe,  fährt  unser  Verfasser  fort, 
vereinige  sich  der  Süd-Fluss  mit  dem  Nord-Flusse.  Er  führt 
jedoch  noch  die  Angaben  des  Ho  yüan  ki  lio,  eines  der  letzten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  entstammenden  Werkes,  an,  denen 
zufolge  der  Fluss  von  der  Mündung  des  Tenzäb  über  400  Li 
nach  Nordosten  bis  zum  Matsar  Tagh  (nach  dem  I  thung  jn  thu 
89®  N.  B.,  Sy^'Se'  W.  L.  von  Peking)  fliesse,  von  welchem  süd- 
lich die  Gobi  sich  befinde.  Von  da  fliesse  der  Fluss  in  östlicher 
Richtung  500  Li  weit  bis  Kabak  Agzy,  d.  h.  bis  zu  der  Ver- 
einigung mit  dem  Kaschgar-Flusse.  Über  das  angezogene  Werk 
verlohnt  es  sich  wohl  noch  zu  sagen,  dass  nach  Wylie's  Notes  on 
Chinese  Literature  (S.  48)  der  Verfasser  sein  Werk  (dessen 
Name  Ho  yüan  ki  lio  einen  Abriss  der  Beschreibung  der  Quellen 
des  ho%  d.  h.  „des  Huang-ho^  bedeutet)  aus  einer  ausgedehnten 
Benutzung  aller  seiner  Vorgänger  geschöpft  hat,  und  dass  die 
Eigennamen  durchweg  nach  den  Landessprachen  erklärt  sind. 

Die  oben  angegebenen  Entfernungen  der  am  Flusse  belegenen 
Ortlichkeiten  beruhen  anscheinend  grösstenteils  auf  Schätzungen, 
die  mit  den  an  den  Verkehrswegen  liegenden  Wachen  und  kleinen 
Festungen  zusammenhängen;  wo  dieser  Anhalt,  wie  von  Aksakma- 
lar  an ,  den  Verfasser  im  Stiche  lässt,  ist  er  froh ,  sich  auf  eine 
berühmte  anderweitige  Quelle  stützen  zu  können.  Dass  es  sich 
aber  nicht  allein  um  die  Entfernung  der  Festungen  von  einander 
bandelt,  lehrt  ein  Vergleich  mit  den  Angaben  des  Si  yü  wön  kyen 
la.      Nach  diesem  sind  nämlich 


von  Aksn 

bis  Ai%ur 

80 

Li 

Transport 

605 

Li 

„    Yangaryk 

60 

bis  Sarghunus 

70 

)» 

„    Tukit 

100 

„  Bisakti 

70 

j» 

,,    Ilatu 

60 

„  Aksakmalar 

60 

)9 

„    ürtusker 

55 

„   Alangor 

60 

)» 

„    Tingaryk 

40 

„  Mailat 

70 

»5 

„     Küktshe(r) 

50 

„  Lailik 

70 

»1 

„    Bartshuk 

80 

„  Aidzhit;cu 

70 

>» 

„    Tschekdeliktoghaiy 

'  80 

„  Yarkand 

70 

»9 

605  Li  zusammen  1145  Li 

(Gesamtentfernung   nach   dem    Si  yü  wön    kien   lu   1350  Li,    also 
wohl  nicht  auf  diesem  Richtungswege,  sondern  über  Yengishar). 

Zeitschr.  d.  GesellBch.  f.  Erdk.    Bd.  XVIL  27 


L 


408 


K.  Himly: 


Biilti     heisse,     und     welches     schon     früher     einen    Tribut   Ton 
7  Schwertern  oder  Äxten  geliefert  habe.     Von   Kaodat  nordveit- 
lich    komme    man  in  9  Tagen  nach  Badakschan,     dessen  Khan 
der  Sultan-Schah    sei    und    dessen  Tribut   in    Säbeln    oder  Axt«B 
und  8   Rossen  bestehe.     5  Tage  weiter  nach  Norden   komme  man 
nacli    Tarn uk an     und     nach     3    Tagereisen    weiter    nordlich    nadi 
TschaygM»;    von    da   in  3  Tagereisen  südwestlicher  Richtung  nad 
Xunduz,    von    wo    man   in    3    Tagen   nordwestlichen    Wege»   nad 
Tavkan  komme ,  welches  mit  Gazni  benachbart  sei,   von  Hestutdd 
bis  Tarkan    seien   die  Bewohner  alle  vom  Stamnie  der  Galtsha*). 
Von    Bolor    komme    man    nach    Westen    zu.    in    20    Tagen    nidi 
Aiwukan,  welches  auch  Kobur  genannt  werde.      Da   es  sich  mög» 
lichor  Weise  mehr  um  die  Gebiete,  als  um  bestimmte    Ortsdiaftei 
handelt  und  die  Schriftzeichen    genau   dieselben    sind,     mit    denei 
B.   H.  das  1  thuns;  vü  thu  Kabul  bezeichnet,  so  ist  letzteres  offen- 
bar  der  entsprechende  Name  und  Aiwukan  ist  der  von  den  Persern 
stammende   Name  Afghan.     Übrigens  ist  es  wohl  nicht  nnwichtig, 
hier  da$  1   thung  yü  ihu  zu  vergleichen,  welches  in  diesen   west- 
Hohen  Gebieten  zwar  gelegentlich  kanm  einen    oder    zwei  Namen 
auf  der  Seite  aufweist,  dagegen  aber  die  gewöhnlichen  Reisewege 
u:ii   Siriohelehen  angiebi.     Diese   führen  von  Tark^nd   in  südwest- 
lioiU'r  Riohcung  über  den  Narat  Daban  und  westlich    nä.ch  Saxikal 
,8S''  N.  r>.,    42—43'^   W.  L.  von   Peking},    wo    sich    die    Wege 
soV.oider. .    .Uren     e:r.er    :::     d-r'-r     «üiwesrlich     belegenen    Koiäh« 


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i^::.-r     t'.r:-?.:      llZLS-l     -.iL 


N. 


Einiges  aber  das  Si  Tu  Shni  Tao  Ki.  409 

östlich  and  später  sadlich  nach  Bolor  (etwa  37®  N.  L.,  44®  W.  L, 
TOD  Peking),  von  da  nach  Badakschan  (36®  30'  N.  B.,  etwa 
44®  W.  L.  von  Peking)  and  weiter  sadlich,  später  südwestlich 
nach  Tisken  (35®  30'  N.  B.,  etwa  44®W.  L.  von  Peking),  süd- 
westlich nach  Ehosti  (welches  noch  einmal  erwähnt  wird,  also 
sich  wohl  anf  die  Landschaft  Khost  hezieht) ,  Enderäb  (etwa  aaf 
38 '2°  N.  B.  irrtümlich  gesetzt),  dann  westlich  (statt  südlich)  nach 
Tsharikär,  von  da  westlich  und  westsüdwestlich  nach  Kandahar, 
oder  südsüdwestlich  nach  dem  wenig  entfernten  Kabal  (Kopur 
wie  oben).  Weiter  ist  im  Si  yü  shui  tao  ki  bei  Gelegenheit  der 
£rwähnang  EabuFs  von  den  Kriegen  des  Achmed  Schah  und  der 
Grossmogule  za  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  die  Rede,  bei 
welcher  Gelegenheit  von  Lahor  gesagt  ist,  dass  es  von  Yarkand 
62   Tagereisen  entfernt  liege. 

3)  Von  Sary  Kul  nördlich  komme  man  in  3  Tagereisen  nach 
Eon,  weiter  nordwestlich  in  2  Tagereisen  nach  Wa;fan,  weiter 
nordwestlich  in  2  Tagen  nach  Tshatral,  einem  Scheidewege,  von 
dem  es  in  einem  Tage  nach  Norden  nach  Roshan  gehe,  während 
man  nach  Westen  in  einem  Tage  nach  Shignan  komme,  dessen 
Häuptling  (Sbäh)  sich  während  der  Herrschaft  Khien-Lung  (1736 
bis  1796)  durch  seine  Grausamkeit  und  Feindschaft  gegen  den 
Hakim  Beg  von  Yarkand  ausgezeichnet  habe.  Von  dort  komme 
man  weiter  nach  Nordwesten  zu  in  2  Tagereisen  nach  Derwäs. 
Von  Derwäs  thalab  wohnen  noch  Galdscha-Stämrae,  nordlich  von 
da  aber  die  Kortidzhin-  (Karategin-?)  Buruten*).  Nördlich  von 
Roshan  sei  Khokand  (Ho-han,  sprich  Xo-%an) ;  von  der  Stadt  dieses 
Namens  wäre  Sary  Kul  nach  Südosten  10  Tagereisen  entfernt  (I). 
Hier  gehen  die  Bemerkungen  auf  die  Reisewege  des  letztgenannten 
Fürstentumes  über,  welche  es  sich  wohl  kaum  mehr  lohnt  aufzu- 
zählen. Der  grosse  Beg  von  Khokand,  heisst  es,  nenne  sich  Khan; 
in  Tascbkend  hätten  sich  ehemals  Sho-ti  Kbodzba  und  Molosha 
Mushi  in  die  Herrschaft  getheilt;  da  ersterer  sich  Übergriffe  er- 
laubt, hätte  sein  Nebenbuhler  ihn  beim  Erdeni-Beg  in  Khokand 
verklagt  und  um  Hülfstruppen  gebeten.  Nachdem  erst  Molosha 
Mushi  das  ihm  genommene  Gebiet  zurückerhalten,  hätte  sein  Geg- 
ner sich   mit   den    westlichen  Khasaken**)    und   mit  dem  Beg  der 

*)  Eortidzhiu  ist  statt  Kortimien  auch  auf  S.  189  des  XV.  Jahr- 
ganges der  Zeitschrift  zu  lesen.  Ich  hatte  die  zwei  ähnlichen  Schriftzeichen 
mien  (eigentlich  „Baumwolle")  und  kin  („Gold-Stickerei",  jetzt  im  Norden 
tshin  gesprochen)  verwechselt,  wie  ich  mich  nach  Ansicht  der  Uspenski'schen 
russischen  Bearbeitung  der  vorliegenden  Abteilung  des  Si  yü  shui  tao  ki 
überzeugte.  Herr  Uspenski  sieht  in  Ke-r-ti-tszin  eine  Umschrift  für  Kara> 
tegin  (s.  S.  102  von  Uspenski's  „Auszüge  aus  dem  Si  yü  thui  tao  ki"  (Za- 
piski  .  .  .  po  otdjeleniju  etnografii  VI). 

**)  Kazdk,  Name  der  sogenannten  Kirgisen  der  Steppe. 


410  K.  Htttly: 

Khodzhiat-Beissele  vereinigt,  wora  „  l^^  ww«m»^  «.m^^  Mdoah>  4^ 
schlagen  wären.  Der  EJian  Ton  Hlhokand  bitte  mwmt  Tanchtoii 
angegriffen,  von  Beissele  sei  es  aber  enlseW  worden»  und  danrf 
hätte  dieser  einen  Einfall  in  das  Gebiet  Ton  Khokand  gemidii 
Zwei  Joche  seien  auf  der  Orense  von  Kliokand  uid  der  tSikisdNi 
Stamme,  das  Kaplan-  (,,  Tiger ^)  Jocii  and  das  Ton  Sndi-Bidak,  m 
die  Edegene-Baraten  wohnten.  Ostlieh  vom  Joehe  seien  Xi 
Tnrken-Stämme,  westlich  Ehokand.  Yen  letsterem  weaffioh  ad 
in  15  Tagen  Bachara  su  erreichen,  «aneh  ein  grosMS  Laai^ 
welches  von  dem  südöstlich  liegenden  Sarj  Knl  82  Tageseim 
entfernt  sei.  Die  übrigen  Angaben,  wonaeb  cBe  YaaalleaaliA 
Öltaipai  7  Tagereisen  nach  Osten,  Didiisak  8  Tagereuea  oidMi 
Pai'r^a  3  Tagereisen  nordostlich,  Oasoi  10  Tagereisea  sidwsrt 
lieh,  Kandahar  20  Tagereisen  südwestlich  liege,  nnd  troU  WQgn 
ihrer  Unvollständigkeit  nicht  recht  Terstindliöb.  Hier  endet  fii 
lange  Anmerkung,  die  sich  an  den  Namen  Sarj  Knl  kniffte 
den  Zweck  hatte,  die  von  dort  auslaufenden  VeAehrawegb 
geben.  Der  Verfasser  fSgt  indessen  noch  einige  Worte  ober  tk 
Bewohner  dieses  Landstriches  hinzn,  die  bemericensweki 
Man  ist  es  in  Deutschland  gewohnt,,  blondes  Haar  vo: 
als  Kennzeichen  germanischer  Abstammung  an  betrachten,  eb^ 
gleich  man  im  In-  und  Auslande  Vieles  finden  kann,  was  dagqgil 
spricht;  im  ganzen  geht  man  aber  wohl  nidit  fehl,  wenn  man  aa- 
nimmt,  dass  je  weiter  nach  Süden,  desto  mehr  das  schwarze  Haar 
überwiegt,  und  von  dem  zahlreichsten  Volksstamme  der  Welt,  den 
Chinesen,  kann  man  mit  wenigen  (noch  dazu  krankhaften)  Aus- 
nahmen sagen,  dass  sie  schwarzhaarig  sind.  Wenn  Klaproth  und 
nach  ihm  Ritter  die  chinesischen  Nachrichten  über  blonde  Stämme 
in  Inner-Asien  mit  dem  ganzen  Eifer  auffassten,  der  die  erstes 
indisch-germanischen  Forschungen  hegleitete,  so  musste  daher  der 
Eindruck,  den  der  Umstand  auf  den  chinesischen  Beobachter 
machte,  ein  weit  mehr  unmittelbarer  sein.  ^  Bei  diesem  Menschen- 
schläge*, sagt  der  Verfasser,  „umgiebt  ein  gelber  Bart  die  Wangen 
gleich  einer  Löwenmähne,  was  bei  den  Türken  insgesamt  sich 
nicht  so  verhält."  Über  die  Einwohner,  heisst  es  weiter,  sei  ein 
Hakim  Beg  vom  fünften  Range  gesetzt,  und  betrage  der  jahrliehe 
Tribut  27 %^,  Unzen  Goldes. 

Nachdem  dieser  Quellfluss  eine  Wendung  nach  Südosten  ge- 
macht, nimmt  er  ein  Gewässer  auf,  welches  östlich  vom  Kiang- 
Hun-Gebirge  herfliesst,  nach  weiterem  östlichen  Laufe  fllesst  er 
südlich  von  To-li-pu-lung  vorüber,  von  welchem  Orte  er  den 
Namen  To-li-pu-lung-ho  erhält;  nach  mehr  als  100  Li  südöst- 
lichen Laufes  wendet  er  sich  nach  Nordosten  nnd  dann  nadi 
Nordwesten,    worauf    er    nach     mehreren     100  Li    nordlich    am 


Einiges  über  das  Si  Tu  Sbui  Tao  Ki.  411 

Mirdai-Gcbirge  herfliesst.  Für  dieses  wird  in  der  folgenden  An- 
merkung als  älterer  Name  Pi-lö  angegeben.  Von  Yarkand  gehe 
es  70  Li  südwärts  bis  Poskam,  50  Li  weiter  südwestlich  nach 
Xan  Lengeri  (Lenger  persisch  „Kloster'',  oder  „Grabmal*'),  weiter 
150  Li  südwestlich  nach  dem  Landgute  Ying-o  (Yengi — „Neu"), 
weiter  30  Li  südwestlich  nach  dem  Tshypan-  („Beulen^?)  Gebirge, 
ÖO  Li  weiter  südwestlich  nach  Adze-;fansar,  60  Li  weiter  süd- 
westlich bis  zum  Mirdai-Gebirge.  Da  das  Si  yü  wön  kien  lu  von 
einem  Mi-lö-tai-daban-shan  spricht,  so  handelt  es  sich  also  wohl 
um  ein  Mirdai  (Mir  daghj^?)  dabanj^*),  einen  Pass  des  Namens  (?). 
Der  obere  Teil  des  Gebirges  von  über  30  Li  sei  zu  allen  Jahres- 
zeiten mit  Schnee  bedeckt,  das  Thal  über  60  Li  tief.  Das  Ge- 
birge bestehe  aus  3  Teilen,  der  untere  sei  bewaldet,  der  obere 
bestehe  aus  lauter  Felsen,  der  mittlere  aber  heisse  wegen  der 
unabsehbaren  Menge  von  Edelsteinen  Yü  shan  („Nephrit-Berg**), 
Die  Edelstein-Sucher  ritten  auf  Yak-Kühen  bis  zum  Gipfel, 
meisselten  die  Steine  los  und  holten  später  das  Herabgefallene 
ab,  was  immer  ein  Gewicht  von  einer  Million  chinesischer  Pfunde 
(kin)  hätte.  Der  Berg  gehöre  mit  dem  Gipfel  des  Marghuluk- 
Gebirges  zusammen.  Die  Farbe  des  Nephrites  sei  grünlich- 
schwarz,  der  Bau  hart,  der  Klang  rein  und  lange  nachhallend. 
Im  Jahre  1763  sollen  nach  einander  von  Yarkand  52  Stücke 
dieser  Steinart,  deren  Gewicht  über  4084  chinesische  Pfund  be- 
tragen habe,  eingesandt  sein,  um  am  kaiserlichen  Hofe  als 
Glockensteine  zu  dienen,  im  folgenden  Jahre  66  Stück.  Der 
Verfasser  giebt  die  verschiedenen  Töne  an,  zu  deren  Erzeugung 
sie  bearbeitet  wurden;  ausserhalb  des  kaiserlichen  Hofes  durfte 
man  sich  nur  des  in  China  verschiedentlich  vorkommenden  Kling- 
Bteines  bedienen.  Das  Buch  geht  hier,  auch  mit  Anführung  des 
Hui-tien  und  der  Erzeugnisse  von  Khoten,  näher  auf  den  Gegen- 
stand ein,  als  mit  diesen  Zeilen  vereinbar  ist;  als  Merkwürdigkeit 
werde  jedoch  noch  erwähnt,  dass  die  Steine  vom  Mirdai-Gebirge 
mit  der  sogenannten  „dsungarischen  Säge''  verarbeitet  wurden. — 
270  Li  südwestlich  von  Yarkand  lag  die  Wache  Ülaryk  Karaulu 
(yü  lö  a  li  k*ö  k*ia  lun)  unterhalb  des  gleichnamigen  Berges 
(yü  lö  =  ül?  soll  „rein"  und  „durchsichtig"  bedeuten,  und  unter- 
halb des  Berges  soll  ein  Wasserlauf  mit  klarem  Wasser  sich  be- 
finden); die  dort  wohnenden  Türken  sollten  eine  andere  Art 
Nephrit,  schwarz  und  wie  von  Blut  getränkt,  der  vom  Marghuluk- 
Gebirge  stamme,  nach  Yarkand  zum  Verkaufe  bringen,  der  da- 
nach den  Namen  „Nephrit  von  Ülaryk"  führe.  Der  Nierenstein 
soll   gegen  Steifheit   der  Beine    schützen   nach    einem  alten  Aber- 


*)  Mir  daghy  etwa  „Fürstenberg"? 


408  K.  Himly: 

Balti  heisse,  und  welches  schon  früher  einen  Tribut  von 
7  Schwertern  oder  Äxten  geliefert  habe.  Von  Kandut  nordwest- 
lich komme  man  in  9  Tagen  nach  Badakschan,  dessen  Khan 
der  Sultan-Schah  sei  und  dessen  Tribut  in  Säbeln  oder  Äxten 
und  8  Rossen  bestehe.  5  Tage  weiter  nach  Norden  komme  man 
nach  Tamukan  und  nach  3  Tagereisen  weiter  nördlich  nach 
Tschaygäb;  von  da  in  3  Tagereisen  südwestlicher  Richtung  nach 
Xunduz,  von  wo  man  in  3  Tagen  nordwestlichen  Weges  nach 
Tarkan  komme ,  welches  mit  Gazni  benachbart  sei,  von  Hestutshi 
bis  Tarkan  seien  die  Bewohner  alle  vom  Stamme  der  Galtsha*). 
Von  Bolor  komme  man  nach  Westen  zu  in  20  Tagen  nach 
Aiwukan,  welches  auch  Kobur  genannt  werde.  Da  es  sich  mög- 
licher Weise  mehr  um  die  Gebiete,  als  um  bestimmte  Ortschaften 
handelt  und  die  Schriftzeichen  genau  dieselben  sind,  mit  denen 
z.  B.  das  I  thung  yü  thu  Kabul  bezeichnet,  so  ist  letzteres  offen- 
bar der  entsprechende  Name  und  Aiwukan  ist  der  von  den  Persern 
stammende  Name  Afghän.  Übrigens  ist  es  wohl  nicht  unwichtig, 
hier  das  I  thung  yü  thu  zu  vergleichen ,  welches  in  diesen  west- 
lichen Gebieten  zwar  gelegentlich  kaum  einen  oder  zwei  Namen 
auf  der  Seite  aufweist,  dagegen  aber  die  gewöhnlichen  Reisewege 
mit  Strichelchen  angiebt.  Diese  führen  von  Yarkand  in  südwest- 
licher Richtung  über  den  Narat  Daban  und  westlich  nach  Sarikul 
(38°  N.  B.,  42  — 43<^  W.  L.  von  Peking),  wo  sich  die  Wege 
scheiden,  deren  einer  in  dem  südwestlich  belegenen  Kotshut 
(Katshut**))  aufhört,  während  der  andere  nach  Nordwesten  un- 
weit des  Kara  kul  und  des  Lagerplatzes  der  Naiman-Buruten 
sich  mit  dem  nördlich  um  den  See  führenden  Wege  kreuzt,  um 
weiter  nach  der  Pamir  genannten  Örtlichkeit  zu  führen.  Von  der 
Kreuzung  führt  der  von  Norden  kommende  Weg  weiter  nach 
Süden  über  den  Aksu  und  die  Grenze,  später  teils  südwesth'ch 
nach   Wa^än    (etwa  38°   N.  B.,   45°  W.  L.   von  Peking),  teils  süd- 


*)  Ujfalvy  hat  einige  Wörter  und  Redensarten  der  Sprache  der  Galtscha's 
des  Yagnäb-Thales  zwischen  Serefschan-  und  Hissar-Gebirge  gesammelt, 
unter  denen  die  einen  ganz  arisch  aussehen,  andere  ebenso  dunkel  sind. 
Zahlwörter  sind  1  i,  2  du,  3  therai,  4  tfo,  5  au,  6  u/sh,  7  nau,  8  dass, 
9  kissu,  10  dasb.  „Rind":  gova  erinnert  an  einen  weitverbreiteten  arischen 
Wortstamm,  gor  „Berg"  an  das  afghanische  gör.  Auch  die  Galtscba's,  die 
U.  seiner  Untersuchung  unterwarf,  waren  häufig  blond,  blauäugig  und 
bärtig. 

**)  Shaw  erwähnt  S.  205  a.  a.  O.  nach  der  Erzählung  eines  Arguns, 
d.  h.  eines  kaschmirisch-türkischen  Mischlings,  der  von  den  Kandzhuti's  als 
Sklave  verkauft  sei ,  der  auf  dem  Karaköram  entspringende  Fluss  gehe 
nach  Sirikul  (eigentlich  Sarikol).  Daraus  schliesst  Shaw  ,  dass  dieses  nicht 
der  von  Wood  besuchte  See  sein  könne.  Es  handele  sich  um  eine  kleine 
von  dem  einzigen  Überbleibsel  arischer  Bevölkerung  östlich  vom  Pamir  be- 
wohnte Provinz. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.  413 

wenigem  durchsickernden  Wasser  begnügen  müssen.  Einige 
Bäame  des  Waldes  hätten  jene  zu  Geschützen  ausersehen;  auch 
hätten  seine  Kriegsgefährten  aus  Bäumen  die  Bleikugeln  gezogen 
zur  Ergänzung  des  Schiessbedarfes.  Der  Verfasser  war  selber  an 
Ort  und  Stelle  und  sah  daneben  den  Tempel  Hyen-yu-sze  und 
"weiter  nordlich  eine  Ahnenhalle  der  Mutter  Erde  (Hou  thu 
^Kaiserin  Erde''),  in  deren  Umfassung  sich  ein  uralter  Baum  be- 
fand, zu  dessen  Umspannung  mehr  als  10  Menschen  gehörten; 
die  Zweige  seien  morsch  und  verstümmelt,  so  dass  man  ihn  mit 
Mauerwerk  umzogen  habe;  auch  der  hätte  schon  von  Bleikugeln 
zu.  leiden  gehabt. 

Nachdem  der  Fluss  nach  nordöstlichem  Laufe  Yambalik 
erreicht,  komme  er  südlich  an  der  Ahneohalle  des  Drachengottes 
(Lung-shön-tze)  vorüber,  die  50  Li  südöstlich  von  Yarkand  liege. 
Dieselbe  sei   1777  erbaut. 

Nach  weiterem  nordöstlichen  Laufe  von  mehr  als  110  Li 
vereinige  sich  der  Fluss  bei  dem  Gute  Muklit  (200  Li  östlich 
von  Yarkand),  mit  dem  östlichen  Quellflusse.  Letzteres  werde 
auch  Maiget  genannt. 

Der  Tenza-Ab. 

Der  östliche  Quellfluss  entspringt  auf  dem  Kükyar-Gebirge 
(einem  Teile  des  Nan  Shan  von  Xoten),  welches  von  der  blauen 
Farbe  (kük)  der  Berge  und  einer  an  seinem  Fusse  befindlichen 
Einsenkung  (yar)  den  Namen  haben  soll*).  Nachdem  sich  die 
Quelle  nach  nördlichem  LHufe  mit  einer  von  Westen  kommenden 
vereinigt  hat,  fliesst  das  Gewässer  weiter  nördlich  über  200  Li 
weit,  wo  die  Stadt  Shatu  (türkisch  „Leiter")  an  ihm  liegt.  Dann 
teilt  es  sich  in  einen  westlichen  und  einen  östlichen  Arm,  welche 
sich  aber  180  Li  weiter  wieder  vereinigen.  Nachdem  der  Fluss 
dann  100  Li  nach  Osten  geflossen  ist,  erhält  er  seinen  obigen 
Namen  (Thing-tsa  soll  auf  Persisch  „ruhig"  bedeuten;  ab  ^Wasser" 
ist  unverkennbar),  neben  dem  auch  der  Name  Ha-la-sze-than  vor- 
kommen soll.  Nach  dem  Verfasser  befindet  sich  die  Quelle  auf 
40^30'  N.  B.  und  39^50'  W.  L.  von  Peking,  nach  dem  I 
thung  yü  thu  jedoch  etwa  36°  36'  N.  B.  und*  40*^30'  W.  L. 
von  Peking. 

Nach  weiterem  nordöstlichen  Laufe  fliesst  der  Fluss  östlich  von 
der  genannten  Wache  Ülalik  (Ülarikz)  vorüber  und  noch  weiter  an 
Kargalik  („Krähenort''  nach  dem  Verfasser  von  den  vielen 
Krähen,  die  dort  auf  den  Bäumen    des   Waldes    nisten),    welches 


*)  Kukiär,  wie  Shaw  schreibt,    das  letzte  Dorf   auf  dem  Winterwege 
nach  Tibet. 


412  K.  Himl^; 

glauben.  Trotz  des  Ende  der  siebensiger  Jahre  des  vorigai 
Jahrhunderts  erlassenen  Verbotes  wnrde  noch  immer  hradUl 
von  dem  Steine  gewonnen.  Man  errichtete  übrigens  eine  WadU' 
dort,  Mirdai  karaolü. 

Vom  Mirdai-Gebirge  ab  wendet  sich   der  Flosa   nadi  NMi* 
Osten  und  fiiesst  nördlich  am  Tengi-TshTpan-Gebirge  voraber,  is 
er  den  Namen  Tso-pu-lo^shan  *)  annimmt.    Nach  weiterem  noidMik 
liehen  Laufe  von  110 — 120  Li  fliesst  er  nordlich  von  dem  Tiiii 
gute  Ensar-Ab   260  Li  sudwestlich  von  Tarkand  vorbei,  wsldhw 
zugleich  die  Ortlichkeit  ist,   wo  sich  das  sechste  Lager  (jing)  fr 
die  Gewinnung  des  Nierensteines  befindet.     Nach  weiterem  mriik 
ostlichen  Laufe   von  40  Li   kommt  der  Flosa  sfidlieh   vom  Lsai^ 
gute  Katscbung  vorbei ,    welches  als  fünftes  Lager   dient,    60  U 
weiter  nach  Nordosten   am  Gute  Armas  an   dessen  SSdseüe,  frt 
die   Mirdaiquelle  von  Süden   in   den  Flosa  mondet    mnd   wo  imh 
vierte   Lager  steht.     Weitere  50  Li  weit  nach  Nordosten   fliCfll 
der  FIuss  an  Targhatshi  nordlich  vorbei,  wel<^es  das  dritte  Lv 
ist,   und  80  Li   weiter  in  derselben  Richtung  nordlich  vom  LsaJ*' 
gute  Uluk-ming,  welches  als  zweites  Lager  dient.    Nach 
30  Li    nordostlichen   Laufes    fliesst    er    nordlich    an    dem 
gute  Uluk  Tubi  her,    wo  das   erste  Lager  ist.     70  Li  weiter  k 
derselben  Richtung    fliesst  der  Fluss  an  der  Sodaeite  der  StHft 
Tarkand   vorüber.      Der  Fluss   wird   dort  gegen  Herbst   so  reh, 
dass  man  den  Grund  sehen  kann.    Dieser  Umstand  hatte  erst  die 
Behörden    veranlasst,    in     seinem    Bette    Nierenstein    suchen    n 
lassen,    was    aber    eine    kaum     der    Rede     werte    Ausbente   sor 
Folge    hatte.     Als  man  bald    darauf  im  Thale    des  Katshong Ge- 
birges  (s.  o.  5.  Lager)    reichliche   Mengen    fand,    gab    man   das 
Suchen    bei    Yarkand    auf,     da    man  nunmehr    von    dort    18  500 
bis    18  600  Kin    jährlich    einschicken    konnte.      Vor    der    Unte^ 
werfung   um  Mitte    des   vorigen  Jahrhunderts    hatte    sich    im  Tar- 
kand-Flusse    kein    Nierenstein    gefunden;    aber    1777    wurde  be- 
richtet, dass  30  Li  oberhalb  der  Fürth  von  Yangbalik  (Tam-Balik?) 
ein  Fundort  des  Steines  sei;   indessen  blieb  der  Ertrag  gering. 

Der  Fluss  soll  sich  (von  der  Stelle ,  wo  sich  der  Yerfese« 
nach  Yarkand  wandte)  nach  nordwestlichem  Laufe  70  Li  sid- 
östlich  von  Yarkand  zu  einem  Becken  erweitern  und  das  Oewiseer 
wegen  der  Schlinggewächse  ein  schwärzliches  Anssehn  habea, 
weshalb  es  Kara  (U)su  „schwarzes  Wasser**  genannt  werde.  Dort 
sei  es,  wo  seiner  Zeit  der  kaiserliche  Feldherr,  der  Henog 
Tshao,  umzingelt  worden  sei.  Die  Aufständischen  hätten  dtl 
„schwarze  Wasser^  abgeleitet,  und  die  Umzingler  hätten  rieh  all 


*)  Zäbulshan?  z  =  weichem  s. 


Einiges  Aber  du  Si  TG  Shni  Tao  Ki.  413 

wenigem     darcbsickernden    Waaser     begoägen     müssen.       Einige 

Bäame    des  Waldes    hätten  jene  zu  Geachützen    auaersehen;  auch 

hätten  seine  Kriegagefäbrten  aus  Bäumen  die   Bleikugeln  gezogen 

CHT   Ergänzung  des  Schiessbednrfea.     Der  Verfasser  war  selber  an 

Ort    und  Stelle    nnd    sah  daneben    den  Tempel   Hyen-yu-sze    und 

weiter    nördlich     eine    Abnenhalle     der     Mutter     Erde    (Höu    thn 

„Kaiserin  Brde^),  in  deren  UmfasBung  sich  ein  uralter  Baum  be- 

,    fand,    XU   dessen    Umspannung    mehr   als    10  Menschen    gehörten; 

die  Zweige  seien  morsch  und  verstümmelt,    so    dass   man  ihn   mit 

■    Mauerwerk  umzogen  habe;    auch  der  hätte  schon    von  Bleikugeln 

q    ca  leiden  gehabt. 

r  Nachdem     der    Flnss     nach     nordöstlichem    Lanfe    Yambalik 

,  erreicht,  komme  er  südlich  an  der  Ahnenhalle  des  Drachengattea 
^  (Lnng-shÖQ-tze)  vorüber,  die  50  Li  südöstlich  von  Yarkand  liege. 
_,,  Dieselbe  sei   1777   erbaut. 

,  Nach    weiterem    nordöstlichen  Lanfe    von    mehr    als    110  Li 

,  vereinige  sich  der  FInas  bei  dem  Oute  Muklit  (200  Li  östlich 
von  Yarkand),  mit  dem  östlichen  Quellflusse.  Letzteres  werde 
auch  Maiget  genannt. 

Der  Tenza-Ab. 

Der  östliche  Quellfluss  entspringt  auf  dem  Kükyar-Gebirgo 
(einem  Teile  des  Nan  Shan  von  Xoten),  welches  von  der  blauen 
Farbe  (kük)  der  Berge  und  einer  an  seinem  Fusse  befindlichen 
Binsenkung  (yur)  den  Namen  haben  soll*).  Nachdem  sieb  die 
Quelle  nach  nördlichem  L^ufe  mit  einer  von  Westen  kommenden 
Tereinigt  bat,  fliesst  das  Gewässer  weiter  nördlich  über  200  Li 
weit,  wo  die  Stadt  Shatn  (türkisch  „Leiter")  an  ihm  liegt.  Dann 
teilt  es  sieb  in  einen  westlichen  und  einen  östlichen  Arm,  welche 
sich  aber  IHO  Li  weiter  wieder  vereinigen.  Nachdem  der  Fluss 
dann  100  Li  nach  Osten  gellossen  ist,  erhält  er  seinen  obigen 
Namen  (Thing-tsa  soll  auf  Persisch  „ruhig"  bedeuten;  ab  „Wasser" 
ist  unverkennbar),  neben  dem  auch  der  Name  Ha-la-s/e-than  vor- 
kommen soll.  Nach  dem  Verf^aser  befindet  sich  die  Quelle  auf 
40' 30'  N.  B.  and  3a  "50'  W.  L.  von  Peking,  nach  dem  I 
■  thung  yü  thu  jedoch  etwa  36°  36'  N.  B.  und-  40°30'  W.  L. 
TOD  Peking. 

Nach  weiterem  nordöstlichen  Lanfe  fliesst  der  Fluss  östlich  von 
der  genannten  Wache  Ülulik  (Ülarikz)  vorüber  und  noch  weiter  an 
Kargalik  („Kräbenort"  nach  dem  Verfasser  von  den  vielen 
Krähen,  die  dort  auf  den   Bäumen    des  Waldes    nisten),    welches 

ie  Shaw   schreibt,    dos   letzte  Dorf   anf  dem  Winterwega 


412  K.  Himl^: 

glauben.  Trotz  des  Ende  der  siebeniiger  J  e  des  rmgtk 
Jahrhnnderts  erlassenen  Verbotes  wurde  noch  immer  heiaiüf 
von  dem  Steine  gewonnen.  Man  errichtete  übrigens  eine  IfmM 
dort,  Mirdai  karaald. 

Vom  Mirdai-Gebirge  ab  wendet  sich  der  Flose  nadi  Vmt 
Osten  und  fliesst  nördlich  am  Tengi-TshTpan-Oebirne  Torfiber,  «• 
er  den  Namen  Tso-pu-lo^shan  *)  annimmt.  Nach  weiterem  noidoil' 
liehen  Laufe  von  110 — 120  Li  fliesst  er  nördlich  von  dem  Lnl- 
gute  Ensar-Ab  260  Li  südwestlich  von  Yarkand  vorbei ,  weldw 
zugleich  die  Ortlichkeit  ist,  wo  sich  das  sechste  Lager  (yisg)  Im 
die  Gewinnung  des  Nierensteines  befindet.  Nach  weiterem  norih 
ostlichen  Laufe  von  40  Li  kommt  der  Floss  sndlioh  vom  Imai 
gute  Eatschung  vorbei ,  welches  als  fünftes  Lager  dient,  60  U 
weiter  nach  Nordosten  am  Gute  Armas  an  dessen  SSdseüe,  ve 
die  Mirdaiquelle  von  Süden  in  den  Flnss  mindet  und  wo  im 
vierte  Lager  steht.  Weitere  50  Li  weit  nach  Nordosten  fliMit 
der  FIuss  an  Targhatshi  nordlich  vorbei,  welches  das  dritte  Lagir 
ist,  und  80  Li  weiter  in  derselben  Richtung  nordlii^  vom  Lisi 
gute  Uluk-ming,  welches  als  zweites  Lager  dient*  Nneh  weiteres 
30  Li  nordostlichen  Laufes  fliesst  er  nordlich  an  dem  Lss^ 
gute  Uluk  Tubi  her,  wo  das  erste  Lager  ist.  70  Id  weiter  ia 
derselben  Richtung  fliesst  der  Fluss  an  der  Sudseite  der  Stodt 
Tarkand  vorüber.  Der  Fluss  wird  dort  gegen  Herbst  so  rein, 
dass  man  den  Grund  sehen  kann.  Dieser  umstand  hatte  erst  die 
Behörden  veranlasst,  in  seinem  Bette  Nierenstein  suchen  za 
lassen,  was  aber  eine  kaum  der  Rede  werte  Ausbeute  zur 
Folge  hatte.  Als  man  bald  darauf  im  Thale  des  Eatshung- Ge- 
birges (s.  o.  5.  Lager)  reichliche  Mengen  fand,  gab  man  das 
Suchen  bei  Yarkand  auf,  da  man  nunmehr  von  dort  18  500 
bis  18  600  Kin  jährlich  einschicken  konnte.  Vor  der  Unter- 
werfung um  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  hatte  sich  im  Yar- 
kand-Flusse  kein  Nierenstein  gefunden;  aber  1777  wurde  be- 
richtet, dass  30  Li  oberhalb  der  Fürth  von  Yangbalik  (Yam-Balik?) 
ein  Fundort  des  Steines  sei;   indessen  blieb  der  Ertrag  gering. 

Der  Fluss  soll  sich  (von  der  Stelle ,  wo  sich  der  Verfasser 
nach  Yarkand  wandte)  nach  nordwestlichem  Laufe  70  Li  süd- 
östlich von  Yarkand  zu  einem  Becken  erweitern  und  das  Gewisser 
wegen  der  Schlinggewächse  ein  schwärzliches  Aussehn  haben, 
weshalb  es  Kara  (U)su  „schwarzes  Wasser **  genannt  werde.  Dort 
sei  es,  wo  seiner  Zeit  der  kaiserliche  Feldherr,  der  Herzog 
Tshao,  umzingelt  worden  sei.  Die  Aufständischen  hätten  das 
„schwarze  Wasser^  abgeleitet,  und  die  Unizingler  hätten  sich  mit 


*)  Zäbulshan?  z  =  weichem  s. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.  413 

wenigem  durchsickernden  Wasser  begnügen  müssen.  Einige 
Bäame  des  Waldes  hätten  jene  zu  Geschützen  ausersehen;  auch 
hätten  seine  Kriegsgefährten  aus  Bäumen  die  Bleikugeln  gezogen 
Äur  Ergänzung  des  Schiessbedarfes.  Der  Verfasser  war  selber  an 
Ort  und  Stelle  und  sah  daneben  den  Tempel  Hyen-yu-sze  und 
weiter  nördlich  eine  Ahnenhalle  der  Mutter  Erde  (Hou  thu 
^Kaiserin  Erde''),  in  deren  Umfassung  sich  ein  uralter  Baum  be- 
fand, zu  dessen  Umspannung  mehr  als  10  Menschen  gehörten; 
die  Zweige  seien  morsch  und  verstümmelt,  so  dass  man  ihn  mit 
Mauerwerk  umzogen  habe;  auch  der  hätte  schon  von  Bleikugeln 
zu  leiden  gehabt. 

Nachdem  der  Fluss  nach  nordöstlichem  Laufe  Yambalik 
erreicht,  komme  er  südlich  an  der  Ahnenhalle  des  Drachengottes 
(Lung-shön-tze)  vorüber,  die  50  Li  südöstlich  von  Yarkand  liege. 
Dieselbe  sei   1777  erbaut. 

Nach  weiterem  nordöstlichen  Laufe  von  mehr  als  110  Li 
vereinige  sich  der  Fluss  bei  dem  Gute  Muklit  (200  Li  östlich 
von  Yarkand),  mit  dem  östlichen  Quellflusse.  Letzteres  werde 
auch  Maiget  genannt. 

Der  Tenza-Ab. 

Der  östliche  Quellfluss  entspringt  auf  dem  Kükyar-Gebirge 
(einem  Teile  des  Nan  Shan  von  Xoten),  welches  von  der  blauen 
Farbe  (kük)  der  Berge  und  einer  an  seinem  Fusse  befindlichen 
Einsenkung  (yar)  den  Namen  haben  soll  *).  Nachdem  sich  die 
Quelle  nach  nördlichem  Laufe  mit  einer  von  Westen  kommenden 
vereinigt  hat,  fliesst  das  Gewässer  weiter  nördlich  über  200  Li 
weit,  wo  die  Stadt  Shatu  (türkisch  „Leiter")  an  ihm  liegt.  Dann 
teilt  es  sich  in  einen  westlichen  und  einen  östlichen  Arm,  welche 
sich  aber  180  Li  weiter  wieder  vereinigen.  Nachdem  der  Fluss 
dann  100  Li  nach  Osten  geflossen  ist,  erhält  er  seinen  obigen 
Namen  (Thing-tsa  soll  auf  Persisch  „ruhig"  bedeuten;  ab  „Wasser" 
ist  unverkennbar),  neben  dem  auch  der  Name  Ha-la-sze-than  vor- 
kommen soll.  Nach  dem  Verfasser  befindet  sich  die  Quelle  auf 
40^30'  N.  B.  und  39^50'  W.  L.  von  Peking,  nach  dem  I 
thung  yü  thu  jedoch  etwa  36°  36'  N.  B.  und*  40°  30'  W.  L. 
von  Peking. 

Nach  weiterem  nordöstlichen  Laufe  fliesst  der  Fluss  östlich  von 
der  genannten  Wache  Ülalik  (Ülarikz)  vorüber  und  noch  weiter  an 
Kargalik  („Krähenort"  nach  dem  Verfasser  von  den  vielen 
Krähen,  die  dort  auf  den  Bäumen    des  Waldes    nisten),    welches 


*)  Kukiär,  wie  Shaw  schreibt,    das  letzte  Dorf   auf  dem  Winterwege 
nach  Tibet. 


414  K.  Himly: 

als  auf  dem  Wege  von  Xoten  nach  Yarkand  befindlich  schon 
bekannt  geworden  ist.  Von  da  an  heisst  der  Floss  nach  der  ge- 
nannten Stadt,  noch  weiter  unterhalb  Tschindal-FloBS.  An  einer 
Fürth  desselben  machten  die  Aufständischen  den  Übergang  streitig, 
als  der  ünterfeldherr  Fu  den  Oberbefehlshaber  Herzog  Tshao- 
Hwei  entsetzte  bei  Gelegenheit  der  obenerwähnten  Umzingelang. 
Nach  weiterem  nordöstlichen  Laufe  vereinigt  sich  der  Tengsa- 
Ab  mit  dem   westlichen  Quellflusse,  und  beide  bilden   den 

Thsung-Ling-Nan-Ho, 

oder  „südlichen  Thsung-Ling-Fluss".  Der  Verfasser  kommt  nodi 
einmal  auf  Yarkand  zurück,  in  dessen  Altstadt  Balikun  206  Mann 
aus  den  8  Bannern  von  Turfan  und  680  vom  grnnen  Banner 
von  Shän-Si  (Schen-Si)  und  Kan-Su  lägen.  Im  Südosten  der  Stadt 
befindet  sich  eine  verfallene  Pagode  von  über  300  chinesischen 
Fuss,  welche  die  Türken  tute  (perf.  tut  „Maulbeere",  tuteh  ^Gersten- 
korn"?) nennten,  und  von  der  es  heisse,  die  Kola-Hotai  (Kara- 
Xatai)  hätten  sie  erbauet.  Südlich  von  der  Stadt  sei  ein  alter 
Friedhof  mit  einigen  zehnen  von  Kiefern  und  Lebensbaamen,  mit 
steinernen  Schafen,  Kamelen,  Pferden  und  zwei  Menschen  mit 
demTäfelchen  der  Beamten  in  der  Hand  und  mit  Schwertern  um- 
gürtet. Es  heisse,  das  sei  das  Grab  eines  Mannes  von  Eara- 
Xatai;  wenn  man  wünschen  sollte,  es  der  Erde  gleich  za  machen, 
so  thuen  das  schon  Wind  und  Regen.  Die  Einwohner  nannten 
die  Chinesen  (llan-zhön)  Xatai  (IIo  tai).  Derartige  Standbilder 
bei  Gräbern  und  Zugänge  zu  solchen  mit  zwei  mehr  oder  weniger 
langen  Bildsäulen-Reihen  findet  man  noch  mehrfach  in  China.  Die 
Kit  an  oder  Liao,  aus  deren  Namen  der  türkische  und  der  russi- 
sche Namen  Chinas  (Xatai,  Kitai)  entstanden  ist,  waren  Tungusen, 
was  wenigstens  aus  den  hinterlassenen  Wörtersammlungen*)  her- 
vorzugehen scheint,  mussten  aber  in  der  Herrschaft  der  Mand- 
schurei, eines  Teiles  des  nördlichen  Chinas  und  der  Mongolei  «a 
Anfang  des  12.  Jahrhunderts  den  stammverwandten  Altan-Khanen 
(den  Kin,  oder  dem  „goldenen  Herrscherhause")  weichen.  Damals 
hatte  sich  ein  Teil  der  Si  Liao  oder  „westlichen"  Kitan  nach 
Turkistan  gewandt  und  dort  das  Reich  der  Kara-Xatai  oder  Kur- 
Khane  gegründet,  welches  später  von  dem  grossen  Reiche  der 
Mongolen  verschlungen  wurde.  Der  von  Ritter  (5.  Bd.  S.  485) 
erwähnte  Ort  Kara  Katai  zwischen  Khokand  und  Margilian 
bewahrte  später  noch  den   Namen. 

Nach    60  Li  nordwestliclien   Laufes    (von    der  Mündung    des 
Tenzäb  gerechnet)  fliesst  der  Thsung-Ling-Nan-Ho  auf  der  Nord- 


*)  s.  Schott,  Kitai  und  Karakitai  S.  6  f. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.  415 

ost-Seite  der  Feste  Aidzhit;fa  vorüber,  welche  70  Li  von  Yarkand 
liegt.  Nach  60  Li  nordöstlichen  Laufes  von  da  fliesst  der  Fluss 
südlich  von  der  Feste  Lailik  (nach  dem  I  thung  yü  thu  Ailik) 
vorbei,  nach  90  Li  seines  nach  Nordosten  gerichteten  Laufes  süd- 
lich von  der  Feste  Mainat,  lOOLiweiter  südlich  von  der  Feste  Alangor, 
nach  80  Li  südlich  der  Feste  Aksakmalar.  Da  in  dieser  ein 
Kornspeicher  ist,  so  heisst  sie  im  Munde  des  Volkes  thsang-thai 
^Speicherthurm".  Schon  1762  war  vorgeschlagen,  unter  den  14  be- 
festigten Ortschaften  (kün  t'ai)  am  Wege  von  Aidzhit/u  bis  Aksa 
jede  fünfte  zu  einem  Kornlager  zu  machen  und  das  Getreide  auf 
4  eigens  gebauten  Schiffen  auf  dem  Yarkand-Flusse  herbeizufahren. 
1777  sei  Yambalik  (Yang-wa-li-k*e)  oberhalb  am  Flusse  als  Hafen 
vorgeschlagen ,  da  das  Wasser  dort  breit  genug  sei.  Der  Fluss 
ist  hier  mit  dem  Namen  Yü-ho  „Nierenstein-Fluss"  benannt, 
welcher  Name  nach  einer  Anmerkung  dem  ganzen  Yarkand-Flusse 
zukommt.  Dort  könne  dann  jedes  Jahr  das  Getreide  nach  Aksak- 
malar verschifft  werden;  da  aber  der  niedrige  Wasserstand  plötz- 
lich die  Schifffahrt  hindern  könne,  möchten  auf  beiden  Ufern  mit 
hu-thung-Bäumen  bepflanzte  Wege  von  mehreren  hundert  Li  dem 
Übelstande  abhelfen,  dass  die  tausendfache  Liste  ersinnenden 
Türken  nicht  immer  die  Wüstensalz-Thränen  am  Thurme  als  trotzige 
Gäste  ausschütteten,  um  sie  zu  verkaufen.  Thung  ist  ein  Öl 
liefernder  Baum ;  nach  Porter  Smith's  Coutributions  towards  the 
materia  media  and  natural  history  of  China  kommt  der  Name 
den  Arten  Elaeococca  verrucosa,  E,  vernica  und  Paulownia  im- 
perialis^  sowie  Jatropha  zu.  Das  Beiwort  hu  vor  tung  bezeichnet 
die  Herkunft  aus  Inner-Asien. 

Von  Aksakmalar,  welches  wohl  von  den  ausblühenden  Salzen 
den  Namen  haben  mag,  da  ak  im  Türkischen  „weiss",  sagma 
„Melkung",  die  Endung  lar  die  Mehrheit  bedeutet,  —  fliesst  der 
Yü  ho  weiter  nach  Nordosten  und  kommt  nach  70  Li  in  die 
Gegend  der  alten  Befestigung  von  Bisakti,  an  welcher  er  südlich 
vorbeifliesst.  Von  hier  fliesst  er  nach  70  weiteren  Li  nordöst- 
lichen Laufes  südlich  von  der  alten  Befestigung  Sargunus  vorbei 
und  80  Li  weiter  nordöstlich  südlich  von  dem  alten  Thurme 
Tshekdelik  Togayi  „Flusskrümmung"  (togai)  des  „Brustbeer- 
Dickichtes"  (tschekde  Brustbeere,  zizypha,  jujuba)  vorüber. 

Als  im  Jahre  1800  eine  Überschwemmung  den  Verkehr 
hinderte,  wurde  das  Gepäck  nordwärts  geschickt  und  die  Be- 
festigung in  die  Wüste  verlegt.  Hierauf,  heisst  es  weiter,  habe 
man  östlich  von  Aksakmalar  einen  Graben  gezogen,  der  nach  öst- 
lichem Laufe  von  90  Li  südlich  an  der  Befestigung  Pidzhanlik 
(„Wiesenheim")  vorbeigeflossen  wäre.  Es  ist  hier  wegen  der 
östlichen  Richtung    und    zur  Vermittelung   mit   dem   nordöstlichen 


416  K.  Himly: 

Laafe  des  Haaptflasses  von  Aksakmalar  aas  zu  bemerken,  daas 
alle  oben  genannten  Ortschaften  von  Yarkand  bis  Aksakmalar  den 
Karten  nach  weit  ab  vom  Flusse  und  am  Heerwege  nach  Aksti 
liegen ,  und  dass  dem  I  thung  yü  thu  zufolge,  die  Richtang  der 
Wasserleitung  erst  eine  etwa  nordöstliche  ist,  um  dann  auf  der 
Brücke  von  Aksakmalar  sich  immer  mehr  östlich   zu  wenden. 

Nach  einer  östlichen,  dann  nördlichen  Wendung  und  einem 
Laufe  von  75  Li  kommt  diese  Wasserleitung  an  dem  Hai-Nan- 
Mu-K*iao-Kün-T'ai,  dem  befestigten  ^Thurme  der  hölzernen  Brücke 
von  Hai-Nan''  vorbei,  welche  Brücke  über  einen  von  links  mün- 
denden Bach  führt*).  Nach  70  Li  weiteren  östlichen  Laufes  fliedst 
die  Leitung  südlich  von  dem  Kara-Tagh-Tburme  vorüber;  kara 
tagh  ist  „schwarzer  Berg",  auch  giebt  die  Karte  hier  Berge  an. 
Nach  weiteren  10 — 20  Li  östlichen  Laufes  hört  die  Wasser 
leitung  auf. 

Westlich  von  erwähnter  Befestigung  der  Hai-Nan-Brücke  ist 
ein  Seitengraben  abgezogen,  der  nördlich  von  der  Feste  das  Gnt 
Malar-Bashi  (Maral  Bashi**))  bewässert.  Das  Wasser,  sagt  der 
Verfasser,  steige  und  sinke,  gehe  aber  zu  Anfang  des  Frühlings 
und  Sommers  nicht  bis  an  die  Radachse  (spricbw^örtliche  Redens- 
art). Er,  der  Verfasser,  möchte  vorschlagen,  aus  dem  wenige  Li 
nördlich  vom  Gute  fliessenden  Ulan  Ussu  einen  neuen  Graben 
bis  zum  Gute  zu  ziehen. 

Der  Ilauptfluss  hat  bis  südlich  von  Bartshuk  einen  östlichen 
Lauf.  Dort  sind  Sandhügel,  dann  kommt  der  Fluss,  und  südlich 
von  diesem  ist  die  Sandwüste.  Im  Jahre  1758  nahm  Herzog 
Shu  den  Ort  Bartshuk  ein  und  berichtete,  er  habe  am  18.  Tage 
des  1:2.  Monats  diesen  Ort  erreicht  und,  da  das  Gras  nieder- 
getreten und  von  den  Aufständischen  verbrannt  sei,  so  habe  er 
nach  Einziehung  von  Erkundigungen  am  20.  Tage  des  Monates 
eine  Fürth  des  Yarkand-Flusses  durchschritten  und  sei  am  21.  Tage 
nach  Ergis  gelangt,  welches  etwa  8  —  9  Tagemärsche  vom  Heer- 
lager sich   befunden   habe. 

Der  Fluss  hat  einen  östlichen  Lauf,  bis  südlich  von  der 
Feste  Höng-Alak,  wo  der  Ulan  Ussu  nordöstlich,  der  Süd-Flus3 
aber  gerade  östlich  fliesse,  so  dass  die  Entfernungen  zwischen 
beiden  immer  zunehme. 

Bei  Bartsch  uk  treffen  die  Wege  von  Kaschgar  und  Yar- 
kand zusammen.  In  einer  von  dort  aus  abgesandten  Eingabe 
tadelte  der  genannte  Unterfeldhorr  Herzog  Shu  die  dermaligen 
Verhältnisse,   die   den  Ort  der  Plünderung  aussetzten,   während  von 

*)  Die  Karte  des  Si  yü  shui  tao  ki  giebt  bei  Pidzhanlik  schon 
Berge  an. 

**)  Kopf  einer  maral  oder  Hirschkuh. 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shui  Tao  Ei. 


417 


der  angeblich  90  Li  entfernten  Feste  Hong-Alak  erst  in  5  bis 
6  Tagen  Hnife  von  Seiten  der  50  Mann  starken  Besatzung 
kommen  könne.  (Eine  Anmerkung  sagt,  dass  die  beiden  Be- 
festigungen dermalen  150  Li  von  einander  entfernt  seien;  die 
Karten  geben  mitten  zwischen  beiden  die  Feste  Küktsher  an). 

Nach  weiterem  östlichen  Laufe,  fährt  unser  Verfasser  fort, 
vereinige  sich  der  Süd-Fluss  mit  dem  Nord-Flusse.  Er  fuhrt 
jedoch  noch  die  Angaben  des  Ho  yuan  ki  lio,  eines  der  letzten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  entstammenden  Werkes,  an,  denen 
zufolge  der  Flnss  von  der  Mündung  des  Tenzäb  über  400  Li 
nach  Nordosten  bis  zum  Matsar  Tagh  (nach  dem  I  thung  yü  thu 
39®  N.  B.,  37°  86'  W.  L.  von  Peking)  fliesse,  von  welchem  süd- 
lich die  Gobi  sich  befinde.  Von  da  fliesse  der  Flnss  in  östlicher 
Richtung  500  Li  weit  bis  Kabak  Agzy,  d.  h.  bis  zu  der  Ver- 
einigung mit  dem  Kaschgar- Flusse.  Über  das  angezogene  Werk 
verlohnt  es  sich  wohl  noch  zu  sagen,  dass  nach  Wylie's  Notes  on 
Chinese  Literature  (S.  48)  der  Verfasser  sein  Werk  (dessen 
Name  Ho  yüan  ki  Ho  einen  Abriss  der  Beschreibung  der  Quellen 
des  ho^,  d.  h.  „des  Huang-ho^  bedeutet)  aus  einer  ausgedehnten 
Benutzung  aller  seiner  Vorgänger  geschöpft  hat,  und  dass  die 
Eigennamen  durchweg  nach  den  Landessprachen  erklärt  sind. 

Die  oben  angegebenen  Entfernungen  der  am  Flusse  belegenen 
Ortlichkeiten  beruhen  anscheinend  grösstenteils  auf  Schätzungen, 
die  mit  den  an  den  Verkehrswegen  liegenden  Wachen  und  kleinen 
Festungen  zusammenhängen;  wo  dieser  Anhalt,  wie  von  Aksakma- 
lar  an ,  den  Verfasser  im  Stiche  lässt,  ist  er  froh ,  sich  auf  eine 
berühmte  anderweitige  Quelle  stützen  zu  können.  Dass  es  sich 
aber  nicht  allein  um  die  Entfernung  der  Festungen  von  einander 
handelt,  lehrt  ein  Vergleich  mit  den  Angaben  des  Si  yü  wÖn  kyen 
lu.      Nach  diesem  sind  nämlich 


von  Aksn 

bis  Ai^ur 

80 

Li 

Transport 

605 

Li 

„    Yangaryk 

60 

bis  Sarghunus 

70 

„    Tukit 

100 

„  Bisakti 

70 

„    Ilatu 

60 

„  Aksakmalar 

60 

„    ürtusker 

55 

„   Alangor 

60 

„    Tingaryk 

40 

„  Mailat 

70 

„    Küktshe(r) 

50 

„  Lailik 

70 

„    Bartshuk 

80 

„  Aidzhit^u 

70 

„    Tschekdeliktoghai'y 

80 

„  Yarkand 

70 

605  Li  zusammen  1145  Li 

(Gesamtentfernung   nach   dem    Si  yü  wön    kien   lu   1350  Li,    also 
wohl  nicht  auf  diesem  Richtungswege,  sondern  über  Yengishar). 

Zeitschr.  d.  GeselLich.  f.  Erdk.    Bd.  XVIL  27 


«18 


K.  Himl^: 


Nach  Obigem  ist  es  wohl  nicht  übe rflnssig,  ancb  die  ÄngabeB 
du  Si  fi  shni  tao  ki  etwas  übersichtlicher  EiiaamiiienzasteUen,  ob- 
glMch  sie  wenigstens  einmal  von  „einigen"  100  Li  sprechen,  wu 
die  Bereohnung  einigermaaseo  schwierig  macht. 

Die  EntrerDungen  sollen  betragen: 

1.  Ton  der  Quelle  des  westlichen  Flnsaea 

bis  xar  Mündang  des  Tshitsheklik-Flusses    .     .     300  Li 
(Länge  des  letzleren    120  Li*)) 

von  da  bis  Toli  buruD 100 

TOB  d»  eudöstlich über     100 

TDD    da    DOrdöstlich,     dann    nordwestlich   an   der 

Nordseite    des    Mirdai  -  Gebirges     „einige"     100 
bis  aani  Yengi-Tshipan-Gebirge      .....     ? 

„    Kasaräb**) HO — 120 

„    Katahang 40 

„    ArmiHS 60 

(MiinduDg  des  Mirdai- Flusses) 

„    Targhaisbi 50 

„     ülokming 30 

„    Ulaktubi 30 

„    südlich  von  Yarkand 70 

„    Karasu 70 

bis  Uaglit  110  Li  (?). 
Nach  dem  Maasstabe  des  I  thung  yü  thn  su  nrteilen, 
kÖDnen,  etwaige  kleinere  Krümmungen  abgerechnet,  von  der 
MÜDdoDg  des  Tshitsheklik-Flusses  bis  Kusaräb  wohl  nicht 
viel  über  500  Li  sein,  so  dass  die  ^einigen"  100  Li  wohi 
unter  200  za  rechnen  sind. 

2.  von  der  öatltchen  Quelle  des  Tens&b  bis  aar  Ver- 

einigung mit  der  westlichen ? 

Ton  der  Vereinigung  bis  Shatn      ....  über    200  lÄ 
bis  sar  Wiedervereinigung  der  beiden  Arme    .     180    „ 

östlicher  Lauf 100     » 

bis  Mugiit ? 


*)  Wo  die  chinesiachen  Karten  einen  Ort  Suikol  angdMn,  ist  woU 
Tash  knrgan  gemsint.  Letzteres  bedeutet  übrigens  „steinerne  Burg"  aal 
könnte  eich  auch  auf  eine  buddhistische  stupa  beziehen,  erinnert  also  an  die 
bekannteu  „steinernen  Tbnrnie"  früherer  Reisender  sowohl,  wie  an  dio  Be- 
deutung „Grabhügel" ,  welche  das  Wort  knrgan  bei  den  BnMan  Termattliik 
durch  Yermitteluiig  der  Türken  von  Kasan  noch  bsi, 

**)  So  bei  Shaw.  In  der  chinesischen  Umschrift  igt  es  Ho  sU  a  la  pn; 
ho  shi  soll  türkisch  „Scheideweg"  bedeuten,  A  la  pn  persisch  „Wanu". 
Da«  letztere  Wort  müsste  flh  sein.  Das  erstere  erinnert  an  daa  uongoliBeba 
jfosbifaghat  „beide".  YieUeieht  ist  hier  die  Mündung  des  atldOatUäiea 
QaeUfloaseB.   Hau  vergleiche  auch  pen.kuzär  nnd  knih&r„~~  "  ~ 


Einlas  über  das  Bi  Yn  Shui  Tao  Ki.  419 

3,  von  Muglit  bis  Breite  von  Aidzhitxa 60  Li 

bis  in  die  Gegend  von  Lailik 60     „ 

„     „      99          5,           »»     Mainat 90     „ 

j»     n     9»          >»           j9     Alangor 100     „ 

„     „     „          „           „     Aksakrnalar 80     „ 

zusammen    390  Li. 

Nach  obiger  Rechnang  von  400  Li  von  der  Mündung  des 
Tenza-äb  bis  zum  Matsar-Tagh  würden  also  von  Aksakrnalar  bis 
zum  Matsar- Gebirge  nur  10  Li  bleiben.  Allerdings  fangt  der 
Höhenzug  nach  dem  I  thung  yü  thu  schon  oberhalb  Aksakmalar 
an ;  nach  dem  Maasstabe  desselben  würden  aber  von  dort  bis  Kabak 
Agzy*)  7 — 800  Li  seien,   von  denen  200  auf  den  Grad  gehen. 

Der  Xoten-Fluss. 

Der  Verfasser  erwähnt  im  Eingange  einige  Schreibarten  des 
Namens  Xoten,  welche  er  in  den  verschiedensten  Quellen  ge- 
funden hat.  Nach  ihm  wurde  der  Ort  zur  Zeit  der  Han,  der 
Wei*  und  der  Tsin  (206  v.  Chr.  bis  221  n.  Chr.,  220—265,  265 
bis  420)  immer  „Yü-tien"  genannt,  nach  dem  Si  yü  ki  sollen  ihn 
die  Hiung-nu  „Yütun**  genannt  haben,  alle  Hu  (Türken?)  „Hwo- 
tan*' nennen,  die  Inder  aber  „K*ü-tan",  während  der  gewöhnliche 
Ausdruck  „Hwan-na"  sei  und  er  in  den  Sanskrit-Büchern  (fan 
shu)  ,,Sa-tan-na  heisse,  was  „Zitze  der  Erde"  bedeute.  Letzteres 
ist  wohl  dem  Si  yü  ki  des  Hüan  Tshuang  entnommen,  welches 
das  Land  K'üsatanna  daher  so  benennen  lässt,  weil  einer  seiner  Könige 
an  der  Brust  der  Erde,  —  einem  plötzlich  sich  erhebenden  Stück 
Erde  in  der  Gestalt  einer  Brustwarze,  —  gesäugt  sein  soll. 
Remusat  und  Stanislas  Julien  führten  dieses  auf  das  Sanskritwort 
kustana  zurück**).  Den  weiteren  Zusammenhang  mit  Indien  findet 
man  bei  Ritter,  dessen  mit  einem  Fragezeichen  versehenes  Tan- 
tschha-chi-lo  (chi  nach  französischer  Aussprache  für  shi)  nach 
Julien  für  Taksha^ila  und  dieses  nach  Vivien  de  St.  Martin  für 
das  Taxila  Arrians  zu  nehmen  ist,  Pitschamen  (Pi-sha-mön)  für 
Vai^ravana  ***) ,    Wu-yeou   (yul)    für   den    bekannten    Namen   des 


*)  ,,Mändiing  des  Einschlusses!" 
**)  vgl.  Ritter,  Asien  5.  Bd.  S.  364.  St.  Julien,  Mtooires  sur  les  con- 
tr^es  occidentales  II,  S.  223,  427,  513.  Stana  ist  allerdings  ein  nicht  un- 
gewöhnliches Wort.  Bopp.,  Gloss.  sanscr.  übersetzte  „mamma**,  was  aber 
schwerlich  der  Sinn  der  persischen  Endung  stän  ist.  Ku  in  der  Bedeutung 
„Erde"  fand  sich  zwar  zu  Hüan  Tschuangs  Zeiten  in  den  Büchern  vor; 
das  Wort  könnte  aber,  wie  mir  Herr  Dr.  J.  Klatt  mitteilt,  gelehrte  Er- 
findung sein. 

***)  St.  Julien  a.  a.  O.  I.  S.  30,  S.  319,  III.  S.  224.     Name   eines   der 
Könige  der  vier  den  Meru  umgebenden  Länder,   Gott  des  Reichtums.    Die 

27* 


1 


420  K.Hrailj:     

A^oka*).     Der  jetrige   Name   Xoten       t  A 

Stammworte  xoten  „Stadt^  gle  n  Klang;  das  MoiigdliMlie  be- 
fiitat  aber  nocji  far  denselben  k  I  die  AnsdrSdke:  MTg^*t  wai, 
balghasnn^),  wenn  daher  I  e  Ableiftmig  ans  der  eigSMa 
Sprache  möglich  wäre,  so  konn  i  sehefnen,  daaa  die  Hongska 
mit  dem  Namen  einer  berühmten  alten  Stadt  den  allgemeiafla 
Begriff  bezeichnet  hatten,  wahrend  anderseits  das  Bei^iel  ^raa 
Urbs  (=  Rom)  nnd  polis  (=  Bjsans)  Mm  der  Amudime  ▼erieitaB 
konnte,  dass  diese  Stadt  Tonragsweisa  ynm  eineni  moagottiil 
redenden  Stamme  „die  Stadt'*  genannt  worden  aei  vnd  aadeM 
Ortschaften  den  Namen  nicht  ohne  Beilügnng  (a.  tL  "KShmgofbu^ 
fahren  konnten.  Gegen  erstere  Annahme  sprkiit  Jedocdi  dw  Uä* 
stand,  das  es  im  Mongolischen  nach  dem  Worte  ^otan  (oder  xMa) 
anscheinend  verwandte  Ansdrncke  wie  /otala  „alle**,  xotaghafafi 
„anhäufen'****)  giebt,  gegen  die  andere  Annahme  die  gaaa  of!» 
baren  Besiehnngen  des  alten  Xo^ns  an  Indien  nnd  «Ke  vÄlmüfl^ 
keit  des  alten  indischen  Namens,  wie  er  sieh  nadi  OMgaoi  JÜ 
Laufe  der  Jahrhunderte  gestaltet  hab^i  muss,  Kostanii:,  Xi 
Kutan),  mit  dem  jetzigen  Namen  Xoten.  Bs  Meibt  dalMr 
die  Wahrscheinlidikeit  übrig,  dass  die  Mongolen f)  bemuMl  eist 
unbewusst  beide  Namen  verwechselten,  wenn  wir  nidit-  annekiaO 
wollen,  dass  die  Aussprache  Xoten  sich  genan  ao  na  Ort  lai 
Stelle  gebildet  habe.  Noch  im  Eudatku  Bilik,  dem  ilteMaa  Ml 
erhaltenen  türkischen  Buche  (von  1068),  ist  Kita!  mit  i  als  Name 
der  Kitan  zu  lesen,  während  dieses  später  bei  Tarken  and 
Fersern  durch  Xatai,  welches  nachmals  der  Name  für  China 
wurde,  verdrängt  worden  ist.  Auf  den  Wechsel  von  i  nnd  a 
könnte  allerdings  der  Name  Xotens  von  Einfloss  gewesen  sein, 
obgleich  dieses  von  den  Türken  Iltshi  genannt  zu  werden  pflegtf  f). 


Goldfelder  Tibets  und  die  Edelsteine  Xotens  mochten  wohl  Aaxa  fahren,  dafli 
diese  Gottheit  nach  Norden  versetzt  wurde  (s.  Ritters  Turkistan  in  der  ma- 
sischen  Ausgabe  Grigoriefis  S.  352). 

*)  St.  Julien  a.  a.  O.    III.    S.  224. 

**)  vgl.  das  alttürkische  balik  in  Bishbalik,  auch  Xanbalik  „Kuser- 
stadt"  fiir  Peking,  ferner  Balikun  (Barkul). 

***)  Eomul  osttürkiscb  =  Haufen,  Hügel.  Khamil,  Hami  daraus  ver- 
derbt nach  Yämböri,  Kudatku  Bilik  S.  3.  Der  Haufen  oder  die  Anhaufang 
bezieht  sich  aber  wohl  auf  Menschen? 

f )  Vielleicht  auch  die  Eitan,  da  im  Mandschu  das  Wort  xoton  dieselbe 
Bedeutung  hat  und  die  Kitan  auch  Tungusen  waren. 

ff)  8.  Yämb^ri  Eudatku  Bilik,  Wörterbuch  S.  195,  wo  er  das  „Landee- 
herr"  bedeutende  Wort  von  il  „Volk,  Land'*  und  dem  besitEanateigenden 
tshi  ableitet.  Bei  den  Türken  ist  es  ganz  gewöhnlich,  Städte  schlechthin 
mit  dem  Namen  eines  Menschen  zu  benennen,  z.  B.  Bei  Ogld  „Sohn  des 
Begs"  =  Pera  —  Schott  scheint  eine  tungusische  Wortbildung  nyit  •  statt  i 
für  möglich  zu  halten  (s.  Abhandlgn.   d.  Egl.  Akad.  d.  Wiss.    1879,  Kit» 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shui  Tao  Ki.  421 

Mehrfach  findet  sich  der  Name  Xoten  in  der  türkischen  Tezkirat 
qI  Bughra,  die  Shaw  mit  von  seiner  Reise  brachte;  Iltshi  oder 
Eltshi  scheint  nur  von  der  Stadt  gebraucht  zu  werden*).  Nach 
Williams  ist  man  auf  den  Gedanken  gekommen,  dass  das  englische 
Wort  cotton  ^Baumwolle"  von  dem  Namen  der  Stadt  Xoten  ab- 
stamme („It  is  sapposed  that  the  English  word  cotton  is  derived  from 
the  name  of  this  city^'  heisst  es  S.  183  des  Middle  Kingdom  von 
Williams  I.  vol.);  selbstverständlich  könnte  das  Wort  nur  durch 
die  Araber  diesen  Weg  genommen  haben,  da  das  al  im  spanischen 
algodon  genugsam  auf  das  arabische  kutan  „Baumwolle'S  alkutun 
„die  Baumwolle"  hinweist.  Ferner  wäre  hier  bei  dem  Überland- 
wege das  Persische  in  Betracht  zu  ziehen,  in  welchem  penbeh 
(pumba)  der  gewohnliche  Ausdruck  für  Baumwolle,  katuni 
(„Xotener  ?") ,  aber  wenigstens  in  Indien  ein  Gewebe  aus  Baum- 
wolle und  Seide  bezeichnet.  Jedenfalls  bleibt  auffallend,  dass  das 
Arabische  noch  ein  ähnlich  lautendes,  anscheinend  einheimisches 
Wort  für  Flachs  (kattän)  hat**).  Vor  den  neueren  Forschungen 
in  Ägypten  hätte  man  sich  wundern  können,  dass  die  Araber 
ihre  Kenntnisse  von  dem  Stoffe  nicht  aus  viel  näheren  Quellen 
geschöpft  haben  sollten ;  indessen  lese  ich  in  Pierrets  Dictionnaire 
d'Archeologie  egyptienne  unter  coton  und  etoffes,  dass  die  von 
den  heutigen  Ägyptern  so  stark  angebaute  Baumwolle  von  den 
alten  Bewohnern  des  Landes  durchaus  nicht  angebaut  sei  und  dass 
die  Mumien  nach  Rouge  einzig  mit  Leinwandstoffen  umwickelt  ge- 
funden seien.  —  Der  Verkehr  Xotens  mit  Indien  aber  ist  gewiss 
trotz  der  Schwierigkeit  der  Zugänge  sehr  alt,  so  dass  man  also 
wohl  eine  ähnliche  Mischbevölkerung  dort  annehmen  kann,  wie 
die  von  Shaw  in  Ladak  angetroffenen  Arguns  sind,  Mischlinge  aus 
Tarkand  und  Kaschmir.  So  könnte  sich  auch  die  in  den  Erzäh- 
lungen des  Hüan  Tschuang  vorkommende  Sage  von  dem  Zu- 
sammentreffen eines  abendländischen  und  eines  morgenländischen 
Fürsten  aus  einer  zweifachen  Einwanderung  erklären. 

Der    Verfasser    beginnt    seine    geschichtlichen    Bemerkungen 


und  Karakitai),  so  dass  also  das  a  in  Xatai  nicht  notwendig  türkischen  Ur- 
sprunges zu  sein  brauchte.  —  S  69  seiner  Ausgabe  des  Kudatku  Bilik  liest 
yämb^ri:  „Chitai  arkisi  jatoli  tapkac  ati'*  und  übersetzt:  „China*s  Karawane 
hat  Tapkac  Namen  verbreitet".  —  Im  Wörterbuche  ist  erklärt  ,, höchst  ehr- 
würdig". £s  ist  aber  augenscheinlich  zugleich  die  Quelle  des  so  lange 
rätselhaft  gebliebenen  Namens  Tamgadsch. 

*)  Iltshi ,  eltshi  bedeutet  jetzt  zwar  „Gesandter",  dieser  Begriff  wurde 
jedoch  früher  im  Uigurischen  durch  das  Wort  yolautseh  ausgedrückt,  welches 
mit  yol  „Weg'*  zusammenhängt  (s.  Vämb^ri  a.  a.  O.     S.  249.). 

**)  Palgrave  fand  die  Baumwollenstaude  üppig  gedeihend  im  Innern 
Arabiens,  s.  Narrative  of  a  year's  journey  through  Central  and  Eastern 
Arabla,  I.  S.  254,  wo  es  sich  um  die  Landschaft  Kasim  handelt. 


4S9  K.  Hisljt 

ober  Kboten  gleioh  mh  der  Mongoleninit;  dodi  fibem 
gerade  deshalb  eine  besondere  Annebaog  mmi,  weil  i»  dSe  be* 
treffende  Zelt  etwa,  oder  nur  einige  JFabre  spitor  Mareo  Bols 
dort  dnrehreiste.  Bin  Bnkel  Dsbag^iataia,  Alojn  Ul«  PmnJiiMi, 
Sohn  des  Prinsen  Xara  HSIie  (nach  Bretsdmeider^  Algs«  Sohn 
des  Kara  Holago)  nnd  älterer  Bmder  des  Adafaigi,  hmUm  Xetan 
als  selbständiges  PSrstentnm  sageteilt  erhalten,  als  Xnbilai  Xin 
(der  Gross-Khan)  yersnchte,  ihn  doreh  eine  OesandtMluiil  für  sbh 
sn  gewinnen.  Alghu  hielt  den  Gesandten  Bitshighan  JwAam  lang 
fest,  bis  ihm  Amba  cor  Flucht  yerhalf.  Xobilai  (Kablai-JKhM) 
sandte  daranf  ein  Heer  nnter  Bnghm  Temir  gegen  Xolen,  ▼on  va 
Amba  sn  Wagen  in  sein  Lager  kam  vnd  dort  Bitshighan  m  tSmtm 
Zelte  fand.  Bngha  TemSr  erhielt  einen  Brlasa  des  GiToas-Xan% 
dem  snfolge  Amba  snm  geheimen  Rat  ernannt  wurde,  deaaea  fl^ 
mahlin  infolge  eines  anderen  Brlasses  Geleit  nadi  der  Haa|rtaladl 
erhielt.  Im  Jahre  1279  wurde  Oghnntsha  Tom  Haopdieera 
Xoten  gesdiickt,  aber  Yn-Lun,  der  Feldherr  Xaida*at  sdiidcta 
10  000  Mann,  welche  mit  Hülfe  der  im  Hinterhalt 
Reiterei  dem  Feinde  eine  sdiwere  Niederlage  beibraehtOB;  Absr 
noch  im  9.  Monate  desselben  Jahres  liatte  Xnbilai  daa  Satal 
(Asutai?)  mit  dem  Oberbefehl  betraot,  weleher  Xoten  mit  8009 
Ifongolen  nnd  1000  Leuten  von  der  Westseite  dea  Hwaöjg-lio  be- 
setste.  Ein  Jahr  darauf  fand  ein  Zug  des  Ye^uidigin  gegM 
Xoten  statt,  nnd  1282,  als  sich  Aln;(a  wieder  einer  Empörung 
der  Fürsten  angeschlossen  hatte,  ruckte  Mangu  mit  einem 
Heere  dorthin  und  besiegte  ihn.  Im  3.  Monate  des  folgenden 
Jahres  besetzte  Atagbai  Eü-Sien,  während  Xandarmlsh  mit 
dem  neugebildeten  Heere  von  Ean-tshon  nach  Xoten  ruckte. 
1286  wurden  in  Lo-pu,  Ehie-thai,  Tsho-tshen  und  Xoten 
Eilboten-Ämter  errichtet.  Hier  haben  wir  das  viel  vergebens  ge- 
suchte Lob  (Lo-pn)  und  vermutlich  Tshertshen  (Tshe-tshen,  Ciar- 
cian).  Die  Chinesen  machen  ihre  ohnebin  schwierige  Sprache  beim 
Schreiben  durch  Fortlassnng  der  Satzzeichen  und  Nichtunter- 
Scheidung  der  Eigennamen,  ganz  abgesebn  von  der  oft  absicht- 
lichen Wahl  dunkler,   aber  altertümlicher,   also  von  Bildung  sen- 


*)  Notices  of  the  mediaeval  g^ographj  and  history  of  eentral  and  westen 
Asia  im  Jonrnal  of  the  North  China  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Sooetf. 
New  Series  No.  X.  Shanghai  1876.  In  diesem  grandlichen  Werke  8.  Wl 
findet  sich  auch  etwas  üher  die  stehenden  Lager  von  An-ting,  A-toan  and 
K'ü-sien.  An-ting  lag  südwestlich  von  K an- tschon,  nach  Bretschneider  K*ft- 
sien  östlich  davon  (A-tnan  Teil  von  An-ting).  Dort  sollten  Uiguren  and 
zwar  Sarj  oder  ,,gelbe"  Uignren  wohnen.  Als  Lage  von  einem  AjD>ting-hien 
wird  heute  angegeben  85«  38*  N.  B.,  1040  38'  O.  L.  v.  Gr.  in  Topograph/ 
of  China  S.  45,  Ngarting. 


Einiges  über  das  Si  Tä  Shui  Tao  Ki.  428 

gender  Ausdrucke,  noch  vielfach  schwieriger.  Wie  viele  Eilboten- 
Ämter  gemeint  sind,  ist  nicht  zu  ersehn,  da  Lo-pu-khie-thai  möglicher 
Weise  nur  ein  Name  ist,  tai  kann  wieder  an  und  für  sich  mon- 
golische Endung  oder  das  chinesiche  Wort  thai  für  „Thurm**,  „Be- 
festigung^ sein,  ist  hier  aber  wahrscheinlich  mongolisch  zu  nehmen. 
Im  1.  Monat  des  Jahres  1287  wurden  10  000  ting  in  Papiergeld 
unter  die  Armee  von  Xoten  verteilt;  das  Papiergeld  (thshao) 
lautete  auf  Beträge  von  1 — 700  Kupferstücken  als  siao  („kleine") 
thshao,  oder  von  1000  Eupferstücken  als  ta  („grosse")  thshao; 
ting  ist  gewöhnlich  ein  Klumpen  von  10  Unzen  Silber*).  Im  7. 
Monate  des  Jahres  1288  wurde  befohlen,  in  Xoten  eine  An- 
siedlang von  310  Mann  der  Besatzung  einzurichten.  Der  dort 
eingesetzte  Statthalter  (süan-wei-sse  **))  und  der  Oberbefehlshaber 
der  Truppen  wurden  indess  schon  wenig  mehr  als  ein  Jahr  darauf 
(im  9.  Monate  1289)  zurückgezogen.  Im  Jahre  1319  unter  Bu- 
yantu  brach  im  3.  Monat  in  Xoten  wieder  ein  Aufstand  aus,  bei 
dem  die  Aufständischen  plündernd  über  ihre  Nachbaren  herfielen. 
Durch  den  von  Barkul  herangerückten  So-sse-pan,  Prinzen  von 
Wu-Tsing,  wurde  der  Aufstand  unterdrückt.  In  allen  diesen  der 
amtlichen  Geschichte  entnommenen  Bemerkungen  findet  sich  Huo- 
tuan***)   für  Xoten. 

Sechs   Städte   gehören   nach  dem  Verfasser  zum  Gebiete  von 
Xoten : 

1.  Eltshi  (früher  Iltshi).     Der  Name  soll  im  Türkischen  eine 
„von    den    Einwohnern    umringte    Stadt"    bedeuten.      Der   Wort- 


*)  Schon  1131  war  nach  dem  Eang  kien  i  tshi  lu  in  Wu-tshou,  dem  jetzi- 
gen Ein-hwa-fa  in  Tshö-kiang,  der  Brauch  entstanden,  einen  Brückenzoll 
mit  Hülfe  von  Papiergeld  (kwan-tze  ^^Zollgeld**)  zu  entrichten.  Solche 
Brückenzölle  (auf  geistige  Getränke  gelegt)  hatte  es  seit  98  v.  Chr.  gegeben. 
Der  Anlass  der  Verfertigung  des  Papiergeldes  war  der  gewesen,  dass  Tshang 
Ling  Tung,  ein  Mann,  der  ein  obrigkeitliches  Amt  verwaltete,  Cedernholz 
einkaufen  wollte  und,  da  nach  dem  Standorte  desselben  kein  Bootverkehr 
möglich,  ihm  auch  das  viele  Geld  zu  tragen  zu  schwer  war,  um  Geldscheine 
gebeten  hatte  und  man  darauf  die  Eaufleute  zur  Lieferung  von  Lebens- 
mitteln für  die  Truppen  zu  bewegen  suchte,  indem  man  diese  Scheine  als 
Brückenzoll  annahm.  Nach  obigem  Geschichts werke  wurden  im  3.  Monate 
1287  in  der  Hauptstadt  neue  Scheine  angefertigt,  die  den  fünffachen  Werth 
der  alten  von  1263  hatten.  Kurz  vorher  scheint  man  sich  der  letzteren  auf 
obige  Weise  entledigt  zu  haben  (s.  u.). 

**)  daruktshi  „Bedrücker,  Sieger",  scheint  nicht  allein  der  mongolische 
Ausdruck  für  Statthalter  zu  sein,  sondern  es  entspricht  gelegentlich  auch 
dem  chinesischen  tshi  hien  „Ereisrat",  in  Kanton  wurde  dem  einheimischen 
Kreisrate  ein  solcher  daruktshi  beigegeben 

***)  Wegen  des  h  in  chinesischen  Lautumschriften  ist  schon  früher 
(S.  182  des  Jahrg.  1880)  bemerkt,  dass  es  sich  um  denselben  Laut  wie  X 
in  mongolischen  Wörtern  handelt,  da  im  Norden  China's  der  Laut  von  ch 
in  acht  dafür  gesprochen  wird. 


1 


424  K.  Himly; 


-T 


«tamm  ü  hat  die  munniebftltigsteii  Beflaulmigep^.' ^Oii  tUneit  im 
des  Umkreifiens  allerdiDga  deutlich  in  ihm  Seblidige»;  ilga  Vakm 
and  ilana  Umkreis  herTorsatreten  sdieint*). 

