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AT THII
UNIVERSITY OF
TORONTO PRnSS
9
Z(Mts('lirift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
JltTUUfigegeben
von den Goschaflsführern,
in Malle l'i. Iliilt/scli.
Ih- Fraetoriii«.,
in Leipzig l'i. Fischer,
i'i »intliscli
unter der venuitwortliclieii Keduktion
il e s I' r f) t. D r. A. Fische r,
S o e li •/. I ;i»' s t «» 1" l{ a ii il . u
^'An%
Lcipzi- l'.MMI,
in Kommission hei K. A. IJrockhaus.
5
I n. li a 1 t
Scito
1
IV
XVI
XXVIII
des sechzigsten Bandes der Zeitschrift der Deutschen
Morgenlilndischen Gesellschaft.
Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G. .
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. G. im Jahre 1906
Schriftenaustausch der D. M. G.
Zur Beachtung Mitgliedschaft auf Lebenszeit ...
Personalnaclirichten ....... XX XXX XXXIX LV
Verzeichnis der fiir die Bibliothek eingegaiigenen Schriften u. s. w.
XXI XXXI XL LVI
Allgemeine Versammlung der D. M. G. zu Halle a/S. . . . XXIX
Protokollarischer Bericht über die zu Halle a/S. abgehaltene allgemeine
Versammlung .......... XLVII
Auszug aus der Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der Kasse —
der D. M. G, 1905 LlI'Ly'l
Aufsätze.
Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallabiten. Von Joseinh Hell
The ludo-Parthian Dyuasties. By Vincent A. Smith
The Pahlavi Tests of the Srös Yast, being those of Yasna LV— LVI, edited
with the collation of all the MSS. By L. H. Mills
Tlie Pahlavi Tests of Yasna LVIII-LXII (Sp. LVII— LXI), edited witl
all the MSS. collated. By L. H. Mills
Das syrische Wort bet in Zusammensetzungen. Von Kberhard Nestle
Der Dichter Sultan Sellm I, Von Paul Hörn ....
Zur Eskimogrammatik. Von C C. Uhlenheclc ....
Vedische Untersuchungen. Von H. Oldenberg ....
Zu phönizischen Inschriften. Von Franz Praetorius ...
Das syrische Alexanderlied. Herausgegeben und übersetzt von Lic. Dr
Carl Hunnius .........
Altchristliches und Orientalisches. Von Dr. theol. G. A. van den Bergh
van Eijsinga ..........
Das Prinzip der takijja im Islam. Von /. Goldziher .
Escavations at Lauriya. By T. Bloch ......
Eine Jaina-Dogmatik. Umäsväti's Tattvärthädhigama Sütra übersetzt und
erläutert von Hermann Jacobi .......
Zur haplologischen Silbenellipse im Semitischen. Von C. Brockelmann
Zur alchimistischen Literatur der Araber. Von Moritz Steinschneider
Indischer Einfluß in China im 4. Jahrhundert v. Chr. Von A. Conrady
Sarbel-Tutael. Von Eberhard Nestle
Lexieographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons from the Väsava-
dattä of Subandhu. By Louis H, Gray
1
49
73
84
95
97
112
115
165
169
210
213
227
287
326
327
335
352
355
IV Iiiludt.
Scito
Zum arabischon Wörterbuch. Von Sicgimmd Fraenlccl . 3G9
Zu Süra 101, 0. Von A. Fischer 371
Krwiderun«! auf S. 243 {hVÖn\kXuyyLi%'0^). Von G. Jahn. Mit Kcplik von
Eb. Nestle 375
Zur (Jucllenkuncle der indischen Medizin. Von Julius Jollij . .413
Zu al-A'sS's .MS bukau". Von Dr. Eufjemo Griffini .... 409
Zum Miimiskript Dutreuil de Rhins. Von R. Otto Franke . . .477
Eine Jaina-Dogmatik. UmäsvSti's Tattvärthädhigama Sütra übersetzt und
erläutert von Hermann Jacohi 512
Kgveda V, 61, 12. Von Dr. P. E. Dwnont und J. Brune . . . 552
Bemerkungen zum Hgveda. Von Theodor Aufrecht . . . 55G
Das syrische Alexanderlied. Herausgegeben und übersetzt von Lic. Dr.
Carl Hiinnius 558
Zu Blochet, Catalogue des Manuscrits Persans. Von Alexander von Kcgl 590
The quantity of the final vowel (1) in vidinü, rlisvl, smu; (II) in bhavä,
bhavatä ; and (III) in yena, in the Rigveda. A reply to Professor
H, Oldenberg. By E. V. Arnold 593
Kalonderfrageu im althebräischeu Schrifttum. Von Ed. König . . 605
Kleine archäologische Erträge einer Missionsreise nach Zangskar in West-
tibet. Von Missionar A. H. F)-ancke 645
Due brevi nuove iscrizioni sabaiche. Comunicate dal Dr. Eugenio Griffini 602
Vedische Untersuchungen. Von H. Oldenberg 707
Die grammatischen Kategorien in ihrem Verhältnis zur Kausalität. Eine
Untersuchung am Malayischen. Von W. Planert .... 759
Über einen südlichen textus omplior des Pancatantra. Von Johannes Hertel 769
Das syrische Alc.xanderlied. Herausgegeben und übersetzt von Lic. Dr.
Carl Hunnius 802
Mehmed Emin. Mitgeteilt von Dr. Theodor Menzel in Odessa . . 822
Das Himmelsjahr als Grundc-lement der altorientalischen Chronologie. Von
Eduard Mahler 825
Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen. Von A. Fischer . . 839
Anzeigen.
Les Memoires Historiques de Se-ma Ts'ien , traduits et annotes par
Edouard Chavannes. Fünfter Band. Angezeigt von O. F\'anke . 233
Fossey, Charles, Manuel d'assyriologie. Fouilles, ecriture, langues, littera-
ture, geographie, histoire, religion, institutions, art. Tome I. Explorations
et fouilles , dechiflfrement des cuneiformes. Origine et histoire de
l'ecriture. Ouvrage contenant 3 plans et 1 carte. Angezeigt von
f. H. Weißbach 236
Haussa- Sprichwörter und Haussa-Lieder. Gesammelt und herausgegeben
von Rudolf Prietze. Angezeigt von D. Westermann . ... 240
Posuanski, Dr. Adolf. Schiloh. Ein Beitrag zur Geschichte der Mossias-
lehre. Erster Teil. Die Auslegung von Gen. 49, 10 im Altertume.bis
zu Ende des Mittelalters. Angezeigt von D. Herzog . . . 37G
Isö'yahb III Patriarcha, Liber epistularum. Ed. Rubens Duval. (Corpus
Script. Christ. Orient, curantibus I.-B. Chabot, I. Guidi etc. Scriptores
Syri, ser. II, t. LXIV) Angezeigt von C. Brockelraann . . 383
On the Indian Sect of the Jainas. By Johann Georg Buhl er [so! für
Bühler]. Translated from the German. Edited with an Outline of
Jaina Mythology by Jas. Burgess. Angezeigt von Joh. Hertel . 384
Adolf Bauer und Josef Strzygowski, Eine alexandrinische Weltchronik.
Angezeigt von J. Leipoldt ........ 387
Inhalt.
Soito
Tlio Canons of Atlianasiiis of Aloxaiidria. The Arabio and Coptic Vorsions
editod and translated with Introductions, Notes and Appondices by
Wilhelm Kiedel and W. E. Crum. Angezeigt von J. Leipoldt . 390
Eppenstein, S., Übersicht über die hebräisch-arabische Sprachvergleichung
bei den jüdischen Autoren des Mittelalters, mit besonderer Beziehung
auf die Geschichte der Exegese.- Angezeigt von Samtiel Poznciuslci 392
Die Geschichtsliteratur der Juden in Druckwerken und Handschriften
zusammengestellt von IMoritz S teinsc li n c id er. Angezeigt von
IL II ir Sehfeld . SOG
Kebra Nagast Die Herrlichkeit der Könige. ... im äthiopischen Urtext
herausgegeben und mit deutscher Übersetzung versehen von Carl
Bezold. Angezeigt von Hugo Greßmann ..... CGG
Chronica minora. Pars secunda. Edidit E.-W. Brooks, interpretatus est
1 -B. C h a b o t. — Pars tertia. Ediderunt E.-W. Brooks, I. Guidi,
I.-B. Chabot. Angezeigt von C Brochelmann .... C74
W. E. Crum, Catalogue of the Coptic Manuscripts in tho British Museum.
Angezeigt von J. Leijwldt . 679
Ihn Ginni's Kitäb al-Mugtasab herausgegeben und mit einer Einleitung
und Anmerkungen versehen von Edgar Pröbster. Angezeigt
von N. Rhodokanakis 687
Atharva-veda Sainhitä. Translated with a critical and exegetical Couimen-
tary by William Dwight Whitney. Eevised and brought nearer
to completion and edited by Charles Rockwell L an man. An-
gezeigt von H. Oldenberg . . . . . . . .689
Thomas Friedrich, Altbabylonische Urkunden aus Sippara. Texte mit
Umschrift, Übersetzung und Kommentar. Angezeigt von A. Ungnad 694
About Hebrew Manuscripts. By Elkan Nathan Adler. Angezeigt von
Samuel Poznanski 697
Semitic Inscriptions. By Enno Littmanu. Angezeigt von J. Kuting 699
Kleine Mitteilungen.
'Ev8ir{klayuivog in I (IH) Reg. 22, 47. Von Eb. Nestle . . .243
Geschichtliches zur ersten Sure. Von Eb. Nestle ..... 244
Zu „Esmun" diese Zeitschrift Bd. 59, S. 459 ff. Von Wolf ßaudissin . 245
Die Namen des Orontes. Von J. Wellhausen ..... 245
Haplologische Silbenellipse. Von A. Fischer ...... 246
Miszellen. Von ^1. Fischer 249
Jät. 59. CO und Parisistaparvan II, 694 ff. Von Joh. Ilertel . 399
Zum syrischen Alexanderlied in Heft I. Von Eb. Nestle . . . 401
Weiteres zur Inschrift des Mesa'. Von Fr. Praetorius . . . 402
Zur Siloahinschrift. Von Fr. Praetorius 403
^^J bl ^. Von J. Preuß 404
Al-Maqdisl und al-Muqaddas'i. Von A. Fischer .... 404
o ^
Zu S. 369 oben (-avo = , Giebel"). Eine Zuschrift au den Redakteur.
Von Cl. Huart 702
Zwei weitere Zuschriften an den Redakteur. 1) Von Ed. König. 2) Von
Dr. R. Geyer 703
Eine neue Hs. von Ibn Dänijäl's Taif al-hajäl. Von J. Horovitz . .703
Berichtigung ............ 706
Konrad Keßlers handschriftlicher Nachlaß ...... 860
Seite
Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Das Semitisclio mit Ausschluß dos Sabäo-Minüiscliou und der iibossiuisehou
Diftlokto sowio der alttcstamcntlichon Studien. Von C. Brocicelmann 2bö
Die abossinisclieu Dialekto und d:is Sabäo-MiniÜsche. Von Franz Frae- ^^^
toriiis •
AUtcstamentlicbe Studien. Von Georg Beer ^JJ
Indologie. Von Kurt Klemm
Verzeichnis der bei der Kedaktion eingegangenen Druckschriften . .
284 411 704 861
Autoren- und Sachregister
I
<
VII
Aufsätze und Anzeigen des Da^ndes
nach den verschiedenen Disziplinen geordnet.
Allgemciuercs. Seite
Konrad Keßlers handschriftlicher Nachbiß ...... 8G0
Altchristliches und Orientalisches. Von Dr. theo!. G. A. van den Bergh
ran Eysinga . . . . . . . . . . .210
Das Himmelsjahr als Grundelcment der altorientalischen Chronologie. Von
Eduard Mahler 825
Adolf Bauer und Josef Strzygowski, Eine alexandrinische Weltchronik.
Angezeigt von J. Leipoldt ........ 387
Die Namen des Orontes. Von J. WelUiausrn ..... 24.^
Miszellen. Von A. Fischer 249
Die grammatischen Kategorien in ihrem Verhältnis zur Kausalität. Eine
Untersuchung am Malayischen. Von W. Planert . . . .759
Semitisch.
Allgemeines und vergleichendes.
Das Semitische mit Ausschluß des Sabäo-Minäischen und der abessinischen
Dialekte sowie der alttestamentlichen Studien. Von C. Broclcehnann 255
Semitic Inscriptions. By Enno Littmann. Angezeigt von J. Kuting . G99
Ilaplologische Silbenellipse. Von A Fiadier . ..... 240
Zur haplologischen Silbenellipse im Semitischen. Von C. Broclelmann 32G
Eppenstein, S., Übersicht über die hebräisch-arabische Sprachvergleichung
bei den jüdischen Autoren des Mittelalters, mit besonderer Beziehung
auf die Geschichte der Exegese. Angezeigt von Samuel roznanslci 392
Babylonisch- Assyrisch.
Fossey, Charles, Manuel d'assyriologie. Fouilles, ecriture, langues, littera-
ture, geographie, histoire, religion, institutions, art. Tome I. Explorations
et fouilles , dcchiftVement des cuneiformes. Origine et histoiro de
l'ecriture. Ouvrage contenant 3 plans et 1 carte. Angezeigt von
F. N. Weißbach 23G
Thomas Friedrich, Altbabylonische Urkunden aus Sippara. Texte mit Um-
schrift, Übersetzung und Kommentar. Angezeigt von A. Ungnad . G94
Hebräisch-Phönizisch.
Alttestamentliche Studien. Von Georg Beer ...... 263
Eppenstein, S., Übersicht über die hebräisch-arabische Sprachvergleichung
bei den jüdischen Autoren des Mittelalters, mit besonderer Beziehung
auf die Geschichte der Exegese. Angezeigt von Samuel roznanslci 392
'Evdn]Xlay\itvog in I (III) Reg. 22, 47. Von EL. Nestle . . .243
Erwiderung auf S. 243 {svöniXinyiitvog). Von G. Jahn. Mit Replik von
Eh. Nestle . . . . ' 375
\l\\ IiHialt nach den Disziplinen geordnet.
Seite
Zwei weitoro Zuscliriüen an dou licilakteur. 1) Von l^d. König. . . 703
Posnanski, Dr. Adolf. Scliiloli. Ein Heitrag zur Goschiclito der Mossias-
lohre. Erster Teil. Die Auslegung von Gon. 40, 10 im Altortume bis
zu Ende des Mittelalters. Angezeigt von D. Herzog . . . 37G
Kalonderfragen im althebräischen Schrifttum. Von Ed. König . . G05
About Hebrcw Mnnuscripts. By Elkan Nathan Adler. Angezeigt von
Sinmicl Poztmiitiki .......... 697
Die Geschichtsliteratur der Juden in Druckwerken und Handschriften zu-
sammengestellt von Moritz Steinschneider. Angezeigt von //. llirsclifcld 39G
Zur Siloallinschrift. Von Fr. Praetorius . - . . . 403
Weiteres zur Inschrift des Mösa'. Von Fr. Praetorius . . .402
Zu phönizischon Inschriften. Von Franz Praetorius . . .105
Zu „Esmun* diese Zeitschrift Bd. 59, S. 459 fl". Von Wolf Baudifisin . 245
Aramäisch.
Sarbcl-Tutacl. Von Eberhard Nestle 352
Das syrische Wort bet in Zusammensetzungen. Von Eberhard Nestle . 95
Clironica niinora. Pars secunda. PMidit E.-W. Brooks , interpretatus est
I.-B. Chabot. — Pars tertia. Ediderunt E.-W. Brooks, I. Guidi,
I.-B. Chabot. Angezeigt von C Broclelmann . . . .674
Isö'yahb III Patriarcha, Liber epistularnm. Ed. Rubens Duval. (Corpus
Script. Christ. Orient, curantibus I.-B. Chabot, I. Guidi etc. Scriptoros
Syri, ser. II, t. LXIV.) Angezeigt von C. Brockelmann . . 383
Das syrische Alexanderlied. Herausgegeben und übersetzt von Lic. Dr.
Carl Hunnius 169. 558. 802
Zum sjTischen Alexanderlied in Heft I. Von Eb. Nestle . . . .401
Arabisch (und Islam).
Miszelleu. Von A. Fischer 249
Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen. Von A. Fischer . . 839
Zum arabischen Wörterbuch. Von Siegmund Fraenlcel . . . 369
Zu S. 369 oben (-wJ = , Giebel"). Eine Zuschrift an den Redakteur.
Von Cl. Huart 702
ii5ü bl ^. Von J. Preuß 404
Zwei weitere Zuschriften an den Redakteur. 2) Von Dr. lt. Geyer . 703
Die Namen des Orontes. Von J. Wellhausen ..... 245
Geschichtliches zur ersten Sure. Von Eb. Nestle ..... 244
(vgl. A. Fischer, Miszellen, S. 249 f.)
Zu Süra 101, 6. Von A. Fischer 371
Zu al-A'sä's ,Mä bukä'u". Von Dr. Eugenio Griff ini . . . .469
Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallabiten. Von Jcieph Hell . 1
Ibn Ginni's Kitäb al-Muirtasab herausgegeben und mit einer Einleitung
und Anmerkungen versehen von Edgar Pröbster. Angezeigt von
N. RhodokanaMs 687
AUMaqdisi und al-Muqaddasl. Von A. Fischer .... 404
Eine neue Hs. von Ihn Dänijäl's Taif al-ljajäl. Von J. llorovitz . . 703
The Canons of Athanasius of Alexaudria. The Arabic and Coptic Versions
edited and translated witli Introductions, Notes and Appendices by
Wilhelm Riedel and W. E. Crum. Angezeigt von ./. Leipoldt . 390
Zur alchimistischen Literatur der Araber. Von Moritz Steinschneider 327
Das Prinzip der talijja im Islam. Von /. Goldziher . .213
fvgl. A. Fischer, Miszellen, S. 250 f.)
Inhalb nach den Disziplinen geordnet. IX
Seite
Sabäo-Minäisch und Abessinisch.
Dio abessinischeu Dialekte und das Sabäo-Miniiischo. Von Pranz Freie-
turius ............ 2G1
Duo brovi nuove iscrizioiii sabaicbe. Comunicato dal Dr. Eufjen/o Qrifßni CG2
Kebra Nagast Die Horrlicbkeit der Könige. ... im äthiopischen Urtext
herausgegeben und mit deutsclior Übersetzung versehen von Carl
Bezold. Angezeigt von Hugo Greßmann ..... CCG
Igjptiscb.
W. E. Crum, Catalogue of the Coptic Manuscripts in the British Museum.
Angezeigt von J. Leipoldt . . . . . . . .679
The Canons of Athanasius of Alexandria. The Arabic and Coptic Versions
edited and translated with Indroductions, Notes and Appendicos by
Wilhelm Riedel and W. E. Crum. Angezeigt von J. Leipoldt . 390
Haiissa.
Haussa-Sprichwörter und Haussa-Lieder. Gesammelt und herausgegeben
von Rudolf Prietze. Angezeigt von D. Westermann . . . 240
Indisch.
Indologie. Von Kurt Klemm . . . . . ... .275
Lexicographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons from the Väsava-
dattä of Subandhu. By Louis H. Gray ..... 355
Vedische Untersuchungen. Von H. Oldenberg . . . .115. 707
Bemerkungen zum Rgveda. Von Theodor Aufrecht .... 556
Rgveda V, 61, 12. Von Dr. P. E. Dumont und J. Brunn . . . 552
The quantity of the final vowel (1) in vidmd, rdsvä, swirt; (II) in bhavU,
hhavatä-^ and (III) in ijena, in the Rigveda. A reply to Professor
H. Oldenberg. Hy E. V. Arnold 593
Atharva-veda SamhitS. Translated with a critical and exegetical Commen-
tary by William Dwight Whitiiey. Revised and brought nearer to
completion and edited by Charles Rockwell Lanman. Angezeigt von
//. Oldenberg 689
Über einen südlichen textus ampLior des Pancatantra. Von Johannes Hertel 769
Zum Manuskript Dutreuil de Rhins. Von R. Otto Franke . . .477
Eine Jaina-Dogmatik. UmSsväti's Tattvärthädhigama Sütra übersetzt und
erläutert von Hermann Jacobi . . . . .287. 512
On the ludian Sectof the Jainas. By Johann Georg Buhler [so! für Bühler].
Translated from the German. Edited with an Outline of Jaina Mytho-
logy bei Jas. Burgess. Angezeigt von Joh. Hertel. . , . 384
Jät. 59. 60 und Parisistaparvan II, 694fr. Von Joh. Hertel. . . 399
Zur Quellenkunde der indischen Medizin. Von Julius Jolly . . 413
Excavations at Lauriya. By T. Bloch ....... 227
The Indo-Parthian Dynasties. By Vincent xl. Smith .... 49
Indischer Einfluß in China im 4. Jahrhundert v. Chr. Von A. Conrady 335
Iranisch.
The Pahlavi Texts of the Srös Yast, being those of Yasna LV — LVI, edited
with the collation of all the MSS. By L H. Mills . . .73
The Pahlavi Texts of Yasna LVIII— LXII (Sp. LVII— LXI), edited with
all the MSS. collated By L. H. Mills 84
Zu Blechet, Catalogue des Manuscrits Persans. Von Alexander von Kegl 590
Berichtigung . . . . . . . . . . . .706
Der Dichter Sultan Selim I. Von Faul Horn ..... 97
X Ifüialt nach den Disziplinen geordnei.
Seite
Türkisch.
Melimod Emin. Mitjrctcilt von l»r. Tlicodor Menzel in Odessa . 822
3Ialari$i('li.
Dio gramnijitisclion Katcjjorien in ihrem Verhältnis zur Kausalität. Kino
Untorsuchuug am Malayisclicn. Von H. Phiucrt .... 759
C-hinesisc'li.
Los Memoires Historiques de Se-ma Ts'ion , traduits et annotcs par
Edouard Chavannes. Fünfter Hand. Angezeigt von O. l^rnnke . 233
Indischer Einflulä in China im 4. Jahrhundert v. Chr. Von A. Conrad;/ ."{So
Tibetanisch.
Kleine archäologische Erträge einer Missionsroise nach Zangskar in Wost-
tibel. Von Missionar A. IL Fvancke ...... 645
Eskimosprnchcii.
Zur Eskiniogrammatik. Voji C. C Ulileulieck . . . .112
Nachrichten
über
Angelegenheiten
der
Deutscheu Morgeuläudischeu Gesellschaft.
III
Zur Beachtung.
Die Mitglieder der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft werdeu
von den Geschäftsführern ersucht:
1) eine Buchhandlung zu bezeichnen, durch welche sie die Zu-
sendungen der Gesellschaft zu erhalten wünschen, — falls sie
nicht vorziehen, dieselben auf ihre Kosten durch die Post*)
zu beziehen;
2) ihre Jahi'esbeiträge an unsere Kommissions - Buchhandlung
F. Ä. Broclchaus in Leipzig entweder direkt pox'tofrei oder
durch Vermittlung einer Buchhandlung regelmässig einzusenden;
3) Verändeningen und Zusätze für das Mitgliederverzeichnis, na-
mentlich auch Anzeigen vom Wechsel des Wohnortes , nach
Halle a. d. Saale, an den Schriftführer der Gesellschaft, Prof.
Dr. E. Hultzsch (Ludwig Wucherer-Str. 78), einzuschicken;
4) Briefe und Sendungen, welche die Bibliothek und die ander-
weitigen Sammlungen der Gesellschaft betreffen, an die y^Biblio-
thek der Deutschen Morgenländisclien Gesellschaft in Halle
a. d. Saale'^ (Wilhelmstrasse 36/37) ohne Hinzufügung einer
weiteren Adresse zu richten ;
5) Mitteilungen für die Zeitschrift und für die Abhandlungen
für die Kunde des Morgenlandes an den Redakteur, Prof.
Dr. August Fischer in Leipzig (Mozartstr. 4), zu senden.
Freunde der Wissenschaft des Orients, welche durch ihren
Beitritt die Zwecke der D. M. Gesellschaft zu fördern wünschen,
wollen sich deshalb an einen der Geschäftsführer in Halle oder
Leipzig wenden. Der jährliche Beitrag ist 15, seit 1904 für neu
eintretende Mitglieder 18 Mark, wofür die Zeitschrift gratis ge-
liefert wird.
Die Mitgliedschaft auf Lebenszeit wird durch einmalige
Zahlimg von 240 Mark (= ^ 12 = 300 frcs.) ei-worben. Dazu
füj- freie Zusendung der Zeitschrift auf Lebenszeit in Deutschland
und Osterreich 15 Mark, im übrigen Ausland 30 Mark.
*) Zur VereinfachuDg der Berechnung werden die Mitglieder der D. M. G.,
welche ihr Exemplar der Zeitschrift direkt durch die Post beziehen, er-
sucht, bei der Zahlung ihres Jahresbeitrags zugleich das Porto für freie Ein-
sendung der vier Hefte zu bezahlen, und zwar mit 1 Mark in Deutschland und
Österreich, mit 2 Mark im übrigen Auslande.
IV
Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Morgen-
ländisehen Gesellschaft im Jahre 190().
I.
Ehrenmitglieder^).
Herr Dr. Theodor Aufrecht, Prof. a. d. Univ. Bonn, Schumannstr. 21 (67).
- Dr. Kamkrislina Gopal Uhandarkar, C. I. E., in Sangam , Poona,
Indien (63).
- Dr. V. Fausböll, Prof. a. d. Univ. Kopenhagen (61).
- Dr. M. J. de Goeje, Interpres Legati VVarneriani u. Prof. a. d. Univ.
Leiden, Vliet 15 (43)^
- Dr. Ignazio Guidi, Prof. in Rom, 24 Botteghe oscure (58),
- Dr. H. Kern, Prof. a. d. Univ. Leiden (57).
Sir Alfred C. Lyall, K.C.B., D.C.L., Member of Council, in London, SW, India
Office (53).
Herr Dr. Theodor Nöldeke, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els. , Kalbs-
gasse 16 (64).
- Dr. Wilhelm Kadloff, Exe, Wirkl. Staatsrat, Mitglied der kais. Akad. d.
Wiss. in St. Petersburg (59).
- Dr. Leo K e i n i s c h , k. k. Hofrat, Prof. a. d. Univ.Wien, VIII, Feldgasse 3 (66).
- Em. Senart, Membre de l'Institut, in Paris, 18 rue Fran9ois ler (56).
- Dr. Whitley Stokes, in London, SW, 15 Grenville Place (24).
- Dr. Vilhelm L. P. Thomsen, Prof. a. d. Univ. Kopenhagen, V, St. Knuds
Vej 36 (62).
- Graf Melchior de Vogüe, Membre de l'Institut, in Paris, 2 rue Fabert (28).
n.
Ordentliche Mitglieder 2),
Herr Dr. W. Abi ward t, Geh. Kegierungsrat, Prof. a. d. Univ. Greifswald i/Pom.,
Brüggstr. 28 (578).
- Dr. Friedrich Carl Andreas, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Herzberger
Chaussee 59 (1124).
- Dr. Carl von Arnhard, in München, Wilhelmstr. 16 (990).
- Dr. Oskar Asböth, Prof. a. d. Univ. Budapest, VI, Munkacsy-G. 25 (1368).
- Dr. Wilhelm Bacher, Prof. a. d. Landes-Rabbinerschule in Budapest, VII,
Erzsebetkörut 9 (804).
I
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die Reihenfolge, in der die betreffenden Herren zu Ehren-
mitgliedern proklamiert worden sind.
2) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die nach der Zeit des Eintritts in die Gesellschaft geordnete
Liste Bd. II, S. 505 ff., welche bei der Anmeldung der neu eintretenden Mit-
glieder in den Personalnachrichten fortgeführt wird.
Verzeichrm der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. Y
Herr Dr. Johannes Baenscli-Drugulin, Buchhändler u. Buchdruckereibesitzer
in Leipzig, Königstr. 10 (1291).
- Lic. Dr. B. Baentsch, Prof. a. d. Univ. Jena, Liehtenhainer Str. 3
(1281).
- Dr. theol. et phil. Otto Bardenhewer, ErzLisch. Geistl. Rat, Prof. a.
d. Univ. München, Sigmundstr. 1 (809).
- Dr. Jacob Barth, Prof. a. d. Univ. Berlin, N, Weissenburger Str. 6 (835).
Wilhelm Barthold, Prof. a. d. Univ. St. Petersburg, Wassili-Ostrow,
4te Linie, 7 (1232).
- Dr. Christian B artholomae, Prof. a. d, Univ. Giessen, Alicestr. 13 (955).
- Rene Basset, Correspondant de l'Institut, Direcleur de l'Ecole Superieure
des Lettres in Alger-Mustapha, rue Denfert Rochereau, Villa Louise
(997).
Dr. theol. et phil. Wolf Graf von Baudissin, Prof. a. d. Univ. Berlin,
W 10, Hohenzollernstr. 22 (704).
Dr. A. Baumgartner, Prof. a. d. Univ. Basel, Ober-Tüllingen (Postamt
Stetten), Baden (1063).
- Dr. Anton Baumstark, in Rom, Camposanto dei Tedeschi presso S. Pietro,
17 Villa della Segrestia (1171).
- Dr. C. H. Becker, Privatdozent a. d. Univ. Heidelberg, Klosestr. 9 (1261).
Lic. Dr. phil. Georg Beer, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Palaststr. 4
(1263).
- Dr. theol. Georg Behrmann, Senior u. Hauptpastor in Hamburg, Kraien-
kamp 3 (793).
- Dr. Waldemar Belck, in Frankfurt a/M., Oederweg 59 (1242).
Dr. Max van Berchem, in Crans, Celiguy (Schweiz) (1055).
- A. A. Bevan, M. A., Prof. in Cambridge, England (1172).
- Dr. Carl Bezold, Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Brückenstr. 45 (940).
Dr. A. Bezzen berger, Geh. Regieruugsrat, Prof. a. d. Univ. Königs-
berg i/Pr., Besselstr. 2 (801).
Dr. T. Bloch, Archaiological Surveyor, Bengal Circle, Indian Museum,
Calcutta (1194).
- Dr. Maurice Bloomfield, Prof. a. d. Johns Hopkins University in
Baltimore, Md., U. S. A. (999).
- Dr. Louis Blumenthal, Rabbiner in Berlin, N, Monbijouplatz 4 (1142).
Dr. Alfr. Boi ssier, in Le Rivage pres Chambesy (Schweiz) (1222).
- A. Bourguin, jetziger Aufenthalt unbekannt (1008).
- Dr. Edvard Brandes, in Kopenhagen, Ö, Skioldsgade 8 (764).
- Dr. Oscar Braun, Prof. a. d. Univ. Würzburg, Sanderring 20 HI (1176).
- Dr. Charles Augustus Briggs, Prof. am Union Theological Seminary,
700 Park Str., New York City (725).
- Dr. Carl Brockelmann, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr. , Rhesa-
str. 9 (1195).
- Dr. Paul Bröunle, 73 Burdett Avenue, WestelifF on-Sea, Essex, England
(1297).
- Ernest Walter Brooks, in London, WC, 28 Great Ormond Street (1253).
Dr. Karl Brugmann, Geh. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Schiller-
str. 7 n (1258).
- Dr. Rudolf Ernst Brünnow, Prof. in Bonn, Kaiser Friedrichstr. 11 (1009).
- Dr. theol. Karl Budde, Prof. a. d. Univ. Marburg i/H. , Renthofstr. 17
(917).
- Dr. E. A. Wallis Budge, Assistant Deputy Keeper of Egyptian and Oriental
Antiquities, British Museum, in London, WC (1033).
- Dr. Frants Buhl, Prof. a. d. Univ. Kopenhagen, Oesterbrogade 28 E (920).
- Dr. Moses Buttenwieser, Prof. am Hebrew Union College in Cincinnati, O.,
U. S. A. (1274).
Don Leone Caetani, Principe di Teano, in Rom, Palazzo Caetani (1148).
Herr Dr. W. Caland, Lektor a. d. Univ. Utrecht, Buys Ballotstr. 17 (1239).
VI VcrzeicJini.s der Mitglieder der D. M. Gesellschaft.
Herr Guido Freiherr von Call, k. «. k. Wirkl. Geli. Kat und k. k. Handcls-
minister, in Wion, 1, Fostgnsse 8 (822).
The Kight Kev. Dr. L. C. Casartelli, M. A., Bishop of Salford , St. Bede's
CoUog.', iManchester, S.W. (910).
Herr Abbd Dr. J. B. Chabot, in Paris, 47 rue Claude Bernard (1270).
- Dr. D. A. Chwolson, Wirkl. Staatsrat, Exe, Prof. a. d. Univ. St. Peters-
burg (.292).
- M. Josof Cizek, Pfarrer in Einsiedl b. Marienbad (1211).
- Dr. Ph. Colin et, Prof. a. d. Univ. Löwen (1169).
- Dr. Hermann CoUitz, Prof. am Bryn Mawr College in Bryn Mawr, Pa.,
U. S. A. (1067).
- Dr. August Conrady, Prof. a. d. Univ. Leipzig (1141).
- l>r. theol. et phil. Carl Heinrich Cornill, Prof. a. d. Univ. Breslau, IX,
Monhauptstr. 12 (885).
Dr. phil. et jur. Graf Heinrich C oud e n h ove- K alerg i , k. u. k. Legations-
sekretär a. D., Schloss Konspcrg i. Böhmen (1337). •v
- Dr, James A. Cr ich ton, Parish Minister, Annan, Dumfriesshire (Schott-
land) (1310).
- P. Jos. Da hl mann, S. J., in Luxemburg, Bellevue (1203).
- Dr. T. AAitton Davies, B. A., Prof. am Universily College, Bangor (North
Wales) (1138).
- Harinath De, Prof. am Presidency College, Calcutla (1373).
Dr, Alexander Dedekind, k. u. k. Custos der Sammlung ägyptischer Alter-
tümer des österr. Kaiserhauses in Wien, I, Burgring 5 (1188).
- Dr. Berthold Delbrück, Prof. a. d. Univ. Jena, Fürstengraben 14 (753).
Dr. Friedrich Delitzsch, Prof. a. d. Univ. Berlin, in Charlottenburg,
Kuesebeckstr. 30 (948).
- Dr. Hartwig Deren bourg, Membre de l'Institut, Prof. a. d. Ecole speciale
des langues orientales Vivantes in Paris, 30 avenue Henri-Martin (666).
- Dr. Paul Deussen, Prof. a. d. Univ. Kiel, Beselerallee 39 (1132).
- Richard Dietterle, in Firma Dietterle «Sc Logan, Kairo u. Alexandrien (1364).
- Dr. Otto Donner, Prof. a. d. Univ. Helsingfors, Norra Kogen 12 (654).
The Rev. Sam. K. Driver, D.D., Canon of Christ Church in Oxford (858).
Herr Rene Dussaud in Paris, 133 avenue Malakoff (1366).
- Dr. Rubens Duval, Prof. am College de France in Paris, 11 rue de Sontay
(1267).
Dr. Rudolf Dvof äk , Prof. a. d. böhmischen Univ. in Prag, HI, 44, Kleinseite,
Brückengasse 26 (1115).
Dr. Karl Dyroff, Konservator am kgl. Antiquarium u. Prof. a. d. Univ.
in München, Schraudolphstr. 14 (1130).
- Dr. J. Eggeling, Prof. a. d. Univ. Edinburgh, 15 Hatton Place (763).
- Dr. Karl Ehrenburg, Privatdozent f. Geographie in Würzburg, Parade-
platz 4 (1016).
- F. C. Eiselen, Prof. am Garrett Biblical Institute, Evanston, 111,(1370).
Dr. Adolf Erman, Prof. a. d. Univ. Berlin, Direktor bei den Köuigl.
Museen, Steglitz, Friedrichstr. 10/ 11 (902).
- Dr. Carl Hermann E t h e , Prof. am University College in Aberystwith,
Wales, 575 Marine Terrace (641).
- Dr. Julius Euting, Geh. Regierungsrat, Honorarprof. u. Direktor d. Kais,
Univ.- u. Landesbibliothek iu Strassburg i/Els., Schloss (614).
- Edmond Fagnan, Prof. a. d. Ecole des Lettres in Alger, 7 rue
St. Augustin (963J.
- Dr. theol. et phil. Winand Fell, Prof. a. d. Univ. Münster i/W. , Heis-
str. 2 a (703j.
- I)r. Richard Fick, Bibliothekar a. d. kgl. Bibliothek zu Berlin, Neuendorf
b. Potsdam (1266).
- Louis Finot, Prof. a. d. Ecole des Hautes-Etudes, 11 rue Poussin, Paris,
XVle (1256).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. YII
Herr Dr. August Fisclier, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Mozartstr. 4 (1094).
- James P. Fleming in Mannheim, L 10, 6 (1371).
- Dr. Johannes Flemming, Oberbibliothekar a. d. Univ.-Bibliothek in Bonn,
Weberstr. 3 (1192).
- Dr. Willy Foy, Direktor des liautenstrauch-Joest-Museums in Cöln a/Rh.,
Rolaudstr. 82 (1228).
- Dr. Siegmund Fraenkel, Prof. a. d. Univ. Breslau, XIII, Augustastr. 81 I
(1144).
- Missionar August Hermann Francke, in Leh, via Kashmir, Indien (1340).
- Dr. R. Otto Franke, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr., Bahnstr. 32 (1080).
- Dr. Ose. Frankfurter, Legationsrat im Ausw. Amte, zu Bangkok (1338).
Dr. Israel Friedlaender, Prof. am Jewish Theological Seminary of
America, 531—535 West 123rd Street, New York City (135G).
- Dr. Ludwig Fritze, Prof. u, Seminaroberlehrer in Cöpenick (1041).
Dr. Richard Garbe, Prof. a. d. Univ. Tübingen, Biesinger Str. 14 (904).
- Dr. M. Gaster, Cliief Rabbi, Mizpali, 193 Maida Vale, London, W (1334).
Dr. Lucien Gautier, Prof. in Genf, Grande Boissiere (872).
- Dr. Wilhelm Geiger, Prof. a. d. Univ. Erlangen, Löwenichstr. 24 (930).
- Dr. H. D. van Gelder, in Leiden, Plantsoen 31 (1108).
- Dr. Karl Geldner, Prof. a. d. Univ. Berlin, NW, Lübecker Str. 40 (1090).
- Dr. H. Geizer, Geh. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Jena, Kahlaische Str. 4
(958).
- Direktor C. E. Gernandt, in Stockholm, Strandvägen 43 (1054).
- Dr. Rudolf Geyer, Scriptor a. d. k. k. Hofbibliothek u. Privatdozent
a. d. Univ. Wien, XIX/l, Prinz Eugenstr. 13 (1035).
- N. Geyser, Pastor in Elberfeld (1089).
- Mubarek Ghali b Bey, Exe, in Constantinopel, Deutsche Post resf ante (1170).
- Dr. Hermann Gies, 1. Dragoman u. Legationsrat bei der kais. deutschen
Botschaft in Constantinopel, Pera (760).
- Dr. Friedrich G lese , Gymnasialoberlehrcr in Greifswald i/Pom., Fleischer-
str. 17 (1313).
- Dr. phil. et theol. F. Giesebrecht, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr.,
Ziegelstr. 11 III (877).
- Dr. Eduard Glaser, Arabienreisender, in München, Theresienstr. 93 (1162).
- Dr. Ignaz Goldziher, Prof. a. d. Univ. Budapest, VH, Hollo-utcza 4 (758).
Dr. Richard J. H. Gottheil, Prof. a. d. Columbia University in New
York, West 116th Street (1050).
- Dr. G. Buchanan Gray, 23 Norham Road, Oxford (1276).
- Dr. Louis H. Gray, 354 Summer Avenue, Newark, N.J., U. S. A. (1278).
- Dr. George A. Grierson, C. I.E., Ilathfarnham, Camberley, Surrey, England
(1068).
- Dr. Eugenio Griffini, Prof. d. Arabischen in Mailand, via Dante 7
(1367).
- Dr. theol. et phil. Julius Grill, Prof. a. d. Univ. Tübingen, Olgastr. 7 (780).
- Dr. phil. Hugo Grimm, Vikar in Tübingen, Wilhelmstr. 2 II (1357).
- Dr. H. Grimme, Prof. a. d. Univ. Freiburg i. d. Schweiz (1184).
- Dr. Wilhelm Grube, Prof. a. d. Univ. Berlin, in Haiensee, Joachim
Friedrichstr. 57 (991).
- Dr. Max Grünert, Prof. a. d. deutschen Univ. in Prag, II, Gersten-
gasse 17 (873).
- Dr. Albert Grünwedel, Prof., in Gross-Lichterfelde, Albrechtstr. 8 (1059).
- Lic. Dr. Hcrm. Guthe, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Körnerplatz 7 II (919).
- Johannes Haar dt, Pfarrer in Wesel (1071).
cand. phil. Johannes Haferbier, in Osnabrück, Uhlandstr. 17 I (|1354).
stud. phil. or. Premysl Häjek, in Kralup a. d. Moldau, No. 40 (1300).
- Dr. J. Halevy, Maitre de Conferences ä l'Ecole Pratiquc des Hautes
Etudes in Paris, 9 rue Champollion (845).
- Dr. Ludwig Ha liier, Pfarrer in Diedenhofen (1093).
YIll ]'erzcichni€ der MHglicdcr der D.M. Gesellschaft.
Herr l)r. F. J. van il o n 11 a ni , Prof. a. d. Uiiiv. Groningen (941).
- Dr. Albert von Harkavy, kais. russ. Staatsrat, Bibliotliokar der kais.
ölYontl. Bibliothek in St. Petersburg, Gr. Puschkarskaja 47 (676).
- Otto Ha r r a SSO wi t z , Buchbändler, Konsul von Venezuela, Leipzig (1327).
l)r. ]SI:iriin Hartmann. Prof., Lehrer d. Arabiselien am Seminar für Orient.
Sprachen zu Berlin, in Hermsdorf (Mark) b. Berlin, Wiliielmstr. 9
(802).
- Dr. Paul II a u p t , Prof. a. d. Johns Hopkins University in Baltinaore,
Md., r. S. A. (15. Mai bis 15. September in Görlitz) (1328).
- Dr. Jakob Hausheer, Prof. a. d. Univ. Züpch, V, Bergstr. 137 (1125).
- Dr. pliil. August Heider, in Greifswald i/Pom., Steinstr. 27 I (1330).
- stud. rer. Orient. Adolph H. Heibig, in Berlin, NW 7, Dorothcenstr. 36 HI
(1350).
- Dr. Joseph Hell, Privatdozent a. d. Univ. München, Friedrichstr. 30 I (1358).
- P. Dr. Joh. Heller, Prof. in Innsbruck, Universitätsstr. 8 (9G5).
- Dr. Johannes Hertel, Oberlehrer am kgl. Realgymnasium zu Döbeln,
Wiesonstr. 13 (1247).
- Dr. G. F. Hertz berg. Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Halle a/S.,
Louisenstr. 4 (359).
- Dr. David Herzog, Dozent a. d. deutschen Univ. in Prag, Smichower
Palackystr. 40 (1287).
- Pfarrer Adolf Heusler in Mandach, Ct. Aargau (1156).
- Dr. Heinrich Hilgenfeld, Prof. a. d. Univ. Jena, Fürstengraben 7 (1280).
Dr. Alfred Hillebrandt, Mitglied des preuss. Herrenhauses, Prof. a. d.
Univ. Breslau, IX, Monhauptstr. 14 (950).
- Dr. H. V. Hilprecht, Prof. a. d. University of Pennsylvania in Phila-
delphia (1199).
- Dr. Valentin Hintner, k. k.' Schulrat u. Prof. i. R. , in Wien, III/3,
Heumarkt 9 (806).
- Dr. Hartwig Ilirschfeld, Dozent a. d. University of London, NW,
14 Ilandolph Gardens (995).
- Dr. Friedrich H i r t h , Prof. a. d. Columbia University, 501 West 113*^ Street,
New York, U. S. A. (1252).
- Dr. G. Hoberg, Prof. a. d. Univ. Freiburg i/B., Dreisamstr. 25 (1113).
- Dr. A. F. Rudolf Hocrnle, in 0.\ford, 8 Xorthmoor Road (818).
The Rev. Prof. P. Ho 11 er, B. D., Dean of the Oriental Seminary, Gowanda,
Catt. Co., N. Y., U. S. A. (1321).
Herr Dr. Adolf Hol tz mann, Gymnasialprof. a. D. u. Ilonorarprof. a. d. Univ.
Freiburg i/B., Friedrichstr. 13 (934).
- Dr. II. Holzinger, Stadtpfarrer .in Ulm (Württemberg) (1265).
- Dr. Fritz Hommel, Prof. a. d. Univ. München, ScbwabingerLandstr. 50 (841).
- Dr. Edward Washburn Hopkins, Prof. a. d. Yale University, 299 Lawrence
Street, New Haven, Conn., U. S. A. (992).
- Dr. Paul Hörn, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Stern wartstr. 20 (1066).
- Lic. Aladar Hornyänszky, Prof. in Pozsony, Vörösmarty-Gasse 1 (1314).
Dr. Josef Ilorovitz, Privatdozent a. d. Univ. Berlin, NW, Altonaer Str. 33
(1230).
- Dr. M. Horten, in Bonn, Schlossstr. 45 (1349).
- Dr. M. Th. Houtsma, Prof. a. d. Univ. Utrecht (1002).
- Clentient Huart, franz. Konsul, Secrdtaire-interprfete du gouvernement,
Prof. a. d. Eeole speciale des langues orientales Vivantes in Paris,
43 rue Madame (1036J.
- Dr. Heinrich Hübsch mann, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Ruprechts-
auer Allee 31 (779).
- Dr. E. Hultzsch, Prof. a. d. Univ. Halle a/.S., Ludwig Wuchererstr. 78
(940;.
- Dr. A. V. Williams Jackson, Prof. a. d. Columbia University, 16 High-
land Place, Yonkers, N. Y., U. S. A. (1092).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. IX
Herr Dr. Georg K. Jacob, Prof. a. d. Univ. Erlangen, Bismarckstr. 30 (1127).
- Dr. Hermann Jacob i, Prof. a. d. Univ. Bonn, Niebuhrstr. 59 (791).
- Dr. Alfred Jahn, Prof. in Wien, XVIII, Staatsrealschule (1347).
- Dr. G. Jahn, Prof. emerit., in Berlin, Stallschreiberstr. 22 (820).
- Dr. Wilhelm Jahn, Privatgelehrter, in Bremen, Parkallee 53 (1363).
- Dr. Peter Jensen, Prof. a. d. Univ. Marburg i/H., Biegenstr. (1118).
- Dr, Julius Jolly, Prof. a. d. Univ. ^\■iirzburg, Sonnenstr. 5 (815).
- Theodor Jordan esc u, Prof. in Focsani, Rumänien (1365).
- Dr. Ferdinand Justi, Geheimrat, Prof. a. d. Univ. Marburg i/'H., Barfüsser-
thor 32 (561).
- Dr. Th. W. Juynboll, Adjutor Iiiterpr. Legat. Warner., in Leiden, Laat
de Kanterstr. 5 (1106).
- Dr. Adolf Kaegi, Prof. a. d. Univ. Zürich, II, Stockerstr. 47 (1027).
- Lic. Dr. Paul E. Kahle, Pastor in Kairo. Deutsche Schule (1296).
- Dr. Georg Kampffmeyer, Privatdozent a. d. Univ. Halle a /S., Advokaten-
weg 48 (1304).
- Dr. Adolf Kamphausen, Prof. a. d. Univ. Bonn, Weberstr. 29 (462),
- Dr. Felix Kauffmann, in Frankfurt a/M., Trutz 23 I (1320).
- Dr. theol. et phil. Emil Kautzsch, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Wettiner
Str. 31 (621).
Dr. Alexander von Kegl, Gutsbesitzer in Puszta Szent Kiräly, Post
Laczhdza, Com. Pest-Pilis (Ungarn) (1104).
- Dr. Charles F. Kent, Prof. a. d. Yale University in New Haven, Conn. (1178).
- Dr. Friedrich Kern, in Berlin, Potsdamer Str. 121b (1285).
- Dr. Franz Kiel hörn, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Göttingen,
Ilainholzweg 21 (1022).
- Dr. P. Kleinert, Prof. d. Theol. in Berlin, W, Schdlingstr. 11 (495).
- Dr. Kurt Klemm, in Gross-Lichterfelde, Ferdinandstr. 3 (1208).
Dr. Heinr. Aug. Klostermann, Konsistorialrat, Prof. d. Theol. in Kiel,
Jägersberg 7 (741).
Dr. Friedrich Knauer, Prof. a. d. Univ. Kiew (1031).
- Dr. Kaufmann Kohler, President of Hebrew Union College, 3016 Stanton
Avenue, Cincinnati, O., U. S. A. (723).
- Dr. Samuel Kohn, Rabbiner, Prediger der Israelit. Religionsgemeinde in
Budapest, VII, HoUo-utcza 4 (656).
Dr. George Alex. Kohut, Rabbiner, Prediger in New York, 781 West
End Avenue (1219).
- Dr. Paul v. Kokowzoff, Prof. a. d. Univ. St. Petersburg, 3 Rotte
Ismailowsky Polk, H. 11, Log. 10 (1216).
Dr. phil. et theol. Eduard König, Prof. a. d. Univ. Bonn, Coblenzer
Str. 89 (891).
- Dr. Sten Konow, Dozent a. d. Univ. Christiania, Munkedamsveien 55 B
(1336).
Dr. Alexander Koväts, Prof. d. Theol. am röm.-kathol. Seminar in Temesvär
(Ungarn) (1131).
- Dr. phil. Friedrich Oswald Kramer, Assistent am alttestam. Sem. d. Univ.
Leipzig u. Pfarrer in Gerichshain bei Machern (Sachsen) (1303).
- Dr. Johann K r csmärik , Privatdozent a. d. Univ. Budapest, II, Ilona 6(1159).
Theodor Kreussler, Pfarrer in Ursprung, Bez. Chemnitz (1126).
- Dr. Ernst Kuhn, Geh. Hofrat, Prof. a. d. Univ. München, Hessstr. 3 (768).
- Dr. Joseph Kuhner t, Curatus in Breslau, VI, Am Nicolai-Stadtgraben 10
(1238).
- Dr. Franz Kühnert, Privatdozent a. d. Univ. Wien, IV, Phorusgasse 7
(1109).
Dr. Ignaz Künos, Dozent a. d. Univ. u. Direktor d. Handelsakad. in
Budapest, V, Lipötkörut 13 (1283).
- Dr. phil. Hermann Kurz, Vikar iu Aufhausen bei Geislingen a/St. (Württem-
berg) (1322).
X Verzeichm der Mifgliedcf der D. M. Gesellschaft.
}l<'rr Dr. Samuel Landuuer. Bibliothekar u. llonorarprof. a. d. Univ. Strass-
buru i/Els., Ehrmannstr. 1 (882).
Dr. Carlo Graf von Landberg, kgl. schwed. Kammerherr u. diplomatischer
Agent z. D., in Jlünciien, Akademiestr. 11 (1043).
- Dr. Charles Kockwell La n man, Prof. a. d. Harvard University, 9 Farrar
Street, Cambridge, Mass., U. S. A. (897).
Dr. Michael Max Lauer, Geh. Regierungsrat u. Schulrat in Göttingen,
Düstere Eichenweg 19 I (1013).
- Dr. Sal. Lefmann, llonorarprof. a. d. Univ. Heidelberg, Plöckstr. 46 (8G8).
Dr. jur. et phil. C. F. Lehmann, Prof. a^ d. Univ. Berlin, W 50, Mar-
burger Str. 6 HI r. (107G).
Dr. Oscar von Lemm, Konservator am Asiat. Museum d. kais. Akad.
d. Wiss. in St. Petersburg, Wassili-Ostrow, Nicobii-Quai 1 (1026).
L. Leriche, französ. Vice-Konsul in Rabat, Marokko (1182).
- Dr. Ernst Leumanu, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/EIs., Stern wartstr. 3
(1021).
- Dr. Mark Lidzbarski, Prof. in Kiel, Beselerallee 54 (1243).
- Dr. Bruno Liebich, Prof. a. d. Univ. Breslau, XIH, Kaiser Wilhelm-
str. 53 (1110).
- Dr. theol. et phil. Ernest Lindl, Privatdozent in München, Theresien-
str. 39 I (1245).
- Dr. Bruno Lindner, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Cröbern b. Gaschwitz (952).
- Dr. phil. Enno Littmann, Univ. Libraiy of Princeton, N. J., U. S. A.,
14 Nanau Street (1271).
- stud. phil. Rudolf Löbbecke, in Braunschweig, Celler Str. 1 (1362).
Warnnind Freiherr Loe ff e 1 h olz von Co 1 b e r g , in Dachau b. Münclien,
Villa Katharina, Holzgarten (1294).
- Dr. Wilhelm Lotz, Prof. d. Theol. in Erlangen, Löwenichstr. 22 (1007).
- Immanuel Low, Oberrabbiner in Szeged (Ungarn) (978).
Dr. Heinrich Lüders, Prof. a. d. Univ. Rostock i/M. , St. Georgstr. 4
(1352).
- Dr. Alfred Ludwig, Prof. a. d. deutschen Univ. in Prag, Königl. Wein-
berge, Krameriusgasse 40 (1006).
Jacob Lutsch g, Sekretiir d. kais. russ. Konsulats in Bochara (865).
Sir Charles Lyall, K.C.S.I., LL. D., in London, S\V, 82 Cornwall Gardens (922).
Herr Dr. Arthur Anthony Macdonell, M. A., Prof. a. d. Univ. Oxford, 107
Banbu.y Read (1051).
Dr. Eduard Mahl er, Prof. a. d. Univ. und Custos am Ung. National-
museum in Budapest (1082).
Dr. Oskar Mann, Prof. u. Bibliothekar a. d. kgl. Bibliothek in Berlin,
N 58, Weissenburger Str. 28 (1197).
- Dr. phil. Traugott Mann, in Bielefeld (1345).
David Samuel Margoliouth, Fellow of >>'ew College u. Laudian Professor
of Arabie a. d, Univ. Oxford (1024),
- Dr. theol. Karl Marti, Prof. a. d. Univ. Bern, Marienstr. 25 (943).
- Michael Maschanoff, Prof. a. d. geistl. Akad. in Kasan (1123).
- Dr. B. F. Matthes, in Nymegen, Barbarossastraat 76 (270).
- Em. Mattson, fil. kand., in Upsala, Sysslomansgatan 16 (1341).
- Dr. J. F. McCurdy, Prof. am Univ. College in Toronto, Canada (1020).
- Norman McLean, Fellow of Christ's College u. Lecturer in Cambridge,
England (1237).
Dr. A. F. von Mehren, Prof. in Fredensborg b. Kopenhagen (240).
- Dr. A. Merx, Geh. Hofrat, Prof. d. Theol. in Heidelberg, Bunsenstr. 1 (537).
- Dr. Eduard Meyer, Prof. a. d. Univ. Berlin, Gross-Lichterfelde, Mommsen-
str. 7/8 (808j.
- Dr. Leo Meyer, kais. russ. Wirk). Staatsrat, Honorarprof. in Göttingen,
Hanssenstr. 9 (724).
- Dr. theol. L. H. Mills, Prof. a. d. Univ. Oxford, 19 Norham Road (1059).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. XI
Herr Dr. phil. Eugen Mittwoch, in Berlin, NW, Kiichstr. 12 (1272).
- Dr. Axel Moberg, Privatdozent a. d. Univ. Lund (1374).
- stud. phil. Paul Camillo Möbius, in Leipzig, Sternwartenstr. 40 IV. r.
(1312).
- Dr. George F. Moore, Prof. a. d. Harvard University, 3 Divinity Avenue,
Cambridge, Mass., U. S. A. (1072).
- Dr. J. H. Mordtmann, kais. deutscher Konsul in Smyriia (807).
Dr. Ferdinand Mülilau, kais. russ. Wirkl. Staatsrat, Prof. d. Theol. n. d.
Univ. Kiel, Beselerallee 53 (565).
- Dr. D. H. Müller, k. k. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, VIII, Feld-
g-asse 10 (824).
- Dr. Edmund M üUer- H e s s, Prof. in Bern, Eftinger Str. 47 (834).
- Dr. Carlo Alfonso Nallino, Prof. a. d. kgl. Univ. zu Palermo, Piazza
Valverde 1 (1201).
- Dr. med, Karl N arb esliuber, Chefarzt der Bezirkskrankenkasse Gmundcii
(1275).
Dr. Julius von Negelein, Privatdozent a. d. Univ. Königsberg i/Pr.,
Freystr. 5 II. 1. (1361).
- Dr. theol. et phil. Eberhard Nestle, Prof. am ev. theol. Seminar zu
Maulbronn (805).
- Dr. theol. Wilhelm Anton Neumann, Prof. a. d. Univ. \Men, IX, Garnison-
gasse 18 (518. 1084).
- Dr. George Karel Niemann, Prof. in Delft (547).
Dr. W. Nowack, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els.. Thomasgasse 3 (853).
Dr. Heinrich Nützel, Direktorialassistent bei d. kgl. Museen in Berlin,
NW 52, Helgoländer Ufer 7 (1166).
Dr. J. Oestrup, Dozent a. d. Univ. Kopenhagen, N, Nörrebrogade 42 (1241).
- Dr. H. Oldenberg, Prof. a. d. Univ. Kiel, Niemannsweg 92 (993).
- Eob. Olsen, luther. Pfarrer in Hjörundtjord (Norwegen) (1286).
- J. van Oordt, Rechtsanwalt in Kairo, Maison Abst (1224).
- Dr. Max Freiherr von Oppenheim, Legationsrat beim deutschen General-
konsulat in Kairo (1229).
- Dr. Gustav Oppert, Prof. in Berlin, W, Bülowstr. 55 I (1264).
- Dr. Conrad von Orelli, Prof. a. d. Univ. Basel, Bernoullistr. 6 (707).
- Dr. F. E. Peiser, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr., Schönstr. 18a I (1064).
- Dr. Felix Perles, Rabbiner in Königsberg i/Pr., Hintere Vorstadt 42/43
(1214).
- Max Pesl, Kunstmaler, in München, II, Lessiugstr. 9 (1309).
- Dr. theol. Norbert Peters, Prof. d. Theologie in Paderborn, Klingel-
gasse 1 (1189).
- Dr. Arthur Pf ungst , Fabrikant in Frankfurt a/M., Gärtnerweg 2 (1209).
- Dr. Carl Philipp, in Berlin, SW, Kleinbeerenstr. 20 (1316).
The Rev. Dr. Bernhard Pick, 140 Court Str., Newark, N. J, U. S. A. (913).
Herr Dr. Richard Pietschmann, Prof. a. d. Univ. u. Direktor d. Univ.-
Bibliothek in Göttingen, Baurat Gerberstr. 2 (901).
Theophilus Goldridge Pinches, Department of Egyptian and Assyrian
Antiquities, British Museum, in London, W, 38 Bloomfield Road, Maida
Hill (1017).
Dr. Richard Pischel,. Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Berlin, in
Haiensee, Joachim Friedrichstr. 47 (796).
- Dr. Isidor Po Hak, Privatdozent a. d. deutsch. Univ. in Prag, I, k. k.
Uuiv.-Bibliothek (1317).
- Dr. jur. et-cand. theol. Oskar Pollak, in Innsbruck, Universitätsstr. 8
(1342).
-- Dr. Samuel Poznariski, in Warschau, Plomackie 7 (1257).
- Dr. Franz Praetorius, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Freiimfelder Str. 6 (685).
- Josef Prasch, Sparkassenbeamter in Graz (Steiermark), II, Leonhard-
str. 143 (1160).
XII ]'erzeic}niis th'r Milglieder der D. M. Gesellschaft.
Herr Joliaiin Preuss, Ooistl. Lclircr am Grosslierzogl, Gymimsium in Karls-
ruhe i/B., Hürklinstr. 5 III (1359).
- Dr. Elision Pryni, Prof. n, d. Univ. Bonn, Colilenzer Str. 39 (644).
- Lio. Dr. Alfred Kalilfs, Prof. a. d. Univ. Göitingeu, Prinz Albrechtstr. 5
(V200).
Frau Dr. phil. Kinnm Kausclicnbusch-Clougli , in Ongole, Madras Presidency,
Indien (1301).
Herr Dr. H. Heckendorf. Prof. a. d. Univ. Froibuig i/B., IMaximilianstr. 34 (1077).
- Dr. Hans K e i c h c 1 1 , in Baden b. Wien, Neugasse 23 (1302).
- Dr. tbeol. et phil. C. Rcinicke, Prof. in Wittenberg (871).
- Dr. Julio Nathanaol Keuter, Dozent a. d. Univ. Helsingfors , Fabriks-
gatan 21 (IUI).
- H. Keutber, Verbigsbuclihändler in Berlin, W, Köthcner Str. 4 (1306).
Dr. Peter Kheden, Gymuasialiirof. in Duppau (Böhmen) (1344).
- P. Dr. Joseph Hieb er, Prof. a. d. deutschen Univ. in Prag, III, Carmeliter-
gasse 16 (1154).
- Dr. Paul Kieger, Prediger in Hamburg, Grindelallee 188 (1331).
- Dr. Friedrich Kisch, Pfarrer in Walsheim b. Landau, Rlieinpfalz (1005).
Paul Kitt er, Privatdozent u. Lektor a. d. Univ. Charkow, Guberiiatorstr. 4
(1295).
Dr. James Robertson, Prof. a. d. Univ. Glasgow, 7 tlie l'niversity (953).
Dr. Joliannes Roediger, Geh. Regierungsrat, Direktor d. Univ.-Bibliothek
in Marburg i/H., Barfüsserthor 19 (743).
- Dr. Robert W. Rogers, B. A., Prof. am Drew Theological Seminary in
Miidison, N. J., U. S. A. (1133).
- Dr. Albert Rohr, Dozent a. d. Univ. Bern (857).
Baron Victor von Rosen, Exe, Prof., Geheimrat u. Akademiker in St.
Petersburg, Wassili-Ostrow, Nicolai-Quai 1 (757).
Dr. Arthur v on R OS th orn , Legationsrat, in Peking, k. u. k. osterr.-ungar.
Gesandtschaft (1225).
Dr. Gustav Rot li st ein, Gymnasialoberlehrcr in Friedenau b. Berlin, Kirch-
str. 8 (1323).
- Dr. thool. et phil. J. Wilhelm Roth stein, Prof.'a. d. Univ. Halle a/S.,
Karlstr. 4 11 (915).
- Dr. Ma.^ Rottenburg, in Nyiregyhaza, Ungarn (1212).
- Dr. William Henry Denham Rouse, M. A., Headmaster of the Perse
School, 16 Brookside, Cambridge, England (1175).
- D. F. Rudlof, Superintendent in Wangenheim b. Gotha (1048).
- Dr. Franz Rühl, Prof. a. d. Üniv. Königsberg i/Pr., Königsstr. 39 I (880).
Dr. Ed. Sachau, Geh. Oberregierungsrat, Prof. a. d. Univ. Berlin, W,
Wormser Str. 12 (660).
- Carl Salemann, Exe, Wirkl. Staatsrat, Mitglied d. kais. Akad. d. ^^'iss.,
Direktor d. Asiatischen Museums in St. Petersburg, Wassili-Ostrow,
Haus der Akademie (773).
- Dr. Friedrich Sarre, Prof. in Berlin, W, Kurfürstendamm 25 (1329).
- Archibald Henry Sayce, M. A., Prof. a. d. Univ. Oxford (762).
Dr. M'illielm Sehen z, kgl. Geistl. Rat, Lyzealrektor u. Prof. in Regens-
burg, St. Aegidienplatz, C, 18 II (1018).
- Dr. Lucian Scherman, Prof. a. d. Univ. München, Ungerersfr. 18 11(1122).
- Celestino Schiaparelli, Prof. a. d. Univ. Rom, 5 Piazza dell' Esquilino(777).
- A. Houtum Scliindler, General in persischen Diensten, General-Inspektor
der Telegraplien, in Teheran (1010).
Dr. theol. P. Nivard Johann Schlögl, Prof. in Stift Heiligenkreuz bei
Wien (1289).
Dr. Nathaniel Schmidt, Prof. a. d. Corncll University, Ithaca, N. Y., u.
Director of the American School of Archa;ology in Jerusalem (1299).
- Dr. Richard Schmidt, Privatdozent a. d. Univ. Halle a/S., Lessingstr. 17
(11571.
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. XIII
Herr Dr. Leo Schneedor fer , k, k. Hofrat, Prof. a. d. deutschen Univ. in
Prag, I, 234 (862).
- Dr. Hans Sclinorrvon Carolsfeld, Obcrbibliotliekar d. Univ. -Bibliothek
in München, Giselastr. 7 (1128).
Dr. Eberhard Seh rader, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Berlin,
NW, Kronprinzen-Ufer 20 (655).
- Dr. W. Schräm eier, Admiralitätsrat, Kommissar für chinesische An-
gelegenheiten, in Tsingtau (976).
- Dr. Paul Schroeder, kais. deutscher Generalkonsul für Syrien, Beirut (700).
Dr. Leopold v. Schroeder, Prof. a. d. Univ. Wien, Maximilians-
platz 13 11 (905).
- Dr. Walther Schubring, in Berlin, NW 23, Klopstockstr. 23 (1375).
- Dr. Friedrich Schulthess, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Schild weg 21 (1233).
- Lic. Dr. Friedrich Schwally, Prof. a. d. Univ. Giessen , Frankfurter
Str. 40 (1140).
- Dr. Paul Schwarz, Prof., in Charlottenburg b. Berlin, Berliner Str. 60
(1250).
- Dr. Jaroslav Sedläcek, Prof. a. d. böhmischen Univ. in Prag, Smichow,
Hussstr. 13 (1161).
- Dr. med. Ernst Seidel, approb. Arzt in Oberspaar b. Meissen, Dresdner
Str. 58 d (1187).
- Dr. Christian Friedrich Seybold, Prof. a. d. Univ. Tübingen, Eugenstr. 7
(1012).
- Otto Siegesmund, Pfarrer in Gross-Mirkowitz bei Stempuchowo (Bez.
Bromberg) (1246).
- Dr. Richard Simon, Privatdozent a. d. Univ. München, Giselastr. 29 I (1193).
- David Simonsen, Prof. in Kopenhagen, Skindergade 28 (1074).
- Dr. Rudolf Smend, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Bühlstr. 21 (843).
- Dr. theol. Henry Preserved Smith , Prof. am Amherst College in Amherst,
Mass., U. S. A. (918).
- Vincent Arthur Smith, M. A., Hazelwood, the Park, Cheltenham, England
(1325).
- Dr. Christiaan Snouck Hurgronje, Regierungsrat, in Batavia, Java
(1019).
- Dr. phil. Moritz Sobernheim.in Berlin, W, Königin Augustastr. 28 (1262).
- Dr. J. S. Speyer, Prof. a. d. Univ. Leiden, Heerengracht 24 (1227).
- Dr. Wilhelm Spiegelberg, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Twinger-
str. 16 (1220).
- Jean Spiro, Prof. a. d. Univ. Lausanne, Cour pres Lausanne (Schweiz) (1065).
- Dr. Reinhold Baron von Stackeiberg, Dozent am Lazarewschen Institut
in Moskau (1120).
- Dr. phil. Freib. Alexander v. S t a e 1 - H o 1 s t e i n , in Göttingen, Schildweg 36
(1307).
- Dr. Rudolf Steck, Prof. a. d. Univ. Bern, Sonnenbergstr. 12 (689).
- Dr. Mark Aurel Stein, Inspector-General of Education and Archaeological
Surveyor, MW. Prontier Province and Baluchistan, in Peshawar, Indien
(1116).
- Dr. Georg Steindorff, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Waldstr. 54 (1060).
- P. Placidus Steinin ger, Prof. d. Theol. in der Benediktiner -Abtei
Admont (861).
- Dr. M. Steinschneider, Prof. in Berlin, O, Wallner-Theaterstr. 34 (175).
The Rev. Dr. Thomas Stenhouse, Mickley Vicarage, Stocksfield on Tyne,
England (1062).
Herr Lic. Dr. Sten Edvaid Stenij, Prof. a. d. Univ. Helsingfors, Frederiks-
gat. 19 (1167).
- J. F. Stenning, M. A., Wadham College in Oxford (127 7).
- Lic. Dr. Carl Steuer nagel, Privatdozent a. d. Univ. Halle a/S., Kron-
prinzenstr. 42 (1348).
XIV l'crzeichnis (kr Mit(]lied<!r dfr D. M. Geselhcliaft.
Herr Curt Stoyer, Gynuiasiiilobcileliipr in Chemnitz, Enzmannstr. 8 (1353).
Dr. Josef Stier, Pie<lij;or u. Ksibbiiier d. Israelit. Gemeinde in Berlin, N,
(.trnnienbnrjicr Str. 39 (^1134").
- Dr. Hermann L. Strack, Tiof. .n. d. l'niv. IJerlin, in Gross-Lichterfelde,
Rinpstr. 73 (977).
- Dr. pliil. Otto Strauss in Kiel, Biutels.'illee 2 (1372).
Dr. Maximilian Streck, Trivatdozent a. d. Univ. Strassburg i/Els. (1259).
Dr. Hans Stumme, Prof. a. d. Univ. Leipzifj, Südstr. 72 II (1103).
- Georges D. Sursock, Dragoman d. kais. deutsclien Konsulats in Beirut
(1014).
Dr. Heinrich Suter, Prof. am Gymnasium in Zürich, KUsnacht b. Zürich
U24S).
Aren von Szilädy, reform. Pfarrer in Halas, Klein-Kumanien (697).
- Dr. Jyun Takakusu, in Tokio, Kogimachi 35 (1249).
Dr. A. Tappehorn, Pfarrer in Vreden, Rbzk. Münster (568).
Dr. Emilio Teza, Prof. a. d. Univ. Padua, Santa Lucia 5 (444).
- G. W. Thatcher, M. A., B. D., in O.xford (1107).
- Dr. G. Thibaut, Principal, Muir Central College in Allahabad, Indien (781).
- Dr. Tsuru-Matsu Tokiwai, p. Adr. Baron G. Tokiwai in Isshinden,
Pnivince Ise, Japan (1217).
Charles C. Torrey, Prof. a. d. Yale University, New Haven , Conn.,
U. S. A. (1324).
Dr. Fr. T rech sei, Pfarrer in Spiez, Canton Bern (Schweiz) (755).
Fürst Esper E«perowit?ch Uchtomskij, Dnrclil., Kammerherr Sr. Maj. d.
Kaisers v. liussland, in St. Petersburg, Sclipalernaja 26 (1235).
Herr Dr. J. Jacob Uuger, Rabbiner in Iglau (650).
- Dr. J. J. Ph. Valeton, emer. Prof. d. Theol., in Amersfoort (Nieder-
lande) (130).
I>r. Herm. Vämbery, Prof. a. d. Univ. Budapest, Franz-Josephs-Quai 19
(672).
Dr. Bernhard Vandenhoff, Privatdozent a. d. Univ. Münster i/W., in
Crefeld, Oberdiesspmer Str. 136 (1207;.
- Friedrich Veit, Privatgelehrter, in Tübingen, Hechinger Str. 20 (1185).
- Dr. Ludwig Venetianer, Rabbiner in Ujpest (1355).
- Dr. .1. Ph. Vogel, Archseological Surveyor, Panjab and U. Prov. , in
Labore, Indien (1318).
Dr. H. Vogelstein, Rabbiner in Stettin, Falkenwalder Str. 127 (1146).
Dr. Hermann Vogelstein, Rabbiner in Königsberg i/Pr. , Tragheimer
Kirchenstr. 8 (1234).
- Lic. Dr. Karl Völlers, Prof. a. d. Univ. Jena, Westendstr. 33 (1037).
Dr. Jakob W ac k er n a ge 1 , Prof. a. d. Univ. Göttingen, Hoher Weg 12 (921).
Oscar Wassermann, in Berlin, C, Burgstr. 21 (1260).
The Venerable Archdeacon A. William Watkins, in Durham, The College (827).
Herr Dr. phil. Gotthold Weil, in Berlin, Lessingstr. 16 (1346).
J. Weiss, Gerichtsassessor a. D., in Bonn, Auguststr. 7 (1369).
- Dt. f. H. Weissbach, Bibliothekar a. d. Univ.-Bibliothek u. Prof. a. d.
Univ. zu Leipzig, in Gautzsch b. Leipzig (1173).
Dr. Julius Wellhausen, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Göttingen,
Wefaerstr. 18 a (832).
Dr. Cossmann Werner, Rabbiner in Jlünchcn, Herzog Ma.\str. 3 1 (1332).
- Lic. Dr. Gustav Westphal, Privatdozent a. d. Univ. Marburg i/H.,
Ritterstr. 13 (1335).
- Dr. Karl Fr. Weymann, Lehramtspraktikant in Hagsfeld b. Karlsruhe i/B.
(1279).
- Dr. Alfred Wiedemann, Prof. a. d. Univ. Bonn, Königstr. 32 (898).
- Dr. Eugen Wilhelm, Hofrat, Prof. a. d. Univ. Jena, Wagnergasse 111 (744).
- Dr. Hugo Winckler, Privatdozent a. d. Univ. Berlin, in Wilmersdorf
b. Berlin, Binger Str. 80 (1177).
Verzeichnis der Mitglieder der D. AI. Gesellschaft. XV
Herr Dr. Ernst Windisch, Geh. Rat, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Universitätsstr. 15
(737). _
- Dr. ^loriz Winternitz, Prof. a. il. deutschen Univ. in Prag, Kgl. Weinberge,
Cliodeogasse 5 (1121).
- U. Wogihara, z. Z. in Strassburg i/Els., Schochstr. 11 III (1319).
Dr. James Haughton Woods, Itistructor in Philosophy, Harvard University,
in Boston, Mass., U. S. A., 2 Cliestnut Street (1333).
The Rev. Charles H. H. W right, D. D., M. A., Ph. D. . in London, SW, 90
Bolingbroke Grove, Battersea (553).
Herr William Aldis AVright, M. A.. Vice Master, Trinity College, Cambridge,
England (556).
- Dr. tbeol. et phil. Karl August Wünsche, Prof., in Dresden, Albreclit-
str. 15 II (639).
stud. jur. Arthur v. Wurzbach, in Laibach, Rain 10 (1351).
- Dr. Theodor Zachariae, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Händelstr. 29 (1149),
- Dr. theol. et phil. Josef Zaus, Prof. a. d. deutschen Univ. in Prag, III,
Josefsgasse 43 (1221).
- Dr. Karl Villielm Zettersteen, Prof. a. d. Univ. Upsala, Kungsgatan 65
(1315).
Dr. Heinrich Zimmern, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Johannisallee 11 (1151).
- Dr. Josef Zu baty, Prof. a. d. böhmischen Univ. in Prag, Sraichow, Jakobs-
platz 1 (1139).
In die Stellung eines ordentlichen Mitglieds sind eingetreten ^) :
Das Veitel-Heine-Ephraimsche Beth ha- Mid rasch in Berlin (3).
Die Kgl. Bibliothek iu Berlin, W, Opernplatz (12).
,, Bibliothek des Benedictinerstifts St. Bonifaz in München,
Karlstr. 34 (18).
„ Bodleiana in Oxford (5).
The St. Xavier's College, Fort, Bombay (9).
Die Gross herzog]. Hofbibliothek in Darmstadt (33).
„ k. k. Hofbibliothek in Wien (39).
Das St. Ignatius-Collegium in Valkenburg (Holland) (35).
Das Deutsche evangelische Institut für Altertums wissensch.
des hl. Landes in Jerusalem (47).
Die Bibliothek der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt in
Wien, II, Tempelgasse 3 (48).
Das Fürstlich Hohenzollernscbe Museum in Sigmaringen (1).
The NewYork Public Library, Astor Lenox and Tilden Foundations, in
New York, 40 Lafayette Place (44).
„ Owens College in Manchester, England; siehe The Victoria University.
„ Princeton University Library in Princeton, N.J., U. S. A. (46).
Die Stadtbibliothek in Hamburg (4).
The Union Theological Seminar y in New York (25).
Die Kgl. Universitäts-Bibliothek in Amsterdam (19).
„ Üniversitäts-Bibliothek in Basel (26).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Berlin, NW, Dorotheenstr. 9 (17).
,, Kgl. Universitäts-Bibliothek in Breslau (16).
„ Universitets-Bibliothek in Christiania (43).
„ Kais. Universitäts-Bibliothek in Dorpat (41).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Erlangen (37).
„ Grossherzog 1. Universitäts-Bibliothek in Freiburg i/B. (42).
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die Reihenfolge, in der die betretf. Bibliotheken und Institute
beigetreten sind.
XVI SchrifUnaustausch clcr D. .1/, Gesellschaft.
Dio li ro SS li erzog 1. U ii i v er si t ii ts- H i It 1 io t h ek in Giessen (10).
„ Kgl. Ulli versi tat s- Bibliothek in Greifswnld (21).
,. G rossher zorI. U ni versi t ä t s- H i bliot h ek in Jena (38).
„ Kgl. Universiti'its-Bibliuthek in Kiel (24).
., KrI. Un iversitäts-Bib liothek in Königsberg i/Pr. (13).
Kgl. Uni versitüts-Ki bl io t h e k „Albertinu" in Leipzig, Beethoven-
str. 4 (6~).
.. Kgl. Universitäts-Bibliothek in Mnrburg i/H. (29).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in München, Ludwigstr. 17 (40).
„ Kais. Uni versitäts- Bibliothek in St, Petersburg (22).
,. k. k. U n i V ersi tä ts-Biblioihck in Prag (14).
„ Grossherzog 1. Universitiits- Bibliothek in Rostock (34).
., Kais. Universitäts- u. Landesbibliothek in Strassburg i/Els. (7).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Utrecht (11).
., Kgl. UniversitJits-Bibliothek in Würzburg (45).
The Victoria University (früher Owens College) in Manchester, England (30).
Schrifteiiaustiiuscli der D. M. Gesellschaft.
Verzeichnis der gelehrten Körperschaften u. s. w. , die mit der D. M. G. in
Schriftenaustausch stehen, nach denn Alphabet der Städtenamen, mit Angabe
der Veröffentlichungen, welche die D. M. G*. von ihnen regelmässig erhält.
• bedeutet, dass die D. M. G. als Gegenleistung; Zeitschrift und Abhandlungen liefert.
+ bedeutet besondere Abmachungen. Die Kön>erschaften u. s. w. , denen kein Zeichen
beigesetzt ist, erbalten die Zeitschrift. Mit den Gesellscliaften u. s.w., die in [] ein-
geschlossen sind, schweben z. Z. Verhandlungen über die von ihnen an die D. M. G. zu
liefernden Schriften.')
1. Die Hevuc Africaine in Alger, C rue Clauzel. [Signatur noch unbestimmt.]
*2. Het Bataviaasch Gcnootschap van Künsten en Wetenschappen in Batavia.
Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde. Bb 901.
Notulen van de Algemeene en Bestuurs-Vergaderingen. Bb 901^.
Verhandelingen. Bb 901°. 4*'.
Dagh-Register gehouden int Casteel Batavia. Ob 2780. 4**.
*3. Die Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften in Berlin.
Abhandlungen, Philolog u. historische. Ae 5. 4**.
Sitzungsberichte. Ac 165. 4**.
4. Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, SW, Wilhelmstr. 23.
Zeitschrift der Gesellschaft f. E. zu B. Oa 256. 4«.
*5. Das Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin, C 2, Am Zeughaus 1.
Mittheiiungen des Seminars für Or. Spr. Bb 825.
Lehrbücher des Seminars f. Or. Spr. zu Berlin. Bb 1120.
6. Al-Machriq, Revue catholique Orientale, in Beyrouth (Syrien). — Bb 818,
7. The Antliropological Society of Bombay.
Journal. Oc 176.
*8. The Bombay Branch of the Royal Asiatic Society in Bombay,
Journal. Bb 755.
9. La Societe des Bollandistes, 14, rue des Ursulines, ä Bruxelles.
Analecta Bollandiana. Ah 5.
1". Die Jlagyar Tudomänyos Akademia in Budapest.
Ertekezesek. Ae 96.
Kyelvtudomänyi Közlemenyek. Ae 130.
Kapport sur les travaux de l'Acad. Ilongroise des Sciences. Ae 19G.
Einzelne jeweilig erscheinende Werke,
— ^
1) Die List« ist nach dem Stande der augenblicklichen Ermittelungen gegeben.
Ergänzungen und Verbesserungen bleiben vorbehalten.
Schriftenaustausch der D. M. Gesellschaft. XVII
11. Die Redaktion der ^Uevue Orientale", Herrn Dr. Bernhard Munkäcsi,
in Budapest, VI, Szondy-utcza 9.
Keleti Szemle. Revue Orientale. Fa 76.
12. The Khedivial Library in Cairo.
*13. The Royal Asiatic Society of Bengal in Calcutta.
Journal. Part I und Part III. Bb 725.
Proceedings. Bb 725c.
Bibliotheca Indica. Bb 1200.
14. The Ceylon Branch of the Royal Asiatic Society in Colombo.
Journal. Bb 760.
15. Die Echos d'Orient in C o n s t an t i nopel. Ja 33. 4**.
IG. Die armenische Wochenschrift Lujs in Con stan tinope 1. Ed 1540.
17. Das R. Istituto di Studi superiori in Florenz, Piazza San Marco 2.
Accademia Orientale. Bb 1247. 4^.
CoUezione scolastica. Bb 1247*.
*]8. Societä asiatica italiana in Florenz, Piazza S. Marco 2.
Giornale. Bb 670.
19. Die Königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen.
Nachrichten. Ae 30.
20. Der Historische Verein für Steiermark in Graz.
Mittheilungen. Nh 200 (mit der Beilage: Stiria illustrata, Nh 200 a).
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Nh 201.
*21. Das Koninklijk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch Indie im Haag.
Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van N. L Bb 608.
22. Teyler's Theologisch Tijdschrift in Haarlem. — la 135.
23. Die Gesellschaft für jüdische Volkskunde in Hamburg. Redakteur:
Dr. Max Grunwald, Rabbiner, Wien XV, Turnergasse 22.
Mitteilungen. Oc 1000.
24. Die Ecole Fran9aise d'Extreme- Orient in Hanoi.
Bulletin. Bb 628. 4".
25. Die Finnisch-Ugrische Gesellschaft in Helsingfors.
Journal de la Soeiete Finno-Ougrienne. Fa 60. 4".
Memoires de la Soeiete Finno-Ougrienne. Fa 61. 4**.
26. Die Revue Biblique Internationale in Jerusalem. — la 125.
*27. Das Curatorium der Universität in Leiden.
Einzelne Werke, besonders die orientalischen Bücher, welche mit
Unterstützung der Regierung gedruckt werden.
28. Die Zeitschrift T'ousg-pao in Leiden. Heim Prof. Henri Cordier,
Paris (16e), 54 rue Nicolo. — Bb 905. 4«.
29. Das Archiv für Religionswissenschaft in Leipzig. — Ha 5.
30. Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas in Leipzig.
Zeitschrift des Deutschen Palaestina-Vereins. — la 140,
Mittheilungen und Nachrichten des D. P.-V. la 140 a.
t31. Die Königl. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig.
Berichte.
Abhandlungen.
132. Das Semitistische Institut der Universität Leipzig.
Leipziger semitistischei Studien. Bb 1114.
33. The Anthropological Institute of Great Britain and Ireland in London, W,
3 Hanover Square.
Journal. Oc 175. 4*>.
b
will Schrift^natistaitsch der D. M. Gesellschaft.
34. The Society of Biblical Arcliaeology in London, WC, Bloomsbury,
37 Great Kussell Street.
Proceedings. Ic 2290.
*35. Tlie Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland in London, W,
22 Albeniarle Street.
Journal. Bb 750.
*36. The Royal Gcographical Society in London, W, 1 Savile Row.
The Geographical Journal. Oa 151.
37. Das Athön^e oriental in Löwen.
Le Museon, Af 116.
.'58. The Ethnological Survey for the Philippine Islands in Manila.
*39, Die Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften in München.
Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der histo-
rischen Classe. Ae 185.
Abhandlungen der pbilos.-philolog. Classe. Ae 10. 4°.
*40. The American Oriental Society in New Haven.
Journal. Bb 720.
*41. Die Ecole speciale des Laiigues Orientales Vivantes iii Paris, 2, rue
de Lille.
Publications de l'Ecole des L. O. V. Bb 1250. 8". 4". 2».
BibliothJjque de l'Ecole des L. O. V. Bb 1119,
42. Das Musee Guimet in Paris.
Annales. Bb 1180. 4".
Annales (Bibliothfeque d'Etudes). Bb 1180 a. 40.
Revue de l'Histoire des Religions. IIa 200.
43. Die Revue Archeologique in Paris, 2, rue de Lille. — Na 325.
44. Die Revue de l'Orient Chretien in Paris. Librairie Picard , 82 rue
Bonaparte., — la 12C.
[*45. Die Society Academique Indo-chinoise in Paris.]
46. Die Societe Asialique in Paris, rue de Seine, Palais de l'Institut.
Journal Asiatique. Bb 790.
*47. Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.
Bulletin. Ae 65. 4«.
Memoires. Ae 70. 4*^. [Bisher nicht vollständig.]
30
Bibliotheca Buddhica. Eb 2020.
Bv^avTiva XQOvina. Eg 330. 4''.
Publications du Musee d'Anthropologie et d'Ethnographie de l'Aca-
demie Imp. d. sciences de St.-Petersbourg. Oc 263. 4**.
Einzelne jeweilig erscheinende Werke.
*48. Die Kaiserl. Russ. Geographische Gesellschaft in St. Petersburg.
HsBtcTia. Oa 42.
Othcti. Oa. 43.
3anHCKB ... Do OTAtjeniio 9THori)a(j[)iH. Oa 48.
[49. Die Societe d'Archcologie et de Numismatique in St. Petersburg.]
50. The American Philosophical Society in Philadelphia, 104 South
5*1» Street.
Proceedings. Af 124.
*51. Studi italiani di tilologia indo-iranica in Pisa. — Eb 827.
''52. Die R. Accademia dei Lincei in Rom.
Rendiconti. Memorie della Classe di scienze morali, storiche e
filologiche. Ae 45.
Atti (Rendiconti delle sedute solenni). Ae 45 a. 4".
•i
*
Schriftenaustausch der D. M. Gesellschaft. XIX
53. Die Zeitschrift Bessarione in Rom, Piazza S. Pantaleo No. 3. — Bb 606.
54. The China Brauch of the Royal Asiatic Society in Shanghai.
Journal. Bb 765.
55. The Director General of Archaeology in India in Simla.
56. The Tokyo Library of the Imperial University of Jajjan in Tokyo.
The Journal of the College of Science, Imperial University of
Tokyo, Japan. P 150. 4<'.
Calendar. Ae 74.
57. The Asiatic Society of Japan in Tokyo.
Transactions. Fg 100.
58. Die Revue Tunisienne in Tunis, Institut de Carthage. Oa 2U8.
*59. Die König!. Universitätsbibliothek in Upsala.
Sphinx, Ca 9.
Einzelne jeweilig erscheinende Universitätsschriften. Auch Af 155.
*60, The Bureau of Ethnology in Washington.
Bulletin (bisher in der Bibliothek auf verschiedene sachliche Ab-
teilungen verteilt).
Annual Repoit. Oc 2380. 4<>.
61. The Smithsonian Institution in Washington.
Annual Report of the Board of Regents. Af 54.
*62. Die Kaiserl. Königl. Akademie der Wissenschaften in Wien.
Sitzungsberichte. Philosoph.-histor. Classe. Ae 190.
Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Nh 170.
Fontes rerum Austriacarum. Nh 171.
63. Die Numismatische Gesellschaft in Wien, I, Universitätsplatz 2.
Monatsblatt. Mb 135. if>.
Numismat. Zeitschrift. Mb 245.
64. Die Mechitaristen-Congregation in Wien, VlI, Mechitaristeugasse 4.
Handes amsoreay. Ed 1365. 4".
Ex officio erhalten je 1 Expl. der Zeitschrift:
Se. Hoheit Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg in AI ton bürg.
Das Königl. Ministerium des Unterrichts in Berlin.
Die Privat-Bibliothek Sr. Majestät des Königs von Sachsen in Dresden.
Se. Excellenz der Herr Staatsminister von Seydewitz in Dresden.
Die eigene Bibliothek der Gesellschaft in Halle a/S. (2 Exemplare).
Die Königl. Üniversitäts-Bibliothek in Halle a/S.
Die India Office Library in London, SW, Whitehall, Downing Str.
Die Kaiser Wilhelms-Bibliothek in Posen (auch die „Abhandlungen").
Die Königl. öflentliche Bibliothek in Stuttgart.
Die Königl. Universitäts-Bibliothek in Tübingen.
XX
Personalnachrichten.
Oor 1). M. G sind ab 1906 als ordentliche Mitglieder beigetreten:
1374 Herr Pr. Axel Moberg, Privatdozent a. d. Univ. Lund, und
1375 Herr Dr. Walther Schubring, in Berlin, NW 23, Klopstockstr. 23.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihre ordentlichen Mitglieder:
Herrn Professor Dr. G. Bickell in Wien, f 15. Januar 1906, und
Herrn Professor C. Bendajl in Cambridge, f 14. März 1906.
Seinen Austritt erklärte Herr Dr. J. Kren gel in Böhmisch-Leipa.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder:
Herr Prof. Dr. P. Jensen in Marburg i/H, Biegonstr.,
Herr Prof. T. Jordan escu in Focsani, Rumänien,
Herr Geh. Regierungsrat Dr. M. M. Lauer in Göttingen, Düstere Eichonweg 19 I,
Herr Dr. H. Nützel in Berlin, NW 52, Helgoländer Ufer 7,
Herr Privatdozent Dr. R. Simon in München, Giselastr. 29 I,
Herr Prof. Dr. H. S u t o r in Küsnacht b. Zürich und
Herr Prof. Dr. V. Thomson in Kopenhagen, V, St. Knuds Voj 36.
XXI
Verzeichiüs der vom 1. Dez. 1905 bis 28. Fei)!-. 1906 für die
Bibliothek der D. M. G. eingegangenen Schriften u. s. w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Ac 264. iMzac's Oriental List. Vol. XVI, Nos. 11 & 12, Nov.-Dec,
1905. London.
2. Zu Ac 337. Nijhoff , Martinus, Livres anciens et modernes . . . Histoire
des pays de l'Asie. IV. Indes-Neerlandaises. La Haye 1905.
3. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen Philologisch -historische Klasse. 1905. Heft 4.
Geschäftliche Mittheilungeu. 1905. Heft 2. Göttingen 1905.
4. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accaderaia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XIV. Fase. 7 — 8.
Roma 1905.
5. Zu Ae 165. 4**. Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. XXXIX — LIII. 19. Oct.— 21. Dez.
Berlin 1905.
6. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch - philologischen und
der historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1905. Heft IV. München 1905.
7. Zu Af 54. Report, Annual, of the Board of Regeuts of the Smithsonian
Institution, showing the Operations, Expenditures , and Condition of the
Institution, for the Tear ending June 30, 1904. Washington 1905.
r
8. Zu Af IIG, Museon, Le. Etudes philologiques, historiques et religieusos. . .
Fonde an 1881 par Ch. de Harlez. Nouvello Serie. — Vol. VI. No. 3 — 4.
Louvain 1905.
9. Zu Ah 5. Analecta Bollaudiana. Tomus XXV. — Fase. I. Bruxellis
1906,
10. Zu Ah 5 g. Poncelet, Alb., Catalogus codicum hagiographicorum latinorum
bibliothecarum Romanarum praeter quam Vaticanae. IV. Codices biblio-
thecae natioualis dictae a Victorio Emmanuele II, p. 97 — 128.
11. Zu Ah 20. Jahres-Berich t des jüdisch-theologischen Seminars Fraenckel-
scher Stiftung. Breslau 1906. (Vom jüdisch-theolog. Seminar.)
12. Zu Bb 10. Bibliographie, Orientalische, begründet von August
Müller Bearbeitet und herausgegeben von Lucian Scherman.
XVIII. Jahrgang (tür 1904). Zweites Heft. Berlin 1905.
13. Zu Bb 606. Bessarione. Pubblicazione periodica di studi orientali.
Serie II. Vol. IX. Fase. 86. 87. Anno X. 1905 — 1906. Roma.
14. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. January 1906. London.
XXII I 'erz. cier für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
l."(. Zu Hb 75i"). .loiiriiHl, Tlie, of the Bombay Braiieb of tbe Royal Asiatic
Society. No. LX. VoL XXII. Bombay 1905.
16. Zu Bb 790 Journal Asiatiquo . . . Dixifeme Serie. Tome VI. No. 2.
1905. Paris.
17. Zu Bb SnO. 4**. Li tto ra tur-Z eitu 11 g, Oriontalistiscbc. Herausgogobou
von F. E. Pdser. Acbter Jahrgang. No. 12. Neunter Jahrgang. No. 1.
1905. 1906. Berlin. (Von Dr. G. Kampffmeyer.)
IS. Zu Bb 818. al-Macbriq. Uevue catbolique Orientale bimensuelle. Scienccs-
Lottrcs-Arts. Bairüt. — VIII. 1905. No. 23. 24. — IX. 190G. No. 1. 2. 3.
19. Zu Bb 901. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkuiide,
nitpegeven door bot Bataviansch Genootschap van Künsten en Woton-
•«chappen . . . Deel XLVIIl. Aflevering 2. Batavia | 's Hago 1905,
20. Zu Bb 901 d. Notulen van de Algemeeno en Directievorgaderingeu van
bet Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen. Dcel XLIII.
1905. Aflevering 1. 2 en 3. Batavia | 's-Gravenhage 1905.
21. ZuBb901n. 4**. Verhandel Ingen van het Bataviaasch Genootschap van
Künsten en Wetenschappen. Deel LV, 2e Stuk. Batavia | 's Hago 19U5.
22. Zu Bb 905. 4". T'oung-pao. Arcbives pour servir :i l'etude de l'liistoire,
des langues, de la geographie et de l'ethnographie de l'Asie Orientale.
Kt'digees par Gustave Schlegel et Henri Cordier. Serie II. Vol. VI.
No. 5. Leide 1905.
23. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Neunundfünfzigster Band. IV. Heft. Leipzig 1905.
34. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde dos Morgenlandes . . .
XIX. Band. 4. Heft. Wien 1905.
25. Zu Bb 1200, s, 33. Anantabhatta , The Vidhäna-Pärijäta. Edited by
Paii'lita Täröprasanna Vidi/äratna. Vol. I. Fasciculus VIII. Calcutta
1905. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1122.]
26. Zu Bb 1200, s, 172. Gadädliara Räjaguru, Gadädhara Paddhatau
Kälasära cdited by Sadügiva Migra of Purl. Vol. II , Fasciculus I.
Calcutta 1905. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1127.]
27. Zu Bb 1200. s. 29."j. J'imülavähana , Kälavivekali. The Käla-Vivcka
edited by Madhusüdana Smrtiratna. Fasciculus VII. Calcutta 1905.
[== Bibliotheca Indica. New Series, No. 1125.]
28. Zu Bb 1200, s, 505. Nägeduhhatta, Mahäbhäsyapradlpoddyota by Nagern
Bhatta. Edited by Pandit Bahuvallabha (^ästrl. Vol. III, Fasciculus III.
Calcutta 1905. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1124.]
29. Zu Bb 1200, s, 698. Prajnäkaramati's Commentary to the Bodhicaryä-
vatära of f^äntideva. Edited with Indices by Louis de la Vallee Foussin.
Fasciculus IV. Calcutta 1905. [= Bibliotheca Indica. New Series,
No. 1126.]
30. Zu Bb 1200, s, 705 [war 710]. Satas äh asri kä prajiT äpär am i t ä.
A Theological and Pbilosopbical Discourse of Buddha with bis Disciples . . .
Edited by Pratüpacandra Gho?a. Part I. Fas. 11. Calcutta 1905.
f= Bibl. Ind. New Series, No. 1123.]
31. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1905.
2. 3. 4. 10. Jahrgang. Berlin.
32. Zu Bb 1250. 4<>. (V, 5.) Recueil de Memoires Orientaux. Textes et
Traductions publi^s par les professeurs de l'Ecole speciale des langues orien-
tales Vivantes k loccasion du XIV« congres international des orientalistes,
rdnni ä Alger (Avril 1905). Paris 1905.
Ver-z. der für die Bibliothelc devD. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XXIII
33. Zu Bb 1280. 4". Harvard Oriental Society, Volume Niue. = The Little
Clay Cart (Mrcchakatika). A Hindu Drama, attributed to King Shüdraka
translated . . . into English prose and verse by Arthur William Ryder.
Cambridge, Massachusetts, 1905. (Von Prof. Lanman.)
34. Zu Ca 9. Sphinx. Revue critique embrassant le domaine entier de
l'egyptologie publice . . . par Karl Piehl. Vol. IX. Fase. IV. Upsala.
35. Zu Db 3. Beitr ägezur Assyriologie und Semitischen Sprachwissenschaft
herausgegeben von Friedrich Delitzsch und Paul Haupt. Fünfter Band,
Heft 3. Leipzig 1905.
36. Zu De 20. Chauvin, Victor, Bibliographie des ouvrages arabes ou relatifs
aus Arabes publies dans l'Europe chretienne de 1810 k 1885. IX. Pierre
Alphonse. — Secundus. — Recueils orientaux. — Tables de Henning et
de Mardrus. — Contes occidentaux. — Les maqämes. Liege | Leipzig 1905.
(Vom Verf.)
37. Zu Eb 473 [früher Eb 195]. List of Sanskrit, Jaini [früher: Jaina]
and Hindi Manuscripts . . . deposited in the Sanskrit College, Benares,
during the year 1904. Allahabad 1905. (Vom Government Press Office.)
38. Zu Eb 225. 2''. Catalogue of Books registered in Burma during the
quarter ending the 30tli September 1905. Kangoon 1905.
39. Zu Eb 392. Hultzsch , E. , Reports on Sanskrit Manuscripts in Southern
India. No. III. Madras 1905.
40. Zu Eb 692. Haraprasäd (JästrJ, Notices of Sanskrit MSS. Second
Series. Extra Number. A Catalogue of Palm-Leaf and Selected Paper MSS.
belonging to the Durbar Library, Nepal . . . Calcutta 1905.
41. Zu Eb 755. A Descriptive Catalogue of the Sanskrit Manuscripts of the
Government Oriental Manuscripts Library, Madras. By M. Seshagiri
Sastri and M. Rangacharya . . . Vol. I. Vedic Literature. Third Part.
Madras 1905.
42. Zu Eb 827. Studi Italiani di Filologia Indo-Iranica diretti da Francesco
L. PidU. Anno V (mit Atlante). VI. Firenze 1904, 1905.
43. Zu Ed 1237. 4». Ararat. 1905. 11. 12. WaVarsapat.
44. Zu Ed 1365. 4«. Hand es amsoreay. 1905, 12. 1906, 1. 2. Wienna.
.45. Zu Fa 76. Szemle, Keleti . . . Revue Orientale pour les etudes ouralo-
altaiques . . . VI. evfolyam. 1905. 2. — 3. szäm. Budapest.
4C. Zu Fa 2901. JMehmed Tevfiq, Ein Jahr in Konstantinopel. Zweiter Monat :
10
Helva-sohbeti (Die Helva-Abendgesellschaft). Vierter Monat: Die Ramazan-
Nächte. Nach dem Stambuler Druck von 1299 b. zum ersten Mal ins
Deutsche übertragen und durch Fußnoten erläutert von Theodor Menzel.
Berlin 1905. 1906. = Türkische Bibliothek. Herausgegeben von Georg t/ocoZ*.
3., 4. Band. (Von Prof. Dr. G. Jacob.)
47. Zu Fe 150. 4°. Epigraphia Caruatica . . . by B. Lewis Rice. Vol. IV, 2.
V, 1. 2. VI. VII. X, 1. 2. XL Baugalore 1898. 1902. 1901. 1902. 1903.
1904. (Vom Mysore Government.)
48. Zu Ff 1925. Journal, The, of the Siam Society. Volume II. Bangkok
1905. (Von der Siam Society.)
49. Zu Ha 5. Archiv für Religionswissenschaft . . . herausgegeben von
Albrecht Dieterich und Thomas Achelis. Band 8, Heft 3 und 4. Leipzig
1906.
50. Zu Ha 200. Revue de l'histoire des religions. Vingt-cinquierae annee.
Tome LI. No. 1. 2. Janvier-Fevrier. Mars-Avril. Paris 1905.
X\l V Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
51. Zu Hb 421. 4*'. Dussaud, Rene. Notes de mythologie syrienne. II — IX
et Indes. Paris 1905.
52. Zu la 33. 4^ Ec hos d' O r ion t. 8« aunee. No. 55. Novembre 1905.
90 aunee. No. 5G. Janvier 190(1.
53. Zu la 125. Revue Riblique Internationale publice par l'Ecole
pratiquo dV'tudes hibliques . . . Nouvelle Serie. Troisieme Annee. No. 1.
Janvier 1906. Paris, Rome.
54. Zu la 126. Revue de l'Orient Chr^tien. Recueil trimestriel. No. 4.
Paris 1905.
55. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Direttivo: Emilio Comba
— Enrico Bosio — Giovanni Luzzi. Nuova Serie. — Anno Settimo. Dicombre.
1905. Anno Ottavo. 1906. Gonuaio. Fobbraio. Firenzo 1905. 190C.
56. Zu la 135. S". Tijdschrift, Teyler's Theologisch, . . . Jaar-
gang 4. Aflevering 1. Haarlem 1906.
57. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palaestina-Vereins, Band XXIX,
Heft 1. Leipzig 1906.
58. Zu Ja 140a. Mittheilungen und Nachrichten des Deutschen Palae-
stina-Vereius. Herausgegeben . . . von H. Guthe. 1905. Nr. 6.
59. Zu Ic 2290. Proceedings of the Society of Biblical Archseology.
Vol. XXVII. Part 7. Vol. XXVIII. Part 1. London 1905. 1906.
60. Zu Mb 135. 4^. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 269. 270. VI. Bd. (Nr. 36.) VII. Bd. (Nr. 1.) 1905. 1906.
Gl. Zu Na 325. Revu e archeologique. Quatrieme Serie. — Tome VI. Septembre-
Octobre 1905. Novembre-Deeembre 1905. Paris 1905.
62. Zu Na 426. 4". SanHCKH BocTOHnaro OxAtjieHifl HMiiepaTopcKaro
PyccKaro ApxeojioniqecKaro OöinecxBa. ToMt XV. Bun. 1. II — III. IV.
C.-nerep6ypn> 1904.
63. Zu Na 427. 4". 3anHCKH oTAtjenia pyccKofi h caaBfliiCKOH apxeojorin
IlMncpaTopcKaro PyccKaro ApxeojorniecKaio Oßinecrna. Tomi, V,
BunycKT. 2. Tom VI. C.-neTep6ypn. 1903. 1904.
64. Zu Nf 341a. 2*'. Progress Report, Annual, of the Archjrological
Surveyor, United Provinces and Punjab. Kor the year ending 3 Ist March
1905. (Naini Tal 1905.) Mit den dazu gehörigen ^Photographs and
• Drawings". (Von dem Secretary to Government, United Provinces, Public
Works Department Buildings and Roads Branch.)
65. Zu Nf 452. 4". Epigrapbia Indica and Record of the Arcbaeological
Survey of India. Edited by E. Ilultzsch. Calcutta. Vol. Vll. Part. II.
April 1905. Calcutta.
66. Zu Nf 452. 2**. Survey, Arcbaeological, of India. New Imperial Series,
Volume XXXIII. Burgess, Jas., The Muhammadan Architecture of Ahma-
dabad. Part II. With Muslim and Hindu Romains in the Vicinity . . .
London 1905. (Vom Secretary of State for India in Council.)
67. Zu Ni 406 OöoapiHie Kpeno^aBaHia iiayKi, ht> uMiiepaTopcKOMi C-
JIeTep6yprcK0Mi yHHBepcHText na 1905 — 1906 yMeBHufi noA'b. C-DeTep-
6ypn> 1905.
68. Zu Ni 410. /Itypna.iu sactÄaBiü coBiTa llMnepaiopcKaro CUcTep-
öyprcKaro yiiHBepcHrera sa 1904 r. No. 60. C.-IleTep6ypri 1905.
69. Zu Oa 42. H3B±CTifl MMneparopcKaro Pyccitaro FeorpafjjHHecKaro
06mecTBa . . . ToMi XLI. 1905. Bwiiyco. I— IV. C.-IIeTepßypn, 1905.
70. ZuOal5]. Journal, The Geographica!. Volume XXVI. No. 6. December,
1905. XXVII. No. 1. January. No. 2. February, 1900. London.
Vet-z. der für die Bibliotheh der D. AI. G. eingeg. Schriften n. s. u\ XXV
71. Zu Oa 256. 4". Zeitschrift der Gesellscliaft für Krdkundo zu 15orlin.
1905. No. 9. 10. 190G. No. 1. Berlin.
72. Zu Ob 2845. 4*^. Kney clopsedie van Nodorlandsch-Indie . . . samen-
gesteld door P. A. van der Lith on Job. F. Snelleman. Afl. 4 2. 's-Graven-
liage-Ijeidei).
73. Zu Oc 1000. Mitteilungen der Gesollschaft für jüdische Volkskunde .. .
herausgegeben von M. Grunwald. Neue Reihe. Jahrgang II. lieft 1.
Berlin 190G.
74. Zu P 150. 4". Journal, Tlio, of tho College of Science, Imperial
Univorsity of Tokyo, Japan. Vol. XX, Articlo 8. 9. 10. Tokyo, Japan.
1905.
II. Andere Werke.
12047. Gernandt, C. E, , Lehrbuch der altaegyptisclien Doginatik oder der
Gottesbegriff der alten Aegypter dargestellt in einem Studienentwurf
über die Idee von dem göttlichen Schöpfer, dem Menschen und der
Sprache. Dritte Auflage, Stockholm-Leipzig 1906. (Vom Verfasser.)
Hb 23. 4".
12048. Hirtli, Friedrich, Scraps from a CoUector's Note Book, being notes on
some Chinese Painters of the present dynasty. With appendices on
some old masters and art historians. Leiden-Leipzig-New York 1905.
(Vom Verfasser.) Qb 702.
12049. öaniicKH K.^accniecKaro OTÄtjenia ÜMnepaTopcKaro PyccKaro
ApxeojioraiecKaro OomecTBa. Tom I. lll. C.-IIeTep6ypri> 1904.
Na 428. 4*>.
12050. MeJimed Tevfiq, Ein Jahr in Konstantinopel. Zweiter Monat: Helva-
sohbeti (Die Helva-Abendgesellschaft) aus dem Türkischen zum ersten
Mal ins Deutsche übertragen und durch Fußnoten erläutert. (Diss. von)
Theodor Menzel. Erlangen 1905. (Von Prof. Dr. G. Jacob.)
Fa 2901/lOa = Y 5.
12051. Stein, M. A., Report of Archaeological Survey Work in the North-West
Frontier Province and Baluchistan for the period from January 2^^,
1904, to March Slst, 1905. Peshawar 1905. Nf 443. 2".
12051. Blecher, Georgius, De extispicio capita tria scripsit et imaginibus illu-
stravit. Accedit de Babyloniorum extispicio Caroli Bezold supplementum.
Gissae 1905. = Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten herau.s-
gegeben von Albrecht Dieterich und Richard Wünsch. II. Band.
4. Heft. (R.) Ha 26.
12052. Pariset, E., La medaille enigraatique. Lyon 1905. Extrait des Memoires
de l'Acad. des- Sciences , Belles-Lettres et Arts de Lyon, t. IX, 1905.
(R.) Mb 1592, 40.
12053. Karjalainen , K. F., Zur ostjakischen Lautgeschichte. I. Über den
Vokalismus der ersten Silbe. Akademische Abhandlung. Helsingfors
1904. Fa 1235. 4".
12054.
12055.
Karlberg, <5ustaf. Den langa historiska luskriften i Ramses III: s tempel
i Medinet-Habu. Öfversatt och kommenterad. Akademisk afhandling , . .
Uppsala 1903. Ca 328.
Andersson, E., Ausgewählte Bemerkungen über den bohairischen Dialect
im Pentateuch Koptisch. Akademische Abhandlung. Uppsala 1904.
Ib 838.
XXVI Vcrz. tier für die Bibliothek cler D. M. G. eingeg. Schriften u. s. lo.
12056. Första kapitlet af Misuatijiktiiten Pireke ^Abot. Hebräiska texten med
. . . üfversättning och koimnentar. Akademisk afhandling . . . af G. O.
F. Fernling. Uppsala 1904. Dli 2702.
[Nr. r20.')3 — 12056 von der Kgl. Universitätsbibliothek in Uppsala.]
12057. Kama'lu 'D-Dhi Ahmad and 'Abdu 'l-Äfuqtadir, Catalogue of Arabic
and Persian Manuscripts in the Library of Calcutta Madrasah . . . Calcutta
1905. (Vom Beugal Secretariat Book Depot.) De 161.
12058. Dcrenbourg , Hartwig, Opuscules d'un Arabisant 1868 — 1905. Paris
1905. (R.) ' Ai 24.
12059. E.\ Oriente Lux. Herausgegeben von Hugo Winckler. Band I,
n, 1. Leipzig 1905. 1906. (Vom Verleger.) Bb 638.
12060. Sellin, Ernst, Die Spuren griechischer Philosophie im Alton Testament.
Leipzig 1905. (K.) la 392.
12061. ]xat, G , Examen criti([ue succinct des diverses editions du texte arabo
des ^Milles & Une Nuits" et des diflerentes traductions de cet ouvrage
anonyme parues jusqu'ä ce jour. Toulon 1905. (Vom Verfasser.)
De 3326.
12062. Perier, Jean, Vie d'Al-Hadjdjädj Ibn Yousof (41—95 de l'Hegiro =
661 — 714 de J.-C.) d'apres les sources arabes. Paris 1904. (R.)
Ne 410. 4».
12063. Buch der Ringsteine Alfärdbid neu bearbeitet und mit Auszügen aus
dem Kommentar des Emir Ismail el Färäni erläutert. I. Teil. Ein-
leitung und Übersetzung. (Bonner Diss. von) Max Horten. Münster i. W.
1904. (Vom Verfasser.) De 4620.
12064. Abou-l Abhas Ahmad al Kalkachandi, L'Art du style. Vol. I. Le
Caire 1903. = Publications de la Bibliotheque Kbödiviale No. XVH
Nur Umschlagstitel. De 2627
100
12065. Huart , Cl., Persistance de e, 6 en Persan moderne. Daran: Ders.
Transcription des semi-voyelles y, w redoublees en Arabe. (A. aus
Mem. de la Soc. de Linguistique de Paris, tome XHL) o. O. u. J. (Vom
Verfasser.) Ec 1489 = Y 5. S*»
12066. Un Texte Arabico-Malgache du XVIe siecle transcrit, traduit et annote
d'apres les Mss. 7 et 8 de la Bibliotheque Nationale par Gabriel Ferrand
. . . Paris 1904. (R.) Fb 1330. 4".
12067. G. Jacob, Türkisches Tirjakibuch , nach dem Wiodemannschen Vor-
fahren reproduzirt. Erlangen 1905. (Von Prof. Dr. Jacob.) Fa 3041.
100
12068. Bell, C. A., Manual of Colloquial Tibetan. Calcutta 1905. (Vom
Bengal Secretariat Book Depot.) Ff 1268.
12069. Revue Tunisienne. Treizieme Annee. No. 55. Janvier 1906. Tunis
1905. (Vom Institut de Carthage.) Oa 208.
12070. Hartmann, Martin, Die Arabischen Handschriften der Sammlung Haupt.
Mit Einleitung und Beschreibung . . . Halle a. S. 1906. (Vom Ver-
leger) De 159.
12071. llhodokanakia , N. , Die Aethiopischen Handschriften der K. K. Hof-
bibliothek zu Wien. (SA. aus SWA., Band CLL) Wien 1906. (Vom
Verfasser.) Dg 99.
12072. Kunos, Ignäcz, Adalekok a Jarkendi (Keletäzsiai) Törökseg ismeretehez.
Budapest 1906 = Publications du Comite Hongrois de l'Association
Internationale pour l'Exploration de l'Asie Centrale et de l'Extreme
Orient. II. Fa 3256.
Verz. der für die Bibliothek der I). M. G. eingcg. ISchriftcii u. «. lo. X X >' 1 1
12073. lielacioiios Agustinianas do las razas dol iiorte <lo Lu/on. Coleccio-
nadas por el Fray Angel P6rez. Manila 1904. = Etbiiological Survey
l'iiblications, Volumo III, Spaiiisli udition. (Von Tlio Ethnologie»! Survoy
für tlic Philippine Islands.) Oc 2254. 4".
Sehr erwünscht ist der Bibliothek die vollständige Zuwendung der neu-
erscheinenden
orientalistischen Dissertationen, Programme u. s. w.
der Universitäten und anderer Lehranstalten.
XXVIII
Zur BeachtuDg.
Mitgliedschaft auf Lebenszeit.
Verschiedene Vorkommnisse des letzten Halbjahrs veranlassen uns
an folgende Stelle im Protokollarischen Bericht über die in Halle a/S.
am 18. Okt. 1873 abgehaltene Allgemeine Versammlung der D. M. Gr.
(Zeitschr. 28, S. VI) zu erinnern :
,Prof. Krehl warf aus Anlaß eines vorgekommenen Falles die
Frage auf, ob bei einer beantragten Mitgliedschaft auf Lebenszeit mit
80 Thlr. [240 Mk.] bereits eingezahlte Beiträge in Anrechnung kommen
könnten, was jedoch verneint wurde. Demgemäß sei der Cassirer zu
informiren."
Der geschäftsfttlirende Vorstand.
XXIX
Allgemeine \' er Sammlung
der D. M. G. am 10. Okt. 1906 zu Halle a/S.
Die diesjährige Allg-emeine Versammlung wird am
Mittwoch, 10. Oktober 1906, 9 Uhr früh, in der Bibliothek
der D. M. G. zu Halle a/S. (AVilhelmstr. 36/37, Eingang
Friedrichstr.) abgehalten werden.
Halle und Leipzig, im Juni 1906.
Der j?escliäftstuhreu(le Yorstaud.
XXX
Personalnachrichten.
Dor D. M. (t. sind ab 190G als ordentliche Mitglieder beigetreten:
1376 Herr Dr. Theodor Menzel in Odessa, 8. Station, Datscha Menzel, und
1377 Herr Dr. Karl Frank, z. Z. in London, 41 Upper Bedford Place.
In die Stellung eines ordentlichen Mitglieds ist ab 1906 eingetreten:
Die Lehranstalt für die Wissenschaft des J u dentums in Berlin (49).
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihre ordentlichen Mitglieder :
Herrn Dr. Graf Heinrich Coudenhov e-Kal ergi auf Schloß Ronsperg,
Herrn Dr. phil. Hugo Grimm, Vikar in Tübingen, und
Herrn Prof. Dr. Ph. Valeton in Amersfoort.
Seinen Austritt erklärte Herr Prof. Dr. Hugo Winckler in Berlin.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder:
Herr Dr. W. Calaud in Utrecht, Biltstraat lOlc,
Herr Prof. Dr. J. Flemming in Berlin-Friedenau, Niedstr. 2r>,
Herr cand. rer. Orient. A. 11 eibig in Charlottenburg, Kantstr. 146,
Herr Dr. J. Krcsmärik in Budapest, I, Alkotäs n. 31,
Herr Dr. P. Rieger in Hamburg, Schröderstiftstr. 5,
Herr Dr. C. Suouck Hurgronje im Haag, Laurens Reaelstraat 2, und
Herr stud. Jur. A. von Wurzbach in Laibach, Spinnergasse 10.
XXXI
Yerzeichiiis der vom 1. 3Iärz bis 31. Mai 1906 für die
Bil)liotlieli der D. M. G. eingegangenen Schriften u. s. w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Ab 100. Catalogue of the Library of the India Office. Vol. II. —
Part IV. Bengali , Oriya an Assamese Books. By J. F. Blumhardt.
London 1905.
2. Zu Ac 264. Luzac's Oriental List. Vol. XVII, Nos. 1 & 2. Jan.-Feb.,
1906. London.
3. Zu Ae 10. 4". Abhandlungen der philosophisch-philologischen Klasse
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 23. Bandes
2. Abtheilung. München 1905.
4. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Philologisch - historische Klasse. 1906. Beiheft.
Göttingen 1905.
ö. Zu Ae 45. Rendicouti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XIV. Fase. 9 — 10.
Roma 1905.
6. Zu Ae 65. 4". Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de
St.-Petersbourg. Ve Serie. Tome XVII, No. 5. XVIII— XXI. St.-Petersbourg
1902—1905.
7. Zu Ae 165. 4". Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. I — XXII. 11. Januar — 19. April.
1905. Berlin 1906.
8. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch -philologischen und
der historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1905. Heft V. München 1906.
9. Zu Af 30. 4**. Zentralblatt, Literarisches, für Deutschland. Begründet
von Friedr. Zarncke. Herausgegeben von Eduard Zarncke. 56. Jahrgang.
Leipzig 1905. (Von Dr. G. Kampifmeyer.)
10. Zu Af 54. Report, Annual, of the Board of Regents of the Smithsonian
Institution, sliowiug the Operations, Expenditures , and Condition of the
Institution, for the Year ending June 30, 1904. Report of the U. S. National
Museum. Washington 1906.
11. Zu Ah 5. Analecta Bollandiana. Tomus XXV. — Fase. II. Bruxellis
1906.
12. Zu Bb 10. Bibliographie, Orientalische, begründet von August
Müller Bearbeitet und herausgegeben von Lucian Scherman.
XVIII. Jahrgang (für 1904). Drittes Heft. Berlin 1905.
13. Zu Bb 606. Bessarione. Pubblicazione periodica di studi orientali.
Serie II. Vol. X. Fase. 88. Anno X. 1905—1906. Roma.
X X X 1 1 V^erz. iler für die Bibliothek der D. M, G. eingeg. Schriften u. s. w.
14. Zu Bb 608. Bijd ragen tot de Taal- , Land- en Volkenkuude van
Nederlandsch-Indie . . . Zevendo Volgreeks — Vijfdo Deel (Deel LIX der
geheele Kceks). Eerste. Twoede AHcvoring. 's-Gravenbage 190G.
15. Zu Bb 638. Ex Oriente Lux. Herausgegeben von Hugo Winckler.
Band H, Heft 2. 3. Leipzig 1906.
16. Zu Bb 720. Journal of the American Orieutal Society . . . Twenty-sixth
Volume. Second Half. New Haven 1906.
17. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. April 1906. London.
18. Zu Bb 790. Journal Asiatique . . . Dixieme Serie. Tome VI. No. 3.
1905. Paris.
19. Zu Bb 818. al-Machriq. Kovue catholique Orientale bimensuelle. Scieuces-
Lettres-Arts. Bairüt. — IX. 1906. No. 4—10.
20. Zu Bb 901. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeven door het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Weten-
schappeu . . . Deel XLVIII. Aflevering 3 en 4. Batavia | 's Hage 1906.
21. ZuBb901u. 4**. Verhandel in gen van het Bataviaasch Genootschap vau
Künsten en Wetenschappen. Deel LVI, 2^, 3^ Stuk. Batavia | 's Hage
1906.
22. Zu Bb 905. 4". [Von jetzt ab veränderter Titel:] T'oung-pao ou
Archives concernant l'histoire, les langues, la geographie et l'ethnographie
de l'Asie Orientale. Revue dirigee par Henri Cordier et Edouard Chavannes.
Serie IL Vol. VII. No. 1. Leide 1906.
23. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischeu Gesellschaft.
Sechzigster Band. I. Heft. Leipzig 1906.
24. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes . . .
XX. Band. Heft 1. Wien 1906.
25. Zu Bb 1150. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes heraus-
gegeben von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. XII. Band.
No. 2. [Die Liebenden von Amasia . . . von Job. Gottfried Wetzstein . . .]
Leipzig 1906.
26. Zu Bb 1180a. 4". Anuales du Musee Guimet. Bibliotheque d'Etudes.
Tome XVIII. Paris 1905. (= Levi, Sylvain, Le Nepal. Etüde historique
d'un royaume Hindou. Volume II.)
27. Zu Bb 1190. Bibliotheca Buddhica. VI. Oosopi, CoöpaHia npSÄMexOBl
.lasiafiCKaro KyjBia Kh. 9. 3. VxmoMCKaio. CocTaBH.ii A. rptoueedeAb.
HacTb nepBaa. TeKcxi. HacTb Btopaa. Phcjhkh. CaHKTnexepßypn.
1905. (Von der Kaiserl. Akademie d. W. in St. Petersburg).
28. Zu Bb 1200, s, 255. Caturvargacintämani. Prayascittakhandam by
Hemädri. Edited by Panclit Pramatha Agatha 'Tarkäbhüsana. Volume
IV. Fasciculus V. Calcutta 1905. [= Bibliotheca Indica. New Series,
No. 1135.]
29. Zu Bb 1200, s, 395. The Tantravartika of Kumärila Bhatta. Translated
inio 'E.ngWsh hy GangünäthaJ ha. Fasciculus V. Calcutta 1905. [= Biblio-
theca Indica. New Series, No. 1129.]
30. Zu Bb 1200, s, 505. Nägesabhatta, Mahäbhäsyapradipoddyota by Nägeca
Bhatta. Edited by Pandit Bahuvallabha Cästr'i. Vol. III, Fasciculus IV.
Calcutta 1905. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1136.]
31. Zu Bb 1200, s, 535. Narasimha Väjaj)eji, Nityäcära-Pradlpah. Edited
by Panilita Vhwdft Vihäri Bhattäcäryya. Fasciculus \\\. Calcutta 1905.
[= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1130.]
Verz. (ler für die Bibliothek der D. M. G. eingcy. Hc/iriften u. s. w. X \ X 1 1 1
32. Zu Bb 1200, s, 700. Satapatliabrähmaiiam. The C^Jatapatlia Hrühmana
of tho VVliito Yüjurvoda, with tlie Cuinmentary of Sriydini Äcäri/<i. EditiMl
by Pauijit S(tli/(rvrata ii<iiuarram'i. Vol. 11, Fasciculus 1 — HI. Caicutta
l'JOf). [= Bibliotlieca Indicaf New Serie», No. 1131 — 1133.J
3;j. Zu Bb 1242. Mittoilungon der Vurderasiatiscboii Gesollscliaft. 1005.
1. 11. Jalirgang. Berlin.
34. Zu Ca 9. Sphinx, lievuo critique embrnssant lo duinainu enlier du
l'egyptologie publice . . . par Karl Piehl. Vol. X. Fase. I. Upsala.
35. Zu Ca 15. 4". Zeitschrift für Ägyptische) Sprache und Altertums-
kunde. Herausgegeben von A. Krnian und (J. Sleindorjf'. Band 42.
1. Heft. Leipzig 1006.
36. Zu Do 55. La Litteraturo Populairo des Israclites Tunisions. Par Euscbo
Vassel. Fasciculo II (de la pago 07 h la page 260). Paris 1006,
37. Zu De 536. Landberg, Le comte de, Etudos sur los dialoctcs do l'Arabio
meridiouale. Deu.xieme Volume. Datinah. Premiere partio. Textes et
traductiun. Leide 1905.
38. Zu El) 10. 2". Assam Library. Catalogue of Books and Pamphlets
for the ([uartor onding tlie 30'^ September 1005. (Von der Kgl. Bibliothek,
Berlin.)
30. Zu Eb 225. 2*^. Catalogue of Bouks registered in Burma during the
((uarter onding the 31»* December 1905. Kangoou 1006. (Von der Kgl.
Bibliothek, Berlin.)
40. Zu Eb 295. 2*>. Catalogue of Books registered in the Punjab under
Act XXV of 1867 during the quarter ending the 3 Ist December 1005.
(Labore 1906.) (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
41. Zu Eb 485. 2**. Catalogue of Hooks registered in the Central Provinces
and Berar [früher: Memorandum of Books registered in tlie Hyderabad
Assigned DistrictsJ during the quarter ending the 30th September, 31*1' De-
cember 1005. Nagpur 1005. 1006. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
42. Zu Eb 4435. 4''. Jätaka, The, or Stories of the Buddhas formor Births.
Translated from tho Päli by Various Ilands under the editorship of E. B.
Cotvell. Vol. V. Translated by H. T. Francis. Cambridge 1005.
43. Zu Ec 2418. Persian Historical Te.xts, Vol. III. Faridu'ddin 'AUär's
Tadhkiratu '1-Awliyä (Part I). Edited by Koynold A. Nicholson. Londou-
Leide 1905. (R)
44. Zu Ed 1365. 4". II an des amsoreay. 1906, 5, Wienna,
45. Zu Ed. 1540. Lujs. (Armenische Wochenschrift. Konstantinopcl.) 1906.
No. 1—19.
46. Zu Fa 2288. 4«. Itadloff, W., Versuch eines Wörterbuches der Türk-
Dialecte. Achtzehnte Lieferung. Dritter Band, sechste Lieferung. Neun-
zehnte Lieferung. Vierter Hand, erste Lieferung. St.-P^tersbourg 1905.
47. Zu Fg 100. Transaclions of the Asiatic Society of Japan, Tokyo.
Vol. XXXIIl, Part I, July 1905.
48. Zu Ha 200. Revue de l'histoire des religions. Vingt-cinquiemo aunce.
Tome LI. No. 3. Mai-Juin. LH. No, 1. Juillet-Aoüt No, 2, Septembre-
Octobre, Paris 1905.
49. Zu la 33. 4". Echos d'Orient. 8« auneo. No. 55. Novembre 1905.
96 annee. No. 57. Mars 1906.
50. Zu Ja 123. 4<». Review, The Priuceton Theological. Vol. HL
No. 1. 2. 3. 4. Vol. IV. No. 1. 2. Philadelphia. January. April. July.
October 1905. January. April 1906.
XXXIV Verz. der für die Biidiothek der D. M. G. eingeg. Schriften u.s.iv.
51. Zu la 125. Revue Bibliquo Internationale publice par l'Ecole
pratique d'etudes bibliques . . . Nouvelle Serie. Troisieme Annee, No. 2.
Avril 1906. Paris, Roma.
52. Zu la 126. Revue de l'Orient Chretien. Recueil trimestriel. Deuxieme
Serie, Tome I (XD. 1906. No. 1. Paris
53. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Direttivo: EiUnco JBosio —
Giov Aiini Luzzi. Nuova Serie. Anno Ottavo. Aprile. Maggie 1906. Fireuze.
54. Zu la 135. 8". Tijdschrift, Teyler's^ Th eologis ch , . . . Jaar-
gang 4. Aflevering 2. Haarlem 1906.
55. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palaestina-Vereins. Band XXIX,
Heft 2. Leipzig 1906.
56. Zu Ja 140a. Mittheilungen und Nachrichten des Deutschen Palae-
stina-Vereins. Herausgegeben . . . von H. Guthe. 1906. Nr. 1. 2.
57. Zu Ic 2290. Proceediugs of the Society of Biblical Archseology.
Vol. XXVIII. Part 2. London 1906.
58. Zu Mb 135. 4*^. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 271. 272. 273. 274. VI. Bd. (Nr. 36.) VH. Bd. (Nr. 2. 3. 4. 5.) 1906.
59. Zu Mb 245. Zeitschrift, Numismatische, herausgegeben von der Numis-
matischen Gesellschaft in Wien durch deren Redactions-Co.mite. Sieben-
unddreissigster Band. Jahrgang 1905. Wien 1906.
60. Zu Mb 644. Za^nbaur, E. von, Contributions ä la Numismatique Orientale.
Deuxifeme Partie . . . Extrait de la Numismatische Zeilschrift, Vol. XXXVII.
Vienne 1906.
61. Zu Na 325. Revue archeologique. Quatrieme Serie. — Tome VII. Janvier-
Fevrier. Mars-Avril 1906. Paris 1906.
62. Zu Nf 452. 4**. Epigraphia Indica and Record of the Archseological
Survey of India. Edited by E. Hultzsch. Calcutta. Vol. VIII. Part. III.
July 1905. Calcutta.
63. Zu Ng 1143. 4». De Java-Oorlog van 1825—30 door E. S. de
Klercic . . . Vierde Deel. Batavia. 's Hage 1905.
64. Zu Oa 151. Journal, The Geographica!. Volume XXVII, No. 3. 4. 5.
March, April, May 1906. London.
65. Zu Oa 208. 8**. Revue Tunisienne. Fondee en 1894 par l'Institut
de Carthage. Treizieme Annee. No. 56. 57. Mars. Mai 1906. Tunis 1906.
66. Zu Oa 256. i". Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
1906. No. 2. 3. 4. Berlin.
67. Zu Ob 2845. 4". Ency clopaedie van Nederlandsch-Indie . . . samen-
gesteld door P. A. van der Lith eu Joh. F. Snelleman. Afl. 43. 44.
's-Gravenh age-Leiden .
68. Zu Oc 17 6. 8". Journal, The, of the Anthropological Society of
Bombay. Vol. VII. No. 5. Bombay 1905.
II. Andere Werke.
12074. Tumi, F. G., Ävviamento allo studio dei Sanscrito. III. edizioue riu-
novata. Milano 1905. Manuali Hoepli. (R.) Eb 1090
12075. Rituale Arraenorum being the Administration of the Sacraments and
the Breviary Rites of the Armenian Church together with the Greek Rites
of Baptism and Epiphany edited from the oldest MSS by F. C. Conybeare
and The East Syrian Epiphany Rites translated by A. J. Macleaa.
Oxford 1905. Bb 1768.
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XXXV
1207G. Histoire des trois jouvenceaux (lui voyagent eii compagnie d'im vi-
oillard traduite du porsan par Aug. Bricteux. (SA. aus: Le Museon
N. S. Vi.) o. 0. u. J. (Von Victor Chauvin.) G103 = Y5. 8".
100
12077. Nachruf an Graf Geza Kuiin gehalten . . . von Otto Keller (A. aus:
Jahresbericht des Vereins f. Volkskunde und Linguistik in Prag 190.*).)
Prag 1906. (Von Dr. Kampftmeyer.) Nk 486 ^ Y 5. 8*.
12078. Sri Kalinath Mukhei'ji, Populär Hindu Astronomy. Part. I. Tara-
mandalas and Nakshatras. Published by Haritlas Kanjilal. Calcutta
1905. (Vom Verfasser.) P 152.
12079. Kalinath Mulcherji, An Atlas of Hindu Astronomy with Key and Notes.
Calcutta 1901. (Vom Verfasser.) Auch Sanskrit-Titel. P 152. 4".
10
12080. Xoros kardasch (Bruder Hahn). Ein orientalisches Märchen- und
Novellenbuch, aus dem Türkischen zum ersten Male ins Deutsche über-
tragen von Georg Jacob. Berlin 1906. ^ Türkische Bibliothek, 5. Band.
(Von Prof. Jacob.) Fa 3103.
12081. Das Buch der Ringsteine FärdbVs. Mit Auszügen aus dem Kommentar
des Emir Ismä'il el Hoseini el Färäni. Von M. Horten. (A. aus :
Z. f. Assyriologie, Bd. XVIII. Vom Verfasser.) De 4620a.
12082. Becker, C. H., Die Kanzel im Kultus des alten Islam. Giessen 1906.
(SA. aus: Orientalische Studien, Theodor Nöldeke . . . gewidmet. Vom
Verfasser.) Hb 682.
12083. Marini, Niccolö, II Divorzio al lume della ragione. Roma 1906. (V^om
Verfasser.) K 60.
12084. Scheerer, Otto, The Nabaloi Dialect. — Miller, Edward Y., The
Bataks of Palawau. Manila 1905. = Ethnological Survey Publications,
Volume II, Parts II and III. Oc 2260. 4".
12085. Schmidt, W., Grundzüge einer Lautlehre der Khasi-Sprache in ihren
Beziehungen zu derjenigen der Mon-Khmer-Sprachen. Mit einem An-
hang: Die Palaung-, Wa- und Riang-Sprachen des mittleren Salwin.
München 1904. (Aus den Abh. d. K. Bayer. Ak. d. VS^, I. Kl.
XXII. Bd. III. Abt.) (R.) Ff 2520. 4".
12086. Schmidt, W, , Grundzüge einer Lautlehre der Mon-Khmer-Sprachen.
Wien 1905. Aus DWA. Bd. LI. (R.) Ff 2630. 4».
12087. Muncker, Franz, Wandlungen in den Anschauungen über Poesie während
der zwei letzten Jahrhunderte. Festrede . . , München 1906.
Ef 484. 4".
12088. Saleeby , Najeeb M. , Studies in Moro History, Law and Religion.
Manila 1905. = Ethnological Survey Publications, Volume IV, Part I.
Oc 2256. 4».
12089. Ein ägyptisches Schattenspiel. Von Curt Prüfer. Erlangen 1906.
(Von Prof. Dr. Jacob.) De 10342.
12090. Ferrand, Gabriel, L'El^ment Arabe et Souahili en Malgache ancien et
moderne. Paris 1904. Estrait du Journal Asiatique. Fb 1280 = Y 5.
12091. — , Un Prefixe nominal en Malgache sud-oriental ancien. (Paris 1904.)
Extrait des Memoires de la Soc. de Linguist, de Paris, tome XIII.
Fb 1281 = Y 5.
i2092. — , Trois Etymologies Arabico-Malgaches. Extrait des Memoires de la
Soc. de Linguistique de Paris, tome XIII. [Paris 1904.]
Fb 1282 = Y 5.
12093. Chapitre, Un, d'Astrologie Arabico-Malgache. Par Gabriel jFen'an«^.
Extrait du Journal Asiatique. Paris 1905. Fb 1220 ^ Y 5.
XXXVI Vd'z. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
12094. Texte, Un, Arabico-Malgache Ancien. Transcrit et traduit par Gabriel
Ferrand. Alger 1905. Extrait du Kecueil de Memoires et de Textes
public ... en l'honneur du XlVe Congres des Orientalistes ä Alger.
Fb 1228 = Y 5.
12095. Ferrand, Gabriel, Notes sur la region comprise entre les rivieres
Mananjara et Javibola. Extrait du Bulletin de la Societe de Geographie.
(ler trimestre 1896.) Paris 1896. Ob 2798 = Y 5.
12096. Ferrand, Gabriel, Madagascar et les iles Uäq-Uäq. Extrait du Journal
Asiatique. Paris 1904. • Ob 2799 = Y 5.
12097. Ferrand, St., Les Migrations Musulmanes et Juives ä Madagascar.
(SA. aus: Revue de l'Histoire des Religions.) Paris 1905.
Ob 2800 = Y 2. 4*>.
[Nr. 12090—12097 von Herrn Konsul G. Ferrand, Stuttgart.]
12098. The Adyar Library Report for 1905. o. O. u. J. (Adyar- Madras
1905.) Aa 6 = Y 5.
12099. Wiedemann, Alfred, Mumie als Heilmittel. (SA. aus: Z. d. Vereins
für rheinische und westföl. Volkskunde, 3. Jahrgang. 1906.) Elberfeld.
(Vom Verfasser.) G 294 = Y 5.
12100. The Qäntikalpa of the Atharva-Veda. By George MelviUe Bolling.
(A. aus den Transactions of the American Philological Association,
Vol. XXXV, 1904.) 0. O. u. J. (Vom Verfasser.) Eb 1982.
12101. Universite Saint-Joseph, Beyrouth (Syrie). Faculte Orientale. Pro-
spectus et Programme sommaires. Beyrouth 1905. Ni 117 = Y 5.
12102. Universite Saint-Joseph, Beyrouth. Bulletin de la Faculte Orientale.
I. Ann^e 1904—1905. Beyrouth 1905. Ni 118 = Y 5.
12103. Inschriften, Erste Sammlung tibetischer historischer, auf Felsen und
Steinen in West- Tibet. Von A. H. Francke. o. O. 1906. Auch
englischer Titel. (Vom Herausgeber.) Ff 1463.
12104. Wiedemanv, Eilhard, Ueber Photographie von Handschriften und Druck-
sachen. (SA. aus : Zentralblatt f. Bibliothekswesen.) Leipzig o. J.
(Vom Verfasser.) Qa 160 = Y 5.
12105. Zambaur , Eduard von, Kollektion Ernst Prinz zu Windisch-Grätz,
Orientalische Münzen. Wien 1906. (Vom Verfasser.) Mb 240. 4**.
12106. Hardy, G. F., Memorandum on the Age Tables and Rates of Mortality
of the Indian Census of 1901. Calcutta 1905. Oc 1520. 2".
12107. Arnold, E. Vernon, Vedic Metre in its Historical Development. Cam-
bridge 1905. (Von den Syndics of the Cambridge University Press.)
Eb 1614.
12108. Collection Joaquim Jose Judice dos Santos. Seconde Partie. Vente
ä Amsterdam, au bureau et sous la direction de l'expert J. Schulman . . .
o. O. u. J. [Amsterdam 1906.] Mb 48. i^.
12109. List of works in the New York Public Library relating to the Oriental
drama. (Reprinted from the Bulletin, April, 1906.) o. 0. (Von Prof.
Dr. Richard Gottheil, New York.) Bb 43. 4".
12110. Veiten, C, Praktische Suaheli-Grammatik nebst einem Deutsch-Suaheli
Wörterverzeichnis. Zweite vermehrte Auflage. Berlin 1905. (R.)
Fd 640\
12111. Grimme, Hubert, Die weltgeschichtliche Bedeutung Arabiens. Moham-
med . . . München 1904. = Weltgeschichte in Karakterbildern. Zweite
Abteilung. Mittelalter. (R.) Hb 768. 4«.
12112. Pischel, R., Das altindische Schattenspiel. CA. aus: SBA. 1906. [Berlin
190G.J; (Vom Verfasser.) Eb f230 = Y 5. 8".
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XXX Vll
12113. Planert, W. , Handbuch der Nama-Sprache in Deutsch-Südwestafrika.
Berlin 1905. (R). Pd 752. 4".
12114. Corpus scriptorum christianorum orientalium curantibus I.-B. Chafjot,
I. Guidi, H. Hycernat, B. Carra de Vmix. Tarisiis, Lipsiae 1903
— 1904. Series I, Tomus XXXI. Series II, Tomus V, pars I. Tomus
XVII, 1. Tomus XXII, 1. Series III, Tomus IV, pars 1. Bb 1220.
12115. Jacob, Georg, Erwähnungen des Sehattentheaters in der Welt-Litteratur.
3. vermehrte Ausgabe der Bibliographie über das Schattentheater. Berlin
1906. (Vom Verfasser.) Na 134 3,
12116. Schiffsspiel, Das. Ein Schattenspiel aus Kairo. Von C. Prüfer.
(SA. aus den Münchener Beiträgen zur Kenntnis des Orients. II. 2.
1906.) (Von Professor Dr. G. Jacob.) De 10345.
12117. Die Abschnitte über die Geister und wunderbaren Geschöpfe aus
Qazwini's Kosmographie zum ersten Male ins Deutsche übertragen und
mit Anmerkungen versehen. (Erlanger Diss. von) Jonas Ansbacher.
Kirchhain N.-L. 1905. (Von Professor Dr. Jacob.) De 9764 = Y 5.
12118. Bibliotheca Abessinica. Studies concerning tlie languages, literature and
history of Abyssinia edited by E. Littmann. Leyden, Princeton, N. J.
I. II. 1904. 1905. (R.) Dg 19.
12119. Graffin, R., — F. Nau. Patrologia orientalis. Tome III. Fascicule 1.
Paris (1905?). (R.) Bb 1246. 40.
50
12120. Fragments Syropalestiniens, Nouveaux, de la Bibliotheque Imperiale
Publique de Saint-Petersbourg. Publics par P. Kokowzoff. Avec quatre
planches en phototypie. Saiut-Petersbourg 1906. (Von der Bibliotheque
Imperiale Publique, St.-Petersburg.) De 812. 2**.
12121. Huribhadra, Saddarsana-Samuccaya , with Gunaratna's Commentary
Tarkarahasya-Dlpikä. Edited by Luigi Suali of Bologna. Fase. I.
Calcutta 1905. [= Bibliotheca Indica, New Series, No. 1128.]
Bb 1200, s, 236.
12122. A Lowcr Ladakhi Version of the Kesar-Saga. Tibetan text, abstract
of Contents , notes and vocabulary of the new words and phrases. By
A. H. Francke. Pasc. I. Calcutta 1905. [== Bibliotheca Indica, New
Series, No. 1134.] = Bb 1200, t, 70.
12123. Modi, Jivanji Jamshedji, Asiatic Papers. Papers read before the Bombay
Branch of the Royal Asiatic Society. Bombay 1905. Ai 66.
12124. The Pahlavi Dinkard. Book VII. Lithographed by Manockji Rustamji
Unvala. Bombay 1904. Ec 1180. 4'>.
[No. 12123 und 12124 von den Trustees of the Parsee Punchayet
Funds and Properties, Bombay.]
12125. Mexican and Central American Antiquities, Calendar Systems, and Ilistory.
Twenty-four papers . . . translated from the German under the super-
vision of Charles P. ßowditch. Washington 1904. Smithsonian In-
stitution, Bulletin 28. Nh 10.
Sehr erwünscht ist der Bibliothek die vollständige Zuwendung der neu-
erscheinenden
orientalistischen Dissertationen , Programme u. s. w.
der Universitäten und anderer Lehranstalten.
I
XXXIX
Personalnachrichten.
Der weitere Vorstand ernannte zum Ehrenmitgliede der D. M. G. :
68 Herrn Dr. J. F. Fleet, C. I. E., 8 Leopold Road, Ealing, London, W.
Der D. M. G. sind ab 1906 als ordentliche Mitglieder beigetreten:
1378 Herr Dr. Vaclav Sixta, k. k. Professor in Jungbunzlau, Böhmen,
1379 Herr P. Ramanatha Mudaliyar, B. A., Manonmani Vilas, Chintadripet,
Madras,
1380 Herr Rai Bahadur V. Venkay ya, M. A., Assistant Archaeological Super-
intendent for Epigraphy, in Ootacamund, Indien,
1381 Herr stud. rer. orient. Wilhelm Sarasin in Basel, St. Jakobstr. 14, und
1382 Herr Dr. phil. Emil G r a t z 1 , Assistent a. d. k. Hof- u. Staatsbibliothek, München ;
ab 1907:
1383 Herr Dr. theol. Carl Mommert, Pfarrer in Schweinitz, Kr, Grünberg,
Preuß. Schlesien.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihr ordentliches Mitglied :
Herrn Direktor E. Gernandt in Stockholm.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder:
Herr Prof. Dr. W. Caland in Utrecht, Biltstraat 101 c,
Herr Dr. Friedrich Giese, Oberlehrer am Gymnasium und Privatdozent für
Orient. Sprachen a. d. Universität Greifswald, Steinstr. 61,
Herr Prof. Dr. Paul Haupt, 2511 Madison Ave., Baltimore, Md., U. S. A.
(15. Mai bis 15. September in Cassol, Kaiserstr. 64),
Herr cand. rer. Orient. A. H. Heibig in Heidelberg, Bergstr. 76,
Herr Oberlehrer Dr. J. Hertel in Döbeln, Schillerstr. 35 II,
Herr Dr. Friedrich Kern in Berlin, W 30, Schwäbische Str. 25,
Herr Dr. Ignaz Kunos in Budapest, V, Kaiman utcza 6,
Frau Dr. Emma Rauschenbusch-Clough, 2 St. John's Road, Bangalore,
Indien,
Herr Oberlehrer Curt Steyer in Chemnitz-Altendorf, Weststr. 107,
Herr Dr. Otto Strauß in Berlin, W 10, Hildebrandstr. 20, und
Herr U. Wogihara, Sen-da-gi-cho 185, Koma-gome, Hong-go, Tokio.
XL
Terzeichuis der vom 1. Juni bis 5. September 1906 für die
Bibliothek der D. M. G. eingegangenen Schriften u. s. w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Ac 264. Luzac's Oriental List. Vol. XVII, Nos. 3 & 4. March-April,
5 & 6. May-June 1906. London.
2. Zu Ae 5. 4**. Abhandlungen, Philologische und historische, der König-
lichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1905.
Berlin 1905.
3. Zu Ae 24. Almanach, Magyar Tud. Akademiai, polgäri es csillagäszati
naptärral MCMVI-ra. [Budapest] 1906.
4. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1906. Heft 1. 2.
Geschäftliche Mittheilungen 1906, Heft 1. Göttingen 1906.
5. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XIV. Fase. 11 — 12.
Vol. XV. Fase. 1—2. Roma 1905. 1906.
6. ZuAe4öa. 4*^. Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno CCCIIl. 1906.
Rendiconto dell' adunanza solenne dei 3 giugno 1906. Vol. II. Roma 1906.
7. Zu Ae ^^' 4^. Memoires de l'Academie Imperiale de St.-Petersbourg.
— VIII e Serie. Tome VII. No. 3—7. St.-Petersbourg 1905. 1906.
8. Zu Ae 96. Ertekezesek a nyelv- es szeptudomänyok körebol
Szerkeszti Gyülai Päl. XIX. kötet. 7. 8. szäm. Budapest 1906.
9. Zu Ae 130. Közlemenyek, Nyelvtudomänyi. XXXV. kötet. 2. 3. —
4. füzet. XXXVI. kötet. 1. füzet. Budapest 1905. 1906.
10. Zu Ae 165. 4". Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. XXIII — XXXVIU. 3. Mai — 26. Juli.
Berlin 1906.
11. Zu Ae 190. Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 149. 150. Wien 1905.
12. Zu Ae 196. Szüy , C. [jetzt G. Heinrich], Rapport sur les travaux de
l'Academie hongroise des sciences en 1905. Budapest 1906.
13. Zu Af 116. Museon, Le. Etudes philologiques, historiques et religieuses . . .
Fonde en 1881 par Ch. de Harlez. Nouvelle Serie. — Vol. VII. No. 1 — 2.
Louvain 1906.
14. ZuAfl24. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XLIV. No. 181.
Philadelphia 1905.
15. Zu Af 155. Skrifter utgifna af Kungl. Humanistiska Vetenskaps-Samfundet
i Uppsala. Band IX. Uppsala. Leipzig (1904—1906).
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. ic. X LI
IG. Zu Ah 5. Analecta Bolhiiidjanu. Tomus XXV. — Fase. III. Bru,\ellis
1906.
17. Zu Ah 12. XIII. Jahr osbericht der israelitisch-theoKigischeii Leliranstalt
in Wien für das Schuljahr 1905/1906. Voran geht: Der galiläischo 'Am-
ha 'Ares des zweiten Jahrhunderts. Beiträge zur inneren Geschichte dos
pahistinisclien Judentums in den ersten zwei Jalirhunderten. Von A. Büchler.
Wien 1906.
18. Zu Bb 10. Bibliographie, Orientalische, begründet von August A/w/Zer
Bearbeitet und herausgegeben von Luciau Scherman. XIX. Jahr-
gang (für 190Ö). Erstes Heft. Berlin 1906.
19. Zu Bb 606. Bessarione. Pubblicazione periodica di studi orientali.
Serie 11. Vol. X. Fase 89. Anno X. 1905 — 1900. Koma.
20. Zu Bb 628. 4«. Bulletin de l'Ecole Fran^aise d'Extreme-Orient. Tome V,
no. 3 — 4. Hanoi 1905.
21. Zu Bb 638. Ex Oriente Lux. Herausgegeben von Hugo Winckler.
Band 11, Heft 4. Leipzig 1906.
22. Zu Bb 720. Journal of the American Oriental Society . . . Twenty-seventh
Volume. First Half. New Havon 1906.
23. Zu Bb 750. Journal, The, of the lloyal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. July, 1906. London. '
24. Zu Bb 800. 4". Li tter a tur-Z eit u n g, Oriontalistische. Herausgegeben
von F. E. Peiser. Neunter Jahrgang. No. 2 — 7. 1906. Berlin. (Von
Dr. G. Kampömeyer.)
25. ZuBb818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimensuelle. Sciences-
Lettres-Arts. Bairüt. — IX. 1906. No. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
26. Zu Bb 866. 4*^. Revue Africaine publice par la Societe Historique
Algerienne. Ciuquantieme Annee. No. 260. — l^"" Trimestre 1906. Alger
1906.
27. [Bb 866 a. 4".] — — , Cinquantenairo de la Societe fondee en 1856 . . .
Alger 1906.
28. Zu Bb 901. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeveu door het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Weteu-
schappen . . . Deel XLVHI. Afleveriug 5. Batavia | 's Hage 1906.
29. Zu Bb 901 d. Notulen van de Algemeene en Directievergadcringen van
het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen. Deel XLIII.
1905. Aflevering 4. Batavia | 's-Gravenhage 1905.
30. Zu Bb 901h. 4'^. Rapporten van de Commissie in Nederlandsch-Indie
vor oudheidkundig onderzoek of Java en IMadoera. 1904. Uitgegeven voor
rekening van het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen.
Batavia — 's Gravenhage 1906.
31. Zu Bb 905. 4**. [Von jetzt ab veränderter Titel:] T'oung-pao ou
Archives coucernant l'histoire, les langues, la geographie et l'ethnographie
de l'Asie Orientale. Revue dirigee par Henri Cordier et Edouard Chavannes.
Serie H. Vol. VH. No. 2. Leide 1906.
32. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischon Gesellschaft.
Sechzigster Band. II. Heft. Leipzig 1906.
33. Zu Bb 1225. 4^. HsÄanifl ^aKyjiBTexa bocto^hhxt, üshkobi Ihinepa-
Topcitaro C-IIeiepSyprcKaro yaHBepcHTeia. No. 5. Tckcth h IlasucKaiUH
no ApM^HO-TpysHHCKOÜ ^HjOJoriH. Kanra VIII C.-IleTepoypri. 1905.
34. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1906.
2. 11. Jahrgang. Berlin.
d*
XLII Verz. der für die Bibliotlieh derD. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
35. Zu Bb ^~. 40. Patrologia Orientalis. Tome III. Fasciculo 2.
50
Refutation d'Eutychius par Severe . . . Texte arabe inedit, publie et traduit
par P. Chibli. Paris o. J. [1906?]
36. Zu Bb 1280. 4". Harvard Orieiital Society, Volume VII. VIII. Atharva-
Veda Saiiihitä. Translated with a Critical and Exegetical Commentary
by William Dwight Whitney. Revised . . . and edited by Charles Rockwell
Lanman. Cambridge, Massachusetts, 1905. (Von Prof. Lanman.)
37. Zu Ca 15. 4'*. Zeitschrift für Agyptiscjie Sprache und Altertums-
kunde. Herausgegeben von A. Erman und G. Steindorff. Band 42,
2. Heft. Leipzig 1906.
38. Zu De 6875. Ihn Qutaiba's 'UJün al ahbär . . . herausgegeben von
Carl Broclcelmann. Teil III. Strassburg 1906. Beiheft zum XIX. Band
der Zeitschr. f. Assyriologie . . . herausg. v. Carl Bezold. (Vom Heraus-
geber Prof. Brockelmann.)
39. Zu Eb 50. 2'*. Bengal Library Catalogue of Books for tho Third Quarter
ending 30*1^ September 1905. Appendix to the Calcutta Gazette. Wednesday,
May 2, 1906. Fourth Quarter ending 3 ist December 1905. Wednesday,
July 11, 1906.
40. Zu Eb 225. 2*'. Catalogue of Books registered in Burma during the
quarter ending the 31^* March 1906. Rangoon 1906. (Von der Königl.
Bibliothek, Berlin.)
41. Zu Eb 485. 2". Catalogue of Books registered in the Central Provinces
and Rerar [früher: Memorandum of Books registered in the Hyderabad
Assigned Districts] during the quarter ending the 31^* March 1906. Nagpur
1906. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
42. Zu Eb 4068. 2*>. Hultzsch, E., Annual Report on Epigraphy for 1905 —
1906. Government of Madras. G. O., No. 492, 2^^ July 1906.
43. Zu Ed 1365. 40. Handes amsoreay. 1906, 6. 7. 8. Wienna.
44. Zu Ed. 1540. L u j s. (Armenische Wochenschrift. Konstantinopel.) 1906.
No. 20—31.
45. Zu Fa 76. Szemle, Keleti . . . Revue Orientale pour les etudes ouralo-
altaiques . . . VII. evfolyam. 1906. 1. szäm. Budapest.
46. Zu Fa "^ ' . Mehmed Tevfiq, Ein Jahr in Konstautinopel. Dritter Monat:
Kjat;^ane. (Die süßen Wasser von Europa.) Nach dem Stambuler Druck
von 1299 h. zum ersten Mal ins Deutsche übertragen und durch Fußnoten
erläutert von Theodor Menzel. Berlin 1906 = Türkische Bibliothek.
Herausgegeben von Georg Jacob. 6. Band. (Von Professor Dr. G. Jacob.)
47. Zu Fe 150. 4^. Epigraphia Carnatica ... by B. Lewis liice. Vol. IX.
Bangalore 1905. (Vom Mysore Government.)
48. Zu Fi 80. CßopHHKt JiaTepiajiOBi wä onacams MicTHOCTeß h njieMeHi
KaBKasa. BunjcKt XXXVI. Th(J)jhci> 1906.
49. Zu Ha 5. Archiv für Religionswissenschaft . . . herausgegeben von
Albrecht Dieterich und Thomas Achelis. Band 9, Heft 2. Leipzig
1906.
50. Zu la 33. 4". Echos d' Orient. 9e annce. No. 58. 59. Mai. Juillet
1906.
51. Zu la 125. Revue Biblique Internationale publice par l'EcoIe
pratique d'etudes bibliques . . . Nouvelle Serie. Troisieme Annee. No. 3.
Juillet 1906. Paris, Rome.
52. Zu la 126. Revue de l'Orient Chretien. Recueil trimestriel. Deuxieme
Serie, Tome I (XI). 1906. No. 2. Paris.
Verz. der für die Bibliotheh der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XLIII
53. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Direttivo: 'Ewrico Bosio —
Giovanni Luzzi. Nuova Serie. Anno Ottavo. Giugno. Luglio. Agosto.
1906. Firenze.
54. Zu la 135. S". Tij ds ch ri f t, Teyler's Theologisch, . . . Jaar-
gang 4. Aflevering 3, Haarlem 1906.
55. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palaestina-Vereins. Band XXIX,
Heft 3 und 4. Leipzig 1906.
56. Zu Ic 2290. Proceodiugs of tho Society of Biblical Archaeology.
Vol. XXVIII. Part 3. 4. 5. London 1906.
57. Zu Mb 135. 4°. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaff in Wien.
Nr. 275/76. 277. VI, Bd. (Nr, 36.) VII. Bd. (Nr. 6/7. 8.) 1906,
58. Zu Na 325. Revue archeologique. Quatrieme Serie. — Tome VII. Mai-
Juin 1906. Tome VIII. Juillet-Aout 1906. Paris 1906.
59. Zu Nf 452. 4^. Epigraphia Indica and Record of the Archseological
Survey of India. Edited by E. Hultzsch. Calcutta. Vol. VIII. Part. IV. V.
October 1905. January 1906. Calcutta.
60. Zu Nh 170. Archiv für österreichische Geschichte. Herausgegeben von
der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 93. Zweite Hälfte. Band 94.
Erste Hälfte. Wien 1905. 1906.
61. Zu Nh 171. Fontes rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichts-
Quellen, Zweite Abteilung. Diplomataria et Acta, LVIII. Band, Wien
1906,
62. Zu Oa 42. IIsBtcTifl ÜMnepaiopcKaro PyccKaro reorpa(j)H>iecKaro
OoiuecTBa . . . To-Mt XLII. 1906, BunycK'L I. C-nerepSypr-b 1906.
63. Zu Oa 151. Journal, The Geographical. Volume XXVII, No. 6. June;
Volume XXVllI, No. 1. 2. July, August 1906. London.
64. Zu Oa 208, 8**, Revue Tunisienne. Fondee en 1894 par l'Institut
de Carthage, Annee I— XII. [Es fehlen No. 17. 19. 20—22.] Treizieme
Annce. No. 58. Juillet 1906. Tunis 1906.
65. Zu Oa 256. 4**. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
1906. No. 6. Berlin.
66. Zu Oc 175. 4". Journal, The, of the Anthropological Institute of Great
Britain and Ireland, Vol, XXXV, 1905. July to December, London,
67. Zu Oc 17 6. 8". Journal, The, of the Anthropological Society of
Bombay. Vol. VlI. No. 6. Bombay 1906.
68. Zu P 150. i". Journal, The, of the College of Science, Imperial
Uiüversity of Tokyo, Japan, Vol. XX, Article 11, 12. Vol. XXI, Article 1,
Tokyo 1905, 1906,
69. Zu P 524/15 = Y 4. 8" Wiedemann, E., Beiträge zur Geschichte der
Naturwissenschaften. IV. V. VI. (SA. aus den Sitzungsber. d. physik.-
mediz. Sozietät in Erlangen, Band 37 (1905). Band 38 (1906), (Vom
A'erfasser,)
70. Zu Qa IGO =: Y 5, 8". Wiedemann, E., Ueber Photographie von Hand-
schriften und Drucksachen. Nachtrag, o. O. u. J. (Vom Verfasser.)
71. Zu Qb 690. Bushell, Stephen W., Chinese Art. Volume II. London 1906.
XLIV Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
II. Andere Werke.
1212C. Revue Africaine publice par la Societe Historique Algerienne. Annee
1901 — 1905. Alger 1901 — 1905. (Von der Societe Historique Algerienne.)
Bb 866. 4".
12127. Praetorius , Franz, Über den Ursprung des kanaanäischen Alphabets.
Berlin 1906. (Vom Verfasser.) Ba 7«5.
12128. j\Iayr, Albert, Aus den phöuikischen Nekropolen von Malta. Jlünchen
1905. A. aus: SMA. 1905, Heft III. (R.) Nd 363/40.
12129. Venetianer, Ludwig, Die Eleusiniscben Mysterien im jerusalemischen
Tempel. Beitrag zur jüdischen Religionsgeschichte. (SA. aus A. Brüirs
^Populär-wissenschaftl. Monatsblätter ".) Frankfurt a. M. 1897. (Vom
Verfasser.) Hb 1552 = Y 5. 8°.
12130. — , Ezekiels Vision und die Salomonischen Wasserbecken. Budapest
1906. (Vom Verfasser.) Ic 858.
12131. Abeghian , Artasches, Vorfragen zur Entstehungsgeschichte der alt-
armenischen Bibelübersetzungen. (Diss.) Marburg 1906. (Von der
Kgl. Universitäts-Bibliothek Marburg.) Id 2243 = Y 5. 8°.
12132. Schreiber, W., Praktische Grammatik der Altgriechischen Sprache . . .
Für den Selbstunterricht . . . Zweite Auflage. "Wien und Leipzig o. J.
Die Kunst der Polyglottie. Fünfundzwanzigster Teil. (R.) Eg 142.
Oldenberg , Hermann, Die Literatur des Alten Indien. Stuttgart und
Berlin 1903. (R.) Eb 4220.
Records, Ancient, of Egypt. Historical Documents . . . collected, edited
and translated -with commentary by James Henry Breasted. Volume
L n, Chicago 1906. (R.) Ca 398.
Frank, Karl, Bilder und Symbole babylonisch-assyrischer Götter. (Diss.)
Leipzig 1906. (Von Prof. Dr. A. Fischer.) Hb 335 = Y 5. 8".
Vogl, Sebastian, Die Physik Roger Bacos. (13. Jahrh.) (Diss.) Erlangen
1906. P 500 = Y 5. 80.
Wiedernann, E. , Über die Lage der Milchstraße nach Ihn al Haitam.
(SA. aus d. Z. f. populäre Astronomie ^jSirius" 1906. Heft 5.) o. O.
u. J. De 6393 = Y 5. S".
[No. 12136—12137 von Prof. Dr. E. Wiedemann.]
12138. Die Rezensionen des Caranavyüha. (Berliner Diss.) von Wilhelm Sieg-
ling. o. 0. u. J. (Vom Verfasser.) Eb 1912 = Y 6. 8".
12139. A ntbrop OS ... Internationale Zeitschrift für Völker- und Sprachen-
kunde . . . Herausgegeben . . . von P. W. Schmidt. Band I, Heft 1. 2. 3.
Salzburg [l906]. Oc 30.
12140. Memoirs of the Asiatic Society of Bengal. Vol. I, No. 1 — 9. Calcutta
1905. Bb 1230. 40.
12141. Dariän, Jüsuf, Kitäb al-itqän fi sarf lugat as-surjän. Güuija 1905.
(R.) ' " ' ' De 4310.
12142. Vogelstein, Hermann, Militärisches aus der israelitischen Königszeit. . .
Königsberg i. Pr. 1906. (Vom Verfasser.) Nd 617 = Y 6. 8".
12143. (jfraf, Georg, Die christlich-arabische Literatur bis zur fränkischen Zeit
(Ende des 11. Jahrhunderts). Eine literarhistorische Skizze. Frei-
burg i. B. 1905. = Straßburger Theologische Studien. Herausgegeben
von Albert Ehrhard und Eugen Müller. Band VII, Heft 1. (R )
De 12977.
12133
12134
12135
12136
12137
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. u\ X L V
12144. Diettrich, G., Ein Apparatus criticus zur Pesilto zum Propheten Jesaia.
Giessen 1905. = Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentlicho Wissen-
schaft VIII. (R.) II) 14G8.
12 145. Arahischcr Commentar zum Buche der Richter von Ahü ZakarjTi
Jahjä (R. Jehüda) ihn Bal'äm. Zum ersten Male herausKegehen von
Samuel Poznanski. Frankfurt a. M. 190G. Auch hebräischer Titel.
(R.) De 753G = Y 6. 8".
1214G. Bötticher, Otto, Das Verhältnis des Deuteronomiums zu 2 Kön. 22.23
und zur Prophetie Jeremia. (Erlanger Diss.) Bonn a. Rh. 1906. (Von
Prof. Dr. G. Jacob) Id 7G5.
12147. Specimens des caracteres de rimprimorie Catholique Beyrouth (Syric)
... [o. O. u. J. 1 905 ?] (Von der Imprimerie Catholique, Beyrouth.)
Bb 1810. 2".
1214 8. (Chaurin, Victor, Besprechung von:) Ignaz Künos , Türkische Volks-
märchen aus Stambul . . . A. aus: Z. d. Vereins für Volkskunde in Berlin.
1906. Heft 2. (Vom Verfosser.) Fa 3080 = Y 6. 8^.
12149. {CJiauvin, Victor, Besprechung von:) Frederic Alacler, Contes armeniens,
traduits de I'armenien moderne. A. aus: Z. d. Vereins für Volkskunde
in Berlin. 1906. Heft 2. (Vom Verfasser.) Ed 1278 = Y 6. 8^
12150. Pärijätamafijari or Vijayairi, a nätika coraposed about A. ü. 1213 by
Madana, the preceptor of the Paramära king Arjunavarman , and eii-
graved on stone at Dhärä. Edited by E. Hultzsch. Leipzig 1906.
(Vom Herausgeber.) Eb 3108.
12151. Emsal-i miite;^abe A'"oros kardas. o. O. u. J. (Von Prof. Dr.
G. Jacob.) Fa 3101.
Zu B.
B 698. 1) Siegel des „Schema' 'ebed Jarob'am"
gefunden April 1904 auf dem Teil el-mutesellim (Megiddo, Palästina).
8. Jahrhundert. Aufbewahrung: Kronschatz des Sultans.
2) Siegel des „Asaph"
gefunden August 1905 auf dem Teil el-mutesellim. 8. Jahrhundert (?)
Aufbewahrung: Museum Konstantinopel.
(Geschenk des Deutschen Palästina-Vereins.)
Sehr erwünscht ist der Bibliothek die voltständige Zuwendung der neu-
erscheinenden
orientalistischen Dissertationen, Programme u. s. w.
der Universitäten und anderer Lehranstalten.
XLVII
Protokollarischer Bericht
üher die .am 10. Oktober IDOö zu Halle a S. abgehaltene
allgemeine Versammlung der D. M. G.^)
Ort: Lesezimmer unserer Bibliothek. Beginn: 9^/4 Uhr. Zum Vor-
sitzenden wird Herr Prof. Dr. Hultzsch, zu Schriftführern die Herren Prof.
Dr, Stumme und Lic. Dr. Kölscher gewählt.
1. Die satzungsgemäß aus dem Vorstand ausscheidenden Herren Proft".
DrDr. K autzs ch, Kuhn und W indisch werden durch Akklamation wieder-
gewählt. Der Gesamtvorstand besteht also z. Z. aus folgenden Mitgliedern:
gewählt in Leipzig 1904 in Hamburg 1905 in Halle 1906
Fischer Erman Kautzsch
Hultzsch Nöldeke Kuhn
Praetorius Pischel Windisch
Zimmern Reinisch
2. Als Ort der nächsten allg. Versammlung wird Basel, der
Sitz des allgemeinen deutschen Philologentages von 1907, bestätigt.
3. Prof. Hultz s ch verliest seinen Bericht des Schriftführers für
1905— 190G (s. Beilage B).
4. Gegen den darin erwähnten provisorischen Beschluß des geschäftsf.
Vorstands, den Beitrag für die Benutzung des Arbeitszimmers
unsrer Bibliothek von 1 auf 2 Älk. pro Semester zu erhöhen, macht
Dr. Kampffmeyer geltend, daß sonst an der Universität Halle 1 Mk. der
übliche Satz für die Benutzung von Seminarien sei; man solle den Besuch
unsres Arbeitszimmers nicht erschweren, sondern erleichtern. Dr. Schmidt
und Prof. Praetorius sprechen sich unter Hinweis auf die Höhe der Heizungs-
kosten der Bibliothek und die Geringfügigkeit des für Bücherankäufe vorhan-
denen Fonds für die Erhöhung aus. Prof. Hultzsch teilt Dr. Kampffmeyer's
Bedenken z. T. und schlägt vor, bei der Normierung des Beitrags einen Unter-
schied zwischen Studierenden und sonstigen Benutzern des Arbeitszimmers zu
machen. Schließlich wird ein Antrag Zi m m er n angenommen, daß Studierende
1, sonstige Benutzer 3 Mk. pro Semester zahlen sollen.
5. Prof. Hultzsch gibt die nötigen Informationen über den Fall
Grimm. Dr. Hugo Grimm ist 1904 einfaches Mitglied der D. M. G. geworden.
Ende 1905 wurde er Mitglied auf Lebenszeit, beantragte dabei aber, ihm die
von ihm für 1904 und 1905 gezahlten Jahresbeiträge auf die 240 Mk. anzu-
1) Die Teilnehmerliste s. in Beilage A.
XLVIII Protohollar. Bericht über die allgem. Versammlung zu Halle ajS.
rechnen, durch deren Zahlung die Mitgliedschaft auf Lebenszeit erworben wird.
Der geschäftsf. Vorstand, der damals den inzwischen oben S. XXVIII wieder in
Erinnerung gebrachten Beschluß der allg. Versammlung von 1873 nicht kannte,
war bereit, die Anrechnung eines Jahresbeitrags (18 Mk.) zu bewilligen. In-
dem Dr. Grimm hierauf einging, wurde der Beginn seiner Mitgliedschaft auf
Lebenszeit de facto um zwei Jahre zurückdatiert. Im März dieses Jahres ist
er nun unerwartet gestorben. Ein — im Auftrag seiner in nicht sehr günstigen
Vermögensverhältnissen lebenden Angehörigen — ^von Prof. Seybold in Tübingen
an den geschäftsf. Vorstand, z. H. von Prof. Fischer, gerichtetes Gesuch, den
Angehörigen mit Rücksicht auf die kurze Dauer der Zugehörigkeit von Dr. Grimm
zur D. M. G. den Betrag von 240 Mk. ganz oder wenigstens zur Hälfte wieder
herauszuzahlen, wurde von dem geschäftsf. Vorstande, der sich in dieser An-
gelegenheit nicht kompetent glaubte , dem Gesamtvorstaude unterbreitet. Hier
wurde der von Prof. Fischer gestellte Antrag, die Hälfte der 240 Mk., abzüglich
/ , 240
des einen gutgeschriebenen Jahresbeitrags (also 18 = 102 Mk.), zurück-
zuzahlen , zwar angenommen , aber nur mit 1 Stimme Majorität , worauf Prof.
Fischer den neuen Antrag stellte , unter diesen Umständen den Fall lieber der
Entscheidung der allg. Versammlung zu überlassen. Da dieser Antrag ein-
stimmig angenommen wurde, muß sich nun die allg. Versammlung mit der An-
gelegenheit befassen.
In der sich anschließenden Debatte nimmt Prof. Zimmern den Antrag
Fischer wieder auf, den er für juristisch einwandfrei sowie für einen Akt der
Billigkeit gegenüber den Angehörigen Grimm's erklärt. Prof. Steuernagel
fürchtet dagegen, daß die Annahme des Antrags einen bedenklichen Präzedenz-
fall schaffen würde. Schließlich wird der Antrag Zimmern abgelehnt.
6. Der Herr Vorsitzende verliest den Eedaktionsbericht für
1905 — 1906, den Prof. Fischer, durch einen Studienaufenthalt in Marokko
am persönlichen Erscheinen verhindert, zusammen mit dem Kassenbericht aus
Mogador eingeschickt hat (s. Beilage C). Die darin erbetene Indemnität für
das ohne Verschulden des Redakteurs eingetretene verspätete Erscheinen von
Heft II des laufenden Jahrgangs der ZDMG. wird bewilligt. Geh. Rat Windisch
teilt mit, daß Heft lU ziemlich fertig sei.
7. Dr. Schmidt verliest den Bibliotheksbericht für 1905 — 1906
(s. Beilage D).
8. Der Herr Vorsitzende verliest Prof. Fischer's Kassenbericht
für 1905 — 190 6. Derselbe enthält neben dem Rechnungsauszug (s. Bei-
lage E) folgende Bemerkungen:
,Der Absatz an Publikationen hat 4662,15 Mk. ergeben, d. h. ein Plus
von mehr als 1000 Mk. gegenüber den Vorjahren. Dieses günstige Resultat
erklärt sich z. T. daraus, daß die Firma F. A. Brockhaus, die für die Zeit vom
1. April bis Ende Dezember er. eine starke Preisherabsetzung ihrer eigenen
Verlagsartikel vorgenommen hat , vom geschäftsf. Vorstand ermächtigt worden
ist die Herabsetzung auch auf die Publikationen der D. M. G. auszudehnen.
Durch diese Maßnahme sind bisher Exemplare von Zeitschriften und selbständige
Werke im Betrag von 2750 Mk. verkauft worden, und ein weiterer guter Absatz
Protohollar. Bericht über die allgem. Versammlung zu Halle ajS. XLIX
steht bis Ende Dezember bevor, so daß das Resultat, auch unter Berücksichtigung
des für die nächsten Jahre vielleiclit zu erwartenden Kücksclilags , als rocht
günstig für unsro Kassenverhältnisse bezeichnet werden kann.
Der von mir vor 3 Jahren angeregte Verkauf überflüssiger einzelner Hefte
der ZDMG. hat noch immer nicht ausgeführt werden können, weil Herr Pfarrer
Dr. O. Kramer, der die Ausarbeitung des betr. Verzeichnisses übernommen hat,
inzwischen aber durch andre Verpliiehtungon, namentlich seine Korroktortiitigkeit
an Kittel's Biblia Hebraica, stark in Anspruch genommen gewesen ist, mich
bisher im Stich gelassen hat. Er hat mir indes noch Ende Juli er. die baldige
Lieferung des Verzeichnisses in Aussicht gestellt, freilich ohne bisher sein Ver-
sprechen eingelöst zu haben."
Zu Revisoren der Rechnungsführung werden Proft". Erman und
Kautzsch gewählt.
9. Geh. Rat Win di seh weist darauf hin, daß in den letzten Jahren
verschiedene Beitritte zur Gesellschaft auf Lebenszeit erfolgt seien, und stellt,
da die betr. Beiträge eigentlich stets kapitalisiert werden sollten, im Hinblick
auf den günstigen Jahresabschluß den Antrag, wieder einmal 500 — 1000 Mk. zu
unserm Kapital zu schlagen. Der Antrag findet allgemeine Zustimmung.
10. Von verschiedenen Seiten wird der Wunsch geäußert, daß sich die
Firma F. A. Brockhaus den Vertrieb der Publikationen unserer Ge-
sellschaft recht angelegen lassen sein möge. Die verschiedenen Schritte, die
Prof Fischer bisher in dieser Richtung getan hat (bestimmte buchhändlcrische
Abmachungen, regelmäßige Sendung der Publikationen an die Firmen O. Harras-
sowitz, R. Haupt, Luzac & Co. u. a. zur Aufnahme in die von diesen veröffent-
lichten Kataloge) , finden die Anerkennung der Versammlung. Weitere Maß-
nahmen sollen dem Ermessen des geschäftsf. Vorstands, eventuell nach Anhörung
der Firma F. A. Brockhaus, anheimgestellt werden.
11. Ein Antrag Erman, die Zeitschrift für Ägyptische Sprache und
Altertumskunde auf 3 weitere Jahre (für die Bdd. 44 — 4G) mit je 400 Mk. zu
subventionieren, wird angenommen.
Dr. Kampffm oy er wünscht, daß von dieser Zeitschrift in Zukunft statt
eines zwei Exemplare an die Bibliothek der Gesellschaft geliefert werden mögen.
Prof; Erman verspricht, sich beim Verleger dafür zu verwenden.
12. Bei einer Diskussion über den Wissenschaftlichen Jahres-
bericht der ZDMG. vertritt die Versammlung, unter lebhafter Hervorhebung
seiner Nützlichkeit, einstimmig die Ansicht, daß er beizubehalten sei. Es wird
indes gewünscht, daß nur eigentliche Fachleute seine einzelnen Teile bearbeiten
sollen. Auch wird betont, es sei stets daran festzuhalten, daß der Bericht nur
in großen Zügen die wissenschaftliche Bewegung des letztvergangenen Jahres
schildern solle, und zwar in streng objektiver Weise, unter strikter Vermeidung
von Lob und Tadel.
Schluß der Sitzung 11^/4 ühr.
Wiederaufnahme der Sitzung 4^/,, Uhr.
13. Prof. Kautzsch berichtet über das (der Verwaltung der Kgl. Gesell-
schaft d. Wiss. zu Leipzig unterstellte) Soc in -Stipendium.
14. Auf Grund des Befunds der Kassenbücher, die ziemlich beträchtliche
L Protolcollar. Bericht über die allgem. Versammlung zu Halle a[S.
Rückstände von Mitgliederbeiträgen aufweisen, wird von neuem die Frage der
Behandlung zahlungssäumiger Mitglieder enirtert. Einzelne Mitglieder
dieser Art scheinen selbst ihren Aufenthaltsort zu verleugnen. Als Grundsatz
wird hingestellt, daß sich solche Rückstände im allgemeinen nicht bis ins dritte
Jahr hinziehen sollen.
15. Dem Kassenführer wird Entlastung erteilt.
Schluß 4"/^ Uhr.
Beilage A.
Liste der Teilnehmer an der allgemeinen Versamm
lung der D. M. G. am 10. Oktober 1906 in Halle a/S.i)
1. F. Praetorius, Halle a/S. *9. O. Lehmann.
2. Zimmern. Leipzig. 10. Baentsch, Jena.
3. Dr. Moramert, Schweinitz. 11. Erman, Berlin.
4. E. Kautzsch, Halle a/S. 12. Steuernagel, Halle a/S.
5. G, Hölscher, Halle a'S. 13. Kampffmeyer, Halle a/S.
6. H. Stumme, Leipzig. 14. E. Hultzsch, Halle a/S.
7. R. Schmidt, Halle a/S. 15. Th. Zachariae, Halle a/S.
8. Joh. Hertel, Döbeln. 16. E. Wiudisch, Leipzig.
Beilage B.
Bericht des Schriftführers für 1905—1906.
Seit dem letztjährigen Bericht (Bd. 59, S. LXXIV f.) sind der Gesellschaft
11 Herren (Nr. 1371 — 1381) und eine Gesellschaft (Nr. 50) als ordentliche Mit-
glieder beigetreten. Ihren Austritt erklärten die Herren Krengel, Marre,
V e n i s und W i n c k 1 e r.
Der Tod entriß der Gesellschaft ihr Ehrenmitglied Herrn Geheimrat
Prof. Dr. Friedrich von Spiegel in München und die ordentlichen Mit-
glieder Herren Bendali, Bickell, Graf Coudenhove-Kalergi, Ger-
nandt, Grimm, Keßler, Graf Kuun von Osdola und V aleton.
Am 1. Januar 1906 zählte die Gesellschaft 442 Mitglieder, darunter
14 Ehrenmitglieder und 26 Mitglieder auf Lebenszeit.
Die Gesellschaft trat in Schriften austausch mit der Revue Africaine in
Algier, der Revue Tunisieiine in Tunis, dem Anthropos in Mödling bei
Wien und der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften in Leipzig, welche ihre Berichte und Abhandlungen gegen
unsere Abhandlungen liefert.
1) Die Aufführung erfolgt nach der eigenhändigen Eintragung in die Liste.
Ein * bezeichnet Nichtmitglieder der Gesellschaft.
Protokollar. Bericht über die allgem. Versammlung zu Halle ajS. LI
In Ausführung der Beschlüsse früherer allgemeiner Versammlungen unter-
stützte die Gesellschaft im Laufe des Berichtsjahres die Orientalische Biblio-
graphie, die Zeitschrift für Agjiptische Sprache und Altertumskunde
und die Bibliographie arabe des Herrn Victor Chauvin mit Mk. öOO,
400 und 120,
In einer am 21. Februar 1906 zu Leipzig abgehaltenen Sitzung des go-
schäftsführenden Vorstandes wurde unter anderm beschlossen , unserm auch um
die Gesellschaft hochverdienten Ehrenmitgliede Herrn Prof. Dr. Theodor
Nöldeke ein Glückwunschschreiben zu seinem 70. Geburtstage, 2. März 190G,
zu senden, das Fleischerstipendium in der Höhe von Mk. 350 am 4. März 1906
abermals an Herrn Dr. N. Khodokanakis in Graz zu verleihen und den
Semesterbeitrag für Benutzung des Arbeitszimmers unserer Bibliothek in Halle
vom 1. Oktober 1906 auf Mk. 2 zu erhöhen (letzteres, da es eine Änderung
von § 58 der Bibliotheksordnung involviert, vorbehaltlich der nachträglichen
Genehmigung der allgemeinen Versammlung).
Der weitere Vorstand ernannte einstimmig Herrn Dr. J. F. Fleet, C. I. E.,
in London zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft, war jedoch geteilter Ansicht
in bezug auf ein Ansuchen der Angehörigen des verstorbenen ordentlichen Mit-
gliedes Herrn Dr. Hugo Grimm, den von letzterem kurz vor seinem Hin-
scheiden für die Mitgliedschaft auf Lebenszeit eingezahlten Betrag ganz oder
teilweise zurückzuerhalten, und zog vor die Entscheidung über diese Frage
der allgemeinen Versammlung zu überlassen.
Vom 59. Bande der Zeitschrift wurden an Mitglieder und gelehrte Ge-
sellschaften 527 Exemplare (von Heft 4 nur noch 521 Exemplare) versandt
und an Buchhändler 142 Exemplare (2 weniger als im Vorjahre) abgesetzt.
Der Gesamtabsatz der Veröffentlichungen der Gesellschaft ergab im verflossenen
Jabre Mk. 4662,15, wovon Mk. 466,20 als Provision der Firma F. A. Brockhaus
in Abzug zu bringen sind. E. Hultzsch.
Beilage C.
Redaktionsbericht für 1905—1906.
Ich kann mich diesmal ziemlich kurz fassen.
Heft I des laufenden Jahrgangs der Zeitschrift habe ich sehr stark
werden lassen (17^/^ Bogen stark), weil ich darin eine Anzahl von Aufsätzen
unterbringen wollte, die schon länger in meiner Schublade lagerten und für di©
ich ein nicht allzufernes Erscheinen zugesagt hatte. Natürlich war dabei meine
Absicht, das so entstandene Plus bei den weiteren Heften des Jahrgangs wieder
auszugleichen.
Heft II hätte, da es die übliche Bekanntgabe von Ort und Zeit der dies-
jährigen allgemeinen Versammlung enthält, nach § IV, Absatz 3 der Satzungen
schon vor dem 1. Juli erscheinen sollen. Daß es erst 4 — 5 Tage nach diesem
Datum erschien, ist dadurch verschuldet worden, daß ich bis über den äußersten.
Fortsetzung der Beilage C siehe Seite LIV.
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Einnahmen u. Ausgaben der D. M. G. 1905.
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LIY Protol-ollar. Bericht über die allgem. Versammlung zu Halle ajS.
Termin hinaus auf das Eintreffen von Korrekturen eines größeren Beitrags ge-
wartet habe, der in dem Hefte noch Aufnahme finden sollte. Mein Warten ist
leider ganz unnütz gewesen, denn der betreffende (ausländische) Autor, der auf
keinem Wege zu erreichen war und spurlos verschwunden schien, war, wie sich
später herausgestellt hat, in die Ferien gegangen, ohne sich irgendwie um seine
Korrekturen zu kümmern , und hat erst nach seiner Heimkehr Veranlassung
genommen sie zu erledigen, ca. 2 Monate, nachdem sie ihm zugegangen waren (!).
Dieser Fall hat zugleich veranlaßt, daß Heft H *so außerordentlich mager aus-
gefallen ist (es umfaßt nur 8'/^ Bogen). Der geschäftsführende Vorstand, dem
ich die Sachlage dargelegt habe, sobald sie mir selbst (leider recht spät!) durch
die Druckerei bekannt geworden war, hat auf meinen Antrag genehmigt, daß
das Heft ausnahmsweise wenige Tage nach dem 1. Juli erscheine, zugleich
aber als seine Pflicht erkannt, die allgemeine Versammlung wegen dieses (im
vorliegenden Falle übrigens ganz bedeutungslosen) Verstoßes gegen die Satzungen
um Indemnität zu bitten.
J. G. Wetzstein's opus posthumum ,Die Liebenden von Amasia"
(s. den vorjährigen Redaktionsbericht) ist inzwischen erschienen (als Bd. XH,
Nr. 2 der „Abhandlungen"; Preis 5 Mk., für Mitglieder der D.M.G. 3,75 Mk.).
Mogador in Marokko, 24. Septbr. 1906. A. Fischer.
Beilage D.
Bibliotheksbericht für 1905—1906.
Abgesehen von den Fortsetzungswerken und Zeitschriften — darunter ein
fast vollständiges Exemplar der Revue Tunisienne und einige Bände der Revue
Africaine — hat sich der Bestand der Bibliothek um 153 Nummern (Nr. 11999
— 12151) vermehrt. Ausgeliehen wurden 417 Bände und 2 Handschriften an
173 Entleiher, was eine ziemlich erhebliche Steigerung gegen das Vorjahr
bedeutet. Ebenso rege war die Benutzung des Arbeitszimmers, so daß aus den
gezahlten Beiträgen 40 Mk. für Bibliothekszwecke verwendet werden konnten.
Die Katalogisierung der Sociniana hat dagegen nicht sehr gefördert
werden können, da Herr Dr. Kampffmeyer im Wintersemester von Halle ab-
wesend war und im Sommer durch dringende eigene Arbeiten verhindert wurde,
die begonnene Katalogisierung zu Ende zu führen. ß_ Schmidt.
LV
Personalnachrichten.
Der D. M. G. sind ab 1907 als ordentliche Mitglieder beigetreten:
1384 Herr Lizentiat Dr. Gustav Hölscher, Privatdozent a. d. Univ. Halle a/S.,
Eichard Wagnerstr. 47 p, und
1385 Herr Dr. A. S. Tahuda, Dozent a. d. Lehranstalt f. d. Wissenschaft des
Judentums in Berlin, NW 87, Wullonweberstr. 8.
Ihren Austritt erklärten:
Herr Prof. Dr. P e i s e r und Herr Prof, Dr. Spiegelberg.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder:
Herr Prof. Rubens Duval in Paris, 66 Avenue de la Grande Armee,
Herr Direktor Dr. Willy Foy in Cöln a/Rh., Ubierring 42,
Herr Dr. Karl Frank in Nürnberg, Vestnertorgraben 19,
Herr cand. phil. Johannes Hafer hier in Potsdam, Berliner Str. 19 II,
Herr Privatdozent Dr. Josef Hör ovitz, M. A. O. College, Aligarh, U. P. (Indien),
Herr Regierungsrat Dr. Johann Krcsmärik in Sarajevo (Bosnien),
Herr Prof Dr. Enno Littmann in Straßburg i/Els., Mannheimer Str. 3 III,
Herr Dr. Oskar Pollak in Spalato (Dalmatien), Seminario Vescovile, und
Herr Dr. Gotthold Weil in Berlin, NW 23, Altonaer Str. 33.
LTI
Terzeiclmis der vom 1. September bis 5. NoTember 1906 für
die Bibliothek der D.M.G. eingegangenen Schriften u.s.w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen-von Lücken.
1. Zu Ac 2G4. Luzac\ Oriental List. Vol. XVII, Nos. 7 & 8. July-Aug.,
1906. London.
2. Zu Ae 10. 4". Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 24. Bandes
1. Abtheilung. München 1906.
3. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Philologisch - historische Klasse. 1906. Beiheft.
Berlin 1906.
4. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XV. Fase. 3 — 4.
Roma 1906.
5. Zu Ae 74. Calendar, The, [of thej Imperial University of Tokyo. (Tokyo
Teikoku Daigaku.) 2565—66. (1905—1906.) Tokyo 2566 (1906).
6. Zu Ae st;. Calendar. — The Kyoto Imperial University. (Kyoto Teikoku
Daigaku.) Calendar. 2565—66. (1905—1906.) Kyoto 1906.
7. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch -philologischen und
der historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1906. Heft II. München 1906.
8. Zu Af 124. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XLIV. No. 182.
Philadelphia 1906.
9. Zu Ah 5. Analecta Bollandiana. Tomus XXV. — Fase. IV. Bruxellis
1906.
10. Zu Ah 5g. Poncelet, Alb., Catalogus codicum hagiographicorum lati-
norum bibliothecarum Romanarum praeter quam Vaticaiiae. IV. Codices
bibliotheL'ae nationalis dictae a Victorio Emmanuele II, p. 129 bis V.
Bibliotheca Alexandrina, p. 200.
11. Zu Bb 606. Bessarione. Pubblicazione periodica di studi orientali.
Serie IL Vol. X. Fase. 90. Anno X. 1905—1906. Roma.
12. Zu Bb 608. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van
Nederlandsch-Indie . . . Zevende Volgreeks — Vijfde Deel (Deel LIX der
geheele Reeks). Derde en vierde Aflevering. 's-Gravenhage 1906.
13. Zu Bb 725, (Von 1905 ab Journal Part I und III und Proceedings ver-
einigt.) Journal of the Asiatic Society of Bengal. New Series. Vol. I.
No. 1 — 10. Extra Number. Vol. II. No. 1 — 3. Calcutta 1905. 1906.
14. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. October, 1906. London.
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. L YII
15. Zu Bb 765. Journal of the China Brauch of the Royal Asiatic Society
for the year 1900. Vol. XXXVIl. Shanghai, o. J.
16. Zu Bb 790. Journal Asiatique . . . Dixifeme Serie. Tome VII. No. 1.
1906. Paris.
17. Zu Bb 800. 4". Li tter a tur-Z eit u u g, Oriontalistische. Herausgegeben
von F. E. Pmer. Neunter Jahrgang. No. 8. 9, 10. 11. 1906. Berlin. (Von
Dr. G. Kampffmeyer.)
18. ZuBb818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimensuelle. Sciences-
Lettres-Arts. Bairüt. — IX. 1906. No. 17. 18. 19. 20. 21.
19. Zu Bb 825. Mittheilungen des Seminars für Orientalische Sprachen
an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin. Jahrgang IX.
Berlin 1906.
20. Zu Bb 901. Tijd Schrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeven door het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Weten-
schappen . . . Deel XL VIII. Aflevering 0. Batavia | 's Hage 1906.
21. Zu Bb 901 d. Notulen van de Algemeeno en Directievergaderingen van
het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen. Deel XLIV.
1906. Aflevering 1. Batavia | 's-Gravenhage 1906.
22. Zu Bb 901n. 4*'. Verh andel ingen van het Bataviaasch Genootschap
van Künsten en Wetenschappen. Deel LVI, 4e Stuk. Batavia | 's Hage
1906.
23. Zu Bb 905. 4". [Von jetzt ab veränderter Titel:] T'oung-pao ou
Archives concernant l'histoire, les langues , la geographie et l'ethnographie
de l'Asie Orientale. Revue dirigee par Henri Cordier et Edouard Chavannes.
Serie II. Vol. VII. No. 3. Leide 1906.
24. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Sechzigster Band. III. Heft. Leipzig 1906.
25. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes . ..
XX. Band. Heft 2. Wien 1906.
26. Zu Bb 1114. Leipziger Semitistische Studien. Herausgegeben von
A. Fischer und H. Zimmern. II, 1. 2. Leipzig 1906.
27. Zu Bb 1180a. 4S>. Annales du Musee Guimet. Bibliotheque d'Etudes.
Tome XX. Paris 1906. (= Ledere, Adhemard, Les Livres Sacres du
Cambodge. Premiere Partie.)
28. Zu Bb 1200, p, 26. Ahu'l-Fadl 'Allänü. The Akbarnäma of Abu-1-Fazl
translated from the Persian by H. ßeveridge. Vol. II, Fase. III. Calcutta
1906. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1148.]
29. Zu Bb 1200, s, 15. Ai tarey a- Br ahm a n a , The, of the Rg-Veda, with
the Commentary of Säyana Acärya. Edited by Pandit Satyavrata
Sämacraml. Vol. IV. Fasciculus VI. VII. VIII. Calcutta 1900. [= Biblio-
theca Indica. New Series, No. 1145. 1146. 1147.
30. Zu Bb 1200, s, 172. Gadädhara Räjaguru, Gadädhara Paddhatau Käla-
sära editod by Sadäcira Migra of Purl. Vol. II, Fasciculus II. Calcutta
1905. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1144.]
31. Zu Bb 200, s, 230. Govindänanda K avikankan äcäry a, Suddhi-
kaumudl. Edited by Pandita Kamalakrsna Smrtibhüsana. Fasciculus IV.
Calcutta 1906. [= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1138.]
32. Zu Bb 1200, s, 395. The Tantravartika of Kumärila Bhatta. Translated
into'&ngXKhhy GailgänäthaJ ha. Fasciculus VI. Calcutta 1906. [= Biblio-
theca Indica. New Series, No. 1141.]
LYIII Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
33. Zu IJb 1200, s, 705 [war 710]. S atasäh asrikä prajii äpäramitä.
A Theological and Philosophical Discourse of Buddha with his Disciples . . .
Edited by Pratäpacandra Ghosa. Part I. Fas. XII. Calcutta 1906.
[= Bibl. Ind. New Series, No. 1137.]
34. Zu Bb 1200, s, 720. Siddharsi, Upamitibhavaprapaucä kathä. The Upa-
mitibhavaprapancä Kathä of Siddliarshi. Originally edited by the late
Peter Peterson and continued by Hermann Jacobi. Fasciculus IX.
Calcutta 1906. [= Bibllotheca Indica. New Series, No. 1140.]
35. Zu Bb 1225. a9. HsÄaHi^i $aKyjibTeTa BocTOHHHX'b üshkobi HMnepa-
TopcKaro C.-IIeTepßyprcKaro yuaBepcHTera. No. 5. Tckcth h PasucKaHia
no ApMflHO-TpysHHCKOH $HjOJonH. KHHia VI. . . . No. 19. A. ,11,. Py^Hee^,
JIeKU,iH no rpaiwMaTHKt Monro.ibCKaro nnctMeHHaro asHKa, HHTaHH;i bi
1903 — 04 aKaÄeMU'iecKOMT, roAy- BunycKi. I. . . . No. 22. IlaßpauHHe
KHTaficKie TeKcrH npHsaxi-ÄOueHTa Ü. C. Ilonoea. C. - nexepßyprt
1904. 1905.
36. Zu Bb 1285. 8*'. TpyÄH no BocTOKOBiAiuiK), isÄaeaeMHe JlasapeB-
CKHMb IlHCTHTyTOMi BocTOHHbixT. ^suKOBi,. BbänyoKb XXIII. Tpanc-
syHÄCKaa XpoHHKa MHxanja nanapera. PpenecKift TeKcxi. cb Üepe-
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BßinycKi XXIV. Tarcde Stjoah. HacTb I. Tckcth h TaxcKO-PyccKiH
cjiOBapi). BceB. MuÄAepa. MocKBa 1905.
37. Zu Bb 1841. 2'^. Linguistic Survey of India. Cornpiled and edited
by G. A. Grierson. Vol. VII. Calcutta 1905. (Vom Secretary of State
for India in Council.)
38. Zu Ca 9. Sphinx. Revue critique embrassant le domaine entier de
I'egyptologie publice . . . par Karl Piehl. Vol. X. Fase. II. III. IV. Upsala.
39. Zu De 11831. Zaidän , GurgT, Ta'rih at-tamaddun al-isläml . . .Teil 5.
Kairo 1906.
40. Zu De 4904. 4°. The Nakä'id of JarTr and al-Farazdak edited by
Anthony Ashley Bevan. Vol. I. Part II, Leiden 1906.
41. Zu Eb 50. 2*^. Bengal Library Catalogue of Books for the First Quarter
ending 318t March 1906. Wednesday, September 19, 1906.
42. Zu Eb 225. 2^. Catalogue of Books registered in Burma during the
quarter ending the 30tl> June 1906. Rangoon 1906. (Von der Königl.
Bibliothek, Berlin.)
43. Zu Eb 295. 2**. Catalogue of Books registered in the Punjab under
Act XXV of 1867 during the quarter ending the 3 Ist March 1906. (Labore
1906.) (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
44. Zu Eb 485. 2". Catalogue of Books registered in the Central Provinees
and Berar [früher: Memorandum of Books registered in the Hyderabad
Assigned Districts] during the quarter ending the 31*1^ June 1906. Nagpur
1906. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
45. Zu Eb 385. 2°. Haraprasad Shästri, Report on the Search for
Sanskrit Manuscripts. (1901—1902 to 1905 — 1906.) Calcutta 1905.
46. Zu Eb 755. A Descriptive Catalogue of the Sanskrit Manuscripts of the
Government Oriental Manuscripts Library, Madras. By M. Rangacharya . . .
Vol. II. Vedic Literature. Madras 1905.
47. Zu Eb 5270. 2°. Annual Report on the search for Hindi Manuscripts.
For the year 1902. By Syamsundar Das . . . Allahabad 1906.
48. Zu Ed 1365. i'^. Hand es amsoreay. 1906, 9. 10. 11. Wienna.
49. Zu Ed. 1540. L u j s. (Armenische Wochenschrift. Konstantinopel.) 1906.
No. 33—44.
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. LIX
50. Zu Fg 100. Transactions of the Asiatic Society of Japan. Tokyo.
Vol. XXXIV, Part I. August 1906.
51. Zu Ha 5. Archiv für Religionswissenschaft . . . herausgegeben von
Albrecht Dieterich und Thomas Achelis. Band 9, Heft 3. 4. Leipzig
1906.
52. Zu Ha 200. Revue de l'histoire des religions. Vingt-cinquieine annee
Tome LH. No. 3. Novembre-Decembre. Tome LHI, No. 1. Janvier-
Fevrier. Paris 1905. 1906.
53. Zu la 33. 4". E chos d'Or ien t. 9e annee. No. 60. 61. Septembre.
Novembre 1906.
54. Zu la 123. 4«. Review, The Princeton Theological. Vol. IV.
No. 3. Philadelphia. July 1906.
55. Zu la 125. Revue Biblique Internationale publiee par l'Ecole
pratique d'etudes bibliques . . . Nouvelle Serie. Troisieme Annee. No. 4.
Octobre 1906. Paris, Rome.
56. Zu la 126. Revue de l'Orient Chr^tien. Recueil trimestriel. Deuxieme
Serie, Tome I (XI). 1906. No. 3. Paris.
57. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Direttivo: Enrico .ÖO.se'o —
Giovanni Lnizzi. Nuova Serie. Anno Ottavo. Settembre. Ottobre. Novembre
1906. Firenze.
58. Zu la 135. 8». Tijdschrift, Teyler's Theologisch, . . . Jaar-
gang 4. Aflevering 4. Haarlem 1906.
59. Zu la 140a. Jlittheilungen und Nachrichten des Deutschen Palae-
stina- Vereins. Herausgegeben . . . von H. Guthe. 1906. Nr. 3. 4. 5.
60. Zu Ic 2290. Proceedings of the Society of Biblical Archseology.
Vol. XXVIII. Part 6. London 1906.
61. Zu Mb 48. 4". Collection Joachim Jose Judice dos Santos. Troisieme
Partie. Medailles Grecques, Romaines et Byzantines . . . Amsterdam . . .
J. Schulman ... 1906.
62. Zu Mb 135. 4**. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 278. 279. 280. VII. Bd. (Nr. 9. 10. 11.) 1906.
63. Zu Na. 380. 2". Report, Annual, of the Director General of Archseo-
logy for the year 1904 — 05. Part I. Calcutta 1906. [Vom Superintendent
of Government Printing, India]
64. Zu Na 426. 4^. 3an0CKH BocTOinaro OTAi-ieHia ÜMnepaTopcKaro
PyccKaro ApxeojiorniecKaro OöiuecTBa. ToMt XVI. Bhit. IV. Tomi XVII.
Bhin. I. C.-nerep6ypri. 1906.
65. Zu Na 427. A^. 3anHCKH oTÄtüeHi;! pyccKOM H cjaBaHCKofi apxeojioriH
HMnepaTopcKaro PyccKaro ApxeojioraqecKaro OömecTsa. Tomt> VII.
Bnn. 1. C.-IIeTepßypri. 1905.
6G. Zu Na. 428. 4". 3anHCKH K.iaccHiecKaro OTAi-ieHi^ HimepaTopcKaro
PyccKaro ApxeojiorHnecKaro OomecxBa. Tomt> II. Bun. l. 2. CaHKT-
DeTep6ypr'b 1904. 1906.
67. Zu Nf 343. 2°. Progress Report, Annual, of the Archseological Sur-
veyor, Punjab Circle, [jetzt: of the Superintendent of the Archseological
Survey, Northern Circle], for the year ending 318t March 1906. (Vom
Punjab Secretariat, P. W. Department.)
68. Zu Nf 382. 2". Report on Archaological Work in Burma [jetzt: of
the Superintendent, Archjeological Survey, Burma] for the year ending
31st March 1906. Raugoon 1906.
L'X Verz. dei' für die Bibliothek der D. M, G. eingeg. Schriften u. s. w.
69. Zu Nf 383. 2*'. Report, Annual Progress, of the Archseological Survey
of Madras and Coorg for the year 1905 — 06. Madras 1906.
70. Zu Nf 452. 4**. Epigraphia Indica and Record of the Archseological
Survey of India. Edited by E. Hultzsch. Calcutta. Vol. VIll. Part. VI. VII.
April, July 1906. Calcutta.
71. Zu Nf 452a. 2". Archaological Survey of India. Annual Report 1903 — 04,
Calcutta 1906.
72. Zu Ni 406. OÖGspinie npenoiaBama HayKi bi HMnepaxopcKOMi C-
DexepßyprcKOMT, S'HHBepcnTeTi ea 1906 — 1907 yneBHüS iioäi». C.-IIeTep-
ßypri, 1906.
73. Zu Ni 415. Otibti. 0 cocTOflHiß H Ä'feaTe.iLHOCTH IIsinepaTopcKaro
C.-IIeTepöyprcKaro yHHBepcHTexa sa 1905 rojii . . . C.-IIeTepoypri 1906.
(Von der Universitäts-Bibliothek in St. Petersburg.)
74. Zu Oa 48. 8". SanHCKH IlMneparopcKaro PyccKaro reorpacfiH^ecKaro
ÜomecTBa. Ho OTt.ieHiH) 9THorpa4)iH. Tomi XXXI, Hacxt I, Bun. I. II.
^acxh II. C.-Üexepßypri 1906.
75. Zu Oa 151. Journal, The Geographica!. Volume XXVIII, No. 3. 4. 5.
September. October. November 1906. London.
76. Zu Oa 208. 8". Revue Tunisienne. Fondee en 1894 par l'Institut
de Carthage. Treizieme Annee. No. 59. Septembre 1906. Tunis 1906.
77. Zu Oa 256. 4". Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
1906. No. 7. 8. Berlin.
78. Zu Oc 30. Anthropos. Internationale Zeitschrift für Völker- und
Sprachenkunde. Salzburg. Band I. Heft 4.
II. Andere Werke.
12152. [Thumb, Albert, Handbuch des Sanskrit. Mit Texten und Glossar. . .
Besprechung des Werkes von Richard Schmidt. A. aus den GGA. 1906J
(Vom Verfasser.) Eb 1197 =Y 6.
12153. Petz, Gedeon, Magyarorszägi Nemet Nyelvjdräsok. 1, 2. füzet.
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Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallabiten.
Von
Joseph Hell.
IV.
Diw. 27; Boucher pag. fö und 109.
Die Umsiedelung Jazld b. al-!Muhallab's aus dem 'Irak nach
Horäsän benahm Farazdak den Anlaß, den Jemenitenführer zu be-
kämpfen, um so mehr, als dieser in Wäsit wie in Küfa einen Nord-
araber als Stellvertreter hinterlassen hatte. ^)
Jazld sfing mit dem Plane nach Horäsän . dort im Kleinen
einen Fürstenliof nach Art der Umaiiaden zu führen. Ein FeldzuQ-
nach Gorgänund Tabaristän sollte ihm die Lorbeeren verschaffen,
auf denen er dann lauge ruhen könnte. Wie sich Jazld diese Muße
dachte, das beleuchtet uns Diw. 27.
Schon während seines Feldzuges in Gorgän ging er damit um.
Farazdak's .Gesinnung zu kaufen" und ihn — ■ als Herold seiner
Kriegstaten — an seinen Hof zu ziehen. Er schrieb von Gorgän
aus einem seiner Neffen in Basra , er solle F. den Betrag von
4000 Drachmen als Reisevorschuß auszahlen und ihm sagen, wenn
er zu ihm komme, werde er 100 000 Drachmen erhalten. F. trat
wirklich die Reise an , setzte sie aber nur bis Küfa fort und ließ
dann Jazld die folgenden Verse zukommen:
1. Es rief mich nach Gorgän — und das liegt noch jenseits von
Rajj — Abu Hälid; siehe ich mache mich daraufhin wirklich auf
den Weg.
(AiLi> »j!, eine Kunja Jazid's (Boucher p. 109 Anm. 3 nach
Schol?) findet sich nur noch Diw. 212, 1 : 349, 1 : nach Tab. (Index)
war Jazid's Kunja Abu Sa'rd, dagegen hatte der Dichter Jazld
1) In Wäsit al-darräh b. 'Abdallah al-Hakami und in Basra 'Abdallah b.
Hiläl al-Kiläbi (Tab. 11. 1.310 Z. 13 u. 14).
Zeitschrift der D. M. G. IUI. LX. 1
Hell, Al-JTarazdak^s Lieder auf die Muhallabiten.
h. Muliammecl al-MuhaUabl die Kunja Abu Hälid (Kämil,
Index, 'Tab. 111,14:35). Es ist auffallend, daß F. die Kunja
so selten und nur in kleinen Gedichten gebraucht, die sich
schwer in den Rahmen der übrigen fügen. — Sollten sie nicht
dem F. angehören? Das seltene ,»,; (',.;') im Sinne von ,L;
findet sich bei F. nur hier.
i ~ } ,
2. Um zu einem aus der Familie al-Muhallab's zu kommen , der
mit ihren Heeren einherwütet, indes die Räder (des Kriegsgeschickes)
sich drehen.
^ o ^
Boucher übersetzt JLi mit „Revolte" und Li/tot-cb ,au fond
de cette province"; aber Jazid war zu dieser Zeit durchaus noch
kein Rebell ; sein Feldzug war ein Eroberungskrieg ; das Pronomen
^ o -
L? bei cji^ifci kann sich nicht auf .,Ls-,:i» beziehen, sondern nur
auf ein Kollektivum , nämlich wJi^Ii ^^1 ; tatsächlich gebraucht
F. (jüdLcI nur in Verbindung mit solchen Kollektivis: Diw. 161, 4
j.fcä [jAjcLi\ 360, 4 .^-U {jo\j^. Ob {j^\j:.\ an unserer Stelle
fl Heere" sind, ist bei der Vieldeutigkeit des Wortes nicht sicher,
aber am wahrscheinlichsten.
3. Ich werde mich sträuben und Tamim wird mich schützen ; denn
manchesmal schon habe ich mich gesträubt und kein Fürst hat
mich bezwingen können.
Die Konstruktion A ^\ ist bei F. nicht selten und heißt
immer „helfen, daß nicht" (Diw. 187, 19: 552, 23, „schützen"
Diw. 9, 42; 114,44; 273,14; 365,11; 465,9; 650,6. Unserm
Verse sehr ähnlich ist 843, 6: ^\ j,Ltol .,5 ^^i i?^'-^^-
4. Gleichwie durch mich , mein Reittier und den Menatiten im
Süden der beiden (Täler) Sajjit die (wilden) Esel gejagt werden.
Die beiden Sajjit sind zwei Wädl's im Gebiet der Banü
Tamim und zwar der Däi'im , im Negd (Jaq. s. v.). F. spricht
also von seinem eigenen Stammgebiete. Den „Menafiten" vermag
Ilell^ Al-Farazdak^n Lieder auf die ^flcJtaUaliten. 3
ich nicht zu identifizieren , wahrscheinlich war er ein Führer.
Der Sinn scheint mir klar: Ich bin so wenig an einen Ort zu
bringen , an den ich nicht gehen will , als die Wildesel in den
beiden Tälern Sajjit trotz meiner und meines Begleiters uml
meines flinken Reittieres Bemühungen sich fancren lassen; ich bin
widerspenstig wie ein Wildesel.
V.
Die vorausgehenden Verse sind hier kaum mehr als Si^ott,
sondern als scherzhafte Ablehnung der Einladung nach Gorgän auf-
zufassen; sie stellen den t^bergang F.'s ins Lager Jazid's dar. Von
nun an ist er ein Freund und Bewunderer des Muhallabiten und
bleibt es, mehr oder minder offenkundig, bis zu seinem Untergange
bei 'Akr Bäbil.
Zunächst liegen uns drei Lieder auf Jazid b. al-Muhallab als
Statthalter von Horäsän vor: Diw. 211, 212, 465. Hiervon ist
Gedicht 211 wahrscheinlich zuerst, 465 sicher zur Zeit des Glanzes
Jazid's unter Sulaimän entstanden, 212, sichtlich fragmentarisch,
ist nicht bestimmt anzusetzen , es könnte sogar aus der bedeutend
späteren Zeit der Erfolge .lazTd's vor ßasra (101) herrühren, wahr-
scheinlich aber stammt es aus der gleichen Zeit wie Gedicht 211,
und ich reihe es deshalb hinter diesem ein.
a) Dlw. 211: Boucher pag. IT und 587.
Wie Vers 4 beweist, entstanden die Verse nach der Rück-
kehr Jazid's nach Horäsän und nicht, wie die Einleitung im Diwän
(und nach ihr Boucher) angibt , zur Zeit seiner ersten Absetzung
durch Hae^äq;.
1. Es weinten vor Trauer die beiden Merw von Horäsän als sie
(bei sich) sahen einen Bähiliten nach dem Weggang der Familie
al-Muhallab's.
Kutaiba b. Muslim , der Nachfolger Jazid's in Horäsän , ge-
hörte zu dem kaisitischen Stamme der Banü Bähila (Wüstenfeld,
Gen. Tab. , G. 23). Über die alte Feindschaft J.'s gegen die
Bähiliten s. mein Leben des Farazdak, p. 12.
iwAÄAaxi uÄ^^-vv^if (^iAJ'-j \_ÄaxS J»^ ^^^•^^ .L^aii-i ^jjäjj o~-i-X.aj ^
2. Sie tauschten die kurznasigen Stinkmarder ein für einen Helden,
der das Schwert anlegt, einen edlen Hengst.
..LJ^, pl. o"> und tbÜi?, der .Stinkmarder" ist ein katzen-
ähnliches Tier (Gauh.), stumpfnasig (Vers F.'s bei Gauh. s. v. und
Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Aluhcdlahiten.
unsere Stelle), mit kurzem Rücken (Diw. 614 , 4), welches einen
unausstehlichen Gestank verbreitet, daher die Sprichwörter *«>.5\
..bJj ,.yA „farzender als ein Stinkmarder" (Maid. II, 21) und
.^J!a.l\ *~j.x-o LAvi „es farzte zwischen ihnen der Stinkmarder"
Maid. ir. 14), d. h. sie gingen auseinander. Vgl. Hommel, Säuge-
tiernamen p. 335 und Kommentar zu F. Diw. 487, 14.
)
8. (Für) einen Glänzenden , als wäre der Vollmond unter seinen
Kleidern, einen Edlen, im Hinblick auf seine edle Mutter und den
Vater.
Wenn von F. Personen mit dem Vollmond verglichen werden,
so ist das tert. comp, entweder der Vorrang, wie z. B. Diw.
136, 8 v^y? j LLjli» jJ>I /xJJ ,Chalife inmitten des Hof-
staates" oder der (wohltätige) G 1 a n z , der dann gewöhnlich mit
dem Adj. t.\ bezeichnet wird, z. B. Diw. 471, 3 .Js.aJ1 ..J" .L\
»J^j.::^ ö«-5'- 509, 5 sL^JLIäJt ^x^k'i ,£.]•■, 551. 2 .XjJ!i\ £»jc=i" .i'
u. s. w.
4. Da brachte Allah auf einmal den Glanz ihrer Schlösser zu ihnen
zurück und die Ruhe des wiederholt um Hilfe Rufenden.
.. O- - , - 5
Das Prou. in .p, ^^ii und UxJj bezieht sich auf .,Lv.i,i> \,.,
. - y
des ersten Verses, über ^^Js,a s. oben S. G02 V. 4.
> O - 0-c-
5. Helden, die (tapfer) dreinhauen, während sich auf den Pferden
der fi'ische, emporwirbelnde, lodernde (Staub) sammelt.
JüAxc, pl. J3.>.£ ist „das Frische", gewöhnlich das Fleisch
des eben geschlachteten jungen Kamels (Diw. 8, 31 ; Aht. 43, S ;
181, 8; 219, 3), besonders das Fett des Höckers (Diw. 250, 16:
268, 8; 280, 4j; aber auch von jedem anderen frischen Dinge
kann das Wort gebraucht werden (Kämil 43 , 20) und wird von
F^ speziell noch vom frisch aufgewirbelten Staube gebraucht Diw.
8,40 und unserer Stelle ganz ähnlich Diw. 351,4: «_jLLJi -^
Hell, Al-FarazdaP H Lieder auf die Muludlabiten. 5
JjJ *Ji^! -Xi: _l:».xjix -vom Staube, einem aufj^ewühlten, übor
y :^ Li? > •
die Leute emjDOi'wirbelnden". i^.,*^;^« wird von F. nur hier von
dem in der Sonne glitzernden Staube gebraucht , ähnlich wie
3 ^ O ^
Hud. 17, 35 v_^i;dj von Lanzenspitzen.
^C-^ 0J> >>
6. Wenn sie sich niedersetzen, schmückt ihr Niedersetzen die Ver-
sammlung ; denn sie sind keine Schniüher über die Leute , keine
Hunde.
(jiiL;^, das sich neben dem koranischen x-ci..i>L5 (Diw. 62, 2;
176, 1) und i^LiXjs^ (Diw. 114, 4) nur hier findet, übersetze ich
mit „Verleumder", da F. beifügt ^^Jll! und gerade das Beileu
(^sxj) und Heulen (^yc) der Hunde F.'s gewöhnliche Bezeich-
nung für „verleumden" ist; vgl. Leben des F. und sein Loblied
auf al-Walid b. Jazid, pag. 65. Auch Thorbecke übersetzt Mufadd.
34, 32 .if^ „heftige Ubelrede", dagegen ist ^^ bei F. Diw.
546, 2 -Schlechtigkeit (moralische)" : , i;^ .xij *\.^1j «JU/j
b) DTw. 212; Boucher llf und 589.
Der Plural des Personalpronomens in Vers 1 : .^L/«Li> ojLj
*5J^*j verrät, daß F. die erste Absetzung Jazid's unter Haggäg
im Auee hatte : damals waren sich drei Muhallabiten als Statthalter
von Horäsän »efolst: al-Muhallab, Jazid und dann noch für kurze
Zeit al-Mufaddal. Unter Sulaimän dagegen bis zur zweiten Ab-
setzuncf Jazid's unter 'Umar regierte Jazid allein in Horäsän.
Das Perfekt sämtlicher Verba bezeichnet den geschilderten Zustand
als abcreschlossen und wäre für die Zeit der zweiten Absetzung, an
die sich Einkerkerung, Bekämpfung und Vernichtung Jazid's reihton,
o-anz unverständlich.
u\jij c^j! oL^L^l .,J» ^':i* ^il\*j ,-^^-P' ^^''-J ^i-.?* l-?5 !
1. 0 Vater desHalid, Horasan war verloren seit eurem Weggange
und wer in Nöten Avar, sagte : Wo ist Jazid.
Über die Kunja JvJL.^^j! s. o. S. 1 V. 1. Jaq. IV 504 ^Jo
st. Oj'wJ,
6 Hell, Al-Farazdal''s Lieder auf die Aluhallabiten.
2. Und nicht wurden nach dir die zwei Merw mit einem Tropfen
beregnet und kein Baum ward nach dir in den zwei Merw befeuchtet.
Der erste Halbvers lautet bei Jaq. IV 504 ^_5Jb O-Iiä 'S*
äJas i^A*j und im zweiten Hemist. .aI^^j-I st. Vjo!. Das doppelte
.,|^-Ä und die Tautologie in unserer Lesart ist auffallend und
bei F. ungewöhnlich. Die „beiden Merw" sind Merw as-Sähigän
und Merw ar-Eüd, Bekrl öH : Jaq. IV ö.f ; Kremer, Kulturgesch.
I 322; II 211; 319. — Zwischen den beiden Versen führt JazTd
noch einen dritten an :
-Und kein Verc^nügen bringt mehr Freude seit deiner Abwesenheit
und kein Freigebiger übt seit deinem Fortgehen Freigebigkeit."
c) Diw. 465.
In die Zeit der zweiten Statthalterschaft Jazid's in Horäsän
fällt auch die Entstehung des umfangreichsten Lobliedes auf die
Muhallabiten. Die Verse 21. 48 und 49 beweisen, daß es nach
dem Feldzuge Jazid's nach Gorgän und Tabaristän (98) entstanden
ist. Noch vor Sulaimän's Tode (99) fiel Jazid abermals in Ungnade,
Avurde kurze Zeit darauf von 'ümar IL verfolgt und eingekerkert
und suchte nach dessen Thronbesteigimg im Bürcferkriecre seine alte
Stelluncr nochmals zu erobern. F. ward zwar auch in trüben Zeiten
dem Muhallabiten nicht mehr ganz unti'eu,^) aber wir finden ihn
doch in seinen Äußeruncren sehr karcr und vorsichtig und sind schon
deshalb gehalten , das längste aller Loblieder in die Glanzperiode
JazTd b. Muhallab's zu verlesren, d. h. noch vor den Tod Sulaimän's.
Hierfür spricht besonders noch der Umstand, daß das Gedicht ganz
den Eindruck macht, als sei es auf Bestellung Jazid's hin mit aller
Sorgfalt komponiert worden. Daß es nicht ein Produkt des Augen-
blicks sein kann, verrät die klare Disposition, die sonst so seltene
Bezugnahme auf die Taten und Ziele Jazid's und besonders auch
das Fehlen jener inhaltlosen, matten Verse, die die Improvisationen
kennzeichnen.
Der Gedankengancr des Gedichtes ist folgender: Einleitung. Ich
\) Außer DTw. 212, das zur Zeit einer Abberufung Jazid's entstanden scheint,
und außer den weiter unten angeführten Versen aus etwas späterer Zeit, spriclit
hierfür besonders noch die Kotiz b. Qotaiba's (Liber poesis et poetarum p. 219),
nach welcher F. den von 'Umar eingekerkerten JazTd im Gefängnisse besuchte
und pries.
Hell, Al-Furuzdaifü Lieder auf die Mahtdlabiten. 7
will die Muhallabiten durch mein Lob verewigen (V. 1). I. Muhallab
ist es, von dem die Höhne alle guten Eigenschaften geerbt haben
(V. 2 — 8). Tl. Von seinen Söhnen ist der bedeutendste Jazid,
der stolze und tapfer.- Fürst (V. 9 — 20); er ist eben von seinem
Feldzuge zurückgekehrt (V. 21), wo er den Feinden Schrecken, den
Schwachen Sicherheit geboten hat (V. 22). Möchte er diese doch
dem 'Irak bringen (V. 23. 24)! Aber seine Ziele liegen im Osten,
in Gllän (V. 25 — 28) und dort, wo die Türken wohnen (29 — 34).
III. Jazid's Ituhm hat den Ruhm des ganzen Hauses Muhallalj
erhöht und fest begründet (V. 35, 36); denn auch seine Brüder
haben gekämpft als Helden (V. 37 — 48); denn es ist die Art der
Muhallabiten insgesamt, die Ungläubigen zu bekriegen (V. 40, 50).
den Armen zu helfen (V. 51) und überall an der Spitze zu stehen
(V. 52, 53).
1. Wahrlich, ich will die Söhne al-Muhallab's loben mit einem
glänzenden Lobliede, das die (übrigen) Gedichte übertrifft.
Zit. Ag. XIX, 29 mit der Variante {^\:i _ ^^=^3^Aii. Ähn-
liche Kasiden-Anfänge Diw. 276, 6; 382, 3; 585, 1 ; 630, 32.
2. Den Sternen (sind sie) gleich, denen ihr Mond voranzieht, der
die Finsternisse erhellt und die Nacht des Reisenden erleuchtet.
^,o .
Ag. XIX, 29 ^^,d\ S^- l$;LVi.
Geerbt haben sie den Kampf und die Gastfreundschaft von al-
Muhallab und Naturen, gleich dem Austreten der Ströme.
Zit. Ag. XIX, 29. — ö, konstruiert F. immer mit .^z.
(Diw. 396, 12; 405, 48; 465, 3; 622, 6) statt mit ^^. ^.^Liis,
eigentlich der „Kampf mit der Lanze" im Gegensatz zu v-jL>^
dem „Kampf mit dem Schwerte" (vgl. Diw. 65, 6); im weiteren
Sinne dann „Kampf im Gegensatz zu „Frieden", z.B. Diw. 628, IG:
an unserer Stelle „Kampflust". Als zweite Haupttugend neben
der Tapferkeit nennt F. wiederholt die Gastfreundschaft, Diw.
68, 11; 186, 23. — ^sAj und verschiedene Nebenformen (Inf.
8 Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muliallahiten.
131, 7; Verb 284, 5; Partiz. 164, 4; 286, 8; KiU 131, 8; 147, 15;
622, 5) hat überall die Bedeutung „Unbegrenzte Fi'eigebigkeit".
— Vgl. noch die ganz ähnlichen Verse Dlw. 157, 26; 358, 23;
630, 34.
4. Und was die Söhne anbelangt, so waren sie am Tage des Wett-
streites nicht beerbt mit einem Erbe gleich demjenigen al-Muhallab's
an seine Söhne.
,Li? ist der , Wettstreit" um das höhere Ansehen, der oft
j
in reffelrechten Wort- oder Versgefechten geführt wurde , auch
bisweilen zu Streit und Tätlichkeiten führte. So erzählt 'Antara
(Diw. ed. Ahlw. Nr. 12) er habe einen Edlen der Banü 'l-'Usarä'
erschlagen , nicht heimlich , sondern im offenen Kampfe und
schließt mit dem Verse
-.^-^-o - .-J^O
„Ihr hattet also kein Recht uns zu beschimpfen, als der Wett-
streit heftig ward". — Vers 4 ist höchstwahrscheinlich vor
Vers 3 einzusetzen; zwischen Vers 3 und 5 ergibt sich dann ein
vorzüglicher Zusammenhang.
o
Alle edlen Taten haben sie aus seinen Händen unter sich ver-
teilt, als starb der Unterhalt der Witwen der Städte.
,Jwa!.i sind nicht nur die Witwen, sondern die Armen über-
— ' ''^
haupt, wie Hamasa fil; Abu Mihgän 17, 3. .Lxixl wie Dlw. 21, 8
^ o-
sJiS^A \jci.fi\^ sind Basra und Knfa. welche sonst immer ..LaäÜ
heißen, Dlw. 185, 16; 187, 6: 255, 19; 468, 41; 464, 10.
,LäJ! V.ÄJC«* «.AjJ! La5>») &.äa5L« vJjL*U i^JUil ,.li 1
6. Es war Muhaliab für das 'Irak eine beruhigende Sakina und
der (fruchtbare) Frühlingsregen und die Feste des Flüchtlings.
Zvi X.jLa3Cw, bei F. nur an dieser Stelle, Anspielung an das
verschieden gedeutete ä.jUJC^ im Koran S. 2, 249; 9, 26, 40; 48, 4;
18, 26 vgl. Geiger, Was hat Muhammed aus dem Judentum auf-
Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallabiten . 9
genommen ? S. 54 f. und besonders CToldziher, Abh. z. arab. Philol.
I, 177 tf. Äg. XIX, 29 hat statt xloC-« erleichternd xjli..
.LÄibH g.ü.£i K,AX,iL« ^V^AjS^t. i^j A_^ xibSI jj^Äs _Äc. ^^^ A.5' v
7. Wie viele Schätze hat ihnen Gott durch ihn erschlossen, als
die Pferde sich emporrichteten in ihren Flanken.
Der Vers war schon den Überlielerern schwer verständlich,
daher die Versuche am Texte zu ändern. Unser Scholiast führt
Sa'däns Variante ä.jJ>L> für l\.x*iw an und erklärt dann nur
diese als „auf ihren Füßen aufgerichtet". Ich halte indes Ka*äx
für das Ursprüngliche: jts! heißt „hocken" (auf dem Hinteren,
s. Landberg, Etudes sur les dialectes de l'Arabie Meridionale
p. 694) besonders von Hunden (Dlw. 620, 2) oder anderen Vier-
füßlern, z. B. vom Fuchs (ÜTw. 136, 11); aber auch vom Menschen
(Dlw. 635, 4), von diesem jedoch nur in übertragenem Sinne,
z. B. Diw. 635, 4 s 0. S. 616. Das Pferd „hockt", wenn es
sich bäumt, L. A. XX, ;^o ».U'il As. ^j^j^-VsCl üi (j^jä^^ ($•**'>
vcrl. F. Dlw. 203, 1.
*0-> m > -' ^ ^ O > 3 Cj ■M 'O^
8. Und der Pfeil i^ezüofelt war von einer stark creflochtenen Bo^en-
sehne aus dem Fuße einer Kieselsteine Schleudernden (Kamelin).
V
Gauh. und nach ihm L. A. und T. A. umschreiben .uX.;»-
OS. } - ,.
mit »^^z>\, iX'Xz und belegen die Bedeutung mit dem andern
Verse F.'s Dlw. 10b 12, wo er Peitschen L^.^ äj^.Jh.:^
nennt. Zu unserm Verse Kommentar : Die Sehnen heißen
'»,j>- .0>*^\^\ weil sie geflochten sind und iC^^oLs* ist die
Eeitkamelin , welche in raschem Laufe die Steine vom Boden
schleudert (Hud. 56, 4). Zu iC*..5^Lc Kommentar: ^3'w■^'->5 (»L^^^J'
_x,JLJ Liälji! ^ .Lj.^'1 „Zügeln ist das Hineinbringen der Sehne
in die Kerbe des Pfeiles, um zu schießen". Die Kerbe des
Pfeiles ist also gleichsam sein Maul und die hineingelegte Sehne
oribt dem Pfeile die Richtuncr, wie die Zügel sie dem Pferde
10 Hell, Al-Farazdalvs Lieder auf die Muhallabitett.
gebeii. Der Tüchtigkeit und Schlagfertigkeit der Reiterei und
Fußtruppen verdankt also al-Muhallab seine Erfolge.
.lijcftil _X£ XxTJy« ij"»^ ^^-^ c
.....
Was aber den Jazid anbelangt, so ist seine Schutzwehr eine
Seele, die auf die Schicksalsbestimmung sich verläßt.
über j ^jI „schützen" s. o. S. 2 V . 3 ; Kii^yo y«^ erklärt
der Scholiast: „das heißt er sagt: es wird sie nichts treffen, als
was Allah bestimmt hat". Genauer hat .-yh* bei F. den Sinn,
den auch Gauh. angibt, iAaz.*.äJL5' s^a^öJ! ^Vc ,^j^so.'^ (J^-^j-j,
also „einen etwas erleichtern", ihn „gewöhnen" an etwas; so Diw.
327, 69 ^.AA^JS Jle L;„w.Äi! »^jJ L>!^j.j v,:^iLi" „Es hatten uns
unsere Herzen das Ausharren erleichtert, indem sie auf ihn
(Sulaimän) hofften", und so auch unsere Stelle: eine an die
Schicksalswendung gewöhnte Seele. .IlXäI! ist hier, wie ge-
wöhnlich (z. B. 'Alq. 9, 1) das harte Geschick, und der Vers
demnach eine Anspielung auf die Gefangenschaft Jazld's unter
Haggäg.
^ ^ »S V. ...O ^ ^ 3
«"• - i
10. Die mit den Lanzen durchdringt bis zu den Zweigen des
Todes und eine unaufhaltsam Blutende, Sprudelnde fließen läßt.
>_ot^ „Aste" werden in der alten Poesie auch die Fluß-
bette genannt. Lab. 19, 3: und oi^ ist Elativform von o.'^
„zur Tränke gehend", Hud. 9. 12: ^^ ol.» „ein Durchdringer zu
einem Wasser". Unser Dichter vergleicht somit die KajU! woi-ii,
die er im nächsten Vers mit (jn-jJ! ^_>>.*^ „Zweige der Aorta"
umschreibt, mit einer Tränke und die Lanzen, die bis zur Aorta
dringen , mit durstigen Tieren , die mit Gewalt zur Tränke
trachten. Zum zweiten Halbvers Kommentar : „.L*i ist die Ader,
welche nicht versiegt und ebenso lXjI*!! = J^iLxJS (die Wider-
spenstige). Es wird auch überliefert JaJL.^ \S d. h. jede in
Hell, Al-Farazdcü/s Lieder auf die Muhallahiten. W
das Fleisch eindringende, ohne dali man es merkt." Zu 'ju
vgl. Näbig. App. 26, 42 und Ahlwardt, Bemerkungen S. 143 f.
11. Zu den Zweigen der Aorta, mit einer Brodelnden, die einen
Sprudel hat, dessen Lippen wallen unter der Sonde (des A^'undarztes).
Kommentar: Die Zweige des (jOij, sind seine Adern; und
(J^.j^.J! ist die Ader, an der das Herz hängt; und viA.Äx]| ist das
Herauskommen des Blutes und LA/*^I5 ist das Instrument, mit
■ dem die Wunde gemessen wird, damit man ihren Grund kenne
d. h. welches in die Äste der Aorta eindringt. — i,i>.ftj nur an
dieser Stelle. — (ji'i-> gebraucht F. vom Meere (Diw. 57, 1), vom
Kriege (138, 3), vom Blute (467, 2) und von der Seele (236, 11):
es bezeichnet demnach eine mit Geräusch verbundene, wellen-
förmige Bewegung, etwa „zischen".
.üj^l k,jL4.s- Uj Küi Lg-^L>- ^v*!.!^ .^L/ii-> fj^^s-kW \3\») \x
12. Und wenn die Seelen erregt sind, so legt sich ihre Erregung,
wegen ihres Vertrauens auf den Schutz der Rücken.
^o^
Zit, Kam. 308, 7; ;jü-L> statt des sonst bei F. gewöhnlichen
\ki>. (Diw. 188, 31; 262, 1: 507, 4) steht wohl zur Vermeidung
einer Tautologie. Für KjL^j?- Lzj Küi bietet Kam. das vertrauen-
erweckendere ä,jL*;s^ LiJ Küi , das ich nur deshalb nicht un-
bedenklich übernehme, weil F. \^iv ebensowohl mit ^ (11, 43;
273, 6) als mit ^ (2, 1 ; 327, 12; 652, 12) verbindet. Das „Ver-
trauen in den Schutz der Rücken" ist das Gegenteil des im
Koran so oft getadelten Rückenwendens (.Lo'li'! J» S. 3, 107;
8, 15; 33, 15; 48, 22; 59, 12). Sinn des Verses: Wenn Jazid's
Krieger auch einen Augenblick vor den Feinden erschrecken, so
fliehen sie doch nie, denn sie wissen , daß es besser ist , die
Feinde vor sich als (bei der Flucht) im Rücken zu haben.
Vers 10, 11 und 12 passen nur sehr lose in den Zusammen-
hang und sind wahrscheinlich interpoliert: selbst die schwung-
volle Sprache sticht vom Ganzen ab. Dagegen reiht sich V. 13
gut an V. 9 an.
12 Hell, Al-Farazdak' s Lieder auf die Muhallabiten.
,Lx:^Vj! äjIz/j», ^ääJ! I w^xi Lj-jL^U^i lXäc vAjiJ *j>v.jL ^it li^
13. Siehe ich habe Jazld schon in seiner Jugend gesehen; er war
gekleidet in Gottesfurcht und die Ehrwürdigkeit des Riesen.
Die Kaside enthält noch einen Vers (39) mit dem Reim
.L.:>. AVenn einer der beiden Verse -interpoliert ist, so ist es
V. 39; denn V. 13 bildet den Ausgangspunkt für die folgenden.
-o y
.Ljj ^ww4..i-^ M [»L^äj! .Vi ^ÄÄ.!l kj5s.m •iJ^-^'« is.AJLc \^ySA If
14. Ein König, auf dem die Ehrwürdigkeit eines Königs ruht; es
sind in ihm zusammengetroffen der Vollmond und des Tages Sonne.
,j5^L« nennt F. nicht nur die Chalifen , sondern auch die
Statthalter, die letzteren jedoch ungleich seltener (z. B. Bisr b.
Marwän Diw. 118. 5; Hälid b. 'Abd al-Malik als Statthalter von
Medina Diw. 180, 2 ; auch Muhammad b. Jüsuf und Muhammad
b. Haggäg Diw. 462, 2). S. auch Boucher p. 505 Anm. 3. Zum
zweiten Halbvers Kommentar: ,^i »,a\») ^^^.^ sLj! .^! iAj,j.
^L/aJ^n LT-^Ij-J V^V' o^"^ <^^-J '^-j^ ^-^L) ^'-r=-y^ 5^5^ lö
15. Und wenn die Männer Jazld erblicken, so siehst du sie die
Nacken beugen und die Blicke senken.
Die Plur. Fract. Form fj^]^}, ist als einer der wenigen der-
artigen Plurale eines maskul. Verbaladject. (Wright, Gramm.
I 214 B) zum Gegenstand vielfacher Erörterungen und Ver-
urteilungen durch die alten Grammatiker geworden ; s. diese L. A.
VlII 127, wo unser Vers zitiert ist. Auch der Scholiast schlägt die
Lesart ^m^S^Xa vor und verwirft u^5"Li als „fehlerhaft und
schlecht".
.J.JÄ-0 - O- ^-«-o >_0-
,Ls }S Q*ÄJ lj^yS.Xl\ \^, i^-i->-J-J [.^liM V''^.-^ -^"^ '^
1 6. Vor einem Glänzenden , durch dessen Antlitz die Finstei-nis
geteilt wird und durch den die Menschen sich in jedem Wohnsitz
niederlassen.
3 in ^cbS bezieht sich auf ^^i\jj- — rj*^ (j-^aJt xj»
^J| ^}S wörtlich: „und durch ihn fallen die Personen nieder an
Hell, Al-Farnzcla//it Lieder auf die Aluhallahiteii. 13
jedem festen Wohnsitze" umschreibt der Scholiast richtig: „es
schlagen die Leute ihren festen Wohnsitz auf im Vertrauen auf
ihn (xj xäi) im Kriege.
17. Siehe, o Jazid, durch Muhalhib haben deine Hände erreicht
den besten der Charaktere der Edlen.
^ o i: -o
18. Nicht gibt es Hände eines Mannes, die durch die Wohltaten,
die sie in großen Gefahren gebracht, würdiger wären
Zu L-J ^J^'^S ^würdig, erhaben durch (v-j)" vgl. Diw. 92, 6;
226, 39 ; 307, 11 ; 327, 79 ; 553, 5.
- C , > 5 .
.!»_> l\ä£ lXxoI^ '-.♦.^LäJ^ »Ai; r-AÜJ AjiJ q.jl\£:L*w ^a i1
19. Als die Arme Jazld's, deren beide Hände Feuer erbohren und
die stärksten Bande der Freundschaft knüpfen.
lAi- ist der Feuerbohrer aus hartem Marh-Holz, mit dem
in der äiAi; aus weichem 'Üsar-Holz Feuer hervorgebracht
wurde; vgl. darüber ausführlich Jacob, Beduinenleben S. 91
(u. 247). Während die vorislamischen Dichter in ihren Ver-
gleichen noch an den Vorc^ang des Feuer bohrens an-
knüpfen, z. B. 'Antara Mu'all. 19 „sie (die Fliege) setzt ein Bein
ans andere, wie wenn sich ein Einarmiger beim Feueranmachen
über die ßeibhölzer bückt" (Nöldeke) , und 'Ant. 7, 2: L^-ib"
„oLi A^jJl Q./5 J,^:^ J. Q..jJojJ „Gleich als ob in meinem
Innern infolge der Liebe einer mit zwei Feuerbohrern bohrte"
ist bei den Umajjadendichtern JsJ-, .^jlXj:, pl. Ou; ausschließ-
lieh Symbol der Gastfreundschaft, der J^J- des Freigebigen ist ^(,
„brennend" (F. Diw. 181, 3; 186, 27; 384, 3; Ahtal 95, 5; 232, 6),
der i>J- des Geizigen „versagt" '««y, ^x\Ms\ (Diw. 201, 2; Abt.
289, 5: 95,5). Zu ^L^ Aäc vgl. Hamäsa Iw, V. 1. Gokl-
ziher, Muh. Stud. I 13 A. 4. Die Konstruktion von V. 18 und
19 ist: A.;iU .... s_Ä>! L?"^" CT'' "''•
14 Hell, Al-FarazdaFs Lieder auf die Muhallahiten.
20. Wenn das Samämgebirge gewogen würde mit seiner Güte,
wahrlich sie würde niederdrücken jeden Aufrechtstehenden, (jeden)
Felsblock.
Das sehr seltene .Li»'W25> erklärt der Scholiast nach HirmäzT
als „gewaltigen, breiten Steinblock, der auf der Erde liegt".
Das Gebirge *U.i;, (Norain. ^\Jt.X^ und *U.i;, gen. fem.) liegt
nach Bekri p. S14 im Gebiete der Banü Kusair (oder Banü
Hanifa) und wird von F. noch Diw. 93, 23 als gewaltig und
Diw. 224, 23 als zweigipfelig geschildert. Der Sinn unseres
Vei'ses ist unzweifelhaft aber etwas schief ausgedrückt. Wenn
die ^JL5> schwerer ■ ist als das Samämgebirge, so wird sie ihre
V
Wagschale, nicht diejenige des Samäm niederdrücken; daß F.
tatsächlich das Bild einer Wage gebrauchen wollte, beweist der
ganz ähnliche aber bessere Vers Diw. 312, 10: Wenn der Berg
Salmä crewocren würde mit der Güte Mudrik's, so wäre auf
der Wage deine Güte schwerer. Ahnlich Diw. 343, 12.
21. Und wahrlich, du kamst (nach Färis) zurück, da waren die
Reisenden in ganz Färis in Furcht vor den dortigen Kurden.
3 > > , ,
22. Und du verließest seinen (sc. Persiens) gefurchtesten Teil und
nun ziehen auf seiner Straße die Nabatäer mit dem Zentner (Goldes).
Der Sinn der beiden Verse ist: Du hast dem von den räu-
berischen Kurden beunruhigten Persien durch deinen Aufenthalt
die Sicherheit wiedergegeben (Nöldeke).
\^^\ ^^\y£- Ci^*:>, ^c*''^ ^^. c5^-:^ Q"^" f*"^* ö!-*Ji i-*l T!^
23. Was aber das 'Irak betriÖt , so hoffte man dort nicht mehr
auf die Endzeiten der Reinheit, bis du zurückkehrtest.
Kommentar : „Er will sagen : die Furcht hatte die Bewohner
des 'Irak so sehr erfaßt, daß sie sie ablenkte von der (Beachtung)
der Reinheit der Frauen und dem Verlangen nach den Kindern ;
am empfänglichsten ist nämlich die Gebärmutter gegen Ende
o >
der Zeit der Reinheit." .^.h iil. .Lj.L! ist der Zustand der Rein-
j • J '
Hell, Äl-FarazdaZ/n Lieder auf die Muhnllabiten. 15
heit vor der Menstruation , somit die Zeit des geschlechtlichen
Verkehrs, vgl. ^ab. 10, IH ^L^io^l Vjl?-^ o'.^;^:*^!! „die keu-
schen Frauen sind enthaltsam an den Tagen der Eeinheit", und
Hamäsa ii^t, Y. 2 x/i5 ,UId1 . . . •.i^va*^ „ich schützte die (Zeit
, , J -
der) Reinheit seiner Mutter". Als Parallelen zu unserer Stelle
zitiert der Scholiast: L^jL.*v..i -».s ,.-ai Uxi rVi^ UJ „durch das
was während desselben (Krieges?) von der Schwangerschaft deiner
P'rauen verloren ging" (Vers al-A'sa's, zit. L. A. I 12(i) und J^xaÜ
.Ui?^l V^%^ iL.w.XJI L^-J jaPj ^j ü5^iU J^Äiw „hoft'en denn
nach der Ermordung des Mälik b. Zuhair die Frauen noch auf
die Endzeiten der Reinheit" (Vers des Rebi' b. Zijad, Ag. XVI,
p. 28).
24. Du vereinigtest ihre Truppen, nachdem sie getrennt gewesen
waren, und richtetest wieder auf die Neigung ihres zusammen-
stürzenden Baues.
Tab. I, 2659 -III, 1298, 1303.
.i^bSi w\Aa.^ ö«fc;5^J! t:i',j i giXJi ,.,^A> y*-^. ,-JyJ^\^ S^ö
2o. Und wahrlich, es wird bei Gil Gilän, welcher Buhaira mit
gefestigten Kräften verlassen hat, absteigen
Kommentar ;
ö-^^JU ^LiAjü Jo^^äj ^_5^3>.J! .^^Ia.> lS;^-?*
(Kaspisches Meer) ..Iji^.^ 3.a^^. Der Sinn der beiden letzten
Verse ist : Du hast die Heere , die in den östlichen Provinzen
lange disziplinlos gewesen waren (unter Kutaiba's Aufstand),
organisiert und die inzwischen abgefallenen (Weil I 563) Pro-
vinzen neu erobert (V. 24) und wirst gegen Gil (lailän ziehen,
. O C -O J - O J
als ungebetener Gast (s. folg. V). — Zu ,t..x^l iA/äj^ vgl. 9, 11
,.ii Joi^-v.^ !öl und Lab. Mu'all. V. 29 u\>ci:> y.^ ^c3 , J!.
26. Ein Heer, das zu ihm zieht, indem es die Gastfreundschaft
mit Gewalt erbittet, durch ein ausgezeichnetes, nachschleppendes.
IQ Hell, Al-Farazdal's Lieder auf die Muhallaliten.
Der Dichter bält das Bild von den ungebeten absteigenden
(.^Ji;.j) Gästen fest und sagt: Ein Heer zieht gegen Gll Gailan.
das die Gastfreundschaft erbittet etc. — Zu \^J^\ ,j^.^aLc ,
wozu der Scboliast bemerkt: ^j,s.\l w^^-äL« j^! , vgl. Diw. öS. 7
und 605, 2. *4-w^ „gezeichnet" von "den besten Pferden Diw.
368,1; von Reit er scharen 19,26, von einem Heere über-
haupt 437, 6. Zu L> eigtl. „ein Kleid nachschleppend'" dann,
von einem marschierenden Heere „endlos lang" vgl. Näb. 11. 12:
12, 3; Hud. 85, 2 und F. Diw. 18, 33; 152, 1; 195. 1, wozu
Kommentar bei Boucher pag. 588 Anm. 1.
> ,
j * ^ . . ^^^ _) -^ -^ ......
27. Ein lärmendes, dem das weite Feld zu enge wii'd , wenn sie
des Morgens ausziehen, während ich den Himmel mit einem Dickicht
und Staub (verhüllt) sehe.
Kommentar: x.*.>biwJ UfA-ii ÜLäJ! s.ii' oU ii^JÜi. Sinn des
Verses: Die Erde ist bedeckt von einem ungeheuren Heere,
dessen Lanzenschäfte gen Himmel ragen , während eine Staub-
wolke sich über sie lagert.
28. Darunter hat es (sc. das Heer) Stämme von den Herren des
Jemen und von Kudä"a b. Ma'add und von Nizär.
Also Süd- und Xordaraber sind in diesem Heere vereint,
eine in den an Parteikämi^fen so reichen Zeiten seltene Er-
scheinung I
jLä^ rj^ KälxE ui'jcL' 'j5.»A.o j->Ä^Jüli i,i>..4.L« Cj -5 ^"^
29. Und wenn du wohl erhalten bleibst, wahrlich, dann wirst du
ihre Brust gegen die Türken wenden mit dem Zuge eines Ent-
schlossenen, Eindringenden.
S'S sind für F. der Inbegriff der entferntesten Völker,
Diw. 224, 9; 303, 28; 309, 2; 382, 8; 465, 29. Auf historische
Vorgänge spielen an Diw. 224, 4 (Kämpfe unter Haggäg); 389, 2
(unter Nasr b. Sajjär). '^Is.!^ mit } nur noch Diw. 178, 9;
sonst immer mit JLc , ^-L
Hell, Al-Faiazdak's Lieder auf die Muhallahiten.
- O -
30. Bis (selbst) EatbTl einen Einfall von ihnen sieht, einen weit-
ausgebreiteten, an dessen Botschaft nicht zu zweifeln ist.
Ratbll ist nach Konni. zu unserem Vers und zu Diw. -\21 . 12
ein König von Segestan. j^l^x^ umschreibt der Scholiast mit
'»^iJuJi. Zu .Lx:5-^S! f^'^ rt^ vgl. 478*, 6. Sinn: Katbll wird
den Einfall noch erleben , auch wenn er nicht an die iMüglich-
keit orlauben will.
O^ ^O-, } *4 ^ ^o«
31. JazTd's Edle (sc. Rosse) durchzogen jede Stadt zwischen den
Wällen und den Palmen von Wabär.
Kommentar: Er versteht unter den Wällen den Wall des
Jä,gög und Mägög, und Wabär liegt jenseits von Jabrin an der
äußersten Grenze des Gebietes (der Banü) Sa'd. Die Wälle gegen
Jägög xuid Mägög (Koran S. 18, 93 und 21, 96) bezeichnen den
fernsten Osten (vgl. Dlw. 343, 13) und die sprichwörtlichen
Palmen von Wabär liegen von Basra aus südwestlich, nach
al-Halil (bei BekrT aI^o) in dem verfluchten Gebiete 'Äd, zwischen
Jemen und Jabrin, d. h. in der großen, südarabischen Wüste.
32. Flatternden Haares, auf ihren Schultern gezeichnet, reißende
Löwen, begierig nach den Helden.
- y
Über )Ui»,M*^ s. o. S. 15 zu V. 26. ,aoLP JS.^\ noch Diw.
174, 4. ^Xj^o DIw. 589, 7. Die Schilderung geht auf die oLa>,
die Pferde, des vorhergehenden Verses.
33. Seitdem seine Hände den Mantel geknüpft haben und er
schwach war und fünf Spannen erreichte , hat er nicht aufgehört
Ibn Ja'Is- erklärt (p. 308): ».l-l «sIAj 'oAiJi^ Ä/! xLjs
.aäJ! ,Ia.ü^5 ».^^^^^ -^, AjütJ! VJI.t. .xa^j! V,5> , J! »,'wi;t
oU ^.,1 i! J.ÄC Ä^ LaxI ,^!j '^ ^1. Die Deutung ist indes
sowohl durch die Konstruktion als durch den Zusammenhang
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 2
13 Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallahiten.
ausgeschlossen; ^ koordiniert den zweiten Halbvers dem ersten,
aber es kann nicht bedeuten „bis". Und die Anspielung auf das
Grab zur Zeit des höchsten Glanzes Jazld's wäre vor seinem
Tode sinnlos und war nach seinem traurigen Ende undenkbar.
Die richtige Deutung teilt mir Herr Professor Nöldeke mit:
„seit er den Izär anlegte und 5 Spannen hoch war (d. h. schon
seit er etwa 5 Jahre alt wai-)". Über den Izär s. R. Dozy,
Dictionnaii-e . . . des vetements, p. 24 ft'.
34. Fahnen zu Fahnen zu bringen, indem sie sich treften an einem
Orte, wo der Staub frisch aufgewühlt und aufgewirbelt ist.
oi.5Li> sind nach Schol. und Ihn Ja'is 308, wo unser Vers
zitiert ist, die Fahnen und JaxÄxx »sagt man von einem Platze,
an dem (früher) keiner (sc. Staub) war" (Schol.).
^^y^l p^öl Syh>\ ö>.^i\ k, f».^J >_^UI! ^iuS ^^ lXäJj i^'o
35. Und er hat den Söhnen al-Muhallab's ofebaut ihr Haus: in
bezug auf den Ruhm ist es das längste an Ellen und Säulen.
36. Seine Pfeiler sind erbaut auf einem (für sie bestimmten) Berge
und hoch ragen seine Gipfel über den Blicken.
Kommentar: »,^\.s^ Uxj ,c».j.. Der Vergleich ist bei F.
sehr häufig.
.Lä*w.ji JoLwv Q.«""i lXa«1 A.4-JL5' ^j5^AÄ*ij (J*^lvS -äJLj Tv
37. Du findest Reiter des Stammes 'Atik gleich Löwen, die die
Wege der Reisenden abschnitten.
Über den Stamm 'Atlk, von dem die Familie al-Muhallab ihren
Ursprung ableitet s. 0. S. 591 Anm. 1 und vergleiche V. 44 unseres
Gedichtes. Zum zweiten Halbvers vgl. Diw. 306 , 5 , wo F. zu
einem Löwen sagt: ^^Jl v^Pili LajL> oLj ^ ^.^^\ oJ^
.'wÄ.«^'! *3^ , wahrlich, du bist leichter nahbar als Zijäd, so will
denn zu dir stehen, du Zerreißer der Reisenden".
Hell, Al-Farazdak^s Lieder auf die Muhcdlahiten, 19
38. Zwei Männliche, die jedes Weitausholende, Mannesstarke, Fest-
geflochtene einholen.
Zu ,.-j,5'J> Komment.: Er meint Jazid b. al-Muhallab und
- .
sein Pferd , nämlich dali das Pferd von starker Natur sei. j 3
„männlich" wird in der ältesten Poesie mit Vorliebe vom Schwerte
gesagt: Hud. 56, 13; Ham. 231; Lab. 12, 12; 'Ant. 20, 20;
Muf. 17, 8; aber auch vom Pferde: Hud. 16, 21. .i'ö J^5o „auf
lauter mannesstarken". Der gewöhnliche Name des männlichen
o-
Rosses ist aber *,ä und da dieses ganz gewöhnlich auch den Helden
bezeichnet, so ist ,.,^j.i\3 an unserer Stelle ■= ,.,,A/o.ä .zwei Hencrste",
der Held und sein Roß. — Li! „flechten" wie Dlw. 73, 6 und
350, 16. — ^\ ,im Kreise drehen", den Becher unter den Zechern,
'Amr b. Kultüm 4 ; den Schwanz "Alk 1, 18; besonders aber „einen
Strick flechten", z. B. Imrk 48, 53 = Mu'all. 58 ; die Manii)ulatinn
beim Flechten des Seiles, das »,^.s.S^ ^.Aäj (Irark) ist das Tertium
comp, in den Vergleichen raschlaufender Reittiere mit dem \^\
„Flechten", z. B. Tarafa 4, 21 und 4, 24.
.La^j! xxL^£. ..^xääaJ lk.4>^i!> ,.,»k.^jl \s. »LaIzj! !k.Jl.
39, Sie brachten die Schwertspitzen auf die Schädel und schwuren :
Wahrlich sie sollen den Turban des Rieseu peitschen !
. - -o , _ -
Vgl. Diw224,o6 i^^l,\ KxUxi Lxääj „sie hätten wahrlich
seinen gerollten Turban gepeitscht etc.". Siehe Boucher's Anm. 8
pag. 627. Über den Reim ,La;:>, der hier innerhalb der gleichen
KasTde zum zweiten Male vorkommt, s. oben S. 12 V. 13.
• Li'^i x^jASj, ä,jlX.Ä^ ^.1j.a3» K.A*Jj5 jj^iAIäX/s f.
40. Anlegend Schwerter aus Kal'a und schneidige, indische und mit
alten Zeichen versehene.
Der Dichter hat, wie das jedesmalige » vermuten läßt, dreierlei
Arten von Schwertern im Auge : kala'ische , indische und jeme-
nische; Li^l K^jiAi erklärt nämlich der Scholiast: „auf ihnen
2*
20 Hell, Al-FurazdalvS Lieder auf die Muhallahiten,
belindon sich Zeichen, d. h. es sind jemenische, auf denen Bilder
oder Schriftzeichen anyeliracht sind". Hinarecren weist Jacob in
seinem Beduincnleben , S. 149 darauf hin, daß das Prädikat
„kala'isch" bald indischen und bald jemenischen Schwertern zu-
geteilt wird und vermutet, daß unter Kal'a Aden zu verstehen
und an einen Imjiort indischer Watten über Jemen nach Inner-
arabien zu denken sei.
.'wj^M ^A k.äjLj .,Lii.ioi Li-.i' v-j'wj lXJI Js.a«.c J./^Lc»
f\
41. Und crleich Wölfen webosrene, als ob sie die Seile eines tiefen
Brunnens wären.
Schol. : iCÄjLj ist „dessen Grund fern ist" ; er vergleicht die
Lanzen mit ihnen, wegen ihrer Länge; und .^jj^^xl] sind die
Lanzen; er vergleicht das Zittern der Lanzen, wenn sie geschwungen
und gestoßen werden , mit der Biegung des Wolfes , d. h. mit
seinem Krumm sein, infolge der Weichheit seines Rückgrates.
7 O Ö
JO^ w^^ j).'^^ ,^^ o^^^oj:
.Laä ^.AC ^^$>^ ?^)^^^ \Ji.is^ (*-t^lj'^' ^^ \y^*l^ ö! ^.«.Aaftj fi*
42. Sie (die Lanzen) zerbrechen , wenn sie (die Reiter) mit ihnen
ihre Gegner treffen, die Panzerringe, während sie (die Lanzen) un-
vei'kürzt bleiben.
Über den Schuppenjoanzer s. Schwarzlose, Waffen der Araber
334 ff. und Jacob, Beduinenleben S. 136. Zu X*^ .-^s- ,-*5>» vsfl.
Diw. 269, 15 JL>^i r^'-> ^ Lol^J.
43. Sie schleuderten ihn zwischen die Sandflächen auf dem Kampf-
platze , durch die Rosse , die sie auf den weichen Boden vor-
stürzen lassen.
Der Vers gehört m. E hierher, wo von einem Kampfe mit
Lanzen die Rede ist. Nach V. 39, wo er im Cod. steht, paßt er weder
zum vorausgehenden noch zum nachfolgenden Verse. — \^S\Sö bei F.
sind „Sanddünen" (Lab. 16, 45; Mufadd. 20, 1; Ham. i^v.)- — Zu
j'-ac> JJ" (j^^^väj vgl. Diw. 13, 10 .La^! ^^äj wie Mufadd.
. 13, 13 .'-x^l A-.^'^ÄJ J^a:^!^ „während die Rosse vorstürzten auf
dem weichen Boden". Von ^:s^Ji| ist dann Passiv . >.saöi „ver-
]IeU, Al-Farazdak''s Lieder auf die Muhallabiten. 21
bannt sein" (Diw. 4:),1 ^^^ü») ;un gewöhnlichsten; das Aktiv
„vorstürzen lassen", „vorwärts treiben" findet sich noch in über-
tragenem Sinne Diw. 497, 1 : ^^y^\ eS^'w::=vs! ^jJj\ ü^ac ^.laäA-w
„er wird die Sorge von dir verscheuchen, wenn du die Liebes-
leidenschaft vorstürzen läßt" („ihr die Zügel schießen 1."). An
unserer Stelle will der Dichter sagen : Die Krieger (Jazld's) stoßen
mit ihren Lanzen den Gegner zu Boden , während ihre eigenen
Pferde infolge des wuchtigen Anpralles und des Nachgebens der
Gegner in die Knir und auf di'ii weicheji Boden sinken.
44. Du tindest die Stämme der Mutter jedwelchen Stammes. —
Die Mutter von 'Atik ist die reichste an Kindern , an mäiuüichen
Sprossen.
Der Vers ist ein Anakoluth und will sawen : Wenn du alle
Stämme vor dir hättest und die Fruchtbarkeit ihrer Stammmütter
abmessen wolltest, so würde sich die Mutter der Banü 'Atlk als
die Fruchtbarste erweisen. oijÜ ist nach nnserem Schob „reich
an Kindern" und Li'jv.^ „gewöhnlich Männchen gebärend", beides
Eigenschaften, die nicht nur der Mutter, sondern auch noch ihren
Nachkommen zur Ehre gereichen ; so heißt es Hamäsa p. vi , V. 4
■ es
r= p. 413, V. 5 oijLi ^ÄJ ^iil f«--V*^J5 !^j*--^ et* f*-r-^ l^-^ "
schützt sie davor die Ungerechtigkeit zu kennen (der Umstand),
daß sie Söhne einer kinderreichen Mutter sind" und ähnlich in
dem Satze Näbiga's 10, 20 AScka oJ-jI-aj <^a.L:. ^.l^^^^sId.
^ « j
•Li'», oüLxj ^k.j v_^aawJLj _ääaj lXao! V.i .P;^ c:jl\j» fo
45. Sie hat einem Glänzenden einen Steifnackigen ei-zeugt, der
mit dem Schwerte baut am Tage des Ringens und des Kampfes.
.5>]r von Menschen Diw. 21, 13; 136, 8. — Über J^aa^I,
eigentlich steifnackig infolge der Krankheit lX.aa3 , vgl. Farazdak's
Loblied auf al-WalTd b. Jazid, S. 60. Zu ^\S ^jj vgl. 583. 5
O - ^ - 3 O ,"
^zaIc ,V j.fcj. „Bauen" das Gebäude des Ruhmes Diw. 111, 19;
566, 3, und zwar mit dem Schwerte 183, 2; 566, 4. — Sinn:
'Atlk hat zuerst einen Glänzenden (al-^luhallab) und durch
diesen einen Stolzen (Jazid) erzeugt.
22 IJcll, Al-Farazdal/'s Lieder auf die Muhallahiten.
}:,■<,
46. Er verteidicft die Edlen, wenn sich der Klanw der Klincren
erhebt, die lauter Funken fliesren lassen.
^♦:^ bezieht sich auf AaoL also auf Jazid b. MuhaUab.
— Der Schol. bringt für o»^o "liLc die Variante v^.>o ^li: und
iimschreibt „wenn die Leute feige sind und nur noch wenige
zuschlagen, dann schlägt er zu".
o
t- ^
j o
47. Aus jedem mit Ringen Versehenen (Helme) und jedem Weiten,
Glänzenden, über die Fingerspitzen Wallenden (sc. Panzerhemd).
.y« bezieht sich auf .,-l2j des vorhergehenden Verses. —
i^^5* erkläi-t der Scholiast als „Streifen des Helmes" (>j>.j.x>
LiÄjL-3 XAi2A.Ajn: da aber die Helme ebenso wie die Panzer
aus M e t a 1 1 m a s c h e n bestanden und ^^j^ bei F. immer die
Bedeutung „festgebunden" hat (Diw. 118, 16: 523, 3). so haben
wir an unserer Stelle unter ^J<o'-A:> die Metallmaschen der Helme
zu verstehen, aus denen die Schwerter „Funken fliegen lassen".
xj:o'JlL\ und Ä.ijL*x^-i sind beliebte Epitheta des Ringelpanzers, vgl.
hierüber Schwarzlose, Waffen S. 334 ff.
48. Siehe die Schlösser in Gil Gilän, deren Befestigungen den
Chosroen widerstanden haben.
Kommentar: ^LaÜ w\b ^J.^: y-^äj ^-J^-J AiÄJ>-! ^jr,/*^ .^'j'
Aj;j ..«.iJ^'Us .,ljüw.xl3.. Die ,L=>bSt »äj sind die Perser, vgl.
o ^ <.
Diw. 350. 9: ,\,>.^\ -^ u>^U U A'JiU J^:.i> iCLi-o J^^ ,Es
breitete Hälid den Tigris aus und, wahrlich, lange hatte (der
Tigris) über die Söhne der Freien gesiegt", wozu Kommentar:
h!!jJSs[ vAi'.i> Jvli o-Äi >AÄi'; ähnlich Diw. 554, 37 y^^Ls ^i^i
s. über diese Benennung Ag. XVI, 76 Z. 5 ff.
Hell, Al-Farazdah's Lieder auf die Mulicdlahiten. 23
49. Sind erobert worden durch das Schwert der Söhne Muhallab's;
siehe sie gehören (nun) Allah, ihre Natur ist gegen die ungläubigen
(gerichtet).
äoLx: ist bei F. die Naturanlage Diw. 114, 44 »ji'uc |»'.~^i^ ool
„es schützt Hisam sein Charakter"; 250, 15 .ajijJI LiJ'jLc ö,^'^
„Löwen, deren Naturanlage das Zerreißen ist"; 495,1 .yi\ Li!
'j } > , . .
j»» 's LpoLxi A.X4.J »ich bin der Sohn der T. , welche von Natur
aus Helden sind" oder äjLc ist die zur Natur gewordene
Gewohnheit, Diw. 84, 12 Js^^ äoLc ,Ajs^.».JU oj^c »-A u>J'.
0}.*ÄJ L^j bSl J^x-Ls „Du bist ein Mann, der sich an Ruhmestaten
gewöhnt hat und kann jemand anders handeln als er gewohnt ist?"
50. Sie siegten dadurch , daß sie die Helden waren im Kampf-
gewühl und die Zahlreichsten an jedem Morgen der Zählung.
Kommentar ä,ixi! rY-* s^'^* ä-iiLxI5 ,••*'« ^L>^^) tl- ^'- >'-i^
ist entweder Inf. IH und heißt „mit jem. an Zahl wetteifern", oder
Plur. von ä-ii" „Menge, Haufen". Wahrscheinlich ist es Inf. III,
vcfl. 62S , 20 tiid^j ,jjS j^ilA ^, .und nicht sind viele unter
ihnen, die mit ihm an Zahl wetteifern können".
51. Und (dadurch, daß sie wax'en) die Mitleidigsten; wenn unter
den Leuten das Mitleid sich regt, ist ihr Mitleid nicht gering.
52. Und die Führer, wenn abends die Edlen (sc. Eosse) heim-
kehren und vorbeiziehen, nachdem sie auf dem rauhen Boden die
Sohlen zerrissen haben.
.L*22J i^Ul oi.JL.> ^i ^Ixib ^♦x-* .^j^>- Qp» O^j" t5^^ '^*"*'
53. Bis sie heimkommen, indem sie sind rings um einen mit der
Krone Geschmückten. crehüUt in die Panzerringe der Könige, von
edlem Metalle.
24 Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallabiten.
ScllOl. £^A^ J«^ Q^ä fr^^ >WÄAÄC jL^l^J^ 0*^>- O^J""
isJÜ,^- ist am häufigsten die P an z e r m as c he ; L*äj beziehe ich
auf oi.Jl^- Sinn: (Vom Kriege kehren zurück die Eosse mit
Füßen, die vom weiten Wege wund sind Y. 52) und in ihrer Mitte
ist siesrsrekrönt und in königlicher Pracht Jazid b. al-Muhallab.
VI.
Noch vor Sulaimän's Tod wurde die Stellung Jazid's in Horäsän
erschüttert und 'Umar II. setzte ihn gleich bei seinem Regierungs-
antritt (99 d. H.) ab und schickte ihn ins Gefängnis. Als kaum
zwei Jahre später 'Umar todkrank wurde , entfloh Jazid aus dem
Kerker und "bei Beginn der Recrierung Jazid's IL, seines erbitterten
Feindes, sehen wir ihn sich zum Entscheidungskampfe rüsten.
Die nun folgende Zeit der Unruhe und politischen Zerfahrenheit
im 'Irak wird durch die verschiedenen kleinen Gedichte Farazdak's
trefflich charakterisiert. Um aus der Stellungnahme des Dichters
nicht falsche Schlüsse auf die öffentlichen Zustände zu ziehen, muß
man sich erinnern, daß den Ausschlaft für ihn immer die Aussicht
auf den größeren persönlichen Vorteil gab : In Zeiten des kaisitischen
Übergewichtes ein Feind der Jemeniten , seit der allgemeinen An-
erkennung des Hauses Umajja ein Herold dieser Dynastie , ward
Farazdak zum Bewunderer der Heldentaten des Jemenitenhauptes
Jazid b. Muhallab , sobald ein Sulaimän den Jemeniten schützte,
und zum Verächter des Repräsentanten der Umajjaden, 'AdT b. Artät,
als dessen Ansehen erblaßte. Des Dichters Verhalten ist demnach
ein Maßstab für die Machtverhältnisse der einzelnen Parteien , für
df^s Schwanken dieser Verhältnisse , für das Fürchten und Hoffen
der Volksmassen in so unsicheren Zeiten. Und in dieser Hinsicht
sind uns die Gedichte keineswegs immer Bestätigungen dessen, was
wir nach den Berichten späterer Historiker erwarten.
a) Diw. 441.
(Zit. Tab. II, 1383. — Ibn al-Atir V, 54. — Fragm. bist. I, 54.)
Die Verse entstanden, wie die Einleitung richtig besagt, „als
'Adl b. Ai'tät die Leute zusammenrief, indem er ihnen einen Sold
von je zwei Dirliem aussetzte und sie zum Kampfe gegen Jazid b.
al-Muhallab aussandte ", also noch ehe das erste Treffen fiel und
ehe die Truppen von b. Artät abfielen.
Wir müssen aus dieser Tatsache schließen, daß man im 'Irak
allgemein mit einem entscheidenden Siewe des Muhallabiten rechnete.
Die näheren Ursachen der Anschauung sind uns nicht bekannt,')
1) Wellhausen (Arab. Reich p. 105) vermutet, daß weder in Basra noch
in Wäsit Truppen in hinreichender Zahl voi-handen gewesen seien; auch sei
dem Chalifen oflfenbar kein guter Ruf vorausgegangen.
Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muliallabiten. 25
soviel aber ist sicher, dal^ die Freigebigkeit des Muhallabiten , der
,jeden zu beschenken pflegte , der zu ihm kam und den Leuten
Stücke Goldes und Silber abschnitt" tuid die Sparsamkeit 'Adi's,
der nur je 2 Drachmen auszahlte, „weil es nicht erlaubt sei, aus
dem Staatsschatz nur einen Dirhem zu vergeben , es sei denn auf
Befehl Jazid b. 'Abd el-Malik's"^) den Qais und Tamlm nicht — wie
es die Geschichtsschreiber wollen — der einzige Grund ihres Über-
tritts ins Lager des bisherigen Feindes gewesen sein kann , daß
der tiefere Grund vielmehr die Furcht vor der Rache der Muhalla-
biten Avai'.
1. Ich glaube, die Zweidrachmenleute treibt ihr Los und Unglück
in ein Verhängnis und Untei'gang.
o y y y y y *
Ibn At. u. Fragm. ^?^j.Äj st. ^^üy*^^ Tab., Ibn At. und Fragm.
c ,LA2./a» ^jj ,^L>! CJ».H J>\ , das mir aber als eine spätere
„Verbesserung" der scheinbaren Tautologie unserer Lesart scheinen
will, ^[si-] sind bei F. die „Termine" sc. des Todes: Diw. 92, 10;
156,8; .^Xi die „Bestimmung" ist immer die unheilvolle Be-
Stimmung, der Tod; c ^^, eigentlich „Platz des Niederstürzens",
daher Kampfplatz, ist bei F. der „Stm*z" selbst, Diw. 205 .^|
:^\ ALa:^1 J^P xc-j^/1 *a5^LjI Ä.xAAiil „siehe das Unglück J.'s,
sein Sturz zermalmte die Berge" und ähnlich Alital 223, Z. 4
^.ic.Lvti^ c>JL5* .^x^ ,..^Xj ..Li „und wenn einem Stamme seine
Unglücksschläge nahen". Dem Sinne nach ist deshalb ^ .Ixi^j
eigentlich mit .J^ä zu verbinden: ihre Termine treiben sie in
Tod und Unglück
2. Und am vorsichtigsten von ihnen ist, wer in der Höhle seines
Hauses bleibt und fest daran glaubt, daß der Beschluß (Allah's)
unabänderlich eintreffen wird.
1) Tab. II, 1382 f.
26 Hell, AI- Farazdak' s Lieder auf die Muhallabiten.
O > } - o . -
Ibu Atir ^i^Ai I3 und Oj.It st. (.;*j!- Fragm. jCi\ st.
j.^J!. Tab. -csl» J^ ^^^ISS! ^",?. Vgl. Leben des Farazdak, S. 30.
b) Dlw, 595.
Als Jazid vor den Toren von Basra stand (LÄiLi> [»As), hielt
es Farazdak schon für angebracht, Partei* für JazTd zu ergreifen;
o
1. Sage dem 'Adi, gekommen ist derjenige, den du immer hei'bei-
wünschtest, zu dir: kümmere dich also nicht (mehr) um die Voll-
monde der Drachmen.
Zu ^P1JlXJ5 ^,l\j vgl. 396, 31 ^^J^Jl ^5 ^S^S^j^ii LI^JL^j
„er legt uns die Drachmen in Vollmonden (als Steuer) auf.
^jLj -ac xäaäj! (^..w-ii J^JvI:» üw/«i I^^"'' j»iA-^' j4^i _5y«l u3Lj! f
2. Es kam zu dir ein Mann, dessen Mutter nicht den Leuten ge-
dient hat, ein Weithergereister, den du schlaflos fandest.
„Dessen Mutter nie den Leuten gedient hat" ist ein Lob,
das die Parteinahme F.'s für b. al-Muhallab klar beweist.
c) DTw. 109. Bouchev pag. IT. und 333.
Farazdak hatte richtig kalkuliert. lu zweimaligem Kampfe
siegte Jazid , befreite seine gefangenen Brüder und warf 'AdT in
den Kerker. Schon nach dem ersten Zusammenstoße , in dem auf
einem Flügel der Azdite Däris, ein Maulä des Habib b. al-Muhallab
die tamlmitischen Banü 'Amr besiegt hatte ,^) verspottet F. seine
Stammbrüder :
y o ~ (j - - '-' , , , o
1, Gespalten hat sich der Hintere, als Däris schrie, und sie hielten
nicht stand bei den schneidenden Schwertern.
Tab. II 1383 iLli^J! ^i^iCi. — ^^ st. J^L: Fragm. 6, 53
i\)>^\\ u^ijii'; Cod. ^.j! st. öt. — Durch Diw. 405 ,.41. 47.
48. 53 ; und den Kommmentar hierzu (V. 48) : ^äj i\jx.^\ j.äj
^A^j ,.-j »,♦£ ,-T.5 -aIaJS ,.-j »wJAä^ cyJ •t'*^ ist unsere Lesart
1) Tab. II, ir^r und ausführlicher Fragm. Hist. I, 55 f.
Hell, Al-FarazdaJ/s Lieder auf die Muhallabiten. 27
gesichert. — Vgl. auch die Anmerkung Boucher's und Freytag,
Proverbia I 395. F. gebraucht hier ein Wortspiel , indem er
sagt: „Geteilt hat sich der Hintere" für „auseinandergestoben
sind die B. 'Amr (genannt s.\,jts>-Y.
2. Gott hat die Banü Kais für 'Adi mit Schande gelohnt und
hat ihnen zugeteilt die Niedrigsten, die Leute der Schande.
i - > - - .5
Fragm. (und danach Tab.) zweiter Halbvers: ,c^5> !»-xo ^!
^>^ m5-^'' — ^^^ unserer Lesart vgl. Kamil l')9, 13: ^z:z
O , .. ci: -o
iCxi^U ,..j,j.^bSi LiAJ xJLi!. Sinn: Zur Strafe dafür, daß ihr fiii
'Adl kämpftet, ließ euch Allah schmählich unterliegen.
3. Sie töteten ihren Klienten und ihren Fürsten und hielten dem
Tode in den Kämpfen nicht stand.
d) Diw. 349.
Lp. k.:^^* -/sAj J»aj<^J^ LX.JLi> Lj! ^^xl vi>.Avt» sj^^Li i^uXc ^Iici !
1. 'Adl hat seinen und seiner Mutter Hinteren geschenkt dem
Abu Hälid (= Jazid), während die Pferde an den Kehlen bluteten.
Zit. Fragm. p. 5S. — Sinn: 'Adl floh, seine Pferde waren
mutiger als er und wurden von vorue verwundet.
Lp
o
2. Du warst feige, o Sohn der Besitzerin der zwei Drachmen,
und Fazära war kein Führer für Leute, die einen besseren Fürsten
haben.
(J^.4.P.LXi^ o!3 sucht der Scholiast zu erklären, indem er
sagt: „sie sei stolz auf zwei Drachmen" (d. h. wohl: sie sei so
arm gewesen , daß ihr zwei Drachmen als ein Vermögen er-
schienen). Der Artikel ^-«.^.p A-*i olJ, den der Scholiast in
seiner Umschreibung ignoriert, beweist indes, daß eine Anspie-
lung auf den Sold von zwei Drachmen vorliegt. Wie Farazdak.
lediglich um seinen Spott zu verschärfen , im vorhergehenden
28 Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Mahallaliten.
Verse die Mutter 'Adi's der feigen Flucht bezichtigt, so bringt
er sie in diesem Verse zu dem lächerlichen Solde in Beziehung.
Der Sinn des zweiten Halbverses ist : Wo man einen JazTd b.
al-Muhallab zum Fürsten haben kann , da nimmt man keinen
Fazariten.
e) DTw. 317.
(Zit. Tab. II 1387.)*
Wir sahen bisher F. mit iedem neuen Erfolge des Muhallabiten
entschiedener für diesen und leidenschaftlicher gegen den ümajjaden-
statthalter auftreten. Nun aber stoßen wir auf zwei Verse er e cf e n
den einflußreichen Härigiten ^) Samaida', der auf Wunsch von An-
häncrern 'Adl's sowohl als solchen Jazid's eine Art Schiedsgericht
abhielt und die Herrschaft dem Muhallabiten zusprach. Schon die
Tatsache , daß nach Jazid's Erfolgen selbst seine Anhänger einen
frommen Schiedsrichter suchen, ist befremdend und kann durch
die Furcht vor einem neuen Bürgerkriege deshalb nicht erklärt
werden , weil ein solcher doch unvermeidlich blieb, wenn die Ent-
scheiduno- für den Muhallabiten lautete. Oder erwartete man von
Samaida' bestimmt, daß er dem Umajjaden seine Stimme geben
werde?-) Als er Jazid b. al-Muhallab proklamierte, begaben sich
die Spitzen der Kais und Tamim, um den bevorstehenden Greueln
zu entgehen, teils nach Küfa . teils nach Svrien. Und Farazdak
wendet sich gleichfalls von dem Muhallabiten ab, schmäht Samaida'
und rühmt seine auswandernden Stammesbrüder.
All diese Vorgänge beweisen, daß JazTd b. al-Muhallab in
O O 7
diesem Augenblicke die Popularität, wenigstens der höhei-en Kreise,
wieder verloren hatte. Aus welchen Gründen, das ist schwer fest-
zustellen , zumal wenn man glauben will , daß der Chalife von
Damaskus um diese Zeit erst im Begriffe stand, mit dem Rebelleu
zu unterhandeln.-")
1) Nach Tab. 138G huldigte Samaida' Ijärigitischen Anschauungen (iC-J
^ -S^^ l5^^)' ''^*'*^- 1398 erscheint er als das Haupt einer Gruppe der Murgi'iten
(beide Nachrichten nach Abu Milmafl); der Scholiast unseres Diwans nennt
ihn „das Haupt der Murgia von IJasra". Ich halte die erstere Angabe für
wahrscheinlicher; denn die Jlurgi'a war, als sie überhaupt politische Färbung
annahm, ausgesprochen omajjadenfreundlich (Goldziher, Muh. Stud. I 89 ff.), die
Härigiten aber das Gegenteil; außerdem bezeichnet ihn Farazdak ausdrücklich
als HariirT.
2) Nach Tab. hätte ihn JazTd b. al-Muhallab , als er von seiner Schieds-
richterrolle hörte , zu sich gebeten und ihm die Verwaltung von Obolla an-
getragen. Das wäre ein Beweis, daß Samaida's Standpunkt nicht von Anfang
an auf Seiten der Muhallabiten war.
3) Einer der nach Syrien Auswandernden begegnete nach Tab. 1. c. den
.abgesandten JazTd b. 'Abd al-Malik's, die dem Rebellen „Sicherheit und alles
was er wünsche" von Seite des Chalifen verkünden sollten.
Hell^ Al-Farazda/i's Lieder auf die Muliallaliten. 29
^ fO ^
1. Bravo, ihr Häuptlinge von TamTra , die sich nach Damaskus
wandten (und) nicht zufrieden waren mit der Entscheidung Samaida's.
Tab. sliAs. Die Bemerkungen der Einleitung bieten nichts
von Belang; daß Samaida' „die Sache Jazid b. al-Muhallab's zu
stärken pflegte und als man zu seiner Unterstützung aufrief,
in diesem Sinne sich aussprach" ist kaum richtig, sonst wäre er
als Schiedsi'ichter überhaupt nicht in Frage gekommen.
2. Sollte denn auch der Ausspruch eines HarürT, der vom Glauben
abweicht, irreführender und trügerischer sein, als ein ver-
stümmelter Esel.
Sinn: Nach dem Ausspruche Samaida''s wird sich kein Ver-
nünftiger richten. c^J>-=>- „verstümmeln", einen Körperteil ab-
schneiden, meist die Nase (Ham. 114, Y. 3; 318, V. 4; 601, V. 3;
Hud. 31,9 A-gi^i! SjjiLX:^ „rümpft die Nasen!"); seltener von
Ohren (Ham. 666^ Y. 3), heißt dann auch übertragen „schänden"
Irark 57, 1; 'Alk 8, 3; p^il ist die „schlechte Ernährung"
y ^ y p , ...
(Muf. 34, 90): und ctAq^ ^i' „ungesundes Futter"; es ist des-
halb nicht zu entscheiden, ob man unter r.^:^ ->.♦> einen ver-
C ' >"-
schnittenen Esel zu verstehen hat - — das ist das Wahrschein-
lichste — oder einen ausgehungrerten.
f) Diw. .575.
Die Auswanderung der einflußreichen und intelligenten Be-
wohner von Basra erleicherte es dem Muhallabiten, die urteilslose
j\lenge zurückzugewinnen; er trat jetzt auf der Kanzel als Anwalt
des Islam gegenüber den gottlosen Umajjaden auf und gewann
einen solchen Anhang, daß er Statthalter nach Ahwäz, Färis und
Kermän entsenden konnte ; die Gegenagitation eines letzten Ver-
treters der Intelligenz, des alten Hasan al-BasrI blieb wirkungs-
los i), und so mußte auch F. seinen Mißgriff wieder gut machen
1) Hasan begab sich in Begleitung seines Freundes Mu'.ä'l b. Sa'd zu
einer dieser Predigten und als sie in die Moschee eintraten, sagte er zu seinem
Begleiter: „Schau, ob du das Gesicht eines Mannes siehst, den du kennst!"
30 Hell, Al-FarazdaJc's Lieder auf die Muhallahiten.
und um die Gunst Jazid's werben. ,Er trat", — so erzählt die
Einleitung zu unserem Gedichte — „bei Jazid b. Muhallab ein,
nachdem dieser bereits von Jazid b. 'Abd al Malik abgefallen war,
und wollte ihm ein Lobgedicht vortragen, mit dem er ihn (früher)
gelobt hatte (unzweifelhaft das große Loblied Diw. 465); aber da
er (Jazid) ihn sah, sprach er : Geh zur Hölle I Bei Gott, ich sinne
eben darüber nach, welchen Todes ich diah sterben lassen soll. Da
ging Farazdak heraus und die Azditenstämme riefen auf dem Platze,
da sjDrach Farazdak:"
1. !Xicht erkannte ich, was die 'Armän sind, seitdem sie erschatfen
sind, und die Hadäd und über die Bursän hatte ich keine Kenntnis.
2. Und nicht (wußte ich, was waren) die Kismil, Hintei'backen mit
einer Rasur, und die Farähid, bis geschah, was geschah.
f.
, O £
Der Kommentar bemerkt zu oüj>- 'w^ »La*.,! ; ^^il oM
,'^>S\ Ulli ^.^ M's>'^ 'S^\i^ ,cjj ,rjT .^<^SS „Er will
sagen, daß sie den Eseln gleichen, auf deren Hinterbacken (Zeichen)
eingebrannt werden. Und jenes (sc. die aufgezählten Stämme) sind
Stämme des Jemen". — .\S La .\S .5^:>- ist nur eine Um-
Schreibung für „bis jetzt". — Über die aufgezählten azditischen
Stämme siehe zu Hadäd Diw. 221, 2 und Boucher pag. 617
Anm. 3: Wüstenfeld, Geneal. Tab. 11, 21. — Armän Ix 'Amr
b. al-Azd, "Wüstenf., Geneal. Tab. 10, 12. Bursän b. "Amr, Wüstenf.
a. a. 0. 9. 25. über L^L^'s sagt L. A. XIV, 75: jj» L4.ws
, j ^ j o ^ ."*. cf - - 0 ^ o£ -^ o o - -£ ..
.,J ä.j»Lxh(« »^^*h\ ( i:0:^^ 'iX^.f^i* 3:^1 ,.-/5 i-y-'^" V^W5» i_X.-v.^I
CT- -y ^-' J ,^ J <J, <J • '^ -^
^j^JL« .^i ^.♦c. F. gebraucht also ein Wortspiel, indem er die
y -
y^M*^ «.-o als JwsL.*.]? „junge Löwen" bezeichnet und. um nicht
etwa zu schmeicheln, wo er spotten will, gleich beifügt „Hinter-
backen, auf denen Kreise (eingebrannt) sind", also nicht freie
Tiere. t\A^|^ sind die Banü Furhüd, gleichfalls eine ünter-
Der Begleiter erwiderte: „Bei Gott, ich sehe das Gesicht keines Mannes, den
ich kenne". ,Und das", sagte Hasan, ,bei Gott, sind die Rebellen". Er
wollte sagen : Und diese untersten Volksschichten wollen die staatliche Ordnung
ändern !
Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muliallabiten. 31
abteilung der B. Azd; L. A. IV 331 f., Wüstenf. G. Tab. 10, 25.
F. macht sich über die seltsamen und obskuren Namen 'Armän,
Hadäd , Bursän , Kismil , Furbüd lustig und sagt, er habe noch
nie von ihnen gehört Läli> jv/o ^seit sie erschatten sind".
VII.
a) Diw. 471*.
Fai-azdak's Versuch, Jazid b. Muhallab für sich zu gewinnen,
war vorläufig gescheitert. Inzwischen verbreitete sich die Kunde,
ein Heer des Chalifen bewege sich von Syrien aus gegen die
Muhallabiten. Der Schrecken, den diese Kunde hervorrief, war so
groß vind so allgemein , daß sogar Habib b. al-Muhallab seinem
Bruder Jazid riet , das "Irak zu verlassen und nach Fars zurück-
zuweichen. Aber der stolze Jazid befolgte den Rat nicht, sondern
hinterließ seinen Bruder Marwän als Statthalter in Basra , und
rückte selbst dem Chalifen entgegen. Marwän mag bald eingesehen
haben, daß es vor allem gelte, die Sympathien der wankelmütigen
'Iräkaner unter so schwierigen Umständen zu erhalten und daß
hierzu der Beistand der Dichter unentbehrlich sei. Mit Geschenken
gewann er — das verraten Vers 1 und 4 unseres Gedichtes —
Farazdak für sich, der nun ihn und seine Verwandten, jedoch mit
Ausschluß JazTd's, besang:
1. Bei meiner Seele , Marwän hat wahrlich meine Not gebrochen
und meine Bedrängnis gelöst von einem Verstoßenen, Vertriebenen.
iAj.L ist zu lesen st. ■•Xji,h der HS. oL'.*» , eigtl. „Band*
0£- -o - - ^ -o
ist bei F. „Notlage", vgl. Dlw. 658, 1 ^j^^Sl J., ö'-ij-Ü ^ ^^'-J
, gingen unter in Not und Elend". — F. liebt es, sich in Lob-
liedern als Verbannter, Flüchtling darzustellen, z. B. als iAj-L
Dlw. 254, 2; 394, 1; 474*, 10; als jJiJi J^j^L Dlw. 204, 1. Nur
von einer dieser Stellen, 254, 2, wissen wir, daß er auf der
Flucht vor Zijäd begriffen, sich mit Grund einen tXj.Ia nannte.
In den übrigen Gedichten . w4e auch an unserer Stelle , können
wir keinen bestimmten Anlaß nachweisen und brauchen auch
keinen vorauszusetzen. An unserer Stelle will F. sagen : Jazid's
Ungnade hat mich in ai-ge Bedrängnis gebracht, du aber hast
sie nun gehoben.
32 Hell, Al-FarazdaVs Lieder auf die MuhallaLiten.
2. Welch ein Mann für die Dunkelheit und welch ein Helfer
durch Gastfreundschaft und welch ein Überwinder des Anführers
des Heeres, des funkelnden.
(C s ist Tamjiz-Akkus. zu tXsU!, wije der wegen des Metrums
unentbehrliche Artikel in Jy.s!Ji beweist. — sLJLliJl , r-s ist so-
viel wie „Wohltäter, Helfer in der Not". Statt des selteneren
Js.5».Äi! jcsjljtJ! bietet die HS. auch die Variante <Xiy.l\ ^O^^J!.
cX^i (Widder) ist bei F. immer der Häuptling , Anführer
eines Heeres im Kampfe, daher gewöhnlich j»^Äil ij'^^ Diw.
256, 15: 220, 14; 509, 2; 650, 2 (Jazid b. Muh.!); 151. 4
(jis.btJi (jü/'LÄy). Da in den Lobliedern häufig Tapferkeit und
Gastfreundschaft als Haupttugenden nebeneinander gestellt werden
(z. B. 181, 5 = 384, 5 u. ö.) und da es Sache des Aller-
tapfersten war, auf den Anführer der Gegner loszugehen (vgl.
151, 4, 12), so kann über den Sinn des Ausdruckes an unserer
Stelle kein Zweifel bestehen. — lAs^Il „funkelnd" von der
o -
Rüstung, wie oben S. 22 V. 44 und 382, 8 J^jS1\ ^^j.x,LaJl
7>0.. > > <j ^
i>.*i2xj ijr,Aj. VctI. auch noch Boucher paff. 509 Anm. 3, wo
auf Jesaias 60, 7 verwiesen wird.
3. Glänzend, als wäre der Vollmond auf seiner Stirne ; sobald die
Weißen, die Oberhäupter ihn sehen, fallen sie (anbetend) nieder.
".i? ist zu lesen st. '^\ der HS., vgl. Diw. 38. 32 (.r^JÜ ^'i
— Über die nur an dieser Stelle erwähnten ^j-Ji'L5>LXil , den
„niedrigen (persischen) Landadel", s. Nöldeke , Geschichte der
Sassaniden S. 440 und E. Sachau, Gawäliki's al Mu'arrab S. 65.
— 1 v^:-o ist von der weißen Hautfarbe der Perser zu
verstehen ; weißfarbig zu sein , galt als Zeichen echter Rasse,
vgl. Mufacld 20, 41 ij:2^\ yXi und Hamäsa 725, V. 2 und die
zahlreichen Stellen bei F. und den älteren Dichtern . in denen
Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallahiten. |-}3
die weiße Hautfarbe der Mädchen gerühmt wird. Farazdak
will also sagen : Die Edelsten der Perser beugen sich in Ehr-
furcht vor Jazid.
4. Und wie oft hat sich eure Hand, o Familie Muhallab , über
mich ausgestreckt und ist eure Wohltat über mich ergangen, spät
und früh.
Zu Ic ^5li l\j vgl. Diw. 84, 23 lXj ^jCJ ü^aJLc „über ihn ist
eure Hand ausgestreckt".
o
- o ^ o£ o - oS .o ..^ -- ? > o ^ w^- o -^ o ^-
5. Und keinen Burschen von Ma'add hab ich kennen gelernt, und
keiner aus dem Jemen der Könige, vom Lande Saihad.
Zu
iiXa^! ,.y^j vgl. DTw. 278, 5. Zu lA^g^AO Kommentar
o -
..^♦AJb K.i<DyA. Nach Bekn Itv ist Js.^aa3 das große Gebiet in
Südarabien, das von Baihän und Märeb, dem Göf, Nagrän, 'Atik
und der Wüste Dehnä begrenzt wird und bis an die Küste
reicht. S. Landberg, Arabien V, 75.
6. hat einen Großvater, wie der Sohn des Muhallab, und hätte
er auch die Anzahl der Kieselsteine unter den Ma'additen.
Sinn: Und wenn jemand noch so viele Vorfahren, selbst
unter den Ma'additen, aufweisen könnte , er hätte keinen
darunter, der dem Kahtaniten Abu Sufra gliche. o<Xx^'S ist
> > o - _
> c
nach dem Kommentar J^.*^ Ji ^^L^a^äj! ; OlX**j .ö ist sonst
einer, der die Zugehörigkeit zu den Ma'add besitzt, d. h. ein
Ma'addite. Der Ausdruck findet sich nur an dieser Stelle.
LXi.-> ^A Lg.jljJil v,i>..w.xJ! bi» öjl-^-r" rr'* /»-r-^H^ \L^
o - .. * - -
.4-^
Und nie haben ihre Hände einen Leichnam getragen und nie
seine Kleider angelegt einem (Leichnam) gleich Mahlad.
Mahlad, der Sohn des Jazid b. Muhallab, verwaltete Horasan
während des Feldzuges Jazid's nach Gorgän (Tab. II 1318, 1324)
und starb vor seinem Vater (Tab. 1351 Z. 10). ^_jLil sind hier
Zeitschrift der D. M. U. Ed. LX. 3
34 Hell, Al-Farazdalvs Lieder auf die Muhallahiten.
so- ^ V- o
die Leichentücher wie Diw. 500, 1 (Elegie): !,Ai »,\j\ ^'sL^
Uj'.jo ü^^aIc Li'Läyi x.A=>Li u>.i*Ai;j l\aX/^Lj ,Gott lobe, o
Sa'id , ein Grab , dessen Seiten Leichentücher umschließen , die
als Kleider dich bedecken".
8. Dein Vater ist derjenige, durch dessen Namen die Rosse an-
getrieben werden , auch wenn sie (schon hinter sich) haben die
Reise eines Monates, (die Reise) eines Gehetzten.
,j^ lese ich st. ,^^ d. HS. Vgl. Dlw. 256, 14 !j^^| ,cS
it.4.*wLj J^i-t *iiÄ.«ö und 358,15 ^i^^-^b J«aj-! j»;.^äaw.j ,^lX3I ojU
und ähnlich Diw. 279, 20; an diesen drei Stellen ist das Lob
angewandt auf Asad b. 'Abdallah al-Kasri, außerdem wird es
nur noch dem Muhallab an eben unserer Stelle zuerkannt. Ich
schließe daraus , daß die Namen Asad und Muhallab tatsächlich
zu einer Art von Losungsworten in der Schlacht geworden waren.
— Zu Sj^ „gehetzt" vgl. Näb. App. 26, 30; Leb. 40, 13 etc.
9. Denn man wußte es, seitdem er seine Lenden gegürtet, daß
er der Löwe sei , der Löwe des Dickichts , der ün verscheuchbare.
xj^-ä^» lAxi »er legte seine Rüstung an" Diw. 184, 10;
224, 10; 588, 10. Zu S^\ 'll wörtl. ,ein sich nicht Ent-
fernender" Diw. 328, V. 2 und Kam. 582 Anm. c.
b) DTw. 610.
Gleichfalls in die Zeit der Statthaltei'schaft Marwän's in Basra
dürfte der folgende Vers fallen , wenngleich bestimmte Anhalts-
punkte dafür fehlen :
Ein Lösegeld ist jeder*, dessen Hände gefesselt sind, (getrennt) von der
Wohltätigkeit, für Marwän, den Marwän der Wohltätigkeit, den
Sohn Muhallab's.
Sinn: Wer je im Unglück gewesen, fühlt sich Marwän für
seine Hilfe zu tiefstem Danke verpflichten und wäre bereit „seine
Seele als Lösegeld für ihn einzusetzen".
Hell, Al-FarazdaJ/s Lieder auf die Mulicdlahiten. 35
VIII.
a) DTw. 528.
Am 14. 8afär 102 d. H. besiegte Maslania den JazTd b. ]\ruliallab
bei 'Akr^). Nun mußte Farazdak abermals seinen Standpunkt
ändern. Vielleicht haben wir in den an Jazid b. 'Abd al-Malik
gerichteten Versen, Divv. 199, den ersten Schritt in dieser Richtung
zu erblicken; jedenfalls hat er unmittelbar nach dem Tode Jazid's
bei 'Akr angefangen , das Haus Muhallab und die jemenitischen
Stämme überhaupt in einer Reihe ungewöhnlich leidenschaftlicher
Satiren zu beschimpfen. Neben einem Gedichte an eine 'Atika
bint Mulaa, die um den gefallenen Muhallabiten klagte, Dlw. 421,
und den Lobliedern auf den siegreichen Maslama, von denen
Diw. 650 als erstes entstanden sein dürfte, richtete er noch vor
dem Untergange der ganzen Familie in Kandäbll gegen JazTd b.
Muhallab die Satiren Dlw. 528; 480*; 433. Für das früheste
davon halte ich 528, weil hier JazTd apostrophiert wird, als ob
er noch lebte.
w*.JliIi rr^^ J .-«••^i äiiAi v^j^'i-i X.iL=> rr-^J i}0».^s.J ,-y^J' -*■•' •-'' '
1. Wärest du nicht eine Kaulquappe im Innern einer Luzerne, so
wärest du ertrunken am Morgen der Brücke, o Sohn Muhallab's.
^\D,.^s^j> pl. (jo.axLcO, bei F. nur hier, ist die „Kaulquappe"
(Jacob, Beduinenleben p. 24); sie lebt im guten Wasser der Tränke,
so dass sie von der Lijipe der trinkenden Kamelin gleitet (Regez-
vers in L. A.) , sie wird im Meere sichtbar , wenn dieses ruhig
ist (A'sa zit. L. A. u. Diw. d. Abt. ed. SalhänT p. l-")0) und geht
zugrunde, wenn die Regenwasserlache austrocknet (Franz Delitzsch,
Jüdisch-arab. Poesien, 6 Z. 6) ; wegen seiner Ähnlichkeit mit der
Kaulquappe wird auch der Pferdeembrj'o in seiner allerfrühesten
Entwickeiungsform (_,o»..».£j» genannt (L. A. ; DTw. Aljtal , 150,
Vers 7 ä j !£ ^l=>j^l J. ^vsa^UiAÜ JJ:x . — KsL.=> , äußerst selten,
ist nach Tag al-'arüs VI, 79 (jco.^l ^J^c■ i,üA.ftJ! ö;» ry^ .^^J '^
J^^_ L« (Axj „was vom Laub der Luzerne auf der Erde bleibt,
nachdem sie fortgebracht ist", ^^j^s ist eine Kleeart, das Foenum
Burgundiacum (Luzerne) (Ihn Baitär ed. Xeclerc No. 1738), das
beliebteste Futterkraut des Orients. Und „was von ihr übrig
bleibt, nachdem es fortsrebracht ist" sind die kurzen Stengel der
]) Über die Lage des Kampfplatzes s. Wellliausen, Ar. Reich p. 197 Anm. 1.
3*
36 Ilelly Al-FarazdaJy s Lieder auf die Muhallahiten.
abgeschnittenen Pflanze ; da das Futter nur auf feuchtem Grunde
gedeiht, ist es wohl denkbar, daß Kaulquappen sich bisweilen in
die Höhlung eines solchen Stengels verkriechen.
> ^ O^, O ^ ü.
2. Doch wie sollte das Wasser fürchten, wer keinen Vater und
keine Mutter hat außer den Stör ui!d den BunT (-Fisch).
Statt ^>b hat die HS. das schon wegen des Metrums un-
mögliche i^ ; aj ist ein namentlich im Nil sehr zahlreich
vorhandener Fisch (Karpfen ?) Lane 258. — Maslama's Sieg wurde
dadurch entschieden, daß er die hölzerne Brücke über den Euphrat
niederbrennen ließ. Jazid suchte und fand den Tod auf dem
Schlachtfelde nach heldenmütigem Kampfe; Farazdak aber be-
nutzt den Umstand , daß die Schlacht in der Nähe des Euphrat
stattfand, und daß nach dem Verbrennen der Brücke im Kampfe
wohl viele in den Fluß fielen und ertranken, dazu, dem toten
Jazid seine Abstammung vorzuwerfen und zu sagen: Wenn du
eines Menschen und nicht eines Fisches Erzeugnis wäi-est , so
wärest auch du im Euphrat ertrunken. Die Abstammung von
einem Fische erwähnt F., weil man den 'Ümän-Azditen allgemein
ihre Beschäftigung mit Fischfang vorwarf und eben deshalb auch
neben dem geki'euzigten Jazid einen Fisch (als Symbol seiner
Abstammung) und eine Flasche Wein hing und ein Schwein.
S. Boucher pag. 277 Anm. 2.
b) Dnr. 480*.
1. Wie siehst du das Eingreifen Allah's, das den Sohn Muhallab's
erfaßt hat; wahrlich, Allah ist der Herr der Rache.
Der Singular u^JLii! ,.yj'-j beweist, daß das Gedicht vor
dem Untergänge der Brüder JazTd's in Kandäbil entstanden ist.
- o -
iL.<i:Jij , eigtl. , das Überfallen " ist eine Anspielung auf Koran
3 ^O 3 « ^CJ ,-0- .JO- -O-
Sure 44, 15: ^^^^üÄi/s ü( ^~jSS:\ K.xii2A-! ij^^-^^ |^.
St '
2. Er hat die Edlen (Rosse) geführt, von der Balkä' aufbrechend,
einen Monat stehen sie (schon) in Zaum und Zügel.
Hell, Al-Farazdnk's Lieder auf die Muhallahiten. 37
Subjekt: ^NFaslama; .oxiiÄx, nach dem Schol. = «.LiilLo,
> > - (j ~ ,
L. A.: j.xc.^5» !..L^ *isü\ (j^AÄJ! zu Js.äj>üj „sich (kHrrend) be-
wegen" vgl. IMufachl. IG, 65: J^^^Lav^j! Qj-iLA^t vj. J^äj.
,o-»-o ,^o^ ^ O-t - - ^ > ^ ^ CC O -i
^^bSLj' ?L^*if ^5 i<L^s>0 j^j^ Ua5 s^.^LxJ 'O.-L?* (_,vi?.t u>.jt jr-;
!"
3. Bis sie kamen in das Land des Havüt zu einem Stamme , in
dem sich der Sohn der Dahma befindet inmitten der Koten , wie
im Dickicht.
Oft.L? (jtoj! ist, wie auch der Schob bemerkt, Bäbil, nach
Koran S. 2, 96: Oj.U^ o».LP JoLxj ü^^^^j worauf auch Diw.
430, 3 anspielt. Über i^^z^^ ^i\ s. o. S. 614 V. 1. — „Die Roten"
sind die Mawäli (Schob), die tatsächlich in großer Anzahl im
Heere der Muhallahiten vorhanden waren (vgl. "Wellh. , Arab.
Reich p. 197); über die Bezeichnung der Perser und Mawäli
und sonstiger nichtarabischer Rassen als „Rote" d. h. Hellfarbige
vgl. Goldziher, Muh. Stud. I p. 268. Die Araber selbst nannten
sich im Gegensatz dazu die „Schwarzen", vgl. Diw. 632, 2: ^:^
,4.:^!» *oi J^»! r-r^ O^Av^Jt • Das in unserem Zusammenhange
kaum verständliche und sonst nirgends vorkommende ».^Li: halte
ich für eine durch das Metrum veranlaßte Umbildung des sehr
häufigen ».x/i^^x:, das einen guten Sinn gibt.
4. Als sie sahen, daß die Sache Gottes sie umfaßte und daß sie
waren wie Abirrende von der Gnade
*.! _5i .::p.^! ^ViJ q.^ f*-^'"^ ^.^ä5"Law./9 ^1 (^-j bS 1^.^ao'w5 ö
5. Da sah man auf einmal nichts (mehr) als ihre Wohnungen,
wie wenn sie den Tamüd von al-Higr gehörten oder (den 'Ad)
von Iram.
Der heidnische Stamm Tamüd (1 Mos. 10,13) hatte sich
nach der Erzählung des Koran (S. 7,21; 26, 191) Wohnungen
in Felsen gehauen und dadurch Gottes Zorn erregt. Als ein
38 Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallabiten.
warnender Prophet, Sälih, unter ihnen auftrat und zur Beghiu-
bicuncf seiner Sendunsr eine Kamelin aus einem Felsen hervor-
gehen ließ, verstümmelten die ungläubigen Tamüditen das heilige
Kamel. „Da ergrift' sie ein fürchterliches Erdbeben und man
fand sie des Morgens tot auf dem Angesichte liegen" (S. 7, 76j.
— Ähnlich erging es dem Stamme 'Ad im Lande Irara (Aram
d. Bibel), wo , Säulen waren, dergleichen im ganzen Lande nicht
aufgeführt wurden (S. 89 , 6). Da sie. auf ihren Propheten Hüd
nicht hörten, wurden sie vernichtet (S. 7, 63 if.; 26, 123 if.).
,? w-^- — o^ o-
^i-JÜ l-jLaioj! &.^JL.w^ 'wäa^j K-^JHi/« ^J" Llc üwLS! ^ j j«y 1
6. AVie oft hat Gott uns befreit von der Bedrängnis einer Finsteren
(Kacht) durch das Schwert Maslama's, des Bezwingers der Helden.
Kommentar: sJ. j».j 'wä^i" ^^^^-^■J ^^ l?^-^^ *-*-5-J-^' »"^^r-
jenige, von dem man nicht weiß, wie man ihm beikomme". ujS^
vgl. noch 460, 7. *L1JÜ ., oL*k! ÜU „und siehe wir schlacken
auf die Schädel« wie Xäb. 26, 7; Harn. 334: Tar. 14, 10: Zuh.
3, 31 u. a. Über ^^^ , Bedrängnis" im Kampfe s. F.'s Lob-
lied auf Walld b. Jazid S. 63.
^Jllijt ,••/« l>3v.M<^/: im''^ '^^* ^*"^ *"' ^-^^^^ lS*^**^^ cy* (*^ (tJ^* ^
7. Und an dem Tage einer Wolke von den indischen Schwertern
warst du ihr (der Wolke) ein Licht , während sie schon schwarz
geworden war von den Finsternissen.
über -iUÖJJ^ und iC^jtJli s. o. S. 19 V. 40. — Diw. 8,26 ^jCj ^!
L^i^ili? j.*.>- ^S>,. [»^At -».J^ili^ „haben nicht über euch Wolken
geschwebt, deren Schatten (blut)rot waren.
3 3 ^-- ^ , O ^ , 3 ^ O^
8. Es kommen die Hengste des Abul-'AsI, wenn ihre Zähne
knirschen, rings um einen den Kopf hochtragenden, wildgewordenen
Kamelhengst.
^ -o y <j c
Komnaentar : äVjLxiJ! ^IjäJI VjoU ^'-jJI .axxJI ^iiäJ! . —
Sinn: Die Helden des Hauses Umajja (Pferdehengste) scharen
-sich um den Maslama (Karaelhengst).
Hell, Al-Farazdak's Lieder auf die Muhallahiten. 39
9. Wie herrlich war es, als die Azditen von 'ümän untergingen,
nachdem sie bereits in vergangener Zeit einen Untergang gesehen
hatten.
Cod. lX>«| statt 0-1. — Zur Wortstellung o^bSI ..^L^c sagt
der Scholiast: ^.JIäs x-LX^j ^Xs ^.^Uc OjbS oM. — Ich würde
aus dem Verse schließen, daß das Gedicht erst nach dem Untor-
srancre des ganzen Hauses Muhallab in IvandäbTl entstand und
daß das frühere ,^ den Untergang Jazid's bei 'Akr bedeute,
wie ö-A^ unten S. 46 V. 4; da indes das Gedicht an Maslarna
oferichtet ist und dieser während der Vernichtung^ der Muhallahiten
in Hira geblieben war (Tab. II 1413, Z. 10) so ist ,j^ wohl auf
ein Ereignis in ferner Vergangenheit {f^^\ \^IVm J.) zu beziehen.
^i>J'L} ...Laä*]! Li U UlX/s ^S5l\jLs ,.15' .S l^,C ^iJi J 1.
10. Wären sie (die Azditen) Araber oder wäre ihr Führer ein-
sichtig, so bekriegte er nicht die Adler mit den Aasgeiern.
Laä*j5 „die Adler" sind auch die edlen Krieger, Mufadd.
22, 22; ebensogut kann ^i> pl. ^z> (Taraf. 14, 22) der „Aas-
geier" ein Schimpfname für feindliche Krieger sein. Dann ist
der Sinn des Verses: so wenig Aasgeier mit Adlern sich messen
können , so wenicr (Jie unarabischen Azditen mit den Arabern
Maslaraa's. S. Boucher p. 60 Anm. zi; Diw. 13, 25, wo Syrien
das Land der zwei Adler genannt ist. ■ — Der Irrealis der
Gegenwart spricht für die Entstehung des Gedichtes vor der
Katastrophe von KandäbTl.
IX.
Vollkommen war der Triumph über die Jemeniten erst mit
der Vernichtung der Jemeniten vor Kandäbil. Isun hatte F.'s
Muse wieder reichlichen Stoi5": vor allem waren die wieder all-
gemein anerkannten Umajjaden zu verherrlichen und die Muhalla-
hiten auf Befehl des Chalifen (AgänT IV 53) zu verspotten; aber
auch andere angesehene Familien triumphierten über die Katastrophe
und waren erkenntlich, wenn ein Farazdak die Toten noch schmähte.
Von den uns erhaltenen Satiren dieser Zeit, scheint diejenige die
40 Hell, Al-Farazdah's Lieder auf die Muhallahiten.
IVüheste zu sein, in der Farazdak als Vertreter der Hinterbliebenen
des 'Adl b. Artät auftritt; die Lebendigkeit der Darstelluncr ist
jedoch der einzige Grund zu dieser Annahme.
a) Dlw. 217 = Bouclier pag. ^.t und 605,
1. Wir haben der Bähilitin etwas gezeigt , womit sie ihre Seele
heilt, ein Haupt der Blutrache, ein aufgehängtes.
Die Bähilitin ist nach Boucher S. 605 Anm. 1 die Frau des
ehemaligen Polizeipräfekten von Basra, 'Adl b. Artat, welchen
Mu^äwija , der Sobn des Jazid b. al-Muhallab hatte hinrichten
lassen, ehe er Wäsit verließ, um nach KandäbTl zu gehen (Tab.
II 1409). — Zu p ^\^ vgl. yiJ! j.i Diw. 216, 9 (auch
Hamäsa rfc V. 2). Eine ähnliche Stelle Dlw. 224, 53 -äl-IJ
l.lij» ^.^jJ^Il ^iJ=>. — UiJLÄ-* erklärt Boucher, wohl nach
dl
findet sich im Diwän nicht
dem Scholiasten, , angehängt an die Sattelbögen". Eine Parallele
o-j o- Äj --o, :t£-o^
2. Wir haben zu ihr gebracht dasjenige von Mu'äwija, was die
Mutter ist, welche jedes gackernde Junge zudeckt.
Zit. L. A. IV, 12 : ^^Jf 'i^^^sja ^^c \jä^ O"^^ "*^^^ Mutter
welche jedes gackernde Junge zudeckt" ist die Schädeldecke,
welche gleich einer brütenden Henne das Gehirn zudeckt;
letzteres wird von Farazdak wiederholt mit dem schlafenden
Hühnchen vgl. Diw. 111, 38: ^\Ju\ iC^jU ,.-.>^i- (sc. die
Schwester) und 97. 6: ^,*.:>U.:^! ^Ls ..ȣ OiAjI . Siehe auch
Boucher p. 605 Anm. 1.
^
3. Und wir haben beendigt für Huwaila (die Enkelin) Gahdar's
eine Angst, die sie in der Kehle hatte.
V
Huwaila war die Schwester des Mälik und Sihäb (b. Misma'),
welche beide gleichfalls auf Befehl Mu'äwija's ermordet worden
waren (Boucher S. 605 Anm. 3). — Zu oU^Ü . 'jC/i vgl.
Hell, Al-Farazdalvs Lieder auf die 2k[uhallabiten. 41
Diw. 256, 11 Oi.A^<:vil .,L<Ai -A^ÄJ vj.>jtL JväJ , meine Seele
stieg mir in die Kehle", wozu Boucber bemerkt (S. 720 Anm. 1):
M. ä m. l'endroit de l'etrancrle. C'est selon le eommentaire, la
gorge oü porte la main l'homme qu'on etrangle. Ebenso 257, 10;
ähnlich 392, 11.
4. Und jedesmal wenn die beiden Söhne Misma''s vor ihr erwähnt
wurden, waren Ströme ihrer perlenden Tränen geflossen.
ö-ä. , perlen" vom Wein 'Alk. lo, 14; , wallen" vom Dunst
Harn, i^o.; Imrk. 19, 19: S. auch Vers 11.
M^^^-C ,0- ,-J > ^ 0^-0-- -W-O.30- --^-.^
5. Nun ist ihr erlaubt die Erfrischung des Trunkes, während er
ihr nicht erlaubt gewesen war für ihre brennende Brust.
Vgl. Hamasa 385, Vers 5 : LcL5> c>JLi", ..i.:?-! c>.Ji5* (sc. nach
der Schlacht) und Boucher p. 606, Anm. 1. Zu öl^^» vgl. 299, 3
«^?^ 5..CJ O -J *- 5-0. - -)-- O- -- - O- cl
6. Es kamen zu ihr ohne zu gehen achzig Barte , deren Köpfe
abgeschnitten und gespalten waren.
Die Köpfe der Muhallabiten und ihrer letzten Anhänger
wurden von Hiläl b. Ahwaz an Maslama nach Hlra, von diesem
zum Chalifen nach Damaskus, von da nach Aleppo. zu 'Abbäs b.
al-Walid geschickt. Tab. II, 1413, Z. 10 f.
1 . Und wie viele ihrer Leichen liegen in Kandäbll und wie viele
Häupter und Ellbogen werden in 'Akr heruragerollt !
OJ-P..»» JwAÄS (J-» (_f^^ L>^;^5 c^ i«.J |».CaO ;^iÄi| rY^^'=* O"» (3^^i-^.-i »^
8. Sie rollten herab von der Schanze , auf der sie niedergestreckt
wurden, zur Erde, zerstreute (Stücke) von Cretöteten und Über-
wundenen.
oi.P.il ist der „Überwundene", Hamäsa 682 V. 1 (Komment.
xlU oiA*:ai0> Tarafa 9, 8 ^:^:A\ otPJi ^der Bedrängte,
42 7/eZZ, Al-Farazdalys Lieder auf die Muhallabiten,
Seufzende"; al-Aljtal 225 Z. 1 r,j>\»^ ^jvä>^1 uÄJli> .! J" „der
hinter dem Überwundenen sein Roß umwendet" und ibid. 115 Z. 3
^'wäbU '»-'-^^Lj S.ÄÄP.S (Komment. ^.äaAc., is.Äfiii i^ÄÄ5=i); bei L.
noch Dlw. 65, 3; 256, 12; 630, 16.
9. Und es gibt keine Heimsuchung und keine Heimzahlung gleich
derjenigen, welche wir vollbracht haben in Kandäbil, als wir
emporstiegen
t^ die „Prüfung, Heimsuchung" schon in der vorislamischen
Poesie, z. B. Ham. 307 V. 3 und 4; Abu Mihgän 11, 5; Hud.
92,14; besonders aber im Koran, speziell von der Prüfung
Israels durch Pharao u. ä. ; vgl. noch den Vers P.'s Dlw. 229, 17.
i-Ls» die „Vergeltung" bezieht sich auf das in früheren Versen
erwähnte Eachegelübde der Familie 'Adl's.
ö-;^ ^}S j«.iJL2j^. ».jLaw^c^ L>Ls».>.aw,j ly.y^ ^ ^P» f*-^^^^ '♦
10. Zu ihnen, wähi-end sie auf ihrer Mauer standen, mit unseren
Schwertern und Zitternden (sc. Lanzen), die sie vollkommen
zerfleischen.
Zu S^ d^ . . [^ij^. vgl. Hud. 29, 2; 44, 5 ; Ham. Va, 8;
Zuh. 14, 15; 15, 11. Gewöhnlich von Stoßwaffen.
,> >
11. Und wenn ein Blutbad für den Sohn Artat's Heilung bringen
kann und ein Auge trocknen, dessen Träne perlt,
'■i\.h)S ,..yj'-j JJCs ist eigentlich Blutbad infolge des (er-
mordeten) b. Artät, d. h. um seinetwillen.
12. so hat unser Hieb mit einem jemenischen Schwerte, einem
scharfen, crlänzenden, nichts übrig gelassen
c3 gehört auch noch zu oii»^, wie Ham. 283, V. 4.
,0-^ -^ ^G-C- G- - - Ü-*^- ^ - Gi; ^ G .^ G J *
13. für sie, als Klasreweiber, die neben nackten Leichnamen stehen
und Kleine (Kinder).
Hell, Al-FarazdüFs Lieder auf die Muhallahiten. 43
Das sehr seltene ö^jO, bei F. nur hier, bezeichnet ursprüng-
lich die „kleinen Schafe*" (L. A. XI, 385), kleine Heerdentiere
überhaupt, zumal kleine Kamele (Komment, z. Hamäsa 7G1 V. 4),
endlich auch kleine d. h. junge Menschen, Kinder (L. A.).
14. Und manche Braut haben unsere Lanzen rechtmäßig ver-
heiratet an denjenigen, der mit ihr ein Haus gründen will, ohne
daß sie geschieden wurde.
Vgl. Dlw. 136, 6 ^la^ J ^.,1. ^^^j\ A.XJV „ihre Witwen
sind zu haben, auch wenn man sie nicht zu Frauen verlangt'
^o^*-
Ok>w!_5 Q.I2ÄAV lXj! ^ ^^■*-^» ^r^*^ U*'j '-JnAs f^^^ c^-J'-i^ lö
15. Die Herdsteine unseres Kessels waren der Kopf ihres Gatten
und seiner beiden Oheime: zwischen Hände und Beinen sind sie
gefallen.
Da der Kessel auf 3 Steinen stand, spricht der Dichter nur
von 2 Oheimen (Verwandten) neben dem Gatten. Über den Brauch,
Schädel als Atäfl zu benutzen s. Jacob, Beduinenleben S. 90.
Vers 16 — 22 verkünden das Lob der Banü Mudar ohne weitere
Bezugnahme auf die Muhallahiten.
o
b) Diw. 90 = Bouclier pag. Lf und 277.
Ein Loblied auf den Chalifen Jazid b. 'Abd al-Malik, dessen
Schluß das Schicksal der Muhallahiten berührt mit den Versen:
33. Traun ich habe über den Azditen gestaunt, den das blinde
Verhängnis brachte und in den Tod führte.
o
Zu ,,,*/« ,.*a5> Vgl. al-Hasan b. Hani' (Kamil 510) U \j^
^U ö-j U.V. 8,i . . j^Lri! „so oft den vom Verhängnis Ver-
folgten ein trügerischer Blitz irreführt".
O - " -> o -
34. So daß die Diener Allah's ihn sahen an einem Mäste, gesenkten
Hauptes und mit einem Schweine vereint.
S. oben S. 36. i^L'! oLIs^ steht wohl, um anzudeuten, daß
Jazid gar kein Gläubiger gewesen sei; V2fl. oben S. 600.
44 Hell, Al-Farazdalx^s Lieder auf die MtihallaLiten.
CS- ) o
.xiijb JJ'ä] xA'.^ M\ S L^'o.Äj 3\ Üb ^.jjS>\ ^^^\
35. Die Schiffe waren weniger verhängnisvoll, als du sie lenktest
im Wasser; an den Planken mit Teer bestrichene.
G J ^
^^UlXÜ ^ sfys eJ^iiiÄi ^^OL^ ^^'^jLj j.'wv5 j*.P» 1^1
36. "Während sie (die Azditen) da standen mit Rudern in ihren
Händen, umgürtet, nackt in kurzen Hosen.
Zu ,.r^[:ij^ s. oben S. 597 V. 7. ^j.L'io pl. von ä.L'so und
3.» jio, dasselbe wie ..Laj (Gauh.) s. oben S. 615 V. 1, nach Lane
897 : „A kind of short drawsers with covering only that portion of
the wearer, which decency requires to be concealed".
_j_»lill ^.w.Jb ^J*vJoL5^ _5iA*i3 '^AyM^A ^AsL*il -j^S I3I, c'^^" ^^
37. Bis sie sahen dem Abu '1 'Äsi gehörige, ausgezeichnete (Rosse),
die einherziehen in Schwadronen, mit Stolzen, Kampflustigen (Reitern).
über ^yM^A von vorzüglichen Pferden s. oben S. 17. — Zu
.j»Ul! vgl. 465, 29 oben S. 16.
38. (Schiffe zu lenken ist leichter) als der Krieg mit Abu 'l-'Asi,
wenn sie erzürnt sind, mit einem weißen (sc. Schwerte) gleich der
flatternden Leinwand, einem mit Zeichen versehenen.
Der Vers knüpft an Vers 35 an. Der Vergleich des Schwertes
mit einem öl^, d. h. mit einem zusammengerollten Leinwand -
stück, mit dem man (d. h. die Kinder beim Spiel) zuschlägt
(Gauh. 7, Hamäsa, Komm. p. 702, V. 2), ist schon in der vor-
islamischen Poesie beliebt; z. B. Hud. 2, 21; Lnrk. 10, 15; 'Amr
b. Kultüm 43, Tar. 3. 9. Gewöhnlich wird vj>L^ als „hölzernes
Schwert" gedeutet, mit dem die Kinder spielen; allein der Ver-
gleich des blitzenden Stahlschwertes mit dem hölzernen, noch
dazu unter dem Gesichtspunkte des Glänzens (jj^ajI) hat wenig
Wahrscheinlichkeit für sich.
^^^31 i3jLu LxLX'i ^S3y\ xll] j^Ls w^-Ab L.v^i>l
39. Weg, Hündchen; denn Allah hat euch längst versetzt an die
Plätze der Niedrigkeit und Ruhmlosiarkeit.
Hell, Al-Farazdak^s Lieder auf die Muhcdlabiten. 45
^ ' '
^.^»^Lf', Anspielung auf die Südaraber als Kalbiten; Sinn:
Armselige Kalbiten, nur ist eure Rolle ausgespielt !
c) Diw. 433.
Das Gedicht, wohldas späteste, das sich mit dem Untergange
der Muhallabiten befaßt, stellt den Triumph der Nordaraber über
die Südaraber dar; über die mutmaßliche Entstehungszeit s. Be-
merkung zu Vers 7.
1. Wahrlich, der Stamm der Jemeniten hat zu seinem Unglück
gelogen mit seinem Kahtän, seine Freien und seine Sklaven.
»j-ili;, Inf. von ^iLü „unglücklich sein" kommt bei F. nur
noch Diw. 312, 2 vor, wo es bedeutet: „heulen gegen jemand
(= verleumden) infolge seines Elendes", vgl. hierzu Koran, wo
es S. 23, 108 heißt: '.xj5.fl.i; LJ wJli- »iinser Unglück hat über
uns gesiegt". Die Konstruktion des ganzen Verses ist hart und
unklar, daher schon die Bemerkung al-Hirmazi's (Schol.) : »JJ^S
2. Sie wünschen ein Anrecht auf das Chalifat , ein klares , dessen
Grundlagen fest, dessen Stützen lang sind.
Das Imperfekt in diesem Verse wie Vers 3 und 5 beweist,
daß F. hier nicht von den Muhallabiten, sondern von der spateren
Erhebung der Jemeniten unter 'Abbäd al-Gahhäfi spricht. S. V. 7.
3. Wenn ihr also unter uns zufrieden seid , so werdet ihr auch
unsere Entscheidung anerkennen ; wenn ihr aber (eure Ansprüche)
in Bezug auf dasselbe wiederholet, so werden wir den Krieg wieder
aufnehmen.
Kommentar: 'wJ-.s^U.J Li^X-c '»,i±3-\ ^^^LlaJ ^jAc ^^.
4. Schon hat es in der Familie al-Muhallab's ein lehrreiches Er-
eignis gegeben und unter ihren Anhängern, indem niemand übrig
blieb, als wer von ihnen entfloh.
46 Hell, Al-FarazdalyS Lieder auf die Muhallabiten.
5. Indem sie stürzte in Sind das Schwert des Sohnes des Ahwaz
und seine Reiter, Flammen, deren Brand entfacht ist.
Zur Verfolgung der Flüchtigen entsandte Maslama zuerst
den Kalbiten Mudrik und dann an seiner Stelle den Tamimiten
Hiläb b. Ahwaz (Tab. 1. c). Mit einer Flamme vergleicht F.
den Krieg Diw. 131, 11; 310, 24: den Krieger Diw. 91, 14;
397, 18; 646, 2; den vornehmen Mann 20, 18; 1-51, 1; 229, 12,
6. Löwen eines Treffens tauchten aus den Tarn im vor ihnen auf;
schnell war ihi-e Ankunft zum Lecken des Blutes.
Vgl. Maidani m : kJl\S ^ 'rSS .
- 5
7. Wahrlich , sie haben das Chalifat geschändet , als sie sich auf-
lehnten u.nd in Jemen ihr 'Abbäd, als er sie (seine Leute) ins
Verderben stürzte.
Kommentar: ,_JJi5 K.s^l:>l LjU Ö! iJtl^ AüJ i c^jtJ oLI —
^ ^ y i '^ >y^y-^^' , ,'-o ,,^ ':. y ^ ,, :i :; 'I-.s j w ^
3 y ^ *.
lJ>»Ail, öl Ä.ijL:^l IfcjLc iAäJ. Da Jusuf b. 'ümar erst im Jahre
106 Statthalter in Jemen wurde (Fragm. bist. arab. p. 89 Z. 10)
und F. 114 d. H. starb, so kann das cranze Gedicht erst zwischen
106 und 114 entstanden sein; um jene Zeit spielten die Muhalla-
biten zwar keine Rolle mehr , aber es ist wohl begreiflich , daß
ihr Geschick den Jemeniten noch vorgehalten wurde, so oft sich
unter ihnen Rebellen erhoben.
L?AA>.i:> i*.Aii |C.Ä5> ^iu*4»;Xi o>:^}~ol ^^'wÄi" % f'^) ''-*' '^
8. Nichts erschreckte sie als Reiterabteilungen , die sie plötzlich
niederstampften, so daß ihre Erntefrüchte niedergelegt waren.
Sinn: Ihre Leichen lagen dort wie geschnittenes Getreide;
vgL Diw. 224, 62 Jo'w«a5> ^jl* ^>U^1 ^^-> X& ^ ,es waren
Hell, Al-Farazdali'is Lieder auf die JMuhallabiten. 47
auf (dem Schlachtfelde bei) Dair CTaraä<fiin ihre geschnittenen
Erntefrüchte " .
9. Und sie wurden wie diejenigen , welche vor ihnen sich auf-
gelehnt hatten, und vor ihnen haben 'Äd und Tamüd nicht gehorcht.
v^JLi» ..ly lXä ,.w» »wer sich widersetzt hatte" von religiösem
Schismatikern (nach Koran S. 24, 63) Diw. 225, 10; 209, 1. Über
die Art des Unterganges des Stammes 'Ad, der dem Propheten Hüd
den Glauben verweigerte, macht der Koran (S. 7 und S. 11, 52 ft'.)
keine näheren Ansfaben : über den Untergang der Tamüditen da-
O • OD —
gegen, die ihren Propheten Sälili verhöhnten und das von ihm aus
einem Felsen gezauberte Kamel töteten, heißt es (S. 11, 70): „es er-
faßte die Frevler das Erdbeben und sie lagen in ihi'en Wohnungen
hingestreckt, als ob sie nie darin gewohnt hätten". Auf letztere
Stelle spielt somit unser Vers an. Ähnlich Diw. 186, 9 (jlc)
und 327, 34; 410, 1; 563, 10; 650, 7 (j>^VÜ).
10. Nichts wollte Mudar als edel handeln; über den Menschen
ragen ihre Ahnen empor und übertreffen alle Ahnen.
Zu ^i v^l vgl. Diw. 216, 17; 377, 19 und oben S. 2 V. 3
— -r\'.4.^ '.^ (vgl. Näb. 13, 9) bei F. nur noch 72, 5; 377, 24;
auch i^l .«..^ iT-t^^ ^^S' "^1- ^'ber die Entstehung des Epithetons
s. C. de Perceval, Essai sur l'histoire des Arabes T, 187, 189
und Boucher pag. 225, Anm. 2.
Der Rest des Gedichtes, V. 11 — 23, enthält nur mehr das Lob
Banü Mudar ohne jede historische Anspielung.
d) Diw. 294.
„Als Muhammad b. Gaiäs b. 'Abdallah, der Bagalite (Wüstenf.
Gen. Tab. IX, 28) Nufaisa, die Tochter al-Muhallab's heiratete,
nach ihrem (d. h. der Muhallabiten) Untergang, da sprach Farazdak" :
1. Bei meiner Seele, nun hat die Zeit und ihr Wechsel Nufaisa
von der Herrschaft weg an den schlimmsten Platz zurückversetzt:
Der Spott richtet sich gegen Nufaisa und gegen Muhammed
b. Gasir, da dieser gleichfalls Jemenite war.
48 Hell, Al-Farazdah's Lieder auf die Muhallahiten.
Aaas! Jj l5^" j-?'-^ S-^-^^ y^ -T?'-r*"^' ^i>.£0 »J j»«Js ä-jv*-" »^
2. Als die Gefauorene Ton Leuten — wenn sie um Erhörun? bäte,
so schlügen die Söhne Harb's die Hände jedes Steifnackigen
(sc. Kämpfers) ab.
Sinn : Wenn sie die Jemeniten bäte , ihr wieder zu ihrer
Macht zu verhelfen, so würden die ümäjjaden (= Banü l-Harb)
die jemenitischen Krieger wieder besiegen und züchtigen.
3. Wäre die Familie Muhallab's nicht am Aussterben, so würdest
du sie nie erlangen, nicht mit deinem Fuße noch mit deiner Hand.
Statt des Irrealis der Gegenwart sollte wohl der Irrealis der
Vergangenheit stehen, der sich innerhalb eines Metrums fast nie
gebrauchen läßt. Man kann aber auch die präsentische Üljer-
setzung beibehalten, wenn man Nufaisa selbst als noch lebendes
Glied der Familie Muhallab betrachtet und als dem Dichter be-
kannt annehmen will, daß Abu 'üjaina und 'Utmän b. al-Mufaddal
dem Gemetzel entgingen (Tab. H, 1413 Z. 8,9).
■\.*^ (j\j.«J.vw.i! ^_aJ ^jm\ ,-yc IXwLii» ^i'«j;^ is.L'! ..^''-?5 <i^j" ^
4. Fliehe , Gott verachtet deinen Aufenthaltsort , (fliehe) als ein
Verstoßener hinweg vom Namen des Proi^heten der Gläubigen,
Muhammed.
49
The Indo - Parthian Dynasties,
from about 120 B.C. to 100 A.D.
Vinceut A. Smith, M. A.
Wheu engaged in the study of the coins of Maues, Azes,
Gondophares, and the other kings wliom I designate collectively as
Indo-Parthian, for the purpose of the Catalogue of non-Muham-
medan Indian Coins in the Indian Museum, Calcutta, which I
have undertaken at the request of the Trustees, many difficulties were
encountered. The works of numismatists and other scholavs failed
to give adequate Solutions of these difficulties, and I was thus
forced to undertake an independent investigation of the subject.
The necessary discussion, although confined to the narrowest possible
limits, occupies more space then could be accorded in the Intro-
duction to a catalogue of coins, and is therefore offered for the
consideration of scholars in the pages of this Journal. The opinions
now expressed difier considerably from those printed in the Early
History of India and other publications in which I have referred
to the Indo-Parthian dynasties. The discrepancies are the outcome
of fuller knowledge acquii'ed by special study, and anything that
I have written previously on the subject should be considered as
superseded by this essay. The abandonment of the hypothesis that
Maues and other chiefs were Sakas carries with it many conse-
quences, and involves a complete change in the aspect of the histo-
rical Problems discussed. The key to these problems now seems
to me to be obtainable from the history of Parthia; and if our
knowledge of that history were more complete then it is, or is
likely to be, we should be in a position to understand the relations
of the Indo-Parthian rulers to the world of their day. But, even
as raatters stand, the consideration of Indo-Parthian problems from
a Parthian point of view promises to elucidate much that has
remained obscure.
My use of the term 'Indo-Parthian' requires some explanation
and defence. The coins of the kings whom I group together under
this name are described by Cunningham as the 'coins of the Sakas',
and defined as being all those "which bear names either of Parthian
Zeitschrift der D. M. fi. Bd. LX. ^
50 l • Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
origin, or of kindred forms, beginning with Moas [sie] aiid Vonones
and ending with Pakores. There appear to be at least thi-ee distinct
families of these princes, the two earlier ones of Moas and Vonones
beincf (.'ontemporaiy, while that of Gondophares was some time
latcr. All the coins of this class have on their reverse literal
translations in the Indian Pali language and in Arian [= Kharosthi]
chavacters of the Greek legends of the obverse"i).
Professor Gardner, in the British Museum Catalogue of the
coins of the Greek and ScytJiic kings of Bactria and India,
published in 1886, distinguished Maues, Azes, and Azilises as
Scythic, and Gondophares etc. as Parthian kings.
Professor Rapson, in his work Indian Coins, published in
1898. similarly treated Maues or Moa, Vonones, Azes, and Azilises
under the head of 'Scythic Invaders of India', while he confined
the term 'Indo-Parthian coins' to the issues of the dynasty of
Gondophares. Professor Rapson followed Cunningham in regarding
Maues as being a Saka by race, and expressed the opinion that
"the earliest of the Saka dynasties in India is that of Maues or
Moa" -) {op. CiL sec. 29).
Having called attention to the Parthian* affinities of the coinages
of both Maues and Vonones, Professor Rapson proceeds to observe
that "it is certain that the dynasties of Maues and Vonones were
intimately connected, and it is difficult to separate them so far as
to call the form er Saka and the latter Parthian. The difficulty
is, perhaps, to be explained by supposing the existence among the
Sakas of this period of a streng Parthian element due to previous
events" {op. cit. sec. 30).
Von Sallet {Die Nachfolger Alexanders des Grossen, 1879)
abstained from any formal Classification and was content to describe
all the coins in question as issued by princes with non-Greek names.
Considering that all these coins have intimate relations one
with the other, and that they all show a more or less distinct
Parthian complexion. the descriptive designation 'Indo-Parthian'
appears to be best. The whole series is to some extent both Indian
and Parthian, and the name chosen simply expresses this certain
fact. The investigation, as it progresses, will show that the con-
nexion between India and Parthia was closer then is usually ad-
mitted. The question concerning the propriety of Cunningham's
term 'the coins of the Sakas' requires to be considered in some
1) 'The Coins of the Sakas', p. 1 of reprint, = Num. Cliron., Vol. X.
3d S., 1889, p. 103.
2) This king's name is actually known only in the genitive case, as Greek
MATOT, Kharosthi Moasa. The nominative of the latter form was un-
doubtedly Moa ; but that of the Greek form might be Mauos, Mauas, or Maues.
The analogy of other names, e. g. TIAKOPH.2 , indieates that the form Maues
is to be preferred. Similarly, Azes is preferable to Azas. There is no authority
for Thomas" and Cunningham's 'Moas'.
V. Snit'tJi, The Indo-Parthian Dijnasties. 51
detail.^ Von Gutscbmid suggested that Maues should be regarded
as a Saka because bis kingdom migbt be identified witb tbat founded
by the migrating Sakas when tbey were driven soutb, as recorded
by the Chinese historians ^). Cunningham admitted that "there is
no direct historical evidence that the Sakas ever occupied the
Panjab, but the three great kings, Moas, Azas, and Azilises, whose
coins are found chiefly in the Panjab, and very rarely to the west
of the Indus, are universally accepted as Saka Scythians". This
cannot be considered a very satisfactory ^ argument. He assumes
further that Vonones and bis familv were Sakas, but criyes no clear
evidence in favour of the assumption -). He was largely infiuenced
in bis choice of the term 'coins of the Sakas' by the belief that
certain satraps, whose coinage is related to that of the kings
in question, were demonstrated by epigraphic evidence to have
been Sakas. His argument is expressed as follows : — " I have kept
the coins of the Saka satraps apart from those of the kings, as I
feit uncertain whei'e to place them. That tbey belong to the
period of Saka rule is clearly shown by their types, which are
chiefly copied from the coins of Azas.
But a most decisive proof of their Saka nationality is found
in the Arian Pali [Kharosthl] inscriptions of a pillar capital which
was found at Mathura about twenty years ago by my lamented
friend, Pandit Bhagwän Lal. The principal inscription records the
erection of a Stüpa for the relics of Buddha by the Queen Nanda-
sriyä in the time of the great Satrap Rajul (Rajubul of the coins)
and of the Yuva Raja Kharadost, who also bore the title of Satrap.
Mention is made of Prince Tulama, the son of Kharadost, and
also of the Satrap Siidds, the son of Rajul. A separate inscription
on the sanie capital records the name of the great Satrap Kusalaa,
who is almost certainly the Satrap named Liaka- Kusulaka in the
Taxila copper-plate .... On the same capital witb these Satrap
names there is a short record which proves that all of them must
have been Sakas. The words are sarva Sakastäna i^uyae., 'for
the merit of all the people of Sakastän', that is of the country
occupied by the Sakas. The name of the city of Taxila is also
found on the capital. At this time, therefore, the Indian territory
of the Sakas must have extended from the Indus to Mathura, and
from Kashmir to Sindh"-^).
Since Cunningham wrote the above observations the inscriptions
on the 'Mathura lion-capital' have been studied by several scholars,
who have thrown more light on its brief, enigmatical inscriptions,
but here I need refer only to Dr. Fleet's recent researches. The
words loosely quoted by Cunningham are really ^sarvasa sakasta-
1) Geschichte Irans, p. 107.
2) 'Coins of the Indo- Scythians', p. 42 of reprint, ^ Num. Chron.,
Vol. VIII, 3<^ S„ 1887), p. 240.
3) The Coins of the Sakas, p. 22.
4*
52 V- Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
nasa puyae\ which were formerly translated as 'in honour of the
wbole Sakastana'. But Dr. Fleet shows goocl reason for holding
that the Compound word sakastana of the Mathurä inscription P.
is the exact equivalent, in the dialect of the records, of the saha-
fthäna of the Päli Jätakas, or Sanskrit svaka-sthäna. "There is
no reference", he observes, "to Sakas, either here, or in any other
of the records on the lion-capital, or in any of the connected
records. And the inscription P. is simply a record which some
pex'son or persons, to be probably found named in one of the
adjacent records, caused to be engraved 'for the worship of the
whole of {his, her, or their) own home'; that is, in honour of bis
her or their whole household" ^). If this Interpretation of the
word saka be correct, as it seems to be, the main Support of
the proposition that the satraps of Mathurä were Sakas , falls to
the ground.
Dr. Fleet goes further and maintains that the belief in the
' . . . . . T .
existence of Saka immigrants in Northern India is a raere delusion.
"There are no real grounds", he writes, "for thinking that the
Sakas ever figured as invadei's of any part of Northern India,
above Käthiäwäd and the western and southern parts of the terri-
tory now known as Mälwa (see J. B. A. S., 1904, 706 flf., and
page 155 above). Indeed we may now say definitely that they
never did so; and, to^ what I have said there concerning the occur-
rence of the word Saka in one of the early Jain inscriptions at
Mathurä, I may add that it is now certain that the word there
used means simply Buddhists, mentioned as Sakas by a form, which
in the language or spelling of that period was the customary form,
of the tribal narae of their founder Sakamuni-Buddha" -).
AVhether or not it be true that the Sakas never ügured as
invaders of any part of Northern India, it seems to be established that
the name of their horde is not certainly mentioned in inscriptions,
as it was supposed to have been. No definite reason for i-egarding
the satraps of Mathurä as Sakas by race now remains, nor is there
any adequate justification for describing the coins of Azes, Vonones,
and the rest as 'the coins of the Sakas'. That designation must
be abandoned, and, as I have already said, the purely descriptive
term Indo-Parthian is the most convenient for use as correctly
including the whole class.
AYith the exceptions that Gondophares is mentioned in a single
inscription and in a well-known early Christian legend, coins are
our sole source of direct knowledge of the Indo-Parthian dynasties.
1) J. R. A. S., 1904, pp. 703 — 9. In a subseciuent note {J. R. A. S.,
1905, p. 155) Dr. Fleet, accepting a Suggestion of Professor Hultzsch, took
sarva to be a proper name and translated, '(^1 gift) of Sarva, in honour of
his home'. This Version seems to be the best.
2) J. U. A. S., 1905, p. 230. I doubt the correctness of Dr. Fleet's Inter-
pretation of the Mathurä record, and still prefer Bühlers.
1
V. Smith, The Indo-Parthian Dynasties. 53
The coins of Maues described in the British Museum printed
catalogue comprise seventeen distinct kinds, not to mention minor
varieties; and the number of distinct kinds now known may amount
to a score or more. The general aspect of the fine series in the
British Museum, as enriched by the addition of the Cunningham
collections, not included in the catalogue, is plainly suggestive of
an early date, and all numismatists are agreed that Maues must
be regavded as the earliest of the Indo-Parthian kings. Some of
his pieces are literal copies of coins of Demetrios and Apollodotos,
but Von Gutschmid goes too far when he deduces from this fact
the inference that Maues was a younger contemporary {ein jüngerer
Zeitgenosse des Demetrius und Ajjollodotus) of both those princes ^).
So far as Apollodotos is concerned the remark may be accepted
as correct, because his rule on the north -western frontier of India
may be assigned with approximate accuracy to the period 156 —
140 B. C. But Demetrios was much earlier in date and must be
placed somewhere about 200 B. C. Mr. Rapson (Indtan Coins,
see 29) holds that the date of Maues is "probably not later than
c. 120 B. C", and this determination appears to be very close to
the truth.
Mr. D. R. Bhandarkar has ventured to reject the unanimous
opinion of numismatic experts that the Indo-Parthian series of
coins begins with those of Maues. and to maintain that "Maues is
the last prince of the Saka dynasty". He bases this opinion chiefly
on the Identification of Maues with the king Moga mentioned in
a well -known inscription dated in the year 78 of an unspecified
era, which Mr. Bhandarkar is convinced must be the so-called Saka
era-). But there is no evidence that the Saka era was in use in
Northern India at so early a period, and whatever may be the
correct interpretation of the date in the Taxila inscription, the
theory that it was expressed in the terms of the Saka era is the
raost improbable. Further, there is no proof or real reason to
suppose that Maues was a Saka, and speculations, such as those of
Mr. Bhandarkar, concerning the supposed decline of the Saka dynasty
are premature until the existence of such a dynasty has been as-
certained. No person at all versed in the interpretation of numis-
matic facts can fail to perceive that the aspect of the Maues
series of coins is earlier then that of Azes, Azilises etc. ; and, not-
withstanding Mr. Bhandarkar's dissent, I have no hesitation in
agreeing with Wilson, Von Sallet, Gardner, and Cunningham that
the coinage of Maues Stands at the head of the Indo-Parthian
series. The coins of Vonones are approximately contemporary,
but probably a few years later in date.
1) Geschichte Irans, p. 106.
2) 'A Kushana Stone Inscription', read before ßo. Br. R. A. S.,
19. Oct. 1899.
54 V. Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
Justificatiou for giving the name Indo-Parthian to the coinage
of Maues was supplied long ago by the Observation of Von Sallet,
who, when describing a coin of that king witli horseman obverse
and bow-case reverse (bis PL V, 2), remarked that "this fine coin
is vemarkable on account of the completely Arsakidan types,
•vvhich occur especially on the reverses of the copper money of
Arsakes VI [Mithradates I], and were exactly copied by the hitherto
imperfectly known Arsakes Qeög of Bactria (unique specimen in
Bex'lin, PI. V, 2). Without indulging in further conjectures, we
must maintain that both these pieces indicate an Arsakidan rather
than an Indo-Scythian origin for Maues" ^).
This Observation is perfectly just, and is confirmed by study
of the legends on the coins of Maues. The pieces with types
directly imitated from the coinages of Demetrios and ApoUodotos
bear the brief legend BAZIAESIZ MATOT, and may be presumed
to belong to an earlv period of bis reign. But most of bis coins
give the fuller royal sVle, BAZIylESlZ BAEIylESlN MEFAAOT
MATOT, which is unquestionably a copy of the Parthian regal
formula. Unfortunately, the attribution of the coins in the Par-
thian series is open to so much doubt that it is impossible to
affirm with absolute certainty when the formula in question first
came into use. The Parthian kings, no doubt, copied it from the
title hsayathiya hsayathiyanam, 'kings of kings', arrogated by
the Achaemenian monarchs of Persia, but it is difficult to decide
whether the earliest copyist was Mithradates I (Arsakes ^^), or
bis nephew Mithradates II, commonly called the Great, The limits
of the reign of the former are approximately 171 — 136 B. C,
and those of the reign of the latter 123 — 88 B. C. Most autho-
rities ascribe the assumption of the Persian title to the eider king,
but Mr. Wroth, who attributes to Mithradates II certain coins
usually assigned to bis uncle, in inclined to think that the formula
BAZIAE^Z BAZIAE^N MEEAADT was first used by Mithra-
dates IL He admits, however, that Mithradates I "may well have
taken the title", while adding that "the proof that he did so rests
solely on the attribution of these coins to bis reign"-). The coins
referred to by Mr. Wroth (p. 30 of Caialogue) exhibit the king's
bust to the left on the obverse, and the characteristically Parthian
type of the seated bowman on the reverse. The earlier coins
ascribed by Mr. Wroth to Mithradates II showing the king's head
without helmet, bear the simple title BAZIAESIZ like the early
coins of Maues, who evidently followed closely the Parthian
precedent.
1) Nachfolger Alexander's, p. 140.
2) Catalogue of the Coins of Parthia, by Warwick Wroth (Greek
Coins in the British Museum), 1903, Introd. p. XXV, note. Mr. Wroth dates
the close of the reign of Mithradates I in 138 B. C. , Rawlinson puts it two
years later.
V. Smith, The Indo-Parthian Dijnasties. 55
The coins of Maues are found ordinarily in the Panjäb only,
and chiefly in the western portion of the province, of which
Taxihx was the ancient capital. If we could determine definitely
whether Maues borrowed his royal title from Mithradates I or
from his nephew, we should be in a better position for fixing with
approximate accuracy the date of the accession of Maues to the
throne of the Western Pafijäb. But the question does not seem
to admit of determination, and the chronology which I adopt is
as consistent with the supposition that the title in question was
first assumed by the eider Mithradates as it is with the supposition
that it was adopted by his nephew. Both those kings were great
conquerors and added materially to the Parthian empire, and either
would have been justified in celebrating his achievements by the
assumption of a pretentious title. Mithradates I is known to have
wrested two provinces from Eukratides, king of Bactria, although,
unluckily, their position cannot be ascertained. The younger
Mithradates, commonly called the Great, is i-ecorded to have added
many provinces to his ancestral dominions, but details of his
Operations are almost whoUy wanting, and historians of his reign
are driven to tili their pages with conjectures rather than ascer-
tained facts. I am, however, inclined to agree with Mr. Wroth in
believing that the title BAEIyiE^E BAZIAESIN MEFAAOT
was first assumed by Mithradates II.
Von Gutschmid {GescJiichte Irans, p. 79) makes the Obser-
vation that "the ordinary opinion that the emergence (auftauchen)
of Parthian names among the Indo-Scythian rulers of the Kabul
Valley [sic] ^j has a connexion with the conquest of Mithradates II
is negatived by the fact that, so late as the middle of the first
Century B. C, Kandahar (U-ghe-shan-li), lying much farther to the
west, was recognized by the Chinese as an independent kingdom".
This Observation has no force. Even if it be granted that the
purport of the Chinese statement is correctly given, which in the
absence of precise reference, cannot Ije tested ; and if it be further
granted that the Chinese U-ghe-shan-li really means Kandahar, still
the premise will not bear the weight of Von Gutschmid's inference.
The phrase 'recognized as an independent kingdom' is of very vague
Import, and might very well be applied by distant foreigners like
the Chinese to a realm govei'ned by a king of its own, even
though he might acknowledge a greater power as his suzerain.
The various satrapies of the Parthian empire, as Müller points
out, were all recognized as kingdoms. "Id enira agitabant Arsacidae"
he observes, "ut reges regum appellarentur, ut e multis constat
monumentis. Hunc titulum quo meliori jure mereri viderentur, id
satrapiarum omnium rectoribus concedebant ut reges appellarentur.
1) 'Kophenthale^; but the Indo-Parthian rulers never held the. Kabul
Valley.
56 T'. Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
Inde factum ut apud illos tantundera valeret regni nomen atque
jwovinciae" '). Such kingdoms might well appear to Chinese writers
to be 'independent*. As a matter of fact, as will be shown presently,
Arachosia with its capital Kandahar, formed a portion of the Parthian
empire in the first centuiy B. C. Whether or not the Kandahar
region could be properly described as 'independent' in B. C. 50,
the question does not aifect the connexion between the 'emergenee'
of Indo-Parthian princes in the second Century B. C. and the ex-
tension of the Parthian erapire at the same period.
The extreme imperfection of the records of Parthian history
forbids the specification of exact dates for the conquests effected
by either Mithradates I or Mithradates II, but the advance of the
former in the direction of Iiidia may be ascribed safely to the
closing j-ears of his reign, which ended in or about 136 B. C. I
confess I see no good reason for doubting the explicit statement
of Orosius that, subsequent to the defeat of the general of Demetrios,
king of Syria, and the occupation of Babylon, Mithradates I annexed
to his empire the territory of all the nations between the Indus
and the Hydaspes, or Jihlam river. Orosius, although himself a
late writer, who made his compilation about 400 A. D., necessarily
drew his materials from earlier authors, and it is not at all likely
that he should have invented his assertion concerning the Indian
conquests of Mithradates. Von Gutschmid supposed that the state-
ment was derived, through Livy and Diodorus, from Posidonius,
who died about 50 B. C. at an advanced age. Whatever the source
of the statement, it must have been made on sorae authority, and
it seems to me intrinsically probable-).
On the assumptions that the statement made by Orosius is
well-founded and that Mithradates the Great died in or about
136 B. C. , his annexation of the Western Panjäb may be dated
in 138 B. C. After his death, the Parthian state was grievously
troubled bv the hordes of nomad invaders, Sakas and others, who
1) Geogr. Gr. Minores, Prolegomena, p. XXXIII. Müller gives proofs
of his statement.
2) The text is "Mithridates, tiiiic siquidem , rex Parthorum sextus ab
Arsace, victo Demetrii praefecto Babylonam urbem finesque ejus universos victor
invasit. Omnes praeterea gentes qiiae inter Hydaspen tiuvium et Indum jacent,
subegit i'Bk. V, eh. IV, sec. 16; ed. Zangemeister, Menna, 1883). The comment
of Von Gutschmid (Geschichte Irans, p. 50) is: — "Mit der Angabe Jiistin's
schien eine andere zu streiten, die deshalb trotz ihrer tretflichen Bezeugung
allgemein verworfen worden ist, die nämlich, daß Mithridates seine Herrschaft
bis Indien ausgedehnt und auf friedlichem Wege das ehemalige Reich des Porus
oder, wie es an der Parallelstelle heißt, alle Völker zwischen Indus und Hydaspes
sich unterworfen habe". I do not know the 'parallel passage' to which Von Gut-
schmid alludes, without giving areference. The vague statement of Justin (Bk. XLI,
eh. 6) that Mithradates "extended the Parthian empire by reducing many tribes
under his yoke from Mount Caucasus to the river Euphrates" is hardly sufBcient
to refute Orosius, even if the Indian Caucasus or Hindu Kush be understood,
and it is not clear that the proposition must necessarily be so understood.
V. Smith, The I lulo- Parthian Di/nasties. 57
kept ijoui'ing in f'rom the steppes, seeking for new pastures and
camj^ing grounds to replace those t'rom which the}- had been driven
out by rival hordes pressing on their rear. Phraates II, the im-
mediate successor of Mithradates was killed in battle with the
nomads about 127 B. C; and somc four years hxter, Artabanus I,
who followed him on the Parthian throne, met the same fate in
the same way. These events obviously ofFered a favourable oppor-
tunity to an anibitious governor of a remote province; and if \ve
suppose that Maues, the oldest of the Indo-Parthian rulers, had
been the Parthian governor of the Western Panjäb for a few years,
and than, on the occurrence of favouring events, renounced his
allegiance and asserted his independence, the supposition accords
Avell with the known facts. His declaration of independence may
be dated approximately in 125 or 120 B. C, and his earliest
BAZIylE^Z MATOT coins may be assigned to the first two or
three years of his reign. If he began to issue the BAZIAESIS
BAEIAESIN MErAAOr MATOT coins in or about 122 B. C,
he might have borrowed the title from either Mithradates I or
his nephew. But the date 120 for his accession seeras to be
preferable.
Whatever may have been the method by which Maues attained
the rank of king of Taxila, I believe that his accession was a
consequence of the annexation of the Western Panjäb by Mithra-
dates I, and that the 'emergence' of Parthian names among the
rulers of the Indus Valley can be explained best by connecting it
with the advance of the central Parthian power into India. It is
not necessary to suppose that Maues ever became absolutely in-
dependent. The mere stamping of brave titles on coins often
means very little, and it is quite possible that the 'king of kings'
at Taxila may have recognized in some way the superiority of a
greater 'king of kings' at Ctesiphon. But, perhaps, it is more
likely that the jDrovince to the east of the Indus remained an
integral portion of the Parthian empire for a few years only, and
that Maues, from the date of his accession, about 120 B. C, was
independent both in theory and practice.