2.  Earakafih   (^schwarier  Nierenstein*), . 

8.  Ynrangkash;  yn-lung  soll  tarkiseb  «hgleQ^,  da»  GnMH 
also  ^geholter  Nierenstein^  bedentem»  Indessen,  eeheint  «s^  disl 
dem  chinesischen  Erklarer  die  Sjlbe  rang  «ielit  in  deo  Kopf  ivoOli 
and  dass  er  yolak  (den  Stamm  Ton  yolakpuak  .,|  Antreffen*)  wt 
yaruk  (^ glänzend^)  verwechselte.  Shaw  sehreibt  To0roong-KMh 
in  seiner  Beisebeschreibang;  Eiaproth  las  das  betreffende  nigerisib 
geschriebene  Wort  yorang  and  verglich  tatarisohee  Jüuriak  Jbell* 
damit.  Nach  Shaw's  vor  karsem  ersohienenen!  Worterbttdie  iü 
yurak  sowiel  wie  yftraq  „Licht^.  Bin  Wort  ynrnng  fihrt  «r  mdü' 
an,  obwohl  er  anter  qHsh-tash  die  versehiedenea  Arlee  vee 
Nierenstein  bespricht,  nämlich  1)  chaiii-tash  (oh  en^iseit  wie  Isl 
sa  sprechen),  2)  pnr-tash  („fauler  Stein^)  oder  k^weeb,  S)  st^ 
tash  («Wasserstein ^)**).  Die  erste  Art  komme  äva  deii.'8teifr 
brachen  and  habe  oft  Fehler,  welche  sieh  in  dem  5|Waeeenrfiei|ie^i 
der  in  den  Betten  der  Flösse  sich  abgeschliffen  habe«  oieblUmlff 
die  par-tash  seien  nar  eine  weichere  Abart  der  dowi^taalk    . 

4.  Eeldiya  („er  mag  vielleicht  gekommen  sein ^  voii  keltf  »W 
kam^).  Fraber  habe  man  KVli-ya  (Keria?>  gesebriebeft \6)*s^ 
son's  Eiria  s.  Joarnal  of  the  Geogr.  Soc  of  London  X^^YH; 
1867  S.  41). 

5.  Tsirla  (was  aaf  Tarkisch  eine  Wasserleitang  bedenten  soll). 
Wenn  das  Wort  wirklich  türkisch  sein  sollte,  müsste  der  Aolaat 
der  neueren  nordcbinesischen  Aussprache  gemäss  tsh  statt  ts 
sein.  Als  frühere  Schreibweisen  werden  Tsila,  Tso-lo  and  Nula 
erwähnt.  Es  handelt  sich  also  wohl  offenbar  um  das  sogenannte 
Dorf  Tsel  (Tsolö),  welches  das  I  thung  yü  thu  zwischen  dem 
34.  und  35.  Längengrade  westlich  von  Peking  und  dem  36. 
und  37.  Breitengrade  aufführt.  Der  Ort  liegt  ani  Wege  von 
Xoten  nach  Keldiya***).  Vielleicht  ist  Tsirla  der  etwa  mitten 
zwischen  Xoten  und  Kiria  gelegene  Ort  Gbira  (spr.  Tshira)  bei 
Johnson  a.  a.  O. 


-^  *)  Man  vergleiche  ührigens  die  oben  schon  erwähnten  Ableitungen.  II 
„Land**  und  (abgeleitet  davon)  „Einwohnerschaft^  könnte  auch  den  Umkreis 
einfach  bedeutet  haben,  z.  B.  Rum  ili  (Rumelien)  den  «Umkreis  von  fiom* 
(Nova  Roma,  Constantinopel).  Vielleicht  hängt  auch  il  (yil)  „Jahr"  damit 
zusammen,  wie  nsQmko/nivütv  ivtavToSy, 

**)  S.  Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal.  New  Series  vol.  XLYIIi 
extra  number  to  Part  I  for  1878.  Calcutta  1880,  besonderer  Titel  A  Sketch 
of  the  Turki  Language  as  spoken  in  Eastern  Turkestan,  by  R.  B.  Shaw. 
Part  II  Vocabulary  Turki-English. 

***J  Wegen  Nula  siehe  unter  Tagh  (Tagh  Nula). 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ei.  425 

6.  Tagh.  Da  der  Ort  mitten  im  Nan  Shan  (Sudgebirge)  liege, 
sei  er  „Berg"  benannt.  Das  I  thang  yü  thu  hat  einen  Ort  Tagh- 
nula  (etwa  34**  W.  von  Peking  36°  N.  B.)  in  der  Nähe  der 
Quelle  des  weiter  unten  westlich  von  Tsel  fliessenden  Flusses  mit 
dem  Beisatze  ts*un  „Dorf,  —  In  Tagh  soll  der  Aufstand  des 
Hotshitshan  im  vorigen  Jahrhundert  seinen  Anfang  genommen 
haben,  welchem  aber  schon  im  folgenden  Jahre  (1759)  die  Ein- 
nahme Xotens  durch   die  kaiserlichen  Truppen  folgte. 

Das  Gebiet  von  Xoten  ist  nach  dem  Si  yü  shui  tao  ki  sehr 
ausgedehnt,  indem  es  sich  östlich  bis  Tserman,  südlich  bis  zum 
Nan  Shan,  westlich  bis  zum  Gebiete  von  Yarkand  und  nordlich 
bis  an  den  Fluss  von  Aksu  erstrecke. 

Der  Xoten-Fluss  entsteht  aus  einem  westlichen  Quellflusse, 
dem  Karakash-Flusse ,  und  einem  östlichen,  dem  Yurungkash- 
Flusse. 

1.  Der  Earakash-Fluss  soll  580  Li  südlich  von  Eltshi  auf 
dem  Tshakmak-Küti-Schneegebirge,  auch  Nan  Shan  („Südgebirge") 
genannt,  entspringen*).  Nach  der  Geschichte  der  Han  befinde 
sich  Yü-tien  am  Fusse  des  Nan  Shan.  Eine  Anmerkung  fugt 
hinzu,  das  genannte  Werk  unterscheide  hier  eigens  den  Nan  Shan 
vom  Thsung  Ling.  Wenn  es  im  Won  Hien  Thung  K*ao  (von  Ma- 
tnan-lin)  heisse,  die  Hauptstadt  Yü-tien  liege  über  200  Li  nord- 
lich vom  Thsung  Ling,  so  beruhe  diese  Behauptung  auf  einer 
Verwechselung  des  Thsung  Ling  mit  dem  Nan  Shan.  Einer  der 
Erklärer  des  Thung  Kien  sagte,  der  Nan  Shan  befinde  sich  im 
Südosten  von  Yü-tien  und  trete  bei  der  „Goldstadt"  hervor  um 
sich  dort  mit  dem  Nan  Shan    der  Han  zu  vereinigen. 

Der  Verfasser  hielt  das  fragliche  Gebirge  für  den  Süe  Shan 
(das  „Schneegebirge")  des  Si  yü  ki  an  der  Stelle,  die  sich  nach 
St.  Julien  auf  den  Hindu-Kusch,  Balkh  und  Bamiyan  bezieht,  und 
lässt  den  Wallfahrer  etwa  von  Yarkand  aus  nach  Tibet  gehen. 
Wie  der  Verfasser  sich  die  Lage  der  vorhergehenden  Länder 
denkt,  ist  schwer  zu  erklären;  die  angeführte  Stelle  aber  ist 
trotz  der  ausgelassenen  (etwa  100)  Wörter  deutlich  zu  erkennen. 
„Wenn  das  Si  yü  ki  sagt:  „„Die  Stadt  des  „kleinen"  Fürsten  von 
Fu-Ho  .  .  .     Von   der  Stadt   südwestlich   in    das  „  Schneegebirge  ** 


*)  Im  I  thung^  yü  thu  ist  neben  der  Quelle  des  Earakash  ein  Ni- 
mang-i-shan  auf  36^  N.  B.  und  36  —  37*^  W.  L.  von  Peking  angegeben. 
Nimanggi  bedeutet  im  Mandschu  „Schnee^.  Mandschu-Ausdrücke  finden  sich 
öfter  weit  nach  Westen  auf  chinesischen  Karten ,  wo  man  sie  der  Landes- 
sprache nach  kaum  erwarten  sollte.  Als  Beamte  und  Soldaten  kommen 
aber  Tausende  von  Mandschus  in  diese  Gegenden.  Ein  „Schneejoch^ 
(karlyk  daban  von  kar  „Schnee")  führt  nach  Shaw  von  Tolarik  nach  Toy- 
rasu.     S.  Petermann  1871.  Tafel  14  Kullik!? 


426  ^'  Himly: 

(sae-sban)  gehend  .  .  .  begab  er  sieb  über  100  Li  sadwärts  nach 
dem  Lande  Kie-tsbi,  worauf  er  südöstlich  das  ,,gros8e  Schnee- 
gebirge"  (ta  süe  shan)  betrat  und  nach  über  600  Li  nach  dem 
mitten  im  Schneegebirge  (süe  shan)  belegenen  Lande  Fan-yen-na 
kam,  von  da  über  200  Li  weiter  südostlich  das  „grosse  Schnee- 
gebirge"  überschritt"*',  —  so  versteht  es  den  Nan  Shan  bei  Xoten 
unter  Sue  Shan,  das  Sengge-kha-'bab  —  Gebirge  aber  anter  Ta 
Süe  Shan." 

Die  Quellflüsse  sollen  nach  dem  Shui-king-tsha  (,,Gewä8se^ 
lehre  mit  Erläuterungen")  aus  zwei  Thälern  des  Tshou-mo-tshi-Ge- 
birges,  nämlich  dem  Sang-ku  (ku  =  „Thal")  im  Westen  und  dem 
Thale  Shuya  im  Osten,  fliessen  an  einer  Stelle ,  von  der  EltBbi 
420  Li  nordostlich  liege.  Die  Quellen  sollen  sich  auf  41  •  2' 
N.  B.  (I)  und  37°  40'  W.  L.  von  Peking  befinden,  welche  letztere 
Bestimmung  desto  mehr  mit  neueren  Forschungen  nbereinstimmt, 
je  mehr  die  Angabe  der  Breite  (südlich  von  35®  N.  B.)  abweicht 

Nach  einem  nordöstlichen  Laufe  von  mehr  als  300  Li  (von 
der  Vereinigung  der  Quellen  angerechnet)  soll  der  Fluss  ostlieh 
an  der  Wache  Audzhat  verüberfliessen,  30  Li  weiter  westlich  von 
der  Wache  Daitagh  und  ostlich  von  der  Wache  A;|^asar,  welche 
beide  nur   1   Li  von  einander  entfernt  seien. 

Nachdem  der  Fluss  eine  nordliche  Richtung  eingescblagen, 
soll  er  sich  in  einen  westlichen  und  einen  ostlichen  Arm  teilen, 
von  denen  ersterer  nach  70  Li  nordwestlichen  Laufes  westlich 
von  der  Stadt  Karakash  vorbeifliesse,  30  Li  weiter  östlich  von  der 
Befestigung  Zawal  (z  t=  weichem  s;  das  Wort  ergiebt  sich  aus  der 
beigefügten  Erklärung:  tsao-wa-lc)  sei  ein  türkischer  Ausdruck  für 
eine  Verwünschung),  woher  der  Fluss  Zawäl-Fiuss  genannt  wurde. 
Auch  hier  fanden  zur  Zeit  des  Aufstandes  gegen  Mitte  des  ve^ 
gangenen  Jahrhunderts  Kämpfe  statt.  Ein  anderer  Name  dieses 
Flussarmes  ist  ,,Gelbes  Wasser"  (Sö-lo-k'ö  su  =  Saryk  Su).  Nach 
weiterem  nördlichen  Laufe  verliert  sich  der  Fluss  in  drei  Armen 
in  der  Sandwüste.  Der  östliche  Hauptarm  des  Karakash- Flasses 
fliesst  von  der  Teilung  an  nordöstlich,  bis  er  18  Li  westlich  Ton 
Eltshi  vorbeikommt,  worauf  er  sich  nach  Nordwesten  wendet  und 
nach  70  Li  östlich  von  der  Stadt  Karakash  fliesst.  Von  dort  er- 
reicht er  nach  über  40  Li  nordöstlichen  Laufes  die  Wache  Ma«ar, 
von  der  er  westlich  vorbeifliesst,  und  weiter  nach  Norden  m 
fliessend  Ekli  yar  (ekli  „geflickt",  yar  „Loch").  Dort  vereinigt 
sich  der  Fluss  mit  dem  Yurungkash-Flusse. 

2.  Der  Yurungkash-Fluss.  Im  Jahre  1221  griflFen  nach  der 
Auffassung,  die  das  Si  yü  shui  tao  ki  von  der  betreffenden  Stelle 
der  „Geschichte  der  Mongolen"  (Yüan  Si)  aufweist,  Shutshi,  Dzba- 
ghatai    und    Oghotai,    drei   bekannte   Söhne    Dschingis-Khan's,  die 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shui  Tao  Ki.  427 

Stadt  Yurung-Kash  and  die  übrigen  an  *),  nach  Bretschneider  handelt 
es  sich  jedoch  um  Ürgendzh  in  Xowärizm.  Auch  dieser  Fluss 
babe  zwei  Quellen,  deren  westliche  aus  dem  Kurangu-  (,,dem 
dunkeln")  Gebirge  hervorkomme,  von  welchem  Eltshi  280  Li  nord- 
ostlich liege,  während  die  östliche  Quelle  unter  41°  10'  (II)  N.  B. 
und  37**  W.  L.  von  Peking ••)  am  „  Schneegebirge "  (Süe-shan) 
entspringe. 

Nach  der  Vereinigung  der  beiden  Quellen  fliesse  der  Fluss 
nach  Nordosten  und  komme  nach  240  Li  westlich  von  der  Wache 
Pi-tze-ya,  östlich  von  der  Wache  Ili-banki  vorbei,  welche  beide 
10  Li  von  einander  entfernt  liegen. 

Nach  einem  nordöstlichen  Laufe  von  20  Li  komme  der  Fluss 
ostlich  von  der  Wache  Dzhamtar  vorbei,  20  Li  weiter  östlich  von 
;  der  Wache  Asar  und  westlich  von  der  von  Na;falatshi.  Dort 
f,  teile  sich  der  Fluss  in  zwei  Arme,  von  denen  der  östliche  erst 
einen  nordöstlichen  Lauf  habe  und  nordwestlich  vom  Dorfe  Yurung- 
kash  vorüberfliesse,  von  welchem  Eltshi  10  Li  westlich  liege.  Da 
der  Ort  jetzt  keine  Stadtmauer  mehr  habe,  werde  er  t8*un  „Dorf 
genannt.  Nach  weiteren  5  Li  nordwestlichen  Laufes  komme  der 
Fluss  westlich  von  der  Wache  Giya  und  östlich  von  der  von 
Saibak  vorbei,  welche  beide  5  Li  von  einander  liegen.  Nach 
weiteren  20  Li  nordwestlichen  Laufes  komme  der  Fluss  westlich 
von  der  Wache  Tushi;fanlik  (Taushkanlik  Hasen-Ort?)  vorüber, 
wo  sich  die  Arme  wieder  vereinigen. 

Auch  der  westliche  Arm  soll  erst  einen  nordöstlichen  Lauf 
haben***)  und  nach  15  Li  östlich  von  Eltshi  nach  der  Westseite 
der  Wache  Saibak  und  nach  der  Ostseite  der  Wache  Itshenki  ge- 

*)  Oghotai  (Ogetei,  Ugetei?)  wurde  1229  Nachfolger  des  Dschingis- 
Kban,  Dzhaghatai  beherrschte  unter  ihm  Türkistan.  Bretschneider  versteht 
unter  Yü-lung-kie-tshi  die  Stadt  Urgendsch  (Orcandje)  am  Amu,  ^die  alte 
Hauptstadt  von  Ehoyarism",  zumal  da  nach  ihm  Marutshak,  Merv  und 
Serakhs  (im  Yüan-Shl  nach  Yü-lung-kie- tbshi,  welches  Bretschneider  für 
Ürgendzh  nimmt,  Malu-thsha-ye-k*o,  Malu,  Si-la-sze),  folgen.  S.  Notes  on 
Chinese  mediaeval  travellers  to  the  west  by  E.  Bretschneider.  Shanghai  1875. 
S.  7  und  8. 

**)  I  thung  yü  thu  36«  15'  N.  B.,  35«  57'  41"  W.  L.  von  Peking. 
***)  Es  scheint  sich  daraus  ein  lang  gestrecktes,  schmales  Werder  zu  er- 
geben, wenn  obige  Schilderung  genau  ist.  Nach  dem  I  thung  yü  thu  sind 
Südende  und  Nordende  spitz,  aber  die  Arme  laufen  etwa  30 Li  unterhalb 
Na/alatshi  etwa  nach  Nordosten  und  Nordnordwesten  auseinander,  die  ganze 
Länge  würde  etwa  106  Li,  die  grösste  Breite  (etwa  in  der  Mitte,  wo  die 
Fähre  nach  Eltshi  führt)  31— 32  Li  betragen,  Yürungkash  etwa  36^  16' 
52"  N.  B.,  35«  48'  27"  W.  L.  von  Peking,  Eltshi  37  0  N.  B.,  35 <>  57' 
W.  L.  von  Peking  liegen,  so  dass  die  Landstrasse  zwischen  beiden  etwa 
40  Li  unterhalb  der  Südspitze  die  Verbindung  der  beiden  Spitzen  schneiden 
würde.  Saibak  läge  etwa  15  Li  von  der  Nordspitze.  Das  Si  yü  shui  tao 
ki  scheint  also  hier  nicht  ohne  Auslassungen  zu  verstehen  zu  sein. 


428  K.  Himly: 

langen ,  welche  beide  5  Li  auseinander  liegen.  Nach  weiteren 
15  Li  nordwestlichen  Laafes  vereinige  sich  dieser  Arm  wieder  mit 
dem  östlichen ,  and  der  Fluss  fliesse  in  nordlicher  Richtung  und 
zwar  komme  er  über  80  Li  weiter  ostlich  von  der  Wache  Maiar 
vorbei,  von  der  Eltshi  120  Li  nach  Süden  liege.  Nach  weiterem 
nördlichen  (weiter  unten  nach  geänderter  Ansicht  des  Verfassen 
nordöstlichem)  Laufe  von  200  Li  erreiche  der  Flnss  Eklijar,  wo 
er  sich  mit  dem  Earakash- Flusse  vereinige. 

Es  folgen  einige  sehr  zweifelhafte  Lesarten  von  Namen  dieses 
Flusses  in  den  Geschichten  der  späteren  Wei  und  Tshou  (e8 
scheint,  dass  der  östliche  Arm  vorzugsweise  derja  genannt  wird, 
da  ta-li  doch  wohl  nur  verkürzt  für  ta-liya  steht?).  Hier  ist  es 
auch,  wo  der  Name  Yü-ho  „Nierenstein- Fluss**  erwähnt  wird, 
der  auf  den  Umstand  zurückgeführt  wird,  dass  er  wirklich  diesen 
Stein  führe.  Im  Jahre  1761  sei  befohlen  worden,  in  beidei 
Flussarmen,  dem  östlichen  und  dem  westlichen,  sowie  am  Ki- 
rangu-Gebirge  im  Frühling  und  im  Herbst,  also  jährlich  sweimal 
Nierenstein  einzusammeln,  wozu  noch  1783  die  örter  Sangkn  ond 
Shuya  gekommen  seien.  1787  sei  die  Frühling-Ernte  anfgegebei, 
nnd  1799  habe  der  Landverweser  von  Yarkand  erklärt,  nur  der 
Nierenstein  des  Yurungkash- Flusses  sei  gut,  die  Einsammlung  ia 
Karakash,  Sangku,  Shuya  und  im  Earangu-Gebirge  müsse  min 
aufgeben,  jährlich  möchte  man  15  Tage  im  Herbst  in  Yurungkash 
einsammeln,  um  die  grossen  für  den  Hof  bestimmten  und  zu 
Klingsteinen  zu  verwendenden  Nierensteine  von  Yarkand  zu  ver- 
mehren. Hier  werden  nun,  wie  schon  oben  bei  Gelegenheit  der 
Yarkander  Nierenstein-Gewinnung,  die  verschiedenen  Klingsteine 
je  nach  dem  Klange  namhaft  gemacht,  die  zu  einer  gewissen  Zeit 
(hier  1762)  eingeliefert  wurden,  ein  Klingstein,  der  nach  seiner 
Bearbeitung  den  Klang  der  „gelben  Glocke"  hatte,  von  14  Kin% 
ein  solcher  mit  dem  Klange  der  „zweifachen  Glocke**  von  9^^  Kin, 
4  Stucke  zur  Bearbeitung  vorbereiteten  Nierensteines  zum  Ge- 
sammtgewicht  von  48  Kin  6  Liang,  7  Platten  als  zu  Klingsteineo 
besonderer  Bestimmung  zu  verwendender  Stoff  von  368  Kin.  Schon 
in  den  „Erzählungen  von  den  Westlanden ",  welche  der  anitlichen 
Geschichte  der  Ilan  beigefügt  sind,  ist  von  dem  Reichtum  Yü-tiens 
an  Nierenstein  (yü,  aber  mit  anderen  Zeichen,  als  das  yu  in 
Yü-tien)  die  Rede.  In  den  Erzählungen  von  den  südwestlichen 
wilden   Völkern   (i).   welche  zu  der  Geschichte   der  Liang  (502  bi8 


*)  1  Kin  =  über  604  Gramm  =  16  Liang.  Diese  Steine,  welche  «Is 
Tonwerkzeuge  dienen ,  heissen  kMng  und  kommen  schon  im  Yü  kang  vor. 
Das  Schriftzeichen  besteht  aus  dem  für  Schall  und  dem  für  Stein.  Als  be- 
sondere Steinart  ist  k'ing  shi  zu  verstehen,  wahrscheinlich  unser  „Kling- 
stein". 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.  429 

557)  geboren,  kommt  der  Yü-ho,  oder  ^Nierenstein-FluBs"  als 
flnss  Yü-tiens  vor;  nach  dem  Yu-tien-ki  des  Kao-Kü-Hwei-Shi 
Bellte  sich  der  Fluss  von  Yü-tien  in  3  Arme  teilen,  deren  östlicher 
Pai  yü  ho,  „Fluss  des  weissen  Nierensteines",  der  westliche  Lü 
yfi  ho  ,, Fluss  des  grünen  Nierensteines",  ein  weiter  westlich 
fliessender  Fluss  aber  Wu  yü  ho  „Fluss  des  schwarzen  Nieren- 
steines" genannt  würden.  Wie  es  im  Reisebandbuche  des  Tshang 
Kwang  Ye  heisse,  befinde  sich  der  „Fluss  des  weissen  Nieren- 
steines" 30  Li  östlich  von  der  Stadt,  der  des  „grünen  Nieren- 
steines" 20  Li  westlich  von  derselben,  während  sich  der  des 
„schwarzen  Nierensteines"  7  Li  westlich  von  dem  des  grünen  be- 
finde. Obgleich  die  Quelle  eine  und  dieselbe  sei,  so  ändere  sieb 
doch  der  Stein  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Erdbodens.  Im  7. 
und  8.  Monate  jedes  Jahres,  wo  das  Wasser  zurücktrete,  könne 
die  Einsammlung  geschehen,  die  man  Nierenstein-Fischen  (Lao  yü) 
nenne.  Danach  nenne  man  die  weissen  Yü-lung  (yurung,  yoruk?), 
die  grünen  hala  (xs^va  mongolisch,  kara  türkisch  eigentlich  „schwarz"), 
die  schwarzen  tsao-wa-lö  (zawäl),  welches  letztere  sich  auf  den 
obengenannten  Flussarm  zu  beziehen  scheint,  der  sieb  in  der 
Wüste  verliert.  Indessen  sagt  der  Verfasser  von  diesem  Zawäl- 
Flnsse,  dass  er  von  diesem  nicht  gehört  babe,  dass  er  Nierenstein 
führe;  es  müsse  also  ein  anderer  sein.  Im  Jahre  1274  wurden 
in  Yü-tien  die  Nierenstein- Arbeiter  und  -Aufseher  entlassen,  wie 
unsere  Quelle  nach  der  Lebensbeschreibung  des  Xubilai-Xan  (Shi- 
Tsu)  in  der  „Geschichte  der  Mongolen"  sagt. 

Die  Vereinigung   des  Karakash-   mit  dem  Yurungkasb-Flusse 
nennt  der  Verfasser 

Yü-tien-ho, 

geht  aber  nocb  einmal  auf  eine  kurze  Beschreibung  der  Stadt 
Eltshi  ein,  welche  eine  3  Li  im  Umfange  lange,  19  chinesische 
Fuss  hohe  Mauer  mit  4  Thoren  babe  und  von  einem  Hakim  Beg 
vom  3.  Range  verwaltet  werde,  während  die  in  der  Mitte  liegende 
Festung  unter  dem  Befehle  eines  von  Yarkand  abhängigen  pan 
shi  („Verwesers")  mit  dessen  Unterbefehlshaber  und  223  Mann  vom 
grünen  Banner  von  Shän-Si  (Schensi)  und  Kan-Su  stehe.  Die  An- 
zahl der  zugehörigen  türkischen  Landgüter  wird  zu  1 1  angegeben, 
daneben  aber  eine  abweichende  Angabe  eines  „Kaiserlichen  Ge- 
dichtes" erwähnt,  wonach  es  32  sein  sollten.  Die  Lage  des  Ortes 
wird  zu  41**  N.  B.,  36°  55'  W.  L.  von  Peking,  und  die 
der  70  Li  weiter  nordwestlich  belegenen  Stadt  Karakash  zu  41® 
15'  N.  B.,  37M0'  W.  L.  angegeben.  (I  thung  yü  thu:  Iltshi- 
Xoten  37®  N.  B.,  35®  57'  W.  L.,  Karakash  37®  12'  11"  N.  B., 
36®   13'  ?".)     . 


humb  nur  einen  Umfang  von  1040  chinesischen  Fassen,  die  Man« 
«in«  Höbe  von  12  Fnss  tnit  drei  Thoren  (an  der  Nordseit«,  im 
SudbüteD  und  Sndweslen);  zwiacfaen  Festong  nnd  Tärken^tadt 
#KP^n  WMI  nnd  Graben.  23  Güter  waren  im  Bezirke  in  den 
Hftnden  von  Mahammedanem  (nach  dem  ^kaiserlichen  Gedichte* 
91)i  Die  Besaliang  bestand  ans  60  Munn  von  den  S  Bannern 
ia  Ürnnilschi,  698  Mrtnn  vom  gräoen  Banner  von  Shän-8i  nni 
Ku-Sa. 

Die  Tnrkenstndl  stand  der  Zeit  unter  einem  Hakim  Beg 
dritten  Ranges  und  eatfaielt  8434  HausbaltnngeD. 

Das  Gebiet  enthielt  2  Ktipferbergwerke:  1)  das  von  Y»k» 
Aryk  (, Seiten-Graben"),  von  yaka  „Seite"  nnd  «ryfc  „Graben", 
»lao  wohl  Yaka  Arjkj-  („der  Seite  ihr  Graben");  das  Beff 
tnA  befindet  sich  60  Li  südwestlich  von  diesem  Orte  im 
ftteku-wu-ba- Gebirge  (tsbobD/^n  „Brnsfheere"?),  welches  dii- 
iMith  gewöhnlieh  ti-shoi-yai  „Tropfen- Abhang"  genannt  wifA 
Aatterdem  wird  das  Bergwerk  nach  der  nicht  weit  davon  wesIÜd 
(mdi  den  Karlen  dea  Si  rn  shni  mo  ki,  wie  des  I  thnng  ji  tbi. 
Wi*  das  Bergwerk  selber  am  Wege  von  Aksn  nach  Bai)  liegenden 
Befestigung  Tshartshik  benannt;  2)  das  im  Gegensatz  2u  jenem 
du  „untere'*  genannte  Bergwerk  von  On  Bashi  („Befehlshaber  tob 
10  Mann*')-  Die  Grabe  soll  sich  40  Li  südlich  von  diesem  Orte 
b^adett  und  zwar  im  YeD-tbähi-koo-sban,  oder  „Sa)z-See-Bsch- 
Be(|;e";  auch  nach  der  ebenfalls  am  Wege  nach  Bai  befindÜcheii 
Befiesiignng  Oist:igUbik  wurde  der  Kupferhammer  (oder  die  Halte?) 

Der  Verfasser  geht  hier  tn  der  damals  in  AksD  befindlicbeo 
Münze  Über.  Der  türkische  Ansdrock  für  Geld  sei  jarmak,  du 
Knpferslück  sei  der  Pul  (Pur  nach  chinesischer  Umschrift), 
welcher  einen  Fön  Silber  (etwa  S  Pf.)  wert  sei  \,?).  Zuerst  hitieB 
SO  Pnl  ein  Tanga  ansgemacht,  später  100;  ein  Tanga  aber  gelte 
eine  Unie  Silber  (Liang  LTnie,  16  Unzen  1  Kin;  der  malaiische 
Aasdruck  für  das  i^iaesische  Lt.ing  ist  Tail,  wofür  bei  Buropäen 
der  englischen  Aussprache  gemäss  Til  üblich.)  Es  folgten  hier 
die  lürkiscben  Zahlwörter,  Doch  ist  es  hier  wohl  am  Plat«, 
einige  Bemerknngen  Sbaw''s  über  tark isla ni sehe  Getd-Terfaältnisae 
eiun schieben.     In  seinem  Wörlerbache *)  giebt  derselbe:  als  Be- 


Koll    «ogHsch),     I    Tau   (slü   Stein)   =    10    Toa   (s.    Eang  Bi-Wörtertiacl), 
1  Tdu  =  10  Shöng. 

'*)  A  sketch  of  Ibe  Tdrkt  Lan^a^  as  spokea  ia  Eastem  Torkisan. 
(Kaah^r  ud  Tarkaad)  Pul  II  Tocabularr,  Turki  Eoglish.  Extra  Ndei- 
kwtP  Part  I  of  ihe  Joanutl  of  Ifae  A^ialic  SocielT  ofBeugal.  Calsntta  ISSO. 
In  B«iug  auf  die  KaU«örl«T  i*t  m  bemerken,  dasfi  sie  aar  wenig  von  de« 
WMtIfirkiselten  abweickeD:  1  bir,  3  iki,  3  Ctsb  (statt  üuh),  4  tört  (statt  dirtl. 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shni  Tao  Ei.  431 

bältnis  zum  I  thong  yü  thu  ausnahmsweise  etwa  um  einen  Orad 
EU  weit  südlich  genommen.  Nach  100  Li  südlichen  Laufes  soll 
der  Fluss  nördlich  vom  Ertshi-Bashi- Passe  sich  mit  einem  nörd- 
lichen Zuflüsse  vereinigen,  um  dann  nach  östlichem  Laufe  durch 
das  Gebiet  der  Xushtshi-Buruten  zu  fliessen  und  südlich  von  der 
Bidir- Wache  (90  Li  westlich  von  Ushi),  nach  der  der  Fluss 
Pi-ti'r-ho  (Bedel?)  genannt  werde*).  Diese  Kirgisen -Horde  hat 
vielleicht  den  Namen  von  dem  im  folgenden  als  weiter  östlich 
belegen  erwähnten  Xush-Berge  (im  I  thung  yü  thu  Xush-Tagh  = 
Hu-shi-tha-ha  shan,  darum  das  chinesische  shan  noch  nachgesetzt 
ist?),  einem  kleinen  steilen  Felsen,  den  nach  dem  Si  yü  shui  thao 
ki  bei  dem  Aufstand  des  Rahhmetu^Udh  die  Aufständischen  gegen 
die  kaiserlichen  Truppen  vertheidigt  hätten**).  An  diesem  Berge 
her  führt  nach  dem  I  thung  yü  thu  die  Landstrasse  von  Kashgar 
nach  Ushi  und  zwar  zwischen  der  südlichsten  Abzweigung  des 
Nordarmes  und  der  nördlichsten  des  Südarmes,  welche  erst  öst- 
lich von  Ushi  zusammentreffen.  Das  Si  yü  shni  tao  ki  lässt  die 
Teilung  erst  nördlich  vom  Xush-Berge  beginnen  und  dann  weiter 
ostlich  den  Ying-lo-shan  („Adlerhorst-  Berg"  echt  chinesisch)  folgen, 
während  das .  I  thung  yü  thu  den  Ying  lo  shan  westlich  und 
den  Xush-tagh  östlich  an  die  über  das  Werder  führende  Land- 
Strasse  setzt. 

Der  Name  Wu-Shi  oder  Wu-Thshi,  wie  er  chinesisch  um- 
schrieben ist,  soll  einen  in  der  Stadt  befindlichen  steilen  Felsen 
(den  Mortshel-Berg***))  und  überhaupt  einen  steilen  Felsen  be- 
zeichnen. Da  utsh  ,, Zacke",  oder  auch  besonders  einen  zackigen 
Felsen  bezeichnet,  so  wird  dieses  Wort  wohl  dem  Namen  zu 
Grande   liegen  f).      Im   Jahre   1788   wurden    140  Mann    von   den 


*)  Das  I  thung  yü  thu  nennt  den  Quellfluss  ebenfalls  Pi-ti-r-ho,  giebt 
aber  auch  einen  Berg  des  Namens  und  südöstlich  von  demselben  auf  dem 
39^  W.  L.  von  Peking  und  etwa  41^6'  N.  ß.  die  gleichnamige  Wache  an. 
Etwa  südsüdwestlich  von  letzterer  und  auf  dem  41  ^  lässt  das  1  thung  yü 
thu  den  Fluss  weit  nach  O.N.O.  (dann  N.O.)  und  S.O.  auseinanderlaufen, 
benennt  den  südlichen  Arm  chinesich  Khü  shui  „Grabenwasser"  und  führt 
auf  grossen  von  ihm  allein  oder  mit  dem  nördlichen  Arme  östlich  von 
Ushi  gebildeten  Werdern  drei  Ortschaften  an,  deren  Namen  am  Ende  das  he- 
zeichnende  Wort  kung  „Werk^*  enthalten,  welches  augenscheinlich  auf 
Deicharbeiten  hinweist. 

**)  Kush  daghi  „Vogelberg"? 
***)  MoV  thshs^ör.     Mürtshel  oder  mörtshel  ist  nach  dem  Abuschka   der 
Tburm   einer  Burg  (s.  Zenkers  türkisches  Wörterbuch  S.  891). 

f)  Die  8tadt  in  Fergana  heisst  Osh  (Oosh)  und  wird  chinesisch  O-shi, 
nicht  Wu-shi  umschrieben.  Oosh  bedeutet  nach  Vämb^ri  „Thron", 
siehe  die  von  ihm  in  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Ge- 
sellschaft, Jahrgang  XXI  herausgegebene  uigurische  Kasside,  Zeile  20. 
Utsh  (ötsh)  „drei"  wird  im  Si  yü  shui  tao  ki  durch  yü-thshi  umschrieben.  — 


'.  •-' 


482                                            K.  Himly:               '  '^ 
8  Bannern   ans  Tnrlan  und  ü         i 


Shin*8i  nnd  Kan-Sa  bin^  l  ,  anHerden  aber  irviieB'  «I 
250  Mann  5000  Ma  Land  Terteitt,  wcMie«  eSdnellidt  «od  ii^ 
lieh  von  der  Stadt  dnrcli  Ableitai  ^n  ans  dem  Bidir-naiee  ln^ 
waseert  warde.  Die  Namen  der  auf  ^eae  Weise  «agelShinii 
drei  Ortsehaften  Pao-Hing,  Thahong-Yi  und  Pong-Ying  ntiia— 
mit  denen  des  I  tbang  jn  tha  Sberein,  welehes  fluieii  indwws 
(wie  aacb  die  Karte  des  Si  yn  sbni  tao  ki)  nodi  das  Habt 
arbeiten  andeutende  Wort  kang  ^  ^erk^  bimniligl.  Nadi  80  lü 
langem  Laafe  Tereinigen  sieb  die  rinssarme  wieder. 

Zweibnndert  Li  nordlicb  t<  Flosse  sieii*  sitib,  hebst  «I 
weiter,  ein  bohes  Gebilde  in  wesU  süieber  Biehtong  okie  üflta^ 
brecbnng  entlang,  weldies  nordli  ron  der  Bidir-Wedie  AhIÄ 
Berg,  weiter  ostlicb  8o-lö*ko  Tai  -Berg,  ooeh  weiter  esAMih  im 
Berg  von  Kisbkan-Balak,  dann  l[ingalat,  weiter  osfüeh  JlMylt^ 
an,  dann  Kok  Basbi,  weiterbin  Idik,  notik  weiter  TeiiStfCaei  Vh 
gailik,  Moslak,  Berg  tod  Oyi  Bolak,  Ulaxa  Yaüek^  waAXaim 
lai*Berg  genannt  werde,  mit  den  '.  leigen  dea  Gebiete»  voe  -Ürf 
aber  gemeinsam  dnrdi  den  Namen  Kangoldk-Gebtrge  teesilllÜI 
werde.  Bs  sei  dieses  ein  Zweig  des  Kakshan.  In  fliosum  tili' 
Urge  sei  ein  Gebiet,  welebes  der  sSdliche  oed  der  novdHMe-JBMi» 
lo  (qol  breites,  offenes  Tbal  nach  Shaws  M^oeabolaij^l}  MM| 
der  endliche  stehe  in  Yerbindnng  mit  der  Waeiie  Ike  Xatofüc**) 
in  Ili,  der  nordliche  sei  der  Weideplatz  der  Boraten  (nadi  des 
Karten  K*ilik*e-Baraten,  welcher  Name  an  den  allgemeinen  NasMii 
der  Kirgisen  erinnert). 

Der  Fluss  fliesse  nun  über  10  Li  nach  Südosten  ond  nörd- 
lich von  dem  Landgute  Titosalati  vorbei,  von  welchem   die  StaA 

Auf  der  Karte  des  I  thang  jü  tha  wird  sfidwestlich  von  Pao-hing-kmig  nsd 
etwa  130  Li  sfidwestlich  von  Utsh  oder  Ushi  ein  Sjao  Wu-shi  „Klein-Üski**, 
ohne  Ortseichen  und  in  der  Nähe  von  Bergen  angefahrt  Nordwestlidi  id 
das  Bashivajfama-  östlich  das  Tandzhoso-Gebirge. 
*)  yailak  .«Sommerfrische**. 
**)  veke  mongolisch  ,,gross".  Nach  dem  I  thnng  yü  ihn  müadet  d« 
grosse  oder  ,Jke**  Xaba/ar-GewSsser  etwa  anf  42^33 '45"  N.  B.  und  84* 
Si*30*'  in  den  Tekes  oder  „Steinhöcke**-Flass.  Die  betreffende  Waeke  M 
w«»;ittlioh  nuweit  der  nicht  weit  entlegenen  Qnelle.  Nördlieh  vom  Tekei* 
Thal««  ist  ein  Kalmücken-Lager  (das  obere  3.  Banner  der  Ö-ln-tS)  mag9gthmt 
wa8  die  mongolischen  Ortsnamen  erklärt.  Nach  dem  4.  Hefte  dea  81  ji 
«bwt>i  tao  ki  (S.  1  a)  giebt  es  3  (ghorban)  Gewässer  des  Namens,  von  dowi 
das  1  thuug  yü  thu  das  „mittlere"  als  ,,damda"  Xabalaq  (damdadu  Xabi^) 
auch  anführt  Nicht  weit  westlich  ist  die  Quelle  des  Tekes-Flnssas  an 
Xai\«Tengri,  and  ein  über  alle  diese  rechts  vom  Tekes-Thale  belegenen 
Wa«>hoi\  ttihrender  Weg  zweigt  sich  bei  dem  Shata-Aman-Thnnne  von  des 
\V<>^  über  den  Musar  Daban  ab,  am  bei  der  annächst  den  Tekea-Qnellen  sad 
diMM  Xang-Teugri  belegenen  Tekes-Setschin- Wache  eine  achaife  Bieguf 
iiMv\h  Norden  nnd  nach  der  Wache  von  Gegen  an  sa  mafthfi. 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shai  Tao  Ki.  433 

Usbi  90  Li  nach  Westen  liege.  Dort  trete  der  Fluss  ans  dem 
Gebiete  von  Ushi  in  das  von  Aksa  und  heisse  nun  Taushkan- 
oder  „Hasen^'-FlasB  nach  den  vielen  seine  Ufer  belebenden 
Hasen.     Die  Überfuhr    werde    dort   von    zwei  Fährböten  besorgt. 

Nach  40  Li  südöstlichen  Laafes  komme  der  Fluss  an  der 
Ruckseite  des  Gutes  Tilbak  vorbei,  welches  einst  der  während 
des  Aufruhres  von  1765  der  chinesischen  Regierung  wichtige 
Dienste  leistende  Setibardi  (Fu  kuo  kung  ^Herzog  des  Land- 
Schutzes^'}  besessen,  weshalb  sein  noch  erhaltener  Garten  Se- 
kung-yüan  ,,Garten  des  Herzogs  Se(tibardi)''  genannt  werde. 

Nach  einer  Wendung  nach  Osten  fliesse  der  Fluss  östlich 
von  der  Befestigung  Tsha;(alak  vorbei,  welche  80  Li  von  dem 
ostlich  gelegenen  Aksu  entfernt  liege. 

Nach  dem  I  thung  yü  thu  zu  urteilen  enden  östlich  vom 
Föng  Ying  Kung  die  Wasserleitungen,  Deicharbeiten,  oder  auch 
natürlichen  Verzweigungen  des  Flusses  etwa  auf  40^56'  N.  B. 
und  37M7'30"  W.  L.  von  Peking*).  Auch  lässt  das  I  thung 
yü  thu  den  Thurm  von  Tsha;(alak  west- nördlich  vom  Tanshkan- 
Flusse,  etwas  westlich  von  dessen  nördlichem  Zuflüsse,  dem  Xu- 
malak,  liegen.  Dieser  letztere  ist  hier  im  Si  yü  shui  tao  ki  zu 
verstehen,  wo  von  der  Mündung  des  Ostarmes  in  den  Taushkan- 
Flass  bei  Tsherge  tshekte  nach  80  Li  langem  südwärts  gerichteten 
Laufe  die  Rede  ist;  nach  beiden  Quellen  entspringt  der  Xumalak 
am  Tshuktar-Gebirge.  Der  nächste  Zufluss  ist  der  Tanga;^ak,  der 
nördlich  von  Aksu,  wie  unser  Gewährsmann  sagt,  aus  sechs 
Quellen  entsteht.  Über  beide  Zuflüsse  sollen  Böte  führen,  welche 
von  den  Beamten  vermietet  werden  und  zwar  vier,  die  über  den 
Xumalak,  und  zwei,  die  über  den  Tanga^ak  führen. 

Das  früher  von  Ushi  abhängige  Aksu  wurde  1797  abgetrennt. 
Sein  Gebiet  hat  nach  unserem  Gewährsmann  eine  Breite  von 
über  750  Li  und  über  200  Li  Länge.  Als  Grenzörter  werden 
angegeben  der  Fei  Shan  („Nord-Berg")  im  Norden,  das  Gut 
Kara  Tal  im  Süden,  die  Feste  Kyzyl  im  Südosten,  welche  210  Li 
nordwestlich  von  Kutshe  liege.  Das  Ufer  des  Flusses  ist  über 
100  chinesische  Fuss  hoch  und  steil,  wie  abgeschnitten.  Die 
Türkenstadt  liegt  am  Abhänge,  die  Stadt  der  Besatzung  einige 
Mal  10  Schritte  nordwestlich.  Die  südlich  von  der  Stadt  befind- 
lichen Reisfelder  werden  zu  150  Mu  und  der  Ertrag  des  Jahres 
1762    zu   502  Tan    3  Tou    5  Shöng   angegeben *♦).     Die  Festung 

*)  Aksu  liegt  nach  dem  I  thung  yü  thu  37  ^  W.  L.  von  Peking  und 
etwa  410  5'  N.  B. 

**)  1  Mu  =  240  Pu  (Länge  bei  1  Pu  Breite),    1  Pu  =  5  Fuss   oder 
thshi  =  66  Zoll    englisch    (s.  Treaty  Ports    of  China   and  Japan   8.   389). 
Ein  Tou  ist  nach  Williams  (Middle  Kingdom  II,  S.  155)  =  309,57  Kubik- 
Zeitschr.  d.  Geaellaoh.  t  Erdk.    Bd.  XYU.  28 


488  K  Hliiiljrt  '        - 

Das  Oewieht  babe  2  Thtyen  (%  T7i      I  b)        911,      a 
biabe  2  Pal  gegolten.     Später  sei      e  Auftehrift  d«r  Kliolueita'Ü 
Tarkiang    (d.  b.   Tarkand,  wie  j<    es  Yaitdinii)    Veriadeii;  mäi 
seien   die   drei  Städte  Kasbgar^  l:arkand  und  Xoten   nat  Bsdnf 
rerseben.     Als    dann  1768    alle    tarkisehen  Pol    eingelieint  g»» 
Wesen,  habe  die  Monse  von  Yarkand  aufgebort  sa  bestdb^iu    Dis 
MSnze   von   Aksn ,  welche  snr  Zeit  der  ünterdvoekimg  des  Alf' 
Standes  vom  Unterfeldherm  Shn-Ho-To  gegründet  sei,  iia(be  Uli 
Kupfer  der  tnrkisehen  Einwohner  t    1  Steuer  entrichten  LuMon  ui 
Münzen    daraus    geschlagen    für  den  Bedarf  der  6  Städte  Aksi^i 
Usbi»  Kutshe,  Xarashar,  Sairam  und  Bai,  die  tob    g^eidieiB  6t*  : 
wichte,    wie    die  von  Yarkang  gewesen  seien.     Im  Jabre  17U 
babe  der  Minister  YuDg*Kwei  die  Mnnse  nach  TTsbi  verlegt,  ns 
1768  eine  Mnnse  vom  Gewichte  yon  1  Thsyen  5  Poo  (^4&  Ubmi) 
nnd  der  Beseichnnng  Ushi  auf  der  Rndcseite  geprägt  wiaibu'mL 
Im   Jahre   1798  habe  der  TJnterfeldberr  Tsbang  LIn   die  Mim 
wieder  nach  Aksn  verlegt  und  eine  Mnnie  von  1  übsf^tk  1t  iSi 
ds  X^i^^n)    schlagen  lassen   mit  der  Beteiehnnng  Aksa  nrf  dal 
Rn<^seite.      Im    Jahre    1800    sei    beschlossen    wbrdea^    jäMkk 
zwei    ZiChntel    mit    dem    Gepräge    Ejroü   Lung   fang    pao» 
Zehntel    mit    dem    Gepräge    Kja    ^ng    fung    pae 
lassen  (K^jen   Lung  war  die  Hern  ishslt  des  Kaiaera  Kao 
Ton    1786 — 1796,    Eya    K^ing    die    des    Kaisei«    Zhon    Tmag 
von   1796 — 1821).     Yen    der   gesetzlichen    Mischung   seien   jähr- 
lich   über     2  600  000    Stück,     von    Kupfer     120  000    Stuck    ge- 
prägt, deren  allgemeiner  Name  Pal  (Pur)  sei,  von  diesen  Pul  sei 
einer    gleich    der    Scheidemünze,    und    sie    dürften   in    den  fSiif 
Türkenstädten  bis  an  die  Feste  Toksan  bei  Turfan  in  Umlauf  ge- 
setzt werden*). 

Nach  dieser  langen  Anmerkung  über  Münzen  kebrt  das  S 
yü  sbui  tao  ki  zum  Laufe  des  Flusses  zurück.  Nach  einem  öst- 
lichen Laufe  von  60  Li  (von  der  Mündung  des  Zuflosses  tos 
Aksu  gerechnet)  teile  er  sich  wieder  in  einen  ostlichen  nnd  eines 
westlichen  Arm.  Der  letztere  fliesse  nach  Süden  und  ostlidi  TOffl 
Gute  Aigor  oder  Ai;fur  (aigur  „Hengst**  nach  Shaws  Wörter- 
buche?)  vorüber,   welches  sich  130  Li   südlich   von  Aksn   befisde 


*)  Dieser  t'ai,  „Thnrm*^  oder  „befestigte  Ort*'  Hegt,  wenn  anders  Tok 
san  t'ai  dasselbe  ist,  wie  obiges  Toksan  kün  t'ai  (kün  ist  „Heer**,  „Trappen*) 
—  woran  übrigens  kaum  zn  zweifeln,  —  nach  dem  I  thang  yü  thu  IB  dar 
Strasse  von  Xarashar  nach  Tnrfan,  unweit  des  gleichnamigen  Flossee  etm 
420  47'  N.  B.,  260  21'  W.  L.  von  Peking  (Turfan  liegt  dort  etwa  42054' 
N.  B.,  250  6'  W.  L).  Nach  Hassenstein*s  Karte  zu  BegePs  Beiaen  inPete^ 
mann's  Mittheilungen  1881  ist  die  Lage  etwa  88^  50'  O.  L.  t.  Gr.,  42* 
86'  N.  B.  und  der  Name  Toksun. 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shni  Tao  Ki.  489 

und  dem  Flusse  seinen  Namen  Aigor-Fluss  gebe.  Das  Gut  habe 
dem  Xodzbis,  einem  Prinzen  von  OeblSte,  gebort,  der  1760  nach 
Peking  gezogen  sei  und  seinen  jungen  Sobn  Toktosa  Bei  zum 
Schutze  der  Gräber  zurückgelassen  habe.  Auch  der  Zeit  wohne 
das  ganze  Geschlecht  noch  da. 

Der  Fluss  fliesse  von  Aigur  weiter  nach  Süden  bis  30  Li 
sudwestlich  von  der  Feste  Xunbashi,  welche  80  Li  von  Aksu  ent- 
fernt liege.  Der  Widerspruch  der  Entfernungen  von  Aksu  löst 
sich  einigermassen  durch  eine  Betrachtung  der  Karte  des  I  thung 
yü  thu,  der  zufolge  der  nach  Süden  führende  Verkehrsweg  über 
den  nordöstlichen  Arm  nach  der  Feste  Yunbashi  und  von  da 
südsüdwestlich  über  den  südwestlichen  Arm  nach  dem  weiter 
westlich  vom  Flusse  liegenden  Aigur  und  weiter  nach  Yarkand 
oder  östlich  nach  Xoten  und  Shayar  führt,  welche  letztere  beiden 
Wege  noch  auf  dem  von  beiden  genannten  Flussarmen  gebildeten 
Werder  nach  Süden  und  Osten  auseinandergehen.  Dreissig  Li 
südwestlich  also  von  der  Feste  Xunbashi  wende  sich  der  Arm 
nach  Südosten  und  fliesse  südlich  vom  Gute  Besh  Aryk  (^Fünf 
Gräben''?)  vorüber,  welches  160  Li  von  Aksu  liege.  Nach 
weiterem  südöstlichen  Laufe  treffe  der  Arm  wieder  mit  dem  öst- 
lichen Arme  zusammen,  nachdem  er  im  Ganzen  200  Li  weit  ge- 
flossen sei. 

Der  östliche  Arm  fliesse  nach  Südosten  und  über  40  Li  süd- 
lich von  Aksu,  dann  über  30  Li  östlich  von  der  Feste  Xunbashi, 
deren  Namen  er  führe.  Dort  sei  er  über  einen  Li  breit  und  habe 
zwei  Fährböte.  Der  Verfasser  kam  dort  auf  seiner  Rückreise 
durch,  wo  ihm  im  fünften  Monate  die  Wasserfülle  auffiel,  obgleich 
noch  nicht  der  höchste  Wasserstand  erreicht  war.  Nach  unseres 
Verfassers  Ansicht  war  das  Gut  Xunbashi  der  Ort,  welcher  in  der 
Erzählung  von  Ye  Lü  Hi  Liang,  einem  Anhange  zur  amtlichen 
Geschichte  des  mongolischen  Herrscherhauses,  unter  dem  Namen 
einer  Stadt  Xun-pa-shöng  vorkomme,  als  Schauplatz  eines  feind- 
lichen Zusammentreffens  zwischen  Ye  Lü  Hi  Liang,  der  von 
Kaschgar  kam,  und  dem  Heere  des  Arik  Buga  im  4.  Monate  des 
Jahres  1263.  Arik  Buga  machte  seinem  Bruder  Xubilai  Xan  die 
Kaiser  würde  streitig,  dessen  Partei  Ye  Lü  Hi  Liang,  ein  Nach- 
komme der  alten  Kitan-Herrscher,  ergriffen  hatte*). 

Später  fliesse  der  Fluss  mit  südöstlichem  Laufe  nördlich  vom 
Gute  Xunbashi  vorbei,  worauf  er  Tshuktar- Fluss  genannt  werde 
(wohl  nach  dem  Tshuktar-Gebirge,  an  welchem  der  Xumalak-Fluss 


*)  s.  Bretschneiders  Notices  of  the  mediaeval  geography  and  history  of 
Central  and  Western  Asia  im  Journal  of  the  North  China  Branch  of  the 
Koyal  Asiatic  Society.     New  Series  No.  X.     Shanghai  1876.     S.  306  f. 


440  K-  Himly: 

entspringt),  weiterhin  fliesse  er  in  gleicher  Richtung  weiter  and 
nordlich  vom  Gute  Besh  Arik  vorhei,  dann  südlich  vom  Oute 
Karatal  (Ha-la-t*^a-16),  welches  200  Li  südöstlich  von  Aksa  an  der 
Grenze  von  Xoten  liege,  worauf  der  Arm  sich  mit  dem  westlichen 
Arme  zum  Karatal- Flusse  vereinige.  Auch  dieser  Arm  hahe  einen 
Lauf  von  200  Li.  Das  Gut  Karatal  befinde  sich  südlich  von  der 
Feste  Dzham.  Dieser  Name  wird  in  einer  Anmerkung  far  das 
mongolische  Wort  dzham,  (dzam,  zam  „Weg"  erklärt •);  die  Be- 
festigung liege  80  Li  ostlich  von  Aksu,  der  Name  müsse  von 
Alters  her  eine  Landstrasse  bezeichnen.  (In  der  That  zweigt  sieh 
dort  nach  den  chinesischen  Karten  der  Weg  über  den  Musor 
daban  von  dem  von  Aksu  nach  Bai  fahrenden  ab.)  Als  seiner 
Zeit  der  Herzog  Fu-To  (ünterfeldherr  des  oft  genannten  Tshao 
Hwei  in  den  Feldzügen  von  1759  und  1760)  von  dort  zum  Ent- 
sätze Xotens  aufgebrochen  sei,  habe  er  seinen  Weg  durch  die 
Sandwüste  genommen  und  dort  6  befestigte  Botenämter  errichtet; 
nunmehr  sei  aber  der  Weg  für  Wagen  und  Reiter  ungangbar. 
Je  weiter  man  stromabwärts  komme,  desto  üppiger  sei  das  Gras 
und  die  Wälder  seien  voll  Wild. 

Der  Fluss  fliesse  südwärts  bis  zur  nordlichen  Grenze  von 
Kabak  Agzy,  wo  er  sich  mit  dem  Thsung-Ling-Flusse  und  dem 
von  Xoten  vereinige.  Die  Mündung  sei  40^15'  N.  B.,  36*40' 
W.  L.  von  Peking  (I  thun^  yü  thu  nur  wenig  weiter  nordlich, 
aber  etwa  einen  Längengrad  weiter  ostlich).  Von  allen  vier 
Flüssen  seien  die  beiden  Thsung-ling- Flüsse  die  längsten,  nämlich 
der  Kashgar-Fluss  über  2700  Li,  der  Yarkand-FIuss  über  2100  Li 
lang,  während  der  Xoten-Fluss  1100  Li,  der  von  Aksu  über 
900  Li  Länge  habe. 

Nach  dem  Shui  king  tshu,  dem  „Lehrbucbe  der  Gewässer  mit 
Erläuterungen",  hiess  das  Gebiet  an  der  Mündung  des  Akso- 
Flusses  Wön  Su,  und  da  das  betreffende  Zeichen  für  won  auch 
sonst   gebraucht   wird,    das    türkische    on    10    wiederzugeben,    so 


*)  Es  ist  dieses  dasselbe  Wort,  welches  nach  Marco  Polo's  und  Odorich« 
Zeugniss  (nach  Yule's  Ausgaben  in  „Cathay  and  the  way  thither"  und 
„Travels  of  Marco  Polo"  yam  und  yamb  geschrieben)  schon  damals  für  die 
reitenden  Posten  des  Mongolenreiches  gebraucht  wurde.  Da  das  Wort  der 
ganz  gewöhnliche  Ausdruck  für  „Weg"  im  Mongolischen  ist ,  braucht  man 
wohl  nicht  mit  Pauthier  seine  Herkunft  bei  dem  chinesischen  i-ma  „Eil- 
boten-Pferd" zu  suchen.  Mundartlicher  Wechsel  zwischen  den  Anlauten  y 
und  dzh  ist  wohl  früh  im  Mongolischen  vorgekommen,  zumal  die  Schrift 
beide  nicht  unterscheidet  Im  Türkischen  findet  sich  vorzugsweise  yam; 
yamdzhi  ist  ein  reitender  Bote,  woher  auch  das  russische  yam  „Poststation" 
und  yämshtshik  „Postillon".  Das  gewöhnliche  türkische  Wort  für  „Weg" 
ist  yol,  hat  aber  nebenbei  die  Bedeutung  des  chinesischen  Wegemaasses  Li 
angenommen. 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shni  Tao  Ki.  441 

koDnte  man  On  Sa  in  der  Bedeutung  „10  Gewässer"  nehmen*), 
eine  Zahl,  die  bei  den  vielen  Armen  des  Aksu  in  Verbindang 
mit  seinen  Zuflüssen  und  den  Flüssen  von  Kashgar,  Tarkand, 
Xoten,  sowie  allenfalls  einigen  jetzt  in  der  Gegend  von  Dzham 
fliessenden  und  weiterhin  im  Sande  verlaufenden  Rinnsalen  leicht 
zusammen  zu  zählen  ist.  Nach  der  angeführten  Quelle,  sagt  das 
Si  yü  shui  tao  ki  weiter,  fliesse  der  Nordfluss  auf  seinem  nach 
Osten  gerichteten  Wege  südlich  vom  Lande  Kümo  (Kume,  Eumi 
nach  sonstigen  Auffassungen  der  Laote)  vorüber;  das  Ku-Mo- 
Thshwan-Shai  (oder  „Wasser  des  Kumo-Stromes")  lasse  der  Er- 
klärer von  dem  im  Nordwesten  von  Eumo  befindlichen  Thshi-sha- 
shan  („Roth-Sand- Berg^^  kontmen  und  mit  südostlichem  Laufe 
"westlich  vom  Lande  Eumo  herfliessen.  Es  sei  dieses  der  Pa- 
hwan-Fluss  aus  der  Zeit  der  Thang  und  der  heutige  Arbat-Flass, 
welcher  auch  Atshakara-Fluss  heisse  und  aus  dem  Mazar  Eon 
Shan**)  nordlich  von  Aksu  komme.  Nach  einem  südöstlichen 
Laufe  komme  dieser  Fluss  südlich  an  der  Befestigung  von  Xo- 
yo;fuolok  (ghoyoghol;fo?)  vorbei,  welche  245  Li  nordöstlich  von 
Aksu  liege.  (Auch  diese  liegt  den  Earten  nach  am  Wege  zum 
Mussur-Fasse).  Der  Fluss  winde  sich  östlich  um  den  Salzberg 
(yen  shan)  herum,  eine  Wand  von  roter,  kahler  Erde,  die  Eis- 
Salz***)  berge,  und  zwar  kleinere  Stücke  von  der  Grösse  einer 
Faust,  grössere  von  der  eines  Tellers  und  durchsichtig  wie  Berg- 
krystall.  Der  andere  Name  dieses  Berges,  thshi  sha  shan  „Rot- 
sandberg'S  wird  auf  die  Eigenschaft  des  Salzes,  Augen-  und 
Mundübel  zu  heilen,  zurückgeführt.  Von  dem  eigentlichen  „Rot- 
salzberge'*  (mongolisch  Ulan  dabsunun  oola,  türkisch  Nushadir 
tagy)  ist  weiter  unten  bei  der  Erwähnung  der  Umgebung  von 
Eutshe  die  Rede.  —  Der  Verfasser  vermutet,  dass  die  zur  Zeit 
der  Han    von    den   Wu-sun    (Ussun)  beherrschte  „Rotenthalstadt" 


*)  Auch  för  Ussun,  den  Namen  der  von  Ritter  an  den  Issik  Kül  ver- 
setzten Feinde  der  Hinng-Nn,  könnte  man  in  dem  mongolischen  Worte  für 
„Wasser"  eine  Bedeutung  suchen?  Das  Shui  king  findet  sich  nach  Wylie 
(Notes  on  Chinese  Literature)  schon  zur  Zeit  der  älteren  Han  angeführt. 
Ein  Buch  des  Namens  mit  Erläuterungen  (Shui  king  tshu)  findet  sich  in 
der  Geschichte  der  Swei  (aus  der  ersten  Hälfte  des  siebenten  Jahrhunderts) 
erwähnt. 

**)  Die  Karte  des  I  thung  yü  thu  hat  Mazar  kou  „Bach  von  Mazar"  an 
der  Quelle  des  Flusses  von  Arhat,  zwischen  der  Feste  Dzham  und  dem 
Flusse  die  Feste  Arbat  am  Wege  nach  dem  Musur  Daban.  Arbat  t'ai  ist 
nicht  mit  dem  gleichnamigen  Orte  zwischen  Kutshe  und  Xarashar  zu 
verwechseln. 

***)  ping-yen.  In  Zusammensetzungen  wird  ping  „Eis"  auch  wohl  für 
Krystall  gebraucht,  obgleich  die  durchsichtigen  Stoffe  sonst  mit  king  bezeichnet 
werden,  wie  unten  shui  king  „Wasser-Kry stall"  unseren  Bergkrystall  be- 
zeichnet. 


443  K.  HimlT»:  :     :; 

(thahi  ku  thahoDg)  in  diesen  Bergen  gestanden  >  (diw  triuuig 

inmitten  „der"  Berge,  da  man  dooh  niebt  sagen  kminn  inmittsa 
des  Berges;  man  mnsste  also  wohl  ubersetcen  »die  Botsa«!- 
berge?").  Das  Gewässer  fiiesse  nun  erst  osilioh«  dana  ndlicbai 
den  Bergen  vorüber,  um  dann  westlich  an  der  Befestigang  Km 
Yulgan  („schwarze  Tamariske"  nach  Shaw,  nicht,  wie  dfie  Ghi^ 
nesen  and  mit  ihnen  unser  Verfasser  es  ansehen,  eine  Weide»- 
art),  welche  1 60  Li  ostlich  von  Aksa  liege«  Die  Gegeod  sei  dss 
alte  Eumo.  Weiter  südlich  verliere  sich  der  Flnss  naeh  einea 
300  Li  langen  Laufe  im  Sande,  ohne  in  den  „Nord-Flasi^ 
(Peihol)  zu  munden,  was  zu  Zeiten  des  Li  Knn  anders  gewesn 
sei.  Er  meinte  wahrscheinlich  den  Li  Tao  Yuan,  nach  Wjlii 
(Notes  on  Chinese  Literatare  S.  43)  den  ältesten  Brklarwr  dos 
Shui  king,  oder  „Lehrbaches  der  Oewasser^S  weldier  mr  Zeit 
der  nordlichen  Wei  lebte,  deren  Herrshhaft  535  nach  aad^^thalk 
hundertjährigem  Bestehen  ihr  Ende  erreiehte. 

Einhundertundzwanzig  Li  ostlich  von  Eara  YalgnA  aei  dss 
obengenannte  Ti  shui  yai  ,)der  Abhang  des  tropfenden  WaaseM*« 
Das  alles  sei  Sand  wüste  (sha  tsi  ^Sand  und  Geröll^.  Ea  sei 
die  „kleine  Sandwnste'*  (syao  sha  tsi),  nber  die  mau  mmiJk  der 
„Erzählung  von  den  Westmarken**  (Si  yn  thshWaa)  in  der  Qe- 
schichte  der  Thang  (Thang  shn)  von  Kwei-Tse  ans  komme« 

Bemerknngen  nnd  Znsätze* 

Da  ich  glaube,  im  Sinne  des  Lesers  zu  handeln,  wenn  ich  ans  dem 
oben  besprochenen  Shawschen  Wörterbuche  noch  einige  auf  die  Landeskunde 
bezüglichen  Bemerkungen  des  berühmten  Erforschers  dieser  Ländergebiete 
ausziehe,  füge  ich  Folgendes  hinzu: 

ata  Vater,  ata-beg  Vater-König,  ataliq  Vormund,  hoher  Beamter  in  Tor* 
kistan. 

araba  zweirädriger  Karren  mit  Gabeldeichsel.  (Ich  will  hier  hinznfagen, 
dass  dieses  ein  bekanntes  arabisches  Wort  ist;  Zenker  in  seinem  tfir* 
kischen  Wörterbuche  leitet  talyka  aus  dem  Slavischen  ab  nnd  hemft  Bieh 
dabei  auf  Meninski.  Teliäga  lautet  das  Wort  im  Bussischen,  welches  sonst 
an  Ausdrücken  für  dergleichen  keinen  Mangel  hat;  das  mongolische  terke 
ist  hier  auch  herbeizuziehen.  Für  den  echt  türkischen  Ausdruck  erkUrt 
Zenker  sürem  (von  sürmek  ziehen,  rennen).  Dieses  Wort  bedeutet  daoIi 
Shaw  in  Ost-Turkistan  Egge  (westtürkisch  sürg^).  Das  Wort  kotBchn 
(kotshi)  ist  dort  trotz  der  chinesischen  Kao-Thshö  („hohen  Wagen**),  einen 
türkischen  Stamme  am  Thien-shan,  unbekannt.  Nach  Konstantinopel  scheint 
es  aus  Ungarn  gekommen  zu  sein ,  wo  kocsi,  wenn  ich  mich  recht  ent- 
sinne, schon  die  auf  Lederriemen  ruhenden  Kutschen  des  Matthias  Coryinu 
bezeichnete. 

art  ein  niedriger  Pass,  Wasserscheide.  Beispiele:  Kizil-art,  Mnz-art;  oft  zu- 
gesprochen at. 

aq  weiss.  Aq-tagh  weisses  Gebirge,  die  Schneegebirge  ssnm  Unterschiede 
von  Bergrücken ,  auf  denen  kein  ewiger  Schnee  liegt  und  die  daher  Qarsr 
tagh    heissen.     Shaw    schlägt  vor,   derartige  allgemeine  Ausdrücke  dnrek 


Einiges  über  das  Si  Tfi  Shni  Tao  Ei.  443 

Bezeichnung  des  Ortnamens  zn  ergänzen,  da  sie  zn  häufig  vorkommen,  er- 
wähnt aber  auch  eines  Ak-tagh,  der  den  Namen  von  der  Farbe  seiner 
Felsen  habe. 

Alatsh  (Alach)  allgemeiner  Name  det  Kasaken  und  Kirgisen  von  einem  ihrer 
Vorfahren. 

alma  Apfel.  Almati  Ort,  der  seinen  Namen  von  seinen  Apfelbaum hainen 
bekommen  habe  und  auf  der  Stelle  des  jetzigen  Wi^rnoje  (Yiernj)  nördlich 
vom  Issik  kül  gestanden  habe.  Almali q  Name  mehrerer  Ortlichkeiten 
Mittel- Asiens. 

nwüt  Malz,  welches  zur  Bereitung  einer  Art  von  Bier  dient  (bei  den  Ka- 
saken). 

otägh,  otäq,  otao  (letzteres  in  Xokand)  Kirgisenzelt  (sonst  ak  oi  „weisses 
Haus",  S.  28  steht  jedoch  ti ,  house,  Chamber;  westtürkisch  ist  ev  Haus; 
oda  ist  das  gewöhnliche  westtürkische  Wort  für  Zimmer). 

fii  ütak  Kniestiefel,  wie  sie  in  Turkistan  getragen  werden,  daher  ütaktshi 
Stiefelmacher;  weiter  unten  ütük  Reitstiefel  (in  Khokand). 

otqatsh  trockene  Späne,  in  den  Basaren  von  Tarkand  und  Kashgar  in 
Gestalt  kurzer  Klötze  von  3 — 4  Zoll  Dicke  verkauft,  die  so  fein  bis  zur 
Dicke  starken  Papieres  zugeschnitten  sind,  dass  man  beim  ersten  Anblick 
nicht  sieht,  dass  die  zusammengebundenen  Schnitte  nicht  einen  einzigen 
ungeteilten  Klotz  bilden.  Ein  besonderes  Werkzeug  gehört  dazu.  Die 
Enden  werden  in  Schwefel  getaucht. 

urtang  Poststation.  Shaw  leitet  das  Wort  ab  von  urta  Mitte,  gleich  als 
bedeute  es  ein  Halbweghaus  (half  waj  house);  es  ist  aber  wohl  von  dem 
gleichbedeutenden  mongolischen  Ördek  nicht  zu  trennen. 

n  1  a  q  Lastthier.  Sonst  bedeutet  dieses  Wort  im  Türkischen  einen  Eilboten 
(mongolisch  ulagha  Post). 

iltshi  Gesandter.     Hauptstadt  von  Xoten. 

ingan  Kameelweibchen.  bota  junges  Kameel.  tuwa  zweihöckeriges  Kameel 
bei  den  Kirgisen,  die  in  Ostturkistan  gewöhnlichere  Art.  bugra  männ- 
liches Kameel. 

bugü  Hirsch  (Cervus  Maral). 

bezgaldak  kleines  schwarzes  Wasserhuhn  (moor-hen). 

bori  Wolf. 

boza  schwaches  berauschendes  Getränk  aus  verschiedenen  Komarten. 

bozbuga  Ingwer. 

bnzghundzh  Gallapfel,  den  man  an  der  Pistazie  findet  und  der  zum 
Beizen  beim  Färben  gebraucht  wird. 

bi  Häuptling  bei  den  Kirgisen. 

puyramak  niesen  (vom  Pferde,  oder  Kameel),  pu;^atmak  niesen  machen 
(wenn  Fliegen  dem  Pferde  in  der  Nase  sitzen),  pu/rashmak  zusammmen 
niesen  (eine  üble  Vorbedeutung  für  die  Züge  der  Kirgisen,  sobald  deren 
Pferde  dieses  thun). 

pitmak  schreiben.  Es  ist  das  alte  uigurische  Wort,  neben  dem  das  sonst 
übliche  yazmak  sich  auch  findet;  pitik  Schreiben  (mongolisch  bitshik, 
mandschuisch  bitjj^e),  pitkutshi  Schreiber  (uigurisch  bitiktshi). 

taram  Verästelung  eines  Stromes  in  viele  (wie  in  einem  breiten,  flachen 
Bette  oder  in  einem  Delta.  [  ?  Der  Name  Tarim-gol  könne  von  diesem 
Worte  stammen,  da  dasselbe  kennzeichnender  für  den  Fluss  sein  würde 
als  das  Wort  tarim  &=  „bebaut**.  Dagegen  scheint  zu  sprechen:  1)  der 
Ort  Tarim  auf  den  chinesischen  Karten,  welcher  sich  südöstlich  von  Shajar 
in  dem  Winkel  des  Musart- Flusses  und  des  Tarim-Flusses  findet,  2)  das  be- 
ständige i  der  zweiten  Silbe,  obwohl  das  Wort  tarandzhi  (unser  „Bauer*) 
mit  tarimaq  „bebauen^  verwandt  ist). 

tartuq  Tribut  (von  tartmaq  ausziehn). 


444  K^Himlyi  . 

tariq  Hirse. 

tasghan  Strom,  Fluth  (besondera  der  14  Heilen  slldlieli  von  Kaehgar  Iniai- 

liehe  Flosa);  unten  tashgun   »a  flood  in  astream**;  taahmaq  fljbeiiilssw, 

tash  Stein  (aueh  ein  Gewicht).    Meilenstein  nB'dem>  peniaeben  laag»  toil^ 

dem  Kamen  nach  =  12000  Schritten, 
tftng  Tagesanbruch,  tftngla  morgen,  der  Morgen«  (lök  lllg»  ala  rifiUBi 
Versuch  einer  Erklärung  hinzu,  dass  das  Takla  in  Takia  Makaa  aiQ^liBbsf» 
weise  dieses  tangla  in  der  Bedeutung  «östlieh^  sein  könnte.  Malm  vin 
nur  wenig  verändert,  wenn  wir  tat  das  mongolische  Magliai  (aaf  m^ 
gho/ai  „hässlich"  ?)  ein  so  ttcht  arabisch  klingendes  Wort,  — -  wdtokes  Wbm^ 
haupt  einen  „Ort**  bezeichnet  — ,  als  mnslimisoh-Yolksihüinlicke  Umdaitfim 
annehmen  wollten.  Das  I  thung  yft  thu  hat  die  Ma-hai-ko-^  (linfcii 
ghobi)  auf  39<>  K.  B.,  240  w.  L.  von  Peking,  also  in  der  Gegend,  '«eiigk 
weiter  östlich,  wenigstens  jenseit  des  alten  Shatshon,  angSbaiitsa  Lnd 
vorfindet.  Es  wftre  also  wirklich  das  dstliehe  Ende  der  Wfiate  foa  Tv* 
kistan  aus. 
tfto  SS  tagh  Berg  bei  den  Kasaken;  auch  in  Konstantlnopel  fla|^  wum  im 

statt  dagh. 
tailaq  ein-  bis  zweijähriges  Kameel. 

tibit    Flaum    der    SchAl-Ziege,    von    dem   die    feinste   Art    von    Tnte 
kommt  (the   down   of  the  shawl-goat,  [of  whieh  tbe  flnest  in  tte  voril 
comes  from  TurfiLn].     Das  Wort  ist  sehwerlieh  anderen   Ufapraagei  Ä 
das  Tibat  auf  8.  82,  welches  Ladak  bezeichnet,  sü  n.) 
tura  zweihöckeriges  Kameel,  westtärkisch  dev^,  nngarisoli  t^ve» 
tura  Häuptling  bei  den  Kalmücken,  Prinz,  Nachkomme  eise«  TinabMagIfia 
Herrschers,   oder  des  Muhammed,    auch  des  Dschingis-Khan.     Daa.  Sa- 
schlecht,  welches  in  Ost-Turkistan  fast  ausschliessUeh  den  Hamen  fUffa^ 
war  das  des  Ma/dum  A'zim,  eines  hervorragenden  aä^jid  (so  eehietlie  idb 
lieber  statt  Sftyad),    oder  Nachkommen  des  Muhammed,  der  im  16.  Jahr- 
hundert   eine  von  Satak  Bug^ra  Xan,  dem    ersten   muslimischen  Herrscher 
von    Kashgar,     stammende    Kaschgaerin    heiratete.     Für    tura    sagt   mtn 
auch  ;^odzha,  was  nach  Shaw  die  Nachkommenschaft  eines  sayjrid  (Sftjad) 
und  einer  Frau  aus  dem  Volke   des  Landes  bezeichnet.     Der  Hinweis  auf 
das  Mongfolische  ist  gewiss  gerechtfertigt,  da  das  Wort  doch  wohl  nicht  von 
qodzha  „alt''  zu  trennen  ist,   welches  an  ;^aghotshin,  das  gleichbedeutende 
mongolische  Wort,  erinnert.     Nach  Zenkers  Wörterbuch  wird  qodzha  ge- 
wöhnlich   von    lebenden  Wesen,    eski   von  leblosen  gebraucht    (eine  Aus- 
nahme ist  Qodzha  Balkan).     Von  den  Xodzha's,  die  unter  der  Dsnngaren- 
Herrschaft  und  in  den  Aufständen  gegen   die   chinesische  Herrschaft  eiae 
Rolle  spielten,  ist  im  Obigen  schon  öfter  die  Rede  gewesen, 
turmaq  stehen,  bleiben;  turunmaq  sich  niederlassen  (to  fix  one*s  seif  [not in 
common    use].      Ein   Mittelwort   turangan    soll    nach  Shaws  VermutUDgeii 
Anlass  zu  dem  Namen  Tunganen  gegeben  haben.    Ausser  dem  r,  welches 
dabei    verloren    gegangen    sein  müsste ,    steht  die  Ungebränchlichkeit  des 
abgeleiteten  Zeitwortes    mit    dem    zurückbezüglichen    n   entgegen.      Sollte 
nicht    eher    das    tug-qan  „Verwandter"   auf  S.   77  auf   den  Ursprung  des 
Wortes  hinweisen?  Oder,  noch  besser,  —  sollten  nicht  tong^  und  tongftii 
(wie    Ognz     und  Uigur  „Folger"   von   uimak*)  von    tongmak    „erkalten, 
feindlich   sein"  kommen?     s.  u.  tong-köz). 
tugh  Schweif  eines  Yak,    türkischer   „Rossschweif*    als   Feldzeichen   eines 
Befehlshabers  von  500  Mann  (pansad    persisch  500)    und   aufwärts;   auch 
an  Heiligengräbern,  tughluq  Rossschweifträger,    z.  B.  im  Namen  des  Tugh- 
luq  Timur  Khan. 

*)  Vämb^ris  Ausgabe  des  Kudatku  Bilik,  Einleitung  S.  2« 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shui  Tao  Ei.  445 

tuga  Eameel;  aini  tuga  zweihöckeriges  K.,  nftr  t.  einhöckeriges  K. 

tong-köz  fremd  [man  leitet  es  ab  von  tong  gefroren  und  köz  Auge,  weil 
ein  Fremder  niemand  erkennt  und  kalt  aussieht].  Köz  ist  wohl  eine 
volkstümliche  Missdeutung  für  eine  veraltete  Endung,  die  eigentlich  guz 
lautet.     Das  Wort  erinnert  an  den  Namen  Tungusen. 

Tibat  Tibet,  Tibeter  [beschränkt  sich  auf  die  Gebiete  am  oberen  Indus 
von  Baltistan  aufwärts  und  wird  nicht  auf  das  östliche  Tibet  oder  Lhassa 
ausgedehnt]. 

tingiz  grosser  Landsee,  Meer,  westtürkisch  dengiz. 

dz  hing  Gewicht  =  etwa  1,275  Pfund  englisch  (das  chinesische  kin  [tshin] 
=  IJ^  Pfund  vertraggemäss,  aber  sonst  sehr  abwechselnd?) 

tshapan  Kleid,  welches  beinahe  bis  auf  die  Enkel  reicht  (gewöhnliches 
Aussengewand  in  Mittel-Asien). 

tshftrak  Gewicht  1)  für  Rohseide,  Farben,  Gewürze,  Thee  u.  s.  w.  = 
4  dzhing  (5  Pfand  englisch),  2)  für  aller  Art  Waare  =  12*^  dzhing,  heisst 
auch  ashliq  tashi  „Speisegewicht"  (ashliq  Speise,  Futter,  tash  Stein)  und 
tört-tash  „Viergewicht"  (tshftr,  tshahftr  ist  im  Persischen  4,  daher  viel- 
leicht tshärak),  3)  =  besh-tash  „Fünfgewicht"  =  16  dzhing,  neu  vom 
damaligen  Emir  (Atalik  Ghäsi)  eingeführt. 

tshftroq  roher  Stiefel  von  ungegerbtem  Leder  nach  Art  der  Mokassins, 
deren  unteres  Leder  um  den  Fuss  herum  in  die  Höhe  gezogen  wird.  Er 
wird  getragen    von    den    kirgisischen  Bergbewohnern   und  von  Reisenden. 

tshaqa  Kupfermünze. 

tshoka  Essst&be. 

tshigarik  Vorrichtung  zum  Reinigen  der  Baumwolle  mit  einer  eisernen 
und  einer  hölzernen  Walze,  zwischen  denen  die  Baumwolle  hindurch  ge- 
zogen wird. 

khftn  (j^än)  König,  Fürst;  in  Kashgar  auch  gebraucht  als  Endung  von 
Frauen-Namen,  wie  Ai  Khan  „Mond-Fürstin",  Mairam  Khan  „Frau  Maria*', 
nicht  in  Männemamen  wie  in  Indien. 

Khdn-ariq  Wasserleitung,  einige  14  englische  Meilen  südlich  von  Kasch- 
gar,  abgeleitet  aus  dem  Tazghun-Flusse ;  auch  ein  Bezirk  und  eine  Stadt, 
die  von  ihm  bewässert  werden« 

dälan  innerer  Thorweg  oder  Hausflur  mit  zwei  Thüren,  der  die  äusseren 
Zimmer  vom  Hofe  trennt,  in  welchem  sich  die  Zimmer  der  Frauen 
befinden. 

dawan  Pass. 

dasmäya  (eigentlich  persisch  dest  mftya  „Hand-Stoff",  „Haii^-Kapital"). 
Da  strenge  Muslims  sich  aus  der  Einnahme  von  Zinsen  ein  Gewissen 
machen,  beauftragen  sie  einen  Makler,  welcher  seinen  Unterhalt  von  dem 
Gewinne  und  nach  Rückzahlung  des  Kapitals  noch  ein  Drittel  des  er- 
übrigten Gewinnes  erhält.  Eine  andere  Art  des  Vertrages  ist,  dass  der 
Eigentümer  des  Darlehns  nur  den  halben  Gewinn  nimmt,  der  Makler 
aber  seine  Ausgaben  selber  bestreitet,  in  welchem  Falle  Verluste  im  Ver- 
hältnisse von  2:1  von  beiden  getragen  werden,  während  im  ersten  Falle 
der  Eigentümer  des  Darlehns  alle  Verluste  zu  tragen  hat. 

dambura  zweisaitige  Guitarre  (guitar). 

dutär  zweisaitige  Laute  (lute),  vom  persischen  du  zwei  und  tftr  Faden, 
Saite.  Shaw  stellt  hier  dutär  dem  si-tär  oder  dreisaitigen  Tonwerkzeuge 
gegenüber,  setzt  aber  hier  ebenfalls  hinzu  „a  guitar". 

Dolan  die  Ebenen  des  Yarkand-Flusses  zwischen  einer  zwei  Tagemärsche 
östlich  von  Tarkand  belegenen  westlichen  und  einer  östlichen  Grenze,  die 
etwa  7  Tagemärsche  von  Aksu  liegt.  Die  ebenso  benannten  Einwohner 
waren  grosse  Verehrer  der  Xodzha's. 

rabat  Rasthaus. 


446  K.  Himlj: 

rabaq  Palast,   PriYotwoluiimg   eines  Hotrsdiew.,  Tom    HWiMMiMn  ramm 

(letzteres  ist  nach  Catafago  eine  Art  Yenunda?) 

Ziltshaq  kleiner  Flnss  oder  Wasserleitung,  WHÜgeengliselia  MeÜoi  sU- 
lieh  von  TarkancL 

sart  Name,  den  die  Eürtenvölker  (Kirgisen,  Kasakea  n.  a.  w.)  4»  aa- 
sltssigen  Bevölkerung  geben,  sie  möge  tftrkiseher  oder  inaJbnlMr  Ab» 
knnft  sein. 

Sarigh-dt  „gelbes  Gras''.    Name  einer  Ebene  in  der  Hlbe  deaKankoHHiL 

Sarigh  Aighur  Örtlichkeit,  welche  in  den  Tawarikh  i  BaahSdi  ab  ia  d« 
Richtung  des  Lob-Sees  befindlich  erw&hnt  ist  Noch  keatmitage  ist  im  du 
Nähe  von  Karashahr  ein  Berg  namens  Aigiur-Tagid«  »»Diea  nsbeiM  A 
Heimat  Ton  Uignren  gewesen  zu  sein**  [Aighur  bedeutet  „eiiwn  Heagilf) 

Sarigh  Tshopan  EUilteplatz  am  Weg^  iwisehen  Sariqol  waä,  WaUua 
[dem  letzteren  näher],  erwähnt  in  den  Tawariklü  Baahtdi  and  rem  aspsNi 
Reisenden. 

Sarig-qol  ein  weites  Thal  und  ein  Beiirk  aa  der  Ostseite  des  PaMk  !■ 
Gebiete  von  Kashgar,  oft  ausgesprochen  Sari-qol.  Der  lüame  Icomai  viB 
sariq  gelb  und  qol,  dem  kirgisischen  Namen  fBr  ein  „weitea  Tlud**  am 
Unterschiede  von  dzhilga  „Sdilucht^*.  Ifian  habe  fälsehUch  apgoeewiiiii 
dass  es  sich  um  den  Namen  eines  Sees  (kdl)  handele.  Sariqel  eil  aar 
eine  von  einer  Reihe  von  Zusammensetzungen,  ine  sie  in  dieeer.QifHi 
gebraucht  werden,  z.  B.  Sarigh  Tsohopaa,  Sarigh  Aigiiiir  (miek  M§m 
also  ist  region  „Gegend**  hier  weiter  auszud^eh]^i)i  Saiigo-Alif  ^taßif^ 
Mit  einem  anderen  fiigenschaftsworte  erscheint  die  Zusammeoaetnuif  JCäc 
qol  „weites  Thal**,  von  hing  „weit**  und  qol  „Thal**.  Letatore  OrtlifHntt 
liegt  am  Wege  von  Kash^  (genauer  wohl  Tengfshehr)  naeli  SwifiL 
Auf  S.  157  unter  qol  sagt  Shaw,  dass  man  oft  fiUsehlieh  Siriknl  flfrvteiq 
qol  sage  und  den  Namen  auf  einen  Pamir-See  anwende.  Br  kitte  Mgmk- 
fögen  können,  dass  man  dem  Sirikul  Woods  und  Forsyihs  noeh  «iifli 
nordöstlich  gelegenen  gleichbenannten  (Sary  kul)  Gefährten  gegeben  habe, 
und  doch!  könnte  nicht  Sirikul  in  der  Landessprache  die  Quelle  eines 
Flusses  bedeuten,  die  ein  See  ist?  Ser  i  kul  würde  persisch  das  „Hanpt 
des  Kul  oder  Sees*'  bedeuten. 

Sariqia  „gelber  Abhang**.     Teil  des  oberen  Karakash-Thales. 

Saksaul  Art  schweren  Holzes,  welches  ohne  Verlust  brennt  und  seine  Ge- 
stalt behält,  bis  es  ganz  durchgeglüht  ist. 

8  am  SU  glänzender  Baumwollstoff,  der  früher  aus  China  eingeführt  ward«, 
jetzt  aber  in  Xoten  gemacht  wird. 

säi  wüste  Fläche;  s&i-kiiki  (so  offenbar  nach  der  Schreibweise  auf  S.  176, 
nicht  säi-kuk)  „Wüsten- Gazelle**. 

säi  Schlucht,  Bett  eines  Flusses  (bei  den  Kasaken;  es  scheint  dasTonSbsw 
nicht  besonders  angeführte  westtürkische  tshai  „Strom**  zu  sein). 

sugat  Weidenbaum.     Ortsname,  z.  B.  Pass  des  Kun-Lun  bei  Shahid  UUsh. 

t'anäb  Flächen maass ,  dessen  Seite  40  Gaz  (=  140'  englisch)  lang  ist 
Grundsteuer  auf  Gärten  und  Lustörter. 

Ghaltsha  arische  Einwohner  der  Berg-Bezirke  (Kolab,  Matsha,  KarategiSt 
Badakshan,  Wakhan  u.  s.  w.) ;  auch  in  Ost-Turkistan  allgemein  anf  eiiun 
Sklaven  übertragen,  den  man  mit  Gelde  gekauft  hat. 

ghidzhaq  Geige. 

Qataghan  Stamm  der  Uzbek-Türken,  welcher  die  Bezirke  Kundus  u.  i>  w. 
bewohnt.     Ein  persisches  (Shaw  sagt  „Tajik**)  Sprüchwort  sagt: 

her  dzhä  ke  resid  sumi  asp  Qataghan 
ne  mnrde  kefen  yäbed  u  ne  zinde  wat'an. 
Wohin  immer  der  Huf  eines  Qataghaner  Rosses  kommt,  findet  der  Todte 
kein  Leichentuch  und  der  Lebende  kein  Obdach. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Sbui  Tao  Ki.  447 

qar&  schwarz,  Qara-sn  Quellen,  die  nicht  von  Schneegebirgen  kommen, 
qaraliq  in  Traner  (welche  in  Tarkand  darin  besteht,  dass  man  sich  nicht 
rasiert  und  weisse  und  ungefärbte  Kleider  trägt).  Diese  Bemerkungen 
Shaws  bezeichnen  genau  den  chinesischen  Brauch,  welcher  wohl  nach  dem 
Worte  qaraliq  (von  qara)  zu  urteilen  in  Tarkand  den  einheimischen  ver- 
drängt haben  mag. 

qarliq  beschneit.  Name  des  Passes  von  Tolarik  nach  Toghra-su  am  obern 
Karakash. 

Qazaq.  Die  Kasaken  werden  nach  Shaw  von  den  Osttürken  in  die  drei  Horden 
1)  Ulugh-yüz  „die  grosse  Horde"  mit  den  Abdan  und  Dolat,  2)  üsta-yüz 
„die  mittlere  Horde"  mit  den  Arghun,  Naiman,  Qiptshaq  und  Kungrat, 
3)  Kitshik  yüz  „die  kleinere  Horde"  mit  den  Altshin  und  den  Dzhabbas 
geteilt.  Auch  von  den  genannten  Stämmen  giebt  es  nach  Shaw  wieder 
anzählige  Unterabteilungen. 

qotas  ein  Yak. 

qoram  Erdboden,  der  mit  grossen  Steinblöcken  bedeckt  ist,  die  von  den 
Bergen  gefallen  sind  [?  Ursprung  von  qara-qoram].  Shaws  Vermuthung  ist 
von  Fors>th  in  einem  Briefe  an  Yule  bestätigt  worden,  wie  letzterer  im 
Geographica!  Magazine  (May  1B74)  mitgeteilt  hat.  Komm  sind  nach 
Forsyth  die  scharfen  spitzigen  Trümmer  herabgefallener  und  zertrümmerter 
Felsbl(k;ke.  Der  Ausdruck  Karakorum  wird  nicht  allein  von  einem  Passe 
gebraucht,  sondern  bezieht  sich  auf  jede  Ortlichkeit,  wo  solche  Felsen- 
trümmer sich  vorfinden.  Zum  Beispiele,  als  Forsyth  den  Karakash-Fluss 
verlassend  die  Schlucht  nach  dem  Sandzhu-Passe  zu  hinaufstieg,  fand  er 
dort  wieder  ein  mit  solchen  Trümmern  bedecktes  Thal,  welches  die  Kir- 
gisen Kitshik  Karakorum  „den  kleinen  Karakorum"  nannten.  Wegen  des 
a  oder  u  in  der  Endsylbe  schwanken  die  Angaben  noch  immer,  qurum  ist 
„Buss." 

qurbashi  oberster  Beamter  der  Polizei. 

qosh  Paar;  Haushalt,  qoshmak  sich  vereinigen,  qoshbashi  Anführer  der 
Karawanen,  qoshbegi  Haushofmeister  („Lord  of  the  Household"),  Statt- 
halter des  Königs,  der  in  der  Abwesenheit  des  letzteren  für  ihn  handelt. 

qoBhun  Heer. 

qonaq  Mais. 

qnngur  dunkelbraun  (dun)  [Qungur-at  „dunkelbraunes  Pferd",  woraus  nach 
Shaw  Qungrat  entstanden  ist,  der  Name  der  obengenannten  Abteilung 
der  mittleren  Horde  der  Kasaken  und  der  Stadt]. 

kftriz  (persisch)  unterirdischer  Wasserlauf.  Solche  werden  nach  Shaw  da- 
durch gebildet,  dass  man  an  einem  Abhänge  eine  Reihe  Brunnen  in  ge- 
wissen Zwischenräumen  gräbt  und  die  Böden  derselben  durch  kleine 
Stollengänge  (tunnels)  verbindet;  je  weiter  nach  unten,  desto  flacher  werden 
die  Brunnen,  bis  unten  das  Wasser  zu  Tage  tritt.  In  Ost-Turkistan 
findet  man  dergleichen  nur  bei  Turfän. 

Kashgar,  so  gewöhnlich  im  westlichen  Turkistan  genannt  und  späterhin 
auch  auf  den  Münzen  des  Atalik  Ghazi. 

Kashqar,  nach  der  Aussprache  der  Eingeborenen,  ebenso  nach  Shaw  im 
Kudatku  Bilik.  Shaw  spricht  hier  von  der  Yämb^rischen  Ausgabe.  Wie 
ich  mich  überzeugt  habe,  steht  gleich  am  Eingange  des  Kudatku  Bilik 
in  dem  Namen  Kashgar  in  der  dem  Mongolischen  angepassten  Umschrift 
Yämberis  Kashkar,  in  der  lateinischen  aber  Kashgar.  Es  fragt  sich  übrigens, 
ob  nicht  der  jetzt  dort  wohnhafte  Türke  ebenso  geneigt  ist,  die  Aussprache 
zu  verhärten,  wie  sie  sich  anderswo  zu  erweichen  strebt. 

katta  (kättä?  Zenker  hat  kette)  gross  [der  älteste  Sohn  des  Emirs  von 
Bokhllra  hat  immer  die  Titel  Katta4*urah  =  „Grosser,  oder  erster  Prinz"], 
bei  Zenker  kette  gishi  ein  Vornehmer. 


448  K.  Hiralyr 

küleli  MacbC.  kiitahlük  starb,  mächtig  [Titel  des  Naiman-FärateD,  ie* 
DBcbiDgiB-Kliaii  daa  Lnnd  Kasbgnr  nbsroberte]. 

hok  lederner  Riemen,  neloiier  dem  Oitterwerk  eines  Kirgisenneltes  Halt  giebt 
koklamnk  heftelii,  ewei  StÄbo  vermittels  einea  durcbgeslecklen  Biemeiu 
befeatigeu.  [Die  Saiten  einen  KLrglseoxelteB  werdeu  mittels  so  befuligld 
Stäbe  zu  einem  Gitterwerk  gemacbt,  welcbee  zusammengeJnltet  oder  im 
EreiBo  aufgestellt  und  mit  FiU  bedeckt  nerden  kann.) 

ktik  n-ilde  Ziege,  wildes  Schaf,  oder  Antilope  [gewöbnlich  von  allen  «ildtii 
Tiereu  der  Art  gebraucht,  die  dann  dnrch  ihre  beaoQderen  Namen  unUi- 
schieden  werden,  z.  B.  gai-kiik-i  „Wüsten-btik"  (Saiga  Tartaric«?),  Ügi- 
klibi  „Berg-kjik"  (welchen  ibei,  ovis  Polii  u.  s.  w,  in  eich  achliesit]. 

14b  ar  Anführer  von  500  Mann. 

Utshak  Kopftuch  der  Frauen. 

mftral  Weibchen  des  Zwölfenders  von  Oat-Turkiatau  (femaU  oftbelStiMJ 
»tag). 

Märäl-bfiBhi  eine  von  den  Chinesen  bei  Lai-Moadzhid  au  der  Verbindm^ 
der  Wege  von  Yarksnd  und  Kasligar  nach  Aksn  gegründete  StadL  Ei 
"  ■  "  '  -  ■  -  ijgg  i  tbung  yii  thu;  Lai-Masdzhid  führen  dis 
a  [Uasdsbid  ist  das  apaniaube  mesquite,  domi 


I 


t  das  „Gut"  Malar  fiatihi 
chinesiachen  Kartun  n 
MoBcUee). 
mazär  (arabisch)  Grab 
langen  8tangen    verjii 
Stüinbaufen  (c( 


,  werden 


angesehen. 
Bflaba  LicbCscheere,  Gahal, 
n&muq  ßaumwüUe. 


w  Heiligen,  mit  Flaggen  und  Yak-Schntuzen  u 
oft  auch  mit  Hörnern  von  wilden  Tieren.  Di« 
),  wolehe  man  überall  in  den  Gebirgen  antrifft,  die  Indien 
nneu,  au  allen  bemerkensirerten  Stellen,  wie  Faxen 
□  den  TOD  Muslima  bewohnten  Teilen  der  Gebirge  mil 
beehrt  und  für  Or&ber  alter  verehrens würdiger  Üüniier 


,  der  die  Lunte  ei 


ir  Luntenflinte  befetbgt  i» 


i  nach  Tiereu  benaunteu  Jahi 
in     luner-Äsien      geretbuet     wird.       Ea      ist     das     mongoliai 
(„Prüfung")'     Die  oattUrfciachan  Namen   sind  nach  Sbaw:  » 
Ol  (woi)  Ocbse,  bars  Leopard,  tauahkan  Hase,  baliq  Fisch,  iltut  B 
at  Pferd,  koi  Schaf,  maimun  Affe,  tokhi  Hahn,  it  Hund,  to^gliiu  Behw^ 
(e.  Shaw,  Sketch  of  Ihe  Turki  Langnage  Part  I  8.  77). 

Uuzät,  Mnzart  „Eiapass"  von  muz  Eia  (westtärkiach  boz)  and  «r^  d«M*K- 
tnrkiachen  Ausdrucke  für  „Paas"  nach  Shaw  (sonst  bsdeatat  Am  Vo(t 
die  „hintere  Seit«",  nach  Zenker  auch  im  Osttäikiscbeu;  in  8h>ifS  T*- 
zeichnisae  fehlt  diese   Bedeutung). 

rar  Spalt«,  Ufer,  Anböhe  (bank),  steiler  Erdabhang.  Hui  leitet  HpnfflT 
Tarkand  ab  von  j&r  Ufer  und  kand  (kant)  Dorf,  wie  in  BMb-kut  Ü» 
„fünf  Dörfer",  Tash-kand  „der  ateineme  Ort"  n.  ■.  w.  Yarfcand  U^  ■■ 
Bande  einer  Anhöhe  (bank),  welche  die  nordwestliche  ÄbgrlosoBf  aiMi 
tiefliegenden  Fluaa-Ebeue  von  beinah  4  englischen  Meilen  Breite  biUA 
die,  niedrig  und  morastig,  wahrscheinlich  durch  die  TerEwei^niigW  ta 
Yarkand-Flusses  gebildet  wurde.  Dieser  FIobb  flieMt  jedoch  batttntm* 
in  einem  7—8  Meilen  weiter  östlich  gelegenen  Bette,  welch««  d«r  Wm» 
im  Südosten  von  Tarkand  Shnlicb  ist.  Der  Ziltshak  Uatang,  welcher  iank 
die  letztere  einige  3'^  Meilen  von  der  Stadt  fliesst  und  sich  Nnife  MdM 
weiter  anfwarbi  von  dem  Hauptöusae  abzweigt,  hat  du  AnasoheB  ii>N 
natürlichen  Waaserlaufes  und  ist  vielleicht  ein  Überbleibsal  daa  Hanft- 
atromes  in  dessen  altem  Bette.  Der  Band  der  höher  liegenden  Bhsei  ia 
der  Nähe  der  Stadt  ist  anch  durch  zahlreiche  Spalten  oder  Sei 
mit  hohen  Abhängen  zerachnitteuf  welche  die  Geeignetheit  da*  2 
Yarkand  „der  Stadt  der  Abhänge"  noch  Termehren.    Der  IImhm  TÜK^ 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shui  Tao  Ei.  449 

^üble  Abhänge*'  (»evil  banks")  ist  auch  im  Lande  gewöhnlich  und  bezieht 
sich    auf  einen  Flnss  südlich   von  der  Festung  von  Eashgar,   so  wie  auf 
ein  trockenes  Flussbett  einige  2  Meilen  nördlich  von  Tarkand. 
yftzi  Land  im  Gegensatze  zur  Stadt     Shaw    schwankte  zwischen  der   Ab- 
leitung  von    7&z  Sommer,   als  Sommeraufenthalt,  und    von    yftzmak    aus- 
breiten.    Letztere  Ableitung  hat  alles  für  sich;  yftzi,  yftzu  (auch  wechselnd 
mit  yassi)  bedeutet  eine  weit  ausgedehnte  Fläche  wohl  in  allen  türkischen 
Mundarten;    im    Namen    der    Stadt   Tassi,    der   Hauptstadt    der    Moldau, 
finden  wir  es  sogar  als  Namen  einer  Stadt  wieder.     Vielleicht  gehört  auch 
Tassi  kitshik  hierher, 
yautshi  Mittelsmann  bei  Heiraten,  von  yaumaq  sich  nähern, 
yetti  sieben,    yetti  yulduz  „die  sieben  Sterne",  oder  yetti  ughri  „die  sieben 
Diebe",  Name  des  grossen  Bären  bei  den  Kasaken,  welche  sagen,  es  sei  eine 
fiäuberbande,   die  sich  immer  im  Kreise  bewege,  um  eine  Gelegenheit  zu 
erspähen,    die   beiden  Rosse  Ak  boz   ät   („weissgraues  Pferd^')  und  Kök 
boz  ftt  („blaugraues  Pferd")   zu  entführen,  welche  (zwei  helle  Sterne  des 
kleinen   Bären)   um  den   Nordstern   herum  grasen,    den  die  Kirgisen  sich 
als  den  Pflock  denken,  an  den  die  beiden  Rosse  gebunden  seien. 
yalqi  Rossheerde. 

Dem  Shawschen  allgemeinen  Wörterverzeichnisse  sind  noch  ein  Yer- 
zeichniss  der  Namen  von  Vögeln  (Turki  Names  of  Birds.  By  J.  Scully,  Esq. 
late  Medical  Officer,  Kashgar  Agency)  und  ein  solches  von  Pflanzen  von 
demselben  Verfasser,  einem  der  englischen  Gesandtschaft  in  Kashgar  zuge- 
teilt gewesenen  Arzte,  angehängt.  Ersteres  enthält  über  anderthalbhundert, 
letzteres  über  dreihundert  Namen,  die,  und  zwar  die  der  Vögel  wohl  aus- 
nahmslos, die  der  Pflanzen  zum  grossen  Teile,  mit  englischen  und  lateini- 
schen Wiedergaben  versehen  sind.  Aus  ihrer  Zahl  teile  ich  noch  folgende  mit: 
birgut,    burgut,     qara    qush    („schwarzer    Vogel")    Steinadler    Äg[uila 

chry9aeta8. 
bulbul,  Nisoria  tmdata. 

pakhtaq  (persisch),  fakhta  Easchgarer  Ringeltaube  Turtw  Stoliczkae. 
torghai  Lerche. 

turumtai  Zwergfalk,  Schmerling  (merlin)  LUhofalco  aescUon.  In  Indien 
werde  der  Name  auf  den  rotköpfigen  Schmerling  (red  headed  merlin)  ffy- 
jpotiorchU  chieguera  bezogen.  (Der  Name  sieht  mongolisch  aus  und  könnte 
Maulkorbträger  bedenten.) 
sairam  Sumpf-Piplerche  (marsh  pipit)  CoryddUa  Bichardi.  Ich  wähle  den 
Namen  besonders  aus,  da  es  sich  zugleich  um  den  Namen  einer  Stadt 
handelt. 
sai    torghai,    qara-qash   torghai,   gehörnte  Lerche  (horned  lack)    Otocoris 

penicülata» 
g^hidzhi  Lämmergeier, 
qirghaul  Tarkander  Fasan.     Fhctsianus  Sham. 

Unter  den  Gewächsen  will  ich  hervorheben : 
azghän  Art  Rose;  sonst  wird  auch  das  persische  gul  gebraucht, 
amurt  Birne  (westtürkisch  armud,  daher  beg  armudu  „Bergamotte"  ?) 
badingan  Eierpflanze  (Egg  plant)  Solanum  melongena.     [Ist  in  China    sehr 

verbreitet.] 
tarbuz  Wassermelone  (im  Westen  auch  qarpuz,  womit  auch  wohl  das  arbuz 

der  Russen  zusammenhängt). 
tamaku   Tabak.     Im  Westtürkischen    heisst    tütün  Rauchtabak,    eigentlich 
„Rauch",    das  chinesische  yen,  das  arabische  dukhftn  haben  dieselbe  Be- 
deutung, 
dz  high  da  Art  süsser  Melone, 
dzhigda  Art  Oleaster,  JSleagnua  anguMifolia, 

Zeitsohr.  d.  GeBellBch.  f.  Erdk.  Bd.  XYIL  29 


tshilän  Brustbeere  Zizyphiu  vulgarisy 

sarigh  azghän  gelbe  Rose.     Boaa  brunonii, 

shal  Reisstaude,     gurundzh  Reis. 

shaftul    Pfirsich    (der    wenig    veränderte    persische    Name    sheftalu    d.    h. 

„Pflaume"  [alu]  „von  Sheft"  in  Gilän,  uruk  ist  im  Türkischen  Pflaume.) 
qizil  azghän  rote  Rose, 
qizil  gul  Rose.  Bosa  macrophyla. 
k ah  loh  Dattelpflaume  (persimon)  DiospyroB  Tcaki, 
kaibaz  Baumwollenstaude. 

laili  qazaq  (=  persisch  lale-i-qazaq?)  Mohn  („Kasaken-Tulpe"). 
nashwat  Birne, 
yangghäq  Walnuss. 
yagätsch  Baum    (westtürkisch  agadzh,   jetzt    auch  wohl  gesprochen  adzh). 

Daneben  steht  AilaTühus  esccelsa,    ich  weiss  nicht,  ob  durch  ein  Versehen, 
yulghun  tamarix  gallica. 


Anmerkung  in  Bezug  auf  den  Namen  Kirgisen.  Nach  dem  Yüan  Shi 
Lei  Pien,  einer  Geschichte  der  Mongolenherrschaft  in  China  vom  Jahre  1700} 
soll  der  Name  der  Kirgisen,  welche  eine  Sprache  mit  den  Uiguren  redeten, 
daher  entstanden  sein,  dass  vierzig  (kirk)  chinesische  Mädchen  (kis)  sich 
mit  Kirgisen  verheiratet  hätten,  —  eine  Sage,  die  wohl  erst  durch  den  Namen 
entstanden  ist. 

Bemerkung  zu  Jahrgang  XIY,  S.  184,  Z.  2.  Dass  der  Name  Tangko  in 
Yang-ko-kiang  einer  einheimischen  Sprache  entstamme,  habe  ich  in  der 
Geschichte  des  Hauses  Thang  bestätigt  gefunden,  welches  618 — 907  über 
China  herrschte,  da  dieses  Werk  das  Land  der  Yang-Ko  als  selbständig  an- 
führt, aber  auch  eine  Belehnung  mit  demselben  im  Jahre  836.  Die  Yang- 
Ko  gehörten  zu  den  Man,  den  Ureinwohnern  des  südlichen  Chinas.  In 
Kwei-tschou  giebt  es  noch  manche  Stämme,  die  den  Namen  Yang  führen, 
und  bis  zu  den  Thang  führte  Kwei-Yang  den  Namen  Yang-Ko  nach  den 
Zusammenstellungen  des  I  Thung  Tschi. 

Anmerkung  zu  Jahrgang  XV,  S.  190,  Anm.**):  Schon  A.  Fedtsohenko 
in  der  21.  Bemerkung  zu  seiner  Frau  Olga  Fedtschenko's  russischer  Über- 
setzung der  Yule'scben  Abhandlung  über  die  Oxus-Länder  (Essay  on  the 
geography  and  history  of  the  regions  on  the  Oxus,  London  1872)  übersetzte 
Tauburun  durch  nos  gor  „Bergnase,  oder  Vorgebirge**.  Die  Übersetzung 
erschien  als  Anhang  des  9.  Bandes  der  Izwestija  im  Todesjahre  A.  Fedt- 
schenko's  (1873).  Über  den  Terek-Dabau  verlohnt  es  sich  wohl  eine  Be- 
merkung hinzuzufügen,  welche  S.  16  im  Märzhefte  der  Izwestija  vom  Jahre 
1872  (Teil  VIII)  vorkommt:  „Sehr  wissenswert  ist  die  Thatsache,  dass  der 
Terek-Dawan  durchaus  nicht  darum  nicht  zum  Sommerverkehr  mit  Kashgar 
dient,  weil  der  Weg  überschwemmt  wird  durch  das  Thauen  des  Schnees, 
wie  Ritter  sagt.  Der  Weg  über  das  Terek-Joch  ist  so  mit  Steinen  bedeckt, 
dass  der  Übergang  nur  dann  bequem  ist,  sobald  der  Schnee  ihn  verschüttet 
und  ebnet.  Im  Sommer  geht  man  über  irgend  einen  Pass ,  der  nach  dem 
Bash-Alai  führt;  die  Karawanen  wählen  dazu  den  Shart-Davan,  als  den 
nächsten;  aus  dem  Alai  steigt  man  wieder  auf  den  Pass  Tau-Murun  und 
kommt  bald  (bei  Tokai-Bashi)  heraus  auf  den  Weg,  der  vom  Terek  herführt" 
—  Murun  ist  osttürkisch  für  buruu. 

Anmerkung  zu  S.  287  f.  im  XV.  Jahrgang:  Kara  Kul  (lies  Kara  Ktil). 
Dem  Namen  und  der  Sache  nach  ist  die  Uebereinstimmnng  des  von  Se- 
wertzoflf  im  Spätsommer  des  Jahres  1878  nach  Lage  und  Umgebung,  sowie 
den  südlichen  Verbindungen,  erforschten  Kara  Kül  mit  dem  der  Chinesen 
kaum    mehr    zu    bezweifeln.      Die   Lage    des    letzteren    im  I  thung   yü  thn 


Einiges  über  das  Si  Tu  Shui  Tao  Ki.  451 

(39^  N.  B.  zwischen  dem  44.  and  dem  45.  Grad  W.  L.  von  Peking,  was 
etwa  gleich  71 J^ — 72^^  O.  L.  von  Qreenwich  sein  würde)  stimmt  leidlich 
mit  derjenigen  überein,  welche  auf  Tafel  19  der  Petermann^schen  Mitteilungen 
vom  Jahre  1880  für  den  Sewertzoffschen  Kura  Kül  angegeben  ist  (39^N.  B. 
zwischen  73^  und  14P  O.  L.  von  Greenwich).  Das  Si  yü  shwei  tao  ki  weist 
zwar  seiner  Gewohnheit  nach  ein©  viel  zu  hohe  Breite  auf  (43^50' — 44®  10') 
und  versetzt  den  See  etwa  3  Längengrade  zu  weit  östlich  (45—46®  W.  L. 
von  Peking),  im  übrigen  aber  stimmen  die  Ortsnamen  bei  beiden  chine- 
sischen Quellen  nicht  allein  überein,  sondern  man  kann  auch  Anklänge  an 
einige  derselben  auf  der  genannten  Karte  zur  SewertzoflTschen  Forschungs- 
reise wiederfinden.  Auch  der  zwiefache  Abfluss  (nur  nach  Norden  und 
3üden,  wenn  auch  in  west-  und  ostwärts  fliessende  Flüsse)  ist  durch  Se- 
wertzoflf  insofern  beglaubigt  worden,  als  der  nördliche  Abfluss  einst  in  den 
Koksai  (Köksai  ^blauer  Waldstrom?"),  einen  Nebenfluss  des  Kashgar-Flusses, 
floss,  der  südliche  nach  dem  Muskül  (^Eissee")  und  durch  den  Kudara  in 
den  Aksu  gelegentlich  noch  heutzutage  seinen  Abfluss  findet.  Es  ist  dem- 
nach Grund  genug  vorhanden,  mit  Ritter  und  dem  Si  yü  shui  tao  ki  an- 
zunehmen, dass  dieser  Kara  Kül  auch  der  „Drachensee"  des  Wallfahrers 
Hüan  Tschuang  gewesen  sei. 

Wenn  wir  von  den  im  Si  yü  shui  tao  ki  angegebenen  Entfernungen 
vorläufig  absehen,  so  haben  sich  folgende  Namen  wieder  gefunden: 

1)  Naisa  Tash  (Nai-tzö-tashi) ,  2)  Tshatyr-tash  (Tshatyr  tashi  „Zeltstein" 
^  Tsie-t'ir-ta-shi),  3)  Xargosh  ist  „Eselsohr"  vom  persischen  Xar  „Esel" 
und  gosh  „Ohr";  der  Xoshi - Kudzhuk  auf  S.  288  des  vorigen  Jahrganges 
dieser  Zeitschrift  wird  daher  wohl  so  viel,  wie  Goshi  kütschük  „das  kleine 
Ohr",  sein  und  sich  vielleicht  auf  den  etwa  südsüdwestlich  von  dem 
19300'  hohen,  am  See  belegenen  Gipfel  liegenden,  nur  18  500'  hohen  Berg 
beziehen,  4)  der  Aksu  des  I  thung  yü  thu,  5)  Alitshur  (das  Artshur  des  I  tung 
yü  thu,  wo  im  Jahre  1759  die  Schlacht  zwischen  dem  chinesischen  Heere  und 
den  Xodzha  stattfand),  6)  Tus  kül  („Salzsee"),  7)  Tashil  kül  ^grüner  See"  ist  der 
Xo-shi*r-Kür  des  I  thung  yü  thu  mitMardzhenai;  dasi  thung  yü  thu  unterscheidet 
ein  Ike  oder  „ Gross "-Mardzhinai  am  See  und  am  Wege  nach  Roshan  (O- 
lo-shan,  oberhalb  der  Mündung  des  Aksu!?)  und  ein  Bagha  oder  „Klein **- 
Mardzhinai,  welches  weiter  südlich,  als  das  erstere  liegt  (yeke  „gross", 
bagha  „klein"  sind  mongolische  Wörter  und  werden  hier  wohl  die  ein- 
heimischen türkischen  ulugh  oder  tshung  „gross",  kütshük  „klein"  ersetzen). 
—  Auch  der  kleine  See  Bulun  kül  wird  der  Schauplatz  der  Schlacht  vom 
1.  September  1759  gewesen  sein  (s.  Pauthier,  Chine,  S.  452.  Ritter,  5.  Band, 
S.  522).  Die  Ortsnamen  sind  übrigens  wohl  ziemlich  durchweg  türkisch  in 
dieser  Gegend,  so  das  oft  vorkommende  dzhilga,  welches  nach  Shaw  eine 
Schlucht  bedeutet.  Ak  baital  ist  „weisse  Stute",  Tash  kül  „Steinsee". 
Tagharma,  wie  man  früher  den  Muz  tagh  ata  („Vater  Eisberg")  nannte,  er- 
innert an  Tuj^ara,  ja  sogar  an  das  biblische  Togarma ,  welches  man  jedoch 
gewöhnlich  nach  Armenien  verlegt. 

Anmerkung  zu  S.  298  im  XY.  Jahrgang:  Kür  ist  im  Mongolischen 
^Menge,  Geschwader",  so  dass  der  chinesische  Verfasser  möglicher  Weise 
einen  allgemeinen,  „Haufen"  bedeutenden  Ausdruck  für  einen  besonderen, 
einen  „Schneehaufen"  bedeutenden  genommen  haben  könnte.  Übrigens  wäre 
in  der  betreffenden  Gegend  wohl  nur  ein  türkischer,  kein  mongolischer  Name 
zu  erwarten. 

Anmerkung  zu  S.  298 f.  Kash,  Kashgar.  Die  wohl  erst  viel  später 
entstandene  volkstümliche  Ableitung  von  kash,  dem  glasirten  Ziegelstein, 
könnte  doch  vielleicht  eine  ältere  von  dem  Volke  der  Kasier  verdrängt 
haben,  dessen  Namen  Lassen  und  Ritter  in  den  kasischen  Bergen  des  Pto- 
lemaios  suchten. 

29* 


452  K.  Himly:  Einfgres  über  das  8i  T4  Sbvi  4*ao  KL 

Anmerknngdii.  In  BeBiehong  auf  die  4y1  _  ^  aMiaHkaigaii  ttb« 
Papiergeld  will  i<ä  hier  nodi  Einiges  ans  d^hn  Kang-Hi-WS^tietlMieha  lÜ- 
zufügen,  was  dort  unter  dem  Schrifltoeicben  thshao  beaaerkt  vSbA  d«a  alill 
▼iel  älteren  Wörterbnefae  Tsböng-tae-thung  enCiiommen  ist.  ll«tlcwiii%tt 
Weise  ist  die  der  Gesehiehte  der  Snng  Ton  Toto  ehtnomineiie  Stella  «pr 
dem  Namen  des  Tshöng-thze-thnng  angeführt,  obgl^oh  in  P^dng  aick  diliH 
Werk  doch  zur  Zeit  befanden  haben  mnss.  Die  CSiineaen  habea  e»  ftl 
ganzen  wenig  geschfttzt  nnd  durch  die  „Geeehiohte  der  SstUolieii  H«qpl> 
Stadt**  und  die  der  südlichen  Sung  verdrängen  lassen,  welche  dek  anök  iM 
des  obigen  in  der  Königlichen  Bibliothek  in  BerHn  befinden.  Dm  TsUng" 
tze-thung  sagt  also,  thshao  sei  ein  Name  der  Papi«rbaiim-T«iseliwmare  (tihih 
hwo  Ton  tshu  „Papierbanm**,  broussonetia  (moros)  s.  Porter  SvaHli,  CiifaMi 
materia  medica,  hwo  „Tauschmittel",  ein  auf  älteren  Mflnsen  hlnfiger  km- 
druck).  Nach  der  Geschichte  der  Snng  hätten  die  Nft-tshda  (d.  k.  to 
tungusische  Volk  der  Altan -Khane)  1154  mit  Kupüsr  ein  wetng  die  klt»- 
tze  („Aushändignngs-fichein**,  soviel  wie  das  obige  kwaa  tae^  der  Snng  naok 
geahmt  und  so  Ihshao  geschaffen,  welche  auf  1  Kwan  {»  lOOO  ILvagßth 
Stöcken),  2  Kwan,  8  Kwan,  5  Kwan  und  10  Kwan  lanteten,  in  weldMi 
Falle  sie  ta  thshao  „grosser  Bankschein*'  Messen,  oder  anf  100«  SOO,  M 
^00  und  700  Kupferstöcke,  in  welchem  Falle  es  siao  thahao  »^elne  Bnlh 
scheine*'  waren.  Nach  siebenjährigem  Ümlanf  wurden  aie  eingieaof  ni 
neu  wieder  ausgegeben,  in  allen  Provinzen  (lu  „Wegen^,  deren  das  Beiflh 
der  Altan-Khane  25  hatte),  Weehselbanken  errichtet,  wo  man  Ar  das  Km 
15  Gk>ldstücke  in  Kung-mo-Gelde  erhielt.  Die  Kin  oder  Ahttfr-Kkane  liOHa 
später  theilweise  Geld  von  gewaltiger  Grösse  prägen.  Endlidbnr  gicM  la- 
gar  einer  solchen  Münze  einen  Durchmesser  von  ä  Zollen  I  'Em  gab 
ihnen  aber  auch  Silbermünzen,  wenigstens  1197  unter  Tshan^Tamii^« 
dem  1205  Kupfermünzen  vom  zehnfachen  Werte  der  gfnrffhnHnhm  fip^ 
wurden,  die  mit  den  Bankscheinen  gleichen  Wert  hatten.  Unter  demSaig' 
Kaiser  Li  Tsung  (1225 — 1265)  nahm  der  Gebrauch  des  Papiergeldes  in  dem- 
selben Maasse  zu ,  wie  die  Verschlechterung  des  Kupfergeldes ,  obwohl  1334 
ein  kaiserlicher  Erlass  gegen  diese  erging.  (Man  sehe  auch  Tule,  Msreo 
Polo,  wo  ein  Papier-Kwan  des  ersten  Ming-Kaisers  abgebildet  ist,  nad 
Chaudoir,  Recueil  de  monnaies  de  la  Chine,  de  Japon  etc.) 

Verbesserungen  und  Bemerkungen  zu  des  Verfassers  Aufratie: 
„Einiges  über  türkische,  mongolische  und  chinesische  Ortsnamen  und  anden 
in  Büchern  über  Erdkunde  vorkommende  Ausdrücke'': 

Jahrgang  XVI.  S.  45.  Z.  5  lies  „die*'  statt  „der''  Aussprache.  Z.  83 
Yag  —  Kuh;  das  erläuternde  =  „Weibchen"  ist  zu  streichen.  S.  46  letsto 
Zeile  lies  „Bedeutung"  statt  „Andeutung",  S.  47  Z.  13  v.  tu  lies  Letafteni. 
—  Zu  dem  angeführten  Werke  von  Shaw  wäre  nunmehr  der  oben  «rwikili 
Zweite  Band,  das  „vocabulary",  hinzuzufügen.  In  diesem  finden  sich  folgeais 
auf  die  von  mir  mehrfach  erwähnten  Ausdrücke  Sarigh  kol  n.  s.  w*  besfif' 
liehen  Erläuterungen. 

S.  172  kül  .  .  a  lake  .  .  [common  in  the  geography  of  Central  Ada  as 
Issiq-kül  (warm  lake),  kara-kül  (black  lake);  but  not  y^irikfil"  (tf 
sbmetimes  speet  by  Europeans),  see  Sariq-qol  or  Sariqol. 

S.  152  qul . .  a  slave.  S.  157  qol . .  a  band,  qol . .  a  hondred  thoaisid 
Kaz.  (d.h.  kasakisch  oder  kirgisisch),  qol. .  a  broad  open  Valley  between  bmiii- 
tains;  Sariq-qol  or  Sariqol:  „yellow  Valley";  also  Shaw  erklftrt  denNsaflS 
nun  dahin,  dass  er  „gelbes  Thal"  bedeate  als  Name  eines  Thalea  nnd  eintf 
kleinen  Provinz  in  dem  Winkel  zwischen  Pamir  und  der  Mnztag-Kette  (irä 
wohl  für  Muzbag  Range  zu  verstehen),  der  Name  werde  oft  fiUsehlieh  Sirikil 
ausgesprochen  und  von  Europäern  unrichtig  auf  einen  Pamir-See  angewandt 
King-qol  „weites  Thal"  zwischen  Sariqol  und  Kashghar  (kirgiaiaeh). 


.^ 


Ad.  Bastian:  Aus  HawaÜBchen  Manuskripten.  453 

Was  das  S.  44  erwähnte  Tangutische  betrifft,  so  sind  nach  Nain  Singhs 
Erkundigungen  vor  etwa  30  Jahren  Tanguten  aus  ihrer  zwischen  dem  Koke 
noor  und  Si-Ning-fu  belegenen  Heimat  nach  Gavge-thol  in  Tibet  ausge- 
wandert, wo  sie  der  Pandit  1874  auf  seiner  Forschungsreise  kennen  lernte. 
Sie  sind  doch  für  Tibeter  schwer  verständlich,  und  die  Anhängsel  der 
Wörter  sollen  sehr  abweichen.  So  finden  wir  im  Ungarischen  eine  der 
türkischen  ähnliche  Wortfügung  bei  einem  mehr  finnisch-ugrischen  Wörter- 
schatze, s.  Journal  of  the  R.  Geogr.  Soc.  1877,  Tratters  Account  of  the 
Pandits  journey. 

(Fortsetzung  folgt.) 


XXIII. 
Aus  Hawaiischen  Manuskripten*). 


Von  Ad.  Bastian. 


IL 

Betreffend  das  Böse  und  das  Gute. 
(No  na  hewa  me  na  pono.) 

Es  gab  sehr  viele  Formen  von  Übeln,  welche  die  Menschen 
übten  und  die  Zahl  der  Übel  würde,  wenn  aufgesummt,  gross 
gewesen  sein;  aber  es  war  eine  einzige  Quelle,  aus  der  alle  jene 
"0061  entsprangen,  nämlich  aus  den  Gedanken  des  Herzens,  das 
ist  der  Erzeuger,   von  dem  unzählige  Übel  geboren  worden  sind. 

§  2.  Aus  demjenigen  Teil  des  Herzens,  welcher  denkt  Böses 
zn  thun,  wird  das  Böse  bald  heraustreten,  und  aus  demjenigen 
Teil  des  Herzens,  welcher  denkt  Gutes  zu  thun,  wird  das  Gute 
heraustreten;  denn  aus  dem  Herzen  ist  das  Gute  und  aus  dem 
Herzen  ist  das  Böse;  aus  eigenem  Trieb  entspringt  das  Böse,  mit 
einigem  Gutem   gemischt,  aber  reichlich  strömt  das  Böse. 

§  3.  Wenn  das  Auge  auf  etwas  schaut,  aber  das  Herz  trägt 
kein  Verlangen  danach,  dann  ist  kein  Böses  damit  verknüpft;  aber 
wenn  das  Auge  schaut  und  das  Herz  begehrt  nach  einem  Dinge, 
dann  beginnen  viele  Gedanken  sich  darauf  zu  richten.  Begier  (kuko) 
wird  der  Anfang  sein,  dann  ein  starkes  Verlangen  nach  Aneignung 
(lia),  dann  Unruhe  (uluku),  dann  Qual  (hookaha),  dann  Verstellung 
(hoomakaulii) ,  dann  starkes  Hinstreben  (üni),  dann  ernstlich 
dauerndes  Schauen  darauf  (kalaiwi),  neue  Entwerfung  von  Plänen, 
es  heimlich  zu  nehmen  und  sich  zuzueignen;  alle  diese  Stadien 
der  Sünde  werden  Stehlen  (aihue)  genannt. 

§  4.  Ferner,  das  Verlangen  Anderer  Eigentum  zu  gewinnen, 
hat  viele  damit  verknüpfte  Anschläge,  so:  auf  der  Lauer  liegen  an 


*)  S.  Bd.  XVI.     1881.     S.  142. 


494  Ad.  BMtUkf    ''-' 

der  Landstraase  (hoolialtift) ;  Oeleg«nh<  3)  «fihnsifai 

Hinterhalt  liegend  (hookaldapaa);  aofdertMoer" 

om  Vorteil  im  Handel   (hoopaewa);  ein  TerlangMi 

in  erhalten,  iraB  einem  andern  gehört  (hoc^taeto);  mit  TtdlgtflMMf 

Absicht  heimlich  zn  töten,  wenn  ee  nötig,  nm  da«  fi!^[6BtiiiB  m  g^ 

Irinnen  —  das  wird  Banh  (powa)  genannt,   das  heint  Banbnt 

Mord. 

§  5.  Ferner,  wenn  Jemandem  der  Wunseh  käme,  dma  ITigM 
tnm  eines  andern  sn  erlangen,  so  würde  er  anf  mandb«  PlSae  de^n, 
das  in  hewirken,  so:  hetrngen  (fokaha);  nehmen  ohne  Binwfflting 
(Uwe  wale);  anf  eines  andern  Oeköß  ungebeten  gehen  Oüipm  inile)| 
ohne  Recht  ergreifen  (hao  wale);  ohne  Brlanbnia  nebmen  (oh^ 
wale);  eine  Wegnahme  mit  Gewalt  (kaili  inüe];  TJnterdiwfaii 
(alnnn  wale)  und  viele  dergleichen  Laster. 

§  6.    Femer,  wenn  einer  beabsicbtigt,  einen  Andern  in  Ib 
teilnng  beenglich  von  Thataachen  zu  täuschen,    in   der  Darlei^ 
da  giebts   dann  viele  Verfahren;  luerst  Irreführung  (hoopnaipi 
dann  Lügen  (wabahei),  Verleumdung  (alapahi),  fiilsche  Darstelli 
(palan),  Verdrehungen    (knkahekahe) ,~    Begeiferung    (palolo) 
dichtnng  (kokahe),    Falschheit    (pahüan)    uud   vieles   andere 
gleichen. 

§  7.  Femer,  wenn  einer  wSnsdit,  irgend  wefiAfe  il'*l;>|i 
gegen  einen  andern  m  Sachen,  so  hat  er  vielerlei  We&Mki;  'W  Si^ 
mit  übler  Nachrede  an  (aki),  dann  Läatemng  (abiahi),  foleche  Be- 
schnldigang  (niania),  Klatschereien  (boloholo  olelo*))  entstellende 
Anklage  (makaulii) ,  Verlenmdung  (kaamehai),  falsche  Rede  (knene), 
lästernde  Berichte  (pouponnoboDio),  Un  glück  anzetteln  ng  (hoowale* 
wale),  böses  Nachsagen  (luahele),  Verrat  (knmakaia),  Oelegenheit- 
suchen  (hoolawehala) ,  Bosheit  (opuinoino),  Ge schieb taerfindnugCD 
(lawe  olelo),  Neid  (paonioni)  und  viele  andere  Laster  derselben  Art 

§  8.  Wenn  jemand  eine  schlechte  Meinnng  von  einem  andern 
hat,  dann  giebt  es  viele  Arten,  sie  auszudrücken.  HissgelShl 
(huhu)  ist  die  Ornndlage,  Hass  (ioaina) ;  Fehlfindnng  (aaka);  His»- 
vergnngeu  (keki);  Murren  (nana);  saure  Mienen  machen  (knkoni), 
karg  (kauahoa),  mürrisch  (makona),  herb  sprechen  (kalaea);  Eifer- 
sucht (holili);  zornige  Blicke  (hoomakue);  Traner  vemraadiea 
(hookoikoi);  Furcht  vernrsachen  (hooweliweli)  und  nele  solche 
andere  Arten. 

§  9.  Ferner,  wenn  einer  einen  unschuldigen  an  töten 
wünscht,  dann  giebt  es  viele  Wege,  es  zn  than;  gleidi  todtschlagen 

*)  Ho-lo-ho-1o-o-1e-lo ,  to  slaoder,  to  teil  tal«a  to  the  disadTtuti^  o( 
aaother,  to  propagate  false  reports  (s.  Andrews)  von  Olelo,  sprechen,  and 
Holo,  amberlanfen  (hin  and  ber,  wie  hele). 


Aus  Hawaiischen  Manuskripten.  455 

ist  das  Erste;  oder  auch  steinigen  (hailnkn),  mit  einem  Enittel 
niederstrecken  (hahau),  zu  Boden  stossen  (knlai),  erwürgen  (umi), 
zu  Muss  stampfen  (kuikni),  in  Armnt  forttreiben  (papai*)),  ringen 
(hakookoo),  einen  Streit  aufhetzen  zwischen  zweien  (hookonokono) 
nnd  viele  andere  yon  demselben  Charakter. 

§  10.  Das  waren  Sünden  (hewa),  die  wohl  bekannt  waren 
als  die  grossen  Sünden,  aber  es  gab  keine  eigene  Strafe  für  solche 
Übel  in  alten  Zeiten.  Wenn  jemand  wirklich  von  einem  andern 
getötet  wurde,  nun  so  war  er  getötet,  damit  gut;  sehr  wenige 
wurden  je  bestraft,  wie  sie  in  heutiger  Zeit  es  werden,  die  Mehr- 
zahl ging  ungestraft  aus,  denn  es  gab  damals  kein  Gesetz. 

§  11.  Es  möge  bemerkt  werden,  dass  die  Verbindung  Unver- 
heirateter, das  Leben  ohne  Ehemann  oder  Frau,  das  Leben  mit 
zeitweisen  Liebhabern,  das  Zusammenwohnen  der  verschiedenen 
Geschlechter  für  Lohn,  das  Halten  zweier  Frauen  für  einen  Mann 
oder  zweier  Männer  für  eine  Frau,  die  Prostituierung  derselben, 
so  Frauen  wie  Töchter,  die  Ausübung  all  dessen  und  vieler  anderer 
solcher  Dinge  —  dies  wurde  nicht  als  Sünde  (hewa)  betrachtet 
in  alten  Zeiten;  noch  wurden  Eindermord  und  Götzenverehrung 
vor  Alters  Sünden  genannt. 

§  12.  Die  folgenden  waren  die  allgemeinen  Laster,  so  der 
Männer  wie  der  Frauen;  nämlich  Frauen  oder  Männer  heiraten 
nnd  sie  Verstössen  (kooka),  lüderlich  mit  verschiedenen  Frauen 
oder  verschiedenen  Männern  leben  (hakaulei).  Schwelgerei  (ha- 
keaai),  Gefühllosigkeit  (palaualelo),  Trägheit  (lomaloma),  Unlust 
zur  Arbeit  (molowa),  Ungeschick  durch  Unlust  zur  Anstrengung 
(hawawä).  Wandern  von  Ort  zu  Ort  (ala),  Unzufriedenheit  (kuo- 
noono  ole),  mit  schmutzigen  Händen  gehen  (limalima  pilau),  Träg- 
heit (hoalaala  make  hewa**))  und  dergleichen  üble  Gewohnheiten, 
welche  grosse  Laster  waren. 

§  13.  Die  folgenden  Handlungen  wurden  von  den  Grund- 
herren verurteilt,  nämlich:  Versunkenheit  in  sinnliche  Vergnügungen, 
also  Eigentum  in  Spielen  verschwenden,  sowie  einen  Pfeil  werfen 
oder  schlendern  (pahee),  den  ulu  oder  olohu  schieben***)  (maika), 
Eahnwettfahrt  (heihei  waa),  Bergab  gleiten  auf  einem  Schlitten 
um  eine  Wette  (hei  hei  holaa),  verschwenderische  Häuser  bauen 
(kukuluhalenni),  schöne  Frauen  verführen  (moe  wahine  maikai), 
sich  in  Kleider  schön  ausputzen  (aaku  kapa  maikai),  mit  hübschem 
Gürtel  prunken  (hume  malo  maikai):  diese  Dinge  wurden  Selbst- 
überhebung genannt,    und  das  Endergebnis  war  der  Verlust  ihres 

*)  Die  Verjagnng  von  Land  und  Gut. 
**)  Das  Laster    (hewa)    der  Anregung    (hoalaala)    zu  bedürfen  (make); 
ho-a-la-a-la,  als  Intensiv  von  Ho-a-la  und  dies  (aufstehend)  von  ala  (wachen). 
***)  Steine  schieben  in  der  runden  Form  der  Brotfrncht  (ulu). 


ttea,    denn  jenes  Than  wurde    als   das   Miltel 
du  Iiand  ingrande  zu  richten. 

§  14.  Ferner,  wenn  eine  verheiratete  Fraa  nicht  die  Arbeil 
des  konohiki  verrichten  wollte,  wurde  diese  Frau  eine  ihrem  Manns 
Unterworfene  genannt  (polo  hau»  oJe),  weil  sie  weder  kapa  (Rinden- 
»sg)  sdüagen,  noch  bedrucken  wollte,  vielmehr  in  Trägheit  hiih 
lebte,  abhängig  war  von  den  Erwerbnissen  ihres  Mannes;  dieM 
vnrde  als  Übeltbäterin  betruchlet,  wofür  ihres  Mannes  Land  weg- 
genonunen  werden   würde. 

§  16.  Aber  wenn  es  sich  nur  um  Murren  und  Neid  handelt, 
nnd  viele  andere  Übel  dieser  Art,  das  waren  zufäHige,  als  tdt- 
nbergebesd,  und  es  gab  viele  solcher,  mehr  ula  aufgezählt  werden 
könnten. 

{  16.  Daneben  jedoch  viele  Dinge,  welche  wirklich  gnt«  n 
nenneit  Vaien,  von  den  Menschen  geübt.  Es  gab  viele  Lenle, 
velohe  geneigt  waren  gerecht  zu  handeln,  aber  irgend  ein  Böse« 
mochte  lofäUig  mit  dazu  kommen;  dieses  Böse  ist  ea  dann,  woraol 
das  Auge  sich  fesselt,  wonach  das  Herz  verlangen  will  betreu  des 
Eigentante  eines  andern.  Dann  aber  tritt  der  Sinn  des  Bei^ts 
(ka-pono*))  heran,  zu  bewegen  im  Beharren,  dass  er  den  N'eiguDgea 
(ücbt  nachgeben  wolle,  um  es  nicht  zu  nehmen,  um  es  fahren  id 
luaen  nnd  zu  vergessen  und  es  nie  wieder  zu  berühren,  —  and 
daas  wöide   seine  Rechtschaffenheit  sein. 

§  17.  Weiter,  Aufrichligkeil,  ohne  sich  um  andere  zu  be- 
kümmern, keinen  Betrug  gebrauchen,  nicht  ans  böser  Absicht  in 
das  Haus  eines  andern  gehen,  nicht  sich  dranf  legen,  nm  du 
Eigentum  eines  andern  zu  betteln  —  das  wurde  als  Rechtachaffen- 
heit  betrachtet. 

§  18.  Weiter,  es  gab  gewisse  andere  Tbätigkeiten ,  wetd» 
gute  genannt  wurden;  fröhlich  und  zufrieden  mit  dem  Zngenaessenen 
leben,  nicht  oft  seinen  Wohnsitz  wechseln,  friedlich  mit  seinem 
Weibe  leben,  thätig  in  seinem  Geschäft  sein,  nicht  in  Schnlden  la 
einem  andern  gerathen   —   das  waren  gute  Thaten. 

§  19.  Dann  gab  es  noch  andere  gute  Charaktenäge :  das  Zu- 
sammenleben in  richtiger  Weise  eines  Mannes  und  seiner  Fran  nnd 
Kinder  und  der  Freunde  und  des  Gutsherrn;  das  Land  bauen, 
fischen.  Hänser  bauen,  Kähne  ansbÖhlen,  Schweine  füttern,  Hoade 
mästen,  Hühner  füttern  —  das  wurde  als  gute  Werke  angesehea. 

§  20.  Es  giebt  noch  sonstige  Dinge,  welche  gnt  genuiBt 
werden:    nicht   anf  Vergnügungen  versessen  zu  sein,    Abwendnog 

*)  PoDO,  BechtBchaffenheit  The  Hawaiians  now  «peak  of  the  Poa« 
kahiko  and  the  pono  hou  by  way  of  compariaon  and  also  of  contraat  —  da« 
alte  und  das  neue  Moralgeeetz. 


Aus  Hawaiischen  Manuskripten.  457 

von  Spielerei,  vom  Pfeilwerfen,  vom  Schieben  des  Maika- Stein, 
von  Wettrennen,  Wettfahrten  mit  Booten,  Wettfahrt  mit  dem 
holaa*),  Kartenspielen  (peikanla)  und  derartige  andere  Vergnügen. 

§  21.  Dies  sind  die  grossen  Pflichten  und  Yortrefflichkeiten 
der  Menschen  während  ihres  Lebensganges,  und  es  ist  Vorteil 
und  Nutzen  sie  zu  üben. 

§  22.  Der  Mensch,  welcher  den  Boden  baut  und  der  Mensch, 
welcher  die  Fischerei  betreibt,  beide  gewinnen  viel  Erträgnis  aus 
ihren  Arbeiten;  sie  haben  eine  Belohnung,  ihre  Werke  wurden 
deshalb  gute  genannt. 

§  23.  Die  Verehrung  der  geschnitzten  Götter  betrachteten 
die  Vorfahren  als  ein  gutes  Werk,  weil  sie  voll  und  ganz  glaubten, 
dass  sie  wirkliche  Götter  wären,  weshalb  das  gemeine  Volk  die 
Regierung  frommer  Häuptlinge  sehr  verlangte;  wenn  ihre  Häupt- 
linge fromm  wären,  so  glaubten  sie  fest,  dass  das  Reich  sicher 
und  fest  bestehen  würde**). 

§  24.  Im  Aushöhlen  von  Kähnen  lag  gute  That,  als  grosser 
Wohlthat;  es  waren  viele  Segnungen  mit  Kähnen  verknüpft,  das 
Fahren  von  Land  zu  Land,  das  Kriegführen  mit  ihnen;  sie  waren 
also  ganz  besonders  nützlich. 

§  25.  Weiter  wurden  die  Priester  mit  den  Götterbildern  von 
sehr  hoher  Wichtigkeit  erachtet,  indem  die  Priester  übernatürliche 
Macht  hatten,  bei  den  Götterbildern  für  solche  Dinge  Fürbitte 
einzulegen,  die  sie  erbitten  und  die  sie  ihnen  geben  möchten. 

§  26.  Die  Sternkundigen  (kilolani***))  waren  eine  gar  hoch 
geachtete  Klasse  in  betreff  des  Vorhersagens  des  Tages  für  den  Sieg 
in  Kriegszeit.  Die,  welche  die  Gründung  eines  Tempels  anzeigten, 
wurden  zugleich  als  solche  erachtet,  welche  das  Schlachtfeld  an- 
zugeben vermochten,  um  den  Feind  zur  Flucht  zu  zwingen  f). 


*)  Das  für  Hawaii  charakteristische  Spiel  auf  glattem  Brett  die  Hügel- 
seite hinabzugleiten,  jetzt  fast  hereits  unbekannt,  so  dass  selbst,  um  nur  ein 
Modell  der  Bretter  fiir  das  Museum  angefertigt  zu  erhalten,  nach  einem  Sach- 
verständigen erst  umherzusuchen  war  (1880). 

**)  Durch  Fürbitte  heiliger  Personen,  eines  Aeacus  (eines  Elias  oder 
Jacobus  u.  s.  w.);  und  in  huddhistischen  Ländern  muss  die  Mönchsbrüder- 
schafl;  (der  Talapoinen)  als  dritte  Persönlichkeit  in  der  Trinität,  bei  guter 
Laune  gehalten  werden,  durch  tägliche  Fütterung,  weil  sonst  Alles  in  der 
Welt  aus  den  Fugen  gerathen  würde.  Auch  in  China  ist  der  Kaiser  durch 
seine  Tugenden  für  das  Wohlergehen  des  Landes  verantwortlich,  wie  für  die 
zu  Sühnungen  erforderlichen  Bussen. 

***)  Die  Kilo-lani  (Kilo,  sehen,  lani,  Himmel)  oder  Sterngucker  standen, 
als  Auguren,  neben  den  Kahuna  oder  Priestern  (cf.  Heilige  Sage  der  Po- 
lynesier,  S.  75). 

f)  Mit  verwickelten  Berechnungen,  wie  im  Phra-Phixai-Songkhram 
Klang  der  siamesischen  Taktiker  (s.  Völker  des  östlichen  Asiens,  Vol.  III. 
S.  480). 


458  Bieh.  KitpAnftt 


■1  *  ■» 


§  27.    Die  Badie  (kakaolelo)  n  SUUmEImm 

in  Berathang  des  Königs,  Aueh  <  :e  Kii«gftr,  wekiie  sidi  dnA 
Tapferkeit  im  Kriege  ansaeidineten  und  Oefu^gene  «a  siwdH«;gs» 
schickt  waren,  gehorten  sa  den  ni   dicboa  Klassen. 

§  28.  Die»  welche  Fisehnetse  knnfiftan  oiid  .die,  wekkä  in 
Bindfaden  dafar  drehten,  wnrden  von  denen  g:Mditei^  WiUs 
Fische  fingen.  Die,  welche  Blocke  snm  KaparSehkigeB  .ariiMirtBi 
nnd  die,  welche  Baumrinde  snm  Kapa- Yerlbrtigea  ssbeareiMai 
(holeie),  wurden  hoch  geehrt  für  ihr  Sehlagen  Ton  kapaä  «i 
malos  und  paus;  und  es  gah  sehr  viele  Dinge,  4ie  sitBliokfir 
nannt  wurden  (pono),  wenn  von  einem  oder  dem  uidereift  Hani  i 
ehenso  von  diesem  oder  jenem  Weibe  gefertigt;  ao  mmk  dal 
Häuptlingen  waren  der  nutalichen  Dinge  nele  sa  Voirdaiikea« 
als  erwähnt  werden  konnten. 


XXIV. 


.    ..       ■   -i    ,r    -..:  *4 

Freiherr  Max  von  Thielmann's  Route  von  KiitÖSi'' 


nach  Palmyra  1872. 

Von  Bieh«  Kiepert 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  Vm.) 


^*       -jv   ; 


•  ■.  I- 


Freiherr  von  Thielmann  übergab  uns  nach  der  Rndckehr 
von  seiner  Orientreise,  welche  er  in  dem  Buche  ^StreifiEUge  in 
Kaukasus,  in  Persien  und  in  der  Asiatischen  Türkei '^  (Leipsg, 
Dnncker  und  Humblot  1875)  in  so  anziehender  Weise  boschrieben 
hat,  unter  anderen  Verbesserungen  für  die  Karte  des  vorderen 
Orients  auch  eine  mit  mehreren  beschreibenden  Noten  versehene 
Kartenskizze  seiner  Route  durch  die  nordsyrische  Wüste  von  Eer- 
bela  nach  Palmyra,  welche  er  mittels  Kompasses  und  mit  Zu- 
grundelegung der  sich  stets  gleich  bleibenden  Geschwindigkeit  der 
Kamele  aufgenommen  hatte,  und  deren  Hauptresultate  bereits  in 
H.  Kiepert's  Handatlas  Bl.  27  aufgenommen  worden  sind.  Der 
Umstand  aber,  dass  einerseits  Prof.  H.  Kiepert  neuerdings  durch 
die  Konstruktion  der  syrischen  Routen  des  Prof.  E.  Saduui 
(welche  bei  F.  A.  Brockhaus  in  Gestalt  zweier  Kartenblatter  als 
Beilage  zu  Sachau's  Reisewerk  erscheinen  werden)  eine  befriedi- 
gendere Position  für  das  leider  noch  nicht  astronomisch  bestimmte 
Palmyra  erlangt  hat,  als  die  bisherigen  Reisen  ergaben ,  dass  an- 
dererseits Lady  Anne  Blunt  sich  auf  diese  Thielmannsche  Boote 
kritisierend  bezogen   hat   (vgl.    Verhandlungen   der  Ges.   f.  Erdk« 


I 


Freih.  Max  von  Thielm^nn's  Bonte  von  Eerbela  nach  Palmyra  1872.  459 

za  Berlin  YIII.  S.  387),  giebt  uns  Anlass,  dieselbe  im  Detail  zn 
Teröffentlichen.  Eine  ausfubrlicbe  Bescbreibung  der  Wüstenreise 
selbst  bat  Freiberr  von  Tbielmann  in  seinem  oben  erwähnten 
Buebe  S.  401  ff.  gegeben,  auf  welche  wir  in  der  Hauptsache  ver- 
weisen. Eine  ähnliche,  anscheinend  aber  nicht  genau  dieselbe 
Route  nach  Palmyra  hat  vor  v.  Thielmann  nur  Oberstlieutenant 
Cbesney  gemacht,  und  zwar  von  Basra  an;  sie  ist  niedergelegt 
in  „A  Map  of  Arabia  and  Syria  laid  down  chiefly  from  original 
surveys  under  the  superintendence  of  Lt.  Col.  Chesney  and  drawn 
by  W.  H.  Plate'',  sowie  auf  der  Karte  in  Cbesney's  „Narrative 
of  the  Euphrates  Expedition"  (London  1868),  beschrieben  ebenda 
S.  335  ff.  Es  finden  sich  auf  diesen  Karten  nur  Wadi  Burdan  und 
Wadi  Haurän  der  v.  Thielmannschen  Skizze  wieder. 

Am  12.  Dezember  1872  brach  Herr  von  Thielmann  von 
Kerbela  auf.  Wenige  Schritte  von  dem  Karawansarai,  wo  er  ge- 
wohnt hatte,  verwehrte  eine  leichte  Hebung  des  Bodens  dem 
Wasser  den  Zutritt  und  schnitt  mit  einem  Male  alle  "Vegetation  ab. 
Es  folgt  nun  auf  etwa  zwei  Meilen  Breite  eine  fusstiefe  Sand- 
scbicbt  auf  thonigem  Untergründe,  die  einzige  Strecke  Sandes, 
welche  er  zwischen  dem  Euphrat  und  dem  Antilibanos  überhaupt 
angetroffen  hat.  Der  Weg  ist  durch  grosse  Steinhaufen  bezeichnet 
und  wegen  der  grossen  und  fruchtbaren  Oase  el-Tschidr,  von 
wo  ein  Weg  nach  dem  inneren  Arabien  führt,  ziemlich  belebt. 
Bis  gegen  Mittag  stieg  er  langsam  über  welligen  Boden  an,  pas- 
sierte ein  tief  eingeschnittenes,  trockenes  Wadi,  durch  welches 
einst  ein  Euphratarm  floss,  und  dann  wieder  eintöniges  welliges 
Land,  dessen  felsiger  Boden  stark  mit  jenem  holzigen  Gestrüpp 
bewachsen  ist,  welches  den  Kamelen  zur  Nahrung  dient,  wie  über- 
haupt bis  zur  Höbe  der  Oase  Kubetha  Überfluss  an  Feuerungs- 
material  und  Kamelfutter  sich  findet.  Nach  achtstündigem  Marsche 
Lager  in  der  Wüste. 

13.  Dezember  Aufbruch  in  der  Nacht,  um  die  Oase  el-Tscbidr 
vor  Tagesanbruch  zu  erreichen.  Gleich  am  Eingange  derselben 
liegt  ein  grosses  Dorf,  unter  dessen  Häusern  zweistöckige  mit 
Erkern  und  Thürmen  sich  befinden.  Der  Name  desselben  wurde 
leider  nicht  verzeichnet.  Stundenlang  irrte  dann  die  kleine  führer- 
lose Karawane  in  dem  sumpfigen  Palmenwalde  umher,  bis  sie 
das  Dorf  Schethathe  erreichte.  Dort  grosse  und  sehr  reiche 
Schwefelquelle,  25®  warm,  deren  Wasser  den  Palmen  besonders 
zuträglich  zu  sein  scheint.  Jenseit  der  Oase  folgt  wieder  harter 
Wüstenboden,  zur  Linken  eine  gewaltige,  aber  sehr  zerfallene 
Ruine,  zur  Rechten  in  der  Ferne  grosse  Seen  oder  Sümpfe.  Lager 
bei  zwei  verfallenen  Grabkapellen  (Ziaret);  1  Stunde  nordnord- 
ostlicb  davon  die  Oase  Rahalie,  welche  unbesucht  blieb. 


460  Bich.  Kiepert: 

14.  Dezember.  Der  Marsch  durch  anbewohntes  Gebiet  be- 
ginnt. Über  öde  Wüste  voll  gelber  Hagel;  viel  Gazellenspuren 
und  stellenweise  viel  wilde,  bitter  schmeckende  Melonen.  Vor« 
mittags  wurde  ein  weites  abflussloses  Becken  passiert,  dessen 
Mitte  einen  kleinen  See  enthält,  Nachmittags  das  Wadi  el-Bar- 
dän  mit  prachtvoll  klarem  Quell wasser. 

15.  Dezember.  Bei  Tagesanbruch  das  alte  Schloss  Themiil 
mit  heissen  Quellen,  3  Meilen  weiterhin  das  nach  NO.  ziehende 
breite  und  trockene  Wadi  Mahommeli  passiert.  Lager  in  einem 
wasserreichen  kleinen  Wadi. 

16.  Dezember.  Sehr  öde  Wüste.  Zur  Rechten  blieb  in 
ziemlicher  Entfernung  die  Oase  Kubetha,  über  welche  ein  direkter 
Weg  nach  Hit  am  Euphrat  und  Baghd^d  führt. 

17.  Dezember.  Der  Weg,  der  bisher  dem  Eaphrat  parallel 
gelaufen  war,  biegt  nun  nach  Westen  um,  auf  das  sich  merk- 
lich erhebende  innere  Plateau  der  Wüste  zu.  Kalkige  Hügel- 
ketten, von  tiefen  Wasserrissen  durchschnitten,  steigen  allmihlidi 
zu  Tafelbergen  mit  terrassenförmiger  Abdachung  an.  !Einer  dieser 
„Ghadir^  (Wasserrisse),  das,  wie  auch  die  früheren  Thalsenkungen, 
nach  NO.  gerichtete  Wadi  Essad,  enthält  reichliches  gntes  Wasser. 
Über  die  Tafelberge  in  ein  nach  W.  gehendes,  stellenweis  mit 
schönem  grünen  Rasen  bewachsenes,  enges  Thal,  welches  in  das 
grosse  Wadi  Haurän  mündet. 

18.  Dezember.  Im  Wadi  Haurän  aufwärts.  Dasselbe  ist 
vielfach  gewunden,  im  allgemeinen  aber  von  Südwest  nach  Nord- 
ost gerichtet,  an  der  Sohle  100  bis  500  Schritt  breit,  etwa  200  Fass 
tief  fast  senkrecht  eingeschnitten  und  enthält  viel  Wasserlachen, 
muss  also  zur  Regenzeit  von  einem  recht  bedeutenden  Bach  durch- 
flössen werden.  Die  Seitenthäler  sind  meist  ganz  kurz;  ausser 
demjenigen,  durch  welches  der  Reisende  herabgestiegen  war,  be- 
merkte er  kein  grösseres.  Zahlreiche,  durch  einen  aufrecht  stehen- 
den rohen  Stein  bezeichnete   Beduinengräber. 

19.  Dezember.  Aus  dem  Wadi  Haurän,  dessen  Zug  sich 
noch  circa  5  Meilen  weit  aufwärts  mit  dem  Auge  verfolgen  lässt, 
durch  ein  kleines  Seitenthal  hinauf  auf  die  linke  Thalwand  und 
in  westlicher  Richtung  über  eine  völlig  ebene,  spärlich  bewachsene 
und  von  grossen  Vogelschwärmen  belebte  Hochfläche. 

20.  Dezember.  Anfangs  über  dieselbe  Ebene,  dann  bei 
einer  kleinen  Kalkhöhle  im  Boden  und  einem  Wasserloche  vorbei, 
durch  niedrige  Hügel  bis  an  den  östlichen  Fuss  der  Bergkette 
el  Berrie   (richtiger  wohl  Dahr  el  Berrie  d.  i.  Rücken  der  Wüste). 

21.  Dezember.  Unangenehmer  Übergang  über  die  mit  scharfen 
Feuersteinen  bedeckte  Bergkette.  Dieselbe  ist  300 — 500  Fuss 
hoch,  sehr  schroff  und  scheint  weiter  im  Süden  bis  500 — 600  Fuss 


Freih.  Max  von  Thielmann*s  Route  von  Eerbela  nach  Palmyra  1872.  461 

anzusteigen.  Ihre  Hauptrichtung  scheint  NO.  zu  sein,  an  der 
"Übergangsstelle  war  sie  fast  N.  Im  fernen  Süden  glaubte  der 
Reisende  wieder  Tafelberge  zu  erkennen.  Mit  Sonnenaufgang 
(der  Aufbruch  erfolgte  meist  gegen  4  Uhr)  sehr  steil  ca.  300  Fuss 
hinab  in  das  Wadi  el-Gharra.  Dasselbe  ist  noch  bedeutender 
als  Wadi  Haurän,  tief  eingesenkt,  an  der  Sohle  J^  bis  '^  deutsche 
Meile  breit,  reich  an  Wasser  und  gegen  Nordost  gerichtet.  An 
der  Übergangsstelle  aber  war  die  Richtung  fast  Nord.  Fern  im 
Süden  ist  eine  Berggruppe  sichtbar,  deren  höchste  Kuppen  wohl 
an  1000  Fuss  über  die  Thalsohle  sich  erheben.  Im  Wadi  el- 
Gharra  etwas  aufwärts,  dann  durch  ein  kurzes  Seitenthal  wieder 
auf  die  Hochebene  (auf  Chesney's  Karte  Roty?)  ein  ziemlich  kahles, 
leicht  welliges  Plateau. 

22.  Dezember.  Die  Marschrichtung,  welche  die  letzten  5  Tage 
im  Allgemeinen  eine  westliche  gewesen,  wendet  sich  wieder  nach 
NW.  Man  passiert  ein  grosses,  flaches,  trockenes  Wadi  (Wadi 
Hiler?  Chesney).  Lager  hinter  einem  isolierten  Bergkegel  von 
200  Fuss  Höhe. 

23.  Dezember.  Durch  einige  unbedeutende  wasserleere  Wadis, 
welche  durch  niedrige,  teilweise  felsige  Hügel  von  einander  ge- 
trennt sind.  Von  einem  derselben  konnte  man  bereits  die  äusser- 
sten  Parallelketten  des  Antilibanos  in  undeutlichen  Umrissen  er- 
kennen. Schon  am  Vormittage  zeigten  sich  in  bedeutender  Menge 
schmale  Pfade,  kaum  fussbreit,  wie  sie  im  Laufe  der  Jahrtausende 
von  den  Pferden  und  Kamelen  der  Beduinen  ausgetreten  sind  und 
sich  vielfach  in  der  Wüste,  namentlich  in  der  Nähe  von  Wasser- 
plätzen, finden.  Aus  meilenweiten  Entfernungen  laufen  sie  oft 
schnurgerade  auf  die  Brunnen  zu;  so  auch  hier.  Mitten  in  der 
Wüste  befand  sich  hier  ein  50  Fuss  tiefer,  5  Fuss  im  Durch- 
messer haltender,  aus  Kalksteinen  gemauerter  Brunnen,  für  dessen 
hohes  Alter  die  Thatsache  spricht,  dass  die  Stricke  der  Schöpf- 
eimer schon  Furchen  bis  zu  4  Zoll  (in  dem  Reisewerke  steht 
8  Zoll)  Tiefe  in  den  harten  Kalkstein  des  Brunnenrandes  ge- 
schnitten hatten. 

24.  Dezember.  Nichts  von  topographischem  Interesse.  Hef- 
tiges Unwetter.     Lager  in  einem  flachen  Wadi. 

25.  Dezember.  Über  leicht  welliges,  gut  bewachsenes  Terrain. 
Viel  Regen. 

26.  Dezember.  Einige  niedrige  Hügel  passiert.  Ankunft 
in  Palmyra. 


462 


Flächeninhalt  Aastraliens. 


Flächeninhalt  Australiens. 


Die  Begierung  der  Kolonie  Victoria  hat  durch  ihren  Generalfeldmesser, 
Mr.  A.  J.  Skene,  unter  zu  Grundeleg^ng  der  verschiedenen  Methoden^ 
eine  Vermessung  des  australischen  Kontinents  vornehmen  lassen.  Dieselbe 
ist  mit  gröfster  Sorgfalt  und  Genauigkeit  zu  Ende  geführt  und  hat  for  den 
Kontinent  einen  Flächeninhalt  von  2  944  019  englischen  oder  138  458  deutscli* 
geographischen  Quadratmeilen  ergeben.  Die  Verteilung  auf  die  fanf 
australischen  Kolonien,  verglichen  mit  der  bisherigen  offiziellen  Annahme 
und  der  im  Jahre  1876  von  Perthes'  Geographischen  Anstalt  in  Gothi 
veröflfentlichten  Berechnung,  giebt  die  nachfolgende  Tabelle,  welcher  wir  die 
Bevölkerung  nach  dem  letzten  Census  vom  3.  April  1881  beigefagt  haben. 
Wie  man  ersieht,  kommt  die  Skene^sche  Berechnung,  welche  jetzt  in  Australiea 
als  offiziell  acceptiert  ist,  der  in  Gotha  ziemlich  nahe. 


Areal  in  englischen 

Areal  in  deutsch-geog^. 

Bevöl- 

Quadratmeilen 

Quadratmeilen 

kerung 

nach 

dem 

Zw 

nähme 

bisher 

nach 

nach 

bisher 

nach 

nach 

Census 
vom 

iniehi 

offiziell: 

Gotha: 

Skene : 

offfziell: 

Gotha: 

Skene: 

3.  April 
18»: 

Jahren: 

Neu-Süd-Wales 

310  938 

308560 

309  175 

14  624 

14  513 

14  540,67 

751  468 

49,10Pr. 

Victoria  .  .  .  . 

88198 

88  451 

87884 

4148 

4160 

4 133,23 

862  346 

II.«  „ 

Süd-Australien 

903  f)90 

904  133 

903  425 

42  501 

42  552 

42  488,57 

2«6  2ll 

54,18  „ 

Queensland    .    . 

669  520 

668  259 

667  615 

31488 

31  432 

31  398,29 

213  525 

77,48  ,. 

West  -  Austra- 

lien     

l  000  000     975  824 

975  920 

47  030 

45  893 

45  898,04 

31  000  20,05  „ 

Total    |297234b|294j227|2944019|  139791  I  13S560|     138  458,80  |2  144  55oh6,92Pr 

—  flf.  — 


S.  203, 

„  209, 

»  210, 

„  213, 

„  214, 

„  228, 

,,  232, 

„  232, 

„  264, 

„  265, 

»  265, 

„  265, 


Z.  14, 

Anm., 
Z.  29, 
,,  28, 
letzte 
Z  19, 
25, 
36, 

16, 
2 

9 

12 

9 


Druck  fehler -Berichtigung. 

lies  Urlichkuppe  (1205  m)  statt  125. 

„     dieselben  statt  dieselbe. 

,,     Biela  statt  Biele. 

„     Aufberstungeu  statt  Aufbereitungen. 
Zeile,  lies   aus   gesehen  statt  ausgesehen, 
lies  Jahrzehnt  um  Jahrzehnt  st.  um  Jahrzehnt  um  Jahrzehnt. 

„     Spireenarten  statt  Spirceen. 

„     Blätterfetzen  statt  Blütenfetzen. 

„     zuweilen  tritt  statt  oft  tritt. 
V.  u.   lies  ermittelten  statt  vorläufigen. 
V.  o.     „     der  gleichen  statt  dergleichen. 
V.  u.     „     angeregt  statt  erzeugt. 
V.  u.     „     der  statt  einer. 


Uebersicht  der    vom  November  1881    bis   dahin  1882 
auf  dem   Gebiete   der   Geographie   erschienenen  Werke, 

Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 

Von  W.   Eon  er. 


Allgemeines.     Geschichte,  Wörterbücher  der  Geographie, 

Methodologie  des  geographischen  Unterrichts. 

Biographieen.      Miscellen. 

d'Abbadie  (A.),   Sur  Torthographie  des  mots    ^trangers.    —    Bullet,   die  la 

Soc.  de  Oiogr.  de  ParU,     7««  Sör.     lU.     1882.     p.  481. 
Aberdane    (Lord),    The    annual    address    on    the    progress    of   geography 

for  1881—82.  —  Proceed.  of  the  B.  geograph,  Soc.     1882.     p.  329. 
Allen  (Grant),  Charles  Darwin.    —    The  Academy.     1882.     N.  521.     Vgl. 

O.  Zacharias  in  der:  „Oegenwari^^,     1882.     N.  19. 
Baird  (A.  W.),  Report  of  the  third  International  geographica!  Congress  at 

Venice.  —  Proceed.  of  the  B,  geograph.  Soc*     1881.     p.  749. 
Balbi   (E.),    Adriane  Balbi   (1782—1848).    —  Sollet,  d,  Soc.  geogr.  iuüiana. 

II.  Ser.     n.     1881.     p.  528. 
Bamps  (A.),  Compte  rendu  de  la  4°^^  session  du  Congr^s  international  des 

Americanistes.  —  Bullet,  de  la  Soc.  Bdge  de  Oiogr.    VI.    1882.    p.  5.  134. 
Bass,  Ueber  geographische  Zahlen.  —  Z.  f.  Schulgeographie.  HI.   1882.  p.  112. 
Berg  haus   (A.),    Die  Beziehung  geographischer  und  ethnographischer  Ver- 
hältnisse zu  Handel  und  Industrie.  —  Ev/ropa.     1882.     N.  16  f. 
— ,    Ursprüngliche  Bedeutung  der  Ortsnamen.  —  Europa.     1882.     N.  19  f. 
Bericht  über  die  Fest -Versammlung  zur  Feier  des   25  jährigen   Bestandes 

der  k.  k.  Geographischen  Gesellschaft  in  Wien  am  22.  December  1881. 

—  Mitthl.  d.   Wiener  geogr.  Oes.     XXV.     1882.     p.  1. 
Blanchot  (Comte),  La  g^ographie  et  la  patrie.  —  Bullet,  de  la  Soc,  de giogr. 

de  Toulouse.     1882.     p.  16. 
Bonamico  (D.),  Considerazione sugli  studii  di  geografia  militare,  continentale 

e  marittima.    Soma  (Barbera)   1882.      96   S.     8.      (I.  3.)      Vgl.   Bivista 

marittima.     1882.     Septb.  fif. 
Bouthillier-de-Beaumont,  Coup  d^oeil  sur  les  travaux  gdographiques  de 

rannte  1880.  —  Le  Olobe.     XX.     Gen6ve  1881.     p.  27. 
Branky,  Erbsünden.  —   Z,  f.  Schulgeographie.     HI.     1882.     p.  38. 
Brentari   (O.),    LMnsegnamento    della  geografia   nelle   scuole   secondarie   e 

classiche.     Bassano  1881.     64  S.     8.     (1.  1,20.) 
Burger  (W.),  Die  Photographie  in   heissen  Ländern  auf  Reisen  zu  Pferd, 

Manlthier  oder  Eameel.     Wien  (Verl.  d.  photogr.  Correspondenz)  1882. 

8.     (60  Pf.) 


464  Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie. 

Carotti  (F.),  II  terzo  congresso  intemazionale  geografico  in  Venesia  del  15 

al  22  septembre  1881)  relazione  letta  nelP  assemblea  del   25  novembn 

1881.     Firenze  1882.      47  8.     8.     (1.  1,50.) 
Carus    (J.  V.),    Charles   Robert  Darwin.    —    Unsere  Zeit.      1882.     Hft.  8. 

p.  200. 
Chavanne,  Die  geographischen  Lehrmittel  auf  der  Ausstellung  in  Venedig. 

— r  Z.  /.  Schulgeographie,     III.     1882.     p.  1. 
— ,    Der  3.  internationale  Geographen- Tag   in  Venedig    1881.    —  Deuttdhe 

Bwndachau.     1882.     p.  107.  158. 
Congrfes  (le  troisifeme)   international  de  g^og^aphie  r^uni    &   Yenise  1881. 

1.  livr.:  Catalogue  g^n^ral  des  objets  expos^s,  compilä  par  les  soinsdn 

Comit^    executif.      Trad.    de    Titalien    par   B.   S.      Veniso    1881.     XV, 

130  S.    8.     (1.  1.) 
Congress,  der  geographische,  in  Venedig,  16.  bis  22,  September  1881.  — 

Petermanm  MittU,    1881.    p.  459.    vgl.  rJSaploreUore.    VI.    1882.    p.  107. 
Coordes  (G.),    Geographische  Grössenbilder.     Graphisch -statistischer  Bei- 
trag   zur    Methode    des    geographischen  Unterrichts.       1.    Hft.     Casiel 

(Kleimenhagen)  1882.     4.     (M.   1.25.) 
de  Cor^ne,  Geographie  d^apr^s  PtoUm^e,  texte  arm^nien,  trad.  en  fran^ 

par  Sonkri.     Venise  1881.     8. 
Covino  (A.),  Nozioni  di  geographia  e  storia  proposta   alle  souole  elemen- 

tari.     Torino  (Paravia)  1881.     48  S.     16. 
Czerny  (F.),    Der  heutige  Stand    der   Erdkunde,    ihrer   Forschungen  und 

ihres  Wesens.     Warschau  1882.     38  S.     8.    (polnisch.) 
Dalla  Vedova  (G.)  e  F.  Rodriguez,   Del  bisogno  di  un  ordinamento  di 

studi  atti  a  preparare  i  professori  di  geografia  nelle    scuole    medie.  ' 

Archivio  di  pedagogia.     1881.     Mai. 
Delavaud  (L.),  Bapport  sur  les  Congr^s  de  Lyon  et  Venise.  —  Buüä,  de 

la  Soc.  de  giogr.  de  Rochefort.     III.     1882.     p.    101. 
Deutsch  (O.),  Der  3.  internationale  geographische  Kongress  in  Venedig. — 

Aus  allen   Welttheilen.     XIII.     1882.      p.  58.  78. 
— ,    Die  geographischen  Maasse   in  der  Schule  und  im  Leben.  —  Av>8  aüen 

Welttheilen.     XIII.     1882.     p.   346. 
Dizionariettino  geografico.     Milano  1881.     63  S.     8.     (L  0,15.) 
Donnelly  (J.),    Atlantis  in  the  Antediluvian, World.     Illustrated,     London 

(Low)  1882.     490  S.     8.     (12  s.) 
Du    Fief    (J.),    Troisi^me    session    du   Congrfes    international    des    sciences 

g^ographiques  tenue   ä  Venise  en  1881.    —    Bullet,  de  la    Soc,  Beige  dt 

Odogr.     V.     1881.     p.  585. 
Ferreiro  (M.),    Memoria  sobre  el  progresso  de  los  trabajos  geogrdficos.  — 

Bolet.  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid,     XII.     1882.     p.  12.  409. 
Gaquoin  (K.),  Zur  Technik   des  geographischen  Unterrichtes.       Progr.  der 

Grossherzogl.  Realschule  zu  Darmstadt.     Darmstadt  1881.     4. 
— ,    Zur  Methodik  des   geographischen  Unterrichts.      Progr.   der   Realschule 

zu  Darmstadt.     1881.     4. 
Geistbeck,    Die  Aussprache  geographischer  Eigennamen.    —    Z,  f.  Schul- 

geographie.     III.     1882.     p.   115. 
Geographen,    berühmte,    Naturforscher    und  Reisende.   —   Deutsche  Bund- 
schau  f.  Geogr,     IV.     1882.     In  jedem  Hefte. 
Geograph  entag,  der  zweite  deutsche,  zu  Halle  vom  12. — 14.  April  1882. 

—  Ausland,     1882.     N.  20. 
Geographentages,  Verhandlungen  des  ersten  deutschen,  zu  Berlin  am  1- 

und  8.  Juni  1881.     Berlin  (D.  Reimer)   1881.      8.     (M.  4.) 
—  —  —  des  zweiten  deutschen,  zu  Halle  am  12.,  13.  und  14.  April  1882. 

Berlin  (D.  Reimer)  1882.     8.     (M.  3.) 


Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie.  465 

Goetz  (W.),   Die  Aufgabe    der    „wirthschaftlichen    Geographie ''    (Handels- 
geographie.) —  Z,  d.  Berlin,  Oes.  /.  Erdkunde.     1882.     p.  354. 
Goetz  (W.),  Erbsünden.  —  Z.  f.  Schulgeographie.     Ul.     1882.     p.  261. 
Grundemann,   Uebersicht  über  die  deutschen  evangelischen  Heidenmissio 

nen.  —  Ausland.     1882.     N.  14  f. 
Günther    (J.),    Die  kosmographischen  Anschauungen    des    Mittelalters.    — 

Deutsche  Bundschau  f.  Oeogr.     IV.     1882.     p.  249.  313.  345. 
Güssow,  Erbsünden.  —  Z.  f.  Sehulgeographie.     III.     1882.     p.  76. 
Embacher   (F.),    Lexikon  der  Reisen  und  Entdeckungen.    Leipzig  (Bibliogr. 

Institut)  1882.     8.    (M.  4.) 
Hahn  (F.  G.),    Otto  Delitsch    und   seine  Bedeutung   für   die  Erdkunde.  — 

AusUmd.     1882.     N.  43. 
V.  Hauer  (Fr.),  Zur  Erinnerung  an  Dr.  Ami  Bou^.  —  Jahrb.  d»  K.  K.  Oeolog. 

BeichsanstaU.    XXXII.     1882.     p.  1. 
Hirt,  Die  Aussprache  geographischer  Eigennamen.  —  Z.  f.  SchiUgeographie. 

m.     1882.     p.  215. 
Hornburg,  Die  geographische  Verbreitung  der  christlichen  Missionen.  — 

4.  Jahresher.  d.  Ver.  f.  Erdhunde  zu  Metz  pro  1881.     p.  134. 
Jackson  (J.),   Liste  provisoire   de  bibliographies  g^ographiques  speciales« 

Paris  (Delagrave)  1882.     340  8.     8.     (fr.  12.) 
de  Jancignj  (Alfr.),    Le  Vice-Amiral  Baron  de  La  Bonci^re   le   Noury, 

notice  biographique.     Evreux  1881.     8. 
Jarz  (K.),  Beiträge  zur  Homerischen  Geographie.  —  MUhl.  d*  Wiener  geogr. 

Oes.    XXV.     1882.     p.  329. 
K  a  n  (C.  M.),  Verslag  van  het  derde  internationale  aardrijkskundig  Congres 

te  Venetie  in  1881.  —  Tijdschr.  van  het  aardriksh.  Oenootsch.  te  Amsterdam, 

VL     1882.     p.  35. 
— ,    De    tweede    nDeutsche   Geographentag**  te  Halle.   —    Tijdschr.  van  het 

aardrijksk.  Oenootsch.  te  Amsterdam.     VI.     1882.     p.  185. 
Keller,  Charles  Robert  Darwin.  —  Oaea.    XVHL     1882.    p.  258.  350.  422. 
Kienitz,  Erbsünden.  —  Z.  /.  Schulgeographie.     HI.     1882.     p.  80. 
Kirchhoff  (A.),  Kurzer  Rückblick   auf  den  Verlauf  des  zweiten  deutschen 

Geographentages.  —  Z.  /.  Schulgeographie.     III.     1882.     p.  201. 
V.  Kl  öden   (G.  A.),    Lemuria  und  Atlantis.  —   Z.  f.  Schulgeographie,     III. 