This latter view is confirmed by the fact that the Indian
province is not included in the list of eighteen 'kingdoms' (regna)
or provinces into which the Parthian empire was divided at the
beginning of the Christian era. The governraents more or less
closely concerned with India which wei"e at that time parts of the
empire were (1) Arla, with its capital 'Alexandria among the Arlans',
the modern Hirät (Herat); (2) the country of the Anauoi, being
a Segment of Arla, with its chief town Phra, the modern Farrah;
(3) Zarangiana, or Drangiana (Zaoayyucvfj), lying farther south,
E. long. 60°, N. lat 31°— 32°, to the east of the Hamum or Zareh
Lake; (4) Sakastana {Say.aGtavii)^ to the south-east of the last,
also called Paraetacena {TIciQcaxay.i]viq)^ including Sigal, the Saka
58 ^- Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
capital. a proviiice to the north of the Helmund river; and lastly
(5) Arachosia, which the Parthians called White India with its
capital, Alexandropolis, the modern Kandahar. So far extended,
says Isidor of Charax, the realm of the Parthians.
The value of this statensent, which is certainly earlier than
the date of the publication of the Natural History of Pliny,
puhlished in 77 A. D., depends partly on the date assigned to
Isidor of Charax. The arguments adduced by C. Müller are sufficient
to satisf}' me that Isidor was the geographer from Charax. specially
appointed by Augnstus to the staff of his legate, Gaius Caesar, in
1 A. D.') Assuming the correctness of this inference, we learn
that Arachosia, the Kandahar jDrovince, was actually a part of the
Parthian empire at the beginning of the Christian era, and it is
probable that it had been under Parthian rule from the time of
Mithradates the Great^).
Even if Müller's argument concerning the identitv of Isidor
be rejected, the significance of the statements recorded by Pliny
will not be affected very seriously, because the Characene author,
whom be quotes, be his name Isidorus or Dionysius, is expressly
described as being 'quite recent'.
The proved fact that Arachosia formed an integral portion of
the Parthian empire at or abont the beginning of the Christian
era, and probably had been under Parthian rule for at least a
centuiy previously, has an important bearing upon the Indo-
Parthian Problem ; because the coins of the family of Vonones, as
well as those of Orthagnes, etc. the successors of Gondophares,
come to a large extent from the neighbourhood of Kandahar, the
representative of the ancient capital of Arachosia.
I have already dealt with the early Indo-Parthian coins of
^Maues, king of the Western Panjäb, and given reasons for believing
1) The list of proviuces is given in a Condensed form by Pliny (Bk. VI,
eh. 25-, cited by Von Gutschmid as sec. 44, 112); and Müller shows sound
reasons for believing that in Pliny's Book VI, eh. 27 (Basle ed.; cited by
Müller as 31, sec. 138) the words 'Dionysium terrarum orbis situs recentissimum
auctorem' sbould be read as 'Isidorum etc.'. The mistake raay have been due
to a slip of the pen made by Pliny himself {Geogr. Graeci Min., Proleg.
p. LXXXI). The werk of Isidorus, from which the statements in the text are
taken, is preserved in an abstract entitled 2za9iLol TIuoQ^r/.oi, a route-book
for the Parthian dominions from the Euphrates to Kandahar, which has been
edited by Müller (op. cit. Vol. I, p. 253). Müller's atlas shows the position of
the various provinces as understood by him. The Greek test concerning
Arachosia is: — 'F^vtcvO^tv 'Agay^caGiu , O'/^olvoi /.»' [= 36]. Taizr^v dl ot
TIÜqQoi 'Ivdr/.rjV Xtv/.riv y.cü.ovGiv f'v9u Eivr ^öXig y.al ^ÜQxava -xoXig
■/.cd XoQO'/occd 7c6'/.ig y.ul ^r\u.riXQiccg -xöl.ig' tixa 'AXthuvSQÖ-xo'l.ig, iir(tQO-
TTO/.ig'AQU'icoaiag- tCTi dh'E/./.r^vlg, y.ul TiaouQoii avTi]v TtOTaubg'Agay^corög.
"-I'/Qi rovTov iarlv i) riov Tlüod^av irciy.QccTaiu. A schoenus = 30 stadia
of 202^/2 yards each: 36 schoeni = about 124 English miles.
V. Smith, The Indo-Parthian Dynasties. 59
that his kingdom was the outcome of the Indian annexations effected
by Mithradates I about 138 B. C.
I iiow turn to the coinage of Vonones (Onönes) and his family,
which, aceording to Cunningham {Coins of the Sakas, p. 4), comes
"chiefly froni the ancient Arachosia, or Kandahar and Ghazni.
Some have also been found in Sistän, the aneient Drangiana. A
few have been obtained at Kabul, but, as not even a single specinien
was got at Beghram by Masson during his three years collection, it
seems almost certain that Vonones could not have ruled there. For
a similar reason the family of Vonones could not have ruled for
any time in the Panjäb, as their coins, are very rarely found there".
I proceed to consider who Vonones was, and to examine the
indications which give a clue to his date.
The nanie Vonones is familiär in the history of Pavthia as
that of two kings, namely Vonones I, about 8 — 12 A. D., and
Vonones II, about 51 A. D. On the coins, both Pai'thian and
Indian, the name is speit Onönes, ^Ovavrjg, but it was probably
pronounced Wonönes, as the Latin historians write Vonones, which
is now generally accepted as the correct spelling. It is clear,
therefore, that the Vonones of Indian numismatics bore a purely
Parthian name, and that in the absence of decisive evidence to
the contrary, he should be regarded as being himself a Parthian.
There is no sound reason for calling him Saka, or anything eise
than a Parthian. He is, however, a rather shadowy person, for
he is not mentioned in any historical document, nor are any coins
issued by him merely in his own name known^). Our knowledge
of his existence is derived solely from a series of provincial coins
Struck apparently by his relatives, who placed their own names
and titles on the reverse, and those of Vonones on the obverse.
The name and titles of Vonones are given in the Greek language
and Script as BAEIvlEUZ BAZIylE^N MEFAylOT ONSlNOr,
accordincf to the reatular Parthian formula, as used bv Maues in
the Panjäb, while those of his relatives are given in Indian Präkrit
and the Kharosthi Script, the Aidan Pali of Cunningham. There
can be no doubt that Vonones was the suzerain, and that his
relatives were his subordinate colleagues, who were obliged to use
an Indian language aud Script in order to make their coin legends
intelligible to their subjects on the Indian border -land; while
Vonones continued the old Bactrian and Parthian practice of using
the Greek language and Script as being one of the successors of
Alexander-). If the dates could be adjusted to suit, the most
obvious assumption would be to identify the Vonones of the coins
1) If the coins of this Vonones ever should be recognized, I should expect
them to be purely Parthian in type, without any Indian characteristics, and
to be found in Sistän.
2) See remarks of D. R. Bhandarkar, 'A Kushana Stone Inscription',
reprint, pp. 16—20, from J. R. A. 8. Born. Br., read 19 Oct. 1899.
60 T'. Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
in question witli Vonones I of Parthia, wlio reigned fi'om abf'Ut
8 to 12 A. D. But this is impossible, and the Indo-Parthian
Vonones must be regarded as a Parthian chieftain, otherwise un-
known to history "who assumed, like Maues, the titles of the greater
luonarch occujDj-ing the throne of Ctesiphon. The probability would
seem to be that our Vonones was a Parthian king of Sistän, or Saka-
stene, more or less dependent on the central Parthian power, and that
he administered Arachosia and the Indian border-land as dependencies
of that kingdom through the agency of near relatives armed with
viceregal powers^). We possess the coins of thi-ee of such relatives,
namely, (1) Spalahora, (2) Spalagadama, and (3) Spalirises.
Two types of the coins of Spalahora exhibit on the obverse
the name and titles of Vonones in Greek, while the revevse legend
is Maharajabhrata dhramikasa (or dhramiasa) Spalahorasa^ '[coin]
of the pious Spalahora, brother of the king'. A third type bearing
the name of Spalahora is primarily a coin of his son Spalagadama, with
the reverse Kharosthl legend, Spalalioraputrasa dhrcuniasa Spala-
qadamasa, ['coin] of the pious Spalagadama. son of Spalahora'. The
obverse Greek legend is ZnAATPIOZ AIKAIOT AJEAOOT
TOT BASIAESIZ, where the genitive ZnAATPIOS indicates a
nominative ZTIAAIPIE as the Greek equivalent of Spalahora.
Another and earlier type of the coins of Spalagadama gives the
names of both Spalahora and Vonones, the legends being, in
Kharosthl, Spalalioraputrasa dhramiasa S2)alagada7nasa, and in
Greek'/ BAZIAE^Z BAEIAE^N MEEAAGT ON^NOT.
From these facts the inferences are inevitable that the king
Vonones had a brother named Spalahora (Greek ZIIAATPIE),
who governed Arachosia as viceroy with the power of coining
money. Spalahoi'a ventured to coin in his own name as 'brother
of the king', but never assumed the royal titles of BAZIAETZ
or mahciräja. It also appears that Spalahora must have died
during the lifetime of Vonones, and have been succeeded in the
viceregal office by his son Spalagadama-).
But we also possess similar coins Struck by one Spalirisa as
'brother of the king', with the Kharosthl legend Maharqjabhraha
dhramiasa Spalirisasa^ '[coin] of Spalirisa, brother of the king',
and the Greek lebend BAZIAESIZ AJEAOOT ZnAAIPIZOT.
1) We must reraember that although Sakas were settled in Sistän , or
Sakastene probably a little before the time of Vonones, the province is described
as one of the eighteen governments which made iip the Parthian empire at
tbe beginning of the Christian era. It may have come under the ruie of a
Parthian prince as a consequence of the conquests of Mithradates I.
2) I do not believe in the reading Simhorabhrata dhramikasa Spala-
horasa supposed to have been found on a coin belonging to Mr. Brereton,
mentioned by Thomas in Prinsep's Essays, Vol. 11, p. 204, and quoted in
B. M. Catal., p. 173; the normal reading would be Maharajabhrata etc.
The obverse had the usual ON^NOT legend.
V, Smith, The Indo-Parthian Dijnasties. 61
Again, other coins exhibit Spalirisa as king on his own
account, with Kharosthl legend, Maharajasa tnahatakasa Spali-
risasa, and Greek legend, BAZIylE^N BAZIylE9.Z MEFAylOT
ZnAyllPIZOT^). The 'king' referred to in the first of these
two types can hardly he any other than Vonones, and the legitimate
inferences seem to be that the Spalirisa was a second brother of
Vonones, who survived both Spalahora and Vonones and succeeded
the latter on the throne, which as I have said, was probably that
of the country now called Sistän.
Two types of coins {B. M. Catal, p. 102) exhibit on the
reverse the Kharosthi legend, Maharajasa mahatakasa Ayasa,
and on the obverse* the Greek legend, BAZIyLESlE MEFAAOT
ETLAAIVIZOT. These coins prove that Spalii-isa, after his suc-
cession to the throne, employed a i-elative named Aya as his vice-
roy in Arachosia. The nature of the relationship not being defined,
the presumption is that Aya was the son of Spalirisa. As we
shall see presently, the name Aya is rendered in Greek as Azes,
which is the form generally cited. The series of the early Indo-
Parthian coinage of Arachosia closes with these viceregal coins of
Azes. A later series consists of the issues of the successors of
Gondophares. The interval during which no Indo-Parthian coinage
of Arachosia is known extends over about a hundred and thirty
years; and this fact, not clearly recognized hitherto, calls for an
attempt at explanation. But before entering on that question, I
ask the reader to be good enough to carry in his mind the following
brief tabular statement of the dynastic facts so far established: —
Indo-Parthian Rulers of Arachosia.
Vonones Spalahora (viceroy) SPALIRISA
I !
Spalagadama (viceroy) Aya or Azes
(viceroy)
The belief that Vonones Struck coins bearing the name of Aya
(Azes) on the reverse, originally expressed by Thomas in 1858
and re-aftirmed by Cunningham in 1889, is due to the misreading
of the legends on coin Nr. 256 of the cabinet of the Asiatic Society
of Bengal-).
1) The Order of the words EAZIAEP.N EA2:LiESli: is peculiar to
this king.
2) When preparinff the catalogue of Indo-Parthian coins in the Indian
Museum, Calcutta, including the cabinet of the Asiatic Society of Bengal, I was
surprised at not finding the coin described as one of 'Vonones and Azas' by
Thomas {J. A. S. B., 1858, p. 252) and Cunningham, Coins of the Sakas,
p. 36, PI. IV, 8). On comparing coin No. 256, which I had catalogued as one
of Maues, with Cunningham's plate, I perceived that it must be the piece
62
T'. Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
The technical description of A. S. B. No. 256 (see figure 1) is
as follows: — ^-E; diam. 1 inch, or 26 mm.; weight, 93'5 English
grains, or 6"35 grammes. Obverse, — Herakles standing facing;
club and lion's skin in 1. band: r. band on bip. Remains of in-
distinct Greek legend, [BAZIA]E^S BAZIAESIN MErA[AOr],
and below, traces of a name ending in T. Reverse^ — Maneless
lion or pantber standing 1.; mon. in 1. field. Kbarosthi legend,
{rajadl']ra}asa ma[hatasa], and below, [iJ/oJasa, indistinct ; in poor
condition.
Coins bearing the name of Azes, designed and executed in tbe
Indo-Partbian style, and closely related in many details to tbe
coins of tbe Vonones family, are extremely numerous, and occur in
moi*e tban twenty distinct types. But tbese coins are obtained
almost exclusively from tbe Pafijäb, wbereas tbe coinage issued by
Azes as viceroy of Spalirisa belongs to Aracbosia. In tbe Pafijäb
Azes was tbe successor, probably tbe immediate successor of Maues,
and establisbed a dynasty of considerable stabilit}^, wbile in Ai*acbosia
tbe series of early Indo-Partbian coins ceases abrujDtly witb tbe
figure 1.
viceregal coinage of Azes. Tbe assumption bas always been made
tacitly tbat Azes, tbe king of tbe Western Pafijäb, was identical
witb Azes, tbe Aracbosian viceroy of Spalirisa. Tbe correctness of
tbe assumption is not self-evident, but tbe bypothesis of tbe identity
of tbe regal witb tbe viceregal Azes may be accepted provisionally.
Proof will be given presently tbat tbere were two kings named
Azes in tbe Pafijäb, namely Azes I and II, probably related as
ascribed to 'Vonones and Azas'; the identity being establisbed conclusively by
the crack which exists, and of which the form is clearly sbown in Cunningham's
figure. In order to obtain an independent expert opinion, I submitted the coin to
Professor Rapson of the British Museum, who at once admitted its identity with
the piece figured by Cunningham, and declared that it is undoubtedly a
coins of Maues, not of Azes. Cunningham's figure, a photograph from a drawing.
is misleading. It represents the coin as being in good condition with the names
quite clear, whereas in reality the remains of the Greek legend where the kings
name occurs are a mere shadow, and the name in Kharosthl is indistinct. The
coin is merely a duplicate of B. M. Catal., PI. XVI, 5, a coin of Maues, and
has the same monograra, very indistinct, and not sbown in the figure. As on
that specimen, a wide space intervenes between the a and sa of Moasa, which
characters are sufficiently piain on the original coin. The syllable Mo is blurred.
V. Smith, The Indo-Parthian Dijnasties. 63
grandfather and grandson. If tbe viceroy of Spalirisa was really
identical with either of them, that one must have been Azes I.
How then can the facts be given an explanation, whicb maj
pass as reasonable and adequate, even if not absolutely demon-
strated? I think such an explanation niay be found in the hypo-
thesis that Arachosia was not definitely incorporated as a province
in the Parthian empire until hate in the reign of Mithi-adates II. I
suppose that the establishment of a Parthian king, Vonones, perhaps
independent, in Sistän, and the extension of bis svvay by means of
viceroys over Arachosia took place about 120 — 115 J3. C. , as a
collateral result of the Operations of Mithradates I, rather than
of those of bis nephew. Vonones and his successor, Spalirisa, or
Spalii'ises, continued to rule their realm, consisting chiefly of
Sistän and Arachosia, as kings enjoying practical, if not nominal
independence. But when Spalirisa died , the ambitious sovereign
Mithradates the Great, then nearing the close of his reign, would
seem to have suppressed the independence of Sistän, including its
appanage Arachosia, or at least to have withdrawn from its rulers
the privilege of coining money in their own names. Azes, who had
been viceroy of Arachosia under Spalirisa, was not allowed to
succeed that prince at Kandahar, but received compensation in the
form of succession to Maues at Taxila in the AVestern Paiijäb. How
all this happened, it is irapossible to say. It is easy to imagine
that the Parthian rulers of Kandahar may have been closely united
with those of Taxila by ties of blood and marriage, and the remarkable
similarities of the coinages of the two kingdoms Support this
hypothesis. But such conjectures are vain, and all that seems fairly
certain is that Azes, the viceroy of Spalirises, lost Arachosia, and
became King Azes I of Taxila. The chronological scheme which
commends itself to me suggests that these events may have been
the result of the tightening of the grasp of the central Parthian
power on Arachosia by Mithradates the Great, but I am not able
to give definite proof of this theory.
However this may be, and whether or not Azes I was personally
connected with Maues, the Taxilan kingdom of the latter unquestion-
ably passed into the hands of the line of Azes. The proof that
then were two kings of Taxila named Azes is easy. Azes I Struck
a few coins, of which three specimens are recorded, bearing his own
name in Greek on the obverse, and that of his successor, Azilises,
or Ayilisa, in Kharosthl, on the revei'se. The legends are BAZI-
AESIS BASIAESIN MErAAOT AZOT, and Maharajasa raja-
rajasa mahatasa Äyüisasa^).
1) B. M. Catal, PI. XXXII, 9; Coins of the Sahas, PI. VII, A 1;
Catalogue of the Coins collected hy C J. Modgers, purchased bij the
Government of the Panjab , Calcutta, 1895, Part III, p. 40. In Kharosthl
legends I make iio attempt to mark long vowels, because the marks of quantity
on the coins are distributed in very erratic fashion.
64 V. Smith, The Indo-Farthian Dynusties.
The coins Struck by Azilises as independent king in his own
name alone are nmiierous and various. One silver coin of his with
his name in Greek on the obverse exhibits the name of Azes (Aya)
in Kharosthi on the reverse, the legends being BAEIAESIE BASI-
AE^N "MEFAylOr AZIIAIZOT and Maharajasa rajarajasa
mahatasa ^yasa^). These coins when considered together, prove
that Azilises, before his accession to independent power, was the
subordinate viceregal colleague of an Aze^, and that an Azes, simi-
larly, was subsequently the subordinate viceregal colleague of king
Azilises. It is obvious that the two princes named Azes cannot
be identical, and that they must be distinguished as Azes I and II.
This necessary infei-ence is fully confirmed by minute examination
of the immense mass of coins bearing the name of Azes alone,
which readily fall into two classes, — one well executed, with good
Greek legends, — the other, semi-barbarous with debased, and often
corrupt, Greek legends. The two groups are further distinguished
by minor peculiarities. Opinions may differ as to the precise manner
in which the line should be drawn ; but the existence of the two
groups is incontestable, and in most cases the discrimination is easy.
Nevertheless, the existing works on Indo-Parthian numismatics fail
to discriminate them ; and, although Von Sallet long ago perceived
that more than one Azes ought to be recognized -) the first attempt
to draw the line between the coinage of Azes I and that of Azes II
is that made in my catalogue of coins in the Indian Museum,
Calcutta, now passing through the press. Without going into minute
numismatic details, I may say that the coins of the Strategos
Aspavarma, with the name of Azes in corrupt Greek on the obverse,
undoubtedly must be assigned to the reign of Azes II. The same
remark applies to the coins, probably composed of billon, which
exhibit either Pallas or a goddess with cornucopiae on the reverse,
and have blundered Gi'eek obverse legends. The case of the coins
with the reverse type of Zeus holding out an image of Nike is
doubtful, and this issue may belong pai'tly to Azes I and partly
to his namesake, or, possibly, wholly to Azes I. In ancient India
it was a common practice for a grandson to bear his grandfather's
name, and the probability is that Azes II was the grandson of
Azes I, and son of Azilises, who undoubtedly succeeded Azes I.
Azes II seems to have been succeeded directly by Gondophares,
whose name appears on the coins in various forms, as ündopherres,
Gudaphama, etc. The name obviously is a Persian one formed
like Holophernes, Sitaphernes etc., but the form Gondophares is
sanctioned by usage and may be retained'^). The coins of Gondo-
1) From Cunningham's collection, now in B. M. ; photographed in Coins
of the Sakas, PI. VII, A 2.
2) "Vielleicht gab es mehrere Azes?" {Nachfolger, p. 140).
3) Dr. Fleet's form, Gondophernes, is not supported by authority {J.R.A.S.,
1905, p. 229).
V. Smith, The Indo-Parthian Dijnasties. g5
phares are found all over the Panjäb, from the foot of the mountains
to as far south as Mültän, as well as in Kandahar and Sistän. In
the course of three years' coUection, Masson obtained only four
specimens at Beghräm, but found none in the deposits of the
stüpus near Kabul, and only four examples in those of the Jaläläbäd
stiipas. From these facts Cunningham inferred that Gondophares
"ruled over Kandahar and Sistan in the west, and over Sindh and
the Panjal) in the east". This inference may be accepted, because
the knowledge of Sir Alexander CunninQ[hara concerning the local
distribution of coins was unrivalled, and the facts seem to Warrant
bis conclusion. The coins of Azes I, Azilises, and Azes II, being
confined almost exelusively to the Panjäb, it is startling to find
the coinage of Gondophares extending over the old Arachosian
kingdom of Vonones and Spalirises as well as over the Taxilan
realm of Maues and Azes.
The proper inference seems to be that Gondophares, king of
Taxila, extended bis sway over Sind and Arachosia by conquest.
The troubles of the central Parthian government during the latter
years of the reign of Artabanes, and the earlier yeai'S of Gotarzes,
between 34 and 45 A. D., may suffice to explain the success of
Gondophares.
I am disposed to place bis death about 60 A. D. No Parthian
successor to bis throne in the Panjäb can be traced, except bis
nephew Abdagases, whose reign seems to have been short, and this
fact probably finds its explanation in the strong pressure exercised
at that time by the Yueh-chi and other nomad hordes from Central
Asia. The annexation of Kabul to the growing Yueh-chi or Kushän
empire may be dated approximately in 50 A. D., when the chief,
whom European writers conveniently designate as Kadphises I, swept
away the last remnants of Greek authority as represented by Hermaios.
During the Indo-Parthian period, the Eastern Panjäb seems to have
been held, as sugge^ted by Cunningham, by Zoilos, ApoUophanes,
and other Greek princes. But late in the first Century, say about
90 A. D., all the minor states of the Panjäb, both Greek and Indo-
Parthian, were absorbed into the Kushän monarcby by Kadphises II
(Ooemo, etc.) ^). Probably the attacks by the nomad hordes lasted
for many years, and it would seem as if, after the withdrawal of
the strong arm of Gondophares, the Panjäb soon feil into disorder,
until finally annexed by Kadphises II.
1) For the chrouology see my paper, 'The Kushän or Indo-Scythian Period
of Indian History ', J.R.A.S., 1903, p. 29. Dr. Fleet and Dr. Otto Franke
of Berlin ( Beiträge aus chinesischen Quellen zur Kenntnis der Türkvölker
y und Sk)/thien Zentralasiens, Berlin 1904, p. 72) are both willing to accept
my Kadphises dates, but endeavour to show that Kanishka preceded Kadphises I.
I cannot, as at preseut advised, accept their views on that point. If Dr. Fleet's
strong assertions were supported by • equally strong arguments, they would be
more convincing {J.R.A S. 1905, p. 233).
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 5
gg V. Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
The known successors of Gondophares, exeepting Abdagases,
whose coins come from the Western Panjäb, seem to have beeu
restricted to Aracbosia and the lower Valley of the Indus. If a
legend on a coin of Orthagnes is rightly interpreted as stating that
he was a brother of Gondophares, he must be placed first in order.
Pakores {IIAKOPHE) seems to come next. and a few rare coins
commemorate an obscure ruler named Arsakes Dikaios, whose
Position is uncertain. The coin of Arsakes Theos seems to be
purely Parthian, and to have nothing to do with India. The same
remark is applicable to the coins of Sanabares. The last trace of
the Indo-Parthian power is found in the statement of the author of
the Periplus of the Erythraea Sea, towards the close of the first
Century A. D., that the delta of the Indus, which he calls Scythia,
was then governed by a number of Parthian chiefs, engaged in
incessant internecine war^). The Parthians evidently were forced
southwards gradually by the ever growing Kushän power, which
attained its climax under Kanishka and Huvishka in the second
Century, and the final extinction of the Indo-Parthian dominion may
be attributed to Kanishka, whose dominions are known to have
included Sind in the year 11 of the era in which his inscriptions
are dated, and which may run from his accession or coronation -).
But in Order to complete ray review of the subject, some brief
reference must be made to the history of the Indian satraps, who
have been alluded to, and were intimately connected with the Indo-
Parthian kings. The theory that these satraps , or any of them,
were Saka nomads has been exploded, as shown above, and the little
that is known about them must be considered without the prejudice
involved in the adoption of an erroneous hypothesis.
Cunnincrham remarks that "as the coins of Zeionises or Jihonisa
[s«c] are of superior execution, I would assign him to an early
date dui'ing the reign of Azas, or about 80 B. C. I take him to
have been the Satrap of Taxila, as I found one of his coins in a
Stüpa at Manikyäla , along with a relic casket marked with the
Arian [seil. Kharosthi] letter J on each of its three pieces (Ärek.
S. Reports., II, PI. LXV). The coins give the name of his father
Mam'gul, and as he is also called a satrap, I think it probable
1) "The seaboard of Skythia, a region which extends to northward. It
is very low and flat, and contains the mouths of the Sinthos (Indus), the largest
of all the rivers which fall into the Er^'thraean [= Arabian] sea .... In the
anterior is Minnagar, the metropolis of Skythia, which is governed, however, by
Parthian princes, who are perpetually at strife among themselves, expelling each
the other" (Ch. 38, Mc Crindles transl. Ind. Ant. VIII, 138. The text will be
found in Jlüller, Geogr. Gr. Minores, I, 287; ßaGiltvsxai Ss vith IIäQ%^ü)V,
(Jvvi^cbg a/./.'t]Xovg ivöico'iiOVTCov). The exact position of the capital Minnagar
and its port Barbarikon cannot be determined, owing to the extensive changes
in the courses of the rivers. The evidence concerning the date of the Periplus
is summarized in Early History of India, p. 207, n. 2.
2) Inscription from Sue Vihär near Bahäwalpur in Sind [Ind. Ant., X, 324).
V. Smith, The Indo-Parthian Dijnasties. 67
that Manikyäla niay liave received its name from him, The coius
of Jihonisa [sie] are found chiefly in the north-west Panjäb. The
silver pieces are rare, but the copper coins are common. The name
of Manigul is decidedly like that of a later prince, Mihirgul"').
The evidence fully Warrants the opinion that Zeiönises and
his father Managula were satraps of Taxila, but the date assigned
by Cunningham is niuch too early. Although the dies of the coins
are executed with some boldness and freedom, the Greek legend on
the obverse is debased and corrupted to such an extent that it is
barely possible to make out that the letters seem intended to
represent MANNirTAOT TIOT ZATPAUOT ZEmNIZOJ, no
one of the four words being spelled correctly. Such Gi'eek is very
different from that found on the early coins of Azes I, dating from
about 90 — 80 B. C, whereas it is similar to that used on the late
coins attributed to Azes II. The so-called "Buddhist Symbol' of
trimla form in the obverse field of the Zeiönises coinage also
occurs on both the Pallas and Aspavarma types of Azes II, but
never on the coins attributable to Azes I. It seems to me quite
certain that the coinage of Zeiönises belongs to the period of the
later, and not to that of the earlier, Azes. The mean approximate
date of 10 A. D. may be assigned to it.
The Satrap 's name in vernacular is not Jihonisa, as given by
Cunningham, but Jihunia-). The Greek form of the name of his
father is too much corrupted to be certain, but may have been
MANNirVylHE. In the vernacular, on all the specimens which
I have examined, the name is Managula, not Manigula, vrhich latter
reading would seem to be due to the influence of the corrupt Greek
and of the desire to connect the name with Manikyäla, where a
coin of Zeiönises was found by Cunningham. No coins of the satrap
Managula have been found yet. My impression is that both Mana-
gula and his son Zeiönises were satraps or governors of the province
of Taxila, that is to say, the Western Panjäb, during the reign of
Azes II, between about 15 B. C. and 25 A. D. Aspavai-ma, the son
of Indravarma, is called on his coins strategos, a title used as a
synonym for satrap''). He belongs to the same period as Zeiönises.
His coins, which are common, are found "all over the Panjäb, but
chiefly in the north-west". Probably he was to a large extent
contemporary with Zeiönises, although entrusted with the government
of a distinct province , and having his capital at Chiniöt , Siälköt,
or some other of the many ancient cities of the Panjäb.
The names of Aspavarma and his father indicate unmistakeably
1) 'Coins of the Sakas', p. 23.
2) The reading of the drawing of the coin, B. M. Catal., PI. XXXII, 11,
is given hy Gardner (p. 174) as Jihänia, but I have no doubt that the eorrect
reading is Jihunia, as on other specimens.
3) Bevan, House of Seleucus, 1902, p. 152; with reference to Polybius,
XXI (13), 4.
5*
(jc> |/ Smith, The Indo- Parthian Dynaslies.
that they were members of the native Indian Community, wlio
obtained office under the government of the Parthian foreigners.
Theoretically, the word varma or varman should be used as a
componcnt of Ksatriya names only^).
The names of Zeiönises (Jihunia) and bis father Managula do
not seem to occur elsewhere, so far as I know. These satraps
may either have been Pavthians, or have belonged to some other
race of foreigners, members of which took Service under the
Parthian king.
Another group of Satraps of Taxila is known from epigraphic
records and is intimately connected with a line of satraps of
Mathurä. The earliest of the latter line probably were the asso-
ciated rulers Hagäna and Hagämäsa, presumably brothers, whose
coins are not uncommon. Their names are distinctly Persian
(Parthian). These local rulei's, i^erhaps, were succeeded dii-ectly
by the satrap Räjuvula or Räjula, whose son was the satrap
Sodäsa. Bhagvän Läl Indrajl was probably right in his Suggestion
that the Indianized form Sodäsa represents the Persian Zodas, and
that a Persian name also lies hidden in Räjuvula, and its variant
forms Räjula and Ranjubula.
In the line of connected Taxilan satraps several names are
known. The rare coins of Charamostis (Kharamosta) are found
only in the north-western Panjab. He seems to be named in the
inscriptions ou the Mathurä 'lion-capital'. His son Artas is also
given the title of Satrap. Other satraps of Taxila were Liaka and
bis son Patika. The relations of these princes with one another,
as well as with the Hindu Räjas of Mathurä, and the Greek kings
naraed Strato, are exceedingly obscure; and an attempt to eluci-
date them in detail would require a long separate treatise. The
subject cannot be discussed as a supple*iient to an essay mainly
concerned with the Indo -Parthian dynasties; and I refer to it
briefly here only for the purpose of calling special attention to the
markedly Persian features of these dynasties of satraps. The title
Satrap itself is, of course, of Persian origin, and the continued use
of it in India for many centuries proves the deep impression
made on the Indian mind by Persian institutions, and indicates, I
think, the existence of relations between the Persian empire and
the states of India closer than those which are usually admitted.
For nearly five centuries, from about 248 B. C. to 226 A. D., the
government of the ancient Persian empire was in Parthian hands,
and, so far as foreign powers were concerned, the words Parthian
and Persian were synonym ous.
The connexion between India and Persia was of very old
Standing, going back to the conquest of the Indus Valley by Darius,
the son of Hystaspes, about 500 B. C.-). Alexander claimed to
1) See Ind. Ant., 1905, p. 272. 2) Earli/ Hist. of India, p. 31.
V. Smith, The Indo-Parthian Dtjnasties. 69
be, and actually was for a few j^ears, tbe successor of tlie gi'eat
Persian monarclis.
His campaign maintained the association between India and
Persia, and after his death traces of Persian influence may be
detected in the usages of the Maurya court and in tbe h^nguage
of Asoka's inscriptions^). Tbe cession by Seleakos Nikator to
Candragupta Maurya of a large part of Ariana kept the Indiaii
monarehy in close touch witb the liactrian kingdom, and so in-
directly with Persia -) ; and when tbe Parthian kings, Mithradates I
and II, annexed provinces of Bactria, and extended their power
up to and beyond the frontiers of India, they did not appear in
the light of total strangers. They only continued tbe intimate
relations which bad existed for centuries, with more or less inter-
ruption, between India and Persia.
The so-called 'Northern Satraps' of Taxila and Mathurä were
all, I believe, closely connected ofticially with the Indo-Parthian
dynasties, the history of which has been investigated in tbis paper.
Wbatever niight be the nationality of a particular satrap, I doubt
if he woiild ever have been known by that Persian title but for
'the conquests of Mithradates I and his successors, the Parthian
kings of Persia. I feel no difficiilty in admitting the identity of
Moga, tbe 'great king' of the Taxila copperplate, with Maues, the
Parthian kincr of Taxila, and in reco^nizincr Liaka and Patika the
satraps, as provincial governors under Maues. Sirailarly, the satrap
Zeiönises and tbe sfrateijos Aspavarma administered parts of the
Panjäb under tbe control of Azes IL The position of the satraps of
Mathurä in relation to a superior power is obscure, but it is certain
that these officers were intiraately associated with tbe satraps of
Taxila, and I feel tolerably certain that the satraps of Mathurä, like
their Taxilan conteniporaries, acknowledged some kind of fealty to
tbe Indo-Parthian kings, and thus indirectly to the distant Parthian
sovereign, wbo occupied the throne of the Achaemenidae ''J.
1) A note on this subject appeared in the Ind. Ant, for Sept. 1905 p. 201.
2) Earlii Hist. of India, pp. 132 — 34.
3) References for the coins and history of the Northern Satraps are: —
Gardner, B. M. Catal. Greeh and Scythic kings, for coins of Zeiönises,
Aspavarma and Kanjubula: Ciinningham, 'Coins of the Sakas', in Num. Chron.
3d S., Vol. X., 1889, for Zeiönises, Aspavarma, Ranjubula, Charamostis, tho
unnamed son of Vijayamitra, and Sodäsa; Von Sallet, Nachfolger Alexanders
des Grossen; Cunninghain, Coins of Ancient India; Rapson, Indian Coins,
in Bühler's Grundriss; Bühler, Bhagvän Läl IndrajT, and Rapson on tho
Jlathurä lion-pillar and the Northern Kshatrapas, in J. R. A. S. , 1894,
pp. 525 — 554; Rapson, "Notes on Indian Coins and Seals', i/. R. A. S., 1900,
p. 97; V. A. Smith, J. i?. A. S., 1903, p. 38, etc.; Earhj Hist. of India,
pp. 187. 201; Fleet, 'St. Thomas and Gondophernes', J. R. A S., 1905, p. 227.
Many specimens of the Satrap coinage are crudely described by Rodgers in his
catalogues of the coins in the Labore and Calcutta museuras; and many of
these, with others. will be published in my forthcoming Catalogue of non-
Muhammedan Coins in the Indian Museum, Calcutta.
70 I' Smith, The Indo-Par'thian Dynasties.
The Nameless King, Söter Megas, whose coins are unniistake-
ably Parthian in style, was probably a Parthian chief, subordinate
to Kadphises II, and perhaps a scion of one of the old Indo-Parthian
ruling fainilies^). He was certainly contemporary to some extent
with Kadphises IL
I have reserved for the last discussion of the few notes of
tirae which serve to indicate the chronology. They are unfortu-
nately not very positive, and their interpretation depends largely
on the validity of certain hypotheses. If I am right in connecting
Maues with the annexation of the Western Paujäb, or kingdom of
Taxila, by Mithradates I in or about 138 B. C, that approximate
date gives a starting point, and no Indo-Parthian king or coin
can be earlier than 138 B. C. When the dates are also considered
from the other end of the series, and reasonable estimates are
made for the length of each reign, I think it will appear that the
accession of Maues may be dated in 125 — 120 B. C.
If the assumption be correct that Azes I of Taxila is identical
with Azes, the viceroy of Spalirises in Arachosia, the chronology
of the Arachosian and Taxilan lines must be harmonized in bis
time. The Arachosian line consists of two principal kings only,
Vonones and Spalirises, whose coins are not very abundant, and
for whom, accordingh', long reigns cannot be claimed.
On the other band, the extent and variety of the coinage of
Azes I, Azilises, Azes II, and Gondophares demand the allocation
of long reigns to all these four kings. As the terminus a quo
is supplied by the approximate date 138 B. C. for the annexation
of the Paiijäb by Mithradates I, so the terminus ad quem is sup-
plied by the approximate date of 90 A. D. for the annexation of
the same country by Kadphises II, Kushän; and the whole Indo-
Parthian history must lie within the period of 228 years comjirised
between those limits. But the real limits are somewhat narrower,
because the accession of Maues cannot well be carried back farther
than 125 B. C, nor can the death of Gondophares, which practi-
cally marked the close of the Indo-Parthian power in the Panjäb,
be placed later than 60 A. D. The Indo-Parthian dominion in
the Western Panjäb, the kingdom of Taxila, may be assigned with
some confidence to the period from 120 B. C. to 60 A. D., in round
figui-es. It lasted a little longer in Arachosia and the lower Indus
Valley, and lingered in the Delta as late, perhaps, as 130 A. D.
Its climax in both the Panjäb and Arachosia was attained in the
days of Gondophares, whose long reign may be dated as extending
from 20 to 60 A. D. ^ .
]) Karly Hist. of India, p. 222. Massen found four specimens of the
coinage of Gondophares associated with numerous coins of Kadphises I (Kujula)
and a few of those of the Namcless King in stfipas at Jaläläbäd {Coins of
the SaL-as, p. 21). He collected no less than 695 coins of the Nameless King
at Beghräm near Kabul (Thomas' Prinsep, I. 351).
V. Smith, The Indo-Parthian Dynasties. 71
Gondophares was certainly antei'ior to Kadphises II, and later
than the Azes group of kings. According to the well-known
Christian legend, whieh can be traced back to the third Century^),
he was believed to have been contemporary with the apostle Thomas;
and the Taxila inscription dated in the 26*^ year of his reign,
and the year 103 of an unspecified era, is ordinarily interpreted
in terms of Vikrama era. I doubt very much if the so-called
Vikrama era was then in use, and think it quite possible that the
inscription may be dated in the Caesarean era of Antioch, for
instance, which ran from 49 or 48 B. C, or in some other foreign
era. But the ordinary interpretation fits well, and we are entitled
to assume with some confidence that the reign of Gondophares
began somewhere about 20 A. D. An argument from his use of the
title avxoKQcaoiQ, which was formerly cited, is no longer valid, as that
title was assumed by Sinatruces, who reigned in Parthia from
about 77 to 70 B. C. (Wroth, p. 42), long before any possible
date for Gondophares.
My view of the chronology, as deduced from all available
indications, ma}' be summaiized in the following statemeut: —
Parthia.
Mithradates I, acc circa 171 B. C.
„ annexed kingdom of Taxila . „ 138 „
died „ 136 ,
Mithradates II, acc „ 123 „
y, annexed parts of Bactrian
kingdom, including
„ ? Arachosia and Sistän (Za-
rangiana) , 100 — 90 „
died „ 88 „
Artabauus III etc. and Gotarzes, troublous
times „ 34—45 A. D.
Indo-Parthian Jcingdom of Taxila.
Maues, acc circa 120 B. C.
Azes I, acc. (from Arachosia) „ 90 „
Azilises, acc „ 40 ,
Azes II, acc „ 15,
(Strategos Aspavarma and satrap Zeiönises
subordinate.)
Gondophares, acc „ 20 A. D.
conquered Arachosia and Sind . . . „ 40 „
died , ^^ " ,
Abdagases, son of brother of Gondophares . „ 60 — 65 A: D.^)
1) Early Hist. of India, pp. 203 — 6.
2) According to Cunningham (Coins of the Sakas, p. 64) the coins of
72 T- Smith, The Indo-Parthian Dynasties.
Indo-Parthian Icingdom of Arachosia.
Vonones, acc circa 115 B. C.
Spalahora, brother, aud Spalagadama,
nephew, as subordinate colleagues.
Spalirises, acc. . -, 100 ,
Azes, subordinate colleague, lost Ara-
cbosia and became king of Taxila ^ , 90 ,
? Arachosia brought under direct rule of
Central Parthian government by Mithra-
dates II , 90 ,
? Arachosia recovered by the Indo-Parthian
Gondophares, king of Taxila , 4Ü A. D.
Orthagnes, acc . \ 60 ,
Pakores, acc , 70 ,
Extinction of Indo-Parthian power, ex-
cept in the Delta, by the Kushäns . , 90 — 100 ,
'? Final extinction of Indo-Parthian chiefs of
the Delta bv Kanishka , 130 ,
Abdagases are found in Company with the closely related coins of Gondophares,
bearing tho word sasasa in the exergue of the reverse. The statement in
B. M. Catal. that the coins of Abdagases "with legend Sasasa" come from the
Western Panjäb is a blander. No such coins are recorded, except that Thomas
erroneously used the heading 'Sab -Abdagases Sasan' in Prinsep's Essays,
II 216. I do not believe that the word sasasa is a proper name. It seems
to be an epithet or title, like jaijatasa in the same position on the nearly
contemporary coins of Azes II and bis strategos, Aspavarraa. Mr. Rodgers
boldly dubbed the mythical 'Sasan as "a relative of Gondophares' {Coin
CoUecting in N. India, Allahabad, 1894, p. 27). The relationship of Abdagases
to Gondophares is affirmed explicitly on the coins.
73
The Pahlavi Texts of tlie Sros Yast, being those of
Yasna LV— LVI, edited with the collation of all the MSS.*)
By
L. H. Mills.
Yasna LV.
Srös Yast i kas.
Introduction.
The Hearing of AüharmaM is invoked.
Xiyöksesn^**) latamä ae- alt'^ i* aüharmazd av'^ yazesn^
[aey barä aP deuxa' yehemtünät] i süi y^västär zag i^ ahornv
[zag-> {ly^ aüharmazd] man Jana '^västäi^^'^ [nevaklh'^^] cegön as
(or "a'is'y- fratilm {ineyieSnlg^-^ bayen^* av'^^ denä yazesn yega-
vlmmiät^^ am (or 'Äayam')^'] aetön^^ afdütn io^^ [aetön'^^ mcnes-
mg'-^ röesä-'- barä vebedänam-e'-'^ als latamä aetön'-* hanä^^ alt'-''].
[The Text of the first sub-section of B (D, P' 4) is here given in
its entirety.
Sros Yast l has'^.***)
Srös as the 'Ear of God'.
1 JSh'yöksesn '^ latamä ae^ alt' (2)^ aüharmazd av'^ yazesn
[aey yazesn' aetön yehvünät i aüharmazd gas yaysenünät] i
sütemänd^' (l) aharüv [zag aüharmazd] man lanä yvästär [nevaklh]
cegön fratüm aetön afdüm [cegön as"^ fratüm bayen yegavlmünät
havam afdüm röesä barä vebedünänP latamä aetön'.]
2 jViyöksesn hanä alt' l aüharmazd yazesn l sütemand l
aharüv man lanä yvästär [iievahlh].
*) Translations of Y. I, X, XI, XII, XIX, XXXV— XLII, IX, 1—48 have
appeared in .TRAS.; that of Y. IX, 49—103 in JAOS. Transl. of this Srös Yast
also appeared in JKAS., July '05.
**) Cf. Y. 28, 5.
***) As this test differs considerably from those of the other MSS. , it is
here cited apart. It coincides to some extent witl» C, the Parsi-pers.
74 Mills, The Pahlavi Tescts of the Srds Yast.
To the Good Waters and the Fravasis; the sacrifice;
a Hearincr is invoked.
3 Ny/öhsesn latamä hanä^ alt'^ l apän i* saplrän va^ yazesn^
i' aharüi'' fravähar man lanä y^västär liavandr' nevaklh^ av'^^
i'üvän^^ ccgön^'- fratüm aetön afdüvi [cegön fratüm bayeii
yegavimünät havam^'^ afdmn röesä barä vebedünam-e^*].
4 Nijyöksesn'^ latamä^ nevakih*) r^ äpän i* vehän^ [cegön^
fratüm aetön afdüm ai röesä barä' vebedünam-e'^~\ va^ yazesn
l^^ aharüv fravähar man lanä yvästär havand^^ av rüvän
[;iievaki1i\^-.
To the Waters and the Immortais.
5 [aetön']^ niyöksesn- latamä hanä äit' t apän l sajnrän
val^ yazesn' man sapir [zakarY va saplr [vagd havand^] man'^
amesa sp)endän "^ l hü^vatäyan "^ l hüdehakän '■* man ^^ saplr havand
vä^^ l^avan^- zag^'^ l saplr tarsakäslh^^ yazesn ^^**) [l^^ nevak^''
vebedünänd^^] man^^ lanä böndag-^ tarsakäsih-^ kartär havand-'-
man-'-^ aharüv -'-^ havem-***)
[(The Asem Vohü follows: — aharäylh avädih l pahrüm alt'. . .)]
Srös l aharüv l hüröst' l peröckar l frehdütär l gekän i
aharüv l aharäyth rat' yezbexünam . . . [{man min altün . . .)].
6 Niyölcsesn aetön hanä alt' i apän i saplrän yazesn pavan
lag i saplr tarsakäslh cegön fratüm aetön, afdüm röesä [cegönas
fratüm bayen yegavimünät havam afdüm röesä barä vebedüna-
mam (sie read -nam-e)].
7 aeton latamä niyöksesn latamä ae alt' l apän l saplrän
yazesn man sajfir zakar va saplr vagd havand va amesa spendän
i hüyyatäyän l hüdehäkän* l saplr havand
Asi Yaiiguhi is recalled.
pavan zag i saplr tarsakäslh .' . va yazesn man lanä kartär
havem yazesn aey man tüvän yehvünäf' kartan va pavan tars-
akäslh amat yal vebedünem amän pavan aharäylh arjänlglh
p>avan mizd.
8 Äh'yöksesn aetön ae alt' l apän l saplrän va yazesn pavan
zag l saplr tarsakäslh .'.
[{cegön a^ü kämak . . . vactst casrüsämrütlg***) gövesn, etc.)].
*) Is it nü/öks7 = nitjüksesn repeating the expression. Ner. does not
render a nevakih just here.
**) B reads from yazesn'-^ man lanä kartär havem yazesn \aey man
tüvän yehvünüt kartan] va pavan tarsakäslh [amat yal vebedünem am^n]
pavan aharäylh arjänlg [pavan mizd-'^].
***) B has catrüsä-.
Mills, The Pahlavi Texts of the SröS Yast. 75
Yasna LVI.
Further Introductory Passas^e,
[(äta^s meHni äfrü^tän srös i den l mas bün*^ (or bun {?))].
Ä'ö* Yast' bün*-.
Fratüm kartak büiv^*
Srös as the Embodied Word, etc.
Srös l'^ aharüv- i tarsäkas'-'' i^ t<^9^g i tan^-i-firmän [aey
tan pavan firmän ?'' 7/azatän yw/^senänet'] t siküft' -zen [atyas
zen afzär va"^ Siküft'^ {baröidrö'^ t{a)ez'emy\ t?«^^ yvatäi{-tiya)
[pavan arzahih^^ va savahih (frasüsaite) snäyenavi] pavan yazesn
va^^ nlyäf/csn va^'^ snäyemtärlh^* va^'-' fräz äfrlgänlh^'> [{zöt-A'
cegön ayü kämak' va^^ cegön aüliarviazd kämak. zöi' fraz av
li yemalelün^-* (rasvlg:) cegön ayü kamäk va"^^ cegön aüharmazd
kämak' -^ man zöt' havlh-'- fräz av li'-'^ yemaIeJün.-* A, Badd:
zöt:-^ aetön ratlhä aetön dastöbarlhä-^ man aharäyili clgämcäl
fräz ahärüvän äkäsihä yemalelünam)]-''.
The Yast.
Srös as the First on-layer of the Barsöm*, etc.
1 Srös l aharüv'^ tarsagaM^ (so here) i hüröst'^ l perockar
1 frehdätär^ (so here) l^ gehän l^' aharüv i aharäyili rat"*
yazöm^*,
2 man as fratüm bayen aüharmazd dämän^ pavan barsöm^
fräz vistaresnih l'^ me'im* i^ barsöm^'*;
3 as^ yast' [aüharmazd] afas- yast'^ amesa'spendän*,
4 afas yast^ liänak'- i brenkar (so) [mitr''^] man, harvispgön *
brehenltär'^ l^ dämän [nevaklh~].
The Refrain.
5 Pavan zag l valä^ räi- va^ gada [va rät va gadä^ V^ srös
i perockar],
6 pavan zag l valä amävandlh vä peröckarlh,
7 paya7i zag i valäsän yastärlh^ valä- yezbeyünavi pavan'^'
zag i m'yöksesn -(äö)-mand* yazesn [P i^^^'^'^ dastöbar**],
8 srös^ i aharüv- vä^' pavan zöhar vä* ahar'isvangio^ V'
saplr^ l^ büland va nairyösangic r- hüröst'^^
9 zagic l^ lanä yehemtünät av- aii/yärih- va^ peröckarlh man*
sajür srös l aharüv'^.
*) The Pahl. long "i7" and "ö" may have Av. value, u, O.
**) dast'bar- (?).
76 Mills, The Pahlavi Texts of the Srös Yast.
Aüharmazd.
10 Srds^ l aharüv'^ yezbeyünam rat- l hidand yezheyünam^
man aüharmazd,
11 man min aharäijlh avariüm [aey min yazatän rnari sän
tan aJiaräi/lh alt ae^ zag 7nas] man min- aharäyih mafärtäin
[aey zag kär V' pavan yrat' aväyat^ Tioj-tan levin kart^ yega-
vimünet '^^'\
12 harvisp ic^ srüv l- zartüst yezbeyünam [avestäk va'^ zand^
va harvisp'ic^ valä^ huvarst vat'zesnih*^ yezbeyünam V varzit
[vad kevaii] zagic^ V'^ varzl-ait' [;min hevan fräl'^^]. [{'Yenhyä
hätäm' . . . zöi. . . . cegön nipist'.)]
II.
Dadigar Icartak bün*.
As the Advancer, etc.
1 Srös^ }- aharüv'-^ l hürösi l* peröckar l^ frehdätür l^ geh an
V aharüv P aharäyih rat' yezbeyünam'\
The Heaped-up Barsöm*
2 niari^ fratüm barsöm- fräz vistart',
3 III tak ml III + II (= V) tak m-^ IUI + III (= VII)
täk' III + III + III (= IX) tak,
4 cand^ snük yehvünt- va cand vilyän pait'istäri^ (so) [pavan
yüU-vi)esn' yehvünt l* amat'-' aetön^ yehvünt'' yehvünt l'^ amat
aetön'} pavan zag l amesä spendän yazesn va n'iyäyesn va^
snäyenüärlh f«^^ fräz va^'^ äfrlgänih^^.
The Refrain.
0 pavan^ zag i valä^ räl va gada . . . [{cegön ^ nipist^ vad
röesa- . . . man'-^ min-^ aitän . . .■^)].
III.
Sadigar kartah bün*.
As First Chanter of the Gäj9as, etc.
1 S'rös^ l- aharüv'^ l* hüröst' i'^ peröcgar i frehdätär^ V
nehän i ahärüv ~i aharäyih rat' yezbeyünam,
2 man as fratüin gäsän^ fräz srüt''^ man III -{- II (=F^)
0) spitämän*) i* aharüv zartüst ,
*) In proper names and often elsewhere Pahlavi characters represent
Avesta values and vice versa, spitämün :^= spitüman. This ü, ü = u, o (?).
Mills, The Fahlavi Texts of the Srös Yast. 77
3 levatä rjä&a^ (so better than '■(jä'id-a^) va Icvatä vacist- va
levatä snäsaklh'-^ va* zand'> va levatä aväz pürseinW' \i'' nh-ang%
4 pavan zag i amesa'sj)endän^ i/azein va- liiyäycsn va'''
snäyem'täriJi* va^ fräz äfngänih^'.
The Refrain.
5 pavan^ zag i vala^ räi va gada [räV' va'-"' gadä^ i* Si'öi . . .
[{vad^ röesä . . .')] {{man min aitän aeton p)(^van yazesn me^im
saplr . . . ccgön-' niplst' vad* zlväk'^ {j'inäJc . . . ?))].
IV.
Cahärfan^ kartak- hün.
As the First Builder of Asylums, and as Night -Guard
against Aesma.
1 Srös'^ i- aharüv'-^ i hürösi' l iJeröokar . . . [{cegön* ni2nst ^)].
2 man dargümn gahrään va nesään^ (so) asä7i hamävandV-
Ißayen"'] man av hamta)[s~it' [aeysän yehabünet] man min* ayar
min Jiükfräsmökdät '° (so)*) aesm^ pavan' zag^ I-^ vistaresn-{äö)-
mand^^ S7iaiP^ va^'- zag i^'^ gvi'/rün'^* yvar may'itünet'^^.
3 afas^ aetön av- bästän'-' kamär pavan zanesn* me'im
ahökenet' ^ [aeyas bayen ic^' tebrünet] cegön äOj-{äo)-mand'^ valä
i nlhadyän^ {so**) dahem .
The Refrain,
4 pavan^ zag valä i rät va gada [T^ srös . . . {vad . . .) maii
min aitän aetön pavan yazesn me'im sap'ir {cegön nipist )].
Y.
Pancüm^ kartak'^ bün*.
As the Returning Conqueror, etc.
1 Srös^ }'- aharüv-' l hüröst' i* i^eröckar . . . {{cegön nipist')],
2 i tag'ig^ va- ttz va-^ aöj-{äö)-mand^ va siküft' afzär bidand,
3 man min harvisp artlg^ (? or grätig {?); read ^arezlg') {va"^
min hamäk'-' kär'izär] vijärt* barä yehevitünet'
4 barä at^ me'im av lianjaman- l aniesa spendän .
*) Not -fraismö-, as A would seem to read; the character here represents,
like Av. jii, merely '(7'. As the Avesta letters are often of Pahlavi value, so
Pahlavi signs have m their tum at times Avesta value; see bnn for hun , etc.
**) Or merely 'naidijün^ as the literal Av. word transcribed. At the first
glance nihädesn seems to be the word. nlhän dahesn is not so probable.
78 '^I'lls, The Paldavi Texts of the SrD^ Yast.
The Refrain.
6 pavan zag i valä räi va gada [i srös . . . {vad sar'^) [{man
min aifän pavan yazesn me'im aey- yazesn zag sa^nr'^ pavan
yazesn me'im aey yazesn zag l sap'ir . . .*)].
VI.
Saäüm^ kartak bün*.
As the youthful Hevo.
1 Srös^ l- {aharüv'^) i hüröst' l peröckar . . . yezbe/ünam,
2 man min yüdänün^ (sie! read yiwäncin^) me'im- ä5j-{ä5)-
mandtüm'-^ man min yüdänän* (sie) tagtgtüm^ wt'' man min
yüdänän'' (sie) tva^säktüm^ man min yüdünän'' (sie) teztüm m.an
min yüdänän^^ (?) peskärtiim^^ (so better than peskä7nak' iitüm^'^)*).
Appeals to the Worshipper; Immunities from Evils.
3 me'im bävlhüntt {i) mazdäyast-et'^ - ^ zag l srös i* akarüv
nlyäyt'sn'^, aey dür^ min zag' man va raliik min zag^ vis va
rahlk min zag'^ zand va ralilk min zag^^ matä zag l sarltar^^
sej' va vöiyn^'- (so) sätünänd,
4 aey^ baycn zag man srös^ i aJiarüv'^ l^ peröckar pafiyy
alt' mekädlünärid* (?; read -lünt)**) va^ gabrac V' aharüv i
freli-hümat' '• l freh-hüxt' l freh-hüvarst "^ (so).
The Refrain.
5 pavan^ zag t valä räi va- gada l s^'ös . . . [{man min altän
aetön pavan yazesn me'im sapir . . .)].
VII.
Haftüm^ kartak biln*.
As Conquerer of Drüj.
1 Srös i- akarUv" l* hüröst' i^ peröckar . . . yezbeyünam^
2 man vänitär i^ kayaötärän- (so) [gabrään] man'-^ vänitär
i* kayaötärän ^ (so) [V' nesään' (so)] man^ mayltünet' sedayyä'*
va^^ drüj' l^^ ves-aöjmand i^- a^vän^-^ merencenltär^*^
The Sleepless Sentinel
3 man sardär avarnikäs^ - dästür- harvispgön^ fräz av'*'
aetiiiän^.
*) Cf. Ner.'s pürvakäryatamam. B (D, Pt 4) seems pes-kämak' istüml
*) A at LVI, IX, 5 -lünt.
Müh, The Pahlaci Texts of the Sros Yast. 79
4 man pavan^ a^väbili- va zmävandlh^ barä neiränet * auhar-
viazd dämün^ man pavan ayväbth^ vä zenävandlh' harä^ ,sar-
därenet'* aüharviazd^'^ dämän man pavan ayväbih va zenävandlh
barä sardärenit aüharmazd dämän,
5 man^ harvisp ayü i- ast-{äo)-inand afräst-snaii barä*
netrünet [aey^ snais^'-afräst'] ayar min häkfräsmäkdät' ,
From of Old on Guard; His Struggle.
6 ma7i lä ayar basim. yelmünt^ levm^{?) vad- menavadün
dämäiv^ dät* [aevakbär^ vad menavadän däm*' dät'\ man sptnälc
minavad va^ nxanic ganäk'^ (read 'angräk')*) [menavad],
7 sardär zag^ l aharäylh- gehän ,
8 m.an hamäk^ yöm va- sap'"^ ä>/ujet^ (bettei* äyüdefiY [pavan
köysesn''] levatä mäzen'igän'' sedäyyän^.
His Victory.
9 (va') zag'^ lä pavan tars fräz änämet' [aey stüv lä yehvünet'*]
mm bim barä P sedayyän*'.
10 fräz min zag barä [cegön^ zag stüv lä yehvünet] harvisp-
sedayyä^ ayürsandlhä^ pavan tars änämend^ aey pavan tars
ay'*' tem^ düvärend^.
The Refrain.
11 pavan^ zag l- valä''' * räi^ vä''' gada [va"^ räV (va) gada' i^
si'öP] . . . [(A, B ins. man^ min altän attön'^ pavan yazesn me'im
sapir) ....].
VIII.
Hastüm^ Icartah bün*.
Srös and the Hörn.
1 Srös^ l'- aharüv'^ l hüröst' i^ peröckar . . . yelbeyünam,
2 man OS yast' ^ l^ hörn l fräsm r^ besäzenitär l* nevak^ va'''
yvatäl (-tiyä?) l"' zarln dvisar [aeyas^ casm tarük'-^'],
3 . pavan bälist' me'im l^ büland pavan albürz me'itn'-',
4 i^ yüb'-gövesn- [aey zag l frärün''^ yemalelünef] i* pänak'*-
gövesn [aey zag i^ yemaklünet as'' p>änak^h' azas''^ l^ tne'im
pavan hangäm'' gövesn [l zag l gas yemalelünet l^^ yal aväyät
güftan'^^],
0 |i pät'ysah- [pavan farzänaklh'^] i harvisp ^-pesit barä
dät^ i 2>ür" snäsak'^ [pavan avärtg kär^ ^* va^ pavan mänsar
i"^^ pes-raftär [ac^^ (so) snäsak' ^^ zag i'^ hörn}.
*) An initial nasalised a vowel {= a(n)- seems to liave fallen off-, the
rest can be read -grük.
80 Mills, The FaJdavi Texts of the Srös YaSt.
The Refrain.
G pavan^ zag T- valCr'^ * räi va^ gada \va rät va gada V'
{zag' i) sröi] . . .
7 [(maii^ min aitän aetön^ pavaiv' i/azehi mcHm saplr^ aey'^
yazem'^ zag^ «^ sapilr'^ . . .)].
IX.
Nüvüm^ hartah bün*\
His Palace.
1 Srös 1^ aharüv i hüröst' l pei'öckär . . . yezbeyünam,
2 man vaJä man l p)ei'öckar^ i ray stün nlvart- yegavimünct
3 imvan hälist' 7ne'i?n büland p>avan albürz me'im bülandi^,
4 man benafsä^ rösan min andarün- nemaJc va'-'' star-pesif^
min Jcüstal'tar nemaJc [aey min ae^ küstaJc va*' küstak pavan
göhar viräst yegavhnfmet],
His Haibert the Ahuna. etc.
5 man valä i^ ahunaver 2>avan'- snais as mekadlünt^ yegavi-
münet' l^ peröckar va yast'ic' (so?) l hapt'' hat'
6 va fsvs mänsar ic i peröckar [afas mekadlününd (? read
'-lünt'') yegavimünet] va liarvisp'ic yazesn kariürih.
The Refrain.
7 2)avan zag l valä räl va gada \va'^ rül va* gada l^ srös . . .
[7na7i^ min aitän aetön'^ pavan yazesn me'im saplr . . .)].
X.
Dahüm^ kartak bün*.
The Immortais are Assisted.
1 /Srös' /'- aharüv'^ l hüröst' i 2^erödkar . . . yezbe)(ünam,
man pavan zag l valä amävandih va 2)^röckai-ih va hüzi-
vandih^ va äkäs'ih \l'- srös] sätünd amesa S2)endän'' mP'im* av
ha2)t kesvar^ damig pavan den numüdärih^ av denigän ' [hüsedar*)
va'^ hüsedarmäh va sösyaiis-'].
Promoters of the Holy Den.
va^ kämak' ^vatäi [-tiyä] fräz sätünd mt'im'^ av ast-(äö)-
mandän gehän man zag t valä* deii as fraväft' aüharmazd
i oliarüv \aeyas*'' röväJc barä' kart' (havät fräz^ den i'* srös
i^^ dastöbar**) düstan^^) va^'- zag l mitr va^-' mitr lä durü/J^*],
*) A has fvarSelar (so better?). **) dast'bar (?).
2
Mills, The Pahlavi Texts of the Srü§ Yast. gl
4 fräz voll man fräz artavahist' ^ va- fräz ^mtraver va''^ fräz
spendarmat* va^ fräz'' haurvadat va^ fräz amer'dat va^ fräz^
zag i aüliannazd pürsein [avesiäk zand^^] fräz zag i aühar-
mazd dcnä^^ va^'- pesäinärih^'"' va^* pasämärlh^^\.
He is called upon to save for both the Worlds.
5 fräz adin^ bayen kolä II (dö) ayvän lanä harä netrünih
ae^ srös P aharüv'^ l hürösf l* bayen denä^ ayvän i ast-{üö)-
mandän^ va' man ic {l) mmavadän^ [va'-* bayen i6 L -\- Uli
+ III (= L VII) mat:]
From Evil Death and Evil Hosts.
6 barä min valä i^ darvand margih va'^ barä min valä l dar-
vand uesm'' va* barä min valä l^ darvand l^ [den"' düsmen' (so)],
7 man pavan läläili^ (so) a«^ drafs yezrünyen^ pavan pespä-
ylh'^ l aesm^ afsän*' aesm ae~ dusdänäJc yaysenünet afsän levaiä
vidät'^ ^■' iedai/yä^^-dät'.
8 aetön lak lanä srös l aharüv- l hüröst''^ i zavär* yehabünih
av farliäytän'^ asvän va''> diirüst rövesnlh l' av fan\
9 pur päspänlh l^ min- besltärän Tuari-^ harä zadärlh l*
dusmi-nesnän ^
10 pavan^ aJcvtn vänltärlh l hamämälän- r' adöstän i^ besl-
tärän.
The Refrain.
11 pavan'^ zag l valä- räl va^ gadä^ [rät 1° gada l^ srös . . .\
[{man min*' aitän'^ aetön^ pavan yazesri^ me'im^ saprr . . .6)].
XL
Yäzdahüm^ kartak bün*.
His Four-span Team.
1 Srös- V^ aharüv''' i* hüröst' l^ peröckar . . . yezbexünam,
2 man valä^ l'^ IUI {IV) arvand v' arüs'^ l^ rösan fräz
petäk^ va'' afzünlg va'' äkäs va^ säyak' -yayä^ (sie) pavan^^
menavad zwäkih^^ (sie (? j'mäk as)) vazend.
3 srüvmig^ zag l valäsän sümb' afäs- zaJiabä^ me'im breJienlt*
[aey zarä{n)yün^ (so) pat'^-kari yegavlmünet avar-kafsak' ^],
4 i^ teztüm min- süsyä [l-'' stih] va teztüm min vät va*
teztüm min värän^ va teztüm min mezhä^ va teztüm min väi V
vayenig'^ va teztüm min zag i" valä kutan ^^ (sie) sedünet'^^ (or
sebkünH) [atyä^^] valäsan Jiarvispgön bät^'^ (so) ayarih'^''' (so,
baytärih (?) ) äyäpet' .
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 6
82 Mills, The Fahlavi Texts of the Srös Yast.
h man valä a^nr sebkünet^ {va) lä valu. min bat-"' a^^arlh
{baxtar'ilr' ?), äyäpet' '^ man (min^) valä'' snaid kolä II (dö) fraz
yehemtünct' pavan'' vazesn^ man^ Sap'ir sröi (^)l^ aharüv'^^,
6 man pavan aüsastar^ pavan*) hindühän va^dünet va
vian't'c'^ pavan döiastar* va^ lä (sie)*) mayltünet' \va^ manio
barä' ma'/ltünet ao^ as'^ yehemtänet'].
The Refrain.
7 pavan^ zag l^ valä räl va^ gada [i^ rät va gada i srös] . . .
[{man min aiiän äetön- pavan i/azesn'^ me'im'^ saplr'-"' . . . etc.)]
XII.
Dväzdahüm**Y kartak bün*.
Thrice Day and Night he comes.
1 Srös^ i- aharüv"^ l hüröst' i peröckar . . . yelbey^änain^
2 man büland [pavan tan] va^ büland- alviyäst'^ (so) [pavan
kär va* denä° i^ stavor] bayen aüharmazd'' dämän^ yetlbünast'
yegavimünet\
0 man vad III bar bayen ham yöm va^ bayen- kam sap'-^
av* denä kesvar va^ vazel' V' '/^vaniras^ l^ bämlg.
His Snai'ö'is in Hand for Enemies.
4 snais^ pavan yadä yaysenünet- i büräk''^ i tez l hva-äyü'/^-
tär* (or äyüötär {?)**)) pavan l^ kamär tne'im l^ sedayän"^,
5 pavan snais^ T- ganäkß (i-ead angräk) menävad i^ darvand
[as^ azas'' bet'] pavan^ snais'-* z^'^ aestn^^ i^- yrüdrös^-^ [as^* min^^
as^^ yekvünet' ^*'~\ snais^'^ i^^ mazenlgän ^^ sedayän-^ [as azas-^ yeh-
vünet'^^ vasnais-'^l^* harvisp-gön ^^ sedayän'^^ [as-'' azas yehvünet].
The Refrain.
6 pavan zag l^ valä räi^ va gada [va* rät* va gada* l^ srös] . . .
[{?nan min aitän aetön'^ pavan'^ yazesn* meHm^ saplr^ . . .)].
XIII.
Sizdaküm**y kartak^ bün*\
As the Embodied Lore He conquers.
1 Srös^ i- aharüv^ i* hüröst' i peröckar . . . yezbe^ünäm,
2 7nan' latamä'c^ va"^ a{n)-latamac^ (sie) [hän* ic ziväk (? jinäk)]
pavan harvisp^ dam'ig^ va"^ pavan Jiarvisp'^ [damün^] it^^) srös
i aharüv'^^ l^'- tagig l^^^ tan V* firmän'^^,
*) The gloss corrects the negative. **) Originally a translit.
Mills, The Pahlnri Texts of (he SrHs Ya^t. 83
3 (i^) tC'g'ig *^ va liam'^-mart'-'azülc''- (sie) l häzäl-aüj' l^
arteitär [aey farhä^t] y«* kamär-zndär i^ srdm/ün^,
4 va^ vünltcir'' [{V' a{r)stät * yazat B (Pt 4) oiuits)] valä man
aharnv'^ vänltär^' vald man' cänitür pavan vänesnih' va vani-
tarihla i^ pavan me'iin röve.snih'^ yelite^änam,
[(The text of B (Pt 4) va vänitär 2^avan vänltärihic^ valä
viän vänitär'^ aharävan (sie) valä vian vänitär pavan väne.m
va vänltärih ic l pavan avar^ rövesnlh yezdeyänam.)]
5 7)ian ic (iy srÖ6- i aharüv- manic V' a{7-)ität'* yazat^.
6 harvisp'^ l"^ man P si'ös pänaläli* i/ezbeyünam \man sän
vi'hih'-' räl sröfi^ pänahih' vebedäm/en\,
7 man s^-ös V aharüv döst' va fraväft' (sie) taekadlänyen'^
va gabrac V' aharäv l* freh-hümät' ^ i freh-hüyt' ^ l freh-hüvarit' '^ .
The Refrain.
8 Pavan zag l valä^ rät va gada \va'^ räl va* gada l^ srvs
«•' aharüv'\ . . . (av röesa^). [(man- min altün^' alt' aetön pavan
yazettn me^im saplr . . .* A adds. : aey yalesn zag iaplrän
aüharmazd . . . decayed . . . vebedünäüd, etc. ;^ {{cegön ayä'' kcJniak'
cPgön aüharmazd Tcämah . . . vaclst' blsämrätlg göveSn)].
84
The Palilavi Texts of Yasna LVIII-LXII (8p. LVII-LXI),
edited witli all the MSS. coUated.
By
L. H. Mills.
Yasna LVIII.
Sökidis hat bun.
The Fsüs Man^ra.
Introduction.
To the Holy Service, the Praise, and to the Cattle-culture Profit.
1 Av zag süt' [av zäg^ nlyäyehi^ kämak- yehabünam.^ man
nlyäyesii i hü-töymalc \aväyast' barä av den yehabünt' va
südin* l^ man zag barä av nafsä vebedünyen].
2 afai^ pavan tarsakäsih- hamrasesnlh'^ij!) [av nafsä ängön
säyat harfan amat tarsakäsih" aerpatistän böndag* barä^ vebe-
dünand] afas*' 2>^v(^'^^ böndag~ menesnih hamrasesnlh [amat
ae^'patistän böndag barä vebedünyen\
3 mari {yenhyä) av^ niyäyesn töy^tnaU va"- min hümat' va
hüxt va hüvarst [aeyas töyinaU min zag zivük^ {^'')lnäk") asy
hümat' i7iähmänih*].
4 zag i^ nlyäyesii l lanä barä netrünet- barä min zag'^
seddayyün bes* va zagic l ansütään [l vatak'^].
ö av zag niyäyesn vindesn*) yehabünam gehän tan barä^
pänaklh va- barä/' sardärlh* sardMrih va^ me'im nikäs-däresnih.
6 niyäyesn^ bavihänam- aüharmazd [min"' alsän'-^ afam pavan
niyäyesn] aey yürsandih* [l^ pavan zag daniän amat kär va
kirfalc vebedünänd].
7 va^ niyäyesn mekadlünam-c- va niyäyesn nivedenam
8 gehäri tan barä pjänakih va^ barä" sardärlh^ va* sardürih'^
va me'im nikäs-däresnlh
9 va^ niyäyesn va" zag amat'' aetön'^ niyäyesn l lekäm.
*) niveclesu (so?).
Mills, The Puhlavi Texts of Yasna LVIII—LXII. 85
The Man^ra.
To the Herd-Owner.
Fsüs {-äö-)mand a'it' va^ aliarTtv va perückar [l- j^eröckar'-^]
pährnm [afmän*} füus-kartär uerakl/i*.
The Father of the Holy Herds and of the Saints.
10 zag l abu l^ gösfendän [ae / vala- yehahünt] vci'^ aharäyih
süt' l va)(6't*(?) va aharrivün^ [va avärig yazatän''] aharäyih
kämak aöj"^ sti' [zacj^ hatnäk' sti amat'-^ aharäyih aväyat'^^ amn
abii za(j^'^\
11 äsJcärak sap'ir dehaJc^ man leküm mas'ih va- saplrih va
nevakih'-^ kartär* hacet.
12 zag IC l^ lanr(-{?) fsii-vinde.sn' '■''*) harä sardär^ [j^avan^ mena-
vadlh] afmän^ me'im^ nikäs-dästär [pavan mindavam l stih^^
pavan alt -dahesnih'* (? haöä-dahesnlh) l aharäyih [yazem^ kär
[va^'^ kirfak'^^ l avärig] fräz-rätih va barä-dahesnih va^' akenih^''
va ätaysic i aüharniazd{-däty*.
To the Arnesaspends in Connection.
13 cegön [tän^] Jona- yehabünt^ havem* aineia sp(mdän^-et^
aetön lanä sräyesn^ yeliabüntt' .
For Salvation Here and Hereafter.
14 si\iyesn^ yehabünH- av lanä sap'ir lakarlha' sräyeln yeha-
bünet * av lanä sapir vagdihä^ sräyesn^' yehabümt ^ arneia-
spendän^ hüxvatlyä hü-dehak!'^ [havet^^\
Salvation from None Other.
15 lä als hän^ min leküm [va äkäs(-äö-)niand--ei'-'' als* to]
yav'itilnam^ [nia7i'' ncvakih*' aetön azas ccgön min leküm farsä-
käsih' yal vehedünam-e^'] aetön lanä sräyesn yehabünet''\
The Offerincr.
16 barä pavan menesii va barä pavan gövesn va barä pavan
künesn barä j^üh barä vir av^ spenük menavad- yehabünam.
17 ^^ 201^ ramak' zag l- aüharmazd'-^ l durüst* gehän [aey min
valä^ barä durüst] i duräst' ramak' durüst' vir durüst' hamäk '
aharäyih pttäk'ih'^.
The Sights Above.
18 P dätär dät' rösanlh av- dahesn -mandän ^ [havf'i* tüvänas^
yehabuntan^' va yehabünet '• av valä yehabünet' l yal^ aräyat
*) fsü-eSn , fSuvesn f fsas' (?).
86 Mills, The Pahlavi Texts of Yasna L VIII—LXII.
1/ehabüntan ^ haycn as'\ ao liam^^ /aditünänl^^ man^'- aühar-
mazd^^'.
The Fire.
10 nh/äi/es7i av Iah ätays (i) aüharmazd l^ man i)avan'^ zag
} maläst' kär harä yehemtünih^ [pavan pasäxt^ pavaif'' tan l
2)asin'].
20 2^^^'^''^ ^'^fj ^^ ''*^^ ayärlh"^ va pavan zag r' tnas rämesn
dahein* l haurvadat' va amer'dat'.
To the Stöt Yast.
21 hamäk^ hamdahesnlh i- Stöt' Yastän'-'' yezbe)[ünam*.
Ahura's Body, the Stars and Sun.
22 neväk'^ alt' Jianä- i'^ Iah herp \va af tä7i] hetyän nivedesn''
//ehabünam aüharmazd [aey'^ bayen geliän yal yemalelünam aey
Icetp 1'^ lianä^ V Iah nevahtäi-].
23 denä rösan'^ [av zag l rösan-'] bälistän'^ bälist' yehem-
tilnenäni* aey zag barä y^vav)(^set'^ päyah^^ güft' [aey mäii'' rävän
barä av'^ tamä ye/iemtänänäi'*].
Conclusion.
24 Stöt' Yast' yezbexünam man yehabünt P ayvän fratüm
[aey zag man fratüm yehvünt'"^ aP dät' {l) gäsänlg yehvünt'}.
[(denä zlväh Qinäh) zöt' yadä pavan pätyäb hartan va mayä
bayen hartan )].
Yasna LIX (Sp. LVIII).*)
To Victoiy (^'. e. to Success) and to the Princely Saviour ("the One
About to Benefit").
1 ^ peröcharihr l aüharmazd-dät' yezbexünam söhsyans'^ [^
süt'(-e-)niand] peröchar yezbeyünam.
2 [denä zlväh Qlnäh) barsöm rnin mäkrüJc lälä yansegünesn
dät' i/i* barä nez{?)^ alsän'{?) levatä zlväh (jinäh) nafsä asra-
vanyän^' frägäm' pavan bwi l barsöm ac ae hünesn levatä
■laäkrüh hanyetünesn)].
To the Barsöm.
3 denä barsöm levatä zöharah' levatä atviyä(n)ghan' (sie) i^
pavan aharäyih früh vistart yezbeyünam.
*) For the text of Y. LIX (Sp. LVIII), 1—17 see Y. XVII, 1—17 in
JAOS. July 1905 reporting a contribution presented at the Annual Meeting in
April 1905; for 18 to 27 see Y. XXVI, 1 — 10 yet to be oflferod as edited with
all the MSS. collated.
Mals, The Pahlari Texts of Yasna LVIII—LXII. 87
To the Sacrificer's Soul.
4 va- za<) i näfüa rüväiv' i/azöm* va^ zag i nafsä fravähar
i/ezbe/änam^.
To all the Yazats.
5 harvisp"' zag i aliarüv "^ i/azat' yezbe^üna?» harvisp^ zag
i aharäylh rat' i/e-zbe^änain
6 pavan liävan me'im rat'ili va sävang^^ va visia ine'iin ratlh
va rat'^^ t harvisp'^'- \i-at'^'^'^ vias vie'im ratlh [man min äitän
aetön pavan yazesn mt'im mpzr aey yazesri zag i saplr l
anharmald /vaiäl (oi' -tiyä) rät vebedünärid^*] [{vacist' aevihäm-
rjl^i^'^ (?))]. [{Rasvlg pavan gas l fraharetärän min zage lä
güftan^^')].
^[(The Rasvlg (Ratu) addresses the Zöt (Zaotar).
7 saprr laJc-, Iah rät at min-^ saphüh* [? alt] i^ saplrtar
yelivünät .
8 aw'' nafsä maii havih zöt' arjänlg'.
9 lak lak räi pavan zag mi'zd arjänig^ yehvünih- mari havih
zöt' r^ arjünig.
10 l^ freh-hümat ^^ freh hü^f l freh'^ hüvarst' .
The Zöt (Zaotai-) recii^rocates, Good prayers and a Deprecation.
11 yeheintünät' av lelcTmi zag ly min saplrih- saplrtar aharüvih-'
al av* leküm yehemtünät' zag i min saryä saritarlh^ al av
leküm yehemtünät' {{cegön axu hümak . . . aharäylh avädfh pährüm
. . . vad röesä II-{do)-bar güvesn')}.
To the Formula's, etc.
12 ahunaver yezbeyünain^ aharäylh i pjährmn l nevalc l amarg
1 afzünJg yezbeyünam fsus-mänsar t hädöyt'ig- yezbeyünam hamälc
ham-dahesnlh l Stötän Yastän yezbeyünam. Stöt' Yast' yez-
beyünam man yehabünt ayvün l fratüm . . .
A minor Antiphonal.
13 Zöt' cegön ayu kämak cegön aüharmazd kämak' zöt' fräz
av li yemaleiün.
Rasvlg : cegön ayü kämak' cegön aüharmazd kämak' man
zöt havih fräz av \i yemaleiün. Zöt: aetön ratlhä aetön dast -
harlhä min aharäylh clgämcal fräz aharüvän äkäslhä yemalelü-
nam aey dänesnlg yemalelünam aey harnäk kär va kirfak aetön
dastbarlhä hartan cegön aüharmazd aväyat' .
88 ^lill^, The Pahlavi Texts of Yasna LVIII—LXIl.
Yasna LX (Sp. LIX).
1 See Yasna XLIII, 2. Gä^as pp. 156, 157; 510—511.1
Blessings upon the Home.
2 valäsän av''^ denä mihan yehemtünänd^ man ahai-üvän
snäymitärlh va* tarsakäslh va barä dahesnih va harä patlresnlh
läJä kevan av^ denä vis^ yehemtünät' aharäylh va yvatäylh''
va sät' va gada va y^värlh^.
3 zagic^ i der fräztüni [j^atih- pespäyih^} i pavan denä* den
i* aüharmazd va zartuyst'^ [pes*^, Ttm petäU aey min kolä dütak
I' mänpatän män2yatlli lä säyat va bayen denä^ mthan^ farzand
zeryünät man pavan män2}atän^^ mänpatih sem^"^ yedi'ünät'^-].
Deprecations.
4 anavasihenesn ^ (so)*) l- kevan min denä^ vis* göspend yek-
vünät {aey ramaU l gospendän harä al avasih-hed {avasl-hät\
so meaning, hardly ''aväs-hed'''^'];
5 anavasihenesn'^**) f- aharäyih va- anava sikenein'^ zag i
gabrä^ l aharUvän aöy^ [patüklh] ;
6 anavasikenesn ^ (?) l- aüharmazd dätistänlh^ [pesemärih* va
pasemärlh^ yehvünt'^ man aüharmazd dätbarlh güft' vijir^
va dät'barih'^ kartan\.
For the Presence of the Fravasis.
7 yehemtunänd av latamä aharüvän l hapvrän l afkürän l
afzünlgän fravähar.
The Healinors of Asi Vanguhi.i
afsän zag t ahar'imang besäzesnlh levatä yehvünät [tüväniglh*
i^ min frärünih] damig* -pahnih^ l^' rüd' daränlh'' va^ yvaryset'^-
bälai [zag nevaklh min aharzsvang(?) barä yehemtünät'}. astenltär
havänd^ (i) sapirlgän- [aey av'' nafsä va^dünänd*] layvär
ästemtär havänd° (l) sarltarlgän ^' [aey layvär äsienänd"^] fräz
vaysät'"^ va^ rät va gada \l aüharmazd yveskärih^^ l tva^säklh^^'].
The Victory of the Good.
8 vänih-hed^ (vänl-hät) min denä man pavan srös'^ asröstlh"
va 'pavan ästih anäsflh* va pavan räfih'^ arät'ih va pavan air-
menesnlh^ tarmenesnih' va^ pavan zag i^ rast' gövesnlh^^ zag l
kadbä gövesn^^ va ptavan aharäyih drüj'^~.
The Yasna of the Amesas Male and Female (sic).i
9 cegön bayen^ denä^ zag l* amesdspendän ^ [yazesn va^
niyäyesn] i srös pjavan dast bar (sie).
*) So the Pers. Ms. **) Not avisenesntk{?).
Mills, The Pahlavi Texts of Yasna LVIII—LXII. 39
10 zacj l^ sajfir yazebti va'^ nhfäyem \t'' zakarihä* yazatän
i^ zakarän rät yal vebedünähd''] zaq- V saplr i/cizesn' va^ niyä-
yem [/" vagd'ihä^^ yazatän V^ vagään rat ycd vebedünänd^-].
11 pavan hübaresmh va ntvak-baremih va alyyür-baresrüh
12 zatj i dei' benaßä bürtär [i/ehvänem va' zag mizd].
May the Glory or "Ideal Comfort" abide upon this House.
13 al aJcarz min deiiä mihan zag t ^värlh{-äö-)mand gada fräz
avasilt-hnt' {avasl-alt'{?))
14 al zag l )(värlk{-äö-^)nia7id ist' [avaslh-hed- ■^vcisfak] va-'
al zag l '/^vär'ih{-äö-)mand l* asn'tak' farzand^*)
15 ;jji;äriÄ am^ nikezih-hed^**) (nikäs-ält?) [l tamä af am] me'wi
aharUvang'-'' der levatä ham^äk'^ [yehvunhüt'].
Ahura's Rule be Absolute.
16 pavan kämaU laJc aüharmazd pavan nevakih- ^;ato;^Sfc«2Ä'
i* yvesän'" däinän [aty ycesän dämän pavan nevakih i^ alt^
Salitäih^ barä vebedün'-^].
17 pavan kämak'^ mayä va pavan kämak- aürvar va p>'^van
kämak'-'' hai'visp avädih [i aüharmazd- düt' man] min aharäyih
petäk'ih^ \bun'^ va^ bar adln sän' salitä^ barä vebedün}.
18 j'>äto';^A?aÄJÄ' av aharüvän yehabünih va apätdymhlh av
darvandän.
19 kämak -^vatäi(-tiya) havänd aharüvän^ va'- akämak -yvatai
{-tiyä) havänd'-^ darvandän.
20 zag i^ mat' [yegavhnünet] hamistarlh barä yedrünänd- min
sjitnäk menavad'-^ dximä.n pavan vartaklM va akämak^ -yvatäyih*^.
21 ha-^cäni'^***) ancüc- m.an zartüst'-^ [havam] zag i fräztüm min
mihanän va* visän va^ zandän va matääri [vistäspän ''].
Subjective Satisfactions.
22 cegön lanä havem sätmenesn va^ kämak- l'-'' rüvän\. . .)
23 [amän yehabünät] zag l pährüm ayvän
Attainment.
24 äskärak' av aüharmazd yehemtünam (so) aharäyih i pährüm
aharäyih'^ i nevak'
25 yaditünäni^lak va mt'im av lak yehemtünänl- i ham av
lak pavan hamyäkih^.
*) Pers. Ms. tri. **) Pers. nikez-häd(?), nigcrihed{^). ***) hüc-0)-
90 Müh, The Pahlavl Texts of Yasna LVIII—LXII.
Yasna LXI (Sp. LX).
The Holy Formulas Apostrophised while detoned afi-esh.
1 Ahünaver^ framäyem [denä minadavam i av levin- yema-
Jelünavi] va'-'' av * andarg damig va andarg asinän^.
2 aharäyih ? 2^^^^^'^^^^ framäyem [denä mindavan i- av pes
ycmalelünam'] andarg damlg va andarg asmän'K
3 yenhyä^ liätäm^ pavan yüp^ fräz-yazesnih* [inähmän^ fra-
tnäyem [denä tnindavatn^ pavan av pes' yemalelünani] amdarg
damlg va^ andarg asmän'K
4 dähmic gabrä t aharfiv va^ dähmän i- sajnrän äfrln fra-
mäyem [denä mindavam av'''' levin* yeitialelünam ^] andarg
damlg va andarg asmän^'.
The "Withstanding and Dislodgment of the Fiends.
5 pavan hamlsfärih (va) barä yedrünesnlh l ganrälc (read
^angräk^) menavad i- levata''' däm* (i^) dusdäm'' {däsa7c-däm(?))
i pürmarg' .
To Dislodge the Kaheredas.
6 pavan liamlstarlli'^ {vd)- barä yedrünesnili T-'' gada l hästä-
rän* gabrään va gadä^ (?) kästärän nesään^K
7 pavan hamlstärlh va^ barä yedrünemlli l gada i kästärih-
gabrään va gada i^ kästärlh nesään*
And the Kajaöas.
8 pavan hamlstärlh^ va^ barä yedrünesnlh l gada l kästärä-
nio^ (sie) gabraän va gada (?*) kästärän^ nesään'^
9 ^jav«n hamlstärlh' va barä yedrünesnlh l kästärlh^ (sie) l
gabrään va kästärlh^ l nesään'-.
The Thieves and Robbers, the Zandas and Soreerers.
10 ^:>afa?i hamlstärlh^ va barä yedrünesnlh l düzdän- va stöy-
makäri'-''
11 pavan hamlstärlh^ va barä yedrimesnlh l zand" va^ yätükän*
[havet zand^ petämbar l yatükäri pavan zand va yatükih säyat'^
kartän'].
The Contract-breakers, Infidels, ete.
12 pavan hamlstärlh^ va barä baresnlh- l mtfr'-zanän va
mitr'k%?) (vad*?) drüjän
13 pavan hamlstärili va barä yedrünesnlh l aharüv^-yanän ic-
va aharüvän-besän
Mills, The Pohlavi Texts of Yasna LVIII—LXII. 91
14 pavan harmstär'th^ va barü yedrünesntk (i^) aharmökän /
anaharüvän va sästäränii ? 2^^('''^^^^^'9
1") favan hamlstärih va harä t/edrünesnih l katärdäi anäkih i
min katärcai darvandän l avarün -mPnesän i avarün gövesän
i avarftn-Jcünemn , sp'itämän zartüst' .
The Saosyants as Deliverers.
16 man drüj' min zag pavan harä yedrünemih yedrünyen min
denä [c/ehfin drü)' i sästürih^ pavan yezrünesn yezränyen süt'
(■äö-)mand^ drüj' 2)avan yezrünesn yezründ- \snt{-nö-)mand'^
drüj''\ cfgün / pavan dena yhn^{^) pavan denä den mayUünd^
pavan päta ■yiCiliili'^ valä l apütä ■ysahilv min harvisp kesvar
me'im man IIII-\-III (= VII) (va)
17 pavan barä^ hamlstärlli- va harä yedrünesnili i harvisp»
valä^ i darvandän stl pavan stäyein / aharäy'ih* va^ yazesn l
valä^ i kü-dänäk' ~ aüharmazd aey havand aey valä nafia havand
yazesn va zöhar va nh/äyesn'].
Ahura's Will the Law.
18 ^[cegön ayü kämak- io^ (so) aetön ratlhä aetön frärünlhä
min aharäylh kör va kirfak' cigamcäi kär va kirfaTi aetön
frärünlhä cegön aüharmazd kämak']*. [{vaclst bls-ämrütig
gövesn'^)].
Yasna LXII (Sp. LXI).
[{Darsöm min harsom-dän^ lälä däresti namäz val ütays
yedrü,nesn yasnemca vad röesä min rayelä gövein ^)]*).
Offerings to the Fire.
1 yazesn va nlyäyesn pavan küharesnlh va'^ nevak' -haresnih
va alyyärlh--baresnlh \va^ nlyäyesn {-äö-)mand^\ äfrlnenom^ av
lak ätaxs l aüharmazd berä [yazesn ysnäU*' (asnäk(?)) va nlyäyesn
aütafrlt' hübaresnlh 7nindavam yehahünt ^ [vaY^ nevaklh-baresnlh
ahädänV^ va pänakih kartan va alyyärlh^^ ■haresnih ^^avan^-
hamäk räs^-^ alyyärih va dätakgövlh^* kartan.
The Fire's Merit.
2 '^yazesn (äö-)mand' havih va nlyäyesn (-äö -)mand yazesn (-äö-)
mand- yehvünih va nlyäyesri {ä5-)mand^ yehvünih* hayen mihan
(i)° martümän'^ [aevak' pavan stäyesn va aevak'^ pavan'^ äfrln'].
Beatitude for its Offerers.
3 nevak yehvünät' valä gahrä^ nevak yehvünät- man lak-'
hästän* fräz yezheyßnät
*) A rubric from B.
92 ^^ills, The Pahlavi Texts of Yasna LVIII—LXII.
4 hezom-{ov ''aesm')-f/ada ca^ barsöm-yadä'^ (ya-^) bisrayä-yadä
[Jlv^*, cüt' man patväsak^ i/emalelünet] va hävan -yadü.
ßlessing the Fire.
5 dätihä-hezom (or ^'^aesm") yehvünih va daühä-böl yehvünih-
va dätihä-plhv '^ yehvünih va dätihä-pasayen (? sie , hardly
'^pasin"Y yehvünih.
Mature and Flamins'.
6 pürnäy^ sardür- yehvünih dahm'^ sardär yehvünih äta^s i
aühannazd herä
7 söcak^ yehvünih bayen denn mihan hamisak - söcak^ yehvünih
bayeii denä mihan rösmi yehvünih bayen denä mihan va* vaysäk^'\
yehvünih bayen denä mihan.
Till Frasakart.
8 vad ay'^ zag l darey- (derang?) damän (i^) zag l afzär
frehkart-kartärlh* [vad av zag i frehkart kariärih l sapir^.
Kewards prayed for.
9 yehabün^ av U ätays l aüharmazd berä
10 tez yvärih^ va tez si-äyei;n'- va tez zäyesn'-^ pür-yvär'ih va*
pür-s)'äyein va° pür-zäyehi [aey vad man*' apagayehya^ (so, or
"'-yahya") al yehvünät' amän^ tez yehabün afmän kabed yehabün.
11 farzänakih^ [aey vad fargäm- l kär va^ denä* yavitünavi]
va afzünlglh [aey vad^ min mindavam l'' kabed' mindavam
yavitünam] swä.k^-hüzvänlh'^ [aey vad man hüzvän'^^ j^^^^''^ ^^'*
i'^^ denak^'- siväk yehvünät] rüvän [aey vad^'^ män'^* rüvän
aharüv yehvünät]^
hüs^ [aey vad män'^ hüp pavan gas yehvünät'] yrat'-ayar
[yemalelünam] l mos* [{va{ji) gösaöksrüt'^ i^ {dö(?y , or "e ae')
barä Qüft^ man aeipatistän '■' lä hart' lä^^ yegavimünet' ^^ va
sayun V- dünäkihä lä yavltünet' güftan^'-^: alt' man aetön
yemalelünet havet man as bayen^ lä kart' yegav'imünet as bayen
lä yehvünet'] vir'^ [zag yehvünet' man patas vebedünänd] hüs
[zag yehvünet' man patas därend'^] va* yrat zag yehvünet' man
patas^ av kär yeysenunänd''] va zagic i~ martän'' i'* ham-mart-
azük'ih^^ patüklh^^ l p)avan kär va dütistän^'-
1 2 stenlg-zangih [aey am*) kär min ragelä sapnr tüvänät' kartan]
ayvab Ih^ [aey vad'^ me'im^ min denJg* lä yelmü^nam srisvätak denä
yöm lailyä ves^ az den lä yelmünet'^] tez Tnin gäsih^' [aey vad
am tez min busasp'"^ barä tüvänät' yehvüntan^ [<^(?) ^^i her-
vandih^ Jiganrih^^ [af zag l pavan yadä^^ aväyat' kartan .
*) The fem. form is missed , and the terms erroneously applied to the
sacrificer.
Mills, The Palliar i Texts of Yasna LVIII-LXII. 93
Distinguished Offspring*).
13 va zog 1 nämhürtär'^ T- asntak'' farzand* (i^) hesvar-viräi
/lanjamanig^.
14 hamrödlt'^ hüäjmr^ (sie, read ''hüäp'") min tamjih Luy^t '■
\min duiahü] Jiüfir* [aey aväyesnlg'-' i pur mäscdc^ V ^>ai'an
zag l ayar^ ayar^ (sie) aväyat Jxartan\
15 v^an zag l U farüyenät' ^ man va vis va zand- va matä^
va rodidtäk*
Preparation and Heaven.
16 yehahün ar' U ätays- l aüharmazd berä zag man U havat'^
afräz-sazem^ (sie) kevanio^ ra"' vad av'^ hamuk^-rövemilt (<^)
pährüm'^^ ayvcm*^ i aharüvän l rösan hamCdi^^-yvürih^'-^
Kewards and the Cinvat.
17 griptär yehvünäni [aey av nafm vaydünäni-] zag i sapir'
mizd [^ tamä ra] zag l saplr hnsrövlh^ latama va zagic^ i**
rüväniü r der^ hü-{?)-kavanih (? derän hävanlh) [va düsarih^ (?)
} pavan cUvadarg
The Fire Speaks.
18 harv}sp)-gön^ göveiii yedrünyen- ätays 1 aüharmazd
1!) man valüsän pavan zag i av liampaoend däJim^ va sür^
[zag i ütays man zag hayen yänak yetibünet' '■'• as hanjämesn *.
Its Desire.
20 zag ~i^ ätays min harvlsp-gön"^ kämak^ hü-haresmh va nevak
baresnlh va aiyyär-haresnih [barä mä* nämcistig barci yemale-
lünet' vad bayen denä nevak baresmli gümbad'^ va*"' a'/yyär-
baresn'ih data k' -gövih kartan] sjMümän.
Its Eye is on the Offerer. .
21 av harvlsp-gdn^ barä fräz raftärän [ansütään'] ätays av
yadä nikirU' .
A Gloss to offset the Isolation of the Fire.
22 aey mä^ hamyäk av- valä l liamyäk yedrünät'''' [döst av
döst'^ fräz raftär [ansütä] av valac l armest' [ätaxs*' ztvak
('? so for ^[jlnäk") ait* V^ artestär yemalelünet'].
If satisfied it Blesses.
23 ätays t afzünlg^ yezbeyünam- man takig- [alt' man artestär''
[yemalelünet* tan'l'^) as armest afas menavad] artestär^
*) Properly the terms from stenlg-zang'i should apply to farzand.
94 Milh, The PaJilavi Texts of Yasna LVIIl—LXII.
24 hat av valä l^ zag hurad'- hezoni (or '^^aesm") r^ pavan
aharüy'ih yedrünand* harsömio'-' V' pavan' aharäyih fräz vistart'^
va^ aürvar (/'^) hadnapäk^^.
25 zag l ayar dfnnenet' ätays l anharmazd
26 amat hüsnüt' nä-best va sir.
Terms of Benedictiou.
27 aey vie'im av'^ Iah säUinät' zag i- göspendän ramalc va
zag i vlrän pür-rövesnth^ {^^) [gäbrä* jän^ l juvän*"]
28 nie' im av Iah hacät^ Icämak (sie) i- pavan vienesn'-^^ va
kämah' (?) pavan a^u*^ [aey aväyast' pavan* menesn'^ levatä zag
¥' pavan ayu'^ rast' yehvünät'
29 hü-ravüyman ^-axu pavan jän zivih vad- zag laihjä i'^
z'ivih [ae* ayjüg'^ zw*}, denä an i ätays äfrln [V' bästän'
yal^ vebediinyen},
30 man av valä yedrünyen hezom (for ^^aesm') i yösl^ i^
pavan rösanlh nt/ärit' (t-) aharäyih r^ düsärm [arzük' l av
kär va kirfak' rät] l ydsdäsar [aey dakyä].
95
Das syrische Wort bct in Zusiinimensetziuigen.
^'on
Eberhard Nestle.
Der syrische Schriftsteller Isho'dad hebt in seinem Evangelien-
kommentar, der gegenwärtig von Mrs. Gibson in Cambridge ge-
druckt wird , als Eigentümlichkeit des biblischen Sprachgebrauchs
hervor, daß manchmal „Buchstaben ausgelassen" werden, es also
beispielsweise heiße „er warf ihn n-)-'DN n-'a" statt ni^a. Diese
Beobachtung ist auch schon im Thesaurus Syriacus gemacht worden.
Unter NtidN r^n carcer col. 481 sagt P. Smith: Nunquam quod
scio admittit praep. D, und verweist dazu auf col. 478, wo es hieß:
Notandum quod n"'! nominibus urbium, etc. praepositum aegre
admittit praepositionem .... quae omissio haud rara est in ling.
Hebr., cf. Ruth 11, 7. Für das Hebräische kann Gesenius-Kautzsch'-^,
§ 118 g verglichen werden, wo an euphonische Gründe gedacht
ist, mit Recht aber hervorgehoben wird, daß r^aa im Hebr. nicht
selten sei (nach Mandelkern findet es sich über 100 mal, dazu
5 mal sogar rriani).
Für das Syrische wird in Betracht kommen, daß neben bei,
als st. cstr. von bait^ als ganz gleich ausgesprochen die Präposition
bei = zwischen steht, das aus bainät zusammengezogen sein soll und
wie das erste zur Bildung zusammengesetzter Ausdrücke dient,
z. B. ■j"»'ir!; n-'a .= Mesopotamien , Nry iT'n = Stirn , wozu der
Thes. bemerkt: Sunt qui N3"'y n"'2 exponunt, quasi sit domus
oculorum. Dasselbe Schwanken in der Erklärung bei i<n^73 n"'3
das Totenreich. Eine Monographie über die mit n^n zusammen -
sresetzten Wörter wäre daher sehr lehrreich. Wie bezeichnend, daß
hebräisches D-iinn 1 Reg. 2, 8 schon von der syrischen Bibel durch
Q'^mn n"«! wiedergegeben wird , was anderswo = Eleutheropolis
ist! Im Journ. asiat. (Sept.-Oct. 1904, 341 n. 1) schreibt Clement
Huart: Der unterste Himmel von grünem Smaragd (= r.'^'^zi'^)
heiße «.ä j = ""'P'n rrin, wofür er auf die Eigennamen mit ba
verweist, dans laquelle, depuis Assemani, on a reconnu une forme
vulgaire de n'2 ; cf. de Sacy, Abdellatif p. 506 note 4; Caussin
de Perceval, Essai t. II p. 28 note 4; J. Oppert, Expedition
scientifique en Mesopotamie t. I p. 64. Die lange Liste der mit
rr^n zusammengesetzten Ausdrücke im Thesaurus läßt sich noch
leicht vermehren. Ich notierte mir z. B. :
96 Nestle, Das syrische Wort bet in Zusammensetzungen.
ar'nDü »rn = i)Qo:n:e8ia, Jesudad = Theod. Mops. ed. Diettrich 49.
H'^^üi Nbsp: n-'i;-:-!« Np",:jcn?:-i N^-in:; n^a Acta Mart. ed. Bedj.
III, 195.
Nr:"'-":- ms »-r^n Select Narratives ed. Lewis 167, 1.
N-;5 '3 N-^-.pn'^rT NrDin Acta Mart. ed. Bedj. VI. 342 : Jacob Sarug
in ZDMG. 30, 99.
n:7T 'd Barhebr. Nomoc. 25, 18.
i<r-'bT r'3 Rabbula ed. Overbeck 177, 11.
N-i'':n '2 coenobium prope Mardin A. Mart. ed. Bedj. 6, 568, 3.
"ii^7Di::Nb 'a = N-:N2n xycjp?: 'n Jac. Ed. Hexaem. 75.
N"';5'?3 '3 = Julianus ed. Hoffmann 159, 6.
N^TO 'n und N^i:- Nn-2 = Abort, Barhebr. in ZDMG. 40, 439;
Jos. Styl. 25, 20.
Nü"'"i ']12012 '3. Histor}' of Mary ed. Budge 57.
«"•OSW 'n Barhebr., Nomoc. ed. Bedj. 10, 6.
qi^y^o 'n BO. ed. Ass. III, 1. 603. ^
N3-ip-i at-pij 'n = Kaserne, AM. ed. Bedj. 6, 396.
Ni:iN Nm; '2 = Karawanserei, Bar Zubi ed. Martin 2, 18.
piü:3 n-'ai N-na Jac. Ed. Hexaem. 75.
']^bo '3 Acta Mart. ed. Bedj. 4, 201.
N"':sii: '2 Philoxenus in Martin, Chrest. Syr. 71.
Nmbit n^3-i Nn^3 Severus ed. Brooks 417, 22.
isriT^p '3 Acta Mart. ed. Bedj. 6, 468.
NC^:-! '3 Dorf, Severus ed. Brooks 69, 5.
NpiU5 '3 Julianus ed. Hoffmann 71, 8.
Nn-'bc '3 Acta Mart. ed. Bedj. 3, 256.
N-^^'r-^r '3 = I^ufAUQeta, Eus., h. e. 2, 1, 8.
NnNn '3 bei Carca, Mon. Syr. II, 66, 3.
Nn3n '3 Chronic. Ed. (Michaelis 51, 4); Doctr. Add. 18, 3.
Nrr'S-n '3 = Abort. Julianus ed. Hoffmann 127, 13; Barhebr. in
ZDMG. 40, 439.
iSt-nr>::)i:n '3 dasselbe; Jos. Styl. 25, 16.
Namentlich die Verbindung von n^3 zu Zeitausdi'ücken wie
Nnb"> rT'3 Geburtstag verdient Untersuchung. In der zweiten Hälfte
des Wortes Alphabet und in unserm zweiten Buchstaben haben wir
die letzten Ausläufer des Wortes. Warum der arabische Koran
wie die hebräische Bibel den zweiten Buchstaben statt des ersten
würdigte, an ihrem Anfang zu stehen, darüber wurden allerlei tief-
sinnige Spekulationen angestellt. Jeder Buchstabe des Abc sollte
einmal seine wissenschaftliche Monographie erhalten. Als ein Bei-
trag zu einer solchen wären die hier gewünschten Untersuchungen
über syrisches bet anzustellen. Ob in den aramäischen Teilen der
Bibel sein st. abs. nicht besser mit Dages geschrieben würde, hat
erst jüngstens Sevbold in der Orientalist. Litteratur-Zeitung 1905
Sp. 352 gefragt. "
97
Der Dichter Sultan Selmi I.
Von
Paul Honi.
^aLw .,lJ2Lv :^Lj ist der zweifellos hervorragendste Dichter
unter den zahlreichen Mitgliedern des Hauses 'Otmän , die Verse
hinterlassen haben. Der grimme Feind Persiens. der das blutige
Schiitenmassacre vom Jahre 1513 in Szene setzte und dem Schah
die schwere Niederlage von Tschaldirän beibrachte, stand doch der-
artig unter dem Banne der persischen Poesie, daß er einen um-
fangreichen Divän in der Sprache des Gegners verfaßt hat. Nicht
türkisch , wie die anderen Sultane , sondern persisch hat SelTm I.
gedichtet. Nur einige wenige türkische Zeilen werden ihm zu-
geschrieben , wie andere Großherrn gelegentlich einzelne persische
Beits in ihre türkischen Poesien eingestreut haben ^).
Die Gedichte Selim's haben sich von jeher in der Türkei einer
hohen Wertschätzuncr erfreut. Noch in der Gegenwart weiten sie
in Kreisen , welche die alte „klassische" Dichtweise in persischem
Stil noch in Ehren halten , als musterhaft (s. meine Skizze über
die „Türkische Moderne" S. 68/69)-). Und Sultan Selim I. gebührt
1) Ridäquli Chans Anthologie Lj*:U:iäJI ^-t^ enthält auch einige per-
sische Verse Jyldyrym Bajezid's und Soliman's I. (Vol. I S. 8 bezw. 30).
2) Drei Gedichte hat ijSaJ Laa:^ in seiner Anthologie oLjLi> ab-
gedruckt. Eine ganz unvollständige und sehr fehlerhafte Ausgabe des Diväns
besorgte a. H. 1306 im Arakel'schen Verlage (Konstantinopel) ^^aw.s> (js..vw.>-^
aus der jo^^ L,^ a. II. 1308 einzelne Beits verbessert mit türkischer Uber-
Setzung unter dem Titel xi.u herausgegeben hat. Kemal bezeichnet in seinen
..'wCio^ ^^y»\ (meine , Türkische Moderne" S. 32) S. t*^vf die beiden Beits
(aus Gedicht i^f)
^ li^jjj 0-v.UJo o^A*^:> ^ij '^ S^^^ y^L?^ O^^^ c)^-r j^"^ cr^
als in aller Munde.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX.
98 Hörn, Der Dichter Sultan Setlm.
in der Tat ein bemerkenswerter Platz in der persischen Literatur-
geschichte : Nur ganz wenige Nichtperser werden sich mit ihm an
Qualitäten messen können. Eine Ausgabe seines Dlväns mußte
daher eine fühlbare Lücke ausfüllen. Se. Durchlaucht der Statt-
halter von Elsaß - Lothringen , Fürst Hermann zu Hohenlohe-
Langenburg. übernahm es, die Veranstaltung einer solchen Ausgabe
Sr. Maj. dem Kaiser als ein Geschenk fijr den regierenden Sultan
'Abdul Hamid IL, den Nachkommen des Dichters, in Vorschlag zu
bringen und fand damit den Beifall des Kaisers. Die Reichs-
druckerei hat in dessen Auftrage ein Prachtwerk hergestellt, das
als ein Meisterstück der Buchdruckerkunst gelten kann. In schöner
Ta'llqschrift, die auf jeder Seite (Großfolio) von bunten Randleisten
umrahmt ist, erscheinen die Lieder des Sultans in wahrhaft kaiser-
licher Ausstattung. Das Exemplar Sultan 'Abdul Hamid's hatte
einen eigenen pompösen Einband in Lederauflage mit Hand-
vergoldung in persischem Stil erhalten, die übrigen zur Verteilung
gelangten Kopien sind elegant brochiert.
L^m dem Schwunsf und Fluß der Schreibschrift nach Möglich-
keit gerecht zu werden, wurden etwa 1200 verschiedene Typen
begossen, von denen eine beträchtliche Anzahl unterschnitten her-
gestellt werden mußten. Immer wieder waren dabei von neuem
Abänderungen vorzunehmen, ehe die Schrift den hohen an sie ge-
stellten Ansprüchen genügte. Bei diesen Ai-beiten hat der Schrift-
setzer HeiT Däüd Saj'än wertvolle Dienste geleistet. Die Typen
■wurden in 8 Setzkästen untergebi-acht . die nebeneinanderstehend
eine ganze „Gasse" füllten, so daß der Setzer beim Arbeiten ge-
nötigt war, beständig hin und her zu laufen und allabendlich stets
mehrere Kilometer zurückgelegt hatte. Mit großen Schwierigkeiten
und vielem Zeitaufwand ist dann auch der Druck des Textes ver-
bunden gewesen. Die unterschnittenen Teile der Bleitypen, die oft
in der kühnsten Weise ausgeführt waren, daher keinen Halt gehabt
und sich unter dem Druck des Zylinders der Schnellpresse gesenkt
hätten, mußten vor dem Druck mit Holz- und Bleistückchen sorg-
fältig unterstopft werden. Da das Abbrechen einzelner Lesezeichen
und besonders von K- Balken unter der Maschine natürlich un-
vermeidlich war, so mußte diese stets nach einer Anzahl Bogen
angehalten werden, um die etwaigen Beschädigungen auszubessern.
So werden sich in den verschiedenen Serien der einzelnen Bogen
verschiedene derartige Lasuren finden. In meinem Exemplare ist
z. B. in Nr. i Zeile 1 b bei ., ^ das Fatha (.,^) und Zeile 7b
bei gS der K-Balken geschwunden , oder in Nr. \^f sind im Vers-
ausgang viermal Hamza's abgesprungen. Doch sind auch solche
durch force majeure verursachte Unfälle nicht häufig.
Die in Form und Farbe verschiedenen Ränder, Titelblätter,
Kopf- und Schmuckleisten sind im Charakter der persischen Miniatur-
malerei gehalten. Sie sind in sieben Farben gedruckt. Für jede
Hörn, Der DicJiter Sultan Setim I. 99
besondere Zeichnung waren ebensoviele Farbenplatten herzi^stellen.
Bei der allgemeinen Auflage des Werks auf Kartonpapier ließ sich
die richtige Passung der sieben, einzeln nach einander zu drucken-
den Farben ja ermöglichen , bei dem Pergamentexemplar für den
Sultan versagte aber die Schnellpresse , weil sich die Größe der
Pergamentbogen schon bei geringen Temperaturschwankungen ver-
änderte. Das Pergamentexemplar mußte daher auf der Handpresse
besonders gedruckt werden, was über 1000 Handpressestunden er-
fordert hat. Da jede Seite einzeln gedruckt werden mußte , ist
jeder Bogen etwa 30 mal durch die Maschine gegangen und ebenso
oft bedruckt worden.
Der Titel des Werkes ^Li /JL^^, o.Ai25» ^\ v_^a^> j
. ,Läc^^>^'J.J .mUj-'' x*«^AäJ xjj^wM^ ^^\ (j*»-J »Lü^Lj^ 1-M' ^J-^^-^-H^
ll.f 2<X^ vAjJJ i^Ä.v*M r-xla ist in Konstantinopel von einem
Schönscbreiber geschrieben , und nach seiner Schrift in Berlin ein
Druckstock für die Vervielfältigung angefertigt worden.
ff
Einer türkischen ^\J boLsI folgt dann der persische Text der
Gedichte des Sultans.
Für die Feststellung des Textes haben mir 7 Handschriften
zur Verfügung gestanden. Ich war zunächst von der Handschrift
Diez A. 8». 80 (Pertsch , Nr. 915) der königlichen Bibliothek zu
Berlin (in der Ausgabe als v^j bezeichnet) ausgegangen. Mit ihr
kollationierte ich in Konstantinopel im Frühjahr 1899 zwei
Manuskripte der Moscheen As'ad Efendi {\) und Hamidlje {„); ein
drittes in Mehmed Fätih (^) erwies sich bald als zu unselbständig,
um weitere Berücksichtigung zu verdienen. Die Handschriften von
Nür-i 'Otmänl und 'Ätif Efendi blieben mir leider unzugänglich.
Dazu kamen später die Manuskripte des Britischen Museums {}) und
die von Jacob in seinem Dlvän Mehmeds des Zweiten erwähnte
Upsalaer Anthologie (,). Diesen letzteren Kodex hatte zuerst Jacob
freundlichst für mich in Erlangen verglichen , bis ich ihn , als er
ihn selbst nicht mehr brauchte, durch die Güte der königlichen
Universitätsbibliothek zu Upsala nach Straßburg geliehen erhielt.
Den Pariser Kodex (yj, Schefer Nr. 1373) hat Herr Konsul Clement
Huart durchgängig für mich kollationiert, und dies mit einer
7*
100 Hörn, D&r Dichter iSultan Selim I.
Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit, die mich zu höchstem Danke
verpflichtet haben.
Weitere Handschriften der Gedichte Sultan Sellm's sind bis-
lang nicht bekannt. Die im vierten Bande von 'Atä's Geschichts-
werk (gedruckt in Stambul o. J.) mitgeteilten Auszüge aus seinen
Poesien (r) sind zwar stark fehlerhaft, aber in Verbindung mit
meinem handschriftlichen Material leist«ten sie doch öfter gute
Dienste; allein wäre nach ihnen allerdingrs meist nur wenicr Be-
friedigendes herzustellen gewesen^).
Was das Verhältnis der einzelnen Handschriften untereinander
anlangt, so gehören v^ und ^ am engsten zusammen, sie stammen
augenscheinlich aus einer gemeinsamen Quelle. Öfters weisen sie
sogar die gleichen auffälligen Fehler auf: so bieten sie z. B. beide
(ein Beispiel genüge statt vieler) in Nr. t.i^, Zeile 7 a gegen das
Metrum »Jlz^ O^Xz^ c>-5>L.w statt xj..=> lA-o von „\. In Rücksicht
auf diese Tatsache habe ich dann z. B. in Nr. f a1 (das nur sie über-
liefern) 3 a ihr M,yi »c> in ^/^^j »^ geändert
da mir ein „ Doppelkuß **, von dem auch die Wörterbücher nichts
wissen , nicht in Betracht zu kommen schien. Daß einzelne Ge-
dichte v^'s in ^3 fehlen und umgekehrt, spricht nicht gegen ein
gemeinsames Muttermanuskript ; denn derartige Mankos finden sich
übei'haupt in allen Handschriften. Eine die' sämtlichen Gedichte
Sellm's vereinigende Handschrift hat es vielleicht überhaupt nicht
gegeben, sondern nur verschiedene Sammlungen von solchen. Die
Zahl der Gedichte weicht in allen Handschriften von einander ab.
Die meisten enthält ,\ : 233 , dann folgen \ mit 231 und \^ mit
229. hat 148, ^j 142; ^ 27. Meine Ausgabe vereinigt 305
Nummern. Auch die Reihenfolge der einzelnen Ghazele wechselt
in den Handschriften , wennschon die Ordnung nach dem Reim
prinzipiell überall durchgeführt ist.
Ebenso lassen die einzelnen Handschriften häufig einzelne Beits
weg, besonders beschränkt , die Ghazele gern auf fünf Zeilen.
Nr. l'ff , das sich nur in \ und lj findet, hat in \ neun, in uj sieben
Beits; da eines der von i_j in ! fehlt, so kommen im ganzen zehn
heraus, die sich denn auch bei mir finden. Meine Ausgabe bringt
eben stets das ganze erreichbare Schaffen des Dichters, und zwar
die einzelnen Ghazele streng alphabetisch nach dem Reim geordnet.
Oder Nr. ff" hat in i^j fünf, in —^^J sechs; v\* in ^^ sechs, in |^
o * * o
1) Den Hinweis auf 'Ata danke icli Jacob.
Hörn, Der DicJder Sultan Sellm 1. 101
sieben ; a. in \\ acht, in »^j sieben ; 1v in '^\ sechs, in ^\ sieben ;
(I. in »wJ fünf, in \^ sechs; X\\ in \wJ fünf, in .\ sechs Beits u. dgl. m.
In engerem Zusammenhanofe zu einander stehen auch ^ und
\ ; sie sind beide gute Handschriften, doch ist \ beträchtlich reich-
haltiger. ^ enthält nveniger Gedichte als sie, dafür aber manche
sonst allenthalben fehlenden. Das Gleiche gilt in geringerem Maße
auch von , , das die mindest gute Überlieferung bietet und aus-
gesprochen auch nur eine Anthologie sein will. » hat ganz allein
zwei sonst nicht überlieferte Qit'a's und c mehrere derartige Fard's
(auch einige wenige türkische), ich habe diese Fragmente un-
berücksichtigt gelassen.
Entsprechend dem Zwecke , welchem die Prachtausgabe zu
dienen bestimmt war, habe ich den kritischen Apparat sehr be-
schränkt. Wenn sich die augenscheinlich richtige Lesart aus den
Varianten unzweifelhaft herausfinden ließ, sind diese selbst nicht
notiert worden. So haben Xr. i,\i^, 2 b
Jaäs ».üßi (•iv-«.^ vi>.-vw.AjliAi» o-s -j ^.^,i
U : o.^>oA:> , da aber vjj^ den Punkt oben {,;^^j^\^£>) als allein
möglich erwies, ist diese Lesart unerwähnt geblieben. Nr. ni, la
hat \: ..VW.J, «wJ^: ./*^J • Nun würde ja ,>^j auch einen Sinn
geben, nach m, Ib (.^j) — vgl. il^, Ib {^.^y=^ LxjO und tvl, 2a
(, c». LajO — konnte aber bloß .^j in Betracht kommen. .,v*_j
ward also gar nicht notiert. Nr. Hn, 3b
bietet i^j: i^L>-, 1^: ü5^Li>. Die Bestreuung mit Staub ist hier
allein am Platze , zumal i^ , zwei getrennte Überlieferungen . zu-
sammenstimmen, t6L=e- daher ignoriert worden. Offensichtliche Ver-
schreibungen wie iSwÄJ^.j (3) in I'a: 3 a statt »Jl^' (3Uv)
o
^^L> jv?o i<.Äj^\.j .i'
haben grundsätzlich keine Aufnahme gefunden; .^y^^^iW (X^-, '^i^
Nr. |\f. oa 3) ""^i^ einzige das Ghazel enthaltende Handschrift,
deutlich bietet, ist stillschweigend in c^^-^^O'-^-^' verbessert worden.
Nach dem geringen mitgeteilten kritischen Apparate könnte
es scheinen, als sei die Herstellung des Textes leicht gewesen. Das
war jedoch vielfach nicht der Fall. Es galt häufig aus recht un-
\()2 Hörn, Der Dichter Sultan iSeltm I.
bedeutenden Varianten das Richtige herauszufinden, was aber bei
sorgfältiger Berücksichtigung des lyrischen Stils doch gelingen
konnte.
Der Inhalt von Selim's Ghazelen, die bei weitem den Haupt-
bestand seines Diväns ausmachen, bewegt sich natürlich durchweg
in den üblichen Bahnen dieser Dichtgattung. Meist sind sie der
eingebildeten, unglücklichen Liebe zu einem Schönen gewidmet, der
ihn nicht erhört. In Gedichten wie Nr. Ivo (wo er seinem „Monde"
respektvoll im Bade den Hof macht) ist die sinnliche Zuneigung
zu einem Geliebten unverkennbar, während in anderen Fällen my-
stische ümdeutung alles dem Frommen Anstößige beseitigt. So
ist Nr. l'v, 5: „Allenthalben, wo der Freund in der Seelenka'ba
wohnt, da laß das Wallen um Jerusalem, Hebron und Medina'
-^ r . ■ ■ j ■■ ■ j
I.J^lX-*^ i3>-V^'^ U*'^* ^-^"^ ^iÄKJ
oder Nr. li'f, 3 (nach 'Omar Chajjäm): „Mit dem Freunde und der
Flasche zur Seite besser die Christenkirche als (ohne ihn) das
Paradies' i)
02.^S. y-'i-?. \-^ &X>XaäC» 02.aÄ^ lXäC'»^ M ^'v' ) "
^- J '■ LJv , J • "J
der Freund selbstverständlich „Gott", falls irgend jemand hier eine
Blasphemie finden wollte. Gegen das Liebesgeklage stechen stark
Nr. i^. und das stolze Kriegslied Nr. ^f ab'-); auch Nr. IaI atmet
kriegerischen Geist — doch sind das Ausnahmen. Einige Preis-
lieder auf Gott und den Propheten verraten weitgehende theologische
Kenntnisse.
Die poetische Technik beherrscht Sultan Sellm vollständig.
Wir finden, ohne in unserer Aufzählung irgendwie erschöpfend sein
zu wollen, bei ihm folc^ende .Kunststücke" :
xj'wiiJCxi , -/.jO^' (Eückert-Pertsch, Poetik S. 95) in Nr. ö, 7b:
lo'j -j .Lxi! aAjJ> auf lauter Komparative (1j>'.j 'SX^yS> etc.)
reimend. Ebenso Nr. Ifo, 3 b
1) Hier mildert ^ die 'w>*<.xJu in . ^'uÄ-vwJLi^.
2) Kriegslieder auch von 'Otmän und Solimaii dem Großen (s. Jacob,
Der Div.in Sultan Mehmeds des Zweiten S. 1).
Hörn, Der Dichter Sultan Sellm I. 103
und 5 b
auf y xjLxaj etc. ; Nr. iv und Ia O: xJ (jy) auf xiLiLiiU Li^ o^
O: etc.; Nr. it^. oJJ^ xi (^%-^) ^'^'^ ^y^ i<JLi> *;£ etc. ; Nr. Ioa
:Lj -w^j J.J i^j^ j-w ü^Ls^. y=?- («.j! auf jLj.*« etc.
.:3C« y«.Ai^' (Rückert-Pertsch S. 97) in Nr. \f\ und Ifi* nicht
bloß in den Reimworten ( 'J .LULi", .li>.Li>, .Lj «Laa^^ etc. bezw.
J: »L)l5 , .Lj Jj.xa£:, .Lj\Lj etc.) sondern auch in den ersten Micrä's
der Beits {j^ jr^^^ ''^'*' '-— '»^ ^^^^j ^i^i ti5o_*-i;, ^».s^-aj jsLi'
^5» bezw. i2sa:>->^>^<^ , ü>J;ii>J., ^vjCij*j>JLj, iiJü.=^ i^Ä=!- einmal
„Laute", das andere Mal „Hand"). Vgl. die Xa in Nr. v, 3b
lA:^ ^Lis! !lX> ^^V !lX> ^i ^UiLi
und A, 4b
IlX.:^- ^i>.J>j».i> ^ij ^.^1 i^X:?- J-i'wi' 1lX:> _b.i>
cXaJI JLc -^I J^ Nr. 3 (Rückert-Pertsch S. 119) in
Nr. öv, 1
■^ (^^o ^äjI ryJj-^ jt^J 0^31 ^^=5
j.U/ü! XAx.ixi- (Rückert-Pertsch S. 293) in Nr. t.f
etc. CSJ^ ».:>■ \\ .mW* s^j^ qj! (»I^j j^-)^;^^^ ^ C?'' J^
und Nr. r.i, 4 b
*L^i Nr. 1 (Rückert-Pertsch S. 283) in Nr. III, 2 a
Das „Kunststück der Abtrennung" (lXj-jf" c>a-^? Rückert-
Pertsch S. 278) haben wir wohl in Nr. fi"
L»i XA*v v_^i: ^s'iy jiv/a »lXjO ^^!
]^Q4 Hörn, Der Dichter Sultan Selim I.
zu konstatieren, wo die Icläfen zu Ausgang der Reimmi^rä's durch-
gängig unterdrückt sind. Ich habe das Ghazel wenigstens so ge-
druckt, weil \^ in 2 a (mit ^A), 3 a und ö a „ iP in der Form
hat, nämlich
(2a) öl«.js>Jii ».=> »; Lj» o-aaj ..L^ ii..^\j i;o».*w
(3 a) f^-L^ j ^^ 5 ^^r!'3 a"* -^ ^-^ o^^^-^^
(5 c) ». j! ?._.<_/5'w_.i: ,L> N-Xi ,.J .» A i-w 0»-4-Ä-J
die auch la, Ib, 2b, ob, 4b und 5 b beim Fehlen der Idäfe
zeigen würden. Dagegen hat lj in 4a (zugleich mit \\) die Form
nämlich
wofür ich Jv.Pl,3> o^'-, .,b emendiert habe, also eine Länge
mehr am Schluß, wie 2a nach \ (verderbt) und 3a nach ^|A (im
einzelnen variierend), wonach also 5, »5 xj^ etc. gelesen werden
müßte. Vielleicht habe ich jedoch dem Dichter zu Unrecht ein
., Kunststück" untergeschoben, das er gar nicht beabsichtigt hat.
Mit Buchstabensymbolik operiert der Dichter in Nr. \^f
und l^n:
1 C« X_P^ ^♦.-A./«» »_-*._; ^j!._.l» _J._i> .M»— ^
o -^^ .. ^ (_» .. . ^ ^ ^ 1^
etc. ^is-X^ww^o e5^J c
bezw.
etc. ^♦ii^ ».lafli k^>.ywwP Lj UL .> »to c>-««^J^->
Neben Qa9iden und Ghazelen erscheinen vereinzelt ein j^>o,tA:>-.j
(Nr. f) und ein , «.Ä^^? auf ein Ghazel Jäml's (Nr. rfo). -Tämi ist
überhaupt der Dichter, den der Sultan am meisten nachgeahmt hat ;
sonst finden sich besonders Anklänge aus Sähi sowie aus Hä,fiz.
Es hätte natürlich keinen Zweck, dem Sultan überall im ein-
zelnen nachzugehen, um die Fundorte seiner Bilder und Wendungen
aufzuspüren. Die Kunst liegt in dieser Poesie nicht im Erfinden,
sondern in der Fähigkeit, sich die Gedanken anderer so zu eigen
r ._ . ^ .: ... .- tl^
Ilorn, Der Dichter Sultan SeUni I.
105
zu machen, daß sie in der ihnen gegebenen neuen Fonu und Um-
gebung ein harmonisches (Janzes bilden und dadurch wie etwas
Originales aussehen. Etwas völlig Neues zu schatten , das noch
niemand zuvor schon gebraucht hat, gilt in der persischen Dicht-
kunst als ein besonderes , Kunststück" (Rückert-Pertsch S. 360).
Wer ein recht genaues Gedächtnis hat, wird an persischer Epigonen-
poesie leicht ebensowenig reine Freude haben , wie ein gewiegter
Musiker an mancher modernen Operette, in der ihm allenthalben
alte bekannte Melodien ans Ohr schlagen. Ein kurzes Gedächtnis
ist hier lÜr den Leser wünschenswerter, dann kann auch ein späterer
Dichter noch zu seinem Rechte kommen. Schamlose Abschreiber
sind ja selten, eine kleine Variante bringt man meist an dem Vor-
gefundenen an , und die Geschicklichkeit zu wägen , mit welcher
dabei verfahren wird, bietet eben den Reiz. Gerät einem poetischen
Langfinger seine Nachahmung gar besser als sein Vorbild, so wird
ihm überhaupt niemand einen Voi'wurf machen, sondern man wird
ihn im Gegenteil loben. Höchst charakteristisch ist für diese mit
dem Verstände , nicht mit dem Herzen schaöende Poesie die An-
nahme des alles entschuldigenden L^,l3L.=> '-^i^r' ^^^^ *^^^ ^^^^ ^^i
Rückert-Pertsch S. 366 mitgeteilte Anekdote. Sultan Mehmed hat
Häfiz's berühmtes Beit vom schiräzer Türkenknaben etwas plump
umgemodelt in
t.U« ^•^ j>S vi>s./«LXj .^'^1
'r
-^j
kS-T
.Ai
Das hat er aber sicher selbst nicht als ernsthafte Poesie angesehen,
sondern nur als eine Parodie eines vergnügten Augenblicks, und
der Witz liegt zudem darin, daß der Sultan die Dincfe auch wirklich
hätte verschenken können, über die Häfiz nur im Geiste so generös
verfügte.
Von vorn hei'ein ist anzunehmen , daß Sultan Sellm die Ter-
minologie der Lvrik wenig oder vielleicht garnicht durch eichene
y
Zutaten bereichert hat. Bilder wie oixi^ii .^Lx-ü (Nr. n, 5 a),
oi.xi^ Ji.^" (Nr. n, 3 b) oder Wendungen wie ^.j. ^^jLj Lj ^oI:
(Nr. V. , 3 a) stammen wahrscheinlich schon aus dem älteren Wort-
schatze der Poetik , wenn man sie auch in den Fei'hengen nicht
verzeichnet findet. Diese buchen ja auch zahlreiches andex'e der
Ai-t nicht; z. B. den bei Sellm beliebten , Seelenfaden" ( .tL> »J^X
den schon Häfiz und JämT haben. Oder für ^^,5> .Nachtigair (statt
.,Läa«>.I^) führen die Ferhenge (bei Vullers) keinen Beleg aus
1) Jacob, Divan Xr. .3.
IQQ Hörn, Der Dichter Sultan Selun I.
persischen Dichtern an; v. Stackeiberg zitiert dafür WZKM. 15, 390
neben einem alten Prosawerke als ältesten Dichter Hähz, bei den
Türken finden wir den Ausdruck schon bei Sultan Mehmed II.
(s. Jacob's Ausgabe), und auch Selim hat ihn (Nr. i^'.ö, 19). Arab. ^j
„Sonne" (Nr. w, 5 b), ^li:^ ^xLi (Nr. r.f , 43: ^Aa^. f^^i LpUi
(^i-^5 ,-v^») u. a. kann ich bisher nur, aus SelTm belegen. Jeden-
falls darf man Bereicherungen des Lexikons wie die erwähnten mit
gutem Gewissen diesem als Belegstellen einverleiben, in der ziemlich
sicheren Voraussetzung, daß sie sich bei Sellm's Vorbildern auf-
finden lassen werden.
Jäml's Sarkasmus
ei'scheint bei Selim (w, 3) in der Form
Starke Anklänge finden sich in Selim's Ghazel ISr, 1v und JämT in
Zeilen wie
(Jami) oj »iUi kSy^^ '^^ y^ i^A^ ^
(Selim) j>: xi'— ü ^Cs^:> y?>- .L^xi^x ^j.m*^^
(JämT) c>- jJLäjw.! rr-"^ ^"^j-^ ^^ s**^^ J^-i^
(Selim) O: xjLä^I ^^.,Lj s./^j .L ü.^3 L:> ^^
aber im Grunde sind sie doch nur ganz äußerlich ; denn die Ge-
dankencräno[e der beiden Gedichte sind durchaus verschieden.
Ebenso ist äußerlich Ghazel Nr. l'.f nach einem Jämi'schen
Vorbilde gemacht, vgl.
(Jäml) jvÄi>lL\iCj \J^\ '-^•^ -vi ».JJ-J f^ ^j y^ Ij'
(Selim)
oder die Verwendung des Schachspiels in den sechsten Beits beider,
aber der Inhalt beider Gedichte ist völlig verschieden. Es sind
neue Texte zu einer alten Melodie.
In den Reimen begegnen häufig Übereinstimmungen, die dann
sogar so Aveit gehen wie
(Jäml) I i;.joL^j (^Li^i ^1 *
(Selim, Nr. ii, 3b) L i;wk-jL-ci.Aj j.j> ^j1
Hörn, Der Dichte»' Sultan Hellm I. 107
Wenn Jäml's
als
«.AAX? »-♦^J .,Aj-> ;) i\X^ y-*-^^ ^-
bei Selim (Nr. ff, 2 b) erscbeint, so ist dies eine völlig erlaubte
flSchiudung", ebenso wie SelTm Nr. fi^A, 6b
gegen Jami
u. dofl. m.
^*_X _P ^^J; "-^-H^ 3^ '-^•^ xi-i'
V
Diese Beispiele mögen aus JäraT genügen. Ich habe sie beim
Durchblättern einer Auswahl aus seinem ersten sowie seinem zweiten
Divän (in den Straßburger persischen Handschriften Nr. 9 und 10)
notiert; vom dritten Divän stand mir kein Exemplar zur Verfügung.
Eine systematische Untersuchung habe ich nicht beabsichtigt, da
sie, wie schon oben bemerkt ward, dem Wesen dieser Lyrik nicht
angemessen sein würde.
Häfiz scheint direkt dem Sultan weniger als Vorbild gedient
zu haben Reminiszenzen an ihn finden sich natürlich, sie gehen
aber sichtlich im Grunde meist auf Jäml'sche Vermittluncr zurück.
Häfiz's bekannte AVorte ii,S' vii^^iS oi-iiLi. erscheinen bei SelTm
öfter (Nr. aa, 5b; II., la und tr., 3b »S A.iib ^.,1 oi.xiU), der
Wein nach der Meinung des xaäs als i^i>oL.il J in Nr. v., 2 b.
Mehr als an Häfiz hat sich Sellm wohl an Emir Sähl an-
gelehnt. Ich beschränke mich hier darauf, eine Parallele anzuführen.
Sah! (meine Handschrift)
Sellm (Nr. Iff , 4)
^Uj lj^.i> ^\.^.^ J^Jf^ Xi'xi'
■[Q^ Iloni, Der Dichter Sultan Setim I.
Bestimmte Geäanken kehren öfter wieclei-. So die allgemein
beliebte Hyperbel . daß Mejnün imd Ferliäd nichts gegen ihn als
Liebende seien. All seine Herrschermacht bedeutet nichts gegen
seine Liebe; wenn er auch der Herr der Welt ist, außer seinem
Liebesleide fand er doch keinen Freund (Nr. t^t , 4) :
j - :■ J ■ y > •
Der Tag wird ihm vor (Liebes)gram zur Nacht, so daß sein Schatten
glaubt, ihn verlassen zu müssen (Nr. Ka, 3):
Der Strom seiner Tränen darf das Feuer (Leid) seines Herzens nicht
auslöschen, ist dieses doch für ihn die Leuchte an den Abenden
des Getrenntseins von dem Geliebten (Nr. of , &)'■
> o^ > • •• r ^_ ••
Solche hübsche Pointen ließen sich noch zahlreich aus dem
Divän beibringen. Ich schließe die Blumenlese mit dem Kompli-
ment an den Geliebten : Wenn der Mond nachts sein Wächteramt
in deiner Straße ausübt , so zeige ihm deine Wange , und der
Wächter Avird sich schämen (Nr. ti^, 4):
Die Straßenhunde spielen bei Selim eine große Rolle, was bei
den Stambuler Verhältnissen sehr begreiflich ist. Sie erscheinen
auch bei JämT und Sähl häufig, während sie bei Häfiz noch fehlen.
Was die äußere Technik anlangt, so gibt Sellm's Divän etwa
zu folgenden Bemerkungen Anlaß.
Keinen ..jJ^ weist Ghazel Nr. l'li' auf, das nur in i_j über-
liefert ist. Hier muß also das Schlußbeit verloren gegangen sein.
Nr. 1fr hat ein Täjbeit^); desgleichen Nr. rr mid 1i^ nach ^^
wähi-end die übrigen Handschriften \„\ bezw. |j die gewöhnliche
1) S. Jacob, Der Divan Sultan Jlehmeds des Zweiten S. 4 Anm. 2
auch JämT verwendet Täjbeits.
Hörn, Der Dichter Sultan Sel'im I. 109
Stellung des (j^iJL^' haben, die ich auch in der Ausgabe durch-
geführt habe. Die Qayide Nr. »-".f hat sogar zwei Täjbeits.
Daß arabisches j> auf ursprüngliches persisches i reimt, kann
nicht auffallen — auch JämT und Sähl tun dies schon. Aber
^jLj^o „du erlangst" auf e „der Einheit" (ft, 7) würde bei diesen
nicht unterlaufen.
In Nr. ivf, 2 b begegnet die durch das Metrum geschützte
Bildung ^PuX-Ux (statt vAPAa^J). In Nr. ö", ob haben UJ^;
^i.j.lA-<! im Sinne von ^iAj.lvAx,
Vi^vfti Ci^ÄJ: »lX.^^ ».J .,Lx.w iX.ji^;j v,i>./»w./«
während ^3 cl^n «ii^ der Stelle unmöglichen Singular jj^Aj^^i ein-
gesetzt hat (dem Metrum würde auch ^J;JJ>^^Xyi entsprechen).
Nr. Yv. , 5 b wird arab. j»'.>2j! tkäm gesprochen , was in türkischer
Orthographie nicht auffallend wäre. Die Berliner Handschrift weist
regelmäßig die Schreibungen ^j^ji\ , ,^b etc. auf, während alle
übrigen Manuskripte xf .^1 bezw. xJCii , x)CL etc. schreiben. Ich
habe die archaistische Orthographie als vielleicht selimiscli in den
Text gesetzt, nicht aber W:>- und iÄr>, wie uj ebenfalls durch-
weg hat, da auch diese Handschrift außer in diesen beiden Worten
nirgends alte j bewahrt hat.
Jlb mißt Sellm als - - (z. B. Nr. 11, Ib; ir(, Ib: ti-^f, ob),
daneben aber auch als -- (z. B. Nr. Itj-*', 3 b — vgl. fi}[ ^jjt als
in Nr. ^Y'\, 5) und - - - (z. B. Nr. tö", 4 b). Walekin er-
scheint Nr. fo\, -J a in der Aussprache n lekin.
Natürlich folgt Sellm der gebräuchlichen persischen Sonder-
aussprache gewisser arabischer Wörter, wie xäjco als xi^X/o (z- B.
Nr. 1, 4 b), J^j^J als A^s^-J (ff,\, 4 a); singulär findet sich dann
noch v^bi statt oi-Lai (tli* , 4 b) und wohl auch ■^Av.i> statt
o o -
v_Ä*w.;> „Verfinsterung'' (i^vl . Ib — ■ nur ^ hat hier ^„^z>. das
als metrisch unmöglich in der Ausgabe nicht notiert ist und aus
110 Hörn, Der Dichter Sultan Selim I.
dem das uäa«^ von ^\^<^ kaum als Verkürzung v_Ä,w.i> an-
zusehen ist).
Der Türke Selim mischt gelegentlich einmal ein Oy>Lj „oder"
ein (Nr. fft*', 3 b, 5 b) statt des im Persischen allein gebi-äuchlichen
Li und verwendet Inversionen wie ,.,*.=»- |»^» „wenn ich gehe",
U^ i-r*^ .,aber tue nicht" u. dgl. vielleicht häutiger als eingeborene
persische Dichter — die Türken verfahren in dieser Hinsicht über-
haupt freier, s. Jacob, Sultan Soliraan's des Großen Divan S. 33.
Dasselbe Reimwort im crleichen Ghazel im nämlichen Sinne
zu wiederholen, trägt Selim keine Bedenken, wie ja auch persische
Dichter in diesem Punkte nicht skrupulös sind. In Nr. (f., 4b
tX-yw-o ^ (lies ^l£>) ^Ls- ;t o"^'*-^^ ^^ ^"^^ ^3 "^
wäre daher ^^L:?- der Handschriften trotz des bereits in 1 b reimen-
den ^l^- möglich gewesen, wenn nicht J3,i> deutlich auf ^l~> ge-
wiesen hätte , Avie ich daher emendiert habe. Fälle , in denen die
gleichlautenden Worte in verschiedenen Bedeutungen reimen, sind
natüi'lich garnicht zu beanstanden, sondern im Gegenteil als Kunst
zu betrachten. So z. B. xa;^ ^wÄJ: „die schwarze Locke" neben
XA^ ^.«ii«:> ,das trunkene (vgl. jUi> (^-^^) Auge" in Nr. vf, 2b,
ob oder *it.» \^X^\ „meine rinnende Träne" neben *Jl»j ^j*«
„meine wandelnde Zypresse" (Nr. a., 1 b, 4 b) oder j>S i-ö ^C> » C:^'J\
„heiß" neben oj ixj r=>^^ „scharf" (Nr. II, 1 a, 2 b) oder (^^^ü-jX^
„seine Lippe" und „Zucker" in Nr. t^.f, 4b und 5 b unmittelbar
hintereinander^) etc. etc.
Gern wiederholt bekanntlich auch das letzte Reimmi^rä' den
Reim von 1 a, bei SelTm z. B. in Nr. I0, tCo, in, tf., (w, t^.o.
Meine Auffassung des Sinnes habe ich giiindsätzlich immer
durch Setzen von Idäfen und Vokalen deutlich gemacht. Bis-
weilen können natürlich streitige Fälle vorkommen. So habe ich
z. B. Nr. i1 , 5 b
„ich bin kein derartiger Mensch" oder Nr. I.0, la
1) Huart, Arüs-ul-'uSääq S. 55.
Hörn, Der Dichter Sultan Sellm I. Hl
,das derartige Fest verging" gedruckt, wo man auch ^ ^ jj .,i
oder pjj .^1 j^A£ bezw. ^„j .^| Aah lesen könnte. In Nr. IaI, 6 a
würde ich heute statt
vielleicht lieber
gedruckt sehen.
*)»j ..LÄa«.) ^ .Av iJ>.-*,« .-wS
Statt siy iiär-j , Strohhalm* (Nr. Iv, 6 b) schreiben die Ferhenge
slfviS^j, ich habe meine Lesung auf Grund einer Messung gS üi-j
im Metnevvl gewählt.
Der Unterstützung Professor Nöldeke's habe ich mich stets
zu erfreuen gehabt, wo ich sie erbeten habe. Ich habe zahlreiche
Stellen mit ihm besprochen und dabei selbstverständlich viele wert-
volle Belehrung erhalten. Für die Londoner Handschrift ist Herr
A. G. Ellis mit seiner gewohnten Liebenswürdigkeit eingetreten,
wenn es mir gelegentlich wünschenswert schien, meine Kollation
nochmals kontrolliert zu sehen. Der Beihilfe der Herren Jacob
und Huart habe ich schon oben dankend gedacht.' Die türkische
Vorrede haben Herr Advokat Grigor Sinapian und Herr Legations-
rat Dr. Gies in Konstantinopel hoffähig gemacht. Herrn Geh.
Legationsrat Dr. Rosen, jetzt Gesandten in Marokko, dem hervor-
ragenden Diplomaten und Gelehrten in einer Person , verdankt die
Ausgabe ebenfalls mannigfache Förderung.
112
Zur Eskimosrammatik.
Von
C. €. Ihlenbeck.
1. Die mit m und n anlautenden Kasussuffixe.
Bei dei" Deklination der nicht mit Possessivsuffixen versehenen
Nomina sind der Lokativ , Ablativ , Terminalis und Modalis des
Singulars von denen des Plurals nur dadurch verschieden, daß die
übrigens identischen Kasussuffixe im Singular mit m, im Plural
mit n anlauten. Der singularischen Reihe -me, -mit, -mut, -mik
steht also eine i^luralische -we, -nit, -nut, -nik gegenüber, wodurch
der Schein verursacht wird . daß die pluralische Bedeutung gerade
mit dem n verbunden sei , und Fr. Müller (Grundr. der Sprach-
wissenschaft II,' Abt. I, 168) hat sich dazu verleiten lassen die
n-Suffixe durch Verschmelzung des pluralischen t mit dem Anlaut
der ?«- Suffixe zu erklären. Das kann aber nicht richtig sein, denn
selbst abgesehen davon, daß die n- Suffixe auch bei den einfachen
Nomina im Dual auftreten, scheitert Fr. Müller's Vermutuncj an
dem Umstand, daß bei den mit Possessivsuffixen versehenen Nomina
auch im Singular -ne, -nit, -mit, -nik gebraucht werden. Diese
Verhältnisse findet man nicht nur in Grönland und Labrador, son-
dern sie kehren unverändert im fernen Alaska wieder (s. Barnum,
Grammatical Fundamentals of the Innuit Language 10. 24 f.). Im
Mackenziedialekt ist der als Ureskimo zu erschließende Zustand
nicht ganz rein erhalten geblieben (s. Petitot, Vocabulaire fran^ais-
esquimau, XLIX). Wenn nun aber die n-lieihe sowohl im Singular,
wie im Dual und Plural auftritt, so fragt sich einerseits, warum
Formen wie nunane, nunanit , nunanut, nunanik ausschließlich
pluralisch verwendet werden , und andererseits , wie das rn in den
singularischen Formen des einfachen Nomens aufzufassen sei. Be-
denken wir, daß im Dual die ?i- Suffixe an das Dualzeichen k ge-
hängt werden (das dann vor dem n in ng verwandelt wii'd) , so
liegt es nahe, die pluralischen Formen nunane, nunantt, nunanut,
nunanik auf *nuna-t-ne, *nuna-t-nit, *nuna-t-nut, *nuna-t-nik
zurückzuführen und also nicht die Kasussuffixe , sondern das vor
denselben geschwundene Pluralzeichen t für die pluralische Funktion
Uhlenbeclc, Zur Enkhnogrammalik. 113
verantwortlich zu machen. Was nun aber das ia der singularischeu
Suttixe -we, -mit, -mut, -mik betrifl't , so glaube ich, daß wir es
mit einer Verschmelzung des p oder m des Transitivus mit dem an-
lautenden n der betreffenden Kasussuftixe zu tun haben, denn auch
in der Pronominaltlexion beruhen die obliquen Kasus des Singulars
nicht unmittelbar auf dem Stamme, sondern auf dem durch -tuma
oder -ssuma charakterisierten Transitivus. So ist es wenigstens in
den östlichen Sprachen, und wenn das Alaskische keinen Unterschied
zwischen nominaler und pronominaler Flexion aufweist (s. Barnum
a. a. 0. 9. 68 ff.), so haben wir darin offenbar nichts ursprüngliches,
sondern vielmehr das Ergebnis einzeldialektischer Ausgleichung zu
erblicken (der Anfang dieser Ausgleichung reicht wohl in das Ur-
eskimo zurück, denn ki-na und sii-na werden auch in Grönland und
Labrador hauptsächlich nominal flektiert). Wie inafumane, matu-
man<ja u. s. w. nicht von ma- , sondern von dem Casus transitivus
matuma abgeleitet sind, so ist nicht nuna, sondern nuna-p (nuna-m)
die Grundlage, worauf nuname, nunamit u. s. w. aufgebaut wurden,
welche Formen demnach auf *nuna-p-ne , *nuna-p-nit u. s. w.
(*nunam-ne^ *nima-in-nit u. s. w.) zurückgeführt werden mässeu.
Es steht vorläufig nichts im Wege, das Lokativsuffix -ne mit dem
gleichbedeutenden w- Suffix der ugro- finnischen Sprachen zusammen-
zustellen , obwohl der umstand , daß vier Kasussuffixe des Eskimo
mit n anlauten, immerhin eine einheitliche Erklärung zu erfordern
scheint. Dagegen dai-f an Zusammenhang des Modalsuffixes -mil:,
das bei Petitot a. a. 0. XLIL XLIX infolge des eigentümlichen
Gebrauchs dieses Kasus als Akkusativsuffix betrachtet wird, mit
dem Akkusativzeichen -m des Ugro-Finnischen dui'chaus nicht ge-
dacht werden , denn das m von -mik ist nach den obigen Aus-
führungen aus p -{- 11 entstanden.
2. Das Suffix -ka {-ga, -ra).
Im Grönländischen und Labradorischen ist -ya das Possessiv-
suffix der ersten Person Sing, bei singularischen Nomina und nur
in den freilich überaus zahlreichen Fällen , wo der Stamm auf q
auslautet, finden wir nicht -ga^ sondern -ra, dessen r aus der Ver-
bindung von q mit g hervorgegangen ist. Wenn als Personalsuffix
im transitiven Indikativ nur -ra vorliegt, so werden wir dieses
kaum anders erklären können als durch die Annahme , daß toqu-
para, toqupat. toqxipa u. s. w. nicht auf *toqu-p-a- , sondern auf
*toqu-p-aq- beruhen , auf welche Grundlage auch die dualischen
und pluralischen Formen toqxiparpuk, toqxipartik^ toquparput, toqu-
parse mit ihrem nur aus q zu erklärenden r hinweisen. Wir haben
also gewiß von -ga, nicht von -ra auszugehen, aber auch -ga ist
nicht die älteste erreichbare Form, denn das an pluralische Nomina
gehängte -ka wird wohl nicht nach t aus ga geschärft, sondern
nach dem harten Konsonanten unverändert geblieben sein (in
Zeitschrift der D. M. G. Bil. LX. 8
W^ Uhlenbeck, Zur Eskimogrammatik.
Labrador stellt -ha auch nach dem Dualzeichen /c). Darauf weist
das im Alaskischen alleinherrschende -ha , das sowohl gi'önl. -ga
und -ra wie gröul. -ha repräsentiert (s. Barnum a. a. 0. 19. 110 f.).
"War es also durchaus unzulässig samoj. -ro heranzuziehen, so bietet
sich jetzt, da wir wissen, daß -ka als die ursprüngliche Form des
Eskimosuffixes zu betrachten ist (wie auch Thalbitzer, A Phonetical
Study of the Eskimo Language 267 mit Recht annimmt), viel-
leicht das magy. -k der ersten Pers. Sing, in vdrok ,ich warte",
szeretek ,ich liebe" u. s. w. zur Vergleichung.
3. Die Stellung des A leutischen.
Obwohl das Aleutische sicher mit den Eskimosprachen ver-
wandt ist, darf es doch kaum als eine derselben betx'achtet werden,
denn dafür ist es zu sehr von ihnen verschieden. Während selbst
das Fischer -Tschuktschische und das Kadjakische sich sogleich als
mit den nordamerikanischen und grönländischen Eskimodialekten
als nahe verwandt kundtun (s. Pfizmaier, Die Abarten der grön-
ländischen Sprache) , kann man bei dem ersten Blick auf das von
Yeniaminov (Opyt Grammatiki Aleutsko-Lisjevskago jazyka) und
nach ihm von Pfizmaier (Die Sprache der Aleuten und Fuchsinseln)
beschriebene Aleutische in Zweifel geraten und erst genaueres Zu-
sehen lehrt uns, daß wir es mit einem entfernten Seitenzweige
desselben Stammes zu tun haben (vgl. Rink, The Eskimo Tribes
I, 4 f.). Will man das Aleutische und das Eskimo unter einem
gemeinschaftlichen Namen zusammenfassen , so kann man etwa von
einem eskimo-aleutischen Sprachstamm reden. Mit Ureskimo be-
zeichne ich nur die schon vom Aleutischen getrennte Grundsprache,
woraus sich Grönländisch, Labradorisch , Zentraleskimo, Mackenzie-
eskimo, Alaskisch, Kadjakisch und Fischer-Tschuktschisch differen-
ziert haben (das Fischer- Tschuktschische ist also eine ganz andere
Sprache als das eigentliche Tschuktschische , das mit dem Kor-
jakischen und Kamtschadalischen eine abgeschlossene Gruppe bildet).
Ob es einmal möglich sein wird auch ein ureskimo- Aleutisch zu
rekonstruieren ? Erst dann wird es an der Zeit sein , eingehende
Untersuchungen über das Verhältnis zum Uralischen anzustellen.
115
Vedische Untersucliungen ^).
Von
H. Oldenber^.
15. Der vedische Quantitätswechsel auslautender
Vokale und Verwandtes.
1. Nachdem Benfey's Abhandlungen über die Quantitäts-
verschiedenheiten in den Samhitä- und Padatexten der Veden den
Weg erötfnet, haben sich mit dem in der Überschrift bezeichneten
Problem zunächst ich .Hynmen des Hgveda" I, 393 ff. und ein-
gehender als ich et-wa von derselben Zeit an in einer Reihe von
Artikeln Zubaty WZKM. II — IV beschäftigt: ich mehr von den
verschiedenen Stellen des Metrums, Z. von den verschiedenen gram-
matischen Formen ausgehend, natürlich so, daß jeder auch auf den
andei-n Gesichtspunkt hinzublicken nicht unterließ. Weiter hat
Wackernagel in seinem Programm „Das Dehnungsgesetz der
griechischen Composita" (1889) und in seiner Altindischen Gram-
matik wertvollste Bemerkungen über das Problem crecreben.
Nun hat in neuester Zeit E. V. Arnold in seinem Buch
„Vedic Metre in its Historical Development", durch dessen Reichtum
an mühevollen und scharfsinnigen Untersuchungen er meines Er-
achtens der Vedaforschung einen besonders wichtigen Dienst ge-
leistet hat. die Frage wieder aufgenommen und sie durch eine in
seiner Weise höchst umfassend angelegte statistische Betrachtung
zu fördern versucht (S. 108 if.). Er hat vieles um einen großen
Schritt weiter gebracht , freilich eben durch die . Reichhaltiofkeit
seiner Statistik unsere Wünsche so gesteigert, daß wir seine Zahlen-
reihen nunmehr gerne noch manchen weiteren Fragestellungen an-
gepaßt gesehen hätten.
Die folgenden Bemerkungen werden sich überwiegend an Arnold
anlehnen und einerseits seine Gedankengänge weiterzuführen oder
zu befestigen versuchen, andererseits Bedenken zur Sprache bringen,
die mir durch seine Ausführungen herausgefordert ei'scheinen. Ich
darf dabei nicht unterlassen, den lebhaftesten Dank für die Liebens-
1) Fortsetzung zu Bd. 59, 355 ff. Inhaltsverzeichnis zu diesem Aufsatz
s. am Schluß.
llß Oldenherg, VecUi<che Untersuchungi.n.
Würdigkeit zu sagen, mit welchei' A. mir in seine Untersuchungen
schon vor deren Veröffentlichung, da/Ai auch in die ihnen zugrunde
liegenden Sammlungen Einblick gestattet und während des Drucks
die Korrektheit der diesen Sammlungen entnommenen Materialien
kontrolliert hat.
A. emanzipiert sich sehr entschieden von der Textüberlieferung.
Deren Zeugnis — ebenso übrigens auch. das Zeugnis der Linguistik
— darüber, ob die Schlußsilbe irgend einer Form langen, oder
kurzen Vokal hat, schiebt er zurück und versucht vielmehr seiner-
seits auf seinem eigenen Wege zu bestimmen, ob der betreffenden
Silbe Anspruch auf Kürze oder Länge zukommt. Dieser Weg ist
der, zu untersuchen, wie sich das Erscheinen der Silbe in den
Hymnen auf Stellen mit metrisch geforderter oder bevorzugter
Länge und Kürze resp. auf indifferente Stellen verteilt^). Die sich
ergebenden Zahlen werden mit einem von Arnold festgestellten
Normalzahlenschema (S. 111) verglichen: den Zahlen dafür, wie
oft unzweifelhaft lange i-esp. unzweifelhaft kurze Schlußvokale die
betreffenden Stellen der Versmaße als Standort aufweisen.
Ich schicke meinen Bemerkungen über die Weise, wie A. diese
Fragestellung handhabt, und die so gewonnenen Ergebnisse etwas
rein Äußerliches voran: ich glaube, daß A.'s stehende Ausdrucks-
weise den unvorsichtigeren Leser vielfach irre zu führen in Gefahr
kommt. Wir lesen beispielsweise Seite 112 f., daß Perfektformen
auf -ä und -iiiä durchweg, wie ich hier diese Endungen geschrieben
habe , mit langem Vokal erscheinen (Ausnahme : ein einziger Beleg
VIII, 48, 5) ; ebenso (ohne alle Ausnahme) der Imperativ des Wurzel-
aorists auf -svä. Hält man diesen Behauptungen den überlieferten
Text mit der Masse von Kürzen des -a, -??ia, -sva in den betreffen-
den Formen gegenüber, so glaubt man einen Augenblick an einen
Irrtum, bis man sich darüber klar wird, daß A.'s Feststellungen
überhaupt gar nichts über den überlieferten Text aussagen wollen,
sondern sich sozusagen auf einen idealen Text beziehen , dem A.
auf Grund der bezeichneten statistischen Ermittelungen seine Ge-
stalt angewiesen hat.
Mit diesen Ermittelungen nun hat A. einen Weg betreten,
der meines Erachtens zu höchst schätzenswerten Ergebnissen führen
muß und A. schon zu solchen geführt hat. Die konsequent dui'ch-
geführte Fragestellung , an welche Stellen der Verse die Rsis den
Endvokal irgend eines bestimmten Formentypus gesetzt haben und
in welcher Häufigkeit, muß uns notwendig Blicke auf die Technik,
mit welcher jene das sprachliche Material behandelt haben , und
1) Im Kleinen ist dieses Verfahren natürlich längst angewandt worden:
so von mir in den „Hymnen des Kv." I, 395 f. um festzustellen, daß z. B.
avatä nicht allein im überlieferten Text sondern für die Hsis selbst andere
prosodisohe Geltung hatte als avat'il , dhävata andere als dhävati und dhä-
vat/i; in etwas größerem Maßstab dann von mir ZDMG. 44, 332 f. um zu er-
mitteln, welche Quantität für die Rsis -e, -o , -ah vor folgendem Vokal hatte.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 1 J 7
auf die Katnr dieses Materials selbst eröfinen , die uns ohne diese
mühevollen Forschungen verschlossen geblieben wären. ^Vie nun
Arnold die Untersuchung handhabt, gelangt er zu Ergebnissen, die
das Aussehen des Rktextes in mancher Ueziehung geradezu revolu-
tionieren. Eine Menge von Endvokalen weitverbreiteter Formen-
typen, die wir gewohnt waren iür kurz und nur unter bestimmten
Bedingungen verlängerbar anzusehen, erscheinen ihm als ausschließ-
lieh oder nahezu ausschließlich lang: so z. \i. die Endvokale der
1. Sg., 1. PL, 2. PI. des Perfekts auf -ü, -ynä, -ä, der 2. Sg. Imptv.
Med. des Wurzelaorists auf -svä, mancher Partikeln wie smä. Bei
andern Endvokalen, wie in der 2. Sg. Imptv. auf ä, der 2. Plur. auf
-thä -thanä -ta -tana erkennt er zwar den Wechsel der Quantitäten
an, verschiebt aber deren Verteilung auf das Wesentlichste zugunsten
der Länge. Eine besondere Stellung nehmen bei ihm die Vokale
ein, die er „capable of protraction" nennt (S. 118 f.). Ihnen werden
auch von A. die Eigenschaften zuerkannt, die wohl die meisten von
uns bisher ihnen und ebenso den vorher erwähnten Endvokalen bei-
legten: sie sind „rogularly short, bolh according to the metre and
the text : but they appear frequently in certain positions in which
the long quautity is otherwise favoured", wo dann der überlieferte
Text in der Tat überwiegend die Länge gibt. Beispiele solcher
Endvokale geben die Instrumentale auf -ena, die 1. PI. auf -ma
außerhalb des Perfekts, Adverbien wie ydtra tdtra.
Wenn ich vielfach zu andern Kesultaten als A. gelange , so
lassen sich, wie mir scheint, diese Divergenzen auf drei Haupt-
gesichtspunkte zurückführen. Zunächst scheint mir an manchen
Stellen eine weiter getriebene Spezialisierung der statistischen
Zahlen erreichbar und notwendig. Alsdann meine ich in der von
A. in den Hintergrund geschobenen Überlieferung des Samhitä-
textes eine Fülle wertvollen Materials zu erkennen , an dessen
Würdigung A. sich, scheint mir, vielfach allzu sehr durch seine
Zählungen hat verhindern lassen. Endlich glaube ich , daß wir
manchen von A. erfolgreich aufgedeckten Tatsachen besser gerecht
werden, indem wir uns begnügen, für überlieferte Kürzen, die er
in Längen verwandeln will, mittelzeitige Vokale anzunehmen:
womit die Überlieferung wenigstens insofern gerechtfertigt ist, als
sie den betreffenden Vokalen neben der Länge auch noch eine
kürzere Quantität beilegt. Ich versuche über alle diese Punkte
mich näher zu erklären.
Dasselbe -d desselben Formentyi^us muß von den Rsis un-
vermeidlich an sehr verschiedenen Stellen der Metra gesetzt werden,
je nachdem ihm eine Kürze oder eine Länge vorangeht, je nach-
dem es am Ende etwa eines zweisilbigen oder eines dreisilbigen
Wortes steht. Das übersieht A. im Prinzip natürlich nicht , aber
ich glaube, daß er in der Ausführung der Untersuchung dies Ver-
hältnis nicht immer gebührend beachtet. Es genügt uns nicht zu
erfahren , wie oft die Dichter irgend einen kurzen Schlußvokal
HS Oldeiiherg, Vcdische Untersuchungen.
beispielsweise vor die frühere oder vor die spätere Cäsur der Tristubh-
reihe gesetzt haben. AVir müssen wissen, wie sich die betreffenden
Zahlen für den Schlußvokal von Worten der betreffenden Art etwa
mit der Prosodie - -- oder -- oder --- etc. stellen: wo sich z.B.
zeigen wird , daß viersilbige Worte vielmehr vor die frühere als
vor die sjoätere Cäsur streben , daß die metrische Indifferenz der
voi'letzten Silbe vor der früheren Cäsur .und andererseits die über-
wiegend verlangte Länge der vorletzten Silbe vor der späteren
Cäsur auf die Verteilung der Worte von der Form - - und - -
stärksten Einfluß übt, u. dgl. mehr. In der Tat bringen es gram-
matische und auch lexikalische Verhältnisse oft mit sich , daß der
Schlußvokal eines bestimmten Formentypus ausschließlich oder doch
stark überwiegend eine bestimmte Quantität vor sich hat: dann
ohne Berücksichtigung dieses Verhältnisses aus den metrischen Stel-
lungen , in denen er selbst erscheint , Schlüsse zu ziehen ex'scheint
als bedenklich.
Als bedenklich erscheint mir weiter, wie erwähnt, A.'s Behand-
lung der Überlieferung. Ich werfe an dieser Stelle auf deren Aus-
sehen nur einen kurzen, vorläufigen Blick, und überlasse es den
dann folgenden Detailbetrachtungen , über die Berechtigung der so
gewonnenen Eindrücke zu entscheiden. Da beachte man nun bei-
spielsweise die überlieferte Verteilung von Vei'längerungen ^) und
Kichtverlängerungen kurzer Vokale in G T 2 -) je nach der Quan-
tität der folgenden Silbe. Weiter die Unterscheidung von Vokalen,
die überhaupt verlängert werden und die es nicht werden: Dinge,
die durchaus den Eindruck ei'wecken, daß wir hier eine achtung-
gebietende Überlieferung vor uns haben, deren Details zu vernach-
lässigen bedenklich ist. Auch A.'s Lehre von den „endings capable
of protraction" erkennt ja die überlieferte wechselnde Behandlung
von i/dträ u. dgl. im Pädaeingang — wenn ich A. recht verstehe —
im wesentlichen als wahrscheinlich berechtigt an. Wird man nun
darüber hinwegsehen dürfen, daß die Überlieferung Formen wie
jahi TcrdM srudhi an derselben Stelle des Metrums ganz ebenso
1) Ich bediene mich der Kürze wegen dieses Ausdrucks, ohne damit über
das Wesen der Erscheinung etwas behaupten zu wollen.
2) Ich wende im folgenden für die verschiedenen metrischen Positionen
andere Bezeichnungen als die mir nicht durchweg zweckmäßig erscheinenden
A.'s an. Es ist doch verwirrend, wenn 5, 6, 7 die fünfte etc. Silbe des acht-
silbigen Fäda, 8, 9 aber die betreffende Silbe des elf- oder zwölfsilbigen Päda
bedeutet. Ich drücke den achtsilbigen Päda durch G (Gäyatri), den Tristubh-
Päda durch T aus , wobei die Jagati im Ganzen mit eingeschlossen ist ; soll
diese von Tristubh unterschieden werden, wird sie mit J bezeichnet. T'^ resp.
T ' bedeutet Tristubh- (resp. JagatT-)Päda mit Cäsur nach der vierten resp.
nach der fünften. Die Ziffer hinter diesen Buchstaben bedeutet die soundso-
vielte Silbe. 2—, 2-' bedeutet zweite Silbe, der als dritte eine Länge resp.
Kürze folgt; —3, ^3 dritte Silbe, der als zweite eine Länge resp. Kürze voran-
geht. * bedeutet, daß die betreffende Silbe positionslang wird; °, daß der be-
treffende Vokal im Samhitätext „Verlängerung" zeigt.
Oklenherg, Vedische Untersuchungen. 119
behandelt, daß Eingänge wie jahi cikitvah und jahf rnksah sich
genau in derselben Weise typisch gegenüberstehen wie ydträ rdthena
und ydtra gävah? Wird man sich dem Schluß entziehen, daß die
in den letzteren Fällen, wie ich meine, als bewährt anzuerkennende
Übei-lieferung auch für die ersteren nicht einfach als quantite
negligeable behandelt werden kann? Oder man betrachte die
Behandlung von T*7: hier zeicrf sich unter den verlängerungs-
fähigen Vokalen eine sehr bemerkenswerte Abstufung von über-
wiegend verlängerten, seltener verlängerten, endlich an dieser
Versstelle nie verlängerten : welche Skala sich dann mit anderweitig
zu beobachtenden Verhältnissen, welche diese Vokale betretten, als
in Übereinstimmung befindlich herausstellt. Ich frage wieder: ver-
langt eine Überlieferung, die solches Aussehen zeigt, nicht sorg-
fältigste Beachtung ? Und ich gebe dieser Frage weiter die Wen-
dung: wenn eine ohne die oben gekennzeichneten spezielleren Unter-
scheidungen aufgestellte Statistik über jene Überlieferung mit einer
gewissen Gewalttätisrkeit hinschreitet, wird vielleicht an manchen
Stellen die Einführung jener Unterscheidungen die statistischen Er-
gebnisse mit der Überlieferung besser vereinbar machen ?
Die Einzeluntersuchungen, welche die Antwort auf diese Frage
suchen , werden nun zugleich noch das oben an letzter Stelle an-
gedeutete Problem , das mit den bisher formulierten in engstem
Zusammenhang steht , berücksichtigen müssen. Es zeigt sich —
und nachdem Zubaty und ich den Unterschied der verlängerbaren
und der nichtverlängerbaren Vokale festgestellt haben , ist es ein
großes Verdienst Arnold's, diese weitere Erkenntnis angebahnt und
teilweise geradezu erreicht zu haben — daß die verlängerbaren
Vokale auch da, wo sie nicht verlängert sind, sich dem
Metrum gegenüber mehr oder weniger anders verhalten , als die
nicht verlänoferbaren , ebenso die grern verläncrerten anders als die
selten verlängerten.
Wie haben wir diesen Sachverhalt zu deuten? Es ist doch
wohl an und für sich das Katürliche , zwischen Kürze und Länge
desselben Vokals nicht einen unvermittelten Sprung anzunehmen '),
der dem Dichter nach irofendwelcher unercrründlichen Willkür der
Sprache oder der grammatischen Scholastik bald leichter, bald
schwerer, bald gar nicht erlaubt wurde. Sondern der Gedanke
drängt sich auf, daß in Wahrheit in der lebendigen Sprache
eine durch die überlieferte Alternative von Länge und Kürze un-
zureichend ausgedrückte vielfältigere Abstufung der Quantitäten
vorhanden war, so daß die Dichter — vermutlich Möglichkeiten,
welche die Sprache selbst darbot, dem Metrum dienstbar machend —
1) Allerdings dürfen wir nicht in Abrede stellen , daß zwischen solchen
Typen wie dtivävant- und vlrdvant- u. a. (s. unten S. 155 A. 6, S. 157 A. 1)
eine ungemilderte Kluft iu der Tat vorhanden ist; das -a- von vlrdvaut-
fungiert durchaus als vollgiltige Kürze.
120 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
die kürzesten Vokale allein als Kürzen , andere minder kurze da-
neben auch als Längen und zwar. — ceteiüs paribus — um so
leichter als Längen gebrauchten , je mehr sich die betreffenden
Vokale im Naturzustand der Länge näherten^): wo es dann be-
greiflich wäre, wenn als Kehrseite der Verlängerbarkeit eines Vokals
sein minderes Geeignetsein zu den Funktionen einer entschiedenen
Kürze sich herausstellte. Ob dieser Auffassung Wahrscheinlichkeit
zukommt, müssen wir durch die Betrachtung der Technik, mit
welcher die Dichter einzelne möglichst charakteristische Endvokale
verwandten, zu ermitteln suchen'-).
2. Wir beschäftigen uns zunächst mit dem besonders gern
verlängerten Endvokal einer Form , die der Untersuchung reiche
Materialien darbietet, dem -a der thematischen 2. Sg. Imperativi.
Ich habe für eine größere Anzahl häufigerer zweisilbiger Foi'men
einerseits der Gestalt - — , andererseits der Gestalt -— festgestellt,
an welchen metrischen Stellen der Schlußvokal auftritt. Für den
Typus - - wählte ich bhava vaha yaja visa ruja si'ja naya jciya
daha , für den Typus - — iistha yaccha i-aJcsa arca arsa siksa
sida uccha jinva gäya 'pasya vardha nirla (dies bekanntlich mfla
zu lesen). Ich habe zur Vergleichung entsprechende Zählungen für
vidma und divt, weiter für hanti yäsi yäti sowie für visvä uktliä
jäyCi^') d. h. für Formen von der unzweideutigen Prosodie --,
- - , - - danebengestellt. Es hat sich ergeben ^) :
1) Wenn wir hiermit den Sachverhalt im ganzen auszudrücken glauben,
steht damit im einzelnen natürlich die Möglichkeit nicht in Widerspruch,
daß auf Grund von Vorbildern der bezeichneten Art dann auch Vokale, die
an sich wirkliche Kürzen waren, von den Dichtern in derselben Weise schwan-
kend behandelt wurden, wie die Vokale mittlerer Quantität.
2) Die Frage , wie sich geschichtlich die eventuell wahrscheinlich zu
machende Mittelzeitigkeit bestimmter Vokale entwickelt hat, beschäftigt uns
nicht; wir begnügen uns damit zu untersuchen, ob solche Vokale in der Sprache
des Rv. tatsächlich vorlagen. Ebenso soll hier nicht erörtert werden, wie diese
Mittelzeitigkeit sich zu W a ckernagel's wohl wahrscheinlicher Theorie der
rhythmischen Auslautsdehnung (Ai. Gr. I, 310 fl'.) verhält — ob die Dehnung,
für die ja auch Wackernagel eine nicht bei jedem Vokal vorhandene Dehnungs-
fähigkeit voraussetzt und voraussetzen muß, von Haus aus an die Mittelzeitig-
keit gebunden war, oder ob sie, ihrer Natur nach allgemein oder allgemeiner
giltig, sich besonders gut da erhalten hat, wo die Mittelzeitigkeit das begünstigte.
3) Dies Wort unter Ausschluß der Verbindung mit iva.
4) Über die von mir gewählte Bezeichnungsweise der verschiedenen
metrischen Stellungen und sonstige angewandte Symbole s. oben S. 118 A. 2.
Die wenigen nebensächlichen Fälle, in denen die betreffenden Formen in fünf-
silbigen Viräj-Pädas erscheinen, sind bei Seite gelassen worden.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
121
Stelle des
Metrums
Imperativ
Andere
Worte
Imperativ
Andere
Worte
Andere
Worte
G2-
2+13°+lo*
14 + 2*
^3 + 13°
8
24 + 1*
2-
5°-i-l*
1+6*
15°
18
3
2°
1
44.3° + l*
1
6
4
1-1-2°
2*
32=0 + 4°
5 + 2*
15
5
2
I'J
7
13
4
6
8°
2*
7
3*)
1
8
961)
49
4
2
TJ2-
4-t-r2°+lo*
11 + 3*
3+8°+lo*
6
26 + 4*
2^
11°
2 + 9*
21°
20
3
2
1
a4
35 + 4*
6
15 + 1*
7 + 3*
21 + 1*
b5
o
1
18 + 2*
14 + 3*
62 + 1*
a 6
13 + 1*
3
1
a7
11-f 1°
1
1
b7
1
26
1
8
24.13°+1*
1 + 1*
1+10°+1*
4
9
10
53
10
7° + 2*
6*
TU
40
9
• 42
Jll
1
J12
17
16
Kontra-
liiert")
14
11
8
35
fJesaintzahl
der Fälle
266
185
232
128
285
Es darf angenommen werden, daß die ca. 500 hier gezählten
Fälle von Imperativformen auf -a und die ca. 600 zur Vergleichung
gegenübergestellten Fälle anderer Formen ausreichend sind , um
Schlüsse zu crestatten. Ich versuche diese zu entwickeln.
Gemeinsam den Imperativen - ^ und - — ist natürlich, da die
erste Pädastelle prosodisch indifferent ist, das Verhalten in G 2 und
1) Dazu 1° vor viersilbigem Anhangspäda V, 24, 1.
2) Die metrisch abnorme Stelle VIII, 3, 21 idivi) ist nicht mitgezählt.
3) Die unverhältnismäßige Größe dieser Zahl beruht auf dem Gebrauch
von arsa in den Pavamänaliedern.
4) Doch sollte von diesen Stellen die eine unberücksichtigt bleiben : es
handelt sich um den siebensilbigen Päda X, 152, b.
5) Diese für uns nicht wesentliche, nur der Vollständigkeit wegen ge-
gebene Rubrik steht natürlich unter dem Eintluß davon, welcher Vokal auslautet:
ein -a hat größere Chance kontrahiert zu werden als ein -i oder -u.
122 Oldenberg, Vedlsche Untersuchungen.
T 2. Das -a zeisft hier durchaus die für eine Läns^e charakteristischen
Erscheinungen, wie ja auch der überlieferte Text ganz überwiegend
die Länge gibt: man beachte das häufige Erscheinen unseres Impe-
rativausgangs in dieser Stellung vor folgender Kürze, ganz wie das
in der Kolumne „Andere Worte — " sich zeigt, und in scharfem
Gegensatz zu den Kolumnen „Andere Worte --, - -" , wo die
Rubriken G 2 - und T 2 -- leer oder recht spärlich vertreten sind,
abgesehen natürlich von den Fällen der Position , die an den be-
treffenden Stellen der Kolumne - •- sehr häufig auftritt , offenbar
in stehender Absicht herbeigeführt, während sie bei unseren Impe-
rativen recht selten ist. Man bemerke noch, daß bei den Impera-
tiven — anders als in den meisten Fällen anderwärts — über-
lieferte Länge in G T 2 auch vor folgender Länge stai'k vorherrscht :
ich komme auf diese Erscheinung, in der sich mir jetzt eine be-
sonders starke Verlängerungsfähigkeit des -a, m. a. W. eine der
Länge sich besonders stai-k annähernde natürliche Quantität des-
selben zu erweisen scheint^), noch weiterhin (unten Nr. 12) zurück.
Bleiben wir jetzt zunächst bei den Imperativen von der Ge-
stalt - — .
Was das Auftreten des Endvokals in den weiteren Stellungen
von G anlangt, will die Seltenheit von G5 hier nicht viel sagen;
die dann auf 4 fallende Kürze würde hinreichen, die niedrige Ziffer
zu erklären. Die direkt gegen Setzung des -a in G 5 bestehende
relative Abneigung kann sich erst bei der Besprechung des Typus
- — zeigen. Man beachte noch, daß G 6 einige Fälle mit -ä bietet,
während Worte von der Form - - diese Stelle vermeiden resp.
Position herbeiführen.
Wenden wir uns zum Gebrauch derselben Formen in T, so
hebt sich die Häuficfkeit in a 4 als ein der Länge zukommendes
Kriterium hervor. Die Stellung von a4 gibt aber möglicherweise,
wie ich wenigstens vorläufig berühren möchte, noch zu weiteren
Schlüssen Anlaß. Die von M e i 1 1 e t (De la pai'tie commune des
pädas de 11 et de 12 syllabes, Journ. Asiatique 1897; ich zitiere
nach dem Separatabdruck) für das III. Mandala aufgestellte Statistik
ergibt (S. 9) , daß wenn der früheren Cäsur von T die Silben - -
vorangehen, hinter der Cäsur 34 mal eine Kürze, 30 mal eine Länge
folgt ; gehen aber der früheren Zäsur die Silben - - voran, so folgt
Kürze 256 mal, Länge 113 mal"^). Angenommen, daß jenes Ver-
hältnis wenigstens im großen und ganzen auf den gesamten Rv.
übertragen werden kann — was noch festzustellen bleibt — so
würde man offenbar, hinreichenden Umfang der Materialien voraus-
gesetzt, in Endsilben, die vor sich eine Kürze haben. Kürzen resp.
der Kürze nahekommende Quantitäten von Längen resp. ihnen nahe-
1) Anders früher in meinen , Hymnen des Kv." Bd, I, 404.
2) Steht vor der früheren Cäsur -« resp. , so ergeben sich keine
ähnlich signifikanten Unterschiede.
Oldenlerg, Vedtsche Untersuchungen. 123
koranienden Quantitäten daran unterscheiden können, daß, wenn die
betreffende Endsilbe vor der früheren Cäsur steht , im ersteren
Fall hinter der Gäsur Kürzen und Läncjen etwa crleichmäßicr auf-
treten , ini zweiten Fall die Kürzen stark überwiegen. Ich habe
nun (ohne Rücksicht auf die für die obige Tabelle getroffene Aus-
wahl bestimmter Formen, ganz im allgemeinen) auf Grund von
Arnold's mir gütig mitgeteilten Stellensammlungen ermittelt , was
für eine Silbe die mit dem auslautenden -a auf T*4 fallenden
Imperative der Prosodie - — , zu denen hier der Natur der Sache
entsprechend auch die Fälle von - ^ ^^ gezogen sind , hinter sich
haben. Ich fand Kürze in 55 Fällen, Länge in 26 Fällen: also
ein Ergebnis, das nach dem beschriebenen Kriterium dem entspricht,
was für auslautende Länge erwartet werden muß.
Die wenigen Fälle für T^ 5, denen wir in unserer Tabelle be-
gegnen , geben keine Unterlage für Betrachtungen , die wir besser
an die zahlreicheren Fälle des Typus - — in dieser Stellung knüpfen.
Daß aber der Typus --- — so viel seltener als derjenige - — in b 5
erscheint, beruht selbstverständlich auf der in b 4 verlangten Länge.
Sehr bezeichnend ist das völlige resp. fast völlige Fehlen von
Fällen in T*6 und T"^?: für diese eine Kürze stark bevorzugenden
Stellungen galt das imi^erativische -a offenbar für wenig geeignet.
Unsere Tabelle zei^t , wie anders sich die Formen - - an diesen
Stellen verhalten. Daß jenes Fehlen nicht etwa auf einer Ab-
neigung dacreoren beruht, die oft enklitischen Verbalformen auf die
Cäsur folsren zu lassen, sieht man leicht: die Häufigkeit z. B. von
enklitischem asi an jenen Stellen läßt dai'über keinen Zweifel.
In T^7 erscheint, wie die Tabelle zeigt, der Schlußvokal
unserer Formen gern, in scharfem Gegensatz zum Typus --. Übrigens
gibt unsere Zusammenstellung — rein zufälligerweise — kein zu-
treffendes Bild von der Häufigkeit des überlieferten -ä in diesen
Imperativen , das in der Tat sehr viel stärker hervortritt , vgl.
Zubaty, WZKM. III, 287 f.
Schließlich sei auf die relative Häufigkeit der Stellungen
T 8. 10 (meist mit überliefertem -a) hingewiesen. Das Fehlen von
Fällen in T 9 ist nicht signifikant , da unsere Formen durch die
Kürze der Paenultima, die in Widerspruch mit den Erfordernissen
von T 8 steht, von T 9 ohnehin ausgeschlossen sind.
Wir untersuchen jetzt, abgesehen von den schon oben er-
ledigten Stellungen GT2, die Imperative der Form - -.
Von den festbestimmten Quantitäten der zweiten Hälfte von
G kommt G 6 für diesen Typus nicht in Betracht , da G 5 Kürze
verlangt. Auch von G 7 kann erheblicheres Hervortreten schon
deshalb nicht erwartet werden, weil eine Schlußsilbe an dieser
Stelle nur für ein einsilbiares Wort hinter sich Platz läßt. Die
drei oder vielmehr zwei') Fälle unserer Tabelle verdienen kaum
1) Siehe S. 121 Anm. 4.
124 Oldenberg, VediacTie UntersucJmvgev.
sebr entschieden als auf Kürze des -a hindeutend in Anschlag ge-
bracht zu werden ; die beiden Stellen sind untereinander identisch
und stehen dicht nebeneinander in den recht modern aussehenden
beiden Schlußversen des IX. Mandala'). So bleibt in diesem Teil
von G nur die Zififer für G 5 von einer gewissen Bedeutung. Man
sieht, daß sie fühlbar hinter dem zurückbleibt, was der Typus - -
erwarten lassen würde (7 Fälle unter 232* gegenüber 13 unter 128).
Andererseits ist es aber doch wohl kein Zufall , daß sie ebenso
merklich über das Verhältnis des Typus -- hinausgeht: es entsteht
die Yermutuncf • — • die sich dann im folgenden zu bestätigen oder
zu widerlegen haben wii'd — , daß unsere Schlußsilbe besser als
wirkliche Längen und doch nicht so gut wie wirkliche Kürzen be-
fähigt ist, die Leistung einer Kürze zu übernehmen.
Im Eingancr von T zieht vor allem T^ 5 unsere Aufmerksam-
keit auf sich. Auch hier wie oben (S. 122) wird uns die Unter-
suchung Meillet's wichtig. Sie hat ergeben, daß Kürze in T^5
sich sehr viel leichter als Länge an dieser Stelle mit einer nach
der Cäsur . in T'^6 folsrenden Läncfe verbindet-): so daß, ähnlich
wie wir es oben für gewisse Fälle von T^4 in Betracht zogen
(S. 123), über die etwa zweifelhafte Quantität eines Schluß vokals
in 1^*5 ein Schluß aus der Verteilung der Quantitäten in T^6
möglich wird. Isun folgt unter den in unserer Tabelle verzeichneten
20 Fällen des T^5 nur einmal in T^6 eine Länge (X,55,5).
Ich habe zu größerer Vollständigkeit ferner Arnold's Stellensamm-
lung über alle Imperative auf -a (mit beliebigen vorangehenden
Quantitäten) in T'^ö durchgeprüft und gefunden, daß dort, im
ganzen unter 39 Stellen , zu der eben erwähnten Stelle nur noch
eine andere (IV, 4, 1) hinzukommt^). Es darf, glaube ich, in
diesem ebenso versteckten wie charakteristischen Indizium ein
Argument dafür gefunden werden, daß wir es in unserm -a mit
etwas anderem als einer einfachen Kürze zu tun haben.
Die Stellen T^6. 7. ^7 kommen nach der Natur der Sache für
unsere Formen kaum in Betracht. Sa langen wir bei dem prosodisch
bestimmten Ausgang an, von dem wieder T 10 wegen der an voran-
gehender Stelle verlangten Küi-ze fortfällt, Jll annähernd gleich-
1) So sind diese Stellen nicht ohne Wert für die Frage nach dem all-
mählichen KÜTzerwerden des -et; s. unten Nr. 11.
2) S. Meillet's Zählungen a. a. O ; vgl. auch Arnold's Tabelle S. 188.
3) Man vergleiche , daß bei der sicher feststehenden Auslautslänge von
risvä unter den gleichen Bedingungen in T^^G 57 mal Kürze, 4 mal Länge folgt.
Über die entsprechenden Verhältnisse bei dem der Länge nahestehenden Aus-
laut von adyd s. unten S. 152 Anm. 1; andererseits über die der Kürze näheren
Auslaute der Instrumentale auf -ena und der paroxytonierteu Adverbien auf
-tra S. 129 Anm. 1, desgleichen über die Imperative auf -hi und -dlii S. 130
Anm. 1. Bei dem der Kürze nahestehenden Ausgang der 1. PI. auf -ma (außer-
halb des Perfekts) finde ich 69 Fälle folgender Kürze, 12 folgender Länge.
Bei den entschieden kurzen Auslauten von räthasija, yajTidsija, indräya zu-
sammen 18 mal Kürze, 7 mal Länge.
üldeiiherg, Vedische Untersuchungen. 125
falls, weil diese Stellung um- bei Bildung des Pädaschlusses durch
Monosyllabum in Betracht kommen kann. Da das häutige T 1 1 und
das (aus naheliegenden Gründen übrigens annähernd ausgeschlossene)
J12 als Schlußsilben uns nichts lehren, handelt es sich in Wahrheit
nur um 8 und 9. Das häufige Erscheinen der Formen in 8 (fast
immer mit überliefertem -a) kann uns nicht verwundern. Sehr
bezeichnend aber ist die Sachlage in 9. Die geringe Ziffer der
Fälle (nach dem Maßstab, den die Kolumne „Andere Worte - -"
ergibt, wäre annähernd das Zehnfache zu erwarten) unterscheidet
dies -a auf das Deutlichste von den gewöhnlichen Kürzen. Aber
der Vokal verhält sich auch wieder nicht wie eine einfache Läno-e:
die 10 Fälle, die hier immerhin erscheinen (sie stellen sich neben
die in der gleichen Richtung weisenden 7 Fälle von G h) , lehren
das bestimmt genügt).
Überblicken wir die Gesamtheit dieser Erörterungen, so schließt
sich die Analyse der untereinander in ihrer Verwendung naturgemäß
so verschiedenen beiden Typen - ^ und - — doch leicht zu einem
gemeinsamen Ergebnis zusammen. Eine Reihe sehr bezeichnender
Tatsachen, positive wie negative, zeigen, daß wir es nicht mit ein-
facher Kürze zu tun haben, die verlängert werden kann : in vielen
Beziehungen stimmt der Gebi-auch des Vokals durchaus mit dem
einer Länge überein. Es läßt sich nicht verkennen , daß ein An-
trieb in der Tat vorliegt, ihn mit Arnold (S. 113 f.) direkt als
Länge zu fassen und den Text entsprechend zu ändern, indem der
Kürze nur die Stellen vorbehalten werden , an welchen diese ver-
langt oder begünstigt ist. Ich glaube doch, daß eine andere Auf-
fassung den Vorzug verdient. Zunächst erwäge man folgendes.
Wir haben , denke ich , den Daten , die für die Länge des Vokals
sprechen , volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aber sie haben
in unserer detaillierten Analyse ein merklich geringeres Gewicht,
als man nach der summarischen Darstellung bei A. ihnen wohl
beilegen würde. Die geringe Zahl der Fälle von Stellungen ge-
forderter Kürze würdigen auch wir. Aber wir berücksichtigen, daß
die hauptsächlich in Betracht kommenden Stellungen dieser Art,
G 5 und T 9 , doch regelmäßig nur dann für eine Silbe verwendbar
waren, wenn dieser eine Länge voranging: nun aber hat das Impe-
rativische -ä im Rv. etwa an doppelt so vielen Stellen Kürze vor
sich als Länge-), welcher Umstand natürlich dahin wirken mußte,
die Schlußsilbe häufig in Stellungen geforderter Länge zu drängen,
von solchen geforderter Kürze aber fernzuhalten. Unter diesen
Umständen wird man um so leichter den Beti-achtungen Rücksicht
schenken , welche gegen die Einsetzung einfacher Längen doch be-
1) Ein natürlich vor allem die Stellungen G 5 und T 9 betreffendes Ver-
zeichnis aller Fälle, in denen Imperative auf -a in Stellungen verlangter
Kürze erscheinen, gibt Arnold S. 113.
2) Dies beruht auf den von Avery (JAOS. X) beigebrachten Materialien.
126 Olclenberg, Vedische Untersuchungen.
denklicli machen müssen. Hier ist zuvörderst zu bemerken , daß
sich nicht einsehen läßt, wie diese Längen zu ihi-er späteren Ge-
stalt als Kürzen hätten kommen sollen : eine Kürzung , die dieser
und einigen anderen Gruppen von Fällen widerfahren sein müßte,
dagegen Mensfen anderer unter gleichen Bedingungen stehender
Längen nicht betroften hätte. Weiter verdient die Überliefe-
rung ofebührende Würdigung. Sie zeigt /Jen Vokal in den meisten
Stellungen als Kürze. Soll, wenn sie ihn also z. B. in T*4, ^5
oder am Pädaende anders gibt als etwa in der Längenstellung von
T8, dem nichts von Wirklichkeit zugrunde liegen? Und dem
Glauben , daß wir hier etwas von der Länge zu Unterscheidendes
vor uns haben, kommt ja dann weiter zu statten, daß das Zeugnis
der Überlieferung durch die Quantität des -a in der späteren
Sprache sowie durch die linguistischen Vergleichsmaterialien be-
kräftigt wird: vor allem aber durch den Umstand, daß das -a im
Rv. selbst, wie wir sahen, zwar entfernt nicht so oft wie eine wirk-
liche Kürze , aber doch auch wieder in ganz anderem Umfang als
eine wirkliche Länge, an metrischen Stellen geforderter Kürze steht.
Beriefen wir uns auf die Überlieferung, so müssen wir noch be-
sonders auf die überlieferte Behandlung des « in den Stellungen
G T 2 hinweisen. So stark hier im Saiphitätext die Länge vorwiegt,
erscheint doch an einer Anzahl von Stellen die Kürze ; und zwar
diese, soweit unsere Tabelle reicht und, irre ich nicht, auch durch-
weg sonst ^), nur vor folgender Länge: ein Zug überzeugender
Echtheit , der uns hindern wird , der Überlieferunsf allzu stark zu
)
mißtrauen. Vermutlich gehört nun, wie sich dies in der Sachlas^e
in G T 2 ausspricht, unser Vokal zu den leichtest verlängerten der
rgvedischen Schlußvokale : so treten gerade hier die ihn von der
einfachen Länge unterscheidenden Züge in der Tat verhältnismäßig
schwach auf. Aber es wird unsere Aufmerksamkeit auf diese immer-
hin doch vorhandenen Züge verstärken, wenn wir im folgenden bei
andern zu betrachtenden Vokalen ähnliches schärfer ausgeprägt und
auf eine der Kürze näherstehende Mittelzeitigkeit hindeutend an-
treffen werden-).
Nach dem allen möchte ich als Avahrscheinlichste Auffassung
der Sachlage die folgende ansehen. Das Imperativische -« lag für
1) Vgl. auch die Tabelle unten Nr. 12.
2) So wenden wir für den Veda dieselbe Folgerungsweise au, die für das
Lateinische Lindsay, The Latin Language 127, formuliert: „Latin half-longs
may be detected by the metrical scansion of a syllable as eitlier long or short".
Vgl. Seelmann, Auspr. des Lat. 71: „Gewisse mittellange Laute, die der
technische Quantitätsdualismus nicht zulassen konnte, werden willkürlich ab-
geschätzt" (nämlich von der Praxis der Dichter). Doch glaube ich, wie in der
Gesamtheit meiner Ausführungen liegt, daß der rgvedische Vortrag die mittel-
zeitigen Vokale nicht immer entweder als Längen oder als Kürzen verwandte,
sondern ihnen, wo weder Länge noch Kürze verlangt war, mittelzeitige Gel-
tung ließ.
Oldenberg, Vedisclie Untersuchungen. 127
die Rsis an sich zwischen Kürze und Länge *) : der Länge nah
genug um z. B. in der Behandlung der Stellungen T"'4, ''5 die
gleichen Wirkungen wie die Länge zu üben, und doch wieder von
der Länge unterschieden und darum , in unserm Text , mit einer
allerdings recht mangelhaften Wiedergabe des ursprünglichen Sach-
verhalts , an welcher vielleicht der Einfluß des späteren Sprach-
zustandes die Schuld trägt, als Kürze überliefert. Wo durch das
^Metrum eine entschiedene Länge gefordert wurde , konnten die
Dichter die mittlere Quantität dieses Vokals zu einer solchen dehnen.
Möglich ist auch — was sich freilich in der Überlieferung not-
wendig verwischt hätte — daß das -« da, wo entschiedene Kürze
gefordert war, unter seine normale Dauer herabgesetzt worden ist.
3. Wir betrachten nun einen andern Vokal, der auf der Skala
zwischen Länge und Kürze eine Stufe näher an der Kürze steht,
als der eben besprochene.
Den Ausgang der Instrumentale auf -ena rechnet Arnold
zu den „vowels capable of protraction" und bemerkt, daß solche
Vokale durch mehrere Indizien sich den Kürzen gleichstellen, aber
doch „were also not considered very sui table for the positions of
short quantity" (S. 121). Ich glaube, daß das richtig und dui'ch
A.'s Zahlen (S, 122) erwiesen ist. Vielleicht ist trotzdem ein etwas
detaillierteres Eingehen auf einige Fälle, unter Gegenüberstellung
prosodisch und stilistisch möglichst entsprechender Gegenbeispiele,
nützlich um den Beweis zu präzisieren und zu verstärken. Und
meine prinzipielle Abweichung in bezug auf die Deutung der Er-
scheinung wird auch bei diesem Fall einige Bemerkungen verlangen.
Ich gebe zuvörderst Zählungen über Instrumentale von der
Form — - {tndrena vdjrena yqjnena cahrena rudrrna hhadrena
virSna somena jätena mitrena sulcrena tiymena) und stelle ihnen
als Gegenbeispiel Formen mit sicher kurzem -a von gleicher Pro-
sodie {mdräya 7/ajndst/a) gegenüber: so werden die Ungleich-
mäßigkeiten, die auf dem Einfluß verschiedener Quantitäten der
drittletzten, etwaiger größerer Silbenzahl etc. beruhen, ausgeschaltet
werden. Dann verzeichne ich entsprechend die Zahlen für die zwei-
silbigen pronominalen Instrumentale auf -e7ia wie y«ina-) (diese
Zahlen nach Arnold's Sammlungen) und ich stelle ihnen als Gegen-
beispiel die Zahlen für ydsya gegenüber-^).
1) An dieser Stelle beschäftigen wir uns noch nicht damit, daß es wahr-
scheinlich dort nicht unbeweglich festlag, sondern allmählich der Kürze näher-
rückte. Darüber s. unten, Nr. 11.
2) Die Form enll, unter besonderen Bedingungen stehend, ist nicht be-
rücksichtigt.
3) Weggelassen sind Fälle im Pentadenmetrum und vereinzelte unklare
Fälle.
128
Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
indrena etc. tndraya etc. 1 yena etc.
Kontrahiert
29
yäsya
G2-^
2 + 12°+l*
3 + 11*
2-
30 + 4° + 2*
22 + 5*
3
20
40 + 3*
2
3
4
1
2 + 1*
3
4*
5
18»)
79-^)
2
18
<
...._
3
8
1
1
T2^
17 + 9° + l*
10 + 11*
2-
45 + 2° + 5*
16 + 10*
3
30
61 + 4*
2
7 + 2*
a4
15
9
8
3
b5
16
20
4
19 + 3*
a6
3
4
a7
2
b7
1
9
1
9
10
29
TU
2
18
Gesamtzahl
der Fälle
113
237
196
201
Die LäDffe der vorletzten Silbe brincrt es mit sieb, daß lano-er
Schlußvokal kaum irsrendwo gefordert sein kann, als bei den zwei-
silbicren Formen im Pädaeinorancr vor kurzer dritter, und außerdem
in T 8 •^). Die Bedingungen von T 8 stehen gerade zu dem von
uns untersuchten Typus indrena im Widerspruch; bei anderer
Prosodie ist bekanntlich ein auf T 8 fallendes -ä solcher Instru-
mentale nicht selten (Lanman, Noun-inflection 332). Was aber
die allein bei dem Typus yena mögliche Stellung in G T 2 anlangt,
so sieht man auf der einen Seite — wie auch A. erkannt hat — ,
daß unsere Worte die Stelluncr vor langer Silbe recht bemerkbar
bevorzugen — was bei Worten der Prosodie — nicht in erheb-
lichem Maße der Fall ist, s. die Tabelle oben S. 121 — , auf der
andern Seite aber, daß diese Bevorzugung doch nicht so ausgeprägt
ist, wie bei ydsya (sofern dessen -a nicht positionslang wird). Die
1) Hierunter zahlreiche Fälle mit der ste'henden Wendung äukrena socisä.
2) Hierbei formelhafte Wendungen (in Maiid. IX) mit indräya.
3) Zubaty HI, 303 folgert aus der verhältnismäßigen Seltenheit der
Formen auf -enä in der Überlieferung, daß wir diese Formen „als eine Antiquität
bezeichnen dürfen, die schwerlich anders als wie ein metrischer Notbehelf ihre
Existenz fristen konnte". Es darf doch nicht übersehen werden, daß die lange
Paenultima den Formen die meisten Stellungen abschnitt, in denen der Schluß-
vokal verlängert worden wäre.
Oldenberg, Vedüsche Untersuchungen. 129
Überlieferung läßt, allerdings besonders in T nicbt ohne starke
Unregelmäßigkeiten , die Regel durchblicken , daß vor Kürze yeaü^
vor Länge i/^na steht (vgl. meine „Hymnen des Rv." I, 401 f.).
Weiter bemerken wir bei den dreisilbigen wie bei den zweisilbigen
Formen die Häufigkeit der Stellung in T'*4 und die gegenüber
mdräya etc. und ydsija sich sehr sichtbar hervorhebende Seltenheit
der Kürzestellungen (r5 und T 1» : Momente, die zeigen, daß wir
es nicht mit gewöhnlichen Kürzen zu tun haben. Andererseits ist
G 5 und T 9 immerhin so häufig vertreten , daß etwas von einer
Annälierung an die Verhältnisse einer Kürze sich nicht verkennen
läßt^). All das zusammencrenommen zeigt uns auch hier wie bei
den Imperativen auf -a das Bild einer Silbe, welche die Verwendungs-
möglichkeiten der Länge und Kürze in gewissem Maße vereinigt,
und zwar in diesem Fall offenbar mit größerer Hinneigung zur
Kürze als jene Imperative: dafür spricht in GT2 der Unterschied
der Zahlenverhältnisse und der überlieferten Behandlung der Ver-
längerungen, ebenso in G5, T9 die verhältnismäßig größeren Ziffern.
Daran wird unter den obwaltenden Verhältnissen — anders
als im Fall der Imperative auf -a — wohl niemand denken , die
Länge als die für den Rv. normale Quantität dieses Auslauts an-
zusehen. Die „Verlängerungen" lassen sich also auch nicht so
deuten , daß diese wahre Quantität an den betreflfenden Stellen
durch das Metrum vor Schaden, den sie anderwärts in der Über-
lieferung gelitten hätte, geschützt gewesen sei. Gehen wir aber
von der Kürze aus, woher käme dann eben hier die Verlängerungs-
fähigkeit, die bei mdräya^ indrasya fehlt? Und wollte man sich
mit der Vermutung helfen , daß diese Eigenschaft etwa auf dem
Einfluß der Instrumentale auf -ä (mdnasä etc.) beruhe, so bliebe
immer noch die Frage , weshalb da , wo nicht verlängert ist , die
Ziffern eine so merklich geringere Geneigtheit für die Verwendung
als Kürze erweisen, als bei fndräya oder bei ydsya. Mir scheint
die sich aufdrängende Auffassuns? auch hier die zu sein, daß eine
von Natur mittlere Quantität nach Bedürfnis zur Länge erhoben,
aber auch an Stelle der Kürze verwandt, vielleicht zu wirklicher
Kürze herabgedrückt werden konnte. Wo keiner dieser beiden
Fälle vorlag (z. B. in GT2-, in GTS etc.), wii'd die natürliche
Quantität zur Geltung gekommen sein. Die Überlieferung gibt in
diesem Fall die Kürze: und da wir diese auch in T''4 durchgehend
finden, werden wir auch für diese Stellung an jene mittlere Quantität
glauben dürfen, welche den betreffenden Vokal qualifizierte, wesent-
1) Ich erwähne hier auch, daß ich (auf Grund von Arnold's Sammlungen)
bei Stellung des -a aller Instrumentale auf -ena (ohne Rücksicht auf die Aus-
wahl der Worte in unserer Tabelle) in Tb5 finde, daß 64 mal Kürze, 9 mal
Länge folgt (s. über den Wert dieses Kriteriums oben S. 124). Bei den, wie
es scheint, unsern Instrumentalen etwa gleichstehenden zweisilbigen paro.xyto-
nierten Adverbien auf -Ira finde ich ähnlich 44 Fälle folgender Kürze, 6 Fälle
folgender Länge.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 9
130 Oldenherg, Vedische Untersuchunge» .
lieh häufiger als für kurzen Schlußvokal zu erwarten wäre, in T*4
zu erscheinen.
4. Wir wenden uns jetzt zu einem Fall , bei dem m. E. die
Beachtung der Quantität der dem Auslaut vorangehenden Silbe die
Sachlage in anderem Liebt als bei Arnold erscheinen läßt.
Nach A. 118 haben die Imperative auf -Ae', -dhi regel-
mäßig kurzen Auslaut, Das würde der -Überlieferung (Zubaty III,
282 ff.), der späteren Sprache, den linguistischen Verhältnissen ent-
sprechen. Wir unsererseits werden indessen nach dem bisher Er-
örterten wegen der Verlängerungsverhältnisse vermuten , daß eine
über die Kürze etwas — wohl nicht sehr erheblich^) — hinaus
reichende Quantität vorlag. Nun löst aber A. ein paar Formen
von dem Gros ab: so habe drudhl -l mit einziger Ausnahme von
VIII, 66, 12, ,where the words should perhaps be rearranged". Ist
das nicht schon a priori unw-ahrscheinlich ? Dem Arnold'schen,
in der oben S. 116 festgestellten Weise zu verstehenden Ausdruck,
daß alle betreffenden Stellen außer einer einzigen die Läncre haben,
möchte ich nun zunächst in meiner Ausdrucksweise gegenüber-
stellen, daß wir (im überlieferten Text) 21 mal srudkl , 14 mal
drudhi finden (dazu drei Stellen, wo das i kontrahiert resp. in y
gewandelt ist) : vielleicht füblt man von vornherein , daß wir in
solcher Ausdrucksweise, uns an die Überlieferung haltend, zugleich
dem als wahr zu Erwartenden näher verbleiben.
Analysieren wir nun jene 21 resp. 14 Stellen.
Langer Auslaut ist überliefert a) in den geforderten Längen
des Pädaausgangs : G6 (11 Fälle, immer srudhl hdvam oder srudhl
gtrah): TIO (1 Fall). — b) im Pädaeingang: T2- (6 Fälle), T2-
(1 Fall), G2" (1 Fall); unter den Fällen des Pädaeingangs 5 mal
srudhl hdvam. — c) im Pädaschluß (G8) I, 25, 19; der folgende
Päda beginnt mit hdvam.
Kurzer Auslaut ist überliefert fje 1 Fall, wo nichts bemerkt
ist): G2-*, G2-, T2-* T2-* (2 Fälle), T2- (mit scheinbarer,
bloß orthographischer Position), T 3, TM* (2 Fälle), G4 (2 Fälle),
Go, G8 (2 Fälle).
Wir sehen: wo Länge überliefert ist, ist diese stets metrisch
gefordert resp. bevorzugt außer dem einen Fall T 2 - und der Stelle
I, 25, 19, wo die Überlieferer (oder gar der Verfasser selbst?)
durch das folgende hdvam beeinflußt wurden. Daß Stellen mit
geforderter Länsre eben bei diesem Wort recht reichlich vertreten
]) Hierauf deutet, daß das -hi -dhi in der Stellung T»? nicht verlängert
wird (Zubaty III, 284). Auch auf das Verhalten in Ta4 und Tb 5 ist hin-
zuweisen. Lassen Formen von der Gestalt ^ ^ oder ^ ^^ ihre Schlußsilbe in
Ta 4 fallen, so finde ich (auf Grund von Arnold's Sammlungen) folgende Länge
8 mal, Kürze 10 mal. Lassen Imperative auf -hi und -dhi ihre Schhißsilbe in
Tb 5 fallen, finde ich folgende Länge 6 mal , Kürze 17 mal. Natürlich sind
Fälle, in denen das -i positionslang wird, nicht mitgezählt. Über die Bedeutung
dieser auf Ta4, b5 bezüglichen Kriterien vgl. oben S. 122. 124.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. J[31
sind, erklärt sich zunächst aus der Kürze der Paenultiraa, die es
ziemlich aussichtslos macht, srudlii häufiger in Stellungen zu er-
warten , wo für den Auslaut Kürze gefordert ist ^) ; sodann greift
offenbar speziell die Vorliebe für das ärud/ti hdvam ein.
Andererseits sehen wir: wo Kürze überliefert ist, liegt teils
metrische Indifferenz, einmal Forderung der Kürze, einigemal me-
trische Bevorzugung der Länge vor. Die Häufigkeit von Fällen
mit herbeigeführter Position deutet auf Geltung als Kürze (bz. an-
nähernde Kürze) hin.
Das Ergebnis scheint mir zu sein, daß nicht mit A. bei srudhi
überall Länge anzunehmen und die eine im übrigen ganz un-
verdächtige Stelle, an der sich das verbietet, aus unserer eigenen
Machtvollkommenheit kritisch umzugestalten ist. Sondern zugrunde
liegt, wie das der Überlieferung entspricht und sprachgeschichtlich
sich bestätigt , die Geltung als Kürze (resp. annähernde Kürze).
Aber der Vokal ist für die Dichter verlängerbar gewesen, und von
dieser Möglichkeit ist aus den erwähnten Gründen besonders aus-
giebiger Gebrauch gemacht worden. Der überlieferte Text hält
die beiden Quantitäten im ganzen in überzeugend richtiger Weise
auseinander; im einzelnen ist er an einigen Stellen, wie das ja
begreiflich ist, von dem Verdacht der Verwirrung nicht frei.
5. Die 1. Sg. Perf. auf -a (Zubaty III, 290). Nach Arnold
(112) immer (in dem oben S. 116 dargelegten Sinn zu verstehen)
mit langem Auslaut. Die Überlieferung gibt 24 Fälle der Kürze,
4 der Länge (6 mal ist der Vokal kontrahiert). Das zu uniformieren,
und zwar zugunsten der so selten überlieferten Länge , wird von
vornherein der unseres Erachtens gebührenden Wertschätzung der
1) Daß sich in der metrischen Verwendung von srudhi keine dieser
Form irgend eigentümliche Sachlage in Bezug auf das Verhältnis der Quantität
des Auslauts zu den metrischen Erfordernissen verrät, kann noch durch folgen-
des bestätigt werden. Häutigere Imperative auf -lii oder -dhi, die für die Ver-
gleichung mit i'rudhi in Betracht kommen, d. h. von der Gestalt -^ ^ , sind
noch krdlii ihi gahi jahi stuhi. Von diesen scheiden ihi gahi insofern aus,
als sie durch die Verbindung mit Präpositionen in der Regel in besondere
Lage gebracht werden, krdhi und jahi aber haben wie srudhi besonders oft
ein -I, doch fast immer so, daß es sich metrisch erklärt (in geforderter Länge
des Pädaausgangs; im Pädaeingang vor Kürze; wenige Ausnahmen des Päda-
eingangs vor Länge-, Benfey, Quant. III, 13. 15; meine „Hymnen des Kv "
I, 401; Zubaty 111, 284 f.); an wenigen Stellen (Arnold 118) fordertdas
Metrum -i und die Überlieferung gibt es. stuhi steht im Eingang vor Länge
5 mal, vor Kürze positionslang 3 mal, sonst häufig am Pädaschluß und vor der
Ta-Cäsur. So gesichert die (annähernde) Kürze des -i hier ist, fällt dieser
Vokal doch nirgends auf eine Stelle der metrisch geforderten Kürze. — Es
braucht kaum ausdrücklich gesagt zu werden, wie gegenüber Formen wie srudhi
krdhi solche vom prosodischen Typus J)ähi yühi dhehi unter ganz andern Be-
dingungen in Bezug auf die metrische Verwendung des -i stehen. — Was die
dreisilbigen Formen anlangt, kann auffallen, daß krnuhi nicht öfter als einmal
(VI, 25, 3) mit -7 überliefert ist; es findet sich noch mehrfach in derselben
Stellung Tb 8, aber mit T. Der Kontrast gegenüber sriiudhl befremdet: freilich
greift da die Neigung zu der Verbindung s. girah und *'. hdvam ein.
9*
232 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Vberlieferung , welche durch die mdisch - sprachgeschichtlichen und
die vergleichend-linguistischen Verhältnisse unterstützt wird, nicht
entsprechend scheinen. AVir fragen, ob dies Urteil durch die Einzel-
anal^'se bestätigt wird. Indem wir die Fälle der Kontraktion fort-
lassen, unterscheiden wir a) den Typus - - ^ wie cakara susrava,
b) den Typus - - ^ wie ciketa (dazu — - dudroha), c) den Typus
- — veda äsa.
a) Hier kann Stellung des Auslauts in geforderter Kürze
a priori wegen der vorangehenden Kürze und der Dreisilbigkeit, die
den beiden letzten Silben die Stellung unmittelbar nach der Cäsur
verschließt, überhaupt nicht erwartet werden. Hierher gehören von
den 28 Fällen 15: damit ist die Chance geforderter Kürze des
Auslauts schon stark vermindert. Dagegen müssen die Formen
dieses Typus dazu neigen , den Auslaut in geforderte Länge zu
stellen, wie sich auch 4 mal findet (G 6 zweimal, T 8, G - 3). Daß
die Neigung zum Gebrauch der Länge aber nicht besonders groß
ist, geht daraus hervor, daß bei der selbstverständlich gern ein-
tretenden Stellung des -a in T*7 immer die Kürze steht (4 Fälle).
Im übrigen stehen die Formen von der Gestalt - - - gern im Päda-
ansgang von G und J.
b) Formen wie ciketa babhüva (7 Fälle) werden natürlich
crem ans Ende von T treten. Da stehen in der Tat sämtliche
Formen (natürlich abgesehen von den Fällen der Kontraktion des
Schlußvokals ; unter diesen liegt übrigens einmal nur orthographische
Kontraktion vor; das -a fällt dort auf T*7). Dafür, daß das -a
in Stellung geforderter Kürze käme, liegt a priori nicht allzu große
Erwartung vor^). Ich habe als Gegenbeispiel babhüva als 3. Sg.
verslichen , wo die Kürze des Schlußvokals nicht bestritten wird.
Ich finde dort unter 21 Stellen nur 2 für die Kürze bezeichnende^);
daß also unter unsern 7 Stellen keine sind, kann nicht viel beweisen.
c) veda ösa 6 Stellen : nicht zahlreich genug, daß das Fehlen
geforderter Kürze etwas beweisen könnte. Immerhin ist denkbar,
daß bei diesem Fehlen (und dasselbe gilt von der Rubrik b), ent-
sprechend früher Dargelegtem, das Moment im Spiel ist, daß ver-
mutlich die natürliche Quantität des -a etwas über die reine Kürze
hinausging. Das -a ist ja verlängerungsfähig, aber doch nur in so
geringem Maße, daß jener schwächere Anlaß zur Vei'längerung, der
in der Stellung T^7 auftritt, hier wirkungslos bleibt.
6. Imperative auf -sva. Nach Arnold 112 f. hat der
mediale Warzeiaorist stets -svä, wie krsvä träsva matsvä vamsvä
raäsvä. Dagegen (S. 120) thematische Formen und solche „Perfekt-
formen" wie dadhisva haben regelmäßig die Kürze, doch gelegent-
liche Verlängerung.
1) anäha verstehe ich nicht wie Zubaty als 1. Sg.
2) Die 3. Sg. habhüva steht an 18 Stellen unter den 21 am Pädaende.
So wird man sich nicht wundern, dal.5 auch die wenigen Fälle der 1. Sg. vom
Typus w _ ü fast sämtlich so stehen.
Olclenherg, Vedische Untersuchungen. 133
Die Kritik dieser Auffassungen wird dadurch erschwert, dal»
Zweifel sein können, welche Formen zum Aorist, welche zum Präsens
der Klasse II gerechnet werden sollen ; über die Behandlung der
letzteren spricht A. sich nicht aus. Wir wollen hier zu den eben
benannten Formen ki\sva etc. noch die jjleich aussehenden zwei-
silbigen ^) dhisva dhatsva (dies allerdings reduplizierend I) caksva
dhulcsva ir.sva sulcsva säksva yaks-va rüsva yuksva stellen, da-
gegen die mehr als zweisilbigen, vor allem ihre große Hauptmasse,
die thematischen-) (von diesen nur syasva zweisilbig), abscheiden-').
Soll nun wirklich die Endung -sva in den zwei Gruppen von
Formen so verschiedene Geltung jrehabt haben, dem .Aorist" als
das normale ein -svä zuzuerkennen sein, das dem sonstigen -sva
ebenso wie den Verhältnissen der späteren Sprache so befremdend
entgegentritt ?
Zu dem apriorischen Bedenken kommt hinzu, daß wir jenes
angebliche -svä in der Überlieferung, die mit A. einfach zu ignorieren
wir wohl schon durch die bisheriiren Erörterungen als bedenklich
erkannt haben, ganz wie das andere -sva kurz erscheinen sehen in
64, vor der T-Cäsur, am Pädaende, einmal sogar, über die metri-
schen Normen hinaus, in T 8 : also an Stellen, wo die Länge, wäre
sie das zunächst Gegebene , vom Metrum zugrelassen oder »ar be-
günstigt worden wäre. Allerdings ist richtig, daß die Überlieferung
— A. legt dem kaum Gewicht bei — bei den zweisilbicren Formen
unverhältnismäßig viel häufiger als bei den übricren die Länge
gibt. Aber man muß beachten, daß diese Länge 27 mal, indem
die betreffende Form im Pädaeingang steht, auf die zweite Silbe
des Päda fällt und nur 4 mal auf andere Stellen : ein solches
-ä der zweiten Silbe aber kommt natürlich nur bei diesen zwei-
silbigen Formen als mösflich in Frage. Beachtunsr verdient übrigens,
daß bei .jenen 27 Belegen des -ä 22 mal Kürze, nur 5 mal Länge
in der dritten Silbe folgt , während die entsprechend gestellten
Formen mit überliefertem -a 10 mal*) Länge hinter sich haben,
keinmal Kürze. So blickt hier deutlich srenusf durch die Über-
lieferung ein Gesetz durch , nicht ausnahmslos — wir kommen
hierauf weiter unten zurück — aber stark überwiegend , welches
darauf hindeutet, daß -ä gesetzt wird, wo das Metrum Länge fordert,
dagegen -a, wo dasselbe beliebige Quantität zuläßt. Wir finden
hier einen Zustand des Textes, der absolut nicht — so wenig wie
1) Doch zähle ich hier auch die Fälle der Aussprache vamsua matsua mit.
2) Es verdient Bemerkung, daß unter diesen selten mit -« überlieferten
Formen die des Kausativum und Denominativum (38 Fälle) über den Durch-
schnitt (an 4 Stellen) -ä haben. Die Prosodie jener Konjugationsklixssen be-
günstigt das -ä: man sieht, wie die Statistik überall im einzelnen von solchen
Momenten beeinflußt wird.
3) Nachträglich hat mir die Vergleichung von Arnolds Materialiensamm-
lungen ergeben, daß er genau ebenso abgrenzt; nur d/iuksva und dhatsva (mit
nur je einer Form) sind von ihm nicht berücksichtigt.
4) Einmal indessen steht dies -a in Position.
134
Oldenberg, Ved/'sche Untersuchungen.
etwa bei dem Gebrauch von teiia und yena — den Anschein des
Gemachten , sondern wirklicher , freilich vielleicht nicht in jeder
Einzelheit unfehlbarer Tradition an sich hat^).
Fügt man die sprachgeschichtliche Erwägung und die dieser
Traditionsverhältnisse in einander, so stützt die eine die andere
sehr sichtlich. Derartiges einfach wegzuräumen, sollen wir uns
doch bedenken.
Prüfen wir aber das Argument für ein so gewaltsames Vor-
gehen, das A.'s Methode ergibt.
. Nach A. 122 findet man (ohne Rücksicht darauf, ob die Über-
lieferung -a oder -ä gibt) in den Stellungen der geforderten (A)
oder vorgezogenen (B) Länge, sowie in denjenigen der vorgezogenen
(D) oder geforderten (E) Kürze -) :
B
„Aoristisches" -sva
Thematisches -sva
3
9
32
22
D
1
6
E
0
54
Zahl der
Formen ^)
69
387
Das Vorwiegen von AB in der ersten, von DE in der zweiten
Horizontalreihe fällt in der Tat auf, aber die Zahlen verlangen
Interpretation. Die Häufigkeit des „aoristischen'' -sva in B erklärt
sich großenteils aus der schon erwähnten Neigung jener Imperative
im Pädaeiugang zu stehen ; so fällt ihr -et sehr häufig in die von
Arnold unter B gezählten Stellungen T2-, T2-, G2^. Der
thematische Typus pavasva kann sein -a natürlich nicht in jene
Stellungen fällen lassen, und daß dies -d zum Ersatz in T - 8 oder
G"3 (von Arnold unter A gezählt) figuriere, wird dadurch aus-
geschlossen, daß das positionsbildende -sv- eine kurze zweite Silbe
dieser Formen ausschließt. Überhaupt ist das a des thematischen
Typus von der Mehrzahl der A-Stellungen Arnold's ausgeschlossen:
es kann nicht in TIO, nicht in G6 stehen, weil diese Stellungen
Kürze vor sich verlangen , die wie erwähnt durch das -sv- aus-
geschlossen ist; die Stellung TS ist für den Fall T^'S aus dem-
selben Grund ausgeschlossen; nur T*8 ist möglich, aber für di'ei-
silbige Formen wie pavasva dadurch erschwert, daß dann hinter
der Cäsur, in der fünften Silbe des Päda, ein Monosyllabum nötig
wird^j. Auch daß in der Rubrik B das thematische -sva nicht
1) Nur ist meiner Ansicht nach natürlich, wie aus dem oben Besprochenen
hervorgeht , die überlieferte Kürze eventuell als eine der Kürze nahestehende
mittelzeitige Quantität zu verstehen.
2) Welche Stellungen A. diesen vier Rubriken zurechnet, sieht man aus
seiner Tabelle S. 111.
3) D. h. nicht etwa Summe der vorhergehenden vier Kolumnen; es kommen
die indifferenten Fälle hinzu.
4) Ein paar Fälle dieser Art finden sich in der Tat unter den von
^ub. III, 296 f. beigebrachten. Andere solche Fälle betreffen viersilbige Formen.
Oldenherg, Vedische Unter sucliungen. 135
sehr häufig erscheinen kann, ist begreiflich. Die Stellungen T 2 -,
T2-, G2-- sind unmöglich; auch die Stellung T'^T ist annähernd
ausgeschlossen, da vor ihr Kürze herrscht; von den für die Zählung
irarend erheblichen Posten der Rubrik B bleibt somit nur T*4:
übrig, bei dreisilbigen Formen nur dann in Betracht kommend,
wenn ein Monosyllabum den Pädaeingang bildet. Es ist danach
klar, daß das thematische -sva in den Ku])riken A und B nicht
übermäßig häufig figurieren kann, während es durch beliebte
Stellung im achtsilbigen Päda (z. B. mddhvah pavasva dhdrayä)
massenhaft in die Rubrik E hineingeführt wird.
Was dem creorenüber das Verschwinden oder annähernde Ver-
schwinden der „aoristischen*" Formen aus den Rubriken D E anlangt,
so kommt D begreiflicherweise wenig in Betracht: das -sva kann
ja nicht in der ersten Silbe nach der Cäsur (T*5, T^Q) stehen,
auch nicht leicht in der Stellung T*6, da diese nicht gern Länge
vor sich annimmt. Höchstens bliebe in bezug auf D bemerkens-
wert, daß das -sva nicht öfter positionslang wird. Aber dem wird
man kein Gewicht beimessen, wenn mau thematisches -sva^ das
doch zugestandenermaßen kurz ist (resp. der Kürze nahesteht) nur
in 3 Fällen von 387 positionslang werden sieht ^). Bleiben weiter
die Stellungen E, wovon etwa in Betracht kommen G5, G 7, T 9,
Jll, also Pädaausgänge, die etwa lauten könnten *räsva no vdsu,
*räsva nah, *rüsva deva. IS'un bedenke man aber die aus gram-
matischen resp. stilistischen Gründen fließende starke Neigung dieser
Imperative zum Eingang, demnächst zum Ausgang des Päda; außer-
halb dieser Stellen zähle ich (unter Nichtberücksichtigung der
Formen auf -suä) überhaupt nur 27 Fälle. Daß unter diesen jene
E- Stellungen nicht vertreten sind, soll gegen die oben entwickelten
Momente den Ausschlagr dahin sehen können , daß den in Rede
stehenden Formen langer Schlußvokal zu vindizieren wäre?-) Man
bedenke, daß dem Zufall doch auch ein gewisser Spielraum ge-
bühren wird^). Und man finde es nicht verwunderlich, daß dieser
Zufall hier und etwa auch in anderen von uns besprochenen Fällen
1) Die Zalil 387 nach Arnold (122). Die drei Stellen mit Positionslänge
gibt Zub. III, 295.
2) Wir haben hier durchweg die zweisilbigen Formen gegen die mehr-
silbigen, überwiegend thematischen, abgegrenzt. Sollte aber die sachgemäßere
Abgrenzung die der unthematischen gegenüber den thematischen sein, so daß
z. B. dadhisva llisva auf die Seite von mäsva etc. träte? Dann ergäbe sich
sofort eine Anzahl von Fällen der geforderten Kürze. Wie die Formen auf
-usva auf die Statistik wirken würden, habe ich nicht untersucht.
3) Neben dem Zuf;ill kann auch die wiederholt hervorgehobene Zurück-
haltung der Dichter in bezug auf das Setzen von Schlußvokalen, die etwas über
die Kürze hinausgehen, in Stellungen der geforderten Kürze ins Spiel kommen.
Man wird entgegenhalten, daß dem die häufige Stellung der thematischen
Formen mit dem -sva in G5 entgegensteht (39 Fälle). Diese Häufigkeit wäre
viel geringer, wenn nicht das 9. Buch und die Gewöhnung der Dichter an
solche Setzung des imvasva hier besonderen Einfluß übte.
136
Oldenberg, Vedi'scJie Untersuchungen.
immer gerade die Wirkung gehabt haben müßte , die betreffenden
Endvokale von den Stellen geforderter Kürze fernzuhalten. Wir
beschäftigen uns ja hier eben mit Endvokalen , die an solchen
Stellen tatsächlich nicht oder selten erscheinen : andere konnten
bei Arnold in den Verdacht lang zu sein , gegen den wir sie in
Schutz nehmen, überhaupt nicht geraten. So ist das Terrain, auf
dem sich unsere Erörterung bewegt, derart, daß Zufallseinfiüsse, so-
weit solche überhaupt vorhanden sind, nUr der für die Kürze bei-
zubringenden Evidenz entgegengewii'kt haben können.
7. Die 2. PI. auf -ta, Arnold 113 f., Zubaty III, 158 tf.
Arnold stellt fest, daß geforderte oder empfohlene Längen die
Kürzen weit überwiegen. So läßt er zwar die Kürze als nicht
ganz selten auftretend zu, empfiehlt aber für alle metrisch indiffe-
renten Stellungen, größtenteils gegen die Überlieferung, Annahme
der Länge. Seine Zahlen (S. 122) betreffen die Formen der 2. PI.
auf -ta und -tha zusammen: von einer Gesamtsumme von 707
fallen unter die Rubrik A: 141 Stellen, B: 140, D: 40, E: 43.
Ich habe nur die Verhältnisse der 2. PI. auf -ta auf Grund der
Angaben von Avery (JAOS. X; bei der Größe der Zahlen schien
es entbehrlich, die Korrekturen Zubaty 's III, 158 A. 2 zu berück-
sichtigen) geprüft. Es ei-gab sich folgendes Aussehen der Formen :
Der Schlußsilbe
) geht Länge
Der
Schlußsilbi
ä geht Kürze
voran
(L).
voran
(K).
\j
106
w —
18
^^ v^
79
^^ »-'
200
— — ^
10
w ^ ü
102
w ^ '-'
7
^^ ^_^ ^^
46
_ w — ^
1
^ ^
10
^ \J
1
^ ^ w ii
10
Summe; 204
Summe: 386
Im ganzen eignen sich natürlich die L- Formen dazu, die Schluß-
silbe auf die meti-ische Stellung geforderter Kürze, aber daneben
auch auf indifferente Stellung fallen zu lassen. Die K- Formen
andererseits müssen für die Schlußsilbe naturgemäß eher geforderte
resp. bevorzugte Länge herbeiführen : so die Formen - - ^^ und
- - -i^ . Da nun einerseits die K - Formen fast doppelt so häufig
sind als die L- Formen, und andererseits der Schlußvokal jener
entschiedener nach den Längenstellungen streben muß, als derjenige
dieser nach den Kürzenstellungen, so erklärt sich die oben an-
iTegebene Verteilung von Araold's Zahlen auf seine Rubriken AB DE
meines Erachtens genugsam, ohne daß man die im wesentlichen ver-
trauenerweckende Überlieferung ernstlicher anzutasten nötig hätte.
Auch hier freilich wird mit dem Begriff der in der Überlieferung
als Kürze erscheinenden Mittelzeitigkeit zu rechnen sein.
I
Ohlenherg, Vedische Untersuchungen. 137
8. Weiter erwägen wir die 1. 1*1. Per f. auf -mä^ wo in
der Tat größere Neigung zur Länge als in den zuletzt betrachteten
Formen besteht. A. (S. 112) betrachtet den Schlußvokal als lang,
ohne eine Ausnahme zu verzeichnen.
Prüfen wir wieder zuerst die Überlieferang, so fällt der längst
erkannte Gegensatz der häufigen Länge im perfektischen -mä gegen-
über dem nichtperfektischen (s. z. B. Zubaty III, 153 ^) recht deut-
lich in die Augen. Wo das Metrum die Läncre verlanoft und an
manchen Stellen, wo es sie nicht entschieden oder überhaupt nicht
verlangt, ist in den Perfektformen die Länge überliefert^). Cha-
rakteristisch ist' die Stellung T*7, wo die Länge stark überwiegt
(Zub. III, 154 — 155): vergleicht man das mit den verhältnismäßig
selteneren Verlängerungen an derselben Stelle beim Typus bharata
(Zub. III, 160 f.) und mit dem Fehlen der entsprechenden Ver-
längerung beim Typus krnukl (Zub. III , 284) oder beim Typus
cakara (oben S. 132, Zub. III, 290), so ist der scharfe Gegensatz
ja doch unverkennbar.
Schließlich aber steht auch wiederum die Kürze zu oft da,
als das wir sie — insonderheit unter Berücksichtisfung der wahr-
scheinlichen sprachgeschichtlichen Identität mit dem nichtperfekti-
schen -ma — ignorieren oder herauskorrigieren dürften: nur wird
natürlich die Auffassung als Mittelzeitigkeit in Frage kommen. Die
Kürze der Überlieferung steht am Pädaende, vor der T-Cäsur,
einigemal in T^7, zweimal in G2- (VIII, 46, 2). So führt uns
die Überlieferung zur Anerkennung starker Vorliebe für die Länge,
aber keineswegs zur Statuierung ihrer Alleinherrschaft.
Kann uns nun die von A. angewandte Form der Fracrestelluno^
zu anderer Überzeugung bringen '? Auch hier stellen wür die Quan-
tität der vorangehenden Silben in Rechnung. Wir unterscheiden:
a) Typus - - ^ wie calcrma su.nann. Auf ihn fällt eine große
Menge von Belegen; ich zähle 40 Stellen. Hier ist von vorn-
herein geforderte oder empfohlene Länge sehr naheliegend, ge-
forderte Kürze annähernd ausgeschlossen.
b) Typus - - ^ wie tasthimu paptima^ 1 3 Stellen. Auch hier sind
geforderte Kürzen schwer denkbar.
c) Ebenso beim Typus - - - i^ wie dadädimä^ 4 Stellen.
d) Typus - - ^ wie jagrbhma\ ich stelle dazu äna^mä (- - ^).
Daß die 8 Stellen nicht, wie an sich möglich wäre, Fälle ge-
forderter Kürze aufweisen, kann bei der Knappheit der Mate-
rialien nicht viel besagen.
e) Bleibt endlich - ^ vidma , 33 Fälle : hier könnte geforderte
Kürze sich finden. Doch steht die Form in der Mehrzahl der
Fälle (24) , offenbar stilistischer Gewohnheit entsprechend , im
Pädaeingang. Daß die übrigen 9 Fälle — insonderheit unter
1) I, 101, 9 cakrma sogar vor Position, doch vielleicht nach Zuh. III, 154
beeinflußt durch das benachbarte cakmiä.
]^38 OUlenherg, Vedische Untersuchungen.
Berücksichtigung der ja auch von mir statuierten geringeren
Neiofunar mittelzeiticrer Vokale zu den Kürzeustellungen — nicht
hinreichen , die Überlieferung der Formen auf -viä aus den
Angeln zu heben, ist wohl klax*.
9. Zu den Worten, für die A. auf Grund der Statistik durch-
greifende Umgestaltung des Überlieferten verlangt , gehört sma :
er will (S. 112) durchweg sma schreiben. Allerdings ist richtig,
daß das Wort nur in Stellungen notwendiger oder zulässiger Länge,
nie in solchen notwendiger Kürze auftritt. Aber dies braucht nicht
mehr zu bedeuten, als daß mittelzeitige Quantität vorliegt, welche
für die in der Tat hier besonders häufigen Verlängerungen die
Grundlage abgab , den Stellungen geforderter Kürze aber wider-
strebte. Auch muß man die bemerkenswerte Tatsache in Anschlag
bringen, daß alle 108 Belege des Worts mit einziger Aus-
nahme der Stelle VI, 44, 18 1) sich bei G innerhalb der ersten
vier Silben des Päda, bei T vor der Cäsur halten. Das mag welchen
Grund auch immer haben : ich denke daß die Delbrück'sche Kegel
vom Streben enklitischer Worte nach dem Satzanfang dabei im
Spiele ist-). In jedem Fall aber liegt darin, daß für sma von
vornherein nur Stellen geforderter oder zugelassener Länge in Be-
tracht kommen können; andere Stellen als solche gibt es in den
bezeichneten Teilen der Pädas eben nicht ^).
So läßt also , meine ich , die Statistik die Bahn frei für eine
Auffassung, welche neben dem smä auch mit einem sma, d. i. mit
der im Text als Kürze ffewebenen Mittelzeiticjkeit, rechnet. Und iuir
scheint, die Überlieferung, die beide Quantitäten nebeneinander gibt
(ich zähle 30 Fälle von S7na gegen 63 von smä), zeigt hier wie bei
den meisten andern derartisren Problemen Züge, die wir wohl be-
achten sollen , ehe wir das alles allzu rasch austilgen. Schon
Hymn. d. Rv. I, 412 habe ich gezeigt, wie in der überlieferten Be-
handlung des smä in der zweiten Silbe des Päda sich auf das
deutlichste das Vorherrschen der Kürze vor langer dritter, die
Herrschaft der Länge vor kurzer dritter ausprägt: unter 13 Stellen
fügen sich 11 dieser Regel. Ebenso glaube ich für die übrigen
1) Dazu uoch, wenn man dies als Ausnahme auffassen will, IV, 10, 7, wo
Sinä am Ende eines fünfsilbigen Vorderpäda steht. Aber die fünfsilbigen Pädas
stehen natürlich unter eigenen Bedingungen.
2) Teilweise mag es sich übrigens auch in der Tat um eine Wirkung der
Quantitätsverhältuisse handeln. smä, das vor sich durch Position stets eine
Länge schuf, war dadurch für diejenigen Stellungen geforderter Länge dis-
qualifiziert , die vor sich Kürze verlangen. Und auf die Wahrscheinlichkeit,
daß das Wort für die Stellungen geforderter Kürze in der Tat als zu lang
empfunden wurde, ist schon hingewiesen worden. Sehr viele Möglichkeiten für
die zweite Pädahälfte bleiben demnach allerdings nicht. — Hier verweise ich
in bezug auf die Stellung von sma noch auf Bartholomae, Ar. Forsch.
III, 30 A. 1.
3) Ich sehe von dem ganz seltenen Falle von Tb 5 vor einer Länge in 6
(nach dem von Meillet gefundenen Gesetz) ab.
Oldenherg, Vedische Vntersiichungen. 139
Stellungen den im wesentlichen hervortretenden Einfluß des Metrums
auf die Wahl der Quantität aufgedeckt zu haben , der vor allem
nur durch das scheinbar irrationelle Gesetz gekreuzt wird, daß
hinter k/' {naht) und ddha die Lilngenform steht. Es kann damals
Irrtum von meiner Seite gewesen sein, wenn ich in diesem Gesetz
Diaskouastenwillkür sah ; möglicherweise waren es die Ksis selbst,
denen diese Willkür innegewohnt hat. Ich halte das nicht für
entscheidbar; für unsere Frage ist es übrigens gleichgiltig^). In
jedem Fall verlangt die besondere Behandlung des sma in der
Überlieferung hinter jenen Worten ein eigenes Konto. Was aber
dann von Überliefertem bleibt, sieht nach allem andern eher aus,
als danach, daß die feineren Komplikationen der in der Überlieferung
zur Erscheinung kommenden Figur auszutilgen wären , um dem
Text kurzweg die einfache , allzu einfache Durchführung von smä
aufzuzwingen -).
10. Von diesen Einzeluntersuchungen blicken wir noch einmal
auf das Ganze des Problems zurück.
Arnold sagt (Von-ede 25- XIII) über das Verhältnis von Quantität
1) Wenn ich es aufgeben muß , das Motiv aufzudecken, das dem M sniU
zugrunde liegt, möchte ich docli bei dieser Gelegenheit bemerken, daß ich das
von Ilillebrandt (GGA. 1889, 412 ff.) in dieser Frage gewonnene „ziemlich
überraschende" Resultat mir nicht aneignen kann. H. findet, daß überhauiit
hinter hi der Regel nach Länge erscheint, so daß die Verlängerung des Sina
die Konsequenz dieser allgemeinen Regel bilden würde. Ich kann mir schwer
vorstellen, worauf ein Gesetz dieser Art beruhen sollte, und kenne in der
vedischen Metrik nichts Ahnliches. Für die Tatsachen aber, welche H. darlegt
und aus denen er jenes Gesetz erschließt, scheint sich mir zwingend eine andere
Auffassung aufzudrängen. Ein starkes Überwiegen der Länge hinter hi (sofern
dies Wort nicht durch folgende Doppelkonsonanz positionslang wird) kann auf
Grund der Metrik aus allgemeinen Gründen a priori erwartet werden. G wie
T hat überall Abneigung gegen die Folge ^ „, außer in dem Fall, daß die
T-Cäsur zwischen die beiden Kürzen fällt (wo dann auch, wie H. selbst be-
merkt, seine Regel von der Länge hinter hl versagt), ferner außer der Stellung
unmittelbar hinter der T-Cäsur und endlich dem Pädaschluß von G und J:
für die Stellung liinter der Cäsur aber qualifizierte sich das In aus sachlichen
Gründen schlecht, und auch die letzte Verwendung, welche die Wahl des auf
hi folgenden Worts auf ein Monosyllabum beschränkt, wird man nicht allzu
häofig erwarten; hier und da erscheint sie übrigens in der Tat (Folgen einer
Kürze wird dabei nicht vermieden). Ist aber das hi positionslang, steht natür-
lich dem Folgen einer Kürze nichts im Wege, und in diesem Fall erscheint
denn auch die Kürze häufig. Die Verlängerung in der Verbindung hi fithii
wird derselben Beurteilung wie das hi smä unterliegen und kann für das all-
gemeine von Hillebrandt behauptete Prinzip nichts beweisen.
2) Unter den Adverbien wähle ich noch, um die Verschiedenheit meiner
Auffassung von der A.'s zu veranschaulichen, kila, für welches er kilä ein-
setzt (112). Es ist richtig, daß der Auslaut dreimal in geforderter Längen-
stellung (T 8) , nie in geforderter Kürzenstellung auftritt. Aber man bedenke,
daß die Kürze der Paenultima geforderte Kürze des Auslauts stark erschwerte.
Und man beachte weiter, daß außer an den erwähnten drei Stellen das -a
stets entweder positionslang (dreimal, in T^i und T^i) oder mit folgendem
Vokal kontrahiert wird (6 mal): das sieht doch stark nach einem Auskunfts-
mittel aus die metrische Unbequemlichkeit des kila (^ <.) zu beseitigen.
1^0 Oldenberg, VecUsche Untersuchungen.
und Metrum im tiberlieferteii und im ursprünglichen Text: -The
metrieal position is not the cause which has produced long quantity
in certain cases , but the hindrance which has prevented the cor-
ruption of the Samhitä text by the prevailing usage". Auch wir
glauben, daß ein solcher Verderb in gewisser Weise stattgefunden
hat ; wir erkennen Arnold's Argumentationen dafür , daß Massen
überlieferter Kürzen für die Rsis nicht wahre Kürzen gewesen sind,
als ebenso zutreffend wie bedeutsam an. 'Aber wir glauben diesem
Resultat weiter hinzufügen zu können , daß die in Rede stehenden
Silben aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lang sondern ihrem
natürlichen Wesen nach mittelzeitig, jedoch vei-längerbar waren.
So erhalten wir die im ganzen so vertrauenswürdig aussehende
überlieferte Sonderung von srudlu und srudhi u. dgl. aufrecht, in-
dem wir oresen die Überlieferung nur den einen Vorwurf erheben,
daß sie alles, was nicht lang ist, ohne feinere Unterscheidungen
als kurz gibt. So erreichen wir es ferner, die „protraction"
Arnold's, welche nach dem Prinzip der eben ausgehobenen A.'schen
Sätze nicht erklärt werden kann und deren Erscheinungen doch den
von A. unter jenes Prinzip bezogenen evidentermaßen gleichartig
sind^), unsererseits unter dieselbe Erklärung einzubegi-eifen. Es
ist bezeichnend, daß für die überlieferte Feststellung der Quantitäten
A. (138) Diaskeuasten verantwortlich macht und von seinem Stand-
punkt aus machen muß, deren Arbeit „in a more intelligent spirit,
and probably at an earlier date, than the Sandhi revision" aus-
geführt wurde. Muß ein solcher anderer Charakter des betreffen-
den Stratums vercrlichen mit dem der Sandhibehandlung statuiert
werden , so liegt es doch nahe genug , ihn nicht auf die höhere
Intelligenz gewisser Grammatiker, sondern darauf zurückzuführen,
daß hier eben im wesentlichen die alte echte Textgrundlage
vor uns liegt. Der übei'lieferte Text , meine ich , sieht etwa so
aus , wie wir es vom echten , nur natürlich an einzelnen Punkten
und in einzelnen Beziehungen unvermeidlicherweise depravierten
Text erwarten müssen.
1) Warum wird der überlieferte Wechsel von jahi und jahü, srudhi und
6'rudhl u. dgl. im Eingang des Päda, und der so genau gleich aussehende
Wechsel von yena, yatra u. dgl. ebenfalls im Eingang des Päda, seinem Wesen
resp. seiner textkritischen Berechtigung nach von A. so verschieden beurteilt?
Offenbar vor allem deshalb, weil bei yena etc. das Recht der Kürze (resp. nach
meiner Meinung event. der annähernden Kürze) durch eine hinreichende Zahl
von Fällen , wo das a in den geforderten Kürzenstellungen des Pädaausgangs
steht, verbürgt ist, so daß die Länge sich hier als ^protraction" darstellt, während
bei srudhi etc. solche Fälle (außer VIII, 66, 12) fehlen, so daß hier die Länge
von A, als die natürliche, eventuell gegen die Überlieferung herzustellende
Quantität angesehen wird. Berücksichtigt man aber, daß die verschiedene Ver-
wendbarkeit des Auslauts von jahi srudhi und yatra yena in den Ausgangs-
kürzenstellungen mit den Quantitäten der Paenultima zusammenhängt , wird
man das Hindernis fortfallen sehen, das der sich doch im übrigen stark genug
aufdrängenden Einsicht in die Gleichartigkeit der Behandlung jener Formen
im Pädaeingang scheinbar entgegenstand.
Olde)iherg, Vedische Untersuchungen. 141
Vergegenwärtigen -wir uns die Umstände, die für die Ent-
stehung und Fortptianzung dieses Textes als maßgebend in Betraclit
zu kommen scheinen.
Die Sprache bot den Dichtern ein Material von Schlußvokalen,
von denen , wie mir scheint , infolge von Abstufung ihrer natür-
lichen Quantität, gewisse sehr entschieden, andere weniger, nocli
andere gar nicht dazu neigten , neben der Kürze auch die Länge
zuzulassen. Daß in jedem Fall eine solche verschiedene Geneigt-
heit faktisch vorlag, habe ich schon in den Erörterungen meiner
„Hymnen des Rgveda" gezeigt; sehr klar hat es auch Wacker-
nagel (Ai. Gr. I, 811) und Zubaty erkannt, welcher letztere
sagt (II, 136), daß das Häutigkeitsverhültnis der beiden Quantitäten
bei einzelnen Wörtern und Wortsrattungen eine ganze Skala ergibt:
ich weise auf das naheliegende Beispiel des Verhaltens verschiedener
Verbalendungen in der Stellung T^7 (oben S. 137) hin. Anderer-
seits aber kam dann weiter den verschiedenen Stellen der Metra —
resp. denselben metrischen Stellen unter verschiedenen Bedingungen
— eine sehr verschieden abcjestufte Bevorzugung der Längen oder
der Kürzen zu. Man kann kurzgefaßt sagen: die verschiedenen
Schlußvokale verhielten sich in der Praxis der Rsis oTt zu den-
selben Stellen der Metra sehr verschieden, ebenso die verschiedenen
Stellen der Metra zu denselben Schlußvokalen. Nun kam zu alle-
dem die Individualität der Poeten, die diesen komplizierten Apparat
doch nicht als lebendige Maschinen der Präzisionsmechanik, son-
dem in menschlicher Abhängigkeit von zufälligen Impulsen, Remi-
niszenzen, Traditionen handhabten. Läßt sich da glauben, daß der
Text in diesen Minutien je die volle Konsequenz aufweisen könnte,
welche Arnold, crewohnt an die mathematische Bestimmtheit zahlen-
mäßiger Betrachtung, von einem Text, der als echt anei'kannt wer-
den dürfte, erwartet?^)
Jetzt aber weiter: über dies bunte Gewirr der Erscheinungen
ging einerseits die unbefangen fortpflanzende t'berlieferung, sodann
vielleicht auch hier und dort bewußt arbeitende Diaskeuase hin.
Es hieße an Wunder erlauben, wollte man annehmen, daß der erste
dieser Faktoren — imd natürlich eventuell auch der zweite —
den urspi-ünglichen Zustand durchweg unalteriert gelassen habe.
Eine große , das Ganze betreffende Alteration liegt , wenn meine
Auffassungen richtig sind, in der Herabsetzung der mittelzeitigen
Silben zu Kürzen. Was aber Alterationen anlangt, die mehr ins
einzelne gehen, so scheint mir, wenn ich an früher von mir Ge-
sagtes (Hymnen des Rv. I, 389 ff.) zurückerinnern darf, einen un-
1) S. 138: „We constantly find in hymns belongiug to the same group,
and even in the same hymn and tbe same verse , differences of (luantity for
which no metrical or other cause can easily be imagined, and which it is
therefore impossible to ascribe to the author". Nein, gerade Inkonsequenzen
sind etwas durchaus begreifliches. Überall im \{\. beobachten wir die. Man
denke, um nur eine hervorzuheben, an die Behandlung des Upäcarita Samdhi,
1^2 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
gefahren Maßstab dafür, was hier der Überlieferung zuzutrauen ist,
die Behandlung des Abhinihita Samdhi zu ergeben. Da das Metrum
uns in den Stand setzt, unsererseits über die Behandlung des -ah a-,
-0 a- , -e a- im einzelnen Fall ohne weiteres mit aller Sicherheit
zu urteilen , so sind wir unwillkürlich geneigt , das , was die Tra-
dition hier gibt , überhaupt nicht zu betrachten , darüber im Un-
klaren zu bleiben , daß ein falsch gesetzter Abhinihita Samdhi ein
wirklicher Textfehler ist. In der Tat stand die Tradition hier vor
einer genau analogen Aufgabe wie bei den Schlußvokalen. Es galt
auch hier das Bild gewisser lautlicher Minutien festzuhalten; der
Unterschied ist nur der , daß wir unsererseits hier leichter und
sicherer zu beurteilen imstande sind , wie weit das gelungen ist.
Und da finden wir nun , wie ich früher ausgeführt habe (a. a. 0.
391 f.), daß „im großen und ganzen die Tradition das Eichtige
festhält; sie müßte, wenn wir sie als solche nötig hätten, als
brauchbare Führerin bei der Aufsuchung desselben anerkannt werden.
Ihre Mängel beruhen vornehmlich auf der Annahme einiger will-
kürlich erfundenen Grundsätze , nach denen der Text gewaltsam
umgemodelt ist . . . Neben jenen systematischen Entstellungen bleibt
in der Überlieferung eine kleine Reihe einzelner Fehler übrig, deren
Vorhandensein als ein nicht weiter erklärliches Faktum hingenommen
werden muß".
Alles, meine ich, deutet darauf hin, daß ähnlich die Sachlage
auch bei den Vokalquantitäten zu beurteilen ist. Eine mächtige
Hauptschicht des Echten ist offenbar in der Überlieferung erhalten.
Aber im einzelnen gibt es da zufällige Irrtümer, daneben vielleicht
auch Entstellungen, die von Diaskeuasten auf selbstgemachte Prin-
zipien hin eingeführt worden sind. Wo wir ein nicht aus sprach-
lichen oder metrischen Tatsachen erklärbares Prinzip bemerken,
wei'den wir an die Möglichkeit solcher Entstellung denken. Freilich
nicht ohne weiteres an ihre Gewißheit: auch bei der Kunstübung
der Rsis selbst können ja rein willkürliche Prinzipien mitgespielt
haben.
Daß die Wirkungssphäre solcher vielleicht auf Rechnung von
Diaskeuasten zu setzender Prinzipien keine allzu große gewesen ist,
scheint mir durch das Aussehen des Textes durchaus wahrscheinlich
zu werden. Die Nuancen des verschiedenen Verhaltens der Wort-
kategorien und der metrischen Positionen zeichnen sich, wie wir
schon bemerkten , mit ihren versteckten und doch verständlichen
Regelmäßigkeiten in der Überlieferung im ganzen höchst glaub-
haft ab, die Güte der Überlieferung verbürgend. Wir können
uns im alten Indien schwer Überarbeiter vorstellen , die nicht eine
zu plumpe Hand gehabt hätten , um ihrex'seits eine solche Figur
hervorzubringen. Finden wir einzeln dastehende Abweichungen von
der Norm , werden wir natürlich meist im Ungewissen bleiben , ob
der Dichter sich freier bewegt oder der Überlieferer sich ver-
sehen hat.
Oldenherg, VediacJie Untersuchungen. 143
11. Wir schieben, ehe wir das zuletzt Gesagte an einigen
Gruppen von Fällen näher durchzuführen versuchen, noch die Be-
sprechung einer bestimmten Seite des Problems der mittelzeitigen
Vokale ein. Es handelt sich um die Geschichte bez. Chronologie
ihi-er Verkürzung.
Die Tatsache einer im Lauf der Sprachentwicklung sich voll-
ziehenden Verkürzung jener Vokale ist uns wiederholt entgegen-
getreten. In weitem Umfang statuiert auch Arnold (S. 144 f.)
solche Verkürzung; ihm ist sie eine Verkürzung wirklicher Längen.
A. indessen f^laubt zusrleich eine Bewegung in entgegengesetzter
Richtung wahrzunehmen, die im großen und ganzen, in seiner Ter-
minologie ausgedrückt, die ,endings capable of protraction" betrifi't:
auf diesem Gebiet sollen die Auslautslängen für den Rv. „a com-
paratively lata developraent" (S. 145) sein. Damit wäre, im Gegen-
satz zu unseren Ausführungen, der Fall der „proti'action" in eine
wesentlich andere Sphäre gerückt als derjenige der anderen Schluß-
vokale. Und auch wenn A. in jenem Fall nicht ein wirkliches ge-
schichtliches Längerwerden der Vokale sieht, sondern an „intentional
revivals of archaic or supposed archaic forms" glaubt, bleibt die
Besonderheit, die damit statuiert wird, immer noch groß genug,
um Prüfung zu verlangen.
Ehe ich an diese herantrete , bemerke ich beiläufig , daß die
Tabelle, in der A. die „History of quantitative change in the Rv."
veranschaulicht (S. 147), zu verschiedentlichen Bedenken Anlaß zu
creben scheint. Darf der Wechsel von usüsam und usdsam so
zwischen die Vokalverkürzungen gestellt werden? Der Vorgang
liegt doch nicht auf lautlichem Gebiet , sondern besteht in Aus-
gleichung zweier Stammgestalten. Ebenso wäre über die Formen
auf -inanam, -vanam zu urteilen, wenn A. (S. 130) diese mit Recht
vermutet: woran sich vielleicht zweifeln läßt. Auch die Auffassung
des -o von dtho etc. (vgl. § 172 II) als „representing -ä before
hiatus" kann ich unmöglich für zutreffend halten. Aber ich muß
mich hier mit kürzesten Andeutungen begnügen.
Das nun scheint mir, um auf den eigentlichen Gegenstand
dieser Erörterungen zurückzukommen , in der Tat so richtig wie
wichtig , daß sich vielfach zwischen den älteren und jüngeren
Schichten des Rv. selbst ein Fortschritt der Verkürzung der mittel-
zeitigen (nach A. langen) Vokale verfolgen läßt, ohne daß es übrigens
darum in den älteren Perioden an Materialien fehlt, die m. E. diese
Vokale als auch damals von Längen unterschieden kennzeichnen.
Ein vielleicht geringfügiges Faktum , das auf solchen Fortschritt
der Verkürzung hinzudeuten scheint, habe ich in bezug auf Impe-
rative auf -a oben S. 124 A. 1 erwähnt i). Hier möchte ich einige
1) Daß ein scheinbar so leicht sich darbietender G- Ausgang mit Imperativ
auf -a wie ralsa nah dem Rv. im übrigen annähernd fremd ist, dann aber
dort in den modernsten Anhängen erscheint, ist immerhin bezeichnend. Im
]^44 Oldenberg, Vedinche Unter suchuv gen.
die Konjunktion ?/a(^/ betreftende Verhältnisse hervorheben^), welche
für diese — auch von A. anerkannte — Verkürzung bezeichnend
sind. Ich werde dabei — ebenso auch in den dann folgenden Erörte-
rungen — von Arnold's Unterscheidung der vier von ihm an-
genommenen älteren Perioden der Rgvedapoesie absehen und mich
damit begnügen , diese als Einheit der fünften , jüngsten Periode,
dem , populär Rv.'' gegenüberzustellen. Die Abgrenzung der beiden
Massen , die näher zu untersuchen außerhalb der gegenwärtigen
Aufgabe liegt, werde ich vorläufig so, wie sie von A. (in dem Ver-
zeichnis S. 117 f.) gegeben worden ist, akzeptieren. In G2 T2
setzt der ältere Rv. yadi etwas seltener vor Kürze (9 mal) als vor
Länge (13 mal): der jüngere Rv. verrät das Vorherrschen des -7,
indem er das Wort nur einmal vor Kürze (in der Gestalt yddi),
dagegen 5 mal vor Länge braucht (überliefert : yddl 1 , yddi 4).
Durchmustern wir allein die Stellung T2--), so liefert der ältere
Rv. 5 Fälle, alle mit -t überliefert, wie sich das bei diesem in
älterer Zeit der Länge wohl besonders nahestehenden Vokal erklärt.
Von den 5 Fällen des jüngeren Rv. haben 4 überliefertes -i. Man
sieht , wie hier die Textüberlieferung in einer schwerlich durch
Zufall, unmöglich durch Zurechtraachung erklärbaren Weise in der
Behandlung des -i und -* den Unterschied der Perioden hervor-
treten läßt und sich dadurch ihrerseits wieder als treue Erhalterin
des Echten auch in solchen Minutien bewährt. In den Stellungen
geforderter Kürze T^Q und T^7 kommen auf 6 Stellen des älteren
Rv. 8 des jüngeren. Alles in allem finden wir von Stellen mit
überlieferter Länge im älteren Rv. 25, im jüngeren 3. Dagegen von
Stellen mit überlieferter Kürze'*) im älteren 19, im jüngeren 12.
Die Verschiebung, die sich zwischen beiden Teilen des Veda so
gut in den metrischen Positionen wie in den überlieferten Quanti-
täten zu erkennen gibt, ist wohl klar.
Nun aber wenden wir uns der Erscheinung zu, daß ander-
wärts, im ganzen im Gebiet der „endings capable of protraction " ,
die Länge als „a comparatively late development" erscheinen soll.
Durchmustern wir in der Tabelle unter den „Increasing variations"
die mit ausgehender Länge aufgeführten Worte bz. Wortgruppen
von adyä bis zu den Adverbien auf -6"«, so fällt der sehr un-
regelmäßige Verlauf sozusagen der Kurven auf, die vielfach erst
ansteigen, um dann wieder zu fallen. Ein nahezu gleichmäßiges,
ganzen entnehme ich der von Arnold § 159 I gegebenen Aufzählung der Stellen,
an denen der Auslaut dieses Imperativs in Stellungen geforderter Kürze steht,
daß auf eine Gesamtzahl von 40 Fällen 14 Fälle im jüngeren Hv. kommen.
Das ist etwa das Doppelte der Zifler, die dem Umfang dieses Kgvedateils ent-
sprechen würde.
1) Die Materialien s. bei Arn. 117 f.; Zubaty IV, 95.
2) Für G2- gibt der jüngere Kv. keinen Fall.
3) Hier sind die 9 Stellen, in denen das -t positionslang wird, als nicht
signifikant unberücksichtigt geblieben.
«:'
*1
Oldenbei-g, Vedische Untersuchungen. 145
zum Schluß sehr stark akzentuiertes Ansteigen zeigt die Tabelle
bei den Adverbien auf -trä an. "Wir wählen diese zu näherer
Prüfung ').
Für die zweite Silbe des Päda finden wir (x bedeutet älteren,
y jüngeren Rv. nach A.'s vorläufigem Verzeichnis S. 22):
Metrische
Stellung
überliefert -tra
Überliefert -tra
T2^
G2--
T2-
G2-
16x + lly
5x4- ly
8x+7y
G X 4- 3 y
ly
Ix
10x4- 8 y
10x+ 7y
Also ergibt sich: vor Kürze 22 x 4- 13y, vor Länge 34 x 4- 25 y.
Danach ist der jüngere Rv. etwas entschiedener als der ältere dazu
geneigt, Länge hinter dem -tra zu bevorzugen. Das deutet auf
abnehmende Quantität des -a.
Oder man findet auch: lang überliefert 35 x 4- 22 y, kurz über-
liefert 21x-f-lGy. Das deutet wieder auf sich steigernde Geltung
der Kürze.
Diese Zahlenverhältnisse sind zwar kaum so ausgeprägt, daß
sie für sich allein zuverlässige Ergebnisse liefern könnten : immer-
hin muß festgehalten werden, daß sie, sowohl wenn man nach den
metrischen Positionen wie wenn man nach den überlieferten Quanti-
täten fragt, übereinstimmend auf ein gewisses Vordringen der Kürze
hinzeigen.
Entscheidend aber dafür, dies Resultat zu sichern, ist die Be-
obachtung der Stellungen mit geforderter Kürze. Ich finde in
T* 6 und T'^ 7 je Ix, in T 9 : 5 x 4- 4 y, in G 5 : 2 x 4- 2 y. Dabei
verdient beachtet zu werden , daß die zu T 9 gehörigen Stellen
IV, 58, 9; X, 51, 4; 102, 7 hier, als in Arnold's Verzeichnis S. 22
nicht aufgenommen, unter die x crerechnet sind. In der Tat haben
sie doch (vgl. Arn. 43. 45. 46) Anspruch auf Zurechnung zum
jüngeren Rv. Damit würden wir für die Stellungen geforderter
Kürze zusammen auf 6 x 4- 9 y kommen. Eine sehr deutlich aus-
geprägte Zunahme der Geltung der Kürze-).
Man wird vielleicht die hier festgestellte Entwicklung noch
mit größerer Zuversicht annehmen, wenn man sie in der dann
folgenden literarischen Periode in noch weiter fortgeschrittener
Gestalt wiederfindet. Ich habe daher aus dem Atharvaveda die
1) Das Folgende unter Zugrundelegung von Arnold 120 und A.'s hand-
schriftlichen Materialien. Vgl. auch Zubaty IV, G ff.
2) Außer den hier diskutierten Stellungen finden sich noch folgende.
Mit überlieferter Länge: T.3: Ix. — T 8 : 2 x 4- 1 y. — G 4 : 2 x. — Mit
überlieferter Kürze: T3: 5 x. — Ta4: 22 x 4- 3 y. — Tb 5: 50 x 4- 1 y. —
GS: 1 y. — G4: 2 x. — Dazu 9 Fälle der Position, IG Fälle des Pädaendes,
4C Fälle der Kontraktion.
Zeitschrift der D. M. ft. Bd. LX. 10
J46 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
Belegstellen von ydtra und tdtra verglichen und folgende Ergeb-
nisse gefunden ') :
ydti-ä'-) steht nur 4 mal (T2-: 3; G2-: 1), davon 3 mal in
dem Pädaeingang ydträ suhärdak, i/dfrä suhardäm. tdträ steht
nirsends. Für das Zurücktreten des -ä in der Überlieferung dieses
Veda ist bezeichnend, daß Rv. X, 18, 13 dträ yamdh hier wieder-
gegeben ist mit tdtra yamdh.
ydti-d und tdt^'d nun erscheinen in folgenden Stellungen:
G. 2-: 13 + 5*. — 2^: 2. — 3: 2. — 4: 2. — 5: 15 + 4*. —
T. 2-: 16 + 3*. — 2-: 3 + 1*. — 3: 1. — a4: 1 (Ausgang
von ydtra-yatro). — b 5 : 2. — a6: 1. — 9:7. — 11 (Päda-
ausgang): 2. Außerdem kontrahiert: 30, sämtliche Fälle in der
zweiten Silbe des Päda, außer einem Fall, wo es sich um den
Ausgang von ydtra-yatra handelt.
Diese Zahlen scheinen mir recht signifikant. Das sehr starke
Überwiegen von G T 2 - über G T 2 - deutet ebenso entschieden auf
Kürze, wie die Ziffern für G5 und T9; nichts steht dem gegen-
über , was auf Länge hinwiese. Also auch hier schließt sich die
Beobachtung der von den Dichtern gewählten metrischen Positionen
mit derjenigen der von den Überlieferern gegebenen Quantitäten
zum gleichen Resultat zusammen.
Besondei'e Hervorhebung vei'dient noch die im Av. sich zeigende
starke Tendenz von ydtra tdtra nach der Anfangsstellung des Päda.
Man überzeugt sich leicht, daß dieser Zug sich schon während des
Verlaufs der rgvedischen Periode herausgebildet hat-"): es genügt
die vgvedischen ZiflFern für GT2 und etwa die für TM, T^'S
(oben S. 145 mit A. 2), einerseits für die x- Sphäre, andererseits
für die y - Sphäre zu vergleichen. Mit dieser Beobachtung ist aber
offenbar die Erklärung gegeben , warum die Geltung der Formen
auf -trä in Arnold's Tabelle (S. 147) für den jüngeren Veda so
stark anzusteigen scheint. Was in Wahrheit in y gegenüber x
ansteigt, ist die A^erwendung der betreffenden Silbe in G T 2. Das
bringt für den Rv. , der noch nach Bedürfnis freigebig über die
-^rä-Formen verfügt (im Av. ist das, wie wir sahen, anders), ein
Ansteigen auch von GT2- mit sich"*), dessen Bedeutung für die
1) Zugrundegelegt wurde Whitney 's Inde.x verborum. Die dort mit *
bezeichneten d. h. mit dem liv. identischen Stellen wurden weggelassen. Bei
unregelmäßigem Metrum wurde die Stellung angenommen, deren Äquivalent
mit möglichster Wahrscheinlichkeit vorzuliegen schien; eine metrisch vollkommen
unklare Stelle wurde weggelassen.
2) Vgl. über diese Form Whitney zu Av. Prät. III, 16 (p. 132. 134).
3) Es würde die Aufgabe weitergehender Untersuchungen über die Ge-
schichte der Wortstellung sein, dieses Faktum in allgemeinere Zusammenhänge
einzuordnen.
4) Oflenbar sind es nahezu ausschließlich eben die Fälle von GT2", auf
denen nach den Prinzipien, nach welchen A.'s Tabelle konstruiert ist (s. über
diese Prinzipien A. 145j, die dort für den Typus auf -trä gegebenen Ziffern
beruhen müssen.
Oldaiberg, Vedische Untersuchungen. 147
Frage der Quantität man dann nicht falsch einschätzen wird, wenn
man das gleiche Ansteigen , oder vielmehr ein noch stärkeres , bei
G T 2 - wahrnimmt , wo es mit der Quantität nichts zu schatten
haben kann. Wir werden mithin durch das in der Tat richtige
Faktum, daß der jüngere Rv. in zahlreicheren Fällen die betreffende
Schlußsilbe in die Längenposition G T 2 - setzt , als dem Umfang
dieses Vedateils entsprechen würde, uns nicht die, wie ich meine,
oranz sichere Einsicht verdunkeln lassen, daß im Verlauf der Rgveda-
zeit ebenso wie dann noch stärker im Av. die Quantität des -tra
sich in der Richtung auf die Kürze zu verschiebt.
12. Wir kehren von dieser auf die zeitliche Entwickelung der
Vokalverkürzung bezüglichen Abschweifung zu unsern früheren Er-
örterunsfen zurück.
Hat sich uns beständig die Überlieferung als das er-
wiesen, wovon wir ausgehen und zu lernen haben, so möchte ich
jetzt in diesem Sinn meine in den „Hymnen des Rv." I gegebenen
Ausführungen über die textkritische Einzelbehandlung der in der
Überlieferuncf auftretenden Abweichungen von der Norm nach
einigen Seiten hin revidieren : ich glaube jetzt, daß in der Tat jene
Ausführungen, wie H i 1 1 e b r a n d t ^) bemerkt hat, zu einseitig von
den Forderungen überall durchgeführter metrischer Konsequenz be-
herrscht gewesen sind. Ich beginne mit Fragen, welche die zweite
Silbe betreffen.
Es ist offenbar kein Zweifel , daß der im allgemeinen vor-
herrschende Hauptgesichtspunkt hier in der Tat der früher von
mir (a. a. 0. 400 ff.) aufgedeckte ist: die entscheidende Rolle der
Quantität der dritten, die Abneigung gegen die Folge zweier Kürzen
in der zweiten und dritten. Das Prinzip als solches ist durch die
a. a. 0. 401 f. gegebenen Nachweisungen gesichert, denen hier
etwa noch die Bemerkung hinzugefügt sein möge, daß räsvä sich
8 mal so findet, daß die Schlußsilbe zweite des Päda ist : 4 mal ist
-sva überliefert und immer folgt Länge , 4 mal -svä , immer folgt
Kürze. Dem a. a. 0. 402 über den Wechsel von abJii in dem
Trca IX, 97, 49 — 51 Gesagten-) läßt sich annähernd ähnliches über
1) GGA. 1889, 411.
2) Arn. 126 bestreitet die Berechtigung von ahhi, sofern das Wort un-
zusammengesetzt ist. Mir scheint mit Unrecht. Die 12 mal, wo im Päda-
eingang ahlü überliefert ist (Arnold a. a. O.; Benfey, Quantitätsverscb. III, 7),
folgt jedesmal Kürze, durch die das -l erfordert wird. Von den Stellen mit
abht im Pädaeingang (nur da berücksichtigt, wo das ahhi Wort für sich ist)
habe ich diejenigen durchgezählt, wo es sich um einen ersten Päda handelt,
die sich also in Aufrecht's Index der PratTkas finden. Da ergibt sich (* be-
deutet, daß das i positionslang wird): abhi vor Kürze: 3 -f- 22* Stellen, vor
Länge: 33 -\- 29* Stellen; ahhy (gerechnet nur wo abhi zu lesen) vor Kürze
1 Stelle, vor Länge 9 Stellen; abhi mit Kontraktion vor Kürze 6 Stellen, vor
Länge keine Stelle. In all dem scheint sich mir eine, wenn nicht in jeder
Einzelheit so im ganzen, durchaus vertrauenerweckende Überlieferung kund
zu geben. Die Abgrenzung des -l gegenüber dem -i hat ihre Ratio; das -l
10*
148
Oldenberg, Vedisclie Untersuchungen.
veda I, 25, 7 — 9, sagdJu YUl, 3, 11. 12 anreihen. So ist denn auch
durch die Untersuchungen Arnold's durchgehend die Unterscheidung
von T 2 - und T 2 - , von G 2 - und G 2 - erfolgreich durchgeführt
worden.
Nicht mit derselben Zuversicht aber wie früher glaube ich
jetzt über die Abweichungen von dem bezeichneten Prinzip urteilen
zu können. Einige von diesen sind sporadisch, andere treten gruppen-
weise auf.
Der letztere Fall liegt bei den Imperativen auf -hi und -dht
vor, zu denen wir nach dem oben (S. 130) über srudhl Gesagten
hier noch einmal zurückkehren. In ihrer Behandlung zeigt sich
auffallende Ungleichheit. Auf der einen Seite hat man nach dem
überlieferten Text folgende die Verlängerung des -i zulassende
Formen im Pädaeingang ^) :
Mit
-t
Mit
-V
Vor Kürze
Vor Länge
Vor Kürze
Vor Länge
krdM
jah'i
^rudM
viddhi
sagdht
7
3
7
1
2
2
1
2 + 4*
3 + 2*
1 + 2*
2
5
12
1 + 2*
4 + 1*
Summe :
20
3
8 + 8*
22 + 3*
Man sieht in der Verteilung der Quantitäten und in der Ver-
wendung der Position deutlich die Abhängigkeit des 4 von der
folgenden Silbe.
Auf der andern Seite aber hat man, ohne je auftretende Ver-
längerung, folgende Formen:
Vor Kürze
Vor Länge
ihi
2
ehi
1
4 + 2*
preJii
1
1*
chindhi
1
stuhl
3*
5
kommt vor, wird aber nur mit ziemlich geringer Vorliebe angewandt. Das
zeigt sich übrigens, wie im Pädaeingang, so auch im Ausgang, Hier erscheint
in einer Stellung geforderter Länge, und zwar in G6, das -^ dreimal, nicht
öfter: davon zweimal lang überliefert, einmal kurz (Zubaty IV, 96. 97). Ein so
deutlich in der Überlieferung sich aussprechendes , in sich so verständliches
Verhältnis sollen wir nicht mit A. kurzweg aus dem Text entfernen ; der oben
erwähnte Trca ist doch schon für sich allein bezeichnend genug.
1) Ist für überliefertes -y der Vokal herzustellen, ist 7 angenommen.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
149
Vor Kürze
Vor Länge
yandhi
vihi
1*
I
vlhi
1
2
addhi
angdhi
daddhi
1
1 + 1*
1
3
bodhi
1*
1
hhindhi
2*
pürdhi
1
yähi
pähi
dhehi
6 + 1*
7
1
4
14 + 1*
Summe :
19 + 5*
39 + 8*
Es fällt in die Augen, daß der überlieferte Text bei diesen
Verben, indem er ein -l nicht verwendet, ein -i auch vor folgen-
der Kürze, insonderheit bei den Formen yähi und pähi^ bemerkens-
wei't häufig erscheinen läßt. Sollen wir, da die Hauptfälle von
überliefertem -\ die Formen hrdh'i jahi srudhl betreffen, den Unter-
schied mit der Quantität der ersten Silbe in Zusammenhang bringen?
Doch wohl kaum. Oder ist anzunehmen, daß irgend eine willkür-
liche, aber ti'aditionell fest gewordene technische Kegel der Dichter-
schulen im Spiel ist? Undenkbar ist es nicht, daß derartiges in
Betracht kommt. Aber es scheint mir unmöglich, auch Sfesfen die
Überlieferung einen Verdacht ganz zu unterdrücken. Man halte
unserer Tabelle folgende Feststelluno-en über einisfe sicher der Ver-
längerung unfähige Formen auf -si und -ti, alle mit der Messuncr
- -, gegenüber. Im Pädaeingang finde ich die Formen esi eti vesi
veti asti yaksi yäti pä^e hanti parsi
vor Kürze 4 + 8* mal, vor Länge 33 + 6* mal.
Galt yähi pähi etc. nicht bloß der Überlieferung, sondern
schon den Dichtern selbst ebenso unabänderlich als trochäisch wie
yäti päti etc., wie kommt es, daß die Dichter vor folgender Kürze
jene Formen soviel unbedenklicher verwandten als diese, bei diesen
andererseits vor folgender Kürze soviel sorgfältiger auf Schaffung
der Position bedacht waren als bei jenen ?i) Hält man diese Ver-
1) Wenn wir hier von „trochäischer" Messung von yähi jidhi sprechen,
Ist das nicht ganz strikt zu verstehen, insofern uns dies -i als etwas länger als
eine Kürze gilt. Man wird aber , meine ich , sich auf diese Eigenschaft des -i
nicht zur Verteidigung der Überlieferung berufen dürfen , insofern aus diesem
Grunde vor folgender Kürze ^)fl/i« etc. einen leichteren Anstoß gäbe als päti
und darum öfter gesetzt worden wäre. Unsere ganze Untersuchung zeigt ja,
daß die von uns für mittelzeitig gehaltenen Vokale in Stellungen wie G T 2 «
zur Verlängerung neigen, nicht aber, als der Länge ohnehin nahe genug stehend,
die Verlängerung ablehnen.
150
Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
liältnisse mit der Tatsache zusammen, daß für yähi etc. auch durch
die Verwandten i^rudhi sagdht etc. starke Vermutung der Ver-
länsferunssfähicrkeit erweckt wii'd, so muß man m. E. zu der An-
sieht gelangen, daß bei yähi etc. die Formen mit -^ in der Tat
vorhanden waren , aber , aus welchem Grunde auch immer , in der
Überlieferung verloren gegangen sind. An den Länge erfordernden
Stellen des Vers ausganges begegnen ^ von unsern zweisilbigen
Luperativen gerade jahl srudhi krdhl (diese häufig, immer mit -«;
sonst nur einmal vihi\ Zubaty III, 284 f.). Ist vielleicht von hier
aus die Überlieferung der Pädaeingänge beeinflußt worden, so daß
eine Leistung von Gleichmacherei der Diaskeuasten vorläge ?
Kommt in der besprochenen Formengruppe ein Vordringen der
Kürze über die durch die allgemeine Regel bezeichnete Grenze in
Frage, so handelt es sich bei andern Imperativen, den ebenfalls
schon früher von uns behandelten 2. Personen Sing, auf -a, um
ein Vordringen der Länge. Ich gebe folgende Tabelle in der
Hoffnung, nicht viel wesentliches übersehen zu haben ^) :
Mit
-a
Mit -a
Mit
-a
Mit -a
Vor
Kürze
Vor
Länge
Vor
Kürze
Vor 1
Länge
Vor
Kürze
Vor
Länge
Vor
Kürze
Vor
Länge
aja
arca
1
4
1
3
yaja
raksa
2
9
2
7
arsa
2
rada
1
1
ava
2
7
ruja
1
1
uccha
1
— !
vardha
3
1
l'sara
2
vaha
1
1
5
gäya
2
vrsca
2
coda
2
vrha
1
jinva
2
samsa
1
1
josa
1
siksa
9
3
tapa
2
1
soca
2
1
tistha
3
2
Sana
1
3
trmpa
1
sara
1
plha
18
12
—
3
sädha
1
bodha
2
3
s'ida
1
bhara
2
1
srja
1
2
hhava
12
4
21
2
4
sedha
1
1
mi'la
yaccha
Summe :
90
83
19
Deutlich tritt in diesen stai'ken Abweichungen von der Grund-
regel selbst wieder eine Regel hervor, eine Gemeinsamkeit der ver-
1) Man berücksichtige, daß an einzelnen Stellen wegen der unsicheren
AVjgrenzung dieser Formen gegen die 1. Sing. Konj. Zweifel entstehen können. —
Fälle, in denen das -a positionslang wird, sind hier weggelassen worden.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 151
schiedenen Exemplare dieses bestimmten grammatischen Typus; nur
daß vaha sich von den parallelen Formen loslöst, befremdet^}.
Die starke Neigung dieses a zur Verlängerung gibt sich auch
darin kund, daß an fünf Stollen (diese sind in unserer Tabelle mit-
gezählt) selbst vor Position verlängert ist (bei bodhä, siksä, sanä,
zweimal bei bJiavä; NichtVerlängerung vor Position finde ich nur
I, 36, 9 bei srja; dies ist nicht mitgezählt). In den Ausnahmen
aber von der durchgehenden diesen Imperativen eigenen Verlänge-
rung tritt wiederum die allgemeine Grundregel klar zutage : in
sämtlichen von mir gezählten 19 Fällen, in denen jene Verlängerung
unterbleibt, erscheint Länge der nächsten Silbe.
Fragt man nach dem textkritischen Recht resp. dem Grund
der Sonderbehandlung dieser Imperativformen , so weiß wenigstens
ich keine sichere Antwort zu geben. Ist unsere Beurteilung eines
Teils der Imperative auf -hi (oben S. 150) berechtigt, so würde
prinzipiell nichts entgegenstehen, auch für bhavä etc. eine derartige
Verwischung des ursprünglichen Pjestandes anzunehmen, daß dieser
in Wahrheit als der Grundregel mehr oder weniger genau ent-
sprechend zu denken wäre-). Um diese Möglichkeit eventuell zur
Wahrscheinlichkeit zu erheben fehlt uns hier das Kriterium, das
uns bei iKihi etc. zu Gebote stand. Dort schien sich nach fest-
stehenden Tatsachen der Metrik die überlieferte Kürze des -hi mit
dem häufigen Auftreten einer folgenden kurzen Silbe nicht zu ver-
tragen. Das Metrum aber perhorresziert ja nicht, wie zwei Kürzen,
so auch zwei Längen; die Länge von hhavä etc. ist gegen die
Quantität der folgenden Silbe metrisch indifferent. So ist hier eine
sichere Entscheidung ausgeschlossen. Ich meinerseits möchte mich
jetzt eher dem Glauben an die Echtheit oder wenigstens an die
überwiegende Echtheit des Überlieferten zuneigen. Eine so breit
fundamentiei-te Erscheinung aus dem Text zu entfernen sollte man
sich, scheint mir, nicht leicht entschließen. Auch die Ausnahmen
vom Erscheinen des -ä können vielleicht — wenn auch natürlich
nur mit sehr mangelhafter Sicherheit — als Bestätigung der Regel
geltend gemacht werden: Diaskeuasten hätten, möchte man meinen,
wenicrer derartiges übrig gelassen. Weiter erweckt Vertrauen, wie
der Imperativ avä sich von der nie mit -ä geschriebenen 3) Prä-
position clva abhebt. Beruht die Bevorzugung der Länge auf be-
sonderem emphatischen Gewicht dieser Imperative ? Schwerlich ; es
ist nicht abzusehen, warum die Imperative auf -hi nicht das gleiche
1) An vaha scLließt sich piha mit drei Fällen von -a an: erklären sieb
zwei von ihnen in X, 116, Icd daraus, daß man nach dem doppelten voran-
gehenden pibä abzuwechseln wünschte?
2) Könnte das Motiv zu solcher Verwischung in den Formen der 1. Sing.
Konj. auf -ä gefunden werden? Mir scheint das kaum überzeugend.
3) Ausnahme, wenn man sie als solche ansehen will: aväyatt VIII, 91, 1^
(Ausgang des Päda). Arnold's Angabe, daß die Präposition VI, 46, 11 mit -n
erscheine, beruht auf einem Versehen; es liegt der Imperativ vor.
]^52 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
Gewicht besessen haben sollen. Für das Wahrscheinlichste möchte
ich die schon oben (S. 126) angedeutete Möglichkeit halten, daß der
in der Skala mittelzeitiger Quantitäten der Länge besonders nahe
stehende Kang dieses -a dabei im Spiel ist, wenn dessen Verlänge-
runofsfähigkeit die sonstigen Grenzen so auffallend überschreitet^).
Haben wir hier einige Gruppen von Formen kennen gelernt,
bei denen Abweichungen von der metrischen Verlängerungsregel
vorliegen bz. in Frasfe kommen, so könneil wir es auch den einzeln
auftretenden Verschiebungen gegenüber prinzipiell nicht für richtig
halten, jene Regel durch Textänderungen zu erzwingen. Beginnt
gegen die Regel beispielsweise der Päda I, 80, 2 c yenä vrircim,
andererseits I, 183, 3 c i/Sna narä, so mag im erstei-en Falle etwa
die auch vor langer dritter bestehende metrische Vorliebe für lange
zweite bestimmend gewesen sein, im zweiten Falle vielleicht das
Übergewicht von ;t/e7iä als der normalen Form, oder es mögen
andere, für uns nicht zu ermittelnde Zufälligkeiten obgewaltet
haben ^); es mag sich schließlich auch um Textfehler handeln: das
Vorliegen solcher Fehler aber für den einzelnen derartigen Fall zu
behaupten hat, scheint mir, die Textkritik kein Recht.
13. Von der zweiten Silbe des Päda wende ich mich zur
dritten. Daß hier nach kurzer zweiter die Verlängerung, wo sie
möglich ist, in der Regel eintritt, ist Proleg. 407 konstatiert woi-den.
Kann ich dies auch jetzt nur für zutreffend halten, so möchte ich
doch selbstverständlich auch hier wie in bezug auf die zweite Silbe
mich jetzt nicht mehr zu dem Glauben bekennen, daß Ausnahmen
auf textkritischem Wege zu beseitigen sind. Wie schwankend vollends
die Behandlung der dritten bei langer zweiter Silbe ist, möchte ich
durch zwei Tabellen dreisilbiger Verbalformen mit langer zweiter,
auf -ta (2. Plur.) resp. -sva, unter Berücksichtigung davon, ob lange
oder kurze vierte folgt, veranschaulichen. Beidemal sind die meisten
Formen der betreffenden Kategorie aufgenommen worden , unter
ihnen alle häufiger belegten; absolute Vollständigkeit zu erstreben
schien unnötig. Für Tristubh und JagatI sind die Typen T* und
T** unterschieden, indem im Fall T'' ein "^ beigefügt ist.
1) Ebenso wie die hier besjjrochenen Imperative ist wohl zum z. B. dtha
zu beurteilen, das in der ungeheuren Mehrzahl der Stellen — abgesehen natür-
lich von denen, wo die Kontraktion mit folgendem Vokal stattgefunden hat —
seinen Auslaut auf 6 T 2 fallen läßt, wo er stets, unabhängig von der Quantität
der folgenden Silbe, als -« überliefert wird (Zubaty IV, 9 ; ausgenommen ist nur
eine Stelle mit Position). Weiter weise ich — ohne Vollständigkeit zu er-
streben — noch auf adyä hin, das in G T 2 ähnliche Indifferenz wie die Impe-
rative auf -ä gegen die Quantität der folgenden Silbe zeigt (Benfey III , 3 f ,
Arnold 117). Für die der Länge sich nähernde Quantität des Auslauts spricht
die Seltenheit von dessen Erscheinen in Stellungen geforderter Kürze sowie das
Verhalten in Tb 5. In dieser Stellung zähle ich (unter Zugrundelegen der Samm-
lungen Arnold's) den — hier meist laug überlieferten — Auslaut 37 (nicht
39) mal: 36 mal folgt Kürze und nur einmal (X, 35, 9) Länge.
2) Vielleicht gelegentlich ein Streben nach Abwechslung? So bei dem
vdmsvä und vämsva von VIII, 23, 27? Vgl. auch oben S. 151 Anm. 1.
)|
Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
153
G
T
Form
Mit -a I
Mit -a
Mit -a I
Mit -a
Vor
Kürze
Vor
Länge
Vor
Kürze
Vor
Länge
Vor
Kürze
Vor
L&nge
Vor
Kürze
Vor
Länge
punäta
siinota
strnita
hinota
juhota
dadäta
dadhäta
iyarta
iskarta
krnota
yuyota
yunaJxta
2
1
2
1
1
1
1
1
3
1
1
1
1^
1^
1^
1
Summe: — i 3
5
6
4x
1
pavasva
dadhisva
krnusva
jusasva
ih'sva
janisva
nudasva
träyasva
vasisva
mimiksva
bharasva
mandasva
vandasva
vardhasva
sacasva
sahasva
svadasva
harsasva ^)
bädhasva
mrsasva
yuvasva
vrnlsva
srnusva
dhuksasva
7
1
1
1
2
1
30
2
5
1
1
2
1
3
1
2
1
3
1
1
1
1
1
—
1
1
1
1
1
i
1
1
1
■
.
1
i
5^
1^
3
1^
1^
1^
1^
1^
Summe :
1
52
1 il2^ + 3|
1) Die Form erscheint einmal mit -a im dreisilbigen Pädaeingang X, 112, 1.
154 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Die Tabellen ermutigen offenbar nicht, von metrischen Ge-
sichtspunkten aus dem Text strenge Regeln aufzudrängen. Man
bemerkt — worauf schon Proleg. 406 hingewiesen ist — eine ver-
hältnismäßig stärkere Hinneigung zur Verlängerung in G als in T,.
wo sie fast ganz fehlt. In G wiederum bevorzugen die Formen
auf -ta die Verlängerung wesentlich mehr als die auf -sva: unter
diesen fällt besonders das Fehlen der Verlängerung in der weitaus
häufigsten Form pavasva auf. Die Verlängerungen des -ta in G
erscheinen vor Kürzen etwa so häufig wie vor Längen , die des
-sva etwas häufiger vor Kürzen als vor Länsren: welche Sachlage,
da an sich in der vierten Silbe die Länge das weitaus häufigere
ist, offenbar auf die metrische Abneigung gegen zwei Kürzen in
dritter und vierter Silbe hindeutet.
Bei solcher überlieferten Behandlung der dritten Silbe kann
es mir nicht mehr, wie früher, berechtigt erscheinen, eine Regel in
den Text hineinkorrigieren zu wollen, etwa (Proleg. 408) Verlänge-
rungen der dritten da wo sie lange zweite und vierte neben sich
hat, zu beseitigen. Ähnlich glaube ich. an der Richtigkeit meiner
Beschreibung der Verhältnisse des überlieferten Textes festhaltend,
auch über die noch übrigen Stellen der Metra urteilen zu müssen ^).
Die Textkritik wird sich eben darein zu finden haben, einem Kreis
von Erscheinungen gegenüberzustehen , dessen verschiedene Teil-
gebiete sich von annähernder — eben nur annähernder — Geregelt-
heit durch viele Nuancen hindurch bis zu annähernder Regellosig-
keit abstufen. Im großen und ganzen dürfen wir auf die Über-
lieferung bauen, im einzelnen nirgends auf sie schwören. Das
spezielle Aussehen einzelner Stellen und einzelner Worte oder Wort-
grupj)en^) wird hier und da Änderungsvorschläge empfehlen. Von
dm-chgehenden Änderungen . irgendwelcher Regel zu Liebe müssen
wir uns zui'ückhalten.
14. Ich möchte diesen Erörterungen über die wechselnde
Quantität von Schlußvokalen einige Bemerkungen über Quantitäts-
1) Doch verweise ich auf meine jetzt modifizierte Auffassung des Wesens
einer solchen Erscheinung wie der stehenden Verlängerung von sma hinter hi;
s. oben S. 139.
2) Man denke an den Fall von äcchä Benfey Quantitätsversch. IV, 1, 4 ff.,
Zubaty IV, 13. Hier möchte ich auch auf die Instrumentale auf -ie" hinweisen,
über deren Behandlung man zweifelhaft sein kann. Nach dem von Zub. III,
309 f. Beigebrachten wird man dazu neigen mit Arnold 112 -tl für die echte
Gestalt zu halten, woneben -ti nur, man sollte denken fälschlich, in der Pausa
eingedrungen ist (einzige, leicht aus Verwirrung erklärliche Ausnahme mit -ti
im Pädainnern VI, 4, 5; sodann event. svasti, s. unten): wäre -ti echt, warum
erscheint es fmit diesen Ausnahmen) nie im Versinneru? (Man bemerke übrigens,
wie sich im Pädaausgang die Formen auf -ti und -t7 so verteilen, daß Jedes in
Betracht kommende Wort nur die eine oder nur die andere Form liat: deutet
das auf künstliche Zurechtmachung hin?) Bedenken aber erregt svasti, das
eine Sonderstellung einnimmt, indem es in sämtlichen zahlreichen Fällen im
Innern wie im Ausgang des Päda mit -T überliefert ist. Aber handelt es sich
hier wirklich um einen Instrumental (vgl. Wackernagel, Gramm. II, 123)?
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. \oo
Wechsel in Füllen anschließen, die den bisher behandelten sei es
verwandt sei es wenigstens äußerlich mehr oder weniger ilhnlich ^)
sind : es handelt sich um den Schlußvokal des Stammes vor heran-
tretendem sekundären Suffix , um den Schlußvokal des Vorder-
gliedes eines Kompositums, um den Schhißvokal des Stammes bei
Denominativbildungen (-«y-, -%-, -■%-)) endlich um Keduplikations-
vokal und Augment.
15. Die Freiheit des AVechsels, wie sie zwischen krdhi und
Jx'rdhf, yena und yenä herrscht, waltet in der rgvedischen Sprache
beim Schlußvokal des Stammes vor antretendem Suffix
wie -van, -vant etc. nicht in gleichem Maße ob. Die Quantität
der umliegenden Silben würde oft, von selten der metrischen Ver-
wendbarkeit betrachtet, für solchen "Wechsel Raum lassen und den
Antrieb zu ihm bieten (man denke etwa an den stammschließenden
Vokal vor folgendem -vantam, -vantah etc. einerseits, vor -vatah,
-vati , -vate etc. andererseits). Aber es findet sich nur eine ver-
hältnismäßig beschränkte Zahl von Fällen des Wechsels in der Ge-
stalt desselben Stammes , während zwischen verschiedenen gleich-
artigen Stämmen beständig Unterschiede zu konstatieren sind.
Ich stelle folgende Typen auf, wobei es gerechtfertigt sein
wird, den Gegensatz von 1 und 3 resp. von 2 und 4 als einiger-
maßen fließend vorzustellen:
1. Immer steht -a- : das Metrum verlangt nie -ä-; z. B. vüja-
vant-, virdvant--).
2. Immer steht -«- ; das Metrum verlangt nie -a- ; z. B. sutä-
vant- oder (wenn ich nichts übersehen habe) rtävan- •").
3. Immer steht -a- außer wo das Metrum -ä- verlangt; so
hidravant- ^), devdvant-.
4. Immer steht -(7- , außer wo das Metrum -a- verlangt ; so
dsvävant- ^).
Der Text ist im ganzen offenbar recht vertrauenswert. Man
halte etwa die überlieferten Formen von dsvävant- und vlrdvant-
gegeneinander : daß dort fast immer -ä, hier immer -a gegeben wird,
steht in genauem Einklang mit den metrischen Stellungen, welche
die Liedverfasser den beiden Worten zugewiesen haben ^'). Man
sieht, wie hier in zwei häufigen, gleichofebildeten und im Wort-
eingang prosodisch gleichen Worten der Gebrauch in bezug auf
1) Vgl. Wackernagel, Delinungsgesetz 17 a. E.
2) Nur vlrävatlh VII, 41,7 könnte als auf -«- deutend angeführt werden:
eine Stelle, die in ihrer Vereinzelung wohl nichts besagt.
3) X, 6, 2 b bildet wohl keine Ausnahme; es liegt w?V(T/-artiges Metrum vor.
4) Doch IV, 27, 4 indrävatah ohne metrischen Antrieb, ja gegen denselben.
5) Hier kann I, 53, 5 zweifelhaft sein. Es scheint zu lesen gdvagra-
ifdävä- vatia rahhemahi. Im übrigen s. über dsvnvcmt- unten.
6) In der Verwendung von V'irdvant- zeigt sich übrigens nicht, wie wir
es bei gewissen Schlußvokalen gefunden haben , Zurückhaltung in der Setzung
des -a- an Stellen geforderter Kürze; der metrischen Praxis nach ist dies a
ausgeprägte Kürze.
156 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
die Quantität des a entgegengesetzte Wahl getroffen hat. Daß
übrigens die Überlieferung, so gut sie im ganzen ist, doch auch in
diesen Dingen Fehlern vinterworfen ist, zei^t der Fall von simivant-
(Arn. 127), für das dem überlieferten Text durchgehend Mmivant-
aufgedrängt worden ist^). Doch müssen wir in der Statuierung
solcher Fehler, meine ich, wesentlich sparsamer sein als Arnold.
Dieser (127) erklärt beispielsweise a^vavant- für die Normalform
und will das überlieferte ä teils herauskorrigieren teils zu den
„protracted vowels" rechnen. Ich habe nun schon oben (S. 140)
darauf hingewiesen, daß es mir verfehlt scheint, die Längen der
„protraction" als etwas besonders Geartetes von der großen Masse
der hier zur Erörterung kommenden Läno-en zu unterscheiden. Für
ddvävant- aber muß, glaube ich, mit voller Entschiedenheit das ä
als weitaus vorherrschend in Anspruch genommen werden. Die
Uberlieferuncr aibt a nur an zwei Stellen und zwar den beiden
einzigen, wo das Metrum a verlangt (VIII, 46, 5; IX, 105, 4). Sonst
ist immer (an 32 Stellen) ä überliefert. Von diesen Stellen ver-
langen oder besfünstiffen 15 mit mehr oder wenisrer Bestimmtheit
das «: also 15 Zeugen für ä, 2 für a-). 15 Stellen sind indifferent.
Es bleiben 2 Stellen übrig, an denen A. überliefertes ä in a ändern
will. Von diesen ist I, 53, 5 oben S. 155 Anm. 5 besprochen. In
I, 30, 17 (äsvmäv dsvävatia) liegt ein, auch abgesehen von dem
ä der viertletzten , unregelmäßiger Gäyatriausgang vor : daß der
Dichter nicht, um statt einer anomalen Gestalt eine andere anomale
zu erhalten, die gewohnte Quantität des ä aufgab, scheint mir be-
greiflich. Aber auch wer über eine derartige Einzelheit andei'S
urteilt, sollte doch im ganzen genommen die überlieferte Behandlung
des Worts als konsequent und vertrauenswürdig anerkennen. Will
Arnold das ä deshalb nicht als normal gelten lassen , weil es fast
nirgends an den Stellen geforderter Läncre des Pädaauswangfs er-
scheint? Aber im Eingang tritt es ja oft genug als gefoi'derte
oder doch bevorzugte Länge auf (zahlreiche Eingänge mit dsvä-
vatak, -vatä, -vati, -vafih^ -vatim), und nur durch seinen Begriff
der „protraction" mindert A. das Gewicht dieser Tatsache herab.
Was aber den Ausgang anlangt, so fällt I, 48, 12 das ä in der Tat
auf eine Stelle geforderter Länge. Doch das ist , wie leicht er-
sichtlich , nur bei ziemlich künstlicher Einpassung in das Metrum
1) Schwerer als ein stehend wiederkehrender Fehler dieser Art ist natür-
lich Vereinzeltes zu beurteilen. So das vadrävatah in dem oben S. 155 Anm. 4
erwähnten Vers IV, 27,4; daß hier mit A. (127) die sonst bei diesem Wort
vorherrschende und an dieser Stelle obendrein besser mit dem Metrum im Ein-
klang stehende Kürze herzustellen wäre, ist denkbar. Wenn aber A. (ebendas.)
IV, 26, 6 devavän, das dem Metrum Genüge tut, in ein das Metrum verletzeii-
des devävän ändern will, kann ich ihm nicht folgen.
2) Daß die erste Silbe nicht für das Aussehen dieser Zahlen verantwort-
lich gemacht werden kann, ist an sich klar und würde nötigenfalls etwa durch
die schon oben herangezogene Vergleichung von v'iruvant- erhärtet werden.
Oldaiherg, Vedlsclie Untersuchungen. 157
möglich ; die meisten Chancen für solche Stellung des ä sind durch
die Länge des asv- weggeschnitten. Alles in allem genommen
glauben wir auch hier wieder die Überlieferung in sehr viel über-
zeugenderer Korrektheit dastehen zu sehen, als die Kritik A.'s an-
erkennt; welches Aussehen der dichterischen Praxis bei der Annahme,
die Arnold vertritt , von normalem dsviivant- etwa zu erwarten
wäre, zeigt der schon von uns berührte Vergleich mit vlrdvant-
am besten ^).
16. Auch bei der AVort zusam raensetzung ist innerhalb
des sprachlichen Materials , mit dem die Rsis arbeiten , für den
einzelnen Fall meist entweder langer oder kurzer Schlußvokal des
Vordergliedes ^) herrschend geworden; ziemlich selten liegen beide
Möglichkeiten nebeneinander.
Oft hat sich nach dem Schlußglied der Zusammensetzung die
Richtung bestimmt, in welcher der Gebrauch hier die Dehnung
fixiert oder verwirft''). So erscheint die Länge fast stehend*) vor
-magha, wie schon das Prätisäkhya (538) bemerkt hat. Wie wenig
das — wenigstens für den vedischen Zustand der Dinge, unter Bei-
seitelassung des prähistorischen — als Konsequenz der Prosodie
von magha angesehen werden darf, ergibt sich z. B. daraus, daß
vor dem pi-osodisch gleichstehenden -ratha, das zum Teil dieselben
Vorderglieder der Komposition (cüra- , sruta-) vor sich hat wie
jenes , nie die Länge auftritt. Und was die Überlieferung gibt,
bestätigt sich durch die Wahl der metrischen Stellungen seitens
der Dichter. In den Kompositis mit -magha fällt der Schlußvokal
des ersten Gliedes recht häufig auf die Stellen geforderter Länge
im Pädaausgang (Benfey, Quantitätsversch. V, 1, If.), in denen
mit -ratha nie (Arnold 125), sondei'n hier versteigt sich die Frei-
heit nur bis dahin, daß dieser Vokal — soweit er nicht in Stel-
lungen begünstigter Kürze steht - — in G2- oder T2- gesetzt ist.
Mir scheint klar , daß wir an solchen Stellen keineswegs — wozu
A., wenn ich ihn recht verstehe, hinneisrt — zu ändern haben. Das
Zeugnis der Überlieferung, schon an sich wesentlich höher zu be-
werten, als A. tut, findet seine Bestätigung in der Begrenzung der
1) Ich gebe die in die Augen fallenden Unterschiede an: dsvävat sehr
oft im Pädaeingang, vlrdvat nie; dies dafür gern hinter der Cäsur von T», im
Ausgang von G, in 6 4 — 6, in J 8 — 10. v'irdvantam {-vantah) gern Aus-
gang von T; äsvävcintam {-vantah) nie. v'irdvatJm {-vatlh, -vatah) nicht im
Pädaeingang (Ausnahme nur VII, 41, 7), wo dsvävatlh u. ähnl. beständig
erscheint.
2) Man bemerke , daß bei Indeklinabilieu des Vordergliedes die Länge
auch begegnet, wo sie bei dem unzusammengesetzten Wort nicht vorliegt (wie
pari-, avä-).
3) Über den zn vermutenden ursprünglichen Zustand s. Wackernagel .
Ai. Gr. II, 130 f. — Abneigung nicht verlängerter Vokale gegen ausgeprägte
Kürzenstellungen glaube ich auch auf diesem Gebiet (vgl. oben S. 155 Anm. 6)
nicht zu bemerken.
4) Über die wenigen Ausnahmen s. unten S. 159.
158 Oklenberg, Vedische Untersuchungen.
Freiheit, welche die Rsis sich gestatteten: vermutlich hätten sie
irgend einmal *srxitdratham oder *vrsärathah u. dgl. so fjut wie
si'utämagham im Versausgaug gebraucht, hätten sie über jene
Formen verfügen zu können geglaubt. Daß es für die Überlieferung
hier solche Bestätigung gibt, wird dieser dann auch in Fällen, wo
derartige Kontrollen versagen, in der Regel Glauben sichern.
Einige weitere Typen von Komposvtis mit oder ohne Vokal-
länge vor gewissen Schlußgliedern sind die folgenden. Die Länge
ist sehr häufig vor -vrdh, -sah ; wenn es rtävfdh und rtäsät (Yv.)
heißt gegenüber den vielen von Benfey V, 1, 24 gesammelten Kom-
jjositis mit rtn-, ist die Verknüpfung der Länge mit jenen Schluß-
gliedern ersichtlich. Doch gehört zu den Ausnahmen, mit be-
merkenswerter Übereinstimmung für das eine wie für das andere
dieser Schlußglieder , rayivfdh und rayisäh : hier haben wir es
augenscheinlich mit einer für das Vorderglied herausgebildeten Ge-
Wohnung zu tun; *rayi- findet sich nicht. Im Gegensatz zu -vrdh-
und -sah haben nie oder fast nie die Länge vor sich -krt , -jit,
-cit, -yuj, -vid^), -han'-), -tur, -vah.
Erweist sich nun in all dem die Überlieferung im ganzen,
wie gesagt, als vertrauenswürdig, so kommen Zweifel an ihr offenbar
entweder dann in Frage , wenn ihr an einzelnen Stellen der sonst
in bezug auf das betreffende Wort oder die Wortgruppe obwaltende
Gebrauch, oder andererseits wenn das Metrum entgegensteht ■').
Im ersteren Fall werden wir uns da, wo die Überlieferung
etwa durch das metrische Zeugnis direkt unterstützt wird, un-
bedenklich auf die Seite jener zu stellen haben. Eine Latitüde,
die neben der vorherrschenden Quantität gelegentlich die andere
zuläßt , ist unbedingt möglich ; solche Divergenz kann sehr wohl
auf echte, von Gleichmacherei nicht betroffene Tradition hindeuten.
Und wie wir die Überlieferer des Rktextes kennen, sind sie wenig
dem Verdacht unterworfen , ihrerseits dem Metrum zuliebe , das
ihnen in der Tat ziemlich gleichgiltig war, eine ihnen geläufige
AVortgestalt durch eine ungeläufige ersetzt zu haben. In dem Ge-
sagten liecft. daß ich einer Reihe Arnold'scher Textänderungen nicht
1) Natürlich ist nicht hoträvid entgegenzuhalten, vo die Länge dem
Stamm von Haus aus zukommt. Ebenso ist vielleicht nlthüvid zu beurteilen.
Von vayunävid gilt schwerlich das gleiche. Man bedenke aber, welche Reihe
von Kürzen hier entstanden wäre ; ist auch der häufige Plural vayunU von
Einfluß gewesen?
2) Will Arnold 125 sagen, daß bei ahihdnam, vrtralidnam an Stellen
wie I, 117, 9; 121, 12 etc. „protraction" herzustellen sei? Ich würde das nicht
viel wahrscheinlicher finden, als bei den Zusammensetzungen mit -ratlia. Das
awestische rsraQ^räjaridm lasse ich bei der Frage nach der vedischen Quantität
beiseite.
3) Kommen auch Fälle vor , in denen beides zusammentrifft ? Für den
Fall der Komposition ist mir jetzt kein solcher zur Hand; für den der Stamm-
bildung mit sekundärem Suffix kann IV, 27, 4 {indrävatah , s. oben S. 155
Anm. 4) angeführt werden.
Oldeuberg, Vedische Untersuchungen. 159
folgen kann. Neben den zalilreiclien Vokallängen vor -magha findet
sich V, 0-3, G tiivimaghdsyu. A. will -l- herstellen. Ich würde
das unbedingt ablehnen, auch wenn der Fall, wie Arnold anzu-
nehmen scheint, allein stände. Die Überlieferung und die Stellung
des i in T*6 treffen zusammen um die Kürze zu sichern. Zum
Überfluß kommt auch mdhimayhcusi/a I, 122, 8 (in gleicher metri-
scher Stellung) dazu : unter allen Fällen von -magha zugleich die
beiden einzigen mit t und die einzigen von dieser metrischen Stellung.
Hier auf Grund der sonstigen Behandlung des Typus -magha das
Überlieferte kurzweg umzustoßen , kann ich nicht für berechtigt
halten^). Ebenso urteile ich über A.'s auf die sonstigen Komposita
von -vasu gestützten Zweifel an sahdvasiim II, 13, 8; abgesehen
davon , daß ich kein Kompositum mit sahCi- finde , schützt das
Metrum die überlieferte Kürze.
Schwieriger zu beurteilen ist der zweite der oben bezeichneten
Fälle : die Überlieferung stimmt zum sonstigen Gebrauch; das Metrum
erregt Bedenken. Hier ist eher als im andern Fall Verdacht der
künstlichen Gleichmacherei vorhanden. Freilich kann es auch der
Dichter selbst sein, der an der geläufigen Wortgestalt haftend sich
eine metrische Freiheit erlaubt hat. So wird das Urteil schwanken;
im einzelnen wird es durch die größere oder geringere Festigkeit
des Gebrauchs in bezug auf Wortgestalt und Metrum beeinflußt
werden. Es sei an den oben (S. 157) in bezug auf die Komposita
mit -ratha zur Sprache gebrachten Fall zurückerinnert, daß der
metrische Anstoß sich auf Kürzen in G2-, T2- beschränkt. Be-
seitigen wir ihn da, so erhalten wir Formen, die sehr gut in den
Pädaausgang passen , sich dort aber nicht finden. Wir werden
dann, vorausgesetzt daß es sich um hinreichend häufige Fälle han-
delt und daß nicht syntaktische oder stilistische Gründe die Worte
vom Ausgang entfernen, annehmen, daß der Dichter den kleineren
Anstoß im Eingang tolerierte, den größeren im Ausgang vermied,
d. h. daß er sich keine Verfügung über die Form mit der Länge
beilegte.
Wenisrer zuversichtlich möchte ich über andere Fälle urteilen.
Wenn A. (124) für imruhhuja an 4 Stellen um des Metrums
willen an ü denkt, kann er recht haben. Immerhin ist bemerkens-
wert, daß das Wort an allen andern 6 Stellen hinter der T-Cäsur
steht, also das ü starken Halt hat.
Bei vdsudhiti (A. 124) sind in der Tat die ernsten metrischen
1) Solche Änderung gegen das Metrum befremdet um soviel mehr, als A.
(125) anderwärts in der (meines Brach tens so auch nicht annehmbaren) Rück-
sicht auf das Metrum so weit geht, z. B. VIII, 52, 2, gegen die Überlieferung und
gegen den metrischen Bau der Parallelstelle I, 112, 16, sijümäras7nau für das
überlieferte syn7nar° zu vermuten. Daß das S[inma- von syümagahhasti und
syiimagfbhe sein -a- (zusammen an 3 Stellen) in T 2 « fallen läßt — wo dann
A. auch wieder ä einsetzen will — gibt m. E. keine hinreichende Grundlage
für Änderung ab.
160 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Anstöße auffallend häufig; daß z. B. vdsupati sehr anders im Metrum
dasteht , läßt sich nicht verkennen ^). Doch dai-f ' geltend gemacht
werden, daß die andern Komposita mit -dliiti (vand-^ nemd-, mitrd-)
nicht für die Verlängerung sprechen; auch ein vdsü- ist selten.
So mag es sein , daß hier die Dichter eine Form , die sie allein
kannten, etwas gewaltsam in das Metrum gefügt haben. Die Achtung
vor der Überlieferung wird uns weniwsteiis hindern, der entcrecren-
tresetzten Auffassung unbedingt zu trauen.
Recht häufig sind die metrischen Anstöße auch bei vasuvidam
und andern viersilbigen Kasus desselben Worts von der Form
-, wo A. (124) das ü herstellen will. Auch hier läßt sich
gegen die Änderung anführen, daß vasu- wie -vid die Länge wenig
begünstigt, weiter die Fälle, in denen das Metrum das ü begünstigt
(neben ihnen stehen andere bei A. nicht erwähnte, in denen es
wenigstens indifferent ist) ; vgl. auch vasuvittaniam. Dazu erwäge
man noch, daß im Nom. vasuvit die Kürze metrisch gut gesichert
ist; hätte der Dichter über ein *vasü,vÜ verfügt, ließe sich nicht
ohne Wahrscheinlichkeit eine andere metrische Praxis als die vor-
liegende erwarten. So würde ich — auch hier die Möglichkeit
des Zweifels anerkennend — doch wohl eher mich dem Festhalten
an der Überlieferung zuneigen.
17. Ich schließe hier, in Anknüpfung an Arn. 128, die De-
nominativa auf -ay-, -w/-, -uy-, resp. die zugehörigen Adjektiva
auf -yu an. Bei i 'und u überwiegt stark die Länge, die Wacker-
nagel, Ai. Gr. I, 46 hier für phonetisch, in dem schwankend neben
-ay- auftretenden -äy- -) für nachgebildet hält. Im ganzen hat
auch hier die Sprache entweder dem -ay- oder dem -äy- Allein-
herrschaft in dem einzelnen Wort verliehen ; einige Dubletten finden
sich immerhin, wie rtay- ^ sumnay- ^ rtayii ^ sumnayii, yuvayu.
Daß die Scheidung des -ay/- Typus und des -äj/- Typus nicht nur
auf die Tradition, sondern auf die Dichter selbst zurückgeht, sieht
man , wenn man etwa das überlieferte devaydnt- und das über-
lieferte asvaydnt- vergleicht (ich wähle zwei Beispiele , die in der
Quantität der Eingangssilbe übereinstimmen) : die von den Dichtern
diesen Worten zugewiesenen metrischen Stellungen bestätigen den
überlieferten Gegensatz. Ebenso treten die Dichter selbst für die
Doppelgestalt von ?'<«3/-, rtayil, sumnäy-. sumnayii^ yuvayü die
Überlieferung bestätigend ein ^). An L^nfehlbarkeit der Überlieferung
freilich kann ich auch hier nicht glauben. Mir scheinen die Be-
denken, die A. in bezug auf vasüydni- und vasüyil erhebt, voll-
1) Freilich wird das Gewicht dieser Vergleichung dadurch abgeschwächt,
daß bei dem letzteren Wort dessen starke Neigung eingreift vdsftnäm hinter
sich zu haben.
2) Ist es Zufall , daß in einer Reihe von Fällen die Quantität des -äy-
derjenigen des -a- vor dem Suffix -vant entspricht?
3) Doch V, 8, 1 befremdet, wie schon A. bemerkt hat, das überlieferte
rtäyävah nach der Ta-Cäsur.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. IQl
kommen berechtisrt. Wenn auf diese Worte eine verliältnismäßig
so große Zahl von Verletzungen des Gesetzes kommt, das in T''7
Kürze verlangt^) (dazu dann noch ein Fall mit dem geringeren
Anstoß derselben Art in T*6), so kann ich wenigstens mich dem
Verdacht nicht entziehen, daß die Dichter wie ein ijätuy- so auch
ein vasuy- gekannt haben, und daß die überlieferte Durchführung
des ü auf unberechtigter Gleichmacherei beruht.
18. Schließlich spreche ich von lleduplikation und
Augment.
Bei der Reduplikation handelt es sich vor allem um die per-
fektische. Auch hier legen sich auf das deutlichste . nicht in der
Überlieferung allein sondern im ganzen gesichert durch die in der
Verteilung der metrischen Stellungen sich kundgebende Auffassung
der Dichter, verschiedene Typen auseinander. So Perfekta mit
stehender Kürze der Reduplikationssilbe wie dadrs- sasrj- ; mit
stehender Länge wie nänäma (allerdings wenige Beispiele) und
dädhära (aber im Fall der Positionslänge dadlir-) ; mit Länge oder
Kürze je nach Kürze oder Länge der Wurzelsilbe {vävrdh- und
vavardh- -)). Im ganzen hat die einzelne Form resp. Formengruppe
in der Überlieferung ihre festbestimmte Quantität; Dubletten wie
vavarta tutäna — man kann dahin auch vavrjuh gegenüber vüvrje
rechnen — sind selten. Ein ^ oder ü der Reduplikationssilbe
(Whitney 786^'=) ist selten; es tritt besonders da auf, wo auch
die Wurzelsilbe ein l oder ü enthält resp. enthalten kann.
Es fragt sich , wie es im einzelnen mit Fehlern der Über-
lieferung steht. Einen durchweg wiederkehrenden glaube ich
ZDMG. 55, 299 bei plpäya nachgewiesen zu haben, wofür ptpäya
einzusetzen ist; Arnold 128 kommt zu demselben Resultat. Der
Fehler mag auf plpayat etc. beruhen. Aber auch sonstige zer-
streute Fehler kommen in Frage. Da es sich um die Eingangs-
silbe längerer Worte handelt, die nicht selten nach der T-Cäsur
erscheinen, ist es von besondei'er Wichtigkeit diese Stelle ins Auge
zu fassen. Dabei muß, was leider in meinen Untersuchungen a. a. 0.
320. 324 versäumt ist, zwischen der Cäsur von T* und T^ unter-
schieden werden : im ex'steren Fall wird bekanntlich eine auf die
Cäsur folgende Länare eher geduldet als im zweiten. Für T'' wie-
derum ist, wie oben dargelegt wurde (S. 124), zu unterscheiden,
ob die Silbe vor der Cäsur kurz oder lang ist: wieder wird im
ersten Fall Länofe hinter der Cäsur leichter zugelassen.
Die Zeitschr. 55, 324 von mir, um einen Maßstab für das zu
Erwartende zu erlangen , auf ihre metrische Position hin unter-
suchten 70 Fälle des Part. perf. act. mit sicher feststehender Länge
der Reduplikationssilbe und mit dem prosodischen Schema - - -
1) Solche Verletzungen sind recht selten; s. Arnold 201.
2) vävrdh- auch im Fall der Positionslänge {vävrdhvümsam). Kürze des
a in vavrdhdntah : aber ist dies Perfekt? "Vgl. Bartholomae, KZ. 29, 553.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. H
162
Olclenberg, Vedisclic Untersuchungen.
für die ersten drei Silben der Foi'm (resi?. - ^ ^ für die ganze
Form, wo diese dreisilbig ist) lieferten 11 Fälle mit Stellung der
Form unmittelbar hinter der Cäsur: ich trage jetzt nach, daß bei
diesen Fällen die Cäsur a 4 mal (auffallend kleine Zahl 1) vorliegt,
die Cäsur b mit vorangehender Kürze 5 mal , mit vorangehender
Länsre 2 mal. Dem ffesrenüber stelle ich, in Erneuerung der Unter-
suchung a. a. 0. 320 über vävrdh- fest, daß die häufigsten Formen
dieses Perfekts sich in folcjenden Stellungen des Metrums finden :
vavrdhe
Metrisch bestimmter Aus-
gangsteil des Päda . 12
Nach Cäsur a 14
Kach Cäsur b . vorher
Kürze —
Desgl., vorher Länge . 1
Sonstige Stellungen . . ■ 7
°dhuh
°dhanah,
°dhänam
14
4
15
7
9
Summo
41
25
4
1
20
Verorleicht man die Zahlen mit den normalen , wird die Häuficrkeit
der Stellung nach der Cäsur vielleicht auffallen (ein Drittel aller
Fälle). Sollen wir uns dadurch bewegen lassen, Formen mit vuvrdh-
einzusetzen ? Ich wage kein sicheres Urteil. Aber ich glaube
jedenfalls, daß, wenn diese Operation in sehr großem Umfang
vorzunehmen wäre , wir noch zahlreichere Fälle hinter der Cäsur
zu erwarten hätten. Und für die Länge in vävrdh- spricht auch
sehr deutlich die Verteilung der verschiedenen Cäsurtypen : viel
mehr Fälle von Cäsur a als von Cäsur b , ebenso mehr Fälle von
b mit vorangehender Kürze als mit vorangehender Länge. So
meine ich , daß , wenn überhaupt , keine sehr starke Vei'schiebung
in der Uberlieferuncr stattcrefunden hat.
Von sonstigen Einzelheiten hebe ich hervor, daß meines Er-
achtens nicht mit A. (128) das cahdnanta I, 169, 4 nach dem
cäkdnanta V, 31, 13 mit Länge auszustatten ist. Die erstere Form
wird echt sein ; ebensolche leise Abweichung, von dem bei dem
betreffenden Verb üblichen Typus erweckt Vertrauen , wenn sie.
wie hier, metrisch motiviert ist. An beiden Stellen steht die Form
hinter der T'^- Cäsur; in I, 169, 4 aber geht Länge, in V, 31, 13
Kürze voraus: die oben (S. 124) dargelegte metrische Eigenheit
wird den Schlüssel zu der Verschiedenheit geben. Wollte man
doch die beiden Stellen einander angleichen , käme wohl eher die
Änderung cakandnta V, 31, 13 in Frage; diese Form entspricht
dem metrischen Gebrauch immerhin genauer als die andere und
könnte sehr leicht durch das vorangehende cähandnta entstellt sein.
Von anderen Formen und Stellen, bei denen das Resultat
zweifelhaft scheint, erwähne ich zunächst tciirsänd. Wenn sich
Oldenherg, Vedische Unlersuchungen. 103
I, 173, 11 nach der T'^-Cüsur mit vorangehender Länge tät° findet,
möchte man in der Tat mit A. (128) nach I, 130, 8 und VI, 1"), 5
die Änderung tat° in Betracht ziehen ; weniger wird man dazu
IT, 4, 6 (nach T'^-Cäsur) neigen. Ob nicht andererseits tatrdüna
wenigstens in IV, 28, 5 (T- Ausgang) herzustellen ist, woran auch
A. denkt?
Tn rumcuh ist die überlieferte Kürze tür 3 Fälle durch Stel-
lung nach der Cäsur gesichei't. Wenn die Form dann 2 mal im
.1- Ausgang erscheint (IV, 7, 1 ; X, 122, 5), wird man hier über die
Änderung rürucuh (A. 128) zweifelhaft sein; dem oben S. IGl
über den Kreis der vorzugsweise zu einem l ü der Perfektredupli-
kation neigenden Verba Bemerkten würde diese Änderung (dasselbe
gilt für die beiden demnächst aufzuführenden Perfektformen) nicht
entsprechen. Mit Gae dicke, Accus. 65 überall wo rurucuh „sie
machten leuchten" bedeutet, die Änderung rür° in Betracht zu
ziehen und an Aor. caus. zu denken halte ich für gewaltsam : in-
sonderheit das Metrum von VI, 62, 2 fährt dabei schlecht.
rurulmh (von A. nicht besprochen) ist ebenfalls durch drei
Stellen nach der Cäsur gesichert; V, 7, 5 im G-Ausgang rnr^ her-
zustellen ist vielleicht crewacft.
yuyudMuh (A. 129) macht an allen drei Stellen seines Vor-
kommens, was doch auffallend ist, metiüschen Fehler. Ist es zu
ändern V Greifen wir über das Gebiet des Perfekts hinüber , so
begegnen wir X, 149, 4 einem vielleicht auch verdächtigen yuyu-
dhih (nach T^- Cäsur, welcher Länare vorangeht: und sonst ist
yuyudliayah überliefert). —
Was endlich das Augment anlangt, so möchte ich bei ävrnah
auf die gut aussehende Verteilung der Quantitäten aufmerksam
machen, ävniak herrscht vor; es findet sich auch nach der a-Cäsur
zweimal ; einmal geht die b - Cäsur voran , die sich gegen folgende
Länge ablehnender verhält, und es ist avrnak überliefert (II, 17, 6).
Bei der Form üvah (A. 129; ihm entgeht, daß hier die beiden
Verba var und vas beteiligt sind) macht A. auf zwei Stellen mit
metrischem Fehler aufmerksam (I, 92, 4; 113, 13). Daß da mit
ihm av° herzustellen ist , halte ich füi- möglich , wenn auch kaum
für sicher.
Inhaltsverzeichnis.
1. Stand der Frage. Arnold's statistische Behandlung derselben.
Das Problem der mittelzeitigen Vokale. S. 115.
2. Die 2. Sg. Impt. auf -a. S. 120.
3. Der Instrumental auf -cna. S. 127.
4. srudhf. S. 130.
5. Die 1. Sg. Perf. auf -a. S. 131.
6. Die 2. Sg. Impt. Med. auf -sva. S. 132.
!!•
164 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
7. Die 2. PI. auf -ta. S. 136.
8. Die 1. PI. Perf. auf -ma. S. 137.
9. Die Partikel sma. S. 138.
10. Ergebnisse. Die für die Entstehung und Überlieferung
des Textes maßgebenden Faktox'en. S. 139.
11. Exkurs: Zeitlicher Verlauf der Verkürzung mittelzeitiger
Vokale, yddi. Die paroxyt. Advex'bien auf -tra. S. 143.
12. Textkritische Behandlung der ungleichmäßigen Überliefe-
rung in der zweiten Silbe des Päda, speziell bei den Imperativen
auf -hl -dhi sowie denen auf -a. S. 147.
13. Textkritische Behandlung der ungleichmäßigen Überliefe-
rung in der dritten Silbe des Päda, speziell bei den Formen auf
•ta (2. PL) und -sva. Textkritisches Gesamtresultat. S. 152.
14. Ausdehnung der Untersuchung auf Gruppen nicht wort-
schließender Vokale. S. 154.
15. Der Schluß vokal des Stammes vor Sekundärsuffix. S. 155.
16. Der Schlußvokal des ersten Kompositionsgliedes. S. 157.
17. Denominativa auf -ay- etc. S. 160.
18. Reduplikation, Augment. S. 161.
ii
165
Zu phönizischen Inschriften.
Von
Franz Praetorius.
Von den beiden , in der Opfertafel von Marseille mehrmals,
und zwar stets vereint vorkommenden Ausdrücken nbifT niSSp
dürfte der letztere wohl richtig mit hebr. mb''-2:N, sjr. jj^^ zu-
sammengestellt worden sein. Dies führt mich darauf, in m:£p die
phönizische Form des Wortes für Knöchel, Hand- und Fuß-
gelenk zu vermuten, das im Syrischen JJ.^qjo lautet, im Jüdisch-
Aramäischen NbtLfnp, nVD'^j: , im Hebräischen 50^):, im Assyrischen
qursinnu (qurslnu). Ist diese Gleichsetzung richtig, so dürfte der
vorliegende phönizische Plural als n'i-üp aufzufassen sein , mit
Assimilierung von n an 2:, aus rni;"ip.
Ich denke, die beiden Deutungen stützen sich wenigstens gegen-
seitig. Beide Ausdrücke gehören aller Wahrscheinlichkeit nach be-
gi'ifflich eng zusammen , da sie in der Inschrift immer (vier- bis
fünfmal) vereint vorkommen. Von den geopferten Vierfüßlern sollen
den Priestern zustehen die Stücke an den Knöcheln und an den
Kniegelenken.
Die Worte auf Z. 2 f. der Inschrift Esmun'äzär's ^r\y bn rbts:
sind zweifellos richtisf bedeutet .ich bin weraubt worden vor meiner
Zeit". Dieser selbe Gedanke kehrt auf griechischen Grabschriften
mit gleichen und ähnlichen Worten so oft wieder, daß jene Auf-
lösung auch für das Phönizische den höchsten Grad von Wahr-
scheinlichkeit besitzt. Dann aber lese ich weiter:
n?2bN 13 DP"' aiTNioTcriOT: ■,3.
Für ]2 mag man beidemal auch /js lesen, allenfalls auch ^3 (Infin.
absol.), d. h. „der ich baute D"iTN'72'}3"'30'7: , der ich fertig baute
n?:bis''. Der Köni^ will also sasren, er habe die schon vor seiner
Zeit begonnene Baulichkeit nTobx vollendet, die Baulichkeiten "or
dagecren allein gebaut.
160 Praetorius, Zu j^hönizischeii Inschriften.
Die Buchstabellgruppe rr^ibN dürfte einen , die Buchstaben-
gruppe D1TN"'D):"'30": zwei Eigennamen enthalten : die Eigennamen
der Baulichkeiten. Wie diese Eigennamen zu deuten, ist ziemlich
unberechenbar. Bei iT^obN liegt n^ibN , n'ibt nah. Aber bei der
anderen Buchstabengruppe macht zunächst schon die Abteilung der
Worte Schwierigkeiten. Ich vermute , daß hinter dem ersteren D
der Mitte die Trennung fällt , so daß der erstere Namen mit D",
E"^ abschließen würde , während sich als zweites Glied des zweiten
T T
Namens D*i abzuheben scheint. Gelegentlich der Deutung dieser
Namen sei daran erinnert, daß der Sarkophag Esmün'äzär's auf
dem alten Begräbnisplatze gefunden worden ist, an dem Abhänge
und auf den Höhen der östlichen Hügelkette, welche parallel mit
der Küste das Tal begleitet und bei Sidon enger einschließt. Wenn
nun Gildemeister einst gedeutet hat: DU" TjC?? „die Leben erwarten",
so wäre wohl auch ein D' "^012 denkbar, etwa „Warte des Meeres,
Meerschau" oder ähnlich. Als zweiter Name würde „hoher M'Z" ^)
übrig bleiben. Wir finden hier dieselbe asyndetische Zusammen-
stellung der beiden Eigennamen, die Lidzbarski, Ephemeris Bd. 2,
S. 54 in der Bod'astart - Inschrift bemerkt hat; und wenn wir
beidemal ]3 lesen, auch das gleiche Fehlen des Akkusativexponenten.
Ich verzichte darauf, der Kombinationsgabe oder der Phantasie
weiter nachzugeben und noch andere möglich scheinende Deutungen
der Eigennamen darzulegen. Ich verzichte darauf um so lieber, als
ich nicht einmal sicher bin, ob das a vor Dir nicht vielleicht mit
diesem zu Hn""0 zu verbinden ist, so daß die erstere Gruppe der
Eicrennamen mit ^ abschließen würde. In an" , was ich oben vor-
' . . ■■■'■
schlug, würde der Infin. absol. causativi von an zu sehen sein
(= hebr. Dnn), in an"?2 das Partizipium.
Welches die gedachten Baulichkeiten gewesen sein dürften,
habe ich bereits angedeutet. Ich denke , es waren Teile der sido-
nischen Nekropole, im besonderen der Teil, an dem der Sarkophag
Esmün'äzär's stand. Und der Gedankengang, der den König leitete,
da er sich gleich zu Beginn seiner Rede als Erbauer und Vollender
cfewisser Baulichkeiten bezeichnete, findet seine Erläuterung in den
gleich folgenden Worten: „und ich liege in diesem Sarkophage und
in diesem Gi'abe an dem Orte, den ich gebaut habe".
Und dieser Gedankengang findet seinen Abschluß auf Z. 12 f.,
wo der König den Einganossatz seiner Eede zur Begründung des
O O O OD
gegen die Grabschänder ausgesprochenen Fluches wiederholt und
ihn in dieser Absicht durch ein zweimaliges "3N verstärkt: „Denn
1) Ein Nomen TN'JS scheint auch vorzuliegen in der Weihinschrift von
Karthago, die Lidzbarski, Ephemeris Bd. 1, S. 18 ff. mitgeteilt hat (Z. 3). Ich
hatte, gegen Lidzbarski, das schließende DZ dieses Wortes aTTN^S als Suffix ge-
faßt und fand nachträglich, daß so auch schon andere gedeutet hatten (Cooke,
A Text-Book S. 128; Winekler, Altor. Forsch. Bd. 2, S. 541; Landau, Beiträge
3. Heft, S. 26).
Praetorius, Zu pliönizischen Inschriften. X67
ich ("in:?) bin geraubt worden vor meiner Zeit, ich der ich ge-
baut habe "o'?:, vollendet habe n?2bN". Ich habe also das höchste
Anrecht darauf, gerade an dieser Stelle ungestört zu ruhn !
Es ist längst bemerkt, daß die 4. Zeile der großen Inschrift
von Umm al'awämid (CIS. tom. I, S. 29 ft".) eine gewisse Verwandt-
schaft zeigt mit der 1. und 2. Zeile der zweiten Inschrift von Malta
(ibid. S. 156 tf.). Vgl. Lidzbarski, Ephemeris 1. Bd., S. 295 a. E.
Gleichwohl gehören beide Stellen noch zu dem Unverstandenen ;
s. zuletzt Lidzbarski a. a. 0. S. 248, 2. Anm.
Ich möchte lesen "inbr:; ■')?.: bs'c; 2. Melit. ff. „es ist hergestellt
worden seine (des Grabes) Höhle aus meinem Vermögen". Die
Inschrift wurde oefunden in einer in den Fels gehauenen Grab-
höhle, ybsri P"']:: , n-':?b2r; •'p.-'p: heißen im A. T. dreimal Fels-
löcber, Felshöhlen, Sept. zQv^icikiu und TocöyXr] (r&v TiSTQäv); und
hierzu möchte ich das phöniz, p: stellen. Vgl. de Vogüe's 35. In-
schrift aus Palmyra: rö ^v}]i.i£iou rovxo '/.cd Gn^Xeov avxov
ioy,oö6(.u]6£v K. X. X.
Ein dem griechischen c'x xCov iöltov entsprechender Ausdruck
ist m. W. im Phönizischen bisher nicht gefunden worden. Ich
vei-mute , daß in Tib^n dieser Ausdruck vorliecrf. Und bleicher
oder ähnlicher Bedeutung scheint "»nbrha zu sein in der Inschrift
von Umm al'awämid , etwa .,durch meine Fürsorge" (inifieketa,
TToovoia, OTtovö/j). Als Wurzel von nb2, wie von nbrip nehme ich
bji , Jj", an. Ich halte für möglich , daß zu lesen ist nbi'S bxäN
"n^a "»nbrna, nämlich hzi^ aus "c:n + bx, Relativum -j- Demonstr.
plural.i): „Dieses Tor samt den Türen, die durch meine Fürsorge
hergestellt sind, habe ich gebaut u. s. w."
Durch Oriental. Bibliographie Bd. 18, S. 289, Nr. 564G werde
ich aufmerksam gemacht auf Revue archeol. 1904 S. 421 Anm.
Clermont-Ganneau sagt daselbst im Hinblick auf meine Bemerkung
,Zur Esmün'äzär-Inschrift" in dieser Zeitschr. Bd. 58, S. 198 „Je
nie permettrai de rappeler que la partie essentielle de la thöse
presentee comme nouvelle a dejä ete etablie par moi autrefois (Etud.
d'archeol. Orient. II, 197) etc." Nachdem ich die angezogene Stelle
der Etudes eingesehen, bin ich etwas überrascht, dort Erklärungs-
vorschläge zu linden, die sich von dem meinigen doch recht erheblich
unterscheiden.
1) Zu der gewühnlichen Erklärung von b",3N = "'b \L"N hat Clermont-
Ganneau in seinem Kecueil Bd. 4, S. 197 eine unsichere Parallele gebracht.
Jß3 Praeiorius, Zu iHiönizischen Inschriften.
Ich darf sagen , daß ich bei meinen Versuchen , die Stelle zu
erklären , auch die Möglichkeit stark in Erwägung gezogen habe,
die Clermont-Ganneaii in der Revue areh. a. a. 0. als seine Meinung
bringt, daß nämlich p bedeute „Prends bien garde!" aus ö -|- n:,
daß ich diese Möglichkeit aber bald fallen gelassen habe zu gunsten
von _"]i^, und daß ich heute mehr noch als damals riN "'73 "jp für
die richtige Lösung halte.
Denn nachdem Esmün'äzär, wie wir eben gesehen, sich zu
Beginn seiner Rede breit und absichtlich als Bauherrn, also als Be-
sitzer der Grabanlagen eingeführt hat, paßt es vortrefflich, wenn
er sich mit den Worten „Wer immer du Besitzer sein mögest"
ausdrücklich an die späteren Besitzer wendet.
169
Das syrische Alexanderlied.
Herausgegeben und übersetzt von
Lic. Dr. Carl Hunnius.
Vorwort.
Das syrische Alexanderlied ist in 2 jungen Handschriften der
Pariser Nationalbibliothek') und in einer altern des Britischen
Museums-), die aus dem 9. Jahrhundert stammt, erhalten. Die eine
Pariser Handschrift ist von Knös in seiner kleinen syrischen Chresto-
mathie (Göttingen 1807) abgedruckt worden. Diesen Text bezeichne
ich fortan mit P.
Die Londoner Handschrift ist von Budge im sechsten Bande
(1891) der Zeitschrift für Ass3-riologie herausgegeben worden. Ich
bezeichne sie mit L.
Die zweite Pariser Handschrift ist bisher noch nicht ediert
und ist zum ersten Male von mir zu vorliegender Ausgabe benutzt
worden. Ich bezeichne sie mit P^.
Der Text von P ist vielfach fehlerhaft und weist häufig kleinere
Lücken auf. Doch läßt P in der Regel nur cranze Verse aus: die
erhaltenen Verse sind fast stets, was das Versmaß betrifft, in Ord-
nung. L weist vielfach einen besseren Text auf als P und hat
viele Verse, die P fehlen. Doch ist das Versmaß bei L häufig in
L'nordnung. die Verseinteiluug häufig außer acht crelassen. Jedoch
hat die Handschrift auch Lücken , vor allem zwei größei'e Lücken
(V. 368—379 und 386—419, wofür L nur die Verse 430—432
hat) und einen viel kürzeren Schluß. Der Text von P'^ ist meines
Erachtens der beste von den dreien. P^ geht häufiger mit L als
mit P zusammen. P^ hat fast immer die Verse, die L mehr hat
als P, doch während bei L gerade bei diesen Versen das Versmaß
in der Regel in Unordnung ist, ist es bei P^ fast stets in bester
Ordnung. Andererseits bringt P^ auch die großen Partien , die
bei L fehlen und die P hat, aber mit besserem Text als P. Für
sich allein hat P^ crecren Schluß eine läncrere Partie , die von
Alexander's Koch, der unsterblich ge-worden war, handelt. Diese
1) N. 13, 30 und 243. 4 in Zotenberg's „Catalogues des manuscrits syriaques
de la Bibliotheque nationale".
2) Add. 14624.
170 Hunnivs, Das syrische Alexanderlied.
Verse berühren sich wohl mit der Erzähhing von Alexanders Koch
im Alexanderroman (Ps.-Call. 11, 41 v. Chr.), weichen aber doch
so erheblich von ihr ab , daß man annehmen muß , dem Verfasser
muß, falls er den Koman benutzt hat, noch eine andere Quelle zu
Gebote gestanden haben.
Leider ist P^ mit sehr schlechter Tinte geschrieben worden i).
Sie ist ausgeflossen luid das Pai^ier ist fast regelmäßig auf einer
Seite jedes Blattes so dunkel geworden, daß die Schriftzüge kaum
erkennbar sind. Trotz größter Mühe habe ich daher manches nicht
1) Im Jahre ICIO vou einem Mönch Sergius im Maroniteukloster zu Rom.
^'I^Qiojt 6«-.^) J^ojL ,*^iD |*.oij jjoc^
1) Die Überschrift lautet bei L: 1 o6)^^0 JiÄ*0^ j'^Vv^ '!^^^J
'^i>u^ V^ '^^^^j j;»lio ^oq:»- ^ooi^ ^;:d^ )o-.qdj. ich halte
|*,,^VQD JAoiT^ für das ursprüng-
liche, da leicht verständlich ist,
wie aus dieser Notiz die Abfassung
des Gedichtes durch Jakob ge-
folgert werden konnte.
2) P hat zu Beginn zwei Zeilen
mehr: 1--», o\\yi>o\ J^it/ ^
Vj^C^^O v^^ .^|5j ; bei Pi:
l
Hunnius, Dan syrische Alexanderlied.
171
entzifl'ern können. Dazu kommt, daß die Blätter sehr zerbröckelt
und durchlöchert sind, vieliiich sind ganze Zeilen ausgefressen.
Ich habe nun versucht, auf Grund der drei Texte den ur-
sprünglichen Wortlaut des Liedes wieder herzustellen, und den so
gewonnenen Text mit einer Übersetzung versehen.
Was die Entstehung des Liedes anlangt, so kann ich der
Tradition, die es Jakob von Serug (f 521) zuschreibt, nicht bei-
pfiiehten. Das Lied kann meines Erachtens nur in den Jahren
628 — 637 entstanden sein. Die Gründe, die mich zu dieser An-
nahme zwingen, habe ich in meiner Dissertation „Das syrische
Alexanderlied" (Göttingen l!)04) dargelegt.
Lehrgedicht von Alexander, dem Sohn des Philipp, dem Makedonen,
und von ienem Tor, das er creoren Gosf und Ma^oar errichtete.
Im Serug'schen Versmaß.
In Liebe, Herr, laß mich von Deiner Lehre sprechen,
In wundervoller Geisteseinsicht vor den Zuhörern.
In einer Erkenntnis, die fern ist von allen fleischlichen Gedanken,
Will ich Dir Lobpreis singen in den Versammlungen.
5 Von Dir soll mein schmerzbeladenes Gemüt Kraft beziehen
Durch den Glauben voll von Leben und allen Gütern.
Es beschatte Deine liebliche Gnade meine Schwäche,
Dann werde ich reich durch Deine schönheitsvolle Gabe,
3) P jioil fc^Ä l^oi^ JooiLj
|^Q>OJL liUIi. pi hat wii>» und
)0*JO für N-Ji.
4) P >Ä-»i3.
5) L Aij -•♦>0 ^\ -^Z. fn
beiden Fällen wäre ^Q^ besser.
6) P w.lA JJ-J .■~\j >-JiiO
7) P fcs\v> J)is\.>DO |jOOj.25
'^^O. Doch ist die Zeile bei
P^ kaum lesbar und bin ich meiner
Sache nicht ganz sicher. Jeden-
falls kann man nicht JLQAÄ-O)
lesen, da zwischen dem ^ und dem
nächsten Buchstaben eine Lücke
klaft't.
8) P ^/ und -LO^A*. L
JLJJ. Bei Pi fehlt die Zeile.
9)P JjjQJO. pi ^tOCMQX) ^
Des — V^D l)in icli nicht sicher.
172
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
.-^|>0i jJo-> jjJs.^ S-.ÄQ2) JV^U ^-^ ^^^
.Jli^V^ J3V2) ojLoSj-jopj jiojQj |:i.Qji-.
.^^IjA,^ P ^ •♦x>j/ jiJtQ:s.o Jijop)
.^- Jlj,^^Xß ''^ ^vc\ ^V»aY> JiojQj w.iyx>o
.^IiJi.^>D ;:d/ ^/ jJ — » jjjo
.jju^ÄJLj JLä.xa.0 JJu- W.Z5V
jj^:^o j:^\xil ^«>|^Jl -^i |:i^
>$CH*J<:*»o|::i jrAiS o'ojj l'^Nv» Jv»
10
15
20
1) p ^\o.
2) Bei P^ scheint diese Zeile
in Unordnung zn sein. Icli lese
Hinter «h>^ ist ein Loch , in das
aber kaum ein zweisilbiges Wort
hineinpaßt , das doch dvirch das
Versmaß gefordert wird.
3) Die Zeile fehlt bei P. pi
fügt noch eine hinzu : -^ \i^
ist nur der erste und letzte Buch-
stabe erhalten.
4) L 1::^^ |2>a«0. Bei P fehlt
die Zeile.
5) L hat bloß ^-Zi^^, was
eine Silbe zu wenig ergibt , da
>^^^PO iu\r Etpeel sein kann. P
hat ^t|J)>^, was keinen passenden
Sinn gibt.
6) P J^QJ.
7) Die beiden letzten Zeilen
fehlen bei P^
Hunnius, Das syrische Alexanderlied. 173
Dich, Herr, soll mein schwacher Mund mit lauter Stimme vei'künden.
10 Reinige mein Wort , auf daß es Deine Erzählung bei den Zu-
hörern zur Geltung bringe.
Dir wird mit erhobener Stimme alle Verehrung gezollt.
Jesus, Licht, der Du durch Deine Kreuzigung die Geschöpfe
erlöstest.
Dich preisen dankbar die Lichtscharen.
Mit Glanz und Kraft will ich Dich in Ehrfurcht besingen.
1.-) Die Feuercherube tragen Dich auf ihren Nacken
Und die Lichtreihen richten an Deinen Namen alle ihre Ver-
ehrung.
Die Wächter der Höhe mit Zittern ehren sie (Dich) preisend.
Und ich Schwacher, wie dürft ich von Dir reden !
Die feurigen Scharen segnen Dich in heiliger Weise,
20 Und mit ihnen die um Gabriel, um (Dich) zu ehi'en.
Die fürchterlichen Flammenseraphe schreien staunend,
Indem sie Dich in heiligen Gesängen verehren.
Und ich Elender, wie könnt ich Deinen Namen schön preisen !
Die Erzengel und die himmlischen Scharen
25 Preisen (Dich) zitternd, obwohl sie schön singen.
Gütiger, der Du Kronen flichtst den Königen und Herrschern,
Laß mich von Alexander dem Sohne des Philipp reden,
Herr der Könige, der Du die Könige in ihren Reichen groß machst,
8) Pi >^O^H-, P >$CH^]^ i L durch drei wiedergegeben : i2>VQD
9) p Jioj v-%QDo. pi ^i^aso
' • «
10) L ^'♦QD.
11) P I^J"
12) pi >$oJb>:3.
13) L^-j-V^
14) Die beiden letzten Zeilen hat
P faßt sie dagegen in eine zu-
sammen: >$O^ViDOp )\^^ \2>'iSO
15) P >$oj-v:oop.
16) L 1^.
]^74 Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
.jLoVLjJ ))*./ ^^jdq2>/ «'Jl^j "^^^sp
.^^^op> fco/ >^j Jfcoa,^V j^viJJ vO>/
♦^"^|.?>\>o? 0^020 -001 JjJ^äL/ ^*'^oj\o ,Ao)
.^i^ ö)\oj j)^Jv>D ju**3 -^^jsfc^jo Joo) li>-»*J
V,0
35
40
45
1) Die drei letzten Zeilen lauten
bei L: O)lQn\>0\>2». ;>dJj «.\oO)
'^i-Ä -^Z)? C»lon\Y>. P faßt
das in einer Zeile zusammen: >^Oi)
P» hat fehlerhaft : |:3l^2D? j*^
und w^A^A./. Avas wohl orthogra-
phischer Fehler für wwJ-.QJt/ ist.
Ültrigens müßte >rf>X.QJL/ (oder
s>,i^M,() eigentlich dreisilbig ge-
lesen Averden.
2) P 0>J***oJJ.
3) L JldS-:*.? JJx^ wJ:>-4\, P
4) pi JJx*. wJübV.
5) P vxOO^. Avas grammatisch
besser ist, vor v^ÄJ würde man
ein ? erwarten.
6) pi OlfcOQIill.
7) L und P '2) '^ JTJ^ \^/
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
175
Mache mich würdig vom Königtum des Sohnes des Philipp zu
reden,
so Dieser König voller Weisheit versammelte in seinem Keich
Die Heeresobersten und Machtliaber samt ihren Regimentern.
Und als sich die Chiliarchen und alle Weisen versammelten,
Die Herrschaften und Machthaber und Krieger.
Da begann Alexander, des Philipp Sohn,
35 Mit ihnen zu reden , während sie sich über seine Erzählung
wunderten.
Es sprach der König zu Beginn seiner Rede folgende Worte:
„Groß ist meine Begier! ich will ausziehen um die Länder zu sehen,
Auch was sich in fernen Welten befindet.
Ich will ausziehen, um die Meere und die Enden (der Erde) und
alle Himmels<?ecrenden zu sehen
40 Und vor allem um ins Land der Finsternis einzudringen und zu
sehen,
Ob es in Wahrheit so ist, wie ich gehört habe".
Dies alles wurde geredet vom König
Alexander, dem Sohn des Philipp, dem Makedonen,
Zu allen Truppen und Chiliarchen und Zenturionen
45 Und zu den Weisen und allen Regimentern des Königreichs.
Und nachdem er Makedonien, das sich gegen ihn empört, unter-
worfen hatte.
Zog er hinab und ließ sich in der Hauptstadt ganz Ägyptens
nieder.
jdqSJj s-j]i^ '''^<^* ^''^ ?
vor J3Q2)/ wäre besser, doch da
es Zeile 39 in allen drei Hand-
sclirifteu fehlt, ist es aueli liier
nicht anzunehmen.
9) l^ch.N.J1:qd, t' ^o^N,j|:Q::i.
10) P> 320^)0 niid }ä1.
11) P |-.0\ [Xlio-. J0Q.2)Jo
12) L ^/, Pi J?-
13) pi NiJOjL? |x3d/o^.N,/ ^01.
14) P >$O^D.
15) L fügt noch '♦üiiD '."^ liinzu.
16) Die Zeile fehlt bei i> und P.
1 7) L )Jx- xr^o^, P \^ w^v\.
18) pi llöl» )Q^.
19) L OtLod^iD. Bei P fohlt
die Zeile.
20) P^ >$*OiD V^ >JODJ il^O
21) L )oOl OÜs-Jo fcwJ, P üwJ
176
Hunniun, Da^ si/riache Alexanderlied.
,^^y.'^\x) "^ "^ .^o ^'^o ^^^ V^o
:JiJi-,V Ld^ Op2D JOO) jQSlj JJJOJL ♦OO
'''JOQJU. ^«^\ j)-L •♦^^Lj J>0\\\ ^V2?
.Op***o/ ^ ^O) VOQJLJ Jo\v) joO) iO)l
.}xiiL >$1^|- >$fco/ N$!^j/ |ri\x> •♦>d/
.)Jx*.j l^oicL. ^01 ^ Q^ ^'♦20 o>l ^'♦X)/
.ji;jo N-/ 1^0) JJ»j j-voD |:q-
^>j)^^ JJbo? j^VCD l^a\ O^ ^>D JJ
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50
55
60
1) P 1^)^-
3, P^ fügt eine Zeile hinzu:
JtsJlj^OO.
l-^^^O. P läßt die Zeile weg.
5, P ^6i-.
|:k.^JJ J)--l ;:^l?, p o^ x^;^?
j^^^JJ j|**l •»I^l? ]:Q^^. Ob-
gleich L und P übereinstimmend
>^'( halben, so halte ich es doch
nicht für das ursprüngliche , da
es keinen guten Sinn gibt. Was
ursprünglich dagestanden haben
muß, läßt Pi erraten. |^3ä-*J ^20-
ist Sondergut von P' und wird von
ilim mit Vorliebe für JOQJU» c^a^
gesetzt. leb vermute also , daß
•**• N*I5 ursprünglich dagestanden
hat. Als aus >-.2VOJ das gewöhn-
lichere >*^V^? geworden war und,
um das erste Versglied zu er-
1) alten, das Op. hinzugefügt wurde,
war der Vers um zwei Silben
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
177
Und band sich das Diadem um und ward müchtisrer als alle Küniu^e.
Und als von ihm eine Frage an die Hauptleute erging
r,o Und an die Heeresobersten und Machthaber samt allen Keyimenteni,
Sprachen sie zu ihm : „Herr, nicht gestatten Dir die fürchterlichen
]\Ieere,
Die die Welt umgeben, hinüberzugehen und das Land der Finster-
nis zu sehen".
Es wunderte sich der König, als er dies von seineu Untertanen
hörte.
Und er begann wie ein Weiser zu seinen Truppen zu roden.
55 Der König sprach: „Seid ihr hingegangen, habt ihr die Meere
gesehen.,
Die die ganze Welt umgeben, wie ihr sagt?"
Sie sprachen zu ihm: „Herr, hinter diesen schrecklichen Meeren
Befindet sich das stinkende Meer, das in Wahrheit voll Entsetzen ist.
Und wer nicht sein Leben dem Tode geweiht hat,
CO Der geht nicht ans stinkende Meer, das voll Entsetzen ist."
Der König sprach : „AVir wollen hingehen und nachsehen, ob, wie
wir gehört haben.
In Wahrheit die schrecklichen Meere und das stinkende Meer sind".
Sie sprachen zu ihm: „Trefflich befiehlt Deine Weisheit.
Sammle die Truppen und wir wollen hinziehen, um die Länder
zu sehen".
zu Iniii:' hihI wurde (Icsliiilli ilas
'a*. )^u»2) (liircli I^V ersetzt. Die
so iHMieiitstiiiideiie Zeile liat J, dann
wieder verdorben, wiilvreiid I" das
|Y>\\\, ^aOV^J verlor und dureli
einen selbstverständlichen Zusatz
ersetzte.
7} I. >$lsj/ >$]^j/ J'^\n:> ;»/
.^/ >$^j/ v^I^Vj/ \ci:^:£> '^/
Zeitschrift der D.M. (;. I!d. LX.
8. L UJo.
9) J> und !• l2>i Jlv^V:^, was
keinen Sinn jiil)t.
10) Pi >$W -•♦»)? ^/. ,h,s \
von ^V^( teil lt.
11 I" 1,'^CO jiOuO JJx-«J JÄÜ.
|:^ju.i jl^s^cx«o.
12) P' l*C^J |20D/.
13) p jaru.
14) pi >^/ -)**o.
15^ L JloVl/.
12
178
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
^^^jLojijo joi!!/ w^^o ^^liioV ^^QjiiD
'^^0)Lo\v««Z) |ri^ iojLo liujo |aoV
^^>]i.V o)-o Qi^jjj jij/ ^*"^oL >o->-Mmo
jijjo Ijldv^ ^^'jfc^iöiÄ \o ^/ U»o
\L^ 20)|^P 19)j.^^ ^Qj^Q ji^j^L |oi^
^i^ oC^^j j^A» "^^nr,CY>\ ^^'o>\ v»jo --^
^*^|fcOQ:>** ^J^j j-.pi^ JJjV2>o |ju*j «»HiX
6i>
70
80
1) L QJOI^O.
3) p OUO, pi Qjf»2).
4) L }aoV, p j^caoV.
5) pi jLoj>D )Q^, i> ]^'i jSlo».
6) L läßt |*JüD weg, P |ßV^
7; P IaTsVo. pi hat für diese
eine Zeile zwei: Ojio jjüjo JAliV
>5
8) pi JOO) ♦_0_2> ^♦--O)
9) I. I-Si/ wOO) ^^Iboj
10) pi .^I^bojO.
11 p |:>.oj >$|-*jo v^jjj? |jü/.
12) pi liQuO Jfcsvto>\o JloilDo
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
179
»;.-) Es erging schleunigst ein Befehl vom Hof des Königs.
Und es sammelten sich eiligst die Truppen in großer Menge.
Es sammelten sich die Reiter und C'liiliarchen und Zenturionen
Und die mächtigen Edelinge und die schwergerüsteten Männer.
Pferde und Menschen. Und es wunderte sich der Könicr über
seine Truppen.
70 Hierauf befahl der einsichtsvolle König in seiner Weisheit,
Daß Schilfe in Menge dem Heer entsprechend ausgerüstet
Und Leute angenommen würden, die gereist wären und die Welt
gesehen hätten,
Und die Länder und die schrecklichen ^Meere und das stinkende
Meer.
Und er rüstete eine große Zahl Schiffe für die Truppen aus.
-,r, Und befrachtete die Schifte mit allen Lebensmitteln für Pferde
und Menschen,
Der geliebte König Alexander, des Philipp Sohn.
In seiner Weisheit tat er das und freute sich sehr.
Er zählt die römischen Truppen;
(Es waren) über 300 000 in glänzender Rüstung,
.so Und er ließ Sarnaqos, dem König von ganz Ägj-pten, sagen,
Daß er ihm Handwerker aus seinem Reiche schicke,
Erz- und Eisenarbeiter, einsichtsvolle Leute.
13) Pi uii.l V Q^.
14) P JiLw.^.
15) L jfcö^.
16) P '^-^ •♦2> |j>o.o^:o j'iXv»
'^. Bei Pi fehlt die Zt-ile.
17) P J?0)^ o^^ oiloYi.n..^
Opil «j-O. Bei P' felilt die
Zeile.
18) P i-Vo^j? OjIQ^.:^-»?. pi
bil^ijO JLq^>x-*J. Spätem Ab-
als Bezeieliiuing der europäischen
Großmaclit fremd geworden.
19) p ^;-N-.
20) L )i-j?.
21) P V»jo wAjto.
22 L JQjioCD. p ja-ioOD.
Da die Legende 3POO>;cr> hat, so
ist die Lesart von P^ vorzuziel)eii.
23) Pi OJJ^QJOJ.
24^ pi |-a->jo 'v-2>o '--j '::i.iL
Schreibern war das Wort „römisch" jLcÖ. "^^O. P 'S— ^^2D.
'J
12^
180
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
JLqa»o/ v-^*- 1^1/ ^lo ' jVQQi.
^'\iO) J)ijJ o^ joo) v\«-* ^oiojclA::^ ''ooi
o^jo) '^^>25JDq1 |2q>^ |--'o/ |ri\io W.20V
sr.