1882.    p.  19. 
Krämers^  geographisch  woordenboek  der  geheele  aarde.    2^  geheel  herziene 

druky  aangeyangen  door  wijlen  J.  Julius,  en  voortgezet  door  E.  Zuidema. 

Afl.  19—22.    Gouda  (van  Goor  Zonen)  1882.     8.     (ä  fl.  0,75.) 
Krause  (E.),    Charles   Darwin.      Ein    Erinnerungsblatt.  —  Kosmas.      1882. 

Hfb.  3. 
Kropatscheck,    Zur    geschichtlichen    Entwickelung    des    geographischen 

Unterrichts.    —  Verhdl,  d,  2.  Deutschen  Oeographentages  zu  Solle.     1882, 

p.  117. 
Krumme,  lieber  den  Unterricht  in  der  astronomischen  Geographie  in  den 

unteren  und  mittleren  Klassen  höherer  Schulen.  —  Verhdl.  d.  2,  Deutschen 

Oeographentages  zu  Halle,     1882.     p.  156. 
Siegfried  Langer.  —  Mitthl,  d.  Wiener  geogr,  Oes,    XXV.     1882.    p.  370. 
Y.  Le  Monnier  (F.),    Der  geographische  Congress   und  die  Aufstellung  in 

Venedig  im   September    1881.     Wien  (Schworella    &    Heick)    1882.     8. 

(M.  2.)     Vgl.  MiuU.  d.  Wiener  geogr.  Oes.     1881.     p.  753. 
de  Luca    (G.),    Storia    concetto    e    limiti     della     geografia.    Napoli     1881. 

104  S.     8. 
Marinelli  (G.),    La  geografia    ed  i  Padri  della  Chiesa.  —  BolleU.  d.  Soc, 

geogr.  Italiana.     Ser.  II.     Vol.  VII.     1882.     p.  472.    532.     Vgl.  Cornoa 

di  Cora.    VII.     1882.     p.  33. 
ZeitBOhr.  d.  Gesellsoh.  t  Exdk.    Bd.  XYU.  30 


466  Qeschicbte,  Methodologie  etc.  der  Geographie. 

Markham  (Gl.  R.),  On  the  Instruction  at  present  supplied  in  this  comttry, 
in  practical  astronomy,  navigation,  ronte  surveTing,  and  mapping.  ~ 
Proceed»  of  the  B.  Geograph.  Soc.     1882.     p.  296. 

— ,  The  fifty  years'  work  of  the  Roy.  Geographica!  Society.  —  Jaturn.  ef 
the  Boy.  Oeogr,  Soc,     1880.     p.  1. 

Maunoir  (Ch.),  Rapport  sur  les  travaux  de  la  Sooi^t^  de  G^ogpraphie  el 
sur  les  progr^s  des  sciences  g^ographiqnes  pendant  Tsnn^e  1881.  ~ 
Bullet,  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Paris.     7™«  SÄr.     III.     1883.     p.  5. 

Mayr  (Rieh.),  Allgemeine  und  specielle  Erdkunde  im  Kreise  der  Wissen- 
schaften und  der  Schuldisciplinen.  (Zur  Abwehr  gegen  Herrn  Pro! 
Herm.  Wagner).  —  Z.  f,  Schulgeographie.     III.     1882.     p.  204.  254. 

Hey denbauer  (A.),  Photometrie  auf  Reisen,  —  VerTidL  d.  Serl.  Oetdhdi. 
f.  Erdkunde,     IX.     1882.     p.  334. 

Mache,  Entwurf  eines  Lehrplans  für  den  geographischen  und  geschicht- 
lichen Unterricht.     Frogr.  des  Gymnas.  zu  Rogasen.     1881.     4. 

Los  museos  comerciales.  —  Bolet.  de  la  Soc.  geogr,  de  Madrid,  XIH 
1882.     p.  142. 

Nekrologie,  geographische,  des  Jahres  1881. —  PetermoffvrCa  Mitthl.  1882. 
p.  98.     ÄU8  allen  WdUheilea.     XIII.     1882.     p.  211. 

Obermair  (L.),  lieber  den  Werth  und  die  Benützung  von  Karten.  —  Z.i> 
Deutschen  u.  Oesterreich,  Alpenvereins.     1882.     p.  48. 

Ö  hl  mann,  lieber  Skizzen  in  geographischen  Lehrbüchern  und  Lieitfäden.  ~ 
Z.  f.  Schulgeographie.     III.     1882.     p.  106. 

V.  Orff  (C),  Johann  von  Lamont.  —  Leopoldina,     1882.     N.   6  ff. 

Paganini  (P.),  La  Fotopografia.  —  BoUet,  d»  Soc.  geogr.  iialiena.  IL  Ser. 
VI.     1881.     p.  492. 

Partsch  (J.),  Zur  Erinnerung  an  Carl  Neumann.  —  Z,  d.  Serlin,  Ott.  f. 
Erdkunde.     1882.     p.  81. 

Paulitschke  (Ph.),  Der  zweite  deutsche  Geographentag  zu  Halle  a.  d.  Saale. 

—  Mitthl.    d.  Wiener   geogr.   Oes.     XXV.     1882.     p.  248.      Vgl.  Z.  f.  d. 
Reedschulwesen.     Jahrg.   VII.     Hft.   6. 

— ,  Ueber  die  Behandlung  verkehrswissenschaftlicher  Themen  im  geogra- 
phischen Unterrichte.  —  Verhdl.  d.  2.  Deutschen  Geographentages  zu  EdU. 
1882.     p.   138. 

Perrin  (Ch.),  Le^on  d'ouverture  du  cours  de  g^ographie  historique  et  mili- 
taire.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de  Giogr.  de  Lyon.     IV.     1881.     p.   167. 

Petitpierre,  La  topographie  comme  base  de  Tenseignement  g^ographique. 

—  Bullet,    de   la    Soc.   Suisse    de   topographie.     II.      1881.     p.  38.     111. 
1882.     p.  4. 

di  Prampero  (A.),  A  Saggio  di  un  glossario  geografico  friulano  del  VI  al 
VIII  secolo.  —  Atti  deW  Instit.  Veneto  di  Scienze.  5.  Ser.  T.  VIL  VIIL 
Disp.  10. 

Proceedings  of  the  geograpliical  section  of  the  British  Association. 
Jubilee  Meeting,  York,  1881.  —  Proceed.  of  the  B.  Geograph.  Soc,  1881. 
p.  594. 

Ptaschnik  (J.),  Kirchhoff's  Schulgeographie  und  die  Vertheilung  des  geo- 
graphischen Lehrstoffes.  —  Z.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien.     1881.    Hft  12. 

Rau,  Ueber  den  geographischen  Unterricht  auf  höheren  Schulen.  Programm 
des  Progymnasiums  zu  Jülich.      1881. 

Registrande  der  geographisch-statistischen  Abtheilung  des  Grossen  General- 
stabes. Neues  aus  der  Geographie,  Kartographie  und  Statistik  Enropa's 
und  seiner  Kolonien.  12.  Jahrg.  Berlin  (Mittler  &  Sohn)  1882.  8. 
(M.  13.) 

Reyer  (E.),  Prof.  Dr.  Carl  Peters.  —  Jahrh,  d,  K.  K.  Geolog.  Beichsanstalt 
XXXI.     1881.     p.  425. 


Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie.  467 

Richter  (G.),  Der  geographische  Unterricht  in  der  Volksschule  erläutert 
durch  Vortrag  und  Lektionen.  1.  Hft.  Döbeln  (Schmidt)  1882.  8. 
(M.  1.20.) 

Bit  tau  (J.),  Joh.  Reinhold  Forsters  Bedeutung  für  die  Geschichte  der 
Geographie.  —  Ausland.     1882.     N.   12. 

Bitteres  geographisch-statistisches  Lexikon.  7.  Aufl.  unter  Red.  von  H.  Lagai. 
Bd.  L  Lief.   1—8.     Leipzig  (Wigand)  1882.     8.     (ä  M.  1.) 

Bobinson  (R.),  DelP  insegnamento  della  geografia  nelle  scuole  primarie. — 
Ärchivio  di  pedagogia.     1881.     Mai. 

Rosenthal  (L.  A.),  Charles  Darwin.  —  Lüerair.  Merkur.  IL  1882. 
N.  16. 

Die  Royal  Geographical  Society  in  London  und  die  deutschen  geo- 
graphischen Gesellschaften.  —  Cfretizboten,     1882.     N.  4  f. 

Bückblicke,  politisch-  und  wirtschafts-geographiscbe,  auf  das  J.  1881.  — 
Ausland,     1882.     N.  1. 

de    Saussure    (H.),    Le    Congr^s    des    Am^ricanistes    tenu    k   Madrid    en 

septembre  1881.  —  Le  Olobe.     M4m.     Gfeneve.     XXL     1882.     p.  1. 
V.  Scherzer     (C),    Der    zweite     deutsche    Geographentag.    —    Oesterreich, 

Monatschr.  f.  d.  Orient.     1882.     N.  5. 
Schmidt    (M.  C.  P.),    Über    die    geographischen    Werke    des  Polybios.  — 

Neue  Jahrb.  f.  Philologie.     1882.     Hft.  2.    p.  113. 
Schreibung,  über  die  norddeutsche,  fremder  Eigennamen  (nach  Grube).  — 

Z.  f.  Schvlgeographie.     III.     1882.     p.  249. 
Spitta  (W.),    Die  Geographie    des  Ptolemäus  bei    den  Arabern.  —    Verhdl. 

d.  5,  intemat.  Orientalisten-Congresses.     IL  1.     1882.     p.   19. 
V.  Stackeiberg    (N.),    Otto  Magnus    v.    Stackeiberg.      Schilderung    seines 

Lebens  und  seiner  Reisen  in  Italien  und  Griechenland.     Nach  Tagebüchern 

und  Briefen  dargestellt.     Heidelberg  (Winter)  1882.     8.     (M.  9.). 

Toeppen  (H.),  Bericht  über  den  zweiten  deutschen  Geographentag  zu 
Halle  a.  S.,  12.— 14.  April  1882.  —  Aus  allen  Welttheilen.  XIIL 
1882.    p.  225.  257. 

ünger  (G.  Fr.),  Der  Periplus  des  Avienus.  — Philologus,  4,  Suppl.  Hft.  3. 
1882.     p.  191. 

Yaccheri  (G.  G.)  e  C.  Bertacchi,    Cosmografia  delle  Divina  Commedia. 

—  Cosmoa  di  Coro.     1882.     p.  65. 

Yersteeg  (W.  F.),  De  internationale  aardrijkskundige  tentoonstelling  te 
Venetie  in  1881.  —  Tijdschr.  van  het  aaa-driksk.  Oenoootsck,  te  Amsterdam. 
VL     1882.     p.  6. 

Vivien  de  Saint-Martin,  Nouveau  dictionnaire  de  g^ographie  univer- 
selle.    Fase.  16—18.     Paris  (Hachette  &  Co.)     1882.     4.    (k  2  fr.  50  c.) 

Wagner  (H.),  Über  Durchführung  des  metrischen  Masses  im  geographischen 
Unterricht.  —  Verhdl.  d.  2.  deutschen  Oeographentages  zu  Halle.  1882. 
p.  147. 

Wauwermans  (H.),  L'orthographie  et  les  d^nominations  g^ographiques  au 
Congr&s  de  Venise.  —  BuUet.  de  la  Soe,  de  Qiogr.  d^Anvers.  VL  1881. 
p.  484. 

Wauwermans  (H.),  Les  Congr^s  de  g^ographie  de  1881  &  Lyon  et  Venise. 

—  Bullet,  de  Ja  Soc.  de  04ogr.  d'Anvers.     VI.     1881.     p.  420. 
Wesendonk,    Über   den   geographischen  Unterricht.     Progr.   d.  Gewerbe- 
schule zu  Saarbrücken.     1881.     4. 

Wiessner   (Ed.),    Die   Heimathskunde    in    der    Volksschule.    —    Fädagog, 

Blätter  f.  Lehrerbildung.     Bd.  XL     Heft  4. 
Wolkenhau,er,    Die   Lage    der    geographischen   Ansiedlungen.    —    Z.  /. 

Schulgeographie,     IIL  1882.     p.  116. 

30* 


463  Geographische  Lehr-  und  Handbücher. 

Geographische  Lehr-  and  Handbücher» 

Altobelli  (A.),  Saggio  di  geografia  economica.  Bologna    (Zanichelli)    1882. 

16  (1.  1,50.) 
Arendts    (K.),    Leitfaden    für    den    ersten  wissenschaftlichen  Unterricht  in 

der  Geographie.     20.  Aufl.  umgearb.    von   G.  Biedermann«     Begeosburg 

(Manz)  1882.    8.    (M.  2.) 
Baistrocchi  (C),  II  primo  paso  allo  studio  della  geografia  e  della  storia. 

Mantova  (tip.  Mondovi)  1882.     67  S.  16.     (1.  0,40.) 
Baker  (W.  S.),  Geographica!  Reader.    N.  1.  Introductory.    London  (Blackies 

comprehensive    school    series)  1882.     78  S.  12.    (4  d.)    —    Dass.   N.  2. 

Definitions.     Ebds.     1882.     70  S.     12.  —  Dass.     N.  7.     Asia,  Afric», 

America.     Ebds.     1882.     280  S.     12.    (2.8.) 
Balbi^s  (A.)  allgemeine  Erdbeschreibung.    Ein  Hausbuch  des  gpeographisebei 

Wissens.     7.  Aufl.     Neu  bearb.  von  J.  Chavanne.     Lief.   1 — 14.    Wien 

(Hartleben)  1882.     8.     {k  75  Pf.) 
Bertini  (C.  L.),  Trattato  elementare  di  geografia.    P.  L    Saluzzo  (tip. Com* 

pagno)  1881.     80  S.    8.     (1.  1,25.) 
Bianchini    (Ed.),    Nozioni    di  geografia    fisica,    descrittiva    e  commerciile, 

coir  aggiunta  di  una  succinta  rassegna  storica  delle  principali  scoperte 

geografiche.     Siena  1882.     X,  818  S.     16. 
Blanc  (H.),  Lectures  sur  la  g^ographie  industrielle  et  commerciale.    Pirii 

(Palm^)  1881.     399  S.  8. 
Bos  (P.  R.),    Beknopt    leerboek    der    aardrijkskunde.     5.  dr.  Met  56  platen 

en  figuren.     Groningen  (Wolters)  1882.    8.     (fl.   1,50.) 
Bruins  (F.),    Driemaal    den    aardbol    om!     Aardrijkskunde  voor   de  volka- 

school    in    drie     ineensluitende     leerkringen.      2^    gedeelte.     9*  drok. 

Groningen    (Noordhoff  &  Smit)    1882.     8.     (fl.  0,35.) 
— ,    Het  wereldrond.     Een    leerboek  der  aardrijkskunde    voor    schoolgebmik 

en  eigen  Studie.     2^  verm.  druk.     II.  deel.     Ebds.  1882.      (fl.  2,75.) 
de  Bruyne    (J.    A.),    Uit    het   leven    der    aarde.     Geografische   Studien  en 

fantasieii.     Schiedam  (OU)  1882.     8  (fl.   1,25.) 
Cassell's   modern   geographica!   readers.     Europe  for  Standard  5.     London 

(Cassell)   1882.     186  S.  12.     (1   s.) 
Cisholm  (G.  G.),  The  two  Hemispheres:  a  populär  account  of  the  countries 

and  peoples  of  the  world.     Illustr.  hy  above  300    engravings  printed  in 

the  Text.     London  (Blakie)   1881.     1006  S.    8.     (16  s.) 
Cortambert  (E.),    Geographie    generale    pour   la  classe  de  mathematiques 

^lementaires.     Paris   (Hachette)   1881.     687  S.     12.     (fr.  5.) 
— ,    (R  ),  G(5ographie  commerciale  et  industrielle  des  cinq  parties  du  monde 

(sans  la  France).    3.  edit.   Paris  (Hachette  &  Co.)  1881.     437  S.    8.   (fr.  3.) 
Cours    moyen     de     geographie     pour     Tenseignement     primaire.       Paris 

(Poussielgue)  1882.     128  S.     12. 
Damm    (H.),    Lernbuch    für    den  Unterricht    in   der    Geographie.     14.  Aufl. 

Leipzig  (Siegismund  &  Volkening)   1882.     8.     (25  Pf.) 
Daniel  (H.  A.),  Handbuch  der  Geographie.   5.  Aufl.  26.  —  36.  (Schluss-)  Lief. 

Leipzig  (Fues)  1881/82.     8.     (k  M.   1.) 
Daniel  (H.  A.),    Illustrirtes   kleineres   Handbuch   der  Geographie.     Auszug 

aus    dem    vierbändigen  Werk.     Lief.  6 — 28.     Leipzig    (Fues)     1881 '82. 

8.     (k  60  Pf.) 
Dronke  (A.),    Leitfaden   für    den  Unterricht  in  der  Geographie  an  höheren 

Lehranstalten.    Tbl.  I.    Propädeutischer  Cursus.    2.  Aufl.    Bonn   (Weber) 

1882.     8.     (80  Pf.) 
Ferrini  (L.),  Descrizione  della  Terra.     Venezia  (Coen)   1881.     619  S.     16. 

(1.  4.) 


Geographische  Lehr-  und  Handbücher.  469 

Friede  (B.),  Eosmischer  Führer.    Wichtige  Momente  aus  den  Gebieten  der 

Astronomie,  Erdkunde  und  Völkergeschichte.    Leipzig  (Beck  &  Schirmer) 

1882.     gr.  8.     (M.  2,40.) 
Friedemann  (H.),  Kleine  Schulgeographie  der  aussereuropäischen  Erdtheile 

für  die  Hand  der  Kinder  in  Bürger-  und  Volksschulen.    Dresden  (Huhle) 

1882.     8.     (40  Pf.) 
Gardiner,    Explanatorj    geography.      Part    5    for    Standard    6.      London 

(Heywood)  1882.     12.     (5  d.) 
Gau  eher  (N.),    Cours    de    g^ographie    k   l'usage    des  ^coles  primaires  des 

classes  ^Mmentaires.     Paris  (Fourant)   1881.     159  S.     12. 
Geography    Reading    Books.      Adapted    to    the    requirements   of  the  new 

Code.    Part  4  for  Standard  5.    London  (National  Society)  1882.    210  S. 

12.     (1  s.  6  d.) 
Giglioni  (A.),  II  luogo  natio:   descrizioni  geografiche  ad  uso  delle  scuole 

elementari,    popolari  e  normali;    con  cenni  storici  e  notizie  statistiche. 

Milano  1882.     XV,  187  S.     16.     (1.  2.) 
GilTs  Whitehall  geographica!  readers.     Standard  2.   (7  d.);    3.   (10  d.);    4. 

(1  s.);  5.  (1  8.);  6.  (1  8.  9  d.)     London  (Gill's  School  Series)    1882.     12. 

—  descriptive  And    pictorial    world:    geographica!  reader.     N.  6.     London 

(GiU)  1881.     12.     (2  s.) 
Gasquet  (A.),    Cours    de    g^ographie    g^n^rale.      Europe,    Asie,    Afrique, 

Am^rique,   Oc^anie  k  I^usage  des  ^l^ves  des  classes  sup^rieures  et  des 

candidats  aux  ^coles  speciales  du  gouvernement.    Paris  (Delalain)  1881. 

820  S.     18. 
Grassmann    (R.))    Leitfaden    der    Geographie    für    höhere    Lehranstalteui 

12.  Aufl.     Stettin  (Grassmann)  1882.     8.     (40  Pf.) 

—  u.  E.  Griebe!,  Leitfaden  der  Geographie.     21.  Aufl.  in  2  Kursen,  her. 

von  R.  Grassmann.     Ebds.     1882.     8.     (40  Pf.) 

Grube  (A.),  Geographische  Charakterbilder.  16.  Aufl.  3  Bde.  Leipzig 
(Brandstetter)  1881.     8.     (M.  12,50.) 

Guthe  (H.),  Lehrbuch  der  Geographie.  Neu  bearb.  von  H.  Wagner.  5.  Aufl. 
L  Allgemeine  Erdkunde.  Länderkunde  der  aussereuropäischen  Erd- 
theile.    Hannover  (Hahn)  1882.     8.     (M.  3,50.) 

Guy  (J.),  School  geography.  31**  edit.  revised.  London  (Simpkin)  1882. 
250  S.     18.     (3  s.) 

Handbuch,  geographisches,  zu  Andree^s  Handatlas.  2. — 10.  (Schluss-)  Lief. 
Bielefeld  (Velhagen  &  Klasing)  1882.     8.     (M.  1.) 

Haupt  formen,  die,  der  Erdoberfläche.  Herausg.  zur  Ergänzung  der  E.  v.Seyd- 
litz'schen  Geographie.     Oelfarbendr.    Breslau  (Hirt)  1882.    Fol.    (M.  4.) 

Herr  (G.),  Grundzüge  für  den  ersten  Unterricht  in  der  Erdbeschreibung. 
12.  Aufl.     Wien  (Graeser)  1882.     8.     (M.  1,44.) 

— ,    Länder-  u.  Völkerkunde.     8.  Aufl.     Wien  (Graeser)  1882.     8.     (M.  3,4.) 

Hirt's  (F.)  geographische  Bildertafeln.  Herausg.  von  A.  Oppel  und  A. 
Ludwig.  2.  Thl.:  Typische  Landschaften.  Breslau  (Hirt)  1882.  Fol. 
(M.  4,40;  geb.  5,50;  Prachtbd.  6.) 

Hugues  (L.),  Nozioni  elementari  di  geografia  ad  uso  delle  scuole.  2»  ediz. 
Torino  1882.     VIII,  160  S.     8.     (1.  1,80.) 

— ,  Esercizii  geografici  e  quesiti  suir  Atlante  universale  di  Eiepert-Malfatti. 
2»  ediz.     Milano  1882.     75  S.     24.     (1.  1.) 

High  School  Manuel  of  Geography.  With  maps  and  illustrations.  Lon- 
don (Allman)  1882.     396  S.     8.     (3  s.  6  d.) 

Hölze!*s  geographische  Charakterbilder  für  Schule  und  Haus.  3.  u.  4.  Lief. 
3  Bll.  Oelfarbendr.  Subscr.- Preis  ä  M.  12;  auf  Deckel  oder  weissen 
Carton  gespannt  &  M.  15;  Einzelpr.  des  Blattes  M.  6.  —  Dass.  Text- 
beilage.    M.  1,20.     8.    Wien  (Hölzel)  1882. 


470  Geographische  Lehr-  und  Handbücher. 

Hughes  (W.),    Elementary   class-book   of  modern   geögraphy.     New   edit. 

revised  by  J.  F.  Williams.    London  (Philip)  1882.    180  S.    12.   (1  s.  6  d.) 
Hummel  (A.),    Anfangsgründe    der    Erdkunde.      Halle    (Anton)    1882.      8. 

(25  Pf.) 
— ,    Grundriss  der  Erdkunde.     2.  Aufl.     Ebds.     1882.     8.     (M.  1,40.) 
— ,    Kleine  Erdkunde.     A.     16.  Aufl.     (40  Pf.);  Ausg.  B.    7.  Aufl.    (56  Pf.) 

Ebds.     1882.     8. 
Jaenicke  (H.),  Lehrbuch  der  Geographie  für  höhere  Lehranstalten.    L  Thl. 

für  Sexta,  Quinta  und  Quarta.     Breslau  (Hirt)  1882.     8.     (M.  1,25.) 
Irvine  (W.  B.),    A  geographical  text-book  for   beginners.      Illustrated  hy 

10  maps.     London  (Reife)  1882.     32  S.     4.     (1  s.) 
Kaufmann  (A.),  Kurzgefasste  Erdbeschreibung  in  Fragen  und  Antworten. 

Bdchn.  1.  2.     Straubing  (Mauter)  1882.     8.     {k  20  Pf.) 
V.  Klöden  (G.  A.),  Handbuch  der  Erdkunde.    Bd.  IV.    4.  Aufl.    Lief.  1—7. 

Berlin  (Weidmann)  1882.     8.     {k  M.  1.) 
Kozenn  (B.),    Leitfaden    der    Geographie    für    die    Mittelschulen.      2.  Thl. 

Specielle  Geographie.     7.  Aufl.  von  K.  Jarz.    Wien  (Hölzel)  1882.     8. 

(M.  2,60.) 
Kriebitzsch  (K.  Th.),  Leitfaden  und  Lesebuch  zur  Geographie  in  Schulen 

in  fünf  Stufen.    2  Thle.     2.  Aufl.     Glogau  (Flemming)  1882.    8.    (M.  4.) 
Lawson  (W.),   Geographical  first  book,  embracing  lessons  on  the  meaning 

and  use  of  a  map,    size  and   shape  of  the  world,    geographical    terms, 

hills  and  mountains  and  rivers.     London  (Oliver  &  Bojd)  1882.     36  S. 

18.     (2  d.) 
Lemonnier  (H.)  et  F.  Schrader,    Elements   de  g^ographie.     Cours   ^1^ 

mentaire.     Paris  (Hachette)  1881.     46  S.     4.     (fr.  1,20.) 
Lettau  (H.),    Kleine   Geographie  für  Elementarschulen.     6.  Aufl.     Leipzig 

(Peters)  1882.     8.     (m.  Karten  40  Pf.,  ohne  Karten  25  Pf.) 
Maury  (M,  F.),  Elementary  geography,  designed  for  primary  and  interme- 

diäte    classes.      Kevised    and    abridged    from    the  ,,First  Lessons^   and 

„World  we  Life  in«.     Illustrated.     New  York  1882.     8.     (3  s.  6  d.) 
— ,    Manual  of  geography:    a   complete    treatise   of  mathematical ,    physical, 

and  political  geography.    New  and  revised  edit.    Illustrations  and  maps. 

New  York  1882.     4.     (7  s.  6  d.) 
McNally's  system   of  geography  for  schools,   academies,    and  seminaries. 

Revised  by  J.  Monteith  and  S.  T.  Frost,    and   including  Frost's    „Geo- 
graphy Outside"  of  Text-Books.     New  York  1882.     8.     (7  s.  6  d.) 
Magninat  (J.),  Premiers  öl^ments  de  g^ographie  g^n^rale  et  de  g^ographie 

de  la  Suisse.     Lausanne  1881.     165  S.     12.     (fr.  0,90.) 
Mason  (C.  M.),  Geographical  readers  for  elementary  schools.     Book  II  for 

Standard  3:  The  British  Empire  and  the  great  Divisions  of  the  Globe. 

With  map  and  illustr.     London  (Stanford;  London  Geographical  Series) 

1882.     176  S.     12.     (1  s.  6  d.) 
Maxwell's  general  geography.     By  J.  W.  Laurie.     New   edit.  with  maps. 

London  (Laurie)  1881.     164  S.     12.     (1  s.  6  d.) 
Meiklejohn  (J.  M.  D.),    Geographical  reader.      Book  III.      England  and 

Wales.     London  (Chambers)  1881.     128  S.     12.     (10  d.) 
Mellink  (F.  G.),    Aardrijkskunde.      3^  verm.  dr.     Arnhem  (Binkes)  1882. 

8.     (fl.  0,40.) 
Moffatt's    readings    in    geography.      P.    1:    First    lessons    in    geogtvphj. 

London  (Moflfatt)   1882.     144  S.     12.    (9  d.) 
Morrison  (T.),  First  geographical  reader,  for  Standards.    London  (British 

School  Series)  1881.     80  S.     12.     (8  d.) 
— ,    Second  geographical  reader,  for  Standard  3.     With  map  and  6  illustr. 

London  (Gall)  1882.     110  S.     12.    (10  d.) 


Geographische  Lehr-  and  Handbücher.  471 

Mnrray  (J.),    OntlineB  of  geography.    London  (Moffat)  1881.     144  S.     12. 

(1    8.) 

lYenmann   (G.),    Schul -Geographie.      11.  Aufl.      Berlin   (G.  W.  F.  Müller) 

1882.     8.     (60  Pf.) 
Nieu-whuis  (W.  H.),    Buiten  Europa.     Aardrijkskunde   van  Azie,   Afrika, 

Amerika    en    Australie,    voor    schoolgebruik  en  eigen  Studie.      Brielle 

(Wierema)  1882.     8.     (fl.  0,90.) 
Pacini  (S  ),  Elementi  di  geografia  e  cosmografia.     Nuova  ediz.,  rifatta  con 

altro  metodo  e  notabilmente   accresciuta    per   uso  delle    scuole   italiane 

del  prof.  Giov.  Venturini.     FireDze  1882.     IV,  499  8.     16.     (i.  3.) 
Polack  (F.),    Geographische  Skizzen  und  Bilder.      10.  Aufl.      Berlin   (Tb. 

Hofmann)  1882.     8.     (40  Pf.) 
P  reu  SS   (A.    E.),    Kurz.er    Unterricht    in    der    Erdbeschreibung    nach    einer 

stufenweisen   Fortsetzung.      20.    Aufl.      Königsberg    (Gräfe)    1882.      8. 

(50  Pf.) 
Pütz  (W.),    Grundriss  der  Geographie  und  Geschichte  der  alten,   mittleren 

und    neuern    Zeit    für    die    mittleren    Klassen    höherer    Lehranstalten. 

3.  Abth.     Die  neuere  Zeit.     13.  Aufl.  Herausg.  von  H.  Cremans.     Leipzig 

(Bädeker)    1882.      8.      (M.  1.)    —    Dass.   für    die    oberen    Klassen    etc. 

3.  Tbl.     Die  neuere  Zeit.     15.  Aufl.     Herausg.  von  H.  Cremans.    Ebds. 

8.     (M.  2.) 
fiaabe  (A.  H.),  Het  onderwijs  in    de    geschiedenis    en    aardrijkskunde    aan 

de  Gymnasien  in  Nederland.     1^  stuk.     Utrecht  (Raabe  &  Co.)  1881.  8. 

(fl.  0,40.) 
Seader,    geographica!.     Fourth,    for   Standard  5:    Europe.      With    2   col. 

maps.     London  (Isbister)  1881.     296  S.     12.     (1  s.  6  d.) 
Seader,  royal  geographical.     N.  5.    With  maps  and  illustrations.     London 

(Nelsons)  1882.     160  S.     16.     (1  s.  6  d.) 
Beclus  (E.),    Nouvelle  g^ograpbie  universelle.      La  terre    et    les    hommes. 

J.  VU.     L'Asie  Orientale.     Paris   (Hachette  &  Co.)    1881.      885  S.      8. 

m.  162  Karten  u.  90  Holzschn.     (fr.  30.) 
Senssen  (J.  W.  A.),    Kort  overzicht  der    oude    aardrijkskunde.      3«  druk. 

Groningen  (van  Zweedin)  1882.     8.     (fl.  0,60.) 
So t hang  (J.  G.),  Lehrbuch  der  Geographie  für  Volks-  und  Bürgerschulen. 

1.— 3.  Stufe.     Prag  (Tempsky)  1882.     8.     (M.  1,56.) 
— ,   Leitfaden  der  Geographie  für  Volksschulen.    Ebds.     1882.    8.     (60  Pf.) 
Sbaler  (N.  S.)    and  W.  M.  Davis,    Dlustrations    of  the    earth*s    surface; 

glaciers.     Boston  (Osgood)  1881.     196  S.  4.  u.  25  Tafl. 
S  tew  art^s  geographical  reading  book  for  Standard  1.    London  (Stewart  &  Co.) 

1882.     12.     (6  d.)  —    Dass.  for  Standard  2.     (6  d.)  —  Dass.  for  Stan- 
dard 3.     (1  s.) 
Stöger  (M.),  Leitfaden  der  Erdkunde.      1.  Tbl.     Die  unterfiränkische  Fort- 
bildungsschule.    Herausg.  von  F.  Mann.    Gruppe  C.  N.  12.     Würzburg 

(Stahel)  1882.     8.     (60  Pf.) 
— ,    Lehrgang  für  den  Unterricht  in  der  Erdkunde.     1.  Thl.      Deutschland. 

Gruppe  B.  N.  11.     Ebds.  1882.     8.     (80  Pf.) 
Sykes   (G.  F.  H.),  The  PupiPs  Geography.      For  use    as   a    companion    to 

the  map.    London  (Reife)  1882.     80  S.     18.     (1  s.) 
Tozer  (H.  F.),    Geografia    classica:    traduz.    di    Iginio    Gentile.      2^  ediz. 

Milano  1882.     160  S.     16.     (1.  1,50.) 
Wagner  (L.),  Geographie  für  Fortbildungsschulen  und  angehende  Gewerbe- 
treibende, wie  auch  zum  Selbststudium.     Bochlitz  (Pretzsch,  in  Comm.) 

1882.     8.    (25  Pf.) 
White  (J.),  Abstract  of  general  geography  for  use  of  junior   classes.      New 

edit.    Edinburgh  (Oliver  &  B.)  1882.     96  S.     12.     (1  s.) 


17 '2     AHjpmiif'ine  mii^raMAiariie  niui  physiiaüiseiw  6€€>fnqii^  Nj 


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All^mesne  .nathemadaciie  and  zhj^^ahaeiB    j^ecnnnie. 


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/fi.im/    rf    ffpflrnffrnpfiip.      JX       )RKJ.      p    581.  641.     X.     18S2.     p.  lee. 

l!  t  fi(f  fi  ril»  I  n   fL  I.    Vrn]itmUi    ili    iinft    formola  nuova   per  misnrare    Talteaa 
»l»lli    tri'itifnjrtii-  fiil  mf'%T.i>  cIm)   Imrometro.    Milano  ^tip.  Bartolotti^   1P82. 

^'i(  (»I  |)ii  p  ti  I    »1i.  rifr-tiniiiHrip-Htifiii   du   ,,Kflvann*'.  —  Anncdes  hydrogr.    2*  Ser. 

ffl       IMH)       |.     1. 
»1 1    ♦'m^Mm  (.tnflfi),    Jfrii.Mirn  fir  LiwIkih  h  Gor.     Annotado   por  Joao  de  An- 

iIm.jI.    i'o»tr.      MMlinii  (A»'nd.  U.  du«  HciüiiciaH)  1882.    XV,  428  ß.    8. 
''Iiulli  n(#i«»       H«-|»mH  i.f  urlMiiUfir  vriyng^c..     1870—72.     Zoolog^r.     Vol.  IV. 

liunij.m  rliOHmiiiMhi)    IHHV.     4.     (DO  u.). 


Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.    Nautik.     473 

ha  Tanne  (J.),  Das  europäische  Nordmeer  nach  den  Untersuchungen  der 
norwegischen  Expedition,  1876 — 78.  —  Deutsche  Bundachtm  f,  Geographie. 
V.     1882.    p.  61. 

orbi^re  (Ph.),  Des  glaciers  et  de  leur  diss^mination  ä  la  surface  du  globe. 

—  Bullet,  de  la  Soc.  L<mguedocienne  de  g^ogr.     IV,     1881.     p.  216. 
redner  (R.),    Die   geographische  Verbreitung   der  Alpenseen.   —    Verhäl. 

d,  2.  Deutschen  OeograpTientages  zu  Halle.     1882.     p.  84. 
ampfer- Routen    von   Aden    nach    der    Sunda-Strasse    und    zurück.    — 

Änrud,  d.  Hydrographie.     1881.     p.  597. 
dmands    (J.  Rayner),    Geodetic    Formulae.    —    Äppalachia.     II.      1880. 

p.  135. 
le  Eisverhältnisse  an  den  deutschen  Küsten  der  Ost-  und  Nordsee.  — 

Änndl.  d.  Hydvographie,     1882.     p.  451. 
rgebnisse    einiger  Untersuchungen    von   A.  Colding  über  die  Sturmflut 

vom  12.  bis  14.  November  1872  in  der  Ostsee  und  über  die  Beziehungen 

der  Winde   zu  den  Strömungen    und   Wasserständen.    —   Ebds.      1882. 

p.  1. 
vans  (J.  O.),   Report  on  Admirality  Surveys   for  the  Jear  1881.    —    Pro- 

ceed.  of  the  Boy.  geogr.  Soc.    1882.     p.  551. 
wing  (J.  A.),  Notes  on  some  recent  earthquakes.  —  Transa/^.  of  the  Äsiaiic 

Soc.  of  Japan  in  Tokio.     IX.     1881.     p.  40. 
lüsse,   die  Seitenverschiebungen  der,  und  ihre  Ursachen.  —  Oaea.    1882. 

p.  705. 
rickmann,    Her    du    Nord.      IV.      Instruction    nautique    de    Dunkerque 

juqu'au  cap.Skagen.     Paris  (Challamel)  1882.     246  S.     8.     (fr.  7.) 
nchs    (Th.),    Über   einige  Vorurtheile    bei    der  Beurtheilung  von  Tiefsee- 
ablagerungen  früherer  geologischer  Epochen.  —   Verhdl.  d.  h.  h.  Oeolog. 

Beichsamtalt.     1882.  N.  8. 
-,    Über  einige  Punkte  in  der  physischen  Geographie  des  Meeres.  —  Ebds. 

1882.     N.  2. 
uchs..(C.  W.  C),  Die  Erdbeben-Theorie  Rudolf  Falbs.  —  Z.  d.  Deutschen 

u.  Osterreich.  Älpenvereins.    1881.     p.  326. 
alton  (Fr.),  On  the  construction  of  Isochrome  Passage-Charts.  —  Froceed. 

of  the  Boy,  geogr.  Soc.    1881.     p.  657. 
eikie    (A.),     Elementary    lessons    in    physical    geography.      Illustr.    with 

woodcuts    and    10    plates.      London    (Macmillan)    1882.      370    S.      18. 

(4  s.  6  d.) 
ezeitentafeln    für    das  J.  1883.      Hydrographisches    Amt    der    Kaiser!. 

Marine.     Berlin  (Mittler  &  Sohn)  1882.     8.     (M.  1,50.) 
ünther  (S.),    Die   wahre   Definition   des   Begriffes   „Küstenentwickelung". 

—  VerJidl.  d.^2.  Deutschen  Geogrojphentages  zu  Halle.     1882.     p.  141. 
utkese  (W.),    Über   die  Reise  von  Singapore   nach  Europa   während   des 

SW.-Monsuns.  —  Änntd.  d.  Hydrographie.     1882.     p.  502. 
[abenicht.    Über  rezente  Veränderungen   der   Erdoberfläche.   —   Ausland. 

1882.     N.  32. 
[ahn  (F.  G.),  Über  einige  Aufgaben  der  Tiefseeforschung.  —  Ebds.    1882. 

N.  14. 
[ammer  (E.),  Versuch  einer  Geographie  des  Eises.  —  Aus  allen  Wdttheilen. 

XIV.     1883.     p.  10. 
[aughton  (S.),  Six  lectures  on  physical  geography.    Dublin  (Hodges)  1882. 

386  S.     8.     (15  s.) 
[artmann  (Rob.),    Die    Steppen    Innerasiens    und   Afrikas.    —    Die  Natm\ 

1882.     N.  If. 
[eim  (A.),  Ueber  Bergstürze.    Winterthur  (Wurster  &  Co.)  1882.    4.    (M.  2.) 

Vgl.  Ausland.     1882.     N.  8.     Oaea.    XVIII.     1882.     p.  231. 


472     Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.  Naatik. 

Wijnen  (I.  E.  E.  van),  Aarde,  Zon  en  Maan.     Wisknndige  aardrijkskande. 

Groningen  (Wolters)  1881.     8.     (fl.  0,75.) 
Zimmerman   (W.  F.  A.),    Der  Erdball  und  seine  Naturwunder.     19,  Aufl. 

22.-46.  Lief.     Berlin  (Hempel)  1881.     8.     (50  Pf.) 
— ,    Malerische    Länder-    und    Völkerkunde.       9.   Aufl.     von     S.    Kalischer. 

Lief.  1.     Berlin  (Hempel)  1882.     8.     (k  50  Pf.) 
Zuidema  (E.),  Geographie.      Leerboek  bij  het   onderwijs    en  eigen   stndie. 

Met  33  Fig.    en  haarten  en   3   platen.     2®  uitg.     Sneek   (van  Dmten) 

1882.     8.     (fl.  2,50.) 

Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie. 

Nautik. 

A  d  a  n ,  Sur  une  m^thode  de  d^termination  de  la  latitude.  —  BuUet,  de  TAoad. 

roy.  cL  seiendes  de  Beigigue»     1882.     N.  1. 
Adriatischen  und  Jonischen  Meere,  physikalische  Untersuchungen  im. 

—  Ausland.     1882.     N.  11. 
Alexis,  Le  m^ridien  initial  du  Kamtschatka  et  l'heure  universelle  an  point 

de  vue  de  Tenseignement  de  la  g^ographie    et    de    la    construction  des 

cartes  scolaires.  —  Bullet,  de  la  Soc.  Beige  de  04ogr.    V.     1881.    p.  517. 
Andrae  (C.  G.),  Probl^mes  de  haute    g^od^sie.    IL      Cacul    des    latitades, 

longitudes  et  des  azimuts  sur  le  sph^ro'ide.     Kopenhagen  (Reitzel)  1881 

60  S.     4. 
Barbier  du  Bocage  (Y.  A.),    Etats    forestiers    de    la    zone    temp^r^  du 

nord.  —  Bullet,  de  la  Soc,  de  giogr,  de  Paris.      7"*®  S^r.      in.     1872. 

p.  307. 
Berg  (Graf  Fr.),   Fluterscheinungen    des    Meeres    bei   Erdbeben.  —  Chea. 

XVIII.     1882.     p.  260.  326. 
2.  Bericht  des  Hydrotechnischen  Comit^s  über  die  Wasserabnahme  in  den 

Quellen,  Flüssen  und  Strömen  in  den  Culturstaaten.     Wien  (Selbstverl. 

d.  Ingenieur- Vereins).     1881.     54  S.     8. 
Die  Bewegungen   loser  Massen   und  ihre  Rolle  bei  der  Modellierung  der 

Erdoberfläche.  —  Gaea.     XVIII.     1882.     p.  277. 
Blanchard,    Sur   la   formation   de   la  M^diterran^e.    —    Comptes   rendus  de 

VÄcad.  d.  Sciences.     1881.     T.  XCIII.     N.  24. 
Böhm  (A.),  Die  optischen  Täuschungen   im  Gebirge.   —    Z.  d.  Deutsehen  u. 

Osterreich.  Alpenvereins.     1882.     p,   181. 
Borgen  (C),    Küstenaufnahmen    mittelst    Depressionswinkel.    —    AnncA.  d. 

Hydrographie.     1882.     p.  464. 
V.  Boguslawski  (G.),    Über    einige   Ergebnisse   der   neueren   Tiefsee-   und 

physisch-oceanischen  Forschungen.    V.     Arktischer  Ocean.     8.  Die  drei 

norwegischen  Nordmeer-Expeditionen  auf  dem  Dampfer  „Vöringen"  unter 

der   wissenschaftlichen   Leitung   von   Prof.   H.   Mohn.      9.   Verschiedene 

Expeditionen   und  Beobachtungen   in   dem   europäischen   Nordmeere.  — 

Annal.  d.  Hydrographie.     IX.      1881.     p.  581.  641.     X.     1882.     p.  129. 

197.  327.  391. 
Brugnatelli  (L.),    Proposta   di    una   formola  nuova   per  misurare   Taltezza 

delle  montagne  col  mezzo  del  barometro.    Milano  (tip.  Bartolotti)   1882. 

16  S.     8. 
Campagne  de  circumnavigation  du  „Navarin*'.  —  Annales  hydrogr.    2®  S^r. 

III.     1881.     p.   1. 
de  Castro  (Joao),   Roteiro  de  Lisboa  a  Goa.     Annotado   por  Joäo  de  An- 

drade  Corvo.    Lisboa  (Aead.  R.  das  Sciencias)  1882.    XV,  428  S.    8. 
Challenger.     Report  of  scientific  voyage.     1870 — 72.     Zoology.     Vol.  IV. 

London  (Longmans)   1882.     4.     (50  s.). 


Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.   Nautik.     473 

ChaTanne  (J.),  Das  europäische  Nordmeer  nach  den  Untersuchungen  der 
norwegischen  Expedition,  1876 — 78.  —  DeiUsche  Btmdschau  f.  Oeographie. 
V.     1882.    p.  61. 

Corbi^re  (Ph.),  Des  glaciers  et  de  leur  diss^mination  k  la  surface  du  globe. 

—  Bullet,  de  la  Soc.  Lcmguedocienne  de  g4ogr.     IV.     1881.     p.  216. 
Credner  (R.),    Die   geographische  Verbreitung   der  Alpenseen.   —    Verhdi. 

d,  2.  DeuUchen  Oeographentages  zu  Halle.     1882.     p.  84. 
Dampfer-Routen    von   Aden    nach    der    Sunda-Strasse    und    zurück.    — 

Ännal,  d.  Hydrographie.     1881.     p.  597. 
Edmands    (J.  Rayner),    Geodetic    Formulae.    —    Appalachia.     II.      1880. 

p.  135. 
Die  Eisverhältnisse  an  den  deutschen  Küsten  der  Ost-  und  Nordsee.  — 

Anvuü.  d.  Hydvographie.     1882.     p.  451. 
Ergebnisse    einiger  Untersuchungen    von  A.  Colding  über  die   Sturmflut 

vom  12.  bis  14.  November  1872  in  der  Ostsee  und  über  die  Beziehungen 

der  Winde   zu  den  Strömungen    und  Wasserständen.    —  Ebds.      1882. 

p.  1. 
Evans  (J.  O.),   Report  on  Admirality  Surveys   for  the  Jear  1881.    —    Pro- 

ceed.  of  the  Boy.  geogr.  Soc.    1882.     p.  551. 
Ewing  (J.  A.),  Notes  on  some  recent  earthquakes.  —  Transact.  oftheÄsiatic 

Soc.  of  Japan  in  Tokib.     IX.     1881.     p.  40. 
Flüsse,  die  Seitenverschiebungen  der,  und  ihre  Ursachen.  —  Oaea^    1882. 

p.  705. 
Frickmann,    Her    du    Nord.      IV.      Instruction    nautique    de    Dunkerque 

juqu'au  cap.Skagen.     Paris  (Challamel)  1882.     246  S.     8.     (fr.  7.) 
Fuchs    (Th.),    Über   einige  Vorurtheile    bei    der  Beurtheilung  von  Tiefsee- 
ablagerungen  früherer. geologischer  Epochen.  —   Verhdl,  d.  k.  k.  Oeolog. 

Beichaa/nstalt.     1882.  N.  8. 
— ,    Über  einige  Punkte  in  der  physischen  Geographie  des  Meeres.  —  Ebds. 

1882.     N.  2. 
Fuchs.jJC.  W.  C),  Die  Erdbeben-Theorie  Rudolf  Falbs.  —  Z.  d.  Deutschen 

u.  Osterreich.  Älpenvereins.    1881.    p.  326. 
Gal  ton  (Fr.),  On  the  construction  of  Isochrome  Passage-Charts.  —  Proceed. 

of  the  Boy.  geogr.  Soc.    1881.     p.  657. 
Geikie    (A.),     Elementary    lessons    in    physical    geograpby.      Illustr.    yrith. 

woodcuts    and    10    plates.      London    (Macmillan)    1882.      370    S.      18. 

(4  8.  6  d.) 
Gezeitentafeln    für    das  J.  1883.      Hydrographisches    Amt    der    Eaiserl. 

Marine.     Berlin  (Mittler  &  Sohn)  1882.     8.     (M.  1,50.) 
Günther  (S.),    Die  wahre  Definition   des   Begriffes   „Küstenentwickelung". 

—  Verhdl.  d.^2.  Deutschen  Geographentages  zu  Halle.     1882.     p.  141. 
Gntkese  (W.),    Über  die  Reise  von  Singapore   nach  Europa  während   des 

SW.-Monsuns.  —  Ännal.   d.  Hydrographie.     1882.     p.  502. 
Habenicht,    Über  rezente  Veränderungen   der   Erdoberfläche.   —   Ausland. 

1882.     N.  32. 
Hahn  (F.  G.),  Über  einige  Aufgaben  der  Tiefseeforschung.  —  Ebds.    1882. 

N.  14. 
Hammer  (E.),  Versuch  einer  Geographie  des  Eises.  —  Äu^  allen  Wdtiheilen. 

XIV.     1883.     p.  10. 
Haughton  (S.),  Six  lectures  on  physical  geography.    Dublin  (Hodges)  1882. 

386  S.    8.     (15  s.) 
Hartmann  (Rob.),    Die    Steppen    Innerasiens    und  Afrikas.    —    Die  Natw\ 

1882.     N.  1  f. 
Heim  (A.),  Ueber  Bergstürze.   Winterthur  (Wurster  &  Co.)  1882.   4.    (M.  2.) 

Vgl.  Ausland.     1882.     N.  8.    Oaea.    XVIII.     1882.    p.  231. 


4T4    AUgaroeiiM  ouitliemiitiBChs  und  phj'aikalirahe  fleoKT^tiib.   Haatt. 

Harliert  über  den  Zostand  des  Mittelneeres  in  der  mittleren  ood  spUer« 

.   Tertiäraat,  —  AuiUmd.     1832.     N-  9. 
Htifiker   (J.),    Die    aelronomischeii   Länge^bestimmungen    mit   bMondcRr 

B«iücksiehti(;aiig  der  neueren  Methoden.  —  MittAl.  d.  Aargtmiitcli»  aanr- 

fantK  Ott.     Hft.  3. 
H«ffl]janD  (A.>,  Hathemstigclie  Geographie.    3.  AuO.    Paderborn  (SchiDinrhl 

18S2.    8.    (M.  2.) 
BoHinaDii  (P.).   Die  Ebbe    und  Flut-ErscfaetDnngen  im  Golf  vod  Too^di 

und  in  der  China-See,  —  Annat.  d.  Hydrogn^ie.      lSfS'2.     p.  61. 
S«tliea   (W.),    A    class-book    o!   pbysica)    geograpbj,      Wilb    examiiuGDa 

quastioDf.     New    edtt.     Reviiad  bj   J.   F.  Williams.      Iioadtm  (PhlMp) 

1SS3.     300  S.     8.     (3  8.  6  d.) 
H«(aea  (L),   Nozioni   di   geogra£a  matematiea.     Torina   (L.o«ackw)  1881   i 

896  S.     S.     (1.  3.) 
^   Corso   di   ^ograGa  fisica  ad   uao   dai   licei.     Ebda.      1881.     411  6.    & 

0-  1,5.) 
J*ra,  Die  Einttieilnng  der  Gebirge.  —  Z.f.  Schulgeegraphia.   III.    1S88.  p.  11. 
— ,   Erbsünden.  —  Ebds.     HI.     1S82.     p.  230- 
Jor4an  (W.  L.),  Tbe  Ocean   and    ita  tidea    and  ciirretits.     London  (LMp 

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and    lougitnde,    Ihe     saaaons,     da;    and    night,    "'■■"-*"    rfK.    IinadrT 

^Oli*«]'  &  B.)  ISSa.     36  a     18.     (2  d.) 
,    Kknieiit»   uf  pbrsical   geogrsphj,     Witb  examination  papera.     9tt  edit 

KMs.     tSSS.     18  (S  d.) 
l<  tiuar  (J.V  M>)trueliache  Beohachttmgen,  ansgefGhrt  anf  dar  Inri  St  Paal 

wUwvud  d«r  Monate  Norember   und  December  1874   tiw  A.  Can.  — 

MMwv^  ftfcibr.      1SS2.     p.   106. 
H<(ttvVM<  Cb^r  «ine  strenge  Uelhode  der  Barechnong  der  Pollifika  ■«■  ■■« 

pmniHUiiiiiW'W  ^uneuhShen.  —  Atimd.  «L  Syängra^ÖA.     1883.     p.  MOl 
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■h^:^».^  «««r.  <I«  iW«    7-*  S&.    lU.    1883.    f  93. 


Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.   Nautik.     475 

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wickelung  des.  —  Ausland.     1882.     N.  7. 
Den  Norske  Nordhavs-Expedition   1876  —  78.     V.     3.     Geografi  og 

naturhistorie ;    med    6   farventrykte    billeder,    13  traesnit    og   2   karter. 

VI.  Zoologi.     Holothuridea  ved  D.  C.  Danielssen  og  Joh.  Koren. 

VII.  Zoologi.^  Annelida  ved  G.  A.  Hansen.     Cbristiania  1882.     gr.  4. 
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stadt -  Adelaide.  Januar  und  Februar.  —  Von  Sydney  bis  Apia. 
März  und  April  1882.  —  Ebd.     X.     1882.     p.  296.  622. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  S.  „Elisabeth",  Kapt.  z.  See  Hollmann. 
Meteorol.  und  hydrogr.  Beobachtungen  auf  der  Reise  von  Madeira  nach 
Montevideo.  Reise  von  Montevideo  bis  Valparaiso.  Beobachtungen  im 
Humboldt-Strom  von  Valparaiso  bis  Callao.  Reise  von  Callao  bis 
Honolulu,  Yokohama.  Novemb.  1881  —  Mai  1882.  —  Ebd.  X.  1882. 
p.  357. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  S.  „Hertha",  Kapt.  z.  See  v.  Kall. 
Apia-Yokohama-Amoy-Foochow-Nagasaki.  Mai  1881  —  Januar  1882.  — 
Von  Singapore  nach  Zanzibar,  Mozambique,  Simonstown.  Mai  und 
Juni  1882.  —  Ebd.     X.     1882.    p.  290.  619. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  Aviso  „Habicht",  Eorv.-Kapt.  Euhn. 
Rundfahrt  von  Apia  über  die  Ellice-,  Marshall-  und  Carteret-Inseln, 
Neu-Britannien,  Neu-Irland  und  die  Carolinen  zurück  bis  Apia.  Mai- 
Octob.  1881.  Auckland-Sydney- Adelaide-Port  Said.  Februar- Juni  1882. 
—  Ebd.     X.     1882.     p.  146.  227.  474. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  S.  „Moeve",  Eorv.-Eapt.  v.  Eyckbusch. 
Apia,  Torres-Strasse-Bramble  Cay,  Thursday  Insel,  Booby-Island,  Aden. 
April-Juni  1882.  —  Ebd.     X.     1882.     p.  549. 

Report  of  the  scientific  results  of  the  vogage  of  H.  M.  S.  Challenger 
during   the    gears    1873 — 76.     Narrative.     Bl.  II.     London  (Longmans) 

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Geolog.  Beichscmstalt.     XXXII.    1882.     p.  345. 
Roche   (E.),   Memoire    sur    T^tat    Interieur  du  globe    terrestre.  —  Mem,  de 

VÄcad^mie  de  Montpellier.    X.     1882. 
Segel-Handbuch    für    die    Ostsee.      Hrsg.    von    dem    Hydrographischen 

Amte  der  Kaiserl.   Marine.     Bd.  IL     Hft.  3.     Berlin  (D.  Reimer)  1882. 

8.  (M.  2,50.) 


476    Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.   Nantik. 

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Küste  von  Peru.  2.  „Renger",  Comm.  Philip,  im  Golf  Californien,  an 
der  Westküste  von  Mexico  und  im  Nördlichen  Stillen  Ocean.  —  Anntd. 
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2.  Deutschen  Geographentages  mu  Halle,     1882.     p.  9. 

Die  Sturmflut  der  Ostsee  im  November  1872  und  die  Beziehung  der 
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Tägert,  Bemerkungen  über  die  genauere  Bestimmung  der  Schwankungen 
der  Erdaxe.    Jahresber.  d.  Realschule  I.  O.  zu  Siegen.    Siegen  18^2.    4. 

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tation  sowie  auf  die  Drehungsgeschwindigkeit  der  Erde.  Progr.  d. 
Realschule  I.  O.  zu  Siegen.     Siegen  1881.     4. 

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Dresden  (Axt)  1882.     8.     (M.  1,50.) 

Thomasson  (J.  H.),  Woeikofs  Untersuchungen  über  Gletscher-  und  Eiszeit. 
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(oder  von  Gascogne)  in  dem  Atlantischen  Ocean  und  im  Mittelländischen 
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1881.     p.  96. 
— -     de  la  „Rance**  de  Saigon  k  Noum^a.    —    Ebds.     2me  S^r.     III.     1881. 

p.  13.  —   de  Noura^a  k  Saigon.     Ebds.     2me  s^r.     III.     1881.     p.  21. 

—  de  la  „Triomphante"  de  Mont^vid^o  k  Valparaiso.  —  Ebds.  2™«  S^r. 
III.     1881.     p.  21. 

—  de  France  aux  iles  Saint-Pierre  et  Miguelon.  —  Ebds.  2«  S^r.  III. 
1881.     p.  87. 

Voyage  de  circumnavigation  de  la  „Loire".  —  Ebds.    2°»«  S^r.    III.    1881. 

p.  97. 
du  „Tage".  —  Ebds.     2^^  S^r.     III.     1881.     p.   109. 

Wassermengen,  die  Veränderlichkeit  der,  in  Flüssen  und  Seen.  —  Gaea. 
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Wauwermans  (H.),  La  question  du  premier  m^ridien  et  de  Theure  uni- 
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Weitzel  (W.),  Einige  Worte  zu  Falb's  Theorie  der  Erdbeben  und  Vulkan- 
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Allgemeine  Ethnographie  und  Anthropologie.  477 

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Expedition  1876—78.     V.  2.     Christiania  1882. 
— ,    Historical  accoant     Ebds.     IV.  1. 
— ,    Apparaterne  og  derer  brug.     Ebds.     IV.  2. 
Woeikof  (A.),    Einige  Betrachtungen   über    die  Schmicksche   Theorie  der 

Umsetzung    der    Meere    und  Wechsels    der   Eiszeiten,    namentlich    ihre 

klimatologische    Seite.    —    Mkthl.  d.    Wiener   geogr,    Oes.     XXV.     1882. 

p.  356. 
Zöppritz   (K.),    Über    die    Mittel    und   Wege    zu    besserer  Kenntnis    vom 

inneren  Zustand   der  Erde  zu  gelangen.    —    VerhcU,  d.  ersten  Deutschen 

Qeographentages  zu  Berlin.     1881.     p.  15. 
— ,    Über   den  angeblichen  Einfluss   der  Erdrotation  auf  die  Gestaltung  von 

Flussbetten.    —  Verhdi*  d.  2,  Deutschen  Oeographentages  zu  Balle.     1882. 

p.  47. 

Allgemeine  Ethnographie  und  Anthropologie. 

Adri-Ferdo,  Schetsen  en  beeiden  uit  de  land-  en  volkenkunde  der  wereld, 

voor  school  en  huisgezin.    Amsterdam  (J.  M.  E,  en  G.  H.  Meijer)  1881. 

8.     (fl.  0,30.) 
Andree  (R.),  Die  Eigenthumszeichen  der  Naturvölker.  —  Olobus,    XL.    1881. 

N.  20. 
Die  Anthropologenversammlung  in  Frankfurt  a.  M.  —  Globus.    XLII. 

1882.     N.  11. 
Der   V.  archäologische   Kongress   in  Tiflis.     Vom   8.  bis   21.  Septbr. 

1881.  —  Huss.  Herne.     XX.     1882.     p.  97. 

V.  Baerenbach   (Fr.),    Die  Anthropologie  und  die   Urgeschichtsforschung. 

I.    Zur  Anthropologie.  —   Unsere  Zeit.    1882.  Hft.  10.    p.  564.    Hft.  12. 

p.  746. 

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la  Soc,  Boy.  de  g^ogr.  d'Anvers.     VII.     1882.  p.  279. 

Bauernleben,    vergleichende  Studien  über   das  europäische.    —    Ausland. 

1882.  N.  36. 

Berghaus  (A.),  Das  Übergewicht  der  Mischlingsvölker.  —  JSuropa.  1882. 
N.  44. 

Bericht  über  die  XIII.  allgemeine  Versammlung  der  deutschen  anthro- 
pologischen Gesellschaft  zu  Frankfurt  a.  M.  den  14.  bis  17.  August  1882, 
redig.  von  J.  Ranke.  —  Correypondenabl.  d.  Deutschen  Oes.  f.  Anthropolo- 
gie.    1882.    N.  8. 

Birgham  (Fr.),  lieber  die  Verstümmelung  der  Vorderzähne  bei  den  Natur- 
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de  Charencey  (H.),  Les  hommes-chiens.  —  Buhlet,  de  VAthMe  Orientcd, 
1882.     p.  209. 

Corre  (A.),  De  Tacclimatement  dans  la  race  noire  africaine.  —  Bevue  d^ An- 
thropologie.   2me  s^r.     V.     1882.    p.  31. 

Delaunay,  De  la  m^thode  en  anthropologie.  —  Bullet,  de  la  JSoc.  d^ An- 
thropologie de  Bcvris.     1882.     p.  58. 

Dictionnaire  des  sciences  anthropologiques  publ.  par  Bertillon  etc. 
Livr.  1 — 4.     Paris  (Marpon  et  Flammarion-Doin)  1881.    (k  fr.  1,25.) 

Featherman  (A.),  Social  history  of  the  races  of  mankind.  5*^  division: 
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— ,  Aramaeans:  social  history  of  the  races  of  mankind.  Boston  1882. 
25  S.     8. 

Fligier,  Die  prähistorischen  Beziehungen  der  Indoeuropäer  zur  finnisch- 
ugrischen  Völkerfamilie.  — -  Kosmos.    V.     1881.    Hft.  12. 


478  Allgemeine  Ethnographie  nnd  Anthropologie. 

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Qeistbeck  (M.),  Die  Stellung  der  Frauen  im  Leben  der  Völker.  —  Deutsche 

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Kirchhoff  (AI fr.),    Das   Darwinsche  Prinzip    der  Völkerentwickelong.  — 

Aus  allen  Welttheilen.    XIII.     1882.     p.   1. 
— ,    Über  den  Einfluss  von  Steppen  und  Wüsten  auf  die  Entwickelang  der 

Völker.  —  Ebds.     XIII.     1882.     p.  270. 
Kleinpaul   (R.),    Wie    nennen    sich   Völker?    —    Globus,      XLII.     1882. 

N.  10.  13. 
Kollmann,    Europäische   Menschenracen.    —    Mitthl,    d.    caUhropol.   Ges.  in 

Wien,     1881.     p.  1. 
Krumbiegel  (F.),   Wie  sich  die  Menschen  schmücken.   —   Atis  allen  Welt- 
theilen.   XIII.     1882.     p.  203.  243.  267. 
Leland  (C.  G.),  The  Gypsies.    London  (Trübner)  1882.    366  S.    8.    (7s.  6d.) 
— ,    The    Gypsies.      With    sketches    of   the    Eoglish,   Welsh,    Kussian,    and 

Austrian   Romany;   including   papers   on   the  Gypsy  Langaage.     Boston 

1882.     8.     (10  s.  6  d.) 
Lemi^re   (P.  L.),    Etüde   sur    les  Geltes   et   les    Gaulois    et   recherches  des 

peuples  anciens  appartenant  k  la  race   celtique    ou  ä   celle    des  Scythes. 

—  Comptes    rendus    et    Mem.    de    la    Soc,    d^^ulation    des    Cdtes-du-Nord. 
T.  XVIII.     1881. 

Lenormant  (Fr.),  Quelques  considerations  sur  Pethnographie  ancienne  des 
deux  bassins  mediterrandens  k  propos  d'une  d^couverte  falte  k  S.  Cosimo. 

—  Bevue  d^ethnographie.     I.     1882.     p.  226. 

Heuser  (A.),  Kurzgefasste  Anthropologie  für  Volks-  und  Fortbildungs- 
schulen.    2.  Aufl.     Mannheim  (Bensheimer)  1882.     8.     (30  Pf.) 

Moreno  (F.  P.),  Antropologia  y  arqueologia.  —  Anales  de  la  Soc  cientif. 
Argentina.     XII.     1881.     p.   160.   193. 

Licata  (G.  B.),  Note  etnografiche.  —  Ballet,  d.  Soc,  Africana  d^Italia.  L 
N.  3.     1882.     p.  38.  49. 

Much,  Bericht  über  die  II.  Versammlung  österreichischer  Anthropologen 
und  Urgeschichtsforscher  vom  12.  bis  14.  August  1882  zu  Salzburg.  — 
Mitthl,  d.  anthropolog.  Ges.  in   Wien.     XII.     1882. 

Naturvölker,  die  Stellung  der,  in  der  Menschheit.  —  Ausland»  1882. 
N.  Iff. 


Allgemeine  Statistik.     Handel.  479 

Oberländer  (R.),  Fremde  Völker.  Ethnographische  Schilderungen  aus 
der  alten  und  neuen  Welt.    3. — 24.  (Schluss-)Lief.    Leipzig  (Klinkhardt) 

1881.  4.    (k  M.  1,50.) 

Palacios,  Los  Slavos.  —  Remsta  hiapafncHrniericana.     Y.     19. 

Die  Pfahlbauten  vom  militärischen  G^ichtspunkte  betrachtet.  —  Neue 
militär.  Blätter.    XX.     1882.     p.  320. 

PI  OS  8  (H.),  Das  Kind  in  Brauch  und  Sitte  der  Völker.  Anthropologische 
Studien.  2.  Aufl.  Berlin  (Auerbach)  1881.  8.  (M.  6.)  —  Dass.  3.  Halb- 
band.    Ebds.     1882.     8.     (M.  3.) 

Batzel  (Fr.),  Anthropogeographie  oder  Grundztige  der  Anwendung  der  Erd- 
kunde auf  die  Geschichte.  Stuttgart  (Engelhorn)  1882.  8.  Vgl.  Aus- 
land.    1882.     N.  34. 

Bedhouse  (J.  W.),  A  theory  of  the  chief  human  races  of  Europe  and 
Asia.  —  Transact.  of  ihe  Boy.  Soc.  of  Literatwre.     2^  Ser.     XII.    p.  377. 

Beiss  (W.),  Der  vierte  internationale  Amerikanisten-Congress  in  Madrid.  — 
Verhäl.  d.  Berliner  Qea,  f  Brdhmde.     IX.     1882.     p.  51. 

Sepp  (B.),  Die  Wanderungen  der  Cimbern  und  Teutonen.  München  (Acker- 
mann) 1882.     8.     (M.  1,40.) 

Shiaparelli,  Le  stirpi  iberoliguri  nelP  Occidente  e  nelP  Italia  antica.  — 
Memorie  d.  r.  Äccad.  d.  scienze  dt  Torino.     II.  Ser.     T.  XXXIII. 

Stieda  (L.),  Die  anthropologische  Ausstellung  in  Moskau  1879.  —  Ärch» 
f  Anthropologie.     XIV.     1882.     p.  258. 

— ,  Der  V.  (russische)  archäologische  Cong^ess  in  Tiflis  1881.  —  Ebds. 
XIV.     1882.    p.  826. 

Das  Tätowiren  bei  Europäern.  —  Olobus.     XLIL     1882.     N.  8. 

Untersuchungen  über  die  Verbreitung  der  Menschen  im  Hochnorden.  — 
Ausland.     1882.     N.  43. 

Van  den  Gheyn,  Le  berceau  des  Aryas.  Etüde  de  g^ographie  historique. 
Bruxelles  (Vromant)  1881.     96  8.     8.     (fr.  2,50.) 

— ,    Les  migrations  des  Arjas.  —  BuUet.  de  la  Soc.  de  g4ogr.  d'Anvers.    VII. 

1882.  p.  119. 

— ,  Nouvelles  recherches  sur  le  berceau  des  Aryas.  —  Prdcis  historiques. 
1882.    Decembre.    p.  655. 

Virchow  (R.)  und  Wass.  Dolbeschew,  Der  archäologische  Cong^ess  in 
Tiflis  1881.  —  Z  f  Ethnologie.     XIV.     1882.     p.  73. 

Z eidler  (E.),  Die  Slaven  im  Östlichen  Europa.  I.  Progr.  d.  Lehr-  u.  Er- 
ziehungs-Anstalt in  Dresden.     Dresden  1882.     4. 

Zimmermann  (W.  F.  A.),  Malerische  Länder-  und  Völkerkunde.  9.  Aufl. 
von  S.  Kalischer.     1—3.  Lief.    Berlin  (Hempel)  1882.    8.     (k  50  Pf.) 

Allgemeine  Statistik.     Handel. 

Agius,    Usos   7    abusos    de   la    estadistica.    —   Bevista   de  Espana.     1882. 

N.  339  flf. 
Babelon  (E.),   Du  commerce  des  Arabes  dans  le  nord  de  TEurope,    avant 

les  Croisades.  -—  Bullet,  de  VAlMnie  Oriental.     1882.     p.  3.  79. 
Behm  u.  Wagner,  Die  Bevölkerung  der  Erde.   VII.  —  PetemujflfwCs  Mitttd. 

Ergänzungfiheft.     N.  69.     1882.    (M.  7,40.) 
Brachelli  (H.  F.),  Statistische  Skizze  der  europäischen  Staaten.    2.  Abthl. 

5.    Aufl.      Leipzig    (Hinrichs'sche    Buchhdlg.      Verl.  -  Cto.)    1882.      8. 

(M.  2,80.) 
T.  d.  B  rüg  gen,   Auswanderung,    Kolonisation   und   Zweikindersystem.   — 

Preass.  Jahrb.     1882.     p.  290. 
Decke rt  (£.),   Europa  und   Kordamerika   im    Welthandel.    —    Gegenwart. 

1882.    No.  36. 


480  Reisen  durch  mehrere  Erdtheile  und  Länder. 

Haushofe r  (M.),  Lehr-  und  Handbuch  der  Statistik.     2.  Aufl.   Wien(Braa- 

müller)  1882.    8.    (M.  8.) 
Hooper  (Wynnard),    The    method    of  Statistical  analjsis.    —    Jbum.  of  ^ 

Statistical  Soc.     1881.     p.  31. 
Hübner  (O.),    Geographisch  -  statistische    Tabellen    aller  Länder    der  Erde, 

von  1882.     Frankfurt  a.  M.  (Rommel)  1882.    16.    (75  Pf.) 
— ,    Statistische  Tafel  aller  Länder  der  Erde.     31.  Aufl.     Ebds.      (50  PI) 
— ,    Statistikai    tabelläk.      Magyarisch    von    J.    H.    Schwicker.       Pressbnrg 

(Stampfel).     fol. 
Statistik,  zur  Pflege  der,  in  Russland. — Evm. Betaue.    XIX.     1881.  p.  237. 

Reisen  durch  mehrere  Erdtheile  und  Länder. 

(Vergl.  den  Abschnitt:  Allgemeine  mathematische  und  physikalische 

Geographie  und  Nautik.) 

Adams  (W.  H.  D.),  Heroes  of  maritime  discovery;  or  chapter  in  the  histoiy 

of  Ocean  adventures  and  enterprise.    With  illustrations.     London  (Gill) 

1882.     276  S.     12.     (3  s.) 
Anrep-Elmpt  (Graf  R.)j  Von  der  Spitze  des  Grossglockners  auf  die  sieben 

Sandhügel  von    San  Francisco.     Reiseskizze.     Riga    (Mellin  &  Keidner) 

18S2.     8.     (M.  2.) 
Appleton^s  handbook  of  winter  resorts.     For  tourists  and  inralids.   With 

maps  and  illustrations.     New  edit.     New  York.     1881.     12.      (2  8.6d.) 

—  European  guido  book  for  english-speaking  travellers.     18^  edit    2  vols. 

London  (Stanford)  1882.     12.     (20  8.) 
Bainbridge    (W.    J.),    Around    the  World,    tour    of  Christian  Missions:  a 
universal  survey.     Boston  1882.     12.     (10  s.  6  d.) 

—  (Lucy  S.),  Round-the- World  Letters:  an  account  of  two  jrears  trarel 
around  the  world,  in  a  series  of  letters  to  the  nProvidence  Daily 
Journal".     Illustrated.     Boston  1882.     12.     (7  s.  6  d.) 

Baien  (J.  H.  van),  De  Nederlanders  in  Oost  en  West,  te  water  en  te  land. 

D.    I.     De    Adelborst    van    de    ,,Hollandia"    of   de    weg    naar  de  Oost. 

1595 — 97.     D.  II.     De    Avonturiers.     De    grondleggers  van  den  Neder- 

lausche  handel  en  de  eerste  vestiging  in  de  Oost.    1598 — 1603.    D.  III. 

De  Trompetter  van  Admiraal  van  Spilbergh.     D.  IV.  De  scheepsjongen 

van  Willem   Barends.    De   Nederlanders   aan  de  Noordpool.     1594—97. 

Amsterdam  (Leendertz)  1881,  82.     8.     (ä  fl.  1,60.) 
Von  Berlin    nach   dem  Marmora-Meer.     ßeiseskizzen  von  A.   v.  S.     Berlin 

(Kogge  &  Fritze)   1882.     8.     (M.  2.) 
Black  (C.  B.),  North  France,  Belgium,  Lorraine,  and  Alsace;  including  the 

bathing-statious    of   the  North  Sea,    the    mineralwaters    in    the    Vosges, 

Spa,  and  Aix-la-Chapelle.     2°<i  edit.     Edinburgh  (Black)    1882.     306  S. 

12.     (5  s.) 
Boyle  (F.),  Camp  notes;  stories  of  sport  in  adventure  in  Asia,  Africa,  and 

America.     New  edit.     London  (Chatte)   1882.     12.     (2  s.) 
V.  Brackel    (Freiin    F.),     Erinnerungen    dreier  Sommermonate  auf  Reisen. 

Hannover  (Weichelt)  1882.     8.     (M.  2,50.) 
Campos  (R.  Torres),   Couferencia    sobre    viajes    escolares.  —    Botet,    de  la 

Soc.  geogr.  de  Madrid,     XIII.     1882.     p.  278. 
Cat  (E.),    Les    grandes    ddcouvertes    maritimes    du  13   au  16  si&cle.     Paris 

(Degorce-Cadot)  1882.     12.     (2  fr.  50  c.) 
Coffin  (C.  C),  Our    new    way    round    the    World.    With  144    illustr.    and 

14  maps.     London  (Warne)  1882.     522  S.     8.     (7  s.  6  d.) 
Cook,  Voyages  round  the  world.  With  30  illustrations    by  Gordon  Browne 

and  other  Artists.     London  (Routledge's  Sixpenny  Series.)     4.     (6  d.) 


Reisen  durch  mehrere  Erdtheile  and  Länder.  43 X 

Cook,  Le  troisi^me  voyage  autour  du  monde  sur  la  Resolution  et  la  Di- 
couverte. Raconte  par  lui  meme  et  achev^  par  ses  lieutenants.  Paris 
(Dreyfous)  1882.     XII,  276  S.     18.     (fr.  2.) 

Coote  (W.),  Wanderings  south  and  east.  (Australia,  the  Pacific  Islands, 
China  and  America).  With  2  maps  and  47  wood-engravings,  executed 
under  the  direction  of  Edw.  Whymper,  from  sketches  hy  the  author, 
native  drawings  etc.     London  (Low)  1882.     380  S.     8.     (21  s.) 

Deisenhammer  (C),  Meine  Reise  um  die  Welt.  Wien  (Gerold's  Sohn) 
1882.     8,     (M.  12.) 

Dobbs  (R.  S.),  Reminiscences  of  life  in  Mysore,  South  Africa  and  Burmah. 
Dublin  (Herbert)  1882.     240  S.     8.     (45  s.  6  d.) 

Frost  (T.),  Modern  explorers.  (Travels  and  explorations  of  Vamb^ry, 
Sir  Samuel  Baker,  Livingstone,  Stanley,  Nordenskiöld,  Marcoy,  and 
Lieut.  Cameron.     London  (Cassell)  1882.     176  S.     8.     (5  s.) 

Fulin,  Deir  attitudine  diVenezia  dinanzi  ai  grandi  viaggi  marittimi  del  secolo 
XV;  discorso.  —  Atti  del  B.  Istituto   Veneto  di  sdenze,     T.  VII.     1881. 

Fusco  (Vedova  di),  Oriente  ed  Occidente:  viaggi  ed  impressioni.  Napoli 
1882.     340  S.     12.    (1.  3.) 

Gaffarel  (P.),  Les  explorations  fran<^aises  de  1870  k  1871.  Paris  (Degorce- 
Cadot)  1882.     12.     (2  fr.  50  c.) 

Gerstäcker,  Reisen  um  die  Welt.  Unter  Berücksichtigung  der  neueren 
Forschungen  bearb.  und  her.  von  A.  W.  Grube.  5.  Aufl.  2  Bde. 
Leipzig  (Schlicke)  1881.     8.     (M.  12.) 

Giornali  di  viaggio  di  un  pilota  genovese  addetto  alle  spedizione  di 
Ferdinand©  Magellano  pubblicato  da  Luigi  Hugues.     Genova  1881.     8. 

V.  Gnadendorf  (C),  Orientirung  zur  Reise  um  die  Erde.  Dresden 
(v.  Grumbkow)  1882.     8.     (M.  1.) 

Guide,  practical  general  Continental.  New  edit.  London  (Trübner)  1882. 
12.     (5  s.) 

Harper's  handbook  for  travellers  in  Europe  and  the  East:  being  a  guide 
through  Great  Britain  and  Ireland,  France,  Belgium,  Holland,  Germany, 
Italy,  Egypt,  Syria,  Turkey,  Greece,  Switzerland,  Tyrol,  Spain,  Russia, 
Denmark,  Norway,  Sweden,  United  States  and  Canada.  By  W.  Pem- 
broke  Fethridge.  With  maps  and  plans.  In  3  vols.  New  York 
1882.     12.    (42  s.) 

V.  Hellwald  (Fr.),  Zur  Erinnerung  an  die  Novara-Expedition.  —  Oesterreich. 
Monatsschr,  f,  d.  Orient,     1882.     N.  4. 

Hildebrandt's  Reise  um  die  Erde.  Nach  seinen  Tagebüchern  und  münd- 
lichen Berichten  erzählt  von  E.  Kossak.  7.  Aufl.  Berlin  (Janke)  1882. 
8.     (M.  6.) 

V.  Hüb n er  (A.  Frh.),  Ein  Spaziergang  um  die  Welt.  Hlustrirte  Ausgabe. 
34.-39.  Lief.     Leipzig  (Schmidt  &  Günther)  1881.     Fol.     (&  M.   1,50.) 

— ,  —  Volksausgabe  in  einem  Bde.  4.  Aufl.  Leipzig  (Weigel)  1882.  8. 
(M.  6.) 

Johnston  (H.),  Towards  the  Sunrise:  being  sketches  of  travel  in  Europe 
and  the  East;  to  which  is  added  a  memorial  sketch  of  the  Rev. 
W.  Morley  Punshon.  With  illustr.  Toronto  (Briggs)  1882.  470  S. 
8.     (5  s.) 

Journal  des  voyages  et  des  aventures  de  terre  et  de  mer.  T.  IX.  Paris 
(Dreyfous)  1882.     420  S.     4.     (fr.  4.) 

Israel  (A.),  Erfahrungen  auf  Alpenreisen.  Vortrag.  Annaberg  (Graser) 
1882.     8.     (60  Pf.) 

Knox  (T.  W.),    The  pocket  guide  for  Europe:    a  practical   handbook   for 
travellers  on  the  Continent  and  the  British  Isles,  and  through  Northern 
Africa,  Egypt,  and  the  Holy  Land.     New  York  1882.     16.     (5  s.) 
Zeitsohr,  cU  GeselUoh.  f.  Erdk.    Bd.  XYIL  31 


432  Reisen  durch  mehrere  Erdtheile  und  Länder. 

V.  Kyaw  (R.),    Reisen    sonst  und   jetzt.    —    Wissenseh.  BeU,  der  Leipz,  Zl^. 

1882.     N.  33. 
Loehner,  Yi&ggio  dei  Zeno  nel  Settentrione ,  tentativo  d*interpretazione  di 

Federico  Krarup.  —  Ärchivio   Veneto,     T.  XXIII.     P.    1. 
Loomis  (L.  C),    Index  gnide  to  travel   and  art  study  in  Eorope.     A  com- 

pendium    of  geographica!,    historical,    and    artistic    information  for  the 

use  of  Americans.     With   plans   and   catalog^es   of    the    chief  galleries. 

maps,   tahles   of  routes  and  160  outline  illustrations.     New  York  1SS2. 

16.    (18  s.) 

Maus  (O.),  Malte,  Constantinople,  Crim^e  m^ridionale.    Esqnisse  li  la  plnme. 

Bruxelles  (Callewaert  pfere)  1881.     230  S.     12.     (fr.  3,50.) 
Maxwell  (General  E.  H.),    Griffin  Ahoy!     a  Yacht  Cmise    to    the  Levant, 

and  Wanderings  in  Egypt,  Syria,  the  Holy  Land,  Greece  and  Italy  in 

1881.     London  (Hurst)  1882.     350  S.     8.     (15  s.) 
M^ny  (V.),  Quatre  mois   en  Orient,   Obock,   la  c6te  des  Somalis,   Mascate, 

Bagdad  et  la  vallee  du  Tigre.     Paris  (Marpon)  1882.     18.     (fr.  2,50.) 

Nathusius    (M.),    Reisebriefe    aus    Frankreich,    England    und    Schottland. 

Halle  (Fricke)  1881.     8.     (M.  2.) 
Nordland  fahrten.    4.  (Ergänzungs-)  Bd.    Malerische  Wanderungen  dnrch 

Holland  und  Dänemark.    Lief.   1 — 24.    Leipzig  (Hirt  &  Sohn)   1882.   4. 

(ä  M.  2.) 

Der  Orient.  Hauptrouten  durch  Ägypten,  Palästina,  Syrien,  Türkei,  Griechen- 
land. 2.  Bd.  Syrien,  Palästina,  Griechenland  und  TürkeL  Leipzig 
(Meyer's  Reisebücher)  1881.     12.     (M.  12,50.) 

Osgood  (J.  R.),  Pocket  guide  to  Europe.  With  maps  of  Continental 
Europe,  the  British  Islands,  Switzerland,  Italy,  London  and  Paris. 
Boston  1882.     32.     (7  s.  6  d.) 

Otter  (R.  H.),  Winters  Abroad.  Some  Information  respecting  places 
visited  by  the  author  on  account  of  his  health.  Intended  for  the  use 
of  Irivalids.  Melbourne,  Tasmania,  Sydney,  Queensland,  The  Riviera. 
Algiers,  Egvpt,  Cape  of  Good  Hope,  and  Davos.  London  (Murrav)  1SS-. 
240  S.     8.     (7  s.  6  d.) 

Pitman  (M.  J.),  European  Breezes:  Chapters  of  travel  in  Germany,  Austria. 

Hungary  and  Switzerland.     Boston  1S82.     16.     (7  s.  6  d.) 
vom  Rath  (G.),  Durch  Italien  und  Griechenland  nach  dem  Heiligen  Lande. 

Reisebriefe.     Bd.  I.  II.     Heidelberg  (Winter)  K^82.     8.     (M.  12.) 
Reisende,    drei  hebräische,  des  XI.  und  XII.  Jahrhunderts:    Eldad  Danid. 

der  Rabbiner  Benjamin  Tudelsky  und  Petacb  Regenburgsky.    Hebräischer 

Text    mit    russischer    Übersetzung.     Mit   Anmerkungen    und    einer    von 

P.  W.  Margolin  zusammengestellten  Karte.    St.  Petersburg  1881.    318  S.  8. 
Rodel fo  (Principe  ereditario  arciduca),   Un  viaggio  in  Oriente,    narrato  da 

traduzione    dal    tedesco    di    E.  Jory.      1.  —  20.  (Schluss-)    Fase.       Triest 

(Dase)   1882.     8.     (a  M.  1,'20.) 

Sangiorgio  (G.),  I  Lombardi  Viaggiatori  fuor  d'Europa.  —  V Esploratore, 
VI.     1882.     p.  3SG. 

Satchel  guide  to  the  vacation  tourist  in  Europe:  a  compact  itinerary  of 
the  British  Isles ,  Belgium  and  Holland,  Germany  and  the  Rhine, 
Switzerland,  France,  Austria  and  Italy.  Revised  edit.  for  1882.  With 
maps.     Boston  1882.     16.     (10  s.  6  d.) 

V.  Scherzer  (K.),  Xovara-Reminiszenzen.   —  Ausland.      1882.      N.   29. 

Steenstrup,  Über  die  Reisen  der  Zeni.  —  Ebds.     1882.     N.   9. 

Tagebuch  auf  Reisen  (Sicilien.  Athen,  Constantinopel) ,  herausgeg.  zn 
Gunsten  des  Bazars  für  „The  Foreigners  in  Distress"  von  einem 
„Foreiguer  not  in  Distress".     London  (Kolckmann)   1882.    4.     (20  s.) 


Die  Polar-Begionen.  483 

de  Tchihatchef  (P.)»  Spanien,  Algerien  und  Tnnis.    Briefe  an  M.  Chevalier. 

Leipzig  (Grieben)  1882.     8.     (M.  10.) 
Temper ate    Regions,    in    the:    or    nature    and    natural    history    in    the 

Temperate  Zones.     With  anecdotes  and  stories  of  adventure  and  travel. 

London  (Nelsons)  1882.     250  S.     12.     (2  s.  6  d.) 
Toeppen  (H.),  Entdeckungen  auf  dem  Gebiete  der  Geographie  im  J.  1881. 

—  Aus  allen  Wdttheilen.     XIII.     1882.     p.  233.  279.  306. 

Vasco  de  Gama,  le  second  voyage  de,  k  Calicut.  ßelation  flamande 
^dit^e  vers  1 504,  reproduite  avec  une  traduction  et  une  introduction  par 
J.  Th.  Berjeau.     Paris  (Charavay)  1881.     72  S.     16.     (fr.  4.) 

de  la  Vega  (A.  Lasso),  Viajeros  espanoles  en  la  edad  media.  —  Bolet.  de 
la  Soc.  geogr.  de  Madrid,     XII.     1882.     p.  227. 

Waning    Bolt   (J.   van),    Reisherinneringen    uit    Italiß    en   Egypte  (1882). 

Rotterdam  (Ducroissi  Goetzee)   1882.     8.     (fl.  1,50.) 
Van  Wert  (R.),   Rip  Van  Winkle's   travels   in  foreign   lands.      Descriptive 

of   scenes    and    cities    in    England,    Ireland,    Scotland,    France,    Italy, 

Switzerland,  Germany,  Belgium,  Holland,  Denmark  etc.    New  York  1881. 

8.     (12  s.  6  d.) 
Winter« ramble  in  beaten  tracks;  or  ten  weeks  among  German,  Austrian, 

and  Italian  Cities.     London  (Wade)  1882.     240  S.     8.     (2  s.  6  d.) 

Die  Polar-Regionen. 

Arctic  expedition,  the  United  States,  to  Lady  Franklin  Bay.  —  Proceed. 

of  the  Boy.  Geograph.  Soc.     1881.    p.  171. 
Arktik  forscher,   ein   vermisster    (Mr.   Leigh   Smith   auf   der   „Eira").    — 

Petemumrüs  Muhl.     1882.     p.  256. 
Arnkiel,  Det  grönlandske  Postvaesen.  ■ —  Oeogr,  Tidshrift,     1881.     p.  91. 

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31* 


484  ^^^  Polar-Regionen. 

Dampfers  Dickson,   die  Expedition  des,  nach  Sibirien.   —  Audand,    1882. 

N.  15  f. 
„Oscar  Dickson^,   die  Rückreise  der  Besatzung  des,  von  der  sibirisdieB 

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The  Eira   search  and  relief  expedition.  —  Proceed.  of  the  R.  OeograplL  Soc 
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Olohus.     XLI.     1882.     N.  14. 
Fritz  (S.),  Nogle  Jagttagelser  om  Isforholdene  paa  Grönlands  SjdYestkjsi 

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Giribaldi  (Edw.;  capitano  di  fregata),  Viaggi  e  scoperta  polari,  dalla  loro 

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contemporains   des   r^gions  polaires ,   depuis  R.  Belot  jasqa*li  nos  jonn. 

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(Forlagsbureau)   1881/82.     8.     {h  80  ö.) 
— ,    On   the   projected  Jeanette  Search  Expedition    to    Cape    Cheluyskin.   — 

Proceed.  of  the  Boy.  Oeogr,  Soc.     1882.     p.   50. 
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p.  89. 

„Jeannette",   history  of  the  voyage  and  shipwreck  of  the.     Compiled  from 

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— ,    die  Polarexpedition  der,   unter  Lieut.  De  Long,  1879 — 82.  —  Petermanns 

Mitthl.     1882.     p.  241. 
— ,    die  Polar-Expedition    der,    und   ihr  Schicksal.  —  Deviache  Bundschau  f. 

Oeogr.     IV.     188*2.     p.  489. 
— ,  vollständige  Zusammenstellung  der  Nachrichten  über  die  Schicksale  der, 

und  ihrer  Mannschaft.  --  Ausland.     1882.     N.   17. 
Jansen,  The  Dutch  Arctic  Voyages  (1878 — 1881)  and  the  problable  position 

of  Mr.  Leigh  Smith.    —    Proceed.    of  Hie  Boy,  Geogr.  Soc,      1882.     p.  35. 
Joue:la,   L'expedition   de   la  „Jeanette".  —  Bullet,   de  la  Soc.    de  g^ogr,  de 

Toulouse.     1882.     p.  96. 


Die  Polar-Begionen.  485 

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Koldewey  (R.),  Die  Lagerungen  und  Bewegungen  des  arktischen  Eises  im 
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IV.     1881.     p.  271. 

Kaiser  (W.),  Die  Entdeckungen  der  Normannen  in  Grönland  und  in  Amerika. 
Nach  den  altnordischen  Sagas  dargestellt  und  sachlich  erläutert.  Progr. 
d.  Realschule  I.  O.  zu  Elberfeld.     Elberfeld  1882.     4. 

Liauridsen  (A.),  Neu-Sibirien.  A.  d.  Dänischen  von  H.  Zeise.  —  Die  Natur, 
1882.     N.  26  f. 

Liindeman  (M.),  Weitere  Berichte  über  diesjährige  Polarreisen.  —  Deutsche 

geogr.  Blätter.     IV.     1881.     p.  311. 
— ,    Die  Entdeckung  der  Wrangels-Insel.  —  Ausland.     1882.     N.  8.  18. 

Liindhagen,    Vega-expeditionens    geografiska    ortsbestämningar  beräknade. 

—  Bihang  tili  h,  swenska  Vetenshap-Akademiens  handlingar.    VI.    1.    No.  6. 
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M^Clintock  (Sir  F.  L.),  The  voyage  of  the  „Fox"  in  the  Arctic  Seas  in 
search  of  Franklin  and  his  companions.  5**^  edit.  With  a  chapter  on 
the  recent  searching  expeditions  of  Capt.  C.  F.  Hall  and  Lieut.  F. 
Schwatka.     London  (Murray)  1881.     362  S.     8.     (7  s.  6  d.) 

Markham  (C.  R.),  Measures  for  the  search  and  relief  of  the  United  States 
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Meiler  (Ch.),  Leigh  Smiths  arktiske  Opdagelsesreise  i  Sommeren  1880.  — 

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de  Morsier,  Les  expeditions  arctiques  en  1881.  —  Le  Olohe,     Mim,     XXI. 

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NordenskiÖld  (A.  E.),  Vegas  fard  kring  Asien  og  Europa  jemte  en  histo- 

risk  äterblick  pä  foregaende  resor  längs  gamla  verldens  nordkust.  8. — 12. 

Hft.     Stockholm  (Beijer)  1882.     8.     (k  1  k.  50  ö.) 
— ,   Vega  -  expeditionens  vetenskapliga  jakttagelser ,   bearbetade    af  deltagare 

i    resan    och    andra    forskare.     Bd.  I.   m.    15    Taf.     Stockholm    (Beijer) 

1882.     8.     (kr.  15.) 
— ,  Die  Umseglung  Asiens  und  Europas  auf  der  Vega  1878 — 80.     15. — 22. 

(Schluss-)  Lief.     Leipzig  (Brockhaus)  1881/82.     (h.  M.  1,  cpl.  M.  22.) 
— ,   The  voyage    of   the   Vega    round   Asia    and   Europe,    with   an    histori- 

cal    review    of    previous    journeys    along    the    north    coast    of   the    old 

World.      Transl.    by    Alex.    Leslie,    with    5    steel    portraits,    numerous 

maps  and  illustrations.     2  vols.     London  (Macmillan)   1881.     950  S.     8. 

(45  s.) 
— ,  La  Vega;   viaggio   di  scoperta   del   passagio    nord-est  tra  TAsia  e  l'Eu- 

ropa.     Vol.  II.     Milano   1882.      XI,   359  S.    m.   262  Holzschnitten   und 

8  Karten.     4.     (1.  13.) 
— ,   Ueber   die   Möglichkeit,    Seefahrt  im    sibirischen   Eismeere    zu    treiben. 

Aus  dem  Dänischen  von  H.  Zeise.  —  Die  Noitwr.     1882.     N.  6. 
— ,   Die  Schifffahrt  zwischen  Ob  und  Jenisei   und    dem  Atlantischen   Ocean. 

—  WestemumrCs  illustr.   Monatshefte,     1882.     Juli.     vgl.  Ausland.     1882. 
N.  13. 

Nor  mann  (C.) ,  Polarforskningerne  i  aaret  1881.  —  Oeogr.  Tidskrift.  V. 
1881.     p.  161. 

Normannenruine,  Entdeckung  einer,  auf  dem  Südende  der  Ostküste  Grön- 
lands. —  Ausla/nd.     1882.     N.  22. 

Nowaja-Semlja,   zur  Kolonisation  von.  —    Ausland.     1882.     N.  17. 


486  ^^®  Polar-Regionen. 

Obmündung,    der   See-    und  Handelsweg    nach    der.   —   Ausland,      1881. 

N.  47. 
Ostgrönland,  einige  Bemerkungen  über,  und  seine  Bewohner.  —  Ausland. 

1882.     N.  23. 
Payers,    Jansens    und    NordenskiÖlds    Briefe    über    die    Rettung    der 

„Eira".  —  Auslamd,     1882.     N.  26. 
Polar-Commission,    Mittheilungen    der    internationalen.      Red.    von    H. 

Wild.     1.  Hft.     St.  Petersburg.     1882.     8.     (30  Pf.) 
Polarexpedition,  der  Plan  der  dänischen,  unter  Lieutenant  A.  Ho vgaard. 

—  Auslamd.     1882.     N.  31. 
Polar forschung,   Betheiligung   des  Deutschen  Reiches   an   der  internatio- 
nalen. —  Ausland.     1882.     N.  3. 
Polargegenden,  die  Erforschung  der  nördlichen. —  Oa,ea,     XVIH.    1882. 

p.  460. 
Polar  Regions,    in   the;    or,    nature  and  natural  history    in   the   Frozen 

Zone.     With  anecdotes    and   stories    of  adventure   and   travel.     London 

(Nelsons)  1882.     240  S.     12.     (2  s.  6  d.) 
Polarstationen,  Nachrichten  von  den.     1.    Von  der  Lena-Expedition  des 

Herrn  Jürgens.  —  Auslanid,     1882.     N.  44  f. 
Polar-Stationen,    die    internationalen.    —     PetermamfrCs    Mitthl.       1882. 

p.  252. 
Probleme,  die  antarktischen,  der  Zoologie.  —  Ausland.     1882.     N.  34. 

Rachel  (G.  W.),  Ausführlicher  Bericht  des  Lieutenants  Danenhauer  von  der 
„Jeannette",  nebst  Notizen  und  Skizzen  vom  Naturforscher  der  Expe- 
dition Dr.  Raymond  L.  Newcomb.  —  Oaea,  XVIIL  1882.*  p.  227. 
408.  531. 

R^gions  polaires,  excursions  aux.     Paris  (Dentu)  1882.     18.     (fr.  4.) 

Schwatka,  Search  for  Franklin.  A  narrative  of  the  American  expedition 
under  Lieutenant  Schwatka:  1878  to  1880.  With  illustrations  and  en- 
gravings    designed    by    the    artist    of  the    expedition.     London  (Nisbet) 

1881.  128  S.     12.     (1  s.)     Vergl.  Bullet,   de  la  Soc.  de  Qdogr.  de  ParU. 
Vlle  S^r.     IL     1881.     p.  484. 

v.  Schleinitz,    Bericht    über    den  jetzigen    Stand    des    Unternehmens    der 

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IX.     1882.     p.  220. 
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schaftlicher Polarforschung.  —  Ausland.     1882.     N.  13. 

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und  mit  Anmerkungen  begleitet.     Berlin  (Janke)  1882.     8.     (M.  6.) 

Die  W rang el- Insel  und  die  Polarfahrten  des  J.  1881.  —  Petermanns 
Mitthl.     1882.     p.  4. 

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N.  4. 


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Hobirk  (F.),  Wanderungen  auf  dem  Gebiete  der  Länder-  und  Völkerkunde. 

N.  F.  2.  Bdch.:  Europa  II.     Landes-  und  Kulturbilder  aus  den  Ländern 

Europas   ausser  Deutschland  und   Oesterreich.     Detmold  (Meyer)  1882. 

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(Rivingstons)   1882.     162  S.     8.     (2  s.  6  d.) 
Strelbitsky  (J.),    Superficie  de  PEurope.     Publication    du  Comit^  central 

russe  de  statistique.     St  P^tersbourg.     1882.     228  S.     4.     (fr.  30.) 

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Adamy    (H.),    Geographie    von    Schlesien    für    den    Elementar -Unterricht. 

20.  Aufl.     Breslau  (Trewendt)  1882.     8.     (30  Pf.) 
— ,    Bilder    aus    der    Heimatskunde    Schlesiens.      Neu    rev.     1882.     Königs- 
berg i.  Pr.  (Bon).     8.     (25  Pf.;  mit  Karte  30.) 
Arendts  (K.),   Geographie    des  Königreichs  Bayern.     5.  Aufl.     Begensburg 

(Manz)  1882.     8.     (M.  I.) 
Auswanderung,    die    deutsche,   nach   überseeischen  Ländern  in  1881.  — 

Monatshefte  zwr  Statist.  cZ.  Deutschen  Beichs.     1882  Januar. 
Babenzien  (G.),    Berliner  Landpartien.     Führer    durch  Berlins  Umgegend 

nebst  Fahrplänen.     Berlin  (Walter  &  Apolant)  1882.     (15  Pf.) 
Babucke  (H.),    Über  Sprach-  und  Gaugrenzen    zwischen  Elbe   und  Weser. 

—  Jahrb.  d.    Ver.  f.  niederdeutsche  Sprachforschung.     VII.     1882.     p.  71. 
Baedeker  (K.),    The  Bhine   from  Rotterdam    to  Constance.     Handbook  for 

travellers.     8th   edit.     Leipzig  (Baedeker)   1882.     8.     (M.  6.) 
— ,    Les  bords  du  Ehin  de    la  frontiöre    suisse  i    la  fronti^re    de  Hollande. 

Manuel  du  voyageur.     12.  ^dit.     Leipzig  (Baedeker)  1882.     8.     (M.  6.) 
Bäder-  und  Sommerfrischen,    Lebens-    und  Landschaftsbilder  von  den 

beliebtesten    Kurorten    Deutschlands,     Oesterreichs    und    der    Schweiz. 

3.  —  10.  Lief.     Leipzig  (Schloemp)  1881.     4.     (k  M.  2.) 
Baltzer  (L.  V.),  Das  Kyffhäuser-Gebirge  in  mineralogischer,  geographischer 

und    botanischer  Beziehung.     2.  Aufl.     Budolstadt  (Härtung  und  Sohn) 

1882.     16.     (M.  2.) 
Bau  mann  (F.  L.),   Die  Ortsnamen  der  badischen  Baar  und  der  Herrschaft 

Hewen.  —    Ver.  f.  Oesch.    der    Baar    und   der    angrenz.    Landestheile    in 

Donaueschingen,     Hft.  IV.     1882. 
Bayern,    Die  Bewegung    der  Bevölkerung    im    Königreiche,    während    des 

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für  das  Königreich  Bayern.     Ergeh niss  der  Volkszählung  vom  1.  Dezbr. 

1880.     München  (Ackermann)   1882.     8.     (M.  3.) 
Bayreuth.   Ein  Wegweiser   durch    die  Stadt    und  Umgebung   unter   beson- 
derer Berücksichtigung    der   Bühnenfestspiele  1876    und   1882.     2.  Aufl. 

Bayreuth  (Giessel)   1882.     16.     (M.   1.) 
Becker  (H.),  Der  östliche  Odenwald.    Eine  Schilderung  von  dem  Mümling-, 

Itter-  und  Neckarthal.     Mainz  (Diemer)   1882.     8.     (M.  1.) 
Beckherrn  (C),    Beiträge    zur  Topographie    und  Statistik   des  ehemaligen 

Amtes  Bastenburg.  —  Altpreuss.  Monaisschr.     N.  F.     XVIII. 
Benzler,  Das  Ostseebad  Zoppot  bei  Danzig.   Danzig  (Saunier)  1882.   8.  (M.  2.) 
Berenberg   (C),    Das    Königliche    Nordseebad    Norderney.     Eine    Skizze. 

Norden  (Braams)  1882.     16.     (50  Pf.) 


'■'i 


433  Deutsdilaiid. 

Bergk  (Th,),  Zur  Geachiclite  und  Topographie  der  Bheinlaade  in  rOndtdiff 

Zeit.     Leipzig  (Teabner)  1882.     8.     (M.  5,20.) 
Bergstrasse,  Führer  durch  die,  und  den  Odenwald,   nebst  Neckarthal  Ui 

Heilbronn,    sowie  Frankfurt  a./M.,    Taunni  und  Bhein^u.    ffistorisek- 

topographisch   bearb.     8.  Ausg.     Weinheim   (Aekemuuin)    1882.     11 

(M.  2,40.) 
Der  Bergwerks-,  Salinen-  nnd  Hüttenwerksbetrieb  im  preossfaehen  filiati 

in  1880.  —  Z.  f.   d.  Bera-,   Emenr  und  Salmenweam.     XXEL    1881. 

Statist  Abthl.    p.  109.  204.  209. 
Bergwerke,  die  Produktion  der,  Salinen  nnd  Hütten  im  DentMiien Beid» 

und  in  Luxemburg  für  das  J.  188a  —  MbmMqfUe  «.   StatiMt  d,  Bmi- 
sehen Beichs,     1881.     October.  —  Dasa.  im  J.  1881.      Z.  J.  d.  J^ 

Hmm-  tmd  Saiinen- Wesen  im  Breues.   Staate.     XXX.       Statist  AMU 

p.  2. 
Berr  (C),   Wetzlar   und    seine  Umgebungen.    Naeh   P.  Wigands  «Wehdai 

und    das    Lahnthal^    neu   beari>eitet.     Wetriar    (Bourguet)    18^    Ib 

(M.  1,50.) 
Bevölkerung,     Bewegung    der,    mit    Einiohlnsa    der    Waadenmgoi  in 

preussischen  Staate  w&hrend  des  J.  1880.  —  iVaust.  StaiUHk.    T.TT    m, 
Biehringer,    Ueber   Witterungs-    und    BodenTerhiltnisae    HflmbargiL  •— 

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Boltenhagen,    wie    es    war    im    J.    1881.     Wismar   (Hinstorflf)    1881     8. 

(75  Pf.) 
Bor  mann   (R.),  Die  Bevölkerung  des   preussischen  Staates  nach  ProTinxen, 

Regierungs-,    bezw.    Landdrosteibezirken,    Kreisen,    Städten    und  Land- 
gemeinden   von    2000    und    mehr  Einwohnern.     Berlin    (Alldem.  Verf.- 

Agentur)  1882.     8.     (M.  2.) 
Bremen,  die  freie  Hansestadt,  und  Umgegend.    5.  Aufl.     Bremen  (Schüoe- 

mann)  1882.     12.     (M.  1,20.) 
Bremische  Statistik,  Jahrbuch  für.    Jahrg.  1881.     1.  Hft.    Zur  Statistik 

des  Schiffs-  und  Waarenverkehrs  im  J.  1882,    Bremen  (v.  Halem)  1882. 

8.     (M.  7,50.)  ^ 

Brunkow     (O.) ,     Die     Wohnplätze     des     Deutschen    Reiches.       2   AbthL 

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Bück  (M.  R.),  Orts-  und  Flurnamen.  —  Alemannia.     X.     1882.     p.  217. 
— ,    L.  Laistner,  K.  Christ,  Flur-  und  Ortsnamen.  —  Ebds.     X.     1881 

p.  63. 
Gas  sei,  neuester  vollständigster  Führer  durch,  Wilhelmshöhe  undümffe£«o^ 

5.  Aufl.     Cassel  (Kegel)  1882.     12.     (M.   1.) 
Colberg,  Führer  durch  das  Sool-  und  Seebad.    Mit  Plan  von  Colberg  nnd 

Umgegend.     4.  Aufl.     Colberg  (Post)  1882.     12.     (M.  1.) 
Colonisation,    deutsche.    —     Deutsche    Bwndsehau.      VIII.    Jahrff.     1881 

Hft.  1.     p.  39.  * 


Deutschland.  4g9 

Den  gl  er  (P.),  Les  bains  de  Reinerz.  Zürich  (Orell,  Füssli  &  Co.  L'Eu- 
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Deutschen  Reiches,  die  Bevölkerung  des,  nach  der  Volkszählung  vom 
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Dobert  (W.),  Die  Provinz  Sachsen.  Für  den  Unterricht  in  der  Heimats- 
kunde bearbeitet.  5.  Aufl.  Leipzig  (Siegismund  und  Volkening)  1882. 
8.    (40  Pf.) 

Dresden  und  die  Sächsische  Schweiz.  11.  Aufl.  Neu  bearbeitet  von 
G.  Stiehler.  Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Reise-Bibl.  Bd.  4)  1882. 
12.     (M.  1,50.) 

£bert  (J.),  Das  Riesengebirge  nebst  dem  Iser-  und  Lausitzer  Gebirge. 
8.  Aufl.  Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Reisebibl.  N.  18)  1882.  12. 
(M.  2.).  —  Dass.     Kleine  Ausg.     Ebds.     (80  Pf.) 

!Elsner  v.  Gronow,  Bedeutung  der  Ortsnamen  Elgut  (Lgota).  —  Z,  f. 
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mann) 1882.     16.     (50  Pf.) 

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schule bearbeitet.  1.  Thl.  Die  Stadt  Köln  und  ihre  nächste  Umgebung. 
Köln  (Warnitz  &  Co.)  1881.     8.     (30  Pf.) 

— ,  —  2.  Thl.  Der  Reg.-Bez.  Köln.  Die  Rheinprovinz.  Ebds.  1882.  8. 
(30  Pf) 

Das  Fichtelgebirge,  die  fränkische  und  Nürnberger  Schweiz.  7.  Aufl. 
Neu  bearb.  von  G.  Frh.  v.  Hörn.  Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Reise- 
Bibl.     Bd.  35)  1882.     12.     (M.  1,50.) 

Fischer  (J.  G.),  Kolbachthal  bei  Bad  Liebenzell  im  württembergischen 
Schwarzwald.  —  Gartenlaube.     1882.     N.  31. 

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9  Photogr.-Imitationen.     Flensburg   (Westphalen)  1882.     16.     (M.   1,20.) 

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Spreeland.  Beeskow-Storkow  und  Barnim-Teltow.  Berlin  (Besser)  1881. 
8.     (M.  7.) 

Freiberg,  Führer  durch,  und  die  Muldner  Hütte.  Freiberg  (Engelhardt) 
1882.     8.     (75  Pf.) 

Freiburg  i.  Breisgau,  Führer  durch,  und  seine  Umgebung.  2.  Aufl. 
Freiburg  i.  Breisgau  (Herder)  1882.     8.     (50  Pf.) 

Frey  er  (C),  Schloss  Augustusburg  mit  seiner  näheren  und  weiteren  Um- 
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Friedel,  Die  Wasserverhältnisse  und  Schiffbarkeit  der  Mosel.  —  4.  Jahres- 
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Fröhlich  (R.),  Ausflüge  und  Wanderungen  durch  den  Grunewald.  Berlin 
(Kamiah)  1882.     8.     (60  Pf.) 

— ,  Ausflüge  und  Wanderungen  durch  die  Wald-  und  Seen-Gebiete  um 
Berlin  und  Potsdam.     Ebds.     1882.     8.     (M.  1,20.) 

G  ä  y  e  1  i  n  (G.),  Der  Heidenberg  oder  Entdeckung  der  Quellen  von  Sulzmatt. 
—  Revue  nou/vdle  d'Msace- Lorraine.    1.     1881.     N.  13« 

Gampe's  Dresden  und  seine  Umgebung.  2.  Aufl.  Dresden  (Axt)  1882. 
8.    (50  Pf.) 


490  DeolMUMML 

Gainpe*8  Dresden  und  SEoludsoh-Bölinüaehe  8Aw«iB.     9.  Avfl.    Dmd« 
(Axt)  1882.    8.    (M.  1.) 

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iS8i.   $.    ^70  Pt^^ 

iiuovmürd   yl*^*^*    Au    pavs    da    Kirschwasser.     Bade    et    la   ForSt  Noire. 

k^aou-lWeu  iMarx)  TsSi?.    S,    (M.  2,80.) 
iiutho    vU.\    Pio    Laude    Braunschweig   und   HannoTer.      Ken    rey.   1883. 

KcnujTülvr^  i.  Tr.   y^Bou),     S- 
iiuiisiadi  v^^^^  Statistik  der  Bider  und  Heilquellen  in  Prenssen  während 

dor  Jahrv  ISTO — SO.     Nach    amtlichen   Quellen.    —    Z,  d,  Kgl.  PrtmL 

sCskii^.  i^/YUM.     IS^l.    p.  :i6?. 
Haa^r.  lYahlhau  und  Eutwässerung  JvXiiis.  —  BakUche  Studiau    XXXTT.    t 
Uaoh  ^A.^»  ScMKlcruu^n  Lübecks  iu  älteren  Reisebeschreibnngea.  —  Z  i 

IVr, /.   /ÄsVvÄwi-Ä:'  l^^cA,     IV.    Hft  1.     1881.     p.  120. 
Uatc üb *»c K  vK.K  Aiy^tlü^  iu  Bn?mens  weitere  Umgebung.    1.  Beihe.    3.  Bit 

Ki;tvrbude.  SK'^alor  Wald.  £Im,  Osterholz-Scharmbeck.     2.  Reihe.  Hft  1. 

Pio  Ahthortxer  Heide,     Htt  :2.    St.  Järgensland«    Bremen  (Flacher)  1881. 

S.     v^  f>l>  1^\^ 
Uäivu^v'I  ^K.\    Die  orv^^aphische  Gestaltung  Württembergs   nnd   sein  geo- 

U'^Ucber  Hau.  -     if.  /.  ir»«KtucA.  Gtcyrw^le,     111.     1882.     p.  9S.  148. 
Ucivjcc'dcr   v^^*^«   ^*^ue   Be$chT>^ibttug  der  MarkgrafiMÜiaft   Baden  ans  dem 

l*.  Jahrtkuttdert.  -    Z  /.  rw^eniKA.  Oeogrofkie.    III.     1882.     p,  li. 
>  ^K\  U:o  Orvtueu  der  Laudgrat^chaft  im  Breisgau  im  XY.  Jahrhandert 

l\i    U.*t  ..      :S.  Aud.    neu  bearb.  vv»u  H.  Pro  hie.     Berlin   (Goldschmidt; 

vi;..cXus  Kc:s^^l^:bl.    X.  :?^  ISS:».    8.    (M.  2.) 
IVvxx  K.viu^f  Au.^..  nach  der  IS.  Anfl.     Ebda,    a     (75  Pf.) 

tt  V' >.  vi  0 1  ^e  V  ji;;  ^  We^^ ci^er  durvh«  und  seine  Umgebungen.     5.  Anfl.    Heidel- 

>>''^  A^ivNv*'   iSS-     .M.  1:  m.  Karte  1,5a) 


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für    Kurgäste    und    Touristen.      3.    Aufl.      Aachen    (Barth)     1882.      16. 

(M.  1,50.) 
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et  du  touriste.     2.  edit.     Ebds.     16.     (M.  1,20.) 
— ,    Kleiner  Führer  für  Aachen,    Burtscheid  und  Umgebung.     Ebds.     1882. 

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8.     (20  Pf.) 

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Tf---"*^':^ 


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ziehungen   zur  Urgeschichte.  —  Beitr.   z.  Anthropologie   und  DrgesdMle 

Baierm.     V.  1.     1882. 
Der  Rhein    von    den  Quellen    bis    zum    Meere.     Bilder   von    K,  Schenren. 

Schilderungen  von  Th.  Gsell-Fels.     Lief.  1.     Lahr  (Schanenburg)  1882. 

4.     (ä.  M.  1,25.) 
Der  Rhein.     13.  Aufl.   neu   bearb.  von  H.  T.  Luks.     Berlin   (Goldschmidt; 

Grieben's  Reisebibl.   N.  29).     1882.     12.     (M.  2,50.)   —   Kleiner  Führer 

für  die  Rheinreise  von  Köln  bis  Mannheim-Heidelberg.    Nach  der  13.  Aufl. 

des  grösseren  Handbuchs  von  Lucks.     Ebds.     (M.  1)20.) 
Erdbeben,    das    rheinisch-schwäbische,    vom    24.  Januar    1880,    von   der 

Erdbeben- Commission.     —     VerhM»    d.     naturwiss.     Ver.    in    KairUnihe. 

Hft.  VIIL     1881.     p.   197. 
Richter  (Ed.),  Der  Blaueisgletscher  am  Hochkalter  bei  Berchtesgaden.  — 

Ausland.     1882.     N.   1. 
—    (O.),    Zur  Bevölkerung-    und  Vermögensstatistik  Dresdens    im    15.  Jahr- 
hundert. —  K  Arch.  /.  Sachs,  Geschichte.     II.     1881.     p-.  273. 
Ribbentrop  (A.),    Beschreibung    des    Bergreviers    Daaden-Kircben.    Bonn 

(Marcus)  1882.     8.     (M.  4.) 


Deutschland.  495 

Rostock,  neuer  Führer  durch.    Mit  Plan  1:10,000.    Chromolith.    Rostock 

(Werther)  1882.     8.     (M.  1,25.) 
Rudolph  (A.),  Neuer  Führer  durch  Danzig  und  Umgegend,     Danzig  (Axt) 

1882.     16.     (75  Pf.) 
Rudol Stadt,  Führer  durch,  und  Umgegend.    Rudolstadt  (Hofbuchdruckerei) 

1882.     8.     (M.  1.) 
Russ  (V.),  Ein    Donau-Elbe-Kanal.     Prag  (Dominions.)  1882.     8.     (40  Pf.) 
Saalborn,    Resultat    der    prähistorischen  Forschungen    in    und    am  Kreise 

Sorau.  —  Neues  Lausitz.  Magaa.     LVII.     1881.     2. 
Salfeld,  Die  nord westdeutschen    und    niederländischen  Moore.  —  Ausland, 

1882.     N.     24  ff. 
Sandmann  (E.),    Elementar-Geographie.     1.  Cursus:    Die  Heimat    und  der 

preussische  Staat     3.  Aufl.     Crossen  (Appun)  1882.     8.     (30  Pf.) 
Schaefer,    Deutsches   Reisebuch.     1.  Abthl.     Königr.  Sachsen,    Thüringen, 

Nord -Böhmen   und  Riesengebirge.     Leipzig  (Rother  &  Drescher)    1882. 

8.     (75  Pf.) 
Schäfer  (Th.),  Neues  Wanderbuch  durch  Sachsen.     3.  Thl.    Die  sächsische 

Oberlausitz.    Mit  Abstechern  nach  Görlitz  und  dem  Spreewalde.     Dres- 
den (Meinhold  &  Söhne)  1882.     8.     (M.  1,20.) 
Scheuffgen,    Die    megalitischen    Funde    aus    vorgeschichtlicher    Zeit.    — 

4.  Jahresber,  cZ.   Ver,  f,  Erdkunde  zu  Metz  pro  1881,     p.  123. 
Schirmer  (W.),  Heimatkunde  des  Herzogthums  Schlesien.    2.  Aufl.    Bielitz 

(Fröhlich)  1881.     8.     (M.   1.) 
Schlereth    (H.    W.),    Die    Kreis-Haupt-    und    Universitätsstadt    Würzburg 

und    ihre    Umgebungen,     Wegweiser.      Würzburg    (Bucher)    1882.     16. 

(60  Pf.) 
Schlobach,    Die  Südwestecke    der  Dobrilugker    Klostergrenzen    nach    den 

Urkunden    erläutert    und    auf   einer    Karte    dargestellt.    —    N.   Lausitz, 

Magaz,     LVI.     1880.     p.  336. 
Schlossmacher    (J.),    Deutschland     und    der    Suezkanal.     —    Gegenwart, 

1882.     N.  25. 
Schmidt  (A.),    Die  Luisenburg    bei    Wundsiedel    im    Fichtelgebirge.     Hof 

(Grau  &  Co.)  1882.     8.     (M.  1,50.) 
Schnars  (C.  W.),  Neuester  kleiner  Führer  durch  den  Schwarzwald.    3.  Ausg. 

Heidelberg  (Winter)  1882.     12.     (M.  2.) 
— ,    Baden-Baden  und  Umgegend.     Neuester   zuverlässiger  Führer.     3.  Aufl. 

Baden-Baden  (Wild)  1882.     12.     (M.  2.) 
Schönwälder,  Die  hohe  Landstrasse  durch  die  Oberlausitz  im  Mittelalter. 

—  N.  Lausitz.  Magaz.     LVI.     1880.     p.  342. 
— ,    Zwischen    Elbe     und    Oder,     eine    Grenzschau.    —    N.  Lausitz.    Magaz. 

Bd.  LVII.     Hft.  2. 
V.  Schulenburg  (W.),  Wendisches  Volksthum  in  Sage,   Brauch  und   Sitte. 

Berlin  (Nicolai)  1882.     8.     (M.  4.) 
Schuberth  (W.),    Leitfaden  für    den  Unterricht    in   der  Heimatskunde  von 

Berlin  und  der  Mark  Brandenburg.     2.  Aufl.     Berlin  (Le  Coutre)  1882. 

8.     (20  Pf.;  m.  Karte  der  Provinz  Brandenburg  30  Pf.) 
Schnnke  (Th.),  Entstehung  der  norddeutschen  Tiefebene.  —  Z.  f.  wissensch. 

Geographie.     III.     1882.     p.  101.  138. 
Schwartz  (W.),  Zur  prähistorischen   Kartographie   der  Provinz  Posen.  — 

Z.  f.  Ethnologie.     Verhdl.     XIV.     1882.     p.  26. 
Seelig's   (R.)    Führer    durch    Hamburg -Altona    und    Umgegend.      6.   Aufl. 

Hamburg  (Seelig)  1882.     8.     (80  Pf.)  —  Dass.     7.  Aufl.     Ebds.     1882. 

8.     (80  Pf.) 

—  Führer  durch  Ost-Holstein.    6.  Aufl.    Hamburg  (Seelig)  1882.    8.    (M.  2.) 

—  Führer  durch  Helgoland   und  Cuxhaven.     Ebds.     1882.     8.     (M.  1,20.) 


496  DentBohkiidL 

Die  Seeb&der  der  Iiiseln  Usedom  and  WolUa:   Swinemi     Sa»  Hanfid«( 

Ahlbeck,  Coserow  und  Zinnowitz.    ICisdrojr»  IHeTenow  mc^Mt  dm  Bool- 

bad  Cammin.   8.  Anfl.  von  A.  Wegener.   BwUn  (GoldMlunidt;  Gfiebai% 

Beise-Bibl.    N.  56)  1882.     12.     (M.  1,20.) 

Seeschiffahrt,  Statistik  der.    l.n.  2.  AbthL  enthaltend  den  QmwtMk  k 

den  deutschen  Hafenpl&teen  nnd  die  Seendsen  dentveher  SeUlb  bä  X 

1880.  —  SuaMh  d.  Deuüchm  Beicht.  Bd. LL  AMfal.  2.    1882.  Bd.Ln 

Abthl.  1.    1882. 
Sendtner  (B.),  Das  Thannheimer  Gebirge.  —  iL  <L  JDmUtdkm  u.  OmmUu 

Alpenoereins.     1881.    p.  862. 
Slawjk  (J.),  Heimatsknnde  von  Elsass-Lothringen«     14.  Anfl.    Stamkmg 

(Schmidt)  1882.    a     (45  Pf.) 
Spielhoff  (W.),  Heimatkunde  fOr  die  Volkwohnkn  d«0  KnSatB  ImMa, 

Schwerte  (Saatmann)  1882.    8.    (40  Pf.) 
Spiess  (B.),  Die  Rhön.    2.  Anfl.     Würzbnrg  (Stnber)  188^     IS.    (K.  i) 
— ,   Die  Milsebnrg  in    der  Rhön  nnd  ihre  Umgebung.  —   Ammi.    1881 

N.  21t 
Der   Spreewald.      Praktischer   Ffihrer   fSr  Betiende.      Natt    hmrk*  ym 

F.  Weineck.    Berlin  (Qoldschmidt;  Grieben'«  BM»e-BiliL    H.  61)  VUL 

12.     (60  Pf.) 
Stanig  (y.).  Meine  Erfahrungen  bei  den  Ezenrsionen  auf  den  holwn  Mi* 

—  Z.  d,  Deuttchen  u.  ÖsterreidL  J^pamermmg,     1881.     p.  888. 
Steinbach  (J.),   Der  Reise-Begleiter  anf  der  links-  nnd  leeiitviflfaiMlM 

Eisenbahn  nnd  anf  dem  Dampf  boot  von  Düsseldorf  nach  Franktet  wd. 

von  Frankfurt  nach  Dösseidorf.    Neuwied  (Heuser)  188Sk.    8.    (K.  tßi 
Stein  mann,  Geologischer  Fuhrer  der  Umgegend  yon  Mefai.  —  4. 

d.  Ver.  f.  Erdkunde  zu  Msbi  pro  1882.    p.  79. 
Sternfels  (E.),  Eine  Perle  des,  Schwarzwaldes,  der  Luftenzort 

und  seine  Umgebung.  —  über  Land  vnd  Meer.     1882.     K.  48« 
Stracker  Jan  (L.),    Yon  Land   und   Leuten.     Bilder    und   Geschichten 

dem   Herzogthum    Oldenburg.      Oldenburg   (Schulze)    1881.     8.     (M.  2.) 
Strübing,  Bilder  aus  der  Heimatskunde  der  Provinz  Brandenburg.    Revision 

von  1882.     Königsberg  (Bon)  1882.     8.    .(25  Pf.) 
Tb  lerne  (A.  F.),  Statistisches  Universal-Handbuch,  Ortslexikon  nnd  Landes- 
kunde   für   das   Fürstenth.   Schwarzburg-Rudolstadt.     Leipzig   (Thieme) 

1882.     8.     (M.  4.) 
Thorbecke    (H.),    Reisebandbuch    für    den    Teutoburger    Wald,    Detmoldi 

Hermannsdenkmal,  Externstein  und  das  Wesergebiet.    Detmold  (Klingen- 

berg,  in  Comm.)  1882.     8.     (M.  1,25.) 
Trautwein  (Th.),  Führer  durch  München  und  seine  Umgebung.     12.  Aufl. 

München  (Kaiser)  1882.     16.     (M.  2.) 
Thüringer  Wald-Verein,  Mittheilungen  aus  dem,  zu  Ohrdmf.    N.  1  u.  2. 

Waldspaziergange   bei  Ohrdmf.     1.   u.   2.  Reihe.     Ohrdrnf  (Bomebusch) 

1882.     16.     (k  20  Pf.) 
Ulrici  (A.),  Land  und  Volk  der  Aisten.    Ein  Beitrag  zur  Bestimmung  ihrer 

Wohnsitze   in   den  ältesten  Zeiten.  —  Z,  /.  tcissensch.  Oeographie.     1883. 

p.  70.  106. 
Unser   Vaterland,    in   Wort    und   Bild   geschildert  von   einem   Verein  der 

bedeutendsten  Schriftsteller  und  Künstler  Deutschlands  nnd  Oesterreichs. 

5.   Bd.     Rheinfahrt.     Schilderungen   von   K.   Stieler,    H.   Wachenhusen 

u.  F.  W.  Hackländer.    2.— 13.  Lief.    Stuttgart  (Gebr.  Kröner)  1882.   FoL 

{k  M.   1,50.) 
Voigtländer 's   Pfalzführer.     Wegweiser   für  die  Besucher   der  bayrischen 

Pfalz  und   der   Städte  Mannheim,   Heidelbeig,  Karlsruhe  etc.     4  Aufl. 

Kreuznach  (Voigtländer)  1882.     8.     (M.  2.) 


Deutschland.  —  Oesterreich- Ungarn.  497 

Die  Volkszählung  im  Deutschen  Reiche  am  1.  Dezember  1880.     I.  Thl. 

Bevölkerungs-Zahl  und  Dichtigkeit,  Wohnorte,  Gebäude,  Haushaltungen. 

—  Statistik  d.  DmUchen  Beicha,     Bd.  LVII.     Thl.  1.     1882. 
Volks-  und  Gewerbezählung,  actenmässige  Darstellung  der  Vorbereitung 

und  Ausführung  der,  vom  1.  Dec.  1875  im  preussischen  Staate.  —  JPrevss. 

Statistik.     XXXIX.     2.  Hälfte.     1882. 
Wallace  (S.)  u.  R.  Parkinson,  Der  unentbehrliche  Begleiter  nach  Helgo- 
land.    5.  Aufl.     Hamburg  (Gassmann)  1882.     8.     (M.  1,20.) 
Wallenhauer  (G.),  Heimatskunde  der  Fürstenthümer  Schwarzburg.    2.  Aufl. 

Rudolstadt  (Hofbuchdruckerei)  1882.     8.     (M.   1.) 
Waltenberger   (A.),    Urographie    des   Wetterstein-Gebirges   und    der  Mie- 

mingerkette.      Augsburg    (Lampart's    Alpiner   Verl.)    1882.     4.      (M.  6.) 
Wasserstrassen,  der  Verkehr  auf  den  deutschen,  insbesondere:  der  Schiflfs- 

und  Güterverkehr  auf  den  deutschen  Wasserstrassen  nebst  den  beobachteten 

Wasserständen  im  J.  1880.  —  Statistik  d.  Deutschen  Beichs.    Bd.  LH.    1881. 
Weineck  (F.),    Land  und   Leute   im  Spree wald.  —  Deutsche  Bundschau  f. 

Qeogr.    IV.     1882.     p.  364.  406. 
Westfalen,  Heimatskunde  der  Provinz.    Herausgeg.  von  dem  Lehrer- Verein 

zu    Dortmund      4.   Aufl.     Dortmund    (Koppen)    1882.      8.      (50  Pf.;    m. 

Karte  60  Pf.) 
Wenz    (F.),   Volkskunde    von  Baiern.     Für  Schule    und   Haus.     3.   Abthl. 

Schwaben  und  Neuburg.     München  (Kellerer)  1881.     8.     (M.  2.) 
Wichard,    Der    mittlere  Schwarzwald.     Kinzig-,   Rench-   und  Acher-Thal. 

Strassburg  (Trübner)  1882.     8.     (M.  1.) 
Wild  ermann,   Die  Inseln   und  Halligen  Nordfrieslands.  —  4.  Jahresher»  d. 

Ver.  /.  Erdkunde  zu  Metz  pro  1881.     p.  161. 
Wirtgen  (Ph.),   Bilder  aus  der  Heimatskunde  der  Rheinprovinz.     Neu  rev. 

1882.     Königsberg  i.  Pr.  (Bon).     8.     (25  Pf.;  m.  Karte  30.) 
Wittmann   (C.   F.),    Coburg,    Stadt  und   Veste  und  Umgegend.     2.   Aufl. 

Coburg  (Riemann)  1882.     8.     (M.   1.) 
Württemberg,   das  Königreich.     Eine  Beschreibung  von  Land,  Volk  und 

Staat.      Herausgeg.    von   dem   Kgl.    statistisch -topographischen   Bureau. 

Lief.  1—4.     Stuttgart  (Kohlhammer)  1882.     8.     {k  M.  2.) 
Würzburg,    Führer    durch  die   Kreishauptstadt,    und   nächste  Umgebung. 

Würzburg  (Woerl)  1882.     12.     (50  Pf.) 
Zilling   (G.),    Die   Entwickelungsgeschichte    der   Strassen-,    Verkehrs-    und 

Handels  Verhältnisse   des   Harz.   —   Aus  ailen    Welttheilen,     XIII.     1882. 

p.  360. 
— ,    Die  Elbe  im  Dienste  der  Schiffahrt  und  des  Handels.  —  Aus  ailen  Welt- 

iheUm,    XIIL     1882.    p.  83. 

Oesterreich-Ungarn. 

Alpen,  Statistik  der,  von  Deutsch- Tirol.  Herausg.  vom  Central- Ausschuss 
der  K.  K.  nordtirolischen  Landwirthschaft-Gesellschaft  unter  Red.  von 
L.  Graf.  X.  Gerichtsbezirke  Kaltem,  Neumarkt,  Bozen,  Kastelruth, 
Klausen,  Sarnthal,  Sterzing  und  Brixen.  XI.  Gerichtsbezirke  Taufers, 
Bruneck,  Enneberg,  Buchenstein,  Ampezzo,  Waldberg,  Sillian,  Lienz 
und  Windischmatrei.  (M.  3,40.)  —  XII.  Die  Alpenwirthschaft  in  den 
einzelnen  deutsch -tirolischen  Gebieten.  (84  Pf.)  Innsbruck  (Wagner) 
1882.    4.     (ä  M.  4,24.) 

Ambro si  (F.),  Trento  e  il  suo  circondario.  Trient  (Zippel)  1881.  171  S. 
16.     (1.  2,50.) 

Baar  (F.),  Fremdenführer  von  Bad  Hall  in  Ober-Österreich.  Linz  (Fink) 
1882.     8.     (M.  2.) 

ZeitBchr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.    Bd.  XVII.  32 


498  Oesterreich-Ungarn. 

Baedeker  (K.)«  Südbaiern,  Tyrol  und  Salzburg,  Oesterreicb,  Steiermarki 
Kärnten,  Krain  und  Küstenland.  20.  Aufl.  Leipzig  (Baedeker)  1882. 
8.     (M.  6.) 

— ,  Süd-Deutscbland  und  Oesterreicb.  Handbuch  für  Beisende.  19.  Aufl. 
Leipzig  (Baedeker)  1882.     8.     (M.  7,50.) 

— I  Oesterreicb,  Ungarn  und  Siebenbürgen.  Handbuch  für  Reisende.  19.  Aufl. 
Leipzig  (Baedeker)  1882.     8.     (M.  5.) 

V.  Barth  (B.  J.),  Das  Widum  in  Tirol.  —  Z,  d.  Deutschen  und  Österreich. 
Alpenvereins.     1882.     p.  243. 

Berghaus,  Die  Deutschen  in  Galizien.  —  Europa.     1882.     N.  5  f. 

Bevölkerung  Oesterreichs,  Bewegung  der,  im  ersten  Halbjahre  1880. 
—  Oesterreich,  Statist,  Monatsschr.     VIII.     HfL   1. 

Biedermann  (C),  Führer  auf  die  Hohe  Yeitsch  (Veitschalpe)  und  die 
Schneealpe.     Wien  (Lechner)  1882.     8.     (M.  1,20.) 

Braun-Wiesbaden  (K.),  Zur  Ethnographie  der  österreichisch-nng^arischen 
Monarchie.  —  Oegeiitoart,     1882.     N.  10. 

Conrad  (E.),  Aus  Siebenbürgens  Golddistrikten.  —  Aus  allen  WeUtheüen, 
Xm.     1882.    p.  153. 

Cons  (H.),  La  province  romaine  de  Dalmatie.  Paris  (Thorin)  1882.  XVI, 
415  S.     8.     (fr.  7,50.) 

Egg  er  (J.),  Die  Tiroler  und  Vorarlberger.  1.  Hälfte.  (Die  Völker  Oester- 
reich-Ungarns.     Bd.  IV.)     Teschen  (Prochaska)  1882.     8.     (M.  7,50.) 

Dobel  (Fr.),  lieber  den  Bergbau  und  Handel  des  Jacob  und  Anton  Fugger 
in  Kärnten  und  Tirol  (1495—1560).  —  Z.  d.  hist,  Ver.  für  Sehwaben 
und  Neuburg,     IX.     1881. 

E  g  1  i ,  Eine  Stimme,  betreffend  die  Erklärung  geographischer  Namen  Öster- 
reich-Ungarns. —  Z.  f,  Sdiulgeographie,     lU.     1882.     p.  216. 

Eishöhlen,  die  drei,  yon  Demanova,  Dobschau  und  Szilicze  in  Ungarn 
und  die  Eishöhle  in  der  Frauenmauer  bei  Eisenerz  in  Steiermark.  — 
Verhdl.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdkunde.     IX.     1882.    p.  203. 

Ergebnisse  der  nach  dem  Stande  vom  31.  Decbr.  1880  in  Böhmen  aus- 
geführten Zählung  der  Bevölkerung  und  der  häuslichen  Nutzthiere.  Wien 
(Gerold's  Sohn,  in  Comm.)  1882.  4.  (M.  7.)  —  Dass.  in  Mähren.  Ebd. 
4.  (M.  3,20.)  —  Dass.  in  Schlesien.  Ebd.  4.  (M.  1,40.)  —  Dass. 
in  Tirol  und  Vorarlberg.  Ebd.  4.  (M.  2,50.)  —  Dass.  in  Kärnten. 
Ebd.  4.  (M.  1,30.)  —  Dass.  in  Krain.  Ebd.  (M.  1,60.)  — 
Dass.  in  Steiermark.  Ebd.  4.  (M.  2.)  —  Dass.  in  Triest  sammt 
Gebiete  Görz-Gradiska  und  Istrien.     Ebd.     4.     (M.  1,90.) 

Erzgebirgs-Zeitung.  Organ  der  Touristen- Vereine  des  böhmischen  Erz- 
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Alpenvcreins.     1882.     p.  280. 
Magyarland:    being   the   narrative  of  our   travels    through   the    highlands 

and  lowlands  of  Hungary.  Bv  a  Fellow  of  the  Carpathian  Society.     2  vols. 

London.     690  S.     8.     (38  s.) 
Malfatti,  Etuografia  triestina.  —  Archivio  storico  per  Trieste»     L      1881. 
Minnigerode    (B.) ,    Aus    der   Rosengarten-Gruppe.    —    Z.  d.  Deutschen  u. 

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MolenJo(L.\  Deutsches  aus  den  Trienter  Alpen.  —  Gegemcart,    1882.  N.  3?. 
Die  Nationalität  der  österreichischen  Pfahlbautenbewohner.  —  Kosnufs.  V. 

Htt.  11.     ISSl. 
National-T rächten,    österreichisch-ungarische.      Unter    der    Leitung  des 

Malers  F,  Gaul  nach  der  Natur  pbotographirt   von   J.  Löwy.     24  BU. 

Wien  ^Leclmer)   1S82.     4.     (Sl.  42:  color.  Ausg.  66.) 
Xeufter  (E.),    Neuester   illustrirter   Donau-Führer   von   Passau   bis  Sulina. 

Wien  ^Huber  &  Lahme)   1882.     12.     (M.  2.) 


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Österreich-Ungarn,    Bewegung   der    Bevölkerung  in,    im    2.  Halbjahre 

1881    und    im   Solarjahre   1881.    —    Statist.  Monatsechr.      Jahrg.   VIII. 

Hft.  7. 
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periodische    Wiederkehr    und    ihr    Einfluss    auf    die    Bodengestaltung. 

Leipzig  (Barth)  1882.     8.     (M.  12.) 
PignoH  (P.),  Karstwanderungen  auf  und  unter  der  Erde.  —  Z,  d.  Deutschen 

t*.  Osterreich,  Alpenvereins*     1881.     p.  377. 
Plant  (F.),    Neuer   Führer    durch  Meran.     3.  Aufl.     Meran  (Plant)   1882. 

8.    (M.  2.) 
Pola,    Führer    durch,    und    Umgegend.     Pola  (Schmidt)  1882.     8.     (M.  1.) 
Postlexikon,   topographisches,  enth.  das  Königr.  Galizien  und  Lodomerien 

mit    dem   Grossherzogth.   Krakau    und    dem    Herzogth.    Auschwitz    und 

Zator,  dann  das  Herzogth.  Bukowina.     Bearb.  im  Post-Coursbureau  des 

k.  k.  Handelsministeriums.    Wien  (Hof-  u.  Staatsdr.)  1882.    8.    (M.  4,80.) 
Babl  (J.),   lUustrirter  Führer  durch  Nieder-Österreich ,  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung des  Wiener  Waldes  und  der  Alpengegenden  im  Bereiche 

der  Südbahnen.     Wien  (Hartleben)  1882.     8.     (M.  3,60.) 
— ,    Illustrirter  Führer   durch   das  Pusterthal  und   die   Dolomiten   mit   Aus- 
flügen in   die  Glockner-,  Venediger,  Riesenferner  und   die  Zillerthaler 

Gruppe.     Wien  (Hartleben)  1882.     8.     (M.  5,40.) 
V.  Badics   (P.),   «Ii^^s   Kärnten**.      Cnltur-  und  Reisebilder   aus   alter  und 

neuer  Zeit.     Wien  (Braumüller)  1882.     8.     (M.  2,80.) 
Keyer  (E.),  Karstbilder.  —  Ausland,     1881-     N.  47. 
Bichter  (Ed.)^  Ein  alter  Bergsturz  im  Salzachthal.    —    Z.  d.  Deutschen  u. 

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XXVI,  619  S.     8. 
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ausgeführten  Zählung  der  Bevölkerung  und   der  häuslichen  Nutzthiere. 

Herausg.  von  der   k.  k.   statist.   Central-Commission.      Wien   (Gerold's 

Sohn,  in  Comm.)  1882.     4.     (M.  2.) 
Salzkammergut,  Salzburg  und  Tirol.  13.  Aufl.  neu  bearb.  von  R.  Freisauff 

V.  Neudegg.     Berlin   (Goldschmidt;   Grieben's  Reisebibl.   N.  20)   1882. 

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Schwetter  (A.),  Heimatskunde  der  k.  k.  Bezirkshauptmannschaft  Amstetten. 

Lief.  1—5.     Korneuburg  (Kühkopf)  1882.     8.     (k  50  Pf.) 
Schwicker  (H.  J.),    Das  Gebiet  von  Cattaro.    —   Deutsche   Bundschau  f, 

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Mmatthefte.     1881.    April. 
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Strahalm  (F.),   PolitUch-statiBtisolie  Tafel  der  Oatenr^eliiMli-iii^ 

Monarchie*    5.  Jahrg.    Wien  (HarUehen)  188S.     Fol.     (M.  1.) 
Die  Strasse  Tenrnia-JnraTnm  yon  Ttonmia  Ua  anr   Vmia%nif 

der  Stesse  Tironom-JuTaTiim.     Bildet  da«  S.  Heft   -ron:   Hms  i 

Soldaten  Bömerstadien  nach  der  Natur«    Wien  (Seidel  ft  MaO  IMt 

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1882     N.  79  ff 
Südslawisches  Land  mid  Volk.  —  Anukmi.    1889.     H.  101 
Snman,  Die  Slovenen.    (Die  Völker  Österreioli-üagaTiia.    Bd.  lOL    L  ffiliij 

Tesehen  (Prochaska)  1881.    8.    (M.  8,5a) 
Swida  (F.),  Das  Kdnigreich  Dalmatien.    Land  und  Leute,     la  lihmp: 

Das  Insorrections-Ctobiet  Yon  Y.  r.  Haardk    Wien  (Oraaeer)  1881  & 

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Sinjski,  Die  Polen  nnd  Baihenen  in  GaHden.    (Die  YllUrer  (ywriii 

Ungarns.    Bd.  9.)    Tesehen  (Proehaska)  1889.    8.    (IC  5,9a) 
Tafeln   rar  Statistik  der  Land-  und  Forstwirfliaehaft    dea   WUgnU^ 


Böhmen.     1.  Bd.    Das  FU  «ss  der  Knltasarten  und  die 

long  derselben  nnter  die  Kav  .es  Beeitas.    18.  Heft.    Kuh  Vfft 

Prag  (Calye)  1882.    Fol.  u.; 

Torma  (K.),  Der  Limes  Daeicno.  — *  üiigmimki  Bmtm*     1889.     p.  918b 
Trantwein  (Th.),    Sftdbaiem,   Tirol,   Salzburg,  östen^eh,    fliriwi 

K&mten,  Krain,  Küstenland  und  die  angrenzenden  Theile  tob  OW 

Ober-Italien.     Wegweiser  für  Reisende.     7.  Aufl.     Augsburg   (Lampai^ 

1S82.     8..    (M.  5.) 
Tri  est.  —  Österreich,  Monatsschr.  f,  d.  Orient,     1882.     N.   10. 
Tri  est,    illustrirter  Führer   durch,    nnd    Umgebungen.      Wien    (Hartleben) 

1882.     8.     (M.  2,70.) 
Trieste,   guida    nova    di,    e  del    suo  territorio.      Triest   (Dase)    1883.    & 

(M.  2.) 
— ,  Almanaco  e  guida    scematico    di,    per   ranno    1882.     M.  Plan.    Trieit 

(Dase)  1882.     8.     (M.  5.) 
Umlauft  (F.),  Die  österreichisch-ungarische  Monarchie.     Gkographisch-stt- 

tistisches  Handbuch.     2.  Aufl.     1.— 20.  (Schluss-)  Lief.    Wien  (Hartiebes) 

1882.     8.     (k  60  Pf.) 
Ungarns  Bevölkerung.  —  Grenzboten.     1882.     N.  44. 
Ungarns  NationalitRten.  —  Ausland.     1882.     N.  6. 
Valvasor  (J.  W.),    Vollkommene  und  gründliche  Land-Beschreibung  des 

berühmten  Erz-Herzogthums  Karndten.     Nürnberg    1688.      4. — 11.  Liet 

Wien  (Reger)  1882.     4.     (k  M.  1,20.) 
VÄmbory  (H.),  Der  Ursprung  der  Magyaren.    Eine   ethnolog^che  Studie. 

Leipzig  (Brockhaus)  1882.     8.     (M.  15.) 
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—  Z.  d.  Deutschen  u    Osterreich.  Mpenvereins,     1882.     p.  122. 
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Wobor  (S.)>  Klimatische  Verhältnisse  der  Zips  mit  Beziehung  auf  Vegetatios 

und  Produktion.  —  Aus  allen  Welttheilen.     XHI.     1882.     p.  151. 


Die  Schweiz.  508 

Weber  (J.),  Die  nenentdeckte  Tropfeteinhöhle  in  der  Hohen  Tatra.  —  Aus 

allen  Weluheüen.    XUI.     1882.     p.  302. 
Wien  für  40  Kreuzer,     ülastrirter  Wegweiser  durch  Wien  und  Umgebungen« 

Wien  (Hartleben)  1882.     8.     (75  Pf.)     - 
WoerPs  Reisehandbücher.    Deutsche  Alpen  (Südbaiern,  Tirol,  Salzburg  etc.). 

Würzburg  (Woerl)  1882.     8.     (M.  6.) 
Wolff  (J.),  Deutsche  Ortsnamen  in  Siebenbürgen.     Forts.   Progr.  d.  evangel. 

Unter- Gymnas.  in  Mühlbach  (Siebenbürgen).     Hermannstadt  1881.     4. 

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Maggiore,    Fiume,    Grottenfest  in  Adelsberg.     Laibach    (y.  Eleinmajer 

&  Bamberg)  1881.     8.     (M.  2,70.) 
Zuber  (R.),  Detail- Studien  in   den  ostgalizischen  Karpathen  zwischen  De- 

latyn  und   Jablnöw.   —   Jahrbb.  d.  K,  K.  Qeolog.  Beichscmstidt.     XXXH. 

1882.     p.  351. 

Die  Schweiz  (Alpen). 

Aus  den  Alpen.  Ansichten  aus  der  Alpenwelt  nach  Aquarell-  und  Ölge- 
mälden von  F.  Alt  u.  A.    2.  Ser.     1.— 3.  (Schluss-)  Lief.    Wien  (Hölzel) 

1881.  Fol.     (M.  10;   einzeln    k   M.  3.)    —    Dass.     2.    Aufl.     1.    Lief. 
Ebds.     1882.     Fol. 

Artom  (£.),  La  ferrovia  del  Gottardo.  —  Ntu)va  Antologia  Beüista  di  sdenze. 

Vol.  XXXm.     Fase.  11. 
Bachelin  (A.),   Neuchätel   et  ses   environs.     Zürich   (Orell,  Füssli   &   Co.; 

PEurope  illustr^e.     N.  26)  1882.     8.     (50  Pf.) 
Baretti,    Apercu  g^ologique    sur  la  chaine  du  Mont  Blanc  et  rapport   avec 

le  trajet  d^un  tunnel  pour  une  nouvelle  ligne  de  chemin  de  fer.     Turin 

1882.  38  S.     8. 

BeTölkerungsbewegung,    Hauptresultate    der,    in  der  Schweiz  in  d.  J. 

1880   und    1881.   —    Z.  f.    Schweizer.    Statistik.     1881.     p.  138.     1882. 

p.  92. 
Berlepsch  (H.  A.),  Die  Schweiz,  Chamounix,  Veltlin  und  die  italienischen 

Seen      4.  Aufl.     Zürich  (Schmidt)  1882.     12.     (M.  6.) 
— ,    Die  Gotthard-Bahn    und    die  italienischen    Seen.      Zürich    (Exped.    von 

Berlepsch  Reisebüchern)  1882.     8.     (M.  4.) 
Der  Bodensee    und   seine  Umgebungen.     2.  Aufl.     Lindau  (Stettner)   1882. 

12.     (M.  2.) 

Civiale  (A.),  Les  Alpes  au  point  de  vue  de  g^ographie  physique  et  de  la 
g^ologie.  Voyages  photographiques  dans  la  Dauphin^,  la  Savoie,  le 
Nord  de  lltalie,  la  Suisse  et  le  Tyrol.  Paris  (Rothschild)  1882. 
VII,  619  S.     8. 

Ceresole  (A.),  Vevey,  its  environs  and  climate.  Zürich  (Orell,  Füssli  &  Co.) 
1882.     8.     (50  Pf.) 

Le  Clods  de  la  Franchise.  La  Chaux-de-Fonds ,  le  Locles-les  Brenets 
et  leurs  environs.  Zürich  (Orell,  Füssli  &  Co.;  TEurope  illustr^e.  N. 
26.  27)  1882.    8.     (k  50  Pf.) 

Craven  (A.  R.),  Around  Eandersteg.  —  Alpine  JotMrrud.     1882.     p.  377. 

Do  bl  ho  ff  (J.),  Der  Lukmanierpass   und  das  Kloster  Disentis.  —  Mitthl.  d. 

Wiener  geogr.  Ges.     XXV.     1882.     p.  210.  343. 
Elm,    der  Bergsturz  von.  —  Arch.  f,    d.  Artillerie'   v/nd   Ingeniewr'Ofßaiere. 

Bd.  LXXXIX.     1882.     p.  97. 
Ferrara  (L.),  Sulla  ferrovia  del  S.  Gottardo;  cenni  estratti  della  relazione 

del  viaggio  compiuto  nel  1881,  dagli  alunni  della  Scuola  superiore  per 

gl'ingeneri.     Napoli  1882.     18  S.     4.     (1.  3,50.) 


FlSchenlnliBlt    und  BevQlkerutigsdiebti^keit    der  scliweizerisi.'heii  Bezirke 

und  Kantone,  —  Z.  f.  ScIiweKer.  Slatiilik.     1882.     p,  94. 
Forstet  (A.),  Übersiolit  der  Bcbwetaerischeii  Erdbeben  im  November  1881. 

—  Oaea.     XVIII.     1SS2.     p.   M. 
GemliBck    {A.},    Die    Scliiaferbergo    Qraubiiiiaens.    ~    Die    Naiur.     1SS2. 

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Qoetz  (W.),  Abseits  der  HBerstrosae  »n  stillen  Stätten  in  der  Sebweii.  - 

VeuüiAe  Bmdiefum  f.  Geogr.     IV.     1883.     p,  304. 
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(Schmidt)  1882.     4.     [ä  50  Pf.) 
T.  Haardt    (V.),   Die   Eintheiliuif    der    Alpen.      Wien    (Höhel)    1832.     4. 

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bifl  32,)     Züricb  (Orell,  Fü.ssli  &  Co.)   1882.     3.     [i  M.   50.) 
Heim  (A.),    Die  achweizerischen    Erdbeben    vom  November  18T9  bin  Ende 

1880,     Avilaad.     1882,     N.  3. 
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Henne  am  Bbyn  (0.),    Kie  Gottbardtbabn   und    ibre  Bedeutung.  —  DM- 

iches  FainilietAlatt.     1882.     N.  34. 
Herman  (Ä.),  Vallona  de  l'Helvdtie,    Impraaaiona  äe  voyage.    Paria  (OUen- 

dorf)   1882.     11,  205  8.     18,     (fr.  2,50,) 
Hejd  (W.),    Die    Alpenstroasen    der    Scbweiü    im    Mittelalter.    —    Aulland. 

1882.     N,  24  f. 
Joanne  (P.),  Suiase.     Paria  (Hachette)   1882.     527  8.     32.     (Er.  6.) 
Koch  V.  Berneck  (M,),  Führer  auf  der  Gotthardbahn  und  deren  Zufshrts- 

linlBu.     Züricb  (Schmidt)  1882.     12.     (M.   1,50,) 
— ,    Guide   flur   le  cbemia    de  fer    dn    St.  Oottbard    etc.     Ebd.     1882.     13. 

(M.  1,50.) 
de  Mandrot,  Notice  aur  Avenchea.  —  Le  Olobe.    Jaum,  giogr.  Mim.   T.  XXL 

1882,     p.  82. 
Mann   (C.    a),    Bern    und    seine    Umgebungen.      Bern  (Haller)  1882.     a 

(80  Pf.) 
Mengold  (W.),  Hdhen-  nnd  Längenangaben  fnr  die  Foat-Ronten,  Bad-  und 

Luftkur-Orte  in  Graubünden-     Chor  (Kelleuberger)   1882.      16.     (M.  1,) 
MesBikommer  (J.),  Neue  Funde  in  den  Schwel aerpfahlbauten.  —  -^uijnnil- 

1832,     N.   19. 
Meurer  (J.),    Handbach    dea    alpinen    Sport.      Wien  (Hartleben)    1882.     3. 

(M.  5,40,) 
Modouz,    fila,    ObservatiouE    sur    les    voiea    romaines    dana    les    Cantonn 

de  Fribourg    et    de  Vaud.   —  Anzeiger   f.    Sckieetzer  AlUrthimd^     1881. 

p,   192. 
^,    Bämiacbe  Milit&rstrassen    an   der    schfreiseriacben  Weetgrenze    nnd  die 

Lage  von  Orincis,  —  Ebdg      1881.     p.  192. 
Muddock  (J.  E),  Tbe  Alps,    and  how  to  aee  them;    how  to  get  to  them. 

What  it  will  cost,  tbe  toules  to  Wavel  by,  wbat  to  wear,  Äe  itghts  to 


Die  Schweiz.  505 

See,  and  other  valuable  information  for  intending  tourists  etc.     With  a 

specially-designed    route    map,    a    new    map    of   Switzerland,    5    plana , 

2  panoramas,  and  several  illustrations.    London  (Simpkin)  1882.    404  S. 

12.      (2   8.    6    d.)    -    Dass.     2°»d   ©dit.      Ebds.      1882.      274    S.      12. 

(2  8.  6  d.) 
V.  Mülinen  (E.  F.),   Beiträge  zur  Heimatskunde   des   Kantons  Bern   deut- 
schen Theils.     3.  Hft.    II.    Jegistorf-Otterlenebad.    Bern  (Haller)  1882. 

8.     (M.  2,50.) 
Müller    (H.),    Davos    als    Sommer-    und    Winterknrort.      2.    Aufl.      Daves 

(Richter)  1882.     8.     (M.   1,20.) 
Neumann  (Carl),    Die  Grenzen  der  Alpen.   —  Z,    d.  Deutschen    imd  Österr. 

Älpenvereins.     1882.     p.  189. 
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hwnde  zu  Metz  pro  1881.     p.  26. 
Penck    (Albr),    Die    Alpenseen.    —     Aus   allen    Welüheilen.     XIII.      1882. 

p.  353. 
Perrier,   The    Gruy^re.     The    new    monutain-road    from    Vevey    to  Inter- 

laken    by    Bulle-Boltigen.      Zürich    (Orell,    Füssli    &    Co.)    1882.      8. 
^  (50  Pf.) 
Pijzel  (W.  H.),  Reisherinneringen  uit  Engadin  en  Tyrol.    Sneek  (Campen) 

1882.     8.     (fl.  1,25.) 
Plantamour  (E.),  Remarques  critiques  sur  les  rapports  pr^sent^s  en  1881 

au  conseil  d^^tat    du  canton    du    Yaud    par  M.  M.  Forel,    Pestalozzi  et 

Legier  sur  la  question  du  lac.     Basel  (Georg)  1882.     4.     (M.  4.) 
Ragaz -Pfäfers.       Europäische    Wanderbilder.      N.    19.      Zürich    (Orell, 

Füssli  &  Co.)  1881.     8.     (50  Pf.) 
Rag  atz  and  the  baths  of  Pfäffers,  Switzerland.    Zürich  (Orell,  Füssli  &  Co. 

Illustr.  Europe.     N.  18)  1882.     8.     (50  Pf.) 
Richter   (Ed.),  Zur  Geschichte  des  Waldes   in  den   Ostalpen.   —   Ausland* 

1882      N.  lOf. 
de  Rochas   d'Aiglun,    Les    valUes   vaudoises.     Etudes    de    topographie    et 

d'histoire  militaire.     Paris  (Tanera)  1881.     8. 
Rothpletz   (A.),    Der  Bergsturz    von  Elm.    —    Z,    d,    deutschen  geol.  Oes, 

XXXVIII.     1881.     p.  540. 
The  St.  Gotthard  railway.     With  48  engravings  by  J.  Weber  and  a  map. 

London  (Smith)  1882.     8.     (6  d.) 
Schweiz,   die   überseeische  Auswanderung  von  Schweizerbürgern   aus   der, 

in  den  J.  1819—81.    -  Z.  f,  Schweizer  Statistik.     1881.     p.  232. 
Staffelbach  (J),  Reiseskizzen  beim  Übergang  des  18.  Jahrhunderts  ins  19.; 

zur  Heimatkunde   des   Kantons   Luzem   in  Bezug  auf  Sursee.     Luzern 

(Räder)  1882.     8.     (75  Pf.) 
Steiger  (H.),  Neues  Orts-  und  Bevölkerungs-Lexikon  der  Schweiz.     Zürich 

(Schulthess)  1882.     12.     (M.  3.) 
Stoppani,   Suir   attuale   regresso   dei  ghiacciai  nelle  Alpi.  —  Transtmti  d. 

B,  Accad.   dei  Lincei.     VI.     N.  3.     p.   101.     vgl,   Nvxyva  Antologia  d.  sc, 

2.  Ser.     Vol.  31.     Fase.  3. 
Süssmilch    gen.    v.    Hörning    (M.),    Alpentunnel    und    Alpenübergänge. 

Vorträge.     Leipzig  (Liebeskind)  1882.     8.     (M.  2.) 
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—     alpestre.     Cantons  du  nord-est,    cantons  forestiers,   Grison  et  Valais. 

Oberland  bemois.     2  vols.     Limoges  (Barbou)  1882.     8. 
Tann  er  (H.)  u.  E.  Zin  gg.  Von  Froburg  bis  Waidenburg.    Ein  Bild  aus  dem 

Solothurner  und   Basler  Jura.      Europ.   Wanderbilder.     N.   33.     Zürich 

(Orell,  Füssli  &  Co.)  1882.     8.     (50  Pf.). 


V 


Irelli  (L.),  Zib  rogione  dei  Ingbi  nella  Svizzera  occidentsle  e  la  ragolsEione 
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Scbueider:  momori».     VeneKJa   18S2,     29  8.     8.     (1-  2.) 

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(ScheitliD  a.  Zollikofor)  1881  u.  1382.     13.    {M.  10.;   in  2  Bdn.  M.   13.) 

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(Barbou)  1881.     255  S.     8. 
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catalogne  raisonn^  des  ouyrages  tant  imprim^s  que  manuscrits,  titres, 
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2^e  ^dit.     T.  L  IL     Paris  l^^'ü.    ^.     V^y.  \^.^ 


Belgien  und  die  Niederlande.  509 


Belgien  nnd  die  Niederlande. 

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With  anecdotes  of  noted  persona  and  historical   incidents  in  connection 

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Boeser  (A.  L.),   Nederland.     Aardrijkskundig    leerboekje    voor    de    lagere 

scholen.     9®  druk.     Amsterdam  (Hoogenboom)  1881.     8.     (fl.  0,15.) 
Craandijk  (J.)  en  P.  A.  Schipperas,   Wandelingen  door  Nederland  met 

pen  en  potlood.     Supplement.     Afl.  1 — 14.     Haarlem    (Tjeenk  Willink) 

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nomenclature  compl^te  des  communes  et  hameaux.    Bruxelles  (Hochstejn) 

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Round  Bromley  and  Keston:    s,   handy   guide    to    ramblea   in   tha  dUtrkL 

With   a   map,    illuetrations,   and   bicycle   ronte.     London  (Unwin)  18S3. 

72  S.     12.     (9  d.) 
Bnchanan  (B.),    Tiie   Hebrid   lalaa.     WanderiDgB«iu    the   Land    of  Lome 

and    the    Outer   Hebrideä.     New   edit.     London   (Chatto)   1S82.     318  8. 

S.     (6  a.1 
Collins'  guido  to  London  and  neighbonrbood.     With  maps  and  nnnierou» 

illustrations.    New  edit.    Londou  (Collins)   1882.     192  S.     12.     (1  s.) 
Oook  (J.),    England,   pictuiesque   and   descriptive.     With  illuatrations ,   de- 

BCrlptive    of   the  moat  famoua   and  attraoüvs  pla^eB  etc.     Philadalphit 

1882.     4.     (38  8.) 
Cook's  handhook  for  London,    With  maps.    New  edit.    London  (Cook)  1882. 

12.      (i   B.) 
Copeland  (R.),  Reiaebemerkungen  über  die  Shetlond-Insaln.     Sommer  1881. 

—  DmUche  geogr.  Blätter.     IV.     1881.     p.  287. 
Countrj,    our    own;    deacriptive,    hiatorioal,    pictorial.      Vol.   4.     London 

(Cassell)   1832.     8.     (7  b.   6  d.) 
Croaton   (J.),    Buiton    and    its    raaources.      With    excnraiona    to    Haddon, 

Chataworth,   Castleton,   Matlock,   Dovedale.     New  edit.     London  [Hey- 

wood)  1882.     8.     (6  d.) 
Delitaoh,    Zunahme    und  Abnahme   der  Bevölkerung   in   den  Städten  und 

Landbezirken   der   Königreiche  GroBsbritannien    und   Irland    im    letsten 

Jahrzehnt«,  —  Deuüche  Smdichan  f.  Oeagr.     V.     1882.     p.  26. 
Dorking   and  Neigbbourhood :    a   handy   guide  to  rambles  in  the  DlatricL 

2°^  edit.     London  (Unwin)  1332.    80  8.    8.     (9  d.) 
GlimpaeB,  soroe,  of  the  prehiatoric  Hehrideana,   —  Blaäacood  ^ae.    188S. 

Auguat. 
Orainge  (W.),  Tha  hislory  and  topography  of  Harrogate.    With  noticoa  ot 

Berstwtth,  Blubberhouse,  Castley,  Clint  etc.,  and  ^e  forest  of  KnoreBbro. 

London  (Simpkin)   1882.     522  3.     8.     (6  a.) 
HebrideB,  tbe  social  atata  of  the,  two  centuriea  ago.  —  CbrnAiU  MagaÖM- 

1882.     Februar. 
Hill  (A.   G.),    Touriafa    guide   to    the    County   of   Cambridge,      With    de- 

Bcriptions  ot  tbe  chief  objacts  of  interest,  topographical,  biatorical,  and 

antiqnariaD.     With    map    and   plan.     London   (Stanford)    1882.     128  S. 
12.    (2  B.) 


Grossbritannien.  511 

Hills,  The  meaanrements  of  Ptolemj  and  of  the  Antonine  Itinerary,  applied 

to  the  northem  countries  of  England.  —  Joum.  of  the  British  Ärchaeolog» 

Ab80c    XXXVII  4.     1881. 
y.  Holtzendorff  (F.),    Schottische    Reiseskizzen.      Breslau    (Schottländer) 

1882.     8.    (M.  4.) 
Howard  (C),  The  roads  of  England  and  Wales;  an  itinerary  for  Bicyclists, 

Tonrists,    and   Travellers;    containing    an    original   description    of   the 

contour   and   surface,   with   mileage  of  the   main,    direct,   and   principal 

cross  roads  in  England  and  Wales,  and  part  of  Scotland.    London  (Letts) 

1882.     430  S.    8.     (3  s.  6  d.) 
Jenkinson   (H.  J.),    Eighteenpenny   guide    to   the   English   Lake  District. 

4tHedit.     London  (Stanford)   1882.     118  8.     12.     (1  s.  6  d.) 
— ,    Practical  guide  to   the  English  Lake  District:  Keswick  section.    4^^  edit. 

Ebds.    1882.     286  S.     12.     (1  s.  6  d.) 
Johnston *s   handbook   to   the   map   of  Irland.     With  remarks   on  teaching 

map  geography.     London  (Johnston)  1882.     8.     (6  d.) 
Law  (D.))    The  Thames:    Ojsford    to   London.      20  etched  plates.     London 

(Bell  &  S.)  1881.     roy.  8.     (31  s.  6  d.) 
From  Lock  toLock:  a  playfal  guide  to  the  river  Thames,  from  Teddington 

to  Oxford.     London  (Judy  Ofßce)  1882.     176  S.     8.     (1  s.) 
Munro  (R.))   Ancient  Scottish   Lake  Dwellings   or  Crannogs.     With  a  sup- 

plementary  chapter  on  remains  of  Lake  Dwellings  in  England.    Edinburgh 

(Douglas)  1882.     344  S.     8.     (21  s.) 
Mnrray^s   handbook  for  travellers  in  Berks,  Bucks,   and  Oxfordshire;    in- 

cluding  a  particular  description   of  the  University  and  City  of  Oxford, 

and   the  descent  of  the  Thames  to  Maidenhead  and  Windsor.     3'^  edit. 

London  (Murray)  1882.     312  S.     12.     (9  s.) 
—     handbook  for    travellers    in  Wiltshire,    Dorsetshire    and  Somersetshire. 

4th  edit.     With  travelling  map  and   plans.     Ebds.     1882.     540  S.      12. 

(12  s.) 
Palm  er  (W.  J.),   The   Tyne  and  its   tributaries   described   and   illustrated. 

London  (Bell  &  S.)  1881.     320  S.     8.     (25  s.) 
Picton  (J.),  The  ethnology  of  Wiltshire,  as  illustrated  in  the  Place-Names. 

—   WUtshire  archaeolog,  Magaz.     1881.     December.     p.  16. 
Prior  (H.),  Guide  to  the  Lake  District  of  England,    d^^  edit.    Windermere 

(Garnett)  1882.    264  S.     12.     (2  s.  6  d.) 
Rimmer   (A.),    Rambles    round  Eton    and   Harrow.     With  52  illustrations. 

London  (Chatto)  1>82.     309  S.     16.     (10  s.  6  d.) 
Rousselet  (L.),  Londres  et  ses  environs.    Paris  (Hachette)  1882.    32.    (fr.  5.) 
Boutledge*s  g^ide  to  London  and  its  suburbs.    New  edit.    London  (Rout- 

ledge)  1882.     236  S.     12.     (1  s.) 
Schmidt  (Valdemar),  Smaaiagttagelser  fra  Comwall.  —  Oeogr.  Tidskrift.    V. 

1881.  p.  14. 

Sharpe  (C.)  and  Chandler  (A.  D.),  Bicycle  tour  in  England  and  Wales. 
Illustrated  by  4  large  folding  maps  and  17  Albertype  engravings.    Boston 

1882.  4.     (10  s.  6  d.) 

Sikes  (W.),   Rambles   and  studies   in   Old   South   Wales.     With   numerous 

illustrations.     London  (Low)  1881.     316  S.     8.     (18  s.) 
Smith  (W.  A.),  Benderloch;  or  notes   from  the  West  Highlands.     London 

(Simpkin)  1882.     362  S.     8.     (6  s.) 
Stanford 's   tourist's   guide  to  Essex.     With  some  preliminary  remarks  as 

to  its  early  history,  antiquities,  worthies  etc.    By  E.  Walford.     London 

(Stanford)  1882.     144  S.     8.     (2  s.) 
—     tourist*s    g^de    to    the   English    Lake  District.     By  H.   J.  Jenkinson. 

4th  edit.    Ebds.     1882.     8.     (2  s.) 


I 


|\Jlg  OrOBsbritaiuiiea.  —  Obiesurk.     S^iliweden  und  Norwegen, 

SnnimDr(H.),  Tbe  Äron  from  Naaehy  to  TewkeBbury.    21  etchioga.    London 

(Soeley)  1881.     Fol.     [31  a.  6  d.) 
BydcDbBDi,   Dnlifich,   and  Horwood.     Ä   bandj   gaide   to   rambles   in   tbe 

diatrict.    With  n  map,  illiistrations  aud  bicycle  rouCe.     London  (Unwinl 

18S2.     70  S,     8.     (9  ä.) 
TtaeallRs    (W.   H.),    TourieVa    gnide    lo   Comwall    and   tbe    Scillj  IbIbb. 

3'i  eä\l.     LoDdoQ  (Stanford)  1SS2.     146  8.     13.     (2  b.) 
Upper   T1iami?3,    guida  to   tbe,   from  Rjohmond   to  Oxford.     For  boatisg 

meu,   BQglers,    pic  nio   parties,   and   all   pleaanre  aeeliera    on  tbo  river, 

Arranged   on   sn   entirely   new  pUn,     London  (GKII)  1882.     94  S.     IG. 

(1  a.) 
WttIford(E.).  TonrisfB  guide  to  Berksbire.    Wilh  eome  prelimlnary  remarki 

03   to  ita  early  history,   autiqnllies,  worlbiea  etc.    Wlth  map.     Loadoit 

(Stanford)   18S2.     112  S.     IS.     (S  a.) 
Ward  aud  Locb'B  pictorial  gaide  to  Warwickshire.     London  (Ward  &  L.) 

1882.    8.    (3  8.  e  a.) 
- —     historical  and  pictorial  guido  to  tbe  north-eaBt  of  Scotlond,  aud  tbe  [oiciia 

of  the  Moray  Firth.      London  (Ward  &  L.)   1832.     96  S.      13.     (1  s.) 
—     bistorical    and    pictorial    gnide   lo   Ferth,  Dundee,   Aberdoeu,    and  tlie 

oasteru  higblanda.     Ebda.     188S.     98  8.     12.     [1  a.) 
Worth  (H.  N.),  Touriafa  guido  to  Doraetahira;  ooaat,  raU,  and  road.    Witt 

map.     London  (Stauford)  1882.     110  8.     12.     (2  s.) 

Dänemark.     Schweden   and  Norwegen. 

Baedeker  (K,J,  Schweden  und  Norwegen,  nebat  den  wicbtigaten  Reiaaroiiten 

durch  Dänemark.    Handbutb  Für  Keigende.    3.  Aufl.    Leipsig  (Baedeker) 

1382.     8.     (M.  9.) 
— ,    Norwaj     nnd    Swedcii.      Hsndbonk    for     traveUers,      2>'^  ed.      Leipzig 

(Baedeker)  1882.     8.     (M.  9.) 
Biollay  (M.),  Skargard  et  Koskia;  Helsingfora,  loa  Skärga,  Abo  et  Viborg, 

l'Imatra.  —  BviUt-  de  la  Soc  de  g&jgr.  de  Parii.     7"*  Sir.-     HI.     1882. 

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Both    (L.),    Smaating    fra    Kjflbenhavna    Omegn.    —    Qeogr.    Tidakrift.     V. 

1882.     p.  2. 
Brion   (E.),    Rapport    sur    nne    misaion    on   lalande.   —   ÄTch.   d.   Muioai 

iciaUißquea.     3°>"  Sär.     VIII.     1882.     p.   101. 
— ,    Formationa  volcaninaea  de  l'lBlande.  —  Btdtel.  de  ta  Soe.  giol.  de  fl^mce. 

3""S^r.     IX.     1881.     p,  337. 


Coles  (J.),  Summei  travelling  in  Iceland;  being  tbe  n 

neya  across  the  isJand  by  unfrei^nented  ronles.    Wlth  an  hiatrorieal  intro- 

dnction  and  aome  bints  as  the  expenaea  and  ueceasary  preparations  for 

a  tour  in  Icelaud,    With  a  cbapter  on  Askja,  by  Delmar  Morgan.    London 

(Murray)  1882.     274  S.     8.     (18  a.) 
Copenhague,   reuaeigaementB   atatiatiquea   aur  la  ville  de.  —  Joum.  de  la 

Soe.  di  Suaiiti^ue  de  Paris.     XXIIL     1882.     p.  47. 
Danmarka  Statistik.     Statistik  Tabelvaerk.     4.  B.     Litra  0.    N.  4.    Yare- 

Indfarselen  og  Udfarselen,  Handels-Flaaden,  Skibefarten  samt  BraondeTina- 

Frembriugelsen  m.   m.   i  Aaret   18S0.    Udgivet  af  det  atatisticke  Bureau. 

Kopenbagon  (Gjldeudal)  1S82.     332  S.     4.     (4  kr.) 
Du  Chaitlu  (P.),  Land  of  Ihe  Midaigbt  8uu:  anmmer  and  winter  jonrneys 

through  Sweden,  Norway,  Lapland,   and  Nortbern  Finland.     New  edit. 

2  Tola.    London  (Hurray)  1881.     934  S.    8.     {36  b.)  —  Daas.    3H  «dit. 
Ebda.     1882.    840  8.    8. 


Dänemark.     Schweden  und  Norwegen.  5X3 

Du  Chaillu  (P.),  Im  Lande  der  Mitternachtssonne.  Sommer-  und  Winter- 
reisen durch  Norwegen  und  Schweden,  Lappland  und  Nord-Finland. 
Frei  übers,  von  A.  Helms.  3.—  20.  (Schluss-)  Lief.  Leipzig  (Hirt  &  Sohn) 
1881/82.     8.     (k  M.  1.) 

de  Guerne  (J.),  La  Laponie.  —  Bvllet.  de  V Union  giogr.  du  Nord  de  la 
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Eälund  (P.  E.  Eristian),  Bidrag  til  en  historick-topografisk  Beskrivelse  af 
Island.  IL  2.  Ostfjaerdingen.  Udgiv.  af  Kommissionen  for  det  Ar- 
namagnaeanske  Legat     Kjebenhavn  (Gjldendal)  1882.     8. 