'.10
95
1) Die drei letzten Zeilni sind
bei L in Tnordming geraten und
lauten : ^ Ji^Öo/ ^O O^ %JiJJ
.JJ)V2)0 |ju*J ^»^.V O^A^QJt
P' tilgt liier noeli zwei Zeilen liinzu:
2) L ^'♦COlI.
3) Pi läßt die Zeile weg und
fügt zwei andre ein : JqS. j«JXJO
j'Ä^s. ItdJo JJj;2)0 JJL«.J w^IiQDJ
4, I5ei I'i fehlt die Zeile.
5 I. )2Ü/ JJboo. p JI^DO
7; L OC»J.
1 0 ) p t3Poi»vcY>:>\v >o9)io -«j »^o
l^ojis jj;jj. p J3Q2JJJ Joo)"^)/
11) pi\!k2Lj \2i^ \\o} jiii |:a^20
; O^Jv-o|2>. p läßt die Zeile weg.
i 12) L -VO, P wja^.
Ilunn'ms, Dan surische Alexanderlied.
181
Denn der Herr hatte ihm aufsretraLjen ein Tor ofeffen Ma^'oy zu
machen.
12 000 des Handwerks kundige Leute
«.'. Schickte Sarnatjos, der König von Ägypten, dem Sohn des Philipp.
Erz und Eisen l)esorgte König Alexander
Und 100 Schifte — eine große Mengre — in seiner Weisheit.
Er allein kannte das Geheimnis,
Das Jeremia von ihm in seiner Prophezeiung prophezeit hatte.
!io Und als der große König, der Sohn des Philipp, aufbrach,
Da befiel großes Beben und verwundertes Staunen sein Reich.
Es schmetterten die Hörner, und die Tausendschaften und die Heer-
haufen sammelten sich zum Aufbruch.
Die Infanterieregimenter und die Gardereiter.
Dies wundervolle Heerlager brach auf,
;i,j Und die Truppen traten die große Seereise an.
Es staunte die Erde und das Meer und das Festland und die Welt
Über den Ruf des Königs, der ausgezogen war, um die Länder
zu sehen.
Der König schlug den Seeweg nach Indien ein.
13) L läßt QAJI30 weg.
14) P j%QD.
15) L jjl^*ÄO |X3V;l,0 JVODO
JD^Ä ibO. P läßt dir Zeile weg.
16) P |^^X> ioilo. pl hißt
die Zeile \veg.
17) P 0)l.cAx>-.
IS), pi L^ojlo.
19) P o^_b^X5_«j:b JJlV LidL
2 0 : L ';ö» '2> ;2) |iis»? 0)VQjo.
l" fügt noch eine Zeile hinzu;
21 J^ hat das in zwei Zeilen:
gil)t keinen Sinn, es ist wnlil ^«^
\j,'^^^ y.w lesen , welcher Manie
aucli iu der Legende vorkommt
und iniiglielierweise von dort hier
eingefügt wurde. IJetli <^>atraje
war der Name einer lu'storiiinisclien
Diözese in Xordostara1)ien am per-
sischen (Jolf; das Meer, das Ale-
xander n;ieli Betli Qatraje zu be-
fiilirt, ist also der persische Golf.
Ein in der persischen Geogr:i])hie
liewiiiiderter Abschreiljer nioclite
gerade hier die Erwälmung des
]iersischen Golfes vermissen, denn
letzterer liieß bei den Persern das
stinkende ('J^aj.jJ Meer (of. Justi,
Bundehesli S. 102).
182
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
9^
10
100
105
^*0)^.**.0 \dS:X> JXL. ^ JQ^QD l^^V l-t^
"-^>5O^<^0i** ^ I^V ü^i^iOO \\S\2) QQD-30
^^^^S Jj>5sQQD JLq\x*- >5o^^ o)Xi:i.o
"^^\^=5 JDQ2JJ 1-^Vs^? j-'oJJ |r^20 •♦:o/
^"W w.vy>\ o^j:o ooo) q^jj |o\>d J)-* »oo
1) L 1^^ jd^^D. pi j*.';-o
2) L I^V Q^:!oo. i> 3p;2)o
>5>oj^x^ ^ J^-'V:^ )^»o K'l^-
pi <»Iq\j^ M^) q.qd;2)J.Jo
3} P joo) ^\2lj.
4;
pi
.5VL/\sro.
5^
L
^$0^pOQAO. P
>$0)-
Vov>\o.
6)
7)
P
Di
i' /•■il.. tVlilt l)(.i pi.
8}
L
jo\x> j»». fcs«S\, •o\
0)Lq\x-.
>$0)\dO. P läßt die
Zeile
9:
we
Pi
v^O) .... 1 '■y]\*. Das Wort vor
>$0) ir^t aufgefressen , es muß da
irgend ein Wort gestanden haben.
aus dem das ' ^\ »J? von L ent-
standen sein kann, aber ein j kaini
der auf J folgende Buchstabe nicht
gewesen sein, er muß kleiner ge-
wesen sein. Vielleicht stand da : ^(
^^0^*A.)J (so daß er sie bespritzte).
L hat: jiQ-? OJAO "^^ )aOO
JoOl »^^-.J? ^V |***OD. P Q^jjo
|„;qd |:o-.i ojAo q^vjoo q^äo.
o^jtSij Liojlo O)^. p ^ cC^jo
Beide haben das ihnen auffallende
0)0)0 durch das naheliegeiule, aber
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
183
Nach vier Monaten landete der König und sein Heer.
lou Und sie breiteten sich im Lande aus und das Land ward voll
von ihren Scharen.
Es befiel ein Beben die Gegend und deren Bewohner,
Vor jener Truppenmenge, die sie in Schrecken setzte.
Der König und sein Heer setzten eiligst über die Meere
Und kamen ans Ufer des stinkenden Meeres
105 Und sie fürchteten sich vor seiner Ausdünstung und flohen vor
seinem Geruch. Und man staunte.
Und der König wandte sich nach dem hohen Berge Masis hin.
Er bestieg den Berg und, auf seiner Spitze stehend, besah er
die Lande
Und mit ihm all die Truppen, eine große Menge.
Es sprach, der König: „Den Weg nach Norden wollen wir
schleunigst einschlagen".
110 Der König drang ein, bemächtigte sich der Gegenden. Und sie
fürchteten sich vor ihm
Und flohen vor ihm. denn sein gewaltiger Ruf schreckte sie.
Und als der König sah, daß die Bewohner des Landes vor ihm
zitterten,
Schickte er von seinen Boten vor sich her, die Frieden ver-
künden sollten,
trotzdem nicht liierber i)asseiult'
0)^0 ersetzt. JO^ ist meines
AVissens l)isher in der syr. Litera-
tur nicht Itolegt, cf. P. Smith cf>l.
1682. P' fügt noch eine Zeile hin-
zu, deren Anfang luileserlich ist:
|ju,wJL w>C»o\v^ QXl^^
11) pi ja}i..QDO |_d^iJO .ilo
|»i j^Q^ ? O^aca^. Wieder
Eigenname eigentlich bei P'^ lautet,
läßt sich nicht mehr mit Sicher-
heit erkennen. L hat ^aCD»
\2>^ J^Q^. Zu denken ist liier
jedenfalls an den auch in der
Legeade erwähnten am Südufer des
Araxis gelegenen Masis.
12) P j'Q^ o»\ jd^os.
1 3) P Ji^ßDO j^/^^oj^o opc^o
]Iq1^x*.0. Bei P» fehlt die Zeile.
14) L und J* bringen das in zwei
Zeilen, bei L ist das Versmaß in
L'norduung, bei P geht der Satz
direkt von einer Zeile in die andere
über; das läßt mich vermuten, daß
P^ das ursi>rüngliche hat. L V^f
pou oiiQ:i:cj^'2) -^ ':^ \d^
Jld^iwwJl '«JQ.» '2> V^ l.'^N^O
\>y. \^ j3qO)j |*Z>-*^J j*.^OJJl.
15; P J^'^0. Iß) P J3-A/-
1 7) L 30Oi»AC£12l^ J^\Y> \\^ pO
0)iiD 0001 ab.jj '2> V^. Jiei P>
fehlen die drei letzten Zeilen.
18) P'^^. 19) P .^iJO.
184
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
S)
^)Jj/ o;.^ JJo |j/ 1:^ Uo |j/ \^o jJ?
5' rpr>;, ton «t^V j^'^ jd^J JjOVO OiUO
''\^ß W p \iO) )^1.JJ' Ji-'*^ "J^/
^ji»Va2) ^ ♦--li jLpo Jls-..^jt I^JL jJ ^/
l^ojo JJjo "'c»-^20Q:i.z> U^Zi 01S.J jiAo
«o,o?J^ >$L|j J^M? likco jV|- ^'»'lij/
^"jv^i^li^ )J? JJ'-*-? Jli^^>^ >$ch1 oo^- »o
^-''o)Iqx:>."^..'^ -1S-.JO ,«to lifiODo Jvj*.
'0)1 >$»,-QDO |;:ii ^3\>dj -ojq^djoo qäo ^''^olSi.
^^^>^/ .^Ol^jj Oji^D OOO) Q^? O^^-JÜQlä, O)-* »DO
Uö
1-20
125
17)
1) p ofcoj.
2) L 0>1 JDO'AJ JJo.
3} r ' hat das in zwei Zeilen :
ojilj^ jü/ ^^ olioj
^ JDO'AJ ^ JJo ^/
"•^♦J JJSJO >50j*20JQi3. Der
Schluß der ersten Zeileist unleserlich.
4} Die beiden letzten Zeilen
fehlen ]>ei PK
5) p |2>j Jdi:D ':i^.
6) P O^ JL/.
7) P^ faßt die Leiden letzten
Zeilen in eine zusammen. QA-O
Ju«-^ JL/ 3poi,^CYin\v.? Jjo-^.
8; pi jLpp JJo \ts..^M, J:^JJo
^il/ ^ »-O. L JzjJL JJ ^/
, O)^ jj^ O/ J^ljj OpiD Jb^-J^JL.
p »-^Z) JlpO J\*2iJL JZiJt JJ »O
9 P ]uM2i 0)ViDQ.:i^. P^
läßt die Zeile weg.
10) L läßt JÄJ/ weg.
11) pi ^O^O. J. «^O^ »O
J;-s\K>o JJi J:2\>D Jl5\20 O)^.
p oj»q2) )i^» JOO) ^o^ ^
v^^ JJ?.
12; p' Ja^:o jiio JVj*.o JfioD
0)!.QĻri*..Z>, diese Korrektur P*
macht den Satz entschieden klarer.
L 'r^-wJüä 'CDO % -N-.Jo JOS.
p J5icr)o Jvj-A.
Ilunnius, Das syrische Alexanderlied. \.^Ö
Damit das Volk sich ruhig verhielte und niemand von ihnen flöhe,
u:. Er srab sein AVort und ließ bei seinem Leben durch seine
Herolde schwören :
,Ich werde weder töten, noch gelangen nehmen, noch verwüsten".
Die Boten verkündeten: „Alexander, der große König,
Ist in Frieden in dieses Land gekommen. Weder wird er töten,
Noch unter irgendwelchen Vorwänden Gefangene und Beute
machen.
iL'o Jedermann soll in Frieden und ohne Furcht in seiner Wohn-
stätte bleiben.
Die vornehmen Leute und Ältesten des Landes sollen zu ihm
kommen,
Da er ihnen Frieden versprochen hat , der nicht gebrochen
werden soll".
Er ließ in seiner Weisheit die Vornehmen und Greise sich ver-
sammeln,
Um von ihnen all die geheimnisvollen Verhältnisse des Landes
zu erfahren.
12.5 Und als sich bei ihm 300 alte Greise versammelt hatten,
Verständige und der Geheimnisse des Landes kundige Leute,
Gingen sie herein , traten vor den gepriesenen König und
huldigten ihm.
Und als sie in seine Herrlichkeit sahen, fürchteten sie sich vor ihm,
denn es setzte sie in Schi-ecken:
13: L -Ojojjio. ]> s9>\|j? I 14) P Oj\ QAir^l/. pi ♦OO
'ijij jj-A QQD \>.v >50^A}0. pi Qii^LA
Jliaji . . i> \si. ^\\i v^OjAÄJ I 15) L hat eine Zeile mehr:
O)^ Jlljj. Die Zeile ist kaum , ^ ^
leserlieh, möglicherweise ist^^, J**^' *
nicht ^ik zu lesen. Zwischen dem 1 6"" I* Q^^O
folgenden 20 uud •*• steht ein kleiner
Blichstabe, ich glaube '^, duim
17) p o*v;5pD o|^*:2ut Iri^ioj
... I 0)V OOO). Ol) PndtT J> liier das ur-
hätten wir Jl^iBAy) das sul)staii- ! ... , ■ ^ • i , a.
' .'ipriiiiglichcre hat, ist nicht zu ent-
tivierte Part. fem. Af. von ^-ä-^ , . , r» • t>i x- i i^ t -/«-i^
^ : sdu'iden. Bei P^ telilt die Zeile.
im Sinn von ..Machtmittel". Meines
Wissens ist ein solches Substantivum
im Syrischen noch nicht belegt.
18) L Ql^-? 0^-*3QJl O^- «IJO
wO)Q2DJQJL ^.
186
Hunnius, Das si/rtsche Alexanderlied.
130
8)
^^0)Lo-»2a^ ojjjlq^j j|,.>qqdo c»t\>oo o^L
■-^^^/ >^--jj OM» QA.::io o»\ ^aobvioo
JN--^ \s\ ^^.^ *'^ijj ^'-•♦x> CH^ ^-^Z
w\ >pa-Li s-^2)j ^'"^jit Joi jlo^. )ol Jv-
CH-;^/ ^*'wa*.bj:>? ''*N^? )^0) ö^I^/ ''1^/
^'"'^|:3ju-j fcooo) ^\ j^^ v^v>\ jiißD ^•»20/
^•^^Ö)!^ \iwQ^J JJj JO'A ÖpJQJL \y>QJtJ JiAoj 140
OjLoVIiA^. r zieht die beiden
letzten Zeilen in eine zusammen :
OiXSÜ d^*.JO. r. fügt noch eine
Zeile hinzu: w.Cy)Q>0*i5 OOO) ^*2iB
>$o>^/ \>i. j^cib oJV|*«.
2) L >-:i.3o OOO) ^»Q)nNx?o
jisi |i.op om:d. i'i läßt die
Zeile weg.
3) L JVj^ ^;:o/.
4) p» )a.iLfco.
5) P ^^)^.
t) Pl .^^JQA. ♦- ^O.
7) pi v^^SU.
8, P >^Oj-.i^QJLO .
9) L )♦-.
10; l'i läßt die Zeile weg, L
fügt eine hinzu: ÜOMO |V|*.0 JSOD
11 pi joo) ♦äS jd^io ^♦-O)
jii'|--o |Sqd QCi^w.o. p ♦n2)o
oO^X^CD ^O Oji*20-. ^ v^boj.
L hat das in zwei Zeilen : ^f-»^
♦ßS .oilQ>a.r:i-*2) '^ \'^\x>
|rs:oo Jnv) jV|** >^li^jj Joo).
12) pi 'f"/ 0001 Qoli^ »ao
Jjooj JJ? v^o^xQori^.
13) p^jjüD. i'i >5u/N^}jL.
14) pi v$o^.
15) L L001 b\|jL.
16) L ^/.
17) P |nJL«.1 Lq>DO). J, wfcODO»
jrijL-j. i>i jn«>«i jüsio.. p
schreibt stets k^***? Lo^OO). L
zweimal 1^**»? WOO), zweimal
Hunnius, Das syrische Alexanclerlied.
187
Seine Krone und sein Verstand und seine gewaltige Kraft und
seine Heldenhaftigkeit.
130 und sie baten ihn tiehentlich sie am Leben zu lassen.
Sie sprachen zu ihm: „Herr, möge Deine Krone die ganze
Schöpfung überragen.
Dein Ruf und Ruhm möge die Könige vor Deinem Reiche zu
Fall bringen''.
Es freute sich der König, als er von den Alten gesegnet wurde.
Hierauf befahl der König, daß sich die Greise und Edlen setzen
sollten.
135 Und als sie sich gemäß dem Befehl des großen Königs gesetzt
hatten.
Begann er weise zu fragen, indem er sprach :
„Siehe, ein einzige Sache wollt ich erfragen , auf daß ihr mir
Kunde gebt;
Wo ist das Land der Finsternis, das ich sehen will?"
Die Greise sprachen: „Was soll Dir das Land der Finsternis?
140 Ist doch jedermann , der genaueres von ihm gehört , geflohen,
ohne in dasselbe einzudringen.
|:iJU*J «^»O) und einmal N^OOl/
|:3JU.J. l>i stets |üA*. ^200), fiißt
ß>^0) also als coiistructus auf. Der
Xame lantctc also wahrscheinliclier-
weise 1^***? )^C>). Das Wort
bezeichnet jedenfalls das Land der
Finsternis, das zeigt der Zusammen-
hang und der mehrfache Wechsel
in den Handschriften zwischen
|dQJU.^*2) und l^iJU.1 fcOOO); die
eine Handschrift hat den einen
Ausdruck, die andere den andern,
P^ allerdings auch manchmal jfr^Ä«
|liJU.J sowohl für |SQJU.l^wO als
für I^^A-? fc^O). Daher habe
ich , da ich •«? l^ÄO) nicht zu
deuten weiß, stets Land der Finster-
nis übersetzt. k^*— ? liCOO) ist
möglicherweise aus LOiDO^;^ kor-
rumpiert. Dies Untier bedeckt nacJi
Henoch 60 die ganze Wüste Den-
daiu mit seiner Brust. Diese Wüste
lag östlich vom Paradiese. Der
Name des Tieres wäre dann irr-
tiimliclierweisc auf die AVüste über-
tragen worden. Wäre diese Hypo-
these richtig, so hätte man natür-
lich nach P i:^*-? lOiDO) zu
lesen. Vielleicht hängt r?2ri auch
mit tihämat zusammen.
18) L ■^i^?. P fc^-i^?. Pi fügt
noch eine Zeile hinzu: O^C^^k^DO
19) P >^ -'♦iO O^ xr^^/
JSCP ^Vio/ ^3lä*.J ÜSX50) ^ jJj/.
pi Jl j-,ooi >,^:d^ jiiQD ^v»/
JJO) \,,\2>. pi fügt noch eine
Zeile hinzu: üA:©? I^^a-J jbOD-i
,^. ... CM JJ**L JNa\. das letzte
Wort ist ausgefresseu.
20 P JöV^o övi>J3 voajLj jlAoj
öjii.'^QLi.j JJj. p 1 N5ÄJti >ju^o?
OM^ jd;o\ jo.N'^ oOLÄJt.
188
Hunnius, Das si/rische Alexanderlied.
2)qjqouo ax2) JJo ^a\ |x>A opjo q\jJo
^^fco/ JJ JCD^QS 6,l5v-^ JJJo JJCM JiLJJ
|::i>D 6^ 1^/ ^cL '^^VLo JycYiN '"'^lio^oi
"^jiLjj wOiojj-;ii jooi .oQ>vv>o J001 jiojx-j
3Po%tfY)n\v\ o^ ;x>Jo jjib^ jjO) ^j oo)
o>:av ^^'d^jjo JVj**o jücol >^j/ VI5JO
^^^^Jna..? üoooi -O) o^? j^LJJ ^'"000» Q*^ po
3Pq2iA-^ v:^ 30oi*iQQd^\ oil Jooi '♦icjo
w\ JQ--0 >A^-'^>J^LJJ ^»O ^IJj JjLOJ
"^'jrDQji- ^.oj j^ljz» oiz> K./ jj^JLou >^
145
150
155
IGO
■ O*» r> \ ist iiugensclieinlich aus JöA-
verschrieben. P^ fügt noch eine
ZeUe hinzu "^Q^? JJ .I^J-N» JJo
1) P lijA
2) p ^a\ Jx>«^ opjo q\jJo
aoSjJo 002)01 JJo. pi o*Z)Jo
0^:0 qj2) JJo ^q^ J»*^ v^oC^.
L QjaSiJo QJÄ JJo o*^Jo ci^ijo
3) pi oili^^.
4) p ^N>D. L fügt noch
jjO) JiLjJ liin/.u.
5; L jNÄ^uaoS) oiN-.)*. JJJo
Is^i JJ JoDioS».
6) pi jNoVoi.
7) p ;CY>\^1 Moj? j**^^.
8^ ]. U'S]=i. liei P» ist die
Zeile stark zerfressen J^ • • ' (
]SU ^ . . . . ^ Q^OOl, doch
Hunnius, Das syrische Alexanderlied. 189
Zwar haben's einige Leute in ihi'er Dreistigkeit gewagt, in das-
selbe einzudringen,
Aber bis heute sind sie stets zu Grunde gegangen und nicht
wieder herausgelvommen".
Der König sprach : „Seinetwegen sind wir gekommen
In diese Gegend, und es ist nicht anders möglich . ich muß es
sehen*".
115 Die Greise sprachen : „Es befindet sich ein großes Gebirge
Zwölf Tagereisen von hier entfernt".
Der König sprach : „Gebt mir ortskundige Leute.
Was aber den Weg betriftt, so kommt es mir auf seine Länge
nicht an".
Unter den Greisen dort befand sich ein Betagter,
i:)0 Der weise und in den Geheimnissen des Landes bewandert war.
Der nun antwortete und sprach zu Alexander:
„Ich werde mit Deiner Majestät gehen und Dich weisen".
Da freute sich der König und sein Antlitz erhellte sich
Und er nahm die Greise und Edlen und sie zogen mit ihm.
155 Und als sie in die Gesrend yekommen waren, wo sich das Land
der Finsternis befand,
Als sie von dem Ort noch eine Rast entfernt wai'en,
Da antwortete jener weise und der Geheimnisse kundige Greis,
Und sprach zu Alexander, dem Sohn des Philipp :
„Jetzt, wo wir in die Gegend kommen, tu mir kund.
ii;u Welchen Vorteil bietet die Gegend des Landes der Finsternis.
stimmt sie augenscheinlieli vJUlig wie es sclieiiit. (Inrclistriclien j;e-
ruit 1* übereiii. wesen und uutcr das Wort ist ((;iini
9' P> w\ j.»>Di JJ. \ou l^OD ist I nochmals das vollständig»' fcODO)
nur die zweite Hälfte des » und ^ \ S^^^^^^^ worden.
17) P JjCUQQ» ^ Ji^^OIJ O^AiO.
Bei P^ steht quer am Kande. durcli
einen Strich wie es scheint ;iut'
)jO.^C10X> bezogen : 0)\**V2D ; was
das bedeuten soll, weiß icli nicht.
erhalten, das übrige ist ausgefressen.
10) L Mo-
jiLjj -oio)|;i5 oo.
12) Pi^)/ W-
13) r W }a-^o. 1. W JQ-«^. ' 18) P ♦-. 19) P"^))?.
14) ], v^ljj?.
15) P JOO) w^ ♦oo.
16) P j^^A—? JLq:ooi. p ÜSiooi
P*-. doch ist der erste Buch- j,„s ihren Bruchstücken nllc iiocli
stal)e vi>n fiv.iDOi weircrefresseu und. t rekonstruieren
20) L j^OJ.
21) Diese wie die vf)rliergeliende
Zeile sind bei P^ vielfach zerfressen,
doch lassen sich die Buchstaben
190
Hunnitis, Das syrische Alexanderlied.
18)
jjCM jiLJJ *^\-L|x> loo) JjO)\^o
)?c» \sJl o^ «.pi^j ^^ojjji vA ja«o w\^
^^|nju.j N>DCH3 ^fc^iJä W.O) JiX) >.«ix> IqqoL -'JJo
^^jx*.j Ji-^ o^ Jlj^jj "JNsW» J'-^\v> ;>d/
J^ll::^ op> fco/ j-iüj wswQD jziQD •♦>d/
|x-J j:;20J ji-i^ W.01 J^/ \i^ vJü/ JJo
Jjo,\^ ^^^wä:s. Jwl.1 JJ |:i^ ♦»/
^M'l-li fc^l-O fc^ JJ/ JojiQS) ^^'^fcoj JJj
0)Lovt.?)...'?i ojl •♦2dJo Jii. Jzioa ^^^^f*-^
^:s. ^^^>^\,\ t? N..i^j J*^^^? Jutv> "^
^OM^ ^/ '^^^^0)V>\ >$\-JO Jv.\'> >5li<*J
jNvtn.. JJ>o Ui)kSij OM^ Jj^q2> wQ2d
O^I^JO Oft 100 O)^ j^^l^ jÄj/ 0021)0
^o^.öNo ^o^ Jlil/ )qS. jjviavt.. ^/
165
170
175
21)
1; pi im.
2) Pi Jü.
3) L i^ajL-J «l^OOOjIi. pi
Jr^ju. fcoopp.
4) Für Zeile 158—164 hat P
zwei Zeilen: sA^ JnXvN V^ojo
-O) \ao ♦>^.iY> JCDOL jJo Jjji w\
Jjilo. >^ Jna>.i lojoojli -fcvio.
5) P .^«^ JüD. L ji»0
■ |.^Y>K pi J^ \^Si v^O.
6, P^ fügt noch eine Zeile hinzu:
.juj-^ ^^ \s^ Jna«. OO) jico^
7) Pi \X20JL?.
8) L läßt |xa.J weg.
9) Pi s*^.
10) p JW JoosA
11: Pi läßt «O) weg.
12; Pi JwlJ. )0^ JJ. P Ii
..T)\ JjLL.
13) P oj:^ ^A?.
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
191
1«.-)
Und weswegen ziehst Du in diese Ges^end?
Tu mir kund das Geheimnis Deines Herzens in bezug hierauf,
Und verbirg mir nicht, was Du im Land der Finsternis suchst.
Welchen Vorteil hat man davon in die Finsternis einzudringen,
Und was erwartest Du von diesem lichtlosen Lande V"
Der König sprach : ,Ich habe gehört, daß sich in ihm der Lebens-
born befindet.
Und sehr verlangt es mich zu sehen, ob er in Wahrheit existiert".
Der Greis sagt: ,Viel Quellen gibt es in der Gegend,
Und niemand weiß, welches der Born des Lebenswassers ist".
170 Der König sprach: „Streite nicht mit mir deswegen,
Es gibt keine Möglichkeit, als daß ich in das Land eindringe
und es besichtige".
Hierauf antwortete ihm der Greis und sprach in seiner Weisheit:
,Da es so steht, so suche Dir Vieh und zwar Eselinnen,
Die da alle Junge haben und die säugen".
Entsprechend der Zahl der Männer, von denen Du wünschst, daß
sie mit Dir eindringen.
Sie sollen das Vieh mitnehmen und mit demselben auch dessen
Junge".
Es erging ein Befehl des weisheitsvollen Königs.
Und an jeden Ort zogen Leute aus und sammelten und brachten
zusammen
Gegen 500 Eselinnen und deren Junge,
175
15) L .^? OO).
16) P -Oi^, wobl Schreibfehler.
17) p ^axjo.
18) Für die beiden letzten Zeilen
batPi drei Zeilen: -Ol jlO)J^^-»n>D
^oü N-Jj jjl/ ^? jv^ijzs w^
^O) .'*. . . .^JO. Die dritte Zeile
ist sehr mileserlicli . und was ich
gelesen zu haben glavxbe, steht mir
nicht durchaus fest .
habe ich Zweifel an
namentlich
der ersten
Hälfte von ^O.t«V>1; ist das wirk-
lich zu lesen, so müßte man des
Versmaßes wegen hier das seltene
Pael annehmen. Das AVort hinter
jüAS könnte j'CÖb.) sein, der erste
Buchsta])e scheint in der Tat ein
J zu sein, doch die beiden darauf-
folgenden sehen eher wie ■!-» aus.
Hinter ^^> würde man etwa ein
^0)\d erwarten, aber ein * steht
jedenfalls nicht da.
19) p >^. 20) P >$0>Ä^.
21; L und P >QOM^.
192
Ilunnius, Das syrische Alexanderlied.
^•ia\iD? ojÄ^ ^Kj ]-;2i^? Itaio ^/
^'3P0i»>CY)^\s\ I^CY) '"^'Vio/ ^O) ^fcoo
^-'o^opy^^N oi^ •♦iojo }:i\x> Jooi j;jd ^♦-O)
^*')i-\ -Ol \^l M ^"'<*V«V^? w\ JQ.-0 «Vß
ooo) ^v*-^? -'^^Ijü/ opo^o |ri^x> J001 vTioi
jiljj 0)Q^ -'^^j^ 1:^-/ „^A^ U ♦o
ISO
185
15)
190
l!t5
1) Für die drei letzten Zeilen
hat J. zwei Zeilen: iÄj/ QäSLJO
.O-I^.-JO OJLXOO J^Ljj O» V»
0>Ä\ >A|XJ. |> „ur eine: JiADO
3) p 3po'^.\.'=>> ;SS.»
4) P ^^äA O^. P vermeidet
stets den Aasdnick |ßD»>w2D.
5) P läßt die Zeile aus.
8} P' fügt nocli eine Zeile hinzu:
jj-:^ ,^öpi ö^ ü<.>*..CDO
)ci^:j;i M^O- l>;i>^ errate Wort ist
ludeserlich.
10 pi >AK?.
11) pi |qju- IISÄCHI. L ^»0)jJ
k^**?. P läßt die Zeih; weg.
Hunm'm, Das syrüche Alexunderlied. 193
ISO Entsprechend der Zahl der Männer, die mit dem König ein-
dringen sollten.
Und hierauf sprach der Greis zu Alexander:
„Befiehl Deinem Koch einen gesalzenen Fisch mitzunehmen,
Und wo er einen Wasserquell sieht, soll er den Fisch waschen.
Und wenn der Fisch lehendig wird in seiner Hand , wenn er
ihn wäscht,
18» So ist eben das der Born des Lebenswassers , nach dem du,
König, fragst*".
Und als sie zum Tore kamen , das zum Land der Finsternis
hereinführt,
Und alle zusammen ins Land der Finsternis einzudringen im
Begriff waren,
Da rief der König seinen Koch und sprach zu ihm :
,Nimm dir einen gesalzenen und seit Tagen getrockneten Fisch,
190 Und wo du einen "Wasserborn siehst, wasche den Fisch.
Und wenn der Fisch in deiner Hand lebendig wird , nachdem
du ihn gewaschen,
So ruf mich und tue es mir kund, denn ich will sehen, welches
der Born ist".
Der Greis sprach : „Die Füllen sollen außerhalb des Tores bleiben.
Denn wenn die Füllen mit uns einziehen, so crehen wir zu Grunde.
195 Es ritt der König und mit ihm die Leute , die erlesen waren.
Und sie begannen einzudringen und ließen die Füllen draußen
vor dem Tor.
Hierauf begannen sie stetig in der Finsternis vorzudringen.
Indem sie nicht wahrnehmen konnten , wohin sie inmitten des
Landes marschierten.
12) L l.n\ V> JvÄ Xt^^ '" «O^W ^XA2>? Ji-:jc wO) ]yi
V2dJo OjQDV^Sdl. j Jx** ÖM2D jjJOJO |-*0d/ lO-JjO
13) L ^OD. )o\^. I" Imt also eine Zeile
mehr.
19) 1»! ^$^0^^^ jJxJi^.
20) L jikß.
14) P^ —V*-^?: wenn ich das
sehr undeutliche Wort recht ge-
lesen habe, muß liier ein Schreib-
fehler vorliegen.
15) P hat für die beiden letzten
Zeilen eine: 0)p.iS. j:A>D ;»/
16) L .-a-VO. P w^v;^
17) L >-A^?.
18}POiüwajLJjl»Ji-.'^-C»J**A Opi ^J^ p<
21) V OD'^a.O.
22) P ^^0)0.
23) L >^^>0 >$?VJ?, was ebenso
gut ist. J'^ t-^/ >$\^?.
24^ L laoju, C^ >-A^' A) p
Zeitschrift der D. JI. G. Bd. LX.
13
194
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
6^ \^^ -VA- ji;^ ^^jooi \^ JQDV^ t^o
V2dJi ^p-/ Ol»-,|2i l-w- )Jo .^■^.X>? JJOA 200
JJO^ 6)AQD ^'^L JxÄZJ «A.;^)? '^ ""^
''^OOOl "^^jx*,? Q^J x-^CM |;;>0^ ^^JjQJ 1^ JJo
|x^ );;» Ö^ I5v-jj )i*i\ ""^JODI \^ ^'xr^^
^5>ÄiL Jü/ JJo j>Di JJäZS J\i3 wVJLO
^^^-oja^^xiit ^»-.oio Jooi p.i3 p Jio^ \>.)Jo
^^■>^/ J:i-.Jj JIjo ooo) q^oj-o Jv>\'> qI^o
O^ -'*s-\Njt/ Jo^^DJ «OJO«-,. ^*^'JOO) w^iD pQ>
^•'^Jja. ^-^^^Sjo o»jt*^^-''^|? |i-AQa> ^
Joo) =^^^^^1^.? ^/ ^*>J-..aaj \^jjji jii^ JjÄo
210
33i|
215
1) P ww^^X) |}00 liwJ ♦DO.
2) L ^OO .
3) L j:^ JoO) Mj.
4) P' hat zwischen J-»*-* und |lQJ
(durch zwei Punkte abgegrenzt)
• wkA^ >J\0"^ * ; was dieser Ein-
schub besagen will, ist mir unklar.
5) L Jx*».
6) Bei P fehlen die beiden Zeilen.
7) L ^»-0)0. Bei P' ist das
AVort avisgefressen, nur das ^ ist
erhalten, doch gestattet der Raum
nicht ein O zu Beginn anzu-
nehmen.
8 P -^.
9 L V^^-
10 pi JjoA.
11) l"^?©.
12 P JliQ-l..
13 L ^ÄOlSJ.
14) pi jjoil. pi mißfiel wohl
die Konstruktion Ol»-»J^: l)ei '*"^^i.
würde man i^ erwarten.
15^ P )**.?.
1 6) Bei P ' lautet die Zeile : I^Q^j?
JfcJi.o JJ? ojli^ w.O)aa2L»j oj^ÄJtj.
Hunnius, Das syrische Aleuanderlied.
195
Und wenn der Koch zu einem Wasser kam , begann er ihn zu
waschen,
200 Den gesalzenen Fisch, und nicht wurde er lebendig in seinerHand,
wie er (der König) gesagt hatte.
Überall, wo er Wasser bemerkte, tat er das.
Aber der Fisch wurde in diesen Gewässern nicht lebendig, da
es nicht die des Lebens waren.
Hierauf kam er zum Born, in dem das Lebenswasser war.
Und er nahte sich und wusch den Fisch im Wasser, und er
lebte auf und entwischte.
205 Der Koch fürchtete, daß der König von ihm verlangen würde,
Daß er den Fisch zurückgebe, der ungehindert losgezogen war.
Und er sprang in den Born herab um ihn zu fangen.
Und versuchte ihn auf alle Weise zu greifen, konnte es aber nicht.
Er stieg aus dem Wasser, um dem König zu sagen, daß er (den
Born) gefunden hätte.
210 Und er fing mit lauter Stimme an zu rufen , aber niemand
hörte ihn.
Und er ging schreiend zum Gebirge zu und da hörten sie ihn
Und hielten die Tiere an, und riefen wo sie seien.
Und als er zum König kam, erzählte er ihm
Das Ei-eignis , wie es ihm ergangen und daß der Fisch ent-
schlüpft sei.
215 Und da freute sich der König, als er von dem Borne hörte.
Und der König kehrte um um hinzugehen und sich seinem Wunsch
gemäß zu baden.
17) L O^ li<**J 'QJtO.
18) L läßt h^J weg.
19) pi »Oi0.n'-\j?.
20) L ^.
21) P zieht die Ijeiilen Zeilen in
eine zusammen : )*2C^ N**JO 1QA,0
JoCM -wJ^Jt/ JJo w.0)CL.10J.
22) P ^L.
23) P •♦2oJ?.
24) Pi OpJQJL Jij/ JJo. P zieht
die beiden Zeilen in eine zusammen:
jio^ \>c)Jo w,0)o:oojl JJo |^j:>
25) L wOQiJDJL ^ JJX> Q^O^-O
OOO).
26) L Oil JoO) j^ »OO.
27) L v-:^li^o.
28) L \i^J'
29; L ^2)0.
30) P läßt die drei letzten Zeilen
weg.
31) pi ^♦-O).
32) L joO) -V- \oi\^.
33) pi JjOj^^.
34) p ^J JoO) J.J3DJJ.
35) P^ rp-^'
13*
196
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
'^^OS^ )QJ3 JJo loQJU. C^ ^'J'^ "^iJO
3PoO).\.Q> ;25 3po%vcY)'S\JJ 0)\ looi K>'^o
^^Ici-s^ 1^*^ |:s.? 'AQD JJj jjoj \b,\ ö^\
^2>^ JvdL jJo ]jO) \s^ ja-^LL --^ ^^>U
^■''^^iQi^LSiD ^ w.c»qS/ woS)/ I-vo Jooj JJj
|::>2o jooSiJO jv<>\"> JaSij jr^oD -^^d/
)o\x\ l-jLo ji..ij^ j**QDlj ^*^^ s:^oj-. Vs^JJ
^'^1:^.1 'AOD JJj ^poijiOQdlJJ ojl J-vo ♦o
0)\ o*^^QDo Qr3;2> v^oj^o "'^JVj*.o JHiCD 0J.J0
220
225
230
1) p Jio^.
2) L und P -0)Q\\.
3) p ci^o.
4) Pi LOO) J^uCH-. J. ^O^-
JOO). P )^^25CH-.L/.
5) L bloß |-|i?. I' I-Ji? JJOI.
P^ 1111(1 L fügen jeder noch zwei
Zeilen hinzu . die silier ganz ver-
schiedenen Inhalts sind. P^: JJo
)C^^ J*.)jO J2lS>0 I..CYHJ ).;» j^.
\^i:si^ \u\ ^^♦-L/ JJ Jjoj^^o.
l-XDjj Joo) .«.na/ JJj .]^Jw»2d
6, P faßt die beiden Zeilen in
eine zusammen : Op». i.0O) ^^V^O
7) p ja-i.Lli<^ jNiljJliv.:ij.
Pi läßt die Zeile weg.
8) L JoO) w^jLN». P läßt
die Zeile weg.
9) Pi -•♦JtO.
10; L -OjoJ*^.
11) L Uj.
12) P läßt die beiden letzten
Zeilen weg.
13) i> \=^^ ^I>D.
14) p -p l:^j JJj.
15) L O^-J. Bei V lautet die
Zeile: 0»1 J-VO »O |:i^ JoOl jj2>
JlO^. -ACD JJj. pi hat hier acht
Hunniics, Das syrüiche Alexanderlied. 197
Und er ging zum Gebirge inmitten der Finsternis und traf nicht
auf ihn.
Denn nicht ward es ihm vom Herrn gewährt, ewig zu leben.
Und Alexander, der Sohn des Philipp, war betrüljt bis /um Tode
-i-M Darüber, daß er das, wonach er begehrt, nicht durchgesetzt hatte.
Und als der Greis sah, daß der König bis zum Tode betrübt war,
Und unter bitteren Seufzern sich wand,
Da begann der Greis den Königr zu trösten , indem er zu ihm
sprach :
,Griim Dich nicht und sei darob nicht bekümmert, mein Herr,
225 Denn nicht hat der Herr sein Ansfesicht von Deinem Reiche
abgewandt".
Der Greis sprach : „Wenden wir die Tiere und gehen wir heraus
von hier.
Denn nicht hat er es Dir gewährt, Dich in der Quelle zu
waschen und ewig zu leben".
Sie wandten die Tiere und sie gingen heraus zu ihren Füllen,
Während Alexander von Schmerz erfüllt war, seinen Willen
nicht durchgesetzt zu haben.
230 Und der König setzte sich , als er aus der Finsternis heraus-
gekommen war,
Und die Greise und Edlen kamen und beugten das Knie und
huldicrten ihm.
Verse mehr, von denen ieli die ; fi'elesen zu haben glaube, trotzdem
ersten drei trotz aller ]\rühe nicht , hierher, da sie einem künf'tifren
habe entziffern können. Ich setze I Leser der Handschrift eventuell
die Worte und Buclistaben, die ich | von Nutzen sein können :
]\^^o ]joi |v>\\^ JOO) |**]j JJj
.>-Aj/ (?)jO|X> JJUZ. ^\^ JJOIJ JX**
.w*0)Qio**i s^oj^^d^ Joj^ «AiD ♦-.ÜOi.i |:q\.:».:^
16' P w.l2>/. L CU2)/. 19 j, O)^ JQSU.
17) L ^Oj-\q.V ♦-.. Qja.2)/. 20) P läßt die Zeile weg.
pi ^0)A-i..
18) L «^N-».
21) L läßt jV]--0 aus.
198 Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
-^0)LQ-.VD ^^"^ ji>l-0 |SCY> Ch\ OOO) ^jx^iO
'^«-OA-O VZi^O 01JD "^O^ I^OO x^OpiD ■''^♦AdJ 235
^°^>^i:D Q^J |VI\S\ ^O) v^/ '"OIXJJ
Ijcm i->jil|^ Jj^QjL "^\»jajL jii^ Wo
^^^x^riJX) Q^? jxiiQ^ ''^^ l^-O) ^ ^^^o'»»/
V^Q^ IS^JO -'isa, IS^, '"\^ -'^iS, «^O «5
^^^J;.o\ JÄi. ^^^^^ ^^''^ ^; ^^"^^
2) P faßt die beiden letzten
|^**>d^o |2ovi±>..
Zeilen in eine zusammen : OLJO
I, V i-i 5) L »*o>DO.
3; P j?C»^^ jao.lL «•♦X5 )Jj ■ 6) L läßt OjJi. weg. P s*^.
^ |-»I>1. JJo. l'i \2l^':i^ -V» JJ 7) Pi hat hier sechs ZeUen
JJOJ^^ "^^-^5^ ja-:^U. I mehr:
.OJ^ ^livJLO 0),JD I^OD ,^A2D t'i'^O
li-.VIjvJiiOO >^/ JVO~^\ ^O) }x**
jüjoj \oo )j*L!lo/ \s..o >$o^!l y^'^o
>^i jjioax) jjw/ jx:>\\^ op> Mj |x*.o
^V^aX) JJs/ \l'^ >$o^ )i<-\o ^JQD V*>^JJo
8) p ^|a^ -•♦Jto. 10) pi ^^:iAiD c^j |äx oudj
9 P ji>DJ. J;iDl^ v^o.
Hunniiis, Das syrische Alexanderlied.
199
Die Greise und Edlen trösteten ihn ob seines Schmerzes:
„Sei darob nicht verdrießlich und bekümmert, Herr,
Blicke, Herr, und schau auf die Geschlechter alter und mittlerer
Zeit.
235 Jedes derselben ist zu einem Ende gekommen und vergangen
und entschwunden".
Und Alexander fragte sie in seiner AVeisheit:
,Was sind das für Volker jenseits von euch?
Und w^elcher König übt in dieser Gegend die Herrschaft aus?
Erzählt mir nun von den Völkern jenseits von euch
240 Und von dem König, der die Herrschaft übt, und lügt mich
nicht an". —
Blicket, meine Lieben, auf diesen weisheitsvollen König,
Wie erfreut er war über die Weisung der zuverlässigen Greise
und Edlen! —
Es sprachen die Greise : „Dies ist das Reich des Tubarlaq,
Des Großkönigs der Perser und Meder.
245 Und jenseits von uns ist das Volk Japhet und Magog,
Ein listiges „ausgeplündertes und entwurzeltes" Volk.
ist h^iimlos. 12) P^ J'M?«
13 L >$"t^/. Bei P^ steht
zwischen OV2D( und «^ ein durch-
strichenes O^.
14) pi Q^O >^OtV>? jiOb..
15) L -♦— / j:3\>o.
1 6) P fehlen die beiden letzten
Zeilen, während P^ noch eine mehr
hat: Mo OjiQJt JVX)I50D v^
17) Bei P lauten die beiden letzten
Zeilen: 0)LQ2Q-JXm^ |jlO-3 oi(X«
JoO) «-—^ l^QO? .\2>^ \C^^^
Jiljj JV|--0 jifiQDJ )o\vi^.
1 8 • P JÄ^ V25oL cf. meine Disser-
tation: Das syrische Alexauderlied,
S. 19 Anm. 1.
19) P ^iQ20)j0.
20)POM». 21) L jioiQi..
Vers-
gelesen
22; ^-2L. miiß hier des
maßes wegen einsill)ig
werden, sonst ist dieser Name im
Syrischen stets zweisilbig.
23^ P hat Ji^^iO für j^^i^,
pi Jv»:iJt für y^'Si^. Diebeiden
sonderbaren Epitheta ]>^^iD mid
jV^iQ^ stammen aus der Peschitto.
Sie linden sich Jesaia 18, 2 und
7 , wo sie die hebräischen Worte
'ij'Ö'JO'a vmd t3~n73 wiedergeben sollen.
Der hebräische Text spricht von
den Athiopen) er nennt sie ein hoch-
gewachsenes und glattes (wegen
ihrer glänzenden Haut) Volk. 'T^'Z'12
heißt „ziehen", davon hier die Be-
deutung ..gestreckt", kann aber auch
„heraus-, ausziehen" bedeuten •, so
faßt es hier die Peschitto auf. Ü"'73
hieß „glatt, kahl macheu". Peschitto
hat also den hebräischen Text dahin
verstanden, die Athiopeu seien ein
(von den Assyrern) ausgeplündertes
und exiliertes Volk. So erklärt
200
Hunnius, Das s>jrisclie Alexanderlied.
^)^o^o j:^^)|j? ^ W jio^ M
^^|:ii JAop ^^I^Vo jxjuo JJx*.j |Vq^
^^^lU)l?0 J1.0Q--J I^UiS ''^h^ OÖ^
JJ-.J c^l^rizi v^iiaSu co-^j ^'*'o)\-wA Joo) ♦äS)
250
200
Ephräm weuigsteus diese Stelle.
Dann scheint der Ausdruck ganz all-
gemein auf ein gottverlassenes Volk
angewandt Avorden zu sein ; so hier.
]) P faßt die beiden Zeilen in
eine zusammen: j'Q^ jIo^iD \^(
2 Pi JioiQJ. was Schreibfehler
ist. Der Kalath ist der Xymphios
der Griechen, ein linker Nebenfluß
des Tigris.
3; P 3p.^QlOl. l'i ^pavlO).
T, ^po^olO). Die Legende hat
^io^OJj das ist auch die arabische
Form des Namens, darum habe ich
sie auch hier übernommen. Der Ort
liegt in der Nähe der Tigrisquellc,
2^/2 Tagereisen von Amid.
4) Pi I^Vo.
7) L )a.QDJ.
8; pi )c^^ l^^.
9; Pi imd P schreiben ol^/.
10' Bei L lautet die Zeile \''^U
Hunnhvi, Das si/rische Alexamlcrlied.
201
Der König Alexander, der Sohn des Philipp, sprach :
„Nach welcher Gegend sollen wir von hier aus weiterziehen ?"
Die Greise sprachen : „Zum Fluß Kalat und nach Haloras.
250 Es sind schreckliche, schwierige, hohe, höchst schaudervolle Berge.
Und jenseits der schrecklichen Berge ist die große Scheidewand,
Die Gott zwischen uns und jenen von Ewigkeit her errichtet hat".
Die Greise sprachen: „Es ist eine durchaus schwer zugängliche
Gegend,
Wegen der Drachen und wilden Tiere und Schlangfen.
255 Und wenn die Menschen nicht ihr Leben dem Tode geweiht haben,
Sind sie nicht im Stande mit Drachen und Schlangen zusammen-
zuleben".
Hierauf erkannte Alexander, der Sohn des Philipp,
In seiner Weisheit, wie er handeln mußte,
Um seine Truppen und Regimenter
260 Durch jenes fürchterliche Land der Drachen und Schlangen zu
bringen
Er befahl seinem Heer: „Legt die volle Rüstung an
Und hängt Schellen an den Nacken eurer Tiere und seid marsch-
bereit".
Der König führte sein Heerlager und mit ihm die Greise und Edlen.
Unter dem Klang der Schellen und dem Geklirr der Waffen
durchzogen sie das Land.
265 Es sprachen die Greise : „Schau, Herr König, und sieb das Wunder,
11) pi .2)/.
1 2} Bei P lautet die Zeile : Op> Ki
13) P JJ \Jo.
14) L und P >$Op;*..
15) P jLa:- ^ ^2) ^JjiO JJ
jlola2Jy Bei Pi fehlen die
beiden letzten Zeilen.
16) P^ 0)Lq\ O . . ., vom ersten
Wort kann ieli nur den letzten
Buchstaben «^ erkennen.
17) Pi ^ ^.
18) L und P fassen die letzten
vier Zeilen in je zwei zusammen.
L: 0)LQ:o-.ri^z> '!^ JD^io ^«-oj
JVq^ ISxCi vzibü.
19) P^ -0)Q\:c-A.
20) L Oj^rili.
21) L JOO^.
22) L )o\x>? Oili^VA» »OO
23) P faßt die vier letzten Zeilen
in zwei zusammen : JOO) »O^
»J;.\^ 0)^n2> y-^Jo \x.i CL.N-Jo
«ojoviü^o \iu)o y..^ \m.:>S QjuO;i3
24) L LQ-*.
25) pi IZ)^ )iO)l «l-O -V».
202
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
11).
I^i |>Da«L ^')oi!^ )a.a5j Jio^ )jo^
^0}L;-*2) sA«.]^ o*JO) ^ cv^ JSor> ^v^d/
'^|:i.^Jj Isqoo >$0)iol |»*i. jSoD ^-^Z
jjoi jio^j o^i^o c^j JJx^j jxiö^o
J^:oQX> "^^iiä jN-aoD Jloioj jüJiuw-j jLi*.
>^OMi-,V v3/ ^2ull |Ät2)0 ,*^Qb |:o*2)
s^j/ nju |-.;>o? oi)^i ja^QD? "^"^jn-jo
270
280
285
]) pi JO^ )QQDJ,
2; Pi |DiO)\.
3) P J06).
4) L |x>a«l.
5) P j^Q^ )jO)J.
6) pi 0>i^\QJt.
7) L -OioN-./.
8) L 0)^X1>025.
9^ p^|ji:d.
10) P JI>;^3q:o.
11) Pi hat für die letzte Zeile
zwei: jüadl |r^io\i.|jüo -;jto
12) L Oi»0. P OliDJ.
13^ P ^ViOJO \2^)0 -pD VJOQJL
14) l"^. i)as^ von Pi ist
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
203
Dieses Gebirge, das von Gott zur großen Grenzscheide gemacht ist I"
Es sprach der König Alexander, der Sohn des Philipp :
„Bis wohin erstreckt sich dieses Gebirge ?"
Die Greise sprachen : „Über Indien hinaus erstreckt es sich dem
Anschein nach".
270 Der König sprach: „Und diese Seite, bis wohin geht die?"
Die Greise sprachen : „Bis zu den äußersten Enden der Erde."
Und Staunen erfaßt den cfroßen Köniw ob der Mitteiluncr der
Greise.
Und er begann durch Fragen viel zu lernen von allem möglichen.
Der König sprach : „Was sind dies für Könige
275 Und schreckliche Völker jenseits dieses Gebirges?"
Die Greise sprachen : „Wir gehorchen, König, wenn Du befiehlst,
Und wollen Dir von den Dingen erzählen, nach denen Du fragst.
Jenseits von uns befinden sich die Agogiten und Magogiten.
Schrecklich von Aussehen und widerwärtig von Gestalt, in allen
Lebensaltern.
280 Sechs bis sieben Ellen hoch ist jeder von ihnen.
Und ihre Nasen sind verstopft und ihre Stirnen häßlich.
In Blut baden sie sich und in Blut waschen sie ihre Köpfe.
Und Blut trinken sie und essen Menschenfleisch.
Sie sind mit Fellen bekleidet und scharf bewaönet und zum
Zorn geneigt
285 Und grausamer und gewaltiger, als alle Könige, in ihren Kriegen.
Und wo der Herr eine Veranlassung zum Zürnen hat, da sendet
er sie hin.
vorzuziehen, da man \ or PVVQQD
eine Präposition rrwartt-t. ^i2>
15) P läßt die Zeile weg.
18) Pi ^? v^jC^ K-^?.
17) P JOI.
1 8) L >$0^i» ♦A.') ^*^.)isib yJi>^.
Nur zögernd, auf Prof. Sehultheß"
Rat, bin ich der Lesart P gefolgt.
Nach dem textliehen Befund würde
ich gern ♦•*• t*«^ ^A.^iD ^^(
^50>AiD li^sen. Xur weiß ich nicht,
ob eine solche Ausdrucksweise für
„jeder ist 6 — 7 Ellen lang" mög-
lieh ist. Übrigens ist die Lesart
P auch kein gutes Syrisch , man
..rwartet v-^? CM*.fcs^.
19) P ^*^.-^.
20; P' und L IJUJO jv..^^.
21) P v$o^^^ri-.^o ^:oi>^.
1 22) Pi W- P bJO-
204 Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
'^^^01 vJOQjLj |ji«o JJ15J0 JIq-,-»o .a-S\
'|2>^ )v.^«5" o^aSlo Jjo^zS w.,^^00 ^0)Lo
2110
5)1
^\2iS l^^i. ^l »^^wJ? Joo) ^ju.N>oo
]SU -,pQ.\ jHjco ^ \ijajL Jjö\ov> »o 2!)5
oC^ |rs^\ '^o^ i»*. ♦D j^Q^2) 0),Zi ;*.
1) p jVo^ ^v^i^o |.vV ^nsoi l:^op OMt2ii2> Jio^:^ ^-^^^^^ '*^^°
|ju/ ^ÖJo. j j:^'; bei L: ^OlLo w^.^^'^JO
2: L faßt die drei letzten Zeilen ! '^»Jt? )0*:£i:5 O^SJXIÜ: bei P: ■
111 zwei zusammen
jlo--^ .-tz\ jiixi^ N^2o Joo,, 4) L j:o3- ^ j:i\2D ^^/.
p in eine .- '\-2> ;:i j:i^lU r^^o) P joo, \^jjLj \s^:^ )onl ^\J.
^o, ^coQjtj. b) L K^l fniJ? Joot >:2tju.Ljo
3) Die Zeile lautet hei P>: ^l jli?.
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
20Ö
Sie entwurzeln Berge und kehren die Erde um und töten die
Menschen".
Alexander, der Sohn des Philipp, war empört,
Als er von diesen häßlichen Völkern erfuhr.
290 Schmerz und Kummer und Leid erfaßte ihn, als er solches hörte.
Und er staunte sehr darob, «jar lansfe Zeit.
Allmählich erfuhr der König alles, wonach er gefragt hatte.
Und er faßte den Plan dort ein großes Tor zu errichten.
Sein Sinn war erfüllt von durchaus idealen Gedanken.
2115 Als er die Unterweisung von den Greisen der Bewohner des
Landes empfangen hatte.
Blickte er auf das Gebirge, das die ganze Welt umzog,
Die große Grenzscheide, die Gott von Ewigkeit her errichtet hatte.
Der König sprach : ,An welcher Stelle kommen hervor
Die Heerhaufen, die die Gegend und die ganze Welt ausplündern ?"
300 Sie berichteten ihm, inmitten des Gebirges sei eine Stelle,
Eine gerade Straße, die von Gott hergestellt sei.
Der König blickte auf die wunderbar gerade Straße.
Und das Gebirge war hoch und furchtbar mächtig nach allen
Seiten hin.
Und über demselben sah er einen Aquädukt und fließendes Blut
305 Und wie ein Gießbach strömte es gegen das Volk.
Er plante dort unter allen Umständen
Ein großes, von aller Welt bewundertes Tor zu errichten.
6) P JJ:o.
7) u Joot '^^y
9) pi Q^]?.
10) p JLq^x.- ,,*aaj l^/.
11) V jo) oj\o |ä^ JiV xpJto
12) Pi JOO) W- P oW-
13) L schreibt die drei letzten
Zeilen in zwei.
14) l'i läßt die Zeih" weg.
15) L C^.
16) P )>-.
17) pi j?^ |:o?;. P )?'? liOJO.
18; Pi l^i^^ x^? >^-Jo-
Das Wort nach ^J kann icli niclit
entziffern. Da es im A'crsmaß zu
viel ist, ist es violk'ioht ein Syno-
nym zu jli^sj. L jfc^>55^/ -^Jo«
P ]i^^' ^Jo-
19) p ^l ♦^iXJj o»2> W.JOI/
20^ P oCs^ |>a\xz> JiojL JJäj
OJJ^ »j-«-*^. 1" tnisi niteli eine
Zeile hinzu: >^/ ( • ) -^O^P-*-»?
V^^^° ^%,^ ^^^-
Des ersten Wortes bin ich niclit
sicher und das letzte hal)i' icli
nicht entziffern können.
206
Hunnius, Das Si/rische Alexanderlied.
2)
10)
jjoi \s:i. 6^ 3d;2ij |Ql:i.>ck "^^Jo>x>L O)*-./
)j-^/ J2i^^ ^ilo '-'^•^Ij^/ '^^'^ol ch\ ;^jo
0^>QJl\ s^^v^O '^^^OJ^*** >^V-«JO »-.C»q\V >^ßQDJJ
510
315
320
325
1) pi |**oio.
3) p j:^Äa«'"\DZ>. pi^küZä
JfciarX-. doch ])in ich des Jüoöii*.
nicht ganz sicher; nur das ** und
JN ist deutlich zu erkennen.
5} L x^^j/.
6) p wja^ vZ)ol.
7) P^ hat eine Zeile mehr:
j^j-,VX50 JloVljJ ch-L|:d Vii^jojo.
8) L jiOOOjij. P |2>V pi
*-^ . . '. Zwischen ' und 20 ist
ein Loch, doch ist dem Raum nach
»^2DOO)? anzunehmen.
9) pi «^OOjij |ri\20 '!^.
10) P ^Ni.iV cv^.
11) P' JJo.
12) L l-IiJt.
13) L JJS.
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
207
Der Geist des Herrn trieb in aller Weisheit den König , den
Sohn des Philipp an,
Das Böse von der ^Velt abzuwehren.
310 Es gingen Briefe an Tubarlaq, den König von Persien, ab :
„Der König von Rom, Alexander, steht mitten in Deinen Ländern,
Er macht nicht Gefangene, noch mordet, noch plündert er.
Obgleich er zahllose Truppen bei sich hat.
Er hat sich ruhig mitten in Deinem Lande niedergelassen , als
ob es das seine wäre.
315 Sein ist die Regierung und Herrschaft des Landes".
Als der König von Persien diese Kunde erhalten hatte
Von den Boten, die mit den Briefen zu ihm gekommen waren,
Da faßte Staunen den König von Persien darob
Und er bebte und erschrak über all die Gerüchte vom großen
König,
320 Und er überlegte, was er deswegen tun sollte.
Und er ließ die Truppen seines Reiches aufbieten
Und nahm 62 andere Könige in Sold,
Die ihm zur Unterstützung und Hülfe mit ihren Truppen
kommen sollten.
Und sie bedeckten das Land von allen Seiten wie Heuschrecken.
325 Und all die Könige faßten in großem Zorn den Beschluß,
Wider ihn hinaufzuziehen und sein Heer zu vernichten und
seinen Namen auszutilgen.
14) P jLOi-.
15) L ^^-^-.
16) P M?.
17) L läßt O^^-?? weg.
18) P^ schreibt versehentlich
19) L jxai. v5>»-
Q^DjaO OOO).
21) L JiojL.
22) L läßt ^JO Aveg.
23) P' OJU.LJO.
24) P läßt die Zeile weg.
25) P w.fc.-.Jo ^iDO.
26) L ^N«..
27) L Opi*JQ:>!l.
28) L I.Q»p MJJ 0pQ2L^'0
29) Bei Pi ist nur Ljo üljrig,
das übrige ist ausgefressen ; doch
scheint kein ^ dagestanden zu
haben.
30) pi >$oAx-. )a^.
31) p ^OMO^««''0-
208
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
)jV-/ I^Sio ^iLo '^'^fcvÄ/ ^ol o^ ;^Jo
330
335
14)
(Fortsetzung folgt.)
♦o v^oj^d^ N*O)0
1) I. OOOl >^\iJ JO)0,
2) P Jb^-^AiO.
3) Pi J0)0.
4) Pi 0)\ '♦»Jo Jl/.
6) p «-ja\v2>ol.
P ♦o
Hunnius, Das si/rische Alexanderlied.
209
Und als all die Könige mit ihren Truppen angelangt waren
Und im Bes^riff waren mit gezücktem Schwert in sein Laorer
einzudringen,
Schlief König Alexander, der Sohn des Philipp,
330 Und sah im Traum einen Engel, der zu ihm kommend sprach :
„Siehe, Tubarlaq, der König von Persien, hat ein Heer aufgeboten
Und 62 andere Könige in Sold genommen.
Erheb dich, ermanne dich ihren Truppen gegenüber und fürchte
dich nicht vor ihnen.
Denn siehe, Gott ist gekommen und steht mitten in deinem Lager,
335 Er wird dich siegen lassen und dir helfen und dich die Ober-
band gewinnen lassen,
Und du wirst sie alle besiegen, da die Rechte des Herrn mit
dir ist".
(Fortsetzung folgt.)
^\.. I' 0)\^** o^\.
7) L ^
8) L ^^Jt.
9) p 'a>d ^\0)L JJo .
10) V jO)J.
.^ov-o
11) P O^ )QJ30.
12) P OO).
13: u L2i:oo.
14^. L und P *^'
15) L -jÄ^.
Zeitschrift der D. M. G. Ed. LX.
14
210
Altchristliches und Orientalisches.
Von
Dr. theol. G. A. yan den Bergh ran Eysinga.
Bd. 59, S. 625 ff. hat Oldenberg in seinem Aufsatz: „Alt-
indisches und Christliches" Pischel gegenüber die Unwahrscheinlich-
keit einer Entlehnung evangelischer Zücre aus Indien darzulecjen
versucht. Dabei befand ich mich in der ehrenvollen Lacre durch
meine Schrift: , Indische Einflüsse auf evangelische Erzählungen"
(4. Heft der Forschungen zur Religion und Literatur des A. u.
N. Testaments von Bousset und Gunkel, Gott. 1904) der Anlaß
zu der Auseinandersetzung der beiden hochverdienten Indolocren
gewesen zu sein. Vielleicht gibt diese Tatsache mir ein gewisses
D O O
Recht zu einicren nachträglichen Bemerkungen.
O O O
Luk. 2, 25. 26 ist vom nvevfia uyiov die Rede. Pischel's
nicht ohne eine gewisse Scheu ausgesprochene Vermutung i), uyi,ov
gehöre nicht der ursprünglichen Lesai't an, halte ich mit Olden-
berg für unrichtig. Ttvevfxcc uytov ist ohne Zweifel die lukanische
Lesart. Was hat dies aber mit dem Ausdruck in 2, 27: r^ld^cv iv
rrö rrvfvua'Tt zu schaffen? Ist -xveviiu im neutestamentlichen Sprach-
gebrauch immer Ttvev^a uyiov? Niemand wird dies behaupten.
Job. 3, 8 und Hebr. 1, 7 heißt es einfach Wind, Luk. 8, 55 Lebens-
prinzip , von anderen Bedeutungsnuancen nicht zu sprechen. Das
gerade 2, 25 und 26 von Lukas zugefügte uyiov legt immerhin die
Vermutung nahe, daß das allein stehende iu TtvcUfta-Ti anderer Be-
deutung ist.
Was das Ichthyssymbol betrifft, so kommt mir Oldenberg's
Ansicht, es sei aus Buchstabenspielerei entstanden, sehr unwahr-
scheinlich vor. War ^LjOovg XQLörog 0cov vwg öcotr,Q wirklich die
,in fünf Worten ausgedrückte Quintessenz des christlichen Glaubens" ?
Und selbst wenn wir dies zugeben wollten, weil in diesen Worten
der gottmenschliche Charakter des Herrn , sein Verhältnis zu Gott
und zu den Menschen sämtlich ausgedrückt sind — so bleibt
dennoch die Frage übrig: War die erwähnte, aranz bestimmte Auf-
1) In der Besprechung meiner obenerwähnten Schrift, Deutsche Literatur-
zeitung, 1904, Nr. 48, Sp. 2938 f.
Va7i den Bergh van Eysinga, Altchristliches u. Orientalisches. 211
einanderfolge der Worte so konstant, daß sie leicht zum Akrij-
stichon 'Ix&vg führen mußte V Letzteres wäre nur möglich , wenn
man sie schon als Inschrift zu verwenden angefangen hätte, wohei
dann durch die Stellung der Worte untereinander oder durch die
besondere Größe der Anfangsbuchstaben deren Zusammenstellung
nahegelegt war. Wo tindet sich aber etwas von diesem festen
Sprachgebrauch ? 'Irjaovg XQiaxög ist zwar eine katholisierende Form
(siehe van Manen, Die Unechtheit des Römerbriefes, Lpz. 1906,
S. 36 f.), aber vVog &eov ist wenigstens im Neuen Testament be-
deutend allgemeiner als &£ov vtog. Von den neutestamentlichen
Stellen, die am meisten an das Akrostichon erinnern, fehlt, von
der Aufeinanderfolge abgesehen, immer eins oder mehr von den fünf
Worten. So Job. 20, 3: ^It]aovg ... 6 XQtarog 6 vtog rov 0£or:
es fehlt acon-Q. 2 Tim. 1, 20; Tit. 1,4; 2, 13; 3,6 fehlen die
Worte Oeov viög, ebenfalls Justin, Apol. I, 33, 61, 66, 67. Olden-
berg's Vergleichung mit dem Namen Verdi trilSt nicht zu, weil
die Aufeinanderfolge der Worte: Vittorio Emanuele Re d' Italia eben-
sosehr auf der Hand liegt als z. B. bei Eduai'dus Rex Imperator. Hier
handelt es sich um einen stehenden, unveränderlichen Terminus, den
man auf Münzen und sonstigsn Inschriften abgekürzt lesen und der
also leicht die Yerbindunfj der Anfano-sbuchstaben veranlassen kann.
In den meisten Fällen kommt bei derartisren Lesunoren etwas Sinn-
loses heraus — zufällisrerweise in Verdi's Zeit nicht.
Mit Alb recht Dieter ich (Die Grabschrift des Aberkios
erklärt, Lpz. 1896, S. 53) darf ich behaupten: „Es ist ebenso klar,
daß der Ichthys eine kultisch-symbolische Bedeutung hat , als daß
seine Deutung auf Christus etwas Sekundäres sein muß". Ebenso-
wenig wie die Aberkiosinschrift ist das berühmte Denkmal von
Autun (vgl. Ferdinand Becker, Die Darstellung Jesu Christi
unter dem Bilde des Fisches, Breslau 1866, S. 33 ff.) für christlich
zu halten. Es ist klar, daß das in den fünf ersten Zeilen als
Akrostichon verwandte und außerdem noch viermal sich im Texte
findende Wort r^&vg nichts mit Jesu zu schaffen hat. Eine Deutung
der Buchstaben fehlt hier ganz. Ausdrücke wie acori]Q uylcov, (pa)g
d-ccvövTcov , i'/ßvog öeittvov gehören ebensogut dem orientalischen
Synkretismus wie dem Christentum an. Die hier angeredete Mutter
(achte Zeile) kann die Magna Mater des Kybelekults sein. Dies
beweist uns aufs neue die weite Verbreituncr der kleinasiatischen
Kulte in der ältesten christlichen Zeit und die Möglichkeit heid-
nischer Beeinflussung des Christentums. Ichthys ist mit Atargatis
oder Derketo, der syrischen Form der Astarte, in Verbindung zu
setzen und stellt die befruchtende Kraft des Nachthimmels dar,
speziell des Mondes, als des Prinzips der befruchtenden Feuchtigkeit
(siehe Wolf Baudissin in Herzog-Hauck's Realenzyklopädie
f. prot. Th. u. K.=^ II 177). Die Magna Mater verschmilzt mit Atar-
gatis, wie sie mit dem ebenfalls in Kleinasien blühenden orphischen
Dionysoskult verbunden auftritt. Hera - Atargatis - Kybele war der
14*
212 1 "" ^^" Bcrgh van Eysinga, AUchristliches u. Orientalisches.
Prototypus der christlichen Gottesmutter. Sie gebiert den Ichthys.
Deshalb waren der ^Syria dea' Atargatis zu Hierapolis die Fische
heilig, ebenso die Tauben nach Lukian, De Syria dea § 14, 33, 54;
vgl. Clemens Alex., Paed. III, 11: cd 61 GqpQuytöeg ')]^iv lariov
TTeXsiag ij ly&vg k. r. A., wie auch aus den Katakomben hervorgeht.
Die beiderseits vorkommende Verbindung ist wenigstens merkwürdig.
Usener hat den Fisch als Wahrzeichen der Kettung nachgewiesen:
er ist aber auch in Indien mehr als nur „Hinüberführer über die
Not der Wasserfluten", wie Oldenberg sich ausdrückt; er gilt
auch als Wiederhersteller der Gesundheit ').
Es versteht sich , daß die weitverbreiteten heidnischen An-
schauungen vom göttlichen belebenden Fische die altchristliche Vor-
stellungswelt beeinflußt haben können. Ed. Bratke, Das sog.
Religionsgespräch am Hof der Sassaniden, Lpz. 1899, S. 200 geht
sogar so weit zu behaupten : es sei auf synkretistischem Gebiete
damals alles möglich gewesen. Durch die Buchstaben deutung ist
der Ichthys für die Christen brauchbar geworden und hat seinen
heidnischen Aspekt ganz und gar verloren. In der „Theologisch
Tijdschrift^ Mai 1905, S. 244—269 habe ich den Beweis zu liefern
versucht, daß die Brotbrechung ursprünglich eine lebenspendende
Mahlzeit war , die der erhöhte , pneumatische Christus den Seinen
errichtete , eine drastische Vorstellung des Lebens und Todes des
Herrn, nebst nachfolgendem Essen des Brotes, welches Vereinigung
mit ihm bezweckte. Ist dies richtig, so sind Brotbrechung und
Ichthyssymbol gleichartige Beispiele vom Einfluß, den der heidnische
Synkretismus auf das Christentum geübt hat. Eine merkwürdige
Verbindung dieser zwei Symbole findet sich bei Paulinus von
Nola, ep. XIII ad Pamenachium § 11: „Panis ipse verus et aquae
vivae piscis Christus", während sich in der Nekropolis von S. Kailist
gemalte Abendraahlstische befinden, die nur Brot und Fisch tragen
(siehe Joseph Wilpert, Principienfragen der christlichen Archäo-
logie, Freib. im Br. 1889, S. 89 ff.). Die befruchtende und be-
lebende Kraft der alten Meeresgottheit, wie sie im Fische symbo-
lisiert war , konnte leicht auf das Wiedergeburt und Auferstehung
wirkende Christentum überti'agen werden. So ist gei'ade in den
Grabstätten der Ichthys an seinem Platz, der ^Ix'&vg '^ojvtcov.
1) Avadänaoataka 31, bei Feer, Ann. du Musee Guimet, t. XVIII, wo das
Volk von einer Krankheit wiederhergestellt wird, wenn es Fleisch und Blut
des Fisches genossen hat, in den der König sich in Selbstverleugnung ver-
wandelt hat.
213
Das Prinzip der takijja im Lslaiii.
Von
I. Goldzllier.
I. Bereits im K(jran wird den Rechtgläubigen die Erlaubnis
erteilt, in Zeiten äußerster Not oder bei Bedrohung des Lebens
rituelle Gesetze des Islam zu übertreten (Sure 5, 5 ; 6, 119). Die
alten Theologen waren nur darüber nicht derselben Ansicht, ob die
Übertretung des Gesetzes in solchen Fällen bloß als Konzession
zu betrachten, oder aber als Akt der Lebenserhaltunsr unerläß-
liehe Verpflichtung sei. Die beiden Säulen der alten hanefitischen
Gesetzeskunde vertreten je eine dieser Ansichten. Während Abu
Jüsuf die Übertretung in solchen Fällen bloß als entschuldbar hält,
' . . .
schließt sich Muhammed al-Sejbänl jener Tradition an, die den-
jenigen, der trotz der Bedrohung des Lebens bei der Strenge des
Gesetzes ausharrt und ihr zum Opfer fällt, in die Hölle sendet^).
Die Vertreter dieser letzteren , in den Kodifikationen herrschenden
Lehre-) generalisieren zur Bekräftigung' derselben das durchaus
nicht auf solche Verhältnisse bezügliche Wort des Koran (2, 191):
„Und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben"-^).
1) S. die Textbeilage unten Abschnitt V. — Vgl. auch Mufid al-'ulum
wa-mubid al-humüm (Kairo 1310) 105, vfo die Frage in einem besonderen
Kapitel (.Ll^/to^^ lXJLc .^*J| oL« ^V^s!) mit Heranziehung einer Menge
kasuistischer Möglichkeiten erschöpft wird. Von den beiden im Text angeführten
Ansichten schließt sich der Verfasser an die zweite an: L— \ »J' J^Lj *.i .^Ls
xJj-w.^ xJLJ5 , c-''^^^ '-^ÄS Cj'w/8 c*-^>- .
£ 5 - -
2) KudürT (Kasan 1880) 1G2,5 v. u.: Lo Jlt .A^aj .^i ii^x^j ^3,
A^i »..iS J«J Lj jvi^ XJ ^vxi»! -Ä^» ,aa3 ..Li i^J \\cJl, ebenso auch in
anderen Codices, Wikäja etc.
3) Fachr al-din al-RäzT, Mafätih al-gajb V, p. 525: xaJU: \.7>J^\ löLi
^^^i!-U oLaJl i-^c _.J! ,..».>o ..^ •.j<J3» \^^\ w*~>^. U.i^ L-ÄA/^^iL-i
214 Goldzihcr, Das Prinzip der takijja im Islam.
In der Beantwortung der Frage , ob die Erlaubnis solcher
ibertretung anzuwenden sei, wenn vom Gläubigen mit Bedrohung
des Lebens die offene Verleugnung seines Bekenntnisses zu
Gott und dem Propheten gefordert wird , ist man von Sure
16, 108 ausgegangen, wo von den Folgen der Verleugnung Allahs
jener ausgenommen wird, „der dazu gezwungen wird — ».5'l
während sein Herz fest im Glauben verharrt". Im Hadit werden
neben Fällen, in denen Getreue Muhammed's Tod und Marter der
Verleuafnunsr der Relisfion vorzooren, auch solche erwähnt, in denen
Muhammed selbst seine Billigung darüber aussprach, daß man, um
gewaltsamem Tode zu entgehen , den Heiden gegenüber sich zur
äußerlichen Verleugnung des Bekenntnisses herbeiließ ^).
Der Fall des 'Ammär b. Jäsir, eines der frühesten Bekenner
Muhammed's (^-vj^b!! (m->.äjL-^aJ1 ,••*'»), wird als stehendes Beispiel für
die letztere Tatsache erwähnt. Er leistete der Nötigung der Heiden
Folge , die heidnischen Götter zu preisen und Muharamed zu
schmähen. Als er darüber die Angst seines Gewissens dem Pro-
pheten anvertraute, beruhigte ihn dieser: „Wenn nur dein Herz
beim Glauben ausharrt, so tue nur wieder dasselbe, wenn sie dich
nochmals bedrohen sollten" -). Die in dieser und ähnlichen Er-
zählungen sich kundgebende Gesinnung steht wohl im Einklang mit
der relativen Schätzung , die dem Märtyrertum im alten Islam zu-
teil ward-''). Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß nicht alle
Überlieferer diesem auf den Enkel des 'Ammär zurückgeführten
Berichte günsticr sind. Bei Ibn Ishäk wird der Fall 'Ammär und
die Billigung des Propheten geradezu verschwiegen, als ob man in
diesem Kreis ein solches Verhalten nicht als Vorbild für den von
den Uncrläubisren bedräncrten Muslim wollte crelten lassen. Mit
großer Ausführlichkeit werden die Standhaften aufgeführt *) , hin-
gegen die Schwächeren mit der summarischen Bemerkung ab-
1) Beispiele für beides in den Kommentaren zum Anfang von H. Kitäb
al-ikräh; Kastalläni VI, 106.
2) Ibn Sa'd III, I, 178, 11 ff.; Tabarl, TafsTr XIV, 113.
3) Vgl. darüber Muhammed. Studien II, 387 — 391. Auch im Süfisraus
unterscheidet man zwischen >_;».A/*Ji tfiAj-vi und Ji^susj] s-\iJ\.^m: Jäfi I,
Kifäjat al mu'takid bei DamIrT s. v. .jLklJi II, 112, 4.
4) Vgl. noch Ibn Ilisäm 20G, 4 v. u., wo der Bericht darüber aufgenommen
ist, daß der Prophet bei anderer Gelegenheit gerade denselben 'Ammär und
Goldziher, Das Prinzip der takijja im Islam. 215
gefertigt: s.x>jxaj (^uXil j-^LJ! äA^ qX qÄääj ^^ (*-r^5 »6^ o''^^
auch solche, die in Versuchung kamen durch die große Qual, die
sie traf"^). Dies sieht eher einer Mißbilligung ähnlich.
Die alten Gesetzeslehrer betrachten den Fall dos 'Animär als
normgebend in ihren auf ähnliche Verhältnisse bezüglichen Bestim-
mungen. „Wenn der Machthaber'^) zu jemand sagt: Du mußt
Allah verleugnen, sonst töte ich dich, so steht es ihm frei (A. zu
verleugnen)"''). Als Bedrohungsarten, die solche Freiheit begründen,
bat man nur Totschlag und körperliche Verstümmelung zugelassen.
„Wer in eine Lage gebracht wird — sagt auch Tabarl im Namen
des Dahhäk — in der er in einer Weise reden muß, die dem Ab-
fall von Allah gleichkommt und er redet in dieser Weise aus Furcht
für sein Leben , sein Herz ist aber standhaft im Glauben , so triät
ihn keine Verschuldung. Dies gilt aber nur für die Zunge*) d. h.
für mündliche Bekenntnisverleugnung , schließt aber nicht auch
religionsfeindliche Handlungen ein" 5). Später wird dabei als er-
forderlich bezeichnet, die Verleugnung des Bekenntnisses in solchen
Notfällen möglichst durch doppelsinnige Worte auszudrücken, die
eine reservatio mentalis ermöglichen, und jedenfalls gegen das er-
zwungene äußerliche kufr innerlich zu protestieren f') ; Gott beurteile
die Taten der Menschen nach der innerlichen Intention ^). Ge-
wöhnlich werden die Notlügen, die sich Abraham erlaubt hatte, als
Rechtfertigungsbe weise angeführt. Selbst ein sti^engen Auffassungen
seine Eltern zum Ausharren bei den ihnen von den Heiden zugefügten Qualen
ermutigt. — Alle diese Erzählungen bei Usd al-gäba s. v. 'Ammär b. Jäsir IV, 44.
[Vgl. auch Ibn Sa'd VIII, 193, 11 ff.]
1) Ibn Hisäm 205, 5. Die dazu gehörige Glosse des SuheJlT (ibid. II, C7
unten) hat den Zweck , die gewöhnliche Überlieferung über 'Ammär und die
Billigung des Propheten nachzuholen.
2) Schon Abu HanTfa beschränkt diese Bestimmung auf Lebensbedrohung
durch die Regierung; Tag al-Sarl'a, Sarh al-wikäja (Kasan 1881) 44C: ^^».
^\li »,id^ ^.^LliL^Jl ^ ^\ oiiLS^j bS sL5'^l ^1 i^Ä-yL:> -j5 q,
•*£
X L*j|» ,.^ L/5 , J.S. i'->Lj ^13
3) SejbänT, al-Gämi' al-sai;ir (a. R. des Kitäb al-charäg) 132 unten: ..UaLw
4) Tabari, Tafsir HI, 140.
5) Vgl. ibid. im Namen des Abu-l-'Älija: J>"*-*J |W»aJ» .^l-v<,^Xj-J ä,aäjui.
6) Fachr al-dln al-Räzi 1. c. 524: 'iL*.]S Sc> tXxC üül Jj^ \^^=>-\
7) BuchärT wendet die Lehre '^'„aäJ'j ^^Ux-^I auf solche Fälle an.
216 Goldziher, Das Prinzip der taki^a im Islam.
SO ofeneicrter Theolosr wie Ibn Hazm leitet daraus die Erlaubnis
ab , aus Rücksichten auf die Sichei'heit des Lebens äußerlich die
Verleugnung des Glaubens zur Schau zu stellen^). Die Erlaubnis zu
solchem Vorarehen wird aber nicht in die Kategorie der oblicraten
Lebenserhaltung gestellt. Sie ist ein Zugeständnis für die Schwä-
cheren. Ehrenhafter sei es auszuharren , Tod und Marter zu er-
dulden und — wie al-Sejbänl (oder sein Kommentator) noch be-
sonders hervorhebt — damit die Feinde zu ärgern-).
Man nennt mit Bezug auf Sure 3, 27 das rechtfertigende Motiv
solcher notgedrungener Bekenntnisverleugnung iüJij, Furcht, Vor-
sicht-^): die Rechtgläubigen sollen die Ungläubigen nicht als Ge-
nossen erwählen, „es sei denn, wenn ihr Furcht vor ihnen empfindet:
öLäj j,j-La ijixj" .,1 ^l". Der terminus tahiiia schließt sich an
^ >
eine Textvariante zu dem Worte sLäj an ; bei Buchäri (Kitäb
al-ikräh , Anfang) wird das Wort als erklärende Glosse zu den
Koranworten beigebracht: &.aäj -^» ... .,t biS- Als terminus
technicus für die entschuldbare Bekenntnisverletzung*) hat das
Wort , das in dieser Bedeutung auch im sunnitischen Islam ein-
gebürgert ist^), wie wir sehen werden, viel allgemeiner im schi'iti-
schen Zweig des Islam Anwenduncr befunden.
II. Wenn innerhalb des herrschenden sunnitischen Islam die
Frage der Zulässisfkeit der Verleua;nunor des Glaubensbekenntnisses
zumeist nur theoretische Bedeutung hatte, da sie sich ja unter den
bestehenden Verhältnissen doch nur auf den von Nichtmuhamme-
danera etwa auss^eübten Zwancr beziehen konnte . so tritt ihre
aktuelle Bedeutuncr um so mehr bei den Anhänorern der unter-
drückten Parteien hervor. Darf man unter dem Druck der das
Leben und die Sicherheit bedrohenden Gewalt der herrschenden
Staatsmacht sein eisrenes, der letzteren widerstrebendes Bekenntnis
1) Kitab al-railal wal-nihal (ed. Kairo) IV, G nach den Erzählungen über
die Notlügen Abraham's : iüJij .äXJ5 Xi^\ ,% <-JJS.S^\ .«sol c\'J» . Auch
Joseph übte am Hofe des Pharao takijja ibid. 13, 1.
2) S. unten die Textbeilage ganz am Ende.
3) Gähiz, Tria opuscula 131, 3 ist ä.aäj Gegensatz zu ..^^|, eigentlich:
Verbergung der wirklichen Überzeugung; bei Hiläl al-Säbi ed. Amedroz 63, 6;
115, 3 ist es Gegensatz zu iÜiAÄS>; bei schi'itischen Schriftstellern sehr häufig
auch Ä^löi, z. B. KulTni, Usül al-Käfi (Bombay 1302) 37, 18; 482 paenult.
4) Vgl. zur Anwendung des Wortes den reichen Nachweis bei de Goeje, Gloss.
Fragm. und besonders Gl. Tab. s. v. [Vgl. jetzt Ibn Sa'd V, 70, 10; 158, 11, 15.]
5) Z. B. in der oben angeführten Stelle TabarT, TafsTr III, 140.
Goldziher, Das Prinzip der takijja im Islam. 217
zeitweilig unterdrücken und äußerlich sich zu den Formeln be-
kennen, gegen die man im Innern verdammenden Protest erhebt?
Sehr früh ist unter den Chärigiten die Frage besprochen
worden : ob es erlaubt sei , in feindlicher Umgebung das chärigi-
tische Dogma in Wort und Tat zum Scheine zu verleugnen ^) ; sie
wurde von den verschiedenen Gruppen in verschiedener Weise, von
den Anhängern des Nagda b. 'Amir in bejahendem, von denen des
Näfi' b. Azrak in verneinendem Sinne entschieden ^). Noch im
Katechismus der heutigen Ibäditen wird als eine der Arten der
Religionsbekennung die Verheimlichung (.^L^ä^) angegeben'^) d. h.
den unter anderswläubiffen Muslimen lebenden Chärigiten das öffent-
liehe Hervortreten (,5.^) nachgesehen*).
Am entschiedensten ist die Takijja -Lehre im Schi'itismus zur
Geltung gekommen , wo gegen dieses Prinzip nur ganz ausnahms-
weise Widerspruch erhoben wird '^). Wenn man an die Verfolgung
denkt, mit der jeder AViderspruch gegen die omajjadische Cbalifats-
idee geahndet wurde , an die geheimnisvolle Art der Propaganda,
in der allein die Aspii*ationen der 'Aliden in größeren Volkskreisen
Fuß fassen konnten, bis ii-gfend einer ihrer Imäme sich offen hervor-
wagte, um dann als Rebell und Religionsfeind hingerichtet zu werden
oder sein Heil in der Flucht zu suchen : so wird man es leicht
begreiflich finden , daß sich gerade hier die Doktrin zeitigte , im
Interesse der Sache ein Geheimnis aus seinem wahren Bekenntnis
zu machen und den Machthabern qeaenüber, der Not crehorchend,
die Zucjehörio;keit zu den herrschenden Irrlehren zu simulieren. Zur
Rechtfertigung dieses zweideutigen Vorgehens, das in seiner freien
Anwendung als frivole Heuchelei den allgemeinen Geist des Islam
in Persien in ethischer Beziehung sehr übel beeinflußt hat^), be-
rufen sich die Schi'iten auf das Beispiel der Propheten , die oft
takijja angewandt haben , sowie auf den Vorgang der Froramen
der verschiedensten Zeitalter. Auch die ashäb al-kahf haben zum
1) Vgl. den von Abu Bilal der Charigitenfrau al-Balga erteilten Rat:
^_5■-ÄÄA<.Ls KxääJ! ,3 Q.XA/:kII -.Lc ^-^^ tX'i ^.'1 .,1 Kamil 584, 9.
2) Näfi': J^" ^ "KaäXJU Kämil 611, 1; SahrastänT 90, 4 v. u. Nagda:
J«4.*JU| ^iäl] ^ öjjL^ XAÄXJ! ..I Sahrast. 92, 6 v. u. 93, 3 ff.
3) A. de C. Motylinski, L"'Aqida populaire des Abadhites algeriens (Alger
1905) 8, 6 (Recueil de Memoires et de Textes ... en Thonneur du XlVe Cun-
gres des Orientalistes 510, 6).
4) Diese chärigitischeu Daten habe ich jüngst bereits in anderem Zu-
sammenhang angeführt in Revue de l'Histoire des Religious LH, 231.
5) SahrastänT 120, 2 ff.
6) Gobineau , Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale (Paris
1865) 15—21 u. ö., z. B. 68. 87 (immer als hetmän); Seil, The Faith of
Islam 84. [Vgl. M. Hartmann, DLZ. 1906 c. 298.]
218 Goldzilicr, Das Prinzip der takijja im Islam.
Schein Kreuze angelegt und an den Festen ihrer Volksgenossen
teilgenommen, um der Gefahr zu entgehen^). Wichtig ist den
Schi'iten die Berufung auf ihren ersten Imäm 'Ali, der die ihm im
Chalifat vorangegangenen Usurpatoren zum Schein anerkannte -), und
als er selbst endlich an die Regierung kam, an den Einrichtungen
derselben nichts änderte , weil dies nicht ohne gefährliche Er-
schütterungen möglich gewesen wäre •^) ; auf das Beispiel der Imäme,
die mit ihren Rechtsansprüchen nicht immer offen hervortraten*),
und nicht zum letzten auf das große Beispiel des bis jetzt ver-
borgenen letzten Imäm , dessen (Jajba nichts anderes sei , als ein
durch Jahrhunderte andauerndes ketmän, ein ununterbrochener Akt
der takijjo. der erst dann aufgehoben werden soll, wenn der Imäm
die Zeit herangekommen sehen wird, sein offenes Hervortreten mit
Erfolg und Sicherheit zu bewirken. In diesem Sinne sind die
Eulogien, die dem latenten Imäm in schi'itischen Schriften gezollt
1) Ja'kübl ed. Houtsma II, 232, 1.
2) Einige Schi'iten bezeichnen dies Verhalten als _jt 0»JCÄ^^J)» ^^.ÄxJ)
f —
Q-<.«.ÄJt OAJV Bal.iränl, Manär al-hudä (Bombay 1320) 223.
3) Asad AUäh al-Käziml, Kasf al-kinä' 'an wuj^üh hug^ijjat al-igmä' (lith.
Bombay) 149 (aus al-Miirtadä, Kitäb al-säfi) : Js-ÄaS .}S (j-^Ä^^il ,^\ .^
cX.aÄav! ^ i^"^AX«.^ 's^xz\\Xa* öI.IlX./*» K.Aflj ^\.:>- ^ *>*'*J '^-^ ^J^^
^3'-> (3 5^J '^t^ lA^. (J» »^iXJCi ^l i^AÄÄjt ^.^ . . . ^Jt y>^Lj
-.jL.^1 oL« L^.i' Oy«!^ _»1 Ä.£.L.*.:^ -ix. (_w'-xi( . Die sunnitische Wider-
legung dieser Auffassung gibt Ibn Hagar al-HejtamI , in al-Sawä'ik al-muhrika
(Kairo 1312) 36 ff.
4) Mas'üdi, Murüg VI, 27, 4: L^^'wli? ^.J.x5 ^]\ '».^ ^ (j/.LäjI j.JL^- bS
^M*J6 Jkc \_iJ^*. KaääjI ».iL4.*Ä/*! v,_/>.j*%5» ^Ic LxI^Lj ^!; vgl. ibid.
30, 8: Ä.xAi-'i j -xii' |.U^= . . . Ä,ÄAXcJi öjS Q^ Ü/sU^t J^bSj
iCAÄXji ,jL«.xXw«l» . Hingegen wird in der ismä'Tlitischen Schrift Ta'wTl al-zakät
(Leidener Hschr. Amin 248) fol. 175 die Berechtigung der taldjja der Imäme
sehr eingeschränkt; von Oa'far al-Sädik wird zitiert: ..»Jtj.! &.xx -'Js ,.wX
*L«b ^j*^l.s i^Ä> '-^'^■^. /*-^3 '^'^) •
II
Goldziher, Das Prinzip der takijja im Islam. 219
--- > - , , ) , i. -
werden: x^j-i* J*i^i ^"-^Z .sÜI J^j# „Gott beschleunige seine Be-
freiung und mache sein Hervortreten leicht!" oder: ». »-tl^ *üi L- J.s
B_,w.j^ ,Möge Gott sein Hervortreten nahe sein lassen und sein Ge-
lingen herbeiführen!". Dementsi^reehend in Anrufungen z. B.^): ^.g.iil
Ä.J Li-Aii!^ ^^^3 — j5 i3*^3 LäÄ^ .^JLsfj LääL« y^^^j Li.Jj.Cj \^*->^
Die älteste sichere literarische Bezeugung der schi'itischen
talajja finden wir in den Gedichten des poetischen Bekiim2ofers der
Omajjaden, des Anhängers der 'Aliden, Kumejt. In einem Ruhra-
gedicht auf die 'Aliden klagt er (IV, v. 86), daß er „trotz seiner
Liebe zu ihnen und trotzdem er immer darauf aussieht, ihnen bei-
zustehen , doch nur heimlich auf ihrer Bahn wandeln kann und
eine andere Gesinnung vortäuschen muß"-), und im selben Gedicht
V. 104. 105 verwendet er zur Bezeichnung seines zweideuticren Yer-
haltens den Ausdruck talajja'^). Ein 'Alide selbst rechtfertigt den
Dichter mit Hinweis auf die talajja wegen eines den Omajjaden
scheinbar günstigen Verses*). In den schi'itischen Traditionen nimmt
die takijja eine sehr hervorragende, fast dogmatische Stelle ein. Im
Unterschiede von der eben dargestellten sunnitischen Auffassung
wird sie nicht als ricchsa, als Konzession für die Schwächeren, be-
handelt, sondern als unerläßliche Pflicht, die niemand aus Übereifer
unterlassen darf. In diesem Sinne läßt man nicht nur die späteren
Imäme und Theologen lehren, sondern sie kleiden ihre Ermahnungen
direkt als Sprüche de§ Pi'opheten ein. „Ein Gläubiger, der die takijja
nicht übt, ist wie ein Körper ohne Kopt" JJl^i" xi iC^ÄJ' ^ rr^y'^
».\ (j*K ^ tX>*c>^). „Hätte Gott gewollt — sagt der Prophet^') —
so hätte er auch die takijja verboten und euch befohlen bei allem
auszuharren, was euch von eueren Feinden trilit durch euer offenes
Bekenntnis zur Wahrheit. Aber, fürwahr, die wichtigste euch von
Gott auferlegte Pflicht, nach der Liebe zu uns und der Bekämpfung
unserer Feinde, ist die Anwendung der talajja für euch und euere
Brüder in Gott. So fürchtet denn Gott und setzet euch nicht seinem
Zorne aus durch das Unterlassen der talajja und die Verkürzung
der Interessen euerer rechtrdäubicren Brüder". In ganz detaillierter
Weise läßt man den 'All bei der Bekehrungr eines griechischen
1) Manar al-huda 379.
2) Die Häsimijjät des Kumait, ed. Jos. Horovitz, 137, 12.
3) Ibid. 1. 10. 16.
4) Ag. XV, 127, 3.
5) Hasan 'Askart, TafsTr 129 unten.
6) Ibid. 239.
220 Goldziher. Das Prinzip der takijja im Islam.
Philosophen die Einzelheiten der takijja entwickeln. Nachdem er
ilim die Grunddosfmen des Islam in schi'itischem Sinne darcrestellt
hat, läßt er noch eine ausgedehnte Ei'iuahnung folgen. ,Ich befehle
dir, daß dn in deinem Religionsbekenntnis die taldjja anwendest
(dabei zitiert er Sure 3, 27). Ich erlaube dir demnach, unsere
Feinde als vorzüglicher zu erklären . wenn dich die Furcht dazu
drängen sollte ; ich erlaube dir , dich öflen von uns loszusagen
(LL« öt!-AJ! .Li2?0 ) wenn dich die Angst dazu zwingen sollte: du
darfst die obligaten Gebete unterlassen, wenn du durch die Leistung
dei'selben Schaden für deine Person befürchten solltest. Daß du
im Zustand der Furcht unsere Feinde vor uns bevorzugst, kann
ihnen nichts nützen und uns nichts schaden ; ebensowenig kann es
uns Nachteil brinsren . wenn du aus Furcht dich von uns lossagst.
Denn du sagst dich von uns los auf kurze AVeile mit deiner Zunge,
aber bewahrst uns innerlich deine Treue, damit du dein Leben er-
rettest und für Monate und Jahre hinaus auch jene schonst, die
du von unseren Getreuen und Brüdern kennst und die dich kennen \
bis daß diese Bedrängnis gelöst wird und dieser kummervolle Zu-
stand aufhört. Dies ist vorzüglicher als sich dem Verderben aus-
zusetzen und dadurch alle Möglichkeit des Wirkens für den Glauben
und das Heil deiner rechtgläubigen Brüder abzuschneiden. Hüte
dich also . die takijja zu unterlassen . die ich dir anbefehle : denn
du könntest dadurch dein und deiner Brüder Blut vergießen, dein
und ihr Wohl dem Untergänge aussetzen, dich und sie den Händen
der Feinde der Religion ausliefern. Gott hat dir befohlen seinen
Glauben und dessen Bekenner zum Glanz zu bringen. Wenn du
aber meinem Befehle zuwiderhandelst , so schädigst du dich selbst
und deine Brüder mehr als dies die nawäsib i) und die Ungläubigen
tun"-). Wir ersehen aus dieser Ermahnung, daß die takijja in
erster Reihe im Interesse der Sicherheit der Bundesgenossen ge-
fordert wird •') , deren Wohlfahrt durch die Kühnheit und den
Märtyrermut des einzelnen leicht aufs Spiel gesetzt werden könnte.
Daher erscheint die takijja zumeist in Verbindung mit den hukük
al-icJiwän^ den „Interessen der Brüder". Man fragte den Imä,m
'All b. Muhammed: „Wer ist der an guten Eigenschaften voll-
kommenste Mensch?" Er antwortete: „Derjenige, der die
1) Vgl. ZDMG. 36, p. 281 Anm. 1.
2) 'AskarT, Tafsir 09 ; eine andere wichtige Stelle in diesem schi'itisclien
Korankommentar, von dem nur der zur II. Sure gedruckt vorliegt, ist p. 245.
3; Dies muß besonders bei Vergleichung mit B. Ikräb nr. 6 als charakte-
ristisch erscheinen, wo die takijja von den Hanafiten zuerst auf die persönliche
Gefahr beschränkt, später auf die der nächsten Blutsverwandten ausgedehnt
wird, aber als unanwendbar gilt, wenn dadurch die Sicherheit Fremder (nicht
Blutsverwandter) gestützt werden könnte — ä.Äm b.'» v_JJCj Jj wie Buch,
hinzufügt.
Goldziher, Dan Prinzip der takijja im Islam. 221
am sorgfältigsten anwendet und den Ansprüchen seine r
Brüder am meisten Genüge leistet" >.?L*i2s5» Ä.AäÄiLj ^zl^-c^
^)xJLi>l ö'j.ä:^::. Man hat dafür den terminus xxäxILj ^.,!o.
Aus diesem Gesichtspunkt figurieren in schi'itischen Systemen
des Religionsgesetzes zuweilen die in sunnitischen systematischen
Werken nicht vorkommenden besonderen Kapitel xaäxJ! 's— j.:«:/ und
^^.,!^bS! ü5^ä:> ^»jLcS"-).
Es ist jedoch eine unaufhörliche Klage der unterdrückten An-
hänger der Schi'a , daß sie zur takijja gezwungen sind. In einer
dem 'All zugeschriebenen Chutba wird die Verfolffung der Gläu-
bigen geschildert, wie sie unaufhörlich auf der Flucht sich befinden
und wie sie durch die takijja verdunkelt werden"); und im 8. Jahr-
hundert d. H. klagt Ilasan ihn al-Mutahhar al-IIillT, daß die Schi'iten
in den meisten Zeiten sich aus Furcht vor den Machthabern im
Winkel der takijja verborgen halten mußten*). Der innere Kampf,
den der durch dies Takijja-Verhalten hervorgerufene falsche Schein
dem Gemüt der ehrlichen Gläubigen verursacht, wird dem Religions-
krieg wleichcrestellt. Der Imäm Ga'far b. Muhammed hat darüber
folgende Sentenz: -Der Seufzer des über unsere Unterdrückunfr
Betrübten ist soviel wie die Lobpreisung Gottes, sein Kummer um
uns ist Gottesdienst und das Verbergen seines Geheimnisses
ist {jihcid'^ . Der Imäm Abu 'Abdallah bezeichnete diesen Spruch
als Wahrheit, „die würdig sei, mit Goldwasser aufgeschrieben zu
werden* ^).
Es ist denn auch im Schi'itismus die Billigung der Verheim-
lichung immer in Anspruch genommen worden. In Biographien
schi'itischer Autoritäten sind die dies Verhalten bezeugenden Be-
merkungen nicht selten; z. B. vom Historiker al-Wäkidi, der, ein
fester Schi'ite , in bezug auf 'Ali absonderliche Ansichten hatte,
nach außen hin aber die herrschenden Anschauungen bekannte: |,-JLj
ÜAÄÄJ! ^) ; auch von anderen in den Schi'itenlisten vorkommenden
1) Tafsir al-'Askarl 131. Vgl. viele Sprüche bei KulinT 1. c. 209 ; 482 ft". u. ö.
2) Tüsi, List of Shy'ah Books 104 paenult., 319, 3.
3) iCAÜai! ^z^WsA <Xi Nahg al-baläga (Beirut 1307) ed. 'Abduh, 50, 8.
4) Der Text in meinen Beiträgen zur Literaturgesch. der Si'a (Wien
1874) 33, 21 ff.
5) Negefi, al-Muntachab fi-l-maräti wal-chutab (Bombay 1311» I, 136:
^3. i^'— iJ5" •i.M .^4^'^*^ sO'l-x£. Lä,J &.^9^ ^^-«-«.^j Lä^LöJ ^y*-^^ -^J*^
6) Fihrist 98, 21 (de Goeje, Gloss. Tab.).
222 Goldzihei', Das Prinzip der takijja im Islam.
Leuten: ,er gehörte zu unseren Genossen; aber er verheimlichte
seine Sache" ^), „er übte nach außen (^ÜoJl ^) das Fikh nach dem
madhah des Säfi'i, aber im Innern ( .^Lxil j.) hing er der Lehre
der Imämijja an"-) u. a. m., während allerdings auch Ausnahmen
von mutigem Ausharren und unerschrocken freiem Bekenntnis be-
sonders hervorgehoben werden müssen-^). .
in. Die takijja steht also zunächst im Dienste des allgemeinen
Wohles der unterdrückten Partei und wird nicht durch persön-
liches Interesse begründet. Zu den Einzelheiten , bei denen vom
Recht der takijja Gebrauch gemacht wird, gehört auch das Ab-
legen falscher Zeugnisse und Eide*). Aus diesem Gesichtspunkt
wird die in sunnitischen Schriften gegen eine von den Imämiten
nicht anerkannte übertreibende Partei, die Chattäbijja, erhobene
Beschuldiffuncr verständlich , die in verschiedenen Fassungen vor-
gebracht wird. Nach der einen hätte ihr Stifter verordnet, daß
die Zucrehörigen in Vermögens-, blut- und eherechtlichen Angelegen-
heiten falsches Zeugnis zum Schaden der Gegner ablegen dürfen ■^) ;
nach der anderen erlaubt diese Religionspai'tei falsche Zeugen-
aussagen zum Vorteil der Gesinnungsgenossen *') : also in beiden
Fällen aus dem positiven oder negativen Interesse der Gesamt-
heit '). Unter den Lehrsätzen des als Ketzer hingerichteten schi'-
itischen Theologen Muhammed b. 'All al-Salmagänl, wird erwähnt,
er habe gestattet, daß jemand zugunsten seines Bruders
auch ohne bestimmtes Wissen sich als Zeuge melde, wenn ihm für
seinen Anspruch sonst nur e i n Zeuge zur Verfügung steht ^).
1) TüsT, List of Shy'ah Books 80,6: »ysf Jl^, AS» UjL^I ^ ^.^S .
2) Ibid. 264, 7 ff.
3) Ibn Batüta II, 247: ^'. , o5 J! ...».ziij äUi iCxAlast, ^^P.
4) Aus schi'itischen Grundwerken zitiert bei Mühleisen-Arnold, Der Islam
(Gütersloh 1878) 146.
5) Ibn Rosteh ed. de Goeje 218, 18, aber nicht mit takijja motiviert.
6) al-JfawawT zu Muslim I, 33 unten als Lehre des Säfi'T: »ioLi-il ^^'^
7) Wenn man für solche schi'itische Lehren ethnographische Anknüpfungen
zugibt, kann man als Parallele auf die Anschauungen der Brahraanen hinweisen,
von denen — nach Dubois — ,der Meineid sogar für eine Tugend erklärt
wurde, wofern er ihrer Kaste Xutzen bringe" (bei Jolly, ZDMG. 44, 349).
8) Im Bäb al-sahädät seines Fikh -Werkes Kitäb al-takllf: j »..> . ^ji
^
Goldzilier, Das Prinzip der takijja im Islam. 223
Die Gestattung solcher Freiheit scheint eine Übertreibung der
aus dem Takijjaprinzip folgenden Zulassung zweideutiger Zeugen-
und Eidesaussagen zu sein, um die Gläubigen der Bedrückung und
Vero[ewalti<Tunfr zu entziehen. Die Fth-derung der allgemeinen Wohl-
fahrt wird auf die des privaten Vorteils der Glaubensgenossen aus-
gedehnt.
Wie die takijja der Begünstigung des zweideutigen Verhaltens
in allen Beziehungen des Lebens förderlich ist, so ist sie es auch
vornehmlich auf dem Gebiete des Schwures. Die muhammedanische
Ethik hat die Billigung der zweideutigen Schwüre und überhaupt
der Kniffe im Eideswesen aus dem vorislamischen Arabertum ererbt
und der Ansicht, daß man durch zweideutige Ausdrücke der Lüge
scheinbar entgehen kann , in aufrichtig gemeinten Sentenzen ganz
unverhohlen Ausdruck gegeben^). Die Möglichkeit der reservatio
mentalis bei der Eidesleistung wird in der Ausbildung des muham-
medanischen Rechtes als zu recht bestehend anerkannt; die Zu-
lassung derselben allerdings auch in weitem Maße iuristisch ein-
geschränkt. Besonders hat aber die hanafitische Richtung-) in
einer, freilich von ernsteren Lehrern nicht immer gebilligten"'),
Literatur das Kapitel der hijal^ Rechtskniffe, auch auf dem Gebiete
der Eidesfragen fleißig und scharfsinnig gepflegt. Im Zusammen-
hange der Takijjadisziplin kann mit ihr die schi'itische Theologie
TiisT, List of Shy'ah Books 30C, 1.
1) Z. B.: ^c\5CJS ^^s. '!i.S>,Ö^X^ ^JSLiXxi\ ^ B. Adab nr. 114. j
^Ä^Jl ,.w* J^:>J) UÄXJ .,t -&£==:.j L-* fjj2.JiXx.i\ dem 'Omar zu-
geschrieben, Äluhäijarät al-udabä I, 300.
2) Bei erzwungenen Eiden: .,S kI .\S »S^ vi-».-Ov^. .,kAJjX!| ^\li
i,i>.Är>.J (jv.4.aXJ !Js.aj>L5 .La.3 ä.j.«.äJI u5^,j L4.I.S {^\y^. Kastalläni X, 114.
3) Buchärl mißbilligt auch hier die laxen Anschauungen der Hijal-Leute,
indem er seine individuelle Meinung in gewohnter Weise in der Kapitel-
überschrift des 1. Bäb des J-^^ >wj'jC5^ zum Ausdruck bringt: u5-j ^ '»—'Li
IJ^^AC^ ^.,L«.j^i ^ ^^y U ^ja\ J.^=.i J3 Jo^Ü d. h. .ijber die
Unterlassung der Kniffe und daß in Schwüren und anderen Dingen
immer nur die innere Intention in Betracht gezogen wird". Buch, will damit
ausdrücken , daß auch bei Eiden die listigen Täuschungen , wenn sie auch
äußerlich sich in legalen Formen bewegen, zu verpönen sind. Dieser Voraus-
setzung wird in einigen Codices des Buch, der Boden entzogen durch die Text-
variante: ».aCj ..Uj^I fi, „\m Glauben und in anderen Dingen", wodurch
'S'
die Eide aus der gegen die KechtskniÖe ausgesprochenen Mißbilligung aus-
geschlossen würden.
224 Goldzilier, Das Prinzip der takijja im Islam.
und Etbik den Wettstreit füglich aufnehmen. Die takijja ist der
richtige Nährboden für die Zulassung und Billigung täuschender
Worte und Ausdrücke, zweideutiger Wendungen im Eide (Kj-^j
, oj Xxa) , um dadurch den Verfolgungen zu entgehen und die
Glaubenssfenossen vor Gefahr zu schützen. Der Imäm al-Ridä lehrt:
„AUäh hat diese zweideutige Ausdrucksweise zu einem Mittel ge-
macht, unsere Si'a und unsere (der 'Aliden) Verehrer zu bewahren"
'uLax.^» IXXxj^X:. xj iiÄ=> U/i Kj.^ÄJi »l\P Vjt-^ ^IjI J. Und die
.. . ^ •• • -j^ ^ ■ ^ )
Billigung eines solchen Vorgehens \\ärd durch Beispiele aus den
Prophetenerzählungen und dem Verhalten der alten Frommen be-
kräftisft. unter denen die Erzählung, wie der fromme Hazkil, der
Anhänger Moses' am Hofe des Pharao^), durch stilistische Künste
scheinbar der Anbetung des sich vergötternden Königs beistimmt.
die interessanteste ist-).
IV. Die Anerkennung dieser Art der takijja nimmt denn auch
früh ihre Stelle in der schi'itischen Literatur ein. Bereits einer
der ältesten schi'itischen Gesetzesgelehrten, Ahmed b. Muhammed
al-Barkl (3. Jahi-h.) trug zu dieser Literatur bei^) und es ist be-
zeichnend, daß eine Schrift über x-iiJi ij:aj.Lx/a von einem späteren
schi'itischen Gelehrten, Muhammed b. Mas'üd al-'Ajjäsi. inmitten
einer Reihe gesetzeswissenschaftlicher Schriften aufgeführt wird'*).
Die philologische Erudition kam dem weiten Gewissen der
Leute durch Zusammentragung der doppelsinnigen Ausdrücke zu
Hilfe. Li diesem Sinne verfaßte Ibn Durejd sein durch Thorbecke
herausgegebenes Kitäb al-malähin mit dem in der Einleitung aus-
gesprochenen Zwecke, „daß solche, die zu einem ihnen unbequemen
Eid gepreßt werden, zu diesem Buche ihre Zuflucht nehmen und
von den in demselben verzeichneten Doi^pelsinnigkeiten Gebrauch
machen, etwas anderes im Sinne haben, als was ihre Rede schein-
bar ausdrückt, und dadurch von der Ungerechtigkeit des Bedrückers
loskommen". Es ist nicht zufällig, daß es ein eifriger Schi'ite,
Abu 'Abdallah Muhammed al-Mufagga' (st. 320), ist, der gleichzeitig
mit Ibn Durejd ein '') ..Uj^I '^)ry'* ^^ä>>-^-' uj.äj" verfaßte. Seiner
Ij Seine Grabesstelle wird in der Nähe der Siidun- Moschee (Härat
al-Bätilijjaj in Kairo verehrt (Ali Mubarak, Chitat V, 21j.
2) TafsIr al-'Askari 143.
3) Tüsl 38, 7: ,js!-iXxX\ V-^^J 39,5: js-kü ^'^'Ji^ .
4) Ibid. 317, 4.
5) Nach anderen ^^ .
6) Flügel, Gramm. Seh. 224; Zitat bei Jäküt 111,444, 16; Mul.iäd. ud.
I, 300: (jüJ.ljlX: -y5 «.xiw ».*i "w« -cL^ÜI «.^Ä.#.L' lXäxI! ^'JkS' ^5»
Goldziher, Das Prinzip der takijja im hlam. 225
schi'itisclien Anhänglichkeit verdankte dieser auch als Dichter und
Philolog bekannte Gelehrte^) seinen Beinamen al-Mufagga' „der
(über das Schicksal der 'alidischen Familie) Betrübte" 2). Er ver-
faßte viele Trauergedichte über die Imame und ihr trauriges Ende.
Zu dem vielfach nachgewiesenen Zusammenhange der Mu'tazila
mit dem Schi'itismus stimmt es ganz gut , daß den hier be-
handelten Takijjalehren verwandte Anschauungen auch von alten
mu'tazilitischen Autoritäten berichtet werden. Von Abu-1-Hudejl
al-'Alläf (st. 235) wird die Lehre überliefert: „Wenn sich jemand
in einer Zwangslage befindet (ö-JC^-J!) und sich nicht auf zweideutige
Kede (^joj-xäJL iCj.yÄiO versteht, belastet ihn keine Verfehlung,
wenn er sich der Lüge bedient" Lc»./iDy5 ».33 .,yCj» >wJl\)Cj .,! sJj
ii^Äc"^). Auch von der Schule der Nazzämijja, deren Stifter in
Politik und Dogma unverkennbar schi'itische Neigung kundgibt^),
wird die Lehre von der bedingungsweisen Zulässigkeit der falschen
Zeugenaussagen überliefert ^) : es ist jedoch in letzterem Falle der
Schreib- oder Druckfehler &.AV9LI2ÄJI für &.AjLIail nicht ausgeschlossen.
V. Aus Muhammed b. al- Hasan al-Sejbäni's Kitäh
al- si j ar al-kablr , mit Kommentar von Muhammed
al - Sarachsl'').
(Hdschr. der Leidener Universitätsbibliothek, Nr. 1775; fol. 2783'.)
^ä:> Jaäj jvi ^.^\ 3'ui ßy--^ ^^ *\ j*'^ Vj- ^^ ^^. ^j S
J <^ JTr . j ^ ^ <J^ j" ■ ^ ■■
1) Sein bei H. Ch. nr. 290C erwähntes . ^l-*/< \S ^■'l^*-^^-^^ ^Ix.S'
Jl^üJrzitiert TebrTzI, Ham. 449, 1; daraus scheinen auch die Zitate bei Ibii
Sida, Muchassas XIII, 176, 9: 178, 6 genommen zu sein; ein einzelnes Kapitel
aus diesem Buch: ^lii! iA:>- TebrTzT o40, 4; mit einem anderen: 'w'Lc^! lX.>-
(über die Gedichte der Beduinen) beschäftigt sich Abu-l-'Alä al-Ma'arrl im Risälat
al-gufrän, JRAS. 1902, 85 unten.
2) Tüsl 271: Ä.^jbSl ^U*.i Ua5 j^'lXj C^a^JI J^! ^% ^*^ jf.^ xj»
^^.:S\Äil ^■♦"w \S^^^ f*-t-^^ (f^ 5->^^3'
3) SahrastänT 36 nr. 7. " 4) SahrastänT 39 nr. 11.
5) Murtadä, Itl.iäf al-säda (Kairo 1311) II, 253, 9.
6) Leider können die Textworte vom Kommentar nicht unterschieden
werden.
Zeitschrift der D. M.G. Ud. LX. 15
226 Goldziher, Das Prinzip der takijja im Islam.
Ajo oUs V-'*^ (*-^^ i3^''^ r^ -^^'^^ C/* '^'^ ^"^^^ o../*^ .3^ j^3)
O " o • t
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08.XC^Co ^ i08.il .li jÄJÜ! o^^. L^i! .^I^ (VJCäj ^ä5> xi.Lu' Q-*
5)v^'aXJI j ^,1 S\ \^\ *.4.j^Lj <^1^;ü!3 ^)Kxai>Jb LA^i>ya ^.,yCj
V_jj3- LL^LP» .*Ä*i! ^y^ XJ J^J> 1*a5 O'wAxJl Q>5 lX5>^ ;«^Lo b5
^^JJi^*^_ "3 *].*5 oi.:> Q» ^■\y^. b-xs^ oLotJ^ «Jj*^ 3->^^^ ^-^^ ySU^i
'w1?LP Vl?-^ ,!t;?V/to 5l\JLs iöcL^ji^il ws.5»l>o J, l\:=>vj j5 ^3^
1) Nach Flügel zu Wien nr. 1778 (III, 200) wäre in diesem Werke Abu
Jüsuf niemals mit Namen erwähnt; daraus könnte gefolgert werden, daß hier
ein Einschub des Kommentators beginnt.
2) Sure 6, 119.
3) Vgl. Sure 16, 108.
4) Vgl. Zähiriten 68.
5) Es ist nicht klar, auf welches ^Kitäb" hier Bezug genommen ist.
Wenn der Passus von SarachsT ist, so könnte er sich auf seinen Grundtext be-
zogen haben ; aber weder hier noch in den unmittelbar vorangehenden Stücken
sind , wie mir auch Herr Dr. Juynboll bestätigt, die zitierten Worte zu finden.
6) Vgl. Sure 5, 5.
227
Excavations at Laiiriva^).
By
T. Bloch.
The curious earthen mounds north of the village of Lauviya,
a police outpost in the Bettiah sub-division, have often been noticed.
betöre and much speculation has been going on as to what they
represent. The only clue that was hitherto available was the
ix'port of the discovery in one of them of a large leaden or iron
coftin containincr a human skeleton. The find was made about
40 years ago and tlie report has been confirmed to me by Mr. Moore,
a resident of the place, whose father had told him about the matter.
Subsequent digging, done raore or less at random, had not revealed
anything of importance, and the mounds remained a puzzle, though
the}^ were called more or less contidently either tombs or even
'earthen stüpas'. It was with the object of probing a few of them
by cutting down a trench through the centre from the top to the
bottom , that I started excavations at Lauriya. Although the too
sanguine hopes , which I cherished at the beginning , with regard
to finds of antiquities or treasure have not been realized , my ex-
cavations have revealed some interesting facts and placed me in a
Position to show for what purpose these earthen structures had
been erected.
The mounds are arranged in three rows of five each. varying
in height from 50 to 20 feet. The first row runs from east to
west. A little to the north between the first and second mounds
in this row, Stands the famous Asoka column, with the lion capital.
Then follow two parallel rows from north to south. The fourth
mound from north in the eastern one of these two rows is the
1) [Diese Mitteilungen sind ein verkürzter (und in einigen Einzelheiten
verbesserter) Abdruck des gleichnamigen Berichts von Dr. Bloch im „Annual
Report of the Archseological Survey, Bengal Circle, for the year ending with
April, 1905" (Calcutta, Bengal Seeretariat Press, 1905. Not for sah), Part II, 1 1 IV.
Ich glaubte sie aufnehmen zu sollen , weil sie ein Anrecht an allgemeineres
Interesse haben, der genannte Report aber vermutlich nur wenigen unserer Mit-
glieder zugeschickt worden ist, sodann auch, weil noch mindestens ein Jahr ver-
streichen wird, ehe ein ausführlicherer Bericht über die Ausgrabungen erscheinen
kann. Der Redakteur.]
228 Bloch, Excavations at Lauriya.
place where the iron or leaden coffin with a human skeleton ^yas
discovered. The place of the fourth mound in the western one of
the north to south rows is occupied by a Cluster of five small
mounds, only a few feet in height and hardly distinguishable from
the fields around them. About one mile south of the mounds Stands
the famous Nandangarh, which Cunningham has raisspelt as Navand-
garh. What this curious structure represents, cannot now be deter-
mined. It is so thickly covered with huge trees , that not even
its shape , whether round or oblong , can be made out. Only a
small path has been cut through the jungle up to the top, which
consists of a small plateau of some extent. The mound seems to
be filled with bricks throughout , and if it was a brick stüpa it
must have been of considerable size. But it is as likel}" that it
contains an accumulation of the ruins of several brick buildings,
perhaps the citadel of an ancient city that once may have existed
there. In order to clear up this problem , it would be necessary
to cut down all the trees of the mound and then to begin removing
the debris from the bottom until some solid foundations of buildings
are reached. By digging small holes into the top of the mound,
as has been done by previous explorers, nothing will be revealed,
and there is every chance of destro3'ing all the existing evidence.
Fourteen miles north of it, a similar structure exists at Chankigarh.
Both can be Seen from each other. The exploration of this mound
should be done on the same lines as that of the Nandangarh.
Returning to the earthen mounds north of the village of
Lauriya, to which my Operations have been restricted, their shape
now is more or less conical. I believe, however, that originally
the}' were hemispherical, and that the action of the rain-w-ater has
washed off a good deal of earth from the top and thus changed
their forms. There is generally around the base a large accumula-
tion of yellow clay . the material used for building the mounds.
This yellow clay, of which all the mounds have been made, is quite
different from the white soil of the fields around them, and it is
evident that it must have been imported from somewhere eise.
Time has made it almost as hard as stone, and to dig through the
mounds accordingl}- becomes slow work There seems to
nie no doubt that the earth used in building the mounds has been
taken from the bed of the Gandak. the nearest river, about 10 miles
distant at present. Certain shells, which I found embedded in it,
and which I showed to Major Alcock, the Superintendent of the
Indian Museum, cannot be adduced as evidence, as the animals to
which they belong are rather amphibious, liviug likewise in river
beds, ponds, and on land, and being joi-ovided both with gills and
lungs. Also the calcareous concretions known to the natives as
'kankar" or "ankar", which are very numerous , do not afford a
conclusiye proof. But numerous pebbles found embedded in the
clay of the mounds leave no doubt as to its true origin. I have
Bloch, Excavations at Laurlija. 229
subuiitted specimens of the stones to Messrs. Vredenburg and Fermor
ot" the Geological Survey, who very kindly examined them for me.
The Ibllowing are Mr. Vredenbui-cr's interesting reniarks on the
O DO
matter, froni which it will be evident that the clay used l'or erecting
the mounds has been carted away from the Gandak: —
"The limestone is of the form usually found as nodales in
alluvial soils and to which the name "kankar" has usually become
restricted in cur geological literature. It is therefore probable that
the clay constituting the mounds has been obtained from some bed
in the Gangetic alluvium. At the same tirae, the presence of rolled
pebbles renders it very plausible that it should have been obtained
in the Gandak river. prol^ably from a clay bed exposed in the
river bank "
A further peculiarity is that in three of the mounds opened
by me the clay had been put up in thin layers with straw and
leaves laid between them. In digging throucrh the mounds the
earth broke off in llat cakes of a few inches thickness, showing on
both sides clear niarks of straw having been put between the layers
of clay. The layers evidently consisted of broad strata raised one
upon the other through the entire width of the mound, and I found
no signs of their having been made by unburnt bricks. The clay
everywhere broke off in irregulär pieces of different size. Deeper
down and nearer to the bottom of the mound the clay assumed
a dark brown colour, while nearer to the sui-face it looked yellow.
Its hardness was different in the four mounds opened by me.
These four mounds I shall refer to as A, B, C, and D, in the
Order in which I began to excavate them. A is the third from
north in the western line of the north to south rows. It is one
of the highest of the mounds, its height exceeding 50 feet. It has
been opened down to the bottom by cutting in terraces from a
little over the centre in an easterly direction to the end of the
mound. The trench thus made was at first 15 feet broad, hut as
such a broad excavation involved rather unnecessary earth work, it
was narrowed later on. On the second day already we found a
small deposit of human bones , mixed up with burnt wood and a
small gold leaf with the iigure of a female stamped on it. They
were found a few feet below the surface just in the centre of the
mound On digging further down we came upon the
openiug of a deep hole, 10 inches in diameter. It was evident
that this hollow shaft, which we traced all through the mound, in
the centre, was made by a wooden post, which had been eaten up
by white-ants. Nests of white-ants were found close to the shaft
and their passages could be Seen around it. The end of the hollow
shaft was filled up with earth, but its circumference still remained
distinguishable. At a little over 50 feet the yellow clay ceased
and we came upon the grey soil of the fields around the mounds.
The dividing line between the yellow clay and the grey soil was
230 Bloch, Excavations at Laurlija,
very sharph^ marked , and it was quite clear that we had got to
the bottom of the niound. Here we found the end of the wooden
post still preserved in the grey soil. Its top was hollow and filled
with water, whicli evidently had remained in it from the last rains
when the water level must have been higher than in the drv season.
At that time it was some 4 or 5 feet below the top of the wooden
stump. I foUowed the Avooden stump dgwn to a depth of 6 feet
without getting to its end. As it seemed useless to continue the
excavation further, I left the stump standing in the pit, which my
coolies had dug around it. It was sakwa or sal wood, of consider-
able thickness. Its circumference at the base was 4 feet 4 inches.
It seems to me certain that the niound did not contain an}^ further
deposit besides the few bones and the gold leaf near the top. The
centre was clearl}^ marked by the hollow shaft, and as the analogy
of Buddhist stüpas leads us to search for the deposit near the
centre , I think I can not have missed it , as my trench extended
for several feet in all directions around the centre.
The next mound B, the first from north in the eastern line
of the north to south rows, yielded very little of interest. There
was no deposit of bones here, except that animal bones turned up
here and there, of which by the way also several pieces have been
found mixed up with the clay of mound A. In the centre we
found a great number of pieces of corroded iron , all through the
mound. It is possible that they formed parts of a similar pillar
running through the centre of the mound , like the wooden post
in A. The grey soil of the fields was reached at a depth of a
little over 30 feet. The yellow clay was built up in laj'^ers with
straw put between them as in A and in the following mound C.
Hei-e also were uo signs of any deposit at or near the centre, and
it seems to me likewise certain that I cannot have missed it, if
there realh" was any.
In mound C, the second in the western line of north to south
rows , I found a deposit of human bones and a gold leaf exactly
like that found in A with a female figure stamped upon it, at a
depth of 12 feet below the top in the centre of the mound. The
bones were very brittle, and generally broke as soon as they were
separated from the hard clay mixed with them. However portions
of an Upper and lower human jaw could easily be recognized. The
teeth were missing. As there were two holes, one above the other
in the place of one of the fi*ontal teeth in the upper jaw, we may
conclude that the person to whom the bones belonged, died very
young, about 14 years old, in the age when children change some
of their teeth. The opening of the hollow shaft, which I expected
to find here as in A, was reached at the depth of 25 feet. I then
stopped work at C, as it seemed useless to go on with it, the mound
having been proved to be a structure just like A.
The last mound D, the third from north in the eastern line
Bloch, Excavations at Lauriija. 231
of the north to south rows, was opened by me merely in order
to See whether it contained a deposit of bones oii the top like A
and C. I dug down to a depth of 25 feet, but found nothing.
The season then being too far advanced for camp life and the
funds at my disposal having been expended, I closed work without
continuing any further. The earth of this inound is the same
yellow clay as in all other mounds, but curiously enough, I found
no traces here of straw or leaves having been placed between the
layers of clay. Neither did I come upon the remains of a wooden
post in the centre.
The explanation of the facts revealed by my excavations will
be found in the ancient Indian burial customs, described to us in
the Sütras and Prayogas dealing with the ritual. Their rules
have been collected together and explained in Dr. Caland's well
known work, Die altindischen Todten- und Bestaitungsgehräuche
(Verhandelingen der koninklijke Akademie van Wetenschappen to
Amsterdam, 1896). According to this excellent publication , the
disposal of the dead in ancient India was divided into four separate
acts, viz. —
(1) Cremation.
(2) CoUecting the bones of the cremated person and depositing
them in an urn {asthisaihcayana).
(3) Expiation {säntiharma).
(4) Erection of the funeral monument {smasäna-citi, losta-citi).
The fourth act is optional onl}^, and is done some time after
the bones have been deposited in the funeral urn and placed in
the field under a tree. The urn is then taken out, and after the
bones have been washed and several other ceremonies have been
performed, they are placed upon the earth, the urn is broken and
thrown away and a funeral monument (smasäna) is erected over
the bones by piling up laj^ers of bricks or clay. The height of
such a grave generally does not appear to have exceeded that of
a human body, and its shape was some form of a quadrangle.
However, both Äpastamba and Hiranyakesin also mention round
smasänas like the mounds at Lauriya. In building up the sma-
säna we tind a Vedic verse eraplo3'ed where a post (slküna) is
mentioned. The meaning of this is not quite clear from the context
or from the ritual , but I think the discovery of the two wooden
posts in mounds A and C above which the bones were deposited,
shows that it refers to a similar custom according to which a pillar
was erected in the centre of the funeral monument and the bones
placed above its top. The verse may be thus translated: —
"I raise the earth around thee, that I lay down this lump of
earth, should not do me any härm.
"May the manes hold this pillar for thee, and may Yama
prepare a seat for thee in the other world".
232 Bloch, Ed'cavations at Lauriija.
Again in another verse recited on tbe same occasion it is Said: —
"The piled up earth may stand firmly, may it be supported
by a thousand pillars".
That tbere is a connection between tbe movinds A and C at
Lauriya and tbe sma^äna described to us in tbe Vedic ritual, cannot,
I tbink , be doubted. The only diÖerence is tbe heigbt of tbe
Lauriya mounds. The straw placed between the layers of clay at
Lauriya even reminds us of the busheis of grass that are put upon
the smasäna^ and as regards the gold leaf we must remember that
pieces of gold are placed upon the openings of tbe dead body
before it is cremated. Whether the two mounds B and D have
served the same purpose as A and C is not quite clear. It is
possible that they were erected as monuments of persons wbose
funeral urns could not be found. This case is provided for in the
ritual, and it is prescribed that some earth tben should be taken
out from the spot where the urn was supposed to have been depo-
sited, and laid down instead of tbe bones. We may also tbink of
tbe rules refemng to persons Avho died on a journey and wbose
bodies could not be found. It is , bowever , likewise possible that
mounds B and D merely served some purpose in connection with
tbe cremation, which invariably was performed on tbe same place
where the smasäna was put up later.
It is curious to find that Asoka erected one of bis pillars
close to a smadäna , the haunt of ghosts and evil spirits in later
time. The explanation of this is not difficult to find. Evidently
these funeral monuments, probably containing the remains of royal
persons, formed an object of worship, as we find adoration of the
caityas or funeral monuments of Gakravarttins or kings mentioned
in ancient Buddbist literature. Tbe worship of stüpas by Buddhists
and Jains is notbing but an adoption of this populär form of grave
worship. As a jjlace which annually attracted large gatberings from
far away, Asoka could not have selected a more suitable spot for
the Promulgation of bis moral precepts. We thus have in the
Lauriya mounds an intermediate form between tbe smasäna and
tbe Buddbist stüpa or caitya. That tbeir date is anterior to Asoka's
pillar seemed highly probable , but I cannot say for bow many
centuries. It is a great pity that they jäelded so little in tbe way
of antiquarian finds. Only broken fragments of pottery and stone
vessels turned up. The gold leaves may be looked upon as si^ecimens
of the ancient nisJca, pieces of gold worn as Ornaments and used
as coins likewise.
The ancient smasäna was to the north of the town or village,
and tbe mounds of Lauriya likewise lie north of tbe Nandangarh,
which , as I have suggested above , may have been the citadel of
an ancient city that once existed at that place.
\
V
233
Anzeigen.
Les M^moires Historiques de Se-ma Ts'ien, tradnits et annotes
par Edouard C kavannes. Fünfter Band. Paris 1905
(Eniest Leroux). ■i'^. 545 Seiten.
Der voi"liegende fünfte Band des großen Chavannes'schen Werkes
wird unzweifelhaft einer der wichtigsten des Ganzen bleiben. Er
enthält die Kapitel 43 bis 47 des Shiki, d. h. Sektion 13 bis 17
der Shi-kia,- der fürstlichen Lehenshäuser. Und zwar geben die
vier ersten Kapitel die Geschichte der zweiten Gruppe unter diesen
Shi-kia, nämlich der Lehensstaaten, die sich nach der Ch'un-t'siu-
Periode , also nach 481 v. Chr. entwickelten, während das fünfte
Kapitel (47) die Biographie des Confucius bildet, der bezeichnender-
weise von Se-ma Ts'ien ebenfalls als ein Lehensfürst aufgefaßt wird.
"Wir haben es also im wesentlichen mit der Darstellung der Periode
zu tun , die in der chinesischen Geschichtschreibuncr den Namen
,Zeit der Kampfstaaten " führt, und die, um 481 beginnend, mit
der Gründung des einheitlichen T«^/?i- Reiches i. J. 221 v. Chr.
ihr Ende findet. Der eine der beiden mächtigsten chinesischen
Staaten der Ch'un-t'siu-Vev'xo^e , Tsin , löste sich am Ende des
5. Jahrhunderts v. Chr. in die drei Fürstentümer C/tao , We'i und
Han auf, während in dem andern, TsH, die regierende Familie
Kiang durch die Familie T'ien ersetzt wurde. Zerrissen und ge-
schwächt durch die hiermit verbundenen inneren Kämpfe, vermochten
diese Staaten dem Anwachsen der wohl nur zum kleinsten Teile
chinesischen Mächte im Westen und Süden, Is'in und (7Ä^w, keinen
genügenden Widerstand mehr entgegenzusetzen, bis schließlich im
3. Jahrhundert l^s'in Shi huang-ti auf den Trümmern der ver-
nichteten Staaten sein neues großes Reich , das heutige China , er-
richtete. Die Schicksale dieser chinesischen Fürstentümer schildert
Se-ma Ts'ien in den .^Chao'^ , „We'i", y,Han'^ und ^T'ien King
Chung Wan'^ überschriebenen Kapiteln 43 bis 46. — Das folgende
47. aber, die Biographie des Confucius, ist es, die dem vorliegenden
Bande seine besondere Wichtigkeit verleiht, denn diese Biographie
ist die erste von dem großen Weisen, und nach ihr wird auch heute
noch sein Leben beurteilt. Cbavannes hat dieser hohen Bedeutung
des Kapitels auch in so fern besonders Rechnung getragen, als er
in einer „Note additionnelle" eine eingehende kritische Würdigung
234 Anzeigen.
der Biographie unternimmt. Er zeigt darin , wie Se-ma Ts'len
seine Darstellung aus dem Material aufbaut, das er zum Teil in
den Kommentaren des Ch'un-ts'm^ namentlich im Tso-chuan^ zum
Teil in den durch die Literatur, kanonische wie nicht-kanonische,
verstreuten Aussprüchen des Confucius gefunden hat. Von der
kanonischen Literatur hat er natürlich am ausgiebigsten das Lun-yü
benutzt, ferner das Kia-yii und das Li-ki, diese beiden aber in
einer uns nicht erhaltenen Form , von der nicht-kanonischen das
Kuo-yü, das Wai-chuan des Han Ying u. a. Chavannes macht
hier auf einen Punkt von eminenter Wichtigkeit aufmerksam. Viele
der im Lun-yü gesammelten Aussprüche des Confucius sind in der
knappen überlieferten Form an sich nicht verständlich , wenn man
die Umstände nicht kennt, unter denen sie getan, oder durch die
sie veranlaßt wurden. Se-ma Ts'ien bringt die Aussprüche mit
bestimmten Vorkommnissen im Leben des Confucius in Verbindung
und aribt ihnen auf diese Weise eine bestimmte Bedeutung. Ol)
der Historiker bei der Schaffung eines solchen realen Hintergrundes
immer genügend sichere Informationen gehabt hat, und nicht zu-
Aveilen willkürlich zu Werke gegangen ist, können wir heute nicht
mehr in jedem Falle entscheiden. So offensichtliche Irrtümer in
der Benutzung seiner Quellen , wie Chavannes sie ihm auf S. 294
Anm. 3 und auf S. 316 Anm. 1 nachweist, werden uns jedenfalls
mahnen, in diesem Punkte nicht allzu vertrauensselig zu sein. Wie
dem aber auch sei , jedenfalls hat Se-ma Ts'ien durch seine Bio-
graphie in erster Linie die traditionelle Auffassung des Lun-yü
begründet. Und wenn die neuere chinesische Ki'itik in vielen Fällen
die Sentenzen des Lun-yü wieder aus dem ihnen im Shi-hi ge-
gebenen Zusammenhange losgelöst und ihnen damit eine andere
Deutung verliehen hat , so dürfte es fraglich sein , ob sie damit
immer das richtige getroffen und die confucianischen Gedanken
reiner wiedergegeben haben wird. (Auf einen besonders interessanten
Fall dieser Art, die Bedeutung des Ausdruckes cheng ming in Lun-yü
XIII, 3, bei Chavannes S. 305 Anm. 1 und S. 378 Anm. 2, denke
ich an anderer Stelle ausführlicher zurückzukommen.)
Außer dieser „Note additioneile'" hat Chavannes seiner Über-
setzung noch als Appendices zwei Abhandlungen von hervorragender
Wiehtiekeit beigegeben. Die eine ist eine Untersuchung über die
Authentizität der „ Bambusbücher ", der bekannten i. J. 281 n. Chr.
in einem Grabe von Kl (im heutigen Honan) gefundenen Chronik :
die andere beschäftigt sich mit der Reise des Königs Mu zu dem
Lande von Si-wang-mu , die im Mu t'ien tse chuan, einem eben-
falls dem genannten Grabe entnommenen Wei'ke , beschrieben ist.
Mit einem Scharfsinn und einer Gründlichkeit , wie man sie bei
Chavannes gewohnt ist, und mit einer Quellenkenntnis, über die
unter allen Sinologen er allein verfügt, weist er die unbestreitbare
Echtheit der „Bambusbücher" {C/m sJni ki nien) nach; und wenn auch
von den verschiedenen einheimischen Bearbeitern manche Manipula-
i
Franke: Chavannes, Les Mimoires Historiques de Se-ma Ts'/'en. 235
tionen mit den Bambustäfelchen und ihrem Texte vorgenommen
sein mögen, so z. B. die ungeschickte Umänderung der Zeitrechnung
nach dem Kalender der ///a-Dynastie in die nach dem Kalender
der Chou , so gelangt doch Chavannes (S. 479) zu dem Resultat,
daß die „Bambusbücher" in ihrem heutigen Zustande die Annalen
wiedergeben müssen, die i. J. 299 v. Chr. in das Grab von Kf'
versenkt wurden'), und daß sie daher für den Geschichtschreiber
eine Urkunde von tatsächlicher Wichtigkeit sind. — Zu dem zweiten
Appendix ist Chavannes veranlaßt worden durch die Abhandlung
von Prof. Forke über „Mu wancj und die Königin von Saba*
(Mitteilungen des Sem. f. Orient. Spr., Jahrgang VII, S. 117 — 172).
Er führt darin seine schon im zweiten Bande der Memoires Histo-
riques (S. 6 ti.) niedergelegte Auffassung von t^i-wang-mu und der
Reise des Königs J/m weiter aus , um sie gegen den Einspruch
Forke's zu verteidigen. Gerade auf Grund des Mu t'ien tse chuan
kommt er zu der Überzeugung , daß St-wang-mu ursi^rünglich den
Namen eines zentralasiatischen Stammes zwischen Karaschar und
Kutscha umschreiben sollte , und daß später die Volksetymologie
(nach anderen Analogien) eine Frau daraus machte, indem sie den
Jfamen nicht mehr seinen Lauten , sondern seiner chinesischen Be-
deutung nach auffaßte. Chavannes geht dann weiter und stellt die
These auf, daß der Bericht über die Reise überhaupt nicht den
Kaiser (T'ien tse) Mu von der Chou-Djnastie betrifft, sondern
den Fürsten Afu von Ts'in, der von 659 — 621 v. Chr. regierte,
und von dessen Expedition nach Tui'kestan die Tradition in Ts'i'n
(im beutigen Shensi) zu tie-ma Ts'ietXs Zeit noch lebendig war.
Man mag diese These akzeptieren oder nicht, wahrscheinlicher als
alle anderen bisher vorgebrachten Erklärungen von Si-ivang-mu
ist sie jedenfalls.
Man sieht, es ist ein inhaltreicher Band, den Chavannes der
Wissenschaft wieder beschert hat-). Mit jedem Teile aber, den der
1) Die Annalen brechen mit dem Jahre 299 v. Chr. als ,dem zwanzigsten
des gegenwärtigen Königs" (d. h. Siang von We'i , 318 bis 296 nach der
Chronologie des Chu shu ki nien) ab; aus dieser Tatsache hat man geschlossen,
daß sie in dem Jahre in das Grab gelegt wurden. Der Schluß hat viel wahr-
scheinliches, aber notwendig scheint er mir nicht, besonders wenn man bedenkt,
daß man den toten Inhaber des Grabes nicht kennt. Indessen ist diese Frage
nur von untergeordneter Bedeutung.
2) Folgende Druckfehler werden noch zu berichtigen sein: S. 448: die
Anmerkungen sind vertauscht; zu Nr. 4 im Text fehlt die sinngemäße Anm.;
zu Nr. 5 gehört Anm. 4, zu Nr. 6 Anm. 5. Anm. 6 ist unverständlich. —
S. 466 Z. 2 v. 0.: statt 425 av. J.-C. ist ap. J.-C. zu lesen. — S. 476 Anm. 1:
statt CXCXI— CXCXIV und CXCXIV (Z. 2) ist CXCI— CXCIV und CXCV zu
lesen. — S. 481 Z. 4 v. u. : das Zeichen lautet nach K'ang-Hi: Hao , nicht
Kao. — Die zahlreichen Zitate aus den Ts'ien Ilan shu sind nach Bd. I
S. I der Ausgabe von 1873 entnommen. Diese Ausgabe wird wenigen zugäng-
lich sein; es wäre deshalb zweckmäßiger, das Werk durchweg nach einem der
Neu-Drucke von 1884 oder 1888 zu zitieren, wie dies zuweilen, z. B. V, 465
Anm. 1, und mit dem Shi-ki selbst sogar immer geschieht.
236 Atizeigen.
croße französische Gelehrte seinem Riesenwerke hinzufüoft, muß das-
Staunen wachsen über seine Sach- und Sprachkenntnis, über seinen
Scharfsinn und seine Arbeitskraft , mit denen er die Sinologie zu
einer vorher nie erreichten Höhe emporgehoben und sie in ihrer
modernen Entwicklung zu einer fast ausschließlich französischen
Wissenschaft gemacht hat. Nach ihrer Vollendung werden die
Memoires Historiques Chavannes' ein Werji sein , mit dem sich
höchstens Legge's Chinese Classics und Groot's Religious System of
China vergleichen lassen. Es wird den eigentlichen Thesaurus der
Sinologie bilden , in dem jeder Sinologe für jede Frage sich Rat
holen kann , sei es auch nur über die Art , wie man sinologische
Probleme wissenschaftlich behandelt. Dem unermüdlichen Forscher,
der durch eine nie unterbrochene Reihe anderer grundlegender
Arbeiten der ostasiatischen Wissenschaft immer neue Bahnen eröffnet,,
kann man nur von Herzen wünschen, daß ein Q-ütiges Geschick ihm
Gesundheit und Kraft erhalten möge, dieses sein größtes Werk zu
Ende zu führen. Sein eigener Kommentar, den er zu einem Worte
des Lun-yil gibt (Bd. V, S. 420 Anm. 1), mag auf ihn selbst an-
gewendet werden: ,L'homme superieur ne recherche pas la reputatiork
de son vivant; mais il desire avoir accompli une oeuvre teile qu'il
laisse api'es sa moi-t une gloire imperissable". q Franke
Fossey. Charles, Manuel d\tssyr{ologie. Fouilles, ecriture^
lamjues, litterature, geograpkie, Jüstoire, religioii, institutions,
art. Tome I. Exjjlorati'ons et fouilles, dechiffrement des
cuneiformes , Origine et histoire de Vecriture. Oum-age
contenant 3 plans et 1 carte. Paris, E. Leroux, 1904.
Dieses Buch bildet, wie aus dem Titel ersichtlich und im Vor-
wort weiter ausgeführt ist, den ersten Band eines groß angelegten
Unternehmens, das die assyriologische Wissenschaft in ihrem ganzen
Umfange in sich fassen soll. Buch I des vorliegenden Bandes be-
schäftigt sich mit den Forschungsreisen und Ausgrabungen (SS. 1
bis 79j, Buch II mit der Entzifferung der Keilschriften (SS. 81 bis
244) , Buch in mit dem Ursprung und der Geschichte der Keil-
schriften (SS. 245 — 390). Daran schließt sich eine sachlich und
chronologisch geordnete Bibliographie (SS. 393 — 44G) und der Eigen-
namenindex (SS. 449 — 465).
Kapitel 1 des l. Buches (SS. 1 — 5) handelt von der Landschaft
des Zweistromlandes im Allgemeinen, Kapp. 2 — 4 von den europä-
ischen Reisenden, die seit 1160 (Benjamin von Tudela) das
Land besucht oder erforscht haben. Obwohl der Verfasser mit
i
Weißbach : Fosseij, Manuel (Vassyriologie. 237
großem Fleiß gesammelt hat , finden sich hier doch , besonders für
■die ältere Zeit, verschiedene Lücken. Ich bin weit entfernt, ihm
daraus einen Vorwurf 7.u machen , da ich aus eigener Erfahrung
weiß, mit welchen Schwierigkeiten allein die Sammlung des Materials
verbunden ist. Für die meisten älteren, auch oft noch für neuere
Reisebeschreibungen vei'sagen selbst größere Bibliotheken. Die
Originaldrucke z. B. der H a k 1 u y t -Kollektion und von P u r c h a s
his Pilgrimage gehören zu den größten bibliographischen Selten-
heiten. Erst in den letzten drei Jahren hat sich die Hakluyt-
Society das Verdienst ei'worben, die H a k 1 u y t 'sehe Sammlung von
Reisebeschreibungen durch einen wortgetreuen Neudruck wieder
allgemein zugänglich zu machen; von der Purch as 'sehen Samm-
lung , deren Abdruck dieselbe Gesellschaft unternommen hat , sind
wenigstens die ersten Bände erschienen.
Zwischen Benjamin von Tudela und dem deutschen Arzte
L. Rauwolff (1574) wäre als nächster Besucher „Babylons" zu
nennen der Venediger Kaufmann Cesare Federigo^), der 1563
über Aleppo , Fellöga und Bagdad nach Indien reiste (s. jetzt The
Principal Navigations . . . by R. Hakluj-t, Vol. V, pp. 36511'.
Glasgow 1904) und wohl die erste Beschreibung des „babylonischen
Turmes", d. h. dessen, was er dafür hielt, lieferte. Soviel geht
jedoch aus seiner Schilderung hervor, daß er unter seinem „Tower
of Nimrod or Babel" nichts anderes als die Ruine sAkarküf, drei
bis vier Stunden nordwestlich von Bagdad , verstanden hat. Das
Gleiche gilt von den Londoner Kauf lauten John Eldred (a. a. 0.
Vol. VI, pp. 4 f.) und Ralph Fitch (a. a. 0. Vol. V, pp. 465 ff.),
die 1583 mit John Newbery und einigen andern über Fellüga
nach Bagdad kamen. Alle diese bezeichnen entweder Bagdad
schlechthin als Babylon oder unterscheiden Alt-Babylon = iAkarküf
und Neu-Babylon = Bagdad; vgl. schon Rieh, Babylon and Per-
sepolis 321 Anm. a, London 1839. Welche Ruinen der Venediger
Goldschmied Gasparo Balbi (1579; vgl. Rieh a. a. 0. 55 Anm. *)
und Rauwolff für Babylon gehalten haben, ist nicht klar. Da
aber des letzteren Elugo sieher nichts anderes als Fellüga ist , hat
man wieder an die Gegend zwischen diesem und Bagdad zu denken.
Den Birs Nimrüd, wie Fossey S. 7 vermutet, kann er unmöglich
gemeint haben.
Besondere Sorgfalt hat F. darauf verwendet, die wahren Formen
der orientalischen Orts- und Personennamen zu ermitteln. Störend
wirkt allerdings , daß er im Gegensatz zu fast allen Orientalisten
ö durch d und ijo durch d wiedergibt. Namen , die er in der
oft recht mangelhaften Gestalt, wie sie die Reisenden aus dem
Munde der Eingeborenen gehört oder zu hören geglaubt hatten.
1) Olfert Dapper, Kaukeurige Beschrj'ving van Asie ('t Amsterdam
1680) S. 104 nenut ihn Cesar Fredrik, woraus in der deutsclien Über-
setzung (Nürnberg 1681) S. 85 ,,Kayser Friedrich" geworden ist.
238 Anzeigen.
nicht zu identifizieren vermochte , sind durch ein Sternchen aus-
gezeichnet. Eine große Anzahl ist von diesem Schicksal betroffen
worden, aber nicht alle haben es verdient. Wo der Name aus
leicht zugänglichen Quellen wie läküt ohne ]V11ihe zu verifizieren
ist oder die Etymologie klar zu Tage liegt, konnte das Sternchen
unbedenklich weggelassen werden. Als Beispiele nenne ich gleich
S. 2 Hit, S. 21 Mal Amlr, S. 43 Sälüf,.S. 44 Gumayrah, das
Diminutiv des Femininums von akmar „mondfarbig, grünlichweiß "
sein wird, wie Homaira S. 54 von ahmar „rot". S. 56 el-'Ainärna
ist durch Völlers (Ztschr. f. Ass. 8, 208; 1893) bestimmt worden.
S. 37 Mal Battus ist wohl Mal Battüs zu umschreiben, wobei ich
es unentschieden lassen muß , ob hattüs hier in appellativer Be-
deutung (eine gurkenähnliche Frucht, aber kleiner und wohlriechend)
oder als Personenname aufzufassen ist. Wenn neben Tel (das
übrigens stets Teil geschrieben werden sollte , wie Haft für Sat,
Umm für Um) %Id auch die Form Teil Gld erscheint, so ist
letztere als Grundform zu betrachten. In manchen Gegenden Süd-
babyloniens wird g wie j bez. / ausgesprochen (s. P e t e r m a n n ,
Reisen im Orient, 2. Aufl. 2,134; Socin, Diwan aus Central-
arabien III, §161b). Daraus erklärt sich auch die Differenz in
den Angaben der einzelnen Reisenden bezüglich des Ruinenhügels
V V
Göha oder löha. Teil Gld oder Teil Ild wird .Hügel des Halses"
bedeuten, wie l'ell Ergiibba S. 40 wohl „Hügel des Nackens" {Teil
ergtiba). Der S. 52 genannte Teil el-Gorami ist nicht verschieden
von dem SS. 53 und 58 erwähnten Teil Kreni, nördlich von Babylon.
Endlich sollten Namen wie Tirhahah S. 42 (st. Hilliah) und Kallima-
Sin S. 56 (st. Kadasman- Bei) in wissenschaftlichen Werken nicht
mehr ohne Beifügung der richtigen Lesung erscheinen.
Sehr nützlich ist Kap. 5 , eine Zusammenstellung der haupt-
sächlichsten assyrisch-babylonischen Inschriften nach den Fundstellen
geordnet. Auch hier ist Vollständigkeit kaum zu erreichen. Zu
Nähr el-Kelb S. 72 möchte ich die Arbeit Boscawen's (Trans-
actions of the Society of Bibl. Archaeol. 7, 331 ff. 1882) nachtragen.
Auch ist daselbst das Fragezeichen hinter Nabu-kudurri-usur durch
,11" zu ersetzen. Von den drei Plänen zu dem I. Buche (Babylon,
Nineve , Tellöli) ist namentlich der letzte , weil bisher unveröffent-
licht, wertvoll.
Buch II, das von der Entzifferung der Keilschrift handelt, be-
ginnt mit einer Auswahl von Stellen aus klassischen Schriftstellern,
in denen auf Keilschrift angespielt wird , denen sich eine einzige
orientalische anreiht. Den Schluß des I.Kap, bilden die europäischen
Reisenden und ersten Betrachter der Keilschrift. Auch hier ließe
sich manches nachtragen, so z. B. gleich bei den antiken Erwähnungen
der Keilschrift S. 83 die Stellen Diodor 19, 23 und Polyaen 4, 8, 3,
wonach der gefälschte Brief des Eumenes, und Diod. 19, 96 , 1,
wonach der Brief der Nabatäer an Antigonos in „syrischen" Buch-
Weißbach: Fossei/, Manuel d^assyriologie. 239
Stäben geschrieben war. In „syrischen" Zeichen soll auch, gemäß
Xen. Cyr. 7, 13, 16, die Grabinschrift des Königs Abradates abgefaßt
gewesen sein. Zu S. 88 möchte ich die Vermutung aussprechen,
daß der Ausdruck „Keilschriff nicht von Kämpfer (1712), sondern
12 Jahre vorher von Thomas Hyde zuerst angewendet worden
ist. Leider kann ich mich nicht mit größerer Bestimmtheit darüber
äußern, da mir von Hyde 's Historia religionis veterum Persarum
nicht die 1., 1700 erschienene Ausgabe, sondern nur die 2. vom
Jahre 1760 vorliegt. Hier liest man auf S. oöG Istiusniodl enim
ductuli puramidales seu cuneiformes &c. S. 557 folgt das, was
F. S. 86 aus der ersten Ausgabe p. 527 zitiert. Kap. 2 (SS. 102
bis 146) schildert die Entzifferung der altpersischen, Kap. 3 (SS. 147
bis 166) die der susischen, Kap. 4 (SS. 167 — 220) die der assyrisch-
babylonischen Schrift, Kap. 5 (SS. 221 — 244) endlich die Kämpfe
um die Richtigkeit und Zuverlässigkeit der Entzifferungsarbeit,
die seit dem letzten , mit Scharfsinn und Witz geführten Angriff
V. Gutschmid's (1876) und seiner Widerlegung durch Schrader
wohl für immer verstummt sind. Hier durfte jedoch Hitzig nicht
fehlen, der noch 1871 in seinem Buche „Sprache und Sprachen
Assyriens" die Namen der assyrischen Könige usw. aus dem Sanskrit
„erkläi-te". Auch dem „geistvollen" Verfasser der „Lecture litte-
raire des hieroglyphes et des cuneiformes par l'auteur de la Dacty-
lologie" (Paris 1853; vgl. Holtzmann, ZDMG. 8,539ff.), der
die Keilschrift als eine Art griechischer Fingersprachenschrift aus-
gab, hätte ein Plätzchen sfecrönnt werden müssen.
0 7 O O
Buch III behandelt, wie gesagt, den Ursprung und die Ge-
schichte der Keilschriften. Dabei wird in Kapp. 2 — 4 die sumerische
Frage wieder aufgerollt. F. bekennt sich als entschiedener Sumerist
und bekämpft Halevy mit größtenteils bekannten Ai'gumenten in
neuer Gruppierung. Die wichtigste Entdeckung, die auf diesem
Gebiete in der letzten Zeit gemacht worden ist, verdanken wir be-
kanntlich Pinches mit seiner Entzifferung der sumerisch-griechischen
Tontafeln (besprochen S. 244). Zu der Frage, ob die assyrischen
Schreiber selbst die sumerische Sprache von der akkadischen unter-
scheiden, darf ich erwähnen, daß die von F. S. 360 Tiele zu-
geschriebene Ergänzung von 2 Zeilen des Tontafelfragments K 14013
bereits zwei Jahre vorher von mir vermutet worden war. (Die
sumerische Frage S. 174 Anm. 2). Die von mir (daselbst S. 176) auf
Grund von Bezold's Catalocrue IV, 1469 fehlerhaft umschriebenen
2 Zeilen von Sm. 1190 sind gemäß meiner 1900 genommenen Ab-
schrift so zu transkribieren :
// INLM-IN[IM-\-Mä EME-KV LU TUR A-SI KUS-
RA-KID
II si-pat sti'[^ine]-ri sd si-ik-r[i b]a-ak-ki i-nu-uh
d. h., wie Pinches JRAS. 1900 S. 93 f. bereits richtig übersetzt
hat: „2 sumerische Beschwörungen, auf daß das weinende Kind
240 ■ Anzeigen.
u
u
sich beruhisft''. In K 2107 lautet eine Stiebzeile ak-ka-da-a
tSJD-nu „ rezitiere auf akkadiscli!'" Endlich ist noch Sm. 947
von Interesse, wo EME-KU dreimal erwähnt wird. Das Fragment
beginnt :
EME-KU
i-na Sii-me-ri „in Sumer(isch?)
EME-KU NU- UN- GA- TUK-A
sd la Sti-me-ri [tsü] «was nicht sumerisch ist(?)
Indessen möchte ich widerraten, aus diesen Angaben , so lange die
Fragmente nicht ergänzt sind, weitergebende Schlüsse zu ziehen.
Im letzten Kapitel (SS. 382 — 390) behandelt F. den babylo-
nischen Ursprung der susischen und der altpersischen Keilschrift.
So sicher wie der erste ist , so zweifelhaft , ja unmöglich erscheint
mir der zweite. Von den zahlreichen Versuchen , die altpersische
Schrift direkt oder indirekt aus der babylonischen Keilschrift her-
zuleiten , ist kein einziger überzeugend. Ich halte nach wie vor
daran fest, daß die altpersische Schrift zwar ihre Elemente, Keil
und Winkelhaken , den älteren Keilschriftarten entlehnt hat , im
Übrigen aber ein durchaus selbständiges, frei erfundenes, künstliches
Gebilde ist.
Das Buch, dem eine von J. Lesquier auf Grund guter Hilfs-
mittel entworfene Karte beigefügt ist, wird hoffentlich nicht ver-
fehlen, wenigstens in der französischen "Welt Teilnahme und Interesse
für die Assyriologie zu erwecken. ^ jj Weißbach.
Haiissa- Sprichwörter und Haussa- Lieder. Gesammelt und
herausgegeben von Rudolf Prietze. Kirchhain N.-L. 1904.
Die Sammlung enthält 103 Sprichwörter, (von denen 21 schon
einmal , in Jahrgang VI, Heft 4 der A. Seidel'schen ^.Zeitschrift für
afrikanische, ozeanische und ostasiatische Sprachen" veröffentlicht
worden sind) und 47 Lieder. — In der Orthographie folgt Verfasser
dem Standard Alphabet von Lepsius. Den von ihm in früheren
Veröffentlichungen angewandten Zeichen und dadurch ausgedrückten
Lauten fügt er 3 neue hinzu: q ein , hinteres Ä;", ' ein „mehr oder
minder deutlicher Verschluß der Stimmritze"; diese beiden Laute
sind sicher richtig beobachtet, ersteren hat auch Schön unter-
schieden (Magana Hausa, by J. F. Schön, London 1885; Mischlich
in seinem Lehrbuch der hausanischen Spi'ache, Berlin 1902, hat
nur ein k, obgleich er in der Einleitung S. 3 von dem Kaf mairua,
das „ganz hinten in der Kehle" gesprochen wird, redet). Der dritte
von ihm gefundene Laut, den Verf. mit V bezeichnet und der. ein
',
Westermann: Prietze, Haussa-Sjirichicörter und Haussa- Lieder. 241
palatales A", ähnlich /•// darstellt, dürfte mit c (W) zusammenfallen.
Ja, Verf. selber wirft die beiden zusammen : S. 9, Spr. 26 sehreibt
er „Geschenk" keota und 8. 36, Lied 9 caüta\ Der mit « aus-
gedrückte Laut ist nicht , wie Verf. sagt , gleich deutschem seh,
der Ansatz liegt weiter nach hinten, es ist ein palatales *. Doppel-
konsonanten darf man nur da schreiben, wo sie wirklich in der
Sprache existieren, und nicht, wie im Deutschen , zur Bezeichnung
eines kurzen Vokals benutzen, also nicht babba , hanna, sondern
bada, hana (wie Verf. au andrer Stelle auch schreibt).
Ln übrigen sagt Verf. ausdrücklich, daß er sich ein Eingehen
auf die lautliche Seite der Sprache vorbehalte und einstweilen
stets schreibe, wie im Einzelfall gesprochen werde, und hoffe da-
durch der wirklichen Aussprache des Satzes, in dem eine gegen-
seitige BeeinÜussung der Laute und Betonungen eine große Rolle
spiele, etwas näher zu kommen. Dieser Gi'undsatz ist für Arbeiten,
die als reine Materialsammlungen nur einen vorbereitenden Charakter
haben, entschieden richtig, ja sogar notwendig. Allerdings dürften
eine Anzahl Ungleichheiten in der Schreibung doch nur auf un-
genaues Hören zurückzuführen sein. So stehen , um nur einige
Beispiele anzuführen , in gleicher Stellung im Satz tafo und tafu,
hare und kare Hund, qqria und qwia, samo und samu, qi und
qi , ci und cl, statt su n qi muß es zweifellos heißen su n qi
(entsprechend su n gama, so n kai). Es wäre dringend zu wünschen,
daß wir bald eine gründliche Lautlehre und damit eine befriedigende
Orthographie des Hausa erhielten : bis jetzt hat jeder seine eigene,
aber unmöglich kann doch jeder die rechte haben, und es sind nicht
etwa nur dialektische Unterschiede , die diese für den Anfänger
erschreckliche Mannigfaltigkeit verständlich machten. Bei manchen
wirken die für das Hausa durchaus unbrauchbaren arabischen Buch-
staben (mittels deren man z. B. kein e, e, o oder o bezeichnen
kann) schädlich auf die Orthographie ein, so wenn z. B. Mischlich
(a. a. 0.) schreibt: sarki, gesprochen serki; daneben findet man
bei anderen : sariki, serki ^ seriki. Hoffentlich bringt Verf. in
diesem Stück bald Klarheit.
Den Sprichwörtern und Liedern sind Interlinear- und freiere,
sinngemäße Übersetzungen beigefügt, die bei den Liedern in an-
genehme, auch im RhA^thmus dem Original sich möglichst an-
schließende Verse gebracht sind. Die Sprichwörter sind außerdem
erklärt, was besonders wertvoll ist, denn, wie Verf. sagt, ,das näm-
liche Bild gibt dem Neger gewöhnlich andere Gesichtspunkte als
dem Europäer". Dies wird jeder, der sich mit afrikanischen Sprich-
wörtern, Parabeln und Fabeln des genaueren beschäftigt hat, zur
Genüge erfahren haben. Überhaupt ist die ganze vorliegende Samm-
lung für die Erkenntnis des Geisteslebens der Hausaleute sehr
schätzenswert, wir dürfen dafür dem Verf. wirklich dankbar sein.
Mir ist beim Durchlesen daraufhin besonders eines aufgefallen :
Während die Sprichwörter durchaus denen der umliegenden , spez.
ZeitscLrift der D. M. G. Bd. LX. 16
242 Anzeigen.
der südlicher wohnenden Völker, wie der Ew'e, Tschi, Ga, Yoruba
sowohl nach Form als nach Inhalt gleichen, ist dies bei den Liedern
nicht der Fall. Die Lieder der eben genannten Völker sind viel
primitiver, bewegen sich in einem viel engern Gedankenkreis, zum
großen Teil sind es Improvisationen, die von Landbau, Jagd, Krieg
handeln oder, und dies besonders häufig, elegischen Inhalts sind;
sehr selten hört man Satiren, eigentliche Liebes- oder auch Helden-
lieder. Die vorliegenden Hausa-Lieder erinnern dagegen sehr stark
an arabische Vorbilder. Sollte nicht der fortgesetzte innige Ver-
kehr mit Arabern , denen sie ihre Religion , ihre Schrift und eine
bedeutende Anzahl von Wörtern ihrer Sprache verdanken und mit
denen sie sich auch vielfach vermischt haben, nicht ihre ganze Vor-
stellungswelt, in diesem Fall speziell ihi-e Poesie beeinflußt und
bereichert haben ? Es ist sehr wahrscheinlich, und daneben ist gut
denkbar, daß die Sprichwörter, die ein fast kristallisierter Nieder-
schlag der Volksintelligenz sind , sich unverändert erhielten. Eine
andere Möglichkeit ist freilich die , daß die Hausa sich in diesen
einer höheren Stufe der Geistesentwickelunw angehörenden Literatur-
erzeugnissen eben als ein Volk ausweisen , das von den Negern im
engeren Sinn unterschieden ist und den Hamiten angehört, wie ja
auch seine Sprache hamitisch ist. Die von Leo Reinisch veröffent-
lichten Lieder der Somali haben sehr viel gemeinsames mit den
vorliegenden Hausaliedern ; nur daß erstere noch wilder und ur-
wüchsiger sind.
Es steht zu hoffen , daß die noch in Aussicht gestellten Ver-
öffentlichungen Pi'ietze's uns auch hierüber weiter belehren werden.
D. W e s t e r m a n n.
243
Kleine ^litteiliingen.
'EvditiXkayuivog in I (III) Reg. 22,47. — In Bd. 59 S. 734
verlangt Jahn mit Kecht für das Alte Testament möglichste Berück-
sichtigung der Septuaginta, aber ebenda macht er von ihr ganz
falschen Gebrauch, wenn er S. 735 zu I Reg 22, 47 schreibt:
,Das seltsame evöitjXXcr/usvov wird dieselbe Bedeutung haben
wie dnjkkayusi'oi' , wie denn LXX es liebt, Composita statt der
Simplicia ohne Ditferenz des Sinnes zu setzen .... Nun bedeutet
öudXcrpj Friedensschluß, Bündniß ; also hat LXX auch hier -idp
gelesen. Den richtigen griech. Ausdruck hat sie an beiden Stellen
verfehlt".
Nicht die LXX hat den richtigen griechischen Ausdruck verfehlt,
sondern Jahn das richtige Verständnis des Ausdruckes, obwohl es
durch eine ganze Reihe Bibelstellen sicher gestellt ist.
Die Konkordanz von Hatch-Redpath bietet unter ivöcuXXaoaeiv
= C-^ außer unsrer Stelle:
Aq. Ge38.21: Dt 23. 17(18): III Ki 22, 47: IVKi23,7: Ho4.U.
AI. Le 21, 7.
Schlägt man diese Stellen in Field's Hexapla nach, so findet man :
Gen 38, 21 r:*,r~~ri O' i] :t6qv}]. ^A i) ivönjXXayiiivr}.
Lev 21, 7 T,ix O' ^löovtjv "AXXog' ivönjXXuyfiivr^v.
Field bemerkt dazu : Yox est Aquilae peculiaris , sed pro
Hebraeo nc", quod idem sonat.
Deut 23, 17 (18) nc"]: O' n:d?v>;. 'A ivöiriXXuy^ivtj.
Mit reXeaq^ÖQog und xeXiay.o^evog bieten andere Hss. der LXX
eine Dublette.
IIIReg22,47 ist die von Jahn besprochene Stelle, welche in
der echten LXX fehlt ; was Jahn anführt, ist, wie die Hexapla
ausweist, Zusatz aus Aquila. Ein "AXXog hat rav cvu':tXoy.ioi'.
IV Reg 23, 7 0""^"";;" O' tüv '/.aörjalu {'Eßo Ükkoö uolfi). ^A
räv ivdnjXXciyuivcoi'. Z, xCov xiXixCov. Nach der syrischen
Hexapla bot l4 jxJjl, wörtlich = rwi' rrooi'coi', nach Theodoret:
Ol -xi^^X x'ov ^Ar.vXav xo Kaöt]Oei^i ovxcog riQi.ir]vsvociV ov
inoiovi' ii'övuaxc: xoig i'/.Tto qv ev ovß tv uno kvqiov.
Hos 4, 14 nic"^? 0' xsxeXeauivcov. ^A öir,XX(cyuivcov (var. iv-
ötrjXXayuivcov). E iraioiöcov (var. i.y.ad'aoxoiv) & y.eycooiGuii'cov.
244 Kleine Mitteilungen.
Field zitiert dazu folgende zwei Stellen aus Hieronymus:
Aquila autem ivdnjXXay^hovg interpretans, id est, tnutatos hoc
ostendere voluit , quod suam naturam mutaverint , et de viris
facti sint feminae. Und:
Verbum cadesoili^ quod Aq. iv6i.i]Xkay^£V(ov, Sj'm. ivaiQLÖcov,
LXX TEreXEGaevoii', Theod, y.eycooiöuevcov interpretati sunt, nos
effenunatos vertimus, ut seusum verbi*nostrorum auribus pan-
deremus.
Damit wäre zur Genüge gezeigt, was die LXX in Wirklichkeit
ni Reg 22, 47 im Hebräischen gelesen, was ihr ivdiijkkuy^ivog be-
deutet, und was Jahn daraus gemacht hat. Ich will aber den Aus-
druck noch mit einem weitern Beispiel belegen. Hieronymus gibt
in seinem Liber interpretationis hebraicorum nominum (Onomastica
Sacra ed. Lagarde)
68, 3 Candacis commutatae.
In den Onomastica vaticana heißt es ebenda:
193, 25/6 Kavöd'/.t} ivdit})JMyuBV}].
Der Name der äthiopischen Königin von Act 8 wurde also gleich-
falls als rr^l]^ gedeutet. ^ Eb. Nestle.
Ge.schichtliches zur ersten Sure. — Guilielmus Postellus
schließt seine Grammatica Arabica (Pai'isiis apud Petrum Gromorsum,
sub Phoenicis signo , prope Collegium Remense , um 1540; mein
Exemplar besteht aus 22, D I — XII, E I — X gezeichneten Blättern,
scheint aber vollständig) auf Blatt E X mit den Worten :
Volo exercitationis gratia aliquid ad pagellarum comple-
mentum addere in quo legendo se lectores exerceant. Nil autem
pulchrius possum illa oratione qua divinam maiestatem nostris
periculis adesse exoptamus , et quo [so] vicissim illi orant , ut
illi nosti'am, nos suam videamus.
So gibt er denn zuei'st das Pater noster arabisch und mit latei-
nischer Übersetzung, dann die erste Sure arabisch mit folgender
lateinischer Wiedergabe :
In nomine dei misericordis pii. Laus deo regi seculorum
misericordi, et pio, regi diei iudicii. 0 vos omnes illi serviamus,
certe adiuvabimur. Dirige nos domine in punctum rectum , in
punctum inquam illorum in quos tibi bene complacitum est sine
ira adversus eos, et non errabimus. Amen.
Hier fällt die Wiedergabe von sirät durch punctum auf. Woher
stammt sie ? Auch die Übersetzung von ijjäka durch 0 vos omnes
und certe ist bemerkenswert. vi^ Nestle^")
1) [S. unten S. 249. A. Fischer.]
Kleine Mitteilungen. 245
Zu „Esmun" diese Zeitschrift Bd. 59 , S. 450 ff". —
Außer auf den beiden S. 473 f. 488 genannten Münzen aus der
Kaiserzeit mit der Dai'stellung des griechischen Asklepios kommt,
was ich bei neuer Durcharbeitung des großen von Kouvier ge-
sammelten Materials als von mir übersehen bemerkt habe , die
Asklepiosfigur noch vor auf zwei Münzen von Marathos aus den
Jahren 220 und 224 v. Chr. (Rouvier, Journal International d'archeo-
logie numismatique , Bd. IV, S. 134 n. 783. 784, datiert von den
Jahren 33 und 35 der Ära von Aradosj. Dadurch ist der Asklepios-
typus auf phönizischem Boden bedeutend früher bezeugt als nach
den von mir angegebenen übrigen Nachrichten. Da aber nichts
bestimmt darauf hinweist, daß die Asklepiosfigur der beiden Münzen
von Marathos den pliönizischen Esmun repräsentiert, überhaupt von
Esmundienst zu Marathos und zu Arados nichts bekannt ist, so
bleibt, so viel ich sehe, die Angabe Strabo's der älteste sichere
Beleg für Identifizierung des Esmun mit Asklepios im phönizischen
Mutterland (ZDMG. 59, S. 473. 488). Die beiden Münzen von
Marathos stellen den Asklepios dar mit dem schlangenumwundenen
Stab in der linken Hand , kommen also zugleich in Betracht für
die Datierung der Kombination der Schlange mit dem Stab in den
Asklepiosbildern (Nöldeke-Festschrift S. 746f.).
Ich füge noch zu dem früher Mitgeteilten einige weitere Be-
lege hinzu für den Dionysos auf phönizischen Münzen. An der
gegebenen Darstellung wird durch sie nichts Wesentliches geändert.
Das Dionysosbild kommt auf Münzen von Berytos schon vor Gordianus
(ZDMG. 59, S. 484) vor, nämlich auf einer Münze mit dem Kopf
Hadriau's (Rouvier a. a. 0., Bd. III, S. 288 n. 535; zu n. 583 ist
hinzuzufügen die Wiederholung n. 584 , zu der Münze von Tyrus
n. 2366 ZDMG. 59. S. 485 die Wiederholung n. 2367). Auf Münzen
von Orthosia ist Dionysos mehrfach dargestellt seit 20 v. Chr.
(Rouvier IV, S. 148 ff", n. 867 ff.). Die ältesten Belege für den
Dionysos in Phönizien bleiben danach die Münzen von Tyrus , die
Seleucus IV (187—175 v. Chr.) angehören (ZDMG. 59, S. 485).
Wolf Baudissin.
Die Namen des Orontes. — Der gewöhnliche arabische
Name des Orontes ist bekanntlich al'Ayi ( /JlxIV). Baladhuri scheint
indessen diesen Namen nicht zu kennen, er nennt den Fluß Urunt
{:^P>\) 131, 1. 148, 3.
In der Glosse Bai. 131 , 2 heißt der Urunt vielmehr ürund,
mit o und nicht mit Jo. So schreibt auch Jaqut. Aber er nennt
den Fluß nur im unteren Lauf so, bei Antiochia. An seinem An-
fang nennt er ihn Miraas ((w^L^-ys). Ich erkläre das als Wasser
von Mas, und sehe in Mas die Ebene Massyas (bei Polybius Marsyas,
weil dem Namen des phrygischen Flusses angeglichen) , d. i. die
246 Kleine Mitteilungen.
flache "Wasserscheide der Biq'a , von wo der Orontes nach Norden
und der Lita nach Süden fließt. Den 'A^-i nennt er ihn von Hamat
an, also in der Mitte; in der Provinz, deren Hauptstadt in der
seleucidisehen und in der älteren römischen Zeit Apamea war, in
der arabischen Emesa. Er erklärt den Namen als den Wider-
spenstigen, der gegen den Strich läuft, weil er von Südennach
Norden fließe und nicht wie die übrigen Flüsse von Norden nach
Süden. Die Mandäer meinen in der Tat . daß alle Wässer von
Norden kommen. Aber von dieser mvthischen Geographie können
die syrischen Araber , die doch den Nil kannten , bei ihrer angeb-
lichen ümnennung des Orontes nicht ausgegangen sein. Vielmehr
ist 'A^i B.\x?,"At,iog entstanden. Dieser mazedonische Flußname wurde
auf den Orontes bei Apamea übertragen ; das syrische Apamea wird
auf Münzen als Apamea am Axius von anderen gleichnamigen
Städten unterschieden und heißt auch bei Sozomenus (Hist. Eccl.
7, 15) so. Die Belege für den syrischen Axius, den ich irgendwo
erwähnt fand, hat mir auf meine Bitte Eduard Schwartz geliefert.
Er hat mir bei dieser Gelegenheit auch mitgeteilt, daß tXjy**.Ai|
(Bai. 133, 4, mit Beth und nicht mit Jod am Anfang) TIoghöiov
(Strabo 753) ist, das noch jetzt so heißt i). j "WeH hausen.
Haplologische Silbenellipse. — Zu der Liste von
Fällen haplologischer Silbenellipse im Semitischen , die Brockel-
mann diese Zeitschr. 59, 629 ff. veröffentlicht hat, habe ich ebenda
809, Anm. 5 und 814, Anm. 3 en passant einige kleine Nach-
träge zu geben gesucht (man vgl. auch schon meine Bemerkungen
ebenda 448 f. , die verschiedenes enthalten , was bei Brockelmann
fehlt). Weitere Nachträge werden nicht ausbleiben. Auch ließe sich
zu einzelnen seiner Angaben allerlei bemerken (so z. B. wenn er
1) [Die Identität von SAsI mit ' l|io? hat, wie ich auf Aufforderunfr Well-
hausen's hier gleich mitteilen will, bereits Furrer, Zeitschr. d. D. Pal. -Vereins
VIII, 39, Anm. 1 festgestellt Während aber Wellhausen in oÄsT eine Arabi-
sierung von 'Agios sieht, hält Furrer umgekehrt 'Agiog für eine Gräzisierung
von oÄsT. Er schreibt nämlich: ,Steph. Bjz. nennt den Fluß [Chrysorrhoas]
Bardines. Diese gräcisirte Form von Barada existirte also damals schon wie
der Name Axios, d. i. 'Asi für den Orontes (vgl. 'Anccutcov tcöv Ttgög tw 'A^im
auf Münzen und bei Sozomenos hist. eccl. 6, 15. Im Talmud 'Asia, s. Neubauer,
Geogr. du Talmud 309)". — Mit Bezug auf /«.'.♦ax verdient die Stelle Aiänl XII,
«i
<f1, 18 Erwähnung: »ixxA! J| »y>.^^Ls (j.i*5» ^\J>\ ^yi ^y> ^'wÄ^Ls
^ * o >
^rJ! »».Xäk.Ls (j*,'..*^^J ^T*rl f-^- ^^®^ '^^^ *'^° Mimäs nicht der Orontes
selbst, sondern ein Lustort in der Nähe von Hirns, vermutlich aber beim Orontes.
Man vgl. Baedeker, Pal. u. SjTien'* S. 325: „Ein hübscher Nachmittagsausflug
[von Hirns aus] ist die Fahrt (*/., St.) zum Orontes, wo verschiedene Kaft'ee-
liäuser liegen". A. Fischer]
Kleine Alitteilungen. 247
2 Bc die Verkürzung -unü, -inä, -anä > -id, -il , -al, die auch
für den Qorän und selbst für die gewöhnliche Prosa bezeugt ist'),
1) Vgl. die Qoraii- Kommentare (z. B. den Kassäf) zu den Lesarten
Oji! K.äj!3 iv-^ ^ Süra 3, 182, neben CJ«.il &.äj|j bezw. Ojil LväjtJj
und L\4.^t SwLit v_Vw=>l #.JLl! ^ J^s Süra 112, 1. 2, neben lX>! bezw.
Js.>Lj| (auch zu Ä.JÜ! qj! t^t^ ^Vt^"^' oJLi^ Süra 9, 30, neben jJj^) i
ferner SirSfl, Jabn's Sibauaih I, 2, S. 39, 12, ergänzt nach meiner Kopie der
Kairiner Hss. des Sir.: 3 j^'-^ UV*^'-*^^ i-LÄÄJ^ Q.jj.xÄi! oÄ:>" ..»!
L^iS oi-i'-v, i}«-^Jü! b.'» !-Äj (j>.AÄE Q.J 8.L_*.c «.^-w xi! uXjiJ Q.jt
oi.j'ww eiJLi J i3'üis ,L^'l v-äjLw o^jJ xi c^^JLäs [ALi] [Süra 36, 40]
^,ro ^y. ^o*j o^J_^ J^sj JJÜ! ^i*j ^.,j.l ^.jbJ ^u^t
^_5Aa£j^ 0*^^^ CT-i5^' ^wX^» [?Hss. i^A5] LiAS J^j! yt/iiJ! »j3-^
(Js-5>lXj wS-aJO -A/«>«^»Ä;1 IÄP 8-Wi^äJ» »jAC ^ix: S.Lä^. ^j-*-^ jJ! ^«^t^
JtiJ! '-i^lJ^ i3; Mufassal (oo,3— 5: j^ ^Vjj (^-J» .... i^iÄ.^. lXSj
CK4.^\ k\ <SsA ÄL^t; IlaSis irro, 17: iLüiiJ^ a-lT^''^ !yj^> Ul,»
c5^>
Js^aJÜ! ^^ Li qX 3t5-i 3 ^-J'^-ÄJ i^^ i^'^ Q-^5 ^W^ r^J"^- '^''^
Ü^\ XjJ^\ oijL«, auch i1\, 3 ff.; Ibn Hisäm ed. Wüstenfeld II, S. 58
(SuhailT zu 111, 17); Fleischer, Kl. Schriften I, 310. II, 257 u.a. — Wright,
Granimar^ II § 250, worauf sich Brockelmann beruft, bedarf der Revision,
denn die hier unter eine Kappe gebrachten Verse sind in Wirklichkeit von
^ o ^ o-
viererlei Art: der erste zeigt die , Lizenz" des Oy«i^ L^ \-ir*^ '^T'' ^*^°
Ersatz des Triptotons durch das Diptoton; bei , Lizenz" muß man in der Regel
an eine mundartliche Form oder Konstruktion denken) ; die drei nächsten be-
legen die soeben erörterte Elision des (offenbar besonders schwach artikulierten)
n der Nunation (an das sich in anderen Fällen weitere n angeschlossen
haben) vor dem Artikel (in anderen Fällen auch sonst vor Verbindungs-Alif);
248 Kleine Mitteilungen.
als „poetische Lizenz" bezeichnet, oder znr Literatur über (ahtatifu
^ iahaftifu o. ä. etc.). Wichtiger aber scheint mir vorläufig, zur
Verhütung von allerlei , möglicherweise recht weitgehenden , Kon-
fusionen darauf hinzuweisen , daß Brockelmann die Bezeichnung
„haplologische Silbenellipse" ebensowenig wie Barth, gegen den er
sich w'endet , in der Begrenzung gebraucht , die sie sonst in der
Sprachwissenschaft hat und die insonderheit auch die von Brockel-
mann selbst zitierte Definition Brugmann's zeigt. Eine haplologische
Silbenellipse liegt nämlich, wie ja im Grunde schon der Name be-
sagt, nur dann vor, wenn von zwei Silben, „[a] die, entweder un-
mittelbar aufeinanderfolgend oder durch eine Silbe ungleicher Lau-
tung sretrennt , den gleichen oder sehr ähnlichen konsonantischen
Anlaut haben, oder [b] von denen die zweite denselben Konsonanten
im An- und im Auslaut hat" (Brugmann, Kurze vergl. Gramm.
§ 337), die eine, meist die erste, vollständig verschwindet [a]
oder die zweite einen der beiden identischen Konsonanten , wohl
meist den zweiten , nebst dem davor stehenden Vokale einbüßt [b],
jedenfalls also nur dann, wenn die Zahl der Silben eines
Wortes wirklich um eine verringert wird, ohne daß da-
für ircrendwelcher Ersatz eintritt. Man versl. z. B. bei Brug-
mann a. a. 0. die Beispiele : zu [a] a.^irpOQEvg <C ai.icpt.q)OQevg , &dQ-
avvog <C *&(xQGo6vvog . ^AnokXcocpdvj^g <C ^ATtolXavO'(püv)]g , semo-
dius <C semi-modius, sentia <C sententia, lajnclda <C lapidi-clda^
swibogo <C *sicihi-bogo^ unset^o <C unserero u. s. f., zu [b] vanta
<C vananta, MeXuvd-iog <1 MeXav-äv&iog, vetido <C venundo u. s. f ,
ferner § 19, 3: „Zum springenden (sprunghaften) Laut-
wandel gehören alle . . . haplologischen Silbenellipsen" und ibid.
Anm. 3 : „Besteht die Dissimilation im Lautverlust , so ist dieser,
als Ellipse eines zum Ausdruck der betreftenden Bedeutung entbehr-
lichen Wortteils, mit den mannigfachen Lautungssubtraktionen^)
zu vergleichen, die aus verschiedenen Anläßen auch ohne Dissimi-
lation vorkommen .... Das ergibt sich klar aus den Fällen wie
aiicpoQevg = aacpifpoQevg, A7CoXlcoq)uvy]g =^ AnoXXoivofpavrig, wo zu-
nächst nur ein Laut einen Laut überdeckte {cp und v), die Unter-
drückung^) des einen durch den andern und zwar hier des ersten
durch den zweiten aber auch noch den dem ersten Konsonanten
nachfolgenden Vokal (t und o) verloren gehen ließ".
der wohl dem GuUstan SaSdi's (vgl. ed. Sprenger H) entnommene Vers . »JLm».3
^w! LjJLi/« enthält keine , Lizenz", Tvie mau sie einem leidlichen Dichter
zutrauen könnte, sondern ist entweder als das fehlerhafte Fabrikat eines Persers
(SaSdi's selbst?) , der die persische und die arabische Idäfa nicht gehörig aus-
einanderzuhalten wußte, oder als eine plumpe philologische Fälschung anzusehen;
und der letzte Vers endlich, ;s^\ .Äxax f*-^**^ e^ > ^^* entweder gleichfalls
eine Fälschung oder aber zu übersetzen: „auf dem Körper von etwas gelbem ..."
und dann völlig korrekt. 1) Von mir gesperrt.
Kleine Mitteilungen. 249
Danach ist klar, daß die große Mehrzahl der Fälle in ]3rockel-
mann's Liste zu streichen ist, so von 1 die gemeinsemitische Flexion
der Verba med. gem. und das arab. ahsasiu ^ ahastu (während
zaUltti ^ zalhi richtig ist), 2 Ab ganz {mä tatähala ^ mattäbala,
iahtaflfu > uihattifu etc.), von 2Bb minal ^ mil (n und l
können nicht als „sehr ähnlich" im Sinne der mitgeteilten Definition
angesehen werden), 2 B c ganz {banal > bal, aimunidlähi > ai-
mullähi etc.), ebenso 2 B d {dänüika > dännika, mahhanarü >
maklxanni etc.), 2 V> e {al-ilähu ^^ allähu, al-'ulai^ allui etc.),
2 C {maiiit~^ mait^) etc.) und in gleicherweise von den übrigen
Paragraphen immer etwa die Hälfte. In allen diesen Fällen handelt
es sich meist nur um Synkopen, z. T. mit nachfolgenden Assimila-
tionen, um Metathesen von Silbenschlüssen, um Elision des schwachen
Nasals n u. s. f.
Daß ich mit meiner Beurteilung dieser Dinge Recht habe, hat
mir kein anderer als Brugmann selbst bestätigt, mit dem ich
Br.'s Aufsatz durchgesprochen habe. Ich denke, sein Zeiagnis wird
genügen, um keinen Zweifel daran zu lassen, daß Br. den in Frage
stehenden Terminus wirklich mißvei-standen hat. Natürlich verliert
seine Liste dadurch nur einen Teil ihres allgemeineren Wertes.
A. Fischer.
Miszellen. — Die von Nestle oben S. 244 dem Dunkel
der Vergangenheit und Vergessenheit entrissenen Irrtümer Postel's
in der Wiedergabe von Süra 1 sind wohl als private Torheiten des
Übersetzers anzusprechen und nicht, wie Nestle anzunehmen scheint,
als Bestandteile einer w^eiter zurückreichenden festen Tradition. Das
scheint sich mir zu ercfeben aus einer Vercrleichung der Übei'setzunof
Postel's mit den beiden ältesten uns sonst bekannten Übersetzungen
von Süra 1, nämlich der um 400 Jahre älteren von ßobertus Rete-
nensis (Ketenensis) und Hermannus Dalmata und einer anonymen,
die offenbar jünger ist als die soeben erwähnte , aber wohl keine
genauere Datierung zuläßt. Beide sind, zusammen mit der Postel's,
abgedruckt bei Bibliander, Machumetis, Saracenorum principis, eius-
que successorum vita? , ac doctrina , ipseque Alcoran etc. (Basel
1 543) S. 8, bei Kirsten, Tria specimina characterum arabicorum etc.,
Breslau 1608, S. 10 und bei van Erpe (Erpenius), Historia losephi
patriarchae, ex Alcorano, etc., Leiden 1617, S. 3, an den beiden letzten
Stellen im Anschluß an eine eigene Übersetzung des betr. Autors.
Sie lauten (in der Reihenfolge ihres Alters):
Misericordi pioque Deo.. universitatis creatori, ciuus postrema
dies expectat ^ voto supplici nos humiliemus, adorantes ipsum-):
1) ZDMGr. 59, 807, Anm. 1 habe ich mich zu demselben Fehler verführen
lassen, obschou ich s. Z. in Br.s Jlanuskript zu diesem Absatz ein kritisches
Fragezeichen gesetzt hatte.
2) Diese zwei Worte fehlen bei Erpenius.
250 Kleine Mitteilungen.
siurqxie manus sujfragmm, semitceque donum d' dogma, quos nos
ad se henevolos , nequaquam hostes & e>-roneos adduxit , lugitei-
sentiamus, und:
I71 nomine Dei misertcordis, misei'afot'i's. Gratias Deo domino
universitatis misericordi, miseratori, iudici diei iudicij. Te oramus,
In te confidimus: Mitte nos in viam rectain, viam eoruin quos
elegisfi, no7i eorum quibus t'ratus es, nec.infidelium.
"Wie man sieht, teilt keine von beiden Postel's Auffassung von
^bl^AsJl und ü^Lj!"). Auch Kirsten und Ei'penius geben in ihren
Übersetzungen .bLAoJl richtig mit via wieder. Dagegen versteht
allerdings der erstere u5LjI als eko (Eho serviamus, & ehe adjuva-
himur) , also bis zu einem gewissen Grade ähnlich wie Postel (im
Gegensatz zu Ei-penius, der es richtig zweimal durch te übersetzt:
te coliimLS & te invocamus). Aber er ist ca. 70 Jahre jünger
als Postel und könnte gerade durch diesen erst irregeführt sein.
J. M. Lang nennt in seiner „Dissertatio ... de speciminibus,
couatibus variis atque novissimis successibus doctorum quorundam
virorum in edendo Alcorano arabico", Altdorf 1704, S. 5 Postel's
Version von Süra 1 sane parum concinna, & passim arguens,
Postelli conatum & vires in Arabismo non pari passu amhulasse.
Scaliger hat sich über Postel folgendermaßen ausgelassen : Est ex-
cellens 2)^iiiosophus, cosmographus, matliematicus, historicus stultus,
linguarum non ignarus, sed nullius ad unguein p>eritus. Invideo
Uli arabicam linguam (ibid.). Daß es aber mit seinem Arabisch
nicht weit her war , hat schon Kirsten erkannt , demzufolge er in
seiner „Grammatica arabica" vix primis digitis rem tetigit (ibid.),
derselbe Kirsten, über dessen arabistische Leistungen sich Erpenius
1611 in einem Briefe geäußert hat: K. nuper relicpws duos
Grammaticae suae libros evulgavit; qui quales sint, vis uno verbo
dicam ? Non met^entur legi (Schnurrer, Biblioth. arab. S. 25).
Als bescheidener Beitrag zu G 0 1 d z i h e r 's fesselnden Aus-
führungen über die taqlia oben S. 213 if. sei mir gleich hier der
Hinweis auf Maqqari , Naf h at-tib , ed. Dozy II , voi**, 3 gestattet :
«■•>
sA^i L.4.C ^•<X*o f^^-*^ Oj.*Afl (*-^Ä^ji i^'wtüiJU Ä.ä.äil Jt Lj.;
1) Bei e5'^! hat P. wohl an elliptische Wendungen -wie v^Ljt „Nimm
dich in Acht!", ^A**^!» uj-J^ „Kimm dich vor dem Löwen in Achtl" u. ä. ge-
dacht. _b!.jo hat er allem Anschein nach mit KiiÄJ oder '»^JJ>- verwechselt.
Kleine Mitteihingen. 251
^! „Die ungerechten Fürsten sind von der ebenen Bahn des Weges
abgewichen, indem sie von der politischen Einheit abhielten und
nach Parteiung strebten. Und die Vertreter des heiligen Eechts,
ihre Imäme, schweigen ihnen gegenüber und unterlassen es ihnen
die Unterweisung zu geben, die Gott ihnen anbefohlen hat; teils
essen sie von den Süßigkeiten der Fürsten und tappen in deren
Gelüsten dahin, teils sind sie von Furcht vor ihnen beherrscht und
sagen ihnen die Wahrheit nur mit Vorsicht (inneren
Vorbehalten)" u. s. f. Auch hier hat der Begriff xxäj, wie
man sieht, religiös-politische Färbung. •
N ö 1 d e k e macht mich, unter Berufung auf Ahlwardt's BalädurT
V.i, 5 (^JLI^ , J jT sUo ,c.ll> ^l^^ Ji ..JcT e5^U! j^ac , J)
darauf aufmerksam , daß ich im letzten Hefte dieser Zeitschrift
S. 809, 6 für i;_j| ü^-*.Ä> besser hätte (ji._j| Li^^^ schreiben sollen
(„Bewahrt uns vor ^j!!", „Bleibt uns mit (ji^jt vom Leibe!").
Ich hatte ^_^jL> mit Gies a. a. 0. als „warnen" verstanden, und
daß es diese Bedeutungsnuance gelegentlich annimmt, beweist läq.
III, v^o, 5 : >_^a;^J /^ j-^ ^*-^^3 ^^i^' '-^^ ^'^ z]*^- ^^ g^^ ^r^'^-
Nöldeke's Auffassung verdient aber den Vorzug, denn sie wird
unserer Stelle besser gerecht und läßt zugleich ^«^:>- die Bedeutung,
die es, mit doppeltem Akkus, konstruiert, nach den Lexicis gewöhn-
lich hat und die ich selbst z. B. noch mit den zwei Versen be-
legen kann :
iJoL«.i>- ö'^^^ o-».Ä> xji/i^ l5?-^^ *-^"i-^ H sLi-i» (J-» i<i5s.A5 ^^A
(Kämil 0.1, 11, von Du-r-Rumma) „Ich sehe, Gazelle des Sandhangs,
Ähnlichkeit mit Harqä' in dir; mögest du davor bewahrt bleiben
dich in den Schlingen des Jägers zu verfangen!" und
(läq. IV, IaI, 7') = Qaz^Ini II, ^H, 10) „Bist du bewahrt worden
vor dem Übel des Sterbens oder hast du, zusammen mit Iblls,
1) S. dazu Fleischer Ed. V, S. 499.
252 Kleine Mitteilungen.
-Aufschub erhalten 1), bis die Menschen und Dämonen^) vom Tode
auterweckt werden?", sowie mit den zwei Prosastellen : Js.-üic .,L5^
liisLL:^^^ ^ixX^ ^'j c^^ii" ö! Ul ^3^ÄS oLs^l5> ».A\ („so bleib
mir mit deinen Bastarden vom Leibe!", Kämil S'ol, ult.) und fX^\»^
Ganäh, edd. J. u. H. Derenbourg S. 283, 2).
Cxoldziher hat mir, gleichfalls mit Bezu^ auf meinen Auf-
satz über (ji;.j!, noch den Vers des BAmr al-Uarräq (Ende des
2. Jahrh. d. H.) namhaft gemacht:
^_w.j^ sLJLw La Loi. La J«-^Ä'i ^'^
(Tabari III, i.i, 19) „Gar manchen Toten von Bedeutung sahen
wir; wir fragten ihn nicht , Warum ?"" ((jio! auch hier, wie man
sieht , im Reim I) , sowie die Prosastelle : icio'j c-*-*-*^^ ^ u>JLä 135
Jb lahiä b. Adam, Kitäb al-Haräg, ed. Th. W. Juynboll, Ho, 15,
wo , ci-jf im wissenschaftlichen Dialog erscheint (Sank an-
IsahaSI, dem es in den Mund gelegt wird, \ 177). In der^ Variante
^JL^' ^ »^a/ Fragm. bist. arab. ed. de Goeje flf", 3 v. u. gegen-
über ^iÄj'i-Ü'' bS . i-j! Tabari III, H'ol', 7 sieht Goldziher mit Recht
einen Austiuß puristischer Reaktion gegen die Zulassung von ^J^
in der Literatur.
Meine Notiz über Ck:>. und v^^>, ebenda S. 836 f., bereichert
mir Goldziher durch den Hinweis auf Hutai'a XXXIII, v. 8 (= ZDMG.
46, 524, mit der Korrektur Barth's ibid. 47, 200):
1) S. Süra 7, 13. 15, 36. 38, 80.
2) Die Bedeutung von ..^UÜj! steht bekanntlich nicht fest; vgl. die Lexika,
die Qorän-Kommentare zu Süra 55, 31, Hamäsa flo, 8 — 14. i^ft*, 22 ^ Kämil
fit, 13, Sacy, Chrest.- III, S. 37, Anm. 7 u. a.
Kleine Mitteilungen. 253
^Glücklich ist, wer vertrauten Umgang mit ihr Init, und keinen
ernstlich unglücklichen sieht man mit einer solchen (Frau) vertrauten
Umgang haben« und LXVIII, v. 1 (= ZDJVIG. 47, 77):
„Man beschenkt mich nicht, noch wird mir eine sehr ehrenvolle
Aufnahme zu Teil, wenn ich das Geschlecht Muharram's nicht ver-
unglimpfe"'), und besonders auf Lisän (= Tag al-Sarüs) s. r.^~>:
o -i
("clX^ -Ai ^\JU^\ 5»'wÄ.^wJ ^'^^■♦'J C^3»! !3! (J^-^-^t ^^♦'W'
>.iLfi iX:;*. Daß es sich in dem Schlußsatz der letzten Stelle um
eine richtige Beobachtung handelt, zeigen die Beispiele, die an den
von mir a. a. 0. 837 zitierten Stellen vorliegen. Man beachte zu
dieser Art von Ta'kld durch Wiederholung'^) noch besonders den
von Nöldeke , Zur Grammatik § 39 aus Buhärl angeführten Satz
^^jyü! \wJü> yy«l \Jo ÜLya! ^l:>-. ^iCxx ^*Si, der an andrer Stelle
sogar in der Gestalt erscheint : ^j^\ vjj.> L;-y<| ^L>. ^»-^1 rt^*?^
^^1 oi.> (jy«! oi.s=- (Ibn SaSd III, i"i1, 27, mit dem ausdrück-
lichen Zusätze LiUi l^L'i; Tabarl I, IaIa, 1 hat nur ^L>. ....
o
In meinem Aufsatz über die Etymologie von Juo „Null" (diese
Zeitschr. 57, 783) habe ich unter den Vertretern der Anschauung,
daß Juo aus dem ind. cünta übersetzt sei, an erster Stelle Woepcke
genannt, ohne ihn indes damit als den Begründer dieser Anschauung
hinstellen zu wollen. Jetzt macht mich gütigst H. Suter darauf
aufmerksam, daß schon ca. 20 .Jahre vor Woepcke Reinaud in seinem
„Memoire geogr., bist, et scient. sur l'Inde (im Mskr. abgeschlossen
1845, der Aead. des Inscr. voi-getragen 1845/6, veröffentlicht aber
erst 1849), S. 301 s./^ mit ^üm'a identifiziert hat.
1) Vgl. zum V^erständnis des Verses Nöldeke, Lit. Zeutralbl. 1893, Sp. 1545.
2) „Von freigebiger Rechter, wenn man sieh an seine Rechte wendet, durch
das Unterhandeln der Unterhändler nicht zu täuschen" (oder „im Unterhandeln
. . . sehr erprobt").
3) Man kann damit etwa vergleichen das ital. bravo bravissimo, hello
bellissimo , das engl, my dear , dearest child, a beautiful, most beautiful
254 Kleine Mitteilungen.
Wichtiofer ist die Frasfe : Haben die Inder . die den Arabern
das Nullzeichen zusammen mit der Stellenwertschrift übermittelt
haben, es auch erfunden? Die Chinesen kennen und benutzen die
Stellenwertschrift (und zwar nicht von oben nach unten , sondern
von links nach rechts oder, nach Terrien de la Couperie, von rechts
nach links verlaufend) bereits 542 v. Chr. (vgl. Legge, The Chinese
Classics V, part II, 552=556; Terrien de la Couperie, The Old
Numerais ... in China, im Numismatic Chronicle, vol. HI, 3'''* ser.,
314 f., und Edkins, Local Value in Chinese Arithmetical Notation,
im Journ. of the Peking Orient. Soc, vol. I, 161 ff. ^)), und die Null
erscheint bei ihnen, und zwar auch schon in der Gestalt eines kleinen
Kreises, bereits im 4. oder 3. Jahrh. v. Chr. (so wenigstens nach der
Tafel bei Terrien de la Couperie, a. a. 0. Abs. 18), während sich auf
indischem Boden eine Art Null bisher frühestens im 3. oder 4. Jahrh.
n. Chr. hat nachweisen lassen-). Die ßabylonier verfügen über ein
Stellenwertsystem sogar bereits ca. 2000 v. Chr., haben es aber nie zu
einer eigentlichen Null gebracht ^). Darf man daraufhin die Ver-
mutung wagen, daß die Stellenwertschrift von Babylon aus die Welt
erobert hat , daß aber ihre Krönung , die Erfindung der Null , erst
in China (oder doch in Indien?) erfolgt ist? Hoffentlich wird uns
auf diese Fi'age durch das Zusammenarbeiten von Assyriologen,
Sinologen und Indologen über kurz oder lang eine endgültige Ant-
wort zu Teil."; A. Fischer.
view ^ das deutsche lieher, liebster Eduard (Goethe, Wahlverwandtschaften,
Weimarer Ausg. 108, 5) u. s. f.
1) Ich verdanke diese Literaturangaben der Liebenswürdigkeit meines
Kollegen Conrady.
2) K. Hoernle, On the Bakhshäli Manuscript (Verh. d. 7. intern. Or.-
Congr. in Wien 1886, Arische Section, 131 f.).
3) Zimmern schreibt mir hierzu freundlichst: „Stellenwertschrift ist aller-
dings in Babylon vorhanden, und zwar gerade in älterer Zeit (ca. 2000 v. Chr.)
in stärkerem Gebrauche nachweisbar (im Zusammenhang mit dem Sexagesimal-
system) als in späterer Zeit (wo man sich des Dezimalsystems bediente und vom
Sexagesimalsystem nur noch Rudimenta hatte). Aber gerade der Mangel der
Null ließ bei den Babyloniern das Stellenwertsystera offenbar nicht zur rechten
Anwendung gelangen, so daß es in vollem Umfang nur in mathematischen Tabellen
verwertet wurde, wo durch die Reihenfolge der Zahlen Verwechslungen aus-
geschlossen waren Höchstens eine kloine Lücke könnte als schwacher
Ansatz für ein Nullzeichen auf der Tafel von Senkereh (Larsa) in Betracht
kommen". Er verweist mich noch auf Delitzsch, Soss, Ner, Sar, in Zeitschr. f.
ägypt. Spr. 1878, 57. Bei A. Jeremias, Das Alte Testament im Lichte des alten
Orients'' 57 liest man: „Ob die Null bereits den Babyloniern bekannt war, läßt
sich nicht sagen. Spuren sind vorhanden, z. B. bei Schreibung der 600 (Neros?)*.
4) Den von mir Bd. 59, 809, Anm. 5 angekündigten Aufsatz über a^^iLi^
habe ich wegen zu starker Uberfüllung dieses Heftes für Heft H zurückgestellt.
255
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die morgenländisclien Studien im Jahre 1905.
Das Semitische
mit Ausschluß des Sabäo-Minäischen und der abessinischen Dialekte
sowie der alttestamentlichen Studien.
Von
C. Brockelmaun.
Assyriologie. Ein besonders reicher Ertrag ist in diesem Jahre
für die sumerischen Studien zu verzeichnen. Thureau-Dangin^)
hat seine z. T. schon aus der ZA. bekannten Arbeiten über die
Gudeatexte zusammenzufassen begonnen. Eine Untersuchung über
die durch Zusatz einio^er Striche aus anderen abcreleiteten Schrift-
zeichen hat T o s c a n n e -) angestellt. Beiträge zum sumerischen
Wörterbuch und zugleich zur Kenntnis der Ideogramme in semi-
tischen Texten bieten Fossey^) und Prinze*). Ein wichtiges
Kapitel der Grammatik hat Brummer^) durch eine Sammlung
des Materials gefördert. Altbabylonische Texte aus der Zeit der
Könige Sinmuballit und Hammurabi bis Amuzaduga hat Friedrich")
1) Les cylindres de Goudea. Transcription, traduction , commentaire,
grammaire et lexique par F. Th ureau-D a n gi n. Partie I: Traiiscriptiou et
traduction. Paris 1905. Mk. 4,80.
2) Paul Toscanne, Les signes sumeriens d^rives (Gunus). Preface de
J. Oppert. Paris 1905. Mk, 6,40.
3) Ch. Fossey, Contribution au dictionnaire sumerien-assyrien. Supple-
ment ä la "Classified List" de Brünnow. Fase. I. Paris 1905. Mk. 4,20.
4) J. D. Prinze, Materials for a Sumerian Lexicon with a Grammatical
Iiitroductiou. Part I. (Assyriologische Bibliothek, Bd. XIX, 1.) Leipzig 1905.
Mk. 24,—.
5) V. Brummer, Die sumerischen Verbal- AflFormative nach den ältesten
Keilinschriften bis herab auf Gudea (ca. 3300 v. Chr.) einschließlich. Leipzig,
O. Harrassowitz, 1905. VIII, 82 S. Mk. 6,—.
6) Thomas Friedrich, Altbabylonische Urkunden aus Sippara. Texte
mit Übersetzung, Umschrift und Kommentar. (BSS. V, S. 413— 529.) Mk. 7,50.
256 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
aus dem Konstantinoplev Museum veröffentlicht. Scheil's^) kost-
bare Sammlunof in Elam o;efundener semitischer Texte ist wieder
um einen Band gewachsen. Die neubabylonischen Bauinschriften
hat Langdon-) zu sammeln begonnen. Eine Sammlung von Texten
über Wahrsagung hat Fossey^) eröffnet; Boissier'*) bietet eine
Auswahl aus derselben Literaturgattung. Z i m m e r n ^) gibt eine
Auswahl aus der religiösen Poesie der Babylonier in neuen Über-
setzungen. Daß die Sünde in der babylonischen Religion nicht als
ethischer Defekt, sondern als rituelle Unreinheit empfunden wurde,
weist Morgenstern*^) nach. Beiträge zur Erläuterung des alt-
babylonischen Rechtsbuches aus der durch die Urkunden vertretenen
Praxis sowie zum assyrischen Lexikon liefert Meißner'). Zwei
auch für die allgemeine semitische Onomatolosie höchst wichticje
Namenbücher aus den alt- und den neubabylonischen Kontrakten
verdanken wir Ranke^) und Tallqvisf^). (Weitere Literatur-
angaben bietet Fossey in seinen Berichten über die Fortschritte
der Assyriologie im Journal asiatique.)
Westsemitische Epigraphik und Archäologie. In einem Pracht-
werk legt Littmann^*^) eine stattliche Reihe größtenteils neuer
semitischer Inschriften, 24 syrische, z. T. mit griechischer Umschrift,
einige palmyrenische, darunter zwei große Altartexte und 136 safa-
tenische , mit ausführlichem Kommentar vor. Eine Anzahl neuer
palmyrenischer Inschriften teilt Sobernheim ^i) mit. Brünnow's^-)
1) Delegation en Perse. Memoires tome VI. V. Seh eil, Textes elamites-
semitiques. 3e Serie. Accomp. de 24 planches hors texte. Paris 1905. 4°.
Mk. 40,—.
2) St. Langdon, Building Inscriptions of the Neo-Babylonian Empire.
Part I: Nabopalassar and Nebuchadnezzar. Paris 1905. Mk. 7,50.
3) Textes assyriens et babyloniens relatifs ii la divination. Transcrits, traduits
et commentes par Ch. Fossey. le serie. Paris 1905. fol. Mk. 4,80.
4) A. Boissier, Choix de textes relatifs ä la divination assyro-babylo-
nienne. Geneve 1905. Avec 4 pl. Mk. 20, — .
5) Babylonische Hymnen und Gebete in Auswahl. Von Heinrich
Zimmern. (Der alte Orient, Jahrg. 7, Heft 3.) Leipzig, J. C. Hinrichs.
32 S. Mk. 0,G0.
6) Julian Morgenstern, The Doctrino of Sin in the Babylonian
Religion. (MVAG. 1905, S. 75—232.) Mk. 6,—.
7) Bruno Meißner, Assyriologische Studien HI. (MVAG. 10,4.) 83 S.
8) Hermann Ranke, Early Babylonian Personal Names from the
published tablets of the so called Hammurabi Dynasty (B. C. 2000). (The
Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania. Series D: Researches
and Treatises. Vol. IH.) Philadelphia, publ. by the University of Pennsylvania.
1905. XIV, 255 S.
9) Knut L. Tallq vist, Neubabylonisches Namenbuch zu den Geschäfts-
urkunden aus der Zeit des Samassumukin bis Xerxes. (Acta Societatis Scienti-
arum Fennicae, t. XXXU, 2.) llelsingfors 1905. 4**. XLII, 338 S. Mk. 48,—.
10) Enno Littmann, Semitic Inscriptions. (Publications of an American
Archseological Expedition to Syria 1899 — 1900, Part IV.) New York, Tho
Century Co., London, William Heinemann, 1905. 4". XIII, 230 S. Mk. 42,—.
11)M. Sobernheim, Palmyrenische Inschriften. (MVAG. 1905, 2.) Mk, 5, — .
12) Die Provincia Arabia, auf Grund zweier in den Jahren 1897 und 1898
1
Brockelmann, Das Semitische. 257
Werk (s. Bd. 59, 193, No. 7) ist mit dem zweiten Bande vollendet.
Die Architektur des Schlosses von Mschatta hat Strzygowski^)
zum Gegenstand einer eingehenden stilkritischen Untersuchung ge-
macht.
Aramäisch. Von Dalman's-) Grammatik ist eine zweite,
durch eingehende Berücksichtigung auch des Prophetentargums stark
vermehrte, ihrem wissenschaftlichen Charakter nach aber unverändert
gebliebene Auflage erschienen. Über Levy's Ausgabe des Koheleth-
Targums hat Ginsburger Bd. 59, 715 berichtet. Unsere Kenntnis
des christlich-palästinischen Dialekts ist durch die von B. Yiolet
i. J. 1900/1 zu Damaskus aufgefundenen, von Schulthess'^) nun-
mehr veröffentlichten Fraormente orefördert worden.
Cureton's syrischen Evangelientext mit den Varianten des
Sinaiticus hat B u r k i 1 1 *) neuherausgegeben. Einen Baustein für
eine künftige P^sTtä- Ausgabe lieferte D i e 1 1 r i c h •''). Dem unermüd-
lichen Bedjan*') haben wir eine nahezu vollständige Sammlung
der Homilien Jakob's von Sarug zu danken. Die Werke seines
nestorianischen Zeitgenossen Narses hat M i n er a n a ') heraus^ecreben.
über L a b 0 u r t 's Arbeiten zur Geschichte der ostsyrischen Kirche
ist Bd. 59, 712 berichtet. Dort ist auch S. 714 über die Fort-
schritte der syrischen Abteilung des Corpus Script. Christ. Orient.
unternommenen Reisen und der Berichte früherer Reisender beschrieben von
Rudolf Ernst Brünnow und Alfred v. Domaszewski. II. Bd. Der
äuiSere Limes und die Römerstraße von el-Ma'an [so!] bis Bosra. Mit 174 meist
nach Originalphotographien angefertigten Autotypien, 3 Doppeltafeln in Helio-
gravüre, 1 Tafel in Lichtdruck und 5 Doppeltafeln und 142 Zeichnungen und
Plänen in Zinkotypie nach Vorlagen von Paul Huguenin. XIII, 358 S. Straß-
burg, K. J. Trübner, 1905. 4». Mk. 60,—.
1) Mschatta. II. Kunstwissenschaftliche Untersuchung von Josef Strzy-
gowski. (Jahrb. der Kgl. Preuss. Kunstsammlungen, Berlin, G. Grote, 1904,
Heft IV, S. 225— 373, 12 Tafeln und 119 Phototypien.j
2) Grammatik des jüdisch-palästinischen Aramäisch nach den Idiomen des
palästinischen Talmud, des Onkelostargum und Prophetentargum und der jerusa-
lemischen Targume von Gustaf Dalman. Zweite Auflage, vermehrt und viel-
fach umgearbeitet. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1905. XVI, 419 S. Mk. 12, — .
3) Christlich- palästinische Fragmente aus der Omajjaden -Moschee zu
Damaskus. Bearbeitet und herausgegeben von Friedrich Schulthess. (Abh.
d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl. N. F. Bd. VIII, No. 3.)
Berlin, Weidmann, 1905. 138 S. mit 5 Tafeln in Lichtdruck.
4) Evangelion da mepharreshe, the Curetonian Version of the Four Gospels,
with the Readings of the Sinaitic Palimpsest and the Early Syriac Patristic
Evidence. By F. Crawford Burkitt. Cambridge, University Press, 1904.
Vol. I: Text. XIX, 556 S. Vol. II: Introduction and Notes. VII, 322 S.
5) G. Diettrich, Ein Apparatus criticus zur Pesitto zum Propheten
Jesaia. (Beiheft VIII zur ZATW., 1905.) Gießen, A. Töpelmann. XXXII, 223 S.
Mk. 10,—.
6) Mar Jacobi Sarugensis homiüae selectae. Textum syriacum ed. P. Bedj an.
T. L Paris (Leipzig, O. Harrassowitz) 1905. XVII, 739 S. — T. II. ib. 1906,
892 S. je Mk. 26,—.
7) Narsei doctoris Syri homiliae et carmina primo edita cura et studio
D. A. Mingana. Mausifii 1905. T. I. 60-r370 S. — T. II. 414 S.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 17
258 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
referiert, und ein weiterer Bericht über die inzwischen erschienenen
Ausgaben Duval's^) (s. Bd. 59, 194) und Brooks-Chabot's^) wird
demnächst folgen. In Chinesisch - Turkistan , der Fundstätte der
manichäischen Literatur, sind nun auch Bruchstücke von nestoria-
nischen Kirchenliedern aufgetaucht und von S ach au'-) heraus-
gegeben, die, an sich zwar ohne besonderen Wert, als Zeugen für
die weite Verbreitung des Kultureinflusses, der syrischen Kirche von
hohem Interesse sind.
Einen ersten. Versuch, einen mandäischen Text nach allen be-
kannten Handschriften kritisch herauszugeben , während alle bisher
uns zugänglichen Texte nur je eine Vorlage reproduzierten , hat
Lidzbarski-'') gemacht; eine Übersetzung soll folgen.
Arabisch. Das Berichtsjahr ist besonders frachtbar für das
Studium der Poesie und der schönen Literatur gewesen. Geyer^)
hat als Probe der von ihm zu erwartenden Ausgabe von al-A'sä's
Diwän eine KasTde übersetzt und sehr ausführlich erläutert; ein
zweites Gedicht soll folgen. Den Kommentar des al-Nahhäs zur
Mu'allaka des Zuhair hat Hausheer °) herausgegeben. Die schon
1883 von W. Wright in dieser ^Zeitschr. Bd. 37, 284 angekündigte
Auscfabe der Streitgedichte des Garlr und al-Farazdak hat Bevan'')
übernommen , der jetzt den ersten Teil davon vorlegt. Al-Ahtal's
Diwän ') ist noch einmal nach einer zw^r jungen , aber wertvollen
Handschrift reproduziert. Von den Erzeugnissen der Kairiner Pressen
wird besonders die Neuauflage des zuletzt unerschwinglich teuer
gewordenen Kitäb al-Agä,nT^) von allen Arabisten freudig begrüßt
werden. Eine zwar sekundäre und heute durch ältere Werke
1) Corpus Script. Christ, orient. curantibus J.-B. Chabot, I. Guidi etc.
Scriptores syri. Ser. III, t. IV. Chronica minora, pars II. Ed. E. W. Brooks.
Parisiis: C. Poussielgue, Lipsiae: O. Harrassowitz, 1904. (S. 43 — 238.) Inter-
pretatus est J.-B. Chabot. (S. 35 — 180.) Mk. 14,—. Ser. II, t. LXIV.
Isö'yahb III Patriarcha , Liber epistularum. Ed. Rubens Duval. Ib. 1904.
293 S. Mk. 15,20.
2) Eduard Sachau. Litteratur-Bruchstticke aus Chinesisch-Turkistan.
(SitzuDgsber. d. Berl. Ak. d.' W. , phil.-hist. Kl., 1905, XLVII , S. 9C4— 978,
mit einer Tafel.)
3) Das Johannesbuch der Mandäer von Jlark Lidzbarski. I. Teil:
Text. Gießen, A. Töpelmann, 1905. 291 S. Mk. 14,—.
4) Zwei Gedichte von al-A'sä, hrsg., übers, u. erläut. von R. Geyer.
I. Mä buka u. (Sitzungsber. d. K. Ak. d. Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl., Bd. CXLIX,
VI.; Wien 1905, in Komm, bei Carl Gerold's Sohn. 225 S.
5) Die Mu'allaka des Zuhair mit dem Kommentar des Abii Ga'far Ahmad
ihn Muhammad an-Nahhäs, nebst einer Einleit. und Anmerkgg. hrsg. von
Dr. J. llausheer. Berlin, Reuther & Reichard, 1905. 33, To S. Mk. 3,—.
6) TheNal:ä'id of Jarlr and al-Farazdak ed. by Anthony Ashley Bevan.
Vol. I, part I. Leiden, E. J. Brill, 1905. ' XXIII, lol S. Mk. 10,—.
7) Diwän de Ahtal , reproduction photolithographique du manuscrit de
Bagdad avec preface et variantes par le P. A. Salhani, S. J. Beyrouth,
Impriraerie catholique, 1905. 12, \iA S. Mk. 16,—.
8) Abu-1-Farag 'All al-IsbahänT, Kitäb al-A^äiiT. 21 Bdd. Büläq
1905. 4". Mk. 68,—.
ßrockelmann, Das Semitische. 259
vielfach überholte , aber immer noch wichtige Quelle zur Kenntnis
alter Poesie ist uns mit Sujütl's Kommentar zu den Belegversen
des Mugnl') erschlossen. Höchst erfn-nlieh ist auch der in
Stambul gemachte Versuch, die Poetik und Khetorik des al-'Askari -)
ki-itisch, d. h. wenigstens mit Angabe von Lesarten, herauszugeben.
Endlich sei hier noch der Druck des alten und wichtigen Adab-
Werkes des Tanühl'') erwähnt. Von KalTla und Dimna'')^) sind
zwei Drucke nach zwei alten Handschriften erschienen ; über den
Beiruter hat Nöldeke Bd. 59, 794 ff. ausführlich berichtet. Aus
dem Gebiete der jüngeren Poesie sind Ausgaben der Diwane des
Abu Tammäm") und des Sibt Tl)ii al-Ta'äwIdl ') (m. Lit. 1,248)
erschienen.
Unsere Kenntnis der arabischen Originallexikographie ist durch
Haffner's*") Ausgabe des Kitäb al-Kalb wal-ibdäl von Ihn al-
Sikkit und des Kitäb al-ibil sowie des Kitäb halk al-insän von
al-Asma'I wesentlich gefördert. Eine interessante kleine Studie
über die Passivpartizipien der hohlen Wurzeln von Ibn (rinnl
hat Pröbster") veröffentlicht.
Sehr dankenswert ist die vom Institut fran(,-ais d'archeologie
Orientale unternommene Herausgabe der kleineren Schriften älterer
französischer Arabisten '^j. Ein sehr nützliches Hilfsmittel zum
Studium der Paläographie hat der Direktor der Kairiner Bibliothek
M o r i t z ^ ^) geschaffen .
1) Sarh .sawahid al-Mugni ta'lif ■ — Abd al-Kahmau b. abi Bakr al-
SujütT. Kairo 1.322. 4". 330 S. Mk. 5,50.
2) Abu Ililäl al-'Askarl , Kitäb al-sinä'atain al-kitäba wal-si'r, Konstau-
tinopel 1320. 4«. 7 -f 370 S.
3) Al-Farag ba'd al-sidda lil-TanühT. Kairo 1904. 2 Bdd. 188 u. 220 S.
4) Kaliiah et Dimnah, Texte arabe copie d'apres un ancien ms. trouve
k Damas, avec notes de A. H. Tabbara. Beyrouth 1322 (1904). 343 S.,
avec 86 planches. Älk. 4, — .
5) Kalilah et Dininah. Version arabe d'apres le plus ancien ms. arabe
date publie avec preface et notes par L. Cheikho. Beyrouth 1905. 68-p
ir. S. Mk. 0,50.
G) Abu Tammäm, Diwän , hsg von A. H. Tabbara. Beyrouth 1905.
516 S. Mk. 5,—.
7) Carmina Muhammadis Ubaidallahi F. dicti Sibt Ibn al-Ta'äwTdhl ex
codd. Bodleianis edita et vocalibus indicibusque instrueta a D. S. Margoliouth.
Halle, R. Haupt, 1905. 50 — 525 S. Mk. 10,—. (Unterscheidet sich durch
eine lat. Vorrede und ein Druckfehlerverzeichnis von der Kairiner Ausgabe
V. J. 1903.)
8) Texte zur arabischen Lexikographie, nach Hss. hsg. von August Haffner.
Leipzig, O. Harrassowitz, 1905. 73, TS'a S. Mk. 20,—.
9) Ibn Ginni's Kitäb al-Mugtasab hsg. u. mit einer Einleit. u. Anmerkgg.
versehen von Dr. Edgar Prob st er. (Leipz. somit. Studien hsg. von A. Fischer
u. H. Zimmern I, 3.) Leipzig, J. C. Hinrichs, 1905. XXII, 64 S. Mk. 2,70.
10) Bibliotheque des arabisants fran^ais contenant les memoires des orieii-
talistes fran^ais relatifs aux etudes arabes parus dans des periodiques et qui
nont pas ete reunis a. ce jour. Publice sous la direction de E. Chassinat.
le Serie: Silvestre de Sacy. T. Jer. Le Caire 1905. Mk. 12, — .
11) Arabic PaljBography, a Collection of Arabic Texts from the first Century
17*
260 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Füi* die Geschichte des Islams sind mit zwei neuen Bänden
von Ibn Sa'd's^) Werk (s. Bd. 59, 377 fi.) ergiebige Quellen er-
schlossen. Ein für solche Editionsarbeiten sehr nützliches Buch
über Namen von Traditionariern hat Mann-) verööentlicht. Sonst
sei hier nur noch B e 1 's ^) Ausgabe von Ibn Haldün's Geschichte
der 'Abdwäditen von Tlemsen erwähnt , für weitere Literatur zur
Geschichte des Islams aber auf die Jahresberichte der Geschichts-
wissenschaft § 62 verwiesen.
Unter den ])rofanen "Wissenschaften ist die Geschichte der
Augenheilkunde durch Hirschberg's Arbeiten*)^)") gefördert.
Einen Beitrag zur Geschichte der Alchemie lieferten Stapleton
und Azo").
Für das Christlich - Arabische hat Graf ^) eine Skizze der
Literaturgeschichte bis zum Ende des 11. Jahrh. entworfen. Der-
selbe*^) hat auch den Sprachgebrauch dieser Zeit darzustellen ver-
of the hidjra tili the year lüOü, ed. by B. Moritz. Gi-.-Fol. 2 Teile, 188 Licht-
drucktafeln mit beschreibendem Test. Kairo 1905. Mk. 145, — .
1) Ibn Saad, Biographien Muhammeds, seiner Gefährten und der späteren
Träger des Islams .... hsg. von Eduard Sa c hau. Bd. I, Theil I. Bio-
graphie Muhammeds bis zur Flucht. Hsg. von Eugen Mittwoch. Leiden.
E. J. Brill, 1905. XV, 50, Hi S. Mk. 7,—. Bd. V. Biographien der Nach-
folger in Medina , sowie der Gefährten und der Nachfolger in dem übrigen
Arabien. Hsg. von K. V. Zettersteen. Ib. 1905. LXXXVIII, 66, f!f S.
Mk. 15,—.
2) Tuhfa [so!] dawT-1-arab, über Namen und Nisben bei Bohärl, Muslim,
Mälik, von Ihn Hatlb al-Dahsa. Hsg. von Traugott Mann. Leiden, E. J. Brill,
1905. 33, r.l S. Mk. 7,50.
3) Abou Zakarya Yahya ibn Khaldoun, Histoire des Ben! 'Abd el Wäd,
rois de Tlemcen. jusqu'au regne d'abou Hammou Mousa II, ed., trad. et annot.
par A. Bei. Alger 1904. XXIV, 242, 166 S. Mk. 8,—.
4) Die arabischen Augenärzte nach den Quellen bearbeitet von J. Hirsch-
berg, J. Lippert und E. Mittwoch. II. Teil: 'Ammär b. 'All al-MausilT,
Das Buch der Auswahl von den Augenkrankheiten, Halifa alHalabi [sol], Das
Buch vom Genügenden in der Augenheilkunde, Saläh ad-DTn, Licht der Augen,
nach arab. Hss übers, u. erläut. Leipzig, Veit & Co., 1905. X, 262 S.
5) Die arabischen Lehrbücher der Augenheilkunde. Ein Capitel zur
arabischen Litteraturgeschichte. Unter Mitwirkung von J. Lippert und E. Mitt-
woch bearbeitet von J. Hirschberg. Aus dem Anhang zu den Abb. d.
Kgl. Preuß. Ak. d. Wiss. vom J. 1905. Berlin 1905, in Kommission bei
Georg Reimer. 4*>. 117 S.
6) J. Hirschberg, Geschichte der Augenheilkunde. II, 1. Geschichte
der Augenheilkunde bei den Arabern. (Handbuch der gesamten Augenheil-
kunde XHI.) Leipzig, W. Engelmann, 1905. 243 S.
7) Alchemical Equipment in the Eleventh Century A. D. By H. E. Staple-
ton and K. F. Azo. (Memoirs of the Asiatic Society of Bengal, Vol. 1, No. 4,
p. 47 — 70.) (With one plate.) Calcutta 1905. 2 s. 3 d.
8) Die christlich-arabische Literatur bis zur fränkischen Zeit (Ende des
11. Jahrb.). Eine literarhistorische Skizze von Georg Graf. (Straßburger
Theol. Stud., hsg. von Albert Ehrhard und Eugen Müller, VII. Bd., 1. Heft.)
Freiburg i. Br., Herder, 1905. X, 74 S. Mk. 2,—.
9) Der Sprachgebrauch der ältesten christlich-arabischen Literatur. Ein
Beitrag zur Geschichte des Vulgär-Arabisch. Von Georg Graf. Leipzig,
O. Harrassowitz, 1905. VIII, 124 S. Mk. 7,—.
Fraetorius, Die abessinischen Dialekte u. d. Sabäo-Minäisehe. 261
sucht. Eine gründliche Untersuchung der Sprache des spanisch-
arabischen Evangeliars verdanken wir Kö m e r 'j. In der arabischen
Abteilung des CSChO ist das Alexandriner Synaxar erschienen-).
Unter den arabischen Dialekten ist uns der der Stadt Jerusalem
durch eine Grammatik von Löhr-'), und durch Märchen texte von
Litt mann*) in arabischem Druck, denen Umschrift und Über-
setzung folgen sollen, vorgeführt. Von Landberg's Werk über
die südarabischen Dialekte'') sind die Texte aus Datinah erschienen,
über eine Untersuchung desselben über die arabischen Dialekte
hat Nöldeke Bd. 59, 412 berichtet (s. das.). Unsere Kenntnis der
spezifisch südarabischen Dialekte ist durch D. H. Müller's Soqotri-
Texte") gefördert.
Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäisehe.
Von
Franz Praetorius.
Mehrere Ausgaben umfangreicher äthiopischer Texte sind im
Jahre 1905 erschienen, von denen an erster Stelle zweifellos
Bezold's Kebra Nagast') zu nennen ist; ein merkwürdiges Buch,
lediglich eine plumpe priesterliche Fiktion und Geschichtsfälschung
zu Ehren Abessiniens, aber trotzdem und deshalb in Abessinien zu
hohem Ansehen gelangt und als wirkliche Geschichte angesehen.
An die genannte Ausgabe hat sich mehrfache Diskussion an-
1) Der Codes Arabicus Monacensis Aumer 238, eine spanisch-arabische
Evangelienhandschrift, untersucht von Karl Römer (Diss. Jena). Leipzig 1905.
59 S. Ders., Studien über den Cod. Ar. Mon. Aum. 238. (ZA. 19, S. 98—125.)
2) Corpus Script. Christ. Orient., Scriptores arabici. Ser. HI, t. 18. Synaxa-
rium Alexandrinura, ed. Forget. T. 1, fasc. 1. Textus. Parisiis: Poussielgue,
Lipsiae: O. Harrassowitz, 1905. Mli. 6,80.
3) Max Löhr, Der vulgärarabische Dialekt von Jerusalem nebst Texten
und Wörterverzeichnis. Gieszen, Töpelmann, 1905. VIII, 144 S. Mk. 4,80.
4) Modern Arabic Tales by Enno Littmann. Vol. I. Arabic Text.
(Part VI of the Publ. of an American Archa;ol. Expedition to Syria in 1899 —
1900.) Leyden, E. J. Brill. 1905. VII, rvf S. Mk. 9,—.
5) Etudes sur les dialectes de l'Arabie meridionale par le comte de Land-
berg. Ile vol. Datinah. I« partie. Textes et traduction. Leide, E. J. Bril),
1905. IX, 275 S. älk. 8,—.
6) D. H. Müller, Die Mehri- und Soqotri-Sprache. II: Soqotri-Texte.
(K. Ak. d. Wiss., Südarab. Exped. Bd. VI) Wien, Holder, 1905. Mk. 42,— .
7) Carl Bezold, Kebra Nagast. Die Herrlichkeit der Könige. Nach
den Handschriften in Berlin, London, Oxford und Paris zum ersten Mal im
äthiopischen Urtext herausgegeben und mit deutscher Übersetzung versehen.
München, in Komm, des G. Franz'schen Verlags, 1905. 4^. LXII, iSk^
160 S. (Abh. d. K. Bayer. Ak. d. Wiss., 1. Kl., XXHI. Bd., L Abt.) Mk. 20,—.
262 Wissenschaf tllclier JaJtresbericht.
geschlossen , die vielleicht noch weiteren Umfang annehmen wird.
Sodann Guidi's Annalen einiger später abessinischer Kaiser^).
Endlich ist der erste Abschnitt des Senodos (aus welchem Ludolf
bereits umfangreiche Mitteilungen gemacht) von Horner-) heraus-
gegeben und übersetzt worden. Der zweite Abschnitt dieses in
Abessinien hochangesehenen Werkes liegt bekanntlich in W. Fell's
Doktordissertation längst gedruckt vor. * — Daneben auch wieder
einige kürzere Texte aus den in Abessinien so beliebten Literatur-
gattungen der Lebensbeschreibung sogen. Heiliger'^) und sonstiger
apokryphen Legenden.
Das Problem der äthiopischen Bibelübersetzung und ihrer
Herkunft ist berührt worden von Boyd"*) und Rahlfs^). Durch
des letzteren Untersuchungen wird zunächst das Ergebnis Roupp's
(ZA. 16, 328 f.) bestätigt, daß der alten äthiopischen Übersetzung
der Königsbücher griech. B (Vatic.) zugrunde liegt. B aber , ein
wesentlich vororigenianischer Text, ist ägyptischer Herkunft. So
scheint denn in der bekannten Frage , ob die Bibel den Äthiopen
aus Syrien oder aus Ägypten gebracht worden sei, die Entscheidung
doch für Ägypten ausfallen zu sollen.
Auf dem Gebiete der modernen abessinischen Sprachen^ semi-
tischen wie kuschitischen, würden wieder eine Reihe lehrreicher Mit-
teilungen und Aufsätze verzeichnet werden können von M o n d o n -
Vidailhet und namentlich von Conti Rossini im JAs.,
GSAL, Rendic. Lincei. ZA. Von größeren, abschließenden Arbeiten
ist mir nur bekannt geworden eine von Mondon -Vidailhet
herausgegebene , übersetzte und erläuterte amharische Chronik des
1) Ignatius Guidi, Annales Johannis I, lyäsii I, Bakäfta. Paris:
Poussielgue, Leipzig: Harrassowitz, 1903 (erst 1905 zu Ende geführt). Textiis
346 S. Versio 349 S. (Corpus script. Christ. Orient., Scriptores aethiopici.
ser. II, t. V,) Mk. 4,60.
2) Rev. G. Horner, The Statutes of the Apostles or Canones ecclesiastici,
edited with Transhition and Collation from Ethiopic and Arabic MSS.; also a
Translation of the Saidic and Collation of the Bohairic Versions; and Saidic
Fragments. London 1904. XXXIX, 480 S. (S. 1 — 87: 127—232.)
3) Boryssus Turaiev, Vitae sanctorum indigenarum I. Acta S. Fere-
Mikael et S. Zar'a Abrehäm. Paris: Poussielgue, Leipzig: Harrassowitz, 1905.
Textus 36 S. Versio 32 S. (Corpus script. Christ, orient., Scriptores aethiopici,
ser. II, t, XXIII.) Mk. 3,—.
Karolus Conti Rossini, Vitae sanctorum antiquiorum. I. Acta Yäred
et Pantalewon. Ibid. 1904. Textus 60 S. Versio 56 S. (Corpus script. christ,
Orient , Scriptores aethiopici, ser. II, t. XVH,) Mk. 4,80.
Francisco Maria Esteves Pereira, Vida de Santo Abunafre (S.
Onuphrio). Versäo ethiopiea. Lisboa, 1905. 26 S.
4) J. Oscar Boyd, Tlio Text of the Ethiopic Version of the Octateuch,
with special reference to the Age and Value of the Haverford Manuscript.
Leyden, E. J. Brill, 1905. (Bibliotheca Abessinica ... ed. by E. Littmann,
II.) Mk. 1,70.
5) Alfred Rahlfs, Septuaginta-Studien. 1. Heft. Studien zu den Königs-
büchern. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1904. Mk. 2,80.
Beer, AUtestamentliche Studien. 263
Lebens und Sterbens des Kaisers Theodor ll.'j (nicht zu verwechseln
mit der von E. Littraann im Jahre 1902 abgedruckten Berliner
Handschrift). Wieder ein Anzeichen von dem weiteren Vordringen
des Araharischen z.ur Schrift- und Literatursprache.
Das Sahäu- Minaisclie. Es sind im Jaiire 190o mehrere kleine
Arbeiten erschienen, auch ein kleiner neuer Fund veröftentlicht
worden. Ich hebe hier aber nur hervor die als Vorläufer eines
umfantrreichen Lischriftenwerkes sich ankündicjenden Mitteilungen
Glaser's -).
Alttestamentlicbe Studien.
Von
(lieorg Heer.
Allgemeines. Das letzte Jahr hat fünf besonders hervorragende
Werke gezeitigt: Cornill (Jeremia), Greßmann (Eschatologie),
Kittel (Biblia Hebraica), Sievers (Genesis) und Stade (Alt-
testamentliche Theologie).
An den Eingang des eigentlichen Berichtes trete der opti-
mistische Aufsatz, in dem Heinrich Julius Holtzmann-')
der Theologie , der ja auch die alttestam entliche Wissenschaft
dienen will , das Horoskop stellt. Friedrich Delitzsch's*)
Schlußvortracr über das leidige Thema Babel-Bibel hat, wie schon
die früheren Vorträge , unfreiwillig die Notwendicrkeit einer alt-
testamentlichen Fachwissenschaft dargetan ! E b. Nestle's^) ge-
lehrte Miszellen erstrecken sich wie Salomo's Sprüche von der Zeder
bis zum Ysop. Es wäre zu wünschen , daß das neu aufgelegte
Eobertson S mi th'''')sche Werk in recht vieler Laien und
1) C. Mondon-Vidailliet, conseiller d'etat de l'enipire d'Ethiopie, Charge
du cours d'abyssin ii l'Ecole des langiies orientales, Chronique de Theodoros II,
roi des i'ois d'Ethiopie (1803^1868)-. D'apres un mamiscrit original. Texte
abyssin (amharique). Paris, E. Guilmoto (o. J., Vorwort \'om 3 nov. 1904).
VII, §8 S. Traduction XIV, 9G S.
2) Eduard Glaser, Ein axuraitischer König im G. Jahrhundert nach
Chr. — Aus meinem luschriftenwerk. (Orient. Litt. -Ztg. 1905, Sp. 442 flf.,
497 ff., 577 ff.)
3) Heinrich Julius Holtzmann, Die Zukunftsaufgaben der Religion
und der Religionswissenschaft. (Die Kultur der Gegenwart, hsg. v. Paul Hinne-
berg, I, 4, S. 709 — 728.) Berlin u. Leipzig, Teubner, 1905.
4) Friedrich Delitzsch, Babel und Bibel. Dritter (Schluß)Vortrag.
Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt, 1905. 69 S., 21 Abb. Mk. 2,—, geb. Mk. 2,50.
5) Eb. Nestle, Miscellen. (ZATVV. 25,201—223. 360—367.)
6) W. Robertson Smith, Das alte Testament, seine Entstehung und
Überlieferung. Grundziige der alttestamentlichen Kritik in populärwissenschaft-
264 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Pastoren Hände gelangte als ein bester Wegweiser zu den alt-
testamentlichen Problemen.
Hebräische Grammatik und Sprache. Hier sei gedacht der
2. Aufl. von Carl Steuer nagel's^) Hebräischer Grammatik (cf.
ZDMG. 58, 263) und der für die Kenntnis der Sprache der palä-
stinischen Juden zur Zeit Jesu wichtigen 2. Aufl. der Grammatik
von Gustaf Dal man-). Zum hebräischen Yerbum vgl. den Auf-
satz von üngnad^).
Hebräisches Lexikon. Äußerlich unterscheidet sich die 14.
von Frants Buhl*) mit Unterstützung von Heinrich Zimmern
und W. Max Müller besorgte Ausgabe des Gesenius'schen
Lexikons durch teilweise veränderten Druck und etwas andere An-
lage der Kolumnen. In etymologischer und lexikalischer Hinsicht
trägt das Werk den Fortschritten der Wissenschaft gebühi-ende
Rechnung. AVarum ist aber noch immer der Wortschatz von Jesus
Sirach nicht einbezogen ? Karl Feyerabend^) nimmt sich die
Lexika von Gesenius-Buhl und Siegfried-Stade zum Vorbild. Schade,
daß nicht das ganze Alte Testament berücksichtigt ist ! Max
L. Margolis^) macht sehr beachtenswerte Vorschläge zur Be-
seitigung der Mißstände der Oxforder LXX Konkordanz bezüglich
der hebräisch-aramäischen Äquivalente. H. Rosenberg'') sucht
aus der Mischna das im Alten Testament für einzelne Hauptwörter
nicht bestimmbare Geschlecht festzustellen und macht sich somit um
das alttestamentliche Lexikon verdient. M. Xeumark®) behandelt
liehen Vorlesungen dargestellt. Nach der 2. Ausg. des engl. Originalwerkes
^The Old Testament in the Jewish Church" ins Deutsche Übertrag, u. hsg. v.
J. W. Rothstein. Billige (Titel-)Ausgabe. Tübingen, Mohr, 1905. XIX, 448 S.
1) Carl Steuernagel, Hebräische Grammatik mit Paradigmen, Literatur,
Übungsstücken und Wörterverzeichnis. 2. vielfach verbess. Aufl. Berlin, Reuther
& Reichard, 1905. XII, 154. 142* S. Mk. 3,50, geb. 4,— .
2) Gustaf Dalman, Grammatik des jüdisch-palästinischen Aramäisch,
Nach den Idiomen des palästinischen Talmud, des Onkelostargum und Propheten-
targum und der jerusalemischen Targume. 2. verm. u. vielfach umgearb. Aufl.
Leipzig, Hinrichs, 1905. XVI, 419 S. Mk. 12,—. (S. schon oben S. 257.)
3) Ungnad, Analogiebildungen im hebräischen Verbum. (BA. V, 251 ft".;
vgl. ZDMG. 59, 766ff.j
4) Wilhelm Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch
über das Alte Testament. In Verbindung mit Prof. Dr. H. Zimmern bearbeitet
von Prof. Dr. Frants Buhl. 14. Aufl. Leipzig, Vogel, 1905. XVI, 932 S.
Mk. 18,—.
b) Karl Feyerabend, Taschenwörterbuch der hebräischen und deutschen
Sprache zu den gelesensten Teilen des Alten Testaments. Berlin-Schöneberg,
Langenscheidt, 1905. VI, 306 S. Geb. Mk. 2, — .
6) Max L. Margolis, Entwurf zu einer revidierten Ausgabe der hebräisch-
aramäischen Äquivalente in der Oxforder Concordance to the Septuagint and
the other Greek Versions of the Old Testament. (ZATW. 25, 311—319.)
7) H. Rosenb erg. Zum Geschlecht der hebräischen Hauptwörter. (ZATW.
25, 325—339.)
8) M. Neumark, Lexikalische Untersuchungen zur Sprache der jerusale-
mischen Pentateuch-Targume. Heft 1. Berlin, Poppelauer, 1905. 48 S. Mk. 2, — .
Beei', Alttestamentliclie Studien. 265
zunächst, eine größere Arbeit über den Wortschatz der palästinen-
sischen Pentateuchtargunie vorbereitend, das biblisch-hebräische und
das neuhebräische Sprachgut.
Metrik. In der Metrik belinden wir uns noch immer in einem
Provisorium. Noch keinem der Metriker ist gelungen, ein allgemein
anerkanntes Definitivum herbeizuführen. Immer neue Kräfte treten
auf den Plan und pfeifen die Melodien vor; ob's wohl die andei-en
hören und danach tanzen? Wer wird der Rattenfänger sein?
Friedrich Giesebrecht^) verwirft für die Gedichte Jeremia's
die Theorien Sievers': er wirft ihm dem System zuliebe vor-
genommene willkürliche Veränderung hebräischer Wortformen,
Nebenbetonungen u. s. f. vor. Auch will er nichts von Cornill's
, Knittelversen" und dessen eine metrische Einheit darstellenden
4 Distichen wissen. Endlich ist ihm Duhm's Pentameter (Qina)
zu einseitig. G.'s eigenes Schema ist bestimmt durch Zählung der
Hebungen , Wechsel von Hebungen und Senkungen , Bedeutungs-
losigkeit der Zahl der Senkungen zwischen den Hebungen. Ist das
dann aber noch eine Metrik? Eduard Sievers-) sucht die in
Metrische Studien I für die alttestaraentlichen Texte aufgefundenen
Gesetze an einem Beispiel größerer zusammenhängender Dichtung,
nämlich der Genesis, zu erproben. Die Metrik macht sich anheischig,
die Scheidung des Materials in J, E und P nachzuprüfen und zu
vervollkommnen. Die frühere Annahme von Wechselmetris ist jetzt
ziemlich aufgegeben und der sogenannte „Siebener" bevorzugt. Zu
seiner Durchführung bedarf es oft des Enjambements, d. h. des
Hinüberspringens über die Versenden. Über die Metrik hat S. noch
nicht das letzte Wort gesprochen — er stellt noch einen 3. Band
in Aussicht. Von den quellenkritischen Beobachtungen kann schon
jetzt gesagt werden, daß sie eine Förderung der Probleme bedeuten;
so ist z. B. Gen. 3, 7^ als Variante zu 3, 21 erkannt: Vox'aussetzung
des Verhörs Jahwes mit den beiden Menschen ist, daß diese noch
unbekleidet sind Gen. 3, 8 if. In den Miszellen behandelt Eduard
Sievers"^) Jona, Deuterosacharja, Maleachi und Hosea. Eberhard
Baumann*) sieht in einer Reihe sogen. Kehrverse nur Textvarianten,
irrige Nachträge, liturgische Zusätze u. dgl., so daß der Kehrvers
im Psalter nur sehr verschwindend verwendet ist.
Textausqaben und Textkritisches. Als Ausführung des Ent-
wurfes von 1902 (cf. ZDMG. 58, 264) ist jetzt der (Genesis—
1) Friedrich Giesebrecht, Jeremias Metrik am Texte dargestellt.
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1905. VIII, 52 S. Mk. 1,50.
2) Eduard Sievers, Metrische Studien. II. Die hebräische Genesis.
1. Teil: Texte. 2. Teil: Zur Quellenscheidung und Textkritik. (XXIII. Bd.
d. Abh. d. phil.-hist. Kl. d. Kgl. Sachs. Ges. d. W., No. I u. II.) Leipzig,
Teubner, 1904 u. 1905. 1—160. 161—394 S. Mk. 5,60 + Mk. 8,20.
3) Eduard Sievers, Alttestamentliche Miszellen 2 und 3. 4 und 5.
(Ber. d. phil.-hist. Kl. d. Kgl. Sachs. Ges. d. W., 1905, 35—99. 144—251.)
4) Eberhard Bauinann, Kehrverspsalmen? (ZDMG. 59, 129—144.)
266 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
2. Könige umfassende) 1. Teil der Biblia Hebraica Rud. Kittel's^)
erschienen. Der Zweck, einen lesbaren Text zu bieten, wird da-
durch zu erreichen gesucht', daß die Verbesserungen nicht in den
Text, sondern darunter aufgenommen sind. Das ist in vieler Hin-
sicht, besonders für eine bei Vorlesungen zu benutzende Hand-
ausgäbe , ein am meisten sich empfehlender Weg. Natürlich darf
lind wird das Gebotene nicht allen textkritischen Wünschen crerecht
werden. Aber die Wohltat der in ihrer Art einzigen Ausgabe,
besonders wenn sie recht bald in vieler Studenten Hände crelanoft
o O
ist, ■wird allgemein empfunden werden. Poetischen Abschnitten ist
durch den Druck Rechnung getragen. Für den : masoretischen Text
ist besonders die Ausgabe des Jacob b. Chajim 1524/5 berück-
sichtigt. Die Arbeit für den 1. Band war so geteilt, daß Genesis,
Richter , Sam. und Kön. von Kittel , Levit. von Ryssel , Deut, und
Josua von Driver, Exod. und Num. von Ryssel und Kittel gemeinsam
behandelt sind. Trotz der für einzelne Partien ziemlich reichlichen
Noten ist durch kompressen Druck erzielt, daß der Umfang dieser
kritischen Ausgabe die Seitenzahl der gewöhnlichen Bibelausgaben
nicht überschreitet, sondern z. B. hinter dem bekannten Wien-Holz-
hausen'schen Dl'uck im 1. Band sogar um 100 Seiten zurückbleibt.
Dank der bewundernswerten Enersfie des Herausgebers ist das Er-
scheinen des 2. (Schluß-)Bandes bis diese Pfingsten gesichert. Der
Verlag hat sich noch besondere Verdienste erworben , daß er den
Preis des ganzen Werkes auf nur 8 Mk. festgesetzt hat. Norbert
Peters-) bietet eine fleißige textkritische Studie zu dem seit 1902
durch Nash bekannt gewordenen und schon öfter besprochenen
hebräischen Pentateuchfragment, die 10 Gebote (nach Exodus) und
den Anfang des Schema' Deut. 6, 4 f. enthaltend. Der Papyrus diente
Gebets- oder Unterrichtszwecken und stammt aus dem Ende des
1. oder Anfang des 2. nachchristl. Jahrb. und ist somit das älteste
bekannte hebräische Bibelfragment. Wertvoll ist die Nachzeichnung
des Papyrus am Schlüsse. Nivardus Schlögl^) sucht seinen
Samuelkommentar (ZDMG. 59, 204) durch eine Textausgabe zu er-
gänzen und zu berichtigen. Gustav Jahn*) ist in der Verwertung
der LXX zu Ezechiel gegenüber Cornill gelegentlich im Vorteil
1) C^mrDl 2"'N"'3' miP Biblia Hebraica adjuvantibus professoribus
G. Beer, F. Buhl, G. Dalman, S. R. Driver, M. Löhr, W. Novvack, J. W. Roth-
stein, V. Ryssel edidit Rud. Kittel. Pars I. Lipsiae, Hinrichs, 1905. X, 552 S.
Mk. 4,—, geb. 5,20.
2) Norbert Peters, Die älteste Abschrift der zehn Gebote, der Papyrus
Nash untersucht. Freiburg i. B., Herder, 1905. 51 S. Mk. 1,50.
3) Nivardus Schlögl, Libri Samuolis. (Libri Veteris Testainenti. Ope
artis criticae et metricae quantum fieri potuit in formam originalem redacti.)
Wien, Mayer et Co, 1905. X, CXXXV, CG S. Mk. 10,60.
4) Gustav Jahn, Das Buch Ezechiel auf Grund der Septuaginta her-
gestellt, übers, u. krit. erklärt. Leipzig, Pfeiffer, 1905. XX, 3G3 S. Mk. 16,—,
geb. Mk. 17,20.
BeeVf Altt&staiuentliche tihidien. 267
(so z. B. 18, 7, wo LXX iviyyquG^iov ofpdlovrog = a^n rrhr: alle
Schwierigkeiten des massoretischen Textes löst), aber gelegeütlich
doch auch wieder im Nachteil (z. B. 18,8, wo er v.qI^u öiymlov
sklavisch mit p"'"!^ üE">p7; [Deut. 4 , 8] wiedergibt , obwohl es hier
so gut wie Sach. 7, 9 = M nuN 'o7: ist). Auch nach J.'s Her-
stellung des Textes bleibt es bei dem alten Urteil, daß Ezechiel's
Stil formelhaft und breit ist — man vergleiche z. B. K. 18 bei
Jahn ; das ist das Merkmal des Zeitalters Ezechiel's ; cf. Deuter ,
Jeremia und Jes. 40 — 60. Norbert Peters^) liefert eine brauch-
bare Handausgabe des hebräischen Sirach. Friedrich Vodel-)
untersucht die Varianten von 2 Sam. 22 = i/; 18, 2 Kön. 19, 21 — 34
= Jes. 37, 22—35, Jes. 2, 2—4 = Mi. 4, 1 — 3, i/; 14 = i/; 53,
'j/;40,14 — 18 ^= 1/; 70, 2 — 6 und bringt sie unter allgemeinere
Gesetze. Statt der kostspieligen Phototypie der LXX B-') sollten
alle Mittel zu einer kritischen Septuaginta-Ausgabe reserviert werden.
G. D i e 1 1 r i c h *) leistet eine verdienstliche Vorarbeit für eine text-
kritische Ausgabe des syrischen Jesaja. Er hat außer den 5 bis
jetzt gedruckten Ausgaben (darunter auch die Mossuler Bibel von
1888) 11 nestorianische und 17 westsyrische Handschriften und die
syrischen Kirchenväter Aphraates, Ephraem und Barhebraeus berück-
sichtigt und bucht nun die Varianten. Zu Alfred Levy's^) Aus-
gabe des Targums zu Qoheleth vgl. M. Ginsburger, ZDMG. h{\
715—717.
Kommentare. J. B o e h m e r **) schreibt für neupietistische
Kreise eine moderne Genesiserklärung. Der streng konservative
Charakter des Hermann L. S track'schen') Genesis-Kommentars
ist auch in der neuen Auflage gewahrt. Charakteristisch ist der
zugekommene Abschnitt über die Glaubwürdigkeit der Patriarchen-
geschichte (95 — 97). V. Zapletal*) läßt das Deboralied aus
1) Norbert Peters, Liber Jesu filii Sirach sive Ecclesiasticus hebraice.
Secuiiduin Codices miper repertos vocalibus adornatus addita versione latina cum
glossario hebraico-latino. Freiburg i. B., Herder, 1905. XVI, lü.'i S. Mk. 3, — .
2) Friedrich Vodel, Die konsonantischen Varianten in den doppelt
überlieferten poetischen Stücken des massoretischen Textes. (Diss.) Leipzig.
190Ö, Druck v. Drugulin. 80 S.
3) Bibliorum ss. graecorum codex Vaticanus 1209 (^Cod. B), denuo
phototypice espressus jussu et cura praesidum bybliothecae Vaticanae. 1. Testa-
uientiim vetus. Tom. I. Mailand, Hoepli, 1905. IV, 304 S. 2". Mk. 184,—.
4) G. Diettrich, Ein Apparatus criticus zur Pesitto zum Propheten
Jesaia. (Beihefte zur ZATW. VIII.; Gießen, Töpelmanu, 1905. XXXII, 223 S.
Mk. 10,—. (S. schon oben S. 257.)
5) Alfred Levy, Das Targum zu Koheleth. Nach südarab. Handschriften
hrsg. Breslau, Fleisehmann, 1905. XIII, 40 S.
G) J. Boehmer, Das erste Buch Mose, ausgelegt für Bibelfreunde. Stutt-
gart, Greiner & Pfeiffer, 1905, VIII, 495 S. Mk. 5,—, geb. Jlk. ü,— .
7) Hermann L. Strack, Die Genesis übers, u. ausgelegt. (Strack u.
Zöckler's Kurzgefaßter Kommentar.) 2., neu durchgearb. Aufl. München, Beck,
1905. XII, ISO S. Mk. 3,50, geb. Mk. 4,50.
8) V. Zapletal, Das Deboralied. Freiburg (Schw.), Universitäts-Buch-
handlung, 1905. VIII, 52 S. Mk. 1,60.
268 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
6 hebigen Distichen bestehen. Was er über Inhalt, Urspnmg und Be-
deutung des Liedes schreibt, war, weil zu bekannt, nicht direkt nötig.
Der Kommentar ist zum Teil eine Präparation. Zu Jesaja siehe das
Buch des Jesuiten A. Condamin ^). Carl Heinrich CorniH's-)
Jeremiakommentar ist ein Ersatz für das epochemachende Buch von
Graf 1862 und eine Auseinandersetzuncr mit dem genialen Werk
Duhm's 1891. Die Einleitung informiert über Zeitalter, Leben
und Buch des Jeremia; besonders interessieren die aktuellen Ab-
schnitte ,Jeremia als Dichter und Profet". Nach C. sind die
metrischen Stücke Jeremia's durchweg in Achtzeilern geschrieben:
im metrischen Bau der einzelnen Zeilen herrsche eine gewisse Freiheit
(S. XL VI). Der wichtige Abschnitt Jer. 31 , 31—34 wird von C.
wieder für Jeremia gerettet. Das in Zukunft ins Herz geschriebene
Gesetz sei der Dekalog von Deut. 5. Etwas gar zu umständlich
ist der stupend gelehrte Amos-Hosea Kommentar von AVilliam
Rainey Harper^). E. G. King*) beendet seinen in 3 Teilen
erschienenen und beachtenswerten , wenn auch von rabbinischer
Execrese nicht freien. Psalmenkommentar samt Übersetzung. Wilhelm
Hammann °) verteidigt im Sinne Stade's die messianische Deutung
des 24. Psalms, wodurch sich alle Zweifel bezüglich der Einheit
des Psalms lösen sollen. Das Lied atme den Geist des 3. — 2. Jahrb.
v. Chr. Julius Speer'') kommt in seiner ungemein fleißigen
Monographie über Hiob 19, 25 — 27 zu dem Ergebnis von C. Sieg-
fried und G. Beer, daß, wenn in den fraglichen Yei'sen an ein
posthumes Erlebnis gedacht sei, die Verse auszuscheiden seien, be-
schränkt sich aber auf die Eliminierung von v. 26 und 27. Johann
Kon r ad Zenner') deutet die Klagelieder als dramatische Leichen-
klage , wie wir sie z. B. aus den Grabgesängen Ephraem's kennen,
und verteilt den kritisch übersetzten Text an verschiedene Sprecher.
Vincenz Zapletal^) schreibt 88 Seiten Einleitung zu Koheleth.
Das Schriftchen sei einheitlich und metrisch — doch bekennt Z.
1) A. Condamin, Le livre d'Isaie. Trad. critique avec notes et comment.
Paris, Lecoffre, 1905. XIX, 401 S.
2) Carl Heinrich Cornill, Das Buch Jeremia erklärt. Leipzig, Tauch-
nitz, 1905. LH, 536 S. Mk. 10,—, geb. Mk. 11,20.
3) William Rainey Harper, A Critical and Exegetical Commeutary
on Arnos and Hosea. (The International Critical Commentary.) Edinburgh,
Clark, 1905. CLXXXI, 42i S. 12 s,
4) E. G. Ki n g, The Psalms. Cambridge, Deighton Bell & Co., 1898—1905.
XL, 547 S. 15 s.
5) Wilhelm H am mann, Erklärung von Psalm 24, eine biblisch-theo-
logische Untersuchung. (Diss.) Darmstadt, Winter, 1905. 87 S.
6) Julius Speer, Zur Exegese von Hiob 19, 25—27. (ZATW. 25,.
47-140.)
7) Johann Kourad Zenner, Beiträge zur Erklärung der Klagelieder.
Freiburg i. B., Herder, 1905. HI, 42 S. Mk. 1,50.
8) Vincenz Zapletal, Das Buch Kohelet kritisch und metrisch unter-
sucht, übersetzt und erklärt. (Collectanea Friburgensia, N. F. Fasz. VII.)
Freiburg (Schw.) 1905. XIV, 243 S. Mk. 8,—.
Beer, Alttestainentliclie Studien. 269
(S. 37), mit seinen metrischen Studien noch nicht abgeschlossen zu
haben. Eine direkte Abhängigkeit von der griechischen Philosophie
wird bestritten (S. 59). Es folgen 150 Seiten Kommentar, Urtext
und Übersetzung.
Israelit isch-jüdische Literaturgeschichte Der Standpunkt und
Inhalt des beliebten Studentenbuchs von Carl Heinrich CornilP)
ist im Wesentlichen in der 5. Aufl. den früheren gleich. Sie er-
scheint aber ohne die. Gunkel zur Bearbeitung überwiesenen, Apo-
kryphen und Pseudepigraphen , gegen deren Aul'nahnie- in die alt-
testamentliche Literaturgeschichte C. von vornherein eine Aversion
hatte. In die Lücke der Pseudepigraphen tiütt der Artikel von
0. Beer-) ein. Nach Ed. König, ThStKr. 1906, 133 — 144 ent-
hält das Buch von B. Jacob-'), von Einzelheiten abgesehen, keine
Förderung der alttestamentlichen Wissenschaft. Henry Redpath^)
hat seinem als Mitherausgeber der Oxforder LXX Konkoi'danz in
Deutschland l^ekannten Namen keine Ehre erwiesen, daß er, nicht
einmal auf der Höhe von Green, Zahn und Kupprecht stehend, die
Glaubwürdigkeit der Genesis verficht (cf. C. Steuernagel , ThLZ.
1906, Nr. 3). Hans Schmidt^) scheidet gewandt Zusätze zum
Schriftchen Jona aus, die zeigen, wie beliebt die Jonageschichte
war. Hermann Gunkel'') entdeckt die Vorgeschichte der biblischen
Ruthlegende in der ägyptischen Mythologie. J. Wellhausen')
krönt seine Auslegung der 3 ersten Evangelien durch eine glänzende
zusammenfassende Darstellung seiner Grundanschauungen über die
Entstehung der Synoptiker und über die wichtigsten Probleme des
Lebens Jesu. J. Fromer'') will die l)iblische Theologenwelt mit
einer 8 — 10 000 Quartseiten zählenden Real-Konkordanz über die
talmudisch-rabbinische Literatur beschenken.
Archaeolocjie. Friedrich Maurer^) schreibt als Dilettant
über israelitische Altertümer. Die von F r o h n m e v e r und J. B e n -
1) Carl Heinrich Cornill, Einleitung in die kanonischen Bücher des
Alten Testaments. 5. völlig neu gearbeit. Aufl. der Einleitung in das Alte Testa-
ment. (Grundriß der theol. Wissenschaften II, 1.) Tübingen, Mohr, 1905.
XVI, 350 S. Mk. 5,—, geb. Mk. G,— .
2) G. Beer, Pseudepigraphen des Alten Testaments. (PRE." 16, 229—265.)
3) B. Jacob, Der Pentateuch. Exeget. krit. Forschungen. Leipzig, Veit,
1905. VIII, 412 S. Mk. 12,—.
4) Henry Redpath, Modern Criticism and the Book of Genesis. London,
Society for Promoting Christian Knowledge. 93 S.
5) Hans Schmidt, Die Komposition des Buches Jona. (ZATW. 25,
285—310.)
6) Hermann Gunkel, Ruth. (Deutsche Rundschau 32,50 — 69.)
7) J. Wellhausen, Einleitung in die drei ersten Evangelien. Berlin,
Reimer, 1905. HC S. Mk. 3,—.
8) J. Fromer, Plan einer Real-Konkordanz der talmudisch-rabbinischen
Literatur. (ZATW. 25, 349—356.)
9) Friedrich Maurer, Völkerkunde, Bibel und Christentum. Leipzig,
Deichert, 1905. VIII, 254 S. Mk. 5,—.
270 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
ziiiger^) gebotenen 501 Abbildungen beziehen sich auf biblische
Geographie, Geschichte Isi-aels, Kultus, Alltagsleben der alten Israe-
liten und biblische Naturgeschichte. So zweckerfüllend das Ganze,
wird allgemein geklagt über das Mißlingen der naturgeschichtlichen,
besonders der Tierbilder. Auch für die anderen Gebiete wird in
neuen Auflagen gar Manches noch nachzutragen oder durch Besseres
zu ersetzen Gelegenheit sein. Des Bischofs Paul Wilhelm von
K e p p 1 e r -), Geist und Gemüt gleich anregende, Wanderfahrten nach
Ägypten und Wallfahrten durch das heilige Land haben es schon
zur 5. Auflage gebracht. Über Geschichte und Arbeiten des
Deutschen Evangelischen Archäologischen Instituts zu Jerusalem
vgl. das von G. Dalman-") herausgegebene Palästinajahrbuch. Einige
aus dem genannten Institut hervorgegangene Studien sind in der
ZDPV. veröffentlicht. Ernst Seilin ^) bespricht den Ertrag der
Ausgrabungen in Ägypten, Babylonien, Cypern und Palästina. Die
Abschätzunor der Ergebnisse ist etwas einseitig. Über die Fort-
Setzung der Ausgrabuncren auf dem Teil el-Mutesellim vergleiche
die anschaulichen Berichte von G. Schumacher^). Die von
Stade ZATW. 22 , 321—324 angeregte Frage nach der Herkunft
der alttestamentlichen Redewendung „ein Land, wo Milch und Honig
fließt" hat zwei verschiedene neue Antworten durch G. Dalman'^)
und L. Bauer') gefunden. Über Kleidung und Schmuck bei Israe-
liten und Juden verbreitet sich A. Rosenzweig*). A. Büchler^)
gibt einen interessanten Beitrag zur späteren Geschichte und Praxis
des Passah. Nach Guthe^^) ist die berühmte Opferstätte von
Petra im Einzelnen so zu deuten : der Brandopferaltar, daneben der
Schlachtplatz , davor der heilige Bezirk (miqdäs Jos. 24 , 26) mit
dem Tisch für die heiligen Mahlzeiten. Louis-Germain Levy^^)
1) Frohnmeyer u. J. Benzinger, Bilderatlas zur Bibelkunde. Ein
Handbuch für den Religionslehrer und Bibelfreund. Stuttgart, Benzinger, 1905.
.501 Abb. mit erläuterndem Test. VIII, 189 S. Mk. 6,—, geb. Mk. 7.20.
2) Paul Wilhelm von Keppler, Wanderfahrten und Wallfahrten im
Orient. 5. Aufl. Freiburg i. B. , Herder, 1905. VI, 535 S. Mk. 8,50, geb.
Mk. 11,50.
.S) Gr. Dal man, Palästinajahrbuch des Deutschen Evangel. Instituts für
Altertumswissenschaft des heiligen Landes zu Jerusalem, 1. Jahrg. Berlin, Mittler,
190.5. 125 S. Mk. 2,40.
4) Ernst Sellin, Der Ertrag der Ausgrabungen im Orient für die Erkennt-
nis der Entwicklung der Religion Israels. Leipzig, Deichert, 1905. 44 S. Mk. 0,80.
5) G. Schumacher, Die Ausgrabungen auf dem Teil el-Mutesellim.
MNDPV. 11, 1 — 15. 17—26. 81—82.)
6) D a 1 m a n , Das Land, das mit Milch und Honig fließt. (MNDPV. 1 1 ,27-29.)
7) L. Bauer, Ein Land, wo Milch und Honig fließt. (Ebd. 65 — 71.)
8) A. Rosenzweig, Kleidung und Schmuck im biblischen und talmu-
dischen Schrifttum. Berlin, Poppelauer, 1905. VII, 130 S. Mk. 3,—.
9) A. Büchler, Das Brandopfer neben dem Passah in II Chron. 30, 15
und 35, 12. 14. 16. fZATW. 25, 1—46.)
1 0) G u t h e , Bemerkungen zu der Opferstätte bei Petra. (MNDPV. 1 1 ,49 — 56.)
11) Louis-Germain Levy, La famille dans l'antiquite israelite. Paris,
Alcan, 1905. 296 S. 5 fr.
Beer, Alttestamentliche Studien. 271
bestreitet u. a. Totemismus und Ahnenkult als Basis der israeli-
tischen Familie.
GeschicJite und Geoyrcqyhk. A. Noordtzij^) behandelt
Name, Herkunft und geographische Verbreitung der Philister, ihre
Sprache und Religion , das bürgerliche Leben und die Geschichte
vom ersten Auftreten bis Alexander und von da bis zum Islam.
Fritz Wilke-) erklärt mit der gangbaren Kritik die verschiedene
Beurteilung Assur's in den Prophetien Jesaias aus einem Stimmungs-
wechsel des Propheten. Habe er zuerst den Assyrer als Beauf-
tragten Jahwe's begrülk , so habe er nachher , als er den Assyrer
aus der Nähe kennen lernte, ihn mit dem Gericht bedroht, weil
er" seine Mission überschritt (S. 121 — 124). Julius Wellhausen^)
beteiligt sich an der wieder reefe gewordenen Diskussion über Wert
und Unwert des 2. Makkabäerbuches gegenüber dem ersten. Die
!?elehrte Abhandlung von E. S c h w a r t z *) betrifft u. a. die Chronologie
des Spätjudentums , Frage nach der Passahfeier u. dgi. Adolf
Jacoby •>) ist wohl der erste, der für biblische Philologen und Kirchen-
historiker die Geographie der Madabakarte in extenso untersucht.
Israelitisch -jüdische Religionscjescltichte. Das Ereignis des
Jahres ist B. Stade's*') alttestamentliche Theologie. Der bis jetzt
erschienene 1. Band zeigt, wie aus der von Mose gestifteten Religion
durch die Wirksamkeit der Propheten die Religion des Judentums
entstand. Der 2. Band soll die religiöse Entwicklung des Juden-
tums bis zum Auftreten Jesu darstellen. Ein besonderer Vorzug
des Buches ist die klare Gruppierung und Behandlung des Einzel-
stoffes und die Betonung des geschichtlich Wirksamen. Die Höhen-
punkte der israelitisch -jüdischen Religion konnten durch Blicke auf
die benachbarten Kulturen und Religionen stärker hervorgehoben
sein. St. umschreibt gewiß zutreffend die Originalität der alt-
testamentlichen Religion. Über ihr gemeinsemitisches Milieu und
die Beeinflussung durch andere Religionen wird sich vielleicht hie
1) A. Noordtzij, De Filistijnen, beer afkomst en geschiedenis. Kampen,
Kok, 1905. 246 S.
2) Fritz Wilke, Jesaja und Assur. Eine e.xegetisch-liistorische Unter-
suchung zur Politik des Propheten Jesaja. Leipzig, Weicher, 1905. 128 S.
3) Julius Wellhausen, Über den geschichtlichen Wert des zweiten
Makkabäerbuches im Verhältnis zum ersten. (Nachr. d. Kgl. Ges. d. W. z.
Gott., phil.-hist. Kl., 1905, 117 — 163.)
4) E. Schwartz, Christliche und jüdische Ostertafeln. Mit 3 Taf. (Abb.
d. Kgl. Ges. d. W. z. Gott., phil.-hist. Kl., N. F. VIII, 6.) Berlin, Weidmann,
1905. 197 S. Mk. 14,—.
5) Adolf Jacoby, Das greographische Mosaik von Madaba , die älteste
Karte des heil. Landes. Ein Beitrag zu ihrer Erklärung. Mit 1 Plane der
Karte u. 4 Abb. (Studien über christliche Denkmäler, hsg. v. J. Ficker.)
Leipzig, Dieterich, 1905. IX, 110 S. Mk. 4,—.
6) B. Stade, Biblische Theologie des Alten Testaments. 1. Bd. Die
Religion Israels u. die Entstehung des Judentums. (Grundriß der theolog. Wissen-
schaften II, 2 ) Tübingen, Mohr, 1905. XII, 383 S. Mk. 6,—, geb. Mk. 7,—.
272 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
und da noch etwas anders urteilen lassen. Nach den eigenen An-
gaben des Verfassers beruht die Abhandlung von Julius Well-
hausen^) über Israelitisch -jüdische Religion in der ersten Hälfte
auf seiner „Komposition des Hexateuchs" u. s. w. 1876 fF. und seinen
.ProleCTomena" 1878: die 2. Hälfte ist ein Auszug aus seiner
„Israelit, u. jüd. Geschichte" 5. Aufl. 1904. Die Hauptteile sind:
Die Überlieferung des A. T., Anfänge der Volks- und Religions-
geschichte, Richter und ältere Könige, gewöhnliche und außer-
ordentliche Propheten, die Reform Josias, Exil und Enstehung des
Judentums, jüdische Frömmigkeit und der Kampf gegen den Helle-
nismus. Die Lektüre bereitet den Genuß eines Dichtwerkes. Das
von Graf Baudissin ZDMG. 57, 812—837 in 1. Auflage angezeigte
Werk von Marie Joseph Lagrange-) enthält in 2. Auflage
zwei neue Abschnitte : einen über die heiligen Zeiten und einen
über Charakter und Entwicklung der semitischen Religionen. Auch
sonst sind viele Verbesserungen und Ergänzungen angebracht. Auch
die 2. von Conrad von Orelli besorgte Auflage des Werkes von
James Robertson-^) verleugnet nicht ihre Rückständigkeit. Der
Text ist gegenüber der 1. Aufl. 1896 ziemlich unverändert. In
den Anmerkungen des Übersetzers weht zuweilen ein etwas freierer
Geist als in dem Text. Hugo Greßmann'^) spürt nach Gunkel's
Vorbild mit schönem Erfolg mythische Elemente in der ünheils-
und Heilseschatologie des Alten Testamentes auf und liefert so
einen wertvollen Beitrat zur Prähistorie der israelitisch - jüdischen
Eschatolocrie. Recht schief ist aber der Satz formuliert, daß Un-
heils- und Heilserwartung in Israel nicht autochthon seien (S. 245) —
es kann sich doch nur um Schema und Ornament handeln , nicht
um den Zukunftsgedanken selbst! Über das Woher der ältesten
isi'aelitischen Eschatologie scheint G. zwischen Babylonien, Ägypten
und Altpersien zu schwanken (S. 247 u. 291, Anm.). Daraus folgt,
wie wenig Sicheres wir hier schon wissen. Überhaupt hätte G.
besser getan, statt häufig zu postulieren, lieber zu beweisen! Die
Heilseschatolosfie wird kräftig schon für die ältesten Schriftstellern-
den Propheten beansprucht — so bringen die Kühe die Lade
wieder nach Israel ! In Anbetracht der vielen und langen wöi't-
lichen Bibelzitate hat der Verleger das Billet für das Zukunfts-
1) Julius Wellhausen, Israelitisch-jüdische Keligion. (Die Kultur der
Gegenwart I, 4, S. 1 — 40.) Berlin u. Leipzig, Teubner, 1905.
2) Marie Joseph Lagrange, Etudes sur les religions semitiques, 2. ed.
revue et augmentee. (Etudes bibliques.) Paris, Lecoffre, 1905. XVI, 527 S.
3) James Robertson, Die alte Religion Israels vor dem achten Jahr-
hundert V. Chr. nach der Bibel und nach den modernen Kritikern. Deutsche
Übersetzung. 2. Aufl., mit Erlaubnis des Verf. revidiert u. hsg. v. Conrad v. Orelli.
Stuttgart, Steinkopf, 1905. VII, .307 S. M. 4,20.
4) Hugo Greßmann, Der Ursprung der israelitisch-jüdischen Eschato-
logie. (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments
hsg. V. W. Bousset u. H. Gunkel, G. Heft.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht.
VIII, 378 S. Mk. 10,—.
Beer, AUtestamentliche Studien. 273
kunzert — 10 Mk. — etwas hoch bewertet. Eduard Meyer's^)
Aufsatz schafft Material herbei zur Scheidung der Moselegenden
und zur Beurteilung des ältesten Jahvismus ; Jahve sei ursprünglich
vulkanische Gottheit. Gestreift werden ägyptische Parallelen zur
biblischen Eschatologie. Max Hall er-) bemüht sich um die Vor-
geschichte der Genesissagen, um daraus Material für eine Skizzierung
der vorprophetischen Religion und Sitte zu gewinnen. Daß dabei
viel postuliert wird, ist das Vorrecht der Jugend. Paul Kleinert^^)
schreibt eine Art Geschichte des alttestamentlichen Pi'ophetismus.
Der Standpunkt ist gemäßigt-kritisch. Die Sprache schreitet auf
hohem Kothurn. Die bei den verschiedensten Völkern verbreiteten
Sagen vom Lebensbaum und Lebenswasser sind nach August
Wünsche'*) babylonische AVanderstofie. So plausibel und all-
gemein angenommen dies für eine Reihe von Lebensbäumen und
Lebenswassern (z. B. auch für die der Bibel) ist, fehlt doch noch
für manche andere der Übergang aus der Urheimat nach ihrem
jetzigen Fundort. Darf denn für Lebenswasser und Lebensbaum
nur ein Naturmythus die Basis sein ? Vielleicht giebt es doch
Leute , die ohne die Bekanntschaft mit einem solchen Mythus die
belebende Wirkung von Wasser und Wald empfunden haben ! Über
die .Gottgeweihten vgl. das Schriftchen von Bernhard Duhm^).
Das von vielen Seiten mit großer Freude begrüßte Unternehmen
der „Religionsgeschichtlichen Volksbücher" hat einen Konkurrenten
gefunden. Erfreulicherweise zieht der Nebenbuhler an dem gleichen
Strang. Die Wissenschaft triumphiert selbst über den theologischen
Parteistandpunkt ! Hier und da ist der Ton etwas beweglicher und
erbaulicher. Aber Sellin denkt z. B. über die Genesis literarisch
und sachlich nicht viel anders als Gunkel. Die Produktionslust
der alttestamentlichen Mitarbeiter an den „Zeit- und Streitfragen"
scheint etwas reger. Für die biblische Ui'geschichte vgl. Sellin''),
für den älteren Prophetismus Eduard König ^), für Hiob
1) Eduard Meyer, Die Mosesagen und die Leviten. (Sitzungsber. d.
preuß. Ak. d. W.) Berlin, Reimer, 11)05. 13 S. Mk. 0,50.
2) Max Hall er, Religion, Recht und Sitte in den Genesissagen. Ein
religionsgeschichtlicher Versuch. Bern, Grünau, 1905. III, IGO S. 3 fr. 50.
3) Paul Kleinert, Die Profeten Israels in sozialer Beziehung. Leipzig,
Hinrichs, 1905. V, 1G8 S. Mk. 3,50, geb. Mk. 4,50.
4) August Wünsche, Die Sagen vom Lebensbaum und Lebenswasser.
Altorientalische Mythen. (Ex Oriente lux I, 2/3.) Leipzig, Pfeififer, 1905. IV,
108 S. Mk. 2,—, geb. Mk. 2,50.
5) B e r n h a r d D u h m , Die Gottgeweihten in der alttestamentlichen Religion.
Tübingen, Mohr, 1905. 34 S. Mk, 0,60.
6) Sellin, Die biblische Urgeschichte. (Bibl. Zeit- u. Streitfragen zur
Aufklärung der Gebildeten hsg. v. Boehmer u. Kropatschek, I, 11.) Gr. -Lichter-
felde, Runge, 1905. 47 S. Mk. 0,50.
7) Eduard König, Der ältere Prophetismus bis auf die Heldengestalten
von Elia und Elisa. (Bibl. Zeit- u. Streitfragen I, 9.) Ebenda 1905. 46 S.
Mk. 0,50.
Zeitschrift der D.M. G. Bd. LX. 18
074 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Köberle^). Die „Eeligionsgesch. Volksbücher" sind durch das
Schriftchen von Georg Hollraann-) über die Religion des Spät-
judentums vertreten. In einer verdienstlichen Studentenarbeit zeigt
Johannes Herrmann ^j, daß Kipper ein Hauptbegriff im System
des nachexilischen Priesterkodex ist. Das Blut spielt bei P. die
gleiche Rolle wie im ursemitischen Heidentum. Es will zwischen
Gottheit und Verehrer Gemeinschaft stiften* und erhalten. Nur fallen
die mit dem Sündopfer P.'s verknüpften Blutmanipulationen nicht
ohne weiteres mit dem alten Gemeinschaftsopfer zusammen, insofern
ihr Zweck in der Sündenvergebung gipfelt. Willy S t a e r k *) be-
spricht in anziehender Weise die mannigfach schattierten Vor-
stellungen von Sünde und Gnade im älteren Judentum und gibt
als Anhang u. a. eine wertvolle Übersetzung und Einzelerklärung
der sogenannten Bußpsalmen. In der Deutung des Ichs der Lieder
folgt er der Individualisationstheorie Duhm's. Johannes Mein-
hold^) will in Anlehnung an Zimmern (ZDMG. 58, 458—460)
nachweisen , daß nach dem Vorbild des babylonischen Sabbat der
israelitische Sabbat ursprünglich den 15., d. i. den Vollmondstag
bedeutet habe. Erst Ezechiel habe den wöchentlichen Sabbat an
Stelle des Vollmondssabbats gesetzt. Ernst Sellin^) sucht ge-
schickt den von Friedländer (cf. ZDMG. 59 , 205) in das A. T. ge-
leiteten Strom griechischer Philosophie abzulenken. M. Fried-
1 ä n d e r ') identifiziert wie schon in anderen Werken auch jetzt
die Minim mit vorchristlichen jüdischen Häretikern, verwandt den
Apokalyptikern. Die korrekte Weiterbildung der israelitisch- jüdi-
schen Religion ist nicht der partikularistisch gerichtete Pharisäis-
mus, sondern der universalistische jüdische Hellenismus gewesen.
Harnack's Wesen des Christentums hat u. a. zu einer klareren Be-
urteilung des nachbiblischen Judentums Anstoß gegeben, der auch
auf die bessere Bewertung der israelitisch -jüdischen Religions-
1) Justus Köberle, Das Kätsel des Leidens. Eine Einführung in das
Buch Hiob. (Bibl. Zeit- u. Streitfragen I, 1.) Ebenda 1905. 32 S. Mk. 0,.50.
2) Georg Hollmann, Welche Religion hatten die Juden, als Jesus auf-
trat? (Religionsgeschichtl. Volksbücher I, 7.) Halle, Gebauer-Schwetschke, 1905.
IV, 83 S. Mk. 0,40.
3) Johannes Herrmann, Die Idee der Sühne im Alten Testament. Eine
Untersuchung über Gebrauch und Bedeutung des Wortes Kipper. Leipzig,
Hinrichs, 1905. VHI, 112 S. Mk. 3,50, geb. Mk. 4,50.
4) Willy Staerk, Sünde und Gnade und die Vorstellung des älteren
Judentums, besonders der Dichter der sogenannten Bußpsalmen. Eine biblisch-
theologische Studie. Tübingen, Mohr, 1905. HI, 75 S. Mk. 1,50.
5) Johannes Meinhold, Sabbat u. Woche im Alten Testament, eine
Untersuchung. (Forschungen zur Religion u. Literatur des Alten und Neuen
Testaments hsg. v. W. Bousset u. H. Gunkel, 5. Heft.) Göttingen, Vandenhoeck
k Ruprecht. IV, 52 S. Mk. 1,80.
6) Ernst Seilin, Die Spuren griechischer Philosophie im Alten Testa-
ment. Leipzig, Deichert, 1905. 32 S. Mk. 0,60.
7) M. Friedländer, Die religiösen Bewegungen innerhalb des Juden-
tums im Zeitalter Jesu. Berlin, Reimer, 1905. XXX, 380 S. Mk. 7,—.
Klemm, Indologie. 21^)
geschichte rückwirken wird. Joseph E s c h e 1 b a c h e r ' j will die
jüdischen Gegenschriften gegen Harnack zusammenfassen und ver-
spricht für später eine Darstellung des Wesens des Judentums.
Erich Bise hoff-) statuiert, einseitig von der Chronologie Ge-
brauch machend , Jesu Originalität gegenüber den Jtabbintm hin-
sichtlich der Bergpredigt und seiner Himmelreichvorstellung.
Je mehr die Erkenntnis durchdringt, daß das rabbinische Juden-
tum eine, wenn auch nicht die einzige Fortbildung des biblischen
Judentums ist, um so berechtigter ist, auch hier des 2. Bandes des
gelehrten Werkes von Wilhelm Bacher-^) zu gedenken. Lassen
sich doch vom Rabbinismus aus manche wichtige Rückschlüsse auf
die ältere Zeit tun I B. behandelt in alphabetischer Anordnung die
auf Bibel und ältere Traditionsliteratur (Mischiia) bezügliche Ter-
minologie der Amoräer (bis Ende d. 5. Jahrh. n. Chr.).
Nachschrift.
Das
Nr.
Die Bd. 59,
) Buch Daniel
12 erschienen
672
u. s.
angedeutete
w. 1904 ist
Anzeige
Deutsche
der
Lil
I n d 0 1
Von
Kurt Kl
ogie.
emm.
Schrift G. Jahn's,
Literaturzeitung 1906
Einen Rückblick auf den Gang der Studien in dem abgelaufenen
Jahrhundert bietet für ein großes Gebiet The Centenary Me-
morial Volume*), welches die Asiatische Gesellschaft von Bombay
veröffentlicht hat. 20 Jahre nach der älteren Schwester i*ief am
26. November 1804 Sir James Mackintosh the Bombay Literary
1) Joseph Eschelbacher, Das Judentum und das Wesen des Christen-
tums. Vergleichende Studien. (Schriften hrsg. von der Gesellschaft zur Förderung
der Wissenschaft des Judentums in Berlin.) Berlin, Poppelauer, 1905. VI,
172 S. Mk. 2,50.
2) Erich Bischoff, Jesus und die Rabbinen. Jesu Bergpredigt und
„Himmelreich" in ihrer Unabhängigkeit vom Rabbinismus dargestellt. (Schriften
des Instllutum Judaicum in Berlin, Nr. Sil.) Leipzig, Hinrichs, 1905. VI, 1 14 S.
Mk. 2,20, geb. Mk. 3,—.
3) Wilhelm Bacher, Die exegetische Terminologie der jüdischen
Traditionsliteratur Zweiter (Schluß-)Teil : Die bibel- und traditionse.xegetische
Terminologie der Amoräer. Leipzig, Hinrichs, 1905. VI, 258 S. Mk. 11, — ,
kompl. geb. Mk. 20,50.
4) The Journal of the Bombay Branch of the Royal Asiatic Society.
E.xtra Number: The Centenary Memorial Volume. Bombay 1905. VI, 456 S.
m. 10 Tafeln.
18*
276 Wissenschaftliclier Jahresbericht.
Society ins Leben, eine Gesellschaft, aus der The Bombay Branch
of the Royal Asiatic Society entstanden ist. Die zur Feier des
Jubiläums verfaßte Festschrift zerfällt in 7 Teile, deren erster der
Geschichte der Vereinigung und dem Andenken ihrer Präsidenten,
Schriftführer und Ehi'enmitglieder gewidmet ist. Von den übrigen
Teilen berühren uns die über Sanskrit, über Ai'chüologie und über
Geschichte. Darin behandelt R. G. Bhartdarkar die Leistungen
der Gesellschaft für Aufhellung der indischen Geschichte durch
das Studium der Inschriften. H. M. B h a d k a m k a r spricht über
den Inhalt der Abhandlungen zur Sanskritliteratur, welche von der
Gesellschaft veröffentlicht worden sind. S. R. Bhandarkar hat
den Bericht über die Forschung nach Sanskrithandschriften im Be-
reich der Präsidentschaft Bombay übernommen und teilt die Pra-
isasti eines medizinischen Werkes, des Vikramaviläsa mit, das im
Jahre 1440 vollendet worden ist. A. M. T. Jackson stellt in
seinen Anmerkungen zu Epos und Purä,na zusammen, was für die
«pätere vedische Zeit bis zum 2. Jahrh. n. Chr. aus griechischen
Schriftstellern an Nachrichten über ein großes Puräna zu gewinnen
a'
ist. Er vergleicht die Königslisten in den Puränas mit denen im
Rämäyana und erweist das 7. Buch des Rämä,yana als nachpuranisch,
kommt also zu Schlüssen, die sich im allgemeinen mit denen Jacobi's
decken. Justin E. Abbott gibt in einer vorläufigen Zusammen-
stellung einen grammatischen Grundriß der Kätkarisprache mit
Sprachproben. Die Kätkari sind ein wilder Bergstamm in den
Thäna- und Koläbäbezirken und ihre Sprache nimmt eine selbstän-
dige Stellung zwischen den ihr verwandten Maräthi und Gujarätl
ein. V. R. Natu teilt eine Urkunde aus Vijayanagara vom Jahre
1520 mit. Jas. Burgess berichtet über die archäologischen
Arbeiten in Indien während der letzten 50 Jahre. Henry Cousens
bespricht den Denkmalschutz in der Präsidentschaft Bombay.
R. P. Karkaria beschäftigt sich mit dem Tode Shivaji's (1680),
des Begründers der mahrathischen Herrschaft'), die freilich bald
nach ihm ihren Höhepunkt überschritt. Nicht uninteressant sind
die Bemühungen Karkaria's , den Nachweis zu erbringen , daß der
Komet, welcher bei Shivaji's Tode erschien, auch Zeuge von Cäsai-'s
Ermoi-dung gewesen sei. Die beigegebenen Tafeln geben Porträts
von Mitgliedern der Gesellschaft und einen Abdruck der behan-
delten Kupferplatte von Vijayanagara.
Auf dem Gebiete der Sanskrit- Grammatik ist an erster Stelle
zu nennen die Altindische Grammatik von Wackern agel"'^), von
der nach neunjähriger Unterbrechung der Teil des 2. Bandes er-
schienen ist, welcher die Nominalkomposition behandelt. Wie bis-
1) Dieser Artikel: R. P. Karkaria, The Death of Shivaji ist auch ab-
gedruckt in Calcutta Rev. Nr. 242, ]!)0.ö, S. 47G — 497.
2) Jakob Wackeniagel, AUindische Grammatik. II, 1: Einleitung
zur Wortlehre. Nominalkomposition. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht,
1905. XII, 329 S. Mk. 8,—.
Klemm, Indologie. 277
her hat sich auch im vorliegenden Teile der \'erfasser bestrebt,
die Tatsachen der klassischen Sprache und die Lehre der ein-
heimischen Grammatiker so vollständifr zu geben, daü ein Zurück-
greifen auf ältere AVerke dem Leser erspart bleibt. Von Tljurab')
liegt ein Handbuch des Sanskrit vor, dessen erster Teil die Gram-
matik, dessen zweiter Texte und Glossar enthält. Ein Lesebuch
von Liebich-) trägt den modernen Bestrebungfm Rechnung, die
Wissenschaft zu popularisieren. In dieser Beziehung geht er weiter
als der maßvolle KeHner. Dem transkribierten Texte des Nala-
liedes, von Erzählungen aus dem Pancatantra, dem Kathäsaritsägara,
Kumärasambhava und den Sprüchen des Bhartrhai-i fügt er metrische
bezw. freie Übersetzungen in Prosa bei und sucht auf diesem Wege
Leute, denen die Erlernung der indischen Schrift zu unbequem ist,
in die Geheimnisse von Sanskrit- Sj^rache und -Literatur einzuweihen.
Ohne Zweifel hat der Herr Verfasser seine Methode schon geprüft
und bewährt erfunden , bevor er damit an die Öffentlichkeit trat.
Wir sind gespannt auf die Ergebnisse, welche sie für die Wissen-
schaft zeitigen wird. — Für die Interpretation von philosophischen,
i'hetorischen und grammatischen Texten sehr wichtig ist eine mit
großer Sorgfalt zusammengetragene Sammlung eines guten Kenners
der Literatur, Jacob ^), rühmlichst bekannt durch seine Konkordanz
der Upanisaden. Sie verzeichnet, belegt und erklärt Redensarten
und Wendungen wie die häufig im Mahäbhäsya vorkommende
„mandükaplutinyäyah", nach Art des Froschsprungs, oder die den
Lesern der ZDMG. geläufige Geschichte vom Bock mit dem Scher-
messer „ajäkrpanlnyäj^ah" und „Devadattahantrhatanyäyah", das Bei-
spiel von Devadatta, der durch die Hinrichtung seines Mörders
nicht wieder zum Leben erweckt werden kann.
Für die Grammatik der PraA'jvV-Sprachen von Pischel, deren
Index nur die typischen Formen vei'zeichnet , hat W i c k r e m a -
singhe*) eine vollständige Liste angelegt, welche jedes Wort
verzeichnet.
Finck^) stellt fest, daß das Armemsch- Zigeunerische in
1) Albert Thumb, Handbuch des Sanskrit mit Texten und Glossar.
Eine Einfülirung in das sprachwissenschaftliche Studium des Altindischen. T. 1. 2.
(Sammlung indogerm. Lehrbücher hsg. v. Herrn. Hirt. Reihe 1 : Grammatiken.
Bd. 1, 1. 2.) Heidelberg, C. Winter, 1905. XVHI, 50.ö; V, 133 S. Mk. 18,—.
2) Bruno Liebich, Sanskrit-Lesebuch. Zur Einführung in die alt-
indische Sprache und Literatur. Lesebuchverlag (Leipzig, O. Harrassowitz)
1905. IX, 650 S. 4*^. Mk. 10,—.
3) G. A. Jacob, A Handful of Populär Maxims current in Sanskrit
Literature. 1—3. Bombay, Nirnayasagara Press, 1900 — 1904. VI, 49-, XHI, 72;
VII, 155 S. 2 r. Ca.
4) M. de Zilva Wickreraasinghe, Index to all the Prakrit Words
occurring in Pischel's „Grammatik der Prakrit-Sprachen". (I. Ant. 34, 1905.
Beilage bes. pagin. S. 1 — SO.)
5) Frz. Nik. Finck, Die Stellung des Armenisch-Zigeunerischen im
Kreise der verwandten Mundarten. fK atalog 0 von Rudolf Haupt in Halle, lOOC,
S. III— XV)
278 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
schroffem Gegensatz zu allen anderen Zigeuner -Mundarten insofern
steht, als es nicht wie jene aus dem Nordwesten des indischen
Sprachgebietes seine Herkunft ableitet, sondei'n prakritischen Ur-
sprungs ist.
Proben der Ä'wW»;/«- Sprache vermittelt Hahn*).
Die indische Literaturgescluchte von Winternitz'^) behandelt
in ihi*em ersten Teile den Veda.
Das Drama des Königs Südraka, die Mrcchakatikä oder das
irdene Wägelchen ist aus der neuen Bearbeitung unter dem Titel
Vasantasenä allgemein bekannt. Eine neue Übersetzung des fesseln-
den Stückes hat Ryder 2) veranstaltet. Seiner Arbeit hat er die
Ausgabe von Käsinäth Pändurang Parab zugrunde gelegt, die poe-
tischen Stellen sind in gereimte Verse übertragen. — Annähernd ein
Jahrtausend nach der Zeit , welcher man den König Südraka zu-
weist, lebte der Paramära, König Arjunavarman von Dhära, dem
heutigen Fürstentum Dhär in Mälava, bekannt durch drei Urkunden
aus den Jahren 1211, 1213 und 1215 n. Chr., wie als Verfasser
eines Kommentars zum Amarusatakam. In diesem Kommentar
nennt Arjuna als seinen upädhyäya den Madana, der auch als
Dichter bekannt ist und die eben erwähnten drei Urkunden ab-
gefaßt hat. Von diesem Madana, dem Hofbeichtvater (räjaguru),
rührt nun auch ein Schauspiel her, dessen erste Hälfte sich in
einer Moschee zu Dhär gefunden hat. Hultzsch*) berichtet
darüber in seiner Ausgabe unter Anfügung der faksimilierten Hand-
Schrift. Diese Handschrift ist — ein schwarzer Stein von 5 Fuß
5 Zoll Länge und 5 Fuß Breite. Darauf sind die beiden ersten
Akte des Dramas Pärijätamanjarl oder Vijayasri eingemeißelt, eines
Dramas , das zu der Gattung der nätikä (vieraktigen Dramen) ge-
hört. Die Inschrift bezeichnet es als eine pra^asti , einen Pane-
gyrikus, es muß demnach zu Lebzeiten des Fürsten abgefaßt sein,
den es feiert. Dieser Held aber ist Arjuna von Dhära, der Nach-
komme des Kaisers (särvabhauma) Bhojadeva. Einmal heißt er
auch „Sohn des Königs Subhata", und da der Arjunavarman von
1211 — 1215 in der Tat der Sohn des Subhata varman war, auch
vei'schiedene histoi'isch gesicherte Taten Arjunavarman's erwähnt
werden , so kann kein Zweifel an der i'ichtigen Datierung des
1) Ferd. Hahn, Kurukh Folk-lore in the Original. Collected and trans-
literated. Calcutta, Bengal Secretariat Hook Depot, 1005. III, 108 S. 4". 2 r.
2) M. Winternitz, Geschichte der indischen Literatur. Tl. I: Ein-
leitung und 1. Abschnitt: Der Veda, (Die Literaturen des Ostens in Einzel-
darstellungen IX, 1.1 Leipzig, C. F. Amelang, 1905. VI, 258 S. Mk. 3,75.
'i) The Little Clay Cart (Jlicchakatikfij, a Hindu Drama atributed to King
Shüdraka, translated by Arthur William Ryder. (Harvard Oriental Series
ed. by Charles Rockwell Lauman, vol. 9.) Cambridge, Mass., Harvard University,
1905. XXIX, 176 S. $ 1,50.
4) E. Hultzsch, Dhär prasasti of Arjunavarman: PärijätanianjarT-nätikä
by Madana. (Ep. Ind. 8, 1905, 96—122. Mit 3 Faks.-Tafeln.)
Klemm, Indologie. 279
Stückes aufkommen. Das Stück behandult ein Liebesabenteuer des
Königs und wurde zum erstenmal am Frühlingsfest (vasantotsava)
im Tempel der Sarasvati zu Dhärä aufgeführt. Die Sprachen sind
Sanskrit und Prakrit. Sanskrit spricht der König und sein Käm-
merer, Prukrit die übrigen auftretenden Personen und zwar in
Prosa Saurasenl, im Vers Mahärästrl.
Auf dem Gebiete der Inschriften ist dann noch zu nennen
die neue Ausgabe der Inschriften in den Höhlenbauten von Näsik,
welche Senart') veranstaltet hat. Der achte Band der von Rice
herausgegebenen Epigraphia Carnatica''^) enthält nicht weniger
als 1038 Inschriften aus der Westhälfte des Shimogadistrikts , ins-
gesamt fanden sich in diesem Bezirk 1696. Sie verteilen sich auf
17 Dynastien, davon vor 1200 auftretend: 71 der Kadamba 400 —
1307 n. Chr., 29 Rästraküta 797—991, 112 Cälukya 080—1212,
9 Ganga 1077—1198, 46 Säntara 897—1290, 1 Senavara 1010,
30 Kalacurya 1158—1182, 42 Hoysala 1090—1334. KielhornS)
hat wiederum aus den Zeitangaben ihrer Urkunden die Regierungs-
antritte mehrerer Cola- Könige annähernd berechnet, bezw. den bis-
her dafür angenommenen Spielraum verringert. Sehr mühsam war
diese Berechnung namentlich für Räjaräja (TL) Parakesarivarman,
welcher unijefähr zwischen 27. März und 23. November 1146 den
Thron bestieg. Für Räjendra-Cola III. schrumpft dieser Zeitraum
auf 21. März bis 20. April 1246 zusammen. Eine Schenkungs-
urkunde des Generals Irugapa, herausgegeben von Lüders*),
stammt aus dem Jahi-e 1422 n. Chi-. Sie bezieht sich auf die Über-
gabe des Wallfahrtsortes Belugula mit einem Hain und einem auf
Veranlassung des Generals gegrabenen Teich an den Heiligen
O DO O
Gummatesvara und die Gemeinde der Jainas.
Von anderen G escJiichtsquellen wären zu nennen die Ausgabe
des Väyupuränam^), welche die rühmlichst bekannten Gelehrten
des Änandäsrama vei'anstaltet haben. Geiger^') behandelt die
beiden Chroniken von Ceylon , Dipavarnsa und Mahävamsa , deren
Bedeutung für die buddhistische Chronologie hinreichend bekannt
ist. Leider war uns eine Einsichtnahme dieses Buches wie noch
mancher neuen Erscheinung nicht möglich.
1) E. Senart, Näsik Cave Inscriptions. (Ep. Ind. 8, 1905, 59—96.
Mit 8 Tafeln.)
2) Epigraphia Carnatica. Vol. VIII. Inscriptions in the Shimoga District
(Part II) by B. Lewis Rice. Bangalore , Mysore Government Central Press,
1904. 16, 8, 380, 211, 734, 2, 4, 5 S. 4". Mit 16 Tafeln.
3) F. Kiel hörn, Dates of Chola Kings. (Ep. Ind. 8, 1905, 1—8.)
4) H. Lud er s, Sravana-Belgola Inscription of Irugapa. (Ep. Ind. 8,
1905, 15—24.)
5) Mahämuni-srimad V y ä s a -pramtam Väyupuränam. Etat pustakam
Anandäsramasthapanditaih sapäthäntara nirdesam samsodhitam. (Änandäsrama
Sanskrit Series 49.) Poona 1905. 6, 453 S. 4 r. 12 a.
6) Wilh, Geiger, Dipavarnsa und Mahävamsa und die geschichtliche
Überlieferung in Ceylon. Leipzig, A. Deichert, 1905, VIII, 146 S. Mk. 4,50.
230 Wissenschaftliclier Jahresbericht.
Ein großes Werk über die gräho - buddhistisclie Kxmst von
Gandhära hat F o u c h e r ^) in Angriti' genommen. Eine eingehende
Besprechung paßt nicht in den Rahmen unseres Berichts, so möge
an ihre Stelle eine Inhaltsangabe treten. Der erste Teil , den Ge-
bäuden gewidmet, behandelt den Stüpa, den Vihära (worunter
Foucher die Einzelzelle versteht) und Einrichtung und Schmuck
des Sanghäräma, des Klosters. Der zweite Teil, über die Basreliefs,
zerfällt in 9 Kapitel. In stetem Hinblick auf die vorhandenen
Denkmäler wendet er- sich zunächst den Motiven der Dekoration
zu, um dann auf die Legende des Bodhisattva, auf die Umwandlung
des Bodhisattva zum Buddha, Buddhas Leben und Ende über-
zuofehen , und mit einer Übersicht der Technik und der Methode
zur Bestimmung dieser Kunstwerke, ihre Beziehungen zu der alten
Schule und zu der buddhistischen Überlieferung zu schließen.
Religion und Philosophie, nirgends so eng mit einander ver-
bunden wie in Indien , lassen sich auch für unsere Betrachtung
schwer von einander lösen. Den Gang der Vedaforschung seit Roth
bis auf die Gegenwart verfolgt Oldenberg-). Seine Parole lautet:
Los von Säyana ! Ob aber die geistvollsten Hypothesen des modernen
Europäers mehr Licht für das Verständnis des Veda schaifen können
als die alte Überlieferung der indischen Kommentatoren, erscheint
doch fraglich. Über Tiere und Götter im vedischen Ritual handelt
Hillebrandt'^). Eine sehr wichtige Sammlung größtenteils noch
unbekannter Kommentare zum V e d ä n t a erscheint seit kurzem in
Kumbhaghona, erwähnt seien Vädiräja's Yuktimallikä, über Vedänta,
mit Surottaraa Tlriha's Kommentar Bhävaviläsinl **) und Vedesa
bhiksu's Padärthakaumudi , d. i. Kommentar zu. Änandagiri's Chä,n-
dogyopanisadbhäsya 5). In die Lehren des Yoga führen Pätanjali's
Yogasütras^) ein. Das Lehrbuch der Bhägavata-Religion,
die Bhagavadgitä, enthält bekanntlich viele Einschübe aus späterer
1) A. Foucher, L'art greco-bouddbique du Gandhära. Tome I: Intro-
duction — Les edifices — Les bas-reliefs. Paris, Ernest Leroux, 1 905. (Publi-
cations de TEcole fran?. d'Extreme-Orient, vol. V.) XII, 630 S. Mit 300 ein-
gedr. Abb., 1 Tafel u. Karte.
2) Hermann Oldenberg, Vedaforschung. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf.,
1905. IV, 115 S. Mk. 2,50.
3) Alfred Hillebrandt, Tiere und Götter im vedischen Ritual. Breslau,
G. P. Aderholz, 1905. 14 S. Mk. 0,80. (Aus: 83. Jahresbericht der schles.
Gesellschaft fiir vaterländ. Cultur.)
4) Atha (Vädiräja-viracita-) Yuktimallikä-prärambhah. (Sä ca Surottama-
Tirtha-krta-Bhävaviläsini-tlkäsahitä.) Kumbhaghona, T. R. Krsnäcärya, 1903.
"15 Bl. quer-4".
5) ChändogyavedesTyatikä (Vedesa bbiksu: Padärthakaumudi)-prärambhah.
Kumbhaghona, T. R. Krsnäcärya, 1904. 261 Bl. quer-4".
6) Väcaspati-Misra viracitatikäsamvalita-Vyäsabhäsyasametäni Pätanjalayoga-
süträni. Tathä Bhojadeva-viracitta-Räjamärtäridäbhidhavrtti sametäni Pätafijala-
yogasüträni . . . Etat pustakam Käslnätha SästrT Ägäse ityetaih sainsodhitam.
(Änandäsr'ama Sanskrit Series 47.) Poona 1904. 207, 65, 5, 8 S. 3 r.
Klemm, Indologie. 281
Zeit. Garbe') hebt in seiner Übersetzung des Gedichts diese
Zusätze heraus, so daß man leicht erkennt: „in dem alten Gedicht
wiixl der durch Sämkhya-Yoga i3hilosophisch fundierte Krsnaismus
verkündigt; in den Zutaten der Bearbeitung wird Vcdänta-Philo-
sophie gelehrt". Dieser Krsnaismus war von Haus aus eine ethische
Ksatriya - Religion , die ein Sonderleben außerhalb des Brahmanen-
tums führte. Ihre Volkstümlichkeit erregte die Aufmerksamkeit
der Brahmanen und als dann der Stifter der Religion, Krsiia, zum
Gott erhoben war, stand nichts mehr im Wege, ihn mit Visnu
gleichzusetzen. „In der Zeit, da Krsna-Visnu für das Brahmanen-
tum der höchste Gott — oder satjen wir sreradezu : Gott «geworden
war, ist die ursprüngliche Bhagavadgltä verfaßt worden; aus der
Zeit, als man begann Krsna mit dem Brahman zu identifizieren und
den Krsnaismus überhaupt zu vedäntisieren , stammt die uns vor-
liegende pantheistische Überarbeitung des Gedichts". Jene Zeit
sucht Garbe in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., diese im
2. Jahrhundert n. Chr. Die Lehren der echten Bhagavadgltä setzen
einen Gott als bewußtes, ewiges und allmächticres Wesen voraus.
Dieser Gott ist ein Geist von höherer Art als der Atraan aller
Geschöpfe, der lediglich um der Welt willen handelt. Auch die
Materie besteht von Ewisfkeit her, ihre unablässigem Wandel unter-
worfenen Produkte und Wirkungen sind vergänglich. Unveränderlich
aber ist der von Ewigkeit her bestehende Geist, der von allen Ein-
wirkungen der Materie unberührt bleibt. — Lebenden von 11 Heilioren
der Visnuiten im tamulischen Gebiet Südindiens erzählt Kuru-
t h a 1 w a r -).
In das Studium des Buddhismus führt eine neue Sammlung
von Päli-Texten ein , welche W. Arthur de Silva ä) herausgibt.
Mrs. Rhys Davids*) teilt aus dem Abhidamma-Pitaka, dem
3. Korb der heiligen Schriften des südlichen Buddhismus , die im
Vibhansfa enthaltenen Abschnitte mit. Als vierten Teil zu den
3 Bänden der Reden Buddha's, welche dem Majjhima-Nikäya ent-
nommen waren, liefert Neumann ^) eine Übersetzung der Reden
im Sutta-Nipäta.
1) Die Bhagavadgitri aus dem Sanskrit übersetzt. Mit einer Einleitung
über ihre ursprüngliche Gestalt, ihre Lehre und ihr Alter von Richard Garbe.
Leipzig, H. Haessel, 1905. 159 S. Mk. 4, — .
2) Stories of tlie Tamil Vaishnava Saints. Translated by N. K u r u t h a 1 w a r
and communicated by Mrs. I. J. Pitt. (L Ant. 34, 1905, 273—284)
3) Buddhist Pali Tests. With a translation iuto Sinhalese. Ed. by
W. Arthur de Silva. Vol. 1. 2: Dighanikäya. Colombo, W. St. de Silva,
2447—48 A. B. (1904-5.)
4) The Vibhanga being tbe second book of the Abbidamma-Pitaka. Ed.
by Mrs. Rhys Davids. (Pali Text Society.) London, E. Frowde, 1904.
XXI, 464 S.
5) Gotamo Buddho's Reden aus der Sammlung der Bruchstücke Suttaiii-
päto des Päli-Kanons. Übers, von Karl Eug. Neumann. Leipzig, J. A. Barth,
1905. XII, 410 S. Mk. 20,—.
282 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Die 27 alten Gesetzbücher Indiens in einer handlichen Samm-
lung^) vereinigt zu haben, ist das Verdienst des Anandäsrama von
Poona, dem wir gleicherweise eine sorgfältige Ausgabe der Yäjna-
valkya-Smrti -) verdanken. Recht alt scheint auch das Kautha-
llya Arthasästra, d. i. die Finanzwissenschaft des Kautalya zu sein,
dessen Inhalt Shamasastry •^) in teilweise freilich unzureichenden
Auszügen vermittelt. Erhalten ist diese Schrift zwar nur in einer
späten Handschrift, sie wird aber schon im 6. Jahrhundert von
Dandin erwähnt und rührt nach der Jainaüberlieferuncr von Cänakva
alias Kautalya, dem Finanzminister des Maur^-a Candragupta, her.
Auf eine Zeit, in der ein neuer Staat geschaffen wurde, deuten
allerdings die Anordnungen über Kolonisierung, Landverteilung und
Steuernachlässe für neue Ansiedler hin. Ob die Entstehung des
Sästra etwa um 320 v. Chr. anzusetzen wäre, würde sich vielleicht
aus den Nachrichten über religiöse Zustände feststellen lassen, über
die Shamasastry^ nur leicht hinweggeht. Immerhin ist beachtens-
wei't, daß die Südras ausdrücklich und ausschließlich zur Begrän-
dung neuer Städte berufen werden. Die Preise des Getreides, die
Höhe der Steuern, Akzise und andere Abgaben werden zwar nach
panas bemessen, doch beansprucht der König Naturalleistungen und
erhebt bei Baarzahlungen 13°/o Aufgeld und ^/g^/o als Entschädigung
für Prüfung des Feingehaltes der gezahlten Münzen. Als monatliches
Gehalt eines Beamten werden 5 panas = '^3 Rupien oder 165 ser
Getreide angegeben. Wer ohne Paß reist, zahlt 12 panas Strafe,
ein Fremder 3000, der Gebrauch eines gefälschten Passes zieht eine
Buße von 1000 panas nach sich. Die Sittenzustände gemahnen an
die Zeit, die wir aus der Mrcchakatikä und aus dem Dasakumära-
carita kenneu, wie z. B. das Kapitel über die Hetären zeigt. Diese
Damen standen xinter einem Inspektor, welcher das Honorar be-
stimmte, das sie für ihre Leistungen beanspruchen durften. Erlaubte
sich eine Hetäre einen Besucher zu insultieren, so zahlte sie 24 panas
Strafe, prügelte sie ihn, 48, schnitt sie ihm die Ohren ab, 51^/4 panas.
Die Mädchen hatten Bericht zu erstatten über ihre Einnahmen wie
über ihre Liebhaber, als Steuer entrichteten sie monatlich, was sie
in zwei Tagen verdient hatten. Zwei junge schöne Hetären guter
Abkunft und feiner Erziehung hatte der Inspektor im königlichen
Palast zu präsentieren und gegen ein Jahresgehalt von 1000 panas
anzustellen. Ihr Nachlaß fiel an die Töchter; fehlten solche, an den
1) Aiigiraliprabhrti-Baudhyäyayäntänäm saptavimsati-samkhyämitTnäm Smr-
tinäm samuccayali. Idam pustakam Änandäsramasthapanditaili samsodhitam.
(Anandäsrama Sanskrit Series 48.) Poona 1905. 6, 22, 484 S. 5 r.
2) Aparärkäparäbhidhäparäditya-viracita-tlkäsametä Yäj ii aval ky a-Smr-
tih . . . Etat pustakam Änandä^ramasthapanditail.i samsodhitam. Bhäga 1. 2.
(Anandäsrama Sanskrit Series 46.) Poona 1903 — 4. 25, 1252, 10, 4, 10 S. 13 r.
3) R. Shamasastry, Chanakya's Land and Revenue Policy (4th Cen-
tury B. C). ri. Ant. 34, 1905, 5 — 10. 47—59. 110—119.)
Klemm, Indologie. 283
König. Wünschte eine Hetäre sich mit ihren Söhnen vom Hofleben
zurückzuziehen, so hatte sie 24 000 panas, ihr Sohn 12 000 panas,
Lösegeld zu zahlen. Spielen ist auch hier nur an bestimmten öffent-
lichen Orten gestattet. Lehrer der Musik, des Tanzes, Schreibmeister,
Maler, Kranzbinder und Barbiere erhalten staatliche Unterstützung
gegen die Verpflichtung geeignete Kräfte in ihrer Kunst heranzu-
bilden. — Rose') macht auf ein Gewohnheitsrecht bei einer Anzahl
im Pan jäb herrschenden Familien aufmerksam . wonach der einmal
zum Thronerben erklärte Prinz unter allen Umständen die Erbfolge
erhält =^).
1) H. A. Rose, Customary Law rogarding Succession in Ruling Families
of the Panjab Hill States. (I. Ant. 34, 1005, 220—227.)
2) [Der ägyptische und der iranische Jahresbericht müssen diesmal leider
ausfallen, sollen aber im nächsten Jahr nachgeliefert werden.
Der Redakteur.!
284
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Drnckschriften.
(Mit Ausschluss der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Kücksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre-
"wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank akzep-
tiert. Die mit " bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
Anthropos. Internationale Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde. [Titel
auch lat. , franz. , ital. , span. u. engl.] Im Auftrage der österreichischen
Leo-Gesellschaft mit Unterstützung der deutschen Görres-Gesellschaft hrsg.
unter Mitarbeit zahlreicher ^lissionare von W. Schmidt. Band I, Heft 1 .
Salzburg (Österr.), Druck u. Verlag Zaunrith'sche Druckerei [o. J.]. Abonne-
mentspreis 12 Mk.
Echos d'Orieut. Revue bimestrielle de theologie, de droit canonique, de
liturgie, d"archeologie , d'histoire et de geographie orientales. 9e annee,
no. 56, Janvier 1906. Paris, 5, rue Bayard. Abonnementspreis für Frank-
reich 6 fr., für das Ausland 8 fr.
Bref och dagboksanteckningar af Georg August Wallin utgifna jämte en lefnad-
steckning af Knut Tallqvist. Med ett Porträtt och en karta. [Skrifter
utgifna af Svenska Litteratursällskapet i Finland. LXX.] Helsingfors 1905,
^Orientalische Studien Theodor Nöldeke zum siebzigsten Ge-
burtstag (2. März 1906) gewidmet von Freunden und Schülern
und in ihrem Auftrag herausgegeben von Carl Bezold. Mit dem Bildnis
Th. Nöldeke's , einer Tafel und zwölf Abbildungen. 2 Bdd. Gieszen,
Alfred Töpelmann, 1906. 40 Mk., in Leder geb. •4(5 Mk.
Some Cuneiform. Tablets bearing on the Religion of Babylonia
and Assyria. By Kerr Duncau Macniillan. Nebst einer Abhandlung
über die Partikel -ma im Babylonisch-Assyrischen von A. TJngnad, [Bei-
träge z. Assyr. u. semit. Sprachw. V, 5.] Leipzig, J. C. Hinrichs, 1906.
11 Mk.
Tallqvist, Knut L. - Neubabylonisches Namenbuch zu den Geschäftsurkunden
aus der Zeit des Samassumukin bis Xerxes. [Acta Soc. Scientiarum Fennicae,
tom. XXXn, no. 2.] Helsingfors 1905.
Greßmann, Hugo - Der Ursprung der israelitisch-jüdischen Eschatologie,
[Forschungen z, Relig. u. Liter, d. A. u. N. Testam. hrsg. v. W. Bousset
u. H. Gunkel, G. Heft.] Göttingen, Vandenhoeck a: Ruprecht, 1905. 10 Mk.
Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften. 285
Monumenta Judaica Herausgegeben von August Wünsche, W'ühelm A'cn-
mann , Moritz Altschüler. Prima' pars: Bibliotheca Targumica. I. Bd.
Aramaiii. Die Targumim zum Pentateuch. 1. Heft. Wien u. Leipzig,
Akad. Verlag, 1900. VoUstäiulig in ca. 40—50 Heften :i 10 Mk.
Judah Jilesser Leon's Commentary on tlie „Votus Logica", a Study based
on tbree Mss., with a Glossary of Ilobrew Logical and Philosophical Terms.
A Tbesis presented . . . . by Isaak Husik. [Inaug.-Diss. von Pennsyl-
vania.] Leyden, Brill, 190C.
Maijr, Albert - Aus den plxinikischen Nekropolen von Malta. [Sep.-Abdr. a.
d. Sitzungsberichten d. philos.-pbilol. Kl. d. Kgl. Bayer. Ak. d. W. 1905,
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Dalrnan , Gustaf - Grammatik dos jüdisch-palästinischen Aramäisch nach den
Idiomen des palästinischen Talmud, des Onkelostargum und Prophetentargum
und der jerusalemischen Targume. 2. Aufl., vermehrt u. vielfach um-
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JJarian, Joseph — Kitäb al-Itqäu f I sarf lurat as-siriün lil-maträn lüsuf Dariän.
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Tevfiq, Mebmod - Ein Jahr in Konstantinopel. Zweiter Monat: Helva sohboti
(Die Helva-Abendgesellschaft). Nach dem Stambuler Druck von 1299 h.
zum ersten Mal ins Deutsche übertragen .... von Theodor Menzel. —
Xoros kardasch f Bruder Hahn). Ein orientalisches Märchen- und
Novellenbuch, aus dem Türkischen zum ersten Mal ins Deutsche übertragen
von Georg Jacob. [Türk. Bibliothek hrsg. v. G. Jacob, 4. u. 5. Bd.]
Berlin, Mayer & Müller, 190C. 2,20 — 3,60 Mk.
Olufsen, 0. - The Second Danish Pamir-Expedition. A Vocabulary of the
Dialect of Bokhara. Edited by Vilh. Gr0nbech. Gyldendalske boghandel,
Nordisk forlag, 1905.
*\\'internitz, Moriz, and Arthur Berriedale Keith — Catalogue of Sanskrit
Manuscripts in the Bodleian Library. \'oI. II. Begun by Moriz Winternitz,
continued and completed by Arthur Berriedale Keith. With a Preface by
E. W. B. Nicholson. O.xford, Clarendon Press, 1905. 25 s.
286 Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen DruckschrifLen.
Atharvft-Veda Saiiihitä, trauslated with a Critical and Exegetical Com-
mentary by William Dwight Whitney, revised and broiight nearer to
completion and editod by Charles Rockwell Lanman. First [and] Second
Half. [Harvard Oriental Series edited .... by Ch. K. Lanman, vol. VII.
Vlll.] Cambridge, Mass., Harvard University, 1905.
Blumhardt, J. F. - Catalogue of the Marathi, Gujarati, Bengali, Assamese,
Oriya, Pushtu, and Sindhi Manuscripts in the Library of the British Museum.
London, British Museum, 1905.
Schreiher, W. - Praktische Grammatik der Altgriechischen Sprache. Mit be-
sonderer Berücksichtigung des attischen Dialektes. Für den Selbstunter-
richt. 2. Aufl. [Die Kunst der Polyglottie, 25. Teil.] Wien u. Leipzig,
A. Hartleben [o. J.] 2 Mk.
Veiten, C. - Praktische Suaheli-Grammatik nebst einem Deutsch-Suaheli Wörter-
verzeichnis. 2. vermehrte Aufl. Berlin, W. Baenscb, 1905.
Westermann, Diedrich - Wörterbuch der Ewe-Sprache. L Teil. Ewe-Deutsches
Wörterbuch, Berlin, D. Keimer, 1905. 12, geb. 14 Mk.
Abgeschlossen am 10. 5. 1906,
287
Eine Jiiina - Dogmatik.
Umäsväti's Tattvärthädhigama Sütra
übersetzt und erläutert von
Hermanu Jaoobi.
Der erste Dogmatiker der Jainas ist Umäsväti^). Svetämbara's
sowohl als Digambara's nehmen ihn als einen der ihrigen in Anspruch
und erkennen sein Tattvärthädhigama-Sütra als eine autoritative
Darstellung ihres Glaubens an , so daß sie es gewissermaßen als
ein Glaubensbekenntnis in das täcrliche Brevier aufijenommen haben-).
Aber sein Bhäsya zu diesem Sütra scheint nur von den Svetämbara's
anerkannt zu werden; die Digambara's haben dazu besondere Kommen-
tare , wahrscheinlich weil das Bhäsya Stellen enthält , die sich mit
den ünterscheidungslehren ihrer Sekte nicht wohl vertrasren. Der-
selbe Umstand ist auch wohl der Grund, daß nur die Svetämbara's
noch einige andere Schriften"^) Umäsväti's, der deren 500 verfaßt
haben soll, besitzen.
Umäsväti , von den Digambara's auch Umäsvämin genannt *),
so genannt nach seinem Vater Sväti und seiner Mutter ümä (vom
Yatsagotra , daher er auch Vatsisuta heißt) , dem gotra nach ein
KaubhTsanin, war in Nyaggrodhikägräma geboren. Die Weihe
empfing er von Ghosanandiksamäsramana, dieser von SivasrT. Sein
Lehrer war Müla, ein Schüler Mundapäda's. Er gehörte zur Nägara-
säkhä und schrieb das Tattvärthädhigama - Sütra in Pätaliputra.
Diese Nachrichten finden sich am Ende von Umäsväti's Bhäsva
1) Hemacandra gibt als Beispiel zu Sabdäausäsana II 2, 39 uticrste 'näpena
(utkrstärthäd anvinibhijäm yuktäd dvitli/ä): upömäsvätim samgralit-
tärah. U. wird oft sumgraliakära, väcakamitlchija, väcakäcäri/a genannt.
2) So im Jaina-nitya-pätha-samgraha, Nirnaya Sagara Press 1901, vgl.
Sarvärthasiddhi, bhiimikä p. 6: 2^^<^iidinam ava&'yam pathainyatvät sadharma-
sräddhajanasvädhyäijärtham.
3) Nämlich Prasaraarati, Püjäprakarana, Jambüdvipasamäsa und Srävaka-
prajnapti. Alle diese Traktate hat Vakil Keshavial Premchand herausgegeben,
das an letzter Stelle genannte Werkchen besonders (Nirnaya Sagara Press 1905)
die drei ersten als Appendices einer Ausgabe des Tattvärthädhigama Sütra iu
der Bibliotheca Indica.
4) Nicht nur in der Digambara PattävalT , sondern auch bei Srutasägara,
siehe Sarvärthasiddhi bhümikä 2, und die dem Sütra angehängte mahimä).
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 19
288 Jacohi, Eine Jaimi-Dogmatik.
(p. 232 der Ausgabe Bibl. Ind.) und von Siddhasena's Kommentar
zu demselben (Peterson 3°*^ Report, p. 84).
Die Berichte der Digfambara's über ihn sind etwas verwirrt.
Nach dem ältesten (Inschrift 42 aus 11 15 n. Chr. in Ryce, Sravana-
Belgola) ist er ein Schüler Kundakundäcärya's (alias Padmanandi)
und hatte das biruda Grdhrapiccha, das sonst dem Kundakundäcäiya
beigelegt zu werden pflegt (so schon von Srutasägara). In der
Bhümikä zur Sarvärthasiddhi, wo einige denen jener Inschrift ähn-
liche Verse zitiert werden, wird er sogar, aber wohl nur irrtümlich,
mit Kundakundäcärya identifiziert; denn sowohl die Digambara
Pattävali als auch die Svetämbai-a's ^) halten beide Autoren aus-
einander. — Obschon diese Nachrichten der Digambara's auf einer
alten Tradition zu beruhen scheinen, so verdienen sie doch keinen
Glauben gegenüber denjenigen der Svetämbara's , welche sich, wie
gesagt , im Bhäsya Umäsväti's selb.st finden. Letzteres für eine
Fälschung zu halten, liegt kein Grund vor; zudem wird es selbst,
sowie die Stelle, welche die fraglichen Notizen bringt, durch Siddha-
sena's Kommentar, der bhäsyänusärin ist, beglaubigt. Vergleiche
auch meine Bemerkung zu I 23. Die Digambara's durften das
Bhäsya Umäsväti's nicht anerkennen, weil in ihm Lehren vorgetragen
werden , welche sie verdammen ; dasselbe geschieht auch in der
Srävakaprajnapti und implicite auch in Prasamarati. Danach ist
es ein Irrtum der Digambara's, wenn sie ümäsväti als einen der
ihrigen in Anspi'uch nehmen. Sie taten es wohl nicht mit der
Absicht zu täuschen, sondern weil in jenen frühen Zeiten der Gegen-
satz der beiden Teile der Jainakirche noch nicht so scharf hervortrat.
Wenn auch die Unterscheidungslehren der Digambara's-) schon mehr
oder weniger genau formuliert gewesen sein mögen , so waren sie
doch noch nicht Gegenstand erbitterter Fehde wie später, wie dies
Peterson , 2°"^ Report p. 83 , durch den Vergleich zwischen der
Stellung Kundakundäcärya's im Satpräbhrtam und der seines Kom-
mentators Srutasägara's gezeigt hat.
Über Umäsväti's Lebenszeit haben wdr verschiedene, weit aus-
einandergehende Angaben; siehe Klatt , Onomasticon, p. 4 f. und
Peterson 4*^ Report s. v. Ümäsväti. Nach den Svetämbara Pattävali's
starb er Samvat 720 bez. 785, nach der der Digambara's 142.
Durch Kombination läßt sich noch ein etwa zwei Jahrhunderte
späteres Datum für die Digarnbara-Tradition herausrechnen. Nach
dem Ädipuräna"') Jinasena's (Saka 705) starb Lohärya, Nachfolger
des Bhadrabähu IL, Vira 783 = Samvat 295. Da nun nach einer
Pattävali (4*^* Report s. v. Kundakunda) Ümäsväti der sechste in
1) Petersen 2n'l Report p. 83 . . the Svetämbaras also quote him with
respect, and according to one Svetämbara tradition , he stood at the dividing
line of the two churches, and was largely responsible for the Digambara heresy.
2) Siehe diese Zeitschr Bd. 38, S. 12 f.
3j Zitiert in der Bhümikä der Ausgabe der Sarvärthasiddhi p. 3.
Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik. 289
der mit Bhadrabähu beginnenden Liste ist, so würde er etwa Sanivat
350 — 400 anzusetzen sein.
Einen sichereren Weg zur Schätzung des Alters unseres Autors
bietet die Chronologie seiner Kommentatoren. Samantabhadra ver-
faßte zu dem Tattvärthädhigama-Sütra einen Kommentar, das Gandha-
hastimahäbhäsya , zu welchem das Devägamastotra die Einleitung
bildet (5'** Report s. v. Samantabhadi-a). Zu dem Devägamastotra
schrieb Akalankadeva die AstasatT; dieser Kirchenlehrer lebte, wie
Pathak gezeigt hat (BBRA8. 1892), in dem dritten Viertel des
8. Jahrh. n. Chr. Danach würde Umäsväti spätestens ins 7. Jahrb.
zu setzen sein. Einen ähnlichen Schluß erlauben die Svetämbara-
Kommentare zu Umäsväti's Sütra und Bhäsya. Solche sind hand-
schriftlich vorhanden von Siddhasena und Haribhadra. Letzterer
lebte in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. n. Chr.^). Siddhasena
scheint älter zu sein. Mit der Angabe , daß Siddhasenadiväkara,
wenn er mit unserem Autor identisch sein sollte, die Samvat-Zeit-
rechnunCT eingerichtet haben soll, ist nicht viel zu machen. Dagegen
scheint von größerer Bedeutung, daß Siddhasena's dritter Vorgänger
Dinnaganin nach v. 2 der Pra.sasti (S"^ Rep. p. 84) seine Schüler
im pravacana unterrichtete, ohne sich dabei geschriebener Bücher
zu bedienen. Nach einer bekannten Stelle im Kalpasütra , bez.
den Kommentaren dazu , soll nämlich 980 Vira der Siddhänta
kodifiziert worden sein; vorher seien keine Bücher beim Unterricht
gebraucht worden-). Wenn also Dinnaganin sich der vor 980 Vlra
üblichen Lehrmethode bediente, so tat er es wahrscheinlich, weil er
vor jenem Datum (454 n. Chr.) lebte, dann aber als einer der letzten,
oder weil er als Konservativer auch nach jenem W^andel die neue
Methode nicht annahm. Letzteres macht die ausdrückliche Hervor-
hebung des Faktums durch Siddhasena wahrscheinlicher; dann wird
er aber nicht gar zu lange nach jenem Datum gelebt haben. Zieht
man nun in Betracht, daß Siddhasena drei Generationen später
lebte, so wird man diesen nicht früher als in den Anfang des
6. Jahrh. setzen können, wahrscheinlich aber gegen Mitte oder Ende
des 6. Jahrh. setzen dürfen. Vor dieser Zeit müßte also Umäsväti
gelebt haben , wenn nicht die obige Angabe , was auch möglich
wäre, ganz ohne Beziehung auf die Kodifizierung des Siddhänta zu
deuten ist.
Von den fünf uns erhaltenen Werken Umäsväti's ist das
1) Er ist der Lehrer Siddharsi's. Dieser beendete seine Upamitibliava-
prapancä kathä 962 Jyestha su di 5 gurau. Der Wochentag kommt richtig
heraus, sowohl wenn man die Vlra-Ära als auch die Vikrama-Ara zugrunde legt,
nämlich 436 n. Chr. 7. Mai, resp. 906 1. Mai. Aber im ersten Falle stand
der Mond in Pusya, im zweiten in Punarvasu, wie in der Datumsangabe gesagt
ist. Damit erledigt sich Petersens Kaisonnement i^^ Rep. p. 5.
2) pürvam pustakänapeksayaiva gurusisyayok srutärpanagrahaiw,-
vyavahfiro 'bhüd iti vrddhasampradayctJj . Meine Ausgabe p. 118, vgl, auch
ib. p. 114 unten.
19*
290 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Tattvärthädhigama-Sütra mit dem Bhäsya das umfangreichste und
bedeutendste. Es ist eine kurze Dogmatik der Jainas, ein i>rava-
canasamgraha, wie es sich selbst nennt. Prasamarati und Srävaka-
prajnapti^) sind zum Teil ähnlichen Inhalts; ersteres Werkchen
kann aber eher als ein Xoyog TtQotQSTtrixog bezeichnet werden, und
letzteres ist ausdrücklich für die Belehrung der Laien eingerichtet.
Das Tattvärthädhigama-Sütra wurde * zuerst von Bhandarkar
in seinem Report p. 405 ft". veröffentlicht und ist seitdem mehrfach
in Indien gedruckt worden. Da aber ohne Kommentar das Sütra
unverständlich ist, so begrüßte ich es freudig, als Herr Premchand
die jetzt vollendete Herausgabe des Sütra mit dem Bhäsya unter-
nahm. Denn ich hatte lange eine Übersetzung dieses Werkes ins
Auge gefaßt. Aber auch das Bhäsya ist nicht überall ohne Kom-
mentar verständlich und bietet an manchen Stellen für unser Be-
dürfnis sachlich zu wenig. Von seiner vollständigen Übersetzung
muß daher Abstand crenommen werden, bis der ausführliche Kom-
mentar Siddhasena's gedruckt vorliegt. Dagegen glaubte ich mit
Zuhülfenahme anderer Quellen Erläuterungen zu den Sütren geben
zu können, so daß ümäsväti's Werk auch uns als Abriß der Jaina-
Dogmatik dienen kann. In erster Linie kommt in Betracht ein
Digambara-Kommentar zu Ümäsväti's Sütra, die Sarvärthasiddhi
des Püjyapäda (alias Devanandin , Jinendrabuddhi) , herausgegeben
von Kaläppä Bharamäppä Nitave, Kolhapur 1904. Über das Alter
Püjyapäda's weiß ich nur dies zu sagen , daß ihn Subhacandra in
seinem 1552 n. Chr. verfaßten Pändavapuräna -) unter alten Kirchen-
vätern preißt und zwar in dieser Reihenfolge : Kundakunda Saman-
tabhadra Püjyapäda Akalanka Jinasena ; und daß Srutasägara (gegen
1500) seine Dlpikä unter anderem auch auf die Sarvärthasiddhi
basierte. Die Sarvärthasiddhi ist ein sehr reichhaltiger Kommentar
und weicht nicht selten von dem Bhäsya ab oder enthält Angaben,
die in letzterem fehlen ; wo dies der Fall ist, habe ich es meist in
meinen Erläuterungen durch ein zugesetztes S kenntlich gemacht.
Mein zweites Hülfsmittel zum sachlichen Verständnis der be-
handelten Gegenstände war Vinayavijaya's Lokaprakäsa, dessen
erste Hälfte, den Dravyalokaprakäsa umfassend, von Hiräläl Ham-
saräja mit Guzerati-Übersetzung, Jämnagar 1904, herausgegeben ist.
Vinayavijaya, Schüler Kirtivijaya's, war ein Sohn von Lavanaprasäda's
berühmtem Minister Tejapäla mit Räjasrl. Er schrieb also um die
Mitte des 13. Jahrh. n. Chr. Das Genauere werden wir wohl aus
der Prasasti erfahren, wenn die 2. Hälfte veröffentlicht sein wird.
Der Lokaprakäsa, den ich mit L bezeichne, ist eine sehr eingehende
1) Als Series No. 1 einer Collection of Jain Works published by tlie
Jaina Jnanaprasaraka Mandala; mit der Tikä Haribhadrasüri's herausgegeben
von Vakil Keshavlal Premchand. Bombay 1905. Ich habe zwar davon eine
Korrektur gelesen, aber in den Prakritversen sind viele meiner Verbesserungen
unbeachtet geblieben.
2) Siehe Peterson's i^^ Report p. 157.
TattcärÜmdhigama Sütra I 1. 291
und klare Darstellung der Jaina-Dogniatik. Außerdem habe ich
Heniacandra's Yogasäst ra benutzt, und zwar außer Windisch's
Veröflentlichung der vier ersten Prakäsas in dieser Zeitschr. Bd. 28,
S. 185 ft'., HTräläl's Ausgabe mit Guzerati-Kommentar, Bombay 1899.
Erwähnt sei noch die Syäd vädamanjarl, von der eine neue vor-
treti'liehe Ausgabe mit Guzerati-t'bersetzung von Hirälfil, Jämnagar
1903, erschienen ist; ferner Vädidevasüri's Pramänanayatattvä-
lokälankära in der Jaina Yasovijaya Granthamälä Benares, Nr. 1
und 5. Während der Korrektur konnte ich noch den Tattvärtha-
sara des Arartacandra (Samvat 9G2j und einige andere Digambara-
Traktate in Sanätanajainagranthamälä Nr. 1 (Nirnaya Sagara Press
1905) benutzen.
Tattvarthadhigama Sutra des Umasvati.
Erstes Kapitel.
Rechtes Glauben, rechtes Erkennen und rechter
Wandel führen (vereint) zur Erlösung. 1.
samyagdarmnajhänacäriträni moksaniärgah.
darsana übersetze ich mit Glauben, obschon es diese Bedeutung
nur in der Verbindung samyagdarsana hat. Etymologisch bedeutet
darsana „Schauen", und hat es in der Jaina-Philosophie die Be-
deutung Erkennen eines Dinges in seinen allgemeinen Umrissen
oder in seiner begriö'lichen Allgemeinheit, ohne seine individuellen
Attribute , darsana ist sätnänyacjrühin ; dagegen erfaßt man mit
dem Erkennen, jriäna, das Ding mit seinen individuellen Attributen,
juäna ist visesagrähin (p. 28, 1. 8 f.). Vgl. Lokaprakäsa III 1049 f.
dvirüpam hi hhaved vastu: sämänyato visesatah. |
tatra säniänyabodho yas^ tad darsanam iho ^ditarti ; ||
yatkä 2)raihamato drsto „ghaio ''yam'^ iü budhyate^ \
tad darsanam; tadvisesabodho jriänam bhavet tv atah ||
upacüranayene ''dam dars'anam parikh-titam^ \
visuddhanayatas tac cä ^näJcärajnänalahsanani. ||
idam sükürahodhät präg avasyam abhyupeyate \ etc.
Dieser äkära wird in der im L. ib. zitiei'ten Stelle der Tattvä-
rthavrtti als visesanirdesa bezeichnet. Wir haben es hier also mit
Erwägungen zu tun, ähnlich denen, welche im Nyäya zur Unter-
scheidung von nirvikalpaka (= nisprakäraka) und savikalpjaka
(= sapraküraka) jnäna führten , nur daß dort nirvikalpaka eine
erschlossene, nicht uns zu Bewußtsein gelangende Vorstufe des Er-
kennens ist , während hier etwa soviel wie cdocana eine uns zu
Bewußtsein gelangende Art des Erkennens gemeint ist, cf. I 15
Anm., II 9.
Daß die gewöhnliche Bedeutung von dariana (Schauen) sich
nicht recht mit der von , Glauben" in samyagdarsana vereinigen
292 Jacobi, Eine Jaina-Dograatik.
läßt, spricht auch Püjyapäda ad 2. aus, erklärt es aber damit, daß
die Wurzeln (viz. dys) viele Bedeutungen hätten ; hier verlöre sie
ihre gewöhnliche Bedeutung, weil es sich hier um den Weg zur
Erlösung handle; nun sei das Glauben an die Wahrheiten ein Zu-
stand der Seele, der zur Erlösung führe, insofern er nur den bhavya
(i.e. denjenigen, welche überhaupt jemals die Erlösung erreichen
können) zukomme, während das „Schauen*, das durch Augen etc.
bedingt ist, allen weltlichen Seelen zukomme und darum nicht ge-
eicrnet sei, zur Erlösung zu führen.
Rechtes Glauben , Erkennen und Handeln führen vereint,
nicht einzeln zur Einlösung. Wenn eins von diesen dreien gegeben
ist, hängt es nach Bh. von Umständen ab, ob auch das je folgende
da sei: stets sei das vorausgehende durch das folgende gegeben.
Nach S. treten mit samyagdarsana auch gleichzeitig mati und
srutajnäna ein.
Rechtes Glauben ist das Für -wahr -halten der
Wahrheiten. 2.
tattvärthasraddhänam samyagdarmnara.
tattvärtha, die Wahrheiten; gemeint sind die in 4 genannten
sieben Grundwahrheiten. Rechtes Glauben ist (als ein Zustand der
Seele ätmaparinäma) charakterisiert durch das Hervortreten von
prasama, Erlöschen der Sünde ^), samvega. Ringen nach Wahi'heit,
nirveda Weltschmerz (fehlt in S.), anukampä. Mitleid, und ästikya,
Glauben an ein Jenseits. Xach S. verhält es sich so bei saräga,
solchen die noch nicht ganz frei von Leidenschaft sind , während
bei den vlfaräga, den leidenschaftslosen, nur die Lauterkeit der Seele
(ätmavisuddhi) Merkmal dieses Zustandes sei.
Dieses „rechte Glauben" muß, da es auch nach Eintritt der
Erlösung fortbesteht-), etwas mehr als bloßes Fürwahrhalten im ge-
wöhnlichen Sinne sein; wir würden es etwa als unfehlbares Über-
zeugtsein von der absoluten Wahrheit von Ideen charakterisieren
können.
Dasselbe tritt entweder spontan oder durch Be-
lehrung ein. 3.
tan nisargäd adhigamäd vä.
Der eigentliche Grund für seinen Eintritt ist zwar der Schwund
der Glaubensstörung (cf. YHI, 10); dieser kann aber auf Grund von
in einem früheren Leben erworbenen Verdiensten statthaben , dann
tritt der rechte Glaube „spontan" ein, ist angeboren. Andernfalls
bedarf es der Belehrung.
1) praäama = vairägya, cf. Prasamarati 17 mädhyasthyam vairägyam
virägatä mntir upasamah pra sa m a h \ dosaksayah kasäyavijayas ca v a i-
r ä g y aparyäyäh |j
2j Dann ist er samyagdrsti , nicht samyagdarsana p. 11 1. 13ft'. und
p. 13 1. 4 ff. Der mukta ist nach Praiamarati 289 kevalasamyaktvajuänadar-
^anätmä.
TaUvUrthädhigaina Uritra I 2—8. 293
Seelen, Lebloses, Influenz, Bindung, Abwehr,
Tilgung und Befreiung sind die (7) Grundwahrheiten. 4.
jlväjwäsravahandhasamvaranirjarnmoJc^äs tattvani.
Dies sind die 7 tattva oder ^jac?är//<a : j'wa (II — IV), ajiva
(V), äsrava (VI), bandha (VIII), samvara (IX), nirjarä (ib.), moksa
(X). Einige zählen !• tattva, indem sie punya und 'päpa besonders
aufführen ; diese beiden sind aber in äsrava und bandha enthalten.
Andere nennen nur zwei tattva : jiva und q/'iva, weil unter letzterem
alle folirenden inbefjriö'en seien.
Diese werden festgestellt hinsichtlich ihrer Be-
nennung, Darstellung, Substanz und Akzidenz. 5.
nämastliäpanndravyahhCivatas tanni/äsa/i.
Z. B. Jiva wird nach diesen 4 Gesichtspunkten betrachtet.
nämaj'iva ist das, was als jiva benannt wird, sthcipanäjiva ist das,
was als jiva figürlich dargestellt oder nachgebildet wird, dravyajiva
ist jiva an sich, ohne Eücksicht auf seine veränderlichen Zustände,
bhävatojiva ist jiva mit Rücksicht auf seinen jeweiligen Zustand.
Und so ist es bei allen tattva's durchzuführen.
Die Belehrung geschieht durch die Erkenntnis-
mittel und die Ausdrucks weisen. 6.
lyramänanayair adh igamali.
Über pramäna 10 und 11, über naya 34 f.
(Und ferner nach folgenden Gesichtspunkten:)
Begriff, Abhängigkeit, Entstehungsgrund, Örtlich-
keit, Zeitdauer, Einteilung. 7.
nird£sasvcimitvasädhanadhikaravasthitividhünatah.
Dies erinnert an das alte (piis quid ubi quibus auxiliis cur
quomodo quando. Man fragt also z. B. was ist rechter Glaube,
wem kommt er zu , wie entsteht er , wo ist er lokalisiert , wie
1 a n or e dauert er, welche Unterarten hat er.
(0 de rnachfolgendenGesichtspunkten:) Existenz,
Zahl, Ort, Extension, Zeitdauer, Unterbrechung, Zu-
stand, Mehr-oder- Weniger. 8.
satsanJchyäksetraspar^anakrdäntarahliävrdpabahutvaiä ca.
Diese Betrachtungsweisen sollen nicht absolut neu sein, sondern
sind zum Teil schon implicite in den vorhergehenden enthalten.
Man bediene sich der einen oder anderen Reihe zur Behandlung
eines Gegenstandes je nach den Bedürfnissen der Zubelehrenden. S.
Man fragt also: 1) gibt es rechten Glauben? In den Leblosen nein,
in den Seelen teils ja, teils nein. 2) Wie viele ? Unzählige samyag-
drstis (d. h. der rechte Glaube der Kevalins). 3) Wie weit er-
streckt er sich? Auf unzählige Teile der Welt, samyagdrsti aber
auf die ganze Welt. 4) Wie lange dauert er? Bei einer Seele im
Minimum ein Bruchteil einer Stunde, im Maximum QQ sügaropama's
und etwas mehr. 5) Wie lange ist er nicht da? Im Minimum
294 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
ein Bruchteil einer Stunde, im Maximum ein upärdhapudgalapari-
varta, 6) Welcher Zustand der Seele ist er? Der aupasamilca^
der h^äi/ilca oder der misra (siehe II 1). 7) In welchem Zustand
gibt es mehr, in welchem weniger, oder sind sie in allen gleich?
Am wenigsten im aupaiamika , unzähligemal mehr im hsäyika^
und im hsäyaup)a^amika unzähligemal mehr als im hsäyika; die
samyagdrstVs sind unendlich an Zahl.
]Sachdem der Glaube behandelt ist, ko'mmt jetzt das Erkennen
an die Reihe.
Das Erkennen ist (fünffach) matt: Vorstellung,
sruta Zeugnis, avadlii transzendente Erkenntnis
materieller Dinge, manahpary äy a transzendente
Erkenntnis der inanas (oder des Denkens anderer),
kevala Allwissenheit. 9.
matiärutüvadhimanahparyäijakevaläni jnüiiam.
Diese Einteilung zeigt, wie weit man von Logik und Psychologie
noch entfernt war, als man sie aufstellte. Da sie im Kanon gilt
und also kanonische Geltung hatte, mußten sich die Jainas damit
abfinden, was ihnen nicht leicht war, nachdem der Nyäya die Er-
kenntnistheorie wissenschaftlich begründet hatte ^). Wir können
dies schon aus ümäsväti's Worten selbst entnehmen ; p. 9 1. 1 1 ff.
sagt er : tatra praiiumam paroksam pratyaksam ca vaksyate.
caturvidham ity elie. Diese eke waren natürlich die Anhänger
des Nyäya (p. 35, 1. 1 ; p. 37, 1. 13 werden die pramäna% des
Nyäya, p. 15, 1. 17 die der Mlmämsä aufgezählt). So versteht
man, daß konsequente Denker unter den Jaina's das Nyäya- Vaisesika-
System adoptierten. Die Orthodoxen stellen dies so dar, als ob
der Irrlehrer Chaluo Rohagutto die Vaisesika- Lehre aufgestellt,
bez. das Vaisesika- Sütra verfaßt habe (Ind. Stud. 17, p. 121). Die
Roheit der erkenntnistheoretischen Ansichten der Jaina's ist nur
eine Ursache dieser Entwicklung ; eine andere ist, daß die physika-
lischen Lehren der Vaisesika's im Grunde mit denen der Jaina's
verwandt, wenn auch viel weiter und konsequenter als diese ent-
wickelt wai'en.
Die drei letztgenannten unserer 5 Arten von Wissen sind über-
natürlicher Art. Das natürliche Wissen ist inati und sruta ; ersteres
ist das, was man selbst erfährt, letzteres das, was man von anderen
ei-fährt. Da ^ruta dem .4abda oder ägama anderer Philosophen
entsijricht, so umfaßt mati Wahrnehmung und begriffliches Denken,
mit Ausschluß der Mitteilung.
Dieses (fünffache Wissen bildet) die zwei wahren
Erkenntnismittel {pramäna). 10.
tat pramUne.
1) Eine Art von Kompromiß stellt Devasüri's Pramänauayatattvälokälam-
kära (12. Jahrh.) dar. Doch ist darin nicht die Logik des Nyäya, sondern
die buddhistische verarbeitet.
Tattvärthüdhigama iSülra I !) — 15. 295
S. begegnet hier dem Einwand, daß wenn Jnäna = 2>i'(t'>näna
ist, dann pramänaphala (i. e. Jnäna) = pramäna sei, also kein
phala habe ^). Als phala gelte die Befriedigung, die die Erkenntnis
gewährt, das Schwinden der Unwissenheit, das leidenschaftslose Ver-
halten (upeksä) gegen das erkannte Ding. Trotzdem bleibt bestehen,
daß das Wissen und der Inhalt desselben identisch oder ungeschieden
sind. Das ist so zu verstehen : die Seele {ätman) ist Intelligenz
(JPicisvabJiärä)^ das Wissen tritt ein, wenn das hindernde karman,
jnänävarana, weggeräumt wird ; somit ist Erkennen und Erkenntnis
eins , gerade wie die Lampe den Topf und sich selbst erleuchtet,
so daß sie also nicht eines bedarf, der sie erleuchte.
Die beiden ersten (m at i wnä sruta) sind mittel-
bar (2)aroksa). 11.
adye lyarohsam.
Als 2J(^i'oJ>'sci gilt hier also auch , was bei den übrigen Philo-
sophen pratyaksa Kca i%o'iriv ist, nämlich die Wahi-ehmung, die
zu mati gehört, paroksa , mittelbar, heißt hier: abhängig von
äußeren Bedingungen, als da sind: Sinnesorgane, inneres Oi'gan,
Licht, Belehrung etc.
Die übrigen sind unmittelbar (pratyaksa). 12,
2yratyaksam anyat.
Avadhi etc. treten nämlich bei bestimmten Zuständen des ätman
von selbst ein.
Synonyme von mati ■s,'\x\di smrti^ sainjTiä^ cintä^
abhinibodha. 13.
matih smrtih samjnä cintä ^bhinibodha ity anarthuntaram.
Diese (i. e. mati) ist durch die Sinnesorgane und
das, was nicht Sinnesorgan ist, bedingt. 14.
tad indriyänindriyanimittam.
Durch das, was nicht Sinnesorgan ist {anindriya), sind bedingt
die Funktionen des inneren Sinnes und das begriffliche Wissen
{ogha/näna; nur ersteres nach S.).
(Beide Arten von Vorstellung sind vierfach als)
erstes Bemerken, Erkennen wollen, Richtigstellung,
Einprägung. 15.
avagrahehäpäyadhäranä/t.
S. gibt folgendes Beispiel. 1) avayraha: da ist etwas weißes.
2) ihä : ist das Weiße ein Kranich oder eine Flagge ? 3) aväya -) :
weil es auf- und niederfliegt , mit den Flügeln klappt etc. , ist es
ein Kranich und keine Flagge. 4) dhäranä: das ist derselbe
Kranich, den ich am Vormittag gesehen habe. In einer Fußnote
wird letzteres dahin berichtigt, daß nicht die Wiedererkennung,
1) Eine ähnliche Überlegung in Nyayabindutika p. 18 1. 20 f.
2) S. hat aväya statt apäya, auch im Sütra.
296
Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
sondern die zu ihr führende erinnerte Ei'kenntnis dhäranä sei. —
Diese vier Arten sind auch die vier Stufen, welche die Vorstellung
durchläuft ^).
(Nach jeder dieser vier Arten erkennt man) viel,
vielerlei, schnell, nichtindiziertes, unausgesprochenes,
stetig, und das Gegenteil von diesen; 16.
bahubahuvidhaksipräm^iritrmuJctadhruvrtnäm setarännm.
ani^rita, S. anihsrta. Die Erkläruncr dieses Ausdrucks steht
nicht fest; verschiedene Autoritäten erklären ihn auf verschiedene
Weise. Nach Lokaprakäsa ist einer nisritagrähin , wenn er etwas
an einem Merkmal erkennt , z. B. einen Tempel an der Flagge.
dhriiva soll nach S. bedeuten, daß die Erkenntnis so, wie sie im
ersten Moment ist (viel, wenig, vielerlei, einerlei etc.), auch in den
folgenden sei. Der avagraha dauert nur einen Moment, darum
paßt auf ihn eigentlich das im Sütra 16 gesagte nicht. Darum
hat man avagraha in erweiterter Bedeutung zu nehmen , als lliä
oder als aväya.
(Und zwar) den Gegenstand. 17.
artliasya.
Die 4 Arten der Yorstelluncr beziehen sich auf einen Gegen-
stand, nach S. dravya.
Auf eine unbestimmte Empfindung bezieht sich
das erste Bemerken; 18.
vyanjanasyä ^vagrahah.
Nicht aber, wenn es durch das Auge oder das, was
nicht Sinnesorgan ist, (vermittelt wird). 19.
na caksuranindriyabhyärn.
Das Auge und der innere Sirm bemerken immer nur einen
bestimmten Gegenstand, nicht einen unbestimmten Sinneseindruck,
die übrigen 4 Sinne beides.
Zeugnis, welchem Vorstellung zum Grunde liegt,
ist
von 2
Arten, von denen die erste vielfach, die
zweite zwölffach ist. 20.
srutam matipürvarn dvyanehadvädasabhedam.
1) Im Lokaprakäsa III 707 wird der vyanjanävagraha auf Gehör, Ge-
schmack, Geruch und Tastsinn beschränkt. In einem Zitat aus der Tattvärthavrtti
wird ausgeführt, daß die Empfindung, welche ein Gegenstand in diesen Organen
erzeugt, vyanjana heißt, also die Empfindung, soweit sie von außen kommt
und daher etwas materielles ist; soweit sie aber ein geistiges Vermögen in
Tätigkeit setzt (jhanaisakti) , ist dies avagraha. Nach einem Zitat aus der
Ratnäkarävatärikä ebendaselbst entsteht bei diesem Prozeß zuerst darsana,
dessen Objekt sattamätra ist, und dann der avagraha, dessen Objekt avänta-
rasämfinya wie manusyatva ist. Der Verfasser wendet ein, daß nach ersterer
Ansicht das darsana, nach der zweiten der vyatijanävagraha nicht unter-
zubringen sei. Nach einem Zitat zu III 735 rechnet der ßhäsyakära ava-
graha und 1ha als darsana, und aväya und dhörarni als jnäna.