Eoechlin-Schwartz  (A.),  Un  touriste  en  Laponie.  Paris  (Hachette 
&  Co.)  1882.     18.     (fr.  3,50.) 

Leclerq  (J.),  Note  historique  sur  les  Islandais  et  leur  d^couyertes  g^ogra- 
phiques.     —  Bullet,  de  la.  Soc.  Beige  de  04ogr,     VI.     1882.     p.  325. 

Loumjer,  Impressions  et  Souvenirs  de  Su6de.  —  Revue  de  Belgique.  1882. 
Juni. 

Morgan  (E.  Delmar),  Excursion  to  Askja,  August  1881.  —  Proceed.  ofthe 
B.  Geograph.  Soc.     1882.     p.  140. 

Morrice  (F.  L.  H.),  The  Nightless  North:  a  walk  across  Lapland.  Cam- 
bridge (Jones  &  P.)  1881.     186  S.     8.     (6  s.) 

Oersted  (A.  S.),  Über  Waldanlagen  auf  Haiden  und  Dünen  in  Jütland. 
A.  dem  Dänischen  von  Zeise.  —  Die  Natur.     1882.     N.  22  flf. 

Oswald  (E.  J.),  By  Fell  and  Fjord;  or  scenes  and  studies  in  Iceland.  With 
illustrations.     London  (Blackwood)  1882.     274  S.     8.     (7  s.  6  d.) 

Peak  (Cuthbert  E.),  Across  Iceland  by  the  Sprengisandr  Route.  —  Proceed. 
of  the  B.  Geograph.  Soc.     1882.     p.  129. 

Penck  (A.),  Norwegens  Oberfläche.   —  Aualmid.     1882.     N.  10. 

Pnblication  der  Norwegischen  Commission  der  Europäischen  Gradmessung, 
Geodätische  Arbeiten.  Hft.  I:  Die  Basis  auf  Egeberg  bei  Cbristiania 
und  die  Basis  auf  Rindenieret  bei  Levanger,  Hft.  II:  Die  Verbindung 
der  Basis  Christiana  mit  der  Hauptdreiecks-Seite  Toaas-Eolsaas.  Hft. 
III:  Die  Verbindung  der  Basis  auf  dem  Rindenieret  mit  der  Haupt- 
dreiecks-Seite Stokoola-Haarskallen.     Cbristiania  1882.     4. 

— ,  Yanstandsobservationer.  1.  Hft:  Observationer  ved  Oscarsborg  fra  1872 
—1879,  og  i  Throndhjem  fra  1872-1878.     Cbristiania  1882.     4. 

Rabot  (Ch.),  Reise  in  Lappland  1880  und  1881.  —  Fetemumn^s  Miühl. 
1882.     p.  339. 

Reisebegleiter    (skandinavischer).      Fünf  Wochen    in    Norwegen    im    J. 

1881.  Coburg  (Riemann)  1882.     16.     (M.  2.) 

Rosenberg  (C.  M.),  Geografiskt-statistiskt  handlexicon  over  Sverige.  Efter 
nyaste  hufv^udsaklingen  officiella  källor  utarbetadt.  6. — 9.  Hft  Stock- 
holm (Carlson)  1881/1882.     8.     {k  1  kr.) 

Schweden's  wirthschaftliche  Verhältnisse  in  1880.  —  Deutsches  Eanddsarch. 

1882.  p.  65. 

Sveriges  offlciela  Statistik.  A.  Befolkeningsstatistik  för  är  1880.  Stock- 
holm 1882.     4. 

E.   Inrikes   sjöfart  och   handel    för  kr   1880.     Stockholm  1882.     4. 

Thorodd^sen  (Th.),  O versigt  over  de  islandske  Vulkaners  historie.  EJ0ben- 
havn  1882.     170  S.     8. 

Vincent  (F.),  Norrk,  Läpp  and  Finn;  or,  travel  tracings  from  the  far  north 
of  Europe.  With  route  map  and  frontispice.  London  (Low)  1881. 
272  S.     8.     (12  s.) 

Woods  (F.  H.),  Sweden  and  Norway.  With  illustrations.  London  (Low; 
Foreign  Countries  and  British  Colonies)    1882.     276  S.  12.     (3  s.  6  d.) 

Zeh  den  (E.),  Culturbilder  aus  Norwegen.  —  Deutsche  Bu/ndschau  f.  Geogr, 
IV.     1882.    p.  393.  562. 

ZeiteebT.  d.  OeaeUacb.  f.  Erdk.     Bd.  XVIL  ^^ 


514  Dm  enropKUehe  Bnaalsiid.  ^M 

Das  europäische  HussUnd. 
Der  Bakscbi  der  Donecben- Kalmücken.  —  Globia.     XL.     1S61.     N.  24. 
Bezzeuberger    (A.),    Ltlauische    Foräcbungen.      Beiträge    znr    Eenntni^a 

der  Sprncbe  nnd  des  ValkatnmmDa  der  Litaner.     Oötting'en  (Peppniüller) 

1882.     B. 
Döring-  (J.),  Ueber  die  Herknntt  dar  kurlSndigohen  Letten.  —   SUeungaber. 

d.   Kurland.   Oee.  /.   Lit.   u.    KimÄ-     1330   (1881).     p.  47.    Vgl.  Gtoti«. 
XLI.     1882.     K.  24. 
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lanzoni,    del  dott.  Giov.  Pozzi   e   di  altri  autori.     Lecco  1881.     254  S. 

8.     (1.  2,50.) 
Galanti  (L.),  Guida  storico-monumentale  della  citt&  di  Napoli  e  contomi, 

modificata  ed  ampliata  da  Lor.  Polizzi.     2^  ediz.     con  43  incis.     Napoli 

1882.     616  8.     16.     (1.  3.) 
Gatta  (L.),    L'Italia,    sua   formazione,    suoi    vulcani    e    terremoti.     Milano 

(Hoepli)  1882.     XVI,  540  S.     8.     (1.  10.) 
Giannitrapani  (D.),  Cenni  suU'  oro-idograßa  del  Bolognese.    Bologna  1882. 

56  S.     16.     (1.  2.) 
Gregorovius  (F.),  Nelle  Pugli.    Versione  dal  tedesco  di Baffaela  Mariano, 

con  notereile  di  viaggio  del  traduttore.     Firenze  1882.     IV,  451  S.     16. 

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d'Hercourt   (Gillebert),   Apercu   topographique  sur  Tile  de  Sardaigne.  — 

Bullet,  de  la  Soc.  ä' Anthropologie  de  Paris.    X.    3™«  S^r.    V.    1882.    p.  321. 
V.  Hesse-Wartegg  (E.),    Eine   Spazierfahrt    längs    der  ßiviera.    —     Vom 

Feh  zum  Meer.     III.     1882.     2.  Ha 
Holm   (A.),    Jahresbericht    über   Geographie  und  Topographie    von  ünter- 

italien    und    Sicilien    für    1880  und    1881.    —    Jahrether.   über    d.  Fort- 
schritte der  claas.  Mterihutnswiss.     Bd.  XXVIII.     p.  113. 
Joanne  (P.),  Italic  et  Sicile     Paris  (Hachette)  1882.     445  S.     32.     (fr.  4.) 
d^Italia,    censimento    della    popolazione    del*    reg^o,    31.    dicembre    1881. 

Roma  1882.     8. 
— ,    popolazione  del  ßegno,  nel  1881.  —  Cosmos  di  Oora.     1882.     p.  80. 
Italien,  aus  den  Betrachtungen  Napoleons  I.  über  die  Geographie  yon. — 

Ausland.     1882.     N.  4. 
Jordan  (H.),  Topographie  der  Stadt  Rom  im  Alterthum.    Bd.  I.    Abthl.  1. 

Berlin    (Weidmann;    philol.   Handbibl.     60.   und   61.  Liefrg.)   1882.     8. 

(k  M.  1.) 
Kaden  (W.),  Italien.     2.  Bd.     Die  Riviera,   Rom,   Neapel,  Sicilien.     Berlin 

(A.  Goldschmidt;  Grieben's  Reisebibl.     Bd.  80)  1882.     8.     (M.  2,50.) 
Kleinpaul  (R.),    Rom    in  Wort   und   Bild.     Eine   Schilderung   der   ewigen 

Stadt  und  der  Campagna.     9. — 30.  Lief.     Leipzig  (Schmidt  &  Günther) 

1881.  Fol.    (ä  M.  1.) 

Ko watsch  (M.),  Die  Versandung  von  Venedig.  —    Verhandl.  d.  naturforsch. 

Ter.  in  Brunn.     XIX.     1881.     p.  83. 
Kühlewein  (H.),  Bilder  aus  Italien.  —  Aus  allen   Welttheilen.    XIII.    1882. 

p.  177. 
V.  Lasaulx  (A.),  Das  Erdbeben  von  Casamicciola  auf  Ischia.  —  Humboldt. 

1882.  p.   1. 

Lenormant  (Fr.),   Archaeological   notes    on  the  Terra  d'Otranto.    —    The 

Academy.     1882.     N.  515  flf. 
— ,    Les  Truddhi   et  les  Spechie    de   la   Terre   d'Otrante.    —    Revue  cCethno- 

graphie.     I.     1882.     p.  22. 
Mautner   (E.)    und   J.   Kl  ob,    Die    euganäischen    Thermen    zu    Battaglia. 

2.  Aufl.     Leipzig  (Wigand)  1882.     8.     (75  Pf.) 
Mazzini  (C.  M.),    La  Toscana   agricola:    studii    sulle  condizioni  delT  agri- 

coltura    e    degli    agricoltori    nelle   proviucie   di  Firenze,  Arezzo,  Lucca, 

Siena,  Pisa  e  Livorno.    Firenze  1882.     450  S.     8.     (1.  6.) 
Mentone  and  its  environs,  english  guide  to.     By  au  Englishman.     With  a 

map.     London  (Sonnenschein)  1882.     144  S.     12.     (l  s.  6  d.) 
Messina.     Bericht   des  Konsulats   zu  Messina   über  Schiflffahrt   und  Handel 

in  Messina,  Millazzo,  Terranova,  Pizzo,  Gioja  Tauro,  Catania  und  Reggio 

in  ISSO.  —  Deutsches  ITandelsarch.     \^^^.    ^.  ^^. 


Italien.  5 1 9 

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(1881).     Monza.    88  S.     8.  e  2  carte.     (1.  1,50.) 
Müller  (A.),  Venice.     A  guide  to  the  citj  neighbouring   island.     3^  edit. 

Venice  1882.     XXVin,  340  8.     24.     (1.  3.) 
Müntz  (E.),  A  travers  la  Toscane.  —  Le  Tour  du  Monde.    1882.   N.  1116  f. 
Napoli,  guida  tascabile  di,  e  suoi  dintorni.    Milano  (Guigoni)  1882.    160  S. 

32.    (1.  1.) 
Nibby  (A.),    Itinerario  di  Roma  e  suoi  dintorni,   corretto  ed  ampliato   se- 

condo    le    ultimo  scoperte  e  gli  studii  piü  recenti  dal   prof.  F.  Porena. 

9»  ediz.     con   19  yedute,    10  plante  etc.     Torino  1881.     XXX,  494  S. 

12.    (1.10.) 
Oberitalien,    Naturbilder  aus.    —    Natur  und  Offenbarung.     Bd.  XXVIII. 

1882.     Hft.  1. 
Onufrio  (E.),  La  Conca  d^oro:    guida   pratica   di  Palermo.     Milano  1882. 

IV,  183  S.     16.    (1.  2.) 
Palmieri,  Storia  del  Vesuvio,  con  30  incisioni.     Napoli  1882.    4.     (1.  1.) 
Paolillo  (Fr.),    Una  corsa  a   Roma:    schizzi.     Barletta   1882.     44  S.     16. 

(1.  0,60.) 
Paravicini,    Guida  artistica  di  Milano,    dintorni  e  laghi.     Milano  1882. 

16.     (1.  1,50.) 
— ,    Guide  artlstique  de  Milan,  environs  et  lacs.    Trad.  par  le  prof.  P.  Castel- 

franco.    Milan  1882.     191  S.     16.    (1.  2,50.) 
Pavia,  la  provincia  di,  sotto  Taspetto  fisico.    Pavia  (tipogr.  Bizzoni)  1882. 

104  S.    16. 
Piacenza,  guida  di,  contenente  Tindicazione  di  tutte  le  chiese,  monumenti 

pubblici  etc.     Piacenza  1881.     XVI,  148  8.     18.     (1.  0,50.) 
Popolazione.    Movimento  dello  stato   civile.     Anno  XIX.     1880.     Roma 

1882.    8.     CDVra,  443  8.     gr.  8. 
Bajna  (M.),    Determinazione   della  latitudine   delP  Osservatorio   di  Brera  i 

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N.  47. 
Beyer  (E.),  Änderungen  der  venezianischen  und  toskanischen  Alluvialgebiete 

in  historischer  Zeit.   —  Z,  d,  Berlin.  Qea.  f.  Erdkunde,     1882.     p.  115. 
— ,    Elba.  —  Deutsche  Bundschau.    IX.  Jahrg.     1882.     October  8.  57.     No- 
vember 8.  274. 
Biccardi,  Appendice  alla  nota  intitolata   ^C^arte  e  memorie  geografiche  e 

topog^afiche  del  Modenese^.  —  Mem.  della  Äccad.  di  scienze  etc.  in  Mo- 

däna.    XX.     1. 
Hichter  (O.),    Die  Befestigung  des  Janiculum.     Ein  Beitrag  zur  Topogra- 
phie   der    8tadt  Rom.    Progr.   d.  Askanischen   Gymnasiums   zu   Berlin. 

Berlin  1882.     4. 
£oma,  guida  novisslma  di,   e  dintorni,  per  visitare  in  otto  giorni  la  cittit 

eterna,  i  suoi  monumenti  ed  i  suoi  dintorni,  con  una  pianta  monumen- 

mentale.    4»  ediz.     Torino  1881.     XU,  154  8.    12.     (l.  1,50.) 
— ,   guida  tascabile  della  cittä  di,  e  suoi  dintorni.     15^  ediz.    Milano  1882. 

32.    (1.  1.) 
de  Rossi  (M.  8.),  Carta  sismica  ed   endodinamica  d^Italia  ed  archivio  per 

la  storia  dei  fenomeni  endogen!.  —  Boüett.  d»  Soc.  geogr»  Jtaiiana.    8er.  II. 

Vol.  Vn.     1882.     D.  182. 


Die  Balkan-Halb Lq! 

Eoth  (JaatnB),  Znr  KenutolsB  der  Ponza-lnseln.  —  Siiaingsber.  d.  K.  Pr^uu. 

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Bnbbiani  (A.),    Bulogue   et   ses   envirooBj    petita   guide   artistiqae.     Trad. 

de    ritalicD    par    J.   Grabiiiski.     Bologne,   Mod^oe    18S2.     94   S.     3!. 

(I.  1,50.) 
Sanuer,  Le  cento  isole  italiane   abitate.     Vol.  L    Meditorraneo.     Vigavano 

ftip.  Narioiiaie)  1881.     S. 
Sicile    et    rit^tls,    Ib    tunnel    entre    la.    —    L'KtploTotioa,      XIV.      188S. 

N.  asi. 

Sormani,  Geograßa  nosulogica  deU'  Itnlia.  — -  Ännali  d*  sUtiMtiea.     2*  Sei. 

Vol.  VI.     1861. 
Sormanni-Moretti  (L.),  Ln  prüvincia  di  Venesiia.     Moiio^öfia  atatistiwi- 

ecoaomico-emministrativa.     Veuezia  (Äiitonelli)  1881.     616  S.     Fol.    tu. 

14  Tafl. 

r  (K.),  Der  Luganer  See  und  seine  üojgebnng.    —    Hkaropa,     1882. 

iBcbe  Schweiz.  —  Atis  allen  Welltheilen.    XIU.     1882.    p.  118. 
piidQ  nouTean  de,  avec  illualratEons  et  na  plan  de  la  ville.    Veniae 

160  S.     8.     (1.  2.) 
,   Streifüäge  an  den  DberitRÜscben  Seen.     Forts.    —    Weatemmm'i 
"iUutCr.  Monaiihefte.     1881-     December.      1883,     Febr. 
interberg,  Bom  und  die  rümiflube  Campagna  in  Be;tlig  auf  die  modernen 
CultuiTerhältiiiBse.  —  R-eius.  Jahrb.     1882.     p.  243. 

Die  Bälkaa-Hiilbinsel.  1 

1   (E.),    Konstantin opel.     A.    d.    Ital.    übers,    van    A.   Burchard.  * 
EoBtDck  (Wertber)  1833.     S.     {M.  5.) 
unialti  (A.),  Ceoni  di  goog'rafia  ecoDomi 
speciale  rignardo  agl!  luCerrissi  italin 

;6. 

Bulgarie,    stetistiqae    de    la  Principautä   de.     B>Ssultats   piälimiuaires   du 

recensetneDt    de    la    pnpulattoQ    du    1/13  janvier  1S81.     Publik    par   le 

Burean    de    Statistique.     Sofia  1881.     i.     (Bulgarisch   und   franzesisch.) 

Vgl.  Z.  d.  Berliner  Ges.  f.  Srdkunde.     1882.     p.  338. 
Deniker  (E,),    Lei  Krivosciens   k  propos   de  Vinsurrection   de  la  Dalmatie. 

—  La  Nmure.     1882.     15.  April. 
de  Dräe,    Die  Meteora.     (Nach   dem   Französ.)    —    Ölebut.     XLU.     188S. 

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Driou  (A,),  Constaatinople  et  la  Turijuie,  iles  et  rivages  de  la  M^diterran^e. 

Toura  (Ardant)  1882.     239  8.     8. 
Fairfield  (A.  B.),  The  origin  of  the  Bonmanians.  —  The  Aeademy.    1882. 

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Gen&ve.     SXI.     1882.     p,  93. 
Focbt  (F.  Tb.),  Ereiguigse  nnd  Operationen  in  Säd-Dalmatien  und  in  dei^v 

angrenzenden  occupirten  Ländern  Herzegowina   und  Bosnien.     I.  Scbil 

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Wien  (Hartleben)  1S82.     8.     (60  Ff.) 
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de  Oeymuller  (H.),    Samothrace,   compte   rendu   de  dem  volumea  sur  le^^ 
■    '     s  arch^ologiqnes  autrichiennes  en  1873  et  1S75.    Paris  (Dncher_ 

Q  Eonmanie.  —  Bvllet.  de  la  Soc.  de  gioffr.  de  VEU  ^ 


Die  Balkan-Halbinsel.  —  Griechenland.  521 

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in  militärischer  Hinsicht.     Wien  (Seidel  &  Sohn)  1882.     8.     (M.  1.) 

Die  Juden  in  Rumänien.  —  Grenzboten.    1881.     N.  50. 

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1882.  4.    {k  M.  2.) 

— ,    La  Bulgarie  danubienne    et    le   Balkan.     Etudes  de  voyage,    1860 — 80. 

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pologie.     2^6  s^r.     V.     1882.    p.  201.  453. 
Preciosi,    Stambonl.     Moeurs    et    costumes.     S^r.   I — V.     Paris    (Canson) 

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Seh  er  er  (F.),   Bilder  aus  dem  serbischen  Volks-  und  Familienleben.     Neu- 
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Strausz    (A.),    Bosnien.      Land    und    Leute.      Historisch -ethnographisch- 
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mamCs  Mtthl.     1882.     p.  361. 
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XXV.     1882.     p.  101. 
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IV.     1882.     p.  167. 
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1882.     N.  38. 
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T.  Lenblfing  (Tbeod.  Oraf;,  Eine  Landftkhrt  in  Korea.  —  Ausland.     1SS2. 

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Äthos.     Paris  (Plön  &  Co.)  1881.     31G  S.     12.     (fr.  3,50.) 
Ornnteiu  (ß.),  Stadien  znr  Geographie  von  Thesaalien.  —  Aiuland.     1882. 

M.  33  f. 
— ,    Elf   Wochen    in    Larisaa.     Kultnrliistoriscbe  Skiaze.   —    Z.    d.    Berliner 

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in.     1882.     p.  140.  180. 
Tun*,    Li;  pereement  de  l'ietlime  de  Cyrinthe.   —  Bulle!.  tU  la  Soc.  canonerc. 

de  FbrU.     IV.     1882.     p.  183. 
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de  Oiagr.  de  ParU.     VH«   SSr.     U.     1881.     p.  408. 
Waraberg  (A.),  Griechenland.  —  Oeaterreich.  Mmatttchr.  f.  d.  OrienL     1SS2. 

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reitrSme  Orient.     Paris  (Leroux)  1882.     S.     (fr.  1,50.) 
Coi  (S.  S),  Orient  Sunbeama;  or,  ürom  the  Porte  to  the  Pfrainids  by  inj 

of  Palestine.     Illualrated.     New  York   1882.     8.     (10  s.  6  d.) 
Eredia  (Godinho  de),  Malaca,  L'Inde  Märidionale  et  le  Cathaf.     Mannacrit 

originale  aatographe,  appartenant  k  la  Bibliotbique  Boyalo  de  Brnxelles, 

reproduit   en  fac-simile  et  tradnit  par  L.  Jansaen,   avec  une  preface  d^ 

Ch.  Rueleiia.     Bruiellea  (Muqoardt)  1882.     XIV,  81,  100  8.     4. 
Fischer  (Theobald),    Die  Foracbungen    des    deutschen    Handelsrerräna   idb — 

Orient.  —  Autland.     1882.     N.  45. 
Gautier  (Th.),  L'Orient    2  Tols.    Paris  (Ghaipentier)  1882.    374  a.  394S 

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He;d    (W.),    Zur   historischen   Karte   7on   Westasien.    —    Jiuland.      18S2 

N.  4. 
Keane    (Ä.  H.),    Aaia.    With    ethnological    appeadii,    edited    by    Sir  Rich_ 

Temple.     Maps    »od    illustrations.     London    (Stanford'a    compeudiam  o^^ 

Geo^raphj  aod  trayel)  \55-i.    IVä  S.    S,.    ^^  t.-\ 


Sibirien.  523 

Koelle  (8.  W.),   On  Tartar    and  Tourk.  —  Joum,  of  the  Boy,  Asiatic,  Soc. 

of  Oreat  Britain  and  Ireland.     New  Ser.     XIV.     1882.     p,  125. 
Ljall,  Selations  of  religion  to  Asiatic  States.  —  Fortnighüy  Beview,    Februar 

1882. 
Marco  Polo,    les  recits  de,  citoyen  de  Yenise.    Texte    original  fran^ais  du 

18.  si^cle  rajeuni    et  annot^    par  H.  Bellanger.     Paris  (Dreyfous)  1881. 

260  S.     18.     (fr.  4.) 
— ,    le  livre  de.    Facsimile  d*un    manuscript  du  XIV.  sifecle.     Ed.  par  A.  E. 

Nordenskiöld.     Stockholm  (Samson  &  Wallin)   1882.     4.     (60  kr.) 
V.  Schweiger-Lercbenfeld  (A.),  Het  Oosten  gescbetst.     Met  216  platen 

en  12  platte  gronden.    In  Lieferungen.    Rotterdam  (Nijgh  &  van  Ditmar) 

1882.     8.     (k  fr.  0,50.) 
Sefer  Nameh.     Relation    du    voyage    de    Nassiri    Kbosrau    en    Sjrie,    en 

Palestine,    en  Egjpte,    en  Arabie    et   en  Perse,    pendant    les  ann^es  de 

l'H^gire  437—444  (1035—1042).     Publik,  traduit  et  annot^  par  Charles 

Schefer.     Paris  (Leroux)  1881.     8. 
J.  B.    Tavernier,    six    voyages    de,    en    Perse    et    dans    les    Indes.     Paris 

(Dreyfous)  1882.     18.     (fr.  2.) 

Sibirien. 

Der  Amur  und  seine  Bedeutung    für  Russland  1850 — 63.  —  Das  aite  Buss- 

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Andrejanow  (A.  W.),    Reise    im    Kusnetzkischen    Gebiet.  —  Btiss.   Bevue. 

XX.     1882.     p.  375. 
Buch  (M.),   Religion  und  heidnische   Gebräuche   der  Wotjäken.     Forts.  — 

Globus.    XL.     1881.     N.  21  f. 
— ,  Wochenbett  und  Kindererziehung  bei  den  Wotjäken.  —  Ausla/nd.     1882. 

N.  1. 
— ,  Freierei  und  Hochzeit  bei  den  Wotjäken.  —  Ausland.     1882.     N.  5  f. 
Dal  Verme  (L.),   Giappone  e  Siberia.     Note   di  viaggio.     Milano  (Hoepli) 

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BuUeU  de  la  8oc.  Ouralienne.     VII,  1.     1881. 
Path  (G.),   Les  caract^res  de  l'Obi.     Voyages  dans  les  steppes  sib^riennes. 

Paris  (Plön  &  Co.)  1881.     316  S.    8.     (fr.  8.) 
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■ — ,    Die   Tungusen.      Eine    ethnologische    Monographie.      2.  Aufl.      Dorpat 

(Schnakenburg)  1882.     8.     (M.  3.) 
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to  the  Pacific,  on  the  rivera  Obi,  Amur,  and  \Jss\uc\,  aüöi  ^ö-^  >5)CÄ\vvt^  ^1 


—  EaakaBDi-Ijtliiiler. 

1000  borsoB.  Illuatrated.  3  vols.  London  (Low)  ISSS.  8.  (30  9.)  — 
Dass.  3"^  edll.  Ebda.  S30  8.  8.  (30  a.)  Vergl.  G.  Valliert,  Le 
voyage   d'iin  miaaiDnairä  auglais  en  Sibi^rie.   —  Bevue  de>  dxMX  Mondet. 

1882.  T.  52  livre  \. 

— ,   Durch  Sibirien.     Eiae  Reise  vom  Ural  bis  zum  Stillen  Ocean.     Deatscb 

YOn  W.  Müldener.     3  Bde.     Jena  (CostenoWo)  1882,     8.     {M.16.) 
V.  Lankeoau   (H.),   Quer   durch   Sibirien,   —   Jiu  tUlen   JFeMeiten,     XIT. 

1883.  p.  22. 

Das   Leben   der   nach   Sibirien   Verbannten,    nach  russischen   BlSttem  ge- 

achildert.  —  FMennann'i  MitÜU.     1882.     p,  14. 
de  LäBBcps,   Yojage  du  Kamtscbatka  ea  France.     Avec  prdftice   de  F.  de 

Leäseps.     Paris  (Dreyfoas)  IS8L     283  S.     16.     (fr.  4.) 
Morsior  (F,  de),  Plainos  et  d^serts  des  denx  coutineiita:  In,  atappe  kirgbise: 

Tarlares,  Kirg-hiaes  etc,  —   Le  Globe.     Oeofeve.     XX.     1881.     p.  225. 
Mayor  (E.),   Un  viaggio  in  Siberia.  —  Baürtt.  de  Soe.  gfogr.  Ilaliana.     Ser. 

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NemireTTttsch-Dautschenko,   Der  Ural.     Skizzen  und  Eindrücke  einer 

Sommerroise.  —  Das  ruaaische   Wort.     1881.     Hfi.  9  ff .     (rusBisch.) 
Poliakow's  Forschungen  aof  Sachalin.  —  Auitand.     1882.     N.  S. 
V.  Schrenk  (L.),  Keisen  und  Forschungen  im  Aronr-Landa  in  den  J.  IBM 

— 18ÖS.     3.  Bd.     1.  Lief.    Die  Völker  des  Amur- Landes.     Oeogmphiscli- 

historischer   nnd    authropologiacher    Theil.       St.   Petersburg   J882.      4. 

{M.  15,50.) 
Seeland  (N.),  Die  Ghiliaken.     Eine  ethnagraphiache  Skizze.   —  Sua.  Beixtb 

TTTCT.     1882.    p.  97,  J 

Siberia,  a  tew  notes  on.  —  Chamber'i  Joum,     1882.     bfai.  ^ 

Sibirien,  die  Fr.iueu  in,  —  Glolm.     XL.     1881.     N.  31. 
Sommier  (S.),  Fra  i  Baskiri.  —  ÄTCkimo  per  V Araropolcgia.     XL     N.  3. 
Tomsk,   die  physische  Erziehung   der  Kinder   im   Oout.     Nach  dem  Bqss. 

des  Fürsten  K.  Kostrow.  —  öloiu«.     XLI.     1882.     N.   13. 
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Bergä  (A.  P^,  Die  Austreibung  der  Hochländer  aus  dem  KRukaans.  — 
Das  ölte  Btusland.     1882,     Hft,  I  f.     (russisch.) 

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Ges.     XIV.     1882.     p.  129.     (russisch.) 

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Die  Earatohajer  im  Eackasus.   —  Petenaann's  MilM.     1382,     p.  26. 

Kaukasus,  ans  dem  westlieheu.  —  Aus  allen  Welaheilea.   XIII.    1882.  p.  299 

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(mssisch.) 

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Vermes:  Cestodes  von  H.  Krabbe.   (M.  4).    III.  Botanischer  Thl.   4.  Lief. 

Astragaleae    von  A.  Bunge.     (M.  7).      Bd.  III.      Botanik  2.  Thl.     De- 

scriptiones  plantarum   novarum   rariorumque  a   O.  Fedtschenko  in  Tur- 

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XLI.     1882.     N.  18.  22. 
— ,    Turkmenisches.  —  Ebds.     XLL     1882.     N.  4. 
Der  Jaschil-kul  oder  Kulduk-See   und  seine  Umgebungen.  —  Petermann's 

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I 


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Metchnikoff  (L.),  L^empire  japonais.  Texte  et  dessins  par  L.  Metchni- 
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1881.  693  S.     4.    (fr.  30.) 

— ,   La   statistique    des    sexes    au  Japon.  —  Bevue  du  Vextrime  Orient.     I. 

1882.  p.  3. 

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I 


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Ans  den  Beiaeberichten  S.  M.  S.  .HerCha",  Eapt.  z.  See  v.  Kall.  (Be- 
merkungen über  KagnshimR.  Wind-  ond  StromTerhäUttiase  im  Enro- 
sino  viäbrend  der  Keiae  Ton  Kagosbina  nauh  Kobe,  Yokohama  und 
Hongkong.  Febr.— April  1882.  —  Annalea  d.  Hydrographie.  1882. 
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Beuachen  Gea   f.  Uatur-  u.   VÖlkerk.  OnUxaimu.     lU-      1833.    p.  235. 
— ,    Le  Bulte  et  la  f&te  de  l'oura  chei  les  Äinoa.  —  Becue  d^elhnographie.    L 

1882.  p.  302. 

— ,    Die  Ainos,  mit  Ainoischem  Wörterve rEeichniss.    —    Milthl.  d.  Deuüehta 

Gas.  /.  itfoftw-  u.    VSlka-h  Ostariaw.     III.     1SS2.     p,  220. 
Scbütt  (O.  H,),    Zar   topograpbiflcben  Skiiie   des  Voleans  Fuji   und  »einer 

Umgebung.  —  Ebda.     III.     1883.     p.  275. 
— ,    Das  Hakoner  Gebiet  nud  der  Fujijama.  —  Die  Niaar.     1832      N.  7, 
— ,    Zar  topographischen  Skizze  des  Wege»  von  Nikko  nach  Ikao.  —  MialJ. 

d.  ßeuitcAen  Oet.  f.  Nabi/r-  u.  Vä&erkunde  Ottament.     III.     ISSl.     p.  203. 
— ,   Kiko    nnd   seine    Umgabung.      Schilderungen    ana    Japan.    —    JiautiAa 

fiißiiiacÄ«u  /.  Gcogr.     IV.     1882.     p.  393. 
Weiiilick  (H,),  Uubetretene  Reisepfnde  in  Japan.   —  Gasa.    XVIII.     1882. 

p.  25. 
Yokohama,    Handelsbericht    ans,    für    1880.     —    DeuUekei   MandeliarchU. 


Elein-AsieD  und  Armeniea. 
Abich'a  Höhenbeatimmungen   auf  dem   armenischen  Hochlande,   aosgefährt 

1845.  —    Verkdl.  d.  Berlin.  Oa.  f.  Erdkunde     IX.     1882.    p.  63. 
Baku,   Realistiachea  aber  die  soganannten  heiligen  Feuer  von.  —  Atulani. 

1882.     N.   15. 
Boltz  (A,),  Eine  verschollene  bellenische  Eolonie  (Siumeneh  in  Kleinasien). 

—  Ebds,     1882.    N.  35. 
Brentano  (E.),    Troia    und   Neu-Ilion.     Heilbronn   (Gebr.   Henuiger)   1881 

8.     (M.  2.) 
di  Ceanola  (A.  F.),    Salaminia  (Cyprns):    the  biatoi?,   treasures,   and  anli- 

quitiea    of  Salamis   in    the   igland   of  Cyprua.     With   an   inatrnction  ij 

Samuel  Bircfa;  and  wich  upwards  of  700  illustrationa  and  map  of  ancient 

Cjprns.     London  (Trüboer)  I3S2.     380  S.     8.     (31  s.  6  d.) 
Fligier,    Die   Nationalitüt   der   Trojaner.    —    Correipondeiizbl.    d.   deaUchen 

Oe*.  f.  Anthropologie.     1882.     N.  3. 
Itach-ili,  ein  Ritt  durch.  —  62o£u«.     XLII.     1882.     M.  6f 
Loehnis  (H.),  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Levante,     (Mai   1883.)     Herausg. 

vom  Deutschen  HandeU-Verein   in  Berlin.     Leipzig  (Wigand)  1882.     8. 

(M.  5.) 


Syrien.    Palästina.     Mesopotamien.  531 

Barns ay,    Les  trois   villes  Phrygienues  Brouzos,   Hierapolis   et  Otroos.  — 

BuUet,  de  correspondence  heU^ique,    VI.     7. 
Schliemann  (H.),    Neue   Ausgrabungen    in    Troja.    —    Correspondenzbl,    d. 

deutschen  Ge$.  f.  Anthropologie,     1882.     N.  8. 
Sstebnitzki  (J.),   Die  russisch-türkische  Grenze   in  Klein- Asien  nach  dem 

Berliner  Vertrage  von  1878.    —    Imoestija  d.  Kaukaa,  Äbthl.  d.  K.  Ruaa. 

Qeogr.  Qes.     VII.     Hft.  1.     1881.    (russisch).    Vgl.  Comwa  di  Cora.    VII. 

1882.     p.  11. 
— ,    Das  Pontische  Gebirge.    Bruchstück  aus  der  Urographie  Klein-Asiens.  — 

PetermamCs  Mitthl,     1882.     p.  329.     Vgl.   Iswestija  d.   Kavkas.  Abthl.  d, 

K.  Bu88.  Qeogr.  Qes.     VII.     1881.     Hft.   1. 
Die  Tscherkessen  in   der   asiatischen   Türkei.    —    Qlobus,     XLI.      1882. 

N.  18. 
Bei  den  Turkmenen  Karamaniens.  —  Ebds.     XLI.     1882.     N.  21. 

Syrien.     Palästina.     Mesopotamien. 

Alric  (A.),  Les  P^lerins  musulmans  au  tombeau  de  Mo'ise.  —  Bullet,  de  la 

JSoc.  Languedodenne  de  g4ogr.     IV.     1881.     p.  379. 
Andrew  (Sir  W.),  The  Euphrates  Valley  Route  to  India.    2"^^  edit    London 

(Allen)  1882.     8.     (5  s.) 
— ,    Euphrates  Valley  Soute  to  India  in  connection  with  the  Central  Asian 

and    Egyptian    questions:     a    lecture.      London    (Allen)    1882.      42    S. 

8.     (6  d.) 
Baarts  (P.)»  Abstecher  ins  Gelobte  Land.   —   Aus  aUen  Welttheilen.     XIII. 

1882.    p.  236.  263.  289.  321.  358. 
Baedeker  (K.),    Palestine  et  Syrie.     Manuel   du  voyageur.     Leipzig  (Bae- 
deker) 1882.     8.     (M.  16.) 
Bisch  off  (Th.),    Reise  von  Palmyra    durch    die  Wüste    nach   Aleppo.    — 

Qh^ms.    XL.     1881.     N.  23. 
Brunialti  (A.),    La   ferrovia    deir   Eufrate.   —   VEsploratore,    VI.     1882. 

p.  249. 
Charmes,  voyage  en  Syrie.  —  Bevue  d.  d.  Mondes,     T.  51.    Livr.  4,    1882. 
Chauvet  (Ad.)  et  R.  Isambert,  Itin^raire  descriptif,  historique  et  archöo- 

log^que  de  TOrient.     III.    Syrie,  Palestine  comprenant  le  Sinai,  TArabie 

P^tr^e  et  la  Cilicie.    Paris  (Hachette)  1882.    853  S.    16.    m.  10  Karten 

u.  69  Plänen. 
Dulles  (J.  W.),  The  ride  through  Palestine  in  1879,  made  by  seven  Pres- 

byterian  -  Clergymen    on    horseback.     Ulustr.      Philadelphia   1881.      16. 

(10  s.  6  d.) 
Finn  (Mrs.),  A  home  in  the  Holy  Land.    Ilustrating  customs  and  incidents 

of  modern  Jerusalem.     New  York  1882.     12.     (7  s.  6  d.) 
Falcucci  (E.),  II  Mar  Morto  e  la  Pentapoli  del  Giordano.    Livorno  (Giusti) 

1881.    522  8.     16.    (1.  6.) 
Gonzalve-Galland,  En  pays  Jacobite.  —  Les  Missions  catholigites.     1882. 

N.  672  flf. 
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Langer  (Siegfr.),    Aus   dem   Transjordanlande.     Ein  Ausflug  von   Es   Salt 

nach  Ma*an.    —    Mitthl.   d,    Wiener  geogr,  Qes      XXV.      1882.     p.  28  L 

Vgl.  Audcmd.     1882.     N.  10. 


533  Bjrian.     PalSHtiiiB.     HeiopotBiiiieD.  ■ 

Lfluger  (Sieg-fr,),  Ein  HacLzäit^fest  der  Halbbeduinen  im  Oatjordanlandp.    -^^ 

Äuiland.     1882.     N.  29. 
Lortet,  DBS  heotige  Syrien,  —  Ob^na.     XLI,     1882.     N.   18. 
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lu  ths  □Duntries  oFMoab,  Oilead  aud  Basban.     With  au  introduction  bj 

Roawell  D.  Hitchcoch.     70  lllnstratlona    and  u  map.     London  (Bentlej) 

1881.  530  H.     8.     (IG  a.) 

Nüil  (J.)i  Palestjne  eiplored  witb  a  rievt  to  its  present  fcatures  and  to  the 
provaliug    mannera ,    customs,    rites,    aud    colloqaial   expreaaions   of  ila 

Senple,  wbicb  thron  Ught  on  tbe  fignrative  langnage  of  the  Bible.   Lon- 
on  (NUbot)  1832.    330  8.    8.    (G  s.) 
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mtemat.  Orienlaiülen-Üongrtaea.     IL  1.     1S82,     p.  235. 
Pslaestiua   in  BUd    und  Wort.     Kebsl  der  Sinaibalbinsel  und  dem  Laude 

Ooseu.     Uach  dem  Engl,  berausg.  roa  O.  Ebera  und  H.  Gothe.     9. - 

37.  Lief.     Stuttgart  (Deutsche  Verl.- Ana talt)  1SS2.     Pol.     (&  U.  1,50). 
Psluatiua.    Oudheit«,  Isnd-  en  Tolkenkundige  beschriJTing  van  het  Heilige 

Land.     2  dia.     Nieuwe  iiitg.     Assen  (Gebr.  Barn)  1881.     8.     (ä.  5.) 
Dio  Pilgorreiao    des    letzten   Grafen    von  Katzenellenbogen    (1433—1434) 

heruiiagog.  vou  R.  Köhricht  und  H.  Meiautr,  —  Z,  f.  dfnuehei  Aüerütim. 

N.  F.     XIV.     1S82,     p.  348. 
Roberts   (D.),    The   Eoly-Land,    after  Hthographs   hy  Lonia  Haghe,    from 

original    drawings    by  David  Roberte.      With   bistorical  descriptions  by 

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Hierosolyme  veryollständigt  heransg.  von  J.  Gildemeister.  Bonn  (Mar- 
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Tristram  (H.  B.),  Pathways  of  Palestine:  a  descriptive  toor  throngh  the 
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(on-eyg.  —    Proeeed.  of  ihe  R.  Geögr. 


I 


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— ,  Neue  Angaben   über   die  MinerBlreichthitnier  Perdiena   und  Notizen  über 

die  Gegend  westlich  von  Zendjan.  —   Jahrb.  d.  K.  K.  Oeolag.  ßevAuuulaU. 

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Ad9    Peraien.     Aufsei ebnuiigen    eines    Oesterreicbers,    der   40    Monate    im 

Heiche  der  Soune  gelebt    und  govrirkt  hat,     Wien  (v.  Waldheim)  1882, 

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mäler und  d[e  Inschriften  von  Fereepolis,  latahher,  Fasargadae,  SchAplir, 

zum  ersten  Male  photographisch  aufgenommen.     Mit  einer  Besprechang 

der   Inschriften   von   Th.  Nöldeke.     Bd.   1.     Berlin  (Asher  &  Co.)  188«. 

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946  S.     8. 
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Hinter-Indien.  537 

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I 


Hinter-Indian. 

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— ,  Die  neuere  Litteratur  über  die  Philippinischen  Inseln.  —  Ausland,    1882. 

N.  5. 
— ,    Versuch    einer    Ethnographie    der    Philippinen.    —    Petemumn's  Mitthl, 

67.  Ergänzungsheft.     1882. 
— ,  Eine  Studie  zur  Bevölkerungs-Statistik  der  Philippinen.  —  Globus,    XLI. 

1882.     N.  22. 
— ,    Die  Baluga-Negritos    der  Provinz  Pampanga    (Luzon).    —    Ebd.     XLI. 

1882.     N.  15. 
— ,    Der    Ahnencultus    und    die    religiösen    Anschauungen    der  Malaien    des 

Philippinen-Archipels.    —    Mitthl.    d,    Wiener   geogr.    Ges.     XXV.     1882. 

p.   149.  197. 
— ,  Ueber  den  Namen  der  Igorroten.  —  Atisland.    \ft%^.    '^.  \% 


S40 


IdhIh  dei  Izidiaohsn  Ocauii.     ITiederlSndigch  ladtea. 


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and  down  tha  Biiritä;  also  journej'iiig«  in  Srnnatra.     Witb  30  coloared 

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Midden-Sumatra.  Reizen  en  onderzoekningen  der  Sumatra  - Expeditie, 
uitgerust  door  het  Aardrijkskundig  Genootschap  1877 — 79.  Beschreven 
door  de  Leden  der  Expeditie,  onder  toezicht  van  Prof.  P.  J.  Yeth. 
1.  D.  Beiseverhaal.  1.  Gedeelte,  beschreven  door  A.  L.  van  Hasselt 
och  Joh.  F.  Snelleman.  Leiden  1881.  2.  Gedeelte,  beschreven  door  C. 
H.  Cornelissen,  A.  L.  7an  Hasselt  en  Joh.  F.  Snelleman.  Ebd. 
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taal.  1.  Gedeelte.  1.  Afdeeling.  Volksbeschrijving  van  Midden-Su- 
matra door  A.  L.  van  Hasselt.  Ebd.  1882.  2.  Afdeeling.  Ethno- 
graphische Atlas  van  Midden-Sumatra  met  verklärenden  Tekst  door  A. 
L.  van  Hasselt.  Ebd.  1882.  2.  Gedeelten.  De  talen  en  letterkunde 
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,50.) 


I 


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tury. —  Cape  Qv4xterly  Beview.     I.     1882.     p.  689. 
Hellwald,    Nordafrika    und    seine    Bedeutung    in    der    Gegenwart.     — 
Unsere  ZeU.     1»82.     I.     p.  66. 

übbe- Schieiden  über  ^Deutsch-Aethiopien,  ein  Indien  in  Afrika.**  — 
Ausland.     188^2.     N.  28. 

iepert  (R.),  Die  Fortschritte  in  der  kartographischen  Darstellung  Afrika's 
im  J.  1881.  —  Z,  d.  Berlin.  Ges.  /.  Erdkunde,     1882.     p.   108. 

ünzle-Steger  (J.),  Bericht  über  den  Fortgang  der  internationalen  Expe- 
ditionen in  Central-Afrika.  —  Jahresber.  d,  Ostschioeiz.  geogr.  commerc.  Ges. 
in  St.  GaUen,    (1881/82)  1882.     p.  19. 

aulitschke  (Th.),  Die  Afrika-Literatur  in  der  Zeit  von  1500  bis  1750 
n.  Chr.  Ein  Beitrag  zur  geographischen  Quellenkunde.  Wien  (Brock- 
haus &  Brauer)  1882.     8.     (M.  4.) 

-,  Die  Anfänge  einer  rationellen  Kartographie  von  Afrika  bei  den  Italienern. 
—  Mitihl.  d.   Wiener  geogr.  Ges.     XXV.     1882.     p.  295. 

aemy  (Ch.),  L^Afrique  d'apr^s  les  explorations  modernes.  Neuchätel 
(Sandoz)  1882.     8.     (fr.  1.) 

chuchardt  (H.),  Zur  afrikanischen  Sprachmischung.  —  AusUmd.  1882. 
N.  44. 

e  Selys  Fanson  (Baron  R.),  L'Afrique  m^ridionale.  —  Bullet,  de  la  Soc, 
Bdge  de  Gdogr.     VI.     1882.     p.  418. 

>er  Sklavenhandel  in  Zentralafrika  und  die  Möglichkeit  seiner  Aus- 
rottung. —  Ausland.     1882.     N.  37. 

'auxier,  Une  eraigration  arabe  en  Afrique  au  si&cle  apr^s  Jesus-Christ.  — 
Bevue  africaine,     XXV.     1881.     p.  138. 

>er  Nordosten    Afrika's.     (Aegypten.     Nubien.     Der    aegyptische 

Sudan.     Habesch.) 

.egypten  und  die  heutigen  Aegypter.  —  Grenzhoten,     1882.     N.  29  f. 
.Imkvist  (H.),  Die  Bischari- Sprache  Tu  Bedavie  in  NO. -Afrika.  —  Nova 

Acta  reg,  Sodet.    Upsaliensis.     XI.     1881.     (302  S.     4.     M.  4,25.) 
.Ivarez    (Father    Francisco),    Narrative    of    the    Portuguese    Embassy    to 

Abyssinia    during    the    years    1520 — 27.     Transl.  from    the  Portuguese, 

and    edited  with    notes  and  introduction    by  Lord  Stanley    of  Alderley. 

London  (Hakluyt  Society).     1881.     XXVIII,  416  S.     8. 
Lmpire  (J.  J.),  Voyage  en  Egypte   et  en  Nubie.     Paris  (L^vy)  1882.      18. 

(fr.  3,50.) 


546  ^^^  Nordrand  Afrika*s. 

Rohlfs  (G.),  Die  schwedische  Mission  von  Mkulu.    —   Deutsche  Bwndschau 

/.  Oeogr.     V.     1882.     p.  23. 
Schuver  (J.  M,),  Von  Cairo  nach  Fädassi,  1.  Januar  bis  12.  Juli  1881.  — 

Fetermcmn^s  MiühL     1882.     p.  1. 
V.   Schweiger-Lerchenfeld    (A.),    Aegypten.    —    Deutsche  Bwndschau  f, 

Oeogr.     V.     1882.     p.  5. 
Schwein furth  (G.)»    Notizie  dal   Sudan  Egiziano.    —    V Eaphroilore.    VI. 

1882.     p.  67. 
— ,   Zur  Beleuchtung  der  Frage  über  den  versteinerten  Wald.  —  Z.  d,  deut- 
schen geolog,  Oes.     XXXIV.     1882.     p.   139. 
— ,    £min  ßey  über  Akklimatisation  verschiedener  Haustiere  im  äquatorialen 

Nilgebiete.  —  Ausland.     1882.     N.  36. 
— ,    La  morte  del  Piaggia.  —  VEsplorcUore.     VI.     1882.     p.   102. 
Senior  (W.  N.),   Conversations   and  Journals  in  Egypt  and  Malta.     Edited 

by   his   Daughter,    M.    C.   M.  Simpson.      2  vols.      London  (Low)  1882. 

640  S.     8.     (24  8.) 
Sorio  (G.),    Viaggio    al  Cairo  e  luoghi   circonvicini.     Vicenza  (tip.  Burato) 

1881.     93  S.     8. 
Stangen  (C),    Aegypten.     Auf  Grund    16  jähriger   Erfahrung    mit   Berück- 
sichtigung der  neuesten  Ereignisse.     Leipzig  (Schmidt  &  Günther)  1882. 

8.     (M.   1.) 
Stecker's  (Ant.)  Aufnahme  des  Tana-Sees.  —  Ohhus.     XL.     1881.    N.  22. 

Vgl.  VAfrique  exploree.     IH.    1882.     p.  157. 
Stecker  (A.),  Brief  d.  Makale  (Abessinien)  d.  23.  Nov.  1881.  —  MUtU.  d. 

Äfrikan.  Oes,  in  Deutschland.     IIL     Hft.  2.     1881.     p.   135. 
A    Strange    Journey;    or   pictures   from  Egypt  and  the  Soudan.     By  the 

author  of  „Commonplace".     3  vols.     London  (Bentley)  1882.     806  S.  8. 

(31  s.  6d.) 
Suakin,  Land  und  Leute  in.  —  Mitthl.  d.   Wiener  geogr,  Ges.    XXV.     1882. 

p.  191.  270. 
Tanta,  Egypte.   —  Les  Missions  catholiques.     1882.     XIV.     N.  669  ff. 
Vossion  (L.),  Le  Soudan  dgyptienne,  produits  et  commerce.    —    Bullet,  de 

la  See.   de   Gdogr.  commerc.  de  Paris.     IV.     1882.     p.  294. 
Vyse  (G.  W.),  Egypt    political,    financial,    and  strategical,  together  with  an 

account  of  its  engineering  capabilities  and  agricultural  resources.    With 

6  maps  and  plans.     London  (Allen)   1882.     3*20  S.     8.     (9  s.) 
Wachenhusen  (H.),    Aegypten    und   die  Consulate.  —   Unsere  Zeit.     1882. 

Hft.  8.     p.   188. 
— ,    Das  Nildelta  und  seine  Zukunft.   —  Ebd.     1882.     Hft.   11.     p.   690. 
Whitehouse    (F.    Cope),    Le    lac    Moeris    et    son    emplacement.    —  Bevue 

archdolog.     XLIII.     1882.     p.  335. 
Wilson    (E.),    The    Egypt    of   the    past.    With    46    illustrations.       London 

(Paul)  1881.     488  S.     8.     (12  s.) 
2^^  edit.     Ebd.     1882.     586  S.     8.     (12  s.) 

Der  Nordrand   Afrika's. 

Afrika expedition,    eine  Sächsische,  vor   150  Jahren    (J.   E.  Hebenstreit). 

—  Aus  allen  Welttheilen.     XIII.      1882.     p.  1. 
V.  Hellwald  (Fr.),  Nordafrika.  —   Unsere  Zeit.     1882.     I.     p.  407.  890. 
Rinn  (L.),    Essai    d'etudes    linguistiques    et    ethnologiques    sur  les  origines 

herberes.  —  Revue  africaine.     XXV.      1881.     p.    161.   241.  353. 
Rohlfs  (G.),    Liegt    ein    Grund    vor,    die    Städtebevölkeruug    von  Marokko, 

Algerien,  Tunesien  und  Tripolitanien    als  eine  besondere    zu  betrachten 

und  zu  benennen?    —  Ausland.     1882.    N.   16. 


Algerien.  —  Marokko.  549 

Noellat,  L'Alg^rie  en  1882.     Paris  (Baudoin)  1882.     139  8.    8     ((r.  2,50.) 
Oran,   recensement   quinqnennal   de  la  ville  d\     1881.     D^nombrement   du 

d^partement  d'Oran.     1881.  —  BvüeU  de  la  Soc.  de  g4ogr,  de  la  Province 

d'Oran,     N.   12.     1882.     p.  221. 
— ,   der  südliche  Theil   der   Provinz.    —    Deutsche  Btmdachau  f.   Oeogr,    IV. 

1882.     p.  115. 
Ondot  (J.),  Le  fermage  des  antriches  en  Alg^rie.     Paris  (Challamel)  1881. 

8.     (fr.  7.) 

Papier  (A.),    Du  mont  Pappua  et  de  sa  synonyme   avec  le  Djebel-Nador. 

Constantine  (tip.  Amolet)  1881.     51   S.     8. 
Parisot  (V«)?  Lds  ordres  religieux  musulmans  en  Alg^rie.   —   BiUlet.  de  la 

Soc.  de  geogr.  de  VEst,     1881.     p.  564. 
Perrot-(L),  Itin^raire  de  G^ry ville  k  Figuig  et   retour.    —    Bullet,  de  la 

Soc.  de  gdogr.  de  Paris.     7«  S^r.     II.     1881.     p.  273. 

Babourdin  (L.),  Alg^rie  et  Sahara;  la  question  africaine;  ^tude  politique  et 
cSconomique ;  les  ages  de  pierre  du  Sahara  central ;  pr^histoire  et  ethno- 
graphie  africaines;  carte  itineraire  de  la  premi^re  raission  Flatters. 
Paris  (Challamel  aln^)  1882.      169  S.     8. 

— ,  Alg^rie  et  Sahara.     Paris  (Guillaurain  &  Co.)  1882.     8.     (fr.  3,50.) 

— ,  La  question  africaine,  Algdrie  et  Sahara.  Paris  (Challamel)  1882.  8. 
(fr.  3,50.) 

Ben  au  d  (G.),  La  colonisation  alg^rienne  au  Congrfes  d'  Alger.  —  Bevue 
g^ogr.  internationale.     1882.     N.  77  f. 

Bouire  (D.),  Les  niines  de  Thysdrus  et  le  village  d'El-Djem.  —  Drapeyron^ 
Bevue  de  g^r,     1882.     Mai.     p.  250. 

Schwarz  (B.),  Am   Bande  der  Wüste.     Von  der    el  Kantra-Schlucht  nach 

Biskra.  —    Weltpost.     1881      N.  7  f. 
— ,   Wargla.  —  Aus  allen  Wdttheilen.     XIII.     1882.     p.  276. 

Tirman  (L.),  iitat  de  TAlg^rie  au  31ef  d^cembre  1880   et  au  1er  octobre 

1881.     Paris  (Challamel)  1882.     8. 
Wahl  (M.),  L'Alg^rie.     Paris  (BaiUifere)  1882.     348  S.     8.    (fr.  5.) 

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Agadir  (Marocco).  —  NauticcH  Magazine,     1882.     p.  600. 

de  Ami  eis  (E.),  Le  Maroc.  Trad.  de  Titalien  avec  Tautorisation  de  Tauteur 

par  H.  Belle.     Paris  (Hachette  &  Co  )  1881.     405  S.     4.     (fr.  80.) 
— ,  Marokko.     Nach  dem  Ital.  frei  bearb.  von  A.  v.  Schweiger-Lerchenfeld. 

Wien  (Hartleben)  1882.     4.     (M.  13,50.) 

Jordana  y  Morera  (J.),  Parte  oriental  del  Bajalato  de  Tetuan,  bajo  el 
punto  de  vista  de  la  colonizacion.  —  BoleL  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid. 
XIL     1882.     p.  110. 

Leclerq  (J.),  De  Mogador  k  Biskra,  Maroc  et  Alg^rie.     Paris  (Challamel) 

1881.     18.     (fr    3,50.) 
Lenz  (O.),  Die  Militärverhältnisse  Marokkos.  —  Gegenwart.     1882.     N.  34, 
— ,  Die  Machazniyah  in  Marokko.  —  Deutsche  Bvmdschau  f.  Oeogr.    IV.    1882. 

p.  505. 

Marrokko,  die  Juden  in.  —  -4t*«  aUen  Welttheüen.     XIV.     1883.     p.  15. 
Du  Mazet  (A.),    La  frontifere   Marocaine.    —    Drapeyron,  Bevue   de  giogr. 
1881.     Decbr. 

Bohlfs  (G.),  Mein  erster  Aufenthalt  in  Marokko  und  Beise  südlich  vom 
Atlas  durch  die  Oasen  Draa  und  Tafilet.  2.  Ausg.  Bremen  (Fischer) 
1881.     8.    (M.  8.) 


550    ^^^  Senegalländer  nnd  die  Länder  bis  znm  Oberlanf  des  Niger. 

Y,  Schweiger- Lercbenfeld,    Ein  Bollwerk    des  Islam.     (Marokko).    — 

Oesterreich,  MoncUsschr.  f.  d.  Orient,     1882.     N.  6. 
Vys^e  (Mrs.    Howard-),    A    winter    in    Tangier,    and    home    throngh   Spain. 

London  (Hatchards)  1882.     274  S.     8.     (6  s.) 

Die  Senegalländer    and   die  Länder   bis  zam  Oberlauf  des  Niger. 

de  Andrada,  A  Manico  e  o  Mnsila.   —    Botet»  da  Soc.  de  geogr,  de  Li^Mo. 

3.  Ser.     N.  1.  2.     1882.     p.  57.  67. 
Bayol  (J.),    Voyage    ä    Fouta-Djalon.    —    Les   MUsions   catholiques.      1882. 

XrV.     p.  164. 
— ,    Voyage  au  pays  de  Bamoko  sur  le  Haut-Niger.  —  Buüet.  de  la  8oc,  de 

Oiogr.  de  Paris.    VlJe   S^r.     IL     1881.     p.  25.  123. 
B^renger-Feraud,  Etüde  sur  les  Griots  de  la  peuplade  de  la  S^n^gambie. 

—  Eevue  d^anthropologie.     2me  s^r.     V.     1882.     p.  266. 
Borgnis-Desbordes,  Expedition  du  Haut-Niger.  —  V Exploratum,     XIV. 

1881.     N.  281. 
Borius    (A.),    Les    maladies    du    S^n^gal.     Topographie,    climatologie   et 

pathologie  de  la  partie  de  la    cote  occidentale  d^Afrique  comprise  entre 

le  Cap  Blanc  et  le  Cap  Sierra   Leone.      Paris  (Bailliires    et  fils)  1882. 

XVI,  363  S.     8. 
de    Crozals    (J.),    Peulbs     et    Foulahs,    ctude    d^ethnologie    africaine.    — 

Drapayron,  Bevue  de  g^ogr.     1882.     Febr.     p.  106. 
Daguerre  (J.),  Vingt  mois  au  S^n^gal,  Sept.  1879  k  Mai  1881.     Bayonne 

(impr.  Lamaign^re)  1881.     57  S.     16. 
Derrien,    Mission    du    Haut- Niger.  —  BuUet.   de   la  Soc    de  g^ogr,   de  la 

Pravince  d^Oran,     N.  11.     1882.     p.  141. 
Fallot  (£.),  Histoire    de  la  Colonie  fran^aise    du  S^n^gal.  —  Buüet.  de  la 

Soc.  de  04ogr.  de  Marseille.     1882.     p.  3.   112.  221. 
Futa-Dj allen,  die  Untersuchungen  der  Franzosen  zur  Erschliessung  von. 

—  Petennanns  Jnühl      1882.     p.  261. 

— ,    Englische  Expedition   unter  Dr.  Goiildsbury    nach   dem    oberen  Gambia. 

—  Ebd.     1882.    p.  290. 

Gabor iaud,   Mou  voyage  au  Fouta-Djallon  en  1881.  —  Bullet,  de  la  Soc. 

comnierc.  de  Paris.     IV.      1882.     p.    17. 
Gaffare  1    (P.),    Le  passe  et  l'avenir  du  Senegal.    —    Bevue   g^ogr.    intemat. 

1881.     N.  GS. 
Gallieni,    Mission    dans    le  Haut-Niger    et  k  S^gou.    — •    Bullet,    de  la  Soc. 

de   g^ogr.    de    Paris.     7°^e  s^r.     III.       1882.     p.    433.     Vgl.    Peiermamii 

Mltihl.     1882.     p.  84. 
Haut- Niger,    relation    du    voyage     de     la    mission    d'exploration    du.    — 

BuUet    de  la  Soc.  de  g4ogr.  de  Bochefort,     III.      1882.     p.    17. 
Lindin  (G.),   Coup  d'oeil   sur  la    climatologie  et    la  pathologie  du  Senegal. 

Paris  (impr,  Davy)  1882.       76  S.     8. 
Qu  int  in  (L.),  Etüde  ethnographique  sur  les  pavs  entre  le  Senegal  et  le  Niger. 

—  ImUet.  de  la  Soc.  de  OA^gr.  de  Paris.    Vli«  Ser.    II.    1881.    p.  177.  303- 
Renault,    Rapport    sur    Texpedition    francjaise    du  Fouta,    Senegal.   —  Les 

Mlssious  eatholi'^ues.     1882.     N.  G67  ff. 
— ,    De    TAtlantique    au   Niger    par    le    Foutah-Djallon ;    carnet    de    vovage. 

Paris   188J.     X,  411   S.     8. 
Saundorval    (^Vicomte  Olivier  de\   De  l'Atlantique  au  Niger.  —   Bullet,  de 

/<:   ^'vv.  de  c!t\^r.  de  Marseille.      1882.      p.    105. 
Senegal,    das    Vordringen    der   Franzosen    vom.    zum  Niger.      1880  82.  — 

Petermanus  Mitthl.      1882.     p.  2%. 
Upper  Gambia,    expediiion  to.    'Louä.ow  ySVwt  Book).     18S1.     (3  s.  6  d.) 


Weatafrika.  55 1 


Westafrika. 

Ambaca,    o    caminho    de    ferro    de.   —    Bolet.  da  Soe.    de  geogr,    de  IMoa. 

3.  Sor.     N.  3.     p.  143. 
Ancobra  and  Prince^s  Rivers,  a  sketsch  snrvej  of  the,    and  of  the  Takwa 

Bange,  Gold  Coast.  —  IVoceed.  of  the  Boy.  Geograph.  Soc,    1882.    p.  501. 
Ballay  (N.  E.),  L'Ogoou^.  —  Bullet,    de  la  Soc.    Odogr.    commerc.    de  Paris. 

IV.     1882.     p.  98. 
Bestion,    £tude    snr   le  Gabon;    son  sol,    son  climat,    ses  babitants  et  ses 

maladies.  —  Arch>  de  mSdecine  navale.     1881.     October. 
Brun   (A.),   Grand   Bassam    et   Assini e.  —  Bullet,   de  la   Soc.   de  gdogr.  com- 
merc. de  Paris.     III.     1881.     p.  290. 
Bubi  (E.),  Die  Basler  Mission  auf  der  Goldküste.    Basel  (Missionsbucbhdl.) 

1882.     8.     (25  Pf.) 
Barton  (R.  F.),  The  Kong  Mountains.  —  Proceed.  of  the  Boy.  Geograph.  Soc. 

1882.     p.  484. 
Cöte  des  Esclaves,    voyages  k  la,  1861 — 73.  —    Lee  Missions  caiholiques. 

1882.    N.  657  flf. 
Duloup  (G.),    Voyage    chez   les    M^bengas    (Gabon).  —  Bevue  g^gr,    inter- 
nationale.    1882.     N.  77  ff. 
Edgerley's  (S.  H.)  ascent  of  the  Old  Calabar  or  Gross  River.  —  Proceed. 

of  the  Boy.  Geograph.  Soc      1882.     p.  94. 
Gold   Coast.     Threatened   Ashanti   invasion.     London  (Blue   Book)   1881. 

(8  s.) 
Die  Goldküste  und  ihre  Zukunft.  —  Äuslamd.     1882.     N.  24. 
Grenfell  (G.),    The   Cameroons    District,    West  Africa.   —    Proceed.    of  the 

Boy.  Geograph.  Soc.     1882.     p.  575. 
Griffith  (T.  R.),    Sierra  Leone,    past,    present   and    future.  —  Colonies  and 

India.     1881.     N.  487  f. 
Kopp  (J.),    Eine  Wolta-Reise    auf   dem  „Pionier".  —    Mitthl.  d*  geogr.  Ges. 

zu  Jena.     I.     1882.     p.  71. 
Lagos    an    der    Guineaküste.     Aus    dem    Dänischen    von  H.  Zeise.  —  Die 

Natur.     1882.     N.  3. 
Lenz  (O.),  Zwergvölker  und  Anthropophagen  in  Westafrika.  —  IV.  Jahrcsber. 

d.  geogr.  Ges.  in  Bern.     (1881/82)  1882.    p.  125. 
Die  Loango-Expedition  ausgesandt    von  der  Deutschen  Gesellschaft  zur 

Erforschung     Aequatorial  -  Africa's      1873  —  76.       Ein     Reisewerk     von 

P.  Güssfeldt,  J.  Falkenstein,  E.  Peschuel-Loesche.    3.  Abtthl. 

1.  Hälfte.     Leipzig  (Frohberg)  1881.     8.     (M.  15.) 
Martin  (C),  Anglais  et  Fran^ais  en  Guin^e.  —  BuUet.  de  la  Soc.  de  Geogr. 

de  Lyon.    IV.     1881.     p.   138. 
Mohr  (Ad.  Th.),   Mohr   und  Ramseyer^s  Reise  nach  Eumase.    —    Mitthl.  d. 

geogr.  Ges.  zu  Jena.     I.     1882.     p.  9. 
Monrovia's  Handel  in  1881.  —  Deutsches  Eandelsarch.     1882.     p.  292. 
Muteau  (A.),  Le  Niger  et  la  Guin^e.    —    Bullet,  de  la  Soc.  geogr,  h  Dijon, 

1882.     N.  1. 
d'Oliveira  (J.  B.),  Salubridade  de  Loanda.  —    Bolet.  d.  Soc.  propaga/ndora 

de  connec.  geogr.  Äfricanos.     1881      p.  62. 
Rabenhorst  (R),  Lagos.  —   Wdtpost.     1882.     N.  1  f 
Re hello  (A.   de  Novaes),    Camiuho    de    ferro  d'Ambaca.    —    Bolet.  d.  Soc. 

propagandora  de  connec.  geogr.  Äfricanos.     1881.     p.  69. 
de  Salles  Ferreira,   Agricultura,   industria,   commercio  e  minas  em  An- 
gola. —  Ebd.  1881.     p.  85. 
van  S  andick  (O.),  Der  niederländische  Faktorei -Handel  an  der  Küste  von 

Nieder-Guinea.  —  Deutsche  geogr.  Blätter,     IV.     18^1.    ^%  %^*^. 


Sierra    Leone,    über    die  Entwickelung   der  Kolonie.     —     Avilai«}.      1882. 

N.  5. 
Btainer  (P.)i    Miasi  angreifet  eben    in  Westafrika.     Basal    (MissiotiBbncbbdl.) 

1882.     8.     (25  Pf) 
Yogt  (H.),  Sierra  Leone  im  J.   1881.  —  Globu».     XLI.     1882.     N.  6, 
Weinek  (L.),    Ein  Beaucb   der  Negorrepnblik  Liberia.    —    Daheim.     1¥82, 

N.  20. 
Western  Equatorinl  Africa.    Work  of  tbe  Germsn  Afrlcan  Association 

in,  —  ProceaL  of  ihe  S.  Qeogr.  Soa.     1882.     p.  «78. 
Wood  (J.  B.),  Die  Bewohner  von  Lagos.    ürspruDg;  Sitten  und  Gabräuoliei 

Sprache.     N.  i.  Eogl,   —  GMm.     XLL     1882.     N.   15  f.  ^    I 

Süd-Afrika  bis  zarn  Zambeze.  .^^H 

Adler  (E.),  Kapstadt  nnd  Port  Elinabelh.  -  Ausland.     1882.     K.  2.      A   I 
Afrikaan,    de    Holland.teUe.      We^kblad    ter    bevorderiiig    vnn    kenuis    aan- 

([Bande    Zaid-Afrlka.     1.   jaarg.      K.    1,     Amsterdam    (gcbooeneveld   & 

Zoon)  1882.      8. 
Cpt.  P.  de  Andrada'd  jonrneys  to  Maxinga  and  tbe  Hazoe,   ISSl.  —  Pre- 

eeed.  of  the  S.  Oeogr.  Soc.     1882.     p.  417. 
Bartle  Frere  (E.).    '-Tha   nnion   of  tho  varions   portions   of   British   Soiitli 

Africo.  —  0>l<miee  oiid  Tndia.     1881.     N.  445  f. 
Baacbhenss   (A.J,    Ans    den    Diamantenfeldern.    —     Weltposi.      18S2.     R 

N.   12  (f. 
Beck  (G.).   Der   obere  Zambesi   nach   D.  Liviogstone   nnü   Serpa  Pinto.  — 

IV  JdiTeAer.  d.  gmgr.  Oei.  in  Bern.     flS81/82)  18S2.     p,  83. 
Büttner  (C.   0.),  Ana  Natur  und  Vülkerlebeu    Südwsat-AfrikaB.  —    Äu^nd. 

I  1883.     N.  42  f. 

r  — ,    Die  Entwickelung  des  Handels  mit  dem  freien  Westen  tod  Sfid-AfrikA. 
—  Expori-    I8S2.    N.  19ff. 

— ,    Mythologie  der  Hottenloltpn.    —   Amla^,d.      18SS,      N.   25. 

Cape  Town  snd  iuburbs.  —  Cape  Qualerly  Bevieie.     1882.     L     p.  567. 

Coillard,  Du  paya  des  Bassoatos  au  Zamb^ze. —  BvMfi.  de  la  Soc.  Ijongae- 

docimne  de  giogr.     IV.      1881.      p.  357. 
Coletiso  (F.  E.),    Znluland  sfler  tbe  war.    —    Contemporary  Äeptem,     1833. 

Januar. 
Dejoax  {J.  B.),   La  misaion  da  Mopäa,   Haat-Zamb^e.  —  Lu  Mtinoru  ca- 

thoHguet.     1882.     N.  660. 
Deltonr,   La   miBsioD  catbolique  an  Baasntaland.  —  Ebd.     1882.     N.  636, 

p.  349. 
Depelcbin,    Mission    am    oberen    Zambesi.    —     Jahrb.    d.     Verbreitiaig   d. 

Glauben».     1SS2.     p.  46. 
Desadeleer  (P.),    Haut-Zambize;    les   misaionaires   an   pays   dTTmzila.  - 

Le»  Miisione  cathaligue».     1SR2.     N.  666.     p.   109. 
Dizie  (Lad;  Florence),   A   defence  of  Znluland  and  its  King:    Echos  from 

tbe  Blne  Books.     London  (Chatto)  1882.     128  S.     8.     (2  s.) 
Dünn,  On  tbe  diamondSelds  of  South  Africa.    1880.  _  J<mrn.  of  Ihe  gedag. 

Soc.  of  London.     XXXVII.     P.  4.     N.   J48.     1881.     p.  609. 
FetcaniHorde,    tbe    storj    of   tbe.    —    Cape  Quaterly  Eeviev>.      1882.     L 

p.   267. 
G^Din  (£.),  Voyage  de  H.  PanI  Guyot  en  Zamb&sie.    —    BvUet.  de  tünion 

geogr.  du  AVtl  de  la  JVonee,     3™»  ann^e.     1882.     p.  63. 
Haygard  (H.  K),    Cetjwayo    and   bis   white   neigbbours;    or,    ramarks  on 

recent  eventg  in  Znluland,  Katal,  and  tbe  Transvaal.    London  (Trübnar) 

}882.     290  S.    8.    (7  s.  6  i.) 


Süd- Afrika  bis  znm  Zambeze.  553 

Hesse  (J.)«    Eine   neue  Mission   am    Ngami-See.      Basel   (Missionsbuchhdl.) 

1882.     8.    (15  Pf.) 
Holnb  (E.),    Die   Colonisation  Afrika^s.     B.   Die  Engländer   in  Süd- Afrika. 

1.  Die  Eingebornen-Frage  Süd-Afrika*8.     2.  Der  Export  und  Import  des 

Caplandes.     Wien  (Holder)  1882.     8.     {k  M.   1.) 
— ,    lieber   die   Beziehungen   der  südafrikanischen  Oniis    zum  Menschen.    — 

Ausland.     1882.     N.  26. 
Jenkinsou    (T.    B.),    Amazulu:    tbe  Zulus,    their    past    historj,    manners, 

customs   and   language;   with   observations   on   the   country  and  its  pro- 

ductions,    climate    etc.,    the  Zulu    war,    and  Zululand    since    the   war. 

London  (Allen)  1882.     214  S.     8.     (6  s.) 
Jordan  (W.  W.),    Journal    of   the   Trek   Boers.    —    Cape  QvMerly  Review, 

1881.     I.     p.  145. 
Juni  US  (J.  H.),   De   kolonien   en   staten  van  Zuid- Afrika.     Gids  voor  hen, 

die    zieh    naar    die    streken   wenschen   te   begeven.     Tiel   (Campagne  & 

Zoon)  1882.     8.     (f.  0,70.) 
Kapkolonie,   das  deutsche  Element  im  Völkergemische  der.    —    Augsburg. 

Allgem.  Ztg.     Beil.     1882.     N.  163flF. 
— ,    Bericht  über  Schifffahrt  und  Handel  der  östlichen  Provinz  der.  —  Deut- 
sches ffandelsarch.     1882.     p.  427. 
Kemp*8  (van  der)  account   of  Kaffraria  and   the  Kafirs.   —    Cape   Qv>aterly 

Beview.     1882.     I.     p.  331. 
Kuss  (H.),  Notes  sur  la  g^ographie   de  quelques  r^gions   voisines   du  Zam- 

bfeze.    —    Bullet,   de  la  Soc.   de  g^ogr.  de  Paris.     1^^  S^r.     HI.     1882. 

p.  365. 
Leyland  (R.  W.),  A  Holidaj  in  South  Africa.     With  maps  and  illustrations. 

London  (Low)  1882.     362  S.     8.     (12  s.  6  d.) 
Louren^o  Marques,   o  caminho  de  ferro  de.      I.    Pareces    da   commissao 

afiricana.     II.  Informa^ao  do  socio  Joaquim  Josä  Machado.  —  Bolet.  da 

8oc.  de  geogr.  de  Lishoa.     3.  Ser.     N.   1.     1882.     p.  5. 
Ludlow  (W.  £.),  Zululand  and  Cetewajo;   containing  an  account  of  Zulu 

customs,    manners,    and  habits,    after  a  short  residence  in    their  Kraals. 

London  (Simpkin)    1882.      224  S.     8.     (2  s.  6  d.)    —    Dass.     2«^  ©dit. 

Ebd.    (2  s.  6  d.) 
Moffat  (R)}  Life  and  labours  of  Robert  Moffat,  missionarj  in  South  Africa, 

with  additional  chapters  on  Christian  mission  in  Africa  and  throughout 

the  World.     By  Rev.  Wm.  Walters.     London  (Scott)  1882.     332  S.     8. 

(3  s.  6  d.) 
Nagel  (Emil),  Die   nördlichen   Goldfelder  des  Matabili  -  Landes.     Aus   dem 

Tagebuch  eines  Afrika-Reisenden  (Baines).  —  PetermofnrCs  Mitthl.     1882. 

p.  342.     Vgl.  die  Bemerkung  p.  390. 
Neuhaus    (C.    T.),    Familienleben,    Heirathsgebräuche    und    Erbrecht    der 

Kaffern.  —  Z.  f.  Ethnologie.     Verhdl.     XIV.     1882.     p.   198. 
Newman  (C.  L.  Norris),  With  the  Boers  in  the  Transvaal  and  Orange  Free 

State  in  1880—81.     London  (Allen)  i882.     390  S.     8.     (14  s.) 
Capt.  Paiva  de  Andrada's  Zambesi  Expedition,    1881.    —   Proceed.  of  the 

B.  Qeogr.  Soc.     1882.     p.  372. 
The  people  of  England  and  the  peoples  of  South  Africa.  —  Cape  Quoierly 

Beoiew.     I.     1882.     p.  666. 
Saunders  (J.  R.),   Natal    in    its   relation   to   South   Africa.    —    Colonies  ad 

India.     1882.     N.  493  f. 
Sei o US  (F.  C),  A  hunter's  wanderings  in  Africa:  being  a  narrative  ofnine 

years  spent  amongst  the  game  of  the  far  interior  of  South  Africa,  con- 
taining accounts   of   explorations    beyond    the   Zambesi,    on    the    River 

Chobe,  and  in  the  Matabele  and  Mashuna  Couxvtriea*,  >N\t\i  i\x\\  uqXää  "q:^<2>t!w 


554  I>ie  Ostküste  Säd-Afrika's.     Somfü.    GallaB. 

the  natural  hiatory  and  present  distribntion   of  all  tbe  large   mammalia. 

Witb  19  full-page  illustrations  hy  J.  Smith)  £.  Wbymper,   and  Miss  A. 

Selous.     London  (Bentley)  1881.     440  8.     8.     (21  s ) 
Smit  (J.  A.  Boorda),  De  bodemgesteldheid   in   de  Transvaal.    —    Tijdschr, 

van  het  aardrijksk,  Oenootsch,  te  Amsterdam.     VI.     1882.     p.  92. 
Spill  mann  (J.),  Vom  Cap  zum  Sambesi.    Die  Anfänge  der  Sambesi-Mission. 

Freiburg  i.  Br.  (Herder)   1882.     8.     (M.  6.) 
Tbeal  (G.  McCall),   Kafür  Folk-Lore;    or,  a  selection  from  tbe  traditional 

tales  current  among  the  peoplu    living   in   tbe   easteru   borders  of  Cape 

Colony.    With  copious  explanatory  notes.    London  (Sonnenschein)  1882. 

222  S.     8.     (7  8.  6  d.) 
Das    Transvaal    und    seine  Geschichte.    —    Untere  Zeit     1882.     Hft.  10. 

p.  566.     Hft.  11.     p.  768. 
Die  Treckbureu  (Wanderbauern).  —  Ausland.     1882.     N.  28. 
Tromp  (Th.  M.),   De  Kaflfers.    —    Tijdschr.  v<xn  het  aardriksk,  Oenootsch.  te 

Amsterdam.     V.     1881.     p.   189. 
Valette  (G.  G.),  Nach  Transvaal.  —   Weltpost.     1882.     N.  8  flf. 
Warneck  (G.),  Zur  südafrikanischen  Ethnologie.  —  Attsland.     1882.     N.  4. 
— ,  Wie  ein  Krieg  gegen  Eingeborne  gemacht  und  wie  er  verhütet  werden 

kann.     (Namaqua  und  Herero.)  —  Ausland.     1882.     N.  22. 
Wilkinson  (Mrs.),  A  Lady's  life  and  travels  in  Zululand   and  the  Trans- 
vaal during  Cetewayo's   reign:    being   her  African  letters  and  Journals. 

London  (Hajes)  1882.     274  8.     8.     (5  s.) 
Zamb^ze,  a  propos  de  notre  carte  sur  la  mission  du.  —  Les  Missions  catho- 

liqaes.     1882.     XIV.     p.  677. 

Die  Ostkuste  Süd-Afrika^s.     Somal.     Gallas. 

Anton elli  (F.),  Scioa  e  Scioani.  —  BoUeU,  d.  Soc.  geogr.  Ittdiana.     Ser.  II. 

Vol.  VII.     1882.     p.  69. 
Assab    et    les  limites  de    la  souverainetä  Turco-Egyptienne    dans    la   Mer 

Rouge.     Memoire  du  Gouvernement  Italien.     Rome  1882.     37  S.     Fol. 
— ,    provedimenti  per  la  costituzione  e  Tordinamento  di  una  colona  italiana 

in.     Relazione  ministeriale.     Roma  1882.     66  S.     Fol. 
Die  Assab-Bai.  —  Ausland.     1882.     N.  32. 
Beardall  (W.).   Exploration  of  the   Rufiji   River  under  the   Orders   of  the 

Sultan  of  Zanzibar    —  Proeeed.  of  the  B.  Oeogr.  Soc.     1881      p.  641. 
Bianchi  (G.),  Scioa  c  Paesi  Galla:  Relazione  commerciale.    —    VEsplora- 

tore.    VL     1882.     p.  31:^.  345. 
— ,  Damot.  —  Ebd.     V.     1881.     p.  303. 
Buonomo  (G.),  L'insolatore  „Pifre"  ed  Assab.   —    Bellet,  d.   Soc,   Afrieana 

d'Italia.     I.     N.  3.     1882.     p.  53. 
Brunialti  (A.),    L'avvenire  delF  Italia   in  Africa.    —    VEsploratort,     VI. 

1882.     p.  184. 
— ,    La  Colonia   d'Assab   e   i   commerci   italianl    in  Africa.    —    Ebds.     VI. 

1882.     281. 
— ,  La  missione  Giulietti  e  il  Governo  Italiano.    —    Cosmos  di  Com.     Vü. 

1882.     p.   1. 
Cahagne  (Taurin),  Autour  d'Harar. —  Les  Missions  catholiques,     1882.    XTV. 

N.  677  ff.     Vgl.  Mitihl.  d.  geogr.  Ges.  zu  Jena.     1.     1882.     p.  79. 
Cecchi  (A.),  Relazione  intorno  alle  ultime  vicende  della  spedizione  italiana 

in  Africa,  attraverso  i  repfui  di  Ghera-Gomma-Gimraa-Guma,  esposta  alla 

SocietÄ  geografica  di  Roma,     Pesaro  1882.     48  S.     8.     (1.  1,50.) 
Denhardt  (Cl.),  Exploration  de  la  Dana.  —  VAfrique  explorie.     IlL     1882. 

p.  97.   120. 


Die  Oßtküßte  Süd-Afrika's.   Somal.   Gallas.  —  Nord-Central- Afrika.    555 

Fischer  (Ö.)»   Einige  Worte  über  den  angeblichen  Stand   der  Sklaverei  in 

Ostafrika.  —  Z.  d,  Berlin.  Ges.  f.  Erdkunde.     1882.     p.  70. 
Giulietti  (G.  M.),  Viaggio  da  Zeila  ad  Harrar,   1879.  —  JÜ'JSsploratore.    V. 

1881.    p.  401.    VI.     1882.    p.  17. 
Kurze  (G.),  Die  schwedische  Galla-Expedition.    —    Mitihl.  d,  geogr,  Qes,  au 

Jena.    1.     1882.     p.  86. 
de  Melle  (C),   Estudio   sobre   as  minas  de  Sofala.    —  Bolet.  da  Soc.  geogr, 

de  Mogamhi^ue.     1881.     p.  72.  111.  139. 
MoQambique.     Politica   indigena.    —    Botet,    da  Soc,    de   geogr.    de  Lishoa. 

3.  Ser.     N.  2.     p.  70. 
— ,    Jahresbericht  für  1881.  —  Deutsches  Handdsarch,     1882.     p.  381. 
Manzoni  (R.),  II  nostro  possidimento  in  Assab.  Milano  (tip.  Cordani)  1882. 

32  S.     16.     (1.    I.) 
Martini  (R.),  La  baia  d' Assab  e  rivelazioni  suU'  esito  dell'  ultimo  periodo 

della   spedizione   in   Africa.     Firenze    (tip.  della  Gazetta  d'Italia)   1881. 

92  S.     8.     (1.  1,50.) 
Lago  Nharrime,  Exploracäo   do.    —   Bolet.  da  Soc,  geogr.   de  Mogamhique, 

1881.     p.  141. 
Obok,  die  Franzosen  in.  —  Auslamd,     1882.     N.  16. 
O'Neil  (H.  E.),  Snow-clad  Peaks  in  the  Mozambique  Region.    —    Proceed, 

of  the  B,  Geograph.  Soc,     1882.     p.  371.     Vgl.  p.  46. 
— ,    On    the    coast  lands   and   some    rivers    and    ports    of   Mozambique.    — 

Proceed,  ofihe  B.  Geograph.  Soc.     1882.     p.  595. 
R^voil,  La  vall^e  du  Darror,  voyage  aax  pays  Qomalis  (Afrique  Orientale). 

Types,    seines,    paysages,    panoramas  hors  texte,    d'apr^s  les  photogra- 

phies    et  les   croquis  de  l'auteur.     Paris  (Challamel  ain^)  1882.     gr.  8. 

(fr.  15.) 
— ,    Notes  d'arch^ologie  et  d'ethnographie  recueilles  dans   le  Qomal.   —    Be- 

vue  cCethnographie.     I.     1882.     p.  5.  234. 
de  Rivoyre  (D.),  Obock  et  la  valMe  de  TEuphrate.    —    Bullet,  de  la  Soc, 

de  Geogr.  de  Baris.     Vlle  Sdr.     IL     1881.     p.  75. 
— ,    D'Obock  au  Paradis  terrestre.  —  L* Exploration.     XIV.     1881.     N.   281. 

284.  286. 
Rizzo  (A.),  Per  Assab.  —  Bollet.  d,  Soc,  Africana  d^Balia,  I.  N.  3.   1882.  p.  33. 
I  Soddo  Galla.  —  L' Esploratore.     V,     1881.     p.   163.  191. 
La  spedizione  Italiana  in  Africa.  —  Bollet.  d.  Soc,  geogr.  Baliana,   Ser.  IL 

Vol.  VII.     1882.     p.  174.  523.  386. 
Uaroff    ed    Harrar,    la    posizione    astronomica    di.    —    Ebd.       Ser.    II. 

Vol.  VII.     p.  699. 
Volpe  (R.),  Assab  sotto  il  rapporto  geografico.  —  Atti  delV  Äccademia  Pon- 

taniana.     XIV.     1881. 
Wakefield's  (Th.)  fourth  journey  to  the  Southern  Galla  Country  in  1877. 

—  Proceed.  of  the  B,  Geograph.  Soc.     1882.     p.  368. 
Zanzibar's  Handel  in  1881.  —   Deutsches  Hamdelsarch.     1882.     p.  320. 

Nord-Central- Afrika. 

Barbier  (J.  V.),  Les  deux  missions  du  colonel  Flatters,  d'aprfes  les  docu- 
ments  inddits.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de  geogr ^  de  VEst.     1881.     p.  604. 

Bax,  Notes  retrospectives  sur  le  voyage  de  Ren^  Caillic^.  —  Bullet,  de  la 
Soc.  de  geogr.  de  Paris.     1^^  Sdr.     III.     1882.     p    418. 

Bernard  (Fr.),  La  Sebkba  d'Amadghor  et  le  massacre  de  la  mission  Flatters. 

—  Ebd.     7me  s^r.     IIL     1882.     p.  415. 

Berthe ud  (A.),  Question  du  Trans-Saharien.     Le  Fademaib  et  le  Tahohai'b. 

—  Bullet,  de  Soc.  g4ogr.  d'Älger,     1880.     N.  4. 


556  Nord-Central- Afrika. 

Bordier  (D.),   Cr^ation   d*un   Service   regulier  de  caravane  entre  Djerba  et 

le  centre  de  TAfrique.     Paris  (Challamel)  1881.     8.     (fr.  OJb.) 
Brunialti  (A.),  II  mare  del  8ahara.  —  V Esploratore.     VI.     1882.     p.  211. 
Casati,  Dal  Bahr-el-Gazäll  alP  Uolle.  —  Ebd.     VI.     1882.     p.  253. 
Central-Africa,   tbe   resources  of:   M.  Channebdrs  project  for  their  deve- 

lopment    by   a   railwaj   from   tbe  Mediterranean   to  the  Sondan.  Transl. 

from    the   French    hy  Generei  E.  L.  Viele.    —    Bullet,   of  the   Ämeriean 

geogr.  Soc.     1881.     p.  165. 
Chavanne    (J.),    Die   Hydrographie  Afrika^s    and    das    Uelle-Problem.    — 

Deutsche  Bundschau  f,  Oeogr,    V.     1882.     p.  35    81. 
Choisy,  Le  Sahara,  Souvenirs  d^une  mission  k  Gol^ah.    Paris  (Plön)  1881. 

18.     (fr.  4.) 
Cora  (G.),  II  Sahara.    —    BoUet,  d.  Soc.  geogr.  Italiana,     8er.  II.     Vol.  VII. 

188-2.    p.  7.  685    778. 
Coyne  (A.),   Une  ghazzia  dans   le  grand  Sahara,  intin^raire  iaite    en  1875 

Bur  les  Brabor  par  les  Chambaa  de  Mettili  et  de  Gol^a.    Alger  (Jonrdan) 

1882.     44  S.     8. 
Derrt^cagaiu  (N.),  Exploration  du  Sahara.     Les  deux  missions  da  lieate- 

nant-colonel  Flatters.   —    BuUet  de  la  Soc.  de  giogr.  de  Paris,     7™*  S^r. 

IIL     1882.     p.  131. 
£1  Sns,    el  Uad-Nan   y  el  Sahara.    —    Bciet.  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid. 

XII.     1882.     p.  513. 
Erslev  (E.),  I  anledning  of  Dr.  O.  Lenz's  rejse.  —   Oeogr.  Tidskrift.     1881. 

p.  145. 
Flegel  (B.  E.),    Expedition    nach  Adamaaa,    Beisebriefe    vom   Janoar  bis 

März  1882.  —  Petermann's  MUthl.     1882.     p.  227. 
— y    Briefe  über  den  Fortgang  seiner  Expedition,    d.  Bida   d.  14.  Sept.  1881 ; 

Agaie   d.    14.  November  1881;    Loko  d.  5.  December  1881;  Lokodja  d. 

7.  December  und  4.  Januar  1882.  —  ÄRtthl,  d.  Äfrikan.  Oe$.  in  Deutsch- 
land^   III.     Hfk.  2.     1881.     p.  136. 
Hann,  Über  Seehöhen  der  Oase  Kufra.    —    Z.  d.  Berlin.  Oes.  f,  Erdkunde. 

1882.     p.  264. 
Jancker  (W.),  Über  den  Uelle  nebst  Bemerkungen  von  Dr.  Georg  Schwein- 

furth.  —  Ausland.     1882.     N.  44. 
— ,    Brief  aus  den  Ländern  am  [Jelle  in  Central- Afrika,  mitgetheilt  von  Dr. 

G.  Schweinfurth  d.  d.  24.  Dezember  1881.  —  Tägliche  Bundsehau.   Zeitung 

für  Nichtpolitiker.     1882.     N.  152. 
— ,    Zwei  Briefe.  —  Äudand      1882.     N.  20. 

Dr.  Junker  und  Casati  im  Lande  der  Monbuttu.   —  Ebd.     1882.     N.  33. 
Krause  (G.  Ad.),  Deir  Oasi  e  Cittli  di  Ghat.  —    L' Esploratore.     V.     1881. 

p.  145.    185.    217.    260.    Vergl.  Z.   d.  Berlin.  Oes.  f.  Erdkunde.     1882. 

p.  266. 
L  arge  au  (V.),  Le  Sahara  alg^rien.     Les  d^serts  de  TErg.    Paris  (Hachette 

&  Co.)  1882.     12.     (fr.  4) 
Largeau^s  Wanderungen    in    der  algerischen   Sahara.     Forts.    —    Olobus, 

XL.     1881.     N.  22f.     XLL     1882.     N.  3. 
Lenz  (Oskar),  Die  Eisenbahnprojecte  der  Franzosen  in  der  Sahara  and  im 

Sudan.  —  Deutsche  Bundschau,     XXIX.     1881.     p.  392. 
Matthews    (F.   A.),    Nordwest    Africa    and    Timbuctoo.    —    Bullet,  oj  the 

American  geogr.  Soc.     1881.     p.  196. 
Massari  (A.  M.),    Viaggio    di  P.  Matteuccl    e   A.    M.  Massari    (Spedisione 

Borghesi)   attraverso    TAfrica.  —    Cosmos   di  Chra,     1882.     p.  43.     Vgl. 

Ausland.     1882      N.  34.  38.  40. 
Matteucci  et  de  Massari,    voyage   de,    de    la  Mer  Rouge    aa  Golfe   de 

Guin(Se.   —  rAfrique  explorU.    III.     1882.     p.  197. 


Die  Ostküste  Süd  Afrika's.   Somal.   Gallas.  —  Nord-Central- Afrika.    555 

Fischer  (Q.)>  Einige  Worte  über  den  angeblichen  Stand   der  Sklaverei  in 

Ostafrika.  —  Z.  d,  Berlin.  Oea.  f.  ErSsunde.     1882.     p.  70. 
Giulietti  (G.  M.),  Viaggio  da  Zeila  ad  Harrar,  1879.  —  L'Esploratore,    V. 

1881.     p.  401.    VI.     1882.     p.  17. 
Kurze  (G.),  Die  schwedische  Galla-Expedition.    —    Mitthl.  d,  geogr.  Oes.  zu 

Jena.    I.     1882.     p.  86. 
de  Mello  (G.),   Estudio   sobre   as  minas  de  Sofala.    —  Botet,  da  Soc,  geogr. 

de  Mo^ambigm.     1881.     p.  72.  111.  139. 
Mo^amblqne.     Politica   indigena.    —    Botet,    da  Soc.    de   geogr.    de  Lisboa. 

3.  Ser.     N.  2.     p.  70. 
— ,    Jahresbericht  für  1881.  —  Deutsches  Handelsarch,     1882.     p.  381. 
Manzoni  (B.),  II  nostro  possidimento  in  Assab.  Milano  (tip.  Cordani)  1882. 

32  S.     16.     (1.    I.) 
Martini  (H.)»  La  baia  d* Assab  e  rivelazioni  sull'  esito  delP  ultimo  periodo 

della   spedizione   in   Africa.     Firenze    (tip.  della  Gazetta  d'Italia)   1881. 

92  S.     8.     (I.  1,50.) 
Lage  Nharrime,  Ezploracäo   do.    —   Botet,  da  Soc,  geogr.   de  Mogambique, 

1881.     p.  141. 
Obok,  die  Franzosen  in.  —  Atistand,     1882.     N.  16. 
O'Neil  (H.  E.),  Snow-clad  Peaks  in  the  Mozambique  Region.    —    Proceed. 

of  the  B.  Geograph,  Soc,     1882.     p.  371.     Vgl.  p.  46. 
— ,    On    the    coast  lands   and   some    rivers    and    ports    of   Mozambique.    — 

Proceed.  oftheB.  Geograph.  Soc,     1882.     p.  595. 
R^voil,  La  valMe  du  Darror,  voyage  aax  pays  Qomalis  (Afrique  Orientale). 

Types,    seines,    pajsages,    panoramas  hors  texte,    d'apr^s  les  photogra- 

phies    et  les   croquis  de  Pauteur.     Paris  (Ghallamel  ain^)  1882.     gr.  8. 

(fr.  15.) 
— ,    Notes  d'arch^ologie  et  d*ethnographie  recueilles  dans  le  Qomal.   —    Be- 

mie  ^ethnographie.     I.     1882.     p.  5.  234. 
de  Bivoyre  (D.),  Obock  et  la  vall^e  de  l'Euphrate.    —    Bullet,  de  ta  Soc. 

de  Geogr.  de  Paris.     VII«  84r.     IL     1881.     p.  75. 
— ,    D'Obock  au  Paradis  terrestre.  —  L' Exploration.     XIV.     1881.     N.   281. 

284.  286. 
Bizzo  (A.),  Per  Assab.  —  Boltet.  d,  Soc.  Jfricana  d'Italia,  I.  N.  3.   1882.  p.  33. 
I  Soddo  Galla.  —  L'Esploratore.     V,     18cSl.     p.   163.  191. 
La  spedizione  Italiana  in  Africa.  —  Botlet,  d.  Soc,  geogr.  Baliana,   Ser,  II. 

Vol.  VII.     1882.    p.  174.  523.  386. 
Uaroff    ed    Harrar,    la    posizione    astronomica    di.    —    Ebd.       Ser.    II. 

Vol.  VIT.     p.  699. 
Volpe  (R.),  Assab  sotto  il  rapporto  geografico.  —  Atti  delV  Accademia  Pon- 

taniana,     XIV.     1881. 
Wakefield's  (Th.)  fourth  journey  to  the  Southern  Galla  Country  in  1877. 

—  Proceed.  of  the  B,  Geograph,  Soc.     1882.     p.  368. 
Zanzibar^s  Handel  in  1881.  —   Deutsches  Sandelsarch.     1882.     p.  320. 

Nord-Central- Afrika. 

Barbier  (J.  V.),  Les  deux  missions  du  colonel  Flatters,  d'apr^s  les  docu- 
ments  in^dits.  —  Bullet,  de  la  Soc,  de  geogr ^  de  VEst.     1881.     p.  604. 

Bax,  Notes  retrospectives  sur  le  voyage  de  Ren4  Caillic^,.  —  Bullet,  de  la 
Soc,  de  geogr,  de  Paris,     7me  S^r.     III.     1882.     p    418. 

Bernard  (Fr.),  La  Sebkha  d'Amadghor  et  le  massacre  de  la  mission  Flatters. 

—  Ebd.     7me  s^r.     IIL     1882.     p.  415. 

Berthoad  (A.),  Question  du  Trans-Sabarien.     Le  Fademaib  et  le  Tahohaib. 

—  BuUet,  de  Soc.  g4ogr,  d' Alger.     1880.     :^i.  4. 


556  Nord-CMitral-Aftli«. 

Bordier  (D.},   CrÄatioii   d'un   Berrice   regulier   de  caravane  untre  Djerba  et 

le  ceotre  de  l'Afrique.     Paris  (Cliallamel)  1881.     8-     {fr,  0.76.) 
Bmnialli  {&..),  II  mare  del  Sahara.  -  U Eiploratore.     VI.     1882.     p.  211. 
Casati,  Dal  ßabr-el-Gazäll  all'  Uaile.  —  Ebd.     VI.     1882.     p.  253. 
Contral -Äfrica,   tbe   rssouroea  al:   M.  ChaDnebSt's  project  for  tbeir  deve- 

lopment    by   a  riiilway   froni   tbe  Mediterranean   to  tbe  Sondao.  Traosl. 

from    the   Fronuli    bj  Geuerel  E.  L.  Viele.    —    BvSa.   of  fhe   Jmoricon 

geagr.  Soc.     1881.     p.  Iß.i. 
CbavanQe   (J.),    Die   Hj'drographia  Afrika'e    und    das    Uglle-Problem.    ^ 

DmUsehe  EamUchau  f.  Geo^.     V.     1S83,     p.  35    81. 
CLoisj-,  Le  Sahara,  souvenirB  d'uDe  nÜBsioa  i>  QoMab.    Paris  (Plön)  1881. 

18.     (fr.  4.) 
Cora  (G,),  II  Sahara.    —    Bollel.  d.  Soc.  geogr.  Italiana.     Sei.  II.     Vol.  VIL 

1883.    p.  7,  685   778. 
Cofiie  (A,),   Une   ghauxia   dans   le  |rraud  Sabara,  iatitiäraire  Caite   en  1875 

fur  les  Braber  par  les  Chnmbaa  de  Mettili  ft  de  Gol^a.    Äl^er  (Jourdan) 

1889.     U  8.     8. 
Darrdoagain  (N.),   Eiploration  du  Babara.     Lee  deui  miasiona  du  liaute- 

nant-colonel  Fiatte«.   —    Bvliet  de  la  Soc.  de  geogr.  de  BirU.     7""  &ii. 

m.     1882.    p.  131. 
El  Saa,    el  Uad-Nun    y   et  Sihsrs.    —    Botet,   de   la  Soc.   geogr.  de  Madrid. 

Xn.     1882.     p.  513. 
Eralev  (E.),  I  anledning  of  Dr.  O.  Lenz'a  roJBe,  —   Geogr.  Tidehrift.     1881. 

p.  145. 
Flegel  (ß.  E.),    Eapeditian    nach   Adamaiia,    Beissbrlefe    vom   Jaaaar  b!i 

Mftrz  1889.  ~  Afmnonn's  Mitlkl.     1882,     p.  227. 
— ,    Briefe  über  den  Fartg'ang  Fieiner  Expedition,    d.   Bida   d.  14.  Sept.  1881; 

Agaie   d.   14.  NoTBinber  1S81;    Loko  d.  5.  December  1881;  Lokodja  d. 

7.  Decamber  und  4.  Januar  1882.  —  MttM.  d.  Ä/rikan.  Ga,  m  DeuüA- 

Und      in.     Hft.  2,     1881.     p,   13G. 
Hanii,  Über  Saehnheo   der   Oaau  Kufra.     —    Z.  d.  BerUn.  Oa.  f.   Erdkunde. 

1882.     p.  264. 
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— ,    Brief  ans  den  Ländern  am  tJetle  in  Central- Afrika,  mitgetbeilt  von  Dr. 

G.  Schneinfnrtb  d.  d.  24.  Dezember  1881.  —  Tägliche  Bundtcktm.    Zätmig 

für  Nidtlpolitiher.     1882.     H.  152. 
— ,   Zwei  Briefe.  —  Ävdand      1882.     N.  20. 

Dr.  Junker  nnd  Caaati  im  Lande  der  Monbattu.   —  Ebd.     1882.     N.  33. 
Kranae  (G.  Ad.),  Dell'  Oasi  e  Citti  di  Ghat,  —    L'S»ploratore.     V.     1881. 

p.   145.    185.    217.    260.    Vergl.  Z.   d.   Berlin.  Oei.  f.   Erdkunde.     1882. 

p.  266. 
Largeau  (V.),  Le  Sahara  algirien.     Les  dfeerta  de  l'Erg.    Paria  (Hachette 

&  Co.)  1882.     12.    {fr.  4) 
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XL.     1831,     N.  22f.     XLL     1882.     N.  3. 
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American  geogr.  Soc.     1881.     p,   196. 
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Matteucci  et  de  Maseari,    voyage   de,    de   la  Mer   Bonge    an  Qolfe   de 

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nische Station.  —  Mkthl.  d.  Äfrikcm.  Oes.   in  Deutschland.     III.     Hft.  1. 

1881.  p.  2.  155.  Hft.  3.  1882.  p.  155.  (Reichard,  Bericht  über 
die  Station  Gonda.  p.  155.  Böhm  und  Kaiser,  Reise  nach  dem 
Tanganika,    p.  18L    Böhm  und  Kaiser,  Befahrung  des  Wala.    p.  209.) 

de  Brazza   (Savorgnau),    La    France    au    Congo.    —    L* Exploration,     XIV. 

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— ,    Explorazioni  di,  neir  Africa  Equatoriale.  —  Cosmos  di  Cora.    1882.    p.  36. 

Vergl.  VAJriqjüi^  exphrie.     III.     1882.     p.  270. 
—     sur  rOgowai.  —  Bullet,  de  la  Soc,  de  giogr,  de  la  Province  d^Orcm,    N.  1 1 . 

1882.  p.  85. 

de  Brazza  (P.  S.),  De  TAtlantique  au  Congo  Interieur;  etablissement  de 
la  plus  courte  voie  de  communication.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de  Odogr, 
commerc,  de  Paria.     IV.     1882.     p.  271. 

Brazza's  Vertrag  über  den  Erwerb  der  Station  am  Stanley  Pool.  —  Ausland, 
1882.     N.  18. 

Brix  Förster,  Der  Weltstreit  um  den  Stanley  Pool.  —  Ausland,  1882. 
N.  6. 

— ,    Savorgnan  de  Braza  in  Paris.  —  Ausland.    1882.     N.  29. 

Buchner  (M.),  Bericht  über  seine  Reise  von  Angola  zum  Matyamvo.  — 
Verhdl.  d.  Berlin,  Oes,  f.  Erdhwnde.     IX.     1882.     p.  77. 

— ,  Astronomische  Ortsbestimmungen,  gemacht  während  seiner  Reise  nach 
Lunda  1879/81.  Ergebnisse  der  vorstehenden  Beobachtungen  mit  Vor- 
bemerkungen von  Prof.  Förster.  —  Mitthl.  d.  Afrikan,  Oes,  in  Deutsch- 
land,    m.    Hft.  3.     1882.    p.  224. 


I 


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1882.     453  S,     4.     {pea.  7,50.) 
KoQHsiD  (A.),    L'ile    de    la  EiSrukioii,    reeuüi!    dis    desaius.     4   vols.     Paria 

(Vamar)  IgSS.     4.     {h  fr.  75.) 
Scheilie  (E.),     BemeikuugeQ    über    den  Hafen    von    Porto  Griuide  aal  der 

Inael  St.  Vincent,  —  Aimal   d.  Sydrographie,     S.     1882.     p.  6£5. 
Schweinfurth    (O.)    L'Ieola    di    Socotra,    —    U Eijilaratore.      V.     p.     310. 

Vgl.   BigaMM  Ztitiaig. 
8ucci(G!QV.)    Vaggio     d'eiploraziuno    commGrciale.     —      Bolhu.     d.    Soe. 

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Taylor  (L.  M.),  Madeira;  its  Bcenery,  and  bow  to  aee  it.   Witli  letters  of  a 

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With  frontiepiece,    map    of   tiie   islsnd    and   plan   of  Fanr.hal,     London 

(Stanford)  1882.     372  8.     8.     (7  s.  6  d.) 
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de!  Comm.  T.  Omboni.  —  L' Esploratore.     V.     1881.     p,  353. 
Veroeati,    Sur   les    ancieaü    babitants    de    la    laleta    (grande   Canarie).    — 

Bvilel.  de  la  Soc.  ifAnIhrppoL  de  Pari/.     1881.     p.  737, 
Virebow  (H.),     Die  leliten  Schicksale  und  der  Tod  des  Eeiseuden  Johann 

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snowshoe   aventures    among   the  Moose,    Otter,    Beaver,    and  Caribou. 

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Edited,  with  biographical  introduction  and  explanatory  index  by  Rev. 

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ö70    S«n-6r8Jia3a."    veoemete.  —  1 


Ameriam  Antiquariaa 


Nen^Granada.     Venezaela, 

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and  Orimtai  Joam.     IV.     1883.     p.  357. 
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Neucaledoniens    Mineralreichthnm.    —    Berg-    und   BiUtenmämiische   Ztg. 

40.  Jahrg.     N.  50. 
Schreiner  (A.),    La  Nouvelle  Caledonie   depnis   sa  d^couverte  jusqu'ä  nos 

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Trihidez,    Geographie    min^ralogique    de    le    Nouvelle  -  Caledonie.      Paris 

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578    Csrolhieii.     Nen-Britnnniea  e 


-  Atiuiten,  Kirt«o  und  Pltne. 


Carolinen.      Neo-Britannien.     Neu-Hebriden.     SalomonV,  Samo*- 

Inseln  etc. 
CantOTB  (J.  A-),  Dicouverte  et  d^scription  des  Uea  OaibaoEOH  (Caralines), 

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XCIV.     H.  9. 
—      ober    üie    Beiiehnngen    der  Campbell-lnseln   zu    deu   AnstruHäDdem.    — 

AiL'lanJ.      IKS2.      S.    17. 
Didier,  Premiere  visite  pastorale  de  Mgr.  Lamaze  dans  le  vicariat  aposto- 

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Pitcairu.   —    Weter-Zig.      1S82.      30.  u.  31.  Juli. 
Eckardt  |M.),   Religiöse  Anschauungen  nnd  sociale  Einrichtongen  auf  den 

Banks-lnseln.     Forts.  —  GUibut.     XL.     1881.     N.  23f. 
Diego    Garcia,    island    of.    —    JWceed.   0/  the   B.   Geograph.   Soc.      18S2. 

p.   166.      Vergl.  Amud.  d.  Hydrographie.      1881.      p.  627. 


Atlaaten,  Karten  und  Pläne. 


Einleitendes  lur  Kartographie.     Wellkarten. 

-  Miahl.  d.   Wiener  geogr.  Ott. 
-  Z.f.  d.  Äwl- 


Ziegler  (J.  M.),  Jahresbericht  für  18S1'S2.  - 

SSV.     1882-    p-  309. 
Scbeller  (F.  G.),  Die  Theorie  der  geographischen  Netze.  - 

täwl^etea.     VII.     HfL   1.     1882. 
Hiittl  (C  £.),  Kartenlesen,  Kartenprojectionen,  K artend arstellnng  nnd  Ver- 

vielKlügnng.     Wien  (Hölzel)  1883.     8.     (M.  1.) 
Obermair,   Ueber  Karten- VervielTiUtignn^.    —    Neue  niiUär.  Blätter.    XX. 

I8SS.    p.  137.  336. 
Henrs  (M.  H.  A.  J.  van),  Ontwerp  vaa  eeu  terreinschets  in  geklenrd  potlood. 

Breda  (Nieuwenhuis)  1882.     (fl.  0,33.) 
UmiMuft  (F.),  Earten-SkiEien  fnr  die  Schnl-Praiig.     13  Steintal   m.  Text. 
Wien  (Hölael)  1882.    4.    IM.  \;a(l.^ 


Allgemeine  Atlanten.  579 

Möllinger  (O.)?  Lehrbnch  der  wichtigsten  Kartenprojectionen  mit  besonde- 
rer Berücksichtigung  der  stereographischen,  Bonne^schen  nnd  Mercator- 
projectionen.     Zürich  (Schmidt)  1881.     8..    (M.  3.) 

Fiorini  (M.),  Le  proiezioni   delle  carte   geografiche.     Bologptia  (Zanichelli) 

1881.  703  8.     8.     m.  Atlas  in   11   TaflF.     (1.  20.) 

Darstellung  topographischer  und  taktischer  Bezeichnungen  als  Hülfsmittel 
für  Croquis-Arbeiten.     München  (Finsterlin)  1881.     12.     (M.   1.) 

Wharton  (W.  J.  L.),  Hydrographical  surveying:  a  description  of  themeans 
and  methods  employed  in  constrncting  marine  charts.    London  (Murray) 

1882.  360  S.    8.    (15  s.) 

Jordan  (W.),  De  Temploie  de  la  Photographie  dans  les  lev^s  geom^triques* 
(Photognramm^trie.)  fin.  —  Bullet,  de  la  Soc.  Suiase  de  topogrcvphie,  II, 
1881.     p.  35. 

Goffart  (C),  Les  reliefs.  —  Bullet,  de  la  Soc,  Beige  de  Giogr.  V.   1881.  p.  497. 


Yerzeichniss  der   Karten   der  K.  K.  Familien-Fideicommiss-Bibliothek.     (Als 

Manuscript  gedruckt.)     Wien  1882.     Fol. 
Rage  (S.))    Geschichte    der    sächsischen   Kartographie   im    16.  Jahrhundert. 

(Schlnss.)  —  Z,  /.  wiasenach.  Geographie.     II.     1881.     p.   223. 
Fischer   (Theobald),    Über    italienische    Seekarten    und    Kartographen   des 

Mittelalters.  —  Z,  d.  Berlin.  Ges.  /.  Erdhumde,     1882.     p.  1. 
Duro  (C.  F.))  Noticia  de  algunas  cartas  de  marear,  manusritas,  de  espanoles. 

—  Bolet,  de  la  Soc,  geogr.  de  Madrid.     XII.     1882.     p.  80.   153.  445. 
Mar  Cello,  Sopra  alcune  carte  manoscritte  presentate  aXV  esposizione  inter- 

nazionale    geografica    di  Venezia:    lettera    e    documenti.     Venezia  1882. 

60  S.     8. 
Woltenberger  (A.),  Die  Arbeiten  des  k.  k.  militär-geographischen  Instituts 

in  Wien.  —  Z.  d.  deutschen  Osterreich,  Alpenvereins,     1882.     p.  230. 
P^rigot  (Ch.),  Mappemonde    sur  la    projection  de  Mercator.     Paris  (Dela- 

grave)  1882.     (fr.  6;  auf  Leinw.  m.  Rollen  fr.  15,50.) 
Rolfe  (I.  H.),  Eastern  and  Western  Hemisphere,  constructed  from  the  most 

recent  surveys  for  the  author,  engraved  on  copper  and  printed  in  colours 

by  W.  &  A.  K.  Johnston.    Edinburgh  and  London  1882.    2  Bll.     1882. 

(3  £.  3  s.) 

Allgemeine  Atlanten 
(in  alphabetischer  Ordnung). 

Algermissen  (J.  L.),  Kleiner  Hand-Atlas  für  Volks-Schulen.  Mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Heimats-  und  Vaterlandskunde.  N.  2.  4.  8. 
49.  51.  55.  56.     Metz  (Deutsche  Buchhdl.)  1882.     4.     (ä  50  Pf.) 

Bazin  (F.),  Atlas  ^l^mentaire  de  g^ographie  moderne.  Paris  (Delagrave) 
1881.     8. 

Bos  (P.  R.),  Eerste  atlas  voor  de  volksschool.  Groningen  (Wolters)  1882. 
(fl.  0,30.) 

— ,  Atlas  voor  de  volksschool  in  kaarten  en  platen.  4«  herziene  druk. 
40  kaarten.     Groningen  (Wolters)  1881.     4.     (fl.  1.) 

— ,  Schoolatlas  der  geheele  aarde.  3^  dr.  37  kaarten.  Ebds.  FoL 
(fl.  3,75.) 

BraselmanjQ*s  (J.  E.)  Bibel- Atlas  zum  Schul-  und  Privatgebrauch. 
Umgearb.  von  A.  Herkenrath.  14.  Aufl.  Düsseldorf  (Michels)  1881. 
4.     (M.  1,20.) 

Schoolatlas  der  geheele  aarde.  Bewerkt  onder  toezieht  van  G.  J.  Bqx.^« 
27  kaarten.     2^  verm.  druk.    Arnhem  (VollöV^ii^  \^^V.     4:,    VJ^,  \^^>i 


5S0  A]1|feTDeiae  Atlanten. 

Erslev  (E,),  Atlaa  til  bra^  for  begfudere.    IS  karten.    Eopeubagen  (Erslev} 

18S1.     4.     (tr.   1-1 
Hie  Finsbiir;  Atlas.     Complete    edition,    cDataiaiitg  38  füll  colonred   mape. 

London  (Boultou)  18R2.     4.     [4  s.  6  d.) 
Oall  &  Inglis'    Britiali    Scliool  Atlas    of  modern    und  ancicnt   gtMgtapiiy. 

CoutAining'    31     royal    qaorto    maps,    with    index.     New    edit     London 

(Oall)  I8S2.     4.     (3  a.  6  ä.) 
Oiira  Victoria  Atla*.     Niuateen  iiiapE.     London  (Gill)  1S33.     8.     (l  b-I 

—  Whitohal]  Sispenny  AUhb.  Cdataining  3ä  maps.  Ebda.  1882.  S. 
(G  d.) 

Gotthold's  (A.)  Eartenuetie.  N.  10,  Bel^ieo,  Holland  und  Luxemborg. 
II.  Schweiz.  12.  Spanien  ond  Portugal.  13.  Frankreich,  14,  Italien. 
KaiseraLiutera  (Gottbold)  18SI.     4.     (Ä  G  Pf.) 

V,  Haardt  [Y,),  Oeographieehei  Atlas  für  die  büberen  Elasseu  dur  Volks- 
und  BürgerB(;bnIeu  d«a  Eönigr.  Böhmen,  Kärnten,  Mähren,  Mreder- 
Österreich,  Oberösterreich,  Herjogth.  Saljbnrg,  Steiermark,  Tirol  and 
Vorarlberg.     Wien  (Holsel)  1882.     4.     (k  M.  3,40;  cart.  k  3.) 

Bftbenicbt  (H.),  Elementar- Atlas.  13  Bll.  Gotha  (Perthes)  I8S3.  4. 
(M.   1,20.) 

Hand-  und  Eisenbnbu-Earte  über  alle  Theile  DeuLacblands  und  Öster- 
reichs, sowie  alle  Länder  Europas  und  der  Welt.  Bearb.  von  H.  Kiepert, 
C.  F.  Weiland,  Ä,  Graef  etc.  Ausg.  1882.  N.  6.  8.  11  —  36.  38. 
41  —  67.  69.  73.  96.  KpfrsL  u.  col.  Weimar  (Geogr.  Instit.)  1882. 
Fol.     (ii  M.  1,60.) 

IndeieB  Atlas  of  tha  World.  93  Karten,  832  pp.  Chicago  (.Hand, 
McNally  &  Co.)  1S82.     (Dol.  25.) 

Johnston'a  Shilling  National  Atlas  of  general  geography.  London  (John- 
ston) 1S82.    4.    (1  B.) 

—  siipenny  National  AÜaa.     Ebds.     1881.     4.     (6  d.) 

Kiepert  (U.),  und  C.  Woif,  Histonacbtir  Selitil-Ällaa  zur  alten,  roiltleren 
und  neaeren  Geschichte.  2.  Anfl.  Berlin  (D.  Eeimer)  1882.  4. 
(M.  3,60.) 

Kinn  (V.  F.),  Hand-  und  Schnl-Atlas  über  alle  Theile  der  Erde  in  22  color. 
Karten.     4.  Anfl.     Freibnrg  i,  Br.  (Herder)  1882,     Fol     (M.  3.) 

Kozenn  (B.),  Geographischer  Schul-Atlas  für  Gymnasien,  Real-  nnd Handels- 
schulen. 27.  Aufl.  Ausg.  in  38  Karten.  Wien  (Hölzel)  1881.  4. 
(M.  5,60;  Ausg.  in  50  Karlen  7,20). 

dasselbe,  böbmiscb.     8.  Aufl.     Ebds.     4.     (M.  5,60.) 

Lange's  Volkaachul- Atlas  Aber  alle  Theile  der  Erde.  35  Bll.  in  Farben- 
druck. 100.  Aufl.  2.  Abdr.  Jubel-Ausg.  Brannscbweig  (Weslermann) 
1882.     4.     (M.   1.) 

— ,  Us  iakolai  atiasza  (Schulatlas;  magyarisch  von  F.  Cherren).  Budapest 
(Lampel)  1882.     4. 

Leeder  (E.),  Scbul-Atlas  zur  biblischen  Geschichte.  35.  Aufl.  Essen 
(Bädeker)   1881.     8.     (M.   1.) 

Letts'  populär  Atlas.     Vol.  U.  lU.     London  (Letts)  1881/82.    Fol     (25  b.) 

Philip's  populär  alias  of  the  norld:  a  series  of  new  and  authentic  maps. 
Conatructed  by  John  Bartbolomew.  With  a  complete  Consulting 
index.     London  (Philip)  1882.     Fol.     (21  s.) 

—  elementary  atlaa  and  geography,  containing  the  eaaentials  of  geography 
of  the  World,  and  36  colonred  maps.  Edited  by  J.  Fr.  Williams. 
London  (Philip)   1882.     4.     (3  s.  6  d.) 

PntE  (W.),  Historisch-geographischer  Schul-Atlas.  1.  Abthl.:  Die  alte 
Welt.  S.  Aufl.  beorb.  von  E.  Cremans.  Begensburg  (Mam)  1S82. 
Fol.     (M.  1,90.) 


Karten  von  Europa.  581 

Bohmeder  (W.)  n.  G.  Wenz,  Methodischer  Atlas  für  hajerische  Schulen. 

2.    Thl.    Mitteleuropa.      3.    Thl.    Europa.      München    (Exped.    d.    Kgl. 

Zentral-Schulhücher-Verl.)  1881/1882.     4.    (ä  50  Pf.) 
Siecke  (F.),  Kleiner  methodischer  Schulatlas    für  die  Unterklassen  höherer 

Schulen.     Gera  (Issleib  &  Bietzschel)  1882.     4.     (M.  1.) 
Born  (N.  C),    Nyt  geogr.    atlas    til  brug   for  skolen.     15  Bll.     Kopenhagen 

(Bom)  1881.     4.    (Kr.  2.) 
Schauenburg's  Kleiner  Schul-Atlas  für  Bayern.    Herausg.  von  C.Arendts 

und  J.  Kettler.     28  Karten.     Lahr  (Schauenburg)  1882.     4.     (75  Pf.) 

—  Kleiner  Schul-Atlas  für  das  Grossherzth.  Hessen.  Lahr  (Schauenburg) 
1882.    4.    (75  Pf.) 

Sonnenscheines  royal  relief  atlas.  Edition  in  parts.  P.  1.  (6  s.); 
P.  2.  (6  s.);  P.  3.  (8  s.  6  d.);  P.  4.  (6  s.).  London  (Sonnenschein) 
1881. 

Stanford^s  London  Atlas  of  Universal  Geography.  4*o  ed.  44  colour. 
maps  and  alphabetical  index.     London  (Stanford)  1882.     (30  s.) 

Steinhäuser  (A.),  Karten  zur  mathemathischen  Geographie.  2.  Erschei- 
nungen am  Sternhimmel,  b.  Uebersicht  der  vorzüglichsten  Projectionen. 
Chromolith.     Wien  (Artaria  &  Co.)  1881.     Fol.     (ä  M.  1,60.) 

Stieler 's  Schul-Atlas.  61.  Aufl.  Neu  bearb.  von  H.  Berghaus.  Gotha 
(Perthes)  1882.     4.     (M.  4.) 

—  Hand-Atlas  über  alle  Theile  der  Erde.  Neu  bearb.  von  A.  Peter  mann, 
H.  Berghaus,  C.  Vogel.     29.— 32.  (Schluss-)  Lief.    Gotha  (J.  Perthes) 

1881.  Fol.     (k  M.  1,80.) 

Trampler  (B),  Atlas  für  7-  und  5  klassige  Volks-  und  Bürgerschulen. 
Ausg.    für    Nieder-Österreich.     Wien    (K.    K.  Hof-   und  Staatsdruckerei) 

1882.  Fol.     (M.  3,40.) 

Voltelen's  kleine  schoolatlas  der  geheele  aarde,  herzien  door  G.  J.  Dozy. 
24  kaarten.     7«  druk.     Amhem  (Voltelen)  1881.     4.     (fl.  0,60.) 

—  goedkoope  schoolatlas  der  geheele  aarde.  6^  verb.  druk.  24  kaarteu. 
Arnhem  (Voltelen)  1881.     4.     (fl.  0,75.) 

Karten  von  Europa 

(in  alphabetischer  Ordnung). 

Brandes  (H.),  Neueste  Geschäfts-  und  Beise- Karte  von  Europa.  Ausg. 
1882.     Chromolith.     Wien  (Perles)  1882.     Fol.     (M.  2,40.) 

Kaart  van  Europa,  voor  kantoor-  en  schoolgebruik.  3®  geheel  omgewerkte 
en  verbeterde  druk.  9  bl.  in  kleurendruk.  Amsterdam  (van  Holkema) 
1882.     (fl.  4;  opgeplakt  met  rollen  fl.  11.) 

De  Landen  van  Europa  in  blinde  kaarten  voor  schoolgebruik.  Arnhem 
(Voltelen)  1882.     (fl.  0,25.) 

Franz  (J.),  Eisenbahn-  und  Dampfschiffsrouten-Karte  von  Europa.  1: 
3,000,000.  6  Bll.  Neue  Ausg.  1882.  Lith.  u.  col.  Glogau  (Flemming) 
1882.     (M.  6;  auf  Leinw.  in  Mappe  13;  m.  Stäben  15.) 

Kiepert  (B.),  Schul -Wand -Atlas  der  Länder  Europa's.  1:1,000,000. 
Lief.  1.  Stumme  physikalische  Wandkarte  von  Frankreich.  Lief.  2. 
Politische  Wandkarte  von  Frankreich.  1881.  Lief.  3.  Stumme  physi- 
kalische Wandkarte  der  Britischen  Inseln.  Lief.  4.  Politische  Wand- 
karte der  Britischen  Inseln,  k  4  Blatt.  Berlin  (D.  Beimer)  1SS2. 
(ä  M.  5;   auf  Leinw.  in  Mappe  ä  M.  9;   m.  Stäben  k  M.  11.) 

König  (Th.),  Beise-Karte  von  Europa.  23.  Aufl.  Chromolith.  Berlin 
(Mitscher  &  Böstell)  1882.     Fol.     (M.  4;  auf  Leinw.  in  Carton  M.  6.) 

Lange  (H.),  Eisenbahn-,  Post-  und  Dampfschiffs  -  Karte  von  Europa. 
17.  Aufl.    Lith.  u.  color.    Berlin  (Barthol  &  Co.^  1882.    Fq\,   ^/L^^^ 


5g2  Kuten  von  Hittel'Europa  und  DentachlBiid.  ■ 

Sohr(K.),  Eiseabalm- und  DampfEchiffBrouteii-Kartevou  Europa.  I:600,00ff1 
AuBg.  188S.  2  Bll.  Chromolitb.  Glogau  (Flemmiiig)  1883.  Fol.  I 
(H.  3,40;  auf  Leinw.  in  Corton  M.  4,80.)  I 

Karten  von  Mittel-Europa  und  Deutschland 

(in  alpbabetischer  Ordnaug). 
Algsrmlsgen  (J.   L.),    Kleiner    Hand-Ätlaa   für    die    VoIkaBCbnlen.     V.  S. 

Reg.-Bez,  Düsseldorf.    8.  Aufl.    3.  Eeg.-Bez.  Trier.    3-  Aafl.    50.  Grosah. 

Hessen,    52.  Bezirk  ÜDler-KUanB.    2,  Aufl.    57.  Neckar-  nnd  Jagstkreis. 

.^8.  Donnn-Kreis.   ä 9.  Schwarz waldkreis  uod  Eoheiuollera.   Meti (Dentaclio 

BnohhdL)  1B82.     i.     (i  50  Pf.) 
Bamberg  (K.),  Wandkarte  von  Deatscblnnd  für  Mittel-  und  OberkUasen. 

1 :  700,000.     20   Bll,     2.   And.     Chromolith,     Berlin  (Chun).     Phyeikali- 

Bche  Aasg,     M.  16;  auf  Leinw.  in  Mappe  32;  m.  Stalian  24;  PoHtiwliB 

Ausg.  zn  gleicben  Preisen. 
Dftms'  Comptoir-   und  Reisekarte  von  Mittel-Europa  mit   einem  alpha- 

hetisohen    OrtucbaftB-VorzeichniBS.     4.    Aafl,     ÄUBg.    1832.     Clu-amolitli, 

Wesel  (Düms).     Fol.     (60  Pf.) 
—     neueste   Eisenbabnkarte   von  Mittel-Europa.     Anag    1382.     Cbrot 

litb.     Wesel  (DüihbI.     Pol.     (40  Pf.) 
Flnse-  und  Qebirgskarte  von  DeutacbUnd.     Cbromolith.     Hata  (DenUt 

Buchhdl.)  1882.     4.     (15  Pf.) 
FrauK  |J.),  Post-  und  Eisenbabn-Reisekarte  tou  Central-Europa.    Au>g. 

1882.      Cbromolith.      Ologan    (Fleminingl    1S81.      Fol.     (M.    1,S0;    xal 

Leinw.  in  Carton  M.  3.) 
Friedrieb  (L.],  Eisenbaluikarte  von  Deutachland,  den  Niederlanden,  Bel- 
gien und  der  Schneis.     1 :  1,800,000.    Ansg.  1882.    Litb.  n.  ooL    Gotha 

(Perthes)  1883.     Fol.     (M.   1,60.) 
Oaebler  (E.),   Sjiedul-Atl.iH   der   berühmtesti^n    und  besuchtesten  Gegenden 

und    Städte    Deutschlands    uud    der    Alppii.       1.   Bd.      1.   u.  2.  Lief. 

Leipzig  (Qaebler'B  geogr.  Inst.)   1882.     4.     (ii  M,   1.) 
OroBB  (R.),   Neueste   Post-   und   Eisenbahn  karte   des   Deutschen  Reiche, 

der   Niederlande,     Belgien,     Schweiz,    Oesterreich,    Nord-ltatien    nebst 

angrenzenden  Ländern.     1882.    Chromolith.     Stuttgart  (Kitzschke).     Fol. 

(M.  1,80.) 
Handtku  (F.),   Poat-,    Reise-  und  Eisenbabnkarte  von  DeutEcblsnd,  der 

Schweiz,  den  Niederlanden  und  Belgien  etc.     Auag.   1882.     Chromolitb. 

Glogau  (Flemmiug)  1882.      Fol.    (auf  Leinw.  in  Carton  M.  6;  m.  Stäben 

M.  7,50.) 
Hermann  (M.),  Reise-Karte  VU.1  Mittel-Europa.   Ausg.  1882.   ChromoUtb. 

Glogau  (Flemming)   1882.     Fol.     (60  Pf.;  m.  Ortsverzeicbnias  75  Pf.) 
Koch   (W.),    Übersichtskarte   der   Eisenbahnen   und   Eisenbahn-AbBtOBE-Sta- 

tionen  von  Mitteleuropa.     Cbromolitb.     Berlin  (Bartbol  &  Co.)  ISS3. 

Pol.     (M.  1,50.) 
Korbgeweit   (C),    Eiseobabn- Karte   von   Deutschland,    Oesterreich 

und    den    angrenzenden    Ländern.      Chromolith.      Berlin   (Goldachmidl) 

1882.     Fol.     (75  Pf.) 
Kunscb  (H.),    Post-,    Reise-   und  Eisenbahnkarte  von  Deutschland ,  der 

Schweiz,    den   Niederlandeu   uud   Belgien.     Ausg.   18S2.     Cbromolitb. 

Glogau  (Flemming)  1882.     Fol.     (M.  1;  auf  Leinw.  in  Carton  M.  3.) 
Lehmann   (C.)   und   W.  Koch,    Eisen  bah  nkarte   der  Bahngebiete  Mittel- 
Europas,    nebet    einem   VerzeichniBB    der   Eisenbahnen    im   Deutschen 

Reich.     6.  Aufl.     1882,     Chromolith.    Berlin  (Springer)    Fol.    (M.  1,50; 

auf  Leinw.  in  Carton  3,50.) 


Specialkarten  von  Deutschland.  533 

Lehmann  (G.)  und  W.  Koch,  Bahnpostkarte  vom  Deutschen  Beiche, 
nebst  einem  Verzeicbniss  der  Bahnposten  im  Reichs-Postgebiete,  in  Bayern 
und  Württemberg.  8.  Aufl.  1882.  Chromolith.  Berlin  (Springer).  Fol. 
(M.  1,50;    auf  Leinw.  in  Carton  M.  3,50.) 

Liebenow  (W.),  Karte  von  Central-Europa  zur  Übersicht  der  Eisen- 
bahnen etc.  6  Bll.  Chromolith.  Berlin  (Berlin,  lithogr.  Inst.)  1882. 
Pol.    (M.  6.) 

— ,  Reise-Karte  von  Mittel-Europa.  1  :  2,000,000.  Chromolith.  Ebds. 
1882.     Fol.    (M.  2.) 

— ,  Special  -  Karte  von  Mittel -Europa.  1  :  300,000.  Sect.  6.  Memel; 
7.  Schawli;  8.  Tilsit;  9.  Kowno;  16.  Heia;  17.  Königsberg;  18.  Gum- 
binnen;  19.  Suwalski;  26.  Danzig;  27.  Elbing;  28.  Lötzen;  29.  Augusto- 
wo;  37.  Tempelburg;  38.  Bromberg;  39.  Deutsch-Eylau ;  40.  Neideuburg; 
41.  Bialystock;  52.  Warschau;  53.  Siedice;  65.  Radom;  66.  Lublin; 
79.  Kielce;  80.  Sandomierz;  93.  Miechow;  94.  Rzeszow.  Hannover 
(Oppermann)  1882.     Fol.     (ä  M.  1;  auf  Leinw.  1,40.) 

— ,  Eisenbahnkarte  von  Deutschland.  1882.  1:250,000.  4  Bll.  Chro- 
molith.    Berlin  (Berlin,  lithogr.  Inst.).     Fol.     (M.  4.) 

— ,  Eisenbahn-  und  Reisekarte  vom  Deutschen  Reiche.  1:2,000,000. 
Chromolith.     Ebds.     1882.     Fol.     (75  Pf.) 

Mitteleuropäische  Bahnen,    Posten,    Dampfer  etc.     Ausg.  1882.     Kpfrst. 

u.  col.     Weimar  (Geogr.  Instit.).     Fol.     (M.  2.) 
Müller    (H.),    Karte    der    Eisenbahnen    Mittel-Europa* s.      Ausg.    1882. 

2    Bll.      Chromolith.       Glogau    (Breslau)    1882.      Fol.      (M.    2,10;    auf 

Leinw.  in  Carton  M.  4,80.) 

Nietmann  (W.),  Taschen  Atlas  der  Eisenbahnen  Deutschlands,  Oester- 
reich-Ungarn,  der  Niederlande  und  der  Schweiz.  6.  Aufl.  Basel 
(Bahnmaier)  1882.     12.     (M.  3.) 

Reise-  und  Eisenbahn- Karte  von  Deutschland  und  Elsass-Lothringen. 
Chromolith.     Düsseldorf  (Bagel)  1882.     Fol.     (60  Pf.) 

Reiss  (R.),  Wandkarte  von  Deutschland.  6  Bll.  Chromolith.  Düssel- 
dorf (Schwann)  1882.     Fol.     (M.  8;  auf  Leinw.  m.  Stäben  15.) 

Übersichts-Karte  der  Eisenbahnen  Deutschlands,  bearb.  im  Reichs-Eisen- 
bahn-Amt. 1:1,000,000.  4  Bll.  Ausg.  1882.  Chromolith.  Berlin 
(Mittler  &  Sohn)  1882.     Fol.    (M.  5.) 

Voigt  (A.),  Karte  der  geschichtlich  denkwürdigen  Ortschaften,  Schlösser, 
Burgen,  Ruinen,  Klöster,  Gewässer,  Berge  des  deutschen  Reichs. 
Chromolith.  Nebst  Schlüssel:  Kurzer  Abriss  der  Geschichte  der  Deut- 
schen.    Leipzig  (Siegismund  und  Volkening)  1881.     Fol.     (M.  1,50.) 

Wals  eck    (G.),    Neueste    Eisenbahn-Karte    von    Deutschland    und    den 

angrenzenden    Ländern,    mit  Randvorrichtung    und    Stationsverzeichniss. 

Ausg.  1882.  Chromotith.  Berlin  (Abelsdor^  1882.  Fol.  (M.  1.) 
Wenker  (G.),  Sprach-Atlas  für  Nord-  und  Mitteldeutschland.    1.  Abthl. 

1.  Hft.  Strassburg  (Trübuer)  1881.  Text  8.  Atlas  Fol.  (M.  8.) 
Winkler  (E),  Eisenbahn-Routen-Karte  von  Mittel-Europa.    Ausg.  1882. 

2  Bll.     Lith.     Dresden  (Türk)  1882.     Fol.     (M.  1,50.) 

Specialkarten  von  Deutschland. 

Preussen.     Mecklenburg.      Die  Hansestädte.     Oldenburg. 

Brecher*s  (A.)  Darstellung  der  territorialen  Entwickelung  des  branden- 
burgisch-preussischen  Staates  von  1415  bis  jetzt.  8.  Aufl. 
Chromolith.     Berlin  (D.  Reimer)  1882.     Fol.     (80  Pf.) 


p.PoTScbke  (E.),  Schill-Wandkarte  ier  hrsuaenbiirgiBph-preaflsischen 
I  Oeicbichte.      Nebst    einer    KHrte    zum    dcuttcb-fmuiöeiBCfaen   Kriege 

f  1870j71.    1:945,000.    6  Bll.    Litli.  u.  col.    Elbcrfeld  (Löyenslein  fc  Co.) 

1882.    Fol.    (M.  7,50.J 
KartB  äeHDentachenHeich«.   Abtbl.:  Königreich  Prenasen.    1  :  lOOflOO, 
I  Heraoageg.  vou   der  K,  preusB,  LBndeKonfiisbiiie.     N.  82.     Nenmän»ter; 

I  110.  Cuxhaven;  145.  Sude;   146.  Hambnrg;  147.  Eatiebnrg;  liS.WiBen- 

I  hurg;  149,  Schwerin;   17S,  Harburg;  179.  Lauenbnrg;  181.  Lodwigslnst; 

I  182.  Parchim;  2iS.  Lenzen;  213.  Perieberg;  214.  WittetDck;  541.  Blrken- 

1  reld.     Kptrat.  n.  rdI.     Berlin  (Schropp)  1883.     Fol.     [k  M.  1,50.) 

I     UdBBtischblättci    des  Freuaaiscben   Staates.     1 :  95,000.     PrenasischG  Landea- 
I  nnfoHlinie  IggO,  hcraasgeg.  1882.     668.  KsQ-KircbEQ ;  669.  Scbwaan;  670. 

I  Hoch-SprenE;   754.  Biitaow;   755.  Lfissow,   756.  Kritikow;   848.  Orosa- 

I  Raden;   849.  Zehna;  850    afistron;  945.  Borkoiv;  946.  DobberUn;  947. 

I  Krakow;  1041. Herzberg;   1043.  Gcldberg;  l043.SBrow;   1136.  Malcbow; 

I  1137.  Klink;    1138.  Pederow;    1227.  Dammnolde;    1228.   Röbel;    1229. 

I  Recblin:  1543,  WiUnock;  1544.  Glöwen;   1545.  Demertin;  1546.  Kjrilz; 

I  1547.  Tramnitz;    1548-  Neu-Rnppin;    1614.  Werben;     1615.  Havelberg; 

I  1616.  Lohm;    1617.  Wusterhauaeo ;    1613.  WUdberg;    1619.  Fehrbellin; 

I  1620.   Wuatrau;     1684.   Hindenbnrg;     1685.   Sandan;     1686.   Strodehne; 

I  1687.   Rbinow;    1688.   Frieaaok;    1689.   Brunns;    1756.  Stendal;    1757. 

I  Ärneburg;   1758,  SoholleDe;   1759.  Rathenow:    1760.  Haage;   1761.  Bib- 

I  beek;   1828.  Tangermündo;  1829.  JeHchow;  1830.  VleritE-,  1831.  Bamme; 

I  1832.  Oarlits;    1833,  Tremmen;    1899.  Weiaaenwarthe ;    1900.  Genthin; 

I  1901.    Schlaganthin;     1902.    Plane;     1903.    Brandenburg    a.iH.;     1904. 

I  Gr.ErentE;  1967,Parej;  1968.  Pärchen.;  19G9.  Karaw;  1970.  Qr.Wnster- 

I  wita;    1971.  Göttin;    1972.  Lehniu;    2034.  Burg;   2035.  Theeacn;   2036. 

■  Ziesar;   2037.  GlUnecka;  WSS    Golzow;  2039.  Da&ieUng;;  350S.  Ewrin- 

^  gen;  3533.  DenIschOtfa;  3533.  Wollnieringen;  3534.  Kattenhofen;  3535. 

Sierck;  3526.  Meraig;  3527.  Reimebacb;  3533.  Feutach:  3534,  Hayiugen; 

3535.  üiedenhoten;  3536,  Motjiiereu;  3537,  Gr.H,;mmerBdorf;   353^1.  Snar- 

lonis;  3542.  Ste.  Marie  am  Chgnes  (Nord);  3543.  »foysuTre;  3544.  Lüt- 

tingen;  3545.  Gelmingeu;  3546.  ßuaeudorf;  3547.  Ludweiler;  3548.  Saar- 
brücken;   3549.  St.  Johann;   3550.  Ste.  Marie  am  Ch6ne9  (SBd);   3551. 

Gravelotte;  3552.  Meli;  3553.  Bolchen;  3554.  Lubelu;  3555.  StÄvold; 

356t.  Gorze;  3562.  Ars  a.  d.  Mosel;  3563.  Terny;  3564.  Remilly;  3565. 

Falkenberg;  3566.  Vahl  Ehersing;  3567,  Püttlingen;  3575.  Lorry;  3576. 

Solgne;    3577.   Baudreconrt;    3589.   Anlnois  a.  d,  Seille;    3592.  Dieuze; 

3601,    Chambrey;     3602.    MarsaJ;     3603.    Maizieres;     3612.    Avreeourt. 

Lith.  u.  col.     Berlin  (Schropp)  I8S3.     Fol.     (&  M.  6  ) 
Seekarten  der  Kaiserl,   Deutschen  Admiralität,    herauag,  von    dem  Hydrogr. 

Amte.      N.  63.     Nordsee.     Die  Rhede   von   Wilhelmshaven.     1  :  20,000. 

N.  75.     Nordsee.     Die  Elbe   von  Cuihaven   bis  Glfickatadt.     1  :  50,000. 

KpfrsL     Bariin  (D.  Reimer)  1381,82.     Fol,     (M,   1,50,) 
Carta  hoja  III  del  mar  Bältico.     Madrid,  Direccion  de  Eidrograßa,    1331. 

(N.  799.) 
Mer  BaltiqQe;   Swiuemünde,   Colbergermünde,    Stotpemiinde,  Warnemunde 

et  Rügenwaldermunde.      Paris,   Depot  de   la  Marine,   IS82.      (N.  3S83.| 
Carta    de    la    embocadur«    de    los    rios    Jade,   Weser,    Elba   y    Eider. 

Madrid.  Direccion  de  Hidrografia,   1881.     |N.  782.) 
Riedel  (A.),   Karte  der  Umgegend  von  Danzig.     LiCh.     Danzig  (Bertling) 

1SS2.     Fol.     (40  Pf.) 
Nenester  Plan  von  Daneig  uebst    kurzem  Fährer  durch    die  Stadt.     Cbro- 

molith.    DauKig  (Ait)  ISS2.    4.    (40  Pf.) 


Bpecialkarten  von  Deutschland.  585 

Liebenow  (W.),    Specialkarte    der   Provinz  Posen.     1:300,000.     2  Bll. 

Lith.     Hannover    (Oppermann)    1882.      Fol.     (M.    4;    polit.    color.    m. 

Landgerichtsgrenzen  5 ;  in  Carton  auf  Leinw.  5,50 ;  auf  Leinw.  in  Carton 

7;  lackirt  m.  Stäben  9.) 
— ,    Specialkarte  der  Provinz  Pommern  und  des  Grossherzogthums  Mecklen- 
burg-Strelitz,  nebst  den  angrenzenden  Ländertheilen.    1  :  300,000.    2  Bll. 

lith.  u.  col.     Hannover  (Oppermann)  1882.     Fol.     (M.  4;  politisch,  col. 

m.  Landgerichtsgrenzen  5;  in  Carton  5,50;  auf  Leinw.  in  Carton    7,50; 

lackirt  m.  Stäben  10.) 
Handtke  (F.)  und  L.  Franke,  Schul-Wandkarte  der  preussischen  Provinz 

Pommern.    1:2,500,000.    8  Bll.    Chromolith.    Glogau  (Flemming)  1881. 

(M.  4;    auf  Leinw.    in    Mappe   M.   8,50;    m.    rohen    Holzrollen  M.  10; 

m.  polirten  Holzrollen  M.  11,50.) 
8  in  eck,  Situations-Plan   von  Berlin  mit  dem  Weich  bilde  und  Charlotten- 
burg.    1  :  10,000.     4  Bll.    Neue  Aufl.     1882.    Lith.     Berlin  (D.  Reimer) 

1882.     Fol.     (M.  5.     Ausg.  m.  Bebauungsplan.     Chromolith.     M.  6.) 
Straube  (J.),  Neuester  Plan  von  Berlin.    Ausg.  1882.   Ausg.  A.   Chromolith. 

(80  Pf.)  —  Ausg.  B.    Chromolith.    (40  Pf.)    Berlin  (Geogr.  Instit.)     Fol. 
— ,    Neuester  Plan    und  Führer    von  Berlin.     (Ganzes  Weichbild.)     Jahrg. 

1882.     Chromolith.     Ebds.     Fol.     (20  Pf.) 
— ,    Neuester    Plan    der    Eaiserstadt    Berlin.      Ausg.    1882.     Lith.     Ebds. 

Fol.    (12  Pf.) 
— ,    Plan  von  Berlin    mit    nächster  Umgebung.     Ausg.  1882.     Chromolith. 

Ebds.    Fol.    (M.  2.) 
— ,    Verkehrs-Plan    von    Berlin    mit    nächster    Umgebung.      Ausg.    1882. 

Chromolith.     Ebds.     Fol.     (M.  1,50.) 
Plan    der    Berliner    Stadt      und    Ringbahn    nebst    Anschlussbahnen. 

1882.     Chromolith.     Ebds.     Fol.    (M.  1,50.) 
Adamy  (H.),  Wandkarte  von  Schlesien,    besonders  mit  Berücksichtigung 

der  physikalischen  yerhältni8.se.     7.  Aufl.      9    Bll.     Chromolith.     Mainz 

(Trewendt)  1882.     Fol.     (M.  9;  auf  Leinw.  m.  Stäben  17.) 
Karte  vom  Riesen- Gebirge  und  der  Grafschaft  Glatz.    Chromolith.    Nebst 

3  Special-Kärtchen.    Lith.    Berlin  (Goldschmidt)  1882.     Fol.     (M.  1.) 
Linder    (R.),    Karte    vom    Bad    Charlottenbrunn    und    Umgegend     in 

Schlesien.      1  :  50,000.     2.    Aufl.      Chromolith.     Wüstegiersdorf  (Jacob) 

1882.    Fol.     (50  Pf.) 
Oschatz  (H.),  Wandkarte  des  Bitterfelder  Kreises.     1:40,000.    4  Bll. 

lith.   u.   color.     Halle  (Reichardt)   1882.     Fol.     (Auf  Leinw.  m.  Stäben 

M.  12.) 
— ,    Karte    des    Saalkreises    und    des    Stadtkreises    Halle.      Chromolith. 

Ebds.     1882.    4.    (10  Pf.) 
— ,    Wandkarte  des  Mansfelder  Seekreises.      1  :  40,000.     4  Bll.     Lith. 

u.  col.     Ebds.  1882.     (Auf  Leinw.  m.  Stäben  M.  10,50.) 
Brathuhn  (O.),  Neue  Specialkarte  von  den  beiden  Mansfelder  Kreisen. 

1:100,000.     Lith.     Eisleben  (Mähnert)  1882.     Fol.     (M.  2;  color.  2,50.) 
Hammer  (A.),  Plan  von  Eisleben.    Lith.    Eisleben  (Mähnert)  1882.    Fol. 

(60  Pf.) 
Specialkarte  von  Ost- Hol  stein.    1:50,000.    Chromolith.    Hamburg  (Seelig) 

1882.     8.     (80  Pf.) 
Specialkarte   der  Flensburger  Föhrde.       1:70,000.     Chromolith.     Ebds. 

1882.    Fol.    (50  Pf) 
Amtlicher  Plan  von  Hamburg.     1  :  1000.     Herausgeg.  von  der  Baudeputa- 
tion.    Sect.  Hamburger  Fähre,   Gänsemarkt,   Holzhafen,   Brakenwärder, 

Gross -Veddel,     Elbbrücke,     Kleiner     Graasbrook.      Kpfrst.      Hamburg 

(Meissner  &  Behre)  1881/82.     Fol.     {k  M.  9.) 


r    588  Speejalkartan  von  Dentidüaiid. 

Karte  von  Uamburgr  ond  Umgebung,  1  ;  4000.  Heraasg.  voii  der  Bau- 
deputation.  8ecL  Niedernfeld,  Robs,  ßteinwärder,  Moorburg  nnd  Hell- 
brok.     Kptrsl.     Hamburg  (MeUener  k  ßelire}   1381,82.     Pol,     {U  M.  3.) 

1:50,000.     8ect.  B^rgedorf.     Kpfret.     Ebds.     Fol.     (M.   1,50.) 

Plan    und    Fremdeufährer    von    Hambarg-Allona.      Hamburg  (Nestler  & 

Melle!  1832.     8.     (50  Pf) 
Pisa  von  Hambnrg-Altona   mit  Änaichten  der  lierrorragendsten  Baolick' 
keiten.    Cbromolitli.    Hamburg  (Voss)  1883.    Fol.    Mit  Strasseuveneieb- 
uiss.     8.     (M.  3,  ohue  dasselbe  1,50.) 
Hamburg-Ältona    und   Umgegend.     Bl.    1.     Hamburg- Wedsl- Elmshorn- 
Taugstedl.     1  :  100,000.    Chroraolitb,    HambuTg  (Voss)  1883.    4.    (75  Ptl 
Höheiiaebiehten- Karte  dea  Harzgebirges.     Bearb.  auf  Grundlage  der  Äu- 
hagen'scLflD   topograpliiscben  Karte  tou   der  k.  preuss.  geolog.  Landes- 
Änstalt.     1:100,000.     2  BU.    CbromoUth.    Berlin  (Schropp)  1882.    Fol. 
(M.  8.) 
Karte    vom    Harz.      Nebst    4    Special- ßontenkarten,      CbromolitL.      Berlin 

(Goldschmidtl  ISSä.     Fol.     (30  P£) 
Karle   vom   Herssogthum  Braunsch weig,  nebst   Plan   und  Übersicblskarte 
der    Umgebung    der    Stadl    Branuachweig.     Cbromolitli.     Braunecbweig 
(Westennann)  1882.     Fol.     (SO  Pf) 
T.  Braucbitscb,   Karte   der  Umgegend   von  Braunachweig.     1  :  50,000. 

Litb.     Braanschweig  (Eamdohr)  iSSä.     Fol.     (M.  4.) 
Karte    des    Oel-Districts    bei   Peine    (Prof.  Hannover).     Cbromolitb.     Celle 

iScbulze)  1883.     Fol.     (M.  1,50.) 
Special-Karte  des  Oel-Districts  bei  Peine.    Chromolitb.    Hannover  (Scbmorl 

&  Seefeld)  18S2.     Fol.     (M.   1,50.) 
Locbner  (A  ),   Plan  dea  kgl.  Nordseebadea  Norderuey.     Mit  oiuer  Karte 
der  Insel  und  einer  Karte  über  die  Reiaewege  nach  Nordemey.    3.  Aufl. 
rev.    von    C.    Kiemeyer.      Chromolitb,      Norden   (Brsams)    1883.      FoL 
fif.   M 
Karte    der    Umgegend   von   Cassel.      1  :  200,000.     Nebst   2   Bpecialkarten ; 
Dörnherg,    Habicblswald    mit    Langenberg   nnd  Meissner.      1  :  50,000. 
Chromolitb.     Cassel  (Klaunig)  1882.     Fol.     (H.   1.) 
Lubmanu,   Special  -  Karte   dea  Wesergebiets   von  Schlüaaelb  urg   bis 
Hameln,   des  Fiirstentb.  Scbanmbiirg-Lippe,  der  Bebburger  Berge  uud 
des  Teutoburger  Waldes.    1  :  150,000.    Chromolith.    Minden  (Uarovskj) 
1883.    Fol.    (50  Pfl 
Eicursionskarte    von    Hameln    nnd    Umgegend.      1  :  150,000.     Chromolitb. 

Hameln  (Schmidt  &  Suckert)  1882.     i.     (30  Pf) 
Plan  der  Stadt  Hameln.     Lith.     Ebds.   1382.     Fol.     (30  Pf.) 
Tbätjenborat  (H.)   und   A.    Duntie,   Karte  von   dam  Gebiete   der   freien 
Hansestadt   Bremen.      4.  Aud.     I  :  33,935.     Lith.     Bremen  (Kühtmaim 
&  Co.)  1882.     Fol.     (M.  13.) 
Karle    der    freien  Hansestadt   Bremen.      Anlage    Eur   Banordnnng    vom  J. 

1883.     Chromolitb.     Ebds.     Fol.     (80  Pf.) 
Nielsen  (Ch.),  Karte  vom  Buscb  bei  Varel  nnd  vom  Urwald  bei  Neuen- 
bürg.    Lith.    Varel  (Bültmaun  &  Gerrieta  Sacbf)  1883.    Fol.    (40  Pt) 
Plan  von  Mordenhamm.    Lith.    Bremen  (v.  Halem,  in  Comm.)  1883.    Fol 

(M.  3.) 
Uandtke  (F.),  SchulTrandkarle  der  Provinz  Westfalen  in  6  Bll.  1:330,000. 
5.  Aua.  Chromolitb.  Glogan  (Flemmiug)  13S2.  Fol.  (M.  4,50;  auf 
Leinw,  in  Mappe  7,50;  m.  roheu  Eolzrollen  9,50;  m.  polirl«n  HoU- 
rollen  10,50.) 
Karle  des  rheinisch  -  westfSlischeu  Kohlen- Reviers.  Chromolitb. 
Metz  (Deuteche  Buchhdl.)  IS82.    4.    (15  Pf.) 


Königreich  Sachsen.     Thüringen.     Grossherzogthum  Hessen.        537 

Ottersky  (F.)  u.  J.  L.  Algermissen,  Special  -  Karte  der  rheinisch- 
westfälischen  und  hessen-nassauischeu  Eisenbahnen  nach 
der  Verwaltungseinteilung  vom  I.April  1881.  1:500,000.  Chromolith. 
Metz  (Deutsche  Buchhdl.)  1882.  Fol.  (M.  1,20;  auf  Leinw.  in  Etui 
M.  3.) 

Kichter  und  Hofacker,  Übersichtskarte  über  die  Gebiete  des  Gustav- 
Adolf-Vereins  in  Rheinland-Westfalen,  Nassau,  Hessen-Darm- 
stadt und  der  Rh  ein pf  alz.  Chromolith.  Barmen  (Klein)  1882.  Fol. 
(M.  1.) 

Karte    des    Kreises    Minden.      1  :  80,000.     Lith.  u.  col.     Berlin  (Schropp) 

1882.     Fol.    (M.  1,50.) 
Plan  der  Stadt  Minden.     1:5000.     Lith,     Minden  (Marowski)  1882.     Fol. 

(M.  2.) 

Karte  des  Stadt-  und  Landkreises  Essen.  3.  Aufl.  Chromolith.  Essen 
(Bädeker)  1881.     4.     (10  Pf.) 

Reiss  (R.),  Wandkarte  der  Rheinprovinz.  6  BlI.  Chromolith.  Düssel- 
dorf (Schwann)  1882.     Fol.     (M.  6;  auf  Leinw.  m.  Stäben  12.) 

Karte  der  Rheinprovinz  und  Westfalen,  der  Provinz  Hessen-Nassau 
und  Frankfurt  a./M.,  des  Grosshevzogthums  Hessen,  der  bay- 
rischen Rheinpfalz  und  eines  Teils  der  benachbarten  Länder.  Chro- 
molith.    Düsseldorf  (Bagel)  1882.     Fol.     (M.  1,50.) 

Algermissen  (J.  L.),  Topographische  Special-Karte  der  Umgegend  von 
Köln.  1  :  50,000.  6.  Aufl.  Ausg.  m.  Niveau-Linien.  Chromolith. 
Köln  (Warnitz  &  Co.)  1882.     Fol.     (M.  3;  auf  Leinw.  4,50.) 

Lessing  (E.),    Schul- Wandkarte    der   Provinz  Hessen-Nassau    und    des 

Fürstenthums    Waldeck    mit    Pyrmont.     1:200,000.     6  Bll.     Lith. 

u.    col.     Cassel  (Kleimenhagen)   1882.     Fol.     (M.   4,90;    auf  Leinw.  m. 

Stäben  8,50.) 
Ravenstein  (A.),  Karte  der  Umgegend  von  Frankfurt  a.  M.     Kpfrst.  u. 

col.     Frankfurt  a./M.  (Ravenstein)  1882.     Fol.     (Auf  Leinw.  in  Carton 

M.  4.) 
—     (L.),    Strassenplan  von  Frankfurt  a./M.  und  Bockenheim.     1  :  10,000. 

Chromolith.     Ebds.     1882.     (M.  1,50.) 
Karte    vom    Rhein.      Mannheim-Mainz-Köln.      Nebst    Plan    von   Köln    und 

Karte  von  Köln  bis  Elberfeld.     Chromolith.     Berlin  (Goldschmidt)  1882. 

Fol.    (40  Pf.) 

Königreich  Sachsen.     Thüringen.     Grossherzogthum   Hessen. 

Karte  des  Deutschen  Reiches.  Abthl. :  König r.  Sachsen  und  Theile  der 
angrenzenden  Staaten.  1:  100,000.  Sect.  440:  Gera;  467:  Greiz;  470: 
Sayda;  494:  Wiesenthal.  Herausg.  vom  topogr.  Bureau  des  K.  Sächsi- 
schen Geueralstabes.  Kpfrst.  u.  col.  Leipzig  (Hinrichs'sche  Buchhdl., 
Sort.,  Cto.)  1881/82.     Fol.     (k  M.  1,50.) 

Topographische  Karte  des  Königreichs  Sachsen.  1:25,000.  Herausg. 
durch  das  Kgl.  Finanzministerium.  Bearb.  im  topographischen  Bureau 
des  Kgl.  Generalstabes.  8.  Lief.  Tannwald.  Seehausen.  Pönitz.  Thall- 
witz.  Markranstädt.  Leipzig.  Brandis.  Würzen.  Zwenkau.  Stolpen. 
Sebnitz.  Schöna.  Kpfr.  u.  chromolith.  Leipzig  (Engelmann)  1882. 
(k  Bl.  M.   1,50;  m.  getuschten  Böschungen  M.  2.) 

Handtke  (F.)  und  H.  Friedemann,  Schul-Wandkarte  vom  Königreich 
Sachsen.  9  Bll.  3.  Aufl.  Chromolith.  Glogau  (Flemming)  1881. 
(M.  6;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  10,50;  m.  rohen  Holzrollen  M.  12; 
mit  polirten  Holzrollen  M.  13,50.) 


I 


S68   Kmrten  von  BAjesm,  Württemberg,  Bkd«i  nnd  Elaaas-liotliiingaL 

Lange  (A.),   Specinl-  und  Verkelirsksrte   vom  Königreich  SachiieD  and 

deu    aDgreDE«Dden  Ländern,    eiugetheilt    Dftcli  Poet* Tax- Qaadraten,    mit 

Orl9-Verzeicbnig«.    '2.  BI.  (VL)  Chemnitz,  Döbeln,  l'reiberg,  Horienberg. 

ChromoÜth.      Dresden   (Jaeiiicie)    1882.      Fol.      (BubBcr.  -  Pr.    75   Pf.; 

eiuzdn  M.  1,25.) 
Plan  von  Dresden  ISS^.     BeatK  vom  Stadtvennessungeamte.    Litb.    Drw- 

äan  (Meinhold  a.  8.)  1S82.     Fol.     (M.  1.) 
Karle  der  HächaiBehen  ScbwaiE.     Nebst  Plan  von  Dresden.    Chromolitb. 

Bfirlin  (Goldgcbmidt)  1883.     Fol.     (40  P£) 
Dacbael  [Ä.),    Karte    von    Scbandanund    Umgegend.     1:12^00.    Chro- 

inolitb.     Stbandau  (Lewuhn)  1882.     Fol,     (M.  I.) 
Special-Earte  der  sädlichen   Lanaitz.     Sectiun    B&utEea,    Nenjslia,   Löbao. 

1  :  60,000.     Chromolitb.     NensalM   (Oeaer)   1883.     Fol.     (Anf  Leinw.  in 

Etui  M.  I.) 
Karte    von    Bautzen    mit    Umgebang.      1:70,000.     Cbromolith.     Baatien 

(Hähll  1SS2.     Fol.     (,10  Pt) 
HeUel  (0.)  und  W.  Kentaeb,  Plan  von  Leipzig.     1:7000.     Amg.  1882. 

Kpfrat     Leipzig  (Hinricbfl'gcliG  Bnchhdl,,  Verl.-Cto.)   18S2.     Fol.    (80  Pf.) 
Karte  des  Boaenthale«  bei  Leipzig  niid  seiner  üoigebung^n.    Chromolitb. 

Leipzig  (Ehrlich)  1882.     8.     (!5  Pf.) 
Plan    der   Fabrik-    nnd    HandelaBtadt    Chemnitz.      Chromolitb.      ChemniU 

(BöIz)  1682.    Fol.    (M.  MO.) 
Wagner   (C.    Th.),    Plan    der    Stadt    GUnchaa.      1:8,000.      Chromolitb. 

Glaneban  (Pescbke)  1882.     Fol.     (M.   1.) 
Albert(F.),  Karte  d^  oberen  Saaltbales.  1:100,000.    Chromolith.    Plauen 

(Kell)  1882.     Fol.     |M.   1:  m.  color.  Grenzen  M.   1,40.) 
BöRsel  (Th).    Karte   des  geaammten  Vogtlandes.     1 :  2üO,000.     5,  Abdr. 

vom  J.  1S83.     Chromolitb.     Planen  (Neupett)  18S3.     Fol.     (U.  L,S5.) 
'    Geologische  Karte    von  Prensaen    nnd    den   Thöringisohon   8t«steii. 

1  :  25,000.     Herauageg-,  durcb  daa  K.  preuas.  Ministerium  der  öffentlichen 

Arb,^Ltt:u.     Lief.   19.     Grjid-Äbtbl.  57.    N.  31-  Eies.=fe.lti  32.  Schraplan; 

33.    Taut«cbenthal ;     37.    Ziegelroda;     38.    Qaerfurt;      39.    Schabtedt; 

43,    Wiehe;     44.    B!bra;     45.    Freibnrg   a./ün«lrut.      Chromolitb.    Fol. 

Nebst  Erläuterungen.     8,     Berlin  (Scbropp)  1882.     (M.   18.) 
Plan  der  herzoglichen  Hnnpt-    und  Besidenzatadt  Altenbnrg.      Chromolitb. 

Altenburg  (Blücher)  1382.     Fol.     (75  Pf.) 
Goltzmann  (W.),  SpecJalkarte  von  Greiz  und  Umgebung,  heranageg.  von 

der  Section    „Greiz"    des   dentachen    und    Österreichiscben  Alpenvereins. 

1:25.000.     Cbromolitb.     Greiz  (Teich)  1882.     Fol.     (M.   1.) 
Köhler  (R.),  Orientierungs-Kärtcben   der  Eisenacher  Umgebung.     Litb. 

u.  col.     Eiaenach  (Eaach  &  Cocb)  1882.     8.     (20  Pf.) 
Eisenach  und  Umgegend.     Ausg.    1882.     Kpfrst.    u.  col,     Weimar  (Geogr. 

Inst)     FoL     (M.  1.) 
Um  enau    mit    Panorama    vom    Kiukelbabu.      Aueg.    I8S3.      Ebda.      Fol. 

(50  Pf.) 

Karlen  von  Bayern,   Württemberg,    Baden    und  Elsass- Lothringen. 
Positionskarte  vom  Königreich  Bayern.     Bearb.  im  topographischen  Bureau 

des    K.    bayerischen    Generalatabes.      1:50,000.      N.    321:    Heilsbronn; 

322:    Rohr;     323:    Schwabach;    324:    Wendelatein;    339:    Schnelldorf; 

342:  Herrieden;  343:  Escbenbach ;  3G2:  Haundorf;  364:  Fencbtwangen; 

365:  Diirrvrangen:  366:  Bechbofen;  367:  Omban;  611:  Pfaffenhofen a./a ; 

G90:  Babenbansen;   691:  Weinried.     Photolith.     München  (Litor.-artist. 

Anstalt)  1831/82.     (i.  M.  1,5.) 


Karten  von  Oesterreich-Ungarn.  539 

Topographischer  Atlas  des  Königreichs  Bayern,  bearb.  im  topographischen 
Bureau  des  K.  bayer.  Generalstabes.  1 :  50,000.  Bl.  7.  Nordalben,  Ost 
u.  West;  8.  Hof;  52.  Nördlingen,  Ost  u.  West;  53.  Neuburg,  West; 
91.  Pölz,  West.  München  (Lit-artist.  Anstalt)  1882.  Fol.  (ä  M.  1,50; 
in  Uth.  üeberdr.  k  75  Pf.) 

Wenz  (G.),  Schul  Wandkarte  von  Südbayern.  2.  Aufl.  der  ^Karte  von 
Bayern  südlich  der  Donaa''.  1  :  200,000.  9  BIl.  Chromolith.  München 
(Kellerer)  1882.     Fol.     (M.  10;  auf  Leinw.  in  Mappe  h4.) 

Manchen  für  1  Mark.  Neuester  Plan  von  München  mit  Umgebungs- 
und  Eisenbahnkärtchen.  Nebst  kleinem  Wegweiser  zu  den  Sehens- 
würdigkeiten.    12.  Aufl.     München  (Kayser)  1882.     12. 

Kaiser  (A ),  Plan  der  Kgl.  Kreis- Hauptstadt  Augsburg.  Nach  den 
neuesten  Abänderungen  aufgenommen  und  bearb.  1  : 5,000.  3.  Aufl. 
2  Bll.     Chromolith.     Augsburg  (Rieger)  1882.     Fol.     (M.  5.) 

Menth  (C.  A.),  Specialkarte  der  bayerischen  Bheinpfalz.  Chromolith. 
Kaiserslautern  (Gotthold)  1882.  Fol.  (In  Leinw.-Carton  M.  2,50;  auf 
Leinw.  in  Carton  4;  m.  polirten  Holzstäben  4,50.) 

Michel  (Ch.),  Alpenkarte.  Sect.  4  u.  5.  Touristenkarte  für  Ausflüge 
von  München.    Lith.  u.  color.    München  (Finsterlin)  1882.    Fol.    (80  Pf.) 

Algermissen  (J.L.),  Spezial-Karte  von  Südwestdeutschland.  1:200,000. 
Sect.  3.  Karlsruhe.  Stuttgart.  Sect.  7.  Konstanz.  Chromolith.  Metz 
(Deutsche  Buchhdl.)  1882.     Fol.     (ä  M.  2,50.) 

Kachel  (L.),  Karte  von  Württemberg,  Baden  und  Hohenzollern. 
1 :  450,000.  12.  Aufl.  Lith.  u.  col.  Stuttgart  (A.  Müller)  1882.  Fol. 
(M.  1 ;  auf  Leinw.  u.  Carton  2.) 

Fraas  (O.),  Geognostische  Wandkarte  von  Württemberg,  Baden  und 
Hohenzollern.  1:280,000.  4  Bll.  Chromolith.  Stuttgart  (Schweizer- 
bart) 1882.     Fol.     (In  Mappe  M.  12;  auf  Leinw.  in  Mappe  14.) 

Baus  er  (G.  W.),  Hand- Atlas  von  dem  Königr.  Württemberg  in  63  Bll. 
1  :  150,000.     Stuttgart  (Metzler)  1882.     4.     (M.  8.) 

Henzler  (G.)»  Schul-Wandkarte  von  Württemberg.  6  Bll.  4.  Aufl.  Chro- 
molith. Stuttgart  (Rieger)  1882.  Fol.  (M.  7;  auf  Leinw.  mit  lackirten 
Stäben  12.) 

Moosmair  (A.),  Neueste  Eisenbahn-,  Post-  und  Telegraphen-Karte  des 
Königreichs  Württemberg.  1  :  350,000.  Chromolith.  Stuttgart 
(Bieger)  1882.     Fol.     (M.  1,50.) 

Algermissen  (J.  L.),  Special-Karte  des  Schwarzwaldes.  1:200,000. 
2.  Aufl.     Chromolith.     Metz  (Deutsche  Buchhdl.)  1882.     Fol.     (M.  2,50.) 

Haug  (J.),  Übersichtskarte  über  sämmtliche  Stadt-  und  Stiftswaldungen  von 
Leutkirch.  1:25,000.  Lith.  und  col.  Leutkirch  (Roth)  1882.  Fol. 
(M.  1;  auf  Leinw.  1,60.) 

Karte  von  Elsass-Lothringen.  Chromolith.  Metz  (Deutsche  Buchhdl.) 
1882.     4.     (15  Fi) 

Kirchner  (M.),  Das  Reichsland  Lothringen  am  1.  Febr.  d.  J.  1766  und 
sein  Nachbargebiet  im  Westen  und  Süden.  Chromolith.  Strassburg 
(Trübner)  1882.     Fol.     (M.  3.) 

Herlach,  Niederbronn  und  seine  Umgegend.    Specialkarte  für  Touristen. 

1 :  40,000.     Chromolith.     Strassburg  (Trübner)  1882.     Fol.     (M.  2.) 

« 

Karten  von  Oesterreich- Ungarn. 

Specialkarte  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie.  Herausg.  vom 
k.  k.  militär-geographischen  Institute  in  Wien.  1 :  75,000.  Zone  IV.  8. 
Kaaden  und  Joachimsthal.  —  VI.  11.  Königsaal  und  Beneschau.  — 
X.  9.    Kuschwarda.    —   XV.  16.  Kapuvdr*    —    XYI»  14,  H»x^Xi^'t%  ^isÄw 


590  Karten  von  Oesterreich-Ungarn. 

Pinkafeld.  —  XX.  13.  Pragerhof  und  Wind.  Feistritz.  —  XXV.  Waras- 
din  und  Kottori.  —  XXI.  13.  Rohitsch  und  Drachenberg.  —  XXI.  16. 
Berzence  und  St.  Georgen.  —  XXVII.  12.  Rudolfswerth.  —  XXVU.  13. 
Gurkfeld  Raun  und  Samobor.  —  XXIII.  14.  Velika  Gorica  und  Lekenik. 
—  XXIII.  15.  Kloster  Ivanic  und  Moslavina.  —  XXIV.  15.  Sisek  und 
Sunja.     Wien  (Lechner)  1882.     Fol.     (ä  M.  1.) 

Baur  (C.  F.),  Wandkarten  von  Oesterreich-Ungarn.  9  BU.  Ausg.  1882. 
Chromolith.  Wien  (Hölzel)  1882.  Fol.  (M.  8;  auf  Leinw.  in  Mappe 
14;  m.  Stäben  16,40.) 

V.  Haardt  (V.),  Atlas  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie  für 
Volks-  und  Bürgerschulen.     Ebds.  1882.     4.     (M.  1.) 

— ,  —  —  Italienische  Ausg.  Ediz.  I.  in  7  carte.  Ebds.  4.  (60  Pf.)» 
Ediz.  II.  in  14  carte.     (M.  1,20.) 

Trampler  (R.),  Atlas  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie  für 
Mittel-  und  verwandte  Schulen.  Ausg.  in  31  BU.  Wien  (k.  k.  Hof- 
u.  Staatsdruckerei)  1882.     4.     (M.  3,60.) 

Chavanne  (J.),  Physikalisch  -  statistischer  Hand-Atlas  von  Oesterreich- 
Ungarn  in  24  Karten  mit  erläut.  Text.  1.  u.  2.  Lief.  Wien  (Hölzel) 
1882.     Fol.     {k  M.  7.) 

Kozenn  (B.),  Handkarte  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie. 
1  : 2,500,000.     Ausg.  1882.     Chromolith.     Ebds.     Fol.     (M.  1.) 

General-Strassen-  und  Ortskarte  des  österreichisch-ungarischen  Reiches 
nebst  ganz  Süd -West -Deutschland  und  einem  grossen  Theile  von 
Nord-Italien,  der  Schweiz  und  der  übrigen  angrenzenden  Länder. 
4  Bll.  N.  Ausg.  Chromolith.  u.  col.  Wien  (Artaria  &  Co.)  1882.  Fol. 
(M.  9.) 

Uebersichtskarte  der  Eisenbahnen  der  österreichisch-ungarischen  Mo- 
narchie, nebst  den  angrenzenden  auswärtigen  Landestheilen.  Herausg. 
im  Auftrage  des  k.  k.  Handelsministers  von  der  k.  k.  General-Inspection 
der  Österreich.  Eisenbahnen.  1  :  1,000,000.  Erneuerte  Ausg.  6  Bll. 
Chromolith.     Wien  (Artaria  &  Co.,  in  Comm.)  1881.     Fol.     (M.   11.) 