I
Tattvarthädhigama Sütra I 16—24. 297
srutam inatipürvam soll nach Haribhadra bedeuten , dali die
seelische Funktion mati die primäre , bruta die sekundäre sei, wo-
mit die Bemerkung Siddhasena's, daß pürva hier apeksä und kärana
sei, erklärt zu sein scheint. S. deutet parva als nirnitta. — Die
beiden Arten von sruta (es handelt sich hier natürlich nur um
samyayjnäna) sind angabähya und aitgapravista. Letztere um-
faßt die 12 Anga's, erstere andex'e , eine unbestimmte Zahl teils
zum Kanon gehörender Schriften, cf. Ind. Stud. 17, 222.
Zweifach ist das Avadhi wissen; 21.
clvividho 'cadhih.
Angeboren bei Göttern und Hölle nwesen; 22,
bhavapratyaiio ndraJcadevänäm,.
Bh. angeboren {bhavapratyaya , verursacht durch den hhava,
■d. h. zugleich mit der betreibenden Existenz eintretend) und durch
Jcsaya oder upasama verursacht. — Avadhi ist die übersinnliche
Erkenntnis körperlicher Dinge, was Kant als „intellektuelle An-
schauung" kennzeichnete. (In der vorliegenden Ausgabe der Sarv.
ist dies Sütra nicht als solches, sondern als Teil des Kommentars
behandelt.)
Durch genannte Ursache hervorgerufen bei den
übrigen, und zwar in sechs Formen. 23.
yatholctanimittah sadvikalpah liesänäm.
Durch genannte Ursache, nämlich Jcsaya oder U2)asama,
wie im Bhäsya zu 21 angegeben ist; das Sütra nimmt also Rück-
sicht auf das Bhäsya. In S. ist yathohtanhnittah durch hsayo-
jyasamanimittah ersetzt. — Die „übrigen" sind die beiden andern
gati's, Menschen und Tiere (tiryagyonija), nicht aber bei den asam-
jnins und aparyäptaka'i. Die 6 Arten des Avadhiwissens sind
folgende : 1) Bei einigen erlischt es, wenn sie ihren Ort verändern,
anänugämika; 2) bei andern erlischt es dann nicht, änugämika:
3) bei einigen nimmt sein Wirkungskreis allmählich ab bis auf
einen minimalen Teil eines Zolles oder es schwindet gänzlich, hlya-
mänaka; 4) bei andern nimmt es zu bis in unzählige Welten
Linein , vardhaniänaka ; 5) bei einigen ist es veränderlich oder
intermittierend, anavasthita; 6) bei andern bleibt es stets un-
veränderlich ^).
Die wana/?par?/ä^a-Erkenntnis ist rjumati und
vipulamati. 24.
rjuvipulamatl manalqMryäyah .
manahpm'yäya, wofür S. manahparyaya schreibt, ist die
übernatürliche Kenntnis der Gedanken anderer. Man könnte avadhi
das übernatürliche Komplement zu mati, und vianahparyäya das
zu si'uta nennen.
1) Der Ausdruck bhavajyratyaya wird auch von Patanjali Yoga Sutra
I 19 in gleichem Sinne vom asamprajnUta samUdhi gebraucht.
298 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Der Unterschied zwischen beiden besteht in der
sjrößeren Klarheit und der Un vertan prlichkeit; 25.
cu-uddhyaj)ratipütäbhijilin tadri&'e.sah.
Diese beiden Vorzüge kommen dem vi^ulamati manahpar-
i/äya zu^).
Zwischen avadhi und inanahparyäy a in der
srrößeren Klarheit, dem Wirkunsrskreis, dem Be-
sitzer und dem Objekte. 26.
ri^uddhiksetrasvrimivisayebhyo 'vadhimanahparyüjiayoh.
1) manahparyäya ist klarer als avadhi; 2) der Wirkungs-
kreis von avadhi ist oben angegeben, der von manahparyäya er-
streckt sich auf alle Menschen ; 3) den avadhi können alle vier
Wesenstufen, Asketen und andere besitzen, den manahparyäya aber
nur Menschen. 4) Über das Objekt beider siehe unten 28. 29.
Es sollte nun die Allwissenheit (kevalqjtiäna) behandelt werden;
dieselbe findet aber im 10. Kapitel bei der Erörterung von moksa
ihre Stelle.
Objekt von Vorstellung und Zeugnis sind Sub-
stanzen, aber nicht in allen ihren Zuständen; 27.
matisrutayor nibandhah sai'vadravyesv asarvaparyäyesu.
Das von avadhi (sind nur) die körperlichen; 28.
rüpisc avadheh.
Das von manahparyäy a unendlichmal so viele
(als von avadhi); 29.
tadanantahhäge manahparyäyasya.
Der manahparyäyin erkennt ja alles, was alle Menschen, also
auch die mit avadhi begabten, erkennen: er erkennt aber außer-
dem , wie Bh. zufügt , auch alle andern Gedanken der Menschen,^
nicht bloß deren Erkenntnis körperlicher Dinge.
Das der Allwissenheit alle Substanzen und alle
ihre Zustände. 30.
sarvadra cyaparyäyesu Tcevalasya.
In einer Seele kommen eine bis zu vier Arten
des Wissens vor, wobei aber zu distinguieren ist. 31.
ehädini bhäjyäni yugapad ehasminn ä caturbhyah.
snita kommt nur zusammen mit mati^ diese aber auch ohne
sruta vor. Bei kevala crehen die Ansichten auseinander. Nach
einigen kommt es nur allein vor, nach andern überstrahlt es die
andern so , daß sie , obschon vorhanden , nicht in Funktion treten.
Bh. begründet erstere Ansicht.
1) Nach L. III 851 ff. erkennt derjenige, welcher rjumati hat, von einem
andern: er denkt an einen Topf; aber der mit vipulamati erkennt auch alle
Einzelheiten des Topfes, an welchen der andere denkt.
TaUvürtMdhiguma Sntra I 'J.'j—Sö. 290
inati, sruta und avadhi und ihr Gegenteil. 32.
matisrutüvadhaijo viparyayaA ca.
D. h. mati^i sruta und avadhi können jnäna und qjnäna sein,
ersteres wenn sie von rechtem Glauben , letzteres wenn sie von
falschem Glauben sekundiert {njxigrhita) sind, avadhi-ajnäna heißt
gewöhnlich vihhanga ■juäna.
(Das Gegenteil tritt ein) wenn einer Seiendes
und Nichtseiendes unterschiedslos und willkürlich
auffaßt, wie ein Verrückter. 33.
sadasator avUesäd yadrcciwpalabdher unmattavat
ajnäna ist also, wenn einei- /.. 15. ein Pferd für eine Kuh oder
umgekehrt hält etc.
Hiermit ist samyagjnäna abgetan, jetzt wäre samyahcäritra
an der Reihe; dasselbe wird aber im !'. Kapitel behandelt. Da in
6 2^?'a7«ä?i« und naya genannt wurden , und die ^:>»'a?rtä?irt's be-
handelt sind, werden jetzt die nayas erörtert.
Die Ausdrucksarten sind: natgania, samgr aha^
vy avahära, rjusütra und sabda. 34.
naigamasamgrahavyavahärarjusütrasabdä nayäli .
naigama und sabda zerfallen in zwei bez. drei
Arten. 35.
ädya^abdau dvitrihhedau.
naigama zerfilUt in desaiiariksepin und sarvaparihseinn,
sabda in samprata., samabliirüdha und evamhliüta. In S. sind
beide Sütra in eins zusammengezogen : wonach 7 naya's aufgezählt
werden: naigama, samgraha, vy avahära, rjusütra, sabda, sama-
bhirudha und cvambhüta. Auch im Praraänanayatattvälokälainkära
werden nur diese 7 nayd% behandelt. In genanntem Wei'ke werden
die naya's am verständlichsten erklärt, ich folge daher hier seiner
Darstellung, obschon sie einen Fortschritt der Entwicklung re-
präsentiert. Die 7iaya's sind Methoden einen Gegenstand darzu-
stellen , indem nur diejenige Seite desselben , auf welche es dem
Lehrenden ankommt, hervorgehoben wird, während die übrigen,
für ihn gleichgültigen , unbeachtet bleiben. Die 3 ersten naya's
betreffen Substanzen (draryärthika) , die 4 letzten Zustände, bez.
die Substanzen in bestimmten ihrer Zustände (paryäyärthika). Die
3 letzten beti'effen das Ding, insofern es durch ein Wort bezeichnet
wird (^abdanaya), die 4 ersten Dinge für sich {arthanaya). 1) Im
naigama werden a) zwei Attribute, b) zwei Dinge), c) ein Ding
und ein Attribut , als eins dem andern subordiniert dargestellt
(d. b. eins von dem andern prädiziert). a) In der Seele ist Sein
.= Intelligenz ; b) eine Substanz hat Zustände des Dinges ; c) ein
den Sinnen frönendes Wesen ist einen Moment glücklich. Werden
aber die beiden Glieder des Urteils als gränzlich von einander ver-
schieden gefaßt, so ist das ein scheinbarer (oder falscher) naigama
300 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
{naigamähhäsa). 7i. B. in der Seele ist das Sein gänzlich ver-
schieden von Intelligenz. — 2) samgraha der Gebrauch des Genns-
begriffes ohne Berücksichtigung der Unterarten ; also wenn dharma
adha^nna äkäsa pudyala und jlva einfach als dravya bezeichnet
werden. Ein samgrahähhäsa wäre es, wenn man nur den Genus-
begi'iö' als wahr betrachtete, die Unterarten aber leugnete. — 3) Im
vi/avaTiära wird ein durch den samgraha erfaßter Begriff so
lange zerlegt , bis man zu den individuellen Dingen gelangt ;
z. B. was ist , ist entweder Substanz oder Akzidenz u. s. w. —
4) Im rjusütra wird der jeweilige Zustand ins Auge gefaßt. Z. B.
jetzt manifestiert sich Glück, rjusüträbhäsa ist es, wenn man nur
den Zustand paryäya als real gelten läßt, den Träger desselben,
die Substanz, aber leugnet, wie die Buddhisten tun. — 5) Im sabda
wird die Sache als mit den Verschiedenheiten behaftet gedacht,
welche in dem Worte liegen. Wenn also gesagt wird, der Sumeru
war, ist, wird sein, so denkt man, daß der Sumeru diese Ver-
schiedenheit der Zeit habe. Wenn man aber denkt , daß jedesmal
ein anderer Sumeru da sei, so ist das ein sahdäbhäsa. — 6) Im
samabhirüdha wird dieselbe Sache nach ihren Synonymen, bez.
deren etj'^mologischer Bedeutung verschieden aufgefaßt, z. B. Indra,
Sakra, Purandara ; im entsprechenden übhäsa als von einander ver-
schiedene Dinge. — 7) Im evambhüta endlich wird eine Sache als
diejenige Tätigkeit ausübend aufgefaßt, welche die Etymologie des
Wortes an die Hand gibt ; so wenn man Indra als durch die Tätig-
keit indana^ Sakra als durch die von sakana, Purandara als durch
die von pürdärana charakterisiert , auffaßt. Der entsprechende
abhüsa tritt ein , wenn man ein Wort wie ghata als Bezeichnung
des Gegenstandes, des Topfes, verwirft, weil derselbe keine Tätig-
keit, worauf seine Etymologie beruht, besitzt.
Zweites Kapitel.
Im ersten Kapitel sind rechtes Glauben und rechtes Erkennen
behandelt worden. In den folgenden Kapiteln wird der Inhalt oder
die Gegenstände von rechtem Glauben und Erkennen gelehrt, näm-
lich die 7 Grundwahrheiten (I 4), und zwar zunächst jlva.
Das eigentliche Wesen der Seele machen die
fünf Zustände aus: 1) der der Neutralisation des
k arm an {aupasamika); 2) der der Vernichtung des
karman {ksäy ika); 3) der von diesen beiden Zu-
ständen etwas enthaltende misra oder ksäyopasa-
inika\ 4) der der Aktivität des karman {audayika)\
5) der Wesenheitszustand {pärinämika). 1.
aupasamikahsnijikau hhävau müras ca jivasya svatattvam auda-
yikapärinämikau ca.
Die beiden ersten Zustände werden vergleichsweise erläutert
an trübem Wasser, das durch kataka geklärt wird; ist die Ver-
Tattvarthädhigama Sutra II 1 — 5. 3Q1
unreinigung niedergeschlagen, so entspricht das dem nupaf^aniika
dhäva; wird das so gereinigte Wasser abgegossen in ein anderes
Gefäß, so entspricht das dem hsäyika bhäva. Die beiden Zustände
kommen nur einem hhavya zu, der misra auch einem abhavya (S.).
Übt das karman aber seine "Wirkung aus, so ist das der audayika-
Zustand. Der pärinam{ka-'L\X)iiü.n^ ist das, was im Wesen des
jlva als solchen liegt.
Diese zerfallen der Reihe nach in 2, 9, 18, 21
und 3 Unterarten. 2.
dcinavastädasavimsatitribhedä yathüki-amam.
Recht heit und (rechter) Wandel (sind die beiden
durch Neutralisierung des karman hervorcferufenen
Zustände). 3.
samyaktvaeäritre.
Die Rechtheit samyaktva entsteht durch Neutralisierung des
darsanamohanlya (cf. YIII 10), der (betr.) Wandel durch Neutra-
lisierung des cäritramohanlya. Nach Hemacandra's Definition
Y. II 2 besteht samyaktca darin , daß man die wahre Gottheit,
den wahren Lehrer und Meister, das wahre Gesetz, als solche
richtig erkenne. ^ Das Gegenteil davon ist inithyütva ^ Irrigkeit.
Vergleiche auch Srävakaprajfiapti 43 ff. Nach v. 61 ist samyaktva
im eigentlichen Sinne das vorschriftsmäßige Verhalten der Mönche
überhaupt, die oben gegebene Bedeutung sei nur eine übertragene,
insofern die Ursache statt der Wirkung gesetzt werde. Vgl. Leu-
mann in dieser Zeitschrift Bd. 59, S. 578 f.
(Durch Vernichtung des karman entstehen) außer-
dem (absolutes) Wissen, (absoluter) Glauben, Frei-
gebigkeit, Gewinn, Genuß, Freude und Energie. 4.
jnänadarmnadänalühhabhocjOiKihhogav'iryäni ca.
S. erklärt düna mit abhayadäna, läbha mit dem Zuströmen
materieller Partikeln zum Körper des Kevalin, der ja nach Ansicht
der Digambara's nicht ißt; bkoga, daß Blumenregen fällt etc., u/ja-
bhoga^ daß Thron, Wedel und die drei Schirme sich einstellen.
Bh. gibt keine Erklärung,
Wissen, Unwissenheit, Glauben, labdhi mit je
4, 3, 3, 5 Unterarten, und Rechtheit, Wandel und
teilweise Selbstzucht {saniy ama) (sind die 18 Zu-
stände, welche von ksay opasama hervorgerufen
werden). 5.
jnclnäjnänadarsanadänädilaLdhayai- catustritripaucahhedäh samya-
IctvacäritrasarayamCisamyamüs ca .
Von den 5 Arten des Wissens ist natürlich kevala aus-
geschlossen; die 3 Arten der Unwissenheit siehe I 31; die des
Glaubens: caksurdarsana , acaksurdarsana und avadhidarsana.
Mit ersterem ist die mit darsana bezeichnete Vorstellungsart (II)
302 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
gemeint, wenn sie durch das Sehorgan; mit dem zweiten, wenn sie
durch die andern 4 Organe einzeln oder zusammen; mit dem dritten,
wenn sie durch avadlii bewirkt wird. L. III 1055. Die lahdlii'^
sind die von däna, läbha, blioga., upahhoga und virya (siehe vorher-
gehendes Sütra). Als ksäyika sind letztere Zustände vollkommen,
als hsäyopasaviika können sie also nur unvollkommen erreicht
werden , was wohl die Bedeutung von Icdjdhi sein soll. Es ist zu
bedenken, daß der ksäyopasamika bliäva geringer als der aiipa-
damika ist; danach bestimmt sich auch die Reinheit von samyaktva
und von cärifra, sowie die Anzahl der Fälle ihres Eintritts; siehe
Erläuterungen zu I 8 am Schluß.
Die 4 Wesenklassen, die 4 Leidenschaften, die
3 Geschlechter, falscher Glaube, Unwissenheit, un-
gezügelt, unheilig, die 6 Lesyä's (werden durch
udaya bewirkt). 6.
g((tikasnyalii)gamith}iädursanüjnänrisamyatäsidd]iatvale^ijnS catus-
catustri/ekaikaikai/casadf/hedä/i.
Dieses sind also die audayika Zustände, die sich unter dem
ungehinderten Einfluß des karman zeisjen.
jtvatva^ Erwähltheit, Ausgeschlossenheit und
andere (sind die pärinämika Zustände). 7.
jlvahhavyähhavyatvüdlni ca.
S. erklärt jwatva mit caitanya, Geist, geistige Natur, bhavya
, erwählt", ist einer, der samyagdai-sana einmal erreichen kann.
[siddhigamanayogya siehe Srävakaprajnapti v. 66 f.) Die angedeu-
teten anderen Zustände wie Existenz , Ewigkeit etc. hat jlva mit
andern dravya's gemein.
Geistige Funktion (Vorstellen) ist das charakte-
ristische Merkmal (des ätman). 8.
'apayogo laksaruim.
Dies ist zweifach, von je acht und vier Arten. 9.
sa dvividlw 'stacaturhhedah.
Zweifach als formaliter bestimmtes {säkära) oder unbestimmtes
(anäkä7-a) Vorstellen im Wissen oder im Glauben, cf. I 1. Mit
ersterem sind die 5 Arten des Wissens und die 3 Arten der Un-
wissenheit (siehe I 9. 30) gemeint, mit Glauben die II 5 genannte n
3 Arten und kevaladarsana.
(Die Seelen sind) weltliche und befreite. 10.
samsärino muktäs ca.
Erstere sind solche, die einen inneren Sinn haben,
oder solche, die keinen haben. 11.
samanaskämanasküh .
Die weltlichen Seelen sind bewegliche oder un-
bewegliche. 12.
samsö.rinas trasasthävarä/i.
TattvörtlwiUdgama Sütra II G—l'J. 303
Die unbeweglichen sind Erde, ^^'' a s s e r und
Pflanzen. 13.
prthivyabvanasj)atcujah sthävaräh .
Die beweglichen Feuer, Wind und die mit 2 1) i s
5 Sinnesorganen. 14.
teJov(ii/n dflndrii/Hdai/as ca trasäli.
Hier begegnen wir der bekannten animistischen Anschauung
der Jaina's, wonach die Elemente beseelt sind. Die Seele, welche
an ein Erdpartikel etc. gebunden ist, heißt prthvilcOyika etc., die
tote Erde etc. heißt 'pytliviUäija. S. rechnet auch Feuer und Wind
zu den unbewecflichen und reduziert das Sütra auf die Worte
dv'mdriyüdayas trasäh. Die unbeweglichen haben also nur einen
Sinn , das Gefühl ; sie sind clcendriya. Nach S. haben dieselben
vier 2''>*«H«'s oder Lebensfunktionen: sparsanefndrnjapräva, käya-
baJapräna , ucchcäsanisväsaprcma , äyuhpräna. Die dvlndriya
haben einen Sinn , Geschmack , mehr als die vorhergehenden , und
zwei pränas mehr: rasanapräna und väkjrränax bei den trmdriya'?,
kommt Geruch als Sinnesoi'gan und präna hinzu , bei den catur-
indriya's Gesicht , bei den pancendriya's das Gehör und bei den
sanjmri's außerdem noch der innere Sinn, so daß also die höchsten
Wesen fünf Sinnesorgane und 10 pränas haben.
Es gibt fünf Sinne. 15.
poiice 'ndrii/äni.
Diese sind von je zwei Arten. 16.
dvivülhäni.
Nämlich dravyendriya , der Sinn materiell betrachtet , und
bhäve)idriya, als Zustand betrachtet.
Ein Sinn materiell betrachtet besteht in Anlage
und dem Organ selbst. 17.
nirvrttyujiakarane dravyendriyam.
Nach S. ist bei beiden innerlich und äußerlich zu unter-
scheiden. Die innere Anlasfe ist der in dem Raum des betreffenden
Organs befindliche ätman ; die äußere , der in diesem Räume zur
Bildung des Organs angehäufte und disponierte Stoff" (pudgala-
jjracaya). Das innere Organ ist z. B. beim Gesicht der schwarze
und der weiße Kreis , der äußere die Augenlider (aksipatra) , die
Wimpern etc.
Der Sinn als Zustand betrachtet ist die Fähig-
keit (die betr. Sinnestätigkeit auszuüben) und das
Funktionieren. 18.
lahdhyujniyogau öhäveiidriyam.
Das Funktionieren tritt ein bei Gefühl etc. 19.
upayogah sj)ormdisu.
S. übergeht dies Sütra, wie nach Siddhasena schon andere
Kommentatoren getan hatten. Das Funktionieren {upayoga) ist
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 20
304
Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
Charakteristikum des j'iva II 8, und nach II 9 besteht er in jnäno-
jiaijoija und darsanopayoga. Hier ist matijnänopai/oga gemeint
vermittelst der Sinne.
Tastsinn, Geschmacksinn, Geruchsinn, Auge und
Ohr (sind die fünf Sinne). 20.
sparmnarasanaghränacahsuhsroträni.
Gefühl, Geschmack, Geruch,' Farbe und Ton sind
ihre Objekte. 21.
sparsarasagandhavarnaäabdäs tesäm arthäh.
Mitteilung (ist das Objekt) dessen, was nicht
Sinnesorgan ist (i. e. innerer Sinn). 22.
srutam anindriyasya.
Bh. erklärt s-ruta mit srutajnäna. Es scheint dies miti 14
in Widerspruch zu stehen, wonach matijnäna durch mdriya und
anindru/a veranlaßt ist. Das scheint S. im Auge zu haben, da
er zwei verschiedene Erkläi'ungen vorbringt. Gemeint ist offenbar,
daß der Inhalt von srutajnäna nämlich Begriffe, die allein durch
Wörter wiedergegeben werden können , Gegenstand des inneren
Sinnes bilden.
(Die Elementarwesen) bis inklusive Wind(-Wesen)
haben einen Sinn, 23.
väyvantänäm ekam.
nämlich Gefühl.
Würmer etc., Ameisen etc., Bienen etc., Men-
schen etc. haben je einen Sinn mehr (als die je
vorausgehende Klasse). 24.
krmijnjnlikäbhramaramanusyädlnäm ekaikavrddhäni.
Würmer etc. haben Gefühl und Geschmack, Ameisen etc. außer-
dem Gei'uch, und so fort. Das Genauere ist im Uttarädhyayana
Kap. 36 , Jivavicära etc. zu finden. Einige schalten hier nach
Siddhasena ein Sütra ein: „Die Kevalins haben keine Sinne".
Die vernünftigen Wesen sind solche mit einem
innern Sinn. 25.
samjnhiah samanaskUh.
samjnä besteht im Urteilen mit Überlegung; die Instinkte
sind hier nicht mit samjnä gemeint , da sie allen Wesen ge-
mein sind.
Die Bewegung (eines Wesens nach seinem Tode
um sich aufs neue) zu verkörpern, ist eine Betätigung
des Karmanleibes. 26.
vigrahagatau karmayogali.
Betätigung oder Aktion ist yoga, bei lebenden Wesen be-
deutet yoga alle Handlungen in Gedanken . Worten und Werken
VI 1. yoga ist von xijjayoga zu untei'scheiden , obschon beide
Tattvärthädhigama Sütra IT 20 — 5.:^. 305
Entwickelungszustände , parinämti, der Wesen sind \'J1 44; ujja-
1/oga ist essentiell, j/oga ist akzidentell, vergleiche II 8. 9. Über
den Karmanleib siehe II 37 ft".
Jede Bewecrung ist geradlinig. 27.
anusreni gati/t.
D. h. sie geht von einem Punkte zu den benachbarten
in
einer Reihe liegenden. Dies gilt von Jlva's und materiellen Dingen.
Ohne RichtungsUnderung bei den (befreiten)
Seelen. 28.
avigrahä jivasya.
Diese gehen nämlich in gerader Linie bis zum höchsten rjipfel
der Welt und zwar in einem Momente, wie gleich gesagt wird.
Auch mit Richtungsveränderungen bis zu vier
Arten bei den weltlichen Seelen. 29.
vigrahavafi ea scnmärinah präk caturhhyah.
vigraha RichtungsUnderung wird mit vahrita avagraka ^re-
ni/antarasamkränti hautilya erklärt. Die vier Arten sind avigrahä^
ekavigraha, dvivigraha, trivig)-aka. Es ist nicht ganz klar, wie
man sich dies im einzelnen zu denken hat.
Die ohne Richtungsänderung dauert nur einen
Moment. 30.
ekasamaijo \-igraha7i.
(Seelen in den drei folgenden Arten bleiben)
ein oder zwei Momente ohne Stoff aufnähme. 31.
ekam dvau vä ^nähärakah.
S. hat ein , zwei oder drei Momente. Die Stofiaufnahme be-
steht in dem Aufnehmen von materiellen Partikeln , cf. YIII 2.
Dies gilt natürlich nur von der nicht verkörperten Seele auf ihrem
Wege zu einer neuen Verkörperung oder Geburt.
Koagulation, Konzeption und Manifestation sind
(die drei Arten von) Geburt. 32.
sammürchanagarbhopapätä janma.
Manifestation {upapäta^ wofür S. upapäda hat) bedeutet das
plötzliche Erscheinen eines Gottes an dem Orte , wo er infolge
seines karman entstehen soll. Ausführlich beschreibt Haribhadra
am Ende des ersten Bhava seiner Samaräiccakahä die Vorgänge
bei der Manifestation eines Gottes.
Die Ursprungsstätten {yoni) sind belebt, kalt,
minimal mitihrem Gegenteil, und die Kombination
eines mit seinem Gegenteil. 33.
sacittaiitasamvrttäh setarä misräs cai ^kams tadyonayah.
Das ergibt neun Arten von yoni: belebt, unbelebt, teils be-
lebt teils unbelebt, etc. Die Ursprungsstätte der Götter und Höllen -
wesen ist unbelebt, denn es ist die Summe der materiellen Teilchen
20*
306 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
an dem Orte, wo sie in die Erscheinung treten. Bei den durch
Konzeption Entstehenden ist die Ursprungsstätte (der uterus) belebt
und unbelebt ; ersteres weil Blut und Samen , die zusammen den
Embryo bilden , unbelebt sind , letzteres weil am selben Orte der
ätman der Mutter zugegen ist. Bei den durch Koagulation d. h.
geueratio aequivoca Entstehenden kommen alle drei Fälle vor.
Konzeption (ist die Geburtsart) derer, die aus
dem Chorion, aus einem Ei, und als lebendige Junge
entstehen. 34.
jaräyvandajyotajänäm garbhah.
Das erstere und letztere findet nur bei Säugetieren statt.
Worin dieser Unterschied naturgeschichtlich besteht, wüßte ich
nicht zu sagen. Aber die Unterscheidung ist allgemein indisch.
Manifestation bei Göttern und Höllenwesen. 35.
närakadevänäm upapätah.
Bei den übrigen Koagulation. 36.
^esäijüin samninrchanam.
Die übrigen umfassen alle Avertebrata , da Vögel , Reptilien
und Fische unter den aus einem Ei entstandenen aufgeführt werden.
Es gibt fünf Leiber: der irdische Leib, der Ver-
wandlungsleib, der Translokationsleib, der feurige
Leib, der Karmanleib. 37.
audäriJcavaikrii/ähärakataijasaknrmanäni sar'iräni.
. Der Verwandlungsleib (vaikriya, vaikriyika S.) bewirkt
die Verwandlungen von Zauberern etc. ; der Translokationsleib
ermöglicht es den Pürvadhara's über schwierige Stellen der Schrift
einen in anderen Welten weilenden Arhat zu konsultieren, während
ihr irdischer Leib hienieden bleibt. Der feurige Leib bewirkt
einerseits die Verdauung, anderseits verhilft er Fluch und Segen
heiliger Personen zur Wirkung. Der Karmanleib ist als das
Eezeptakulum des karman zu betrachten , worüber die genaueren
Vorstellungen sich aus VIII 2 ergeben.
Jeder folgende ist feiner als der je voran-
gehende, 38.
tesärn param param sältsmam.
Und übertrifft ihn an Punkten unzähligemal;
(dies letztere gilt aber nur) bis zum feurigen Leib. 39.
pradesato ^sarnkhyeyaguimm präk taijasät.
Mit Punkten sind hier materielle Punkte ijemeint , so daß
also die Dichtigkeit, nicht der Umfang, wächst. S. macht den
Vergleich von einem Baumwollballen und einem Stück Eisen.
Die beiden letzten unendlichmal, 40.
anantagune pare.
Der feurige Leib übertrifft in genannter Hinsicht den Trans-
Tattvurlhddhigaraa Sntra II 74— ^J. 307
lokationsleib unendlichmal und wird von dem Karmanleib un-
endlichmal übertrotien. S. sagt, daß bei den satnsärms unendlich-
mal mehr, bei den si'ddha's unendlichmal weniger gerainnt sei.
(Und) begegnen keinem Widerstand, 41.
(q^ratighdte.
Sie gehen durch alles was ihnen entgegensteht hindurch. Erst
an der Grenze der Welt müssen sie Halt machen.
Und sind von Anbeginn an (mit der betreffenden
Seele) verbunden. 42.
anädisamhandhe ca.
Nach S. bedeutet ca die Zulässigkeit des Gegenteils: die
Seele hat immer die beiden Leiber, sie sind aber nicht immer
dieselben, sondern es verhalten sich aufeinanderfolgende wie Samen
und Pflanze.
Bei einem jeden (weltlichen Wesen). 43.
sarvasi/a.
Nach Bh. machen einige Lehrer einen Unterschied ; der Karman-
leib sei nur einer und von Anbeginn mit dem Jiva verbunden,
während der feurige Leib auch bedingt wird durch die labdhi,
d. h. die durch Askese erlangte Vollkommenheit. Es handelt sich
dabei aber nach der Erklärung der Kommentare (p. 156) um eine
Steigerung seiner Leistungen, wie Wirksamkeit von Fluch und
Segen, allerlei Lichterscheinungen, wie Glorie etc.^)
Von diesen (beiden) ausgehend, kann ein Wesen
jenachdem gleichzeitig bis zu vier (dieser Leiber)
haben. 44.
tadädlni hhäjyäni yugopad elcasyä caturhhijah.
Der Verwandlungsleib und der Translokationsleib kommen
nie zusammen bei einem Individuum vor, letzterer immer nur zu-
sammen mit dem irdischen Leib. Seiner eicjenen Erklärung des
Sütra's widerspricht, und ist daher, wie Siddhasena bemei'kt, als
die Ansicht der zu dem letzten Sütra erwähnten Lehrer zu be-
trachten, wenn Umäsväti p. 54 1. 4 sagt, daß der irdische Leib
auch für sich allein vorkomme.
Der letzte ist nicht genuß fähig. 45.
nirupabhogam antyam.
1) Nicht um die Hervorbringung des feurigen Leibes, wie jene Lehrer
meinen. Der Grund der Meinungsverschiedenheit scheint mir darin zu liegen,
daß die Funktionen des feurigen Leibes zwei ganz verscliiedene sind, nämlich
einesteils Verdauung, welche allen Wesen ohne Unterschied gemein ist, und
gewisse Wunderkräfte. Diejenigen, welche den feurigen Leib nur als gelegent-
lich dem jiva zukommend betrachten , müssen die Verdauung dem kürmana-
sar'iru oder einer Seite desselben zugeschrieben haben. Haribhadra scheint
p 56, 19 f. den taijasa als eine Art des härinaüasarlra zu betrachten, wo er
sagt: (taijasam) la/jdhmiinütam api, na tu lahdhinimittam, eva; kärmana-
bhedasya usnalaksaiuisya rasädyähärapäkajanakasya bhävCid iti.
308 Jacohl, Eine Jaina-Dogmatik.
Der Karmaiileib genießt nicht Lust und Schmerzen, er bindet
nicht kar/nan, noch empfindet er es, noch konsumiert er es, wohl
aber die anderen Leiber. Nach S. ist der feurige Leib in dieser
Beziehung dem Karmanleib gleichgestellt; er werde aber hier nicht
genannt, weil ihm keine Betätigung yoga zukomme wie dem
Karmanleibe (II 26) ; darum komme er hier nicht in Betracht.
Der erste (d.h. der irdische Leib) entsteht durch
Konzeption und Koagulation; 46.
garbhasaminürchanajam ädyam.
Der Ve r wan diu ngs leib durch Manifestation, 47.
vaikriyam aupajnitikam.
Ersterer bei allen Wesen auf Erden, letzterer laut II 35 bei
Göttern und Höllenwesen.
Und auch auf Grund höherer Vollkommenheit. 48.
labdhipratyayam ca.
Höhei'e Vollkommenheit labdlii entsteht durch bestimmte
Askese ; hier bedeutet labdhi etwas andei'es als in II 18, wo es
von S. mit dem teilweisen Schwund von Jnänävarana erklärt wird.
Hierauf folgt in S. ein Sütra taijasam api: auch der feurige
Leib (wird auf Grund höherer Vollkommenheit erlangt). Bh. hat
diese Worte nach dem Bhäsya des folgenden Sütra, und sie werden
in einigen Mss. als besonderes Sütra gezählt.
Der Tr anslokationsleib ist gut, rein, ohne aktiven
und passiven Widerstand (und findet sich) nur bei
den Caturda^apürvadhara's. 49.
suhham visuddham aryäghüti cä liärakam caturdasapürvadhara-
syai ''va.
Er besteht aus guter und reiner Substanz, dravya, nach S.
aus ebensolchem karman ; wobei rein = jpunya wäre. Auch dieser
Leib wird auf Grund höherer Vollkommenheit erlangt und, nach-
dem er seinen Zweck erfüllt hat, wieder aufgeseben, in einem
Bruchteil eines viuhürta. Statt cafurdasapiirvadharasyaiva liest
S. pramattasamyatasyaiva ^ d. h. ein nicht vollkommener Asket.
Derselbe mache Gebrauch von diesem Leibe, sei es um seine höhere
Vollkommenheit kundzutun, sei es um dunkle Begriffe aufzuhellen
(cf. 37) und um seine Ordensregel einhalten zu können.
Die Höllenwesen und die durch Koagulation
entstandenen Wesen sind geschlechtslos; 50.
närakasammMrchmo napumsahäni.
Nicht aber die Götter. 5L
na deväh.
Bh. sagt, daß also die drei Arten der Sexualität (vedd) : männ-
lich, weiblich und sächlich, nur bei den durch Konzeption ent-
stehenden (cf. 34) vorkomme. S. macht daraus ein Sütra: sesäs
trivedäh.
Tattvärthlulhigama Svtra II 46— III 1. 309
Bei allen denjenigen, welche durch Manifesta-
tion entstehen, welche in ihrer letzten Existenz sind,
bei den höchsten Menschen und bei Wesen, welche
eine Lebensdauer von unzähligen Jahren haben, kann
die Lebensdauer nicht verkürzt werden. 52.
aupapiitikacaramadehottamapurufKlsaiiikhiieijavarsäi/uso 'napavar-
ti/äi/usaJi.
Die Verkürzung {apavartana) besteht darin , daß das fällige
karmaphala in weniger als einem muhürta schnell sich realisiert;
es ist also ein beschleunigter Verbrauch des karman. Die Ursache
dieses schnellen Verbrauches heißt upakrama, also Todesursache.
Es gibt aber auch Todesursachen, die nicht eine Verkürzung der
Lebensdauer zur Folge haben.
Die aupapätilca (Götter und Höllenwesen) und asamkliyeya-
varsäyus sind mriqjakrama , bei ihnen hört das Leben von selbst
auf; die caramadeha^s sind sopakrama und nirupakramri. — Der
Unterschied von sopakrama und nirupakrama karman findet sich
auch in Patanjali's Yoga Sütra III 22 (21), und im Bhäsya kommen
auch zwei von den drei Gleichnissen Umäsväti's vor: nämlich: wie
ein feuchtes Tuch schneller trocknet , wenn aufgerollt , als wenn
zusammengeballt, oder wie vom Wind angefachtes Feuer einen
dürren Grasplatz schneller abbrennt als einen Haufen Heu, so wird
das sopakrama karman schneller aufgebraucht als das nirupakrama.
Drittes Kapitel.
1) Ratnaprabhä, 2) Sarkaräprabhä, 3) Välukä-
p r a b h ä , 4) P a n k a p r a b h ä , 5) D h ü m a p r a b h ä , 6) T a m a h -
prabhä, 7) Mahätamahprabhä sind die sieben (nie-
deren) Regionen, die auf zähem Wasser, Wind und
dem Räume ruhen, eine unter der anderen und (jede
tiefere) größer (als die nächst höhere). 1.
RatnaSarkarü VcdukäPaitkaDhüma TamoMahätamalqrrabJui hhv-
rnayo ghanämbuvätäkäsapratisthäh saptä 'dho 'dhah j)J'thutaräh.
Diese 7 unterirdischen Regionen {bhümi^ Stockwerk?) heißen
nach Bh. auch 1) Dharmä, 2) Vam^ä 3) Sailä, 4) Anjanä, 5) Aristä,
6) Mädhavyä, 7) MädhavI. Die oberste, Ratnaprabhä, ist 8 000 000
yojana hoch, die folgenden je 32, 28, 20, 18, 16, 8 Hunderttausend
yqjana mehr. Alle ruhen auf einer 20 000 yojana dicken Schicht
zähen Wassers; diese auf einer unzählige Tausende von yojana' s
dickeren Schicht zähen Windes, diese auf einer ebensolchen von
dünnem Wind, diese auf dem dem finstern Räume. (Nach S. haben
alle drei Schichten 20 000 yojana). Es ist nicht ganz klar aus-
gedrückt, was hierunter verstanden werden soll. Doch glaube ich
es so verstehen zu müssen , daß nur unter der letzten Hölle diese
Schichten {valaya) sich über die ganze Bodenfläche erstrecken , so
daß sie als die p>ratisthä bezeichnet werden können , während sie
310 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
nur die Randseiten der übrigen Höllen ringförmig umgeben, so daß
sie als valaya bezeichnet werden können, gerade so wie die Ozeane,
welche die Kontinente umgeben.
In ihnen sind die Höllen. 2.
täsu narahäh.
In jeder dieser Regionen sind die Höllen, doch so, daß nach
allen Seiten die äußersten 10 000 i/qj'ana frei bleiben. Die Anzahl
der Höllen sind von Ratnaprabhä beginnend 3 000 000, 2 500 000,
1500 000, 1000 000, 300 000, 99 995, 5. Die 5 Höllen der un-
tersten Region (Mahätamahi^rabhä) heißen : Kala, Mahäkäla, Raurava,
Mahäraui'ava , Apratisthäna. Die Höllen in Ratnaprabhä sind in
13 Etagen (prastärd) geordnet, in Sarkaräprabhä in 11, und so
immer um 2 abnehmend bis zur untersten Region, in der also die
5 genannten Höllen in einer Etage nebeneinander liegen. Bh. nennt
eine Reihe von Höllen, um zu zeigen, daß sie üble Namen haben.
In den Höllen sind Lesyä, Zustand, der Körper,
die Empfindung, und der Erfolg immerwährend
schrecklich, und um so schrecklicher (je tiefer die
betr. Hölle liegt). 3.
nityäsuhhataraleSlIttparinämadehavedanrtvikriyäh.
Es kommen die graue , dunkle und schwarze Lesyä (Seelen-
Färbung) in Betracht; die graue geht in Yälukäprabhä in die
dunkle und diese in Dhümaprabhä in die schwarze über. Je tiefer
nach unten, in um so heftigeren Schmerzen resultiert die betreffende
Lesyä {tim'atarasamhlesädhyävasänä). Mit Zustand (d. h. der
Materie) ist alles gemeint , was die Sinne affiziert : da herrscht
«rrauenvolle Finsternis , alles ist mit den ekelhaftesten StolFen be-
deckt , von dem Gestank krepierter Tiere durchdrungen und von
den schrecklichsten Angstrufen und Wehklagen erfüllt. Die Leiber
der Höllenwesen sind abschreckend in jeder Beziehung und furchtbar
anzusehen, ähnlich gerupften Vögeln, und 7 dhanus, 3 hasta und
6 angida, d. h. zirka 47 Fuß groß in Ratnaprabhä; in jeder
folgenden Region verdoppelt sich die Körpergröße der vorhergehenden.
Die Empfindungen sind unerträgliche Hitze und Kälte; Hitze in
den drei obersten, in den beiden folgenden Hitze und Kälte, in
den beiden untersten nur Kälte. Würde ein Verdammter aus einer
der heißen Höllen auf einen Haufen glühender Kohlen gelegt, so
■^NÜrde ihm das wie kühler Schatten vorkommen, und würde einer
aus einer kalten Hölle in Eis und Schnee gesteckt , so würde er
vor Wonne einschlummern. Der Erfolg von allem, was die Höllen-
wesen auch immer beginnen , ist das Gegenteil von dem , was sie
beabsichtigten, und immer schlägt es in etwas Schreckliches um.
(Die Höllenwesen erleiden) Qualen, die sie sich
gegenseitig verursachen. 4.
parasparodiritaduhkhä/t.
Tattvürthädhigama Siitm III 2—ß. 311
Sie bekUmplen und zertleischen sich gegenseitig in angebore-
nem Hasse ; ihre höhere Erkenntnis (avadhi) dient ihnen nur dazu,
sich gegenseitig aufzusuchen , und liefert ihnen also nur Ursachen
ihrer Qual.
Außerdem aber erzeugt die Natur des Ortes selbst diesen
Wesen Qualen; von Hitze und Kälte ist schon oben gehandelt.
Dazu kommt noch unerträglicher und nie zu stillender Hunger
und Durst.
Bis zur vierten Region verursachen auch böse
Asura's ihnen Qualen, ö.
sainklistrisuroiUritadulikhäS ca präk caturthyäh.
Es sind 15 solcher böser Asura's, die mit allen möglichen
Torturen die Verdammten martern und daran ihre höllische Freude
haben. Ihre Namen sind: Amba, Ambarlsa, Syäma, Sabala, Rudra,
Uparudra , Kala , Mahäkäla , Asi , Asipatravana , Kumbhi , Yälukä,
VaitaranT, Kharasvara, Mahäghosa. (Da die Namen in einem Kom-
positum in Bh. gegeben werden, ist die Abtrennung in einigen
Fällen nicht ganz sicher.) Unter den Martern sterben die Höllen-
wesen nicht, so sehr sie auch zerhackt und zersägt und zerfleischt
und gebrannt und gekocht werden, sondern die Wunden schließen
sich wie eine Furche im Wasser. Denn die Lebensdauer der Höllen -
wesen kann nicht verkürzt werden, sondern läuft von selbst ab
(cf. II 52).
Im Maximum bleiben die Wesen in diesen Re-
gionen der Reihe nach 1, 3, 7, 10, 17, 22, 33 Sägaro-
pama's. 6.
tesv ekatrisaptadamsaptadasaclvavimiiatitraljastrimsatsägarapainä
sattvänäia parä sthitih.
Die längste Dauer in jeder Region ist die kürzeste in der
nächst tieferen, in der ersten aber 10 000 Jahre, wie IV 43, 44
angegeben wird. Bh. trägt noch folgende Angaben nach: Wenn
ein Höllenwesen wiedergeboren wird, so geschieht es nicht als ein
Gott oder Höllenwesen , sondei'n als Tier oder Mensch , und zwar
ist sein Los verschieden , je nach der Region , welche es verläßt.
Ein jedes kann als Fisch oder Mensch wiedergeboren, dagegen als
Vogel nur solche der drei ersten Regionen, als Löwe solche der
vier ersten etc. Werden sie als Mensch wiedergeboren, so können
die der drei ersten Regionen sogar Tlrthakara werden , die der
vier ersten das Nirväna erlangen etc. , alle aber rechtes Glauben
erlangen.
In den Höllen sind keine Berge, Täler, Seen, Inseln, Städte,
Dörfer, keine Pflanzen, Tiere und Menschen noch Götter. Jedoch
können Götter in der ersten Region entstehen und bis in die dritte
gelangen. Bh. bemerkt ferner, daß alles so sei und bliebe wie an-
gegeben, daß z. B. die Winde das Wasser und dies die Erde trüge,
beruhe auf der Welteinrichtung {lolcasthiii).
1.
Jambüdvipa
o
Dhätakikhanda
3.
Puskaravara
4.
Yaruimvara
5.
Ksiravara
6.
Ghrtavai-a
7.
Iksuvara
8.
Xandisvara
9.
Arunavara
q\2 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
Die Welt ist die Summe alles Seienden ; sie enthält die 5 Sein-
Klassen astikäj/a. Die beiden Seinklassen Dharma und Adharma
bedingen den Zustand oder die Ordnung Welt, durch die Art wie
sie den Raum ausfüllen bestimmen sie ihre Gestalt.
Die Kontinente und Meere sind Jambüdvipa,
Lavanoda etc., welche gute Namen haben. 7.
JambndvTpaLavauädayah subhanämrmo dvlpasamudräh .
Die Kontinente und Meere bilden ein System konzentrischer
Ringe. In der Mitte liegt der kreisförmige Jambüdvipa, darum
der rinofförmicre Salzozean^ Es werden Kontinente und Meere nament-
lieh aufgeführt:
Lavanoda
Käloda
Puskaroda
Varunoda
Ksiroda
Ghrtoda
Iksuvaroda
Nandlsvaroda
Arunavaroda
und so folgen noch unzählig viele bis zum Svaj^ambhüramana-Meere.
Sie sind (mit Ausnahme von Jambüdvipa) ring-
förmig und der Durchmesser eines jeden doppelt so
groß als der des von ihm eingeschlossenen. 8.
dvirdvirviskambhüh pürvapürvapariksepino valaiiäkrtanah.
Der Durchmesser von Jambüdvipa ist 100 000 yojana ^ der
von Lavanoda 200 000 , der von Dhä,taklkharida 400 000 etc. In
der Mitte von Puskaravara liegt der ebenfalls ringförmige Mänu-
sottara-Ber^. welcher die Grenze der Menschenwelt bildet.
In derMitte ist der Jambüdvipa, rund lOOOOOyo-
jana im Durchmesser, mit dem Meru als Nabel. 9.
tanmadhye MerunäbMr vrtto yojanamtasahasraviskambho Jambü-
dv'ipali.
Der Berg Meru hat die Form eines sehr spitzen, in drei Absätzen
aufsteigenden Kegels, den ein etwas stumpferer ebenfalls abgestumpfter
Kegel krönt. Er mißt im ganzen 100 000 yojana, davon 1000 unter
der Erdoberfläche, 99 000 über derselben stehen ; sein Durchmesser
an der Basis ist 10 000, an der Spitze 1000 yojana; sein Aufsatz
{cülikä) ist 42 yojana hoch, und hat unten 12, in der Mitte 8,
oben 4 yojana im Durchmesser. Das erste Stück des Meru, 1000
yojana, ist aus Gestein, das zweite, 63 000 yojana, aus edeln
Metallen, das dritte, 36 000 yojana, ganz aus Gold und der Aufsatz
aus Beryll. An der Basis ist der ringförmige Bhadrasäla-Hain, in
500 yojana Höhe der ebenso viele yojana breite Nandana-Hain.
62 500 yojana über ihm ist der 500 yojana breite Saumanasa-Hain,
Tattvärthadhigama Sütra JI! 7 — 11. 313
und 36 000 yojana darüber der 494 yojana breite Pändaka-Hain.
Letzterer bedeckt also die obere Fläche des Kegels bis zu dem
Aufsatz. Dort wo der Nandana- und Saumanasa-Hain sind , ver-
jüngt sich der Kegel, so daß der äußere lladius 500 yojana größer
als der innere ist, wodurch Platz für die 500 yojana breiten Ringe
der beiden Haine frei wird.
Dort sind die Zonen Bharatavarsa, Haimavata-
varsa, Harivarsa, Videhavarsa, Ramyakavarsa, Hai-
ranyavatavarsa, Airävatavarsa. 10.
tatra BharataHaimavataHariVideliaRamyakaHairanyavatAirüva-
tavarsäh Icseträni.
Sie werden getrennt durch die westöstlich
streichenden Weltgebirgsbünke Himavat, Mahähi-
mavat, Nisadha, Nlla, Rukmin, Sikharin. 11.
tadvibhajinah j)ürvrii')arnyatä HiniavanMahühimavanNisadliaNlla-
RukmiSikhariiio varsadharaparvatäh.
Zone ist ksetra, vars'a, väsya, Weltgebirgsbank varsadhara-
l^arvata. Es ist also der ganze Kreis von JambüdvTpa von sechs
parallelen erhöhten Streifen dui'chzogen, welche sieben niedi'ige
Streifen frei lassen, von denen der südlichste und nördlichste Seg-
mente sind; es folgen also var.sa und varsadharaparvata abwechselnd
aufeinander. Die Breite von Bharatavarsa ist 526*'/i9 yojana^ die
von Himavat doppelt so groß, also 1032^-/] 9, von Haimavatavarsa
doppelt so groß wie die von Himavat, und so fährt die Verdoppelung
fort bis zu Videhavarsa, welcher durch die Mitte geht; von da an
nimmt die Breite in umgekehrter Weise ab. Bezeichnet man die
von Bharatavarsa mit 1, so sind die Breiten: 1, 2, 4, 8, 16, 32,
64, 32, 16, 8, 4, 2, 1 = 190. 190 X 5266/^9 yojana = 100 000
yojana = Durchmesser von Jambüdvipa.
Der Himavat steht 25 yojana unter der Erde und 100 über
ihr; diese Zahlen verdoppeln sich beim Mahähimavat und vervier-
fachen sich beim Nisadha, um dann in umgekehrter Weise ab-
zunehmen.
Die Länge des Himavat ist etwas über 14 471 yojana^ es ist
die Sehne {jyä) des Segments ; der zugehörige Bogen {dhanuh-
kästha), also die Länge der Meeresküste von Bharatavarsa, etwas
mehr als 14 528 yojana.
In der Mitte von Bharatavarsa zieht sich das Vaitädhya- Gebirge
von einem bis zum andern Meere 25 yojana breit, ebenso hoch
und noch 6^/4 yojana unter der Erde.
Es folgen nun einige Angaben über Videha , die ein späterer
Zusatz zu sein scheinen , weil hier Mandara statt Meru gebraucht
wird. Im Süden des Mandara wohnen die Devakuru, im Norden
die Uttarakuru. Ich übergehe Aveiteres Detail, ebenso das über die
vier kleinen Mandara's in Dhätakikhanda und Puskarärdha.
Den Schluß bilden Angaben zur Berechnung von den in Be-
tracht kommenden Linien im Kreise, welche nicht ohne Interesse
314
Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik,
für den Stand der geometrischen Kenntnisse ziar Zeit des Autors
sind. Zur Erläuterung diene untenstehende Figur.
Der Durchmesser, viskambha, DG = d oder 2r.
Die Sehne, Jyä, AB = s oder 2 r sin a.
Die Bogenhöhe i'su, DE = i oder r sin vers u = r (1 — cos u).
Der Bogen ADB, dhanuskästha, = r 2 a.
Der Bogen AG oder DG, bäku, =• Supplement von « oder
ISO — «.
Die Formeln sind folgendermaßen ausgedrückt. Die Pei-ipherie,
vrttajyarik'^epa = /lOd- = 2vYlO.^ n wird gleich V 10 (d. h
3.1623 statt 3,1416, während die Sulva-Sütra's den sehr un-
genauen Wert 3,0031 bieten) genommen; der Inhalt des Kreises ist
-.yi0d2 = r-.T. Die Sehne Vi (d — i) 4. (So scheint die nicht
ganz klare Stelle verstanden werden zu müssen. In icchä des
Textes steckt isu)\ es ist ja EA'^ = DE . EG. Der isu ist
d Vd- %-
— — = r — r cos cc = X sin vers cc. Der Bogen ADB,
clhanushästha ^ ist y6i--|-s-. Diese Formel bietet natürlich nur
einen Annäherungswert, zu dem man durch folgende Überlegung
gekommen zu sein scheint. Die Größe des Bogens hängt ab von
der der Sehne und der Bogenhöhe. Nimmt man nun den Winkel
von 180", so ist der Bogen gleich r n oder nach indischer An-
nahme rVlO, der isu = r und die Sehne 2r; in diesem Falle wird
die Formel Vei^ + s^ zu V6r2 + 4i^ = /lÖ7^= rV lÖ = v %.
Man mußte also eine Formel aufstellen, die in genanntem Falle
Tattvurthädhigama Sötra III 12—1'}. 315
V 10 r- ergab, und da die Sehne in derselben vorkommen mußte,
so war lOr-in s'^-(-x^ oder 4r'^-|-6r^ zu zerlegen. In 6r2 = x-
steckte der Faktor isu; setzte man x- = 6 i-, so war die Formel
i'ür den Grenzfall richtig.
1 s- + i-
Der Durchmesser ist — — ; (der Zähler ist das Quadrat
der Sehne DA ; nach einem bekannten Satze ist DA- = DE . DG
also DG = DA- : DE). Der bähu ist das Supplement des Winkels.
In S. folgen 21 Sütra über Jambüdvipa, von denen Siddhasena
keine Notiz zu nehmen scheint; dagegen sagt Haribhadra, daß sie
Zusätze von anderer Hand seien , die aber hier nicht am Platze
wären. Allerdings erscheint dann der 3. Adhyäya mit seinen
18 Sütra's verdächtig kurz; nicht aber, wenn man den Umfang
des Kommentars mit in Betracht zieht, wie man wohl muß, da Sütra
und Kommentar das Werk eines Autors sind.
Doppelt in Dhätaklkha? da; 12.
dvir Dhätakikhande.
Dieselben Zonen, Weltgebirgsbänke etc. finden sich auch in
Dhätakikhanda, indem der ringförmige Kontinent durch je ein Ge-
birge in eine östliche und westliche Hälfte geteilt wird, die einander
genau entsprechen; jedoch bilden in diesen die W^eltgebirgsbänke
nicht Parallelen, sondern sind speichenförmig geordnet.
Und ebenso in der (inneren) Hälfte von Puskara. 13.
Pusharärdhe ca.
Diesen Kontinent halbiert der Breite nach das kreisförmige
goldene Gebirge Mänusottara. Es ist 172100 yqjana hoch und
erstreckt sich noch 430^/4 yqjana unter die Erde; an der Basis
ist es 1022 yqjana breit, in der Mitte 723, oben 424 yqjana.
Über es hinaus kann kein Mensch, auch nicht vei-mittelst Zauber-
kräfte gelangen , und jenseits desselben werden, von außergewöhn-
lichen Fällen abgesehen, keine Menschen geboren.
Bh. resümiert alles bis jetzt über die Erde gesagte: 2^/2 Kon-
tinente, 2 Weltmeere, 5 Mandara's, 35 Zonen (viz. 7 in Jambüdvipa,
je 14 in Dhätakikhanda und Puskarärdha), 30 Weltgebirgsbänke
(viz. 6 in Jambüdvipa und je 12 in Dhätakikhanda und Puskarärdha),
5 Devakuru's und 5 Uttarakuru's , 160 cakravartivijayas , 255
janapadaJs., 65 antaradvlpa's. Von letzterem wird unter Sütra 15
die Rede sein.
Bis zum Mänusottara (gibt es) Menschen. 14.
prän Mänusottarän manusyäh.
Geboren werden Menschen nur in den 35 Zonen, durch Zauber-
kraft können sie aber auch sonst überall innerhalb des genannten
Bereiches hincrelancren.
Diese sind Ärya's und Mlis (oder Mleccha's). 15.
äryä mlisas ca.
316 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
mh's ist die Form in Bh., mleccha in S.
Die äryCLS sind sechsfacher Art: 1) Der Heimat nach sind
ärya die in den 15 harmabhümrs Gebürtigen (siehe nächstes
Sütra), nämlich in den 25^/^ Provinzen von Bharata und die in
den übrigen cakravartivijayas. 2) Dem Geschlechte nach die
Iksväku's, Videha's, Hari's, Ambastha's, Jnäta's, Kuru's, Vumvunäla's,
Ugra's , Bhoga's , Räjanya's und andere. -3) Der Familie nach die
Kulakara's (Patriarchen), Cakravartin's (Weltherrscher), Baladeva's,
Väsudeva's oder diejenigen, welche 3, 5 oder 7 reine Ahnen haben
oder direkt auf einen Kulakara sich zurückführen können. 4) Dem
Berufe nach ; solche Berufe sind Opfern, Studium und Unterricht,
Geldgeschäfte (prayogd), Ackerbau, Schreiben, Handel, Viehzucht
(■? yoniposana). 5) Dem Handwerk nach : Weber, Töpfer, Bai'bier,
Schneider, Künstler etc. 6) Der Sprache nach.
Die Mleccha's oder Mliö sind die übrigen. Eine besondere
Art derselben sind die Bewohner der antaradvipcCs. Es liegen
nämlich im Lavanoda- Ozean von beiden Enden des Himavat und
des Sikharin in jeder der 4 Nebenrichtungen des Kompasses je
7 Inseln, also im ganzen 56. Auf diesen wohnen fabelhafte Menschen,
wie Einbeiner, Geschwänzte , Gehörnte , mit Gesichtern oder Ohren
von allerlei Tieren. Auch die Karnapravai-ana's finden sich darunter.
In S. wird die Sache etwas anders vorgetragen. Dort ist die
Zahl der antardv'ipas 96 , was aber gegen die im Jlväbhigama-
Sütra gelehrte Zahl von 56 verstößt.
Bharata, Airävata und Videha, ausgenommen
die Devakuru's und Uttarakuru's sind die Karma-
bhümi's. 16.
BharatAirävata Videhüh karmabhümayo ^nyatra Devakur Üttara-
kuruhhyah.
Nach Bh. ist harmabhümi ein Land, in welchem Nirväna er-
reicht werden kann. Nach S. wird zwar überall karrnan erworben,
aber nur in einer harmabhümi solches , welches in die unterste
Hölle oder den obersten Himmel führt. In einer karmabhümi
nähren sich die Menschen durch Arbeit; die anderen Länder sind
bhogabhüm^Vs , insofern dort die Menschen mühelos ihre Nahi'ung
finden.
Die höchste Dauer für Menschen 'ist drei Palyo-
pama's, die geringste ein Bruchteil eines Muhürta; 17.
nrsthiü jjaräpare trijxihjoiJamäntarmuhürte.
Ebenso für Tiere. 18.
tiryagyoninüm ca.
Dauer sthiti; es wird Ma^7«5<Ä^if^' und /:rtyaÄ^7«V«' unterschieden.
Ei'stere ist die Dauer der einzelnen Existenz, käyasthiti scheint
zu bedeuten: das nacheinander mit demselben Körper geboren werden;
sie wird im Maximum auf 7 oder 8 bhavagrahana's angegeben.
I
Tattcärthadhigama Sütra III IG — IV (>. 317
Viertes Kapitel.
Die Götter zerfallen in vier Abteilungen. 1.
deväif caturnikayäh.
Nämlich : Bhavanaväsin's, Vyantara's, Jyotiska's und Vaimänika's.
Die dritte hat gelbe Leöyä. 2.
trüyah pitalesyah.
Damit ist die feurige Le^yä gemeint. S. hat andern Wortlaut :
äditas trisu pitäntalesyäh: Bei den drei ersten finden sich die mit
der gelben endigenden Leöyä's (viz. die schwarze, dunkle, graue und
gelbe). Dies steht im Widerspruch mit unserm Text, nach dessen
7. Sütra diese 4 ersten Leöyas nur den beiden ersten Götter-
Abteilungen zukommen. S. läßt Sütra 7 aus.
Diese haben je 10, 8, 5 und 12 Grade bis zu den
Kai popap ann a' s. 3.
dasästapaTicadvüdasavikalpah Kalpopapannaparyantäh.
Nämlich 1) Indra's, 2) (Indra -) Sämänika's , 3)Trä-
yastrimsa's, 4) Pärisadya's, 5) Ätmaraksa's, 6) Loka-
päla's, 7) Anlka's, 8) Prakirnaka's, 9) Abhiyogya's,
10) Kilbisika's. 4.
indrasämänikaträyastrimsapärisadyätmaraksalolcapidümkapraki-
rnakäbhiyogyakäbisikäs cai kaSah.
Diese himmlische Rangordnung entspricht der des indischen
Staates. Die Indra's sind die regierenden Fürsten , Sämänika's
Personen von fürstlichem Range ; Träyastrimsa's die höchsten Staats-
beamten ; Pärisadya's die Hof leute ; Ätmaraksa's die Leibgarde ;
Lokapäla's die Markgrafen und Polizisten ; Anika's die Truppen
mit ihren Offizieren ; Prakirnaka's die Bürger ; Äbhiyogya's die
Diener; Kilbisika's die infima plebs.
Träyastrimsa's und Lokapäla's fehlen bei den
Vyantara's und Jyotiska's. 5.
träyastrimsalokaprdavarjyä vyantarajyoliskäh.
Die beiden ersten haben je zwei Indra's. 6.
pärvayor dvlndräh.
Ich gebe hier nach Bh. eine Übersicht der drei ersten Ab-
teilungen mit ihren Indra's.
I. Bhavanaväsin's.
Klasse. Name der Indra's.
1. Asurakumära's. Camara und Bali.
2. Nägakumära's. Dharana und Bhütänanda.
3. Vidyutkumära's. Hari und Harisaha.
4. Suparnakumära's. Venudeva und Venudärin.
5. Agnikumära's. Agnisikha und Agnimänava.
6. Vätakumära's. Velamba und Prabhanjana.
7. Stanitakumära's. Sughosa und Mahäghosa.
Klasse.
8.
Udadhikumära's
9.
Dvipakumära's.
10.
Dikkumära's.
-1
1.
Kinnara's.
2.
Kimpurusa's.
3.
Mahoraga's.
4.
Gandbarva's.
5.
Yaksa's.
6.
Räksasa's.
7.
Bhüta's.
8.
Pisäca's.
gj^g Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Namo der Iiidra's.
Jalakäuta und Jalaprabha.
Pürna und Avasista.
Amita und Amitavähana.
II. Vyantara's.
Kinnara und Kimpurusa.
Satpurusa und Mahäpurusa.
Atikäya und Mahäkäya.
Gltarati und Gltayai^as.
Pürnabbadra und Manibhadra.
BbTina und Mahäbbima.
Pratirüpa und Atirüpa.
Kala und Mabäkäla.
III. Jyotiska.
Jyotiska's. Sürya und Candramas.
Bei den Vaimänika's ist nur je ein Indra in jeder Klasse.
Das Näbere siebe unten Sütra 20 ; bier sei nur bemerkt, daß der
Indra von Saudbarma Sakra, von Aisäna Isäna ist, und so sind
die folgenden Kalpa's je nacb ibrem Indra benannt.
(und) die 4 ersten Lesyä's bis inkl. die gelbe. 7,
2ittuntalesyäh.
Siebe oben Sütra 2.
Bis zum Aisäna(kalpa) ist die Begattung kör-
perlich. 8.
käyapravJcürä n aimnät.
In den übrigen durch Berührung, Betrachtung,
Hören, Gedenken je in zwei (Kalpa's). 9.
liesüh spariarvpaäabdamanahpravlcärä dvayordvaijoh.
Im Sanatkumära und Mähendra lassen sich die Göttinnen von
dem liebesbedürftigen Gotte berühren, worauf sein geschlechtliches
Bedürfnis gestillt ist. In Brahmaloka und Läntaka zeigen sich die
Göttinnen in ihrer Pracht und Schönheit dem Gotte zum gleichen
Zwecke und mit demselben Erfolge. In Mahäsukra und Sahasrära
brauchen die Götter nur das Lachen , Plaudern und Singen der
Göttinnen zu hören, um ihre Lust zu stillen. In Änata, Pränata,
Ärana und Pracyuta genügt es, daß die Götter sich die Göttinnen
in Gedanken vorstellen. Diese Arten der Befriedicruncj des ffe-
schlechtlichen Bedürfnisses ist unvercrleichlich entzückender und
edler als die körperliche, und zwar um so mehr, je höher der be-
treflfende Kalpa ist.
Die höchsten (Götter) sind ohne Geschlechts-
lust. 10.
pare 'pratncäräfi.
TaUvärtJtadhigama SFära IV 7 — li. 319
D. h. die Kalpätlta's; ihre Glückseligkeit ist unendlichmal
größer als alle Befriedigung der Geschlechtslust gewähren kann.
Die Bhavanaväsin's zerfallen in Asurakumära's,
N ä g a k u m ä r a ' s , V i d y u t k u m ä r a ' s , S u ji a r ii a k u m ä r a ' s ,
A g n i k u m ä r a ' s , V ä t a k u ni ä r a ' s , S t a n i t a k u m ä r a ' s , U d a -
dhikumära's, D vlpakum ära's, Dikkumära's. 11.
hhavanavüsino ^suranägavidnutsuimryrignivütastanitodadlddv'ipa-
dikkumäräh.
Kuniära bildet den zweiten Bestandteil jedes Namens , weil
diese Götter in ihrem ganzen Wesen und Auftreten edlen Jünsr-
lingen gleichen. Nach S. haben die Asurakumära's ihre Wohnungen
in dem oberen Teil von Ratnaprabhä, die übrigen in der Erde,
aber so, daß ein yojana unter der Oberfläche und über der Unter-
welt freibleibt. Die Angabe in Bli. ist nicht so klar und präcis.
Des weitern charakterisiert Bh. die einzelnen Klassen , aber nicht
so, daß man sich von ihnen ein anschauliches Bild machen könnte,
wahrscheinlich weil die Jaina selbst nie über verschwommene Vor-
stellungen von diesen Wesen hinausgekommen sind.
Die Vyantara's sind: Kinnara's, Kimpurusa's,
Mahoraga's, Gändharva's, Yaksa's, Räksasa's, Bhüta's
und Pi^äca's. 12.
vyantarahinnarahimptirusamalwragagändharvayaksaräksasahlivta-
2)isücäh.
Diese halten sich in allen drei Welten auf, sind teils selb-
ständig , teils dienen sie anderen . selbst Menschen. Jede dieser
Klassen zerfällt in Unterklassen und zwar der Reihe nach in 10,
10, 10, 12, 13, 17, 9, 15, von denen Bh. die Namen angibt, die
aber für uns eben Namen bleiben. Ebensowenig lernen wir aus
seiner Beschreibung der 8 Klassen genaueres. S. schreibt Gandharva,
Die Jyotiska's sind: Sonnen, Monde, Planeten,
Naksatra's und Fixsterne. 13.
jyotisküli sUryäs candramaso grahanakmtrapi'aknrnatärakäs ca.
So folgen sie auch der Höhe nach aufeinander, nur die tärä-
graha's sind hinsichtlich der Höhe unbeschränkt und können selbst
tiefer als die Sonnen gehen. Diese sind 800 yqjana's über dem
Erdboden , die Monde SO über ihnen , und die täras 20 yojana
über diesen.
Rechtsläufig umkreisen sie immerwährend den
M e r u in der M e n s c h e n w e 1 1. 14.
Merupradaksin änityagatayo nrloke.
Und zwar in einem Abstand von wenigstens 1121 yqjana's.
2 Sonnen sind in Jambüdvipa, 4 über dem Lavanoda, 12 über
Dhätakikhanda, 42 über Käloda, 72 über Puskarärdha, so daß also
132 Sonnen innerhalb des Mänusottara-Rincrgebirges sind. Dasselbe
gilt von den Monden. Jeder derselben hat 28 Naksatra's, 88 granas,
Zeitschrift der D. M. G. Bd. liX. 21
320 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
66 975 kotäkofPs Tara s als Gefolge. Die Sonnen, Monde, Graha's
und Naksatra's sind im Tiryagloka, die Tärä's in dem Urdhvaloka^).
Die Durchmesser haben folgende Dimensionen: Sonne 48^ gg yojätia,
Mond 56, Graha ^/j, Naksatra ^4, Tärä's ^ ^ yojana bis 5 dhanus.
Die Yimäna's der Jyotiska's werden von göttlichen Wesen gezogen :
im Osten von Löwen , im Süden von Elephanten , im Westen von
Stieren, im Norden von Rossen.
Diese machen die Einteilung der Zeit. 15.
tatkrtah hälavibhägah .
Das Zeitatom, wenn man so sagen darf, ist der samaya, die
Zeit, die ein Atom in langsamster Bewegung gebraucht, um sich
um seine eigene Körperlänge weiterzubewegen. Unzählige samaya
bilden eine ävalikä, zahlreiche {samkhyeya) dieser den ucchväsa
und nihsväsa, beide zusammen den präna, und zwar gilt als Zeit-
maß der präna eines gesunden ruhigen Mannes in den besten Jahren.
7 präna = 1 stoha
7 , = 1 lava
38^/2 lava = 1 nälikä
2 , = 1 muhürta
30
= 1 Tag.
Halbmonate, Monate, Jahreszeiten (6), Semester, Jahr, Lustrum
(yuga) sind die gemeinindischen. Speziell jainistisch sind die fol-
genden großen Zeiträume. 8 400 000 Jahre sind ein Pürvähga,
8 400 000 Pürvänga's ein Pürva. Und so entstehen durch Multipli-
kation des je vorhergehenden mit 8 400 000 Ayuta, Kamala, Na-
lina, Kuviuda, Tudi. Atata, Avava^ Hähä und Hühü. So weit ist
die Zeit durch eine Zahl von Jahren (die letzte ist eine 7 7 stellige)
bestimmbar, samkhyeya^ darüber hinaus ist sie nur durch Ver-
gleiche vorstellbar. Man denke sich einen runden Kornbehälter
{palya = kusüla) von einem yojana Durchmesser und Höhe mit
den zarten Härchen, die innerhalb 7 Tage neu wachsen, dicht voll-
gepi'opft ; wenn nun ein Härchen alle hundert Jahre herausgenommen
wird, so wii'd ein Palyopama vergehen, bis jener Behälter leer wird.
Zehn kotäkotfs derselben bilden ein Sägaropama ^). 4 Kotäkoti's
von Sägaropama's ist die Dauer der Su^amasusaraä , 3 der Susamä
2 der Susamaduhsaraä , eine weniger 42 000 Jahren der Duhsama-
susamä, 21 000 Jahre der Duhsamä und ebensoviele der Duhsama-
duhsamä. Diese sechs Perioden (sonst auch ära, Speichen, genannt)
1) Siddhasena bemerkt, daß der Siddhänta alle genannten Jyotiska's in
die Mittelwelt versetze, daß aber die im Text gegebene Ansicht auch sehr ver-
breitet sei. Haribhadra sucht zu vermitteln: die Mittel weit sei 1800 yojana's
hoch, man könne also in ihr einen oberen und unteren Teil unterscheiden
2) S. zu III 38 (= III 17) treibt das phantastische Spiel noch weiter
und unterscheidet vyacahüra-, uddhilra- und addhä-palyopamci's und säga-
roparaa's. Die letzteren erst sind das Maß der Avasarpini's und UtsarpinT's.
Tattcarthadhigama Sötra IV 15—20. 321
Susamasusamä bis Duhsamaduhsamä bilden die AvasarpinT, die-
selben in umgekehrter Reihenfolge die UtsarpinT, jede hat also
10 Kotäkoti's von Sägaropama's. Wie Tag und Nacht folgen sie
immer aufeinander. Es findet in ihnen ein entsprechendes Zu-
oder Abnehmen der Körpergrüße, der Lebensdauer, von Lohn und
Strafe etc. statt, aber nur da, wo Menschen sind. Bei den Kuru's
ist ewig Susamasusaraä, in Hariväsa und Ramyakaväsa Susamä, in
Haimavata und Hairanyavata Susamaduhsamä, in Videha und den
Zwischeninseln Duhsamasusamä.
Jenseits der Menschenwelt sind die Jyotiska's
nicht in steter Bewegung. 16.
bahir avastJiitäh.
Die Vaimänika's (die vierte Abteilung der
Götter) 17.
vaimäniküh.
(zerfallen in) Kalpabe wohner, und Kalpalose, 18.
kalpopapannäh Tcalpät'ita^ ca.
(und zwar sind) die einen über den andern. 19.
upary upari.
In 1) Saudharma, 2) Aisäna, 3) Sanatkumära,
4) Mähend ra, 5) Brahmaloka, 6) Läntaka, 7) Mahä-
sukra und 8) Sahasrära, in 9) Änata und 10) Pränata,
in 11) Ärana und 12) Acyuta, ferner in den neun
Graiveya's, endlich (in den fünf Anuttara) in Vijaya,
Vaijayanta, Jayanta und Aparäjita, sowie in Sar-
värthasidddha — 20.
Snudharm A imnaSanatlcumära MähendraBrahmnlokaLüntakaMä -
hüsukraSahasräresi- AnataPränatayor AranAcijutayor navasu Graice-
yesu Vijaya Vaijayanta JayantÄp)aräjitesu Sarvarthasiddhe ca.
Die 12 erstgenannten sind die Kalpa's, die ihnen angehörenden
Götter wohnen in Kalpaviraäna's. Der erste Kalpa ist nach der
sabhä seines Indra (Sakra), Sudharmä sabhä, Saudharmakalpa be-
nannt, nach dem Indra Isäna der Aisänakalpa, und so weiter nach
dem Namen der beti'eflfenden Indra's, siehe IV 6. — S. verdoppelt
die Kalpa's 5 — 8 und gibt ihnen (schon im Sütra) folgende Namen:
Brahmaloka, Brahmottara; Läntava, Käpistha; Sukra, Mahäsukra;
Satära, Sahasrära. Umäsväti stimmt aber auch in dieser Beziehung
mit dem Siddhänta, siehe Üttarädhyayana 36, 209 f.
Die Graiveyaka's haben ihren Namen davon, daß sie dort sind,
wo der Hals des in menschlicher Figur vorcrestellten Weltalls ist.
Hier gibt es keine Rangunterschiede mehr, sondern alle Graive-
yaka's etc. sind gleichgestellt in demselben Himmel, siehe IV 3.
Die Oberwelt beginnt direkt über dem Aufsatz des Meru mit
Saudharmakalpa.
sind an Lebensdauer, Macht, Wonne, Pracht
Reinheit derLesyä, Stärke der Sinne undWirkungs-
21*
322
Jacohi, Eine Jama-Dogmatik.
Vorzug-
kreis der A v a d li i - e r k e n ii t n i s die höheren
lieber (als die tiefer wohnenden). 21.
sthiti2yr((Uirn-asu]ihadi/utile.si/<lvisucldhl7idrii/a Wiikäh
werden.
Zum Teil wird dies nachher in besonderen Sutra's darsfelecrt
Aber geringer an Bezirk, Körpergröße, Besitz
und Selbstbewußtsein. 22.
gatiscirlraparigrahähkimänato hlnäJj .
Die unteren Vaimanika's wandern am weitesten im Weltall
herum, nach oben nimmt mit der wachsenden Indifferenz die Lust
zu AVandern und der Umfang des Gebietes ab. Die Körpergröße
nimmt von 7 Ellen {arattii) in Saudharma und Aisäna ab bis auf
2 Ellen der Graiveyaka's und eine Elle der Anuttara's. Die Anzahl
der Vimäna's nimmt nach oben ab. Es sind von Saudharma be-
ginnend 3 200 000, 2 800 000, 1200 000, 800 000, 400 000, 50 000,
40 000, 6000, in den vier letzten Kalpa's zusammen 700, in den
di'ei Abteilungen der Graiveyaka's 111, 107 und 100, in den
Anuttara's 5: im ganzen 8 497 023 Vimäna's. — Ebenso ist je
höher, das Selbstbewußtsein um so geringer, weil ja der Stolz all-
mählich immer mehr schwindet.
Ausatmen, Einatmen, Empfindung, Manifestation
und angeborenes Wesen sind zu erschließen. (22)
ucchväsähärai-edanopapätänuljhavatns ca.
Manifestation upajyäta ist der technische Ausdruck für das
Insdaseintreten der Götter. Ketzer können nicht oberhalb Ärana
und Acyuta als Götter entstehen, dagegen die Caturdasapürvadhara's
oberhalb des Brahmaloka bis zum Sarvärthasiddha. Das angeborene
Wesen oder die uranfäncfliche Welteinrichtuncr ist der Grund dafür,
DO '
daß die Vimäna's ohne Unterstützung im Räume schweben. Und
so kommt es auch, daß alle Indra's und die Graiveya - Götter von
ihren Sitzen fallen , wenn ein Tlrthakara geboren wird oder einer
der großen Momente seines Lebens eintritt, worauf sie entweder
zu dem betreffenden Orte hineilen oder ihn von ihrem Orte aus
verehren. Obiges Sütra gilt nur in einigen Mss. als ein solches.
Die gelbe, die rosige, die weiße Leiyä finden
sich (der Reihe nach) in den zwei (ersten), in den
drei (folgenden) Kalpa's und in den übrigen Himmeln. 23.
'p'dapadrnaiiuklales [lä dritrisesesu.
D. h. die gelbe Lesyä ist in Saudharma und Altana, die rosige
in Sanatkumäi'a, Mähendra und Brahmaloka, die weiße in den übrigen
Himmeln bis zum Sarvärthasiddha; je höher vira so reiner.
Die Kalpa's reichen bis zu den Graiveyaka's
exklusive. 24.
2>räg Graiveyahehhyah hcdpüh.
Tattcärthadidganul Snlra IV 20—34. 323
Die Lokäntika's wohnen im Brahmaloka. 25.
B rahmalohrda ijü Loknnlikäh.
Die Bedeutung von Lokäntika scheint zu sein, daß diese Götter
nach einer Wiedergeburt das Nirväna erreichen. So wenigstens S.,
der die Form Laukäntika hat.
Und die Särasvata's, Aditya's, Vahiii's, Aruna's,
Gardatoya's, Tusita's, Avyäbädha's und Arista's. 26.
Särasvat Adüi/d Vahrnj Aruna Gardatoya Tusit Äv>inbädliamarutah
Arisfäs' ca.
D. h. diese haben ihre Vimäna's um den Brahmaloka in den
8 Himmelsgegenden : NO., 0. etc.
In Vijaya etc. sind die Götter in ihrer vorvor-
letzten Geburt. 27.
VijayUdisu dvicaramüh.
D. h. sie werden höchstens noch zweimal wiedergeboren.
Tiere heißen die Wesen, die übrigbleiben, wenn
man die Aupapätika's (Höllen wesen und Götter) und
die Menschen ausschließt. 28.
aupajMtikammiusi/ebhi/ah tiesäs tiryogyonaijah .
Die Lebensdauer — 29^).
sthitih.
in den Bhavana's beträgt die höchste 1^/2 Palyo-
pama für die Indra's der südlichen Hälfte, 30.
hhdvanefiu dahsiaärdhädhipaünüm palyopamam adhyardham.
Siehe Sütra 6.
für die andern 1 "'/^ Palyopama; 31.
sesünäm pädone.
D. h. für die Indra's der nördlichen Hälfte.
Für die zwei Indra's der Asura's ein Sägaropama
und etwas mehr als ein Sä,garopama. 32.
asurendrayoh sägoropamam adhikam ca.
Auch hier ist ein Unterschied zwischen dem Indra der süd-
lichen und nördlichen Hälfte. Die Vyantara's und Jyotiska's werden
unten 46 ff. behandelt.
In den Kalpa's Saudharm a etc. ist (die höchste
Lebensdauer) der Reihe nach — 33.
Saudharmädisu yathäkramam.
Zwei Sägaropama's, 34.
sägaropame.
1) Von hier an lauten in S. die Sütra etwas anders, nicht nur formell,
sondern auch materiell. Der ganze Adhyäya hat in S. nur 42 Sütra's; das
letzte bestimmt, daß alle Laukäntika's gleichmäßig eine Lebensdauer von
8 Sägaropama's haben, wovon Bh. nichts weiß. Im übrigen stimmen die An-
gaben von Bh. mit dem Uttarädhyayana, sind also die ^richtigen*.
324 Jucobi, Eine Jaina-Üogmatik.
Etwas mehr 35.
tulhike ca.
als zwei Sägaropama's in Aisäna;
Sieben Sägaropama's in Sanatkumära; 36.
sapta Sanatkumäre.
Um etwas, um 3, 7, 10, 11, 1-3, 15, vormehrt; 37.
visesatrisaptadasaikädasutrayodaäaiKmcadambhir adhiküni ca.
D. h. in Mähendra etwas mehr als 7 Sägaropama's, im Brahma-
loka 10, in Läntaka 14, in Mahäsukra 17, in Sahasrära 18, in
Änata und Pränata 20, in Ärana und Acyuta 22.
Von Ärana und Acyuta aufwärts um je eins in
den 9 Grai vey aka's, in Vijaya etc., und in Sarvärttha-
siddha, 38.
ÄranÄcyutäd vrdhvam ekaikena navasu Graiveyakesu Vijayädisu
Sarvärthasiddhe ca.
Also 23 Säg. im untersten und 31 im obersten Graiveyaka,
32 in Vijaya etc., 33 in Sarvärthasiddha ;
Die niedrigste ist ein Palyopama und etwas
mehr als ein Palyopama; 39.
aparä palyopamam adhiknm ca.
Beziehungsweise in Saudharma und Aisäna;
Zwei Sägaropama's; 40.
sägaropame.
In Sanatkumära;
Und etwas mehr; 41.
adhike ca.
Als zwei Sägaropama's in Mähendra;
In jedem folgenden (Himmel) ist die kürzeste
Lebensdauer gleich der längsten des vorausgehen-
den Himmels; 42.
paratah paratah pvrvU pürva 'nantarä.
Und ebenso bei den Höllen wesen von der zweiten
(Kegion) an; 43.
närakäväm ca dvitlycidisu.
In der ersten 10000 Jahre; 44.
dam varsasahasräui prathamüyäm.
Siehe III 6.
Ebenso in den Bhavana's, 45.
bhavanesu ca.
Und bei den Yj-antara's. 46.
Vyantaränäm ca.
Tattvärthädhigama Sütra IV 35— 53. 325
Die höchste Lebensdauer ist ein Pulyopama; 47.
2>ara iMlijopiimam.
Nämlich bei den Vyantara's.
Bei den Jyotiska's etwas mehr; 48.
JyothskrDjäm adhikam.
Ein Palyopama bei den Graha's; 49.
Grahäriüm ekain.
Ein halbes 1) e i den N a k s a t r a ' s ; 50.
Äyiksatr(l)/ä7n ardham.
Ein viertel bei den Tärakä's; 51.
Tärakünäm caturhhägah.
Die niedrigste Lebensdauer bei diesen ist ein
Achtel, 52.
jaglianijä tv astahhägah.
Bei den übrigen Jyotiska's ein Viertel eines
Palyopama. 53.
caturhhügoh sesäyäm.
(Fortsetzung folgt.)
326
Zur haplologischen Silbenellipse im Semitischen.
Von C. Brockelmauu.
Mit Recht macht A. Fischer o. S. 246 ff. darauf aufmerksam, daß
ich diesen Terminus in weiterem Sinne gebraucht habe als Brugmann
an der von mir zitierten Stelle. Als gemeinsames Kriterium der unter
diesem Begriff zu subsumierenden Erscheinungen ist festzuhalten
der dissimilatorische, ersatzlose Verlust einer Silbe. Dieser tritt nun
aber im Semitischen nicht nur wie im Indogermanischen ein a) bei
der Aufeinanderfolge zweier Silben mit gleichem oder sehr ähn-
lichem Anlaut und b) bei einer Silbe mit gleichem An- und Aus-
laut, sondern c) auch dann, wenn auf einen verdoppelten konso-
nantischen Vokal derselbe Vokal noch einmal als Sonant folgt
(ar. niaiiit ^ mait u. s. w.), oder wenn, durch / getrennt, zwei l
oder Murmelvokal und l aufeinander folgen (hebr. 'Ibriilm > 'Ibrim,
vüi^minäm ^ mlnünäm). Weiter war der zu unbestimmte Be-
triff .sehr ähnlich" zu ersetzen durch: mit solchen Konsonanten
im Anlaut, die sich auch sonst gegenseitig stören und meist der
Dissimilation unterliegen, wie zwei Sonorlaute (ar. minal ^ mil).
Auszuscheiden sind aber allerdings die Fälle , in denen nur der
Vokal der ersten Silbe schwindet, ihr Konsonant aber mit dem der
nächsten zusammentritt (Flexion der med. gem. , makkanani >
makkannl u. s. w.). Diese Synkopen sind freilich der haplologischen
Silbenellipse nächstverwandt, insofern sie gleichfalls auf dissimila-
torischem Zwange beruhen , im Unterschied von den durch den
Akzent bewirkten Synkopen wie syr. *garibä > garbä „aussätzig".
In eine ganz andere Kategorie gehört aber ar. ahastu, das leider
auch in meiner Sem. Sprachw. (Göschen'sche Sammlung) S. 93 noch
(von der nach Socin ^ § 35 rekonstruierten prähistorischen Form
*akasasiu aus) falsch beurteilt ist; es beruht auf dissimilatorischer
Verdrängung in Fernstellung, falls es nicht einfach als Analogie-
bildung zu ahassa aufzufassen ist.
Von Nachträgen zu meiner Liste sehe ich einstweilen ab, da
ich demnächst im Gi'undr. der vergl. Gramm, der sem. Spr. ein-
crehend darauf zurückkommen werde. Hier möchte ich nur noch
kurz darauf hinweisen, daß die Erscheinung im Assyrischen häufiger
ist, als ich früher annahm. Vergleiche den Gottesnamen NER
URU GAL > Nergal, ana nasär ^ a nasär „zu bewachen"
Amarna L. 28, Z. 10, 18, ina nage ^ i nage „in den Bezirken"
BSS. IV, 522, 36 ; öfter schwindet hier beim Zusammenstoß zweier
Silben mit gleichem Aus- und Anlaut die erste: idinni ~^ idni
„gib mir" KB. VI: 1, 220, 34, utannin ^ utnin „betete", Delitzsch
H\V. 101b.
327
Zur alchimistischen Literatur der Araber
(vgl. diese Zeitschr. Bd. 58, S. 300).
Von
Moritz Steinschneider.
(Zu I.) Maria, die Koptin, ist kurz behandelt in meinem
2. Artikel : Die europäischen Übersetzungen aus dem Arabischen,
in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften,
1905, S. 33, dazu S. 84 einiges, was hier nicht wiederholt werden
soll. Nachträglich fand ich eine früher übergangene Notiz Bacher's
(Nizami's Leben und Werke, Leipzig 1871, S. 75): ,Die koptische
Maria, wie die Gattin Muhammed's, ist i'eich" u. s. w. ; S. 122 wird
auf ZDMG. 24, 706 verwiesen. Bei Pseudo-Abu Zeid III, 6 er-
scheint als Prophetin Maria Magdalena! S. auch Nachtrag S. 334.
III.
Ein anonymes Consilium veteris philosophi'^), welches in
den erwähnten Sitzungsberichten S. 60 mit Rücksicht auf das hier
zu Gebende kürzer behandelt ist , bewegt sich im Gedankenkreise
arabischer Quellen, die dort behandelt sind, und hier mit „Sitz.-
Ber." zitiert werden.
Das „Consilium conjugii seu de massa Solls et Lunae (d. h.
Gold und Silber) libri tres verö aurei , ex Arabico in Latinum
sermonem reducti"-) ist gedruckt im Theatrum chemicum Bd. V,
p. 479 — 566, und in Manget, Bibliotheca chim. II, 235. Der An-
fang lautet: Non legitur a divina munificentia emanasse donum etc.
servi Dei qui unus post alium hanc sibi hereditavit sapientiam
gratia et dono Dei'^).
Die Einleitung bis p. 483 (Theatr. Chem.) behandelt fast
nur die Frage über den Ursprung der Alchimie, sie bespricht die
1) Philosoph für Alchimist stammt wohl aus dem Arabischen.
2) So ist der Titel 1. cit. zu berichtigen.
3) Vgl. Kalid, Lib. Triura verborum Ende Kap. VII (Theatr. Chem. V, 219 f.,
s. Schluß dieses Artikels). — Über diese typische und sachliche Bezeichnung
der alchimistischen Geheimlehre, die im Consilium wiederkehrt, s. Europ.
Übersetz. B, 1905, S. 63 Anm., wo noch p. 540, 565 hinzuzufügen ist.
328 Steinsclineider, Zur alchimistischen Literatur der Araber.
Rätselhaftiorkeit der Bücher in ihren dunklen aber nützlichen Be-
richten, deren Autoren die Geheimnisse doch nur für die Eingeweihten
erklären. Der Verfasser des Consil. hat in Zurückgezogenheit von
der Welt lange. Tag und Nacht, von wenigen dem Schlafe gegönnten
Nächten unterbrochen, gearbeitet (p. 482). Er schließt die Ein-
leitung (p. 48;5) mit einer Begründung des Buches Gonsilium conjugii
de massa Solis et Lunae, welches in drei Teile zerfalle : I. de minera
artis exponens secretum secretorum (die bekannte arabistische Phrase,
auch als Buchtitel geläufig) ; II. de regimine ; III. Erklärung eines
Gedichtes von 300 Versen , wovon aber keine Spur in dem
III. Teil vorhanden, worüber Näheres folgen wird.
Berthelot (La chimie du moyen tige, I, 249, 255) schi-eibt
das Buch einem christlichen Autor, nicht vor dem 14. Jahrh.
(nicht 15. wie in Sitz.-Ber.), zu, ohne sich darüber auszusprechen,
was man von einer angeblichen Übersetzung aus dem Arabischen
zu halten habe , worüber ich noch nicht zu einem vollständig be-
gründeten Urteil gelangt bin, indem manche lateinische Übersetzer
gegen Einschaltungen und Änderungen kein Bedenken trugen.^)
Direkte Arabismen habe ich nicht gefunden. Allerlei alchimistische
Bezeichnungen sind nicht originell. Abarnahas (.bt (wL^^'?)
perfectum (p. 501) ist ein wörtliches Zitat aus Senior Zadith
p. 228 (= Magnesia), vgl. p. 258. — „Sicut anima corpori, ita
est ipse qui fit quelles'^ (? p. 509) beweist nichts weniger als ein
arabisches Original. Sonderbar ist die Unterscheidung von Xir,
Ixir und Elixir (p. 548, 554). Bedenklich sind selbst die Zitate,
welche zuletzt auf arabische Quellen führen, aber, wie es scheint,
zunächst auf lateinische Bearbeitungen, deren Vergleichung im
einzelnen auszuführen ich durch persönliche Umstände verhindert
bin, aber durch folgende Zusammenstellung erleichtern möchte.
Vor allem wären es die Namen der Gelehrten , welche aus-
drücklich aus der sogen. Turba zitiert werden , aus deren drei
lateinischen Rezensionen in wiederholten Ausgaben ich ein alpha-
betisches Register von 90 Nummern zusammengestellt habe (Sitz.-Ber.
1905, S. 67 ff.), oder die durch Vergleichung ihre Quelle mehr oder
weniger deutlich veiTaten, wie z. B. eine größere Zahl von Namen
p. 559. Borellius (Bibl. Chim.) hat hier nicht überall die Identität
erkannt oder vermutet. Eine Vergleichung dieser äußerst zahl-
reichen Anführungen mit den Ausgaben der Turba würde vielleicht
zu dem unbestreitbaren Resultate führen , daß der Verf eine der
drei Rezensionen benutzt habe. Ich bemerke beispielsweise die
Lesart Moses in Turba (p. 493 1. Z., 509, 563); vgl. Sitz.-Ber.
1) Irreführende Beispiele sind: die Interpolation eines Anonymus in der
latein. Übersetzung der Aphorismen des Maimonides (D. arab. Lit. d. Juden
S. 215), der Epilog des Baculus Jacobi von Levi b. Gerson, bei Braunmühl
(so lies in Or. Litzt. 1901, S. 94). — Bekanntlich ist Leone Hebreo durch eine
Interpolation zum Christen gestempelt, damit seine Dialoghi di amore gedruckt
werden konnten.
ii
Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber. 329
S. 70 n. 65: Moyses; Antonius (p. 552, 559, in Turba p. 533)
s. Anhang. „Autor in Turba" ist vielleicht Autor in litera
(p. 559 Z. 9 V. u.). Plato in Turba (p. 553): „Scitote oranis
turba, quod oninis spissitudo in terra quiescit etc." bis ,cadit in
terram", steht nicht in der vollständigsten Rezension A der Turba
(Theatr. Cheni. V, 37 n. 45).
Das andere Zitat Plato ist ebenfalls in A nicht wörtlich zu
finden. P. 487 zitiert: Glossa in Turba, worauf „Textus" folgt;
allein von p. 487 bis 489 wechselt Textus und Glossa, und an
vielen Stellen des Buches wird nur Glossa zitiert : p. 564 : Alia
Olossa, ohne daß eine Glosse voranging, eine „Glossa Senioris"
p. 549, s. unten unter Senior.
Der Verf. kennt ferner die anonymen Abhandlungen, M'elche
in unseren Ausgaben sich als Anhänge an die Turba schließen (Sitz.-
Ber. S. 71): „in Allegoriis" (p.^ 533 Z. 12 v. u., 559, 563);
„omnes videntur consonare, Senior, Turba, aenigmata Turbarum"
■(!p. 539, Ende des II. Teils); „haec omnia scripta sunt in Turha
in fine de aenigmatibus sapientum" (p. 495); „in Turba ca.
(d. h. capitulo) de aenigmatibus *• und aenigma primum Turbae
(l?. 503) , womit das Stück gemeint ist, welches als Visio Arislei
ediert ist (Sitz.-Ber. S. Q&). Der Verf. zitiert diesen Philosophen
•(gewissermaßen auch Redakteur der Turba) mit der Lesart Aristeus
(p. 556 Z. 3, 559 Z. 5), die ich für die schlechtere halte (Sitz.-
Ber. S. Qß, 68 n. 16).
Einige Namen , welche sich von denen der Turba kaum ab-
leiten lassen, so wie die von Autoren und Schriften, welche sicherlich
aus anderen Quellen (auch nicht-arabischen) stammen, habe
ich zur bequemen Benutzung in eine einzige alphabetische Reihe
zusammengefaßt. Ich muß bemerken, daß ich die 86 enggedruckten
Seiten des Buches nicht vollständig gelesen habe.
Algazel, „Sol, ut dicit Algazel est mundi oculus", so be-
ginnt die prima pars (p. 489); diese Namensform bedeutet gewöhnlich
den Philosophen al-Gazzali.
Aristeus p. 556, 559 Z. 5, s. oben.
Aristoteles in Epistola ad Alexandrum, p. 486, 544 1. Z.,
551 , ist nicht der Tractatus Ar. Alchymistae ad Alexandrum M.,
gedruckt im Theatr. Chem. V, 880—92 (s. Sitz.-Ber. S. 27 n. 2).
Ich hebe aus letzterem gelegentlich folgende Stellen hervor (p. 885):
Quae practica Aristotelis , ut dicit Arnoldus Gr accus super
Proemio libri de Porno; dieser Kommentator des Buches vom Apfel,
welches aus dem Hebräischen übersetzt worden ist, ist mir nicht
bekannt (vgl. Die hebr. Übersetz. S. 268). Bald darauf (p. 885) :
Unde hie lapis animatus Rebis vocatur cum in se continet per-
fectionem omnis Rei; diese Etymologie kann nicht in einem arabischen
Texte des Tract. gestanden haben. — Über Rebis s. Sitz.-Ber.
S. 61 n. 12. — Die Zitate der Epist. müssen mit dem sogen.
Secretum secretorum verglichen werden (Sitz.-Ber. B. S. 6).
330 Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber.
Assiduus, welcher einen Sohn (Schüler?) anredet (p. 552:
Scito fili) , ist so oft und viel zitiert , daß an einen Philosophen
der Turba kaum zu denken ist; Borellius p. 32 gibt nur den Namen.
Ich hebe hervor, p. 486: , cujus mater est virgo et pater non
eoucubuit ergo est generatio casta" ; vgl. unten unter Hermes; —
,in alio capit." p. 505 Z. 9 v. u. ; p. 506: doctrinam Assidui
breviter exponam. Auch As. legt Gewicht auf Inspiration p. 504.
Avicenna, p. 345; auffallend wenig, vielleicht nur an dieser
Stelle; über ihn s. ZDMG. Bd. 58, Sitz.-Ber. S. 11.
Daniel, p. 560: Lege Danielem, qui dicit, quod post 70 hebdo-
madas occidetur Christus. Das könnte wohl auch ein Araber
geschrieben haben, und würde allein nichts beweisen.
Geber (Djabir b. Hajjan, Sitz.-Ber. S. 94), sehr häufig, aber
ohne Angabe von Titeln.
G r a t i a n u s , s. Anhang IL
Hamuel, öfter, meist als „Commentator Seuioris", auch „com-
mentat" (ob auch als Abkürzung? p. 481, 486, 489, in Seniore
p. 480 Z. 1), ist wohl die Quelle von Hortulanus bei Borellius
p. 196, was ich in Sitz.-Ber. S. 54 (vgl. S. 60) hätte angeben sollen.
Hamuel ist der A^'ater des Senior (s. diesen), d. i. Zadith ; p. 489 f.
wird „Textus" untei'schieden, anders als bei Senior p. 224^).
Hermes, häufig u. a. ,in libro Ducatus qui est unus de 7"
(p. 488), „in libro Radicum, qui est secundus de septem ... et
in quinto de Septem" (p. 500 Z. 1 u. 4); später: cujus pater est
Sol mater Luna; vgl. oben Assiduus. Die „Septem libri Hermetis"
sind in mehreren Mss. erhalten, Sitz.-Ber. S. 25 u. 84.
Kalid fil. Jesidis, auch Kalid, p. 557, 559, 561, wo auch
„et in alio libro quodam" p. 562. Die dem Khalid b. Jazid bei-
gelegten Schriften s. Sitz.-Ber. S. 26, wo die Identität mit Rachaidib
angenommen wird, der p. 557 als Rachay fil. Dybni an-
geführt ist.
Morienus ad Kalidem regem p. 480, 481, in dialogo p. 506;
Morienes, Marion p. 491, 493. Der Dialog ist unter verschiedenen
Titeln gedruckt, s. Sitz.-Ber. S. 101 im Index.
Pl.ato, ob alle Zitate aus der Turba oder einige aus anderen
dem Plato beigelegten Schriften stammen (Sitz.-Ber., Index S. 102),
bedarf noch der Untersuchung.
Rachay u. s. w., s. Kalid.
Rasis in libro Lumen luminum jd. 480, 481, 495, in lib.
Luminum p. 487 Z. 9, 493, 507, 545; über die unter dem Namen
Rases Castrensis gedruckten Verse und den Titel Lumen luminum
£. Sitz.-Ber. A. S. 29 -). Unsere Zitate sind in Prosa, p. 487 folgt
\) Z. 3 V. u.: Textus: ,Mercurius i. e. Stilbon quasi stillans bonum".
2) Ich habe dort nicht angegeben, daß die ersten Verse lib. L/uminum
betitelt sind.
Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber. 331
(Z. 18): „Et in eodein libro de minerarum arte sie lo(iuitur, sed
diffusus est sermo" ; das Zitat beträgt 8, höchstens 5 Zeilen.
Rodanus, s. unten lib. Trium verborum.
Rosin p. 522, 5-35, 560, 562, 565; unter dem Namen Rosinus
sind alchimistische Schriften gedruckt (Sitz.-Ber. S. 57). Der Name
ist unsti'eitig aus Z o s i m o s (so hieß ein berühmter griechischer
Alchimist) entstanden, -^j^^^^ Rosimus, wurde Rosinus. — Latei-
nische Quellen schreiben meist Calid.
Senior (für ;-wk^O fil. Hamuel (p. 487 Z. 7) ist eine in
lateinischen Quellen stehend gewordene Bezeichnung für den sogen.
Senior Zadith b. Hamuel, dessen „libellus", Erklärung eines
allegorischen Bildes (gedruckt im Theatr. Chem. V, 219 — ^'y'6 , und
sonst, s. Sitz.-Ber. S. 51 u. 86)^), sehr oft zitiert und in eigentüm-
licher Weise benutzt ist. Das Verhältnis unseres Anonymus gerade
zu dieser Quelle würde vielleicht bei sehr eingehender Vergleichung
am ehesten zur Entscheidung der Übersetzungsfrage führen,
da hier Einschaltungen aus jenem Buche von Seiten des Übersetzers
ausgeschlossen sind.
Zunächst ist der Vater Hamuel — der wohl zu den un-
zulänglichen Gründen gehört, weshalb Berthelot Zadith für einen
Juden erklärt — in einen Kommentator (Erklärer des Bildes ?)
verwandelt! (s. oben unter Hamuel). p. 4SI . . . sese excusans
quod sapientiani suam in figuris descripsit; vgl. die Disgressio des
Zadith p. 239. p. 549 Z. 12 v. u. liest man: „Et ista est Glossa
Senioris"; ist damit Hamuel's Kommentar gemeint? p. 501 vorl. Z.:
„et de ista aqua divina, quae est lapis philosophorum , est totits
liberr Senioris", der Verf. kannte also das ganze Buch. Ein wört-
liches Zitat s. oben S. 330.
Von Buchtiteln ohne Autornamen habe ich folgende notiert - :
Liber de Consolatione Philosophiae, ohne Zweifel das be-
kannte Buch des Boethius (Die hebr. Übersetz. S. 466), das ein
Araber schwerlich kannte.
Liber E t y m o 1 o g i a r u m , woraus die Phrasen „proprio jaculo
interficit se ipsum" (p. 559 Z. 6 v. u.); in Etymologiis Philoso-
phorum (p. 563 Z. 8), scheint nicht das bekannte Werk des Isidorus
Hispal. (um 600), auch lib. Originum genannt, zu sein, sondern ein
alchimistisches.
„Consule iibrum Trium Verborum" (p. 504) ist ein ver-
fängliches Zitat; denn p. 551 liest man Rodanus in libro trium
verborum ; in der Margarita novella des Petrus Bonus Lombardus
(Theatr. Chem. V, 678) liest man Rasis in lib. tr. verb. ; im
Theatr. Chem. V, 217 und sonst credruckt ist eine Abhandlung dieses
1) Die lateinische Bearbeitung ist frühestens im 12. Jahrh. angefertigt. —
Ich trage hier noch zur Charakteristik folgende Stelle (p. 259 n. 1) nach:
jsicut demonstravi in pluribus locis librorum meorum".
2) Qiiidam libri habent . . quidam libri haber.t (p. 507), ist zu allgemein.
332 Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber.
Titels dem Kalid beigelegt (Sitz.-Ber. S. 29). Die 3 Worte, welche
ein alchimistisches Mysterium und Symbol sind für die Operationen
oder Grade des Feuers, führen uns schließlich auf den III. Teil
unserer Schrift, dessen Überschrift (p. 540) Liber trium verborum.
Der Anfang : Opus mirabile trium verborum, erinnert schon an das
3. Kap. Calid's (p. 217b); ferner: nee exponam nisi difficiliora
libri appropriando testimonia Philosophorum diversorum . . . quia
una res, una est via ejus, et haec est secunda pars tractatus
libri de Massa Solls et Lunae id est consilii conjugii super demon-
stratione libri trium verborum. Der Sinn dieser Stelle ist nicht
klar; ich lese aber heraus, daß hier die Schwierigkeiten des Buches
(von Kalid?) erläutert und Zeiignisse aus anderen alchimistischen
Schriften herangebracht werden sollen. Am Schluß dieses letzten
Teils (p. 566) wird auf den I. zurückgewiesen.
Wenn aus den bisher angeführten Einzelheiten ein Gesamt-
eindruck sich ergibt , so ist es der einer an ältere Schriften sich
knüpfenden Ausführung durch Kompilation von Zitaten. Die Über-
schrift, daß das ganze Buch aus dem Arabischen übersetzt
sei, ist wohl nur auf die einzelnen Zitate aus übersetzten Schriften
zurückzuführen, und daraus ein Mißtrauen gegen derartige Über-
schriften überhaupt zu schöpfen , wozu es an Analogien — ab-
gesehen von absichtlichen Täuschungen — nicht fehlt.
A n h a n g I. Antonius.
Ich habe oben ein Zitat , Antonius in Turba" angegeben; allein
ich linde keinen solchen oder ähnlichen Namen in meiner Liste ;
hingegen ist unter diesem Namen , und zugleich anonym, eine
alchimistische Schrift gednickt, worüber mir keine Quelle bekannt
ist, eine kurze Notiz also nicht überflüssig scheint.
A) In Frankfurt (a. M.) erschienen im Jahre 1625 früher
nicht edierte, 20 alchimistische Stücke in zwei getrennten Bänden
kl. 8^ unter dem Titel: Harmoniae inperscrutabilis chymico-i^hilo-
sophicae etc. Decas I, gesammelt von D. Hermannus Condesijanus,
Fürst August von Anhalt gewidmet; Decas II, gesammelt von
Jo. Rhenanus; N. III dieser Decas (p. 144 — 74) ist überschrieben:
^Magistri Antonii de lapide Philosophorum, lapide Rebis (p. 147 und
s. oben S. 329 Z. 3 v.u.), et praeparatione atque regimine ignis eiusdem,
secundum dicta philosophorum antiquorum et concordantias eorun-
dem. Tract. utilissimus". Am Schlüsse liest man ohne Absatz:
,Et huius operationis fuit etiam magister Anthonius (so, in B
p. 157: Antonius) in lib. suo con c or dan t ia r um Philosophorum
taliter inquiens : quod recipiatur Mei'curius deputatus" etc. Das
ist also ein Zitat, nicht eine Äußex'ung des Verf. in der 3. Person,
wie vielleicht ein Kopist annahm. Wiederum eines der vielen
Beispiele, und zwar ein eklatantes, daß Personen zu Autoren des
Buches gemacht wurden, worin sie angeführt sind.
Steinschneider, Zar alchimiatiachen Literatur der Araber. 333
B) In der Tat ist dieselbe Abhandlung als 10. Stück der
I. Decas (p. 218 — 57) gedruckt mit der Überschrift: ,Concordan-
tiarum Philosophorum de lapide philosophorum tractatus utilis ab
anonymo olini philosopho conscriptus". Ist diese Identität schon
irgendwo bemerkt? Ich entdeckte sie erst, nachdem ich die hier
folgenden Bemerkungen aus A (so bezeichne ich die Ausgabe in
Decas II) notiert hatte, zu denen ich an einigen Stellen die Seiten-
zahl von B, zu äußeret wenigen eine, für diese Notiz beachtenswerte
Variante hinzufüge. Das in A p. 258 — 60 folgende (im Index
nicht beachtete) Stück, überschrieben: „Sequitur specialis doctrina . . .
de praepai'atione lapidis" bleibt hier ganz außer Betracht. Der
Tract. bietet in A gar keine augenfällige Einteilung; p. 153 be-
ginnt ein Absatz: „Cum tarnen omnes philosophi clament, . . .
restat ergo , ad concordantiam philosophorum non immerito esse
accidendum" ; dafür B p. 237: ,Nunc ergo ad concoi-dantiam" etc.
A p. 158: „De secundo principali, videlicet de nostri lapidis prae-
paratione et de ignis regimine in speciali est aliquid declarandum
cum authoritatibus etiam antiquorum" ; in B p. 241 geht eine
Überschrift (resp. Nachschrift) voran: „Hec (so) de substantia lapidis
nostri sufficient. Sequitur"; vgl. p. 1^)4 (B p. 247): „Quemadmodum
in secunda parte jirincipiali huius tractatus aliqualiter dictum est
de praeparatione . . . nunc ergo conclusione dicendo . . . quem
(quantum) tarnen ex meis scriptis (nunc) noscere optime potes".
Über eine Weglassung s. unten unter Aristoteles.
Zitiert werden am meisten, stets ohne Namen, die Philosophen
in turba, oder in turba dicitur (p. 147, 148, 170, B 256), ob
dennoch Arsistarais philosophus (p. 152, B 236), obwohl ohne ,in
turba", und kaum mit einem andei'en Namen zu identifizieren, dennoch
aus derselben zitiert sei , lasse ich dahingestellt. — Aristoteles
hat nur B p. 231, in A p. 147 wird der ganze Passus durch „etc."
ersetzt! — Calet p. 153, besser Calid, B p. 236, d. i. Khalid b.
Jazid. — Empedocles. s. unter Hermes. — Geher, 146 und oft,
seine Summa (magisterii, 149) 148, ultimo cap. 168/9; lib. de
Investigatione 149, 156. — Gilgil 157 (sigilli B 240!), weiß ich
nicht zu berichtigen. — Hermes in uno tractatu suo 152; secundum
Hermetem, Empedoclem et Gilgil 157; in Thelesmo 162 (Thele-
sine! B 246); ein Buch über Talismane ist in meinem Titel-
verzeichnis (ZDMG. 50, 189 ff.) nicht zu finden; 171. — Plato in
(libro de) quartis 152, ist das gedruckte lib. quartorum (Sitz.-Ber.
S. 44). — Super hoc clamat Rosarius sie dicens : Non misce opus
album cum rubeo etc. Dieses Zitat fand ich bei flüchtigem Blättern
nicht im Lilium Alchemiae quod composuit Rosariiis et potest dici
Rosarius minor (in Decas II, 338 — 71 und sonst, s. Catal. impress.
libr. in Bibl. Bodl. III, 111), wo p. 364 von diesem Thema ge-
handelt wird. Wenn dieser Rosarius dem angeblichen Antonius
bekannt war, und letzterer dem Verf. des Consil. Conjug. , dann
wäre eine Übersetzung entschieden abgewiesen. Rosanus zitiert:
334 Steinschneider, Zur alchimiMischen Literatur der Araber.
Exuiiienus in turba Philos. p. 3-41, wörtlich wie in !♦ Ende (Theatr.
Chem. V, 8); Mirnefindus p. 353 (s. Sitz.-Ber. S. 25), Medizinisches
von Avicenna p. 370; auch er liest Aristeus p. 355. — Senior
p. 142, 153 (im Widerspruch mit sich selbst), 169.
Ist Antonius verlesen aus Anonymus'?
A n h a n or II. G r a t i a n u s.
Auch über diesen im Consil. Conjug. sehr häuMg zitierten
Alchimisten ist mir keine Quelle bekannt. N. II der II. Decas der
Harmonia, unmittelbar vor Antonius (p. 121 — 43) ist überschrieben:
Gratiani philosophi acutissimi Epistolae binae de Lapide Philoso -
phorum. Dasselbe j). 140 ff. mit der Überschrift: ,Ex Gratiani
interprete'^ enthält die Worte: „Hie dominus Gratianus occulte
tangit duplicem solutionem corporum". p. 138 ist überschrieben:
,Notabilia de fermenti ponderibus, sulphuris et mercurii" ; be-
kanntlich führen die Araber die Metalle auf Schwefel und Queck-
silber zurück (s. Sitz.-Ber. S. 21 Anm.). p. 127 das Wort Alkibrit
(^.xJCil) für Schwefel kommt auch in anderen Schriften vor. Von
Zitaten notiere ich: Avicenna p. 132, Pythagoras magister
turhae Philosophorum p. 136: Flato p. 138. Der enge Cursivdruck
gestattete meinen Augen nur eine flüchtige Durchsicht.
Borellius p. 103: Gratianus, vel Gracianus, Italus, ex Anonymo
de massa etc. — S. Gi'. super turba philosophorum. Comment., ex Nasari.
Nachtrag.
Maria (Sure 66) nach Pseudo-Abu Zeid III, 83, französisch 120,
wo Beladsori 1,720 zitiert ist; ausdrücklich: Tochter des Imran,
Mutter Jesu, p. 122. — »Ein krasser Anachronismus" (Lüttke in
Allgem. Missionszeitschrift 1886, S. 117). — „Solche Annahmen
überraschen im Koran nicht" (J. Mühleisen-Arnold, Der Islam, aus
dem Engl. v. W. Germann, Gütersloh 1878, S. 189; er zitiert
Gerock S. 110; — S. 241 als Beweis von Anachronismen im Koran).
Maria, Sklavin Mohammed's (daselbst S. 53). „Auch der unwissendste
Jude konnte Mosis Schwester nicht mit der gleichnamigen [nur
ähnlichnamigen , St.] Mutter Christi identifizieren" (Nöldeke, Der
Koran, in Orient. Skizzen, Berlin 1892, S. 33). — Kopp, Die Alchimie
I, 207/8, weiß über die Alchimistin Maria nichts heranzubringen.
Zu II.
S. 329 Algazel, „ab anonymo, Theatr. Chem. laudatur",
Borellius p. 9.
S. 332 Antonius, wird vom Anonymus, de massa solis zitiert;
er verfaßt: De lapide philosoph. Rebis et regimine ignis, apud
Rhenanum, so Borellius p. 23.
Im Consilium Cap. II p. 365 wird als Beispiel mythologischer
Bezeichnung Sonne und Mond für Gold und Silber angeführt.
335
Indischer Einfluß in China im 4. Jahrhundert v. Chr.
(Akademische Antrittsrede.)
Von
A. Conrady.
Der alte chinesische Philosoph Chuang-tze, der um die Wende
des 4. vorchristlichen Jahrhunderts lehrte, hat unter seinen vielen
originellen Gleichnissen und Allegorien auch die folgende: ,Die
Fürsten des südlichen und des nördlichen Meeres, Herr Hastig und
Herr Rasch, trafen einander oftmals in dem Mittellande, das von
Herrn Chaos regiert ward. Da der sie sehr freundlich aufnahm,
so berieten sie über einen Gegendienst und sagten : Jeder Mensch
hat sieben Öffnungen im Kopf zum Sehen, Hören, Atmen und Essen,
nur Chaos hat nichts dergleichen; laß uns versuchen, ihm zu helfen!
Gesagt, getan; sie bohrten jeden Tag eine Öffnung in ihn — und
nach 7 Tagen war der arme Herr Chaos tot."
Sollte man nicht denken . das sei auf die Ansicht gemünzt,
die man bei uns so häufig von den Wirkungen unsei'er Kultur auf
China hat? Denn die stellt man sich doch gern so vor, daß —
um die chinesischen Ausdrücke zu brauchen — die Leute vom
Westmeer (Europa) und die vom Ostmeer (Japan) zum Danke für
die wenn auch unfreiwillige Gastfreundschaft des „ Mittelreiches "
mit Hülfe dessen , was sie unter Zivilisation verstehen , so lange
Löcher in die rudis indigestaque moles bohren, bis der arme Koloß
daran zu Grunde geht.
Allein der Chinese sagt : ^Das Altertum ist der Spiegel der
heutigen und der künftisfen Zeit", und so rechtfertigt die Geschichte
seines Landes diesen hoffnungsfrohen Glauben keineswegs, sie lehrt
im Gegenteil und vorbedeutend, daß China nicht bloß seit alter Zeit
in mehreren Verkehrsperioden, die uns Eichthofen so trefflich
gezeichnet hat, meist empfangend, oft auch gebend mit fremden
Kulturkreisen in Verbindung gestanden hat, sondern daß ihm
auch die heterogensten Stofle — allerdings nicht ohne zeitweilige
Indispositionen — recht gut bekommen sind. Der deutlichste Be-
weis gerade für dies letztere ist der Buddhismus. Nichts kann
dem lebensfrohen und nur auf das Diesseits gerichteten Sinne des
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 22
336 Conradij, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. v. Chr.
Chinesen fremdartiger sein , als seine und überhaupt die indische
Weltanschauung, und dennoch hat er sie sich zu eigen gemacht,
ja gerade dem Buddhismus schreibt man einen erheblichen Einfluß
auf die chinesische Kulturentwicklung zu : soll er doch China unter
anderni die erste Religion gebracht haben. Anderseits war es
die Opposition gegen ihn und vielleicht auch die Anlehnung an
seine kirchliche Gliederung, die im 11. Jahrhundert durch die
Pogmatisierung des Konfuzianismus jene 'sogenannte „Erstarrung"
Chinas erzeugt und es in den Ruf gebracht hat, von jeher mit
einer chinesischen Mauer umgeben gewesen zu sein. Im Guten
wie im Bösen ist also gerade indischer Einfluß für China be-
deutsam crewesen.
Man pflegt ihn nun wohl allgemein jetzt mit der offiziellen
Einführung des Buddhismus (67 n. Chr.) beginnen zu lassen. Aber
es hat doch nicht an Stimmen gefehlt, die für ein höheres Alter
der indischen Beziehungen plädierten. Ich sehe hier von Rieht-
hofen ab, dessen Hypothese von dem gemeinsamen Ursprung der
chinesischen , indischen und babylonischen Kultur an den Hängen
des Pamir ja nicht eigentlich indischen Einfluß behauptet, und
bemerke nur, um einer landläufigen Ansicht zu begegnen, daß seine
wie Terrien de Lacouperie's Theorie von der Einwanderung
der Chinesen (die der letztere gar aus Baktrien koiumen läßt) vor
der Untersuchung authentischer Quellen doch wohl nicht Stand
halten kann : diese scheint vielmehr zu zeigen, daß sich die chinesische
Gesittung von den Anfängen urzeitlicher Roheit an im Lande selbst,
und zwar nicht einmal im Nordwesten, sondern im nördlichen Mittel-
china entwickelt hat. Den ersten und direkten indischen Einfluß
dagegen nimmt derselbe Lacouperie für das 6. Jahrhundert
V. Chr. an; ihm sei um die Wende des 5. eine zweite, stärkere
Welle gefolgt. Jene ältere Periode hat auch (in Paravey, Wuttke,
de Harlez z. B.) andere Verteidiger gefunden, doch aus einem
andern Grunde : sie wollen in dem pantheistischen System des
mystisch- dunklen Lao-tze, der in das 6. Jahrh. gesetzt wird,
deutlich den Geist der indischen Philosophie, besonders des Sänikhya,
ei'kennen. Auf indische Spuren im 4. und 3. Jahrhundei't weisen
sodann z. B. Mayers und Chalmers hin, und besonders Albrecht
Weber führt Gründe dafür an, daß die indische Astronomie um
250 V. Chr. nach China crekommen sei, wähi'end eine ganze Reihe
von Gelehrten , darunter Schott und Lassen, wohl auf Grund
derselben chinesischen Angabe das Eindringen des Buddhismus auf
217 V. Chr. fixieren. Endlich hat auch das 2. Jahrh. in de Groot,
Wassiljew u. A. seine Anhänger.
Mir ist nun nicht alles dies zu Gesichte gekommen , und was
ich davon gesehen habe, das habe ich mit Ausnahme von Weber's
Aufsatz erst nach Abschluß meiner hauptsächlichsten L'ntersuchungen
gesehen. Aber ich habe dies dann natürlich nachgeprüft und ge-
funden , daß der indische Einfluß nicht mit Sicherheit über das
Conrady, Indischer Einfliiß in China im 4. Jahrh. v. Chr. 337
4. Jahrb. hinaufgerückt werden kann. Denn die mir bekannten
Beweise für das Gegenteil stützen sich entweder auf späte und
ganz unsichere chinesische Nachrichten, oder auf die Übereinstimmung
allgemeiner Gedanken und Anschauungen. Wie weit man mit
der letztern kommt, zeigen die verschiedenen Urteile über das
System des Lao-tze: es soll je nachdem griechisch, indo-
baktrisch, babylonisch, indisch sein oder gar hebräische
Einschüsse enthalten. Auch die Verteidiger seiner chinesischen
Herkunft leugnen freilich nicht , daß es ganz fremdai'tig ist. —
Nach unzuverlässigen Quellen arbeitet besonders gern Terrien de
Lacouperie, dessen große Verdienste namentlich um die Sammlung
von Material nicht verkannt werden dürfen , bei dem sich aber
Kombinationscjabe und Kritik leider nicht die Wage halten. Selbst-
verständlich können aber nur authentische und möglichst
gleichzeitige Werke mit einiger Aussicht auf sichere Resultate
benutzt werden.
Gerade hier erheben sich aber mitunter Schwierigkeiten. Zwar
erfreut sich China seit etwa 2000 Jahren einer Bibliographie —
dank den Katalogen der alten Kaiserbibliotheken und namentlich
dank der Gewohnheit der Staatsannalen , in den Biographien be-
deutender Männer (die einen ihrer Hauptbestandteile bilden) meist
auch die Titel und die Kapitel- , ja oft Wortzahl ihrer Werke
anzugeben. Allein bei altern und gerade bei taoistischen Texten,
die wir hier brauchen, muß man trotzdem immer fragen : ist auch
ihr Inhalt echt? Denn auf die berüchtigte Bücherverbrennung
des J. 218 V. Chr. ist später eine Periode ausgedehnter Fälschungen
und Interpolationen gefolgt. Wenn hier vielleicht auch übertrieben
wird, so ist doch jedesmal Vorsicht nötig. Da hat denn der Kultur-
historiker einen mühsamen Stand : er muß sich erst die philologische
Grundlage schaffen. Denn die Sinologie ist noch zu jung, um
spezialisiert zu sein ; es gibt vor allem noch keine chinesischen
Philologen in Europa , und so fehlt es an Textausgaben , die in
unserm deutschen Sinne kritisch sind. — Wo sich nun die chine-
sische Tradition und Kritik einhellig für die Echtheit eines
Werkes erklärt, da darf man sich im allgemeinen, doch nicht ohne
Prüfung ihrer Gründe , darauf verlassen. Sind aber irgendwelche
Zweifel, dann bleibt nichts übrig als die beglaubigte zeitgenössische
oder wenig jüngere Literatur auf Bestätigungen , Zitate , Plagiate
durchzusehen — eine zeitraubende, aber oft erfolgreiche Aufgabe,
weil der Chinese gern zitiert und das Plagiat geradezu als ein
Kompliment für Autor und Plagiator betrachtet. Diese Methode
habe ich nun bei meinem ganzen Material durchzuführen gesucht
und dadurch zuweilen ganze Konkordanzen reihen — und gerade
für angezweifelte Passacren — aufzustellen vermocht. Da ich über-
dies natürlich bloß authentische W^erke benutzt habe — und zwar
mit Einschluß der um 90 v. Chr. vollendeten unanfechtbaren ,Annalen"
des Sze-ma Ts'ien hauptsächlich 8 (darunter 5 aus dem 4. und
22*
338 Conrad)!, Indischer Einfluß in China im 4. Juhrh. v. Chr.
3. Jahrb. ^)) — eine Zahl, die allein schon die Fälschung unwahr-
scheinlich macht : so darf ich mit Bestimmtheit sagen , daß die
Datierung des Stoffes in den Aussrancr des 4. Jahrh.'s und die
ersten Jahrzehnte des 3. wenigstens nach dem heutigen Stande der
Sinologie absolut sicher ist.
Was die Methode im Speziellen betrifft, so bin ich von charakte-
ristischen Einzelheiten , ja auch Kleinigkeiten ausgegangen ; denn
diese sind es, durch welche die großen Übereinstimmungen erst
bestätigt werden. Eine — hoffentlich glückliche — Auswahl daraus
ist es denn auch, was, nur oberflächlich geordnet, den wesentlichen
Grundstock meiner Darstellung bilden muß. Für den indischen
Teil muß ich allerdings um Nachsicht bitten , denn ich bin hier
nicht kompetent. Auch habe ich hier nur nach Übersetzungen ge-
arbeitet, wenn ich sie auch, soweit meine recht eingerosteten Sprach-
kenntnisse reichten, immer mit dem Urtext verglichen habe. —
Ich beginne wohl am Zweckmäßigsten mit den relicriösen
Übunwen. Wenn sich der Yosfin, d. h. der indische Büßer
speziell der Yoga- Sekte, der erlösenden Beschauung hingeben wollte,
so ließ er sich in der Einsamkeit seiner Zelle oder an einem andern
weltentrückten Orte in einer bestimmten gezwungenen Körperhaltung
nieder . die in der Hälfte der Fälle mit einem Tiernamen , wie
, Löwensitz, Pfauensitz, Kamelsitz " bezeichnet wird, und begann
gewisse Atemübungen, die mit jenen Stellungen zur Konzentra-
tion dienen sollten und hauptsächlich darin bestanden , daß er den
Atem auf besondere Weise einzog und ausstieß oder, nach dem
technischen Ausdruck, erbrach. Vielleicht daher oder von seiner
strengen Diät rührt die häufige Angabe her, daß er „von der Luft
lebe". — Diese Übunsren brachten ihn dann durch mehrere Zwischen-
stufen zum samädhi. der „Verzückung" (Hypnose), einem Zustande,
wo der Yogin „von allen Gedanken verlassen, wie ein Toter", und
„sein Körper wie ein Stück Holz daliegt". Damit ist die Welt
hinter ihm versunken ; er ist „in die Substanz der Allseele auf-
gegangen", unsterblich geworden und aus dem samsära erlöst.
Daneben hatte er aber den andern Vorteil , außer der Gesundheit,
die ihn bei hohem Alter wie einen Jüncrlincr erscheinen ließ, auch
noch Zauberkraft gewonnen zu haben: so die lagkimä, die
flockenartige Leichtigkeit des Körpers : er vermag infolgedessen ferner
zu fliegen — eine Eigenschaft des Heiligen, die schon der Veda
besingt und die ältesten Skulpturen darstellen — ; er kann jede
Gestalt annehmen , Sonne und Mond berühren und sich unsichtbar
machen , und sein Leib , der ein himmlisches Licht ausstrahlt , ist
unverletzbar geworden, so daß ihn auch „die feuchten Wasser nicht
nässen imd das heiße Feuer nicht brennt" — kurz er ist ein Gott
1) Nämlich Chuang-tze, K'üh Yiian (und Sung Yüh), Lü-shi
Ch'un-ts'iu, Chan-kuoh-tseh, Han Fei-tze; aus dem 2. Jahrb. v. Chr.
besonders Kia Ngi's Gedichte und Hoai-nan-tze.
J
Conrad)/, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. v. Chr. 339
oder vieluiehr ein t'bergott geworden; denn selbst die Götter beugen
sich ihm. —
Ganz ähnliches finden wir nun in China. Mit kurzen Worten
heißt es bei Chuang-tze: „Blasen und hauchen, ein- und aus-
atmen, den alten Atem erbrechen'* — ich mache auf den termiuus
aufmerksam I — , und neuen einziehen, sich bärenartig dehnen
und vogelartig strecken, das geschieht nur um der Lang-
lebigkeit willen. Dies ist es, was die Gelehi'ten mit den Atem-
übungen {tao-yin) und der Lebenspflege lieben , die Methusalems
Alter erreichen wollen." Hier hätten wir also Atem- und Stellungs-
übungen gleich beieinander; und wenigstens nach einem Kommen-
tator bezeichnet die auch vom Buddhismus akzeptierte Phrase tao-
yin beides zusammen. Die Stelle ist freilich angefochten, aber sehr
mit Unrecht; denn sie wird von Hoai-nan-tze (f 122 v. Chr.)
in einem aus Chuang-tze - Zitaten mosaikartig zusammengesetzten
Kapitel wörtlich und nur durch einige andere Tiernamen , wie
„AfFen-Kniebeuge", erweitert angeführt; die Atemübungen allein,
die ja dann ein Hauptstück der taoistischen Praxis geworden sind,
bestätigt unter anderm auch schon ein Passus des Lü Puh-wei
(t 235 V. Chi-.). Überdies spielt der Atem in Chuang-tze's System
eine crroße und eiwenartisre Rolle. Besonders charakteristisch er-
scheinen mir zwei Stellen, die stark nach Indien schmecken: „Daß
die Wesen Wissen haben, beruht auf dem Atem" — das sieht fast
aus wie eine "Übersetzung aus der Chandogya-Upanisad, wo es heißt:
„Odem ist Wissen" — , und dann die befremdliche Bemerkung:
„Die Heiligen atmen mit den Fersen, die gewöhnlichen Menschen
mit der Kehle". Ich möchte das entweder mit der indischen Theorie
in Verbindung bringen, daß der Atem den Körper bis in die Zehen-
spitzen durchzieht, oder an die eigentümliche Manipulation mit den
Fersen denken, wodurch der Yogin den Atem hinauftreibt. —
So kennt denn Chuang-tze auch den samüdhl und zwar, wie
es scheint, als ein Produkt solcher Übungen. „Nan-kuoh", so er-
zählt er, „lehnte an seinem Schemel, schaute gQu. Himmel und stieß
den Atem aus ; wie entrückt schien er und seiner Gefährten ver-
gessend". Der auftvartende Schüler wundert sich darüber: „Kann
man wirklich den Körper so in einen verdorrten Baum, das Herz
in tote Asche verwandeln? So wie er jetzt am Schemel lehnt,
hat er's noch nie ^etan." Vielleicht noch überzeugender ist eine
andere und wohl beglaubigte seiner Geschichten, weil sie ein
stufenweises Fortschreiten der Versenkung bis zum dritten und
höchsten Stadium schildert, wo man „sitzt und vergißt" (tso-wang),
d. h. „seine Verbindung mit dem Körper löst, Gesicht und Gehör
beseitigt und, sich vom Leibe trennend und das Wissen abtuend
Eins wird mit dem Großen Durchdringer" (der Allseele).
Bezeichnend erscheinen mir auch gerade die einzelnen termini
technici: der Vergleich mit dem dürren Baum und der toten
Asche und das .Vercfessen". Sie kehren seitdem oft wieder und
340 Conradu, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. v. CJir.
die beiden letzten* werden auch von den chinesischen Buddhisten
gebraucht.
Eine Hauptrolle spielen aber in der taoistischen Literatur vom
4. Jahrh. ab die Zauberkräfte. Daß auch sie mit den Atera-
übunwen irsrendwie zusamraenhänsren — was übrigens Hoai-nan-tze
direkt ausspricht — scheint aus mehreren alten Angaben hervor-
zugehen; jedenfalls gehört aber „Luft essen und Tau trinken" zu
den Eigentümlichkeiten des taoistischen sien , des „Entrückten",
„Unsterblichen", der das genaue Gegenstück dos indischen siddha
ist. Denn dessen Eigenschaften finden wir sämtlich auch bei ihm
wieder: „Feuer kann ihn nicht verbrennen, Wasser nicht ertränken,
kein Tier kann ihn verletzen", heißt es bei Chuang-tze; in hohem
Alter sieht er aus wie ein Kind; sein Leib ist weiß und zart und
strahlt wie Sonne und Mond, und er ist ewig wie diese; er kann
sich verwandeln und unsichtbar machen und weil er die über-
natürliche Leichtigkeit^) besitzt, vor allen Dingen au.ch fliegen.
Dies ist die Eisrenschaft , die wohl am häufigsten hervorgehoben
wird: „auf dem Winde reiten", „die Wolken besteigen", „über die
Grenzen des Universums hinausschweifen", „auf dem Wirbelwinde
emporfahren" — das sind häufig wiederkehrende Namen dafür.
Eine ganze, von K'üh Yüan (330 — 294) begründete und von der
alten himmelweit verschiedene Gattung der Lvrik ist schier un-
ermüdlich in der Schilderung solcher Luftreisen, bei denen der
erhabene Mensch, von den Göttern dienstbar geleitet, das Wolken-
banner oder den Stiel des Siebengestirns in der Faust, die Sonne
zurückschiebend bis zum Pallaste Gottes fährt.
Und das alles ist nicht bloßes Phantasiespiel — dazu ist der
Chinese überhaupt nicht angelegt — : es hatte konkrete Vorbilder.
So berichtet der nüchterne Sse-ma Ts'ien von den „Zauberern"
(fang-shi). die zu Ende des 3. Jahrh. 's in Nordostchina die „magischen
Entrückungskünste" übten, ihren Körper zerteilten und auflösten
und sich verwandelten, und Sagen von solchen Gauklern sind seit
dem 4. Jahrh. gang und gäbe. —
Mir scheint, diese Übereinstimmuncr so vieler zusarnmenhänorender
Einzelheiten ist in China und Indien so groß, daß eine Entlehnung
O 7 O
und zwar aus Indien angenommen werden muß, wo sich dies
alles im Gegensatze zu China von alters her entwickelt hat. Schon
deshalb creht es nicht wohl an, die chinesischen Atemübungen auf
~ 7 O
ein Mißverständnis gewisser Ausdrücke L a o - 1 z e ' s zurückzuführen,
wie Dvorak will. Es sprechen aber auch direkte und starke
Gründe dagegen , die ich leider hier nicht anführen kann. Über-
haupt scheint die Anknüpfung dieser Bräuche an Lao-tze erst im
1) Die t. t. dafür sind king-shen „den Körper leicht machen" — eine
der nicht seltenen taoistischen Umdeutungen , Transformierungen alter techn.
Ausdrücke (king-shen heißt in der konfuzian. Lit. „sich erniedrigen''j und
king-k^ü „leicht (geworden) emporsteigen", dessen erster Teil m. E. eine Ab-
kürzung von king-shen ist.
Conradij, Indischer Eiiifl^iß in China im 4. Juhrh. v. CItr. 341
2. Jahrb. v. Chr. erfolgt zu sein. Auch sind die Akten über ihn
noch keineswegs geschlossen ; ich halte es nicht für aussichtslos,
sein Werk einmal methodisch auf indische Anleihen zu untersuchen.
Finden sie sich , so wird er in eine jüngere Zeit gerückt werden
müssen. —
Während nun die indischen Systeme , auch der Yoga, den
Hauptwert dieser Askese doch in der Erlösung von der Seelen-
wanderung, also in der Vernichtung der Individualität, erblickten,
haben sich die praktischen Chinesen diejenige ihrer vermeinten
Wirkungen ausgesucht , die ihren alten Idealen entsprach : langes
und gesundes Leben, Unsterblichkeit — also gerade die Erhaltung
der Individualität'). So wurden die Atemübungen schon um 190
V. Chr. denn auch zu Heilzwecken gebraucht, und es ist vielleicht
von Bedeutung für den Ursprung dieser Entlehnungen wie für die
Geschichte der chinesischen Medizin, daß gerade vom Yoga ihr
hygienischer und therapeutischer Wert betont wird.
Gleichwohl ti-itt auch die Lehre von der S e e 1 e n w a n d e r u n g ,
dieser Ausgangs- und Angelpunkt der indischen Philosophie, schon
damals (im 4. Jahrb.) in China auf. Soviel ich sehen kann , gibt
es im altchinesischen Gedankenkreise keinen Anknüpfungspunkt
dafür; die orthodoxe Ansicht war und ist im Gegenteil noch jetzt,
daß die Seele des Verstorbenen ein ähnliches Dasein wie auf Erden
weitei-führe. Auch wird in einer (wenn auch vielleicht interpolierten)
Stelle bei Chuanor-tze ausdrücklich versichert, daß diese seine Lehre
keine „abgeworfene Schlangenhaut", d. h. daß sie ohne Vorgänger
sei. Ich glaube sie deshalb als Import ansehen zu dürfen, und
zwar um so mehr, als sie sich gern des beliebten indischen Ver-
gleichs mit der Töpferscheibe bedient. So heißt es bei Chuang-
tze: „Alle Dinge sind in Gattungen geteilt und folgen einander in
verschiedener Körperform. Anfang und Ende ist wie ein
Ring: das nennt man des Himmels Töpferscheibe.''
Auf mancherlei anderes, wie den Vergleich der Seele mit dem
wandernden Feuer im Reißighaufen — der als buddhistisch be-
zeichnet wird — . oder auf den Wegfall der Trauer beim Tode
will ich kein Gewicht legen , obschon die betreffenden Anekdoten
und besonders die Auffassung, daß der Körper ein geliehenes Ding
sei, fast wie die Kopien buddhistischer Erzählungen aussehen. Da-
gegen darf wohl die Lehre von der mäyä angeführt werden , die
bei Chuang-tze in dem Satze gipfelt: „Dann kommt das große Er-
wachen , und dann wissen wir, daß dieses Leben nur ein großer
Traum gewesen ist"; ferner auch die Bedeutung, die er dem
Tiefschlafe beilegt, und endlich eine Art Darwinismus,
1) Nach einer freundlichen Berichtigung Windisch's war es auch im
vedischen Indien der Zweck dieser Übungen, langes Leben zu sichern. Man
würde also vielleicht nicht einmal eine Umwertung durch die Chinesen an-
zunehmen haben.
342 Conrady, Indischer Einfluß in China im i. Jahrh. v. Chr.
wonach sich die Wesen aus einer Art Flechte im Wasser durch
Schmettei'ling, Vogel, Panther, Pferd u. s. w. hindurch zum Menschen
entwickeln, um wieder zu neuem Kreislauf „in die Maschine" ein-
zugehen. Das stützt sich zwar im einzelnen wohl auf altchinesischen
Volksglauben (wonach z. B., ähnlich wie dies andere Völker glauben,
die Schwalben für den Winter zu Muscheln werden) ; aber diesem
fehlt srerade der Gedanke des Kreislaufs. Dafür klingt diese kind-
liehe Theorie an die Kausitaki-Upanisad an, die den Menschen als
Wurm oder Heuschrecke oder Vosfel oder Ticrer oder Menschen u. d^l.
wiedergeboren werden läßt, nur daß diese horizontale Entwicklung
in die vertikale umgesetzt erscheint.
Hier schließt sich nun passend die Lehre des T s o u Yen an.
Dieser Mann , ein Nordostchinese , — der vorläutig als der Pionier
der neuen Ideen in China betrachtet werden muß , weil er schon
336 V. Chr. als Gelehrter von Ruf erscheint, und der bezeichnender-
weise auch mit den erwähnten „Zaubereien" seiner Heimat in Zu-
sammenhang steht — , hat nämlich ein systematisches Werk über
Kosmooronie und Kosmologie «in mehr als 100 000 Worten"
geschrieben , von dem uns aber leider nur ein kurzer Auszug in
mehreren wenicr differierenden Fassuno^en erhalten ist. Danach war
es besonders seine Theorie von den fünf Elementen und seine
Kosmologie, die Aufsehen und teilweise Schule in China ge-
macht haben.
Seine „5 Elemente" oder „5 Kräfte" : wu-tek in alter Form
(die vielleicht nicht nur zufällig an das gleichbedeutende indische
panca tattva anklingt) kommen zwar mit den indischen nicht ganz
überein — es sind vielmehr Erde, Wasser, Feuer, Holz und
Metall, und diese werden schon in der ältesten Literatur als
wu-hing „die 5 Kursierenden" genannt. Aber es besteht ein sehr
wesentlicher Unterschied: die wu-lüng sind die konkreten Stoffe,
die der Mensch zur Lebensführung braucht, Tsou Yen's Elemente
dacrecren die kosmischen Kräfte, die in ewigem Kreislaufe einander
folgend alles hervorbringen. Hier liegt also einer der in China so
gewöhnlichen Fälle vor, daß man neuen W'ein in alte Schläuche
gegossen hat. Daß diese Theorie, die seitdem einen Ginindpfeiler
der chinesischen Philosophie bildet, etwas neues war, das zeigen
vielleicht auch die Schwankungen und Veränderungen , die sie in
den nächsten Jahrhunderten erlitten hat.
Wollte man indessen hier vielleicht noch skeptisch sein , so
ist das bei der Kosmologie wohl ganz unmöglich. Tsou Yen
lehrt nämlich nach Sse-nia Ts'ien's Formulierung folgendes darüber
(ich muß vorausschicken, daß „Provinz" und „Lisel" im Chinesischen
ein Wort sind und daß ich das Wortspiel nach der Angabe der
chinesischen Interpretation aufgelöst habe) — . Tsou Yen also „nahm
an, daß das, was die Konfuzianer China nennen, nur der 81. Teil
der Welt sei. China heiße „Rotland = Götterinsel" und enthalte
selbst wieder 9 Provinzen , nämlich die 9 Provinzen der ältesten
Conrady, Indinclier Einfluß in China hu, 4. Jahvlt. v. CItr. 343
Literatur; der Name ,y Inseln" komme dagegen nur den außer-
halb Chinas gelegenen und ebenso gestalteten Ländern zu. Ein
kleines Meer umgebe ringförmig^) eine jede von ihnen und ver-
hindere ihren Verkehr, alle neun aber umgebe ringförmig wieder
ein großes Meer, und das sei die Grenze von Himmel und Erde"
(d. h. der Welt).
Hier scheint nun jeder Zweifel ausgeschlossen; denn das ist
die unverfälschte dvipa-Theorie der Inder, nur daß die Zahl 9 (die
übrigens auch bei diesen neben der gewöhnlichen 7 vorkommt)
wie überhaupt der ganze terminus technieus dem Herkömmlichen
angepaßt ist. Die Entlehnung, auf die auch schon Mayers und
L a c 0 u p e r i e hingewiesen haben , wird um so deutlicher , wenn
man die altchinesische Ansicht danebenstellt: danach war die Erde
(d. h. die Welt) eine von 4 Meeren umschlossene viereckige
Scheibe. Die neue Lehre ist denn auch Sse-ma Ts'ien seltsam
erschienen. Aber natürlich findet sie sich bei Chuang-tze wieder,
der unter den „9 Provinzen" (oder „Inseln" ?) offenbar das Uni-
versum versteht; und wie großartig und ganz unchinesisch er dieses
auffaßt, zeigt sein Vergleich, daß sich „die Erde zur Welt wie ein
Haufen Steine zu einer großen Marsch, und China zur Erde wie
ein kleines Reiskorn zu einem großen Speicher verhalte". Der
letzte Teil hat außerdem wieder eine merkwürdige Ähnlichkeit mit
dem buddhistischen Bilde, das die Zahl der Welten in einer einzigen
Himmelsgegend mit den Senfkörnern eines ungeheuren Magazins
vergleicht.
Aber auch sonst ist das alte Weltbild jetzt ganz verändert.
War dem Chinesen die Erde vordem durch China und die um-
gebenden vier Barbarensorten ausgefüllt, so sind nun die Grenzen
weit zurückgewichen, und in dem neuen Räume drängt es sich von
wundersamen Dingen und Wesen, die je nachdem einen Gegenstand
der Sehnsucht oder des abergläubischen Schreckens bilden. Vor
allem sind hier die Inseln der Seligen zu nennen , wo die
„Entrückten" wohnen und das „Kraut der Unsterblichkeit" wächst,
und wo alle Geschöpfe weiß und die Paläste von Gold und Silber
sind. Gustav Schlegel hat sie freilich nach ganz späten Schilderungen
in seiner euhemeristischen Weise mit Japan identifizieren wollen,
aber sie sind, ursprünglich wenigstens, zweifellos ein Mythengebilde,
und zwar vermutlich wieder aus der indischen Sagenwelt. Dafür
spricht außer anderm eine auffallende Übereinstimmung mit einer
indischen Vorstellung. Nach K'üh Yüan werden sie nämlich von
Schildkröten getragen und: „Wie beruhigt man die", fragt er,
„wenn sie die Füße regen?" Die Erklärung gibt wohl nur der
1) Ich glaube mit dieser etwas weitläufigen Übersetzung den Sinn des
hier gebrauchten chinesischen Schriftzeichens Qiuan — Giles No. 5043 — „King,
umringen") am besten zu treffen. Bei der chinesischen Schrift spricht ja auch
immer die Symbolik der Zusammensetzung mit.
344 Conj-adi/, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. v. Chr.
indische Glaube, daß die Erdbeben entstehen, wenn die Schildkröte,
auf der die "Welt ruht, ihre Füße bewegt. Aber man hat die Inseln
natürlich für wirklich gehalten und seit der Mitte des 4. Jahrh.'s
V. Chr., veranlaßt wieder durch jene „Zauberer", ganz wie einst
Kambyses und Sertorius Expeditionen ausgeschickt , um sie zu
suchen; doch wurden diese immer in der Nähe des Zieles vom
Winde zurückgetrieben.
Besser scheint es mit dem (auch noch anderswo wachsenden)
„Kraute der Unsterblichkeit" — auch einem guten Bekannten
aus Indien! — geglückt zu sein, wie folgende, für die chinesische
Skepsis sehr bezeichnende alte Anekdote beweist: Ein südchinesischer
Fürst hatte das Kraut geschenkt bekommen, aber einer seiner Be-
amten aß es auf in dem guten Glauben, das zu dürfen. Der er-
zürnte Fürst befiehlt ihn hinzurichten , aber Jener wendet ein :
„Erstens bin ich unschuldig, und zweitens wäre das ja ein Kraut
der Sterblichkeit, wenn Du mich tötest, und alle Welt sähe
dann , daß Du betrogen worden bist" — worauf die Exekution
unterblieb.
Doch es würde viel zu weit führen, wenn ich mehr ins einzelne
gehen wollte ; ich begnüge mich daher , nur noch einiges heraus-
zucrreifen, was mir charakteristisch erscheint. Dahin gehört zunächst
wohl der K'un-lun, der schon nach den dürftigen Notizen des
4. und 3. Jahrh.'s aus einem freilich immer halb sagenhaften Ge-
birge Innei*asiens zum Götterberg mit „hängenden Gärten" und
allerlei Zauberwerk , wie dem Lebensbaum , dem Unsterblichkeits-
kraut und einer viele Meilen hohen, neunstöckigen Götterstadt ge-
worden ist, die einigermaßen an Indra's meilenhohen Palast auf
dem Meru erinnert. Von diesem unterscheidet sich der K'un-lun
schon im 2. Jahrh. kaum anders mehr als im Namen, bis sie dann
später miteinander identifiziert worden sind. — Sodann wären die
Fabelwesen zu nennen. Da finden wir die wohlbekannten Fratzen
des indischen Epos : die Einbeinigen, Einarmigen, Ein-
und Dreiäugigen und die Hängeohren, letztere besonders
deshalb bemerkenswert, weil sie, wie in Indien und in der dorther
stammenden abendländischen Geographie (bis auf Sebastian Münster),
nach dem Norden gesetzt werden. Das Tierreich bietet neben
der elefanten fr essenden Schlange, der sich der neun-
köpfige Drache zugesellt, den Riesenvogel P ' e n g , der gleich
den Riesengeiern Somadeva's mit seinem Flügelschlage den Ozean
meilenweit aufwühlt. Und wenn sich der indische Garuda ins
Meer stürzt, um dessen Schlangen zu bekämpfen, so verwandelt sich
dafür der P'eng in den Leviathan, und dieser ist wohl Ge-
schwisterkind mit dem „schiffeverschlingenden Fisch"
K'üh Yüan's u. anderer, den in Indien schon die Skulpturen von
Bharhat darstellen. Endlich darf ich wohl noch zweier Juwelen
gedenken , die seitdem die chinesische Phantasie erfüllt haben : des
„bei Nacht leuchtenden Edelsteines" und der „Mond-
I
Conrady, Indischer Einfluß in Cliina im 4. Johrh. v. Chr. 345
scheinperle''. Zumal die letztere stellt sieh auch dem Namen
nach zu dem gleichgearteten indischen Zaubersteine candrakünfa ,
der aus den Strahlen des Mondes gebildet ist.
Gehört dieses alles — wenn auch für real gehalten und teil-
weise noch vor etwa 100 Jahren in chinesischen Schulen gelehrt —
der Legende an, so könnte sich in dem „weißen Volke", südlich von
dessen Wohnsitzen , mittags kein Schatten" ist, vielleicht eine erste
schwache Spur geographischer Kenntnis von Indien finden.
Denn sie lassen sich auf Grund einer später anzuführenden Nach-
richt auf Ceylon und etwa das südindische Reich der Pändya
oder ein anderes deuten, dessen Name an pcmdu „weiß" anklingt.
Hier sollte nun ein Kapitel über indische Wissenschaft in
China angeschlossen werden können. Denn es steht zu vermuten,
daß wenigstens das 3. Jahrb. auch hierin wichtige Neuerungen ge-
bracht hat. Von der Medizin habe ich ja etwas derart schon
erwähnt. Aber auch die Alchymie, die wenigstens Mayers schon
in das 3. Jahrb. hinaufrückt, ist dessen verdächtig; sicher ist bis
jetzt freilich nur, daß 133 v. Chr. einer der oft genannten Magier
genau wie der indische Yogin aus Quecksilber Gold und den un-
sterblich machenden Stein der Weisen herzustellen vorgab. Ganz
besonders würden aber Astronomie und Zeitrechnung in
Betracht kommen, die damals wesentlich verändert wurden. Doch
Wäre hier und sonst in niathematicis auch die umgekehrte Ein-
Wirkung denkbar. Beachtenswert ist jedenfalls, daß die Stellungs-
arithmetik (beim Dezimalsystem), die meines Wissens überall aus
Indien hergeleitet wird, schon seit 542 v. Chr. in China bekannt
war. Münzen des 4. Jahrh. haben auch schon eine Zehn in Form
der Null. Allein diese Untersuchungen sind so verwickelt, daß ich
mich noch nicht recht herangewagt habe und es bei der bloßen
Erwähnung bewenden lassen muß.
Mit allem andern ist nun anscheinend auch die Form nach
China gekommen, in die speziell der Sämkhya-Yoga und nach ihm
der Buddhismus seine Lehren einzukleiden liebte : Fabel und
Parabel nämlich. Bekannt sind ja namentlich die Jätaka's, worin
Buddha selber die Moral an ein Märchen oder eine Tierfabel an-
knüpfte. Freilich hat auch der Chinese die Erörterung immer gern
durch packende, oft humoristische Anekdoten belebt; er glaubte
ferner an eine Tiersprache , und auch Unbeseeltes war ihm schon
frühzeitig wenigstens von einer Gottheit bewohnt, wie Bäume oder
Felsen. Allein dergleichen zu vermenschlichen und miteinander
reden zu lassen, das lag ihm ganz fern. Bezeichnend scheint mir
die folgende Geschichte von 532 v.Chr.: „In einem Orte von Tsin
redete ein Stein. Der Fürst fragte seinen Musikmeister nach dem
Grund und dieser antwortete : , Steine können nicht reden, entweder
war also dieser ,besessen', oder die Leute haben sich verhört. Doch
habe ich vernommen , daß in bösen Zeiten auch sprachlose Dinge
reden können'." Dergleichen gehörte also unter die omina und portenta.
o
40 Conradij, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. c. Chr.
Jetzt aber tritt vor allem die Tierfabel als auswebildete und
beliebte Erziiblungsform auf, und, wie im Nitisästram der Inder, am
häufigsten im Cban-kuoh-ts'eh, einer Art chinesischer Macchiavells.
Aber auch Chuang-tze und andere steuern wieder ein ffutes Teil
bei. Leider lassen sie sich nicht ganz genau mit indischen identi-
o o
tizieren, aber auch nach dem Urteil einer Autorität auf diesem Ge-
biete, des Herrn Dr. Hertel, sind der .Totaleindruck und viele
Einzelzüge doch ausgespx'ochen indisch. Zum Beweise führe ich die
amüsante Fabel A'om Fuchse und dem Tiger an (in Indien
würde es „Schakal und Löwe" heißen): „Der Tiger fing ein-
mal auf seinen Eaubzügen auch einen Fuchs. Der aber sagte zu
ihm : ,Herr, waget nicht mich zu fressen ! Mich hat der Himmels-
gott (für China ein ungewöhnlicher Ausdruck I) zum Herrn über
alle Tiere gesetzt; freßt ihr mich also, so handelt Ihr gegen sein
Gebot. Wenn Ihr mir aber nicht glaubt, so lasset mich vor Euch
hergehen ; Ihr werdet schon sehen , ob nicht alle Tiere vor mir
davonlaufen'. Der Tiger tat dies , und alle Tiere liefen vor ihm
weg; da glaubte er dem Fuchse." Besonders die prätendierte
Herrschaft des Fuchses ist ein Zug, der wohl nur in Indien vor-
kommt. — Von anderen verdächtigen Fabeln nenne ich die vom
Opfer stier und Ferkel (nach anderer Lesart Kalb), von
Kohrdomrael und Auster, von der zweiköpfigen Schlange
und vom Brunnenfrosch, und ich darf vielleicht auch gleich
die alte Sämkhya - Parabel vom Blinden und Lahmen hinzu -
füeen, obwohl sie erst im 2. Jahrh. v. Chr. in China aufgezeichnet
worden ist.
Ein zweifelloses Jätaka hat K'üh Yüan überliefert, nämlich
das vom Hasen im Monde, der seitdem bis auf den heutigen
Tag in zahllosen Abbildungen (sogar in Kohlenskizzen an Pekinger
Hauswänden) dargestellt wird , und ihm reiht sich vielleicht die
unerklärte Anspielung dieses Dichters auf den Drachen- (oder
Krokodil-jRitt des Bären an, in dem ich den bekannten
Ritt des Affen auf dem Krokodil wiederfinde. — Schließlich
kann auch noch auf die öfters an indische erinnernden Schwanke,
Schildbürgerstreiche und Lüorengeschichten dieser Zeit
hingewiesen werden.
Ein anderes und wirksames Agitationsmittel, wenn ich so sagen
soll, ist für den Inder, wenigstens im nachchristlichen China, die
bildende Kunst gewesen. Man pflegt ja zu behaupten, daß
erst der Buddhismus die Darstellung des Menschen dort eingeführt
habe. Die Chinesen sind nun in der Tat ein unplastisches Volk,
weil die Gabe der Personifizierung schwach bei ihnen entwickelt
ist — wenn auch vielleicht ein Unterschied zwischen Norden und
Süden besteht, der wie bei uns mit geographischen und Rassen-
gegensätzen zusammenhängen mag. Dieser Mangel zeigt sich auf
allen Gebieten, sogar in der Sj^rache, die ja das grammatische Ge-
schlecht nicht kennt. Auch die hiei'oglyphische Schrift hat hier
Conrady, Indincher Einfluß in China im 4. Juhrh. r. Chr. 347
hemmend gewirkt. Dennoch ist jene Behauptung nicht richtig. Die
Porträtfigur geht nach meinen Ermittelungen bis mindestens
ins 4. Jahrh. zurück , und auch die Malerei muß damals schon
ganz ausgebildet gewesen sein. Besonders wichtig ist aber, dali
mit diesem .lalirhundert auch die bildliche Wiedergabe
ganzer Szenen aus dem Menschenleben auftritt.
Wir besitzen nämlich ein merkwüi-diges, wenig beachtetes Ge-
dicht des K'üh Yüan, die „Himmelsfragen" (T^ien-ioen) , worin er,
neben vielem Wunderbaren, die taoistische Kosmogonie, die Mytho-
logie und Geschichte in Frageform durchgeht. Nach einer alten
Erklärung ist dieses Gedicht so entstanden, daß er die Wandbilder
verfallener Palläste, zu denen er in der Verbannung kam, „ab-
schrieb" (wie die Erklärung sagt) und dies dann in Frageform
kleidete.
Es liegt nun um so weniger Grund vor , an dieser auch von
der chinesischen Kritik akzeptierten Überlieferung zu zweifeln , als
sie durch Form und Inhalt des Werkes vollauf bestätigt wird. Die
F o r m ist nämlich das viersilbige Metrum , das K'üh Yüan sonst
niemals braucht, das aber der alten Poesie wie Prosa eigen ist
und z. B. auch bei den Inschriften der gleich zu besprechenden
Schantung-Skulpturen die Grundlage bildet. In der Tat gelingt es,
vne mir scheint, aus einem großen Teile der Verse, oft schon durch
einfaches Wegstreichen der Fragen, vierwortige, mitunter gereimte
Sätze herauszuschälen, die dann jenen Inschriften analog sind. Er
hätte also wirklich ,,abgeschrieben''.
Der Inhalt aber stimmt ziemlich genau überein mit einem
Gedichte, das den Bilderschmuck eines Ballastes von ca. 150 v. Chr.
schildert und sogar auf die „Himmelsfragen" Bezug nimmt; dann
mit andern alten Beschreibuno-en von dero-leichen, und endlich mit
jenen größtenteils noch erhaltenen Skulpturen von Schantung,
die dem 2. nachchristl. Jahrh. angehören. Es bestand demnach eine
fortlaufende künstlerische Tradition, die also wohl
auch eine gleichartige Darstellungsweise verbürgt.
Nun finden wir gerade im T'ien-wen eine Anzahl der indischen
stotfe: den Hasen im Monde, die Schildkröte mit den seligen Inseln,
Sen Drachenritt, den schitfeverschlingenden Fisch — meistens Dinge,
die auch die altindische Skulptur darzustellen liebte — , und ebenso
dind die Schantung-Skulpturen trotz Chavannes' gegenteiliger
Behauptung reich an indischen Motiven.
Und das nicht allein : sie stellen sie auch nach indischem Muster
dar, wie z. B. ein mythisches Geschwisterpaar, das gerade wie in-
dische Näga's mit verschlungenen Fischleibern gebildet ist — und
dasselbe Motiv in anscheinend ähnlicher Darstellung findet sich auch
in den „Himmelsfragen". Nimmt man hinzu, daß auch die für die
indische Architektur so charakteristischen Zwerg-Karyatiden
wenigstens im 2. Jahrh. v. Chr. auch in China erscheinen — ein-
mal sogar mit dem Namen für Inder und Perser (hu) — , und
348 Conradi/, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. v. Chr.
daß es nach Oldenberg schon im 5. Jahrh. Wandmalereien in Indien
eab: so ist der Schluß vielleicht nicht allzu kühn, daß indischer
Einfluß auch hier gewaltet habe.
Endlich wäi'e, wenigstens im Vorbeigehen, vielleicht auch noch
die chinesische Musik zu nennen. Chavannes hat festgestellt, daß
sie um 240 v. Chr. eine auch von der einheimischen Tradition auf
das Ausland zurückgeführte durchgreifende Veränderung erfahren
hatte, wodurch sie crenau mit der »r ie chi seh e n übereinstimmt.
Wenn sie aber Chavannes daraufhin durch Vermittlung der Alexander-
züge aus Griechenland herleitet, so erscheint mir dafür die Zeit
etwas zu knapp und ich denke in diesem ganzen Zusammenhange
wieder an Indien. Doch kann ich mich dabei nur auf Leopold
V. Schröder berufen, der die griechische (pjthagoräischej Musik
auf die indische zurückführen will. Die Frage ist wohl noch nicht
spnichreif. —
Ich glaube, das vorgelegte Material genügt, um den indischen
Einfluß mehr als wahrscheinlich zu machen. Und es ist auch nicht
dies Einzelne allein, was zu einer solchen Annahme zwingt: es ist
der ganze Geist, der in den einschlägigen Werken dieser Epoche
weht. Liest man z. B. Chuang-tze , so glaubt man oft wirklich
einen indischen Philosophen in der Hand zu haben, so ähnlich sind
die Gedanken , so ähnlich ist vor allem auch die Form. Da ist,
um nur auf einiges hinzuweisen, die vorher unerhörte Personifikation
abstrakter Begriffe : die Kraft spricht mit der Rede , das Wissen
mit dem Stumpfsinn, das Nichtsein befragt das Sternenlicht u. dgl.
mehr ; und da ist ferner eine Phantasie, deren sich kein Inder
zu schämen brauchte. Viele von den vielen Bildern und Ver-
gleichen, die ihr entspringen, erinnern direkt an indische, ohne daß
man gerade den Finger auf ein Analogen legen könnte , und dies
sogar da noch, wo sie echt chinesisch übertrieben sind, z. B. : „Wenn
der Schöpfer mein Rückgrat in ein Wagenrad und meinen Geist
in ein Roß verwandelte, ich würde aufsteigen und nie mehr ein
ander Gespann begehren" — ein Bild, das nebenbei in grotesker
Kühnheit an den Kommersbuchvers erinnert: „Ich wollt', ich war'
ein Lujedor, Dann kaufte ich mir Bier davor!" Ich glaube übrigens,
daß gerade diese beiden Züge im Zusammenhang oder in Wechsel-
wirkung mit der bildenden Kunst stehen: es ist kaum ein Zufall,
daß das eingangs erwähnte Chaos damals wirklich dargestellt wurde.
Ähnlich verhält es sich mit andern Autoren dieser E^DOche,
besonders mit K'üh Yüan, dessen Werke ebenfalls eine reiche
Phantasie zeigen. Aber sie ist doch steril: immer wieder die-
selben Gedanken in demselben Aufputz , und ich möchte deshalb
fast annehmen, daß er irgendwelche Vorbilder gehabt hat, wie die
ganze Phantasieentfaltung dieser Zeit überhaupt vielleicht durch
den neuen Import entstanden ist. Manche seiner Schilderungen
erinnern geradezu an indische Gedichte (z. B. an Rgveda X, 136).
Was ich vorgelegt habe, das sind aber auch selbst nicht bloß
Conradi/, Indischer Einfluß in China im 4. Jalirh. c. Chr. 349
Teile, denen das geistige Band fehlt: sie fügen sich zum System
zusammen. Es ist in der Tat eine neue Weltanschauung,
die hier vorliegt , und zwar , wenn ich mir ein Urteil erlauben
darf, die Weltanschauung des Sämkhya-Yoga und des damit
verwandten Buddhismus.
Daher kann es denn auch nicht Wunder nehmen, wenn die
Wirkungen dieser neuen Zeit — denn das ist sie in jeder Be-
ziehung für China gewesen — ungefähr oder vielleicht ganz die-
selben gewesen sind, die später dem Buddhismus zugeschrieben
wei'den. Hier wie dort finden wir ein hochgesteigertes geistiges
Leben mit einer neuen Kunst und einer neuen, ebenfalls welt-
llüchtigen und weltschmerzlichen Lyrik und eine Menge von
Philosophenschulen mit neuen Lehren — Erscheinungen , die sich
nicht aus der politischen und sozialen Unruhe der Zeit und dem
Emporkommen Südchinas allein erklären lassen ; hier wie dort
finden wir ferner jene Erweiterung des Horizonts, die an der nach-
folgenden Erweiterung der politischen Grenzen wohl nicht un-
beteiligt gewesen ist ; hier wie dort tritt endlich eine neue Re-
ligion hervor — Taoismus und Buddhismus — , die zwar dem
Volke nicht erst eine Religion gebracht hat , wie man dies vom
Buddhismus glaubt, aber doch der alten einen ganz neuen Inhalt
eingeflößt und ihr neue Götter und ein Paradies gegeben hat. So
ist der Taoismus , wie er damals entstand , mindestens eine Vor-
bereitung des Buddhismus, und die spätere Verschmelzung beider
erklärt sich recht ungrezwuncren daraus, daß sie dieselbe Grundlage
hatten.
Auch die Verhältnisse lagen im 4. Jahrh. wohl ähnlich
wie bei der Einführunsr des Buddhismus. Denn wenn man diese
und die übrigen älteren Verkehrsperioden Chinas betrachtet, so er-
gibt sich, daß sie regelmäßig von der Entstehung eines Weltreichs
hüben oder drüben abhängig waren. Das ist ja auch ganz natür-
lich, denn dadurch — l'empire c'est la paix ! — war ja schon die
Sicherheit der Straßen garantiert. Auch die unruhige Gährung in
China war , wie späterhin und sonstwo , dem Eindringen fremder,
besonders religiöser Ideen förderlich. Es liegt nun nahe , hier an
das persische Weltreich zu denken, das ja vielleicht mit seiner
Eröffnung Indiens schon selbst — und nicht erst , wie Koppen
meint, das Alexanderreich — im Buddhismus den imperialistischen
Gedanken eines religiösen Weltreiches erweckt hat. So scheint
es denn fast, als sei damals auch allerlei Persisches nach China
gewandert, wie z. B. die Sage vom Pfeile des Nim r od, die
Darmestetej.- (freilich nicht sehr überzeugend) schon in Alt-
persien nachzuweisen sucht. Doch kann ich noch nichts Bestimmtes
über diesen Zusammenhang sagen.
Ebensowenig habe ich den Weg ermitteln können, den der
fi^emde Einfluß genommen hat. Der vom geographischen Baue
Chinas vorgezeichnete ist der von Nordwesten her; bis jetzt aber
350 Conradij, Indischer Einfluß in China im 4. Jahrh. v. Chr.
habe ich die fraglichen Spuren nur mehr im Noi'dosten und in
Südchina finden können.
Das aber ist sicher, daß das persische Weltreich den Griechen
die erste Bekanntschaft mit indischen Gedanken vermittelt hat, —
eine Bekanntschaft, die durch Alexanders Züge dann so intim ge-
worden und für den Westen — aus ähnlichen Gründen wie in
China — auch von ähnlicher Wirkung wie dort gewesen ist. Und
dieser indische Einfluß auf Griechenland bietet einen letzten, wenn
auch indirekten Beweis dafür, daß jene in China auftretenden
Ideen aus Indien stammen. Denn wenn sich dieselben indischen
Stofte in Griechenland und in China finden, so bleibt keine andere
Annahme übrig; sie kennzeichnen sich dadurch zugleich als das
Auffälligste oder als die Quintessenz dessen, was Indien zu geben
hatte. Das ist aber in der Tat mit dem größten Teile des Mate-
rials der Fall, das ich Ihnen vorgelegt habe. Ja einiges davon
ist fast gleichzeitig nach beiden Seiten hin gelangt. Wenn ich
hier von den Lehren des Pythagoras absehe , deren indischer Ur-
sprung doch wohl noch zweifelhaft ist, so kommt doch namentlich
Ktesias in Betracht, dessen Einbeinige, Einäugige, Hängeohren usw.
so gut mit den chinesischen übereinstimmen. Der Alexander-
zusf hat dann dem Westen nicht bloß eine vermehrte Sammlung
von Wunderbarem mitgebracht — darunter z. ß. die indische Aus-
staffierung der „seligen Inseln", deren Schilderung bei Diodor der
chinesischen ebenso ähnelt, wie die lustige Persiflierung Lucians
denen späterer chinesischer Humoristen — , sondern es wanderte in
seinem Gefolge schließlich auch die indische Philosophie ein:
der Zusammenhang des Neoplatonismus mit indischen, beson-
ders wohl Yoga-Lehren, ist ja bekannt (wie denn z. B. die Eigen-
schaften seiner Heiligen, zumal das Fliegen, ganz den taoistischen
entsprechen). Ich weiß nicht, ob es erst die Neuplatoniker waren,
die den alten Diogenes zu einem indischen Büßer gestempelt haben ;
jedenfalls ist mir ein Fragment des Kerkidas von Megalopolis
aufgefallen, wonach Diogenes, „der von der Luft lebende, starb, in-
dem er die Zähne zusammenbiß und den Atem einzog". Endlich
ist ja auch die Jätaka- und Fabeldichtung Indiens nach Griechen-
land gekommen und hat doi't, wie man wohl mit Recht annimmt,
die Tierfabel ins Leben gerufen.
So kommt es denn sogar, daß man gelegentlich die indische
Herkunft einer alten chinesischen Geschichte, die in Indien selber
verloren ging, aus der griechischen Parallele nachweisen kann.
Das gilt z. B. v/ohl für einige Fabeln (z. B. Baum und Beil,
Holzfigur und Tonfigur) und namentlich für das vorhin erwähnte
„Land ohne Schatten", das durch Nearch, und das „weiße Volk",
das durch Ktesias' Pandore und Megasthenes' Pandai bestätigt wird.
Dieselbe Rolle kommt aber bisweilen auch viel spätem Werken
des Abendlandes zu. Denn dieses hat ja gerade den indisch -per-
sischen Teil seiner Erbschaft aus der Antike in mannigfacher Weise
Conrad)!, Indischer Einfluß in C/iinn im 4. JahrJi. r. Chr. 351
ausgenutzt, und speziell dessen Fabeln und sagenhafte Partien durch
erneutes Schöpfen aus der (Quelle — z. B. während der Kreuz-
züge — weiter ausgebildet und bis in die beginnende Neuzeit
hinein gepflegt. Daher finden wir gelegentlich — besonders in
der Schwankliteratur — einen merkwürdigen Parallelismus der
chinesischen und europäischen Fassung, der die indische etwas ab-
weichend gegenübersteht; so z. B. in der Geschichte des Lü Puh-wei
von dem Manne, der an der Stelle, wo ihm sein Messer über Bord
gefallen ist, eine Kerbe in das Boot schneidet, um dann, am Ziel
der Reise angekommen, von dieser Stelle aus danach zu tauchen —
die Ähnlichkeit mit (iem bekannten (übrigens weit verbreiteten)
Schildbürgerstreiche liegt auf der Hand — , oder in der wenig
appetitlichen, aber ziemlich charaktei'istischen Anekdote vom „übel-
riechenden Atem". In ihrer chinesischen Fassung (bei Han Fei
und im Chan-kuoh-ts'eh) rät eine eifersüchtige Fm-stin der be-
günstigten Nebenfrau, in Gegenwart des Fürsten ihre Nase zu ver-
hüllen, diesem aber redet sie ein, jene tue das aus Ekel vor seinem
Atem; zuvor jedoch hat sie — ganz überflüssigerweise — einem
Diener eingeschärft , etwaige Befehle des Fürsten sogleich auszu-
führen , und dieser muß der Favoi'itin dann die Nase abschneiden.
Die europäische Parallele (in Bromyard's Summa praedicantium),
die wieder Beziehungen zu Indien hat, erzählt dieselbe Intrigue
von zwei Dienern und endet mit dem „Gang nach dem Eisen-
hammer". Hier ist die Betonung augenblicklichen Gehoi'sams
motiviert, in der chinesischen Fassunsf nicht, und gerade dies —
der halbe Pointenmord — weist m. E. recht deutlich darauf hin,
daß die letztere entlehnt ist.
Und so schlingt sich denn das au.s so vielen und bunten Fäden
gewebte Band, das unsere Mittelmeerkultur mit Indien verknüpft,
soviel ich sehen kann, schon um das China des 4. vorchristlichen
Jahrhunderts. In dieser Zeit also, und nicht erst vierhundert Jahre
später, ist der erste große, erfolg- und folgenreiche Schritt nach
dem Ziele hin getan worden, dem unsere ganze Entwicklung zu-
strebt: der Kulturgemeinschaft der ganzen Welt.
Zeitschrift der D.M. G. Bd. LX. 23
352
Sarbel-Tiitael.
Von
Eberhard Nestle.
Wie viel noch zu erforschen bleibt!
In den Ancient Syriac Documents relative to the earliest
establishment of Christianity in Edessa and the neighbouring Countries
veröffentlichte W. Cureton 1868 auch „The Acts of Sharbil" aus
dem 15. Jahr Trajans = dem 3. Abgars VII. = 416. Alexandei's
in syi'ischem Text und englischer Übersetzung. Das Stück ist
wiederholt worden von P. Bedjan im ersten Band seiner Acta
Martyrum et Sanctorum (1890 p. 95 — 119). R. Duval in seiner
preisgekrönten Histoire politique , religieuse et litteraire d'Edesse
(Paris 1892) bespricht es S. 129—132.
Cureton führt in den Anmerkungen (p. 178) aus dem Martyro-
losium Romanum zum 29. Januar an :
Edessae in Syria Sanctorum Martyrum Sarbelii et Barbeae Sororis
ejus, qui ....
Und aus dem Menologium Graecum zum 15. Sept.:
Sarbelius , idolorum sacerdos, unacum sorore Barbaea conversus
est ad fidem Christi per Barsimaeum Edessae Episcopum ....
Er verweist ferner auf Assemani BO I, 331 und die AS zum
29. Januar.
Über den Namen Sharbil schreibt er p. 179:
The etymology of this word , as given by Dr. Land in his
Anecdota Syriaca p. 20 is unquestionably erroneous. He writes
■^■^.^^•^jL est ,progenies Dei'; contrahitur e ov». (caeteroquin
adhiberi solet forma fem. J)io;jL, sed vide Ewaldum in Gramm.
Hebr. edit. IV, p. 326 init.) et ^j cum vocali copulante". The
last syllabe ist^^„o, Bei, the same as we find used in Hebrew,
in the Compound of proper names, for Baal, whose High Priest
Sharbil was. The Compounds in^J, Hebrew bN, refer to the
God of the Israelites , the true God , and not to the Chaldeans,
worshippers of Baal. The analogy, therefore , of ^-o/ and
Nestle, Sarhel- Tutael. 353
\j.x^ is not applicable. Hf inight liave found an analogy in
'*^ ^)o : See Assemani, Bibl. Orient. Vol. II, page 222.
Im Schlußband des Thesaurus Syriacus (1897) findet man zu dem
Namen Sp. 4324:
1) martyr Edessenus , comraemoratus 29. Jan. mit einigen Beleg-
stellen ;
2) catholicus Orientis mit zwei iJelegstellen.
Ich notierte mir dazu vor längerer Zeit:
3) Dea Amidenorum Bedj. 4, 133.
Neuerdings stoße ich in Delehaye's Ausgabe des Synaxarium ecclesiae
Constantinopolitanae (Propylaeum ad Acta Sanctorum Noverabris
1902) gleich beim 5. Sept. (p. 18) auf folgenden Eintrag:
Tri f^^^T^H V^^QV ti''>At/(Tig ztöv äyiav (.laQXVQCov &ov&ur}l
xcd Beßccucg Tr,g uvrov t'.öikrpTfq. Oinog i^v ETtl Tocäavov zov
ßaaiXicog iv 'Eöeoij uoevg riou dÖMXmv -xicoii öi BuuGi^udov ini-
ßy.önov ^EdsGy^g yMtrjxrj&slg Kcd rä ei'dcoXa f.iv6ayd-eig , vnu uvrov
ißanxißd'}] 6vv Bsßcda rfj avrov tcöeXcpfj, etc.
Nach den Nachweisen von Delehaye heißt der Eintrag in cod. 0
&üvd-ca)X neu ZccQßtXov y.cd BeßXt'ag rfjg üdeXcf/iig uvrov, in P
Bov&arjX nul Buießüg rijg üdeXq^rjg uvrov kuI ZuQßiXiov, in 31
&ud-OVrjX Kul BcßuLU.
Weiterhin ist in diesen Hss. verzeichnet ZccQßrjXog Xi&oßoXt^&eig,
in Mv: EäqßLXog.
Die Register verweisen unter &ovd^ui]X noch auf den 4. Sept.
(in G)\ 10. Dez., 11. Dez. (in F und Fa) und auf einen zweiten
Qov^uriX zum 4. und 5. Aug. (nX^atov rov nuXurlov) , der aber
mit dem ersteren identisch sein w'ird. Auch verweist das Register
noch auf ZuQßijXog und unter 2!. umgekehrt auf &ov&uijX.
Unter 2:(i()ßr]Xog finden sich Verweise auf 29. Jan., 4., 5. Sept.,
15. Okt., 4. März.
Am 29. Jan. hat nur Cb einen ausführlicheren Eintrag; am
4. Sept. hat nur Mv ZuQßyjXov, 0u&ovi]X y.ul Bsßuiug, ähnlich am
15. Okt. M Mv Mb ZuQßi^Xoy y.ul Beßuucg (rijg uöeXcprjg uvrov).
Zum 4. März erzählt Mc Sarbels Geschichte. Endlich ist er
unterm 30. Jan. beim Martyrium des Barsimaias im Synaxar von
Konstantinopel als mit seiner Schwester Bebaia bekehrt genannt.
Es ist keine Frage, daß Sarbel und Tutael derselbe Mann ist;
aber niemand, der sich bisher mit Sarbel beschäftigte, hat auf den
zweiten Namen hingewiesen.
Die Schlußlieferung des Thesaurus (1901) verzeichnet, ohne
auf Sarbel zu verweisen, col. 4416 Tutagl als nomen virorum:
1) Mart. cuius festum 5. Sept.
2) Tewäth-Il, oeconomi magnae ecclesiae Edessenae, Jos. Styl. ed.
Wr. 38, 1 = BOJ, 271.
Wright schreibt zu seiner Wiedergabe Tewäth-Tl (p. 32) : Assemani
23*
354 Nestle, Sarbel-Tutael.
71 0 ,
Bibl. Orient, t. I. p. 271, col. 2 writes Tutäiil \^]i,o], , on lohat
authority I do not know.
Die vorstehenden Anführungen aus den Synaxarien zeigen,
daß Assemani recht hatte. Um so mehr entstehen aber nun die
Fragen :
1) Was bedeutet der Name Tutael?
2) Was bedeutet der Name Sarbel?
3) Wie kommt dies Wort dazu, Name einer Göttin und des
edessenischen Priesters zu sein ?
V
4) Woher stammt die Gleichsetzung Tutael - Sarbel ?
Ich kann auf keine dieser Fragen eine bestimmte Antwort geben,
habe sie auch nicht eigens untersucht^); ich wollte mit diesen
Zeilen nur einmal wieder zeigen , wieviel Materialen bereit liegen
und zur Forschung einladen.
1) Mösinger's Buch von 1874 Acta ss. martyrum Edessenorum Sarhelü,
Barsimaei ... ex fontibus . . . coUecta, exjilanata atque defensa (Oeniponte,
Wagner) ist mir nicht zur Hand. Ob dort ein Hinweis auf Tutael kommt,
weiß ich nicht. Den Namen seiner Schwester würde man nach der stehenden
Form Btßaic für griechisch halten ; sie heißt aber in den orientalischen
Quellen Babai.
355
Lexicogi'aphical Addenda to the St. Petersburg Lexicons
from the Väsavadatta of Sul^andhn.
By
Louis H. Gray.
That many of the words and meanings cited in the St. Petersburg
lexicons only on the authority of the Hindu lexicographers are
actually contained in Sanskrit literature is obvious , nor is it less
self-evident that the vocabulary of Böhtlingk and Roth may be
supplemented by new terms and significations from works either
not read at all or not exhaustively excerpted in the preparation
of their marvelloiis thesaurus. In the copiousness of its vocabulary,
the sraaller lexicon (pw.) is far superior to the larger (PW.)^), as
is but natural in view of its later date , and the Wörtei'öuch in
kürzerer Fassung should , therefore , serve as a basis for lexico-
gi'aphical addenda.
Lists of additional words and meanings of this type are no
new thing. They have recently been prepared by Meyer for the
Kuftanimata and Samayamätrkä in his Indische Schehnenbüchei%
II, 151 — 156; by Schmidt and Hertel for the Svbhäsitasamdoha
of Amitagati in ZDMG. 59, 266 — 267, and by myself for the
ViddhasälabhaTtjikä of Räjasekhara in JA OS. XXVI, 7 (comp,
also the brief list for the Sisujxdavadka by Fauche , in Une
Tetrade ^ III, app. 1 — 33). By far the most important, however,
is the Two Lists of Words from BcimCs Harsacarita by Thomas
in JRAS. 1899, 485 — 517, a list closely analagous to the one
here presented from the Väsavadatta of Subandhu -) , of which I
hope to publish a translation within the current year. A study of
the lexicography of Bäna's Küdavihari is still a desideratum.
1) Eighty words and meanings wbere the only occurrence cited is from
the Väsavadatta are given by the pw. as additions to the PW. , in which
these terms and significations are either not given at all or are quoted only
on the basis of the native lexicons.
2) The numbers attached to the words here recorded refer to the pages
and lines of Ilall's edition of the Väsavadatta (Calcutta, 1859), and those in
parentheses to the pages and lines of Vidyäsägaras edition (Calcutta, 1874).
356 Graf/, Lexicographlcal Addenda to the St. Petersburg Lexicons.
That many of ^the words and meanings employed by Subandhu
were coined by him for the sake of bis innumerable paronomasias
needs no proof (comp. Zacbariae , Beiträge zur indischen Lexico-
grapliie,^ 29), and it is equally obvious that in more than one
instance the commentator, whose aid alone renders the Väsavadattä
intelligible , may have been at sea (comp. Zacbariae, 30, 47), yet
I have feit no hesitation in assigning to- the addenda here ariven
the meanings ascribed to them l)y the best glossator of Subandbu's
novel, Sivaräma Tripäthin, who flourished about the beginning of
the eighteentb Century (for a characterization of him and bis work,
See Gray, Sivarumd's Commentary on the Väsavadattä^ JAOS.
XXIV, 57 — 63). The sources of the vocabulary of the Väsavadattä
are unknown. The majority of the words and meanings hei'e noted
are legitimate in formation and semasiology ; some are Präkritisms
(e. g. , bäha ^ arm); some are abbreviations assigning the meaning
of the whole word to the part (e. g. , hata, corpse); some are in-
vented ad hoc (e. g. , nandighosa, name of Arjuna's chariot); and
some are purely arbitrary (e. g., «, Visnu).
Of the ninety-six words and meanings cited only by lexicographers
in the present list, twenty-six are quoted in the PW. on the authority
of kosas written, according to the dates assigned by Zacbariae in
his Indische Wörterbücher, previous to the time of Subandhu,
these dictionaries being the Naiglumtavas {kabandha, bhuvami),
Pänini (ksudrä, gaudhera, mänusyaka), the Dhätupätha [pat), the
Säsvatukosa {^pundarlka^, and the Amaralcosa, from which twent}"-
three words are cited, this number including also kabandha, gaudhera^
mänusyaka , and bhuvanct glossed in the works just mentioned.
The remaining seventy words and meanings are cited on the authority
of lexicographers subsequent to the Väsavadattä. It is accordingly
possible that Subandhu drew to some extent on the older lexico-
graphers, including not only Amara and Säsvata, but also on kosas
which are no longer extant or exist only in fragments (comp.
Zacbariae , Indische Wörterbücher, 5 — 8 ; Beiträge, 37). On the
other band , it would seem almost certain that the Väsavadattä,
like the romances of Bäna , served as one of the sources for the
later kosas, such as those of Hemacandra, Purusottama, and Medini
(comp. Zacbariae, Beiträge, 29). It must also be borne in mind
that the ränge of possible and even plausible meanings in the
vocabulary of Subandhu, as in other campus and kävyas, is not
necessarily exhausted by the renderings assigned them in the Sanskrit
eommentai'ies.
u
a: llo, 1 (00, l): Visiiu. Only lexicographers cited for this word.
aksa: 72, 3 (39, 5): vyavahära, conduct. Not in with this meaning.
agädha: 24, 2 (14, 1): lipsärahita, free from greed. Not in with
this meaning.
Gray, Lexicograph'cul Addenda to the St. Petersburg Lcxicons. 357
agranthin: 113, 2 (60, 2): s'uddhahrdaj/a, i)ure-hearted. Not in.
agresara: 23,3 (13,4): friend. Not in with this meaning.
acakra: 112, 2 (59,4): adamhha . without guile. Not in with
this meaning.
ajüpcda: 111, 1 (59, 1): jäbäla , goatherd ; rämapärvaja , eider
lirother of Käma; kämam äpcdai/ati, to cling to passion. Only
le.xicographers cited for tir.st meaning; not in with second and
third meanings.
anc -\- ava (aväiicani) : 172, 3 (89, 9): to bend down. Not in.
ancana: 213, 2 (111, 4): gamana, going, movement. Not in with
this meaning.
afifan'tf/astä: 46,1 (25,7): atikr.satva, excessive thinness. Not in.
atimiddaha : 13(J, 2 (71,4): completely emancipated ; pundraha^
Gaertnera racemosa, Roxb. Not in with first meaning; only
lexicographers cited for second meaning.
anangatä: 128, 2 (68, 1): asambandhüä, lack of ailegiance. Not
in with this meaning.
ananta: 13, 1 (7, 3): aneka^ many. Not in with this meaning.
anuhandhata : 171, 3 (89, 6): series. Not in.
anubandhin: 147, 2 (77, 8): granfhakartar , author of a book.
Not in with this meaning.
andhahkarana : 297,2 (153,3): cause of blindness. Not in with
this meaning.
apadar^ana: 76,1 (41,1): apagatadarsana ^ deprived of sight.
Not in.
aparäjitä: 246,2 (127,5): vi.mukräniä , Clitoria ternatea, Linn.
Only lexicographers cited for this meaning.
abhütatä: 204, 1 (106, 3): asatyatä, untruth. Not in.
amära: 280, 1 (145, 3): not murderous. Not in with this meaning.
ambaratva: 127,3 (67,5): cloudincss; clothing. Not in.
ambhojacämara : 270, 1 (140, 1): saivala^ Blyxa octandx'a, Liuii.
Not in.
amradiman: 213, 1 (111, 3): hardness. Not in.
amläna: 135, 2 (71, 3); 248, 1 (128, 5): tnahäsahä, Gomphraena
globosa, Linn., globe-amaranth. Only lexicographers cited for
this meaning.
ardhacandra : 89, 1 (47, 4): ardhamecakänka paksa, eye in
the plume of a peacock. Only lexicographers cited for this
meaning.
ardhasaphara : 99,2 (52 , 6) : dandapäla , demi-carp , a sort of
fish of uncertain Identification. Only lexicographers cited for
this word.
arpaka: 53, 3 (29, 3): samarpcdca^ causing to go, delivering over,
yielding. Not in.
avakota: 99, 1 (52, 6): baka^ crane. Not in.
avalopana: 72, 3 (39, 4): astamana, suuset. Not in Avith this
meaning.
358 (^ray, Lexicograpliical Addenda to the St. Petersburg Lexicons.
ai'oJyäya: 2o, 1 (13, 2): yarva, piide. Only lexicographers cited
Ibr this nieanmg.
avasti-ikrta: 196,1 (101,1): kaupinävase.fikrta, stripped of clothing;
nicanärlkrta, wile of an evil woman. Xot in.
asahkhya: 112, 1 (59, 3): ayuddlia^ weapon, arrow. Not in with
this meaning.
asitamukha: 278, 3 (144, 3): dhärtaräsj,ra , a variety of white
aroose with black head and le^s. Not in.
astimita: 268,1 (139,2): cancala, restless, tremulous. Not in.
ahasa: 33, 1 (18, 3): son-ow. Not in.
aliimakara: 278, 3 (144, 4): sürya, sun. Not in.
fl
äkarsaka: 197, 1 (103, 1): dkanuräkarsaka, drawing (the bow);
yo närlm äkarsati, attractive (to women). Not in with these
meanings.
äghrätuka: 161,3 (84,8): breathing Ibrth. Not in.
ädambara: 181,3 (94,3): samürambha^ beginning, commencement.
Only lexicographers cited for this meaning in PW. ; not in pw.
with this meaning.
atarpana: 183,3(95,5); 267,3(138,7): ,-v^t, pigment, cosmetic.
Not in with this meaning.
ätmaghosa: 74, 1 (40, 2): ätmastuti , self-praise. Not in with
this meaning.
ärikä: 244, 4 (127, 1): ägati, äkärana, recourse, summons. Not
in with this meaning.
ävirhhüti: &%, 1 (36, 2): manifestation. Not in.
äsä: 13, 2 (8, 1): pasciinadicf^ west. Not in with this meaning.
äsrayäsa: 28, 2 (16, 1); 70, 5 (38, 5): äirayUnäm trsnä, longing
for hermitages; äsi'ayam asnäti, refuge-devouring. Not in with
these meanings.
o^
itar: 213,3 (112, 1): prapyiavant^ going to, attaining, possessing.
Not in.
indrajülin: 67, 1 (36, 5): indrajälavidyänipuna , enchanting,
bewitching. Not in with this meaning.
indrämkä: 244, 3 (127, 1): saci, wife of Indra; satävarl, Asparagus
racemosus, Willd., racemose asparagus. Only lexicographers cited
for this word ; not in ^vith these meanings.
indräni: 114, 3 (61, Ij; 135, 1 (71, 2): ratau bandhavisesa^ form
of coitus (see Schmidt, Beiträge zur indischen Erotik, 530 — 531,
564,570); ni7'gu7ida, Yitex negundo, Linn. Only lexicographers
cited for these meanings.
U
uecatala: 102, 4 (54, 5): lofty height. Only lexicographers cited
for this word; not in with this meaning.
l
Grmj, Lexicographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons. 359
uccaihsravah: 73, 1 (39, 5): badhira, deaf. Not in with this
meaning.
utpala: 42, 4 (23, 9); 184, 3 (71, 1): inämsasünya^ Heshless;
matsyabheda, a soi't of fish of uucertain identitication. Only
lexicographers cited for first meaning; not in with second
meaning.
uddandapäla: 99, 3 (53, 2): t7iaisi/avisesa, a sort of fish of uncertain
identification. Only lexicographers cited for this word.
udroha: 24, 2 (14, 1): iitthitadipti, light on a high place. Not in
with this meaning ('"aufstrahlend", pw. , this passage being the
only citation of the word).
e
ekabandhu: 9, 1 (5, 5): advit'iya bhrätar^ only brother. Not in.
ha: 77, 2 (41, 4): /cesa, hair. Only lexicographers cited for this
meaning in PW. ; not in pw. with this meaning.
kaiisäräti: 280,2 (148,2): Krsna. Only lexicographers cited for
this word.
Icancukin: 288,3 (149,1): sarpa, serpent (also in Harsacarita,
108, 11). Only lexicographers cited for this meaning.
hata: 242,1 (125,10); 297,8 (153,9): virtasarlra, corpse (see
Zachariae , Beitrüge zur indischen Lexicographie ^ 34). Only
lexicographers cited for this meaning.
kataka: 216, 4 (113, 6): räjadhänl. capital, metropolis. Only
lexicographers cited for this meaning in PW. ; not in pw. with
this meaning.
katapcda: 75, 2 (41, 1): mrtamümsa, flesh of a corpse; samaya-
bandhapratärana^i breaking of an agreement. Not in.
kantaka: 18,1 (10,4): unenedam bhuktam iti tatsvämini kathaka,
informer, telltale. Not in with this meaning.
kadali: 295, 6 (152, 6): banner borne on an elephant. Only
lexicographers cited for this word.
kabandha: 42, 3 (24, 1); 101, o (54, 1): j'ala, water. Only lexico-
graphers cited for this meaning.
karaka: 150,2 (79,1): liasta , band. Only lexicographers cited
for this meaning in PW. ; not in pw. with this meaning.
karana: 125, 4 (66, 6): chedana, cleavage. Not in with this
meaning.
kartana: 129,1 (68,3): sütrofpädana , spinning. Only lexico-
graphers cited for this word.
karpara: 277, 3 (143, 7): kapäla, skull. Only lexicographers cited
for this meaning.
kalakantha: 131, 3 (69, 6); 263, 2 (136, 2): Eudynamis orientalis,
the koel or Indian cuckoo. Only lexicographers cited for
this word.
360 Gra>/, Lexicographical Addenda to tJie St. Petersburg Lexicons.
kalairatä: 236, 2 (123, 2): tirom'fä, possession of hips and loins
(comp. kaJatra, hips, puäenda, Kvffmi'imata, 295). Not in with
this nieaning.
kalähhura: 142,4 (74,6): nomen proprium. Only lexicographers
cited for this word.
käntära: 23, 3 (13, 4): durbhiksä, famine. Not in with this
meaninff.
kävyä: 12, 2 (7, 2) : pütanä ^ epithet of a female demon. Only
lexicographers cited for this meaning.
käsfhä: 176, 3 (92, 1): ufkarsa, prosperity, eminence. Not in
with this meaning.
k'iläla: 219, 2 (115, 1): ^ja?/«*, water. Only lexicographers cited
for this word.
kiinjara: 201,1 (104,2): kesa ^ hair. Only lexicographers cited
for this meaning in PW. ; not in pw. with this meaning.
krkaläsatä: 275, 1 (142, 4): sarafatvä^ lizardhood. Not in.
krsnavartman : 28, 2 (16, 1); 176, 3 (92, 1) [?]: duräcära, rascally.
Only lexicographers cited for this meaning.
ketakikä: 231, 5 (121, 1): nomen proprium. Not in.
kedärikäkosfikä : 284, 2 (147, 1): jj; Ui', enclosure of a field.
Not in.
kokapriyafamä: 53, 3 (29, 3): cakraväkä, female of the Cascara
rutila, Pallas, the Brahminy or ruddy duck. Not in.
krakacachada: 285, 1 (147, 5): Pandanus odoratissimus , Linn.,
screw-pine. Only lexicographers cited for this word.
ksana: 173,5 (90,8); 229,3 (120,1): susukha, night. Not in
with this meaning.
ksanadesa: 229, 3 (120, 1): 2^a^^, husband. Not in with this
meaning.
kshiatarä: 56,3 (30,6): exti'eme emaciation. Not in.
ksudrä: 169, 2 (88, 5): ves7/ü, courtezan (also Kuftanhnata, 439).
Only lexicographers cited for this meaning.
khagesvara: 268, 6 (139, 6): Garuda. Only lexicographers cited
for this word; not in with this meaning.
kJiandübhra: 114, 2 (60, 5): dantaksatavlsesa. sort of erotic bite
(see Schmidt, Beiträge., 504 — 505). Only lexicographers cited
for this meaning.
kharma: 127, 2 (67, 4): paurmya. courage. raanhood. Only
lexicographers cited for this meaning.
g
gananiya: 235,2 (122,9): that should be reckoned. Only lexico-
graphers cited for this word.
ganikärikä: 244.4 (127,1): vrk.savisesa, Premna spinosa, Roxb.
Only lexicographers cited for this word.
Gray, Lexicograpliical Addenda to the St. Peternhurg Lexicons. 361
gal + sam (sangalant) : 25o, 1 (131, 6): to diip. Not in.
ijändhära: 127, 2 (67, 3): sindüra , ininium , red lead used as a
cosmetic. Only lexicograiDhers cited for this meaning.
guna: 15, 1 (9,2): Bhlma. Only lexicographers cited for this
meaning.
gulmntü : 93, 1 (40, 4) : stainbatä, bushiness ; 2>iihatä, spleenfulness.
Not in.
gocaratä: 272,2 (141,2): ränge. Not in with this meaning.
gaudhera: 265,2 (137,4): lizard. Only lexicographers cited for
this word.
gaurika: 88,2 (47,2); 89,3 (48,2): ruddy. Not in with this meaning.
fjh
ghantäravä: 106, 2 (56, 3): vrhsahlieda .^ a variety of Crotularia.
Only lexicographers cited for this meaning.
glmtanlija: 293, 1 (151, 4): to be killed. Not in.
C
capalä: 223, 2 (116, 5): nomen proprium. Not in with this meaning.
capaläy {capaläyati) : 223,2 (116,5): capaleva vidyud iväcarati,
to tremble. Not in with this meaning.
carana: 278, 3 (144, 4): kirana ^ ray, beam. Not in with this
meanmg.
cäturikä: 57,2 (31,3): masurlkä^ pillow, cushion. Only lexico-
graphers cited for this word ; not in with this meaning.
cärana: 264, 3 (137, 2): sancärayia, passage. Not in with this
meaning.
cärubhata: 43, 1 (24, 2); 294, 4 (151, 9): matsyabheda, a sort of
fish of uncertain Identification ; yodha, warrior. Not in.
ciraj'ivm: 120, 6 (64, 1): probably Terminalia tormentosa, Roxb.,
saj-tree. Only lexicographers cited for this meaning.
cumbalca: 198, 1 (103, 1): yas cumbati.^ addicted to kissing;
sainyapravesqjna, attacking. Only lexicographers cited for first
meaning; not in with second meanig.
dl
chattra: 44, 3 (24, 6): probably the Sarcostemma acidum, W.,
Contr. (Asclepias acida, Eoxb.), soma-plant. Only lexicographers
cited for this (general) meaning.
J
janalcabhuvan: 21, 3 (12, 3): possessing his native land. Not in.
janahayajhasthäna: 221, 5 (116, 1): Place of Sacrifice to the
Manes (part of the Dandaka Forest). Not in.
jalanalcula: 277,2 (143,6): otter. Only lexicographers cited for
this word.
jalamanuja: 279, 1 (144, 4): jalamanusya. merman. Not in.
362 (^^''('l/> Lexicograpliical Addenda to the St. Petersburg Lexicons.
j'lvö: 295, 4 (152, 3): bow-stx'ing. Only lexicograpliers cited Ibr
this meaning.
Jaijhanya: 77, 1 (43, 1): membvum virile. Only lexicogvaphers cited
for this meaning.
tata: 218, 4 (114, 6): samlpa, proximity. Not in with this meaning.
tata: 77, 2 (42, 1): vhiädivädya, sound of the lute and siniilar
Instruments. Only lexicographers cited for this word; not in
with this meaning.
tathägata: 114,3 (75,5): yathä svagehe sthita, homely; kula-
paramparocita^ customary. Not in with these meanings.
tithin: 111, 2 (59, 2): lover. Not in.
tlryaggatin: 147,3 (77,3): hutilamärgägamin ^ going in crooked
ways ; väyu, breeze. Not in.
tulödhära: 174, 1 (90, 9): vanija, merchant (comp, tulädhara^
merchant, Samayamätrhä^ VII, 21, VIII, 45). Only lexicographers
cited for this meaning.
a
da: 199,1 (103,3): kalatra, wife. Only lexicographers for this word.
dattahaputd : 68, 5 (37, 6): with closed doors. Not in.
damanaka: 39, 2 (22, 2); 135, 1 (71, 2): vlra, hero, charapion ;
satru, foe. Not in with these meanings.
darpaka: 53, 3 (29, 3); 209, 1 (109, 1): burning. Not in with
this meaning.
dahana: 28, 2 (16, 1): santäpaka, consumer, destroyer. Not in
with this meaning.
dänavant: 295,5 (152,4): shedding ichor (also in Harsacarita^
200, 18). Not in with this meaning,
dära: 221, 5 (116, 1): kandarpa^ love. Not in with this meaning.
däsi: 169, 2 (88, 6): courtezan. Only lexicographers cited for this
meaning.
divyacaksu: 143,1 (75, 1): Krsna; sulocana, having beautifnl
eyes; andha^ blind. Not in with first meaning; only lexico-
graphers cited for second and third meanings.
duhsasana: 20,2 (11,3): dustasäsana^ evil Instruction. Not in
with this meaning.
dyusina: 233,4 (121,10): kunkuma, Crocus sativus, Linn., common
saifron. Not in.
dravas: 223, 2 (116, 4): drugati, running, course. Not in.
drävaka: 198, 1 (103, 1): loham dravati^ magnet; yo drcwayati,
causing to run ; parasainyavidrävana, routing, putting to flight.
Only lexicographers cited for this word and first two meanings ;
not in with third meaning.
drona: 148, 1 (77, 4); 169, 5 (88, 8); 176, 2 (91,5); 247,2
(128, 4); käka, crow (also in Harsacarita, 89, 12). Only lexico-
graphers cited for this meaning.
Gray, Lexicographical Adderula to the St. Fetershm-g Lexicons. 363
pati: 252,3 (131,2): candra ^ nioon. (»iily lexicograiihers
cited for this meaning.
dvijaräjan: 273, 1 (141, 6): hrühmanasresfha^ Brahuian of superior
excellence. Not in with this meaning.
dvi/artha: 195,1 (100,7): uindamhlmvarjanarüpUrthadvaiioi^eta.^
uncertain, hesitating. Not in with this meanini'.
an
dhrtarä.stra : 15, 1 (9. 2): dhrtarüj'i/a , ruler of a kingdoni. Not
in with this meanincr
n
nayuramandana : 142,4 (75,1): adornment of a city. Not in
Avith this meaning.
natlmnnt: 181, 2 (94, 3): nainra, bowed, bent. Not in.
nada: 91, 3 (49, 2): ^abda, sound, noise. Not in with this meaning.
nad'ina: 25, 1 (14, 3): lord of rivers. Not in with this meaning,
nandt'ghosa: 142, 2 (74, 5): tadabhldhäna ratlia^ name of Arjuna's
chariot (see Zachariae, Beiträge^ 40). Only lexicographers cited
for this meaning.
nabhascara: 267, 6 (138, 9): bird. Only lexicographers cited for
this meaning.
nablioga: 23, 3 (13, 4): deva, god, deity. Not in with this meaning.
naya: 284, 2 (147, 1): sort of game, chess (?) or backgammon (?)
(see Thomas, ZDMCI. 53, 364). Only lexicographers cited for this
meaning.
narmada: 271, 1 (140, 5): 7{ridäm dadäti] jester, bufFoon. Only
lexicographers cited for this meaning.
nava: 27, 3 (15, 3); siufi, praise, glory. Only lexicographers cited
for this meanins:.
navaka: 7,4 (4,4): kutsita, despised; ajnäfa, unknown. Not in
with these meanincrs.
nünd'ika: 295, 1 (152, 1): praiseworthy. Not in with this meaning.
nüstikatä: 18, 1 (10, 3): daridratä^ poverty. Not in with this
meanmg.
nirrtt: 122, 3 (64, 8): nirgatä spardhä, devoid of envy. Not in
with this meaning.
mrbarka: 288, 5 (149, 4): galüainccha ^ with fallen or drooping
plumes. Not in.
nistrimsatva : 129, 2 (68, 4): swordship; krüratva, cruelty. Not in.
m/agrodha: 104, 3 (55, 6): adhahdes(warodhana, underbrush. Not
in with this meaning,
pancähgulaya: 183, 3 (95, 5): -iCXis-, handful. Not in.
pat {papäta): 186, 1 (96, 5): gati, to go. Only lexicographers
cited for this meaning.
patakutika: 291, 1 (150, 5): tent. Not in.
364: Gr>'(^!/i Lexicograpliical Addenda to the St. Petei'sburg Lexicons.
patuprabha: 286, 1 (148, 1): su7idara, beautiful. Not in.
pattraratha: 42, 3 (23, 9): bäna, arrow. Not in witb this meaning.
pathya: 248, 2 (128, 0): health. Not in with this meaning.
parimalay {parimalaya): 233,2 (121,9): to perfurae. Not in.
palala: 156, 1 (82, 1): mämsa ^ fiesh, meat. Only lexicographers
cited for this meaning.
paläsa: 133,2 (70,5); 246,3 (128,1): rälcsasa, demon. Only
lexicographers cited for this meaning.
pallava: 38, 4 (21, 4); 114, 3 (61, 1): s'rngära, love; vi'ta, pai'amour.
Only lexicographers cited for these meanings.
pallmiita: 137,1 (72,2): rakta^ reddened. Only lexicographers
cited for this meaning.
prära: 47, 3 (26, 3): deha, body. Not in with this meaning.
päli: 139, 5 (73, 6); 190, 5 (98, 9): beautiful (at the end of
Compounds) ; tsaru , hilt. Only lexicographers cited for first
meaning; not in with second meaning.
p)undar}ka : 42, 4 (23, 9): sitacchattra^ white parasol. Only lexico-
graphers cited for this meaning.
puspaketu: 111, 2 (59, 2): puspübharana , mass of flowers. Not
in Avith this meaning.
pecakin: 178, 1 (92, 5): gaja., elephant. Only lexicographers cited
for this word.
pracayatä: 266, 6 (138, 4): samühatä, mass, quantity. Not in.
prahüla: 114, 2 (60, 5); 247, 2 (128, 4): uttamakesa ., prakrsta-
kesa, long hair. Not in with this meaning.
pyravälamani : 114, 2 (60, 5): daniaksatavidesa., sort of erotic bite
(see Schmidt, Beiträge, 502 — 503). Not in.
ph
phalatä: 258, 5 (134, 4): fruition. Not in.
h
handhura: 165, 5 (86, 9): unnatänata, undiform. Only lexico-
graphers cited for this meaning.
bahulatä: 88, 3 (47, 3): krsnatä , blackness. Not in with this
meaning.
bäha: 146, 2 (77, 1): bhuja, arm (see Zachariae, Beiträge, 57).
Only lexicographers cited for this word.
hh
bhanguratva : 128, 2 (67, 6): break; kutilatva, crookedness. Not in.
bltadra: 94,2 (50,4): mustä, Cyperus rotundus, Linn., galingale.
Only lexicographers cited for this meaning.
bkiru: 295, 2 (152, 2): jackal. Only lexicographers cited for this
meaning.
blmjisyä: 171, 2 (89, 5): presyä, courtezan (also in Kiittanhnata,
332, 420). Only lexicographers cited for this meaning.
Gray, Lexicographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons. 365
hhivana: 32, 1 (18, 1): j'ala, water. Only lexicographers cited for
this meaning.
bhütatä: 204, 1 (106,2): truth. Not in.
bhrhgaräj'an: 260,3 (135,2): sort of large bee. Only lexico-
graphers cited for this meaning.
hhramara: 40, 1 (22, 3): Jcümicka, lover (see Bain , Di(jit of the
J/oo7i, 282, note); lalätälaka, eurl on the forehead. Only lexico-
graphers cited for tirst meaning; not in with second meaning.
bhrämaka: 198, 1 (103, 2): loham bhrcmiaii, magnet; anyanärlm
bhränuiyati ^ seducer; asvädlnäm aseh Uiadgcisya bhrämaka,
Victor. Only lexicographers cited for first meaning; not in with
second and third meanings.
m
*
ma: 224, 3 (117, 2): Siva. Only lexicographers cited for this
meaninor.
matsarä: 72,2 (39,3): malcsika, fly. Only lexicographers cited
for this meanincr.
matsyaputrikä: 287, 3 (148, 5) : jantuvisesa, sort of bird. Not in.
niadana: 87, 2 (46, 4): dhattüra^ Datura metel, Roxb., white thorn-
ai)ple. Only lexicographers cited for this meaning.
madnnasaJäka: 106, 4 (56, 6): kämodbhodaka vartivisesa, aphro-
disiac. Only lexicographers cited for this meaning.
madayant: 213,3 (112, 1): maiia, intoxicated. Not in.
niadhusrtya : 139, 1 (72, 9): vernal beauty. Not in.
maruvaka: 135, 1 (71, 2): samlrana. probably Ocimum basilicum,
Linn., common basil ; inarudesastha baka, crane from the district
of Maru. Only lexicographers cited for this meanings.
marman: 112, 1 (59, 3): rahasya, secret. Not in with this meaning.
malaya: 224,3 (117,2): käma, love; candra, moon. Not in with
these meanincrs.
mallanäga: 89, 1 (48, 1): gajavi^esa. Not in with this meaning.
mahätapasvin: 281, 2 (145, 12): great ascetic. Not in with this
meaninw.
mahänata: 181, 3 (94, 4): dambhu, Siva (see Zachariae, Beiträge, 68).
Only lexicographers cited for this word.
mä: 122, 5 (65, 1): Laksml. Not in.
mämsalay (mämsaUta) : 177, 3 (92, 4): to make stout or strong.
Not in.
mätahgikä: 231, 3 (120, 7): nomen proprium. Not in.
mäniisyaka: 222, 1 (116, 1): manusyasaviäha, multitude of men.
Only lexicographers cited for this meaning.
mälaya: 23, 2 (13, 2): laksmigrha, red lotus. Not in with this
meanincr.
mukfa: 89, 1 (47, 4); missile. Not in with this meaning.
366 ^''ö.'/, Lexicographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons.
inuktämaya: 35, 2 (19, 4): n'iroga. free from disease. Not in witli
tbis meaning.
inud -\- ä (ämumude): 215, 1 (112, 4): säkalyena miimude, to
rejoice exceedingly. Not in with this meaning.
71111111: 136,2 (71,4): Mangifera indica, Linn.. mango - tree. Only
lexicographers cited for this meaning.
mürchägrh'ita: 156, 3 (82, 2): fallen in-a faiut. Not in.
mrtiiiiphala: 91, 3 (49, 1): mahäkälaphala kadali2)Jiala vä, fruit
of the Trichosanthes palmata, Roxb., or the Musa sapientum,
Willd., plantain. Onh' lexicographers cited for this word.
mradista: 169, 4 (88, 7): virdutara, softest, veiy soft. Only
lexicographers cited for this word.
//
yantrana: 136. 3 (71, 6): ^aränCnn liatraracanä. feather-guard on
an arrow; protection. Not in with first meaning: only lexico-
graphers cited for second meaning.
yavasa: 17, 2 (41, 4): daksa, skill. Not in with this meaning.
r
raktamandalatä : 230, 3 (120, 3): state of having a red disk; State
of possessing devoted adhei'ents. Not in with these meanings.
rägatä: 128, 1 (67, 5): a musical mode; affection. Not in.
rägitä: 129, 1 (68, 3): redness. Not in with this meaning.
röjasa: 203, 1 (105, 2): rajoguna, passionateness. Not in with
this meaning.
ripu: 199, 2 (104, 1): sapatnl, cowife. Not in with this meaning.
rüpa: 144,2 (75,4); 246,4 (128,2): pasu, wild beast. Only
lexicographers cited for this meaning.
laya: 224, 3 (117, 2): grha, house. Not in with this meaning.
läsaka: 55, 1 (30, 1): peacock. Only lexicographers cited for this
meaning.
V
värurü: 267, 1 (138, 5): jala, water. Not in with this meaning.
vikaca: 64, 3 (35, 3): sukra, the planet Venus. Not in with this
meaning.
vidagdha: 128, 1 (67, 5): libertine. Not in with this meaning.
vidyädhara: 14, 3 (9, 1): astödxi6avidyänidhi, receptacle of
wisdom. Not in with this meanincr.
viräma: 22, 1 (12, 4): rämäbhäva, absence of Räma. Not in with
this meanincr.
viläsin: 115, 3 (61, 4): sarpa, serpent (see Zachariae, Beiträge, 30).
On\j lexicographers cited for this meaning.
Gray, Lexicographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons. 367
viMayant: 207,1 (107,3): solitaiy. Not in.
viraiara: 112, 1 (59, 3): kämfa, aiTow (see Zachariae, Beiträge^ 76).
Only lexicogvaphevs cited for this meaiiing.
.H
Mikuna: 144, 1 (75, 4): festal song. Not in with this nieaning.
^arana: 260, 1 (134,8): saranäyata, refugee. Not in with this
lueaninijf.
s'alnka: 55, 1 (30, 1): mina-bird. Only lexicographers cited for
this meaning.
sälabhavjt'kä: 110, 1 (58, 5): nüyikävisesa , variety of heroine.
Not in with this meaning.
sikharcujatasüryäcandramastä: 90, 1 (48, 3): State of having the
sun and moon on the summit. Not in.
sikharatü: 85, 3 (45, 6): state of having a peak. Not in.
^tkharin: 168, 2 (87, 8): vrksa, tree. Only lexicographers cited
for this meaning.
sodhana: 209,2 (109,2): siksaka, teacher. Not in with this
meaning.
sravas: 150, 1 (78, 5): srotra. ear. Only lexicographers cited for
this meaning.
svitray {dvitrita): 184, 4 (95, 9): sanjätakustha, to make leperous.
Not in.
s
Sa: 296, 4 (152, 10): lord. Only lexicographers cited for this
meaning.
sad -\- sani -f- « {samäsüdita) : 12, 1 (7, 1): uddhrta, to uphokl.
Not in with this meaning.
sadäräma: 295, 6 (152, 5): goodly garden. Not in.
santäpatä: 165, 3 (86, 7): grief. Not in.
sandhyäräga: 58, 4 (32, 1): lauhityavisesa, sort of redness , red
lead. Only lexicographers cited for this meaning.
saprapanca: 195, 1 (100, 7): vakroktyädisahlta^ füll of innuendo.
Not in with this meaning.
sügara^äym: 13. 1 (7, 3): Näräyana. Not in.
sitatva: 197, 1 (101, 1): baddhatva, bondage. Not in.
sindüra: 247,2 (128,3): vrksavisesa, sort of tree. Only lexico-
graphers cited for this meaning.
sukumära: 120, 3 (63, 7): sort of plant (?). Only lexicographers
cited for this meaning.
sugandhaväha: 147, 3 (77, 4): sugandhadhärin, bearing perfume ;
sohhanaväyu^ goodly breeze. Not in.
sumukJia: 34, 1 (19, 1) : ^^a/i(/«Va, leamed, wise. Only lexicographers
cited for this meaninw.
O
surasundar'i : 42,3 (24, 1): matsyabheda^ sort of fish. Not in
with this meaning.
Zeitschrift der D. H. G. Bd. LX. 24
368 Gray, Lexicographical Addenda to the St. Petersburg Lexicons.
srgäla: 29, 2 (16, 3): hätara, coward. Not in with this meaning.
santräma: 288,8 (149,6): relating to Suträman (Indra). Not in.
h
hamsa 36, 1 (20, 1); 113, 1 (60, 1): slaying; vUuddha^ pure. Not
in with these meanings.
härikantha: 149, 4 (78, 4): manoharasvara, with a sweet note;
manohara gala, handsome neck. Only lexicographers cited for
these meanings.
himänin: 23, 2 (13, 3): himasamhatirüjja^ snowy, Xot in.
hemakaksa: 295,6 (152,5): having a golden appartment (?). Not
in with this meaninsf.
O"
Here also may be noted five verb-forms supplementary to
"\Miitney's Roots, Verb-Forms, and Prhnary Derivatives of the
Sanskrit Language: itar (213, 3 [112, 1]), primary derivative from
2, go (comp. Lindner, Altindische Nominalbildung, 72 — 75): not
in: acikamata (154, 1 [81, 1]), aorist oi kam, love : only Brähmanas
cited for this form; acakähksat (155, 1 [81, 3]), aorist of känks,
desii'e: only lexicographers cited for this form; papcUa (186, 5
[^Q, 5], perfect of ^^a<, tear: not in; and hamsa (36, 1 [20. 1]),
piimary derivative from han, kill (comp. Lindner, 110 — 111):
not in.
H69
Zum arabischen Wörterbuch.
Von
Siogiiiiiud Fraonkel.
o -
1. .-wü
Dieses Wort findet sich in der von Reinaud als Anhang zu
seiner Relation des voyages herausgegebenen Topographie Syriens
II, 158, 10 in einer von unseren Wörterbüchern noch nicht ver-
zeichneten Bedeutung. Bei den Maßangaben über die Moschee von
Damaskus heißt es: ULÖ ^.,j.x^j .M^ilS pl-äj" i. .^v^i ist hier ge-
wiß identisch mit dem syrischen J^ju „Giebel" (so richtig Brockel-
mann s. V. gegen PSM.) und als Lehnwort anzusprechen wie das
demselben Begriffskreise angehörige x^ä (NnT'.p Nöldeke, Mand.
Gramm. S. 105).
Dozy, Suppl. s. V. verzeichnet beide Formen dieses Wortes nach
der Leidener Handschrift des Ibn al-Awwäm als einen Feigennamen.
Aus der von ihm angeführten Stelle ALsutXit t^l *w;^\Ai:ii ,i>'uXj» er-
gibt sich, daß es eine besonders zeitig reifende Feigenart ist. Nun
kennt das Modernarabische (Löhr, Der vulgäi-arabische Dialekt von
Jerusalem S. 119) ein defür in der Bedeutung „Vorfeige ''^). Das ist
zweifellos dasselbe AVort und somit F als Anlaut der zweiten Silbe
sichergestellt. Natürlich haben wir hier ein Lehnwort. Es stammt
vom griech. öicpoQog {ovkT] öicpoQog öfters belegt) ; die Vermittelung
bildete das aram. i<i2"'T (Krauß, Griech. und lat. Lehnwörter 201).
3. l^US
Dieses Wort kommt bei Gähiz, Buhalä (ed. v. Vloten 2-31, 8) vor.
Die Bedeutung „Leiter, um auf eine Palme zu steigen" ist klar.
Es ist entlehnt aus N'^bmr, „Strickleiter" (so die erste Erklärung
'Arüch s. v.-), die zweite „Korb" wird durch die Stelle bei Gähiz
1) S. Dozy, Suppl. s. V. .ij> und .5J> (A. Fischer).
2) Low, Aram. Planzenn. 124.
24*
370 Fraenkel, Zum arabischen Wörterbuch.
widerlegt). Das Wort ist noch jetzt im 'Irak lebendig, vgl. Meißner,
Xeuarab. C4eschichten aus dem Iräq 8. 102 1).
4. JaÄJ
Dieses Wort, das den Tribut der Nubier bezeichnet (Belädori,
Glossar: Mas'üdl, Prairies d'or III, 39 -)X ist die Transkription von
TtccKxov („tributum ex pacto indictum" Ducange, Gl. med. et inf.
Graec. 1080).
Doxy, Suppl. I, 155 leitet dieses Wort von yix(ovia. yncoviov
ab und belegt es aus Bocthor. Es findet sich aber schon bei Sa'adja,
Lev. 8, 7 u. ö. (als Übersetzung des hebräischen rprs). Gegen Dozy's
Etymologie spricht , ganz abgesehen von der völlig beispiellosen
Aufgabe des Anlauts, schon die unregelmäßige Vertretung von r
durch cj. Das Wort ist aus od-oviov lud. XIV, 12 (= ßivdcov
Schleußner, Thes. IV, 51) entlehnt.
i. >
Dieses schon aus Näbiga XXVII, 11 bekannte Wort hat jetzt
Geyer, Zwei Gedichte von al-A'sä S. 207 mehrfach belegt'^). Schon
die Bedeutungskategorie, zu der es gehört, macht seine Echtheit
verdächtig. Es ist entlehnt aus "pn?3p Menäch. VIII, 7, das Tanchum
Jeruschalmi bereits richtig dazugestellt hat (vgl. Bacher, Aus dem
Wörterbuche Tanch. Jerusch. S. 90*)).
1) Meißner weist mir noch einen andern Beleg für LaJLo nach: Abu Ilätim
as-Sigistäni, Kitäb an-nahl 24, 7.
2) Auch Quatremere. Hist. des sult. maml. II, 1, 108 (A. Fischer).
3j Vgl. auch Loth, Über Leben u. Werke des 'Abdallah ihn ul Mu'tazz
15 f. (A. Fischer).
4) Die anderen LA. zu der Misnästelle sind zu verwerfen, wie gerade
das arabische Wort zeigt.
<
H71
Zu Süra 101, 0.
Von
A. Fischer.
In meinem Aufsatze „Eine Qürän-Interpolation", in der Fest-
schi'ift für Nöldeke S. 33ff. , habe ich zu beweisen gesucht, daß
der Qoran-Vers: üj^LP x/ili a^JLjjtj./! oÄi> ^^ U|» (Sura 101, 6)
im Munde des Propheten den Sinn gehabt habe: ,ünd wessen
Wagschale leicht ist , dessen Mutter wird kinderlos (d. h. der
geht zu Gi'unde)*, und daß die Deutung von ä,j»L^ auf die
Hölle , wie sie bereits in den beiden Schlußversen der Süra :
Ka^Ls* .Li A i^^.9 Lx u^jI-oI Loj V vorliegt, erst künstlich in ihn
hinein^etrasren worden sei. Meine dortige Argumentation möchte
ich hier noch durch den Hinweis darauf stützen, daß die musli-
mischen Qorän-Exegeten, und zwar z. T. bereits die ältesten unter
ihnen, den Begriff „Hölle" auch sonst gewaltsam in den Qorän
hineininterpretiert haben, offenbar weil ihre religiöse Phantasie, zu
unfruchtbar um sich andere Vorstellungen zu schaffen, immer wieder
mit Vorliebe bei dem Bilde der Ungläubigen in der Verdammnis
(wie andrerseits der Gläubigen im Paradiese) verweilte. Man vgl.
C-o-
in dieser Beziehung , wie sich die Qoran - Kommentare zu J05
Süra 2, 73 (^,jJ^äj ^ ^^yJS.i v_jUXJ! ^.^j.aä.<j qjÄJÜ Joji ....
^^.,j-<..s*Osj L4-« f*-ji Joj3 ^lXjI) äußern ; z.B. Tabarl (I, rAl,6): (J^ji)
- O0-- « * jcS
LoA=> Uj |^i.Aaxj ^)jU5 Joji »^y> Jo^Lj J, J^J^UJI JJ:t v_ÄiÄi>l
1) In der Ausg. der Druckfehler oLä (sie!).
372 Ftscher, Zu Sfira 101, G.
XJ
^ '-Äj.^ U'.^*f;5 y'w^'S M= ^yir'- f^H^ S '^^i J^J^ ^^* f*-*^^
^i ^zjlXj'-j A.IdLxj! ^., ^äXj Q.JLX.i! ^»-i^J^J i»-ii-^^^ ,\Jun\ ^5 (*-*r-?"
o
} o ■
\j^ liSJÄj s'.*^ i^JLjti» J»j J! ii^i J«*r^ Q-* ^^- ''i- Diese Exegese
hat natürlich ihren Nachhall auch in den Lexicis ; vgl. GauharT s.
1) Vgl. Süra 14, 19: Js.jAa:3 's-'^ .--x -ä-w,j» .«.ä-^.> xj5,. ..^X!.
2j Ausg. Q.J. 3) Ausg. OJ-V**^'
4j Ausg. ^. I'
I
Fischer, Zu SUra 101, (!. 373
öj> ^^ uI^Ü; Lisäu al-Sarab s. jo^ (XIV, ni, 6—9. 22 f.):
^i\ ^£ u:>.jAil ^» L^(^| ^ ^'u Joes. ^^ ^ 0I3 Jo^3
J^'S »ji> Q.^ C>>-cU J'Lxi»- ».A5 c;JLv,.l jJ lÄJji> (J:T«•J^1 -SlXK XaS
- SS -
Tag al-8arüs s. Joj). Hier hat also eine ganze Schar alter, ja
ältester Traditionarier und Qorän-Exegeten, darunter selbst ein Manu
wie Tabarl, den man doch nicht leicht für einen Schwachkopf
taxieren wird, ein so bekanntes Wort wie J^», dem außerhalb des
Qoräns und der frommen Überlieferung keiner unter ihnen einen
andern Sinn gegeben haben würde als ,Wehe", ohne viel Um-
schweife auf eine Örtlichkeit in der Hölle gedeutet : auf einen Fluß
oder eine Zisterne aus einer Art Eiter -), der den Verdammten ent-
strömt , einen Brunnen , ein Tal , einen Berg , eine Abteilung der
Hölle u. ä. ; ja, man hat sich nicht gescheut, diese Deutungen
z. T. dem Propheten selbst in den Mund zu legen. Wie hätte man
da mit dem seltenen üj.L?' in Süra 101, mit dem man nichts an-
zufangen wußte, viel Umstände machen sollen ?
Tatsächlich sind wir bei'echtigt den ältesten Muslimin , bei
ihrem absoluten Mancjel an Schulung in literarischen Dingen . in
Sachen der Qorän-Auslegung jede Dummheit zuzutrauen. Ist sich
doch offenbar der Proj^het über allerlei Stellen in seinen Offen-
barungen selbst begrifflich nicht völlig klar gewesen! —
Völlers (der im übrigen meiner Erklärung von Süra 101, 6 — 8
beistimmt) verweist mich auf einer Postkarte auf Wellhausen's
deutschen Uäqidl („Muhammed in Medina"), S. 35 unt., wo W. die
1) Vgl. Süra 74, 17.
2) l\jiA>o , s. dazu die Qorän-Kommentare und die Lexika.
374 Fischer, Zu Snra 10 J, 6.
Wendung Jkj»L^5 :i^\ Ji *lXäj übersetzt: „(Omar .... bat ihm
den Kopf abschlagen zu dürfen,) damit er zu seiner Mutter, dem
Nichts, heimkehre", wozu er die Anm. gibt: „vgl. lob 1, 21.
Ps. 9, 18 und zu *.j^L^! (Sur. 101, 6) vielleicht inn". Aber iü^L^I
heißt nirgends „das Nichts", und ir;n hat etymologisch mit iCj^UJl
(Süra 101,6 heißt es nur ä_j»L5= !) nichts *zu tun; auch wäre der
Gedanke, daß der Mensch aus dem Nichts hervorgegangen sei und
mit seinem Tode in das Nichts zurückkehre, nicht muslimisch,
sondern heidnisch. Ich erkläre die "Wendung wie die engverwandten
iü^UJt u. ä., die ich a. a. 0. S. 42 f. behandelt habe.
375
Erwiderung ;iiif S. 243 [tvditjXlayutvog).
Von (t. ,1 all II.
Herr Prof. Nestle wirft sich mit einem großen Aufwand von
Citaten auf einen nebensächlichen Punkt. Es kam mir darauf an zu
beweisen, daß König für den collectiven Gebrauch des Singulars sich
auf Stellen beruft, wo der collective Sing, nicht ursiirünglich ist. Ich
führe dafür 1 Reg. 14,21 an, wo LXX {övvö^a^wq) sicher T^j]: statt
uinj:, also kein Collectivum, gelesen hat. Ferner 1 Reg. 22, 47, eine
Stelle, die in einem otfenbaren Nachtrag steht (47 — 50), wie sie denn
im Cod. Vat. fehlt. Hier steht der Singular *cnp ebenso falsch wie
14, 21, und diese Parallele, zusammen mit 15, 12, wo in ganz der-
selben Verbindung wie 22, 47 der Plural C'wHp steht, genügt, um
den Singular als nicht ursprünglich zu erweisen, quod erat demon-
strandum. Nun versuche ich auch das seltsame ev()i)]XXay^Bvog des
Cod. AI. zu erklären. Hier setzt Nestle ein und will beweisen, daß
Aquila durch dies seltsame Woi*t "cinp ausdrückt. Er citirt dafür
die Erklärung des £v8u]lX. von Hieronymus, der es dui'ch „mutatus"
übersetzt, „quod suam naturam mutaverint et de viris facti sint
feminae". Aber daß diese Worterklärung, zu der das praefigirte
iv nicht paßt, wie viele andere der Alten, unrichtig ist, geht daraus
hervoi", daß auch die ncip , für welche das "Wort doch zuerst ge-
prägt ist, EvdirjlXay^uvrj heißt (vgl. die von Nestle gegebenen Beläge),
bei welcher von einer natura mutata keine Rede sein kann. Es
scheint , daß man den Ausdruck rrcip als Blasphemie vermeiden
wollte und statt desselben micp (die mit einem verbundene) las.
Diese Annahme gewinnt nicht nur durch avvöeöi.iog (LXX zu
1 Reg. 14, 21) Halt, sondern auch durch die Übersetzung eines cdXog
zu 22,47, welche Nestle anführt: rcov 6vj.i7iXoy.(i}i' , nach dessen
klarem Sinn, in Verbindung mit awöeßi^iog^ der weniger klare Sinn
von evöiiiXXay^svog zu bestimmen sein dürfte. Dieser ccXXog , für
dessen Citirung ich Nestle dankbar bin, hat C"'*i'«rp gelesen, also den
Phiral , welcher für meine Beweisführung König gegenüber der
einzige Punkt von Wichtigkeit ist.
Zu meiner Erklärung des Wortes ivöir,XXciyj.ievog und zu voi--
stehender Erwiderung habe ich nichts hinzuzufügen als den Hinweis
auf Rom. 1, 20 (acT}'jXXti'i,uv) und Sap. Sal. 14, 26, wo der Zu-
sammenhang 'xpv'i&v ^ataöfto j, y e vi 6 S(o g i v aXXayrj , ycc^wv axcc'E,Ui,
Iwi'iiUi. tiöiXyaa die Erklärung des Hieronymus voll bestätigt: „wider-
natürlicher Geschlechtsverkehr" übersetzte schon Siegfried ; „stumme
Sünden« Luther. Eb. Nestle.
376
Anzeigen.
Posnanski, Dr. Adolf [Rabbiner in Pilsen]. Schiloh. Ein
Beitrag zur Geschichte der Messiaslehre. Erster Teil.
Die Auslegung von Gen. 49, 10 im Altertume bis zu Ende
des Mittelaltei's. XXXIII. 512 SS. u. LXXVI SS. Texte.
80. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1904. Mk.l5, geb. 16.
Es war ein guter Gedanke des Lehrerkollegiums am Rabbiner-
Seminar zu Bi'eslau , als es vor Jahren zur Preisaufgabe für seine
Hörer eine Studie über die Auslegung von Gen. 49, 10, dieses
namentlich in der Literatur des Mittelalters zu so vielen Kontro-
versen Veranlassung gebenden Bibelverses, gestellt hat. Dieser An-
regung ist sowohl die Entstehung der Schrift P.'s, als auch die nur
als Fragment gebliebene , ausgezeichnete Arbeit des der Wissen-
schaft zu früh entrisseneu B. Zimmels^) zuzuschreiben. Die Materie
verdient eine gründliche Behandlung-), nicht allein weil man aus
derselben ein mächtiges Stück menschlicher Irrungen ersehen kann,
sondern weil wir aus der eigenartig-beschränkten Auslegunsf dieses
einen Satzes in der Tat zum großen Teile auch auf die Verfehlt-
heit der mittelalterlichen Exegese überhaupt zu schließen ver-
mögen. Das wird freilich immer so bleiben, insolange man nicht
in grammatisch-rationeller Weise an die Erklärung auch biblischer
Bücher geht.
Juden , Christen und Muhammedaner , ein jeder glaubte in
diesen Vers seinen Messias hineinerklären zu können; so entstand
denn zu großem Teile diese bunte Musterkarte von Erklärungen,
die P. in 18 Kapiteln und einer kurzen Einleitung ansammelt und
folgendermaßen aufteilt. In der Einleitung [dieses vorläufig nur die
alte und mittelalterliche Auslegung enthaltenden Bandes] (1 — 3)-^)
werden uns die verschiedenen Lesarten zu den einzelnen AVörtern
1) Zur Geschichte der Exegese über den A'ers Gen. 49 , 10 "nO"' N5
'ist ü!3;r in Berliner's MfdWdJ., Bd. XVII u. XIX— XX , Berlin 1890 und
1892—93.
2) Sie wurde auch schon früher behandelt von Kohler, Der Segen Jakobs,
Berlin 1867 und in letzter Zeit von Margel , Der Segen Jakobs, Berlin 1900.
3) Die in Klammern stehenden Zahlen geben die Seitenzahlen in P.'s
Buche an.
Herzog: Posnanski, Schiloh. 377
des hebräischen Textes von Gen. 4'J, lO geboten i). Kap. I (4—1!*)
behandelt die Spuren ältester Auslegung unseres Verses. Allen
voran natürlich die Stelle Ez. 21. 30 — 32, die ja schon frühzeitig mit
unserem Verse in Verl)induno- gebracht, auf Nebukadnozar bezo<?en
worden ist. Nicht weniger als 35 Ansichten für und wider reiht
P. in chronologischer Reihenfolge hier an, ohne uns aber seine
eigene Meinung hierüber mitzuteilen. Hierauf folgt Psalm 78, der
nach Hitzig Spuren des Segens Jakob's aufweist, was aber gar nicht
einleuchtet-). Nicht besser ergeht es uns mit den anderen herbei-
gezogenen Stellen: 1 Chron. 5, 1 — 2-^); Joseph., Bellum, VI, 5,4;
Assumptio Mosis, HI, 146, wo der dort genannte Taxo mit dem
Messias Silo identisch sein soll, und dem Testamente der zwölf
Patriarchen (M. P. G., T. II, Kap. 1, § 20). In Kap. II (20—30)«)
werden die alten Versionen behandelt , von welchen drei stark auf
die spätere Auslegung eingewirkt haben. Hierher gehört vor allem
das Targum Onkelos, der eigentliche Begründer der mess. Aus-
legung luiseres Verses, das die erste Hälfte der zweiten Vershälfte
rrbw J<2-' "'S iy mit den Worten paraphrasicrt : Nr,'';:;72 T."i''n ly
Nmrb-: n^- nib-^m^); dann die LXX, die das Wort nb-'^D in
den meisten Codd. entweder mit rcc aTtoxeifisva avrcö oder mit w
i'.TTOKenca wiedergibt, und endlich die Vulgata, die Tib'^'C im
Sinne von mb",;:: (mit n) fassend mit ,qui mittendus est" übersetzt.
Von Targum j e r u s a 1 m i und Pseudo Jonathan paraphrasiert
das erstgenannte mit Nmsb": N"'- rtT'm t^n""«::": N2b7: t"'"«i 173T ny,
das zweite mit ''i^'n 'nri nd'^w": Nrb": ti"" "^t y:- "y. In dem
die jüdische Traditionsliteratur behandelnden Kap. III (32 — 46)
interessiert vor allem die Auslegung Juda I. (32), wonach die
erste Vershälfte auf die im Gebiete Juda's sich befindende Quader-
halle sich bezieht, während hingegen ja der große Tempel im Ge-
biete Joseph's [bzw. Ephraim's] sich befunden hat. Nicht minder
interessant ist auch die auf die spätere Auslegung unseres Verses
1) Vgl. Kittel, Biblia sacra, Lpz., 1905, z. St.
2) Vgl. übrigens Baethgen, Die Psalmen, in Nowack's Handkommentar zum
Alten Testament. Göttingen, 1897, S. 238 f.
3) Hier hätte P. hinweisen müssen auf die wie Kittel (Die Bücher der
Chronik, in Xowack's HkzAT., Gottingen, 1902, z. St.) vei-mutet von einem
syrischen Juden der christlichen Zeit stammende, bemerkenswerte Glosse der
syrischen Übersetzung: ,Und über diese beiden (Juda und Joseph) kamen die
Segnungen von allen Stämmen Israels , von Juda wird der König, der
Messias ausgehen und Joseph wird die Erstgeburt verliehen werden."
4) Dieses Kapitel hätte besser der Einleitung angegliedert werden sollen.
5) Einige Codd. haben vorher noch die Glosse [■'ri"'^l ~yj ü'^^Z' "y,
welche wie Zimmels a. a. O. , Bd. XIX, p. 72 ff. richtig vermutet, die Ver-
anlassung bot, trotz der verbindenden Akzentuation des masoretisclien Textes,
das Wörtchen "y zur ersten Satzhälfte zu ziehen. Danach wäre eigentlich
Graetz, GdJ., Bd. IP, p. 191 A., der übrigens diese Erklärung für die richtigste
hält, richtigzustellen. Vgl. übrigens Posnanski, p. 215 und diese Arbeit, p. 379,
Anra. 5.
878
Anzeigen.
tief einwirkende Erklärung I.Iija's (33), der die erste Versbälfte
auf das Exilshaupt in Babylonien bezieht, das Israel mit dem Stabe
lenkt, und unter ppin": die Kindeskinder Hillel's, welche Israel
öffentlich das Gesetz lehren , begreift. Nicht ohne Einfluß blieb
auch die Erklärung des Midr. Tanhuma (42), wonach unter
nb-'C der in 1 Kön. 11, 29 — 39 genannte Achia der Silonite ge-
meint sei, der dem Hause David's die Königswürde entzogen hat,
um sie dem Jerobeam zu übertragen. Nicht unmöglich wäre es
auch, meint der Midras Tanhuma weiter, daß unter nb'^'3 das Auf-
V ^ •
treten Samuel's in Silo (1 Sam. 1, 24; 3, 1 — 20) gemeint sei, der
den aus dem Stamme Benjamin stammenden Saul zum Könige er-
hoben hat. Das ^Yort nnp"' wird mit „stum^if machen" (nnp, vgl.
Ges. AVtb.^'' s. v.) mit Anlehnung an Micha 7, IG erklärt. Beresith
rab. bezieht das Wort :23'.2: auf David und ppirr^s auf Mephiboseth
(2 Sam. 9, 6), nb^'CJ ist der König Messias. Nach einer anderen
Erklärung ist unter Silo der Messias zu verstehen, dem die Völker
'"J (Jes. 18, 7, vgl. Ges. "VVtb.^-^ s. v.) „Gaben" bringen werden. Die
Kirchenväter, die im IV. Kap. (48 — 98) behandelt werden, be-
ziehen fast ausnahmslos das Wort Silo auf Jesu. In Kap. V (99 —
104), das die gaonäische Zeit behandelt, interessiert vor allem
Saadja (100), der Silo gleich Onkelos als riVd (■nb irr "^"-bN)
erklärt^). Gegen diese Erklärung Saadja's wendet sich Dunas aus
drei Gründen , einmal weil Saadja das "< in Tih-^iD unberücksichtigt
gelassen , weiter weil er das b mit Dages versehen und drittens
das ~' als Ersatz für i habe gelten lassen. Doch nimmt ihn Esra
Saadja in Schutz und vei'teidigt ihn-). Samuel b. Hofni (103)
bietet uns drei Erklärungen zu dem Worte Jib"'">::. Entweder es
ist mit bc;^. (Hiob 27, 8)-^), b"^: (Deut. 7. 1 ; 19, 5) zusammen-
hängend, dann bezieht es sich auf Nebukadnezar, der das Königtum
des davidischen Hauses vernichtet hat, oder aber es ist der Ort
des Tempels, und der Sinn unseres Verses wäre : Die Macht gehört
Juda erst dann, bis Silo verschwunden ist (1050 v.). Am richtig-
sten jedoch will ihm scheinen, das nb"'":: mit dem Worte rT'bo
(Deut. 28, 57) , Nachkommen [Nachgebui-t]" identisch ist, denn so
nannten auch die Alten den Fötus (Sabbat 128 b), sonach wäre
der Sinn des Verses : bis da kommt [der Messias] der Nachkomme
[Davids]*). Im VI. Kap. (105 — 114) ist vor allem der auf die
Späteren einen großen Einfluß übende ihn Esra (108) hei'vorzu-
1) nlnp^ leitet er von bTip ab.
2) Vgl. ^rr« nEÜ, ed. Lippmann, Frankfurt a/M., 1843, p. 18a.
3) Nach Samuel b. Hofni, der das oben zitierte Wort wie Hiob aus 5Ü3*
ableiten will, müßte das Wort b'C* vokalisiert sein, vgl. Budde, Hiob, in
Nowack"s HK„ Göttingen, 189C, z. St.
4) Der in diesem Kapitel genannte arabische Schriftsteller Albiruni würde
besser, wenn er auch bloß eine fremde Ansicht äußert, unter Hija p. 33 oder
Kap. XVni einzureihen gewesen sein.
Herzog: Posnauski, Schiloh. 379
heben, der die Weissagung .lakob's auf David (lOOU — 976 v.) be-
zieht, der nach dem Sturze Silo's erst recht von allen Nationen
geehrt wird^). Das Wort N-:^ laßt er wie Lev. 22, 7 im Sinne von
„untergehen", rib'C führt er auf eine Wurzel nbc „gebären", wie
2 Kön. 4, 28 zurück-) und rrr;',^ „gehorchen'" (Prov. 30, 17) ist
ihm 3. Pers. niasc. Impf., wobei natürlich das "< Präfixum ist'').
Aus Kap. VII (llö — 125), wo die Darsanim zusammengestellt wer-
den, wäre zunächst die Erklärung dos Mose hadarsan (117)
hervorzuheben, der unseren Vers so erklärt: Das Zepter wird von
Juda nicht weichen, darunter hat man den Messias, den Nach-
kommen Davids zu begreifen , welcher die Reiche mit dem Stabe
beherrschen wird, und der Gesetzesstab von seinen Füßen, das ist
das Geschlecht der Sopherim, die in Jaabez (1 Chron. 2, 55) wohnten,
bis Silo kommt , was besagen will : ib ""4; *) „bis der Tribut der
Nationen zu ihm kommt". Bemei'kenswert ist auch, daß Midr.
rabbathi (119) das ~v zur ersten Vershälfte zieht und es im Sinne
von ~v ■'-;• erklärt ^). Einen anderen namentlich von der Kabbala
eingeschlagenen Weg betrat Tobia b. Elieser (121), der in rtbc
einen Hinweis auf die im Buche Dan. 12, 12 erwähnten 1335 Jahre
erblicken will. Tausend ist das Allgemeine, nbo hingegen ergibt
im Zahlenwerte 335. Danach wäre der Vers so zu verstehen: im
Jahre 1335 werde der Messias kommen, nur wissen wir nicht, von
wann ab wir diese Jahre zu i'echnen haben ^). Menachem b.
Salomo (122) hingegen will den Vers so erklären: Fürsten und
Gesetzeskundige sollen von Juda nicht weichen, wenn aber Silo zu
Grunde geht^), dann sollen auch Könige von ihm hervorgehen.
Der in diesem Kapitel erwähnte Mejuchas b. Elia (125) hin-
wiederum bezieht nach der Methode "^''^ r"N das Wort nb"'T:j auf
Salomo, 7\Tx'p^ (radix np") ist ihm nach Jer. 31, 29 und Prov. 30, 17
„Stumpfheit, Schwäche".
Aus dem VIII. Kap. (126 — -136) wäre eigentlich nur Samuel
b. Meir [RSBM] nennenswert, der unseren Vers auf die Zeit bezog,
in welcher Juda die Hecremonie über ganz Israel ausgeübt hat
O O *^ V
(933 v.), bis er durch Rehabeam in Sichem, in der Nähe von Silo,
die zehn Stämme eingebüßt hat. Aus Schonung nun für Juda,
habe Jakob in seiner Weissagung statt Sichem das Wort Silu ge-
braucht. Jakob b. Abraham (130) hinwiederum faßte das
1) Ihn Esra faßt die Partikel "!" als Konjunktion wie Gen. 28, 15. vgl.
Ges. IIG.2Ö, § 106 o.
2) Vgl. hingegen Ges., Wtb.'^, s.v. "-"CJ I u. II u. Kittel, Die Königs-
bücher, in Nowack's HK., Göttingen, 1900, z. St.
3) Vgl. dagegen Ges., Wtb.^^ s. v. rtnp'.
4) Vgl. oben p. 378 s. Ber. rab.
5) Vgl. oben p. 377, Anm. 5.
C) pnp"* faßt er im Sinne von „Versammlung", -vvie I Sam. 19, 20.
7) NT3 hier in dem Sinue wie Ibn Esra,. vgl. oben Z. 3.
380 Anzeigen,
Verbum iio iiu Siuue von , erblühen, avifgehen" (Jer. 2, 21), N12
hiuaretren wie Ibn Esra im Sinne von . untergehen " und übei'setzt
demgemäß : Das königliche Zepter werde nicht früher in Juda er-
blühen, als bis der Tempel zu Silo zerstört ist. Samuel aus
Falaise (133) leitete das Wort nb'O von nbo = Ruhe (Echa
1 , 5) ^) ab. In dem die apologetische und polemische Literatur
behandelnden IX. Kap. (137 — 154) ist nicht ohne Einfluß auf die
Späteren geblieben die darin erwähnte Einwendung des Jakob
Tarn, der auf den von christlicher Seite erhobenen Einwurf, wo-
nach die Anfangsbuchstaben von -bi !-;b"^\i: N2"" das Notarikon "i"\2J"i
= Jesu ergeben, erwiderte, die Anfangsbuchstaben von r;b\b NU"»
-t^'ib nnp'' ibT hinwiedei-um ergäben das Notarikon u"yr\-' i"\ü"'
= Jesu leitet irre. Geistreich ist die Erklärung Joseph 's des
Eiferers (145), der r^n-vT im Sinne von „Zuchtrute" faßte und
dementsprechend den Inhalt des Verses so auffaßt: der Schmerz
und die Leiden werden von Juda nicht eher genommen , als bis
der Messias kommt. David Kimchi, dessen Erklärung im
X. Kap. (154 — 205), das die jüdische Bibelexegese vom 13. bis
15. Jahrb. behandelt, erwähnt wird (156), faßt ;-;b''\D als „sein Sohn"
(Deut. 28, 7) und bezieht den Vers auf David. nMp"' ist ihm (wie
Prov. 30, 17) ein Xomen in der Bedeutung von „Gehorsam und
Dienst". Levi b. Gerson (160) erklärt ^z» ~y gleich Ibn Esra
im Sinne von „bis sogar*" (Deut. 7, 24). Elieser b. Nathan (160)
bezog den Vers auf Moseh , indem er herausfand , daß nb^^UJ im
Zahlenwerte gleich nc?: 345 ergebe. Moses b. Nachman (163)
dagegen meint , der Vers könne durchaus nicht bedeuten , daß das
Zepter niemals von Juda genommen werden solle, dem widerspräche
ja Deut. 28, 36, sondern beweise bloß das Verlangen Jakob's, es
möchte nicht das Zepter von Juda auf seine Brüder übergehen.
nb-^O ist ihm der Messias aus dem Hause David's und nnp'^ ein
Nomen von radix 7\T\'p (Jer. 31, 29) mit präformativem Jod nach
dem Paradigma ini:'' (Deut. 11, 14). Jakob b. Ascher (177)
deutet neben anderen Erklärungen den Vers auf Josua, bei dessen
Eintreöen der Stamm Juda von dem bis dahin behaupteten Primat
(Jos. 18, 1) zurückgetreten sei.
Von den Kap. XI (206 — 266) „Disputationsliteratur" erwähnten
Autoren wären bloß anzumerken Lipman Mühlhausen (236),
der 49, 10 mit 49, 1 in Verbindung bringt und der Meinung ist,
daß das Reich Juda erst C-'Kti ri-inNin nach erfolgtem Kampfe des
Antichrist (Gog und Magog, Ex. 38 u. 38) beginnen werde, Hajim
b. Juda (251) will nach P. unter rib"'U3 gar Kaiser Titus sehen,
was aber auf einer falschen Interpretation P.'s beruht. Im XII.
die Karäer behandelnden Kapitel (267 — 282) finden wir fast gar
keine neuen Gedanken ausgesi^rochen. Von der im XIII. Kap.
(288 — 287) erwähnten Literatur der Samaritaner wäre bloß die in
1) Vgl. Ges., wtb.»3, s. V. -"b-:;.
i
Herzog: Posnansli, Schiloh. 381
der Barberini'schen Triglotte auf S. 5 der Textbelege abgedruckte
Übersetzuuif unseres Verses nennenswert :
o
-- I — ( - h.W
■ 11/ I It 'W
TN-
Kap. XIV werden die Aussprüche der mittleren Zeit der christ-
lichen Exegese aneinandergereiht , Kap. XV (302 — 324) die der
polemischen Literatiir, Kap. XVI (325 — 346) enthält die Aus-
deutungen der Schriftsteller der kirchlichen Macht , Kap. XVII
(347 — 449) wieder die polemische Literatur und endlich Kap. XVIII
die arabischen Autoren. Von diesen verdienen erwähnt zu werden :
Sa'id ihn Hasan (452). der in seinem ^Masalik al-nazar fi nubuwwat
sajid al-basar" den Juden den Vorwurf macht, sie hätten im Segen
Jakob's den Namen Mohammed's unterschlagen ; dann 'Abd es-Seläm
(452), der in seiner ,Risäla al-hädlja" unseren Vers auf Mohammed
bezieht. Erwähnenswert ist auch, daß der Verfasser des pnbN "iNn^iN
die Erklärung des 'Abd es-Seläm dahin ergänzt, daß l:^"«:) auf Moseh,
ppin": auf Jesu sich beziehe. Auch Abü-l-Fadl al-Mäliki as-Su'üdi
bezog den Vers auf Mohammed.
In dieser an der Hand von P.'s Buch gegebenen dürren, aber
fast alle nennenswerten Autoren beachtenden Skizze hat man die
in diesem großen Zeiträume produzierten selbständigen . neue Ge-
danken enthaltenden Erklärungen unseres Verses zu erblicken.
Alles andere , was auch gesagt wurde , war immer nur der alte
AVein, der in neue Schläuche gefüllt wurde.
Überschaut man nun den Inhalt dieser 18 Kapitel und die
Summe der darin enthaltenen Erklärungen, so wirft sich einem von
selbst die Frage auf, ob P. die bunte Mannigfaltigkeit seines StoÖes
in eine systematische Anoi-dnung gruppiert hat? Und bedenkt man
nun gar, daß keine einzige dieser Erklärungen, vielleicht mit Aus-
nahme derer der Kirchenväter, eine dem Wesen dieser von P. ge-
troffenen Einteilung notwendisr anhaftende ist, daß vielmehr die
meisten dieser Erklärungen in den verschiedensten Kapiteln kunter-
bunt miteinander abwechseln , so muß man entschieden dahin sich
aussprechen , daß diese von P. getroffene Anordnung seines Stoffes
eine durchaus unzutreffende, ja verfehlte ist. Eine solche Materie,
wie sie P. vor hatte, läßt sich meines Erachtens weder in eine
durch Zeit abgegrenzte Gruppierung, noch in ein von anderen Ge-
bieten hinübersfenommenes Schema eincrliedern , sondern einzig und
allein nach den aus den einzelnen Erklärungen resultierenden Haupt-
prinzipien. Als solche aber erscheinen mir nach dem Inhalte der
uns von P. gebotenen Materie die folgenden Gruppen als die ge-
eignetsten für eine übersichtliche Anordnung: 1. Messianische Aus-
3i^2 Anzeigen.
legungen: a) jüdisch -mess. Auslegungen, b) christlich -mess. Aus-
legungen. 2. Nichtmessianische Auslegungen. Beziehungen auf:
a) Kloses, b) Josua, c) Saul, d) David (sofern sie nicht schon unter
la rubriziert wurden), e) Salomo, f) Jerobeam, g) Nebukadnezar,
h) Exilshäupter. 3. Anderweitige , namentlich grammatikalisch-
rationelle Auslegungen. Hätte P. von dieser wie cresagt meines
Erachtens allein richtigen (iruppierung -seines Stoffes sich leiten
lassen , seine Arbeit wäre nicht nur viel übersichtlicher , für
die wissenschaftliche Benutzung bräuchbarer, sondern auch um
gut zwei Drittel kleiner geworden. Zudem hätten wir dadurch
auch eine genetische Entwickluncr der einzelnen Erklärungen er-
halten und die so häufig wiederkehrenden Wiederholungen wären
vermieden worden. So aber bietet uns P. eigentlich nichts anderes
als seinen willkürlich eingeteilten Zettelkasten.
Diesen Mangel von wirklich gründlicher Durcharbeitung seines
Materials können wir auch sonst noch beobachten. So z. B. war
es ein guter Gedanke P.'s, die bei den verschiedenen Schriftstellern
sich vorfindenden sogenannten „Erlösungs jähre" anzumerken^). Wäre
es nun da nicht zweckmäßiger gewesen, alle diese Daten in einem
Kapitel zu sammeln, als sie jetzt auf nicht weniger als 24 Stellen
zusammenzusuchen? Nicht besser ergeht es mit den Stammlisten
der Exilshäupter. Dieser Mangel einer streng sachlich durch-
geführten Systematik zeigt sich auch darin, daß Aveithergeholte, in
das Buch eigentlich gar nicht gehörende Materien aufgenommen,
die ohne Schaden für das Buch füglich hätten wegbleiben können.
So hätten u. a. auch die vielen Geburts- und Sterbedaten bei den
einzelnen Schriftstellern entfallen können. Im Gegenteil, es wirkt
m. E. nur störend , wenn dem Namen eines Schriftstellers , z. B.
RSBM, der achtmal im Texte erwähnt wird, siebenmal das Geburts-
und Sterbedatum immer wieder angefügt wird. Daß auch in der
Wiedergabe der Textesübersetzungen manches hätte gekürzt werden
können -), daraus will ich schließlich P., dessen Bienenfleiß ich trotz
alledem rückhaltlos anerkenne, keinen Vorwurf machen. Was ich
ihm aber vorwerfen muß, d. i., daß er die wie aus dem Vorworte
ersichtlich ihm nicht unbekannte, schon vor 12 Jahren erschienene,
vortrefi"liche Arbeit Zimmels', die er an manchen Stellen seiner
Arbeit nicht ohne Nutzen hätte benutzen können , so vollständig
ignoriert. Das hat die Arbeit Zimmels' nicht verdient •''). Doch
alle diese Ausstellungen hindern mich nicht den wie bereits er-
wähnt bewunderungswürdigen Fleiß des Verfassers anzuerkennen.
1) Vgl. ZuDZ, GS., Berlin, 1876, III, p. 224 flf.
2) So um nur ein Beispiel hervorzuheben: p. 297 ist eine wortgetreue
Wiedergabe von p. 289. In parenthesi auch folgendes: wozu P. in der Ein-
leitung drei Seiten braucht, sagt Kittel, Biblia sacra, Gen. 49, 10 in zwei Zeilen
viel übersichtlicher.
3) Man vergleiche die überaus lobende Anerkennung der Z.'schen Arbeit
in Magazin, Bd. XX, p. 180.
Broekelmann : Duval, Isü'ijdhb III Patriarcha. 383
lind wird P. im 2. Bande seiner Arbeit diesen seinen Fleiß auch
in bezug auf die Übersichtlichkeit der Anordnung entfalten, dann
ist das in diesem Bande angesammelte große ^Material nicht nutzlos
zusammengetragen worden ^). D H e r 7 o c
Isö'ijahh III Patriarcha^ lAher eplstxdarmn. Ed. Rubens
Duval. {Corpus Script, christ. Orient, curantlbus I.-B.
Chahot. I. Guidi etc. Scriptores Si/ri, ser. II, t. LXI V.)
Parisiis: C. Poussielgue , Lipsiae : 0. Harrassowitz. 1904.
294 SS. 19 fr.
Unmittelbar auf die oben Bd. 59, 178 angezeigte Ausgabe
Scott-Moncrieff's von dem ersten Drittel der Briefsammlung des
Patriarchen Isö'iav folgte die vollständige Bearbeitung des ganzen
Werkes durch Duval. Der hier vorliegende Text enthält S. 1 — 104
die Briefe aus der Jugendzeit, S. 105 — 217 die aus der Äletropolitan-,
S. 219 — 288 die aus der Katholikuszeit. Der Kreis der Adressaten
und der dadurch bedingte allgemeine Charakter der Briefe bleibt
auch in der zweiten und dritten Periode derselbe wie in der ersten.
Das größte Interesse bieten unfraglich die Briefe des Katholikus
an die Qataräie (S. 260 ft".), die arabischen Christen am persischen
Golf, die sich der Oberleitung durch die nestorianische Mvxtter-
kirche entzogen hatten ; diese Briefe waren ia freilich schon durch
Budge in seinem Thomas von Marga bekannt gemacht. Angesichts
der nun vollständig vorliegenden Sammlung kann man das Be-
denken nicht ganz unterdrücken, ob nicht die von Wright, Syriae
Lit. S. 174 gewünschte „judicious selection" einer Gesamtausgabe
vorzuziehen gewesen wäre.
Duval hat seinem Texte die Vatikanische und die Pariser Hds.
zugrunde gelegt. Erstere wird eröffnet durch ein Fragment , dem
die Adresse fehlt, das daher auch in der Pariser Hds. ebenso weg-
gelassen ist wie in den beiden Budge'schen Kopien. Diese stehen
der Pariser Hds. überhaupt näher als der Vatikanischen , die
außer dem Fragment am Anfang auch den Brief an die Mönche
in Izla (D. S. 16) allein überliefert. Der Mösuler Archetypus muß
aus derselben Quelle wie der Pariser geflossen sein. Diese bot
noch einen ebenso unversehrten Text wie der Vatikanische und die
kleinen Lücken des Mösuler (D. S. 6 ^)i<^ bis 19 wüL^Ü^-. fehlt
bei Scott S. 5, 13, dadurch erledigt sich meine Konjektur zu dieser
Stelle oben Bd. 59 S. 179) und des Pariser (D. S. 64, 22 und 65 u.)
1) Das 78 Seiten einnehmende Inhaltsverzeichnis und Register sind fleißig
gearbeitet.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 25
384
Anzeigen.
lallen erst deren Schreibern zur Last. Der schon durch Scott's
Auscrabe hervorarerufene Eindruck, daß die Briefsammluncr sehr gut
überliefert ist, wird durch die Duval's nur bestätigt.
Da Duval's Text unvokalisiert ist , so bietet er unter diesen
Umständen zu Bemerkungen noch weniger Anlaß als der Scott's.
Nur einige Kleinigkeiten sind Duval's Aufmerksamkeit und Sprach-
kenntnis entgangen. S. 46, i8 nimmt er mit einem sie Anstoß an
dem auch von Scott gebotenen ^ojo^jli )A*^?' ^^^^' g^^'^^*^ i"
dieser Phrase ist ja das Mask. das gewöhnliche, während sonst bei
solchen unpersönlichen Ausdrücken allerdings das Fem. vorherrscht.
S. 47, 8 findet sich das verdei'bte . 0).cvil ooi >J2>^ ebenso wie bei
Scott S. 43 apu. Lies ■ Oü-roT ) ^oj -2)/, d. h. „Vielleicht werden
die Würmer, nachdem sie alles zu Grunde gerichtet haben, selbst
auch zu Grunde gehen". S. 61, i9 ist das von allen Hdss. gebotene
\ in JJ--- - cy\ zu streichen und zu übersetzen: „(die Lobrede,) durch
welche sich viele nach süßer Gewohnheit den Stacheln der Schmeichelei
unterwerfen lassen". S. 100, 5 ist mit Paris, und Scott S. 95, .5
wQJOji 7.U lesen, d. i. Däzünöe s. oben Bd. 59 S. 179. S. 209, 27
1. >$opIioaX5l. S. 271, 2 1. ^^jLj. S. 235,4 und 256, 21 1.
;*jLii)oi Rev-Ardeser wie richtig S. 277, 3. S. 284, 5 ist das sinn-
lose I^kOdo/ 0/ in JaQDQj/ iL/ zu verbessern und zu übersetzen :
„An Stelle unseres Söbä (d. i. Nisibis , fehlt im Index), das uns
viele Monate lang ein Ort der Not war, wurde uns in Eurem Edessa
ein Ort der Ruhe geboten". (-,_ ßrockelmann.
On ihe Indian Sect of the Jainas. By Joliann Georg Buhler
[so! für Bühler]. Translated from the German. Edited
iciili an Outline of Jaina Mytholoqy by JAs. Burgess.
London, Luzac k Co., 1903. 8«. 80 SS. 3 s. 6 d.
Den Hauptinhalt des vorliegenden Bändchens bildet ein Vor-
ti'ag, den G. Bühler am 26. Mai 1887 in einer feierlichen Sitzung
der Kais. Ak. der Wissenschaften in Wien behalten hat und der
auch als besonderes Heft (44 SS.) unter dem Titel „Über die
indische Secte der Jaina" in demselben Jahre „in Kommission bei
Karl Gerold's Sohn" erschienen ist. Er enthält einen knappen und
lichtvollen Bei'icht über die Jaina -Sekte nach ihrer Geschichte,
ihren Lehren und ihrer Bedeutung für die indische Kultur und
wendet sich vornehmlich an einen größeren Kreis der Gebildeten.
Ilertel: Bühler-Bargess, On tlie Indian Sect of the Jainas. 385
Von dem vielen Neuen , das er zur Zeit seines Erscheinens auch
den Fachgenossen bot, ist das meiste in den am Ende beigegebenen
Anmerkunffen enthalten.
An ein größeres Publikum wendet sich auch die englische
Übersetzung, deren Autor nicht genannt wird^). Ihr Herausgeber
begründet die Veranstaltung derselben damit , daß die deutsche
Ausgabe seit einiger Zeit vergriffen ist und daß für fast alle ge-
bildeten Inder alle nicht englisch geschriebenen Arbeiten europä-
ischer Gelehrter unverständlich bleiben. Er bestimmt also sein
Buch hauptsächlich für gebildete Hindus , hat aber auch in Indien
lebende luid andere europäische Leser im Auge, die des Deutschen
nicht mächtig sind.
An dem Bühler'schen Texte ist nichts geändert. Seine An-
merkuncren , denen Bursress eine Anzahl eigener hinzu^efücrt hat,
sind praktischerweise unter den Text gesetzt. Nur bei der langen
35. Anmerkung war dies untunlich. Da Bühler ihi'en Inhalt später
noch in verschiedenen Aufsätzen (in Bd. I — IV der WZKM.) er-
gänzt hat, so cribt Bur^ess sie, verarbeitet mit einem Auszug dieser
späteren Aufsätze, als Appendix A (S. 48 — 60). Als weitere Bei-
gaben folgen ein kurzer imd nützlicher Überblick über die Jaina-
„Mythologie" (S. 61 — 77) und ein Verzeichnis der 84 Gacchas
{^Familien" oder „Schulen") nach einer dem Herausgeber von einem
Jaiua gelieferten und als authentisch bezeichneten Liste.
Die Übersetzung des Bühler'schen Textes wimmelt von Fehlern.
Ich habe 15 Seiten derselben Wort für Wort mit dem Original
verglichen und führe zum Beleg einige der ernsteren Verstöße an,
die sich ergaben. S. 16, .-> in many otlicr jpoints (B.: In diesen
und manchen anderen Punkten); 16, 13 Ile ohne Beziehung, weil
der Übei'setzer B.'s „Für den Jaina- Laien" mit for the Jaina laity
cregeben hat. Das Hilfsverb .mösren" ist in seinem konzessiven
Sinn mißverstanden S. 18, ir (Übers.: endeavours) und 20, 15 f.
(B.: „Mochten diese auch von Zeit zu Zeit wechseln". Übers.: Ev&ti
sJionld these desire to change from tinie to time). 18, 20 B. un-
mittelbar. Übers, exclusively . 18, 23 Jina, B. der Jina, 19, 5 to
f/ma, B. für die Jina, 19, u\ in honour of Jina, B. zu Ehren der
Jina, 19, vj to Jina, B. den (pl.) Jina. 19, 3 wird „die Vollendung"
ungenau mit thetr goal übersetzt. Der Satz 19, 3 ff. enhält mehrere
Fehler: Bühler: „Hieran schloß sich eine Art von Cultus mit
Spenden von Blumen und Weihrauch für die Jina, mit ihrer
Verehrungf durch Loblieder, mit der Feier ihres Ein-
gangs in das Nirväna, den der Jaina zu einem großen Freuden-
feste macht, mit feierlichen Processionen und mit Wallfahrten zu
den Orten, wo derselbe erfolgte"; Übers.: To this is added a
kind of worsJnp, consisting of offerings of fJov^eis and incense
1) „The translation has been prepared under my supervision" (Burgess,
Preface S. III).
25*
386 Anzeigen.
to Jina , of adoration b>/ songs of praise in celebi'ation of their
entrance into Nirvana, of lokick the Jaina makes a great festival
by solemn processions and pügrimages to the places where it
has been aifained. S. 20, 3 B. : „Mit der Bildung [formation) von
weltlichen Gemeinden", Übers.: In thv education of wordly com-
munities. 20, 11 the acquisition knoioledge (so) statt the spreading
of knoioledge. 20, 22 B. : „eine bestimmte-Gliederung des Ordens,
die .... sich strenger und fester gestaltete als im Buddhismus";
Übers.: a fixed membership (!) of the Order, which .... proved to
be miich stricter than in Buddhism. Ganz gedanken- und sinnlos
ist folgende Stelle (21,4): The oldest attempt, in this respect.,
limited itself to hringing their doctrine into ßxed forms. Their
results ivere, besides other lost icorks, the so-called Anga, — the
members of the body of the law., which was perhaps originally
produced in the third Century^ B. C. Of the Anga eleven are no
doubt preserved among the Hvetäniharas from a lote edition usw.
Bühler: „Die cältesten Versuche in dieser Hinsicht beschränkten
sich darauf, die Lehre in feste Foi'men zu bringen. Ihre Resultate
waren außer anderen verlorenen Werken die sogenannten Anga, die
Glieder des Körpers des Gesetzes, deren ursi^rüngliche Abfassung
vielleicht in das dritte Jahrhundert vor Christo zu setzen ist. Von
den Aüga sind bei den Svetämbara eilf in einer freilich späten
Redaction aus dem fünften oder sechsten Jahrhundert nach Christo
erhalten." 22,4 ist interpoliert durch corrupted, 22 , k; B e -
achtung durch respect, 22, 20 ff. „Die kanaresische Literatursprache,
die des Tamil und des Telugu" durch The Kanarese literary
language and the Tamil and Telugu wiedergegeben. 22 , 25 steht
in the history of literature and culture für „in der indischen
Literatur- und Culturgeschichte". 23, 17 wird Treue (der Tradition)
mit ho'nesty übersetzt. Kaum eine Seite ist frei von mehreren
Fehlern , völlig mißverstanden sind S. 26 , 5-0 und 29 , 3-13. Wie
flüchtig der Übersetzer gearbeitet hat, möge 29, itjff. noch dartun:
Now since in older Buddhist literature., the title ''the son of the
man of the family N. N.^ is very often used instead of the in-
dividuaVs name, as for example, ^the son of the Säkiya is put
for Buddha- Säkiyaputta , so that it is difficult not to suppose
that Nätaputta or Jnätiputra is the same person as Var-
dhamäna. (Bühler: „Da nun in der älteren buddh. Lit ,
so ist es schwer, die Vermutung zu unterdrücken . . . ."). Die
angeführten Fehler sind nur ein Teil von denen, die sich auf dem
oben bezeichneten Raum finden. Für eine zweite Auflage wäre
also die Übersetzung einer gehörigen Revision zu unterziehen. In
der jetzigen Fassung können wir die Arbeit des ungenannten Über-
setzer nicht empfehlen. JohHertel
Leipoldt: Bauer u. Strzi/f/oicshi, Alexandrinische Weltchronik. Ijgj
Adolf Bauer und Josef Sirzj/fjowski, Eine alexandri-
nisclie Weltclironik., Text und Miniaturen eines (jriechischen
Papyrus der Samnihnu/ W. Goleniscev herausi)e()€hen und
erklärt. Mit 8 Doppeltafeln und 30 Abbildumfen im
Texte. (Denkschriften d. kais. Ak. d. W. in Wien, l'hiios.-liist.
Kl. Bd. LI, IL Vorgelegt in der Sitzung vom 2. Dezember
1903.) Wien, Carl Gerold's Sohn, 1905. 204 S.
Die Zeit liegt noch nicht weit zurück, in der man das Morgen-
land, seine Denkmäler und seine Geschichte zwar für sehr merk-
würdig, aber auch für recht unwichtig hielt. Man meinte, der
Orient habe , wenige bedeutende Ausnahmen abgerechnet, keinerlei
Eintiuß ausgeübt auf den Gang der Weltentwickelung; deshalb
könne er von der Wissenschaft getrost vernachlässigt werden, wenn
es sich darum handle, die Haupttatsachen der Vergangenheit fest-
zustellen. Heute urteilen wir ganz anders. An vielen Stellen hat
sich uns gezeigt, daß zwischen der Entwickelung des Morgen- und
des Abendlandes ein Zusammenhang besteht. Und wenn wir gleich
diesen Zusammenhang hier und da mehr ahnen als verstehen , so
ist doch sein Vorhandensein an sich auf jeden Fall gewiß , und
dankbar begrüßen wir jede Untersuchung, die auf diesem oft recht
unwegsamen Gebiete einen neuen Pfad entdeckt. Eine solche
Entdeckung gemacht und ausgebeutet zu haben , ist das Haupt-
verdienst des vorliegenden Werkes, vornehmlich der Erörteruncren
Strzygowski's.
Der Gegenstand der Untersuchung ist ein griechischer Papyrus
aus der ersten (?) Hälfte des fünften Jahrhunderts , der sich im
Besitze des bekannten russischen Agyptologen Golenischeff befindet.
Erhalten sind Bruchstücke von mindestens fünfzehn Blättern , die
uns in guten Dreifarbendrucken vorgeführt werden. Leider konnte
kein einziges Blatt auch nur annähernd vollständig zusammengesetzt
werden. Doch läßt sich wenigstens das ehemalige Format ungefähr
berechnen (Tafel VI).
In dem ersten Teile des Werkes (S. 7 — 118j behandelt
Bauer mit bewunderungswürdiger Gründlichkeit die paläographischen,
literarkritischen und geschichtlichen Fragen, die sich an den Papyrus
knüpfen. Da der Schreiber des Papyrus wahrscheinlich ein Kopte,
vielleicht sogar ein Mönch des Weißen Klosters bei Achmim war,
wäre es vielleicht von Gewinn gewesen, auch saidische Handschriften
zur paläographischen Vergleichung heranzuziehen. Henr}' Hyvei*nat,
Ciasca - Balestri und andere haben deren ja eine Menge in aus-
gezeichneter Weise abgebildet. Insbesondere würde die Erörterung
über die sog. Sjjitzbogenunziale wohl erheblich gewonnen haben,
wenn Handschriften wie Copte 130* Blatt 131 (Vorderseite) der
Pariser Nationalbibliothek berücksichtigt worden wären. Was den
Text des Papyrus betritft , so stellt Bauer fest , daß wir Bruch-
stücke einer Weltchronik vor uns haben, die vom Standpunkte des
388 Anzeigen.
Patriarchats Alexaudreia aus geschrieben ist und wahrscheinlich mit
der Zerstörung des Sarapeions durch den Erzbischof Theophilos
endete (diese setzt der Chronist in das Jahr 392 n. Chr.). Am
nächsten verwandt ist die Chronik mit einer anderen alexandrinischen
Weltgeschichte , deren lateinische Übersetzung uns in dem zuerst
von Scaliger herausgegebenen „Barbaras" vorliegt.
Die Bedeutung des Papyrus beruht nicht auf seinem Texte.
Dieser bringt uns, trotz seines Alters, nur* wenig neue Erkenntnisse,
und diese wenigen sind noch dazu oft recht fracfwürdiw. Aber von
einzigartiger Bedeutung ist der Papyrus wegen seiner Miniaturen.
Diese werden von Strz^'gowski in dem zweiten Teile des Werkes
(8. 119—204) gewürdigt.
Strzvcfowski beginnt mit einer genauen Beschreibunof der
einzelnen Bilder. Sie stellen folgendes dar: 1. Frauenbüsten als
Verkörperungen der Monate, 2. Inseln, kleinasiatische Provinzen,
3. Propheten (erhalten: Obadja, Jona, Nahum) , 4. — 5. latinisch-
römische, lakedaimonische, makedonische, lydische Könige, 6. Honorius
als Kind, die Leiche des Gegenkaisers Maximus und des Erzbischofs
Timotheos von Alexandreia (es ist sehr charakteristisch , daß sich
der Künstler die letztere nur als Mumie vorstellen kann), der Erz-
bischof Theophilos, Theodosios der Große und Honorius, Theophilos
als Sarapisbesieger, Kaiser Valentinian IL, der Usurpator Eugenios,
die Zerstörung des Sarapeions, 7. Eli und Hanna, Samuel und die
Söhne Isais, Zachai-ias, Hanna und Christus, Johannes (als 6 yoiörög
bezeichnet!'?) in den Armen des Zacharias von einem Engel gesegnet,
Maria mit dem Jesuskinde und Elisabeth , 8. verschiedene kleine
Bruchstücke.
Strz3^govvski untersucht zunächst die Technik der Malerei, dann
das Problem der Form. Er stellt dabei vor allem fest, daß die
Bilder keine künstlerische Gesamtwirkung erzielen , sondern nur
dem Vorstellungsbedürfnisse vor allem der Ungebildeten dienen
wollen : die Illustrationen werden mit Verachtung aller Gesetze der
Schönheit neben den Text gesetzt, wo gerade ein Fleckchen frei
ist. Weiter erörtert Strzygowski, welche Bilder unser Papyrus
sonst noch enthalten haben mag. Der genannte „Barbaras" gibt
dieser für die Kunstgeschichte sehr wichtigen Untersuchunor eine
feste Grundlage: die Handschrift, die uns den Barbaras bewahrt
hat, bietet zwar keine Bilder, hat aber den Raum für solche aus-
gespart. Am wertvollsten sind Strzygowski's Forschungen über
die geschichtliche Stellung der Miniaturen. In sehr eingehenden
. Einzeluntersuchungen, die uns auch Abbildungen von verschiedenen
bisher nicht veröffentlichten Altertümern bescheren, wird der Nach-
weis geführt, „daß wir es mit einer jener späthellenistischen
Schöpfungen zu tun haben, in denen unter dem Vordrängen des
Jüdisch-Christlichen und Orientalischen ein bestimmtes Lokalkolorit
entsteht" (S. 144). Ich kann aus der Fülle des Stoffes nur einiges
wenige hervorheben. Die orientalischen Einflüsse, die die Papyrus-
f
4
Leipoldt: Bauer u. Strziigowslcl, Alexandriiu.se/ie Weltchronik. 389
miniaturen verraten, sind natürlich in erster Linie national-ägyptische.
Die Art und Weise, in der ihr Urheber den Kaum auffaßt, erinnert
aufs deutlichste an die altäg3'ptischen Papyrusniiniaturon , die ja
leider von Kunsthistorikern fast noch nie beachtet worden sind
(Strzygowski gibt über sie, mit Unterstützung Wiedemann's, einige
lehrreiche Winke). Echt koptisch ist ferner die Vorliebe für Hell-
gelb u. s. w. Auch der Orantentypus geht letztlich auf alt-
ägyptische Vorbilder zurück. Überraschend ist , daß neben den
national-ägyptischen Einflüssen auch jüdische sich geltend machen.
Einen einzelnen Fall dieser Art hatte Strzygowski bereits in seinem
Kairiner Kataloge , Koptische Kunst" (1904, S. XII) erwähnt. In
der jetzigen Untersuchung zeigt er. daß das Judentum einem guten
Teile der altchristlichen Miniaturen die Vorbilder geliefert hat.
So erklärt sich zugleich eine auffallende Tatsache : die ältesten
christlichen Bilderhandschriften behandeln ausnahmslos alttestament-
liche Gregenstände. In dem Pai)yrus Golenischett" treten die jüdischen
(Jrundlagen noch in einigen Einzelzügen deutlich hervor : die Bilder
des Nahum und des Zacharias weisen typisch semitische Gesichter auf.
Natürlich läßt sich die Wirklichkeit der hier angedeuteten
Zusammenhänofe nicht beweisen, wie die Richticjkeit eines Rechen-
exempels: alle großen Wahrheiten der Geschichte wollen mehr
intuitiv geschaut als statistisch festgestellt sein. Strzygowski weiß
selbst sehr genau, welche Punkte seiner Darstellung noch nicht als
cranz cresichert sielten dürfen. Er macht z. B. S. 189 darauf auf-
merksam, daß die von ihm als koptisch angesprochenen Eigenschaften
dieser späthellenistischen Kunst an sich teilweise ebensogut primitiv
menschlich wie national-ägyptisch sein können (ich vermag übrigens
nicht einzusehen, warum diese beiden Auffassungen einander gänzlich
ausschließen sollen). Aber trotz mancher Unsicherheiten wird man
doch sagen müssen: Strzygowski hat die Richtigkeit seiner Gesamt-
anschauung für alle, die sehen können, bewiesen. Er verfügt ja
auch , wie kein anderer , über die ausgedehntesten Kenntnisse des
kunstsfeschichtlichen Ver^leichsmaterials. Vielleicht würde er über
manche Dinge noch zuversichtlicher urteilen können , wenn er ge-
legentlich literarische Nachrichten mit verwertete. Wie wichtig
ist zur Begründung seiner Gesamtanschauung z. B. die Bemerkung,
die Karl Holl in seinem Werke über Amphilochius von Ikonium
in seinem Verhältnis zu den großen Kappadoziern , Tübingen und
Leipzig 1904, S. 21 Anm. 2 über die Kunstfertigkeit der Lyka-
onier gibt!
Was Einzelheiten betrifi"t , so könnte man vielleicht hier und
da eine unbedeutende Ausstellung machen. Die Bemerkung über
den Ausdruck i; ayta MuQia in Ägypten S. 155 wird durch den
literarischen Befund in keiner Weise bestätigt: der Ausdruck ^eo-
TÖ'Aog z. B. ist den hellenistischen und den koptischen Ägyptern
seit dem vierten Jahrhundert creläuficr. Aber es wäre undankbar,
wollten wir uns bei solchen Kleinigkeiten aufhalten. Strzygowski's
390 Anzeigen.
Arbeit ist ein sehr wertvoller Beitrag zur Kulturgeschichte des
christlichen Orients. Er erschließt unserem Verständnisse ein jung-
fräuliches Gebiet, das der Papyrusminiaturen; er stellt es zugleich
hinein in einen großen weltgeschichtlichen Zusammenhang. Wer
mit der Entwickelung der mittelalterlichen Kunst vertraut ist, wird
sofort sehen , daß dieser Zusammenhang nicht ein rein morgen-
ländischer ist, sondern, wie Strz3-gowski selbst gelegentlich andeutet
(z. B. S. 166), auch nach dem Abendlande* hinübergreift. Die un-
scheinbaren Papyrusreste gehen uns somit näher an , als wir bei
dem ersten Anblicke glauben möchten. j Leipoldt
The Canons of Atlianasins of Alexandria. The Arabic and
Coptic Versions edited and translated with Infroductions,
Notes and Appendices hy Wilhelm Riedel and
W. E. Cr um. [Text and Translation Society.'] London
and Oxford, Williams and Xorgate, 1904.
Der literarische Nachlaß des Athanasius hat sich in letzter
Zeit, vornehmlich infolge der Untersuchungen A. Stülcken's ^), eine
ganze Reihe von Abstrichen gefallen lassen müssen , deren Be-
rechticfuncr in den meisten Fällen unbestreitbar ist. Aber diese
Abstriche beziehen sich ausnahmslos auf Schriften dogmatischen In-
halts. Was die praktischen Schriften betrifft, die unter Athanasius'
Namen umlaufen, so hat man deren Echtheit allerdings früher leb-
haft angegriffen ; aber die Gegenwart ist geneigt , sie für wirklich
athanasianisch zu halten. Das gilt vor allem von der Schrift Xoyog
0(or}]Qiag TiQog ri]v itaqQ'ivov , die jüngst besonders Eduard Frhr.
von der Goltz als echt zu erweisen suchte-). Riedel und Crum
bescheren uns in dem vorliegenden Werke sogar eine Athanasius-
Schrift praktischen Inhalts, die vordem noch gar nicht bekannt
war: die Canones des Athanasius.
Freilich ist die Echtheit der Canones wie die Echtheit der Schrift
ixobg rrjv TtuQ&ivov durchaus nicht absolut sicher. Es muß zunächst
schon auffallen, daß die Canones weder ganz noch teilweise in der
griechischen Ursprache erhalten sind : wir besitzen sie vollständig
nur arabisch , außerdem noch in saidischen Bruchstücken. Nicht
einmal eine leise Andeutung über das Dasein dieser Canones finden
wir in der griechischen Literatur. Aber ich will diese auffallende
Tatsache nicht allzu stark betonen. Auch Stücke von Athanasius'
1) Athanasiana, in v. Gebhardt's und Harnack's Texten und Untersuchungen
J5ur Geschichte der altchristlicheu lätoratur, N. F. IV, 4, 1899.
2) In den Texten und Untersuchungen, N. F. XIV, 2 a, 1905.
*
Leipoldt : Riedel and Crum, The Canons of Athanasius. 391
Osterfestbriefen besitzen wir nur koptisch ; ebenso scheint von einer
asketischen Schrift des Athanasius nur ein koptisches Bruchstück
erhalten zu sein ^). Wichtiger ist , daß Athanasius' Urheberschaft
sich mit inneren Gründen nicht beweisen läßt, obwohl iloch Atha-
nasius eine scharf uiurissene Persönlichkeit war. Riedel hat in der
Einleitung die Frage nach dem Verfasser sehr eingehend behandelt.
Er stellt fest: die Canones wurden sicher in Ägypten wohl noch
im 4. Jahrhundert verfaßt, und zwar von autoritativer Seite-).
Riedel schließt also ganz mit Recht (S. XXVI) : To nie , then , it
appears not impossible that these canons are , as a whole, derived
from a work of Athanasius-^). Überdies liegt an dem Verfasser
der Canones nur sehr wenig. Zur Charakteristik des Athanasius
würden sie , auch wenn sie sicher echt wären, nur wenig Material
liefern. Dagegen sind sie , ob athanasianisch oder nicht, eine sehr
wertvolle Quelle für die Kenntnis des Gemeindelebens im vierten
Jahrhundert. Leider haben es die Herausgeber dem Leser über-
lassen, sich ein Bild dieses Gemeindelebens zu entwerfen; es wäre
sehr verdienstvoll gewesen, hätten sie es selbst entworfen, etwa in
der Weise, wie das Achelis in der schönen Ausgabe der syrischen
Didaskalia getan hat*). W^ichtig sind besonders die Mitteilungen
über den Oikonomos ; Leder hat diese in seiner lehrreichen Schrift
über den Archidiakonat noch nicht verwertet^).
Die saidischen Bruchstücke der Athanasiuscanones hat Crum
sorgfältig herausgegeben und übersetzt. Es ist recht bedauerlich,
daß sie nicht umfangreicher sind. Denn die arabische Übersetzung.
die aus der saidischen geflossen ist, kürzt an sehr vielen Stellen,
befolgt wohl auch gelegentlich eine andere , minder ursprüngliche
Anordnung.
Die arabische Übersetzung wurde von Riedel auf Grund zweier
Textgestalten mit kritischem Apparate herausgegeben und übersetzt.
1) Der Handschriftenband 130- (Schenoudi 2) der Bibliotheque nationale
zu Paris bietet Blatt 85 verso rechts den Titel: iiik'ute itecfectoyc JüLuRen-
to'Ah enx-Ä.q-xooY ii^'ieknev d.-dd.n6.cioc nÄp^CHenicuonoc crfeejüL-
Tl&.peetioc („Dies sind die Lehren und die Gebote [tVTolr\\ die Apa Atha-
nasios, der Erzbischof [oip;jjfjt7rt(7KO;rosj, über die Jungfrauen [piaQ^^tvog'^ sagte "'j.
Der Anfang des so angekündigten Textes fehlt leider; wahrscheinlich fällt aber
Blatt 88 unter die angeführte Überschrift.
2) Riedel redet dabei (S. XlVj von the establishment of the State church
by Constantine. Diese mindestens sehr mißverständliche Wendung sollte doch
vermieden werden.
3) Vgl. auch A. Rahlfs, Gott. gel. Anz. 19Ö5, S. 359.
4) Texte und Untersuchungen, N. F. X, 2, 1904, S, 266 ff.
5) P. A. Leder, Die Diakonen der Bischöfe, in U. Stutz' Kirchenrecht-
licheu Abhandlungen, 23. und 24. Heft, Stuttgart 1905. — Das Wort Archi-
diakon wird in den Can. Ath. nur § 106 genannt; der Oikonomos wird dagegen
sehr oft erwähnt. Die Anm. 7 auf S. 41 der Can. Ath. scheint mir irre-
zuführen.
392 Anzeigen.
"Wir sind beiden Herausgebern für ihre schöne Arbeit zu be-
sonderem Danke verpflichtet. An kleinen Versehen fehlt es gewiß^
nicht: eine editio princeps wird nie ganz vollkommen sein. Ich
darf über diese Kleinigkeiten umso mehr schweigen , als ich den
Ausstelluncfen von Rahlfs nur sehr wenig würde hinzufügen können^).
Die arabischen und saidischen Texte , die uns Riedel und Crum
zugänglich gemacht haben, sind sprachlich wohl beide ziemlich be-
deutungslos. Desto wichtiger ist ihr Inhalt für den Geschichts-
forscher , und es wäre nur zu wünschen . daß diese reiche Quelle
von den Forschern nun, nachdem sie erschlossen ist, recht eifrig
benutzt wird. J. Lei pol dt.
Eppenstein, S., Übersicht über die heh'äisch- arabische
Sprachver(jleickung bei den jüdischen Autoren des Mittel-
alters , mit besonderer Beziehung auf die Geschichte der
Exegese. Frankfurt a. M., Kauffmann, 1905. 31 SS. 8».
Es ist bereits mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die-
Heranziehung verwandter semitischer Sprachen, speziell des Arabischen^
zur Erklärung des Hebräischen nicht erst ein Produkt der modernen
\\'issenschaftlichen Sprachvex'gleichung ist, sondern daß sie schon
mit feinem Verständnis und mit recht kritischer Methode von
jüdischen Philologen und Bibelexegeten des frühen Mittelalters ge-
handhabt wurde, so daß ihre Leistungen als Vorläufer diesbezüglicher
Studien der Neuzeit bereits von solchen Männern wie Gesenius und
Renan orewürdigt worden sind-). Wie wichtig diese Forschungen
gewesen sind, kann man auch daraus ersehen, daß der hebräisch-
arabischen Sprachvergleichung drei Autoren des Mittelalters spezielle
Schriften gewidmet haben, nämlich: Jehüda ihn Koreis in Tahort
in Nordafrika (Anfang des X. Jahrb.), im dritten Teile seines Send-
schreibens an die Gemeinde der Juden in Fez (Risäle ed. Bargös et
Goldberg, Paris 1857, p. 59 ff. : ^yti! ^lyLi:! ^ eJ'JJi ^jl
:^\ _j!.A*ib ; die ei-sten zwei Teile handeln über die Vergleichung
des Hebräischen mit dem Aramäischen resp. Neuhebräischen) ; sein
1) A. a. 0. S. 352 ff. — Was das Wort oine betriffc (Rahlfs S. 354),
so möchte ich noch verweisen auf Berl. kopt. Urk. 3 Zeile 6 und 180^ Zeile H
CAmos 8, 5). — Im Index zu den Can. Ath. vermisse ich z. B. S. 152 unter
Peter den Hinweis auf S. 5C.
2) S. die betreffenden Äußerungen bei Bacher, Die hebr.-arab. Sprach-
vergleichung des Abulwalid Merwän ibn Ganäh (Wien 1884), p. 3, und Die
hebr. - neuhebr. und hebr. -aram. Sprachvergleichung des Abulwalid ....
(ib. 1885), p. 4.
f
i
S. Poznanski : Ejypenstein, Übersicht über Sprachvergleichung etc. 393
jüngerer Zeit- und Landesgenosse, Dünas b. Tamlm aus Kairuwäii,
dessen verlorengegangenes Werk sieh , nach dorn Zeugnis Mose b.
Ezra's in seiner Poetik ■■äS\S.i\»^ '^.i:cL<^\ »^Läj", nur auf lexikalische,
nicht aber auf grammatische Vergleichungen erstreckt haben soll,
und zuletzt der Spanier Abu Ibrahim ibn Barün (Anfang des
XI[. Jahrb.), dessen fragmentarisch erhaltenes ^j io;!^l ljIä5'
i^Aj-xJt. KAJl-otJ! xiU! Kokowzoff ediert hat (Petersburg 1893; vgl.
dazu' Bacher, ZATW. XIV, 223 fr. und Eppenstein, REJ. XLI, 233 tf.).
Charakteristisch ist nur, daß während im Orient solche hervorragende
talmudische Autoritäten , wie die Geonim Saadja und Hai , nicht
nur ohne jeden Anstand das Arabische zur Vergleichung heran-
ziehen, sondern auch Koran und Hadlt zitieren und ihre Termino-
logie nachahmen (so besonders Saadja), die spanischen Autoren, wie
AbulwalTd und ibn Bal'äm, ihr Verfahren eben durch den Hinweis
auf die beiden genannten Geonim zu rechtfertigen sich genötigt sehen.
Diese hebräisch- arabischen Sprachvergleichungen bei den wichti-
geren jüdischen Autoren des Mittelalters sind nun , in Anbetracht
ihrer Bedeutung für die vergleichende semitische Philologie, bereits
zum Gegenstand der Untersuchunsr eremacht worden, besonders von
Bacher und Eppenstein^). In der vorliegenden Studie aber — die
zuerst in dem „Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft",
Bd. II, p. 212 — 240 erschienen ist — bietet uns letzterer eine
kurze , in populärem Stile gehaltene summarische Übersicht über
sämtliche hierher gehörige jüdische Autoren des Mittelalters, wobei
auf den Gewinn ihrer Vercrleichunoren für die Bibelexecrese pranz
besonderes Gewicht gelegt wird. Aus diesem Grunde behandelt
E. auch nur ausschließlich die Wortvergleichunwen und läßt die
grammatischen ganz außer Acht. Das bringt nun mit sich, daß
Hajjüg, der eigentliche Begründer einer wissenschaftlichen hebräischen
Grammatik , bei dem sich eine solche grammatische Vergleichung,
allerdings nur eine einzige, findet, übergangen werden mußte-).
Aber auch unter den Wortvergleichungen hätte den lexikalischen
Analogien , d. h. solchen Vergleichungen , bei denen es sich nicht
1) In der soeben zuerst genannten Monographie handelt Bacher nicht nur
über die Vergleichungen bei AbulwalTd, sondern auch (in einem Anhang) über
die bei Dawid b. Abraham al-Fäsi; über die bei Abraham ibn Ezra s. sein
A. i. E. als Grammatiker, p. 164 0'., und über die bei Maimonides s. Abhandlung
in der Chwolson-Festschrift, p. 142 ff. Eppenstein wiederum bespricht die Ver-
gleichungen bei ibn Koreis in der Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. d,
Judentums XLIV, 486ff., und die bei Josef und Dawid Kiml.ii ib. XLI, 117 ff. —
Die Abhandlungen beider über ibn Barün waren bereits erwähnt.
2) Es handelt sich hier um die Schreibung NIDv^in (Jos. 10, 24) und
N^3N (Jes. 28, 12), die Hajjüg (ed. Jastrow, p. 20) nach Analogie der arabischen
Orthographie erklären wollte, s. Bacher, Die gramm. Terminologie des . . .
Hajjfig (Wien 1882), p. 4.
394 Anzeigen.
um lautlich und inhaltlicli verwandte Ausdrücke, sondern um tiefere
Übereinstimmung der beiden Sprachen bei gewissen Wortbedeutungen
handelt, mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollen, als es hier
geschieht.
E. beginnt nun seine Übersicht^) mit dem oben erwähnten
Jehüda ihn Koreis (fälschlich Koreis geschrieben) , auf den er zu-
nächst die anderen Autoren des Orients folgen läßt: Saadja Gaon,
Dünas b. Tamini-), den Karäer Dawid b. Abraham al-Fäsi, Dünas
b. Labrät aus Fez (der dann nach Spanien eingewandert ist), den
Karäer Abulfarag Hai-ün b. al-Farag (den Verfasser des Mustamil)
und Hai Gaon. Alle diese Autoren gehören ins X. und in die erste
Hälfte des XI. Jahrhunderts.
Bei dem Übergang nach dem Westen, d. h. nach Spanien,
begegnen wir in erster Linie (außer Dünas b. Labrät) dem genialen
Abulwalid Merwän ihn Ganäh, dessen Werke den Höhepunkt der
hebr. Sprachwissenschaft des Mittelalters bezeichnen und der auch
inbetrefl' der hebr.-arab. Sprachvergleichung alle seine Vorgänger
übertrifft und als unbestrittener Meister dasteht. Einem solchen
Autor müßte auch , sogar in einer kurzen Übersicht , mehr Raum
gewidmet sein und müßten auch mehr Beispiele seiner Vergleichugen
angeführt werden (das gesamte Material ist in der oben erwähnten
Monographie Bacher's zu finden). Auf Abulwalid fußen zunächst
die ersten zwei jüdisch - arabischen Bibelexegeten Spaniens des
XL Jahrh. : Mose ihn Chiquitilla und sein jüngerer Zeitgenosse
Jehuda ihn Bal'äm (bei E. ist die Reihenfolge umgekehrt). Von
diesen zwei berücksichtigt besonders der letztere das Arabische in
seinen noch zum ^roßten Teil handschriftlichen Bibelkommentaren
sehr häufig-^) und soll daher seine Sprachvergleichung demnächst
1) Über Hinweise auf das Arabische in der talmudisch - midraschischen
Literatur, die E. p. 7 nur kurz erwähnt, vgl. Steinschneider; Polemische u. apologet.
Literatur, p. 248 ff.
2) S. oben. Da nun die Zitate aus diesem Autor sehr selten sind, so
ist es angebracht zu der einzelnen, von E. p. 10 angeführten Vergleichung noch
die wenigen anderen, soweit sie bekannt sind, hinzuzufügen. So die Zusammen-
stellung von 12"T Jes. 11, 14 mit xSuaC Orakeln mittels Omomantik (icl
UÄÄXjI ^J^ ^j. .^»ÄxjtÄJ s. Munk, Notice sur Abou'l-Walid, p. 58, ii. Zeitschr.
f. hebr. Bibliogr. I, 30), des Eigennamens ^^^S mit dem arab. \,„^Sj (bei Ibn
Bariin, p. G7) und von "IH II. Kön. 12, 10 mit einem ähnlichen arab. Wort, das
zu erwähnen ibn Barün für unpassend hielt (ib. p. 45: ..yi ^wJ^O , v/^>»
LP^Ö ,.wv..-i^. bi ».>jJj.£^ ä-ääL inbia "in 3p"'1 a.A4.J). über die von
Dünas angenommenen Diminutivformen im Hebräischen , nach Analogie des
Arabischen, s. Bacher, A. i. E. als Grammatiker, p. 82.
3) Vgl. über diese Kommentare ZDMG. 55, 598 (ediert wurden inzwischen
die Kommentare zu Jo.sua und Kichter von mir. Fr. a. M. 1903, 1906; den zu
Jeremia bereitet Israelsohn zum Drucke vor).
S. Poznanski : Ej)penstein, IJberswht über Spraclivergleichung etc. 395
von mu' ausführlich behandelt werden. Auf den Schultern Abul-
walld's steht auch ihn Barun mit seiner oben genannten Spezial-
schrift. Es folgen dann aus der klassischen Periode Spaniens nur
noch Mose ibn Ezra und sein Namensvetter Abraham (der aber
weder ein Verwandter des Vorhergehenden gewesen ist, noch er-
wähnt er ihn als letzten unter den Altmeistern der hebräischen
Sprachwissenschaft, Avie E. p. 19 fälschlich angibt). Abraham ibn
Ezra hat seine Werke bereits außerhalb Spaniens und in hebräischer
Sprache verfaßt, ebenso wie die nach ihm behandelten Josef und
Dawid Kimhi.
Mit dem zuletzt genannten schließt die spanisch - arabische
Periode der Sprachwissenschaft und der Bibelexegese im eigentlichen
Sinne und die nun folgenden Autoren ziehen (mit wenigen Aus-
nahmen) das Arabische nur ganz gelegentlich zur Erklärung des
Hebräischen heran. Es sind dies: Mose Maimonides und sein Sohn
Abraliam ; Tanhüm b. Josef Jerusalmi ^) ; Zeralija b. Sealtiel, der am
Ende des XIII. Jahrh.'s aus Barcelona nach Rom eingewandert ist;
Samuel b. Xissim in Toledo im XIV. Jahrh. ; Simon Dfu'än , der
infolge der Judenverfolgungen in Spanien im Jahre 1391 nach
Algier übersjiedelte ; Salomo b. Samuel, der im Jahre 1339 in
Gurgang oder Urgendsch (in Russisch-Turkestan) ein hebr.-persisches
Wörterbuch verfaßt hat (s. darüber die Monographie Bacher's, Ein
hebr. - persisches Wörterbuch ans dem vierzehnten Jahrhundert,
Budapest 1900), in dem auch manche schätzenswerte hebr.-arab.
Vergleichungen enthalten sind; Saadja ibn Danän in Granada (im
letzten Drittel des XV. Jahi'h.) , der letzte jüd.-arab. Autor auf
spanischem Boden ; Abraham b. Jakob (nicht Jacob , wie bei E.
p. 28) Gavison, im XVI. Jahrb., Verfasser eines hebr. Kommentars
zu Misle u. d. T. rtnn'^n -l'»2^" (Livorno 1748); Isaak Abrabanel
und zuletzt Abraham b. Bukrät (nicht Bakrat) in Tunis, Verfasser
eines im Jahre 1507 geschriebenen und in Livorno 1845 erschienenen
hebr. Superkommentars zu Rasi , u. d. T. "j-nsTri "icD (s. ZDMG.,
1. c, 604, wo irrtümlich als Abfassungsdatum 1705).
Wie man sieht, sind in dieser Liste fast alle Autoren erschöpft
und sind höchstens nur solche übersehen, bei denen das Arabische
nur sehr vereinzelt vorkommt. So z. B. der Karäer Jefet b. 'Ali
(Ende des X. Jahrh.'s) an einigen wenigen Stellen seiner arab.
1) Inbetrefif dieses Autors sei bemerkt, daß er auch in seiner Einleitung
zum Bibelkommeiitar (s. darüber mein Tanhoum Yerouschalmi etc., Paris 1900,
p. 14) über die Sprachverwandtschaft gehandelt hat, s. den Komm, zu I. Sam. 2, 1
(ed, Haarbrücker, p. 2): ,.y« Lwaxj ä.aj_s (j-\.ÄitX-^ v_ÄJ.Iaäj ^.^ . . .
UJÜüüi .lX^ j, iuuy^* e5^ii 'JUj l\53 \J=^- '^'gl- "°c^ Goldziher,
Studien über Tanchiim Jeruschalmi, p. 10 tf. (wo auch sehr treftende Be-
obachtungen über die Frage der Sprachverwandtschaft in der jüdischen Literatur
enthalten sind).
396 Anzeigen.
biblisclien Kommentare (s. seinen Komm, zu Daniel, ed. D. S. Margo-
liouth, Oxford 1889, Preface p. IX, n. 4); Salomo ibn Parhon, der
in seinem im Jahre 1160 in Salerno verfaßten Lexikon "^TiTn nian'O
(Preßburg 1844) hin und wieder auch das Arabische berücksichtigt
(s. Bacher, ZATW. XI, 38), und der berühmte Philosoph des
XIV. Jahrh.'s, Levi b. Gerson (auf den mich E. selbst aufmerksam
gemacht hat) in seinen Bibelkommentaren,
Samuel Poznan ski.
Die Gesell ichtsliteratur det' Juden in Druckwen-ken und Hand-
schriften zusaimnengestellt von Mo ritz Steinschneider.
I. Abteilung: Bibliographie der hebräischen Schriften.
Frankfurt ä. M. 1905, J. Kauffmann. 8». XII, 190 SS. Mk. 6.
Mancher würde es vorziehen, die Besprechung dieses Buches
hinauszuschieben, bis die in Aussicht gestellte zweite Abteilung er-
schienen ist. Die vorliegende erste Abteilung ist indessen,
trotz des geringen Umfanges , so inhaltsreich , daß man der Ver-
suchung nicht widerstehen kann, dasselbe einzeln vorzunehmen. Das
Buch nennt sich zwar „Bibliographie", ist aber eigentlich ein
kritischer Wegweiser auf dem Gebiete der jüdischen Geschichts-
schreiber. Es ist auch keine eilige Zusammenstellung zur Be-
schaffung eines Nachschlagewerkes, sondern die Frucht von nahezu
fünfzigjähriger, planmäßiger und ausgiebiger Sammelarbeit.
Der erschöpfende Charakter des Buches wird durch die folgenden
geringen Zusätze nicht beeinträchtigt. Jedermann sieht die Dinge
eben mit eigenen Augen an , und auch der geringste Beitrag hat
seine Berechtigung. So läßt Verfasser z. B. den Fragmenten der
Genizah nicht völlige Gei'echtigkeit widerfahren. Das Urteil „un-
bekannt weil einflußlos" dürfte nicht überall zutrefien. Die ungeheure
Menge einzelner Stücke größeren oder geringeren Umfanges verhilft
zunächst zu einem kulturgeschichtlichen Gesamtgemälde , das an
sich ebenso wichtig ist, als manche Tatsache, die aus bekannteren
Quellen stammt. Diese so lange versteckt gehaltenen Sammlungen
haben selber eine Geschichte, in welcher wahrscheinlich nicht bloß
Zufall mitgespielt hat. Viele Schriften und Dokumente sind ohne
Zweifel absichtlich versteckt worden. Man denke nur an die Ver-
folgungen und Einschränkungen Andersgläubiger unter dem Chalifen
Al-Häkim. Diesem Umstände verdanken wir wohl indirekt die
Erhaltung religiöser Schriften und sonstiger Dokumente aus dem
11. Jahrhundert und früher. Auch später mag der Versteck das
einzige Mittel geboten haben, Bücher und Papiere vor Zerstörung
zu bewahren. Was immer für Faktoren dabei mitgewirkt haben
Hirschfeld: Steinschneider, Die Geschichtsliteratur der Jaden. 397
rnögeu , der Konservatismus , der sich in der Aufbewahrung der
Fragmente kundgibt, ist geschichtlich ebenfalls beachtenswert. So-
gar die nicht unbeträchtliche Anzahl von Schulheften und Schreili-
übungen dürfte für diesen oder jenen ein Interesse haben. Das
Material für den Paläographen ist geradezu unerschöpflich.
Im Jahre 1903 veröffentlichte Unterzeichneter aus der Genizah
den arabischen Text eines Briefes ,von Mohammed an Hannlnä
(Honeina?) und die Leute von Heibar-Maqnä" (JQR. XV, p. 168 sqq.).
Die in demselben Jahre von E. N. Adler und M. Seligsohn heraus-
gegebene Nouvelle chronique samaritaine enthält (S. 7b)
den Text eines angeblichen Schutzbriefes von Mohammed an die
Samaritaner. Dieser Brief ist eingeleitet mit den Worten mnD"'T
n:)N:: -^dn pK •'Dy t«:) yß n-'in "t7:n?:. Anstatt -i-ir) yn ist ü5 p:
( Jai> .yA\ zu lesen und es dürfte kein Zweifel sein , daß der
fi'agliche Satz ledigrlich eine Wiedercrabe der Schlußworte des oben
erwähnten Briefes ist, die (in arabischer Transkription) folgender-
maßen lauten: Ä.JÜI ^y^.*, »li^, >_^Lb (so) ^t ^\ ic \-^*,
L5.5> L5-5> X-oLc c-'U.J.
Mit Recht hebt Steinschneider den historischen Wert von
Elegien (m:"»];) hervor. Die Überbleibsel einer Sammlung von
solchen in der Genizah (4 Blätter) besagen in einer Nachschrift,
daß die Lieder sich auf eine Judenverfolsfuns; beziehen, die in den
Jahren 1 046 — 7 in Malaga und Sevilla stattgefunden habe. Ich
kann in anderen Berichten über dieses Ereignis nichts finden: das
Fragment selbst kann nicht viel iünger sein als das Ereisrnis. auf
das es sich bezieht. Die massenhaften Briefe und Rechtsdokumente
sind ebenfalls geschichtlich verwertbar. Manche Stücke beschäftigen
sich auch mit arabischer Geschichte , wie z. ß. ein Brief Härün
al-Rasid's an Jahjä b. Hälid al-Barmaki.
Im folgenden möchte ich noch einige Kleinigkeiten zur Er-
gänzung anführen. Die historischen Elemente in Jehüdä al-Harizi's
Tahkemöni werden vom Verf. gebührend hervorgehoben. Ihm
• OD
glaube ich auch mehrere , aus der Genizah stammende , arabische
Dichtungen zuschreiben zu sollen, welche geschichtlich verwertbare
Reiseerinnerungen aus dem Iräq enthalten (JQR. XV, p. 683, gsi). Fast
alle in diesen Gedichten erwähnten Namen finden sich in Maqäma 46
des T. wieder. Cod. Montef. 475 enthält einen Bericht über Juden-
verfolgungen am Rhein im Jahre 1146. Eine Sammlung von
Predigten (Cod. Montef. 61 fol. 112) erzählt von Unruhen in Segovia
im Jahre 1452. Eine jüdisch-arabische HS. des British Museum
(Or. 2538) gibt einen langen, stark gefärbten Bericht eines Streites
zwischen Rabbaniten und Karäern von Cairo im Jahre 1465. Das
Ereignis erhält durch das Eingreifen der muslimischen Behörden
898 Anzeigen.
lind die mitgeteilten Fetwäs dev Kädhis aller vier Schulen besonderes
Interesse. Eine abgekürzte englische Übersetzung des ganzen Be-
richtes vom Unterzeichneten ist im Druck. Der Pest in Florenz
(im Jahre 1539?) und einigen anderen Ereignissen sind mehrere
Gedichte in Cod. Montef. 366 gewidmet.
Zum Schlüsse noch eine kleine Berichtiofuns:. S. 116 letzte
Zeile ist Moses nicht „Druckfehler" für, sondern der Sohn des
daselbst genannten Abraham Catalano.
Die Ausstattung des Buches ist vortrefflich. Es ist überflüssig
hervorzuheben, daß dem Erscheinen der zvreiten Abteilung mit ge-
spanntem Interesse entgegengesehen wird. TT Hii-cp], feld
399
Kleine Mitteilungen.
Jät. 59. 60 nnd Pari s i s t apar van II,G94rt'. — An den
von Ijenfey angenommenen buddhistischen Ursprung der Panca-
tantra-Geschichten glaubt heute nach Erschließung so vieler neuer
Quellen wohl kein Verständiger mehr. Mir selbst hat sich bei
Vergloichungen brahmanischer und jinistischer Parallelen mit dem
Päli-Jätaka gewöhnlich ergeben, daß die Päli-Prosa, die bekanntlich
oft gar nicht zum Wortlaut der Sti'ophen stimmt, gegenüber diesen
Parallelen meist minderwertig ist. H. Lüders ist bei seinen Ver-
gleichungen epischer Stoffe zu ähnlichen Resultaten gekommen.
Namentlich lehrreich ist sein Aufsatz „Die Jätakas und die Epik"
(ZDMG. 58, 687 flf.). Ich möchte hier auf ein recht gutes Beispiel
hinweisen, das Material in der gleichen Richtung liefert.
Das 59. Jätaka führt den Namen hherivüdajcitaha. In ihm
wird erzählt, wie der Bodhisatta als Paukenschläger mit seinem
Sohne nach Benares ijeht, um bei einem Feste Geld zu verdienen.
Auf dem Rückwege kommen sie durch einen Räuberwald. Der
Sohn schlägt ununterbrochen die Pauke, trotz der Bitte des Vaters,
sie nur von Zeit zu Zeit zu schlagen , damit die I?äuber meinen
sollen, ein großer Herr ziehe vorüber. Der Sohn aber verschließt
sich der Warnung, und die Räuber plündern die beiden aus. Da
sagt der Vater zum Sohn :
dhame dhame nätidharac^ atidhantam Id päpalcam \
dhantetia satam laddham, atidhantena näsitam \\
Das 60. Jätaka ist eine Variante des 59. Es führt den Titel
samkhadhamanajütaha. Alles verläuft analog, nur daß der Bodhi-
satta hier ein Muschelhornbläser ist und die Rollen von Vater und
Sohn vertauscht sind. Die Gäthä ist in a und b dieselbe; dagegen
lauten c d :
dhantenädhiyatü hhogä, te iäto vidhami dhainan ||
Zunächst ist zu konstatieren , daß in Jätaka 59 wieder Prosa
und Gäthä nicht stimmen. In der Gäthä ist ausdrücklich von
„Blasen" die Rede. Das Paukenblasen soll aber noch erfunden
werden. Mit seltener Naivetät setzt sich der Päli- Kommentator
über diese Schwierigkeit hinweg, indem er erklärt: dhamey y a
hherim vadeyya: „man blase, d. h. man lasse die Pauke er-
tönen". Daß Chalmers ihm in seiner Übei'setzung ohne irgend-
Zeilschrift der D.M. G. Bd. LX. 26
J.()Q Kleine Mitteilungen.
welche Bemerkung einfach folgt, ist allerdings noch seltsamer. Er
gibt die Strophe so wieder:
Go not too far, but learn excess to shun;
For ovei'-drummmg lost what driimming wen.
Aber auch die Strophe in Jät. 59 ist nicht einwandfrei, denn im
3. Päda fehlt dem Metrum eine Silbe, während der Sinn nichts zu
wünschen übrig läßt.
Das 60. Jätaka setzt das 59. voraus , denn der Verfasser von
}\r. 60 bezieht sich auf l^v. 59, wenn er sagt: Gorä purima-
nayen^ eva ägantvä vilumpimsu. Bodliisatto jn puritnanayen'
eva gät/iam abhast. Wenn nun in der Prosa des 60. Jätaka der
Gäthä entsprechend ein Muschelb läser auftritt, der Bodhisatta,
dessen Warnung verachtet wird, nicht wie in 59, als der Vater,
sondern als der Sohn erscheint und zuo-leich der metrische Anstoß
gehoben ist, so liegt der Verdacht nahe, daß Jätaka 60 eine
Korrektur von Jätaka 59 darstellt, sowohl im prosaischen als im
metrischen Teil; es müßte denn durch eine unabhängige Quelle
erweislich sein , daß die beiden letzten Päda der Gäthä in 60 ur-
sprünglicher wären, als die Fassung in der andern Strophe.
Tatsächlich findet sich die Strophe in einer nordwestindischen
Quelle wieder, in Hemacandra's Parisistaparvan II, 717:
dhamed dhanien nätidhamed atidhmätam na sohhate \
dhmätenopärjitam yat^ tad atidhinätena häritam [|
Hier ist a völlig, b und d fast völlig identisch mit dem entsprechen-
den Päda der Gäthä von 59. Da nun die Abweichung der zweiten
Päli-Fassunof in d durch ihren eigenen dritten Päda bedingt ist, so
ist auch dieser dritte Päda geändert, und es bestätigt sich uns, daß
die zweite Fassung ein mißglückter Wiederherstellungs-
versuch ist. Vielleicht ist in der ersten Fassung in c nur ein
lii oder das Relativum yam vor satam ausgefallen.
Bei Hemacandra II, 694 ff. ist nun mit der StrojDhe eine völlig
abweichende Geschichte verbunden. Dort geht ein Bauer jede Nacht
auf sein Feld und verscheucht von einem Gerüste herab das Wild
durch Blasen auf einem Muschelhorn. Als einst in der Nacht Vieh-
diebe eine gestohlene Herde herantreiben , bläst er wieder in dem
Glauben, es nähere sich Wild. Die Diebe wieder glauben, die von
ihnen Beraubten seien ihnen zuvorgekommen, und einer blase zum
Angriff. Sie flüchten. Der Bauer sieht am Morgen die Herde und
verschenkt sie im Dorfe , indem er angibt, eine Gottheit habe sie
ihm gespendet. Nach einem Jahre kommen dieselben Räuber wieder
mit Vieh in die Nähe des Feldes, hören das Blasen wieder und
erkunden diesmal den Tatbestand, worauf sie an dem Bauern ihren
Zorn auslassen und ihn völlig ausrauben.
Es ist möglich, daß der Päli-Kommentator , der vielleicht die
für die Strophe nicht passende Überschrift ßherivädajätaka in 59
schon vorfand, sich die ganze Erzählung ersonnen hat, wie er
Kleine Mitteilungen. 4Q]^
ja auch in Jät. 218 erheblicho Züge einer bekannten Eiziihlung
geändert hat, die bei Brahmanen und Jaina gut überliefert ist^).
Wahrscheinlicher ist allerdings , daß er eine ursprünglich nicht zu
unserer Strophe gehörige Erzählung mit dieser verband. Vermutlich
gehört also die Erzählung Hemacandra's ursprünglich zu unserer
Strophe. Da die zweite Fassung des Jätaka sich als Korrektur der
ersten erwies , so haben wir hier einen sicheren Fingerzeig dafür,
daß an den Versen wie an dpi- Prosa unserer heutigen Fassung des
■Päli- Jätaka mehrere Hände gearbeitet haben. j^i, tr 4-1
= J 0 n. n e r t e 1,
Zum syrischen Alexanderlied in Heftl. — Ein paar
Bemerkungen, die mir beim Lesen des Stücks aufstießen.
1) Zur Bibliographie trage ich nach , daß es von Knös auch
eine lateinische Übersetzung gibt , ob vom ganzen weiß ich nicht.
Aus einem Antiquariatskatalog notierte ich mir einmal :
Knös, G., Carmen syriacum de Alexandro Magno lat. redd.
P I (9 p.) üpsaliae 1826. 4". 50 Ö.
Ob Hedenskog, A. , berättelse om Alexander d. Store Üfversättn.
Svr. Text med Öfversättn. och Anmärker (Lund. 1868) auch
hierher gehört, weiß ich nicht.
2) turä oder taurä'} In V. 210. 217 las Hunnius /wr«, wenn
er übersetzte: „er ging zum Gebirge"; vielleicht las auch schon
der Schreiber der Handschrift P so, wenn er an der zweiten Stelle
JioJ^ schrieb, und ^^ojdiV. statt 0)-Jü^, das Pronomen auf den Berg,
statt die Quelle beziehend; letztei'es auch in der Handschrift L.
Mir scheint es besser /awra zu lesen: er ging eine Strecke weit,
wie in V. 248 ausdrücklich vokalisiert ist. Es ist dies ein neues
Beispiel der Verwechslung , aus der ich im Neuen Testament die
Variante fxcr/.Qccv Matth. 8, 30 = TtQog (oder iv) tm oqei Mc. 5, 11;
Lc. 8, 32 abgeleitet hatte (meine Philologica Sacra S. 23). Als Bei-
spiele derselben nenne ich Zingerle , Ausgewählte Schriften des h.
Ephraim (Kempten 1876) 3, 95; Acta Mart. ed. Bedjan V, 18 n. 1 ;
Eusebius. Theophania 1, 15 (s. Greßmann, Texte u. Untersuchungen
8, 3 S. 56; Ryssel, Theol. Litztg. 1904, Sp. 141); Budge, History
of Mary p. 158; Harris, Gospel of the XII Apostles p. 9 n. 1. Daß
im jüdischen Aramäisch taura in diesem Sinn bis jetzt nicht be-
legt ist, spricht allerdings gegen meine Erklänang der neutestament-
lichen Stellen : um so unbedenklicher ist sie für das Alexanderlied.
3) Ähnlich bietet der Druckfehler Jä\\ — denn weiter als
ein Druckfehler wird es nicht sein , statt Jx>\\N^ — in V. 55 ein
weiteres Beispiel für die Verwechslung, aus der ich am gleichen
Ort (S. 39) die Varianten laög und Y.oGaog in Act. 2,47 erklärt
1) WZKM. XVII, 298 ff.
26*
402 Kleine Mitteilungen.
hatte. Belege für diese Verwechslung sind kaum anzuführen. In
Lagarde's Clemens Romanus c. 62 p. 26 Zeile 1. 5. 20. 34 finden
sich 4 bei einander. Im Alten Testament vergleiche man Dan. 8, 19 ;
Sir. 45, 7: 47, 4: im Neuen Testament Mc. 14, 0; Lc. 2, 10.
Eb. Nestle.
Weiteres zur Inschrift des Mesa'. (Vgl. Bd. 59, S. 33 ff.)
— Ich habe den Eindruck, als sei die Angabe Mesa''s auf ZI. 10
„und die Leute von Gad wohnten im Lande 'Atäröt aby?:" als
Gegensatz gemeint zu der Besetzung von Medebä durch die Israeliten,
die erst kurz vorher unter 'Omrl erfolgt war (ZI. 7 — 8); so daß
tby: hier nicht scharf betont zu werden brauchte „seit der Urzeit ■•,
sondern einfach bedeuten könnte „schon immer" oder ähnlich.
EtAvas anders ist diese Auffassung immerhin, als die Ed. Meyer's,
Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, S. 226. —
ZI. 11 f. heißt es „und ich tötete alles Volk -iprt^D". Die
Präposition 72 in npffl:, welche sicher zu sein scheint, ist auffallend
und hart, immerhin nicht unmöglich noch unerträglich. Ihre Be-
rechtisung wird aber durch folgende Erwägung noch weiter gestärkt:
■ Es folgen unmittelbar darauf die Worte aN'/sbi ü3"0Db rr^^, die
übersetzt zu werden pflegen „ein Schauspiel für K. und für M."
Daß rr"! „Schauspiel" recht fraglich ist, wird nicht weiter zu be-
gründen sein. Es liegt m. E. hier ein Fehler in der Inschrift vor :
statt rr^i ist zu lesen n^^^p^, wie auf ZI. 13. Durch die identischen
Buchstaben des unmittelbar vorhergehenden "ipn?3 war der Stein-
metz verwirrt geworden und vergaß die beiden Anfangsbuchstaben
von r''"ip3. Der Sinn ist also „und ich tötete alles Volk weg von
der Stadt in (dem ganz nahen) Qeriyyöt für K. und für M." Hier,
in Qeriyyöt, vor dem Heiligtum des Kemös spielte sich die Sieges-
feier ab, wie auch der folgende Satz berichtet. (Macht es übrigens
nicht den Eindruck, als sei nN": hier ein numen?) —
Wenn ich auf die Bd. 59, S. 33 ff. gegebenen Bemerkungen
zurückblicke , so wird mir auf ZI. 8 die passivische Lesung 2*i""j.
immer wahrscheinlicher, wörtlich „es wurde (dort) gesessen" oder
„es wurde (dort) sitzen gemacht", nämlich von seifen der Israeliten. —
An Stelle dessen, was ich über nmn bK-.N auf ZI. 12 als Vermutung
gesagt habe, möchte ich mich gern der Auffassung Winckler's und
Ed. Meyer's a. a. 0. S. 257 anschließen. Für völlig sicher kann ich
aber auch diese nicht halten. Denn daß Ti~ = numen durch Eigen-
namen gesichei'ter alttestamentlicher Sprachgebrauch sei (Stade in
seiner Zeitschi'ift Bd. 26, S. 134), kann ich nicht zugeben, mag
immerhin die Gottheit in der Dichtung hie und da als ni* be-
zeichnet worden sein. j,^.^ Pi-aetorius.
Kleine Mitteilungen. 403
Zur S il call in seh vi ft. — Die Stelle cler 3. Zeile r.^7\ "3
"■:n('':":;- t)"':* yc'^z -irn mi ptlegt übersetzt zu werden , denn es war
ein Riß im Felsen von Süden und von Norden her". Das un-
bekannte Wort Tra ist ziemlich von Anfang an mit ,Riß, Spalte"
übersetzt worden, lediglich deshalb, weil der Zusammenhang diese
Jiedeutung zu fordern schiene. Daß aber diese Bedeutung nicht
, evident", sondern nur möglich ist, hat Fischer in dieser Zeit-
schrift Bd. -56, S. 800 betont. Gleichwohl ist m. W. nirgends eine
andere, durch Zusammenhang oder Etvmolotfie gestützte, mögliche
Erklärung von m* vorgeschlagen worden. Denn auch was Bruston,
Etudes pheniciennes S. 74 bringt , entfernt sich nicht sehr weit
von der gewöhnlichen Erklärung. —
Es will mir nicht recht scheinen , daß gesagt sein sollte , der
Biß sei „von Süden und von Norden her" gewesen (Guthe in dieser
Zeitschr. Bd. 86, S. 743), oder auch nur „südlich und nördlich"
(Socin, Die Siloahinschrift S. 4). Man sollte erwarten „von Süden
nach Norden" ; noch angemessener wäre freilich völliges Fehlen
dieser selbstverständlichen Worte gewesen. Und die nächstliegende
Bedeutung von y:-' und bN":\r ist ja Süden bezw. Norden auch
nicht. — Als eine durch Zusammenhang und Etymologie gestützte
Möglichkeit schlage ich die Deutung vor: .denn es war ein
Echo im Felsen rechts und links".
iTi'iT setze ich gleich (jTlXao Echo. Bekanntlich kann schon
im Arabischen selbst jedes unmittelbar vor o stehende ^J.:2 zu •
werden , während jedes durch einen Vokal von folgendem o ge-
trennte ^o fast wie • gesprochen werden kann ; bekannt ist ja auch
der Wechsel von p-i: mit JOJJ , von T':^, in""^i: mit Jjoj, S\y So
dürfte denn die Gleichung rn-T = ^'^>^ lautlich nicht zu bean-
standen sein. Die Konstruktion als Femininum (n^^i) würde sich
erklären aus der Bedeutung von m" als .Naturkraft" ; ganz ab-
gesehen von der Möglichkeit, daß das Echo bei den Hebräern wie
bei den Griechen als eine in den Berten und Felsen hausende
Oreade aufgefaßt sein könnte (mr, rjTT). Der Verfasser der In-
Schrift scheint sagen zu wollen, daß zu beiden Seiten des Tunnels
Echos im Felsen sassen , die den Schall der menschlichen Stimme
verstärkten und trotz der 3 Ellen breiten Felswand über dieselbe
hinaus fortpflanzten. Fr. Prae torius.
iJ>Ü \.i\ ^ — Diese Redensart erklärt Nöldeke im Delectus
28, 8: primitus est convicium: „non tibi est pater" (notus; nesci-
mus, a quo mater te conceperit) ; sed locutioni usu tritae nihil in-
iuriae relictum est ; non mansit nisi quaedam incitandi species ....
404 Kleine Mitteilungen.
Diese Erkläruna: hält Nöldeke auch aufrecht in seiner Übersetzunor
und Kommentierung der Mu'allaqa Zuhair's (Sitzungsber. der Wiener
Akad. Bd. 144, I, S. 35) „. . . der Sinn der Formel schwächte sich
bei dem starken Gebrauch völlig ab , ähnlich wie es mit allerlei
Flüchen geschah')".
Eine Parallele aus dem Spanischen gibt dieser Erläuterung
recht. Tolhausen , Spanisch-Deutsches Wörterbuch, hat unter dem
Stichwort hi de pu, oder hi de puta : , Hurensohn fSchimpfwort bei
Cervantes und andern berühmten Schriftstellern). Daneben aber
auch : Der Kuckuck ! potztausend !" Also auch hier hat der Aus-
druck neben der eigentlichen, beschimpfenden Bedeutung noch den
Sinn der Bekräftigung, eines Kraftspruchs. Übrigens ist interessant,
wie im Don Quijote II, cap. 13 Cervantes den eigentlichen und
uneigentlichen Sinn der Redensart zugleich anwendet: ^Digo,
respondiö Sancho, que confieso que couozco que no es deshonra
Uamar hijo de puta d nadie , cuando cae debajo del entendimiento
de alabarle" (Don Quixote II, Ausgabe von Fitzmaurice-Kelly u.
Ormsby S. 106). J. Preuß.
AI- Maqdis'i und al-Muqaddas'i. — In der „Praefatio",
die De Goeje der vor kurzem erschienenen 2. Aufl. seiner präch-
tigen Ausgabe von al-MaqdisI's Kitäb Ahsan at-taqäsim fi maärifat
al-aqälim vorausgeschickt hat , finden sich gegen den Schluß die
Sätze: „ünum tantum superest dicendum. Sprenger auctorem nun-
cupaverat al-Moqaddasi quod nomen consulto servavi , licet non
ignorarem nullam causam esse quare haec forma praetuleretur"-)
formae al-MaqdisI. XonnuUi autem viri docti in Germania , mea
huius libri editione utentes , laudant eam sub hac forma , nescii
scilicet utramque formam bonam et usitatam esse, alteram a c>.j^
(j^-lXäI! (s. (_^wAäI! v.i>.Axi05 alteram a j_wOs.äI( o-j^^ ^^ immemores
praecejoti quod titulus libri is est quem editor ei tribuit". Von
diesen Sätzen muß auch ich mich getrofi"en fühlen , denn auch ich
habe , besonders im Kolleg und sonst im mündlichen Gebrauch,
gelegentlich aber auch in meinen Arbeiten'"), regelmäßig die Form
al-Maqdisi gebi*aucht. Es sei mir daher gestattet, mich kurz dazu
zu äußern.
Ich hielt, indem ich Maqdisl bevorzugte, die Form Muqaddasi
nicht für schlecht oder ungebräuchlich, glaubte aber — und glaul>e
1) Der Herr liedakteur teilt mir freundlichst mit, daß schon arabische
Philologen ungefähr dieselbe Auffassung haben. [Es genügt auf Lane s. v«^!
zu verweisen. A. Fischer.]
2) Sic.
3) Z. B. im Katalog der Bibliothek der Deutseben Morgenländischen Ge-
sellschaft, Bd. I, 2. Auft., S. 172.
Kleine Mitteilungen. 405
noch .jetzt — daß sie, zum inindebten bei den (Jelelirten, weniger
beliebt gewesen ist als Maqd/sl, und da ich mangels eines andern
einheitlichen Prinzips orientalische Eigennamen grundsätzlich in der
Gestalt wiederzugeben suche, die ausschließlich oder doch vorzugs-
weise als die crelehrte zu gelten hat'), so mußte ich mich kon-
sequenterweise des letzteren bedienen. Mein Glaube an die mindere
Beliebtheit von Muqaddas'i aber, gründete sich teils auf die Prüfung,
der Gildemeister, diese Zeitschrift 36, 387 f., die beiden Nisben oder
richtiger die beiden dazu gehörigen Namen jwjväll v,i>.aj und v.i>.>o
(j-AiLtf (bezw. (j/^lX-äÜ c:/^axJ1) hinsichtlich ihrer Verbreitung unter-
zogen hat, teils auf meine eigenen Eindrücke von ihrer Häufigkeit.
Gildemeister ist zu folgendem Resultate gekommen : „Die Foini hait
al-mulcaddas ist seit Herbelot, besonders in der Nisba Mukaddasi,
bei europäischen Gelehrten bevorzugt. In Sj-rien kennt man sie,
wie ich höre, nicht mehr und in Bairüt wird ihre Möglichkeit und
grammatische Zulässigkeit bestritten, womit wohl zusammenhängt,
dass Bistäni sie im Muhit nicht mit aufführt-). Ihr classischer
Gebrauch ist jedoch durch Gauharl , den Kämüs und die andern
bei Lane angeführten Autoi'itäten vollkommen sicher. Ibn Sida (f 458)
bei Lane leitet sogar die Form maJcdis aus ihr her und wenn
Yäküt IV, 590 von des Zaggäg Erklärung der Form makdis sagt :
it.l2AJö lÄi^, SO ist klar, dass er auch die andere Form kennt; ja
da nun auch »ixx, durch das er ^J^a erklärt, keine Nominal-
form ^) (wenigstens in der alten Sprache und in dieser Bedeutung) ist,
scheint er das an der Spitze des Artikels stehende y«tAä/« nicht
makdis., sondern ^y.JJäJ^ ausgesprochen zu haben. Allerdings aber
finden wir ausdrücklich makdis buchstabirt bei Ibn Khall. 456, 12
Sl., V, 19, 13 Wüst., bei Abulfidä , im Lubb al-lubäb, bei Dahabi
im Mushtabih p. 498 , vgl. den Vers Marväns bei Yäküt a. a. 0.,
so dass diese Form als die gebräuchlichste zu gelten
hat*). Aus unseren Ausgaben ist keine Folgerung zu ziehen, so
lange ungewiss bleibt , ob die Herausgeber das Tashdid zugesetzt
haben" (a. a. 0. 387 Anm. 1). Diese Statistik, obschon bereits für
1) So schreibe ich stets Slhamih, al-Hamaääni, al-Humraznü , ut-
Tibrizi, aS-Sirblnl, al-Bustänl, selbst (Muhammad) Qifta u. s. f. und nicht,
mehr in Anlehnung an die Formen der Umgangssprache, Sihüia {S'tbüi), Hama-
dänl, Härizml, Tabrlzl, Sarhlni, Bistäni, Qutta o. ä.
2) Er hat nur ^wlXäII c;^^ und / wiAüil v.i>.Axi! (c>.aaJ! mit dem
Artikel!).
3) Gildemeister meint natürlich: , keine Substantivform ".
4) Von mir gesperrt.
40() Kleine Mitteilungen.
Bait al-muqaddas und damit auch für al-Muqaddasl nicht sehr
Sünstiof. bedarf einiojer kleiner Korrekturen und Zusätze, die samt-
lieh die Wagschale noch mehr zu deren Ungunsten beeinflussen.
,Die andern bei Lane [zugunsten von Bait al-muqaddas] an-
geführten Autoritäten", von denen Gildemeister spricht, existieren
nämlich in Wirklichkeit nicht. Wenn ferner Ihn Sida al-maqdis
in dem Eigennamen Bait al-maqdis aus , wAäll herleitet, so meint
er mit letzterem zunächst nur das betr. nomen loci appellativum,
nicht aber den zweiten Bestandteil des nomen loci proprium
Bait al-muqaddas ^). Endlich hätte Gildemeister noch hervorheben
sollen, daß der Qämüs Bait al-maqdis vor Bait al-tnuqaddas
nennt {^ma^ ^jA^*.^ (_wJ^äH c:aaj.) und ebenso GauharT die
Nisba maqdisi vor muqaddasl ( _av^].^ ALa/o ^_^^^kA x^Jl is,xww.Ail^
avlXäx»). Allerdings steht in der Büläqer Ausgabe des Gauharl
umgekehrt Bait al-muqaddas vor Bait al-maqdis ((^jSwäH o^>V'?3i
;_Äfi^.» >3Jv..cio (w«cX.äIl»). Aber da unmittelbar darauf die beiden
Nisben , wie soeben gezeigt , in der Reihenfolge maqdisi — mu-
qaddasl folgen , da der Qämüs die entsprechende Reihenfolge hat
und da auch der Lisän a. a. 0. schreibt: »Jv .... ^.vAfilS '•^^i^A^
sind bei Gauharl möglicherweise die beiden Wörter v_ää.^^ oCk^j
umzustellen. (Die Ausgabe, obschon von so ausgezeichneten Kennern
des Arabischen wie Nasr al-Hürini und Muhammad as-Sabbär be-
sorgt, genügt natürlich kritischen Ansprüchen nicht.) Von Interesse
ist hier schließlich noch , daß der Tag al - sarüs a. a. 0. hat :
(_^«wl\äI5 ^-:^^^ -LäxS JJJAJ LXi'f^) (^w.l.:S\^5' y/^L\fiil c>.a:)
(^^ä^u-S^ ^Jan beachte hier die Partikel As, die vor dem Im-
perfektum bekanntlich J.aJLääL'-) steht!
1) Vgl, Lisäa al-Sarab s (j/.lXs (VIII, ö., 17): ^ (^wAäXI o^-aJ^
\ ^.,y^:^ e'' '■'*'- ^^'^' v_Jl\> ^isi ^MJ-^ C^^ ^'^ '•*^' "^^^
XäII ^ «.j»M<,A<w »s*!j\ i_aP3 L^-i^ 3~*äji , c^c U*^"^ (ebenso Tag al-
Sarüs s. (_,-vAi, IV, rii^, pu.).
2) Vgl. z. B. Mufassal IfA, 13.
Kleine Mitteilungen. 407
Das Vorherrschen von maqdisl vor inuqaddasl dürfte sich
ferner aus der vulgären Forna ^awAäx, die der ^Mulilt al-Mdlilt
verzeichnet, wie wohl auch aus dem Plural jC^oLäx ergeben. Letzterer
ist gleichfalls vom MuliTt al-M. und ebenso von Dozy, Suppl.'),
gebucht; ich kann ihn außerdem aus läqüt's Mustarik |',\t, 4 be-
legen: x^oUIt ^a -bl^aJ! \.?\ \..jji^^_. Freilich kommen auch
Fälle vor wie ^A^, PI- iOJU^.
Endlich spricht für maqdisl., daß unter den drei-) konkur-
rierenden Formen Bait al-maqdi.9 , B. al-muqaddas und al-B.
al-muqaddas die erste , als Übertragung von talmud. •ö'njiiili. rr'a
oder richtiger vielleicht von (S'i'ipl'':) N":3'nj:?2 ("'S) ir^S'^) zweifellos
die älteste ist. Die beiden übrigen erklären sich m. E. so , daß
in der Umgangssprache Bait al-maqdis z. T. in Bait al-muqaddas
überging, worauf der gelehrte Purismus, der in muqaddas ein
Partie, pass. und daher in der ganzen Bildung eine fehlerhafte
genetivische Verbindung von Substantiv und Attribut*) sah, das
grammatisch einwandfreie al-Bait al-muqaddas prägte^). Mit
1) Dozy hat den Sgl. -.wJüw st. ^jwiAJW. Nach Wright, Grammar" I,
p. l69 D wäre diese Aussprache falsch, ich halte sie aber nach Sib. II, 1v, 11 ft".,
1a, 15 für zulässig.
2) Es sind sogar vier, wenn man Bait al-muqaddis mitzählt (s. Gilde-
ineister a. ii. O.), von dem ich aber hier absehen kann. — Für (w_\äI5 v,i>.xajI
L-J.JÄii ,-•/= XJ -.i*2Äj i^tXJl j^Ii läq. IV, o1., 16 ist (_wuX.Äli >.l>--V*-5
i?J! .j-ülf zu lesen; vgl. Lisän al-oarab a, a. O. Z. 14: .iialt o.AxJi , cS
^ <" I , . . '' "'
IwJjJlXÜ ^-yA xj -^^ L?^"^^ iM^^-^^ <3^ '
1 p V 7, ,0 0 V
3) Vgl. im Syr. ln»Oy> ßs«^ „Jerusalem" und dazu die Nisba ^^JL^jQ^O
„jerusalemisch'', die völlig unserm _*.lXÄ^ entspricht, auch das äthiopische
4) Also ein unstatthaftes Beispiel der KävoJ! _J) (^«-o».!) x'L/lsi .
5) Anders De Goeje, Wright^ II, p. 233 Anm.: „The real e.xplanation,
however, seems to be that we have in yAiAüIt vi>«^J . . etc. the first instances
of the Omission of the article before the qualitied Substantive, which is prevalent
in modern Arabic", Aber bei dieser Auffassung fehlt jede organische Verbindung
von Bait al-maqdis und al-Bait al-muqaddas. Vgl. noch Gildemeister a. a. O.
und Fleischer in Bd. VI der Maräsid, zu II, Iff, 9 und IV, 423, 17 f. — Ein
408 Kleine Mitteilungen.
dieser Auffassung von den drei Formen scheint^) sieb aufs beste
zu yertragen, daß icb in der Poesie, die sieb ja vulgäreren Bildungen
gegenüber stets besonders abiebnend verbalten hat, nur Bait al-
inaqdis und al-Bait al-muqaddas . (nicht aber auch Bait al-
mxiqaddas) nachweisen kann und daß die Verse, die mir für Bait
al-maqdis zur Verfügung stehen , älter sind als meine Belege für
al-Bait al-muqaddas. Die betr. Stellen sind:
„Und laß Medlna, denn es ist zu fürchten, und begieb dich nach
Mekka oder nach Jenisalem" (von Marfan b. al-Hakam , s. läqüt
IV, öl., 18 und II, I.S', 14, ferner, mit allerlei Varianten, TibrIzI
zur Hamäsa ed. Freyt. IaI, 4; Aränl XXI, tlv, 19; Hizäna III, vf, 9;
V
Hafögi, Sarh Durrat al-rauiiä.s Iaa und Lisän s. (wJL>);
y <j >
^, , ... jj^ ■ . Lr,, o
,0 Freund, ich habe die Pilgerfahrt gemacht und .lerusalem be-
sucht" (von al-Musallä b. Tarif, dem Freigelassenen Mahdi's; s.
läqüt IV, rof, 11 und Aräni VI, f1, pu);
„Und sie (die Kamelinnen) hatten von Nähr Futi-us aus die Wüste
betreten, abgewandt von Jerusalem" (von Abu Nu^äs, s. seinen
Diwan ed. Iskandar Äsäf t.. , 10; läqüt III, vü, 16. A\f, 10.
IV, At^r, 3 ; Tag al-Sarüs s. ^^Li) ; und
J OS ^ i
„Nach Jerusalem kam ich die Gärten der Ewigkeit als Gastgeschenk
eines Gi'oßmütigen erhoffend" (von Ibn Hagar"-) al-iAsqaläni , s.
MaqqarT, Analectes I, i^v, 9 v. u.).
Irrtum ist es übrigens, ■wenn De Goeje an der soeben mitgeteilten Stelle die
Unterdrückung des Artikels vor einem o*-^*-* „ prevalent in modern Arabic"
nennt. Sie begegnet zwar in verschiedeneu Dialekten, so besonders den syrischen,
ziemlich häufig, in andern aber, z. B. dem von Kairo und dem des Nedschd
(s. Spitta, Gramm. S. 259 unt. und Socin, Diwan aus Gentralarabien III, § 153 b)
ist sie selten und den Dialekten des Maghreb fehlt sie fast ganz (s. Stumme,
Tun. Gramm. § 189, 2; Mar^ais, Dialecte arabe parle ii Tlemcen p. 154; un-
gefähr dasselbe gilt vom Marokkanischen).
1) Ich sage: „scheint", denn ich kann mir leider nicht einbilden alle
Verse, in denen der Eigenname vorkommt, beisammen zu haben.
C i
2) Die Ausg. hat falsch j^:^ ^j! .
I
Kleine Mitteilungen. 409
Freilich würde sich an einer sehr alten Stelle die Nisba
muqaddasl finden, wenn in dem Verse des Imra' al-Qais
(j*LX.äI) >— ^yi" .(lAjk-.! l^-AvU, -^i U-w^l» O'-'^wJ^J .,lX3»'lmJ &-vS.J.5
„Und sie (die Hunde) holten ihn (den Wildstier) ein und packten
seinen Schenkel und seine Hüftsehne, wie die Kinder (der t'iiristen)
das Kleid des Jerusalerapilgers (oder des Mönches) zerreißen" für
l_wJ^Äi! mit Gauhari s. ^J^Xi und o-^^') ^^J^'äi^ ?-u lesen wäre.
Aber das ist sicher nicht der Fall; vgl. Diwan des Imra al-Qais
ed. Ahlw. Nr. \^\, li*; Kommentar des ;Ä.sim b. Aiiüb al-BataljüsI
zu Imra' al-Qais, ed. Kairo 1307, it^C; SuSara an-nasräniia 0., 2:
läqüt IV. oi., pu. ; iükbari, Komm, zu Mutanabbi, ed. Kairo 1287,
I, o.!*, 0 V. u.; Lisän s. vJj,A.ii-) und Lane s. v. , wo überall
(i/rAä/* steht. (S. auch Cheikho, al-Ahdät al-kitäbiia n, 5-)
De Goeje fordert , daß Titel in der Foi'm zitiert werden , die
ihnen die Herauscreber oder Bearbeiter der betr. "Werke cregeben
haben. Ich halte diese Forderung für gerechtfertigt bei eingehenderen
Titelwiedergaben, aber nicht bei kurzen Zitaten, wie man sich ihrer,
um Zeit und Raum zu sparen, meist bedient; denn wollte man ihr
auch hier nachkommen, so würde das Resultat oft ein sehr häßliches
und zudem , besonders für Jüngere , auch verwirrendes pele-mele
sein. Wie würden sich beispielshalber Zitatenreihen wie die beiden
folgenden ausnehmen: Gjarumia ed. Erpenius S. a; Agrumia ed.
Obicinus S. b ; Djaroumiya ed. Bresnier S. c ; al Adjrumiieh ed.
Perowne S. d ; Ajrüniiy^'ah ed. Trumpp S. e ; al- Agurrümiia ed.
Bairüt 1841 S. f und Kafräiil, Sarh £alä matn al-Ägurrümiia S. g;
oder : Amralkeisi Moallakah ed. Lette S. a ; Amrulkeisi Moallakah
ed. Hengstenberg S. b ; Imruulkaisi Mu'allaka ed. Müller S. c; an-
Nahhäs' Komm. z. Mu'allaqa des Imruul-Qais ed. Frenkel S. d;
Amralkeisi Moallakah bearb. von Pareau S. e : Batalinsi, Sarh Di^än
Imra al-Qais ed. Kairo 1282 S. f. und Amrilkais übers, v. Rückert
S. g u. s. f. ! Ich denke, in solchen Fällen empfiehlt sich nur eine
ratio der Titelwiedergabe : daß man von den verschiedenen Schreib-
weisen der Ausgraben und Bearbeitungen gänzlich absieht und sich
• ausschließlich der .Form bedient, die das eigene Transkriptionsprinzip
an die Hand gibt (also in den angeführten Beispielen : Ägurmmlia
1) Danach ^a^AäIS auch Lisau s. (_^w_X.ä und , als Lesart , auch Tag
s. (w.lX's und ^_J;-x.vi,
2) ( wvlXäI^ hier ist natürlich nur ein Versehen.
410 Kleine Mitteilungen.
ed. Erpenius S. a, ed. Obicinus S. b, ed. Bresnier S. c, ed. Perowne
S. d u. s. f. , oder: Imra' al-Qais, MuSallaqa ed. Lette S. a, ed.
Hengstenberg S. b, ed. Müller S. c u. s. f.).
Dies sind ungefähr die Erwägungen , die m. E. die Form al-
Maqdi'si empfehlen. Sollte De Goeje über Material verfügen, das
geeignet ist ihre I3eweiskraft wesentlich abzuschwächen , so werde
ich — und sicher ebenso die übrigen „yiri docti in Germania",
die sich bisher für al-Muqaddasi nicht zu erwärmen vermochten —
mich gern eines besseren belehren lassen. Auf jeden Fall möge
unser hochverehrter holländischer Altmeister und Freund aus diesen
Darlegungen ersehen, daß unsrer Vox'liebe für al-Maqdisl wenigstens
keine bloße Laune oder Gedankenlosigkeit zugrunde lag.
A. Fischer.
i
'1
J
1
411
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluss der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; lüicksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
Wiclltigere Werk cin^eheild besprechen zu wollen, werden mit Drink akzep-
tiert. Die mit '■•' bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
A n t h r 0 p 0 s. Internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde. Im
Auftrage der österreichischen Leo -Gesellschaft .... hrsg von
W. Schmidt. Band I, Heft 2. Salzburg (Österr.), Druck u. Verlag Zaun-
rith'sche Druckerei [o. J.].
Le Monde Oriental. Archives pour l'histoire et l'ethnographie, les langues
et litteratures, religions et traditions de lEurope Orientale et de l'Asie.
Publiees par K. F. Johannson , J. A. Lundell, K. B. Wiklund, K. V.
Zetterst6en. [Titel auch schwedisch.) Vol. I, fasc. I. Uppsala: Akadem.
Bokhandeln, Leipzig: Otto Harrassowitz .... [1906]. Pro Bd. (ungefähr
256 S.) 9 Mk.
*Memoirs of the Asiatic Society of Bengal. Vol. I, No. 1 — 9.
Calcutta 1905—1906.
*The Old Testament in Greek according to the Text of Codex Vaticanus,
supplemented from other Uncial Mauuscripts, with a Critical Apparatus
contaiuing the Variants of the Chief Ancient Authorities for the Text of
the Septuagint edited by Alan England Brooke and Norman McLean.
Vol. I. The Octateuch. Part I. Genesis. Cambridge , Uuivorsity Press,
1906. 7s. Cd. Subskribenten erhalten eine Preisermäßigung von 20 "Z^.
Arabischer Commentar zum Buche der Richter von Abtl Zakarjä Jahjä
{R. Jehudci) ihn Bal'äm. Zum ersten Male hrsg. v. Samuel Poznanski.
Frankfurt a. M., J. Kauflfmann, 1906. 1,50 Mk.
Venetianer , Ludwig - Ezekiels Vision und die salomonischen Wasserbecken.
Budapest, Friedrich Kilian Nachfolger, 1906.
The Treatise of Dionysius bar Salibhi against the Jews. Part. I. The Syriac
Text edited from a Mesopotamian JIS. (Cod. Syr. Harris. 83) by J. de
Zicaan. Leiden, E. J. Brill, 1906. 4 Mk.
Descriptio imperii moslemici auctore .... al-Moqaddasi. Edidit M. J. de
Goeje. Ed. secunda. Lugd. Bat, E. J. Brill, 1906.
412 ^'erzeicJul^^ der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften.
"Ancient Kecords of Egypt. llistorical Documents from tlie earliest times
to tlie Persian conquest, coUected, edited and truuslatod with Commentary
hy James Henry Breasted. Vol. I. II. Cliicago: the Uiiiversity of Chicago
Press, Leipzig: Otto Harrassowitz, 1906. Komplett (4 voll.) 75 Mk.
Das Lebeu des Buddha. Eine Zusaimnenstellung alter Berichte aus den
kanonischen Schriften der südlichen Buddhisten. Aus dem Päli übersetzt
und erläutert von Julius Dutoit. Leipzig, Lotus- Verlag, 1906.
Oldenberg, Hermann - Indien und die lieligionswissenschaft. Zwei Vorträge.
Stuttgart u. Berlin, J. G. Cotta, 1906, 1,60 Mk.
La roseraie du savoir. Golzär-e ma'refit. Texte persan public par
Hoceijne - Azad. — La roseraie du savoir. Choix de quatrains
mystiques tires des meilleurs auteurs persans traduits pour la premiere
fois en fran9ais avec une introduction et des notes critiques, iitteraires et
philosophiques par Hoc&yne- Azad. 2 Bdd. Leide: E. J. Brill , Paris:
E. Guilmoto, 1906. Zusammen 8,50 Mk.
Abgeschlossen am 21. 6. 1906.
fi
4ia
Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
Von
Julius Jolly.
4. Die Cikitsäkalikä des Tlsatäcärya.
In meiuem vorigen Artikel „Ein alter Commentar zu Susruta*"
(58, 114 — 116) wurde eine kurze Notiz über eine bis dahin nicht
beachtete medizinische Hs. der ünivei'sit}^ Libraiy in Cambridge
ffesfeben und dieselbe auf Grund der zahlreichen Zitate in dem
entsprechenden Teil des gedruckten Susruta-Komraentars von Dallana
als ein Fragment des Särirasthänam der Panjikä das Gayadäsa be-
stimmt, des anscheinend ältesten der erhaltenen Kommentare zu
Susruta. Gleichzeitig hat Dr. P. Cordier über die ihm gehörige,
schon früher kurz von ihm erwähnte Hs. eines anderen Teils der
Panjikä, des Nidänasthänam , im Museon IV, 332 f (1903) einige
weitere Angaben gemacht. Während in der Hs. von Cambridge
der Name des Gayadäsa nicht vorkommt, heißt es hier am Schluß
ausdrücklich: iti ... Gayadäsakrtäyäm Nyäyacandrikäyäm Panji-
käyäna nidänasthänam samäptam. Dr. Cordier hat mir nun seine
Hs., eine Abschrift einer in Bikanir befindlichen, um 1500 elegant
geschriebenen Jainahs., auch für einige Zeit geliehen und ich konnte
daraus feststellen, daß auch in diesem Teil der Panjikä die Gayadäsa-
Zitate bei Dallana sich verifizieren lassen. So sagt Dallana (ed.
Jibanand) zu Su6r. II, 1, 13 (ed. Vishvanath und Popat Prabhuram
Vaidya, Bomb. 1901): anye tu bahiscara iti pathanti | tan necchati
Gayadäsäcäryah. Dem entspricht in der Hs. anye tu bahiscara
iti tatra . . . bahiscaratvam na yujyate. Zu adhy. III, 14 des Nidä-
nasth. erwähnt Dallana eine abweicheude Lesart: anugune iti kecit
pathanti; zu diesen kecit gehört Gayadäsa, denn er sagt nach unserer
Hs. : märute 'nugune ityädi. Am Schluß dieses adhy. hat sich um-
gekehrt bei Dallana und in den gedruckten Ausgaben des Susr. ein
sl. erhalten, den Gayadäsa nach unserer Hs. verwirft mit den Worten:
tän eva vastivikärän kecic chlokena pathanti | müträghätäh pravätä^
cetyädi. Zu adhy. IV, 5 bemerkt Dallana : cälaniketi Jejjatäcäryah ,
tan necchati Gayadäsäcäryah. Die Hs. zitiert diese Lesart:
^ataponakas cälaniketi jadä (jadah ?) und verwirft sie. Aus dieser
Stelle läßt sich zugleich ein Beweis für die Richtigkeit der gleich-
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 27
414 Jolhi, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
zeitig von Dr. Cordier iind mir aufgestellten Vermutung entnehmen,
daß der öfter von Gayadäsa zitierte „Jada" in Wahrheit Jejjata
oder Jaijjata, der älteste Kommentator Suärutas, sein muß.
Ganz kürzlich hat Dr. Hoernle in seinen ,Studies in Ancient
Indian Medicine. I. The Commentaries on Sujsruta" (JRAS. 1906,
Aprilheft) das Cambridger Fragment neuerdings eingehend unter-
sucht, und ich freue mich aus seinen Darlegungen entnehmen zu
können, daß er meiner Bestimmung dieser von ihm als „unique"
bezeichneten Hs. zustimmt, auch die Identifizierung von Jada mit
Jaijjata billigt. Zu den von Dr. Hoernle gegebenen Ergänzungen
meines Verzeichnisses der bei Gayadäsa vorkommenden Zitate dürfte
ich mir vielleicht die Bemerkung gestatten, daß dieses Verzeichnis
durch den Zusatz „u. a." ausdrücklich als nicht erschöpfend cha-
rakterisiert war, übrigens der von mir betonte altertümliche Charakter
der Zitate bei Gayadäsa durch Namen wie Caksu.sya, Dhanvantari,
Gotama, Manu nicht beeinträchtigt wird, was auch Dr. Hörnle wohl
nicht sagen will.
Im nachstehenden soll von einem anderen alten Ineditum die
Rede sein, der Cikitsäkalikä des Tisatäcärya, zu deren Bearbeitung
ich ganz zufällig gutes Material fand in einer Hs. des Deccan
College in Puna, No. 67 der Collection von 1872/73, ,Ätreyasam-
hitä", durch Bühler angekauft. Bekanntlich haben die unter dem
Xamen des Ätreya oder Härlta überlieferten Texte einen mehr oder
weniger apokryphen Charakter (vgl. meine „Medicin", § 7). Dies
tfilt besonders von dem gedruckt und handschriftlich in verschiedenen
Rezensionen vorliegenden Härita, von der in Rajendralal Mitra's
Notices No. 2633 analysierten umfangi-eichen Ätreya-Samhitä und
von der Dr. Cordier gehörigen und von ihm 1. c. 348 f. (SA. 28 f.)
beschriebenen Ätreya-Samhitä aus Bikanir, welche umfangreiche
Stücke aus Su^ruta und Vägbhata, kürzere aus Caraka, Bheda u. a.
bekannten Lehrbüchern reproduziert und selbst Cakrapäiü und die
Asvinlkumärasamhitä zitiert. Dr. Cordier hat mir auch von diesem
Werk Einsicht gewährt , und ich habe mir noch bemerkt , daß es
(ebenso wie R. Mitra's Ätreya-Sarnhitä) auch einen Abschnitt über
nädipariksä enthält, was immer ein Zeichen relativ späten Ursprungs
ist. Der eklektische Charakter dieses Werks erhellt auch aus den
Unterschriften , so nach dem ersten der vier sthäna : iti Sau^rute
äyurvedasästre Ätreyabhäsite Härltottare dravyasaingraho nämä-
dhyäyah prathamam sthänam saraäptam iti. Eine ähnliche Kom-
pilation ist nun auch die Ätreyasamhitä des Deccan College, deren
Benutzung mir durch Mr. F. W. Thomas, den Oberbibliothekar des
India Office, ei'möglicht wurde. Der Titel Ätreyasamhitä ist durch
den Schluß der Hs. gerechtfertigt, wo es heißt : Ätreya-r.'^inä ceyarn
kathitä samhitottamä | Sukhenas (1. Susenai^) cottamo vaidyo tasyägre
kathitä purä || Ätreyasamhitä ceyam satikä (1. satikä) smäptikäritä
(sie) II iti 6rT Äti-eyasamhitä Prabodhacandrakatikä (1. Prabodha-
candrikätikayä) saha smäptim (1. samäptim) gatä | srir astu | kal-
Jollij, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 415
yänam astu. Der hier erwähnte Siisena, dem Ätreya sein Werk
offenbart haben soll, ist als Arzt und medizinischer Autor bekannt,
auch Prabodhacandrikä als Titel von Konmientaren belegt, in der
Tat besteht aber unsere Hs. aus einer Reihe ganz heterogener Elemente,
f. 1 b, etwas defekt , enthält einen einleitenden Vers , in dem
l'ämundä als KarnamotT gefeiert wird , nebst ausführlichem Kom-
mentar, hängt aber mit dem folgenden nicht zusammen, f. 2 a be-
ginnt fast genau wie f. 2 a der Berliner Hs. 947 der Cikitsäkalikä
mit Kommentar des Candrata (s. u.), nämlich mit param caiva pa-
därthah padavigrahah. Von da bis f. 60 setzt sich der Text der
Cikitsäkalikä mit ausführlichem Kommentar des Candrata ohne
Unterbrechung fort, f. 60 endigt mit dem Kommentar zu einem
Vers über sllpadacikitsä, der v. 197 in der Hs. H der Cikitsäkalikä
(s. u.) entspricht, f. 61 fehlt, f. 62 — 64 bringt die Fortsetzung,
von H 203 bis zum Kommentar zu H 218 (svitracikitsä). f. 65
enthält ein Bruchstück aus einem ganz anderen medizinischen Werk,
so heißt es darin : iti sri° sllpadacikitsädhikärah | atha jyotihsä-
sträbhipräyena vidradhirogahetum äha, weiterhin : atha kra° (krama-
präptasya) vidradhirogasya sanidänärn cikitsäm äha | rgviniscayät.
Dies ist ein Zitat aus Rugviniscaya (Mädhavidhäna, Bomb. ed. 1901)
p. 1 90 f. Nachher folgt ein Zitat aus Vrnda (Vrndasaingrahät)
= 42, 1 — 3 der Änandäsrama- Ausgabe von 1894 des Vrndamädhava.
f. 6G — 70 enthält wieder ein Stück der Cikitsäkalikätlkä, mit dem
Schluß von svitracikitsä beginnend (H 225), dieses Stück bricht in
70 b ab mit dem Kommentar zu H 268. Auf f. 71 — 79 folgt eine
Fortsetzung des in f. 65 enthaltenen Werkes, das in den Unter-
schriften als srIto° oder srlvi° bezeichnet wird (vielleicht A^Irasim-
hävaloka von dem Tomara Vrrasimha verfaßt ? der Inhalt ist ähnlich),
nämlich die Abschnitte über sükadosa, ^vitra, kustha, sitapitta,
udarda , kostha, amlapitta, visarpa, masürikä u. s. w., wieder mit
regelmäßigen Zitaten aus Rugviniscaya und Vrnda , die sich dort
auch nachweisen lassen , und Angaben aus dem jyotihssästra über
kai'mavipäka. Auf f. 80 — 82 folgt ein späteres Stück der Cikitsä-
kalikätlkä, beginnend mit dem Kommentar zu H 309, kurz nachher
schließt der Abschnitt über Käyacikitsä: iti srT TlsatasutaCandra-
taviracitäyäm Cikitsäkalikätlkäyäm käyacikitsitam | Es folgt das
säläkyatantram bis zu der Glosse zu H 327. Nun kommt auf f. 83 ff.
wieder das andere Werk, zunächst der Schluß des karnarogädhikära,
dann die Kapitel über näsäroga u. s. w. bis zu den Frauen- und
Kinderkrankheiten, wieder zunächst mit Anschluß an Rugviniscaya
und Vrnda , die sehr ausgiebig zitiert werden , so ist in diesen
Zitaten der näsärogädhikära des Vrndamädhava (pp. 443 — 448) fast
vollständig, der lange netrarogädhikära (pp. 448 — 486) größtenteils
enthalten. In f. 96 , 97 liegt wieder ein Stück Cik. vor, H 402
— 412 entsprechend, auf f. 96a heißt es: iti sriTlsatasuta-Candra-
taviracitäyärn Cikitsäkalikätlkäyäm visatantram samäptam iti | visa-
tantränantaram rasäyanatanträrambhah , auf f. 97 endigt das rasä-
27*
4.^6 Jollii, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
vanatantram und beginnt das väjikaranatantram. Auf f. 98 — 106
ist ein diesem voi'ausgebendes Stück der Cik. enthalten , von der
Glosse zu H 345 bis zu der Glosse zu H 401, schließend mit kathita
iti I 400 ' . Auch hier wird der Name des Werks erwähnt : iti
^riTlsatasutaCandrataviracitäyäm Cikitsäkalikätlkäyäm äalyatantram
samäptam (f. 103 a); iti sriTisatasutaCandrataviracitäyäm Cikitsä-
kalikätlkäyäm bhütavidyä samäpteti (f. 105. b); iti §rlTl° Ci° kaumä-
rabhrtyam samäptam iti (f. 106 a). Mit f. 107 beginnt ein Fragment
eines anderen Werks , in anscheinend älterer ^ Schrift , mit dem
Kolophon in 108 a: iti sriDämodarasüuoh srlSärügadharaviracitä-
yäm samhitäyäm kväthädikalpanädhyäyah | Wirklich deckt sich
107 flP. ziemlich genau mit Särngadhara II, 156 flF. (pp. 99 ff. der
Ausgabe von Prabhuram Jivanram Vaidya, 1891). Es folgt auf
f. 109 a: iti . . . hemakalpanädhyäyah (1. c. p. 106), auf f. 119b:
avalehakalpanädhyäyah samäptah (ibid. ]). 154),^ auf f. 120 — 122
noch ein Stück des ghrtädikalpanädhyäyah aus Särngadhara. Auf
f. 123 liegt wieder ein Stück des mit srito° bezeichneten Werks
vor, der Schluß des rasäyanädhikärah u. s. w. , auf f. 124 bälaro-
gacikitsä u. s. w. aus dem gleichen Werk, mit langen Zitaten aus
Vrnda (pp. 507 ff.). Das kurze Fragment auf f. 125 kann ich nicht
bestimmen. In f. 126 erscheint wieder ein Stück Cik., über i^lTpada-
cikitsä, vätaraktacikitsä, visarpacikitsä. kusthacikitsä, = H 297 — 304.
Auf f. 127, über verschiedene cürnam, folgt ein weiteres Bruchstück
aus Särngadhara (pp. 122—126).' 128 fehlt. In 129 stoßen wir
wieder auf Cik., es entspricht H 340 — 345; 130 enthält das vor-
hergehende Stück H 336 — 340, mit dem Kolophon in 130a: iti
sriTlsatasutaCandrata viraeitäy ärn Cikitsäkalikätikäy arn säläky atan -
tram samäptam; ein noch etwas früheres Stück, H 327 — 330, über
netra°, näsä° und karnarogacikitsä, folgt auf f. 131. Auf f. 132 0'.
kommt ein längerer Abschnitt aus dem andern Werk (srito°) , mit
visädhikära, väjikaranädhikära, snehä°, virecanä°, anuväsänä°, nasyä°,
trsnä°, mürchä°, pänätyayä°, dähä°, unmädä°, apasmärä°, väta-
vyädhya°, vätai-aktä°, ürustambhä° u. s. w., wieder mit verifizierbaren
Auszügen aus Rugviniscaya und Vrnda in jedem Kapitel und zahl-
reichen anderen Zitaten, aus Susruta, Baudhäyana, Jätakam, Väyu-
puränam u. a. Erst auf f. 1 7 1 folgt wieder ein Stück Cik. , von
der Glosse zu H 218 bis zur Glosse zu H 225, hierauf 172—176
wieder das andere Werk mit vidradhj^adhikära u. s. w., auf 177
bis 185 ein größeres Stück Cik., H 264 — 309, wobei einem mit
eka eva endigenden Vers in f. 184 a die Nummer 300 beigefügt
ist (= H 299). Auf f. 186 bis zum Schluß der Hs. (f. 188) er-
scheint wieder ein Stück des anderen Werks , über mukha- und
karnaroga handelnd.
Aus dieser Beschreibung ergibt sich, daß die angebliche Ätreya-
samhitä des Deccan College ein seltsames Konglomerat aus mehreren
verschiedenen , unordentlich zusammengefügten Hss. ist , wie auch
die häufig korrigierten und doppelten Blattnummern beweisen. Der
Jolly, Zur Quellenkunde der Indischen Medizin. 417
Cikitsäkalikätikä des Candrata kommt hierbei der Hauptanteil /u,
auch ist sie in dieser Hs. fast vollständig erhalten , man braucht
nur die Blätter in die richtige Ordnung zu bringen: 1 — 197, 203
—218, 218—225, 225—263, 264—309, 309—327, 327—330,
336—340, 340-345, 345—401, 402—412, es fehlen höchstens
etwa ein Dutzend Verse.
Von sonstigen Hss. der Cikitsäkalikätikä des Candrata sind
nach Aufrecht's Cat. Cat. bisher nur noch zwei bekannt, nämlich
die Berliner Hs. 947 (Weber I, 293) und die Oxforder Hs. Sö2
(Aufrecht 357b). Beide Hss. waren mir zugänglich, die Oxforder
Hs. allerdings nur in einer auf meine Bitte von dem Oberbibliothekar
der Bodleian Mr. E. B. Nicholson für mich freundlichst besorgten
photographischen Wiedergabe der ersten 35 Blätter (von 118), aus
deren Kollationierung sich aber mit Sicherheit ergab, daß sie im
Allgemeinen ziemlich genau zu der Berliner Hs. stimmt; wo sie
differieren, ist die Oxforder meistens wie an Alter (geschrieben 1530)
so an Korrektheit der Berliner überlegen, doch sind in der ersteren
manche Stellen verwischt. Hierzu kommt nun die Hs. des Deccan
College, deren große Bedeutung darin besteht, daß sie eine andere,
bedeutend ausführlichere Rezension unseres Kommentars enthält, in
der fast jedes Wort des Textes erklärt wird, so daß zum mindesten
über die Te.xtkonstitution , in der Regel auch über die Erklärung
der Cikitsäkalikä wenig Zweifel bleiben.
Es wird daher wohl kein zu großes Wagnis sein , wenn im
Nachstehenden versucht werden soll, als ein Spezimen der Cikitsä-
kalikä die den allgemeinen Teil enthaltenden ersten 47 Strophen
derselben zu edieren , die als eine übersichtliche Darstellung der
altindischen Physiologie, Anatomie und allgemeinen Pathologie und
Therapie ein besonderes Interesse beanspruchen dürften, und dieser
Edition Auszüge aus dem Kommentar nach beiden Rezensionen der-
selben (wobei Wiederholungen nicht ganz vermieden werden konnten,
andrerseits manche Stellen der Korruptelen wegen weggelassen,
andere vermutungsweise verbessert werden mußten) , eine deutsche
Übersetzung und eine kürzende, meist beide Rezensionen zusammen-
fassende deutsche Wiedercrabe des Kommentars folgen zu lassen.
Für den Text der Cikitsäkalikä standen mir außer den genannten
drei Hss. noch die Berliner Hs. 946 und eine mir von Dr. Hoernle
freundlichst geliehene gute Kopie der Hs. Nr. 3105 der Jammu
Library zu Gebote , die drei ersten Verse sind auch in Peterson's
II. Report, p. 133 nach einer von ihm angekauften Hs. abgedruckt,
V. 1, 2, 4 auch in R. Mitra's Notices Nr. 3051, und v. 1 in seinem
Bikaner Cat. 636. Die in den Anmerkungen und im Kommentar
gebrauchten Abkürzungen sind folgende :
A: die Berliner Hs. 946 (Weber I, 292) der Cikitsäkalikä, die
von Weber p. 293 als ein von Nr. 947 vei'schiedenes Werk des
gleichen Verfassers bezeichnet wird, tatsächlich aber nur eine andere
Einleituncr enthält.
418 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
B: die Berliner Hs. 947 (Weber I, 293), mit dem Kommentar
des Candrata, bricht in v. 394 ab.
C : Candrata's Kommentar, Cikitsäkalikätlkä genannt , in einer
der beiden oder in beiden Rezensionen.
H: Dr. Hoernle's Nägarlkopie der Hs. 3105 in Jammu (in
Säradaschrift), vgl. Dr. Stein's Catalogue, p. 182.
0: f. 1—35 der Oxforder Hs. 852 {= v. 1 — 47 der Cikitsä-
kalikätlkä) photographiert.
P: Xr. 167 der Collection von 1872/73 des Deccan College
in Puna (Atreyasaiphitä).
^T^T ^"frtfr^ öf^^tT II =1 II
^^rNfPC^T'^^T^f^TTTw: II ^ II
^ s# s* ^
1. Metrum Upajäti. b. B m^. 2. Vasantatilaka.
d. Peterson (s. o.) •IT^'y: II • 3. Vasantatilaka. a. Peterson
^I^njfT^. c. H WVTfT. 4. Vasantatilaka.
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 419
^f^?l\f^rq^T^T^fT*TT: Vff^^T. II M II
^'^FT^^^ ^ ^^T(W^rr^ ^srfr: I
^FTTöIT ^^fnT f^q^T^rf^f^^^T^ II ^ II
^T^fj^VT: ^fTf^T ^"nJTfTJTTT^T^ II ^ II
^ ^ f^^^q^f'TfTTf^TSfiT^^T ^ I
^^T T^T ^^^rTT'TTtT'I^T: II c II
fT^T^T TTTfrir^ ^i^^q-
IT^fit^^T: ^T^*T^'\f^^TTT: II Q II
MiTT^^^WTiltf^ ^^^^^^'^WWT: II <^0 II
5. Vasantatilaka. c. P TT^f'rT ^T^T:. 6. Vasantatilaka.
7. Vasantatilaka. a. 0 ^ST^T^^^. 8. Vasantatilaka. b. C f^-
^q^^^IlTTf^«. 9. Upajäti. 10. Harinl.
420 Jolly, Zur Quellenkunde der /'udischen Medizin.
^ü^mrTT'T^^^f^T^iftfWfn^: ii <=\<=i ii
^"t^^^W f^^^T^tr^ITf'fT f%ft^ II «^^ II
HT^tiT^^T ^f^ ^^: 3TII^ IT^Tf5fT II =)^
^TTst: %^ ^fr^^rf^: I
% ^^m »j^^^w^t^t: II =18 II
■^ ^^t^TH^T^T f^TTi: II «IM II
11. Vasantatilaka. 12. Vasantatilaka. 13. Vasanta-
tilaka. d. 0 3TT^^T. 14. Upajäti. 15. Indravajrä.
16. Vasantatilaka. b. BP ^*f^^.
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 421
?t^^ 'tlTfT^ ^%^ ^^^ ^Tö^
^rTfWf^f<^fITf^^^T^Tt^ II =IQ II
^ l>fTT^^fT^> ^ r{^^ I
igWT^f^fTf^ f^IlfTTT"^ ^T^ II ^0 II
^^^f^ ^tH'T^^I I
^^qf^ IT^Tf^ f^TTf»^- II '^S II
17. Indvavajrä. 18. Upajäti. c. H »T^T^. Nach 18
hat H einen sloka : f^^^ "^ fT^T '^^ WTXIT%^H^<*1>1^T: I
^^T: ^F ^"ÜT if^'^l^^^f^S^^fT: II. 19. Vasantatilaka.
20. Vasantatilaka. b. BC(inP)HP »^ üffT^^r^^: A «^IfTT
irf^fTT; 0 »'fe^^HTT IT^rRft; C (in 0) «MH^fTi: ; C (in B)
o\ei ^cTT:. 21. Indravajrä. d. H % ^jf^ ; 0 t^Wft TT^-
422 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
fl'w: ^^Wt^ f%5^t: ^^^: ii =>' ii
WrrfT ^»TTfW ^ ^^^TH-
TTf^f^^fTT ^'^xort: f^»7#: II ^,M II
^^ i?\n^T^*m^ ^ir»i ii \^ ii
22. Indravajrä. b. HO ^^tOt. 23. Yasantatilaka.
b. B ^Tt^^^^%^. 24. Yasantatilaka. d. AC «^T^TTTnTT
^: BHOP »Tr^TT^T^. 25. Upajäti. 26. Upajäti.
b. A f^rT"RIrT>. c. AC (in 0) 0 ^ ^Tf^^W-
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 423
f^ffT TT^Tlft?JfT»T^^T^»T II RO II
^Tff^ T^^r\^ ^mw ^Tf^
f^^Tfr^: ^-Rl^cTt ff ^T% I
f^f^f?^rt %f7T fsT^t^iift^j^; II 3c II
"^i ^f^ir ^ ^nftfT^fTT ^^f?T f^-^ f^lWW^ T{^W. II ^Q II
^^ ^^flT H>^% HXT^ "^ ^^ ^fr\ ITTfW'Tt
»TöItI ^ fT^T^T^T^^^T^ f^TllTSRtifr »T^fi: II 30 II
xJt; ^ mm: ll^wfrT ?7V^ ^ f^^Tf^^ ^ II ^«^ II
^»f^TWT^^R^ ^^: W^T^ ^^^ II 39 II
•28. Upajäti. b. AH f^^Tf^Wt. 29. Sragdharä. b. B
^T1T%^- 30. Särdülavikndita. c. H ^ HXT^. 31. Avi-
tatha. 32. Pramänikä. a. H ^^^T I. 33. Rathoddhatä.
b. BH ^f^ft.
424 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
^^ti-<^^|ij»T%T ^TT^fi: II ^^ II
. ^^fTT ff ^^^^T^ST^^'^m ^ II ^8 II
f^^^^f%^jifrmnTT?wi[^^ II 3M II
^^Tr{ ^^f^ ^T# TTf^fT^Tf^fTT: I
f^fTT ti^^Tf^^TT ^'^Hi iftW^fffi: II ^^ II
3T^q^»Tf7T^TT^^f^^ "5^^^
^^fTTftlflTTH^T flTT-ftl^ T^lfK II 3^ II
^rW^m "^ 1^^ ^T§3?t^: I
TT^TTfffTT ^^^ifrTfHft'Tf^: II ^^ II
33. c. 0 ^>fT^ fff^f . 34. Mälini. 35. Mälini.
a. H 5?^f^%. b. HP o^^T^*^^. .]. H f^^i^f^^o. 36. Mä-
lini. 37. Mälini. b. ABH ^T^^^^«. d. BH «flrt^-
^T3?fT. 38. Vasantatilaka. b. 0 *ii^T ^.
Jolly, Zur Quellenkunde der mdwchen Medizht. 425
^T^^W^^W^F^f^T'flX^ II 3Q II
f^i^ f^^^^^f^T 3Tf^»?3iT ■^^l^^^ ii 8o ii
it^t^h: f^^ff ^T^f^f^?^^^ II 8«^ 1!
ft^r f^^I^^ffT 5|^^f^T^^»TT II 8=^ II
^W^lf^f^fH^HT^t I
^"^rf^mr^r: ^T'ü'^^: ii 83 ll
39. Vasantatilaka. 40. Vasantatilaka. d. H f^^^wT^Tri.
41. Vasantatilaka. 42. Vasantatilaka. b. B TT^*T^^^.
c. H ig^^W f^. d. P 5^^^ftrf¥^'li 43. Svägatä.
c. P *^^5rw.
426 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
*ft^^ ^^t^t^ II 88 II
^T^TT ^^fl f^TTfTffTT: II 8M II
^1^%T ^^^ ^^T^-
TTT^^ fiTT^rg f^Ti^ 1
^f^^ U^^fTT ^^^ II 8€ II
^mw^ ^^»rfWTN^ii I
f^T^ ^T5?i^f^f^f?^?ii!: II 80 II
Auszüge aus Candratas Kommentar.
1. (Vollständiger Abdruck der Einleitung nach 0 bei Aufrecht
1. c.) (0) . . . Tisatasünur bhaktyä Candratanämä bhisanmatas [so
öfter] caranau natvä pitus Cikitsäkalikäyä vivaranam präha j
2 vyäkhyätari Hari^candre (0 Haricandre) Jaijjatanämni sudhire
ca (0 sudhir eva) | anyas cäyurvede vyäkhyärn dhärstyät samäva-
hati I 3 granthärambhe vighnavinäyakopasamanärtham istadevatäyäh
paramaguror gurünäm ca namaskäram svanämakhyäpanam sästrä-
bhidhänam cäha granthakärah | Süryä° • . . | kalikeva kalikä yathä
puspakalikä vivrtapattrakesarä sati prabhütagandhämodavyäpakä
evam cikitsäkalikäpy avikalacikitsämodävedikä | kair iva yogair
mala sarojaih padmair iva | spastam anyat ] (P) Tlsatena yogair
mala krteti kriyäpadam | kim krtvä namaskrtya | kayä bhaktyä
kän SüryAsviDhanvantariSusrutädTn . . . ädigi-ahanenAupadhenav-
AurabhraPauskalävatÄtreyÄgnivei^aCarakaprabhrtlnain grahanam
Dhanvantarer anantaram Suärutädlnäm tacchisyänäm äyurvedakar-
44. Svägatä. d. AB? ^^t^TtT. 45. Svägatä.
46. Svägatä. c. d. HP «ffmf^«. 47. Vamsastha.
I
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 427
trnäm naniaskärah | tadanv äyurvedäbdhiprataranapotasvarüpänäni
pituh pädänäip namaskrtih | ity anena krauiena iiamaskävaiii krtvä
yoganiälänämakathanam cikitsäkaliketi | oikitsäyäh kalikä cikitsä-
kalikä kalikeva kalikä | yatliä puspakalikä vivrtapattrakesarä sati
jtrabhütagandhärnodavyäpakä | evam cikitsäkalikäpy avikalacikitsä-
niodävedikä | kair iva yogair mala krtä sarnjaih padmair iva inä-
läkära iti |
2. ... (OB) ädigrahanäd VaitaraiiAurabbraPAUskalävataKsära-
päniJätükarnyaCaksusyenaVaidehaNinii]nabhrtayo grhyaiite | tesäm
cikitsitais tadiiktaib | ebliir iti vaksyaiuäuakair yogair ganais ca räsnä-
dibhir gunavadbhih ^Tgbram ärogyotpädakair atiprasiddhair aviccbin-
iiapärarriparyair Dhänvantarlyäh sisyäh Susrutädayas tesäm vacanä
tayä sobhanavistärair uktaprakärayogaganaracitäyäm asyäm mäläyäm
sadasadvaidyädaram äha | evam sati savvopayogitvam abhihitam
(P) pürvam yogair mala krtety uktam | atha kimvii5istair ity äha |
sütram | • . . | tlkä | Häritas ca Susrutaä ca Paräi^araä ca Bhoja^
ca Bhedas ca Bhrgus cAgnivesaö ca Carakas ca HärltaSusrutaParä-
öaraBhojaßhedaBhrgvAgnivesaCarakä ädir yesäm te tathä | ädigra-
hanäd Vaitaraii AurabhraPauskalävataKsärapäniJätükarnyaCaksusyena-
VaidehaNimiprabhrtayo grhyante | tesäm cikitsitais taduktaih | ebhir
iti vaksyamänakair yogair ganais ca | kiravii^istair gunavadbhir ati-
prasiddhais ca | gunä vidyante yesäm te gunavantas tair gunavad-
bhih I gunavattvain caisäm präg evärogyasampädanät | atiprasiddhair
iti I atisayena prasiddhä atiprasiddhäs tair atiprasiddhaih | atipra-
siddhatvam tu päramparyävicchedasmaranät | atiprasiddhaih präg-
vyäkhyätair ity arthah | punar api ta eva viäesyante Dhänvan-
tarlyaracanärucirapraijancaih | yogair gaiiais ca | Dhanvantarer ime
Dhänvantarlyäh öisyäh | tesäm racanä samyakkaranam tayä rucirah
sobhanah prapafico yesäm te tathä prakarsena ciravacanam iti |
3. (0 B) kila bähulyenäbodhenänavagamena drdham atif^ayena
praraüdhä sünyä matir yasmäd arthe yasmäd evam ato budho 'tra
buddhirn badhnäti stokatvät | subhisagvarah sagunabhi^ajänl srestho
vä I säragrähitvät | atra buddhirn badhnäti | evam sarvopayogitvam
abhihitam | (P) idänim pürvoktena prakärena vi^istair yogair yä
vogamälä krtä tasväh sadasadvaidyädarärtham äha | sütram 1 . . .
tlkä I buddhirn badhnätlti kriyä | asmadvidhagrathitayogasamuccaye ;
asmadvidhair ity etan nindästutivacanam | grathitah suslisto yoga-
samuccayo yasmin | aträbudho 'samsthito badhnäti buddhirn | . . .
yasmäd abudhah svalpasamsruto bhavati | svalpam ^rutam yena
yasya vä sa tathä | tasyetthambhütasya bhisajo vaidyasya kila yä
matih | kileti bähulyam dyotayati | sä cäbodhenänavagamena drdham
atii^ayena pramüdhä cintävicäranäsünyeti yävat | kasmin Sui§rutädi-
sästrodadhau | Susrutädlnäm sästrain Susrutädi.sästram tad udadhir
ivärthagämbhirvät 1 asmin sä vicäranäsünveti krtväsmadviracite
stokayogasamuccaye 'nubadhnäti buddhim iti nindä | subhisagvax-Q
vä buddhim äbadhnäti | öobhanä bhisajah subhisajah | tesäm varah
sresthah ] sa yasmät säragrähl | asmadvidhaih sarngrahaj^arair äyur-
428 Joüy, Zur QueUenk-unde der indüschen Medizin.
Tedodadhinimasnayogaratnoddharanälampaclairviraciteyogasamuccaye
badhnäti buddhim matim iti sinitih i
4. (OB) tanubhrtäm sarlrinäm idam vapuh sarlram bhvädi-
mahäbhütaih pancabhih sattvädibhis ca mahägunais tribhis tvagbhih
saptabhir dosais tribhir dhätubhib saptabhir malais ca saptottarena
marmasatena saptabhih siräsataih , ädisabdät saptabhir äsayaih
pancabhih pesisatair navabhih snäyasatais tribhir asthisatair dasotta-
rena satadvayena, saipdhibhih satena navabhih srotobhir dhamani-
caturvimsatyä sodasabhih kandaräjälaih sadbhih kürcai rajjucatu-
stayena slvanisaptakenästhisaipghätacaturdasakena tävatpramänaili
siraantais ca tad vyäptam | aträdhisthänabhütai rogä vyädhayah
sarabhavanti | . . . fP) idänlm sakaläyurvedädhi-thänabhütasya
sadasatkarmanibaddhasya karmapurasya sarlram vyäcikhyäsur äha
sü. . . . I tlkä I yad vastu tanubhrtäm vyäptam atra rogäh sam-
bhavantlti ki-iyä | kair vyäptam | ebhir bhütaih i katamaih | bhü-
payahsikhisamlraviyadbhih | bhüs ca payas ca sikhi ca samiras ca
viyac ca täni tathä tair vyäptam | v^'äptam tu tanmayam panca-
bhütavikärarüpam | tathä coktam Carakäcäryena | garbhas tu khalv
antariksaväyvagnitoyabhümivikäras cetanädhisthänabhüta ityädi
(Car. rV, 4, 3) tadgunatvam pancamahäbhGtagunopalabdhitah | tathä
ca Carakäcäiyah | kharadravacalosnatvain bhüjalänilatejasäm | äkä-
sasyäpratlghäto lingam uktam yathäkraraam (Car. IV, 1. 27) na
kevalarn bhütaih | gunair api yad vapur vyäptam j gunabähulyäd
visinasti | sattvarajastamobhih | sattvam ca rajas ca taraas ca satt-
varajastamärnsi taih sattvarajastamobhis tair vyäptam tanmayatvatad-
gunatväbhyäm j tathä ca Susrutah särlre i tanmayäny eva bhütäni
tadgunäny eva cädiset tais ca tallaksanah krtsno bhütagrämo
vyajanyata (Sui§r. III. 1. 11). tanmayatvam gunaih käranakäryat-
vena sarvesäm eva bhütänäm I tathä coktarn Susrutäcäryena | sattva-
bahulam äkäsam I rajobahulo väyuh | sattvarajobahulo 'gnih | sattva-
rajastamobahulä äpah i tamobahulä prthivi | (1. c. 21) iyam kära-
nabhütavyäptih | käiyabhüta vyäptis tu Susrutenevoktä | äntari-
k.säs tu sabdah sabdendriyam sarvacchidra.samüho viviktatä ca '
väyavyäs tu .spar.sah sparsendriyarp sarvacestäsamühah sar-
va.4ariraspandanarn laghutä ca | taijasäs tu rüpam rüpendriyam
varnah samtäpo bhräjisnutä paktir amarsas taiksnyam sauryam ca |
äpyä raso rasanendriyana sai-vadravasamüho gurutä saityam svedo
retas ca | pärthiväs tu gandho gandhendiiyam sarvamürtisamüho
gurutä Ceti | (1. c. 16 — 20j sättvikä änrsamsyam saipvibhägarucitä
titiksä satyam dharma ästikyarn buddhir medhä smrtir dhrtir ana-
bhisangas ca | räjasäs tu dubkhabahulatätanasTlatädhrtir aharpkära
änrtikatvam akärunyam dambho mäno harsah kämah krodha.s ca
tämasäs tu visäditvam nästikyam adharmasTlatä buddhinirodho 'jnä-
nam dunnedhastvam nidrälutvam ceti j (1. c. 13 — 15) na kevalarn
gunair vyäptam | tvagdosadhätumalaraarmasirädibhi.s ca vyäptam
tvagädivyäptis ca tair vyavasthitih | tvacas ca dosäö ca dhätavas
ca marmäni ca siräs ca tva^dosadhätumalamannasiräh 1 tä ädir ve-
Jolhj, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 429
säm te tatliä | ädigrahanän maläsayape^Isnäyvasthisamdhidhamanl-
prabhrtlnäin grabanam | tathä coktani Susrutena | tvacah sajita
äsayäh sapta | dhätavah sapta | sapta siräsatäni | paiica pesTsatäni
nava snäyusatäni | trlny asthisatäni | dve das^ottare samdhisate
saptottaram niarmasataiu | catuivimsatir dhanianyah | trayo dosäh
trayo maläh | nava srötänislti samäsah | (Susr. III, 5, 6) tair vyäp-
tam ( vapuh sariram | pancamahäbhütasarlrisamaväyah | tesärn tanu-
bhrtäm | tanu sariram bibhrati ye te tanubbrtab karmapurusäs
te.säni I idani etat pürvoktaprakärena pancamabäbbütafranatvagdbä-
tvädivyäptain tat | tatra rogä bbavanti | atrety adbikaranatvena
vinirdisati | tathä coktarn Susrutena | tasmin kriyä so 'dbistbänam
ityädi (Susr. I, 1, 16) | sämänyam jätinirdesät | te ca öärlrägantumä-
nasasväbbävikabbedabbinnäs catnrvidliäh | ägantavah särirä niänasäb
sväbbävikäs ceti | (Susr. I, 1, 17) särlrä jvarakustbädyäb krodhädyä
niänasäb smrtäb | ägantavo 'bbigbätottbäh sabajäs tu trdädayah ,
tathä I ädijanmadosakälasamghätadaivasvabhävabalapravrttäh sapta-
vidhäs tenaiva Susrutenoktäh | (Susr. I, 24, 3) . . . vätädibhedena te
sarvatra vapusi rogä bbavantiti | atba ko 'yam rogo näma | karraa-
purusasya duhkhasanibandhah | tathä coktarn Susrutena | taddubkha-
samyogä vyädbaya ity ucyante | (Suär. I, 1, 17) anyair apy uktam
vikrtadosadüsyasamavä^'^o vikärab | tathä ca Carakab ( vikäro dhä-
tuvaisamyam säniyam prakrtir ucyate | sukhasamjnakam ärogyani
vikäro duhkbam eva ca (Car. I, 9, 2) tathä ca Carakab | tatra
vyädhir ämayo gada ätanko yaksmä jvaro vikäro roga ity anartbän-
taram iti | (Car. II, 1, 1).
5. (OB) itthani kathitarogänäm vätädivaisamyena traividhyä-
dibhedakbyäpanäyäha | . . . | te katbitä rogä vätapittakaphebbyo . . .
jätä bbavanti | Carake trividhä uktäl.i | . . . ägneyasaumyaväyavyäh
dvividbäs cäpare | räjasäs tämasäs ceti | (Car. II, 1, 1) adhisthäna-
bbedena sarlre manasi sattvasaipjnake ca | sädhyayäpyäsädhyänäm
api pratyekam dvaividbyam sukbadubkhabhedena | bbisanmativikä-
särtbam anekabhedapradarsanam | (P) särppratara ye caturbheda-
bhinnäh saptabhedabbinnäs ca pürvavyäkhätä vikäräs tesärn vätädi-
vaisamyena traividhyädibhedena khyäpanäyäha | sfi. . . . | ta iti yat
tadä nityäbbisambandha iti | ye pürvam anekabbedabhinnä vyäkhyä-
tä vikäräs te sarve vätapittakaphajäh santi bbavanti | vätas ca
jDittam ca kapbas ca vätapittakapbäs tebbyo jätä vätapittakapha-
jäh I • . . trividhäs triprakäi-äh | tathä ca Carakah | trividhä vyä-
dhayo bhavanty ägneyasaumyaväyavyäh | (s. o.) na kevalam trivi-
dhäb I dvidhäs ca santi bbavanti räjasatämasabhedena | tathä cÄtre-
yah I dvividbäs cäpare räjasäs tämasää ceti | punar adhistbänabhedena
dvaividhyapratipädanäyäha | käye manasj' api ca santy apare na-
ränäm | käj'e sarire manasi ca sattvasamjnake 'pare bbavanti | na-
ränäni präninäm | tathä ca Susrutäcäryah | ta ete manaiisarlrädhi-
.sthänäh | (Susr. I, 1, 17) punar apy anyat sädhyayäpyapratyäkhye-
yabhedena traividhyam pratipädayati | (vgl. Su^r. I, 35, 5) sädhyäh
kvacin marmädivimukte käye sidhyanti | dvividham sädhyam äha ^
Zeitschrift der D. M. Ct. Bd. LX. 28
430 JoUij, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
sukhasädhyara duhkhasädhyam ca | kvacid api sarire yäpvä bha-
vanti I yäpyam api dvividham | sukhaduhkhabhedena | (vgl. Car. I,
10, 10) kecid rogäh kvacic charire punar asädhyataraäh präna-
ghnäh pradistä upadistäh | asädhyam dvividham yäpyam anupa-
kramyaiu ceti | (1. c.) nanu kathain vyädhlnäm anekabhedena katha-
nam uc3'ate | ^isyamativikäsärtbam | äcäryäs tu tathä sästram vida-
dhati yathä sisyäh sukhena sambibbrati | . -. .
6. (0 B) bbisajära sadupakramena yathäsästram sobhanopa-
cärena rujo rogäh sädhyä bhavanti bbisajäm acirodgatä upadravaih
käsasväsatrsnäruciccbardibikkädibhir virahitäh | ekaikena dosena prä-
durbhävitäb | kasya jantoh präninab sarvakälam ätmahitasya dlptä-
crneh sadbanasya ca | (P) präk sädhyäb kvacid ity uktam tad äha |
sü. . . . I tikä I bbisajäm sadupakramena rujah sädbyä bbavantiti
krivä 1 kimvii^istä ruja ekaikadosajanitäh | ekaikena dosena janitäh
prädurbhütä iti yävat | nirupadraväs cänirgatä upadravä jvarätisä-
rai^väsakäsatrsnäbikkäpi'abbrtayo yäsäm tä nirupadraväh | täs cäciro-
dgatä na ciram acii'am stokakälodbbütäh jirädurbbütä rujah | kiraca
dIptänaUisya ca | diptas tiksno 'nalo jätharo 'gnir yasya sa diptänalo
jantus tasya | sadä sarvakälam ätmavatas ca | ätmano hitasya ca |
vittänvitasya vittena dravyenänvitasya yuktasya jantoh pränino rujo
vikärä yadi bhavanti | tadä sadupakramena samyakpraj'ogena sädhyä
bhavanti | tesäin bbisajäm suvaidyänäm | tathä ca Carakäcäryah j
prayogajnänavijnänasiddhisiddhäb sukhapradäh jTvitäbbisarä ye syur
vaidyatvam tesv avasthitam || (Cai\ I, 11, 61).
7. (OB) tad yathä | yävantam kälam vaidyänäm ausadhapra-
yogäs tävantam kälarn samam gacchanti vinausadhaih prakäsam
kui-vanti sighram ye te tädrgvidhä bhaveyur ity ato yäpyatamäh
(P) kvacid api yäpyä bhavantity etad uktatn präk tathäpy aprati-
pädanayäha | sü. . . . | tikä | te gada yäpyatamäh syur bhaveyuh |
ye yävatkälam eva bbisajäm agadaprayogä ausadhakaranara tävat pra-
säntim upayänti | upasamam gacchanti | agadair osadhair vinä ye
punah pascät prädurbhavanti [ sahasä sighram | dvidosä dväbhyäm
dosäbbyärn sambhavantiti dvidosäh | tädrgvidhä ity anena prakä-
rena yäpyatamäh | atisayena yäpyä gada rogä iti |
8. (OB) kvacid asädhyatamä iti yad uktam tad visphotayati (
... 1 gadavatäm roginäm gada rogäh karmajä . . . .^arlrinäm saha
bhavanti | ekakälam nispadyante | ye ca trayänäm dosänäm cayena
vrddhilaksanena jätäs tathä cirakälajätäh . . . ye ca sopadravä ugrä§
ca yathä jvarätisärädayo roginam abhibhavanti | te cyutadhanasya
nihsvasya gatägneh parikslnajatharänilasyausadhair agarayäh | (P)
pürvarn kecid asädhyatamäh pradistä rogäh | tän pratipädayann idam
äha 1 sü. . . . I tikä | te gada agadair osadhair agamyä ye
karmajäh präktanakarmano jätäh | saha bhavanti ^aririnäm ye '
sarirarn vidyate yesäm te öarlrinah | . . . ye ca tridosacayajäh | tra-
yänäm dosänäm cayas tasmäj jätäs tridosacayajäh | cayah samhati-
rüpä vrddhir dosänäm | cirakälajäs ca | ciram dirghakälam jätä dir-
ghakälajäh | sopadravä ye ] sahopadravair jvarädibhir vartanta iti
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 431
sopadraväh j cyutadhanasya ye | dhanaraliitasya | jjatägner vina-
stägner ye | te sarve gada gadavatäin rogavatäm ugräs tlksnäh | nia-
ranätmakatvät | agadair osadhair agaiiiyäh | na sädhanlyä bhavantiti i
9. (0 B) daivapnrusakärau prthak saniyuktau gada janakäv iti
traividhyam äha | . • . karmajirakopena kadäcit kasmimscit käla eke
käyamanovikäräh käyanianasi adhistliäya rogäh pränisu bhavanti |
anye dosaprakopena purusakärajanitamithyäluirädiiiä | aiiye ubhä-
bhyäm | ■ . • (P) tikä | eke käyamanovikäräh kavmaprakopena
bhavanti | atha kim idam karraa | tasya ca prakopal.i ki-
drsah | tad ucyate | anyajanmakrtakriyä daiväkhyä karmety u'-yato |
tasya karmanah prakopah karmapvakopah svapäpakaphalodarkatä |
itthambhütena kaimaprakopena kadäcit kasmimscit käle bhavanti |
na kevalam karmaprakopena dosaprakopena bhavanty anye [ dosä-
näm vätädlnäin purusakärajanitamithyähärädinä prakopah | . . . apare
'nye pränisu karniapurusesu karmadosaprakopajäh | yadä karmadosau
samau prakupyatas tadä käye manasi ca vikäräh pürvoktäh sarve
bhavanti | . . . tathä ca Suörute 'py uktam | karmajä vyädhayah
kecid dosajäh santi cäpare | karmadosodbhaväs cänye karmajäs tesv
ahetukä || ityädi ||
10 — 13. (OB) karmaprakopena bhavantity uktam tad darsa-
yati I . . . tanubhrtärn ye ämayä rogä jatharädayo dnhkarmabhih
parasväharanädibhir iha janmani syus te karmajä bhisajäm upakra-
mena sodhanasamanädinä siddhim nopayänti | yadi kadäcit präkpä-
pajä ruja ityiiktapunyasamübair dänädibhir apacT3^amänäh käkatä-
liyanyäyena praöamani yänty ete | asädhyamatväd (B duhkhasädhya-
tväd) daivänukülyäd eva siddhih |
10 — 12. (P) karmapi'akopena bhavantity uktam präk kevalam
karmaprakopena bhavanti ye tän vikärän äha | sü. . . . | tlkä | iha
te karmajä rogä ye duhkarmabhis tanubhrtärn jatharädayo bha-
vanti jatharädinäm itai-etaradvamdvasamäsah jatharam udaram | guda-
jäny arsämsi | unmädo manahplutih ] apasmrtir apasmärah i asrksrutl
i'aktapittam | pangutä sakthnor handhab | si'utivikalatä bädhiryam |
vägvaikalyam mükatvam | pramehah prakarsena mütraksaranam j
bhagamdaro gudäbhyäse vranah | pradarah strinäm anrtäv apy är-
tavapravrttih | pavanavyädhayo mahävätarogä äksepakäpatänakärdi-
taprabhrtayah | svitram kiläsah | ksayah sosah | ksanadändhatä rä-
tryandhatvam | timirain drstinäsah | vadanaghränärsämsi mukhanä-
sädurnämäni | ^vayathuh sarvasarah sothali | apacivrano gandamä-
lävranah 1 valmlko valmikäkäro granthl bahuvi'anah I käkanakam
käkanantikäkäram mahäkustham | saiikhakab sirorogah | jiundarlkam
padmavarnam mahäkustham ] raktärbudam raktasrävi märasapin-
dam I vranavisarpah ksatavisarpah | sarvasarlracalanam | paksäbhi-
ghätah paksavedhah | galagando gale muskäkärasvayathuh , gala-
graho gale 'nnapänavirodhah | dandäpatänako dandavat stambhah |
samiranasonitam vätaraktam | ädigrahanena saninipätavilambikä-
hikkäsväsakäsätisärasmarimüdhagarbhädlnäm grahanam | ity ämayäh
syur iti | itisabdah pürvoktädinäm parämarsakah | ämayä rogäh
28*
o
432 Jolhi, Zur Quellenkunde der indischen ]\tedizin.
sjwY bhaveyuh | karmabliih päpakarmabhih | kaih | ai">aradrav}'äpahä-
ragurvangiuiäganianavipravadhädibhih | aparadravinäpahärah pava-
svaharanam | giu'vanganägamanain gurupatnividhvamsah | vipra-
vadho brähmaiiavadhah | ädigrahanena pancamahäpätakopapätakäni
grhjante | ebhih duhkarmabhis tanubbrtäm ye rogä bhavanti | iha-
loke I te karniajä nopakramena bhisajäin upayänti siddhim | bbisajäni
vaidyänäm sodbanasamsamanädinä kriyayopakramena yuktivyapäsra-
yena na siddbim sädhyatvam upayänti | präpnuvantiti | karniajatvam
caisäm drstvä sästräntaresuTlsatäcäryenoktam | tathä ca tanträntavam |
akrtvä pävanam ye tu präptavanto 'ntakaksayam | tesäm karmänusärena
V3^ädbib samupajäyate, krtvärdham atha pädaip vä kimcin ny ünam athäpi
vä I sädhj'äsädhyäs tathä yäpyä ämayäh saipbhavanti hi || . . . evam
anayä disänyesäm api vyädhinäm kavmajatvam ühyata iti |
13. (P) bhisajäm upakramena yuktivyapäsrayena siddhim na
yänti kanuajä rogäh | kirn tarhi daivavyapäsrayena sidhyantity
äha I sü. . . . I tikä | präkpäpajä yadi rujah prasamam prayänti |
kaih I ityuktanicayaib | itisabdena dänädayo grhyante | dänair gosu-
varnabhümidänädibhih | dayäbhih sarvasattvänukampäbhih | dvijade-
vatägogurvarcanäpranatibhis ca | dvijä brähmanäh | devatä brähma-
nädayah | go gavah | gurava upädhyäyapitrjyesthabhrätrprabhrta-
yah I tesäm arcanäh püjäh | pranatih pranämah | japair gäyatryä-
dinä 1 tapobhih krccbracändräyanopaväsädibhih | ityuktapunyanicayair
iti j pürvoktena prakärena ye uktäh kathitäh punyanicayäh karma-
samghätäh | tair apaciyamänäh ksTyamänäh präkpäpajäh pürväöu-
bhakai'majä yadi kadäcit | rujo vyädhayah prasamam upasamam
prayänti präpnuvanti |
14. (OB) dosaprakopenäpi bhavanti ty uktam tad vyanjayati |
. . . pränabhrtäm ye vikärä anilapittaslesmarajastamobhir upaplutair
vimärgagämibhib khesu cchidresu pariskhaladbhih sthänabh5gain (?)
kui'vadbhih svahetubhir vaksyamänaih samcayaprakopadustair bha-
vanti te dosajä jnätavyäh | te bhesajaih samsodhanasamsamanädi-
laksanair yä siddhih svasthatäpädanam tayä sädhyäh | (P) dosajä
vikärä ye 'nilädidosair bhavanti | te kidrsaih | svahetudustaih sva-
klyäs ca te hetavas tair dustäh svahetudustä anilädayah | te svahe-
tavah svakäranäni vaksyamänäni | tatra vätasya rüksatiktakasäyä-
dlni I pittasya katvamlosnavidähyädini | slesmano gurumadhurasT-
tädlni I dustagrahanena samcayaprakopäv uktau | anilädidosair
vätapittakaphaih särlraih | rajastamobhyäm ca mänasäbhyäm dosä-
bhyäm | tathä ca Carakah | vätah pittam kaphas coktah säriro dosa-
samgrahah | mänasah punar uddisto rajas ca tama eva ca || (Car. I,
1, 56) upaplutair vimärgagaih j prasrtair ity arthah | khesu cchi-
dresu pariskhaladbhih sthänasarngraharn kurvadbhih | ity anena
sthänasamgrahah | pränabhrtäm präninäm vikärä ity anena vyakti-
bhedo dosänäm daröitah | ity evam samcayaprakopaprasarasthäna-
sarasrayavyaktibhedair dosänäm ye bhavanti dosajä vikärä iti | tathä
coktam Susrutena | sarncayam ca prakopam ca pi'asarasthänasam-
srayam | vyaktibhedarn ca dosänäm yo vetti sa bhaved bhisak ;!
Jolhj, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 433
(Susr. I, 21, Ib) kupitänäm hi tlosänäm sarlre paridhävatäin | yatra
sangah khavaigunyäd vyädhis tatropajäyate || (Susr. I, 24, 4) te ca
dosajä bhesajasuddhisädhyäh I bhesajair osadhaih satnsanianädibhih
sudhyanti | vamanavirecanäiiuväsananirüliananasyair nirharanani do-
sänäm suddhih | tayä sädhyäh sädhanfyä iti |
15. (OB) apare karniadosaprakopajä iti yad uktatn tad vispa-
stayann äha | . . . yatnavatäm ca präninäiii dänädihhir hitaih kar-
rnabhir asubhasya kannanah ksaye sati tatbäusadhibhih sadiipakra-
niena dosänäm anilädinäin pariksaye ye vikärä rogäh sidhyanti
öamam yänti | kathanicit krochrcna | te karmadosaprabhavä j'nätavyä
iti vi^esah | ete krcchrasädhyä uktäb | . . . (P) pürvam uktam apare
karmadosajä vikäräs tan pratipädayann äha | sü. . . . | tikä | te
vikäräh kavmadosaprabhaväh ye yatnavatäm prayatnavatäm kathamcit
kastakalpanaya sidhyanti katham karmaksaye präktanäsubhahänau j
kair dänädibhih karmabhir iti | dänadayäbrähmanagurupüjägopü-
jäpranämajapatapahkriyädibhih | dosapariksaye ca | dosapariksayo
vrddher hräsarn krtvä sämyotpädanam | käbhir osadhibhih sthäva-
rajangamäbhis ta itthanibhütäh karmadosaprabhavä vikäräh karmäni
ca dosäs ca kannadosäh | karmadosäbhyäm prabhava udbhavo yesäm
te karmadosaprabhavä vikärä iti | (A) iti nidänasthänani j
16. (OB) idam vaksyaraänanyäyena cikitsitarn nänäprakärapa-
vanädibhir vätapittakaphasattvarajastamobhih | sariramano'dhisthä-
nair äsrayabhedena | anyonyasanisargena vä samnipätädinä vä | nä-
näprakärair asamkhyeyatvät | ye ye gada rogäs te j äturänäm ärtänäm
iipakäräya kathitam uktam kirn krtvä pariksya kän ye dosädayah
prakrtyantäs tän | tatra dosapariksä | kirn pavanädayah prakrtisthäh
kiin vä prakupitäs tu kini svasthäne vä kirn svatanträh paratanträ
vä I yathä | ekah prakupito dosah sarvän eva pi-akopayed iti | kirn
ekaso dvisas triso vä | kirn rasädidhätusahitä asahitä vä | kim vin-
müträdimalaih sammisrä na vä | . . . nästi rogo vinä dosani yasmät
tasmäd vicaksanah ] anuktam api dosänäni liügair vyädhim upäcared
iti II (Susr. 1 , 35 , 6) etenänuktanämnäm api rogänäm sambhavo
'samkhyeyatä coktä | iti dosapariksä | • • • bhümim desam vidyät |
sa trividhah | änüpo jängalo misrah | hito 'hitah samah j ... iti
desaparlksä . . . yasmäd balavatah sarvakriyäpravrttis tasmäd balam
eva pradhänam adhikaranänäm | kecit krsäh pränavantah sthüläs
cälpabalä naräh | tasmät sthiratvavyäyämair balam vaidyah pratar-
kayed iti | (Susr. I, 35, 15) ... iti balapai'iksä | käla rtvayanasam-
vatsaräkhyä | . . . atra Ksärapänih j . . • hemante sisire cägryam
grisme varsäsu cävaram | saradvasantayor madhyarn balam syät
präninätn matam || cayam varsäsu saradi prakoparn yäti hemante |
saraam yäty e.sa pittasya cayakopasamakramah || Sisire ca vasante
ca grisme caiva kaphasya tu | grismavarsäsaratsv evam rnärutasya
trikakraraah || . . . iti kälapariksä | vikäi'o rogah | sa ca nidäna-
pürvarüparüpopasayasarnpräptibhis ca pancabhir upäyaih sämänya-
vaisesikabhedena pariksyah j . . . vikärapariksä | • • • pravaräva-
ramadhyabalam sattvam trividharn tu j tatra pravarä avyaktavisädä
434 Jollij, Zur Quellenkunde der indiachen Medizin.
dhiräh sürä balino inahotsähäh svalpasarlrä liy api te vividhäm
ägantudehajäm pTdäni saiiipräpya na vvathante näpatsu ca vibhra-
ruam yänti | madbyamasattväs tu nai'äh . . . saipstambliitähitäh
paraili sainastbitäh sthairyam upayänti | purusäs tu binasattväb
sariravanto 'pi vedanäin jDräpya svalpäm api vvathante svalpe bhaye
'vasidanti bibbatsaraudrabhairavam pasupurusasonitäny athavä drstvä
visädaiuürcbäprapatanamaranäni yänty äsu J iti sattvaparlksä | . • .
sätmyam näma yad ätmanah käya upaseta iti | sätmyam ca Caksu-
syenenoktam caturvidham | . . . sadvidham ca Kharanädab | tathä
ca I dosaiDrakrtidesartuvyädhisätmyam athausadbam | sätmyam sad-
vidbara uddistam . . . | sätmyam punar astavidbam [ jätirogätura-
dbänyadesarasartüdakasätmyasamjnam ... iti sätmj'aparlksä | ausa-
dbani samksepena trividbam | betuviparitam vyädbiviparitam tadar-
tbakäri ca | tatra betuviparitam yatbä rauksyät pravrtte 'tisäre
kriyä snigdhä vidblyate | vyädbiviparitam dosapratyanikam ca . . .
yatbä kustbakbadiram pramebe haridrä jvare parpatakam ca |
tadartbakäri hetvartbam vvädbvartbam ca . . . vatbä madätyave
madyapänam | vyädbyai'tbakäi'i yatbä vamTsu vamanam | atisäre
virecanam iti | ausadbasabdena dravyäny ucyante | . . . ata^ ca
dvividban.i dravyam matam stbävarajangamam | ägneyam caiva
saumyain ca punar dvividbam ucyate | sodhanam samanam caiva . . .
dosajänäm gadänäm na tu karmajänäm | tesäm bi pariksaiva nispra-
yojanä | tatra daivavyapäsrayam cikitsitarn sücitam | . . . (P) präg
uktam te dosajä bbesajasuddhisädbyäh | bbesajasuddbisädbyatvam
ca vikäränäin näparlksitair dosair bbavatlti dosädipariksanärtbam
äha I sü. . . . I tlkä | idam cikitsitarn nänäprakärapavanädigadätu-
ränäm uktam iti kriyä ( kirn krtvä pariksya | kän dosän | ato dosa
evädau pariksyate | tatkäranät sarvarogänäm | esäm svarüpam Cara-
käcäryenoktam | rüksah sito lagbuh süksmas calo 'tba visadah
kbarah | viparltagunair dravyair märutah samprasämyati || sasnebam
usnam tiksnam ca dravam amlam saram katu 1 viparitagunaih
pittam dravyair äsu prasämyati || gurusitamrdusnigdbamadbura&thi-
rapicchiläh | slesmanah prasamam yänti viparltagunair gunäb ,;
(Car. 1,1,58 — 60) tatra vätapittaslesmänah .särirä doJä mänasau
ca rajastamasi | tesäm ca gatayo 'nekaprakäräh | täs Carakenoktäb
ksayah sthänam ca vrddbi.s ca dosänäm trividbä gatih | ürdbvani
cädbas ca tiiyak ca vijneyä trividbä parä || trividbä cäparä kostba-
^äkhämarmästhisamdbisu | ity uktä vidbibhedena dosänäm trividbä
gatih II dosäh iiravrddbäh svarn liügam darsayanti yathäbalam j
ksinä jahati lingam svam samäh svakai-ma kurvate || . . . dosa-
parlksänantararn pradesapariksärabhyate | . . • Susrutenäpy uktam |
samäh sädhärane yasmäc cbltavarsosmamärutäh | samatvam caiva
dosänätp tasmät sädbärano matah |j (Susr. I, 35, 19) iti saipkse-
penoktä desapariksä | bbümyäturau pradesa ity uktam pürvam
bbümipariksänantaram äturapariksärabbyate | äturam upakramamä-
nena bbisajä äj-ur ädau parlksyam iti Susrutab | (Susr. I, 35, 2)
Rasavaisesike coktam \ äyuh punar ädau parlksyam sati tasmin
Jollii, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 435
kriyäsäphalyam tac cäyur jTvitapränädisarnyogapürvakam iti vadanty
äinnäyavidah tathä ca Carakavacanara sarlrendriyasattvätmasainyogo
dhäri jlvitam | nityagas cänubandhas ca paryäyair äyur ucyate |j
(Car. I, 1, 41) ... iti samksepenoktäturapariksä | äturaparlksä-
nantaram balai)arlksä kriyate | . . . tac ca balam kim ucyate '
balam ojas teja iti trividham | tatra rasädlnäm sukräntänäni yat
paratp tejas tad eva tejo balam ity ucyate | svas^ästrasiddhäntät |
tatra balena sthiropacitamämsatä | sarvacestäsv apratighätah | sva-
varnaprasädah . . . Kasavaisesike balam trividham uttamain raadhya-
mam adbamam ceti | tatrottamabala uttamah purusab | madhyame
madhyamah purusah | alpe cälpapurusah | tatra yathäbalam därunä
madhyamä mrdvl ca kriyä käryä | . • • Carakäcäryenäpi trividham
balam uktain | sahajam kälakrtam yuktikrtam ca | tatra sahajaiii
yac charlrasattvayol.i präkrtam | kälakrtam rtuvibhägajam vayabkrtam
ca I yuktikrtarn punas tad yad ähäracestäyogajara | (Car. I, 11, 33)
ity evam balaparlksä samksepenoktä | balaparlksänantaram käla-
pariksärabhyate | atra ko 'y^Hi kälo näma | tatra vaisesikä dravyain
mau3'ante | . . . vaidyake tu samvatsarasarlrasyartvauginah kälasya
grahanam | tasyopayogitväc cikitsäyäm | . . . kälapariksänantarara
vikäraparlksä prastüyate | vikärapariksä samyagvikäraparijnänam
vikäro rogab | vikäraparijnäpürvakam hi cikitsitam bhisak pascäj
jfiänapürvakam samäcared iti | tac ca nidanasampraptipürvarüparü-
popasayaih pancabhir upäyair bhavati | • • ■ Kharanädenoktam
nidänam pürvarüpäni rüpäny upasayas tathä | sampräpti^ ceti manta-
vyo vyädheh pancavidho grahah [! . . . sadvidham rogapariksanam
uktam Susrutäcäryena j sadvidho hi rogänäm vijnänoiJäyah | panca-
bhib sroträdibhili prasneneti | (Susr. I, 10, 3) sattvapariksävidhih
kriyate | sattvara api dvividham | bhlrutvam sahisnutvam ca | tatra
sahisnos tiksnäm mrdvlm vä yathoktäm eva kriyäm ärabheta | ita-
rasmims tu mrdvim | tlksnasädhye tu vyädhau kramena tiksnäni
kriyäm äsväsyäturam kurvTta | . . . sätmyapariksäm äha | kim idam
sätmyam näma ( . . . sahätmanä vartata iti sätmä tadbhävah
sätmyam | . . . sätmyärtho hy upasayärthah | tat tu caturvidham
deharturogadesabbedena | auu^ete yad deham sauhityäd debasätmyain
tu I rtusätmvam vathä snicfdhosnani hemante I siöirakatutiktarüksäni
öisiränte sasyante | grisme sukhasitamadburäni | vyädheli sätmyam
vidyät I jvarasya peyädi . . . [desasätmyam yathä] matsyalavana-
saindhavasuräpistäh sauvirakädlnäm | däksinätyasya yavägüh ] prä-
cäiji gudapattrasäkamatsyädi . . . sarvesäin sätmyäni virudhyamänäni
bädhyante | tatrartusätmyato desasätmyam balavat | • • • sarvesäm
sätmyänäm vyädhisätmyam pradhänam iti | . . . tad evam siddhe
vyädhisätmyasya balavattve vyädhisätmyasya sarvasätmyebhyo bala-
vattvät prayogah | iti sätmyapai'iksä samksepenoktä | sätmyaparlksä-
nantaram vyädhiparlksäm äha | tac causadharn saniksepena trivi-
dham I • . • ausadhasabdena vyädhir ucyate | täni cänekabhinnäni
tathä ca Kharanädah | pancabhütätmakä yonir bhütänäm sä catur-
vidhä I täsu vonisu sütäni dvividhäni samäsatah || khänilägnijalorvi-
436 Jollij, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
bhyo bhütavargä^ caturvidhäh | jaräyujändajätäni svedajäny audbhi-
däni ca || täni ca dvividhäny äha caräni cäcaräni ca | atas ca dvi-
vidham di'avyam matam sthävarajangamam j| ägne3fam caiva saumyam
ca punar dvividham ucyate | sodhanam ^amanam caiva tat punar
dvividham matam || ägneyaip sosanam saumyam uktaiii pi'akledanam
ca yat | . . . tac ca rasagunaviryavipäkaprabhävena vicäiyamänam
anekaprakärara bhavati | . . . tathä ca Carakah | svädvamlalavanä
väyum kasäyasvädutiktakäh | jayanti pittam slesmänam kasäyakatu-
tiktakäh || (Car. I, 1, 65) . . . ausadhapariksänantaram analapariksäm
äha I analo 'gnis tasya ca näbhisthänam | tathä ca tanträntare |
näbhimadhye sarlrasya vijneyam somamandalam | somamandalaraa-
dhyastham vidyät süryasya mandalam || pradlpavat tatra nrnäm
sthito madhye hutäsanah | . • . vayahpariksäm äha | tatra vayah
samksepena trividham | tathä ca Svisrutah | vayas tu trividham
bälam madhyamam vrddham iti | tatronasodasavarsä bäläh | te 'pi tri-
vidhäh ksirapäh ksirännädä annädä iti | tesu samvatsaraparäh ksl-
rapäh | dvisaravatsaraparäh ksTrännädäh | parato 'nnädä iti | soda-
öasaptatyantare madhyam vayah | tasya vikalpäh | vrddhir yauvanam
sarvasarnpürnatä hänir iti | taträ vimsater vrddhih | ä triip^ato
yauvanam | ä catvärimsatah sarvadhätvindriyabalavTryasampür-
natä I ata ürdhvam isatparihänir yävat saptatir iti | saptater
ürdhvam kslyamänadhätvindriyabalaviryotsäham ahany ahani valT-
palitakhälityajustam käsasväsaprabhrtibhir upadravair abhibhüya-
mänam sarvakriyäsv asamartham jirnägäram iväbhivrstam avasl-
dantam vrddham äcaksate | (Susr. I, 35, 11) atha vayahpariksänan-
taram prakrtij^arlksäi'abhyate | atha keyam prakrtih | kati bhedäh |
kim käranäni | kirn väsyäh svalaksanam | ucyate | keyam prakrtir
iti I svabhäva ity arthah | sä cäditah pradattä | . . . sapta prakrtayo
bhavanti | dosaih prthagvidhaih samastais ca | kimkäraneti tad äha
Su^rutah | sukraöonitasaniyoge yo bhaved dosa utkatah | prakrtir
yä bhavet tatra tasyä me laksanam srnu || ityädislokäh Susrutasärlre
santi I (Susr. III, 4, 32) kenäpy uktam | sukräsrggarbhinlbhojya-
cestägarbhäsayartusu | yah syäd doso 'dhikas tena prakrtih sapta-
dhoditä . . . anyais ca trigunätmikä sodasavidhä prakrtir uddistä . . .
evara prakrtih samksepenoktä | evam dosädln pariksya nänäprakä-
i'apavatiädigadäturänäm uktam cikitsitam | pavana ädir yesäm te
pavanädayah te gadäh pavanädigadäh ! nänäprakäräs ca tair äturah |
tesäin cikitsitam sädhanam | idam agrato vaksyamänam uktam |
karmajänäm hi dosädipariksanam nisprayojanam eva | tesäm hi
daivavyapäsrayam cikitsitam tantrausadhamangalädikam uktam | ato
dosajänäm evedam uktam iti . . .
17. (P) dosä iti sthitäh | te ke vätädayah | väta ädir yesäm
te vätädayah | vätapittakaphäh pürvam udährtä iti | pürvam präg
ye udährtä iti | kesu sthitäh sarire.su | kesäm öai'Trinäm | katham
sthitä ity ata äha | vätas tu näbher adhastät | vapuso madhye
pakvämäsayayor madhye pittam sthitam | kaphas cordhvam ämä-
sayäd udarasyordhvam sthitäh | ity anena kramena sthitäh | • . •
1„
Jolli/, Zur Quellenkunde der Indischen Medizin. 437
18. (OB) dhäturaalavyäptim äha | . . . | vinmütrapradhänä
maläh | uktäh Susrutädibhih | . . . (P) präg dhätubhir malais ca
vyäptam vapur itj uktam tatra ke dhätavah ke mala ity ata
äha I sü. ... I tlkä | rasädayo dhätavah sapta syui- bhaveyuh | tathä
mala vinraütramukhyäh | vit purisam | vit ca mütraiii ca vinmfitre j
te mukhye pradhäne yesäm te vinmütraraukhyä maläh | tatpradhänä
munibhih pürväcäryaih pl•adii^täh kathitä gaditäh | mukhyagrahaiiäd
anye 'py apradhänäh kaphädayo dhätumaläh santi | tathä ca Susrute |
kaphah pittam muläh khesu prasvedo nakharoma ca | netravit ca
tvacah sneho dhätünäm kramaso maläh || iti | (Susr. I, 46, 241).
19. (OB) dosadhätumalamülam idam öarlram iti prakäöikrtvä
tesu samesu avrddhesv aksinesu sväbhyudayakai-esu nrnäin sämyam
svästhyain bbavet | asamesu k.slnesu vrddhesu vä sväbhyudaya-
karmäny akui'vatsv asämyam asvästhyam bhavet | yasmäd evam ato
'smät tesäm dosadhäturaalänäni samatayä svasthatäyä hetubhütayä
prayateta yatnani kurvita | tad äyurvedasya rahasyam tadvidah
Susrutädayah kathayanti j (P) pürvani svasthalaksanam prayojanam
iiktam äyurvedasya j tasya ca svasthasya kirn laksanam ata äha j
sü. ... I ti^^ä I dosesu vätapittakaphesu | dhätusu rasaraktamämsa-
medo'sthimajjäsuki-esu | malesu ca vinmüträdisu j esu samesv
aksTnesv anatiriktesu satsu sämyam bhaved iha nrnäm präninäm
asamesu ca dosesu yasmäd asämyam bhavet | ato 'smät käranät
samatayä prayateta | prayatnam kurvita tesärn dosädlnäm iti | etac
cikitsitarahasyam äyurvedasya na kathaniyam anäptäyodäharanti
äcäryäh | ity esa samksepärthah | . . . Susrutäcäryenäpy anyala-
ksanam uktam svästhyam | samadosah samägnis ca samadhätuma-
lakriyah | prasannätmendriyamanäh svastha ity abhidhlyate || (Susr.
I, 15, 33) . . . dosadhätumalamülam sarTram uktarn Susrutäcäryeneti
(Susr. I, 15, 2) krtvä tesäm eva dosadhätumalänäm samatve svä-
sthyam uktam Tisatäcäryeneti . . .
20. (0 B) sirädivyäptih präg uktä tära prakataj'^ati | • • • atra
do.sadhätumalamüle sarire 'dhahprasrtäh sirä da^a ürdhvam prasrtäh
sirä dasa tiryak savyäpasavyapärsvayos catasrah | evani caturviinsa-
tipradhänasiräh khyäpyamänä vyäpya sthitäli i dhamanyah siräsabdena
proktäh I Bhedena Carakenäpi | tathä ca | ädhraäpanäd dhamanyah ]
sravanät srotärnsi | saranena sirä iti | (P) pürvam tvagdosa-
dhätumalamarmasirädibhis ca vyäptarn vajDur ity uktam | atra sirä-
dibhih katham vyäptir ity ucyate | sü. . . . | tlkä | vimsatis caturbhir
yuktä siränäm atra käye | atra sarire caturvirasatir mülasiräh |
täbhi^ ca katham vyäptam | näbhis täsäm mülam | tasyä näbher
adhahprasrtayah j adhastät prasrtih prasaranam yasyäm tä adhah-
prasrtayo dasa sirä adhas tä nirgacchanti | tadvan näbher ürdhvam
krtänusrtir anusaranara yäbhis täh krtänusrtayo dasa sirä ürdhvam
yänti | dve dve sire tiryakprasrte näbheh pravitate prakarsena
prasrte | ity anena prakärena caturbhir yuktä virpsatir atra käye
'tra sarire vyäpya sthitä | . . .
21. 22. (OB) äsäm siränäm sakalakäyavyäijitvam äha | • . .
438 Jollij, Zur Quellenhunde der indischen Medizin.
amübhis caturvim^atibbili siräbbii- dharnanilaksanäbhib . . . käye
kbaiä cbidraib kaphapittaväyavah prasaranti | äsäm mülasiränäm
sakäsät sapta siräsatäni slaksnacchidräni samjätäni yaÄr anavaratam
aiinarasam präiDayadbbir idam sarlram posyate | yatbä samudro
jalam sravadbhir nadisatair äpyäyate | tatbä ca Susrutab | yatbä
svabhävatab kbäni mrnälesu bisesu ca | dbamanlnäm tatbä kbäni
raso 3'air upaciyate || iti | (vgl. Su§r. III, 4, 4).
21. (P) sämpratam etäsäm siränäm säkalaisanravyäpitvam äba |
sü. . . . I tikä I idam nrsariram amübbib siräbbir vyäptam | kati-
bbir dvädasabbih | kimvisistäbbir äbbib | dvigunäbbib | anena catur-
viip^atib siräb sakalavyäiDinyab katbitäb | siräbbib kapbapittavätäh
sarire prasaranti | kbais cbidrair ity artbab | tatbä ca Susrutab
täsäm tu vätapittakapbasonitarasän dve dve vabatab j tädrsä üx'dbvam-
gatäh I evam adbogatäs coktäh | (vgl. Su^r. III, 7, 5).
22. (P) täsäm eva siränäm idänim sapta siräsatäni samjätäni
tatkatbanayäba | sü. . . . | tikä | äsäm eva mülasiränäm sapta sirä-
satäni sütäni samjätäni 1 kidrgsfunavisistäni süksmasusiräni i amlsäm
nrnärn präninäm | katbam äpyäyata ity äba | ambbah salilarn sravad-
bbih sindbusatair yatbä samudra äpyäyate | evam annarasam vaban-
tlbbih sirädibbir idam sariram äpyäyate | tatbä ca Susrutäcäryah |
yatbä . . . (s. o.).
23. 24. (OB) idänim yena sirääatasaptakävabaddbasya gätrasya
dosaprakopas tad äba | . . . esäm nrnäni purusänäm näbbibbuvo
näbbimandaläd yena tatena vistrtena satasajitakena gätrain sariram
a.sesara sainastain ca carmacayena mrdaiigo yatbä tatbä | ä pädäbbyäm
prabbrti | ä mastakät prabbrti | avanaddbam baddbam | tena ca
märgenämi proktä dosäh pavanädaya etan nrvapur anugamyägatäb
käyakupitä vaksyamänabetubbir asesavapusi rogän jvarädln | . . .
ardbagätre paksägbätädln vä säkbäsu vävabäbukaslTpadädln vä kvacid
avayaväntare vä ganjädln(?) kurvanti | • • . (P) idänim yena sirä-
satasaptakena gätram avanaddbam nrnäm iti siräsatasaptakena tena
prasrtya vapur dosä rogän janayantity etad ävedayann äba | sü. . . .
tikä I aml pavanädayo dosä rogän kurvanti kirnbbütäh käyakupitäh j
evam tad vapur avagamya tena pürvoktena siräsatasaptakena |
yenaisäm gätram etad asesam naddbam | katbam ä pädatab prabbrti
ä mastakäd api ca [ kirn vitatena vistrtena | kuto näbbimandalatah
kena ka iva carmacayena mrdanga iva | ato na vitänarüpena
carmacayena yatbä mrdango nabyate | tadvan naddbam yena tenä-
nugamyaitat käj-am rogän kurvanti | aäesavapu.si nibsesasarire jva-
rädin j kvacid atbaväyaväntare vä | kvacit kasmimscid avivaksite |
avayaväntare 'vayavaikadei^e 'ndapldakädin | . . .
25. (0 B) bbüpayaädini bbütäni | tatbä karmäni tesäm mabä-
bbütänätp tanmayatadgunavyäptilak.sanä bi tatbä dosä dbätavo maläb
sapta siräsatäni katbitäni | antarmarmäni vivaksur äba | (P) pürvam
uktara prtbivyädibbih i^arlram vyäptam täni coktänity etad ävedayan
i:)radbänamarmäny upadiksur äba | sü. . . . | tikä | mabäbbütäni
proktäni pürvam | yad bbüpayahsikbisamiraviyadbbir iti pancama-
I
lil
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 439
häbhütäny uktäni | tesäm pancabhütänäm kai"nianä tanmayatvatad-
gunatvavyäptä dosäs coktäh | vätas tv adhastäd vapusas ca madbye
pittam kaphas cordhvam iti sthitäs te | dhätavo maläs coktäh | rasas
ca raktam pisitam ca medas tv asthini majjä tv atha sukram ete
syur dhätavah sapta tathä maläs ca vinraiitraniukhyä munibhih
pradistä iti || sapta siräsatäni coktäni | äsäm ca süksniasusiräni satäni
sajjta sütänityädinä | ity etäni sarväi.iy uktäni bhütädini | idänlin
marmäny ucyante | täni trlni pradhänäni | hrd gudam näbbir iti |
aparair marmabhib kim uktaih | vistarabhayäd iti |
26. 27. (OB) ... näbhidesäc chanräsrtäh sarvasiräh pravrttäs
tadanugamäc ca vätädayah kupitä vj-ädhln kurvanti | ato näbhih
piadhänamarma | amusmims tad dosadbätvantram stbuläntram yato
baddbam ... tat päyvabhidham gudaiii pradhänamurma j ... iti
äärlraprakai-anam | (P) idänim trayänäm brdgudanäbhiuiarnianäm
prädhänyakatbanayäba | sü. . . . | tlkä | amisäm etesäm nrnäm
präniiiäm ( amüni hrnnäbhipäyüni | päyu gudam | ato 'smät käranat j
amüni bbavanti pradbänäni | yato gunatrayara gunänäm trayam
gunatrayam sattvarajastamämsi brdi sthitäni | atra hrdi manovikäräh
kämädayo bbavanti | ato brdayam pradbänam | sarväh sirä näbbi-
pradesät pi'avrttä ato näbbib pradbänä | amutväsmin gude pradbä-
näntram stbuläntram naddbam baddbam ato gudam pradbänam | ata
ebhyas tribbyab käranebbyas trlny etäny anyebbyab pradbänäni
bbavanti | idam eva sariram vyädbicikitsäyatanam | tanmayam etad-
vikärara etad ity anantaroktasya gunatrayasya parämansah proktah |
prakarsenoktam bbäsitam [ yady api pancamabäbbütavikäram uktain
sariram tatbäpi gunänäm prakarsab | gunotpannatvät pancamabä-
bbütänäm | . . . ity anena pi'akärena prakäsikrtam prakatTkrtam
alpamätrarn stokamätrani öariram vistarabbayät | vistaras Caraka-
Sui^rutädibbir uktab |
28. (OB) käyavatäni vigrabinärn sarire vätasya pittasya kapba-
syäpi . . . vikärinab kupitasya prakopabetuh . . . (P) pürvam uktam
atra sarire ro2:äb sambbavanti tac cbarlram abbidbävedänim roga-
käranänäm i^rakopena kupitalingam eikitsitäny upadisann äba |
sü. ... I tlkä I vätasya vikärino vikrtasya prakopabetuh ] kupitasya
lingam cikitsitarn ca nirüpanlyam j tesäm käyavatäni saririnäm käye
sai'ü'e I tathä pittakapbayor nirüpanlyam iti |
29. (OB) vätaprakopabetuh | • . • rüksaiä canakaläyamasürä-
dyaih | . . . payodair medyair ullasadbbih prävrtkäle j bbojane jirne
parinate sati jantos tanau käye | ity ebbir betubhir väyoh prakopo
bbavati | (P) adhunä vätasyaiva prädbänyäd vätaprakopanäny äba |
sü. . . . I tlkä j jantoh präninas tanau sarire märutasya prakopo
bbavati | ebbih käranai rüksais canakaläyamasürädibbih | tiktair
niväsakaC?) kucikäparpatikädibbih | kasäyai räjamäsajambüpbaläma-
tindukakumudotpalakandädibbib | anasanair upaväsaih | vegasamdbä-
ranair vätamütrapurlsädlnäm nigrabaih | vyäyämaih sarlräyäsaih |
vyaväyaih strisaraparkaib prataranäny udakaplävah balavadvigrabo
yuddbäni | jägarai rätrajägaraih | syämäkab syämam kudbänyam |
440 Jolhj, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
iiTvävah prasädhakäni | . . . prabhrtigrahanena kodravädinäiii kudhä-
nyäuära grahanam | etatprabhrtibhir aiianair bhojanaih | payodaii*
medyair ] ullasadbhir unmadbhih (unmädayadbhih ?) | änataprävrtkä-
lagrahanam | anne bhojane jirne parinate | ity ebhir hetubhir väta-
prakopo bhavatiti |
30. (0 B) katubhir mai-Icasuntbisurasakuberädyaih | . . . usnaii-
agninä dagdbapräyaih | . . . asane bhukte jTryati parinämam gac-
cbati I . . . (P) vätaprakopänantaram pittaprakopanäny äha | sü. . . .
tikä I katüni sunthimarlcakutherakädini | amläni jamblrapüramarda-
panasakaprabhrtini (jambirakara° ?) | usnäni svabhävaviryäbhyäm
agnisomädini | vidähini raustakulattharäjasarsapasäkädini | tiksnäni
marTcaräjikädini | lavanäni romakasämudrasauvarcalädlni | krodhali
kopa\i I upaväso 'nasanam | ätapo gbarmah j strisaniparko maithu-
nam | tilätasldadhlni suprasiddhäny eva | surä madyopalaksanam j
suktam cukram | äranälam känjikam | ädigrabanät takramastupra-
bhrtini grhyante | bhojane 'sane bhukte 'bhyavahrte jTryati pari-
namati | sati saradi grisme ca sati | madhyähne tathärdharätrasamaye
pittaprakopo bhavati |
31. (OB) slesmaprakopanäny äha | . . . gurubhii' mähisävika-
mämsadadhidugdhakrsarädibhir madhuraih kharjüradräksädyaih . . |
dinädisu pürvähnapradosakälesu kaphah prakupyati | (P) pittapra-
kopänantaram slesmaprakopanäny äha- | sü. . . . | tlkä | kapho
gurvädibhih kupyati j gumni mähisävikamämsadadhidugdhakrsarä-
prabhrtini | madhuräni di'äksäkharjürasarkaväkhandaprabhi-tlni | ati-
sltäni svabhävaviryäbhyäm . . . mahisTksTraghrtaprabhrtirii | dadhi-
dugdhanavännapayämsi prasiddhäni | tilavikrtis tilavikärah joalälädi ]
iksubhaksa iksuvikärah | lavanäni saindhavavidasauvarcalädlni | ati-
diväsayanam atidiväsväpah | ebhir hetubhih | samäsanavisamäsanä-
dhyasanäni | pathyäpathyam ihaikatra proktarn samasanara budhaih i|
bahu stokam akäle vä vijneyam visamäsanam | säjirne bhujyate
yac ca tad adhyasanam ucyate || iti | päyasam ksaireyl | pistaraayäni
tandulapistavikärah | madhau vasante | dinädisu pürvähne | pradosä-
parähnakälesu | kaphah prakopam yätlti |
32. (OB) iti hetubhih prakupitä dosä rogän kurvantity äha j
spastam | (P) sämpratam ebhih prakopahetubhir vätädayah sarlre
rogän kurvantity äha | sü. . . . | tikä | samiranädayo vätädayas
tanau sarlre prakopam etya gatvä | iti pürvoktaih prakopanaih
sarvagäh prasrtäs tanau jantusu pränisu rujo rogän srjanti | vikärän
utpädayanti | . . .
33. (0 B) kupitasya Ungarn nirüpanlyam iti yad uktam tad
vyanakti | . • . anena rujäm rogänäm pariksanara kärayet | ^esam
gatärthara | (P) sämpratam vätädikopalaksanam yat sücitam pürvam
kupitasya lingam iti tad äha | sü. . . . | tikä | iha pürvam sütra-
samgrahe kupitasya lingam nirüpanlyam iti yat sütritam | tad väta-
pittakaphopalaksanara procyate prakatikriyate sämpratam mayä
anena vaksyamänena laksanena rukpariksanam rujäm vikäränäm
jvarädlnära vätädlnäm parlksanam kärayet kuryäd iti j
\
Jolli/, Zur (Quellenkunde der indischen Medizin, 441
34 — 36. (OB) tatraiva vätakupitasya lingam äha | . . . guhya-
syopäntam saraTpam | pakiradvaye sarirasya väniadaksiiie bhäge
vadane mukhe virasatä rasäjriänam | varcasah purlsasya karkasutvain
kathinatä | sesam spastam | (P) sämpratam yena yena laksanena
vikäränäm pariksanam uktam | tadä tasya kupitasya lingam äha |
sü. ... I tll^ä I iti laki^anain pavanavikäre proktam etat pürvoktam '
kirn tad ruk pldä bhavati | todaiiabhedanacchedanainathanäyäsädikä
vätajä I kva | drsi drstau | sirasi mastake | saükhas^rotranetränta-
resu I saiikho bhruvor antopari karnalalätayor madhye | srotre
kariiau 1 iietro navane 1 esäm antarälesu rüg bhavati 1 hanumanvä-
skandhamürdhärdhasamdhau ca | hanü dvau mukhasamdhl | manye
kanthapärsvayor dve manye | skaiidhah kanthasya paristhitah
mürdhärdham mastakärdham | tesäm samdhau rüg bhavati | nisi
rätraii | atisayona dine 'Ipä stokaruk syäd bhavet | akasmät prasäntä
rüg bhavati | bhujajaüghästabdhasainkocutä bhavati | bhujau bähü |
janghe pädopari talake | tayoh stabdhasaipkocatä bhavati | katyädisu
ca guru süUim prasarati bhavati | katis ca vitape ca yakrc ca
kativitapayakrt | tesu guru sülam bhavati | katih prsthasyädhab |
vitape vanksanavrsanayor antare samdhi | yakrtklomni daksina-
pärsvasthe | klomni sülaiii bhavati | plihni prsthe ca | jatharavrsa-
navaksahkuksikaksäksakesu | jatharam udaram | vrsanam andau |
vakso vaksahsthall | kuksir vämadaksinapärsvayoh | kakse bähumfi-
layor nimne | aksake kaksasamipe | esu ca guru sülarri prasarati |
näbhivastistanesu prasarati guru i^ülam trikagudavaliguhyopänta-
paksadvayesu | trikam trikasamdhih | katham | gude valayo guda-
valayah | guhyasyopäntaip samipam | paksadvaye sarirasya vämada-
ksinapaksadvayesu ca | prasarati guru .sülam iti | vadane mukhe
virasatä rasäjiiänam syäd bhavet | varcasah purlsasya karkasatvan.i
käthinyam | vapusi sarire kärsyarn karkasatä syäd bhavet | syäc ca
vaisamyarn visamatä cäntaragner mandägnitvam | pm'voktapavana-
vikäre vätaje roge laksanaiii cihnain proktam kathitam iti |
37. (OB) pittaprakopalaksanam äha | . . . mürchä caitanyä-
bhävas trd atisisiratecchä pipäsä ^italäbhiläsas cätisayena spastärtham
anyat | (P) vätaprakopalaksanänantaram pittaprakopalaksanam äha |
sü. ... I fikä I pittena rogah pittarogo jvarädikah | tasya lingam
cihnam bhavati | bhramamadamukhasosasvedasamtäpamürchä bha-
vanti i bhramädinäm itaretaradvamdvah bhramas cakravad bhrama-
nam madah pügaphaleneva | mukhasoso mukhasya sosanam | svedah
prasvedah | samtäpah samtapanarn sarirasj^a | mürchanä mürchanam
caitanyäbhävah | mukhanakhanayanatvaiimütravitpltatä ca | mukham
ca nakhas ca nayane ca tvak ca mütram ca vit ca | esäm i^Itatä
pltatvam bhavati | pralapanam anibaddham bahu bhäsanam | atisäras
cänicis ca jvaras ca trt ca | atisisiratecchä sisirasya bhävali si^iratä •
atisisiratvarn tasyecchä | pralapanädi sarvani bhavati pittarogasya
lingam iti |
88 — 40. (0 B) slesraalaksanam äha | . . • angasyeti jätäv ekava-
canam j tena gätränäm gurutä hrdavasvotklesatä vamanäbhimukhatä i
442 Jolli/, Zur Quellenliunde der indischen Medizin.
miikhapraseko inukhe kaphai-aksanam | akändakandür akasmätkan-
duyanam | äpändutä suklatvam aksnoh | atisaj^ena romastabdhatä |
prajfiäplutir buddbiiiäsah | ädigrahanät suptatvam stambhaf^aityä-
dayah | nidräbhedas tandrä | kusthädisu culuculäyanam ulbanam
visistam kandüyanaip syät | tridosaje samnipätabbave roge tritayam
api I (P) pittaprakopänantaram slesmaprakopalaksanam äba j sü. . . . j
tikä I idam pürvoktain lingam slesmodbhave vikäre bhavati | aiiga-
syety ekavacanam jätau | tenängänäm gauravain bhavati | apätavam
antaragneli | jatharägner apätavam atiksTnatvani bhavati | utklesatä
ca hrdayasya manaso vamanäbhimukhatä bhavati | mukhapraseko
mukhaslesmakaranam bhavati | älasyam anudvähah kriyäsu | äsya-
madhuratvam mukhamadhuratä | akändakandür akasmätkandüh | na-
yanayor äpändutä nayanayor aksnoh i^uklatvam | romaharsa atisayena
roranäin stabdhatä bhavati | iti pratyekam abhisambandhah | prajfiä-
plutir buddhinäsah | vamathupinasakäsanidrädayo bhavanti | vamathur
vamanam j pinasah pratisyäyah | käsah kasanam | nidrä sväpah |
tandrä nidräbhedah | ädigrahanät suptatvastambhatädayo grhyante |
culuculäyanam ulbanam ca syäd osthädisu | osthakanthararasanära-
damülatälughräneksanasravanasaskulikäntaresu | osthau dantacchadau |
rasanä jihvä | radamülarn dantamülam | Iksane nayane | sravana^a-
skulikä karnapäll | äsäm antaräle culuculäyanam kandüvisesah syäd
bhavet | slesmodbhave bhavati lingam idam vikäi's | idam pürvok-
tam lingam bhavati | samsargajesu gadesu bhaved dvidosam | sam-
sargajo vätapittajo vätaslesmajah slesmapittajah | tesu samsarga-
jesu gadesu vikäresu dväbhyäm dosäbhyäm pürvoktaliiigam drstvä
dvidosajavikäro bhavet | jantoh präninah | idam pavanapittaprako-
palingani tridosaruji iDravibhajya yojyam | idam eva pavanapitta-
kaphaprakopaliiigam pürvoktam tridosaruji samnipätaje vikäre
pravibhajya prabhägam krtvä yojyam yojaniyam | buddhimatä
vaidyena |
41. (OB) saraksepoktiprasamsärtham äha | . . . etad anantarok-
tam laksanam uddeöamätram sücanämätram apy uktam darsitam |
pavanädirogavyaktim parijnänam vyanakty utpädayati | kimuta pra-
jnävato drstaCarakädeh | etena drstaCarakädigranthasya bhisaja iyam
samksepoktir madlyägamiketi na citram ] . . • (P) idänim samksepena
proktam apy etat kupitänäm vätädinäm pürvoktalaksanam vätädi-
janitavikärävabodham abudhasyäpi bhisajah karoti | buddhimatas tu
karoty evedam ävedayann äha | sü. . . . | tlkä | etat pürvoktalaksa-
nam uddesamätram api samäsavacanam apy uktam | pavanädigadä-
turänäm | pavano väta ädir yesäm te vätapittaslesmänah | te gadäh
pavanädigadäh | tair äturäh pavanädigadäturäs tesäm nrnäm präni-
näm vyaktim spastam vyanakti vyanjanayati | ävirbhävayati | asya
käyacikitsakasya vaidyasya | kidrggunavisistasya | adrstaCarakädija-
dätmanah | adrstä na drstä granthato 'rthatas ca yais Cai-akädayah |
tair jado mürkha ätmä yasya sa tathä | tasyäpi j kimuta kim punah j
prajnävato buddhimato vaidyasya sa hy ühäpohavit | samksepoktam
api jänäti | jadätmä tu vistaroktam api na jänäti kim punah sam-
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen ^[edizin. 443
ksepaproktam | granthakartur ayain guno yasya samksepoktam api
laksauam jadätmano 'pi vaidyasj'ävagamain karoti |
42. 43. (0 B) HärltaSusrutädibhih proktaih präjnagranthara-
canä sücitä | tesäm ca prayojanam sücayann äha | . . . bhisagbhir
vaidyair upaiSamo nivrttih | rujäm kartavyah | kiip krtvä | yad
rsibhih pürväcäryair idain nrsarlram dosadhätumalainülain prägbhi-
sagbhir apy uktam abhihitain | tasya sariram iipaksaytito roge
vyädhau sarvatra präguktavad upalabdhalinge jnätalaksane sästraku-
^alo 'pi bhisag bhesajasiddliakai-mä präkproktabhesajaganair agadair
bhavati pväg ädau proktäiiy uktäni bhesajaganäny anyäni ca vaksya-
mänäny äsrayädini | yathä tair yo roga upalaksitaliügo na bhavet
tadbhavesv alaksitalaksanesu katham kriyäm kuryät | • . .
42. (P) sämpratam vijnätalingasya rogasya prathamoktaganair
agadais cikitsäm kurvan bhisak siddhim aväpnotity etat kathayann
äha I sü. . . I tikä | gadesu rogesu bhisak cikitsäm kuryät | kidrggu-
navisistesu alaksitalaksanesu | na laksitäni laksanäni yesärp te tathä |
tesv ajnätalingesu | agadair osadhaih | kidrggunavisistaih | präkprok-
tabhesajaganaih | präk prathamam proktä bhcsajaganä räsyädayo
yesäm te 'gadänäm te tathä | tasmät prathamam bhisajä rogänäm
vätädilingäni jnätavyäni tatas cikitsä käryä | sarvaträsmin vaidyake
sästraku^alo bhisag upalabdhaliügax-oge bhesajasiddhakarmä bhavati |
bhesajaih siddham karmakriyävasthänam yasya sa bhesajasiddhikar-
mä I . . .
43. (P) idänlni yad dosädimülam sariram idam tesäm dosä-
dinäm vikrtim jnätvausadhain kartavyam idam pratipädayann äha |
sü. . . . I tlkä I idam nrsarlram pi-äninäm sariram rsibhih pürvä-
cäryair rugyuktam rogasahitam uktam | dosadhätumalamülam | dosäs
ca dhätavas ca dosadhätavah | te mülam käranam yasya sarlrasya
tac charlrarn dosadhätumalamülam | yatas caivam atas tesäm dosänäm
vikäram upalabhya jnätvä bhisagbhir vaidyair upaöamah kartavyah
käranT3^a iti |
44. (0 B) tatra vätopasamanam sämänyenäha | . . . snehänuvä-
sanasnehaparisecanasnehästhäpanair bhuktam eva yad balam dadäti
tävad odanena mrdumämsarasai^ ca väyuh äamam yäti | (P) tatraivam
sthite vätasyaiva jDrädhänyäd upa^amah prathamani kriyata ity äha |
sü. . . . I tlkä I tatra tävat prathamam anilo väyuh samam ety
upasamam yäti | kaih | snehavastipai'isekanirühaih | snehavastibhir
anuväsanam | parisekah parisecanam | nirüha ästhäpanam | taih |
kesäm naränäm | na kevalam snehavastyädibbir upasamam yäti |
odanena ca bhuktena mrdumämsarasena ca | mrdubhir dravyaih . . .
jlrakamadhudadhisnehagorasadhänyädibhih saraskrto mämsarasah |
tena saha 1 kidrggunaviisistena 1 bhuktamätra eväsäv odano rai-du-
mämsaraso balarn dadätiti |
45. (0 B) pittopasamanam äha | . . • | sratnsanena virecanena j
svädunä madhuropayogena | sesani spastam | (P) vätopaöamanänan-
taram pittopasamanam äha | sü. . . . | tlkä | pittasya nivrttir nivar-
tanam bhavati | dräksayä triphalayä trivrtä copayuktayä | sramsanena
444 Jolly, Zur Quellenkunde der indinchen Medizin.
virecanena ca krtena | rudhirasrutibhis ca rudhirasrävaih sukrtaih j
sarpisä ghrtena | payasä dugdhena | sitayä sarkarayä | svädunä madhu-
renopayukteneti |
46. (0 B) kaphopasamam äha | . . . laiighanam Carakäcäryena
dasavidbam uktam | tathä ca | catubprakärä samsuddhib pipäsä
uiävutätapau | päcanäny upaväsas ca vyäyämas ceti langbanam j'
(Car. I. 22, 15) iha tu vamanasya sarnsudiJhyabbäve punafudiranam
kapbasäntau prädbänyam darsitam ca | vamaneneti ] siraso virekaih
sindhüdbbavaioippalädinasyaih | vaksyamänab katphalädiganab | kava-
lädidbäranair adbhir abimäbbih | usnodakaih | atropasamab kartavyah j
evam säntim gacchati kapbab | (P) pittopasamanänantaram kapbo-
pasamanam äha | sü. . . . | tlkä | aträyurvede | kapbab samam eti |
kena langbanena | dasavidbenäpi krtena | langbanam dasavidbam
Carakäcäryenoktam (s. o.) . . . vamanena ca | nanu vamanasya langba-
näntahpätitvät kimartham prtbagupädänam tasya kriyate | satyam |
yamanasyätisayena kapbabäritvapratipädauärtbam | uktam ca | vama-
nam slesmaharanam iti | yavännapräsanena | yavännäni saktuyäva-
käpüpakalmäsäs täni | tesäm präsanam bbaksanam jtena | sirasas
ca virekaib | pippalTsaindbavädinä nasyaih | katpbalädikavalais ca |
katpbalädiganasamskrtakavaladbäranaib | ahimäbbis cädbbir usnoda-
kapänaib | samupasamam upaiti gaccbati kapba iti |
47. (0 B) atba ganasücanäm äba | . . . tad ity anena prakäre-
näsmin samuccaye saragi'abe 'vistarausadbam samksepausadham | tatra
tävad anilah samam etityädislokati-ayam idam uktam | tato nantaram
anyad avistarausadbam vaksyamäne kiyadbbir api nigadyate |(P) säm-
pratam samuccavasütram uktvä cranair anvacikitsitam äba 1 sü . . . I
tlkä I ity anena prakäreua pürvoktenedam etat | sütram uktam yad
udiritam | katbam purä | prakopabetub kupitasya lingara cikitsitam
Ceti nirüpanlyam iti samuccayah | tasmin | kldrggunavisistam sütram |
avistarausadbam sarnksepausadbam iti | ato 'smäd ürdbvam kiyad-
cranair ausadbasamgrabaib 1 ausadbaib saba sraho yesu taib I anva-
cikitsitam nigadyata iti |
Übersetzung.
1. Nach respektvoller Verbeugung vor Sürya, den beiden Asvin.
Dbanvantari , Susruta und den Übrigen und vor den Füßen seines
Vaters ist von Tisata ein Werk mit dem Titel Cikitsäkalikä her-
gestellt, wie ein Kranz aus Lotosblüten :
2. Aus den nachstehenden (Rezepten), die in den Dai'stellungen
der Heilkunst von Härita, Susruta, Paräsara, Bboja, Bbeda, Bhrgu,
Agnivesa, Caraka und anderen (Weisen) angegeben sind, und aus
Gruppen (von ArzneistoflFen), welche (Rezepte und Arzneigruppen)
ausgezeichnet, hochberühmt und vermöge ihrer Abfassung durch die
Schüler des Dbanvantari trefflich dargestellt sind.
•3. Die Einsicht eines ungenügend unterrichteten Arztes steht
fürwahr dem Ozean der Lehrbücher des Susruta und anderer (Meister)
I
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 445
aus Unverstand völlig fassungslos gegenüber. Für die von unseres-
gleichen zusammengestellte Rezeptsammlung dagegen besitzt sowohl
der Unwissende als der beste der guten Ärzte Verständnis.
4. Die Krankheiten treten in diesem Körper der Menschen auf,
der durchdrungen ist von den bekannten Elementen : Erde, Wasser,
Feuer, Wind und Luft (Äther), von den Guna: Sattva, Rajas und
Tamas, von den Häuten, Grundflüssigkeiten, Grundbestandteilen,
Unreinigkeiten. empfindlichen Teilen, Gefäßen u. s. w.
5. Dieselben sind dreifach, je nachdem sie aus Wind, Galle
oder Schleim entstehen , oder zweifach , sie entstehen im Körper,
andere im Geist der Menschen; bald erscheinen sie heilljar, bald nur
zu lindern, manche hinwiederum werden als ganz unheilbar bezeichnet.
6. Wenn Krankheiten nur auf je einem der drei Grundsäfte
beruhen , ohne schlimme Zufälle verlaufen , wenn der Patient ein
kräftiges Verdauungsfeuer hat, sich fortwährend gut hält und Ver-
mögen besitzt, wenn (das Leiden) noch nicht lange besteht: solche
Krankheiten sind durch soi'gfältige Behandlung der Ärzte heilbar.
7. Solche Krankheiten, welche verlöschen, wenn sie von Ärzten
mit Heilmitteln bekämpft werden , aber ohne Heilmittel plötzlich
wieder hervorbrechen , beruhen auf zwei Grundflüssigkeiten und
sind durch Heilmittel bedeutend zu bessern.
8. Jene gefährlichen Leiden, die auf Handlungen (in einer
früheren Geburt) beruhen und daher den Menschen angeboren sind,
welche aus allen drei Grundflüssigkeiten hervorgehen , schon lange
bestehen , mit schlimmen Zufällen verbunden sind und einen ver-
mögenslosen Patienten, dessen Verdauungsfeuer erloschen ist, (be-
fallen), solche (Leiden) sind (der Behandlung) durch Heilmittel un-
zugänglich.
9. Krankhafte Erscheinungen an Körper und Geist entstehen
in einigen Fällen durch die Erregung (Nachwirkung) der Hand-
lungen (in einer fräheren Geburt) , in anderen Fällen durch die
Erregung der Grundflüssigkeiten , noch andere entstehen bei den
Menschen durch die Wirkung der Handlungen sowohl als der
Grundflüssigkeiten.
10. Anschwellung des Leibes (Wasserbauch), Hämorrhoiden,
Tollheit, Epilepsie, Blutfluß, Lahmheit, Verfall des Gehörs, Verfall
der Sprache , Harnkrankheit , Mastdarmfistel , Menstrualblutungen.
Windkrankheit, weißer Aussatz, Schwindsucht, Nachtblindheit, Star,
Mund- und Nasengeschwüre, (ausgedehnte) Schwellungen, skrofulöse
Geschwüre,
11. Elephantiasis, Lepra in Form von schwarzen Pusteln mit
rotem Rand, stechender Schmerz in den Schläfen, lotusförmiger Aus-
satz, Blutgeschwulst, Wundrotlauf, Beben am ganzen Körper, Hemi-
plegie, Kropf, Halsbräune, Starrkrampf, Windblut und andere :
12. Dies sind die auf Handlungen in einer früheren Geburt
beruhenden Leiden, (sie entstehen) hier dui'ch Sünden der Menschen,
wie Raub fremden Gutes, verbotener Umgang mit der Frau einer
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 29
4^ß Jolhjf Zur Quellenhunde der indischen Medizin.
Respektsperson , Brahmanenmord und andere und gelangen durch
ärztliche Behandlung nicht zur Heilung.
13. Durch Geschenke, durch Erweisungen von Barmherzigkeit,
durch Verehrung der Brahmanen, der Götter, der Kühe und der
Respektspersonen, durch Murmeln von Gebeten, durch Kasteiungen
und die so bewirkte Anhäufung guter Werke nehmen die Krank-
heiten , wenn sie auf Sünden in einer früheren Existenz beruhen,
ab und gelangen zur Heilung.
14. Wenn der Wind und die anderen Grundflüssigkeiten durch
ihre besonderen Störungsursachen verdoi"ben sind , in Unordnung
«■eraten und an den Öffnungen (des Körpers) hängen bleiben , und
daraus Störungen bei den Menschen entstehen, so beruhen dieselben
auf den Grundflüssigkeiten und sind durch Behandlung mit Arz-
neien heilbar.
15. Wenn (Krankheiten) durch Geschenke und andere gute
Wei-ke und durch heilende Stoffe beim Aufhören der (Wirkung der)
Handlungen und beim Zurücktreten der Grundflüssigkeiten (selbst)
bei sorgsamen Patienten nur mit Mühe geheilt wei'den, solche Stö-
rungen beiTihen sowohl auf Handlungen als auf Grundflüssigkeiten.
16. Das (hier) angegebene Heilverfahren bezieht sich auf
Leidende, die von den mancherlei Krankheiten, wie Windkrankheit
und andere (betroffen sind), und ist anzuwenden, nachdem (der
Arzt) die Grundflüssigkeiten, das Klima, die Kraft, die Jahreszeit,
das Gebrechen , die Energie , die Zuträglichkeit , die Arznei , das
Verdauungsfeuer , das Alter und die Natur (des Patienten) unter-
sucht hat; hat aber keinen Bezug auf Leiden, die auf Handlungen
(in einer früheren Geburt) beruhen.
17. Von dem Wind und den anderen vorerwähnten Grund-
flüssigkeiten, die in den Leibern der Menschen enthalten sind , be-
findet sich der Wind unterhalb, die Galle in der Mitte des Körpers,
der Schleim oben, so sind sie gelagert.
18. Saft, Blut, Fleisch, Fett, Knochen, Mark und Samen, dies
sind die sieben Grundbestandteile und ebenso (viele) ünreinigkeiten,
mit Kot und Urin an der Spitze, sind von den Weisen erwähnt.
19. Wenn die Grundflüssigkeiten, Grundbestandteile und Ün-
reinigkeiten im Gleichmaß vorhanden sind, so besteht hier Ebenmaß
bei den Menschen, wenn sie ungleich sind, Unregelmäßigkeit. Weil
dem so ist, muß man ihre Gleichmäßigkeit herbeizuführen suchen,
dies erklären (die Kenner) für das Geheimnis der Heilkunst.
20. Von dem Nabel nach unten gehend laufen zehn abwärts,
nach oben gehende gibt es ebenfalls zehn, je zwei Gefäße verlaufen
und verbi'eiten sich seitwärts , so gibt es deren dort am Körper
zwanzig verbunden mit vier.
21. Von diesen zweimal zwölf ist dieser ganze Menschenleib
erfüllt , in diesen Gefäßen ziehen jene : Schleim , Galle und Wind
im Körper in den Hohlräumen heram.
22. Aus diesen (Grundgefäßen) sind siebenhundert feine, hohle
I
Jollij, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 447
Gefäße entstanden, durch welche, indem sie unaufhörlich Speisesaft
zuführen, der Körper dieser Menschen gespeist wird, wie von Hun-
derten von wasserführenden Strömen der Ozean.
23. Von den Füßen ausgehend bis zum Kopf ist dieser ganze
Körper derselben von dem aus der Xabelgegend sich verbreitenden
System der sieben hundei't Gefäße völlig durchzogen bei den Men-
schen, wie eine Trommel mit einem Lederüberzug.
24. Damit diesen Körper durchdringend , bewirken dadurch
jene Grundtlüssigkeiten , der Wind und die anderen, wenn sie im
Organismus gestört sind, Krankheiten entweder am ganzen Körper,
oder an einer Körperhälfte , oder an den Extremitäten , oder an
einem Teil eines Gliedes.
25. Die groben Elemente und deren Produkte: die Grund-
flüssigkeiten , die Grundbestandteile und die Unreinigkeiten , ferner
die siebenhundert Gefäße sind beschrieben. Empfindliche Stellen
sind das Herz , der After und der Nabel , wozu sollte es dienen
die übrigen zu nennen ?
26. Die drei Guna: Sattvam, Rajas und Tamas (Güte, Leiden-
schaft und Finsternis) befinden sich im Herzen, dort entstehen die
Gemütsbewegungen ; von der Gegend des Nabels gehen die Gefäße
aus; am After befindet sich der Mastdarm, der dort befestigt ist.
27. Daher nehmen jene: Herz, Nabel und After, bei diesen
Menschen die oberste Stelle ein; dieser Leib, erklärt man, besteht
aus jenen ; so ist (der Körper) in Kürze dargestellt.
28. Von Wind, Galle und Schleim, wenn sie sich im Körper
der bekörperten Kreaturen (der Menschen) verändern, soll der Grund
der Störung, das Kennzeichen der Gestörtheit und das Heilverfahren
angegeben werden.
29. Durch trockene, bittere, zusammenziehende, scharfe Nahrungs-
mittel, Fasten, Unterdrückung des Drangs zu Ausleerungen, körper-
liche Anstrengungen, geschlechtliche Ausschweifungen, Schwimmen,
Kämpfen mit einem starken Gegner, Wachen, durch Genuß von
Hirse , wildem Reis , Fennich u. dgl. (geringeren Getreidearten),
durch aufregende und fette Speisen , sowie wenn das Essen ab-
gestanden (verdorben) ist, tritt Störung des Windes im Körper des
Menschen ein.
30. Durch scharfe, saure, heiße, brennende, beißende, salzige
Speisen, durch Zorn, Fasten, Hitze, Verkehr mit Frauen, Sesam,
Leinsamen, saure Milch, Branntwein, Sauergewordenes, sauren Reis-
schleim u. dgl. , wenn genossene Speise verdaut wird , im Herbst,
im Sommer, um Mittag und zur Mitternachtszeit wird die Galle
der Menschen gestört.
81. Durch schwere, süße oder übermäßig kalte Speisen, durch
saure Milch, süße Milch, frischen Reis, Milch, Sesamgerichte, Zucker-
werk, Salze, zu vieles Schlafen am Tage, Durcheinanderessen, un-
gleichmäßiges Essen, Übermaß im Essen, Milch- und Mehlgerichte,
sowie im Frühling und am Tagesanfang gerät der Schleim in Wallung.
29*
448 Jolli/, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
32. So durch störende Einwirkungen in Wallung gebracht,
rufen der "Wind und die anderen Grundffüssigkeiten sich überallhin
verbreitend im Körper bei den Menschen Krankheiten hervor.
33. Die Kennzeichen der (Stöi-ung von) Wind , Galle und
Schleim , auf die hier in der Einleitung hingewiesen ist , werden
nunmehr von mir hier dargelegt. Auf Grund derselben soll man die
Krankheiten untersuchen.
34. Wenn am Auge, am Kopfe, an den Zwischenräumen zwischen
den beiden Schläfen, Ohren und Augen, an den Augenbrauen, im
Herzen, an der Yei-bindungsstelle zwischen den beiden Kinnbacken,
den Nackenmuskeln und dem halben Kopf Schmerz entsteht, der
Nachts stark, am Tage gering ist und ohne Grund wieder aufhört,
wenn die Arme und Beine steif werden und sich zusammenziehen •,
35. Wenn an den Hüften, dem Damm, oder der Leber, an
der rechten Lunge, der Milz, im Rücken, in den Eingeweiden, in
den Hoden , in der Brust , im Bauch , am Schlüsselbein heftige
Stiche auftreten, ebenso im Nabel, in der Blase, in der weiblichen
Brust , im Kreuzbein , in den Falten des Afters , am Rand der
Genitalien, in den beiden Seiten des Köii^ers ;
36. Wenn Geschmackslosigkeit im Munde besteht, die Stühle
hart sind, der Körper abmagert und der Nachtschlaf aufholet, Rauh-
heit der Haut auftritt, die Verdauung unregelmäßig wird, so er-
klärt man dies für Anzeichen einer krankhaften Störung des Windes.
37. Schwindel, Aufgeregtheit, Trockenheit des Mundes, Schweiß,
Hitze, Betäubung, gelbe Färbung des Mundes, der Augen, der Nägel,
der Haut, des Urins und der Stühle, Irrereden, Durchfall, Mangel
an Appetit, Fieber, Durst, Verlangen nach starker Abkühlung: dies
sind die Kennzeichen von Gallenkrankheit.
38. Schwere in den Gliedern, Schwäche des Verdauungsfeuers,
AncreofriflFenheit des Herzens, Zusammenlaufen von Wasser im Munde.
Schlaffheit, süßer Geschmack im Munde, unmotiviertes Jucken,
weiße Färbung der Augen , starkes Sichemporsträuben der Haare ;
39. Geistesschwäche, Erbrechen, Schnupfen, Husten, Schläfrig-
keit, Abspannung u. s, w., fortwährendes Jucken innen in den Lippen,
im Halse, in der Zunge, den Zahnwurzeln, dem Gaumen, der Nase,
den Augen und der Ohrmuschel :
40. Dies sind die Kennzeichen einer durch Schleim verursachten
Erkrankung. Bei Leiden , die aus der Verbindung zweier Grund-
flüssigkeiten entstehen , treten die Symptome zweifacher Störung
auf; bei einem auf den drei Grundflüssigkeiten beruhenden Leiden
eines Menschen sind die obigen Anzeichen der Störung von Wind.
Galle und Schleim in passender Anordnung zu verteilen.
41. Die hier in aller Kürze aufgezählten Merkmale enthalten
eine Kennzeichnung der an einem durch Wind und die anderen
(Grundflüssigkeitenj verursachten Leiden erkrankten Personen , (die
verständlich ist) selbst für einen Mann von ungebildetem Geiste,
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 449
der von Caraba und den anderen (Weisen) nichts weiß, um wieviel
mehr für einen einsichtigen Arzt des ganzen Körpers.
42. Wie könnte durch die Heilmittel, deren Gruppen von
Arzneistoffen früher verkündet sind, (ein Arzt) Heilung bewirken
bei Leiden, deren Merkmale er nicht versteht? Ein überall in seiner
Wissenschaft bewanderter Arzt erzielt bei einer Kranklieit, deren
Anzeichen er richtig erfaßt hat , mit seinen Arzneimitteln eine er-
folgreiche Behandlung.
43. Dieser Menschenleib, der aus den Grundflüssigkeiten, den
Grundbestandteilen und den Unreinicfkeiten hervorgeht, ist von den
Weisen als mit Krankheiten verbunden erklärt. Deren Störungen
müssen die Ärzte erkennen und durch Arzneimittel sie beseitigen.
44. Hiebei gelangt zuvörderst der Wind zur Beruhigung durch
ölige Klystiere, Übergießungen und stärkende Eingießungen , ferner
durch Reis , der den Menschen sofort nach dem Genuß Kraft gibt
und durch Saft von zartem Fleisch.
45. Durch Weintrauben, die drei Myrobalanen, Trivrt (Ipomoea
Tnrpethum), Purgieren, Blutentziehungen, zerlassene Butter, Milch,
Zucker und Melasse wird die Galle beseitigt.
46. Durch Fasten, Erbrechen, Genuß von Gerstenspeisen, Nasen-
mittel, Mundausspülungen mit Katphalafrucht und anderen Stoffen
und durch Genuß von warmem W^asser gelangt der Schleim hier
zur Beruhicruncr.
47. So ist dieser kurze Überblick über die Heilmittel, der
vorher in der Inhaltsübersicht angekündigt wurde, vollendet. Nun-
mehr wird eine andere Darstellung der Heilkunde vorgetragen, die
aus wenigen die Heilmittel zusammenfassenden Gruppen (von Arznei-
stofien) besteht.
Anmerkungen.
Einleitung. Candrata bekennt sich als der Sohn des Tlsata, nach
fußfälliger Verehrung seines Vaters habe er einen Kommentar zu
dessen Cikitsäkalikä verfaßt. Obwohl (so beinihmte) Kommentatoren
wie Hari^candra (der Erklärer des Caraka) und Jaijjata (der Kom-
mentator des Susruta) ihm vorausgegangen seien , sei doch ein
anderer (d. h. er selbst) dreist genug, einen Kommentar zum Ayur-
veda zu liefern.
1. Der Verfasser beginnt zur Besänftigung des Ganesa mit
einer Anrufung seiner Schutzgottheit , des höchsten Lehrei'S , der
Lehrer, und seines als Boot zur Durchschiffung des Ozeans der
Medizin dienenden Vaters und mit der Angabe seines eigenen Namens
und des Titels seines Werkes. Mit den „Übrigen" sind Aupadhenava,
Aurabhra , Pauskalävata , Ätreya , Agnivesa , Caraka u. a. gemeint.
(Vgl. die ähnlichen Lehrernamen in der Einleitung zu Susr. I, 1
und über Pauskalävata Weber I. L. 287 Anm., sowie die Bemerkung
von Foucher, L'art Greco-Bouddhique de Gandhära 1905, p. 5:
Les plaines de Peukelaotis (Puskarävati) et de Taxile (Taksasilä)
^gQ Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
demeurent pour nous le pays indo-grec par exellenee.) Cikitsäkalikä,
d. b. ,die Knospe der Heilkunst " soll bedeuten, daß dieses Werk
den ganzen Duft der Heilkunst ausströmt, gerade wie eine auf-
geblühte Knospe vielen Wohlgeruch verbreitet. (C.)
2. „Und anderen Weisen* geht auf Aupadhenava, Aurabhra,
Pauskalävata, Ksärapäni, Jätükarnya, Caksusyena. Vaideha, Nimi u. a.
Die Ginippen von Arzneistoffen (gana) sind, die in 48 ff. aufgezählten.
„Ausgezeichnet" sind die Rezepte und Arzneigruppen, weil sie zur
Genesung führen, , hochberühmt " , weil sie in ununterbrochener
Tradition überliefert sind. (C.)
3. Er zeigt nun, daß diese aus trefflichen Rezepten bestehende
Rezeptensammlung bei guten und schlechten Ärzten Beachtung findet.
Sie ist daher allcremein anwendbar. Der Unwissende besitzt Verstand-
nis dafür, weil er sehr wenig gelernt hat. Die Einsicht eines solchen
Arztes ist „aus Unverstand", d. h. aus Mangel an Verständnis,
„fürwahr", d. h. ganz besonders, „völlig", d. h. in hohem Grade,
„fassungslos", d. h. der Überlegung und Erkenntnis beraubt, in dem
„Ozean der Lehrbücher des Susruta u. a. Meister", die wegen ihrer
Tiefgründigkeit dem Ozean gleichen. „Gute", d. h. treffliche Ärzte,
davon „der beste", d. h. der tüchtigste, richtet seinen Verstand
darauf, weil er Verständnis für Vortrefllichkeit hat. Auf die „von
unseresgleichen", d. h. einem auf Kürze Bedachten verfaßte Rezepten-
sammlung, die in zur Bergung der in dem Ozean der Heilkuhst
versunkenen Rezeptenperlen geeigneten Worten abgefaßt ist, richtet
er seinen Verstand. (C.)
4. Nunmehr wird als die Grundlage der ganzen Heilkunst der
auf den guten oder bösen Handlungen in einer früheren Geburt
beruhende Körper beschrieben. Der Köi'per ist von den Elementen
durchdrungen und besteht aus ihnen, ist eine Umformung derselben,
wie Caraka sagt: Der Embiyo ist eine Umformung von Luft, Wind,
Feuer, Wasser und Erde und der Sitz der Seele. Er besitzt daher
auch die gleichen spezifischen Eigenschaften wie die fünf Elemente,
nämlich nach Caraka Festigkeit wie die Erde , Flüssigkeit wie das
Wasser, Beweglichkeit wie der Wind, Hitze wie das Feuer, Nach-
giebigkeit wie die Luft. Auch von den drei Guna: Sattvam, Rajas
und Tamas (Güte, Leidenschaft und Finsternis) ist der Körper durch-
drungen, denn er besteht aus ihnen und besitzt ihre Eigenschaften,
nach Sui^ruta, indem sie sowohl die Ursache als das Produkt der
Elemente bilden : als Ursache, indem die Luft zumeist sattvam ent-
hält, der Wind zumeist rajas, das Feuer zumeist sattvam und rajas,
das Wasser zumeist sattvam , rajas und tamas , die Erde zumeist
tamas ; als Produkt, indem auf Luft beruhen der Schall, das Gehör-
organ, die Gesamtheit aller Öffnungen des Körpers und die Isoliert-
heit ; auf Wind das Gefühl , der Gefühlssinn , die Gesamtheit aller
Bewegungen , die Zuckungen am ganzen Körioer und die Leichtig-
keit ; auf Feuer die Gestalt , das Gestaltorgan (Auge) , die Farbe,
Hitze, der Glanz, die Verdauung, der Unmut, die Schärfe und die
Jolhj, Zur Qtiellenlcunde der indischen Ufedizin. 451
Tapferkeit; auf Wasser der Geschmack, das Geschmacksorgan, die
Gesamtheit aller Flüssigkeiten, die Schwere, die Kälte, der Schweiß
und der Same ; auf Ei-de der Geruch, das Geruchsorgan, die Gesamt-
heit aller Gestalten und die Schwere ; ferner indem auf sattvam
beruhen das Wohlwollen, die Lust mit anderen zu teilen, die Geduld,
die Wahrhaftigkeit, die Frümuiigkeit, der Glaube, die Einsicht, die
Weisheit, das Gedächtnis, die Entschlossenheit und das Nichthängen
an den Dingen ; auf rajas die Schmerzhaftigkeit , die Unstetigkeit,
der Wankelmut, der Egoismus, die Lügenhaftigkeit, ünbarmherzig-
keit , Heuchelei , der Stolz , die Freude , die Liebe und der Zorn ;
auf tamas die Verzagtheit , der Unglaube , die Ruchlosigkeit , die
Unterdrückung der Einsicht, die Unwissenheit, Einfältigkeit und
Schlafsucht. Zum Körper gehören ferner die (meist nach ihrer
Farbe benannten) sieben Häute (avabhäsini, lohitä, svetä, tämz'ä,
vedini, rohini, mämsadharä Susr. IH, 4, 3); die drei Grundflüssig-
keiten (Wind, Galle und Schleim); die sieben Grundbestandteile
(Speisesaft, Blut, Fleisch, Fett, Knochen, Mark und Samen); die
aus denselben hervorgehenden Ausscheidungen oder ünreinigkeiten
(Schleim, Galle, Ohrenschmalz, Nasenschleim, Schweiß, Nägel und
Haare, Augenbutter, Fettigkeit, der Haut); die 107 empfindlichen
Teile; die 700 Gefäße oder Adern. Das „u. s. w." geht auf die
7 ä§aya (Herz, Magen u. s. w.), die 500 Muskeln, 900 Sehnen oder
Nerven, oOO Knochen, 210 Gelenke, 109 srotas (vielleicht die 9 Öff-
nungen: Augen, Ohren, Mund, Nasenlöcher, After, Harnweg? oder
die Kanäle?), 24 Gefäße, 16 Netze der Sehnen, 6 Wulste oder
Ballen (an den Händen , Füßen , dem Nacken und dem Penis),
4 von der Wirbelsäule ausgehende Sehnen, 7 Nähte (fünf am Kopf,
je eine am Penis und der Zunge), 14 Knochengruppen, ebensoviele
Scheidelinien (d. h. Fugen der Knochen). (Vgl. Susr. III, 5 ff.)
An diesem Körper entstehen die Krankheiten, wie Susruta sagt
(I, 1, 16): „Auf ihn beziehen sich die Kuren, er ist mein Thema".
Die Krankheiten zerfallen nach Susr. in die vier Arten der von
außen (durch eine Verletzung) verursachten, körperlichen (wie
Fieber, Lepra u. dgl.), geistigen (wie Zorn u. dgl.) und natürlichen
(wie Durst u. dgl.). Nach dem nämlichen Autor gibt es auch
eine Einteilung der Krankheiten in die sieben Klassen der durch
Zeugung, im Mutterleib, von den Grundsäften, durch Verletzungen,
durch die Witterung, durch göttliches Walten und durch die Natur
entstandenen Leiden. Dieselben treten überall im Körper auf, je
nachdem der Wind oder die anderen Grundflüssigkeiten gestört
sind. Nach Susruta heißt Krankheit alles was Schmerz verursacht.
Caraka sagt: „Indisposition besteht in ungleichem Auftreten der
Grundbestandteile, Gleichgewicht derselben heißt der natürliche Zu-
stand. Gesundheit ist Wohlsein, Indisposition Schmerz." Caraka sagt
auch: „Krankheit, Leiden, Unwohlsein, Unpäßlichkeit, Auszehrung,
Fieber, Indisposition, Affektion sind synonyme Begriffe." (C.)
5. Die so creschilderten Krankheiten zerfallen nach ihrer Ver-
452 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
ursachung durch Wind u. s. w. in Gruppen von je drei u. s. w.
Caraka unterscheidet von Agni (Feuer) , Soma (Mond) und Väyu
(Wind) verursachte Krankheiten. (Mit Feuer und Mond sind hier
jedenfalls Galle und Schleim gemeint.) Ferner beruhen sie nach
Caraka und Ätreya entweder auf rajas oder auf tamas. (C. identi-
fiziert mit dieser Zweiteilung die hier erwähnten zwei Gruppen
von Krankheiten, doch liegt es wohl näher. dieselben auf die nachher
erwähnte Unterscheidung zwischen körperlichen und geistigen Krank-
heiten zu beziehen.) Weiter werden sie hier nach ihrem Sitz in
körperliche und geistige Leiden eingeteilt, wie auch Susruta sagt;
,Sie haben ihren Sitz im Körper wie im Geiste". Eine weitere
Dreiteilung beruht darauf, daß die Krankheiten entweder heilbar
oder nur zu lindern oder unheilbar sind. Die heilbaren werden
in gewissen Fällen geheilt, d. h. wenn sie anderswo als an den
empfindlichen Stellen des Körpers auftreten. Man unterscheidet
zwischen leicht und schwer heilbaren, leicht und schwer linderbaren.
Die unheilbaren sind auch zwiefach, nämlich solche, die sich lindern
lassen und solche, für die es keine Behandlung gibt. Die Klassi-
fikation der Krankheiten soll den Schülern das Verständnis derselben
ei'leichtern. Die Lehrer fassen ihr Lehrbuch so ab , daß es die
Schüler bequem verstehen können. (C.)
6. Die in 5. enthaltene Äußerung über die heilbaren Krank-
heiten wird näher erklärt. „Durch sorgfältige Behandlung", d. h.
durch eine von den Ärzten nach den Regeln der Wissenschaft
sorgsam geleitete Kur sind die Krankheiten heilbar. Welche Art
von Krankheiten ? Solche , die nur auf je einer Grundflüssigkeit
beruhen, dadurch entstanden sind ; die „ohne schlimme Zufälle" wie
Fieber, Durchfall, Husten, Asthma, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durst,
Schlucken u.a. verlaufen: welche zugleich „noch nicht lange be-
stehen", erst vor kurzer Zeit entstanden sind; bei einem Patienten,
dessen „Feuer", d. h. die Feuerkraft im Leibe „kräftig", d. h.
wii'ksam ist; welcher „fortwährend", d. h. zu jeder Zeit sich gut
hält, d. h. auf sein eigenes Wohlsein bedacht ist; welcher „Ver-
mögen besitzt", d. h. wohlhabend ist; wenn bei einem solchen
Patienten „Krankheiten", d. h. krankhafte Störungen auftreten, so
sind sie „durch sorgfältige Behandlung", d. h. durch eine ent-
sprechende Kur zu heilen von den „Ärzten", d. h. von erfahrenen
Praktikern. So sagt Caraka: „Diejenigen haben Anspruch auf den
Rang eines Arztes , welche mit der Anwendung der Arzneien ver-
traut sind, Gelehi'samkeit und Welterfahrung besitzen, erfolgreiche
Kuren machen, Wohlsein verleihen und die Lebenskraft wieder
herstellen." (C.)
7. Vorher (in 5.) ist gesagt, die Krankheiten seien bisweilen
nur zu lindern. Daß solche Leiden aber nicht heilbar sind, darüber
spricht er sich hier aus. Diejenigen Krankheiten sind „bedeutend
zu bessern", welche, solange sie „von Ärzten mit Heilmitteln be-
kämpft werden", d. h. solange Arzneien gegeben werden, „erlöschen",
'i
i
Jollij, Zur (liiellenhunde der indischen Medizin. 458
d. h. aufhöi'en, welche aber ,ohne Heilmittel", d. h. Arzneien
„wieder", d. h. später „plötzlich", d. h. rasch hervorbrechen. Sie
„beruhen auf zwei Grundflüssigkeiten", d. h. sie entstehen aus zwei
dosa. „Solche", d. h. auf diese Weise sind diese Krankheiten oder
Leiden „bedeutend zu bessern", d. h. sehr besserungsfähig. (C. in P)
8. Vorher (in 5.) sind gewisse Krankheiten als ganz unheilbar
bezeichnet, über diese spricht er sich nun aus. Diejenigen Krank-
heiten sind durch Heilmittel oder Arzneien nicht heilbar, welche
„aus Handlungen" entstanden, aus Taten in einem früheren Leben
hervorgegangen sind und mit den Menschen entstehen ; ferner, welche
aus einem Zusammenwirken der drei GrundÜüssigkeiten hervorgehen ;
welche „schon lange bestehen", vor langer Zeit entstanden sind;
welche „mit schlimmen Zufällen" wie Fieber u. dgl. einhergehen;
welche einen „vermögenslosen", d. h. armen Patienten, „dessen
Verdauungsfeuer ei'loschen ist", der keine Verdauung hat, befallen.
Alle solche Krankheiten sind „gefährlich", d. h. bedenklich der
Todesgefahr wegen für die Patienten oder Kranken und sind „der
Behandlung durch Heilmittel imzugänglich", d. h. unheilbar. (C. in P)
9. Das Schicksal und die Handlungen der Menschen rufen ge-
trennt oder vereint Krankheiten hervor, so entstehen drei Arten
derselben. Durch die Nachwirkung der Handlungen entstehen „in
einigen Fällen", d. h. hier und da „krankhafte Erscheinungen an
Körper und Geist", d. h. Krankheiten, die den Körper oder Geist
befallen, bei den Menschen; andere „durch die Erregung der Gi'und-
flüssigkeiten", d. h. durch auf menschlichen Handlungen beruhende
Diätfehler u. dgl. Störungen ; noch andere durch beides. Eine in
einem früheren Leben begangene Tat, die auch Schicksal heißt,
wird Handlung genannt, sagt ein Spruch. Die Nachwirkung einer
solchen Handlung besteht in der Vergeltung begangener Sünden.
Wenn die Handlungen und die Grundflüssigkeiten zusammen in
Bewegung geraten, entstehen an Körper und Geist alle vorerwähnten
Störungen. So sagt auch Susruta: „Manche Krankheiten beruhen
auf Handlungen , andere auf den Grundflüssigkeiten , noch andere
auf den Handlungen und Grundflüssigkeiten. Hierbei sind die
(anscheinend) grundlosen diejenigen , welche auf Handlungen be-
ruhen." (C.)
10 — 12. Vorher (in 9.) ist gesagt, daß Krankheiten durch die
Nachwirkung der Handlungen entstehen. Nun nennt er diejenigen
Afi"ektionen , welche nur durch die Nachwirkung der Handlungen
entstehen. Diejenigen Krankheiten „beruhen auf Handlungen",
welche , wie Anschwellung des Leibes , aus schlimmen Taten der
Menschen entstehen. „Lahmheit" besteht in Unbeweglichkeit der
Schenkel. „Verfall des Gehörs" ist Taubheit, „Verfall der Sprache"
Stummheit. „Harnkrankheit" besteht in übermäßigem ürinlassen.
„Mastdarmfistel" ist ein Geschwür in der Nähe des Afters. „Men-
strualblutungen" bestehen in Menstruation der Frauen auch außer-
halb der gewöhnlichen Zeit. „Windkrankheiten" sind schwere
454 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
Nervenki-ankheiten wie Konvulsionen, hysterische Krämpfe, Gesichts-
lähmungen u. dgl. „Schwellungen" sind eine am ganzen Körper
verbreitete Aufgedunsenheit. „Skrofulöse Geschwüre" sind oflene
Wunden an den Halsdrüsen. „Elephantiasis" (eig. „Ameisenhaufen")
besteht in Knoten in Form eines Ameisenhaufens, mit vielen wunden
Stellen. „Blutgeschwulst" ist ein Stück Fleisch, aus dem Blut
fließt. „Kropf" ist eine hodenförmige Geschwulst am Halse. „Hals-
bräune" besteht in Steckenbleiben der Speisen und Getränke im
Schlund. „^Yindblut'' ist Gicht. Das „und andere" geht auf
schweres Fieber, Verstopfung, Schlucken, Asthma, Husten, Durchfall,
Steinkrankheit, Fehlgeburt u. a. Leiden. Das zweite „und andere"
(in 12.) bezieht sich auf die fünf schweren Sünden, sowie auf die
leichteren Sünden. Diejenigen Krankheiten , welche im Diesseits
durch solche Verfehlungen des Menschen entstehen , gelangen als
auf Handlungen beruhend durch ärztliche Behandlung nicht zur
Heilung. Sie „werden nicht geheilt", sind nicht heilbar durch
reinigende und niederschlagende Arzneien u. dgl. , durch Kuren,
ärztliche Behandlung oder spezielle Mittel. In einem anderen Werk
bemerkt Tisatäcärja über die Entstehung solcher Leiden aus Hand-
lungen, daß diejenigen, welche sterben, ohne ihre Sünden abgebüßt
zu haben, ihren Taten gemäß in Krankheit verfallen. Wenn sie die
Hälfte oder ein Viertel oder noch weniger von den vorgeschriebenen
Bußen verrichtet haben, werden sie von heilbaren, unheilbaren oder
besserungsfähigen Krankheiten befallen. (C. in P)
13. Die durch Nachwirkung der Handlungen entstandenen
Leiden werden nicht durch ärztliche Behandlung geheilt, sondern
indem man zur göttlichen Fügung seine Zuflucht nimmt. „Ge-
schenke", an Kühen, Gold, Land u. dgl. „Erweisungen von Barm-
herzigkeit", Beweise des Mitgefühls für alle Wesen. „Respekts-
personen", der geistliche Lehrer, der Vater, der älteste Bruder u. a.
„Gebete", wie die Gäyatri u. a. „Kasteiungen", die Krcchrabuße,
Mondbuße, Fasten u. a. Durch die „so", d. h. in der erwähnten
Weise bewirkte „Anhäufung von guten Werken", d. h. Ansammlung
von verdienstlichen Handlungen „nehmen die Krankheiten ab",
schwinden , werden geheilt , wenn sie jemals auf Sünden in einer
früheren Geburt beruhen, durch frühere schlimme Taten verursacht
sind. (C. in P)
14. Er erklärt die Bemerkung (in 9.), daß Krankheiten auch
durch die Erregung der Grundflüssigkeiten entstehen. Diejenigen
krankhaften Erscheinungen bei den Menschen sind als auf den
Grundflüssigkeiten beruhend zu beti'achten, welche entstehen, wenn
Wind, Galle, Schleim, Rajas und Tamas (vgl. zu 4.) in Unordnung
geraten, d. h. sich verirren, an den (neun) Off"nungen oder Löchern
(s. zu 4.) hängen bleiben, sich festsetzen, weil sie durch ihre be-
sonderen, später (in 29 0".) zu erklärenden Störungsursachen durch
Anhäufung und Erregung verdorben sind. Hierbei wird der Wind
durch trockene, bittere, zusammenziehende u. dgl., die Galle durch
I
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 455
scharfe, saure, heiße, brennende u. dgl., der Schleim durch schwere,
süße , kalte u. dgl. Stoffe erregt. Wind , Galle und Schleim sind
die Grundtiüssigkeiten des Körpers , Rajas und Taraas diejenigen
des Geistes, wie Caraka sagt: Wind, Galle und Schleim sind als
die Gesamtheit der körperlichen dosa bekannt. Als die geistigen
betrachtet man Rajas und Tamas. Das Hängenbleiben bezieht sich
auf die Lagerung, der Ausdruck „Störungen" auf die Entwicklung
und das Hervorbrechen der Grundtiüssigkeiten. So entstehen auf
den Grundflüssigkeiten beruhende Störungen durch die Anhäufung,
Erregung, Ausbreitung, Lagerung, Entwicklung und das Hervor-
brechen der dosa. So sagt auch Sui^ruta: „Wer die Anhäufung.
Erregung, Ausbreitung, Lagerung, Entwicklung und das Hervor-
brechen der dosa kennt, der ist ein wahrer Arzt. Denn wenn die
gestörten Grundflüssigkeiten im Körper zirkulieren, so entsteht da.
wo sie sich durch schlechte Beschaffenheit der Luft festsetzen, eine
Krankheit." Diese auf den Grundflüssigkeiten beruhenden Leiden
„sind durch Behandlung mit Arzneien heilbar", sie werden durch
reinigende , beruhigende u. a. Mittel geheilt. Durch Erbrechen,
Purgieren, stärkende und reinigende Kljstiere werden die dosa be-
seitigt, so erfolgt die Heilung. (C.)
15. Er erklärt die Bemerkung (in 9.), daß noch andere Leiden
durch die Wirkung der Handlungen sowohl als der Grundflüssicf-
keiten entstehen. Diejenigen Störungen beruhen zugleich auf Hand-
lungen und auf den Grundflüssigkeiten, welche bei sorgsamen,
d. h. sich alle Mühe gebenden Patienten „mit Mühe", d. h. mit der
größten Anstrengung oreheilt werden. Wie? „Beim Aufhören der
der Handlungen" , d. h. indem die früher begangenen Sünden auf-
hören zu wirken. Wodurch ? „Durch Geschenke u. a. gute Werke",
d. h. durch Geschenke, Barmherzigkeit, Verehrung der Brahmanen
und Respektspersonen, Yerehi-ung der Kühe, Verbeugungen, Gebete,
Kasteiungen, religiöse Zeremonien u. dgl. „Und beim Zui'ücktreten
der Grundflüssigkeiten." Das Zurücktreten der Grundflüssigkeiten
besteht in Herstellung des Gleichgewichts, nach Beseitigung der
eingetretenen Zunahme (einer Grundflüssigkeit). Wodurch V Durch
Arzneien, vegetabilische und animalische. (C.)
16. Vorher (in 14.) ist gesagt, sie seien durch Behandlung
mit Arzneien heilbar, wenn sie auf den Grundflüssigkeiten beruhen.
Da nun die Heilbarkeit der Leiden unmöglich ist, ohne daß man
die Grundflüssigkeiten untersucht, so bespricht er die Prüfung der
Grundflüssigkeiten u. s. w. Dieses näher zu beschreibende Heilver-
fahren ist zum Besten der Leidenden oder Kranken angegeben, d. b.
dargelegt, die an den mannigfachen, d. h. unzähligen Leiden erkrankt
sind, die auf dem Wind u. s. w., d. h. auf Wind, Galle, Schleim,
sattvam , rajas und tamas beruhen , im Körper oder Geist ihren
Sitz haben, auf dem Zusammentreffen von zwei oder drei dosa be-
ruhen u. s. w. , nach vorausgehender Prüfung der mit den Grund-
flüssigkeiten anfangenden . mit der Natur endigenden Verhältnisse.
456 JoUiJi Zur Quellenhunde der indischen Medizin.
Bei deu auf Haiidlunsren beruhenden Leiden wäre eine Prüfunsf
zwecklos, da ihre Heilung von göttlicher Fügung abhängt und durch
Beschwörungen, Heilkräuter, Amulette u. dgl. zu bewirken ist. (C.)
Über die hier empfohlenen Untersuchungen verbreitet sich C. sehr
ausführlich , in deu Auszügen ist nur das Wichtigste mitgeteilt.
Betreffs der Grundflüssigkeiten untersuche man, ob dieselben normal
oder erregt sind ; ob sie am rechten Ort §ich befinden ; ob sie für
sich oder nicht für sich auftreten , nach dem Spruch , daß eine
erregte Grundflüssigkeit alle in Wallung brincrt; ob sie einzeln, zu
zweien, oder zu dreien auftreten ; mit den sieben Grundstoflen
vermischt oder ohne dieselben ; mit oder ohne die sieben ün-
reinigkeiten. Ein Spruch (Su^r. I, 35, 6) sagt: „Es gibt keine
Krankheit ohne Grundflüssigkeit; daher muß ein verständiger Arzt
auch eine unbenannte Krankheit nach den Anzeichen der Grund-
flüssigkeiten behandeln." Hiermit ist die Entstehung und Un-
zähligkeit auch der unbenannten Leiden erklärt. Die Grundflüssig-
keiten werden als die Ursache aller Leiden zuerst untersucht. Ihr
Wesen beschreibt Caraka, indem er sagt: „Der Wind ist trocken,
kalt, leicht, fein, beweglich, hell, scharf; durch Stoße mit ent-
gegengesetzten Eigenschaften wird der Wind beruhigt. Die Galle
ist fettig, heiß, scharf, flüssig, sauer, wässerig, beißend; durch
Stotfe mit entgegengesetzten Eigenschaften wird die Galle rasch
benihigt. Die Eigenschaften des Schleims: schwer, kalt, mild,
ölig, süß, fest, schleimig gelangen durch Stoße mit entgegengesetzten
Eigenschaften zur Beruhigung." Die Zustände der Grundflüssig-
keiten sind mannigfach, Caraka beschreibt sie: „Abnahme, Bestand
und Zunahme sind die drei Zustände der Grundflüssigkeiten. Sie
befinden sich entweder oben oder unten oder seitwärts , sind also
auch insofern dreierlei. Auch darin sind sie dreifach, daß sie in
den empfindlichen Stellen, Knochen oder Gelenken der Gedärme
und der Extremitäten auftreten. So ist nach den verschiedenen
Richtungen hin der dreifache Zustand der Grundflüssigkeiten be-
schrieben. Wenn sie angewachsen sind, zeigen sie nach Kräften
ihre Natur ; wenn sie klein sind , verleugnen sie dieselbe ; wenn sie
im Gleichgewicht sind, erfüllen sie ihre Aufcrabe." — Nach der
Prüfung der Grundflüssigkeiten kommt die Untersuchung des
Klimas. Das Klima ist dreifach: feucht, trocken oder die Mitte
haltend; gut, schlimm oder normal. Susruta sagt: „Weil in einem
mittleren Klima Kälte, Regen, Hitze und Wind mäßig sind und die
Grundflüssigkeiten sich die Wage halten, aus diesem Grunde wird
ein mittleres Klima empfohlen." — (C. in P:) Nach dem vorher
angeführten Spruch: „Der Boden und der Kranke bilden zusammen
das Klima" beginnt nach der Prüfung des Bodens die Prüfung des
Kranken. Nach Susruta soll der Arzt, wenn er sich dem Kranken
nähert, zuerst seine Langlebigkeit prüfen. Im Rasavaisesikam
heißt es: „Die Langlebigkeit hingegen ist zuerst zu untersuchen.
Ist sie vorhanden, so ist die Behandlung erfolgreich. Die Lang-
t
I'
Jolhjf Zur Quellenkwide der indischen Medizin. 457
lebigkeit beruht den Keuneni der Tradition zufolge auf der Ver-
bindung des Lebens, der Lebensgeister u. s. w. So sagt auch
Caraka: „Die Verbindung von Körper, Sinnen, Geist und Seele
heißt Dauer, Leben. Die Lebenskraft wird auch mit den Synonymen
Nityaga (stets gehend) und Anubandha (Reihenfolge) bezeichnet." —
(C. in P:) So ist die Untersuchung des Kranken kurz beschrieben, aul
die Untersuchung des Kranken folgt die Prüfung der Kraft. Worin
besteht die Kraft? Sie ist dreifach: Kraft, Stärke und Enercjie.
Hierbei wird die höchste Energie der sieben Grundstoffe vom
Speisesaft bis zum Samen als Kraft bezeichnet, nach einem Axiom
seiner eigenen Lehre. Durch die Kraft entsteht festes Fleisch,
ungehemmte Bewegungsfähigkeit, helle Gesichtsfarbe. Im Rasa-
vaii^esikam werden drei Grade von Kraft, der höchste, mittlere und
niederste, unterschieden. Hierbei ist ein Mensch erster Klasse, wer
die höchste, ein Mensch mittlerer Klasse, wer mittlere, ein crerincrer
Mensch, wer die geringste Kraft besitzt. Da ist je nach der Kraft
eine scharfe , mittlere oder milde Kur anzuwenden. Auch Caraka
unterscheidet drei Arten von Kraft: „Die angeborene, die auf einer
bestimmten Zeit beruhende und die durch besondere Mittel be-
wirkte. Hiervon ist angeboren die dem Körper und Geist natür-
liche Kraft; auf einer bestimmten Zeit beruht die auf einer be-
stimmten Jahreszeit oder Lebenszeit beruhende Kraft; durch
besondere Mittel bewirkt ist die Kraft, welche auf dem Gebrauch
besonderer Nahrung oder Körperübungen beruht." (C. in OB:) „Weil
ein starker Mann zu allen Unternehmungen fähig ist, deshalb ist die
Stärke die wichtigste der Funktionen. Manche magere Leute sind
stark und manche dicke schwach; deshalb muß der Arzt die Kraft
durch athletische Übungen bestimmen." (Susr. I, 35, 15), — (C. in P:)
Nach der Kraft wird die Zeit geprüft. Was ist der Begriff der Zeit ?
Die Vaisesikaschule versteht darunter die Substanz. Li der Medizin
jedoch wird das Jahr und die Jahreszeit darunter verstanden, weil
dieselben für die Medizin wichtig sind. (C. in OB:) Ksärapäni sagt
darüber: „Im Winter und in der kühlen Jahreszeit wii-d die Stärke
die Menschen für besonders groß, im Sommer und in der Regenzeit
für besonders klein , im Herbst und Winter für mittel erachtet.
In der Regenzeit erfährt sie Zunahme , im Herbst Errewuncr , im
Winter Beruhigung: dies ist die Aufeinanderfolge von Zunahme.
Erregung und Beruhigung bei der Galle. Bei dem Schleim tritt
dieser dreifache Wechsel in der kühlen Zeit, im Frühling und im
Sommer, beim Wind im Sommer, in der Regenzeit und im Herbst
auf." — (C. in P :) Nach der Prüfung der Zeit wird die Untersuchung
des Gebrechens erörtert. Die Untersuchung des Gebrechens besteht in
richtiger Erkennung des Gebrechens. Das Gebrechen ist die Krank-
heit. Es heißt: „Nach Erkennung des Gebrechens soll der Arzt
nachher seiner Erkenntnis gemäß die Heilung vornehmen." Die
Prüfung der Krankheit beruht auf den fünf Ki'iterien der Krank-
heitsursache , der Vorboten des Leidens , des Leidens selbst , des
458 Jolli/, Zur Quellenkunde der indischen Medizin,
Wohlbekommens (der Arzneien und der Nahrung) und des Eintritts
der Krankheit. Kharanäda sagt: „Die Ursache, die Vorzeichen, die
Symptome , das Wohlbekommen und der Ausbruch sind die fünf
Kennzeichen eines Leidens." Su^ruta erklärt die Prüfung der
Krankheiten als sechsfach : ,Es gibt sechs Arten der Diagnose,
nämlich durch das Hören u. s. w. (die fünf Sinne) und durch Be-
fragung." — (C. in P :) Die Prüfung der Energie wird angegeben. Die
Energie ist zweierlei: Furchtsamkeit und Tapferkeit. Hierbei muß
man bei einem Tapfern die entsprechende Kur anwenden , sie sei
scharf oder milde , bei einem Furchtsamen aber eine milde Kur.
Bei einer durch scharfe Mittel zu heilenden Krankheit wende man
iedoch regelrecht eine scharfe Methode an, nach vorausgehender
Ermutigung des Kranken. (C. in OB:) Die Energie ist dreifach,
nämlich stark, schwach oder mittel. Starke Leute sind anscheinend
unbewegt, standhaft, heldenmütig, stark, von großer Ausdauer auch
bei ganz kleinem Körper, sie verzagen nicht, auch wenn sie mannig-
fache von außen kommende Schmerzen zu erdulden haben , und
lassen sich durch schlimme Zufälle nicht außer Fassung bringen.
Leute von mittlerer Energie erlangen Standhaftigkeit , wenn sie
von Anderen ermutigt und in Gleichgewicht gebracht werden. Leute
von geringer Energie , obwohl von kräftigem Körpei'bau , zittern
schon bei ganz geringen Schmerzen, kommen über die kleinste Gefahr
außer sich und verfallen rasch in Angst und Ohnmacht, stürzen hin
und sterben sogar, wenn sie grauenerregende, entsetzliche, furcht-
bare Dinge oder tierisches oder menschliches Blut erblicken. —
(C. in OB:) Er gibt die Prüfung der Zuträglichkeit an. Der Be-
griff der Zuträglichkeit besteht darin, daß etwas dem eigenen KöriDer
zusagt. Caksusyena unterscheidet davon 4 Arten, Kharanäda 6, näm-
lich was den Grundflüssigkeiten, der Natur, der Heimat, der Jahreszeit
oder der Krankheit zuträglich ist und die Arznei. Hinwiederum gibt
es davon 8 Arten, nämlich was der Kaste, dem Leiden, dem Kranken,
dem Getreide , dem Land, dem Speisesaft , der Jahreszeit und dem
Wasser zuträglich ist. (C. in P :) Zuträglichkeit heißt das Wohl-
bekommen. Es gibt davon 4 Arten, je nachdem der Körper, die
Jahreszeit, die Krankheit oder das Land in Frage kommt. Zu-
träglich für den Körper ist, was durch Sättigung dem Körper ent-
spricht. Zuträglich für die Jahreszeit ist z. B. Fettiges und Warmes
im Winter. Kühle, scharfe, bittere und trockene Dinge werden am
Ende der kühlen Jahreszeit empfohlen, im Sommer angenehm kalte
und süße. Als zuträglich für die Krankheit ist z. B. ein Getränk
bei Fieber zu beti-achten. [Für das Land zuträglich ist z. B.] Fisch,
Salz , Steinsalz , Branntwein , Mehl für die Sauvlrakas u. ä. , Reis-
schleim für einen Bewohner des Dekhan , Zucker , Blattgemüse,
Fisch u. dgl. für die Bewohner des Ostens. Wenn diese ver-
schiedenen Zuträglichkeiten einander entgegenstehen , so heben sie
sich auf. Hierbei geht das für das Land Zuträgliche dem für die
Jahreszeit Zuträglichen voran. Von allen Zuträglichkeiten ist das
Jollij, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 459
füi- die Krankheit Zuträgliche am wichtigsten. Da dem so ist und
das für die Krankheit Zuträgliche besondere Bedeutung hat, so ist
dasselbe als allen anderen Zuträglichkeiten überlegen (speziell) zu
beachten. — (C. in OB:) Die Arzneien zerfallen in drei Haupt-
klassen, je nachdem sie der Krankheitsursache entgegenwirken, oder
der Krankheit entgegenwirken , oder ebenso wirken. Der Ursache
entgegen wirkt z. B. eine fettige Behandlung bei durch trockene
Nahrung bewirktem Durchfall. Der Krankheit entgegen wirkt was
die Grundfltissigkeit bekämpft, z. B. bei Harnkrankheit Costus
speciosus und Acacia Catechu, bei Fieber Oldenlandia Biflora. , Ebenso
wirkend" bezieht sich entweder aiif die Ursache oder die Krankheit,
wie wenn a) bei Trunksucht Branntwein getrunken wird , b) bei
Erbrechen Brechmittel, bei Durchfall Purgiermittel gegeben werden.
Arznei heißt Stoff. Es gibt 2 Arten von Stoffen, vegetabilische und
animalische; ferner feurige und wässerige, reinigende und beruhicrende,
(C. in P:) Nach Kharanäda ist der aus den fünf Elementen be-
stehende Urgrund der Wesen vierfach , indem die Wesen aus der
Luft, dem Feuer, Wasser oder der Erde hervorgehen, ferner indem
7 7 O '
sie aus einem Mutterschoß, einem Ei, aus Schweiß oder aus einem
Sproß hervorgehen ; ferner sind sie zwiefach , nämlich beweglich
oder unbeweglich , weshalb die Stoffe entweder vegetabilisch oder
animalisch sind ; sie sind entweder feurig und trocknen oder wässerig
und nässen, sie reinigen oder beruhigen. Ferner zerfallen sie nach
ihrem Geschmack (rasa) , ihren Eigenschaften (guna), ihrer Energie
(virya) und ihrer Wirkung, ihrer Verwendung durch die Verdauung
(vipäka) und ihrer Kraft (prabhäva) in viele Ai"ten. So überwinden
nach Caraka die süßen , saueren und salzigen den Wind , die zu-
sammenziehenden , süßen und bitteren die Galle , die zusammen-
ziehenden , scharfen und bitteren den Schleim. (Es folgen weitere
Details über rasa u. s. w., vgl. Suär. I, 40 ff., Bhävapx'akäsa I, 147 ff.
und meine ^Medicin" § 23). — Nach der Prüfung der Arzneien
beschreibt er die Prüfvmg des Verdauungsfeuers. Es ist im Nabel.
So heißt es anderswo: , Mitten im Nabel am Körper befindet sich
die Mondscheibe, in der Mitte der Mondscheibe ist die Sonnenscheibe.
Dort befindet sich bei den Menschen in der Mitte ein Feuer wie
eine Lampe". — Er beschreibt die Prüfung des Alters. Es gibt
drei hauptsächliche Altersstufen, darüber Sus^ruta: „Das Alter zer-
fällt in die drei Stufen der Kindheit, der mittleren Lebenszeit und
des Alters. Hiei'bei sind Personen unter 16 Jahren Kinder, von
denen es wieder drei Stufen gibt: milchtrinkende, Milch und Reis
genießende und Reis genießende. Von diesen gehen die milch-
trinkenden bis zum Alter von einem Jahr, die Milch und Reis
genießenden bis zum Alter von zwei Jahren , nach zwei Jahren
beginnt das Alter des Reisessens. Zwnschen 16 und 70 Jahren liegt
das mittlere Alter. Es zerfällt in die (vier) Stufen der Entwick-
lung , der Jugend , der vollen Reife und des Verfalls , wobei die
Entwicklung bis zu 20 Jahren reicht, die Jugend bis 30, die voll-
460 Jolly, Zur Quellenlcunde der indischen Medizin.
ständige Keife aller Grundbestandteile des Körpers , Sinne , Kräfte
und Fähigkeiten bis 40 , von da ab bis 70 eine allmähliche Ab-
nahme eintritt. Nach 70 bezeichnet man einen Mann als Greis,
indem seine Grundstoffe , Sinne , Kräfte , Fähigkeiten und Energie
von Tag zu Tag abnehmen, Eunzeln, graues Haar und Kahlheit des
Kopfes eintreten, Husten, Asthma und andere schlimme Leiden ihn
befallen, und er zu allen Verrichtungen •unfähig wird und wie ein
altes Haus verfallen und hinfällig aussieht". — Nach der Prüfung
des Alters wird die Prüfung der Natur vorgenommen. Was ist
die Natur '? \Yelche Teile hat sie ? Welche Ursachen '? Wie sieht
sie aus? Sie ist die natürliche Beschaffenheit und ist von Anfang
an gegeben. „Es gibt sieben Naturen, die auf den einzelnen Grund-
flüssiskeiten oder auf Vereinigungen derselben beruhen." Ihre Ur-
Sachen gibt Susruta an: „Bei der Verbindung des Samens mit dem
Blut, welche Grundflüssigkeit da besonders stark ist und welche
Natur so entsteht, deren Kennzeichen erfahre von mir." Diese und
andere Verse kommen bei Susruta in dem Särirasthänam vor.
Jemand sagt: „Die Natur gestaltet sich siebenfach, je nach der-
jenigen Grundflüssigkeit, welche im Samen, Blut, in der schwangeren
Mutter , in den Speisen , Bewegungen , im Embiyo und in den
Jahreszeiten überwiegt." Von Anderen wird die Natur als drei
Eigenschaften besitzend und sechzehnfach angegeben. So ist die
Natur kurz beschrieben. (C.) Von dem Pulsfühlen (nädiparlksä)
bei der Untersuchung ^es Patienten ist also hier noch nicht
die Rede.
17. Die „vorerwähnten", d. h. obengenannten Grundflüssigkeiten,
„der Wind und die anderen", d. h. Wind, Galle und Schleim, sind
wie gelagert, dies gibt er nun an: Der Wind unterhalb des Nabels;
in der Mitte des Köi"pers, zwischen den beiden Behältern für die
verdauten und die rohen Speisen (Magen und Darm) befindet sich
die Galle ; der Schleim befindet sich oberhalb des Magens, oberhalb
des Leibs. „So" d. h. in dieser Reihenfolge sind sie gelagert. (C.)
18. Vorher (in 4.) ist gesagt, der Körper sei von den Grund-
bestandteilen und den Unreinigkeiten durchdrungen, nun gibt er an,
welches die Grundbestandteile und die Unreinigkeiten sind. (Vgl.
Anm. zu 4.) Da hier Kot und Urin als an der Spitze der Un-
reinigkeiten stehend bezeichnet werden , so ergibt sich , daf6 auch
andere minder wichtige Unreinigkeiten der Grundbestandteile, näm-
lich Schleim u. s. w., existieren. So sagt Susruta: „Schleim, Galle,
die Ausscheidungen der (neun) Offnungen des Körpers, Schweiß,
Nägel und Haare, Augenbutter und Fettigkeit der Haut sind der
Reihe nach die Ausscheidungen der Grundbestandteile" (d. h. aus
Saft, Galle, Fleisch, Fett, Knochen, Mark; aus Samen wird keine
Ausscheidung angenommen). (C.)
19. Nachdem dargelegt ist, daß der Körper auf den Grund-
flüssigkeiten , Grundbestandteilen und Unreinigkeiten bei'uht , (wird
hier bemerkt, daß) wenn dieselben im „Gleichmaß vorhanden", weder
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 461
vei'mehrt noch vermindert sind , ihre Aufgabe erfüllen, „Ebenmaß",
d. h. Gesundheit bei den Menschen besteht. Wenn sie „ungleich",
d. h. vermindert oder vermehrt sind und ihre Aufgabe nicht er-
füllen, besteht „Unregelmäßigkeit", d. h. übelbefinden. Weil sich
dies so verhält, muß man „ihre Gleichmäßigkeit", welche die Grund-
lage der Gesundheit bildet, „herbeizuführen suchen", danach streben.
Dies erklären die Kenner wie Susruta für ,das Geheimnis der Heil-
kunst", d. h. etwas das man einem unzuverlässigen Mann nicht mit-
teilen darf. Das Wohlbefinden wird von Suöruta auch anders
definiert: „Gesund heißt, wer gleichmäßig (normal) in Bezug auf
seine Grundflüssigkeiten und sein Verdauungsfeuer ist, gleichmäßig
anch hinsichtlich seiner Grundbestandteile, Unreinigkeiten und Funk-
tionen, klar in Bezug auf Seele, Sinn und Geist . . .". Von dem
Grundsatz des Susruta ausgehend, daß der Körper auf den Grund-
flüssigkeiten, Grundbestandteilen und Unreinigkeiten beruht, erklärt
Tisatäcärya, Gesundheit sei vorhanden, wenn die Grundflüssigkeiten,
Grundbestandteile und Unreinigkeiten sich die Wage halten. (C,
der sich auch über die krankhaften Symptome bei Ab- und Zu-
nahme der dosa etc. und die Mittel dagegen ausführlich vei'breitet.)
20. Vorher (in 4.) ist gesagt, der Körper sei von den Häuten,
Grundflüssigkeiten , Grundbestandteilen , Unreinigkeiten , empfind-
lichen Teilen, Gefäßen u. s. w. durchdrungen. Es wird nun gezeigt,
wie diese Durchdrinffunof durch die Adern u. s. w. zu verstehen
ist. „Zwanzig Adern verbunden mit vier sind dort am Körper", d. h.
dort am Menschenleib sind 24 Grundadei-n. Wie ist er von den-
selben durchdrungen? Der Nabel ist ihr Ausgangspunkt. „Von
dem Nabel nach unten gehend", d. h. deren Gang nach unten ge-
richtet ist, gehen zehn Gefäße nach unten hinaus. Ebenso vom
Nabel aufwärts, d. h. deren Gang nach aufwärts gerichtet ist, laufen
zehn Gefäße nach oben. „Je zwei Gefäße laufen seitwärts" vom Nabel,
„vei'breiten sich", gehen weit auseinander. „So", d. h. in dieser Weise,
sind „dort am Körper", dort am Leib, „zwanzig verbunden mit vier",
gelagert und durchdringen ihn. (C. in P :) Seitwär-ts, d. h. nach
rechts und links laufen vier Gefäße. So sind die 24 sogenannten
den Körper durchdringenden Hauptadern gelagert. Als Adern (sirä)
werden von Caraka und Bheda die Gefäße (dhamani) bezeichnet.
(C. in OB)
21. Er beschreibt nun die Durchdringung des ganzen Körpers
durch diese Adern oder Gefäße. „Dieser Menschenleib ist von jenen
Gefäßen erfüllt." Von wie vielen? Von zwölf. Von welcher Be-
schaffenheit? Zweimal zwölf. So sind 24 ganz durchgehende Ge-
fäße beschrieben. In den Geläßen zirkulieren Schleim , Galle und
Wind im Köi-per „in den Hohlräumen", d. h. ihren Höhlungen. So
sagt Susruta: „Je zwei davon führen den Wind, die Galle, den
Schleim, das Blut und den Speisesaft. So sind die aufwärtsgehen-
den beschaffnen, ebenso auch die abwärts gehenden." (C.)
22. Aus diesen Grundadern sind siebenhundert Gefäße mit
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 30
462 Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
dünnen Hohlräumen hei-vorgegangen , durch welche, indena sie un-
aufhörlich den Speisesaft weiterleiten, dieser Körper ernährt wird,
gerade wie der Ozean von Hunderten von wasserführenden Strömen
gespeist wird. So sagt Susruta : „ Wie es von Natur aus Höhlungen
an den Lotuswurzeln und üntergrundstengeln sribt, ebenso gibt es
in den Gefäßen Höhlungen, in denen sich der Speisesaft ansammelt."
(C. in OB) Vgl. Bhävaprakäsa I, 66 f.* wonach die 10 in die
Höhe gehenden Gefäße (dhamani) die fünf Sinnestätigkeiten, ferner
des Ein- und Ausatmen, Gähnen, Zittern, Lachen u. a. Funktionen
bewirken und dadurch den Körper erhalten. Wenn sie das Herz
erreichen, spalten sie sich in je 3 Zweige. Von den so entstehen-
den 30 dhamani führen je zwei Wind , Galle , Schleim , Blut und
Speisesaft. Mit acht weiteren empfindet der Mensch Schall , Ge-
schmack, Gestalt und Geruch. Mit zweien spricht er, mit zweien
schläft er, mit zweien wacht er, zwei führen die Blase (den Urin),
zwei die Muttermilch. So kommen 30 (28 ?) heraus. Durch sie
werden der Leib, die beiden Seiten, der Rücken, die Schenkel, die
Schultern, der Hals, der Kopf und die Arme erhalten und bewegt.
Die abwärts gehenden dhamani leiten den Wind, L'rin, Kot, Samen,
das Menstrualblut u. s. w. nach unten und verzweigen sich in dem
Behälter der Galle ebenfalls in dreißig. Von diesen dreißig führen
je zwei Wind, Galle, Schleim, Blut und Speisesaft; zwei führen die
Eingeweide und sind darin enthalten, zwei leiten das Wasser fort,
zwei sind in der Blase und leiten den Urin fort, zwei erzeugen
den Samen, zwei spritzen ihn aus, ebensoviele dienen zur Erzeugung
und Hinausführung des Menstrualbluts der Frauen, zwei am Mast-
darm befestigte treiben die Fäces hinaus, acht weitere laufen seit-
wäi-ts und führen den Schweiß fort. Durch diese 30 werden unter-
halb des Nabels der Darm, die Hüften, Urin, Kot, die Blase, der
After, der Penis und die Knochen erhalten und bewegt. Die vier
seitwärts gehenden Gefäße spalten sich jedes 100- und 1000-fach,
sie sind unzählig. Mit ihnen ist der Körper gleichsam vergittert
wie ein Fenster. Wie in einem Fenstergitter viele Löcher sind,
so durchdringen die Gefäße diesen ganzen Körper. Ihre Mündungen,
aus denen Schweiß ausströmt, sind mit Haaren besetzt u. s. w.
23. 24. Er beschreibt nun , wie die Grundflüssigkeiten mit
dem den ganzen Köi^per der Menschen durchziehenden System der
700 Gefäße den Körper durchlaufend Krankheiten erzeugen. „Der
ganze", d. h. der gesamte Körper derselben, ist „von der Nabel-
gegend aus", d. h. von dem L^mkreis des Nabels aus, von dem
„sich verbreitenden", d. h. ausgebreiteten, System der siebenhundert
Gefäße „durchzogen", d. h. zusammengehalten, wie eine Trommel
durch einen Lederüberzug zusammengehalten wird. Auf diesem
Wege den Körper durchziehend bewirken jene besagten Grund-
flüssigkeiten, der Wind und die anderen, wenn sie im Körper zirku-
lieren und in demselben durch die nachher zu beschreibenden Ur-
sachen gestört werden, „am ganzen Körper", im Organismus, Fieber
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. 403
und andere Leiden, ,an einer Körperhälfte" Hemiplegie und andere
Leiden, „an den Extremitäten" Krampf im Arm, Elephantiasis u. dgl.,
oder an irgend einem unbenannten ,Teil'' oder Stück eines Gliedes
Schmerzen an den Hoden u. dgl. (C.)
25. Früher (in 4.) ist gesagt, der Körper sei von der Erde u. s. w.
durchdrungen und die Elemente sind genannt. Dies konstatiert er
hier und schickt sich an die wichtigsten der empfindlichen Stellen
zu nennen. Die fünf groben Elemente sind in 4. erklärt, die durch
die Wirkung derselben als aus ihnen bestehend und ihre Eigen -
Schäften teilend von ihnen durchdrungenen Grundflüssigkeiten sind
ebenfalls erklärt, in 4. und 17., die Grundbestandteile und Un-
reinigkeiten sind in 18. erklärt, die 700 Adern sind in 22. erklärt.
Nunmehr werden die empfindlichen Stellen erklärt. Es gibt deren
drei besonders wichtige, Herz, Nabel und After. Wozu sollen die
übrigen genannt werden? Es sollen keine Umschweife gemacht
werden.
26. 27. Nunmehr wird die hervorragende Wichtigkeit der
drei empfindlichen Stellen: Herz, After und Nabel, hervorgehoben.
Das Herz ragt unter den empfindlichen Stellen hervor, weil die
drei Guna: Sattvam, Rajas und Tamas, im Herzen ihren Sitz haben
und weil dort, im Herzen, die Gemütsbewegungen: die Liebe u. s. w.
entstehen. Der Nabel ragt hervor, weil aus der Nabelgegend alle
den Körper durchziehenden Gefäße hervorgehen und die in ihnen
fortgeleiteten Grundflüssigkeiten , wenn sie in Wallung geraten,
Krankheiten erzeugen. Der After ragt hervor, weil dort, am After,
der Mastdarm befestigt ist, daran hängt. Aus diesen drei Gründen
ragen jene drei empfindlichen Stellen vor den anderen hervor.
, Dieser Leib", der Gegenstand der Heilkunst, „besteht aus ihnen",
ist eine Umformung derselben. Mit „derselben" sind die kurz vor-
her genannten drei guna gemeint. Obschon der Körper als ein
Produkt der fünf groben Elemente gilt, so nehmen doch die guna
die erste Stelle ein , weil die fünf Elemente aus den guna ent-
standen sind. „So" d. h. auf diese Weise ist der Körper „in aller
Küi'ze" d. h. in kurzen Zügen dargestellt, um Umschweife zu ver-
meiden. Eine ausführliche Darstellung haben Caraka, Susruta u. a.
Autoren gegeben. Hier endigt der Abschnitt über Anatomie. (C.)
28. Früher (in 4.) ist gesagt, daß dort im Körper Ki-ank-
heiten entstehen. Nachdem er diesen Körper beschrieben hat, stellt
er nunmehr eine Regel auf über die Kennzeichen der durch Er-
regung der Krankheitsursachen gestörten Grundflüssigkeiten und
über die Heilmittel dafür. (C. in P)
29. Der besonderen Bedeutung des Windes wegen werden die
Störungsgründe des Windes zuerst genannt. Durch die hier auf-
gezählten Ursachen wird der Wind im menschlichen Körper ge-
stört. C. nennt als trockene, bittere, zusammenziehende und scharfe
Nahrungsmittel verschiedene Getreidearten und Früchte. „Unter-
drückung des Drangs zu Ausleerungen" besteht in der Zurück-
30*
464
Jolly, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
haltuug von "Winden, Urin, Stühlen \\. s. w. „Wachen" bedeutet
Nachtwachen. „Fette und aufregende Speisen", die in der Regen-
zeit genossen werden. (C.)
30. „Schai'f" sind trockener Ingwer, Pfefferkörner, Bdellium
u. dgl. ; „sauer" Citronen, die Frucht von Carissa Carandas, Grewia
asiatica u.a.; „heiß" von Natur und Wirkung Agni und Soma u.dgl.
(oder nach 0 B im Feuer Verbranntes u. dgl.) ; „brennend" Cyperus
rotundus , Dolichus uniflorus, Sinapis ramosa u. dgl.: „beißend"
Pfefler, Senf u. dgl.; „salzig" die verschiedenen Salzarten; „Ver-
kehr mit Frauen" ist sexueller Verkehr: mit „u. dgl." wird sauere
Milch, sauerer Rahm u. s. w. einbegriffen. (C.)
31. „Schwer" sind Büffel- und Schaffleisch, sauere Milch, süße
Milch, Milchgerichte mit Sesam und Reis u. dgl. ; „süß" sind Ti-auben,
Datteln und Zucker, Sandzucker u. dgl. ; „übermäßig kalt", der Natur
oder der Wirkung nach, wie BüfiFelsmilch, zerlassene Butter u. dgl.
„Durcheinanderessen nennen es die Kenner, wenn man Gesundes
und Ungesundes zusammen ißt, ungleichmäßiges Essen, wenn zu
viel oder zu wenig oder zur Unzeit gegessen wird, Übermaß im
Essen, wenn man ißt ehe die vorhergehende Mahlzeit verdaut ist."
So lautet ein Vers über das Durcheinanderessen u. s. w. (C.)
32. Er bemerkt nun , daß der Wind und die anderen Grund-
flüssigkeiten, durch diese Störungsursachen erregt, im Körper Krank-
heiten hervorbringen. (C.)
33. Er erklärt die frühere Bemerkung (in 28.), daß das Kenn-
zeichen der Störung angegeben werden soll. Nach den im Nach-
stehenden beschriebenen Kennzeichen soll man die Krankheiten, wie
Fieber u. a. und den Wind und die anderen Grundflüssigkeiten
untersuchen. (C.)
34 — 36. Er gibt die Kennzeichen eines auf gestörtem Wind
beruhenden Leidens an. „Schmerz" oder Qualen entstehen, die in
Stechen, Bohren, Reißen, Aufwühlen, Abspannung u. s. w. bestehen
und auf dem Wind beruhen. Wo? „Am Auge", am Sehorgan . . .
An den Hüften u. s. w. „treten heftige Stiche auf", entstehen. Die
Hüfte befindet sich unterhalb des Rückens. „Damm" (Perinaeum)
heißen die beiden Verbindungsstellen zwischen der Leistengegend
und dem Scrotum. Leber und Lunge- liegen auf der rechten Seite.
„Der Bauch", der Unterleib. „Die Brust", die Brustwölbung.
„Der Bauch", an der linken und rechten Seite. „Die Armhöhlen",
die beiden Vertiefungen am Anfang des Armes. „Das Schlüssel-
bein", nahe bei den Armhöhlen. „Das Kreuzbein", das Kreuzbein-
gelenk. „Die Falten des Afters", die Falten im After (deren drei
unterschieden werden , eine äußere , mittlere und innere , s. meine
„Medicin", p. 108). „Der Rand der Genitalien", d. h. ihre Nähe.
„Geschmacklosigkeit", mangelnde Geschmacksunterscheidung. „Un-
regelmäßige Verdauung", angehaltene Verdauung. (C.)
37. Er gibt die Kennzeichen gestörter Galle an. „Gallen-
Jollij, Zur Quellenlcunfle der indischen Medizin. 465
krankheit" heißt eine durch Galle entstandene Krankheit, wie Fieber
w. dgl. „Schwindel", wenn er sich wie ein Rad umherdreht.
, Aufgeregtheit", wie vom. Genuß der Arekanuß. , Trockenheit des
Mundes", Austrockung des Mundes. „Hitze", Warmwerden des
Körpers. „Betäubung", Bewußtlosigkeit. „Irrereden", unzusamraen-
hängendes Schwatzen. (C.)
38 — 40. Er gibt die Kennzeichen gestörten Schleims an.
„Schwäche des Verdauungsfeuers", starke Abnahme des im Unter-
leib befindlichen Verdauungsfeuers. „Angegrifienheit des Herzens",
Brechreiz. „Zusammenlaufen von Wasser im Munde", Entstehung
von Schleim im Munde. „Schlati'heit", Abneigung gegen Tätigkeit.
„Geistesschwäche", Verfall des Verstandes. Mit „u. s. w." wird auf
das Eingeschlafensein (Taubsein) eines Körperteils, Lähmung u. dgl.
Erscheinungen hingewiesen. „Fortwährendes Jucken" eine Art von
Kratzen (das bisher nicht bekannte culuculäyanam ist jedenfalls
identisch mit dem bei Susr. belegten cumucumä3^anam „das Zucken,
Jucken einer AVunde"). «Aus der Verbindung zweier Grundflüssig-
keiten", von Wind und Galle, Wind und Schleim, oder Schleim
und Galle. Bei einem „auf den drei Grundflüssigkeiten beruhenden",
d. h. durch die vereinte Wirkung der Humore entstandenen Leiden
sind „die obigen", d. h. vorerwähnten Anzeichen der Störung von
Wind, Galle und Schleim „in passender Anordnung zu verteilen",
d. h. ein verständiger Arzt muß sie einteilen und einordnen. (C.)
41. Nunmehr bringt er zum Ausdruck, daß die obige, wenn
auch nur in kurzen Zügen gegebene Beschreibung der Störungen
des Windes und der anderen GrundHüssigkeiten , selbst einen un-
gebildeten Arzt über die von Wind u. s. w. herrührenden Krank-
heiten aufklärt, selbstverständlich also auch einen gebildeten. „Für
einen Mann von ungebildetem Geiste, der von Caraka und den
anderen Weisen nichts weiß", der Caraka und die anderen Weisen
weder dem Wortlaut noch dem Sinn nach kennt und dessen Geist
daher ungebildet, ungelehrt ist; selbst für einen solchen, um wie-
viel mehr für einen „einsichtigen", d. h. kenntnisreichen Arzt, denn
ein solcher versteht sich auf das Prüfen und Ausschließen und be-
greift selbst eine gedrängte Darstellung, während der ungebildete
auch eine ausführliche Darlegung nicht begreift, geschweige denn
'O'
eine kurze Zusammenfassung. Es ist das Verdienst des Verfassers,
daß er selbst eine gedrängte Darstellung auch für einen ungebildeten
Arzt faßlich macht. (C.) Vgl. 3.
42. Nach C. ist hier ein Hinweis auf die von Härlta, Susruta
u. a. alten Lehrern aufgestellten Regeln gegeben (vgl. 2.). Ein
Arzt, der nach diesen alten Regeln kuriert, erzielt damit Erfolg,
wenn er die Anzeichen des Leidens richtig erkannt hat. Wie könnte
er Erfolg haben , ohne die Kennzeichen der Krankheiten zu ver-
stehen '? Daher muß der Arzt zuerst die Gründe der Leiden er-
kennen und dann die Kur unternehmen. Ein Arzt, der „überall in
seiner Wissenschaft", in der Medizin, bewandert ist, erzielt bei einer
466 Jolhi, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
Krankheit, deren Anzeichen er erkannt hat. eine erfolgreiche Be-
handlung. (C.)
43. Nun führt er aus, in bezug auf diesen auf den Gi-und-
riüssigkeiten u. s. \v. beruhenden Leib , daß man nach Feststellung
einer Affektion der Grundflüssigkeiten Mittel gebrauchen muß.
„Dieser Menschenleib ", d. h. dieser Körper der Menschen, ist „von
den Weisen", d. h. von den alten Lehrern, als „mit Krankheiten
verbunden", d. h. Leiden enthaltend erklärt. Der Leib „geht aus
den Grundflüssigkeiten, Grundbestandteilen und ünreinigkeiten her-
vor" , d. h. sie bilden seine Ursache. Weil dies so ist , deshalb
müssen die Ärzte, wenn sie eine Störung derselben, d. h. der Grund-
flüssigkeiten, wahrgenommen haben, dieselbe beseitigen. (C.)
44. Da sich dies so verhält, wird im Hinblick auf die be-
sondere Bedeutung des Windes die Beruhigung des Windes zu-
ei-st vorgenommen. Der Ausdruck „zart" (mrdu) geht auf die
Beimischung zarter Stoffe , wie Kümmel , Honig , saure Milch,
Fett, Kuhmilch, Getreide u. dgl. zu dem Fleischsaft. (C.) Doch
kommt auch das Kompositum mrdumämsa in der Bedeutung „zartes
Fleisch" vor. (C.)
45. Nach der Beruhigung des Windes beschreibt er die Be-
iTihigung der Galle. (C.)
46. Nach der Benihigung der Galle beschreibt er die Be-
ruhigung des Schleims. Das Fasten (die Hungerkur) zerfällt nach
Caraka in zehn Arten : vier Arten von Reinigung , Durst , Wind,
Hitze, auflösende Mittel, Fasten (im engeren Sinn) und körperliche
Anstrengung. Das Erbrechen wird noch einmal besonders erwähnt,
obschon es eigentlich zum Fasten (im weiteren Sinn) gehört , um
anzudeuten, daß es besonders geeignet ist, den Schleim zu vertreiben,
nach dem Spruch: das Erbrechen beseitigt den Schleim. Als Nasen-
mittel dienen Pfeffer, Steinsalz u. dgl. (C.)
47. „Die Inhaltsübersicht", d. h. die Ankündigung (in 28.),
daß der Grund der Störun», das Kennzeichen der Gestörtheit und
das Heilverfahren ancreweben werden soll. In den drei Versen 44 — 46
ist dieser „kurze", d. h. gedrängte Überblick über die Heilmittel
gegeben. Nachdem dieser Überblick gegeben ist, wird nun im
Folgenden in wenioren crana eine andere kurze Darstellung der Heil-
künde gegeben. (C.) Die gana (vgl. 2.) sind Gruppen von Ai'znei-
stoffen , die nach der Ähnlichkeit ihrer Wirkung zusammengestellt
sind; so zählt Susr. I, 37 37 solcher gana auf.
Es folgen nun im Text der Cikitsäkalikä (nach H) die gana,
die von 48 — 69 reichen und schließen mit iti ganavargah. Dann
kommen bis 88 die paneakarmäni, d. h. die fünf Kurmethoden:
Brechmittel, Purgiermittel, Klystiere, ölige Kljstiere und Niese-
raittel, schließend mit iti paneakarmäni. Hierauf werden die einzelnen
Krankheiten und ihre Behandlung dargestellt: 127. iti jvaracikitsä,
138. ity atisäraci°, 149. iti grahanici°, 164. ity arsasci°, 168. iti
bhagarndaraci°, 172. iti i^ophaci°, 181. ity udaraci°, 188. iti gul-
Jolly, Zur QueUenhuncle der indischen Medizin. 4()7
raaci°, 194. iti gaiulamäläci°, 195. iti visphotaci°, 196. iti sllpadaci®,
197. iti vätaraktaci°, 199. iti visarpaci°, 227. iti svetakusthaci°,
(kusthaci° sollte vorher kommen), 230. iti pramehaci°, 238. iti
pänduci°, 249. iti käsa^väsaci°, 256. iti raktapittaci°, 258. iti
trsnäci°, 261. iti hikkäci°, 269. iti srilaci°, 270. ity udävartaci°,
27i. iti miitrakrcchraci°, 292. iti sosaci°, 293. iti krmici°, 310. iti
käyacikitsädhikärah samäptah, 327. iti netraci°, 329. iti näsärogaci°,
331. iti karnarogaci°, 334, iti mukharogaci®. 337. iti säläkyatantraci°.
Nun kommen verschiedene tailam: 356. mäsäditailam, 361. pancänga-
tailam, 363. dasängatai°, 370. prasäranTtai°, 372. mahäprasännTtai°,
373. laghuprasärinltai°, 374. äsvinikumäratai°, 379. iti .salyatantram.
Dann einige ghrtam , cürnam und dhüpah : 382. iti kalyänakam
ghrtam , 383. iti mahäkalyänakam ghrtam , 385. iti phalaghrtam,
386. iti pancagavyaghv°, 387. iti brähmighr°, 388. iti särasvataghr°,
389. iti dasängo dhüpah , 390. iti vivädavijayl dhüpah , 394. iti
kaumäratantram (Kinderheilkunde), 398. präcetasarn cürnam, 400. sar-
päpaho dhüpah. Den Beschluß bilden wie gewöhnlich kurze Ab-
schnitte über Gegengifte, Elixire und Ajohrodisiaca : 403. ity aga-
datanti'ani , 408. iti rasäyanatantram , 412. iti väjTkaranatantram.
In 413. wird die Cikitsäkalikä als ein aus 400 Strophen bestehendes
Werk des Tisata bezeichnet, dessen yoga wie in 1. mit saroja ver-
glichen werden (esä Cikitsäkalikä sadarthagandhä bhisaksatpada-
vrndasevyä | ninlpitä vrttasatais caturbhir yogaih sarojair iva
Tisatena). In 414. ist wieder wie in 3. von dem Ozean des Susruta
die Rede (j'nätvä visälam bahu SuSrutädisästrodadhim). Es folgt
noch ein sloka über visamajvara , der Schluß lautet : iti Tisatä-
cärvaviracitä Cikitsäkalikä samäptä | subham bhavatu j 0 hat nur
404, B 403 Strophen, bei R. Mitra Not. IX,' 146 lautet der Schluß
ähnlich wie in H.
Aus dieser Inhaltsangabe geht hervor, daß die Cikitsäkalikä
ein vollständiges System der Medizin enthält, wie auch nach H 99 f.
(= A 96 f.) alle acht Teile der Medizin darin dargestellt sind : . . .
proktan.1 cikitsitain (d. h. käyacikitsitarn) mayä || säläkyaöalyämaya-
bhütavidyäkaumäratantrarn visatantram uktam | rasäyanatantram
anantaram ca väjikaram tantram iha pradistam j| Über die von
Tlsatäcärya benutzten Quellen gibt seine Einleitung Aufschluß, auch
weiterhin nennt er, wenn man von einzelnen Hinweisen auf mythische
Rezeptenverfasser wie Känkäyana , Ästika absieht , keine anderen
als die dort aufgezählten Autoren. Das längere Zitat aus Vägbhata
nach H 185 (iti Vägbhatät, doch scheint die Stelle bei Vägbhata
nicht vorzukommen) ist nach Ausweis der anderen Hss. eine Inter-
polation, man könnte sonst daran denken, es mit der Bezeichnung
Tlsatas als Vägbhatasünu in der bei Peterson II, 133 beschriebenen
Hs. in Verbindung zu bringen und unter dem in v. 1 angerufenen
Vater des Verfassers , der ein berühmter Arzt sein muß , ebenfalls
Vägbhata zu verstehen. Für die Datierung besonders wichtig ist
der Hinweis auf Bhoia in v. 2. unter dem man vielleicht den be-
468 Jolhi, Zur Quellenkunde der indischen Medizin.
rühmten König Bhoja von Dhärä verstehen darf, besonders wenn
mit R. Mitra Not. IX, 146 Bhojadeva statt Bhoja-Bheda der anderen
Hss. gelesen wei'den kann, was das 11. Jahrh. als früheste Grenze
für die Abfassung unseres Werkes ergeben würde. Eine größere
Anzahl von Zitaten enthält der Kommentar des Caudrata, der über-
haupt schon als von dem Sohn des Verfassers der Cikitsakalikä
herrührend einen hohen Wert für die Erklärunsj und Textkritik
der Cikitsakalikä besitzt. So zitiert Candrata, abgesehen von den
in der Einleitung genannten Werken (nach P) : Caraka , Susruta,
Härlta, Parä^ara, Bheda, Kharanäda, Ksärapäni, Caksusyena, Bhoja,
Yrddhabhojäcärya, Rasavaisesikam, Vrddhavideha, Vaidyakam u. s. w.
Vägbhata fehlt, was nicht für die Richtigkeit der oben erwähnten
Tradition spricht, die Tisata zum Sohn des Vägbhata macht. Weitaus
am zahlreichsten sind die Zitate aus Caraka und Susruta, die sich
auch meistens doch nicht immer in den credruckten Ausgaben dieser
beiden Autoren nachweisen lassen. Eine Zusammenstellung aller
bei Candi-ata vorkommenden Zitate müßte sich, um fruchtbar zu
sein, auch auf seine übrigen medizinischen Werke ausdehnen, unter
welchen die Bedeutsamkeit der Susrutapätha^uddhi kürzlich von
Dr. Hoernle hervoi-gehoben ist. Was die Zitate aus Tisata und
Candi-ata in anderen Werken betrifft, so darf ich betreflFs des letzteren
auf die Bemerkung Dr. Hoernle's verweisen, daß „the earliest mention
of Candrata occurs in Srikantha's Commentary on the Siddhayoga" ^).
Dies würde vorläufig etwa das 14. Jahrhundert als untere Grenze
für die Lebenszeit Candrata's ercreben, wie auch sein Vater Tisatä-
cärya wegen des Citats im Virasimhävaloka keinenfalls später als
in das 14. .Jahrhundert gesetzt werden kann"^).
1) JRAS. 1906, 292 f. nebst Anmerkung 2.
2) Vgl. meine „Medicin" § 3 a. E. Das dort aus dem Vorkommen der
nädlparlksä bei Tisata entnommene Argument gegen ein relativ hohes Alter
desselben ist aufzugeben, da nur die Auszüge aus der Cikitsakalikä bei R. Mitra
Not. IX, 146 zwei Hinweise auf die nädiparlksä enthalten. Die anderen Hss. ent-
halten hierüber nichts, so daß hier vielleicht wieder eine üngenauigkeit R. Mitra's
vorliegt.
469
Zu iil-A'Sä's ^Mä bukä'u".
Von
Dr. Eugeuio Grifflni.
Mir standen als Privatbesitz zwei jemenische Handschriften
von al-Qurasi's öambarat as'är al-'arab zur Verfügung. Die
erste (Abschr. c&. 700 H.) ist eine Fragmentenfolge und enthält
nichts von al-A'sä; die andere dagegen (Abschr. 1084 H.), die
vollständig und nach der Rezension des Büläqer Druckes geordnet
ist, bietet das Gedicht „Mä bukä u", mit Textvarianten und Glossen.
Rudolf Geyer 's soeben erschienene Schrift „Zwei Gedichte von
al-'A'sä. Hex-ausgegeben , übersetzt und erläutert. I. Mä bukä'u.
Wien, 1905** ^) veranlaßt mich, letztere hier mitzuteilen.
Mehrere meiner Textvarianten sind, wie sich aus Geyer 's
Anmerkungen ergiebt, auch in anderen Gamhara-Handschriften ent-
halten. Trotzdem hielt ich es nicht für überflüssig, alle jemenischen
Textvarianten und Glossen anzuführen , um die gegenseitige Ab-
hängigkeit der einzelnen erhaltenen Handschriften der Gamhara
nachweisen zu können. Eine ausführliche Beschreibung meiner
beiden Exemplare habe ich in einem von mir vorbereiteten Hand-
schi'iftenkataloge gegeben.
O DO
In meiner Kopie (die ich mit „J" bezeichne) ist die Vei'sfolge
im Verhältnis zu Geyer's Ausgabe die folgende: 1 — 9. 12 — 16,
10—11. 17—37. «. ^38. ß, y. 39—41. 54. 43. 42. 44 — 47. 49.
48. 58—62. 68—74. 50—53. 55—56. 75. 57. 8. 76—98. Im
ganzen 97 Verse. Es fehlen die Verse 63 — 67 des Geyer'schen
Textes, welcher dagegen meine Vei'se a, ]3, 7, d nicht enthält.
Die Überschrift des Gedichtes in J lautet:
^ 3)3-v>5yi qJ ■^)'3lXa> ^ ^Mj-*-^ *-«^^3 ^.ii^^! ^\-i^
1) = Sitzungsberichte d. liais. Ak. d. W. in Wien. Philos.-hist. Kl.
Bd. CXLIX, VI.
2) Hs. ■^J^;j>. 3) Hs. J>--o!-sv.
470 Griffini, Zu al-A'sas „Ma buka'u".
cr^ '^o^^ er? -^'-^ o^ -^'3 cr^ j^^ cr^ ^^ cr?^
>
^ iLxxj^ ^j A^5 ^^ (sie) K.LjA=> ^^ ^jji j^j (sie) ^_^^c->
Li>* ^Ä>u.i^ ^ j>yJ)^\ ^-^♦J ^m'— ^-'^ cj^ ^*-* er^ (^^c) jl^-"
/.^■ij'^\ ^i^ ^^\ 'VJi ^öjS1\ 0^1 «)idil ^.,^
Y. 1. j,j XiJ J: J>^ w. — Glosse dazu, aber auch zu
y. 3 (vgl. unten): s:Sj^_ L« 9)A^äj xJL5>5 *)o:DyÜl SyX\ iC^äj JJdiil
/( [.Uli j. (^^ U ^AliiU v^^.ijJl
V. 3. i^J'i J:^^0 — CT^ ^^ ^'- cr^^ — Glosse: »^aa>
/f,.LLLI j, ;^^ -« '^[x]liiU (.JuJiil ^-)^U>.s l5^jJ^ »I/*^ .-»-^^
Y. 5. [3L^J? oÜi] J: 3^1 ^^-> '-^^^ .... — Glosse:
c c
Y. 6. ^^äj J: ^iiÄJ — Glosse: ji>^bil t-^ ^JCäj ^^)ö-'ii
(<c.\^ö 0^1 iCiÜLi &,s-.«*/« J»A^U ^')äw «.<•:> •^^)^/*J|»
j
Y. 7. _.r^ J: J^ — £^t J: jai — Glosse: i'JiwJl
1) Hs. Aa***. 2) Hs. iot-ouo. 3) Hs. ».iS^.
4) Mit Haken auf (jo. 5) Hs. v^LjJt .
6) Hs. ü^jL 7) Hs. ^j. 8) Hs. joJüL
9j Hs. ijÄJ. 10) Hs. iota^j.
11) Vgl. Geyer, op. cit., S. 35 (Z. G und Anm. 5).
12) Sic, ohne Punkte; s. oben Anm. 11.
13) und 14) Hs. Ö^H. 15) Hs'. JJj^. 16) Hs. ^suJl.
17) Sic;Hs. JU.. Vgl. Geyer, S. 41, Z. 14 ff., S. 108, Anm. 3, und S. 109, Z. 1.
Griffini, Zu al-A'g(Ts „Mä buk(Tu". 47 1
V. 8. jJli J: ,'aJ( — Glosse: =0.J^^-'! ^>^L'I .x^ _^jb)(
V. 9. _iJü J: *)_byi^ — Glosse: ^^'1 5)^'l ^^l^\
.'.')^=>-j '^J^^l^ cf^L-^"' ^-^^^' 3'^>^l:>
V. 10. .iif J: -) J?\,
Y. 12. Glosse: '^ ^UJf. 9)^^t y^^ ^l,^! i^ ^j^'^'t
V. 13. iilb J: xJLä::».
V. 14. UlLi J: i^äy'^ — s!Äa> J: J^» .
V. 16. ^MaIj; J: v.^_jt.
V. 14, 15, 16. Glosse: v_Ä[x]Ä*ii iCx^Ü v^l«.:i .uxil >^<vJLJf
> ..
j^.jy?ui. ^wA^i JuXi^i 1^?» yyi ^s^ V|j^^^ j^^ Ja^La-v.^^
V. 17. ^I^:^ J: f,^ö,.
V. 18. Glosse: i5)i,-^ijij ^^1 y^3'^> i*)jJAi- J ^c;i! ^_,.^\
1) Hs. A-Ci-J . 2) Hs. ^JiÄAJ^Ls Ol-y« ÜL wÄaj i.i>o' .
3) Etwas fehlt; wahrscheinlich ist zu lesen: [»»-^t ^P» »Ajj! Jv.*J.
Vgl, Gamhara (Büläq, 1308) S. öl, Z. 25.
4) Hs. -byUw-, vgl. Geyer, 44 Z. 10 v. u. 5) Hs. ,ajJ! ..^JlftJl.
6) Hs. ^J=^y. '^) Vgl. Geyer, S. 49, Z. 9, 10.
8) Hs. V-jU.<i!. 9) Hs.y^t; vgl. Geyer, S. 52, Z. 1.
10) Hs. ^O^i^. 11) Sic; Hs. .H . 12) Hs. is.jy.
13) Hs. *.=>y*o. 14) Hs. JJAj. 15) Hs. s^'JiJ.
472 Griffini, Zu aUA^sä's ,jMa buIaCu^'.
^i.^^'! ^ ^'J ^il L^ *jLac U^!^^ Vj*^' ^^;-»^ j^-^ er*
V. 19. Glosse: ^ i_^Lo ^>:=^^l ^.,L:fvJl Ja^jJ! »L-li^
V. 21. L^JlUS- J: üljL*-i.
V. 22. i^b J: Ji^:\ — Glosse zu den Versen 20, 21, 22:
3,.L:5- i-Li»- .vvvs-—- ?: ,'v^» «-ito-} j'-E ä.sLlJ! lAi» i-Lil A.*:^ >^»-=*-
iUl ^JCä» »[jJl AjA^C^Jj iLÜ il^aj (^jl^^. VIj-^ ^j^ ■^)*^:^'l-f
^j_^^ ^PAxc ^,L^= ^Lko lXaac JobSt V^AA^ i^b ^.S- ^)y>^
x/üfc^jjJl iA*j1 (sie) Ja.»U -bUt cX.*>J! Jaxll äA^'t 'i.^S'.yLA Js^\
; väib ^.Läj Sj'^ÄÄ o^A4.-w (j5^-* ^^ U-ö tU ^ ^CjI ^» äjLäl^
.ä.wJ'» .,^,:'w«m i-'wäJ! *wfi-S»3 o"^**^'' ^^^^^ .ä-v^M tj*b^'l .ac. xil
A.>:^t. ^ i,^ '.Ä^^'i lOjLUll 3-^. ,ül jJuy JL*:»-
V. 23. b^. J: L^^i>ii).
V. 24. J,^L J: u>^^^L»^).
u " ^
V. 25. c>v.5>^ J: v_*.j>.-* • — Glosse zu den Versen 23,
24, 25: ^A*: V,^' j,^ ^'"^^^^y^. ^Ul 0^^.[ii] ^.A^'l ^ ^V^LnJ^
1) Hs. ».xaJLj. 2) Hs. ^L. 3) Hs. 0^bJL).
4) Sic. 5) Hs. U:^ . 6) Hs. ^^^\}^ .
7) Hs. j^jSr.j . 8) Sure 80, 15. Hs. ohne P. u. V. 9) Hs. LjLi'.
10) Sure 62, 5. 11; Hs. Lw-«.:>; vgl. Geyer, S. 108, Kommentar.
12) Vgl. Geyer, S. 112.
13) Hs. xSjO-J. Vgl. Geyer, S. 109.
Griffini, Zu al-A'Sä's „Ma huka'u'K 473
^^^*jt.j qjÄj! ^.,3^x11 ä'AäajI v_5'iJ2ij| iUJÜ vy^' ^JsUsl $^'i*''
^Ls.!:^! j''-j^'' ^-^ j^=?4-^' «.liÄj ^j:^j i^Luil ^Äx: ^» -Ovjj'-IxJt
' ' .. >x .. : .-.
V. 26. ,_LJ'^f . . . ,.^te J: ^yC^i? . . . ^^-^^).
j , ,
V. 28. ii^5>!^ J: »>>bS (sie; vgl. Glosse dazu, hier unten) —
•IxiJl» J: jSJail. — 'i.*St^ J: sJutAO — Glosse : J^jtX,-^H -JU^iS
^1^ ü^jyo »lX5> xxJUil>o ^J;^:^y\ ,w^s» ijwciJLai! xäj^asJI Kä'LÄil
j _ — .. > , ;
^v.^Ji 'bw\.*A2.il ».♦X3W ^^ ,=>■ i-'^J^ -xC. iS.5»^ XA>i.A! 'i.Z..*H J. ,3»->'.
J ^ - V ^' o ...
V. 29. iCc^' J: xJlj«).
V. 30. sbf J: äbi") — xif-^ J: ».Jux.
V. 31. j3Li J: ^jÜ — ä^ iLi^ J: -^'ylsl sUc^j.
V. 33. ^T J: o.L/j — Glosse zu den Versen 29—34:
^LLJI ^Ll> ^ KJL.UJ1 ^^1 ^Ls^U Joi-js^at ^■^■'^W JaxiLÜ
^^U^irJU ")^M.iI y'ui.^ ALsobS! ^Uil J..^ ^ ^^ixait Ji^^
AliLXji .-v* v,i>>äj, , cJi ,^xLaj! .A.w.-[!] sAu^i Al^c^! ^wOtÄ^!» i^uAC^I
- -J , , . l ^ '
1) Hs. »Li5, 2) Hs. äJ'läJU'. 3) Hs. o'uiiJÜl.
4) Vgl. GeJ'er, S. 121. 5) Hs. ,il isjjj .xx; X5>^.
6) Hs. xilj ; vgl. Geyer, S. 128.
7) Vgl. V. 60 und Kommentar der Gamhara dazu (zitiert Geyer, 177).
8) Hs. üyl^Wö^. 9) Hs. A'^ü.
10) Hs. LiÄA3 ^x .As Li LP.A:>:- (Sic!).
11) Hs. ^.,'cJ.^y. 12) Hs. [j-o.
474 Griffini, Zu al-A's/Ts „Ma buka^u'^.
V. 35. ^y>Ll> J: ^y>LL> — „,^ J: „y£. — Glosse:
^)_t'Li^l j^* xAs. }~4^. x-ioij Ki>^\ ^.,LL .lX-asJ! pUä^: ^5>LÄ.i^
Hinter V. 37 und vor V. 38 steht in J folgender (a):
*).MJJI ^^, ^UJ5 xxJLj^_; ^^)jJ> ^ ^!y» ')J.oo:^l J.o^:^u,
und dann kommen zwischen Y. 38 und V. 39 folgende beide (ß, y\
vgl. Geyer, S. 141 und S. 150):
o- o ^-o£ - c£-
^Llac '')J»x-vv^ Q^ ^)^i!Aj J^ AAv ^ ^y>-\ o-Jl» ^[^^
\3'— ^-^^^ *)»;^=> (^'-^ ')iJi^ ^^I>- ^' Q-^ <-^'-^i oJ'j f^^^^:^^
V. 89. jljü J: j.^'il — ^^"i Ül» J: ^LiJl ^^U —
V. 41. {,jj^\ J: iUjXj!^°).
V. 42. clvjLl J: oJLlw").
V. 43. o!i J: ^.
V. 44. *»Äj! X- A^ J: *,.äJ! (VLioj.
V. 46. (^!)^.Ii^'- J: ^^UL^! öojj^i y^^')-
Y. 48. iii>iJJt J, Gl. interl.: iö^Lai! ^ — dJ^ J: »Ij.
Y. 49. i^LilJU J: ^L^i..
Y. 50. r^jU I?Ui-f J: wie in der Gamh. (Geyer, S. 168).
Y. 52. (gJ!) -^ ^.Lp J: O'.vJi^^ e5o^y.
1) Hs. JsLwsvJt. 2) Hs. woJ>^! i_o^^U. 3) Hs. J|^.
4) Hs. AL1:(, 5) Hs. ^\^'' Vgl. Geyer, S. 142. Z. 5 ff.
C) Hs. J-v-*^". 7) Hs. .j^. 8) Hs. »J'.
9) Hs. ;VLäJI; vgl. Geyer, S. 146.
10) Vgl. Geyer, S. 150. 11) Vgl. Geyer, 150 und 151.
12J Hs.
Griffini, Zu al-A5as „Mä buka'u". 475
V. 53. Ü^ J: Ü.i^').
O - - - O 5
V. 54. vj>,.Ai' J: o.ajLj-)-
V. 55. JJ:*J* J: JJi^J» — ic?^ öAju! J: ^i-o ö.'jtJ! .
V. 56. oi^;:*:! aJUJ! -I : j^JUil o^Uij!") — ^'^\ J:
Hinter V. 57 und vor V. 76 (Geyer S. 191) steht in J der
Vers 8 (Geyer S. 175 Z. 6) mit folg. Textvar. : ^}LIÄi.L blXäc Uj
Y. 58. vj!«-v.. . . . c.,o. J: 'Jsv*- . . . ^•l^^» — I" J steht
dieser Vers hinter V. 48 ; die Akkusative sind wahrscheinlich von
v^»^ (V. 46 bei Geyer, 50 in J) abhängig; vgl. Geyer, S. 177. Zu
Jj^^ Glosse in J: c^jJdi &.a>o.
V
V. 59. Der ganze Vers lautet in J wie in der Gamhara
(zitiei't Geyer S. 177 Z. 16), ohne Textvarianten. Glosse zu
Lb'
V. 61. UI-^ J:
V. 62. ojü ^Ic J: vJs^Awo (^ — (;sJ!) JsLso J: äl^Xü LTI^^
— V
^Laa^J! w^x.. Vgl. den in J fehlenden V. 63 Geyer's, und Gamhara
(Büläq, 1308 S. 1,, Z. 17).
V. 63—67 fehlen in J. — V. 68. '^^ J: ^^-v-^j*).
V. 69. (-J!) ^^ J: ^yot^ ^ (Glosse: ^SS^L^-^)) — J,!S.J>
J: ^.,b3i (Glosse: ^V^) — {-^W) \^S J: '") J^^^* ^J^\ ^^
1) Hs. \i^^\ vgl. Geyer, 171. 2) Hs. 0^*j.
3) Hs. lXxJlXÜ; vgl. Geyer 173. 4) Hs. (^-"•♦■J.
5) Hs. a^.I.a;>. 6) und 7) Ohne Punkte; Glosse: KIaxÜ.
476
Griffini, Zu al-A'sa's „Mä bukä'u".
5 - O _ - O
V. 70. (:?J() oJLao^ -^ ■ ä^ii vi^-liAaSj — Ä.J! J: &,iL>.
Y.
"2. ^j^ J: Li -5-, mit
Haken auf ;> und auf
J'
V. 74. ü.w.i; jJjtJ5; 3^ J: ^.v^s; ,^Uh !i.
V. 79. ^1^1) J: ^U.
V. 82. J, Anfang: -)._fiJij^ iJl lAÄcl Aäi^.
V. 84. (j^^xiJi J: .:<UwJi, mit Haken auf ^ und auf ^.
V. 91. 3Ü;::^f^f J: ^Ui>y«r.
V. 92. ^iiib J: ^Jb.
V. 94. L^Lääj J: UjLääj.
V. 9S. J.;^ J: ^
1) Geyer hat diesen Druckfehler S. 225 schon berichtigt.
2) Hs. oi.a-0.
477
Zum Manuskript Dutreuil de Khins.
Von
K. Otto Franke.
Bei jedem erneuten Studium des Kharosthl-Ms. von Gosinga
(Ms. Dutreuil de Rhins) erneut sich meine Bewunderung für den
Scharfsinn Senart's , der uns die Fragmente dieses Ms. zugänglich
gemacht, sie zuerst gelesen, gedeutet und für den größten Teil des
Inhalts die Stellen des buddhistischen Päli- Kanons nachgewiesen
hat, dem er entstammt^). Seine vortretfliche Leistung bedarf im
Verhältnis nur geringer Korrekturen und Ergänzungen. Als ich
seine Ausgabe vor Jahren zum ersten Male studierte, sah ich, daß
es für eine erschöpfende und sichere Verifizierung der noch nicht
identifizierten Verse des Ms. nötig sei, sämtliche Gäthä's des buddhi-
stischen Kanons nach einer technischen Methode zu verarbeiten,
die es ermöglichte , nicht nur die Versanfänge , sondern auch be-
liebige Bruchstücke von Versen bis zur Größe eines Versviertels
herab mit leidlicher Leichticrkeit und Sicherheit in ihnen aufzufinden.
Und da ich für meine päli-literarischen und -grammatischen Unter-
suchungen eine solche Arbeit ohnehin vornehmen mußte, stand ich
damals ab von dem lockenden und vergleichsweise bequemen Unter-
nehmen einfach durch Verofleichuncr der Reoister der Gäthä-Anfänge
in den Aussfaben der kanonischen Werke so viel wie möglich der
noch nicht verifizierten Verse festzustellen. Meine Arbeit war eine
sehr lanofwiericfe , und da ich außerdem vorher noch zwei Werke
abschließen mußte, die inzwischen erschienen sind, bin ich erst jetzt
dazu cjelano-t, die Nutzanwendung meiner Methode auf das Ms.
Dutr. de Rh. zu machen. Ich hatte aber nur noch geringe Hoffnung
auf Erfolg, weil mittlerweile alle nötige oder mögliehe Ergänzungs-
arbeit schon getan schien, denn schon bald nach Senart's Veröffent-
lichung hatte Lüders in oreschickter Weise eine Reihe der noch
nicht nachgewiesenen Gäthas konstatiert-). Auch ein. Kenner des
Päli-Kanons, Rhys Davids, hatte einen Posten von entsprechenden
1) Journal Asiaticiue, Qi^me Serie, Tome XII (1898), S. 193—308, mit
5 phototypischen Tafeln, u. S. 545 — 8.
2) Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen,
philol.-hist. Klasse 1899, S. 474—494.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 31
478 -^^' Olto Franke, Zum ManusTcrq^t Dutreuil de Rhins.
Stellen des Kanons nachgetragen^). Und schließlich hat Fausböll
in seiner zweiten Dhaniniapada-Ausgabe einige Mahävastu-Parallelen
notiert. Es erwies sich aber, daß noch manches zu tun geblieben
war. Die Benutzung der Register der Versanfänge und von Böht-
lingk's „Indischen Sprüchen" versagte in Lüders' Hand natürlich
meist da, wo im Ms. ein Versanfang verstümmelt, wo ein solcher
von Senart nicht richtig gelesen war, ©der wo das Versregister
eines kanonischen Werkes noch nicht vorlag. Es ist selbstverständ-
lich keine überwältigend große Zahl von Ergänzungen, die ich noch
bringen kann , denn es liegt auf der Hand , daß in dreimal von
kundigen Händen gesiebtem und von scharfen Augen dui-chmustertem
Material nur noch verhältnismäßisf wenige Goldkörner versteckt sein
können. Daß aber doch noch so manches zu finden war, erbi'ingt
den Beweis für die Richtigkeit meiner Methode und berechtigt zu
der Hoffnung , daß dieselbe für die Kritik der Päli-Literatur auch
in Zukunft noch Nutzen stiften wird.
1. Nachweisungen weiterer Gathas und Gatha-Teile Im Kanon-).
Im AVortlaut werde ich hier nur die bisher noch nicht im
Kanon auforefundenen Gä,thäs und Gäthä-Teile des Ms. Dutr. auf-
führen. Aber auch die schon nachgewiesenen Gäthäs können anderen
Stellen entstammen als den bisher aufgefundenen, und auch für sie
ist darum wenicfstens die Angabe der Stellen ihres weitei'en Vor-
kommens erwünscht. Die von den genannten Gelehrten schon
notierten Literatur- Stellen dagegen führe ich nicht wieder an.
AI Ib auch = S. XVII, 10, G. Id; Thag. 1011 d.
A^ 2 a = 3 a u. 13 c ajjramadi pramodia (nach Senart's ganz
möglicher, aber nicht notwendiger Auffassung ;= Päli appamäde
painodeyya) kann auch analog sein A. VI, XXX, Bd. III, S. 329,
G. 3 a apparnäde pamuditä mit v. 1. T. Mg M7 pamoditä, denn im
Dialekt des Ms. Duti*. kann ein intervokalisches t ausfallen , vgl.
cauri (= caturo) in A^ 4, afai (= ähhäti) B 7. Der Opt. anu-
yurtjetha von Dhp. 27a beweist nicht, daß auch pramodia ein
Opt. sein müßte, denn auch d weicht von Dhp. 27 d vollständig
ab, und es gehört zu den notorischen Eigenheiten des Verfassers
der Kompilation des Ms. Dutr. de Rh. wie auch der Verfasser der
meisten kanonischen Päli -Werke, mit Versvierteln nach Willkür
zu schalten.
A^ 2 d viiesa adhikacchati (gegenüber Dhp. 27 d pappoti
vipuiam sukham) = J. 118, G., b visesam adhigacchati u. vgl.
1) Journal of the Royal Asiatic Society, 1899, S. 426—28.
2) Ich gebrauche Senart's Bezeichnungsmethode der Ms. -Stellen. Mit a,
b, c, d etc. benenne ich den 1., 2., 3., 4., etc. Vers-Stollen. Die Abkürzungen
der Namen der Päli- Werke sind die im Journal of the Päli Text Society 1896,
S. 103 ff. vorgeschlagenen. — G. bedeutet Gätbä.
Tl. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins. 479
Par. Dlp. IV, S. 10 die 2. Hälfte des Zitates Fuhhenüparam ulärarn
visesani adhiyacchantl ti.
A^ 3d chaya dukhasa pramuni = Cullav. VII, 4, 8 d. It. 16
(S. 10), G., f und 37 (S. 30), G. 2d hhayam dul-Massa päpune.
AI 4b + c + d auch = A. VIll, 'XXIX, Bd. IV, S. 228,
G. 1 b + c + d und Thag. 403 b + c + d; b auch = B. II, 43 d
u. Nidänakathä G. 53 d (J. Bd. I, S. 13).
A^ 5 b sadhami supravedite = A.VIII, XXIX, Bd. IV, S. 227,
G. Ib u. S. 228, G. 4b, J. 541 G. 143b, It. 83, G. 3d (S. 78),
Thig. 341b saddhamme suppavedäe.
A^ 6 b aprati asai-achaye^ 7 b oprati asavachayi und vielleicht
B 25 d a'^te asavachaye vgl. (außer Dhp. 272 d) auch It. 96,
G. 2b(S. 96) ap'pattä äsavakkhayam und Thag. 543 d appatto
üsavakkhayam.
A^ 6c + d praviata duku amoti^) siha ha muyamatia'^) vgl.
J. 93 , G. , d vissäsä bhayam anveti sihani va migamätuhä =
„Aus dem Vertrauen folgt Gefahr, wie das Antilopenmuttertier dem
Löwen folgt" (der ihr das Junge geraubt hat)''). Unsere G. A^ 6
ist dann also wohl zu übersetzen: „Noch ist nicht Zeit zur Lässig-
keit, solange die Freiheit von den Leidenschaften noch nicht er-
reicht ist; dem Lässigen folgt Leid, wie dem Löwen das Antilopen-
muttertier". Betrachtet man das Ms. Dutr. für sich allein, dann
kann man ebensogut übersetzen: „wie der Löwe das Antilopen-
muttertier verfolgt", was an sich wohl natürlicher klingt. Möglich,
daß im J. die beiden Stellen zugrunde liegende Original-G. etwas
abgeändert worden ist. Für amoti des Ms. aber ergibt sich auf
jeden Fall die AVahrscheinlichkeit, daß es das Äquivalent von anveti
ist, und nicht von Skr. äpnoti*). m ist ebensogut, ja sicherer,
Kompromiß-Konsonant für nv, wie er es für pn sein könnte, denn
aus dem literarischen Fäli kennen wir dalhadkamnio z. B. J. 540,
G. 5 = Skr. drdhadhanvan und Dhammantari z. B. J. 510, G. 21
= Skr. Dhanvantari^ und aus modernen deutschen Dialekten ganz
ähnliche Fälle , z. B. Brammi = Branntwein (schleswig-holstein.
Platt) und icumme = woUn wir (vom Südharz). Der Übergang
von e in 0 ist durch das v veranlaßt, was ja sehr natürlich ist,
vgl. z. B. Lat. sonare, soror, socer gegenüber Skr. svan^ svasar,
svasru, Deutsch Schwester' und Schwieger-. Was aber den Kompilator
1) Oder vielleicht ammoti'i
2) muga- statt muya- Senart's erscheint nicht ganz unmöglich.
3) Das J. ist eins derjenigen , in denen auch die absurde Deutung der
G. in der Jätaka-Prosa die auch im übrigen zweifellose Tatsache bestätigt, daß
die Prosa erst zu den Gäthäs fabriziert ist, so gut es ging. Die Anregung zu
der Erzählung, daß ein Hirt das Fell der betreftenden dem Löwen angeblich
befreundeten Antilope mit Gift einschmierte , und daß der Löwe sie dann be-
leckte und sich so vergiftete, hat der Prosaist wahrscheinlich dem visam anveti
der Dhp.-G. 124 entnommen, weil bhayam anveti ihn daran erinnerte.
4) Gleich in der nächsten Zeile entspricht ja auch dem Skr. prÜ2)noti
nicht pramoti, sondern pranoti.
31*
480 J^- ^''^ Franke, Zum Manuslcrij)t Dutreuit de Rhins.
unserer Kharoi^to-Anthologie veranlaßte, hier einen Gäthä-Teil her-
zusetzen , der statt vom pramatta eigentlich von visväsa redete,
werden wir im 3. Abschnitt sehen.
A ^ 7 c + d apramato hi jayatu pranoti paramu sukhu, von
Senart mit Dhp. G. 27 verglichen (wo aber in d paramu durch
vipulam vertreten ist), entspricht, wie schon FausböU in Dhp.-
gesehen hat, genau vielmehr Thag. 884c*-[- d und S. Bd. I S. 25,
Devatä-Sarayutta 4,6 G. 4c + d; und M. Bd. II S. 105 (Aüguli-
mälasutta) c -|- <^ der drittletzten G. hat zwar im Text vipulam
wie Dhp.. aber als v. 1. B"* j^arama/«. Zu d vgl. auch S. Bd. I
B. 166, Brähmana-Samyutta 1, 7 G. 3 e pappoti paraviam suddhim.
Das größte der drei neben A^ abgebildeten Fragmente ist von
Lüders mit S. Bd. I S. 22, Devatä-S. 4,4 G. 3 b + c identifiziert
worden; es entspricht aber außerdem A. VI, LXIII (Bd. III S. 411)
G., b + c u. K. V. VIII, 4 G. d -f e.
A2 2 b auch = S. N. 942 b.
A-2 3 auch = M. Bd. II S. 104 (Aügulimälasutta) G. 1 ; c + d
auch = Dhp. G. 382c + d, Thag. 548 e -f- f und P. I, 3, 13e + f
(Siames. THpitaka II, Bd. 20 S. 200).
A2 4 u. 6 auch = S. Bd. I S. 157, Brahmasamyutta 2, 4, 23;
K. V. II, 5, 22 (Bd. I S. 203) G. 1 + 2 ; ^ilanorathapürani singhales.
Ausg. S. 23 G. 1 + 2; A2 4a 4- b auch = Asl. § 349 (S. 146,
Z. 1); c + d auch fast ganz = Thag. 1147c 4-d und 1149 c + d.
A-^ 6d auch = Dhp. G. 376 d und Thag. 84 d.
A- 7 a + b auch = J. 409 G. 7a + b, J. 475 G. 12a + b,
J. 516 G. 44a + b, Thag. 402a + b, P. V. II, 7, 16a4-b; a auch
= J. 516 G. 19e: b auch = Thag. 255b, J. 514 G. 6b, J. 541
G. 20 b, J. 547 G. 659 b.
A- 8 b apramadarata sada vgl. It. 45, G. 2 a Appamädaratä
santä. A- 8 c hhavetha kusala dhama vgl. Thag. 83 c bhävehi
Icusalam dhanunam und Thig. 9 c hhäveJii kusale dhamme: A'^ 8 c + d
hh° k° dh° nolcachemasa pjrat\t}a vgl. Thig. 8 c + d hhävehi
husale dhamme yogaklchemassa pattiyä^ A. IV, XXXVII, 6
G. 2 c -j* d imd J. 156 G. 2 c + d bhävayam kusalam dhairvmam
yogahkheviassa pattiyä und J. 55 G., c -j- d und J. 56 G., c + d
bhäveti kusalam dhamrnam y° p° ; A- 8 d auch = Thag. 171b,
Thig. 211 d, V. i. von It. 1Ö7 'G. Id.
Fragm. von A^, ergänzt durch ein Fragm. von A^ (wie Lüders
erkannt hat), aber mit venaati statt Lüders' vencati zu lesen, also
im ganzen p. r. sasa kam.o cifliatu c loke athatha
dkira ve {T) naati cha . . auch = A. VI, LXIII, 3 G.. c + d -j- c
(Bd. III S. 411) und K. V. VIII, 4,3 G., d -f e + f. Die letzten
Worte des Fragm. von A-, sabrayano pratismato außer == S. N.
413dl) auch = D. XXI, 2, 8 G. yd, S. XXII, 95 G. 6d (Bd. III
S. 143), Thag. 20 d, 59 d, 196 d, 607 d, 1002 d, 1058 b, It. 17 G., d.
1) Bei Senart Druckfehler 425.
I
R. Otto I'\anke, Zum Manuskript Dutrenil de Ilhins. 481
A-' 1 + 2 + 3 auch = K. V. XVI, 4, 5 G. 1 ;J. Zu b aller
drei G.'s vgl. außerdem Thag. G75d, 717 b, Mahäniddesa (Siames.
Tripitaka II, Bd. IS S. 416) XV G. 60 b.
Ä^' 4 auch = K. V. XX, 5, 2 G.
A=i 6 auch = Nidänakathä G. 292 (J. Bd. I Ö. 90). a auch
= Mil. S. 213 a, der dort wiederholt zitierten Zeile, c + d auch
= J. 384 G. 1 c + d. d auch sonst noch häufiger im Päli-Kanon.
A^' 7b auch = J. 243. Schluß-Udäna, G. 2d, J. 494 G. 13 d,
J. 541 G. 16 b, V.V. LH G. 17d und 21 f, Thag. 631b, Kh. P.
VIII, 6 b. c + d divu haroti medhavi ya jara nabhimardati vgl.
auch J. 460 G. 3 c + d d'qjctn ca kütuni iechämi yum jarä
näbhik'irati, das wenigstens mit jarä besser entspricht als Dhp. 25 d
yani oc/ho nähhiklrati.
A-' lud dhamu Icaena phasai vgl. auch J. 529 G. 9 d dham-
mam häyena phassayam (v. 1. C''* pa-, B"^ pu-, B^ phu-), so daß
also phasai, was auch an sich wahrscheinlicher wäre, wohl vielmehr
zu sprs als zu pasy oder gar zu bhäs (Senart) gehört, im Gegensatz
zu Dhp. 259 d dh° k° passaii. Die Tatsächlichkeit der Vertretung
von rs oder rs durch s wird belegt durch phusamu B. 25 und
sainmasati B 13.
A^ 14 auch = M. Bd. II S. 105, G. 9 (Sutta 86) und S.
Bd. I S. 25, d. i. Devatä-S. 4, 6 G. 3.
A=^ 16 auch = Mil. S. 387 G. 2.
A=5 17c auch = S. Bd. I S. 87, d. i. Kosala-S. 2, 7, 6 G. 2a,
A. V, XLIII G. 1 e (Bd. III S. 48), It. 23 G. 1 a.
A* 3 b gii^)hi parvaitasa va vgl. Dhp. G. 74 b gihl pabbajitä
ubho : d auch = Dhp. G. 32 d, A. IV, 37, 6 G. 3 d (Bd. II S. 40),
VI, XXXII G., f und XXXIII G., f (Bd. III S. 331), It. 45 G. 2 d.
A* 7d auch = Dhp. G. 293 b und Thag. 636 b, vgl. auch
Thag. 468 d.
A* Sc + d vgl. auch S. Bd. I S. 208, d. i. Yakkha-S. 4, 3
G. 2 a + b.
A* 9c + d auch = S. Bd. I S. 48, d. i. Devaputta-S. 6, 3
G., c + d.
Von Fragm. A. I der Zeilenanfang 1 auch = J. I S. 400,
3. der vom Komm, zitierten G.s, a; Zeilenanfang 3 auch = ebda.,
4. zit. G., a, und J. 321 G. 3 a und Dhp. A. S. 232 G. 2a; Zeilen-
anfang 4 auch J. I S. 400, 5. der zit. G.s, a.
Fragm. A. VIII auch = a + b der 6. in J. I S. 400 vom
Komm, zitierten Gäthäs.
B 1 vgl. auch S. N. 643 und Manorathapürani singhal. Ausg.
5. 164 G.; B Ic budlm atimasarira = A. III, 58 G. 3c (Bd. I
S. 165) buddham antimasarhxira ; B 1 ff . d noch oft im Päli-Kanon.
B 3 auch = S. N. 636 und Dhp. A. singhales. Ausg. S. 314;
B 3a auch = Dhp. G. 267a und S., Brähmana-Samyutta, 2, 10, 4
G. 2 a (Bd. I S. 182).
B5a + b vgl. auch S. N. llOoa + b und Cülaniddesa XIV
482
Ji. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuä de Rhins.
G. la-^b und G. 7 a 4- b, Siames. Ausg. des Tripitaka II. Bd. 19
S. 153 und 156; B 5b auch = A. IV, 35, 6 G. 2d (Bd. II S. 37)
und Thig. 384 d; und B 5d vgl. A. a. a. 0., e.
B 6 größtenteils auch ::= S. N. 627 ; zu a -j- b vgl. auch S.,
Yaiiglsathei-a-S. 6, 6 G. la-j-b (Bd. I S. 190) und Thag. 1231 a + b;
B 6 c utamu pravara vira vgl. B. XVIII, 26 a uttamam pavUram
settham.
B 7 auch = S. XXI (Bhikkhu-S.) 11 G. 2 (Bd. II S. 284);
B 7a -T- b auch = S. I (Devatä-S.) 3, 6 G. 2 c + d (Bd. I S. 15),
und S. II (Devaputta-S.) 1, 4 G. 2 c + d (Bd. I S. 47).
B 8 kaena savruto bhikhu atha vayai s. v. t.o
manena savruto bhikhu sarva drugatio jahi
vgl. Dhp. G. 234 käyena samvutä dhlrä atho väcäya samvutä
manasä samvutä dhlrä ie ve suparisamtmtä.
Zu B 8a vgl. auch Dhp. G. 231b käyena samvuto siyä; zu B 8 c
vgl. Dhp. G. 233b manasä samvuto siyä\ B 8d und B 9f +
unmittelbar vorangehendes bhikhu = A. III, 33, 2 G. 2 , letztes
AVort von c, — d und Ud. IV, 2 G. 2 , letztes Wort von e, + f
bhikkhu sahbä dugqatiyo jähe.
B 9 f s. zu B 8 d. '
BlOc + d auch = Thag. 981 c + d; B 10 c v^l. auch D.
XYI, 3, 10 G., c, S. LI, 10, 17 G., c (Bd. Y S. 263), A. VIII, LXX, 9
G., c (Bd. IV S. 312), üd. VI, 1 G., c.
B 11 b + c + d auch J. 269 G. 3 b + c + d (Bd. II S. 350);
B IIb auch = S. X. 850c, Thau. 1006b und 1007b, und vgl.
Thig. 281b.
B 12 b (= B 14 b) auch = Mahävagga V, 1, 27 G. 3 b (Vin.
Bd. I S. 185), A. VI, LY G. 3 b (Bd. III S. 378), üd. IV, 9 G. 2 b;
B 12d (= B 14d und 15 d) auch = S. V (Bhikkhunl-S ) , 2, 6
G. Id, Thag. 398 d, 1071 d, Thig. 61 d.
B 13 letztes Wort von a sammasati -{- b vgl. auch Thag. 23
letztes Wort von c sammasanto + d; B 13b auch = A. IV, 12
G. 2 d (Bd. II S. 1 5), Thag. 23 d, Thig. 96 b.
B 16d vgl. auch S. X. 822 d.
B 17d auch = D. XIV, 3, 28 G. 3b, Dhp. G. 185b, Ud.
IV, 6b, Smp., Colombo-Ausg. I.S. 93 G. 3 b.
B 18 a vgl. auch S. X. 338 a; a + b vgl. auch Thag. 249 c -f d,
•wo hhajeyya dem bhayeo. des Ms. sogar näher entspricht als das
hhajassu von Dhp. G. 375 e; B 18 b vgl. auch Dhp. G. 366 d.
B 20d vgl. auch Thag. 102 d.
B 22 a kamaramu kama {?) ratu ^) vielleicht zu vgl. It. 79
G. 1 a kammärämo bhassarato\ B 22 d sadharma parihayati =
A. VII, XXVII-XXX G. 4d (Bd. IV S. 26 u. 27).
1) kama- dieses zweiten Wortes scheint mir aber bedenklich, wenn nicht
unwahrscheinlich.
R. Otto Franlce, Zum Manuskript Dutreuil de lUiins. 483
B 23 a auch = S. N. 327 a; b auch = Thag. 747 b; d auch
= A. VII, a. a. 0. G. 8 d.
B 25 b auch = S. V (Bhikkhunl-S.), 7, 5 G. 3 b (Bd. I S. 133)
und Thig. 201b; B 25 d vgl. oben zu A' 6 b.
B 27 b vatava brammayii/ava vielmehr = J. 523 G. 3 b und
J. 543 G. 51b vatavä brahv'iacarii/avä (als Dhp. G. 267 b bähetvä
hrakmacari>/avä)\ B 27 d vgl. auch Dhp. G. 367 d.
B 28 b auch = Dhp. G. 381b und ManorathapüranI, singhal.
Ausg. S. 153 G., b.
' B 29 b + z. T. 0 + d auch = Dhp. G. 381b + z. T. c + d.
B 29 c + d 'padivijhu pada sata sagharavosamu suha vielmehr
zu vgl. mit Thig. 182c-f-d iKüivijjhlin padam santam sahkhärü-
pasamam sukhani , und c mit Thig. 189 c ^Ja/«iJ()yÄ«//i 2^^^^^V^
santam; die zwei letzten Worte von c, -|- d auch = Thag. 11,
die zwei letzten Worte von c, + d.
B 30, die zwei letzten Worte von c, + d pada sata akavuru-
sasevita = Thig. 189 z. T. c, -|- d . . padain santam aküpurisa-
seväam, und d auch = Thag. 649 d.
B 31a + c auch = Thag. lla + c; c auch = Dhp. G. 368c;
d vgl. (außer Thig. 196 d) auch Thig. 55 b und S. X (Yakkha-S),
9, 3 G. 2 b (Bd. I S. 212).
B 32 auch = A. IV, 37, 6 G. 3 (Bd. II S. 40); c -f d auch
= A. VI, XXXII und XXXIII G. c, + d (Bd. III S. 331); d auch
= S. I (Devatä-S.), 5, 6 G. 4d.
B 33c (d. i. Fragm. B XII) i) auch = A. VI, XLIII G. IIa
(Bd. III S. 347) und Thag. 699 a.
B 36 kodhana akitana i drohini i{?) . t(^) . e(?) . . .
b{^})ramayiya cara bhikh\u\ sasani
vgl. J. 63 G.
kodhanä akatannü ca j^isunä ca vibhedikä
brahmacariyam cara bhikkhu, so sukham na vihähisi.
insuna und dvoliini sind ziemlich synonym. Vgl. J. 518 G. 38 b
dübJü ca 2)isuno casi. B 36d vgl. B 28 b und 29 b.
B 37 auch = S. I (Devatä-S ) 1, 5 G. 2 (Bd. I S. 3), Thag. 15
und 633.
B 38 a auch ^ S. N. 1100 a und Cülaniddesa (Ausg. des
Siames. Tripitaka II Bd. 19 S. 144 und 145) xll G. 10a = G. IIa;
B38a-rb-}-c auch = Mahäniddesa XV G. 51 und 56a4-b + c
(Siames. Trip. II Bd. 18); c auch = S. K 861b.
B 39 auch = K. V. A. IV, 1 G. (JPTS. 1889 S. 73); c auch
= S. N. 35 a (= Cülaniddesa XVIII G. la und G. 5 a, a. a. 0.
S. 239), S. N. 394 c, J. 505 G. 26 c, J. 522 G. 36 c; d auch =
Ud. III, 6 d.
1) Nach Lüders, a. a. 0., S. 477.
484 ^- ^^^ö Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rldns.
B 43 (Lüders 41) auch = Smp., Colombo-Ausg. II, S. 16 G.
Übrigens dürfte die Lücke in B43b z. T. durch Fra^ni. B XV
Visa :^ visam der Päli-G. zu ergänzen sein.
B 51 (Lüders 50) d auch = Thag. 399 d.
B 53 (Lüders 52) d auch = Asl. 742 G. (S. 364).
B 54 (Lüders 53) d auch = Ud. VII, 4 f.
C'° 3d auch = A. VI, XLIII G. 12 d (Bd. III S. 347) und
J. 539 G. 40 b; vgl. auch J. 539 G. 43 b, V. V. XXXVIII, 3d, 6 b,
P. V. II, 12, Id.
C--» 4 d auch A. V, XXXI, 10 G. 4 b (Bd. III S. 34), Thag. 368 b,
650 b, P.V. I, 10, 4d.
0''° 9 auch = Manorathapür. singhales. Aus?. S. 172 und
Par. Dip. V S. 102.
C^° 17 auch Ap. zitiert in Par. Dip. V S. 97 G. 20; C™ 17 a
(= 18 a u. 19 a) auch = S. XLVIII (Indriya-S.) 41 G. 2 a (Bd. V
S. 217) und Manorathapür. singhales. Ausg. S. 219 G. a; C" 17 b
auch = It. 34 G. 1 b, Thag. 987 b, Mil. 396 b.
C« 18 auch = Ap. zitiert in Par. Dip. V S. 181 G. 27,
Dhp. A. Colombo-Ausg. S. 545 G. 1, Par. Dip. V S. 112 G. 3.
G^° 19 auch = Manorathapür. singhales. Ausg. S. 219 G.,
Par. Dip. V S. 96.
C^o 20 b vgl. auch Thag. 219 b und Thig. 143 b; C'° 20 d
divaratra atadrito vgl. A. IV, 37 G. 2 b (Bd. II S. 40) ahorattam
atandito.
0^° 25 auch = Manorathapür. singhales. Ausg. S. 231 G. und
Dhp. A. Colombo-Ausg. S. 260 G. = Fausböll's Ausg.i S. 267;
C^° 25a auch = A. V, XXXIX G. 4 c (Bd. III S. 44),^ VIII, LIV
u. LV, 15 G. 2a = LXXV, 2 G. 2a = LXXVI, 10 G. 2a (Bd. IV
S. 285, 289, 322, 325); C"" 25 c yena yeneva vayati vgl. A. VI,
XLIII G. 11c (Bd. III S. 347) yena yerüeva gacchati (gegenüber
dem yam yam padesam bhajati der im übrigen verwandtesten,
von Senart verglichenen, G. Dhp. 303 c).
C'" 26b2jayan«' Icamani sa\maya]rea vgl. b der im Komm, von
J. 522 (Bd. V S. 147) zitierten G. 'püpäni kammäni samäcaranti.
G'" 28a + b auch = Ap. Cap. 489 G. lOa — b (ed. E. Müller,
Gui'upüjäkaumudl S. 56) und vgl. Ap. zitiert in Par. Dip. V S. 31
G. 2c + d; C"^« 28a auch = Thag. 583c; C« 28c + d auch =
J. 55 G., e + f, J. 56 G., e + f, J. 156 G. 2 e + f, Dhp. A. singhales.
Ausg. S. 272 G. 2e_+f.
C'° 29. Hier ist außer dem Schluß die ganze Zeile weg-
gebrochen ; den Schluß der ersten und den Anfang der zweiten
Gäthä-Hälfte hat Senart durch Fragm. C P°, Z. 3 ergänzt: v. s. t
iiudhasa suyi. Zwischen diesem und dem in C" 29 erhaltenen
Schluß aber klafft noch eine Lücke , es fehlt noch fast die ganze
erste Gäthä-Hälfte, und natürlich ist die Gäthä auch noch nicht
verifiziert. Die erste Gäthä-Hälfte ist zu ergänzen durch Fragm.
C X''°, das Senart gelesen hat sudhasa hisadasi gu sudhasa posa-
11. Otto Franke, Zum Manuskript Dutrcuil de Rh ins. 485
rudra. Da die Fragmente nicht abgebildet sind, was außerordentlich
zu bedauern ist, lassen sich Korrekturvorschlüge nur mit Vorbehalt
machen. Das aber läßt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten,
daß das von Senart als st gelesene Zeichen vielmehr phi bedeutet.
Vgl. Bühler's Schrifttafel I, Kolumne VI, Zeichen -'54 mit 26. Im
letzten Worte steckt das Äquivalent für Päli uposatha, sei es mit
u° vorn, in welchem Falle wohl 6'udhasi(jJu° herzustellen sein düi'fte,
sei es 2^osadha entsprechend dem nordbuddhistischen p>osad]ia. Die
Endsilbe dho des Nominativs läßt sich hinter dem ru Senart's ver-
muten , beide Silben kcinnen in der Schrift dieses Ms. ziemlich
ähnlich geraten. Ob dann die restierenden Zeichen dieses Fragments
(Senart dra) und die sich anschließenden drei ersten von Fragm.
C 1 , 7j. ^ V. s. t (nach Senart's Lesung) als sada oder was sonst
gelesen werden können , entzieht sich meiner Einsicht. Aber ab-
gesehen vom Schluß scheint mir der Text der ersten Gäthä-Hälfte
sicher zu stehen: sudhasa hi sada pt^i'ju sudhasai^^) posad]i\o
sada\ phigu steht nach paläographischen und Lautgesetzen für
pheggu (Skr. phalgu). Den Schluß der Zeile C" 29 hat Senart
gelesen ? sa samajakavata, aber das als 7ca interpretierte
Zeichen ist zweifellos tl . samajali ist Päli sainpajjate wie in
C^° 41. Die cranze zweite Gäthä-Hälfte ist also herzustellen sudhasa
suyi\lcamasa . .]s«^) samajati vata. Im ganzen, wenn auch viel-
leicht nicht in allen Einzelheiten, entspricht M., Sutta 7 G. 3 c bis f
(Bd. I S. 39)
suddhassa ve sadä pJiaggu, suddhass' uposatho sadä^
suddhassa sucikammassa sadä sampajjate vatam.
C'° 30 auch = Nidänakathä G. 293 (J. I S. 90) ; c + d auch
= J. 384 G. Ic-f-d; d auch = Dhp. G. 410 b, S. I (Devatä-S.),
4, 2, 4 G. 1 f und I, 5, 3 G. 2d (Bd. I S. 18 und 32), A. VIII, XV
G. 2d (Bd. IV S. 195), It. 40 G. Ib, S. N. 634b, J. 269 G. 1 d,
J. 330 G. 4 d.
C^" 31 auch = Dhp. A. Colombo-Ausg. S. 107 G. 1 (= Faus-
böli's Ausg.i S. 170); zu 0° 31c ativaka ti . . . . vgl. auch Ind.
Spr.- Nr. 152 a u. 153 a ativädäms titikseta.
C" 32 b (Fragm. C V) wird vielmehr zu lesen sein als malua
va vitata vani (statt Senart's m° vavi lata vani) , weil S. X
(Yakkha-S.), 3, 12 G. 2d (Bd. I S. 207) und S. N. 272 d mäluvä
va vitatä vane entspricht.
Von C"^° 37 ist alles bis auf ein kleines Stück am Zeilenanfang
abgebrochen. Ich glaube, an den Anfang der zweiten Gäthä-Hälfte
ist das Fragm. C XXXIV''" zu setzen , freilich korrigiert zu sutu
ga . . . statt Senart's suruga . . ., was bei der Ähnlichkeit der
Zeichen für t und r ja keine Bedenken hat-). Dieses sutu ga . . .
1) Die Ergänzung hamasa vermutete schon Senart.
2) So vielleicht auch karu statt des zu erwartenden katu (= Päli kätum)
in Cro 39 b (Fragm. C XXVIIro) verlesen?
486 ^^- ^"'^ Franke, Zum Manuskript Dutreuil de JRhins.
reflektiert das suttam gämam der schon von Senart mit C""" in
Parallele gesetzten G. 2S7 des Dhp. Übrigens ist 0"^° 37 außer
Dhp. 287 auch = Manorathapür. singhales. Ausg. S. 227 G. 1,
Dhp. A. Colombo-Ausg. S. 346 G., Par. Dip. Y S. 175 G. 2.
Um die richtige Lesung von C" 38 haben sich Senart (a. a. 0.
S. 279 und 546 fg.) und Lüders verdient gemacht. Ich möchte nur
ihr erstes Wort pure konügieren. pubbe' würde die Päli-Form sein,
die, nach sehr zahlreichen Analogieen zu schließen, hier erscheinen
würde. Dem entspricht aber im Dialekt des Ms. Dutr. de Kh.
puve (vgl. C''° 39 und A- 3) , und so steht ja auch ganz deutlich
da, und Senart hatte an ersterem Ort richtig so gelesen.
C" 39a + b auch = J. 71 G.. a^b und Dhp. A. Colombo-
Ausg. S. 534 G. 2 a + b.
C^° 40 auch = S. II (Devaputta-S.), 1, S, 2, G. 3 (Bd. I S. 49) ;
d auch = S. IL 3, 2 G. 3 b (Bd. I S. 57) und sonst.
C" 40 A. Zwischen C" 40 und C'° 41 sind zwei Zeilen ver-
loren gesansren , von deren Anlangen nur noch einige Buchstaben-
spuren vorhanden sind. Auch Senart a. a. 0. S. 280/1 hat das
bemerkt. Es kommt nun darauf an, ob 0""° 41, von der auch nur
etwas weniger als die erste Hälfte noch vorliegt, eine volle oder
nur eine halbe Schriftzeile enthielt. Im letzteren Falle -wäre die
vorhergehende Zeile, die zweite der ausgefallenen, mit ihr zu einer
Gäthä von 6 Pädas zusammenzunehmen und zwischen C''" 40 und
Qro 4j würde nur eine Gäthä fehlen. Andernfalls fehlen entweder
zwei Gäthäs oder es fehlt eine Gäthä von sechs Pädas. Danach
richtet sich dann die Einrangieruncr des in Betracht kommenden
Fracrmentes. Nach meiner Meinuno- gehört nämlich das Fragment
C. XXVIIP° .... yati unadana pra ... in diese Lücke, je nach
Umständen entweder in die erste oder in die zweite der fehlenden
Zeilen. Der Splitter . . . yati wird zu Iciyati^), hariyati oder der-
gleichen, Passiv von /or, zu ergänzen sein. Den Worten des Frag-
mentes entsprechen in Dhp. G. 292c-)-d die Worte Icayirati un-
nalänam pjamattänam und der ganzen durch das Fragment repräsen-
tierten Gäthä wird also Dhp. G. 292 entweder direkt entsprechen
oder zugrunde liegen, falls die Kharosthi-G. vielleicht zu einer von
sechs Pädas ausgearbeitet war. Die Gi'ünde, aus denen ich glaube,
daß dieses Fragment und diese Gäthä vor 0"^° 41 gehört, sind
folgende : Das noch vorhandene Stück am Anfang von C"^" 41 ent-
hält die Worte asavci tesa vadhati , und C""" 40 redet von Hand-
lungen (alcita. hita. suhita ötc). Zwischen beiden ist eine überleitende
Gäthä zu vermuten (vgl. darüber unten Abschnitt 2). Eine solche
ist die G. Dhp. 292
yam Jii Iciccam tad apaviddham. akiccam pana Icayirati
unnalänam 2)<iniattänain tesam vaddhanti äsava-).
1) Vgl. miyati A^ 12 von mr.
2) Übrigens auch = Thag. G35.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins. 487
Und da außerdem die benachbarten Zeilen C'° 42 + 43 die G. 293
des Dhp. enthalten , so darf man als annähernd sicher annehmen,
daß in einer der ausgefallenen Zeilen , wahrscheinlich der ersten,
die Kharosthl- Version von Dhp. 292 stand. Dieselbe zog dann eine
weitere G. nach sich, C''° 41, weil diese die verwandte Wendung
asava tesa vadhati enthielt. Sie scheint eine Umarbeitung von
Dhp. G. 253 zu sein.
Von C^° 1 hat Senart nichts als ... . ra atlm , notdürftig
kann man vor dem ra noch ein ja und auf dem r ein e, also
jare athu erkennen. Die zwei Worte sind die einzigen Überbleibsel
'von S. XLVIII (Indriya-S.), 41
G. 1 dlütam jammi jare atthu dubbannakarani jare
tCiva manoramam vimbam jaräya abhimadditam.
C^" 2 yo vi varsadata jivi so vi mucuparayano
na kaji^) i}ari
ist S. a. a. 0. G. 2
yo pi va^sasatam jive so pi maccixparäyano
na kiiici parivojjeti sabbam eväbhimaddati.
c + d auch = S. III (Kosala-S.), 3, 5, 15 G. 2c + d (Bd. I 8. 102).
C^-° 3 b auch = lt. 43 G. 1 d.
C'o 4 auch = der in der Einleitung von J. 512 (Bd. V S. 11)
zitierten G. ; C'° 4 c auch zu vgl. Cullavagga XII ,1,3 G. 5 a
(Vin. II S. 296) und A. IV, 50, 3 G. 5 a (Bd. II S. 54).
C'<> 5 (ergänzt durch Fragm. C XVIII ^°)
yavi eva padka7na rati gabhi vasati manavo
avithit[o'] -) ti so gachu na nivatati-'').
ist = J. 510 G. 1
ya97i ekarattim patliamam gahblie vasati mänavo
abbh' utthito va sayati sa yaccham na nivattati.
Die J.-Gäthä gehört leider zu denjenigen, die, aus ihrem ehemaligen
Zusammenhange gerissen, nicht ganz verständlich sind und die auch
der Prosa- Verfasser nicht verstand. Der Kommentator erklärt abbh' als
abbho == Wolke. Auf jeden Fall wird wohl avi des Ms. Nichts damit
zu tun haben und ohne Rücksicht darauf gedeutet werden müssen.
avithito ist a-visthitah. Der Sinn scheint zu sein: „Selbst in der
ersten Nacht, die der Mensch im Mutterleibe wohnt, ruht er nicht
1) So zu lesen statt Senart's hhaje.
2) Lüders a. a. O. S. 488 ergänzt diese Lücke durch Fragm. C. XXXYIII
. . . rasa saga . . und liest also avi thirasa sagati. Damit ist er sicherlich
auf falscher Fährte. Das t von avithito ist ganz deutlich und auch von dem
o ist wohl noch ein Rest zu erkennen. Das Fragm. C. XXXVIll gehört viel-
mehr zu C'o 42.
3) Dieses Stück von . . . ti bis -ti = Fragm. C. XVIIl-^o.
488 ^- ö''«' Frauice, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins.
fest (d. h. entwicklungslos) , sondern ist in Bewegung und hält
darin nicht inne".
C^° 7 a + b ist zu lesen
i/e vrudha tje ya dahara i/e ca niajhima porusa
(statt Senart's und Lüders' ye hu dkayeyu d° etc.). Das angeb-
liche Zeichen hu ist genau dasselbe Zeichen wie das für vru von
saiTuio in B 8. Es entspricht dieser Gäthä-Hälfte Jät. 547 G. 143 a
— b und G. 642 a -f b
ye (642 ye ca) vuddhä ye ca daharä ye ca majjhimaporisä.
Die folcrende Halbgäthä des Ms. , von der nur einige Buchstaben
am Anfang erhalten sind, ist vorläufig nicht aufzufinden.
C^° 8 vgl. auch Mahäniddesa VI, 13 (Siames. Ausg. des Trip. II
Bd. 18).
C^° 9 c (d. i. Fragm. C. XV ^'^ Z. 2) auch = S. III (Kosala-S.),
3, 5, 15 G. le (Bd. I S. 102).
C'° IIa emam eva manus . . . entspricht wohl S. XXI (Bhikkhu-
S.), 6, 6 G. 2 a, A. III, 57,2 G. 3 c (Bd. I S. 162), IV, 70,2 G. 4 c
(Bd. n S. 76), J. 334 G. 2a und G. 4a. J. 366 G. 4a evam eva
manussesu und J. 202 G. 2 a, J. 241 G.'2a, J. 400 G. 10 a, J. 487
G. 15 a, J. 527 G. 49 a, G. 51a, J. 528 G. 46 a, G. 48 a evam evam
(z. T. mit v. 1. eva) manussesu, und vgl. Ind. Spr.- Nr. 5103a
evam, eva manusyänäm.
C^o 12 aucli = J. 538 G. 118.
C'^°15a + b -\- 16c-i-d auch = Manorathapürani singhales.
Ausg. S. 27, G.
C^° 17a-Lb vgl. auch mit S. V (BhikkhunT-S.), 4, 5 G. 2a + b
hninä pütikäyena blundavena (v. 1. SS. bidndarena) pahhangiinä,
und C^" ISa-j-b (d. i. Fragm. C. XIIP'°), von Senart gelesen imina
^nitikaena vidvarena . . . ., vielleicht in Wirklichkeit identisch mit
der angeführten S.- Stelle.
C^° 17 f, 18 f, 19 f, 20 d auch = Thag. 989 d und 990 d, A. VI,
XIV, 5 G. Id und 2d, und XV, 4 G. 1 d und 2d, Dhp. G. 23 d,
Thig. 6d, 9d, It. 107 G. Id.
C'° 21 auch = J. 537 G. 42 und G. 76.
C^° 22 d vgl. auch Thig. 369 c.
C^° 24a — d auch = M., Sutta 75 G. a + b (Bd. I S. 508).
C^° 25 c auch = A. VI, XLV, 3, drittletzte G., a, v. 1. M. S.
(Bd. III S. 354), vgl. auch S. K 732 f.
Cvo 30 a ^ b auch = S. IV (Mära-S.), 2, 8,8 G. 2 a + b (Bd. I
S. 114) und J. 539 G. 127 und 128 a + b.
C^° 31 c + d auch = Thag. 187 c + d ; saratacüa von C^° 31 c
(gegenüber dem särattarattä von Thag. und Dhp. etc.) vgl. aber
auch mit sürattacitto S. XXXV (Salävatana-S.), 95, 14 wiederholt;
C^° 31 d auch = S. K 38 b.
C''" 32 c + d und 33 c + d vgl. auch J. 411 G. 7 c + d.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dtdreiiü de Rhins. 489
C^o 33
ye raharata anuvatati sotu^) saigata
eta h. eh. tvana parim'ayati anavehino kaviaauha i^^'o^hai
ist von Senart mit Recht in Parallele gesetzt worden zu Dhp. Gr. 347
ye räyarattänupatantl sotam
sayamkatam makhafalco va jälam
etam pi ehetväna vajanti d/nrrt,
anapekhino, sahbadukkham paliäya.
Aber viel genauer entspricht Par. Dip. V S. 128 G. und Manora-
thapürani singhales. Ausg. S. 206 6.
ye rägarattänupataiiti sotam
sayamkatam makkatako va jälam
etam pi ehetväna paribbajantl
anapekkhino kämasukham jjohäya.
Auch Ap. zitiert in Par. Dlp. V S. 133/4 G. 70 ist fast vollständig
gleich, das einzige abweichende Wort ist ekam statt etam.
C^° 37a + b auch = J. 547 G. 368c + d; c und d 'vgl. auch
J. 435 G. 9d und G. 8d.
C'o 40 c + d (einschließend ra des Fragm. C XXXY, Z. 2), in
meiner Lesung-)
radhearo va camasa ptarikiea uvahana
+ C^° 41 (einschließend Fragm. C XX ^° Z. 3 und Fragm. C
XXXV Z. 3)
. . . jahati kamana ta ta samajati^') s. h.
sarva ca suhu ichia sarvakama parica'i
entsprechen J. 467 G. 8 e -f f und G. 9
rathakäro va cam,massa
parikantam *) upähanam.
yam yam cajati (v. 1. li^^ Jahati) kämänam
tarn tarn sampajjate sukham^
sabbaii ce (v. 1. IB'^ ca) sukhain iccheyya
sabbe (v. 1. ß"^ sabba) käme pariccaje.
C^° 40 d auch = J. 539 G. 115 b imrikantam upähanam.
C^° 42 (einschließend Fragm. C XIX Z. 1) ist ferner in 'c zu
ergänzen durch C XXXVIII rasa saga , das Lüders mit L^nrecht
in C^° 5 gestellt hat. Wir erhalten so den Text
nena yo atmano
vei-asasaga (y?) so duha na parimueati.
1) So doch ganz deutlicli ! Senart sotu.
2) Senart's Lesung radhe arovacamasa p' iir.
3) Senart tada sa majati.
4) Part. Praes. von pari-j-krt, -wähTend parikica das Ms. Absolutiv davon ist.
490 ^^- Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuü de Rhins.
Die entsprecliende Gätbä ist Dhp. G. 291
paradukhluipadhünena yo attano sukJiatn icchati
verasamsaggasamsaiflio verä so na paviuccati
(1. Ausg. u. V. 1. C^ C° S'^ der zweiten parimuccati). Zu C^'° 42 d
ist aber auch zu vgl. Thag. 730 d und 731 d so duJckhä na hi
muccati und S. I (Devatä S.), Q, & G. 2 d duhkhä na parimuccati.
C^° 43 c auch = Cullavagga VI, 4, 4 G. 2 c (Vin. Bd. II S. 156)
und A. III, 34 G. 2 c (Bd. I S. 138).
C" 44 auch = S. VI (Brahma-S.), 2, 5, 6 (Bd. I S. 158) und
XV (Anamatagga-S ), 20, 19 G. 2 (Bd. II S. 193), Thag. 1159, auch
fast ganz = S. I, 2 G. 2 c bis f (Bd. I S. 6).
2. Über das Verhältnis der Anthologie des Ms. Dutr.
de Rhins zum Päli-Kanon.
Im folgenden nenne ich das im Ms. Dutr. de Rh. überlieferte
Werk einfach die Anthologie. Wie verhält sich diese nun zum
buddhistischen Kanon, zum süd- und zum nordbuddhistischen? Ist
sie einfach eine Dialekt- Version eines Werkes eines der beiden ?
Und ist sie, wenn ein entsprechendes kanonisches Werk nachzuweisen
sein sollte, diesem koordiniert (und stammverwandt?), oder älter
(und dessen Vorlage?), oder jünger (und dessen Bearbeitung?)?
Ist sie eine Auslese aus mehr als einem Werke? Und in diesem
Falle eine ohne jede Selbstständigkeit und ohne Prinzip , oder mit
selbstständigen Zutaten und nach subjektiven Gesichtspunkten? Und
spricht sie dafür oder dagegen, daß die kanonischen Werke uns in
ihrer richtigen echten Form erhalten sind , imd daß zur Zeit der
Abfassung der Anthologie nur die in den beiden Kanones nieder-
gelegten buddhistischen Literaturmassen vorhanden waren ? Waren
diese noch fluktuierende Massen ohne die feste kanonische Ab-
grenzung oder schon fest eingehegt? Ergeben sich Aufklärungen
über Alter und Berechtigung von Textvarianten? Es sind eine
Menge solcher und noch anderer Fragen , die sich beim Studium
der Anthologie erheben. Eine Reihe derselben wird vor der Hand
noch zurückzustellen sein Im besonderen schränke ich meine Er-
örterungen dieses Mal auf den Päli-Kanon ein. Und auch so werden
sich noch nicht alle Probleme lösen lassen. Aber das Wenige, was
sich vorläufig ausmachen ließ, will ich vortragen. Manche Fragen
lassen sich deshalb noch nicht entscheiden oder nur bedingt be-
antworten, weil die Petersburger Fragmente unseres Ms. noch immer
nicht veröffentlicht sind. Es war nicht tunlich, darauf zu warten.
Meine Arbeiten zur Kritik des Päli-Kanons erfordern schon jetzt
eine Stellungnahme zur Anthologie wenigstens in den Grenzen der
Möglichkeit.
Senart hat seiner Abhandlung über das Ms. die Überschrift
gegeben ,Le Manuscrit KharosthT du Dhammapada" und nennt in
Ji. Otto Franke, Zum Manushrqyt Dutreuil de Rhiiis. 491
seiner Einleitung (JAs. 9, Ser. T. 12, S. 193) das Werk eine ,Präkrit-
Rezension des Dhamuiapada". Auch Lüders spricht vom „Kharosthl-
Manuskript des Dhammapada". Es steht nun von vornherein fest,
daß diese Bezeichnungsweise genau genommen nicht berechtigt ist,
was ich übrigens für die beiden genannten Gelehrten kaum zu sagen
brauche , denn sie selbst haben schon jeder eine Reihe Verse der
Anthologie in anderen buddhistischen Werken aufgefunden, und
manche Bemerkungen Senart's zu Einzelstellen des Ms. zeigen, daß
er nicht daran dachte , das Dhammapada in der uns vorliegenden
Form des Päli-Kanons für die Quelle zu halten. Beide haben das
AVort Dhammapada wohl mehr als Appellativ gebraucht — es be-
deutet ja etwa „Sammlung von Worten der Wahrheit" — nicht
eigentlich als Name , und in diesem allgemeinen Sinne verwendet
wohl auch Rhys Davids den Titel JRAS. 1899 S. 427: ,The little
work is an anthology, a Dhammapada, a collection of i-eligious verses".
Aber auch zu diesem freien Gebrauche haben wir, wenn die Ferner-
stehenden nicht irregeführt werden sollen, nicht das Recht, da ein
ganz bestimmtes Werk des Kanons diesen Titel als Eigennamen
trägt. Ebenso sicher ist auf der anderen Seite, daß das Dhamma-
pada in irgend einer Version, und zwar als literarisch fixiertes Werk,
die Hauptquelle gewesen ist. Schon Senart hat gezeigt, daß das
Dhammapada die meisten Entsprechungen zu den Gäthäs der Antho-
logie hat. Das allein ist nun freilich noch kein Beweis , denn da
auch das Dhammapada eine buddhistische Anthologie ist, könnte die
Gleichheit der Tendenz ein überwiegendes Zusammentreffen in der
Auswahl veranlaßt haben. Die Gäthäs ganzer Gruppen entsprechen
sich hier und da auch in der Reihenfolge. So A* 4 — 9 = Dhp.
296 — 301. Aber das könnte daher kommen, daß in beide Werke
zufällig die gleichen Komplexe aus ein und derselben Vorlage über-
gegangen -wären. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß der Antho-
logie-Verfasser ein Dhammapada mit eben der Vagga-Einteilung
gekannt haben muß , die sich in unserem Dhammapada findet. In
unseren Ms.-Stücken stoßen wir ab und zu auf die Angabe von
Gäthä-Summen in Zahlzeichen. Diese geben die Verszahl des jedes-
mal-voranstehenden Kapitels an. Über die Gesichtspunkte, nach
denen die Kapitel abgeteilt sind, werde ich noch sprechen. Hier
so viel : Einige dieser Kapitel decken sich im Prinzip mit Vaggas
des Dhammapada. Das Blatt B enthält Z. 1 — 7 Verse über den
wahren Brahmanen , Z. 8 — 54 solche über den Mönch {bhikhu).
Zwischen Z. 7 und 8 stehen Zeichen der Art, wie sie im Ms. das
Ende eines Abschnittes zu bezeichnen pflegen , und am Ende der
voranstehenden Z. 7 hat Senart die Zahl 50 gelesen. Das heißt
augenscheinlich , nach Analogie anderer Fälle , wo neben der Zahl
noch die Silbe Ga, d. h. Gätha, steht, daß das voranstehende
Kapitel 50 Gäthäs enthielt. Da jede Zeile eine Gäthä zu enthalten
pflegt (abgesehen manchmal von vereinzelten Gäthäs mit 6 Pädas),
so fehlen uns vom Anfang dieses Kapitels einige 40 Gäthäs. Auch
492 ^- Otto Franke, Zum Älanuslcrii^t Dutreuil de liki'ns.
im Dliammaiiada steht der Bliikkhuva"!?a und der Brähnianavasfcfa
unmittelbar neben einander, nur in umgekehrter Reihenfolge, als
Vagga 25 und 26. Der Brähmanavagga enthält 41 Gäthäs , ist
also auch sehr umfangreich. Eine genaue Entsprechung in der
Verszahl ist nicht nur nicht zu erwarten, sondern würde sogar ein
Wahrscheinlichkeitsgrund gegen die Vaggaidentität sein , da die
Ms.-Anthologie nie alle Gäthäs eines Vagga aufnimmt und umgekehrt
Verse von anderswo dazwischenfügt. Darüber si^äter. — 0""° 1 — 4
bilden die letzten vier Zeilen eines Kapitels , das (zufolge der An-
gabe in Z. 5) 15 Gäthäs enthielt. 11 Gäthäs fehlen also am An-
fange. Da nun die vier vorhandenen Gäthäs ausnahmslos solchen
des 4. Dhp.- Vagga (Pupphavagga) entsprechen und die letzte Gäthä
des Ms.-Kapitels (C" 4) gerade der letzten des 4. Dhp.-Vagga (G. 59)
entspricht, da auch auf beiden Seiten der Umfang des Kapitels ein
verhältnismäßig geringer ist, so ist einige Wahrscheinlichkeit dafür,
daß beide im Prinzip parallel sind. — Das nächste Kapitel des
Ms. reicht von C" 6 bis C" 22 und entspricht^) dem 8. Dhp.-Vagga
(Sahassavagga). — Einige weitere Vagga-Nachweise würden nicht
schlagend sein, da in diesen Fällen das Verhältnis verwischt ist
entweder durch den fragmentarischen Zustand des Ms. oder durch zu
starke Mitaufnahme von Gäthäs aus anderen Dhp. -Vaggas. Darüber
später mehr.
Wenn man nicht künsteln will, wird man nicht an dem Schlüsse
vorüberkommen, daß irgend eine, nach allgemeiner Einrichtung und
mindestens z. T. auch nach Reihenfolge und Wortlaut-) der Gäthäs,
mit unserem Päli-Dhp. übereinstimmende Dhp. -Version die Haupt-
vorlage des Anthologie -Verfassers gewesen ist.
Auf Abhängigkeit von einem literarisch festweleoften Dhamma-
pada lassen dann ferner einige interessante Einzelheiten in der
Verknüpfung der benachbarten Gäthäs schließen. Über das Kom-
positionsprinzip werde ich unten noch ausführlicher handeln. Hier
kommt es auf die Gruppe B 8 — 11 der Anthologie an. B 10 und
11, die Dhp. G. 362 und 363 entsprechen, handeln vom sanata
(d. i. Päli samiata) , B 9 vom sanama (= Päli sanvama) und
sanata, wodurch B 9 natürlich eng mit B 10 -[- H verknüpft wird.
Zwischen B 8, wozu das Dhp. in der Umgebung von 362 und 363
keine Parallele hat^), und B 9 aber mangelt es an der genau
gleichartigen Verknüpfung, denn B 8 redet nicht vom sanata oder
von sanama, sondern vom savruta (-^ Päli samvuta). Nun hat
aber die Dhp. -Gäthä 361 an Stelle der Worte sanamu und sanato
von B 9 die Worte samvaro und samvitto, welche die vermißte
Verbindung mit B 8 herstellen. Also ist es so erut wie sicher, daß
der Anthologie-Verfasser hier eine Vorlage ausbeutete, die die Gäthä-
1) Außer Mahävastu Bd. III, S. 434 f., was ja aber sekundär ist.
2) Abgesehen von der Dialektform.
3) Zu vergleichen ist vielmehr Dhp. 234.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil cle Rhins. 493
Gruppe in der Form von Dhp. 361 — 363 enthielt, d.h. eben wohl
eine Dhp.- Version , und daß er dann in B 9 den folgenden zwei
Gäthäs zu Liebe samvaro und samvuto in sahamu und sanato
abänderte. Umgekehrt ist savutidrio (d. i. samvutindriyo) in Y) 10 b
statt sannatuttamo der parallelen Dhp.-G. 362 wohl Produkt der
Assimilation an samvuto von Dhp. G. 361 (wofür B 9 wie gesagt
sanato hat), was wiederum nur erklärlich ist, wenn dem Kompilator
die Gäthäs eben in dieser Verbindung geschrieben vorlagen. Etwas
ganz Ähnliches s. unten in der Erörterung über das Brähmana-
Kapitel, S. 496.
Außer den Kapiteln, die Pendants zu Dhp. -Vaggas bilden, gibt
es nun auch welche, die es nicht tun, mindestens nicht in deut-
licher oder auch nur wahrnehmbarer Weise. Diese sind zwar nicht
zu verwerten zu einem Gegenbeweise gegen die Benutzung des
Dhammapada, sie sind aber wichtig als Beweise einer gewissen
Selbständigkeit, einer subjektiven Eigenart des Anthologie-Verfassers.
Sie geben dem Werke einen persönlichen Charakter und entrücken
es der Möglichkeit als einfache Version irgend eines kanonischen
Werkes in Frage zu kommen. Die Gäthäs dieser Kapitel sind
nämlich deutlich nach einer leitenden Idee zusammengestellt. Die
Blätter A^ und A^ 6 — 17 + ^' O'^ dieser Reihenfolge gehören
die beiden letzteren zusammen) handeln über den pramäda und
ajjramäda, die Lässigkeit und Wachsamkeit. A'^ 6 — 17 -j- A-
haben keine Kapitelunterschriften und gehören also auch redaktionell
sicher zu einem Kapitel zusammen , wie sie dem Bruch nach an-
einander passen. Die Bruchlinien am Ende von A- und am Anfang
von A^ passen nicht zusammen, und ihre Zusammengehörigkeit ist
also nicht sicher, aber die Gleichheit des Themas verweist A^ in
die Nähe von A' 6 — 17 -f A^. In Betracht kommen kann nur
die Anfügung an das untere Ende von A^, da das obere sich an
A^ anschließt und das obere von A^ die letzten Gäthäs eines voran-
gehenden Kapitels trägt. Da A^ am Ende die Kapitel unterschritt
Ga 25 zeigt, so dürfen alle drei Blattstücke zusammen, wenn wir
sie als ein Kapitel ansehen wollen, höchstens 25 Gäthäs enthalten.
Das ist nun in der Tat der Fall. Die Zahl der vorhandenen Zeilen
beträgt zwar 26, aber die Zeilen 10 und 11 von A^ bilden zu-
sammen eine einzige Gäthä von 6 Pädas (= Dhp. G. 259). Nun
ist ja freilich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen , daß am Ende
von A- oder am Anfang von A^ noch eine Zeile abgebröckelt ist,
da, wie gesagt, die beiden Bruchlinien nicht direkt an einander
passen. Aber auch ein solcher Überschuß ließe sich quitt machen
dadurch , daß man die zwei Pädas von Z. A^ 1 der vorangehenden
ausgefallenen Gäthä angliederte und diese zu 6 Pädas annähme.
Es spricht also alles in allem mehr für die Angliederung von A*
an A^ -f A^ als dagegen. Dem Thema nach hätten wir dann
freilich auch hier eine Entsprechung dieses einheitlichen Kapitels
mit einem Dhp.-Vagga (Nr. 2, Apparaädavagga) zu verzeichnen, aber
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 32
494 ^- ^^'^ Franke, Zum ^lanushript Dutreuü de Rhins,
dieses Kapitel beginnt schon gleich mit Gäthäs aus anderen Dhp.-
Vaggas als dem Appamädavagga, und es ist durch Gäthäs sonstiger
Herkunft so sehr erweitert, daß die Abhängigkeit vom Dhp. hier
sich nicht behaupten läßt. Über die Art der Durchführung des
Themas im Einzelnen später.
Der Gesichtspunkt der Thema-Einheit für einzelne Kapitel er-
mösrlicht es nun auch, dem Blattsttick A* seinen Platz anzuweisen,
natürlich immer vorausgesetzt, daß die Petersburger Stücke solche
Konstruktionen schließlich nicht unhaltbar machen. A^ 1 handelt
vom Wege (magu). Dasselbe Thema haben die Gäthäs 1 — 4 von
A^, die, wie vorhin bemerkt, den allein uns vorliegenden Schluß
eines Kapitels von 30 Gäthäs bildeten. A** geht also wohl A^
direkt oder indirekt voran und bildet mit A^ 1 — 4 ein Kapitel,
das sein Thema dem Maggavagga des Dhp. (Nr. 20) verdankt.
Freilich ist in der Anthologie die Behandlung dieses Themas unter-
brochen durch eine Reihe Gäthäs, von denen der größte Komplex
(A* 4 — 9) den Gäthäs Dhp. 296 — 301 genau in derselben Reihen-
folge entspricht. Diese Dhp. -Gäthäs gehören dem nächsten, 21. Vagga
(Pakinnakavagga) an und sind also vielleicht schon wegen der Nach-
barschaft beider Vaggas in der Anthologie zu einem Kapitel ver-
schmolzen , so daß auch hierdurch die Abhängigkeit vom Dhp.
wahrscheinlich werden würde. Es lag aber auch noch ein anderer
Grund zur Einfügung von Dhp. 296 — 301 als A"* 4 — 9 vor. Darüber
unten mehr.
Aus einigen der A-Fragmente , die vom cita {citta) handeln
(Z. 1—4 von A T und A VIII) und Dhp. G. 37, 34, 38, 39 und 33
reflektieren , ist vielleicht auf das ehemalige Vorhandensein eines
c2Va-Kapitels zu schließen , das dem Cittavagga des Dhp. (Nr. 3)
entsprach.
Nur durch Thema - Einheitlichkeit {slla) wird das Kapitel
Qro 24 — 33 zusammengehalten, denn die darin aufgenommenen
Dhp.-Gäthäs entstammen ebenso vielen verschiedenen Vaggas des
Dhp., einige außerdem anderen Werken.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Kapitel C""" 35- — 43,
das einzig Verbindende ist auch in ihm das Thema, hier das
, Handeln".
Das Thema des Kapitels C^° 1 — 22 ist die Hinfälligkeit des
Lebens und des Leibes^). Zwar hat der Jarävagga des Dhp. (Nr. 11)
w^ohl die Themawahl beeinflußt. In der Durchführung aber ist der
Anthologie-Verfasser dann eigene Wege gegangen.
Das letzte Kapitel der Anthologie, C"^° 24 — 44, behandelt das
Thema suha (sukka) und dukka (dukklia). Der Einfluß des Themas
1) Am Anfang sind von diesem Kapitel 3 Gäthäs verloren gegangen , da
es nach der Angabe in C'^'o 23 eigentlich 25 Gäthäs enthielt. Da aber am
Anfang von C'o 11 Gäthäs fehlen, ist es möglich, daß vom Anfang von C^o
außer den 3 Gäthäs des Kapitels von der Hinfälligkeit des Lebens noch ein
ganzes anderes kleines Kapitel verloren gegangen ist oder in Petersburg ruht.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreiiä de Jlhins, 495
des 15. Dhp.-Vagga (Sukhavagga) ist auch hier zu vermuten, aber
die Durchführung ist wiederum selbständig.
Das genügt schon zu dem für die Geschichte des Kanons
wichtigen Nachweise, daß die Anthologie nicht einfach eine Kopie
einer Dhammapada- Version ist. Deutlicher aber wird das noch,
wenn wir nunmehr darauf eingehen zu untersuchen, nach welchen
Prinzipien der Verfasser diejenigen Gäthäs ausgewählt und an-
geknüpft hat, die nicht einem jeweilig parallelen Dhp.-Vagga ent-
stammen. Folgen wir dabei nunmehr der oben festgestellten bezw.
angenommenen Reihenfolge der Blätter und Kapitel.
J/a^^a- Kapitel (A* + A'^ 1 — 4). Die erste Gäthä entspricht
S. I (Devatä-S.), 5, 6 G. 2 ig'uko näma so maxjgo .... Sie ist
natürlich wegen des Wortes inagija hier aufgenommen worden. Die
beiden folgenden Gäthäs handeln nicht mehr vom Wege , sondern
vom Dhamma-Wagen , der j'a auch schon in G. 2 mit vorkommt,
sie sind mitgeschleppt worden, weil sie in der S. -Stelle mit G. 2
zusammenhängen. G. 3, also die erste der mitgeschleppten Gäthäs,
enthält das Wort sali (= Skr. smrti): hir'i tassa apälambo saty
assa pariväranam = ,die Schamhaftigkeit ist dessen Hemmschuh,
die Sammlung sein Obergestell (?)". Aus diesem Verse ist sah' als
Stichwort aufgegriffen worden, es erinnerte den Kompilator an die
Gäthäs mit saii im folgenden Vagga des ihm voi'liegenden Dhamma-
pada (= G.s 296 — 299 unseres Dhp.) , die alle mit dem Worte
sati enden : yesam divä ca ratio ca ni'ccam Buddha-gatä sali
(296) etc. An diese vier G.'s ihrerseits hängten sich wiederum die
beiden folgenden (Dhp. 300 und 801) an, weil alle sechs die drei
ersten Pädas gemeinsam haben :
siippahuddham pabujjhanti sadä G otamasävakä
yesam divä ca ratio ca . . . .
Mit A* 9 (= Dhp. G. 301) ist dieses Blattstück zu Ende und es
läßt sich deshalb nicht sagen , wie der Kompilator sich von da an
weiterhalf. In den nächsten erhaltenen Gäthäs, d. i. A"* 1 — 3, hat
er jedenfalls den Weg zum Hauptthema schon zurückgefunden, denn
diese enden eso magu (und mago) visodhia, = Dhp. G. 277 — 279,
und die vierte, die letzte dieses Kapitels, die den , achtfachen Weg"
als den besten preist: magana athagio setho (Dhp. G. 273, erste
Gäthä des Maggavagga), ist durch das gemeinsame Stichwort cachuma
resp. cakhuma (Dhp. 273 cakkhumct) mit der dritten verknüpft.
Appainäda -Kapitel (A^ 6 — 17 + A- -|- A^). Die erste Gäthä,
A^ 6 = Dhp. G. 168 (also nicht aus dem Appamädavagga) , ist
hierhergesetzt wegen des darin enthaltenen na pramqjea (= na
ppamajjeyya). K^ 7 = Dhp. G. 25 gehört einmal wegen apra-
madena (= appamädena) in unser Kapitel, aber der eigentliche
Grund zur Anknüpfung gerade an dieser Stelle ist das Wort ntha-
nena {== uffkänen'), denn das war das Stichwort, das dem Kompilator
ins Gedächtnis gerufen wurde durch tititha von A-^ 6 (:= Dhp. 168
32*
496 -ß- Otto Franhe, Zum Manuslcript Dutreuil de Rhins.
uttitfhe). A'' 8 = Dbp. G. 24 schließt sich dann aus drei Gründen
naturgemäß an : wegen der Nachbarschaft im Dhp. und wegen der
darin auftretenden Worte apramatasa und uthanamato (= Dhp.
appamatassa und ufßänavato). A-' 9 = Dhp. G. 280 würde an
sich im Appamäda- Kapitel unverständlich sein , nur das Stichwort
uthane (Dhp. ufthäna-) erklärt ihre Anwesenheit. A^ 10 -j- H =
Dhp. G. 259 folgt dann , weil sie na pramajati {na ppamajjati)
enthält. Alle folgenden, A^ 12—17 = Dhp. G. 21, 22, 26, 29,
28, 30, gehöi'en dem Appamädavagga des Dhp. an, sind, wie man
sieht, benachbart und handeln alle vom appamüda^ sind also drei-
fach legitimiert. Das Bruchstück A- 1 ergänzt die fragmentarische
Gäthä A'^ 17. A- 2 = Dhp. 167 schließt sich wegen pramadena
(pamädena) an. A- 4 gehört, da von appamäda nichts darin
steht, an sich nicht hierher und ist nur durch A^ 6 mitgeschleppt
worden, s. zu A« 6. A^ 5 und 6 =- D. XVI, 3, 51 G. 2 + 3
(Bd. II S. 120 f.) stehen wegen appramata und apramatu iappa-
mattä und appamattö) hier. Nun findet sich A- 6 aber außerdem
auch S. VI (Brahma-S.), 2, 4 G. 2, Thag. 257 etc., an diesen Stellen
aber nicht mit derselben vorangehenden Gäthä wie in D. , sondern
mit der Gäthä ärabhhatJia (bezw. ürabhatha) nikMianiatha . . .,
der A- 4 entspricht. Es ist also klar, daß A^ 4 nur durch A- 6
mitgeschlejjpt ist. Weil nun aber auch aus D. a. a. 0. ein Gäthä-
Paar aufzunehmen war, so mußte das eine von beiden Paaren aus-
einandergerissen und die vorangehende Gäthä desselben um eine
Gäthä von ihrer Partnerin getrennt werden. Dieser Fall ist sehr
instruktiv für die Erkenntnis des Kompilations-Prozesses. — Die
Gäthä A- 7 steht an ihrer Stelle wegen des Wortes apramadarata
in c und A- 8 an der ihren wegen pramada in a und aprama-
darata in b ; sadhami (= saddhamme) in 7 d und dhatna in 8 d
sind weitere maßgebende Stichworte, die beide Gäthäs aneinander
und wahrscheinlich an das dhama-vinai von 6 angeknüpft haben.
Woher aber 7 und 8 stammen, bezw. wie sie entstanden sind, ist
eine andere Frage, die unten erörtert werden soll. Die sämtlichen
sieben Gäthäs von A^, das wie sfesasrt wahrscheinlich hier an-
zuschließen ist, enthalten eins der Worte apramada ^ apramata
(= apramattd) , oder beide , resp. auch pra-mada und apramata^
und bedürfen also keiner weiteren Erklärung ihres Erscheinens.
5räÄ?nana-Kapitel (43 fehlende Gäthäs vor B -]- B 1 — B 7).
B 1 — 6 sind durch den gemeinsamen letzten Päda tatn aho (und
ahvi) bromi bramana aneinander gekettet, 1 — 5 außerdem durch
das gemeinsame Wort budhu. Zwischen B 5 und B 6 besteht noch
ein latentes Band, das erst wahrnehmbar wird, wenn man die Vor-
lagen Dhp. G. 386 und 403 dazwischen schaltet. Der Fall liegt
ganz analog dem oben S. 492 f. erörterten von B 8 und B 9. Dhp.
G. 386 und 403 haben nämlich die ganze zweite Zeile gleich :
uttamattham anuppattam tam aham brümi brähmanam. Das war
natürlich Grund genug, beide Gäthäs nebeneinander zu stellen.
R. Otto Franke, Zttm Manushyript Dutreuil de Rhim. 497
Als sie aber zusammenstanden , änderte der Kompilator im ersten
Falle die erste Hälfte um in hudhu dasahaluvetu und im zweiten
in utamu pravara iura. Gätbä B 7 würde allein nach dem Thema
beurteilt nicht hierher gehören , aber sie ist dreifach an B 5 ge-
knüpft: erstens weil sie Dhp. G. 387 und B 5 wenigstens teilweise
Dhp. G. 386 entspi'icht, zweitens und drittens, weil sie mit B 5
zwei Stichworte, hudlm und jhai (= jhäyl und jhäyim) ge-
meinsam hat.
Bhikkhu-l\.a\yitel (B 8 — 54j. Alle Gäthäs von S bis 50 ent-
halten entweder das Wort hhikhu oder entsprechen Gäthäs des
Bhikkhuvagga des Dhp. (s. oben S. 491 f.), oder beides. Die wenigen
Ausnahmen und die Gäthäs B 51 — 54 werde ich weiter unten er-
klären. Unter denjenigen mit bhikhu sind natürlich die besonders
interessant , deren Gegenstück nicht im Bhikkhuvagga erscheint.
B 8 entspricht größtenteils Dhp. G. 234 , B 24 + 25 , 26 u. 27
reflektieren Dhp. G. 271 + 272, 266 und 267, B 32 und 33 Dhp.
G. 32 und 31 und B 39 Dhp. G. 142, also lauter Gäthäs nicht
des Bhikkhuvagga, sondei^n des Kodhavagga, des Dhammatthavagga,
des Appamädavagga und des Dandavagga. Sie beweisen, daß selbst
diejenigen Kapitel der Anthologie , die im Prinzip sich mit Dhp.-
Vaggas decken, nicht schlechthin Bearbeitungen oder Wiedergaben
solcher sind , sondern Verkörperungen einer leitenden Idee des
Kompilators. Speziell Dhp. 32 und 31 erscheinen als B 32 und 33
außer wegen des Thema- Wortes bhikhu, das sie enthalten, auch
noch wegen des Stichwortes pramadi {:= iKimüde) , das sie mit
dem pramadi (= pamädo) von B 34 (= Dhp. 371) verbindet.
Über die eigenai'tige Verknüpfung von B 8 mit B 9 habe ich
S. 492 gesprochen. B 40 tf. entsprechen den Gäthäs des ersten
Sutta von S. N., das hierher gesetzt ist, weil jede Gäthä im Refrain
das Wort bhikkhu enthält. Ganz besonders verwunderlich würde
das Erscheinen von B 36 sein, wenn nicht das Thema bhikhu der
maßgebende Faktor wäre. Diese Gäthä (= J. 63 G.)^) ist deutlich
aus dem Zusammenhange gerissen, nur die umgebende Jätaka-Prosa
macht es sicher , daß es ein Weib ist , wovon die erste Zeile der
Gäthä redet. Daß die Gäthä in unserer Anthologie als B 36 er-
scheinen durfte, hat sie nur dem Worte bhikkhu der zweiten Zeile
zu verdanken.
Besonderes Interesse beansprucht auch B 22. Außer durch
bhikhu mit dem ganzen Kapitel ist die Gäthä durch ihre Parallelität
zu B 23 (= Dhp. G. 364) mit dieser verknüpft , und B 23 =
Dhp. 364 gehört dem Bhikkhuvagga an. Die Herkunft von B 22
dagegen ist dunkel. Nun fällt es auf, daß B 23 d sadharma na
parihayati = Dhp. 364 d saddhammci na parihäyati metrisch
falsch ist. Solche hypermetrischen Gäthäs mit na pflegen nun
häufig parallel zu sein mit Gäthäs ohne na, wobei es wahrschein-
1) S. oben Abschnitt 1, S. 483.
498 -^- Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins.
lieh erscheint, daß sie der mögliebsten Parallelität des Wortlautes
zu Liebe gleicb als metrisch unrichtige gedichtet sind. So Dhp.
G. 8 mit dem falschen Päda e tarn ve na 2>p(isahati Märo parallel
6. 7 mit dem Päda e tarn ve jiasahatt Müro^ Dhp. G. 14 mit dem
falschen Päda d rägo na samativijjhati parallel mit G. 13 mit
Päda d rägo samativijjhati , etc. Vielleicht darf man also an-
nehmen, daß auch vor Dhp. G. 364 ursprünglich noch eine Gäthä
mit dem Schlüsse saddhamtnä parihäyati gestanden hat, die ent-
weder ganz oder wenigstens im letzten Päda der Gäthä B 22 mit
dem letzten Päda sadharnia parihäyati entsj^rach , wie denn ja
sogar direkt analog die beiden Pädas zwei paralle Gäthäs schließen
in A. VII, XXVII — XXX. Das wäre dann einer der Punkte, an
denen das Ms. Dutr. de Rh. uns Schlüsse auf eine abweichende
Dhp. -Version gestattet.
Der Motivierung ihres Erscheinens bedürfen aus diesem Kapitel
nur noch die fragmentarischen Gäthäs B 51 — 54 (Lüders B 50 — 53),
die , soweit man sich nach den erhaltenen Bruchstücken ein Urteil
erlauben darf, den Gäthäs Dhp. 834, 344, 283 und 284 entsprechen.
Sie enthalten weder das Woi"t bhikkhu noch gehören sie dem
Bhikkhuvagga des Dhp. an. Sie stehen hier, weil sie durch Stich -
worte verbunden sind mit B 50 = S. N. 16
yassa vanathajä na santi keci
vinibandhäya bhaväya hetukappä
so bhikkhu etc.
= »Der Mönch , bei dem alle Gründe zur Verstrickung und zur
Existenz, die aus dem Begehren resultieren, in Fortfall kommen," etc.
Nun hängt aber vanatha mit vana „Begehren" zusammen, vana
bedeutet aber auch „Wald" und vanatha auch „Waldgestrüpp".
Von B 51 ist nur . . {eh. v. v. n^ s ru erhalten , das
Lüders sicherlich mit Recht als den Schluß von Dhp. G. 334
2)halam iecharn va vanasmim vänaro gedeutet hat, „wie ein Affe
im Walde, der nach einer Frucht verlangt", vanathajä und vana
sind die Stichworte , deren Anklang den Kompilator veranlaßt
hat, Dhp. 334 hier anzuschließen, was noch deutlicher durch die
folgenden Gäthäs wird. Das erhaltene Fragment von B 52 (51)
. . pasadha muto ban{d)hanain eva jayati ist der Schluß von
Dhp. G. 344 . . . passatha: mutto bandhanam eva dhävati,
welche Gäthä beginnt mit
yo nibbanatho vanädhimutto
vanamutto vanam eva dhävati . . .
= „Wer, frei von Begierde , aber erpicht auf Begierde , vom Be-
gehren gelöst wieder ins Begehren hineinläuft" . . .
Der erhaltene Rest von B 53 (52) . . . yi nivana bhodha
hichave entstammt Dhp. G. 283
vanam chindatha, mä rukkham^ vanato jäyatl bhayam
chetvä vanan ca vanathan ca nibbanä hotha bhikkhavo.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuü de lihins. 499
= „Fällt die Begierde (Wald), ich meine nicht den Baum, aus
Begierde (Wald) kommt Gefahr, wenn ihr Begierde und Begehren
(Wald und Waldgestrüpp) gefällt habt , seid ihr, Mönche, frei von
Begierde (waldlos)".
Das Fragment von B 54 (53) endlich repräsentiert Dhp. G. 284,
die beginnt yävam hi vanatho na chijjati ... = „So lange die
Begierde (das Waldgestrüpp) nicht gefällt wird" . . . Das mögen
ja kindische Wortsjiielereien sein , daß sie aber der leitende Ge-
sichtspunkt des Kompilators für die Anknüpfung aller dieser Gäthäs
an B 50 = S. N. 16 waren, steht doch außer allem Zweifel. Und
schließlich muß man auch in Erwägung ziehen, daß für das Em-
pfinden des Buddhisten, dem die Synon3'mität der Begrifte „Brenn-
holz" und „Begehren" (upädäna), „Feuer" und „Existenz als Folge
des Begehrens" ganz geläufig war, zwischen vana „Wald" und vana
„Begehren" vielleicht gar kein Unterschied bestand.
Der erhaltene Rest des /■u/>/?Äa- Kapitels (C™ 1 — 4) bedarf
keiner Erörterung, da er nur Gäthäs des Dhp.-Pupphavagga umfaßt.
Sahassa-KiiYiitel {C^° 6 — 22) enthält keine Gäthä, die nicht
ganz oder z. T. einer Gäthä des Dhp.-Sahassavagga entspräche.
/SiVa- Kapitel (C" 24 — 33). Einer Motivierung bedürfen nur
die Gäthäs, die nicht das Wort sila bezw. dusslla enthalten. C'° 27
endet mit ida vidva samu cari (== idam vidvä sainarn care,
was aber nicht belegt ist). Die Gäthä ist hierher gesetzt wegen
des Anklingens der zwei letzten Worte an samayarea (= *samä-
careyya) in C'° 26. 0"^° 27 beginnt mit sanatu (saniiato), 28 mit
savutu (sauiimto); von B 8 und 9 her (s. oben S. 492 f.) empfand
der Kompilator beide als einfach identisch, oder mindestens weckte
B 8 und 9 die Ideen- Assoziation, als deren Folge sich der Anschluß
von C" 28 an 27 ergab. C^" 28 hat als ersten Päda savutu prati-
mukhasa (= samvuto j^f^tiinokkhasmim). Da das Pätimokkha an
Uposatha-Tagen vorgetragen wurde, so sind pätimolcklia und uijo-
satha eng zusammengehörige Worte. Es ist daher ganz natürlich,
daß C'° 29 das Korrelat für Päli uposatlio enthält, s. oben S. 485.
An die Worte sudhasa suyi . . . , d. i. , wie die Parallelstelle des
M. erweist, Päli suddhassa sucikammassa, schließt sich C" 30 mit
den begrifflich verwandten W^ orten dhamu cari sucarita {==■ dhavi-
mam care sucaritam) passend an. Aber auch abgesehen von solchen
Stichworten enthalten alle diese Gäthäs doch Regeln, die unter den
Begriff sila fallen, also hierher gehören, wenn sie auch nicht aus-
drücklich das Wort sila enthalten.
Das Kapitel vom Handeln (C^° 35 — 43) ist ziemlich lose
komponiert, aber in allen Gäthäs kommt irgend eine Form von kr
„machen" vor. Die einzige, in der das nicht der Fall ist (soweit
man wenigstens bei ihrem sehr fragmentarischen Zustand urteilen
darf), C'° 37 = Dhp. G. 287, ist durch die vorhergehende C» 36
= Dhp. G. 286 mitgeschleppt worden. Auch 0"^° 36 hat der Kom-
pilator nur eingeschwärzt, indem er karisainu (d. i. Futur von kr)
500 ^- ^^^^ Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins.
einsetzte für vasissämi der entsprechenden Dhp.-G. Aber diese
Ersetzung ist gerade interessant und wichtig als Bestätigung dafür,
daß der Kompilator das „Tun" als leitendes Thema dieses Kapitels
betrachtete. 0''° 39 und 40 sind noch durch ein besonderes latentes
Band verbunden. 39a-t-b ist u. a. = Thag. 225 a -f- b. Diese
Thag.-Strophe endet mit pacchä cam anutappati. Obwohl nun der
Kompilator in 0"^° 39 c + d sich von dieser Vorlage (oder einer
anderen mit der gleichen G.) emanzipiert hat, so hat doch dieses
anutappati in so fern nachgewirkt, als eine Gäthä die Nachfolgerin
von C" 39 wurde, die mit nänuiappati endet, C*"" 40 = Dhp.
G. 314. Über die Anknüpfung des Zeilenbruchstücks C'° 41, das
nichts von kr enthält und vielleicht auch im Zustande der Voll-
ständigkeit nichts davon enthalten hat, an 0"^° 40 s. oben S. 486.
Kapitel von der Hinfälligkeit des Lebens und Leibes
(0''° 1 — 22). Fast alle Gäthäs sind durch die Gemeinsamkeit des
Gedankens verbunden ; viele auch durch einzelne Worte wie jara
(d. i. jara) oder andere , verbale Ableitungen von jr , durch kaya
oder kaa (d. i. käya) , 0'*'° 5 und 6 durch rati (d. i. Päli ratti,
Skr. rätri), vielleicht auch 12, falls man da kühn genug sein darf
rati (d. i. rattirn) für sati zu konjizieren i), 8 und 9 durch yadha
(d. i. yatlia)^ 8, 9 und 11 durch evxu und emam (d. i. wohl evam),
20 und 21 durch jiyamanena {8kr. ßryainäiiena) und jiyati (Skr.
jiryate) ; einige Gäthä- Gruppen hingen schon in den Vorlagen zu-
sammen (C^o 1 + 2 = S. XLVIII, 41 G. 1 + 2; C'° 6, 8,' 9, 10,
12, 13 = ganz oder z. T. J. 538 G. 101, 117, 107, 105, 118, 100;
C^° 7, 8 und 12 auch = oder zu vgl. J. 461 G. 4—6); C'° 17—20
können aus einer einzigen Gäthä herausgesponnen sein ; und die
einzige Gäthä, die auf den ersten Blick befremdlich und nicht direkt
zum Thema gehörig erscheint , C^° 4 = Dhp. G. 106 , ist im Dhp.
die erste Gäthä des Jarävagga, ist also augenscheinlich gleichzeitig
mit der Anregung zu diesem ganzen Kapitel dem Jarävagga des
Dhp. entnommen worden.
Sukha-dukkha -Küintel (C^° 24 — 44). Fast sämtliche Gäthäs
enthalten das Wort sukha oder dukkha. Die einzige Ausnahme
ist eigentlich nur C^" 31, denn C^° 40 gehört mit der ersten Hälfte
zu C'° 39, mit der zweiten zu C"^° 41 , und sowohl in 39 wie in
41 kommt sukha vor. G""^ 31 = Dhp. G. 345 aber ist mitgeschleppt
worden durch die folgende Gäthä C^" 32 = Dhp. G. 346 , die
sukha aufweist.
Alles zusammenfassend darf ich also ohne Zweifel die Be-
rechtigung in Anspruch nehmen, zu behaupten, daß das maßgebendste
1) Dem Sinne nach würde das vortrefi'lich zu säijam der entsprechenden
Gäthä 118 von J. 538 und Gäthä 6 von J. 461 passen, während sati unver-
ständlich ist. Aber diese Konjektur ist natürlich höchst zweifelhaft. Unser Ms.
hat sicher sati und man müßte also annehmen, daß die Stelle falsch aus einer
Kharosthivorlage abgeschrieben wäre. Eine Verwechslung von r und s ist
denkbar.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rh in«. 50 1
Charakteristik um der Ms.-Antholo^i,üe nicht ihre überwiegende Identität
mit dem Dhammapada in irgend einer Version ist , sondern das
Prinzip, eine Reihe von Kapiteln nach bestimmten leitenden Ideen,
und nebenbei nach Stichwoi'ten, aus verschiedenen Quellen /usanunen-
zustellen^), von denen die hauptsächlichste allerdings ein dem unseren
ähnliches Dhammapada war. Das festzustellen war wichtig sowohl
vom literaturgeschichtlichen wie vom grammatischen Gesichtspunkt
aus. Denn ohne eigene schriftstellerische Tendenz , als einfache
Reproduktion, wäi'e die Anthologie möglicherweise als Version eines
kanonischen Werkes zu betrachten gewesen und hätte dann prinzipiell
autoritative Bedeutung gehabt für die Beurteilung von Form sowohl
wie Umfang des kanonischen oder auch z. T. nebenkanonischen aber
altbuddhistisehen Schrifttums, aber als subjektiv gerichtete Privat-
leistung und oflenbares Exzerpt aus den vorhandenen kanonischen
Werken trägt sie in erster Linie den Charakter des Sekundären,
Späten, Subjektiven ; und ob ihren Lesungen Autorität zuzumessen
sei oder nicht, ist keine Prinzipienfrage, sondern eine einzeln zu
stellende Pra^e von Fall zu Fall. Dies noch eingehender zu be-
weisen oder zu untersuchen ist die Aufgabe des nächsten Abschnittes.
O'
3. Eigenes des Anthologie-Verfassers.
Bisher haben wir nur Gäthäs betrachtet , denen sich Gäthäs
des Dhammapada oder sonstiger kanonischer Werke an die Seite
stellen, viele von ihnen als Wort für Wort gleiche (nur dialektisch
verschiedene). Viele aber schon von ihnen sind nur größtenteils
oder teilweise gleich. Außerdem gibt es nun aber auch solche, die
im Päli-Kanon überhaupt nicht nachzuweisen sind. Woher stammen
diese nicht veritizierten Gäthäs und Gäthä-Teile ? Und wie ist das
Erscheinen einzelner verifizierter Gäthä-Teile in Gäthäs zu erklären,
die im Übrigen im Päli-Kanon nicht vorhanden sind oder anderen
kanonischen Päli-Gäthäs entsprechen ? Über den südbuddhistischen
1) Wie grundlegend diese Tendenzen sind, geht auch daraus hervor, daß
umgekehrt die Voraussetzung ihres Vorhandenseins mir einige Deutungen und
Fragment-Identifikationen ermöglicht hat. Von C'o 37 sind nur die zwei ersten
Worte erhalten, die die ersten Worte von Dhp. G. 287 reflektieren. Es war
aher durchaus zweifelhaft, ob die ganze Dhp.-G. 287 hier gestanden hätte, da
sehr häufig nur Teile der Originalstrophen verwertet sind. Der Wortrest pari-
jaga ... in C^o 38 = „wachsam sein" machte es mir aber zur Gewißheit, daß
in der Tat etwas demi suttam gämam von Dhp. 287 Analoges in Co 37 ge-
standen hätte, und so erkannte ich, daß Senart's Fragm. suruga hierher gehöre
und sutu ga gelesen werden müsse. Die Verifikation von C^o 42 und Fragm.
C XXXVIII vo hätte schwerlich gelingen können ohne Annahme der Wort-
verknüpfung mit C'^o 43, da die spärlichen Reste von 42 noch durch eine Ab-
änderung gegenüber dem Original gerade an der Stelle, die den Schlüssel hätte
bilden können, unkenntlich gemacht sind, vera von 43 führte mich auf Dhp.
G. 291 als das wirkliche Original von 42 (während Senart naturgemäß nur an
Dhp. G. 189 hatte denken können), und daraus ergab sich wieder die Erkennt-
nis, daß Fragm. C XXXVIII'^o in C^o 42 gehöre.
502 ^- ^^^^ Franke, Zum Manuskrijyt Dutreuil de Rhins.
Kanon kann ich , den Spielraum menschlicher Irrtümer und Unzu-
länsflichkeiten abererechnet , mit ziemlicher Bestimmtheit urteilen.
Was von der Ms. -Anthologie in ihm bisher noch nicht nachgewiesen
ist, davon werden ja zwar in Zukunft günstige Zufälle Einiges noch
ans Licht bringen, z. B. in Fällen, wo eine Veränderung der Wort-
stellung oder Abänderung einzelner Worte gegenüber den kanonischen
Versen deren Auffinden vorläufig unmög-lich gemacht hat, — viel
wird das aber schwerlich noch sein. Stammt nun vieles des Ubi"igen
aus dem nordbuddhistischen Kanon bezw. der in diesem kristalli-
sierten umfassenderen nordbuddhistischen Literaturmasse ? Darüber
kann erst geurteilt werden, wenn die Gäthäs des nördlichen Kanons
ebenso erschöpfend untersucht sind wie die des südlichen *). Oder
hat der Kompilator selbst Gäthäs komponiert und ergänzt? Das
soll jetzt untersucht werden. Indessen läßt sich schon im Voraus
soviel sagen : Die Autorität der Anthologie wird noch wesentlich
fracrlicher angesichts dieser Stücke von unbekannter oder zweifei-
hafter Herkunft.
Die noch unbelegten Stücke, über die sich keine einigermaßen
begründete Vermutung vorbringen läßt, übei'gehe ich stillschweigend.
Die A-Blätter durchmustere ich in der Reihenfolge, die ich oben
als ihre wahrscheinliche festgestellt habe. Das erste noch unbelegte
Stück ist A* 3 gelü parvaitasa va, an dessen Stelle die im Übrigen
mit A* 3 identische Gäthä S. 1 , 5 , 6 G. 4 (Bd. I S. 33) iuM?/ä
purisassa vä hat. Ich glaube nicht, daß wir eine abweichende
Version als Grundlage für diese Differenz anzunehmen haben, sondern
daß der Kompilator aus irgend welchem Grunde (vielleicht weil er
hier aus dem Gedächtnis zitierte und sich der ganzen Gäthä nicht
mehr erinnerte) den zweiten Päda neugebildet hat. Dazu veranlaßt
mich die Inkorrektheit der Konstruktion. Man sollte den Genitiv
von gehl erwarten, weder als gehl, Nom., aufgefaßt noch als Kom-
positionsstamm ist gehi am Platze (Letzteres wegen vä nicht). So
scheint es, als ob die Worte einer Stelle nachgebildet seien, wo
der Päli- Nominativ gihi berechtigt war, wie Dhp. G. 74 b . . . gihi
p)abbq}itä ubho.
A- 8 a -j- b pramada parivajeti apraniiadarata sada, im Wesent-
lichen aus den Themaworten dieses Apramäda-Pramäda-Y.duYiiiQX^
bestehend , kann willkürlich ergänzt sein , um die zweite , über-
nommene Zeile zu einer für das Thema passenden Gäthä herzurichten.
Ähnliches werden wir noch öfter finden.
A ■ 2 b und 3 b ma gami ratisabhamu wird auf Grund vager
Klang-Erinnerung hergestellt sein an Stelle von Dhp. G. 27 b mä
hämaratisanthavarn , weil beide den Päda c mit Dhp. 27 gleich
haben. Senart hat diese Entsprechung gesehen, um aber die Form
des Päda, die derselbe im Ms. hat, ernst zu nehmen und beide
1) Von Einzelnem kann schon jetzt gesagt werden, daß es mit Stelleu von
nordbuddhistischen Werken am nächsten übereinstimmt.
R. Otto Franke, Zum Manuskriiit Dtitreuil de Rhins. 503
Gäthäs in ernstliche Konkurrenz zu stellen, dazu ist die Parallelität
im Ganzen doch zu wenig konkret, sind die beiden Gäthäs A^ 2
und A^ 3 zu sehr zusammengelesen^) und hat das Kompendium,
wie ich bewies, zu wenig Dignität.
A^ 6 a nai kahi 2)rcnnad(i.va und A' 7 a nai praviadasaviaiju
= ,Noch ist nicht Zeit zur Lässigkeit" werden dem Kapitel-Thema
zu Liebe eingesetzt sein, um jede der beiden anderswoher entlehnten
zweiten Zeilen zu einer geeigneten Gäthä zurecht zu machen. Die
Entwicklungsgeschichte beider Gäthäs ist ziemlich kompliziert, aber
interessant. Der Deutlichkeit wegen führe ich sie im Wortlaut auf.
A^ 6 nai kalu pramadasa apratt asavacliaye
pramata duhu amoti siha ha tnuyamatia.
k} 1 nai pramadasamayu aprati asavacliayi
apramato hl jayatu pranoti paramu sukhu.
Die zweite Zeile von A^ 7 lag dem Kompilator aus Dhp. G. 27
vor, die von A* 6 in etwas anderer Form aus J. 93 G., von ihnen
scheint mir die Entwicklung ausgegangen zu sein. Die letztere
lautet im Original iissäsä bhayani anveti slhain va migamätukä.
vissäsa = blindes Vertrauen, selbstsichere Vertrauensseligkeit, er-
schien dem Kompilator wohl als synonym mit prarnäda und die
Zeile also als verwendbar, vissäsa erinnerte ihn aber weiter an
Dhp. G. 272 c -j- d bhikkhu vissäsa mäpädi appatto äsavakkhayam
= „Mönch, wiege dich nicht in Vei'trauensseligkeit , so lange du
die Vernichtung der Leidenschaften noch nicht erreicht hast". Es
ergab sich daraus für A^ 6 der Päda b, und von da fühi'te die
einfach logische Gedankenfolge kombiniert mit dem Wunsche das
Themawort prarnäda anzubringen zur Formulierung des Päda a.
Dann änderte der Versschmied zwecks noch größerer Konzinnität
mit dem Thema vissäsa in pramata^ und zum Zweck der Parallelität
mit dem sukhu der folgenden Gäthä hhayam in duhu (= diikkham)'-}.
Umgekehrt baute er dann A' 7 nach dem Muster von A' 6 aus.
B 19a tatu'-') ayarakiisalo. Da das Fragm. B VIII Z. 3, das
Senart als c von BIS eingesetzt hat, p)adisa{?) ra{?) tisa . ayarak . . .*),
von ihm richtig mit Dhp. G. 376 a Patisanthäravut£ assa identi-
fiziert ist, worauf dort folgt äcärakttsalo siyä tato pämqjjabahulo,
so ist es mir wahrscheinlich, daß B 19 in der Tat mit tatu =
tato anfing , und daß er dann ayarakusalo statt pämo'jjahahulo
oder irgend eines anderen Wortes einsetzte, um B 19 näher an B 18
anzuknüpfen, wo es, entsprechend Dhp. 376 b, in der Lücke von d
gestanden haben wird. B19b nahm er dann weiter aus Dhp.
G. 379 d, weil dieses mit Dhp. 376 d äquivalent ist.
1 ) Denn Päda d jeder von beiden entstammt wieder anderen besonderen Quollen.
2) Möglicherweise war das auch gar nicht nötig, und dukkham lag viel-
leicht schon im Original als Variante vor.
3) So ganz deutlich zu lesen, Senart hat datu (= Päli danto).
4) S. 238 hat Senart dafür aprah, was nur Druckfehler sein kann.
504 -ß- Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins.
B 30 a udagacitu i/o hhikhu mag eine bloße Paraphrase von
B 31a pramojabahulu yo hhiklni (= Dhp. G. S81 a pätnojjaöahulo
blnkkhu) sein, wie auch im Übrigen die eine Gäthä fast ganz eine
bloße Verdoppelung der anderen ist.
C'^'' 38 entspricht, wie Senart erkannt hat, größtenteils J. 466
6. 12. Aber a Anägatam patikayirätha kiccam ist in 0"^° 38 a
geändert in puve i kica parijaga . . , wayum ? Wohl, um mit puve
eine Anknüpfung an C" 39a ya piwi karaniani zu schaffen, und
um mit pai-i.jaga[r€a], von jägr, anzuknüpfen an sutu ga . . . von
0""° 37 c = Dhp. G. 287 c suttam gämam, „ein schlafendes Dorf.
C" 39. Fast fühle ich mich in der Vermutung, daß auch
diese Gäthä mit der vorigen noch durch ein besonders bezeichnendes
Wort verknüpft sei , zu einer Konjektur versucht, c hat Senart
gelesen atha dubakati halu , dubakati aber vermag er nicht zu
deuten. Das Wort muß dem Zusammenhange nach „lässig" be-
deuten. Da nun die Zeichen für ba und ja in unserem Ms. sehr
verwandte Formen annehmen können, und da im KharosthT-Dialekt
k häufiger g ersetzt , auch in unserer Anthologie ') , da schließlich
die Zeichen für ta und ra nicht allzu verschieden sind (hat sie doch
Senart in Qi^° 39 wohl noch einmal verwechselt, in „sakai'u"' = so
kätiim, und auch im Fragm. C XXXIV'° „suru ga . ." = suttam
gämam) , so scheint es mir wenigstens nicht ganz ausgeschlossen,
daß in Wirklichkeit dujakari {= Skr. *durjägari-)) zu lesen und
die ganze Gäthä also zu übersetzen ist: „Wer das früher (d. h.
zur rechten Zeit) zu Tuende hinterher (d. h. zu spät) zu thun vor-
zieht, der faule Tor kommt um das Glück" •^). Es wäre dann
Aviederum möglich, daß der Kompilator die zweite, noch unbelegte,
Gäthä-Zeile der Anknüpfung zu Liebe selbst geformt hätte.
Man kann dann im gleichen Sinne noch einige der oben noch
nicht mit einbegriffenen Fälle anführen, in denen Gäthä- Stücke von
geringerem Umfang als einem Päda im Kanon nicht ihre Ent-
sprechung finden. Auch hier scheinen z. T. willkürliche Verände-
rungen vorzuliegen, um durch Stichworte benachbarte Gäthäs enger
aneinander anzuschließen. A'^ 3 b lautet yada pasati cachuma
(scheinbar durch darüber geschriebenes khu zu cakhuma korrigiert),
während die entsprechende Dhp. G. 279 als Päda b die Worte hat
yadä pannäya passati. Die Änderung kann wohl erfolgt sein,
um einen Anklang herbeizuführen an A-' 4 d pranahliutana cakhuma
(entspr. Dhp. G. 273 d dipadänan ca cakkhumä). Sämtliche Gäthäs
von B 1 bis B 5 , und B 7 enthalten außer dem Thema- Worte
brähmana auch noch das Woi't budhu^ das in den meisten der
1) Vgl. z. B. adhikachati A} 2 , B 20, 30, 31; kata A- 7, A* 4—7, Cro
22, 42 ; sukati C^o 27 ; samakamo C^o 39; yoka A^ 8, C^o 17 — 20; nako Cro 31 ;
raka B 35, C'o 33; urako B 41 ft'.; vikaya B 42 {= vigahya),
2) Wenigstens jngarin kommt im Skr. vor, speziell auch in südhujägarin,
dem Gegenteil von *durjägarin, Käs. zu Pän. VII, 3, 85.
o) Leider ist, wie gesagt, eine Abbildung der Fragmente nicht beigefügt.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Jlhinn. 505
ganz oder leidlich entsprechenden kanonischen Stellen nicht reflektiert
wird. Auch hier ist der Kompilator vielleicht willkürlich . des
engeren Zusammenschlusses der Gäthäs wegen, abgewichen. B 1 und
B 7 zu Liebe . wo auch die kanonischen Parallelen buddha halben.
In B 9 (= Dhp. G. o61) ist, wie schon erwähnt, sahainu und
sanato für samvaro und samvuto des Dhp. eingesetzt zum Zweck
des möglichst engen Anschlusses an die folgenden Gäthäs. In C'° 37 a
(Fragm. IX ^") ist suhii (d. i. sukha) statt sädhu der damit iden-
tischen Dhp. G. 206 eingetreten wohl dem Kapitel-Thema sukha
zu Liebe , aus gleichem Grunde in C^° 42 d duha für verä der
entsprechenden Dhp. G. 291 {verä so na pamuccati) , hier aller-
dings gestützt durch verwandte Viertel wie Dhp. 189 d sabbadukklia
paniuccati oder S. 1 , 6 , 6 G. 2 d (Bd. I S. 37) dukkhä na pari-
inuccati). Andere derartige kleine Abweichungen von den kano-
nischen Quellen — und vielleicht auch die angeführten — wird
man sich mit Hilfe der Annahme erklären dürfen , daß der Kom-
pilator manche seiner Gäthäs aus dem Gedächtnis niederschrieb.
Als die Folge vagen Reproduzierens mancher Gäthäs aus dem
Gedächtnis ist wohl z. T. auch die Tatsache zu erklären, daß so
viele Gäthäs zusammengeflickt sind aus Stücken verschiedener Her-
kunft innerhalb des Kanons. Ich verweise dafür auf meine im
1. Abschnitt gegebenen Stellenbelege, die ich unter anderem mit
Rücksicht hierauf so vollständig wie möglich angeführt habe. Ein-
leuchtend erscheint diese Erklärung z. B. für B 9 f . savadugatio
jahl gegenüber dem sabbadukklia pamuccati der im Prinzip mit
B 9 identischen G. 361 des Dhp. Hier und da erfolgte freilich,
wie schon dargelegt und wie sich noch weiter ergeben wird , die
Zusammenstückelung wohl mit Absicht und Bewußtsein, wenn es
galt, Gäthäs oder Gäthä-Teile für den Kapitelzusammenhang zurecht
zu machen. Auf jeden Fall haben wir es dabei meist mit einem
ganz subjektiven Schalten und Walten zu tun. Nur einige instruktive
Beispiele ! Zuerst die Gäthä A- 7. Soviel ist zunächst sicher, daß
diese Gäthä nicht Dhp. G. 387 reflektieren kann, welche Gäthä Senart
mit Rücksicht auf die identische 1. Zeile i) und in dieser Beziehung
ja berechtigterweise, vergleicht, die aber vom Themawort ajypamüda
nichts enthält. Eine ganze entsprechende Gäthä kenne ich nicht.
und es gibt also in dem uns vorliegenden südlichen Kanon auch
schwerlich eine. Bis irgendwo sonst eine solche gefunden wird,
wird daher folgende Herleitung als die ungefähr richtige hin-
genommen werden dürfen. In unmittelbarer Nachbarschaft von
Thag. 257 und 256, die A- 6 und A- 4 korrespondieren, steht eine
Gäthä (255), mit den Worten yävani ettlia samägatä in b =
A^ 7 b yavat'etha samakata. Als sich's darum handelte, welche
Gäthä als A^ 7 folgen sollte, wird des Kompilators Ei'innerung oder
1) Die übrigens auch sonst noch öfters in Werken des Pali-Kanons er-
scheint.
506 ^- Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins.
Blick von Thag. 257 und 256 auf 255 hinübergeschweift sein.
255 b erinnerte ihn an das damit identische Viei'tel Thag. 402 b,
um so mehr , weil dort in der Nähe , in 404, pamädo und appa-
viädena erscheinen. 402a-}-b tarn vo vadämi bhaddam vo yävant'
ettha samägatä machte er also zur 1. Zeile von A'"^ 7 ta yu
vadami bhadrahu yavafetha samakata. Die gleiche Zeile findet
sich auch J. 409 G. 7 a -|- b, wo sich sahbe katannuno hotha als
c anschließt. Dieses c hat ihn dann durch seine Satzkonstruktion
an einen in jeder Weise geeigneten Päda erinnert, an Dhp. G. 327 a
appamädaratä hotha , den er also als c apramadarata bhodha in
A- 7 aufnahm. Zugleich aber wirkten in gleicher Richtung die
zwei Schlußworte von A^ 4 ba kunaru (= va kunjaro)^ denn auch
Dhp. G. 327 schließt mit va kunjaro. Zur Wahl des 4. Päda ließ
er sich dann schließlich durch das Wort dhama von A- 6 leiten
und schloß A- 7 ab mit der geläufigen und häufiger belegten
Wendung sadhami swpravediti (= saddhamme suppavedite). Es
mag ja Manchen eine Gänsehaut überlaufen, weil ich dem Kompilator
solche Flickarbeit zutraue. Das Studium des Kanon hat mich
gelehrt noch ganz andere Dinge für möglich zu halten , und was
ist unser unwürdiger Kompilator gegenüber dem hochgeschätzten
Kanon ! Das Wort dhama {dhamma) ist dann auch wieder das
Stichwort für A- 8 geworden , die ebenfalls zusammengeflickt zu
sein scheint. Die Spur von A- 7 finden wir wieder') in A' 4 und
A' 5. Dhp. G. 327 war für das Appamäda-Kapitel eine sehr ge-
eignete Gäthä, auf die der Kompilator in A ' 5 zurückkam, weil er
in A- 7 nur einen Päda daraus entnommen hatte. Nun wirkte
aber A- 7 suggestiv, und der Päda b sadhami supravcdite drang
von da in A' 5 ein und ersetzte den Päda b von Dhp. 327b
sacittam anurakkhatha. Als A^ 5 fertig war, fand der Zusammen-
steller, geleitet durch sadhami supravedite, noch eine andere dem
allgemeinen Sinne nach in dieses Kapitel passende Gäthä, die er vor
A' 5 als A^ 4 einschob. Der entsprechende Päli-Päda saddhamvie
s^ippavedite steht nämlich unter anderem auch in dem Gäthä-Koraplex
A. VIII, XXIX (Bd. IV S. 227 fg.). Dort steht aber in der Nähe
eine andere Gäthä mit saddhamma , die sich in unserem Kapitel
verwerten ließ , die Gäthä katham vijannä saddham,viam khano
ve mä upaccagä etc., von der b -j- c -r d auch = Dhp. 315 d +
e -|- f und Thag. 1005 d -f- e -|- f ist. Nur das Thema wort des Kapitels
fehlte noch, dieses entnahm er der folgenden Gäthä A^ 5 = Dhp.
G. 327, indem er den Päda a ersetzte durch apramadarata bhodha.
A^ 4 und A' 5 haben auf diese Weise einen Päda gemein. Solche
Wiederkehr identischer Stücke ist in der Anthologie noch öfter zu
verzeichnen. Der Nachweis der häufigen Repitition gewisser Gäthä-
Teile ist, wie ich bei späterer Behandlung des südbuddhistischen
Kanons zeigen werde, das beste Mittel, Werke als persönliche Privat-
iv Man wolle sich des Nachweises erinnern, daß A'- vor A^ zu setzen ist.
li. Otto Franke, Zum ]\Ianuski'ipt Dutreuil de Rhins. 507
elaborate zu erkennen. Auch auf unsere Verssammluncr anofewandt
leistet es neben anderen seine guten Dienste.
B 8 d sarva drugatio jahi = B 9 f stammt in keiner der
beiden Gäthäs aus der entsprechenden Gäthä der Vorlagen, in B 8
ist vielmehr dieser Päda eingesetzt B 9 f. zu Liebe , um B 8 und
B 9 möglichst eng miteinander zu verknüpfen und ihre verschiedene
Herkunft vergessen zu lassen, und in B9 beruht er, wie früher
dargelegt, wohl auf Trül)ung des Gedächtnisses. B 27 repräsentiert
im Ganzen Dhp. G. 267, aber schon allerhand kleine Abweichungen
charakterisieren B 27 als Produkt vager Reminiszenz. Im Päda b
aber ist das Gedächtnis ganz entgleist: er heißt im Dhp. bähetvä
In'ahmacarri/avä, auf der Brücke des Wortes hrahmacar lyavä glitt
die Erinnerung hinüber zu J. 523 G. 3 b und J. 543 G. 51b vatavä
brahmacariyavä ^ und so erschien als B 27 b vatava brammayiyava.
B 28 — 31 sind freie Variationen über Dhp. G. 368 als Thema. In
B 28 ist von Dhp. 368 nur die 1. Hälfte stehen geblieben, als
2. Hälfte aber ist dem baheti pavana (d. i. päpäni) von B 27 zu
Liebe Thag. 2c + d = 1006c-|-d dhunäti päpahe dhamme duma-
pattam va mähtto eingesetzt worden.
In B 29 wäre es dann beinahe wirklich geglückt Dhp. 368
vollständig zu zitieren, aber die zweite Hälfte adhigacclie padam
santam samkhärüpasamam sukham ließ das Gedächtnis des Kom-
pilators doch wieder abschweifen, zu Thig. 182 c -j- d ^rt/i'rit^'Äzm
padam santam sahkhäräpasamam sukham, und so nahm B 29c^d
die Gestalt padivijhu pada sata etc. an. Thig. 182 c ist nun aber
identisch mit 189 c, das wurde unserem Manne wieder zum Ver-
dei'ben in B 30. Es gelang ihm zw^ar in B 30 c endlich, Dhp. 368 c
festzuhalten , als adhikacM pada sata , dann ging es aber weiter
im Gleise von Thig. 189 d aküpurisasevitam , und er schrieb als
B 30 d hin akatmi-usasevi'fa. Ein viertes Mal versuchte er es, und
diesmal geriet er in Thig. 196 und reproduzierte deren c + d adhi-
gacche padam santam asecanakam ojavam als B 31c-j-d, während
er, wie schon besprochen, B 31 a -f- b und B 30a-|-b mit anderen
Mitteln vervollständicrte. Die Sache hat ihren Humor, den ich in
meiner eben gegebenen Darstellung möglichst hervortreten lassen
wollte. Ich werde aber ein wenig übertrieben haben. Es verhält
sich z. T. wohl so , daß der Zusaramensteller absichtlich variieren
wollte. Die Grenze zwischen Absicht und Versehen ist indessen
nicht zu ziehen. — B 36 reflektiert , wie gesagt die Gäthä von
J. 63, sie hat aber in d den Stempel der privaten Fabrikation er-
halten : so sukham na vihähisi der J.-G. wurde ersetzt durch
prasanu budha^asane in Anknüpfung an B 28 und 29 , und die
Brücke dazu bildete das Woi't bhikkhu (bhi'khu) , das sowohl in
der J.-G. wie in B 28 und 29 dem Päda d unmittelbar vorangeht.
C""" 9 a + b gibt in ungenauer Form , vielleicht also aus dem Ge-
dächtnis zitiert, J. 538 G. 107 a 4- b wieder (auch schon nach Lüders);
auch c evam jaräya mara7iena begann der Ajithologie- Verfasser
508 ^- ö''^ Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins,
niederzuschreiben , als emu jaraya , da ließ der Umstand , daß ya
im Kharosthl-Dialekt auch = ca ist, seinen Geist hinüberschweifen
zu der 2. Zeile von Dhp. 135c-f-d evam j'arä ca maccu ca äyum
jJäcenti püninam, und er schrieb weiter viuca ya ayu payeti pa-
ni'na. Daß an diesem Vorgang die Dialektform ya vielleicht so
maßgebenden Anteil gehabt hat , dürfte dafür sprechen , daß die
Anthologie gleich im Kharosthi- Dialekt redigiert worden und nicht
eine bloße Kharosthl-Yersion eines kanonischen oder nebenkanonischen
AVerkes ist , wie denn auch sonst noch Einiges darauf deutet , daß
es des Kompilators eigene lebendige Sprache war, nuf der die
Verse beruhen.
Ich hebe noch einmal ausdrücklich hervor: Meine Konstruk-
tionen können im Ganzen nur beanspruchen vorläufige zu sein , so
lange nicht auch die Gäthäs der vorliegenden Werke des nord-
buddhistischen Kanons systematisch verglichen sind , was ich erst
in einiger Zeit leisten kann. Auch davon abgesehen glaube ich
natürlich nicht in jeder Einzelheit Recht haben zu müssen. Den
Gesamteindruck muß aber jeder Mitforscher mit mir gewonnen
haben, daß die Anthologie eine Privatarbeit subjektiven Charakters
ist und daß ihr als Ganzem keine Bedeutung für die Beurteilung
des Kanons zusteht.
Das heißt aber nicht, daß sie nicht im Einzelnen Beweiselemente
für die Entscheidung über die Form der kanonischen Werke ent-
hielte. Auf all das, was sich betreffs alter variae lectiones aus der
Anthologie als möglich oder wahrscheinlich ergibt, kann ich aller-
dings hier nicht eingehen, denn abschließend erledigen ließe sich
die Frage vorläufig doch nicht. Einen Punkt aber will ich noch
hervorheben , da dieser wohl schon jetzt in gewissen Grenzen klar
wird. Unser hochverehrter Altmeister Fausböll hat in seiner zweiten
Dhammapada-Ausgabe den Versuch gemacht, die metrisch falschen
Verse zu korrigieren. Ich mißbilligte dieses Verfahren in WZKM.
XV, 397 und ei-klärte es für möglich , daß manche Gäthäs gleich
als metrisch falsche abgefaßt seien. Meine Untersuchungen der
Päli- Gäthäs haben mir inzwischen Gewißheit darüber gebracht. Aber
auch unsere Kharosthi -Anthologie spricht dafür, daß mindestens
damals schon, als ihr Verfasser aus dem Dhammapada kopierte,
metrisch falsche Verse darin standen. Ein Beispiel, B 23, ist schon
oben in Abschnitt 2, S. 497 hervorgehoben. — Den 4. Päda von
Dhp. G. 22 ariyänam gocare rata hat F. in der 2. Ausg. korrigiert
zu aryänam gocare rata; Af' 13 d ariana goyari rato stützt aber
die metrisch falsche Form der 1. Ausg. Dasselbe ist der Fall mit
C'° 37 a suhu darsana ariana = Dhp.^ G. 206 a südhu dassanam
ariyänam gegenüber s° d° aryänam der 2. Ausg. Dhp. G. 25 c
dlpam kayirätha medhävl ist in der 2. Ausg. korrigiert zu d°
kayrätha m°, die entsprechende Gäthä des Ms. A-^ 7 c zeigt mit
divu karoti medhavi, daß die Korrektur möglicherweise noch mehr
in die Irre führen würde als die Schreibung der 1. Ausg. Ebenso
R. Otto F'ranJce, Zum Mami8krij>t Dutreuil de Rhins. 509
steht es mit Dhp. G. 266 a na tena hhiJckhü koti, in der 2. Ausg.
geändert zu na tena hhikkhu hhavati^ Ms. Dutr. B 26 a aber hat
na bhikhu tavata bhoti, und da ebenso hier wie im Dhp. der nach-
folgende Nebensatz mit yavata beginnt, so spräche immer noch
mehr Wahrscheinlichkeit für die Berechtigung von B 26 a als für
die Korrektur von Dhp.-, aber die Sachlage ist hier durch andere
umstände zu sehr kompliziert, um sie überhaupt kurzerhand ent-
scheiden zu können. C^° 42 d so duha na jtarimucaÜ bestätigt
mehr Dhp.^ 291 d verä so na parimuccati als verä so na pamuccati
der 2. Ausgrabe.
^o
4. Einige Korrekturen der Lesung und Erklärung.^)
A- 6 liest Senart und Lüders yu iina sadhamavinau. Aber
der letzte Vokal ist nicht u, sondern /. Außerdem gehört sa nicht
mit dhamma, sondern mit ima zusammen. Da in D. XVI, 3, 51,
G. 3 und Thag. 257 yo imasmim dhammavinaye entspricht, so
muß imasa Äquivalent von imasmim sein. Ich lasse dahingestellt,
ob es sich dabei um einen lautlichen Vorgang oder um eine Kasus-
Substitution (Gen. statt Loc.) handelt, sicher ist jedenfalls, daß es
in unserem Ms. zahh-eiche solche Fälle gibt, wo -asa Lokativsinn
hat. A^ 6 und 0""° 30 asmi loki parasa yi = Dhp. G. 168 und
169 und sonst asmim loke paramhi ca\ A-^ 9 alasa^ wenn es wirk-
lich dem -kälamhi von Dhp. G. 280 entspricht; A'^ 13 apramadasa:
Dhp. 22 appamädamhi \ B 16 yasa: Dhp. G. 372 yamhi\ B 38
namaruvasa: Dhp. G. 367 nämaräpasmim; C" 3 saga?udasa
ujhitasa: Dhp. 58 -asmim ujjhitasmim\ C" 28 savutu liratimu-
khasa: S. N. 340 samvutto pCdimokkhasmim.
A* 1 radho akuyano = S. I (Devatä-S.) ,5,6 G. 2 (Bd. I
S. 33) ratho akujano ist „ein Wagen, der nicht quietscht", von
Wurzel küj. Vgl. J. 544, G. 182 väcäsannamaküj'ano , sc. käyo
te rathasannäto , = „Dein Körper als Wagen aufgefaßt hat als
Eädergeräusch die Stimmhemmung", d. h. der Religiöse schwatzt
nicht , wie der gute Wagen nicht quietscht. In Värtt. 1 zu Pän.
I, 3, 21 hat küjana dieselbe Bedeutung: samo ^küj'ane = „{krld
ist Ätm.) nach sam nur dann , wenn es nicht Gei'äuschmachen be-
deutet". Senart übersetzt akuyana = akujana „oü il n'y a pas
de mechant". Ich weiß nicht, ob das nur eine freie Übersetzung
ist, oder ob er eine andere Etymologie im Auge hat.
B 35 b siia ti lahu hhesiti entspricht Dhp. G. 369 b sittä te
lahum essati = „ausgeschöpft wird dein (Schiff) leicht gehen".
Senart spricht sich nicht aus über die Form hhesiti. Es ist Futurum
von hkl^ der Wechselform von Mit, die lat. f\o (neben fui und
futurus) entspricht und die auch dem Päli-Fut. hessati und hehiti
1) Solche, die ich oben schon gegeben habe, wiederhole ich nicht.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 33
510 -^- Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins.
zu Grunde liegt. Der Päda b des Ms. bedeutet also „ausgeschöpft
wird dein (Schiff) leicht sein".
C" 4 sag\]i^adhadhama[d\ gegenüber von Dhp. G. 59 sam-
kärabhütesu ist wohl nicht mit Senart als Schreibfehler für *sagara,
wenn auch nur vermutungsweise , anzusehen , sondern ganz davon
zu trennen und als Äquivalent für Päli samkhata zu betrachten,
samkhata ist das empirisch Erscheinende , dhama (Päli dhammä),
die Sinneserfahrung, samhhatadhanimaka^ wenn so zu rekonstruieren
sein sollte, der der empirischen Weltauffassung Ergebene , und die
Gäthä bedeutet dann „Unter der in empirischer Weltauffassung
dahin lebenden blinden breiten Masse leuchtet hervor durch Ei'-
kenntnis der Jünger des voll Erleuchteten". Falls sacjadha dasteht,
was ich allein sehen kann, und nicht saghadha^ wie Senart liest,
dann ist außer dem im Kharosthi-Dialekt sehr üblichen Übergang
der Tenues in Mediae^) nur noch das Umspringen der Aspiration
anzunehmen, was keine Bedenken hat; falls aber saghadha y^irWich
zu lesen sein sollte , dann hätten wir die Vertretung von t durch
dh zu konstatieren, deren mögliche Annahme Senart S. 268 f. mit
Exemplifizierung aus unserem Ms. erörtert hat.
C" 9 steht uvadamati, uvasamati bei Senart ist natürlich nur
Druckfehler.
C" 10 sebha, nicht seho (Senart).
C" 18 muhutu, nicht muhuta.
C" 31 cavadhi gegenüber cäpäto von Dhp. G. 320 erklärt
Senart durch Lautübergang, Lüders als Zusammensetzung mit einem
Suffix dhi statt tas. Es liegt aber doch wohl näher, cavadhi als
Cava 'dhi, d. i. cäpät adhi aufzulösen = »vom Bogen", denn adhi
mit vorangehendem Abi. = „über" und „von her" ist im Skr.
vom Rgveda an gut belegt , und daß es vorwiegend im Rgveda
vorkommt, kann wohl bei den in meinem Buche „Päli und Sanskrit"
Kap. 12 entwickelten Prinzipien keine ernstlichen Bedenken erregen.
Die Bedeutung des ganzen Päda cavadhi vatita sara bleibt natür-
lieh die alte .den vom Bogen geflogenen Pfeil".
Zu C^" 14 wird zu erwägen sein, ob rucliu nicht vielmehr
„Baum" (Päli rukkha, Skr. vrksa) bedeutet; ruchu . . . vinana =
„(in Kurzem wird dieser Körper auf der Erde daliegen) wie ein
Baum ohne Bewußtsein" würde als Sinn der drei ersten Pädas
durchaus geeignet sein.
In C^° 34 steht deutlich vridha, nicht vridha (Senart und
Lüders).
Daß ich ein gewisses Kharosthl-Zeichen, welches auch in unserem
Ms. wiederholt vorkommt, nicht als hh oder^/s, sondern als f lese,
habe ich in „Päli und Sanskrit" S. Ulf. deutlich genug aus-
gesprochen und bin mehr als je von der Richtigkeit dieser Lesung
überzeugt. Daß es so schwer hält mit dieser durchzudi'ingen, wird
1; Vgl. saghara = samkhara, A^ 1, B 29 und C^o 25 und 44.
R. Otto Franke, Zum Manuskript Dutreuil de Rhins, 511
mir immer weniger verwunderlieh , je öfter ich die Tutsache be-
stätigt finde , daß alles andere leichter Anerkennung findet als die
Wahrheit, wenn sie nicht im vertrauten Gedankenkreise liegt. Ich
rechne es daher Boyer um so höher an, daß er allein das Gevt^icht
der Gründe, die für /" sprechen, rückhaltlos anerkannt hat^).
Der Korrektur bedarf endlich eine Gruppe der Fülle, in denen
Senart th gelesen hat. Er hat meist mit der Lesung Recht, namentlich
überall da, wo es sich etymologisch um ein einfaches tk handelt:
rjujatha und dliunatha A- 4, hhavetha A'-^ 8, atha B 8, mahapathi
C" 3, athatha in dem unmittelbar über A- abgebildeten Fragment
(= atliettJia), anatlia C" 9 und C" 10 (= anartha) ^ niraiha
(yo 14 (= mrartha); aber in allen den Fällen, wo im Skr. ein
st entspricht, ist der Vertikalstrich des Zeichens für th (das ja
bekanntlich ein stehendes Kreuz darstellt) , am oberen Ende nach
links umgebogen: angebl. hatha BIO (= hasta) , angebl. nathi
B 16 (2 mal), B 38 und C^° 30 (= nüsti), angebl. athu C^" 1 (=
astu). Man denkt zuerst natürlich an eine Ligatur tth, wozu die
Figur ganz gut passen würde. Es würde dann aber unbegreiflich
bleiben, warum in den vorher angeführten Fällen, wo th für andere
assimilierte Gruppen {tr und rth) steht, nicht auch tth geschrieben
ist. So bleibt wohl nur die Annahme übrig, daß wir sth-), so
iingewöhnlich das auch sein mag, als Substitut für st anzusetzen
haben, was sich auch nicht schwerer als tth aus dem Zeichen heraus-
lesen läßt. Die Worte sind also vielmehr zu lesen als hastha,
nasthi, asthu.
1) J. As. 10. Ser. T. 3, S. 459.
2) Bühler, Schrifttafel I erklärte genau das gleiche Zeichen als st. Es
erscheint mir jetzt fraj^lich, ob wir diese Lesung gelten lassen dürfen, denn
entweder vom s oder vom t steckt nichts darin.
33'
512
Eine Jaina-Dogmatik.
Umäsväti's Tattvärthädhigama Sütra
übersetzt und erläutert von
Hermann Jacol)i.
Fünftes Kapitel.
Die leblosen Massen sind Regung, Hemmung,
Raum und Stoffe. 1.
ajlvalcäyä dharmädharmäkäsapudgaläli.
Masse (käya) ist hier in dem Sinne zu verstehen , daß die
betr. Dinge aus einer Menge von Teilen bestehen, bez. viele Raum-
punkte {pradesa) haben. Ein pradeda ist der Raum eines Atoms
(S. zu V 8); es ist darunter aber nicht ein mathematischer Punkt
zu verstehen. Mit Regung und Hemmung übersetze ich dharma
und adharma, die hier nicht Verdienst und Schuld bedeuten, son-
dern etwa Medium der Bewegung und der Ruhe; siehe Sütra 17.
Diese und die Seelen sind die Substanzen. 2.
dravyüni jlväs ca.
Sie sind ewig, der Zahl nach bestimmt und un-
körperlich. 3.
nityävasthitüny arüimni.
Unkörperlich arüpa ist soviel wie amürta, das auch p. 124,
1. 9 dafür gebraucht wird. Es gehört aber die Undurchdringlich-
keit nicht zu den Eigenschaften der Körper. Denn nach S. zu
V, 10, 14, 18 können auch unendlich viele parainä^iu's, die sülcsma-
hhävena p)(irinata sind, in einem i/radesa des älcäsa Platz finden.
Cf. Lokaprakäsa II 42 ff. Die Undurchdringlichkeit kommt nur
den groben {bädara) Körpern zu, nicht aber den feinen (süksma)
unter sich und mit jenen. S. zu V 14.
Körperlich sind die Stoffe. 4.
rüpiriah jmdgalüh.
Dies schränkt das vorhergehende Sütra ein.
Bis zum Raum inkl. sind es einfache Substanzen — 5.
äkäsäd ekadravyäni
D. h. es gibt nur je ein dharma, adharma und äkäsa. Seelen
und Stoffe aber sind in "Vielheit vorhanden.
Tattvarthüdhigama Sütra V 1 — 17. 513
und inaktiv. 6.
niskriyäni ca.
Also nur Seelen und Stotfe können tätig sein {kriyävantah).
Regung und Hemmung haben unzählig viele
Punkte; 7.
asamkhyeyäh pradem clharmädharmayoh.
Ebenso die einzelne Seele; 8.
j'tvasya ca.
Der Raum hat unendlich viele; 9.
äkäiSasyä 'naiitah.
Zahlreiche, unzählige und unendlich viele die
Stoffe; 10.
samkhyeyüsamhhyeyää ca pudgalänäm.
Das Atom keine. 11.
nä 'noh.
Es ist eben ein Punkt und hat keine Punkte.
Das Platzeinnehmen findet im Weltraum statt. 12.
lokäkäse 'vagähah.
Der Weltraum lokäkäsa im Gegensatz zu dem absolut leeren
Raum alokäkäsa jenseits der Welt.
Den ganzen (Weltraum) nehmen Regung und
Hemmung ein; 13.
dharmädharmayoh krtsne.
Die Stoffe ein oder mehrere Punkte, je nach-
dem; 14.
ekapradesädisu bhäjyah pudgalänäm.
Ein Atom nimmt einen Raumpunkt ein , ein dvyanuha einen
oder zwei , ein tryamika einen , zwei oder drei , u. s. w. Cf. Er-
läuteiiing zu Sütra 3.
Die Seelen einen oder mehrere der unzähligen
Teile (des Weltraums), 15.
asamkhyeyahliägädisu jivänäm.
Weil sie ihre Punkte kontrahieren und emittieren,
wie eine Lampe. 16.
pradesasamhäravkargäbhyäm pradipavat.
Wie nämlich eine Lampe mit ihrem Licht den Raum ausfüllt,
in den sie gestellt wird, sei er nun groß oder klein, so füllt auch
die Seele den Körper, in dem ^ie ihren Sitz hat, ganz aus, sei er
nun crroß oder klein.
Bedingung für Bewegung und Ruhe zu sein ist
die Bestimmung von Regung und Hemmung; 17.
gatisthityupagraho dharmädharmayor upakäruh.
dliarma und adharma versetzen nicht etwa die Stoffe oder
Seelen in Bewegung oder in Ruhe , sondern dliarma (Regung) ist
in dem Sinne eine Bedingung für die Bewegung eines durch irgend-
514 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
welche Ursache bewegten Gegenstandes, wie die Zeit eine Bedingung
für die Entstehung etc. eines Din'ges ist; denn daß ein Ding jetzt
oder später entsteht etc., ist durch die Zeit bedingt. S. sagt (zu
V 7): sie verleihen einem in Bewegung befindlichen Dinge Kraft,
setzen es aber nicht selbst in Bewegung {gatyädiparinatasya
halädhänam hurvanti, na tu svayam prerayantiY).
Die des Raumes: Platz zu gewähren; 18.
avakäsasyä ^vagähah.
Platzgewähren, avagälia ist eigentlich Eintauchen.
Die der Stoffe: Leib, Sprache, innerer Sinn,
Aus- und Einatmen; 19.
äariravänmanahpränäimnäh pudgalänäm.
Stofflich sind nämlich die Leiber, nicht nur die körperlichen,
sondern auch die andern , von denen II 37 die Rede war. Denn
auch das Jcarman ist stofflich {karma paudyalikam). Um dies
richtig zu würdigen, muß man im Sinne behalten, daß die Materie
nicht bloß in grober Form , sondern auch in feiner {süksmajjari-
näma) besteht.
und die Ursache zu sein von Lust, Leid, Leben
und Tod; 20.
sukhaduhkhajlvitamaranopagrahäs ca.
der der Seelen: sich gegenseitig zu beeinflussen; 21.
parasparopagraho j'wänäm.
die der Zeit: das zeitliche Sein (der Dinge) ihr
Zustand, ihre Bewegung und das „Älter" und „Jünger". 22.
vartanä parinämah kriyä paratväparatve ca kälasya.
1) Man scheint zur Scheidung des Raumes von den Medien der Bewegung
und Ruhe in ähnlicher Weise gekommen zu sein wie das Vaisesika zur Scheidung
der Luft (äkäsa) vom Raum (dis). Die Vaisesika's sahen nämlich ein, daß der
Ton {sahda) als Eigenschaft (guna) ein Substrat verlange und daß es nicht
wohl anginge, zwei heterogene Eigenschaften, Ton und Entfernung, derselben Sub-
stanz, Raum, als ihrem Substrat zuzuschreiben; so nahmen sie für jede je eine
besondere Substanz an und unterschieden zuerst iikä.ia und dis, die bei den
übrigen Philosophen noch eins sind. So schienen auch den Jainas Platzge-
währen, Bewegung und Ruhe so disparate Eigenschaften, daß sie nicht Funktionen
derselben Substanz sein könnten , sondern daß jede ein besonderes Substrat
verlangte. Die Argumentation in S. lautet folgendermaßen p. 278: ,Die Funktion
von Dharma und Adharma möge dem Raum eignen, weil er überall ist". Das
geht nicht, weil er eine andere Funktion hat; seine Bestimmung ist, den Sub-
stanzen, Dharma etc., Platz zu gewähren. Wollte man aber ein und derselben
Substanz (dem Räume) mehrere Bestimmungen zuschreiben, so würde es zwischen
Welt-Raum und leerem Raum keinen Unterschied geben (der ja durch das Vor-
handensein und Fehlen von Dharma und Adharma bedingt ist). „Erde, Wasser
sind für diesen Zweck zureichend (i. o. zur Erklärung von Bewegung und Ruhe
eines Körpers genügt es, diesen als Sitz von Bewegung und Ruhe anzusetzen);
Dharma und Adharma sind überflüssig". Nein, denn wir haben gesagt, daß sie
das allgemeine Substrat sind, und ein jedes Produkt (hier Bewegung oder Ruhe)
durch mehrere Ursachen liervorgebracht wird (nämlich eine spezielle: der betr.
Körper, und allgemeine: Dharma bez. Adharma).
Tattvarlhadhigama Sütra V 18 — 27. b\ö
Für die genannten Vorstellunoren ist die Zeit Voraussetzunyf
und wird daher als die Bedingung dieser Erscheinungen erschlossen.
Siehe Sütra 38.
Die Stoffe haben Berührung, Geschmack. Geruch
und Farbe. 23.
sparsarasagandhavarnavantah imdgaläh .
Berührung ist achtfach : hart, weich, schwer, leicht, kalt, warm,
klebrig (oder glatt) und trocken (oder rauh); der Geschmack fünf-
fach: bitter, scharf, zusammenziehend, sauer und süß (salzig ist
nach Gui.iaratna eine Art von süß); der Geruch zweifach: wohl-
riechend und stinkend ; die Fai'be fünffach : schwarz , blau (oder
dunkel), rot, gelb und weiß. Die genannten Eigenschaften kommen
Atomen und Aggregaten zu und entwickeln sich in ihnen ; die jetzt
zu nennenden sind nur Aggregaten eigen :
Schall, Verband, Kleinheit, Größe, Figur, Spal-
tung, Finsternis, Schatten, Wärmeausstrahlung und
Leuchten. 24.
äabdaOandhasauksmyasthaulyasamsthänabhedatamaschäijätapoddyo-
tavantas ca.
Verband ist die durch Verbindung entstehende Einheit. Klein-
heit und Größe sind relativ und absolut; letzteres bei einem Atom,
bez. bei einer die ganze Welt erfüllenden Masse. Spaltung ist die
Art, wie sich ein Körper zerlegen läßt oder in welcher Form er
zerfällt. Wegen der Details, die in S. und U. nicht durchaus gleich
sind , verweise ich auf die Original-Kommentare und Lokaprakä^a
11, 107 ff. — Es ist zu beachten, daß hiernach der Schall, die
Finsternis und der Schatten (bez. Spiegelbild) als stofflich gefaßt
werden. Der Schall ist also nicht eine Eigenschaft des äkäsa^ wie
nach dem Vaisesika, sondern ein feiner Stoff. Auch die Finsternis
ist stofflich , welche Ansicht von den Vaisesikas ausdrücklich be-
kämpft wird {tamas ist nicht dasamam dravyam). Der Schatten
oder das Spiegelbild eines Körpers sind feine Stoffe, die von ihm
emanieren; cf. Lokaprakäsa 11, 140 ff.
(Sie sind) Atome und Aggregate. 25.
anavah skandhäS ca.
Eine Äryästrophe in Bh. lautet: das Atom ist Endursache
(d. h. es bildet Produkte, ist aber selbst keins), klein, ewig, hat je
einen Geschmack, Geruch und Farbe und zwei Berührungen; es
wird aus seinen Produkten (den Aggregaten) erschlossen.
(Letztere) entstehen durch Vereinigung, durch
Trennung und durch beides; 26.
samghntabhedebhya utpadyante.
Durch Trennung das Atom; 27.
bhedäd anuh.
516 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
Durch Trennung und Vereinigung zugleich die
sichtbaren (Aggregate). 28.
bhedasamgJifitäbhyäin cäksusüh.
Dies wird in S. folgendermaßen begründet. Ein feines Aggre-
gat {sülxsmaparinäma skandhd) ist unsichtbar; durch Spaltung
desselben entsteht natürlich auch nur etwas Feines und Unsicht-
bares. Damit also ein Unsichtbares sichtbar werde , muß etwas
Neues hinzukommen , um die Feinheit aufzuheben. Das tritt ein,
wenn sich die Spaltungsprodukte zweier solcher Aggregate ver-
einigen, durchdringen und innerlich verbinden. Dadurch kann der
Zustand der Feinheit {sauksmyaparinäma) aufgehoben werden,
und indem das so entstehende Verbindimgsprodukt „grob" wird
{sthaulyotpattau)^ wird es sichtbar {cäksusa).
Das Seiende hat Entstehen, Vergehen und Be-
harren. 29.
utpädavyayadhrauvyayuktam sat.
^A'as ist , das entsteht , vergeht und beharrt. Absolutes Be-
harren (i. e. ünveränderlichkeit) kommt z. B. dem ätman nicht zu,
er beharrt qua Jlva, er entsteht als muhta und vergeht als baddha.
Was den Zustand eines Seienden nicht aufgibt,
heißt ewig. 30.
tadbhävävyayam nityani.
(Seiend und ewig widerspricht sich nicht) inso-
fern (eine Eigenschaft) hervorgehoben oder unbe-
achtet gelassen wird. 31.
arpitänarpitasiddheh .
Wie nämlich Devadatta mit Bezug auf seinen Sohn Vater ist,
und mit Bezug auf seinen Vater Sohn ist, so ist auch ein dravya,
wenn man das sämänya hervorhebt, ewig, wenn man aber den vi^esa
(seine spezielle Erscheinung) ins Auge faßt, nicht ewig, arpita ist,
was zur Hauptsache, und anarpita, was zur Nebensache gemacht wird
(S. präpitam prädhänyam, bez. upasarjanlbhütam).
Verband (zwischen zwei Stoffen tritt ein), wenn
der eine klebrig und der andere trocken ist; 32.
snigdharülsatväd bandhah.
snigdha ist glatt und glitschisch {cikkana) ; gemeint ist die
Klebrigkeit; denn S. illustriert die verschiedenen Grade von snigdha
an Wasser, Ziegen-, Kuh-, Büffel-, Kamels-Milch und zerlassener
Butter, wie die von ruksa rauh und trocken, an Staub, Körnchen,
Kiesel. Diese beiden Eigenschaften eignen schon den Atomen. Un-
gleiche Stoffe verbinden sich also und es entsteht ein Verband.
Nicht von solchen niedrigsten Grades, 33.
na joghanyagunanäm.
d. h. solche treten überhaupt in keinen Verband.
Tattvarlhadhlgama Siitra V 28 — 41. 517
noch bei gleichem Grade von solchen gleicher
Art; 34.
gunasämye sadräänäm.
Also zwei snigdka's oder zwei rfdcsas von gleichem (zweiten,
dritten etc.) Grade verbinden sich nicht miteinander. Nach S. ver-
binden sich auch nicht gleichgradige srugd/ia und rüksa.
sondern von solchen mit zwei Graden Unter-
schied. 34.
dvijadhikädigunnnäm tu.
Also 5" nur mit 5" + "^ und r" mit r" + 2_ Nach S. ist auch
der Verband zwischen snüjdha = s" mit einem andern rüksa als
,.nH-2 ausgeschlossen.
In dem Verbände assimilieren sich die von gleichem
Grade und die von höherem Grade. 36.
bandhe samüdhikau pärinämikau.
Nach Bh. muß dies so verstanden werden , daß wenn ein
snigdha (bez. rüksa) sich mit einem gleichgradigen rüksa (bez.
snigdha) verbindet , ein gleichartiger Verband entsteht ; und daß
wenn zwei ungleichgradige sich verbinden , ein gleichgradiger Ver-
band entsteht. S. läßt in dem Sütra sama aus, das ja seiner Er-
klärung des vorhergehenden Sütra widersprechen würde.
Substanz ist das, was Eigenschaften und Zustände
hat. 37.
gunaparyäyavad dravyam.
Auch die Zeit ist eine Substanz nach Einigen; 38.
krdas ce Hy ehe.
S. läßt ity eha „nach Einigen" aus und bekennt sich damit
zu der Ansicht, daß die Zeit ein dravya sei, die er zu begründen
sucht. Gunaratna zu 49 sagt, daß die Zeit nur im Mänusaloka
bestände, sie sei absolut fein und nur ein Moment; sie würde nicht
astikäya genannt, weil sie keine pradesa'% habe. Er gibt aber
auch die Ansicht der Gegner an, welche die Natur eines dravya
bei der Zeit in der Aufeinanderfolge gleichartiger Momente {samayä)
finden.
Sie besteht in unendlich vielen Momenten. 39.
so ^nantasamayah.
Von diesen ist einer creaenwärtig, die andern gehören entweder
der Vergancrenheit oder der Zukunft an.
Die Eigenschaften haben ihren Sitz in der Sub-
stanz, und besitzen selbst keine Eigenschaften. 40.
dravyäirayä nirgunä gunäh.
Die (jeweilige) Beschaffenheit von diesen (Sub-
stanzen und Eigenschaften heißt) Akzidenz. 41.
tadbhävah parinümah.
518 Jacobl, Eine Jaina-Dogmatik.
Es hat entweder einen Anfang oder keinen. 42.
anüdir ädimäms ca.
Bei den körperlichen (Substanzen) hat das Akzidenz
einen Anfang. 43.
rFqmv ädimä7i.
Zwischen Zustand und Akzidenz {paryäya und liarinämd) wird
unterschieden ; ersterer kommt nur den Substanzen zu und umfaßt
die Summe der Akzidenzen {parinävia'%) , welche letzteren auch
den Eigenschaften zukommen, parinäma ist wörtlich Veränderung
und bedeutet hier das Resultat einer Veränderung, die das augen-
blickliche Sein des Dinges ausmacht.
Bei den Seelen besteht es in den geistigen Funk-
tionen (upayoga) und der Betätigung (yoga). 44.
yogojjayogau jivesu.
Über upayoga cf. II 8 f. 19. Über yoga handelt das folgende
Kapitel.
In S. fehlen die beiden letzten Sütras.
Sechstes Kapitel.
Die Tätigkeit von Leib, Rede und innerem Sinn
heißt Betätigung. 1.
käijavanmanahkarma yogah.
S. nennt yoga eine Bewegung der Teilchen in der Seele {ät-
manah pradesaparispandah).
Sie ist Influenz. 2.
sa äsravah.
Wie ein Zufluß oder Abfluß eines Sees so heißt, weil durch
ihn Wasser zu- oder abfließt, so fließt auch zur Seele Jcarman durch
den Kanal in Gestalt der Tätigkeit , die darum Influenz heißt.
kaymian ist nun entweder Verdienst {punya) oder Schuld {päpa).
Gute (Tätigkeit) ist Influenz von Verdienst; 3.
iubhali punyasya.
Schlechte von Schuld. 4.
aüuhhah päpasya.
S. macht ein Sütra aus beiden. Worin punyam harma besteht,
wird VIII 26 gelehrt.
Die Betätigung ist für den in Leidenschaft Be-
fangenen Influenz von Dauerkarman, für den Leiden-
schaftlosen von Momentankarman. 5.
saJcasäyäkasäyayoh sämparäyikeryäpathayoh.
Icasäya (krodka mäna mäyä lohha) Leidenschaft wird von S.
als metaphorische Verwendung des Wortes kasäya „Harz" erklärt,
weil durch kasäya der Seele karman anklebt. Dauerkarman säm-
j
Tattvärthrulhigama S'ttra V 42—44. VI 1—10. 519
paräyiha^ von samparäya = smnsäni, weil dies Jcarvian Ursache
des samsära ist, während das 'iryäpatha nur einen Moment dauert.
Es ist dasjenige kai-man, welches mit den vorgeschriebenen religiösen
Handlungen verbunden ist; jede Handlung hat ja nach 1) und
2) karman zur Folge; aber religiöse Handlungen dürfen doch
keine die Seele bindende Folgen haben. Darum hat dies harman
nur einen Moment Bestand.
Die Arten des erste ren sind die 5 Kardinallaster,
die 4 Leidenschaften, die 5 (nicht gezügelten) Sinne
und die 25 Handlungen. 6.
avratakasäyendriyalriijäh pancacatukpahcaiHincaviimatisamkhyäh
pürvasya hhedälj.
avrata, Kardinallaster, bestehen in der Übertretung der fünf
Gebote (VH 8), also Töten, Lügen, Stehlen, Unkeuschheit und Ver-
langen nach Besitz. Die 25 kriyä's werden in Bh. in (ji-ruppen
von je fünf aufgezählt und in S. erklärt. Es sind nicht bloß Sünden
im eigentlichen Sinne, sondern auch verdienstliche Werke, wie
saiuyaktva und selbst iryäpatha.
Jede von diesen (Influenzen) ist unterschiedlich
je nach dem stärkeren oder schwächeren Grrade, ob
mit Bewußtsein oder in Unwissenheit verübt, je nach
der Energie und dem Objekt. 7.
t'ivramandaj7)ätcijhätabliävav'irijädhikaranavisesebhyas tadviäesah.
vlrya., Energie , ist ein ksäyopasamika oder ksäyika-'L\x.?,ia,ndi
der Seele, cf. H 4, 5.
Das Objekt ist entweder Lebendes oder Lebloses. 8.
adhikaranam jlvüjlväh.
Erste res ist dreifach, je nach dem die Tat leiden-
schaftlich, peinigend oder mörderisch ist; dreifach
nach der Betätigung (d. h. Gedanke, Worte, Werke);
dreifach je nach dem man die Tat selbst begeht, von
andern begehen läßt oder ihr zustimmt; vierfach
nach den (vier) Leidenschaften. 9.
ädyam samrambhasamärambhärambhayogakrtakäntänurnatakasü-
yavUesais tris tris tris catuä cai ^kasah.
Durch Kombination dieser vier verschiedenen Einteilungen er-
geben sich also 108 Arten des j'lvädht'karanajn.
Das letztere (d. h. lebloses Objekt) ist Hervor-
bringung, Niedersetzen, Zusammenfügung und Äuße-
rung, und diese sind der Reihe nach je 2, 4, 2, 3. — 10.
nirvartanüniksepasamyoganisargä dvicaturdvitribhedäh param.
Hervorbringung bezieht sich entweder auf die primären Sachen
(mülaguna), nämlich die 5 Körper, Sprache, innerer Sinn, Ein- und
Ausatmen, oder auf sekundäre Sachen wie Bearbeitung von Holz.
Schreiben , Malen etc. Das Niedersetzen ist vierfach , je nachdem
520 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
der Platz uicht inspiziert, oder sclilecht abgewischt ist, odei* weder
das eine noch das andere geschehen ist, oder das Niedersetzen eilig
geschieht. Zusammenfügunsf betrifft sowohl Essen und Trinken als
auch Gerätschaften (upakarana). Äußerung ist Leibesentleerung,
Gebrauch der Sprache und Gebrauch des innei'n Sinnes.
Jetzt werden die Influenzen für die verschiedenen Arten von
karman (cf. VIII 5) durchgegangen.
(Die Influenz) von Wissens- und Glaubenshemm-
nis ist, wenn man sie mißachtet, verleugnet, miß-
günstig behandelt, hindert, unterdrückt oder in ihr
Gegenteil verkehrt. 11.
tatpradosanihnavamätsaryäntaräyäsädanopaghätä jnänadar^anä-
varanayoh.
Mit ^sie" sind 1) Wissen und Glauben, 2) diejenigen, welche
sie besitzen, und 3) das was sie erzeugt, gemeint.
Von asadvedya: Leid, Trauer, Kummer, Schluchzen,
Töten und Wehklagen, so man selbst oder ein Anderer
oder Beide zugleich haben. 12.
duhhhasokatäpälcrandanavudhaiMridevanäny ätmaparobhayasihäny
asadvedyasya.
asadvedya heißt dasjenige karman , welches , indem es sich
realisiert, dem Betreffenden Schmerz bereitet, während sadvedya
sich unter Freuden realisiert.
Von sadvedya: Mitleid gegenüber den Wesen und
(speziell) den die Gebote haltenden, Almosenspenden,
unlautere Befolgung der Gebote etc., achtbarer Wandel,
Sanftmut und Begierdelosigkeit. 13.
Ihrdavratyanuhampu dänam sarUgasamyamädi yogaJi Tcsäntih ^au-
cam iti sadvedyasya.
Das „etc." meint das in Sütra 20 Aufgeführte.
Von Glaubensverwirrung: Lästerung der Kevalin's,
der heiligen Schrift, der Kirche, des Gesetzes und
der Götter. 14.
kevalü'rutasanghadharmadevävariiavädo dar^anamoliasya.