Trampler  (R.),  Eisenbahn -Karte  der  österreichisch  -  ungarischen 
Monarchie.  Chromolith.  Wien  (k.  k.  Hof-  u.  Staatsdr.)  1882.  4. 
(40  Pf.) 

Eisenbahn-Karte  von  Oesterreich-Ungarn.  1:840,000.  Neue  Aufl.  1882. 
Chromolith.     Wien  (Hölzel)  1882.     Fol.     (M.  2.) 

12.  Jahrg.     1882.    45.  Aufl.    Chromolith.    Teschen  (Prochaska)  1882. 

Fol.     (M.  2.) 

Wranitzky  (H.),  Neueste  Postzonenkarte  der  österreichisch-ungari- 
schen Monarchie,  nebst  einem  Zonenzeiger  und  alphab.  Verzeichnisse 
sämmtlicher  Postämter.     Tabor  (Jansky)  1881.     8.     (M.   1,60.) 

Neueste  Reisekarte  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie.  Chro- 
molith.    12.  Aufl.     Wien  (Perles)  1882.     Fol.     (M.  1,20.) 

Wagner  (J.  E.),  General-Karte  des  Königreichs  Böhmen.  1  :  220,000. 
9  Bll.  Lith.  u.  col.  Ausg.  I  mit  der  polit.  u.  judiciellen  Eintheilung, 
jeder  Bezirk  in  besonderer  Farbe  ausgeführt  mit  Angabe  der  Sprach- 
grenze und  des  Terrains  (M.  9).  Ausg.  II  mit  Angabe  des  Terrains 
(M.  7);  Ausg.  III.  einfacher  Abdr.  ohne  Terrain  (M.  6).  Prag  (Kytka) 
1882.     Fol. 

— ,  Neueste  Eisenbahn-  und  Strassenkarte  von  Böhmen.  3.  Aufl.  Chro- 
molith.    Ebds.  1882.     Fol.     (M.  1,20.) 

— ,  General-Karte  von  Mittel- Böhmen.  (Umgebung  von  Prag.)  2.  Aufl. 
Lith.     Ebds.  1882.     Fol.     (M.  1.) 

— ,    —  vom  südöstlichen  Böhmen.     Lith.     Ebds.  1882.    Fol.    (M.  1,20.) 

— ,    —  vom  südwestlichen  Böhmen.    Lith.    Ebds.  1882.   Fol.   (M.  1,20.) 


Karten  von  Oesterreich-Ungarn.  591 

Koristka  (C),  Qeneral-Karte  vom  Königreich  Böhmen.     1 :  432,000.    Lith. 

u.  col.     Ausg.  1882.     Fol.     Wien  (Hölzel)  1882.    (M.  4;  auf  Leinw.  in 

Carton  6.) 

— , ,  böhmisch.     £bds.     Fol.     (M.  4;  auf  Leinw.  in  Carton  6.) 

Karte  des  ehemaligen  Saazer  Kreises  nach  der  neuesten  politischen  Ein- 

theilung  mit  besonderer  Rücksicht  der  Hopfen  bauenden  Orte.    Chrorao- 

lith.     Saaz  (Ippoldt)  1882.     Fol.  m.  Text.     8.     (M.  3  ) 
Kozenu  (B.),  Hand-   und  Reisekarte   der  Markgrafschaft  Mähren  und  des 

Herzogthums    Schlesien.      1:600,000.     Lith.     Wien  (Hölzel)  1882. 

Fol.    (M.  2,40.) 
— ,    —  — ,  böhmisch.     Ebds. 

Steinhauser  (A.),  Karte   der  Märkgrafschaft  Mähren  und  des  Herzog- 
thums Schlesien.     1:432,000.     Neue  Aufl.     Lith.     Wien  (Artaria  & 

Co.)  1881.     Fol.     (M.  4.) 
Kaulfers  (A.),  Plan  von  Reichenberg.     1:5760.     Chromolith.    Reichen- 
berg (Schöpfer)  1881.     Fol.     (M.  1.) 
Scheda,  Wien  mit  seiner  nKchsten  Umgebung.    Detail-Karte  zum  Besuche 

der  nftchstgelegenen  Ortschaften,   sowie   zu  Ausflügen  und  Gebirgs-Par- 

tien   für    Touristen.     Ausg.    1882.     Chromolith.     Wien  (Artaria  &  Co.) 

Fol.    (M.  2.) 
Neuester  Plan    der    k    k.    Reichshaupt-    und  Residenzstadt  Wien    und    der 

Vororte    mit    Angabe    der    Häusernumerierung.      10.   Aufl.     Chromolith. 

Wien  (Teufen)  1882.     Fol.     (60  Pf.) 
Übersichtlichster  Plan  von  Wien  und  seineu  Vorstädten.    Chromolith.    Wien 

(Perles)  1882.     Fol.     (80  Pf.) 
Umgebungs-Karte  von  Wien.     Herausgeg.  vom  k.  k.  militär-geographischen 

Institute  in  Wien.     1  :  25,000.     Bl.  A.  7.  Fahrafeld;   8.  Pernitz;  B.  7. 

Pottenstein ;  8.  Hornstein;  C.  8.  Sollenau;  D.  7.  Ebreichsdorf;  8.  Potten- 
dorf; E.  7.  Seibersdorf;  8.  Loretto.   Heliogravüre.    Wien  (Lechner)  1881. 

Fol.     (ä  M.  1.) 
Karte    der  Umgebung    von  Mödling.      1  :  25,000.     Lith.     Wien  (Lechner) 

Fol.     (M.  2,40.) 
V.  Skrzeszewski  (A.),  Wiener  Touristen-Karte.    1:246,857.    13.  Aufl. 

Chromolith.     Wien  (Toeplitz  &  Deuticke)  1882.     Fol.     (M.  1.) 
Karte  des  nördlichen  Theiles  des  Wiener-Waldes.    1  :  45,000.    Chromolith. 

Wien  (Hölzel)  1882.     Fol.     (M.  3;  auf  Leinw.  in  Carton  5.) 
Handtke's    (F.)    Specialkarte    von    Tirol    und    Salzburg.       1:600,000. 

2.  Aufl.     Chromolith.     Glogau  (Flemming)  1882.     Fol.     (M.  1,50.) 
Karten    von    Tyrol,    Salzburg,    Salzkammergut.     Nebst    Plänen    von 

Wien  und  München    und  Eisenbahnkarte  Wien-Linz-Salzburg-München. 

Chromolith.     Berlin  (Goldschmidt)  1882.     Fol.     (M.  1.) 
Karte   des   Salzkammerguts.     1:150,000.     Chromolith.     Gmunden  (Män- 

hardt)  1882.     Fol.     (80  Pf.) 
Seibert    (A.    E.),    Distanzkarte    des    Salzkammer  gutes.      Lith.      Wien 

(Holder)  1882.     Fol.    (72  Pf.) 
Höller  (J.),  Plan  von  Gmunden  und   dessen  nächster  Umgebung.     Chro- 

motith.     Gmunden  (Mänhardt)  1882.     Fol.     (80  Pf.) 
— ,    Plan  von  Ischl    und  dessen    nächster  Umgebung.     Chromolith.     Ebds. 

Fol.    (80  Pf.) 
Bavenstein    (L.),    Karte    der    Ost-Alpen.      5    BU.      Ost- Tiroler- Alpen, 

Tanren   und    Dolomiten.      Chromolith.      Frankfurt    a./M.    (Ravenstein) 

1882.    Fol.     (M.  5.) 
Petters  (H.),  und  A.  Waltenberger,  Karte  der  Ost- Alpen.    1:860,000. 

Kpfrst.  u.  color.    Augsburg  (Lampert's  Alpiner  Verl.)  1882.    Fol.    (M.  3; 

auf  Leinw.  4.) 


592  KbHoh  von  Oasterreich-Ungarn. 

Karte  der  DolomUeu  und  desSüd'AbiiaiigesderC antra  1' Alpen.  I:320,0( 

Chromolilh.     Wien  (Hartloljen)  1882.     Fol.     (90  Pf.) 
Steinbauser   (A.),    Karte    vou    Tirol    und   Vorarlberg.     Tarrain   »an 

B,.  MHBcbck    Ben.     1 :  432,000.     N.    Aufl.     Chromoütb.      Wisu    (ArCaria 

&  Co.)  1B83.     Fol.     (M.  4.) 
Albach  (J.),  SpBuialkarteTüQSadweat-ÖHterretcli.    1:200,000.    Bl.  IX. 

Umgebung   von    Knfatein-Oroesglackner.      CLromolith.      Wien   (Artaria 

&  Co.,  in  Comni.)  I8S2.     Fol.     (M.  2,4u.) 
Maachek  sen   (R.),  Neueste  Touriaten-Karten.   1:129,000.   N.  X.    Dolomiten 

von  8üd-Tirol,    Bruneek,    Bozen,   AmpexBO  etc.     Rov.   von   B.  lasier. 

Litli.     Wien  (Artaria  ä  Co.)   1382.     Fol.     (M.  2.) 
— ,    Karte  von  Mittel-  nud  West-Käruten  nnd  dem  nördlichen  Sr^n  etc. 

1  :  150,000.     1.  WeBtliehes  Bl.    CLromolith.    Ebds.     1882.    Fol.    (M.  3.) 

— , a.  Oestlichea  Bl.     Chromolith.     Ebda.     I8SS.     Fol.     (M.  3.) 

Administrationa-Karte   von    Nieder-Oeaterreitb.     Heransg.    vom    Verein 

für  Landeskunde  Nieder-Oesterreicbi,  1:28,000.  Sect.  C.  Bl.  3.  Weit™. 
4.  Gr.  Oeranga.  Sect,  D,  Bl.  4.  Ottonachlag.  C.  PGggostall.  Ebds. 
1882.     Pol,     {&  M,  l.GO.) 

Freytag  (G.),  Spacial-Touriaten karte  der  Diederöatorreicliiacli-steiri- 
sehen  Grenzgebirge.  N.  2,  Westliche  Schneeaipe,  Vettsch,  Zeller 
u.  Affenzer  Staritzen,  Tonion  etc.  1:50,000.  Chromolith.  Eids. 
1S82.     Fol.     (M.  2,80.) 

TouristHo-Kartc  von  Nieder-Österreich  nnd  den  angrenzenden  Gebieten. 
1 :  875,000.  Zusammengestellt  nnd  gezeichnet  von  A.  Beuss.  Chro- 
molith,    Wien  (Hattlehen)  1882.     Pol.     (M.  1,10.) 

KsrtaderSchneBbBrg-Baxalpe-HochBchwab-undOetscbet-GrBppe. 
Heransgeg.    vom    K,    K.    militHr-geogr.    luxtitute   in    Wien.     1 :  73,000- 

2  BU,     Lith.     Wien  (Leehner)  1882,     Fol.     (M.  4;  color.  6.) 

V.  Skrzesaowski  (A),  Specialkarte  der  Umgebung  von  Bad  Gaatein  und 

Ruudachiiu     vom    Giimskalir-Kpgel,     oebät     Plan     vom  Wildbad  Gftsleiu. 

1:50,000.     2  Bll.     Chromolith.     Wien  (HSIzel)  1881.     Fol.     (M.  2.) 
Umgebunga- Karte  von  Qraz.    Herausgeg.  vom  K.  K.  militär-geographiachea 

iQHtitute    in    Wien.      1:76,000.      Lith.      Wien   (Lechner)    1882.      Pol, 

(M.  1,80;  chromolith.  M.  2,60.) 

von  Innabruck,     Lith.     Ebda.     (M.  1,60;  chromolith.  2,40.) 

von  Linz.     Lith.     Ebda.     (M.  1,60;  chromolith.  2,40.) 

von  Villach  und  Tarvia,     Lith.     Ebds.     (M.  2;  chromoüth,  3.) 

Steinhäuser  (A.),  Orts- und  Strasaen-Karte  des  Königreichs  Ungarn,  nebat 

Kroatien    und    Slavonien.      1  :  296,000.       Chromolith.      Wien    (Artaria 

&  Co,)  1882.     Ausg.    mit  Terraiu   und  ohne  Terrain  mit  der  Comitatg- 

eintbeilung.     [k  M.  4.) 
Laubner   (J.),    Situation epiaa    der  Kön.  Fi-eiatadt    Preasburg.     1:3,600. 

2  Bll,     Chromolith.     Pressburg  (Steiner)  18S1.     Pol.     (M.  8.) 
Plan   von  Budapeat   mit    kurzem  Wegweiser    und  Btrassenverzeichnisg   in 

ungarischer    und   deutacher    Sprache.      Chromolith.      Wien   (Hartleben) 

1882.     Pol.     (90  Pf.) 
SchnU,  General-,    Poat>  nnd  Straaaenkarte  des  Kronlandes  Galisien  nnd 

Lodomerien,  mit  Auschwitz,  Zator  und  Krakau;  sovrie  des  Kronlandes 

Bukowina.      1  -  864,000.      Neue   Aufl.      Epfrat.      Wien    (Artaria  &  Co,) 

1882.     Fol.     (M.  3.) 
Karte    des   Operationsgebietes    in   Sfid-Dalmatien   (Cirvoscie,   Bocche  di 

Cattaro)   und    der   Herzegovrina,    nebst   dem   Furstenthum   Montenegro. 

1:335,000.     Chromolith.     Wien  (Hartlebeu)  1882.     Fol     (40  Pf.) 


Karten  der  Schweiz  und  von  Frankreich.  593 


Karten  der  Schweiz. 

V.  Haar  dt  (V.),    Wandkarte  der  Alpen.     6   Bll.     1:600,000.     Chromolith. 

Fol.     Mit  Text.    4.     (I.  Detaillirte  Ausg.    M.  30;  auf  Leinw.  in  Mappe 

40;  m.  Stäben  44.  —  II.  Schul- Ausg.  M.  24;  auf  Leinw.  in  Mappe  34; 

m.  Stäben  38.  —  III.  Stumme  Ausg.  M.  20;  auf  Leinw.  in  Mappe  30; 

m.  Stäben  34  ) 
Topographischer  Atlas    der    Schweiz.     1:25,000.     20.  Lief.     Bern    (Dalp) 

1882.    Fol.    (M.  12,80.) 
Nnova    carta    della    Svizzera,    con    tutte    le  ferrovie    in    attivitä.     Milano 

1882.     Fol.     (1.  1,50.) 
Kleine    officielle  Eisenbahnkarte    der    Schweiz.     1:500,000.     Ausg.    1882. 

Chromolith.     Bern  (Dalp).     Fol.     (M.  1,20.) 
Gross  (L.),    Eisenbahn-Karte  der  Schweiz,    mit  Angabe   der  Poststrasseu, 

Dampfschifffahrts-    und    Telegpraphen-Linien.     4.    Aufl.      Lith.    und    col. 

Zürich  (Schmidt)  1882.     Fol.    (M.  2,50.) 
Kandegger  (J.),  Beisekarte  der  Schweiz.    1:600,000.   Chromolith.   Zürich 

(Wurster  &  Co.)  1882.     Fol.     (M.  2.) 
Leuzinger's  (B.)  billige  Karte  der  Schweiz  und  der  angrenzenden  Länder. 

1:400,000.     Ausg.  1882.     Chromolith.     Bern  (Dalp).     Fol.     (M.  2;  auf 

Leinw.  in  Etui  4.) 

—  neue    Karte    der    Schweiz.      Ausg.    1882.      Chromolith.      Ebds.     Fol. 
(M.  6,40.) 

—  Physikalische  Touristenkarte    der  Schweiz.     1: 500,000.     Chromolith. 
Bern  (Dalp)  1882.     Fol.     (M.  3;  auf  Leinw.  4,60.) 

Ziegler,    Karte    des    Kantons    Graubünden.      1:250,000.      Chromolith. 

Zürich  (Wurster  &  Co.)  1882.     Fol.     (M.  2,40.) 
Delkeskamp*s   Reliefkarte    des   Vierwaldstättersee*s   und   Umgebung. 

AuBg.  in  dreifarbigem  Druck.    Zürich  (Orell,  Füssli  &  Co.)  1882.    Fol. 

(BL  1,50.) 
Carta    officiale    della    ferrovia    del    San    Gottardo,     in     3    fogli    riuniti. 

Panorama    secondo    il    tracciato    deüuitivo    pubblicato    dalla    Direzione 

della  ferrovia  del  Sau  Gottardo  (riduzione  della  carta  Dufour).    1 :  100,000. 

Milano  1882.     (1.  2.) 
Karte  der  St.  Gotthard-Bahu  in  3  Bll.    Nach  dem  endgültigen  Eisenbahn- 

Trac^  und  im  Auftrag  der  St  Gotthard-Direction  reducirt  auf  Dufour's 

Karte  der  Schweiz.     1  :  100,000.     2.  Aufl.     Lith.  u.  col.    Zürich  (Orell, 

FüssU  &  Co.)  1882.     Fol.    (M.  1.) 
Web  er 's  (J.)   Yogelschaukarte    der  Gotthardbahn.     Chromolith.     Ebds. 

1882.     Fol.    (M.  1.) 

Karten  von  Frankreich. 

Kleinhans  (C),  France  coloriöe  k  main  lev^e.  12  Bll.  Paris  (Dela- 
grave)  1882. 

Carte  du  Massif  des  Alpes.  1:80,000.  Bl.  Albertville,  Allevard,  Barcelo- 
nette,  Bardonn&che,  Beaufort,  Bonneval,  Bozel,  Brian^on,  Castellane, 
Chanousset ,  Colmars ,  Comps ,  Fenestrelle ,  Gap ,  La  Motte  du  Caire, 
Lärche,  Le  Bourg-d'Oisans,  Les  Möes,  Modane,  Mont  Dauphin,  Moutiers, 
Nice,  Ormea,  Petit-St.-Bemard ,  Queyras,  Riez,  St.-Bonnet,  St-Firmin, 
St-Jean  de  Maurienne,  Seyne,  Suse,  Tignes.  Paris  (Döpöt  de  la  Guerre) 
1881/82.    (k  fr.  1,60.) 

Cartes    de   la  fronti^re  des   Alpes.     1:320,000.      1.  Mäcon;    2.  Grand-St- 
Bernard;  3.  Lyon;  4.  Albertville;  5.  Valence;  6.  Brian^on;  7.  Avignon 
8.  Nice;  9.  Marseille;  10.  Draguignan.     Ebds.  1881/82.    {k  fr.  1,50.) 
ZeltMhr.  d.  GeMÜseh.  f.  Erdk.  Bd.  XYII.  33 


594  Karten  vod  Belgien  nud  den  Niederlanden. 

Carte  de  France,  dresa^e  an  ä&p&i  des  forbiEcations.     1:500,000.    Feuille 

VI.     Mulhouae,  Earhralie,  Mannheim,  StraBlionrg,  B&le.     Parle  1381. 
CÖte  Nord  de  Franee.     Baie  de  Somnie.    Paria  (Dipbt  de  la  Marine)  1882. 

(N.  3800.) 
Oarl«   de  France,   druss^e   par   Is  Service  Vicinal   par   urdre   de  M.  le  Ui- 

uiälre  de  I'Interieure.    1 :  100,000.     XU,  16.  le  Maas  (Nord);  XU,  18.  la 

Fliehe;  XU,  21.  Mirebaau;  XII,  23-  la  Motte  St.  Heray;  Xn,  24  Euffec; 

XIII,  9.  Fdoamp;  XIV,  32.  Le  Blanc;  XVUI,  16.  Sens.    Paria  (Hnctette) 

1883. 
Atlaa    dn    difpartemeot    de   l'Aisne   et   de  aee  aborda.     1:100,000.     IG  Bl. 

Paris  (Hachette)  1S81.     (fr.   15.) 
MaltQ-Broti    (V.    A.),    Carte    du   Ddpartenieat    de    VAriige;    CorrAze; 

Creuse;    Drdme;    FiniBtSre;    Card;    Haute-GarDQne;    Lot-et- 

Qaronne.     Paris  (Kooff)  1832. 
France,    north   coagt:    Calais.     London  (Hjdjrogir.   Office)  18S2.     (1  s.| 

[N.  2556.) 
Carte    du    D^paMeinent    de    la   Qironde.      Bl.   I,    SL-Vivien;    2.   Valagrac; 

3.  Leaparre;  31,  Grlgnols.     Bordeaux  (F^ret)  18S1, 
Piano   dcl  Havre  de  Qracia.     Madrid   (Direeoion   de   Hiarografia)    1681. 

(N.  804.) 
Grüner  (L.),  Carte  g^ui^rala  et  coupea  du  bassin  honilleT  de  la  Loire,     { 

2  Ell.     1:46,000.     Paris  (impr.  Lemcrcier)  1881,  I 

Gummi-Relleniarte   vou  Paris  und  Umgebung.     Höhen -Maasstab   1:10,000. 

Längen -Maasstab    1:80,000.      Color,      Leipzig  (Heihnann)   I8S2. 

(M.  32.) 
Anthoins,  Carte  des  en-rironB  de  Paria,  dressäe  par  ordre  dn  Ministre  de 

rintÄrienr.     1:100,000.     Paria  [Hachette)   1881. 
Piano    del    pusrto    de    Tolon.     Madrid    (Dirreccion   de  Hidrografia)   1. 

(N.  SOI.) 
Atlaa  du  d^partement  de  la  Veiidee  et  de  ses  aborda.     17  Ell.     1  :  lOO.OOO. 

Paris  (Hachette)  1881.     (fr.   15.) 

Karten  von  Belgien   and  den   NiederlnndeD. 

Pdrigot  (C.)  et  L.  Piro,  Atlas  ^Irimenlaire  de  la  Bolgique.  Paria 
(Delagrave)  1882.     20  S.  ra,  12  Karten. 

Qdrard  Mercator,  La  grande  carl«  de  Flandre  dressöe  en  1540,  Repru- 
duetion  phototypiqne  de  l'eiemplaire  consecrfi  au  Musöe  Plantin-Moretnä, 
exdcntde  d'aprfes  les  ordre»  de  l'AdmiuiBtration  Communale  d'Anvers  par 
Job.  Maes,  Photographe;  et  pri5cedee  d'nno  notice  eiplicative  par  J. 
van  Raemdouck.     Anvera  18S2. 

Historische  en  topogra£ache  Atlas  Tau  Heimond,  verzameld  en  voor  een 
getciikeufl  door  A.  Saaseu.     Heimond  (de  Reijdt)  183!.     (fl,  2^5.) 

WJtkamp  (P.  H.),  Kleine  Öchoolatlss  van  Nederland  en  Kijue  Overzeeache 
Beaittingen.  8.  dr.  Arnhem  (Volteien).  4.  (Editie  in  14  haarten 
fl.  0,35i  in   n  haarten  fl.  0,40.) 

— ,  Volkaatlaa  van  Nederland  en  zij'nB  OverKeesche  BeaittJngen.  5'  dt. 
16  kaarten.     Ebda.   1S81.     4.     (fl.  0,75.) 

— ,  De  Nederlanden  met  betiekklng  tot  geologie,  hoogta,  laudbouw, 
hooptandel,  acheepvaart  en  aijvorheid,  3  kaarten.  Ebda.  ISSI.  4, 
[fl.  0,75.) 

Wat«rBtaatskaart    van   Nederland,    uitgeg,    op   last   van   Z,  Eic,  den   Mi- 
nister van  WaterBtaat,  Handel  en  Nijverheid.     Bl.  Arubem,     N.  1.  3.  i- 
Bl.    Zutphen.     N.    4.      Bl.   VierUngsbeek.      N.   1-      Bl,    ZwoUe.      N.  2.  I 
'a  Hage  (Mart  Nijhoff)  1881/82.     (i.  fl.  1.50.) 


Karten  von  Grossbritannien.  595 

Spoor-  en  Tramkaart  van  Nederland.     Met  carton  van  het  Nordzeekanaal. 

Amsterdam  (Seyflfardt)  1882.     (fl.  0,25.) 
Ten  Klooster,  Landbonwkaart  van  Nederland,  voor  schoolgebruik.     In 

2  bl.     Leiden  (Engels  &  Zoon)  1881.     (fl.  3.) 
Zeegat  aan   den  Hoek   van   Holland.     Hydrographische  kaart.     1  :  7500, 

naar    de    opname    van  Mei    1881    door  Ihr.   F.    E.  de  Brauw.     Uitgeg. 

door  het  Ministerie    van  Marine.     Afdeeling  Hydrographie,     's  Graven- 

hage  (Gebr.  van  Cleef)  1881.     (fl.  1.) 
Göuw  (J.  ter),  Historische  kaart  van  Amsterdam,   waarop  het  plan  van 

uitbreiding  der  stad,   zoowel  als  de  nieuwe  Spoorwegwerken ,    Handels- 
en Aaulegkaden  enz.  ziju  bijgewerkt  door  A.  J.  van  der  Stok.     1 :  10,500. 

Amsterdam  (Premie  van   the   „Niews  van  den  Dag").     (Nicht  im  Buch- 
handel.) 
Kaart   van  Amsterdam   en  Omstreken.     Ten   noorden   van   de  Zaan  tot  in 

het  Zuiden   van  de  Buitenveldert  en  Zorgvliet  a/d.  Amstel;    ten  westen 

van  af  Sloterdijk  tot  in  het  Oosten  aan  Schellingwoude  en  Diemen.    In 

6  klenren  gedrukt.     Amsterdam  (Seyffardt)  1881.     (fl.  1,50.) 
Kaart  van  Amsterdam   in    4  bl. ;   met  kadastrale  indeeling  der  perceelen, 

samengesteld  en  geteekend  door  A.  J.  van  der  Stok  Senior.    Amsterdam 

(Scheltema  &  Holkema)  1881.     (fl.  12,50.) 
Platte  grond  van  Amsterdam,  met  opgave  der  Trams,  Omnibussen,  Haven- 

Stoombooten,  Hotels  etc.     Amsterdam  (Seijffardt)  1882.     (fl.  0,40.) 
Braakensied  (A.),  Platte  grond  van  Amsterdam  in  1882:  Met  plan  van 

uitbreiding    der    stad    etc.     Herzien   en  bijgewerkt   door   A.  J.  van  der 

Stok.     Amsterdam  (van  Holkema)  1882.     (fl.  0,60.) 
— ,    Platte  Grond  van  Rotterdam.     Nieuwe  druk.     Ebds.  1882. 
Plattegprond  der  Gemeente  Rotterdam,  vervaardigd  door  J.  O p r e  1.  1 :  10,000. 

Rotterdam  (Bazendijk)  1881.     (fl.  0,75.) 
Braakensiek  (A,),  Wandelkaart    van  Arnhem   en  omstreken.     1:30,000. 

Met  de  platte  gronden  van  Arnhem    en  Wageningen.     Arnhem  (van  de 

Zaade)  1882.     (fl.  1,25.) 
Nieuwe  Platte    Grond    van    Utrecht,    met    volledige  nauwkeurig  samenge- 

stelde    lijsten    van    Straten,    pleinen,    grachten    etc.     3»   druk.     Utrecht 

(Diehl)  1882.     (fl.  0,75.) 
Kaart  van  Utrecht  en  omstreken,  met  plattegrond  der  stad  Utrecht.  1 :  50,000. 

Gedrukt  in  6  kleuren.     Utrecht  (van  Druten)  1881.     Fol.     (fl.  1,80.) 
Nieuw    plan    van     Breda.      Breda    (Nieuwenhuijs)    1881.       (fl.    0,30;     in 

kleurendr.  0,50.) 
Wandelkaart    voor    de    Badplats    Wijk    aan    Zee,    Beverwijk-Velzen- 

Y m u i d e n.    Naar  offlcieele  bronnen  bewerkt  door  J.  Helmers.   1: 20,000. 

Bewerwijk  (Groot)  1881.     Fol.     (fl.   1.) 

Karten  von  Grossbritannien. 

(Zusammenstellungen   der  1-,  6-  und  25-inch  County  und  Parish  Maps,   so- 
wie der  Town  Plans  finden  sich  in  jedem  Hefte  der  Proceedings  of  the  Roy. 

Geogr.  Society.) 

Letts'  British  Imperial  Atlas.     London  (Letts)  1881.     Fol.     (31  s.  6  d.) 
Tonnt* 8  Shilling  map  and  guide  to  the  River  Thames,    from  Oxford  to 

London.     Oxford  (Taunt)  1882.     (1  s.) 
Philipps    handy  atlas  of  the  counties    of  Wales.     Constructed  by  J.  Bar- 

tholomew.     London  (Philip)  1882.     8.     (2  s.  6  d.) 
England,     south    coast:     The     Solent,     Hurst     point    to     Cowes    and 

Southampton   water.      London    (Hydrogr.    Office)    1882.      (2    s.    6    d.) 

(N.  2040.) 


**C%  ife 


596  Kurten  des  aördlicheu,  Sstlichen  and  aüdlicben  Enropa'a, 

Engluud,  soutb  coaat:  Needles  chsnae),  wilh  Cbrütchorcli  bay.    Loodoc 

{Hydrogr.  Office)  1882.     (3  a.  6  d.)    (N.  3219.) 
JohnBton's    attaa    map    of   Scotlaud.      With    an    eaay   leference   index. 

Loiidoii  (W.  &  Ä.  K.  Johoston)  ISSl.     S.     (10  s.  6  d.) 
Phllip'B    handy    aüna    of  tbe    conoties    of   ScotUnd.      Coastractcd    by 

Bartholomew.      Wilh    conaulting    indes.      London    (^Pliilip)    1882.      8. 

(3  8,  G  d.) 
StokeB  (.Margaret),    Carlo  montrant   la  distribution    des  principuui  dolmens 

d'Irlande    avec    des    remarques    sur    les    muniimeut»    ümirairB»   prc- 

ListoriqueB    de   ce    pays   et    une    liste    da  ces    moniiiiients.      Trad.   pur 

E,  Emault.  —  Beeue  arcMotog.     N.  S&i.  XIV.     1882.     (ji.   1.) 

Karten  des  nördlichen  und  ÜBtlicben  Earopa's. 
Oeueralatabens    topograpbiske  Eoart    over  Danmark.      1:40,000.     Kalcho- 

grapheret  Dg  graveret  ved  Genuralatabeus.    Bl.    StaYi^ahoved  u.  Silkeborg. 

Kjöbeuham  1882. 
Balttque:   Partie  Sad  du  Petit  Belt    et  de  llle   de  Fioaie.     Pans  (Dtpöl 

de  la  Marine)  1881.     (N.  3812.) 
Bju-t    over  HeUingöra    Omega    et  Specialkart    over   BoUingSr  By.    Hel- 

amgbr  (Cbristeugeu)  1882.     (kr.  0,40.) 
Meldul  (C),  Orientiringskart  over  Vulla  Omegu.     Veite  (Jörgonseit)  188^. 

(kr.  1.) 
CarU  boJB  1  y  IV.    de   la    costa    occidental   de  Nornegs.     Madrid  (IJirao- 

cion  de  HidrograEa)  1S81.     (N.  789.  790.) 
Specialkystkart    OTsr  Norge.    B.  37  :  Tuateru-TyrlioDg-SmoIen.     1 :  50,00^ 

(kr.  1,60,)    —    Topogr.  kart.   46.     C.  Temlugen.     1:100,000.     (kr.  1.)     , 

KriHtiania  (Geogr.  opmaliug)  1882. 
Kiupcrl   (U.),    Gaoernl-Karte    des    Kussirielien    E^'iebüs    in   Europa.     G  B 

1  : 3,000,000,      5.  Aufl.      Cbromolith.       Burliu    (D.    Reimer)     löS'»,      F. 

(M.  10.) 
Pohl  (J.)  und  B.  Widimsky,    Eisen  bahn- K.irte   dea  Östlithon  Euro[ 

mit  benondecer  BBrilukBicbtiguug  des   rassischen   Kcicbea.     I  :  2,500,OC 

4  BIl.    Cbromolith.    Nebat  Statiunaverzeinbnisa.    3.  Aufl.    Wien  (Lechner) 

1S82.     Fol.     (M.  18;  auf  Leinw.  10;  auf  Leinw.  in  4  Seot.  in  Etui  18; 

auf  Leinw.  in  1   Bl.  in  Etni   19.) 
Die  Eieenbahneu  des  europäischen  Ruanland    mit  Theilen  der  angren- 
zenden   Länder    und   Klein-Äitieiie.      1:8,000,000.      Ä.u»g.   18S3.     '"^ 

Wien  (Artaria  &  Co.).     Fol.     (M.  1,50.) 

Karteu  der  südlichen  Länder  Europä'a. 
IbaieK  i  Ibauea  de   Ibero,    Mapa    topogrdEca    de  Espafia.     1:50,(00. 

P.    G.:     Bl.   434:    Buitrago;     Bl.    535:    Algete;     Bl.   605:     Aranjoei. 

Madrid. 
Valverde    y  AI  varoz  (E.),    Mapa    geueral    de    laPeniusula   Iberica, 

Isla,^  Balearea,    Cauariaa    y    Posesionoa     EspaEolaa.      8  BÜ.      1:750,000. 

Litb.     Madrid  1S82.     (pes.   15.) 
C6te    Nord    d'Eapagne:    Plan    de    l'entr^e    du    Bio    Nervion    (barre   de 

Bilbao).     Paris  (Däp&C  de  la  Marine)  1882.     (N.  3836). 
Piano  del  araenal   j    puerto   de   Cartagena.     Madrid  (Direccion  de  Hidro- 

grafia)  1881.     (N.  17  A.) 
Piano  del  puerto  de  los  Alfaquea.     Ebds.     1881.     (H.  238A.) 
Piano  de  la  ooncha  y  puerto  de  Gijon.     Ebda.     18S1.     (N.  ISA.) 


Karten  der  südlichen  Länder  Europa's.  597 

Cerri  (C),    Carta  stradale  e    postale    delP    Italia,    dissegnata    secondo  le 

carte    e    le    opere    piü    accreditate    dei    modern!    geografi.      1 :  864,000. 

Nuova    ed.    1882.     Lith.    u.    col.      Wien  (Artaria  &  Co.)    1882.      Fol. 

(M.  16.) 
Plante  della  cittli  dl  Milano,   e  dizionario  di  tutte  le  yie  e  piazze  entro  e 

fdori  le  mura;    Carta    dei  dintomi  Brianza-Laghi;    pianta  e  indicazioni 

deir  Esposizione.     Milano  1881.     80  S.     16.     (1.  2). 
Carta  de  los  golfos  de  Venecia  y  Trieste.     Madrid  (Direcciou  de  Hidro- 

grafia)  1881.     (N.  798.) 

Kiepert  (H.),  Nene  Generalkarte  von  Unter-Italien  mit  den  Inseln 
Sicilien  und  Sardinien.  1:800,000.  2  Bll.  Chromolith.  Berlin 
(D.  Beimer)  1882.  Fol.  (M.  5;  zusammengesetzt  in  Carton  6;  auf 
Leinw.  in  Carton  8.) 

Italj)  south  coast:  Policastro  to  cape  Santa  Maria  di  Leuca,  including 
the  strait  of  Messina.  Plans:  port  Cotrone,  Cape  Rizzuto  anchorage; 
Cotrone  and  cape  Colonne  ancborages.  London  (Hydrogr.  Office)  1882. 
(2  s.  6  d.)    (N.  198.) 

Adriatiqne:  Port  d'O tränte.    Paris  (Depot  de  la  Marine)  1881.     (N.  3847.) 
— :    lies  Pelagosa.     Ebds.     1881.     (N.  3848). 
— :   lies  Tremiti.     Pianosa.     1882.     (N.  3895.) 

Behrendsen    (O.),    Schulwandkarte    der    Balkanbalbinsel.     1:925,000. 

4  Bll.    Chromolith.    Hildesheim  (Gude)  1882.     Fol.     (M.  9;  auf  Leinw. 

m.  Bollen  14.) 
M^diterran^e:  partie  Est.    Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1882.    (N.  3853B.) 
Majr  (E.).  Wandkarte  der  unteren  Donau-Staaten.    Europäische  Türkei 

und    Griechenland.     1:1,000,000.     4    Bll.     Chromolith.     Miltenberg 

(Halbig)  1882.     Fol.     (M.  10;    auf  Leinw.    in    Mappe    14;    lackirt    mit 

Stäben  15.) 

Schaefer  (M.),  Karte  der  Türkei  in  Europa  und  Asien.  Volksausg.  in  2 
Farben.  Berlin  (Abelsdorff)  1882.  Fol.  (50  Pf.;  grosse  Ausg.  in  5 
Farben  M.  1.) 

Carte  t^l^graphique  de  la  Turquie  d'Enrope.     Constantinople  1882. 

Mediterrane  an:  Sea  of  Marmara.  London  (Hydrogr.  Office)  1882. 
(4  8.)    (N.  224  ) 

Marmara  Sea:  Artaki  bay.     Ebds.   1881.     (1  s.  6  d.)     (N.  884.) 

—  — :  Approach  to  the  Bosporus  from  Stefano  point  to  Prinkipo  Channel, 
including  Pnnces  islands.     Ebds.  1882.     (2  s.  6  d.)    (N.  2286.) 

Steinhauser  (A.),  Generalkarte  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  dem 
Sandschak  Novi  Bazar,  sammt  Dalmatien,  Montenegro  und  Serbien. 
Chromolith.     Wien  (Artaria  &  Co.)  1882.     Fol.     (M.   1,80.) 

— ,  Spezialkarte  der  Krivosije  und  Bocche  di  Cattaro  und  des  monte- 
negrinischen Grenzgebiets.     Chromolith.     Ebds.     Fol.     (50  Pf.) 

Special-Orts-  und  Strassenkarte  von  der  Herzegowina  nebst  Süd-Dalmatien 
und  West-Montenegro.  1  :  288,000.  Chromolith.  Ebds.  1882.  Fol. 
(M.  1,50.) 

Handtke  (F.),  Special-Karte  vom  südlichen  Bosnien  und  Dalmatien, 
sowie  vom  Füstenthnm  Montenegro.  1:600,000.  Chromolith.  Glo- 
gau  (Flemming)  1882.     Fol.     (M.  1,20.) 

Karte  des  Insurrections-Schauplatzes.  Dalmatien,  Herzegowina,  Bos- 
nien, Montenegro,  Serbien  und  angrenzende  Länder.  1:1,200,000. 
Chromolith.     Wien  (Steyrermühl)  1882.     Fol.     (40  Pf.) 

General-Karte  des  gesammten  Insurrectionsgebiets  in  Bosnien,  der  Her- 
zegovina  und  Süd-Dalmatien.  1  :  450,000.  Chromolith.  Wien 
(Hartleben)  1882.     Fol.     (60  Pf.) 


Karte  de»  luiurreetiuna -Schauplatzes  von  Bohiiieu  imd  der  HerKegdwina, 

1:335,000.     Chromölith.     Wien  (HartieLen]  1882,     Fol.     (60  P£.) 
Kiepert   (H.),    Karten    zur   alten   Geschicbte.      VI.    Qi-iei;heiilaud.      1   : 

1,250,000.     Litlj.  a.  col,     Berlin  (D.  Heimer)  1882.     Fol.     (GO  Pf.) 
Ardagb,    Carte    de    ia    nonvella    frontiire  Torco-Grecque.      1 ;  50,000. 

London  (Intelligence  Deparl.,  War  Office)  1883.     14  Bll. 
Uaret  (Ch.),  Corte  du  Cauäl  äe  Coriutlie  dapres  leg  lev^s  ds  B.  Gerstii', 

Paria  (Delagrave)  1882. 
Cnrtins  (E.)   uod  E.  Adler,   Olympia  und  Umhegend.     '2  Karteu  und   I 

Sitaationsplan ,    gezeichnet    von   Eaiipen   uud  Döi'pfeld.     Berlin  (Weid> 

mann)  1882.     8.     (M,  4.) 

Karlen  von  Aäieii. 

Qrosse  physikalische  Wandkarte  des  nürdlichen  Asien.  4  Bll.  1:5.670,000. 
Bt.  PeterBburg  1R82.     {rbl.  2.)     (raflsisch,) 

Tnrhestan  and  the  cDuntries  belween  the  British  aud  Rnauian  Dominati™. 
4  BIL     1:2,000,000.     ft'li  edit.     London  (Indian  Office)  1881. 

Carte  t^l^graphique  de  la  Tnrquie  d'Aaie,     ConstanCinople  188ä. 

Riess  (B.)j  Die  Länder  der  heiligen  Schrift.  Historiacb  -  geographischer 
Bibel-Atlas  in  ^  Karten.  Neue  Änfl.  Freibnrg  i.  Br.  (Herder)  1882. 
Fol.     (M.  2,40.) 

Leeder  (E.),  Wandkarle  von  Palästina.  4  Bll.  4.  Aufl.  Chromolilh. 
Essen  (BMeker)  1882-  Fol.  {M.  4;  auf  Leinw.  lu  Mappe  10,50;  m. 
Stäben  12.) 

Cüppars   (J.),    Schul-WandkartB    vun   Palästina    zar   Zeit  Jesu   und  der 
Apostel.     9  Bit.     Chromolith.     DQsaeMorf  (Schwann)  1832.    Fol.    (M.  8; 
auf  Lieinn.  16.) 
>   Karte  von  FalSatina  zw  Zeit  Jesu  Cbristi.     Cbromolitli.     Mets  (Deutsche 
Buchhdl.)  1882.     4.     (15  Pf.) 

Map  of  Western  Paleetine  friim  the  surveya  eondueted  für  the  CommU- 
tee  of  tlie  Palestine  Eiploration  Fund  bj  Lieut.  C.  H.  Conder  and 
H.  H„  Kitcheuer;  reduced  from  the  one-inch  map.  l  .-  168,960- 
Special  edition  itlustrating  the  divisiona  of  naturel  drainage  and  moun- 
tain  ranges,  according  to  „An  Introduction  to  the  Survey  of  West«ni 
Paleatine",  by  Trelawney  Saunders.     London  (Stanford)  1881. 

Zimmermann  (C),  Plan  des  heutigen  Jernaalem  und  Umgebung,  Mach 
W,  Wilaon's  Aninahme  von  1864—65  und  C.  Schiek's  Ergänaungen  bis 
1870  bearb.,  unter  Mitwirkung  von  A.  Socin.  1  :  5000.  Cbromolith. 
Leipzig  (Bädeker)  1881.     Fol.     (M.  5.) 

Map  of  the  country  in  the  vioinitj  of  Ad  en,  Arabia.  1 :  252,000.  Calcutt» 
&  London  (India  Offlee)  1382. 

Marvin  (Cb.),  Map  of  the  Russo-Persian  Frontler.  London  (Allen) 
1882.     (1  8.) 

Haussknecht  (0),  Bouten  im  Orient  1365—69.  Nach  dessen  Original- 
Skizzen  red.  von  H.  Kiepert.  4  Bll.  Chromolith.  Berlin  (D.  Reimer) 
1882.     Fol,     (M.   10;  einzelne  Bll.  &  M.  4.) 

Karte  von  Persien,  Afghanistan  und  Balntchistau.  1  :  2,100,000. 
Tiäis  (Oeneratstab  d.  Kaukaa.  Armee)  1831.     (ruasisch.) 

ludian  Government  Surveys:  Asiae,  X.  Tab.  A  photo:^incographic  copy 
of  an  old  map  of  India,  according  lo  Ptolomy.  Poona  1800.  —  Indian 
Atlas.  N.  32.  N.  E.  Parts  of  Hissar  and  Sirsa,  Biukaneer,  and  Loharu, 
N.  36.  S.  E,  British  Maupur;  also  parts  of  lahua  (Ibabua),  Gwalior, 
Indore,  and  Dhar.  N.  66.  N.  W.  Part  of  Tiri  (Foreign  Gnrhwal, 
British  Gurhwal  aud  Kumaon,  and  86  S.  E.    Part  of  District  Buhrailch 


Karten  von  Asien.  599 

of  Oudh,  and  Native  State  of  Nepal.     N.  130.     S.  E.     Part  of  Naga 
Hills  Frontier.     N.  131.     Parts  of  Cachar  and  Manipur. 

Indian  Government  Snrveys:  Bengal  Presidency.  Lower  Pro- 
▼  inces.  District  Beerbhoom,  1850  —  57.  Published  in  February 
1882.  District  Darjeeling:  Map  of  Darjeeling.  Hill-shaded.  Sur- 
veyed  in  seasons  1878 — 80  in  4  sheets.  Map  of  Darjeeling  Bazar.  Also 
of  the  Native  Town  and  Lloyd  Botanic  Garden,  and  some  adjacent 
lands,  1878 — 80.  Portion  of  the  Government  Chinchona  Plantation, 
surveyed  during  1874  —  75.  Map  of  Hope  Town,  Darjeeling  District 
sorveyed  dnring  1878/79  and  1880/81.  Map  of  the  locations  in  Hope 
Town,  surveyed  1878/79.  District  Noakholly:  Lower  Provinces 
Revenue  Survey  1862/65.  Published  in  February  1882.  Sheet.  N.  6.  — 
NorthWest  Provinces:  District  Saharanpur  Seasons  1878— 80. 
Hazara  District:  ^utted  Camp,  Ehym  Gali,  1880/81.  Hutted  Camp 
at  Bara  Gali  and  Kalabagh,  1880/81.  Proposed  Hutted  Camps  at  Ghor 
Dhalca  and  Kunja  Gali,  1880/81.  Bawulpindi  District:  Hutted 
Camp  at  Thobba,  1880/81.  Simla  District:  Cantonment  of  Dagshai. 
5  sheets.  Cantonment  of  Solon,  1880/81.  Bannu  District  Punjab 
(Revenue)  Survey  1874/75  and  1878/79.  —  Chief  Co mmissionership 
of  Coorg.  Map  of  Nanjarajpatna  Taluk,  Coorg  Province,  1880.  6  sheets, 
with  a  Statistical  Table,  a  List  of  Estates;  and  the  paddy,  cofifee,  dry, 
and  forest  cultivation  distinguisted  by  colours.  Map  of  the  Padinalknad 
Taluk,  Coorg  Province,  1879.  6  sheets,  with  a  Statistical  Table,  a 
List  of  Estates;  and  the  paddy,  dry,  coffee,  and  cardamom  cultivation 
distinguished  by  colours.  Coorg,  Arckeri  Government  Forest  Reserve. 
2  sheets.  Coorg,  Hattugat  Government  Forest  Reserve,  Hattugat-nad, 
Kiggatnad  Taluk,  1881. 

— :  Bombay  Presidency.     Postal  map  of  the  Bombay  Presidency 

showing  the  Post  Offices  and  Postal  Lines.  Compiled  from  Information 
supplied  by  J.  E.  Spence,  1881.  With  a  Supplement  extending  from 
Bombay  to  Karachi,  Bagdad,  Aden,  and  Zanzibar,  but  omitting  Sind, 
except  Kurachi.  Part  of  Bombay  Presidency,  showing  the  diVisions  of 
Oollectorates ,  Talukas,  and  Principal  Native  States,  and  including  the 
whole  of  the  Northern  and  Southern  Forest  Divisions.  Colour.  to  show 
the  distribution  of  Forests,  1880.  —  Bombay  Island,  Sewree  (Siwri) 
Fort,  now  used  as  a  powder  magazine,  1881.  Sion  Fort,  1881.  The 
residence  of  a  pensioned  Officer,  without  armament,  magazines,  stores, 
or  barraks.  —  Northern  Division:  Ahmedabad  Collectorate. 
Map  of  the  City  of  Ahmedabad,  1881.  6  sheets.  Ahmedabad  City  Sur- 
vey, 1878.  92  sheets.  Map  of  Saraspur,  suburb  of  the  City  of  Ahmed- 
abad, 1881.  Broach  Collectorate.  Broach  City  Survey,  1873/75. 
71  sheets.  Surat  Collectorate.  Surat  City  Survey,  1875.  Plan  of 
the  Castle  of  Surat.  2  sheets.  Central  Division.  Ahmednagar 
Collectorate.  Plan  of  Sangamner  Town.  Kandesh  and  Nasik 
Collectorate s.  Sketch  map  of  the  Girna  River  Irrigation  Scheme 
(Kandesh  and  Nasik  Districts),  1881.  Map  of  the  Eadwa  River  System 
of  Irrigation  (Nasik  District),  1881.  Map  of  the  Ealwan  Taluka  of  the 
Nasik  Zillah.  Poona  Collectorate.  Poona  City  Survey,  1876.  Sheets 
p.  1 — 45.   —   Satara  Collectorate.     Map  of  the  Satara  Collectorate, 

1880.  Satara  City  Survey,  1878/79.  Index  to  the  Satara  City  Survey. 
Sadar  Bazar,  Satara,  1878/79.  Map  of  the  Atpadi  Taluka  of  the  Prant 
Pratinidhi  State  of  the  Satara  Collectorate,  1881.  Sholapur  Collec* 
torate.  Map  of  the  City  and  Cantonment  of  Sholapur,  1879/80.  Pandhar- 
pur  Waterworks.     Index   map,  showing  tank   and  catchment  area  etc., 

1881.  —   Southern  Division:   Belgaum   Collectorate.     Map  of 


L  fiOO  Karten  Ton  Arien. 

the  Eflgiium  Collectorate,  1879.  Plnn  of  the  Fort  a.oä  Cantonment  nf 
BpIftBum.  EDgineers  Office,  1381.  Belgantn  Fort,  ghnwing  detaiU,  1881. 
Kanarn  Collectorate.  Mup  nf  the  Coonipta  (Snmta)  Talooks,  ol 
North  Cflnara.  Map  ot'  the  Kamor  Talooka,  of  the  Canara  Collectorate, 
ISaO.  Map  of  Yellapoor  (TBllapur)  Talooka,  of  the  Canara  Collectorate. 
1881.  —  Sind  Division:  The  Province  of  Sind  1S8I ;  map  of  Foresl 
and  Forestal  DiTiflions,  Wooding  Stationä,  and  Forest  BudehIow»;  Hail- 
■way  Fnel  Eeserre«,  and  Proposed  Reserven;  also  tha  Seaporls,  Ciutoni 
Housen  and  Railirair  BtatioQü.  Map  of  the  Irrigation  Works  in  the 
vicinilj  of  Karachi,  18SI.  —  Nstive  States:  Kutch.  Map  of 
Kutch  and  the  Rimn  (Bau)  compiled  in  Jaly  1854  from  the  Snrveji! 
hetweeu  1825  and  1828,  by  Lieut.-CoL  Sir  Ä,  Bnmea;  eorrected  and 
completed  fay  the  following  later  SurveTS  :  The  Gnlf  and  8outh-east 
Coast  by  Lient,  A.  D.  Taylor,  in  1351,'52;  the  Sonth-west  Coast  from 
Uandavee  (Mnudvi)  to  Lukpnt  (Lakhpatl  «nd  Jngg^e,  by  Lient.  GreflTe, 
in  1845/50;  the  shora  o(  the  Kunn  (Hao)  from  Jnggee  to  the  months 
of  the  Bunnasa  (Banaa)  Rivor,  Chorar,  and  Parknr;  the  Northern 
Coont  of  Kntch  from  Bayla  to  Lokput,  the  Islands  of  the  Runn,  anii 
the  country  ronnd  Bhooj  (Bhoj),  by  the  Quarterioa«ter-6en.  DBp«rl. 
1850  —  54;  the  Narthem  Coaat  of  Kaltywar  (KalhiHwar)  from  Malus 
(Malis)  to  Drangdra  |DhraDgaiira),  and  thence  to  the  mouth  of  the  Ban- 
nass  from  Major  Jopp'a  Survej.  Photozineogr,  Fooua  ISSl.  2  Bheet». 
Kolhapur.  Map  of  the  Ajra  Tnliihs  of  the  InchalkaraDij  Jagbir  of 
tha  Kolhapur  State.  1880. 
Indian  Government  Surveye:  Madra«  Presidency:  Bellary  Di- 
strict.  Hampi  Ruins,  Hospet  Taluk,  laSO.  4  sheets.  —  Coimbatorf 
Difltriot.  Map  of  the  Coinibatore  Tainfc,  1872/73.  —  Cndd«p«h 
I  District.    Map  of  the  PnIiTendla  Talnk,  1876.  —  Ganjam  District 

r  Gsiqain  Salt  Qalli  (fftotory),  Berhampore  Talak,  1878.     S  sbeels.     Kow- 

pada  (Naupadal  Galli  (factorv),  Tekkali  Zemindari.  1880.  (l"PBrtoa6, 
'i"<l  Part  on  8,  3^1'  Part  on  2  shpcls.|  —  fiodavari  Diatrict.  Map 
of  the  Coconada  Division,  1S78.  Map  of  the  Pithapnram  Division, 
J879.  —  Malabar-District.  Varalapadi  Government  Forest  Reserre, 
Palghat  Taluk,  1381.  Chedatettu  Teak  Forest.  GovemmanL  Qsns- 
patbivBttam  Amsham,  Wynaad  Talnk,  1881.  4  sfaeetg.  Outline  Map  of 
üaoapathivattam  Ämsham  of  the  Wynaad  Talnk,  1880.  7  sheets.  — 
Nilgiri  Hills  Diatrict.  Mndumalai  Leased  Forest.  Government. 
Nambolukod  Amsham.  Benne  Teab  Forest.  Government.  Mnoanad 
Arasham.  Outline  Map  of  Todanad,  1879/80.  6  sheets.  Outline  Map 
of  Cherankod  Amsham,  1880.  Outlina  Map  of  Ochterlony  Valley,  I3S1, 
Outline  Map  of  Hnnanad  Auisham,  1330.  Outline  Map  of  Nambolnknd 
Amsham,  1878.  —  North  Arcot  Districts.  Map  of  the  Karvetnagar 
Samastanam,  1877.  4  sheets.  Map  of  Polnr  Talek,  5879.  2  sheels. 
Map  of  Gudiyatam  Taluk,  1877.  ^  Sooth  Arcot  District  Mara- 
kanam  {aalt  pana).  Tindivanam  Talnk,  1880.  (>  .'heets.  Kuadadu 
(aalt  pana).  Tindivanam  Talnk,  1879.  —  Salem  District.  PaHipadi 
Government  Forest  Reaerve,  Shevaroi  Hills,  Salem  Taluk,  1880.  Kan- 
jeri  Fnel  Reserve,  Salem  Taluk,  1880,  Map  of  the  Krishnagiri  Tafnk, 
1878. 
India,    weat   coast;    Jaygad    or  Jyghur    and    entrance    to   Shaatri    rjver. 

London  (Hydrogr.  Office)   1881.     (1  6.  fi  d.)    {N.  247.) 
Map  showing  the  Sihi  and  Thal    Chotiali  Routes  connectjng  the  Khojak 
with  the  Indna  Valley,  alao  the  intervening  Mari  Country.     t  ;  500,d()0. 
London  (Intelligence   Brancli,   Quatermaater-Oenerars  Department  War 
Office)  IS8I. 


Karten  von  Asien«  601 

Bay  ofBengal:  Hoogly  river  —  Calntta  to  Sangor  point.  London  (Hy- 
drogr.  Office)  1882.    (2  s.  6  d.)    (N.  136.) 

Ile  de  Ceylon:  Port  de  Colombo  et  ses  approches.  Paris  (D^p6t  de  1a 
Marine)  1882.    (N.  3845.) 

Mnrby  (Th.),  Map  of  Burmah,  in  native  character.  1:40,000.  Contains 
also  inset  maps  of  the  World,  Enrope,  Eastern  Asia,  India  etc.  Lon- 
don 1882. 

India,  west  coast:  Bankok  and  entrance  to  Mhar  or  Sävitri  river.  Lon- 
don (Hydrogr.  Office)  1882.     (1  s.  6  d.)    (N.  436.) 

Golfe  de  Siam:  lies  Ponlo  Dama.  Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1881. 
(N.  3852.) 

:  Baie  de  Bay  Cay  Düa.    Cöte  sud  de  Tile  de  Phu-Quoc.    Ebds.  1881. 

(N.  3860.) 

C6te  est  de  Cochinchine:  Baies  de  Niatrang  et  de  Binheang.  Ebds.  1882. 
(N.  3869.) 

Coebincbine:  Baie  de  Camraigne.     Ebds.  1881.     (N.  3854.) 

— ,  cdte  est.  De  la  baie  de  Camraigne  au  cap  Varella,  baies  de  Binbeang 
et  de  Hone  Cobe.     Ebds.   1882.     (N.  3866.) 

Tonkin:  Croupe  des  iles  Hon-me  et  plan  de  la  baie  de  Bien  Cboom.  Ebds. 
1881.     (N.  3831.) 

Cocbin  China:  Davaish  head  to  Hone  Comme,  including  Cam  rahn,  Nha- 
trang,  Binkang  and  Hon  cohe  bays.  London  (Hydrogr.  Office)  1882. 
(1  s.  6  d.)    (N.  1008.) 

Golfe  du  Tonquin:  De  l^e  Hon  Tseu  au  cap  Lay.  Paris  (D^pot  de  la 
Marine)  1882.     (N.  3865.) 

:  De  rile  du  Tigre  au  cap  Choumay.     Ebds.  1882.     (N.  3850.) 

Tonquin.    Hong,  Tseu  et  Yung  Chua.     Ebds.  1882.     (N.  3870.) 

China  sea;  Tong  King  gulf:  Hainan  strait  Plan:  Inner  passage.  Lon- 
don (Hydrogr.  Office)  1882.     (3  s.)    (N.  876.) 

Cöte  NO.  d* Hainan:  Croquis  du  port  d^Hoi'toa.  Paris  (D^pdt  de  la  Ma- 
rine) 1882.     (N.  3843.) 

:  Crique  de  Haw-Sui.     Ebds.  1882.     (N.  3844.) 

:  Carte  provisoire  de  la  baie  de  Heong-Po.     Ebds.  1882.     (N.  3856.) 

China:  China  sea,  southern  portion;  westem  sheet.  London  (Hydrogr. 
Office)  1881.    (2  s.  6  d.)    (N.  2660  ».) 

Cöte  ouest  de  Cor^e:  Atterrage  de  la  rivi^re  de  S^oul  et  de  la  rivi^re  Sa- 
Ue.    Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1881.    (N.  3840.) 

Cöte  de  Tartarie:  Du  cap  Olympiade  au  cap  Baiton  et  partie  occidentale 
de  rile  dTesso.     Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1882.    (N.  3862.) 

Japan:  Tsuruga  bay;  Mikuni  roads;  Miyadsu  harbour  and  port  Ine.  Lon- 
don (Hydrogr.  Office)  1882.     (1   s.  6  d.)    (N.  61.) 

— :  Nanao  harbour.     Ebds.  1882.     (1  s.  6  d.)    (N.  205.) 

— :  Yezo  island,  with  the  adjacent  straits  of  Tsugar,  La  P^rouse  and  Yezo, 
Ebds.  1882.     (2  s.  6  d.)    (N.  452.) 

— :  Aburatani  harbour.     Ebds.  1881.     (1  s.)     (N.  457.) 

Japon:  Baie  de  Yokohama.     Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1881.     (N.  3846.) 

Piano  del  puerto  de  Hakodady.  Madrid  (Direccion  de  HidrogrsLfia)  1881. 
•     (N.  795.) 

Piano  de  la  bahias  Hiogo  y  Kob^.     Ebds.  1881.    (N.  793.) 

Indian  Ocean:  Northern  Portion,  westem  and  eastern  Sheet.  —  Dass. 
Southern  Portion,  westem  Sheet  and  eastern  Sheet.  Washington  (Hy- 
drogr. Office)  1881.     (i  c.  50.)    (N.  854  a.  b.  855  a.  b.) 

Eck  (G.  A.  van),  Schoolkart  van  Nederlandsch  Oost-Indie.  1:3,000,000. 
Met  cartons  van  Sumatra  1  :  1,340,000,  Java  1  :  740,000,  de  Minahassa, 
Amboina  met   de  Oeliassers,   de  Banda  eilanden  en  de  Z.-W.  Kust  van 


60-2  E«rten  toh  AAiln. 

HaliDBheii-a.     S  Bll.     Amsterdam   (Stemler)  1881-     gr,  Fol.     (B.  10;  auf 

Leinw.  m.  Bollen  15,40.) 
Bofl  (P.  E.)   eu   E.  H.  Kijkeas,    Wsndkaarl   -»an  N  ederlHuds  ch  Oo»t- 

Indie.     1  :  2,000,000.     12    B!l.     Groningen   (Wo!l«ra)   1881.     gr.  Fol. 

(fl.  15.) 
SiJioDlktiBrt    van   NederlandBcIi   OuEt-ludi@,    met  etin  kaart  van  Jstu 

dp  groütere  achaal.     6  BU.     Amsterdam  (Bejffardl)  ISSl.     (a.  3.) 
Carts   del   arcliipieliigu  de  Jol6  ?  parte  de  la  IIa  de  Boraeo.     Madrid  (Di- 

reccion  de  Hidrogrnfia)  ISSl.     |N.  47S  A  ) 
Carta  de  lu  islaa  Pilas  (Jolä),     Ebds.   18R1.     (N.  78S.] 

Karten  von  Arrika. 

Chsvauue    (J.),   Physikalische    Wandkarte    von    Afrika.      1    :  8,000,000. 

2.   Aofl,     4   Bll.     Chromolith.     Wien  (Höhsel)  1883.     Fol,     (M.  12;  anf 

Leinw.  in  Mappe  16;  m.  SUben.   18.) 
Bamberg  (E.),    WaadkaHe   von  Afrika.     1:5,300,000.     9  Bll.     Chroma- 

lith.     Berlin    (Deutsche  Beichabachbdl.)    ltiS2.     (M.   12;   auf  Leinw.  in 

Mappe  M.  16,S0;  m.  Stäben  M.   13.) 
Lanov    de    Bis^y   (E.   de),    Carte    d'Afriqne.      1  :  2,000,000.      62   Bl. 

Bl.   53;    Barmen;    54:   Knruman;    58:   Port  Nolloh;    59:  Vüle  du  Cap; 

GO:  Pietramaritibarg.     Paris  (Ddp6t  de  la  Marine)  1881. 
Map    uf   Lower    Egypt.      I  :  2,000,000.     With    insut   plans   of  Cairo  (1  ; 

18,000),  Alexaudria  (1:31,000),  Port  Said  (1:50,000),  Snes  (1:50,000), 

and  Ismailia   (1  :  30,000)       Accompanied    by    one    eheet    of   letterpresl 

giving   the   eiplanatioD   of  the  terms  whicb  are  eommonly  met  with  in 

the   map.     London  (Intel li gen ce  Department,  War  Office)  1883.     4  Blh 
Leehe  (W.  M.),   Map   of  Loner  Egypt.     London  (Stanford)   1S82.     Fol. 

(5ä.) 
Johii9toii-ä  war  map  ufEg_vpt.    Conlaiaing  the  Mediterraaenn  Sea.    With 

enlarged   map   of  Loner  Egypt   and   plan  of  Aleiandria  and  its  fbrtifi- 

Mtions.     London  (W.  &  A.  K.  Jobnston)  1882.     Fol,     [1  a.) 
Debea'  (B.)  Earte  von   Unter-Egypten,   nebst   Specialkarten    des  Snes- 

Canals,  der  Umgebnngen  von  Eairo  nnd  Alexaodria,   sowie  der  Höben 

von  Port  Said,    Ismailiye  und  Su€z.     Chromolith.     Leipzig  (Wagner  k 

Debes)  1882.     Fol.     (M.   1.) 
Spedalkarte  des  KriegsschanplatseB  von  Alexandria  bis  Tanta.    1:270,000- 

Chromolitk     Gotha  (J.  Perthes)  1882.     Fol,     (80  Pf.) 
Karte  des  Nil-Deltas  nnd   des  Snez-Canals.     1  :  800,000.     CbromoUtL 

Wien  (Hölael)  1882.     Fol.     (60  Pf.) 
Karte  vom  Kriegaachanplatz  von  Alezandrien  bis  Kairo.     Lith.     Alton« 

(Schlätfif)  18S2.     Fol.     (50  Pf.) 
ArrowBmith  (J.),  Egypt.     1:1,650,000.     London  (Stanford)  1882.    (2  b.) 
Ravensleia  (E.  G.},   Map  of  Egypt  below  Beni  Suef.     1  :570,000.     Lon- 
don (Philip)  1882.     (1  s.) 
Karte    des   Krieges chanplatzes    in  Egypten.     Chromolitb.     Berlin  (Bartelt) 

1882.     8.     Fol.     (25  Pf) 
OorlogBkaart.     M,   I.     Egypte   en    SuBz-Kanaal.     Amsterdam  (Seyffardi) 

1832.    (fl.  0,40.)  —  N.   3.    Aleiandrie  tot  Tanl».    Ebds.  1882.    (fl.  0,55.) 
Stanford'a    large   acale  map  of  the  aeat  of  military  operationB  in  Lowei 

Egypt.    (Cairo,  IsmaUta  and  Snes.)    London  (Stanford)  1882.    (1  b.  6  d.) 
—     map  of  the  Nile  Delta.     With  large  acale  plans  of  Port  Said,  kmai- 

lia,  and  Cairo.     Ebda.   1882.     (1  s.  6  d.) 
Vallon    et   E.   Lartigue,    Cote  d'AhysBinie;    plan  des   euvirons   dn   port 

d'Obock.     Paris  (Lemercier)  1831. 


Karten  von  Afrika.  603 

Cora  (G.)|  Carta  speciale  della  Baia  d^Assab  ed  adiacenze.     1:250,000. 

Torino  (Cora)  1882. 
(General  map  of  theMediterraneau  Seaand  Northeru  Africa.  1:3,500,000. 

Lith.  at  the  Intelligeuce  Department,  War  Office.     1881. 
Map    of   the   northern  parts   of  the  Regency  of  Tunis  and  of  the  Province 

of  Constantine,    taken    from    maps    publ.    by    the  D($pdt   de  la  Guerre. 

1:411,840.     London  (Intelligence  Department,  War  Officel  1881. 
LaKroumirie:  Tabarca,  Fernana.   Paris  (Dt5pöt  de  la  guerre)  1882.   (fr.  1.) 
Environs  de  Bizer te.     1:20,000.     Ebds.     (fr.  1,50.) 
Itin^raire  de  Tunis  k  Bizerte  et  k  la  frontifere  d'Alg^rie.   4  Bll.    1:100,000. 

Ebds.     (fr.  5.) 
Environs  de  Tunis  et  de  Carthago,   lev^s  exdcut^s    sous  la  direction  de 

M.  le  comm.  Perrier.     1 :  40,000.    Paris  (Challamel)  1882.    (fr.  2,50.) 
Tunis ie:    De  Bizerte   k  Ras  Mehedia.     Paris  (D^pöt    de    la  Marine)  1882. 

(N.  3851.) 
— :    De  Ras  Mehedia  k  Ras  Makabez.     Ebds.     1882.     (N.  3861.) 
— :   De  la  Galite  au  Cap  Bon.     Ebds.     1882.     (N.  3849.) 
Titre,  Carte  des  environs  d' Alger.     1:200,000.     Paris  (Challamel)    1882. 

(fr.  2.) 
Piano    de    las    bahias    de  Philippeville  y  Stora.     Madrid  (Direccion  de 

Hidrodrafia)  1881.     (N.  786.} 
Plan  de  la    place  d^Oran    et  de    ses    forts  avec    celle  de  Mers-el-Kebir  en 

1757.     Oran  1882. 
Mac  Carthy  (O.),  Le  Sud  Oranais  et  les   parties  limitrophes  du  Marok. 

1 :  600,000.     Paris  (Delagrave)  1882.     (fr.  2.) 
Carte    du  Haut  S^n^gal,    campagne  1880/81.     1:100,000,    lev^e    sous  la 

direction    de  M.    le    Commandaut  Derrien    par    M.  M.  Sever,   Saillen, 

fest  de  Sourdeval,  Siochan  de  Kersabiec,  Delanneau,  Rivals,  Sorin,  Huc- 

Delcroix  et  Brosselard.     6  Bll.    Paris  1882.     (fr.  12.) 
— ,    Itin^raire  de  Kita  k  Mourgoula.     1:100,000.     Ebds.     (fr.  2.) 
— ,    Environs  de  Med  ine.     1:50,000.     Ebds.     (fr.  2.) 
— ,    Environs  de  Kita.     1:50,000.     Ebds.     (fr.  2.) 
Yalli^re    et    Pi^tri,    Haut    Sön^gal    et    Haut    Niger.      Carte    de   la 

Mission  Galli^ni.     1:  1,000,000.     Paris  (Dulau)  1882.     (2  s.) 
Mission  topographiqne  du  Haut  S^u^gal.     Carte  des  environs  de  Mediue. 

1 :  50,000.    Ebds.     1882.     (2  s.) 
Map  of   Ashantee    and    Gold    Coast.     1:633,600.     London    (Intelligeuce 

Brauch,  War  OfBce)  1881. 
Hart  (C),    Survey    of   the  Bussum  Prah,  ,to  accompany    detailed  report. 

Ebds.     1881. 
Swinburne    (F.    R.),    Sketch    map    of   road    from    Accra    to    Mansue. 

1 :  126,720.     Ebds.     1881. 
Pain  (A.  H.),  Sketch  showing  routes  from  the  coast  toPrahsue.    1: 250,000. 

Ebds.     1881. 
Hart  (P.  C),    Sketch    of   the  British    Frontier   Station    at  Prahsue. 

Ebds.     1881. 
Jackson  (H.),  Sketch  Plan  of  Prahsue.     Ebds.     1881. 
Dahse    (R.),    Karte    der    Goldküste.      1:750,000.      Chromolith.     Bremen 

(v.  Halem)  1882.     Fol.    (M.  1,50.) 
Africa,    west  coast:    St.    Paul    de    Loanda    to    Great  Fish    bay.     Plans: 

Lobito  bay;    Benguela  bay;    Equimina    bay;    Elephant   bay;    St.  Mary 

bay;    Espiegle    bay;    Little    Fish    bay    and    Port    Alexander.      London 

(Hydrogr.  Office)  1882.     (2  s.  6  d.)    (N.  627.) 
Johns  ton  (T.  B.),  Map  of  Sau  th  Africa.     1  :  250,000.     2.  edit.     Revised 

by  J.  Noble.     London  (Juta  Heelis)  1882.     (21  s.) 


Hahn  (Tbeoph,).  Original  Uirp  of  tlie  Gieat  XatnaijiiBtand  sad  Damslft- 

Isnd.     1:743,000.     4  BU.     C&paUdt  läS^. 
Titicnltaral    map    et    Uie    DisTricts    Worcester,    Caledoo,    Ontsboorn 

Sirellendaii,  Boberl^  on.  Biversdale  uid  Lkdramith.   l:UG,00a 

9  BU.    Capsudi  IS83, 
Africa.    esst    coasl;    Mafia    islaiid   and    cbaimels.     London   (Hydro^. 

Office)  1S81.     U  s.  6  d-t    (N.  458.» 
Delta  do  ZambpiF.     Mappa  c«ordinado   pot  Ä.   de  MoraeE  Sarmenlo, 

cngentieiro   milttaT   de   accördo    com    os  dado*    «  obserratöes    put  eile 

eolhido    durante    a«    irntta    -eiKgfm    de    1  ST 7  I SSO.      1  :  46O/)00.    Porto 

(Einpreia  Ferreira  de  Brito). 
Bichard  (R.  F.\  Carte  da  Saliara  tcipülilain.    Lj«q  (Mt»Bioi»  eatboL) 

1881.  (fr.  0J5.1 

Cbarmetaal   IB.  P.\   Carl«   de   I'Afriiioe    äquatoriale.      Ebda.     1S31. 

(h.  1.) 
Hap    showin^  tbe   journev    to    Stanley    Pool    of   H.    E.  Cadrirtgton   tni 

W.  H.    BeotleT.      1  :'35D.OOO.      Pnbt.    in    the    Mlseionan    Herald    IS^l. 

London.     (1   d'.) 
Carte   de   la  niitsion   eatbolitple   dan«  1«  proricce  de  rEmirne  (Imfnuil; 

Hadagaecsr.     L^on  (SCtsions  eathol.)  IS8I. 

Karien  «on  Amrrita. 

AtlanliseliEt    Oseso.      Ein    Atlaa    v-on    3ö  Kjirten,    die   ph;sikati«cbea   Vei- 

UUtnisse    und    die  Vcrkehrs-Strassen    dar»teltend.      Ueraos)^^.    von  der 
I  Dirofclion   der   DealacbeB   8e«wane.      Harabm^   (Friedericlneii   k.  Co.| 

\  1852.     PoL    (U.  30.) 

Ziepler  (J.  H  t.  Karte  der  Tt-reiuigten  Staaten  ron  Nord- Amerikn. 

neM  M«iro.    Central- Amerika    und  We^tiudlen.      I  :  7.000,000.      4  Bll. 

Ausg.   ISS2.     Chroroolith.     Lei piig  (HiDrichs 'sehe  Bacbbdl.,  Verl.-Cto.) 

1883.     FoU    (M.  4.1 
Bheinbard  (H.).    Karte  Ton  Mord-Amerika   für  den  Scbot-  and  Frirat- 

gebrancb.     1:6.300.000.     4    Bll.     Chromolith.     Wiesbaden   (Bergmami) 

1882.  Fol.     (M.   13;    m.  Leiowandstreiten    xasammen geklebt  in  Mappe 
13:  anf  Leiaw.  in  Mappe  IS:  lackirt  m.  StSben  20.) 

RasFell  (L.\    OntliDe  map    of  tbe  Dominioa    of  Canada.     1:13,500,000, 

Ottawa,  Dominion  Lands  OfBee.  18S1. 
^,    Map  of  part  of  tbe  pro^nce  of  Maniloba,  sboning  Dominions  Land« 

sorreyed.      l  :  390,000      Ebds. 
.-.    General     map     of    part     of    the    S W.-TerritorT     and     Manitobs. 

1:1,385,000.     Ebds. 
— ,    NW. •  Territory,    map  sbowing     Dominion     Land    Snrreys    between 

W.  boundarv    of  Maniloba    and    third   principal    meridiaa.     1 :  4SKM)00. 

Ebdj. 
Iiew  map  of  Haaitoba    and  tbe  Xorthirefi  Territoriee.     Qnebec  (Departm. 

of  loterior)  ISSl. 
Map    of   tbe    Department    of   Colnmbia.    projected    and    comptied    at  the 

Enfpineer     OfGce,     Department     of    tbe    Colambia,    by    Lient.    Thom, 

W.  Sjmone,  assisted  by  A.  Doirnin^  and  C.  C.  Mauniog.     Drawn  bj 

A.    Downing.     Prepared   and    pablished    niider    the    direclioa    of  Brig. 

Gen.  H.  G.  Wright     1  :  1.030,(00.     Wasbington  1881. 
Uorrav  (A.),  Diocesan  map  of  the  cburch  of  England  in  Xewfoandland 

«ud  Labrador.     1:1,267,300-     London  (Stanford)  1381.     (7  ■.) 


Karten  von  Amerika.  605 

Oc^an   Atiantique:    Carte    g^n^rale    des    banc    de    Terre-Neuve.      Paris 

(D^pöt  de  la  Marine)  1882.    (N.  3855.) 
Newfonndland,    east    coast:    How    harbour.      London   (Hydrogr.    Office) 

1882.    (6  d.)      (N.  277.) 
— ,    nord-east  coast:  St.  Genevi^ve  bay  to  Orange  bay    and  strait    of  Belle 

Isle.    Ebds.     1882.    (2  s.  6  d.)    (N.  282.) 

Atlantiqne    Nord:    Cöte    N.  O.    de  Terre-Neuve,    de    la   Baie  d^ngor- 

nachoix    k   Tanse    aux  Sauvages    daus    le    d4troit    de  Belle-Ile.      Paris 

(D^pöt  de  la  Marine)  1882.     (N.  3876.) 
— :    Cöte    des  Etats-Unis,   du  Sound    de  Sapelo    au  canal    de  la  Floride. 

Ebds.     1882.    (N.  3882.) 

— : ,  du  cap  Fear  au  Sound  de  Sapelo.     Ebds.     1882.     (N.  3898.) 

— :  —  — ,    Sound    de  Long  Island,    partie  Est,  de  la    pointe  Judith  k  Tile 

Falkner.    Ebds.     1882.     (N.  3904.) 

North  America,  east  coast:  Winyah  bay  and  Georgetown  har- 
bour.   London  (Hydrogr.  Office)  1881.     (1  s.  6  d.)    (N.  2866.) 

BaTenstein  (E.  G.),  Eisenbahnkarte  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nord-Amerika.  British  Canada  und  Mexiko.  1:5,000,000.  4.  Aufl. 
Chromolith.     Frankfurt  a/M.  (Jaeger)  1882.     Fol.     (M.  3.) 

— ,  Railrond  map  of  the  United  States  of  America,  the  Dominion  of 
Canada  and  Mexico.     4.  Edit.     Chromolith.     Ebds.  1882.     Fol.    (M.  3.) 

Lubrecht  (C),  Malerische  Land-  und  Eisenbahn-Karte  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nord- Amerika  und  Britisch-Canada.  Ausg.  1881. 
Lith.  u.  color.     Stuttgart  (Lubrecht)  1881.     Fol.     (M.  4.) 

Piano  del  puerto  de  Boston.  Madrid  (Dirreccion  de  Hidrografia)  1881. 
(329  A.) 

Carrington  (H.  B.),  Battle-maps  aud  charts  of  the  American  revolution; 
with  explanatory  notes  and  school  history  references.  New  York  1881. 
8.    (6  s.  6  d.) 

Topographical  and  geological  atlas  of  the  Black  Hills  of  Dakota,  to 
accompany  the  report  of  Henry  Newton.  3  Bll.  1 :  250,000.  Washing- 
ton 1881.  (U.  St.  geograph.  and  geological  survey  of  the  Rocky  Moun- 
tains Region.) 

New  enlarged  scale  Railroad  and  Couuty  Map  of  Texas,  showing  eveiyRailroad 
Station  and  Post  Office  in  the  State.  Chicago  (Rand,  McNally  &  Co.) 
1882. 

North  America,  west  coast:  Sitka  harbour  and  approaches.  London 
(Hydrogr.  Office)  1882.     (1  s.  6  d.)     (N.  2348.) 

—  — :  Plans  in  the  gulf  of  California.  St.  Teresa  bay;  Sta.  Maria 
cove ;  La  Paz  harbour ;  Estero  de '  Agiabampo  entrance ;  Cullican  river 
entrance.     Ebds.  1881.     (1  s.  6  d.)    (N.  2293.) 

:  Haro  and  Rosario  straits.     Ebds.  1882.     (2  s.  6  d.)    (N.  2689.) 

Hafen  von  Sao  Francisco.     1  :   10,000.     Seekarte  der  Kaiserl.  Deutschen 

Admiralität,  herausg.   vom  hydrogr.  Amt.     Nr.  35.     Kpfrst.     Berlin  (D. 

Reimer)  1882.     (25  Pf.) 
Map  of  the  Republic  of  Mexico,  compiled  for  the  Mexican  National  Railway 

from   astronomical   data  fumished  by  the  Department  of  Public  Works. 

1 :  2,000,000.    Mexico  1881. 
West  coast  of  Mexico:  From  Chipequa  Point  to  Ventosa  Bay.    Washington 

(Hydrogr.  Office)  1881.     (N.  876.)    $.  0,30.) 
Gulf  of  Mexico:  Tampa  bay.     London  (Hydrogr,  Office)  1882.    (1  s.  6  d.) 

(N.  2897.) 
Chavanne    (J.),     Karte    von    Central- America    und    West -Indien. 

1 : 6,500,000.     Chromolith.     Wien  (Hartleben)  1882.     Fol.    (M.  4.) 


I  Äiulr&lieii  und  OceBHien. 


Hamn;   Uata;   Bay;   Baracoa  and  Miel  bny: 

Coyaguaiiique;    Tumun;    Ouauitn    bays;    LitDODes    rivi 

London  (Bydrogr.  Office)  1882.     (1  a.  6  d.)     (N.  435-) 

:   Map  of  Caba.      Chicago    1881.     (2  a.   G  d.) 

:  Caba:  HsTaniia  harboar.    London  (Hydro^r.  Office)  iS82.    (2«.  6d.) 

(N.  414.) 
;    Guadeloupe,    with    the    adjacent    ialniid»   Saintea,    Marie-Galante, 

DiSsirada.     Ebds.   ISSü.     (2  b.  6  d.)     (N.  885-) 

:  Haiti:  Oontuvea  Lay.     Ebds.   1S82.     (l  s.)     [N.  4G6.) 

Kiepert  (H.),  Neue  General-Karte  von  Süd-Amerika.    1 -.  10,000,000.   (In 

spaniflcher  Sprache.)    Litli,  u.  col.    Berlin  (D.  Reimer)  1882.    Fol.   (M-S.) 
Vue  panoramique  da  Canal  de  Panama,  d'apria  le  relief  conatruit  par  CL. 

Muret  Bur  lea  dauuments  officieU.     Paria   ISSl. 
South  America,  wast  coaet:  Piaco  bay.    Londou  (Hydrogr.  Office)  1882. 

(6  d.)     (N.   1291.) 
Csrta  que  demuestra  las  diyeraas  propoflicionea  de  arreglo  de  la  cucstiun  de 

limites  Chiiono-Arjentina.     Publ.  de  orden   de  Supremo  Gobierou 

i   bajo  la  direucion  de  la  Officiaa  Hidrogr.lfica ,   an  Ägoeto   ISSl-     Sui- 

tisgu   de  Chile. 
Patagouie:    Caual   Concepljou.      BaJe   Portland.     Paris  (D^pöt   de  la  Ua- 

rine)   1831.     (N.  8827.) 
— ;  Estuaire  Gage.     Port  Mieaela  et  anse  Gran.     Ehds.   1881.     (N.  3S33.) 
— :  Estnftire    Bingdove.      Atises    Cbacabitco    et    Bicbemond.      Ebda.    1881. 

(N.  3834.) 
— :  Anae    Latitu.de.     Baie    Lecky's    Eetreat.     Anas   Occaaion.     Ebda,    ISSl. 

(N.  3835,) 
Melle  (Barnp   Homen  de).  Alias  do   Imperio  do  Hrazil,  BBpi"äo   oa  dados 

ofSciaea    exiacencea    e    outroa    documentos.      Ürgauisado   e   gravado   por 

Claudio  Lomellino  de  Carvalho.     Editado  por  Angelo  Agoatino  e  Paulo 

Robin      Rio  de  Janeiro  1882. 
Haart   van    Suriname,    op    de    echaal    van    1:200,000   in    10    bl. ,    op    last 

der  Regeering  vervaardigd   door  J.  F.  A.  Cateau   van   RoaevelC  en 

J.   F.  A.  van   Landsbcrge.      'a  Gravenhage   (Smuldera  &  Co.)    1882. 

(ä.   10.) 
Gujane  fran^aiBe:  Rivifere  de  Sinuamari.    Paria  (Däpöt  de  la  Marine) 

1882.    (N.  3906.) 

Karlen  von  Ansirallen  and  Oceanien. 

Kiepert'n    (H-)    phyaitial lache    Wandkarten.      N.    8.      Der    groaae    Oc«an 

(Australien  und  Polyneaien).    3.  Aufl.    8.  Bll.    Chromulitb.    Berlin 

(D.  Reimer)  1882.     Fol.     (M.  12.) 
Bamberg'»    Wandkarte    von    Australien.       1   :  4,285,000.      Cbromolith. 

Berlin   (Deutsche   Reichabuchbdl.)    1881.      Fol.     (M.  12;    auf  Leinw.  in 

Mappe  M.   16,50;  m.  Stäben  M.   18.) 
Map    of  the  Colony  of  New  South  Wales  ahowing  approKimately  in  each 

county   the  proportion  of  alienated,  reserved  and  crown  lands.     Sydney 

(Surr.  General  OfGce)  1881. 
Taylor  (St.),  New  South  Wales.     4  Bll.     Ebda.  1881. 
Auatralia,    eaat   coaat:    Nancaatle    harbour.     London   (Hydrogr.    Office) 

1882.    (2  B.  6  d.)    (N.  2119.) 
— ,  Boath   coaat:    Doubtful   bland   bay   to   the  head  of  the  Great>An8tralia 

BighL     Ebds,   1881.    (2.  6  d.)    (N.  1059.) 


Karten  von  Australien  und  Oceanien.  607 

Lighthonse    map    of  tbe  Province  South  Australia.     1:2,450,000.     Ade 

laide  (Marine  Board  Offices)  1881. 
Watson  (B.),    Map   of  Queensland,    showing   proposed   Transcontinental 

Bailway    and    Grand    Trunk    Line    to    South   Australia.     1  :  3,400,000. 

Brisbane  (Lands  Departm.)  1881. 
Map   of  Western  Australia.     l  :  2,200,000.      2  Bll.     Perth  (Survey  De- 
partment) 1880. 
New  Caledonia:   Pouebo  and  Yengen  ports;  Üguie-,  Ba-,  Kuaua-,  Buru-, 

N^k^t^  and  Lavaissi^re  bays.    London  (Hjdrogr.  Office)  1882.   (1  s.  6  d.) 

(N.  338.) 
Archipel    Tuamotu:    Ile    Mururoa.      Paris    (D^pdt   de   la   Marine)   1882. 

(N.  3912.) 
Cöte  Est  de  Tahiti:  De  Faone  k  Pihaa.     Ebds.  1882.     (N.  3824.) 
Pacific   Ocean,   Salomon   Islands:    Conghlan   barbour;   Barrango   bar- 

bour.     London  (Hydrogr.  Office)  1882.     (6  d.)    (N.  97.) 
New   Br itain:    Matava  bay;    Port  Weber;    Eabakadai   bay.     Ebds.   1882. 

(6  d.)    (N.  55.) 
Fiji  Islands:  Levuka  barbour.     Ebds.  1882.     (1  s.)     (N.  1244.) 
Facifique  Sud:    lies  Suwaroff  et  croquis  de  Tentr^e  du  Lagon.     Paris 

(D^pöt  de  la  Marine)  1881.     (N.  3817.) 


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