Von Wan delsverwirrung: der durch das zur Geltung-
gelangen der Leidenschaften entstehende schlimme
Zustand der Seele. 15.
kasäyodayät üvrätmaparinämas cäritramohasya.
Im Kommentar zu diesem Sütra nennt S. noch eine Anzahl
von vedamya , häsya vedaniya etc., die in der Aufzählung der
Arten des mohaniya in VIII 10 den Schluß bilden.
Von äyus der Höllenwesen: in reichlichem Maße
andere zu peinigen und nach Besitz zu streben. 16.
lahvärambhaparigrahatvam ca närakasyä "yusah.
rattvärthädhigama Siitra VI 11—22. 52]
äi/iis oder äyiisha ist das karman , welches die Lebensdauer
bestimmt. Es ist von näman zu unterscheiden, nümakarman
bestimmt z. B. daß Jemand als Höllenwesen geboren wird, das ist
das näraka-näman: dagegen bestimmt das ?z«rrt7rä^itÄA;a, wie lange
er als das betrettende Höllenwesen zu leben hat.
Von dem der Tiere: Betrug. 17.
mäyä tairyagyonasya.
Von dem der Menschen: in geringem Maße andere
zu peinigen und nach Besitz zu streben, sowie natür-
liche Demut und Aufrichtigkeit. 18.
alpäramb1uij)arigra]iatvam svaUuicamärdavärjavam ca münusasya.
Von dem aller (drei genannten) außerdem die
Hintansetzung der Gelübde und Gebote. 19.
nihsllavratatvam ca sarvesäm.
Die Gelübde werden VII 16 f. genannt.
Von dem der Götter: die unlautere Befolgung
der großen Gebote, die Befolgung der kleinen Ge-
bote, die unfreiwillige Tilgung des karman , und die
törichte Askese. 20.
sarügasamyamasamyamäsamyamälcärnanirjarähälatapämsi daivasya.
samyama ist synonym mit virati und vrata VII 1 ; über die
großen und kleinen Gebote VII 2 ; über nirjarä VIII 24. akäma-
nirjarä, unfreiwillige Tilgung des karman .^ wird von demjenigen
ausgesagt, der nicht aus innerster Überzeugung, sondern unfreiwillig
oder andern zu Liebe an sich verdienstliche Werke tut. Törichte
Askese bälatapas ist die von Ketzern geübte, speziell der religiöse
Tod durch Feuer , Wasser , Stürzen von einem Abhang etc. ; die
richtige Art den Tod herbeizuführen wird in VII , 1 7 besprochen.
— S. fügt als weiteres Sütra hinzu: samyaktvam ca.
Von üblem näman: schlechte Betätigung und
Widerspruch (gegen die gute des Nächsten). 21.
yogavakratü visamvädanam cäs'ubhasya nämnah.
Von gutem (näman) : das Gegenteil. 22.
viparitam mhhasya.
Über nämakarman vgl. VIII 12; es bewirkt die Qualität von
Sachen und Personen, soweit diese nicht in den Wirkungskreis einer
anderen karman-A\i fallen.
Von dem näman eines Tirthakara: Vollkommen-
heit des Glaubens, Besitz der Ehrfurcht, kein Ver-
stoß gegen die Gelübde u.nd Gebote, beständige Aus-
übung des Erkennens und Weltschmerz, nach Kräften
Spenden und Askese, Beistand und Dienstfertigkeit
gegenüber der Gemeinde und den Mönchen. Liebe
zu den Ar hat 's, Meistern, Weisen und der Lehre, die
q02 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatih.
Einhaltung der Ävasyaka's, die Ve r he rr liebung des
Heilsweges, Zuneigung zu (den Bekennern der wahren)
Religion. 23.
darianavisud dliir vinayasamjyannatä sllavratesv anaticäro 'bhlks-
nam inänoj)a!iogasamvegau iaktitas ttjägatapasl saüghasädhusaniädhivai-
yämHiiakaranam arhaddcäryubaliusrutapravacanabhaktir ävasyakäpari-
hänir märgaprabhävanä 2}i'fivacanavatsal(itvam iti tlrthakrttvasya.
Über die Ävasvaka cf. Bhandarkar, Report 98, n. t.
Von den niedrigen gotra's: Tadel Anderer und
Eicrenlob sowie Verschweigen guter und Aufdecken
schlechter Eigenschaften. 24.
parätmanindäprasarnse sadasadgunäcchädanodbhävane ca nicair-
gotrasya.
Das letzte könnte auch heißen: Das Erdichten nicht vorhandener
Eigenschaften. — gotra-l^arman bewirkt , daß der Betreffende in
diesem oder jenem Geschlechte , Stande etc. geboren werde, vgl.
VIII 13.
Von den hohen gotra^s: das Gegenteil sowie Be-
scheidenheit. 25.
tadviparyayo nicairvrttyanutsekau co ''ttarasya.
Bescheidenheit umfaßt die Bedeutung von nlcairvrtti, Ehrfurcht
gegenüber (dem innern Werte nach) Hochstehenden, und anutseka,
Mangel an Einbildung auf eigene Vorzüge.
Von dem des antaräy a: das Bereiten von Hinder-
nissen. 26.
vighnaharanam antaräyasya.
Über antaräy a vgl. VIII 14. Es verhindert die Ausübung
von Gutem und die Erlangung von Angenehmem.
Siebentes Kapitel.
Gebot ist das Ablassen von Töten, Unwahrheit,
Unredlichkeit, Unkeuschheit und Streben nach Be-
sitz. 1.
himsänrtasteyäbrahmaparigrahebhyo viratir vratam.
Je nachdem sie teilweise oder vollständig (er-
füllt werden sollen, heißen sie) die kleinen oder die
großen (Gebote). 2.
deiasarvato 'numaliatl.
Zu ihrer Befestigung dienen je fünf Corollarien. 3.
tatsthairyärtham bhävanäh j^atica panca.
Bh. zählt die bhäianas auf; S. macht daraus 5 Sütras, wobei
nicht durchgängig Übereinstimmung obwaltet. Ich folge Bh. Es
dienen zur Befestigung 1) des Nichttötens: die erste, dritte
und vierte samüi's (siehe IX 5) , manogupti (siehe IX 4) , Genuß
von Speisen und Getränken, die man wohl untersucht hat.
Tattvärthädhigama Sütra VI 23—26. VIT 1—6. 523
2) der Wahrheit : wohlbedachtes Reden, Aufgeben des Zorns,
der Begierde und des Spaßes und Furchtlosigkeit.
3) der Redlichkeit: daß man nach Bedacht das Benutzungs-
recht erbittet, die Bitte öfters erneuert, die Berechtigung nicht über
die Grenzen ausdehnt, dieselbe nur von Glaubensgenossen erbittet,
nur gewährte Speisen und Getränke genießt. Es kann sich bei
der Berechtigung nur um ein Benutzungsrecht, um das Logis handeln,
sofern von Mönchen die Rede ist. S. spricht denn auch ausdrück-
lich von Wohnung in den beiden ersten Fällen.
4) der Keuschheit: man vermeide zu wohnen oder zu schlafen
in Gemeinschaft von Weibern, Vieh und Eunuchen , über verliebte
Weiber sich zu unterhalten, ihre Reize zu betrachten, sich der früheren
Liebesgenüsse zu erinnern und leckere Speisen zu genießen.
o) der Begierdelosigkeit: man freue sich weder über
angenehme, noch ärgere man sich über unangenehme Eindrücke der
fünf Sinne.
Ferner erwäge man, daß das Töten etc. Schaden
und Schande hier und jenseits bringt, 4.
himsädisv ihä 'mutra cä 'pä)/ävad)/adarSanam.
Als Beispiel diene : ,Ein Mörder ist stets verabscheut und ge-
haßt, hier werden ihm Hinrichtung, Gefängnis, Qualen etc. zu teil,
jenseits üble Wiedergeburt ; und er ist ein Gegenstand des Tadels;
darum ist es besser abzulassen vom Töten". In ähnlicher Weise
wird es bei allen Todsünden durchgeführt.
oder daß es lediglich Leid sei, 5.
duhkham eva vä.
Daß getötet , belogen , bestohlen zu werden Schmerz bereitet,
sieht Jeder leicht ein. Aber auch der Liebesgenuß verursacht
ebenfalls eisfentlich Schmerz und die damit verbundene Lust ist
derjenigen beim Kratzen eines juckenden Ausschlages zu vergleichen.
Das Leid beim Besitz besteht in den Sorgen , die tait seiner Er-
werbung und Erhaltung verbunden sind.
Man befleißige sich des Wohlwollens gegen alle
Wesen, der tätigen Anerkennung gegenüber den ihrem
inneren Werte nach Höherstehenden, des Mitleids
gegenüber den Irrenden und der Indifferenz gegen-
über den Verworfenen. 6.
maitrlpramodalcärunyamädhyasthäni satti:agunädhikaklisyamänä-
vineyesu.
Dieses Sütra ist offenbar eine Modifikation von Pataöjali's
Yogasütra I 33 : maitr'ikarunäniuditopeksänäin sukkadukkhapun-
yäpunyavisayänäm bhävanätas cittaprasädanavi. Ich glaube daher
auch, daß das vorhergehende Sütra sich an Y. S. II 15 anlehnt:
parinämatäpasamskäraduhkhair gunavrttivirodhäc ca duhkham
eva sarvam vivekinah, obschon in unserem Kommentar die Be-
gründung einfacher ist.
524 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Oder man beden"ke das Wesen der Welt und des
Leibes, um fromme Stimmung und Weltschmerz zu
bewirken. 7.
jagatkäyasvahhävau ca samvegavairägyärtham.
Die Eitelkeit der Welt und die Gebrechlichkeit des Leibes
sind hier natürlich gemeint. Jetzt werden die 5 Todsünden erklärt.
Töten heißt einen des Lebens berauben, infolge
ungeordneter Betätigung. 8.
2)ramattai/ogät prü{iavyäropa\)am Jiimsä.
Betätigung, yoga, ist: Gedanke, Worte, Werke. Ungeordnet,
pramatta, ist nach S. soviel wie leidenschaftlich, Icasäyavän.
Unwahrheit ist das Aussprechen von dem, was
da nicht ist. 9.
asadahliidhänam anrtam.
Unwahrheit ist von dreierlei Art: 1) Leugnen dessen was ist
und Behauptung dessen was nicht ist.
2) Verwechslung, arthäntara^ wenn man z. B. Kuh statt Pferd
sasrt und umgekehrt.
3) Tadel, d. h. unnütze Äußerung einer beleidigenden Tatsache.
Unredlichkeit ist das Nehmen von etwas, was
einem nicht gegeben wird. 10.
adattädänam steyam.
Unkeuschheit ist sexuelles Verhältnis. 11.
maithunam abrahma.
Habgier ist Verlangen (nach Gütern). 12.
mürchä paHgrahah.
Wer von den (drei) Dornen frei ist, heißt Be-
f olger der Gebote; 13.
nihdalyo vratl.
Die drei Dornen {salya) sind: Betrug, Sinnenlust (nidäna)
und falscher Glaube, nidänam visayahhogäkäiiksä S. Im Sama-
räditya Samksepa 4 , 469 findet sich folgende Definition: mithyä-
tvayuktam qjnänam nidänam.
Sowohl Hausbewohner als Hausloser. 14.
agäry anagäras ca.
Wer die kleinen Gebote befolgt, ist ein Haus-
bewohner; 15.
anuvrato ^gärl.
d. h. Laie, SrävaJca.
Ebenso wer folgende Gelübde hält: 1) das Rich-
tungsgelübde, 2) das Ortsgelübde, 3) die Enthaltung
von zweckloser Schädigung, 4) das Zeitgelübde, 5) das
Tattvärthüdhigama Sütra VII 7—19. 525
Fasttagsgelübde, 6) das Gelübde bezüglich der Lebens-
mittel und Bedürfnisse, 7) das Mitgeben an Gäste; 16.
digclesrmarthadandai-irati^runnijikaiyau^adhopaväsopabhogaparibho-
gätith isa m vibh ägavTatasamiiannas ca.
Diese Gelübde schränken das Leben der Laien in mannigfacher
Weise ein. Dem Laien ist mancherlei erlaubt, was den großen
Geboten , die ja nur für den Mönch verbindlich sind , zuwider ist.
In diesen Gelübden setzt sich nun der Laie ein Maß, wie weit er
von der für ihn bestehenden Erlaubnis Gebrauch machen will ;
jenseits der von ihm gesetzten Grenze sollen auch für ihn die
großen Gebote verbindlich sein. In dem Richtungsgelübde
{diyvrata oder diyvirati) setzt er fest, wie weit er in einer der
zehn Himmelsrichtungen gehen darf; im 0 rtsgelüb de , innerhalb
welcher Grenzen er bleiben will : Zimmer, Haus, Dorf, Distrikt etc. ;
im anarthadancia-Qc QWihdiQ verpflichtet er sich, nur zur Erlangung
seiner üblichen Lebensmittel und -Bedürfnisse als Laie zu agieren;
im Zeitgelübde bestimmt der Laie , wie lange er zeitweise die
großen Gelübde halten will ; im Fasttagsgelübde verpflichtet
er sich, an den Pausadha-(oder Prosadha-)tagen , i. e. am 8., 14.,
15., oder sonst an einem Tage zu fasten und sich anderweitige
Entbehrungen aufzuerlegen; in dem 6. Gelübde bestimmt er, wie
weit er in dem Gebrauch der Lebensmittel {upabhoga : Speise und
Trank) und Lebensbedürfnissen {paribhoga: Kleidung etc.) gehen
will; im atithi'sainvibhäga-Gelnhdie verpflichtet er sich, den Mönchen
das, dessen sie bedürfen, zu spenden. Die vraias 1, 3, 6 heißen
gunavi'ata, die übrigen vier siksävrata, alle sieben slla. (Vergleiche
hierzu Aupapätika Sütra § 57.)
Und derjenige, welcher sich der mit dem Tode
endigenden Kasteiuncr unterzieht. 17.
müranäntilcim samlekhanäm jositä.
Dies ist die bekannte märanäntiki samlekhanä (oder sallekhanä);
sie besteht darin, daß, wer einen zwingenden Grund dazu hat, nach
fortcresetztem und stets oresteicrertem Fasten zuletzt ganz der Nahruncr
entsaoft und in frommer Betrachtuncr ausharrt bis zu seinem Tode.
Jeder vratin hat nach 13 keinen falschen Glauben, ist also
samyagdrsti, ein Rechtgläubiger. Dies gibt Veranlassung zum
folgenden Sütra.
Die Vergehungen für den Rechtgläubigen sind
(Glaubens)zweifel, (irdisches) Verlangen, Unent-
schiedenheit der Überzeugung, Bewunderung und
Anerkennung Andersorläubiger. 18.
sanhähänksäincikitsänyadrstipraäamsäsamstaväh samyagdrster afi-
cäräh.
Gegen die Gebote und Gelübde gibt es je fünf
Vergehungen der Reihe nach wie folgt: 19.
vratasllesu panca panca yathäkramam.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 34
526 Jacohi, Eine Jaina-Dogmatik.
Nämlich gegen das Nichttöten :
Fesseln, Töten, Schinden, Überbürden, Entziehung
von Speise und Trank. 20,
bandhai^adhacchavicchedätibhäräropanännapänanirodhäh.
vergleiche Hemacandra's Yogasästra 3, 90,
Gegen die Wahrhaftigkeit:
Falsche Unterweisung, lichtscheues Geschwätz,
Urkundenfälschung, Aneignung von etwas Geliehenem
und böswilliger Verrat von geheimen Beschlüssen. 21,
■ - mithyopadeäarahasyübhyähhyänahütaWchakriyänyäsäpahärasäkära-
mantrabhedäh.
Vgl, H. Y, 3, 91.
Gegen die Unredlichkeit:
Anstiftung zum Stehlen, Annahme gestohlenen
Gutes, Schmuggel, Gebrauch falscher Maße und Ge-
wichte, Waar enf älschung. 22,
stenai^rayogatadcihrtädänaviruddharäjyätikrarnalnnädMkamänon-
mänapratirüpakavyavahäräh.
Vgl, H, Y. 3, 92.
Gegen die Keuschheit:
Betreiben der Verheiratung eines Andern(?), Be-
such von verheirateten oder unverheirateten Frauen-
zimmern, die sich mit Andern abgeben, unnatürliche
Unzucht und Lüsternheit. 23.
paravivühakaranetvaraparigrhitägamanänaitgakrldätivrakärncibhini-
vesah.
Statt itvara hat S. itvarikä und erklärt es wie oben über-
setzt. Bh. gibt überhaupt keine Erklärung, Vgl, H, Y, 3, 93,
Gegen die Besitzlosigkeit:
Maßüberschreitung hinsichtlich Grund und Ge-
bäude, Geld und Gold, Gut und Getreide, Mägden
und Knechten, und allerlei Metall. 24,
ksetravästuhiranyasuvarnadhanadhänyadäsidäsakupyapramänäti-
kramäh.
pramänätikrama^ Überschreitung des Maßes, das man sich für
den Besitz dieser Dinge gesetzt hat , daher Bh. diese fünf Artikel
als icchäpramänätikrama bezeichnet, hiranya erklärt S. mit rüp-
yädi vyavahäratantram ; kupya als Leinen, Baumwolle, Seidenzeug,
Sandel etc. Ich habe kupya nach der Angabe der Wörterbücher
übersetzt, ohne allerdings einen Zweifel unterdrücken zu können,
ob ihre Deutung richtig ist. Vgl. H. Y, 3, 94,
Gegen das Richtungsgelübde:
Überschreitung nach oben, nach unten, nach seit-
wärts, der Maximaldistanz und Erinnerungsschwund. 25,
ürdhvddhastiryagvyatikramaksetravrddhismrtyantardhänäni.
\
Tattvärthädhigama Sfitra VII 20—30. 527
AVenn Jemand einen Berg erklimmt, in einen Brunnen steigt
oder in eine Höhle hineingeht, so verläßt er die Richtung, die er
einzuhalten gelobt hat (S ). Vgl. H. Y. 3, 96.
Gecren das Ortscrelübde :
Holen lassen, Boten schicken, Zurufen, Zeichen-
geben und Zuwerfen. 26.
ünayanapresiiapraiiogasabdarüpänupntajmdgalciksepäh.
Diese Mittel soll Jemand nicht anwenden , um einen Zweck
auch jenseits der Grenzen, die er sich gesetzt hat, zu erreichen. Es
sind Übertretungen , obschon der Betreffende persönlich innerhalb
der Grenzen bleibt (vgl. H. Y. 3, 116).
Gegen die Enthaltung von zweckloser Schädigung:
Unzüchtige Reden, unzüchtiges Gebahr en, Ge-
schwätzigkeit, unbedachter Auftrag (oder mehr als
nötige Arbeit) und Übermaß im Genuß. 27.
handarpakauhuciiamaukharyäsaiiüksyädhikaranopabhogädhikatväni.
Statt asamlksyüdhikarana hat Y. 3, 114 (113) samyuktä-
dhtkarana und die Tikä erklärt es als das Zusammenfügen zweier
Teile eines Geräts, wie Mörser und Stößel, Pflugsterz und Pflug-
schar, Bogen und Pfeil. Meine obige Übersetzung basiex't auf der
Etymologie, die eingeklammerte auf der etymologischen Erklärung
von S.
Gegen das Zeitgelübde:
Schlechte Verwendung der (drei) Tätigkeiten
(i. e. Gedanken, Worte, Werke), Nachlässigkeit und
Mangel an Gedächtnis. 28.
yogaduhpranülhänänädarasmrtyanupasthäpanäni.
(vgl. H. Y. 3, 115.)
Gegen das Fasttagsgelübde :
Leibesentleerung ohne den Ort inspiziert und
abgewischt zu haben, ebensolches Aufheben und Nieder-
legen von Dingen, ebensolches Benutzen des Bettes,
Nachlässigkeit und Mangel an Gedächtnis. 29.
apratyaveksitäprarnärjitotsargädänciniksepaBarmtäropakramanänä-
darasmrtyanupasthäpanäni.
pratyaveJcsana ist das Betrachten, um etwa vorhandene lebendige
Wesen zu bemerken, pramärjana das Abwischen mit einem weichen
Stoffe (vgl. H. Y. 3, 117).
Gecren das Gelübde bezüglich der Lebensbedürfnisse:
Genuß von Speisen, die lebend sind, mit lebendem
verbunden oder damit vermischt sind, Aufgüsse (oder
Extrakte), ungare Kost. 30.
sacittasambaddhasammis'räbhisavaduhpakvähäräh.
(Vgl. H. Y. 3, 97.)
34»
528 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Gegen das Gelübde der Gastlichkeit :
Niedersetzen auf Lebendiges, Bedecken damit,
Sagen es sei für einen andern bestimmt, Neid und
Herrichtung des Essens zur unrichtigen Zeit. 31.
sacittaniksejyapidhäiiajyarat^i/apadesamätsaryakälätikramäh.
Durch genannte Mittel entzieht sich der Laie der Pflicht, dem
Mönch (denn nur an solche, nicht an andere Bettler oder Gäste ist
hierbei zu denken) von dem Essen mit zu geben. Niedersetzen aufs
Feuer, Bedecken mit Früchten oder Blumen sind Beis^Diele für die
beiden ersten Fälle (vgl. H. Y. 3, 118).
Gegen die mit dem Tode endigende Kasteiung:
Sehnsucht nach dem Leben oder nach dem Sterben,
Anhänglichkeit an die Freunde, Gedenken der früheren
Freuden und leidenschaftlicher Wunsch. 32.
jivitarnaranäsam^ämitränurägasukhänubandhanidänakaranäni.
nidäna ist ein kurz vor dem Tode gehegter Wunsch, der auf
die kommenden Existenzen von Einfluß ist und in ihnen zur Er-
füllung gelangt (cf. IX 34).
Schenken ist Überlassen von dem Seinigen (zu
eigenem und anderer) Nutzen; 33.
anugrahärtham svasyä Hisargo dänam.
Und das ist unterschiedlich nach den äußeren
Umständen, nach dem Gegenstand, nach dem Geber
und nach dem Empfänger. 34.
vidhidravyadätrpätravisesät tadvüesah ,
Achtes Kapitel.
Ursache der Bindung sind falscher Glaube, Nicht-
beachtung der Gebote, Unachtsamkeit, die Leiden-
schaften und die Be täticruncr. 1.
mithyädaräanUviratipramädakasäyayogä bandhahetavah.
virati siehe VII 1, hasäya VIII 10, yoga VI 1. Falscher
Glaube ist entweder abhigrhlta , d. h. erworben , wenn man eine
der 363 felschen Lehren annimmt, oder anabhigrhlta , d. h. ohne
fremde Hülfe eingetreten.
Weil die weltliche Seele Leidenschaften hat,
nimmt sie Stoffe auf, die für das karman geeignet
sind. 2.
sakasäyatväj jivali karmano yogyün jmdgalän ädatte.
Die Jaina's betrachten Jcarman nicht als eine Eigenschaft des
ätman in der Form von adrsta wie z. B. die Vaii§esika's, sondern
das karman ist etwas materielles, wie auch der oft ausgesprochene
Satz : 2^(^i''^d(jalam karma besagt, karmano yogyün^ Stoffe, die für
das karman geeignet sind, bedeutet Stoffe, die karman zu werden
i
TattvürthadhigamaSütraVII3l—34. V TU 1—8. 529
fähig sind. Indem diese in ihrer Gesamtheit die Seele infizieren
oder erfüllen , bringen sie die Bindung hervor. Wie verschiedene
Ingredienzen in einem Gefäß zu einem geistigen Getränke vergären,
so bildet sich das karvum aus den Stoßen , die dazu geeignet
■ DO
sind, vi'oraus dann, wenn ich es richtig fasse, der Karmanleib kärma-
namrira entsteht , bez. diesem , der uranfänglich ist , stets neues
Material zugeführt wird.
Darin besteht die Bindung. 3.
sa band hak.
Deren Eigentümlichkeiten sind Art, Dauer, Kraft
und Dimension. 4.
prakrtüsthitijanubhüvapradeääs tadvidhayah.
Die erste ist Wissenshinderung, Glaubenshinde-
rung, das Zufühlende, das Verwirrende, Lebensdauer,
Individualität, näma, gotra und das Hindernde. 5.
ädtjo jnrinadarmnd.varanavedanlyavioham)jäyuskanäniagütränta-
rüyäh.
Dies sind also die acht Arten der Bindung, denen dieselben
acht Arten von karman entsprechen. Die mit einer Modifikation
des äiman {ätmaparinämena) aufgenommenen Stoffe werden zu
diesen 8 Arten von karmav^ gerade so wie die in einer Mahlzeit
aufgenommene Speise sich in Blut und die übrigen Körpersäfte
verwandelt (S.).
Diese zerfallen der Reihe nach in 5, 9, 2, 28, 4, 42,
2 und 5 Unterarten. 6.
pancanavadvyastävimSaticaturdvicatvärimäaddvipancabhedä yathä-
hramam.
Nämlich Wissenshinderung (jnänävarana) : von
mati etc. 7.
matyäd/näm.
Nach den fünf Arten des Erkennens (vgl. I 9) gibt es auch
fünf Arten von Wissenshinderuncr.
Glaubenshinderung {darsanCwarayia) :
Hinderung des caksur-, acaksur-, avadhi- und
kevaladarsana und was empfunden wird als Schlaf,
intensiver Schlaf, innere Erregung, intensive innere
Erregung und Gier in der Erstarrung. 8.
caksuracalcsuravadliikevalänäm nidränidränidräpracaläpracalä-
pracalästyänagrddhivedarüyäni ca.
Von diesen neun Arten der Glaubenshinderung sind die vier
ersten die Hinderungen der vier Arten des Glaubens , vgl. II 5 ;
die fünf letzten scheinen sich auf Glauben im allgemeinen zu be-
ziehen , insofern es durch physopsychologische Zustände verhindert
wird. Die Gier in der Erstarrung bedeutet Nachtwandeln und, ob-
schon es nicht ausdriicklich gesagt wird , Handlungen in andern
bewußtlosen Zuständen (cf. Väsupüjyacarita 2, 534).
530 Jacohi, Eine Jaina- Dogmatil:.
Das zu fühlende {vedanhjä) :
Was als Lust, und was als Leid empfunden wird. 9.
sadasadvedye.
Es ist also dasjenige karman gemeint, welches Lust oder Leid
erzeugt, während die andern Arten von karman andere Folgen
haben , die nicht direkt als Lust oder Leid empfunden werden,
z. B. das nokasäyavedaniya , ein karman , das als Spaß , Ver-
gnügungssucht etc. bewußt wird , d. h. also diese Zustände verur-
sacht. Damit ist aber noch nicht seine Wirksamkeit erschöpft,
sondern diese besteht darin, durch jene Zustände den rechten Wandel
zu stören imd zu verhindern ; daher dies karman, obgleich vedaniya
benannt, in die Klasse des mohaniya, der Störungen gehört.
Die Störung {mohaniya) ist zweifach:
Glaubensstörung und Wandelstörung (letztere
ist zweifach:) was als Leidenschaft gefühlt wird,
und was als Nicht-Leidenschaft gefühlt wird. (Diese
vier) haben der Reihe nach 3, 2, 16, 9 Unterarten.
(Glaubensstörung ist) Rechtheit, Irrigkeit und eine
Mischung beider; (von Wandelstörung) Leidenschaft
und Nicht-Leidenschaft; (Leidenschaft ist zunächst)
verschieden als in endlosen Irrtum stürzend, Nicht-
Entsagung, Entsagungshinderung und Entflammung:
jedes von diesen ist vierfach als Zorn, Stolz, Trug
und Gier; (die Nicht -Leidenschaf t): Spaß, Vergnügen,
Überdruß, Traurigkeit, Furcht, Scheelsucht, Weib-
lichkeit, Männlichkeit und drittes Geschlecht. 10.
darsarmcäritrarnohanlyakasäyaiiokasäyavedaniyäkhyäs tridvisoda-
sanavahhedäh samyahtvamithyätvataduhhayäni kasäyanoTcasüyäv anan-
tänii handhyapratyäJchyänapratyäkhyäncivaran asamjcalanavikalpää cai
'kasah krodhamänamäyälobhäh häsyaratyaratisohabhayajugupsästrlpum-
napurjisakavedäh.
Es könnte befremden , daß samyaktva hier als mohaniyd be-
zeichnet wird; doch erinnere man sich, daß nach II 3 — 5 drei Grade
von samyaktva, je nach dem der aupasaniika, ksäyika oder ksä-
yopasaTnika-ZustcindL äefijiva vorwaltet, unterschieden werden müssen.
Die Leidenschaften stören in verschiedener Weise : 1) verhindern
oder vernichten sie rechten Glauben ; 2) bewirken sie Nicht-Ent-
haltung und verhindern dadurch das Ablassen {virati) von den Tod-
sünden ; 8) als Entsagungshinderung lassen sie zwar ein beschränktes
Ablassen viratävirati zu, nicht aber rechten Wandel, 4) wirken sie
entflammend; was damit gemeint sei, entzieht sich mir.
Die Nicht-Leidenschaften bedürfen keiner näheren Erläuterung,
bis auf die letzten drei ; Weiblichkeit , striveda , bewirkt die dem
Weibe eigentümlichen Zustände etc.
Das auf die Lebensdauer bezügliche karman ist vierfach:
Das der Höllenwesen, Tiere, Menschen und Göttei*. 11.
närakatairyagyonamänusadaiväni.
Tattvärthädhigama Sfitra VIII 9—12. 531
Das karman , welches das Individuelle bewirkt , näman , hat
42 Arten. Ausnahmsweise verbinde ich die Erklärung mit dem Text.
gatijritiäarlräiigopänganirinüiiabandhajiasainghritasainsthrincisfiia-
hniianasp(irSarasagandluivarnrinuprn'vyugurulciglut2mghrUap<iräghätätapo-
ddyotocchväsavihäijogataiiah prah/e/caiiarlratrdsiisubhagas-tisvaraiiu/jkasil-
kßinapariiäptasthirädeyaijaänmsi setai-iini ürthakrttvam ca.
1) Wesen stufe, gati, (als Höllenwesen etc.). 2) Wesen -
klasse,yä^/. Die Haupteinteilung ist nach der Anzahl der Sinnes-
organe als ekendriya bis pancendriya. Diese zerfallen wieder in
zahlreiche Unterabteilungen, worüber man Uttarädhyayana Kap. 36
nachlesen möge. 3) Leiber (nämlich die fünf Leiber, vgl. II 37 if.).
4) Haupt- und Nebenkörperteile. (Hauptkörperteile sind
Kopf, Brust, Rücken, Arjne, Bauch, Beine; die übrigen sind
Nebenkörperteile. Alle sind entweder von dem irdischen Leib oder
dem Verwandlungsleib oder dem Translokationsleib zu verstehen).
5) Bildung. (Dadurch wird Art und Größe der Körper etc. be-
stimmt.) 6) Verband. (Dadurch werden die Teile zu einem
Organismus verbunden.) 7) Zusammenhalt (von Aggregaten).
8) Figur (vom Körper : wohlproportioniei't , untersetzt , schief,
bucklig, zwerghaft und tölpelhaft. — Untersetzt scheint hier die
Bedeutung von nyagrodliaparhncmdala zu sein). 9) Festigkeit
(des Knochengerüstes bez. Körperbaus; sechs Arten werden unter-
schieden als vajrarsabhanäräca, ardhav°, näräca etc.). 10) Gefühl.
11) Geschmack. 12) Geruch. 13) Farbe (die Unterarten
von Nr. 10 — 13 sind V 23 angegeben). 14) Sukzession. (Das-
jenige, was bewirkt, daß ein Gestorbener auf der ihm zukommenden
Wesenstufe geboren wird; vierfach nach den 4 gati's,) 15) Schwere
und Ge wichtlosigkeit. 16) Selbstvernichtung. 17) Ver-
nichtung durch Andere. (Die Übersetzung von Nr. 16 und 17
nach der Erklärung von S. Selbstvernichtung beim Selbstmord. Bh.
gibt von 16 noch eine zweite Erklärung: was den eigenen Sieg
verhindert, und erklärt 17 dieser zweiten Bedeutung analog.)
18) Wärmeausstrahlung. 19) Lichtausstrahlung (18 bei
der Sonne, 19 bei dem Monde, Leuchtkäfern etc.). 20) Atmung.
21) Fliegen. (Die folgenden sind Paare, jedes) mit seinem
Gegenteil: 22) gemeinschaftlicher und 23) individueller
Leib (ein vielen ßva's gemeinschaftlicher Leib findet sich bei
Pflanzen etc., während die meisten jlva's je einen Leib für sich zu
eigen haben). 24) beweglicher und 25) unbeweglicher
Leib. 26) sympathisch und 27) unsympathisch. 28) wohl -
tönend und 29) s c hie ch tt önen d. 30) günstig und 31) un-
günstig. 32) feiner Leib und 33) grober Leib. 34) voll-
kommene Entwicklung und 35) Mangel derselben, (Voll-
kommene Entwicklung ist das zum Abschlußkommen einer Tätigkeit
des ütman. Es gibt fünf iMryäjpti'^ ; sie betreffen Ernährung, Leib,
Organe, Atmung und Sprache. Die Ernährungsentwicklung ist die
Fähigkeit bez. die Bildung der Fähigkeit zur Aufnahme von Stoffen,
532 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
deren Leib , Organe etc. bedürfen ; Leibentwicklung die Fähigkeit,
diese Nahrung passend zu assimilieren oder in den Leib umzubilden ;
Organentuvicklung , die Fähigkeit , die Organe hervorzubringen ; die
Atmungs- vmd Sprachentwicklung bestehen in der Fähigkeit, die
der Atmung , bez. der Sprache angemessenen Stoffe aufzunehmen
und zu emittieren. Einige nehmen noch eine manahparyäpti an,
die den beiden letzten analog ist. Diese Entwicklungen beginnen
zwar gleichzeitig, erreichen aber erst nachdnander, in der genannten
Reihenfolge ihre Vollendung). 36) fest und 37) nicht fest.
38) begehrenswert und 39) nicht begehrenswert. 40) Ruhm
und 41) Schande. Und 42) Tirthakarastellun g. 12.
Das nämakarman ist also dasjenige karrnan , welches das in
obigen 42 Nummern genannte hervorbringt.
Das gotraharman ist:
hoch und niedrig. 13.
iiccair n'icaiä ca.
Das uccairgotra bewirkt vorzügliche Nationalität, Kaste, Familie,
Ansehn, Macht etc., mcairgotra das Gegenteil.
Das antaräyaharman betrifft
Geben etc. 14.
dänädinüm.
Dies harman macht , daß der Betreffende , obschon er geben
möchte, dennoch nichts gibt; und so bei läbha, bhoga, upabhoga
und v'vrya.
Jetzt wird die Dauer oder der Bestand der genannten acht
Arten Tcarman angegeben :
Die längste Dauer der drei ersten und des anta-
räya ist dreißig kotikoti's von sägaro2)cima's, 15.
äditas tisrnäm antarüyasya ca trimsatsägaropumakotlkotyah parä
sthitih.
des moJianlya siebenzig, 16.
saptatir mohantyasya.
von näman und gotra zwanzig, 17.
nämagotrayor vimsatih.
des äyuska dreiunddreißig sägaropama's. 18.
trayastrimäat sügaropamnny äyuskasya.
Die kürzeste Dauer des vedaniya ist zwölf mu-
hürta's, 19.
aparä dvädaäa muhürtä vedanJyasya.
von näman und gotra acht, 20.
nämagotrayor astau.
von den übrigen weniger als ein muhürta. 21.
£e?äncim antarmuhürtam.
Tattcärthädhigaina Sütra VIII 12—26. 533
Jetzt wird die Kraft, anubkäva, behandelt :
Die Kraft ist die Realisation, 22.
vipäJco 'nubhävfih.
d. h. das karman übt seine Kraft aus, indem es sich realisiert
{vipäka). Jedes karman einer der 8 Hauptarten {mülaprakrti)
kann sich nur als dieses, nicht als eins einer anderen Art realisieren.
Doch innerhalb derselben Art kann eine Unterart {uttaraprakyti)
sich wohl in Form einer anderen realisieren , ausgenommen im
äyuska ; ein Wechsel ist auch ausgeschlossen zwischen darsa-
naynohanlya und cüritraviohamya , und zwischen samyaktvaveda-
nlya und mithyätvavedanlya. — Jedes karman kann beschleunigte
Realisierung {apavartana) erfahren, worüber oben II 52 mit Bezug
auf äyuska gehandelt worden ist.
Diese ist dem Namen (des betr. karman) ent-
sprechend. 23.
sa yathänärna.
Auch dadurch tritt Tilgung ein. 24.
tatüd ca nirjarä.
d. h. indem das karman sich realisiert , schwindet es (nirjara), es
wird verzehrt. Das „auch" in obigem Sütra deutet an, daß dies
auch durch Askese geschieht, vgl. IX 3.
In allen Punkten des Ätman werden unendlich
mal unendlich viele materielle Punkte (die das karman
bilden sollen) auf Grund des Namens (d. h. des karman s
siehe 23) allerwärts (nach S. in allen Existenzen) je
nach der Betätigung (yoga VII) gebunden, und zwar
feine, in einem Räume befindliche, ruhende. 25.
nümapratyayäh sarvato yogaviSesät sühsmaikahseträvagculhasthitäh
sarvätrnapradetsesv anantänantapradeSäh.
Es ist also jeder Punkt des Ätman von unendlich mal unend-
lich vielen materiellen Punkten erfüllt, aus denen karman entstehen
soll (vgl. VIII 2) , indem sie sich dem ätman assimilieren , infolge
der Betätigung {yogavasäd ätmasUt kriyante S.). Vgl. das zu V 2
gesagte. Was ekaksetrüvagädha „in einem Raum befindlich" eigent-
lich bedeutet, darüber sj^rechen sich die Kommentare nicht klar aus.
Vielleicht ist nur damit gemeint, daß diese Bindung in dem. Räume
des betr. jiva vor sich geht und nicht außerhalb.
Verdienst ist sadve dy a, Rechtheit, Vergnügen,
Männlichkeit, günstiges äyuska (d. h. Menschliches
oder göttliches), günstiges näman und götra. 26.
sadvedyasaviyahtvahäsyaratipurusaveclatiuhhäyurnämagotrüni pun-
yam.
Diese Arten von karman bilden also das „Verdienst", den
Lohn der Tugend. Alles andere ist „Schuld", Strafe für die Sünde.
534 Jacoli, Eine Jaina-Dogmatilc.
Neuntes Kapitel.
Die Unterdrückung der Influenz ist Abwehr. 1.
äsravanirodhah samvarah .
Diese wird erlangt I. durch die (drei Arten) der Zucht,
II. (die 5 Arten) der Behutsamkeit, HI. das (zehn-
fache) Gesetz, IV. die (12) Reflexionen, V. die Über-
windung der (22) Mühsalen, VI. den (fünffachen)
AVandel, 2.
sa gu2itisamitidharmänuj)relcsü2Mrlsa]iajayacäritraih.
und VII. durch Askese (durch letztere) auch Tilgung. 3.
tapasä nirjarä ca.
I. Die richtige Regelung der Betätigung ist die
Zucht. 4.
sa7nyagijoganigraho guptih.
Diese ist 1) Zucht des Köx'pers, d. h. Regelung der Handlungen
des Körpers in Bezug auf Liegen , Sitzen , Stehen , Wandeln , Auf-
heben und Niederlegen; 2) Zucht der Rede, d. h. Regelung der
Sprache im Bitten, Fragen und Beantworten, oder des Stillschweigens;
3) Zucht des Geistes, d. h. Wollen von Heilsamem, Nichtwollen von
Sündhaftem und Indifferentem.
IL Behutsamkeit des Ganges, der Rede, des Almosen-
sam m eins, des Aufhebens, des Niedersetzens und der
Entleerung. 5.
Iryübhäsaisanädänaniksepotsargäh samitayah.
Behutsamkeit des Ganges beobachtet ein Mönch, wenn er
beim Gehen seinen Blick nur ein yuga (= 4 hastas) voraus-
richtet ; Behutsamkeit der Rede, wenn er nur Nötiges , Wahres,
Gutes sjDricht ; Behutsamkeit des Almosensammeins, wenn er
nur um das bittet, was das religiöse Leben erfordert unter Ver-
meidung der kanonischen Fehler; Behutsamkeit im Aufheben und
Niederlegen, wenn er die Sache, bez. den Platz, welche, bez.
wo, er sie aufhebt oder niederlegt, vorher inspiziert und abwischt;
Behutsamkeit in der Entleerung, wenn er seine Entleerungen
auf einem von allem Lebenden freien Platz vornimmt, den er vorher
inspiziert und abgewischt hat. Diese 5 Arten der Behutsamkeit
dienen dazu, die Tötung oder Schädigung lebender Wesen jedweder
Art zu verhindern. Ausführlich handelt darüber der zweite Sruta-
skandha des Äcäräiiga-Sütra.
III. Das oberste Gesetz (für Mönche) besteht in
1) Langmut, 2) Demut, 3) Lauterkeit (der Gesinnung),
4) Begierdelosigkeit, 5) Wahrhaftigkeit, 6) Selbstzucht,
7) Askese, 8) Enthaltung, 9) freiwilliger Armut und
10) geistlichem Gehorsam. 6.
uttamah h^amämärdavärjavaäaucasatyasamyamatapastyägäkimcan-
yabrahmacaryani dharmah.
Tattvärthiulhigaina Sntra IX 1 — D. 535
Vgl. den da^alaksanako dharraah bei Manu VI 92. Die ersten
vier Tugenden bilden das Gegenstück zu den vier Todsünden.
Die Bedevitung von sauca, eigentlich: Reinheit der Gesinnung
{bhävavisuddhi) ergibt sich aus dem Gegenteil lobha , Begierde ;
sie besteht also darin , daß man nach nichts begehrt , selbst nicht
nach dem , was zum geistlichen Leben nötig ist. Wahrhaftigkeit,
sati/a, ist positiv die Tugend, die negativ durch das zweite Gebot
ausgesprochen wird ; es ist also die Wahrhaftigkeit gepaart mit
wohlwollender vind lauterer Gesinnung. Selbstzucht, samymna ist
vollständige Herrschaft über sein Tun (i/oganüjraka) ; sie beruht
auf den gupti's und sami'ti's und besteht in der Enthaltung von
dem, was irgend ein lebendes Wesen schädigen könnte, und von
dem, was die Sinne reizt. Über Askese wird weiter unten 19 und
20 gehandelt. Enthaltung, ti/äga, bezieht sich auf sündhafte Ge-
danken; nach S. ist es aber Mitteilsamkeit und besteht in der Mit-
teilung des Wissens. Freiwillige Armut besteht in der vollständigen
Besitzlosigkeit, wobei man auch die Ausrüstung, die zum geistlichen
Leben gehört, nicht als sein Eigentum betrachtet. Geistlicher Ge-
horsam, brahmacari/a, umfaßt, sowohl Keuschheit und Gleichgültig-
keit gegen alles Angenehme als auch die Unterordnung unter den guru,
wie es ja auch beim brahmanischen brahniacärin von jeher galt.
IV. Die (12) Reflexionen bestehen in dem Erwägen
der Vergänglichkeit (der Dinge), der Hülflosigkeit
(des Menschen), des Samsära, des Alleinstehens (des
Menschen), der Heterogenität (der Seele vom Leibe),
der Unreinheit (des Leibes), der Influenz, der Ab-
wehr, der Tilgung, der Welt, der Seltenheit der Er-
leuchtung und der durch das Gesetz wohl verkündeten
Wahrheit. 7.
anityäb'aranasamsäraikatvünyatvümcitväsravasainvaranirjaräloka-
hodhidurlabhadhaiTnasväkhyätatattvrinucintanam anupreicsäh.
Diese Reflexionen bilden einen beliebten Gegenstand der Jaina-
Homiletik. Bh. widmet ihnen beinahe 7 Seiten seines Kommentars;
sie bilden den Gegenstand von Hemacandra's bhavabhüvanä und
von Kärttikeyasvämin's härttikeyänxiyrehsä.
V. Um nicht vom Heilswege abzukommen und um
das harman zu tilgen, muß man die Mühsale ertragen: 8.
märgäcijavananirjarärthain parisodhavyäh pansahah.
1) Hunger, 2) Durst, 3) Kälte, 4) Hitze, 5) Bremsen
und Mosquitos, 6) Nacktheit, 7) Verstimmung (gegen-
über den religiösen Pflichten), 8) Weiber, 9) Wander-
leben, 10) Positur (zum Meditieren), 11) Lagerstätte,
12) Scheltworte, 13) Mißhandlung, 14) Betteln, 15) Miß-
erfolg beim Betteln etc., 16) Krankheit, 17) Verletzung
durch Halme (wenn nackt), 18) Körperschmutz, 19) Ehr-
Qßg Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
furchtsbezeugungen, 20) Wissens(dünkel), 21) Ver-
zweiflung über Unwissenheit, 22) Glaubenszweifel. 9.
ksutinpäsäsltosnadainsamasakanügiiiiäratistrlcarycinisadyaäayyähro-
SavadhayäcanäläbharogatrniisparsanmlasatkärapuraskäraprajnäjTiänä-
daräanäiii.
Diese 22 Dinge oder Vorkommnisse bereiten einem Mönch
entweder direkt Mühsale, oder indirekt, insofern sie ihn von dem
Heilswege abzubi'incren geeignet sind. Ausführlich handelt über
sie üttarädhyayana 2., und im allgemeinen Sütrakrtänga I, 3.
Vierzehn derselben kommen bei einem süksma-
satnparäy as amy ata und einem chadmasthavltaräga-
samy ata vor. 10.
süksniasamparäyacchadmasthavltarägayos caturdtisa.
süksmasamparäya ist einer, dessen samparäya klein ist.
samparäya (bez. samparäya) wird in S. mit kasüya erklärt; im
Lokaprakäsa 2, 1195 lautet die Definition: süksmah kittikrto lobha-
kasäyodayalalcsanah \ samparäyo yasya süksmasatnparäyah sa
ucyate. Das ist das 10. (juna^thäna ^ während bädarasamparäya
im 9. steht, chadmasthavltaräga ist die Bezeichnung derer, die
im 11. und 12. gunasthäna sich befinden; die im 11. sind upasän-
takasäya, die im 12. kshiakasäya, welche Attribute mit chadma-
sthavltaräga komponiert werden zur vollständigen Bezeichnung,
Lokaprakäsa 2, 1198. 1217. Auf diesen Stufen fallen also diejenigen
parlsahas fort, welche auf dem mohanlya beruhen, nämlich 6, 7,
8, 10, 12, 14, 19 und 22; es verbleiben die übrigen vierzehn.
Elf bei einem Jina. 11.
ekädaäa jine.
Bei einem Jina gibt es kein ghäti karman mehr (nämlich
jnänävaranlya , darsanävaraniya , mohanlya und antaräya) ; es
fallen daher von obigen vierzehn noch 15, 20 und 21 fort und
es bleiben nur die auf vedaniya beruhenden elf. S. hat vom
Digambara-Standpunkt aus Schwierigkeit, dieses Sütra zu erklären.
Denn die Jinas essen und trinken nicht, somit kann auch von
ksudh und pipäsä nicht die Rede sein; es soll also hier nur ein
parlsahopacära verstanden werden , oder im Sütra nicht sambha-
vanti vne vorher und nachher suppliert werden, sondern na hhavanti.
Beim h ädaras am,par äy a alle. 12.
bädarasamparäye sarve.
Bei diesem treten die Kasäya's in grober Form auf; vgl. oben
Bemerkung zu 10.
Jetzt wird angegeben , welche Mühsale bei den verschiedenen
Arten (prakrti's) des karman (VIII 5) eintreten.
Wenn Wi s s e n s h i n d e r u n g vorhanden ist, dann
treten Wissensdünkel (20) und Verzweiflung über
Unwissenheit (21) ein; 13.
jnänävarane prajnäjnäne.
Tattvärthadhigamn Sütra IX 9—19. 537
Wenn G 1 a u b e n s s t ö r u n g und das Hindernde:
Glaubenszweifel (22), Mißerfolg beim Betteln (15). 14.
daräanamohäntaräyaijor adar^anäldbhau.
Bei Wan delsstörung treten ein Nacktheit (6), Ver-
stimmung (7), Weiber (9), Positur (10), Scheltworte (12),
Betteln (14) und Ehrfurchtsbezeugungen (19). 15.
cäritramohe nägn^järatistnnisadyäkroiiayäcanäsatkärainirasküväh.
Beim vedaniy a die Übrigen. 16.
vedanlye sesäh.
Gleichzeitig kommen jenachdem eins bis neun-
zehn bei einem Individuum vor. 17.
elcädaijo bhäjijä yugapad ai 'konaviin^ateJt.
Hitze und Kälte (3 und 4) können nicht zugleich bestehen,
ebensowenig Wandern, Lagern und Positur (8, 11, 10); so können
also nur 19 von den 22 Mühsalen bei einem Individuum zu der-
selben Zeit eintreten.
VI. Der Wandel (besteht in den fünf Graden der
Selbstzucht, samyama): 1) sämäyika, 2) chedopasthä-
pya^ 3) parihüraviduddh.i^ 4) süksmasamparäya und
h) yathäkhy äta. 18.
sämayikacchedopasthäpyaparihäraviäuddhisüksTnasarnparüyayathä-
khyätäni cäritram.
1) säviäyilca samyama scheint in der Beobachtung alles dessen
zu bestebn, was für bestimmte Zeiten und zeitweise vorgeschrieben
ist, wie svädhyäya und iryäpatha; 2) cliedopasihäpya (bez. chedo-
pasthäpanä S.) ist die richtige Sühnung von Vergehen; 3) piari-
häraviiuddhi ., die Reinheit des Wandels , die auf der Schonung
lebender Wesen beruht; 4) süksinasamparäya ^ derjenige Wandel,
bei dem die Leidenschaften höchstens in subtiler Form sich äußern ;
5) yathäkhyäta , der vollkommene Wandel , den die Neutralisation
oder die Vernichtung des mohanlya möglich macht und der zur
vollständigen Vernichtung alles karman führt (nach S.). Dies
sind die zur vollkommenen Heiligkeit aufsteigenden 5 Stufen des
Wandels, die von den fünf Arten der Nirgranthas (siehe 48) i-ealisiert
Werden.
Vn. Askese ist zweifach: äußere und innere. (Vergleiche zum
Folgenden die sehr detaillierte Klassifikation im Aupapätika-Sütra
§ 30.)
A. Äußere Askese ist (sechsfach): 1) Fasten, 2) Ver-
ringerung der Kost, 3) Beschränkung auf bestimmte
Nahrung, 4) Verzicht auf leckere Kost, 5) einsame
Lagerstätte und 6) Abtötung des Fleisches. 19.
anasanävamaudai-yavrttiparisamkhyänarasapai'ityägaviviktaäayyä-
sanakäyaklesä bühyain tapah.
B. Die folgende (d. h. innere Askese ist sechsfach):
Q^g Jacohi^ Eine Jaina-Dogmatik.
l)Buße, 2) Bescheidenheit, 3) Dienstbeflissenheit,
4) Studium, 5) Entsagung und 6) Meditation. 20.
präyascittavinayavaiyävHtyasvädhyäyavyutsargadhyänänyuttaram.
Diese haben der Reihe nach bis Meditation ex-
klusive 9, 4, 10, 5 und 2 Unterarten. 21.
navacaturdasapancodvibhedam yathähramam präg dhyänät.
Nämlich, Buße ist neunfach :
B. 1, 1) Beichten, 2) Abbüßen, 3) Beides zugleich,
4) Reinmachen (von Speisen, Utensilien etc.), 5) Auf-
geben (von desgleichen, wenn nicht vorschriftsmäßig),
6) Askese (d. h. äußere), 7) cheda^ 8) parihära und
9) upasthäpana. 22.
äloeanapratikramanatadubhayavivekavyutsargatapaschedaparihäro-
pasthäpan äni.
N. 5 vyutsarga wird in S. mit häyotsargädikarana erklärt.
N. 7 cheda scheint Nachdatierung der Konsekration pravrajyä, also
Verringeruncr der geistlichen Anciennität bedeuten zu sollen und
DO D
N. 9 upasthäpana erneute Konsekration, wodurch also die geistliche
Laufbahn von neuem begonnen wird. N. 8 scheint auch die Heraus-
schiebung eines Termins zu bedeuten, doch ich verstehe nicht welchen
Termin und zu welchem Zwecke.
B. 2. Die Bescheidenheit ist vierfach, bezüglich:
Wissen, Glauben, Wandel und Höflichkeit. 23.
jnänadarsanacäritropacäräh.
Diese Bescheidenheit, vinaya, besteht in Fleiß und Ernst in den
drei ersten Punkten und in der Höflichkeit bez. Ehrfurcht denen
gegenüber, die vollkommener in Wissen, Glauben, Wandel etc. sind.
B. 3. Die Dienstbeflissenheit ist zehnfach gegenüber folgenden
Personen bez. Gruppen:
1) dem Meister, 2) dem Lehrer, 3) dem Büßer,
4) demNovizen, 5) dem Kranken, 6) dem gana, 7) dem
kula, 8) der Gemeinde, 9) dem Mönch und 10) den
Weltlichen. 24.
äcäryopjädhyäyatapasvisaiksahaglänagcmakulasaiighasädhumanojnä-
näm.
gana wird erklärt als sthavirasamtatisamsihiti , Icula als
äcäxyasamtatisa msth iti.
B. 4. Das Studium ist fünffach:
1) Unterricht, 2) Befragung, 3) Wiederholung im
Geiste, 4) Aufsagen und 5) Erklärung. 25.
väcanäprucchanänupreksärrtniiyadharmopademh.
B. 5. Entsagung ist zweifach, bezüglich:
der äußerlichen und der innerlichen Versuchung. 26.
bähyäbhyantaropjadhyoh .
i
i
Tattvärthadhigama Sütra IX 20—37. 539
Versuchung, upadhi, ist äußerlich, wenn sie sich auf Dinge
bezieht, die einem nicht gehören, innerlich, wenn der Leib und die
Leidenschaften in Beti'acht kommen.
B. 6. Die Meditation dhyäna:
Meditation ist das Festhalten und Konzentrieren
eines Gedankens seitens eines, der eine (der vier)
obersten Festigkeiten besitzt, 27.
uttamasamhananasyai 'kägracintänirodho dhyänam.
(Vgl. VIII 12, 9.)
bis zu einem Muhürta. 28.
ä muhürtät.
Länrrer kann die Konzentration nicht auss^ehalten werden.
Sie ist vierfach :
a) Trübselig, b) böse, c) fromm und d) rein. 29.
ärtaraudradharmasulcläni.
Die beiden letzteren führen zur Befreiung. 30.
pare moksahetü.
Die trübselige Meditation besteht in dem leb-
haften Gedenken an Unangenehmes, das einem zu teil
geworden, auf daß man davon frei werde, 31.
ärtam amanojnänäm samprayoge tadvipraijogäya smrtisamanvähärah.
ebenso von dergleichen Empfindungen, 32.
vedanäyäs ca.
umgekehrt von Angenehmem, 33.
viparitam manojnänäm.
und des nidäna. 34.
nidctnam ca.
d. h. das intensive Verlangen , in einem künftigen Leben eine be-
stimmte Absicht zu verwirklichen (cf. VII 32).
Diese (trübselige Meditation kommt vor) bei
Unenthaltsamen, teilweise Enthaltsamen und den in
der Selbstzucht Nachlässigen. 35.
tad aviratademviratopramattasamyatänäm.
Die teilweise Enthaltsamen sind diejenigen , welche die anu-
vrata beobachten (cf. VI 20. VII 2).
b) Die böse (Meditation), die bei Unenthaltsamen
und teilweise Enthaltsamen vorkommt, bezweckt
Mord, Lug, Diebstahl und Bewahrung von Gütern. 36.
JiitnsünrtasteyavisayasamraTcsanebhyo raud/ram aviratade^aviratayoh.
Die fromme Meditation dient zur Ergründung
1) der heiligen Lehre, 2) der Erfahrungstatsachen,
3) der Folgen des karman und 4) des Weltbaues, seitens
eines, der in der Selbstzucht korrekt ist, 37.
äjnäpäyavipäkasamsthänavicayäya dharmam apramattasamyatasya.
540 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Ergründung, vicaya^ in S. mit vivekavicärana erkläi't. Er-
fahrungstatsache scheint mir hier die Bedeutung von a2}äya zu sein,
wobei ich auf I 15 verweise.
und seitens derjenigen, bei welchen die Leiden-
schaften entweder neutralisiert oder erloschen sind. 38.
upasäntaksl n akasäyayos ca.
(Bei den letztern finden sich) auch die beiden
ersten Arten der reinen Meditation, 39.
mkle cä "d>/e.
die beiden letzten beim Kevalin. 40.
pare hevalinali.
Diese vier Stufen der reinen Meditation sind:
V) prthaktvavitarha, 2) ekatvavitarka, S) süksma-
kriy äpr atipätin und 4) xiparatakriyänivrtti. 41.
prthaktvaikcitvavitarhasüksniakrijiäpratipätivyuparatakriyänivrtt'ini.
Diese (finden statt der Reihe nach) bei solchen,
welche 1) alle drei, 2) nur eine, 3) nur die körper-
liche, 4) gar keine Betätigung haben. 42.
tat tryekakäyayogäyogän um.
Die beiden ersten, die mit Überlegung (vitarka)
verbunden sind, haben einen Gegenstand zum Objekt; 43.
ekäsraye savitarke pürve.
von diesen ist die zweite ohne vicära. 44.
avicärain dvitiyam.
Vitarka ist das srutajnäna. 45,
vitarkah srutam.
vicära ist das Übergehen von einem Gegenstand
zum andern, von einem Schriftwort zum andern, von
einer Betätigung zur andern. 46.
vicäro 'rthaviiahjanayogasamkräntih.
Die Deutung des letzten Sütras gebe ich nach S.
Nach den in den vorhergehenden Sütren gegebenen Erklärungen
würde prthaktvavitarka die Meditation über einen Gegenstand der
OfFenbarxmg sein, wobei aber der innere Sinn leicht zu andei*m über-
geht , während bei ekatvavitarka letzteres nicht geschieht. Der
Unterschied dieser beiden Meditationen von den vorhergehenden
besteht auch darin, daß in ihnen drutajnäna funktioniert, während
die niederen Meditationen in smrtisamanvähära bestehen, wobei
also maüjnäna funktioniert.
In den beiden höchsten Stufen bereitet sich das nirväna vor;
ihr Wesen ist aus den Namen zu entnehmen. In süksmakrtyam
ajjratipäti ist nach 42 nur die körjierliche Betätigung vorhanden
und diese funktioniert also in einem minimalen Grade , wobei ein
Rückfall in fmhere Zustände ausgeschlossen ist. Nach üttarädhya-
I
Tattvärthüdhigamu Sntra IX 3S — 40. 541
yana 29 , 72. Lokaprakäsa III 1262 tritt dies Stadium ein, wenn
weniger als ein (bez. einhalb) inuhurta des äyu.yka übrig ist. Der
kevalin (40) heißt dann saf/ogm. Im folgenden Stadium, des ai/ocjin
kevalin., das nur ganz kurz dauert (ebenda), verschwindet alles
karman und die Loslösung von den zwei bez. drei Leibern tritt
ein, vgl. Utt. 29, 73. Lokapr. III 1206 f.
Es verdient Beachtung, daß auch im Yogasütra die Ausdrücke
savitarka I 42, nirvitarka 43, savicüra und nirvicära 43 als Stufen
des sabija sainädhi vorkommen , allerdings in anderer Bedeutung,
aber doch so, daß ein innerer Zusammenhang erkennbar bleibt.
Im Vorhergehenden sind die Ursachen für die Tilcrungr des
karman^ die nirjarä, angegeben (cf. 2. 3) ; jetzt wird die Intensität
bei verschiedenen Klassen Religiöser festgestellt.
Die Tilgung ist bei jedem folgenden unzähligmal
größer als bei dem vorhergehenden in dieser Reihen-
folge: 1) der Rechtgläubige, 2) der Laie, 3) der die
Gebote haltende {vir ata, hier gleich Mönch?), 4) der
die Leidenschaften Unterdrückende, 5) der die Glaubens-
störung Vernichtende, 6) der die (Wandel)störung
Neutralisierende, 7) der, bei dem sie neutralisiert
ist, 8) der die (Wandel)s törung Vernichtende, 9) der,
bei dem sie vernichtet ist, 10) der Jina. 47.
Sambia gdrstisrävahaviratänantaviijojakadarsanarnohal. saiMkopasa-
makopasäntamohaksapakaksinamohajinäh kramai^'o 'sanikhyeyaguuanir-
jaräh.
Im folgenden wird eine Einteilung der eigentlichen Mönche
nach andern Prinzipien gegeben :
Die Nirgranthas sind 1) Puläka's, 2) Bakusa's,
3) Kusila's, 4) Nirgr antha's, 5) Snätaka's. 48.
puläkabakusaku^lanirgranthasnätakä nirgranthCih.
Der Nirgrantha-Puläka (taube Ähre) fällt nicht mehr vom
Jainismus ab, beobachtet aber die Gebote nicht immer streng; der
Bakusa (der Gescheckte) beobachtet die Gebote, ist aber nicht frei
von Eitelkeit. Der Kuälla ist entweder Pratisevanä-Ku^ila , wenn
er sich noch etwas gegen die uttaraguna's zu schulden kommen
läßt , oder Kasäya-Kuslla , wenn die savijvalanakasuya's, noch bei
ihm auftreten. Nirgrantha sind vltarägacchadmastha (cf. 10); nach
S. steht ihnen nach einer Stunde das kevalajnänam bevor. Snätaka's
endlich sind sayogäh kevalinas und diejenigen, welche ^aüedi er-
reicht haben.
Diese sind nach folgenden acht Gesichtspunkten
darzustellen: 1) Selbstzucht (sainyama), 2) heiliges
Wissen (^ruta), 3) falsche Praxis (pratisevanä), 4) tirtha,
5) geistlicher Stand {linga), 6) tesyä, 7) Wiedergeburt
{upapäta), 8) Grade {sth äna). 49.
sainijamasrutapratisevanätirthalingalesyopaptttasthänacikalpatah sn-
dhyäh.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 35
542 Jacohi, Eine Jainu-Dogmatik.
Wir bezeichnen die in Sütra 48 unterschiedenen nirgrantha'fi
mit A, B, C 1, C 2, D, E. 1) Selbstzucht, scant/ama, hat nach 18
fünf Arten. Davon haben A, B, Gl Nr. 1.'2, C 2 Nr. 3. 4 ; D,
E Nr. 5. 2) Das heilige Wissen, sruta. A, B, C 1 kennen wenigstens
dem Inhalte nach das äcäravastu, ein Stück des neunten Pürva,
höchstens den der 10 Pürva's; C 2, D kennen den von 14 Pürva;
B, C, D kennen die 5 samiti's und 3 (jupti'?,; E ist über druta
hinaus. 3) falsche Praxis, pratisevanä. A übt die tmdacpma'ü und
beachtet das Verbot in der Nacht zu essen. Andern zu Liebe oder
gezwungen. B bemüht sich um seine Utensilien {upakaranabakusa)
oder um seine Körperpflege {sar'irabakusa). C 1 vergeht sich noch
zuweilen gegen die uttara(]una. Bei C 2, D, E kommt ^^ra<^se^,'a?^ä
nicht mehr vor. 4) Tlrtha. Alle sind in tirtha?, (d. h. in den
von den Tirthakaras gegründeten Kirchen) ; nach einigen ist dies
bei C 2, D, E nicht notwendig. 5) Geistlicher Stand, lihga. Alle
sind bliävatas (der Gesinnung nach) darin, ob aber auch dravyatas
(formell) , hängt von Umständen ab. 6) ledijä. A hat einen der
drei höchsten lesyäs. B, C 1 alle sechs, C 2 die drei höchsten, wenn
er den 3. samyama hat; wenn er den 4. samyatna hat, hat er
sowie D, E die weiße lesyä\ äer-ayogakevalin hat keine. 7) Wieder-
geburt , upapäta. E erreicht nirväna , die übrigen werden im
ungünstigsten Falle in Saudharma, im günstigsten in den hölieren
Himmeln wiedergeboren, und zwar A in Sahasrära; B, C 1 in Arana
und Acyuta; C 2, D in Sarvärthasiddha. 8) Grad (stkäna). Durch
die Leidenschaften entstehen unzählige Grade der Selbstzucht, sam-
yama. Jeder durchläuft unzählige Grade , B aber unzählige mehr
als A, und so weiter bis E, der nur einen Grad hat, von dem aus
er zum Nirväna gelangt.
Zehntes Kapitel.
Durch Schwund des mohaniya und durch Schwund
\on Jnänävarana, dar 4anciv arana und antaräya tritt
absolutes Wissen und Glauben (kevala) ein, 1.
jnohatsai/äj jiiänadm'sannvaravMitarä/falsai/äc ca kevalam.
Durch Schwund des mohamya wird der Mönch chadmastha-
viiaräya (IX 10), dann tritt in weniger als einer Stunde gleich-
zeitig der SchAvund der drei andern genannten kar7nan- Arten ein,
worauf das kevalam, Allwissenheit, entsteht, womit nach Bh. zu I 1
kevaladarsana auch gegeben ist. Der genannte Schwund tritt ein,
dadurch, daß die Ursachen der Bindung fehlen,
und durch die Tilgung. 2.
handhahetvahliävanirjaräblvjäm.
Die Ursachen der Bindung sind VIII 1 aufgeführt. So lange
noch vedanlya, näman, gotra und äyuska vorhanden ist, lebt der
Kevalin weiter.
I
Tattvartltudhigama ÜTitra X I — 7. 543
Schwund jeglichen Jcarmaoi' s ist Erlösung. 3.
Icrtsnolcarmalcsayo moksah.
(Sie tritt ein.) weil auch die Zustände, Neutrali-
sation etc., und Erwähl the it, ausgenommen die mit
dem kevala verbundenen Zustände: Rechtheit, Wissen,
Glauben und Vollendung, fehlen. 4.
mqxisain ihndihliaviiatväbhävüc cü 'ni/atra kevalasamyalävajnüna-
dar&anasiddhatvebhi/ah.
Die Zustände, die das Wesen der weltlichen Seele, _//t"a, aus-
machen, sind II 1 — 7 behandelt. Also alle Zustände, die dem Jlva
qua J Iva -/ukommen, schwinden beim Eintritt der Erlösung; die-
jenigen, welche auch der mukta hat, bleiben, obschon sie unter
den Ä"Ää?//Ä'a-Zuständen II 4 einbegriffen sind.
Darauf geht der Erlöste bis zum Gipfel der Welt. 5.
tadanantaram ürdhvam (jacchati/ ä lokäntät.
Da der Erlöste frei von harman , speziell auch von näma'
kannan ist, das seine Bewegung bewirken könnte, so fragt sich,
wie hier Bewegung entstehen kann. Die Antwort gibt das folgende
Sütra :
Infolge eines früheren Anstoßes, se.iner Unbeschwert-
heit, der Ungebundenheit und der angeborenen Be-
wegung (entsteht) dessen Bewegung. 6.»
imrvaprayogäd asangatvüd bandhacchedät tathägati2)arinäm,~ic ca
tadgatih,
d. h. die Seele des Erlösten beharrt in der Bewegung, die sie
in dem vorhergehenden Zustande angenommen hatte , wie das Rad
des Töpfers; da sie nicht mehr mit Materie infiziert ist, lenkt die
Materie nicht mehr ihre Bewegung ab. Die Stoffe haben nämlich
positive Schwere, adhogaurara, die sie nach unten zieht, die Seelen
aber negative Schwere , ürdhvagaurava , die sie nach oben treibt.
Durch die Verbindung dieser beiden Schweren entstehen allerlei
Querbewegungen. Ist die Seele nicht mehr durch Stoffe beschwert,
so beweo-t sie sich nicht mehr seitwärts oder nach unten , sondern
sofern sie nun ungebunden ist, tritt die ihr eigentümliche Be-
wegung, die nach oben gerichtet ist, ein. So schwimmt ein hohler
Kürbis auf dem Wasser, sinkt aber zu Boden, wenn er mit einer
Kruste von Erde oder Lehm bedeckt ist; sobald aber diese Kruste
sich im Wasser abgelöst hat , taucht er wieder zur Oberfläche des
Wassers auf.
Der Erlöste kann aber nur bis zum Gipfel der Welt gelangen
und nicht weiter, weil darüber das Medium der Bewegung, Dharma,
nicht mehr ist.
S. bringt die Beispiele: die bewegte Töpferscheibe, den von
der Schmutzkruste befreiten Kürbis, den hervorgeschnellten Samen
des Ricinus und die aufwärtsgerichtete Flamme, in einem besondern
35*
544 Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
Sütra, uud in einem zweiten den Grund, weshalb der Erlöste nur
bis zum Gipfel der Welt gelangt.
Diese sind darzustellen nach (folgenden Gesichts-
punkten): 1) Ort, 2) Zeit, 3) Wesenstufe, 4) Geschlecht,
5j Tirtha, 6) Wandel, 7) ob von selbst oder durch
einen Andern zur Erkenntnis gelangt, 8) Wissen,
9) Körpergröße, 10) Intervall, 11) Mehr oder Weniger. 7.
ksetrakrdagatilingatlrthacäritrapratyehahuddhabodhitajTiänävagüha-
näntarasamkhi/älpabahutfatah sädhi/äh.
Bei dieser Betrachtung werden zwei nai/as in Anwendung
gebracht: der pratyutpamiabhävajirajnäpanlya, der den Zustand
betrachtet , in welchem Jemand siddha wird , und der pürvabhä-
vajjrajtiäpa7iii/a, der einen vorhergehenden Zustand ins Auge faßt;
letzterer ist nun entweder anantarapascätkrtika , dii'ekt vorher-
vorhergehend, oder paramparapascätkrtika, indirekt vorhergehend.
Auf diese Weise werden mancherlei Einzelheiten vorgebracht , die
aber von geringem Interesse sind. Bei dem letzten Punkte „Mehr
oder Wenicrer" werden die vorherijehenden nochmals durchgregangen
und das numerische Verhältnis der siddhas nach denselben an-
gegeben. So z. B. bei 1) Ort, heißt es unter andern: der Zahl
nach am kleinsten sind die siddka's in den oberen Welten, zahl-
reicher in der Unterwelt, noch zahlreicher in der irdischen Welt;
am wenicfsten .zahlreich in den Meeren , zahlreich in den Konti-
nenten etc. etc.
Der Kommentar schließt mit einer kurzen Übersicht über den
Weg zur Erlösung. Daraus sei noch hervorgehoben, daß einer, der
sich auf einer der beiden ersten Stufen des suJcJa dhyäna befindet,
in den Besitz der wunderbaren Kräfte si'ddhi's gelangt, von denen
eine ausführliche Liste mitgeteilt wird.
Nachträge.
Professor Liebich macht mich darauf aufmerksam, daß Vardha-
mäna (1140 n. Chr.) im Ganaratnamahodadhi S. 2 den Jinendra-
buddhi erwähnt; er nennt ihn im Text digvasti-a (zwischen Candra-
gomin und Bhartrhari), im Kommentar Devanandin. Das Samädhi
sataka desselben ist mittlerweile in der Sanätanajainagranthamälä I
S. 281 ff. erschienen; nach dem Cpodghäta S. 6 lebte er 401 Vikrama.
— Auch ein metrischer Tattvarthasära in 667 Versen von Amrta-
candra (962 Vikrama) ist ebendaselbst herausgegeben.
Tattvartliüdhigama Sütra, Wörterverzeichnis.
545
Wörterverzeichnis.
(In das ^'e^zeichnis sind alle Wörter aufgenommen, die aus irgend einem Grunde
ein Interesse haben zu können schienen, und wenn es auch nur wäre, um danach
ein Sütra identitizieren zu können, c hinter einer Zahl bedeutet , daÜ das be-
treffende Wort im Kommentar vorkommt.)
a
akasäya VI b.
akämanirjarä VI 20.
agärin VII 14. 15.
Agnikumära VI G c. 11.
aiiga VIII 12.
aiigapravista I 20 c.
aiigabähya I 20 c.
Acyuta IV 9 c. 20. 38.
ajTva I 4, VI 8.
ajlvakäya V 1.
ajfiäna "l 32 c. 33 c, II 5,
IX 9. 13.
An;anä = Paiikaprabhä
in 1 c.
ai.iu V 11. 25. 27.
aiiuvrata VII 2. m. VII 15.
ani.laja II 34.
Atata IV 15 c.
atikrama VII 24. 31,
atithisamvibhäga vrata
VII 16. (30).
atibhäräropana VII 20.
atisarga VII 33.
aticära VII 18 ff.
adarsana IX 9.
adharma V 1. 7. 13. )1.
adhikarana I 7, VI 7. 8.
adliigama I 3. 6.
adhogaurava X 6 c.
anagära VII 14.
anaügakrTilä VII 23.
ananta V 9, "bhäga I 29,
anantarapascätkrtikaX 7c.
anantaviyojaka IX 47.
anantänubandbiu VIII 10.
anapavartyäyus II 52.
anabhigrhita VIII 1 c.
anarthadaiidavirati VII
16. (27)'.'
anarthäntara I 14.
anarpita V 31.
anavasthita I 23 c.
anasana IX 19.
anädara VII 28. 29.
auädi II 42, V 42.
anähäraka II 31.
anitya IX 7.
anindriya I 14. 19, II 22.
anisrita I 16.
Anika IV 4.
anukampfi I 2 c,
anukta 1 IG.
anucintana IX 7.
Anuttara IV 22 c.
anutseka VI 25,
anupasthäpana smrti°
VII 28. 29.
auupäta VII 26.
anupreksä IX 2. 7.
anubhäva IV 22, VIII4. 22.
anumata VI 9.
anusroni II 27.
anrta VII 1. 9, IX 36,
antara 18, X 7.
antaradvipa III 13 c. 15 c.
IV 15 c.
antaräya (karman) VI 2G,
VII 11, VIII 5. 14. 15,
X 1.
anyatva IX 7.
antardliäna smrti° VII 25.
anyadrsti VII 18.
Aparäjita IV 20. 38.
apavartana II 52 c, VIII
22 c.
aparyäptaka I 23 c.
apäna V 19.
apäya I 15, VII 4, IX 37.
apratighäta II 41.
apratipäta I 25.
Apratisthäua III 2 c.
apravicära IV 10.
abrahma VII 1. 11.
abhigihlta VIII 1 c.
abbinibodha I 13.
abhimäna IV 22.
abbinivesa VII 23.
abbisava Vll 30.
abhyantara tapas IX 20.
abbyäkhyäna rahasya°
VII 21.
amanaska II 11.
amiirta V 3 c.
Ambastba III 15 c.
Ayuta IV 15 c.
ayoga IX 42. 49 c.
ayogin IX 46 c.
arati VIII 10, IX 9. 15.
Arista IV 26.
Aristä = Dhumaprabha
l'li 1 c.
Aruua IV 26.
arüpa V 3.
artha I 17, IX 4C.
arpita V 31.
alokäkäsa V 12 c,
alpatva I 8
alpabahutva 18, X 7.
avagäha V 12. 18.
avagähana X 7.
avagraha I 15. 18 a.
avadya VII 4.
avadhi I 9. 21 ff,, III 4c.
avadhidarsana II 5c,VIII 8.
avamaiidarya IX 19.
avaniaväda VI 14.
Avava IV 15 c.
Avasarpini IV 15 c.
avasthita V^ 3.
aväya = apäya I 15.
avigraha II 28. 30,
avicära IX 44.
avirata IX 35, 36.
avirati VIII 1.
avyaya V 30.
avyägbätin II 49,
Avyäbädha IV 26.
avrata VI G.
asarana IX 7.
asucitva IX 7,
asamyatatva II 6,
asamkhyeya V 10. 15.
asamkhyeyavarsäyus II 52 .
asaügatva X 6.
asadvedya VI 12, VIII 9,
asiddhatva II 6.
Asura. samklista- III 5.
(ihre Namen ib.)
Asurakumära IV 6 c. 11,
IV 32.
astikäya III 6 c.
ä
äkäiiksä VII 18.
äkäsa'v 1, 5. 9. 12. 18.
äkimcanya IX G.
äkrandana VI 12.
! äkrosa IX 9. 15.
äcäravastu IX 49 c.
546
Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
äcärya VI 23, IX 24.
ächädana VI 24.
äjnä IX 37.
ätapa V 24, VIII 12.
ätmau I 10 c.
ätmaparinämatTvra°VI 15.
Ätmaraksa IV 4.
ädäna Vil 29, IX 5.
Aditya IV 26.
Sdeya VIII 12.
Anata IV 9 c. 20. 37 c.
änugämika I 23 c. an° ib.
änupürvya VIII 12.
abhäsa I 35 c.
Äbhiyogya IV 4.
ämuäya IX 25.
äyus VI 16, VIII 26.
äyuska VIII 5. 11. 18.
ära IV 15 c.
Ärana IV 9 c. 20. 28.
ärambhaVI9,bahv°VI16,
alpa° VI 18.
ärjava VI 18, IX 6.
ärta IX 29. 31.
Arya III 15.
älocana IX 22. ■
ävalikä IV 15 c.
ävasyaka VI 23.
äsädana VI 11.
ästikya I 2 c.
äsrava I 4, VI 2, IX 7.
äsravanirodha IX 1.
ähäia VII 30.
ähäraka II 37. 49.
Iksvaku III 15 c.
itvara (itvarikä) VII 23.
ludra IV 4. 6, ... IV 6 c.
indriya II 15 ff., VI 6.
i?u III 11c.
Tryä IX 5.
Iryäpatha VI 5, IX 18 c.
Isäna IV 6 c. 20.
ihä I 15.
U
Ugra III 15 c.
ucchväsa IV 22, VIII 12.
uttamapurusa II 52.
Uttarakuru III 11c. 13 c.
16.
iittaraguna IX 49 c.
uttaraprakiti VIII 22c.
utpäda V 29.
utsarga VII 29, IX 5.
Utsarpini IV 15 c.
Udadhikumära IV 6 c. 11.
udlrita III 4. 5.
udbhävaua VI 24.
uddyota V 24, VIII 12.
unmattavat I 33.
uiimäna VII 22.
upakaraiia II 17.
upakara V 17.
upakramall 52c,sa-,iiir-ib.
upagraba V 17. 21 (=
uimitta, apeksä, hetu,
kärana) cf. Garbe, Fest-
gr. a. Roth, S. 79.
upaghäta VI 11, VIII 12.
upacära IX 23.
upadhi IX 26.
upapäta II 32. 35. 46, IV
22, IX 49.
upabhoga II 4.5 c, VII 1 6 c.
27, VIII 14 c, mr°II45.
upabhogaparibhoga °vrata
VII 16 (29).
upayogall 8 f. 18. 19.2Gc,
V 44, VI 23.
uparatakriyänivrtti 1X41.
upasamaka IX 47.
upasänta IX 47.
upasäntakasäya IX 38.
upasthäpana IX 22.
upaiiga VIII 12.
upädhyäya IX 24.
usna IX 9.
n
ürdhvagaurava X 6 c.
V
ijumati I 24.
rjusütra I 34.
ekakseträvagadha VIII 25.
ekatva IX 7.
ekatvavitarka IX 41. 46 c.
ekadravya V 5.
ekägracintänirodha IX 27.
ekendriya II 14 c.
evambhüta (sabda) I 35 c.
esaiiä IX 5.
ai
Airävatavarsa III 10. 16.
Aisäna IV 6 c, 8. 20. 35c.
39 c.
O
oghajnäna I 14 c.
au
audayika II 1.
audfirika 11 37. 46.
aupapätikall47.52,IV28.
aupajamika II 1. 5 c, X 4.
k
kandarpa VII 27.
kamala IV 15 c.
Karnapravarana III 15 c.
karinau VIII 2 c. 5 c.
Karmabhümi III 15 c. 16.
karmayoga II 26.
kalpa \\' 24,
Kalpavimäna IV 19.
Kalpätita IV 10 c. 18.
Kalpopapanna IV 2. 18.
ka>äya II 6, VI 6. 9, VIII
i.lO,°vedanTyaVIII10.
Käpistha IV 20 c.
käya ajTva° etc. V 1 — VI 1,
VII 7.
käyaklesa IX 19.
kärita VI 9.
kärunya VII 6.
kärmana(barira)II 37.40 ff.
VIII 2 c.
käla I 8, III 2 c, IV 15, V
22. 38, X 7.
kälcätikrama VII 31.
Kinnara IV 6 c. 12.
Kimpurusa IV 6 c. 12.
Kilbisika IV 4.
kupya VII 24.
Kumuda IV 15 c.
Kuru III 15 c.
kula IX 24.
kulakara III 15 c.
kusila IX 4 8.
kütalekbakriyä VII 21,
krta VI 9.
kevala I 9, 30, X 1.
kevaladarsana VIII 8.
kevalin VI 14, IX 40.
kaukucya VII 27.
kriyä V 22— VI 6.
kriyävat V 6 c.
krodha VIII 10.
klesa iX 19.
ksapaka IX 47.
ksamä IX 6.
ksaya X ]. 3.
ksayopasama II 5.
ksäuü VI 13.
ksäyika II 1. 4, X 4 c.
ksäyopasarnika II 1. 5 c.
ksipra I 16.
ksTna IX 47.
Tattvärthadhnjama Sntra, Wörterrerzek'hnis.
ksiiiakasiiya IX 38.
ksudh IX 1».
ksetral8. 2tJ,X7.— IIIio.
ksetravriltllii Vll 25.
gana IX 24.
gati II G— V 17, VIII 12
"26. 27, IV 22, X 7.
gandha V 23, VIII 12.
Gandharvii s. Gändharva.
Gardatoya IV 2G.
garbha II 32. 34. 40.
Gändharva IV C c. 12.
guiia V 37. 40, VI 24 —
V33— 35.
gunasthäna IX 10 c.
gupti IX 2. 4. 49 c.
guru VIII 12.
gotra (karman) VIII 5. 13.
17. 20. 26.
Graha IV 13. 49.
Graiveyaka IV 20c. 38.
gläna IX 24.
547
I JHgat VII 7.
, janapada III i;jc.
JambüdvTj.a III 7, IV I4
-'ayanta IV 20. 38.
\ jaräyiija II 34.
jäti VIII 12.
jina IX 11. 47.
jivall l(ff.), 14_ V2. 15
21. 44, VI 8, VIII 2.
jivatva H 7, cf. I lOc.
jivita V 20.
jugupsä VIII 10.
jositr (jhositr) VII 17.
jnasvabhäva I 10 c.
-ITiüta III 15 c.
jnfina I 1 c. 9 , II 4, X 7.
jnanävaraiia VI 1 1 , VIII
5 (7), IX 13. X 1.
jüanopayoga VI 23.
jyä III 1 1 c.
JyotiskalVlc. 5.6 c. 13 ff
47 ff.
gll
glianaväta III 1.
ghanambii III l.
ghätikarman IX 11c.
ghräna II 20.
^c; cf.
Cakravartin III 15
vijaya.
caksurdarsana II 5 c, VIII 8
a° VIII 8.
caksiis II 20.
caturindriya U 14 c,
caturnikäya IV 1.
C'andramas IV 13.
caramadeha II 52.
caryä IX 9.
cäksusa V 28.
cäritra X 7.
cäritramoha VI 15, IX 15
caritramohaniya II 1 e
VIII 10. 22 c.
cintä 113.
cülikä III 9 c.
caitanya 117 c.
ch
chadmasthavitarägalX 10-
48 c, X Ic.
chaviccheda VII 20,
chäycä V 24.
cheda IX 2 2.
chedopasthäpya IX 18.
tattva I 4.
tattvärtha I 2.
tathägatiparinäma X G.
tadubhaya VIII 10, IX 22
I tadbhäva V 30. 41.
tapas VI 23, IX 6. 10 ff.
tapasvin IX 24.
tamas V 24.
Tamahprabhä III 1.
Tärakä IV 13. 51.
tiryagyoni III, 18, IV 28.
tirtha IX 49, X 7.
tlrthakrttva VI 23, VIII ] 2
Tudi IV 15 c.
Tusita IV 26.
triiasparsa IX 9.
taijasa II 37. 3 9 ff.
tairyagyoua VI 17.
trasa II 12. 14, VIII 12.
Trayastrimsa IV 4. 5.
triveda II 51.
tnndriya II 14 c.
tyäga VI 23, IX 6.
damsa IX 9.
daksiiiärdhädhipati IV 30.
darjaiia I 1 c, II 4.
darianamoha VI 14, IX 14.
darsanamohaniya VIII 10
22c.
darjanavisuddhi VI 23.
darsanavaraiia VI 1 1 VIII
5 (8). X l'.
däna II 4. 5c, VII 33,
VIII 14.
t>ikkiimrira IV G c. 11.
digvirati cf. digvrata.
digvrata VII 1« (25).
diil.ikliaII14f., V20, VII 5.
duhpakva VII 30.
duljpraiiiiliiäiiji VII 28.
I>iili;.ainadulisrtinri IV 15 c.
Diilisamasusamä IV 15 c.
Duh.samä IV 15 c.
deva II 35. 51, IV 1 ff.
Devakuru III 1 1 c. 13 c
IC.
I deiatas VII 2.
j desaparik.^epin I 35 c.
I dejavirata IX 35. 36.
I deiavrata VII 16. 26
I daiva adj. VI 20, VIII 11.
diavyalö. 27. 30, V2 5
37. 40.
dravyärthika (naya) I 35 c.
(dravya = sämänya.)
dravyendriya II 16 c. 17.
dvTiidriya H 14 c.
Dvipakumära IV 6 c. 11.
dh
dhanulikä.^tha III 11 c.
dharma (uttaina) IX 2 6
IX 25.
dharma V 1. 7. 13. 17.
dharma(dliyäua)IX 29. 37.
Dharma = Katnaprabhä
III 1 c.
dharmopadesa IX 25.
DhätakIkhaiidalllSc 11c
12, IV 14.
dbarai.iä I 15.
Dhümaprabbä III ].
dhyäna IX 20. 21. 27.
dhrauvya V 29.
n
Naksatra IV 13. 50.
Nandana vaiia II] 9 c.
napuinsaka II 50.
napuiiisakaveda VIII 10
naya I 6. 34. 35.
naraka II I 2 ff.
Nalina IV 15 c.
Nägakumära IV 6c. 11.
nägnya IX 9. 15.
nüman I 5.
iiämaii (karman) VI 21
VIII 5. 12. 17. 20, 2C.'
548
Jacobi, Eine Jaina-Dogmatik.
nänika II 35. 50, III 3 c.
4 IT.
iiaraka adj. VI 18, VIII 11.
iiikäya 1\' 1.
nigraha IX 3.
iiik.^epa VI 10, VII 29. 31.
IX ö.
iiitya V 30.
nidäna VII 13 c. 32,1X34.
iiidrä VIII 8.
nidräiiidrä VIII 8.
nibandha I 27.
iiirodlia VIII 20, IX 1.
nirupakrama II 52 c.
ilirgrantlia IX 48.
iiirjarä VIII 24, IX 3. 7.
8. 47, X 2.
nirdesa I 7.
iiirmäiia \l\l 12.
iiirvartaiiä VI 10.
iiirvratatva VI 19.
nirväna IX 46 c.
iiirvrtti II 17.
nirveda I 2 c.
nisadyä IX 9. 15.
Kisadha III 11.
nilisalya VII 13.
nihsllatva VI 19.
niskriya V C.
nisarga I 3, IV^ 10.
nihnava VI 11.
ricairgotra (karman) VI
24, VIII 13.
lilcairvrtti VI 25.
^"^la III 11.
naigama I 34. 35.
nokasäya VIII 10, °veda-
nTya VIII 10.
iivagrodhaparimandala
' VIII 12 c.
nyäsa I 5 ... VII 21.
Paiikaprabhä III 1.
pancendriya II 14 c.
paratväparatve V 22.
paramäiiu V 3 c.
paramparapascätkrtika
X 7c.
paräghäta VIII 12.
parigraha IV 22, VI IG,
VII 1. 12.
parigrhlta VII 23.
pariiiäma II 26, III 3, V
22. 41 ff.
paridevanä VI 11.
paribhoga VII 16 c.
parihäni VI 23.
parihära IX 22.
paribSravisuddhi IX 18.
parisaba IX 8 — 12.
parok.f a 111.
paryäpta VIII 12.
paryäpti VIII 12 c.
paryäya 1 27 . 30, V 37. 43 c.
paryäyärthika I 35 c, (pa-
ryäya = viiesa).
palyopama III 17, IV 15 c.
Päiulaka vana III 9 c.
päpa VI 4.
pärinämika II 1, V 36.
Pärisadya IV 4.
pidhkna VII 31.
pipäsä IX 9.
Pisäca IV Gc. 12.
punya VI 3, VIII 26.
pudgala V 1. 4. 10. 14.
19. 23, VIII 2.
piidgalaparivarta I 8 c.
pudgalapracaya II 17 c.
puinveda VIII 10 cf. pu-
rusaveda.
puraskära IX 9. 15.
purusaveda VIII 26.
puläka IX 48.
Puskara III 7c, '^ardha
III Uc. 13, IV 14 c.
pürva IV 15 c.
pürvadhara II 37 c. 49.
pürvabhävaprajnäpanTya
X 7c
pürväuga IV 15 c.
prthaktvavitarka IX 41.
46 c.
prthvTkäya und °käyika
II 14 c.
potaja II 34.
paudgalika V 19 c.
pausadha A'II 16 c.
pausadhopaväsa vrata
VII IG. (29).
prakrti VIII 4. (5 ff.).
PrakTrnaka IV 4.
pracalä VIII 8.
pracaläpracalü VIII 8.
pracchanä IX 25.
prajnä IX 9. 13.
pratikramana IX 22.
pratigbäta II 4 1.
pratiriipaka VII 22.
prati.sthä III 1.
pratisevana IX 49,
pratyaksa I 12.
pratyaya 122, 1148, VIII
25.
pratyaveksita VII 29.
pratyäkhyäiia. a° VIII 10,
°ävarana VIII 10.
pratyutpannabhävaprajnä-
panlya X 7 c.
pratvekabuddhabodhita
X7.
pratyekasarira VIII 12.
pradesa II 39, V 1. 7. 14.
IG, VIII 4. 25.
pradosa VI 11.
pramattayoga VII 8.
pramattasamyata IX 35,
a"" IX 37.
pramäna I 6. 10 ff.
pramänätikrama VII 24.
pratnäda VIII l.
pramärjita VII 29.
pramoda VII 6.
prayogaXe, stena°VII22,
presya VII 2G.
pravacana VI 2.S.
pravicära IV 8, a" IV 10.
prasamsä VII 18.
prasama I 2 c.
prastära III 2 c.
präTia II 14 c, V 19, VII 8.
Pränata IV 9 c. 20. 37 c.
präyascitta IX 20. 22.
presyaprayoga VII 26.
prosadha siehe pausadha.
bakusa IX 48, upakarana°,
sarTra" IX 4 9 c.
bandha VIII 1. 3, X 2,
V 24. 32. 36.
bandhaccheda X 6.
bandhana VIII 12.
Baladeva III 15 c.
bahutva 18, X 7.
bahuvidha I 16.
bahusruta VI 23.
bädara V 3 c.
bädarasamparäya IX 10 c.
12.
bälatapas VI 20.
bäliu III 11 c.
bähya tapas IX 19.
bodhi IX 7.
brahmacarya IX 6.
Brahmaloka IV 9 c. 20.
25. 37 c
Brahmottara IV 20 c.
bh
bhakti VI 23.
Bhadrasäla vana III 9 c.
bhava VIII 10.
Tattvurtädhigama SiJtra, Wörterverzeichnis.
549
Bharatavarsa III 10. 16.
bhavagraliaiia III 18 c.
Bhavanaväsin IV 1 c. Gc.
11. 4.').
l)havaiiratyayM I 22.
bliavya I 1 c, II 1 c. 7 c.
bhavyatva X 4.
bhägä V 15.
bliäjya (= vibbäjya, vi-
kalpa) 131, II 44, V 14,
IX 17.
bhäva I !i. 8.
bhävavisuddhi IX G.
bhävendriya II IGc. 19.
bhilta IV 6 c. 13.
bhilmi III 1.
bheda V 24. 26. 27. 28.
bhoga II 4. 5 c, VIII 14 c.
Bhoga III 15 c.
bhogabhümi III 16 c.
m
mati I 9. 13 ff., VIII 7.
matipürva I 20.
manas V 19, VI 1.
maualiparyäpti VIII 12 c.
manaliparyäya I 9. 24 ff.
manusya 11 24, III 14.
inanojna IX 24 — IX 33,
a^ IX 31.
mantrabheda \ II 21.
Mandara III 11c. 13 c.
marana V 20.
mala IX 9.
ma^aka IX 9.
Mahäkäla III 2 c.
Mahätamaliprabhä III 1.
Mabäraurava III 2 c.
Maliä.iukra IV 9 c. 20. 37 c.
Mahäbitnavat III 11.
Mahoraga IV 6 c. 12.
mätsarya VI 11, VII 31.
Mädbavl = Mabätamah-
prabhä III 1 c.
Mädhavyä = Tamalipra-
bhfi III 1 c.
mädhyastlia VII 6.
mäna VIII 10.
mänusaadj VI 16, VIII 11.
Mänusottara III 8 c. 13 c.
14, IV 14 c.
mäyä VI 17, VIII 10.
märanäntika VII 17.
märgacyavana IX 8.
märgaprabhävanä VI 23.
märdava IV 18, IX 6.
Mähendra IV 9 c. 20.37 c.
41c.
mithyätva II 3 c, VIII 10.
mithyädariiaiia 116, VIII 1.
misra II 1. 33.
mukta II 10.
mürcha VII 12.
mülaguiia I.\ 49 c.
mülaprakiti VIII 22c.
Meru III 9 c, IV 14.
niaitrl N'II 6.
maitbuna VII 11.
moksa I 1, X 3.
mohak?aya X 1.
mobatiTya VIII 5. 10. IG.
Mlis III 15.
Mleccha III 15.
Yaksa IV 6 c. 12.
yatbäkhyäta IX 18.
yadrccbopalabdhi I 33.
yasas VIII 12.
yäcana IX 9. 15.
yugapad II 45, IX 17.
yoga II 26c. 45c, V 44,
VI 1. 9, VII 28— VI 13,
VIII 1, IX 42. 46.
yoganigraba IX 4.
yogavakratä VI 21.
yogya VIII 2.
yoni II 33.
r
rati VIII 10. 26.
Ratnaprabbfi III 1, IV 11.
Ramyakavarsa III 10, IV
15c.
rasa II 21, V 23, VIII 12.
rasana II 20.
rasaparityäga IX 19.
rahasya VII 21.
Räk^asa IV 6 c. 12.
Räjanya III 15 c.
Rukmin III 11.
rüksa V 32.
rüpin I 28, V 4. 43.
roga IX 9.
: raudra IX 29. 36.
Raurava III 2 c.
1
laghu VIII 12.
labdhi II 5. 18. 43 c. 48.
Lavaiioda III 7, 8 c, IV 14.
Läntaka IV 9 c. 20. 37 c.
Läntava IV 20 c.
läbha II 4. 5 c, VIII 14 c,
IX 9.
liiiga II 6, IX 40, X 7.
lesyä II 6, III 3, IV 2. 7.
23, IX 49.
Loka adbo° tiryay" ür-
dhva= III 6 c, IV 14 c.
Lokapäla IV 4. 5.
lokastbiti III 0 c.
lokfikäsa V 12.
lokänta X 5.
Lokäntika IV 25.
lobha VIII 10.
Vanisa = Sarkaraprabba
III Ic.
vajrarsabhanäräca VIII
]2c.
vadba IX 9.
varnaII21, V23, VIII12.
vartauä V 22.
vardhamänaka I 23 c.
var.^a III 11c.
varsadbaraparvata III 11.
valäya III 1 c. ... III 8.
Vahni IV 26.
väc V 19, VI 1.
väcaiiä IX 25.
Vätakumära IV 6 c. 11.
Välukäprabbä III ].
Väsudeva III 15c.
väsya = varsa III 11c.
vikriya III 3.
vigraha II 26, a-, eka-,
dvi-, tri- II 29 c, °vatT
II 29.
vicaya IX 37.
vicikitsä VII 18.
vicära IX 46.
Vijaya IV 20. 27. 38.
vijaya, cakravarti° III 13 c.
15 c.
vitarka IX 41. 45, sa^
IX 43.
Videha III 11c. 16 . . .
III 15 c.
Videhavarsa III 10, IV
15 c.
Vidyutkumära IV G c. 11.
vidbäna I 7.
vinaya VI 23, IX 20. 23.
viparyaya I 32, VI 25.
vipäka VIII 22 — IX 37.
vipulamati 124.
viprayoga IX 31.
vimäna IV 14 c. 22 c.
viviktasayyäsana IX 19.
viveka IX 22.
vibhaiigajnäna I 32 c.
550
Jdcobi, Eine Jaina-Dogmatik.
virata IX 47.
virati VII 1.
vivSha VII 23.
visuddha 11 49.
visuddhi 1 25. 26, IV 21.
visaya I 26, IX 36.
viskambha ill 8. 9. 11c.
visaravädana VI 21.
visarga V 16.
vihäyogati VIII 12.
vTrya II 4. 5 c, VI 7, VIII
14 c.
vTtaräga I 2 c.
Vuipvunäla Hl 15 c.
vittapariksepa III 11c.
vrttiparisamkhyänalX 19.
vedanä III 3, IX 32.
vedanlya (karman) VIII 5.
(9). 19, IX 16.
vedanlya adj. VIII 8. 10.
vaikriya II 37. 47.
Vaijayanta IV 20. 38.
Vaitädhya III 11c.
Vaimänika IV 1 c. G c. 17,
22.
vaiyävrttya VI 23, X 20.
24.
vairägya VII 7.
vyafijana I 18 a — IX 46.
vyatikrama VII 25.
Vyantara IV Ic. 5. 6 c.
"l2. 40.
vyaya V 29.
vyavahära I 34, VII 22.
vyäropana VII 8.
vyutsarga IX 20. 22. 26.
vrata VII 1. 19.
vratin VI 13, VII 13.
sankä VII 18.
Satära IV 20 c.
sabda I 34. 35, II 21, V 23.
sayyä IX 9.
sarira V 19, VIII 12.
Sarkaräprabhä III 1.
.ialya VII 13 c.
sik?ävrata VII 16 c.
Sikharin III 11. 15 c.
Sita II 33, IX 9.
sUa VII 16 c. 19.
silavrata VII 16 c.
Sukra IV 20 c.
sukla fdhyäna) IX 29. 39.
suddha II 49.
subha VI 3. 22, VIII 12.
26, a° VI 3. 21.
saiksa IX 24,
Sailä == Välukaprablia
III 1 c.
sailesi IX 48 c.
soka VIII 10.
sauca VI 13, IX 6,
sraddhäiia I 2.
srävaka V^Il 15 c, IX 47.
sruta I 9. 20, II 22, IX
45. 49.
srotra II 20.
S
saipyama IX 6. 18. 49.
samyamäsaiiiyama II 5,
VI 20.
samyoga VI 10.
samrak.?aiia IX 36.
samrambha VI 9.
samlekhanä VII 17.
samvara IX 1. 7.
samvrtta II 33.
samvega I 2c, VI 23,
VII 7.
samsära IX 7,
samsäriu II 10. 12. 29.
samstava VII 18.
samstäropokramana VII
29.
samsthäna V 24, VIH 12
—IX 37.
samhanana VIII 12, utta-
ma^ IX 27.
samhära V 16.
sakasäya VI 5 , °tva
viii 2.
samkränti IX 46.
samklista III 5.
saükhyä 18, X 7.
samkhyeya IV 15 c, V 10.
samgraha I 34. 35.
saiigha VI 14, IX 24.
saipghäta V 26. 28, VIII
12.
sacitta 11 33, VII 30. 31,
samjnä = mati I 13 . .
il 25,
samjilin II 14 c. 25.
sarnjvalana VIII 10.
sat I 8, V 29.
satkära IX 9. 15.
sattva III C . . . VII 6.
satya IX 6.
sadvedya VI 12 c. 13,
VIII 9. 26.
Sanatkumära IV 9 c. 20.
36 c. 40 c.
samanaska II 11. 25.
samanvähära smrti^ IX
31. 46c.
samabhirüdha (sabda)
I 35 c.
samayaino, IV15c,V39.
samädhi VI 23.
samärambha VI 9.
samiti IX 2. 4. 49 c.
samparäya VI 5 c, IX 10 c.
samprayoga IX 31.
sambaddha VII 30.
sambaudha II 42.
sammisra VII 30.
sammürchana II 32. 36. 46.
sammürchin II 50.
samyakcäritra I 1.
samyaktva II 3 c. 5 c, VIII
10. 26.
samyagjnäna I 1 (9).
samyagdarsana I 1. 2.
samyagdrsti I 8 c, VIII 18,
m. IX '47.
sayoga kevalin IX 49.
sayogin IX 46 c.
saräga I 2 c.
sarägasainyama VI 13. 20,
sarvapariksepin I 35 c,
Sarvärthasiddha I V 20. 38.
savitarka IX 43.
Sahasrära IV 9 c. 20. 37 c.
säkära I 1 c, II 9 c, VII 21.
Sägaropama IV 15 c.
sädhana I 7.
sädhu IX 24.
Sämänika IV 4.
sämäyika VII 16. (28)
IX 18.
sämparäyika VI 5.
sämprata I 35 c.
siddhatva X 4.
sukha V 20.
Supariiakumära IV 6 c. 11.
subhaga VIII 12.
Susamadulisamä IV 15 c.
Susamasusamä IV 15 c.
Susamä IV 15 c.
susvara VIII 12.
sük^ma V 3 c, VIII 12.25.
süksmakriyäpratipätin IX
41. 46 c.
süksmaparinäraa V 19 c.
süksmasamparäya IX 10.
18.
Sürya IV 13.
setara I 16, VIII 12.
sopakrama II 52 c.
sauksinya V 24. 28c,
Saud'harmalV 6 c. 20. 39 c,
°kalpa IV 20 c.
i
Tattvärthädh igama SUtra, Wörterverzeichnis.
551
Saumanasa vaua III 9 c.
skaiidha V 25.
Stanitakumära IV Gc 11.
stenaprayoga VII 22.
steya Vll 1. 10, IX 30.
styänagrddhi VIU 8.
stri IX 9. 15.
strTveda VIII 10.
sthäna IX 49.
sthäpaiiä I 5.
sthävara II 12. 13.
sthiti I 7, III 18 c, IV 21.
29, V 17, VIII 4. 15flf.
sthira VIII 12.
stl)aulya V 24. 28c.
snätaka IX 48.
snigdha V 32.
spariaII22,V23,VII[12.
spar^ma I 8, II 20.
smrti I 13.
smrtyaiuipasthäpana ^'II
28. 29.
smrtyaiitardhäiia VII 25.
Svayambliiiramai.ia III 7 c.
svädhyäya IX 18 c. 20. 25.
svämiii I 2G, 'tva I 7.
Hari III 15 c.
Harivarsa III 10, IV 15 c.
häsya VIU 10. 2G.
Hähä IV 15 c.
himsä VII 1. 4. 8, IX 30.
Himavat III 11.
hlyamänaka I 23 c.
Hühii I\' 15 c.
Haimavatavarsa III 10,
IV 15 e.
Hairaiiyavatavarsa III 10,
IV 15 e.
Das alphabetische Verzeichnis der Sutras ist in Appeudi.x A von Premchand's
Ausgabe enthalten.
552
Egveda V, 61, 12.
Von
Dr. P. E. Diimout und J, Bruiie.
yesäm sriy ädhi rödasl vihhräjante rdtkesv a
divi ruIcTtid ivopdri.
Eoth (KZ. 26, 51) interpretiert diesen dunklen Vers, indem
er hinter srii/ädhi sriydh \ ddhi sucht. Für diese Interpretation
muß er die bedenkliche Verschmelzung von as-]-a zu ä annehmen.
Zur Stützung derselben führt er 1. c. noch zwei andei-e Beispiele
an, die aber von Oldenberg (Prolegomena, S. 459 A.) auf eine
Weise erklärt wurden, welche einfacher ist und viel mehr Wahr-
scheinlichkeit für sich hat. Will man, die Möglichkeit dieses Sandhi
ablehnend, gleichwohl an unserer Stelle eine Kontraktion von sriyas
und ddhi annehmen, so erweist sich die von Oldenberg 1. c. vor-
geschlagene Änderung von iriyädhi in sriyödhi als notwendig.
Oldenberg selbst verhehlte sich damals nicht, daß Ro th 's Auf-
fassung von der Stelle zugleich zu einer Verschiebung des Akzentes
zwingt. — Eine andere Ansicht trägt Roth ZDMG. 48, 677 vor.
Hier neigt er zu der Annahme, daß der ursjDrüngliche Samhitätext
sriyddhi, eine Verschmelzung des zu vibhrujante gehörigen Nom.
plur. sriyas mit ddhi^ hatte und erst der Redaktor sriyädhi las.
Einen entsprechenden Vorgang vermutet er in diväbhipitve (Rgveda
V, 76, 2). Aber weshalb soll denn hier der Instrumental divä nicht
vorliegen, da doch auch sonst, z. B. VI, 49, 10, in dei'selben Weise
ein Lokativ neben einem Instrumental steht ? Ferner verweist Roth
auf Rgveda VIII, 81 (92), 15: sd no vrsan sdnistliayä sdm ghordyä
dravitnvä \ dhiyäviddJii 'pxiramdhyä. Aber auch hier fi-agen wir :
weshalb soll in dhiyäviddhi kein Instrumental enthalten sein, da
doch in dem Verse eine Reihe Instrumentale stehen, unter die sich
dhüjä sehr wohl einordnen läßt, da ferner dhi im Rgveda wieder-
holt (wir verweisen auf II, 38, 10; IV, 50, 11;' VIII, 34, 6;
VIII, 58 (69), 1 ; X, 39, 2; X, 65, 13. 14), neben und in den gleichen
Kasus mit jniramdhi vorkommt, die Verbindung von dhi mit
püramdhi also wohl als stehende Wendung aufgefaßt werden darf?
Endlich verweist Roth auf X, 22, 13: asme tä ta indra santu
satyuMnsanür upaspf^ah. Aber erklärt der Vers sich nicht ein-
Dumont und Brune, Jxgvcda V, 61, 12. 553
facher, wenn man satyä = sati/äni und als Subjekt zu cistne santu
neben dem anderen Subjekt dhinsantir upasprsah auffalU ? — Zu
der doppelten Textänderung, zu der man sich, wenn man anders
Roths Deutung von V, 61, 12 gelten lassen will, entschließen muß,
wird sich der Interpret des Rgveda nur sehr ungern verstehen.
Max Müller (Sacred i3ooks, vol. XXXII, S. 362) konjiziert
für vibhräjante vibhräjate; dieses läßt er abhängen von rödasi,
worin er die Gattin Rudras sieht. Aber der Name dieser Göttin
ist gewöhnlich ein Oxytonon. Auch trennt Müller a'dhi von rödasi,
während es doch viel natürlicher ist, rödasi von ddhi abhänsrisr
sein zu lassen, wofür folgende Stellen sprechen : Kgveda VI, 6, 4 : ddhi
sänii prsnch, VII, 36, 1: jjrtlni pniti/cam ddhi, Väj. Saiph. 11, 22:
riihänä ddhi nCikam iitlamdm, Sämav. II, 1, 1, 19, 2: trtiyani adhi
rocanam divah.
Lassen sich nun die Schwierigkeiten, die der Vers enthält,
nicht ohne eine Änderung des Textes beheben ?
P i s c h e 1 und Sieg schlagen diesen Weg ein. Nach P i s c h e 1
(Ved. Studien I, 54 fg.) kommt srl von der Wurzel sri, „etwas
woran lehnen" und hat demgemäß ursprünglich die Bedeutung ,das
Lehnen an etwas", „das sich an etwas Lehnen", „das sich wohin
Neigen", „wohin AVenden", dann in übertragenem Sinne „die Neigung
zu etwas", „Wunsch", „Wille." Daher übersetzt Pischel unseren
Vers: „Sie glänzen auf ihren Wagen, auf die {ddhi) ihnen zu Liebe
Rodasi (gestiegen ist), wie die Sonne oben am Himmel." Dagegen
lassen sich folgende Einwände erheben. Die Übersetzung von yesäm
sriyä durch „denen zu Liebe" erscheint uns zu wenig wahrschein-
lich. Sri gehört nicht zu der Wurzel sri, „etwas woran lehnen",
die Länge des i scheint vielmehr auf eine se^- Wurzel sri hinzu-
weisen. Ferner, auf der einen Seite haben die entsprechenden
avestischen Wörter 5?v, srira die Bedeutung „Schönheit" bezw.
„schön anzusehen, schön" (siehe Bartholomae, Altiran. Wb., Sp. 1645
und 1646). Damit greift auf der anderen Seite die Bedeutung
ineinander, die sri im klassischen Sanskrit vorwiegend ^j hat. Diese
Übereinstimmung zwischen dem avestischen srl und dem klassisch
sanskritischen ^ri berechtigt uns zu dem Schlüsse, daß die Bedeutung
„Schönheit" in die indoiranische Vorzeit zurückreicht. Und in der
Tat läßt sie sich an sämtlichen Stellen des zwischen jener und dem
klassischen Sanskrit stehenden Rgveda halten. Bei dieser Lasre der
Dinge können wir uns die Beweisführung Pischels an der ange-
führten Stelle nicht zu eigen machen. Aber noch andere Bedenken
haben wir gegen seine Übersetzung unseres Verses. Pischel läßt
den Nebensatzakzent von vibhräjante außer acht und sagt ohne
Bedenken „sie glänzen." Auch trennt er ddhi von rödasi, wogegen
wir bereits Einwendungen erhoben, und läßt von ddhi ein Relativum
abhängig sein, das im Text an der es erfordernden Stelle gar nicht
1) Die weitere Bedeutung „Glück" spricht nicht für Pischels Ansicht.
554 Dumont und Brune, ligveda V, Gl, 12.
steht : dadurcli wird er auch noch gezwungen, für den von ihm
eingeführten ReUxtivsatz ein Verbum zu ergänzen.
Sieg (Sagenstoife S. 59) endlich übersetzt den Vers: „Durch
deren Pracht Himmel und Erde noch mehr (glänzen), wenn sie auf
ihrem Gefährt erstrahlen wie der Goldschmuck oben am Himmel.'"
Er faßt also rodasl als Subjekt auf. Dadurch wird er genötigt,
zu diesem Dual ein im Dual stehendes Verbum — vibhrujete —
zu ergänzen, für vibhrüjante einen neuen Batz anzunehmen, den er
mit „wenn" einleitet, und ddhi als selbständig oder als Präfix des
von ihm ergänzten vibhrujete anzusehen. Alle diese Vermutungen
erweisen sich als sehr gesucht, namentlich aber die Einführung des
Konjunktionalsatzes als äußerst gewagt. Wohl gibt es „Nebensätze
ohne Abzeichen" ; aber sie alle weisen einen ganz bestimmten Typus
auf (siehe Delbrück, Altindische S^mtax, S. 42), dessen Züge unsere
Stelle nicht an sich trägt, eine Beobachtung, die wir, wie so manchen
Eat bei unseren Untersuchungen, der Freundlichkeit des Herrn
Professors 0 1 d e n b e r g verdanken. Wohl gibt es Stellen, an denen
ein Verbum zu ergänzen ist; aber stets kommen nur sehr häufig
gebrauchte, aus dem Zusammenhange unschwer zu erratende Verben
für eine Ergänzung in Betracht, wie „sein, werden, gehen, kommen",
gelegentlich auch „rufen", nicht aber solche Verben wie „glänzen."
Endlich würde es sehr merkwürdig sein, wenn zu dem dastehenden
Relativum ein weiteres Verbum und zu dem dastehenden Vei'bum
ein weiteres Relativum zu ergänzen wäre, da doch das dastehende
Verbuiu zu dem Relativum sehr wohl paßt.
Die vorstehende Kritik führt uns zu folgender Übersetzung:
„Durch deren [der Maruts] Schönheit über die beiden Welten hin
sie crlänzen auf den Wagen, wie der rukmd droben am Himmel."
Was ist nun das unausgesprochene auf den Wagen Befindliche ?
Da es einerseits mit dem rulcmd am Himmel verglichen wird, und
da andererseits von den Maruts an mehreren Stellen des Rgveda
gesagt wird, daß sie einen glänzenden Goldschmuck, rukmd, an
Brust und Armen tragen (vgl. I, 166, 10), liegt es da nicht nahe
zu vermuten, daß als Subjekt zu vibhrüjante rukmüh zu ergänzen
ist ? Die Wahrscheinlichkeit unserer Vei'mutung wird durch eine
ganze Anzahl Stellen des Rgveda erhöht. VIÜ, 20, 11 heißt es
O • O 7 7
von den rukmd der Maruts : samändm anjy esäm vi bhräjante
rukmäso ddhi bähtisu, wo sich das von uns zur Ergänzung vor-
geschlagene rukmäh als Subjekt zu dem auch Rv. V, 61, 12 stehenden
Verbum vi bhräjante findet. Ferner wird VII, 57,3 von den Maruts
gesagt: bhräjante rukmafh; und VII, 63, 4 hat divö ruhndh das
Attribut tardnir bhräjamänah. Ein Synonym on von hhrüj: ruc,
finden wir ebenfalls in Verbindung mit rukmd und ^ri IV, 10, 5 :
srii/e rukmö nd rocata upäke, und X, 45, 8 stehen nebeneinander
rukmd, iriye und rucündh. V, 56, 1 nift der Sänger die vfso
marütäm herbei, die er als (jandm j^i^fd^i rukmebhih
schildert, während es kurz darauf, V, 57, 6 heißt vi^vä vah drir
\
Dumont und Brune, ligveda V, Gl, 12. 555
ddhi tanusu i^ii^i'^^. Aus den an geführten Beispielen dürfen wir
wohl den Schluß ziehen, daß rukimi . sri und bhräj bezw. ruc
insonderheit da , wo diese Ausdrücke in Beziehung zu den Maruts
stehen, eng miteinander assoziiert sind.
Daß das Subjekt des Satzes nur in dem Vergleich steht, kann
nicht bedenklich machen, da sich diese Erscheinung, wie von
Bergaigne in seiner Syntaxe des Comparaisons Vediques S. 79
und 77 angeführte Beispiele zeigen, wiederholt im Rgveda beobachten
läßt. V, 36, 2 steht das Subjekt somah, VI, 24, 6 das Subjekt
apah nur im Vergleich, wie sich aus der Stellung von nd ergibt.
Und, wie wir meinen, liegt genau dieselbe Konstruktion wie in
unserem Verse in der 2. Hälfte von VIII, 92 (103), 11 vor.
556
Bemevkimgeu zum Rgveda.
Von
Theodor Aufrecht.
1. hari^ hory°.
Zwei Hymnen, in denen hari den Grundfaden bildet: III, 44, 1:
1) haryatäh , häribhih (bis) , häritam. 2) haryän (bis) , haryasva.
3) häridhäyasam , harivariDasam , haritob, bärih. 4) bäiütab, härya-
svah, bäritam, bärim. 5) baryäntam, bäribbih (bis).
X, 96 : 1) bärl, baryatäm, bäribbih, bärivarpasam. 2) bärim,
binvänto bäri, bäribbir, bärivantara. 3) bärito, bärih (bis), bäri-
manyusäyakah , bäritä. 4) baryatäb , bäritab , bärisiprah , bärim -
bbaräh. 5) abaryatbäh, bärikesa , baryasi , barijäta baryatäm.
6) baryata bäri , bäryate , bärayab. 7) bärayab , binvan bärayo
bäri , häribhih , bäi'ivantam. 8) bärismasärur ^) bäi'ikesah , baripäb,
bäribbih, bäri. 9) bärini (bis), bäri, baryatäsya. 10) baryatäsya,
bärivän, äbaryat, baiyatäh u. s. w.
3. Ty{.
Vor vielen Jabren babe icb das folcrende für mein unvollendetes
Wörterbucb niedergescbrieben. radhrd adj. slow, remiss, feeble.
ime radbräm ein Marüto junanti VII, 56, 20. yö radbräsya coditd
yäh krsäsya II, 12, 6. radbräsya stbo yäjamänasya codäu 30, 6.
yäyä radbräm päräyatbaty äiibah 34, 15. yäs pätir varyänäm äsi
radbräsya coditä X, 24, 3. — dradhra adj. not retniss, not slothful.
säbas te taväsas täviyö 'radbräsya radbratüro babbüva VI, 18, 4.
tfl ba tyäd vartir yäd äradbram übatbub sä^vad äsvaih 62, 3.
radhra-codd adj. encouraging or invigorating the feeble. Indro
radbracodäh II, 21, 4.
radhra-cödana adj. = radbracoda. Of Indra. kim angä radbra-
cödanam tväbuh VI, 44, 10. tvRm Indra susravänänudäm vrsabba
radhracödanam X, 38, 5.
radhra-tiir adj. ovet'coming the feeble. säbas te taväsas tä-
viyö 'radbräsya radbra-türo babbüva.
1) smasaruh ist eine Verlängerung von smasruh des Metrums willen.
Vgl. hirismasruh.
Aufrecht, Bemerkungen ziiiu Ugveda. 557
3. Alliteration.
ä väm ratho rathänäm yestho yätv Asvinä V, 74, 8.
gühatä guhyam tamah I, 86, 10.
ä gnä agna ihävase 22, 10.
öiksä sacTvas tava nah sacTbhih 62, 12.
vidhyatä vidyutä 86, 9.
tä a^vadä a^navat 113, 18 u. s. w.
4. Plural und Singular.
ahöri ta Indra Gotamebhir brahmäni I, 63, 9.
duhanty üdhar divyäni 04, 5.
dhrsnave dhiyate dhanä 81, 3.
yä vah sarma sasamänäya santi 85, 12.
tä te vi^vä paribhür astu yajöam 91, 19.
sarvä tä te api devesv astu 162, 14 u. s. w.
5. Endungen des Perfektum auf das Präsens
übertragen.
invire. pinvire, srnvire. sunvire. hinvire (hinvatu).
6. Wegen des Metrum werden einige Wörter
verändert.
ye Manum cakrur uparam dasäya (für däsäya) VI, 21, 11,
yam tvam Mitrena Varunah sajosä deva päsi tyajasä martam
anhah (für aiihasab) 3, 1.
7. Instrumental vor dem Suffix vat.
öavasävat. sahasävat. Beide wegen des Metrums.
8. Reim.
VII, 56, 19:
ime turam maruto rämayantime sabah sabasa ä namanti | ime
saüsam vanushyato ni pänti guru dvesbo ararushe dadhanti 1| Hier-
bei ist das falsche dadhanti für dadbati zu bemerken.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 36
558
34.0
Das syrische Alexauclerlied.
Herausgegeben und übersetzt von
Lic. Dr. Carl Hunnius.
(Fortsetzung zu S. 209 oben.)
"^ ]•..."> j^;\a\ ,_l\ >Do ^ )oQjaj oL
0)xa\ ^-^oocM li^Jj JLq\:ü«o JV|**o jrA^o 345
c»lo^..A Joo) ^^'♦jaSiJO •♦20JJJ -*♦*.
^'^|2)V£ll QiOaOO vOCH-A-*P> QiQ-QO jlVCQQOO 350
I
1) L '^S-^ '^ '^.
2) P jloSi W.JU10 Jv...\ JVOO
3) P '♦X>JJ0.
4) Pl '0)p J0OI ♦aSUJO; P
5) P JO).
6) L ^ iAioo.
7) P ,jl^ »jO )OQJÜj N^dV ol
8) L ^^QDJI.
9) P jxii. Oj^-i^. P stellt außer-
dem die beiden letzten Zeilen um.
I
559
Das syrische Alexanderlied.
Herausgegeben und übersetzt von
Lic. Dr. ("arl Huniiiiis.
(Fortsetzung zu S. 209 oben.)
Hierauf erwachte Alexander und erhob sich vom Schlummer
Und bei'ief die Edlen und Chiliarchen samt den Zenturionen
Und begann in seiner Fürsorge zu reden und zu befehlen :
340 „Siehe , der Herr ist zu unserer Unterstützung und Hülfe ge-
kommen,
Wohlan, erheben wir uns und beten wir zum Herrn mit Eifer!"
Und der König befahl dem ganzen Volk Räucherwerk aufzulegen
Und dort zwischen ihren Schlachtreihen dem Herrn Räucher-
werk zu räuchern.
Sie trugen auf Steinen und Scherben Feuer und gutes Räucher-
werk,
345 Der König und die Edlen und die Truppen, die bei ihm waren.
Und nachdem sie das wohlriechende Rauchopfer mitten im Lager
dargebracht hatten,
Begann er zu reden und den Truppen Befehle zu geben :
„Siehe, es ist eine Zeit großen Kampfes und Streites.
Leget eure Panzer und Köcher und alle WaflFen an,
350 Und die Helme setzt auf's Haupt und erhebt euch zum Kampf;
10) P o'^^o.
11) P ^♦
12) L und P JoO).
1 3) p Iäqq:^? J;^ ov^j? )i^o .
14) pi **^Jj?o ,n<^v> «v«-.
15) L JQDVÄ.
16) P läßt O 1^^ weg und schreibt
17) Der Text der beiden letzten
Zeilen ist bei allen drei in Un-
ordnung, bei P^ dazu noch sehr
unleserlich. Er lautet bei P^
i-.) . . . . v^-.J0;.^^O N^TJujVj OaSV
v50^*JL.V2i QJQ^QD JlVQiCDO .>^
M;^^>;v^, bei L ^^^^'^i OmZ^
jLVQiQDo .Ja.) c^a s^^\ io^o
bei P ■•SS.J ji-l >^rj-J0,^^O
Q»aoo loQy^v-O o^oCo JIVqaqdo
J-;2i^^/ I^V*^. Für QiOQJOO
36*
560
Hunnius, Das syrische Alexander lied.
*^)j-;^/ \2x\i6 ^VLo '''^lisÄ./ s2>ol CHl ^Jo
355
l()]|
12>|
VoIioL ^ "'>$j^^QQj JJj JjVjo Il.\z^
i6>|j/ -Ji^ o^J Jo,'^ \.v j-^sxi w\ 1^ Zs-/
^^^>$0)>'^vo-^ ^'^^ -«^>oo ^''^ jopo OOJJ
^^■0\\V)>0\ ^PoijiQQTJ^ JoO) )cJbJt ♦00
0)Lq\x*. --^OOO) Ojijjjo jj-J 0001 QJL=\
SCO
30o
I^Vfi^ könnte man auch ^JW^-^>^
oder JvZU^^/ lesrn. QiOClO
I^VC^ scheint mir weniger hierher
zu passen, da es mehr den Sinn
hat : „harret aus in der Schlacht".
1) p wjaAv^oL.
3) L x;.!^.
4) P^ hat hier zwei Zeilen mehr:
^**.j CH^-^ j:^;j3 >^:qjj ,0^
5) pi ]^^/. P V- -^-/.
6) Man muß mit einiger Ge-
waltsamkeit ^^ v^^J^? viersilbig
lesen. L schreibt, um das zu ver-
meiden, s^^A^.
7) pi )jLv..ju*J.
8) P^ QÄODJo QJX)j.
9) pi v^otlo^ixA*. p JIq\x*..
1 0) P ^iO 0)OV wOZ) . L j^» |:2"^io.
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
561
Denn siehe Tubavlacj, der König von Persien, hat ein Heer auf-
geboten
Und noch 62 andere Könige in Sold genommen.
Siehe , sie haben sich alle wie ein Mann mit ihren Truppen
versammelt,
Um gegen uns zu ziehen und unsern Namen und unser Reich
zu vertilgen.
355 Haltet Stand in der Schlacht wie heldenhafte Krieger,
Und erringt Sieg und hohen Ruhm für alle Zeit!"
Er führte die Truppen, alle die Römer, heran und stellte sie auf
In Wehr und Waffen, damit sie sich nicht fürchteten vor dem
Kampf.
Der erfahrene König ermutigte seine Truppen :
3G0 , Zittert nicht, noch bebet vor den Truppen jener!
Ich hoffe auf Gott, dem ich diene;
Er wird uns herrlichen Sieg verleihen im Kampfe mit jenen
Und uns beistehen in dem Streit, in den wir uns stürzen."
Und als Alexander seine die Truppen
365 Zum Kampf ermutigende Rede beendet hatte,
Legten seine Truppen die Waffen an und rüsteten sich
Und bereiteten sich wie Helden zum Kampfe vor.
Hierauf hielt der König von Persien auf dem Gipfel eines Berges
Ausschau.
Und die 62 Könige zogen mit ihren Truppen
11) P >^»fc.J.
12) Bei Pi ist der größte Teil
des Verses ausgefressen ♦ . >^\^
JijtOlS.31. ....
13) L b'.
14) L v^^-jll jJo s^ZSOiiLl JJj.
p >^:>.-.jlfco JJo >^i^j JJj.
15) L M?-
16) L 0>^ ]j/ -A2)J.
17) pi vA.
18) pi >^:xovo:i.
19) L J0D-*J0.
20) P fehlt die Zeile, pi hat
noch eine mehr: wOlQ^Q*»^ ^\ ^
^i-V^QDiD O)2>0 ^jA.^1 JO).
21) L 0»0'^V>\ ♦
22) P 0001 QiOiSO JjVjo.
23) P q:::»^!./.
24) P J-;:i^)a\.
25) P Iri^?.
26) L .^.
27) P ^Oi.
28) L ^IS*..
29) Bei P^ ist die Zeile zum
Teil ausgefresseii : • ^A.( ^.0)0
>5
562
Ihinnius, Das syrische Alexanderlied.
^^3Poi»im?>\vi 0)\--»jüo \siL oLjo oooi ofc<*o
370
375
ooo) Qis;^ vt'^
24)
jj-^**/ jilJJ OOO) Q^2>Ljo ^-^J'>\y\ w,0)QÄIiJLO
>^/ jtozi-^jo ^vQw^o ^"^vxcuj? lio^ w^|::i
^^^O^ CLZ^-^O q\QJL l^i J|>;^CD JJjV2)0 J«..t
22^JM'J J*::^;^^ x^'i^ ;cD^Vl JoiooJJ ♦a2>
380
385
2; P )O.J3jo. pi QaCüO.
L JoOjO.
3) P JJ^.
4) L AfcoIJo.
5) P jj2Q-.CHiO.
6) L y.!^.
7) P JJJ.J j^QÜOO. pi fügt
noch zwei Zeilen hinzu : n^( >^J0
3pnio .|^^ Iviil ^^j/ v^lo
•♦od/ oj^iJLO jjßDO- JJj ""^y^O .
8) p ».«pAyi^ofc^o . p 1 o^o
9) p |x*^ c»;qd/. r- w^V
o^ Joo).
10) pi )Jj-3 CH^ joo) w.aDi|o
c»Lq\ c»-»cdJo JJjvSj Jj^.QD
11) pi o;*-^jl/ o^>dj.
12) L J'V.
13) L JJ— ? lls^f^^- Bei Pi
ist nur die zweite Hälfte des Verses
t
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
563
370 Herab und rückten gegen das Lager Alexander's an.
Und sie schlugen dort eine große Schlacht zwischen ihren
Schlachtreihen.
Und der geschickte König Alexander gewann die Oberhand
Und tötete die 62 Könige mit ihren Truppen.
Und den Tubarlaq, den König von Persien, fing er lebendig,
375 Und belud ihn mit vielen Ketten und hielt ihn bei sich gefangen.
Da flohn die ihm übriggebliebenen Truppen
Und verließen den König und retteten sich in ein anderes Land,
Und als Alexander so die Schlacht gewonnen
Und gesiegt und diese Könige und ihre Truppen getötet hatte,
380 Da befahl der erfahrene König seinen Truppen,
Daß sie die Erschlagenen ausziehen und (ihnen) die Waffen ab-
nehmen sollten.
Hierauf ging er kühnen Muts daran das Tor zu errichten
Gegen das Volk von Gog und Magog, um sie einzuschließen.
Er nahm Erz und Eisen in großer Menge und ließ es zubereiten
385 Zur Herstellung des Tores, (durch das) er die Völker einschließen
wollte.
Er befahl den 12 000 fleißigen Handwerkern,
Die ihm Sarnaqos, der König von Ägypten, von seinen Unter-
tanen gegeben hatte, —
von ^^O) an vorhanden, der An-
fang ist ausgefressen.
14) Pi s^/ >^AjU ]v-0^. Bei
P fehlen die beiden letzten Zeilen.
15) Man liest besser >^( ein-
silbig, als daß man mit P^ das
J vor n^AjiJ wegläßt. Bei P
lautet die Zeile: jÄjJJ -^l -^-^
|uj sliQDJO JJx^. Bei P»:
^■.•S\l \u\ v^^^QQJO jJ::^ jÄtjJ.
P^ fügt noch zwei Zeilen hinzu:
JOOD O^ liJS.J J^SOJJO J^lO^O.
16) L ^^/.
17) P» jlozuiio j^il »^i^?.
p |i.iL >2i^o.
18) L Vc^CV^.
1 8) v^cv^ IS^JO v.^^ ^Jzj
19) \:^S Ji^QQD o^ Jii-^^^ijajt.
20) P ?Q--J.
21) P JÄb.. L faßt die beiden
letzten Zeilen in eine zusammen :
22) L JM) |25i/ ^VLo J-^CJD^.
23) L JDOJ'^OO. P Ja-^OOD.
24) P Op^QJt.
564
Ilunnius, Das syrische Alexanderlied.
^^s^/ '.^^O J>0.n.» 06) ji^DÖJJ JVJO
390
395
13)
^'jVo^ Kxo ^^J^iL JÄQJt? J^LJJ o^--.ji»
Jl^o^CY>/ >JL.^ )oo) 3p2)i JiQ^j J2i^ ♦** ^^d:^
1) Bei P ist die Zeile zum Teil
ausgefressen. Sie lautet : »Q^
. . . O JV-»PP3 J''^\X> Jx^DÖJJ
>y • • • i •
2) L und Pi )OCuaj.
3) L Jofc<2>o joio/. p \d^o/
5) L j'Q^ Nxoj.
6) L OQ-Ä-J ?Q**|j?. P
7) pi J'Q^ J'Q^ ^ OxJty)
8) L 1:0/ ^LiLo ^vQQ.v, p
^io/. L stimmt mit Pseudo-Call.
A und B überein , P ^ und P
mit Pseudo-Call. C und mit der
Legende.
9) p OjLov^J^J jUtOi^, pi
jzsi ^0)\ti^/ Jt^i^p. Die
überlieferten Maße erschienen dem
Autor zu klein, er nimmt daher
eine besonders große Gigantenelle
an. Die Größe dieser Elle gibt
P^ in einer Anmerkung unten an
der Seite an: ]i^l^ jl^/ J»-"^
i
I
f
f
Hünnius, Das syrische Alexanderlied.
565
Jener Weise rief die Handwerker und belehrte sie,
Wie sie (es) von ganz gewaltiger Länge und IJreite errichten
sollten.
3!)0 Er maß den Platz der geraden Straße zwischen den Felsen,
Damit er die Magogiten vollständig für alle Zeit einschlösse.
Es maß von Berg zu Berg der König in seiner Geschicklichkeit
12 Ellen, nämlich von gigantenhafter Mächtigkeit.
Der König sprach: , Zieht eine Schwelle über die ganze Straße,
395 Und sie werde in die Berge auf beiden Seiten eingelassen".
Und sie machten ihre Höhe und Breite je vier Ellen,
Und ihre Län^e 12 Gigantenellen.
Die Schwellenspitze trieb er in jede Seite des Felsens, "
Nach jeder Seite hin zwei Gigantenellen.
400 Dem Tor gab er eine Breite von 12 Ellen,
Und seine Länge und Höhe betrug auch 12 Giganten(ellen).
Er machte eine Schwelle oberhalb des Tores über den ganzen
Paß hin
Und trieb sie in den Felsen von allen Seiten her zwei Ellen.
Er machte sie in geschickter Weise 6 Ellen breit und hoch.
jJÄ^isV x:*^/ |jv-/ .)joi.
10) L J^Q^ J^l^^ )oo)lo.
11) Die zweite Hälfte des Verses
ist in allen drei Handschriften ver-
dorben. L^/N^:iVl^^ joNSo,
pi ^/ \oV/ J2>i \Ji^, P
yJai VOV/ ji^^' Jli^?.
12) pi ^IVl ov-)^ioo ö^^o/
1 3) L 3PQ2)i Jio^j l^^^'^^ii::.
14) P ^O.
15) P^ fehlen die beiden letzten
Zeilen. L fügt noch eine hinzu :
16) L j»/ JoN2> O)*^^ l^ils^
17) L ;cn\lil ^/ liDov::^.
pi ^/ \ai\.hl |:ooio.
1 8) P läßt die beiden Zeilen weg.
19) L Mi. O^'ii'li^.
20) P 1^'i. 0»\:±s.. Bei Pi ist
der Vers sehr lädiert. Anfang und
Ende ist aiisgefresseii.
J . 7 x^Ä^"^ ^ i'Q^
Mit dem Schluß des Verses ist auch
bei P^ nicht viel anzufangen. Ich
lese daher nacli der Legende : po/
X^IVI. Bei L fehlt der Vers.
21) L OjollSS).
566
Hunnins, Das syrische Alexanderlied.
405
410
JlQi2D0|zs JJoQiOJ ^^^CHIX<. ÖK;A2)0 jisSi/
^^^JV*opo jri\v> w.x>V I^Q:^ j:i.iLo Jio^
^^>\\hl oCi>D? jjJDOl )q\jl j^Jtjj 1-,-A
^^^ojLq\x--o JV|a.o jÜQDO ji3i\» iojLo
415
420
1) pi \'^0)l.
2) Pi -OO) QiOJDJO Q2)J0)
JIq\:^, P W.01QÄJDJ0 qSüDJ
3) P 0)\:i^.
4) pi l^b\o, p lS*.li>.iD.
5) P Q^.
6) L "^^1^0, pi V^O (sie).
7) P -^j'.
8) L x^r^'
9) L Jfc<2>Q2lQD/ ^V^^.
10) pi Uoi s-^JJ l^il ^ 'tZi^.
11) p |>DVJ3.
U.
Pi doch
12) L
13) P
14) P
15)
^^"^ steht bei
könnte noch ein Buchstabe vorher
gestanden haben; jetzt ist vor dem
Worte ein großes Loch, aus dem
nur die Spitzen von * und >^ von
t
Ilunnius, Das syrische Alexanderlied.
567
405 Ein wunderbares Werk von Erz und Eisen , das nicht seines
Gleichen hatte,
Errichteten die Ti-uppen dort durch Aufstellung des Tores.
Durch jede der Schwellen , durch die obere und untere wie
durch Ton,
Trieb er Riegel, durch jede der Schwellen und mitten durchs Tor,
Und fügte sie so , daß man ihre Verbindungsstellen nicht er-
kennen konnte.
410 An der ganzen Schwelle gegen den Wind hin. außerhalb des Tores,
Brachte der König gewaltige Pfosten von Erz und Eisen an.
Diesseits derselben machte er einen Riegel von großer Stärke,
12 Ellen seine Länge und 2 seine Breite.
1^/2 Ellen betrug die Seite des Riegels geschickterweise.
415 Die Pfosten trugen das Tor und der Fels gab nicht nach.
An Fels und Tor legte der geschickte König Pfosten an
Und (noch) andere Riegel (von) Erz und Eisen in seiner Weisheit.
Der Herr verbreitete verwundertes Schweigen und ruhige Stille
Unter den Magogiten, so daß sie über dies Werk nicht in Erregung
gerieten.
420 Der König Alexander beeilte sich das Tor zu errichten,
Gen Norden gegen die räuberischen Gogiten und Magogiten.
Im sechsten Monat war der ganze Torbau vollendet.
Und es staunte der König und die Greise und Edlen und seine
Truppen,
Ok^^ lierausragen. P hat O^CK,
L Oj^Äi.. "Vielleicht stand ur-
sprünglicli 0^«^^ oder O^^Q^
da, was ja wohl besser als ^^>^
wäre.
16) P' j^^lo |.ia;:JO ^. . ^O
J2>^fc<>D JJ J^Q^O \\^l0 jCYl-.-O.
L hat zwei Zeilen: jiCli^ <^°
Isiüs» JJo . JVq^o |.^Vlo JJBoioo
l^i jdsX) ÄJ JJbj-*? j^Vlo JJOQJD .
17) P» I^^Ä w^V (?)|äJD
joo) w.:dV -^olo jwopa, p
18) P' Iboio.
19) p jAjto jopoLo |x^l w^ioV
20) pi U ^ ^<:^<^ t.-^.:^
21) P »liXO.
22) P V^^C^^ --^O l-^-
23) Pi \iS^ol )q\jl JISJL I-VA
24) p oj^-w« 0)^00 )n\Y> io)Lo
568
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
JlonXx) lioOJ )»^\ oJjkO ^'^Ll/ 4^
JIOV-OJJO ^-Jl0>0.n.. OjfeOQOJJ ]^2ii>.
|d^X) »li:».? JJ-^j |.\iii opi^ CLis^joJo
425
4)
^^j-.;!Q^ |oio) p\ >i JJo ^^|zbi jjji. 430
"^JiÄoL ^ ^^«^f^ )Q^o ^ ^"^9A 0010
>i jpi. -°)^Ll/ O):^? )!.♦*. J?|^ 440
^lioVJÜO Q^ i-;2D '-^^Jl|j |:i\x> V^/
^DoviCQ^":^ j::>i j'^Ny» Joe» ^2> ^♦-oj
1) P J001 >$llj?.
2) P fehlt die Zeile. P^ fügt
noch eine hinzu: jj-jO JjjlO^ jl.|25
OO) Jiojl 0)^J jvojo.
3) pi JLqäj:l«o.
4) p i:^ilj Ici^)^ f^: \=i^ Jj2i^
Ji— ?. Vers 416-428 fehlen bei L.
6) pi |i5i j?K?, L J?|x.
7) L IjO) ]Sl\^ |-V20^, P
8) L Jo)?.
9) p ^;**Jo ^JSi...Qcil Jl/ ].v»j.
10} P ^ab..
11) L JjÄol oo)\is.;^::i )c»^^o,
pi ^xooL )db.jto w>XDo .
12) Pi Jv<^ JJO)^^, P jJO)
I
Hunnius, Das syrische Alexanderlied. 569
Als der Staatsbau ganz vollendet war.
425 Der König war froh und freute sich sehr über jenes Werk,
Einen Bau, den Weisheit und Geschicklichkeit errichtet hatten.
Es zogen Boten aus und riefen in den Landen und Landschaften aus
Und meldeten die Kunde vom gewaltigen Tor, das der König
erbaut.
Und der König Alexander, der Sohn des Philipp, sprach :
430 „Es ziemt sich uns hier dem Herni ein großes Fest zu feiern.
Denn er ist uns zu Hülfe gekommen und hat unsere Feinde
vertilgt.
Und er hat uns geholfen und schnell dieses Werk vollendet.
Und er ist es, der die Magogiten abgehalten und zum Schweigen
gebracht hat,
So daß sie die ganze Zeit über nicht durch diesen Paß ausgezogen
sind."
435 Der König sprach: „Nehmen wir Räucherwerk und räuchern
wir dem Herrn!"
Das ganze Volk brachte dem Herrn zwischen den (Lager)reihen
Räuchevopfer dar.
Sie trugen auf Steinen und Scherben Feuer und gutes Raucher-
werk.
Der König und die Edlen und die Truppen, die bei ihm waren.
Die Tausendschaften und die Heerhaufen brachten zwischen den
(Lager)i'eihen ein reines Räucheropfer dar,
440 An dem neuen Fest(tage), an dem das große Werk eingeweiht
wurde.
Der König sprach: „Der Herr wird in unser Lager kommen.
Wenn er findet, daß in unserer ganzen Versammlung ein lieb-
licher Geruch herrscht."
Hierauf befahl der crroße Könicr Alexander,
13) pi >^CYi> jvirr)^.
14) P 0)\r3.
15) Pi und P i**-', doch ist die
Konstruktion dann sehr unbeholfen.
Ich lese daher das Pael.
16) P >$0^xAiO.
18) P JOO).
19) P j-*^.
20) P O^ ^Lljj.
21) P JLJJ?-
22) Pi ««n^^O .... Der An-
fang ist ausgefressen , vielleicht
stand O^ ^ da. P hat »O?
* •
23) P JVAJ ojQ^ )-«i.
^YO Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
}ä\ 0)^0 JoO) •*' )QCD2>)isJ!DJ j'^XV) IS-^ ^
)Ö>Ns. wJ2)Vo Ji|-o jnroN jlo'^jt »^Ji.
)i^|:^2i*. ''ojioüvS \s^ OOO) riv>CYi"^lJo
^^Jjjool vp^ jN>nn>. JJx> Jn\v> Joo) -♦*.
^^jooi w-jfcs^ l-v» o^ «::io^-? jloopo
^Q^ \0 ^ OOO) OYlCYl^l/ jiDO) »OO 455
^*^^Jio^2> \si. ^o^x^o^jo )a.ODO |.a\v> ^♦qdj
}a\r> ^.-^11/ Jio)^ \t^^ l^Q-? o^^ASo
Jlntvi.oio JwJQ^|^a«Jä l^oi?? "'J)ioaoz>
jzsi J^O))io Jo|-*2) Joo) w.OM^ |-'»io ^^'xrr^
^^^jI.-*ZiCD ^O \^ -0)Ojj, S^ JiQJJ )v«i-0 460
"^\wjo jx^\«.^ jjioj o6)^ |i3\:o Jooj «o^^-
^^^J]i^x-*jo Jjisvonn \j^ opai^ \i^o
^'^jdl;2)ol )o:s. ♦iii.l? JJo jjio ^?oJo
^;2)j I^Aio ^'^wdlv^ol )q:^ Jx^ ♦iiiv )oqjo 4(;5
1 ) P faßt die beiden letzten . .\:o »poop >Q-. . . J jsi^ w^JU>V^ .
Verse in einen zusammen: lO^O v n i
„, . , ^ , . P hat w>2>-A JiÄJt JOO) «250J-.0
OOO) v^2Qjj }^:5s..
6; Die beiden letzten Verse sind
']^ }d!^>o JoO) ♦nS) j;^.
2) P läßt die Zeile weg.
3) p )acco!!sj |riX:o Is*3 ^j
A^ \> liviro-^, bei P^ sehr zerfressen: J . . . »aSO
5) Die ZeUe ist bei Pi zum "^O 0)LqXx^? ColIiOJ
Schluß zerfressen: JoO) OOJ-O x;%ßD OOO) v$ Ji . . .
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
571
Daß nach dem Räuchern des guten Käucherwerks und der vor-
züglichsten Aroraate
415 Ein großes Gelage allen Truppen gegeben würde
Von Seiten des Hofes, damit das ganze Volk sich vergnüge.
Der König ordnete ein Festmahl für alle Truppen an
Und verlieh den Generalen die Königswürde.
Und der König befahl, daß seinen Truppen aufgetragen würde,
450 Und sie sich gruppenweise an den Tischen erquickten.
Er gab den Greisen und Edlen und Generalen ein Gelage,
Und liebevoll (verkehi-end) erquickten sie sich an seinem Tisch.
Es freute sich der weisheitsvolle König über dieses Werk
Und triumphierte ob des Sieges, den ihm der Herr verliehen.
455 Und als sie so mit allem Guten erquickt worden waren,
Das der König ihnen zu Tisch vorzusetzen angeordnet hatte.
Da i-uhte der König um die Hälfte des Tages zur Mittagszeit,
In einem goldnen Zelt, vollkommen in Liebe und Glaube.
Da sprach zu ihm der Herr in einem höchst wunderbaren Gesicht
4ti0 Und schickte einen Feuerengel zu ihm, allerlei Botschaft halber.
Der König sah im Traum jenen Feurigen und fürchtete sich.
Und er besprach mit ihm alles Geheime und Furchtbare.
Der Engel sprach: „Der Herr hat mich geschickt, auf daß ich
zu dir käme
Und dir kund täte, was sich dir mit Tubarlaq zu tun ziemt.
4G5 Wohlan, schließ' Frieden mit Tubarlaq, dem König von Persiep,
^^♦QD. p hat n^-^ÄOO^NjO
7) p JioNS).
8) P jlS^Ü- JJX) JiJOoL 0O)2>.
9) P JoO) —jjJ-/.
10) P zieht die zwei letzten Verse
in einen zusammen : >OOl »OO
J^O^S) \:>V JoCM )QQDOl/. Bei
pi ist von v^O^xJOjJO, das ich an-
nehme, nur N^Ol -O enthalten.
11) p JlioSQjQS. Bei Pi ist das
Wort zerfressen und unleserlich.
12) P ^♦-0]0.
13) p l-^=^CO statt JLV^QD.
Bei P' die zweite Hälfte des
Verses unleserlich. Tch konnte er-
kennen: jlv • .^^ '♦*- J'QJ? ]v-:^o.
14) Bei P'^ ist der Vers zer-
fressen und unleserlich.
1.5) Bei P^ ist der Vers erst von
J]ic;CQO an lesbar.
16) P ^Lq^ ]l/.
17^ P -jaA V^L.
572
Hunnhis, Das syrische Alexanderlied.
fi)
^Vop ^-OJO |-.iQQD Ü^O»? ^'j'L/ 0)!SO0
*^|-JQ^>.\o JXJQ-, fc^-OO ^Qd/ v2>J0
^^o\^ >$N,Jö-.QDj |»a-l ;iiu ^'s^'^tK)
Uo
470
jjo, JiLb ^^^Ij^Jj ^-^)3^ Kil jjoio
)«Oj )OlQJL ^*jLjj? ]>OA ♦*-(' joop
I^V N^.:ojLO '"'l^''»/ ''-"^Z w^lr' -c»q\^
475
480
1) P^ läßt die Zeile weg. P
liat beidemal |^V für W. Letz-
teres glaubte icb einsetzen zu
müssen, da P^ fernerbin )'!•( für
M/ bat. Aucb ist l'^U der ge-
bräucblicbere Ausdruck.
•2) P V^^S^Sj ].i.V OMX5 )Q-V
3) P i^V.
4) Die drei letzten Verse lauten
bei P: J.n.tO"^ OJJÄ s*»V
fc.-^o l^sc/ <^jo |.s^V2)0 j.l
l-JDQ^ÜDO j^cL. pi scbeint als
letzten Namen aucb j--OQ^CDO
zu baben, docb ist nur nocli Co OD
zu erkennen , der Scbluß ist zer-
fressen und undeutlicb. Da die
letzten Zeilen nur kleinasiatiscbe
Provinzen aufzäblen, muß aucb in
I^JSCyvCD eine solcbe stecken. Nun
wurde aber Isaurien erst im 8. Jabr-
bundert nacb seiner Hauptstadt
Seleukien genannt. Der Name ist
hier also wobl nicbt ursprünglich,
muß aber schon früh in den Text
gedrungen sein , damals als die
hochwichtige byzantinische Grenz-
provinz gegen die Araber in ganz
Syrien viel genannt wurde. Was ur-
sprünglich für )*äq\QD gestanden
hat, ist schwer zu sagen. Vielleicht
>-»?C^ , das ja an die beiden vorber-
genannten Provinzen angrenzte. In
dom Fall müssen wir das OD, des
^'ersraaßes wegen , in irgend ein
Flickwort verwandeln, etwa wie in
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
573
Und nimm ihm das Land Ägypten und Palästina I ab,
Nimm ihm Palästina II und Arabien ab
Und das ganze Land Syrien und Mesopotamien
Und Kilikien und Phünikien und Galatien
470 Und Phrygien und Paniiiliylien und Lykien
Und auch Asien und Hellespontos und Lydien,
Bis nach Chalkedon hin nimm ihm seine Herrschaft ab!
Und verleg' die Grenze zwischen dir und den Persern an den
Tigi-is;
Und keiner von euch überschreite die Grenze , die ihr ihm
gesetzt habt ! "
475 Der Herr sprach durch den Engel: „Ich habe dich größer ge-
macht,
Als alle Könige und Machthaber der ganzen Welt.
Und dieses große Tor, das du in diesem Land verschlossen hast,
Soll geschlossen bleiben, bis da kommt das Ende der Zeiten.
Von demselben hat auch Jeremia geweissagt , und die Erde
hörte ihn,
480 Am Tas:e des AVeltendes wii-d das Tor creöffnet werden.
der Zeile vorher |-OQj\Oj so hier
j-?Qj^O lesen. — Zu beachten ist,
wie genau sicli der Verfasser au
die von Diocletian bis auf Leo den
Isaurior herrschende Provinzein-
teilung hält. — L faßt die Zeilen
435-471 in drei Zeilen zusammen:
c»>q\--j:5 Jljo |ri\:o Jooi ^ioi
ojlcüb. jljj |r>ibo o6) ov^ Joo) ;»/.
5) Pi scbreil)t JJO^O^ A .,
der erste Buchstabe ist ausgefressen.
P hat l^L? jiDA OP^QJL s^QD
6 P )a.QDO O^i^QJL >'^CY>
jicHJ ü^o |:oa«I n^^. Das
Gebiet, das Alexander dem Perser-
könig abnehmen soll , entspricht
genau den Eroberungen des Chos-
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX.
rau Parwez. In Chalkedon am Bos-
porus lagen die persischen Heere
und Heraklius machte den Tigris
wieder zur Reichsgrenze.
7) Pi >$0^1>D.
^»XQDJ, P
8) pi Op) >^/
9) P W?.
10) pi ^\:o.
11) pi |:q^^ o^^?.
12) L laßt 1::^^ aus.
13) p Ip:^?.
14) P jlj?.
15) Pi OO).
16) L l-^W.
17) L I^Q^:^? ]^\o»I>?, 1
18) P }-^V<^?-
)i
37
574
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
4S5
^^o»!So |iQ^.bj:i Jbsjuz» wOoSl jiocL, oöp)0
^^CH-VQiai^o |^iJ3 wv*jjy Jk^o' oö) ^
^^^Llj 06, |x:iii joj^ ^)j;.v ;>©/
^5VL/ \vO^ IJLZ) KÖ)C5 |5^ ■ 'v^^;_CDJ
^^j^:iiQD \!Oo JJ^iJo j'cuo JJÜjo jioca-
}ij/ wa£^ ji-v- '''^/ liS-;a> ^^^v^SiJO
|jü/ "-^U'izo JlQX50 |-::iJLO -"^j^-;j3 v^^^xuo
^r>^ Vr.O»r>^ JZSOQDO Jio^QDO jjiiQJL "^Uju*J
1) L oC^^ 1»^:»^ , p ^^
2) L und P J)!i^%^ ^^•
3) pi o^Vq:q:>.o , P läßt die
Zeile aus.
4) p U^ V^/, L setzt die
beiden Worte ans Ende der Zeile.
5) Budge übersetzt das: ^im
7000. Jahr^ Ich halte diese
Übersetzung kaum für möglich.
\m 7000. Jahr würde ^OJO
\:^:^ \S^ (oder ? jli^^A^i) lauten.
Zwar kann der gezählte Gegenstand
unter Umständen wegfallen, hier also
^-iA', und andererseits könnte als
Hebräismus der gezählte Gegen-
stand wiederholt werden. Die Kom-
bination aller dieser Möglichkeiten
würde die Budge'sche Übersetzung
rechtfertigen. Aber meine Über-
setzung gibt den nächstliegenden
Sinn und den allein in den Zu-
sammenhang passenden, denn es ist
nicht anzunehmen, daß der Autor
die Fülle der folgenden Ereignisse
sich in einem Jahr abspielend denkt.
6) P v^OOM.
Ilunnius, Das syrische Alcxanclerlied.
blb
Und an jenem Tage wird das Böse in dei" ganzen Welt zum
Ausbruch kommen.
Und wehe dann den Schwangeren und Gebärenden
Vor jenem Zorn , der aufgehen wird über der Erde und ihren
liewohnern."
Es sprach der Engel : „Im siebenten Tausend, nämlich der Jahre,
485 Werden die Gerüchte und Unruhen und Übel in allen Ländern
viel werden.
Und es wird sich mehren Laster und Sünde und jegliche Bosheit,
Neid und Tücke und Ehebruch und Mord und alles Häßliche,
Und Lüge und Heuchelei der Menschenkinder.
Und übermächtig werden auf Erden Vergewaltigung und Übermut
490 Nebst Hochmut und Schamlosigkeit und Verleu^nuncr.
Es werden Spaltungen und Streitigkeiten unter den Menschen
entstehen.
Und der Himmel wird Finsternis werden und die Erde beben.
Und in diesen Tagen wird die Liebe bei vielen erkalten,
Und Krieg, Gefangenschaft und Tod werden sich mehren bei
den Menschen,
495 Und es werden Hungersnöte und fcroße Verwüstunsren allerorts
sein
Und Verwirrung auch auf den Inseln mitten im Meere.
Und Sonne und Mond und Sterne werden sich bei ihrem Auf-
gang verfinstern
Und die Erde wird durch Feuer und Heuschrecken und schweren
Hagelschlag gezüchtigt werden.
7) P jxAxii i<^J-0.
8) P^ hat für diesen Vers zwei,
dir aber sehr zerfressen und total
unleserlich sind.
9) L läßt die Zeile aus.
10) P läßt das o zn Beginn weg.
11) P jjLOi W.OJ.
12) L rJt^lo, p j^^lo.
13) P jloil^o.
14) P jlio^'oo, L JLqj;2)Qjlo .
15) L >$\2iJ.
16) pi^^O.
17) pi v-OioLlo.
18) L w>i.O)lo JJJL.
19) L i-N^ ^ i^Q-- ^^'
20) Pi scheint KoJ statt j^VJ^
zu haben.
21) pi wJ^I.
22) P' 1^^ I^OJO Ji20 >$OCHJ
\Sli JiLjZä jJLo l^v^o jjä:D.
23)l1-»^ JOO^JO, Pv^OOjJO
24) P ».jJu*JO.
25) P JA--^ KV v^nN'^Io-
37*
576
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
^5Vl/ \i>riZ) liciv« JJä2> |2>qqd v^op
^^iJx*.j Kojo |j0-;I5O jS«V)o |*.oVo J*6NQQ2>
o>\o j:Q\xzi JlSjuii Iv^QdIo ^^JÄ* wJIjNjo
^^JL-^V» ]l'6U \oj JJx^? KoP
'^'\hS^i \oo JlJo-jo |»-^o j\V ''^l-?^o
Jjo) |:b.ilj o^iiD Q^? 1^^ ;-\l)isJo
.^cv^/ Joj JLq\x^ ^.oI^ -^'oolo
500
505
510
513
1) P ISjÜDO j-oVo jofcvQDO
>*^v^ 2) P JtajJ..
3) pi -Ajüo |:q.o, p\i.*.jjo.
4) pi KV o^^^^iiä.
5, L Jlöi./ \ir)0 ^ijO Ixojo
J^pi<^QD. P^ scheint dasselbe zu
haben , doch ist der xVnfang des
Verses stark zerfressen und nicht
genau zu erkennen.
6) pi ov:^j.
7) L »-^ ^*\c» OVZiVO.
8) pi vX v\«jlL, p v\ojL.
9) P läßt die Zeile aus.
10) Bei Pi ist der Schluß ans-
gefressen: n^v;^J jj^i IW«»^
I^oi.
11) L ^Lo.
12) JlioaS) \^:iZ> ist bei Pi aus-
gcfresseu.
j 13) P wO^INjo.
i 14) pi l^i Kop jijl ^V,
Hunnius, Das si/rische Alexanderlied.
577
Und die entlegensten (Gegenden) in allen Ländern werden durch
das Getöse des Donners ins Wanken geraten
000 Durch Unwetter und Winde und Stürme und Blitze und große
Erdbeben.
Der Himmel wird infolge der Finsternis wie Rauch sein,
Und das Meer wird aufgewühlt werden ; und die Bosheit wird
sich in der ganzen Welt mehren.
Und die Städte und Flecken und Ortschaften werden trauernd
daliegen,
Furchtbar zitternd infolge all der schlimmen Zeichen.
505 Und wenn dieses sich vollzogen hat und geschehen ist vor dem
Ende,
Dann wird die Erde erbeben und dieses Tor, das du gemacht
hast, sich öffnen."
Der Engel sprach zum weisen großen König:
„Am Ende der Zeiten werden Geschöpfe und Menschen den Frevel
mehren.
Und erstarken wird das Böse nach allen Seiten hin und der Herr
wird zürnen.
510 Und (sein) Zorn wird wie Rauch in wildem Grimm auflodern,
Und wüste werden die Erde und die Wein- und Olivengärten
und alle Pflanzungen
Und Gärten und Haine ; und das Vieh und die Menschen werden
trauernd dasitzen.
Und der Herr wird das Böse über die Welt der Frevler wegen
hereinbrechen lassen.
Und es wird sich das Volk, das jenseits dieses Tores ist, erheben
515 Und wieder sammeln wei'den sich die Heere der Söhne Gogs,
Und die Magogiten, die die grausamsten Geschöpfe sind,
15) p J?lo.
16) L jjjlo jiSQ^.
17) P IW w^Uo.
18) P^ hat für die beiden letzton
Verse vier. >*3V^O |M/ )^J.
JNju2)0 Juo^ Lq2j-.o/ ^ .Jlo.
|j»^oJo. P fügt zu den beiden
Versen des Textes noch einen hinzu:
19) p joaSjo.
20) l'^üo, p^2)JN^.
21) P h3>).
22) Pi ^ol.
23) Pl y^-O-} V^CV^ N^JO
520
530
578 Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
^;>o ;>dJj jzji |>qv fc^Sj-, fc^,^j ^O)
■''|oJJ:o ^ NiKÄA,? ^o^ii jriSiD 0)\ ic»L
^^^CM oj,2ii^Jj? ^^wOjojj. jo|-*:2» 0)^jjL I-.VOJ
^lio? \vo )q\^a.|j ^^|:d j;^x ;»/
jjo) l^iüCl '*c»):oi >--1^2iJO |-.vo joaSiJ
Jfcsi.V/ "^ ^«^lÄs^ ^-^^ OjAi^ ^"^V^^
-°^JJA oo^zi jÄjjo j.\ijo jVo^ v^vojj
1) pi ,,^ja2!J. 2) Die vier letzten Zeilen lauten bei P:
.v^j/ ^O) J]^-.V^ ^ y^*^) \*^0)
.J^ÄO Iqx>p jN-.;2> oj\d^ o^ ^^>Do
L hat das in drei Zeilen, von denen aLer die erste und dritte zu lang sind:
.fcvSL. liv-OJ ^O) JK-VZ) ^ ^*J2>J ^01
3) Bei P^ ist der Vers sehr J^s ist natürlich das Pael zu lesen,
zerfressen. , ^^.^^^ j^j. geitejje,i Schreibung.
4) Pi -0)0?) . nJL J>0\VJ p^iOl.
LwOlO*-).. p hat dafür OjLol.
Pi hat einen sehr zerfressenen Text. '^) ^ «-^-^JO 0)po;^ , L
5) L «oio^Siü^j, p >o^.)ji. oi):öi ^tvO>üoo.
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
579
Die vom Hause Japhet, ein großes Volk; denn der Herr hat gesagt,
Daß sie in die Welt einbrechen werden und sie ärger als die
Heuschrecken bedecken werden."
Es wunderte sich der König über das, was er vom Engel hörte,
520 Den der Herr im Traum zu ihm geschickt hatte, damit er ihn
belehre.
Der Engel sprach: „Wenn sich alles, was geschrieben steht, voll-
zogen hat,
Wird der Herr befehlen und sein Wink wird dieses Tor öft'nen.
Und wenn der Zorn des Herrn entbrennt und er die Menschen
töten will,
Wird er in seinem Eifer die vom Hause Magog gegen die Erde
aufhetzen.
525 In dem siebenten (Jahr)tausend, in dem Himmel und Erde auf-
gelöst werden,
Werden die Heere und Heerscharen aus ihrem Lande ausziehen,
Tausendschaften und Abteilungen und Scharen ohne Zahl werden
kommen,
Sich hinter diesem Tor aufstellen und die Stimme erheben.
Ein Geschrei viel crewaltisrer als Donner und Stürme werden
sie erheben
530 Und sprechen: ,Herr, öffne uns das Tor, auf daß wir ausziehen
können!"
Die Berge und die Erde und die Menschen werden zu jener
Zeit beben.
8) P NiO^liOO ♦O, L tOO
9) P \>.Q^?, L ^O^.
10) P '♦^iwÄ.
11) P ^2U.
12) Pi ^*i-/.
13) P >$c»Lil/, L o6i ]\U,
14) P v$L)j.
15) pi jV^O jÄADO J2i^S2>.
16) P ^bO.
17) P JfcO^.
18) P I-JU3 JÄ^^o |«oi ^,
19) Bei P^ ist der Anfang des
Verses ausgefressen : |-»V^? . • ♦ •
20) Pi )b<»V vÄ/ JVQ^ >9.b.Op
\\^( . . . . O. pi fügt noch einen
Vers hinzu: ^ Ö^ j*2iQD>D
580
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
14)
^^^JixjjL JV}^ l-^i-üoo J^Äjso JJ-Üqd |2uqd^
M-^ ^Vljo -'^|jd;^ Jlozii ^/
JJ^OOCV/ wOl? 6^iA.Qi^ ^'^y-^VOD -"^^JO^XJ? jJi'uL
l^il 30)_lN<2)fcvÄ j:^^ L*::^.? J*:ija^ ''>c^o
535
540
545
550
1) L q^ ii.o) ^\2LJO.
2) P läßt diesen Vers aus.
3) p jllSV)^:^.
4) L läßt J^O'O aus.
5) P OjliOO. 6; L l^OOV
7) L läßt O)^ aus.
8) L If^^, P ^jJk^?.
9) pi >^\°^>0.
10) L wOSiJJ JJV--/ JiU-, i
11) pi |>Q^N>DO.
12) P läßt diesen Vers aus.
13) pi ii.ilo.
14) p s5>ov^o |*vx> sO)o..rfit
15) L ^tn'^'o»
1 6) P ' >$O)Ldi>:;A*0 |2^ v^XlSiJ.
17) Bei P lautet der Vers:
Hunnius, Das aurische Alexanderlied.
581
Unter ihren Scharen wird sich zitterndes Geschrei erheben,
Infolge jener Stimme voll von bebendem Zorn und Grimm.
Die Stimme des Herrn wird dieses hohe Tor zerstören, das du
gemacht,
535 Bis auf die Schwelle, die dieses Tor trägt.
(Alles) werden bei ihrem Auszuge die Schai-en der Pferde und
Menschen zertreten —
Und ein Heer nach dem andern wird ausziehen —
Sie werden den Boden zerstampfen, so daß er durch ihre Tritte
zerbrochen wird.
Das Tor und die Riegel wird der Herr vollständig zerstören.
h\o Die Heere werden aus demselben hervorkommen und die Erde
bedecken.
Im Zorn werden die Heerhaufen und Tausendschaften hervor-
kommen.
Mit geglätteten Schwertern und gespannten Bogen und spitzen
Pfeilen,
Mit Zorn und Mord(gier) und reisigen Rossen und schai-fen Lanzen
Werden die Heerscharen durch dieses Tor ausziehen.
545 Jeder von ihnen wird 1000 in großem Zorn verfolgen.
Auch eine Myriade wird schleunigst durch zwei in die Flucht
geschlagen ;
J^ach allen Richtungen der Welt werden sie fliegen und sich
(dort) niederlassen.
Und Könige und Heere werden vor ihnen fliehen.
Die Lanzenspitzen wei'den diese mächtige Schwelle durchlöchern,
550 Die große obere bis auf eine Spanne, und auch die wird fallen.
Und nicht mit dem Schlüssel, den du König gemacht hast, wird
dies Tor geöffnet werden.
18) P JLqV^ ^n2JJ j^OV^
jSÜjo JJOO. Bei 1" ist nur
der Anfang des Verses erhalten :
b' j^ov:^.
19) Bei P^ ist die Mitte des Verses
aiisgefresseii : . . JJxflQD JO)uCX^^
20) pi j^o'o.
21) P läßt diese Zeile aus.
22) Pi läßt >$0^i>D aus.
22) pi 1^' Ji^o j^O'*:^.
23) L y^a^.
24) P Jl^*»? ^.
25) P Oi^^iS, pi ^^O
JfccaS \\n"^ rrt*"
26) L b-**.0.
27) P ^•;^.
28) P ^ ''^'^ If^'^, Jfc^JO
29) L cJl.
30) P- x-^^2).
582 Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
-\^^ K^^o v^Q^ «1!SJ3 ^^K>Q^)i JJO)
» •
)i.a>0 JJj jl*Q!iu«-0 JV1V^\ -nnO^irt 555
jaVn ^O) jLoVLJJo jxiJJ >^2l^j
^^)jOl l^ilSO ^^^Ö'^l? |a\r)1 JV^QDO |ö^o
^^>Jlo-^^o |x)ja5o jzjotp ^VN» i'^^Uo
)joi |>o\\i Jilo\-> JJ2)/ \u\c\-> JJo
^»)jN\Q2i» N^l ch\o jüs--*:^ JJ2JJO '"^jo;^
jr^JJio ^ |:A>D Joe» Ni>>QjL JJio ^c»
Jl^vCYlO ^^ Jz»i J0I--O OpQX \>iOOJ
-^)^o%tCYi->\v J:2»\io\ Jiojj \'^ '^i
^^^J^o;^ |jO) J^il --li^lsj JiSj Iv-^
Ji.ax> JJj ^^'JJ::*.? Jjod o^a2D -"^>^nO)to 5-0
Jz>i JJ^o Juoio JL**o j2>J**o JlioawO
jjO) J^ito JH!b>2D -'^v^o2u -'"|öjj JL;--^
Jjüjo JjoV v^jto^j Jj^^üo Jü^^o'^od/ JJj
1) pi If^y ! 7) P^ i^ov^ 1^^ 1^'^-
2) P faßt die beiden letzten q- y |/^\v> ^^o^t
Verse in einen zusammen : Q^O st-,,
9) P läßt die vier letzten Verse
aus.
10) L JJ.
11) pi Ji.Ov.,.^ JJo.
12) P^ J^iu::^ \oo.
IjZi^J JjO) Jj^il w«üv2>^» JAä^.
3) p Ji:iJ? jLv-^.
4) L Jl!SQ^m2>"^.
5) P MJJ h^äÜj.
6) pi JpOV::^. 13) P faßt die beiden letzten
Ilunnius, Das s>/rtsche Alexanderlied.
583
Das du gegen Gog und die Äfagogiten en-ichtet hast.
In den letzten Zeiten der Entscheidung, vor dem Ende
Wird auf den Wink des Herrn dies Tor in großem Zorn ge-
öffnet werden.
555 Und Völkerscharen ohne Zahl werden hervorkommen,
Und diese Scharen werden die Länder der Erde bedecken,
Die Tausendschaften und Regimenter der Könige, die durch dieses
Tor hervorkommen werden.
Und sie werden sich nicht mit Gold und Silber und Vieh zu-
frieden geben.
Noch mit Besitz- und Reichtümern dieser Welt,
560 (Sondern) zu Mord mit blutigem Schwert, zu Gefangennahme
und Hader
Werden diese Scharen am Ende der Zeiten ausziehen.
Und sie wei'den dahinfliegen und die Oberfläche der Erde mit
Krieg und Mord erfüllen,
Und vor ihnen werden sich die Kriegerscharen nicht retten
können.
Wankend wird die Schöpfung vollständig zusammenbrechen.
565 Wie die Heuschrecken werden sie die Erde in großem Zorn
bedecken."
Diese Worte hörte der König von dem Engel,
Der in dem großen Traumgesicht mit ihm das Verborgene be-
sprach.
Es sprach der feurige Engel zum König Alexander:
,Am Ende der Zeiten wird dies Tor im Zorn geöffnet werden,
570 Es werden zahllose schreckliche Scharen aus ihm hervor-
kommen.
Mit gewaltigem Grimm und mächtigem Zorn und großer Mordgier.
Am Ende der Zeiten werden durch dies Tor Könige ausziehen.
Durch das schwellenlose Tor werden Pferde und Menschen
tram^Deln.
Zeilen in eine zusammen : >J^^C^
14) P «^/ yAiöo ^**v2>o
15) pi 1:^;^^.
16) L >$OU>D IjOD.
17) p JcHiOO.
18) P j]^Q2)QX>.
19) L lQ2Dp.
20) L x;.ä..V>.
21) Bei P^ sehr zerfressen.
22) L |J01 jJ^iL — ^2)^J J^^*^-
23) L s^JaSu.
24) Pi jjLoo JJx*-.
25) Pi Kop IL-O |2)|-^
26) L Jl-t-^J^j"^.
27) P' >^0'=^»-
584
Ilunnius, Das syrische Alexanderlied.
1)1
|z)Q-« woSiJO l^jLoio )ISjui:)0 JJqv l><5;QCiJ
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^•^'jfc^-a^j^o jioJQDo \2iO)^ yphP Y^^
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^^^jjo) J>o\\? jLoVop v^O)^ ^pxju* JJ
^"^JÄ>DQb.O JJHjO |>0V\V> JVq^ >50^V ,iLi^ JJo
^'^^Jzii Jqd^Jjdo jiDjo JJ^o J^zijto j2>;**o
JJq^ \^ J--*:dj jj<sp» ^io-Ljj Jx>
j80
585
j90
1) L fügt noch hinzu JQ^*^ ^^.
2) L faßt die beiden letzten Verse
in einen viel zu langen zusammen :
..^ju^ s^oop x^c>i; |X)Q. >Ao)Z)
^^O^.V^»:Q2) Jic^QDO jjÜQJt.
3) pi -A^l.
4) pi jiAi.0.
5) L schiebt die zwei letzten
Zeilen in drei zu kurze auseinander:
.Jfc<ju250 |:>^oio JJa!i. J^^^t
.JfcvJu2> ^Lo JziO- v.^Q2iJO
8) Bei P^ ist der Vers zerfressen:
J:^V . . . r^oj LoiDp.
7) P läßt die Verse 565—581
aus.
8) P Jioa-.
9) L KV Oj^S? |iO-, P läßt
die Zeile aus.
10) L J^Q^:^::^ JJo. Bei P lautet
die Zeile: bo)? >*Z>QDJ )ol JJj
jN*i^;j^O JioJoDO.
Hunnitis, Das syrische Alexanderlied.
585
Und es werden bebendes Entsetzen und erstaunliche Gerüchte
entstehen
575 Unter den Geschöpfen. In jenen Tagen, wo das geschehen wird,
Werden Sonne und Mond und Sterne in ihren Gehäusen sich
verfinstern.
In Finsternis wird die Erde und die ganze Welt dasitzen.
Und Verbrechen und Bosheit werden sich mehren und die Liebe
wird erkalten,
Und die Sünde stark werden. Und herrschen wird das Weh
nach allen Seiten hin.
580 Die Heerscharen werden die Erde wie Heuschrecken bedecken,
Die der Söhne Gog's und die vom Hause Magog, samt ihren
Genossen.
Über dieses Volk hat Jesaia gerufen und die Erde hat's gehört,
Daß sein Tosen das des Meeres und der bebenden Erde über-
treflfen wird.
Nicht werden sie nämlich Gold und Silber und Perlen begehren,
685 Noch auch Reichtümer und Schätze und Gewänder, noch (über-
haupt) Besitztümer.
Sie werden die entwöhnten Knäblein erbarmungslos an Steinen
zerschmettern.
Und die Schwangeren werden sie aufschlitzen , mitsamt ihren
Embryos hinschlachten.
Nichts machen ihnen die Flüsse dieser Welt aus,
Noch halten sie hohe Gebirge und Schluchten und Tiefen auf.
690 Sie werden schleunigst ausziehen und die Ei'de durch ihre Scharen
erfüllen
Mit Verwüstung und Gefangennehmen und Blut und Mord und
großer Not.
Wenn der Zorn des Herrn crecren die Frevler entbrennt,
11) L J2>]do ]h.Z^o J^lo\-^.
12) p jiä^ JNIIjo JIqlI^ JJo
ji-aj3 JJo.
13) Pl JJUQD-.
14) P \2)\:iZi.
15) pi^^ ^♦Äo.
16) L JJOI 1:0^.125, V I^Q^V
1 7) P I^ÜSO JJllO jiOVi. JVo^,
L jjQ^oa^ JJ2)/ JJHjo JVq^.
18) P KV.
19) P'^ N^Oj^O ^ä2>.>o >^**i)
20) Pi ^\0/\00, L %J30
}.vV ^io |z5^ joDi|joo |:ojo,
P I^IO JQDijJDO l-CiJLO j^;**
586
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
20)
^^^1*::^ iSxCDO j--^oVo jj:;p '^^KV ^^^xT^V^^O
^'^jjxiJL jVuo l-^ü^ JI^Äjoo ^^^jz.i J^oio
]-.i) ^ ^ --^O^SjO «.2J.J0L >$OjA>D ♦Ji.D
jLo::)^ Jv- >$oi,AiD ^Vlo J5i^ ,0),^o
^«^i^ ^-^liw ~''>^;a2> .^^ooD -^^.^«jtxii '^^\\\-i
395
tJOO
GOü
010
1) Pl ^^
J.
2) P v^^J^? re^O) UiJJ %Ji>D
3) Pi r^U.
4) p |:^oi l-vV ]-oi.
5) pi ^MO.
6) pi ^gp^iOHi^oo .
o^, p ><^..cx^>oo o>^ )OJOpDO
8) pi J-ioCD.
10) Pi >2>V--.X)0. Der Anfang
des Verses ist zerfressen.
11) L v^>*cr> ^NoD |a.\.ci\ .
12) L joO.^o'^riN .
13) L r^'*^, P^ xp;-o,
p ^^OJ^O.
14 L K'JJ.
15) p JJxjaOD, pl JJ-w-JO. Bei
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
587
Schickt er die vom Hause Gog und Magog zum Verderben der
Erde.
Vor dem Ende der Welt werden sie zum Verderben ausziehen.
595 Und die Erde wird vom Blut der Menschen trunken sein und
die Berge werden wanken.
Es [das Volk] kommt nach Persien und legt es bloß und zer-
stört es.
Es kommt nach Indien und verurteilt und zerstückelt es.
Syrien aber erdrückt und vernichtet es eilends.
Kilikien zerstört, verwüstet es und richtet es zu Grunde.
600 Kappadokien zerstört, vei'tilgt es in Eile.
Und Zittern befällt die Länder und ihre Bewohner.
Und die Erde wird zur Einöde und zum Spott (wie ein) Ge-
fängnis.
Und sie werden die Erde mit Watfen bedecken, sowohl Lanzen
als scharfen Schwertern,
Und großem Zorn und gespannten Bogen und spitzen Pfeilen.
605 Und nicht werden ihnen Könige und Krieger standhalten können,
Denn sie haben vor Gott Macht über die Geschöpfe erhalten.
Jeder einzelne von ihnen ist an Stimme stäi'ker als ein Löwe
Und verfolgt 1000, und zwei von ihnen eine Mvriade.
Häßlich und furchtbar hart und grausam und kriegerisch (sind sie),
()io Gierige, boshafte, rasende, übermütige, unreine Narren,
Hochmüticre Heiden, unheilschwanofere Gericbtsvollstrecker:
Sie zerreissen und essen das Fleisch von Menschen und Tieren.
P' ist die Mitte des Verses —
|«*2D010 jji^ — ausgefressen.
16) Der Beginn des Verses ist
bei P ' ausgefressen.
17) P läßt die Zeile aus.
18) L JJ.
19) pi ^^ÄOD?.
20) P jJ^JtO.
21) Pi ^. 2-2) Pi Oj^uw-.
23) P hat hier noch einen Vers:
24) L x^^^i^J, P x^J-
25) Pi
26) Pi . . •^♦-ViOO P y^i^i^?
^!^ . . Das ^^ ist ohne Zweifel
zu ^I3QD zu ergänzen, doch muß
man nach dem Umfang der Lücke
nocli ein kurzes AVort vorher an-
nehmen.
27) L xt^iī, P y^l^'
28) L läßt x^^iA- weg.
29) pi j^JLrs ^^O.
30) Pi JLO^J s2>/.
588
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
^^JlQju/ ^ --^-^J? \'^^ >$0^\0 ^^^--mXDO
^>o^v **^\i»»? bJi^ «^'o J'QJ? )-*-^
^O) ^öo)j |>o\v ^\<^\Jjo *'^>9j/ ooli.:^?
^^|..>oV -^/ |ri^>D \>.v Iva, j-,-^j o^*.oi
(Schluß folgt.)
C15
620
G25
1) L ^joVo.
2) L JLOJÜ/ ^ ^ISÄ?, pi
JldloN'^ liiiAj.
3) L ^pnAQDnJliv.
4) pi . . . bJJiD JA-io, hinter
JDjJiO ist ein Loch.
5) Die beiden Zeilen hinten bei
P: -OO) ^>DliOD >Ac»J IädJo
6) P |i3\iD. Bei P» ist ein
Loch — ov^ ]:3 . . A ;»/.
Hunniuis, Das si/rische Alexanderlied.
589
Sie baden sich alle in vergossenem Menschenblut. "
„Mich schaudert's, Herr," sprach der König, der Sohn des IMiiliiq),
Gl 5 Zum feurigen Erzengel, der mit ihm redete.
Er sagte dem König im Geist der prophetischen Offenbarung,
Daß er es niederschreiben und der Welt lehren sollte, daß das
geschehen würde.
Und als alles dies vom Engel erzählt woi'den war,
Ließ sich der Geist des Herrn auf den König nieder, wie (auf)
Jeremia.
620 Und wie Daniel und Jesaia schrieb er das Verborgene auf.
Er tat gewaltiges und vertilgte Könige in den Kriegen gegen sie.
Er zerstörte die Idole wie Hiskia und Josia,
Der lautere König, der Wahrheit und Gerechtigkeit übte.
Die Erde leuchtete infolge seiner Weisheit voller Schönheit,
025 Denn prophetisch schrieb er alles Zukünftige nieder und zeigte
es an.
(Schluß folgt.)
7) pi ^O).
8) pi .Si^J. P ^\-0. I.
9) L 1-^ "^7 ^/.
10) p'^M?.
11) Für die letzten vii'r Verso
hat P^ '♦io/ N^ Vs.JOJO Jlsl^OO
jooM? ♦.)^? )o^ .)dJJ:o o6) o^
12) pi l^io jjo^ Ojlox^.n.,.^
13) L ^"^vfeO?. P -Q- s^fc^O
^^jjj ^/ ^♦-fcOk.J ^^. pi
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX.
38
590
Zu Blochet, Catalogue des Manuscrits Persans
(Bibliothfeque Nationale, Paris MDCCCCV).
Von
Alexander von Kegl.
Unter den im ersten Bande behandelten Handschriften befindet
sich Nr. 143 : Traite de morale raystique. Ce traite qui est divise
en 80 chapitres est base sur des extraits du Koran et sur les
traditions musulmanes. Une note preliminaire lui donne le titre
de vJL)LsJ>» oi.-jLÄ=> et pretend qu'il a ete ecrit par Djelal ed-Din
Koumi, mais il n'y a que les nombreux vers persans intercales
dans cet ouvrage qui soient de l'auteur du Mesnevi (Manuscrits
persans S. 96) :
Debüt : iLÄAüil^ J-lxi] xÄjjIaJU J-\ji\ ä.*j^^! ^*Jlo ^xX.l\ ^l'i
Cet ouvrage, setzt Blochet hinzu, est evidemment different du
oüL'Jo OüLä=> d'Ahmed Roumi qui est decrit dans le Catalogue
of Persian manuscripts de Rieu, t. 1. p. 39. Diese Behauptung ist
ein Irrtum; alle beide sind die Werke des oben erwähnten Ahmed
Rüml. Es handelt sich hier nämlich um zwei verschiedene,
obgleich demselben Gegenstande gewidmete Werke. Ich habe in
jneiner Sammlung persischer Handschriften ein vollständiges Exemplar
des oi-jUill v^Lxl und des oi.jLsJ».i! 'w'LÄi'^). Blochet ist der
Meinung, daß oijLäo. oi.jLÄ=>- der Titel eines einzigen Buches sei,
es sind aber, wie aus meinem Exemplare deutlich zu ersehen ist,
zwei selbständige Werke. Mein Exemplar ist betitelt : v^jLä=> LJuÄi"
^.Syo.l\*^ Ä.4.5>J! xaJLc a,. .A^=>t ^/a j.^Ly ^. In der Vorrede,
nachdem er den großen Geläl ed-Din Rümi gehörig gepriesen
1) Folio, 217 Bl. Schikeste Amiz türkischer Hand zu 17 Zeilen.
V. Ktgl, Zu Blocliet, Catalogue des Manuscrits Persans. 591
bat, fährt der Verfasser fort die Veranlassung zu seinem Unter-
nehmen zu erzählen: <^^xAd ^j:I ^^JÜI ^.,L5lä.^» bI. ^^j\ .,L2jLo
C->^i>i oL^' (^Lj ji k^-Ä;^ '^•♦•^•J (^_; ^.,Li;>w,0 :t k2jl:>^ (sicj ^,i>.^!
e:^-w! öO,5" ^ ,0. Hier werden also die zwei Werke als zu ein-
ander gehörige aufgeführt. Die Verse Rüml's dienen nur als Beleg-
stellen zum persischen Kommentar. Zum Beispiel Bl. 7 *.j»^ J^>^
Am Ende des oi-jUil \-AjS steht zu lesen l-jLpJI ii5U.^i5 .-»r*^
Die Aufschrift des oi.jL5J v^jLä/ lautet der des vorigen Werkes
gleich x»j lX4.>5 Li^^x j.Ui' ^^ vJijLsJ v-jUi". Als Vorrede
dient eine Dichtung des Verfassers:
^ ••■> ^ -- r • ^ (^-<; • j • ^ j j j
.,t«._jLJ v_Äa^^ .xj uX.a^> .0 im1^-?" *"^ ^'-^ i)**'^ 0:La« aLy
u. s. w.
Als Verfasser stellt er sich folgendermaßen in demselben Ge-
dichte vor:
JtS \^\ j»0»..«J (^vX.i-> ^^aaw q.j: ^•V'-ty* jAi^ iAi4>'. A-ÄAW.J -♦J iXo
38*
592 *'• K^Q^i -^^ Blocket, Catalogue des Manuscrits Persans.
Jjji£ ^U^lj ^o^b ^ ^^b ^LJ c:^:>V,» ^v^ ^^ ^^ ^^j
Verschiedene Traditionen, Koränsprüche und theologische Streit-
fragen finden hier ihre mehr oder minder ausführliche Erledigung.
So wird im siebzehnten Kapitel die ketzerische Lehre der Mu'ta-
ziliten der orthodoxen Lehre gegenübergestellt: .j> ^PuX.ä3> Js-a^s
,a£. xcU.;::*. o-jL« _>_p3*.^ ,o>» c^^-w-'ifcLi? ..IJJ i^JiÄÄX i>„a^lX-xi
v:>./^i \3S^ • Wie in den OijLäs*, teilt erst der Autor die za
erklärende Stelle arabisch mit, um sie dann persisch zu ex-
plizieren. Nach dieser Auslegung schaltet er ein dazu passendes
Gedicht, gewöhnlich aus dem Diwan des Geläl ed-Dln RümT, ein.
I
Zum Beispiel Bl. 208 : ^,y>v-j ^ ^^jl\J! J,i J^^*^^ ^f^ ^^ ^l^
^^.(jJliLi U.j:_jt ^ ^9 Q.J Jw.it» Uj LjUIdI^, LoAJS ö^>r-=^W V^J-5 ^^^
vi>.jA^-» ..>Ls ^«s^C.^ 1 v^j .. ».av^oCj \J:^S L4.J ,Lüt *.5^i»La e5>.Ai»!
O •• J " -^ r ^ • •-> • -y LT • ^ " > ■
ifc.5' lXJuXjLo ^3-> ^j^J^ '^ im'^^''-^ ^^ ^.1>.awJ! oL^ii' rrH;^ u^-i ^y^
->.lAi -jULÜI i-^'-g-r" ;'-^ i-)'"^^ >3.1i_X.i c-jl-J; ^^A-JiA-J 1 JLgJ>- ^)
1) Kullijät-i Sams-i TabrTzT (Lucknow 1302) S. 345.
1
593
The quantity of the final vowel
(I) in vidmä, räsvä, S7nä: (11) in öhavä, öhavaiä',
and (III) in yena, in the Rigveda.
A reply to Professor H. Oldenberg.
By
E. V. Arnold.
In bis "Vedische Untersuchungen 15" (ZDMG. 60, pp. 115—164)
Professor H. Oldenberg deals witb tbe question of tbe quantity
of variant final vovvels in tbe Rigveda. In so doing be closely
follows tbe discussion on "Quantitative Restoration" in Cb. VI of my
Vedic Metre, pp. 108 — 148: and perbaps I may fairly describe
bis article as a review of my cbapter on tbis subject. It is a
pleasure to me to find tbat tbe materials I bave collected appear
to bim distinctly useful , and tbat, althougb be rarely accepts my
conclusions, yet bis own are generally mucb nearer to tbem tban
any tbat bave previously been maintained. Indeed it causes me
some surprise tbat in bis article be sbould attack in sucb vigorous
lancniasre results from wbicb be seems to diflfer so little. The
explanation I tbink is to be found in tbe fact tbat we look upon
these questions from essentially different points of vievr: so tbat
arguments wbicb produce conviction to my mind are of compara-
tively sligbt weight witb bim , and others on vrbich be places
reliance seetn to me not quite pertinent to tbe matter. Professor
Oldenberg is interested in problems of quantity largely because of
their bearing on tbe bistorv of the Sanskrit lancjua^e: I have been
solel}' concerned witb tbem because tbey are a part of the tecbnique
of the Vedic poets. But bowever tbis may be , it appears to me
tbat some not unimportant questions of Vedic criticism are at issue,
and for tbis reason I ask a short space in Order to bring, if
possible , into clear light the nature of the dilferences between
Professor Oldenberg and myself by selecting for discussion a few
of tbe more important issues.
In attempting tbis I am glad to be able to lay aside for tbe
moment tbe somewbat alarming Statistical appai-atus wbicb I bave
594 ^- ^' -^i'nold, The quantity of the final vowel, etc.
used in Vedic Metre. That apjiaratus I believe to be necessary
for the precise statement of the evidence which the Rigveda aflPords :
but happilj it is not in this case a cause of divergeuce of opinion.
Professor Oldenberg is prepared to accept for the moment the
division between the "Rigveda proper" and the "populär Rigveda"
as laid down in my book; he does not appear to question my
analysis of the various positions of th'e verse as favouring long
lind short quantity respectively ; and (except in one or two details,
in which I have to thank him for correcting oversights) he has
found my lists correct and coraplete. We are thus able very
quickly to approach the principal issues. I propose to deal in
this reply only with the forms given or illustrated in the title
of this article; that is, first vrith the 1 pl. perfect in -mä (-ma),
the root-aorist impv. in -svä {■sva) , and the particle stnä (smä);
secondly with the 2 sing. impv. in -ä (-a) and the 2 pl. in -tä
(-ta) ; and then shortly with the group of words of which yena
(y^nä) is the most important, and which contain what I have termed
"protracted" vowels. These forms are selected because their occur-
rences are the most numerous, and therefore they best illustrate
the principles of evidence which it is desired to discuss. Further,
I propose to deal with the "Rigveda proper" alone , and to ask
the reader to understand all general statements to be made subject
to such qualifications in detail as are to be found in my Vedic
Metre.
1. vidmd, räsvä, smä.
I may shortly state the position taken up by me in Vedic
Metre with regard to the first group as follows:
The perfect ending in -mä, the root-aorist imperative ending
in -scä , and the particle smä , are regularly so used by the
Vedic poets that the final syllable falls in a position in which
a long syllable is preferred, or in one in which the quantity is
indifferent: in this respect the use of the syllables in question
corresponds very closely to the general use of those syllables
which are unquestionably long: these syllables were therefore,
according to the feeling of the Vedic poets, long syllables.
Prof. Oldenberg appears to be in substantial agreement with
me as to the facts; nor does he accuse me of any novelty in the
reasoning. "Naturally", he says, "this procedure has long ago been
used on a small scale : for instance , by myself to shew that the
Rsis tbemselves assigned different prosodic values to avatä and
avaiu, dhävata and dhävati" (p. 116 Note 1). Not only so, but
further "in questions of Sandhi the metre enables us without further
question to decide with absolute certainty as to the treatment of
the combinations -ah a-, -o a, -e a in individual cases" (p. 142).
And so, quite consistently, in the particular cases of each of the
E. V. Arnold, 'l'he quantity of the final vowel, etc. 595
variant quantities Professor Oldenberg begins by admitting the
strength of the metrical argument in the direction in which I have
applied it; and genevally he agrees with me "that hundreds of
syllables which appear in the Samhitä text as short were not really
Short to the Vedic poets theraselves" (p. 140).
Here , so far as niy treatment in Vedic Metre is concerned,
the matter practically ends. The whole System of Vedic verse is
built up upon the diflFerentiation of short and long vowels, which
is carried out on a rigid System which may very well have differed
greatly from the natural pronunciation of the words , and which
leaves no room for the "doubtful" quantities so familiär in Latin
verse. If the vowels in question are not short, and if every
requirement of the metre is satistied by the hypothesis that they
are long, that hypothesis recommends itself to us with an urgency
which approaches that of mathematical demonstration : and, in my
opinion , the Statistical evidence given for the hypothesis does
essentially amount to a mathematical demonstration. 1 feit therefore
bound to follow this conclusion in my book, and, where necessary,
to correct the quantities accordingly.
Prof. Oldenberg, however, not only does not see his way to
accept the conclusions which seem to follow so simply from premises
that he accepts , but he opposes them with considerable warmth.
To follow the evidence of metre exclusively is to him a "violent
procedure" (pp. 119, 134); if I do so, I go on "a way of my own"
(p. 116), and I am "in danger of misleading the reader as to the
facts, unless he is on his watch" (p. 116). Again and again it is
suggested that the Samhitä text and the history of language are
persistently ignored. This criticism seems very stränge in the
mouth of Prof. Oldenberg, who has been so long foremost in the
endeavour to construct a corrected , or, as he now terms it, an
"ideal" text, by removing not merely the more obvious blunders
of the Samhitä, but also errors with which more conservative critics
have hesitated to interfere. I am quite unable to understand
Prof. Oldenberg's strong reluctance to correct the text in the matter
of the variant quantities: but I have endeavoured, to the best of
my power, to gather from his article what kind of evidence he
thinks may be opposed to that already given. I think I may
fairly summarize his contentions as follows:
(I) 'The history of the Indo-Germanic languages in general, and
of the Indian languages in particular, is opposed to the assignment
of long value to the vowels in question'.
Shortly, I understand this to mean that writers on comparative
linguistics assign short value to the primitive vowels which are
represented by the Vedic -mä, -svä\ that the Rigveda itself shows
a short vowel in both endings in thematic tenses: and that the
Pada-pätha and the Sanskrit grammarians give short value to all
the vowels in question.
596 E- T'- -^fnold, The quantity of the final rowel, etc.
The theories of coinparative linguistics are so largely based
upon tbe assumed validity of the Pada-pätha text of the Rigveda
that their value as critical evidence for the validity of that text
ouarht not to be over-rated. Besides this, the whole argument
goes too far. Even Professor Oldenberg does not appear to contend
that the vowels in question are short in the Rigveda. If then he
conceives that they have suffered an historical change. what diffi-
culty is there in supposing that at one period of the language they
were regarded as long vowels by the poets ? It is not necessary
to assume, and I do not assume, that the vowels in question were
long either in a primitive Indo-European language, or in the ordinaiy
spoken Sanskrit of the Vedic period: but that such a value was
possible for the poets it seems to me hard to deny in the face
of the usage of the Zend Gäthäs , where , as is well known , all
final vowels become long.
Similarly with regard to the evidence of Sanskrit. That the
vowels in question have not at all times the same value is undis-
puted : and the simplest explanation is that they are reckoned long
at one period, and short at another.
(II) 'The metrical use of the endings in question is influenced
by the metrical shape or gi-ammatical use of the words as a whole'.
Here Professor Oldenberg appears to me to enter upon a most
dangerous line of argument. "The evidence of the metre", he
urges in a similar case (p. 125) "is less cogent if examined in
detail than in Arnold's summary statement". He endeavours accor-
dingly to diminish the force of the general argument by breaking
it up into a number of detailed arguments , and shewing that in
some of these the Statistical evidence is rather less cogent than in
othei's (p. 137). This appears to me much as if a general, whose
army as a whole had been severely defeated, were to direct attention
to the fortune of his several regiments, and to endeavour to shew
that he had not been beaten because one or two had suffered less
severely than the rest. The great variety of metrical shapes
represented by w^ords containing the endings in question does not
afford much encouragement to proceed on these lines : nevertheless
let US examine the arguments more precisely.
(a) 'The aorist imperatives (pp. 132 — 136) are all of the type - — .
The foi'm is used at the beginning of the verse 37 times, being
foUowed in 22 instances by shoi-t vowels, in 15 by long'. [If the
-a were short or even partly short, we might confidently reckon
on it being followed chiefly by long syllables]. 'It is also used
in the positions G 4, T 8, before the Tristubh caesura, and at the
end of the päda, all these being positions in which a long vowel
is favoured or at least permitted. It is not used in positions in
which a short vowel is favoured, and only once is the final vowel
long by Position'. [Whereas all short vowels are frequently adapted
E. V. Arnold, The quantity of the final voicel, etc. 507
to convenient raetrical positions by boing followcd b}- consonant-
groups]. 'It is not found in the positions in whicli a short syllable
is required', [although grammatically it is admirably adapted for
all these positions (G 5, G 7, T 9 and J 11)]. 'It is chiefly found
in the beginning of the verse', although other imperatives are more
usual at the end. [It is however also quite common at the end,
especially in such foi'ms as vamsuä: so that metrical convenience
alone can account for its comparative frequency also at the beginning].
'Finally, a certain room must be allowed for chance, which can
here only have worked against positions requiring a short vovvel'.
[We must therefore suppose that the poets, without believing the
yowel to be long, happened always so to use it as if it were long.
The "evidence for a short vowel" is partl}- a priori .^ partly that
of tradition (p. 133): metrical evidence there is none].
(fS) 'The perfect impei-atives (pp. 137, 138) are of five types.
These of the type - - h. can hardh^ be used in positions In vphich
a short vowel is required'. [They can however be used exactly
as words like varuna , tdinasi are used : as will be seen by the
discussion of bhavata below , if the final vowel were short we
should find it frequently followed by consonant-groups, and not
uncommonly in the position G 5]. 'The same may be said of the
types - - ü, - - - m'. [A sirailar reply]. 'The fourth type includes
jagrbJwiä, änasma: the occurrences are too few to be of importance'.
[But once more the evidence, so far as it goes, is in favour of
long qiiantity.] 'Finally we have the common word vidma, which
is generally found at the beginning of the verse'. [Not however
for stilistic reasons, which incline this verb, like every other, towards
the end of the verse]. 'The evidence', broken up into these ;five
sections, 'does not seem so very formidable' [yet it still points
all in the same direction], 'and there is no absolute demonstration
that the vowel is not of middle quantity with little inclination to
be treated as short' [and with every inclination to be treated as long].
(c) 'The particle smä (p. 138) only appears in passages which
require or adrait long quantity. But this need mean no more than
that the quantity is middle, with a strong predilection for positions
in which length is required , and an aversion for those in which
shortness is desirable'. [This kindle of "middle" position seems
to anticipate the impartiality of the "hanging judge"]. 'But the
word chiefly occurs in the first part of the verse, being an enclitic';
[and we have numerous enclitics e. g. ca^ lia^ which accommodate
themselves quite well to the conditions of Vedic verse without
ever being mistaken for long syllables].
On the whole it seems to me that the metrical evidence for
the long value Stands out only the moi-e clearly for the analysis
to which Professor Oldenberg subjects it: and I think it is hard
to read the second note on p. 138 without concluding that in the
end he despairs at least of bis attack on the long vowel in smä.
598 -^- ^- ■^i'nold, The quantity of the final vowel, etc.
(III.) 'The authority of the Samhitä, as a "genuine text"
deserves to be respected'.
In no point does Professor Oldenberg's treatraent show greater
advance upon that of many of his predecessors than in the preference
which he gives to the Samhitä over the Pada-pätha text. All the
more difticult does it seem to be for him consistently to oppose
even the correction of the Samhitä text , where the evidence is
sufficient. "We may depend upon the tradition" he writes "in its
broad lines, but in no case are we entitled to insist upon its
details" (p. 154). Similarly I have written "in spite of numerous
errors in detail, the Samhitä text on the whole gives a true picture
of the quantities of the variant final vowels" {Vedic 3Ietre, p. 139).
And we find accordingly that the Sarnhitä as a rule assigns long
quantity to all the vowels now in question. Perfect forms like
cakrmä have the long vowel, not only where the metre requires
it, but in many other cases. Thus in the position T^ 7 the long
vowel is usual: before a consonant group it is found in I 101 9b.
The short vowel is however found before the caesura and at the
end of the verse. The particle S7nä has usually the long vowel,
even in the positions T 3, D 3, and before the caesura: but not in
the positions T 2 -, D 2 -. In the case of - scä the short vowel
is found more commonly: not only before the caesura and at the
end of the verse, but also in the positions T 2 -, D 2 -, and G 4.
From these facts Professor Oldenberg draws the conclusion that a
general rule may be established that -ä is found where the metre
requires long quantity, -a where short quantity is admissible (p. 133).
I am unable to agree with this conclusion. If auy such rule
could be established, it would hold good for all the variant vowels:
whereas it is obvious that the vowels now in question have the
long quantity in the Samhitä much more frequently than the others.
Secondly the rules of metre which influence the text are not the
same as those which guided the poets. Thus the text on the whole
inclines to give short quantity in the positions T 2 -, T* 4, T* 7,
whereas the poets in all these positions have a decided preference
for the long vowel (Vedic Metre pp. 188, 194). The practice of
the text can, as it seems to me, only be explained by the combination
of three factors (a) a correct tradition, according to which the
vowels now in question were long in all positions ; {h) an imperfect
metrical theory, which recognised preference for a long vowel in
the positions T 2 -, T 8 and T 10, but not in the positions T 2 -,
T* 4 and T* 7; (c) a current pronunciation, which tended towards
the shortening of the vowels in those positions in which the metrical
advantage of a long vowel was no longer appreciated. The presence
of these conflicting motives entirely accounts not only for the
different treatment of various vowels, but also for the want of
complete uniformity in the treatment of each. We must agree
with Professor Oldenberg that this state of the text has nothing
k
E. V. Arnold, The quantity of the final voivel, etc. 599
artilicial about it and bears the aspect of a real tiadition (p. 134):
only it Tvould seem safe to add that this tradition does not go
back to the time of the Rsis theraselves. This is not to ignore
the value of the Samhitä text: we are on the contrary grateful
to it for preserving us from the entirely erroneous view of the
Pada-pätha. But if in these cases we incline to restore the long
vowel throughout, it is because it is very difficult to believe that
the writers, using the vowels as long in the niajority of instances,
nevertheless used thom every now and then as short or of ''middle
quantity" whilst continuing to place them in the positions in which
long vowels are regularly placed. If the vowels in any way differed
from ordinary long vowels, the difference seems to have left no
trace on the composition of the hyinns, and consequently to have
no bearing upon the history of Vedic metre.
2. bhavä^ bhavatä.
These endings present the most imijortant metrical problem of the
series, since together they occur almost 2000 times in the Rigveda.
With them may be included the ending in -thä. All three are
treated precisely in the same way in the Rigveda. It is, I think,
a matter of agreement between Professor Oldenberg and myself
that these vowels occupy a position intermediate between long and
short vowels (Vedic Metre, p. 113; V. U. p. 127). We agree
further that the Samhitä text is sufficiently correct in marking
the vowel as long in the positions T 2 -, D 2 -, T 8, T 10 and
G 6, and as short in those j^ositions in which a short vowel is
metrically i'equired. In positions in which the metre is indifferent
Professor Oldenberg considers the vowels to be metrically of
"middle quantity", whilst I regard them as practically long: the
difference between us has no metrical importance. Thus we reach
at last the positions as to which we differ, namely T 2 -, D 2 -,
T* 4, and T^ 7. In all these positions I consider that thei-e is a
considerable presumption in favour of long quantity: Professor
Oldenberg suggests that we have long quantity where the Samhitä
text gives it, and mi'ddle quantity where the Samhitä gives the
short vowel, as is almost always the case.
The arguments are substantially the same as for the vowels
in the preceding group, except that the much larger number of
instances gives increased importance to the metrical evidence.
My argument in Vedic Metre is as follows:
The vowels in question are in the Rigveda used much more
nearly as long than as short vowels: the positions in question
decidedly favour the long vowel : it is therefore the safer as-
sumption, for the purposes of metrical investigation , that the
vowels and the jDOsitions have in these cases their more usual
treatment (Vedic Metre, p. 138).
600 ^- ' • -A^'nold, The quantity of the final votcel, etc.
Tbis guarded statement seems to have been left out of sigbt
b}^ Professor Oldenberg when be says that, being accustomed
to Statistical exactitude, 1 expect from tbe text a complete con-
sistency (p. 141). On tbe contrarj^, it is Statistical exactitude wbich
makes it possible to define tbe probable limits of divergence. But
the issue niay be stated witbout any use of figures. Take tbe
verse wbich Stands in tbe text
9/ dm deväsö 'vatha vajasätau X 35 14a.
We are agreed in tbe tirst instance to restore avatha, because tbe
poets prefer a verse to contain eleven syllables ratber than ten.
Is thea avathä or avatha (avathä) the more probable reading, when
we take into account (I) tbat certain instances of avathä are far
more common tban tbose of avatha; (II) that a long syllable is
at least tbree times as common in tbis position as a sbort syllable
(Vedic Metre, p. 188); and (III) tbat the influence of the later
pronuciation bas unfavourably affected tbe Saipbita text ( VS p. 127)?
Nevertheless, if by avatha Professor Oldenberg now meant "a
vowel of middle quantity inclining towards long quantity", tbe
difference between us would be very sligbt. Unfortunately, as I
tbink, Professor Oldenberg suggests tbrougbout bis article a de-
preciation of tbe evidence for tbe prevailing long quantity of these
endings, witbout (so far as I can see) committing bimself to any
precise opinion on the subject. Tbus the argument from comparative
linguistic science might appear to apply witb special force to these
endings : and yet how little it concerns us , if we are prepared to
admit tbat the endings are long in tbe Zend Gätbäs, and of "middle
quantity inclining to long" in tbe Eigveda? Of wbat use the
elaborate analysis of the metrical evidence, unless it be to show
tbat tbe force of circumstances, and not tbe Intention of tbe poet,
inclines tbe endings to tbe positions in wbich a long vowel is
desirable ? Why tbe eloquent defence of tbe text, unless to suggest
tbat after all tbe text is fairly correct, because the vowels in
question are middle quantities inclining to short? Such at any
rate seems to be the implication witb regard to tbe ending in -tä
(-ta) : "tbe distribution in question is sufficiently explained, witbout
tbe necessity of a serious disturbance of tbe text: although we
must bere also take into account the conception of middle quantity
appearing in the text as short". (p. 136)
Witbout wisbing to cxaggerate tbe difference of opinion, I
feel it is necessary to emphasize tbe fact that the metrical evidence
points clearly to the prevalence of tbe long vowel, and is therefore
inconsistent witb the Sambitä text, wbich indicates the prevalence
of tbe shovt vowel. And since special analyses are asked for, I
take the type apparently least favourable to my case, namely that
in wbich the variant vowel is preceded by two sbort syllables, as
in janaya, bhavata. The ocurrences (after deducting tbose in
1
E. V. Arnold, The quantüy of the final voivel, etc.
601
which a vowel follows) number just 100, and nearly all are of
the endinsr in -tä.
Professor Oldenberg's ai-gument is that "for words of this type
l)Ositions whicli require the short vowel are scarce : therefore we
need feel no surprise if the endings are absent in such positions".
My reply is: the Vedic poet has also to deal with words of the type
dvasä and with others of the type varxina: we »hall determine
bis view of the variant vowel by comparing bis treatment of it
with that of the vowels which in such words are undoubtedly short
or long.
Words of the types in question are found only in a few
positions, so that a very simple table shows their use. The figures
for the type dvasä are percentages on a total of 500 exaraples,
and those for varuna on a total of 300 examples, for of tbese
latter more are hardly to be found.
Position of the tinal syllable
Type
dvasä
Type .
bhavata
Type
varuna
First part of the verse
T 8 (occasionally also T 10 and G 6)
3
47
6
34
CO CO
T» 7
Final
40
9
42
4
47
8
Before consonant-groups
G 5 (occasionally G 7 and T 9)
1
0
8
6
28
11
It is evident that we may disregard all the occurrences in
the first half of the verse and at the end, for such occurrences
together amount only to about one tenth of the whole number in each
case. It is also clear that Professor Oldenberg has rightly stated
that there is a difficulty in finding suitable positions in the verse
for the type varuna: for only in one-ninth of the instances is the
final vowel found in a position in which a short vowel is required.
But the treatment of this type is a very instructive example of
the art of the Vedic poet. He meets a real difficulty by placing
a Word which begins with a consonant-group immediutely after
the troublesome syllable in more than one one-quarter of its
occurrences : for the rest, he allows it to fall freely into the position
T^* 7, though a long syllable is desirable there, whilst excluding
it from the position T 8, in which a long syllable is positively
required. Thus, in spite of the pressure of the metre, the difference
between the metrical value of dvasä and varuna is clearly shewn
in their use.
Now let US compare the use of the type bhavata. In the
position T 8 dvasä occurs 47 times, bhavata 34, varuna 3 times.
602 ^- ^' -Af^old, The quantity of the final voivel, etc.
In the Position T* 7 the numbers are almost equal. ßefore con-
sonant-groups and in the position G 5 dvasä occurs once, hhavata
14 times, and vaimna 39 times.
I adniit freely that these results are not very decisive. It
is clear that the reading hhavata after an early caesura presents
no serious difticulty. Still the evidence, so far as it goes, indicates
distinctly that hhavata inoi*e nearly Xh^n .hhavata represented the
average value of the word to the poet. Now there is no reason
to doubt that a similar examination applied separately to each of
the types hhava, karsa, dhävata^ sota^ and so forth will point in
just the same direction ; and in fact the figures given by Professor
Oldenberg (pp. 121, 122) do point, though with slightly varying
foree, in this direction. The cumulative weight of the evidence
so analyzed is, if anything, stronger than that of the summarized
evidence given in Vedic Metre, p. 122.
"Whilst therefore I am quite ready to emphasize the statement
in Vedic Metre that the restoration (say) of hhavata in all passages
in which it follows an early caesura goes somewhat beyond the
evidence, it seems to me clear also that this restoi'ation more nearly
approaches the general Intention of the j^oets than Samhitä reading
hhavata, so easily explained by the influence of a pronunciation
cuiTent at the time of this recension : for, in spite of the emphasis
with which Professor Oldenberg uses the espression '"genuine text", he
also allows that a period of free oral tradition intervened between
the age of the Rsis and the epoch when the text we possess was
first sharply defined by rule or writing.
3. yena.
I am glad to pass on to a jjoint upon which Professor Oldenberg
and I are very closely agreed. Words of the type y^na are defined
in Vedic Metre as "short vowels capable of protraction" (p. 119);
Professor Oldenberg exjDlains them as 'words which have in the
final syllable middle quantity, with greater inclination towards the
short value'. Between these views there is, in their bearing on
the metre, no substantial ditference: perhaps a more exact description
than either would be obtained by calling the vowels "three-quarters
short". As the Sarnhitä text inclines, as before, to the short value,
it requires very little correction.
But although I can quite readily accept Professor Oldenberg's
statement of the fact, l still demur to bis explanation that the
poets admitted "a complete scale" of vowel quantities, corresponding
to the "gradations of the natural quantity" (p. 141). Were such
a gradation in existence, we might expect to find traces of it in
the whole vowel system, and not merely in the final vowels. The
peculiar value of these vowels can, in my opinion, represent nothing
but an historical disturbance. In the case of yena I do not pretend
1'
E. V. Arnold, The quantity of the final vowel, etc. 603
to determine the original quantity of the vowel: but so far as the
evidence of the Rigveda goes, we seem to have a passing tendency
to the lengthening of a short vowel, which raay nevertheless be
just the same in kind as the tendency which in the Zend Gäthäs
has caused the complete disappearance of short final vowels. The
effect of such a tendency when it strikes a particular vowel is
very easily shewn by the comparative statistics for j/nsya and
ifcna. The latter word is withdrawn very largely from use in all
those positions in which a short vowel is strongly preferred by the
metre, but it is seldom introduced to those in which a long vowel
is positivelv required. Its use tends to be restricted to those
positions in which the quantity is moi"fe or less indifferent, and in
which therefore the poet is not obliged to commit hiraself to a
definite opinion. We are able to say from the evidence that his
mind inclined rather to the view that the vowel was short: but
if the poet had been directly asked the question, I do not think
he would havo replied that the vowel was "three-quarters short",
but rather that it was a hard question to answer.
And here we are brought to the question, discussed by Professor
Oldenberg in the note on p. 141, of the extent to which we may
expect consistency in the text of the Rigveda. This question appears
to me of considerable interest as affecting the technique of Vedic
verse , and the feeling for quantity in the mind of the poets.
Taking the Rigveda proper as a whole, nothing can be more striking
than the way in which the bards have reduced the pronunciation
of ordinary speech, which necessarily contains every gradation from
the shortest to the longest of syllables, to an almost absolutely
rigid System in which long and short syllables constitute two
sharply contrasted classes. To this rigid System the variant
final vowels present the only important exception. If the text of
the Samhitä is corrected, whether according to Professor Oldenberg's
views or mine , the extent of that exception is greatly reduced.
But in my view the Variation is essentially historic in character:
according to Professor Oldenberg it is essentially casual. I believe
that poets at one time and place feit a particular vowel to be
long, then again hesitated, and at another time or place held it
to be shoi't. Professor Oldenberg believes that the poets not only
changed their view for the convenience of the metre , but also
even within the same stanza from sheer instability of judgment.
That inconsistencies of the former type are quite possible is shewn
by the -«, -tä endings: e. g. in I 57 3 b {bharä) by the side of
4 d (hai't/a) in positions guaranteed by the metre. It was therefore
perhaps too much to say {Vedi'c Metre, p. 138) that it is impossible
to ascribe to the author the divergence between yenü prthivyäm
II 17 6 c and yena jdnäh II 24 10 d, even though the metrical
conditious in these two cases are identical. At the same time I
find it hard to conceive that even if an author had committed
004 ^'^- ^ ■ -Arnold, The quantity of the final votvel, etc.
such an inconsequence , it would have been faithfully retained by
tradition. "Everywhere in the Rigveda", says Professor Oldenberg,
"we observe inconsistencies", and he refers to an unimportant Sandhi
usage of the text for which I do not think he really intends to
hold the Rsis responsible. More truly I tbink we might say that
tbe Sandhi usages of the poets indicate to us how smoothly and
systematically even great historical changes of pronunciation were
adopted by the bards. A certain vacillation must always accompany
a changing Standard: but the whole science of Vedic verse wams
US not unnecessarily to postulate inconsistency.
To conclude : the parallel between Sandhi and final vowels is
complete. We do not postulate an interinediate stage between
hiatus and combination , and it is uunecessary to postulate vowels
of '"middle quantity". We cannot in each individual case precisely
determine the Intention of the composer, but there is no serious
difficulty in determining bis general practice. No one , I think,
can read Professor Oldenberg's article without feelincr that bis
belief is that ray treatment of the text is so one-sided and wilful that
it destroys the validity of my conclusions. I hope to have shewn
that the conclusions that might be drawn from the text itself do
not on the whole so greatly diiFer from my own , even in this
detail of the variant vowels: the diiference at any rate has no
perceptible efiect upon the general theory of the development of
the metre. Further, that where I have corrected the text correction
is usually needed, even according to Professor Oldenberg: and that
the more precisely he defines bis views on particular endings, the
more closely they approximate to mine. I am far from making
so unreasonable a claim as that I have in every instance rightly
intei-preted the design of the Vedic poet: but I hope I may have
given the reader some assurance that Statistical investigation has
a substantial value in literary criticism, and is an important means
for bringing us nearer to the goal at which we aim, a true insight
into the methods and the meaning of our literary ancestors. Here
at least I have Professor Oldenberg in principle on my side.
k
605
Kalenderfragen im altliebräischen Sclirifttnm.
Von
Ed. Küuig.
Trotz des emsigen Fleißes , mit dem die auf Tag, Monat
und Jahr bezüglichen Stellen der alttestamentlichen Texte schon
so oft erörtert worden sind, sind doch noch mehrere Punkte übrig
geblieben , die einer schärferen Beleuchtung bedürfen. Das was
Ed. Keuß in seiner Geschichte der heiligen Schriften A. T.s- (1890)
§ 17 von der „noch nicht endgiltig gelösten Frage, wann das Jahr
bei den Israeliten begonnen habe" gesagt hat, muß nach meinen Be-
obachtuns^en betreffs der Äußerunsen, die sich inbezug auf Kalender-
fi'agen auch in neueren und neuesten Arbeiten d^ alttestament-
lichen Gebietes finden, auch noch auf andere kalendarische Größen
ausgedehnt wei'den. Aber nicht bloß deshalb , sondern auch weil
das von den babylonisch-assyrischen Studien her dem althebräischen
Schrifttum zuströmende Licht in den letzten Jahren besonders
intensiv geworden ist , muß ich es für zeitgemäß halten , einige
Untersuchungen über Tag , Monat und Jahr im A. T. , die ich in
einer 1882 über ,Die Chronologie der Geschichte Israels" gehaltenen
Vorlesung becronnen habe , zu einem Abschluß zu bringen und der
Öffentlichkeit zu übergeben.
1. Indem ich einleitungsweise bemerke, daß ich die Bezeich-
nung , bürgerlicher Tag" den neuerdings dafür auch gebrauchten
Ausdrücken „Kalendertag" (Holzinger im Kurzen Handkommentar)
oder „Volltag" (Winckler in KAT.-' 1903) wegen ihrer größeren
Gebräuchlichkeit vorziehe, gehe ich an eine Untersuchung des Zeit-
punktes, mit dem nach dem althebräischen Schrifttum der bürger-
liche Tag beginnt. Beim Tage aber mit der Untersuchung
einzusetzen, ist deswegen natürlich, weil der Tag als die am häufigsten
sich wiederholende Größe am frühesten in das Bewußtsein der
Menschen eingetreten sein dürfte.
Welche Mittel nun stehen uns zu Gebote, um zu bestimmen,
bei welchem Zeitpunkt von den Hebräern der 24 stündige Tag be-
gonnen wurde ?
Ein solches Mittel darf man nicht schon darin sehen, daß der
natürliche und der bürgerliche Tag auch bei den Hebräern mit dem
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 39
006 König, Kalenderfragen im altliebräischen Schrifttum.
gleichen Ausdruck löm bezeicbnet wurde. Denn freilich könnte man
wegen dieses Umstandes sagen, daß der helle Teil des 24 stündigen
Zeitraums als der grundlegende , als der für die Benennung des
umfassenderen Zeitraums maßgebende Teil angesehen worden
sei. Aber dabei besteht doch noch die doppelte Möglichkeit , daß
die Nacht als der dunklere Teil des 24 stündigen Ta?es für die
dazu gehörige Zugabe, oder daß die Nacht als der auch zum Teil
erhellte Teil (Gen. 1 leb etc.) des 24 stündigen Tages für die Vor-
bereitungs- und ürsprungszeit des helleren Zeitraums gehalten
wurde. Schon deshalb ist jene, soweit ich sehe, allgemeine sprach-
liche Tatsache, daß die Benennung des hellen Teils vom 24 stündigen
Zeitraum auch die Bezeichnung für diesen Gesamtzeitraum geliefert
hat, doch keine giltige Instanz für die Feststellung des Zeitpunktes,
bei welchem die oder jene Völkerschaft den bürgerlichen Tag be-
gonnen hat.
Für die Entscheidung dieser Frage muß also nach andern
Anzeichen gesucht werden , und ich habe inbezug darauf zunächst
folgende Materialien gefunden :
Die Eeihenfolge Tag . . . Nacht ist an folgenden Stellen
angewendet: Gen. loa: „und Gott nannte das Licht „Tag" und
die Finsternis nannte er „Nacht"; auch V. 14: „zwischen dem Tage
und der Nacht"; „Tag" ist vor „Nacht" auch in V. 16 und V. 18
genannt ; 7 4 (vierzig Tage und vierzig Nächte). 12, und daraus setzen
sich die vierzig bürgerlichen Tage in V. 17 zusammen; 8 22, 31 39. 40;
Ex. 10 13, 24 18, 34 28; Num. 9 15 f., 11 32; Deut. 9 9. 11. is. 25, 10 10,
28 67; 1 Sam. 19 24, 28 20, 30 12; 1 Kön. 19 8; (vgl. Morgen ... und
Nacht Jes. 21 12) 28 19, 38 12. 13, 60 19, 62 e; Jer. 6 4f., 31 35, 33 20a,
wo die Sonne als Tagesbeherrscherin vor dem Mond genannt ist;
86 30, 49 9 (umgedreht in Obad. 5); Hos. 4 5; Jon. 2 1; Sach. 14 7;
Ps. 19 3, 65 9 (Morgen und Abend als Vertreter von Sonne und
Sterne), 74 16, 77 3, 78 i4, 882, 92 3, 105 39 ab, 121(3, 136 8 f.;
[Hi. 83: klimaktischer Rückgang vom Geburtstag auf die Empfängnis-
nacht ; ein ähnlicher Rückgang ist in Ps. 90 4 angewendet ;] ferner
ist der Tag vor der Nacht erwähnt in Hi. 2 13, 7 1-3, 24 14; Qoh.
2 23. 8 16 ; der Morien ist als Vertreter des Tages vor dem Abend
genannt: 1 Chron. 16 40, 2 Chron. 2 3, 31 3; Esr. 3 3; vgl. „Tages
Arbeit bis zur Nacht" (2 Chron. 35 14).
Dieselbe Aufeinandei-folge des hellen und des dunklen Teiles
vom 24 stündigen Tage zeigt sich auch beim Gebrauch der Aus-
drücke „bei Tage und bei Nacht", deren Stellen aber von mir zu
einer besonderen Gruppe vereinigt worden sind, weil die Wahl der
Ausdrücke iöinäm vxddilct auch durch die Lautfolge und den Ton-
fall beeinflußt worden sein könnte: Ex. 13 21.22, 40 38; Lev. 835;
Num. 9 21b, 14 14; Jos. 1 8; (Rieht. 6 27: die Tageszeit als die natür-
liche Zeit der Tätigkeit geht voran) ; 2 Sam. 21 10; 1 Kön. 8 ."sg; Jes. 4 5,
21 8, 60 11; Jer. 823, 16 13, 33 20b. 25; (Hes. 12 7: die Tageszeit
geht als die natürliche Arbeitszeit voran); Ps. 1 2, 22 3, 32 4, 42 4. :•,
i
König, Kalenderfragen im althebräiachen Schrifttum, 607
55 11 ; Hi. 5 11 ; Klagel. 2 is; Neh. 1 o, 4 3, 9 12. 19; 1 Chron. 9 ay;
2 Chron. 6 20.
In allen diesen Stellen ist der helle Tagesteil als dessen
erster Teil gemeint, und damit stimmt es zusammen, daß man
sagte, der Tag , neige" sich gegen Abend hin (Rieht. 19 h).
Erst durch die hier oresrebene Zusamnienstellunc' wird ent-
schieden, wie der Anfang des mit iöm in Gen 1 sb. 8. 13. 19. 23. si
benannten 24stündiCTen Zeitraums fjemeint ist. Denn da der Dar-
steller nicht bloß in V. 5a, sondern auch in V. 14. 16. 18 den
hellen Teil dieses iöm vorangehen und die Sonne als die Be-
herrscherin dieses Teils vom umfassenderen iöm vor dem Mond
geschaffen sein läßt , so hat er den umfassenderen iöm in 5 b. 8. 13.
19. 23. 31 — der übrigens nach meinem Urteil als ein gewöhnlicher
Tag gemeint ist — ebenso mit dem hellen Teil desselben
beginnen lassen, wie die andern Autoren, die den hellen und
den dunklen Teil des 24 stündigen Zeitraums in der gleichen Reihen-
folge hintereinander nennen ^). Mit Bestimmtheit ist also zu ur-
teilen, daß in der Formel »und es trat ein Abend und es ti-at ein
Morgen ein" (5 b. s. i3. 19. 23. 31) der Abend als der Schlußpunkt
des vorhergehenden hellen Teiles vom 24 stündigen Tag gemeint
ist. Daher kann nicht mit Schmid in seiner Abhandlung über die
Dauer der Tage in Gen. 1 (Jahrbb. f. Prot. Theol. ISS?", 688 ff. 2))
gefragt werden: ,Wie kommt es, daß in der so eingehenden Be-
1) Wie ich hinterher sehe, bemerkt auch Ed. Mahler beistimmend: „In
dem Umstand, daß dort (Kawlinson 111,51,2) zuerst der Tag und dann die
Nacht genannt ist, sieht Oppert einen Beweis, daß die Babylonier den Tag von
Sonnenaufgang rechneten" (ZDMG. 1898, S. 245). Dieselbe Wortfolge habe ich
in den Amarnatexten beobachtet: 18 i:), 21 !S5, 55 61 f., 57 20f., 59 isf., 61 30, 66 8,
84 13, 96 37, und nur in 95 13 steht die umgedrehte Reihenfolge.
2) In „Das naturwissenschaftliche Glaubensbekenntnis eines Theologen"
(1906), S. 26 f. vertritt er ebenso wieder die These, daß in Gen. 1 5b etc. keine
gewölinlichen Tage gemeint seien. Aber auch seine übrigen Argumente können
dies nicht erweisen. Er bemerkt nämlich , daß der von allem Mythologischen
freie Verfasser von Gen. 1 1-2 3 die Tätigkeit Gottes nicht durch die Annahme
von 24 stündigen Schöpfungstagen habe vermenschlichen können. Aber dies
hat er keineswegs getan, wenn er in einer Lehrdarstellung die göttliche Schöpfer-
aktion im Kahme n ei ner Arb ei ts wo c he veranschaulichen wollte, und eine
solche Lehrdarstellung hat der Verf. ja auf jeden Fall gegeben, da er Gott
auch den Sabbath hat vorbildlich feiern lassen. Schmid will für seine These
weiter geltend machen, daß Israel ja faktisch den „Tag Jahves" gekannt habe
(Arnos 5 18 etc.). Aber da verkennt er, daß die exegetisch festgestellte Dauer
der Schöpfungstage nicht von der des Gerichtstages abhängig gemacht werden
kann, und daß übrigens auch dieser als ein gewöhnlicher Tag gemeint ist. So-
dann in den Worten „tausend Jahre sind vor dir wie der Tag von gestern"
(Ps. 90 1) ist nur von der Unzahl der Zeiträume, also auch der Tage Gottes,
aber nicht von einer besonderen Dauer dieser Tage die Rede. In Ps. 139 12
wollte der Dichter nur betonen, daß das allsehende Gottesauge auch die finsterste
Nacht durchdringt, deren Existenz er gar nicht in Abrede stellt. — Gewöhn-
liche Tage sind in Gen. lob etc. auch z. B. nach Davidson (Old Testament
Prophecy 1903, p. 20) und Stoude (Entwicklung und Offenbarung 1905, S. 7)
gemeint.
39*
608 König, Kalender fragen im althehräiscTien Schrifttum.
schreibivug der Tagesschlüsse 1 5 etc. die Nacht nicht erwähnt,
sondern vom Abend auf den Morgen übergesprungen wii'd?" Diese
Frage ist nach dem Zusammenhang des Textes lob etc. unzulässig.
Denn wie soeben gezeigt wurde, sind in lob. 8. i3. isi. 23. 3i die Aus-
drücke „Abend" und „Morgen" als Endpunkte vom vorhergehen-
den löni (y a) , d. h. dem hellen Teil des 24 stündigen Tages und
von der vorhergehenden und ebenfalls vorher (5a) ausdrück-
lich erwähnten laää verstanden. Also schließt die Nennung
von „Abend" und „Morgen" (nb etc.) die ihnen je vorhergehenden
helleren und dunkleren Teile des Gesamttages in sich, und es ist
also gar nicht „vom Abend auf den Moi'gen übergesprungen".
An diesem Urteil über den Anfang des umfassenderen Aus-
druckes IÖ771 von Gen. 1 üb. 8. 13. 19. 23. 31 kann nichts durch den
Umstand geändert werden , daß in einigen Stellen des A. T.s die
Nacht als der Anfangs teil des bürgerlichen Tages, oder wenigstens
die dunkle Tageszeit vor der helleren erwähnt ist.
Dabei können allerdings nicht die Stellen in Betracht kommen,
wo die Nacht als die natürliche Vorbereitungszeit auf einen Kampf-
tasf fungiert, wie in Gen. 14 15; Jos. 8 3; Rieht. 9 32-34; 1 Sam. 14 3b
(vgl. auch 26 -ff.); 2 Sam. 2 29, 17 1 ; 2 Kön. 6 i4, 8 21 |I 2 Chron. 21 9.
Die Nacht war weiterhin auch die geeignete Zeit für räuberische
Unternehmungen (z. B. Hi. 24 ig) oder für eine heimliche Inspektion
(Neh. 2 12 ff.) und steht deshalb an diesen Stellen im Vordergrund.
Die zu Ende gehende Nacht wird auch vom fleißigen Menschen —
wie vom braven Weibe (Prov. 31 15) — zur Vorbereitung auf die
Tasfesarbeit benützt. — Aber als Gegensatz zu den oben
genannten Stellen reihen kommen folgende Stellen
in Betracht: Nacht und Tag sind hintereinander genannt in
Deut. I33, 28 (ji;^); 1 Sam. 25 16 (für Wächter ist die Nacht der
wichtigere Teil des Tages) ; 1 Kön. 8 29 (so auch in LXX A, während
B die gewöhnliche Reihenfolge y^^iigag v.cu vvKxog bietet); Jes. 27 3,
34 10; Jer. 14 17 (für das Sichausweinen war die Nacht der ge-
eignetere Tagesteil, aber freilich in 8 23 steht .weinen bei Tag und
Nacht" und vielleicht hat auch deshalb die LXX bei 14 i7 rjf.ÜQag
'/Ml vvv.xöi)\ Obad. 5; Ps. 91 5 (allerdings das Sichfürchten geschieht
leichter in der Nacht), 104 19, wo die Entstehung des Mondes vor
der der Sonne erwähnt ist; Esth. 4 10. Ebendieselbe Anschauung
hat den Ausdruck iereh-boqer in „2300 Abend-Morgen" (Dan. 8 14)
hervorgerufen, worauf „die Vision von dem Abend-Morgen" (V. 26)
sich zurückbezieht. Denn wenn „Abend" und „Morgen" einfach
für beide Hauptteile des bürgerlichen Tages gebraucht werden, was
1) Aber freilich inbezug auf die Furcht liegt die Nacht näher, und in der
Tat wird gleich im nächsten Verse vom Morgen zum Abend fortgeschritten.
Deshalb ist die Aufeinanderfolge ijiitQCcg y.al vvxtog nicht einfach mit Marti
in der Encyclopaedia Biblica (1899 — 1903), col. 1036 note für den Originaltest
zu halten.
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum. ß09
aber in Gen. lab etc. kontextgemäß nicht der Fall ist, so sind
sie natürlicherweise als die Anfangspunkte dieser Teile geraeint.
In zweiter Linie kommen für die Entscheidung der Frage nach
dem Anfangspunkt des bürgerlichen Tages auch folgende Ausdrucks-
weisen und Aussagen in Betracht: Zwar „vom Abend bis zum
Morgen" (Ex. 27 21; Lev. 24 3; Num. 9 21) bezeichnet bloß die Nacht.
Ebensowenig entscheidend ist die Aussage „er soll bis an den Abend
unrein sein" (Lev. 11 21 f, 27 f., 31 f., 39 f., 14 ic, 15 5-h. 10 f. lo-is. 21-23.
27, 17 15, 22 i;; Num. 19 7 f. 21 f.). Denn überall handelt es sich um
eine Unreinlichkeit, die jemand sich im Laufe des betreffenden Tages
zugezogen hat. Sie soll also beim Eintritt der Nacht wieder be-
seiti^t sein. Ebenso steht es mit der Trauer in Jos. 7 e ; Rieht.
20 2r.. 21;, 21 2; 2 Sam. 1 12 und Esr. 9 4, oder mit dem Hängen eines
Hingerichteten (Jos. 829, 10 a«). Klar aber ist der Abend
als der Anfang des bürgerlichen Tages in Lev. 23 32
bezeichnet, indem gesagt ist „von einem Abend bis zum andern
sollt ihr euren Sabbath becjehen". Dieselbe Anschauuncf lieort in
den Worten „am Abend und Morgen und Mittag will ich nach-
sinnen und seufzen" (Ps. 55 is).
Das Ergebnis der Untersuchung ist also dieses , daß das alt-
hebi'äische Schrifttum inbezugr auf den Anfangr des bürcrerlichen
Tages eine Verschiedenheit der Anschauung zeigt, und zwar tritt,
wie die Übersicht über alle in Betracht kommenden Stellen zeigt,
die Gewohnheit , den bürgerlichen Tag vom Abend an zu rechnen,
erst in späteren Teilen des A. T.s immer deutlicher hervor^).
Ein Rest von der älteren Art der Hebräer, den bürgerlichen
Tag zu beginnen , zeigt sich auch in der späteren und jetzigen
jüdischen Sitte, daß „in sacris comedendis et precibus fundendis
noctem ad diem , quem ea consequitur, referunt Judaei", wie
A. G. Wähner in seinen Antiquitates Ebraeorum , Sectio V, § 6
bemerkt, und H. Reland , Antiquitates Sacrae IV, I, § XV fügt
hinzu, daß sie sich dabei auf die Worte „am Tage seines Opfers
soll es gegessen werden, nicht soll man etwas davon bis zum Morgen
liegen lassen" (Lev. 7 isf.) berufen. Im übrigen aber beginnen
die Juden den bürgerlichen Tag vom Abend an. Dies
ergibt sich schon aus dem Anfang der Mischna: „Von wann an
liest man das sogenannte Sch^mdi am Abend? Von der Stunde
an , wo die Priester sich angezogen haben , um von ihi-er Hebe zu
essen, bis zum Ende der ersten Nachtwache". Ganz ausdrücklich
heißt es auch in Mi. Chulllnö;-): „Der Tag (der helle Teil des
bürgerlichen Tages) folgt der Nacht". Ebendarauf weist der
Gebrauch von vvy&rjixeQov in den Worten „Nacht und Tag habe
ich in der Tiefe (des Meeres) zugebracht" (2 Kor. 11 2:,). Diese Rech-
nung der Juden kannte z. B. auch Luther (Opera exegetica latina 1,
1) Über diese literarkritische Beurteilung der betreffenden Pentateuch-
stellen siehe meine Einleitung ins A. T., S. 225 ff. etc.
610 König, Kalender fragen im althebräischen Schrifttum.
p. 97: „Hie notandum est, quod Judaei aliter diem auspicantur quam
nos. Ipsis enim incipit dies a vespera etc.", und Wähner sowie Relaud
a. aa. 00. behandeln diese neuere Rechnung der Juden ausführlicher.
Weshalb und wie aber ist es bei den Israeliten zu einem
solchen — teilweisen — Wechsel in der Anschauung über den
Anfang des büro-erlichen Tages gekommen?
Dieser Wechsel wird nicht dadurch, erklärt, daß ein ver-
schiedener Anfang des bürgerlichen Tages vielfach im Altertum
beobachtet wird, wüe schon Plinius 11 79 in seinen oft zitierten Worten
bemerkt : „Die Babylonier rechneten von Sonnenaufgang zum Sonnen-
aufgang , die Athener von Sonnenuntergang zum Sonnenuntergang,
die Umbrier von Mittag zu Mittag, die gewöhnlichen Leute überall
von der Morgendämmerung bis zur Dunkelheit, die römischen Priester
und die, von denen der bürgerliche Tag abgegrenzt worden ist, wie
auch die Ägypter und Hipparch von Mitternacht zu Mitternacht".
Dieser Umstand liefert die gewünschte Ei-klärung nicht ganz, weil
die Motivierung eines teilweisen Übergangs von der einen zur
andern Anschauung gesucht wird. Speziell ergibt sich auch aus
den Worten von Plinius, daß die Erklärung der späteren jüdischen
Gewohnheit in diesem Falle nicht von babylonischem Ein-
flüsse hergeleitet werden kann. Über die Stellung der Babylonier
zum Anfang des bürgerlichen Tages spricht übrigens H. Winckler
in KAT.-^ (1903) nur höchstens in folgendem Nebensatze „da der
Yolltag (D'P ümu) in zwei natürliche Hälften : Tag und Nacht {wv
inb^^bl [ümu oder häufiger] urru u müiu zerfällt" (S. 335 f.) i).
Ein Moment zur Erklärung jenes teilweisen Übergangs zur
Berechnung des bürgerlichen Tages vom Abend an darf aber
darin gefunden werden, daß der Neumond, der nur am Abend sicht-
bar ist, eine entscheidende Bedeutung für den Termin der jüdischen
Feste besaß. Daher wurde ja das Sichtbarwerden der Neumonds-
sicbel vom Synedrium in Jei'usalem nach der Aussage von Augen-
zeucren festgestellt und dann vom Ölberg aus durch Feuersignale
auf den Bergen — oder auch mittels Boten — durch das Land
hin verkündet (Rosch ha-schana II, 6: „Wann hast du den Mond
[r;;ib] gesehen? usw.; Reland 1. c, p. 251). K. Marti weist in
der Encyclopaedia Biblica, col. 1036 auch darauf hin, daß andere
Völker und Gemeinwesen , die ihrem Kalenderwesen die Mond-
phasen zugrunde legten, wie z. B. die Athener^), Gallier und
Germanen ^), den bürgerlichen Tag mit dem Abend beginnen, und
1) A. Jeremias, A. T. im Lichte d. a. Or. (1906), 36f. hat nichts darüber.
2) Gellius erwähnt in seinen Noctes atticae 111, 2, daß die Athener den
Zeitraum vom Untergang der Sonne bis zu ihrem abermaligen Untergang einen
Tag nennen (Reland 1. c, p. 252).
3) Von den Germanen sagt Tacitus: ^Auch rechneten sie nicht, wie
wir, nach der Zahl der Tage, sondern der Nächte; darnach bestimmen sie
ihre Verabredungen, darnach Gerichtstermine. Die Nacht erscheint ihnen als
Führerin des Tages" (Germania, c. 11).
König, Kalender fragen im aUhebrai^chen Schrifttum. ßH
Ed. Mahler sagt in seiner Arbeit über „Der Schaltzyklus der Baby-
lonier« (ZDMG. 1898, S. 227 ff.) sogar ganz allgemein: ,Im Mond-
kalender beginnt der Tag stets nur mit Abend" (S. 232) oder „Ein
Volk, das seinem Kalender ein Lunisolarjahr zu Grunde legt, muß
den bürgerlichen Tag wühl nur mit Abend beginnen" (S. 245 unten).
Leider aber hat bei der Wahl des Abends als des An-
fangs vom bürgerlichen Tag auch eine falsche Exegese mitgewirkt.
Denn wie Keland (p. 252) erwähnt, sollen die Juden schon in
Gegenwart Alexanders von Mazedonien aus dem Wechsel von
Finsternis (Gen. 1 2) und Licht (V. 3) haben beweisen wollen , daß
in Gen. liff. der Abend als Anfang des bürgerlichen Tages ge-
meint sei (Tamid 66 a, wie bei Reland zitiert ist). Es steht aber
auf Folio 32 a, wo von der Beantwortung der zehn Fragen die Rede
ist, die iinpiTO on"n:D2bN den Ältesten der Juden vorgelegt haben
soll (fol. 31b vorletzte Zeile), nur die Frage Alexanders, ob das Licht
oder die Finsternis zuerst geschaffen worden sei , und die Antwort
lautet: „Für dieses Wort (= diese Frage) gibt es keine (ausdrück-
liche) Erklärung (in der Schrift), und sie sagten zu ihm : Finsternis
ist zuerst geschaffen worden, weil geschrieben steht „und die Erde
war usw." (Gen. 1 2) und dann erst von der Erschaffung des Lichts
erzählt ist. Aber allerdings in Rosch ha-schana 20 b, welche Stelle
von Wähner II , p. 8 zitiert ist , wird zur Erklärung der oben er-
wähnten Aussage „von Abend zu Abend" (Lev. 23 32) gesagt, daß
„Nacht und Tag avis der Finsternis" entsteht, und in ChuUin 83 a
ist der spätere Grundsatz nbibn ^nN '^biM Ei-n allerdings durch
den Hinweis auf Tr;i< □i"', also auf Gen. 1 5b motiviert. Man nahm
in dieser Stelle also unrichtig, wie oben gezeigt worden ist, in dem
Satze „und es trat ein Abend und ein Morgen ein" die Ausdrücke
„Abend" und „Morgen" mit Vernachlässigung des Kontextes als
Anfangspunkte.
Schiaparelli hat in seiner „Astronomie des Alten Testaments
(1904) das hier erörterte Problem durch folgende Äußerungen er-
ledigt: „Daß die Hebräer den Anfang des bürgerlichen Tages oder
nychtheviercni auf den Abend legten, kann nicht bezweifelt werden.
In der Tat schließt die Genesis ihre Erzählung der Werke Gottes
am ersten Schöpfungstage so: und es wurde Abend iind es wurde
Morgen , der erste Tag , und dasselbe wiederholt sie für alle Tage
der Schöpfung als unveränderliche Regel. Der Abend ging also
nach dieser Auffassung dem Morgen voran. Ein noch treffenderes —
[ja wohl!] — Zeugnis kann man dem 18. Vers von Psalm 55 ent-
nehmen, wo es heißt: Abends und morgens und mittags will ich
klagen und jammern. Hier geht der Abend dem Morgen und Mittag
voran. An allen Festen der Hebräer, deren Dauer auf einen oder
mehrei-e volle Tage festgesetzt war, begann man mit dem Abend
und endete mit dem Abend. So dauerte die Sabbathsruhe vom
Abend des einen Tags bis zum Abend des folgenden Tags. Das
Gleiche gilt auch vom Versöhnungstag (Lev. 23 32), der im siebenten
tf
(312 König, Kalender fragen im althehräischen Schrifttum.
Monat srefeiert wurde und vom Abend des neunten Tays bis zum
Abend des zehnten Tags dauerte, und vom Fest der ungesäuerten
Brote, das am 14. Tage des ersten Monats abends begann und mit
dem 21. Tage abends zu Ende ging (Ex. 12 is). Auch heute be-
ginnen die israelitischen Gemeinden ihren rituellen Tag am Abend*.
Dies also ist das ganze alttestamentliche Material, das er zur Ent-
scheidung der Frage verwandt hat.
Auch diese etwas stark fragmentarische Art, die Stellung der
Hebräer zum Anfang des bürgerlichen Tages zu erörtern, ließ eine
erneute Untersuchung dieses Tagesanfangs nötig erscheinen, und ich
schließe sie mit folgender Bemerkung. Wie sehr der — wie immer
noch einmal wegen des oben angeführten Satzes Von Wähner hinzu-
gefügt werden soll — partielle Beginn des bürgerlichen Tages
mit dem Abend auch für die späteren Stellen des A. T.s eine
s e k u n d ä r e Erscheinung war, ergibt sich doch auch aus der Aus-
drucksweise „am vierzehnten Tage des Monats am Abend" usw.
(Ex. 12 18; Lev. 23 32 etc.). Denn nicht einmal an diesen Stellen
heißt es also z. B. „vom Anfang des vierzehnten Tages oder ähn-
lich", sondern zunächst ist vom vierzehnten Tage des Monats die
Rede und dann erst wird der Abend als der Beginn des betreffen-
den gottesdienstlichen Tages genannt. Mit Unrecht bemerkt übrigens
Baentsch im Handkommentar zu Ex. -Lev. (1900) z. St., daß „die
Rechnung der sieben Tage vom Abend des 14. bis zum Abend des
21. Tages der a 1 1 israelitischen Praxis, den Tag am Abend beginnen
zu lassen, entspreche". Ebenso grundlos sagt außerdem Holzinger
im Kurzen Handkommentar zu Ex. (1900) z. St.: „Die Hereinnahme
des Passahabends in den ersten Tag des Mazzenfestes ist nur möglich
auf Grund der den Kalendertag mit dem Abend anfangenden Zeit-
einteilung". Gerade betreffs des „Kalendertages" liegt dies nicht
im formellen Wortlaut der Stelle , wie soeben von mir angedeutet
wurde. Vielmehr liegt in Ex. 12 i« die Erscheinung vor, daß das
Massöth-Essen beim Passahmahl zum Massöth-Fest hinzugenommen
ist, während in Lev. 23 5 f. dieses Fest, abgesehen vom Massöth-
Essen beim Passahmahl, trotzdem noch auf sieben Tage berechnet
wird. Man vergleiche, daß nach Deut. 16 8. i3 die großen Ver-
sammlungsfeste siebentägig, aber nach Lev. 23 und Num. 28 f., wie
später (Esr. 3 i etc.), achttägig sind.
2. Die Erörterung der auf den Monat bezüglichen Angaben
des althebräischen Schrifttums betrifft folgende Punkte.
Was zunächst die Benennung der Monate anlangt, so ist zweifel-
los, daß von den zwölf gezählten Monaten (1 Kön. 4 7; Jer. 52 31 ;
Hes. 29 1, 32 1 ; 1 Chron. 27 1. 10 ; Dan. 4 20) bis zum Exil nur folgende
vier Namen erwähnt sind: der Monat Abib, also mensis aristae,
der Monat der Ährenbildung (Exod. 13 4, 23 15, 34 is; Deut. 16 1),
der Monat des Auszugs aus Ägypten und daher des Passahmahles ^) ;
1) Über das Verhältnis des ägyptischen Monats Epiphi zum hebräischen
König, Kalender fragen im ulthehräischen Schrifttum. 613
der Monat ^m, der Monat des Glanzes, d. h. der Blumen- und
Blütenpracht (1 Kön. 6 1.37), der zweite Monat, wie in 1 Kön. 6 1
dabei steht, ungefähr dem Mai entsprechend; der Monat Ethanim,
der Monat der perennierenden Flüsse , d. h. der Monat , wo bloß
diese noch Wasser zu besitzen pilegen , in 1 Kön. 8 2 der siebente
Monat genannt (wesentlich = unserem September); der Monat
B ü 1 (1 Kön. 6 ss), d. h. wahrscheinlich nicht Monat des Gewächses,
der Baumfrucht (Targ. : N;53N qp-'^^ nV; Ges.-Buhl 1005 s. v.),
weil bl"^ nicht „sprossen", sondern „wallen, dahinziehen" bedeutet,
sondern schon nach Analogie dieser Bedeutung des mit bin ver-
wandten bn"! wahrscheinlicher „Monat der Strömung, nämlich des
Eegens" (Jes. 44 i;i und Hi. 40 20 in abgeleiteter Bedeutung), was
auch durch das arab. baulun „urina, numerus multus" usw. (mein
Lehrgebäude II, 52) unterstützt wird.
Von diesen althebräischen Monatsnamen sind die zwei letzt-
erwähnten zweifellos auch bei den Kanaaniter-Phöniziern gebi'aucht
worden : Ethanim und Bul bei Bloch, Phon. Glossar und Lidzbarski,
Handbuch der nordsem. Epigraphik (1808), S. 412, wo auch alle
anderen inschriftlich gefundenen kanaanitisch-phönizischen Monats-
namen aufgezählt sind : ■'i'vij'vUnnT, n-iT, ^--n, rc?:, -nr), nbrc, riTitt,
NST?:, ?2NE^^:. Diese Monatsnamen sind also den Israeliten mit
den Kanaaniter-Phöniziern gemeinsam gewesen , und diese beiden
Kulturkreise haben sich demnach inbezug auf die Benennungen der
Monate von den Babylonier-Assyrern unterschieden. Denn daß diese
Monatsnamen mit den bekannten babylonisch-assyrischen Monats-
bezeichnungen Nisanu usw. nicht zusammenstimmen , liegt ja auf
der Hand. Nun gibt H. AYinckler in Keiliuschriften u. A. T. (1003),
S. 330 freilich zu bedenken, daß die Babylonier-Assyrer früher
ebenfalls andere Monatsnamen besessen haben. Von diesen habe
ich die folgenden zusammengesucht: arah muJjur ^7ä7^^ (Keilinschriftl.
Bibl. I, S. 8) ; arhu kusallu (I, S. 46). Ferner in den sogenannten
Kappadokischen Urkunden liest man den Ausdruck arhu KAM
husalli und arhu KAM absaranu (IV, S. 50), arhu KAM saza-
Monat Ab Tb bemerkt Ed. Mahler in den Proceedings of the Society of Bibl.
Arch. (Nov. 19Ü5, p. 259): „We see that the following days preceded the New
Year's Day, i. e., Thoth ist, of every year-form, and therefore also of the Nature-
year : 5 Intercalary days, 30 days, Jlonth Mesori, 30 days, Moiith E p i p h i , etc.
If we theu couiit back 50 days from the New Year's Day of the Nature-year,
on which the first-fruits had to be brought into the Temple, we come to
Epiphi 16. According to the Bible (Lev. 23l5f.), Israel was commauded to
count 50 days from the IGth of the first month , which month was also called
Hodes ha "abib , i. e., the month Abib, in order to celebrato the Festival of
the first fruits". Deshalb, meint er, könnte man den Monat Abib mit dem
Monat Epiphi identifizieren Darnach würde die Wahl des Ausdrucks 'abib,
der „Ähre" bedeutet, auf einer Art Volksetymologie beruhen, obgleich ja aller-
dings diese Bezeiclinung auch selbständig für den Monat gewählt werden konnte,
in welchem zunächst eine Hauptgetreideart jener Gegenden, die Gerste, in den
Ähren stand.
614 König, Kalender fragen im althebräi^chen Schrifttum.
ratim (S. 52), arhu zizuim (S. 54). Wie man sieht, ist keiner
davon mit einem der phönizisch-hebräisclien Monatsnamen identisch.
Ebensowenig findet sich eine solche Identität mit einem der früheren
babA'lonischen Monatsnamen , die von Lagrange (Etudes sur les
religions semitiques- 1905, p. 276) nach Thureau-Dangin und Radau
angeführt sind: GAN-MAS „champ en fleur" ; SU-KUL „semence" ;
SEKIN-KUD „moisson du grain** ; SE-IL-LA ,croissance du grain".
Wenn Winckler ferner a. a. 0. bemerkt, daß die bekannten babylo-
nischen Monatsnamen Nisanu usw. ,für die Babylonier natürlich
eine späte Stufe darstellen", so muß ich doch auf folgendes hin-
weisen. In einem Briefe des babylonischen Herrschers Kallima-Sin
an den Pharao (Amarna-Texte in Keilinschriftl. Bibl., Bd. V) finden
sich schon die Monatsnamen Duuzu (= Tammüz) und Abu
(Briefs, Rev. , Z. 8. 10. 13). Also kann wenigstens nicht so im
allgemeinen gesagt werden , daß die Namen Nisanu usw. „für die
Babylonier natürlich eine späte Stufe darstellen". Nein, Du'uzu
(Tammüz) und Abu existierten auch schon früher in Babylonien
als Monatsnamen und sind doch nicht unter den überlieferten
phönizisch-hebräischen Monatsbezeichnungen zu finden. Also schon
daran scheitert , nebenbei bemerkt , der Satz von Delitzsch (Babel
und Bibel I, 1905, S. 31. 61 f.), daß Kanaan — zur Zeit der israeli-
tischen Einwanderung — „vollständig eine Domäne der babylonischen
Kultur" gewesen sei, wie andere Momente der Kulturselbständigkeit
Kanaans in meinem Schriftchen „Die babylonische Gefangenschaft
der Bibel" (1905), S. 26 — 28. 33 f. nachgewiesen worden sind.
Erst seit dem babylonischen Exil tauchen in den hebräischen
Schriften die Monatsnamen Nisan usw. auf: Nisan Esth. 3 7a;
Neh. 2 1, griech. Esra 5 t;, Esth. 3 12. 8 9, Zusätze zu Esth. 1 1 ; Ijjar;
Sivan Esth. 8 9, Zlovccv Bar. 1 1 ; Tammüz; Ab; Elul Neh. 6 1.5, ^EXovX
1 Makk. 14 27; Tischri; Marcheschwan ; Kislew Sach. 7 i; Neh. 1 1;
1 Makk. 1 ö4, 4 52; 2 Makk. 1 9. is, 10 5; Tebeth Esth. 2 ig; Schebat
Sach. 1 7, Zußdx 1 Makk. 16 14; Adar: aram. Esr. 6 15^), griech. 7 .5,
hebr. Esth. 3 7 b. 13 , 8 12 , 9 1. 15. 17 [!]. 19. 21 ; griech. Esth. 2 le , wo
im Hebräischen der Tebeth steht, 3 7 (A8uq NiGav V. 12). 13, 8 12,
9 1. 15. 16 [!]. 19. 21. 22; Zusätze zu Esth. 1 1 (ASäq Nißdv), 2 6,6 16,
7 10; 1 Makk. 7 43.49; 2 Makk. 15 36. Mit richtigem historischem
Bewußtsein also sagt der jerus. Talmud , Rosch ha-schana 1 4 von
diesen Bezeichnungen: „Die Namen der Monate kamen in ihrer (der
aus dem Exil Heimkehrenden) Hand aus Babel herauf", und die
babylonischen Parallelen zu diesen hebräischen Ausdrücken sind
seitdem ans Licht getreten : Nisanu ; Aaru = Ajjaru ; Siwanu ;
Du'uzu (= Tammüz) ; Abu ; Ululu ; Tisritu ; Arah samna, das wahr-
scheinlich unter Einwirkung des entsprechenden persischen Monats-
namens Markazana (auf der Behistun -Inschrift) und wegen des leben-
1) Unrichtig ist also in KAT.^, S. 331 betont, daß „bei Esra nur gezählte"
Monate (im Unterschied vom Buche Kehemia) sich fänden.
I
König, Kalender fragen im althehräischen Schrifttum. 615
digen Wechselverhältnisses von ni und w (mein Lehrgeb. II, 459)
zu Marcheschwan wurde ; Kisiliwu ; Tebitum ; Sabatu ; Ad - daru
und Arhu maliru sa Ad-daru ,der zweite Monat Adar** oder
Schaltmonat (Lagrange, Etudes etc. 1905, p. 277)^).
Außer diesen beiden Reihen von Stellen der althebräischen
Literatur, an denen teils die phünizisch-hebräischen und teils die
babylonisch-hebräischen Monatsnamen begegnen , gibt es nun noch
eine Anzahl von Stellen, wo der Monat bloß durch eine Ordinal-
zahl gekennzeichnet ist. Diese dritte Reihe verläuft so: Gen. 7 ii: „im
zweiten Monat"; 8 4. öab. n. ii; Exod. 12 2b. isa, 16 1, 19 1, 40 2. 17;
Lev. 16 29, 23 5. 24. 27. 34. 39. 41, 25 9; Num. 1 1. is, 9 1. 5. 11, 10 n,
20 1, 28 IG, 29 1.7.12, 33 3. SS ; Deut. 1 3; Jos. 4 19; 1 Sam. 20 27. 84;
1 Kön. 6 1. 3s, 8 2, 12 32 f.; 2 Kön. 25 1. s. 25. 27; Jer. 1 3, 28 1. 17, 36 9.
22, 39 1. 2, 41 1, 52 4. 6. 12. 31 ; Hes. 1 1, 8 1, 20 1, 24 1, 29 1. 17, 30 20,
31 1, 32 1, 33 21, 45i8. 21. 25; Hag. 1 1. 15, 2i.io. is; Sach. 1 1. 7,
7 1. 3. .1 ; Esth. 2 le, 3 7. 12. 13, 8 9. 12, 9 1 ; Dan. 10 4 ; Esr. 3 1. 0. 8, 6 19,
7 8. 9ab, 8 31, 10 9. IG. 17; Neh. 7 73b, 8 2. 14; 1 Chron. 12 1.5, 27 2. 3.
4. 5. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15; 2 Chron. 3 2, 5 3, 7 10, 15 10, 29 3. 17, 30 2.
13. 15. 31 7, 35 1. In diesen nun hier von mir gegebenen drei Reihen
von Stellen des A. T.s sind überhaupt alle Stellen erwähnt, wo eine
Monatsangabe gemacht ist.
Wie man erstens sieht, ist diese dritte Reihe von Stellen, die
wohl hier zum ersten Mal dargeboten , dagegen von K. Marti in
der Encyclopaedia Biblica (col. 3191 — 3195) gar nicht berührt
wird, die bei weitem größte. Inbezug auf diese Gewohnheit, den
betreffenden Monat durch eine Ordinalzahl zu bezeichnen , kann
zweitens nicht, wie bei Schiaparelli a. a. 0. § 79 und 82 geschieht,
behauptet werden , daß sie von Salomo's Zeit an hebräische Sitte
geworden sei. Er meint nämlich, man habe vom Tempeldienst alles
das zu entfernen gesucht , was an die Greuel der Feinde Israels
und Jahves erinnerte. Aber dazu stimmt schlecht, daß die kanaa-
nitisch-hebräischen Monatsbezeichnungen gerade auch bei der Be-
schreibung des Tempels auftreten (1 Kön. 6 1. 38, 8 ■>). Ohne Grund
meint Schiaparelli weiter, daß in der Bemerkung über Krieger
David's , Diese sind es, die im ersten Monat den Jordan über-
schritten" (1 Chron. 12 15) der älteste Fall von solcher Monats-
bezeichnung durch Ordinalzahlen entdeckt worden sei. Alles was
wahrscheinlich mit hinreichender Sicherheit gesagt werden kann,
ist nur dies, daß die Verwendung der kanaanitisch- hebräischen
Monatsnamen die ältere Sitte war, weil sie in den ältesten Gesetzes-
schichten (Exod. 23 15 und 34 i,x) angetroffen wnrd. Im übrigen
herrscht der Gebrauch der Ordinalzahlen zur Monatsbezeichnung im
älteren bis zum jüngsten althebräischen Schrifttum.
1) Schiaparelli bemerkt a. a. O. § 79: ,Die Israeliten wandten nach-
einander in den verschiedenen Epochen ihrer Geschichte verschiedene Systeme
von Monaten an". Aber er meint nach der Fortsetzung seiner Worte: ver-
schiedene Arten der Monatsbezeichnungen.
Q\Q König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
lu den drei Fällen, wo die Ordinalzahl zu einem kanaanitisch-
hebräischeu Monatsnamen — und zwar als nachfolgende Charak-
teristik — hinzugefügt ist (1 Kön. 6 i. ss , 82), bleibt es trotz
Schiaparelli ^) die natürlichste Auffassung, daß die Bezeichnung mit
der Ordinalzahl von einem Bearbeiter hinzugefügt wurde, in dessen
Periode die kanaanitisch-hebräischen Monatsnamen aus dem all-
gemeinen Bewußtsein zu verschwende» im Begriffe waren.
Diese Erklärung wird durch die vielen Interpretamente gestützt,
die in den althebräischen Schriften nachfolgen (Gen. 14 2b etc.,
aufgezählt in meinem Schriftchen „Positive Glaubwürdigkeitsspuren
des A. T.s" 1903, S. 43f.). Umgedreht ist zur Bezeichnung
des Monats mit der Ordinalzahl der entsprechende babylonisch-
hebräische Monatsname — und zwar, was auch noch nicht beob-
achtet worden zu sein scheint, als nachfolgen de Erläuterung —
hinzugefügt (Sach. 1 7, 7 1 ; Esth. 2 le, 3 7 2). 13 [Adär !], 8 9. 12, 9 1),
weil die babylonisch-hebräischen Monatsnamen noch nicht als
allcremein bekannt crelten konnten.
Übricfens besitzt die Bezeichnung der Monate durch die Ordinal-
zahlen, so schwierig sie uns auch erscheinen mag, doch Analogien
im Altertum. Im Hammurabi-Kodex, Kol. 39, Z. 10 f. (§ 273) habe
ich gefunden: „Vom Anfang des Jahres bis zum fünften Monat"
und in Z. 15 f.: „Vom sechsten Monat bis zum Ende des Jahres"^).
Dagegen ist an der von Schiaparelli S. 96, Anra. angedeuteten Stelle
in den Amarnabriefen (Brief 18, Z. 23) mit ina arlii VI nach dem
Wortlaut des Satzes vielmehr „in sechs Monaten" gemeint, wie
bei derselben Ausdrucksweise in 21 2c, 64 45. Solche Verwendung
der Ordinalzahlen zur Bestimmun w des betreffenden Monats zeigt
sich, wie Schiaparelli ebenda bemerkt, ja auch bei den Chinesen.
Ferner sind nach J. Oppert*) in der Behistun-Inschrift „die Monate
2, 3, 9, 10 und 12 genannt". Aus demselben Gebrauch sind ja
auch die Monatsbezeichnungen September usw. erwachsen. Außer-
dem erinnere ich an die analocre Erscheinuno^ daß bei den Hebräern
selbst „der Anfang der Nachtwachen" und „die mittlere Nacht-
wache" gesagt wurde (Klagel. 2 19; Rieht. 7 19), und daß ja überall
eine betreffende Stunde nur durch die Ordinalzahl angezeigt wird.
Wo aber die absolute Stelle des betreifenden hebräischen Monats,
der als „der erste" usw. bezeichnet ist, gelegen hat, kann erst aus
der Untersuchung über den hebräischen Jahresanfang, die weiter
unten in Nr. 4 vorgelegt werden soll , sich ergeben. Mittlerweile
ist erst noch folgende Frage zu beantworten.
1) Schiaparelli meint a. a. O., S. 97, diese doppelte Angabe rühre daher,
daß „zur Zeit jenes Schriftstellers noch beide Klassen von Namen — er meint:
Name und Ordinalzahl — in Gebrauch waren".
2) Nur in 3 12 fehlt innerhalb des Estherbuches das Interpretament, weil
der erste Monat kurz vorher in V. 7 mit dem Nisan identifiziert worden war.
3) Bei K. F. Harper, The Code of Hammurabi (1904), p 92. 155, aber
nicht im Register (p. 130) zu lesen.
4) Der Kalender der alten Perser rZDMG. 1898, S. 259 fiF.), S. 260,
I
König, Kalenclerfragen im althebräischen Schrifttum. Q\'J
Wie hat der hebräische Kalender sich zur Wahl von Mond-
monat und Sonnenmonat verhalten? Zur Entscheidung dieser
Frage gibt es folgende Anhaltspunkte im althebräischen Schrifttum,
obgleich Winckler in KAT.- (1903), S. 329 bemerkt: „Über das
vorexilische Prinzip zu spekulieren, ist müßig, da wir Anhaltspunkte
nicht haben".
Während bei den Phöniziern der Begriff , Monat" durch nT'
wiedergegeben wird (Inschrift 3 i, 4 i und oftmals) und ii^nn nur
„neues Licht, Neumond" bedeutet^), kommt bei den Hebräern ni"'
nur zwölfraal vor (Exod. 2 2; Deut. 21 1:!, 33 u; 1 Kön. 6 37 f, 8 2;
2Kön. 15i3; Sach. 11s; Hi. 3ö, 7 3, 29 2, 39 2 2)) und wird bei
ihnen , Monat" sonst immer durch •c'i.n ausgedrückt, was auch —
und zwar zunächst — Neumond heißt. Dies geschieht auch schon
in den Quellen, die nach andern Anzeichen jetzt mit Recht als die
ältesten angesehen werden : im Bundesbuch (Exod. 23 lu) oder in
Exod. 34 10-2(5 : V. 18. Ferner war die festliche Begrüßung des
neuen Mondlichtes auch nach den anerkannt besten Quellen schon
in der älteren Zeit üblich: Am. 85; Hos. 2 13; Jes. 1 13 f.; 1 Sam.
20 5 f. 18. 24. 27. 29; 2 Kön. 4 23. Auch hing der Umstand, daß das
Frühlingsfest und das Herbstfest ungefähr in der Mitte des Monats
begann, doch mit dem Vollmond zusammen. Dieses dreifache spricht
dafür, daß die Israeliten auch schon früher Mond monate besessen
haben. Damit stimmt zusammen, daß nach Ps. 104 19a der Mond
zur Herstellung von Zeitterminen oder Festzeiten gemacht worden
ist, wie es in Sir. 43 g-.s entfaltet wird. Im Buch der Jubiläen 6 36
ist es ja auch als ein Fehler der Israeliten — angeblich — voraus-
gesehen, daß ,es Leute geben wird, die den Mond genau beobachten;
denn dieser verdirbt die Zeiten und geht von Jahr zu Jahr zehn
Tage vor". — Freilich B. Jacob meint (S. 369), „in dem Kalender
eines Volkes, dessen ganzes Leben so völlig vom Boden und vom
1) Lidzbarski, Handbuch der nordsemitischen Epigraphik (1898), S. 271.
13. Jacob, Der Peutateuch (1905), S. 370 meint, das phönizische nT* \U~iri3
TC'^rpN könne ^einfiich heißen: am Ersten des betreffenden Monats". Denn
er betont, chödeS habe „nichts mit der Erneuerung des Mondes zu tun".
Aber da chödes im Phün. stets und im Hebr. oft (1 Sam. 20 .0 etc., Am. 8 5 etc.)
tatsächlich den Neumond bezeichnet, so ist es willkürlich, ihm die Grund-
bedeutung „Neuheit x. ^.", d. h. des Mondes, abzusprechen. Es wäre doch gar
zu unnatürlich, wenn „Neuheit" bei einer Erscheinung, bei der es in Wirk-
lichkeit alle vier Wochen eine neue Phase gibt, gesagt worden wäre und
doch der Ausdruf.'k „Neuheit" nicht von vornherein sich auf diese Erneuerung
bezogen hätte. Jacob meint (S. 3G9), sana heiße doch auch „nichts anderes
als Wechsel, Wiederkehr". Nun ja (vgl. das Genauere unten S. 621), aber wird
das Wort von einem andern Wechsel, als dem des Jahres gebraucht? End-
lich die Aussage „Morgen ist chödes'^ (1 Sam. 20 5. 18) verliindert nicht, wie
Jacob (S. 370) behauptet, daß da der neue Mond gemeint ist. Denn den Neu-
mondstag konnte man auch schon vom Vollmond aus berechnen. Man braucht
nicht vorauszusetzen , daß bei der Bestimmung des Neumondstages das alte
Israel schon so umständlich verfuhr, wie das spätere.
2) Vgl. das aram. 51^" Dan. 4 26 und Esr. 6 15 und das babyl.-assyr. ar(i(u)\
ßj^g König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
Wechsel der Jahreszeiten abhängig und so durchaus ein Tagesleben
war wie bei Israel, wäre der Mond nur ein unnützer Ballast ge-
wesen. Nirgends findet sich denn auch die Spur einer Aufmerk-
samkeit auf die Mondphasen , auf das Wiedererscheinen des neuen
Mondlichts oder eine Nachtfeier. Auch Gen. 1 u geht nicht auf
den Mond allein und Ps. 104 19 beweist nicht für die frühere Zeit".
Aber ob das Leben Israels mehr ein Tagesleben war, wie das der
Perser, bei denen Mondmonate erwähnt werden (s. unten S. 619)?
Ferner ein Beweis für die Aufmerksamkeit Israels auf das neue
Mondlicht ist schon oben aus chodes „Neuheit, Neumond" ei-
bracht worden. Nach Gen. 1 u sodann besitzt neben der Sonne
doch auch der Mond den Zweck, zu Zeichen zu dienen. Endlich
zu den Worten „nirgends eine Nachtfeier" muß ich doch an folgendes
erinnern: die -Nacht der Vigilie (Ex. 12 42a) und „diese Nacht
ist eine für Jahve zu beobachtende Vigiliennacht für alle Söhne
Israels in ihren Generationen" (42b); „Euer Gesang soll erschallen,
■wie in der Nacht, da ein Fest geweiht wird" (Jes. 30 29) und
„Preiset Jahve, all ihr Verehrer Jahves , die ihr im Hause Jahves
dienend steht in den Nächten" (Ps. 134 1), ganz davon abgesehen,
daß der Talmud (Mi. , Sukka 5 1-4 und Par.) die bei Illumination
vollzogene Prozession des Wasserschöpfens am Laubhüttenfest für
eine Tradition aus Moses Zeit hält und auf diese Feier wahrschein-
lich in Jes. 12 3 angespielt ist. Also läßt sich der Mond nicht
aus dem Leben Altisraels als „unnützer Ballast" bei Seite schieben.
Oder bilden folgende Umstände ein vollgiltiges Gegengewicht?
Nach Gen. 7 11 und 8 3 f. sind 150 Tage ein Äquivalent von fünf
Monaten. Ferner wird die Trauei'zeit auf 30 Tage (Num. 20 21) ;
Deut. 34 s) oder einen „Monat von Tagen" (21 13) angegeben.
Außerdem tritt die Zehnzahl von Tagen (Gen. 24 5.5) und der zehnte
Tag (Exod. 12 3; Lev. 16 29, 25 9) oder „am Zehntage des Monats"
(Lev. 23 27 ; Num. 29 7 ; Jos. 4 19 ; 2 Kön. 25 1 ; Jer. 52 4. 12 ; Hes. 20 1,
24 1 , 40 1) auch insofern hervor , als ein eigenes Sprachgebilde
("li'i") zu seiner Bezeichnung geschaffen wurde, und darauf bezieht
sich die determinierte Erwähnung der — bekannten — zehn Tage
in C"^7;'n ricrn in 1 Sara. 25 38 (meine Syntax §297b). x\uch
kommt die Aufzählung „fünf, zehn, zwanzig Tage" vor (Num. 11 19).
In allen diesen Ausdrucksweisen kann aber eine natürliche
Abrundunsr der Zahl der Tage von Mond monaten auf dreißig und
eine daraus sich ergebende Wichtigkeit des Monatsdrittels oder des
zehnten und zwanzigsten Tages gefunden werden ^). Wenn aber
1) Zu diesem Schlußergebnis ist auch Schiaparelli § 78 gelangt. Aber
B. Jacob (S. 369) sieht einen „schlagenden Beweis" dafür — daß das Wort
ierach „Mond" lediglich eine feste Summe von Tagen bezeichnete — in dem
„zweimal vorkommenden Ausdruck ierach iamlm, d. h. ein rechnungsmäßiger
Monat" (Deut. 21 13 und 2 Kön. 15 13), wie auch chöcles iavilin (Gen. 29 14
und Num. 11 20 f., beide Stellen aus JE.) „zweifellos ein Zeitraum von netto
30 Tagen sei". Darin ist leider nur gerade das „zweifellos" unsicher, und selbst
I
König, Kalenderfragen im althehr äisehen Schrifttum. 619
umgedreht geurteilt würde , daß die Hebräer wegen der zuletzt
erwähnten Reihe von Ausdrucksweisen nach Sonnen monaten ge-
rechnet hätten, dann wären die zuerst betrachteten Momente (chödes
„Neumond" = Monat ; usw.) nicht ebenso natürlicherweise
erklärlich. Die Rechnung nach Mond monaten besitzt auch
noch darin eine — freilich späte — Spur, daß die Zeit der
Schwangerschaft auf zehn Monate berechnet ist in Sap. 7 2 (Aristot.,
Hist. animalium 7 4 ; Plinius, Nat. Hist. 7 n), wie ich mich auch auf
eine Stelle aus Sibawaihi's Grammatik besinne , wo von einem
spöttisch gesagt wird, daß er sich aufstütze wie ein Weib, das im
zehnten Monate schwanger gehe , und auch im Zendavesta wird
gesagt: „Wenn eine Frau guter Hoffnung wird einen Monat, zwei
Monate, 3, 4, 5, 6, 7, 8,^9 und 10 Monate" i) (vgl. nachher bei
2 Makk. 7 27). Die Rechnung nach Mond monaten ist auch bei
den Wüstenarabem herrschend, und „es ist eine durch Epping's
Untersuchungen zuerst begründete Tatsache , daß die babylonische
Chronoloijie wenicrstens der sechs letzten vorchristlichen Jahrhunderte
stets nach Mond monaten rechnete" -). Eine Rechnung nach Sonnen-
monaten ist doch aber darin zu erkennen , wenn in 2 Makk. 7 27
die Zeit der Schwangerschaft auf neun Monate angegeben wird,
und eine geistige Pi'äponderanz der Rechnung nach Sonnenmonaten
prägt sich, wie in jener Stelle Jub. 630, so auch darin aus, daß
es im äthiopischen Henochbuche 73 4 ff. vom Monde heißt: „Seine
erste Phase im Osten kommt am 30. Morgen hervor" i. e. of the
solar month , wie auch Charles, The *Book of Enoch , p. 197 zur
Erklärung hinzufügt. Dieselbe ideelle Unterordnung des Mondes
tritt darin zu Tage, daß gesagt ist, Gott habe die Tage des Mondes
verkürzt (Baruchapokalypse, cap. 9).
wenn es gemäß den obigen Data wahrscheinlich sein könnte , daß man mit
jenen beiden Ausdrücken „einen Monat von Tagen" in runder Rechnung
30 Tage gemeint hat, so würde daraus kein „Beweis" dafür sich ergeben, daß
die Autoren jener Stellen bei der Vorstellung „Monat" an etwas anderes als
Mondmonat, einen vollen Wechsel der Mondphasen, gedacht haben. — Indes
„für den dreißigtägigen Monat des Festjahres ist ein fernerer Beweis, daß das
Jahr gerade dreißig Opferfesttage hat: Passah 7, Pfingsten, Tag der Thema 1,
Versöhnungstag 1, Sukkot 7, Azeret 1, dazu 12 Monatsanfänge (denn auch der Jörn
theruR erhält sein vollständiges Monatsopfer) : 7 -H 1 -j- 1 + 1 + 7 + 1 + 12 == .30"
(S. 371). Nun abgesehen davon, daß der Festkalender des Deuteronomium beim
Laubhüttenfest nichts von einer auf die sieben Tage noch folgenden Asereth
am achten Tage weiß (Deut. lGi;3-l,5), sondern davon nur in Nura. 29 35
die Rede ist, wie das Laubhüttenfest auch in Neb. 8 18 etc. achttägig ist —
von solchen Differenzen innerhalb des Pentateuch hat B. Jacob freilich ab-
strahiert — , also ganz abgesehen hiervon, ist es doch ein Kunststück, „dreißig
Opferfesttage" dadurch herauszubringen, daß der Tag der Therua als zwei
Tage gerechnet wird! Man könnte von dreißig Opferportionen, aber nicht von
dreißig Opfer tagen sprechen.
1) Ferd. Justi, Geschichte des alten Persien (inOncken's Weltgeschichte), S. 86.
2) Kugler über „Astronomische und mythologische Finsternisse" (ZDMG.
1902, S. 60 ff.), S, 62.
620 König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
3. Beim Jahre handelt es sich zuerst um die Jahres art,
nämlich ob das alttestamentliche Jahr ein — gebundenes — Mond-
jahr von 354 Tagen 8 St. 48' 38" war, das durch Einschaltung
von ungefähr elf Tagen mit dem Lauf der Sonne wesentlich in
Einklang hätte gebracht werden müssen, oder ob es ein Sonnenjahr
von 365 Tagen und 6 Stunden , wie man ja noch im julianischen
Kalender annahm, oder genauer ein Sonnenjahr von 365 Tagen
5 St. 48' 46" gewesen ist. Für die erstere Annahme kann zu
sprechen scheinen, daß die Zeit sich nach den regelmäßigen Mond-
wechseln , die ja gemäß dem vorhergehenden Abschnitt schon im
alten Israel beobachtet wurden , sehr leicht einteilen läßt. Indes
jedenfalls sagen die Worte ^Er hat den Mond zu (Herstellung von)
Zeitterminen oder Festzeiten" (Ps. 104 19 a) trotz Riehm's Bibl.
HWB. s. v. Jahr nichts zu Gunsten der Meinung, daß damals ein
Mondjahr geherrscht habe^). Ein deutlicher Anlaß, eine
neue Periode von Monaten zu beginnen, war doch nur
das erneuerte Aufsteigen der Sonne in ihrem Mittags-
kreise.
Jahres art und Monate scheinen mir ganz auseinandergehalten
werden zu müssen, und nur aus dem Mangel dieser Erkenntnis ist
es nach meinem Ermessen herzuleiten , daß das ältere Jahr der
Hebräer mehrmals für ein Mondjahr gehalten worden ist. A. G.Wähner
drückt diese Meinung in den ^Yorten „Ebraeos a Mose ad Baby-
1) Der Mond allein wird in Ps. 8i (neben den Sternen, also beim Blick
auf den Nachthimmel, ■nie dieser auch in Gen. 15 5 und Hi. 25 5 vor dem Auge
des Autors steht), in 72 7 und 89 38 erwähnt, Mond und Sonne in 104 19,
Sonne und Mond in Gen. 1 iG (EP); Deut. 4 19, 17 3; Jos. 10 12 f.;
2 Kön. 23 5; Jes. 13 10, 60 19f.; Jer. 8 2, 31 35; Hes. 32 7; Jo. 2 10, 3 4,4 15;
Hab. 3 11; Ps. 72 5, 121 6, 136 8f., 148 3; Hi. 31 30; Qoh. 12 2 genannt, während
die Sonne allein in Ps. 72 17 etc. erwähnt ist (alle Stellen mit „Mond" sind
zitiert). Zweimal wird die Dauer einer Existenz durch die Vergleichung mit
der Dauer des Mondes bestimmt (Ps. 72 7 und 89 38). J. Böhmer in einem
Artikel ,Zu Ps. 72" (in Zeitschr. f. d. alttestl. Wissenschaft 1906, S. 152) meint,
das „hänge offenbar mit der hervorragenden Stellung zusammen , die im alten
Morgenland der Mond überhaupt einnehme, und gehe letztlich auf die graue
Vorzeit zurück, wo in der astronomischen Wertschätzung Babyloniens allerdings
der Mond die Sonne weit überragte". Aber nachdem in Ps. 72 5 Sonne und
Mond als das gleiche Bild der Dauer verwendet waren , konnten sie in V. 7
und 17 dann auch getrennt in derselben Funktion auftreten. Daß dabei zunächst
der Mond verwendet wurde, scheint mir durch die Struktur der Sätze 7a b
veranlaßt zu sein, denn es heißt „Sprossen soll in seinen Tagen jeglicher
Gerechte, und Fülle von Friede soll sein bis zum Nichtsein des Mondes"
{= der Nacht; vgl. „Tag und Nacht" in der sinnverwandten Stelle „So lange
die Erde stehet etc." Gen. 8 22), Femer bei Ps. 89 38 ist nicht zu übersehen,
daß direkt vorher in „sein Thron soll gleich der Sonne vor mir sein"
diese als Bild der Dauer verwendet ist, so daß der nächste Satz „und gleich
dem Mond soll er ewiglich bestehen" nichts Auffälliges besitzt (vgl. überdies
„bis zur Nichtexistenz des Himmels" Hi. 14 12). Folglich läßt sich aus Ps. 72 7
und 89 38 keine so weittragende Folgerung ziehen, wie sie oben zitiert wurde,
und eine ältere Prävalenz der Nacht konnte auch oben S. 609 f. nicht kon-
statiert werden.
König, Kalender fragen im althehräischen Schrifttum. ß21
lonicum exilium usque annis lunaribus usos . . . esse, vulgo ci'editur"
(Sectio V, § 50) , vind in neuerer Zeit wurde diese Annahme von
Riehm, a. a. 0., S. G55b und Schegg, Bibl. Archäologie (1887),
S. 323. 329 bevorzugt. Gründe für diese Annahme konnten aber
auch diese nicht beibringen. Auch bei ihnen spielte die soeben
beleuchtete grundlose Voraussetzung eines genetischen Zusammen-
hangs von Mondmonat und Jahresart die ausschlao[E;ebende Rolle.
Gegen diese ältere Annahme spricht aber noch mancher Umstand.
Auch der hebräische Name für „Jahr" legt ja weiter zunächst
Zeugnis gegen jene Voraussetzung von Mondjahren ab. Denn
der Ausdruck rwc bezeichnet eben die große Umbiegung oder
Wiederholung (arab. ^), so daß nr'CJ von demselben Stamm, wie
das Zahlwort ^""l'C stammte, an welche Möglichkeit in Gesenius-
Buhl's WB. 1905, S. 777a nicht gedacht worden ist, oder T.ixü
' o 'TT
bezeichnet die große Wende oder die große Veränderung, wie der
Sinn des Wortes nach dem aram. N:"c; und dem assyr. sanü „sich
ändern" sein kann, und dieser Ausdruck nr^r würde noch direkter
TT,,,,,
auf das Sonnen jähr hinweisen, wenn er mit Philippi (bei Ges.-
Buhl, S. 777 b) von einem dem arab. LLw „luxit, splenduit" (^^z-
„altus fuit") entsprechenden nrc abgeleitet werden kann^). Wie
also der hebräische Ausdruck sänä für „Jahr" die Annahme alt-
israelitischer Sonnen jahx-e empfiehlt, so spricht für deren Herr-
schaft auch noch mehr als eine Notiz in positiver Weise.
Dazu gehören allerdings nicht die Aussagen, in denen dreißig
Tage als Äquivalent eines Monats auftreten (s. oben S. 618). Da
in dieser Ausdrucksweise nach der oben S. 618 f. gegebenen Darlegung
mit hoher Wahrscheinlichkeit nur eine natürliche Abrundung zu
erblicken ist, so kann darin nicht mit B. Jacob (S. 370) ein Beweis
dafür gefunden werden, daß „das Jahr der alten Israeliten . . .
ein Sonnenjahr von zwölf Monaten zu 30 Tagen war". Dies wird
auch nicht dadurch gesichert, daß in babylonischen Tempeh-echnungen
(aus dem 3. vorchristl. Jahrtausend) nach Monaten von 30 Tagen
gerechnet ist und in Ägypten und Indien frühzeitig ein Jahr von
360 Tagen bekannt war (S. 371). Deshalb kann das von ihm für
Altisrael angenommene „360tägige Rechnungsjahr" (S. 373) nicht
als positiv begründet gelten. Auch der Ausdruck iamim „Tage",
der mehrmals (alle Stellen gibt meine Syntax § 266 a b) den Be-
griff „Jahr" besitzt, ist kein Beweis dafür, wie es nach dem von
1) Daß Ts".-^ „Jahr" von Sin{u) „Mond" benannt worden sei, wie nach
Buhl a. a. O. P. Haupt in einer Anmerkung zu 2 Kön. 18 13 in den Sacred
Books of the Old Testament annimmt, beruht auf der Vorausnähme, daß die
Existenz der Vorstellung ^Jahr" überhaupt von vornherein durch den Mond
angeregt worden sei, während dies naturgemäß gar nicht der Fall sein konnte.
Übrigens ist Sin die „im Babylonischen noch erhalten gebliebene Form"
(H. Zimmern in KAT.^ 1903, S. 361, Anm. 4) für die gewöhnliche — assyrische —
Wortform Sin „ftlond".
Zeitschrift der D.M. G. Bd. LX. 40
622 König, Kalenderfragen im althehräischen Schrifttum.
Jacob (S. 373) zitierten C'^D'' scheinen könnte. Denn darin liegt
ein konventioneller Gebrauch der Pluralform nur ebenso , wie in
andern Pluralen (m. Syntax § 266 c d).
Positive Spuren der Kenntnis von Sonnen Jahren im älteren
Israel liegen aber in Gen. 8 ii (und 5 23), von deren Betrachtung
B. Jacob abstrahiert hat. In der ersteren Stelle finden wir die
Bemerkunor, daß die Sintflut vom 17. Tase des 2. Monats bis zum
27. Tage desselben Monats im nächsten Jahre gedauert habe (Gen.
7 11, 8 14). Der in diesen Stellen ei'zählende Autor — der esoterisch-
priesterliche Darsteller (vgl. meine Einleitung, S. 225 ff".) — hat
die Überlieferung gekannt, daß die große Flut 365 Tage gedauert
habe, und drückte diesen Zeitraum nach Maßgabe des zu seiner
Zeit angenommenen Mondjahres in der Formel 354 + 11 Tage aus.
Dies ist die einzige Deutung jener Angaben in Gen. 7 ii, 8 14, die
wahrscheinlich, wenn nicht überhaupt die allein mögliche ist *).
Allerdings aus den 365 Lebensjahren , die dem Ch*nökh der
Sethitenlinie zugeschrieben sind (Gen. 5 23) , läßt sich nicht mit
irgendwelcher Sicherheit eine Kenntnis der Länge des Sonnenjahres
oder eine Hindeutung darauf entnehmen. Ebensowenig sicher ist
der Grund, den wieder Benzinger '^) für „lunisolaren" Charakter des
Jahres der älteren Israeliten anführt, daß „der hebräische Fest-
kalender einerseits ganz durch den Naturlauf bedingt war (Ernte-
anfang und Ende der Obst- und Weinernte)^), andererseits ohne
Schwierigkeit auf bestimmte Monate festgelegt werden konnte, was
schon im Deuteronomium geschah". Denn daraus ergibt sich nur,
daß die zwölf Monate, die immer im A. T. gezählt sind (1 Kön. 4 7;
1 Chron. 27 1. 15; Jer. 52 31; Hes. 29 1, 32 1; Dan. 4 2t;), irgendwie
ercränzt und so mit dem Umlauf der Sonne und des Naturlebens
in mehr oder weniger genauer Weise in Übereinstimmung gebracht
worden sind, und daß in älterer Zeit eine gewisse Gleichgiltigkeit
oder Unsicherheit über die Kalenderverhältnisse herrschte , kann
möglicherweise daraus sich ergeben, daß in den älteren Festkalendern
nur die Monate oder die betreffenden Abschnitte im Naturjahre
und nicht die Monatstage der großen Versammlungsfeste angegeben
sind (Exod. 23 14-17, 34 18. 22 f.; Deut. 16 1. 13). Man kann freilich
auch sagen , daß die genaueren Termine dieser Feste als bekannt
vorausgesetzt seien ; aber wenigstens vor Exod. 23 und 34 ist nur
betreffs des Passah der Monatstag genannt (12 e) , und weshalb
wären denn dann nur gerade in den nach andern Anzeichen
1) Sie ist deshalb auch von den neuesten Kommentatoren gleichmäßig
angenommen worden: Holzinger im Kurzen Handkommentar zur Genesis, S. 76;
Gunkel im Handkom. zur Gen., S. 133, und während Driver in The Book of
Genesis (1904) nicht ausdrücklich über diesen Punkt spricht, vertritt in bezug
darauf auch Charlier in ZDMG. 1904, S. 389 das richtige Urteil.
2) Benzinger, Grundriß der hebr. Archäologie (1896), S. 199.
3) Dies wird auch von Schiaparelli, Die Astronomie des A. T. (1904) § 84
als ausschlaggebender Grund angegeben.
König, Kalender fragen im althehräischen Schrifttum. 623
ältesten Festverzeichnissen einerseits keine cfenaueren Zeitan''aben
gemacht und doch wieder andererseits ungenauere Zeitangaben auch
nicht unterlassen ?
Da diese meine Deutung der ungenaueren Kalenderansraben
jener ältesten drei Abschnitte eine große Wahrscheinlichkeit für
sich haben dürfte, so war es nur natürlich, daß bloß zwölf Monate
erwähnt sind: sie blieben doch immer die Hauptsache gegenüber
der hinzutretenden Ergänzung , und diese konnte als eine mehr
kunstlose — nicht jedes Jahr, sondern mehr nach Bedarf ge-
schehende — auch in der Geschichtsschreibung unerwähnt bleiben.
Schiaparelli allerdings meint (§ 89) , daß eine mutmaßliche An-
spielung auf solche Einschaltung sich in Deut. 16 i finde, weil es
dort heiße „Beobachte den Monat Abib, daß du Jahve, deinem
Gotte , Passah haltest!" Er meint, darin liege die Aufforderung,
den Fortschritt der Saaten nach der Blüte zu beobachten , wenn
die Ähren fest zu werden begannen. Nach dem Ausfall dieser
Beobachtung habe man einen Monat einschalten können. Aber der
Gebrauch des Textwortes sämör bietet keine Grundlage für diese
Annahme. Denn dasselbe Wort steht auch beim Sabbathsgebot in
Deut. (5 12), wo im Paralleltext (Exod. 20 9) „Gedenke" steht, und
außerdem wird diese Annahme Schiaparelli's durch die Fortsetzung
in Deut. 16 1 ausgeschlossen, denn mit dieser lautet es dort: Be-
achte (= übersieh nicht) den Ährenmonat und halte Passah ! —
Oder ist eine Einschaltuncr in das Jahr indirekt in 2 Chron. 30 2
berührt? War durch die Einschiebung eines Schaltmonats ur-
sprünglich die verspätete Feier des Passah zu Hiskias Zeit ver-
anlaßt ') '? Aber so sehr auch an der vom Chronisten vorgebrachten
Motivierung der Feier des Passahfestes im 2. Monat der — tenden-
ziöse — Hieb auffallend ist, der dabei den Priestern gecrenüber
den Leviten versetzt wird (2 Chron. 30 .s), so wüi-de es doch auch
wieder allzu auffallend sein , wenn dieser Tendenz wegen der ur-
sprüngliche Anlaß einer späteren Feier des Passahfestes verschwiegen
und ihretwegen eine Peier in den 2. Monat verlegt und etwa
gar erst daraus die Erlaubnis , bei eingetretener Verhinderunf?
das Passah im 2. Monat nachzufeiern (Num. 9 u-ia), abgeleitet
worden wäre.
Dies ist um so weniger anzunehmen, als jener schon mehrmals
vermutete wirkliche ursprüngliche Anlaß einer späteren Feier des
Passahfestes zu Hiskias Zeit (2 Chron. 30 2), die Einschiebung eines
Schaltmonats , einem so späten Autor , wie dem Chronisten , nach
aller Wahrscheinlichkeit keine unbekannte Sache hätte sein können.
Denn wenn auch die Ausdrucksweise „nach Verlauf von zwölf
Monaten" (Dan. 4 20) nicht als ein Hinweis darauf gedeutet werden
kann, daß ein Jahr auch aus dreizehn Monaten bestehen könne, so
1) Grätz, Gesch. der Juden I (1874), S. 477f. und Floigl , Gesch. des
semitischen Altertums, S. 52. 71.
40*
ß24 König, Kalenderfragen im altheLräischen Schrifttwn.
ist doch an'/.unehmen , daß die Exulanten in Bahylonien zugleich
mit den neuen Monatsnamen auch die Methode der Einschaltung
kennen gelernt haben. Denn „das Prinzip, — ein gebundenes
Mondjahr durch zyklische Einschiebung eines Schaltmonates her-
zustellen — , ist das zur Zeit des Exils in Babylonien gebräuch-
liche" ^). Im Gebiete der Kanaaniter-Phönizier ist bis jetzt nur
auf Cypei"n die Anwendung von Zusatz-Tagen (Epagomenen) gefunden
worden -) — ein Zeichen ägyptischen Einflusses. Die spatere jüdische
Praxis der Einschaltung wird aus den Quellen ausführlich von
Reland , Antiquitates IV, I, § 2 — 4, entwickelt. Selbst Wähner
weist betreffs dieses Punktes auf ihn zurück (Sectio V, § 51). Der
Sonnenlauf war auch später der natürlichste oberste Regulator des
Jahresumfanges, wenn dieser auch teils wegen mangelhafter astro-
nomischer Kenntnis und teils wegen sekundärer Einflüsse noch
ungenau berechnet wurde: 364 Tage, nämlich die Tage der dort
vorher erwähnten 52 Wochen (Buch der Jubiläen 6 32) oder
360 + 4 Schalttage (Äthiop. Henochbuch 74 lofif , 75 1 f.). Übrigens
dafür, daß oreorenüber dem Reiche Juda im Zehnstämmereich durch
Jerobeam I. das ägyptische Sonnenjahr (Grätz, Gesch. I, S. 478)
oder das gebundene Mondjahr (Floigl, a. a. 0., S. 69) eingeführt
worden sei, finde ich im Texte (1 Kön. 12 32 s. u. S. 637 f.) keinen
Grund.
4. Die wichtigste aber von den Fragen, die hier einer neuen
Erörterung unterzogen werden sollen , ist die nach dem Jahres-
an fange im althebräischen Schrifttum. Bei dieser Untersuchung
scheint es mir das Richtigste zu sein, wenn ich von folgenden An-
gaben der Texte ausgehe.
a) In Abschnitten des Pentateuch , die wegen ihrer Stellung
zur Kultusgeschichte Israels nach fast allgemeinem und auch von
mir — in meiner Einleitung ins A. T. — mitbeofründetem Urteil
zu den ältesten gehören, heißt es vom „Fest der Einsammlung,
nämlich von Obst, Wein und Öl", daß es „im Ausgang (riNSs)
des Jahres" (Exod. 23 le) gefeiert werden solle, oder daß es „die
ümwendung (riiipr) des Jahres" (Exod. 34 22) bezeichnen solle ■^).
1) Winckler in KAT. (1903), S. 329. Damit stimmen die Darlegungen
von Ed. Mahler in ZDMG. 1898, S. 24 2 zusammen.
2) Lagrange, Etudes etc. (1905), p. 278.
3) Dabei ist zuerst eine formale Frage zu erledigen. W. Riedel hat näm-
lich in Zeitschr. f. die alttestl. Wissenschaft (1900), S. 329 ff. behauptet, der
Ausdruck nrCin PNjfcS (E.xod. 23 16) bedeute ,im Ausgang des Jahres" in dem
Sinne von ^im Anfang des Jahres". Das Verb Nif sei da in demselben Sinne
gebraucht, wie wenn der Sonne ein Ausgehen, d. h. Aufgehen zugeschrieben
werde (Ps. 19(;a. 7 a). Man sage ja auch im Assyrischen tslu ümi ia Sattu
ussi (Del., WB., S. 237) „von dem Tage, wo das Jahr anfängt". Also bedeute
n;'Cr; rXji" „am Anfang des Jahres". Es sei „die Zeit, wo das Jahr aus
seiner Verborgenheit in dem himmlischen Magazin heraustrete". Aber dieser
Sinn ist bei dem hebräischen Ausdruck doch nicht ganz wahrscheinlich. Denn
weil vom „Einsammlungsfest" dort in Exod. 23 16 die Rede war, so war es
König, Kalender fragen im althebräischen Schrifttum. 625
Dillmann, Über das Kalenderwesen usw.'j meint, in diesen Stellen
sei nicht das Jahresende im allgemeinen und im wirklichen Sinne
angesreben. Denn bei dieser Auffassunof würde aus den angecrebenen
stellen das Ende vom Oktober als Jahresanfang resultieren , ein
solcher aber habe bei andern Völkern keine Spur von Analogie
und sei auch an sich selbst unerhört. Vielmehr hätten diese Stellen
nur das Ende des landwirtschaftlichen Jahres , nicht das Ende des
Kalenderjahres bezeichnen wollen. Indes vor allem ist es eine un-
begi'ündete und völlig willkürliche Voraussetzung , wenn die Ge-
setzeskorpora Exod. 20 22 — 28 33 (das sog. , Bandesbuch *) und
34 10-2(5 als „populär" bezeichnet und dadurch bei Seite geschoben
werden sollen. Sodann, wie können die Ausdrucksweisen „beim
Ausgang des Jahres" und „die Umwendung des Jahres" in an-
geblich „populärer" Darstellung einen andern Sinn besitzen, als
sie eben haben '? Weshalb ferner soll es unerhört sein , daß das
Jahr — auch im Kalender — mit dem Ende des Kreises der land-
wirtschaftlichen Bearbeitung des Bodens schloß und mit dem neuen
Beginn eines solchen Kreises wieder anfing? Ein solcher Jahres-
anfang im Herbst steht endlich doch auch nicht ohne Analogie da.
Denn z. B. das spartanische und mazedonische Jahr begann mit
dem Herbst.
Dillraann aber, der jene alten Gesetzesstellen bloß von einem
landwirtschaftlichen und nicht dem kalendarischen Jahresanfang
sprechen lassen wollte , lallte dasselbe Urteil auch darüber , daß
die Zeit der Kälte und der Aussaat öfter vor der Zeit der Wärme
und der Ernte genannt wird (Gen. 8 22; Exod. 34 21; Am. 3 1.5;
Prov. 20 4), als daß die umgedrehte Stellung angewendet ist (Sach.
14 8; Ps. 74 17). Nur ein relatives Jahresende soll nach seinem
Urteil auch in 1 Sara. 1 20 f. aussedi-ückt sein , wo ein Fest —
wahrscheinlich das Herbstfest — wieder „an der Umwendung des
Jahres" erscheint. Da will Dillmann den Ausdruck lith^qäphath
hajjamlm nur soviel wie n^n nr^ (Gen. 18 10 etc. in meiner Syntax
§ 387 e) „sowie die(se) Zeit wieder auflebt"-) bedeuten lassen.
Indes der in jener Formel begegnende Ausdruck 2"!:'"" kann nicht
mit diesem vt"r> koordiniert werden. Der Ausdruck 'z^'iZ'' hat in
einer größeren Anzahl von Stellen, die in meiner Syntax § 266 a b
gesammelt und untersucht sind, sicher den Sinn von „Jahr", und
natürlich, den betreffenden Zeitpunkt als den „Ausgang, d. h. Schluß des Jahres"
zu bezeichnen. — Riedel will dort (S 331) auch "Slpn mit „Kreislauf'* deuten.
Aber die Setzung des Ausdruckes „Kreislauf für „den Zeitpunkt, wo dieser
Kreislauf eintritt* ist unnatürlich.
1) Über das Kalenderwesen der Israeliten vor dem babylonischen Exil
(Monatsberichte der Berliner Akademie 1881), S. 915 ff.
2) Falsch Ewald in seinem Lehrbuch der hebr. Spr. §337c: „um die
Zeit wieder auflebend d. i. im Frühling".
626 König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
das Wort riEipn, das auch in 1 Sam 1 20 von sechs Handschriften')
im Singular geboten wird, steht in Exod. 34 22 und 2 Chron. 24 23
mit nrc -Jahr" -). Nun wird unmittelbar hinter dieser Umwendung
des Jahres das Fest erwähnt (1 Sam. 1 21) , zu dem Elqana mit
seinem ganzen Hause wallfahrtet. Da ist nach aller Wahrschein-
lichkeit an das nach Vollendung der ganzen Jahresernte gefeierte
Einsaramlungsfest (Exod. 23 lo, 34 22; =- Laubhüttenfest in Deut.
16 13. 16 etc.) zu denken. Ferner auch in den Worten „und im
dritten Jahre säet und erntet und pflanzt Weinbei-ge und eßt ihre
Frucht!" (Jes. 37 30b) ist nach Dillmann's Meinung nur vom Jahre
des Landmannes die Rede. Aus „Fügt Jahr an Jahr, im Kreislauf
mögen Feste gehen!" (29 ib) und „Über Jahr und Tag (vgl. meine
Sj'ntax § 265a) — da werdet, ihr Vertrauensselige (Weiber), zittern;
denn mit der Weinlese wird es ausgewesen sein , Obsternte wird
nicht kommen" (32 10) aber könne gar nicht auf das Ende des
Jahres geschlossen werden. Betreffs 29 i hat er vollständig Recht,
aber in 32 10 erklärt sich die Kombination von Jahresverlauf mit
Wein- und Obstex-nte doch wahrscheinlich nicht aus der Erwähnung
der nach Süßigkeit lüsternen Damen, sondern aus dem Zusammen-
fallen von Jahresschluß mit Obsternte.
Mit dem gleichen Rechte , wie die genannten Stellen für den
herbstlichen Jahresanfang, könne man, wie Dillmann ferner geltend
machen wollte , für den Frühlingsanfang des Jahres den Umstand
anführen, daß die Zeit, wo die Könige zu ihren Feldzügen aus-
rücken , als die Zeit der üSisrn näiujri bezeichnet werde (2 Sam.
11 1 11 1 Chron. 20 1; 1 Köm ^20 22. 26 ;' 2 Chron. 36 10). Da soll
uämlich nach Dillmann's Ui'teil der Frühling „die Wiederkehr des
Jahres" genannt sein. Aber die Ausdrucksweise „zu oder bei der
Wiederkehr des Jahres" (2 Sam. 11 1; 1 Kön. 2022.20; 2 Chron.
36 10) bedeutet schon an sich nur einfach „im nächsten Jahr" und
auch nach dem Zusammenhang der vier eben erwähnten Stellen,
wo das bloße inr-^iri niT»rnb begegnet, ist der angegebene Sinn
der richtige. Etwas anders liegt die Sache an der fünften Stelle
1 Chron. 20 1 , wo „zur Zeit (nyb) der Wiederkehr des Jahres"
steht. Aber da ist dieses rj'b um so mehr auf Nachahmung des
darauffolgenden ryb zurückzuführen, als ja das bloße niTcirib auch
beim Chronisten (H, 36 10) vorkommt. Der in Frage stehende Aus-
druck ist richtig vom Hellenisten durch iitiörQSipccvrog (einmal auch
iitiatQecpovrog) rov iviavrov, unrichtig aber vom Targum durch „zur
1) Kittel, Hiblia hebraica (1905) z. St.
2) Übrigens steht iTIDIpr an der vierten alttestamentlichon Stelle, wo es
Überhaupt noch vorkommt (Ps. 19 7), von der Umwendung der Sonne am West-
raade der Erdscheibe. Außerdem begegnet der PI. tekiijihüth in Pireke Aböth
3, 18 in dem kulturgeschichtlich nicht ganz uninteressanten Satze „Sonnen-
wendungen ( n = „Sonnenwende" bei Dalman, Aram.-Nhbr. WB., S. 425) und
mathematische Fragen sind Nachspeisen für die Weisheit".
König, Kalenderfragen im althehräischen Schrifttum. 627
Zeit des Endes des Jahres" (np'C"! Ncio "P!^) wiedergegeljen worden.
LXX hat gerade auch in 1 Chron. 20 i den richtig scheinenden
Sinn jener Ausdrucksweise, nämlich „im folgenden Jahre" aufs
deutlichste durch £i^ tw iniövri i'rei ausgeprägt. Diese Meinung
des n:;a— n^i'uinb wird auch durch den zweimal (2 Sam. 11 i und
T I - - : • '^
1 Chron. 20 i) hinter ihm auftretenden Zusatz ,zur Zeit des Aus-
marschierens der Könige" bestätigt. Denn wegen dieser Apposition
bezeichnet nicht schon n:':^n nsrcn ,die Wiederkehr des Jahres"
den Frühling, sondern mußte es erst hinzubemerkt werden, wenn
dieser Punkt im Verlauf des nächsten Jahres gemeint war.
Dies ist auch wieder nicht von Lotz im Art. „Jahr" (Prot. Itealenc"
VIII, 526) u. A. Jeremias in ATAO. (1906), 41 beachtet worden i).
Unrichtig beruft sich Dillmann bei der Bekämpfung des herbst-
lichen Jahresanfangs auch darauf, daß nach Mischna, Rosch ha-
schana 1 i der 1. Elül als Neujahr für die Verzehntung des Viehs
und der 1. Schebät als Neujahr für die Verzehntung der Baum-
früchte bezeichnet wird. Denn daraus ergibt sich nicht , was er
daraus schließt, daß in diesen älteren Zeiten eine für alle Schichten
des Volkes giltige Datierung noch nicht durchgedrungen gewesen
sei, sondern die Mischna sagt nur, daß trotz des allgemein giltigen
Jahresanfangs doch die genannten Steuern zu den angegebenen
Zeiten entrichtet wurden und damit einen neuen Turnus begannen.
Aber auch Dillmann findet im A. T. Anzeichen davon , daß
das Jahr vom Herbst an gerechnet wurde. Als ein solches An-
zeichen gilt ihm zunächst die Notiz, daß die Sintflut im 2. Monat
(am 17. Tage) begonnen habe (Gen. 7 ii). Dieser Umstand kann
aber gerade nicht für durchaus sicher ^ehalten werden. Denn diese
Bemerkung steht in einem Zusammenhang, der auch nach meinem
1) Übrigens ist in 2 Sara. 11 1 die gewöhnliche Lesart Ü"'!3i<b')0ln nicht,
wie Nowack im Ilandkommentar zu den Büchern Samuelis (1902) z. St. meint,
durch Hinweis auf Fälle der Vermischung von tlD5W mit nDN573 zu motivieren,
sondern entweder durch einen falschen Gedanken an die nach 10 5 in Jericho
zurückgebliebenen Gesandten Davids oder durch die Absicht, einen Tadel Davids
abzuwehren, veranlaßt worden. Die durch das Qere, ca. 40 Handschriften, die
Parallelstelle 1 Chron. 20 1 und die alten Versionen empfohlene richtige Lesart
D"'25'?3n „die Könige" charakterisiert diesen Begriff ferner nur nach seiner
Qualität und nicht nach seiner Quantität. Solchen qualifizierenden, die Kategorie
selbst betonenden Artikel findet man ja z. B. in „wo das Gold ist" (Gen.
2 11 b), während der Verf. doch nach dem nächsten Satze „und das Gold jenes
Landes" (l2a) nur das Gold jener betreffenden Gegend meint (vgl. viele Analogien
in meiner Syntax §297). Folglich sind, auch wenn man bei D'^DsTa einfach
an „Könige" denkt, nicht „alle Könige der Welt" gemeint (Matthes [in Leiden]
in der Zeitschr. f. wissenschaftliche Theologie 1895, S. 333), und auch beim
Gedanken einfach an „Könige" würde nicht ausgesagt sein, „daß alle Könige
der Welt zu derselben Jahreszeit regelmäßig ausgingen, um Krieg zu führen"
(Matthes a. a. O.). Um diesen Sinn zu vermeiden, braucht man nicht mit ihm
anzunehmen, daß „die in 10 16.19 genannten syrischen Könige" gemeint seien.
Die Nachahmung des Termins ihres Kriegsbeginns wäre auch sehr wenig wahr-
scheinlich.
628 König, Kalenderfragen im altliebräischen Schrifttum.
Urteil zur esoterisch-priesterlicben Pentateuchschicht (vulgo: Priester-
kodex) gehört (vgl. meine Einl. ins A. T., S. 225), und in dieser
Fixierung der Erinnerungen an die alten Zeiten sind die Monate
vom Nisan (ungetäbr = unserm April) an gezählt (Exod. 12 2).
Darnach muß der 2. Monat (Gen. 7 11) in dieser Pentateuchschicht
ungefähr unserm Mai parallel gehen '). Aber mit vollem Recht
sieht auch Dillmann folgende Umstände als Anzeichen des herbst-
lichen Jabi-esanfangs an: die Ankündigung des Tischri-Neumondes
durch Lärmblasen (Lev. 23 24), die Zusammenlegung der Auffindung
des Gesetzes und der Passahfeier in das 18. Jahr Josias (2 Kön.
22 3 ff., 23 22 f.). Die Beweiskraft von 2 Kön. 22 3 ff., 23 22! für
den herbstlichen Jahresanfang wird von Schiaparelli, Die Astronomie
des A. T. (1904), S. 104 bestritten. Denn das Passah sei nicht am
ersten, sondern am fünfzehnten Tage des Jahres gefeiert worden.
Man habe also vierzehn Tage Zeit gehabt, um das im Tempel ge-
fundene Buch zu lesen und die nötigen Anordnungen zu einem
feierlichen und allgemeinen Passah für das ganze kleine Reich Juda
zu treffen. Aber da ist nicht beachtet , welche Maßregeln alle —
z. B. auch die Reinigung der Kultstätten in Bethel und in den
1) So ist die Zeitangabe in Gen. 7 11 auch schon von Barhebraeus, Tuch,
Lepsius, Kosters in der Theologisch Tijdschrift XIX, S. 337 f. und Giinkel im
Handkom. z. St. aufgefaßt worden. Ferner beginnt die Sintflut nach Berossos
am 15. Daesius (Mai- Juni ; ^r^vog ^uiGiov ^lUTtrrj y.tcl Stnärr]), und die baby-
lonische Flutsage bei Alexander Polyhistor gibt den 15. Juni als Anfangspunkt
an. Aus der keilschriftlichen Darstellung ist darüber bis jetzt nichts Sicheres
gefunden worden (Meißner in ZDMG. 1896, S. 297-' und H. Zimmern in KAT.
1903, S. 556). Auch Zimmern selbst entscheidet sich noch nicht, aber die meisten
Genesiserklärer bis auf Driver, The Book of Genesis (1904), p. 90 finden in jenem
2. Monat (Gen. 7 11) den Marcheswan, der ungefähr unserem November entspricht.
— Übrigens für die Wahl gerade des 17. Monatstags hat man schon mehrmals
darauf hingewiesen, daß nach Plutarch, De Iside, cap. 42 am 17. Monatstag „das
Vollwerden des Vollmonds am meisten bemerkbar wird". Dies würde aber doch
kein greifbarer Anlaß zur Wahl des 17. für den Anfang der Sintflut sein. Einen
andern Erklärungsversuch, der noch nicht in den Kommentaren bemerkt ist,
gibt Ernst v. Bunsen (Die Überlieferung 1889, Bd. II, S. 5): „Zu einer un-
bestimmbaren Zeit indischer Geschichte wurde der erste Monat nach den Plejaden
oder hrittikas genannt, welche die erste Mondstation bildeten, und der erste
Tag des Jahres war der 17. November, weil dann die Plejaden zur Mitternachts-
zeit kulminierten" — was ich den Herren Indologen zur gefälligen Nachprüfung
überlassen muß. — Zur Erklärung des 17. Monatstags sagt Zimmern in KAT.
S. 556 — 560 nichts. — Aber B. Jacob, Der Pentateuch (1905), S. 19 f. meint
folgenden Fund gemacht zu haben: „Die Sintflut hörte auf: am 27. des 2. Monats
1657, also blieben von diesem Jahre noch 10 Monate und 3 Tage, d. h. gerade
ausreichend, daß Elam noch 1657 gezeugt und geboren werden konnte. Die
10 Monate und 3 Tage sind wahrscheinlich = 9 Monate -f 33 Tage (Lev. c.l2)".
Aber gesetzt sogar den Fall, es wäre überliefert gewesen, daß Arpakhschad zwei
Jahre nach der Flut geboren worden sei (Gen. 11 lO) und daß man darnach die
Geburt des zweitvorhergehenden Bruders (10 22) in das Jahr 1657 gelegt hätte,
weswegen hätten auch noch die 33 Tage der vorausgesetzten Unreinigkeit der
Wöchnerin (Lev. 12 i) mit in dieses Jahr 1657 fallen müssen? — Also wird
es wohl dabei bleiben müssen, daß man vom 17. des 2. Monats auf den 27.
des 2. Monats auf die oben S. 622 von mir angegebene Art gekommen ist.
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifthim. ß29
anderen Städten Samarias (23 15-20) — zwischen den Verhandlungen
über das gefundene Gesetzbuch und dem Befehl zur Passahfeier
gelegen haben. Also weisen diese Stellen 2 Kün. 22 :(tf , 23 22 f.
nach natürlicher Auslegung allerdings auf den herbstlichen Anfang
des Jahres hin. Lotz meint, die in 2Kön. 23 22f. liegende Spur
des herbstlichen Jahresanfangs so beseitigen zu können: „Das Datum
2 Kon. 23 22 f. stammt nicht aus alter Quelle, und es ist unschwer
anzunehmen, daß der Erzähler in der Betrachtung, die er da an-
stellt, das Datum von 22 3 wiederholt hat, ohne zu bedenken, daß
das Passah erst in das folgende Jahr fallen konnte" (a. a. 0., S. 527).
Aber mir kommt diese Annahme doch zu schwer vor.
Demnach gibt es in der althebräischen Literatur einerseits
unbestreitbare Spuren vom herbstlichen Jahresanfang : die Aus-
sage, daß das Einsammlungsfest am Auswang des Jahres liege usw.,
wie es oben S. 624 ff. dargestellt wurde und wie übrigens doch
auch von den Alten nicht ganz verkannt worden ist. Sagt doch
das Targum zu 1 Kön. 8 2: ,im Monat der Alten (S'^]:''riy, un-
richtiger Ersatz von c-^rnN^;)'), den sie den ersten nannten, beim
Fest '/t. f. (= Laubhüttenfest), und jetzt ist es der siebente".
Ähnlich bemerkt Josephus (Antiquitates 1,3 3): „Die Sintflut trat
im zweiten Monat ein, der von den Mazedoniern Dios , von den
Hebräern MaQöovccvij genannt wird. Mose aber bestimmte den
Nisan — der gleich dem Sav&mog der Mazedonier ist — als den
ersten Monat bei den Festen, da er in diesem Monat die Hebräer
aus Ägypten geführt hatte". Die zwei ersten von den oben er-
örterten Beweisstellen (Exod. 23 is und 34 22) sind auch von Schia-
pai'elli § 85 als Anzeichen dieses herbstlicben Jahresanfangs
anerkannt worden , nur daß er dabei ohne Grund meint, der Aus-
druck „im Ausgang des Jahres" (n:",:;— dnSEs 23 1*5) sei durch den
Ausdruck „bei der Umwendung des Jahres" (ii:;2?j PCipnb 34 22)
dann ersetzt worden, .als der Jahresanfang schon in den Frühlinar
verlegt war". Andererseits w^eist das althebräische Schrifttum auch
unbestreitbare Angaben über den Frühlingsanfang des Jahres
auf. Die erste von diesen Angaben lautet: „Dieser Monat sei euch
der Anfang (cN"i) der Monate, erster ("jiuiN'n) sei er euch von den
Monaten des Jahres" (Exod. 12 2; meine Syntax § 338 p), und
damit ist der Monat des Passahfestes, also der sonst Ablb (13-1,
23 15; Deut. 16 1) genannte Monat, gemeint.
Darnach richtet sich auch das Urteil über folgende Sätze : „Die
Frage, wann das Jahr anfing, ist dahin zu beantworten, daß es
eigentlich überhaupt nicht anfing", „Man konnte ebensogut sagen,
das Jahr fange an oder endige im Frühjahr wie im Herbst (Ex. 23 10,
34 22), so etwa wie es in unsenn akademischen Betrieb nicht Jahre
1) J. Levy im Chald. \VB. über die Targumim s. v. p""" deutet dies
noch weiter durch „Monat der Erzväter".
630 König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
und Jahresanfänge, sondern nur Semester gibt. Daher gibt es keinen
Neujahrstag" ^). Es handelt sich nicht um das, was „man sagen
konnte ' , sondei-n um das , was die Quellen sagen, und diese
sprechen einerseits bestimmt vom „Ausgang des Jahres" (Exod. 23 le)
oder „der Umwendung des Jahres" (34 22) beim Einsammlungsfest,
lassen also den Jahresanfang mit dem Beginn der kälteren Jahres-
o o
zeit zusammenfallen und brauchten, weil eine Festtagsreihe auf die
Grenze der Jahre fiel, keinen Neujahrstag zu nennen , nennen aber
andererseits ebenso bestimmt den Passahmonat den ersten Monat
(Exod. 12 2 etc.), legen also den Jahresbeginn in den Frühling.
Solche Anzeichen, die auf einen Frühlingsanfang des Jahres
hinweisen, gibt es im althebräischen Schrifttum noch mehr; aber
sie brauchen erst in den folgenden Untersuchungen vorgeführt
zu werden.
b) Natürlich taucht ja nun zunächst die Frage auf, ob dieser
zweifache Jahresanfang gleichzeitig existierte und also gleich
alt war.
Diese Frage ist vielfach bejaht worden. Haben sich doch sogar
jüdische Gelehrte zu der Meinung geflüchtet, daß von Mose bis
zum babylonischen Exil zwar Nisan.der erste von den Monaten,
aber Tischri der Anfang des Jahres gewesen sei (bab. Talmud, Rosch
ha-schana 2a. 7a; Wähner, Sectio V, § 57). Die Gleichzeitigkeit
und Altertümlichkeit der beiden Jahresanfänge ist aber insbesondere
auch von Dillmann in jener Abhandlung behauptet worden. Er
meint, daß die Notiz „Dieser Monat sei euch der Anfang der
Monate!" (Exod. 12 2), die doch für sich selbst schon kraft ihres
Wortlautes auf eine nicht selbstverständliche Sache, auf einen zu
betonenden Jahresanfang und also auf einen Gegensatz hinweist,
schon von der älteren Zeit her richtig gewesen sei, und er denkt,
dafür einen neuen Grund befunden zu haben. Er sieht diesen
dai'in, daß die Aufzähluncr der Feste Israels schon in den — nach
andern Anzeichen — auch von mir für die ältesten angesehenen
Pentateuchschichten (vgl. meine Einl. ins A. T., S. 175 f. 189 f.)
gerade so verlaufe, wie in den nach unabhängigen Gründen für
jünger anzusehenden Pentateuchschichten : in Exod. 23 14-16, 34 18-22
und Deut. 16 1-17 gerade so, wie in Lev. 23 4ff. und Num. 28i(> flf.
oder in Hes. 45 21-25 usw. Er behauptet deswegen, die das Kalender-
wesen pflegenden Priester hätten seit Mose das Jahr mit dem Früh-
ling begonnen. So urteilen auch Riehm im Bibl. HWB., S. 657,
Leyrer im Art. „Jahr" in der Prot. Realenzyklopädie- VI, 497,
Knieschke, Wellhausen nach Schrift und Inschrift (1904), S. 43,
und nach Lotz in der Prot. Realenzyklopädie ^ VIII (1900), S. 528
sind überhaupt die Monate im alten Israel vom Frühlingsmonat
an gezählt worden, womit B. Jacob (S. 374) übereinstimmt und wozu
auch A. Jeremias in ATAO. (1906), 42 „geneigt" ist.
1) B. Jacob, Der Pentateuch (1005), S. 373.
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum. 631
Inäes gegenüber jenem neuen Grund Dillmanns gilt folgendes :
cc) Die Feste konnten trotz des herbstlichen Jahresanfangs vom Passah
an gezählt werden, weil auch beim herbstlichen Jahresanfang
für das alte Israel das Gerstonerntefest (Massöth mit Passah) das
erste große Fest im Jahresverlaufe war, dann das Weizenerntefest
folcrte und endlich das Wein- und Obsterntefest kam. Überdies
entsprach diese Reihenfolge auch der Aufeinanderfolge , in der die
geschichtliche Bedeutunsr des Passah- und Massöthessens und des
Hüttenwohnens beim Schlußerntefest entstanden war. Jedenfalls
hätte man doch auch nicht in naturwidriger Weise die Aufzählung
der Feste mit dem „Einsammlungsfest", also der auf den Schluß
der landwirtschaftlichen Bodenpflege bezüglichen Festfeier, beginnen
können, ß) Entscheidend gegen Dillmanns Schluß aus der bei der
Festaufzählung angewendeten Reihenfolge ist aber hauptsächlich dies,
daß zunächst in Exod. 23 14-16 nichts von einem Anfang des Jahres
gesagt, sondern von dessen Ausgang gesprochen und auf diesen
das Schlußerntefest srelesrt ist. Also war bei der Aufzählung nicht
der Jahresbeginn der Ausgangspunkt, sondern vielmehr das Jahres-
ende das erstrebte Ziel. Folglich enthalten diese Festverzeichnisse
nicht eine Spur von einem andern Jahresende, als welches aus-
drücklich in ihnen angecreben ist und welches allein einen Schluß
auf den Jahresanfang erlaubt: beides zugleich wurde durch die Zeit
des Einsammlungs- oder Laubhüttenfestes markiert.
Allen den S. 630 genannten Gelehrten, die einen gleichzeitig
existiei-enden Herbst- und Frühlingsanfang (Dillmann usw.; Lotz)
oder einen ausschließlichen Frühlingsanfang des altisraelitischen
Jahres annehmen, ist aber folgendes zu entgegnen: Weshalb werden
alle aufgezählten Spuren vom Herbstanfang des altisraelitischen
Jahres nicht als kalendarische Angaben anerkannt? Woher
weiß man denn etwas von einem andern Kalender der altisraelitischen
Zeit? Zu jener Behauptung, daß das im Herbst beginnende Jahr
nicht das kalendermäßige gewesen sei, hätten wir ja nur dann ein
Recht, wenn wir vorher wüßten, daß es ein anderes kalendarisches
Jahr im alten Israel gegeben habe, als aus den oben aufgeführten
Angaben (Exod. 23 10: Einsammlungsfest im Ausgang des Jahres usw.)
sich ergibt.
Ein solches Wissen kann nun aber, wie nicht durch die bei
der Festaufzählung beobachtete Reihenfolge, so auch nicht durch
die Stellen mit P3icnb (2 Sam. 11 1 usw. s. oben S. 626) begründet
werden. Allerdings Lotz nimmt in der Prot. Realenzyklopädie ^ VIII
(1900), S. 526 aus diesen Stellen den Anlaß, folgende Meinung
auszusprechen: Man dürfe aus jenem in Exod. 23 ifi gebrauchten
Ausdruck „im Ausgange des Jahres" nicht schließen, das Lauben-
fest sei um die Zeit gefeiert worden, wo ein Kalenderjahr zu Ende
Sfe^ansfen sei. ,Es läuft im Herbst vielmehr das ab, was im Früh-
jähr neu beginnt, die gute sonnige Jahreszeit." „Die Wochen des
Winterregens, der die meisten Geschäfte einigermaßen unterbrach,
632 König, Kalenderfragen im althehr äischen Schrifttum.
wurden wie eine Pause im Jahreslauf empfunden und diese schied
die Jahre voneinander. Diese Scheidung war recht ungenau, doch
konnte sie für das gemeine Leben eines Volkes von Landleuten
lansre grenüffen." Den Hintergrund dieses Versuchs, die beiden —
einander gar nicht widersi^rechenden (s. o. S. 626) — Stellenreihen
zu verbinden, bildet also erstens der unbewiesene, ja mit dem Texte
unvereinbare Gedanke, daß die Angaben. in Exod. 23 i6 und 34 22
volkstümlich bis zur Ungenauigkeit seien. Was aber zweitens in
den zitierten AVorten von der winterlichen Zeit als einer Pause
zwischen den Jahren gesagt wird, das ist doch wirklich ein etwas
forcierter Versuch, den herbstlichen Ausgang des Jahres mit einem —
gleichzeitisfen — Frühlingsanfang des Jahres zu vereinigen.
Ein Wissen von einem gleichzeitigen doppelten Jahresanfang
im alten Israel kann endlich auch nicht durch Exod. 12 2 (der
Passahmonat sei euch der Anfang der Monate) begründet werden.
Denn Überlieferung steht gegen Überlieferung. Ja, es haben sogar
die Quellen, in denen der herbstliche Jahresanfang bezeugt ist, die
tatsächliche Geschichte für sich (wenn nicht Jes. 3 7 30, worüber
noch weiter unten zu handeln ist, so doch 2 Kön. 22 3 ff. usw. oben
S. 628 f.). Also sind sie die zuverlässigeren. Wir brauchen also,
um die größere Autorität der das altisraelitische Jahr mit dem
Herbst beginnenden Quellen zu erweisen, gar nicht darauf zu
rekurrieren, daß sie auch in bezug auf die Kultusanschauungen die
ältere Phase der Entwicklung beschreiben (meine Einl. ins A. T.,
S. 189 ff.). Daß aber die Aussage „Dieser Monat sei euch der
Anfang der Monate!" (Exod. 12 2) eine Zurücktragung der späteren
Gewohnheit in Moses Zeit sei, ist nicht nur an sich möglich,
sondern wird auch dadurch, daß in mancher andern Beziehung die
ursprünglichen Keime und die späteren Entfaltungen im Pentateuch
nebeneinander stehen (meine Einl., S. 217 ff.), gestützt. Lotz will
allerdings geltend machen, daß „gerade die Priester in solchen
Sachen nicht zu Neuerungen geneigt zu sein pflegen" (a. a. 0., S. 527).
Aber Theorien helfen nichts, wo Tatsachen vorliegen, und eine solche
wird wohl z. B. dies bleiben, daß das Laubhüttenfest erst sieben-
tägig und dann achttägig war (vgl. weiter meine Nachweise a. a. 0.,
S. 175 f. 232—234 ff.). Endlich B. Jacob sieht sich zu folgendem
Schlüsse gedrängt: „Besteht man darauf, von Jahresanfängen in
dem alten israelitischen Kalender zu reden, so wird man den Tat-
bestand folgendermaßen zu formulieren haben : das einzelne Jahr,
für sich betrachtet, begann im Frühjahr mit dem ersten Monat.
Von hier an zählte man die Monate bis zum zwölften und feierte
man die Feste. Das Passah ist somit das erste, das Hüttenfest
das letzte. Es gab nie eine andere Ordnung, eine Tatsache, der
Dillmann mit Recht große Bedeutung beimißt (a. a. 0., S. 924).
Diesem Jahre fehlte aber gänzlich der Begriff eines an einem Tage
beginnenden Anfangs. Nur ein Monat ist es, der gegenüber
den andern Monaten der erste heißt (Ex. 1 2 2). Das ist er , weil
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum. (533
in ihm das erste Fest gefeiert wird und damit die letzten Feste in
den siebenten Monat fallen. Hingegen das Jahr, als eines unter
mehreren, in einer Reihe oder einem Zyklus, begann im Herbst
und zwar am 10. des 7. Monats oder schon am ersten Tage dieser
Dekade" (S. 374). Nun erstens was Dillmann bei jener von Jacob
gelobten Bemerkung übersehen hatte, ist oben S. 630 f. dargelegt
worden. Zweitens wie sinnlos ist es, bei der Frage nach dem
Jahresanfan er das einzelne Jahr von anderen zu trennen! Drittens
dem Autor von Ex. 12-2 zuzutrauen, daß er gesagt habe, vom
Passahmonat als dem ersten Monat an die Monate zu zählen,
und doch nicht dabei an den Jahresanfang gedacht habe, ist eine
starke Zumutuno;. Wenn dieser Autor schon in der mosaischen
Zeit geschrieben hätte, w ü r d e er den Jahresanfang in den Früh-
ling gelegt haben. Aber um dies behaupten zu können, müßte
man erst die Pentateuchdiflerenzen (s. o. S. 619, Anm.) beseitigt haben.
Daß also schon im mosaischen Israel zwei Arten von Jahres-
anfang nebeneinander vorhanden gewesen seien oder der Frühlings-
anfancr des Jahi'es bereits angrenommen worden sei, kann durchaus
nicht behauptet werden, da die nach anderen unabhängigen Gründen
ältesten Gesetzeskorpora von einem Frühlingsanfang des Jahres
nichts wissen und ihn, wenn er existiert hätte, doch nicht ignorieren
könnten. ') Vielmehr reflektiert sich, wie z. B. in der von B. Jacob
nicht berührten Ausweitung des Laubhüttenfestes (Dt. 16 13-1:. ;
Nm. 2935; Neh. 8 is usw.), so auch in bezug auf den Jahresanfang
die frühere und spätere Entwicklungsphase im Pentateuch, und es
ist eine unhaltbare Meinung von B. Jacob (S. 374), „höchstens dürfe
man sagen, daß in nachexilischer Zeit die beiden Jahresanfänge in
orewissem Sinne ihre Rollen getauscht haben. Der erste Tischri
wurde der spezifisch jüdische Jahresanfang, das kirchliche Neujahr,
der erste Nissan das bürgerliche, aber auch dies ist nur cum grano
salis zu verstehen."
c) Wann denn aber trat der Umschwung, der Übergang vom
Herbstanfang zum Frühlingsanfang des Jahres ein ?
a) Als „wahrscheinlich" aus Salomos Periode stammend wird
dieser Übergang von Schiaparelli a. a. 0. § 85 f. bezeichnet. Dabei
will er sich in erster Linie auf die Stelle „Bei der Wiederkehr
des Jahres, um die Zeit, da die Könige auszurücken pflegen"
(2 Sara. 11 1) stützen. Er betont, daß das „Ausziehen" von nichts
1) Es war auch ein anderer Fall, wenn „among the Egyptians there was,
besides the usual year-forms (Sothis-j-ear and vague year), also a so-called Natuial-
year which had its beginning at the tirst ripening of the field-produce" (Ed. Mahler
in Proceodings of the Soc. of Bibl. Arch. , Nov. 1905, p. 258). Denn darnach
gab es dort neben dem astronomisch bestimmten Jahr ein Katurjahr, insofern
die Zeit der Abgabe der Erstlingsfrüchte auch als Jahresanfang bezeichnet wurde.
Aber neben einem Katurjahr, das mit dem Abschluß des ökonomischen Jahres
begann, bestand schon nach der Wahrscheinlichkeit der Dinge, abgesehen vou
dem obigen Quellennachweis, nicht noch ein zweites Naturjahr.
634 König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
anderem als von einem Kriegszuge verstanden wei-den könne, und
daß auch nach dem Zeugnis der assyrischen Nachrichten die ge-
wöhnliche Zeit zum Auszug in den Krieg der Frühling gevresen
sei. Indes das, was er von dem in jener Stelle erwähnten Aus-
ziehen bemerkt, wird nicht bestritten, aber wohl ist die Frage, ob
der Umstand „zur Zeit des Auszugs der Könige" eine pleonastische
Wiederholung des vorhergehenden ümstandes „bei der Wiederkehr
des Jahres' sein soll. Dies ist nach der wörtlichen Bedeutunsf des
Ausdrucks n;'«;" rni'crb, wie sie auch vom Hellenisten richtig
wiedergegeben worden ist (s. o. S. 626), und aus stilistischem Ge-
sichtspunkt nicht zu urteilen. Folglich bietet 2 Sam. 11 i auch
keine Grundlage für jene Annahme von Schiaparelli. Ebensowenig
kann diese durch die andern von ihm zu Hilfe gerufenen Stellen
begründet werden. Denn auch wenn der Jahresanfang vom Herbst
an gerechnet wui'de, konnte man sagen: „Bei der Wiederkehr des
Jahres wird der König von Syrien gegen dich heranziehen"
(1 Kön. 20 22). Diese Ankündigung brauchte nichts anderes zu
bedeuten, als daß im nächsten Jahre ein Kriegszug der Syrer
zu erwarten sei. Da aber nur dieser Sinn in dem Ausdruck roi'cnb
n:cn nach dessen Wortbedeutung zu liegen braucht, so kann
auch diese Stelle keinen sichern Beweis dafür enthalten, daß schon
um 900 das Jahr vom Frühling an gerechnet worden sei.
ß) Liegt ferner eine sichere Spur dieser Rechnung für die Zeit
um 700 vor? Eine solche meint G. Nagel in 2 Kön. 19 29 Jes. 37 30
finden zu müssen i). Dort liest man nämlich die Ankündi^uncr
„Dieses Jahr heißt es sich nur von Nachwuchs und im zweiten
Jahr vollends von bloßem Wurzelwuchs sich nähren, aber im dritten
Jahr säet und erntet und pflanzt Weinberge und eßt ihre Frucht!"
Nagel macht nun zuerst geltend, daß rPEC nicht den Nachwuchs
aus den ausgefallenen Körnern der „vorjährigen" Ernte bezeichnen
müsse. Dieses Merkmal liege etymologisch nicht in T'^pO. Dies ist
ihm natürlich zuzugeben, und das Moment „voriges Jahr" (Ges.-
Buhl, WB. 1905) oder „second year" -) ist bei der Bestimmung des
Begriffes von n^ipD richtiger wegzulassen. Dieses Moment ist in
2 Kön. 19 29 II Jes. 37 30 auch nicht, wie allerdings in den beiden
andern Fundorten des Wortes (Lev. 25 5. 11), durch den Kontext
angezeigt. Also kann in jener Ankündigung gemeint sein, daß man
im laufenden Jahre sich vom Nachwuchs nähren müße, der aus den
Erntekörnern desselben Jahres noch emporgesproßt und notdürftig
zur Reife gelangt sei. Aber was soll denn aus dieser Stelle gegen
den herbstlichen Anfang des Jahres folgen? Weshalb soll „man
anzunehmen haben, daß hier der Nisan als Jahresanfang voraus-
gesetzt ist" (a. a. 0., S. 105)? Im Spätsommer des Jahres, das mit
dem vorhergehenden Herbst begonnen hatte, konnte doch ganz gut
1) G. Nagel, Der Feldzug des Sanherib gegen Jerusalem (1902), S. 103 ff.
2) Brown-Driver-Briggs, Hebrew-English Lex. (1900) s. v.
Köjiig, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttuju. 635
gesagt werden : Heuer, wo die Ernte vom assyrischen Heere mit
Beschlag belegt worden ist, müssen wir uns mit etwaigem Nach-
wuchs begnügen, und im nächsten Jahr wird die Bestellung der
Felder — von der zweiten Hälfte unseres November an (Benzinger,
Archäologie, S. 208) — auch noch durch die Assyrer verhindert
sein, aber im dritten Jahre soll die Acker- und Weinbergkultur
wieder ihren regelmäßigen Gang haben. Einen solchen Hergang
der Sache würde auch Nagel als möglich anerkennen, wenn dann
nicht zwischen dem Zeitpunkt von 19 29, der dann etwa in unserm
August gelegen hätte, und der über die Assyrer hereinbrechenden
Katastrophe, die in 19 35 berichtet ist, ungefähr drei Monate ge-
legen haben müßten, während V. 35 an jene Ankündigung mit ,in
jener Nacht" angeknüpft ist. Indes diese Anknüpfung fehlt schon
im Paralleltext (Jes. 37 30). Deshalb kann in 2 Kön. 19 29 ff. ||
Jes. 37 30 ff. kein irgendwie sicherer Hinweis auf den Frühlings-
anfang des Jahres gefunden werden^).
y) Eine sichere Spur von dem Verfahren, das Jahr mit dem
Frühling zu beginnen, liegt aber in der Angabe „und während-
dem saß König Jojakim im Winterhaus im neunten Monat, und
den Kohlentopf hatte man angezündet" (Jer. 36 22, formell erklärt
in meiner Syntax § 110). Wie in diesem auf Jeremias Schreiber
Baruch zurückgehenden Bericht, ist auch bei Hesekiel das Jahr vom
Frühling an gerechnet. Dies liest man z. B. bei Duhm im kurzen
1) Bei dieser Erörterung ist vorausgesetzt , daß auch von dem Abschnitt
2 Kön. 19 sff. II Jes. 37 8ff. wenigstens jene Ankündigung „Dieses Jahr etc."
(V. 29 II V. 30) richtig in das Jahr 701 gelegt worden ist. Man macht ja frei-
licli gegen die Beziehung von 2 Kön. 19 8ff. auf das Jahr 701 hauptsächlich
geltend , das Tirhaka im Sanheribbericht über dieses Jahr nicht erwähnt sei.
Aber darin ist ja auch der Kampf mit Tyrus nicht berücksichtigt, und auch
Winckler hat dieses Verschweigen in seiner Geschichte Babyloniens und Assyriens,
S. 252 erklärlich gefunden. Ferner ist Tirhaka in 2 Kön. 19 8 ff. nur König von
Kusch, was er schon vor 691 war, und nicht König von Ägypten genannt, wie
richtig auch z. B. von Kittel im Handkommentar zu den Büchern der Könige
(1899), S. 291 betont worden ist. Ferner ist die Behauptung, daß Tirhaka erst
691 Beherrscher Ägyptens wurde, neuerdings auch von ägyptologischer Seite als
unsicher hingestellt worden {\V. Spiegelberg, Ägyptologische Randglossen zum
A. T. 1904, S. 36: Bei Jes. 30lff. „kann man an Sebichos (Schabataka) oder
auch an Tearko (Tirhaka) denken. Die Chronologie dieser ganzen Periode ist
noch ganz unsicher. Vgl. neuerdings Ed. Meyer in der Zeitschr. für Ägypto-
logie, Bd. 40, S. 125"). Auch der Titel „König der Araber und Assyrer", den
Sanherib bei Herodot 2 141 bekommt, läßt sich aus den Ereignissen von 701
erklären, denn auch nach Winckler (KAT. 1903, S. 146) waren „der (oder die)
Fürsten von Musur^, die Sanherib 701 bei Altaku besiegte, arabische Fürsten.
Endlich mag Sanheribs Zug gegen die Aribi, bei dem er schließlich von Tirhaka
zurückgewiesen worden sei, nunmehr durch das, was Otto Weber in seiner Schrift
über Sanherib (1905), S. 21f. erwähnt, gesichert worden sein. Er berichtet
nämlich, daß nach einem neuen — nur sehr fragmentarisch erhaltenen — Texte,
dessen Original gegenwärtig verschollen ist, Sanherib selbst erzähle, er habe
einen Zug gegen die Königin der Aribi in der Wüste unternommen. Aber daß
dabei Jerusalem bedroht worden sei und deswegen 2 Kön. 19 8 ff. keine Be-
ziehung auf das Jahr 701 besitze, bleibt doch sehr fraglich.
636 König, Kalenderflogen im althebi-äischen Schrifttum.
Hamlkom. zu Jer. 36 9 oder bei Sclüaparelli § 86, aber Belegstellen
habe ich nirgends hinzugefügt gefunden. Doch gibt es welche.
In 45 ii bemerkt Hesekiel, daß im ersten Monat das Passah fest
gefeiert werden soll, und nach V. 25 fällt „das Fest" (x. i.) in den
siebenten Monat. Solche Beweise von der Methode, das Jahr vom
Frühlinof an zu berechnen, aribt es auch in folQ-enden Stellen : zwar
nicht in ,den Prophetien Sacharjas", wie- es bei Schiaparelli § 86
heißt, denn die Anwendung der Monatsnamen Schebät und Kislew
(Sach. 1 7, 7 1) ist nicht schon an sich ein Beweis für den neuen
Jahresanfang, aber in Esr. 3 4 (das Laubhüttenfest im siebenten
Monat, vgl. V. 1); 619 (das Passah im ersten Monat); Neh. 8 14
(das Laubhüttenfest im siebenten Monat) ; 2 Chron. 30 2. 15 (das
Passah nachträglich im zweiten Monat) ; 35 1 (das Passah im ersten
Monat). Ein Symptom des Umschwungs meine ich auch darin ge-
funden zu haben, daß die Ausdrücke „bei der Wiederkehr des Jahres
(= im nächsten Jahr), zur Zeit des Ausmarsches der Könige"
(2 Sam. 11 1) in der Parallelstelle in diese umgewandelt worden
sind „zur Zeit der Wiederkehr des Jahres, zur Zeit des Aus-
marsches der Könige" (1 Chron. 20 1). Für den Chronisten war
der nachfolgende Umstand „zur Zeit des Ausmarsches der Könige"
nicht mehr eine Näherbestimmung, sondern eine gleichbedeutende
Apposition. Deshalb setzte er auch vorher „zur Zeit usw." Außer-
dem ist ':n nbi'"' TN (2 Kön. 12 is) vom Chronisten durch „bei der
Umwendung (n^lpnb) des Jahres zog das syrische Heer heran"
ersetzt worden (2 Chron. 24 23). Folglich bezeichnet die Umwendung
des Jahres für den Chronisten den Termin kriegerischer Unter-
nehmungen. Auch darin reflektiert sich seine Gewohnheit, den
Frühling als Jahresanfang zu betrachten.
Also ist der Ubercranof zu dem Verfahren, das Jahr vom Früh-
ling an zu berechnen, von ca. 600 an zu beobachten. Von hier
aus ist diese Art der Berechnung^ auch in folgenden Stellen zu
erklären: Exod. 12 2fl\ (das Passah im ersten Monat); Lev. 16 29
(der Versöhnungstag im siebenten Monat) , 23 5 ff. (das Passah im
ersten Monat, usw.) ; Num. 28 le ff. (das Passah im ersten Monat, usw.) ;
Jos. 5 10 (das Passah im ersten Monat, vgl. 4 19); 1 Kön. 12 32 f.
(ein Fest — jedenfalls als Schlußerntefest gedacht — im achten
Monat). Denn was die Pentateuchstellen in dieser Stellenreihe an-
langt, so gesellt sich der Gebrauch des Frühlingsanfangs vom Jahre
zu den andern sprachlichen und sachlichen Merkmalen, nach denen
die betreffenden Pentateuchabschnitte zur letzten Formulierung der
Erinnerungen und Gedanken Israels über die mosaische Zeit gehören
(vgl. m. Einl. ins A. T., S. 225 ff.). Ferner Jos. 4 19 und 5 10-12
meine ich schon in m. Einl. (S. 248) aus formellen und sachlichen
Gründen richtig mit der esoterisch- priesterlichen Pentateuchschicht
verknüpft zu haben. Die Königsbücher endlich stammen ja aus
dem Exil und enthalten viele deuteronomistisch geartete Partien
(m. Einl., S. 264, 267 f.). Zu diesen gehört auch der Schluß von
II
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum. 637
1 Kön. 12 wegen der Bezeichnung der Priester als Leviangehörige
und nicht als Aaroniden (V. 31) und wegen der verurteilenden Er-
wähnung der „Höhen" (V. 31 f.). Die Formulierung dieses Berichts
über die Maßnahmen Jerobeams stammt also aus einer Zeit, wo
die neue Art, den Jahresanfang zu bestimmen, sich geltend zu
machen begann (Jer. 3ü 22 usw. oben S. 635 f.).
Es handelt sich bei der hier zu führenden Untersuchung von
1 Kön. 12 32 f. nicht um die Tatsächlichkeit der Maßregel Jerobeams L,
daß er ein dem Laubhüttenfest der legitimen Religion Israels ent-
sprechendes Fest für sein nördlicher liegendes Königreich einen
Monat später angesetzt hat, sondern um die Frage, ob er bei dieser
Anordnung den betrettenden Monat bereits als den achten bezeichnet
hat. Diese Frage kann schon deshalb nicht mit positiver Sicherheit
bejaht werden, weil nicht in direkter Rede der Wortlaut seiner
Verfügung, sondern nur im Erzählungstone über dieselbe berichtet
wird. Weil nun dieser Ton der Erzählung bestimmt Ausdrucks-
weisen enthält, die von einem dem Standpunkt Jerobeams entgegen-
gesetzten Urteil beseelt sind, wie z. B. die Ausdrucksweise „und
diese Sache gereichte zur Sünde" oder die schon erwähnte Betonung
des nicht-levitischen Ursprungs der von Jerobeam eingesetzten
Priester und deren verächtliche Bezeichnung als „Höhenpriester" :
so ist im Gegenteil positiver Anhalt zu dem Urteil vorhanden, daß
die Färbung dieses Berichts eine mit dem deuteronomistischen Stand-
punkt übereinstimmende ist. Durch die Bezeichnung des Monats,
in den Jerobeam I. das dem judäischen Laubhüttenfest entsprechende
Fest verlegte, als des „achten" kann also die Angabe der nach
allen formellen und sachlichen Merkmalen ältesten Gesetzeskorpora
(des Bundesbuchs usw.), wonach das Einsammlungsfest (= Laub-
hüttenfest) am „Ausgang" des Jahres lag oder dessen Umwendung
markierte (Exod. 23 i«, 34 22), keineswegs diskreditiert werden. Die
Tragweite dieses Ausdrucks „im achten Monat" (1 Kön. 12 32 f.)
mußte aber genau festcrestellt werden, weil Benzin ger im Kurzen
Handkom. (1899) z. St. die Aussage 12 32a als „alte Überlieferung"
betont und Cornill^) in 1 Kön. 12 32 f. eine „deutliche grundschrift-
liche Spur" sieht. Diese kann nach meinem oben gegebenen
Nachweis nur in der Tatsächlichkeit der Maßnahme Jerobeams L,
nicht aber in der Zählung des betreffenden Monats als des „achten"
gefunden werden.
Übrigens will Benzinger sein erwähntes Urteil durch folgenden
Satz stützen: „Daß am 15. Tag des S.Monats in Jerusalem regel-
mäßig ein großes Fest, das Hauptfest offenbar, also das Herbstfest
gefeiert wurde , stimmt so gar nicht zu allen späteren gesetzlichen
Regelungen der Feste, daß das von keinem Interpolator erfunden
oder irgendwoher erschlossen sein kann". Indes daß diese Aussage
von einem recrelmäßicr im 8. Monat zu Jerusalem gefeierten Fest
1) Cornill. Grundriß der Einleitung ins A. T. (5. Aufl. 1905), S. 133.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LS. 41
638 König, Kalenderfragen im althebräischen iSchrißtum.
in 1 Kön. 12 32 Hege, ist, so viel ich sehe, ein völliges Novum.
Diese Annahme findet sich z. B. weder bei Thenius im Kurzgefaßten
exeg. Handbuch z. St. noch bei P. Kleinert (Art. „Jerobeam" in
Riehms HWB.) oder bei Stade, Gesch. 1, S. 342. 350 oder Guthe,
Gesch. § 44 oder Oettli, Gesch. (1905), S. 337. Nur etwas Ähnliches
hatte Klostermann im Kurzgefaßten Kom. z. St. gemeint. Er wollte
in 1 Kön. 12 32 bloß statt „wie das Fest" *(5n2) wegen iv rij eoQxfj
vielmehr :in3 „am Feste" als Originaltext geltend machen, obgleich
dieser Ausdruck hinter „im 8. Monat am 15. Tage" unpassend
wäre und obgleich er selbst für Juda kein regelmäßiges Fest im
8. Monat annimmt, vielmehr meint (zu 8 6», wohin er den Leser
von 12 32 verweist), daß Salomo nach der Tempelweihe ausnahms-
weise das Laubhüttenfest im 8. Monat habe feiern lassen, wie es
in Num. 9 u bei individueller Verhinderung als Ausnahmefall zu-
gelassen ist und in 2 Chron. 30 2 f. dem Könior Hiskia zucreschi'ieben
wird. Daß aber im 7. Monat, der auch nach Klostermann gremäß
8 2 ,die Einweihung brachte", nicht auch in Zusammenhang mit
dem Tempelweihfest das Laubhüttenfest gefeiert worden sein sollte,
ist unbegründet. Während nun die Richtigkeit dieser Meinung
Klostermanns auch nach Benzinger (zu 8 •;-)) „nicht einzusehen ist",
hat dieser selbst, wie gesagt, zu 12 32 die Behauptung aufgestellt,
daß zu Salomos Zeit das Laubhütten fest zu Jerusalem recrelmäßicr
im 8. Monat gefeiert worden sei. Dies will er zu 8 2 so begründen :
„Nach 6 38 wurde der Tempel im Monat Bul, dem 8. Monat, fertig
und offenbar nicht erst im 7. Monat des nächsten Jahres einge-
weiht". Aber nach der Meinung des' Berichts 1 Kön. 6 — 8 spricht
6 38 nur von der Vollendung des Tempel h a u s e s und fügt 7 13-51
die Herstellung der neuen Tempelgeräte hinzu. Erst daran schloß
sich die Tempelweihe im Monat Ethanim (82: crrNrt n-fr). Ein
irgendwie zwingender oder auch nur hinreichend sicherer Grund,
sogar den alten Monatsnamen Ethanim „erst vom deuteronomistischen
Redaktor eingesetzt" sein zu lassen, liegt nicht vor'). Freilich
Benzinger fügt zu dem vorhin angeführten Grund für diese seine
Aufstellung noch hinzu: „Das beweist auch die Nachricht 1 Kön. 12 32,
wonach in Jerusalem das Herbstfest — und bei diesem wurde der
Tempel eingeweiht — in alter Zeit im 8. Monat gefeiert wurde".
Jedoch diese Auslegung von 1 Kön. 12 32 ist nicht nur neu, sondern
auch textwidrig. Denn an der von Jerobeam I. getroffenen An-
ordnung, ein dem judäischen Feste entsprechendes Fest im achten
Monat zu feiern, ist gerade diese Zeitbestimmung dasjenige Moment,
wobei in V. 33 steht, „was er sich aus seinem Herzen ausgesonnen
hatte". Gerade der Termin des von Jerobeam I. angeordneten Festes
war eine subjektive Neuerung, mochte dieser Termin nun, wie
1) Auch Meinhold (Sabbat und Woche im A. T. 1905, S. 30) hat, wie ich
hinterher sah, diese Operation mit Recht gemißbilÜKt, obgleich er in 6 38 und
8 2 einfach nur eine verschiedene Überlieferung sehen will.
i
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum. 639
wieder Oettli a. a. 0. meint, mit der nördlicheren Lage des Reiches
Israel, oder mochte er, wie Klostermann y.u 1 Kön. 12 32 vermutet,
mit dem Monat des Regierungsantrittes Jerobeams zusammenhängen ').
Nach alledem ist auch der in 1 Kön. 12 32 f. enthaltene Bericht
nicht geeignet, eine andere Annahme zu begründen, als die ist,
welche sich aus Jer. 36 22 und Hes. 45 21 usw. ertreben hat, daß die
Sitte, das Jahr vom Frühling an zu berechnen, erst kurz vor dem
Exil oder in demselben sich geltend zu machen anfing. Denn aus
Jer. 36 22 folgt, wie zum Schluß nun noch gegen Schiaparelli § 86
bemerkt werden muß, nicht, daß das Vei-fahren , das Jahr vom
Frühling an zu berechnen, „sicher einige Jahrhunderte vorher und
wahrscheinlich bereits zur Zeit Salomos geübt wurde". Aus jener
Stelle des Jeremiabuches folgt nichts weiter, als höchstens was dort
steht, daß dieses Verfahren im 5. Jahre Jojakims, also ca. 604 v. Chr.,
angewendet wurde. Da der Bericht aber doch nicht in diesem
Jahre seine jetzige Form erhielt, sondern von Baruch erst nach
der babylonischen Eroberung Jerusalems festgestellt wurde, so folgt
aus jener Stelle nicht einmal schon für das 5. Jahr Jojakims die
Anwendung des neuen Verfahrens.
d) Weshalb nun aber machte sich zu dieser Zeit das erwähnte
Verfahren geltend?
Die Antwort kann nicht zweifelhaft sein. Da sichere Spuren
dieser Art , den Frühlingsanfang zu bestimmen , ei'st frühestens zu
der Zeit auftreten, wo der Einfluß des neubabylonischen Reiches
auf die Verhältnisse Judäas sich zu entwickeln begann, und da
diese Spuren dann bei dem im babylonischen Exil lebenden Hesekiel
und bei der aus Babvlonien heimkehrenden Völkerschaft sich häufen :
Kl
SO wird diese Art, das Jahr zu beginnen, natüi'licherweise auf den
Einfluß Babyloniens zurückgeführt. Darüber sind die, welche den
Frühlincrsanfancr des alttestamentlichen Jahres nach meinem Urteil
richtig erst aus dieser Zeit datieren, auch einig. So sagt z. B.
J. Oppert in ZDMG. 1898, S. 260: „In der assyrischen Reihe der
Behistun Inschrift mußte der 1. Monat mit dem April beginnen",
oder Weißbach bemerkt in ZDMG. 1901, S. 196; „Das babylonische
Jahr begann etwa am Frühlingsanfang (28. März)". Ebenso liest
man vom Frühlingsanfang des bab. Jahres bei Winckler in „Himmels-
und Weltenbild der alten Bab." (1901), S. 34 oder in KAT. (1903),
S. 331 und bei A. Jeremias, ATAO. (1906), 30, Anm. 4 etc.
Nur läßt sich hier nicht die Frage umgehen, ob die Babylonier
auch früher den Frühlingsanfang des Jahres gehabt haben , oder
ob sie früher das Jahr im Herbst begonnen haben. Nun hat der
1) Daß gerade die Ter minänderung in 1 Kön. 12 33 als eine Neuerung
beurteilt ist, erkennt auch Kittel im Handkom. z. St. (1900) an. Aber während
dieses Urteil auch nach ihm , einer richtigen Erinnerung entspricht", meint er
diesem selben historischen Bewußtsein eine radikale Verirrung zuschreiben zu
dürfen, indem er hinzufügt: „Nur daß es nicht Jerobeam, sondern eher Rehabeam
oder einer seiner Nachfolger war, der die Änderung des Herkommens vornahm".
41*
640 König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
Frühlingsanfang des Jahres bei den Bab3doniern ja deutlich mindestens
seit der Zeit geherrscht, wo der Monatsname Arah samna „achter
Monat'' (= Marcheswan, ungefähr = November) gebraucht wurde.
"Weshalb der Gebrauch dieses Monatsnamens an Stelle des früheren
Namens Kanün von Winckler in KAT., S. 330 als «jung" bezeichnet
wurde, wäre nützlicherweise durch die Belegstellen erwiesen worden ;
aber wichtiger ist die Frage , was daraus* folgt , daß der siebente
Monat in den Keilschriften Tasrit(u) „Anfang, Einweihung" heißt.
Winckler urteilt a. a. 0., daß „diese Benennung von einer Rechnung
ausging, welche das Jahr mit dem Herbst begann". Ich erlaube
mir, die Annahme auszusprechen, daß dieser Monatsname auch nur
einen relativen Anfang im Jahresverlauf, nämlich den Beginn der
winterlichen Hälfte, anzeigen kann. Denn die Jahreshälften wurden
wenigstens bei den Hebräern mehrfach hervorgehoben (r|"irn y;]?
Gen. 8 22: Sach. 14 s; Ps. 74 17). Oder gibt es auch andei-e An-
zeichen für den einstmaligen herbstlichen Jahresanfang der Babylonier?
Der Monat der Göttin Ba'u, die in Inschriften des Gudea von Lagas
als Erdmutter und in einer Inschrift des Königs von Isin als die
große Herrin, die Mutter des All, die Lebensspenderin und Schöpferin
des All bezeichnet wird^) — ist zum siebenten Monat gemacht
worden (Lagrange, Etudes etc. 1905, S. 276). Paßt denn aber der
Herbstmonat zur Bedeutung der Ba'u als der Lebensspenderin?
Oder war ihr Monat, und zwar mit dem Namen Tasrit, ursprünglich
der den Frühling beginnende Monat?-) In einer Liste (V Rawl. 43)
„entspricht der Monat Tasritu den Silben KI-IT, die zu A-KI-IT,
das Neujahrsfest, zu ergänzen sind" (Lagrange, S. 276, Anm. 8).
In der späteren babylonischen Zeit wurde die Einschaltung zwar
so gewöhnlich hinter dem Adar (ungefähr unserm März entsprechend)
vorgenommen, daß der Schaltmonat sogar den Namen „Ar-bu mah-ru
sa Ad-da-ru" (der zweite Monat Adar) führte, aber die Einschaltung
konnte auch hinter dem Elül (ungefähr = September) stattfinden
„ce qui est un nouvel indice de l'annee commen9ant a l'automne"
(Lagrange, S. 277, Anm. 2). Aber auch diese gelegentlich auf-
tretende Praxis konnte darin ihren Grund besitzen, daß doch auch
nach Ablauf der wärmeren Jahi'eshälfte Gelegenheit und Veranlassung
sich darbot , die Mondumläufe mit der einen der von der Sonne
angezeigten beiden Tag- und Nachtgleichen in zeitliche Überein-
stimmung zu bringen-'). Die Jahreshälften spielten ja auch sonst
1) Friedr. Jeremias in Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch der Religions-
geschichte, 3. Aufl. (1905), Th. I, S. 265,
2) Alfr. Jeremias sagt in ,Das A. T. im Lichte des alten Orient" (1904),
S. 43: „Zu Gudea's Zeit war das Neujahrsfest das Fest der Bau. Wir müssen
annehmen, ohne es bisher belegen zu können [!], daß es damals im Herbst ge-
feiert wurde". Ebenso „muß" es nach 1906, S. 83 gewesen sein.
3) J. Oppert spricht in „Die Schaltmonate bei den Babyloniern etc."
(ZDMG 1897, S. 138 ff.) von einer Periode der astrologischen oder willkürlichen
Einschaltung (S. 144 ff.), worauf dann „die Einführung des fixen, von den Juden
übernommenen Schaltsystems" (S. 160) folgte.
König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum. 641
eine Rolle. Denn „auf den Sunda-Inseln rechnen die Malaien heute
noch nach Monsunen, d. i. halben Jahren. Das doppelte hebräische
Neujahr (auf Ostern und im Herbst) hat auch hierin seinen Grund.
Ebenso sind die Jahre der Patriarchen nach Monsunen gezählt" ^).
Diese letztere Behauptung besitzt nun freilich keinen Anhalt in
den Texten , während doch in der althebräischen Literatur über
sehr viele Momente der innerisraelitschen Entwickelung berichtet
ist (aufgezählt in meinem Sclu'iftchen „Positive Glaubwürdigkeits-
spuren des A.T.** 1903). Also ist diese Meinung über die Patriai-chen-
jahre eine haltlose Vermutung. Aber die vorhergehende Bemerkung
über das „doppelte hebräische Neujahr" führt zu der folgenden
letzten Frage hinüber.
e) War der Übergang vom Herbstanfang zum Frühlingsanfang
des Jahres ein absoluter? Die Antwort ergibt sich aus folgen-
den Data.
In Hes. 45 18-20 ist eine zweimalige Entsündigung des Heilig-
tums angeordnet: im ersten Monat am ersten des Monats (V. 18:
'cnnb inNs 7icN"i2) und „an sieben im Monat" (V. 20 : rtJ'l'izi
... _ ^ .... I . T -" " ^ T : • :
•i~r;n). Nun sagt zwar Smend-) unrichtig, daß „am siebenten
des(selben) Monats" vielmehr cinb nrnu;^ heißen wüx'de". Denn
die erst von mir (Syntax § 315 c) gegebene vollständige Stellen-
reihe beweist, daß auch die doppelte Anwendung der Präposition
3 ziemlich häutig bei Angabe des Monatstages auftritt. Aber die
doppelte und nur durch eine Woche getrennte Entsündigung des
Heiligtums in demselben ersten Monat , der gemäß dem obigen
Nachweis (S. 636) für Hesekiel der Passahmonat ist, muß doch als
unbegreiflich bezeichnet werden. Daher ist zu urteilen , daß ur-
sprünglich 'd"na ''yn'cn dagestanden hat und „im siebenten am
Neumond" gemeint gewesen ist. Aber indem ;::nna nicht immer
in seinem beabsichtigten Sinn verstanden Avurde, wurde das Zahl-
wort in die Form nmw'3 umgeschrieben, wobei auch die Kardinal-
zahl in nnN2 in V. 18 mitgeholfen haben kann. Dieses Urteil
wird auch durch iv ra firjvl tu £j3(Jdfiw iv fiiG xov fii]v6g empfohlen.
An der hebräischen Ausdrucksweise von V. 18 und 20 ist aber
dies besonders bemerkenswert, daß beim 1. des 7. Monats einfach
">:;~.r;n „am Neumond" gesagt ist, während es beim 1. Monat heißt
„am 1. des Monats". Also auch für Hesekiel, der doch den Passah-
monat als den ersten bezeichnet (45 21) , war trotzdem der erste
Tag des siebenten Monats noch „der Neumond" par excellence.
Auf diese relativ hohe Bedeutung , die der siebente Monat
auch neben dem Passahmonat als dem ersten für Hesekiel behielt,
weist aber auch noch folgender Umstand hin. Nach 40 1 wurde
ihm die Neuorganisation des nachexilischen Gottesstaats „am Anfang
des Jahres, am Zehntage (-licr) des Monats" enthüllt. Darin kann
1) H. Becker im Deutschen Protestantenblatt (1890), S. 253, Anm.
2) R. Smend im Kurzgef. exegetischen Handb. zu Hes. 45 20.
642 König, Kalenderfragen im altliebräischen Schrifttum.
allerdings die Originalität des Ausdrucks Mrcn \l"N"i:: fraglich er-
scheinen, weil vor „dem zehnten des Monats" die Erwähnung des
Monats zu erwarten ist. Aber nimmt man an , daß statt "CNia,
was im targumischen Nr"c;~ N'CN'ia einfach nachgeahmt ist, ur-
sprünglicher "pcNnn gestanden habe , wie im Anschluß an das tv
xCp rcQCüup (.ujvL der LXX von Toy^) vorgeschlagen worden ist, dann
stört das nruin „des Jahres". Denn dieses würde dann, weil T>''<^
bereits vorher in der Angabe „im fünfundzwanzigsten Jahre unserer
Exilierung" gesagt ist, nicht erwartet werden, wie es auch sonst
niemals hinter "ircN'ia „im ersten (Monat)" gesetzt ist (Gen. 813;
Num. 9 5; Hes. 29 17, 45 is. 21). Zwar ist mir der Gedanke ge-
kommen, daß aus ursprünglichem r-^iJN'nn „im ersten" das folgende
"Wort nr'vi: durch Dittographie der letzten beiden Buchstaben ent-
standen sein könne , aber der Prozeß dieser Entstehung wäre dann
immer noch langwierig und analogielos gewesen: aus :'C hätte r;:",un
werden müssen , und eine solche Dittographie ist an den soeben
angeführten andern Fundorten von rT>:;c<-in „im ersten (Monat)"
nicht eingetreten. Die zitierte Ausdrucksweise der LXX, in der
^ircn kein Äquivalent besitzt, muß also doch auf Ersetzung der
ungewöhnlichen Zeitangabe durch die gewöhnlichere zurückgeführt
werden. Dann bleibt auch die Darstellungsweise Hesekiels von
der Unzuträglichkeit frei, daß er zwei Monate im Jahre als „ersten"
(riiön) bezeichnet hätte.
Unfraglich aber ist in der zur Diskussion stehenden Stelle
Hes. 40 1 der auf n:cn u;t<"in folgende Ausdruck ':^•\ -iici'3 „am
Zehntage (eig. der Dekade) des Monats" (LXX: [iv] ösKarrj xov
firjvog). Wenn nun, wie soeben als höchst wahrscheinlich erwiesen
worden zu sein scheint, vorher „am Anfange des Jahres" gesagt
war, so wird durch den darauffolgenden Umstand „am zehnten
Tage des Monats" der Jahresanfang auf den zehnten Monatstag
gelegt-). Daß diese Aussage beabsichtigt war, wird aber auch
durch folgende Erwägung empfohlen. Der „Zehntag" des Tischri
wird dann ein äußerlich begründeter Termin der Enthüllung (40 2 ff.),
wenn an diesem zehnten Monatstage schon zu Hesekiels Zeit wenigstens
eine Grundlage des Versöhnungstags (Lev. 16) existierte: etwa als
Zehntagsfeier des Laubhütten -Festmonats, und ob man nicht auch
an das Fasten im siebenten Monat (Sach. 7 5) erinnern darf? Ein
1) Toy im International Critical Cotnmentary zu Ez. 40 1.
2) Sejnecke bemerkt in seiner Gescliichte des Volkes Israel, Bd. II, S. 48
allerdings: „Wenn Hesekiel 40 1 vom 10. Tischri spricht und hinzusetzt „im
Beginn des Jahres", so folgt nicht daraus, dai3 er mit dem 10. Tischri das Jahr
begonnen habe; auch der 10. Tag des ersten Monats ist noch immer „am An-
fang des Jahres", wenn der 1. Tischri das Jahr beginnt". Aber wenn Hesekiel
diesen Sinn hätte ausdrücken wollen, so würde er nicht „am Anfang des Jahres"
gesagt haben. Er spricht ja auch nicht ,,vom 10. Tischri" und „setzt hin-
zu" ,,im Beginn des Jahres", sondern die Aufeinanderfolge der Textmomente ist
die umgekehrte.
I
König, Kalenderfragen im altheb räincheii Schrifttum. ß43
bestimmter Tag ist in 2 Kön. 25 20 oder Jer. 41 2 nicht genannt.
Wenn jetzt vielfach , wie z. B. bei Bertholet im Kurzen Handkom.
zu Hes. 40 1 oder in der Encyelopaedia Biblica (18ftit — 1908) s.v.
New Year, zu lesen ist, Hesekiel habe dieses Zukunftsbild erklär-
licherweise an einem Neujahrstage geschaut: so drängt sich doch
die Frage auf: ja, aber warum galt denn der zehnte Tischri zu
Hesekiels Zeit für den Neujahrstag? — Ferner besitzt ein Jahres-
anfang am 10. Tischri (Hes. 40 1) wenigstens daran eine Analogie,
daß auch der Anfang des Jobelhalljahres auf den 10. Tischri gelegt
ist (Lev. 25 9 f.). Da also der für Hesekiel bedeutsame zehnte
Monatstasf von Hes. 40 1 nach aller Wahrscheinlichkeit mit dem
10. Tischri zusammenfiel, so ergibt sich auch aus 40 1, daß für
Hesekiel , der den Passahmonat als den ersten Monat bezeichnet,
nichtsdestoweniger der Monat des früheren herbstlichen Jahres-
anfangs seine relative Bedeutung besaß. Auch dieser Monat
enthielt einen Jahresanfang.
Eine solche relative Bedeutung für den Jahresbeginn besitzt
der Monat Tischri , wie soeben schon gestreift werden mußte , in
Lev. 25 gf. : in diesem Monat beginnt am 10. Tage das Jobelhall-
jahr. Mehrfach liest man nun jetzt, daß nach „Lev. 23 24 und
Num. 29 1 Neujahr oder das Neujahrsfest auf den ersten des siebenten
Monats falle" (Bertholet zu Hes. 40 1 ; Benzinger, Archäologie der
Hehr. § 30 1) In Wirklichkeit kommt aber der Ausdruck „Neujahr"
nicht in diesen Stellen vor, sondern es ist dort nur angeordnet, daß
der Neumond des siebenten Monats durch Blasen mit der Lärm-
trompete, sabbathliche Unterbrechung der Arbeit, Festversammlung
und Opfer ausgezeichnet werden soll. — „Unter Sesbassar finden
wir wieder Jahresanfang im Herbst", bemerkt A. Jeremias (Das
A. T. usw., S. 19 [1906, S. 42 fehlt das „wieder"]), aber ohne Be-
legstellen anzuführen , und wo Sesbassar erwähnt ist (Esr. 1 8. 11,
5 14. le), steht nichts von Jahresanfang.
Richtig aber ist von Schiaparelli § 87 und S. Jarapel ^) bemerkt
worden, daß in Neh. 1 1 und 2 1 das Jahr vom Herbst an datiert
ist, weil Nehemia im Kislew (= Dezember) des 20. Jahres von
Artaxerxes schlimme Nachrichten über die Lage Jerusalems erhielt
(1 1) und im Monat Nisan (= April) desselben 20. Jahres (2 1) die
Erlaubnis zum Zuge nach Jerusalem bekam. Dadurch übrigens,
daß in Neh. 1 1 hinter „im Jahre 20" der Name Artachsasta fehlt,
kann es doch nicht zweifelhaft werden, daß hier in 1 1 ebenso dessen
20. Regiei-ungsjahr gemeint ist, wie in 2 1 (gegen Marti in Encycl.
Bibl. 1903, col. 5367, Anm. 1). Da ferner Hesekiel in 40 1 gemäß
dem obigen Nachweis von einem herbstlichen Jahresanfang sprach,
so liegt kein Grund zu der Annahme von Bertholet im Kurzen
Handkom. (1902) zu Neh. 1 1 vor, daß die Erwähnung des 20. Jahres
1) S. Jampol, Die Wiederherstellan;; Israels unter den Achämeniden 1904)
S. 144.
644 König, Kalenderfragen im althebräischen Schrifttum.
aus Neil. 2 i in 1 i hineingetragen worden sei. Jampel koordiniert
aber a. a. 0. unrichtig die Ereignisse von „Jahr acht" (2 Kön. 24 12-10)
und von „Jahr sieben" (Jer. 52 2«). Vielmehr ist an letztgenannter
Stelle mit Cornill (1905) u. a. z. St. ein Ausfall von nyz" hinter yzi'ö
anzunehmen, da ja eine Wegführung aus Juda ein Jahr vor der
Wegführung Jojakhins sonst unbekannt, ja von einem Krieg gegen
Juda in diesem Jahre nichts berichtet ist, und da in Jer. 52 nur
Ereignisse unter Zedekia berichtet werden sollen (52 1). Aber
wahrscheinlich setzt der Sonderbericht 52 29 die Wegführung aus
Jerusalem in das 18. Jahr Nebukadnezars, die nach dem gewöhnlichen
Bericht (2 Kön. 25 8 |1 Jer. 52 12) im 19. Jahr geschah. Die letztere
Datierung würde dann auf herbstlichen Jahresanfang zurückgehen.
Der Verkehr mit den aramäisch redenden Völkerschaften und
dann speziell der Einfluß des antiochenischen Syrien mußte, wie
auch Schiaparelli § 87 bemerkt hat, den herbstlichen Jahresanfang
begünstigen, „car la Syrie a conserve tres longtemps l'usage de
commencer l'annee ä l'automne ; l'öre des Seleucides en fait foi
(octobre 312)", bemerkt Lagrange, Etudes etc. (1905), p. 278. Nur
sind in den Makkabäerbüchern , obgleich darin nach der Ära der
Hellenen, d. h. der bei ihnen mit dem Okt. 312 v. Chr. beginnenden
Seleucidenära gerechnet ist (1 , 1 10 etc.) , doch die Monate vom
Frühling an gezählt, da in I, 4 52 der Kislew als neunter, in I, 16 14
der Schebät als elfter Monat bezeichnet und in II, 15 36 der zwölfte
Monat mit dem Adär identifiziert wird. Aber der mit dem Tischri
beginnende Jahresanfang machte sich weiterhin immermehr geltend,
je mehr das jüdische Volk von andern Völkern isoliert wurde und
daher in erklärlicher Reaktion sich auch selbst immermehr auf
seine eigenste Art zurückzog. Sagt doch Josephus (Antiquitates
I, 3 3), daß — Mose — „für Verkäufe und Käufe und die sonstige
Verwaltung die erste Einrichtung beibehielt", und damit meint
Josephus, wie aus dem Vorhergehenden, wo der Marcheswan als der
zweite Monat bezeichnet ist, sich ergibt, die Jahresberechnung vom
Tischri an. Die Mischna, die Grundlage der neuhebräischen Literatur,
aber beginnt den Traktat „Anfang des Jahres" mit den Worten:
„Es gibt vier Jahresanfänge: Am ersten Tage im Nisan ist
der Jahresanfang für die Könige und für die Feste. Am ersten
Tag im Elül ist der Jahresanfang für die Verzehntung des Viehes
(Eabbi Eliezer und R. Simeon sagen : [damit sei gemeint :] am ersten
Tag im Tischri). Am ersten Tage im Tischri ist der Jahres-
anfang für die Jahre und für das Sabbathsjahr und die Jobel-Jahre,
für das Pflanzen (wegen der ersten drei Jahre, vgl. Lev. 19 23) und
für die Kräuter (hinsichtlich ihrer Verzehntung). Am ersten Tage
im Monat Schebät ist der Jahresanfang für die Baumfrucht" (näm-
lich, wie in der Berliner Mischna- Ausgabe von 1832 als Anmerkung
dabei steht, „hinsichtlich der Verzehntung"). So mündete die im
althebräischen Schrifttum vorliegende Bewegung der Vorstellung
vom Jahresanfang in eine neue Periode ein.
i
I
t k
645
Kleine archäologische Erträge
einer Missionsreise nach Zangskar in Westtibet.
Von
Missiouar A. U. Francke.
Eine Missionsreise ist keine Gelegenheit, eingehende archäo-
logische Studien zu treiben. Der Missionar dringt als Pionier in
wenisf bekannte Gebenden : er sieht manches neue , was seinem
Urteil riach von allgemeinem Interesse sein könnte. Da hält er
es für seine Pflicht, Aufzeichnungen zu machen und diese Auf-
zeichnungen einem spezieller interessierten Kreise zukommen zu
lassen. So ist auch der folgende kurze Bericht in der Hotthung
abgefaßt, daß sich durch ihn angeregt einmal berufsmäßige Archäo-
logen bereit finden werden , auf Westtibet einige Mühe zu ver-
wenden.
Am ersten Tage reiste ich von Khalatse nach dem kleinen Dorf
Pandschid. Der Weg führte über Lamayuru und Wanla; doch
hielt ich mich in keinem dieser Dörfer länger auf. Besonders das
letztere Dorf besitzt ganz herrliche Ruinen von Burgen aus ver-
schiedenen Zeitaltern.
Am zweiten Tage führte unser Weg über den rGyalpo-Vdiü
nach dem Dorfe Hunupata. Im Dorfe erfuhren wir, daß das Über-
steigen des schwierigen Passes erst notwendig geworden sei, seit
der Weg, welchen König /Senyye rnam rgyal am Fluß entlang ge-
baut habe , eingefallen ist. König Semjge rnam rgyal herrschte
ungefähr, nach meinen Berechnungen, um das Jahr 1640 A.D.
Als ich hörte, daß dieser König in einer Felsennische in der Nähe
des von ihm gebauten Weges eine Inschrift mit roter Farbe habe
anbringen lassen , und daß die Inschrift noch vorhanden sei , be-
auftragte ich sofort einen Mann, dieselbe für mich zu kopieren^).
Alle derartigen Inschriften sind ja vom größten historischen Interesse
für den Erforscher Westtibets; und zwar deshalb, weil wir außer
den spärlichen Nachrichten des Ladakher Königsbuches {rGyal rabs),
dessen beste Übersetzung von Dr. Karl Marx im JASB. , 1891,
1) Über diese Inschrift, welche sich als aus der Zeit Thse dbang rnam
rgyaVs herrührend auswies, siehe den Anhang.
646 -■!• JJ- Francke, Kleine archäologüche Erträge in Westtibet.
1894, 1902, zu linden ist, nichts über die Vergangenheit West-
tibets wissen. Auch bei diesem König ist im rOyal rabs die meiste
Tinte zur Aufzeichnung seiner religiösen Stiftungen verwandt worden.
Neben diesen kommen seine militärischen Leistungen nur ganz kurz
daran , und von solchen wirtschaftlichen Leistungen , wie wir in
diesem äußerst schwierigen Wegebau eine vor uns haben , hören
wir überhaupt nichts. In diesem alten, jetzt zum Teil eingefallenen
Wege haben wir ein sehr respektables Denkmal der Kultur des
alten, von Europa, selbst von Indien, noch ganz unberührten West-
tibet vor uns , und es wäre schön , wenn Teile des alten Weges
photographiert werden könnten , bevor derselbe unter einem pro-
jektierten Neubau verschwindet. Dem Dorfe Hunupata gegenüber
wird ein Platz gezeigt, auf welchem das Zelt Sengge rnam rgyaVs
aufgeschlagen gewesen sein soll. Dieser Platz wird noch heute
Chos rgyal , religiöser König" genannt.
Es läßt sich mit dem Namen Hunupata vom tibetischen Stand-
punkte aus durchaus nichts anfangen. Ich vermute, daß das Dorf,
ebenso wie Khalatse, dardisch gewesen ist, ehe es tibetisch wurde.
Als ich die Bewohner darüber befrage, wollen sie selbst um keinen
Preis von Darden abstammen ; denn der Darde wird als der Unter-
worfene vom Tibeter verachtet ; doch berichten sie, daß in der seit
langem verwüsteten Oase Khong ud bei Hunupata ein Sitz der
''aBrog2)a (Darden) sich befunden habe. Vermutlich war dies der
letzte Zufluchtsort der sich gegen das Tibetisieren sträubenden
Darden. Wie wir aus Hanu wissen , wurde den Darden auch der
Gebrauch ihrer Sprache verboten. Jetzt erinnern wir uns der in
den Fels geritzten Zeichnungen , denen wir kurz vor unserer An-
kunft in Hunupata begegneten, und welche wir kopierten. Siehe
Tafel I, Nr. 1 — 4. Wir bringen diese Zeichnungen mit den
alten Darden von Hunupata in Verbindung, besonders weil die
Tracht der tanzenden Frau , Nr. 1,2, ganz mit der Tracht der
noch existierenden Darden von Purig übereinstimmt. Sehr viele
Zeichnungen auf der Felswand stellen mit hoher Zipfelmütze ver-
sehene Frauengestalten dar. Auch hierzulande sind es die Frauen-
ti-achten, welche am längsten ausdauern. Von Männertrachten mit
großen Hüten, wie wir sie in Ni". 3, 4 dargestellt sehen, ist auch
in Purig nichts mehr übrig. Es kommt das daher , daß zur Zeit
der Ladakher Königsherrschaft für die verschiedenen Stände, Bauer,
Edelmann, Minister etc., gewisse Kopfbedeckungen befohlen wurden.
Außer den Trachtenbildern bemerken wir eine Felszeichnung, welche
ofi'enbar ein Gerüst von Stangen und Seilen auf einem Unterbau
darstellt, Nr. 7. Diese Zeichnung erinnert in besonderer Weise an
die aus Stöcken und Stricken gefertigten Dosmo , wie sie in ganz
Westtibet besonders zur Neujahrszeit üblich sind. Merkwürdig sind
uns auch die Zeichnung einer Schildkröte, da diese Tiere in West-
tibet überhaupt nicht vorkommen, und der aus Spiralen zusammen-
gesetzte Vogel.
t
A. H. Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet. 647
Von Hunupata gincr es über den ScIiischil-FaR nach Potogsa.
Dieses Dorf ist so hoch gelegen, daß die Gerste nicht immer reif
wird. Es gibt keinen einzigen liauni in demselben. Ich fand
die Bewohner beim Erntefest und zeichnete einige ihrer Tanz-
melodien auf.
Am folgenden Tage stiegen wir über den Senyge-I'a.R nach
dem Dorfe Yulchung. Als wir auf dem Paß waren , fragte ich
meine Begleiter, ob der Paß seinen Namen etwa zu Ehren König
iSengge rnain rgi/aCs erhalten habe. Sie antworteten , daß der
Paß schon vor jenem König denselben Namen gehabt habe, und
zwar deshalb, weil man von ihm aus die Sengge dkarmo yyu ral
can, die weiße Löwin mit den Türkisenlocken (Personifikation des
Gletschers) besonders gut sehen könne. Beim Hinaufsteigen be-
merkte ich , daß einige der Mani-Mauern am Wege mit größeren
Steintafeln versehen waren , welche längere Inschriften enthielten.
Als ich mich ans Lesen machte , erkannte ich , daß die Inschrift,
welche ich vornahm , in Form eines Gedichts die Widmung der
Mauer und einen Königsnamen enthielt. Es wurde mir sofort klar,
daß derartige Widmungstafeln eine Hauptquelle für geschichtliche
Studien werden und für Ladakh einmal die Rolle der indischen
Kupferplatten übernehmen könnten. Ich setze das Gedicht mit
Übersetzung hierher:
Om sbasti.
dgongsla chos nyid narnkhä yangspala
rtsebai tliugs rje nyi zlai ''od ^ajyhrosnas
^agro hun gloyi munpa ysel mdzapai
rtsobai blama hliirba rdorje stod
snyan grags 'adzam gling ym^gsla kliyabpai rje
clios ygyo.1 chenpo tlise dbang nam rgyal stod.
Kye legs
yuTla yang chags bkri's tung dkarna
chos blon clienpos zaiigdon ''agrub[pa\ stod
dei clinb s)'id zangpoi nga 'ogna
mi rigs khrungs tsun glo Idan sJialü rgyud
yongi bdagpo bsodnam ral 'adog kyis
krincan pilia mai drirdan khor pliyir dang
ranggi sdig ''agrib dag phyir dang
^agro drug tliarlam gran phyirdu
sku rten rig sinn ''agonbo sung rten yig drug
stongracan zhengs ; sagspa chos phyir dorba
ngo thsar che-, bri rkos legspar ^agrub dang
sgyissi sa rdo phulbai snyen drung yul
mi mams thse ring nad med bkris shog.
Von den vielen orthographischen üngewöhnlichkeiten seien nur
die folgenden verbessert: m.dzapai soll wohl mdzadpai heißen;
648 '"^- ^- Fronche, Kleine archäologische Erträge in Westtibet.
glo = blo; bhris, Abkürzung für bkrashis; khrungs tsun ist ein
Fehler, khungs btsun ist gemeint; krincan ist durch die harte
Lhasaer Aussprache der Lamas verursachter Fehler für drin can;
gran soll ^adren heißen ; stongracan soll wohl stongrecan heißen ;
sgi/issi ist dialektisch für skyes.
Übersetzung :
Ora svasti!
Wenn man es recht bedenkt, ist die wahre Religion so, wie wenn
die am weiten Himmel
Spielenden gütigen [Gestirne], Sonne und Mond, ihr Licht ergießen.
Dem das geistige Dunkel aller Wesen erhellenden
Hohen Lama BJiirba rdorje sei Ehre !
Dem berühmten Herrscher, welcher tatsächlich ganz Jambudvipa
überschattet.
Dem großen Religionskönig Thse dbang \i''\nain rgyal sei Ehre !
0 wohl denn !
Dem in dem [Kloster] bKrashis düng dkar , welches die große
Freude des Landes ist,
[Wohnenden] religiösen Berater \b'\Zang don 'agrubj)a sei Ehre!
Unter der Macht dieser guten Regierung
[Wohnt] der kluge Stamm der Schall von guter Herkunft.
Der Opferdarbringer bSod [r'jnam ral 'adog hat
Als Liebesantwort auf die Liebe der Eltern,
Und um sich selbst von Sündenschatten zu reinigen,
Sowie um einen Weg der Befreiung für die sechs Arten von Ge-
schöpfen zu bereiten,
die drei Arten von Chaityas und dem Herrn geweihte , mit je
tausend die sechs Silben enthaltenden [Steinen belegte] , Mani-
Mauern errichtet. Eine erstaunliche Ausgabe wurde gemacht,
um religiöses [Verdienst] zu sammeln; auch die Schrift und das
Meißeln ist wohl geraten.
Das Dorf der Freunde brachte Erde und Steine umsonst als Geschenk.
Mögen alle Menschen ein langes Leben ohne Krankheit [genießen]
und glücklich sein !
Der historische Wert dieser Inschrift wird durch den Umstand
etwas geschmälert, daß es zwei Könige namens 27ise dbang rnam
rgyal gegeben hat; der erste regierte nach meiner dem Indian
Antiquary übergebenen westtibetischen Zeittafel ungefähr von 1580
bis 1600 n. Chr., und der zweite von 1760—1790 n. Chr. Es ist
dies glücklicherweise der einzige Fall in Westtibet, daß zwei Könige
denselben Namen tragen. Auf alle Fälle ist es dem Geschichts-
forscher aber von Wichtigkeit, aus der Steintafel zu ersehen, daß
die Autorität des Königs von Leh hier in Potogsa und Yulchung
anerkannt wurde. Da auch über die höheren Geistlichen Tabellen
A. FI. Franche, Kleine archäologische Erträge in Westtibet. 649
vorhanden sind, wird es wohl einmal möglich werden, den in dieser
Inschrift genannten König genau zu bestimmen '). Von Interesse
ist auch der Name des Stammes der Schali, welcher sowohl in
Poiogsa als auch in Zangshar noch heute zu finden ist; der Name
hat einen ganz und gar untibetischen Klang und scheint ein Denk-
mal der vortibetischen Bevölkerung zu sein. hKrashis düng dkar
ist noch heute der Name des Klosters von Potogsa.
Von Yulchung kamen wir nach zwei- bis dreistündigem
Marsch nach Nyerag. In diesem Dorfe wurden mir drei größere
Trümmerstätten gezeigt, welche 'aBrogpai inkhar , Burgen der
Darden, genannt wurden. Außerdem bekam ich mehrere ^aBrogpai
Mani zu sehen. Dies waren die letzten Überreste von Reihen von
je 108 Chaityas. Ich fragte , wo denn die Darden hingekommen
sind, und es wurde mir die folgende Simsonsgeschichte erzählt:
Als die Darden (offenbar bei der Belagerung ihrer Burgen
durch die erobernden Tibeter) nichts mehr zu essen und zu trinken
hatten, versammelten sie sich alle in einer Stube, und beschlossen,
miteinander zu sterben. Deshalb stieß der älteste Mann den unter
dem Mittelpfeiler befindlichen Stein fort und das fallende Dach
erschlug sie alle. Dies wird Sandzom genannt.
Es galt nun , die unbewohnte Strecke zwischen Yulchung
und Zangskai', welche eigentlich drei Tagemärsche beträgt, zu
durchreisen , und es gelang uns , trotz der zwei sehr hohen Pässe
in zwei Tagen das Zangskar -HdX zu erreichen.
Das erste Zangskar -Dorf, in welchem wir übernachteten, war
Zangla, und hier machte ich eine Entdeckung, die, wenn sie auch
philologischer Natur war, doch vielleicht einige Leser interessieren
wird. In meinen in dieser Zeitschrift erschienenen , Kleinen Bei-
trägen zur Grammatik und Phonetik des Tibetischen" sas^te ich
das folgende : Die Veränderungen der Tenuis, welche in den arischen
Sprachen durch die Aspiration hervorgebracht werden, werden im
Tibetischen durch Präfixe erreicht. Ich zeigte, daß sp oder rp
zum f werden , sh oder rh zu w ; sk oder rk zu h , sg oder rg
zu gh. In bezug auf die Dentale mußte ich aber sagen, daß ich
Fälle von st oder rt = ^ noch nicht gefunden hätte. In dem
Hause, in welchem ich in Zangla übernachtete, hörte ich plötzlich
den schönsten englischen ^Ä-Laut an mein Ohr tönen. Ich ver-
mutete zunächst, daß meine Wirtsleute mit der Zunge anstießen,
doch ergab sich bei genauerer Untersuchung, daß sämtliche Dorf-
bewohner so sprachen, und auch die Sprache der Dörfer Tsadar und
Stong rdze, welche wir am folgenden Tage zu passieren hatten, die
gleiche war. Die Aussprache von st und rt ist die des englischen
th in thumb ; von sd und rd die des englischen th in that.
Bei dem Dorfe Zangla fanden wir einen Felsblock, der auf
der dem Wege zugekehrten Seite über und über mit Figuren von
1) Siehe Anhang.
550 -'^- ^- Fro-ncke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet.
pyramidenförmigen mChod rten überdeckt war. Diese Art des
Felszeichnens unterscheidet sich von der am Indus üblichen Weise.
Am Indus schlägt der Zeichner die obere dunklere Steinkruste durch
und läßt die Zeichnung hell auf dunklem Grunde erscheinen. Er
wählt für seine Zeichnungen immer mit Eisenoxyd überzogene Fels-
blöcke aus. Auf diesem Block in Zan^la aber waren tiefe Rinnen
o
srecjraben und dieselben mit roter Farbe 'ausgemalt.
Ich fragte in Zangla nach Burgen der Dai-den ; doch wurde
mir der Bescheid, daß es in ganz Zangskar keine Burgen der Darden
gäbe, daß sich aber in Tsadar eine zei"fallene Burg der Mon befände.
Ich hatte zu lernen , daß dieselbe Rolle , welche die ^aßroypa in
Ladakh spielen, in Zangskar von den Mon gespielt wird. So wurden
mir außerhalb des Dorfes ^Stonc) rdze die mChod rten der Mon
gezeigt. Die größeren , welche noch einigermaßen erhalten sind,
scheinen dieselbe Gestalt gehabt zu haben, wie die auf jenem Fels-
block rot abgebildeten. Außerdem ließen sich Spuren von Reihen
von wahrscheinlich 108 kleinen mChod rten deutlich erkennen.
Als ich mich in der Hauptstadt sPadum, welche wir von Zangla
aus in einem Tage erreichten, nach weiteren Burgen der Mon er-
kundigte, wurden mir die folgenden zwei mit Sicherheit angegeben :
O " ö DO
Dra khar und Darlchungtse , letzteres bei Sanid gelegen. Von
dem Ruinendorf Ghor qhor bei sPadum wurde gesagt, daß es wahr-
scheinlich eine Niederlassung der Mon gewesen sei. Vom aller-
größten Interesse für mich war es aber , zu hören, daß nicht nur
in alter Zeit die Mon von den erobernden Tibetern vei'nichtet
worden sind, sondern daß vor noch nicht hundert Jahren die Mon
gekommen seien und das Land zurückerobert hätten. Es ergab
sich bei genauerer Nachfrage, daß die Dogras sowohl wie die
Kashmirer von den Zangskar-Leuten Mon genannt werden. Aus
dieser Tatsache scheint sich mir mit ziemlicher Sicherheit zu er-
geben, daß auch die alten Mon von Zangskar und Ladakh arischen
Stammes und wahrscheinlich Kashmirer gewesen sind. Daß mit
dieser Entdeckung die Monfrage für ganz Tibet gelöst wäre, will
ich nicht behaupten. Es wird nötig sein, die Mon-Bevölkerung auch
anderer Teile Tibets besonders zu studieren ; aber es soll mich nicht
wundern, wenn diese Mon-Studien zu ähnlichen Resultaten führen.
Am nächsten Morgen sah ich mir die Ruinen von sPadum
genauer an. Ich stieg zuerst auf den niedrigen Hügel oberhalb
der Stadt , auf welchem sich die von den Dogras zerstörte Burg
der tibetischen Könige befunden hat. Das alte Eingangstor, welches
von einem mCJiod rten gekrönt ist, steht noch; im übrigen ist von
dem alten Schloße nur ein kaum entwirrbarer Trümmerhaufen zu
sehen. Beim Blick auf diese ganz besonders gründliche Zerstörung
war ich zuerst geneigt, an die Zerstörungskraft moderner Artillerie
zu denken. Doch wurde die Zerstöi'ung des Schlosses von den
Eingeborenen in anderer Weise erklärt. Sie sagten , daß es für
den Bau der Dografestung unterhalb der Stadt an Holz für die
A. H. Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtihet. ()51
Türen und Dächer gefehlt habe, was bei der Holzarmut des Landes
sehr erklärlich ist; und daß man die Balken und Türen des Königs-
schlosses in jener Festung verwendet habe. Auch die alte Waffen-
sammlung des tibetischen Königs soll. in jene neue Festung gewandert
sein. Beim Herumsteigen zwischen den Trümmern beschäftigte
mich die Frage, ob sich wohl zwischen und unterhalb den Trümmern
Reste des vortibetischen Mon-Schlosses befinden möchten. Doch ließ
sich darüber vor der Hand nichts feststellen, wenn auch mehrere der
vorhandenen Steinmörser auf jahrhundertelangen Gebrauch schließen
ließen. Keine der von mir gefundenen Topfscherben zeigte Spuren
der in sehr alter Zeit üblichen dunkelroten Bemalung.
Ich war erstaunt, mitten in dem Steinwirrsal plötzlich auf
einen rein gehaltenen , gepflasterten , freien Platz zu stoßen , von
welchem eine für hiesige Verhältnisse gut gebaute und breite Stein-
treppe nach einem modernen Kloster hinaufführte. Ich erkannte
sofort, daß ich mich auf dem alten Schloßhofe befand, und daß
derselbe soroffälticr sauber crehalten wird, weil man die alten tibe-
tischen Festtänze nicht an einen anderen Ort verlegen will. In
der Mitte des alten Schloßhofes befindet sich eine hohe Stange,
welche für die Kreise der Tänzer den Mittelpunkt angibt. Dieser
alte Schloßhof mit der Freitreppe war der geeignetste Platz, der
Geschichte der Zangskarer Vasallenkönige nachzugehen, und ich will
die wenigen mir über sie bekannt gewordenen Notizen hier mitteilen.
Als der Nachkomme Langdarma's, Ski/i'd Ide nyima mgon^
der Eroberer Westtibets, etwa im Jahre 1000 n. Chr. sein Reich
unter seine drei Söhne teilte , erhielt der jüngste derselben , Lde
gtsug mcjon, Zangskar und einige andere Landstriche. Von dieser
Zeit an bis zum Dograkrieg fehlen jegliche Nachrichten über Zangskar,
und wir müssen annehmen, da sich die Eroberungen der Ladakher
Könicre oft über Zangskar hinweg ausdehnten, daß sich die Zangskar-
Könige , als dem jüngsten Bruder entstammend , für Vasallen der
Leh-Könige gehalten haben. Sie haben nie daran denken können,
gegen die Leh-Könige aufzustehen, besonders seit neben ihnen noch
ein anderer kleiner Herrscher das Gebiet von Zangla sein eigen
nannte 1). Es ist sehr wahrscheinlich, daß in Zangskar ebenso wie
in Leb ein Könicrsbuch creführt worden ist. Dasselbe ist wohl aber
bei dem Untergang der Königsfamilie im Dograkrieg 1834 — 1842
n. Chr. verloren gegangen. Der letzte Sproß dieses Königshauses,
Rinchen Dongruh rNam rgyal, spielte in diesem Kriege eine wenig
rühmliche Rolle , nach den Volksüberlieferungen sowohl wie nach
den historischen Dokumenten. Seine Art der Kriegführung war
etwa die folgende : Als das starke Heer der Dogras nahte , ging
der König mit Geschenken dem feindlichen Heerführer entgegen,
fiel vor ihm auf die Kniee und gelobte ihm Treue; kaum waren
die Dogras, eine kleine Besatzung zurücklassend, wieder abgezogen,
1) Siehe Anhang.
652 -^- ■^- Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet.
als der Zangskar-König diese Besatzung überfiel und abschlachtete.
Natürlich war bald ein neues Heer der Dogras im Anzüge , und
auch diesem ging der König mit Geschenken entgegen , schob die
Schuld des Mordens auf andei'e, und erreichte damit, daß das Heer
abzog, wieder eine kleine Besatzung zurücklassend. Als auch diese
von dem törichten König abgeschlachtet wurde , war die Geduld
der Dogras zu Ende. Einehen Dongrub- rNam rgyal wurde in
Ketten nach Jammu geschleppt, und niemand weiß, was dort aus
ihm geworden ist.
Ob es je gelingen wird , die geschichtliche Leere zwischen
1000 n. Chr. und 1834 n. Chr. in befriedigender Weise auszufüllen,
weiß ich nicht. Es gelang mir auf den königlichen Mani-Mauern
die folgenden Dokumente in Stein , welche ihrer Ausdrucksweise
und Beschaffenheit nach zwischen 1600 und 1800 n. Chr. entstanden
sein müssen, aufzufinden :
rgyalpo karutog dang rinchen rgyalpo dang norbu dpal
Ide nga dbang d2?al Ide dang nomo Thse dbang rolma rgyalpo
sku phyed sngai yumla dgesi tegsla ngom thsar ehe onpo glo
kroskyis rgyesi mangdu jas.
Es ist neben anderem besonders anraerklich , daß das Wort
skyes , Geschenk, in dieser Inschrift zweimal in sehr voneinander
abweichender Schreibweise auftritt: dgesi und rgyesi.
Übersetzung :
Als König Karutog und König Rinchen und Norbu dpal
Ide. Nga dbang dpal Ide., sowie Prinzessin Thse dbang rolma
und der Halbkönig, diese fünf, [ihrerj Mutter eine Gabe [offenbar
eine Manimauer zum besten ihrer Wiedergeburt] darbrachten,
hat der staunenerregende und kluge Astrologe [auch] viele Ge-
schenke [Arbeit umsonst?] gemacht.
Dem Europäer fällt auf, daß als Summe der genannten sechs
Personen die Zahl fünf genannt wird. Die Prinzessin als weibliches
unverheiratetes Wesen wird einfach nicht mitgezählt.
Die folgende Inschrift ist in Versen verfaßt:
Om rde legssu gyur cig.
Mi dbang rgyalpo mthse dbang spal ^abargyis
u rmog thozhing chab srid nyerbai dus
hzhin zangs yid bor thugs sam dgela [dgar]
sbyin bdag ama joco ''od ''adzomgyis
sraspo rgyalpo thse dbang spal Ide dang
thse dbang rnam rgyal sku shegs ynyiskyi [,phyir'\
zhing mchog potalaru khrungspar shog.
(Die in Klammern gegebenen Worte waren zerstört, und ich
setzte die dem Sinne nach wahrscheinlichsten Worte ein.) Auch diese
Inschrift läßt in orthographischer Hinsicht viel zu wünschen übrig.
\
A. //. Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet. 653
Übersetzung :
Ora, es gehe euch wohl !
Zur Zeit, als der Männergebieter, König niThse döamj ftpal 'abar
Mit hohem Helm auf dem Haupt die Regierung führte,
Wünschte er, Edelsinn im Gedächtnis zu behalten und die Gedanken
auf die Tugend zu richten.
Die opferdarbringende Amme, die edle Od dzom
[Wünscht], da die beiden Prinzen, der [junge] König Thse dbamj
dpal Ide
Und Thse dbamj rnam rgj/al dahingeschieden sind.
Daß sie im Paradies Potala mögen wiedergeholten werden!
Das Wort, welches ich mit „Amme" übersetzt habe, wird für
gewöhnlich mit , Mutter" übersetzt. Es kann sich aber hier nicht
um die Mutter der Prinzen handeln, denn die Od dzom wird nicht
als rGyalmo, Königin, sondern nur als '/oj'o, edle Frau, bezeichnet.
Von der folgenden Inschrift konnte aus Mangel an Zeit nur
ein Teil abgreschrieben werden:
o
kye legs yul dbyangs chags rgyalsa
dpädum 'adir rgyalpo ynam rgyal dang
rgyalpo thsering pal Ide dbur
rmog ihogs dus
Übersetzung :
0, wohl denn! Hier in der Hauptstadt dPädum des freude-
reichen (wörtlich: freudehervorbringenden) Landes, zur Zeit, als
den Königen gNani rgyal und Thse ring pal Ide der Helm
hoch stand, ....
Die folgende Inschrift haben wir zwar vollständig kopiert, doch
bieten ihre letzten Zeilen große Unklarheiten. Ich beschränke mich
darum zunächst darauf, nur ihren ersten Teil mitzuteilen. Ihre
Orthographie läßt ganz besonders viel zu wünschen übrig. Sie ist
aber deshalb von einigem Interesse , weil wir aus ihr den vollen
Namen des jetzt zerstörten Königsschlosses erfahren.
rje spyangyl[s] 'agrola zigs; spyan ras zigsla
phyag ''athsallo.
rgya byin pholad sku khar spadum ^adir; skyong bdag
bo Tcrashis dpallabar rgyal ....
yongyi bdagvio joco phetseyi[s] ama abi meme
dondu inane zhi brgya zhengs yongyi bdagpo jo chos
pal de^ yongyi bdag nomo cho, yab dang agu
'adi dkod, mane sum rgya zhengs, amai skurim
la mane rgya rtsa zhengs
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 42
ß54 -^- ^^' ■F'i'ctncke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet.
Übersetzung :
0 Erhabener, blicke auf die Wesen ! Vor Avalokiteövara
verbeuge ich mich.
Als hier auf [dem Schloß] rGya byln pholad sku
hhar in sPadum, der Schutzherr
Krashis, dPalla bar r(j7/al
Errichtete die Opferdarbringerin , die 'edle Phetse , zum besten
der Mutter, der Großmutter und des Großvaters 400 Manes
(Mauern?). Der Opferer, der edle Chospalde, die Opferdar-
bringerin , die junge Frau Cho , haben 300 Manes errichtet für
den Vater und den Gatten ; als Opfer für die Mutter haben sie
108 Manes errichtet
Nachdem ich lauge genug im Geiste bei jenen vergessenen
Schloßinsassen gevpeilt hatte , stellte ich mir den Schloßhof mit
seiner trostlosen Umgebung am Erntefest dieses Jahres vor. Da
sah ich die Mädchen von sPadum mit ihren kleidsamen Tarn 'o
sAanfcr- Mützen im Scheine des hochlodernden Feuers beim lang-
samen Tanz um die Fahnenstange kreisen, und genau wie vor fast
100 Jahren, das Lied von König Rinchen Donyrub vNmn rgyal
und seinem hohen Helm singen. Ja, dieser König, der einen so
schmählichen Untergang erlebte, hat Aussicht, im Lied in gi'oßer
Macht und Herrlichkeit für alle Zeiten lebendig zu bleiben. Wie
ich in der Vorrede zu meinen Ladakhi Songs zeigte, wurde in den
tibetischen Nationalhymnen beim Regierungsantritte eines neuen
Königs der neue Name statt des alten eingesetzt, so wie die Eng-
länder in ihrer Nationalhymne kürzlich das Wort queen in king
umzuändern hatten. Auf Rinchen Dovgrub rNam rijyal ist kein
weiterer Könicr aefolcrt, und deshalb hält das Lied an ihm fest.
Leider kann ich den Wortlaut dieses Liedes nicht mitteilen, denn
des Mannes , der es am besten singen soll , konnte ich während
meines kurzen Aufenthaltes nicht habhaft werden.
Als ich vom Schlosse herabgestiegen war und die moderne
Stadt durchschritten hatte, führte mich mein nach dem Ruinendorf
(Jlior ghor gerichteter Weg zunächst an dem königlichen Begräbnis-
platz vorbei. So möchte ich die Reihe großer Stüpas nennen, die
im Andenken an die dahingeschiedenen Könige errichtet wurden
und wohl auch deren Asche enthalten. Auf dem Wege vom Be-
gräbnisplatz zum Ruinendorf hatte ich zu meiner rechten den Fluß
und zu meiner linken einen aus Steinen gebauten Festungswall.
Es wurde mir klar , daß ich mich innerhalb eines ausgedehnten
alten Festungswerkes befand. Diese alte Burg hatte zu beiden
Enden befestigte Wohnstätten , nämlich die Königsburg und das
Dorf Ghor ghor. Der zwischen beiden liegende Streifen war durch
den Wall und den Fluß geschützt.
Ich hatte inzwischen das Ruinendorf erreicht und sah mich
in demselben um. Auch hier ist die Zerstörung eine gründliche
A. II. Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet. (355
gewesen , doch wird sie nicht den Dogras auf die Rechnung ge-
schrieben. Niemand wcili, wann das Dorf zerstört worden ist. Ich
fand hier zwei Skuli)tiiren von hohem Alter, welche ich geneigt
bin, der alten Mon-Bevölkerung zugute zu halten. Die eine, welche
vor einem sehr gebrauchten Steinmürser aufgestellt ist, stellt einen
Maitreya vor. Er ist etwas über einen Meter hoch, stehend ab-
gebildet. Der untere Teil der Skulptur ist nicht zu sehen, weil in
die Erde gesunken. Die Ausführung ist sehr roh. Ich zeichnete die
Skulptur ab und gebe die Zeichnung auf Tafel I, Nr. 8. Die zweite
Skulptur stellt verschiedene Formen von Stüpas in Relief dar.
Indem ich mich weiter umsah, entdeckte ich plötzlich mehrere
Schritte unterhalb des Ruinendorfes auf einem hausgroßen Felsblock
am Abhang nach dem Flusse zu sehr bedeutende und ausgezeichnet
ausgeführte Skulpturen von fünf Buddhas in etwa 20 cm tiefem
Relief. Ich erkannte sofort, daß ich mich hier jenseits des Lamaisraus
befand. Diese imponierenden Skulpturen sind wahrscheinlich im
zweiten oder di-itten Jahrhundert n. Chr. entstanden, als der Buddhis-
mus von Kashmir noch missionierende Kraft hatte und über die
Grenzen des Kashmirtales hinaus nach Osten drangt). Ich sprang
sofort den Abhang hinunter und machte Notizen über das, was
ich sah. Ich schrieb das folgende auf:
Die mit Skulpturen bedeckte Fläche des Felsblockes bildet
etwa ein Quadrat von ungefähr 5 m Seitenlänge. An beiden Enden
der oberen Quadratseite sind viereckige Vertiefungen in den Fels
gehauen , welche oftenbar zur Aufnahme von Balken dienten. Es
scheint demnach vor dem Felsblock ein Tempel, dessen Hinterwand
die Skulpturen bildeten, errichtet gewesen zu sein. Der Hauptteil
der Skulpturen wird von fünf sitzenden Buddhas gebildet. Der
mittlere ist Maitreya, er ist wie die anderen überlebensgroß und
trägt auf dem Kopf dieselbe dreizackige Mütze, welche schon bei
dem stehenden Maitreya im Dorfe zu bemerken war. Die Hände
sind über dem Leib aufeinander zu gerichtet, so daß sich die Finger-
spitzen berühren würden, wenn nicht die linke Hand etwas unter-
halb der rechten gehalten würde. Maitreya sitzt auf dem Lotusthron,
wie alle übrigen Buddhas, und unter seinem Thron sind zwei Löwen
zu sehen. Der links von Maitreya sitzende Buddha hat wie alle
übrigen keine Kopfbedeckung und zeigt, wie sie, den charakteristischen
Kopfknorren. Er hält seine Hände über dem Leib aufeinander
zugerichtet, so daß die Fingerspitzen sich berühren. Unterhalb
seines Lotussitzes sind zwei Pfauen gemeißelt. Der Buddha, welcher
links von diesem sitzt, hält seine rechte Hand lehrend in die Höhe,
während die linke über dem Leib ausgestreckt ist. Unter seinem
Lotusthron sind zwei geflügelte Wesen, offenbar Garudas, erkennbar.
Die beiden Buddhas, welche zur rechten Maitreyas sitzen, sind sich
sehr ähnlich. Sie halten beide ihre linke Hand über den Leib,
1) Siehe Anhang.
42*
656 ""!■ ^'- Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtihet.
wälirend die herabhängende Rechte die Erde berührt. Was sich
unter ihren Lotusthi'onen befinden mag, kann ich nicht angeben,
weil dieser Teil der Skulpturen von Erde verschüttet ist. Unter-
halb der bis jetzt beschriebenen Figuren befindet sich eine Reihe
von vielen Pyramiden-Stüpas und kleinen stehenden Männern, welche
sämtlich dreizipflige Kopfbedeckungen tragen.
Diese fünf großartigen Buddhabilder werden vom Volke vGyalba
rigs Inga genannt, und als die Buddhas der fünf nächstliegenden
Kaipas bezeichnet , nämlich des jetzigen , des zukünftigen, und der
drei vorhergehenden Kaipas. Doch bin ich nicht imstande, außer
Maitreya, die übrigen auf der Skulptur genauer zu bestimmen.
Außer diesem Hauptbilde befinden sich noch eine ganze Anzahl
geringerer Nebenbilder auf demselben Steinblock, die sämtlich in
sehr flachem Relief ausgeführt sind und gelegentlich rote Farb-
spuren zeigen. So ließ sich links von den fünf sitzenden Buddhas
noch ein sehr großer stehender Maitreya erkennen. Auf der dem
Fluß zugekehrten Seite befand sich wenigstens noch je ein sitzender
und ein stehender Buddha, vielleicht aber mehr, und zahllose Reliefs
von Stüpas. Eine Inschrift konnte ich aber nirgends entdecken.
Am Abhang etwas weiter flußaufwärts entdeckte ich sodann
das alte Kloster von Ghor glior. Es lag dort ein ähnlicher Fels-
block wie der die eben beschriebenen Bilder tragende , und auch
auf ihm waren Skulpturen, wenn auch in leichtem Relief angebracht,
es schienen dieselben fünf Buddhas zu sein, die auf dem vorigen
Block angebracht sind ; doch waren sie hier alle stehend. In noch
späterer Zeit scheint man unter diesen Figuren in Umrißlinien auch
die Attribute der vorigen Buddhas, Löwen, Pfauen etc. hinzugefügt
zu haben. Auch zur Seite dieser Figuren ließen sich viereckige
Nischen im Felsen bemerken, welche einst zur Aufnahme von Balken
gedient haben müssen. Unterhalb dieses Felsblockes sind noch
etwa fünf durch Mauerwerk voneinander getrennte Zellen zu er-
blicken. Dieselben sind aber fast bis zur Decke voll Erde geschüttet,
und es würde viel Graben nötig sein , um sie freizulegen. Daß
das Kloster wohl aus mehr als fünf Zellen bestanden hat , ergibt
sich aus dem Vorhandensein der Balkennischen. Die Decken der
Zellen waren mit einer dicken Rußschicht überzogen.
Es wurde uns von den Eingeborenen gesagt, daß die heutigen
lamaistischen Mönche des Klosters Gargya , deren zwei ich tat-
sächlich in vollständig gelben Kleidern sah, Yon dem Vorhandensein
noch anderer Steinbilder in Zancrskar berichten könnten. Wir sahen
nur noch zwei, die auf bedeutendes Alter schließen ließen; nämlich
bei der Seilbrücke über den Fluß einen Felsen, welcher mit vielen
Stüpas und Chaityas in Relief überdeckt war und einen etwa
•'/^ ra hohen Stein auf einer Mani-Mauer bei Tibiting, auf welehem
ein sitzender Buddha mit Anjali- Handhaltung dargestellt war. Da-
neben gibt es natürlich noch viele Felsinschriften des modernen
Lamaismus.
A. Tl. Francke, Kleine archäologische Erträge in Westlibet. ß57
Auf dem Rückwege von Zangskar hatten wir zuerst noch ein-
mal die Seilbrücke von sPadum und nachher die lange Seilbrücke
von Tsadar zu überschreiten. Man muß eigentlich Seemann sein,
um da ohne Sehwiiidelanfall hinüberzukoiiimen. besonders wenn die
Brücke vom Winde hin- und hergeweht wird. Ehe wir Zangskar
verlassen , möchte ich noch die Mani-Mauern von Zangskar den
Archäologen empfehlen. Neben einer großen Mannigfaltigkeit der
Inschriften zeichnen sich dieselben durch ihren bildnerischen Schmuck
in Linienzeichnungen auf Stein aus. Es wäre ein leichtes . hier
eine Sammlung von Illustrationen fast des ganzen lamaistischen
Pantheons zu machen.
In ganz Westtibet trifft man häufig rohe spitze Steine, welche
nach Art des indischen Lingam aufgestellt sind. Doch ist es mir
noch nicht gelungen , näheres über deren Bedeutung zu erfahren.
Zwischen den Dörfern Pisclio und Pidmo trafen wir auf einen
solchen Stein in wasserloser Einöde, dessen oberer Teil Spuren von
aufgestrichener Butter zeigte. Das erinnerte mich allerdings stark
an den indischen Lingadienst.
Von Pidmo an yalt es wieder durch menschenleere Einöde
über viele hohe Pässe nach Unterladakh zu reisen. Wir bewältigten
diese weglose Strecke in zwei Tagen und kamen im Dorfe Lingshed
(Ling tmyed) an. Schon unterwegs deutete sich Unterladakh dui'ch
zwei alte Dardenniederlassungen an, die nun wieder die Stelle der
Monniederlassungen einnahmen. Diese waren die Oase Zhingcan
und die Ruine sNyetse. Auch über Lingshed hing eine Ruine,
welche „Dardenburg" genannt wird. Ich sah mir in Lingshed die
Ruine des Ladakher Königsschlosses , welches ungefähr im Jahre
1600 n. Chr. von den Baltis zerstört wurde, an. Hier hat etwa
im Jahre 1550 n. Chr. der von seinem Bruder geblendete König
Lha dbang rnam rgyal residiert ; doch scheint derselbe vollständig
in Vergessenheit geraten zu sein. Ich fand hier auf einer Mani-
Mauer eine Inschrift aus der Zeit König Sengge rnam rgyaVs^
welche ich nicht bis zu Ende lesen konnte, da ich von der herein-
brechenden Dunkelheit überrascht wurde. Als der Dorfschulze von
meinem Funde hörte , holte er sofort die Inschrift in sein Haus,
wo sie wohl noch immer ist. Dies ist der erste Teil der Inschrift:
Om, mani padm.e hum ;
chos sku snangba mthayasla phyag thsallo
lung sku thugs rje chanla phyag thsallo
sprid sku padma byungnasla phyag 'athsallo
de las rims bzhin brgyudpai rgyalpo ni
chos rgyal chenpo ysenge rnam, rgyal stod
sgrolmai rnam sprul rgyalmo sJcal bzang stod
chos slon gaka phel phel dang
ynyerj^a ynag bhiru ynyisla stod
658 -^' H. Francke, Kleine archäologische Erträge in Westtibet.
Übersetzunj? : :
Om mani padme lium !
Ich verneiflfe mich vor dem Bilde Amitäbhas.
Ich verneige mich vor dem Bilde der Heiligen.
Ich verneige mich vor der Inkarnation Padmasambhava's. f
Darnach dem erbfolgeberechtigten König
Dem großen religiösen König gSengcje 'rnain rgyal sei Ehre !
Der Inkarnation der Tärä, der Königin ISkal bzang^ sei Ehre !
Dem religiösen Minister, dem Edelmann Phel yliel^ und
Dem Haushofmeister gNag bhiru, beiden sei Ehre !
Auch in Linsfshed werden von den Frauen die Tarn 'o shanter
Mützen sfetragen. Außerdem habe ich sie in Ladakh nur in Waka
bei Mulbe gesehen. Bei dem Dialekt von Lingshed war auffällig,
daß statt des Wortes ze)\ sagen, hier zag gesagt wird. Es ist das
für mich der erste Fall im Tibetischen, in dem ein g in ein r
übergegangen ist; denn zag ist höchstwahrscheinlich eine ältere
Form als zer.
Bald hinter Lingshed erreichten wir den alten Weg, auf dem
wir gekommen waren und kamen auf demselben am Abend des
dritten Ta^es in Khalatse an.
o
Verzeichnis der Illustrationen.
Drei Photographien der Altertümer bei sPadum.
Tafel I, Nr. 1 — 7, Felszeichnungen von Hunupata; Nr. 8, Skizze
des rohen Maitreya im Ruinendorfe Ghor ghor.
Tafel II, Nr. 9 — 14, 17, Felszeichnungen vom Lingshed-Paß
in der Nähe der alten Dardenburg; Nr. 15, Felszeichnung von der
Dardenniederlassung sNi/efse; Nr. 16, Stüpa im Relief vom Felsen
mit alten Buddhaskulpturen untei-halb Ghor ghor; Nr. 18, 20, 21,
Felszeichnungen von Hunupata; Nr. 19, Felszeichnung von Pandschid.
A n h a n o-
o
Seit ich den vorstehenden Aufsatz schrieb, ist es mir gelungen,
noch einige weitere kleine, historisch wichtige Funde zu machen,
und erlaube mir deshalb, noch einige Sätze hinzuzufügen.
p. 645. Die Inschrift in roter Farbe bei Hunupata. Dieselbe
ist mir nunmehr in zweifacher Abschrift übergeben worden. Sie
berichtet von einem Brückenbau unter König Thse dbang rnam
rgyal. Den besseren Text bringe ich in meiner „Ersten Sammlung
westtibetischer historischer Inschriften" unter No. 77. Es war mir
eine Zeitlang recht zweifelhaft, ob der in dieser Inschrift genannte
König llise dbang rnam rgyal der erste oder zweite dieses Namens
A. H. Francke, Kleine archäologische Erträrje in Westlihet. 059
Tafel I.
ii %
^
6
660 -1- ^- Franche, Kleine archäologische Erträge in Westtibet.
Tafel II.
\
1
CZZ)
s
\a
/
7
?
15
J— HHZl
17
16
0
J I
1
18
19
20 21
PhotogrcqMe der rjroßen Buddhas
(J. B. Riddell, R. F. A., phot.)
Alte Klosterzelle in sPadum, Zangskar.
(J. B. Riddell. R. F. A., phot.)
Flache Relieffiguren auf dem Felsen über der Klosterzelle.
{■]. B. Riddell, R. F. A., phot.)
A. II. Francice, Kleine archäologische Erträge in Westtibet. ßßl
sei ; bis es mir mit Hülfe des hier genannten Ministers Bnrti bha
Ide (= Bum Ide) gelang , festzustellen , daß die Inschrift aus der
Zeit Thse dl>ang rnam rgyal's I, c. 1580, stammt. Die Inschrift
nennt die Namen aller Geber, welche zur Zeit des Brückenbaues
freiwillige Gaben, meist in Nahrungsmitteln bestehend, für die
Arbeiter lieferten, yiise dbamj rnam rgyal war der Onkel Sengge
rnam rgyal'?, ; und wenn auch der erstere die Brücke gebaut hat,
ist es nicht unmöglich, daß der Weg im großen ganzen von Sengge
rnarti rgyal angelegt wurde, so wie die mündliche Überlieferung sagt.
p. 649. Es ist nunmehr auch möglich geworden zu bestimmen,
daß der auf dieser Tafel genannte König 2'hse dbang rnam rgyal
ohne Zweifel der zweite dieses Namens, c. 1760 — 1780 n. Chr. sein
muß ; und zwar weil der dort genannte Lama Bhirba rdorje (auch
Bhilba rdorje genannt), unter diesem König blühte.
p. 651. Ein eingehenderes Studium des rGyal rabs hat mich
inzwischen gelehrt, daß wir vielleicht eine kleine Andeutung über
die Geschicke Zangskar's zwischen 1600 und 1700 n. Chr. darin
haben. Zur Zeit der Regierung bDe Idan rnam rgyaCs,., c. 1640
bis 1680, wird nämlich gesagt, daß dessen jüngster Bruder als
Yizekönig in Zangskar eingesetzt wurde. Das läßt darauf schließen,
daß etwa um jene Zeit die alte Linie der Zangskarer Vasallenkönige
zu Ende gekommen sein mag, und nun eine neue Dynastie, aus der
Linie der Könige von Leh stammend , einsetzte. Ich wäre dann
geneigt, die zitierten Inschriften in der folgenden Weise zu datieren:
Die Zeit zwischen dem Aussterben der alten und der Ankunft der
neuen Dynastie wird möglichei'weise durch die Inschrift auf p. 653,
unten , vertreten , da in dieser Inschrift kein König , sondern nur
ein Schutzherr als auf dem Schloß residierend genannt wird. Nach
1680 sind wohl die beiden Inschriften auf p. 653, oben, anzusetzen,
da in ihnen der Königsname rNam rgyal vorkommt, welcher der
besondere Familienname der Könige von Leh ist. Da sich das
Wort imam rgyal in den Königsnamen der zwei Inschi'iften auf
p. 652 nicht findet, bin ich geneigt, diese Inschriften vor 1640
zu setzen.
p. 655. Der große Einfluß, welchen ausgewanderte Inder auf
die Kultur Westtibets ausgeübt haben , läßt sich nunmehr aus
dem Vorhandensein altindischer Inschriften in Maurya Brähmi und
Kharosti klar beweisen. Diese Inschriften sind namentlich bei Kha-
latse häufig gefunden worden. Sie werden besprochen von Dr.
J. Ph. Vogel in seinem Annual Progress Report des Archaeological
Survey, 1905, 1906.
662
Due brevi nuove iscrizioni sabaiche.
Comunicate dal
Dr. Eugenio Grifflni.
I sesruenti testi sabaici sono ricavati da una Serie di calchi
da me avuti direttamente dall' interno dello Jemen nel Febbrajo
di quest' anno 1906. Non mi fu dato di sapere dove si trovassero
in origine le iscrizioni , ora giacenti pi'esso privati. Nei riguardi
deir iscr. 1 solo so che i calchi sono stati presi su due lati contigui
di un piedestallo in pietra, sopra- il quäle alcuni buchi fanno ritenere
si ü'ovasse infissa una statuetta votiva. L'ignoranza dell' esatto
punto geografico di ritrovamento originale ^ poi sjoecialmente da
lamentare per l'iscr. 2. Non 6 quindi solo prudenza ma h onestä
e dovere trattenerci da un esame dei testi che ecceda dai semplici
eonfini linguistici. — Le dimensioni dei calchi (parte scritta) sono
le seguenti: Iscr. 1, a: cm. 17 X cm. 13; ß: cm. 10,5 X cm. 13;
caratteri dei cosidetto periodo medio o dei Re di Saba; l'altezza
delle lettere, di esecuzione alquanto semplice e trascurata, varia da
cm. 2,5 a cm. 2.7. Iscr. 2: cm. 21 X cm. 42; caratteri dei cosi-
detto periodo antico o dei re-sacerdoti di Saba; le lettere sono
scolpite con rara accuratezza ed eleganza e sono alte invariabil-
mente cm. 10.
Testi ;
Iscr. 1.
(lato ß) (lato a)
© V I ^i©x .s<i>?ri?<i>x*iiin>ih
^X^ohl?©51 hl4'l'iJ]1Äh?ni1o
Iscr. 2.
? ) X © V I n n T I ? H I n )
KilllTJlYiyh I X«AJ1 I
Griffini, Due hrevi nuove iscrizioni sahaiche. 6ß3
Iscr. 1, a-, 1. 1. — ja^rf«; cfr. Gl. 1077 (CIH. 300) e |bN3-i
(Mordtmann und Müller: Sab. Denkmäler, \). 72; CIH. passim). —
["^ipp": e forma sing, (in orig. partic.) da Lei VIII tertiae ., usata
qui col valore dell' arabo jjr^jCÄ/s; e giä nota , ed ö pure nnta
una apparentemente identica forma | "'Tpp?: che si fa derivare da
LX5 II (E. Glaser: Die Abessinier in Arabien und Afrika, p. 105 e
p. 120 SS.). Cfr. |n■^^np'?^ e Innp?:; vedi Praetorius in ZDMG. 50
(1896), 142: Glaser in OLZ. 1905, 579 e 1906, 85, 86, 88; Winckk-r
in OLZ. 1906, 148, nota 1 ; CIH. 140, cmt.
1. 2. — |sc"i5T; V. HamdFinl's Geographie, p. 111, S e p. Cfl, 14
e 18; CIH. 36. — Fra ^rpn e "i, cosi pure, nella 1. 3, fra a'T'rN
e "3 non appare sul calco la minima traccia di Trennungsstrich.
Cfr. 0. M. 1, 11. 8,4; Os. 36 (= B. M. 37), 11. 2,3; Mordtmann
und Müller, op. cit. , p. 10, 11; Hamdänl, p. Af", 11; E. Glaser in
OLZ. 1906, 129 ss.; H. Winckler in OLZ. 1906, 146.
I. 4. — |-,'3; V. Hamdänl, p. a^, 8 e p. III, 25 e Note relative
di D. H. Müller; CIH. 37 (iscrizione di Hadaqän) e 101, e E. Glaser
in OLZ. 1906, 133, ove accenna a questa stessa iscrizione.
II. 5, 6 (lato ß, 11. 1,2). — La ripi-oduzione molto sicura che
il calco reca tanto del testo quanto della superficie ruvida della
l^ietra e dei confini di questa, fanno escludere che abbia mai potuto
trovarsi alcun' altra lettera alla fine della 1. 4, dove mancava posto
all' incisore per lo stesso Trennungsstrich, e ancor meno al princiiDio
della 1. 5 (^,1), ove l'iniziale n h addossata all' orlo della pietra.
Rimane aUora da vedere se si tratti di una svista dell' incisore 0
non piuttosto di un interessante nesso T[r!b]3"in | pn diverso dal
giä noto inbmrc | ir" ^^ M- 0. 6 , 1. 7, di Reh. 7, 1. 5 , ed in un
certo modo anche di Os. 36 (= B. M. 37) 1. 3. Cfr. Mordtmann
u. Müller, op. cit., p. 27 ss. Credo si possa litenere trattarsi qui
di una vera e j^ropria forma t, 2, ar. JJ'jj", et. "1^(1) YlA ',■>
entrambi = porre fiducia in alc. , confidare in alc. , rimettersi,
quasi abbandonarsi ad alc. (cfr. t, 3 in » J^SjJ' = lasciare, abban-
donare alc), e non piü della nota forma st, 1. L'et. "l^CDYlA ',
(come tutti gli altri verbi che contengono l'idea di un modo di
condursi, di comportarsi verso alc), regge il suo oggetto anche al-
l'accusativo ; avvicinando il sab. boin all' et. tanto per la forma
verbale quanto per il reggimento , si deve riferire il suff. in di
"linbDin a ■'rrcn, il suff. i- di irf^i (/3, 1. 2) al dedicatore e nessun
suflF. a C-i:. E. Glaser, che h venuto ultimamente a conoscenza di
questa iscr., ne ha invece voluto ricostruire /3, 1 in OLZ. 1906, 133
654 Griffini, Due brevi nuove iscrizioni sabaiche.
sul vecchio modello del noto nesso i!lb3ir[c] | pn e dei suoi sopra
citati paralleli.
1. 7 (ß, 2). — r]Oi significa „aggiungere, attribuire, applicare,
conferire". La concessione di una x^xj puö ben ricondursi al-
l'idea di un „donare, conferire". Spesso il sab. r|DT puö tradursi
per ,concedere" ; v. per es. Os. 17 (ZDMG. 19, 213 ss.; 59, 791 ss.,
CIH. 86) e i numerosi paralleli , lä dove il dedicatore chiede gli
siano „concessi" eredi maschi o ricchi raccolti.
L'iscr. 1 si tradurrebbe dunque :
1 „\l.r.b. il fedele servitore (ufficiale^ generale) di \w.s.-
2 \l, quello di G .r . f^ , ha dedicato a quello
.'i Celeste {quello dei Cieli, pl. fr. ?), il Dio di ' . m . r""^ , il si-
4 gyiore di B.j'.n, la {presente) statua^ perche
:, egli si era completamente affidato a lui {in lui)
6 per la propria salvezza, e {perche)
7 gli ha concesso, quello Ce-
8 teste, una grazia.^
Iscr. 2, 1. 1. — l-in, duale di n fe noto; v. D. H. Müller:
Epigr. Denkm. , p. 30; Hommel : Chrest. , p. 15. — Per quanto
riguarda la voce | n^n (dipt.) , per la esatta lettura della quäle
venne eseguito piü tardi un secondo calco , rimando alle riserve
fatte in principio.
1. 2. — E lecito supporre in [npir'a un errore di incisione
t tj ,
per n^p':;70, pl. di "^p'^'TO = ä.w.ai. Ma vedi piuttosto la nota di
D. H. Müller: Ueber den inneren Plural der Form rbroo = iCJLcLäXj
ecc. , in Sab. Denkm., p. 103 ss. , ove h stato fatto notare che in
sab. e ar. -aßat e -avoüt sembrano si contraggano in -ä<, sicchö si
ha in sab. | ms': = b! J»^ da | "^nc ; | nirTo = öLjA/i da | la; (Müller,
ibid.), e qui, ritengo, |npü;'53 = bLiL»^x da ["'puj come nomen loci
et temporis, foi-se anche instrumenta Neil' arabo parlato d'Egitto,
si licet parva componere magnis, „i singolari uscenti in s^ od »1 —
sono trattati [nello stato costrutto] come se uscissero in ä — ; quindi
misqa slJL*^/« „canale d'irrigazione" (e altri simili) fanno allo
st. cstr misqef^ . (C. A. Nallino: L'Arabo parlato in Egitto,
Milano, Hoepli, 1900, p. XXI). Cfr. Landberg: Etudes sur les
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Griffini, Due brevi nuove iscrizioni sabaiche. ()()5
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dialectes de l'Arabie Meridionale, p. 249 e 009 : »Ji^x „petite outre",
accanto a Jus*^ ni'igole d'ii-rigation" (ibid., p. 316 e 609).
Ciö premesso, cosi credo si possa ricostruire l'iscr. 2:
^Eib I ]"''nnir! | ann | ■'t | 2^[ t | ]
ciofe:
h73r
_0)7Dnp(3)
„[iViV e iV]r.Z>., / due di Il.h.h hanno innalzato [per la loro
{proprio)
salvezza e per la protezione della {opp. : accanto, di fronte alla)]
cistei-na [serbatoio , vasca , canale) delle loro piantagioni a
palme il {presente) tem[pio}.'^
666
Anzeigen.
Kebra Nagast Die Heiidichkeit der Könige. . . . im äthio-
pischen Urtext herausgegeben und mit deutscher Übersetzung
versehen von Carl Bezold [Abh. d. I. Kl. d. K. Bayr.
Ak. d. Wiss. XXIII. Bd. I. Abt.). München 1905.
1
I
«
!
Wer das Kebra Nagast d. h. die Herrlichkeit der (äthiopischen)
Könige zum ersten Male liest, wird durch die Fülle des ungleich-
artigen Stoffes schier erdrückt : Geschichtliche und märchenhafte |
Züge, israelitische und christliche Anschauungen , neutestamentliche J
und kirchenhistorische Reminiszenzen, dogmatische Schriftbeweise |
und eschatologische Prophezeiungen stehen bunt und regellos neben %
einander. Und doch wird dieser Wirrwarr durch einen formalen f
Rahmen einigermaßen zusammengehalten. Die Schrift will nämlich .
eine Erklärung und Erzählung der 318 Orthodoxen sein. Da
die Zahl 318 in s^jäterer Zeit Terminus technicus für das nicänische
Konzil ist (vgl. Piper in den Jahrb. f. deutsche Theol. 1876 S. 83 ff.),
so will also der Verfasser dieses Buches die Akten des nicä-
nischen Konzils publizieren.
Er berichtet von der Versammlung der Väter; er verzeichnet
protokollarisch die verschiedenen Redner und ihre Ausführungen.
Zunächst spricht Gregorius Thaumaturgus (§ 2—18), sodann verliest
Domitius von „Rom" eine Schrift, die er in der Hagia Sophia ge-
funden hat (§ 19 — 94). Danach ergreifen nach einander Gregorius
(g 95 — 104), Cyrill (§ 104 — 112) und endlich wieder Gregorius
(§ 113 — 117) das Wort. Der Strom der Rede wird bisweilen von
den Äußerungen der 318 Patriarchen unterbrochen. Diese stilistische
Einkleidung ist, wie gleich ausdrücklich hervorgehoben werden soll,
eine literarische Fiktion. Legendarisch ist nicht nur der
Inhalt dieser angeblichen Konzilsakten , unhistorisch sind auch die
auftretenden Personen. Statt des Gregorius Thaumaturgus meint
der Verfasser Gregor den Erleuchter, da er auf dessen Märtyrertum
deutlich anspielt (§ 2). Aber nicht dieser armenische Heilige war
auf dem Konzil von ISicäa, sondern sein Sohn und Nachfolger
Aristakes. Bei Cyrill werden wir schwerlich an den Bischof von
Jerusalem zu denken haben, der an dem Konzil von Konstantinopel
teilnahm (381), sondern an den berühmten Patriarchen von Alexan-
drien, der freilich erst ein halbes Jahrhundert später (f 444) lebte.
Greßmann: Bezold, Kebru Naijast. 667
Domitius von „Kom" (d. h. K'onstantinopel) oder von Alexandria
ist nach Guidi mit einem in Ägypten vielfach verehrten Heiligen
identisch.
Obwohl die schriftstellerische Situation stets gewahrt bleibt,
sind doch einige Widersprüche und Unebenheiten bemerkbar.
Deutlich lassen sich § 95 — 112 als eine spätere Zutat
ausscheiden, wie schon Bezold richtig gesehen hat^) : Erstens
wenden sich die Patriai'chen (in § 113) nicht an den letzten Redner
Cyrill (vgl. § 104), sondern über ihn hinweg an Gregorius Thauma-
turgus (S. 102, 17-22). Zweitens nehmen sie nicht liezug auf
den Inhalt dessen, was unmittelbar vorhergeht, den WeiSsagungs-
beweis , sondern greifen auf die vor ^ 95 stehenden Ausführungen
zurück. Die Anlange von g 9Ö und 113 sind einander parallel:
Wir haben gehört, wie herrlich die Könige von Äthiopien sind
wegen der Bundeslade, nun ist aber auch der König von „Rom"
(d. h. Konstantinopel) groß wegen des Kreuzesholzes. § 113 ist
also die sachliche Fortsetzung von §95 (Anfang). Drittens
grenzen sich g 95 — 112 durch ihren Inhalt von der Umgebung ab.
Sie enthalten einen dogmatischen Schrift beweis, der mit
der Herrlichkeit der äthiopischen Könige , mit dem eigentlichen
Thema unseres Buches , nur lose (durch die Allegorisierung der
Bundeslade) zusammenhängt. Ich stimme nach alledem Bezold bei,
wenn er in diesem Teil einen jüngeren Einschub sieht.
Dagegen glaube ich nicht, daß Bezold (vgl. S. XXXIX) die
übrigen Abschnitte richtig bestimmt und die Komposition der
Schrift richticr erkannt hat. Nach Ausscheiduncr von iJ 95 — 112
bleibt eine literarisch durchaus einheitliche Größe, so-
wohl der Form wie dem Inhalte nach. Die Einleitung (§ 2 — 18)
und der Schluß (§ 113 — 117) werden von Gregorius gesprochen.
In diesen Rahmen ist als Haupt stück (§19 — 94) eingefaßt
die Erzählung des Domitius über die von ihm crefundene Schrift.
Das ist eine klare und einfache Disposition. Ebenso einheitlich ist
das Thema, das unser ganzes Buch durchzieht. Es wird gleich
zu Anfang deutlich formuliert, indem die Synode von Nicäa als
ihren Beratungsgegenstand das Problem aufwirft : Wer ist der
herrlichste König der Welt? Um diese Frage von Grund
aus zu beantworten, wird die ganze Weltgeschichte von Adam bis
zum Antichristen aufgerollt. Zunächst wird als Vorstufe kurz die
Zeit von Adam bis auf David behandelt (§ 2—18). Sie ist wichtig,
weil sie die Herrschaft Salomo's vorbereitet, weil in ihr die Bundes-
1) Vgl. S. XXXIX. Aber ich beginne diesen Abschnitt nicht S. 102, 1
[ich zitiere die Seitenzahlen der deutschen Übersetzung], sondern 102,22, wo
deutlich der Anfang markiert ist: Jetzt aber wollen wir die Weissagungen
erzählen. Der ursprüngliche Schluß des vorhergehenden Abschnittes ist noch
in A erhalten. Dann sind auch die Namen der Redner in Ordnung. S. 102, 9
ist nicht „Gregorius", sondern „Domitius" zu ergänzen, der im Vorhergehenden
gesprochen hat (101, 1). Gregorius ergreift erst 102, 17 das Wort.
608 Anzeigen.
lade geschaffen wird und weil alle Könige der Welt 7au' Dynastie
Sem's gehören. Das Hauptstück (§ 19 — 94) beschäftigt sich aus-
schließlich und ausführlich mit der Periode Salomo's, des erhabensten
Herrschers seiner Zeit. Sein legitimer Nachfolger ist von Rechts
wegen sein Erstgeborner, Baina-lehkem, ein Sohn Salomo's und der
Königin des Südens (Saba=Äthiopien) , der Begründer der
äthiopischen Dynastie. Er ist de-r herrlichste König
aber auch von Gottes wegen , weil er das köstliche Kleinod der
Bundeslade, auf dem seine Macht beruht, aus Israel stehlen und
nach Äthiopien entführen durfte. Gott selbst hat sich also gegen
Salomo und für den äthiopischen König entschieden. Die Juden
haben später ihre auserwählte Stellung durch eigene Schuld ver-
scherzt, weil sie den Sohn Gottes ans Kreuz schlugen. Und endlich
hat sich auch die christliche Kirche für den König von Äthiopien
ausgesprochen. Auf der Synode von Nicäa, wurde es gewissermaßen
zum Dogma erhoben : Der König von Äthiopien ist ip-ößer und
erhabener und ruhmreicher als alle die anderen Könige der Erde
(§ 95). Erst nach ihm kommt der König von Ostrom,
zwar nicht der Erstgeborene , aber doch auch ein Sohn Salomo's.
Der Ahnherr Adrämi ist einer Ehe Salomo's mit einer oströmischen
Prinzessin entsprossen. Seine Nachfolger haben alle ihre Feinde
bezwungen und sind von Gott sichtbar gesegnet, weil sie das von
Helena entdeckte Kreuzesholz besitzen. So ist der König von
Konstantinopel fast gleichwertig dem König von Äthiopien, beiden
gehört eigentlich die Welt. In der Gegenwart aber müssen sie ihre
Macht teilen mit anderen Herrschei-n. Denn in dritter Linie
stehen die übrigen semitischen Könige: die Könige von
Medien, Babylonien, Persien, Moab, Amalek, Philistäa und Ismael,
die sich alle als Nachkommen Sem's beweisen lassen. So wird also
die gesamte Menschheit von Semiten beherrscht (§ 72 — 83). Der
Schluß (§ 113 — 117) bringt endlich die Krönung des ganzen Systems:
In der Endzeit wird die Welt zwischen den beiden würdigsten
Königen aufgeteilt. Der König von Ostrom erhält die eine Hälfte
und legt sich den Titel , König von Äthiopien" bei, der König
von Äthiopien aber regiert die andere Hälfte und setzt seinen Sohn
in Israel ein. So wird dann der König von Äthiopien alles
in allem sein. Mit diesem gewaltigen Hvmnus schließt das denk-
würdige Buch seine eigenartige Betrachtung der Weltgeschichte.
Aus dieser Inhaltsübersicht folgt, daß man nicht mit Bezold
(S. XXXIX) § 63 — 83 als einen besonderen Teil ausscheiden darf.
Die Geschichte des Königs von Ostrom ist mit der des äthiopischen
Königs von Anfang bis zu Ende (vgl. § 20 und 117) aufs engste
verbunden und muß von vorneherein mit in den Plan des Verfassers
aufgenommen sein. Vielmehr gliedert sich die Schrift des Domitius,
die das Hauptstück bildet (§ 19 — 94), naturgemäß in drei Teile:
Erstens: Der König von Äthiopien (§ 21 — 55); zweitens: Die
übrigen semitischen Könige (§ 56 — 83); drittens: Der König von
Greßmann: Bezahl, Kebra Nagast. 669
Äthiopien (§ 84 — 94). Das Ende kehrt also wieder zum Anfang
zurück. Das ganze Buch hat demnach folgende Komposition :
Einleitung (§ 1—18): Adam— David.
Hauptstück (§ 19 — 94): Periode Salomo's.
I. Geschichte des äthiopischen Königs (§ 21 — 55).
IL Geschichte der übrigen semitischen Könige (§ 56 — 83).
III. Fortsetzung der Geschichte des äthiopischen Königs
(§ 84—94).
[Einschub (§95 — 112): Weissagungsbeweis.]
Schluß (§113—117): Eschatologische Zeit.
Das Kebra Nagast ist besonders interessant wegen seiner Sagen-
und Märchenmotive. Weit ausgesponnen ist die Sage von der
Königin von Saba. Der hierher gehörige Stoff ist (abgesehen
von Rösch; vgl. Bezold S. XXXVIII Anm. 1) jetzt am bequemsten
zu^änalich in den: Gesammelten Abhandlungen von Wilhelm Hertz,
her. von Fr. von der Leyen, Stuttgart und Berlin 1905, S. 413 ff.
Schwerlich wird man es mit Hertz (S. 432) für „möglich" halten,
daß „schon die sabäischen Kolonisten, welche das abessinische Reich
(gründeten, die Erinnerunof an die Freundin Salomo's in die neue
Heimat brachten und dort wie eine autochthone Überlieferung loka-
lisierten". Denn die äthiopische Sage unterscheidet sich fast in
nichts von der n o r d arabischen : sie hat keinen der alten Züge
bewahrt. Alles Mythische und Heidnische ist verschwunden; hinzu-
gekommen sind statt dessen novellistische Züge, die ihre Herkunft
aus Arabien zum Teil noch deutlich verraten. So ist der Name
Baina-lehkem (= Menelik) wahrscheinlich arabischen Ursprungs (qjI
,«^5^.^). Übrigens halte ich den Besuch der Königin von Saba bei
Salomo nicht — wie Hertz und viele alttestamentliche Kommentatoren
— für ein historisches Faktum. Solche Reisen , die nicht um des
Krieges, sondern nur um des Vergnügens willen geschehen, unter-
nehmen die Könige oder gar die Königinnen der alten Zeit im.
Märchen, aber nicht in der Wirklichkeit. Überdies weiß die israe-
litische Quelle, die der Regierung Salomos nicht allzu fern steht
und sonst ganz gut über diese Zeit unterrichtet ist, in diesem Falle
nicht einmal den Namen der Königin zu nennen. Endlich sind bis
heute keine Königinnen bei den Sabäern und Minäern bezeugt,
wohl aber für Aribi und die Nabatäer (KAT=^ S. 237). Der Stoff
ist vor allem in Nordarabien heimisch und ursprünglich my-
thisch gewesen. Dafür spi'echen manche Gründe: Die Gestalt,
die in Israel und Äthiopien alles Mythische abgestreift hat und zu
einer historischen Königin geworden ist, trägt in Nordarabien noch
dämonische Züge. Die behaarten Beine, die Eselsfüße erinnern an
die Ghül, die^ Lilith, den Feldteufel; ihre Mutter gehört zum Ge-
schlecht der Ginnen, ihr Gi'ab liegt in Tadmor, dem Aufenthaltsort
der Lilith. Andere Einzelheiten weisen darauf, daß es sich hier speziell
um eine zum Dämon herabgesunkene altsemitische Lie b e sgöttin
Zeitsclirift der D. M. G. Bd. LX. 43
670 Anzeigen.
(Istar-Seniiramis) handelt. Rösch und Hertz haben dafür angeführt:
1. Das Verkleiden der Kinder; die Knaben tragen weibliche, die
Mädchen männliche Tracht. Dasselbe wird uns berichtet z. B. von
dem Kult der Kyprischen Aphrodite (nach Philochorus bei : Macrob.
Sat. III, 8; Servius zu Vergil II, 632). 2. Das Aufheben des
Kleides mit aphrodisischen Gebärden (vgl. die religionsgeschichtlichen
Parallelen aus ägyptischem und moabitischem Kult bei Hertz S. 427 ff.).
Zu den bisher beigebrachten Gründen füge ich hinzu : 3. Die Preis-
gabe der Königin als Jungfrau und ihre obszöne Berührung im Kebra
Nagast (vgl. Bezold S. XLI). Damit eng zusammenhängend 4. ihr
nordarabischer Name Balkis = nakkamg. Ich glaube, daß Mäkedä^
der Name der (sabäischen) Königin im Kebra Nagast, mit Kandake
vergleichbar ist (nach Bezold S. XXXVIII ist Mäkedä = Mace-
donia). Jedenfalls spielt im Alexanderroman des Pseudo-Kallisthenes
Kandake die Rolle, die sonst der „Königin des Südens" zufallt
(vgl. Hertz S. 435), und jene Kandake hat den Beinamen svdLrjXXccyfisvi]
d. h. ^TC~~ (ttoqvtj; vgl. d. Ztschr. o. S. 244). Darnach dürfte
sich auch TtccXkaxtg , das aus der Geschichte der Balkis nicht ver-
standen werden kann, erklären als ein Überrest der Liebesgöttin
Istai- kadislu. — Ich denke mir demnach die Geschichte folgender-
maßen: Der vielleicht aus Babylonien stammende, jedenfalls in
Nordarabien schon früh heimische Märchenstoff wandelte, zur Novelle
verblaßt nach Saba. Dort haben ihn die Israeliten auf ihren Ophir-
fahi'ten kennen gelernt und wie so manche ausländischen Waren
(vor allem das „salomonische" urteil) nach Palästina importiert.
Von Nordarabien ist derselbe Stoff, vielleicht durch Vermittlung
der Juden, auch zu den Äthiopiern gekommen.
Von großem Interesse ist ferner der im Kebra Nagast erzählte
weise Richterspruch: Schafe haben einen Weinberg abgeweidet.
Als Schadenersatz beansprucht der Besitzer des Weinberges die
Schafe. Da der Eigentümer der Schafe dagegen protestiert, so wird
die Sache vor Ädrämi, den König von Konstantinopel, gebracht,
der folgendes Urteil fällt: Wenn {die Schafe) die Reben des Wein-
stocks vernichtet haben, dann soll die Herde ganz und gar dir
gehören ; wenn sie aber {nur) die Blätter der Zweige und Blüten
der Trauben abgefressen haben, dann nimm sie, schere {allen) die
Wolle und {behalte) ihre Jungeti, die noch keine Erstlinge geworfen
haben; diejenigen aber, die Erstlinge geworfen und Junge geboren
haben, laß dem Besitzer der Schafe (S. 74 f.). Eine genaue Parallele
schon bei den Arabern (vgl. Grünbaum: Neue Beitr. S. 189). Aber
mit Unrecht erinnert Guidi an das salomonische Urteil, das anders-
artig ist (vgl. meinen Aufsatz über das „Urteil Salomo's", der dem-
nächst in der „Deutschen Rundschau" erscheinen wird), mit Unrecht
an Bokchoris , von dem wir nichts derartiges wissen (vgl. Pauly-
Wissowa s. V.), mit Unrecht auch an die Wandgemälde der Casa
Tiberina (Farnesina). Das Bild, an das Guidi denkt, wollte Löwy
allerdings auf die Richtersprüche des Bokchoris zurückführen, aber
Greßmann: Bezold, Kebra Nagast. 671
die richtige Erklärung ist jetzt durch Engelmann gegeben worden
(vgl. Hermes Bd. 39. 1904. S. 150 ff; so schon bei Guhl und
Koner" S. 680 f.).
Am interessantesten ist wohl der im Kebra Nagast häufig
wiederkehrende Stoff, der die Perle zum Gegenstande hat: Im
Leibe Adam's befindet sich eine Perle , die in wunderbarer Weise
auf die männlichen Nachkommen und zwar speziell auf den jeweiligen
Träger der Ott'enbai'ung vererbt wird. Alle diejenigen, in deren
Leib die Perle gewesen ist, und alle Frauen, die einen Träger der
Perle getragen haben, werden nicht zu Grunde gehen, sondern er-
löst werden. Denn die Perle ist — neben der Bundeslade ^) und
dem Kreuzesholz — das dritte Erlösungsmittel, das auf die Erde
herabgesandt wird. Während man zunächst an eine wirkliche,
wenn auch märchenhafte Perle denkt , wird sie vom Text selbst
mit der Jungfrau Maria identifiziert: Wenn ihre Zeit kommt, wird
diese Perle aus deinem (tSaloyno^s) Leibe geboren werden ; denn
sie ist sehr rein , siebenmal mehr als die Sonne. Der Erlöser
wird vom Sitz seiner Gottheit kommen, wird auf ihr wohnen und
ihren Leib anziehen {% 68). In gnostischen und teilweise auch in
katholischen Kreisen der alten Kirche hat man Christus als ,die
Perle" bezeichnet. Usener (Theol. Abb. Carl von Weizsäcker ge-
widmet. Freiburg, 1892, S. 203 ff.) hat überzeugend dargetan, daß
hier „die alte Syrische Göttersage von der Entstehung der Aphro-
dite Pelagia aus der Muschel auf die Geburt des Heilands aus der
Jungfrau übertrafen" ist. Er hätte aber darauf aufmerksam machen
sollen, daß in der Kette der von ihm geführten Beweise ein Glied
fehlt: Der Mythus ist offenbar zunächst auf die Jungfrau Maria
bezogen und dann erst auf Christus übertragen. Wie Pelagia, die
Perlengöttin, Margarito genannt wird, so ist auch Maria die Perle.
Diese ursprüngliche Anschauung hat sich noch im Kebra Nagast
deutlich erhalten: Maria, die , Perlengöttin", die Gottesmutter, kann
nur ein göttliches Kind gebären. Damit hat sich noch eine andere,
eng verwandte mythische Idee verbunden: die Perle, das BaixvXiov
der Gottheit, verleiht göttliche Kräfte; der Träger der Perle ist
heilig und kann nicht zu Grunde gehen; das Mädchen, in dessen
Leib eine Perle kommt, wird schwanger und gibt einem Wunder-
kinde das Leben. Hierher gehört als Parallele das aramäische
Märchen von dem Schädelkinde: Ein Wanderer trifft einen ver-
trockneten Menschenschädel und zerschlägt ihn. Da kommt eine
Perle heraus, die ihn auffordert, sie mitzunehmen. Als er nach
Hause zurückgekehrt ist, findet seine Schwester die Perle in der
Rocktasche und verschluckt sie beim Waschen. Infolgedessen wird
sie schwanger und gebiert ein Kind, das sich durch wunder-
1) Oder ^Zion", aber nicht Christus, wie Guidi S. 67 Anm. 12 falsch
erklärt! Dem entsprechen die drei Schutzengel : Gabriel für die Perle, Michael
für Zion, Uriel für das Kjreuzesholz (S. 67, 11 ff.).
43*
672 Anzeigen.
bare Gaben auszeichnet (Lidzbarski: Neuaramiiische Handschriften
[= Seniitistische Studien Heft 4—9] Bd. I S. 273 ff.; H S. 217 ff;
vgl. Lidzbarski in den: Orientalischen Studien, Th. Nöldeke ge-
widmet, S. 541, Anni. 1). Im Mandäischen ist Perle (Nn'nN'73in)
so viel wie böser Dämon, Aimdeftijeist^ im Äthiopischen dient das
Wort für Perle QfhCl^ * auch zur Bezeichnung der göttlichen
Hypostase. Es scheint übrigens , als ob- das Kebra Nagast an
einer Stelle noch eine dunkle Erinnerung an die Perle als BaixvUov
bewahrt hat : Die geistige Perle, die in der Lade enthalten ist, ist
inie ein leuchtende^', hochgeschätzten' Edelstein. Ihr Besitzer nimmt
sie in seine Hand, hält sie fest und umfaßt sie mit seiner Hand,
und während sie in seiner Hand ist, geht er in sie hinein und
ist in ihr enthalten (108, gfif.). Beachtenswert ist der Hinweis
Bezold's (S. XLI) auf eine Homilie des Gyrill, in der die Perle
auf Christus bezogen wird; dazu kommen noch die dem Gregorius
Thaumaturgus zugeschriebenen Homilien (vgl. die Stellen bei Usener
1. c. S. 209, Anm. 1). Es ist wohl nicht zufällig, daß gerade diese
beiden Männer die Hauptrolle in unserem Buche spielen.
Ganz eigentümlich sind auch die Spekulationen über die
Bundeslade, auch Zion genannt. Sie ist vor aller Welt ge-
schaffen und um ihretwillen ist der Himmel gegründet. Aus ihr
kommt der Regenbogen nach der Sintflut (§ 10). Schon dem
Abraham wird verheißen , daß sie auf die Erde herniedersteigen
soll (§ 14). Mose erhält die Erlaubnis, ein Nachbild des himm-
lischen Urbildes zu verfertigen , aber zwischen beiden wird nicht
deutlich geschieden (§ 17). Bis zur Zeit Salomo's steht sie im
Tempel zu Jerusalem; vor ihr werden Schafe geopfert, Weihrauch
geräuchert und Gebete dargebracht, über sie sind Prachtgewänder
gebreitet und in ihrem Behältnis finden sich Lampen (§ 48). Sie
wird dann durch Gottes Gnade gestohlen und nach Äthiopien ent-
führt. Auf einem wunderbaren Wagen , auf den sie gestellt ist,
fliegt sie mit ihren Begleitern dahin, eine Mannesspanne hoch über
der Erde, ohne den Boden zu berühren (§ 52). Denn sie ist der
Sitz der himmlischen Glorie, Gott selbst wohnt in ihr, sein Engel
ist der Wagenlenker, und wer mitfliegt, bleibt ohne Krankheit und
Leiden , ohne Hunger und Durst , ohne Schweiß und Ermüdung
(§ 94). So fahren sie auf dem Windioagen in gewaltiger Schnellig-
keit wie die Himmlischen dahin (§ 59) und sausen drei Ellen hoch
über das wild-schäumende erythräische Meer, während die Vögel
und selbst die Fische der Lade huldigen (§ 55). Vor ihrem Glanz,
der wie die Sonne leuchtet, fallen die ägyptischen Götzen zu Boden,
die nach dem Bilde eines Menschen, eines Hundes und einer Katze
gemacht sind, zerbrechen die Obelisken mitsamt den goldenen und
silbernen Adlern , die sich auf ihnen befinden (§ 59). Unter den
vielen Ehrenprädikaten , mit denen die Lade verherrlicht wird, ist
von besonderem Interesse , daß sie auch als Abbild des göttlichen
Thrones gilt (§ 104).
l
Greßmann: Bezold, Kebra Nagast. 673
Noch in uiancherlei Hinsicht bietet das Kebra Nagast Anregung
zu weiteren Studien; vor allem kommt es als eine ungemein reich-
haltige Fundgrube für die jüdische Haggada in Betracht.
Legenden, wie sie in der syrischen Schatzhöhle, dem Buch von der
Biene , dem Adambuch erzahlt werden , begegnen uns auf Schritt
und Tritt. Durchaus gnos tisch mutet uns der Lobpreis der
Weisheit an. Auch die wilde Allego rese biblischer Stellen, die
in manchen Einzelheiten echt äthiopisch ist, scheint in anderen Fällen
mit bestimmten Traditionen enc; verwandt zu sein. So treffen wir
z. B. auch hier die Deutung des brennenden und doch nicht ver-
brennenden Dornbusches auf die Jungfrau und doch Mutter Maria
(105, 23 ff.), ein Bild, das auf (griechisch-?) syrischem Boden weit
verbreitet war^). Die zahlreichen Zitate aus dem Alten und
Neuen Testamente, aus Fseudepigraphen und Apokryphen sind zum
Teil schon von Bezold identifiziert worden; ich füge eine kleine
Nachlese-) hinzu: 44, 21 vgl. 1 Sam. 6,1; 63, t> vgl. Hebr. 4, 12;
63, 21 = Ps. 109, 3 LXX; 76, 8 = 1 Kor. 11, 3; 80, 5 ff. vgl. Gen. 38;
81, 8 ff vgl. Gen. 19; 103, 17 vgl. Num. 12, 2; 103, 27 vgl. Ex. 24;
103, 3ü vgl. Ex. 20, 19; 104, 7 vgl. Ex. 33, so; 105, 23 vgl. Ex. 3, 2;
105, 28ff. vgl. Num. 16; 106, 4 vgl. Num 16, 38 LXX; 110, s vgl.
Ex. 15, 22ff; 113, 27 = Gen. 6,3; 113,3.5 vgl. Gen. 6, u; 115, 21
= Act. 1,1; 116, 2(5 = Ps. 44,4 LXX; 118, 12 = Jes. 42, 17;
118, 15 (statt 1 Chr. usw.) = Ps. 95, 5 ff. LXX; 120, 20 = Num. 27, 2«;
121, 9 schließt das Zitat mit Name ^ das Folgende ist Targum;
121, 12 ist das Zitat aus Jes. 42, 1, 4 verstümmelt, es fehlen mindestens
die Worte : Ich habe meinen Geist auf ihn (jelcgt, denn im Folgen-
den wird gerade dieser Geist Gottes auf Christus gedeutet; 121, 17
vgl. Jes. 45, i4f.; 121,20 vgl. Jes. 51,5; 122,9 vgl. Ez. 37, 27 f.;
122,21 (statt Dtn. 10, i-) = Ps. 83,8 LXX; 123, i4 = Job 9,8
LXX; 123, 20 = Ps. 109,3 LXX; 123, 33 = Jes. 54,4; 123,35 =
Jes. 51, 4 f. Das Zitat endet mit verlassen, das Folgende ist
Targum; 124, 14 (statt Act. 17, 31) Ps. 95, 13 LXX; 125, 13 (statt
Hos. usw.) = Mal. 1, 10 f.; 126, 34 = Ps. 28, o LXX; 127, 13 =
Prov. 11,5; 127, 27 = Jes. 26, 10 LXX; 127,34 (statt Ex. usw.)
= Dtn. 29,19; 128, 17 (statt Ex. usw.) = Dtn. 27,25.
Der Text des uns vorliegenden Kebra Nagast stammt aus dem
14. Jahrhundert, da er die Existenz der Zägue-Dynastie voraus-
setzt. Die Ausgabe und Übersetzung , die wir der unermüdlichen
Arbeit Bezold's — Guidi hat in den Anmerkungen wertvolle Bei-
träge geliefert — und der Munifizenz der Bayrischen Regierung
verdanken , ist gut und vollkommen zuverlässig. Der Druck ist
äußerst korrekt; die wenigen Fehler, die ich gefunden habe, sind
1) Vgl. z. B. Fr. Schultheß: Christi. Pal. Fragmente (Abh. d. Gott. Äkad.
Philol.-hist. Kl. N. F.. Bd. VllI, Nr. 3) S. 122, 7, wo doch wohl zu übersetzen
ist: Km Dornbusch bist du auf dem Berge Siuai, der von verbrennendem
Feuer nicht entzündet wird.
2) Ich zitiere den M. T.
074 Anzeigen.
nicht der Rede wert. Die Anmerkungen, besonders zum Verständnis
der historischen Anspielungen, die dem Nichtkenner sehr fern liegen,
hätte ich gern noch etwas reichlicher gewünscht. Das Vorwort
orientiert vorzüglich über die Handschriften , den sprachlichen
Charakter, den Wortschatz des Buches und gibt auch sachliche
Winke, die jeder Leser dankbar benutzen wird. Außerdem bringt
es Text und Übersetzung einer arabischen Parallele zum Kebra Nagast,
Hugo Greßmann.
Chronica tninora. Pars secunda. Edidit E.-W. Brooks,
interpretatus est I.-B. Chabot. {Co7'pus script. ehr ist.
Orient, curantibus I.-B. Chabot, 1. Guidi etc. Hcriptores
Syri, ser. III, t. IV.) Parisiis: C. Poussielgue, Lipsiae :
0. Harrassowitz. 1904. Textus p. 43—238, versio p. 37—
180. 14 Mk.
Chronica minora. Pars tertia. Ediderunt E.-W. Brooks ,
1. Gut dl, I.-B. Chabot. Textus p. 239 — 378, Versio
p. 183—297.
Dieser zweite Teil der Chronica minora enthält wie der erste,
in dem Guidi die Edessenische Chronik und die von ihm entdeckte
Geschichte der letzten Sasaniden wieder vorgelegt hatte, zwar durch-
weg bereits bekannte Texte , aber diese in vollständiger Gestalt,
während die bisherigen Bearbeitungen sich meist auf eine Auswahl
des interessantesten beschränkt hatten. So erhalten wir hier: 1. Die
vollständigen Fragmente der maronitischen Chronik aus dem 7. Jahrb.,
aus der Nöldeke seinen Beitrag zur Geschichte der Araber im
1. Jahre d. H. diese Zeitschr. 29, 82 ff. geschöpft, und aus der Nau
einiges weitere in seinen Opuscules maronites (Extrait de la Revue
de l'orient chretien, 1899, 1900) mitgeteilt hatte. Außer der von
Nöldeke und Nau benutzten Hds. in London sind hier noch zwei
ursprünglich zum selben Kodex gehörende, jetzt aber in Petersburg
aufbewahrte Blätter ausgebeutet. Die neuen Abschnitte dieser
Chronik betreffen zumeist die Kirchengreschichte und sind größten-
teils aus Eusebius und Theodoret geschöpft. Nähere Untersuchung
verdiente die Geschichte Mani's S. 58/9 , die auf andere Quellen
zurückzugehen scheint. 2. Die gleichfalls schon von Nöldeke a. a. 0.
mitgeteilten kurzen Daten über die Eroberung Syriens durch die
Araber aus einer Londoner Evangelienhdschr. 3. Die von Land
unter dem Titel „Liber Chalipharum" herausgegebene Chronik, er-
gänzt durch die Auszüge aus Eusebius, die Rödiger im Anhang zu
Schöne's Ausgabe übersetzt , und aus denen er einzelnes in seiner
syrischen Chrestomathie (3. Aufl. p. 95 ff.) veröffentlicht hatte. 4. Die
Chronik aus dem Jahre 846, deren Schluß Brooks in dieser Zeitschr.
i
I
Broclcelmann : Brooks etc., Chronica minora. Pars secunda. 675
51, 569 ff. publizierte, vollständig. Was hier neu geboten wird,
sind meist kurze Notizen zur Welt- und namentlich zur Kirchen -
geschichte, die natürlich durchweg schon aus anderen Quellen be-
kannt , aber für die Geschichte der Historiographie nicht ohne
Interesse sind.
Die von Brooks hergestellten Texte machen im ganzen einen
zuverlässigen Eindruck, soweit sie sich von anderer Seite her kon-
trollieren lassen. An Anstößen fehlt es freilich nicht ganz. S. 48, t;
1. Qu,'^- 52, ii; 1. |2iJ3a\- <">3, 10 1. ^jju2). 69, 5 1. Jli^^JLo^.
70, i!t liest B. jjL^Q^, olme das von Nöldeke Bd. 29, 90, lo (vgl.
eb. 95, Anm.) gebotene pLioiD zu erwähnen. Wenn jjLiQio wirk-
lich überliefert ist, so kann es jedenfalls nicht „praebitor" heißen,
wie Chabot S. 55, ii übersetzt, sondern nur „Erblasser", der Sinn
wäre: , setzte Mu'äwija zu seinem Erben ein", was aber immerhin
merkwürdig ausgedrückt wäre. 71, n. 3. Die richtige Herstellung
und Deutung von qprr>\r> KXi'iGug hat nicht Fraenkel an der von
B. zitierten Stelle gegeben , sondern Wellhausen , Das arabische
Reich, S. 65, n. 1. 72, 25 druckt B. einfach den korrupten Text
der Hds. mit QXn.V '^^i °^"^ Nöldeke's Konjektur Bd. 29, 92 zu
erwähnen, und Chabot übersetzt 56, 30 unbedenklich: „statimque
illi verterunt tergum"; vielleicht ist q\a.V »^^^ wichen zitternd
zurück" zu lesen. 93, ü 1. Jl.Q^.i.. 141, s 1. mit der Hds. Jaj/
denn |aj/ ^^0)2) gehört zusammen und hängt von 00^ ab, über-
setze: „prout deus virtutem et patientiam iis hominibus indiderat".
146, 3 1. ,^0)^0- 177, 8 1. |)x*<\- 177, 25. Da )OtX3j allein nicht
das erforderliche „cuiuscunque rei" bedeuten kann, so ist )o*Ä ^^>01
oder )o^ )0»iDJ ^^ lesen. 183, 1 1. JfcooO- 201, 23 1. J;jt.
Eb. 24 hinter J*^ ist -^ einzufügen.^ 217, 20 J >d kann das von
Chabot 166, 3 übersetzte und durch den Zusammenhang erforderte
V
„gracilis erat" nicht bedeuten, 1. A. 234,22 = 177, sc ist die
schon von Fraenkel Bd. 52, 153 mit Recht angezweifelte Nisbe
Hibaya wieder unbeanstandet und unerklärt geblieben. 237, ig das
schon von Fraenkel a. a. 0. 154 mit Recht bezweifelte .OOSUI
Jl ö^"^\ ist doch wohl in das bekannte jloii >aCl2LJJ ^daß sie
Vigilien hielten" (s. Nöldeke, Gr. § 243) zu verbessern. 235, 20
ist die von Fraenkel a. a. 0. mit Recht beanstandete Ergränzunof
)l^[x.;-]iOO durch Jli.[v;A]x)0 , Lager "^ zu ersetzen.
Bei einer solchen Chronikenausgabe ist die Übersetzung von
ganz besonderer Wichtigkeit, da sie von vielen Gelehrten benutzt
werden muß, denen das Original nicht zugänglich ist. Leider muß
(37 G Anzeigen.
nun Cliabot's Übersetzung als diesem Zwecke nicht ganz entsprechend
bezeichnet werden. Sein Latein ist, wo es sich nicht, wie allerdings
zumeist, um ganz kurze Sätze handelt, mit unnötigen Barbarismen
überladen. Wendungen z.B. wie 48, 13-15: „Ulis autem videntibus
eum in doctrina nazareorum versari tunc temporis eum ibidem
presbyterum eä'ecerunt" sind nicht ganz selten. In allzu sklavischem
Anschluß an den syrischen Text ist dessen Sinn öfter entstellt.
43, i o^\>oJci cu»*»2d/ heißt nicht: ,audacter egerunt et regna-
verunt", sondern : „audacter regni potiti sunt" (vgl. Nöldeke § 335).
48, 26 ^o^^X nQQQu^jo heißt nicht: „et eorum misererentur" (Ver-
wechslung mit .oCY>Or^ «) , sondern: „eosque expiarent*. 49, 28
^^0O)V >OJOiJ J. ) v<>)cr> „ Spartiatis , qui sunt Romani " , vielmehr
Rhomaei, d. h. Griechen. 50, 14 oj^V*.0 nicht „diripuit", sondern
„delevit". 50, 26 j-.v*«/ nicht „posteriores", sondern „postremi,
Ultimi". 50, 30 ist der Text bis auf die bei Jj;*./ fehlenden Seiäme-
punkte ganz in Ordnung, wie denn Chabot an den entsprechenden
Wendungen 52, lu und 63, 2, 3 keinen Anstoß genommen hat.
52,18 = 43, 23 „Etiam Capitolium ibidem incensum est a Thracis" ;
er meint „Thracibus" und hätte wohl darauf hinweisen können,
daß diese doch immerhin auffallende Nachricht durch irrige Zu-
sammenziehung zweier bei Eusebius (ed. Schöne, II, 133) a. Abr.
1934: „Templum tertio apud Delfos a Thracibus incensum et
Romae Capitolium" entstanden ist. 66^ 19 > o>o^-> ^j j;:^ ^\\
O)0i<<v ^ mv>.. Qpa*i/ 52,2(5: „filio quoque, Arii instar, detra-
hebat in sua blasiDhemia", vielmehr: „Arii instar filium blasphemare
perseverabat". 69,3 .V«fc<-? -Ö) ^J j**Iä ^\i. .^ij «Öj |z>/ "^^
, ^ CQ^ ^6) |*.oi ^\\0 54, 10 : „de Patre quod est magnus, de
Filio quod est nimius, de Spiritu quod est multus", vielmehr:
„patrem esse magnum, filium maiorem, spiritum maximum". 73, <;.
Der See '<\c»nr>/ kann doch wohl nur der Ascanius lacus sein,
und zwar wohl nicht der größere in Bithynien, jetzt See von Iznik,
sondern der kleinere in Phrygien , jetzt Tschürüksu Göl. 103, 26
ist der in der Hds. fehlende Punkt von Brooks irrig hinzugesetzt,
Chabot bezieht daher 0)NäQ:OJ ^um folgenden statt zum vober-
gehenden: „die Juden seiner Zeit", wie Rödiger bei Schöne II, 207
i-ichtig bietet. 106, 11 = 84, 11 ist der einzige von Rödiger in
seiner Übersetzung gemachte Fehler auch von Chabot wiederholt.
OOO) ^^j jlQJOp I.^OOjV ^ \^J3 -»-^.^ ^J )JV-/ kann nicht
heißen : „alii pro anno uno alii pro breviore tempore a Romanis
sacerdotium emebant", sondern nur „alii plure aut minore (pecunia)
I
I
Brockelmann: Broolcs etc., Chronica minora. Pars tertia. 677
s. a R. e.". 109, ir. ^oifcJ^Xil J]!S\>Oa>o K,^ JqqIS) JjopäO ÖtJ, -'3
„Et hac ratione est sensus euriiin .senuuiii", vielmehr: „et hac de
causa sermo eorum ita accipiendus est". 134, c = 104, 2(j. Da
^A2d1^<jü01 nur „gehorchen" aber nicht „gehören" heißt, so kann
in >Dio^ kein Länder- , sondern nur ein Personenname stecken,
Versio 147, is 1. Tells^he. 169, i. Da das von B. konjizierte und
von Ch. übersetzte ^^O zu den überlieferten Buchstaben >Ax50
nicht paßt, so ist dafür \sAjoo zu lesen, und das folgende jJö\\-
nicht als „die Kinder", sondern als die „Frevler" zu nehmen.
235, 10 vgl. Vers. 178 Anm. 3. Wenn Hisäm hier )q<jloi geschrieben
ist, so ist damit nicht Haslm, sondern Hisem (mit Imäle) gemeint.
Für das Lexikon zu notieren ist ^) 172, c, das Ch. 133, 17
richtig „spoliatum" übersetzt; dieselbe I3edeutung bat das Verbum
im Pa"el bei Isaak von Antiocha ed. Bedjan I, 438, 1.
Auch der dritte Teil enthält fast ausschließlich verbesserte
Neuausgaben bereits bekannter Texte, nämlich 1. die Fragmente
einer anonymen Chronik, die Brooks schon in dieser Zeitschr. 54, 195 if.
verotientlicht. 2. Sämtliche Fragmente der Chronik des Jacob von
Edessa, aus der Brooks den chronologischen Kanon in dieser Zeitschr.
53, 261 ff. mitgeteilt. 3. Drei Erzählungen über die Leiden der
Städte Ämid und Mausil während der Perserkriege unter Qawad
und unter der Herrschaft des arabischen Statthalters Müsä ibn
Mos'ab im Jahre 146 d. H. aus einer Berliner Hds., die als Quelle
der ersten Geschichte die .,. o-\op>.or\r)^ nennt , gewiß die des
Zacharias Rhetor, bei dem sich die zweite Geschichte denn auch
in der Tat findet. 4. Einen ganz kurzen chronologischen Überblick
über die Weltgeschichte von Adam bis auf den Chaiifen al-Mahdl,
aus einer Hds. des Brit. Mus. 5. Einen Überblick über die Völker
nach der Zerstreuung aus dem Chronographen Andronikos, der unter
Justinian blühte und dessen Werk von Simon Barqäjä (s. Wright,
Syr. Lit. 132, schwerlich mit Brooks Baraqja zu sprechen) über-
setzt wurde, aus einer Hds. des Brit. Mus. 6. Einen dem Eusebius
zugeschriebenen Abschnitt über Sprachfamilien, aus einer Hds. des
Brit. Mus. 7. Das von Lagarde, Analecta Syr., p. 201 — 205 heraus-
gegebene Fragment des Pseudo-Diocles in zwei Rezensionen, nach
der von Lagarde benutzten Hds. des Brit. Mus. und nach einem
Kodex, den Zotenberg Nöldeke geschenkt. 8. Das von Göller, Or.
Christ. I, 80 ff , aus einer Vatikanischen Hds. mitgeteilte nestorianische
Bruchstück zur Kirchengeschichte des 4. und 5. Jahrh. nach einer
neuen , sehr ertragreichen Kollation von Guidi. Die sechs ersten
Stücke hat Brooks bearbeitet und in lesbares Latein übersetzt,
Nr. 7 ist von Guidi, Nr. 8 von Chabot bearbeitet. Da es sich fast
ausnahmlos um bekannte Stoffe handelt, ließen sich die Texte trotz
(378 Anzeigen.
ihrer oft weitgehenden Verwahrlosung in den Hdss. durchweg mit
ziemlicher Sicherheit herstellen. Auch die von Brooks noch offen
gelassenen Namen aus der mythischen Geographie in dem angeblichen
Fragment des Andi-onikos werden sich bei eingehender Untersuchung
O OD
der Quellen wohl noch auf ihre griechischen Grundformen zurück-
führen lassen.
Wir geben hier nur noch eine kleine ki'itische Nachlese zu
den durchweg schon öfter (unter anderen auch von Fraenkel diese
Zeitschr. 53, 534 ff.; 54, 195 ff.) untersuchten Texten. S. 246, 25.
Da jo)| nicht manifestum bedeuten kann, wie Brooks 187, 23 über-
setzt, und die gewöhnliche Bedeutung „splendidus" keinen Sinn
gibt, so ist Jo)i „denn siehe" zu lesen. S. 247, is die von Brooks
S. 1S8, 5 für jiQjtV geforderte Bedeutung „vincula" (anders Fraenkel,
ZDMG. 54, 560) findet eine Stütze an Acta mart. ed. Bedjan VII, 63,
n. 4, wo das Wort „capistrum" bedeutet. S. 258 u. Da das von
Brooks koDJizierte ^^^v^^^J' ^^^' „traxit" bedeuten kann, nicht aber
„longius abduxit" wie er S. 195, 21 übersetzt, so ist das überlieferte
♦ v> \% in V ,1ji oder \ ' >o< „Geduld zu haben" zu emendieren.
Das erst nachträglich zugesetzte j<o K t\ S. 259, 1 stört die Kon-
struktion , wenn man nicht nach spätsyrischer Redeweise ; ->o<
als Part. pass. nehmen will. Es ist als ungeschickte Glosse zu
streichen und zu übersetzen: „Als er herausgekommen war, hatte
er (der Wächter) unablässig Geduld mit ihm, bis sie u. s. w.".
Vielleicht ist übrigens ^>qjj wirklich beabsichtigt als ein freilich
bisher noch nicht belegtes Denominativ von j^^oi ^.y^ v> „Langmut".
S. 278, 3 für ^QOl.J lies ^oU,s, vgl. Barhebräus zu Lukas 1, 26.
S. 288, 24 ^^^.cdiacdL |-;jo]^ioj ,...o .;or>? s^joj |loil|2jj S. 212, 22
in regionibus Sericae , quae vocantur Tesesnistän (?). Natürlich
Krt^K.m} Cinistän = China. S. 300, 10. Da ^sxJLi „verbrannt
werden ^ sehr selten ist, und da unmittelbar darauf das gewöhnliche
0^0, folgt, so ist für das überlieferte ^^to besser ^p^jj ein-
zusetzen. S. 351, 23, 24. In J^yy^yl.o j^^^ov,.^ sind die Sejäme zu
tilgen und S. 278, 20, 21 septentrionale und mei-idionale zu setzen.
S. 353,13 ^^ v>i kann nicht „effunduntur" bedeuten, wie Brooks
279, 29 übersetzt, 1. J^r^V>< „Wenn die Kraniche (die mit den
Pygmäen kämpfen) nach Süden auswandern". S. 371, 2 jr^rO-
heißt nicht „gemendus" wie Chabot will, sondern nur „laetus",
wie GöUer, a. a. 0., S. 82 richtig übersetzt. Das S. 378, 25 über-
I
Leipoldt: Crutn, Cutalogue of the Coptic Manu^cripts. 679
lieferte j jio** „Ferkel" kann nicht mit Chabot als eine „pbonetica
mutatio" des Wortes j^J^CX,^ (HA bei Payne- Smith Col. 692) an-
gesehen werden. Der Anlaut von J.jia« ist durch |^*i», ^j^y>^
gesichert. Ein etwas zu groß geratenes ^ kann ja sehr leicht als «,,.
verlesen werden. Obwohl nun BA die hier überlieferte Vokalisation
zu stützen scheint , wird man , da diese selbst nur zu einem Inf.
paßt, ein j^iou. aber immerhm unwahrscheinlich wäre, sich wohl
entschließen müssen Baumstark's Vorschlag j.QJV** anzunehmen.
C. Brockelmann.
W. E. Cr u m , Catalogue of the Coptic Manuscripts in the
British Museum. Printed hy Order of the trustees. London,
sold at the British Museum, 1905. xxiii, 623 S. und
15 Tafeln.
Crum's Katalog bietet, zusammen mit seinem schon früher er-
schienenen Werke über Coptic Ostraca (London 1902) und dem
soeben veröffentlichten Buche H. R, Hall's über Coptic and Greek
Texts of the Christian Period from Ostraka, Stelae etc. (London 1905),
eine vollständige Übersicht über die koptischen Schätze des British
Museum. Diese können sich allerdings in mehr als einer Beziehung
mit den Beständen anderer Sammlungen nicht messen , vor allem
nicht mit der Handschriftensammlung der Bibliotheque Nationale
zu Paris. Indessen sind doch die koptischen Altertümer Londons
gerade reichhaltig genug, um uns einen guten Überblick über die
koptische Kultur aller Zeiten zu gewähren. Dazu sind einige ünika
darunter , um die jedes andere Museum London beneiden muß ; so
z. B. die guostische Pistis Sophia und der saidische Psalter, den
Budge (The earliest known Coptic psalter, London 1898) heraus-
srab. Und vor allem : die Schätze Londons liefen nicht mehr im
Verborcrenen , sondern sind durch die drei genannten Veröffent-
Hebungen für die Wissenschaft nutzbar gemacht worden. Freilich
hat über der Veröfi'entlichung Hall's ein Unstern gewaltet : sie vermag
auch den bescheidensten Ansprüchen nicht zu genügen (vgl. meine
Besprechung im Liter. Zentralbi. 1906, Sp. 623 f.). Desto hervor-
ragender sind die beiden genannten Werke Crum's. Wenn ich die
Geschichte der koptischen Wissenschaft überblicke , so vermag ich
den Arbeiten Crum's nur ein Buch zur Seite zu stellen: das ist
Zoega's großer Catalogus codicum Copticorum manu scriptorum
qui in museo Borgiano Velitris adservantur (Rom 1810; Leipzig 1903).
680 Anzeigen.
Der Druck von Crum's Catalogue of the Coptic ]Manuscripts
in the British Museum hat zehn lange Jahre gedauert (er begann
1895). Schon daraus sieht man, welch eine Riesenarbeit in dem
Buche steckt. 1252 Urkunden sind in ihm besprochen und teil-
weise aboredruckt. Vorzücfliche Indices erleichtern die Benutzung.
Jeder, der auf einem Gebiete der koptischen Wissenschaft arbeitet,
kann sofort feststellen , ob in London eine Handschrift liegt, die
für ihn von Wichtigkeit ist.
Vorausgeschickt ist eine sehr lehrreiche paläographische Ein-
leitung. Wir erfahren dabei Genaueres vor allem über die Herkunft
der Handschriften (Crum stellt z. B. die interessante Tatsache fest,
daß sich in den europäischen und ägyptischen Sammlungen etwa
9000 Blätter befinden, die aus der Bibliothek des Schenüteklosters
bei Achmim stammen), über ihren Umfang, ihr Format, ihre äußere
Ausstattung und dergl. mehr.
Den Hauptteil des Werkes bildet natürlich die Beschreibung
der Handschriften. Crum hat diese zunächst nach Dialekten ein-
geteilt: in saidische, achmimische, mittelägyptische (faijümische) und
bohairische. Innerhalb der Hauptabschnitte stehen zuerst die lite-
rarischen Texte; es folgen die Urkunden im engeren Sinne. Nach
dem Vorbilde Zoega's sind Überschriften und wichtigere Stücke im
Ui'texte mitgeteilt. Besonders dankenswert sind auch hier die paläo-
graphischen Bemerkungen. Die Bruchstücke einer koptischen
Handschrift sind, wie bekannt, nicht selten über verschiedene
Sammlungen verstreut. Crum hat sich die Mühe nicht verdi'ießen
lassen, bei jedem Londoner Blatte anzumerken, welche Blätter
anderer Museen und Bibliotheken zu derselben Handschrift gehören
oder gehören können. Crum hat dadurch für eine koptische Paläo-
graphie, die wir hoffentlich einmal von ihm erhalten, eine der
wichtigsten Vorarbeiten geleistet. Daß die Nachträge den gewaltigen
L'mfang von 132 Seiten erreichen, darf bei einem Buche von zehn
Jahren Druckzeit nicht überraschen.
Die Indices behandeln: die Signaturen; die vorkommenden
Bibelstellen; die Personen- und Ortsnamen (diese beiden Indices
könnten wohl etwas übersichtlicher angeordnet sein) ; die griechischen
Fremdworte; die koptischen Worte; die arabischen Eigennamen und
W^orte. Zuletzt steht ein Sachregister.
Die 15 Tafeln am Schlüsse geben Abbildungen vor allem älterer
koptischer Handschriften ; dabei sind besonders Papyri berücksichtigt.
Wenn ich mir im folgenden einige Randbemerkungen zu
Crum's Katalog erlaube, so liegt es mir selbstverständlich ganz fern,
seine Riesenleistung irgendwie herabzusetzen. Ich verfolge vor-
nehmlich einen doppelten Zweck. Ich möchte erstens einige Er-
gänzungen liefern , vor allem auf Grund von Handschriften , die
Crum unbekannt geblieben sind. Und zweitens möchte ich etwas
über die geschichtliche Bedeutung einiger besonders wichtiger
Texte sagen.
i
Leipoldt: Crum, Catalogue of the Coptic Afanuscrijüs. 681
S. 30, No. 144. Es ist sehr dankenswert, daß Crura die
Lektionskataloge vollständig mitgeteilt hat. Wir ersehen aus ihnen
erstens, was die geistige Nahrung der Kopten gewesen ist. Zweitens
aber sind diese Verzeichnisse von literargeschichtlicher Bedeutung,
vor allem wegen ihrer Zitate aus Schenütepredigten. Manche Ver-
fasserfrage läßt sich mit Hilfe der Lektionskataloofe endwültiff ent-
scheiden. Leider erkennen wir aus ihnen zugleich , welch geringe
Bruchstücke nur uns von der koptischen Literatur, vor allem wieder
von Schenüte, erhalten sind.
S. 36, No. 151. Auf diese interessante Liturgie möchte ich
vor allem die Theologen hinweisen.
S. 40, No. 154 stehen einige bedeutsame Klostergebete wohl
aus Schenüte's Kloster. Wir lernen aus ihnen, daß der Kloster-
vorsteher {■KQOEGxdig , wie sein amtlicher Name gelautet zu haben
scheint) immer zugleich Presbyter war.
S. 49, No. lül findet sich ein Weihnachtshymnus, in dem
Nestorius erwähnt wird: „Wo ist jetzt Nestörios? Er möge kommen
und sich heute schämen, wenn er den Geliebten des Vaters sieht
am Busen der Maria". Nestorius ist wohl der einzige Ketzer ge-
wesen , den die Kojiten nie vergessen haben. — Dieselbe Lieder-
sammlung enthält S 50 einen Hymnus für den Todestag (7. Epep)
^unseres Vaters Apa Schenüte". Da heißt es z. B. : „Du großer
Leuchter {q)(oax)]q) , der das unwandelbare Gewand {ßxolri) anzog:
durch den Christus wardst du gleich jenen Körperlosen {aGio^uxog)^
wenn sie die Dreieinigkeit {xquig) in Vollkommenheit preisen ; du
dachtest an die Dinge der Höhe ; du suchtest die Dinge des
Himmels".
S. 52fiF., No. 162ff. Vgl. jetzt G. Horner, The Statutes of
the Apostles or Canones Ecclesiastici. London 1904.
S. 56, No. 168 identifiziert Crum die nördliche, sog. „kleine
öuvaywpj", die in Schenütetexten des öfteren erwähnt wird, mit
dem Roten Kloster des Apa Pschoj. Diese Identifikation ist natür-
lich nicht sicher, aber sehr beachtenswert.
S. 60, No. 171. Diese Handschrift, die von größter geschicht-
licher Wichtigkeit ist , wird hoffentlich recht bald veröffentlicht.
Sie enthält Predigten des Athanasius , Basilius , Theophilus u. a.
Besonders lehrreich ist das neunte Stück (S. 63) : „Eine Rede {Xoyoq)^
die der heilige Patriarch {naxQUiq-p]g) Apa Athanasios , der Erz-
bischof {ccqmiTtiGY.OTtog) von Rakote (Alexandria), hielt über die
Seele {'^vyi/]) und den Leib ((Toj/iik)." Dieser Text ist identisch mit
der syrisch erhaltenen Predigt , die gewöhnlich Athanasius' Vor-
gänger Alexander von Alexandria zugeschrieben wird und nicht
unwichtig ist für die dogmengeschichtliche Würdigung des arianischen
Streites. Der saidische Text ist nach Crum ausführlicher als der
svrische. Jedenfalls wird die schwieriore Fra^e nach der Herkunft
des Stückes nun nochmals erörtert werden müssen.
S. 64, No. 172 ist ein saidisches Stück von Athanasius'
532 Anzeigen.
Psalmenerklärung verzeichnet : es scheint kaum glaublich, daß dieses
gelehrte Werk von den Kopten übersetzt worden ist!
S. 64 flF., No. 173 teilt Crum ein umfangreiches saidisches
Bruchstück aus den Osterfestbriefen des Athanasius mit; es
enthält den Schluß des 43. und den Anfang des 44. Festbriefes
(beide Briefe sind sonst nicht erhalten). Der 43. Brief schließt:
,,Wir werden beginnen {aQ'/^iöd^ca) die heilige Fastenzeit (TeöaeQaxoört],
-\- ^ev) am 21. Mschir; in ihr werden wir bleiben, indem wir
beten und fasten (vi]6revs); aber (ös) die große Woche (eßdcoixag)
des heiligen Pascha am 26. Parmhot. Und wir werden zu fasten
(vtißTSve) aufhören am 1. Parmüte, erst (?) am Abend des Sabbats
[öaßßuTOv). Wir werden aber {de) (das) Fest feiern am Sonntage
(y.vQiax)}), am 2. Tage desselben Monats Parmüte. Und wir werden
anschließen (?) auch die sieben Wochen (eßöco^ag) des heiligen
Pfingstfestes {TtevrrjKoörrj), indem wir der Armen gedenken und für
einander beten, damit wir jubeln und feiern mit den Heiligen in
den Himmeln in dem Christus Jesus, unserem Herren; von ihm
ist die Herrlichkeit und von dem Vater (lies junneitu-i-) mit ihm
in alle Ewigkeit. Amen (aiirjv). Grüßet (aaTta^s) einander mit
heiligem Kusse. Es grüßen euch die Brüder, die mit mir sind."
Der 44. Brief beginnt: „Nicht nur den Korinthern (y.OQiv&og) gebot
{naQayyede) der Apostel (aTioGrolog), (ein) Fest zu feiern, indem er
sagte" (folgt 1. Kor. 5, s) usw. Im weiteren Verlaufe behandelt
Athanasius die wahre Art und Weise, Feste zu feiern, gibt dabei
ein paar nicht identifizierbare alttestamentliche Zitate , erwähnt
Ketzer und wohl auch Einsiedler („die, die jetzt [?] in der Wüste
[f^j/fiog]^) wandeln; denn [yccg] sie essen das Brot der Engel [ayyeXog],
das süßer ist als Honig" usw.) usw. — leb mache bei dieser
Gelegenheit darauf aufmerksam , daß sich eine Anspielung auf
Athanasius' 89. Festbrief in einer ursprünglich wohl griechisch ge-
schriebenen , jetzt aber , so viel ich weiß, nur saidisch erhaltenen
theologischen Schrift findet, von der ein umfangreiches Bruchstück
in Paris (Bibl. Nat, Copte 130*, Bl. 115—130: übrigens deckt
sich Bl. 121 f. mit Berlin, Kgl. Bibl, Ms. Orient, fol. 1613 Bl. 1,
Bl. 123 f. mit Paris, Bibl. Nat, Copte 130^ Bl. 70) liegt. Dort
heißt es Bl. 115 f. (S. ih und i-e) : h niju. ii[en-Te.q]^ooc •xeoTfii-
Kceye^rueAion ujoon ju.nfi'Ajuineq'voo'Y' ne'Y**.ft'eAion tiTCVAnreK-
kAhciöw c'xoq c£io<V g^uic g^c>.ipeTiKoc; itqoitu xiaioc i^n ■seju.nKeo'ye»
u|oon eiULH"Tej -scoyitooeme ujTopTp AiJütuiTit e'yoytuuj cnene-
iieYd.v'fe<Vion Aine5(;^c. eiyxeq's.iu jlixioc "sedkAA*. Kft.\i Ä^non h
oy&.^neAoc eiio'X g^uTire iiqT6.iijeoeitij nHTit n&oA Ajinen.Ti>i\-
^^vU}eoeJUJ juijuioq UH"in, juespequjujne eqfen-v, utii'si "^e g^iumii
ng^eu-xtuujJULe iiö.noKp'yc^^oii n-rncoo'yd.u (lies nTHcoo'y« e^n) -xe-
1) Statt „jetzt in der Wüste" kann man auch übersetzen: ,in der Wüste
dieser Zeit*.
Leipoldt : Crum, Catalogue of the Coptic Mttnuscripts. 633
it»>\\ijuii\c* CTfseo'jf juLucnio're "iHpoy f ■royA.^.fc, iiooyo "^e neitiiuT
jvn*. d^-e^e^net.cioc nÄ.p^HenicKonoc nevncooyii juijuie -sproy, *>'.\'Aei>.
n-x-evqc-xooy e.h.oK nooyo; lil. IIG steht am oberen Rande: [ej-x-
nd.ne^ A.-»».nA.cioc . Über den Verfasser der Schrift weiß ich nichts
zu sagen ; jedenfalls gehört er noch ins vierte Jahrhundert.
S. 70, No. 180. Das hier mitgeteilte saidische Bruchstück der
Schrift ,über die zwölf Steine" des Epijihanius von Konstantia
lehrt uns wieder, wie notwendig wir eine kritische Gesamtausgabe
dieses Werkes brauchen. Vgl. besonders 0.scar von Leram, Kleine
koptische Studien XXIV (Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences
de St.-Petersbourg, 1901, Mars, t. XIV, No. 3, S. 296 tf. [204tf.J).
S. 72 f., No. 183 bringt Crum ein saidisches Bruchstück von
Ignatius' Römerbrief mit beachtenswerten Lesarten. Vgl. Zoega
a. a. 0. S. 604.
S. 74 f., No. 186 erzählt Petrus von Alexandria (wohl in einem
Briefe an Meletius von Sjowt) eine lehrreiche Geschichte von
,Apa Theona". Als Theonas einst „armer Leute wegen zum i'iQXcov
ging", traf er einen Bischof der Simonianer, dessen Schatten ihn
berührte. Sogleich kehrte Theonas um und badete sich mehrere
Male.
S. 81, No. 197. Der Schenütetext npiujuie t'Ä.p e^y^ ciUHce
usw. findet sich auch auf der Nationalbibliothek zu Paris (Copte
130 -^ Blatt 22 f.).
S. 84, No. 200. Vor S. po7 ging unmittelbar vorauf Paris,
Bibl. Nat., Copte ISO'*, Blatt 106 (hier findet sich verso unten
von anderer Hand die Glosse: itnemnpe [i)ha<l £iuik e<^vu'X KNpnoc
g^nnu|H»i H nfiune; der Inhalt dieser Glosse bezieht sich auf das
Londoner Blatt).
S. 87, No. 205 folgt unmittelbar auf Paris, Bibl. Nat., Copte
130\ Blatt 127 (von dem Pariser Blatte ist leider nur die obere
Hälfte erhalten).
S. 89, No. 207. Für den Text der Seiten ot' und o-i. haben
wir noch drei andere Handschriften: 1. Pai'is , Bibl. Nat., Copte
130^ Blatt 146—148; 2. ebenda, Copte 1305, Blatt 4f.; 3. Pleyte-
Boeser, Manuscrits coptes du musee d'antiquites des Pays-Bas ä
Leide, Leiden 1897, S. 321 — 323 (der obere Rand des Leidener
Blattes befindet sich in den Kgl. Museen zu Berlin , ägyptische
Abteilung P. 10513). Die beiden Pariser Handschriften bringen
die Überschrift des Textes : vuki -j^e on -xi eooyn epooy. Die
Londoner und die Pariser Handschrift 130^ bieten den besten
Text, Paris 130* (die bekannte Blütenlese aus Schenüte) den
schlechtesten ; der Leidener Kodex steht etwa in der Mitte , hebt
sich aber durch viele Auslassungen unvorteilhaft von allen anderen
Texten ab.
S. 95, No. 215 finden wir Auszüge aus einer Schrift, in der
Origenes' Lehre vom vorzeitigen Sündenfalle bekämpft wird. „Begeht
6S4r Anzeigen.
man denn die Ehebrüche und die Gewalttaten und die Befleckungen
und die sonstigen Gottlosigkeiten in den Himmeln ? . . . oder kann
die Seele sündigen ohne den Leib, oder kann der Leib sündigen
ohne die Seele?" Man sieht, welch einen groben, veräußerlichten
Sündenbegriff die Kopten besaßen.
S. 103, No. 228 bringt uns ein neues Zeugnis, daß der reiche
Mann Lk. 16, i9 in der saidischen BibeJ \\ii\eyH hieß. Übrigens
ist diese Lesart in der saidischen Bibel nicht ursprünglich. Wie
■wir aus der Handschrift 8006 (ich zitiere nach Crum's Coptic
monuments 1902) Bl. 2 des Museums von Kairo schließen dürfen,
kannte Schenüte (f 451) den Namen Nineue noch nicht.
S. 113, No. 254 berührt sich mit einem Athanasiuszitate
Schenütes (Paris, Bibl. Nat., Copte 130 5, Bl. 26): n^oyo -j^e
'rxiii'Tn*.p-öenoc e-x^ejunqcei nujA.'xe cxfiHH-Tc n<3'inpiuA3ie hä.^«».-
-öoc *.-»MtÄ.cioc n&.p9(]^ieiTicKonoc (evyui ucjuo'y e^yiu ivyjs.io «kyiu
u'^eooy Axnnoyye eTSLn'yecAimroiuiuipe) eq-^iiu wm^i Ju.uneiKOO'ye
oviueqenicxoAH -xem 'rjuii'Tn*.p^euoc 'ig^iKuin UTAxn-xes.v'reKKO
«y-yiu nujHii juincuno, tu 'rJui»-TiT*.peeuoc ms.H<^c drnt^noyq g^nn-
•s.H(^e "THpoy iyyui ngi^o JLxnvtoyi^e nei*.'VJUioy, lu Trjuin-xnÄ.peenoc
neKAoJLi JuneooY e^ytu ncS'epiufi nTJumepo, lu 'iAJLn'jrTiÄ.p-aenoc
'rcHqe n-xiu e'xnoxAi. e».yui ^e^ic n*.Tr-r6.g^oc [. . . Vgl. auch
Pseudoathanasius de virginitate 24.
S. 117, No. 263 stammt sicher von Schenüte.
S. 120, No. 271 findet sich eine Etymologie des altägyptischen
Namens e^ceiine-» (Gen. 41,45): „die, die vom Tode gerettet ist"
('leni^d.co'^'xevi enuioy).
S. 121, No. 273. Dieser dogmengeschichtlich sehr interessante
Text (ist er modalistisch? oder monophysitisch?) verdiente die Ver-
öffentlichung.
S. 123 f, No. 285. Diesen saidisch-griechischen Schenütetext
wird demnächst Oscar von Leram herausgeben. Über griechische
Schenüteübersetzungen vgl. Zoega a. a. 0. S. 379 f. c. i)ar;
S. 128, No. 291. Vgl. Leipzig, Universitätsbibliothek, cod.
Tischendorfianus XXVIII Bl. C 4 (bohairisch).
S. 140 f., No. 316. Für den Geist der koptischen Kirche ist
es sehr bezeichnend, welcher Beliebtheit sich hier der Brief Jesu
an Abgar erfreute. Crum gibt darüber erschöpfende Nachweisungen.
S. 152, No. 332. Die erste bekannte Spur für diese Legende
über Nestorius' Tod finden wir bei Schenüte (Paris, Bibl. Nat.,
Copte 130"^, Bl. 84): uecropioc •2».e otuuiq neii-xewy^oYp*.« cpoq
■iseenicKonoc JuiioenKOoye oit n-reqoe nd^i eii-x*.neq<\.ei.c iges^qe
[ö>]qAiC£puiq ei^qjuioy g^u-xeciupiCTiö. ne^xe^q ■xe'xen-xe.csneoy-
piujme np^^pHC'xoc eq'rojiTn juijuioq eju.iuycHC e».yiu •^ek.yei*^
Leipoldt: Crum, Catalogue of the Coptic Manuscripts. 685
junoenKoo-ye. Vgl. Euagrios, bist. eccl. I, 7, 32 ; Loofs, Nestoriana,
Halle a. S. 1905, S. 291 Anm.; Crum S. 152 rechts Anm. 1.
S. 158 ff, No. 342 f. Ich möchte darauf hinweisen, daß auch
die Kgl. Bibliothek zu Berlin ein (unveröffentlichtes) Bruchstück
der saidischen Lebensbeschreibung Pachöm's besitzt (Ms. Orient,
fol. 1350, Bl. 1, Anfang von Lage 4, alte Seitenziffern 47 und
48; Anfang des Textes: nnoff^c itiju. iioe e-iepeu*.Y'Aoc ns-xu
AAAioc •sev\oy<3'c uixi ö'iun-r uixi usw.; Ende: es-yiu ncj.')e[o']f]*.
juijuiooy ouLUtcxio-t no^Hyp^z ou-ieyjULiiTe ecj[uiix) efio'A ecj-2s.iu
S. 164, No. 351. Die Worte lye-xes.io'y h^ccthc usw. sind
(vgl. den Nachtrag S. 520) wörtlich entnommen aus einem Berichte
Schenüte's über die Nubier (Zeitschr. f. äg. Spr. 40, 1903, S. 131:
hier ist also zu ergänzen: uje-risio'Y' nc::c[c]x[Hc] un[eo]ne nuji
no'y<5'ino')fuiJu. ; vgl. auch Oscar von Lemm, Kleine koptische Studien
XLV, Bulletin de TAcademie Imperiale des Sciences de St.-Peters-
bourg, 1904, Octobre, t. XXI, No. 3, S. 0 222 [404]).
S. 176 ff., No. 375ff. bringt Crum Urkunden im engeren Sinne
des Wortes, die ein ausgezeichnetes Kulturbild entwerfen. Wir
sehen hier vor allem , welche Macht das Mönchtum über die Ge-
müter auch der koptischen Laien ausübte.
Auch die Briefe S. 222 ff., No. 464 ff", bieten viel Interessantes.
S. 222, No. 464 gewinnen wir z. B. einen Einblick in die Art und
Weise, wie die Osterfestbriefe des alexandrinischen Patriarchen ver-
breitet wurden, usw.
An rein achmimischen Stücken besitzt das British Museum
leider nur eines, und noch dazu ein sehr kleines (S. 236 No. 492):
ein Stück Jakobus- und Judasbrief. Die Handschrift ist geschicht-
lich von größter Wichtigkeit: sie beweist, daß der Kanon des
Athanasius (vgl. den 39. Festbrief vom Jahre 367) der allgemein
ägyptische war. Vgl. auch S. 244, No. 509.
S. 240, No. 500. Zu diesem faijümisch-griecbischen Bruch-
stücke des Matthäus vgl. Ägyptische Urkunden aus den Kgl. Museen
zu Berlin usw.. Koptische Urkunden ISS. 138, No. 168. — Es
ist gewiß kein Zufall, daß es verhältnismäßig viel mehr faijüraisch-
griechische Bibelhandschriften gibt, als saidisch-griechische. Im
Said saßen die Kopten in kompakten Massen; das Gebiet des Pai-
jümischen dagegen war sprachlich gemischt.
S. 251, No. 522 wird ein gnostisches Bruchstück mitgeteilt;
es enthält den Namen iew?VT^e^£id.tu-».
S. 286, No. 600 findet sich ein leider arg zerstörter Privat-
brief, der die Synode von Chalcedon und wohl auch den xo^og
Asovxog erwähnt.
S. 328, No. 757. Die Tatsache, daß es eine äthiopisch-syrisch-
bohairisch-arabisch-armenische Bibelpolyglotte gegeben hat, ist noch
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 44
686 Anzeigen.
nicht erklärt. Hatten diese fünfsprachigen Handschriften einen
praktischen oder einen wissenschaftlichen Zweck ?
S. 362 ff., No. 863 ff. Eine kritische Gesamtausgabe der Theotokia
wird von Geschichtsforschern und Philologen gleich notwendig ge-
braucht. So viel ich sehe, stimmen kaum zwei Exemplare annähernd
überein. Leider ist gerade Tuki's gedruckter Text die Wiedergabe
einer sehr unvollständigen Rezension. Sprachlich am wichtigsten
ist wohl der cod. Tischendorf. XIX der Leipziger Universitätsbiblio-
thek mit seinen zahllosen faijümischen Formen.
Sehr interessant sind S. 373f., No. 901 die vierzeiligen ge-
reimten Strophen zum Preise Schenüte's unter der Überschrift (?)
ceno^-öioc nioyHfe n-renö'c. Ich teile ab :
1. iHc Ti^c nujHpi nc^'t
*.q[c]iuTn AAn-x'Yu[eoc]
TteniiuT ee^-y i>.kiii>. uyettO'Y"^
nujoyuioy nTe«iJuitund.5(^oc.
ceno^-ö^ioc ninpeciiy-repoc.
3. <Vd.'Ai ju.(^iuoy, tu iti6>cKY'THc
nejunenio'^ jujULonÄ.5(^oc
55enit*.i niÄ>p5(;^HAiewi\-e^pn"Hc
4. AJ.OI n&.i Tx^c uoyjuie'A [. . .
Die Strophen suchen, was die Kunst des Reimes und des Akzentes
betrifft, in der koptischen Literatur ihresgleichen. Hoffentlich
werden die vielen anderen Londoner Hymnen, die Crum nur ganz
kurz verzeichnet, recht bald herausgegeben.
S. 392 f., No. 939. Die Frage, ob der saidische Hiob vor-
origenistisch ist oder nicht, wird immer verwickelter, je mehr
Handschriften bekannt werden. Jedenfalls ist der Tatbestand denen
jetzt nicht mehr günstig, die den saidischen Hiob für vororigenistisch
halten.
S. 401 , Nr. 972. Die Melodie e-rfieoycg^iAie wird erwähnt
bei W. Spiegelberg im Recueil de travaux relatifs ä la philologie
et ä l'archeologie egyptiennes et assyriennes XXIII, 1901, S. 12.
S. 407, Nr. 980 sind Bruchstücke von Athanasius' 24. und
25. Osterfestbriefe verzeichnet, aber leider nicht abgedruckt.
Wir sind Crum für sein schönes Werk zu größtem Danke ver-
pflichtet. Hoffentlich erhalten wir recht bald ähnliche Kataloge
von anderen Sammlungen. Besonders dringend brauchen wir einen
Rhodokanfikis: Pröfjster, Ihn GinnVs Kitab al-Mu(jta?ah. 687
solchen von der Bibliotht^que Nationale zu Paris; denn der hand-
schriftliche Katalog Amölineau's ist nur wenigen zugänglich und
außerdem ganz ungenügend. j_ Lgipoldt.
Ibn Ginnis Kitäb al-Mmjtasab herausgegeben und mit einer
Einleitung und Anmei'kungen versehen von Edgar
Prob st er. {Leipz. semitist. Studien hrsg. v. A. Fischer u.
//. Zimmern. 1. Bd., Heft 3.) Leipzig, Hinrichs, 1904.
XXII + 64 S. 8". 2,70 Mk.
Diese Schrift eines alten Grammatikers über einen wichtigen
Abschnitt der arabischen Formenlehre hatPröbster aus der einzigen
Hs. der Leipziger ÜB. herausgegeben. Wenn auch ohne diakritische
Punkte geschrieben und der Vokalzeichen meist entbehrend, flößte der
Codex, der oifenbar von einem Gelehrten geschrieben und kollationiert
worden ist (kurz vor 495 H.), volles Vertrauen ein. So konnte
ein durchaus vei'läßlicher Text gewonnen und auch für die Beleg-
verse hergestellt werden, die freilich meist auch anderwärts über-
liefert sind. (Der Vers pag. 53 Mitte steht jetzt im Dlwän des
Dichters SBWA. Band 144 Nr. 28, 1.) Nur pag. 3 Z. 18 möchte
ich im Texte !^1 vor 1J>Ȁ^5 'sSi (Z. 19) stellen.
Die Einleitung orientiert zunächst über Leben und Werke
Ibn GinnT's. Wie die meisten arabisch schreibenden Grammatiker
war er Fremder und niederer Herkunft. Das mag man ihm vor-
geworfen haben und er beruft sich dem gegenüber in einem kurzen
Vers (Fragm. 1, pag. XIV) auf sein Wissen, seinen Stammbaum.
Nur fällt er mit den folgenden Zeilen aus der Rolle und wird
lächerlich. Aber die paar Verse zeigen, wie sehr durch die formel-
haft antikisierende Poesie schon damals, zu Mutanabbl's Zeiten, das
Iftihär entwertet worden war. Jedermann prägte es ungestraft mit
dem eigenen Bilde. Der Sohn des griechischen Sklaven wurde
Gelehrter. Er hatte wohl eine trockene Gelehrtennatur; trotz
der paar poetischen Versuche, die ihm — so weit sie auf uns ge-
kommen sind — Allah verzeihen mösre. Vielleicht war seine
Trauerkaside auf MutanabbI, die Ibn Hallikän kannte, besser. Daß
er auch nicht poetisch nachempfinden konnte, erhellt wohl aus dem
Urteil arabischer Autoren über seine kommentatorischen Leistungen.
Sie werden schwach und versagen, wenn es gilt, dem tieferen Sinne
und Gedankengange neuer Gedichte nachzuspüren, so eben Mutanabbl's,
den er mehrfach kommentiert hat und mit dem er doch in persön-
lichen Beziehungen stand. Aber einen gewissen abenteuerlichen
Romantizismus möchte ich dem Manne in seinem trockenen Fache
44*
688 Anzeigen.
nicht absprechen ; und darin mag er gleich vielen seiner Kollegen
gefühlt haben. Sehr jung beginnt er zu lehren ; sein Vortrag ist noch
unreif. Einwürfe, die ihm ein älterer und schon berühmter Grammatiker
macht, bestimmen ihn, sofort alles im Stich zu lassen und jenem
zu folgen. So bleibt er bei ihm, begleitet ihn auf allen seinen
AVanderungen und wird sein Nachfolger im Lehrfach. Auch in der
uns vorliegenden Schrift wird dieser Mann Abu 'All al-Färisi —
am öftesten als Autorität zitiert.
Daß ihr viel umstrittener Titel ^»j xj \ J^if q-. ...^aoäxII v_jLä5'
gelautet habe, scheint mir Pr. im 2. Kapitel seiner Einleitung über-
zeugend nachgewiesen zu haben. Fi;eilich, was diese viel und nichts-
sagende Überschrift eigentlich meint, bleibt, wie auch der Hrsg.
zugibt, ungewiß. Es ist dies aber kein Grund, von der Lesung
abzukommen.
In der Einleitung pag. 1 — öe gibt I. G. das, was wir den
sprachvergleichenden Teil der Untersuchung nennen würden ; in
seiner Art. Zunächst erwähnt er den Untei'schied passiver Participia
von transitiven und von intransitiven Verben ; was freilich nicht
> 3 0-
daher gehörte. Dann die Frage, ob bei Formen *Jw = ^y3t.SLA der
abfallende Buchstabe der „Radikal" ^ sei, oder das, was uns
Zeichen für den langen w- Vokal des pass. Part. ist. Man sieht,
wie weit die Leute (al-Halll, Sibawayh, al-Ahfas) vom richtigen
Erfassen des Wesentlichen in der Spracherscheinung entfernt waren.
Als dritten Punkt behandelt er leider ganz kurz, in wenig mehr
als einem Dutzend Zeilen, die sprachvergleichend wichtigste Er-
scheinung der Part, wie ^_^A/ii./) von ^_jj.^ und der Formen wie
<^yiyi von v_A.A?'. Weiter die tamimitischen pass. Part, wie ^«-v*-*
und die Ansicht des Abu l'Abbäs über diese Bildungen. Schließ-
lich, an welchen Derivaten mit Sicherheit zu erkennen sei, ob eine
)/^ med. , oder ^ vorliege.
Nun folgen, nach Art der nationalarabischen Wörterbücher
alphabetisch geordnet, in großer Zahl , hohle" Wurzeln, gesondert
nach med. » und med. ^c, Jene läßt der Verfasser, als die zahl-
reicheren, den med. ^q vorangehn. Auf Vollständigkeit in der Auf-
zählung scheint es I. G. nicht abgesehn zu haben. Pr. stellt auf
pag. 63 eine lange Reihe der vom Verfasser in seiner Schrift über-
gangenen Radices zusammen.
Auch in dieser Ausg. sind die Anmerkungen des Hrsg. fast
ebenso wichtig als der Text des Verfassers. Besonders habe ich
jene Glossen im Auge, in denen Pr. eine sprachwissenschaft-
liche Lösung der in I. G.'s Schrift aufgeworfenen Fragen sucht.
Es handelt sich in letzter Linie um die verschiedene Natur der
I
Oldenlerg: Whitney, Atharva-veda Samhita. 639
sog. hohlen oder Wurzeln med. semivocal. (Vgl. die Anmerkungen
pag. 3 3 f.)
Diese Ausgabe ist also wiederum eine verdienstliche Vorarbeit
zur vergleichenden Grammatik, und schon als Materialsammlung
sehr wertvoll. Sie ist mit außerordentlicher Sorgfalt und Akriljie
durchoretührt, wie es übrigens von einem Schüler Fischer's kaum
anders zu erwarten war. Die paar Nachträge, die noch zu machen
gewesen wären, hat Fischer im Anhang gegeben. Ihm hat auch
der Hrsg. das Buch gewidmet. j^_ K ho d okanakis.
Atharva-veda Samhi'tä. Translated wüli a critical and
eocegetical Commentary by William Dwight Whitney.
Revised and brought nearer to completion and edited by
Charles Rockte eil Lanman. {Harvard Oriental
Sei'ies, vols. VII. VIII). Cambridge, Massachusetts, 1905.
2 Bände, CLXII. 1054 S. gr. 8.
Genau ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seit Roth und
Whitney die Verötfentlichung ihrer „Atharva Veda Sanhita.
Erster Band. Text" zu Ende führten und einen zweiten Band an-
kündigten; der sollte eine Einleitung, Noten und Nach Weisungen
aller Art enthalten. Die Erfüllung des Versprechens schien aus-
zubleiben : wir wissen ja, was für Arbeiten und Erfolge die Jahr-
zehnte, die dann kamen, den beiden großen Forschern gebracht
haben ; wir wissen auch, wie insonderheit Whitney durch die Ver-
öffentlichung des Prätisäkhya, dann des Index verborum immer
wieder bewiesen hat, wie ernstlich und wie dauernd ihm die Förderung
der Atharvavedastudien am Herzen lag. Jetzt, von jenseits des
Grabes, gibt er uns, was wir lange entbehren mußten, und mehr,
als er einst versprochen. Was er selbst nicht vollenden konnte,
das hat die Treue des treuesten Jüngers zum Ziel geführt. Viel-
leicht mehr als in einem andern Lande scheint in Amerika die
kleine Schar der Sanskritforscher einer Familie ähnlich, durch engen,
wai'men Zusammenhang verbunden. Dem Haupt des Hauses, das
. hingegangen ist, hat einer der Überlebenden dies Denkmal gesetzt
oder vielmehr das Denkmal, das jener selbst sich setzte, vollendet.
Wohl durfte der Vollender fühlen, wie Großes er damit der Wissen-
schaft halb übermittelt, halb selbst gegeben hat, und durfte sagen :
"Here Stands his book, a mighty Instrument,
Which those to come may use for lai'ge emprise".
Mancher Leser dieser Zeilen wird in Gedanken zu dem, der sie
geschrieben hat, in die stille Stadt jenseits des Meeres als seine
690 Anzeigeii.
1) Auch im Einzelnen scheint mir gelegentlich, was über Metrisches ge-
sagt wird, zu Bedenken Anlass zu geben. So wird zu IX, 9, 17 avdh pdrena
pard enüvarena von Wh. bemerkt: ,,we raay suppose ^^ara enu- to be combined
to 2)aräi 'nä'\ Daran habe ich früher, Hymnen des Rv. I, 67, A. 2, auch ge-
dacht. Gewiss mit Unrecht. Sollen wir wirklich den auf die Cäsur folgenden
typischen Anapäst der Silben 6 — 8 durch Annahme eines unnormalen Sandhi
zerstören? Ist es nicht das weitaus Wahrscheinlichere, daß hier (wie an der
identischen Stelle Kv. I, 164, 17) die Verbindung von fünfsilbigem Keihenein-
gang mit dem Ausgang, welcher der Norm nach viersilbigen Eingang voraus-
setzen würde, vorliegt? Dieser in den jüngeren Teilen des Rv. einigermaßen
häufige Typus der Kontamination zweier nicht zu einander passender Pädahälften
•wird in der Folgezeit noch viel häufiger; Arnold Ved. Metre 15 bezeichnet
ihn als „a connectiug link with the Atharvaveda and later literature".
I
Antwort den Wunsch entsenden, selbst unter denen sein zu dürfen,
die „for large emprise" das Werk Whitney 's und Lanman's be- ;
nutzen werden ... i
Ich will hier nicht im Einzehien wiederholen, was Lanman i
in der .Editor's Preface" dargelegt hat: wie weit Whitney sein
Manuskript gefördert hatte, was — es ist sehr viel — Lanman
zu tun übrig blieb. . l
Allgemeinere den Atharvaveda betreffende Fragen werden in |
der „General Introduction'' diskutiert. Bei der Fülle der sich hier *
aufdrängenden Probleme ist es nicht anders denkbar, als daß der
Leser über manches derselben gern mehr gehört hätte. Der Ab-
schnitt „Metrical Form of the Atharvan Samhitä" umfaßt eine
Seite : wem hier, wie das natürlich ist, unerfüllte Wünsche bleiben,
der wird sich doch sagen, daß in einem Rahmen wie diesem es
nicht versucht werden konnte, ein solches Thema zu erschöpfen.
Um die komplizierten Verhältnisse der interessanten und wichtigen
Übergangsperiode zwischen alter und moderner metrischer Technik
erschöijfend darzulegen, müßte eben für den Atharvaveda ein Buch
geschrieben werden, dem schönen Werk ähnlich, das Arnold uns
für den Rgveda gegeben hat^).
Unter den Ergebnissen dieser Einleitung hebe ich eins hervor,
das besondere Wichtigkeit besitzen würde: doch kann ich eben hier
den Zweifel nicht zurückdrängen. Lanman (dieser ist es, der hier
spricht; S. CLI f.) erkärt das 7. Buch als ein Buch der Nachträge
(„after-gleanings") zu den Büchern 1 — 6. Bekanntlich gilt für
jedes der ersten sechs Bücher eine Normalverszahl des einzelnen _
Liedes, die oft überschritten, nie unterschritten wird. Für die ^
Bücher 1 — 5 sind diese Normalzahlen resp. 4, 5, 6, 7, 8 ; es folgt
Buch 6 mit der Normalzahl 3. Wo bleiben die Normalzahlen 1
und 2 ? L. scheint anzunehmen, daß diese, ursprünglich wenigstens,
überhaupt nicht in Betracht kamen, „According to the Brhad-
Devatä, VIII, 99, the ritualists hold that a hymn, in order to be
rated as a genuine hymn, must have at least three vei'ses, trcädhamam
yäjnikäh süJciam ähuh'^ . Sollte wirklich, was für den Rv. gelten
mag, auf die doch total anderen Verhältnisse von Zaubersprüchen.
Oldenherg : Whitney, Atharva-reda Sainhüä. 691
Grhyasprüchen u. dgl., wo beständig mit Einzelversen und Vers-
l^aaren operiert wird, anwendbar sein? Ich meine, das Fehlen ein-
einversiger und zweiversiger Abschnitte würde in der Tat eine
befremdende Lücke im Aufbau des Av. bilden : und wenn in diese
Lücke das 7. Buch mit seinen 82 einversigen und zweiversigen
Stücken (unter einer Gesamtzahl von 118) genau paßt, werden wir
in ihm (wie auch Bloomfield, The Atharvaveda 36 tut) viel-
mehr einen Teil eines von 1 — 7 reichenden Anordnungssystems als
einen Anhang an ein 1 — 6 uiufassendes System zu sehen haben ^).
Wir wenden uns zur Übersetzung selbst und dem sie begleitenden
Kommentar. Alle Vorzüge von Whitney's Arbeitsweise treten hier
hervor. Mit unermüdlicher Sorgfalt ist zusammengebracht, was den
Kritiker und Exegeten auf die richtige Bahn führen kann : hand-
schriftliche Lesarten, Paippaläda Varianten, vedische Parallelen,
Materialien aus dem Kausika, dem Prätisäkhya usw.. Hinweise auf
andere Übersetzungen und sonstige moderne Behandlungen ; überall
in der Übersetzung möglichst strengei', Ornamentales verschmähender
Anschluß an den Text, im Kommentar stets gleichbleibend sachliche,
verständige Erwägung. Das ist mit einem kurzen Wort leicht genug
ausgesprochen und kann deshalb für den Leser, wenn man dann
einzelne Bedenken eingehender zu begründen versucht, hinter der
größeren Ausführlichkeit, zu der man da gezwungen ist, zurück-
zutreten scheinen. Darum möge so nachdrücklich wie möglich be-
tont werden, daß das eben Gesagte die Gesamtansicht des Verfassers
dieser Zeilen darstellt, ihm durchaus die Hauptsache ist. Wenn
er dann nicht verschweigt, daß er oft Einzelnes anders gewünscht
hätte, so steht das in zweiter Linie.
Und verschweigen kann er das in der Tat nicht; das wäre
die verfehlteste Weise, die große Leistung Whitney's und den Sinn,
in dem sie vollbracht ist, zu ehren.
Vielleicht läßt sich, was hier zu sagen nötig scheint, am besten
in Gestalt einiger Bemerkungen zu einem einzelnen Textstück geben.
Ich wähle den örahmacärin-Text XI, 5.
AVas hat dieser Text im Ganzen zu bedeuten? Eine Reihe
früherer Behandlungen werden vom Herausgeber zitiert, die Deussen's
(Allg. Gesch. der Philos. I, 1, 277) mit der Bemerkung „this should
be consulted". Von Deussen wird als Thema des Abschnitts auf-
gefaßt: „der Brahmanschüler als Inkarnation des Brahman"; eine
ganze Menschenklasse, der jeder einmal angehören soll, stellt sicht-
bar das Höchste {brahman, Erhebung über das Individuelle) und
seine Verwirklichung {tapas, Entsagung dem Individuellen) dar.
Soll der Leser der Wh. sehen Übersetzunj? eingeladen werden, das
1) Nach den Ausführungen p. CXLIX würde als die in I^etracht zu ziehende
Möglichkeit nur einversige, nicht ein- oder zweiversige Norm anzusehen sein.
Aber die dort vorgelegte Erwägung beruht vielmehr auf der Auffassung des
Sachverhalts in den Anukramanls als auf jenem selbst.
692 Anzeigen.
Wesen des brahinacärin in diesem Sinn zu verstehen, in diesem
Sinn das ganze Sükta zu deuten ? B 1 o o m f i e 1 d , V. H e n r y gehen
sehr andre Wege ; für sie ist es die Sonne , die als hrahmacärin
vorgestellt ist. Wem sollen wir glauben ? Die Überschrift, die
der Übersetzung vorangestellt ist, lautet „Extolling the Vedic
Student (brY : danach wäre also, scheint es, weder das Brahman
noch die Sonne die Hauptsache , sondei-n- einfach der Brahmanen-
schüler. Haben Whitney selbst jene anderen Möglichkeiten fern
gelecfen, wird dann der Benutzer des Buchs nicht von dem Heraus-
geber wünschen, daß er, der so viel getan hat die Arbeit über den
von Wh. erreichten Punkt weiterzuführen, ihm auch als Wegweiser
durch diese Ungewißheiten diene, bei denen schließlich doch Größeres
als bei den Minutien der einzelnen Verse im Spiel ist?
Nun weiter zu diesen Minutien, wenigstens zu einigen unter ihnen.
V. 3 : was bedeutet die mystische Schwangerschaft des Lehrers
(„he bears him in bis belly three nights")'? Es ist dabei offenbar
an einen ganz bestimmten Zug der üpanayana- Gebräuche gedacht;
vsfl. die Anmerkunoren Deussen's und Bloomfield's sowie meine Be-
merkung IF. Anzeiger VHI, 41. Hätte der Kommentar nicht hier-
auf eingehen sollen ?
V. 6: ist irixüiur ,again and again"? Sehr anders das Petersb.-
Wörterb. : und XVHI, 1, 10 übersetzt Wh. selbst „for a moment".
Hat P i s c h e 1 mit seiner Behandlung des Worts Ved. Stud. HI, 186 flf.
Recht ? Ich zweifle daran. Eine eingehendere Diskussion wäre
gewiß erwünscht gewesen.
Was ist in demselben Verse acdrikrat'^ Wh. gibt: „violently
shajDing (^^äcarikr) [them]'. Dazu führt er den Kommentar an,
der muhur acarikrat mit atyartham, äbhimukhyena kai'Oti erklärt.
Statt des Hinblicks auf eine solche Erklärung, die — mag sie nun
richtig oder falsch sein — nicht Überlieferung ist, würde mir das
Sammeln alter Materialien, die für die Stelle etwas zu bedeuten
haben, wesentlicher erschienen sein. Ist unsei*er Stelle nicht ähnlich,
vielleicht geradezu deren Vorbild, Rv. VI, 24, 5 — Henry hat
die Stelle nicht übersehen — , wo das äcakrih ganz wie hier das
äcdrikrat ein imihur neben sich hat? Gibt nicht den sichersten
Anhalt für die Feststellung des Sinnes die stehende Bedeutung von
ä-kr „herbeischaffen" ^) ? Steht mit der Anknüpfung an dies ü-kr
nicht im Einklang, daß unsi'em lokänt saitujfbhya muhur äcdrikrat
im Rv. einerseits sich vergleicht III, 30. 5 ime cid indra rodas'i
apäre ydt samgrhhna mayhavan käsir it te^ VIII, 6, 17 yd imi
rödasi mahl samici samdjagrahhtt , andrerseits II, 2, 6 « nah
krnusva suvitäya rödasi? Nach alldem scheint mir etwa gemeint:
der brahm.acärin, die Zauberkünste eines Jongleurs im Großen
1) Daran sich zu halten liegt doch, denke ich, näher, als sich durch die
spätere Geltung von äkära, äkrti zu der Übersetzung „gestalten'' führen lassen.
Daß ükrti schon Rv. I, 164, 12; X, 85, 5 so zu verstehen sei ist ganz unsicher.
Oldenbcrg: Whitney, Atharva-veda Samhita. 693
wiederholend, läßt in einem Griff seiner Hand die Welten ver-
schwinden (ähnlich wie Indra Rv. III, 30, 5) und schafft dann die
verschwundenen im Nu wieder herbei.
V. 10: tdi hevalam hrniifc hrnlima ridvnn. Wh.: ,the whole
of that he, knowing, makes hnlliinan for hiinself, mit der Be-
merkung ,the construction and sense of the last pä.da are very
doubtful". Wahrscheinlichkeiten, die diesen Zweifel einschränken,
sind wohl erkennbar, aber sie scheinen mir in andrer Richtung zu
liegen als der von Wh. eingeschlagenen. Ist kecala in der alten
Sprache „whole"? Ist es nicht vielmehr „ausschließlich zugehörend"?
Es ließe sich, meine ich, eine ganze Reihe von Stellen beibringen —
der Leser kann die Arbeit leicht selbst vornehmen — , die beweisen,
daß kevalam h'vnute zusammengehört und bedeutet , etwas zu seinem
ausschließlichen Besitz machen". Wie die Zusammengehörigkeit
dieser Worte sicher ist, so ist die von brdhma vidvän doch wohl
wahrscheinlich, vgl. &fah'mavfd, hrahmavidyä, hrahmavidvcin Kaus.
Up. I, 4, brahma vidvän Brh. Ar. III, 9, 19, vidvän hrahma das.
IV, 4, 17 usw. Es wird danach zu übersetzen sein: „das (den ganzen
Komplex der in den vorhergehenden Pädas genannten Mysterien)
macht er zu seinem ausschließlichen Besitz, das Brahman kennend".
V. 23: devänäm etat lyarisTddm. Wh.: „that, sent forth
{^i parisütd) of the gods", mit der Bemerkung „the translation of
the first half-verse is merely mechanical". Etwas weiter wäre auch
hier, glaube ich, zu kommen gewesen. Der Exeget dieser Stelle
darf es sich nicht erlassen, sich mit dem Yajus devanäm parisütdm
asi (Taitt. Sarnh. I, 1, 2, 1 und Parallelstellen) zu beschäftigen: es
ist wahrscheinlich, daß eben dies Yajus dem Verfasser unsres Verses
im Sinn lag '). Man findet die einschlagenden Materialien Taitt.
Er. HI, 2, 2; Maitr. Samh. IV, 1, 2; Apastamba Sraut. I, 3, 6. 8. 10;
4, 6: Mänava Sraut. I, 1, 1, 29; Schwab, Tieropfer 41 f. Das zu-
gehörige Präsens ist parisauti oder parisuvati; als Synonyma
erscheinen parigrhnäti und paridisati, als Gegensatz utsrjati,
atisrjati; das zugehörige Nomen ist parisavana. Dies pari-sü wird
gebraucht von dem Abgrenzen (durch eine Linie) des Grases, das
dann als Prastara abgeschnitten werden soll. Halten wir die Etymologie
und den Gebrauch des Worts zusammen, so scheint sich als Wort-
sinn zu ergeben: mit antreibender Kraft etwas rings umschließen
(und es dadurch event. der und der Bestimmung unterwerfen).
Man begreift, daß sich das als Bedrängung, Bewältigung der um-
schlossenen Wesenheit darstellen kann ; so wird sich die pdrisüti
Rv. I, 119, 6; IX, 85, 8 erklären-). Ich würde nach dem allen an
1) Beiläufig bemerkt, zeigt sich hier, daß die Vermutungen Henrys zu
dem Vers des Av. irregehen.
2) Baunack, ZDMG. 50, 265 führt dies Wort auf siv zurück und über-
setzt „Umschnürung". Das würde an sich ansprechend sein. Aber es ist doch
unwahrscheinlich, daß pdrisüti von unserm parisütd abzulösen ist, welches
letztere durch die hier gesammelten Materialien von siv abgeschnitten wird.
694 Anzeigen.
unsrer Stelle übei-setzen: ,dies als Besitz der Götter^) rings um-
schlossene-)".
Doch genug dieser Einzelheiten. Whitney selbst wäre der
Letzte gewesen „any claim to linality for his work" zu erheben.
Das sagt uns Lanman (XXXVIl), und wer Whitney gekannt hat,
weiß, daß es wahr ist. Möge es den hier gegebenen Ausführungen
creluuijen sein, zu dem Großen, das er und sein Fortsetzer uns in
diesem Werk gegeben haben, einige ergänzende Kleinigkeiten hin-
zuzubringen. H. Oldenberg.
Thomas Friedrich .^ Altbahylonische Urkunden aus ^ippara.
Texte mit Umschrift^ Übersetzung und Kommentar. Mit
21 Abbildungen im Text und 16 weiteren auf 2 Tafeln.
{Beiträge z. Assyr. u. semit. Sprachw.^ hsg. von Fr. Delitzsch
u. F. Haupt, V, 4.) Leipzig, J. C. Hinrichs, 1906. Mk. 7,50.
117 SS.
Jede Bereicherung unseres Wissens über die Zeit der ersten
babylonischen Dynastie , die bei dem fast vollständigen Mangel an
älteren babylonisch-semitischen Inschriften vorläufig die Grundlage
für sprachgeschichtliche und auch andere Untersuchungen bilden
muß, wird allseitig freudig begrüßt werden, und man wird dem-
jenigen, der schlecht erhaltene und verhältnismäßig wenig interessante
Texte durch eine Veröffentlichung zugänglich macht oder gar, wie
es bei den von Th. Friedrich veröffentlichten in Konstantinopel
aufbewahrten altbabylonischen Urkunden der Fall zu sein scheint,
dem gänzlichen Unter^ancre entreißt , nur Dank wissen. Daß die
von F. herausgegebenen Tontafeln sehr schlecht erhalten und äußerst
schwer lesbar sind , wird von solchen , die sie an Ort und Stelle
besichtigen konnten, zugegeben ; und da außerdem die interessanteren
Texte dieser aus Sippar stammenden Sammlung bereits 1902 von
Scheil (in den Memoires de VInstitut Frangais d^Archeologie
Orientale du Caire. Tome I: Une Saison de Fouilles a Sippar)
behandelt worden sind, so ist es eine gewiß anerkennenswerte Selbst-
1) Vgl. Äpastamba I, 3, 10 tda?n devänäm iti parisütän abhimräati,
idam paSünäm ity atisrstän. — Über den Darbhabüschel, den man parüuuti,
sagt Schwab 41: er „soll sanakha (oder samnakha) sein d. h. gerade die
Höhlung ausfüllen, die entsteht, wenn der Daumen und die übrigen Finger so
zusammengelegt werden, daß nur die Nägel sich berühren". Hat es nicht
schließlich eine gewiße Anschaulichkeit, wenn unser Atharvanvers die Sonne
(die ist ja offenbar gemeint) als eine solche von runder Grenzlinie umzogene,
in einer überirdischen Hand zusammengeballte göttliche Opfersitzstreu auffaßt?
2) Der Kommentar hat also mit seinem parigrlütam recht. Freilich
nehmen wir diese Deutung nicht auf seine Autorität hin an, sondern aus unsern
eignen Gründen.
Ungnad: Friedrich, Altöabi/lonische Urlcunden aus Sippara. 695
Verleugnung, den Rest der Sammlung zu edieren. Allerdings wäre
bei einer so schwierigen Aufgabe eine größere Kenntnis des bereits
vorhandenen Materials erwünscht gewesen, als sie der Verf. besitzt.
Auch sind die Autographien kaum mit der Sorgfalt angefertigt,
die F. auf S. 414 verwendet zu haben behauptet. Eingehender
läßt sich dieses natürlich nicht nachweisen, ohne die Originale ge-
sehen zu haben ; man vergleiche aber z. B. die Wiedergabe des
Namens Ilu-pi-m auf der Photographie (S. 527) mit der Autographie
auf S. 498.
Bei verschiedenen Texten , die nach den Autographien keine
sichere Deutung zulassen, hat F. es trotzdem gewagt, eine zusammen-
hängende Lesung zu geben, der man öfter aus grammatischen und
sachlichen Gründen nicht beizustimmen vermag, ohne daß man
jedoch imstande wäre, nach den Autographien einen philologisch
befriedigenden Text zu bieten. Auch in der Interpretation der
Texte läßt sich F. bisweilen zu sehr gewagten Hypothesen ver-
leiten. Hier sei vor allem auf Nr. 23 (S. 429) hingewiesen. In
diesem Texte handelt es sich um die Miete eines rukbum auf ein
Jahr; am Schlüsse des Konti'aktes heißt es nun nach F. a-na ma-ti
Ki-ti-im ii-uJ i-bi-ik. F. nimmt nun an, daß rukbum ein Wagen
sei und übersetzt die angeführte Stelle : Nach dem Lande Kittim
soll er ihn nicht wegführen. Hieraus zieht er dann allerlei Schlüsse
über Wageufahrten der Bürger von Sippar an die Küsten des Mittel-
ländischen Meeres. Eine solche Behandlung des Textes geht aber
doch zu weit. Zunächst ist rukbum sicher kein „Wagen", sondern
eine Ai-t Haus*). Dieses ergibt sich auch aus dem von F. als
Nr. 30 vei-ötfentlichten Texte, wo es Z. 15 f. heißt: ki-is-ri bi-tim
1/3 sikil kaspim isakal. Statt dessen mit F. ki{\)-iz(^)-ri irbit{l)-
tim ^l^ sikilkaspi imadad{\)-) zu lesen, ist unzulässig. J)ä. rukbuin
eine Art Haus zu sein scheint, wird man das davorstehende Ideo-
gramm nicht als isu^ sondern als bitu zu fassen haben, die ja beide
in altbabylonischer Kursivschrift nicht sicher zu unterscheiden sind.
Es sei endlich noch auf die schon in Delitzsch's Hwb. S. 620a
V
zitierte Stelle hingewiesen, wo rukbu auf wrw, urü (Idgr. GUSUR)
und bitu (E) folgt. Das Ideogramm ist an der betreffenden Stelle
teilweise abgebrochen und nur GUSUR erhalten; sollte es vielleicht
zu [E .] GUSUR (wörtlich „ Balkenhaus ") zu ergänzen sein? Es
sei darauf aufmerksam gemacht, daß wir altbabylonische Kontrakte
besitzen, in denen ein E . GUSUR . RA gemietet wird; so CT. IV 31 a
(Miete gleichfalls % Sekel) und CT. VIII 8 a (Miete 1/3 Sekel).
Aus alledem ergibt sich wohl schon zur Genüge die Unrichtigkeit
der Fassung von Z. 15 f. in Nr. 23; ferner ist i-bi-ik ganz un-
wahrscheinlich; eher ist i-sa-ni-ik zu lesen; auch wa-<^' ist unsicher;
statt tna scheint zu dazustehen, ti ist gar nicht zu erkennen. Eine
1) Vgl. schon Meißner, Suppl. S. 89 unter rukbu.
2) Die Ausrufungszeichen habe ich hinzugefügt.
696 Anzeigen.
Interpretation des Satzes ist bei dem Mangel an Parallelen zur Zeit
noch unmöglich. Zu dem oben herangezogenen rukbu77i-Text Xr. 30
sei bemerkt, daß im Datum natürlich nicht Ab-ba-e-su-un gelesen
werden darf, was eine ganz undenkbare Schreibung für Abi-esuh
wäre. Wahrscheinlich steht GIS . KU . GIS . SU . NIR dort , was
dann wohl mit dem Datum des 7. Jahres des Samsuiluna identisch
wäre. In dem rukbutn-Texi Nr. 40, in dem nach F. die Miete für
3 Tage die enorme Summe von ^',; Sekel beträgt, ist natürlich
a-na MU [ ] statt 3 ümi zu lesen.
Nächst den rukbum-1e\ien bieten die Feldverpachtungen einiges
Interessante in ihren Schlußphrasen. So zunächst Nr. 2, Z. 13 f,
wo es heißt: 4 isinnV) , 20 KA ZID . DA-) . TA ü mi-se-ir-tam
i-pa-ld-zu. F. liest statt dessen: 240 KA GIS-BAR u'^-za'hap
II vii-hi-ir-tu i-pa-al-ma. Dieselbe Phrase begegnet Nr. 5, Z. 10 f.:
5 isimn, 70 KA ZID . [DA . TA] il mi-se-ir-tam i-pa-ki-iz-[zi?] (F. :
6 sikil gis-bar u-lza-op] pän '^Mi-in{?)-Samas mär Ta-pa);
ähnlich wohl auch Nr. 28, Z. 17 ff.: 3 isinni i2('?) 10 KA ZID.
DA. TA M m[i]-s[e]-[i]r-tam{?) i-pa-[ki-id] (F.: A-Ä, Istar,
Nergal pän E-li-it pän . . . mär . .) ; endlich Nr. 42, Z. 15fl'. :
3 isinni, 10_KA ZID . DA . [TA] ü mi-se-ir-tam i-pa-[ki-z']u (F.:
3 sikli GIS-BAR sü-ba-an-[ti] u mi-ih-ru-ut i-pa[-at\-ma .).
Die Bedeutung der von F. an keiner Stelle erkannten Phrase ist
noch nicht völlig klar. Was sich aus diesen Texten aber mit
Sicherheit ergibt, ist, daß misirtam das in CT. einige Male vor-
kommende UZU"^) ersetzt; m,isirtam als Lesung des Ideogramms
ÜZÜ zu betrachten , wird kaum angehen , da vor UZU eine Zahl
zu stehen pflegt, vor misirtam aber nicht.
Eine größere Anzahl der gebotenen Texte sind Listen von
Personen oder Gegenständen. Unklar ist mir, weshalb F. das öfter
genannte Gl . TAB*) mit sabitu „Gazelle" umschreibt. Eine solche
Lesung des Ideogramms ist m. W. nirgends belecrt: die Folgerungen,
die F. daraus zieht, wären dann hinfällig 5).
1) Daß das Idgr. SIR, IJIR so zu lesen sei, zeigt CT. VI 41c, Z. 14ff.:
5 i-si-ni, 20 KA ZID. DA, 1 UZU (= siru „Fleisch") i-pa-ki-zi-, sowie
CT. VIII 42 c, Z. 12ff. : 3 i-si-ni, 30 KA ZID . DA . T[A] ii mi-se-ir-tam
i-pa-ki-iz-zi.
' 2) ZID . DA = kemu Mehl.
3) CT. IV 44 c, Z'. 13 f. : 6 isinni, 1 UZU . TA . A, 20 KA ZID . DA . TA . A
i-pa-ki-id.
4) [Aus dem noch nicht veröffentlichten Texte VAT 3860, der eine Liste
nach Art der von F. gebotenen darstellt, ergibt sich klar, daß nicht Gl . TAB,
sondern Gl . SA zu lesen ist. Zu diesem Ideogramme vgl. B. Meißner, Seltene
Assyrische Ideogramme, Leipzig 1906, No. 1508 und 1509. — Korrekturzusatz.]
5) Man beachte Nr. 9, wozu F. bemerkt: „Aufzeichnung über gelieferte
Gazellen; die große Zahl 42 250 ist auffallend. Da diese Lieferung im XXX.
Jahre Hammurabi's stattfand, in dem es mit den Elamitern Krieg gab . . .,
so könnte man hierbei an eine Lieferung zur Verpflegung des im Felde stehenden
Heeres denken." — In Wahrheit ist die Zahl gar nicht so groß. Sie ist von
dem babyl. Schreiber bereits auf der Rückseite als 3950 (so wohl statt 3940
Poznanski: Adler, Ahout Ilebreiv Manuscripts. 697
Die Lesungen der Eigennamen sind sehr oft unrichtig^); jedoch
ist es nicht immer möglich , nach den Autographien das Richtige
zu erkennen. Interessant ist der Name I-tur-Umliai'-) (Nr. 62, 6;
F.: J-kar-uin- Eridu^^ \): manche andere merkwürdige Namen stellen
sich jedoch als Verlesungen gewöhnlicher heraus ; so z.B. das sonder-
bare Ili-mär-same (Nr. 45, 5), das I-ll-i-te-e zu lesen ist, u. a.
Jedenfalls darf man ohne genaue Prüfung die von F. gegebene
Namenliste (S. 478 ff.) nicht weiter verwerten.
Eine eingehende Behandlung hat F. den Siegelabdrücken zuteil
werden lassen , von denen uns die wichtigsten in Photographien
vor Augen geführt werden. ^ Uncrnad.
Ahout Hehrew Manuscripts. By Elhan Nathan Adler.
Oxford, University Press, 1*905. (6) u. 177 SS. (nebst
6 Faksimiles) in 8".
Der bekannte Londoner Bibliophil und Besitzer einer der
seltensten Privatsammlungen hebräischer und jüdischer (besonders
jüdisch-persischer) Handschriften und Druckwerke vereinigt hier in
einem Bande acht seiner Abhandlungen, die fast alle schon früher
anderweitig erschienen sind und die entweder Editionen der in
seinem Besitz sich befindenden Manuskripte enthalten oder auf die
allgemeine jüdische Bücherkunde Bezug haben.
Zur ersten Kategorie gehört vor allem die an die Spitze des
Bandes gestellte Publikation „Some Missing Chapters of Ben Sira
VIT, 29 — XII, 1" (p. 1 — 16), die die Lücke in ms. A des hebräischen
Sirach (Blatt 3 — 4) ausfüllen und die nachher in den kompleten
Editionen von Israel Levi, Peters, Knabenbauer und Strack Auf-
nahme gefunden haben. Levi war es auch , der speziell unserem
Fragment eine eingehende Untersuchung gewidmet hat (JQR. XIII, 1 fi".),
und seine Verbesserungen sind auch hier im Abdruck berücksichtigt
(nicht aber die nachträglichen Verbesserungen , die sich in seinen
beiden Ausgaben, der großen [Band II, Paris 1901] und der kleinen
[Leiden 1904], finden, vgl. z. B. XI, 18). Es ist hier nicht der
Ort, auf die noch ungelöste Frage über die Authentie der neuauf-
gefundenen hebräischen Sirach - Fragmente näher einzugehen , nur
soviel kann gesagt werden, daß auch unser Stück sowohl Beweise
für als auch gegen die Authentie in sich birgt. Von den letzten
zu lesen!) angegeben, eine Summe, die sich aus der Addition von 650 -j- 9G0
(nicht G06 su-sl, sondern 600 + 6 Su-Si = 600 -r 360) + 800 + 300
+ 40 + 1200 ergibt.
1) Vgl. jiuch Stellen, wie die oben zitierte (No. 5, Z. 11 f.), wo F. einen
Namen Min-Samas (bezw. im Namenverzeichnis S. 481 Mi-is-ir-tu), Sohn des
Tapa liest, wo gar kein Name steht.
2) Geschrieben AB . NUN . NA . KI.
698 Anzeigen.
sei wenierstens auf eine Stelle hingewiesen. VTI, 31c hat der Syrei-
jjoVoOJ Jv>rv,\ ) was auf c^ON Dnb hinweist, und dies wird dadurch
bestätigt, daß der Grieche D'CN Cnb gelesen hat und es durch
ci7faQ-/i]v Kcd neql nX-tj^^skeiag wiedergibt (s. Levi, z. St.). Anstatt
dessen hat aber der Hebräer CinN Dnb, was nur so erklärt werden
kann, daß er aus dem Syrischen frei übersetzt und daß ihm dabei
Ps. 78, 25 vorgeschwebt hat. (Ryssel, Theol. Stud. u. Krit. 1902,
S. 238 glaubt im Faksimile STibN cnb zu erkennen, was aber
durchaus nicht der Fall ist).
In der zweiten Abhandlung „Karaitica" (p. 17 — 31) beschreibt
Adler 72 karäische Handschriften, die er in Kairo und Konstantinopel
erworben hat, und außerdem noch einige seltene karäische Drucke.
Unter den ersteren begegnen wir nur einem bisher unbekannten
Werke, nämlich einem hebr.-arab. Kommentar zu Gen. XLVII —
Ex. VIII von Mose b. Lewi Kassäb ha-Lewi (nr. 224 A). Bei der
Beschreibung der anderen Handschriften ist noch zu berichticfen :
nr. 216. Barges hat nur die Übersetzung des Jefet b. 'Ali zu den
Psalmen ediert (Paris 1861), von dem Kommentar dagegen nur
die ersten zwei Kapitel (ib. 1846; außerdem erschien noch Ps. XXII
von Th. Hofmann im Programm des Gymnasiums zu Ehingen für
1879/80). — nr. 223. Unter 'Abu 'Ali Hasan b. 'Ali al-Basri
(so lies) ist nicht der Vater Jefet's gemeint, sondern dieser selbst. —
nr. 245. Von Samuel al-Magribi's al-Mursid sind mehrere Stücke
erschienen (s. meine Anzeigen in JQR. XVI, 405; XVII, 594;
XVIII, 560); dabei ist die Überschrift des XI. Abschnittes nicht
i'ichtig übersetzt. — nr. 248 a. Die vollständige Streitschrift Salmon
b. Jeroham's gegen Saadja Gaon ist durchaus kein Unikum, s. meine
Analyse dieser Streitschrift in JQR. VIII, 684 ff. (vgl. auch ib.
XVII, 221). — Die Nummern 258—263 sind nicht karäische Werke,
sondern nur von karäischen Kopisten abgeschrieben. Ebenso ist
nr. 266 b das bekannte astronomische Werk c^srs 'Ci'^D des Rabbaniten
Immanuel b. Jakob aus Tarascon (XIV. Jahi-h.), das nun allerdings
auch von Karäem ediert wurde (Zitomir 1872; vgl. Steinschneider,
Bibliotheca Mathematica 1898, S. 81).
Die dritte Abhandlung ,An Ancient Bookseller's Catalogue"
(p. 33 — 48) ist der Abdruck eines Geniza-Fragments, das ein Ver-
zeichnis alter hebräischer und jüdisch - arabischer Werke enthält.
In letzter Zeit sind viele derartige Kataloge aus der Geniza ver-
öffentlicht worden (vgl. darüber zuletzt JQR. XV, 76), der unsrige
aber ist der umfang- und inhaltsreichste von allen bisher bekannten.
Es ist aber zu bedauern, daß Adler diesen Katalog mit allen Druck-
und sonstigen Fehlern nochmals abgedruckt hat, ohne meine Be-
merkungen (ib. XIII, 324 ff.) zu beachten, wo ich die meisten Titel
identifiziert und wo ich auch Zeit und Entstehungsort des Ver-
zeichnisses (Ende des XII. Jahrhunderts in Bagdad) ermittelt habe.
Der vierte Aufsatz „Professor Blau on the Bible as a Book"
(p. 49 — 64) ist einfach eine eingehende Analyse von Blau's „Studien
I
Poznanski: Adler, About Hebrew Manuscripts. 699
zum althebrüischen Buchwesen und zur biblischen Literaturgeschichte"
(Budapest 1902), und der fünfte „A Letter of Menasseh Ben Israel"
(p. 65 — 77) enthält den Abdruck eines Briefes, den dieser Amster-
damer Rabbiner am letzten Januar 1648 an einen christlichen
Gelehrten über verschiedene Fragen aus der biblischen Chronolocrie
gerichtet hat.
Alle bisher erwähnten Abhandlungen sind in der Jewish
Quarterly Review erschienen (letzte außerdem auch noch in den
Transactions of the Jewish Historical Society of England, Vol. IV).
Es folgen nun drei Vorträge, die Adler in jüdisch - englischen
Literaturvereinen gehalten hat, und zwar: , Jewish Literature and
the Diaspora" (p. 79 — 99); „The Humoui's of Hebrew Mss."
(p. 101—112) und ,The Romance of Hebrew Printing" (p. 113—.
132). Davon ist besonders interessant der letzte, wo allerlei über
die Anfänge des hebräischen Buchdruckes angeführt wird.
Außer seinen Abhandlungen hat Adler hier auch noch eine
Bacher's „Zur jüdisch - persischen Litteratur" (p. 133 — 168) mit
aufgenommen. In dieser Abhandlung, die ebenfalls zuerst in JQR.
(XVI, 525 ff.) erschienen ist, werden eingehend 9 jüdisch-persische
Handschriften aus der Sammlung Adlers beschrieben, die überwiecrend
Poetisches enthalten (darunter auch von nichtjüdischen Autoren,
wie z. B. ein großes Fragment des Diwans des Dichters Sä'ib aus
Isfahan, der 1603 — 1677 gelebt hat, s. Ethe in dem Grundriß der
iranischen Philologie II, 312). Bekanntlich hat sich der Eifer
Bacher's in letzter Zeit diesem bisher vernachlässigten Schrifttum
zugewandt (vgl. auch z. B. diese Zeitschrift 51, 392; 52, 197;
53, 389; 55, 241; 56, 729) und hat er auch mit gewohnter Meister-
schaft zuerst einen zusammenhängenden Abriß der jüdisch-persischen
Literatur gegeben (Jewish Encyclopedia VII , 317 ff.). Die wert-
vollsten handschriftlichen Schätze dieser Literatur aber besitzt Elkan
Adler, der sie auch kurz beschrieben hat (JQR. X, 584 ff.) und der
sie mit zuvorkommender Liberalität allen Arbeitern auf diesem
Gebiete zur Verfügung stellt.
Ein detaillierter Index (p. 169 — 177) beschließt das Buch
Adler's, das der Verfasser „dem Nestor der jüdischen Bibliographie,
Prof. Moritz Steinschneider, zu seinem 90. Gebui-tstag " (30. März
1906) gewidmet hat. Samuel Poznanski.
Semitic Inscriptions. By Enno Liftmann. The Century Co.:
New York. William Heinemann: London 1905. XTII +
230 SS. sr. 40. Mk. 30.
o'
Dieses Werk enthält die inschriftlichen Ergebnisse einer ameri-
kanischen archäologischen Expedition nach Syrien aus den Jahren
700 Anzeigen.
1S99 — 1900, und bildet zugleich den 4. Band der Veröffentlichungen
jenes Unternehmens. Es sind darin behandelt syrische Inschriften
(auf Seite 1—56: 24 Stück), palmyrenische (S. 57— 84: 14 St.),
iiabatäische (S. 85—95: 4 St.), hebräische (S. 96—101: 10 St.),
safaitische (S. 102—168: 136 St.), arabische (S. 169—218: 45 St.).
AVenn auch nicht alle Stücke neu sind , so finden wir doch auch
für die etwa schon früher bekannten teils genauere Abbildungen,
teils überraschende bessere Deutung und abschließende Erklärung.
Dabei tritt auch hier wiederum zu Tage, wie wichtig es für einen
Epigraphiker als Forschungsreisenden ist, daß er außer der Gelehr-
samkeit (Kenntnis von Sprache und Altertümern) auch noch technische
Fertigkeiten , besonders das Zeichnen , in seiner Person vereinigt.
Dr. Littmann hat die Inschriften teils photographiei't, teils in Papier
abgeklatscht, auch in Gips abgegossen ^), viele aber aus freier Hand
abgezeichnet. Und da möchte ich nur bei diesem Anlaß den Wunsch
aussprechen , die Zeichnungen in nicht zu kleinem Maßstabe aus-
zuführen. Der Gedanke , was für Zufälligkeiten bei Verkleinerung
auf ein Vierzigstel der natürlichen Größe mit unterlaufen können,
daß ein zu glattes oder gekörntes Papier, ein nicht scharf gespitzter
Bleistift scheinbar winzige , doch folgenschwere Abweichungen von
der Gestalt des Originals hervorbringen konnten , ist für den Ent-
zifferer immer entmutigend, wenn nicht geradezu abschreckend von
ernstlichen Bemühungen. So sind z. B. die hebräischen Inschriften
Nr. 1 — 8 (S. 96) im Maßstab von 1 : 40 entschieden verwerflich;
S. 81, palmyren. 12. 13 zu klein 1 : 20; S. 192 (arab. 16j auch
zu klein. Doch das sind formale Ausstellungen und Wünsche, durch
welche die Verdienste Littmann's um die Entzifferung der Inschriften
selbst nicht geschmälert werden.
Unter den syrischen Inschriften hebe ich hervor die von
Dehes (S. 23, Nr. 8). Hier liest Littmann gewiß richtig Nnr nbDT
,und seine (Christi) ganze Kirche", indem er hier wie S. 15, Nr. 6
Nnr als phonetische Schreibung für Nmr faßt. Ebenso glücklich
erkennt er das Schlußwort Nr^^iN , Baumeister".
In der palmyrenischen Inschrift Nr. 2 (S. 59) faßt er in
der Formel "nbs N-iiTiin bn5 nb i72-'[pM -^n] das Wort baa nicht
gleich hebräisch bi:35, sondern = iJ>-^>) nach Lane „a great Company
of men , nation , people", als semitisches Äquivalent für das sonst
in diesem Fall gebräuchliche Fremdwort O170T drjfiog. — In der
von Littmann entdeckten und früher schon veröffentlichten Inschrift
Nr. 5 (S. 66 ff.) hat Clermont-Ganneau seiner Zeit die NnriTO "'^n
scharfsinnig als eine religiöse Genossenschaft erkannt , die er auch
in phönizischen Inschriften und aus Jeremia 16, 5 nachweist, wo
HTIT: r-i^ von den LXX durch ^iuaog wiedergegeben wird. Clermont-
1) Obschon die Inschrift von Mektebeh in dieser Wiedergabe nicht gut
gekommen ist.
Eutlng: Littmann, Semitic Inscriptions. 701
Ganneau und Lidzbarski machen ferner auf die CTT'T'T'S, N"'"'n"'T"i73
in Talmud und Midrasch aufmerksam, sowie auf den palmy renisch en
av^noßiaQiov xcöv — Jibg B},kov uqscov Wadd. 2606 a. — S. 70 tt".
wird die von L. entdeckte und zuerst im Journal asiatique 1001,
II, 3S111". veröfientlichte j^almyren. Inschrift Xr. 6 behandelt. Sie
ist bemerkenswert durch den auch in safa'itischen Texten vor-
kommenden, echt beduinischen Gott DipbN y^ Sai' al-kaum, über
welchen Clermont-ffaimeau ausführlich gehandelt hat. Dieser Gott
führt das Prädikat -T^:n Nro Nb "^n „der keinen Wein trinkt", das
soll heißen, der kein Wein-Opfer annimmt; er steht somit in aus-
gesprochenem Gegensatz zu dem nabatäischen Nationalgott Düsarä-
Dionysos. Beachtung verdienen auch die palmyrenischen Militär-
stationen am Euphrat: 'Ana und Ilirtä (IlTra). — Für palmyr.
Nr. 8 (S. 77) hatte schon Lidzbarski (Ephem. I, 201 ff.) in dem
schwierigen xbrcwS, auch in CIS. II, 198, den Titel einer geist-
lichen Würde vermutet. Seither hat Hommel , im Theologischen
Literaturblatt , darin das babylonische ab(p)k(k)allu nachgewiesen,
welches „Priester, Wahrsager" bedeutet. Die Ziffern am Schlüsse
sind nicht 500, sondern mit Vincent (Rev. bibl., 11 S., II, 268) 25
zu lesen; 3 ist nämlich Zahlzeichen für 20, siehe de Vog. 88. 92
und die Inschrift vom Kapitol.
Zu der nabatäischen (■j''?0'>U3'3) Inschrift aus Sl', welche
durch de Vogüe und Schröder bekannt ist, gelang es Littmann
(S. 85 ff.) zwei neue Steine zu finden , so daß jetzt nur noch ein
kleines Fragment fehlt. L. hat die 8 Bruchstücke in einer nun
sinngemäßen Reihenfolge angeordnet. — Die zweite nabatäische
Inschrift aus Sl' ist beachtenswert durch ihr Alter; sie ist datiert
vom J. 308 Sei. = 5/4 v. Chr., somit eine der ältesten bis jetzt
bekannten.
Für die hebräische Inschrift aus Tädif (S. 98 ff".) habe ich
in den Comptes-rendus der Academie des Inscr. 1904 eine andere
Abbildung und Erklärung gegeben.
Die safai tischen Inschriften (S. 102 — 168) werden von L.
mit einer ausführlichen Abhandlung über Sclmft, Sprache, Eigen-
namen, Formeln und was damit zusammenhängt, eingeleitet. Außer
den eigenen Entdeckungen konnte L. auch die Ergebnisse der
Dussaud-Macler'schen Expedition verwerten. Ich selbst bin auf
diesem Zweig der Epigraphik nicht sachverständig, habe aber den
Eindruck, daß Littmann in seiner Weiterführung der Entzifferung
den richtigen Weg eingeschlagen hat.
Die letzte Gruppe (S. 169 — 218) bilden die arabischen
Inschriften.
Die guten Indices (S. 223 — 230) werden jedem Benutzer will-
kommen sein. — Die Ausstattung des Werkes kann in jeder Hin-
sicht als eine glänzende bezeichnet werden. j Eutin»
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 45
702
Kleine Mitteilungen.
Zu S. 369 oben (^lü = „Giebel"). Eine Zuschrift
an den Redakteui". — En lisant les gloses de lexicographie arabe
publiees par M. Siegmund Fraenkel dans la ZDMG. 1906, 60, 369,
et qui sont extr6mement interessantes, j'ai ete frappe d'une erreur
que le savant professeur a commise dans son n" 1, et que je m'em-
presse de porter ä votre connaissance : le long sejour que j'ai fait
ä Damas en 1875 — 1878 m'autorise ä vous en faire part.
M. S. Fr. a cru que .^wJJ!, dans la phrase ^.^ye.^'J ,^^5 p-^'^j'
Lx.1,3 signifiait „coupole", et il propose d'introduire cette signification
dans le lexique arabe. II n'a pas vu que Texpression ci-dessus est
une Haplologie pour „wJ.i! [m^I i^^jV- En effet, la coupole de
la grande mosquee des Omeyyades ä Damas s'appelle ^*^jJ! Kxi
, coupole du vautour", appellation expliquee ainsi par l'etymologie
populaire dont Alfred von Kreraer s'est fait l'echo (Topographie
von Damascus, I, p 44, DPhHKAWW., VI, SA): „Den Namen . .
.... soll sie desswegen bekommen haben , weil sich ihr zu beiden
Seiten und von ihr ausgehend die Säulengänge und Hallen wie
die ausgespannten Fittige eines Geiers ausbreiten*. Cf. aussi [A. SocinJ,
Palästina und Syrien (Baedeker), p. 503.
II n'y a donc pas lieu d'introduire ce sens dans le vocabulaire
arabe. En revanche, le rapprochement avec J'^j prouve que l'appel-
lation -wwLj! conservee ä cette coupole remonte avant la conquete
arabe, que quand l'usage du syriaque s'est perdu on a traduit ^
par le sens qu'il a en arabe, et qu'au fond nous sommes places en
face d'une xuvxoXoylu (j^i = Jv«j) analogue aux expressions dcsert
du Sahara, col du Tenia, , ^!aXi -^, etc. etc. Le nom commun
est devenu nom propre en changeant de langue. r^^ fr n -i r t
Kleine Mitteilungen. 703
Zwei weitere Zuschriften an den Redakteur. 1) Von
Ed. König: „Jahn behauptet oben S. 375, ich hätte mich für den
kollektiven Gebrauch des Sing, auf Stellen berufen , wo der Sing,
unsicher sei. In 1 Kön. 14 21 (falsch st. 24) sei nicht hades „Hiero-
dule", sondern wegen ovvbtG^ioi; vielmehr heser „Verschwörung"
das Original. Jeder Leser muß sehen, daß dies eine Versrewaltierunsr
des Kontextes ist. Entweder war ;ünp zu dem ähnlichen Wortbilde
"lyjp geworden, oder der Begriff „Hierodule" wurde vom Hellenisten
beseitigt, wie er z. B. die Strauße Jes. 13 21 in Sirenen (cra^r^veg)
verwandelt hat. Ferner zum koll. Sing, "c'i.p 1 Kön. 22 17 hinter
jlter vgl. den koll. Sing, (/ö/ hinter demselben jhtßr Zeph. 29!
Endlich können 1 Kön. 14 21 und 22 47, wo auch LXX den Sing,
hat, nicht nach kedeslm 15 12 nivelliert werden. Also ist Jahn's
Vorwurf zu geringer Bei'ücksichtigung der LXX unbegründet."
2) Von Dr. R. Geyer: Zu ^ üf ^ gibt J. Preuß oben 403 f.
eine spanische Pai*allele in hi de j9u. Ich habe schon 1895 im
„Osten-. Litteraturbl." IV. 693 zu Zuhair Mo. 47 eine Parallele
aus dem Oberitalienischen beigebracht („fiol d'un can", das eben-
falls im Sinne von „potztausend" gebraucht wird), um die Ab-
schwächung des Wortsinnes durch häufigen Gebrauch zu zeigen.
Eine neue Hs. von Ibn Dänijäl's Taif al-hajäl. —
Aus G. Jacob's „Erwähnungen des Schattentheaters in der Welt-
literatur" S. 4 kann man ersehen, welche Schwierigkeiten es macht,
die einzige bisher bekannte Handschrift von ' Ibn Dänijärs Taif
al-hajäl zu benutzen. Die Hoffnung andere Handschriften dieses
in der arabischen Literatur einzig dastehenden Werkes zu finden,
hat man schon aufgegeben (s. Jacob, Textproben aus dem Escorial-
Codex des Muhammad Ibn Danijal, S. 1) und eine Ausgabe auf
Grund der Escurialhandschrift allein müßte unvollkommen bleiben.
Ich beeile mich deshalb , mitzuteilen , daß sich in Konstantinopel
in der Bibliothek Hakim oglu 'Ali Pasa eine andere Handschrift
des Werkes befindet, über welche ich mir einige Notizen gemacht
habe. Die Handschrift (Nr. 648 der Bibliothek) ist im Jahre 828
geschrieben (die Escurialhandschrift stammt aus dem Jahre 845)
und besteht aus 180 Blättern; jede Seite enthält 10 Zeilen deut-
licher Schrift, der freilich die diaki'itischen Punkte häufig fehlen.
Das erste Stück vom Emir Wisäl (s. darüber Jacob im Anhangr zu
Littmann, Arabische Schattenspiele) reicht von fol. 2v bis 85 r;
das zweite Stück 'Agib wa-Garib ist 135 v zu Ende. Das dritte
^xll oi..i;LxJl, A^*:J<>1\ ^';.Aiii! iüLj (vgl. Jacob, Al-Mutajjam) füllt
dann den Rest des Bandes. Auf weitere Mitteilungen und Text-
auszüge verzichte ich, da nun Hoffnung auf eine baldige Herausgabe
des vollständigen Textes vorhanden ist. -r tr^,. ^, • + .,
° J . Jtl o r 0 V 1 1 z.
45*
704
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluss der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank akzep-
tiert. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
Aüthropos. Internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde. Im
Auftrage der Österreich. Leo-Gesellschaft .... hrsg. . . . von W. Schmidt.
Band I, Heft 3. Salzburg, Druck u. Verlag Zaunrith'sche Buchdruckerei
[o. J.].
Museum. Maandblad voor philologie en geschiedenis , onder redactie van
P. J. Blok, J. J. Salverda de Gravt, A. Kluyver en J. S. S'peijer.
13de jaargang, n°. 11 — 12, sept. 1906. Leiden, A. W. Sijthofif. Jaargang
van 12 nummers / 6,90.
Universite Saint- Joseph, Beyrouth (Syrie). Melanges de la Faculte Orien-
tale. I. Beyrouth, Imprimerie Catholique, 1906. 15 fr.
The Princeton Theologie al Review. Vol. IV, no. 3, July 1906. Phila-
delphia, publ. quarterly by Mac Calla & Co. $ 3.00 a year, 80 cts. a copy.
Ginzel, F. K. - Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie.
Das Zeitrechnungswesen der Völker. I. Band. Zeitrechnung der Baby-
lonier, Ägypter, Mohammedaner, Perser, Inder, Südostasiaten, Chinesen,
Japaner und Zentralamerikaner.. Mit 6 Figuren im Text, chronologischen
Tafeln und einer Karte. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1906. 19 Mk., geb. 22 Mk.
*Die Kultur der Gegenwart .... hrsg. von Paul Hinneberg. Teil I
Abt. VII: Die orientalischen Literaturen. Mit Einleitung: Die Anfänge der
Literatur und die Literatur der primitiven Völker. Von Erich Schmidt,
A. Erman, C. Bezold, H. Gunkel, Th. Nöldeke, M. J. de Goeje,
R. Pischel, K. Geldner, P, Hörn, F. N. Finck, W. Grube, K. Florenz.
Berlin u. Leipzig, B. G. Teubner, 1906. 12 Mk.
* Völlers, K. - Katalog der islamischen, christlich-orientalischen, jüdischen und
samaritanischen Handschriften der Universitäts-Bibliothek zu Leipzig. Mit
einem Beitrag von J. Leipoldt. [Katalog der Handschriften der Univer-
sitäts-Bibliothek zu Leipzig, IL] Leipzig, O. Harrassowitz, 1906. 40 Mk.
Müller, D. H. — Semitica. Sprach- und rechtsvergleichende Studien. II. Heft.
[Sitzungsber. d. K. Ak. d. W. in Wien, philos.-hist. Kl., Bd. CLIV, III.]
Wien, in Komm, bei A. Holder, 1906,
Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften. 705
The Babylonian Expedition of tho University of Pennsylvania.
Seiies A : Cuneitorm Texts. Edited by H. V. Hilprecht. Voll. XIV. XV.
Documents from the Temple Archives of Nippur dated in the reigns of
Cassito nilers (completo dates). By Albort T. Clai/. Philadelphia, Depart-
ment of Archaeology, University of Pennsylvania, 190G. Je 25 Mk.
Jensen, P. - Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. Erster Band: Die
Ursprünge der alttestamentlichen Patriarchen-, Propheten- und Befreier-Sage
und der neutostamentlichen Jesus-Sage. Straßburg, K. J. Trübner, 1906.
40 Mk.
*Biblia Hebraica. Adjuvantibus professoribus G. Beer, F. Buhl, G. Dal-
man, S. R. Driver, M. Löhr, W. Noicack, I. \V. Rothntein, V. Rijssel
edidit Rud. Kittel. Pars II. Lipsiao, J. C. llinrichs, 190G. 4 Mk., geb.
5,20 Mk.
*Monumenta Judaica. Hrsg. v. August Wünsche, Wilhelm Neumann,
Moritz Altschüler. Altera pars. Monumenta Talmudica. Erste Serie :
Bibel und Babel. 1. Bd. 1. Heft. Wien und Leipzig, Akad. Vorlag, 190G.
Büchler, A. - Der galiläische 'Am-ha'Ares des zweiten Jahrhunderts. Bei-
träge zur inneren Geschichte des palästinischen Judentums in den ersten
zwei Jahrhunderten. [In: Xlll. Jahresbericht d. israel.-theol. Lehranstalt
in Wien.] Wien, Verlag d. israel-theol. Lehranstalt, 1906.
Das apologetische Schreiben des Josua Lorki an den Abtrünnigen Don Salomon
ha-Lewi (Paulus de Santa Maria) herausgegeben . . . mit einer ausführlichen
Einleitung und deutscher Übersetzung . . . von L. Landau. Antwerpen,
Teitelbaum & Bosenbaum, 1906.
Dionysii bar SalibJ commentarii in Evangelia. Ediderunt I. Sedlacek et I.-B.
Chabot. Interpretatus est I. Sedlacek [sie] adiuvante I.-B. Chabot. Fase. I.
[Corpus scr. ehr. or. cnrantibus I.-B. Chabot, I. Guidi etc. , scriptores syri,
ser. II, t. XCVIII.] Parisiis: C. Poussielgue, Lipsiae: O. Harrassowitz, 190G.
2 Toll. 13,20 Mk.
'^Isö'i/ahb Patriarchae III liber epistularum. Interpretatus est Rubens Duval.
[Corpus scr. ehr. or. , scriptores syri, ser. U, t. LXIV.] 1905. 5,60 Mk.
Al-Moktabas. Revue mensuelle, litteraire, scientifique & sociologique. [In
arab. Sprache.] I. Bd., Teil 2. .7. Kairo, MatbaSat az-Zähir. Abonnement 13 fr.
* Völlers, Karl -Volkssprache und Schriftsprache im alten Arabien. Straßburg,
K. J. Trübner, 1906. 9 Mk.
*Papyri Schott-Reinhardt. I hrsg. u. erklärt von C. H. Becker.
Mit 12 Tafeln in Lichtdruck. [Veröffentlichungen aus der Heidelberger
Papyrus-Sammlung. III.] Heidelberg, Carl Winter, 1906. 24 Mk.
*The Nakaiil of Jarlr and al-Farazdak edited by Anthony Ashley Bevan.
Vol. I, part 2. Leiden, late E. J. Brill, 1906.
*Das Kitäbu-1-Itbä'i wa-1-muzäwagati des Abd-l-Husain Ahmed ibn Paris ibn
Zakariyd nach einer Osforder Handschrift herausgegeben von R. Brünnow.
Gieszen, A. Töpelmann, 1906. 5 Mk.
Ibn Guhayr (Ibn Giobeir). Viaggio in Ispagna, Sicilia, Siria e Palestina,
Mesopotamia, Arabia, Egitto compiuto nel secolo XII. Prima traduzione,
fatta suir originale arabo da Celestino Schiaparelli. Roma, Loescher & Co.,
1906. 1 10.
First Steps in Muslim Jurisprudence consisting of Excerpts from Bäkürat-al-sa'd
of Ib7i Abu Zaijd with Arabic text, English translation, notcs . . . . by
Alexander David Russell und Abdullah al-Ma'mün Suhraxcardij. London,
Luzac & Co., 1906. 7 s. 6 d.
706 Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften.
Vitae sanctorura indigenarum. 1. — Ac l a S. Eustathii. Interpretatus
est Boryssus Turaiev. [Corpus scr. ehr. or. , scriptores aethiopici, ser. II.,
t. XXL] 1906. 2,80 Mk.
Somälitexte gesammelt und übersetzt von Alfred Jahn. [Sitzungsber. d. K.
Ak. d. W. in AVien, philos -bist Kl., Bd. CLII, V.] Wien, in Komm, bei
A. Holder, 1906.
Schweinitz , Hans-Hermann Graf von - In Kleinasien. Ein Reitausflug durch
das Innere Kleinasiens im Jahre 1905. Berlin, D. Reimer, 1906. Geb.
6 Mk.
Meinhof, Carl - Gruudzüge einer vergleichenden Grammatik der Bantusprachen.
Berlin, D. Reimer, 1906. Geb. 8 Mk.
Westermann, Diedrich - Wörterbuch der Ewe-Sprache. II. Teil: Deutsch-Ewe
Wörterbuch. Berlin, D. Reimer, 1906. 6 Mk., geb. 8 Mk.
The Kashmirian Atharva Veda. Book one. Edited by Leroy Carr
Harret. [Inaug.-Diss. d. Johns Hopkins University. Abdr. a. d. Journ.
of the Am. Or. Soc, Vol. XXVI, Second Half, 1906.]
Faddegon, Barend - Camkara's Gitäbhäsya, toegelicht en beoordeeld. Acade-
misch proefschrift. Amsterdam, Faddegon & Co., 1906.
Liiden, Evald - Armenische Studien. [Göteborgs Högskolas Arsskrift 1906. II.]
Göteborg, Wettergrön & Kerber. 3,40 Mk.
Thulin , Carl - Die Götter des Martianus Capella und der Bronzeleber von
Piacenza. [Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten hrsg. von
A. Dieterich u. R. Wünsch, III. Bd. 1. Heft.] Gieszen, A. Töpelmann, 1906.
2,80 Mk.
Lninet de Lajonquiere, E. - Ethnographie du Tonkin Septentrional. D'apres
les Etudes des Administrateurs civils et militaires des Proviiices septentrio-
uales. Paris, E. Leroux, 1906.
Schmidt, W. - Die Mon-Khmer-Völker, ein Bindeglied zwischen Völkern Zentral-
asiens und Austronesiens. Braunschweig, Vieweg & Sohn, 1906. 3 Mk.
Abgeschlossen am 25. 10. 1906.
Berichtigung.
S. 591, 8 V. u. lies ^*ju<d für
»
707
Vedische Untersuchungen^).
Von
H. Oldenberg.
16. Die Verbalenklisis im Rgveda-).
Zu den weitest verzweigten Problemen, über die sich Rechen-
schaft zu geben hat , wer sich mit den Details des Rgvedatextes
beschäftigt, gehören die Fragen der Enklisis und Nichtenklisis des
Verbum finitum. Sie haben eine eingehendere Betrachtung seit
der Untersuchung Aur. Mayr's „Beiträge aus dem Rg-Veda zur
Accentuirung des Verbum finitum" (Sitzungsber. der phil.-hist. Classe
der K. Akad. der Wissensch. Bd. 68, S. 219 ff., Wien 1871) nicht
gefunden. Mit der dankbaren Anerkennung , welche dieser ver-
dienstlichen Arbeit gebührt , steht es nicht in Widerspruch , wenn
ich es nach so langer Zwischenzeit für möglich halte , eine Reihe
von Punkten fehlerfreier, bestimmter und anschaulicher heraus-
zuarbeiten.
Die großen Grundgesetze , welche diesen Kreis von Erschei-
nungen beherrschen, stehen fest und werden hier als bekannt voraus-
gesetzt. Nur die feineren Verzweigungen müssen verfolgt werden.
Einige verhältnismäßig scharf ausgeprägte Typen von Sätzen mit
akzentuiertem Verb scheinen erkennbar — Typen , in denen sich
Gewohnheiten der Rsis, ihren Gedanken und Ausdruck zu gestalten,
verkörpern. Natüi'lich fehlt es dann auch nicht an Fällen , in
denen die vielgestaltige Bewegung das Schema solcher Typen freier
umspielt. Und vor allem fehlen Fälle nicht , in denen ohne er-
kennbaren Unterschied der Bedingungen die Behandlung des Verbs
eine andere als in jenen ist. Wir müssen versuchen den in diesen
Beziehungen hervortretenden Elementen der Festigkeit wie der Be-
wegtheit gerecht zu werden , aus dem lebendigen Aufundabsteigen
der Stimme der vedischen Liturgen, die wir hier hören, etwas von
den Nuancen ihres Gedankens herauszulesen.
1) Fortsetzung zu Bd. 60, S. 115 ff.
2j Inhaltsverzeichnis zu Nr. 16 s. am Schluß dieser Nummer.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 46
708 Oltlenherg, Vedische Untersuchungen.
1. Eine für die Fragen der Verbalakzentuierung besonders
wichtige Kategorie ist die des doppelseitigen Satzes bez.
des Doppelsatzes. Ein zweiseitiges Geschehen wird bald in
einem Satz, bald in zwei in enger Verbindung koordinierten Sätzen
so ausgedrückt, daß dessen erste Seite als eine zweite Seite neben
sich habend markiert wird. Wir sollten, meine ich, wo zwei Sätze
vorliegen, den ersten nicht als „voranstehenden Nebensatz" be
nennen. Denn es handelt sich nicht um Unterordnung, sondern
um Nebeneinanderstellung oder Gegenüberstellung zweier gleich-
berechtigter Elemente ; meist hätten diese ebensogut in umgekehrter
Ordnung stehen können. Die beiderseitig gegenüberstehenden Schlag-
worte können wirkliche Gegensätze ausdrücken (wie heute — morgen,
Tag — Nacht, Himmel — Erde), die Gegensätzlichkeit kann sich
aber auch bis zu dem Nebeneinanderstehen paralleler, ja nahezu
synonymer Ausdrücke abstumpfen (Kühe — Pflanzen, fest — stark,
Not — Elend u. dgl.). Hier ist nun vielfach — • genauere Be-
stimmungen werden weiterhin vei'sucht werden — das Verb der
ersten Satzhälfte resp. das gemeinsame, bei der ersten Hälfte stehende
Verb betont: offenbar ein. Ausdruck der dem folgenden entgegen-
blickenden Spannung, die selbstverständlich allein der ersten, nicht
der zweiten Hälfte innewohnt ^).
2. Der zunächst zu besprechende Fall ist der eines ein-
fachen Gegensatzes'-) (iiu Unterschied von dem Auftreten meh-
rerer Gegensätze). Meist liegt dann ein Verb (v) vor, zu dem
zwei Subjekte , Objekte , Ortsbestimmungen oder dergleichen (a a)
gehören. Minder häufig ist es, daß die Gegensätzlichkeit in zwei
Verben (vj^ V2) liegt. Ob nun Spannung der beiden Satzglieder
crecren einander sich durch Verbalbetonung markiert, hängt vom
näheren Aussehen des einzelnen Falls , großenteils auch von der
Willkür des Redenden ab , welches Moment durch allzu weit ge-
triebene Versuche der Motivierungen ausschalten zu wollen offenbar
verfehlt wäre. Im ganzen läßt sich sagen, daß, je entschiedener
die Gegenüberstellung — durch Mittel , von denen weiterhin die
Rede sein wird — äußerlich hervorgehoben ist, um so größer die
Neigung ist , das Verb zu betonen. Die Einzelheiten legen sich
meines Erachtens am natürlichsten in folgender Weise auseinander.
a) Ein Verb mit zwei Subjekten, Objekten u. s. w. , ohne
Markierung des Gegensatzes durch ein eigenes Wort. Nur selten
ist dann — in der Stellung a v « — das Verb betont; ich finde
folgende Fälle :
1) Sehr anschaulich tritt das hervor, wenn in demselben Vers I, 124, 6
zweimal Antithese mit nd - nd begegnet, im übrigen durchaus gleichartig, nur
mit dem Unterschied, daß das eine Mal das Verb beim zweiten Glied, das
andere Mal beim ersten steht. In jenem Fall ist es unbetont {ndjumhn. nd pdri
vrnakti jämim), in diesem dagegen betont {ndrhhäd isate nd mahö vibhäti).
2) Von ^Gegensatz" spreche ich immer in dem weiteren, auch Ab-
geschwächteres umfassenden Sinn, der sich aus dem eben Gesagten ergibt.
4
Oldenberg, Vedische Unter sucimngen. 709
VII, 5, 2 p?'sto divf dliäijy aipifh prthivyäm
VIII, 45, 40 pari bädho (oüenbar zu lesen paribädho) johl inrdhah
X, 73, 9 pdyo ijosv ddadhä ösadh'ifiu ').
In der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist, auch bei eben
derselben Stellung a v «, das Verb unbetont, z. B. :
I, 190, 4 diviyate prthivyäm-)
III, 36, 4 ugrdm sdvah patyate dhrsnv öjah
IV, 22, 8 dyäm dmena rejayat prd bhüma^)
das. 4 dyaiir rsvCij jdniman rej'ata k^äh
VI, 62, 11 d paramübhir utd madhyamäbhih
niyüdbhir yätam avamübhir arväk
VI, 71, 5 divö r6hä)usi/ aruliat prthivyäh
IX, 94, 5 t^ain iirjam abhy hrsdsvam gam
X, 4, 2 dato devänäm asi mdrtyänäm
X, 18, 11 süpäyanCismai bhava süpavancanä
X, 34, 14 ni vo mi manyür vUatcmx drätih
X, 49, 11 evd devän tndro vivye nfn
X, 52, 3 dkar - ahar Jäyate mäsi~mäsi
X, 73, 5 mfhak prd tamrd avapat tdmämsi
X, 87, 28 hdlam vi ruja vlryhm.
Ebenso, aber mit doppelter Setzung desselben Verbs:
I, 134, 5 ivdm vf^vasmäd bhilvanät päsi dhdrmanä
asuryat püsi dhdrmanä
X, 129, 5 retoähä äscm m.ahimCina äsan.
b) Wenn bei der hier betrachteten Form des Ausdi'ucks die
beiden einander gegenüberstehenden Begriffe durch einfaches ca^)
oder utd aneinandergereiht sind , findet sich nur unakzentuiertes
Verb, z. B. :
I, 31, 12 maghöno raksa tanvas ca
I, 109, 6 prd prthivyä riricäthe divds ca
X, 14, 7 yamdril pasyäsi vdrunam ca devdm*)
I, 171, 3 stutäso no marüto mrlayantu
utd stutö maghdvcL Mmbhavisthah
II, 27, 8 tisro bhumir dhärayan trinr utd dyün^
oder mit doppelter Setzung desselben Verbs:
1) Dieser Satz kommt dem unten S. 718 besprochenen Typus schon
recht nah.
2) Hier allerdings könnte die Auflösung des Padap. divi lyate irrig sein.
Aber die von uns beschriebene Sachlage spricht für ihre Richtigkeit.
3) Man beachte, daß wir es hier nicht mit dem satzverbindenden ca,
für das man die Bedeutung ^wenn" aufzustellen pflegt, zu tun haben. Über
dieses s. unten S. 732 f.
4) Anders, wo das ca beim Verb steht: VII, 86, 1 dvitä ndksatram
paprdthac ca bhüma. Vermutlich wurde hier das Verb als satzanfangend
aufgefaßt und darum betont.
46*
710 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
III, 53, 5 ^;ar(7 yähi maghavann ä ca yälü
V, 83, 2 VI vrhsdn hanty utd hanti raksdsah ^).
Dasselbe gilt fast immer, Avenn einfaches nd oder ma beim
zweiten Gliede auftritt. Hier finde ich akzentuiertes Verb nur ein
einziges Mal :
X, 85, 85 pretö muncämi nämutah.
dagegen unakzentuiertes in der ganz ähnlichen Stelle
VII. 59, 12 mrtyor mukslya indmftät^),
und weiter
1,164,44 dhrdjir Skasya dadrse nd rüpdm^')
1) Fälle, bei deneu die Gegenüberstellung nicht allein durch utä, sondern
anderweitig markiert ist, sind hier nicht berücksichtigt. Siehe über dieselben
unten S, 712 A. 4; 713 A. 2, vgl. auch S. 722.
2) So ist die Stelle überliefert und in bester Ordnung. Pischel hätte
nicht — mit einer Änderung, die keineswegs allein den Padapätha trifft; man
beachte den Akzent — mü mrtät („möge ich . . . vom Tode gelöst werden,
nicht möge ich sterben") schreiben und diese Vermutung noch neuerdings auf-
recht erhalten sollen (ZDMG. 40, 121 ff.; Album Kern 117). Mit einem Schlage
werden so dem Text zwei größte Raritäten aufgebürdet: die Form auf -tat als
1. Person und die Verbindung von ma mit dem Imperativ. Zugleich wird der
Zusammenhang mit den Parallelstellen zerschnitten. Genau wie hier der Redende
,vom Tode, nicht vom Nichtsterben" sich lösen will, sagt er bei der Hochzeit
in bezug auf das Mädchen pretö (vom Elternhause) muncämi nümütah (vom
Gattenhause) (Rv. X, 85, 25, vgl. Äpastamba Mantrapätha I, 5, 7 und die son-
stigen Parallelstellen). Höchst bezeichnend für die Äquivalenz dieser Wendung
mit der von uns untersuchten sind die beiden Parallelverse VS. HI, 60* und ^,
deren erster eben der unsrige ist mit dem Schluß m,rtyör mukslya mümftät,
und deren zweiter schließt itö viuksrija mdmütah. Pischel bemerkt diesen
Vers wohl, zieht aber aus ihm nicht den sich aufdrängenden Schluß; als ur-
alter und nicht beabsichtigter, also besonders gewichtiger Kommentar sichert
er — sofern das nötig wäre — den Sinn der Rkstelle. Und wozu diese Fülle
von Unwahrscheinlichem, das wir nicht etwa von der Überlieferung hinnehmen,
sondern selbst durch Konjektur schaffen sollen? Um dem angeblichen Unsinn
zu entgehen „möge ich mich der (mir lästigen) Unsterblichkeit nicht entledigen".
Aber steht das denn da? Keineswegs: denn es ist doch ein Unterschied, ob
gesagt würde, daß man sich der Unsterblichkeit (oder besser des Nichtsterbens,
vgl. Caland, ZDMG. 53, 702_) nicht entledigen will, oder ob gesagt wird, daß
man sich des Todes entledigen will, nicht des Nichtsterbens. Wenn von zwei
Satzgliedern das eine aus dem andern eine Ergänzung empfängt , so muß doch
nicht immer genau das Gesagte, sondern bisweilen eine Modifikation des Ge-
sagten , wie sie eben durch die Sache gefordert ist , und wie die Phantasie des
Hörers sie von selbst herstellt , ergänzt werden. Also hier , wenn es doch mit
pedantischer Vollständigkeit ausgesprochen werden soll : möge ich mich vom
Tode lösen, nicht vom Kichtsterben (getrennt werden). Das Sprechen ist ja
kein Akt der Präzisionsmechanik , sondern lebendiger Seelen. Für die sind
solche Abweichungen von der schnurgeraden Linie doch natürlich genug.
Werden wir aus X, 40, 6 c d mädhv äsd bharata ni^lcrtäm na yösanä schließen,
daß das Weib das Stelldichein im Munde trägt? Oder — diese Dinge sind
ja allgemein menschlich, nicht allein indisch — liegt in dem Satz Cicero's
fortuna qua Uli florentissima, nos duriore conflictati videmur, daß die Uli
gegen ihr günstiges Geschick angekämpft haben?
3) Aber Av. X, 8, 8 äyätam asya dadräi nd yätäm.
Oldenberg, Vedische Untersuclmngen. 711
III, 53, 24 apapitvdin cikitur nd prapitvdm
VIII, 62, 12 satydm id vii u tdin vaydm
tndram staväma ndnrtam
VIII, 33, 19 adhdh pa^yasva mopdri^).
c) Eine häufige Form, in der die Gegensätzlichkeit der beiden
Satzhälften markiert wird , ist die zweimalige , bei jeder dieser
Hälften eintretende Voranstellung eines Präfixes , einer Negation
oder irgend eines andern Wortes-): ich bezeichne dies Wort mit p.
Hier ist es wichtig, den Unterschied der beiden Stellungen p v a p «
und pavpa zu beachten. Die erstere hat nie betontes Vei'b. Die
letztere hat es in einem Teile der Fälle, in einem andern Teil nicht.
Ich gebe zunächst für pvap« einige Beispiele:
I, 123, 6 lid iratäm sünftä lit piiramdh'ih
I, 39, 8 vi tdm yuyota sdvasä vy qjasä
VI, 41, 5 präsmän ava yrtanüsu prd viksti
X, 14, 8 sdm gacchasva pitrbhih sdin yamena
VII, 6, 7 dgnfr dade divd u prthivyah
I, 114, 7 mCi no vadläh pitdram motd mütdrain
X, 128, 5 mä häsmahi prajdyä mä tanübhih
1,100,13 tdm sacanfe Sandy as tdm dhdnäni
VI, 44, 21 rfsäsi divö vrsabhdh prthivyah
X, 179, 3 di'ätdm, manya üdhani srätdm agnaü
VI, 74, 1 sdm no bhrdam dvipdde Mm cdtuspade (vgl. VII, 54, 1;
' X, 37, 10)'.
I, 145, 1 tdsmin santi prasfsah tdsminn istdyah
X, 115, 5 agnth pätu gynato agnfh sürln^').
Von den beiden Gruppen von Beispielen für pavp«, je nach-
dem das Verb betont ist oder nicht, wird es sich empfehlen wenig-
stens die mit betontem Verb — ich hoÖ'e nichts übersehen zu
haben — vollständig zu geben. Ich stelle jedesmal die Stellen
voran, an denen ein Präfix die Rolle des p übernimmt. Es folgen
die mit einer Negation. Endlich die mit andern Worten.
Mit betontem Verb :
IV, 34, 2 sdm vo viddä dgmata sdm püramdhih
das. 1 1 sdm indrena mddatha sdm marildbhih
1) VIII, 37, 6 tritt bei zweimal gesetztem, nahezu gleichem Verb mit ein-
maligem nd zwar der Akzent ein {ksatraya tvam ävasi nd tvam ävitha),
aber hier beruht das offenbar auf dem tvam - tvam, s. unten S. 724.
2) Der Wiederholung desselben Worts ist es gleichwertig, wenn ein so
geringfügiger Wechsel wie zwischen vrsä und vrsabhdh (VI, 44, 21) vorliegt,
oder wenn verschiedenes Genus von a und a das p einmal als te, einmal als
tdni erscheinen läßt (I, 53, 6).
3) Ahnlich, aber den Raum eines Päda überschreitend, I, 27, 5; II, 29, 3;
JII, 55, 2; VII, 62, 4; 98, 5; VIII, 9, 16-, X, 32, 2-, 57, 1 u. s. w. Mehrere dieser
Stellen haben ein mä - mä.
712 Oldenberg, VediscJie Untersuchungen.
IX, 71, 8 sdm sustuti ndsate sdni goagrayä
X, 81, 3 sdm bäfmbhyäm dhdmati sdm i^dtatraih
VI, 44, 16 vy hsindd dvSso yuydvad vy dmhah^)
I, 31, 14 prd päkam sassi prd diso vidüstarah
VIII, 96, 5 prd 2^dr%mtä dnavanta prd gävah
I, 115, 6 nir dmhasah piprtä nir avadyat
V, 31, 9 nih slm adbhyo dhdmaiho nfli sadhdsthät
in, 16, 4 « devesu ydtata d suvtrye
X, 45, 10 iij jätena bhinddad vj jdnitvaih
I, 124, 6 nurbhäd fsate nd mahö vibhäü
I, 165, 9 nd jdyamäno nddate nd jütdh
I, 170, 1 nd nündm dsti nö ^vdh"^)
VI, 24, 8 nd v'iJdve ndmate nd sthirüya
X, 117, 6 näryamdnam püsyati nö sdJchäyam-) ^
I, 34, 2 trfr ndktam yäthds trir v asvinä divä'^) 1
VI, 49, 10 Tudrdm divä vardhdyä rudrdm aktaii
VI, 72, 1 yuvdm süryam vividdthur yuvdm svah
A III, 16, 6 tdm ic cyautnair aryanti tdin krteblus carsandyah^).
Dacfe.cfen andererseits mit unbetontem Verb :
IV
IX
III
\1
X
VIII
I
III
III,
IV
V
X
X
VII
X
II
II
II
VI
-o^o^
17, 11 sdm indro gä ajayat sdm hiranyä
97, 45 sdm indur gobhir asarat sdm adbhih
1, 9 vy asya dhärü asrjad vi dJienäh
9, 6 vi me kdrnä patayato vi cdksuh
89, 11 jjvd sindhubhyo ririce prd ksitibliyah
3, 20 nir agndyo ruriicur nir u süryah -)
31, 4 ä tvä pürvam anayann aparam ^J^ma//
2, 7 ä rodasl aprnad ä svhr mahdt
61, 4 äntäd divdh papratka a prtMvyah
36, 8 ä no rayim rbhavas taksatä vdyah
42, 18 ä no rayim vahatam otd vlrdn'^)
56, 7 üvaresv adadhäd ü pdresu
55, 3 ü rodasl aprnäd otd m.ddhyain*)
19, 11 ilpa no vdjän mimlhy upa stin^)
142, 6 lü te siismä jihatäm lit te arcih
23, 5 närätayas titirur nd dvayävinah
27, 11 nd daksinCi vi cikite nd savyd
35, 6 narätayo vi nasan ndnrtäni ^
3, 2 namJio mdrtam nasate nd prddrptih S
1) Es ist möglich das Verb von einem yätha im vorangehenden Päda
abhängig zu verstehen; die Stelle würde dann nicht hierher gehören.
2) Hier steht an zweiter Stelle ein u.
3) Die einzige dieser Stellen, die sich über mehrere Pädas erstreckt.
4) Hier steht ein utd beim zweiten Gliede.
5) Unsicheres Beispiel; es steht nicht fest, daß mit dem Padapätha un-
betontes rninühi anzunehmen ist.
Oldenherr), Vediache Untersuclmngeii. 713
X, 39, 11 nämho adnoti duritdin ndkir öhaymn^)
1,162,11 mä tdd bhunu/ävi d isrisan ma tfnesu
II. 42, 2 md tvä syend lid vadhin ma suparndlj
das. 3 (= VI, 28, 7) ma na steiid isata mäghdsamsali
VIII, 48, 14 mä no nidru Isata motd jdlpih'-)
X, 16, 1 mäsya tvdcani ciksipo ma ddriram
X. 18, 1 mä nah prajäm riri'so motd vlrän-)
I. 53, 6 te tvä mddä. amadan tiini vrsnyä
I, 77, 5 sd esu dyumndm ^;zyya?/«^ sd väjam
X, 61, 16 sd Jcaksivantam rejayat so agnfm
X. 68, 9 sösdm avindat sd svah so agnfm
I. 91, 22 tvdm apo ajanayas tvdin gdh
II, 27, 8 tis7'ö bhutnir dhürayan trinr utd dyün'-) .
X, 16, 4 tdm te socts tapatu tdni te arc(h
X, 88, 8 tdm dyavr veda tdm prthivi tdm dpah
X. 128, 3 mdyy äsJr astu rndt/i devdhütih.
Ich habe hier — ich hoffe wenigstens mit annähernder Voll-
ständigkeit — die Stellen beigebracht , in denen der Doppelsatz
oder doch seine wesentlichen Elemente sich im Rahmen eines Päda
halten. Dazu kommt dann eine erhebliche Zahl von Belegen mit
unbetontem Verb , in denen die Elemente der Doppelung sich auf
zwei Pädas verteilen. Offenbar wurde hier die Spannung der beiden
Seiten gegen einander als nicht intensiv genug empfunden, um Be-
tontheit des Verbs herbeizuführen-^). Beispielsweise:
I. 5, 8 tvdm Stoma avlvrdhan
tvdin ukthd satahrato.
I, 23, 24 sdm mägne vdrcasä srja
sdm prajdyä sdm äyusä
I, 48, 8 dpa dveso maghönl dukitd divdh
tisd ucchad dpa sridhah
I. SO, 4 mr indra bhumyä ddhi
vrtrdm jaghantha nir divdh
V. 25, 4 agnfr devesu räjati
agnfr mdrtesv ävisdn.
VII, 26, 1 nd sötna fndram dsuto mamäda
ndhrahmäno maghdvänam sutäsah •
vgl. weiter I, r,, 3; 25, 2 (md^md): 26, 7; 39, 10; 91, 2; 122, 4;
189, 4 {md - md) ; VI, 27, 1. 2 (mit u im zweiten Glied) : VII, 15, 9 ;
16, 3; 22, 5; 32, 10 (mit ndldh - nd); 86, 5; 92, 8; VIII, 3, 5. 6:
6, 21; 7, 6. 17; 27, 16 (unregelmäßig; Wechsel von p^ und p^);
1) Hier ist das Schema p flj v a.^ p «. — Diesen Stellen mit nd . . nd ist,
mit etwas veränderter Wortstellung, hinzuzufügen X, 129, 2 nä mrti/ür äsid
amrtam nd tdrhi.
2) Hier steht ein utd beim zweiten Gliede.
3) Einzige Ausnahme, soviel ich sehe, ist VIU, 16, 6 (s. oben).
7X4 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
81, 16 (nd-nft); 51, 10 (Schema: pa^ vag p«, vgl. oben S. 713,
Anm. 1); 89, 6; IX, 67, 5; X, 82, 5; 109, 6; 119, 8; 151, 5 etc.'
Blicken wir auf die vorgelegten Materialien zurück, so muß
zuvörderst auf ein naheliegendes Bedenken gegen die von uns ge-
wählte Umgrenzung des besprochenen Ausdruckstypus eingegangen
werden. Indem wir uns hier nur mit dem Fall eines Verbs be-
schäftigen, trennen wir Mengen innerlich -gleichartiger Stellen, bei-
spielsweise zwei untereinander so ähnliche wie I. 165, 9 nd jüya-
mäno ndiate nd jätdh und III, 53, 14 n(Jsiram duhre nd tapanti
gharmdm^). Das muß in der Tat zugegeben werden. Aber man
wolle bedenken, daß jede mögliche Einteilung, indem sie ein
Merkmal zugrunde legt, damit genötigt ist, irgendwelche andere
Merkmale , deren Berücksichtigung im einzelnen Fall wünschens-
wert orewesen wäre , in den Hintergrund zu schieben. Überschaut
man aber die von uns aufgestellten Beispielserien, wird man sich
dem Eindruck doch kaum entziehen , daß man es hier mit sehr
ausgeprägten , nahezu die Stelle und Rolle jedes einzelnen Wortes
fixierenden Typen des Ausdrucks zu tun hat, welche ähnlichen
gegenüber zu isolieren wohl am Platz ist. Insonderheit der Unter-
schied der Fälle pvapa und pavpa tritt nur bei der hier ge-
wählten Abgrenzung gebührend zutage.
Sehr deutlich zeigt sich, daß ein nd - nd dieselbe Rolle spielt
wie etwa ein sdin - sdm oder ein t7'ih - trih ; es ermöglicht
die in der Akzentuierung sich ausdrückende Spannung der beiden
Seiten, während ein ca - ca sie notwendig herbeiführt. Be-
merkenswert ist, daß bei ma - mCi das Verb, wie schon A. Mayr 257
bemerkt hat, stets unbetont ist; wie hier so gilt das auch bei den
im folgenden zur Sprache kommenden Doppelsatztypen-). Ich kann
doch nicht glauben, daß die Verbalbetonung hier prinzipiell aus-
geschlossen gewesen ist; weshalb die Wiederholung gerade des mä
eine Funktion nicht habe ausüben können , die nicht nur wieder-
holtem nd, sondern ebensogut allen möglichen andern wiederholten
Worten zustand, ist nicht abzusehen. Wir haben offenbar an Zu-
fall zu denken: in der Tat führt Weber, Ind. Stud. XIII, 74 einen
Fall aus der Taitt. Samhitä mit mä - ma und betontem Verb an ^).
Was nun die Erklärung der Abgrenzung der Fälle mit be-
O DO
tontem und unbetontem Verb und der ganzen Erscheinung über-
haupt anlangt, so gi-eift offenbar Whitney (Kuhn - Schleicher,
Beitr. 1, 193*)) fehl, der Av. VI, 55, 2 d no gosu bhdjatä prqjflyäm
1) So haben wir denn auch unserseits unten (S. 722 ff.) die Materialien
für anyd — anyd und ähnliches zusammenhängend besprochen, gleichviel ob
ein Verb vorliegt oder zwei.
2) III, 53, 20 ist keine Ausrahme; dort ist für die Betonung des Verbs
nicht das mü - mü, sondern das ca — ca maßgebend.
3) md hher mä sdra vikthäh. Daß dieser Fall außerhalb der gegen-
wärtig von uns festgehaltenen Begrenzung (ein Verb) liegt, ist unwesentlich.
4; In der Grammatik scheint Wh. übrigens anders zu urteilen.
I
I
I
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 715
vor bhdjata interpungieren will , die Betonung also als die des
Satzanfangs auffaßt („uns Kühe, verleih' uns Nachkommenschaft").
Auf die Reihe der oben gegebenen J3eispiele angewandt, führt das
zu durchaus unerträglicher Auffassung der Wortstellung. Man be-
merke die immer wiederkehrende Stellung des Präfixes hinter
dem Verb {prd pdrvatä^ dnavanta prd gavah), während sich doch
nach bekannter Sachlage die Zerlegung in zwei Teilsätze mit jedes-
mal voranstehendem Präfix von selbst aufdränoff. Oder man be-
O
achte die geradezu unmögliche Teilung nd nündm. dsti nö dvdh
oder trir ndktam^ yäthds trir v asvinä divä ^).
Auch die Fassung Mayr's (S. 229) finde ich nicht ausreichend,
der das Verb betont sein läßt ,wenn es zwischen zwei Objekten
steht" — das Wort „Objekt" in weitestem Sinne genommen, so daß
es Instrumentale , Genetive , Lokative u. s. w. mit umfaßt. Das
scheitert an Stellen wie X, 14, 7 yamdni pasyäsi vdnmam ca
devdm oder X, 4, 2 dütö devanäm asi mdrtyänäm^ denen sich
viele ähnliche hinzufügen lassen (s. oben S. 709). Ofienbar ist auch,
wenigstens für den hier von uns betrachteten Kreis von Stellen,
die Wiederholung desselben oder annähernd desselben Worts an der
Spitze der beiden Satzglieder so charakteristisch , daß dieser Zug
bei der Beschreibung des Typus nicht ignoriert werden darf
Was meine eigene Auffassung anlangt, so muß ich mich zu-
nächst außerstande bekennen , aufzufinden , wovon bei den beiden
Beispielserien des Typus p a v p a die Betonung des Verbs auf der
einen, seine Xichtbetontheit auf der andern abhängen könnte. Ob
inhaltlich zwischen den Hälften des Doppelsatzes wirkliche Gegen-
sätzlichkeit (etwa mit den Schlagworten Himmel — Erde, oder
rechts — links, oder früher — später) obwaltet, oder ob die
beiderseitigen Schlagworte untereinander ähnlichen Wert haben,
sich etwa geradezu der Synonymität annähern {dvesah - dmhah,
vildve - sthiräya, dmhasah - avadyCit., dhärali - dhenäh^ drätayah -
dvayävinah etc.), entscheidet oflenbar nicht; beides ist auf beiden
Seiten vertreten. Kleine Zusätze , welche über die das Schema
pavpa ausfüllenden fünf Worte hinausgehen, sind unter den Be-
legen des unakzentuiei'ten Verbs etwas häufiger , aber sie finden
sich doch auch auf der andern Seite und fehlen auf der ersten
Seite in vielen Beispielen , so daß auch hiei-an der Unterschied
schwerlich hängt. Bei den Fällen mit einer Negation fällt auf,
daß diejenigen, wo das Verb in Verbindung mit einem Präfix steht 2)
(wie nd daicsind vi ciTcite nd savya) , jenes durchweg unbetont
zeigen : wir kommen auf ähnliches weiter unten bei der Erörterung
\j Auf ähnliche Unmöglichkeiten wird man geführt, wenn man die
Atharvan-Beispiele , die Whitney beibringt, prüft: man sehe etwa XII, 3, 48
oder XV, 3, 4.
2) Bei dem Gros unserer Beispiele , bei denen stehend ein zweimal ge-
setztes, vom Verb immer getrenntes Präfix vorliegt, kommt dieser Gesichts-
punkt natürlich nicht in Frage.
716 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
von an)/d - anyd zurück. Im ganzen aber wird über die Auf-
fassung kaum hinauszukommen sein , daß derselbe Gedanke mit
stärkerer oder auch mit schwächerer Hervorhebung der Spannung
aussfedriickt werden konnte und demnach die Betonuncj des Verbs
schwankte : wobei vielleicht ein Präfix sozusagen als ein die Ela-
stizität hemmendes, den höheren Grad der Spannung erschwerendes
Element gewirkt haben mag.
Nun weiter der Tj-pus p v a p a. Fehlte bei diesem die Span-
nung? Vielleicht nicht, oder doch nicht notwendig. Sondern sie
kann hinter dem Verb , wo bei diesem Typus das dem a. sich
sregenübei-stellende a steht , ihren Sitz gehabt haben , so daß das
Verb von ihr unbeeinflußt blieb. j\Ian darf schwerlich entgegen-
halten , daß wir bei andern , weiterhin zu besprechenden Typen
hinter dem Verb des ersten Gliedes öfter noch irgendwelche dem-
selben Glied angehörige Worte finden und das Verb doch betont
ist: ich denke an Fälle wie II, 40, 4 divy anydh sddanam cakrd
uccd, prthivydi7i anyö ddhy antdrikse oder VI, 72, 2 üpa dyarn.
shambhdthu skdmbkanena, d^irathatam prthivlm mätdram vi.
Hier ist das wem, das skdmbkanena nicht Träger des Gegensatzes,
der vielmehr in divi - prthivyäm , dyam - prthivira liegt. Jene
Worte also entlasten das Verb nicht von der Spannung, während
z. B. in dem oben angeführten sdm no bhütani dvipdde sdm cd-
tuspade jene offenbar auf das dvipdde fiel, wo sie freilich, da das
Wort ohnedies seinen Akzent besitzt, für uns nicht sichtbar wer-
den kann.
d) Als Anhang an diesen ganzen Kreis von Möglichkeiten füge
ich den Fall, daß ein Verb (resp. nur durch Numerus und Person
unterschiedene Formen desselben Verbs) bei beiden Satzgliedern
steht. Dann ist im Fall von ca - ca (Schema : Q,ca\ aca v) das
Verb, wie immer bei ca - ca, an erster Stelle betont :
I, 120, 9 räye ca no mimitdm vajavatyai
ise ca no Tnimitam dhenumdtyai
1,123,12 pdrä ca ydnti p^'mar a ca yanti
VIII, 35, 10 p>rajdm ca dhattdm drdvinam ca dhattam.
Bei beiderseits voranstehendem Präfix, Negation oder anderem
Wort finde ich nur unbetontes Verb ; das Schema ist p a v p v a
oder pavpav:
X, 94, 1 pralte vadantu ptra vaydm vadäma
I, 135, 8 nd te väya dpa dasyanti dhendvah
näpa dasyanti dhendvah
X, 129, 1 ndsad üsln nö sdd äsit
I, 103, 5 sd gä avindat so avindad dsvän.
Hier schließe ich ähnliche , doch nicht durch das beidemal
vorangestellte Element p charakterisierte Stellen an :
I, 134, 5 tvdm visvasinäd bhüvanät päsi dhdrmanä
asuryät päsi dhdrmanä
Oldenberg, VedincJie Untersuchungen. 717
1,191,10 so cm mi nd maräti
nö vaydin maränia.
e) Wir wenden uns jetzt zu demjenigen Fall des einfachen
Gegensatzes (s. oben S. 708), wo dieser seinen Sitz im Verbum hat,
also zwei Verba einander gegenüberstehen. In der Regel — sofern
nicht auch äußerlich die Gegensätzlichkeit besonders stark markiert
ist, s. unten — ist hier das erste Verb unbetont, auch bei Anfang
der beiden Satzteile mit demselben Präfix etc. Ich führe an :
I, 132, 4 asmdbhyam jesi yotsi ca
III, 57, 5 ä sädaya päydyä cä inddhäni
V, 83, 8 mahdntam kösam lid acä ni sinca
YIII, 23, 7 tdm aya väca grne tdm u va stuse
X. 15, 5 td d gamantu td ihd Sruvantu
ddht bruvantu tc ^vantv asmün
X, 30, 6 sdm jänate nidnasä sdni cikitre.
X, 31, 4 s6 asnxai cdrus chadayad utd syüt
X, 103, 2 tdd {ndrena jayata tdt sahadhvam.
Ebenso wenn einfaches nd beim zweiten Glied steht:
I, 127, 3 nihsdhamäno yamate nayate
I, 129, 8 hatem asan nd vaksati
VI, 69, 8 ubhd jiyyathur nd pdrä jayethe
VII, 20, 6 nü cit sd bhresate jdno nd resat^)
Gegenüberstellung mit nd-nd oder mu-md haben wir, insoweit
ein Verb vorliegt, schon oben (S. 711 f.) kennen gelernt. Wie dort,
so finden wir auch hier bei zwei oder mehreren Verben im Fall
des nd - nd einige Fälle der Betontheit des ersten :
I, 62, 12 nd ksiyante nöpa dasyanti dastna
III, 53, 14 näsfram duhre nd tapanti gharmdm-)
Dagegen in weit überwiegender Masse mit unbetontem Verb
Stellen mit wrf-wo wie 1, 113, 3 ; 162, 21 : II, 28, 4 ; 30, 7 ; III, 53, 23 ■^);
59, 2; V, 54, 7: VI, 28, 3. 4; X, 10, 8; 34, 2; 48, 5 2); 107, 8.
Ebenso mit ma-md V, 65, 6; VI, 61, 14; X, 57, 1»-«=; 128, 8:
wenn III, 53, 20 ma ca ha md ca rlrisat das erste Verb betont
ist, beruht das offenbar nicht auf dem ind-md, sondei'n auf
dem ca - ca.
3. Wir betrachten jetzt die Fälle, in denen zu der einen
Gegenüberstellung, mit der wir es bis jetzt zu tun hatten, eine
zweite hinzutritt. Also etwa statt: „niederwirft er den offenbaren
Sünder, nieder den verborgenen" Sätze folgender Art: „bei Nacht
herrscht Varuna,^ bei Tage Mitra", oder: „den Bösen straft Varuna,
den Guten segnet er" — wo wir das erstemal ein Verb (v) mit
zwei Paaren von Subjekten, Objekten, Zeitbestimmungen u. dgl.
1) Hier auch beim ersten Glied eine Negation.
2) Man könnte hier Doppelgegensatz finden. In Jedem Fall dient es der
Übersichtlichkeit, die Stelle hierher zu setzen.
haste vdjram bhdrati s'irsdni krdtum i
xisig devänäm dsi suhrdtur vipätn f
ürjd devdh dvasy qjasä tvcim |
7]^g . Olclenherg, VediscTie Untersuchungen.
(a u. b §) haben, das zweitemal, indem der eine der beiden Gegen-
sätze in das Verb lallt, zwei Verba (v^ V2) mit einem Paar von
Subjekten etc.
Die in den vorher besprochenen Fällen im ganzen die Voraus-
setzung der Yerbalbetonung bildende ausdrückliche Markierung der
Entgegengesetztheit kann sich natürlich auch hier finden, so durch
ca - ca, z. B. III, 52, 3 puroldsam ca no -ghdso josdyäse girad ca
nah. Aber in der Regel besitzen hier die beiden Gegensatzpaare,
das a dem a, das b dem ß sich entgegenstellend, schon an sich
die Kraft, die nötige Spannung bemerkbar '/u machen.
a) So haben wir mit einem Verb, a b v a /3, zuweilen auch
chiastisch a b v |3 « :
III, 31, 10 jäte nisthäm ddadhur gösu vir an
X, 12, 7 surye jyötir ddadhur mäsy hktun
X, 53, 11 gdrbhe yösäin ddadhur vatsdm asdni
X, 68, 11 rdtryäm tdmo ddadhur jyötir dhan'^)
I, 161, 6 indro hdrl yuyuje asvfnä rdtham
II, 16, 2 hdste vdjram bhdrati s'irsdni krdtum
m. 3, 7 - ' ' ....:•.■
Vm, 36, 3
IX, 97, 9 divä hdrir dddr^e ndhtam rjrdh
X, 56, 2 vämdm asmdbhyam dhäfu sdrma ti'ibhyam.
Man bemerkt leicht den scharf ausgeprägten, typischen Charakter
dieser Sätze. Daß auch hier so wenig wie in den oben S. 714
besprochenen Fällen davon die Rede sein kann, vor dem Verb zu
interpungieren und dessen Akzent dann auf Anfangsstellung im Satz
zurückzuführen, liegt auf der Hand : es genügt zu bedenken, was
bei solcher Auffassung aus I, 161, 6 oder auch aus dem weiter
unten anzuführenden I, 164, 51 werden würde.
Doch auch hier finden wir Fälle mit unbetontem Verb. Zunächst
solche, die dem beschriebenen Typus nicht genau entsprechen, mit
andrer Stellung des Vers (a v b a ß, vgl. den oben S. 711 besprochenen
Typus p v a p a gegenüber p a v p a) resp. mit Verteilung über
mehrere Pädas :
1,161,14 divd yänti marüto bhumyägnih
1,161,11 udvdtsv asniä akrnotanä trnam
nivdtsv apdh
X, 42, 10 gobhis taremdmatim dureväm \ ydvena ksudhani.
Aber es gibt auch Stellen, die sich genau in das eben erörterte
Schema fügen und doch unbetontes Terb aufweisen, so
I, 64, 13 (vgl. X, 147, 4) drvadbhir vdjam bharate dhdnä nfbhih
II, 26, 3 sd putrair vdjam bharate dhdnä nfbhih
in, 53, 17 sthiraii gdvau bhavatäm v'dür dksah
1) Ich erinnere hier an den diesen Stellen ähnlichen, oben S. 709 be-
sprochenen Vers X, 73, 9 j)'^'^y(^ 9^?^ ädadhä ösadhisu.
Oldenberg, Vedi^che Untersuchungen. 719
V, 85, 2 divi süryam adadhät somani ddrau •)
IX, 70, 7 gavydifi tvdg bhavafi nirnig avydyi.
X, 16, 3 suryain cdksur gacchatu vätam ätmä'-).
Mit zweimaliger Setzung desselben Verbs, so daß dies an erster
Stelle einmal betont, andere Male unbetont ist:
1,164,51 bhumim i^O'tjdnyä jmvanti dfvam jinvanty agndyah
VIT, 104, 23 prthivi nah pdrthivät pätv dinkasah
antdriksam divycit pätv asmän.
X, 85, 40 somah prathamo vivide
gandharvo vivida uttarah
X, 130, 3 äjyam Idm äs'it j^dridhfk kd äsU
X, 137, 3 ä väta vähi bhesajdm
v( väta vähi ydd rdpah.
Es ist wobl nicht zufällig, daß in dieser Reibe von Stellen die
über mehrere Pädas reichenden das Verb nicht betonen. Einiger-
maßen ähnlich, wenn auch etwas anders gebaut, ist noch
X, 114, 4 tdm mätÖ reiht sd u reiht mätdram.
b) Verlegt sich nun, der oben (S. 718) aufgezeigten Möglich-
keit entsprechend, der eine der beiden Gegensätze in das Verb, so
kommen wir zu Ausdrücken mit zwei Verben, am einfachsten von
der Form a Va « v« oder aVaVa«"^). Dabei können die beiden Be-
griffe a a, obschon einander entgegengestellt, durch dasselbe Wort
ausgedrückt sein , z. B. durch kam - kdm (am häufigsten durch
anyd - anyd^ woi'über unten S. 722). Ich führe folgende Stellen auf:
I, 34, 11 (= 157, 4) präyus täristam nl rdpämsi mrksatam
I, 39, 3 pdrä ha ydt sthirdni hathd
ndro vartdyathä gurü*)
1, 152, 3 rtdm p(party dnrtam ni tärtt
I, 81, 3 kdm hdnah kdm vdsau dadhah
VI, 9, 6 kirn svid vaksyami kim u nu tnanisye
VI, 72, 2 -dpa dydm skambhdthu skdmbhanena
dprathatäm prthivim, mätdram vi*)
X, 2, 2 svdhä vaydin krndvämä havlmsi
devö devän yajatv aynfr drhan *)
1) Anderes geht voran, wodurch vielleicht die Pointe der Gegensätzlich-
keit abgeschwächt wird.
2) Ungefähr ähnlich, auf mehrere Pädas sich erstreckend, auch X, 45, 1,
3) Man kann fragen, wie es sich mit den Kombinationen mit v^ an der
Spitze verhält. Hier kann der Antithesenakzent des Verbs im allgemeinen
nicht erkennbar werden, da das Verb ohnedies wegen seiner Anfangstellung
betont ist (z. B. X,39,2 coddyatam siinftäh i^invatam dhiyah). Wenn
übrigens durch Zufall ein anderes Wort vorangeht, kann auch ein Fall der be-
zeichneten Art in Frage kommen. Vielleicht ist so aufzufassen I, 62, 3 bfhas-
pätir bhinäd ddrim vidäd gdh. Doch kann es sich hier auch um Neben-
satz ohne Abzeichen handeln.
4) Man bemerke das Durchgehen des Doppelsatzes durch zwei Pädas.
Übrigens befinden wir uns hier schon in der Nähe des weitverbreiteten Typus,
Y20 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
X. 55, 5 adyä maviCira sd hydh sdm äna.
Einigermaßen ähnlich den Fällen I, 81, 3; VI, 9, 6 ist
VII, 101, 3 starfr u tvad bhdvati süta u tvat^).
Nicht leicht erscheint der hier in Rede stehende Typus des
doppelten Gegensatzes mit zwei Verben so, daß beidemal dasselbe
Präfix an der Spitze steht: diese Figur ^es wiederholten Präfixes
paßt im Grunde nicht zu dem Wechsel des Verbs. Ich führe an:
V, 36, 4 prd savy^na maghavan ydmsi räydk
prd daksinid dharivo nid vt venah.
Mit doppeltem nd im Eingang:
III, 53, 14 ndsiram duhre nd tapanti gharmdm.
Mit einem andern im Eingang wiederholten Wort:
Vn, 38, 6 bhdgam ugrö 'vase jöhavlti
bhdgam dnugro ddha yäti rdtnam'^).
Diesen Stellen sind, im Einzelnen verschiedene Figuren bildend,
etwa die folgenden mit unbetontem Verb gegenüberzustellen:
n, 15, 7 prdti srond sthäd vy andg acasta
Vin, 79, 2 prem andhdk Jchyan nih sronö bhüi
VI, 47, 31 dmür aja praiydvartayemäh
VIII, 81, 6 d no bhara ddksin&na
abhi savyena prd mria
X, 80, 2 agnir ekam codayat samdtsu
agnir vrtrdni dayate purüni
1,163,12 aj'dk purö nlyate ndbhir asya
dnu pascäi kavdyo yanti rebhüh
1, 164, 7 slrsndh kslrdm duhrate gävo asya
vavrim vdsänä ndakdm padäpuh '^)
V, 48, 2 dpo dpäcir dparä dpejate
prd purväbhis tirate devayür jdnah
VI, 47, 17 pdrä pürvesäm sakhyd vrnakti
vitdrturäno dparebhir eti
VI, 62, 10 dntarais cakrais tdnayctya vartih
dyumdtä yätam nrvdtä räihena
sdnutyena tydjasä mdrtyasya
vanusyatäm dpi sirsa vavrktam^)
VII, 104, 12 tdyor ydt saiydni yatardd fjiyah
tdd it somo 'vatl hdnty asat
den wir schärfer geschliffen S. 727 f. antreffen werden. Bei X, 2, 2 könnte mau
auch an den Fall des ersten Satzes, der die Grundlage des zweiten bildet,
denken (unten S. 72.5).
1) Man bemerke das tvat - tvat; vgl. unten S. 724.
2) Das zweite Verb ist hier annäherndes Synonymum des ersten. Inso-
fern wäre es richtiger, den Vers zu den Beispielen eines Gegensatzes zu
stellen. Die Grenzen verschwimmen natürlich.
3) Genau genommen drei Gegensatzpaare.
OLdenherg, Vedüche Untersuchungen. 721
IX, 69, 4 iik'sä inirnäti prdti yanti dhendvah
X, 27, 9 dträ yukto ^vasätärani icchät
dtho dj/ulctam yunajad vavanvün
X, 34, 9 nlcä vartanla updri sphuranti
X, 40, 2 hühähliipntvdm karathak hühosatuh
das. 3 kdsya dhvasrä bhavothah kdsya vä narä
räjaputi'Sva sdvanäva gacchathah
X, 44, 8 dyaüh Icrandad antdrilcsäni kopayat.
4. a) Von der Unterscheidung einfacheren und zusammengesetzteren
Baus, die wir bisher beobachtet haben, sehen wir da ab, wo es
sich um Gegenüberstellung mit vä - vä oder ca - ca handelt. Hier
liegt unter allen Umständen starke Hervorhebung des Hinblickens
der ersten Seite auf die zweite vor, und so ist hier das Verb des
ersten Satzteils, gleichviel ob im zweiten eigenes Verb folgt oder
nicht, regelmäßig betont. Es ist überflüssig das zu belegen; nur
die wenigen Ausnahmen , sämtlich den Fall des ca - ca betreffend,
führe ich auf:
II, 6, 8 sd vidvdn ä ca piprayah
ydksi cikitva änusdk
ä cäsmfn satsi barhtsi.
Die zweite Zeile ist Parenthese; beruht die Unbetontheit von
piprayah auf dieser Störung des normalen Verlaufs?
VIII, 35, 11 jdyatam ca prd stutam ca prd cävatam.
Dies ist Parallele zu v. 10 pibatam ca trpnutdm cd ca gacchatam.
Dort ist das einfache Verb {trpnutdm ca), wie ja unvermeidlich
ist, betont. Hier andrerseits fallt die ungewöhnliche Stellung des
ca (statt prd ca st.) auf. Sie deutet vielleicht darauf hin, daß das
prd stutam, allerdings abnormer Weise, so sehr als Einheit empfunden
wurde, daß durch den Akzent des prd der Fordening des ca - ca
genügt schien. Vielleicht ist auch von Gewicht, daß das prd
stutam ca schon ein andres Glied mit ca vor sich hat, seinerseits
also auch als zweites Glied gelten konnte.
X, 16, 3 dyäin ca gaccka prihivim ca dkdrmanä:
schließt das erste ca an den vorangehenden Päda an (süryam
cdksur gacchaiu vdtam ätmu), so daß ein ca - ca im gewöhnlichen
Sinn nicht vorläge ?
X, 61, 24 vipras cäsi srdvasas ca sätati:
fällt es ins Gewicht, daß hier die Parallelität des Ausdrucks auf
beiden Seiten besonders schwach ist ? ^)
1) Von den Stellen mit wiederholtem ca ist noch X, 30, 12 hervorzuheben.
Zuerst steht betontes Verb zwischen zwei durch ca — ca bezeichneten Objekten.
Dann wird ein weiterer Satz mit ca angeschlossen , der an sich offenbar un-
betontes Verb haben würde. Daß es doch betont ist, beruht wohl auf dem
vorangehenden M.
722 Oldenherg, Vedtsche Untersuchungen.
Bei lad - Uta herrscht unbetontes Verb vor (z.B. 1,153,4;
VII, 17, 1. 2; 41,4; 74,6; X, 31, 11; 137,1; 142,3; 146,8;
186, 2, falls an dieser Stelle, wie wahi'scheinlich, mit dem Pp. pitä
asi aufzulösen ist), auch wenn der erste Satz deutlich auf den
zweiten hinsieht. Betontes Verb, vielleicht allein auf dem ht be-
ruhend, finde ich nur IV, 38, 1. 2 ut6 In väm dätra sdnti imrvä . . .
utd vä/inam . . . dadathuh. Bei der Verbindung von ca . . . utd
ist das erste Verb X, 61, 23 betont; bei utd . . . ca X, 67, 3 läßt
das prdstaut (Pp. ^^''«'^ astaut) beide Auffassungen zu.^)
Daß durch u-u Verbalakzent bedingt wäre , finde ich nicht ;
s. z. B. I, 191,10 so (= sd u) ein nü nd maräti nö vaydm tnaräma;
I, 138, 4. In VII, 101, 3 beruht der Akzent auf dem tvat-tvat.
b) Ein sehr buntscheckiges Bild bieten die Materialien mit
anyd - anyd. In der Mehrzahl der Fälle liegt Betontheit vor :
I, 95, 1 lidrir anydsyänx hhdvati svadhavän
sulcro anydsyänx dadrse suvdrcäh
I, 123, 7 dpänydd ety abliy anydd eti
I, 164,20 tdyor anydh pfppalam svädv dtti
dnasnann anyd abhf cäkaslti
das. 38 WZ/ anydm cikyür nd nl cikyur anydm
1,181,5.6 hdri anydsya p'ipdyanta vajaih
mathrä rdjämsy advinä vi ghosaih
evair anydsya p'ipdyanta vdjaih
visantlr ürdhva nadyo na aguh -)
II, 35, 3 sdm anyd ydnty upa yanty anydh
II, 40, 4 divy anydh sddanam cakrd uccCi
prthicyam anyo ddhy antdrikse
das. 5 vidväny anyo bhüvanä jajdna
vtsvam anyo abhicdlcsäna eti
III, 9, 3 prd-pränye ydnti pdry anyd äsate
III, 55, 11 tdyor anydd rocate krsndm anydt
VI, 49, 3 stfbhir anyd pipiie süro anyd
VI, 52, 16 Üäm anyo jandyad gdrbham anydh
VI, 68, 3 vdjrenänydh sdvasä hdnti vrtrdm
sisakty anyo vrjdnesu viprah
VII, 83, 9 vrtrdny anydh samithesu jighnate
watciny anyo abhi raksate sddä
VII, 85, 3 krstir anyo dhärdyati prdviktäh
vrtrdny anyo apratlni hanti
1) Hier erwähne ich X, 85, 41 mit ca . . cci . . dtho. Das Verb, beim
zweiten ca stehend, ist unbetont.
2) Mir scheint, daß die beiden anydsya sich aufeinander beziehen. Jedes-
mal folgt dann ein Päda: der Akzent des zweiten pipäyanta (wenn er richtig
überliefert und nicht vielmehr aus dem Vorangehenden eingeschleppt ist) würde
sich aus dem Hinblick auf den folgenden Päda erklären.
Oldenherg, VediscJie Unter suchuv gen, 723
X, 85, 18 vfsvänij anyö bhiivanäbhicd,ste
rtünr anyö vidddhqj jüyate ^unah.
Ich schließe hier einige Fälle mit betonten Verb an, in denen
anyd nur das eine Mal dasteht, das andre Mal durch ein andres
Wort ersetzt ist:
III, 55, 4 anyä vatsdm hhdratt kseti mätd
VI, ^^^ 1 mdrtesv anydd dohdse ylpäya
sakra chukrdm duduhe prsnir üdhah
VII, 82, 5 Icsemena mitrö vdrunatn duvasydtl
marndbhir uyrdh sübham anyd lyate.
Unsicher wegen der Kontraktion ist der Akzent
VII, 82, 6 djämim anydh snatlidyantain atirat
dabhrebhir anydh prd vrnoti bhnyasah:
der Padapätha gibt ä dtirat.
Mit unbetontem Verb andrerseits :
I, 93, 6 änydm divo mätartsvä Jabhüra
dmathnäd anydm pdri syeno ddreh
I, 161, 5 anyCi näinäni krnvate sute sdcä
anyafr enän kanya nämabhi sparat
V, 29, 10 pränydc cakrdm avrhah süryasya
kutsUyänydd vdrivo ydtave kah
V, 73, 3 Irmänydd vdpuse vdpuh
cakrdyn rdthasya yematliuh
pdry anyä nahusä yugä
mahnä rdjämsi dlyathah
VI, 57, 2 somam anyd upäsadat ....
karainbhdm anyd icchati
X, 87, 3 präcinam anydd dnu vartate rdjah
ild anyena jyotisü, yUsi sürya
X, 137, 2 ddksam te anyd ä väfu
pdränyo väta ydd rdpah ').
Auch hier finden wir Stellen, an denen das anyd auf einer
Seite durch ein andres Wort ersetzt ist: I, 30, 19; 113, 10;
123, 7'=<i; 161, 9; VIII, 22, 4; X, 37, 2.
Es ist nach allem früher Besprochenen nur das zu Erwartende,
wenn vollkommen feste Gesetze über Betonung und Nichtbetonung
auch hier unerreichbar sind. May r 's (251 fi".) Aufstellungen tretFen
das Ziel offenbar nicht. Nichtbetonung, „wenn das zweite Verb
dieselbe Tätigkeit ausdrückt wie das erste", ist schon deshalb un-
wahrscheinlich, weil wir auf andern Gebieten als dem des anyd-
anyd ein solches Gesetz nicht antreffen, sodann weil bei anyd - anyd
1) X, 14, 3 steht das unbetonte Verb beim zweiten Glied. Nicht hierher
gehört X, 97, 14, wo sich die beiden anyd nicht in der hier in Rede stehenden
Weise entsprechen.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 47
724 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
in einer Reihe von Fällen nur e i n Verb steht, also auf beiden
Seiten dieselbe Tätigkeit vorliegt, und dies Verb doch betont ist;
vgl. auch I, 181, 5. 6. Ebenso wenig trifft es zu, daß das Verb
unbetont ist, wenn der Gegensatz durch einander gegenüberstehende
Präpositionen ausgedrückt ist: vgl. I, 123, 7; II, 35, 3. Ohne, wie
gesagt, durchaus bestimmte Formulierungen für möglich zu halten
möchte ich doch darauf aufmerksam macien, daß unter den Fällen
der Betontheit das unzusammengesetzte Verb, unter denen der ün-
betontheit das zusammengesetzte überwiegt '), weiter daß alle Fälle,
in denen der Satz sich auf einen Päda beschränkt, der Gegensatz
also besonders pointiert ist, betontes Verb haben, endlich, daß —
wenigstens im großen und ganzen — dasselbe von den Fällen gilt,
in denen nicht ein bloßer Unterschied, sondern ein scharfer Gegen-
satz statuiert wird (essen — - nicht essen, bemerken — nicht bemerken,
leuchten — dunkel sein).
Dem anyd - anyd schließen wir eka - eka an: offenbar eignet
sich dies, verglichen mit jenem, mehr zur bloßen Aneinanderreihung,
nicht zur gegensätzlichen Spannung. Nur eine Stelle, und zwar
unter allen offenbar die, an welcher solche Spannung am ent-
schiedensten hervortritt, hat betontes Verb:
III, 2, 9 täsäm ekäm ddadhur mdrtye hliujam
u lokdm u dve tipa jämim lyatuh.
Anders 1, 161, 10 -2); 164, 44; 11,13,3; IV, 58,4; VIII, 29,1 ff.
Bei tva - tva findet sich betontes Verb :
VII, 101, 3 starir u tvad bhdvati suta u tvat
Vlll, 37, 6 hsatrdya tvam dvasi nd tvam. ävüha.
Wechselnd zwischen Betonung und Nichtbetonung
X, 71, 11 rcäm tvah posam äste pupusvan
gciyatrdm tvo gäyati sdkvarlsu,
hrahmä tvo vddati jätavidyam
yajndsya mäträm vi mimita u toah.
Mit nicht betontem Verb : X, 71, 4. 8.
Es scheint deutlich, daß VII, 101, 3 und VIII, 37, 6 besonders
scharfe Gegensätze vorliegen ; es ist wohl auch kein Zufall, daß
eben hier die Beschränkung auf einen Päda dem Ausdruck größere
Pointiertheit gibt. Hängt in der Charakteristik der verschiedenen
Priesterkategorien X, 71, 11 das Unterbleiben der Betonung im
ersten, ihr Eintreten im dritten Päda damit zusammen, daß dort
das Verb das nebensächliche äste, hier das bedeutungsvolle vddati
ist? Nach den sonst zu machenden Erfahrungen (doch s. das eben
bei anyd - anyd Bemerkte) würde ich diesen Unterschied eher für
1) Vgl. Whitney in K uhn-Schlei ch er's Beitr. I, 197; Graßmann
Wb. unter anyd 5, und das oben S. 715 Bemerkte. Auch Pänini VIII, 1,53
kann wenigstens zur Vergleichung herangezogen werden.
2) Das. V. 9, wo eka mit anyd abwechselt, ist bei anyd erwähnt worden.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 725
unerheblich halten und vieiraehr in dem Vers einen Beweis dafür
finden, daß der Redende seinem Ausdruck so gut die eine wie die
andere Nuance mitteilen konnte.
Schließlich führe ich zwei vereinzelt stehende, den vorangehenden
Gruppen ähnliche Stellen an, beide mit nichtbetontem Verb:
X, 44, 7 evaiväpäg dpare santu düdhyhh . . .
ittliä ye präg vpare sdnti dävdne . . .
X, 48, 10 2^ä nemasmin dadr^e somo antah
gopä neviam ävir astha krnoti.
5. Es folgt der von Delbrück Ai. Synt. 42 unter der trefifenden
Überschrift „Der ex'ste Satz ist die Grundlage des zweiten" be-
schriebene Typus. Der erste Satz ist, ohne Nebensatzabzeichen,
doch dem Gedanken nach „priorischer Nebensatz" in der Terminologie
Delbrück's. Er beschreibt eine Situation, welche als den im zweiten
Satz angegebenen Vorgang, auf den es hauptsächlich ankommt,
der sich aus jener Situation entwickeln wird (oder etwa nach dem
Wunsch eines Betenden entwickeln soll), herausfordernd oder be-
gründend gegeben wird '). In den ersten Satz ließe sich ein hi
hineindenken-). Die Situation des ersten Satzes kann auch, statt
konstatiert zu werden, gefordert (erbeten) werden (so I, 171,1;
V, 74, 6; eventuell auch I, 15, 1 ; 82, 1 »); X, 61, 22; 104, 2). Die
später häufige *) Markierung des Verhältnisses der beiden Sätze
durch ein den zweiten eröffnendes dtha begegnet I, 81, 8 (ohne
Verbalakzent: X, 52, 5). Das Verb des ersten Satzes steht gern
an dessen Ende, wohl nur wegen der allgemeinen Neigung des
Verbs zu dieser Stellung; Beispiele andrer Stellung liegen vor.
Ich rechne hierher die folgenden Belege :
I, 81, 8 üpa kämän sasrjmdhe '^)
dthä no 'vitä bhava
T, 85, 7 ü näkam tasthur urn cakrire sddah
I, 171, 1 ni helo dhattd vi mucadhvam dsvän
1) Diese Formulierung deckt sich, wie man sieht, nicht ganz mit der
Auffassung Whitney 's § 595 d. Den Vers VI, 47, 31 sdm äsvaparnäs cdranti
no nciro 'snwkam. indra ratJiino jayantu gibt dieser wieder: „when our
men . . . come into conüict, let" etc.; vielmehr ist m. E. gemeint: „unsre Männer
stehen ja im Kampf: so mögen denn die ünsern siegen". Das ist nicht ganz
dasselbe. — Für die Auffassung der hier vorliegenden Ausdrucksweise sind
auch die Brähmauabelege von Wert (im Rv. findet sich derartiges begreiflicher-
weise nicht) , wo der erste Satz , mit betontem Verb , eine Sachlage beschreibt,
aus welcher im zweiten Satz eine Frage hervorwächst: es steht doch so und
so; wie kommt es unter diesen Umständen, daß etc.? Vgl. dazu Delbrück,
Ai. Synt. 43.
2) Vgl. unten S. 726, Anm. 3.
3) Vgl. über diese Stelle unten S. 731.
4) Delbrück, Ai. Synt. 42; mehr Beispiele dafür Ind. Stud. XIII, 87. Hier
(auch S. 90) ist dieser Typus mit dem der Antithese vermischt.
5) Oder beruht der Akzent hier auf dem hi des vorangehenden Päda?
47*
726 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
I, 189, 3 dnagniträ ahhy nmanta hrstlh
imnar asmdbhyam suvitaya deva
kftdtn vfsvehhir amrtebhir yajatra
III, 1, 1 sömasya mä tavdsam vdksy agne
vdhnim cakartha viddthe ydjadhyai
Ebendas. devdh dcchä didyad ywijc^^ ddrim
iamäye agne ianvam jusasva i)
lY, 18, 8 mdmac cand tvä yuvatfh parasa'-)
mdmac cand tvä kusdvä j'agdra,
mdmac cid äpah sisave mamrdyuh
mdmac cid indrah sdhasod atisthat.
Ebend. v. 9 mdmac cand ie . . . dpa hdnü Jaghäna,
ddhä . . . sdm pi'nag vadhena
IV, 22, 4 d mätdrä bhdratt susmy d göh
nrvdt pdrijman nonuvanta vätäh
V, 74, 6 nü srutdm ma ä gatam
VI, 47, 31 sdm, dsvaparnäs cdranti no ndrak
asmükam indra rathino jayantu
VI, 48, 8 vfsväsäm grhdpatir visdm dsi
fvdm agne mänusinäm
satdm pürbhir yavistha pjcihy dinhasah ^)
X, 148, 1 susvändsa indra stumdsi tvä ...
ä no bhara suvitdm.
Vielleicht ist hierher auch zu stellen
I, 62, 3 byliaspdtir bhindd ddrim viddd gäh.
Oder ist diese Stelle an die S. 729 beigebrachten anzuschließen,
von denen sie nur darin abweicht, daß hier, dem sonst herrschenden
Gebrauch entgegen, die beiden Verba nicht unmittelbar aufeinander
folgen ?
Hierher vielleicht auch
I, 15, 1 indra somam piba rttinä
d tvä visantv indavah^ und ähnlich:
X, 104, 2 apsü dhütdsya harivah pibelid
nrbhih sutdsya jathdram prnasva '^') ;
Darauf, daß Indra den Soma trinkt, beruht es, daß sich sein
Bauch füllt. Vielleicht ist entsprechend zu beurteilen
1) Ich kann mich in der Auffassung des Satzbaus bz. Akzents in den
beiden Teilen dieses Verses Geldner (Ved. Stud. I, 159) nicht anschließen.
Vgl. Sacred Books of the East XLVI, 222. 224.
2) Vgl. Pischel, Ved. Stud. II, 47; Sieg, Sagenstofife I, 84
3) Aber im nächsten Verse asyä räyds tvdm agne rathlr asi, vidct,
gädhdm tuce tu nah. Der Unterschied ist wohl nicht zufällig; der Satz mit
dsi in V. 8 begründet die folgende Bitte, der mit asi in v. 9 nicht. Zu v . 8
vergleiche man etwa den recht ähnlichen Vers I, 44, 9: hier ist das Verhältnis
der beiden Sätze durch ein hl im ersten markiert.
4) Doch s. über diese beiden Stellen auch unten S. 730 f.
Oldeiiberg, Vedische Untersuchungen. 727
X, 61, 22 ddha tvdm indra viddhy asmnn . . .
rdksä ca no inmjhonah etc. ')
Natürlich können die zwei Sätze auch einfach nobeneinandei-
gestellt werden, ohne daß die betreifende Beziehung durch die
Akzentuation markiert wird, wie etwa VI, 17, 3 eva püJii i)ratn<iiliä
mdndatu tvü. Diese Ausdrucksweise liegt in den Brähraanatexten
öfter in recht charakteristischer Abwechslung unmittelbar neben
der andern, so daß es sich beidemal um dieselben Verba handelt.
Wir lesen Taitt. Samh. VII, 4, 1. 1 hfhaspdtir akämayata srdn
ine devd dddhiran ijdccheijam 'purodhäm fti [er tut dann das und
das :] tdto vai idsmai srdd devcl ddadhatuxjacchat purodhCun ; [wer
es in der Menschenwelt ebenso macht:] srdd ebhi/o manusya
dadhate gdcchanti purodham. Zuerst, wo von Brhaspati's Wunsch
und von dessen Erfüllung die Rede ist, wird, man kann sagen in
farbigerer Darstellungsweise, hervorgekehrt, wie das Eine am Andern
hängt; das Vertrauen der Götter hat die Bedeutung, die Grundlage
für die Erlangung der Purohitawürde zu bilden. Nachher, wo der
Text die Verheißung für den ebenso Handelnden ausspricht,
konstatiert er nur in hieratischer Steifheit, daß dies geschieht und
daß jenes geschieht -).
Wie begründende Sätze mit hf nicht allein voranstehen, sondern
auch nachfolgen können, so wäre es denkbar, daß auch die jenen
ähnlich gedachten Sätze des hier besprochenen Typus die Fähigkeit
hätten dem begründeten Satz nachzufolgen. So ist vielleicht auf-
zufassen
I, 129, 5 nSsi no ydtliä purci
anenCih süra mdnyase '■').
6. Ich glaube, daß von dem eben beschriebenen Typus der
folgende zu scheiden ist, wenn auch begreiflicherweise mehrfach
eine Annäherung oder Vermischung beider zuzugeben sein wird.
Es handelt sich um die Fälle mit der charakteristischen Aufeinander-
folge zweier Verba, wie zweimal in demselben Vers
1) Wenn VI, 51, 12 nämil und VI, 59, 6 curat Verba finita sind, was
bezweifelt werden kann , könnte auch hier Einordnung in diesen Zusammen-
hang in Frage kommen.
2) Einigermaßen ähnlich scheint mir derselbe Wechsel auch an den von
Delbrück a. a. O. 38 angeführten Stellen Taitt. Samh. III, 1, 9, 1; VI, 1 , 7, 1 zu
beurteilen. Besonders an der zweiten ist klar, wie dort zuerst lebendige, die
Spannung empfindende und hervorkehrende Erwägung, hinterher farblose An-
einanderreihung gegeben wird. Von der oben besprochenen Stelle unterscheiden
sich diese beiden nur darin, daß nicht wie dort das Verhältnis von Grund und
Folge, sondern Antithese vorliegt. — Charakteristisch ist auch der Wechsel von
Nichtspannung und Spannung an der von Delbrück S. 42 angeführten Stelle
Maitr. S. I, 8, 2.
3) Kaum wahrscheinlich ist, daß ydthä . . mdnyase zusammengehört (vgl.
I, 39, 7; VI, 48, 19), oder daß das mdnyase Begründung für den folgenden
Satz gibt.
^28 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
V, 83, 4 in-d viitä vünti patdya7iii vldyütah
lid osadhir jihafe pfnvate svah.
Die beiden vorderen Sätze — hierin liegt der gedankliche
Unterschied gegenüber der vorher besprochenen Ausdrucksweise —
sind nicht den andern untergeordnet. Es ist keineswegs gemeint:
wenn die Winde wehen, so fliegen die Blitze; ebenso wenig: die
Winde wehen ja, so fliegen denn die Blitze. Sondern Parjanyas
Walten mit den gleichberechtigten Zügen des Wehens und Blitzens
wird beschrieben. Doch nicht so beschrieben, daß dem Hörer in
cfleichmäßiger Ruhe jetzt ein erster, jetzt ein zweiter Vorgang, der
etwa auch hätte fortbleiben können, zugezählt würde. Vielmehr
zielt jeder Vorgang darauf hin mit dem andern zusammenzutreff'en.
Die beiden ergänzen sich, schießen ineinander, heben eventuell
einander durch ihren Kontrast. Sie könnten umgekehrt gestellt
sein, aber der eine könnte den andern nicht entbehren. Daß im
zweiten Satz in typischer Regelmäßigkeit das Verb vorangestellt
(und darum natürlich akzentuiert) ist und so mit dem am Ende
stehenden des ersten Satzes zusammenprallt, malt das enge Inein-
andergreifen der Handlungen oder Vorgänge i).
Die beiden Sätze können dasselbe Subjekt oder verschiedene
Subjekte haben, die beiden Verba im selben Modus oder in ver-
schiedenen stehen. Natürlich ist in der Umgrenzung eines derartigen
von uns aufzustellenden Typus, von dem wir glauben, daß er mit
trrößei-er oder geringerer Bestimmtheit den Rsis vorschwebte, doch
unser subjektives Ermessen nicht völlig auszuschalten: wenn ich
hier aber in der Zusammenordnung einer großen Zahl einander sehr
ähnlich aussehender Fälle und entspi-echend in der Fernhaltung
anders gestalteter das Richtige treffe, werden sich die folgenden
Charakteristika als dem hier in Rede stehenden Typus der Regel
nach eigen hinstellen lassen: Beschränkung auf einen Päda (von
Tristubh oder besonders gern der mehr Raum bietenden Jagatl;
der Gäyatripäda ist zu kurz); um die Mitte des Päda der Gipfel-
punkt, wo die beiden Verba zusammenstoßen; vor dem ersten und
hinter dem zweiten Verb (Va v«) ein meist auf beiden Seiten ent-
sprechendes Element (a er) wie zwei Subjekte, zwei Objekte (doch
hier oft auf beiden Seiten verschieden Geartetes, einerseits Nom.,
andrerseits Instrumental u. dgl.) ; im Eingang oft ein zum ersten
1) Mir scheint, daß aus der Brähmanadiktion die von Delbrück a. a. 0. 42
angeführte Stelle MS. I, 10, 13 hier Beachtung verdient ut prcwfsi jimütäh
pldvante yäjante varunapraghäsaih : dasselbe charakteristische Zusammen-
stoßen zweier Verba. Man kann hier freilich eher als an den anzuführenden
Stellen des Rv. Herabdrückung des ersten Satzes zu einem Nebensatz (Zeit-
bestimmung für das Folgende) statuieren. Ähnlich auch TS. VII, 4, 1, 1 (s. oben
S. 727)? Es wäre der Mühe wert, die Fälle solches Zusammenstoßens der
Verba aus der Brähmaiialiteratur auf Grund ausgedehnter Sammlungen ein-
gehender zu untersuchen, als bei dieser rein vorläufigen Berührung des Gegen-
standes geschehen kann.
Oldenlerg, Veclische Untersuchungen. 729
Verb gehöriges Präfix oder ähnliches Wort (das Präfix aber nicht
mit dem Verb verbunden, so dali es proklitisch würde; II, 35, 12
konnte nicht gesagt werden sdnu sammärjmi etc.); beim zweiten
Verb kein Präfix , welches das Zusammenprallen der Verba ab-
schwächen würde. Also ist das Schema besonders gern paVaVi«.
Ich finde den beschriebenen Typus an folgenden Stellen:
I, 34, 10 d näsatyä gdcchatayn hüydte havfh
I, 35, 9 ctpämtväm badhate veti süryam
I, 40, 8 ilpa hsatrdm i^rncitd hdnti rajahhih
I, 133, 6 avdr viaJid indra dadtht srudhi nah
I, 135, 7 vt sünrtä dddise rlyate glirtdm
das. 8 säkdm gävah stivate pdcyate ydvak
I, 151, 6 dva tmdnä stjdtain pincatam dluyah
das. 7 xlpdha tdm gdcchatho vitho adhvardrn
II, 35, 12 sdm sänii iniirjnu didhisämi btlmaih
m, 33, 12 d valisdnäh prnddhvam yätd sibham
III, 38, 3 sdm müträbhir mamire yemiir urvl
m, 55, 4 anyä vatsdm bhdrati hseti mätä ^)
das. 7 dnv dgram cdrati hseti budhndh
IV, 25, 7 dsya vedah Jchiddtl hdnti nagndm
V, 37, 4 d satvanafr djati hdnti vrtrdm
V, 45, 3 VI pdrvato jfhlta sadhata dyaüh
V, 54, 2 sdm vidyütä dddhati väsati tritdli
V, 83, 4 prd vdtä vdnti patdyanti vidyütah
das. ud ösadh'ir jihate pCnvate svhh
VI, 10, 7 VI dvesämslniihi vardhdyMäm'-)
VI, 17, 3 ävih süryam krnuhi plpihlsah
VI, 23, 5 sute söme stumdsi ddinsad ukthä
VIII, 20, 4 vi dvlpdni pdpatan tisthad ducchiinä
VIII, 21, 12 nfbhir vrtrdin hdnyäma süsuydma ca'"^)
IX, 68, 4 sdm jämfbhir ndsate rdksate sirah
IX, 69, 2 üpo matih prcydte sicydte niddhu
IX, 72, 1 üd vdcam irdyati hinvdte matt
X, 27, 24 ävih svah krnute gühate busdm
X, 36, 5 Sndro barhih sidatu pinvatäm ilä
X, 42, 5 ni svdsträn yuvdti hdnti vrtrdm
X, 73, 11 dpa dhväntdm ürnuhi pürdhi cdksuh.
1) Schon oben S. 723 erwähnt. Es scheint prinzipiell nichts im Wege zu
stehen, daß dem Liedverfasser mehrere Ausdruckstypen zugleich vorschwebten
und vereint wirkten.
2) Zubaty, WZKM. II, 313 führt an dieser wie an andern Stellen den
Verbalakzent auf die Stellung hinter der Cäsur zurück. Wie durch unsre Unter-
suchung hier diese Stelle in andern Zusammenhang gerückt wird, werden es
andre seiner Belege anderwärts; s. unten S. 740.
3) Allein an die.ser Stelle fehlt das Element a des obigen Schema; nur
ein ca steht da. Es ist denkbar, daß die Stelle in den unten S. 733 be-
sprochenen Zusammenhang gehört.
730 Oldeuherg, Vedüsche Untersuchungen.
Auch hier finden sich aber häufige Fälle, in denen, soviel sich
erkennen läßt, unter gleichartigen Bedingungen die Betonung: nicht
eingetreten ist. So an folgenden Stellen :
I, 52, 6 pdrlm ghrnci carati titvise sdvah
I, 94, 2 anai"üä kseti dddhate suvlryam
I, 104, 4 ^>r(7 2mrväbhis tirate rasti sürah
I, 171, 4 täny äre cükrmä mrldtä ndh
II, 23, 4 siuüttbhir nayasi trayase jdnam
IL 24, 3 lid gd äjad dbhinad brdhmanä valdm
III, 1, 2 ^^rf7?<ca??i yajndin calirma vdrdhatäm gih
IV, 33, 7 suhsetrährnvann dnayanta smdhün
VI, 22, 5 gätüm isc ndksate tümrdm accha
VII, 104, 12 tdd it sömo ''vati lidnty Cisat
X, 35, 10 deväh ile säddyä saptd hotfn ^)
X, 39, 6 iydm väm alive srnutdm ine a^vinü
X, 53, 6 mdnur bkava jandyä daivyam jdnam
X, 91, 11 tdsya kötä bhavasi yast dütyam.
Es trägt vielleicht zur vollen Veranschaulichung des hier be-
trachteten Tj-pus bei , vrenn ich w^eiter eine Anzahl von Stellen,
sämtlich mit unbetontem Verb, folgen lasse, die ihm ähnlich sind,
aber meines Erachtens in irgend einer Beziehung seinen Bedingungen
nicht in voller Strenge entsiireehen. Bald steht das Präfix un-
mittelbar neben dem ersten Verb. Bald fehlt die Spannung zwischen
a und «: etwa so, daß a fortfällt, wo dann öfter a dieselbe Rolle
beiden Verben gegenüber spielt; diese sind bisweilen durch ein die
Spannung schwächendes ca verbunden-). Auch das HinübeiTeicben
des Ganzen über mehrere Pädas steht jener offenbar im Wege.
Ich führe an :
I, 64, 13 üpfcchyam hrdtum ü kseti 2>usyati
I, 71, 8 svädhyam janayat süddyac ca
I, 83, 3 dsamyatto vrate te hseti pusyati
I. 91, 23 mä tvä tanad i^ise vlryasya
I, 132, 4 asmdbhyam jesi yötsi ca'^)
I, 143, 5 agnfr jdmbliais tigitatr atti bhdrvati
I, 182, 3 dti hramistam jurdtam p)o,'^^i' dsum
II, 36, 3 ni barhisi saditanä rdnistana
III, 6, 9 pdtnlvatas trimsdtaTn trims ca devän
anusvadkdm a vaha mäddyasva
III, 55, 18 virdsya mi svdsvyam janäsah
2^rd nd vocäma vidiir asya deväh
III, 57, 5 tdijehd visvän dvase ydjaträn
ä sädaya päydyä cä mddhüm
1) Doch wohl Fortsetzung der Konstruktion des vorangehenden Päda,
somit in die nächstfolgende Reihe von Stellen gehörig.
2) Vgl. allerdings oben VIII, 21, 12.
3) Schon oben S. 717 erwähnt.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 731
IV, 45, 1 e,m syd hhänur üd iyarti yujyqte
rdthah pdrijvia divo asyd sünavi
VI, 47, 26 gobhih sdmnaddho asi v'ildi/asva
das. 30 mdra&ya mustir asl vihtyasva ^)
VII, 46, 1 imäh . . . gfrah . . .
dsäJhäya sdh'imänä//a vedhdse
tüpnäyudhäya hharatä srnotu nah
81, 5 tdd räsva bhundjämahai
IX, 79, 1 aryö nadanta sdnisanta no dhfya/t
IX, 96, 12 mdre sdin tt'stha jandydyudhäni
X, 15, 4 imd vo havyd cakrtnä Jusddhvam
X, 18, 8 gatäsum etdni xipa sesa ehi-)
X, 70, 8 d sldata cakrmd vah syondm.
7. Dem unter 5. besprochenen Fall der vorangehenden Neben-
sätze schließe ich hier den von Delbrück, Ai. Synt. 43 besprochenen
Typus des betonten Verbs in nachfolgenden Nebensätzen hinter
einem vorangehendem Imperativ wie t'to, d galii u. dgl. an (z. B.
6tä dhtyam krndväma) ; das nachfolgende Verb spincht im Kon-
junktiv oder Imperativ eine an das „komm her" sich anschließende
weitere Aufforderung (event. eine solche des Redenden an sich
selbst) aus. Hierher rechne ich V, 45, 5. 6; wohl auch VII, 68, 1. 2 ■^) ;
71, 2; ferner VIII, 4, 3^j; 17, 1*). 11 (an der letzten Stelle kommt
man auch mit Betonung des Verbs im Satzanfang durch); 24, 19;
33,13; 65,5; 81, 4 = 95, 7. Im Grunde dasselbe Verhältnis,
nur daß der vorangehende Imperativ nicht „komm" bedeutet,
könnte vorliegen
111,33,10 5) ni te namsai . . .
mdryäyeca kanya sadcacai te
VI, 46, 12 ddha smä yaccha tanve tdne ca chardih
acHtam yävdya dvesah.
Entschieden bezweifle ich, daß entsprechend aufzufassen ist
I, 82, 1 iqto sü srnulii girah.
Delbrück (a. a. 0.) übersetzt: „herbei, höre die Lieder (daß du die
L. hörest) " ^). Doch wird tq^a mit smuhi zusammengehören , vgl.
1) Bei diesen beiden Stellen ist der Anklang an die typische Ausdrucks-
weise der Yajus {bhüvaiiam asi vi prathasva u. dgl.) unverkennbar.
2) Doch gehört diese Stelle genau genommen nicht hierher, insofern
das zweite Verb ein Präfix hat , also kein unmittelbares Zusammenstoßen der
beiden Verbalformen stattfindet. So auch I, 31, 17; 165, 4; 111,58,2; IX, 69, 4;
X, 53, sab etc.
3) Diese Stelle genügt allerdings nicht der Forderung (s. Delbrück) , daß
der erste Imperativ mit a verbunden ist.
4) Doch s. auch unten S. 73G.
5) Doch s. auch das über diese Stelle unten S. 739 Gesagte.
6) Übrigens würde, wenn so zu übersetzen ist, das srnulii schon als im
Satzanfang stehend den Ton verlangen.
»732 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
I, 10, 3; VI, 45, 23; 52, 9. Die Stelle könnte dem unter Nr. 5
besprochenen Typus zuzurechnen sein : Indra's Hören gibt die
Grundlage ab für das, was er dann weiter tun soll.
Eher könnte meines Erachtens der besprochenen Gruppe an-
geschlossen werden
VI, 42, 2 Sm enam pratyetana:
das eröffnende d vertritt wohl einen Imperativ.
Den bezeichneten Fällen mehr oder weniger ähnlich sind die
folgenden, das Verb nicht betonend: 1,31,17 (ähnlich auch VI,16,44);
1,76,2; VI, 75, 16; VIII, 34, 11. Vielleicht ist es kein Zufall,
daß das Verb, dessen Akzentuierung hier in Frage kommen würde,
einigemal ein Präfix hat.
8. Vielleicht ist dies der geeigneteste Ort für einige Bemer-
kungen über den Verbalakzent bei dem satzverbindenden ca ^ das
mit „wenn" übersetzt zu werden pflegt. Diese Übersetzung ist für
jüngere vedische Texte unzweifelhaft zutreffend. Aber es ist doch
klar, daß dies ca „wenn" sich aus dem ca „und" in unmerklichen
Übergängen entwickelt haben muß, und diese Entwicklung (vgl.
diejenige von ced) scheint mir eben während der Zeit des Rv. sich
zu vollziehen. Im ganzen herrscht hier m. E. noch der Zustand,
daß die durch das ca eines ersten Satzes charakterisierte Handlung
nicht als Bedingung gesetzt wird^). Sondern was das betrefi'ende
Verb ausdrückt, wird schlechthin behauptet oder schlechthin ge-
wünscht, doch so, daß Behauptung oder Wunsch die Grundlage
von etwas Zweitem bildet und sich als solche gibt, und die Span-
nung des Hinblicks auf dies Zweite sich im Verbalakzent anzeigt.
III, 54, 11 devesu ca savitah slolcam ctsreh, Öd asmdbhyam
d Suva sartdtätim heißt nicht eigentlich „wenn du unter den
Göttern" u. s. w. , sondern der Gedanke kann etwa umschrieben
werden: das Erste hast du getan: unter den Göttern u. s. w., und
so tue denn nun das Zweite. Das devesu ca läßt auf die be-
absichtigte Nennung der Menschen vorausblicken. Oder X, 34, 5
nyiiptäs ca bahhrdvo vacam dkrata(n) , enüd esäm niskrtdm jä-
Hnlva: da haben die Würfel ihre Stimme erhoben: und alsbald
gehe ich u. s. w. X, 108, 3- ä ca gdcchön tnitrdm enä dadhüma:
herkommen möge er, und so wollen wir denn u. s. w.^). Man kann
doch solche Stellen nicht loslösen von X, 110, 1 d ca vdha mitra-
mahas cikitvdn, tvdm dfitdk kavir asi prdcetäh, wo ganz offenbar
an einen Bedingungssatz nicht zu denken ist; ich würde den Ge-
danken etwa umschreiben: führe die Götter her, und so bist du
1) Man frage sich, ob etwa in einem Satze wie V11I,44,23 das i/dd
durch ca ersetzt werden könnte.
2) Diese Umschreibungen von X, .34, 5; 108, 3 werden nur insofern dem
Original nicht gerecht, als sie die Anknüpfung des hintern Satzes an den
vordem erst im Beginn des hinteren Satzes markieren; es sollte schon beim
vorderen geschehen.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 733
denn der Bote (vgl. Whitney, Beitr. I, 214). In ähnlichem Sinn
wie die eben besprochenen Stellen möchte ich verstehen I, 77,2;
91, 6; II, 41, 11; 42, 1; III, 43, 4; VIII, 21, 6; 61, 1 ; IX, 79^ 1;
X, 101,3; 108,9. Ich stelle hierher 1,26,8, wo indessen das
hl schon seinerseits den Akzent verlangen würde, und I, 114, 6;
VIII, 100, 2, wo dieser zugleich durch Anfangsstellung des Verbs
bedingt ist. Freilich läßt sich nicht verkennen, daß die hier dar-
sreleste Auffassuncf vielfach mit möglicher Annahme eines Be-
dincrungssatzes verschwimmt ; der Abschluß der zu einem solchen
hinführenden Entwicklung könnte erreicht oder annähernd erreicht
sein I, 40, 6 imCnn ca vacam pratihdryathä narah ^ vfsved vämCi
vo asnavat, wo sich die Übersetzung ,wenn ihr" u. s. w. aufzu-
drängen scheint. Vielleicht ist ähnlich über das Ci ca vdhäsi
I, 74, 6 zu urteilen (Vordersatz zu v. 7 V). Aber schließlich genügt
auch an diesen Stellen , unter Annahme desselben Schwankens
zwischen Wunsch und Konstatierung wie X, 110, 1 (nur daß hier
beides in umgekehrter Reihenfolge steht), die Auffassung des ersten
Satzes als Grundlage des zweiten, so I, 74, 6: du sollst, Agni, die
Götter herführen , und so geht denn (wenn du das tust) deine
Fahrt lautlos von statten.
Ich füge hinzu, daß sich an einigen Stellen ein ca mit be-
tontem Verb auch in einem zweiten Satz findet. Unter diesen
Stellen steht VIII , 93, 10 durge ein nah sugdm krdhi . . . tvdm
ca maghavan vd^ah oft'enbar mit den besprochenen, die das ca
beim ersten Satz haben , auf einer Linie ; es hat nur Umstellung
der beiden Sätze stattgefunden (vgl. besonders die ganz ähnliche
Stelle I, 91, 6). Was die übrigen Belege anlangt, so scheint mir
in ihnen die im zweiten Satz enthaltene Behauptung oder Forderung
in ähnlicher Weise , wie das ohne ca bei dem Typus etä dhiyain
hrndvüma der Fall ist, als auf der im ersten Satz ausgedrückten
Grundlage beruhend charakterisiert zu werden. Während an Stellen
wie I, 25, 19 imdm me varuna srudhl hdvam adyä ca mrlaya
die beiden Aufforderungen einfach aneinander gereiht werden, heißt
Vn, 68, 1 ä . . . yätam asvinä . . . havyäni ca prdtibhrtä vltdin
nah etwa soviel wie : kommt herbei und so greift denn , herbei-
gekommen wie ihr seid, nach den Opferspeisen; oder V. 77, 2
utdnyo asvidd yajate vi cavah : auch ein anderer opfert und da
(sich dai-an schließend, daß er das tut) wird es hell. Ähnlich m. E.
I, 84, 20; 156, 4; 190, 4; X, 40, 9; 124, 5. Vielleicht auch
VIII, 21, 12 (vgl. indessen oben S. 729, A. 2), wo auch das erste
Verb betont ist und die Betontheit des zweiten schon aus dessen
Anfangsstellung sich erklären kann.
9. Es bleibt eine Anzahl von Fällen übrig, in denen wirkliches
oder scheinbares Hauptsatzverb Betonung zeigt, welche befremden kann.
Zunächst handelt es sich um unsichere Abgrenzung gegenüber
einem vorangehenden Relativsatz. Es ist denkbar, daß an Stellen,
wo wir unsrerseits nach einem solchen das Eintreten des Haupt-
734 Oldenberg, VediscTie Untersuchungen.
Satzes annehmen würden, der Dichter sich yielmehr in der Relativ-
satzbahn weiter bewegte. Freilich kann es gerade in Fällen dieser
Art leicht auch die Überlieferung sein, die sich durch das voran-
gehende Relativum dazu führen läßt, ihrerseits Relativsatzbetonungf
des Verbs zu schaffen. Wirklicher Relativsatz liecrt nach meinem
Dafürhalten vor I, 8, 7 (pfnvate); 33, 10 {jiarydbhüvan); IV, 27, 3
(Jcsipdt). Zwei eigentümliche, untereinander vielleicht als ähnlich
zu beurteilende Fälle finden sich I, 31 :
v. 5 tüdin agne vrsabhäh jJ^^sftvdrdhanah
ildyatasruce bhavasi sravuyyah
yd ühutiin ydri vedä vdsafkrtiin
äkäyur dgre Visa äviväsasi.
V. 13 tvdin agne ydjyave . . . idhyase
yo rätdhavyo ^vrkaya dhäyase
hlres ein mdntram, mdnasä vanosi tdm.
In 5c ist der Fromme, nicht Agni gemeint, wie aus dem
Personenwechsel und der Vergleichung von VI, 1, 9 hervorgeht.
Ich glaube doch, daß auch für d die Relativsatzauffassung festzu-
halten ist: „(dem Opferer,) der die Darbringung etc. versteht, (der
du selbst, Agni,) mit einziger Lebenskraft die Gauen herbeiführst".
Aus dem ersten Glied ist im zweiten ein ydh^ hier auf Agni be-
züglich, zu ergänzen. In v. 13 wäre alles einfach, wenn der
rätdhavyah der Gott wäre. Indessen wird man wegen VIII, 103, 13
ienen vielmehr mit dem kirih zu identifizieren haben. Entweder
ist dann wie an der vorigen Stelle im letzten Päda aus dem vor-
letzten ein ydh, diesmal auf Agni gehend, zu ergänzen. Oder der
Relativsatz geht, in nicht vollkommen strenger Konstruktion, für
die Empfindung bis mdnasä^ und vanosi ist dann, wie das vanosi
von V. 14, betont, weil es hinter dem Relativsatz den Hauptsatz
eröffnet: „Wer Opfergaben spendet . . . den Spruch auch dessen der
elend von Geist ist: den nimmst du an" \).
Als Stellen, bei denen die Relativsatzgeltung vielleicht weiter
fortgeschleppt ist, als unserm Gefühl entsprechen würde, können
noch aufzufassen sein: IV, 37, 3 (dade; der Satz könnte auch als
die Grundlage des folgenden bildend verstanden werden); VIII, 27, 6
iprayüfkdna)-); 72, 6 {dddjse); X, 99, 11 (bhüt). Die Möglichkeit,
daß ein Mißverständnis der Überlieferer im Spiel ist, kann freilich
nicht abgewiesen werden.
Ähnlich, wie an den besprochenen Stellen das Relativum, so
kann an einigen andern ein M weitere Wirkung, als uns korrekt
scheinen würde, ausgeübt haben; natürlich können auch hier Über-
lieferungsfehler in Frage kommen. VI, 4, 7 srösi begreift sich leicht;
1) kJreh . . . mdnasä ähnelt dem hrdd Iftrinä mdni/amänah V, 4, 10;
der Instr. würde da.s Adjektiv näher bestimmen (Delbrück, Ai. Synt. § 92, 2). —
Anders faßt die Stelle Pischel, Ved. Stud. I, 217 auf.
2) Oder liegt liier Neuanfang nach Vokativ vor, vgl. unten S. 739?
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 71)5
auffallender ist I, 129, 3 j^arivrndksi, VII, 60, 10 mrldtä (Akzent
der Emphase, s. unten ? vgl. Av. I, 20, 1 ?), VIII, 53, 8 {dme, eher
Verb als Substantiv), X, 111, 3 {hJmvat).
10. Alle bezeichneten Erkliirungsmöglichkeiten versagen bei
einer Reihe von Stellen, denen wir uns jetzt zuwenden. Im Einzelnen
sind natürlich Textfehler denkbar ^). Im Ganzen halte ich es doch
für absolut unwahrscheinlich, daß Alles, was uns da auffällt, durch
Korrekturen wegzuschaifen wiu*e. Einerseits dürfen wir uns, meine
ich, die betreffenden Sprachgesetze nicht als mit der Sicherheit eines
unfehlbaren Mechanismus wirkend voi stellen. Die vorhergehenden
Untersuchungen weisen genug Gruppen von Fällen auf, welche
unter gleichen Bedingungen verschiedene Behandlung zuließen;
derartiges konnte auch in der Weise auftreten, daß gegenüber sehr
verbreiteten Erscheinungen die Abweichungen zu verhältnismäßiger
Seltenheit zusammenschrumpften ohne darum illegitim zu sein.
Weiter aber scheint mir speziell die Möglichkeit eines Akzents der
Emphase (vgl. Böhtlingk, Ueb. den Accent im Sansk. § 60,
Benfey, Vollst. Gramm. § 129) in Frage zu kommen. Für den
Rv. neigt Mayr (a. a. 0. 263 f) zur Annahme eines solchen, für den
Ätharvaveda Whitney (Schleicher-Kuhn's Beitr. I, 218 f.), für die
Brähmanasprache Delbrück, Ai. Synt. 37. Der letztgenannte
Forscher stellt in denselben Zusammenhang die rgvedische Betonung
eines Verbs, dem ül oder cand folgt. Und in der Tat ist die
Wirkuncr dieser Partikeln auf den Verbalakzent ihrem Wesen nach
nichts andres als eine Wirkung des Sinnesnachdrucks, der auf dem
Verb liegt; es kann natürlich scheinen, daß dieser Nachdruck, auch
wo er nicht ausdrücklich etwa durch (d markiert ist, Verbalbetonung
herbeizuführen imstande ist. Ein solcher emphatischer Akzent ist
wohl nicht zu verkennen in der Rede des Purüravas
X, 95, 14 sudevo adijd praijdted dnävrt
parävdtam paramüm gdntavd u
ddhä sdy'ita ntryter updsthe
ddhainam vfkä rabhasäso adyüh.
Es ist die auf's Höchste gesteigerte tragische Erregung, die
hier allen drei Verbalformen den Akzent gibt -). An dessen Tilgung
wird kein Besonnener denken.
1) Eine Anzahl solcher Textfehler hat für den Ätharvaveda Whitney,
Beitr. zur Theorie des Skt.-Verbalaccents (Schleicher-Kuhn's Beitr. I) unter
Vergleichung des Kv., der das Richtige hat, zur Evidenz erwiesen. Auch wer,
wie ich, entfernt davon ist, die Überlieferung des Uv. nach derjenigen des Av.
zu beurteilen, kann doch gleichartige Fehler auch für die erstere prinzipiell
nicht für ausgeschlossen halten. In den Schlußpartien des Välakhilyam (etwa
von VllI, 54 anj häufen sich übrigens diese Fehler unverhältnismäßig; es schien
zulässig, diesen minderwertigen Textabschnitt in der vorliegenden Erörterung
unberücksichtigt zu lassen.
2) Sicher nicht das ddha - ddha (Graßmann, WB. s. v.), schon weil
damit dem ersten der drei Verba nicht beizukommen ist.
73g Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Ich gebe einige -weitere Stellen, wo vielleicht, wenn auch nicht
so stark hervortretend, Ähnliches vorliegt.
I, 6, 4 pünar garbhatvdm erire^)
II, 37, 1 hotrdd sömam dravinodah piba rtuhhih (ähnlich
V. 2. 3).
III, 32, 1 indra sömam somapate pibetndm
VI, 44, 17 end mandänö jah( sära sdtrün-)
das. V. 1 8 indra sürin kniuhi sm,ä no ardhdm ^)
VI, 73, 3 bfhaspdtir hdnty amttram arkaih
VIII, 2, 40 meso bhüto ''bhi ydnn dyah
^'III, 34, Iff. div6 amusya sasatah
divdm yayd divävaso
VIII, 40, 1 sdhantä däsatho rayfm (?)*)
X, 99, 8 so abliriyo nd ydvasa udanydn
ksdyäya gäiuin viddn^) no asmS
X, 105, 8 näbrahmä yajnd fdhag josati tvi^).
Fraglich ist X, 105, 3. 4 : dpa yär indrah papaja a, sdcäyar
indraJ cdrkrsa a. Vielleicht ist sdcä yor ^) zu trennen ; dann läge
beidemal gewöhnlicher Relativsatzakzent vor. Doch könnte statt
dessen an erster Stelle dpäyör {dpa ayör) vermutet werden , wie
ich Proleg. 158 A. 2 vorschlug; dann wäre event. an emphatische
Betonung der beiden in Gegensatz zueinander stehenden Verben zu
denken.
Natürlich kann nun, wenn einmal eine Akzentuation , wie die
der hier beigebrachten Stellen, anerkannt ist, es auch in Frage kommen,
ob nicht der eine und der andre Beleg, den wir oben anderweitig
untergebracht haben, vielmehr hierher gehört. Insonderheit könnte
das von Fällen unter Nr. 5. 7 gelten, z. B. von I. 62, 3 (vgl. hier
VI, 73, 3); I, 82, 1; VI, 46, 12; VII, 68, 1. 2; 71, 2 u. a.; nament-
lich stellen sich zu den hier angeführten Belegen mit piba II, 37, 1;
III, 32, 1 auch I, 15, 1 (oben S. 726), VIII, 4, 3; 17, 1 (S. 731),
1) Es geht ein äha voran; hat dies den Akzent beeinflußt? Der Fall
würde im Rv. allein stehen; für spätere Texte vgl. Bhäsikasütra II, 8; Delbrück,
Ai. Syntax 520.
2) Oder vertritt (nach Mayr 226) das enci mandänäh einen Vordersatz,
so daß bei jaJii Akzent des Satzanfangs vorläge (vgl. Ind. Stud. XIII, 76, A. 1;
Delbrück, Ai. Syntax 37)? Die von M. ebenso beurteilte Stelle VII, 5, 2 scheint
mir in andern Zusammenhang zu gehören ; vgl. oben S. 709.
3) Doch kann hier an eine Wirkung des sma zu denken sein, s. Graß-
mann s. v. •, Mayr 233.
4) sahantä kann Vokativ sein und somit beim Verb Betonung des Satz-
anfangs vorliegen. Aber solcher Vokativ des Part, praes. ist selten.
5) Pp. vidilt, -wohl richtig. Partiz. vidän wäre denkbar, ist aber sonst
im Rv. nicht belegt. Kann auch an Anfang eines fünfsilbigen Päda gedacht
werden?
6) Nicht in diese Reihe möchte ich airayah VIII, 89, 7 stellen , da dies
das Präfix Ü enthalten kann (anders Padap.) , und hhrdt X, 123, 2, das wohl
Nomen ist.
7) säcä äyöh Pp. falsch.
Oldenherg, ]'edüsche Untersuchungen. 737
X, 104, 2 (S. 726), so daß Neigung des ptba zu emphatischer Be-
tonung wahrscheinlich werden könnte. Von den unten unter Nr. 12
zu besprechenden Stellen könnte VII, 71, 2 hierher zu setzen sein.
Die Entscheidung wird unvermeidlich meist subjektiv bleiben.
11. Den Fällen befremdenden Akzents im Hauptsatze stehen
Fälle befremdender Nichtakzentuierung im Nebensatz gegenüber.
Auch hier bestreite ich im Einzelnen die Möglichkeit von Text-
fehlern nicht. Im Ganzen aber bezweifle ich, daß der Textkritiker
recht tun würde diese Fälle prinzipiell zu beseitigen. Die Ver-
knüpfung von Nebensatzqualität und Verbalbetonung, gewiß konstant
genug, ist doch schwerlich eine so absolute gewesen, wie die
oframmatische Theorie sie erscheinen lassen kann. Und insbesondere
ist in Anschlag zu bringen, daß die Sprache nicht ungern aus dem
Nebensatzgeleise in das geläufigere, bequemere des Hauptsatzes
hinübergleitet, sei es innerhalb eines Nebensatzes, sei es, wenn
an einen ersten Nebensatz sich ein zweiter schließt resp. bei genauer
Konstruktion sich schließen würde ^). Die im Veda so stark aus-
gesprochene Neigung zur Veränderung des Standpunkts des Reden-
den — man denke an den so häufigen Wechsel zwischen zweiter
und dritter Person-) — , zu Anakoluthieen der verschiedensten Art
läßt solches Hinübergleiten als besonders glaublich erscheinen ; man
veranschauliche es sich etwa an II, 24, 14, wo an einen den Brhaspati
verherrlichenden Hauptsatz folgender auf diesen Gott bezügliche
Nebensatz angeschlossen wird, der dann alsbald wieder in einen
Hauptsatz umschlägt:
yo gä udäjcit sd dive vi cähhajat.
Bisweilen erscheint die Hauptsatzbetonung recht hart. Ich
führe etwa an, ohne daß ich über das Recht auch andre Stellen
diesen zuzuordnen streite: I, 112, 21 bhai-athak'-^), II, 35, 7 plpäi/a,
atii, III, 54, 14 mai'dhanii, V, 15, 4 jarase, X, 42, 9 runaddhi.
Zwischen solchen Fällen und leichter verständlichen verlaufen
kontinuierliche Übergänge. Bei der Stellensammlung, die ich vor-
lege, wolle man berücksichtigen, daß, wo ein Relativum mit unbe-
tontem Verb zu stehen scheint, zuweilen auch in Frage kommt, ob
das Verb des Relativsatzes nicht vielmehr zu ergänzen und das
vorliegende Verb einem auf jenen folgenden Hauptsatz zuzuschreiben
wäre. Die Entscheidung hierüber wird oft subjektiv sein. Ich
führe nun an*): I, 81, 3 dhiyate. — I, 127, 1 dnu vasti. — I, 138, 2
plparah. — I, 141, 5 vi vävrdhe. — I, 160, 4 sdm änrce. —
1) Man vergleiche die Parallelen in Behaghel's lehrreichem Aufsatz
,Die Herstellung der syntaktischen Ruhelage im Deutschen", IF. XIV, 438 fl'.
2) Um nur ein einziges Beispiel anzuführen, liest man II, 24, 11 yo . .
vavdksüha, sd devcih . . . jiaprathe.
3) Eine m. E. unwahrscheinliche Erklärung gibt Zubaty, WZKM. II,
314, A 1.
4) Auch hier wie oben (S. 735, Anm. 1) sind die von B'ehlern überfüllten
Schlußpartien des Välakhilyam beiseite gelassen. — Hier seien auch einige
738 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
II, 4, 4 dodhavUi. — II, 11, 14 pänti. — II, 12, 5 ähuh (vgl.
V. 8 havete). — III, 32, 14 havante. — III, 35, 2 d vahätah. —
III, 36, Gjagviuh. — IV, 17, 19 hanfi. — Y,28,2m... dhaite. —
V, 52, 16 vocanta. — VI, 3, 8 davidyot (Verb des Hauptsatzes?). —
VI, 10, 2 pavante (wohl Verb des Hauptsatzes). — VI, 16, 17
dadhase. — VI, 17, 10 sdm innah. — VI, 18, 13 m sisüh (Verb
des Hauptsatzes?). — VI, 67, 3 yatathah. -=- VI, 67, 4 nt dtdhah. —
VIII, 6, 1 vilvrdhe. — VIII, 9, 18 rocase. — VIII, 24, 25 sisnathah ').
— VIII, 52, 1 mädayase"). — VIII, 70, 2 2^rdti dhäyi. — VIII,
70, 4 anonavuh. — X, 23, 6 karämahe. — X, 29, 1 ny hdhäyi. —
Es ist wohl kein Zufall, daß fast an allen diesen Stellen das
Relativum und das unbetonte Verb in verschiedenen Pädas stehen.
Schließlich einige Fälle, in denen erst das Verb steht und hinterher
das Relativum folgt: V, 87, 7 paprathe. — VI, 50, 3 karathak {?). —
X, 172, 1 sacania{?).
Begreiflicherweise findet sich Ähnliches auch bei Verben, die
von hl abhängen oder die wir (wobei natürlich Zweifel bestehen
können) als von einem benachbarten hi abhängig zu verstehen ge-
neigt sind. Ich führe an III, 2, 6 üpäsate'-^). — III, 41, 6 =
VI, 23, 8; 45, 27 mandasvä. — V, 17, 5 sacanta. — V, 58, 7
cakrire{?) — V, 67, 3 sascireC?). — VI, 10,1 karatiC?). — VII,
27,2 dpa vrdhiC?)^). — VIII, 54,6 a vaksi (Välakhilya !). —
VIII, 61, 7 e'hi. — X, 82, 1 ajanat{?). Öfter steht das hi und
das Verb in verschiedenen Pädas ^).
Bei kuvit findet sich unbetontes Verb II, 35, 1; V, 3, 10.
Schon Grassmann bemerkt, daß das k° und das Verb beidemal
in verschiedenem Päda steht.
12. Das Gesetz, daß im Satzanfang das Verb betont ist, gibt
in einigen speziellen Beziehungen zu Feststellungen oder Erwägungen
Anlaß, die hier zum Schluß ihre Stelle finden mögen.
a) Ein unzweifelhaft am Satzanfang stehendes Verb ist unbetont:
I, 134, 3 prd caksaya rodasi vasayosdsah
135, 2 vdha väyo niyuto yähy asmayiih^).
Stellen angeführt, bei denen eine Anomalie nur vorliegt, wenn man sich an
die Zerlegung des Padapätha bindet: II, 24, 2; V, 58, 1; VII, 19, 1; VIII, 93, 2;
X, 71, 1.
1) Vgl. Zubaty a. a. O. 314, A. 1.
2J Hier geht der Dichter, scheint mir, aus Nebensatz in Hauptsatz über,
um dann in v. 2 den Nebensatz, zunächst ohne ein neues yäthä , wieder auf-
zunehmen.
3j Das Verb steht am Pädaanfang. Da gibt es kaum je Nebensatzbetonung
wie updsate, apävrdhi; mir ist jetzt nur virdjärd X, 174, 5 gegenwärtig.
4) Wenn bei einem durch hi charakterisierten oder Relativsatz des Sagens
oder Denkens das Gesagte oder Gedachte mit iti angegeben ist, finde ich das
Verb des eiz-satzes unbetont VII, 41, 2; 104, 16; VIII, 93, 5; X, 73, lü. Ebenso
mit Weglassung des üi X, 34, 5. Betontes Verb steht V, 37, 1.
5) In dem ähnlichen Vers VII, 90, 1 vdha väyo niijiito yähy dcchä steht
die vom Padap. für yähi angegebene Unbetontheit für den Samhitäp. nicht fest.
Oldenberg, Vedische Unter suchung eit. 739
Beidemal steht dasselbe Verb in dem folgenden Parallelpäda
mit legitimer Unbetontheit; es liegt nah eine hierauf beruhende
Textvei'derbnis anzunehmen.
b) Nach einem Relativsatz gilt das den Hauptsatz eröffnende
Verb als im Satzanfang stehend, wie das natürlich ist und durch
zahlreiche Belege erwiesen wird (z. B. X, 47, 8 ydt tvä yCinii daddhi
tan na indra). Vermutlich ist dieser Fall auch anzunehmen I, 39, 3
pdrä ha ydt sthirdin hathd^ wo übrigens auch Antithesenakzent
in Frage kommen kann (es folgt vartdyathä gurü). In I, 80, 14
ydt sthCi jdgac ca rejate ist vielleicht der Relativsatz ydt stha
jdgac ca behandelt, als stände einfach stha jdgac ca ohne Relativum
da ; möglich ist auch, daß nur ydt sthah den Relativsatz bildete, wo
sich dann die Akzentlosigkeit des rejate ohne weiteres begreifen würde.
c) Hinter einer Vergleichung mit iva cder nd gilt das Verb
nicht als im Satzanfang stehend, z. B. VI, 13, 2 pdrijmeva ksayasi.
Die etwa in Betracht kommenden Ausnahmen scheinen mir durchweg
unsicher. In I, 169, 3 äpo nd dvlpdm dddhati prdyämsi will
Ludwig dddhati dX?, Partizip nehmen, wogegen ich im Hinblick
auf III, 30, 1 ; X, 91, 9 nicht ohne Bedenken bin. Der Akzent
kann auf dem vorangehenden hf beruhen. — I, 190, 4 mrgdnöm
nd hetdyo ydnti cemah: Einfluß des ca'i — III, 33, 10 mdryäyeva
Tcanyä f^a^vacai te: der Vergleich kann zum Vorangehenden ge-
hören und das Verb so im Satzanfang stehen^). — IX, 96, 15
dtyo nd väjl idratid drüt'ih: unzweifelhaft Einfluß des it. —
VI, 12, 4 usrdh piteva järai/äyi yajnaih: jär. ist vermutlich
Nominalform, vgl. ZDMG. 55, 303.
d) Das Verb hinter einem nicht satzanfangenden Vokativ (resp.
mehreren solchen) wird nicht als satzeröffnend angesehen. Eine
Ausnahme bildet IV, 41, 5 indrä yuvdin varunä hhütdm etc.: das
Verb ist offenbar behandelt als finge der Satz mit indrävarunä an
(vgl. Ähnliches aus dem Av. bei Whitney, Beitr. I, 213). In
andern Fällen kann man zwischen der Zurückführung des Verbal-
akzents auf den vorangehenden Vokativ und andern Annahmen
schwanken. Liegt VII, 71, 2 divä ndktam müd.hvl trasitham nah
Emphasenakzent vor? Gehören einzelne Stellen, die wir zu den
Belegen des Emphasenakzents gesetzt haben, vielleicht vielmehr
hierher, wie II, 37, 1; IIL 32, 1; X, 104, 2? Von VIII, 27, 6 ist
oben S. 734 die Rede gewesen. Die Erklärung aus dem Typus
des ersten Satzes, der die Grundlage des zweiten bildet, könnte
konkurrierend für X, 61, 22, auch für X, 148, 1 in Betracht kommen.
Alles in Allem genommen möchte ich, von dem besonders gearteten
Fall von IV, 41, 5 abgesehen, die hier in Betracht gezogene Wirkung
des Vokativs für recht zweifelhaft halten.
e) Weiter kommt in Frage, ob wie die Pädagrenze so ge-
legentlich auch die Cäsur hinter der vierten oder fünften Silbe
1) Vgl. außerdem zu der Stelle oben S. 731.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 48
740 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
des Tristubh- resp. JagatTpäda einen Anfangspunkt, der Betonung
des ihm folgenden Verbs herbeiführt, ausmachen kann. Zubaty,
WZKM. II, 313 f. hat das behauptet. Ich halte seine Belege für
beanstandbar. vevije 1, 140, 5 ist m. E. nicht Verb. Über ddadhuh
III, 31, 10 s. oben S. 718. hhdvasi IV, 7, 9 und tdrati IX, 96, 15
sind wegen des id betont dvanoh V, 29, 9 steht am Satzanfang,
dhävi V, 86, 6 am Pädaanfang. Über krndvämä V, 45, 6 s. oben
S. 731, über inuhf VI, 10, 7 oben S 729, über sknmbhdthuh VI, 72, 2
oben S. 719, über ddadhäh X, 73, 9 oben S. 709. dadhire VI, 38, 3
und jalii VIII, 53, 4 haben Akzent wegen des ca-ca. vddatah
VI, 59, 4 und dddhatah (nicht dddhate) X, 34, 6 sind Partizipien.
Über kfndvämä X, 2, 2 s. oben S. 719. stivaie X, 91, 6 scheint
mir Neuanfang eines Satzes. Über vtddt X, 99, 8 s. oben S. 736.
Über dddrse 1,135,7 s. oben S. 729; dieselbe Form X, 111, 7
steht im Relativsatz.
f) Wie die Akzentuation in v. 7 des schlimmen Liedes X, 106
väynr nd parpharat ksayad raylnam aufzufassen ist, muß und
darf ich auf sich beruhen lassen. Vgl. Henry MSL. XIV, 178.
Inhaltsangabe.
Vorbemerkung. S. 707.
1. Der doppelseitige Satz, Allgemeines. S. 708.
2. Der doppelseitige Satz mit einfachem Gegensatz. S. 708.
a) Ein Verb, ohne Markierung des Gegensatzes. S. 708.
b) Desgl. ; Markierung durch einfaches ca, utd, nd, ma. S. 709.
c) Markierung durch zweimalige Voranstellung von Präfix,
Negation u. dgl. S. 711.
d) Dasselbe Verb zweimal gesetzt. S. 716.
e) Zwei Verba sich gegenüberstehend. S. 717.
3. Der doppelseitige Satz mit mehrfachem Gegensatz. S. 717.
a) Ein Verb. S. 718.
b) Zwei Verba. S. 719.
4. a) vä - ürt, ca - ca, utd - utd, u -u. S. 721.
b) anyd - anyd, eka-eka, tva-tva. S. 722.
5. ,Der erste Satz ist die Grundlage des zweiten". S. 725.
6. Der Typus mit zwei aufeinander folgenden Verben. S. 727.
7. Der nachstehende Nebensatz ohne Abzeichen. S. 731.
8. Das satzverbindende ca ,wenn''. S. 732.
9. Unsichere Abgrenzung von Haupt- und Relativsatz. S. 733.
10. Vereinzelte Fälle des betonten Verbs im Hauptsatz. Emphase.
S. 735.
11. Unbetontes Verb im Nebensatz. S. 737.
12. Der Satzanfang. S. 738.
a) Verschleppung der Akzentlosigkeit aus einem Parallelpäda.
S. 738.
b) Satzanfang nach Relativsatz. S. 739.
c) Satzanfang nach Vergleichung. S. 739.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 741
d) Hinter Vokativ. S. 739.
e) Hinter der Cäsui'. S. 739.
f) X, 106, 7. S. 740.
17. Zu Arnold's „Yedic Metre".
I. Die Messung von indra, rudrd u. a.
Sehr beachtenswert sind Arnold's (97 f. 211 f., vgl. auch 105 f.)
Bemerkungen über das bekanntlich häufig — wirklich oder schein-
bar — dreisilbig gemessene tndra und rudrd. Er weist darauf
hin, daß derartiges fndra ganz besonders da auftritt, wo zehnsilbige
Typen der Tristubhreihe erscheinen oder vorherrschen: es kommt
an erster Stelle II, 11 in Betracht (vgl. auch meine Prolegomena 88),
dann die übrigen minder bedeutenden Fundorte zehnsilbicrer Varietäten.
Unter solchen Varietäten steht die von A. als „Virä,tsthänri verse"
bezeichnete im Vordergrund, bei der nach viersilbigem Einsfancr
und der Cäsur meist --— , seltener w_ü folgt: in der-
articfen Hvmnen steht fndra sehr häuficr hinter der Cäsur, so daß
es zweisilbig gemessen dem bezeichneten metrischen Typus Genüge
tut^). So erkennt Arnold unzweideutigen Anlaß zu dreisilbiger
Messung nur in einem Teil der Fälle; auch in diesen steht indra
{indard) fast durchweg hinter der früheren (d. h. auf viersilbigen
Eingang folgenden) Cäsur, während z. B. ein Tristubh-Ausgang wie
indarasya^ indaräya unerhört ist. Bei rudrd findet A. die Drei-
silbigkeit unbestreitbar; sie tritt meist nach der späteren Cäsur
auf: A. erkennt hier eine Nachahmung des Falles von tndra.
Im Ganzen wird die Förderung, die A. mit alledem unsrer
Erkenntnis gebracht hat, mit aufrichtigem Dank zu begrüßen sein;
insonderheit kann die hervortretende Rolle, welche den Hymnen
mit zehnsilbigen Pädas unter den Fundorten der indra-'Be\eg& zu-
kommt, schlechterdings nicht bestritten werden -). In einigen Be-
1) Dafür daß die enrfra-Belege von II, 11 die Messung indara aus-
schließen , ist folgendes bezeichnend. So häufig in 11,11 zehnsilbige Pädas
sind, und so häufig in demselben Liede ludra hinter der Cäsur steht, nie triflpt
dort (anders allerdings II, 20, 3a?) beides zusammen, m. a W. nie findet sich
dort ein Päda wie etwa *<hiu vasän indrasya vf.^nah , der, um dem zehn-
silbigen Typus zu entsprechen, die Messung indarasya verhingen würde.
2) Die betreftende Beobachtung A.s wird durch Bedenken, die im ein-
zelnen zu erheben sind, im ganzen nicht angetastet. Zunächst ist zu beachten,
daß bei der Feststellung, welche Hymnen als „decasyllabic Tristubh hymns" zu
rechnen sind, indra oline Auflösung gezählt ist (S. 6U f.): wenn sich dann er-
gibt, daß das fragliche indra eben in Hymnen steht, die keine Auflösung des-
selben verlangen, ist das von einem leisen Anflug von circulus vitiosus nicht
frei. Sodann glaube ich , daß auch im übrigen manche Einwände zu machen
sind. Beispielsweise zätilt A. zu den Hymnen, welche „have at least two de-
casyllabic variations, being at least one in everij ten verses" I, 104 (S. 50 f.).
Was sind hier die decasyllabic variations? Nach S. 293 zunächst v. Ib: aber
48*
742 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
ziehunsren möchte ich doch Modifikationen der A.schen Auffapsunofen
zur Erwägung stellen.
So viel versteht sich offenbar von selbst, daß die Fälle von
i'ndra und rudrd — wie auch A. 98 tut — im Hinblick auf-
einander zu betrachten sind. Nun kann bei rudrd die Svarabhakti
nicht bezweifelt werden. Es genügt II, 33 zu untersuchen. Dort
ruft 13 mal rudrd (scheinbare) ünterzäbligkeit des Metrums hervor.
Die übrigen 47 Pädas sind sämtlich vollzählig. Die Lücke, gleichviel
ob frühere oder spätere Cäsur steht, trift't stets auf das hinter der
Cäsur auftretende rudrd {tvädattebhi rudra sdmtainehhih so gut
wie prd jäyemahi rudra prajdbhih). Daß da nicht eine das
Metrum, sondern das rudra betreffende Spezialität vorliegt, ist klar.
Diese Sachlage aber kann doch auch für die Frage nach indra
nicht für gewichtlos gehalten werden. Speziell di'ängt sich folgende
Betrachtung auf. Ohne Svarabhakti sind beide Stämme einander
prosodisch gleichwertig ^) ; durch Svarabhakti andrerseits verliert
rudrd die Positionslänse der ersten Silbe, während fndra sie behält.
Man muß danach erwarten, daß sich Nichteintreten der Svarabhakti
durch gleichartige Behandlung der beiden Worte zu erkennen gibt ;
ihr Eintreten dagegen muß für die ganz hauptsächlich in Betracht
kommende Stellung hinter der Cäsur beiden verschiedenen Wert
verleihen, da Länge viel leichter in der ersten Stelle hinter der
früheren, als hinter der späteren Cäsur zugelassen wird. An diesem
Kriterium bemessen spricht die Sachlage deutlich für Svarabhakti.
Denn Indra nimmt, wie erwähnt, fast durchgräncrig die Stelle hinter
der früheren Cäsur ein ; rudrd verträcff sich nicht allein mit der
späteren Cäsur, sondern bevorzugt sie sogar-), rudrd also fügt sich
allein der Svarabhakti-Auffassung, und die Abweichung im Gebrauch
des indra^ vermöge welcher für indra an sich zweisilbige Geltung
in zehnsilbigen Pädas in Frage kommen könnte, läßt sich aus der
gegenüber rMf^ra ver.schiedenen Prosodie der ersten Silbe erklären-'').
liegt es hier nicht außerordentlich nah, für svänö suvänö zu lesen? Weiter
2a, 8a: da handelt es sich eben um das indra. Bleibt übrig 4c anjnsl
huliäl vlrdpatni: dreisilbiger Eingang, vielleicht durch den Eigennamen herbei-
geführt. Berücksichtigen wir noch, daß die Umgebung des Liedes an zehn-
silbigen Pädas keineswegs reich ist, werden wir es doch für zweifelhaft halten,
ob die spezielle metrische Beschaffenheit dieses Liedes für zweisilbige Messung
des indra geltend gemacht werden kann.
1) Abgesehen natürlich von der hier unerheblichen Verschiedenheit des
vokalischen resp. konsonantischen Anlauts.
2j Gegenüber 9 Fällen der früheren stehen 18 der späteren. Dabei wird
von Einfluß sein , daß rudräsija und rudraya bei Eintritt der Svarabhakti
sich besser mit der späteren Cäsur verträgt. Es ist charakteristisch, daß bei
indra, welches sich an die frühe Cäsur nahezu bindet, diese Kasus unter den
.Svarabhakti-Belegen sehr zurücktreten,
'<) Bei Gelegenheit der 7'udrd -Be\ege sei der Bemerkung Amold's 98
gedacht, daß dieselben „almost confined to the normal and cretic periods" sind.
Es ist vielleicht nicht überflüssig zu bemerken, daß sämtliche Lieder an Rudra
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 743
Es kann scheinen, daß wir auf der einen Seite durch diese
Betrachtungen, auf der andern durch die oben berührten Beobachtungen
Arnold's über die Verteilung der Belegstellen zu zwei entgegen-
sresetzten Ercrebnissen geführt werden: hier zu dreisilbigem (nd'ra,
rudrd, dort zu zweisilbigem fndra. So befürwortet Arnold in der
Tat eine Verteilung der Belege, für welche Dreisilbigkeit vermutet
worden ist, auf fndra und fndara^). Ich kann doch kaum glauben,
daß damit das letzte Wort in der Frage gesprochen ist. Sollen
wirklich die so genau gleichartig aussehenden Stellen in dieser
Weise zu zerlegen sein, daß es hier die Wortgestalt, dort das
Metrum wäre, was von der Norm abweicht? Man betrachte etwa
VlI. 10. 2^ 6*:
tudm ha tydd indra Jaitsam ävak
sanä tu ta indra bhojanäni.
Alle übrigen 42 Pädas des Liedes sind elfsilbig; auch hier
stellt, im Einklang mit der herrschenden Auffassung, A. indara
her-). Nun halte man dem ersten dieser Pädas gegenüber
I. 63, 4^ 6^ 7*:
tudm ha ti^dd indra codlh sdkhä
tuäm ha tijdd indra drnasätau
tudm ha tydd indra saptd yudhyan;
dem zweiten I, 174, 8*:
sdnä tä ta indra ndrnfä äguh.
In den beiden hier herangezogenen Liedern I, 63 und 174
erscheint, in oftenbar absichtlicher regelmäßiger Wiederkehr, im
ersten Päda jedes Verses nach viersilbigem Eingang dies eventuell
eine Stelle des metrischen Schemas leer lassende indra^ und einige
Fälle des zehnsilbigen („Virätsthänä") Typus in beiden Liedern
selbst und in ihrer Umgebung machen zweisilbige Messung des
indra an sich mösflich. Können wir uns aber, wenn die Stellen
aus VII, 19 mit denen aus I, 63. 174 durch solche Ähnlichkeit
verbunden sind, und wenn dann weiterhin überhaupt in den Schichten
der Sarnhitä, welche durch VII, 19 repräsentiert werden, überaus
häufig-') die besondere metrische Konstellation gerade immer wieder
auf dasselbe Wort indra tritft, das wir in I, 63. 174, an der gleichen
Stelle des Metrums, zu jener regelmäßig wiederholten Figur ver-
wandt fanden, dem Bedürfnis entziehen beiderseits mit derselben
solche Belege ergeben, außer dem kurzen Hymnus VI, 74 an Soma und Rudra
und I, 43, welches in Gäyatrl ist.
1) Doch scheint er mir hierin von Schwankung nicht frei zu sein. Den
Äußerungen von S. 98 stehen die von S. 211 gegenüber, wo die ganze Masse
der Belege unter die Rubrik „Decasyllabic verses in whieh indra follows early
caesura" gebracht wird.
2) Das ist wenigstens nach S. 98 anzunehmen. S. 308 wird indara wohl
nur durch Zufall allein für v. 2 angegeben.
3) Siehe die Stellensammluug bei Arnold 2 11 f.
y^J. Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Auffassung auszureichen? Diese Auffassung kann weder die einer
einfachen, auch in VII, 19 etc. durchzuführenden Zweisilbigkeit
sein, was durch die notwendige Rücksicht auf rud'rd unmöglich
gemacht wird '), noch die einer überall durchzuführenden Dreisilbig-
keit, was wegen der von A. bemerkten besondern Beziehung der
Erscheinung auf die Gegenden der zehnsilbigen Pädas nicht angeht.
Sollte die Wahrheit nicht in der Mitte liegen '? Vollwichtige drei
Silben sind doch schon durch das Nichterscheinen solcher Gäyatrl-
ausgänse wie indara indarali indaravi indarät -) und solcher
Tristubhausgänge wie indarasya indaräya mdarena ausgeschlossen"^).
Auf einen Silben bruch teil aber führen ja, wie der Terminus
Svarabhakti, so auch bekannte Grammatikerzeugnisse. Ist nun mit
solchem etwa 2 '/g silbigen oder 2^/4 silbigen ind'ra nicht allen Er-
fordernissen genügt ? Für die Praxis der Hymnen, die zehnsilbige
Zeilen mit elfsilbigen mischen, konnte eine solche die beiden Typen
vermittelnde Form wohl eine besondere Anziehungskraft besitzen,
welche die Häufigkeit des ind'ra in den betreffenden Gegenden der
Sanihitä begreiflich macht. Aber auch inmitten der gewöhnlichen
Tristubh entfernen sich Zeilen mit solchem ind ra und hier denn
auch mit rud'ra^ welche Formen es offenbar zu besonderer Be-
liebtheit brachten*), nicht allzu weit von der Norm, so daß es nicht
befremden kann, sie vielfach auch in einer Umgebung auftreten zu
sehen, die der Annahme zehnsilbiger Zeilen nicht günstig ist. Ich
will nun nicht behaupten, daß die Messung etwa in II, 11 einei'seits,
in VII, 19 andrerseits mit mathematischer Genauigkeit die gleiche
gewesen sein müsse : möglich daß die Svarabhakti das eine Mal der
Null, das andre Mal dem vollen Silbenwert näher gestanden hat.
Nur so viel will ich sagen, daß mir ein — vielleicht des Gleitens
fähiger — mittlerer Wert allen Bedingungen des Problems zu
O DO
genügen scheint.
1) Und schon an sich steht ja die unendlich weite Verbreitung der Ver-
knüpfung der metrischen Lücke immer wieder mit dem Wort indra in sonst
normalen Hymnen, bei denen nichts irgendwelche Vorliebe für zehnsilbige Pädas
anzeigt, der Durchführung der Zweisilbigkeit im Wege.
2) Doch liegt VIII, 90, 6 ein JagatTausgang ind'ra vor? Ich glaube
eher, daß Tristubhausgang an Stelle des Jagatiausgangs erscheint. S. 207
rechnet in der Tat A. den Vers zu den Belegen von „catalectic Jagati"; so
auch S. 3U.
3) Man vergleiche, um sich eine Vorstellung davon zu bilden, was bei
Annahme eines wirklichen indarah etc. für eine metrische Praxis zu erwarten
wäre, etwa die Verwendung der verschiedenen Formen von üttara.
4) Daß hier etwas von zufälliger und konventioneller Vorliebe der Aus-
über jenes Meistergesangs für Svarabhakti .dieser Worte mitwirkt, ist wohl
zweifellos. Warum spielt sonst etwa bliadrd vdjra candrci keine ähnliche
Rolle? — Arnold's Sammlung S. 98 f. der Fälle, die nicht indra und rudrd
betreffen, bedaif übrigens wohl in Einzelheiten der Revision; mir fällt auf, daß
nicht VIII, 100, 12 väjräya aufgenommen ist. Was A. 315 über diesen Vers
sagt, überzeugt nicht. Im Atharvaveda sind Fälle von vdj-ra, und zwar an
verschiedenen Stellen der Versmaße, nicht selten (Whitney, Index Verborum ö).
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 745
A. hebt S. 186 hervor, daß die auf das -dr- folgende Schluß-
silbe des Kasus von inclra besonders häufig kurz ist, was bei zwei-
silbiger Messung mit den Verhältnissen des zehnsilbigen Typus in
Einklang stehe, nicht aber bei dreisilbiger Messung mit dem ge-
wöhnlichen Tristubhrhythmus. Schwerlich kann aus dieser Sachlage
ein Einwand gegen meine Auffassung hergeleitet werden. Die
Häufigkeit der Kürze dürfte sich aus der besonders beliebten Ver-
Wendung des Vokativs erklären ; es scheint nicht, daß, wo es sich
um mdrah und indrain handelt, von den Verfassern besonderes
Gewicht darauf gelegt worden ist, vokalischen Anlaut folgen zu
lassen, damit für jene Worte sich kurze Schlußsilbe ergebe.
IL Zu den unterzähligen Tristubh- (Jagati-)reihen.
Da die vorangehenden Erörterungen vielfach das Gebiet der
unterzähligen Pädas berührt haben, möchte ich über einige Fragen,
welche diese betreffen, in Anknüpfung an Arnold's Darlegungen
(namentlich S. 209 — 216), noch wenige Bemerkungen anfügen.
A. stellt, scheint mir, allzu fest und abgeschlossen ein metrisches
Schema neben das andre, wo in der Tat viel fließender vom einen
zum andern hinübergleitende Bewegung vorhanden ist: diese als
solche zu beschreiben müßte die Aufgabe einer Darstellung sein,
die eine adäquate Abbildung des Sachverhalts zu geben strebt.
An einigen Stellen liegen in der Tat eigne, vom Allgemein-
herrschenden abweichende Typen vor, die als solche bestimmter
oder — was das Gewöhnlichere ist — unbestimmter dem Versifex
vorschweben und seine Praxis beherrschen. Zum großen Teil aber
handelt es sich ofiTenbar um Nachlässigkeit und Schwächlichkeit in
der Verwirklichung der gewohnten Typen ^). Zwischen loser, oft
in das geläufige Gleise zurückgeratender Handhabung eines speziellen
Typus einerseits und sich wiederholender, zur Angewöhnung werdender
Nachlässigkeit in der Behandlung des regelmäßigen Typus andrer-
seits verschwimmen natürlich zuweilen die Grenzen, ohne daß jene
Unterscheidung prinzipiell hinfällig würde. Und auch insofern wird
ein Verschwimmen an sich vorhandner Grenzen zu konstatieren
sein, als im einzelnen Fall der Ungenauigkeit in der Durchführung
des Regelmäßigen sich die Attraktionskraft irgend eines andern,
außerhalb liegenden Typus bemächtigen kann: wo dann Negatives
und Positives, Formlosigkeit und Form durcheinander wirken.
Unter den allgemeineren Betrachtungen, die hier vorzulegen
sind, möge schließlich noch folgende eine Stelle finden. Untersucht
man irgend eine Freiheit in der Handhabung eines metrischen Typus,
so muß man darauf gefaßt sein, daß die in Betracht kommenden
Beispiele, wenn man den Faktor der speziellen ihnen innewohnenderi"
1) Den Fall, daß die Abweichung von der Norm auf Textverderbnis be-
ruht, lasse ich natürlich beiseite.
i^^g Ohlenherg, Vedische Untersuchungen,
Anomalie ausschaltet, nun im übrigen doch nicht — etwa in Bezug
auf das statistische Verhältnis der Untertypen, in welche der Haupt-
typus sich zerlegt — ein völlig gleiches Aussehen zeigen wie
normale Materialien. Sondern wirkt einmal die gestaltende Kraft
nachlässig, so wird sich die Nachlässigkeit, einer vollkommen strengen
Lokalisierung nicht unterworfen, meist allgemeiner fühlbar machen.
Auch unabhängig von der chai-akteristischen Erscheinung, auf welche
hin wir eben diese Materialien ausgesondert hatten, wird ihr ganzes
Bild Züge aufweisen, die auf ein über das sonstige Maß hinaus-
gehendes Geltenlassen des zufällig sich Treffenden im Gegensatz
zum gewollten Herbeiführen irgend einer bestimmten Form hin-
deuten '). —
Wir versuchen nun die hier beschriebene Betrachtungsweise
auf einisre Abnormitäten der Tristubh-Jagati anzuwenden.
Einen eignen , nicht als Nachlässigkeitsprodukt auffaßbaren
Typus haben wir offenbar in demjenigen vor uns, den A. als
Virätsthänä-) benennt (S. 211, vgl. meine Prolegomena 87 ff.;
ZDMG. 55, 325) und der vornehmlich in II, 11 und I, 61 verbreitet
ist. Seine häufigere Form ist^) IV | - - — ■ - -, die seltenere
IV j — (A.s Beispiele aus II, 11 : rast ksdyam \ rasi mitrdm
asme xind dvübhinad uktlialr vävrdhändh). Arnold versteht diesen
Päda als gleichwertig mit Tri.stubh unter Eintreten einer eine Silbe
vertretenden Pause bei der Cäsur. Darüber, ob diese Pause vor
oder nach der Cäsur anzusetzen ist, scheint er selbst zu schwanken:
S. 14 nimmt er an räsi ksdyam \ • räsi mitrdm asme, S. 211
dagegen rasi ksdyam ' \ rasi mitrdm asme. Die Beobachtung,
daß n, 11 neben der Virätsthänä Pädas mit fünfsilbigem Eingang
und dann anschließendem Verlauf nach Art der Virätsthänä häufig
sind (V I -----—, z. B. utd staväma | nütanä krtäm; vgl. über
das Nebeneinanderstehen dieser und der zehnsilbigen Pädas meine
Prolegomena 89), wird doch schwerlich den Schluß erlauben, daß
der viersilbige Eingang der Virätsthänä einem fünfsilbigen, unter
Ersetzung einer Silbe durch eine Pause, äquivalent sei. Die Form
V I ----- H in diesem Hymnus erklärt sich wohl hinreichend
daraus, daß beim Verfertigen von Tristubhzeilen mit fünfsilbigem
Eingang sich, wenn die Cäsur erreicht war, der vorherrschende
Virätsthänätypus dem Verfasser aufdrängte*). Eher, glaube ich,
1) Man nehme beispielsweise Arnold's Sammlung von Fällen der „weak
caesura" (§ 214, I; S. 192) und beobachte, wie häufig der Hinweis ist ^an
irregulär rhythm results". Im Wesen jener Cäsur liegt es an sich nicht, daß
der Rhythmus irgendwelche Unregelmäßigkeit zu zeigen brauchte.
2) Ich werde die gleiche Bezeichnung anwenden, obwohl der indische Be-
griff der Virätsthänä sich mit diesem Gebrauch des Worts nicht vollkommen deckt.
3) Für vier- oder fünfsilbigen Eingang (bis zur Cäsur) brauche ich die
Bezeichnung IV resp. V.
4) So sieht es wohl auch Arnold an, der von einer ,contamination of
the two metres" spricht (S. 240). Beiläufig bemerkt, hätte er sich m. E. dort
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 747
wird uns zum Verständnis des letzteren Typus den Weg zeigen,
daß als sein annäherndes Äquivalent Zeilen der oben S. 741 be-
sprochenen Art von der Form IV | indra-^-— erscheinen, und
daß diese wiederum ein annäherndes Äquivalent von Tristubhzeilen
IV j _^^_„_ii sind (s. oben S. 743). Wir dürfen dem wohl die
Wahrscheinlichkeit entnehmen, daß bei der Virätsthänä der vier-
silbige Einsancr und die Cäsur dasselbe bedeuten wie bei der ge-
wohnlichen Tristubhzeile, daß eine Pause (außer der überall durch
die Cäsur bedingten) in jener nicht mehr als in dieser vorhanden
war^) und bei jener die beiden auf die Cäsur folgenden Silben -^
drei Silben des gewöhnlichen Tristubhschemas vertraten : wobei das
, Vertreten" etwas ganz Ungefähres, nicht scharf zu Definierendes
besagen soll, an dessen Stelle eine exakte Vorstellung zu setzen
uns unsre unzureichende Kenntnis der rhythmischen Prinzipien der
Vedametrik hindert und auch, stände es mit dieser Kenntnis besser,
vielleicht Unbestimmtheit jener Prinzipien selbst hindern würde.
Nun finden wir Zeilen, die dem Virätsthänätypus entsprechen,
nicht allein in jenen einzelnen Hymnen wie I, öl, sondern zerstreut
durch die ganze Sarahitä ; A. gibt S. 215 ihr Verzeichnis. An
manchen einzelnen Stellen ist Zweifel möglich — etwa so, daß
Auflösung eines langen Vokals in zwei Kürzen in Frage kommen
kann, wodurch eine vollzählige Tristubh herbeigeführt würde '^) — :
im Ganzen wird A. mit der Annahme solcher unterzähliger Reihen
Recht haben ■^). Wo diese sich in so enger Nachbarschaft mit
einem ausgesprochenen Virätsthänähymnus finden wie etwa mehrfach
neben I, 61*), wird man es auch als durchaus wahrscheinlich ansehen,
daß die betreffenden Stellen aus demselben, hier sporadischer
wirkenden, Bilduugstrieb hervorgegangen sind, der dicht daneben
beherrschende Geltung beweist. Bei einer großen Menge der be-
treffenden Materialien halte ich doch eine andre Auffassung für
möglich, ja für wahrscheinlich. Es verdient Beachtung, daß neben
den Zeilen von Virätsthänäform sich zahlreiche andre mit dem
Schema IV | -.---- h finden : also nach viersilbigem Eingang die
häufigste Form des normalerweise zu fünfsilbigem Eingang gehörigen
Fortgangs. A. stellt solche Zeilen unter der Benennung von „verses
with neutral rest at the fifth place" (etwa so zu denken: ^ ^ ^ -• \
davon zurückhalten sollen, das Erscheinungsgebiet dieser Kontamination durch
Textänderungsvorschläge zu verengern, die im übrigen nicht hinreichend moti-
viert scheinen.
1) Gegen Annahme einer Pause spricht auch die Nebenform der Virätsthänä
mit dreisilbigem Eingang, wie unten S. 753, Aum. 3 dargelegt werden wird.
2) Doch ist dies nicht die einzige Möglichkeit eines Zweifels oder Be-
denkens; vgl. unten S. 7.Ö2.
3) Ich glaube, daß er mit dieser Annahme an mancher Stelle, an der ich
meinerseits einen Vokal auflösen wollte oder wenigstens zweifelhaft war , sicher
oder wahrscheinlich das Richtige getroffen hat. So VI, 3, 7 b ; 13, Ic; 19, 10b
(vgl. zu diesen Stellen ZDMG. 55, 290. 303. 325).
4) Siehe A.'s Stellen Verzeichnis S. 211.
748 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
^ „ _ >^ _ ü) au eine ganz andre Stelle seines Systems als die
Virätsthänäform (S. 214 f.). Ich halte es für möglich, daß der
Ausdruck „rest" („Pause") Bestimmteres über das rhythmische
Wesen dieser Form aussagt, als wir aussagen dürfen, und werde,
um über einen bequemen Ausdruck zu verfügen, den Typus
„ Kontaminationsform " nennen^). Nun ist es bemerkenswert, wie
sich die Fundorte dieser Form zu denjenigen der Virätsthänä ver-
halten. Wo herrschende oder besonders häufige Virätsthänä vorliegt,
sowie da wo sich in der oben charakterisierten Weise sporadische
Virätsthänä in der Umgebung von Hymnen mit herrschender
Virätsthänä und unter deren offenbarem Einfluß findet, tritt der
Kontaminationstypus nur selten auf; man hat den Eindruck, daß
es sich hier um freiere oder nachlässige Durchführung des Virätsthänä-
Schemas handelt. Wo aber andrerseits zerstreute Fälle der Virätsthänä
ohne benachbartes stärkeres Hervortreten dieses Typus begegnen,
bemerkt man sehr häufig Vermischung derselben mit dem Kon-
taminationstypus in der Weise, daß der letztere gleichberechtigt,
zuweilen überwiegend dem andern Ty^jus zur Seite steht. Die Fund-
orte solcher Virätsthänäzeilen und der Zeilen mit Kontamination
stimmen oft in der frappantesten Weise überein.
Man gewinnt von dieser Verteilung der beiden Typen eine
Anschauung, wenn man Arnold's Verzeichnis der Virätsthänäzeilen
S. 211 (§ 226, I, a b) mit demjenigen der „Neutral rests at the
fifth place" S. 215 (§ 228, II) vergleicht. Da finden wir Virätsthänä
{v) mit nur gelegentlichem Ausweichen in den Kombinationstypus
{k) z. B. an folgenden Stellen: I, 61 v 10 mal, k 1 mal; II, 11
V 50 mal, Ic 1 mal ; I, 63 (Nachbarschaft von I, 61) v 2 mal, k keinmal;
VI, 20. 21. 63 V 8 mal, k 1 mal. Dem stelle man nun folgende,
offenbar ein durchaus andres Bild gebende Zahlen gegenüber.
Agastyaabschnitt (I, 165 bis Ende des Mandala) v 3 mal, k 8 mal;
I, 127 V lmal(':'), k 4 mal; I, 135 v k je Imal; I, 148 desgleichen.
Aus dem fünften Mandala erscheinen in der z;-Tabelle die Lieder
33. 41. 43. 45 mit zusammen 6 Fällen; in der /c-Tabelle die Lieder
30. 33. 40. 41. 57 mit 8 Fällen: beide Seiten treffen also in den
Liedern 33. 41 (mit 3 t?, Ak) zusammen. Im vierten Mandala
bildet Lied 21 (3 v, \ k) einen Ort des Zusammentreflens. Aus
dem zehnten Mandala hebe ich Lied 23 (2 y, 2, k-)) und Lied 61
(4 V, 1 k) hervor.
1) Indem hier Eingang und Fortgang der beiden Hauptformen der Keilie
(mit früherer und späterer Cäsur) miteinander kontaminiert sind. Die Kon-
tamination in umgekehrter Eichtung (längerer Eingang mit dem längeren statt
dem kürzeren Fortgang) habe ich Proleg. 67 f. beschrieben. Arnold hat den
Nachweis hinzugefügt (S. 215), daß diese Form vorwiegend in den jüngeren
Teilen der Samhitä zu Hause ist. Es kann kein Bedenken gegen die Annahme
bestehen , daß die beiden Kontaminationstypen in verschiedenen Zeitaltern den
Höhepunkt ihrer Beliebtheit erreicht haben.
2) So nach Arnold. Je ein Fall von V (v. 6 d) und von k (v. 7 b) dürfte
sich beanstanden lassen.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 749
Ich stelle noch aus dein siebenten Mandala die zerstreuten,
ziemlich gleichmäßig durch das Ganze sich hindurchziehenden Fälle
der beiden Typen zusammen^).
Virätsthänä :
1, 15 b sameddhäram dmhasa urusyät
6, 2 a kavim ketiim dhäsfm bhänüm ddreh
28, 3 b sdm ydn nfn nd rödasl ninetha
48, 1 a fbhuksano vüj'ä mäddijadhvani
56, 18 a ä vo hotä johavlti sattdh
58, 6 a prd sä väci sustuttr mcujhönäm.
Kombinationstypus :
5, 1 a prägndye tavdse bharadhvam
37, 4 a tvdm indra svdyasä rbhuksäh
57, Ib ^^m yajuesu sdvasä raadanti
59, 8 c druhdh päsän prdti sd muclsta
60, 9 b Tripah kad cid vanmadhrütah sdh
97,6a tdm sagmCiso arusäso dsväh.
Man kann sich dem Eindruck wohl nicht entziehen, daß in
solcher Verteilung , Virätsthänä" und Kontaminationsvers etwas
andres sind, auf anderer innerer Disposition der Verfasser beruhen,
als wenn sie etwa in I, 61 oder II, 11 nebeneinander stehen. Hier
ist Virätsthänä nicht eine eis^ne dem Verfasser vorschwebende Form.
Sondern hier verlangt sie eine Erklärung, welche den Kontamina-
tionsvei'S mit deckt. Bei nachlässiger Handhabung des gewöhnlichen
Metrums — vermutlich indem dabei Vermischung der Typen mit
vorderer und hinterer Cäsur mitspielt — gerät die Zeile um eine
Silbe zu kurz ; statt 4 + 7 oder 5 -|- 6 hat sie 4 -f- 6 Silben. Die
beiden Silben hinter der Cäsur haben dann am häutigsten die
Gestalt, die auch im übrigen diesen Silben die geläufigste ist, - -
(mein Kontaminationstypus; A.s Typus des Neutral rest at the fifth
place); dann folgt -- (A.s Virätsthänä, Form a), dann — (desgl.
Form b). Auch die noch übrige vierte der möglichen Kombinationen
- - ist vertreten. Wir müssen sie bei Arnold an einer andern
Stelle seines Schematismus suchen. Er stattet sie mit dem Namen
„Bhärgavi verse with rest at the fifth place" aus; die Fälle sind
von ihm S. 214 unter § 227, IIa und Illb verzeichnet-). Die
1) Nach Arnold's angeführten Verzeichnissen. Die Auffassung nicht aller
Fälle ist sicher. Die angebliche Virätsthänä VII, 34, 17 a lasse ich fort. Davon,
wie diese Zeile aufzufassen ist, wird unten S. 752 die Rede sein.
2) Nur muß dabei m. E. von den Stellen, die X, 77. 78 augehören, ab-
gesehen werden; ihre >>atur ist eine besondre. Auch I, 70, 10a ist fern zu
halten; A. behandelt S. 292 die Stelle ganz anders; mir scheint klar, daß
Pentaden mit Vernachlässigung der Cäsur vorliegen (s. unten S. 752). Die
übrigbleibenden Stellen weisen, wie man leicht sieht, bezeichnende Berührungen
mit einigen der in unsrer vorangehenden Erörterung hervorgehobeneu Fund-
orte auf.
750 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
Häufigkeit dieser vier Formen stuft sich allerdings offenbar nicht
in denselben Proportionen ab, die bei denselben Formen innerhalb
des normalen Päda gelten ^). Aber das kann nach dem, was oben
(S. 745 f.) über die Besonderheit der auf dem Gebiet abnormer
Bildungen zu beobachtenden Häutigkeitsproportionen gesagt ist,
nicht befremden. —
Nach diesen einer gewissen typischen Regelmäßigkeit sich an-
nähernden oder sie direkt erreichenden unterzählisren Formen mit
viersilbigem Eingang betrachten wir einige weitere, teilweise sich
steigernde Unregelmäßigkeiten unterzähliger Pädas, unter denen
Formen mit dreisilbigem Eingang im Vordergrund stehen -). Auch
hier kann ich mich mit dem Schematismus, in welchen A. die be-
treifenden Fälle einordnet, nicht durchweg einverstanden erklären.
Die zehnsilbige „Virätsthänä" stimmt mit der zehnsilbigen
Pentadenreihe [pasva nd täyüm | giihä cdtantam) in der Silben-
zahl überein, unterscheidet sich aber von ihr durch die Stellung
der Cäsur, die hier hinter der vierten, dort hinter der fünften Silbe
steht, dann durch gewisse Abweichungen des Normalschemas der
Quantitäten und ohne Zweifel durch die rhythmischen Ikten (einer-
seits doch wohl ii^ü-i ; J.-_i^^-^ andrerseits ^±^ ±^ | ^^-I-ji-).
Wird die Cäsur vernachlässigt, so können Zweifel über die
Unterscheidung der beiden Typen entstehen. Denn die Divergenz
der Quantitäten ist fast verschwindend ; sie gibt uns, wo verhältnis-
mäßig wenige Belegstellen in Betracht kommen und dazu laxe
metrische Praxis vorliegt — und eben mit solcher Praxis haben
wir es hier unzweifelhaft zu tun • — ■, kaum irgendwelchen Anhalt.
Der Rhythmus aber ist uns ja nicht überliefert, sondern kann nur
auf Grund unsrer Entscheidung über die Natur jedes vorliegenden
Gebildes erschlossen werden.
Natürlich müssen die zehnsilbigen Zeilen der uns beschäftigen-
den Arten, die weder nach der vierten noch nach der fünften Cäsur
haben, in der Regel Wortschluß nach der dritten aufweisen^). Die
Fragen, die in Bezug auf solche Zeilen Antwort verlangen, sind
offenbar diese : inwieweit liegt im einzelnen Fall Virätsthänä,
1) Die Fälle mit _ü. hinter der Cäsur sind häufiger, als man nach dem
Maßstab der normalen Pädas erwarten würde. Es ist denkbar, daß dabei eine
gewisse Einwirkung der Virätsthänä als selbständig geltender P^rm auf die
Phantasie der Verfasser doch im Spiele ist.
2) Es könnten auch Pädas mit zwei Silben unter der Norm (Arnold
§ 226, IV) in die Untersuchung gezogen werden. Wir sehen davon ab.
3) Fällt demnach ein Teil der Zeilen mit dreisilbigem Eingang unter
unsre Untersuchung, so wird es nützlich sein, darauf hinzuweisen, daß es zwei
andre Typen solcher Zeilen gibt , die für uns nicht in Betracht kommen : die-
jenigen mit normaler Silbenzahl , welche keine Cäsur nach der vierten oder
fünften, sondern — gewollten oder zufälligen — Wortschluß nach der dritten
haben (Arn, 8. 192, § 214, II), und diejenigen unterzähligen, welche nach drei-
silbigem Eingang den Fortgang haben, der als normaler zu viersilbigem Eingang
gehört (Arn. S. 215, § 228, I;.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 751
inwieweit Pentadenform zu Grunde? Und ist der Wortschluß nach
der dritten Silbe absichtlich herbeigeführt oder hat er sich von
selbst eingestellt?
Es ist klar, daß diese Fragestellung uns die Pflicht auflegt,
die einzelne in Betracht kommende Verszeile nicht als eine so zu
sawen im leei*en Raum schwebende Wesenheit zu behandeln, die
nur durch ihr eignes Aussehen uns Aufschluß über sich geben
könnte. Sondern die einzelne abnorme Zeile steht im Zusammen-
hang mit minder abnormen oder mit normalen Typen, von denen
sie eine Abweichung darstellt. Unsre Aufgabe ist es, die Ab-
weichuncrsrichtungen zu studieren. Diese sind zuweilen durchaus
individuell. Grade in Erscheinungen wie den hier untersuchten
machen sich oft Liebhabereien des einzelnen Lieddichters besonders
stark fühlbar.
Die meisten der für uns in Betracht kommenden Verszeilen
hat A. S. 212 unter der Benennung „Gautami verse" aufgeführt.
Gehen wir von nachstehenden drei Zeilen aus, die unter dieser
Rubrik von ihm verzeichnet sind :
VI, 44, 7 papänö dei;ebk//o vdsyo acait
das. sasavän stauläbhir dhautdrlbhik
X, 6, 3 ide yö viivasyä devdviteh. *
Die beiden ersten Zeilen gehören dem Trca VI, 44, 7 — 9 an,
der vom Vorangehenden und Nachfolgenden als eignes Lied abzu-
lösen ist. Dieses zählt A. (239. 306, vgl. meine Prolegomena 91)
zu den „mixed Pentad hymns" und konstatiert, daß — event.
neben rearelmäßiofen Tristubhzeilen — 7 Pentadenzeilen in ihm vor-
kommen. Die beiden anscheinend vorliegenden Tristubhzeilen (7d.
9 c) schlägt er vor durch Textänderungen auch in Pentadenform zu
bringen: meines Erachtens mit Unrecht, da Mischung von Tristubh
und Pentaden durchaus unverdächtig und auch sonst genugsam belegt
ist. Neben den Pentaden und diesen beiden Tristubh enthält der
Trca eben nur die beiden hier von uns diskutierten Zeilen und
außerdem
V. 9 dyumdttaviam ddksam dhehy asme:
nach A. eine Virätsthänä. Aber diese Zeile stimmt — außer in
Bezug auf das Wortende hinter der vierten statt hinter der dritten
Silbe — durchaus zu jenen beiden, und alle di-ei stimmen auf das
Genaueste zu dem umgebenden Pentadenmetrum: nur fehlt ihnen
der Einschnitt, welcher der Norm nach die Zeile in 5 -j- 5 Silben
zerlegt. Können wir zweifeln, daß — - statt einer Beimischung von
zwei selbständigen Versmaßen, von .GautamI" und von Virä.tsthänä
zwischen den Pentaden — einfach eine in Bezug auf die Cäsur
nachlässige Handhabung der Pentaden anzunehmen ist? Und daß,
wenn das Wortende bald hinter der dritten, bald hinter der vierten
Silbe eintritt, dies nicht auf den Unterschied eines „Virätsthänä,"
und eines „ GautamI" typus, sondern vielmehr nur darauf hinweist.
752 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
daß abgesehen von dem wesentlichen, aber hier nachlässigerweise
nicht durch ein Wortende markierten Einschnitt hinter der fünften
Silbe die Stellung des Wortendes gleichgiltig war?
Prüfen wir die Sachlage in Bezug auf die noch übrige der
oben zitierten Zeilen, X, 6, 3, so gelangen wir genau zum gleichen
Ergebnis. Auch X, 6 ist nach A. (S. 239) „mixed Pentad hymn."
Es findet sich dort eine Anzahl sicherer Tristubhzeilen und eine
Anzahl sicherer Pentadenzeilen. Außerdem die hier in Rede stehende
Zeile und noch die folgenden :
V. 1 ■jyesthebhir yö bhänübhir rsünäm
V. 2 ?/o bhänübhh' vibhavä vibhati
V. 6 asinii ütir indravätatamäh
V. 6 arväcmä agna ä krnusva.
A. sieht in der ersten, dritten, vierten „Virätsthänä" ; die
zweite erhält die Benennung eines „catalectic BhärgavT verse."
Sollen wir wirklich eine solche an die scholastische Ausdrucksweise
der indischen Metriker gemahnende Fülle von Kunstworten und
dazu noch für unsern v. 3 die Bezeichnung „GautamT" übereinander
häufen ? Daß in v. 3 (und v. 1 ?) Wortende nach der dritten, in
V. 2. 6 (und v. 1?) nach der vierten Silbe vorliegt, weist darauf
hin, daß' dieser Umstand für gleichgiltig zu erachten ist. Das
Quantitätsschema von v. 2 macht, wenn wir v. 1. 6 Virätsthänä
annehmen, für jenen Vers eine eigne, abweichende Rubrizierung
nötig: auch dies weist darauf hin, nach einer Auffassung zu suchen,
die für jenen -und diese Gleiches ergibt. Wir brauchen nicht lange
zu suchen : die umgebenden Pentaden deuten klar genug darauf
hin, daß auch hier — ganz wie an den oben besprochenen Stellen
von VI, 44 — einfach Pentaden mit vernachlässigter Cäsur vor-
liegen. Nur könnte v. 6 die Auflösung mdravätatamäh, also
Tristubh, in Frage kommen.
Wir werden an diese Pentadenzeilen mit vernachlässigter Cäsur
um so viel eher erlauben, wenn wir beachten, daß auch in unver-
mischten Pentadentexten sich genau solche Zeilen finden. Schon
in meinen Prolegomena (S. 97) habe ich die folgenden drei bei-
gebracht :
I, 68, 2 bliuvad devö devänäm mahitva
I, 70, 10 v{ tvä ndrah purutrt saparyan
VII, 34, 17 mä nö liir budhnyo rise dhät.
Arn. (S. 292. 309) will an der zweiten Stelle durch Umstellung
die normale Cäsur gewinnen; die dritte erklärt er für Virätsthänä;
für die erste stellt er beide Auffassungen zur Wahl. Zu Text-
änderungen werden wir uns doch, meine ich, im Hinblick auf die
Vorzüglichkeit der Überlieferung nicht so leicht wie A. entschließen,
dem in dieser Hinsicht durchaus eine größere Schwerfälligkeit zu
wünschen ist. Wir werden vielmehr die Auffassung dieser Stellen
bevorzugen, welche das, worin sie voneinander abweichen, als un-
Oldenhei-g, Vedische Untersuchungen. 753
wesentlich erscheinen läßt/*) und mit einem Schlage ihnen allen
ererecht wird, und bei der sie sich zugleich auf der einen Seite mit
ihrer ganzen Umgebung, auf der andern mit den oben besprochenen
zu dem nämlichen Typus zusammenschließen : das ist die Annahme
von Pentadenzeilen mit vernachlässigter Cäsur'-). —
Gegenüber den bisher untersuchten zehnsilbigen Zeilen heben
sich nun, teilweise von A. mit einigen von jenen in seiner „Gautaml"-
Rubrik vereinigt, andre deutlich ab, die einen unzweifelhaft von
ihnen verschiedenen Typus in mehreren Varietäten vertreten.
In kompakter Masse liegt dieser Typus in I, 61 vor, aus
welchem Liede A. (212) nicht weniger als 9 Gautamizeilen anführt.
Sie sind (bis auf eine unerheblichste Abweichung in v. 1 d) alle
von identischem Bau : HI | ------ - (z. B. bhdrämy ängüsdm
äsyhia). Da im übrigen in I, 61 das Schema IV | -- ü _ ^ _ h
häufig wiederkehrt, ist klar, daß hier — wie A. erkannt hat; vgl.
auch meine Prolegomena 90 — Virätsthänä mit veränderter Stellung
des Wortschlusses vorliegt''). Daß der Wortschluß, wenn nicht
nach der vierten, stehend nach der dritten erscheint, kann hier
vielleicht für mehr als bloßen Zufall gehalten werden. Möglich
freilich, daß die Tendenz nicht positiv darauf gerichtet war, den
Wortschluß, wo er nicht nach der vierten eintrat, nach der dritten
herbeizuführen, sondern darauf, ihn nach der fünften zu vermeiden'*):
womit er sich dann hinter der dritten nahezu von selbst verstand.
Minder massenhaft als in I, 61 treten zehnsilbige Zeilen ohne
Wortschluß nach der vierten an den andern Hauptsitzen der Virät-
1) So könnte VII, 34, 17 ja au sich Virätsthänä sein; I, 70, 10 hat den-
selben viersilbgon Eingang, aber der Fortgang paßt nicht zu Virätsthänä; die
fünfte Silbe ist kurz statt lang. Nehmen wir Pentaden an mit dem Normal-
schema ii_ü_^ I ü_ü-^, so fällt die Schwierigkeit alsbald fort: die Quan-
tität der fünften Silbe ist dann unwesentlich.
2) Diese Fähigkeit der Pentadenzeilen , die Cäsur in ihrer Mitte durch
ein fortlaufendes Wort zu überbrücken, spricht — beiläufig bemerkt — , zu-
sammen mit andern Erwägungen, gegen Arnold's (S. 21.S) Erklärung der Pentaden-
zeile als einer Tristubh, bei der die sechste Silbe durch eine Pause ersetzt ist.
3) Auffallend ist nur — worauf schon A. hinweist — , daß bei dem
Typus mit dreisilbigem Eingang die sechste stehend kurz ist; bei viersilbigem
ist sie anceps. — Hier möchte ich noch bemerken, daß mir das in I, 61 vor-
liegende Alternieren von dreisilbigem und viersilbigem Eingang wesentlich
gegen Arnold's Ansetzung einer Pause in diesen metrischen Schematen (vgl.
oben S. 746 f.) zu sprechen scheint. Die gewöhnliche Virätsthänä faßt er auf als
IV . 1 _ H. _ w_ i::, die „Gautami" als III . | ü ^-ü. Das Eintreten des
letzteren Typus für den ersteren ist doch, meine ich, leicht verständlich nur,
wenn man den ersteren als IV | _ ü _ ^ _ H. auffaßt. Die bloße Cäsur konnte
überbrückt resp. um eine Silbe verlegt werden. War eine förmliche Pause
vorhanden, würde eine solche Hin- und Herscbiebung, wie sie dann angenommen
werden müßte, recht bedenklich sein.
4) Nur V. 15 b (von Arn. 213 als Pentade gezählt) bildet hiervon vielleich
eine Ausnahme. M. E. liegt hier in der Tat Virätsthänä mit einem hinter ^die
fünfte verschobenen Wortschluß vor, sofern nicht durch die Lesung bhürer
(mit zweisilbigem ü) regelmäßige Tristubh herzustellen ist.
1^54 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
sthänäauf: soll, 11, 7 d. 17 d '); VI, 20, 2b. 4d. 7a-0-, VI, 63, 3d. 4c.
Hier ist kein so fester Typus wie in I, 61 zu erkennen. Bald
steht Wortschluß nach der dritten, bald nach der fünften, einmal
(VI, 20, 4d) weder hier noch dort. Auch die Behandlung der
Quantitäten ist mehrfach ziemlich frei. Die Auffassung der Zeilen
als von der Virätsthänä ausgehender Abweichungen kann doch
wegen der Umgebung, in der sie stehen, m. E. nicht zweifelhaft
sein. Dasselbe möchte ich wenigstens vermutungsweise von den
schwer zu beurteilenden, verwirrt aussehenden Abnormitäten sagen,
die sich an verschiedenen Stellen von X, 74 finden.
In den vorstehenden Bemerkungen ist der größere Teil von
A.'s „GautamT verses" — teilweise zusammen mit Materialien,
welche bei ihm anderweitig untergebracht sind — erledigt. Ich
bearnüere mich mit einem flüchtigen Überblick über die hier noch
nicht berührten Fälle, welche er dem Gautamltypus zurechnet, nämlich
I, 77, 5b; 138, 2f; 147, Ib; 148, 2c; II, 20, 8b; IV, 3, 5d. 12c;
V, 46, 8b; VI, 24, 7 d; 26, la; X, 132, 3c. Vermutlich ist VI, 26, la
zu streichen. Durch die Lesung hudyämasi erhält die Zeile normale
Tristubhgestalt ^) ; allenfalls könnte man — was A. bemerkt hat —
auch an Pentaden denken. Weiter scheint mir X, 132, 3c aus
dieser Reihe zu entfernen; es kann Cäsur nach der vierten anzu-
nehmen sein. Zweifelhaft ist ferner I, 138, 2f : ist die zweite oder
dritte Silbe von ängüsun zweisilbig zu lesen und damit normale
Silbenzahl herzustellen ? Im übrigen glaube ich mit A., daß an
jenen Stellen Virätsthänätypus mit Verlegung des Wortschlusses
hinter die dritte Silbe — darauf eben läuft sein Begriff der GautamT
hinaus — resp., was vielleicht der zutreffendere Ausdruck wäre,
mit Vernachlässigung des Wortschlusses hinter der vierten Silbe*),
zu erkennen ist. Zweifel bleiben nur übrig, inwieweit dabei an die
eigentliche, als solche beabsichtigte Virätsthänä zu denken ist, wie
weit an die äußerlich mit ihr zusammenfallende Form, die auf nach-
lässiger, eine Silbe verlierender Handhabung der normalen Tristubh
beruht (oben S. 749). Ich versuche im übrigen nicht diese Unter-
scheidung hier durchzuführen. Nur darauf möchte ich aufmerksam
1) Wohl kaum II, 11, 16a (von Arn. 213 ebenso wie II, 11, 17 d zu don
Pentaden gerechnet). Liegt hier nicht die regelmäßige Virätsthänä-Cäsur vor,
mit ungewöhnlicher Kürze der fünften Silbe? — Hier erwähne ich noch
II, 11, 15c: neunsilbig;, der normale Eingang der Virätsthänä ist um eine Silbe
verkürzt, falls nicht asmän zu lesen ist.
2) VI, 20, 5 e, obwohl elfsilbig, darf doch vielleicht diesen Zeilen für ver-
wandt gehalten werden.
3) So wohl auch VI, 33, 4.
4) Das wird man bei diesen vereinzelten Fällen nicht entscheiden können.
Ist der Wortschluß hinter der dritten zufällig, so würden sich als Gegenstück
andre Stellen mit ebenso zufälligem Wortschluß hinter der fünften erwarten
lassen : die mögen unter den sporadischen Fällen von Pentaden anzunehmen
sein; der Pentadentypus, dem Verfasser vorschwebend, könnte dazu mitgewirkt
haben, solche Abweichung herbeizuführen.
Oldeiiherg, Vedische Untersuchungen. 755
machen, daß die beiden Stellen aus IV, 3 keine Fälle von Virätsthänä
in der Nähe haben, wohl aber mehrere Fälle jener nachlässig ver-
kürzten Tristubh, welche die Form IV | - - - ^ _ ±i hat und oben
(S. 748) von uns als „ Kontaminationstypus " besprochen worden ist
(vgl. Arnold's „Neutral rests at the fifth place", S. 215) Danach
wird die Wahrscheinlichkeit dafür sprechen, daß in IV, 3 nicht
orewollte Virätsthänä, sondern das ihr gleichsehende Nachlässigkeits-
produkt als Grundlage der Abweichung anzunehmen ist. Haben
wir es nun unter der hier in Rede stehenden Gruppe von Arnold's
GautamTvei'sen wohl mehrfach mit der Form III | — ----- als
Abweichung von der Nachlässigkeitsform IV | - -^ - - - ii zu tun, so
liegt natürlich die Frage nah, ob nicht ebenso von der mit der
letzteren gleichwertigen Nachlässigkeitsforra IV | -----^^ (unserm
„Kontaminationstypus") die Abweichung III | ^^ ^ -^ -^ vorkommt.
Eine Anzahl von Zeilen, die diesem Schema entsprechen, gibt es in
der Tat. Ich führe nur einige, die mir eben zur Hand sind, an:
I, 60, 4c; VI, 4, 8d; 63, 4c; 68, 4d. Aber natürlich ist für sie
die einfachere Auffassung als orewöhnliche Pädas mit dreisilbigem
Eingang statt des viersilbigen möglich ; in diesem Sinn faßt sie
auch A. 215 auf.
III. Duale auf -ä und -au.
In den überlieferten Bestand der rgvedischen Duale auf -ä
und -au macht Arnold einen tiefen Eingritf. Er bemerkt (S. 132),
daß in einer Reihe von Stellen (wir werden uns weiterhin mit
ihnen beschäftigen), „the final syllable of a dual in -av'* durch das
Metrum als kurz erwiesen werde, und stützt darauf die Ansicht:
,that in an earlier state of the text the duals in -ä were
rightly distinguished according as hiatus or combination took place,
and that a later and mechanical revision has substituted -äv for the
ending before hiatus, without regard to the quantity. Of a dual
in -au becoming automatically -äv before vowels there is no trace
in the Rv. proper, for final -au becomes regularly either -ä or -ä u,
as shewn below".
An dem Ort, auf welchen die letzten Worte verweisen (S. 134),
wird neben dem -tavd u dativischer Infinitive u. a. von Materialien,
die den Sandhi des -au betreffen, nur asa u V, 17, 3 angeführt'),
kein dualisches -ä u. Wie man auch über jene Stelle mit dem
-ä u urteilen mag, sie steht, sofern sie etwas Andres als den regel-
mäßigen Sandhi des -au vor u- aufweisen soll"-), allein und kann
nicht irgend welches Gesetz über durchgehende Behandlung des
1) Die Anführungen an dieser Stelle beanspruchen offenbar Vollständigkeit.
2) Ich meinerseits finde keinen Grund und kein Recht, eine Besonderheit
in ihr zu sehen; mir scheint ganz einfach asaü mit der Partikel u dahinter
vorzuliegen.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. UC. 49
756 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
-au vor Vokal erweisen ^). Bei der regelmäßigen Wandlung des
-au in -ö aber denkt A. doch wohl an den gesetzmäßigen Über-
gang des -au in -ä vor m-, vgl. Wackernagel, Gramm. I § 274
(s. auch Arnold, S. 37)-). Ist das zutreffend, so wird man fragen,
welche sresetzmäßige Behandlung denn A. dem -au vor andern
Vokalen als u- zuschreibt. Da fühle ich mich nun nicht vollkommen
sicher, seine Meinung richtig aufgefaßt zii haben, aber es kann in
der Tat scheinen, als wenn er (für den „Rv. proper") die Existenz
von Dualen auf -au'^) vor solchem Vokal (und dann konsequenter-
weise auch vor w-?) überhaupt in Abrede stellt und dafür durch-
weg Formen auf -ä einsetzen will. So lehrt er S. 72 (ungefähr
ähnlich S. 145 Ende) daß „duals in -ä usually appear in the text (vor
vokalischem Anlaut) as ending in -öy" : was sich doch wohl dahin
umkehren läßt, daß die überlieferten Duale auf -äv eben in Wahrheit
Duale auf -ä sind. Und er schreibt in der Tat dem entsprechend
S. 137 das überlieferte jrayasänäv dram V, 66, 5 als jrayasänä
dram, S. 232 das überlieferte vidvamsäv it I, 120, 2 als vid.vämsä
it. Dann liegt natürlich die weitere Konsequenz nah, daß es die
Formen auf -au (im ,Rv. proper") auch vor Konsonantan nicht
gegeben haben wird. Hätte es sie in solcher Stellung gegeben,
warum wären sie vor Vokalen perhorresziert? Treffe ich damit
die Ansicht As? Wenn er S. 304 das überlieferte devaü (vor
vardhete) V, 68, 4 als devä schreibt, spricht das dafür, daß ich sie
in der Tat treffe.
Man sieht, wie weit all das — nicht nur unser Interpretations-
versuch der Aschen Auffassung, sondern auch ausdrücklich von
ihm Ausgesprochenes — sich vom überlieferten Textbestand ent-
fernt. Können wir die kühnen Aufstellungen für geglückt halten?
Da meine ich nun, daß eine Beseitigung der Duale auf -au
{■äv) aus dem «Rv. proper" — wenn eine solche wirklich den
Absichten Arnold's entspricht — sowohl von selten der Sprach-
geschichte wie der Überlieferungskritik die stärkste Wahrschein-
lichkeit gegen sich hat. Das prähistorische Alter der Dublette
■öu:-ö (in grundsprachlicher Lautgestalt) ist durch die Linguistik
verbürcft. Jünsfere Vedatexte, iüngere Partien des Rv. selbst^)
weisen dieselbe Dublette auf. Die klassische Sprache zeugt für
das -au, indem sie es zur Alleinherrschaft gelangen läßt. Da sollen
1) So sagt A. (302) selbst von der Stelle: „the Sandln is unusual", und
er schlägt eine Textänderung vor, die ihn aus der Welt schafft.
2) Es ist wohl evident, daß dieser Wandel dem nicht widerspricht, viel-
mehr in bestem Einklang damit steht, daß -au vor andern Vokalen zu -äV
wird. Man vergleiche die Behandlung von -o vor Vokalen und berücksichtige
den allgemeinen Zusammenhang , in den diese Erscheinungen hineingehören,
s. Wackernagel, Ai. Gr. I § 228; Bartholomae im Grundriß der iranischen
Philologie I, 3l.
3) Und auch von Lokativen und Perfektformen auf -aw? Vgl. S. 14.5 Ende.
4) Das erkennt wohl auch Arnold an, indem er seine Bekämpfung des
-äv nur auf den „Hv. proper" bezieht.
(
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 757
wir dem inmitten dieser Entwicklungslinie stehenden altern Rv.,
dessen Überlieferung ganz wie zu erwarten, neben dem -ä auch das
-au bietet, dieses absprechen? Böte noch die ti'aditionelle Verteilung
der (7-formen und der aw-forraen irgend welchen Anlaß zu Bedenken!
Aber die ') zeigt ein so echtes Aussehen wie möglich. Das vor-
herrschende Grundverhältnis — Abgrenzung beider Formen je nach
Vokal oder Konsonant des folgenden Anlauts — , die allmähliche,
dann im Atharvaveda sich konsequent fortsetzende Verschiebung zu-
gunsten des -au, die Ausnahmen, die den Gedanken an eine den
Tatbestand nivellierende, mechanische Zurechtmachung ausschließen:
das Alles mag in Bezug auf den einzelnen Fall Zweifel als mösrlich
erscheinen lassen ; was aber das Gesamtbild anlangt, so trägt dies
den Stempel historischer Realität so deutlich an sich, daß jeder
Zweifel verstummen sollte.
Was wir hier zur Verteidigung der Formen auf -au bemerkt
haben, schließt schon speziell die Anerkennung dieser Formen da
in sich, wo die Überlieferung sie vorherrschend verwendet und wo
sie in Anbetracht der Abneigung gegen den Hiatus den Dichtern
besonders willkommen sein mußten: in der Stellung vor Vokalen.
Mir ist absolut unverständlich, was gegen die traditionelle Er-
scheinung der Formen in dieser Stellung, gegen das -äv vor Vokal
(außer vor u-) bedenklich machen kann. Nach dem Verhältnis von
gaü-s und gav-as ist doch die zu erwartende Gestalt des -au vor
Vokal gerade -äv"): wenn die Überlieferung eben die bietet, bedarf
es in der Tat starker Argumente, um uns von der Hinnahme dieses
natürlichen Sachverhalts abzubringen. Wo sind die"^)'? Arnold
selbst (S. 298) liest II, 27, 16*) urav dristäh: da gibt es also auch
nach A. ein unzweideutiges ,-aw becoming automatically -äv before
vowels". Was dem Lokativ auf -au recht ist, wird den Dualen
auf -au billig sein : um so mehr als es seine starken Bedenken
hätte den Text mit einer solchen Menge von Hiaten zu belasten,
wde das durch die Theorie Arnold's geschehen würde.
Doch wir haben noch die spezielle Beobachtung A.'s, von der
seine Behandlung dieses ganzen Problems ausgeht, nicht näher ins
Auge gefaßt. Nach ihm (S. 132. 137) wird in etwa 15 Fällen ein
überliefertes dualisches -äv^) vor Vokal durch das Metrum als kurz
erwiesen. Vielleicht ist die Zahl in Wirklichkeit etwas geringer.
Zunächst fällt die in Anm. 5 erwähnte Stelle VI , 63 , 1 fort , in
1) Ich verweise auf Lanman, Noun-Inflection 340 ft'., 574 ff.
2) Dies -äv des äußeren Sandhi kann a priori durch denselben Schluß
erschlossen werden, den A. (135 f) selbst anwendet, wenn er aus dhiyam zu
dhi- ein prdciij eti zu prdci folgert.
3) Daß die von A. 132 berührten Fakta solchen Schluß nicht ermöglichen,
haben wir oben S. 755 f. ausgeführt.
4) Also durchaus innerhalb des „Rv. proper".
5) Einmal indessen (X , 90 , 11) ist -ä überliefert (vor U-) , einmal, wie
schon A. bemerkt, gibt der Text Kontraktion (puruhütddyä VI, 63, 1).
49*
758 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
der kurz gemessenes -ä vor a- vorliegt. Weiter ist auf VIII, 5, 31
kaum Verlaß ; in der Nachbarschaft dieses Verses (s. v. 32) wird
der Gäyatriausgang öfter frei behandelt. So kann auch auf X, 143, 3
wohl nicht viel Gewicht gelegt werden. Wenn VIII, 26, 7 nach
der früheren Jagaticäsur die Silben 5 — 7 die Gestalt suvlräv haben,
so ist kein Grund, hier eher --- als - — zu erwarten (vgl. die
Materialien bei A. 198. 200). Unter den übrigbleibenden Stellen
sind zwei Drittel einander sehr ähnlich : es liegt jedesmal im Gäyatri-
ausgang mehrfach wiederholtes deväv asvinä, dann devtiv nrvate,
devav addhhä., deväv dsurCi^ deväv dndhasah vor. Unter diesen
Umständen möchte ich bezweifeln, daß das doch immerhin recht
häufige Aussehen des Pädaschlusses ---h (Arnold 159, vgl. 204)
hier zur Grundlage textkritischer Operationen gemacht werden darf.
Eine gewisse Gewöhnung der Liedverfasser an den eben beschriebenen
Typus ist denkbar genug; sie ist wohl hinreichend, eine über das
normale Verhältnis hinausgehende Häufigkeit von -aw-Dualen unter
den Belegen des Pädaausgangs - - - ^ begreiflich zu machen. Sollte
ich aber das Gewicht jener Stellen unrichtig einschätzen, so würden
sie doch immer nur Änderungen herausfordern, die ihnen genug
täten, ohne den Gesamtbestand der Dualformen anzutasten. Soll
nach Anleitung von VI, 63, 1 für diese Stellen ein -ä, das
vor folgendem Vokal verkürzt wäre, vermutet werden? Die vielen
dann entstehenden Fälle von Hiatus sprechen nicht dafür. Wäre
vielmehr an Formen auf -av zu denken, die man - — etwa als neben
den Dualen auf -a nach dem Muster des Verhältnisses von -ä und
■äv neugebildet — wohl würde verstehen können?^) Daß in der
Überlieferung diese Formen durch die auf -äv verdrängt wären,
ließe sich ja begreifen. Aber, wie gesagt, für das Wahrschein-
lichste möchte ich halten, daß die geringfügige metrische Uneben-
heit ohne alle Textänderung hinzunehmen ist.
1) Vgl. Bartholomae, Idg. Forsch. V, 217 ff.; Grdr. der Iran. Philol.
I, 127.
759
Die grammatischen Kategorien in ihrem Verhältnis
zur KausaUtät.
Eine Untersuchung am Malayischen.
Von
W. Planert.
Betrachtet man den malayischen Wortschatz, so gewahrt man
sogleich einen aucrenfällicren Mansfel an ünterscheiduncr der Rede-
teile : Substantiv, Adjektiv, Verb, Präposition, Konjunktion, Adverb
werden durch ein und dieselbe Form zum Ausdruck gebracht.
Einige Beispiele mögen diese, uns an eine gleichsam prähistorische
Zeit des Sprachlebens erinnernde Eigenart erläutern : Es bedeutet
djalan „Weg, gehen", sampei , ankommen, bis, bis daß", hendak
„Wille, wollen, um zu", banjak „viel, Menge, sehr", brani „wagen,
Mut, kühn", dalam „die Tiefe, tief, innerhalb", Mdup lebendig,
leben, das Leben", sama „ähnlich, Ebenbild, mit", habis „zu Ende
sein, dann", atas „Oberfläche, oben auf", asal „Ursprung, zuerst".
Nach der Grammatik sind mandi und maJcan Verba, jedoch ihre
genetivische Anwendung in ajer mandi „Badewasser" und rumah
makan „Gasthof" kennzeichnet sie auch als Substantiva.
Dies macht den Eindruck, als ob man es im Malayischen
wirklich mit undifferenzierten Wurzeln zu tun habe, aus denen sich
die aus unseren Sprachen gar nicht wegzudenkenden Redeteile noch
spalten können. Aber auch das Malayische steht den grammatischen
Kategorien nicht mehr ganz fremd creaenüber: aus den undiiferen-
zierten Lautgebilden ist als erster und einziger Keim der nominale
Ausdruck (Substantiv und das von diesem nur durch den Bedeu-
tungsinhalt des Woi'tes unterschiedene Adjektiv) hervorgewachsen.
Bevor wir diese Tatsache eincrehend begründen , ist es doch wohl
angebracht, einmal zu fragen, warum denn überall dort, avo eine
Entwicklung der Redeteile ansfebahnt wird, gerade die nominale
Auffassung sich geltend mache, und nicht die geringste Spur eines
eigentlichen Verbs aufzufinden sei. Ist man da nicht zu der An-
nahme berechtigt, daß es überhaupt keine undifferenzierten Wurzeln
jemals gegeben, sondern den Urelementen der Sprache von Anfang
an die nominale Natur innegewohnt habe?
760 Planert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität.
Da uns bei dieser Entscheidung die spraciilichen Tatsachen im
Stiche lassen, so können wir nur mit psychologischen Wahrschein-
lichkeiten operieren. Wundt, welcher sich für die Ursprünglichkeit
der Gegenstandsbegritfe ausgesprochen hat, führt ungefähr folgendes
an: „Die Unterscheidung des Gegenstandes von seiner räumlichen
und zeitlichen Umgebung muß der Unterscheidung der Merkmale
desselben und ihres AVechsels notwendig vorangehen. — ■ Die Eigen-
Schaft ist abstrakter als der Gegenstand , weil die konkrete Vor-
stellung, an die sie jedesmal gebunden wird, unbestimmt bleibt.
Der Zustand ist wieder abstrakter als die Eigenschaft, weil bei
ihm sowohl der Gegenstand selbst wie die Summe der ihm in
einem gegebenen Augenblick zukommenden Eigenschaften nur durch
die Beziehung zu seinem Verhalten in anderen Momenten bestimmt
ist. — Diesem Verhältnisse entspricht es, daß das Nomen sub-
stantivum in der Sprache aller Völker der eigentliche Träger des
Gedankens und dass es diejenige Wortform ist, die sich immer und
überall vollständig entwickelt hat, während die anderen, namentlich
das Verbum, in vielen Fällen mehr oder minder unausgebildet ge-
blieben sind." Durch diese Überlegung ist natürlich die Möglich-
keit undifferenzierter Wurzeln noch nicht aus der Welt geschafft.
Erst eine in sich geklärte und widerspruchslose Theorie des Ur-
sprungs der Sprache wird das letzte Wort abzugeben haben.
Seine Neigung, nichts als nominale Ausdrücke gelten zu lassen,
zeigt das Malayische zuerst durch die Art und Weise , in der es
bei der Entlehnung von Präpositionen und Verben aus dem Sanskrit
bezw. Arabischen verfahren ist : '^^ padd Ort, Stelle > pada an,
bei; ^T^ särtha Gesellschaft, Karawane ^ serta mit; ^^W kä-
rana Ursache , Grund ^ kärena wegen , durch ; ■^^xm sabab Ur-
sache , Grund ^ sebdb wegen , durch ; ^^T kathd Gespräch,
Rede ]>■ kata sprechen ; ^^ cabda Laut , Schall > sabda be-
fehlen ; f^«ffT cintä Gedanke , Sorge > tjinta besorgt sein ; ^^
dosa Fehler , Vergehen ^ dosa fehlen. Warum übernahm nun
das Malayische nicht die eigentlichen Präpositionen und Verba, die
ihm doch jederzeit zur Verfügung standen? Wenn wir hierin
nicht eine bloße Zufälligkeit erblicken wollen, und das wird schwei'-
lich angehen , so müssen wir annehmen , daß die nominale Aus-
drucksweise dem Malayischen die angenehmste, weil allein ver-
ständliche , ist. Diese Vermutung wird am besten durch den
Gebrauch der Possessivsuffixe begründet, durch einen Gebrauch, der
für unser Sprachempfinden geradezu unerhört ist. Die malayischen
Possessiva sind -ku mein, -mu dein, -nja sein, während die per-
sönlichen Fürwörter aku (resp. hamba., beta^ saJija), angkau und
ija {i'a, dia) lauten. Beispiele: runiah-ku mein Haus, bapa-mu
dein Vater, kaki-nja sein Fuß. Das Merkwürdige hierbei ist nun,
daß diese Possessiva nicht nur an Substantiva angehängt werden,
i
Planert, Die gramin. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität. 761
sondern ebenso gut aiich an Präpositionen , eine Negation und
Verbalformen des Aktiv und Passiv. Beispiele: Die Grammatik
führt ulih als Präposition mit der Bedeutung „durch" an; dem-
nach sind Konstruktionen wie ulih radja „durch den König" und
ulih amjkau „durch dich" vollkommen einwandsfrei. Was fangen
wir aber mit Bildungen wie ulili-ku etc. an ? Daraus geht doch
hervor, daß ulih nichts weiter als ein Substantivum sein kann.
Das Verbum bulih (= ber-ulih) „können" zeigt, daß ulih „Kraft,
Vermögen" bedeutet. Mithin heißt ulih-ku nicht „durch mich",
sondern einfach „meine Kraft". Ebenso bedeutet pada-mu „dein
Ort = bei dir" und serta-nja „seine Gesellschaft = mit ihm".
Als Negation fungiert unter anderen hukan, z. B. bukan-lah
ija anale hamba „er ist nicht mein Kind". Was aber, wenn das
Malayische keinen Anstoß daran nimmt, folgendes zu sagen :
bukan-nja orang itu anak-buah beta „jene Leute sind gar
nicht meine Vasallen". In wörtlicher Übersetzung heißt das: „seine
Nichtexistenz Leute jene Vasallen von mir" , wobei das nja nur
auf das Kommende hindeutet.
Die Grammatik bezeichnet dutang als Verb mit der Bedeutung
„kommen". Wenn dies richtig wäi-e, müßte folgende Konstruktion
unmöglich sein: deri mana datang-mu „woher kommst du?", denn
die einzig richtige Übersetzung muß natürlich „woher dein Kommen
resp. deine Ankunft" lauten. Die Grammatik gibt ferner an, daß
mit Hilfe des Präfixes di passivische Ausdrücke gebildet werden,
z. B. lihat „sehen" > di-lihat „gesehen werden". Dieser Auffassung
würde ein Satz wie di-titah-kan-lah ulih baginda „es wurde be-
fohlen vom König" nicht im Wege stehen. Aber schon ein rumah
di-viakan api „das Haus wurde verzehrt vom Feuer" wäre un-
erklärlich , da das alleinstehende ajn nie und nimmer „vom
Feuer" bedeuten kann. Di ist Präposition und entspricht unserem
„in"; der ganze Satz heißt demnach: „das Haus (ist) im Ver-
zehren des Feuers" oder „das Haus ist der Verzehr - Ort des
Feuers". Dies stimmt genau zu der genitivischen Konstruktion
des Malayischen, z. B. orang hutan „der Mensch des Waldes".
Daß diese Auffassung wirklich die des Malayischen ist , beweist
das Possessivsuffix nja., z. B. andjing di-pukul-nja „der Hund
(ist) in seinem Schlagen" oder „der Hund (ist) sein Schlag-Ort"
d. h. „der Hund wird von ihm geschlagen". Ebenso sagt man in
vollkommener Übereinstimmung mit itu anak-nja radja „das ist
sein, des Königs, Kind" auch aku di-sambut-nja baginda „ich
(bin) in seinem , des Königs , Empfangen = ich bin sein , des
Königs, Empfang-Ort = ich wei'de vom König empfangen". Ferner
findet sich: di-kedjar-nja akan babi „sein Verfolg-Ort betrefis des
Schweines = das Schwein wird von ihm verfolgt" oder di-terkam-
lah ulih babi itu akan dia „der Anfall- Ort der Kraft jenes
Schweines (ist) in bezug auf ihn = er wird von jenem Schwein
angefallen". Käme einem di-pukul wirklich passive Bedeutung zu,
762 Planert, Die gramm. Kategorien in ihr. Vcrhältn, z. Kausalität.
SO wären derartige Konstruktionen mit alcan ,zu, betreffs" geradezu
unsinnig. Statt der Präposition di „in" ist bei dem sogenannten
Passiv auch ha „hin zu" mit nachfolgendem Suffix -an in Ge-
brauch, z. B. hamba Jca-pukul-an orang ,ich komme zum Schlagen
der Leute, ich (werde) der Schlag- Ort der Leute, ich werde von
den Leuten geschlagen". , Ka-jjukul-an ist rein nominal wie Ica-
ada-an „Zustand, Existenz" (von ada sein) und ka-lari-an „Flucht"
(von lari „weglaufen").
Eine andere Möglichkeit , scheinbar passive Ausdrücke zu
bilden , besteht darin , daß die Vorsilbe vie , welche den Begriff
spontaner Tätigkeit verleiht, unterdrückt wird, und die persönlichen
Fürwörter als Possessiv präf ixe aufgefaßt werden; dabei treten
an Stelle der orthotonierten Formen aku und angkau die prokli-
tischen ku und kau. Beispiel: aku men-tjahari kuda-mu „ich
suche dein Pferd" > kuda-mu ku-tjahari „dein Pferd ist mein
Suchen, d. h. dein Pferd wird von mir gesucht". Die nominale
Natur des ganzen Ausdrucks wird durch das Präfix per bezeugt,
welches — wie die Grammatik zu sagen pflegt — als Mittel zur
Substantivierung dient: arta ku-per -ulih deri-pada men-tjuri
„Schätze sind meine Erwerbung vom Stehlen, Schätze werden von
mir durch Stehlen erworben", von ber-uUh „erlangen, erwerben".
Ku-per-ulih ist im letzten Grunde von per -ulih- an-ku „mein Er-
werb" nicht verschieden.
Was ferner das Präfix ter anbelangt , so ist seine Funktion,
eine Art passiven Partizipiums zu bilden, rein zufällig, z. B. maka
ter-lihat-lah ulili suami-nja rupa istri-nja itu „und es wurde ge-
sehen von ihrem Gemahl die Gestalt seiner Gattin". Eigentlich
enthält tet% wie Misteli es ausdrückt, nur den Begriff unfreiwilligen
Erleidens und Geratens in eine Lage, an den sich leicht derjenige
des unabänderlichen Fertig- und Abgeschlossenseins hängt: lalu
hamba ter-tidor karna hamba mabuk „darauf (war) mein fertiges
(beendetes) Einschlafen wegen meines Trunkenseins , d. h. darauf
schlief ich ein, denn ich war trunken". Demnach bedeutet der
vorige Satz etwa: „und die Gestalt der Gattin ist der gewesene
Anblick (das Gesehene) seitens des Gemahls".
Auch der Imperativ ist weit davon entfernt, verbaler Natur zu
sein, z. B. kipas ulih-mu api itu „das Anfachen deiner Kraft jenes
Feuers (möge sein), das Anfachen jenes Feuers (sei) durch dich".
Was sollte wohl ein ulih-mu, wenn /a};as unserem „fach an"
gleichkäme '?
Das schon erwähnte Präfix per macht zum Substantiv, z. B. sembah
„verehren" ~y- per-semhah „Geschenk, Huldigung"; tangkap, ergreifen"
'^ per-angkap „Falle, Schlinge". Dasselbe Präfix erscheint nun auch
im Imperativ per-huat-lah „mache doch" , wodurch wiederum die
nominale Natur der sogenannten Befehlsform außer Frage gestellt ist.
Schließlich finden wir das Zahlwort sa „ein", das naturgemäß
nur vor einem Nomen stehen kann, auch in Verbindung mit Prä-
Planert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität. 763
Positionen , Konjunktionen und Adverbien , z. B. sa-belum sahja
sampei dia mati , bevor ich ankam, starb er" , dia inari sa-hlah
sahja „er kommt zu mir her". Es bedeutet sa-helum „ein Noch-
nicht-sein" und sa-hlah „eine Seite".
Gemäß all diesen Erörterungen sind wir nicht mehr berechtigt,
von undifferenzierten Wurzeln des Malayischen zu reden. Die uns
zugängliche Sprache enthält nichts mehr und nichts weniger als
nominale Ausdrücke. Auch die Personalpronomina, die ja zweifellos
aus Demonstrativpartikeln entstanden sind, werden als „Meinheit,
Deinheit usw." aufgefaßt. Die von der Grammatik hervorgezauberten
Verba müssen jedoch bei linguistischen Betrachtungen außer Spiel
gesetzt werden. Ob dies der urspi'üngliche Zustand einer primitiven
Sprache sei, das ist eine Frage, die wir schon oben unbeantwortet
gelassen haben.
Nun ist die Substanz das Tote, die Tätigkeit hingegen Leben,
und prädikative Synthesis, welche die Energie des Satzes ausmacht,
ist wesentlich auf dem Voi'handensein von Tätigkeitsbegriffen be-
gründet. Man kann sich daher leicht ausmalen , welche Starrheit
und Leblosigkeit im Bau der malayischen Rede herrschen muß.
Der hier folgende Text mag zur Verdeutlichung des bisher
Ausgeführten dienen:
Ada Tcapada suatu hart sa ^orang pem-huru masok
Seiend an einem Tage, ein-Mensch Jäger hineingehend
ha hutan lalu mem-buru ija her-keUling huian itu maka lalu
in Wald, dann jagend er umher in Walde jenem, und dann
ber-temu-lah ija dengan sa ^eJcoi' kidjang maka di-
zusammenti'effend er mit ein-Schwanz ') Reh, dann sein
kedjar-nja akan kidjang itu serta di-panah-nja sa-
Verfolg-Ort bezüglich Rehes jenes mit seinem Schieß-Ort, ein-
teldh mati maka di-anghat-nja handak di-
Vergangeues sterbend, dann sein Wegnehm -Ort, wünschend in
bawa-nja pulang sa-telah sampei ka
seinem Bringen zurückkehrend, ein-Vergangenes ankommend zu
tengah djalan maka ber-temu-lah ija pula dengan sa ekor
Mitte Weges, dann zusammentrefiend er auch mit ein-Schwanz
babi hutan maka kidjang itu-pun di-letak-kan-nja
Schwein Waldes, dann Reh jenes-ja in seinem Niederlegen,
lalu di-kedjar-nja akan babi hutan itu lalu di-
dann sein Verfolg -Ort betreffs Waldschweines jenes, dann in
panah-nja tiada-lah kena maka handak
seinem Bogenschießen, nicht stattfindend treffend, dann wünschend
1) Eins der vielou dem Maugel an Abstraktioasvermögeu abhelfeudeu
Numerati ve.
764 Flattert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität.
di-panah-nja sa-kali lagt maka di-terkam-Iah uleh
in seinem Schießen ein Mal noch, dann der Anfall-Ort der Kraft
babi itu akan dia serta di-gigit-nja maka
Schweines jenes in Bezug auf ihn mit seinem Beiß-Ort, dann
mati-lah ija ber-sama-sama dengati babi itu akan-tetapi
sterbend er zusammen mit Schwein jenem, da nämlich
anak panah itu ada djuga ter-kena kapada
das Kand des Bogens jenes seiend auch GetroflFenhabender an
bitsar-nja jcing di-tangan pem-buru itu.
Bogen-seinem welcher in der Hand Jägers jenes.
Maka sagala hal itu ada-lah di-lihat uleh
Und ganzer Vorgang jener seiend im Sehen der Kraft
sa 'ekor srigala maka ber-lari ija datang serta ber-kuta
ein- Schwanz Schakals, dann laufend er kommend mit Sprechen
'■'■bahwa sa-puloh hari lama-nja tiada-lali aku
"Siehe, ein-Zehner Tag seine Dauer nicht stattfindend ich
men-tjahari viakan-an lagi" serta datang-lah ija meng-kampir-i
suchend- Nahrung i) mehr" beim Kommen er sich-nähernd-
pem-buru itu maka di-gigit-nja tali busar itu m,aka
Jäger -jenem 2), dann sein Beiß-Ort Bogenschnur jene, dann
tiba-tiba anak panah itu-pun datang-lah menikam srigala
plötzlich Bogenkind jenes kommend durchstechend- Schakal-
itu maka ija-pun mati-lah Ttiaha djikalau kita terlalu
jenen ä), dann er- ja sterbend, so wenn wir sehr
tema'a dan handak ber-lebeh-lebeh nastjaja ada-lah hal
habsüchtig und wünschend mehr besitzend wahrlich seiend Lage
kita saperti hakajat pem-buru dengan srigala itu
von uns gleichwie Geschichte Jägers mit Schakal jenem
ad,a-nja.
ihr Sein.
Eines Tacres dncr ein Jäger in den Wald hinein und jagte im
Walde herum. Er traf mit einem Reh zusammen. Da wurde das
ßeh von ihm verfolgt und (mit dem Pfeil) geschossen. Dann
starb es. Es wurde von ihm weggenommen. Er wünschte , es
nach Hause zu bringen. Nachdem er die Hälfte des Weges zurück-
crelecrt hatte, traf er auch mit einem W^aldschwein zusammen. Da
wurde das Reh von ihm niedei'gelegt. Das Waldschwem wurde
von ihm verfolgt. Es wurde von ihm geschossen. Es fand nicht
statt, daß er traf. Da wünschte er, daß von ihm noch einmal
1) ich nahrungsuchend oder mein Suchen der Nahrung.
2) er jägernahend, sein Demjägernahen (findet statt),
3) schakaldurchstechend.
I
Planert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität. 765
geschossen würde. Er wurde von dem Schwein angefallen und
gebissen. Dann starb er zusammen mit jenem Schwein, da nämlich
der Pfeil auch getroflen hatte an seinem Bogen, welcher in der
Hand des Jägers war. Der ganze Vorgang wurde von einem
Schakal gesehen. Er kam gelaufen und sprach: „Siehe, zehn Tage
lang suche ich keine Nahrung mehr." Als er kam, näherte er sich
dem Jäger. Dann wurde die Bogensehne von ihm gebissen. Plötzlich
durchstach der Pfeil den Schakal. Da starb er. So ist, wenn wir
sehr habsüchtig sind und immer mehr begehren, unsere Lage sicherlich
wie die Geschichte vom Jäger und Schakal.
Diese Alleinherrschaft der nominalen Ausdrücke läßt sich nicht
nur für das Malayische, sondern auch für jede andere der soge-
nannten primitiven Sprachen mehr oder weniger deutlich beweisen.
Man könnte den Einwand machen, daß z. B. die malayischen
Suffixe ku, lim. nja uns nur wie Possessiva vorkämen, in Wirk-
lichkeit jedoch ein Ersatz des auf die eigene Pei'son resp. den
Mitunterredner deutenden Gestus seien. Dem widersprechen aber
viele Sprachen, in denen die nominalen Ausdrücke durch Artikel
bezw. Genusexponent gekennzeichnet werden, z. B. das Nama, Ephe
und Samoanische. Im Hottentottischen heißt sl-ta „ich komme hin"
und sl-ta nl „ich werde hinkommen"; Ausdrücke, die man zuerst
als verbal ansprechen könnte. „Bis daß ich hinkommen werde"
wird jedoch mit sl-ta nl-S gose „bis zu meinem künftigen Hin-
kommen" wiedergegeben, wobei also si-ta-ni-s als Substantiv gleich-
wie khöi-s „Mensch-sie =^ die Frau" gedacht ist. Jesuh dl be-
deutet „Jesus tut" und Jesuh go di „Jesus tat jüngst." Andrerseits
sagt man Jesuh go dl-ttCl „des Jesu jüngst ausgeführte Taten" in
Übereinstimmung mit khöi-na „die Menschen." (Vgl. mein „Hand-
buch der Nama-Sprache" pag. 22 u. 23.) Das Ephe duldet ohne
weiteres ein ame si-wo dovö wu la we didi „das Begräbnis der
Leute, welche eine böse Krankheit tötete", wobei ame si-wo do-vq
wu la „Mensch wo-sie Krankheit-böse töten der" einem fia la in
fia la we /o „Könige dem von Haus, das Haus des Königs" entspricht.
Im Samoanischen tritt uns im Futurum, dessen Tempuscharakter
ä ist, der Artikel 'o le (z. B. 'o le fale das Haus) entgegen : 'o le
ä mätou ö oder ^o le ä 5 i mätou „wir (exTfl.) werden kommen."
Man könnte sich das Letztere ungefähr als „die Absicht unser
Kommen" denken.
Was lehrt nun die hochwichtige Tatsache, daß es primitive
Sprachen gibt, die nichts von Kausalität atmen, hinsichtlich des
Denkens der betrefi"enden Völker? Von linguistischer Seite (so z. B.
von F. N. Finck) wird gefolgert, daß nur die Indogermanen und
Semiten, sonst aber kein anderes Volk, kausal dächten. Diese Be-
hauptung muß von vornherein als sehr zweifelhaft hingestellt werden,
da man eine für sie unbedingt notwendige, jedoch unbewiesene
Voraussetzung als schlechthin selbstverständlich angenommen hat.
Diese lautet: „Die Sprache ist ein in jeder Hinsicht getreues
7ö6 Flanert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität.
Abbild, geradezu die Photographie des menschlichen Geistes. Die
Formen, in denen wir denken, sind mit dem Gedanken selbst
identisch.'' Aber ein solcher Beweis kann überhaupt nicht erbracht
werden, da der Satz, wie wir bald zeigen werden, irrtümlich ist.
Man geht von der Meinung aus, daß eine größere Kraft des
Willens das subjektive Verb erzeugt habe,- und die daraus folgen-
den Beziehungsausdrücke dann allmählich bei den Individuen das
Kausalitätsgefühl erweckt hätten. Ein Volk, dessen Sprache nichts
von derartigem wüßte, könne mithin auch nicht kausal denken. Daß
ein Chinese nicht einen Pfennig für unsere Kausalität ausgeben würde,
zeigt er, so sagt man, am deutlichsten am Pidgin-English. Da heißt
es z. B. jicst now my wantchee smokum pipe statt jiLst noiv I want
to smoke a pipe. Meint man nun in allem Ernst, daß ein solches
Radebrechen geeignet sei, über die Denkart eines Volkes Aufschluß
zu geben? Man sollte sich doch vergegenwärtigen, daß es einem
nicht kausal denkenden Menschen rundweg unmöglich wäre, eine
Sprache wie die unsrige zu erlernen. Der Chinese sowohl wie
der Neger usw. zeigen jedoch ein volles Verständnis für unsere
grammatischen Kategorien und gebrauchen «mir" und „mich" oft
richtiger als mancher Deutsche. Der Irrtum Finck's beruht darauf,
daß er die Wurzeln der Kausalität da zu finden glaubt, wo sie über-
haupt gar nicht aufzusuchen sind.
Die Psvchologie lehrt die Entstehung des Kausalitätsgefühls
'D'" ' " " ^^ ^*^w.*.Q ^ ^ „.J ^^...»..v^j^v
ungefähr in folgender Weise: Der höhere Tastsinn, wie er nur
bei Handtieren sich entwickeln konnte, hält unablässig die Acht-
samkeit auf den eigenen Leib wach, regt stets wieder dessen Ver-
gleichung mit anderen Gegenständen an und ruft so das Ichgefühl
hervor. Ähnlich wie der Tastsinn wirkt auch der häufige Gebrauch
von Werkzeugen. Man kann sich sehr leicht denken, daß der Ur-
mensch bei seinen ersten Gehversuchen in aufrechter Stellung
irgendeinen Ast als Stütze benutzt habe.
Zur Ichsphäre gehöi'en nun neben den anderen Innervationen
insbesondere auch jene leisen Willensregungen, die das Wesen der
Apperzeption ausmachen. Da die im Ich eingeordneten Vor-
gänge sonst gar mannigfaltig sind, und einzig die Apperzeption, die
zu jedem energischen Erleben tritt, allezeit als derselbe
Vorgang verspürt wird, so bleibt gerade sie das für die Ichheit
konstante Element. Jetzt schließen sich die apperzipierten Sensationen
sämtlich zu einem Ring des Erinnerns aneinander. Die Serie der
apperzipierten Vorstellungen schafi't die zw^eite Stufe der Ichheit,
die Persönlichkeit; sie ist dem Momentanich gegenüber ein
Gedächtnisphänomen. Die fortlaufende Erinnerung verbietet nun,
das Ich als eine bloße Serie zu fassen, und läßt es nicht mehr als
Ding, sondern als Substanz erscheinen. Und damit sind seine
Elemente nicht mehr bloße Bestandteile, sondern Eigenschaften —
oder Handlungen, soweit Bewegungsempfindungen ihr Wesen
ausmachen. Handlungen nämlich werden die motorischen Er-
ff
Planert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität. 767
scheinungen des leb durch das Gefühl von Spontaneität, welches
dem Menschen wenigstens die „willkürlichen" Bewegungen zu be-
gleiten scheint; und die Folge von Innervation und Bewegung ist
nicht mehr ein einfaches Aufeinander, sondern ein Auseinander,
ein Di e s d ur ch j e n es: die Kausalität ist geboren. (Man vgl. das
vortreffliche Buch meines Freundes Dr. Julius Schultz, Psychologie
der Axiome. Göttingen, 1899.)
Wir sehen also, daß sich das kausale Denken im Menschen
nicht etwa durch Entwicklung der crram malischen Kateororien we-
bildet hat, sondern daß sein Ursprung ganz außerhalb der Sprache
gelegen ist. Es ofl'enbart sich uns hier eine „Diskongruenz'
zwischen Denken und Sprechen, die sicherlich nicht von allem Anfang
an bestanden hat. Der Charakter der Sprache ist eben nicht, wie
Finck in seiner „Klassifikation der Sprachen" auszuführen sucht,
durch und durch undinglich; es kommt auch der Sprache ein
ofewisses selbständisres Dasein zu. Und in diesem ist sie zu kon-
servativer Natur, als daß sie in der Ausbildung ihrer Formen mit
der Entwicklung des menschlichen Geistes gleichen Schritt hätte
halten können. In der Alleinherrschaft der nominalen Ausdrücke
haben wir ein Erinnerungszeichen an ein Entwicklungsstadium zu
erblicken, dem der menschliche Geist schon längst entwachsen ist.
Auch in der Sprache gibt es Petrefakten eigentlichster Ai"t !
Erst allmählich trägt der kausal denkende Sprecher Spuren
solchen Denkens in seine Sprache hinein. Diese werden natürlich
um so deutlicher sein, je stärker das Kausalitätsgefühl ist. Auf
ursprünglicher Stufe identisch mit dem Gedanken, bleibt die Sprache,
deren Tradition sich dem Menschen gebieterischer und unabweis-
licher aufdrängt als jede andere, im Rückstande; aus der völligen
Identität ist im Laufe der Zeit nur eine Ähnlichkeit, wenn auch
eine sehr große, zwischen Sprechen und Denken geworden. Dann
findet wieder ein ziemlich vollständiger Ausgleich statt: der
künstlerische Indogermane hat sich die Sprache seinem Denken
anzupassen verstanden. Er drückt ihr nicht nur den Stempel seines
stark ausgeprägten Kausalitätsgefühls, sondern auch seiner ganzen
Weltanschauung auf. In geistreicher Weise macht hier Finck darauf
aufmerksam, daß die so entstandenen Ausdrücke oft gecren alle
Logik verstoßen, z. B. „ich sterbe" statt „ich werde gestorben",
„ich höre Musik" statt „MiTsik drängt sich meinem Gehör auf."
Aber wie charakteristisch sind sie arerade deswegen für das Indi-
vidualitätsgefühl des Sprechers! Die Sprache ist jedoch niemals
zu einem bloßen Verständigungsmittel herabgesunken; sie war und
ist ein Abdruck des menschlichen Geistes , wenn auch kein unter
allen Umständen zuverlässiger.
Gerade die Ubergangsformen zur Verbalbildung in den meisten
Sprachen müssen auf den Sprachforscher einen besonderen Reiz
ausüben. Mittelst ihi'er kann er in jene nebelhafte Vorzeit des
sprachlichen Lebens zurückschauen , wo der Logos eben erst ent-
768 Plunert, Die gramm. Kategorien in ihr. Verhältn. z. Kausalität.
standen war. Da findet er die Sprache einer nur Bilder
schauenden, noch äußerst wenig kausal denkenden Menschheit.
Der priraitivie Mensch sagte weder „sie töten den Gefangenen"
noch ,der Gefangene wird von ihnen getötet" , sondern einfach,
gleich als ob er den Namen eines angeschauten Gegenstandes zu
nennen hätte, ,ihre Tötung des Gefangenen". Durch Verbindung
von Pronominalformen mit dem Wortstaram und Beifügung von
Hilfswörtern hat sich das Nomen allmählich in Nominal- und Ver-
balformen differenziert. Am längsten verharren die Nominalaus-
drücke, wie Wundt in seiner , Völkerpsychologie" ausführt, an
Stelle von transitiven Verbalbegriffen, des Passivum iind Reflexivum,
des Perfektum und von Nebenbestimmungen des Satzes. Die ersten
Anzeichen kausalen Denkens in der Spi'ache werden durch Kasus-
unterscheidung mittels Wortstellung hervorgerufen. Wir müssen
uns nämlich erinnern, daß die Merkmale, die den formalen Wert
eines Wortes bestimmen , nicht allein Bildungsmerkmale sind,
sondern auch rein syntaktischer Natur sein können. Es sind die
Kasusformen der inneren Determination (Nom., Akk., Gen., Dat.),
welche anfangen, einen bestimmten Platz im Satze für sich zu be-
anspruchen^). Was das Malayische betrifft, so kann einzig und
allein dem Genetiv eine ausnahmslos zugehörige Stellung zugeschrieben
werden , denn auch die Regel , daß im prädikativen Satzverhältnis
das Objekt seinem Verbum folge, wird keineswegs immer beachtet,
z. B. supaja rahasija itu djancjan lagt sa-orang pun tahu „damit
Geheimnis jenes nicht weiter ein Mensch ja wisse".
1) Sobald eine solche Kasusunterscheidung eintritt, ist zwar der Verbal-
begrifF seiner Wortform nach noch immer indifferent, zerfällt aber in ein attribu-
tives und in ein Objekte bestimmendes Verbalnomen.
769
Über einen südlichen texttis amplior des Pancatantra.
Von
Johanucs Hertel.
Als Benfey vor nun 4o Jahren seine berühmte Übersetzung
des Paficatantra schrieb, lag ihm als Specimen der südlichen Re-
zensionen dieses für die allgemeine Literaturgeschichte wichtio-sten
Werkes der Inder nur die Bearbeitung des Abbe Dubois ') vor, die
eine Auswahl von Erzählungen aus nicht in Sanskrit geschriebenen
Fassungen enthält. „Ze choix que nous publions — sagt Dubois
S. VIII des Vorwortes — a ete extrait sur trois copies diffrrenfes^
ecrites l'une en tamoul^ Vautre en felougou, et La troisihne en
cannada, sous le titre de Pantcha-Tantra, qui signiße les cinq ruses.
Nous avons iire de cet ouvrage tous les apologues qui peuvent
interesser un lecteur europeen; et nous en avons omis plusieurs
autres, dont le sens et la morale ne pouvaient etre entendus que
par le tres-jyetit nombre de personnes versees dans les usaqes
et les coutumes indiennes auxquelles ces fahles fönt allusion'^ .
Neben diesem für streng philologische Zwecke wenig geeigneten
Hilfsmittel, das bei der BeschaiFenheit der anderen indischen
Paiicatantra-Texte, die Benfey vorlagen, im Verein mit diesen not-
wendig zu Trugschlüssen führen mußte, konnte der große Forscher
im Jahre 1876 eine moderne Abschrift eines älteren, in Sanskrit
geschriebenen südlichen Paiicatantra-Textes benutzen -), den Burnell
entdeckt hatte. Diese Abschrift hat sich nicht in Benfey 's Nachlaß
gefunden ; auch habe ich nach den wenigen bei Benfey aufgeführten
Zitaten aus dem Sanskrittext die Rezension nicht bestimmen können.
1) Le Pantcha-Tantra ou les cinq ruses, fables du Brahme Vichnou-
Sarma; aventures de Paramarta, et autres contes, traduits pour la premifere fois
sur les originaux indiens; par M. l'Abbe J.-A. Dubois, ci-devant missionnaire
dans le Meissour, membre de la Societe Royale Asiatique de la Grande-Bretagne
et de l'Irlande, de la Societe Asiatique de Paris, et de la Societe Littöraire de
Madras. Illustre de 13 eaux-fortes, par M. Leonce Petit. Paris, A, Barraud,
editeur, 23, rue de Seine. MDCCCLXXII. Diesen Titel trägt mein Exemplar.
Es ist aber deutlich ersichtlich , daß das ganze Werk noch der erste Druck ist,
der 1826 erschien und Benfey vorlag. Nur der Titel ist ein Neudruck.
2) Kalilag u. Damnag, S. XI. CV flf.
770 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
die seine Hs. wiedergibt. Denn s(3viel steht bereits fest, daß ■ —
wie bei dem Alter des S. P. nicht anders zu erwarten war — auch
im Süden heute mehrere Sanskrit-Rezensionen vorhanden sind. Bis
jetzt lassen sich — wenn man von kleineren Vei'schiedenheiten ab-
sieht — deren mindestens fünf unterscheiden. Von diesen ist die
älteste^) so schlecht und lückenhaft übei-liefert, daß eine Ausgabe
von ihr nicht möglich ist. Ihre Lückenhaftigkeit, die eben in
Verbindung mit einer Vergleichung des Tanträkhyäyika ihr Alter
bezeugt, war offenbar für die südindischen Pandits die Veranlassung,
den Text durch Überarbeitung wiederherzustellen. Denn die meisten
Bearbeitungen zeigen verschwindend wenig Interpolationen, dagegen
eine Unmenge von Varianten in den Strophen und namentlich in
der Prosa. Die verbreitetste Rezension, die ich meiner Ausgabe
zugrunde gelegt habe, düi'fte eine Telugu-Fassung sein, von der ich
6 Hss. besitze, deren Originale in Madras liegen, und die wieder
in drei verschiedenen Bearbeitungen vorliegt. Diese Rezension steht
inhaltlich der ältesten am nächsten, hat öfters auch ihr gegenüber
im Wortlaut das Ursprünglichere. Die dritte, von Haberlandt sehr
unzuverlässig edierte (y), zeigt schon größere Interpolationen : eine
vierte in Tanjore befindliche minderwertige Fassung (6) bietet neben
starker Umarbeitung im einzelnen als III, 6 die bisher im Pancatanti'a-
Kreise nur aus Pürnabhadra (III, 8) und Meghavijaya (III, 9) be-
kannte MBh-Episode vom frommen Tauber. Sie ist aber hier wie
in Meghavijayas Fassung in Prosa umgesetzt, im Wortlaut jedoch
von der seinen verschieden.
Weitere Interpolationen von Erzählungen kommen in den mir
bekannt gewordenen Hss. der vier genannten Rezensionen nicht vor.
Ganz anders verhält es sich mit derjenigen Rezension, über
die im folgenden berichtet wird. Sie ist in einem einzigen, in
meinem Besitze befindlichen sehr stark zerfressenen Palmblatt-Ms.
überliefert, einem Geschenk des Herrn Prof. v. Manko wski-). Das
Ms. bezeichne ich mit X, die Rezension, die es enthält, mit §. Aus
einigen Stellen des Textes (vgl. die Erzählungen I, 3. 10. 11. III, 8.
1) Vgl. über die Rezensionen meine Ausgrabe des S. P. (AKSGW., phil.-
hist. Kl., Bd. XXIV, NO V), Einl. S. XXIV ff.
2) Am 16. Juli 1902 hatte Prof. v. Mai'ikowski die Güte, mir mitzu-
teilen, daß er vier Hss. des S. P. besitze, die ihm Prof. Hultzsch versch.ifft
habe, und weiter zu bemerken: ,A, B und C weisen die bekannte Recension
des südlichen Pancatantra auf, X dagegen ist sehr umfangreich und enthält eine
ganze Menge unbekannter Sloka und Erzählungen , mithin eine abweichende
(spätere) Recension des S. P. Leider ist X außerordentlich fehlerhaft, und da
dieser Codex auch Lücken aufweist, so ist an eine Ausgabe desselben nicht zu
denken; dagegen möchte ich wenigstens eine Inhaltsangabe dieser unbekannten
Recension veröffentlichen". Um so dankbarer habe ich es anzuerkennen, wenn
er mir aus freien Stücken am 28. Juli 1904 schrieb: ,im Interesse der Sache
selbst würde ich mir daher ein Gewissen daraus machen, wollte ich Ihnen
meinen Codex X vorenthalten, zumal ich schwerlich dazu kommen werde, etwas
darüber zu veröffentlichen", und wenn er mir dann zunächst seine Abschrift
zur Benutzung sandte und mir später das Original zum Geschenke machte.
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra. 771
IV, 1 nebst den Anmerkungen) ergibt sich nämlich, daß noch mehr
Hss. dieser Fassung existiert haben müssen, obgleich es mir nicht
gelungen ist, solche zu finden.
Die Hs. ist ein Palmblattmanuskript in Granthaschrift und zählt
89 Blätter (Format 57X3,3 cm). Sie ist stark zerfressen, und die
Blätter sind ziemlich spröde, so daß sie an zerfressenen Stellen
immer mehr zerfällt. Um so wertvoller ist die im Besitze des
Herrn Prof. v. Maiikowski verbleibende sorgfältige Abschrift, die er
selbst zum Zwecke der Veröffentlichung gefertigt hatte, mir aber
dann freundlichst zur Benutzung überließ.
Der Text dieser Rezension nun ist aus dem ursprünglichen
Auszug ervs^eitert, auf den alle südlichen Sanskrittexte zurückgehen.
Indessen begnügt sich der unbekannte Bearbeiter nicht mit einem
Versuch, den alten Text wiederherzustellen, sondern er fügt eine
bedeutende Menge neuer Strophen und Erzählungen ein. Das zweite
Buch allerdings enthält in 'E, etwa 10 Strophen weniger, als die
gewöhnlichen Texte ; insgesamt aber übertrifft unsere Rezension sie
um ungefähr 160 Strophen, hat also etwa noch '/^ mal mehr Strophen,
als die anderen südlichen Passungen^). Den 33 (in T 34) Er-
zählungen der gewöhnlichen Texte dagegen stehen in | deren 86
gegenüber. Da Pürnabhadras Fassung in den ältesten Hss.
nur 77 Geschichten enthält, so ist unser § die an Erzählungen
reichste Fassung des Pancatantra überhaupt, selbst
wenn wir beachten, daß in ^ 2 Erzählungen 3 mal (I, 28 = III, 3
= IV, 2 und I, 39, cf. I, 5 und I, 36) und 2 andere 2 mal (I, 38
= I, 44 und I, 12, cf. I, 35) in mehr oder weniger verschiedenen
Fassungen vorhanden sind.
Daß der Schreiber der Hs. nicht mit dem Redaktor
der Fassung § identisch ist, ergibt sich daraus, daß im
Texte eine Menge von Fehlern auftreten, die ein Mißverstehen des
Originals voraussetzen. Ja der Schreiber unserer Hs. hat jedenfalls
selbst ein altes Original benutzt, wie mehrfache Lücken unseres
Textes beweisen; vgl. Bern, zu I, 3. 9. 10. 11. III, 8. IV, 1. Zu I, 10. 11
ist besonders die von Venkayya übersetzte Tamil-Bemerkung zu
beachten. Da nun die Farbe der Palmblätter unsres Ms. wie sein
vorhin geschilderter Zustand beweisen, daß es selbst ziemlich alt
ist, so dürfen wir schließen, daß die Rezension 'S, jedenfalls nicht
modern ist.
Unser südlicher textus amplior nun ist mit der
eingangs erwähnten Fassung des Abbe Dubois ver-
wandt. Die Einleitung ist hier wie dort erweitert, und ein ent-
sprechender wirklicher Schluß ist in beiden hinzugefügt, ähnlich
wie in Anantabhattas Kathämrtanidhi und in einigen späteren
Pürnabhadra-Hss. ^), mit dem Unterschiede jedoch, daß in unserer
1) Über die überschüssigen Strophen und Erzählungen s. unten S. 798 ff.
2) Vgl. ZDMG. 57, 693 ff. 56, 310 f.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 50
772 Uertd, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
Rezension auch in diesen Schluß noch einige Erzählungen eingefügt
sind. Während nun Dubois seine Kompilation für das größere
europäische Publikum schrieb und deshalb manche Erzählung aus-
schied, die ihm für seine Leser unpassend erschien^), haben wir in
unserer Sanskritfassung ein vollständigeres und also treueres Bild
seiner Quellen. Unsere Rezension ist viel vollständiger als Dubois'
Übersetzung. Andererseits sind die Abweichungen in den einzelnen
Erzählungen beider Fassungen immerhin sehr beträchtlich, wobei
unsere Sanskrit-Fassung meist den altertümlicheren Eindruck macht.
Nicht im S. P. ^ finden sich die Erzählungen Dubois S. 24. 117.
160. 169. 171. 173. Dagegen enthält ^ 38 Erzählungen, die bei
Dubois fehlen.
Dubois^) hat seine Auswahl getroffen ^sur trois copies
differentes , ecrites l'une en tainoul, Vautre en tehugou, et la
troisihne en cannada'^ . S. X sagt er über die Popularität dieser
volkstümlichen Fassungen: ^L' Hitt-Opadessa est compose en vers
sanscretam et dans un style fleuri^)^ tandis que le Pantcha-
Tantra se irouve ecrit en prose dans tous les idiomes du pays.
11 a ete sans doute mis dans ce style pour Vintelligence du
viägaire, c'est-a-dire des Indiens qui n^entendent pas le sanscre-
tam ni le haut style de la poesie^ dans lequel sont ecrites presque
toutes les compositions du jiays. Cet ouvrage est du tres-petit
nombre de ceux dont les brahmes permettent la lecture au peuple,
aussi est-il universellement lu par toutes les classes,
et parmi les Indiens qui savent lire, il en est peu qui
n' en connaissent le contenu^
Daß die im letzten Satze enthaltenen Angaben des Abbe Dubois
durchaus zutreffend sind, beweist die große Menge volkstümlicher
Fassungen, die in der Government Oriental Ms. Library
zu Madras aufbewahrt werden. Da die Angaben des „Alphabetical
Index", den Prof. Leumann seinerzeit für mich auszuschreiben die
Güte hatte, teils ungenügend, teils falsch sind, so füge ich hier ein
Verzeichnis dieser Fassungen bei , das ich auf Grund zweier in
Madras gütigst für mich ausgefüllter Fragebogen zusammengestellt
habe, f bedeutet ^injured", — ,incomplete", -\- „fair".
1. Alphabetical Index p. 46 : 15 copies.^)
Nummer Titel Alter Material Schrift Sprache
6 — 17 — 24 Paiicatantram 100 J. Palmbl. Telugu Sanskrit u. Telugu
— 7 — 1 — 9 , 100 J. , „ Sanskr. u. Kauaresisch
7 — 1 — 11 , 300 J. sr'däla Kanaresisch „ ^ „
t 7 — 1—12 , 250 J. Palmi)l. „ , , ,
-f 7 — 1 — 13 , 250 J. ärltäla ^ „ . ,.
+ 21B— 2— 8 , 100 J. Palmbl. Telugu Sanskrit u. Telugu
1) S. oben S. 7 69. 2) a. a. 0. S. VIII.
3) Diese Angaben beruhen natürlich auf einem Irrtum.
4) Nach dem Alph. Index sollen diese Hss. alle den Sanskrittext in Deva-
nägari enthalten. Die VA'ahrheit ist, da£ auch nicht eine Hs. in Deva-
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des PaTicatantra. 773
2. Alph. Index p.
10.
Schrift.
Nummer
Titel Verfasser
Alter
Material
Sprache
-j- i6n— 7— 15
Pancatantram —
150 J.
Palmbl.
Tamil
+ 17—5—27
.
Tandavaraya
70 J.
Papier
tl
16— 10— 15
J1
Mudaliär
70 .1.
Palmbl.
f1
— t 19—9 — 10
J1
100 J.
n
Kanaresisch
t 18—23—10
n
100 J.
r\
f)
— t 18—7—7
71
> Visnusarman
120 J.
7»
ys
—i-ig—e- 11
y\
100 .1.
r
7)
t 19—9—11
T»
200 J.
ri
T(
_^ 18—4—9 \
Giribhatta
150 J.
fl
yt
— 19—2—21
— 19—2—20
Pancatantra- 1 ,,
■ kathe /^"^^^
50 J.
50 J.
Papier
71
1 19_9_12
Venkatanätha
3. Alph. Index p
150 J.
2. .
Palmbl.
rt
— 17 — 1 — 13 <
Pancatantram Tuficattelutta-
kilippätt cchan
120 J.
sr'itäJa
Malayälam
4. Alph. Index p.
4.
t 19—3—27
Pancatantra —
5. Alph. Index p.
80 J.
20.
Papier
Modi
t 10—1 — 8
80 J.
Palmbl.
Telugu
12—3—13
30 J.
Papier
71
12-4—14
40 J.
fl
7)
12—3—11,
12
> Pancatantramu
50 J.
r
7»
12—5—12,
40 J.
13, 14, 15
n
V
Venkatanatha-
Dated
12—5 — 16,
17,18
kavi
4
12. Febr
1852
ri
7)
11 — 12 — 7,
Dated
8
Pancatantramu
satika
1847 A.D
»
V
12—4 — 15,
16
50 J.
Printe d (!
)
Tl
14—7—1
1838 A.D
"
71
t 10—24—9
100 J.
Palmbl.
7»
t 10—4—14
130 J.
71
7)
—t 10— 4— 13
— t 10—3—6
> Paficatantramu
Näräyana-
' kavi (?)
100 J.
80 J.
71
1\
— 10—4—12
60 J.
■n
n
t 10—2—4
80 J.
Tl
fl
— 10—25—5
100 J.
71
71
nägari geschrieben ist, und daß von den 15 angeblichen Sanskrit-IIss. die oben
angeführten nur die Strophen in Sanskrit enthalten, während die Prosa in
der betreifenden Volkssprache abgefaßt ist, in die übrigens auch die Sanskrit-
strophen übertragen sind. Eine offizielle Mitteilung aus der Bibliothek berichtet
mir über diese unter 1. aufgeführten Hss : „In these [MSS.], the prose part
which makes up the narrative is given in Canarese or in Telugu ; and Sanskrit
Hokas are quoted throughout, indicating the moral or political lessons taught
in the work, these slokas being themselves translated into Kanarese or Telugu,
as the case may be".
50*
774 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
Audi in der Palace Library zu Taiijore befinden sich
volkstümliche Fassungen des Pancatantra. Durch die Vermittelung
der Herren Prof. Hultzsch und Government Epigraphist Venkayya
erhielt ich auf eine an die Verwaltung dieser Bibliothek gerichtete
Anfrage folgenden Bescheid des Bibliothekars Herrn C. K r i -
shn ay y a ') :
Note on vernacular Panchatantras —
Thei'e are 4 copies in Telugu language — out of these 2 are
Padya Kavyas (i e Poetry) one in prose. These give the pur-
port of the Sanskrit with some additions of the author Venkata-
natha — one seems to he the translation in telugu with the Sanskrit
Slokas in the middle —
There are 5 copies in Tamil. 2 in Poetry & 3 in Prose: —
There are 7 copies in Prakrit all are in prose with some
Sanskrit Slokas in the tniddle o%U of these 4 complete & 3 in-
complete — ; all are northern recension —
Die in Püna liegenden volkstümlichen Fassungen sind in meiner
Abhandlung „Über das Tanträkhyäyika" (AKSGW. XXII, N° V)
S. VII verzeichnet.
In seinem Aufsatz : Di alcuni scritti del P. Dubois e del
P. Beschi missionari neW India (Rendiconti della reale accademia
dei Lincei, cl. di scienze raorali, storiche e filologiche V, 8, S. 289 ff),
auf den Prof. Th. Zachariae mich hinzuweisen die Freundlichkeit
hatte, sagt Teza S. 291 von modernen Drucken, die ihm vorliegen:
Del tamulico ho nelle mani tre stampe che danno un testo solo,
hreve, smunto, scolorito; da giovare molto a cht incomincia lo
studio di lingua a lui nuova, e forse messo assieme, e poi diffuso,
appunto a questo fine. S. 292 bezeichnet er die Drucke näher:
[1.] una stampa tamulica col titolo Paiisatantiram, uscita a Madras
nel 1880 , in un piccolo volumetto di sessantaquattro pagine (die
Fußnote sagt: In inglese vi si leggono solo queste pai-ole: Madras,
printed at the Vithyavirthi press. 1880) [2.] e nelV 84, con nuovo
frontespizio, gli fu legata assieme una buona versione inglese
(Fußnote: The Panchatantra in Tamil, interleaved for notes and
with an english translation. London, Trübner 1884). [3.] Nel 93,
usci un altro libro: ed e The Panchatantra in tamil with notes
and translation, by the Rev. A. H. Arden {Madras and London).
Teza fügt hinzu: U Arden premette al primo il secondo capitolo,
per com,odo degli Scolari che procedessero dallo stile piu facile
a quello piu duro, benche sempre popolare; li traduce di nuovo;
ma deW introduzione e dei due ultimi capitoli fa seguire al testo
"a carefully revised and amended copy of a free translation made
by the Rev. S. Winfred, a native of India" (pag. III). V Arden
1) Ich gebe die erhaltene freundliche Auskunft wie die übrigen Zitate
buchstäblich wieder.
i
Hertel, Über einen südlichen texttis amplior des Pancatantra. 775
Tion dice di pui; ma comparando i due volumi si capisce come
il Winfred sia quello stesso che, anonimo, et diede II Pancatantra
trübneinano del 1884. Dal frontespizio orkjlnale nella stainpa
de 1880 s'aveva anche il nome del volgarlzzatoi'e in tamulico,
ed e Täntavaräya Mutaliyär; e il Winfred, pei' bocca delV
Arden (IV) conferma e miijliora le notizie: "The tamil version is
quite modern. It was translated in 1826 by Tandavaraya Mudaliar,
a teacher in the College of Fort St. George. The translation was
made from the Marathi^ version". Dunque si viene ancora agli
ariant, per vie torte. K tradotto il libro sopra le foglie incise, o
sulla carta scritta, o sulle pagine a stainpa? Per ora non ho
che dotnande, senza eco: e torno al Dubois.
Zu diesen drei Drucken wäre der oben S. 773 unter 5, 14-7-1
verzeichnete nachzutragen. Vermutlich wii*d es noch andere, moderne
Drucke geben; ich muß die Vervollständigung meiner Listen, wie
die Untersuchung und Verwertung der volkstümlichen Fassungen
anderen überlassen und begnüge mich, hier darauf hinzuweisen, daß
reichliches Material zu solcher, für die vergleichende wie für die
indische Literatui'geschichte höchst wertvollen Arbeit vorliegt.
In unserer Sanskrit-Rezension § nun haben wir ohne Zweifel
nicht ein Original dieser volkstümlichen Fassungen
vor uns, sondern diejenigen Erzählungen, die 'E,
mehr bietet, als der bisher bekannte südliche Sanskrit-
text, gehen zweifellos auf die volkstümlichen Fassungen
zurück. Der Verfasser von |, der seinen Ehrgeiz darein setzte,
einen südlichen textus amplior zu schaffen, und der, in einem
Zitate wenigstens '), erklärt, die Grammatik sei es, die die Rede
ziere, schreibt ein Küchensanskrit allerschlimmster Sorte. Nicht
nur sind beständig die einfachsten Sandhi-Regeln verletzt, sondern
auch gegen Formenlehre und Syntax kommen massenhaft die tollsten
Verstöße vor. n- und ?i<- Stämme werden vokalisch dekliniert,
Numeri (Singular oft nach Zahlwörtern) , Tempora , Modi , Genera
Verbi werden fortwährend verwechselt. Das Kausativum steht
häufig für das Simplex, das Passivum ebenso oft statt des Aktivum.
Häufig fehlt das Augment. Das Subjekt steht oft im Akkusativ, usw.
Als Beispiel für die Sprache unserer Rezension diene die Er-
zählung I, 41 (fol. 44)-):
yamunätlre sämbhavinämägrahärah tasniin brhatbhägo näma
viprah \ tasya suniatl näma bhäri/t/ä so, sumati trayah puti-än
pra^üta samkaras sänto sakunia iti sä dasavarsänantare vyäsinä
mrfä I sa pifä brhatbhägo [44 b] pitrniryyänahäle putränäm
amsam Iqtvä nirtah | sartikarasya, ekä gauh \ säntasya dvau
bhäravrihih | saJcuntasya pancärngah | ity amsam hrtvä sa 4am-
1) Erz. I, 25.
2) Ich gebe diese wie alle folgenden Textproben genau nach der Hs.
776 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
karah. eJcäm gäm krayam krtvä ptfuh päyalaulcikam harmma
krtvä tasthau \ tatah kascit karsako ekäm savatsäm ghatadogdhrhn
sainköräya dattavän \ sa damkarah. gäm ekäm grhitvä payo-
vikrayain krtvä samsäram krtavän \ gävo mülan tasya bahu gävo
syät I tatah sainkaräh bahudhanavän äslt | tatas samkaraö ca
trayaputräö ca pafica kannyä babhüvv.h | sa samkarah putraid
ca putryäbhis saha bhäryyäsameto kudhnbi babhüca \ ta^yäpane
s'ä7ita\\ dvayabhäravrihim bhujitvä alaso bhütvägrajasya grhe
sthitvägrajena bhojanam krtvä tasthau \ sa 4amkaropy anuja-
syännan daivä gaväm mülam aidvaryyam bhumktvä tasthau j
tathä hi \
aisvaryyam gosu sarljätam, vrafesu str'isutädayah \
dharmmah karmmani sanjätah asüyäsu vinäsanah \
sa dilaso iäntograjasya vittam asahamäno babhüva \ tathä hi |
na sahanti hi vittäm jnätayo nrpasatravah \
sahanti sädhavo loke esa dharmmas sanätanah |
sa säntograjasya vittam asaha7)iärorddharätrangniin prajvälyä-
grajagrhadvär'i dagdhum udyuktah \ tasmin gräme parvva- [45a]
to näma kascit pustämgo dvijas sa tu kämavasät paranärlsagam
karttum udyuktah \ tatah kascid visnunämadvijah tasya yuvati
bhäryyä maithunadurbalam bharttäramn drstvdnyapurusan dr-
dhagätram mrgayamänä bharttrbhUä grhe k6valam vasämi [darauf
ein ti getilgt] ekänte sthitä \ sa parvvatahs tän drstvä rahasi
samlpam gatvä mai6.hunäya yäcitavän \ sä yuvati pustämgB,
drstväbravlt \ kirn iti | aham bhavatsadrsajäram 'mr_9ä[dahinter
ein aksara getilgt]?/a7?iänä[darüber ein «-Strich und dahinter ein
ha getilgt]m api bharttrbhltä grhe kevaiam vasätmti \ sa parvvato
müdhätmä tasyäm äsaktahxidayo bharttäram visnum hantum.
samayam vicäryya cacära \ tatas sa parvvato räträv ekänte
nadltirät ägata{n drstv)ä^) patiin khanitrena sirat^ ciccheda | tarn
parvvatam brahmahattim grhitvä gatah | hrahmahatyä grhltan tara
sarvve bändhavä drstvä. agi'ahäräd vivädayäm äsäh [vor ä zwei
aksara getilgt] | sa tu gräm-ät bahi sthitvä brahmahatyäsahito
cirakälänantaram kancid yadinan drstvä brahniahatyäh [dahinter
ein aksara getilgt] 'präyadcittam, [davor m getilgt] aprcchat \ sa
yadis tasya daurätmyam vicäryyäbravit 1 kirn iti bhavän bhümäv
älaväle musalan nidhäya jalam aharnnisam vavarsa | yadä musalo
navatäm mrapalä^ayukto -) syät | tadä brahmahatiyämocanarn syäd
iti sa />ary?;a[dahinter ein ta getilgt]^ tathä krtvä musalam
äle nidhäya jalam aharnnisam varsamäno grämät bahi [45 b]
sthito samkarasya gthegnirn pra
...".. .". . ■ 0
1) Stark ausgefressen und nicht sicher gelesen.
2) So getrennt. Zu lesen : navatcimrapalrisa° und navatämrapallavo.
3) Der Text ist hier am oberen Rande so weit abgebrochen, daß es un-
möglich ist, ihn aus den Resten wiederherzustellen.
i
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra. 777
m
vpägatah \ ') lena tarn hatvä puna\\ grämät
bahihr gatvdlaväle rmisalam sthäpya jalain varsaviüno tasthau \
sa tnusalah prätahkäle navatäm mrapallave '^) babJmva \
Wenn in diesem Stück auch einige Fehler sicher dem Ab-
schreiber angehören, so ist es kUxr, daß die meisten und schwersten
vom Autor selbst herrühren. In derartigem Sanskrit sind nun auch
die übrigen Erzählungen abgefaßt, ebenso, wie die der unten folgenden
Analyse beigefügten Zitate ergeben, viele der neuen Überschriftg-
strophen, die übrigens oft notdürftig nach bekannten Mustern zu-
sammengestoppelt sind.
Die hier und S. 779 gegebenen Stücke in Verbindung mit
den der Analyse beizugebenden Zitaten werden genügen, ein Bild
von der Sprache des Verfassers zu geben. Ich bemerke, daß ich
die Zitate selbst da genau nach der Hs. gebe, wo offenbare Schreib-
fehler vorliegen. Aus der Analyse selbst ist meistens zu sehen,
wie ich die betreffenden Stellen auffasse.
Folgende Eigentümlichkeiten im Wortschatz unserer Re-
zension '6, sind bemerkenswert:
ativarna, „Saiva- Asket", im Gegensatz zu brähinana III, 12
(s. die Anm.); als Eigenname I, 4. III, 8. utthäna „Heer", bisher
nur aus den Lexikographen belegt, I, 9. karälam (statt käi'älyam)
agamat „wurde scheu" (vom Pferde) I, 40. gadda, gandda „Bart"
(mit sma^ru wechselnd) I, 28 (III, 16. IV, 12). I, 31. garuda (und
vainateya, Str. I, 147) im Sinne des Päli-Wortes ganila I, 5. 37.
gauli Bezeichnung eines Vogels I, 6. fäji eine Blume I, 33. jhasa,
vanajhasa ein Vogel III, 1. dambha „bös" I, 25. maddala
„Trommel", maddalin „Trommler", maddalarajju „Trommelstrick"
I, 27. 7nätakäta'^ I, 34. vay^düka, räsäka, vanasäka und panasüka,
im Wechsel mit bhata = „Polizist", „Polizeimeister" I, 39. III, 8.
Schluß 3. vaisifa „Kaufmann" I, 28. 34. 40. Vgl. auch Ujjanl I, 3.
Nach einer von Herrn Prof. E. Hultzsch gütigst erteilten
Auskunft sind von diesen gauli = Tamil koli „Henne"; mad-
dala usw. (Skt. viardala usw.) = Tamil maitalam usw. ; gadda =
Tamil kattam. Dem Government Epigraphist Herrn V. Venkayya in
Ootacamund verdanke ich zu vandüka usw. folgende Bemerkung:
„As regards räsüka, vanasüka, panasüka and vajidüka which
alternate in the text with bhata: räsüka I am unable to explain;
vanasilka and panasüka may be connected with the Tamil pani-
ieyväi or panidavan 'a servant', while vandüka may be a corrup-
tion of the Kanarese bhamta or bamta 'a servant'". Der eben
genannte Gelehrte hatte auch die Güte, die mir unverständlichen
Worte am Ende der Erzählung I, 11 als korruptes Tamil nachzu-
weisen und zu übersetzen (s. unten).
1) Siehe vorhergehende Seite Anm. 3.
2) Siehe vorhergehende Seite Anin. 2.
778 Hertel, Über einen südlichen texttis amplior des Pancatantra.
AVir haben also sieb er in den neuen Erzählunoren der vor-
liegenden Pancatantra-Fassung notdürftige Sanskritisierungen
zu sehen. Wahrscheinlich bandelt es sich hierbei um eine Kom-
l)ilation aus mehreren volkstümlichen Bearbeitungen. So wenigstens
erklärt es sich am einfachsten, daß in 'E, dieselben Erzählungen
zwei-, ja dreimal auftreten (I. 5 = I, 36 = I, 39, wobei I, 39 in
I, 36 eingeschoben ist; I, 11 = I, 35; I, 2*8 = III, 3 = IV, 2; I, 38
::^ I, 44), wie in einem Falle ja auch im textus siinpllcior (I, 17
= I, 18 = IV, 12). Wie wenig sorgfältig der Redaktor bei seiner
Arbeit verfahren ist, zeigt die ganz unmögliche -Verknüpfung der
6. und 7. Erzählung des ersten Buches.
In sprachlicher Beziehung ist unsere Fassung ein Kuriosum ;
in ästhetischer Beziehung ist sie trotz der vielen eingestreuten
Strophen bei ihrem schlechten Stil wertlos. Aber inhaltlich
ist sie von nicht zu unterschätzendem Werte, so lange
wir nicht eine kritische Bearbeitung der volkstümlichen Fassungen
besitzen. Neben den neuen Erzählungen, die sie uns bietet, sind
namentlich die Varianten zu anderen, nicht im S. P., aber in mittel-
und nordindischen Sanskrittexten, besonders dem textus simplicior
überlieferten Erzählungen beachtenswert. Unmittelbare Beziehungen
zwischen dem Simplicior und unserer Fassung sind ausgeschlossen;
wir müssen also Zurückgehen auf gemeinsame Quellen,
sicherlich volkstümliche Pancatantra-Fassungen,
annehmen ; und da kann unsere Fassung sich getrost neben dem
textus simplicior sehen lassen . dessen Verfasser ja außerordentlich
frei mit seinem Stoffe geschaltet hat.^)
Es sei mir gestattet , an einigen Beispielen , die ich beliebig
herausgreife, zu zeigen, daß die Fassungen von 'E, nicht wertlos sind.
In seinem Bericht über das Tanträkhyüna-) gibt Prof. Cecil
Bendall S. 491 aus diesem Auszug folgende Erzählung (Nr. 26):
hitam na vähyam tv ahitam na väkyam
hüähitam yady ubhayam na väkyam |
hurunthako näma kalihgaräjä
hitopadesi vivaram pravistah |1
aträkhyänakam \ kurunthako näma kalihgaräjä mrgayäm gatah \
sa cäsvena hrtah \ kasmimäcid grämasaniipe utpätavivaram jä-
tarn I tatra prajäbhir äpüryamäne räjnä'-'') sampräptam tena
kimcid uktarn ca \ prajähhir uktam \ utpätakhäto 'yani katham-
cin na püryata iti \ räjäbravU \ sulaksanlyapurusabalinä pmryata
iti I tatall prajähhir ekäkl sulalcsaniyah jso 'yam iti krtvä tatra
vivare nipätya praksipta iti \
1) AKSGW., phil.-hist. Kl. XXII, No V, S. XXVI f.
2) Journal of the Koyal As. Society of Great Britain and Ireland, Vol. XX,
Part 4, p. 465 ff.
3) Bei Bendall Druckfehler räjii.
I
Hertel, Über einen südlichen textus amiylior des Pancatantra. 779
„Nützliches soll man nicht reden, Schädliches soll man aber
auch nicht reden; und wenn etwas beides (zugleich) ist, nützlich
und schädlich , soll man es auch nicht reden. Ein König von
Kaiinga, namens Kurunthakai), ging in den Erdspalt, weil er einen
guten Rat gegeben hatte.
Dazu gehört folgendes Geschichtchen : Ein Köniw von Kaliüsra,
namens Kurunthaka , ritt auf die Jagd , und sein Pferd srincr mit
ihm durch. Bei einem Dorfe war plötzlich ein Unheil kündender
Erdspalt entstanden. Während die Untertanen (des Königs) damit
beschäftigt waren , ihn auszufüllen , kam der König dorthin und
redete etwas (ein paar Worte) mit ihnen. Die Untertanen sagten:
,Dieser plötzlich entstandene , Unheil kündende Abgrund läßt sich
auf keine Weise ausfüllen'. Der König sagte: ,Er läßt sich aus-
füllen, wenn man einen mit glücklichen Körperzeichen versehenen -)
Mann als Opfergabe darbringt'. Da dachten die Untertanen: ,Dies
ist der einzige mit glücklichen Körperzeichen versehene Mann', und
so wurde er in den Erdspalt gestoßen und hinabgestürzt."
Der Sanskrittext von ^ I, 13 lautet:
hitan na väcyam aliitan na väcyam
Mtäliitan naiva tu bhäsaniyam |
kerandako näma kapälabhiksur
hitopadesäc ca hilam pravistah ||
vyUghraviprau kathani etat | sobravit \ kasci'd räjä heiäraposa-
närtthamn uadim setxxm bandihavän \ sä nadi kasmimscii biladväre
lyraviiati \ sa räjä katham bilabandhanam iti vicärjyamäm.
sthitah I tasmin samaye herandako näma munih ägatah | tarn
aprcchat | kirn karttavyam iti \ sa miinir abi^avit | tvadvidho räjä
ca madvidho miinis'vai'a^ ca biladvä[io\. ISajre 2JO,tati cet bandhsLm
sakyam iti sa räjä lokaraksanärttham aham biladväre prave-
sayämiti udyiüttah \ sa munih räjä hhiqndakah mariimn ayo-
gyct^^ I aham bhiksxx biladväram j^ravesayäTnity avadat ||
Die Übersetzung bitte ich unten nachzuschlagen.
Es ist bemerkenswert , daß die Über Schriftsstrophen
beider Berichte , von einigen Vai'ianten abgesehen , identisch sind.
S. 472 seiner zitierten Abhandlung gibt Prof. Bendall zu der Er-
1) Korunthaka bei Bendall S. 472 ist Druckfehler. Die richtige Form
erscheint auch in seiner englischen Übersetzung S. 481. Warum die Über-
schriftsstrophe, wie Prof. Bendall S, 481 behauptet — „Introductory verse
corrupt" — verderbt sein soll, kann ich nicht einsehen. Die Formen väki/a
und väcya werden oft verwechselt. Der Sinn ist: „Schweigen ist Gold". —
In meiner Übersetzung weiche ich öfter von Bendall's Auffassung ab.
2) sulahsaißya steht hier offenbar für sulaksana. Das ist ja jeder König.
780 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Fancatantra.
Zählung des Tanträkhyäna folgende Parallelen: „Roman tale of
Mettus [soll heißen Marcus!] Curtius; Southern Panca-t., Bk. I. See
Bfy. I., pp. 108. 109." Er hätte noch beifügen können: Benfey II,
Nachtr. S. 529. Weber, ISimhäsanoP , Ind. Studien XV, 333 ff.
Dvätrimsat Puttalikä ed. Jivänanda Vidyäsägara, Calc. 1881,
S. 48 ff.i)
Betrachten wir nun die verschiedenen Fassungen, so scheint
es auf den ersten Blick, als ob die des Tanträkhyäna mit der Er-
zählung, die Livius YII, 6 bietet, die meiste Ähnlichkeit hätte, also
von den indischen Fassungen die älteste wäre. In beiden handelt
es sich um einen edlen Mann zu Pferde, in beiden wird nur von
einem Erdspalt gesprochen. Von der beabsichtigten Anlage eines
Teiches oder eines Rieselfeldes ist hier wie dort nicht die Rede,
ebensowenig von einem Muni. Da nun die Erzählung im Tanträ-
khyäna wie im S. P. 'S, an dieselbe Strophe angeknüpft ist, so wird
man schließen wollen , daß in S. P. '% eine sekundäre , im Tanträ-
khyäna eine sehr ursprüngliche Fassung vorliegt. Eine Unter-
suchung der römischen Erzählung bestätigt aber dies Ergebnis nicht.
VII, 6, 5 schließt Livius seinen Bericht mit diesen Worten : „equoque
deinde quam poterat maxime exornato insidentem, armatum [Cur-
tium] se in specum mmisisse, donaque et fruges super cum a
■inultitudine virwuvx ac mulierum congestas lacumque Curtium
non ab antiquo illo Titi Tati milite Curti'o Mettio , sed ab hoc
appellatum. cura non deesset, si qua ad verum via inquirentem
feieret; nunc fama rerum standum est, ubi certam derogat ve-
iustas fidem, et lacus nomen ab hac recentiore insignitius fabula
est^ Daraus ergibt sich, daß über die Entstehung des Namens
des lacus Curtius zwei Versionen im Umlauf waren, deren erste
Livius selbst I, 13 berichtet. Soll die zweite Erzählung nun irgend-
welchen Sinn haben , so muß man schließen , daß die Quelle , der
Livius in ihr folgt , berichtete , daß sich nach dem Schließen des
Erdspaltes über der Stelle der lacus Curtius gebildet hat. Das ist
nun aber augenscheinlich widersinnig. M. Curtius weiht sich den
Göttern der Ober- und Unterwelt, um dm'ch sein Opfer den Spalt
zu schließen, zum Wohle der Römer. Die Logik der Erzählung
verlangt natürlich , daß der erwartete Erfolg eintritt. Aber was
geschieht? Es bildet sich auf dem Forum, dem Schauplatz der
Geschichte, ein See (oder vielmehr ein Sumpf; denn das war der
lacus Curtius). Also es wird ein Übel gegen ein anderes, nicht
geringeres eingetauscht, ein Fieberherd inmitten der Stadt, der
später beseitigt werden mußte ! Es ist also klar, daß die Geschichte
erst auf den lacus Curtius übertragen worden ist. Das war
1) Diese Ausgabe ist kein Abdruck der Teliüga-Ausgabe (Weber a. a. O.
S. 234), enthält aber dieselbe Rezension wie diese und die Tübinger Hs. V
(Weber S. 232 ff), wie ein Vergleich mit den von Weber abgedruckten Stellen
und eine Kontrolle der Strophen nach Böhtlingk's Ind. Spr. ergibt.
i
Hertel, Über einen südlichen textus amjylwr des Pancatantra. 781
aber natürlich nur möglich , wenn der Zug von dem Ent-
stehen eines lacus ursprünglich dieser Erzählung
angehörte.
Alle oben verzeichneten indischen Quellen, außer
dem Tanträkhyäna, haben diesen Zug. Bei Dubois, Le
Pantcha - Tantra S. 34 und in der Sirnhäsanadvätrimsikä ist
ein Tempelteich gegraben worden , in dem sich aber das Wasser
nicht hält. In S. P. § soll ein Rieselfeld durch Abdämmen des
Flusses bewässert werden, genau so wie bei der von Benfey S. 108
aus dem Kyfiyat mitgeteilten Fassung. Folglich ist dieser Zug echt,
uad wenn er zu Anfan» des Livianischen Berichtes fehlt, so ist
dies daraus zu erklären, daß in Rom der Wunsch nach Entstehen
eines Teiches oder das Überrieseln des Feldes sinnlos gewesen wäre.
Mithin schwindet die scheinbare Übereinstimmung
zwischen Livius und dem Tanträkhyäna. Sekundäre
Änderungen erst haben diese Übereinstimmung ge-
schaffen.
Ob die Anlage eines Tempelteichs oder eines Rieselfeldes das
Ursprüngliche war, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Aus
Dubois' Fassung könnte man schließen, daß in unserem E, eine
spätere Änderung vorliegt. Aber neben die eben genannte zweite
Quelle für diesen Zug tritt noch eine Stelle des Mahäbhärata, die
sowohl Benfey als Bendali entgangen ist. MBh. I, 3, 23 ff. wird
erzählt ^) :
,Zu dieser Zeit lebte ein Rischi namens Dhaumya Äyoda.
Dieser hatte drei Schüler: Upamanyu, Äruni und Veda. Dieser
sandte den einen Schüler Äruni, den Pancäla, aus mit der Weisung:
,Geh und verstopfe das Loch im Rieselfelde!' Als Äruni, der
Pancäla, von seinem Lehrer beauftragt dorthin gegangen war, konnte
er das Loch im Rieselfelde nicht verstopfen. Während er sich
abmühte, sah er ein Mittel und dachte: ,Gut, ich werde es so
machen!' So kroch er denn in das Loch des Rieselfeldes hinein,
und als er so darinnen lag, stand das Wasser. Da fragte einst der
Lehrer Äyoda Dhaumya seine Schüler: ,Wohin ist Äi'uni, der
Pancäla, gegangen?' Sie antworteten ihm: ,Heiliger, du selbst
hast ihn doch ausgesandt und gesagt: ,Geh und verstopfe das Loch
im Rieselfeld.' Auf diese Worte erwiderte er seinen Schülern :
,So wollen wir denn alle dorthin gehen, wohin jener gegangen
ist!' Als er dorthin gegangen war, erhub er seine Stimme, um
ihn herbeizurufen: ,He, Äruna, der Paficäla! Wo bist du, mein
Kind? Komm' her!' Als Äruni diese Worte seines Lehrers ver-
nommen, sprang er schnell aus dem Loche des Rieselfeldes heraus,
trat vor den Lehrer und sagte zu ihm: ,Da bin ich! Ich war in
das Loch des Rieselfeldes gekrochen, um das nicht zurückzuhaltende,
herausströmende Wasser zu hemmen, und erst als ich die Stimme
1) Auch bei v. Böhtlingk, Chrest.2, S. 39, 16 ff.
782 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des PaTicatantra.
des Heiligen gehört, habe ich eiligst das Loch des Rieselfeldes
(meder) aufgerissen und bin vor dich getreten. Dai-um grüße ich
den Heiligen; der Herr befehle, welches Geschäft soll ich ausführen?'
So angeredet, antwortete der Lehrer: ,Weil du, das Loch im
Rieselfelde aufreißend, aufgestanden bist, darum soll dein Name
künftig Uddälaka („der Aufreißer ") seijn.' Mit diesen AVorten
wurde er von dem Lehrer begnadet. ,Und weil du meinem Worte
gehorcht hast, so wirst du Heil erlangen. Alle Veden werden sich
dir offenbaren und alle Systeme des Rechts {dharmasästräni)} So
angeredet begab er sich an den Ort, den sein Lehi'er wünschte."
Darauf folgt die Prüfungsgeschichte der beiden anderen Schüler,
die uns hier nichts angeht.
In dieser Episode des MBh. ist der Schluß gemildert. Alle
anderen Quellen, außer der Siinhäsanadvätrimsikä, verlangen den
Tod des Opfers. Und zwar ist das Opfer im wörtlichen Sinne zu
verstehen, bei Livius wie in den indischen Quellen. Der Grund
der Änderung im MBh. wie in der Simhäsanadvätrimsikä ist klar:
der Held durfte hier nicht sterben, weil die Erzählung sich sonst
nicht in den Rahmen gefügt hätte. In der Simhäsanadvätrimsikä
Avird schematisch der dort gewöhnliche Ausgang gewählt, daß König
Vikrama, der Held aller dieser Erzählungen, sich den Hals ab-
schneiden will, aber von der Gottheit, die den Zweck seines beab-
sichtigten Opfers erfüllt, davon zurückgehalten wird.
Das Opfer selbst ist freiwillig bei Livius, in |, im MBh.,
in der Simhäsanadvätrimsikä und im Kyfiyat, unfreiwillig da-
gegen im Tanträkbyäna und bei Dubois. Neigt sich also von
vornherein das Zünglein der Wage zugunsten von 'E, gegenüber dem
Tanträkbyäna, so bestätigt der Wortlaut der gemeinsamen Über-
schriftsstrophe die bessere Überlieferung von 'S,. Im vierten Päda
heißt es in beiden Fassungen pravistah^ nicht 'pravesitali. Also
hat jedenfalls der Autor der Strophe ein freiwilliges
Opfer im Sinne gehabt. Wenn die Fassung des Tanträkbyäna und
die Dubois' von einem erzwungenen Opfer reden, so führen sie
freilich nur eine Angleichung durch, die der Verfasser der Strophe
und der des Kyfij^at bereits begonnen haben. Denn wie ein Vergleich
von Livius, MBh. und Simhäsanadvätrirnsikä zeigt, war das Ur-
sprüngliche jedenfalls nur ein Beispiel des saurya, des edelmütigen
Selbstopfei's. Den Gedanken, daß ein Rat erteilt wird, der
den Ratgeber ins Verderben bringt (vgl. unsere Strophe
und den Bericht des Kyfiyat), führte ursprünglich eine andere Er-
zählung aus, die den Rahmen des mehrere Geschichten enthaltenden
Jätaka 481 bildet. Sie lautet i).
„In alten Zeiten, als Brahmadatta in Benares regierte, hatte
dieser einen Purohita von rotbrauner Farbe, der keine Zähne mehr
1) ed. Fausb. vol. IV, 245, 17 ff. Engl. Ubers. IV, S. 155 ff.
Hertel, Über einen südlichen textus amiüior des Pancatantra. 783
besaß. Dessen Frau sündigte mit einem anderen Brahmanen, der
ebenso aussab ^). Obgleich der Purohita die Brahmanin immer und
immer wieder davon abzuhalten versuchte, vermochte er doch nicht,
sie abzuhalten und dachte : ,Diesen meinen Feind kann ich mit
meiner Hand nicht töten ; so will ich ihn durch eine List um-
bringen.' Er ging also zum König und sagte : ,Großkönig, deine
Residenz ist die beste Stadt in ganz Indien, und du bist der beste
König; und trotzdem du der beste König bist, ist dein Südtor
unrichtig gefügt und ungeweiht.' ,Meister, was ist da zu tun?"
,Es muß gebaut werden, nachdem es geweiht ist.' ,Wie fangen
wir das an?' ,Wir müssen das alte Tor einreißen lassen, geweihte
Hölzer nehmen, den Schutzgeistern der Stadt ein Opfer bringen
und den Wiederaufbau unter einem günstigen Gestirn beginnen.'
,Nun, so tut also'.
Damals war der Bodhisatta ein junger Mann und studierte bei
jenem Purohita.
Nachdem der Purohita das alte Tor hatte niederreißen und das
neue herstellen-) lassen, sagte er zum König: ,Hergestellt, Majestät,
ist das Tor. Morgen scheint ein günstiges Gestirn; das dürfen wir
nicht vorübergehen lassen, sondern müssen ein Opfer darbringen und
dann das Tor aufrichten.' ,Meister, was müssen wir zu dem Opfer
nehmen?' ,Majestät, ein mächtiges Tor wird von mächtigen Geistern
geschützt. Wir müssen einen Brahmanen, von rotbrauner Farbe,
der keine Zähne mehr hat und zwei reinen^) Familien entstammt,
töten, mit seinem Fleisch und seinem Blut opfern und auf seiner
Leiche das Tor aufrichten. Dann wird Euch und der Stadt Heil
erblühen.' ,Gut, Meister, töte einen solchen Brahmanen und laß das
Tor aufrichten.'
Zufrieden in dem Gedanken : ,Morgen werde ich meines Feindes
Rücken sehen', ging der Purohita mit energischen Schritten nach
Hause, konnte aber seinen Mund nicht halten und hatte nichts
Eiligeres zu tun, als seiner Frau zuzurufen: , Sündiges Candäla-Weib!
Mit wem wirst du künftig buhlen? Morgen töte ich deinen Galan
und werde ihn als Opfer darbringen.' ,Warum willst du den Un-
schuldigen töten ?' ,Der König hat mir aufgetragen, mit dem Fleisch
und Blut eines rotbraunen Brahmanen zu opfern und dann das Tor
aufzurichten. Dein Buhle ist rotbraun: so werde ich ihn töten und
ihn zum Opfer machen.'
Da ließ sie ihrem Buhlen sagen: ,Der König will bestimmt
einen rotbraunen Brahmanen töten und als Opfer darbringen lassen.
Ist dir dein Leben lieb, so nimm auch andere dir ähnliche Brahmanen
und fliehe morgen beizeiten.'
1) Interpunktion, wäe sie Rouse bessert.
2) D. h. in den einzelnen Teilen, die nur noch aufzurichten waren.
3) D. h. die Familie des Vaters wie der Mutter darf keine Mesalliance
aufweisen.
784 Ilertel, Über einen südlichen textiis amplior des Pancatantra.
Und er tat so. In der Stadt wurde es bekannt, und aus der
sfanzen Stadt flohen alle rotbraunen Brabmanen. Der Purohita aber
wußte nicht, daß sein Feind auf und davon war, sondern ging beim
nächsten Morgengrauen zum König und sagte : ,Majestät, an dem
und dem Ort wohnt ein rotbrauner Rrahmane; den laß ergreifen.'
Der König schickte Leute fort; die aber fanden ihn nicht und
meldeten: ,Sicher ist er entflohen.' jSuclit anderswo!' Aber ob-
gleich sie die sranze Stadt durchsuchten, sahen sie keinen. Als der
König zu ihnen sprach: , Suchet schnell', sagten sie: ,Majestät,
außer dem Purohita gibt es keinen andern von solchem Aussehen^).'
,Ich kann doch den Purohita nicht töten!' ,Was sagt Ihr, Majestät?
Wenn heute des Purohita wegen das Tor nicht wieder aufgebaut
wird, wird die Stadt schutzlos sein. Der Meister sagte, als er die
Sache erklärte : ,Lassen wir den heutigen Tag verstreichen, so wird
erst nach Ablauf eines Jahres wieder eine günstige Konstellation
eintreten. Ist aber die Stadt ein Jahr lang ohne Tor, so bietet
sie den Feinden eine Blöße. Wir wollen den ersten besten töten ^),
ihn durch einen anderen gelehrten Brahmanen als Opfer darbringen
und das Tor aufrichten lassen.' ,Gibt es denn noch einen anderen
Brahmanen, der so gelehrt ist, wie der Meister?' ,Es gibt einen,
Majestät, seinen eigenen Schüler, den jungen Takkäriya; dem gebt
die Stelle des Purohita und laßt das Tor weihen.' Da ließ der
König diesen holen, empfing ihn ehrenvoll, gab ihm die Stelle des
Purohita und befahl ihm, so zu tun. So ging er denn mit einem
großen Gefolge nach dem Stadttor. Da brachten sie den Purohita,
den sie mit Zustimmung des Königs gefesselt hatten. Der Erhabene ^)
ließ eine Grube graben, wo das Tor errichtet werden sollte, ließ
um diese ein Zelt schlagen und begab sich mit seinem Meister in
das Innere desselben.
Als der Lehrer die Grube sah und nicht wußte, wie er sich
helfen sollte, dachte er: ,Mein Zweck war schon erreicht. Da ich
aber in meiner Dummheit den Mund nicht halten konnte, sondern
es dem grundschlechten Weibe erzählte, habe ich mich selbst ins
Verderben gebracht.' Darum sagte er zu dem Erhabenen jammernd
die erste Strophe:
Ich Tor habe gesagt, was ich nicht hätte sagen sollen.
Wie ein Frosch, der im Walde die Schlange herbeiruft.
Takkariyä*), ich falle in diese Grube,
Wahrlich, nicht gut ist Rede zu unrechter Zeit.
1) Der Zusammenhang mit der oben besprochenen Tanträkhyäna-Geschichte
ist hier ganz deutlich. In beiden Fällen ist der Ratgeber der einzige sula-
ksan{ly)a. S. oben S. 779, Anm. 2.
2) D. h. ihn ohne Rücksicht darauf, daß er der Purohita ist.
3) D. h. der Bodhisatta.
4) Das Femininum, auf das auch der Päli -Kommentator aufmerksam macht,
zeigt, daß die Prosa hier wie so oft im Jätaka mit den metrischen Teilen nicht
im Einklang ist.
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra. 785
Darauf sprach (Takkariya), indem er ibn anredete, die Strophe:
Ein Sterblicher, der zur Unzeit redet.
Findet so den Tod, Kummer und Klage.
Dich selbst magst du hier tadeln,
Meister, dafür, daß sie dich in der Grube vergraben."
Dann erzählt der Schüler dem Lehrer recht sehr zur Unzeit noch einige
lehrreiche Geschichten, und unsere Erzählung schließt:
„Nachdem er ihm dieses Beispiel gezeigt hatte, tröstete er ihn
und sagte : , Meister, fürchte dich nicht, ich werde dir das Leben
schenken.' Als der Meister sagte: ,Kannst du mich wirklich erretten?'
(sagte der andei-e, zu den vor dem Zelte Versammelten ?) : ,Die
Konstellation ist noch nicht eingetreten', ließ den Tag vorübergehen,
ließ gleich nach dem Vorübergehen der mittleren Nachtwache einen
toten Bock bringen, sagte: ,Brahmane, geh wohin du willst, und
lebe', entließ ihn, ohne (einem andern) etwas zu sagen, opferte mit
dem Fleisch des Bockes und ließ das Tor aufrichten."
Daß diese Erzählung zwar versöhnlich, aber recht unwahr-
scheinlich endet, ist natürlich dem buddhistischen Kommentator
zuzuschreiben, der auch den Bodhisatta hereingebracht hat. In
dem alten Teil, der Strophe, ist von einem weiblichen Wesen
Takkariya die Rede (etwa ursprünglich die Frau des Brahmanen?),
und aus der zweiten Strophe scheint sich zu ergeben , daß das
Menschenopfer in der Weise stattfand, wie es die Logik der Er-
zählung erheischt.
Wir haben eben hier eine Geschichte ähnlich im Motiv den
bekannten griechischen von Busiris und Phalaris , welche auch die
Erteiler eines grausamen Rates zuerst töten lassen, der eine den
Thrasius, der andere den Pei'illus oder Perilaos. Zu vergleichen
sind auch z. B. die Fabel Babrius 142 und der „Gang nach dem
Eisenhammer" mit allen seinen morgen- und abendländischen
Parallelen. Jedenfalls ist die Fassung in |, im Tanträkhyäna , im
Kyfiyat und bei Dubois im Anschluß an das Original der Erzählung
des Jätaka erweitert, und die Angleichung wird im Tanträkhyäna
wie bei Dubois, wahrscheinlich unabhängig, noch weiter geführt,
indem an Stelle des freiwilligen Opfers in § und im Kyfiyat
sowie in den älteren Fassungen (Livius, Simhäsanadvätr. und MBh.)
ein unfreiwilliges tritt.
Interessant ist auch z. B. | I, 33, eine neue Variante zu der
kritisch wichtigen Erzählung Simpl. I, 5 , Pürn. I, 8 , Galanos I, 9,
Meghavijaya I, 6 (ZDMG. 57, S. 651), Simhäsanadvätr. Hs. T
(erwähnt bei Weber, Ind. Studien XV, S. 230 u. 317, veröffentlicht
vom Verfasser, Über die Jaina-R. des Pafic, Ber. d. K. S. G. W.,
phil.-h. Kl. 1902, S. 104 ff.); vgl. Kaihäs. XII, 78 ff. Ksemendra,
Br. M. II, 7 8 ff. Das süträcäri/i/o und sütracäryyo in der Erzählung
I, 33 der Hs. X ist sicherlich in sütradhäro zu ändern. Es würde
nun ausgezeichnet passen, unter dem sütradhära einen Schauspiel-
786 Hertel, Über einen sudlichen textus amplior des Pancatantra.
direktor zu verstehen, der vielleicht selbst oft als Visnu-Krsna
aufgetreten ist und diese Rolle zu spielen versteht. Dabei ist be-
achtenswert, daß auch in der Simhäs° a. a. 0. nur ein Held der
Erzählung genannt wird (ebenso bei Somadeva ^ den Benfey hier-
herzieht, und bei Ksem), daß man also zu dem Schlüsse neigen
wird, die beiden Freunde (der Wagner und der Weber) in den
Jaina-Rezensionen seien das Sekundäre. Da ist es nun interessant,
zu sehen, wie in der SimhUs° der Held ein Schelm namens Kelika
ist, doch wohl eine Korruptel des kaulika oder holika der Jaina-
Rezensionen , während der sütradhära unseres § an die zweite
Person der Jaina-Rezensionen, den rathakära (, Wagner") erinnert,
wenn man sütradhära als „Zimmermann" faßt. Die Umbildung
des sütradhära in den rathakära und umgekehrt ließe sich er-
klären : je nachdem der Erzähler auf die Herstellung des hölzer-
nen Garuda oder des cakra (Rad, Diskus) einen größeren Wert
leerte , machte er seinen Helden zum sütradhära oder zum ratha-
kära. Nehmen wir sütradhära als , Schauspieldirektor", so müssen
wir annehmen, daß eine zweite Quelle daneben bestand, die von
einem kaulika (Weher) sprach. Der Verfasser des textus simplicior
hätte dann beide vereinigt. Aber die Erklärung ist auch nicht
unmöglich, daß die Quelle der Siitihäsanadcätrirnsikä wie die von
I eine Erzählung, derjenigen entsprechend, die der textus simplicior
bietet, jede in ihrer Art vereinfacht haben.
In 'E, ist der erste Teil der Erzählung eine hübsche Zudichtung.
Der Schluß ist für Visnu etwas würdiger gestaltet; immerhin ist
es seltsam, daß der Verfasser, der Vaisnava ist, die Erzählung auf-
genommen hat, die ja allerdings auch mit etwas frisiertem Schlüsse
in andere späte hinduistische Fassungen übergegangen ist.
Die Anklänge der Namen Brhatseftxa in lSimhäs° und Brhad-
ratha in '% deuten auf eine nähere Zusammengehörigkeit dieser
beiden Texte.
Weitere Varianten zu den bisher nur aus den nördlichen
Pancatantra-Fassungen bekannten Erzählungen bieten S. P. | Einl. 2.
I, 5. 7. 8. 9. 10. 12. 22. 23. 28 (= III, 3 = IV, 2). 29. 38. 42. 44
(=^ 38). in, 5. 18. Schluß 2. Der ganze Charakter der hier vor-
liegenden Formen macht es mir wahrscheinlich, daß in den
Originalen unserer Fassung 'E, getreuere Wider-
spiegelungen volkstümlicher Fassungen vorliegen,
als im Simplicior, dessen Verfasser vermutlich
gleichfalls aus volkstümlichen Quellen geschöpft,
diese aber, wie die Berichte der alten Sanskrit-
fassung des Pancatantra, sehr frei behandelt haben
wird. Es wäre höchst dankenswert, wenn jemand
einmal die volkstümlichen Fassungen des Panca-
tantra untersuchen wollte. Wahrscheinlich würde
eine solche Untersuchung nicht nur viel Quellen-
material für den textus simplicior zutage fördern,
1
llertel, IJüer einen südlichen textus amplior des Pancatantra. 787
sondern übei'haupt unsere Kenntnis der indischen
Erzählungsliteratur erheblich erweitern.
Von Interesse ist auch die Strophe ,Bei Sonnenaufgang" in
S. P. § I, 24. Sie hat merkwürdige Ähnlichkeit mit unseren volks-
tümlichen Lügenliedern.
Unsere Rezension 'S, bietet uns, abgesehen von ihrem Werte
für die vergleichende Literaturgeschichte, auch ein wichtiges Argu-
ment zur Bestimmung der Urheimat (les Paücatantra.
AVenn wir versuchen wollen, uns über die Heimat des Panca-
tantra Aufschluß zu verschaffen, so wird es gut sein, zunächst ein-
mal seine heutige Verbreitung festzustellen. Nach den bei Aufrecht,
C. C. S. 314 angegebenen Quellen sind Paöcatantra-Texte verbreitet
im ganzen Norden, Westen und Süden der Halbinsel, sowie in
Zentralindien (ein einziges Ms. in Benares) und in Nepal (ein
Exemplar bekannt) ; dagegen fehlt das Pancatantra nach Ausweis
des C. C. in Bengalen^). Prof. Leumann hatte die Güte, im Januar
1904 für mich außerdem die Calcutta-Listen einzusehen, und mir
mitzuteilen, daß auch sie kein Pancatantra verzeichnen.
Der altertümlichste Text, eine große Seltenheit, hat sich in
zwei nahe verwandten Rezensionen , die beide leider noch nicht
ganz vollständig sind , in Kaschmir erhalten und führt den Titel
Tanträkhyäyika-). über Nordwest- und Zentral -Indien sind beide
Jaina-Rezensionen (im Original und in vielen Bearbeitungen) ver-
breitet, namentlich die Fassung Pürnabhadra's •'). Daß beide die
jüngere Fassung des Tanträkhyäyika als Quelle benutzt haben,
habe ich erwiesen*). Pürnabhadra hat seine Fassung in der Haupt-
sache aus dem sog. textus shivpliclor und dem Tanträkhyäyika zu-
sammengeschweißt, doch so, daß er dem Tanträkhyäyika den Vorzug
gibt. Benutzung des Tanträkhyäyika läßt sich auch bei neueren
Bearbeitern erweisen ^).
Unter den in Püna vorhandenen vollständigen Mss. , die
ich alle gesehen habe, befinden sich nur mehr oder weniger treue
1) Ich vermute, daß Bengalen die Heimat des Hitopade>a ist. BengälT-
Hss. dieses Werkes sind nicht selten, und die große Rolle, die der Tiger in
diesem Werke spielt, ist zu beachten. Vgl. unten S. 795.
2) Ausgabe der Püna-Hs. der älteren Rezension mit orientierender Ein-
leitung und Anmerkungen AKSGW. , phil.-hist. Kl. 1902, Bd. XXII, N« V. —
Über die jüngere Rezension vgl. ZDMG. 59, S. 1 ff.
3) Über die Jaina-Rezensionen des Pancatantra BKSGW. , phil.-hist. Kl.
1902, S. 23 ff. S. 132 ff: ZDMG. 57, 639 ff.; WZKM. XIX, 62 ff'. — Vgl. auch
ZDMG. 56, 293 ff. und die Einl. zur Tanträkhyäyika-Ausg. S. XX ff. ; ZDMG.
59, 29 Anm. 4.
4) ZDMG. 50, 6. 18. 21. 29. Der Verfasser des textus simplicior hat
außerdem eine andere, nordwestliche, gleichfalls auf ein Kaschmir- Original
zurückgehende Rezension benutzt, auch aus volkstümlichen Quellen geschöpft.
5) AKSGW., ph.-hist. Kl. XXII, No V, S. 10 u. S. 135, 13 ff.; ZDMG. 59,
29 Anm. 4. — Über die nordwestliche Rezension, auf die Pahl., S. P. und teil-
weise Simpl. zurückgehen, s. Einl. zu meiner Ausg. des S. P. S. LXXVIII.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 51
788 Hertel, Über einen südlichen textus ainplior des Pancatantra.
Fassungen des ^. szwj^^^czor und Pürnabhadra's. Das eine unvoll-
ständige Ms. (VIII, 145) enthält das Tanträkhyäyika ; die An-
gaben über die acht anderen fragmentarischen Mss. berechtigen zu
der Annahme, daß wir • — • vielleicht mit einer Ausnahme — - kein
Exemplar der südlichen Fassungen von Püna zu erwarten haben.
Dacrecjen stammt von dem mahrattischen Brahmanen Rämacandra
eine, wie es scheint nicht fertig gewordene neue Rezension aus dem
17. Jahrb., die eine Verschmelzung des textus simplicior mit einer
Rezension des südlichen Pancatantra (S. P. j3) unter Benutzung der
Fassung Püi-nabhadra's darstellt. Sie ist in dem Bühler-Ms. 88 des
India Office enthalten '•).
Im oranzen Süden nun findet sich unter den ziemlich zahl-
reichen , nicht in Devanägarl geschriebenen Pancatantra - Fassungen
in Sanskrit , soweit sie auf Bibliotheken liegen , keine , die nicht
eine Bearbeitung des bekannten Auszugs enthielte. Von Grantha-
Mss. liegen in der Gov. Or. Ms. Library zwei, zwei andere in der
Palace Library zu Tanjore , je eine in London und Paris , und
ebenso in Grantha geschrieben sind die drei Mss., die Prof. v. Man-
kowski mir geliehen und das eine, das er mir geschenkt hat. Ein
Ms. der Bibliothek in Madras ist in k an ar esis eher Schrift,
fünf Mss. in Madras, je eins in Tanjore und Paris sind in Telugu-
schrift geschrieben. Das India - Office - Ms. D, in Devanägarl, geht
auf ein in Telugu geschriebenes Original zurück-). Die sechs
Devanägarl - Mss. der Palace Library (5109, 5110, 5111, 5112,
5113, 5116) enthalten die südindische Rezension, sind auf indischem
Papier geschrieben und schwanken im Alter zwischen 157 und etwa
120 Jahren.
Von den nördlichen Rezensionen liegt in Madras kein Exemplar;
in Tanjore liegen zwei, die aber, weil in Devanägarl geschrieben,
für unsere Erörterung nicht in Betracht kommen. Beide sind auf
indischem Papier geschrieben. Die eine ist datiert samvat 1735,
das Alter der andern wird von Herrn Krishnayya auf 200 Jahre
geschätzt. Beide werden ausdrücklich als „Northern mss." bezeichnet.
Es ergibt sich daraus, daß der vollständige Pancatantra -Text
und die jinistischen Erweiterungen sich nicht über den Süden ver-
breitet haben , während der Auszug nicht nur über den ganzen
Dekkan, sondern vielleicht noch weiter nördlich verbreitet ist. Vgl.
die Bearbeitung des Rämacandra'^).
Für das Fehlen eines vollständigen Pancatantra
im Süden spricht nun außerdem unsere Rezension |.
Wäre dort ein vollständigerer Text verbreitet, so wäre es geradezu
1) Vf. WZKM. XIX, S. 74.
2) Bühler, ZDMG. 42, 541 : „PancatantrT, the Southern redaction, fols. 45,
11. 9, N. C. traiiscribed from the Telugu, Bombay, the MS. D of Dr. Haber-
landt's edition (No. 320)".
3) S. jetzt auch die Einleitung meiner Ausg. des S. P. , S. LXXXVIII ff.
[Korrekturbem.]
Hertel, über einen südlichen textus amplior des Pancatantra. 789
unverständlich, warum der Verfasser von §, dem es auf größte Voll-
ständigkeit ankam und der einen sehr prolixen Stil schreibt, den
Auszug zugrunde gelegt hat'). Daraus, daß er es getan, können
wir mit Sicherheit schließen, daß ihm ein umfang- und in-
haltsreicherer Sanskrit-Text nicht bekannt war^).
Über das Alter von $ steht nun allerdings nichts fest. Es ist aber
bereits oben S. 771 bemerkt worden, daß diese Rezension keines-
falls modern ist.
Nun kann es aber durchaus keinem Zweifel unterliegen , daß
das südliche Pancatantra im wesentlichen auf denselben Text zui'ück-
geht, wie die semitischen Rezensionen und das Tanträkhyäyika.
Der ganze Verlauf der Erzählungen ist derselbe , und je älter die
südlichen Rezensionen sind, desto größer ist auch ihre Überein-
stimmuncr mit den beiden anderen Texten bezücrlich der Lesarten.
o o
In ein paar Fällen haben sich metrische Korruptelen, die wir auch
im Tanträkhyäyika finden , bis in die am meisten überarbeiteten
Fassungen des S. P. gehalten und sind Lesarten des S. P. als
Korruptelen des Kaschmirtextes zu erweisen^). Nur geht der
Archetypos des S. P. , wie sein geringerer Erzählungsgehalt dartut,
auf einen noch etwas älteren Text zurück, der abei- auch aus einem
Kaschmiroriginal geflossen ist.
Unter diesen Umständen dürfen wir nun die Fracre stellen :
,Wo ist die Heimat des Pancatantra zu suchen?"
Nach dem oben Gesagten ist Bengalen als solche wohl aus-
geschlossen. Dasselbe crilt für den Süden. Abgesehen von der er-
wähnten Abhängigkeit des S. P. von einem der Kaschmir-Rezension
nahe verwandten Text spricht dafür die Unwahrscheiulichkeit, daß
der vollständige Text, wenn er je im Süden nur einigermaßen
verbreitet gewesen wäre, dem Auszug so vollständig hätte weichen
müssen , daß keine Spur von ihm mehr nachzuweisen wäre. Es
lassen sich aber , glaube ich , noch weitere Argumente dafür bei-
bringen, daß wir das Ursprungsland unseres alten nitisästra anders-
wo zu suchen haben.
Die Rahmenerzählung des I. Buches des S. P. beginnt: asti
1) Und zwar unter Beibehaltung der beiden Strophen der Einleitung:
granthavistärabhirünäm bälünäm alpacetasäm | bodhäya pancatanti-fi-
khyam idam samksipya kathyate \\ anyadtyo ^pi lüchita (!) sloho yah pra-
kramägatah \ svalpätvät (!) granthavistärah dosas (1. °vistäradosas) tena
na jäyate \\
2) Auch der Umstand, daß die Devanägarl-Handschrift des Kathümrta-
nidhi, die sich im India Office befindet und einen Auszug des textus sim-
2)licior enthält (BKSGW., phil.-hist. Kl. 1902, S. 117, Anm. 1), auf ein südliches
Ms. zurückgeht, wie der in ihr häufige Gebrauch des 3o beweist, spricht dafür,
daß im Süden der vollständige Urtext nicht vorhanden war. Denn daß
der textus simjjlicior dem N. -W. angehört, wird unten dargelegt werden.
Ananta hat also ein vereinzeltes importirtes Ms. benutzt. Prof. Hultzsch besitzt
zwei weitere Mss. des Kathämrtanidhi, die auch dem Süden entstammen.
3) Vgl. Einl. zu m. Ausg. des S.P. S. XLIII ff., LV, LVII ff., LX, LXIII ff.
51*
790 Hertel, Über einen südlichen lexlus amplior des Pancatantra.
dahsinäpathe mahiläropj/am näma nagaram. Fast wörtlich so
heißt es im Tanträkhyäyika (in der jüngeren Rezension ; von der
älteren fehlt der Anfang): ddksindtye janapade inihiläropifam
näma naijaram. Ich meine , es ist klar , daß derjenige , der diese
Worte schrieb, nicht im Süden wohnte. Kein Südländer selbst
wird schreiben: „Im Süd lande liegt d'ie und die Stadt". Und
hätte er wirklich den Schauplatz nach seiner Heimat verlegen
wollen , so hätte er zum mindesten durch ein vorgesetztes thaiva
den Eindruck haben vermeiden müssen, daß er von einer fremden
Gegend spricht.
Ein anderes Argument entnehme ich einer Schalterzählung,
die alle Fassungen aufweisen , die also zum ältesten Bestände ge-
hört. Es ist die Geschichte vom Löwen, seinen Ministern und dem
Kamel ^). In dieser wird erzählt, wie ein von seiner Karawane
abgekommenes Kamel einem Löwen von dessen Dienern Krähe,
Panther und Schakal zugeführt wird. Der Löwe nimmt es unter
die Seinen auf. Als er eines Tages krank wird, müssen seine Be-
gleiter Hunger leiden und veranlassen das Kamel, sich dem Löwen
als NahruncT zu bieten. Es läßt sich überlisten und wird verzehrt.
Das Kamel ist also als Typus eines gutmütigen , dummen Tieres
gewählt; es spielt hier dieselbe Rolle, die an anderen Stellen dem
Esel zufällt (z. B. in der Erzählung vom Esel ohne Herz und Ohren).
Also wird der Verfasser des Paiicatantra in einem Land gewohnt
haben , in dem das Kamel nicht unbekannt war. Nun ist dies
aber nur in einem Teil des nordwestlichen Indiens der Fall. Die
Ost- und Südgrenze seines Vorkommens geht von da nördlich bis
Srinagfar und folcrf dann südlich dem Laufe des Indus und Brahma-
putra'-). Hätte der Verfasser des ursprünglichen Pancatantra nicht
in einer Gegend gewohnt, in der das Kamel bekannt war, so würde
er, zumal er ja sein Buch für Kinder schrieb, sicherlich ein anderes
Tier gewählt oder, falls er die Erzählung einer fremden Quelle
entnahm, eingesetzt haben. Man setze den Esel ein und wird finden,
daß er gleichfalls in die Erzählung paßt. Das Kamel ist wahr-
scheinlich zugleich seiner Größe wegen gewählt; aber es konnte
dies natürlich nur in einem Lande geschehen , in dem das Tier
nicht ganz unbekannt war.
Zu unserer, dem ältesten Bestand des Paiicatantra angehöi'iofen
Fabel ist zu bemerken , daß sie überhaupt außerhalb des Paiica-
tantra bis jetzt nicht nachgewiesen ist. Ferner ist bemerkenswert,
daß zuerst im Tanträkhyäyika als I, 13 eine Erzählung auf-
tritt, die sonst nur im MBh. (I, 142, 25 fif.) erscheint, in der ein
1) Som. LX, 145, Ksem. I, 8, S. P. I, 8, Sär. I, 9 u. s. w.
2) Nach Lehmann u. Petüold, Atlas f. Mittel- u. Oberkl. höherer Lehranst.,
Karte Kulturtiere; daß in der zitierten Quelle die Grenze dos Kamelgebietes
durch Kaschmir hindurchgeht, soll wohl andeuten, daß das Tier etwa durch
Karawanen den Jehlam entlang nach Srinagar gelangt, ohne eigentlich in Kaschmir
heimisch zu sein. [S. jetzt den nachträglichen Zusatz S. 797, Anm, 1.]
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des PnTtcatantra. 791
Schakal, welcher mit anderen Tieren gejagt hat, diesen die Beute
durch List abzunehmen versteht. Im MBh. sind die Tiere ein
Tiger, eine Maus, ein Wolf und ein Ichneumon, die Beute ist eine
Antilope {mrga). Der sehr geschickte Kaschmirer Bearbeiter hat
sich in seiner Fassung an die erste Kamelsgeschichte angeleimt.
Statt des Tigers setzt er den Löwen ein, zu dem die andern Tiere
im Yasallenverhältnis stehen. Wolf und Schakal sind beibehalten
wie im MBh. , an Stelle der beiden anderen Genossen tritt das
Kamel. Im übrigen ist die Erzählung auch insofern der ersten
Pancatantra-Fabel nachgebildet, als das Kamel dazu gebracht wird,
sich selbst als Speise anzubieten. Die viel einfachere MBh.-Err
Zählung ist augenscheinlich die ursprünglichere und zeigt mit der
ersten Kamelsgeschichte des Tanträkhyäyika keinerlei Verwandt-
schaft. Die Kaschmir - Fassung (der dann Ksemendra und beide
Jaina-Kedaktoren folgen) ist also sicher eine Bearbeitung. Daß
nun aber für die Antilope ein Kamel eingesetzt wurde , deutet
darauf, daß die Bearbeitung in einem Lande vorgenommen wurde,
in dem dieses Tier nicht unbekannt war. Da diese Bearbeitung
wahrscheinlich in Kaschmir vorgenommen wurde, so wird die eben
ausgesprochene Bedingung für dieses Land zutreffen. Auch diese
Erzählung ist außerhalb der genannten Quellen bis jetzt nicht
nachgewiesen.
Während das Kamel sonst in der indischen Literatur verhältnis-
mäßig selten ist, tritt es im Pancatantra und zwar im textus
simplicior noch ein drittes Mal auf, nämlich bei Bühler IV-, 14.
Dort wird besagt, daß ein Mann ein verlaufenes Kamel und sein
Junges findet und sich allmählich eine Kamelszucht anlegt, die ihm
Reichtum bringt. Aus Dankbarkeit hängt er dem ei-sten jungen
Kamel eine Glocke um. Dieses sondert sich hochmütig von den
anderen ab, bleibt eines Abends beim Eintreiben hinter der Herde
zurück, um noch frische Ranken zu verzehren, wird dann aber von
einem Löwen überrascht und gefressen.
Eine Parallele dazu findet sich in unserer südlichen Rezension 5,
wo diese Fabel dreimal erzählt wird (I, 28. III, 3. IV, 12). Dort
ist aber das von der Herde zurückbleibende Tier ein Bock, der
übrigens dem Löwen nicht unterliegt, sondern ihn durch Geistes-
gegenwart in die Flucht jagt. Diese südindische Fassung findet
sich dann in erweiterter Gestalt wieder bei Pürnabhadra I, 20, wo
ein zweites Zusammentreffen von Bock und Löwe dem ersteren den
Tod bringt. Pürnabhadras Fassung erscheint als Zusammenschweißung
der Fassung des S. P. '&, und einer dritten Rezension, die sich Tanträ-
khyäna I, 12 findet. Hier tritt statt des Kamels ein Büffel auf.
Wir haben bereits gesehen, daß in Bengalen das Sanskrit-
Paficatantra zu fehlen scheint. Im Mahratten-Lande tritt uns eine
Verschmelzung des Simplicior mit dem südlichen Pancatantra ent-
gegen; im Süden ist (außer den zwei nördlichen Mss. in Tanjore
und der örtlich noch nicht festgelegten Bearbeitung Anantas) nur
792 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
der unter dem Namen des S. P. gehende Auszug bekannt. In Kaschmir
finden sich^ die Jaina-Eezensionen gleichfalls nicht. Diese dagegen
haben aus Säradä-Mss. geschöpft, außerdem wie Pahl. und S. P. eine
nordwestliche Fassung gekannt, die gleichfalls auf ein Säradä-Ms.
zurückgeht. Nehmen wir dazu, daß im N. W. seit alters die Jaina
besonderen Einfluß hatten — ich brauche nur an Hemacandra's
Einfluß über Jayasimha von Gudscherat im 12. Jahrh. zu erinnern —
so werden wir geneigt sein , die Entstehung des t. simplicior in
den N.-W. von Indien zu versetzen. Dort aber ist gerade auch
das Yerbreitunorssfebiet des Kamels. Von dem Stellmacher unserer
Jaina-Erzählung heißt es darum ausdrücklich (Bühler IV, 14, Z. 19;
Hamb. Hss. ZDMG. LVI, S. 319), daß er weitere Zuchtkamele aus
einem Dorfe in Gudscherat bezieht {giirjaragräme gatva). Wenn nun
im Süden in der entspi'echenden Erzählung ein Bock, in Nepal ein
Büfiel erscheint, so erkennen wir, masf nun Kamel oder Bock oder
Büfi"el das Ursprüngliche sein, daß die gewählten Tiere doch mit
der Heimat der Erzähler im Zusammenhang stehen.
In dieser Beziehung ist es lehrreich, daß das Kamel dem
Jätaka fremd ist. Auch als Karawanentier wird es dort nicht
erwähnt. Die Karawanenführer des Jätaka bedienen sich von Ochsen
gezogener Wagen.
Um die Richtigkeit der hier vorgetragenen Auffassung zu
prüfen, müssen wir einheitliche, lokal abgegrenzte Texte untersuchen.
Aus Werken wie die kaschmirischen Sanskrit -Bearbeitungen der
Brhatkathä ist nichts zu schließen, weil die Verfasser, wie in den
späteren Bearbeitungen des Pancatantra, bezüglich der handelnden
Menschen und Tiere natürlich ihrer Vorlage befolgt sein können
und oft gefolgt sein werden. Ich habe mir daraufhin das Campa-
hasresthikathänaha'^) wieder angesehen und denke, der Befund er-
härtet meine Ansicht.
Der Schauplatz dieses kleinen Textes erstreckt sich über ein
Dreieck, dessen Spitzen die Städte Kämpilya, Ujjayini und
Cojmpä bilden. Nach Hunter's , Atlas of India" (London 1894)
können unter Kämpilya und Campä nur gemeint sein Kampil
(Karte 2 Hf.) ca. 85 engl. Meilen Luftl. o.-n.-ö. von Agra nahe einem
Arm der Gangä gelegen, und ChaTnrpa (Karte 7 Kh), etwa 30 engl.
Meilen östlich von Bilaspur am Flusse Hasdu in Zentralindien. Es
wird nun erzählt, wie der Kaufmann Vrddhidatta oder Vädhü in
bestimmter Absicht von Campä nach Kämpilya und von dort
zurückreist. Auf seiner Rückreise läßt ihn der Autor seinen Weg
über Ujjayini nehmen, also einen ganz gewaltigen Umweg machen,
da Ujjayini etwa 2° westlich von Kämpilya, 6*^ westlich von Campä
liegt. Die Reise geht, anstatt s.-ö., zunächst südwestlich, und dann
von Ujjayini aus fast rein östlich. Da der Umweg nicht im
geringsten motiviert wird, so ist anzunehmen, daß der Verfasser
1) Herausgeg. und übersetzt von Weber, SBAW., ph.-hist.Cl., 1883,8.567 flf.
Hertel, Über einen südlichen texttts amplior des PaTicatantra. 793
nur höchst oberflächlich über die geographischen Verhältnisse des
Schauplatzes seiner Erzählung orientiert war, daß er also wahr-
scheinlich nicht selbst auf diesem Schauplatz lebte.
Die Reise von Campä nach Känipllya setzt der Kaufmann mit
einer „Karawane von Eseln, Kamelen, Stieren, Wagen und ähn-
lichem" {hharosh-ahallvardasalcatädisärtham krtvü) ins Werk. Sein
Geschäftsfreund Trivikrama bietet ihm beim Antritt der Rückreise
unter anderen liütern „Pferde, Wagen, Kamele und Rinder'*
(dvarathostrayosu) zum Geschenke (Z. 198). Da nun der ganze
Schauplatz der Handlung außerhalb des Verbreitungsgebietes des
Kameles liegt, so wird man annehmen müssen, daß der Verfasser
hier die Verkehrsmittel seiner eigenen, mit dem Schau-
platz der Handlung nicht identischen Heimat beschreibt.
Aber auch in zwei eingeschobenen Erzählungen wird das
Kamel noch erwähnt, Z. 51 ff. „windschnelle Kamelsstuten" {usprikäh
pavanavegäh) als schnellstes Beförderungsmittel, und Z. 463 eine
Kamelsstute (karabhi) in demselben Sinne.
Weber nimmt S. 570 (S. 4 des Sonderabzugs) ohne weiteres
an, die spezielle Betonung des Kamels im Campakasresthikathänaka
sei , von Bedeutung für die Örtlichkeit der Abfassung, nämlich
als in das nordwestliche, resp. westliche Indien zu verlegen." Er
fährt fort: „Für diese Örtlichkeit tritt im übrigen auch noch der
Gebrauch des sonst nur im Mahr, und Gujr. nachweisbaren
Verbum's tadapphadai ein — — ."
Daß Weber mit dieser Ansicht im Recht war, ergibt sich aus
Bühler's sprachlichen Bemerkungen zu dem Stück i). Bühler schreibt:
„Die sprachlichen Eigentümlichkeiten des darin [im Canipaka°]
gebrauchten Sanskrits erklären sich fast alle aus dem Gujaräti-
Marväri Dialect der Yatis", und bringt für diese Behauptung zahl-
reiche Belege bei.
Beim Campakasresthikathänaka also ist der Schluß von der
Verwertung des Kamels auf die Heimat des Verfassers ohne allen
Zweifel richtig, und wir werden diesen Schluß auch bei anderen
Literaturwerken tun dürfen, vorausgesetzt, daß wir Originale
und nicht spätere Rezensionen vor uns haben.
Man könnte das Gewicht, das hier auf das Vorkommen des
Kamels zur Bestimmung des Entstehungslandes des Pancatantra
gelegt wii'd, durch den Hinweis auf den Löwen entkräften wollen,
der doch in südlichen Erzählungen, namentlich im Jätaka, häufig
ist, während er heute nur noch im nordwestlichen Indien vertreten
ist-). Dieser Einwand indessen würde nicht stichhaltig sein.
Der Löwe ist schon im jpi. das gefürchtetste Tier, und der Vergleich
1) a. a. O. S. 885 (Sonderabzug S. 1).
2) Nach „Brehms Tierleben", 3. Aufl., Säugetiere, Bd. I, S. 44G war der
Löwe um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht nur in Gudscherat noch
häufig, sondern fand sicli sogar in Zentralindien ; in den sechziger Jahren wurden
noch zwei Löwen westlich von Allahabad erlegt.
794 Hertel, Über einen südlichen textus amiüior des PaTicatantra.
eines menscblichen Fürsten mit dem Löwen sowie die Auffassunsr
des Löwen als des Königs der Tiere ist jedenfalls uralt. Dafür
zeugen die mit simha zusammengesetzten Königsnamen und Worte
wie simhadvära ^Palasttor", snnhanäda, shnharava, slmhadhvani
„Schlachtruf und sii/Jiäsana „Thron." Als typischer König
der Tiere konnte er aus der Erzählungsliteratur wie aus der
Kunstpoesie nicht mehr verschwinden, wo. der Einfluß des Sanskrit
oder seiner indischen Schwestersprachen herrschend geworden war.
Es verhält sich mit dem Löwen wie mit dem krsnasarpa oder
kälasarpa, der als giftigste Schlange in der indischen Literatur so
überaus häufig erwähnt wird. Er ist eine schwarze Abart der
Kobra, die bei den Indern — vielleicht gerade ihrer Seltenheit
wegen — als besonders giftig gilt. Sie ist eine so seltene
Abart, wie die schwarze Abart unserer Kreuzotter, von der man
unter Hunderten von Exemplaren noch nicht eine findet. Man darf
also aus ihrer Erwähnung nicht schließen, daß die Verfasser sie
wirklich kennen, ja nicht einmal, daß ihnen die gewöhnliche gelblich-
braune Kobra aus dem Leben bekannt ist. Aus bildlichen
Darstellungen aber war die Kobra überall da bekannt, wo der
Yisnu-Kultus Eingang gefunden hatte. Wenn demnach z. B. im
Tanträkhyäyika in der Einleitungsstrophe und im 5. Buche in der
Rahmenerzählung (wenigstens in der späteren Rezension) diev phanin
und krsnasarpa ausdrücklich envähnt wird, so können wir daraus
nichts auf die Heimat des Verfassers schließen^).
Außer dem Kamel ist noch ein anderes Tier für die Frage
des Ursprungslandes des Pancatantra von Bedeutung: ich meine
den Tiger. Von diesem ist bekannt, daß er im RV. nicht vor-
kommt, also wohl bis zum Abschluß dieser Sammlung im Pandschab
unbekannt war. Seine eigentliche Heimat ist wohl Bengalen; denn
dort kommen noch heute die stärksten und schönsten Exemplare
vor. Gegenwärtig freilich ist er nördlich über ganz China bis nach
Sibirien (53^ n. Br.), westlich bis ans Südufer des Kaspischen Sees
vorgedrungen. In Indien selbst fehlt er im unteren Sind, in Katsch,
an der Koromandel-Küste, auf der Südspitze und in Ceylon. Wichtig
ist, daß er nach den Hochländern und Hochgebirgen Asiens nicht
emporsteigt und selbst im südlichen Himälaya nur gelegentlich
bis etwa 2000 m Höhe vorkommt. Er wird also selbst heute noch
1) Dagegen kann die Rahmenerzählung des V. Buches natürlich nur in
einem Lande geschrieben sein, in dem der Ichneumon bekannt war, der ja
nicht typisch ist. Auf eine diesbezügliche Anfrage teilt mir M. Aurel Stein (in
einer Karte aus Kashmir vom 28. Okt. 1905) gütigst mit: „Der Mungoose
nakula .... ist in K.[aschmir] wohlbekannt. Über die Cobra kann ich nichts
Bestimmtes sagen. Pt Sahajabbatta, der mich eben besuchte, behauptet, daß
Schlangen mit phaiia in K. erwähnt werden. Damit mag die Cobra gemeint
sein, aber gewiß ist dies nicht." Übrigens bietet ja, wie oben dargelegt, die
Cobra kein Kriterium , so daß ihr Vorkommen in Kaschmir für unsere Frage
belanglos ist. [Späterer Zusatz.]
llertel, Üier einen südlichen tcxtv^ amplior des Pancatantra. 795
z. Vt. in Kaschmir jedenfalls nicht häufig sein^), und sicher wird
er dort zur Zeit der Entstehung des Pancatantra, also etwa
spätestens um 200 v. Chr.^), nicht vorgekommen sein.
Bei der Gefährlichkeit des Tigers ist es kein AVunder, wenn
er in der Fabelliteratur häufig erwähnt wird-^). So ist er auch
speziell im Pancatantra-Kreis nicht selten. Im Hitopadesa kommt
er in 6 Erzählungen vor (I, 1 = Pet. S. 7, II, 4 = Pet. S. 64;
III, 2 = Pet. S. 90; III, G = Pet. S. 105; IV, 5 = Pet. S. 134;
IV, !» = Pet. S. 144; vgl. Bem.l S. 787), in den neuen Erzählungen
unserer Rezension § zweimal (I, 12 u. I, 36), im Tantrükhyäna
viermal (6, 12, 14, 22). Abgesehen von der Geschichte vom blauen
Schakal, in der er nur erwähnt wird, spielt er in den Jaina-
Kezensionen in mehi-eren Erzählunoren eine wichtige Rolle, nämlich
im textus simplicior IV, 5 und darnach bei Pürnubhadra IV, 7,
ferner t. simpl. Hamb. Hss. IV, 13 = Bühler IV, 15, Pürn. IV, 11
und endlich bei Pürn. I, 9.
Um so bemerkenswerter ist es, daß der Tiger dem alten
Paücatantra-Te xte fast völlig fehlt. Im TantrUkJiyüyika
wird der vyäghra nur e r w ahnt in der Geschichte vom blauen
Schakal I, 8.*) Diese ist aber mit Sicherheit dem Ür-Pancatantra
abzusprechen, da sie bei Soniadeva, im S. P. und in den PahlavT-
Rezensionen nicht vorkommt. Andererseits ist es kaum ein Zufall,
wenn in der oben S. 790 f. besprochenen Erzählung Sär. I, 13, die
eine höchst wahi'scheinlich in Kaschmir vorgenommene Interpolation
ist, ein Löwe an Stelle des Tigers der MBL-Fassung erscheint. In
der Erzählung vom Esel im Panther feil, *S'(Tr. III, 1, die
auch Somadeva 62, 19 und das S. P. III, 1 haben, tritt in der
Prosa in den späteren Fassungen (Jaina-Rezensionen, Hitopadesa,
teilweise S. P.) an die Stelle des dvlpin oder Panthers der Tiger
(vyäghra). Aber der Text des Tanträkhyäyika wie Somadevas sowie
die Überschriftsstrophe in Sär., S. P., Hit. bestätigen dvipicarma°
1) Die Talsohle bei SrTnagar liegt 1600 m über dem lleerespiegel. —
Die oben angeführten zoologischen Angaben entnehme ich Brehms Tierleben,
3. Aufl., Säuget. I, S. 393 f. — [M. Aurel Stein schreibt mir auf eine nach-
trägliclie Anfrage am 28. Okt. 1905: „Der Tiger ist in K.[aschmir] nicht be-
kannt, dagegen kommt der Panther wie im übrigen Himälaya vor."]
2) Über die Datierung vergleiche die Einleitung zu meiner Ausgabe des
südlichen Pancatantra S. XXIII f.
3) z. B. MBh. XII, 111. HC; Iryasüra, Jätaka-Mälä I, 1; Hema-
candra, Parisi.^tap. III,' 159 fi'. und III, 166 (an letzterer Stelle ein Fabel-
sprichwort: ito vtjäghra itas tafi , das sich auch Kathäkoia S. 107 u. 132
Tawney findet) ; Sukasaptati, t. simpl. 42fl'. = orn. 52f^".; t. orn. 15; Jä-taka
17, 272, 322, 361, 438, 492 usw.
4) Z. 613 (ursprüngl. metrisch?), Z. 1238 (wo die Szene ausdrücklich in
den Dekkan verlegt wird), und in der Str. IV, 5 (= S.P. IV, 2) kommt iär-
düla vor. Dabei ist es zum mindesten zweifelhaft, ob der Verfasser darunter
den Tiger und niclit vielmehr den Leoparden verstand. In der Erzählungs-
strophe IV, 5, die als solche wahrscheinlich Zitat ist, steht der typische Aus-
druck vänarasärdiila.
796 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
statt des vyäghracarmaP der Jaina-Rezensionen als die urspi'üngliche
Lesart^). Schon in meiner Tantrrikhyri3nka- Ausgabe habe ich be-
merkt, daß dvlpin hier in der gewöhnlichen Bedeutung als , Panther"
zu fassen ist, da eine Tigerhaut für den Esel viel zu groß, die
hervoi*zurufende Täuschung also unmöglich gewesen wäre -). Übrigens
ist auch diese Erzählung, die in den PahlavI-Rezensionen fehlt, in
den Jaina-Rezensionen an anderer Stelle .steht, im Tanträkhyäyika
ein handgreiflicher Einschub, also dem alten Pancatantra ab-
zusprechen.
Bei der Bedeutung des Tigers für die Inder und bei seiner
sonst häufigen Erwähnuncr in ihrer Fabelliteratur ist es zum mindesten
sehr auffällig, daß er im Urpancatantra gar keine Rolle spielt.
AVir werden also nicht falsch schließen, wenn wir annehmen, daß
der Tiger in dem Lande höchstens dem Namen nach
bekannt war, in dem das Pancatantra geschrieben wurde.
Bengalen und der Dekkan können also auch von diesem Gesichts-
punkte aus als Ursprungsländer des Pc. nicht inbetracht kommen.
Auch für Katsch und den südlichen Teil von Sind ist die Wahr-
scheinlichkeit nicht groß, da der Tiger dort wohl nur ausgerottet
worden sein wird. Hat er sich doch über Radschputana, Gudscherat
und das Pandschab hinüber nach Afghanistan und Persien verbreitet.
Die gi'ößte Wahrscheinlichkeit würde also für Kaschmir sprechen.
Nun könnte man, da, wie oben erwähnt, das Kamel in Kasch-
mir selbst nicht heimisch ist, schließen wollen, daß das Pancatantra
dort jedenfalls nicht entstanden sein könnte. Wenn wir uns aber
die Erzählung Sär. I, 9, die, da in allen Passungen enthalten, dem
Urtext unbedingt zuzuschreiben ist, genauer ansehen, so gelangen
wir zu einem anderen Schluß. Sie beginnt: „In einer Waldgegend
lebte einst ein Löwe, Madotkatä geheißen. Der hatte drei fleisch-
fressende Gefolgsleute, einen Panther, eine Krähe und einen Schakal.
Als diese einst umhersti-eiften, erblickten sie ein Kamel, das von
seiner Herde abgekommen war. Als der Löwe dasselbe gesehen,
dessen Gestalt ihm bis jetzt unbekannt war {ajnäta-
pUrvarüpam), fragte er (prstavän): ,Fraget dieses unbekannte
(apürvam) Wesen hier im Walde : ,Wer bist du ?' " ■^) usw. Die
1) S. 135, Anm. 2.
2) Man sieht, wie der Wandel der Tiere hier wieder mit der Heimat der
Verfasser zusammenhängt.
3) Som. LX, 146: sa siraho 'tra vane 'dräksid adrstacaram ekadä |
Tcarabharn särthavibhrastam pravistam häsanäJcrtim \\ ko 'yam präniti
säscaryam vadaty asmin mrgädhipe \ ustro ^yam iti vakti sma deäadra-
stätra väyasah || Die PahlavI-Rezensionen, soweit sie mir zugänglich sind,
sagen nicht ausdrücklich , daß das Kamel dem Löwen unbekannt ist. In
Persien wäre dieser Zug eben unglaublich gewesen. Er muß aber ursprüng-
lich unserer Erzählung eigentümlich gewesen sein, da sonst das Bündnis mit
den Fleischfressern unwahrscheinlich wäre. Eben weil der Löwe und
sein Gefolge zunächst die Natur des Kamels nicht kennen, wird das Bündnis
geschlossen, grade so wie in der Rahmenerzählung das Bündnis zwischen Löwen
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des PaTicatantra. 797
Fiktion , daß der Löwe ein heimisches Haustier nicht sollte
gekannt haben, wäre eine Ungeschicklichkeit, die man dem sehr
geschmackvollen Verfasser des Paficatantra nicht zutrauen kann.
Also wird er nicht in einem Lande gelebt halben, in
dem das Kamel als Haustier gezüchtet wurde, doch
in einem Lande, nach dem Kamelskarawanen ab und
zu gelangten. Das dürfte nun für Kaschmir zutreffen^); und da
sowohl der Verfasser des t. siin2)licior wie Pfirnabhadr;i Säradii-
Fassungen als Hauptquellen nachweislich benutzt haben, und da
auch der Osten und Süden als Heimat des Paficatantra nicht in
Betracht kommen können, da ferner die gemeinsame Vorlage der
Pahlavi -Rezensionen, des südlichen Paficatantra und des textus
simplicior auf ein Sfiradä-Ms. als Quelle hindeuten -), so sind wir
zu dem Schlüsse berechtigt, daß Kaschmir wirklich die Heimat
des Paficatantra ist.
Da wir jetzt wissen, daß um 650 nach Chr. auch in Nepal
zahlreiche Visnuiten lebten ^), so kann auch dorthin von einem
Visnuiten aus Kaschmir ein Exemplar des Tanträkhyäyika gekommen
sein. Tatsächlich verzeichnet Aufrecht ein nepalesisches Exemplar
des Paficatantra nach Lawrence, List of Sskt. works supposed by
the Nepalese Pandits t o b e rare in the Näpälese Libraries at
und Stier. — Durch das Bündnis des Löwen und des Stieres in der Kahmen-
erzählung ist unsere obige Beweisführung nicht zu entkräften. Denn dieses
tritt zunächst ein infolge des gewaltigen Brüllons, das der Löwe nicht als das
eines Stieres erkennt. Der Verfasser hat mit Bedacht den Löwen
zunächst den Stier nicht erblicken lassen. Als die beiden zu-
sammenkommen, hat der Löwe den Stier schon in seinen Schutz aufgenommen,
kann ihn also nicht mehr verletzen. Der Gang dieser Erzählung bestätigt also
zugleich die obige Annahme, daß der Verfasser des Paficatantra die
Ungereimtheit vermied, ein im Lande heimisches Tier als dem
Löwen unbekannt hinzustellen. Anders liegt natürlich der Fall in
der Geschichte vom Esel ohne Herz und Ohren im 4. Buch. Wenn dort
der Esel den Löwen nicht kennt, so erklärt sich das leicht daraus, daß der
Esel nur im Dorfe zum Tragen der Wäsche verwendet wird und daß ihm
nach dem Wortlaut der Erzählung der Wald und seine Bewohner fremd sind.
1) Die obigen Darlegungen sind wörtlich so in Hamburg auf dem
Philologentag vorgetragen worden. Hinterher habe ich doch , um ganz sicher
zu gehen, bezüglich des Vorkommens des Kamels in Kaschmir bei M. Aurel
Stein angefragt, der sich jetzt eben wieder in Srinagar befindet. Auf einer
Karte vom 12. Okt. 05 gibt er mir folgende Auskunft: „Das Kamel hat
seinen Weg nach Kashmir aucli vor der Construction moderner
Straßen gefunden, aber freilich nur in sehr seltenen Fällen.
Die alten Gebirgswege vom Süden u. Westen her waren bis vor 20 — 30 Jahren
selbst für Pferde u. Älaulthiere beschwerlich , wie Ihnen z. B. die Leetüre von
Baron Hügel's Kashmir-Tagebuch zeigen wird. Im Thale gab es für's Kamel
wegen der bequemen Wassercommunication keine rechte Verwendung. Heut-
zutage gehen Kamele in großer Zahl bis Gilgit, dank der neuen Straße, in
Kashmir selbst aber sieht man sie selten." Man sieht, daß der von mir ge-
sperrte Satz vorzüglich zu den obigen Darlegungen paßt.
2) Vgl. jetzt auch meine Ausgabe des südlichen Paficatantra, S. LXXVIfi".
3) Pischel , Der Ursprung des christlichen Fischsymbols, SKPAW. , phil.-
hist. Cl. 1905, S. 15 [521] f.
798 Hertel, t'ber einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
Kbatmandoo. Nepal Residency, The 2°'^ of August 1868. Daß wir
aus Nepal noch ein unabhängiges Exemplar des Tanträkhyüyika
erhalten werden, schließe ich aus dem buddhistischen Auszug des
lö. Jahrb., über den Bendall berichtet hat und der den Titel
Tanträkhväna fühi-t. Ist meine Vermutung richtior, so dürfen wir
vielleicht hofien, daß der alte Pancatantra-Text doch noch voll-
ständig gewonnen wii'd und daß sich manche jetzt noch hoffnungs-
lose Stelle wird heilen lassen ^).
Die oben und gelegentlich im folgenden gegebenen Textproben
werden es rechtfertigen, wenn ich von einer Veröffentlichung des
Sanskrit-Textes unserer Rezension § absehe. Was ich biete, sind teils
Übersetzungen, teils Auszüge. Die ersteren sind an einem der Über-
schrift vorgesetzten Sternchen kenntlich und sollen eine Anschauuncr
von der Art geben, in der der Anonymus erzählt. Die Erzählungen
sind häutig weitschweifig, so daß mir für den crrößten Teil Auszüge
geboten schienen. Diese sind so eingerichtet, daß nirgends ein
wesentlicher Zug wegbleibt. Namentlich habe ich die meisten
Strophen ausgeschieden, mit denen der Redaktor seine Rahmen-
und Schalterzählungen ausstaffiert. Sie sind zu einem großen Teil
sehr korrupt überliefert. Die meisten von den in den anderen
Sanskrit-Texten des S. P. überlieferten Strophen finden sich natüi'lich
auch hier. Es fehlen 2): Einl. 1. 9. I, 10. 14. 16 (fehlt auch in N,
A, C. D, E, I; in K eine Lücke). 32. 53. 93 (fehlt in NABCK).
102. 103 (fehlt in EI). 107 (fehlt in NABCKEI). H, 13. 22. 26.
35. 40 (fehlt auch in NABC). 41. 43 (fehlt auch in NAB). 46-49.
51. 72. 73. III, 21. 43 (fehlt auch in NADE). 44. 45 (beide fehlen
auch in E). 46 (fehlt auch in A). 52. 53. (beide fehlen auch in G).
60. 72 (fehlt auch in D). 73. 74. IV, 4. Trotzdem ist die Ge-
samtsumme der Strophen in ^ viel größer, als in den anderen
Sanskritfassungen des S. P. Ich gebe eine Übersicht nach voll-
ständigen Hss.:
Einleitung :
BC 10; D 9, G 12; EIFH 10; X 29.
I. Buch:
3 149, C 140; D 149, G 151; El 145, FH 155; X 258.
IL Buch:
A 81, B 80, C 83; D 91, G 92; EFH 84; X 75.
IIL Buch:
A 73, B 80; D 75; E 75; FH 79; X 88.
IV. Buch:
AB 10; DG 10; EFH 9; X 14.
V. Buch:
AB 5; DG 5; EFH 5; X 15.
1) Vgl. jetzt meine Ausg. des S. P. S. LXXXVIIfl'. [Korrekturbem.]
2) Die Zählung nach meiner Ausgabe.
Hertel, Über einen südlichen textus umiilior des Paucatantra. 799
Zunächst folffe hier eine
'o^
Übersicht über den Erzählungsinhalt der Hs. X.
Die niclit iu den bisher bokannteii Sanskritfassungon des S. P. (.'nthaltenen
Erzählungen sind in dieser Übersicht durch ein Kreuzehen bezeichnet. Durch
Einrückung ist angedeutet, daß die betrefteiido Geschichte in die vorhergehende
eingesclioben ist.
Eiulcitiing.
fl. Die in einen Prinzen verwandelte Prinzessin. /
t2. Der überlistete Häksasa.
1. liiich.
-fl. Die Gottheit ist verlaßner Kinder Halt, v
2. Afte und Keil.
t3. Ein Dieb fängt sich in einem Liebesautomaten. -
t4. Ein wollüstiger Mönch wird von einem Bären zerrissen.
t5. Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch. (Vgl.
tl, 36 u. tl, 39.)
t6. Nächtliche Erlebnisse eines Königs.
t7. Der König, der seinen Leib verliert. (Mit Fabelstrophe.)
t8. Der zweiköpfige Heranda -Vogel.
t9. Der Krebs als Lebensretter. (Fragm.)
jlO. Das Elefantenheer und das Mäuschen. (Fragm.)
11. Fx'agment einer andern Erzählung.
tl2. Bestrafter Undank. (Vgl. tl, 34.) ^
tl3. Der Muni, der durch seinen guten Rat umkommt.
tl4. Der Schwiegervater, der seinen Schwiegersohn fressen will.
15. Schakal und Pauke.
tl6. Ein Löwe läßt sich von einer Krähe füttern.
17. Drei Mißgeschicke aus eigener Schuld.
18. Krähe und Schlange.
19. Reiher und Ki-ebs. (^
20. Laus und Floh. ^
21. Löwe und Häslein.
122. Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten. -
t23. Die hinterlistige Kupplerin.
t24. Raub und Rückgabe einer Wunschkuh.
t25. Zwei Elefanten wider Verdienst behandelt.
t2(i. Ein Brahmane erhält durch einen Geier Reichtum.
t27. Der Kaufmann und seine beiden F)-auen.
t28. Der Bock und der Löwe (= fHI, 3 und flV, 2).
t29. Die prozessierenden Vögel.
fSO. Gemetzel durch einen Honigti'opfen. .-
t31. Der bestrafte Verführer.
t32. Ein indischer Don Juan.
t33. Der Zimmermann als Visnu.
800 Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra.
134. Die V^Qge des Schicksals.
t35. In der Welt herrscht doch Recht. (Vgl. fl, 12.)
t36. Die dankbaren Tiere. (Vgl. fl, 5 u. fl, 39.)
t37. Der dankbare Garuda.
foS. Eine Krähe bringt einen hamsa ins Verderben (= fl) 44).
t39. Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch. (Vgl.
fl, 5 u. fl, 36.) -'
t40. Der dankbare Frosch.
f41. Brahmanenmord und Sühne.
t42. Eine Schlange wird von einem Brahmanensohn getötet.
t43. Ein Minister mordet seinen Herrn und macht sich selbst zum
König.
t44. Eine Krähe bringt einen hamsa ins Verderben (= fl, 38).
45. Der Löwe, seine Minister und das Kamel.
46. Strandläufer und Meer.
47. Die Schildkröte und die hamsa.
48. Die drei Fische.
49. Die Hirtenfrau und ihre Liebhaber.
50. Der Affe und der Vogel SücTmukha.
51. Gutgesinnt und Bösgesinnt.
52. Reiher und Ichneumon.
efres
IT. Biuli.
53. Die von den Mäusen gefressene eiserne Wage.
1. Hiranyaka's Erlebnisse.
12. Vater und Sohn morden sich wegen eines Schatzes.
3. Enthülsten Sesam für unenthülsten.
4. Der allzugierige Schakal. y
5. Citräüga's erste Gefangenschaft.
jÖ. Eine Frau schützt ihre Tugend, ohne den Angreifer zu schädigen.
III. Buch.
fl. Ein König, der aus Geiz keine Minister hält, kommt um.
t2. Einem Brahmanen geht es übel, weil er den Rat seines sterbenden
Vaters nicht befolgt.
13. Der Bock und der Löwe (= fl, 28, flV, 2).
4. Der Esel im Pantherfell,
fö. Der Esel, der durch sein Geschrei die Räuber weckt.
6. Die Vögel wählen einen Köni^. v
7. Hasen und Elefant.
fS. Der Räuberssohn befreit das Haupt seines hingerichteten
Vaters.
9. Die Katze als Richter.
flO. Eine Maus befreit sich mit Hilfe einer Kobra. ^ '
11. Der Brahmane und die drei Schwindler.
tl2. Ein König wird durch einen verkleideten Minister getötet.
tl3. Der Sohn eines Ehebrechers rächt seinen getöteten Vater.
Hertel, Über einen südlichen textus amplior des Pancatantra. gQl
14. Der alte Mann, seine junge Frau und der Dieb.
15. Brahmane, Dieb und Eäksasa.
IG. Der Wagner, sein treuloses Weib und der Buhle.
17. Die Maus als Mädchen.
18. Die Schlange als Reittier der Frösche.
tl9. Der Schakal, der einen Südra betrügt.
IV. Huch.
fl. Ein Blinder vei-anlaßt einen Sehenden, sich zu blenden.
t2. Der Bock und der Löwe (= fl, 28, fHI, 3).
3. Der Esel ohne Herz und Ohren. ^^
V. Buch.
fl. Üble Folgen einer Blindenheilung.
2. Der Vater des Somasarman.
3. Die beiden Mörder.
Schluß des Werkes.
fl. Der allzukunstverständige Purohita.
t2. Unbesonnene Tötung eines Hundes.
t3. Der treue Minister.
Ich gebe nun der Reihe nach Übei'setzuncren und Auszücre der
nicht im älteren Sanskrittexte des S. P. enthaltenen Erzähluncren.
o
(Fortsetzung folgt.)
[Ich benutze den freien Raum zu den folgenden Berichtigungen und Er-
gänzungen meiner Ausgabe des S. P.
S. LXXIX u. S. XCl lies im Stammbaum: Tamil- st. Telugu- (vgl. oben S. 111).
S. LXXIX, Absatz 3 v. u. streiche die an falscher Stelle in den Text geratenen
Worte (ciußer Ksem.),.
S. LXXXIII unter AbsohUivum füge hinzu: anusthlya Z. 1261.
S. 117 füge zum Titel hinzu: Im Schiußkolophoti liest N pancatantrl, wie
unter den Lesarten zu Z. 1699 angegeben ist.]
802
Das syrische Alexanderlied.
Herausgegeben und übersetzt von
Lic. Dr. Carl Hunnius.
(Schluß.)
^^jöj L;**^ |i.^U ^üj ^0)j l^oj^
^^^poj J^ovis j-JooV ^^j jloVLJJo
^^^j^X,*X5o I-.VQJD ^*^^-^o jjaioQ:^ rr^-?o
Jv^j^i'^^^j U.^ \^jjo jLoj^ i'^U^
1) Pi )a.<^ ^0^:UoJo i 2)PiÖMd^^^J. pifügtnoeh
drei Verse hinzu, die aber anfantfs
*-^ sehr zeriressen sind :
UÖ^ N^
.|i^^ Uo jS^^ U v.^iJ
3) Pi >e^ViO.
4) P W.
5) Pi J^JLO, L J^-äS),
6) pi ja^QDO.
7) P j^JuZ). L JUp^ jQQDJO
803
Das S3Tische Alexanderlied.
Herausgegeben und übersetzt von
Lic. Dr. Carl Hunnius.
(Schluß.)
Es sprach der König Alexander, der Sohn des Philipp:
,Die Könige samt ihren Heeren und Untertanen werden beben,
Am Tage, wo diese gegen die Erde hervorbrechen werden, am
Ende der Zeiten.
Es wei'den die Menschen und alle Geschöpfe den Hei-rn Zebaoth
erzürnen,
«30 Sein Zorn wird entbrennen und er wird die Erde durch das
harte Schwert vertilgen.
Das große Rom wird er von seiner Höhe in die Tiefe stürzen,
Und die Länder der Römer zugrunde richten.
Die Meere wei'den brüllen und die Erde wird heulen und die
Berge weinen
Und die Ebenen sich fürchten und die Flecken und Städte veröden.
(i3:> Die Weingärten werden wüste und Betäubung befällt die Winzer
Und die Freude hört auf und es verfällt die Kraft aller Helden.
8) P' JLOXJOV p jLoZii.
9) Pi \2iM\.
10) L |jCLiDQ-i>.\ jlQioi ^
j»V>. P läßt die Zeile aus.
12) L JP^O. P |,JU30.
13) P ^Jo.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX.
14) ^V-O.
15) Die beiden letzten Verse
lauten bei P^: I.Ä.Ä- ^ODOjJ
I^Vqjo ^v-o Ixröci^ ^XlljO.
16) pi |»vo\si. Jlojol jJSbO.
17) P JJ^O.
18) l"^ jOpDl. "^^SUO.
52
304: Hunnms, Das syrische Alexanderlied
-^JJ^^ ipo jilox J2>q:oo ^'JvSqjl ^3/
*'|j3qJl ^^^o j-;x>Q^ ^j.o ILi. •'■'^ji*-
'"^Jli^QSJX) ''K^i JJSljo |o;jt Jli^v^ oj^o ^lo
jiciScCUL \s^ "'001 "^^ot^CDio )Q..:i^j ^"^|l,Jo
^-^Jli\x-«JO ]l'6l/ ^O |\0) OOf ^
o^io^j jJ-Jl o^ ''"JJo JJ JJ:ov3? '^^J'Q^o -545
0)ulq^ .Zi-.05io 0):>.iOjL \s.^o 0)\jD ^'^')oa\i
OMCU ^"'^*ji**o o^SlooL ^""yO^Ajo O)0j** 'paY»
j!^ju2> \oo jLoiDO jiSiOO j-^ZlitO -■^^J.mJCU
Jv-o^J ''^o "-''^JiojODO Ijüqjlj -^'J;2iQjL ^^
Jlo;*iQOo -'jriju. ^.ol jüÄQXo "'']»oVo
^''^'*^*Zil I-06) Jt^l.^^0 JN-.J. ^jo <;55
^^^^-.|2i*ri** -j'»^l^? J*3qjl ^"^^^ wJii^o.
1) p JVqjl. '^o o^ . . . ü^iDo .jioJi- \oi
2) Für die beiden letzten Zeilen
hat Pi nur eine: J'3CiJt \^t^/
J-;:^!^^^? JJ-^^^0.
3) p ^Oju«.
8) pi J^oa^D K^l I^V JJ-2iJO
V » •• I •• •• • )
5; P IV.^^. ! ^0) L ^, P 00,.
6) Pi hat statt der beiden letzten ' H) p^ C»\ \yO)^CXi>D , P
Zeilen : JJOOI sJI,>AaJDO )!u\ ^Jt^ OO) "^^fc^OiJ.
Hunniue, Das si/rische Alexanderlicd.
805
Das Schöne vergebt und der Reichtum schwindet und die Krait
hört auf,
Die Quellen werden trübe und die Wohnstätten veröden und
die Stral'jen feiern.
Die garstigen Heerhaufen der Söhne Magog^s werden sich erheben
640 Und die ganze Schöpfung bricht zuletzt zusammen
Infolge der Zeichen und schrecklichen Gerüchte.
Wer da weise ist, wird in Uezug auf das Ende einsichtig werden
Durch diese schrecklichen, fürchterlichen Zeichen.
Für nichts gelten ihnen Libanon und Hermen samt ihren Genossen.
645 Das Karmelgebirge hindert nicht das Heer, das mit ihm (zieht).
Donnernd ist seine Stimme und furchtbar das Gerücht von ihm
und schrecklich seine Kraft,
Schlimm sein Anblick und groß seine Gestalt und er ist durchaus
furchtbar.
Entstellt sein Aussehen und rauh seine Stärke und dunkel seine
Farbe
Sein Bogen ist gespannt und scharf sein Schwiert und alles an
ihm ist Tod.
650 Es eilen vor ihm her bebende Gerüchte und ein schlimmer Kuf,
Und Schreck und Gefangenschaft und Hunger und Tod und
alles Böse.
Der Glanz der Sonne und des Mondes und aller Leuchten erlischt,
Die Höhen und die Tiefen bekleiden sich mit Finsternis und
Dunkel.
Die Ordnung löst sich auf und die ganze Erde sitzt ti'auernd da,
6.55 Und öde und verlassen ist der Erdkreis.
Herr, halte mir gütigst die Schönheit Deines Wortes vor Augen,
12) L jLo^ioLo. P liißt die
Zeile aus.
13) L ;-.XCD.
14) P JVO^, L jio^.
15) P >*s3.
16) P )a^V. L )Q^^0.
17) P |juZ».
18) P «^-*»jO.
19 P ^..Qju-O.
20) P OM-) .Ju^O <y^l\j^.
21) P jSj^.
22) Für die letzten vier Zeilen
h:it L: C^^O 't-V^O jlo»? j^i^O
23) P l-JQ^.
24) P 0)-3CUL.
25) pi Jio^QO?.
26) P I^OOV.
27) P jju. x;ii^\ .
28) L j-^IS-O.
29) p\s-ojL.
30) L läßt v^ aus.
3 1 ; pi läßt die letzten 3 Zeilen aus.
52*
806
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
9)1
660
31)
\2?i J^o;^ •'">$oCso '^^^»-^ l-^^*-o }^V-^
^^>^i. JJ ^ ^^'>$oj^ ^po U^o jLpi^
Jl'^'o J]sJ^ ^ bi l-o
Jli\Ö)iOO JlCj^"^ JJU.0 jJüJo 665
27)
675
1) p jvoj?, p^ r*^Jo.
2) Pi JJUJ, L OMU..
3) P ^b^L|», pi jü^lj».
4) P jj/ J^J JÄiO.
5) L 0)ly.^\'> oo) )o\i. ^j,
p 001 ^oiüODj J2)i o6) jiii.
7) pi JJ-^O JJL^X50 jfc<.iCl*.0
8) p l^wo |ji-o j-cüi:^
9) Der Schluß ist l)ei P'
unleserlich , docli scheint nicht
]S' J^nOV^ dazustehen , sondern
^JL JJ p.
10) L läßt n$0>\d aus.
Hunnius, Das si/rtsclic Alexanderlied.
807
Damit ich die Anzeichen des Tages Deines Kommens verkünde,
wenn in die Erscheinun«,' tritt
Das große Volk, dem seine Tätigkeit von Ewigkeit her (be-
stimmt ist),
Das unheilschwangere, von Grimm und Mord und Tod erfüllte,
6i!u Sie alle rüsten sich zornig zu Verwüstung und Menschenraulj,
Sie alle bereiten sich rastlos zum Plündern und Morden.
Sie alle drohen mit Gewalt, und Grimm liegt in ihrem Dräuen.
Es zittern vor ihnen die Berge und Schluchten und Täler.
Großes Weh kommt über die Schwangeren und Gebärenden,
6«.") Und Trauer und Schmerz über Jüncjlincre und Juncrfraucu.
Es weinen die Knäblein, wenn sie hoffnungslos getötet werden,
Und auch die Jünglinge, wenn sie von den Verderbern kastriert
werden.
Himmel und Erde bekleiden sich mit Finsternis und Dunkel,
Und die himmlischen Scharen staunen über diese Tage.
G70 Zu jener Zeit befällt Zittern die Lebendigen und die Toten
Infolge des blutigen Mordens der Söhne Magog's vor dem Ende,
Das berüchtigte Volk erregt Hader in den Ländern
Und in den Festungen und Städten ruft es Tumult hervor.
Das garstige ausgeplünderte entwurzelte Volk voller Fehl
67.-) Der Söhne Gog's und der vom Hause Ma^ocf samt ihren Genossen,
O DO 7
Sie kommen endlich in ihrem Rasen nach Palästina.
Sie reissen dessen Städte ein, zerstöi'en (sie) und töten die
Menschen.
11) pi läßt (l.-u Vers aus.
12) P ^^V.
13) P j^^ÜS )CL1.
14) JQQQ20 ist bei P' aus-
gefresscii.
1 5) L ^^».l^QQX) »D J\a.\.\\o .
16) Bei Pi ist der Vors total
ausgefressen.
17) P JJU-. Bei pi ist der Vers
lädiert.
18) P <^0^0.
19) Pl läßt den W-rs aus.
20) pi'^^^ajo.
21) P jju/.
22) P Jlo^.
23) L joU^.
24) Pi läßt die Zeile aus.
25) I. k^^^ 1^^, P 1^-^.
ef. Anm. 306.
26) pi JX5QX5 JJx5o j;-jax |>Q^
jL^ -^tL^O. pi fügt Vers 673
liier ein.
27) L v^O^^V^CLZä. V läßt
den Vers aus.
28) Pi ...t.^pnNotN .
29) pi ^*2l**QDO ^-^jQAO. 1»
30) P 3p.\.ö)^.
31) pi ÖmL)/.
SOS
Jlunnius, Dan sijrisclie Alexanderlied.
3)
12)
«>JiCjJL \oo jlsjuiio flpo \h,:^ '"Jiji\
Jü<L*>DO lijQJLO JJ^X^O J'>'QA- x:*^^^
jN.-;2) ''\^2i JLojol JJajo "JJ-\L ^öc»o
l^ii JÄ^j j:^V w.:i^ ^°^-o j«.:^ ;x>/
^%\\i ^^>oj\o Loo) jioo) l^j ;»/
^^^Iäs. o6) )o*jo öj^o j]^;:^ JJSiJO jov^
-*^>0)^:d j:cLi.vj JJ^Q-- \^^ jVo^ >$;i:^'^.>o
JVoLo ]-;fl3o --^JiJb.? JVu JJ:i|:i -^ >^Iiao
I^Q^ oo) -^^'^ 1\V w^dl -^'-o 1^ v»/
i;80
685
690
G05
1) L ^*5^o.
3) P läßt die Zeile aus.
4) P Jo*^^^^.
5) P Is^.
6) Pi läßt die beiden letzten
Zeilen weg.
7) P JJl.
8) pi'"^.
9) Die beiden letzten Zeilen
lauten bei L: 1*=^ l-ioV ]l
.JXJQ-. o6) \^ wJi3 JIWV»: bei
J20Q. OÖ)'^ \lVi^ JNAÖ/ ^^CD.
10) P -OJ.
Himnius, Das syrische Aleranderlied.
809
Es brüllen iind schreien all die Stiininie und Geschlechter der
Menschen,
Da sie zu Boden geschlagen und getötet werden.
ij.so Freude und Fröhlichkeit hört ;iut" und das Weh herrscht.
Mächtig wild das Weinen und böser Raub und Seufzen aller Art.
Sie zerstören ifauern und Türme und Straßen und Städte,
Fnd Schutthügel entstehen. L'nd alle Geschöpfe befällt p]ntsetzen.
Komm, .Teremia, stimm bittere Klage an,
CSS Klage und weine über jenen Tag des schrecklichen Zornes!"
Es spricht der Prophet: ,Weh dir Erde, denn ein großes Volk
Wird wider dich gesandt werden. Durch Wallen und Weg-
schleppen wird es deine Kinder verderben."
Der Prophet spricht: „So wird die ganze Schöpfung
Zu großem Entsetzen zum Zertrampeln, zu Mord und Schmach.
tiito Die ganze Schöpfung knickt und bricht vor diesem Volk zusammen
Und dui'ch das große Morden wird die Erde öde, ohne Bewohner.
Die Priester suchen mit ihren Herden ein Asyl auf
Und auch in den ^lönchsklöstern wird man Tränen vergießen.
Und die Berge werden über das Verderben der ganzen Welt
weinen.
«i95 Trauernd werden die Schaf- und Rinder- und Uchsenherden da-
liegen."
Der Prophet spricht: .,Wehe dir Ei-de vor jenem Volk
Stammelnder Zunge, das erbarmungslos mordet (und) zerstört.
Es weinen die Weingärtner aus Kummer über die Winzer,
Trauernd liegen da all' die Gehöfte der Hirten."
11 t>;--0 jj-p hat L.
12) Die beiden letzten Zeilen
lauten bei P^: «^^^O \^i V^o/
13) L C».V^.
14) r jN-;:^ öCsd }-oo) ^doj.
15) p j*CD*,o JJ^jal.
16) P ooi )o*iO J^-;:^ oCSD
17) P x;^S\.
18) L )tÖ25 : da im zweiten Gliede
des Verses eine Silbe fehlt, so habe
ich das irrelevante- Suffix liinzu-
getügt.
1 9 P JljQJS;» ^/ l'^^OJ ^jQjLO
)^J;V»20. i;,-i P' fehlen die drei
letzten Zeilen.
20) P lii'ßt diese Zeile aus.
21) P ^1^.
22) P )i^O. 23 V -Ol.
24 P )i». 25, ]• l^o'jj.
26 P JlQ.^Vo. pi läßt die Zeile
weg.
810
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
701)
705
jjVo. -'^o -'wüo^*-j vA ^^-o KV M
^^JDi l-^jto '''j2);-o \l^si2i jv^JJ v^Sjjj
^^^jju* ^S^o |*.-^o lioa, '"'x-öjo ^v-ÄO
vvQwp v-abj ^*'jz>^ JÄ^i (»N-»1.|>D )O4J0
^'*j>Djo JJ^iSO JjioQD ^o |2>io^ ^"'^
^^'O^ 1^ JJo Ö^120 -'°^0^ \i-pD p^J |jl-ÜJ
no
1) P -01.
2) P b<-M'
3) P ^/.
4) I> |--»CV^ JA-^ l^OP
|a->^a. Bei P^ ist der Anfang
des Verses zerfressen : >*-^ • . • ♦
5) L 001 >$0^, P '♦is^v^O^V.
6) pi jLpO bw*=i.
7) P läßt die Zeile ans.
8) P ^jo.
9) L J^AXDiO.
10) L KV, P Uvo-
11) pi ja,CY)X>o,
12) L ^oVo, P ^VOO.
13) L U- JJ200 |:oQ-o Kv-,
p Irut** )Jx>o Kv-o I^Q-, P^
14) P JJliCD.
15) L 1:^0^ |x-.
16) ]. .^O.
17) pi jju:^.
18) P )d^Ji-ioJJ.
19) p 6^\ .^xüi^ JJ.
20) P >$oi^.
21) p\s.K.
Hunnius, Das si/rische Alexanderlied.
811
700 Die Erde spricht: „Weh mir, ob all der Bestürzung, die inicli
umgiebt!"
Mit großem Zittem, in schlimmer elender Furcht (spricht sie's).
Diese (Völker) ruft der Herr im Zorn am Ende der Zeiten.
Und sie werden mit mordendem Schwert und viel Gefangene
machend gegen die Erde losbrechen.
Und wie ein Besen fegt es (das Volk) die Erde und kehrt sie aus
705 Und zerstört und zerbricht und verdirbt sie.
Und dunkel und elend werden die Tage und Monate werden,
voller Leid
Vor dem Koramen des großen Volkes der Söhne Macfoor's.
In diesen Tagen werden die Lebenden die Toten glücklich preisen
Der schrecklichen Züchtigung und des blutigen Mordes wegen.
710 In Jerusalem, der Stadt des Herrn, aber wird er nicht eindringen
können;
Denn das Panier des Herrn wird ihn von demselben verscheuchen,
so daß er nicht hinein gelauert.
Zum Berge Zion Hieben vor ihm alle Heiligen,
Alle wahrhaft Gläubigen und Guten und alle Weisen ;
Dem Zionberge nämlich, der Wohnstätte des Herrn, kann er
sich nicht nähern,
715 (Noch auch dem hohen Berge Sinai [die Söhne Magog's] mit ihrem
Wesen),
Bei Jerusalem fallen die Heere durch das Schwert,
22) L -.A-QO -VO^, !> jio^
;.aDDj, pi . . . O).? J^Q^V, der
Rest des Verses ist bei P^ aus-
erefressen. P^ meint wohl den Zion.
Der Zusammenhang zeigt, daß P^
das richtige hat. Es ist die ganze
Zeit über immer nur von Jerusa-
lem's Umgegend die Kede. Ich
glaube, daß Vers 715, der augen-
scheinlich (cf. Anm. 26) bei P^
fehlt, Zusatz eines Lesers ist, der
auch die Heiligkeit des Sinai be-
tonen wollte. A^on dort ist dann
«> UCP bei P und L in die Verse
712 und 714 ^;ingedrungen und
dann durch die Nachlässigkeit eines
Abschreibers bei L in Vers 712,
■wie in 715, zu V*-^OD geworden.
Letzterer Name ist l)esonders sinn-
los, da der V^-^OO (= Hermou) bei
' den christlichen Syrern etwa die
Rolle des Blocksberges spielte.
23) P Vs^wO^QD. L ^? wO-^QD.
24) P Isi:^.
25) P V-iODJ.
26) "\'on dem ,? J'Q§^ auf Zeile
712 (cf. Anm. 22) bis Vers 715
inklusive fehlt bei P^ der 'i'ext.
Es ist da ein großes Loch im
Manuskript, in das aber nur etwa
1^/2 Verse hineinpassen, zwei Verse
müssen P' also gefehlt liaben. Das
letzte Wort von Vers 716 scheint
S>\S^ zu sein , gehört also ver-
mutlich zu Vers 714.
27) P )C^A-io/.
28) Pi '^'^'SiJ )C^Jtio/ ♦-..
29) P^ v^OjLo^x**, L JloS::-.
812
Hannius, Das si/rische Alexanderlied.
15)
jzii W^Zi V5^c^ No?o ^s^^cv^ -J^?
-'jl^ÖX ^}0 "jiOCL. ^V^J ^O) iIS250
\2i't i:b.op Jä\^^ Jfc<ju2> Jxs-jDo ■"j-.ljo
^'l^'t Jioi^ii oi;2wz> jv::i>isj 1^;- ^^.Suo
o
0)\d |:o\^ 0)\ oooi ^'^'-^ jjizuo |xi-.o
'^^l-N^iooVo J9>-.cx)? jLoiDo JJ^ '♦-.vxj jioo o/
v^o^D jjujo JJ^^JJ ^''ötovSoo 6)o|::iÄ.i |>o
v^q^ '"ti^^o ^,5^1? ^^^'JJ-^ ^-'^ojj ^^ot
^-^>^oi, >Aö<=^a ^l \i^» ^^i?'? l^V-o
^'''|x>oV ^Vojlo ^\l ^L JJ-^ ^Sn>o
''>k2'^ ^/ ^o, ^Vp:o jQj^ \.:^£.
i20
725
730
i; P I2OVO y^j.
2) L Jfc^ja^ «.«^ij, 1' Jjooj ^».
3) L U^o.
4) p i-ojo.
5) L läßt den Vers auf Vers
721 folgen.
))^V^. pi liißt (Ion Vers aus.
7^ Der Anfang des Verses Ist
bei P^ au.sge fressen.
8: L K'JO l^bo jiQ^. pi
9) P l-*^Vj |x>JO }axQDJ JJ^ .
P^ läßt die beiden letzten Zeilen
aiis.
10) P j:o;.- wo^j IjJ^o/ ^.
11) pi 6)Ov2iDo oioojiiiJLj l:o,
L 6)o;?)Do oioj^jjLj j^Do, p
12; ,,^J. 13) L 1^.
14) pi 1^-::^ «o (sie;.
15) P' fügt noch eine Zeile hinzu:
Hunnius, Das syrische Alexander lied.
R13
720
7:iü
Die Söhne Go.g's und die vom Hause ilagog in einer großen
Schlacht,
Und hierauf werden die Tage kurz und voller Elend werden.
T^nd das Böse wird sich mit großem Beben in der Welt erheben.
L'nd die Erde wird trunken werden von dem blutifren Morden
ihrer Schlachtreihen.
Schreckensvoll tritit das Schwert eines jeden den Nachbar,
Und wenn es möglich wäre, daß die Steine und ]ierge der Erde
weinten
Und das Meer und das Festland, so würden sie die ganze Welt
beweinen.
0 wie ])itter ist doch Mord nnd Totschlag durch Schwerter und
Lanzen
Der Bedränger, der Schlangenbrut des großen Hauses Japhet,
Wenn sie alle Menschen gefangen nehmen und die Erde auskehren.
Hierauf werden die Heere Gog's und die vom Hause Magog fallen.
Der Einzelne wird dort durch seinen Nebenmann fallen und
Volk durch Volk.
Durch Schwerter und Pfeile und Lanzen und Bogen . und die
Erde wird beben.
Und dort am Fuß des Zion werden die Schwerter zornige Zwie-
sprach halten
Und die Erschlacrenen hücrelweise daliecren: und die Höhen werden
sich wundern.
Und hierauf wird die Erde leer von Mensclien sein,
Und die Flecken und alle Festungen und Städte wüste,
Und nur wenig Versprengte als Rest (übrig bleiben).
16) L xJ^^Ä» ^l, p^^5iJ ^Lo,
17) L JISaBo JV|^ |2um2)
|-m.:DoVo. pi hatte diesen Vers
früher, cf. Aiim. 15 S. 812. P
läßt den Vers aus.
18) Der Vers ist bei P* aus-
gefressen.
19) Die beiden letzten Verse
lauten bei L : ^^^^»0 KV b-)0
^l ^l jJx^ ^ÖO). b,.i P:
Joop l^oi? I^wo |i.V Kojo
^xS.L ^i^I.. pi fügt noch eiueu
Vers hinzu : }-»*- O^ Ja^JiÄO
2o; L ^O) ilioo jiooV ^VojLo
21) L ^?jO.
22) P 1^')::^ -^Jfc.^ 1Q--^Z> jVp>D
jiOVJt. pi fügt noch einen Vers
hinzu: liOOSO v$C5^ ^•^Ä.^^O
814
Hunnius, Das syrische Alexanderlied.
9)
•-'3P0^ro.-O.^/ ö)\o Kib ^'wwü? ^y-o)
$0)V>\ ^^Jq-?o I^oVo J7|jt ^ojQiojao '^^äj
735
>5e
^»1^ >ecM^^ ^'jfcoV^ ^^ o^ .JLlüxjo
^•'^^/ V5.ÄJU |25a«j jjy CH^ N^Jj J>L.Jo
^•^'^oi^iCodS^ Jp^ro joaS) j-^qjl ^o)
|:^iJo |*2Qjt -^V*» >*«::>N ^01 ilioo
o^i» oLjj JilU ^3'^j/ ^ ^ol JJo
-'^^jZji J%Ä^ IwSol \.0 Q^^Zi^Ljj JX50
o
]:Doi ^°*^j^ -"\.g>)\,. ^^tY),o^j |.vV Jv^/
JÄ^oö^o |:ooV ,^j =^-'jJL^ J3i ^^\.yK^«\
740
745
25).
750
1) pi Ja2iJ.
2) P* setzt als erklärende (ilosse
zwischen zwei Punkten hinzu: OJO)
%.?>
.1.
'6, P jljo. 4) L H^?
5) L J?0'^>0.
6j P 0)Q)>.CY><.
7) p yOQxJD.
8) pi i^oSo JcLj.
9} P jjuli.
10) P J^-.'*:^ o^.
11) P^ fügt hier noch einen Vers
hinzu , der aber unleserlich ist,
zerfressen und zu stark verklebt.
12) L \i2L,y^ Jo)0.
13) L O^XslQJL.
14) L ^O^.
15) P' läßt den Vers aus.
1 6) P 1 '\^ V^ '^ l^i^ Jaji2>.
L füirt noch einen Vers hinzu :
HutiniuSf Das si/rüiche Alexanderlied.
815
735 Hierauf wird der Antichrist der ganzen Erde erscheinen.
Durch jenes Tor wird jener Rebell ausziehen, um zu erscheinen.
Jenen Lügner wird, wie es versjirochen ist, Christus stürzen.
Die Teufel und die Geister und Dämonen mit ihnen gehen vor
ihm her
Und versammeln die ganze Schöpfung bei ihm, ihrem verfluchten
Herrn.
740 Und die Erde wird flehentlich schreien: „Herr erbarme Dich in
Deiner Gnade,
Denn siehe ich bin krank und von allen (Schicksals)schlägen
getrorten.
Vor dem Ende der Welt wird das, was ich gesagt, geschehen.
Und wer Ohren der Liebe hat, höre es I ""
Dieses Herrliche setzte König Alexander auseinander.
74j Was alles sich ereiornen würde mit großem Zorn
Und sich vollziehen würde vor jenem Tage, gegen das Ende hin.
„Und hierauf werden Himmel und Erde sich umdüstern,
Und die Zeit wird aufhören; Monate und Tage in ihrem Wechsel.
Und nicht werden wieder zu ihrem Ort von dem sie gekommen,
zurückkehren
750 Die Scharen der Tausendschaften der Söhne Gog's und der vom
Hause Magog.
Und wenn durch das große Morden alles Geschaffene zugrunde
gerichtet ist,
Dann wird die wüste Erde heulend und weinend (fragen), was
sie tun soll."
Die Erde spricht : „Die Scharen der Höhe mögen für mich anflehen
Deinen großen Namen, die Kraft, die die Höhen und Tiefen trägt,
17) L ■^O) >$oJi^?.
18) P läßt den Vers aus.
19) L )OQ-J.
20) P o6) )0*i3 ^ÖO) ^oji^j
|xi>.QJL ♦^. |»Q-. J>i liißt den
Vers aus.
21) L ^V^i^ x^O) ^N2>0.
22) L >$Oj;i2lY-QjLO .
23) L ^Ljo-
24) P l2i^?.
25) P' läßt den Vers aus.
26) Bei pi ist hinter jj-OoL fin
Loch und dann folgt i^'i^?«
27) P |-.:i250 l-^O jIS-'»2> |-X<;vO •
28> Pi-^l^l Ji^O. L ♦I^i.l JJ^DJ.
29) L >;^N»..
30, 1
>i
31) p |a*A.
32) L jJ-?.
816
Hunnius, Das si/rische Alexanderlied.
10)
J^ "JJQO^JO jZiQ^O |2a-V3 Vi.QJu. wwli io-*
*^|z.i \\op, oy\:i Jls^;^ -'JKio l^^
«>jxi^i üo jLw öü^ is^ \l'6U "^o
)Iq\x*. "'^äoÄ ^'^..QD '')0\jlW ♦-,
^' j^o'o ]fcs.>a«.2> ^'"j^^jzj l.\:o ij*.o
'♦Zii. JJ 0010 -•^'JJajo J-»z»i.o 1:>.V l^-jo
15)1
25>
iiiO
ros
1) p W JQO^iD.
2) P JJ2LJO. 3: L jiQ^.^?.
4; P^ läßt die drei letzten Verse
weg.
5; P ^.
6 Für den letzten Vers hat P^
zwei Verse: j^^-^xl,^ J^ÖLj ^O
7) p )cJva-^o/.
. 8) p -^«ii-oD.
9) Pi x^^J-
10) P >$OMV^ä- )Q^.
11) p ^Lo.
12) P Ol 10^021225.
13) pi sZi-^O, ebenso L.
14; I. läßt Oj\o aus.
15) P JLOV^ISSJ.
16) P OjN-ÜSjüO.
17) P ^QiOQQJJ.
18) Pi läßt die ilrei letzten Vense
aus.
19) P U'^ l^'b.
20^ L K.^1 jiS-JO J;.rä^o
21) Pi läßt ^? ans.
22) L Jl^V=i ^^.
23) P KV CH^^ jli^A-^ jJ-)--
' 24) L ^A*./ l\JS )JC5C^^X)0
i |X3Q- OC>^Z>V
Ilunnius, Das syrisehe Alexanderlied. 817
755 Jesu — ich flehe Dich an — blicke auf mich in Erbarmen und
Liebe.
Möge ich Dich in Frieden schauen, wenn Du mit Deinen Enijehi
erscheinst.
Es wankt und bebt gar sehr die ganze Schöpfung.
Nach den Zeichen ist ihr Ende gekommen und nicht mehr fern.
Bei Jerusalem gehen gänzlich unter die Heere
700 Der Söhne Gog's und der vom Hause Magog in ihren Kriegen.
Und dort wird jener Lügner mit seiner Verkehrheit zu Schanden
l'nd erliegt das ganze lästige Treiben des Unglaubens.
Allmählich wird die Welt ihr Mahl beendet haben
Und zu dem ihr bestimmten Ende t^elancfen.
765 Und der Herr schaut in großem Grimm und Zorn auf die Erde.
Und sie vergeht bebend und versinkt, Er aber vergeht nicht.
Von Norden her aber kommt das Böse über die ganze Erde,
Und deswegen hat Jeremia über diesen Tacr ausorerufen :
„Diese vergehen, Du aber Du bleibst, Herr unser Herr."
25 r und L lassen den A'crs hier aus, «jfcbeu iliu aber s)):itfr
in anilereiu Zusammenhanii-. P' fiiji-t noch eme Zeile hinzu: «^O)
Hier füg-t I'^ eine lange Erzählung über deu Ivdeh Alexaiuler's
ein. der sich in der Lebensquelle gebadet hatte.
316 verso: .3P0%tCY)'^N!V. ^©1 Vi.JoJo >Z50lioJj il^O
.)q\^\ |>-)jo Ia.::^? iQ.\QDjj Joo) ^.-.hä,/ jJo
.jx^J |:i:0? \u\2i I--.C3DJ1 liS^JL jj/
.wa-25, »i^jo v-lS^jL '^^t^ji |-.;2o )25. JJo
Ö^O)- JJ w\o ^WJJ ÖpiO^ liC!^JLj JjCMO
jY>\o.a «iL (?)JLVU '^ AXi20 )o\ ooio
|\V "^ M? jl.cb\io ^^ ♦-/... OOIO
^-l^\QJt \i.O0 J.\V ^^? ^^ ^♦Zi\NJi>D 0)\0
818 Hunnhu), Das syrische Alexanderlied.
jj^QJL ^/ jJLw- Oil OOt-J l-V^ OO) ^V^
3PO%JßQd^ \lODi OOJ-J l,-^ OO) ^-^
0)loVo\QPo wOjovzs^ >$o^\d2> o^-jj OO) --.;::»
.gposiron^s. J'Vvvi? O)uoi joo) .n\cY) ^«-O)
.JyjO^CYloN, 3D0%iQDd^ |ii\x> JoO) »QO)
jio) v^faxaN ooo) o^oDa./ jJo o^L^i >^^v>
|>o\i Jfcooj::i wOMQiQ*jQ->? ^ol Joo) ♦nSo
(Eine Silbe fehlt) JM") Jv^s^ J^ÄjO ^ |Äj/ n$1)jo
0)V^2) o^^rSl wO)0\-^o J'ls^ jiso) »^o
3 1 7 recto : (unleserlich) |3S*.
(unleserlich)
y^coVoS) ^ »»^ joo) ^:iA>o |li ja\v> j|^ ^o
«0)QX5J0) ^ |ä?0) t^ OJ^ jOO) (?)\iÄiJ
^L joo) l^>jj jiLii** \o .... jfcio
o)LQd^>D Ji««^j |icun...\ v$o^ ;»Jjj -'♦Jio
Jä^^^»^ J^ >$Kj/ xpcH- jn\oY> >^>o
,-^ )j/ »o wwioiQX) ^ ^QQQj )jO) jv:^?
.jxaJL j'l^sO JJU^ |-*:DOVo JJbjQJL lä^QD
.o^ . . . Q^ JJ Jlo'-tN'o Noj jj-j oj^oo
(unleserlich) JV^v:^ «0)Q^^J?
(unleserlich)
^r>0)\.o> ;25 3po%tfnn\^ 0)1 OOO) ov»]o
.)o\\\ |x>«x >^lo^\:o \si. l^ii^ w.;x> . . .
.^ J;ol JJ )o^ JOD'*^ jjoj^i^^o
770
Hunnius, Das s//rüiche Alexanderlied. 819
770 Gesegnet sei der Herr, der Macht und Herrschaft gegeben hat
Und Heldenkraft dem Alexander, dem Sohn des Philipp.
Gesegnet sei der Herr, der dem Alexander den Sieg verliehen hat.
Gesegnet sei, der ihn aus allen seinen Taten und Unternehmungen
als Sieger hat hervorgehen lassen.
.yJ^ l^l^? ^^tYi oVq.o )al ^Vl 0)Zi v^x^ol^jo
317 verso: ."'^»AjO ... 1 jlÄkJUt ]^ >pOp> ^ioi »DO
.Jiioo/ )ov jSiiio |x>i^jj |:3\iD ^-^ jqäS
. |»oo)l \ojOQ^ fe^^? I^A l^o-Ji Jjilo
.s$o^ .:2>0).*ljo jju^j sie; -'^'^* oLjo 4112)0
.jril^io )o*jo ^ oaSiJO ]ju*j Jj^dö/ q^j^jl
.jSi:^ jj^AJO JVZI,;^ s^2jlli<J1 jOO) ^SL2> ^«-O)
^iocL j.i.zijt }xu2> w\o:i.Lo jjil jsi^o
Zeitschrift der I). M. G. Ed. LX. 53
§20 Hunnius, Das surische Alexanderlied.
318 recto: |:ooi ^M^odl j>o>^ s^ü^j >$fco;*.j |:do
jjij/ v^i j-A \\^ti-^ ooL jJo jdl ^qS>o^ JJo
.Öp)|-*OD/ )Jj ji-i. -6)^ w.liD .-^j ""^»^^
1) loh habe den ."Schluß nach P^ gegeben. Bei L lautet er:
.|xV "^«-O'o jioo^ --üooj \2^ oo) ^--»^i
.Jfc<*.Q2iJLl Jl ^;:o ^j/ )o-kJO ^>jJo v^\ s^jo^o
Bei P lautet er:
• lüiDQ^o |:ooV v^/ w.c»o*-.|2>j Jn\v> Vs.QA-.
Berichtigungen.
Z. 55 ist Jy>\.\\ statt J^a^ zu lesen.
Z. 211 lautet die richtige Übersetzung: „und er ging schreiend eine
Strecke rnit und da hörten sie ihn".
Hunnius, Das syrische Alexanderlied. 321
Gesegnet sei, der ihm die ganze verborgene Zukunft enthüllt hat,
77:) Ihm auch gezeigt hat, wie er das Böse von der Erde zurück-
hielte.
Er werde von den Hiuunli.schen und Irdischen gepriesen,
Uns aber möge allezeit Erbarmen zuteil werden. Amen. Amen,
Zu Ende ist das Lehrgedicht von Alexander, dem Sohn
des Philipp, dem Makedonen, und von jenem Tor,
das er gegen Norden errichtete.
,^ |-;x> to/ )Q-.JJS üojo ^-.pü^ v^oio
JJ.^ q:3Jo wOjo^iiii. >^oC^ri^ Jj^Q*. ^/
JloVljj s^o^Vo^iajs. o'^-Jo jojo
2) Die Unterschrift lautet bei P^: '^-2) V2> '1^ \s^ Jv^OJ^D )q\jl
)ic^^ >pj/ .äZ^O JlI]-»Sl |i.»L tl^i^O jliJU* j>Q>\ \^ »TJ '^>D
JjC))? J\a\OA sÄ/ )l^ \:vVO .|*.OVQD v^^Q^O V^^^CuV-
Bei L lautet sie: )Q-CD? '♦Ja:o '^-2) ;^ '.'^ \^VJ J'^|:d )Q\jt
Endlich bei P : K^l o6) \^o ^DonACDo^iv \sv J;>d|:d )C^A,
Berichticrungen
ö
Z. 248: „Wie weit sollen wir von hier aus noch ziehn?"
Alle diese Korrekturen verdanke ich den Bemerkungen Nestle's
oben S. 401 f.
.53*
822
M e li m e d E m i n.
Mitgeteilt von
Dr. Theodor Menzel in Odessa.
Oyluni doyduyu gedsche.
aylamajor ....
ineraq etme uzun sürmez ischoq aylar.
gün geli'r-ki aylaviaqdan 'ömrü günü qararyr\
ela gjözler itsche qatschar, gill janaqlar sarar)/r\
schaqaqlardan keviilc fi/rlar^ tombul eller za'i/flar.
■'■>
sen dersin-ki: „ insan nitschün gj'öz jaschlan/ dökedschek
baq fabif'at. her tarafdan gUlmekdedir jüzlere ;
baq ne parlaq güzellikler seiyümischdir her jere ;
baq her bir schej sevimU^ 'x^osch^ o)f her jerde nur, tschitschek ;
böjle güzel bir 'alemde aylamaqm?/?'^
aylamaq !
zira : her schej yijanetdir ; zira : her jer duzaqd//r ;
hatta bir dost sinesi-de bir vefasiz qudschaqd//r.
insan nas//l böjle jei'de aylamadan duradschaq ? . . . .
'aziz qadi/n, sizlerdeki o melekdsche dujyular
ne vaqyt-hi tschodschuqlarj/n ruhlan/nda jer bulur\
ischte 0 gün insan oylu schimdijinden sehen olur;
biraz daha tschoqdscha güler. biraz daha az aylar \
.p^\ ö^^ y^)y^ c)*}^^ ».-«.äj! oiy
Menzel, Mehmed Eviin. 823
. 1^jL=As*^ ...-^'^"^c-^ s-^-j :<^JL)«.J Jv/^''^ ,..L,v^!
Die Nacht, in der mein Sohn gehören ward.
,Er weint nicht!"
,Wundre Dich nicht! lang dauert es nicht, so wird er viel
weinen!
Der Tag wird kommen, daß vor Weinen sein Leben, sein Tag sich
verfinstern ;
Die azurblauen Au^en hohl nach innen zurücksinken: die rosigen
Wangen bleich werden ;
An den Schläfen der Knochen vorspringt; die rundlichen weichen
Hände schwach werden!
Da sagst: „Warum soll der Mensch Tränen vergießen?
, Schau doch, die Natur! überall lächelt sie jetzt einem ins Angesicht l
§24 Menzel, Mehmed Emin,
„Schau docli, was für vielfältige strahlende Schönheit überall aus-
gebreitet ist!
„Schau doch! jedwedes Ding ist lieblich, ist angenehm! 0 sieh doch!
überall Licht, Blumen! . . . .
„In einer so schönen Welt wirklich Weinen?"
„Ja, weinen!
Denn jedes Ding ist Verrat! Denn jeder Ort ist eine Falle!
Ja sogar eine Freundesbrust ist ein treuloser Busen.
Wie soll an einem solchen Ort der Mensch sich des Weinens ent-
halten ?
Teures Weib : AVenn jene Engelsgefühle, die dich beseelen,
In den Seelen der Kinder Platz finden,
Siehe, an jenem Tage wird der Menschensohn mehr als jetzt fröh-
lich sein.
Da wird er um ein wenig mehr lachen und um etwas weniger
weinen!"
Abweichungen vom Manuskript M. E m i n ' s.
V. 4: ^.^o.lisLs'wi; schaqaqlardan statt JLsL'iUi.
.Uft-^x/to za'}/flar statt .1ä<oto.
V. 9 und 12: 4.iwbli:l und .^o'^/i^lcl mit Medda, da Emin es hier
im Gegensatz zu allen andern vorkommenden Fällen ver-
gessen hat.
ad V. 4: 3^ax».L> toinhul, weich, rundlich, von Kindern gebraucht.
Vgl. W. Radi off. Versuch eines Wörterbuches der Türk-
Dialekte, St. Petersburg 1888 ff., Heft 16 S. 1241.
J. Chlor OS, Lexikon Turko Hellenikon, Konstantinopel 1899,
II, S. 1097.
G. Jacob, Türk. Litteraturgeschichte in Einzeldarstellungen,
Berlin 1900, I, S. 84.
Chloros, aus dem Radioff anscheinend seine meisten Be-
merkungen über das Osmanische entnommen hat, sagt an der
zitierten Stelle :
^yjui>jh T. rov^novl {Iy. xov ^_^Jo] GxQoyyvXoq, £vtQcc(piqg [jtciig],
atpQccrog. ßk. (^j-a/s^ r.al ^.^^La^Id,
Chloros I, S. 430. ^^aas^j: evTQc\:cprjg, (pvolyva&og, TtayovXog [natg].
82Ö
Das Himmel s j a h r
als Grundelement der altorientalisclien Chronologie.
Von
Eduard 31ahlor.
Vor kurzem erst') hatte ich Gelegenheit, mich mit dem im
Felsengrabe des Chnumhotep zu Benihassan verzeichneten Fest-
kalender zu beschäftigen und aus diesem Anlasse für die vier ge-
nannten Feste: Fest des Jahresanfanges, Fest des Neu-
jahrs, Fest des großen Jahres und Fest des kleinen
Jahres eine entsprechende Deutung zu suchen. Ich wies da
nach, daß das ,Fest des Jahresanfanges" auf das bewegliche Jahr
der Ägypter, das „Fest des Neujahrs" auf das Sirius- oder Sothis-
jahr Bezug habe. Dementsprechend ist das „große Jahr" jener
Zeitkreis, welcher zum Ausgleich des beweglichen Jahres mit
dem Himmel dient, also die So tliisperiode . die 1461 beweg-
liche Jahre = 1460 Siriusjahre oder feste Sonnenjahre zählt; da-
gegen ist das „kleine Jahr" das Quadrienniura, welches
das Siriusjahr mit dem Himmel ausgleicht. Ich zeigte aber auch
zusfleich, welche hohe Bedeutung dieser Dehnition im Kulturleben
der Völker zukommt.
Es ist: 1460 = 1440 + 20
oder: 1460 = 12.120 + 5.4
somit: 1460 = 12 . (30 . 4) + 5 . 4
Es sind somit:
1460 Jahre oder 1 Sothisperiode = 12 . 30 Quadriennien
+ 5
So wie das Kalenderjahr also aus 12 Monaten ä 80 Tage +
5 Tage besteht, zählt die Sothisperiode oder das „große Jahr"
12 Teile a 30 Quadriennien + 5 Quadriennien.
Da nun nach altorientalischer Auffassung den Erscheinungen
auf Erden gleiche Erscheinungen im Himmel entsprechen und alles
irdische Tun und Treiben nur ein Abbild von allen jenen Er-
scheinungen ist, die sich im Himmel abspielen (so ist der König
ein Vertreter Gottes auf Erden : die irdische Geographie eine treue
1) Orient. Litteraturzeitung, November- und Dezemberheft 1905, Januar-
heft 190G.
826 Mahler, Das Himmelsjahr ah Grundelement etc.
Kopie der Himmelsgeograi)hie etc.), so gilt dies in noch viel höherem
Maße von der Zeitteilung und dem Kalender, dessen Elemente und
Grundprinzipien ohnehin den Himmelsei'scheinungen entnommen
werden. Es entspricht also dem irdischen Kalender ein Himmels-
kalender, in welchem das Jahr gleichfalls 12 Monate ä 30 Tage -|-
5 Tage zählt. Der , Himmelstag " ist das Quadriennium,
und somit ist die Sothisperiode d-ie wahre Dauer des
, Himmels Jahres".
Und genau so, wie man im praktischen Leben (bei verschiedenen
Rechnungen etc.), nicht nur im grauen Altertume, sondern auch
heute noch das Jahr zu rund 360 Tagen (nämlich das Jahr zu
12 Monaten, den Monat zu 30 Tagen) zählt, so wii'd auch bei den
himmlischen Erscheinungen und zwar dort , wo das Himmelsjahr
als Grundlage der Rechnung dient , dieses mit Hinweg-
lassung der 5 Zusatztage als aus 12 Monaten ä 30 Tagen bestehend
angenommen.
Aber noch mehr I Eine ganze Reihe von Zeitkreisen im
Kalender der Ägypter und der Babylonier, so auch gewisse zyklische
Zahlen , die in der Bibel in so auffallender Weise wiederkehren
(so beispielsweise die Zahl 40), finden durch die Theorie des Himmels-
kalenders ihre natürliche und einfache Erkläruncr.
o"
Da der „große Monaf" oder auch „Himmelsmonat"
30 Quadriennien zählte, so war die Triakontaöteride als
Periode von 30 Siriusjahren nichts anderes, als ein Quadrant des
Monatskreises oder ein Monatsquadrant, denn: 30 Quadriennien =
30 4
30 . 4 Jahre, ein Viertel davon ist sonach = — '— = 30 Jahre
4
oder auch = T^/g Quadriennien. Dieselbe Relation zeigt der
irdische Monat; dieser zählt 30 Tage, ein Quadrant desselben hat
. 30 ,
somit - = 7^/2 Tage. Der Kalender jedoch kennt keine Bruch-
teile von Tagen, und so wird statt der T'/g Tage, die einen Mo-
natsquadranten ausmachen und zur Bildung der idealen oder
wahren Woche führten, als neue Zeiteinheit ein Zeitkreis von
7 Tagen angenommen: die mittlere Woche. Genau dasselbe
gilt natürlich von der „Himmelswoche " oder großen Woche.
Ihre w'ahre Dauer beträgt 7^/2 Quadriennien oder eine Triakon-
taeteride. Statt der 7^2 Quadriennien aber, welche die Dauer der
wahren Himmelswoche ausmachen , wird analog dem irdischen Ka-
lender auch im Himmelskalender eine „mittlere Woche" in
der Dauer von 7 Himmelstagen (d. h. 7 Quadriennien) angenommen.
Dadurch gelangen wir aber zur Erklärung eines neuen Zeit-
kreises. 7 Quadriennien zählen 7 X 4 = 28 Jahre. Die mittlere
Himmelswoche als chronologischer Zeitkreis in der Dauer von
7 Quadriennien oder 7 Himmelstagen ist also der 28jährige
Mahler, Das HimmeUjahr als Grundelement etc. 827
Zeitkreis, den wir sonst als S on u e n z i r k e 1 kennen. Nun ist
aber die Bedeutung dieses Sonnenzirkels in einfacher Weise er-
klärt: er bildet nicht nur im Himuielskalender ein Analogen zur
Woche des irdischen Kalenders, sondern steht noch in der Beziehung
zu derselben, daß nach Ablauf einer jeden solchen Himmelswoche
die einzelnen Kalendertage des Siriusjahres (und so auch des julia-
nischen Jahres) auf denselben Tag der Woche wiederkehren.
Die Zahl 30 war aber auch sonst von großer Bedeutung im
Leben der alten Kulturvölker. Nicht niu- bei der Dauer des IMo-
nats (des irdischen mit 30 Tagen, des himmlischen mit 30 Qua-
driennien) und bei der Lunge der Triakontaeteride war sie be-
stimmend, auch die Dauer einer Generation wurde mit der Zahl 30
bemessen, denn sowohl bei den Babyloniern wie bei den Ägyptern
betrug die mittlere Dauer einer Generation 30 Jahre , und zwar
nicht nur deshalb , weil 30 die Hälfte der so bedeutungsvollen
Zahl 60 war, sondern vielmehr deshalb, weil 30 Jahre einen Qua-
dranten des himmlischen Monatskreises ausmachten. So wie heut-
zutage 25jährige Jubiläen begangen werden, weil 25 Jahre ein
ganzes Viertel eines Centenniums ausmachen, so wurden im alten
Orient 30jährige Jubiläen gefeiert, weil 30 Jahre ein Viertel des
großen Monats oder Himmelsmonats ausmachten. Damit wird aber
eine Frage gelöst, die so oft schon die Gelehrten beschäftigte^),
aber niemals befiiedigend beantwortet werden konnte. Ich meine
die Angabe des B e r o s u s , nach welcher die gesamte Regierungs-
zeit der 10 babylonischen ürkönige von der Schöpfung bis zur
Sintflut 432 000 Jahre betrug. Die 10 Ui-könige repi-äsentieren
wie die 10 biblischen Urväter 10 Urgenerationen oder Himmels-
generationen. Eine Generation zählt 30 Jahre, also hat die himm-
lische Generation oder Urgeneration 30 Himmelsjahre; da nun ein
Himmelsjahr 12 Himmelsmonate und dieser 30 Himmelstage-, d. i.
30 Quadriennien zählt, so beträgt die mittlere Dauer einer Ur-
generation oder Hiramelsgeneration :
30 . 12 . 30 Quadriennien
d. i. 30 . 12 . 30 . 4 Jahre = 43 200 Jahre
10 solche Generationen haben somit 432 000 Jahre!
Aber noch andere wichtige Relationen kommen der Zahl 30
zu; insbesondere lassen sich diese im Kalender der Babylonier noch
nachweisen. Hier war das Lunisolarjahr die Grundlage des Ka-
lenders. Dem ist aber ganz gewiß die Anwendung des reinen
Mondjahres vorangegangen. Ein reines Mondjahr zählt 354 Tage
(12 Monate von abwechselnd 29 und 30 Tagen, also 6 X 29 -|-
6 X 30 Tage); das wahre Mondjahr hat jedoch 12 X 29,53059 =
354,36 708 Tage, wir haben somit:
1) Siehe auch: Zimmern, „Biblische und babylonische Urgeschichte",
AO. II, 3, S. 29.
828
Mahler, Das Himmelsjahr als Grundelement etc.
1 Wahres Mondjahr = 1 Reines Mondjahr + 0,36 708 Tage
daher:30 Wahre Mondjahre = 30 Reine Mondjahre + 30 X 0,36 70S T.
oder: 30 , , =30 , , +11,01240 T.
d. h. 30 AVahre Mondj. =30 Reine Mondj. +11 Tage.
Also schon die Anwendung des reinen Mondjahres machte
es notwendig, daß von Zeit zu Zeit — u. zw. innerhalb eines Zeit-
raumes von 30 Jahren 11 mal — die Länge des Jahres nicht 354
sondern 355 Tage betrug, daß also (wie noch heute im Kalender
der Türken und Araber) einer der sonst 29 Tage zählenden Monate
an 11 festgesetzten Stellen eines 30 jährigen Zyklus 30 Tage hatte.
Genau dieselben Zahlen 30 und 11 kommen zum Vorschein,
wenn wir das Verhältnis des reinen Mondjahres (354 Tage) zum
reinen Sonnenjahre (365 Tage) suchen, denn:
1 Reines Sonnenjahr = 1 Reines Mondjahr + 11 Tage
daher: 30 Reine Sonnenjahre = 30 Reine Mondjahre + 11 .30 Tage
d. h. 30 Reine Sonnenj. = 30 Reine Mondj. + 11 Monate.
Und diese Gleichung war es auch, welche sozusagen den Aus-
gangspunkt oder ersten Antrieb zur Schaffung eines Lunisolarjahi-es
bildete. Der Aufbau des so zu Stande gekommenen 30jährigen
Lunisolarzvkluses war crar nicht schwer : sobald die durch Anwenduncr
des reinen Mondjahrs von Jahr zu Jahr in Bezug auf das Sonnen-
jahr erübrigten oder vernachlässigten 11 Tage der Dauer eines
Monates gleichkamen, wurde zu den 12 Monaten des Mondjahres
ein 13. Monat in der Dauer von 30 Tagen hinzugefügt, wodurch
dann das Jahr eine Länge von 384 Tagen hatte. Folgende Tabelle
zeigt dies in übersichtlicher Weise:
Tabelle A.
Jahr
I.
IL
IV.
V.
*VI.
VII.
*VIII.
IX.
X.
*XI.
XII.
XIII.
*XIV.
XV.
I Länge
I des
Jahres.
'Fehler in Bezug
- auf das reine
i Sonnenjahr.
854 Tage
354 „
384 „
354 „
354 ,
384 ,
354 „
384 „
354 ,
354 ,
384 ,
354 ,
854 „
884 ,
354 .
+ 11 Tage
+ 22 .
-f 3 „
+ 14 ,
+ 25 ,
+ 6 ,
+ 17 „
— 2 .
-r ^ ,
+ 20 „
+ 1 ,
-12 ,
+ 23 ,
+ 4 „
+ 15 .
Jahr
Länge
des
Jahres.
[Fehler in Bezug
auf das reine
Sonnenjahr.
*XVL
XVII.
XVIU.
*XIX.
XX.
XXI.
*XXIL
XXTIL
XXIV.
*XXV.
XXVI.
*XXVII.
XXVIII.
XXIX.
*xxx.
I 384 Tage
,354 ,
i 354 ,
384 ,
,354 ,
!354 ,
384 „
3.-4 „
354 „
384 „
1354 „
■384 ,
354 ,
354 ,.
: 384 . .
4 Tage
18 ,
1 ,
10 .
+ 21
+ 2
+ 13
+ 24
+ 5
+ 16
— 3
+ 8
+ 19
0
Mahler, Das Himmelsjahr als Gmndelement etc. 829
Man sieht aus dieser Tabelle — ■ deutlicher als dies die be-
redtsten AVorte zu schildern vermöchten — , daß durch Hinzufügen
von 11 Monaten innerhalb eines Zeitraumes von 30 Jahren das
reine Mondjahr mit dem reinen Sonnenjahr ausgeglichen wird. Die
in diesem Zyklus auftretenden Schaltjahre sind :
TU, VI., VIII., XL, XIV., XVI., XIX., XXII., XX\'.,
XXVII. und XXX.
Solcher Art war also sicherlich der Schaltzyklus, welcher die
Grundlage oder sagen wir den Ausgangspunkt zur Bildung eines
Lunisolarjahres anbahnte, wodurch das reine Mondjahr (= 354 Tage)
mit dem reinen Sonnenjahre (== 365 Tage) ausgeglichen werden
sollte. Sobald man jedoch erkannt hatte, daß das wahre Sonnen-
jahr nicht 365, sondern 365^;4 (=365,25) Tage habe und die
mittlere Dauer des Mondmonats nicht 29^/2 (= 29,5), sondern
29,53059 Tage, das wahre Mondjahr also nicht 354, sondern
354,36 708 Tage zähle, da hatte man auch die Unzulänglichkeit
des obigen Kalenders erkannt und diese nach Möglichkeit zu be-
heben gesucht. Das Verfahren , das hierbei berücksichtigt werden
mußte, war ein verhältnismäßig leichtes. Das Jahr hatte auch
fernerhin im allgemeinen 354 Tage; nur dann, wenn die Differenz
zwischen dem reinen und wahren Mondjahre zu einem vollen Tage
anwuchs, da wurde — wie früher im reinen Mondjahre — die
Dauer des Jahres um 1 Tag vergrößert, so daß in diesem Falle
das Gemeinjahr nicht 354, sondern 355 Tage zählte. Ebenso wurde,
wenn die Differenz zwischen der Dauer des Sonnenjahres und dem
Mondjahre (also die Zahl 365,25 — 354 = 11,25) zu einem vollen
Monate anwuchs, das Jahr in ein Schaltjahr umgewandelt und
zählte dann nicht 354, sondern 384 Tage. Die hier mitgeteilte
Tabelle B zeigt den Mechanismus, der gar nicht viel Rechenkunst
erfordert, in übersichtlichster AVeise. Das erste Jahr hatte 354 Tage;
dadurch entstand in bezug auf die Sonne ein Fehler von 11,25 T.,
in bezug auf den Mond ein Fehler von 0,36 708 Tagen. Am
Ende des zweiten Jahres wuchsen diese Fehler zu 22,50 Tagen,
beziehungsweise 0,73416 Tagen an, und am Ende des dritten
Jahres war der Fehler in bezug auf die Sonne bereits zu 33,75 Tagen,
der in bezug auf den Mond auf 1,10124 Tagen angewachsen.
Die Folge davon war, daß man diesem Jahre einen 13. Monat in
der Dauer von 30 Tagen hinzufügte und auf diese Weise die Dauer
dieses Jahres auf 384 Tage erhöhte. Dadurch wurde der Fehler
in bezug auf die Sonne auf nur mehr 3,75 Tage herabgedrückt,
aber auch der in bezug auf den Mond wurde dadurch herabgedrückt.
Denn indem man einen 30 tägi^en Monat hinzufügte . wo die
wahre Dauer eines Mondmonats aber nur 29,53059 Tage beträgt,
hatte man den früheren Überschuß in bezug auf den Mond, der
1,10124 Tage ausmachte, um 30 — 29,53059 = 0,46941 Tage
vermindert, und so war am Ende des dritten Jahres, das in der
' ?
830
Maliler, Das Himnielsjahr als Grundelement etc.
geschilderten AVeise zu einem Schaltjahre von 384 Tagen gemacht
wurde, der Fehler in bezug auf den Mond nur mehr 0,63183 Tage.
Am Ende des nächsten, also des 4. Jahres, wuchs der Fehler in
bezug auf die Sonne wieder zu 15,00 Tagen an, der in bezug auf
den Mond auf 0,99891, d. i. auf fast 1 Tag an. Die Folge da-
von war,, daß dieses 4. Jahr, um mit dem Monde in Übereinstim-
mung zu bleiben, um 1 Tag vergrößert wurde, also 355 Tage
zählte , Avodurch die Ditferenz in bezug auf den Mond auf
• — 0,00109 Tage herabgedrückt wurde, aber auch die in bezug
auf die Sonne um 1 Tag kleiner wurde. Indem man dies so fort-
setzte, gelangte man zum Aufbau der hier beigegebenen Tabelle B,
welche den Aufbau des 30jährigen Zyklus in klarer Weise ver-
anschaulicht.
Tabelle B.
Jahr
Länge
Fehler
Fehler
des Zyklus
des Jahres
bezüglich der Sonne
bezüglich des Mondes
I.
354 Tage
+ 11,25 Tage
+ 0,36708
Tage
IL
354 „
+ 22,50 „
+ 0,73416
»
- *III.
(354)
384 „
(+ 33,75)
■+ 3,75 „
(+ 1,10124)
+ 0,63183
n
IV.
(354)
355 ,
(+ 15,00)
+ 14,00 ,
(+ 0,99891)
— 0,00109
»
V.
354 ,
+ 25,25 „
+ 0,36599
n
*VI.
(354)
384 ,
(-f 3G,50)
+ 6,50 ,
(+ 0,73307)
+ 0,26366
.»
VII.
354 ,
+ 17,75 ,
+ 0,63074
i>
*VIII.
f354)
384 ,
(-f 29,00)
- 1,00 ,
(+ 0,99782)
+ 0,52841
n
IX.
354 ,
-1- 10,25 ,
+ 0,89549
»
X.
(354)
355 ,
(+ 21,50)
+ 20,50 ,
(+ 1,26257)
+ 0,26257
»
*XI.
(354)
384 „
(+ 31,75)
+ 1,75 ,
(+ 0,02965)
+ 0,16024
»
XII.
354 ,
+ 13,00 „
+ 0,52732
»
XIII.
354 ,
+ 24,25 ,
+ 0,89440
»
*XIV.
(354)
384 ,
(-f 35,50)
+ 5,50 ,
(-f 1,20148)
+ 0,79207
i>
XV.
(354)
355 ,
(+ 16,75)
+ 15,75 „
(■J- 1,15915)
+ 0,15915
•n
*XVI.
(354)
384 „
(+ 27,00)
- 3,00 „
(+ 0,52623)
+ 0,05682
n
XVII.
354 ,
+ 8,25 „
+ 0,42390
n
XVIII.
854 ,
4- 19,50 ,
+ 0,79098
n
Mahler, Das fli/nmeifjahr als Grundelement etc.
831
Jahr
des Zyklus
Lange
des Jahres
(354)
384 Tage
Fehler
bc/Uglich der Sonne
1+ 30,75)
+ 0,75 Tage
Fehler
bezüglich des Monde»
*XIX.
( - 1,15806)
+ 0,68865 Tage
XX.
(354)
355 ,
(+ 12,00)
+ 11,00 ,
(+ 1,05573)
+ 0,05573 ,
XXI.
354 „
+ 22,25 „
+ 0,42281 „
*XXII.
(354)
384 ,
(+ 33,50)
+ 3,50 „
(-f 0,78989j
+ 0,32048 ,
XXIII.
354 „
-}- 14,75 ,
+ 0,68756 „
XXIV.
f354)
355 ,
(+ 2G,00)
+ 25,00 „
(-t- 1,05464)
+ 0,05464 „
*xxv.
(354)
384 „
(+ 3C,25)
+ 6,25 „
(■f 0,42172)
- 0,04769 „
XXVI.
354 „
+ 17,50 ,
+ 0,31939 „
*XXVII.
(354)
384 „
(+ 28,75)
- 1,25 ,
(+ 0,68647)
+ 0,21706 „
XXVIII.
354 „
+ 10,00 „
+ 0,58414 „
XXIX.
(354)
355 ,
(+ 21,25)
+ 20,25 ,
(-r- 0,95122)
— 0,04808 ,
*XXX.
(354)
384 ,
(+ 31,50)
+ i,-"^o ,
(+ 0,31900)
- 0,15041 ,
Vergleicht man diese Tabelle mit der auf p. 828 mitgeteilten
Tabelle A, so sehen wir, daß die Anordnung der Gemeinjahre und
Schaltjahre dieselbe ist wie früher, nur haben jetzt einige der Ge-
meinjahre, die früher 364 Tage zählten, jetzt 355 Tage, wodurch
der Auscrleich zwischen Mond und Sonne wesentlich verbessert er-
scheint. Im früheren Zyklus betrug die Gesamtsumme der Tage
10950, und da 30 Sonnenjahre = 30 X 365,25 = 10957,50 T.
ausmachen, so beging man einen Fehler von 7^^jj Tagen. Im neuen
Zyklus haben 6 der Gemeinjahre je 355 Tage, wodurch die Ge-
samtsumme der Tage des 30 jährigen Zyklus um 6 erhöht erscheint
und der Fehler sfesrenüber dem wahren Stande der Sonne nicht
mehr 7' g Tage, sondern nur mehr 1^ .^ Tag beträgt. Es ist dies
scheinbar ein noch immer großer Fehler. "Wenn wir jedoch be-
denken . daß auch der julianische Kalender nicht frei von jedem
Fehler ist und daß die Differenz gegenüber dem tropischen Jahre
bereits 10 Tage ausmachte, als Papst Gregor XIII. daran ging,
denselben zu beheben; bedenken wir ferner, daß es trotz der Be-
mühungen des Papstes Gregor XIII. noch fast 1^2 Jahrhunderte
dauerte, bis das protestantische Deutschland sich bewogen fühlte
den neuen Kalender anzunehmen (in Deutschland 1700, in England
sogar erst 1752 und in Schweden 1753), und erwägen wir, daß
832 jlfahler, Das Himmelsjahr als Grundelement etc.
ein großev Teil Europas (Russen und Griechen) noch immer bei
dem alten Kalender beharrt, wiewohl die Abweichung heute bereits
13 Tage ausmacht, so wird der Fehler von 1^/2 Tagen, welchen
der 30 jährige Z3'klus in bezug auf die Sonne aufweist, uns gar
nicht mehr so bedenklich erscheinen.
Allerdincfs muß dieser Fehler im Laufe der Zeit zu einer
solchen Größe angewachsen sein , daß er der Aufmerksamkeit der
Babylonier nicht mehr entgehen konnte und mit zwingender Not-
wendigkeit eine Reformation erforderte. Und diese Reforma-
tion ins Leben gerufen zu haben, mag das große Ver-
dieustNabonassar's gewesen sein.
Ich hatte bei früheren Gelegenheiten ^) den Nachweis erbracht,
daß die Babylonier wenigstens in der spätem Zeit ihrer Reichs-
ofeschichte und zwar seit 747 v. Chr., dem 1. Jahre Nabonassar's
einen 19jährigen Schaltzyklus hatten, dessen 1. Jahr mit dem am
1. Nisan d. J. 747 v. Chr. beginnenden bürgerlichen Jahre, also mit
dem Jahre I des Könicrs Nabonassar zusammenfiel. Die Einführuncr
dieses 19 jährigen Zyklus ist — wie wir heute wissen -— mit dem
Namen Nabonassar's aufs innigste verknüpft. Wie der julianische
Kalender auf Julius Caesar und die Kalenderreformation auf
Papst Gregor XIIL hinweist, so bleibt es ein ungewöhnliches
Verdienst Nabonassar's, den 19 jährigen Schaltzyklus ins Leben ge-
rufen zu haben , einen Zyklus , den nicht nur später die Griechen
und Juden für ihren Kalender entlehnten, der vielmehr noch da-
durch an kulturhistorischer Bedeutung gewonnen , daß er noch
heute die Grundlage der Festkalender der gesamten Christenheit
bildet.
Woi'in bestand aber die srroße Reformation Nabonassar's '? Die
soeben vorgetragenen Erörterungen geben uns über diese Frage
Aufschluß. Daß der Kalender der Babylonier auch schon vor
Nabonassar auf einem Lunisolarjahr basierte, ist sicher, denn in
vielen Inschriften aus der Zeit vor Nabonassar und auch in denen
aus der älteren Epoche der babylonischen Geschichte finden wir
einen IT. Adaru, also einen Schaltmonat, angeführt. Sollte diese
Schaltung eine ganz willkürliche gewesen sein? Dies ist wohl
kaum vorauszusetzen von einem Volke, das schon in der frühesten
Zeit der Geschichte die wichtigsten Gesetze von den Bewegungen
der Himmelskörper (wie der Sonne, des Mondes, der Planeten und
Tierkreisbilder) sich zu eigen gemacht hat. Ein Volk, das
solche astronomische Kenntnisse besaß, daßeswich-
tige Sternkonstellationen und Eklipsen im Vor-
hinein bestimmen konnte und schon in frühester
Zeit über die Länge des Sonnenjahres und Mond-
1) Transactions of tho IX, Congress of the Orientalists , London 1892;
Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissensch., Wien, 1892; Denkschriften
der Kais. Akad. d. Wiss., Wien 1895; ZDMG. 52, 227.
Mahler, Das Himmehjaltr als Grunileletnent etc. 033
Jahres aufs genaueste unterrichtet war, kann un-
möglich ein so wichtiges Kulturelement, wie es die
Zeitteilung und Zeitrechnung ist, der bloßen Will-
kürlichkeit überlassen haben. Also auch vor Nabonassar
war der Kalender an Normen und Gesetze gebunden. Diese modi-
üziert und die aus der Inkommensnrabilitiit des Sonnenjahrs und
Mondjahrs entstandenen merkbaren Fehler beseitigt zu haben , ist
das Verdienst Nabonassar's. Eine Schaltregel hat es aber
auch schon früher gegeben. Sie basierte allei'dings nicht
auf einem 19jährigen Zyklus, wohl aber diente ihr die Tria-
kontaeteride als Grundlage, d.i. jener Zyklus von 30 Jahren,
der als Quadrant des großen Himmelsmonats die Basis für die
große Himmelswoche bildete, gleichsam als Analogon für den Qua-
dranten des Kalendermonats, der den Ausgangspunkt zur Kon-
sti-uierung der Kalenderwoche bildete. Dieser 30 jährige Zyklus
hatte aber, wie schon bemerkt wurde, im Laufe der Zeit den Aus-
gleich zwischen Sonne und Mond eben wegen der Inkommensura-
bilität der Bewegungen dieser beiden Weltkörper in nicht ganz
einwandfreier Weise hergestellt. Wenn auch im Anfange die Ab-
weichung vom wahren Sonnenläufe nur 1,5 Tage (also eine
kalendarisch kaum wahrnehmbare Größe) betrug, so wuchs diese
endlich dennoch zu einer solchen Zahl an, daß der Kalender einer
durchgreifenden Reformation bedurfte. So wie aber der Fehler
des julianischen Jahres lange Zeit unbeachtet blieb und erst am
Ende des XVI. Jahrhunderts durch den Papst Gregor XIII. in ent-
sprechender Weise reformiert wurde, so wurde auch der 30 jährige
Zyklus selbst dann noch aufrecht erhalten, als seine Mängel klar
zu Tage traten. Erst Nabonassar wagte die durchgreifende Modi-
fikation des babylonischen Schaltzyklus. Und es war dies in der
Tat kein leichtes Wagnis, denn die 30jährige Pei-iode war mit den
astralen Begriffen und Theorien der Babylonier viel zu sehr ver-
knüpft, als daß es leichterdings möglich gewesen wäre, diese ohne
schwertriftige Gründe aufzugeben. Und sie wurde auch nicht
fallen gelassen, denn als Nabonassar an die Reorganisation des
nationalen Kalenders schritt, da war es eben der bis nun den Ka-
lender regulierte 30jährige Zyklus, der ihm als Ausgangspunkt
diente. Die Zahl 30 ist mit dem Mondjahre innig verknüpft:
30 wahre Mondjahre = 30 mittlere Mondjahre + 11 'l'fige
30 Sonnenjahre =30 , „ +11 Monate
Die Zahlen 30 und 11 mußten also auch bei der Reorgani-
sation des Kalenders, dem ja auch fernerhin der Mondmonat als
grundlegendes Prinzip bleiben mußte , irgendwie in Relation ge-
bracht werden. Der bisherige Schaltzyklus zählte 30 Jahre; da
man nun nach einem kleinern Zyklus suchte, der das Verhältnis
zur Sonne besser regulieren sollte als der bisherige, suchte man
eine Zahl, die auch mit den Zahlen 30 und 11 in irgendwelcher
g34 Mahler, Das Himmehjahr als Grundelement etc.
Beziehung steht. Und da ergab sich von selbst die Zahl 19, da
die nächste Relation am besten wohl durch die Gleichung 30 — 11
= 19 gegeben war. Ein Blick auf die Tafel B lehrt aber auch,
daß bei keinem andern Jahre der Fehler in bezug auf die Sonne
so klein ist, als eben beim Jahre 19 des 30 jährigen Zyklus, und
dabei ist auch der Fehler in bezug auf den Mond kaum größer
als */2 Tag. Nabonassar schloß also den Zyklus beim Jahre 19
ab und gab überdies dem letzten Jahre eine Dauer von 385 Tagen,
wodurch der Fehler auch in bezug auf den Mond statt 0,68865 Tagen
nur mehr - — • 0,31135 Tage betrug und der in bezug auf die Sonne
nur — 0,25 Tage, also eine solche kleine Größe ausmachte, daß
erst nach Ablauf von etwa 120 Jahren (oder der Dauer eines
Himmelsmonates) de)- Fehler nur so viel betrug , wie früher nach
30 Jahren. Zur Zeit , da das babylonische Reich der Wucht der
Perser erlag (also 538 v. Chr.), betrug der Fehler des so ver-
besserten Zyklus gegenüber der Sonne 2 ■'('4 Tage; im Jahre
432 V. Chr., als Meton den babylonischen Zyklus zur Grundlage des
von ihm den Griechen empfohlenen Kalenders adoptierte, wich der
von Nabonassar verbesserte Kalender erst um 4 Tage von der Sonne
ab, also um genau so viel, als der Fehler des julianischen Kalenders
bereits im VIII. Jahrhundert n. Chr. (800 Jahre vor der gregoria-
nischen Kalenderreformation) betrug.
So hatte Nabonassar, indem er von dem 30jährigen Zyklus
ausgehend den 19 jährigen Schaltzyklus ins Leben rief, im Rahmen
des babylonischen Kalenders eine Reformation durchgeführt, an
deren Ursprung und Bedeutung heute wohl schon jede Rück-
erinnerung erloschen ist, die aber um so durchgreifender war, da
sie aucli heute noch nach mehr denn dritthalb Jahrtausenden in
den Festkalendern der größten Kulturvölker fortlebt. Der Vor-
ganger dieses 19jährigen Zykluses war aber die Triakonta-
eteride, der Zyklus von 30 Jahren, dem 371 synodische und
401 periodische Monate entsprechen, der in seiner Urbedeutung aber
einen Quadranten des großen Himmelsmonats repräsentiert und
darum auch als die mittlere Dauer einer Generation aufgefaßt
wurde.
Doch nicht nur der Zahl 30 kommt astrale Bedeutung zu ;
auch die, namentlich im biblischen Schrifttum, so häufig auftretende
Zahl 40 findet durch die hier definierten großen himmlischen Zeit-
kreise ihre Erklärung. In einem Vortrage anläßlich des Baseler
internationalen religionshistorischen Kongresses habe ich auf die
vielen babylonischen und ägyjDtischen Elemente hingewiesen, denen
wir in der Bibel begegnen und die insbesondei'e in den Festen
Israels zum Ausdruck gelangen. Auch in der so häufig vor-
kommenden Zahl 40 tritt uns ein solches Element entgegen. Es
ist gewiß nicht neckischer Zufall, wenn wir lesen :
Maltier, Das IliniineUjahr als Grunclelement etc. 835
Judicuni, III, 11 : Vatishot liaares ^arhciHm sanaJi rajjamat
'AtnPel hen K^naz Das Land hatte Ruhe 40 Jahre, da starb
Atniel, Sohn des Kenas.
Ibd. III, 30 sagt uns, daß nach der Heldentat des E h u d das
Land 80 = 2 X 40 Jahre die Segnungen des Friedens genießen
konnte : Vatiikol hciares ^''monim sanali.
Ibd. V, 31 erzählt von einer 4U jährigen Ruhe nach der Tat
der Deborah: Vatlikot ha'ares ^arha'im sanah.
Ibd. VIII, 28 berichtet dasselbe aus den Tagen Gideon'«:
Vatt'i'kot liaares \irha^im sanali bij^me cjid^'on.
Ibd. XIII, 1 tut uns kund, daß Israel nach dem Tode Ab-
don's 40 Jahre das Joch der Philister erdulden mußte: Vajjitnevi
Jahve Ifjad ]fllstmi \irha'{m sanali.
I. Samuelis, IV, 18 berichtet die 40 jährige Richterzeit E li's :
V^hiC safat ''et Jisraüel 'arha'im sanali.
II. Samuelis, V, 4 : Be7i .s^losim sanah David b^malko 'ar-
ha'im sanah nialak Im Alter von 30 Jahren wurde David
König, 40 Jahre regierte er als solcher.
'l. Regum, VI, 1 erzählt, daß im Jahre 480 (= 12 X 40) nach
dem Auszuge Israel's aus ÄgyiJten der Tempelbau begonnen wurde:
Vajhi bismonini sanah v'arba' nie'ot sanah l^se't b^ne Jisra^el
me'eres viis^-ajhn .... vajiben habajit ly'ahve.
Ibd. XI, 42: V^hajamivi ^aser malak HHotnoh birusalaim 'al
kal JisixCel ''arbaHni sanah Die Zeit, die Salomo zu Jerusalem
über ganz Israel als König regierte, betrug 40 Jahre.
Mose war auf dem Berge 40 Tage; Exodus, XXIV, 18: vajhi
moseh bahar 'arba'ini joni v^^arba'iin lajlah. Vgl. ibd. XXXIV, 28
und Deuteron. IX, 9 und 11. — - Nach Numeri, XIII, 25 dauerte
das Auskundschaften des heiligen Landes 40 Tage : vajasubu mtiur
ha'ares mikes 'arba'ini jom. — Mose war 80 = 2 X 40 Jahre
alt, als er zum ersten Male vor Pharao erschien (Exod.. VII, 7). —
Die Wüstenwanderung dauerte 40 Jahre (Numeri, XIV, 33 — 34 ;
Deuteronom., XXIX, 4j. — Mose erreichte ein Alter von 120 =
3 X 40 Jahren (Deuteron., XXXIV, 7).
Da ist Zufall oder Tendenzdichtuncf ausgeschlossen , nur ein
systematisch durchdachtes und in sich begründetes Prinzi^D kann
diesen Zahlen zu gründe liegen.
Wir wissen, daß die alten Ägypter das Jahr nicht in 4, sondern
in 3 Jahreszeiten teilten, deren jeder 4 Monate angehörten, die sie
dann entsprechend als 1., 2., 3., 4. Monat der betreffenden Jahres-
zeit bezeichneten. Entsprechend dieser Dreiteilung des Jahres
teilten sie aucb den Monat in 3 Dekaden und jeder derselben ent-
sprach ein besonderes Dekangestirn. Natürlich teilten sie dann
auch das große Jahr oder Himmelsjahr in 3 Jahreszeiten , deren
jeder 4 Himmelsmonate angehöi'ten , und ebenso teilten sie dann
den Himmelsmonat in 3 Himmelsdekaden, jede 10 Quadriennien :
(d. h. 10 Himmelstage): oder 40 Jahre zählend.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. 54
T
336 JMaJtler, Das Himmelsjahr als Grundelement etc.
Da haben wir also die Erklärung für die Zahl 40 , die uns
so häufig im biblischen Schrifttum entgegentritt; und ward sie
einmal für das Jahr angewendet, so war es nicht mehr schwer, sie
auch auf andere Zeitkreise (wie Monat und Tag) zu übertragen.
Interessant gestaltet sich dabei die Angabe über die Lebens-
dauer Mose's. Bekanntlich war Mose der Führer Israel's; dieses
gliederte sich in 12 Stämme, sämtlich Söhne des letzten der 3 Ur-
Täter und dessen 4 Weiber. Die Dreizahl der Urväter entspricht
der Dreiteilung des Jahres in 3 Jahreszeiten (ein ägyptisches
Motiv). Jede Jahreszeit und somit auch die letzte hatte 4 Mo-
nate ; auch Jakob , der letzte der 3 Urväter, hatte 4 Frauen. Zu
jedem Monate der Ägypter gehörten, entsprechend den 3 Dekaden,
3 Dekaugestirne, zu den 4 Monaten einer Jahreszeit also 12 Dekan-
gestirne; auch Jacob zeugte mit seinen 4 Frauen 12 Söhne, ent-
sprechend den zu 4 Monaten gehörenden 12 Dekangestirnen. In
jeder Dekade hatte ein anderes Dekangestirn die Führung; auch
in Israel blieb die Führerrolle nicht immer bei einem Stamme.
Zur Zeit der Wüstenwandening war es der Stamm Levi, dem
diese Rolle in der Person Mose's zu Teil ward. Diese Herrschaft
eines Dekangestirnes dauerte bloß eine Dekade, dann übernahm ein
anderes die Führerrolle ; auch Mose konnte nur während der Dauer
einer Dekade (nämlich einer Himmelsdekade = 10 Quadriennien
= 40 Jahre) der Führer Israel's sein ; nach Ablauf dieser Dekade
übergab er die Führung an Josua und starb. Mit 80 Jahren stand
er zum ersten Male vor Pharao und mit 120 Jahren starb er.
Seine ganze Lebensdauer betrug 120 Jahre, d. i. die Dauer eines
Himmelsmonats oder die dreier Himmelsdekaden.
Man hatte die 12 Stämme Israel's auch mit den 12 Stern-
bildern des Tierkreises verglichen. Auch diese Annahme kann, in
Verbindung mit der Angabe über die Lebensdauer des Mose, durch
die hier entwickelten Zahlenangaben und die ihnen hier zu Gmnde
gelegten Bedeutungen begründet werden. Sind die 12 Stämme
Repräsentanten der 12 Tierkreisbilder, dann repi-äsentieren die
3 Urväter und 4 Urmütter die Siebenzahl der Planeten (3 äußere:
Saturn, Jupiter und Mars ; 4 innere : Sonne , Venus , Merkur und
Mond). Die Tierkreisbilder stehen mit den Planeten in innigster
Verbindung, denn auch sie kreisen stets in nächster Nähe der
Ekliptik und bilden daher die Kinderschar der Planeten. Jedem
der 12 Tierkreisbilder entspricht ein Monat des Jahres; somit
konnte auch Mose, der Repräsentant des Stammes Levi, nicht länger
leben als einen Himmelsmonat, d. i. 30 Quadriennien = 120 Jahre.
Welche der beiden hier gegebenen Erklärungen als die plau-
siblere erscheint, mag dem Ermessen der Leser überlassen bleiben.
Mir dünkt die erstere als wahrscheinlicher , weil damit zugleich
auch die 40jährigen Regierungen der verschiedenen Richter: Ath-
niel , Ehud , Deborah, Gideon, Eli und auch die der Könige David
und Salomo ihre Erklärung finden.
Makler^ Das llirmaeLyahr ah Grundclement etc. 837
Aber auch die Zahl 480 (die Zeit vom Exodus bis zum
Tempelbau) findet ihre Erklärung. 480 Jahre sind = 4 Himmels-
monate (nämlich = 4 mal 30 (^)uadrit'nnien = 4 mal 30 llinimels-
tage) ; dies ist aber genau die J)auer einer Jahreszeit im ägypti-
schen Sinne. Da mit dem Tempelbau die erste wichtige Epoche
in der Geschichte des Volkes Israel seit dem Exodus ihren Ab-
schluß findet , indem damit ihre definitive Niederlassung in
Palästina gleichsam auch nach außen hin bekräftigt erscheint, so
ist damit im großen jener Abschnitt abgeschlossen , der für das
fernere Gedeihen des staatlichen Lebens des Volkes Israel von
höchster Bedeutuncr sein sollte, gleichsam wie es die in der Natur
sich darbietende Jahreszeit der Nilschwelle für das Wohl .Ägyptens
war. Mit dem Beginne dieser Jahreszeit trat die Nilschwelle ein,
die Ägypten von der großen Dürre befreite und die Hoft'nung auf
ein gedeihliches Wohlergehen erweckte; auch der Exodus war der
Anbruch einer auf eine gedeihliche Entwickelung des Volkes Israel's
Holfnung erweckenden Epoche. So wie jene 4 Monate zählte , so
mußte auch die erste Epoche in der staatlichen Entwickelung
Israel's 4 Monate, nämlich 4 Himmelsmonate, zählen, und daher die
480 Jahre!
Und tatsächlich sondert sich auch die Geschichte Israel's, inso-
fern sie die Geschichte des israelitischen Staates ausmacht, in
3 Epochen : die erste Epoche umfaßt die Zeit vom Exodus bis zum
salomonischen Tempelbavi; die zweite Epoche dauerte bis zur Zer-
störung dieses Tempels durch Nebukadnesar ; die dritte Epoche er-
streckt sich bis zur Zerstörung des zweiten Tempels. Da haben
wir deutlich die Dreiteilung des „großen Jahres" vor uns, welches
die Geschichte Israel's als Geschichte eines Staates umfaßt. Für
die erste Epoche gibt die Bibel deutlich die Zahl 480 Jahre an,
d. i. die Dauer eines himmlischen Jahresdrittels. Welche Zeit gibt
dieselbe Quelle für die zweite Epoche an ? Die zweite Epoche
wurde inauguriert mit dem Tempelbau und endigte mit der baby-
lonischen Deportation. Beim Tempelbau war Sadok der Priester
in Jerusalem. Im Buche I. Reg., Kap. IV, 1 — 4 lesen wir:
::s':;ir:-' c^iec n-ü":: ■'::: r;^r:NT rj-r^bN --er; pi-i: p in-'^Tr
"n^iNT pi-iTi Nni:- br yT'-,n-' -p irr^rm n-'^rm -nb-nwS p
„König Salomo ward König über ganz Israel. Und dies
sind die Fürsten, die er um sich hatte : 'Azarjahu, Sohn Sadok's,
des Priesters, sowie 'Eliharef und 'Ahijah, Söhne Sisa's, waren
Schreiber; Jehosafat, Sohn des 'Ahilud , war Kanzler; B^najahu,
Sohn des J'^hojada', war Feldhauptmann ; und Sadok und 'Ebjatar
waren Priester."
54*
838 Mahler, Das 1 limmelsjahr als Grundelement etc.
Dem Buche I. Chron., Kap. Y., 29 — 40 entnehmen wir folgende
Priestergenealogie :
1. nTi:? 'Amram (als Stamm- 13. ■^-y^o-'nN 'Ahima'as
2. -(-ini« 'Aharon [vater) 14. nilT^ 'Azaijah
3. iT^rN "Erazar 15. . ■;:m"' Johanan
4. onri: Pinhas 16. rf"!*!' 'Azarjah
5. J'rcnN 'Abisua 17. rTi"i7:N 'Amarjah
6. -^pn Buki 18. :m:3^nN 'Ahitub
7. 'Tr Uzi 10. pni: Sadok
8. n^n-iT Z^'rahjah 20. DibuJ Salum
9. mi-i:: ÄPrajot 21. n^pbn Hilkijah
10. r:^n?:N 'Amarjah 22. n^-iry 'Azarjah
11. larj^nN 'Ahitub 23. n^^.O S-'rajah
12. pni: »Sadok 24. piiSirr' J^hosadak
Und zum letzteren heißt es (I. Chron., V, 41) :
„Phosadak ging in die Deportation, die Jahve über Juda und
Jerusalem verhängt hatte."
Sadok war also der Priester, unter dem die erste Epoche der
Urgeschichte Israel's ihren Abschluß fand, J^hosadak, der 12. Nach-
folger in der Priesterreihe seit Sadok, war der Priester, unter dem
das babylonische Exil erfolgte. — Für die erste Epoche der israe-
litischen Geschichte nennt uns die Bibel 480 Jahre, d. i. =
12.40 Jahre = 12.10 Quadriennien = 12.10 Himmelstage =
12 Himmelsdekaden; die zweite Epoche wird durch 12 aufeinander-
folgende Priester reiDräsentiert : 'Ahima'as, 'Azarjah J^ho-
sadak. Und diese Zwölfzahl ist gewiß nicht Zufall ; mit dieser
sollen vielmehr jene 12 Dekangestirne versinnbildlicht werden,
welche den 12 Dekaden des zweiten Drittels des himmlischen
Jahres entsprechen.
So sehen wir das „Himmelsjahr" oder „große Jahr", das wir
schon im Felsengrabe des Chnumhotep zu Benihassan verzeichnet
finden , als Grundlage verschiedener Zeitkreise ; und vielleicht ge-
lingt es, auch für andere Probleme der altorientalischen Chronologie,
die noch immer ihrer Lösung harren , auf diese Weise eine be-
friedigende Erklärung zu finden.
I
839
Das Geschleclit der Infinitive im Arabischen.
Von
A. Fist'lior.
Unter die zahlreichen wertvollen Zusätze, mit denen De Goeje
bei seiner Bearbeitung der 3. Aufl. von W. Wright's „Grammar of
the Arabic Language" dieses in seiner Art so vorzügliche , an den
Forderungen der modernen Sprachwissenschaft gemessen freilich in
mehrfacher Hinsicht recht unzulängliche ') Buch bereichert hat, sind,
wie bei der Schwierigkeit der ^laterie nicht weiter verwunderlich,
auch einicre wenige cjeraten, die vor der Kritik kaum werden Stand
halten können. Ich rechne hierunter den Absatz vol. I, i; 292, d:
„[Masculine or feminine are: — ] The nomina xerhi (viasdar). One
may say eNJ->i3 g*-*^^^ ^"'^ ■J^j./;^ ^xs^»\ //oiir strikiny caused
me pain'^, mit der Fußnote: „This seems to be the explanation of
\::j^ being used as a fem. noun , Ilamäsa 78, vs. 1, cj^ojI clXP
Ulis ci'/finy", wozu noch vol. II, § 152, cZ rem. folgender Passus zu
vergleichen ist: „In the words of the tradition (Zamahsarl, Fäik,
IL 4902)) k/Ä.^^^ xJÜI J.AAVW ^ J^ääJI death on the path of God
IS purifijing (from the füth of sin), the predicate is according to
some Interpreters fem., because J^ÄüIl has the meaning of 8j»'u^/ixi^
1) Sein Hauptfehler ist, daß es sich im allgemeinen, statt ein tieferes Ver-
ständnis der vorgetührten Sprachersclieiiiungen anzustreben , an einer ziemlich
äußerlichen Beschreibung derselben genügen läßt. Vollständig vermißt man in
ihm das Kapitel , Lautlehre", das natürlich die Grundlage jedes grammatischen
Lehrgebäudes bilden sollte. Die gebuchten Regeln beruhen z. T. nicht auf
gesichertem empirischen Sprachgut, sondern auf allerlei Spitzfindigkeiten der
alten einheimischen Grammatiker (das gilt besonders von den Kapiteln über die
Adjectiva relativa und die Diminutiva). Soweit ihnen empirisches Sprachgut
zu Grunde liegt, ist dieses im Großen und Ganzen unterschiedslos aus Werken
der verschiedensten Literaturgattungen (alter und neuerer Poesie, Koran, Hadit,
Adab, Unterhaltungsliteratur, Historiographie, Geographie etc.) und der ver-
schiedensten Zeitalter entlehnt, obschon die arabische Literatur auch in sprach-
licher Hinsicht keineswegs eine geschlossene Kinheit bildet (vgl. hierzu schon
meine Bemerkungen diese Zeitschr. Bd. 5G, 5 80 f.) u. a. m.
2) Steht auch Ihn al-Atlr, Nibäia s. ^va^A^^: Lisän u. TSA. s. (J^aä/O.
840 Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
marti/rdom. Others saj^ that 'iX^i^ ci practice is to be understood.
Neither explication is necessaiy, for the nomina actionis are
ofbothgendersi) (Vol. I. § 292, d). Other examples are Tab.
I. 2185, 1. 9 seq. Käx^i^x» &.s-/i ,.j.Aaj|» o.nd fastimj makes weak
and feehle-, Lebld, Mu'all. 33 L^leXs! cjo.c ^ \j>\ nJ^ »oLc <.^S*
a7ic^ /!( tt- a^ Ä^V icont to let her precede., lohen she drew back ;
Fäik I. 246 .bol^ ^LasI ^5> L^Ü tlus is onh/ an advancing and
a retreating . . .'". leb kann nämlich nicht zugeben, daß die Infinitive
(nomina actionis) — genauer die Infinitive männlicher Form, denn
nur diese kommen hier natürlich in Frage — nach Belieben auch
hätten als Feminina konstruiert werden können , und sehe in dem
Beispiel i^j./:^ iÄ*>.! geradezu einen grammatischen Fehler.
De Goeje freilich hat mit seiner Regel seit einer Eeihe von Jahren
auch in praxi vollen Ernst gemacht, indem er sie wiederholt bei
der Feststelluncr oder der Deutung von Textstellen zu verwerten
gesucht hat. Man vgl. z. B. Nöldeke, Fünf Mo'allaqät, III, S. 39,
zu Härit v. 27: „[De Goeje] nimmt . . . den Infinitiv it^JL>!-) als
Fem'.". " ^ ' *
Die Ansicht unseres holländischen Altmeisters gründet sich
offenbar auf das in Arnold's Ausgabe der MuSallacjät zu Labid
V. f'f (S. I.ff.) mitgeteilte Scholion: o^xiuj i-J,*i5 q.£ ^\.:>- 'Xi^ Jwki.
\s^i./:o ^sxx>»!^ u5».J->i3 ^c^xs^»\ i3yij' ij*SJS.'I* .lXa^I!- Hat dieses
Scholion aber autoritative Geltung? Es ist von Arnold wörtlich
aus der ed. Calcutt. der MuSallaqät von 1823 übernommen worden
(s. das. S. (ov, 3), stammt indes hier nicht aus az-Zözani's Kommentar
zu den MuBallaqät, dem das Gros der Scholien in der ed. Calcutt.
entlehnt ist (az-ZözanI hat es nicht, s. unten S. 841, 6 ff.), und muß
somit zu den Zutaten gehören, die der Editor, 2Abd ar-Rahlm b.
jAbd al-Karim, nach seiner eigenen Angabe seinen Auszügen aus az-
Zözanl angeschlossen hat (s. i^, 2 : ^^'^\ -J^... \^i vi>-^.^A5
*.as ^^^' jj vAj!^ (jiXJ i^Aj[ >o.>.ftÄ>i» j^jj»^!). Daß sAbd ar-
Eahlm b. sAbd al-Karim die altai-abische Grammatik nur sehr un-
vollkommen beherrschte, ist aus Arnold's Praefatio zu seiner Aus-
srabe, S. Vif. , zu ersehen. Man wird also seine Zutaten sämtlich
1) Von mir gesperrt.
2) So lies für den Druckfehler i^bbl.
Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen. §41
mit kritischen Augeu ansehen müssen und wird sie ignorieren, so-
bald sie sich 7X\ den Lehren der großen alten Philologen in Wider-
spruch setzen.
Letzteres ist nun bei unserem Scholion der Fall. Man v<'l.
zunächst ältere Äußerungen zu dem betr. Verse. Zözani, Sarh
al-MuSallaqät (Kairo 1304), 1.: ^^AJ iCxAiiill j_c.ju.j U? '^\S:si\^
viio'J^ ÜyÄC''' ^cUJ! ^yi Js-i/s tÄP» u>jLi» ^Mjis Lj.JLxs ,i>Jl
^j A.iXj»^ 3'-^» ^>V^ »jÄ*Xt c^Jlij) j^i ^Y'- AkW Lül-oi« Q>i
j'iÄ/i o^joJ! .,';^ ioLiÄ>wbS| slXP La ^^5. Tibrizi, Sarh al-Qasä'id
al-i'aSr, ed. Lvall, vof-: *ciS ^i'iA/s ^tiAJ^t» vi^jLs o.il ^^» ^'wi»
j«.py> L.i^*vt ^jvj» LjJ^J '')^/3 '^j*-^ (•)-^ ^_$"^5' l-^^ ^j' ^•^J•iV^•'^
Loj./« ^.^S -xi> ^.,Lj" IJt ^Ä_j ^.jL5^ &.>jLJ! ^lal! Ä.^>. ool5^
Ä..*^ ^jf.j Ui! JL/*^.<i! -Ac o^s» Lijy« jx:^ ^^ \c>\ e:>.ij^ ^-wbSi
_c.L>äJ! ^3•.ÄJ .i^NÄs»!. LiJO«LX.fij ä^Lc u>JU^ ^JLc
^o- <-- ö.- .- jo.o. ^ü.. .0-5
^f ö.Ä*i5 -ix. ^ÄJ ^Vj xäJLi- i^Äil t3^s. ^äiJ!. Lisän s. j. J^s :
o ' . ' ' .*
otLi- U ^.ii^s i<wJlio*, ^_iS*I5 ^ Li^^l j^ ^^.jiy -Ai>; ^.,Ly _«.i» J.»
1) [„O Zaid b. Masbüh, hätte ein andrer als ihr sich vergangen,] so hätten
wir verziehen, denn das Verzeihen war ein Zug unseres Charakters." Den
arab. Anfang des Verses s. weiter unten.
2) „O Reiter, der sein Tier antreibt, frage die Banü Asad : „Was bedeutet
dieses Geschrei?"" (Vgl. aber unten S. 850 f.)
(die
3) So Lyall. wohl auf Grund der Hss. Ich würde an sich hier ör'
I. Form) vorziehen.
^
g42 JFiscJier, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
;<>L^ ^Xjt.i\ ^ c^oLj' vi^A> La vi^JLs ^)(^Ä:i.L=>. Man vgl. ferner,
was die alten Kommentatoren und Grammatiker zvi o^*,x^l ^X$^
V
bemerken. TibrIzI, Sarh al-Hamäsa (ed. Freytag) va, 7: %.s.'S.\^
Hiz. II, llv, 14: i3ys LX/iiöl U lXac xeLLoJI ,.« ^5 ^ä:>- j^j! ^31-»
oiy »S:^ x£\ l*I[ *o^t 8lXP U lxJ ^yj joL«* ^.cL^I
•^\ (jw*Jl Jäfti qX P3 xi:ij.x) (dieser Passus auf Autorität des
Ibn Sida fast wörtlich so auch Lisäu s. \:i>y>S)\ Ibn laSis 11., 16:
1) Druck falsch iji^^Äi^Ls»-, s. Wright, Grammar^ II, S. 298 D; Sib. I, Ia, 22.
II, l'o, 2. 3; Mufassal lli, 9; IlaSis IIa, 9 (interessant hier: M A^i ^-yA ^^
;?Jl _,!•.:>!)•, Lane sub L>J5- etc.
2) Von Garlr; s. Diwan II, 1ö, 13; Sibauaih I, 11, 15. ff, 19; Kämil
1*^1!, 8; Lexx. s. O-c; Wright, Grammar^ II, S. 295 D. Der Vers ist zu über-
setzen: „Wenn ein Hungerjahr an uns nagt, vertritt er (Hisäm b. SAbd al-Malik)
an den Waisen die Stelle des ihnen geraubten Vaters". (Nicht ganz richtig
Wright a. a. O. : „i^hen some years shall have gnawed at us"; fehlerhaft auch,
wie oft in den Versen, Jahn, Slb. a. a. O.)
3) Nämlich als das mask. Prädikat i5<->»l nach dem Subjekte ÖJ>l».i-
in dem Verse Acsä's:
„Und wenn du mich erblickst mit meinem (früher so) vollen Haar, wisse, daß es
(mir) die Zeitereignisse entführt haben' (s. aber unten S. 848). Vgl Hiz. IV, OvAff.;
SAini II, fllff.; Slb. I, f.ö, 4; Le.\x. s. OAs» und \^^*,\ Harirl's Durra
Fischer, Das Geschlecht der Infinitice im Arabischen. 843
-Jl xJLö L*x; Fiqh al-lura (ed. Kairo, 1880?) m, ö v. u. : ( V.;oi
icJlil »AP U , ci u^Ajüt -'^wO'Ul Ulf L* ,i>'Sl ,^Ls und Misbäh
S. 'CJya: Lo lXavI iJ JoL-^'- X^ L«l. ^.iÄ/fl J.P . . . . (OfcXiJ!)
v_J.xj1 Ajtäj La l.Aiy» iC^^-Aiil , Jl LjL?J> u>J! Uili •■'•'CJiuxJt »t\P
^i>.JL».s! J^j-ÄÄs iA5>l^ -♦^«^x (J^ vi>.ij.It» ,ylxi? v^jjLj iöt ^jÖ A.i-^
Diese Blütenlese kann keinen Zweifel lassen , daß die großen
Grammatiker aus der Glanzzeit der einheimischen Philolocrie von
einem genus commune der Infinitive männlicher Bildunsf auch nicht
das gerino^ste wußten. Weit entfernt davon einer Verbindung wie
cit^\ »lXP, als „dieses Geschrei" verstanden, gleiche Berechtigung
mit djfc.ciii !lXP zuzuerkennen, sehen Gelehrte wie Ibn Ginni, Ibn Slda
und Ibn lasis darin vielmehr eine „häßliche (häßlichste) dichterische
Lizenz" ! Ihren Aussagen gegenüber versagt natürlich vollständisf das
Zeugnis eines Schwachmatikus wie sAbd ar-Rahlm b. :Abd al-KarIm,
der eine 'isu^ nicht von einer kJLa^ unterscheiden konnte"-) und damit
kund tat, daß er nicht einmal die Elemente der altarabischen
Grammatik sicher beherrschte. Vermutlich hat er sich seine (mit
Jwkij! eingeleitete) Angabe: ^^Xa^Ü vi/woLj L->,*i! ^c s.\>. Csii^
■^■^\ 8-AyiÄj» erst auf Grund der Konstruktion LixSiA'il o^-i'^^
bei Labid zurecht gemacht.
1., 1; Wright, Grammar" II, S. 297 C (wo ^Ä^J in -iU- zu korrigieren ist);
Howell, Grammar § 613 (der '».^ fälschlich mit „short hair" wiedergibt) und
Trumpp, Bedingungssaz 38 (aus Howell, mit dessen Fehler).
1) S. auch die S. 839, Aum. 2 genannten Stellen.
2) Vgl. Arnold a. a. O. 3) S. oben S. 840.
844 Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
Unter diesen Umständen muß De Goeje's Regel wieder aus
der Grammatik verschwinden oder, richtiger, dahin abgeändert werden,
daß die bisher festgestellten Fälle weiblicher Konstruktion der in
Frasre stehenden Infinitive nur als Ausnahmen in der Grammatik
Platz finden. Wie viel solcher Fälle sind aber tatsächlich bis jetzt
festgestellt ?
Daß in Beispielen wie
,Sie (die Frauen) schritten dahin , wie Speere schwanken , deren
Spitzen das Vorüberwehen sanfter Winde geneigt hat" (angeblich
von Du-r-Rumma, s. Sib. I, 11, 19; Kämil rii^, 4; sAinl III, Hv, 5;
Hiz. II, ili, 1 und Lexx. s. ».s^) oder
„Das Begehen von Schandtaten gilt bei ihnen als lobenswert und
das Unterlassen des Schönen ist bei ihnen eine Zierde" (von Farazdaq ?,
s. sAini III, Hn. 4 V. u.) u. s. f. das Femininum des Prädikats
(c>.-^.wJ, bezw. Ä.5,.3tx") nicht durch den als formales Satzsubjekt
fungierenden Infinitiv (_^i, bezw. jh, sondern durch den von ihm
regierten Genetiv, also das logische Satzsubjekt (JwjJl, bezw.
.cii-Ä»!^!) veranlaßt ist-), haben schon die alten einheimischen
Philologen angenommen und darf auch als moderne Ansicht gelten.
(Vgl. die zu den beiden Versen gegebenen Zitate ; AVright, Grammar-" 11,
S. 295 D und 297 B: Nöldeke, Zur Grammatik d. class. Arabisch
S. 86 oben u. a.) Ebensowenig erklärt sich in Fällen wie dem
Verse Labid's
1) Dieses *-iJi-X.i beweist, daß der Wright, Grammar'' II, § 58 rem. b für
iCiAj und uX.x£ geltend gemachte Unterschied nicht de rigueur ist.
2) Vgl. noch den für diese Art von constructio ad sensum besonders in-
struktiven Vers des (-iarlr:
- ^ , 's
( ..(.Xi>! ist PI.!) , Sie sah, daß das Vorübergehen der Jahre mich mitgenommen
hatte, wie die letzte Nacht des Monats den Mond mitnimmt" (Diwan II, l*"1 , C v. u.;
Kämil ni*", 2 und Muuassä t.r, 12).
Fischer, Das Geschlecht de}- Infiuitice nn Arabischen. 845
„So lief er dahin und drängte sie nach vorn , denn es war seine
Gewohnheit, wenn sie seitlich ausbrechen wollte, sie nach vorn zu
drängen" das Femininum der Kopula (c>oU ) aus der i'eminiiion
Natur des das Subjekt dazu bildenden Infinitivs (.i/«lAä!), vielmehr
hat hier das unmittelbar neben der Kopula stehende Prädikatsnomen
(ä^Lc ) dieser sein Geschlecht aufgedrängt ^). Auch hier haben schon
alte arabische Philologen wiß al-Kisal-) das Richtige erkannt; s.
oben S. 841 Mitte u. unt., und vgl. dazu Nöldeke, Fünf Mo'allaqät III,
S. 42 unt. Kisä'i sieht aber diese Art von Genusattrakti(»n \\\. F.
mit Recht auch in dem Verse
(s. gleichfalls S. 841), denn zwischen 'wLÄxi^" ,.y< und einem Lü »,*^
oder , wie Kisa T will , LjLlr>--^ ,.y« xa^"" besteht tatsächlich kaum
ein Bedeutungsunterschied und vor allem spricht für seine Ansicht
die analoge Behandlung derartiger mit partitivem .^a gebildeter
Ausdrücke in Subjektstellung ■^). Vgl. in dieser Hinsicht Beispiele
wie ^^ cjL! ,.yxs &.j1 ,.yXi A-iAJ'Lj Lxs ,kein Zeichen von den Zeichen
ihres Herrn kommt zu ihnen" Süra 6, 4 ;
(von Abu Dahbal) „Und keine zu gewinnende Wohltat und kein
Verwandtschaftsgefühl gab es, die du nicht überboten hättest"
Aränl VI, ilf, ult.;
1) Auch in dem von Do Goeje a. a. O. (Wright, Grammar^ II, S. 297 B)
aufgeführten Beispiele _2i Ä-xilpLii- ^ c^oL^ ^r*'^^ (31-^3 f-^ i3-^ .M^ ^'
..-ajLP _Xi_X.ä i^i>«^' (oJ'wJ unmittelbar nach »_iL« für ..i'^ und dann
natürlich auch _2.5 für j-.^) Hegt offenbar nur eine einfache Genusattraktion vor.
De Goeje's Erklärung, derzufolge Jj^ als K.cL*.i»- aufgefaßt sein soll, ist nicht
natürlich genug.
2) Die keineswegs so stupid waren, wie manche heutige Semitisten glauben
machen möchten, die nur deshalb nichts von ihnen wissen wollen , weil sie sie
entweder gar nicht oder nur oberflächlich kennen I
3) Nöldeke (Fünf Mo'all. a. a. O.) scheint in diesem Falle TibrTzi nicht
beipflichten zu wollen?
^46 Fischerj Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen,
*J.xj (j*,'lJÜ! (J^ (C*^' '~6-^^ i_m'3 '■" i^Ä^L^ JJ-» (^ys! «AaC qKj U~i>:»i
,Und welchen Charakter auch immer ein Mann haben mag — auch
wenn er wähnt, er bleibe den Menschen verborgen, so wird er doch
bekannt" Zuhair, Mufall. v. 1.^);
,Und (zwischen) Tüdih und al-Miqrät , deren Spur sich nicht ver-
wischt hat, weil Süd und Nord abwechselnd über sie hin- und her-
geweht haben" Imra' al-Qais, Murall. v. 5* etc.
Weniger einfach liegen die Dinge in den vier Fällen L*Ji
^LoU) ^\^\ ^Pj ^ycl\ sÄPj iCAi^^s.«./) sX.\ J^AA^ J, AjCäJ! und
ÄÄsu:^/«» Ä.S-« (•y^b (^" ^^^'^ ^' ^^^f-)) ^^^6^' ich glaube, daß auch
hier von weiblichen Infinitiven im Ernste nicht die Rede sein kann.
O O O^ O- 1-
Wären nämlich ALaäL .üol cj»>3 Vjc'i und *»,ao wirklich Feminina,
so könnten sie es nur durch einen Genuswandel geworden sein,
denn daß sie von Haus aus Maskulina , und zwar n u r Maskulina
waren, kann nicht bezweifelt werden. Genuswandel (der in der großen
^Mehrzahl der Fälle auf Analogiewirkungen beruht'^)) ist nun zwar
1) Diese drei Beispiele bei Nöldeke, Zur Gramm. S. 80 unt.
2) So ist mit den meisten und besten Zeugen für ät^älLs bei Arnold
zu lesen.
3) Vgl. z. B. auf indo-germauischem Gebiet dies haec für älteres dies
hic (nach haec nox); i] KoQiv&og (nach rtöXig, wie haec Corinthus nach urbs);
altus Pelium (nach mons)\ le sort für lat. sortera (nach Ausdrücken wie le
destin, le hasard etc.); neuhochdeutsch, dial. die Fräuleiyi (nach die Frau etc.;
hier macht sich aber neben der Analogiewirkung zugleich das natürliche Ge-
schlecht geltend) u. a. Im Hebräischen werden so die Feminina P" „Zeit"
und ri'Cp „Bogen" z. T. männlich (nach ^^, "jr! u. a., bezw. "^l^'P, Dn5 u. a.),
im Syrischen umgekehrt die Maskulina jtSJtf „Boden", jLL „Leim", jloV^
„Zypresse" u. a. (vgl. Nöldeke, Kurzgef. syr. Gr. § 86) weiblich (nach Analogie
der Feminina mit der weibl. Endung JJL), Auch die bekannten semitischen
weiblich gedachten Begriffskategorien (Länder und Städte, räumlich Umgrenztes,
Elemente und meteorologische Erscheinungen, Geräte und Werkzeuge, Körperteile,
besonders paarweis vorhandene, u. ä.), deren Bildung sich größtenteils schon im
Ursemitischen vollzogen hat, werden hierhergehören, denn sie werden im wesent-
lichen durch Analogiewirkungen zu Stande gekommen sein, die bei einer Anzahl
von ursprünglichen Maskulinis einen Wechsel des Geschlechts zur Folge hatten.
(Ursprünglich mask. Länder- und Städtenamen werden unter dem Einfluß von
'ard, qariat, raadlriat o. ä. zu Femininis geworden sein, desgleichen ursprüng-
lich mask. Wind- und Feuerarten unter dem Einfluß von rlh, när, ursprünglich
mask. Körperteile unter dem von iad (iadi), rigl o. ä. etc.)
\
Fischer, Das Geschlecht cler Infinitive im Arabischen. 847
nichts seltenes, auch im Arabischen nicht'). Ihn indes auf Grund
je einer einzigen Stelle, ohne daß er sonst irgendwie motiviert er-
schiene -) , bei Wörtern anzunehmen , die Hunderte von Malen in
Ij In der Schriftsprache, namentlich der Jüngeren Zeit, erscheinen so
gelegentlich als Feminina die ursprünglichen Maskulina: lXJLi ,Land, Stadt"
Lane s. v. ; Veth, Suppl. annot. in librum as-Sojutii . . . . Lubbu 'I-Lubäb S. CG,
Anm. «; Säkir al-Batluni , Tasliiat al-ljaiiatir v., 8 (nach Analogie von O^)',
Ä.J .5 o. ä); 'w'ij^ jWein" Fiqh al-luva i'i'i'", 3 (nach -♦i>); —I. „Wein" Sacy,
Chrest.2 II, M, 2; Abul-SAlä' al-MaSarrl , LuzümTiät I, f1, 3 (= ZDMG. 29,
310, 6 V. u. , von Kremer in seiner Übersetzung verkannt; — gleichfalls nach
.♦3»; als Mask. findet es sich z. B. Ma(i(iarl, Analectes I, vt , C v. u. II, ^"11, 4);
i^A.5'^ „Schiff'' Fleischer, Kl. Schriften I, S. 265t Dozy, Suppl. s. v. (nach
iH-ijftAv); A.S „Mund" Fleischer a. a. O.; Dozy, Suppl. s. v. (nach ,•*>«, ry^^
und andern Körperteilen); .,!ia^ „Wage" Zakarliä" al-Ansäri, Fatl.i ar-Rahmän
V '
(am Rande von al-IJatlb as-SirbTni's as-Siräg al-munir), zu Süra 101, C und
- c - , o >
in den Titeln der zwei Werke as-SaHränl's : üaÜjä-wÜI .^lixi! = i g.AXJ! il
und '».Jyüs.'Jl 'It = l5t**^^ '-t' (^'S'- ZDMG. 38, 678—680, HIJal. VI, 285, 2
und die Kataloge; bei Brockelinann , Gesch. d. Arab. Litt. II, S. 336 sind die
beiden Werke nicht richtig unterschieden; u. a. (vgl. Wright I, S. 183 B). Noch
häufiger tritt der Genuswandel in den heutigen Dialekten auf. Von einigen
derartigen Fällen wird unten S. 856 f. die Rede sein.
2) Daß sich bei OfcxaJi der Gedanke an K.xJLä.j \^äjij\ ^ '».'S,3üJm3\
o -
oder ähnlich und bei Jjcäj! der an sO'w.g^! geltend gemacht habe, wie arab.
Gelehrte uns glauben machen wollen (s. oben S. 841 — 843 und 839), wird man
schwerlich als eine befriedigende Motivierung gelten lassen. CWo und \j<i
sind ungleich häutiger als K,aJL:>-j '»jS\aS) und &.i'jtÄA«l bezw. soL.^, und das
häufigere Wort beeinflußt wohl leicht das seltenere , nicht aber umgekehrt.
Diese Erwägung spricht übrigens auch gegen die von arab. Gelehrten vor-
getragene und von De Goeje (Wright^ II, S. 297 C — D) adoptierte Ansicht, daß
in den Versen
(von Gamll b. MaSmar al-SUdri) „Besucht beide die Butaina. man pflegt doch
die Geliebte zu besuchen! Wahrlich der Besuch der Geliebten ist leicht"
(Hariri, Durra öl, 16; Aränl VII, 1.1, 5 v. u. ; Ibn GinnT, Muitasab 41, 22;
De Goeje übersetzt: „verily the visiting is easy for the loving one", was mir
843 Fischer, Das GescJilecht der Infinitive im Arabischen.
der Literatur begegnen, dazu würde ich mich erst dann verstehen
können , wenn sich nirgends ein andrer Ausweg zeigte. Letztere
Voraussetzung trifft aber, wie ich glaube, nicht zu, denn man kann
weniger gut scheint; zu i ^i^'=>' = Ä.AAA,i- vgl. Imra' al-Qais, MuSall. v. 1
und Nöldeke, Zur Gramm. S. 21, 7 v. u.) und
(oben S. 842 Anm. 3 nach einer andern, wohl ursprünglicheren Lesart zitiert)
die Ausdrücke s.LjiJi und Öjl«.i>- infolge einer Einwirkung von .liil bezw.
.,LitXi>- männlich konstruiert seien, denn .UI! (als nom. act.) und ..LS'^iX
sind, wenigstens nach meinen Eindrücken und Sammlungen, seltener als ö.LjiJ)
und Öo!»..^. Viel stärker spricht freilich dagegen die weitere Erwägung, daß
unverkennbare formale Feminina, wie ä.L:;j! und Öol».i>- zwei darstellen, doch
unmöglich als Maskulina haben behandelt werden können (solange sie nicht
zu männlichen Eigennamen geworden waren). In Wahrheit liegt in der Ver-
bindung .A.«»^j . . »)Lj^5 nur ein weiterer Beleg dafür vor, daß auch von der
aktiv-intrans. Adjektivform J'.aäS das Femininum z. T. noch ohne die
Endung »— ^^ gebildet werden konnte. (Vgl. Nöldeke, Zur Gramm. S. 22 oben.
Die hier aufgezählten zahlreichen Beispiele könnte ich noch um einige ver-
mehren. Besondere Beachtung verdient, daß, wie aus Nöldeke's Liste ersichtlich,
auch .A.M*.c „schwierig", das Gegenstück zu .a>vw.j, im Femin. gelegentlich kein
ä-^— annahm.) Und bei der Konstruktion rCi^»! Öjl^ü schwindet gleichfalls
jede grammatische Schwierigkeit, sobald man es nicht als Perfektform auffaßt,
sondern als Elativ zu X.jOk./9 („wisse, daß es am meisten die Zeitereignisse zu
entführen pflegen"), von al-A3sä aus Reimzwang statt des allerdings näherliegen-
den Perfekts gewählt. (Zur IV. Verbalform gehörige Elative haben zusammen-
gestellt Fleischer, Kl. Schriften I, 233 ff.; Wright, Grammar^ I, § 235; Nöldeke,
Zur Gramm. S. IG unt. ii. a. Vgl. noch (ClX:>-I in den Sprichwörtern (^tA.>-)
eüljS ^i, O.Aij! ,.^A „Nützlicher als Regen zur rechten Zeif MaidänT ed.
Freytag 1, S. 335, 3 v. u. = ed. Bül. I, ilv und LojtJl oij »Läj qX (^iA>i
.nützlicher als die Stücke des Stocks" Mufassal t*, 5 v. u. und dazu IlaBis,
- o £ - o£
Vgl, auch MaidänT ed. Freytag I, S. 54 und Lex.\. s. ö-J; g.i£>\ und ^Acä\
in den Sprichwörtern J^JLi g.ki>\ A-^-^1 „Die Nacht verbirgt das Unheil am
besten" und ^^üail ^'*-i-*Ji• J^\ J^^^l «Die Nacht verbirgt, der Tag ent-
Fischer, Dan Geschlecht der Infinitive im Arabischen. 849
m. E. den Steiu des Anstoßes bei diesen Wendungen dadurch be-
seitigen, daß man die Feminina i^, »tXP, K»^».*at/i und '»JlxjLa» iü-xi
neutrisch auffaßt („neutrisch* natürlich nach u n s r e r Vorstellungs-
und Ausdrucksweise !).
Neutrische Funktion des femin. Singulars der Personal- und
Demonstrativpronomina ') liegt vor in den von De Goeje selbst
Wright^ II, S. 299 A und 296 A— B aufgeführten Stellen:
w^Aiil» Lz-L^ ^Ä^*! _äj1 ii5^Xj5 ■'•• i^ä;^] ^j5oI ^*JÜt u^-oi ic^^
,1 have heard , mayest thou avoid^ imprecation ! that thou hast
blamed me, and because of this I am anxious and distressed"-);
\S>\JS v;>jLy» „and so indeed did it happen" Tab., Annales I, Hol ; 1 ;
>0 , , i , ,
LP^*äJL*5 ,ye have done it. it is your fault" ibid. S'voö, 12; Lpjjui- Aä
iCAÄA.w.j> ithey have made it to be treacheiy, such as was committed
against 'El-Hosäin" ; iXi\ ^3^**^ c>.xJui „this (threatening) •^) reached
hüllt am besten^ Maidani ed. Freytag I, 458; Baidaui II, f^f, 13, und >t:>-»l
in dem Verse
.Nicht entrissen mir Anfä aus dem Gedächtnis die Verluste, die dem seinigen
folgten, das Wiederaufreißen der Wunde läßt die Wunde vielmehr nur um so mehr
schmerzen^ Hamäsa f"\'\, 18; Ibn Qutaiba, Katäb as-siJr t*'f"v, 2; AränT XVI,
nt, 7 V. u.; Hizäna II, fit, 2 und Sauähid Kassäf \\., sowie in der Durra HarTrl's
- OC i (j
1,8: x^ Vj^ .^-r'5^ o^*äJ^ ^'^ ^■yj^'f:^-)
1) Meist hat bekanntlich ihr mask. Singular diese Funktion.
2) Ich kann nicht anflehen, woher der Vers stammt.
3) Diese Parenthesen De Goeje's beruhen auf einer Theorie der einheimischen
Philologen, die unter Verkennung der neutrischen Natur derartiger Feminina
letztere mit einem aus dem Kontext zu erschließenden, äußerlich aber nicht
ausgedrückten 'iLkxi iC^-Aj iCJLci.^- o. ä. begründet (s. De Goeje a. a. O.
S. 296). Eine ganz ähnliche mechanische Theorie verwenden diese Philologen
zur Erklärung der anscheinenden Genusdiskrepanz zwischen Substantiv und
Attribut in Fällen wie x^\is^ S^y r>^^^ Mann, der oft heiratet (koitiert)",
xxi. (3>^) »ein Mann von mittlerer Statur", . CijLs> äi^l „eine menstruierende
Frau", »Lto KiLi gOine schlankgebaute Kamelin" etc. Vgl. z. B. Sibauaih II,
850 Fwchery Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen,
o - o - - -
the Apostle of God"; I4^g=>3 <X*.^^\ ^jhJü ^ '^y'y' «^^i^ (saying)i)
remained iu tlie mind of 'er-RasTd and he kept it in memory";
c- ^
Ci>J LJU-Ä^^i .,1^ La flte is not the man to forgive thee this (deed)^)",
wozu ich noch fügen kann : L^^Lj! '% ,.S^i fX'i »und nur dies geschah"
Tab., Ann. I, l.i^ö, 2 und ji S ;A*j löl ^JCJIj j«.äJ LaUs „Und wir
antworteten ihnen : „Dies mag eintreten nach einem Kampfe" " Hamäsa
C, 15 (= Aräni XI, tfA, 11 v. u.)-). Darnach scheint es mir zu-
lässig, auch das sAP und ^ der uns beschäftigenden Wendungen
neutrisch zu verstehen. Hinsichtlich des letzteren setzt man sich
damit allerdings zu den Wright'^ II, § 152 e entwickelten Regeln
in Widerspruch. Aber daß diese keine unbedingte Geltung haben,
zeigt die Koran-Stelle 6, 23: \j}[i ^.,| bSl fViÄjUs ^jCj |*.i ^1 „dann
wird ihre Täuschung nur die sein, daß sie sagen", die nach einer
andern, ebenso guten Lesart ^\ .^Jo *.i ♦J lautet, und die
Wendungen qx>Lw \z>.m »\ ^^{J^ [j*-*-^ <^3» Hamäsa S'i^o, 5 v. u.,
j«.3> O Ä.^^Aws^i> y5Ü3j ISasd ed. Wellhausen f, 22 , verglichen mit
^.u> o!.J! 5l\^ Wright-^ II, S. 298., Fußnote, =^) und wird auch von
Wright-De Goeje nicht bestritten. In dem Verse des Ru^iaisid
würde oy^! als Apposition ( .^LaaJI 'uäI^c) zu »Js.^ zu denken
sein („Was bedeutet dies, das Geschrei?"). Das würde nicht der
gewöhnlichen Behandlungsweise der Demonstrativa entsprechen, denn
,,4: ^j.J-^ \iL^<^ d^j^ ^^-S J*^5^ d^^JJi Jo:-. ^j^ji j.^ ü<Jj.
r, r.
,.,L5^» !l\^ ii.A.ül L«» , v^-äxi .1 i-Y-^Ä-J »^ &.*i.^ UÄO. v,io^Il !tXP
-äUs üsJ i^j-ÄJ* ^' jV«L/:3 -Kj I^P i3^ÄJ L*^ ^i^).it, ibid. AA, 19fF. u. ö.-,
Mufassal § Ha und dazu IlaSTs; Kosut, Fünf Streitfragen S. 20, Nr. t.1 u. a.
1) S. Anm. 3 auf der vorhergehenden Seite.
2) Vgl. auch Reckendorf, Die syntakt. Verhältnisse des Arab. S. 373, 7.
403, 8 u. 419, 15; A. Müller, Sitzungsber. d. bayer. Ak. d. W. 1884, S. 925 u. a.
— Diese Verwendung des femin. Singulars der Pronomina bekanntlich auch
sonst im Semitischen. 3) S. noch den Nachtrag S. 859.
Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen. 851
diese bilden sonst Attribute zu den Substantiven, zu denen sie ge-
hören^). Immerbin finden sich auch sonst Fälle, in denen das Subst.
als Apposition neben dem Demonstr. erscheint (vgl. Wright II, S. 91 A :
J^.jj WS> L „Du da, Zaid!"; Süra 18, 14: ^ t^Ai^l Uuvi ibO
&.ii! iü»o „Diese da, unsre Leute, haben sich Götter, andre als ihn,
zugelegt"-); Tab. II, Avi^, 10: ^Llt ^^i^-o ^ o.j^ JLLc ! j^^J „Dieses,
mein Sold , soll der Staatskasse zurückgegeben werden" •) ; auch
h O ~'r- o , . ~l
Süra 21, 92. 23,54, nach der Lesart: sJy.5>!» iü«l ^-J^l »Ä^ .^
,Diese, eure Gemeinde, ist eine Gemeinde" ^)). Und vor allem beruht
die im jetzigen Zusammenhang recht unverständliche ^) Bemerkung
TibrTzi's zu unserem Verse: .,Laxj1 uäLic .vj5 ^ic o».a^J1 ,«-^1).^
(s. oben S. 842 , 3) allem Anschein nach auf einer Auffassung der
Stelle , die sich mit der meinigen im wesentlichen decken dürfte.
Wie ich ohne weiteres einräume, läßt diese Auffassung") die Stelle
ziemlich gekünstelt erscheinen. Aber hat nicht der Verszwang die
arabischen Barden zu weit schlimmeren Künsteleien, ja sogar ge-
legentlich zu recht befremdlichen Gewaltsamkeiten veranlaßt?
Die Partizipia 'sj^^j.::l.^ und *.ä*Aa^j) ÄJJyfl in den beiden zur
1) Nach (unhaltbarer) arab. Anschauung stehen sie zu ihrem Substantiv
bald im Verhältnis des ^y^DyA zur ä.ä/o (so in dem Beispiel J.:?-Jl i*^^),
bald umgekehrt im Verhältnis der Kfto zum ^y^Oyü (so in den Beispielen
\JS.P J^jj, J^^ (^oLac). Vgl. Wright II, S. 277 B; Slbauaih I, !aa, 12.
\.\\, 3 ö.; Mufassal § Sfv f. u. a.
2) Vgl. dazu BaidäuT: :^\ ^.,Laj uäIxe Ll^ 5l\;U/i i>§yS> (ebenso
der TafsTr al-Gälälain u. a.) und Nöldeke, Zur Gramm. 50, 6.
3) Ich habe dieses Beispiel Reckendorf a. a. O. 406 pu. entnommen, der aber
— schwerlich mit Recht — lÄi? als Attribut zu ^_^^^ auffoßt.
4) Vgl. noch Fleischer, Kl. Sehr. I, 749 u. A. Müller a. a. O. S. 924 uut. (?}.
ö) Sie wird schon erheblich verständlicher, wenn man das unmittelbar
darauf folgende ol.i. in oL! ^1 verwandelt.
6) Ich werde sie preisgeben, sobald man mir eine zweite Stelle namhaft
macht, an der Oyo weiblich konstruiert wird, oder wenigstens eine plausible
Ursache nennt, die seinen Genuswandel bewirkt haben könnte.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LX. -^'^
852 Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
Diskussion stehenden Wendungen gehören nach meiner Ansicht in
eine Kategorie mit Ausdrücken wie iiJUsLs „Wohltat" ^), KasLc .Wohl-
befinden", &.j3L^ «Lug", xi!J> „Keckheit", iCSoLs- „Vorfall", &,*iLj,
Kx5=1j> „Unglück", &.i'LJ> „sichere Heimsuchung", üLc-Ls „Schicksals-
schlag, Unheil", iCxij>L5 „Schändlichkeit", KacIj „Einladung", ä-joLc
„Unrecht", xj.j«.^ „Trug", i;s»AAji/i „Ernst, Tapferkeit", K.?.,^
„AViderwärtiges", x^xlic, K^Iöjw „großes Unglück", Ä.i>sA».> „Guttat",
Ä.^^ „Übeltat", xJUj „Beweis", ä.*xs „Orthodoxie" (Süra 98, 4), KajLxi
„Verhängnis, Tod", Ä.JiAj'i und is:.v^j.s „Beute von Raubtieren", x-y».
„Jagdbeute", iC^siü „durch einen Hornstoß getötetes Tier", K^jj
„Schlachttier" -), sA5>U „eins" ^) u. a. Wie bei diesen die Endung ä zu
deuten ist, hat uns mit der ihm eigenen Schärfe logischer Abstraktion
Fleischer in folgenden Sätzen darerelegt: „Die . . Wörter sind ....
nach unserer Vorstellungs- und Ausdrucksweise substantivisch ge-
brauchte Adjectivneutra, die nicht das Sein oder Thun, sondern das
Seiende oder in Thätigkeit Erscheinende bezeichnen ; das
Final-s ist in ihnen allen üa^-^^^I j! '^>.i/Oy\ ^a j«^L', d. h.
dient zur Erhebung des Wortes aus der Sjohäre der Adjectiva in
die der Substantiva durch Hineinlegung des Begriffes Seiendes,
1) S. aber hinsichtlich der eigentlichen Bedeutung aller dieser Wörter die
gleich folgenden Darlegungen Fleischer's!
2) Die Gruppe xL^n bis K-^oö hat schon Slbauaih II, YfY, 20 ff. richtig
behandelt (vgl. auch Adab al-kätib i'"|v,2ff.).
3) Vgl. äA^^l» ^ „keins von beidem" Tab., Annales I, i'vi^f, 8; öA?»Lj
„nur; sicherlich" (s. Lexx.); das von Keckendorf a. a. O. S. 19 aus BaläJurT
(li^l, 13) zitierte Ö^^ .-yA ölX5>!» „eins von dreien" u. a. Die übrigen Aus-
drücke zu belegen, von denen die große Mehrzahl, z. T. schon aus dem Koran, wohl-
bekannt, der Rest aber mindestens durch die Wörterbücher gesichert ist, scheint
mir an dieser Stelle überflüssig. Vgl. noch im Hebräischen nmü , Gutes",
t^i"! „Böses", H^ID; .Gewisses" u. a., im Syrischen jö^^Ü» r^as Gute", Jüs.**^
„das Böse", JlSiiVo rö TtotTtov, J^m „eins" u. a., im Äthiopischen /\Yl. 1*
-das Schlechte", UJ^.E't' ^^^^ Schöne", Arfl't
Fischer, Dan Geschlecht der Infinitive im Arabischen. 853
Ding, als festen Kernes in den ursprünglich gegenstandslosen
Beschaffenheitsbegriti". So ist xJLoLäj! nicht das Gütigsein , die
Gütigkeit oder das Erweisen von (Uite, sondern t6 mQixxöv selbst,
das über das Maß des Schuldigen oder Üblichen hinausgehende
Liebe und Gute, was Andern erzeigt wird" etc. (Kl. Schriften I, 200 If. ;
vgl. auch 232: „Der allgemeine substantivische Grundbegriff", den
das 3 zu der Bedeutung des Adjectivums hinzubringt, Sache, Ding,
Wesen . . . .'')^). Darnach wären :v.>ci.«.xi.«^ und KäxaI^x. xs^j zu
übersetzen : „etwas reinigendes , eine reinigende Sache** und „etwas
angreifendes und schwächendes, eine angreifende und schwächende
Sache" o. ü. Sie würden sich also zu bloßem ^jo,^.^^.^ und öj»
v_Ä*Ai2v9» verhalten, wie etwa im Deutschen „eine angreifende Sache"
zu „greift an" in Sätzen wie „Nachtarbeit ist eine angreifende Sache"
und „Nachtarbeit greift an", d. h. sie würden eine gewisse BegriHs-
verstärkung darstellen -). Die arab. Philologen haben z. T. das weibliche
Geschlecht von Ä.Aa.«.Aa.«.xi auf ein davor zu subintelligierendes 'iXt^^
zurückgeführt (s. oben S. 840, 1 und die S. 839, Anm. 2 zitierten
Stellen). Ganz ähnlich würden sie das Femininum von i;Äx.Ai2x^ '^i^
gedeutet haben, hätten sie sich dazu zu äußern gehabt •''). Mit
&.Lii> und ähnlichen Ausdrücken operieren sie nun aber auch regel-
mäßig zur Erklärung von „Femininis" wie K?.X« „Widerwärtiges,
Unheil"*) etc. Daraus geht hervor, daß auch sie die Verwandt-
1) Die Funktion als Exponent des neutrischen Substantivbegrifls , die die
Endung (d hier hat, ist vielleicht ihre ursprünglichste, denn die übrigen lassen
sich , wie mir scheint , ohne große Schwierigkeit daraus entwickeln. Das gilt
besonders von den Funktionen, die sie beim Kollektivum und Abstraktum einer-
seits, wie anderseits beim Einheitsnomen ausübt. Aber aucli zum Exponenten
des Femininums konnte sie von ihrer neutrischen, bezw. erst von ihrer Kollektiv-
bedeutung aus leicht werden, indem alles Weibliche gegenüber dem Männlichen
als das Minderwertigere, mehr Sächliche, bezw. als das an Individualität Ärmere
erschien. (Vgl. Brugmann, Kurze vergl. Gramm. § 439, der die formalen
Feminina des Indogermanischen gleichfalls aus ursprünglichen Neutris oder
KoUektivis herleitet.)
2) Vgl. zur engen Verwandtschaft des KiJL..«.U i^lÄJ! und des tLxJl
KiiLii lXaS'LäJ mit dem JJLlÜ iLÄJS Fleischer a. a. O. S. 231 f.
3) Vgl. oben S. 849, Anm. 3.
4) Vgl. Hamäsa fv, 15: ^).x.5 s,}s.J iCL^-P- '>a'^* Ä.P.-X./5 i^^jJ»
..0)5
^ ^ 55*
^QJ. Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
Schaft von jCa^^^.;^-*^ (und xäjL^A* xi^) mit \$,X^ etc. erkannt
haben.
Im Gegensatz zu allen bisher behandelten Fällen liegen aber ^
in den vier folgenden zweifellos weibliche Infinitive vor: ■
!j^! (jOCIl äj*.=> 1»*3^5 Lit^ ''^ ^^a«j!. o-Jlb La tXxJ ^^^Jt>j /»^
,Sie schickten sie (die Gistin, die Schwester des Farazdaq) nach
langer Nachtreise zurück , entjungfert und nachdem sie die Röte
des Fleisches ihrer Scheide^) in Schwarz verwandelt hatten" (von
Garir, s. Lisän XIX, Uf, 8 und XYII, Cof, 4-); vgl. dazu ibid.
XIX, l.i^, 6: -iLx^Oü! v_j-*j f,^* . . xjiiJJ» i— j.xJ! JiS\X'S .... ^J-KvJ\
J'3 ^ X.i-' ^JLe ^.,^.^2-j J^i): Lisän XX, S't'Ajpu.: yj^A*« ^^1
1) ? s. die Lexx. und Hanri , Maq. ed. Sacy^ f, 22. — ijifc-«.-.^ steht
o -
natürlich ad sensum (auf ,.-aX*1 bezüglich).
2) In der Kairiner Ausg. des Diwans des Garir finde ich den Vers nicht.
3) Ausg. von Huber Nr. XXXIX, v. Ta.
4) Druck schlecht J>.Äi. Zu übersetzen: „Ich sprach: „Laß uns schlafen!
Denn die Nachtreise war lang und wir sind am Ziel, falls die Tücke der Nacht
uns nichts antut" ■'.
5) Der Vers auch T^A. s. , 51AP, ferner Sahäh, Lisän und T^A. s. .Ä^p
und Lisän und T3A, s. »^.Xx:,
6) So ist offenbar nach dem Zusammenhang für (CiAatJ des Druckes zu
lesen f, clX.äJ' auch TSA. s. , cAP und in allen drei Wörterbüchern s. rf>-i-!,
O J
dagegen fCLX*J Lisän und TcA. s. ^i.X£.). Der Vers ist zu übersetzen: „Und
\^ahrlich, dir hat der Weg geleuchtet und die Pfade zu den edlen Taten sind
(dir) erkennbar gewesen, indem (deine) Führerschaft (dir auf dem Wegej half.
— läqüt IV, oll, 4 würde 151^^ als Femin. konstruiert sein, wenn die Lesart
richtig wäre; s. indes Aräni XX, Iff, 5.
Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen. ^55
ä,*xäX.w-^ l5>-^^ »'-^^ ■^y^. ^^jr^ ^-^"^«^ -"*J5 Hutai'a ed. Goldziher
Nr. XL, 11 (= ZDMG. 47, 50):
,Sein stolzes Ehrgefühl erhob ihn zu höchstem Ansehen und nicht
verließ er sich auf seine Oheime mütterlichei'seits''^) und Ihn al-Atlr,
Nihäja IV, fl, 7 v.u.: iö^^U fr^^Ac: ^y\ {^.^\y^ ^Jua .3hA5> ^t.)
^KlXe ofo t>.A5' Q.^AJb ^.^Li' ^.,1 ^"liLJt „Sie sollen verpflichtet
sein ihre Waffen darzuleihen , falls in Jemen eine Rebellion aus-
bricht". Bei diesen vier Infinitiven — i5t^j l5'-^^ ' ^^^ ^"*^
o - . . . .^
Aa^ — sind indessen m. E. die Ursachen ihrer Femininisierung
noch vollkommen durchsichtig.
Die beiden ersten, jc-w und iclXP, sind nämlich mit den der
Bildung nach identischen Pluralen der Form J.*5 konfundiert und so
in deren Genus hineingrezoeren worden. Ein solcher Prozeß war fast
unausbleiblich, da die Infinitive der Form Jsje ebenso selten sind-^)
wie die entsprechenden Plui-ale häufig. Vgl. auch hier wieder be-
reits die einheimischen Philologen, z. B. Lisän XIX, l.f, 4: '»,j\.m^\,
>jj^^ i^jti! (jii*J ^Mi ^j5J3 K,^ ^Jlfi ^3•^J ^•■i^ '^-h^i^ Q^ *>j^
1) Vgl. Nüldeke, Fünf Mo'all. III, S. 43, 2.
2) S. auch Lisän und TSA. s. ^aj .
3) Ich kenne nur i^^9 ^ L5r^> <^ ■> <^ ""^ ^~*^ (diese, mit Aus-
nahme von Jij", auch bei Barth, Nominalbildung § 13), sämtlich zu Stämmen
tertiae seraivoc. gehörig. IlaSls will als eigentliche JjtS-Infinitive nur zwei
gelten lassen: ^./^Jt^ i^^Ai^l ^i S^ (5^ J^ ^ ^oLit! ^ \j>*^.-'i
{A.f, ult.), und Sibauaih sogar nur einen: .uX.AiIt *>^1-aj5 \'Sß ^^ iL> As»
^3J> ^ ^ !l>^ (^ jjj (^jj> xLÄP [5JLS jJb ^}s^ (II, rfi*, 14,
vgl. aber 'fff, 9 und dazu Jahn).
356 Fischer, Das Geschlecht der lufiiütive iia Arabischen.
^^Li ^)iLjAp5 Ä.J--W K.^:>- U^i L*^' >A*.l J.XJ ^Pj j^uX-iJU ^5?-**^^
Die weibliche Konstruktion von s\^\ würden arabische Philo-
logen vielleicht auf eine Beeinflussung durch das synonyme &.xj|
zurückführen. Dagegen würde aber wieder einzuwenden sein, daß
p'u! ungleich häutiger ist als 'i.^\ '') und diesem daher schwerlich
irgendwelche Konzessionen cremacht haben dürfte. Es wird vielmehr
entweder gleichfalls in das Genus der sehr zahlreichen Plurale
gleicher Form OL«) übergeführt worden sein oder, was ich für
wahrscheinlicher halte, wegen seines Auslauts in das der Feminina
auf i!^, 15-^ 0-^^) oder S-r:-, denn alle diese Endungen sind
durch den Einfluß der Umgangssprache schon früh z. T. zusammen-
gefallen*). Offenbar auf gleiche Weise ist ja bereits in älterer Zeit
S
1) Auch -ÄJ ist z. T, als Plural aufgefaßt worden; vgl. z. B. Lisän XX,
y ^ s- ^ -.c^i: y
,LolJ ^^■^J^^ (•J^'^^3 L?^-5 '^"^ ^"^ '^^'^'-^ i^^''^ "'^^ ^^^''' ^' ^ ^" ^^•'
^^l:^» hUL JJ;.« «Uj ,^^:?. ^Äj J jUi! ^£ ^c^.j ^jt ^^'
Es dürfte daher gleichfalls gelegentlich als Femin. behandelt worden sein.
2) Vgl. auch Asäs al-baläi;a s. 15 -w, wo, wie ich nachträglich sehe, noch
ein weiterer Vers mitgeteilt ist, in dem i§-^ als Femininum erscheint, sowie
ein dritter, in dem es wirklicher PI. ist.
3) Ich kenne ÜajI nur aus den Lexicis, während ich i-u! mit einer ganzen
Anzahl von Stellen zu belegen vermöchte.
4) Vgl. die schon diese Zeitschr. 59, 669 von mir zitierten Beispiele
5LXj neben _Xj .weinen" und iLULi neben «aJLc ( ^aÜ) und ä.aÜ
-Überwinden", ferner iXsL^Xj^ sLäS^^JLw und -.ä.:=vJLs< „Schildkröte", 'iLLw
und LLw cassia senna (Sene), iSJ^S" und ic«JL>- „Zuckerzeug", die zwei Kapitel
..oüj. lX^j L« V— jL und xjLJj oLT.:?- i ciJtJ -ac iöli ,AÄÄJ La Ljb
y ■•> ■• . • ;^ > ^ • >" 1^ ^ " ■ ■
Ax Adab al-kätib j*T. ff. etc. Auch die poetischen „Lizenzen" des ;3»lX^II
Fischer, Das GescJdecht der Infinitive im Arabischen. 857
s.\j^ „Abend", das genau dieselbe Bildung zeigt, femininisiert
worden^) (vgl. oben S. 848 Mitte: i\.^3t^\ vi^JLöt), und so erscheinen
im heutigen Ägyptischen als reine Feminina dasselbe j^LiXt, ferner tlaii
„Winter", i^Lä^ „Heilung" u. a. (in der Aussprache ii.se, Sita, sifä u. s. f.,
s. Spitta, Gx'amm. S. 129), im Marokkanischen gleichfalls tljiLi;,
ferner <.LLit , Decke"* u. a. {stätkum „euer Regen", ^h'täina „unsere
Decke" u. s. f., s. meine „Marokk. Sprichw." S. 37 f.), und ähnliches
in andern Dialekten-); der betrefiende sprachliche Vorgang muß
also mit seinen Wurzeln in sehr alte Zeiten zurückreichen.
J^aT ist zweifellos nach Analogie von uJ_s- weiblich ge-
worden , mit dem es in dem betreffenden Satze völlig synonym
5 O
ist. Vgl. die Wendung 5(Aa5' oi.ü.j ^.^^ „ohne einen Zusammenstoß
mit dem Feinde gehabt zu haben", die im Iladit und in den Bio-
graphien des Propheten so häufig ist (s. die Lexx. ; Ibn Hisäm,
Sira f(1, 2. fn, 7. ult. fY\", 1. IIn, 3. 16 ö.; Uäqidl ed. Kremer r, 18.
ult, ö.) und in der uXaj^ gleichfalls ungefähr im Sinne von \^.^:-
steht, sowie die Bemerkung in der Nihäja a, a; 0.: ^^\ . . . Aa^
und .y^üli uX.,^ gehören hierher; vgl. z. B. Kosut, Fünf Streitfragen S. 29,
Nr. t.v. In den jüngeren Dialekten werden diese Endungen nur noch teilweise
auseinandergehalten. Vgl. wieder meine Ausführungen diese Zeitschr. 59, 668 f.,
ferner die verschiedenen vulgärarab. Grammatiken, meine „Marokk. Sprich-
wörter" S. 37 ft'., auch Landberg, Critica arab. II, 13 ult. fi"., A. Müller a. a. 0.
S. 891, Graf, Sprachgebrauch d. ältesten christl.-arab. Literatur S. 10, 16 (hier
_jL*J>I Lj ,0 meine Lieben") u. a.
1) Der Umstand, daß es gelegentlich im Sinn von iL.'iotj! ö^L>o und dann
als Femin. gebraucht wurde (vgl. Sacy, Chrest.* I, !oa, 5: 3.i>^') iLiijüi (J-o),
hat dabei m, E. höchstens als Nebenfaktor mitgewirkt.
2) Es wäre nicht ganz undenkbar, daß auch an der Femininisierung von
<9-M/ ij7^^ (iii^d -^) <i<2r Auslaut {^^^ (so in der Determination und
der Umgangssprache) einen gewissen Anteil gehabt hat. Man vgl. z. B. das
Marokkanische, wo (^ Js^ (^^^^' ausgesprochen) stets weiblich ist und mit Suffixen
hedäti u. s. f. lautet.
358 Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen.
Zwei weitere weibliche Infinitive liegen anscheinend vor Hätim
ed. Schulthess Nr. XXXI, 1 :
und Labid, Muäall. ed. Arnold v. t*\ :
Aber mit . js.jiJ! bei Hätim ist gar nicht der bekannte gleichlautende
Infinitiv geraeint, sondern, wie schon die Lexx. s. lX.£. lehren, der
PI. von ^j j^. (Vgl. z. B. Sahäh : /il L^^L^ jj^\ JiJ. ^j j^iil^
-*^l y^ i^'-> vA'ij )f*'^ -rV* i3^ ,lX.c 5-«>4*-^ . . . '"-^J^ >>^*J
v:^^>xAji ^- i^^U! * *J''>-^ J^.AA£jj| A/iö!» Läfiji?. Die Übersetzung,
die Schulthess gibt: „aber ich habe eine Entschuldigung für eure
Forderung", muß also — auch abgesehen von der falschen Auf-
fassung von |«Jo^lLJ — als verfehlt gelten '). Barth, diese Zeitschr.
52, 50 übersetzt besser : „und es entschuldigen mich nun, wenn ich
Euch wieder aufsuche, die Entschuldicrunaren". Ich verstehe den
Vers: „und es entschuldigen mich nun, wenn ich euch wieder
mit meinen Forderungen nahe, die Umstände"-)). Und bei * j' in
dem Verse Labid's braucht man zwar nicht, wie Nöldeke (Fünf
Mo'all. II, S. 55) tut, notwendig ein ^AjS^UaJ* anzunehmen, da ja
hier wieder eine constructio ad sensum (nach dem Genetivsuffix in
\.3iJi3 und Lix'-xj) vorliegen kann . immerhin wird man die Lesart
|.-j als die besser bezeugte vorziehen.
1) Freilich haben auch arab. Philologen dieses .Ä*w5 als „Entschuldigung"
verstanden, indem sie seine Konstruktion als Femininum aus dem Einfluß vou
ö.J^Ä^ herleiteten; s. Freytag's Übers, zur Ilamäsa I, S. 146, Anm. 4 (auch
Hiz. II, S^f, 5).
2) Daß .l\*-! hier schlechtweg „Umstände* bedeutet, bezeugt direkt der
Lisän VI, ffi*, 8 v. u. Auch Wellhausen, Skizzen u. Vorarb. I, öC, 8 v. u. (=
Wright, Reading-Book 18, 12) ist -JlXc reines Synonymon von jL>-, wie s. Z.
Barth selber (diese Zeitschr. 39, 161^ gegenüber der irrigen Übersetzung Well-
hausen's geltend gemacht hat.
Fischer, Das Geschlecht der Infinitive im Arabischen. 859
Die Zahl der bishei* wirklich festgestellten weiblichen Intinitive
ist also sehr klein und ihr (renus läßt sich durchweg mit ver-
hältnismäßig großer Sicherheit als sekundär erweisen.
Nachtrag.
Zu S. 850, 11 ti'. vgl. man noch Ihn Abi Usaibiia ed. A. Müller
I, ir, 9: ^^,«s_j>Lx..Jo! nSö w/5 &,!♦-> \Xp (also nicht n J^ ; die
nämliche Verbindung IaI, 18 und II, l.t, 4); ibid. II, l.r, 0: woytj'l
iCjUjCJl »^3 (also nicht '^ ; s. schon Müller, Sitzungsber. d. bayer.
Ak. d. W. 1884, S. 927 ob.) und TafsIr al-Galälain zu Süra 98, 1:
^JLo lxI^ -^3 x:^5j.i! K^ü (also nicht ^).
860
Konrad Keßler's handschriftlicher Nachlaß.
Seitens der Verwaltung der Kgl. Universitäts-Bibliothek von
Greifswald ist mir der Abdruck folgender, zuerst in Nr. 49 des
lauf. Jahrgangs der Deutschen Literatur zeitung, Sp. 3063 f.
erschienenen, Notiz in unserer Zeitschrift anheimgestellt worden:
„Der Universitätsbibliothek in Greifswald ist seitens der Hinter-
bliebenen der handschriftliche Nachlaß des am 2. Nov. 1905 ver-
storbenen aord. Prof. der semit. Philol. Dr. Konrad Keßler über-
wiesen und damit der allgemeinen Benutzung zucränslich oremacht
worden. So nahe der Dahingegangene der Veröffentlichung des
2. Bandes seines „Mani" zu sein geglaubt hatte — der 1. Band war
1889 erschienen — , so hat er doch kein irgendwie druckfertiges
Manuskript hinterlassen. Es sind vielmehr lediglich Tausende von
Notizen und Zitaten, mit leider nicht sehr deutlicher Hand auf lose
Blätter geworfen, aus denen der Nachlaß besteht. Herr Geheimrat
Ahlwardt, der dem Verewisrten in der Chronik der Universität Greifs-
wald 1905^06 ein schönes Denkmal gesetzt hat, hat sich auch der
Mühe unterzogen, diese Blätter durchzusehen und so weit zu ordnen,
daß wenigstens alles beisammen zu finden ist, was zur semitischen
Philologie , was zur Religionswissenschaft und was schließlich zum
Leben und zur Lehre Mani's gehört. Entsprechend dem Gange der
Studien Keßler's ist die letzte Gruppe die umfangreichste. Es ist
ein reiches Material, in vieljähriger Arbeit mit dem größten Fleiße
zusammengetragen. Es wäi-e daher lebhaft zu wünschen , daß ein
Berufener sich fände , der es einer eincrehenden Prüfung unterzöge
imd dadurch für die Wissenschaft rettete, was sicherzustellen dem
zu früh Verschiedenen nicht vergönnt war. Die Verwaltung der
Bibliothek ist jedenfalls gern bereit, für die Benutzung des Nach-
lasses jede denkbare Erleichterung zu gewähren."
Der Redakteur.
8()1
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschritten.
(Mit Ausschluss der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Kücksendungea
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank akzep-
tiert. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
Anthropos. Internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde
hrsg. . . . von W. Schmidt. Band I , Heft 4. Salzburg , Druck u. Verlag
Zaunrith'sche Buchdruckerei [o. J.]. S. 681 — 1032 u. VHI S. Indices.
Echos d'Orient. Qe annee, no. 61, Nov. 1906. Paris. S. 321—384.
The Ethiopic Version of the Book of Enoch. Edited from twenty-three Mss.
together with the fragmentary Greek and Latin Versions by R. H. Charles.
[Anecdota Oxoniensia. Semitic Series — Part XL] Oxford, Clarendon Press,
1906. XXX, 238 S. 17 s. 6 d.
Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse islamischer Kunst, Bearbeitet von Fried-
rich Sarre. Mit epigraphischen Beiträgen von Eugen ^litticoch. Teil L
Metall. Berlin 1906. Kommissionsverlag von Karl W. Hiersemann in
Leipzig. X, 82 S. u. 10 Tafeln. 12 ML:
Tevfiq, Mehraed - Ein Jahr in Konstantinopel. Dritter Monat: Kjat;^ane. (Die
süssen Wasser von Europa.) Nach dem Stambuler Druck von 1299 h. zum
ersten Mal ins Deutsche übertragen .... von Theodor Menzel. [Türkische
Bibliothek. Hrsg. v. Georg Jacob. G. Bd.] Berlin, Mayer & Müller, 1906.
140 S. 3,60 Mk.
Vier philosophische Texte des Mahäbhäratam: Sanatsujäta-parvan
— ßhagavadgitsv — Mokshadharma — Anugitä. In Gemeinschaft mit
Otto Strauss aus dem Sanskrit übersetzt von Paul Denssen. Leipzig,
F. A. Brockhaus, 1906. XVIH, 1010 S.
Das südliche Pancatantra. Sanskrittext der Rezension ß mit den Les-
arten der besten Hss. der Rezension u herausgegeben von Johannes Hertel.
[Abh. d. philol.-hist. Kl. d. K. S. Ges. d. W. Bd. XXIV, N». V.] Leipzig,
B. G. Teubner, 1906. XCVII, 140 S. 10 Mk.
Buch des Rägäwan, der Königsgeschichte. Die Geschichte der Mon-
Könige in Hinterindien nach einem Palmblatt-Manuskript aus dem Mon
übersetzt .... von W. Schmidt. [Sitzungsber. d. K. Ak. d, W. in Wien.
Philos.-hist. Kl. Bd. CLI, III.] Wien 1906, in Komm, bei A. Holder.
196 S.
862 Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Druchschriften.
Primitive & Mediaevsil Japanese Tests. [Vol. I.j Translated into
Roman with Introductions, Notes and Glossaries. [Vol. II. ] Translated into
English with Introductions, Notes and Glossaries. By Frederick Victor
Dickins. Oxford, Clarendon Press, 1906. XXXVI, 338 u. CVIII, 419 S.
21 S., jeder Band einzeln 12 s. 6 d.
Dedekind, Alexander - Ein Beitrag zur Purpurkunde. II. Band. Fortsetzung
der Sammlung von Quellenwerken für Purpurkünde. Berlin, Mayer & Müller,
1906. X.XXII, 379 S. 7 Mk.
Abgeschlossen am 27. XII. 1906.
I
863
Autorenregister ').
*Adler, E. N 697
Arnold, E. V 593
Aufrecht 556
Baudissin, Graf 245
^Bauer, Ad 387
Beer, G 263
*Bezold, C 666
Blocli, T 227
Brockelinaun . 255. 326. 383, 674
*Brooks 674
Brune 552
^Bühler 384
*Burpcess 384
*Chabot 674
■^Chavannes 233
Conrady 335
*Crum 390. 679
Dumont 552
^Duval, K 383
"Eppenstein, S 392
Euting 699
Fischer, A. 246. 249. 371. 404. 839
*Fossey 236
Fraenkel, S 369
Francke, A. H 645
Franko, 0 233
Frauke, R. Otto 477
*Friedrich, Th 694
Geyer 703
Goldziher 213
Gray, L. H 355
Greßmaun 666
Griftini 469. 662
*Guidi 674
Hell 1
Hertel 384. 399. 769
Herzog 376
Hirschfeld, H. 396
Hörn 97
Horovitz. J 703
Huart 702
Hiinnius .... 169. 558. 802
Jacobi, H 287. 512
Jahn, G 375
Jelly 413
Kegl, von ■ . • 590
Klemm 275
König, Ed 605. 703
'^Lanman 689
Leipoldt 387. 390. 679
*Littmann, E .699
Mahler, Ed 825
Menzel, Th 822
Wills 73. 84
Nestle 95. 243. 244. 352. 375. 401
Oldenberg ... 115. 689. 707
Planert 759
*Posnanski, Ad 376
Poznanski, S 392. 697
Praetorius . . 165. 261. 402. 403
Preuß 404
*Prietze 240
*Pröbster 687
Uhodokanakis 687
«Riedel, W . 390
Smith, V. A 49
Steinschneider 327
"Steinschneider 396
*Strzygowski 387
Uhleubeck 112
Ungnad 694
Van den Bergh van Eysinga • . 210
Weißbach 236
Wellhausen 245
Westermann 240
«Whitney, W. D 689
Sachregister').
Abessinischen Dialekte, Die, und
das Sabäo-Minäische . . . 261
252
1) " bezeichnet die Verfasser und die Titel angezeigter Werke.
864
Sachregüter.
Alchimistischeu Literatur, Zur,
der Araber 327
Alexanderlied , Das syrische.
Herausgegeben und übersetzt
169. 401. 558. 802
Altcliristliches u. Orientalisches 210
Alttestamentliche Studien . . 263
Archäologische, Kleine, Erträge
einer Missionsreise nach Zang-
skar in Westtibet .... 645
A'sä's, Zu al-, ,Mä buk.au " . 469
^Athanasius of Alexandria, The
Canons of. The Arabic and
Coptic Versions edited and
transiated 390
*Atharva-veda Samhitä. Trans-
iated with a critical and exe-
getical Commentary . . . 689
bet, Das syrische Wort, in Zu-
sammensetzungen .... 95
Catalogue des Manuscrits Persans
590. 706
*Catalogue of the Coptic Manu-
scripts in the British Museum 679
^Chronica minora. Pars secunda.
— Pars tertia 674
Dutreuil de Rhins s. Manuskript.
Dynasties, The Indo-Parthian, . 49
Emin, Mehmed, 822
'Evdnp.?.ay^itJ'og in I (III) Reg.
22, 47 243. 375. 703
Eskimogrammatik, Zur, . . . 112
„Esmun", Zu, diese Zeitschrift
Bd. 59, S. 459ff. .... 245
Excavations at Lauriya . . . 227
Farazdak's, AI-, Lieder auf die
Muballabiten 1
V*.>^ 251
*Geschichtsliteratur , Die , der
Juden in Druckwerken und
Handschriften 396
Geschlecht, Das, der Infinitive
im Arabischen 839
o
Sj>- . 252
Haplologische Silbenellipse . . 246
Haplologischen Silbenellipse, Zur,
im Semitischen 326
'^Haussa-Sprichwörter und Ilaussa-
Lieder. Gesammeltund heraus-
gegeben 240
Himmelsjahr, Das, als Grund-
element der altorientalischen
Chronologie 825
Ibn Dänijäl's Taif al-hajäl, Eine
neue Hs. von, 703
*Ibn Ginni's Kitäb al-Mugtasab
herausgegeben 687
Indischer Einfluß in China im
4. Jahrhundert v. Chr. . . 335
Indologie 275
Infinitive im Arabisch'en s. Ge-
schlecht.
Inschrift des Mesa' s. Mesa'.
Inschriften, Zu phönizischen, . 165
*Inscriptions, Semitic 699
Iscrizioni sabaiche , Due brevi
nuove 662
*Is5'yahb III Patriarcha, Liber
epistularum 383
Jaina-Dogmatik, Eine. Umä-
sväti's Tattvärthädhigama Sü-
tra übersetzt und erläutert 287.512
*Jainas, On the Indian Sect of the, 384
Jät. 59. 60 und Parisistaparvan
II, 694 ff. . , . ." . . . 399
Kalenderfragen im althebrä-
ischen Schrifttum .... 605
Kategorien, Die grammatischen,
in ihrem Verhältnis zur Kau-
salität. Eine Untersuchung am
Maiayischen 759
*Kebra Nagast Die Herrlichkeit
der Könige. ... im äthio-
pischen Urtext herausgegeben
lind mit deutscher Übersetzung
versehen 666
Keßlers, Konrad, handschrift-
licher Nachlaß 800
i^i Lj! bS 404. 703
Laurij-a s. Excavations.
Lexicographical Addenda to the
St. Petersburg Lexicons from
the ^■äsavadattä of Subandhu 355
^Manuel d'assyriologie. Fouilles,
ecriture, langues, litterature,
geographie, histoire, religion,
institutions, art. Tome I . 236
*Manuscripts, About Hebrew, . 697
Manuscripts, Coptic, s. Catalogue.
Manuscrits Persans s. Catalogue.
Manuskript Dutreuil de Rhins,
Zum, 477
ÄIaqdisl, AI-, und al-Mu-
qaddasl 404
Medizin, Zur Quellenkunde der
indischen 413
Mehmed Emin s. Emin.
Mesa', Weiteres zur Inschrift des, 402
Miszellen 249
Muballabiten s. Farazdak.
MuqaddasT, al-, s. MaqdisT.
Sachregister.
865
! r
,Giobel''
•1
Orontes, Die Namen des,
Palilavi Texts, The, of tlie Srös
Yast, being those of Yasna
LV— LVI, edited ....
Palilavi Texts, The, of Yasua
LVIII— LXII (Sp. LVII —
LXI), edited
Paneatantra , Über einen süd-
lichen textus amjüior des, .
Parisistaparvan II, G'J4ff. s. Jät.
Quantity, The, of the final vowel
(I) in ridmä , rdsvä , smä;
(II) in hhavä, hharatü; and
(III) in yena, in the Rigvoda
Kgveda V, 61, 12
Kgveda, Bemerkungen zum,
Sabäo-Minäische, Das, s. Abessi-
nischen Dialekte, Die.
Sarbel-Tutael
*Schiloh. Ein Beitrag zur Ge
schichte der Messiaslehre
Erster Teil
Sellm I, Der Dichter Sultan,
*Se-raa Ts'ien, Los Memoires Hi
storiques de , traduits et an
notes. Fünfter Band . .
Semitische, Das, mit Ausschluß
702
245
84
769
593
552
556
352
37 6
97
233
des Sabäo-Minäisclicn und der
abessinischen Dialekte sowie
der alttestamentlichen Studien
,a>o .Null"
Silbenellipse s. Haplologischo S
Siloahinschrift, Zur,
■'^Sprachvergleichung , Übersicht
über die hebräisch-arabische
bei den jüdischen Autoren des
Mittelalters
Srös Yast s. Pahlavi Te.xts.
Subandhu s. Lexicographical Ad
denda.
Süra 101, 6, Zu
Sure, Geschichtliches zur ersten
244
tali'lja , Das Prinzip der , im
Islam .^ 213
Tutael s. Sarbel.
Umäsväti s. Jaina-Dogmatik.
■^Urkunden, Altbabylonische, aus
Sippara. Texte mit Umschrift,
Übersetzung und Kommentar
Vedische Untersuchungen 115
■^Weltclironilc , Eine alexandri-
nische
Wörterbuch, Zum arabischen, .
Yasua s. Pahlavi Te.\ts.
255
253
403
392
371
249
250
694
707
387
369
Druck von G. Kreysing in Leipzig.
0
BINDING SECX JAN 2 9 1968
PJ Deutsche Morgenland i sehe
5 Gesellschaft
D^ Zeitschfift
Bd. 60
PLEASE DO NOT REMOVE
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